04.06.2013 Aufrufe

DIE NEUEN GASTARBEITER

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P.b.b., Verlagspostamt 1070, Vetragsnummer 09Z038106 M<br />

www.dasbiber.at<br />

Magazin für neue Österreicher<br />

mit scharf<br />

MAI<br />

2013<br />

kost noch<br />

immer nix<br />

DER<br />

ÖSTERREICHISCHE<br />

JOURNALIST<br />

GRATISMAGAZIN DES JAHRES2012<br />

<strong>DIE</strong> <strong>NEUEN</strong><br />

<strong>GASTARBEITER</strong><br />

EUROPAS SÜDLICHE ELITE ROLLT AN


Wo nimmt die WU (Wirtschaftsuniversität Wien) nur die Energie her?<br />

Sicher auch von der OMV, die im Rahmen ihres Nachhaltigkeitsprogramms Resourcefulness<br />

in Bildungsprojekte investiert, damit Österreich auch in Zukunft einen Wissensvorsprung hat.<br />

www.omv.com<br />

2<br />

Mehr bewegen. Mehr Zukunft.<br />

Demner, Merlicek & Bergmann


3 MIN MIT<br />

NECI GÖNAY<br />

Von Amar Rajković und Darko Todorović (Foto)<br />

Die ÖVP vergibt eine Führungsposition an eine<br />

Türkin? Was in Wien als Witz durchgehen<br />

würde, ist im Ländle Realität. Neci Gönay über<br />

türkischstämmige Frauen in der Politik, Alkohol<br />

zu Silvester und James Bond in Bregenz.<br />

biber: Seit wann engagierst du dich für die ÖVP?<br />

NECI GÖNAY: Ich habe als Jugendliche bei vielen ehrenamtlichen<br />

Projekten mitgemacht und dabei Stadträte und Lokalpolitiker<br />

kennengelernt. Als mich der Bregenzer Bürgermeister<br />

Markus Linhart gefragt hat, bei der ÖVP mitzumachen, habe ich<br />

sofort zugesagt. Jetzt bin Geschäsführerin der jungen ÖVP in<br />

Vorarlberg.<br />

Kommt ja nicht o vor, eine türkischstämmige Politikerin bei der<br />

ÖVP. Wie elen die Reaktionen aus?<br />

In der Partei hat mir jeder dazu gratuliert und ist mir mit Anerkennung<br />

und Respekt begegnet. Nur außerhalb der Partei hatte<br />

ich mit engstirnigen Menschen zu kämpfen.<br />

Ach so?<br />

Die Vorbehalte sind noch immer sehr groß. Auch in der Arbeitswelt:<br />

Als ich auf Jobsuche war, gab mir eine Freundin den Tipp,<br />

mich bei ihrem Arbeitgeber zu bewerben, eine Stelle war zwei<br />

Tage zuvor frei geworden. Ich rief an und wurde unsan abgewiesen,<br />

vor allem als der Chef meinen Namen nicht aussprechen<br />

konnte. Das wollte ich nicht auf mir sitzen lassen und rief zwei<br />

Stunden später wieder an. Dieses Mal wählte ich einen typisch<br />

österreichischen Namen und sprach Hochdeutsch. Und siehe da,<br />

der Job war wieder zu haben!<br />

Neci ist doch leicht auszusprechen.<br />

Naja, Neci ist nur die Kurzversion von Necmiye. Necmiye merkt<br />

sich aber niemand. (lacht)<br />

Der Chef der Jungen ÖVP in Salzburg, Asdin El-Habbasi, ist<br />

praktizierender Moslem und hat im biber-Interview (02/2012)<br />

mit der Aussage, er würde keinen Alkohol und kein Schweine-<br />

eisch konsumieren, für Aufregung unter Konservativen gesorgt.<br />

Glaubst du an Gott?<br />

Ja. Ich glaube auch daran, dass wir alle denselben Gott haben und<br />

es darum keinen Grund gibt, eine andere Religion schlecht zu<br />

machen. Ich habe Religionsunterricht in der Schule gehabt und<br />

früher auch die Moschee besucht und den Ramadan gefastet,<br />

aber mehr aus meditativen Gründen. Ich trinke Alkohol nur zu<br />

ganz bestimmten Anlässen, wie Silvester oder Geburtstag.<br />

Abschließend ein Tipp für alle Wiener, die sich nach Vorarlberg<br />

verirren.<br />

Also bitteschön, wir haben hier den Bodensee, sind in 15 Minuten<br />

in Deutschland und der Schweiz, haben die größte Seebühne<br />

der Welt und selbst Bond (Anm. der Redaktion: „Ein Quantum<br />

Trost“) dreht hier seine Filme. Was will man mehr?<br />

Wer ist sie<br />

Name: Neci Gönay<br />

Alter: 24<br />

Geburtsort: Bregenz<br />

Beruf: Landesgeschäftsführerin Junge ÖVP, Vorarlberg<br />

Besonderes: Wurde mit sechs Monaten zu ihren<br />

Großeltern in die Türkei geschickt. Mit sechs<br />

Jahren ging es zurück zu den Eltern nach Bregenz.<br />

3


4<br />

14<br />

34<br />

¡HOLA!<br />

Hochqualiziert und EU-Bürger – die neuen Gastarbeiter<br />

sprechen griechisch, italienisch oder spanisch.<br />

WARUM?<br />

Menerva hat es satt, sich blöde Fragen zu ihrem Kopuch anzuhören.<br />

Deswegen gibt es als Service für die Neugierigen genauso blöde Antworten<br />

zum Auängen.<br />

28<br />

03<br />

WÄÄÄH!<br />

Wer selbst Komplexe hat, darf die „Ugly Models“<br />

nicht verpassen. Diese Menschen sind so richtig<br />

hässlich und verdienen gutes Geld damit.<br />

SCHWARZE TÜRKIN!<br />

Frischer Wind vom Ländle – Neci Gönay steht an der Spitze<br />

der Jungen ÖVP in Vorarlberg.


