Dokument 1.pdf - OPUS - Friedrich-Alexander-Universität Erlangen ...
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I. 1. Einleitung<br />
abhängigen Segmenten auch nötig für die Ausbildung aller blastodermaler Segment-<br />
anlagen mit Ausnahme des anterioren Kopfes. Dieser Befund unterstützt die Idee,<br />
dass Kurz-Keim-Embryonen durch ein posteriores Musterbildungszentrum mögli-<br />
cherweise ausreichende räumliche Information erhalten, um auf ein zusätzliches<br />
anteriores Zentrum verzichten zu können. Dieser Vorstellung folgend könnte CAD als<br />
posteriores Morphogen die Segmentierung der Embryonalanlage steuern. Tatsäch-<br />
lich fehlen die entsprechenden eve-Domänen nach RNAi, es konnte jedoch gezeigt<br />
werden, dass dies eher auf eine Beteiligung innerhalb streifenspezifischer Regulati-<br />
onsmechanismen als auf eine übergeordnete Morphogenfunktion zurückzuführen ist<br />
(Schoppmeier et al., 2009). Somit bleibt unklar, ob in Tribolium ein klassisches<br />
Morphogen existiert, oder die frühe Musterbildung stärker auf regulatorischen Inter-<br />
aktionen zygotischer Faktoren beruht. In Bezug auf die antero-posteriore Positionsin-<br />
formation im Tribolium-Blastoderm bleiben also noch viele Fragen offen.<br />
30<br />
Auch die Ausbildung der dorso-ventralen Achse des frühen Tribolium-Embryos<br />
wurde anhand vergleichender Studien mit Drosophila-Orthologen untersucht. Ebenso<br />
wie bei der Ausbildung der ap-Achse scheint hier eine größere Abhängigkeit von<br />
zygotischen Regulationsprozessen im Vergleich zu maternaler Kontrolle vorhanden<br />
zu sein (Fonseca et al., 2009). Ähnlich wie in Drosophila (Moussian und Roth, 2005)<br />
wird auch in Tribolium durch maternal Toll-Aktivierung DORSAL in ventralen Berei-<br />
chen aktiviert (Chen et al., 2000; Nunes da Fonseca et al., 2008), der DORSAL<br />
Gradient ist aber viel dynamischer und wird nur transient ausgebildet. Hierbei sind<br />
zygotische regulatorische feedback-loops beteiligt, die offenbar ein selbstorganisie-<br />
rendes System darstellen, das durch die maternalen Toll-Signale lediglich seine<br />
Orientierung erhält (Nunes da Fonseca et al., 2008). In der Folge dieser Polarisie-<br />
rung wird ventral der BMP-Antagonist short-gastrulation aktiviert, der die decapen-<br />
taplegic Aktivität auf dorsale Bereiche beschränkt und somit die Konservierung des<br />
BMP-Signals für dorsales Schicksal auch in Tribolium aufzeigt (van der Zee et al.,<br />
2006; Nunes da Fonseca et al., 2008). Interessanterweise ist die frühe Expression<br />
von otd-1 für diese ventrale Aktivierung von sog nötig und zeigt damit eine Verknüp-<br />
fung der ap- und dv-Systeme in Tribolium (Kotkamp et al., 2010). Diese Verknüp-<br />
fung scheint in Tribolium deutlich stärker zu sein als in Drosophila. So erhält die vom<br />
antero-posterioren System abhängige Serosa-Embryo-Grenze durch das dorso-<br />
ventrale System eine dorso-ventrale Asymmetrie (van der Zee et al., 2006). Damit in<br />
Zusammenhang stehend, hängt in Tribolium, anders als in Drosophila und ähnlich