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Kolorektale Erkrankungen - CME-Punkt.de

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22<br />

Zertifizierte Fortbildung<br />

<strong>Kolorektale</strong> <strong>Erkrankungen</strong><br />

Mit Endosonografie zur optimalen<br />

Behandlungsstrategie<br />

ASTRID KÖLLN<br />

Die endorektale Sonografie ist heute ein wichtiger<br />

diagnostischer Baustein für die Beurteilung <strong>de</strong>s<br />

Kontinenzorgans, anorektaler Abszesse und<br />

Fisteln. Sie ist <strong>de</strong>rzeit das genaueste Verfahren für<br />

das lokoregionäre Staging <strong>de</strong>s Rektumkarzinoms<br />

und entschei<strong>de</strong>nd für die Behandlungsstrategie.<br />

Die Untersuchungsmetho<strong>de</strong> ermöglicht damit eine<br />

genaue Therapiekontrolle und Tumornachsorge.<br />

Indikationen und Zielsetzung/Fragestellung<br />

<strong>de</strong>r anorektalen Sonografie<br />

Indikation Zielsetzung/Fragestellung<br />

Staging bei Rektum und<br />

Analtumoren [3–7]<br />

- Aus<strong>de</strong>hnung, Infiltrationstiefe, extramurale<br />

Ausbreitung<br />

- Beziehung zu Nachbarorganen<br />

- Detektion regionärer Lymphknoten<br />

- Verlaufskontrolle unter Therapie<br />

- Rezidivnachweis<br />

- Gegebenenfalls <strong>Punkt</strong>ion [8]<br />

A<strong>de</strong>nome - Ausschluss infiltrativer Prozesse<br />

- Beurteilung vor endoskopischer Therapie<br />

Stuhlinkontinenz - Defekt <strong>de</strong>s M. sphincter ani internus/externus [9]<br />

- Stärke <strong>de</strong>s M. sphincter ani internus<br />

Fistel/Abszess [10–13] - Aus<strong>de</strong>hnung und Verlauf intersphinktärer<br />

Abszesse (v. a. bei fehlen<strong>de</strong>m klinischem Nachweis)<br />

- Lokalisation in Bezug auf Sphinktermuskulatur/ M.<br />

levator ani<br />

Endometriose - Rektumwandinfiltration<br />

Extrarektale Tumoren<br />

(Prostata, Ovar, Uterus etc.)<br />

- Tumoraus<strong>de</strong>hnung Rektumwandinfiltration<br />

- Bezug zum Os sacrum bei präsakralen Tumoren<br />

Submuköse<br />

Raumfor<strong>de</strong>rungen - Wandbegrenzung<br />

Analschmerz - Ausschluss pathologischer Befun<strong>de</strong><br />

] Tabelle 1<br />

© R. Kiesslich<br />

Ultraschallson<strong>de</strong> für die endorektale Sonografie.<br />

fl Erste endosonografische Untersuchungen führten Gynäkologen<br />

und Urologen in <strong>de</strong>n 70er-Jahren durch. Nur vereinzelt<br />

bestan<strong>de</strong>n chirurgische Fragestellungen. Dies än<strong>de</strong>rte sich 1985<br />

mit <strong>de</strong>r Veröffentlichung über präoperatives Staging beim Rektumkarzinom<br />

durch endorektalen Ultraschall [1]. Diese Übersicht<br />

fasst Untersuchungstechniken <strong>de</strong>r Endosonografie zusammen<br />

und erläutert die Pathologien <strong>de</strong>s Rektums.<br />

Die Untersuchung selbst ist einfach durchzuführen und für<br />

<strong>de</strong>n Patienten wenig belastend. In <strong>de</strong>r bildgeben<strong>de</strong>n Diagnostik<br />

bei kolorektalen <strong>Erkrankungen</strong> hat die Endosonografie in<br />

<strong>de</strong>n letzten Jahren erheblich an Be<strong>de</strong>utung hinzugewonnen und<br />

stellt mittlerweile einen wichtigen diagnostischen Baustein dar.<br />

Dies gilt zum einen für die Beurteilung <strong>de</strong>s Kontinenzorgans,<br />

anorektaler Abszesse und Fisteln. Zum an<strong>de</strong>ren wird die Endosonografie<br />

beim Rektumkarzinom in <strong>de</strong>n aktuellen S3-Leitlinien<br />

als obligater Bestandteil <strong>de</strong>r Diagnostik gefor<strong>de</strong>rt [2].<br />