DAS M-WORT.<br />

Die TAZ, der Standard, die Presse und der Falter<br />

haben das letzte biber-Cover thematisiert. Ein<br />

Rückblick.<br />

24 KLICK<br />

Sami hat es gescha! Er macht mit Youtube-Videos<br />

eine Menge Kohle. Alles, was er dazu braucht: Internet,<br />

Webcam und ein charmantes Lächeln.<br />

46<br />

INHALT<br />

03 3 Minuten mit Neci Gönay von der Jungen ÖVP<br />

06 Place of the month<br />

Burger sagt Kebab in Favoriten den Kampf an.<br />

08 Ivanas Welt: Arbeiterkind für immer!<br />

POLITIKA<br />

14 Neue Gastarbeiter – Fabrizzio, Angeliki und Sara sind<br />

aus ihrer Heimat gekommen, um zu arbeiten.<br />

20 Stronach – Fluch oder Segen? Was denken Migranten<br />

über den austro-kanadischen Polit-Rookie?<br />

RAMBAZAMBA<br />

28 Aus der Rubrik „Sachen gibt’s, die gibt’s gar nicht:<br />

„Ugly Models“ aus England<br />

34 Hijabi-Fibel: Diese Fragen solltest du biber-<br />

Redakteurin und Kopftuchträgerin Menerva auf<br />

keinen Fall stellen!<br />

36 Jugo oder Schwabo? Momčilo weiß nicht recht,<br />

woher und wohin.<br />

KARRIERE-SPEZIAL<br />

46 Klick, klick, Geld: So kannst du mit YouTube fett<br />

Kohle machen!<br />

50 Nenad, Mohamed, Andjela und ihre Klassenkollegen<br />

über das Leben nach der Matura und ihre<br />

ambitionierten Karrierepläne.<br />

57 Karriere-News: Grüne Mentoren, erfolgreicher Wolf,<br />

Perser in Uganda und ehrlich bewerben.<br />

OUT OF AUT<br />

62 Einen gehängten, bitte! Wie die bulgarische<br />

Bevölkerung den ärmsten Mitmenschen hilft.<br />

KOLUMNE<br />

70 Die Leiden des jungen Todor: Mein Dealer hat mir<br />

eine kaputte Waschmaschine verkauft!<br />

Cover: Marko Mestrović<br />

Fotos: Marko Mestrović, uglymodels.org, Darko Todorović, youtube.com<br />

5


„ICH SCHWÖRE, ICH WAR NICHT DABEI!“<br />

Seit 2005 sitzt Alev Korun für die Grünen im Österreichischen<br />

Parlament. Die in Ankara geborene<br />

Korun war damals die erste - und ist bis heute<br />

die einzige – Politikerin im Hohen Haus mit Migrationshintergrund.<br />

Eine Randnotiz, die ihr zu<br />

einer besonderen Ehre verhil . Eine katholische<br />

Frauenrunde in NÖ berief sich auf die Herkun<br />

Koruns und entsandte ihr darauf eine persönliche<br />

Einladung. (Siehe Faksimilie) Der Grund: Gedenkgottesdienst<br />

in Ehren des Pfarrers Edmund<br />

Wagner, der am 23.07.1683 „bestialisch“ von den<br />

Türken ermordet wurde. Die Geschichtsschlauen<br />

unter euch wissen es, das war zur Zeit der Zwei-<br />

90 x 60: Biber<br />

MIT SCHARF<br />

Hat sie bei der Türken-Belagerung<br />

mitgemacht? Alev<br />

Korun schwört: „ich war vor<br />

330 Jahren nicht dabei!“<br />

ten Türken-Belagerung. Und Alev Korun ist ja<br />

Türkin. Klingt einleuchtend. Und was sagt die<br />

Grünen-Politikerin dazu: „Mein erster Gedanke<br />

beim Durchlesen war: ,Soll ich jetzt lachen oder<br />

weinen?‘ und der zweite: ‚Ich schreibe zurück<br />

und versichere: Ich schwöre, ich war vor 330 Jahren<br />

nicht dabei!“<br />

Ob Korun tatsächlich am 23. Juli in Niederösterreich<br />

am Gedenkgottesdienst und anschließender<br />

Kranzniederlegung teilnehmen wird, wissen wir<br />

nicht. Wir empfehlen unseren türkischen Lesern<br />

unbedingt hinzugehen. Der Pfarrer wird es ihnen<br />

danken.<br />

ROLAND SCHLAGER / APA / picturedesk.com<br />

IMPRESSUM<br />

HERAUSGEBER:<br />

Biber Verlagsgesellscha mbH, Quartier 21,<br />

Museumsplatz 1, E-1.4, 1070 Wien<br />

CHEFREDAKTEUR:<br />

Simon Kravagna<br />

STV. CHEFREDAKTEUR:<br />

Amar Rajković<br />

ONLINE:<br />

Teoman Ti ik<br />

CHEFICA VOM <strong>DIE</strong>NST:<br />

Delna Antia<br />

REPORTERIN:<br />

Marina Delcheva<br />

AKADEMIELEITUNG:<br />

Harald Schume<br />

KOLUMNIST/INNEN:<br />

Ivana Martinović, Todor Ovtcharov<br />

FOTOCHEF:<br />

Marko Mestrović,<br />

MARKETING & ÖFFENTLICHKEITSARBEIT:<br />

Irina Obushtarova<br />

REDAKTION & FOTOGRAFIE:<br />

Sarah Al-Hashimi, Melisa Aljović, Kardelen<br />

Ari, Stephanie de la Barra, Lucia Bartl,<br />

Muhamed Beganović, Adam Bezecky, Milena<br />

Borovska, Ayper Cetin, Amélie Chapalain,<br />

Maida Dedagić, Amra Ducić, Ali Cem Deniz,<br />

Nana Egger, Armand Feka, omas Frank,<br />

Matthias Fuchs, Menerva Hammad, Tina<br />

Herzl, Markus Hollo, Mahir Jamal, Anna<br />

Koisser, Fabian Kretschmer, Reinhard Lang,<br />

Lyudmila Gyurova, Andreas Marinović, Maria<br />

Matthies, Marko Mestrović, Ivana Martinović,<br />

Jeta Muarami, Momčilo Nicolić, Elsa Okazaki,<br />

Todor Ovtcharov, Aurora Orso, Jelena Pantic,<br />

Michele Pauty, Senad Pintol, Magdalena<br />

Possert, Marian Smetana, Vanessa Spanbauer,<br />

Daniel Spreitzer, Alexandra Stanić, Julia<br />

Svinka, Reka Tercza, Teoman Ti ik, Bahar<br />

Tugrul, Filiz Türkmen, Magdalena Vachova,<br />

René Wallentin, Artur Zolkiewicz<br />

ART DIRECTOR: Dieter Auracher<br />

LAYOUT: Dieter Auracher, Viktoria Platzer<br />

LEKTORAT: Eldina Slipac<br />

ANZEIGEN: Bernhard Friedrich,<br />

Irina Obushtarova<br />

BUSINESS DEVELOPMENT: Andreas Wiesmüller<br />

GESCHÄFTSFÜHRUNG:<br />

Wilfried Wiesinger, Simon Kravagna,<br />

Bernhard Friedrich.<br />

KONTAKT: biber Verlagsgesellscha mbH<br />

Quartier 21, Museumsplatz 1, E-1.4,<br />

1070 Wien<br />

Tel: +43/1/ 9577528<br />

redaktion@dasbiber.at<br />

marketing@dasbiber.at<br />

INTERNET: www.dasbiber.at<br />

AUFLAGE: 65.000 Stück


ab 6,– Euro<br />

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7


8<br />

PLACE OF THE MONTH<br />

BURGER-<br />

AUFSTAND<br />

KEBAB, NIMM DICH IN ACHT, HIER KOMMT DER<br />

BURGER! NACHDEM DER DÖNER JAHRELANG DAS<br />

STADTBILD IN FAVORITEN DOMINIERT HAT, HOLT<br />

SEIN AMERIKANISCHER GEGNER MÄCHTIG AUF.<br />

Von Muhamed Beganović und Amélie Chapalain (Foto)<br />

Ein Hauch Amerika in Wien Favoriten. In der Fernkorngasse 27 duet<br />

es seit Jahresanfang nach leckerem, gegrilltem Fleisch. Das Ehepaar<br />

Manoj Kumar und Beate Stark haben sich ihren Traum erfüllt und<br />

mitten in der Kebab-Hochburg einen Star American Diner erönet.<br />

Für jeden, der noch nicht in den USA war oder bei Hollywood-Filmen<br />

nicht aufgepasst hat: Das sind die Läden, bei denen du dir den Magen<br />

mit Burgern, Pancakes und Shakes vollschlagen kannst, und dir die<br />

Kellnerin mit der Schürze den Filterkaee literweise nachschüttet.<br />

HOT DOG TRIFFT PAN PIZZA<br />

Geschäsführer Manoj und seine Frau Beate wollten dem hungrigen<br />

Konsumenten etwas Abwechslung präsentieren. Was eignet sich da<br />

besser als American Food? Schließlich hat sich das indisch-ungarische<br />

Ehepaar just in einem Burger-Laden kennen und schmecken gelernt.<br />

„Die Menschen sind schon satt vom Kebab“, begründet Kumar die<br />

Wahl. Seine Frau und er sind nicht nur die Ideengeber, sie stehen auch<br />

selbst in der Küche und bereiten die Burger nach geheimen Rezept<br />

zu. Doch des Amis Lieblingssandwich ist nicht allein und bekommt<br />

im Star American Diner deige Unterstützung. Pancakes, Club-Sandwiches,<br />

Hot Dogs, Pan Pizzas und andere Kalorien-Flaggschie sorgen<br />

für ultimativen Genuss und Bewegungslosigkeit nach dem Verzehr.<br />

Der Teig für die Pizzen wird frisch geknetet, das Burgereisch<br />

täglich geliefert. Und der Fast-Food-Gourmet hyperventiliert.<br />

Der wahre Star des Kumar-Ehepaars ist der Star-Tripple-Burger. Ein<br />

Burger beinhaltet 140 Gramm Fleisch, der Tripple Burger demnach<br />

knapp ein halbes Kilo! Ein halbes Kilo! Kein Witz! Manoj und Beate<br />

gehen es daheim schonender an. Dort gibt’s dann Curry, Biryani und<br />

andere indische Spezialitäten.<br />

biber-Tipp: Gläubige Muslime aufgepasst. Nur das faschierte Rindfleisch<br />

im Star American Diner ist „halal“, alles andere nicht.<br />

PLACE OF THE MONTH


PLACE OF THE MONTH<br />

9


ÜBERRASCHUNG<br />

Scanne diesen QR-Code<br />

mit deinem Smartphone<br />

und erlebe eine Überraschung<br />

REDAKTIONSBLOG DES MONATS<br />

Was für die meisten wie ein ziemlich humorloser<br />

und abgelutschter Spruch klingt, hat sich die letzten<br />

Monate zu meinem Lebensmotto entwickelt. „Wie<br />

in einer spanischen Seifenoper komme ich mir vor,<br />

wenn du mir erzählst, was es so Neues gibt“, meint<br />

meine Freundin Valentina, als wir heute telefonieren.<br />

Ja, Valentina, besorg dir Popcorn, lehn dich zurück<br />

und genieße die Show. Von Alexandra Stanić<br />

Ab und zu kommt man im Leben an einen Punkt, an dem man<br />

das Gefühl hat, „ok...schlimmer geht‘s nicht“. Aber merke: Schlimmer<br />

geht‘s immer. Selbst wenn die Spitze des Eisberges erreicht<br />

ist, kann noch ein kalter Windzug folgen, der dich erfrieren lässt.<br />

Manchmal frage ich mich, ob ich mein Glück zu sehr gefordert<br />

habe. Vielleicht bin ich zu o bei Rot über die Straße gelaufen und<br />

deswegen hat sich mein Glück auf Bali abgesetzt, eine Strandhütte<br />

um 500 Euro im Jahr gemietet und schlür genüsslich an seinem<br />

Bahama Mama, während ich in Österreich sitze und einfach nur<br />

auf einen Ponyhof will.<br />

Über Monate hat sich dieser Spruch in meinem Kopf festgekrallt.<br />

Kaum passiert etwas, spreche ich diese fünf magischen Wörter aus.<br />

Meine Freunde essen mittlerweile ö ers Pferdeleberkäse. Sie haben<br />

anscheinend genug von Ponys. Aber heute früh bin ich aufgewacht<br />

und habe die Sonne erblickt. Direkt angelächelt hat sie<br />

mich. Die Sonnenstrahlen haben mein Gesicht umspielt und auf<br />

einmal war alles klar, wie dieser Morgen. Das Leben ist doch ein<br />

Ponyhof. Man muss es sich nur ins richtige Licht rücken. Wenn ich<br />

eins gelernt habe, dann dass man nicht warten darf, bis der Sturm<br />

vorbeizieht. Man muss lernen, im Regen zu tanzen.<br />

Ich habe Walt Disney die Schuld für das völlig verzerrte und<br />

falsche Bild der Welt gegeben. Mit seinen blöden Happy Ends hat<br />

er sich bei mir ins Abseits geschossen. Aber letzte Woche habe ich<br />

Mulan gesehen und dort el ein Satz, der nicht spurlos an mir vorbeigezogen<br />

ist: „Ein Sturm kann noch so toben, einen Berg wird er<br />

nie bezwingen.“<br />

Lieber Walt, ich habe dir vergeben. Du bist wahrscheinlich auch<br />

nur ein ho nungsloser Träumer – so wie ich es immer war. Ganz<br />

unrecht hast du mit deinen Vorstellungen auch nicht. Du darfst<br />

nur nicht vergessen, dass auch Albträume Träume sind. Aber irgendwann<br />

wird doch alles gut. Ist es nicht gut, ist es noch nicht<br />

das Ende.<br />

10 ONLINE MIT SCHARF<br />

ONLINE<br />

Ej, hast du Internet? WIR AUCH!<br />

Blogs, Veranstaltungen, Fotos,<br />

Artikelarchiv uvm. auf www.dasbiber.at<br />

facebook.com/mitscharf<br />

NIŠTA NE RADIŠ! (Du tust nichts!)<br />

Situation 1:<br />

Ich komme nach einem sehr stressigen<br />

Tag (Arbeit und Schule) nach<br />

Hause, freue mich auf etwas Ruhe<br />

und merke an meinem Bruder, dass<br />

etwas nicht stimmt. Sein Blick zeigt<br />

Richtung Küche. Mir ist sofort klar,<br />

worum es geht, das Geschirr von<br />

gestern Abend ist liegen geblieben,<br />

ich wollte es heute nach dem Essen<br />

gemeinsam mit allen schmutzigen<br />

Sachen in den Geschirrspüler tun.<br />

Ich komme ins Wohnzimmer, begrüße<br />

meinen Vater, der mich gleich<br />

fragt, wie mein Tag war und mich<br />

anlächelt. Als ich zu meiner Mutter<br />

komme, um ihr einen Kuss auf die<br />

Wange zu drücken, merke ich an ihrem<br />

Gesichtsausdruck, dass sie ihn<br />

am liebsten nicht annehmen würde<br />

– tut es aber dann doch.<br />

Als das tägliche Ritual – Hände<br />

waschen, Pyjama anziehen – erledigt<br />

ist, schlendere ich übermüdet<br />

ins Wohnzimmer. Sobald ich mich<br />

hingesetzt habe, meint meine Mutter<br />

plötzlich sehr schro : „So kann<br />

das nicht weiter gehen!“ Ich sehe sie<br />

verwirrt an und frage, was los sei. Sie<br />

meint, ich würde nicht im Haushalt<br />

helfen und das Geschirr würde seit<br />

gestern Abend in der Küche stehen.<br />

Beruhigend sage ich, dass ich heute<br />

vor hatte, alles zu erledigen. Unbeeindruckt<br />

von meiner Aussage sieht<br />

sie weiter fern und ignoriert mich<br />

für den restlichen Abend.<br />

Du willst auch<br />

Fan of the Month<br />

werden?<br />

Sende uns ein Bild mit<br />

einem einem BIBER-Magazin BIBER-Magazin an an<br />

online@dasbiber.at<br />

TOP USERBLOG DES MONATS<br />

Egal um welche Uhrzeit, an welchem Tag, aus welchem<br />

Anlass: Es ist nie sauber genug! Ich weiß, dass es einigen<br />

so gehen wird wie mir (vor allem Mädels). Von Userin Jeka<br />

KAKO SI TAKO BRZO ZAVRŠILA?<br />

(Wie bist du so schnell fertig<br />

geworden?)<br />

Situation 2:<br />

Zwei oder drei Tage vor der Feier<br />

unseres Schutzpatrons, Sveti Jovan<br />

Krstitelj (Heiliger Johannes),<br />

überwinde ich meinen inneren<br />

Schweinehund und fange an, mein<br />

kleines aber überfülltes Zimmer zu<br />

putzen. Dies ist schnell erledigt, da<br />

ich ziemlich radikal sauber mache.<br />

Und zwar so – schwarzes, riesiges<br />

Sackerl und alles rein, was nicht<br />

mehr verwendet wird!<br />

Ich gehe ins Wohnzimmer, wo<br />

ich sehe, wie sich meine Mutter<br />

am liebsten zweiteilen würde,<br />

um mehr zu scha en, als in ihrer<br />

Macht steht. Als ich anfange, Staub<br />

zu wischen und dann auch fertig<br />

bin, frage ich sie, ob ich ihr, und<br />

vor allem wie, noch helfen kann.<br />

Meine Mama meint nur, ich soll<br />

Staub wischen. Als ich ihr erkläre,<br />

dass dieser Punkt bereits erledigt<br />

ist, meint sie, sie müsse das prüfen,<br />

da ich viel zu schnell fertig geworden<br />

bin und die Häl e nicht gemacht<br />

habe. Fingercheck erfolgte<br />

– keine Staubpartikel ersichtlich.<br />

In ihren Augen Verwunderung.<br />

Meine Augen? Das typische Augenverdrehen.


TOP 3 USERBLOGS<br />

1<br />

2<br />

3<br />

VHS BILDUNGSSOMMER 2013<br />

Meine geschichtliche Bosnienreise<br />

Matura Angst- sudern muss sein<br />

Im Land der unbegrenzten Unmöglichkeiten<br />

OSTAVI, JA ĆU. (Lass es sein, ich mach das.)<br />

Situation 3:<br />

Der Staubsauger, ich hasse ihn, obwohl...nein,<br />

ich hasse ihn nicht! Ich hasse es nur, wenn<br />

meine Mutter da ist und ich Staub saugen soll.<br />

Warum? Nun ja...<br />

Wie oben bereits erwähnt, bin ich mit den Aktivitäten,<br />

die mir zugeordnet werden, schnell<br />

fertig. Ich weiß nicht warum und ich weiß<br />

auch nicht warum meine Mutter immer drei<br />

Mal so lange braucht. Auf jeden Fall habe ich<br />

nun Staub gesaugt und bin fast fertig, als meine<br />

Mutter meint: Lass den Staubsauger da wo<br />

kreativ<br />

und<br />

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VHS BILDUNGSSOMMER 2013<br />

er ist, ich mache das. Meine logische Reaktion:<br />

warum? Ich bin fast fertig. Meine Mama sagt<br />

folgenden Satz: Du hast mir genug geholfen,<br />

danke. Was so viel heißt wie, du hast mir gar<br />

nicht geholfen, ich werde alles noch einmal<br />

Staub saugen!<br />

Mit dem Bügeln ist sie zwar mittlerweile zufrieden,<br />

aber Kontrolle erfolgt immer noch.<br />

Warum, Mama? Warum muss immer alles<br />

sofort, auf den Punkt, immer blitzblank<br />

sein, auch wenn keiner da ist. Wenn niemand<br />

kommt, muss das Wohnzimmer doch nicht<br />

Juni bis September<br />

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Alle Sommerprogramme der VHS Wien auf einen Blick<br />

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Sonnige Aussichten für ihre Zukunft<br />

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VHS KINDERSOMMER 2013<br />

Kursangebote<br />

für Kinder<br />

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FAN OF THE MONTH<br />

VHS Bildungssommer kreativ & gesund<br />

VHS Bildungssommer Sprachen & Wirtschaft<br />

VHS Kindersommer<br />

VHS Kindersommerakademien<br />

VHS summercard<br />

summer<br />

card<br />

2013<br />

Yassi<br />

wie eines aus dem Vorzeigekatalog aussehen?<br />

Wenn das Geschirr nicht SOFORT nach<br />

dem Essen gewaschen wird, ist das nicht so<br />

schlimm.<br />

Ich wünsche mir für alle Mütter dieser Welt,<br />

dass sie sich wegen solcher Kleinigkeiten nicht<br />

so stressen lassen. Eine Mutter hat schließlich<br />

Stress genug.<br />

P.S.: Eine Mutter ist der einzige Mensch auf<br />

der Welt, der dich schon liebt, bevor er dich<br />

kennt!<br />

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ONLINE MIT SCHARF<br />

11


12<br />

IVANAS<br />

WELT<br />

Von Ivana Martinović<br />

Foto: Igor Minić<br />

In Ivanas WELT berichtet<br />

biber-Redakteurin<br />

Ivana Martinović<br />

über ihr daily life.<br />

MIT SCHARF<br />

ICH BIN ARBEITERSCHICHT<br />

Ein bosnischer Spruch besagt: “Du kannst aus Bosnien raus, aber Bosnien<br />

nicht aus dir.” Den biege ich mir zurecht, ersetze Bosnien durch Arbeiterschicht.<br />

Trotz meines akademischen Titels bleibe ich Teil davon. Weil ich bin,<br />

wie ich bin und sich mein erlangter Magistertitel wie eine fremde Haut anfühlte,<br />

die gewöhnungsbedürftiger war, als ich dachte.<br />

UNI WIEN, 25. Juni 2009: Tag meiner Diplomprüfung, Todestag von Michael<br />

Jackson. Am letzten Schultag, wie auch am ersten, in Begleitung meiner Mutter,<br />

ossen Tränen, als mich die Prüfungskommission Frau Magistra nannte. Als<br />

ob der Ballast aus mir herausgeossen ist, nach all den Jahren Mühe, dieses<br />

Ding verliehen zu bekommen. Dann kam die Phase der Selbsterkenntnis, was<br />

mir an dieser Veränderung auf einmal nicht passte. Die erste Überwindung<br />

war der Mailverkehr. Lange Zeit hatte ich Hemmungen, den Titel Mag. I.M<br />

beim üblichen “Mit freundlichen Grüßen“ zu schreiben. Ich fühlte mich wie<br />

eine Angeberin, die dem Empfänger eine zwischenzeilige Botschaft “Herst,<br />

bin Magister, gebildet und so!” überbringt. Anfangs habe ich ihn weggelassen.<br />

Irgendwann verpackte ich’s in die Mailsignatur. Der Blick darauf ist noch immer<br />

gewöhnungsbedürftig.<br />

Smalltalk mit meiner Hausärztin: Als ich vom Abschluss erzählte, befand sie es<br />

für nötig, diesen „Zusatz“ in die Akte einzutragen. Danach wurde ich stets von<br />

der Ordinationshilfe mit Frau Magister M. aufgerufen. Ich fühlte mich beobachtet.<br />

Aufgestanden bin ich im geliebten Schlabberlook, Trainingshose und<br />

Turnschuhen. Alles andere, als einer Frau oder einem Herrn Magister gleich, die<br />

ich mir selbst beim Aufruf erwarten würde. Die Aufmerksamkeit störte mich.<br />

Jetzt erwähne ich’s bei keinem neuen Arzt mehr, damit’s nicht durch den Raum<br />

gebrüllt wird. Vor allem verwirrend war, als mich einige ältere Verwandte, sogar<br />

die Großmutter meines Freundes, mit Sie ansprachen. Als ich Oma fragte, warum<br />

sie mich siezt, antwortete sie: “Du hast gute Schule gemacht, mein Kind!”<br />

Und mir tat es leid, dass sie meinen Titel über ihre Lebenserfahrung stellte. Ein<br />

lustiger Aspekt dabei ist, dass ich ab und zu Frau Magistrat genannt werde.<br />

Oft bemerke ich, dass Leute nur mit dem Titel angesprochen werden. Dann<br />

heißt es Frau Generaldirektorin, Dr. Mag. bla bla. Manchmal geht der Name<br />

ganz öten, Hauptsache der Titel wird gebrüllt. Stets bei mir im Kopf: Warum<br />

zum Teufel kannst du nicht einfach Frau Müller sagen? Aber in Österreich<br />

scheinen Titel wichtig zu sein. Etwas besser zu sein, als einer, der keinen hat?<br />

Ich habe einmal versucht, die Bücher eines Mechanikerlehrlings zu wälzen, um<br />

zu lernen, wie ein Auto funktioniert. Ich habe nichts gecheckt und fühlte mich<br />

wie ein Vollidiot. Mich stört es, dass gewisse Bildungsgrade der Arbeiterschicht<br />

als weniger wert empfunden werden. Nur Friseur, nur Elektriker, nur Bäcker zu<br />

sein, ist nicht „nur“. Genau diese Menschen sind es, die mehr für das alltägliche<br />

Leben der Gesellschaft leisten, als einer, der Bücher verschlingt, Studien<br />

herausgibt oder auf der Tastatur herumtippt, wie ich. Wissenschaft und Studien<br />

sind wichtig. Satt davon werde ich nicht, sondern vom Brot eines Bäckers.<br />

Deshalb bleibe ich im Herzen Arbeiterschicht, weil ich weiß, was diese Menschen<br />

leisten und was ich alles nicht kann. Kochen? Bei mir brennt sogar die<br />

Suppe an. Putzen? Bei den Putzmitteln im Supermarktregal stehe ich wie eine<br />

verlorene Seele davor. Ich kann keine Häuser bauen, keine Haare schneiden. Ich<br />

weiß, wie viel harter Arbeit hinter einer verschmutzten Bauarbeiterhose steckt.<br />

Ihr seid für mich mehr wert, als jeder Titel dieser Welt. Ich kam raus aus der<br />

Arbeiterschicht, aber die Arbeiterschicht nicht aus mir.