Derzeit ist sie das Verfahren mit <strong>de</strong>r höchsten Genauigkeit<br />

für das lokoregionäre Staging und entschei<strong>de</strong>nd für die Festlegung<br />

<strong>de</strong>r Behandlungsstrategie. Die Bestimmung <strong>de</strong>r Tumorinfiltrationstiefe,<br />

ggf. mit Organüberschreitung, und <strong>de</strong>r Nachweis<br />

von Lymphknotenmetastasen sind exakt möglich. Die<br />

Endosonografie ermöglicht eine genaue Therapiekontrolle und<br />

Tumornachsorge, bei <strong>de</strong>r suspekte Befun<strong>de</strong> erkannt und ggf.<br />

gezielt punktiert wer<strong>de</strong>n können.<br />

Indikationen<br />

Die reine Endoskopie kann nur die Mukosa beurteilen, eine<br />

Aussage über die Verän<strong>de</strong>rungen in <strong>de</strong>r Tiefe lässt sich nicht<br />

GASTRONEWS 5 · 2010


treffen. Die ergänzen<strong>de</strong> Sonografie ermöglicht zusätzlich die<br />

Beurteilung <strong>de</strong>s Sphinkterapparats, <strong>de</strong>r Wandschichten <strong>de</strong>s<br />

Rektums und Analkanals sowie <strong>de</strong>s perirektalen Gewebes. Damit<br />

erhält man weitere Informationen für die Festlegung <strong>de</strong>s<br />

zu wählen<strong>de</strong>n Therapieverfahrens.Tabelle 1 gibt eine Übersicht<br />

über die Indikationen <strong>de</strong>r anorektalen Sonografie sowie <strong>de</strong>ren<br />

Zielsetzung und Fragestellung.<br />

Kontraindikationen<br />

Außer Passagehin<strong>de</strong>rnissen bestehen keine Kontraindikationen,<br />

wenn man von einer fehlen<strong>de</strong>n Patienteneinwilligung und <strong>de</strong>r<br />

Einschränkung bei starken lokalen Schmerzen absieht.<br />

Technische Voraussetzungen<br />

Flexible Endosonografie<br />

Bei <strong>de</strong>n Untersuchungseinheiten für die flexible Endosonografie<br />

sind die Ultraschallson<strong>de</strong>n in das Endoskop integriert wie z. B.<br />

zur Endosonografie <strong>de</strong>s Ösophagus o<strong>de</strong>r Magens. Sie bieten <strong>de</strong>n<br />

Vorteil <strong>de</strong>r endoskopischen Sicht und damit <strong>de</strong>r genauen Platzierung<br />

am Tumor. Zu<strong>de</strong>m können Stenosen kontrolliert passiert<br />

wer<strong>de</strong>n. Am Sphinkter kommt es durch die Muskelaktivität<br />

jedoch häufiger zur Dislokation. Die Höhenlokalisation ist mit<br />

einem starren Rektoskop sehr viel genauer.<br />

Starre Endosonografie<br />

Für die transanale Endosonografie wer<strong>de</strong>n überwiegend starre<br />

Ultraschallson<strong>de</strong>n verwen<strong>de</strong>t. Sie können an viele neue Sonografiegeräte<br />

angeschlossen wer<strong>de</strong>n. Hierfür gibt es Linear-Array<br />

und 360° Array. Letztere ergeben die übersichtlichsten Schnittbil<strong>de</strong>r<br />

und können die Rektumwand und Umgebung lückenlos<br />

darstellen. Die Schallrichtung liegt senkrecht zur Darmwand.<br />

Mit <strong>de</strong>m Linear Array können jeweils nur Ausschnitte dargestellt<br />

wer<strong>de</strong>n. Die meisten Son<strong>de</strong>n sind Multifrequenzson<strong>de</strong>n<br />

zwischen 5 und 12 MHz. Je höher die Schallfrequenz, <strong>de</strong>sto<br />

höher ist die räumliche Auflösung (z. B. Differenzierung <strong>de</strong>r<br />

Wandschichten), aber <strong>de</strong>sto niedriger die Eindringtiefe. Die<br />

hohen Frequenzen erlauben die Differenzierung <strong>de</strong>r typischen<br />

Schichtung <strong>de</strong>r Rektumwand. Mit <strong>de</strong>n niedrigeren Frequenzen<br />

erhält man durch die höhere Eindringtiefe Einblick in das<br />

perirektale Gewebe bzw. das kleine Becken. Zur akustischen<br />

Ankopplung muss im Rektum ein Wasservorlauf mit blasenfreiem<br />

Wasser gewährleistet sein. Dies gelingt entwe<strong>de</strong>r über<br />

einen in die Son<strong>de</strong> integrierten Ballon, über ein Spezialkondom<br />

o<strong>de</strong>r frei über ein Rektoskop.<br />

Die verschie<strong>de</strong>nen Son<strong>de</strong>n unterschei<strong>de</strong>n sich auch im Durchmesser.<br />

Sie wer<strong>de</strong>n blind o<strong>de</strong>r durch ein Rektoskop bis maximal<br />

20 cm in das Rektum eingeführt. Durch die gleichzeitige<br />

Rektoskopie sind dadurch eine optimale Lokalisation <strong>de</strong>r Pathologie<br />

und Platzierung <strong>de</strong>r Son<strong>de</strong> möglich. Eine weitere Entwicklung<br />

ist die dreidimensionale Darstellung, die die räumliche<br />

Orientierung und Visualisierung <strong>de</strong>r pathologischen Befun<strong>de</strong><br />

erleichtert.<br />

Untersuchungsablauf<br />

Die Vorbereitung <strong>de</strong>s Patienten ist sehr einfach: Unmittelbar<br />

vor <strong>de</strong>r Untersuchung rektaler Befun<strong>de</strong> wird ein Klysma zur<br />

GASTRONEWS 5 · 2010<br />

] Abbildung 1<br />

Normalbefund <strong>de</strong>r Rektumwand (aus [14]). T: Transducer. H2O:<br />

Wasservorlaufstrecke, Ballon. 1. Schicht echoreich I1 = Mukosaeintrittsreflex,<br />

Grenzschicht. 2. Schicht echoarm = Mukosa<br />

(mu). 3. Schicht echoreich I2 = Grenzschicht mit Submukosa. 4.<br />

Schicht echoarm = Lamina muscularis propria (mc). 5. Schicht<br />

echoreich I3 = Grenzschicht zur Umgebung (Adventitia, Serosa).<br />

Abb. 2: Normalbefund <strong>de</strong>r Rektumwand mit <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen<br />

Schichten (Pfeile: 1 = Transducer; 2 = Wasservorlauf; 3 = Grenzschicht,<br />

echoreich; 4 = Mukosa, echoarm; 5 = Submukosa, echoreich;<br />

6 = Lamina muscularis propria, echoarm; 7 = Grenzschicht<br />

zur Umgebung, perirektale Schicht, echoreich).<br />

] Abbildung 3<br />

Histopathologische und endosonografische Klassifikation <strong>de</strong>s<br />

T-Status in Bezug zu <strong>de</strong>n Rektumwandschichten.<br />

Entleerung <strong>de</strong>s Rektums appliziert. Stuhlreste lösen Artefakte<br />

aus und können pathologische Befun<strong>de</strong> vortäuschen. Bei <strong>Erkrankungen</strong><br />