Foto von Marko Mestrović<br />

„SAN <strong>DIE</strong> NEICHEN SCHO DO?“<br />

POLITIKA<br />

13


Angeliki und Fabrizzio sind<br />

gekommen, um zu arbeiten.<br />

14 POLITIKA & GESELLSCHAFT


<strong>DIE</strong> <strong>NEUEN</strong><br />

<strong>GASTARBEITER</strong><br />

Von Maria Matthies und Marko Mestrović (Fotos)<br />

SIE SIND JUNG, HOCH-<br />

QUALIFIZIERT UND<br />

OHNE JOB. AUFGRUND<br />

DER ANHALTENDEN<br />

WIRT SCHAFTSKRISE<br />

ZIEHT ES FACHKRÄFTE<br />

AUS SPANIEN, ITALIEN<br />

UND GRIECHENLAND<br />

VERSTÄRKT NACH<br />

ÖSTERREICH – BIBER<br />

HAT SIE WILLKOMMEN<br />

GEHEISSEN.<br />

ANGELIKI VERSTEHT <strong>DIE</strong> WELT<br />

NICHT MEHR: „Vor Jahren, als ich im<br />

Rahmen des Austauschprogramms Erasmus<br />

in Österreich studiert habe, wurde<br />

ich o auf meine Heimat Griechenland<br />

angesprochen. Dabei zerossen meine<br />

Gegenüber und merkten an: „Oh, wie<br />

schön, das Meer und erst das gute Essen!“<br />

Der Gesichtsausdruck der zugewanderten<br />

Griechin wird plötzlich ernst. Sie fährt<br />

genervt fort: „Und was passiert jetzt? Ich<br />

höre meist ein mitleidiges ‚oh‘, gefolgt von<br />

schlechten Witzen.“<br />

„BLEIB DORT!“<br />

Die 29-jährige Computer- und Elektrotechnik-Ingenieurin<br />

gehört zur jungen<br />

Generation der Expats, die nach Österreich<br />

gekommen ist, weil sie in ihrer Heimat<br />

keine Arbeit ndet. Die wirtschaliche<br />

Repression hat den Süden Europas<br />

und dessen Jugend in eine tiefe Krise<br />

gestürzt. Jungen Fachkräen bleibt bei<br />

Rekordarbeitslosigkeit im eigenen Land<br />

nur die Flucht ins Ausland, oder wie es<br />

Fernando treend ausdrückt: „Die, die einen<br />

Job haben, sind im Ausland. Der Rest<br />

bleibt in Spanien.“ Fernando ist 27 und<br />

hat in Sevilla Architektur studiert. Seit<br />

der geplatzten Immobilienblase 2007 geht<br />

dort gar nichts mehr. „Es wird nichts ge-<br />

baut, es gibt kein Geld für öentliche Gebäude“,<br />

seufzt er. Fernando ist zusammen<br />

mit seiner Kollegin Rocio über ein Auslands-praktikum<br />

nach Wien gekommen.<br />

„Als das Praktikum vorbei war, sagten unsere<br />

Freunde, wir sollen doch lieber hier<br />

bleiben. In Spanien gäbe es keine Arbeit.<br />

Also bin ich geblieben“, so Rocio. Die prekäre<br />

Lage am Arbeitsmarkt hat Fernando<br />

am eigenen Leibe zu spüren bekommen.<br />

Nach einem halben Jahr Suche, ndet er<br />

eine Stelle in einem Architekturbüro. Als<br />

freier Mitarbeiter verdient er 700 Euro<br />

netto, ohne versichert zu sein, oder gar<br />

in die Pensionskasse einzuzahlen. „Wenn<br />

du sagst, du willst unter diesen Bedingungen<br />

nicht arbeiten, dann kommt eben<br />

der Nächste.“ So sieht der harte Kreislauf<br />

unter jungen Fachkräen in Südeuropa<br />

aus. Die fertig ausgebildeten Ingenieure,<br />

Mathematiker oder Architekten leben am<br />

Existenzminimum und absolvieren ein<br />

schlecht bezahltes Praktikum nach dem<br />

anderen. „Die bringen zumindest etwas<br />

für den Lebenslauf “, resümiert Rocio mit<br />

einem lakonischen Unterton.<br />

BEGEHRT IM AUSLAND<br />

Exzellent ausgebildet und trotzdem für<br />

einen Hungerlohn arbeiten? Angeliki<br />

wusste nach ihrem Studium in der grie-<br />

POLITIKA & GESELLSCHAFT<br />

15


16<br />

Architektur-Absolvent Fernando machte<br />

ein Praktikum in Österreich und bekam<br />

danach gleich eine Fixanstellung.<br />

FLEXIBILITÄT UND<br />

MOBILITÄT SIND <strong>DIE</strong><br />

GRÖSSTEN STÄRKEN DER<br />

JUNGEN EINWANDERER.<br />

POLITIKA & GESELLSCHAFT<br />

chischen Hafenstadt Patras sofort, dass sie<br />

bei diesem Spiel aus schlecht bezahlten<br />

Praktika und riesigem Konkurrenzdruck<br />

nicht mitmachen würde. „Meine Eltern<br />

haben mich während meiner ganzen Bildung<br />

unterstützt, viel Geld bezahlt und<br />

nun möchte ich etwas zurückbekommen,<br />

mein Wissen anwenden. Es war viel Arbeit<br />

und Mühe, den Abschluss zu bekommen“,<br />

so Angeliki. Nachdem sie 80<br />

Bewerbungen ausgeschickt hat und nur<br />

eine Antwort bekam, fasste sie den Entschluss,<br />

in Österreich nach einem Job zu<br />

suchen. Eine Wahl, die sie bis heute nicht<br />

bereut. Ein Skype-Bewerbungsgespräch<br />

später hatte Angeliki das erste Jobangebot.<br />

Tatsächlich haben die hochquali zierten<br />

Arbeitskrä e aus den Mittelmeerländern<br />

gute Chancen auf Jobs in Österreich. Das<br />

bestätigt auch Friedrich Steinecker von der<br />

WKO, Abteilung für Außenwirtscha . „In<br />

Österreich gibt es aufgrund der niedrigen<br />

Geburtenrate einen Fachkrä emangel“,<br />

erklärt Steinecker. Daher veranstaltet die<br />

Foto: Maria Matthies<br />

Wirtscha skammer „Recruiting-Reisen“<br />

mit dem ambitionierten Namen „Need<br />

for Brains“ nach Madrid und hil dabei<br />

bei der Vermittlung von spanischen Fachkrä<br />

en an österreichische Betriebe. 10 bis<br />

15 österreichische Firmen haben seit November<br />

2012 bei der WKO-Veranstaltung<br />

mitgemacht, Steinecker tritt aber auf die<br />

Euphoriebremse: „Es ist keine Massenveranstaltung,<br />

sondern eher die Suche nach<br />

spezi schen Pro len. Während in Griechenland<br />

rund 400 Leute um eine Stelle<br />

konkurrieren, „sind es unter So ware-<br />

Entwicklern in Österreich gerade mal 15.<br />

TECHNIK UND DEUTSCH<br />

In technischen Berufen geht es weniger<br />

um Sprache, als vielmehr um Programme,<br />

Pläne und Maschinen. Das Fachvokabular<br />

ist auf Englisch. Ideal, um Ausländer<br />

ohne Deutschkenntnisse einzustellen.<br />

Bei Fabrizzio hat es nicht lange gedauert,<br />

bis er von einer französischen Firma in<br />

Wien angeheuert wurde. Dort betreut er


IN SPANIEN UND ITALIEN FÜHLT SICH <strong>DIE</strong><br />

JUNGE ARBEITERGENERATION VERARSCHT.<br />

spanische und italienische Kunden. Obwohl<br />

Sara eine der wenigen Glücklichen<br />

mit einem xen Job in Madrid war, ging<br />

sie auch nach Österreich. Die negative<br />

Stimmung am Arbeitsmarkt machte ihr<br />

zu scha en, außerdem „herrsche ein enormer<br />

Druck am Arbeitsplatz, man hat<br />

keine Zeit zu lernen und die Forschung ist<br />

total eingeschlafen“, bedauert die 27-jährige<br />

Telekommunikations-Absolventin.<br />

Sie arbeitet in einer kleinen Firma in<br />

Wien. Bevor sie hierher kam, wusste sie<br />

fast gar nichts über Österreich. Es gefällt<br />

ihr hier, also bleibt sie, so einfach ist das.<br />

Dass sie dabei ihre Heimat verlassen und<br />

kulturelle Unterschiede wie auch Sprachbarrieren<br />

in Kauf nehmen musste, scheint<br />

sie wenig zu stören.<br />

OHNE ELTERN GEHT NIX<br />

Flexibilität und Mobilität sind die größten<br />

Stärken der jungen Einwanderer. Sie<br />

folgen dem Ruf der Arbeit und haben<br />

keine großen Fün ahrespläne. Die Arbeit<br />

bestimmt, wo sie leben und nicht umgekehrt.<br />

Sie sind froh, endlich Geld zu verdienen,<br />

wie Rocio bestätigt: „Wir sind fast<br />

dreißig Jahre alt, wir wollen unabhängig<br />

sein. In Spanien kannst du das nicht. Dort<br />

leben 30-, 35-Jährige noch immer bei ihren<br />

Eltern, weil sie sich keine eigene Woh-<br />

nung leisten können.“ Die Eltern sind es<br />

dann auch, die den Abwanderungswilligen<br />

mit nanzieller Hilfe unterstützen.<br />

Logisch, ohne Job und ohne Geld ist der<br />

Neuanfang in einem fremden Land unmöglich.<br />

„Auswandern ist kein Spaziergang“, weiß<br />

auch Angeliki. Die Griechin emp ndet<br />

manchmal Schuldgefühle, weil sie ausgewandert<br />

ist. Sie verdient mehr als ihre<br />

ehemaligen StudienkollegInnen. „Aber<br />

was hätte ich tun können?“, wehrt sich<br />

Angeliki. Sie geht mit der Politik ihres<br />

Heimatlandes hart ins Gericht: „Die Politiker<br />

haben jahrelang gelogen, jeder hat<br />

versucht, in kurzer Zeit viel Geld zu machen.<br />

Dabei hat niemand an die Konsequenzen<br />

gedacht.“ Auch in Spanien und<br />

Italien fühlt sich die junge Arbeitergeneration<br />

verarscht. Doch für jammern bleibt<br />

wenig Zeit.<br />

Angeliki, Fabrizzio, Fernando, Rocio und<br />

Sara kennen es nicht anders. Sie zucken<br />

mit den Schultern und machen das Beste<br />

daraus. Sie sind zufrieden, dass sie einen<br />

sicheren Job haben, in einer schönen<br />

Stadt leben und nicht das Schicksal vieler<br />

ihrer Altersgenossen teilen. Blöde Witze<br />

über ihre Heimat sollte man trotzdem<br />

nicht machen.<br />

INFO<br />

Griechenland, Italien und Spanien<br />

sind nicht nur Top-Reiseziele. Diese<br />

Länder haben die zweifelhafte<br />

Ehre, führend auf der Skala der<br />

Arbeitslosen zu sein. Laut Eurostat<br />

rangiert Griechenland an trauriger<br />

Spitze mit 26,5 Prozent, dicht<br />

gefolgt von Spanien mit 26,3<br />

Prozent. Italien hinkt mit „nur“<br />

11,6 Prozent hinterher. Österreich<br />

hat mit 4,8 Prozent die niedrigste<br />

Arbeitslosenquote Europas. Bei<br />

der Jugendarbeitslosigkeit bietet<br />

sich ein ähnliches Bild. Bei einem<br />

Prozentsatz von 55,7 Prozent ist<br />

mehr als jeder zweite Spanier<br />

zw. 15 und 24 Jahren ohne Job,<br />

Tendenz steigend.<br />

Internationale Deutschprüfungen<br />

für Kinder und Erwachsene<br />

... an mehr als 300 Prüfungszentren weltweit<br />

für die Aufnahme an Universitäten und anderen Bildungseinrichtungen<br />

für den Arbeitsmarkt<br />

für den Bereich Zuwanderung und Integration<br />

(Aufenthaltsgenehmigung, Staatsbürgerschaft. ...)<br />

Niveaustufen &<br />

Prüfungen des ÖSD<br />

A1<br />

GD1<br />

A1<br />

KID1<br />

A2<br />

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Telefon: +43 (1) 319 33 95<br />

Fax: +43 (1) 319 33 96<br />

A2<br />

KID2<br />

B1<br />

ZDÖ<br />

B1<br />

ZB1<br />

B2<br />

MD<br />

C1<br />

OD<br />

www.osd.at<br />

C2<br />

WD<br />

17


18<br />

NACHGEFRAGT BEI<br />

DR. ALEJANDRO CUÑAT<br />

biber: 26,3 Prozent Arbeitslosenquote, 55,7<br />

Prozent Jugendarbeitslosigkeit in Spanien – wie<br />

konnte das soweit kommen?<br />

CUÑAT: Eine der vielen Ursachen ist natürlich<br />

die geplatzte Immobilienblase. Keiner möchte<br />

mehr etwas kaufen, man kann nichts verkaufen,<br />

nichts produzieren, das heißt, die Firmen haben<br />

viele Arbeiter und müssen entlassen. Spanien hat<br />

sich auch in der ganzen Welt Geld ausgeborgt<br />

und hat nun Schulden.<br />

Warum tri es ausgerechnet die Jugendlichen<br />

so hart?<br />

Das liegt an den Arbeitsmarktgesetzen. In Spanien<br />

sind die Entlassungskosten sehr hoch, höher als in anderen Ländern.<br />

Es kostet eine Firma also sehr viel, einen x Angestellten zu feuern und die<br />

Kosten steigen mit den Jahren, die man in der Firma gearbeitet hat. Das hat<br />

zur Folge, dass es sich jede Firma zwei Mal überlegt, jemanden einzustellen.<br />

Gerade in diesen unsicheren und pessimistischen Zeiten geht man ungern<br />

das Risiko ein, jemanden wieder teuer gehen zu lassen.<br />

Seit den 80er Jahren gibt es auch das System der temporären Verträge,<br />

die nur für sechs Monate gelten. Als die Krise kam, hat diese fast keiner<br />

verlängert. Vor allem Junge hatten die temporären Arbeitsverträge und<br />

selbst wenn sie einen permanenten haben, können sie nur wenige Jahre<br />

verzeichnen und sind immer noch billiger zu feuern, als die Älteren. Das<br />

ist die „Last In – First Out“-Regel. Es geht nicht danach, ob wer gut oder<br />

produktiv arbeitet, sondern schlicht nach dem Alter.<br />

Was ist mit den korrupten Politikern?<br />

Ja, wir haben auch institutionelle Probleme und Fehlinvestments gemacht.<br />

Nicht nur Private haben falsch entschieden, sondern auch ö entliche<br />

Gelder wurden legal falsch investiert. Wir haben zum Beispiel sehr neue,<br />

sehr leere Flughäfen. Das Problem ist, dass Politiker, nicht die Manager, die<br />

Bankgeschä e bestimmten.<br />

Dr. Alejandro Cuñat ist Professor der Wirtscha swissenscha en an der Universität Wien.<br />

POLITIKA & GESELLSCHAFT<br />

AUSTRO-EXPERTEN<br />

ÜBER <strong>DIE</strong> <strong>NEUEN</strong><br />

AKADEMIKER AUS<br />

DEM SÜDEN<br />

AK<br />

In der Arbeiterkammer macht man sich keine<br />

Sorgen, dass der heimische Arbeitsmarkt durch zu<br />

viele Zuwanderer unter Druck kommt. „Grundsätzlich<br />

ist es gut, wenn die Nachfrage an Akademiker<br />

mit qualifi ziertem Personal aus Griechenland<br />

oder Spanien gedeckt werden kann. Ich glaube<br />

nicht, dass es die großen Massen werden und es<br />

strukturelle Verschiebungen geben wird‘“, sagt<br />

Josef Wallner, Leiter der Abteilung für Arbeitsmarkt<br />

und Integration in der Arbeiterkammer. Der Experte<br />

glaubt zudem, dass vor allem in technischen<br />

Berufen auch in Zukunft Bewerber aus Deutschland,<br />

Ungarn oder Ex-Jugoslawien eher zum Zug kommen<br />

werden: „Erstens weil sie in Pendeldistanz zu<br />

Österreich wohnen und zweitens weil deutsche<br />

Sprachkenntnisse im Osten viel verbreiteter sind. “<br />

IV<br />

In der Industriellenvereinigung zeigt man sich<br />

grundsätzlich erfreut über die steigende Mobilität<br />

am Europäischen Arbeitsmarkt. „Es gibt jedes Jahr<br />

die Fachkräfteverordnung und wenn das heimische<br />

Angebot zu gering ist und die Nachfrage nicht<br />

gedeckt werden kann, warum sollte man sich nicht<br />

ausländischer Fachkräfte bedienen?“, sagt Julia<br />

Enzelsberger von der Industriellenvereinigung.<br />

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Integration: Viel erreicht, noch viel zu tun<br />

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Paket gegen Schulpflichtverstöße. Strafen für Eltern, die ihre Kinder nicht in die Schule schicken.<br />

Zweite Chance für Schulabbrecher. Kostenloses Nachholen der Ausbildung.<br />

Ausbau Caritas-Lerncafes österreichweit. Freiwillige unterrichten Kinder in Deutsch.<br />

Einführung Sprachportal. Gratis-Deutschkurse für alle im Internet.<br />

Integrationsbotschafter an Schulen. Erfolgreiche Migrantinnen und Migranten besuchten im Projekt<br />

„Zusammen: Österreich“ bereits 200 Schulen und 30.000 Schülerinnen und Schüler.<br />

Hausbesuchsprogramm. Erfolgreiche Migrantinnen besuchen bildungsferne Familien und helfen<br />

bei der Schulvorbereitung.<br />

Modellregionen zweites Kindergartenjahr. Ein zweites Jahr für Kinder mit mangelnden Sprachkenntnissen<br />

wird in Regionen erprobt.<br />

FAKTEN:<br />

79,7 % der Kinder nicht deutscher Muttersprache, die keinen Kindergarten besucht haben, benötigen Sprachförderung.<br />

58,1 % der Kinder nicht deutscher Muttersprache, die in einer Kinderbetreuungseinrichtung waren, haben Sprachförderbedarf.<br />

24 % der Kinder an den Volksschulen haben nicht Deutsch als Umgangssprache. Der Anteil an Jugendlichen nicht<br />

deutscher Muttersprache, die die Schule abbrechen, liegt bei 13 %.<br />

19<br />

Mehr Informationen unter: www.integration.at


20<br />

MIGRANTEN<br />

ÜBER EINEN<br />

EXILANTEN<br />

Wie sehen Migranten Frank Stronach?<br />

Laut einer Umfrage kann sich jeder Dritte<br />

vorstellen, den Austro-Kanadier zu wählen.<br />

Und das obwohl die Befragten sich<br />

nicht klar darüber sind, ob Stronach Politik<br />

für oder gegen „Ausländer“ macht.<br />

Die bisherige Performance von<br />

Frank Stronach ist durchwachsen.<br />

Der Milliardär ist populärer<br />

als viele im Polit-Establishment<br />

wahrhaben wollen. Interne Zwistigkeiten<br />

und schlechtes Personal<br />

schwächen aber den Politnewcomer<br />

deutlich. biber wollte wissen,<br />

wie der Austro-Kanadier unter<br />

Migranten ankommt und hat mit<br />

dem Meinungsforschungsinstitut<br />

Foto: Mark Gilligan<br />

Ethnopinion eine Studie durchgeführt.<br />

Das Ergebnis erstaunt. Immerhin<br />

jeder dritte Befragte der<br />

500 Befragten kann sich vorstellen,<br />

Stronach bei der Nationalratswahl<br />

im Herbst seine Stimme zu geben.<br />

„O ensichtlich ist , dass der größte<br />

Verlierer unter Stronach die FPÖ<br />

ist“, sagt Christina Matzka vom<br />

Markt- und Meinungsforschungsinstitut<br />

Ethnopinion.


UND HIER <strong>DIE</strong> WICHTIGSTEN<br />

ERGEBNISSE IM ÜBERBLICK:<br />

> STRONACH SPRICHT EIN DRITTEL DER MIGRANTEN AN<br />

11 Prozent können sich vorstellen, Stronach „auf jeden Fall“ zu<br />

wählen. Weitere 23 Prozent stimmen der Aussage zu: „Ich kann mir<br />

eher vorstellen, dem Team Stronach meine Stimme zu geben.“<br />

> STRONACH KOSTET STRACHE STIMMEN<br />

35 Prozent unserer Befragten glauben, dass Stronach vor allem der<br />

FPÖ unter Heinz-Christian Strache Stimmen wegnehmen wird.<br />

> STRONACH IST FÜR UND GEGEN AUSLÄNDER<br />

Völlig gespalten ist die Einschätzung, ob Stronach eine „ausländerfeindliche“<br />

(51 Prozent der Befragten), oder eine „ausländerfreundliche“<br />

Politik (49 Prozent der Befragten) macht.<br />

> ES IST GUT, DASS STRONACH REICH IST<br />

Mit dem Geld des Milliardärs hat die Mehrheit der Befragten kein<br />

Problem. 56 Prozent sagen, dass es ein Vorteil ist, dass Stronach viel<br />

Geld auf dem Konto hat.<br />

> ES IST SCHLECHT, DASS STRONACH ALT IST<br />

71 Prozent der Befragten sehen einen Nachteil darin, dass Stronach<br />

bereits 81 Jahre alt ist. Das kann aber auch heißen: Besser er wäre<br />

jung und damit noch länger in der Politik.<br />

> STRONACHS AKZENT IST SYMPATHISCH<br />

Nicht verwunderlich: Eine Mehrheit von 59 Prozent ndet den<br />

kanadischen Auswanderer-Akzent des Neo-Politikers durchaus<br />

wohlklingend.<br />

INFORMATION:<br />

Umfrageinstitut: Ethnopinion.<br />

Befragte: 500 (per Online-Panel).<br />

Zeitraum: 3. April bis 20. April 2013.<br />

Welche dieser Aussagen treen auf Frank<br />

Stronach als Person zu?<br />

Es ist ein großer<br />

Nachteil, dass Frank<br />

Stronach schon 81<br />

Jahre alt ist.<br />

Es ist ein großer<br />

Vorteil, dass<br />

Frank Stronach<br />

sehr reich ist.<br />

Frank Stronach<br />

macht ausländerfreundliche<br />

Politik.<br />

Ich finde Frank<br />

Stronach‘s Akzent<br />

unsympathisch<br />

Stimme voll zu<br />

0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />

37%<br />

26%<br />

12%<br />

16%<br />

37%<br />

35%<br />

30%<br />

34%<br />

38%<br />

27%<br />

37%<br />

20%<br />

9%<br />

18%<br />

14%<br />

12%<br />

Stimme eher zu Stimme weniger zu Stimme überhaupt nicht zu<br />

DER FPÖ-KILLER<br />

Der Selfmade-Man schadet den Freiheitlichen<br />

und hat in den migrantischen Communities viel<br />

Zuspruch. Jetzt wären klare Worte zum Thema<br />

Zuwanderung und Integration gefragt.<br />

Von Amra Ducić<br />

In meinem Umfeld habe ich es bereits bemerkt. Frank<br />

Stronach zieht, ob alte Gastarbeiter im Park, oder die<br />

Jugo-Familie vor dem Fernseher, viele interessieren sich<br />

für ihn. „Stronach hat im Leben alles selber erreicht, er<br />

musste hart kämpfen, er will den Schilling zurück.“ Honungsvolle<br />

Worte eines bosnischen Opas im Park. Der<br />

Selfmade-Man wird vor allem für sein Lebenswerk bewundert,<br />

seine Erfolgsgeschichte als Migrant geschätzt.<br />

Für jeden dritten Befragten unserer Umfrage ist es vorstellbar,<br />

Stronach bei der kommenden Wahl im Herbst<br />

zu unterstützen. Vielleicht schwingt da auch eine gewisse<br />

Schadenfreude mit. Immerhin kostet Stronach vor allem<br />

die FPÖ Stimmen. Das ist bereits einmal eine gute Tat.<br />

Und sonst? Sonst scheint vielen unklar, ob Stronach für<br />

oder gegen „Ausländer“ ist. Hier sollte Onkel Frank<br />

schnell Klarheit schaen. Und noch eines ist klar: Wenn<br />

Stronach Erfolg haben will, muss er in Zukun peinliche<br />

Niederlagen wie in Tirol vermeiden. Stronach lebt von<br />

seinem Erfolg, einen Looser möchte niemand wählen.<br />

Können Sie sich vorstellen, Frank Stronach<br />

bei der nächsten Nationalratswahl Ihre<br />

Stimme zu geben?<br />

40%<br />

überhaupt nicht<br />

vorstellen<br />

weniger vorstellen<br />

11%<br />

auf alle<br />

Fälle<br />

wählen<br />

26%<br />

23%<br />

eher vorstellen<br />

21


22<br />

POLITIKA & GESELLSCHAFT<br />

„DAS IST<br />

ABER TIEF!“<br />

UNTERRICHTSMINISTERIN<br />

CLAUDIA SCHMIED WÜNSCHT<br />

SICH MEHR LEHRER MIT<br />

MIGRATIONSBACKGROUND<br />

AN DEN SCHULEN, STREBT<br />

EIN EINSTIEGSGEHALT FÜR<br />

JUNGLEHRER ZWISCHEN 2400<br />

UND 3000 EURO BRUTTO AN<br />

UND ZEIGT SICH EMPÖRT<br />

ÜBER ALLTAGS RASSISMUS<br />

IN DEN SCHULEN.<br />

Von Melisa Aljović und<br />

Sonja Schwarz (Foto)


iber: Schülerinnen und Schüler in unserer Redaktion erzählen uns<br />

o von rassistischen Lehrern. „Wo bist du gewesen, warst du noch<br />

schnell eine Bombe bauen?“, musste sich beispielsweise ein muslimischer<br />

Schüler von seinem Lehrer anhören. Wie kann man sich<br />

dagegen wehren?<br />

CLAUDIA SCHMIED: Das ist aber tief! Das schreit nach Empörung!<br />

Es müssen Grenzen gesetzt werden! Wertschätzung und<br />

Respekt den anderen gegenüber sind wichtig. Wenn solche Grenzen<br />

überschritten werden, muss laut und deutlich gesagt werden:<br />

„So nicht!“ In Autoritätsbeziehungen, wie hier zwischen Lehrer und<br />

Schüler, ist das natürlich schwierig, aber dafür gibt es Lehrer des<br />

Vertrauens, die Schulgemeinscha, Klassensprecher, Elternabende.<br />

Pädagoginnen und Pädagogen müssen auf dieses ema sensibilisiert<br />

werden. Es muss an den Schulen Vertrauenspersonen geben.<br />

Wir müssen wachsam sein. Dieser Alltagsrassismus darf nicht übersehen<br />

werden.<br />

2011 haben Sie sich stark dafür eingesetzt, dass mehr Lehrerinnen<br />

und Lehrer mit Migrationshintergrund unterrichten. Was hat sich<br />

seitdem geändert?<br />

Wir sind noch nicht am Ziel! Ich hoe, wir können zunehmend<br />

junge Leute dazu bewegen, in den Lehrberuf zu gehen. Wenn junge<br />

Menschen in sich die Berufung spüren, mit Schülerinnen und<br />

Schülern arbeiten zu wollen, sollen sie diese Berufsausbildung in<br />

Erwägung ziehen. Es gibt zwar jetzt schon mehr Lehrer mit Migrationshintergrund,<br />

aber es boomt noch nicht.<br />

Als Deutschlehrerin mit Bosnisch als Muttersprache nehmen mich<br />

manche Eltern nicht ernst. Ich wurde gefragt, wie ich denn ihre Kinder<br />

in Deutsch unterrichten kann, wenn Deutsch nicht meine Muttersprache<br />

ist. Glauben Sie, ist Österreich wirklich schon bereit für<br />

Migranten im Lehrberuf?<br />

Ja. Da darf man sich nicht irritieren lassen und einen Schritt auf die<br />

Eltern zugehen. Wir haben in Österreich einfach noch viel mit unserem<br />

Selbstbewusstsein zu tun. Dieses Ausgrenzen ist o Ausdruck<br />

einer eigenen Unsicherheit.<br />

Welche Lehrerinnen und Lehrer sind gefragt? Gibt es bestimmte Unterrichtsfächer,<br />