<strong>de</strong>s Analkanals erübrigt sich eine Vorbereitung.<br />

Die Untersuchung lässt sich sowohl in Steinschnittlagerung<br />

(SSL) als auch in Seitenlage o<strong>de</strong>r Knie Ellenbogen Lage durchführen.<br />

Eine Sedierung ist in <strong>de</strong>r Regel nicht erfor<strong>de</strong>rlich. Bei<br />

schmerzhaften Prozessen wie zum Beispiel anorektalen Abszessen<br />

kann man die Endosonografie zur Schonung <strong>de</strong>s Patienten<br />

intraoperativ o<strong>de</strong>r perineal durchführen.<br />

23


Zertifizierte Fortbildung Endorektale Sonografie<br />

Abb. 4: Flaches, breitbasiges tubulovillöses A<strong>de</strong>nom von 5–9°° Uhr<br />

SSL. Die Submukosa ist <strong>de</strong>utlich abgrenzbar und nicht infiltriert<br />

(Pfeile: 1 = Transducer; 2 = Wasservorlauf; 3 = Mukosaeintrittsreflex/Grenzschicht,<br />

echoreich; 4 = Mukosa und A<strong>de</strong>nom, echoarm;<br />

5 = Grenzschicht/Submukosa, echoreich; 6 = Muscularis propria,<br />

echoarm).<br />

Die Untersuchung beginnt wie üblich mit <strong>de</strong>r Inspektion<br />

und Palpation. Daran schließt sich eine starre Rektoskopie<br />

an, nach entsprechen<strong>de</strong>r Luftentleerung gefolgt von <strong>de</strong>r Endosonografie.<br />

Voraussetzung ist eine gute akustische Ankopplung.<br />

Bei Fragestellungen im Analbereich reicht meist gewöhnliches<br />

Ultraschallgel in einem Kondom. Im Rektum<br />

gestaltet sich die Ankopplung etwas schwieriger. Die natürlicherweise<br />

vorhan<strong>de</strong>ne Luft reflektiert <strong>de</strong>n Schall und stellt<br />

A B<br />

C D<br />

Abb. 6: uT3 Karzinome mit Infiltration <strong>de</strong>s perirektalen Fettgewebes.<br />

A) Von 5–11°° Uhr SSL, bei 6°° Uhr SSL die Lamina muscularis überschreitend.<br />

B) Zirkulär, noch nicht stenosierend.<br />

C) Zirkulär wachsen<strong>de</strong>s, stenosieren<strong>de</strong>s Rektumkarzinom.<br />

D) Bei 2–09°° Uhr SSL mit Tumorzapfen in Richtung Sakrum<br />

(Pfeile: 1 = Tumor; 2 = Mukosaeintrittsreflex/Grenzschicht, echoreich;<br />

3 = Mukosa mit nach dorsal beginnen<strong>de</strong>r Aufweitung durch Infiltration,<br />

echoarm; 4 = Grenzschicht/Submukosa, echoreich; 5 = Lamina muscularis<br />

propria, echoarm; 6 = Durchbrechung <strong>de</strong>r Lamina muscularis).<br />

Abb. 5: uT1 Karzinom (histologisch) von 1–5°° Uhr SSL. Die zweite<br />

echoarme Schicht, die Lamina muscularis propria, wird nicht infiltriert<br />

(Pfeile: 1 = Transducer; 2 = Wasservorlauf; 3 = Mukosa/Karzinom<br />

von 1–5°° Uhr SSL, echoarm; 4 = Grenzschicht/Submukosa,<br />

echoreich; 5 = Muscularis propria, echoarm; 6 = entzündliche Reaktion<br />

<strong>de</strong>s Gewebes nach PE, histologisch kein Karzinomgewebe).<br />

damit <strong>de</strong>n größten Störfaktor dar. Eine Wasserfüllung (luftbläschenfrei!)<br />

dient <strong>de</strong>r besseren Ankopplung an die Mukosa.<br />

Meist geschieht dies über einen Ballon als Vorlaufstrecke mit<br />

einer geringen Füllmenge. Bei geplanter Endosonografie <strong>de</strong>s<br />