die besonders hoch im Kurs stehen?<br />

Ich würde den jungen Menschen raten, sich zu fragen, was sie besonders<br />

interessiert. Und zwar unabhängig von gerade gefragten<br />

Unterrichtsfächern. Während des Studiums können sie dann<br />

In diesen Studien können die Universitäten<br />

Aufnahmeverfahren durchführen. Registriere<br />

Dich rechtzeitig! Alle wichtigen Infos<br />

auf www.studienbeginn.at<br />

Schwerpunkte setzen. Jemand wie Sie, der den interkulturellen Wert<br />

in sich hat, könnte sich „Interkulturelles Lernen“ oder „Umgang mit<br />

Mehrsprachigkeit“ zum Schwerpunkt nehmen und somit das Beste<br />

aus sich machen.<br />

Zwischen 2012 und 2025 geht die Häle aller Lehrer in Pension, das<br />

heißt, es werden viele neue Lehrerinnen und Lehrer gebraucht. Was<br />

leistet das Bundesministerium, um den Lehrberuf attraktiver zu gestalten?<br />

Wir investieren viel in die Pädagogischen Hochschulen. 2007 haben<br />

dort 7000 Personen studiert, jetzt sind es schon 15000. Wir werden<br />

hoentlich vor dem Sommer die neue PädagogInnenausbildung beschließen.<br />

Das wird auch attraktiv, da wir im Studienangebot schon<br />

ein Best-of haben, das Beste von Pädagogischen Hochschulen und<br />

Universitäten mit erstklassigen Angeboten für Quereinsteiger. Das<br />

Ziel mit dem neuen Lehrerdienstrecht ist auch eine bessere Bezahlung<br />

für JunglehrerInnen, die sich zwischen 2400€ und 3000€ bewegen<br />

soll.<br />

Die neue Lehrerausbildung steht: Aufnahmetests zu Studienbeginn,<br />

vierjähriger Bachelor, ein bis zwei Jahre unterrichten und den Master<br />

kann man auch berufsbegleitend machen. Wieso war diese Reform<br />

nötig und welche Veränderungen versprechen Sie sich davon?<br />

Die neue LehrerInnenausbildung berücksichtigt die heutigen Anforderungen<br />

und ist kompetenzorientiert. Kommunikationsfähigkeiten,<br />

Vielfalt und Koniktmanagement werden geschult. Das<br />

Selbstbewusstsein der Lehrerinnen und Lehrer soll gesteigert werden,<br />

dann wird sich das Image dieses Berufes auch heben. Außerdem<br />

können die Studierenden nach dem Bachelor gleich an einer<br />

Schule angestellt werden, das wäre das Ende der Praktika-Generation.<br />

Aber deniert ein Aufnahmetest wirklich einen guten Lehrer?<br />

Das wird kein typischer Aufnahmetest sein. Ein ganzes Semester<br />

lang werden die Studentinnen und Studenten auch mit Kindern zu<br />

tun haben. Am Ende des Semesters wird dann entschieden, ob sie<br />

Potential besitzen, oder doch lieber etwas anderes machen sollten.<br />

Unter den jetzigen Lehramtsstudenten herrscht Verwirrung. Was<br />

passiert mit denen, die noch im Diplomstudium sind?<br />

Die begonnenen Studien laufen selbstverständlich weiter. Die Umstellung<br />

erfolgt für Studienanfänger, und da stufenweise. Neue Ausbildungen<br />

gibt es frühestens ab 2014/15.<br />

Registriere<br />

Dich für Dein<br />

Studium ab<br />

15. April<br />

www.studienbeginn.at<br />

23<br />

entgeltliche Einschaltung des BMWF


azidiktion<br />

24<br />

s<br />

DAS<br />

MISCHLINGE<br />

M -WORT<br />

„Mischlinge – erkennst du den Mix?“, schrieb<br />

biber auf das April-Cover. So nicht, urteilten vor<br />

allem viele Journalisten. biber wurde Rassismus<br />

und Nazidiktion vorgeworfen. Andere befanden:<br />

„lächerliche Aufregung“. Die Debatte zog sich von<br />

derStandard.at über die Presse, den Falter, bis hin<br />

zur taz nach Deutschland. Delna Antia, Co-Autorin<br />

der Geschichte, über die Mischlingsdebatte.<br />

POLITIKA & GESELLSCHAFT<br />

P.b.b., Verlagspostamt 1070, Vetragsnummer 09Z038106 M<br />

www.dasbiber.at<br />

Besser Hybridwesen!<br />

Magazin für neue Österreicher<br />

mit scharf<br />

ERKENNST DU DEN MIX?<br />

Das sind<br />

Menschen!<br />

APRIL<br />

2013<br />

kost noch<br />

immer nix<br />

DER<br />

ÖSTERREICHISCHE<br />

JOURNALIST<br />

GRATISMAGAZIN DES JAHRES2012<br />

j<br />

Rassentest


ICH HABE EIN NEUES LIEBLINGSWORT.<br />

Noch nicht lange. Erst seitdem man es mir<br />

wegnehmen wollte. So ist das ja im Leben:<br />

Der Wert wird bewusst, wenn Verlust droht.<br />

Aber so leicht lasse ich mir das Wort nicht<br />

wegnehmen, denn es geht um mich, was mich<br />

ausmacht, mein Äußeres, mein Inneres, meine<br />

Identität. Ich bin Mischling.<br />

Meine Mutter ist aus Oberhausen in<br />

Deutschland, man Vater ein Parse aus Bombay<br />

in Indien. Auch Luiza, Shervin, Nathalie, Terrence,<br />

Christan und Helen sind Mischlinge. Zu<br />

siebt zierten wir das biber-Cover im April und<br />

ließen Leser raten, aus welchen Nationen unsere<br />

Eltern stammen. Was folgte, überraschte<br />

– ein „Aufschrei“: „Nazidiktion am Cover“,<br />

hieß es auf Twitter und „Rassentest“ auf der-<br />

Standard.at. Na bumm. Als Co-Autorin der<br />

Geschichte und als Betroene war ich erstaunt,<br />

entsetzt, verärgert.<br />

„ICH LIEBE MISCHLINGE“<br />

Grund der medialen Aufregung: das Wort<br />

„Mischling“. Weil es von den Nazis im Zusammenhang<br />

mit den Nürnberger Rassengesetzen<br />

von 1935 verwendet wurde, sei es negativ belastet.<br />

Die Historie hat quasi das Wort versaut,<br />

denn es wurde in einem rassistischen Kontext<br />

benutzt: Wer gemischt ist, ist „unrein“ und das<br />

hatte meist fatale Folgen.<br />

2013 sieht die Welt jedoch anders aus. Heute<br />

„lieben“ wir Mischlinge. Allen voran die Schüler,<br />

die biber auf die deutsche Facebook-Seite<br />

„Ich liebe Mischlinge“ aufmerksam machten.<br />

Mehr als 290.000 Personen „gefällt“, was hier<br />

passiert: Täglich posten junge Menschen ihre<br />

Fotos, schreiben dazu, was ihr Mix ist und<br />

lassen sich schön nden. So genießt dort etwa<br />

die hübsche Halb-Somalierin-Halb-Tschechin<br />

3676 Likes bei ihrem Foto. Hier ist nicht Reinheit<br />

das Kriterium – im Gegenteil: Vielfalt wird<br />

gefeiert.<br />

Wer hat also das Recht am Wort? Muss der<br />

Begri „Mischling“ für immer verbannt werden,<br />

weil Nazis ihn einmal benutzt haben, oder<br />

legitimiert der alltäglich positive Gebrauch? In<br />

meinem Umkreis sagt nämlich jeder Mischling<br />

Mischling zu sich: Ob das die Models am<br />

Laufsteg sind, die Redakteure von biber, die<br />

14-jährigen Schülerinnen, die ich beim „Girls‘<br />

Day“ tree, oder meine Freundin über ihren<br />

Sohn, der ein Mix aus Deutschland/Türkei<br />

ist. Handelt es sich vielleicht um einen Generationenunterschied?<br />

Ich hake bei der Sprachwissenschalerin<br />

Ulrike umberger von der<br />

Österreichischen Akademie der Wissenschaften<br />

nach: „Ja, das ist selbstverständlich eine<br />

Möglichkeit. Sprache verändert sich im Laufe<br />

der Generationen. Wenn bei den Jüngeren der<br />

Multikulturalismus präsenter ist als die nationalsozialistische<br />

Vergangenheit des Landes,<br />

dann kann dieser Ausdruck auch wieder eine<br />

positivere Bedeutung annehmen.“<br />

NAZIWÖRTER<br />

Bei dem Wort „Mädel“ scheint das geklappt<br />

zu haben. 1957 wurde es noch als zu verbannendes<br />

„Naziwort“ ins „Wörterbuch der Unmenschen“<br />

aufgenommen, um es aus dem<br />

deutschen Sprachschatz zu streichen. „Mädel“<br />

war einer von 28 Begrien, der zu stark nationalsozialistisch<br />

geprägt schien – denn der<br />

„Bund deutscher Mädel“ war 1944 die größte,<br />

weibliche Jugendorganisation der Welt. Es<br />

wurde aber wieder von der Liste entfernt – erfolgreich.<br />

Natürlich darf man Historie nicht ausblenden.<br />

Kommentare von Migranten wie „Das ist<br />

eure Nazi-Geschichte, damit haben wir nichts<br />

zu tun“, sind nicht gerechtfertigt. Aber man<br />

muss, wenn man über „Naziwörter“ redet, unterscheiden:<br />

Wie stark ist es belastet? Es gibt<br />

Worte wie etwa „Umvolkung“, die eindeutig<br />

nationalsozialistisch sind. Und es gibt solche<br />

wie „Mischling“, bei denen es nicht so klar<br />

ist und anscheinend noch verhandelt werden<br />

muss.<br />

ALLES MENSCHEN<br />

Schön, denkt sich jetzt jeder Mischling, aber<br />

was sollen wir sonst sagen? „Hybridwesen“<br />

schlug ein User ironisch vor. Bei der Podiumsdiskussion<br />

„Der Ton macht die Musik“, auf der<br />

ich den „Mischlingsskandal“ diskutierte, sagte<br />

man mir auf diese Frage: „Gar nicht benennen.<br />

Wir sind doch alle einfach Menschen.“ Bitte!<br />

Etwas nicht zu benennen, scha es nicht aus<br />

der Welt, sondern kehrt unter den Teppich.<br />

Außerdem sollte man aufpassen, nicht im holden<br />

Dienste der Gleichberechtigung lähmende<br />

Gleichmacherei zu betreiben.<br />

Ich werde fast tagtäglich nach meiner Herkun<br />

gefragt und weder dem Kebap-Verkäufer,<br />

der Pressesprecherin, noch dem Typ auf<br />

der Party nehme ich diese Frage übel. Sie ist<br />

menschlich. Klar, sie nervt, aber Herrgott noch<br />

mal! Ich sehe halt nicht typisch österreichisch<br />

WER IM BIBER-<br />

MISCHLINGS QUIZ<br />

RASSISMUS ORTET,<br />

HAT DEN TEST<br />

NICHT GEMACHT.<br />

oder deutsch aus. Dass die Leute interessiert<br />

sind, ist doch schön – warum soll ich sie da<br />

nicht auch ab und zu raten lassen?<br />

Wer im biber-Mischlingsquiz Rassismus<br />

ortet, hat den Test nicht gemacht, oder verstanden.<br />

Der zeigt eindeutig: Man kann eben<br />

NICHT an den äußerlichen Merkmalen erkennen,<br />

wer woher kommt. „Das schnallt<br />

sogar meine reinrassige Katze, dass das Quiz<br />

zum Vorurteilabbau dienen soll. (...) Ich hätte<br />

z.B. nichts erraten, und somit ist mir auch<br />

klar geworden, dass Aussehen nichts aussagt“,<br />

schreibt ein User auf derStandard.at.<br />

KEIN SCHIMPFWORT<br />

Nebenbei, „Mischling“ ist kein Schimpfwort.<br />

„Wenn mich Menschen beleidigen wollen,<br />

dann benützen sie andere Wörter“, so biber-<br />

Redakteurin Vanessa Spanbauer, Halb-Österreicherin-Halb-Nigerianerin.<br />

Das erklärt<br />

mitunter, was die wenigsten Sprach-Sheris<br />

wissen: Normalerweise klingelt unser Redaktionstelefon<br />

zwei Tage Sturm und wir kriegen<br />

empörte Leserbriefe von Betroenen, handelt<br />

es sich um Geschichten wie „Sex im Islam“.<br />

Doch bis heute haben wir von keinem einzigen<br />

Mischling eine Beschwerde erhalten. Von keinem.<br />

Was ist also die Erkenntnis aus der Mischlingsdebatte?<br />

Für mich, dass hier zwei Welten<br />

aufeinander prallen. Und zwar gewaltig. Eine<br />

entrüstete Sprachelite weiß zwar alles über Geschichte,<br />

aber nichts über die Alltagsrealität.<br />

„Mischling“ ist längst positiv und selbstverständlich.<br />

Wie beim „Girls‘ Day“: Da staunt<br />

die gebildete Politikerin nicht schlecht, als ihr<br />

14-jährige Schülerinnen erklären, dass sie natürlich<br />

Mischling zu sich sagen. Eben. Warum<br />

sollen sie ihre Identitätsbeschreibung auch<br />

nicht selbst aussuchen dürfen?<br />

Ich jedenfalls bin, war und bleibe Mischling.<br />

An „unrein“ werde ich im Leben nicht<br />

denken, im Gegenteil: Ich trage zwei Herküne<br />

im Herzen, das ist doch mehr als nur eine.<br />

Delna Antia hat in Deutschland „Philosophie und Kulturre-<br />

exion“ studiert und ist Checa vom Dienst bei biber.<br />

POLITIKA & GESELLSCHAFT<br />

25


„WOS SCHEISSTS EICH DENN SOOO AHHN!?“<br />

IN DER MISCHLINGSDEBATTE GING ES HEISS HER: HUNDERTE KOMMENTARE KAMEN AUF BIBER-FACEBOOK, DERSTANDARD.AT,<br />

PRESSE.AT UND TAZ.DE ZUSAMMEN. <strong>DIE</strong> BESTEN PRO- UND CONTRA-KOMMENTARE WOLLEN WIR EUCH NICHT VORENTHALTEN.<br />

„ICH WILL JA NET<br />

SAGEN ‚HAMS EUCH<br />

INS HIRN GSCHISSN?!‘,<br />

ODER ‚WIE KONNTE DAS<br />

ERNSTHAFT ALS LEITSTORY<br />

DURCHGEHEN??‘, ABER…<br />

VIELLEICHT WAR ES<br />

GEWOLLTE PROVOKATION,<br />

DANN IST ES GELUNGEN,<br />

WIE MAN SIEHT...“<br />

„OMG! Das Wort ,Reich‘ wurde<br />

auch von den Nazis negativ geprägt…<br />

Sollte man sich auch nicht<br />

den Namen der Republik überlegen,<br />

weil er das Wort beinhaltet?!?!<br />

Der größte Feind des Linken ist<br />

der Linke selbst!“<br />

„Geh bitte... Jeder Mischling, den<br />

ich kenne, sagt zu sich selber auch<br />

Mischling. So what?! Übertriebene<br />

‚political correctness‘ geht mir auf<br />

die Nerven. Locker bleiben und<br />

Klischees lustig nden, nicht immer<br />

als rassistisch abstempeln.“<br />

„DÜRFEN <strong>DIE</strong><br />

BETROFFENEN BITTE<br />

SELBER ENTSCHEIDEN, WIE<br />

SIE SICH BEZEICHNEN?“<br />

„Ich bezeichne mich selbst als<br />

‚Mischling‘ und empnde das<br />

Wort als neutral. Wäre gar nicht<br />

auf die Idee gekommen, es mit der<br />

Naziideologie in Verbindungen zu<br />

bringen.“<br />

26 POLITIKA & GESELLSCHAFT<br />

„WIR SIND LETZTLICH<br />

ALLE ‚MISCHLINGE‘... OB<br />

IN ERSTER, SIEBENUND-<br />

DREISSIGSTER, ACHT-<br />

UNDNEUNZIGSTER ODER<br />

DREIHUNDERTFÜNFTER<br />

GENERATION.“<br />

„Lüge! Ich hab mir das He jetzt<br />

besorgt und entgegen der Überschri<br />

enthält es überhaupt keine<br />

biber-Mischlinge! Nur Fotos von<br />

gut aussehenden Menschen. Langweilig.“<br />

„WOS SCHEISSTS EICH<br />

DENN SOOO AHHN!?“<br />

„ ,MISCHLING‘ HÖRT SICH AN WIE BEIM<br />

HUNDEZÜCHTER. ABER WIE SAGT MAN ES<br />

POLITISCH KORREKT?“<br />

„Mein Kind hat einen multiethnischen<br />

Hintergrund, der in ihrer<br />

äußeren Erscheinung deutlich<br />

zu vernehmen ist. Dass uns o<br />

Komplimente zu seinem Aussehen<br />

gemacht werden, macht mich als<br />

Mutter in erster Linie sehr stolz,<br />

aber welche Mutter ndet ihr eigenes<br />

Kind nicht perfekt? Wenn<br />

dann aber der Nachsatz kommt:<br />

„Diese Mischlinge sind wirklich<br />

die süßesten Kinder“, nde ich<br />

ihn, bei aller guter Absicht, daneben.“<br />

„NUN, <strong>DIE</strong>SES BLATT IST<br />

GENUG GESTRAFT MIT<br />

EINER NAMENSGEBUNG,<br />

<strong>DIE</strong> EIN JUSTIN BIEBER<br />

FANZINE SUGGERIERT.“<br />

„Es gibt einfach Wörter, bei denen<br />

klingt so viel rundherum mit<br />

(Stichwort: Konnotation), dass sie<br />

im Wortschatz besser nicht vorkommen<br />

sollten.“<br />

EIN SCHWARZER FREUND<br />

VON MIR HAT EINMAL<br />

GESAGT, SCHLIMMER ALS<br />

DER RASSISMUS SIND<br />

JENE, <strong>DIE</strong> IHN HINTER<br />

JEDER ECKE VERMUTEN.“<br />

„biber zeigt in aller Deutlichkeit,<br />

was der Begri ‚bildungsfern‘<br />

meint. Ihr habt dem einen neuen<br />

Tiefststand abgerungen: Ich bin<br />

doof und das ist gut so. Nazibegrie<br />

zu verwenden und dann<br />

noch so blöd zu sein, es nicht zu<br />

wissen, und dann noch so oberblöd<br />

zu sein, dass dann als Debatte<br />

zu verkaufen. Ihr seid der Beweis<br />

für einen rassistischen Antirassismus.“<br />

„HMM, ALS SCHWULER<br />

FINDE ICH MÄNNER MIT<br />

BRAUNER HAUT BESON-<br />

DERS ATTRAKTIV (ALSO MIT<br />

WEISSEM UND SCHWAR-<br />

ZEM ELTERNTEIL). BIN ICH<br />

NUN EIN NAZI?“<br />

„BESSER EIN SAUBER<br />

GEMISCHTER MISCHLING,<br />

ALS EIN REINRASSIGER<br />

VOLLTROTTEL!“<br />

„WIR SIND MENSCHEN.<br />

GENÜGT DAS NICHT?“<br />

„Also, ich habe einen Mischling<br />

zur Welt gebracht und jeder darf<br />

meinen Sohn sehr gerne so bezeichnen.<br />

Verstehe die Diskussion<br />

überhaupt nicht: Mischlinge sind<br />

doch der Beweis für das Zusammenwachsen<br />

der Kulturen. Wer<br />

sich jetzt über den Begri aufregt<br />

und ihn als rassistisch bezeichnet,<br />

ist wohl noch nicht in der heutigen<br />

Welt angekommen.“<br />

„Es kann doch bitte nicht sein,<br />

dass wir uns von den Nazis fast 70<br />

Jahre nach dem Ende ihres Terrorregimes<br />

noch immer unsere Sprache<br />

versauen lassen, in dem ganz<br />

normale Begrie wie ‚Mischling‘<br />

tabu sind!? Im richtigen Kontext,<br />

wie von biber eingesetzt, sehe ich<br />

das absolut unproblematisch, ja<br />

sogar wünschenswert!“<br />

„VORSCHLAG:<br />

TRANSETHNISCHE PERSONEN<br />

ODER TRANSPHAENOTYPEN“<br />

„DEM RASSISMUS MIT<br />

IRONIE BEGEGNEN – ABER<br />

MIT RÜCKSICHT, AUF <strong>DIE</strong>,<br />

<strong>DIE</strong> ZUM LACHEN IN DEN<br />

KELLER GEHEN.“


Foto von Amélie Chapalain<br />

HÄSSLICH MACHT REICH.<br />

RAMBAZAMBA<br />

27


28<br />

RAMBAZAMBA<br />

SCHÖN<br />

SCHIACH<br />

UNFÄHIGE SÄNGER, BOB-FAHRER AUS<br />

JAMAIKA UND MODELS MIT SCHIEFEM<br />

GEBISS – DER ERFOLG DER ANDEREN<br />

ART IST MANCHMAL SCHWER<br />

NACHVOLLZIEHBAR. WIE JENER DER<br />

MODELAGENTUR „UGLY MODELS“,<br />

<strong>DIE</strong> VOR KNAPP VIERZIG JAHREN IN<br />

LONDON GEGRÜNDET WURDE.<br />

Von Artur Zolkiewicz


MUT ZUR HÄSSLICHKEIT.<br />

<strong>DIE</strong> SCHIEFEN ZÄHNE<br />

ZAHLEN DEL <strong>DIE</strong> MIETE.<br />

uglymodels.org<br />

RAMBAZAMBA 29


30 RAMBAZAMBA<br />

MIT OFFENEM<br />

HOSENSCHLITZ: DEL<br />

POSIERT FÜR SEINE<br />

NEUE KAMPAGNE.<br />

uglymodels.org<br />

DEL BLICKT MIT SEINEN GRÜNEN<br />

AUGEN in die Kamera. Es scheint, als<br />

irte er mit dem Fotografen. Er will so gut<br />

wie nie zuvor aussehen. Klick, klick, klick.<br />

Das weibliche Model neben Del lächelt –<br />

schließlich schießen sie gerade die neue<br />

Calvin-Klein-Kampagne, die ihre Modelkarriere<br />

ordentlich in Schwung bringen<br />

wird. Del wechselt Posen, fühlt sich vor<br />

der Linse wohl. Der Fotograf sagt ihm, er<br />

soll mehr von seinen Zähnen zeigen. Del<br />

setzt sein breitestes Grinsen auf.<br />

Er ist klein, blass, hat tiefe Augenringe<br />

und große, schiefe Zähne. Auf seinem<br />

asymmetrischen, schmalen Gesicht bekommt<br />

man eine Nase zu sehen, die nach<br />

rechts deutet und gebrochen aussieht. Die<br />

Haare stehen in alle Richtungen. Seine<br />

Arme sind nicht muskulös, sein Torso<br />

gleicht nicht jenem eines griechischen<br />

Gottes, er hat kein Sixpack. Und trotzdem<br />

ist er Topmodel.<br />

Leute wie Del arbeiten für Calvin<br />

Klein, die italienische Vogue, sie spielen<br />

in James-Bond-Filmen. Supermodels?<br />

Ja, aber ein bisschen anders als das, was<br />

man im Normalfall unter diesem Begri<br />

verstehen würde. Sie nennen sich selbst<br />

„Ugly Models“ und sind stolz darauf, anders<br />

auszusehen. Del gehört zu den erfolgreichsten.<br />

„KANN ICH MEINE KLEIDUNG<br />

ANLASSEN?“<br />

Auch der größte Mann der Welt (246.5<br />

cm) und der Mann mit den meisten Piercings<br />

(241 Stück) sind an Bord der Londoner<br />

Agentur. „Wir haben eine Marktlücke<br />

entdeckt“, sagt Marc, der Agenturbesitzer.<br />

„Wir realisierten, dass viele Menschen gelangweilt<br />

waren, ständig normale Models<br />

zu sehen.“ Der Markt gierte nach etwas<br />

Neuem, Innovativem, Frischem – so ent-<br />

ER IST KLEIN, BLASS,<br />

HAT TIEFE AUGENRINGE<br />

UND GROSSE, SCHIEFE<br />

ZÄHNE. TROTZDEM IST<br />

ER TOPMODEL.


uglymodels.org<br />

ANTONIO: <strong>DIE</strong>SER AUGENAUFSCHLAG<br />

IST VIELEN KUNDEN VIEL CASH WERT.<br />

RAMBAZAMBA<br />

31


32<br />

uglymodels.org<br />

Schönheit kennt kein Alter. Pam ist nicht „ugly“ sondern besonders.<br />

HUNDERTE KOMMEN IN<br />

<strong>DIE</strong> AGENTUR, UM UGLY<br />

MODEL ZU WERDEN<br />

RAMBAZAMBA<br />

stand die Agentur. Ein einziges Inserat in<br />

einer Zeitung reichte aus („Wenn du einen<br />

interessanten Look hast, melde dich<br />

bei uns!“), dann wurde die Geschäsidee<br />

zum Selbstläufer. Alle 18 Monate wird ein<br />

Casting ausgeschrieben. Dann kommen<br />

Hunderte in die Agentur, um Ugly Model<br />

zu werden. Die Agenten sind ständig am<br />

Scouten – ob in der U-Bahn oder im Club<br />

– potenzielle Uglys sind überall.<br />

UGLY? BE A MODEL!<br />

Ein Zufall brachte Del zur Agentur. Als er<br />

gefragt wurde, ob er Model werden will,<br />

hat er gelacht. „Kann ich meine Kleidung<br />

anlassen?“, fragte er. Er wusste nicht, welche<br />

Art Job das Angebot betraf. Die Zusage<br />

folgte nach einer kurzen Überlegung.<br />

Del glaubte nicht, dass es ihm etwas brin-<br />

gen würde, doch versuchen wollte er es.<br />

Schließlich konnte es ihm nicht schaden.<br />

Es hat sich ausgezahlt.<br />

„Für uns sind alle Models gleich“, sagt<br />

Marc. „Charaktere sind interessanter, weil<br />

sie einzigartig sind.“ Doch nicht jeder<br />

kann Ugly Model werden. Möchtegern-<br />

Models haben keine Chance, aufgenommen<br />

zu werden. „Unsere Regel Nummer<br />

1 ist, dass man sich in seiner eigenen Haut<br />

wohl fühlt“, sagt Marc. „Ein sehr großer<br />

Mensch muss glücklich sein, dass er so<br />

groß ist. Und ein Liliputaner genauso.“<br />

Marc will nicht, dass seine Models den<br />

Trends der Fashion-Branche folgen, er<br />

unterstützt Individualität und Anderssein.<br />

„Ich bin gut aussehend, aber kein<br />

Pretty Face“, sagt Del. Ugly ist für ihn<br />

kein Begri für hässlich. Es bedeutet für<br />

ihn „speziell“, „besonders“. Er gründete<br />

vor drei Jahren eine Agentur in Berlin<br />

und nannte sie „Mist Models“. Auf der<br />

Homepage steht: „Mist Models gibt Dir<br />

die Chance, mit Deinem Charakter, Deinen<br />

sämtlichen Ecken und Kanten – egal<br />

ob Du Arabisch, Jüdisch, Mitteleuropäisch,<br />

schwarz, weiß, oder Marsianisch<br />

bist – Du selbst zu bleiben und als Foto-<br />

und Filmmodel zu arbeiten, ohne Dich<br />

gängigen Mode- oder Schönheitsdiktaten<br />

anpassen zu müssen.“ Mist und Ugly stehen<br />

für besonders, talentiert, anders. Die<br />

Nachfrage in der Branche wird immer<br />

größer.<br />

MODEL? DU?<br />

Es ist o überraschend für Kunden und<br />

andere Models, wenn Del bei Castings<br />

erscheint. Viele denken, er sei ein Bote,<br />

der ein Päckchen vorbeibringt. Aber<br />

sein Portfolio ist eine Sensation. Weder<br />

Models noch Kunden können es glauben,<br />

dass er für Calvin Klein, Diesel oder<br />

Renault gearbeitet hat. „Viele Menschen,<br />

die nicht einmal davon geträumt haben,<br />

in Fernsehwerbungen zu spielen, oder in<br />

Magazinen zu erscheinen, werden zuversichtlicher“,<br />

sagt Marc. „Sie lernen es, ihr<br />

Aussehen zu akzeptieren, sie fühlen sich<br />

wohl, so wie sie sind und sind dankbar<br />

dafür.“<br />

Nicht nur die Persönlichkeit eines<br />

Ugly Models bekommt Aurieb, auch die<br />

Bankkonten werden sehr o kräigst unterstützt.<br />

„Calvin Klein hat meine Karriere<br />

ordentlich in Schwung gebracht“, sagt<br />

Del. „Die Auraggeber zahlen teilweise<br />

richtig gutes Geld, besonders für Fernsehwerbungen.“<br />

Er arbeitet seit zwanzig Jahren<br />

und war in vielen Ländern unterwegs,<br />

auch in Österreich. Wien mag er nicht, es<br />

ist ihm zu old fashioned.<br />

Jedes Model und jeder Job sind anders,<br />

daher ist es schwer zu sagen, welche<br />

Kunden am besten bezahlen. Manchmal<br />

lassen die bekanntesten Konzerne am wenigsten<br />

springen. „Es kam vor, dass ich für<br />

einen Dreh tausend Pfund in der Stunde<br />

verdient habe“, sagt Antonio. Er ist ein<br />

Mann, an dem alles rund zu sein scheint<br />

– Kopf, Bauch, Nase, Augen, die dann<br />

rot herausglupschen. Als Kind hatte er<br />

herausgefunden, dass er seine Augen auf<br />

ungewöhnliche Art und Weise rauspressen<br />

kann. Mit dieser skurrilen Fähigkeit<br />

macht er sein Geld.<br />

„Der beste Teil meines Jobs ist es, bezahlt<br />

zu werden“, sagt Del. „Der schlechteste<br />

dagegen, auf das Geld und auf die<br />

nächsten Jobs warten zu müssen.“<br />

Manche Models sind gefragt, weil<br />

sie schöne Körper haben. Del arbeitet<br />

viel, weil er anders aussieht, seine Zähne<br />

schlecht sind und seine Nase schief ist.<br />

Genauso wie andere Models würde er<br />

nichts an seinem Aussehen verändern. Es<br />

ist sein Kapital.


BERND PREIML + FM4 + DYNAMOWIEN<br />

RAMBAZAMBA 33


GEHT DIR DAS NICHT<br />

34 RAMBAZAMBA<br />

AUA!<br />

WAS WIRKLICH<br />

SCHMERZT SIND<br />

BLÖDE FRAGEN


IN DEN KOPF?<br />

VOM BEYONCÉ-TEENIE ZUR HIJABI: MENERVA HAMMAD RÄUMT<br />

KRÄFTIG MIT DUMMEN VORURTEILEN ÜBER KOPFTUCHTRÄGERINNEN<br />

AUF UND ERKLÄRT, WARUM SIE ES ROMANTISCH FINDET, DASS NUR<br />

IHR EHEMANN <strong>DIE</strong> FARBE IHRES STRINGTANGAS KENNEN DARF.<br />

Von Menerva Hammad und Marko Mestrović (Foto)<br />

JA, ICH TRAGE EIN KOPFTUCH!<br />

Warum? Weil ich mit achtzehn entschieden<br />

habe, dass meine Kurven<br />

nur mir gehören. Ich zwinge jeden<br />

dazu, auf meine Persönlichkeit zu<br />

achten, statt auf meinen Po. Meine<br />

reine Weiblichkeit schenke ich nur<br />

meinem Ehemann. Muss ja nicht jeder<br />

Zweite wissen, welche Farbe mein<br />

Stringtanga hat, wenn ich mich bücke.<br />

Du denkst, ich bin einer Gehirnwäsche<br />

unterzogen worden? Das hättest<br />

du wohl gern! Ich bin ein Einzelfall:<br />

vom Beyoncé-Teenie zur verhüllten<br />

Lady! Ja, ganz recht, ich trug goldbraune<br />

Locken, funky Schuhe und enge<br />

Klamotten! Das ist ein Teil von mir,<br />

den ich nicht verleugne oder bereue,<br />

denn wahrscheinlich ist dieser Abschnitt<br />

meines Lebens der wichtigste.<br />

Alles, was ich einst war, hat mich zu<br />

dem gemacht, was ich heute bin: eine<br />

Hijabi.<br />

Meine Eltern waren gegen meine<br />

Entscheidung. Das Kopuch war niemals<br />

ema bei mir zu Hause. Wir<br />

haben zwar regelmäßig gebetet, aber<br />

verhüllt hat sich niemand. Ich verstand<br />

den Sinn des Hijabs nicht, und habe<br />

mich nie damit beschäigt – bis ich<br />

genauer recherchierte. Ich fand heraus,<br />

dass der Hijab die sexuellen Reize der<br />

Frau verhüllt, da diese in unserer Religion<br />

als etwas Besonderes gelten und<br />

nicht für jedermann sichtbar sein sollen.<br />

Klar, man redet immer von „Unterdrückung“,<br />

aber warum wird Freiheit<br />

immer mit Nacktheit gleichgesetzt? Ich<br />

bin lieber frei im Kopf als am Busen –<br />

immerhin sind meine Mädels nicht im<br />

Sonderangebot!<br />

Hier ein Vergleich für all jene, die<br />

das für ein zu großes „Opfer“ halten:<br />

Wie viele Frauen tragen High-Heels,<br />

obwohl das weh tut wie Sau? Aber es<br />

sieht verdammt gut aus, also ist es das<br />

auch wert. Ich trage ein Kopuch, weil<br />

ich an etwas glaube: den Islam. Das ist<br />

nicht immer einfach in einer europäischen<br />

Gesellscha, aber das ist es mir<br />

wert. Und das heißt nicht, dass es einen<br />

Mustafa in meinem Leben gibt, der<br />

mich auspeitscht, wenn ich mich um<br />

eine halbe Stunde verspäte!<br />

CAPISCE?<br />

Mit deiner Frisur zeigst du einen Teil<br />

deiner Persönlichkeit und präsentierst<br />

dich der Welt. Aber wie schaut<br />

es bei Kopuchträgerinnen aus? Diese<br />

Frauen präsentieren sich auch, aber<br />

eben zu Hause. Ihre Bühne ist nicht<br />

die Straße, sondern ihr getrautes Heim<br />

und die Zuschauer sind nur Familienmitglieder.<br />

Und wenn sie einmal in der<br />

Öentlichkeit sind, dann variiert ihr<br />

Geschmack. Viele tragen das Kopuch<br />

nach hinten, streng oder locker. Es gibt<br />

zahlreiche Arten es zu binden. Nicht zu<br />

schweigen von den Stoen und den vielen<br />

Farben.<br />

Ihr würdet eure Augen vor Staunen<br />

aufreißen, wenn ihr wüsstet, was für<br />

Schönheiten unter den Kopüchern<br />

verborgen sind. Viele haben ja dieses<br />

Bild vor Augen, wenn sie an eine Muslima<br />

zu Hause denken: Ein zerzauster<br />

Haarknoten, der mit einem ausgefransten<br />

Banderl festgemacht ist. Ein<br />

Haarungetüm, das höchstens alle paar<br />

Monate gewaschen, nur bei Bedarf gekämmt<br />

wird und deshalb unter einem<br />

Kopuch versteckt werden muss. Totaler<br />

Unfug! Aus eigener Erfahrung weiß<br />

ich, dass viele Kopuchträgerinnen genauso<br />

viel Geld für Haarpegeprodukte<br />

und Frisörbesuche ausgeben, wie andere.<br />

Wir haben lange, kurze, glatte oder<br />

lockige und sogar gefärbte Haare. Genauso<br />

wie die Anderen, sind wir ganz<br />

normale Frauen. Wir lieben unsere<br />

Haare – und wollen sie deswegen nicht<br />

mit jedermann teilen.<br />

HIJAB FÜR DUMMIES<br />

Wieso trägst du ein Kopftuch? Kannst<br />

du damit essen? Gehst du damit auch<br />

duschen? Diese und andere Fragen muss<br />

sich eine gläubige Muslima Tag für Tag<br />

anhören - eine blöder als die andere.<br />

Hier die meistgestellten Fragen an eine<br />

Hijabi und es gilt: Dummie-Fragen,<br />

Dummie-Antwort!<br />

„Was hast du denn da auf dem Kopf?“ –<br />

„Einen Frosch.“<br />

„Und was dadrunter?“ – „Eine Bombe“<br />

„Hast du dir schon einmal mit der Stecknadel<br />

in den Kopf gestochen?“ – „Immer, hab‘<br />

schon einige Löcher da drin. Du zwickst dir ja<br />

schließlich auch jedes Mal in die Kopfhaut,<br />

wenn du eine Spange verwendest.“<br />

„Musst du jetzt deinen Cousin heiraten?“ –<br />

„Ja, sogar beide.“<br />

„Schläfst und duschst du mit dem Kopftuch?“<br />

– „Sicher, wozu trage ich es sonst? Duschst<br />

du im Winter nicht mit der Daunenjacke?“<br />

„Aber wenn du schwimmen gehst, dann schon<br />

im Bikini?“ – „Da bin ich am liebsten nackt –<br />

aber mit Hijab.“<br />

„Hast du nur das eine Kopftuch?“ – „Nicht<br />

einmal das gehört mir, das ist gemietet.“<br />

„Ist dir damit nicht voll heiß?“ – „Damit ist<br />

mir so heiß, wie dir im Winter mit Leggins<br />

kalt ist.“<br />

„Wie isst man damit?“ – „Gar nicht! Man<br />

verhungert und stirbt dann im Namen des<br />

Islams.“<br />

RAMBAZAMBA<br />

35


Bezahlte Anzeige<br />

36<br />

WIEN<br />

MACHT FIT<br />

SPORT IST KEIN MORD, das<br />

weiß jeder der aktiv ist und sich<br />

bewegt. Wien hat sich in den<br />

MIT POWER IN<br />

DEN SOMMER<br />

letzten Jahren zu einem Mekka<br />

für Sportfans entwickelt. Ob bei<br />

Schönwetter in der freien Natur,<br />

oder bei Regen in der Halle. Es<br />

gibt keine Ausreden, kein falsches<br />

Wetter und auch keine falsche<br />

Bekleidung – wenn man ein paar<br />

Facts berücksichtigt, kann man<br />

immer sportlich sein.<br />

NATUR PUR<br />

Frischlufans kommen zurzeit<br />

voll auf ihre Kosten. Das Rad wird<br />

aus dem Keller geholt und die Kette<br />

geölt, die Laufschuhe werden<br />

geputzt und die Inliner ausgepackt.<br />

Wenn Dir Geschwindigkeit<br />

nicht so wichtig ist, dann besorge<br />

Dir ein paar Walking-Stöcke, oder<br />

versuche es mit Wandern – das ist<br />

schon längst nicht mehr nur des<br />

Müllers Lust. Mit neun Millionen<br />

Quadratmetern Sportächen wird<br />

Dir bestimmt nicht langweilig –<br />

jeden Tag neue Strecken, neue<br />

Leute und eine neue Umgebung.<br />

Praktisch und schnell kannst Du<br />

Dir bei Bedarf auch Rad und Co.<br />

einfach ausborgen. Vor allem für<br />

diejenigen gut geeignet, die nicht<br />

bei einem Sport bleiben wollen<br />

und die Abwechslung lieben.<br />

LAUF FORREST<br />

Nicht nur Forrest war runtastisch<br />

unterwegs. Laufen ist eine der beliebtesten<br />

Sportarten. Auspowern<br />

nach der Arbeit, abschalten und<br />

t bleiben. Laufen fördert die Ausdauer<br />

und entspannt. Kein zusätzliches<br />

Equipment, kein falsches<br />

Wetter. Alles was man braucht,<br />

ist Funktionswäsche im Zwiebelprinzip<br />

und Motivation. Wer nicht<br />

gerne alleine läu, tri bei „Run-


ilderbox.com, bereitgestellt<br />

ning Checkpoints“ auf Hobby-<br />

und Spitzensportler. 31 Strecken,<br />

von leicht bis schwer, lassen eine<br />

persönliche Steigerung und individuelle<br />

Zielsetzung zu.<br />

BLADE RUNNER<br />

Inlineskaten ist die beste und einfachste<br />

Art, Fitness mit Fun zu<br />

verbinden. Im Sommer liegt man<br />

mit den schnellen Rollen voll im<br />

Trend und pusht damit Ausdauer<br />

und Aussehen. Skaten ist einfach<br />

zu lernen. Mit der richtigen Ausrüstung<br />

kann auch wenig schiefgehen.<br />

Wenn man drei goldene Regeln<br />

befolgt und nie ohne Helm,<br />

Handschützern, Knieschonern<br />

und Ellbogenschützern fährt, keine<br />

Schuhe anzieht, die drücken<br />

und auf die richtige Rolle setzt,<br />

dann steht dem Fahrvergnügen<br />

nichts mehr im Wege.<br />

NEED FOR SPEED<br />

Für geübte Skater bietet die Wiener<br />

Donauinsel mit ihren Speedskate-Strecken<br />

genau das Richtige.<br />

Mehr als 100 km stehen den Aktiven<br />

zur Verfügung. Ähnlich wie<br />

beim Eisschnelllauf geht es dabei<br />

um den Schnellsten im Ziel. Mit<br />

Sprintwettbewerben, die als Disziplin<br />

die Langstrecke und ein Ausscheidungsrennen<br />

anbieten, wird<br />

der Sport- und Wettbewerbsgeist<br />

so richtig geweckt. Im Windschatten<br />

des Vordermannes spart der<br />

Pro Kra und nutzt gekonnt den<br />

richtigen Moment, um als Erster<br />

das Ziel zu passieren.<br />

GIPFELSTÜRMER<br />

Bei Schönwetter die Höhen rund<br />

um Wien zu erklimmen und gemütlich<br />

durch den Wienerwald zu<br />

wandern, ist nicht nur für ältere,<br />

sondern auch für jüngere Leute<br />

eine coole Wochenendbeschäigung.<br />

14 beschilderte Stadtwanderwege<br />

führen auf insgesamt 120<br />

km in achen und steilen Varianten<br />

raus aus der Stadtlu. Mit<br />

Picknick-Ausrüstung ist auch ein<br />

chilliges Zusammensitzen dabei.<br />

Wer auf eine Spur Action steht,<br />

der kann auch den Waldseilpark<br />

am Kahlenberg erkunden. 18<br />

Parcours in unterschiedlichen<br />

Schwierigkeitsstufen sind für Anfänger<br />

und Geübte eine echte Herausforderung.<br />

Wer einen Aufstieg mit Abfahrt<br />

will, der sollte die Hohe-Wand-<br />

Wiese bezwingen und mit Full-<br />

speed (40 km/h) und Erlebnis-<br />

Jump die Sommerrodelbahn nach<br />

unten nehmen.<br />

SPLISH SPLASH<br />

Der Sommer rast auf uns zu. Egal<br />

ob nach dem Laufen, Radfahren<br />

oder Wandern, eine Abkühlung<br />

in den 18 Wiener Sommerbädern<br />

darf nicht fehlen. Mit Badehose<br />

und Badetuch im Gepäck, bringt<br />

man nach einem coolen Empowerment<br />

den Kreislauf so richtig<br />

in Schwung. Noch schnell vorbereiten<br />

und t machen, die Badesaison<br />

beginnt schon am 2. Mai!<br />

Echte Wasserratten verbinden das<br />

Nützliche mit Spaß und greifen<br />

zum Paddel. Rudern ist trendy<br />

und angesagt. Durch menschliche<br />

Kra betrieben, ist Rudern die<br />

umfassendste Ausdauersportart,<br />

die es gibt. Strecken auf der Alten<br />

und Neuen Donau Richtung<br />

Steinspornbrücke bieten Sport mit<br />

Ausblick. Auch Kanufahrer nutzen<br />

dieses Angebot und können<br />

sogar ab 2014 mittels Hightech<br />

Wildwasserbedingungen mitten<br />

in Wien erleben.<br />

TROCKENÜBUNG<br />

Auch wenn das Tief vom Norden<br />

nach Österreich kommt und uns<br />

Regen und Gewitter beschert,<br />

ist man nicht gezwungen, eine<br />

Auszeit zu nehmen, Indoor Kletterhallen,<br />

Sport- und Funhallen,<br />

genauso wie ein breites Kursangebot<br />

von Pilates bis Tai Chi, bringen<br />

Vielfalt und Veränderung ins<br />

Sportprogramm.<br />

Auf geht’s, ein Sommer voller<br />

Spaß, Action und Vielfalt wartet!<br />

<strong>DIE</strong> WIENER<br />

SPORTVEREINE AUF<br />

EINEN KLICK:<br />

ASKÖ Wien<br />

www.askoe-wien.at<br />

ASVÖ Wien<br />

www.asvoewien.at<br />

Sportunion Wien<br />

www.sportunion-wien.at<br />

WAT – Sport in Wien<br />

www.wat.at<br />

ALLE LAUFSTRECKEN<br />

FINDEST DU UNTER:<br />

www.wien.at<br />

www.wienläuft.at<br />

www.wienläuft.at/strecken<br />

ALLES RUND UMS<br />

THEMA SPORT<br />

FINDEST DU UNTER:<br />

www.sport.wien.at<br />

www.wald.wien.at<br />

www.kletterhallewien.at<br />

www.wien.at/stadtplan<br />

www.wien.gv.at/freizeit/<br />

sportamt/sportstaetten/<br />

sportfun/index.html<br />

37


38<br />

DR. SCHWABO ODER MR. JUGO?<br />

Foto: Ira Tomić<br />

ICH HEISSE MOMČILO.<br />

EIN TYPISCHER NAME<br />

FÜR EINEN ECHTEN JUGO.<br />

ECHT JA, BEI JUGO BIN<br />

ICH MIR NICHT SICHER.<br />

Von Momcilo Nikolić<br />

RAMBAZAMBA<br />