Rektums sollte die Rektoskopie <strong>de</strong>shalb vorher möglichst ohne<br />

große Luftinsufflation, nur zur I<strong>de</strong>ntifizierung und Höhenlokalisation<br />

<strong>de</strong>s Tumors, erfolgen. Für eine optimale Platzierung<br />

<strong>de</strong>r Son<strong>de</strong> wird diese bei entsprechen<strong>de</strong>n technischen<br />

Voraussetzungen nicht blind, son<strong>de</strong>rn durch das Rektoskop<br />

vorgeschoben. Nach <strong>de</strong>r Untersuchung können die Ultraschallson<strong>de</strong><br />

dann entfernt und selbstverständlich die reguläre<br />

Prokto und Rektoskopie für eine eventuelle Biopsie mit Luftinsufflation<br />

angeschlossen wer<strong>de</strong>n.<br />

Die Interpretation <strong>de</strong>s Befunds erfolgt unter langsamem Zurückziehen<br />

<strong>de</strong>r Ultraschallson<strong>de</strong> in zwei Durchzügen: zuerst<br />

mit hohen Frequenzen zur Beurteilung <strong>de</strong>r Rektumwand und<br />

<strong>de</strong>s perirektalen Gewebes, anschließend mit niedrigeren Frequenzen<br />

zur Beurteilung <strong>de</strong>r umliegen<strong>de</strong>n Strukturen und Organe.<br />

Die Einstellung am Bildschirm entspricht <strong>de</strong>r SSL: Der<br />

sakralwärts gelegene Anteil <strong>de</strong>r Puborektalisschlinge liegt bei<br />

06:00 Uhr (Symphyse = 12:00 Uhr SSL).<br />

Rektum<br />

Endosonografischer Normalbefund<br />

Endosonografisch kann die Rektumwand entsprechend <strong>de</strong>r<br />

lamellären Schichtung <strong>de</strong>r Wand in fünf Schichten geglie<strong>de</strong>rt<br />

wer<strong>de</strong>n. Dabei wechseln sich echoreiche und echoarme Schichten<br />

ab (Abb. 1–2).<br />

Pathologien <strong>de</strong>s Rektums<br />

Tumoren stellen sich in <strong>de</strong>r Regel als echoarme, die Rektumwand<br />

in ihrem Aufbau unterbrechen<strong>de</strong> Strukturen dar. Entsprechend<br />

<strong>de</strong>r endosonografischen Verän<strong>de</strong>rung lässt sich die<br />

Eindringtiefe <strong>de</strong>s Tumors mit einer Genauigkeit von ca. 90%<br />

[15, 16] bestimmen (Abb. 3–7).<br />

24 GASTRONEWS 5 · 2010


Abb 7: Zirkulär wachsen<strong>de</strong>s uT4 Karzinom<br />

(Pfeil 1) bei einer Frau mit Infiltration <strong>de</strong>r<br />

Vagina (Pfeil 2).<br />

A B<br />

Eine verlässliche sonografische Differenzierung<br />

benigner und maligner Läsionen ist nicht möglich.<br />

Hierfür ist eine Histologie erfor<strong>de</strong>rlich. Maligne<br />

Lymphknoten stellen sich eher echoarm und unscharf<br />

begrenzt dar. Generell wird zunächst je<strong>de</strong>r darstellbare<br />

Lymphknoten im perirektalen Gewebe als pathologisch<br />

eingestuft (Abb. 8).<br />

Fehlerquellen und<br />

Fehlinterpretationen<br />

Die Fehlermöglichkeiten liegen einerseits in einer<br />

falschen Untersuchungstechnik. Die adäquate Vorbereitung<br />

<strong>de</strong>s Patienten ist essenziell, da Stuhlverschmierungen<br />

Artefakte auslösen. Wird bei <strong>de</strong>r<br />

Rektoskopie vor <strong>de</strong>r Endosonografie Luft insuffliert,<br />

ist eine Ankopplung an die Rektumwand nur noch schwer<br />

möglich. Ebenso störend sind Luftbläschen im Wasservorlauf<br />

(Abb. 9).<br />

Problematisch ist an<strong>de</strong>rerseits die Fehlinterpretation von<br />

erhobenen Befun<strong>de</strong>n. Nach Biopsien kommt es innerhalb von<br />

ein bis drei Wochen zu einer physiologischen Entzündungsreaktion<br />

mit Ö<strong>de</strong>m, wodurch die Schichten nicht mehr genau<br />

darstellbar sind und ein Overstaging resultieren kann. Eine<br />

exakte Befun<strong>de</strong>rhebung ist erst wie<strong>de</strong>r vier bis sechs Wochen<br />

nach <strong>de</strong>r Biopsie möglich. Ein ähnliches Phänomen kann nach<br />

neoadjuvanter Therapie durch eine strahleninduzierte Fibrose<br />

auftreten (Abb. 10).<br />

Das Aufla<strong>de</strong>n einer Mukosafalte kann einen Tumor vortäuschen<br />

(Abb. 11).<br />

GASTRONEWS 5 · 2010<br />

A B<br />

Abb 8: A) Darstellung eines kleinen Lymphknotens bei 5°° Uhr SSL.<br />

B) Bei 3–4°° Uhr SSL mehrere größere Lymphknoten im perirektalen Fettgewebe<br />

(Pfeile: 1 = Karzinom, 2 = Lymphknoten).<br />

Abb 9: A) Luft im Wasservorlauf bei 12°° Uhr SSL. B) Luft im Rektum bei 4°°Uhr SSL. C) Luft im Ballon und im Rektum, nach Rektoskopie.<br />

(Weiße Pfeile: Luftreflex im Rektum, rote Pfeile: Luftreflex im Wasservorlauf).<br />

A B<br />

C<br />

Abb 10: A) Endosonografisch uT2-3-uN+-Karzinom nach ausge<strong>de</strong>hnter PE,<br />

histologisch pT1 pN0 (nach primärer Resektion)!<br />

B) Nach neoadjuvanter Therapie: Die einzelnen Schichten sind kaum zu trennen,<br />

eine sichere Differenzierung <strong>de</strong>s Tumors ist nicht mehr möglich.<br />

(Pfeil linke Abbildung: Durchbrechung <strong>de</strong>r Lamina muscularis)<br />

Differenzialdiagnose<br />

Wichtig ist die Differenzierung zwischen einem Blutgefäß und<br />

Lymphknoten. Im Gegensatz zum Lymphknoten lässt sich das<br />

Blutgefäß im Verlauf durch Kippung <strong>de</strong>s Schallkopfes verfolgen<br />

und darstellen (Abb. 12). Die Differenzialdiagnose einer<br />

extrarektalen Raumfor<strong>de</strong>rung gegenüber einer normalen Struktur<br />

ist nur bei genauer Kenntnis <strong>de</strong>r Anatomie möglich. Eine<br />

Fehlinterpretation lässt sich durch eine standardisierte Untersuchungstechnik<br />

vermei<strong>de</strong>n.<br />

Vor und Nachteile <strong>de</strong>r Endosonografie<br />

Die Vorteile <strong>de</strong>r Endosonografie liegen in <strong>de</strong>r guten Patientenverträglichkeit.<br />

Ultraschallgeräte sind breit verfügbar. Die Untersuchung<br />

ist wie<strong>de</strong>rholbar, kostengünstig und gut zu erlernen.<br />

25


Zertifizierte Fortbildung Endorektale Sonografie<br />

Abb. 11: Eine dorsal aufgela<strong>de</strong>ne Mukosafalte (Pfeil) kann einen<br />

Tumor vortäuschen.<br />

Abb. 13: Dreidimensionale Darstellung <strong>de</strong>s oben bereits beschriebenen<br />

uT3 Karzinoms mit Tumorzapfen nach sakral (Pfeil) bis<br />

3 cm oberhalb <strong>de</strong>r Puborektalisschlinge.<br />

Die hohe Auflösung ermöglicht eine präzise Beurteilung <strong>de</strong>s<br />