„STATT IM NACHTWERK<br />

ABZUTANZEN, SAH MAN<br />

MICH IN DER ARENA.“<br />

HOCHZEITEN, FAMILIENFEIERN, RA-<br />

KIJA oder Lepa Brena – alles Zutaten aus<br />

dem Leben eines Jugos. Ich kann damit<br />

wenig anfangen und habe mich immer gefragt:<br />

Warum verkehren meine Landsleute<br />

nur mit ihresgleichen? Für mich riecht das<br />

nach Inzest. Ich stamme aus Serbien und<br />

bin schon so alt, dass ich nicht darüber<br />

reden möchte. Wenn ich mich an meine<br />

Kindheit erinnere, dann sehe ich mich<br />

hin- und hergerissen zwischen der serbischen<br />

und der österreichischen Welt.<br />

Anstatt Familienfeiern und Hochzeitsfeste<br />

der geschätzten Tausend Verwandten zu<br />

besuchen, verbrachte ich lieber meine Zeit<br />

mit meinen österreichischen Freunden. Ich<br />

war der einzige in meiner Familie, der dies<br />

tat. Warum?<br />

METALLICA STATT LEPA BRENA<br />

Eine Tages drehte ich den Fernseher auf. Auf<br />

MTV lief „One“ von Metallica. Die Wucht<br />

des Schlagzeugs verzauberte mich, im Gegensatz<br />

zum langweiligen Turbofolk, der<br />

von untalentierten, blassen und silikonaufgeblasenen<br />

Musik-Püppchen repräsentiert<br />

wird. Statt Seka Aleksić oder Jelena Karleuša<br />

zu lauschen und im Nachtwerk abzutanzen,<br />

sah man mich ab diesem Moment in<br />

der Arena oder im Flex. Als ich dann auch<br />

noch Hochzeitsfeste der Verwandtscha<br />

sausen ließ, folgten böse Worte meiner Eltern:<br />

„Geh‘ doch einmal mit deinen Cousins<br />

aus! Oder interessiert dich deine Familie gar<br />

nicht mehr?“<br />

Wenig überraschend tat ich ihnen diesen<br />

Gefallen nicht. Teenager sind stur, und ich<br />

war nicht anders. Ich war sogar schlimmer.<br />

Es ging mir darum, der zu sein, der ich sein<br />

möchte und nicht ein Klischee eines Serben<br />

zu repräsentieren. Mein Ausgehverhalten<br />

war aber nicht der einzige Dorn im Auge<br />

meiner Familie. Meine Nahrungsauswahl<br />

bekam auch ihr Fett weg. Jeder, der mich gut<br />

kennt, weiß: Wer mich glücklich machen<br />

will, serviert mir ein Schnitzel – so war es<br />

damals, so ist es heute. Im Restaurant war<br />

ich immer sofort der Schwabo, nur weil ich<br />

ein Schnitzel bestellt habe. Es kam so o vor,<br />

dass mir diese nervigen Kommentare noch<br />

immer in Erinnerung geblieben sind. Und<br />

wieder stellte sich mir die Frage: Warum<br />

ignoriert ihr die österreichische Kultur? Auf<br />

der Suche nach der Antwort, befragte ich<br />

viele meiner Verwandten. „Wir haben keine<br />

Freunde gebraucht, wir waren auch so<br />

genug.“ Das ist nachvollziehbar. Es ist leichter<br />

im fremden Land innerhalb der eigenen<br />

Community zu verkehren, allein aufgrund<br />

der Sprache. Ein Österreicher freut sich<br />

auch, wenn er einen Landsmann in Chicago,<br />

Caracas oder Casablanca tri .<br />

NO ÖSTERREICHER ALLOWED<br />

Den Druck von damals, mich von Österreichern<br />

fernzuhalten, erklären mir meine<br />

Eltern heute so: „Die Familie kannten wir.<br />

Deine Freunde nicht.“ Sie erzählen mir überhaupt<br />

zum ersten Mal vom Alltagsrassismus,<br />

der sie noch weiter in das Serbeneck<br />

drängte. „Als ich an der Kassa gesessen bin,<br />

haben die Leute die Schlange gewechselt,<br />

weil sie nicht bei einer Ausländerin zahlen<br />

wollten.“ Solche Erlebnisse prägen. Niemand<br />

will hören: „Verschwindet wieder –<br />

geht nach Hause!“ Dies treibt Menschen auseinander.<br />

Sie versuchen dann Zu uchtsorte<br />

wie die Familie zu nden, um sich wohl zu<br />

fühlen und jene zu meiden, die sie verletzen.<br />

Mittlerweile bin ich älter und sehe etwas<br />

mehr vom Gesamtbild. Meine harte Kritik<br />

an der Rückständigkeit und Verschlossenheit<br />

der Jugos aber bleibt. Manchmal fällt<br />

sie so vernichtend aus, dass mich meine österreichische<br />

Freundin in die Arme nimmt,<br />

mich mit ihren grünen Augen anschaut und<br />

auf ihre typisch wienerische Art sagt: „Sei<br />

nicht immer so deppert!“ Jeder Jugo kann<br />

so einen Österreicher gebrauchen, oder sich<br />

auf ewig wie ein Feigling im Schoß seiner<br />

Balkan-Familie verstecken.


* bzw. 3,95 in den ANKER-Filialen im<br />

neuen Filialkonzept: in Wien: Schwedenpl. 2,<br />

TownTown, Mariahilfer Str. 1D, Keplerpl. 13, Opernpassage,<br />

Floridsdorf Bahnhof, AKH. In den Bundesländern:<br />

Flughafen Wien Schwechat, LKH St. Pölten,<br />

LKH Salzburg.<br />

FRÜHLINGS-<br />

BEKANNTSCHAFTEN<br />

DER PIKANTE WIENER ODER<br />

DER KNACKIGE GRIECHE.<br />

MIT KORNSPITZ ODER SEMMEL.<br />

Kombi 3,<br />

75*<br />

www.ankerbrot.at<br />

www.facebook.at/ankerbrot.AG<br />

39


40<br />

AUTOTEST BY BIBERICA<br />

5 MODELS OUT OF FOCUS<br />

NORMALERWEISE SCHREIBEN MÄNNER ÜBER PS, SERVOLENKUNG UND KÜHLERGRILL – IM<br />

BIBER MACHT DELNA ANTIA, CHEFICA VOM <strong>DIE</strong>NST, HÖCHSTPERSÖNLICH DEN AUTOTEST.<br />

FORD FOCUS 1.0<br />

ECOBOOST<br />

5-Türer<br />

Candyrot<br />

Benzin<br />

92 kw/125 PS<br />

Verbrauch: 4,8 l/100km<br />

Fahrzeugpreis inkl. NoVa<br />

und Sonderausstattung:<br />

31.433,02 €<br />

DER CHAUFFEUR<br />

FORD FOCUS<br />

Man kann Autos auf verschiedene Weisen<br />

testen: Einmal um den Block fahren, O<br />

Road durch die Walachei cruisen, oder fünf<br />

Models zur Modenschau ins Weinviertel<br />

transportieren. Ich habe mich für letzteres<br />

entschieden. Punkt sieben Uhr am Sonntag<br />

in der Früh glitten die müden Grazien<br />

in die Sitzlandscha des Ford Focus. Und<br />

schon nach wenigen Minuten war klar: der<br />

Focus ist modeltauglich. Dank des candyroten<br />

Sportdesigns kann er schon mal optisch<br />

mit seiner hübschen Besatzung mithalten<br />

und verblasst nicht daneben. Von innen ist<br />

er richtig geräumig – 10 lange Beine samt<br />

Handtaschen werden problemlos verstaut.<br />

Auch die Anforderungen an unterschiedliche<br />

Wärmebedürfnisse erfüllte das intelligente<br />

Bordsystem auf Knopfdruck: 24<br />

Grad für die Lenkerin, einen halben Grad<br />

mehr für den Po der Beifahrerin. Nachdem<br />

die Sony-Boxen voll aufgedreht waren<br />

RAMBAZAMBA<br />

Wirklich ein Benziner! Der Ford Focus wird auf seine „schöne“ Fahrt vorbereitet. Foto: Sara Meister<br />

– denn müde auf dem Catwalk stolpert es<br />

sich schneller – und wir dem Navi den Weg<br />

überlassen hatten, glitt die schicke Fracht<br />

über Österreichs Landscha nur so dahin.<br />

Der Focus ist nämlich ein Wolf im Schafspelz:<br />

Durch den 1,0-Liter-EcoBoost-Motor<br />

kombiniert er die Power eines Dieselmotors<br />

mit der Spritzigkeit eines Benziners. Diese<br />

Technologie ist gerade der neuste Schrei auf<br />

den Laufstegen der Autowelt, weil nicht nur<br />

chillig für den Fahrkomfort, sondern vor<br />

allem top ezient für die Umwelt und den<br />

Geldbeutel. Da ich mich als Moderedakteurin<br />

besser mit Lockenwellen als Nockenwellen<br />

auskenne, kann ich das Zusammenspiel<br />

von Hubraum und Zylindertechnik nicht<br />

besonders gut erklären, daher hier für alle<br />

Technikanen ein Zitat von Ford: „Das<br />

innovative Dreizylinder-Aggregat bündelt<br />

modernste Technologien wie Turbo-Aufladung,<br />

Benzindirekteinspritzung und va-<br />

riable Nockenwellen-Steuerung zu einem<br />

ebenso temperamentvollen wie sparsamen<br />

Antrieb.“ Capito? Wegen der „zerbrechlichen“<br />

Ladung an Board, war natürlich auch<br />

die Sicherheitsausstattung von hoher Bedeutung.<br />

Schon blaue Flecken sind ja bei Castings<br />

nicht gern gesehen. Doch der Focus<br />

hüllt in Watte, wo er nur kann: Ob Front-,<br />

Seiten- oder Kopf- und Schulter-Airbags,<br />

ob neuste Technologie, was die Sicherheitsgurte<br />

betri, oder ein „passives Schleudertrauma-Schutzsystem“,<br />

auf die inneren<br />

Werte kommt es eben auch an – und unser<br />

Begleiter besteht. Aber Frauen wären keine<br />

Frauen, wenn sie nicht überall ein bisschen<br />

rumzicken würden. So wird das reine Starten<br />

per Knopfdruck als extrem unsexy befunden.<br />

Das ist im Auto wie beim Date das<br />

gleiche: Macht der Begleiter es frau zu leicht,<br />

wird ihr fad – wenigstens die Zündung will<br />

sie betätigen, bzw. ihn selbst „anmachen“.


„SPORT SPRICHT<br />

EINE EIGENE<br />

SPRACHE“<br />

bereitgestellt, GEPA pictures/ Marie Rambauske<br />

Reza Zademohammad Fouad Lilabadi Moschos Tavlas<br />

KAMPFSPORT PUR<br />

Ob Fußball, Skifahren oder Turnen,<br />

fast jede Sportlerlauahn<br />

beginnt man als Kind. „Im Sport<br />

hat man immer gute Chancen, vor<br />

allem wenn man früh damit beginnt.<br />

Man ist seltener krank, ist<br />

motiviert, setzt sich immer neue<br />

Ziele und entwickelt ein gesundes<br />

Nationalgefühl“, sagt Reza Zademohammad.<br />

Er ist seit 2011 Präsident<br />

des Taekwondo Verbandes<br />

und weiß wie viel Potential in<br />

den jungen Sportskanonen steckt.<br />

Er selbst begann seine Karriere<br />

als aktiver Sportler. 1976 wurde<br />

er Taekwondo Europameister in<br />

Barcelona. Später konzentrierte<br />

er sich als Trainer auf den Nachwuchs,<br />

wurde Funktionär und<br />

Kampfrichter.<br />

TOUCHDOWN<br />

American Football erfreut sich in<br />

Österreich immer größerer Beliebtheit.<br />

Ob Spieler oder Cheerleader,<br />

in Vereinen kann man alles<br />

über den American Way of Sport<br />

erlernen. Auch Fouad Lilabadi,<br />

Generalsekretär des American<br />

Football Bund, begann seine Karriere<br />

als Sportler. Er arbeitete ehrenamtlich<br />

als Trainer und machte<br />

schnell sein Hobby zum Beruf.<br />

„Die Chancen im organisierten<br />

Sport werden immer größer und<br />

die Rahmenbedingungen immer<br />

professioneller, wichtig sind vor<br />

allem der Wille und die Bereitscha<br />

seine Sportart anfangs vielleicht<br />

ehrenamtlich auszuüben<br />

um Erfahrungen und Eindrücke<br />

zu sammeln.“ Nur so kann man<br />

ein besseres Gefühl für die angestrebte<br />

Position in diesem Bereich<br />

erhalten.<br />

SPORT HÄLT FIT, GESUND UND<br />

IST EIN LEBENSGEFÜHL. ARBEIT,<br />

KARRIERE UND FREIZEIT AN EINEM<br />

ORT – DAS GEHT NUR IM SPORT. OB<br />

SPORTLER, TRAINER, FUNKTIONÄR ODER<br />

KAMPFRICHTER, IM ORGANISIERTEN<br />

SPORT IST <strong>DIE</strong> VIELFALT AN BERUFEN,<br />

WIE AUCH AN NATIONEN, RIESIG.<br />

RICHTIG ABTAUCHEN<br />

Schwimmen gehört zu den populärsten<br />

Ausdauersportarten in Österreich.<br />

Wer das Wasser nicht nur<br />

zum Abkühlen im Sommer nützen<br />

möchte, entscheidet sich für eine<br />

Schwimmkarriere. Mindestens<br />

ein Drittel aller Schwimmtrainer<br />

in Österreich sind Migranten. Das<br />

weiß auch Moschos Tavlas, er ist<br />

Grieche und entdeckte die Liebe<br />

zum Schwimmen während seines<br />

Sportstudiums. „Der Sport spricht<br />

seine eigene Sprache, er funktioniert<br />

grenzfrei und die Integration<br />

funktioniert besser. Auch wenn<br />

man nicht Deutsch spricht kann<br />

man sich körperlich verständigen,<br />

man zeigt es einfach vor und ermöglicht<br />

so einen leichteren Zugang“,<br />

so der Sportkoordinator des<br />

Schwimmverbandes.<br />

BSO-Präsident Peter Wittmann<br />

sieht in gut qualizierten Fachkräen<br />

einen wesentlichen Erfolgsfaktor<br />

für Sportverbände:<br />

„Sport bietet ein attraktives Berufsumfeld:<br />

Geschäsführung,<br />

Medienarbeit, SportkoordinatorIn<br />

oder TrainerIn sind nur einige<br />

der zahlreichen Einsatzgebiete in<br />

Sportverbänden. Die MitarbeiterInnen<br />

leisten, omals abseits des<br />

Rampenlichts, wertvolle Arbeit.<br />

Daher wollen wir sie unterstützen<br />

und bieten eine Vielzahl an Fortbildungen<br />

an. Wir möchten damit<br />

optimale Rahmenbedingungen<br />

für den Sport schaen.“<br />

Am besten einfach Chance nutzen,<br />

t bleiben und auch noch<br />

Karriere machen.<br />

Information zum Angebot der<br />

BSO nden Sie unter:<br />

www.bso.or.at/fortbildungen<br />

Nähere Informationen zu den BSO-Mitgliedsorganisationen und deren Angeboten findest du unter www.bso.or.at/ordentlichemitglieder<br />