Kontinenzapparats, <strong>de</strong>r Wandschichten sowie <strong>de</strong>s perirektalen<br />

Fettgewebes und damit eine exakte Lokalisation <strong>de</strong>r Pathologie.<br />

Die Genauigkeitsraten liegen bei bis zu 95%. Probeentnahmen<br />

zur Probenentnahme für eine Histologie o<strong>de</strong>r Drainageneinlagen<br />

sind gezielt möglich.<br />

Nachteilig ist die Abhängigkeit von <strong>de</strong>r Erfahrung <strong>de</strong>s Untersuchers.<br />

Die Endosonografie stellt bisher eine subjektive<br />

Untersuchungstechnik dar. Die sonografische Darstellung und<br />

Dokumentation sind nicht standardisiert. Die Endosonografie<br />

ist bei stenosieren<strong>de</strong>n Tumoren limitiert, wenn <strong>de</strong>r Tumor mit<br />

<strong>de</strong>r Son<strong>de</strong> nicht passiert wer<strong>de</strong>n kann. Hier kann in Einzelfällen<br />

die dreidimensionale Darstellung die Befun<strong>de</strong>rhebung und<br />

dokumentation verbessern (Abb. 13).<br />

Die Differenzierung zwischen uT1 und uT2 gestaltet sich<br />

wegen <strong>de</strong>r geringen Kontrastierung <strong>de</strong>s Tumors zur Muscularis<br />

propria mitunter schwierig. Außer<strong>de</strong>m können durch die<br />

Kompression <strong>de</strong>r Rektumwand kleinere Tumoren übersehen<br />

wer<strong>de</strong>n. Nach Biopsien besteht immer die Gefahr eines Overstagings<br />

aufgrund <strong>de</strong>r lokalen Entzündungsreaktion. Eine Gewebediagnose<br />

ist nicht möglich. Die Eindringtiefe ist auf<br />

maximal 9 cm begrenzt. Das Peritoneum ist nicht darstellbar.<br />

Abb. 12: Darstellung eines Blutgefäßes (Pfeil) im perirektalen<br />

Gewebe bei 6–7°° Uhr SSL.<br />

Abb. 14: Extrarektale zystische Raumfor<strong>de</strong>rung bei 8°° Uhr SSL (Pfeil).<br />

Tumorrezidivdiagnostik<br />

40% <strong>de</strong>r Rezidivpatienten haben keine Beschwer<strong>de</strong>n, keine Erhöhung<br />

<strong>de</strong>s karzinoembryonalen Antigens (CEA) und endoskopisch<br />

kein sichtbares Wachstum. Die Endosonografie ermöglicht<br />

die frühzeitige Erfassung eines submukösen o<strong>de</strong>r extraluminalen<br />

Lokalrezidivs (Abb. 14). Dabei muss man berücksichtigen, dass<br />

entzündliche Verän<strong>de</strong>rungen bis drei Monate postoperativ bestehen<br />

können. Eine sichere Aussage über ein Rezidiv ist in diesem<br />

Zeitraum kaum möglich. Im Zweifel muss die Dignität über<br />

eine <strong>Punkt</strong>ion geklärt wer<strong>de</strong>n. Die Endosonografie hat eine hohe<br />

Sensitivität von 94–100% [6]. Eine entsprechen<strong>de</strong> Therapie kann<br />

so frühzeitig eingeleitet wer<strong>de</strong>n.<br />

Die Literaturliste kann bei <strong>de</strong>r Autorin angefor<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n.<br />

Dr. med. Astrid Kölln<br />

Klinik für Allgemein- und Visceralchirurgie<br />

Kliniken Ludwigsburg-Bietigheim gGmbH<br />

Posilipostraße 4, 71640 Ludwigsburg<br />

E-Mail: Astrid.Koelln@kliniken-lb.<strong>de</strong><br />

26 GASTRONEWS 5 · 2010

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