41


42<br />

FUSSBALL<br />

VERBINDET<br />

Markus Pinter und Barbara Winzely:<br />

Wir unterstützen Ideen gegen Rassismus<br />

Die Initiative „FairPlay.<br />

Viele Farben. Ein Spiel“<br />

und Sportwettenanbieter<br />

tipp3 gründeten 2009<br />

gemeinsam den „Projektpool“.<br />

Dabei werden<br />

Initiativen, die im Bereich<br />

Fußball gegen Rassismus,<br />

Homophobie und<br />

Nationalismus vorgehen,<br />

unterstützt. FairPlay-Mitarbeiter<br />

Markus Pinter<br />

und tipp3-Pressefrau<br />

Barbara Winzely über<br />

eine Erfolgsgeschichte<br />

am grünen Rasen.<br />

RAMBAZAMBA<br />

biber: Seit wann gibt es „FairPlay. Viele Farben. Ein<br />

Spiel“?<br />

FairPlay wurde 1997 als Kampagne gegen Rassismus<br />

im Fußball gegründet und ist ein Projekt des<br />

Wiener Instituts für Internationalen Dialog und<br />

Zusammenarbeit, welches in den Bereichen internationaler<br />

Dialog und Zusammenarbeit, Kultur-<br />

und Öentlichkeitsarbeit sowie Antirassismus und<br />

Antidiskriminierung tätig ist.<br />

Was war der Auslöser für die Gründung von Fair-<br />

Play?<br />

Die rassistischen Zwischenfälle während des Spiels<br />

Austria Salzburg gegen Eintracht Frankfurt am 3.<br />

März 1994. Der damalige Stürmer von Frankfurt,<br />

Anthony Yeboah, musste sich bei jedem Ballkontakt<br />

Aenlaute anhören. Kurt Wachter, Ethnologe mit<br />

Schwerpunkt Afrikanistik, nahm dieses unrühmliche<br />

Ereignis zum Anlass und gründete „FairPlay“.<br />

Seitdem setzt sich FairPlay gegen Diskriminierung,<br />

Sexismus und Rassismus auf dem Fußballplatz ein.<br />

Gibt es auch ein Beispiel aus der jüngeren Vergangenheit<br />

aus Österreich?<br />

Es war am 9. März 2013 beim Spiel des SV Ried<br />

gegen Sturm Graz, als der Sturm-Spieler Richard<br />

Sukuta-Pasu mit „Aenlauten“ von Rieder Fans beschimp<br />

wurde.<br />

Durch den „Projektpool“ werden auch antirassistische<br />

Initiativen von Fans, Vereinen und anderen<br />

Initiativen unterstützt. Wie kann ich ein Projekt<br />

einreichen?<br />

Zuerst muss ein Antrag gestellt werden, der überprü<br />

wird und zu dem es ein Feedback gibt. Für jedes<br />

Projekt wird eine Fördersumme von max. 500€<br />

zur Verfügung gestellt. tipp3 sponsert diese Initiative.<br />

Die Intention von „FairPlay“ und tipp3 ist es,<br />

die Menschen zu unterstützen, die wirklich etwas<br />

bewegen wollen. Omals genügen geringe Beträge,<br />

um eine Idee zu realisieren, wie z.B. die Finanzierung<br />

der Platzmiete für ein Turnier.<br />

Wie viele Projekte werden unterstützt?<br />

Pro Jahr werden ca. 15 Projekte gefördert, also bisher<br />

insgesamt ca. 60 Projekte unterstützt. Zwei Mal<br />

fand auch ein Vernetzungstreen statt, bei dem es<br />

den InitiatorInnen des Projektpools um bessere<br />

Vernetzung und Erfahrungsaustausch geht.<br />

Welche Motivation hatte Wettanbieter tipp3bei der<br />

Gründung des Projektpools?<br />

Für tipp3 ist Fußball die wichtigste Sportart. Als<br />

Hauptsponsor der tipp3-Bundesliga powered by T-<br />

Mobile unterstützt man aber nicht nur die oberste<br />

Spielklasse, sondern legt auch ein starkes Augenmerk<br />

auf die Basis. Fußball ist wohl die Sportart,<br />

mit dem größten, verbindenden Potential und das<br />

gilt es positiv zu nutzen. Der Projektpool wird aber<br />

nicht nur nanziell, sondern auch mit großem Engagement<br />

unterstützt.<br />

Mehr Infos unter www.fairplay.or.at.<br />

Marko Mestrovic, ullstein bild - Reinhold Eckert/picturedesk.com


www.wgkk.at<br />

FAIRPLAY-PROJEKTPOOL<br />

GEGEN RASSISMUS<br />

Du hast eine Idee gegen Rassismus, Sexismus,<br />

Homophobie oder Nationalismus im Fußball?<br />

Dann kannst du dir diese Idee mit maximal 500<br />

Euro fördern lassen. Ermöglicht wird dies durch<br />

den „Projektpool“, den tipp3 und FairPlay 2009<br />

gemeinsam ins Leben gerufen haben. Seit der<br />

Gründung des Pools wurden mehr als 60 Projekte<br />

finanziell unterstützt, darunter etwa die Afrika<br />

Liga, der Augustin Cup, der Homeless Worldcup,<br />

das Frauenfußballturnier des MFFV ASKÖ 23.<br />

Alle Informationen zu den Förderanträgen findest<br />

du unter:<br />

www.fairplay.or.at/projekte/fairplay-projektpool/<br />

Anthony Yeboah – Kultfigur und Opfer<br />

von Rassismus am Fußballplatz.<br />

WGKK lädt 90.000 Wienerinnen und Wiener zur Vorsorgeuntersuchung ein<br />

Gesundheits-Check sollte regelmäßig<br />

durchgeführt werden!<br />

Auch diesen Frühling lädt die Wiener Gebietskrankenkasse<br />

(WGKK) die Wienerinnen und Wiener per Brief zur<br />

kostenlosen Vorsorgeuntersuchung ein.<br />

Nähere Informationen zum Gesundheits-Check<br />

erhältst du von Montag bis Freitag von 08.00–18.00 Uhr<br />

unter der kostenlosen Servicenummer 0800 501 522.<br />

Auch eine direkte Terminvereinbarung für die<br />

WGKK-Gesundheitszentren ist möglich!<br />

43


Ein eigenes Gehalt und dann noch<br />

mit Prämien was dazu verdienen?<br />

Hallo Moped!<br />

Darf’s ein bisschen mehr sein?<br />

SPAR ist der trendige Nahversorger – und mit 2.700 Lehrlingen die klare Nummer 1 bei<br />

der Lehrlingsausbildung. Wir bieten 15 Lehrberufe und eine spannende,<br />

praxisnahe Ausbildung. Wer Freude am Kontakt mit Menschen hat und<br />

offen für Neues ist, ist bei SPAR genau richtig! Sehr guten Lehrlingen<br />

winkt neben Zusatz-Prämien von über 4.500 Euro auch noch der Gratis-<br />

B-Führerschein. Und interne Aufstiegsmöglichkeiten nach der Lehre gibt’s<br />

genug! Besuche uns auf www.spar.at/lehre!<br />

44 EKONOMYA<br />

www.spar.at/lehre


Foto von Sebastian Freiler<br />

„WENN ICH GROSS BIN<br />

WERDE ICH YOUTUBER.“<br />

KARRIERE-SPECIAL<br />

45


youtube.com<br />

46 KARRIERE


YOUTUBER – FÜR <strong>DIE</strong>SEN<br />

BERUF BRAUCHST DU KEIN DIPLOM. EINZIGE<br />

VORAUS SETZUNGEN SIND EINE GUTE INTERNET-<br />

VERBINDUNG, EINE KAMERA UND EIN LOSES<br />

MUNDWERK. YOUTUBER WIE SAMI SLIMANI<br />

MACHEN MIT „KLICKS“ DAS GROSSE GELD.<br />

Von Melisa Aljović<br />

„HALLO LEUTE, ich bin’s, Sami! Willkommen auf<br />

meinem Kanal!“ Mit diesem Satz beginnt Sami Slimani,<br />

besser bekannt als „HerrTutorial“ (tutorial= engl. für<br />

Anleitung, Lernprogramm), seine Videos auf YouTube.<br />

Dann fährt er mit einem ema fort und labert circa<br />

zehn Minuten darüber. Mal redet er über die Frühjahrstrends,<br />

ein anderes Mal gibt er Haarstyling-Tipps, oder<br />

erzählt von den peinlichsten Momenten seines Lebens.<br />

Sami Slimani ist YouTuber. Ein Beruf, der sich in<br />

den letzten Jahren durchgesetzt hat und mit dem man<br />

einen Haufen Kohle machen kann. Alles, was man dafür<br />

braucht, ist eine Kamera, einen PC und die Fähigkeit,<br />

drau osreden zu können, über jedes ema, egal<br />

was – von der ersten Liebe bis hin zu Problemen mit<br />

Pickeln. YouTube ist die zweitgrößte Suchmaschine der<br />

Welt. Täglich werden dort rund vier Milliarden Videos<br />

angeschaut. Doch schon lange sind das nicht mehr nur<br />

Musikvideos, oder lustige Clips von Katzen und Babys.<br />

Immer mehr nutzen die „Weltbühne“ als Plattform.<br />

Für YouTube sind Leute wie Sami wichtig. Sie stellen<br />

Produkte vor und ziehen somit Werbepartner ans Land.<br />

„HALLO LEUTE,<br />

ICH BIN’S,<br />

SAMI!“<br />

KARRIERE<br />

47


48<br />

YOUTUBE IST <strong>DIE</strong><br />

ZWEIT GRÖSSTE<br />

SUCHMASCHINE<br />

DER WELT. TÄGLICH<br />

WERDEN DORT RUND<br />

VIER MILLIARDEN<br />

VIDEOS ANGESCHAUT.<br />

Als Sami in einem seiner Videos ein Deo vorgestellt<br />

hat, war dieses innerhalb von 24 Stunden<br />

ausverkau – dagegen kommt keine TV-<br />

Werbung an.<br />

Das Geschä mit YouTube funktioniert so:<br />

YouTube verkau Werbeplätze und teilt sich<br />

die Erlöse mit YouTubern wie „HerrTutorial“.<br />

Weil Sami mit seinen Videos meist zwischen<br />

100 und 600 Tausend Klicks erreicht, ist er bei<br />

Werbepartnern beliebt. Zahlt also der Deo-<br />

Hersteller dafür, dass er in einem kurzen Werbespot<br />

vor einem seiner Clips zu sehen ist, pro-<br />

tieren YouTube und „HerrTutorial“ davon:<br />

Jeder Klick bringt Geld. Zurzeit sind es etwa 30<br />

Tausend YouTuber, die wie „HerrTutorial“ von<br />

den Werbeerlösen leben. Wirbt ein YouTuber<br />

aber in seinem Video konkret für ein bestimmtes<br />

Produkt, wofür er bezahlt wurde, muss dies<br />

als „gesponsert“ gekennzeichnet werden. Mit<br />

zunehmend gesponserten Videos verliert ein<br />

YouTuber aber an Authentizität und somit an<br />

Zuschauern – deshalb begnügen sich viele mit<br />

den kurzen Werbespots vor ihren Videos.<br />

DER HAHN IM KORB<br />

Sami, der 2009 auf YouTube als „HerrTutorial“<br />

startete, ist einer der bekanntesten YouTuber<br />

im deutschsprachigen Raum. Mittlerweile hat<br />

der 23-jährige Deutsch-Tunesier Fans weltweit,<br />

reist um den Globus, bekommt haufenweise<br />

Kosmetik und Kleidung zugesandt und<br />

wird dafür auch noch bezahlt. Wie viel genau,<br />

darüber erlaubt YouTube keine Auskun , aber<br />

man munkelt, dass Sami seine 10.000€ im Monat<br />

sicher hat.<br />

Doch nicht jeder, der Videos macht und sie<br />

auf YouTube stellt, wird automatisch berühmt.<br />

Die Leute vor den Computern entscheiden,<br />

wen sie reich machen. Denn je mehr Leute<br />

einem zuschauen, desto mehr verdient man.<br />

„HerrTutorial“ hat um die 440.000 Abonnenten<br />

(Zuschauer, die seinen YouTube-Kanal<br />

abonniert haben), die er liebevoll „Saminators“<br />

nennt und mehr als 70 Millionen Videoaufrufe.<br />

Damit ist er der bekannteste YouTuber<br />

Deutschlands. Obwohl Beauty, Fashion und<br />

Lifestyle mehr den weiblichen YouTuberinnen<br />

zugesprochen wird, übertrump „HerrTutorial“<br />

mit eben diesen vermeintlichen „Frauenthemen“<br />

als Mann seine weiblichen Kolleginnen.<br />

Sein Geheimrezept sind sein strahlend<br />

weißes Lächeln, in das sich mittlerweile tau-<br />

KARRIERE<br />

sende Teenies verliebt haben und seine Gabe<br />

zu unterhalten. Denn selbst ein Kuchenbackvideo<br />

wird mit Sami zum Mordsspaß. Diese<br />

Entertainerqualitäten hat auch der Sender<br />

RTL2 erkannt und ihn prompt als Moderator<br />

der Musikshow „ eDome“ angeheuert. Mittlerweile<br />

ist „HerrTutorial“ ein richtiger Star,<br />

inklusive Fanpost und Autogrammen.<br />

YOUTUBE.AT<br />

Dass man durch YouTube-Videos erfolgreich<br />

werden kann, ist auch bis nach Österreich<br />

durchgedrungen. „JuriEntertainer“, der hauptsächlich<br />

durch seine Comedy-Videos, in denen<br />

er zum Beispiel Leute auf Wiens Straßen<br />

verarscht, hat über 56.000 Abonnenten. Der<br />

hübschen Wienerin Kim Lianne und ihren<br />

Mode- und Schminkvideos folgen über 28.000<br />

begeisterte Fans. Auch die beiden werden<br />

schon auf der Straße erkannt und angesprochen,<br />

vom großen Erfolg internationaler You-<br />

Tuber sind die zwei aber noch weit entfernt.<br />

Wahre YouTube-Größen, wie die 26-jährige<br />

Amerikanerin „Jenna Marbles“, die mit ihren<br />

humoristischen Lifesstyle-Clips wie „ ings<br />

I Don’t Understand About Girls“ oder „What<br />

Movies Taught Me About Love“ mehr als acht<br />

Millionen Abonnenten begeistert, oder „NigaHiga“,<br />

ebenfalls aus den USA, der Comedy-<br />

Videos zum Todlachen macht und damit über<br />

sieben Millionen Abonnenten besitzt, gehören<br />

mittlerweile zu den Reichen und Schönen der<br />

Szene und haben für ihr Leben ausgesorgt –<br />

God bless YouTube.<br />

ZUKUNFTSPERSPEKTIVE<br />

„HerrTutorial“, der 2009 sein erstes Videos<br />

hochgeladen hat, ist vom großen Erfolg seiner<br />

amerikanischen Kollegen nicht mehr weit entfernt.<br />

Er hat sogar schon seine zwei Schwestern<br />

ins Business geholt, die nun ebenfalls erfolgreich<br />

YouTube-Videos machen. Der Slimani-<br />

Clan hat noch viel vor, eine gemeinsame Agentur<br />

mit seinen Schwestern, oder eine eigene<br />

P egeproduktlinie sind die nächsten großen<br />

Ziele des 23-jährigen Deutsch-Tunesiers.<br />

Und wer es mit „Tipps fürs erste Date“<br />

(Anm.: darum ging es in seinem allerersten<br />

Video 2009) schon so weit gebracht hat, der<br />

scha einfach alles – Daumen hoch!<br />

YOUTUBE-WORTSCHATZ:<br />

BEVOR IHR GLEICH <strong>DIE</strong> YOUTUBE-WELT STÜRMT, HIER NOCH EIN PAAR<br />

GÄNGIGE YOUTUBE-BEGRIFFE ZUM BESSEREN VERSTÄNDNIS:<br />

Haul = engl. für Fang, Ausbeute. YouTuber stellen in einem „Haul-Video“ kürzlich gekaufte<br />

Kosmetik und Kleidung, aber auch Lebensmittel und Wohnaccessoires vor. Sie nennen den<br />

Preis, Zeitraum und das Geschäft, in dem sie das Produkt gekauft haben.<br />

OOTD = „Outfi t Of The Day“ = YouTuber zeigt sein Tagesoutfi t, beschreibt woher er die<br />

Kleidung und den Schmuck hat.<br />

DIY = „Do It Yourself“ = Videoanleitung zu selbstgemachten Speisen, Desserts,<br />

Accessoires, Kleidern und alles möglichem.<br />

Follow Me Around = YouTuber fi lmt seinen Tag, vom morgendlichen Zähneputzen bis zur<br />

Nachtlektüre – der Zuschauer bekommt alles zu sehen.<br />

Get Ready With Me = YouTuber fi lmt seine Schmink- und Style-Routine, bevor er das Haus<br />

verlässt.<br />

FAQ = „Frequently Asked Questions“ = Zuschauer stellen Fragen. Von „Wieviel wiegst du?“<br />

bis zu „Kannst du deine ganze Faust in den Mund stecken?“, ist alles dabei. YouTuber<br />

liest die Fragen in seinem „FAQ-Video“ vor und beantwortet sie.<br />

TAG = engl. „to tag“ = markieren, kennzeichnen. Verschiedene TAGS kursieren auf<br />

YouTube („50 Facts About Me - Tag“, „Geschwister – Tag“, …). Ein Tag beinhaltet Fragen<br />

zu einem bestimmten Thema, die der YouTuber beantwortet. Jeder YouTuber kann einen<br />

anderen YouTuber „taggen“, der dann bei demselben Tag mitmachen kann.<br />

UND HIER <strong>DIE</strong> LINKS ZU DEN KANÄLEN DER VORGESTELLTEN YOUTUBER:<br />

HerrTutorial: http://www.youtube.com/user/HerrTutorial?feature=fvst<br />

DieAusseinseiter: http://www.youtube.com/user/DieAussenseiter<br />

JuriEntertainer: http://www.youtube.com/user/JuriEntertainerTV<br />

Kim Lianne: http://www.youtube.com/user/ItsKimLianne<br />

Jenna Marbles: http://www.youtube.com/user/JennaMarbles<br />

NigaHiga: http://www.youtube.com/user/nigahiga


MATURA, WAS JETZT?<br />

50 KARRIERE<br />

NENAD S.<br />

Alter: 17<br />

Geburtsland: Bosnien<br />

Lieblingsfächer:<br />

Turnen, Geschichte,<br />

Bio<br />

Das will er werden:<br />

Arzt<br />

Wo will er leben:<br />

Österreich oder<br />

England<br />

MOHAMED I.<br />

Alter: 18<br />

Geburtsland: Ägypten<br />

Lieblingsfächer:<br />

Geschichte, Geo<br />

Das will er werden:<br />

Erdöltechniker<br />

Wo will er leben:<br />

Naher Osten<br />

MIRO P.<br />

Alter: 18<br />

Geburtsland: Österreich<br />

(Eltern aus Serbien)<br />

Lieblingsfächer: Geo,<br />

Chemie, Darstellende<br />

Geometrie<br />

Das will er werden:<br />

Architekt<br />

Wo will er leben:<br />

Österreich oder Italien<br />

ANDJELA I.<br />

Alter: 18<br />

Geburtsland:<br />

Österreich (Eltern<br />

aus Bosnien)<br />

Lieblingsfächer:<br />

Psychologie<br />

Das will sie werden:<br />

Volksschullehrerin<br />

Wo will sie leben:<br />

nur Österreich<br />

NATALIA N.<br />

Alter: 18<br />

Geburtsland: Mexiko<br />

Lieblingsfächer: Bio,<br />

Deutsch, Englisch,<br />

Französisch<br />

Das will sie werden:<br />

Meeresbiologin oder<br />

Schriftstellerin<br />

Wo will sie leben: Am<br />

liebsten in Brasilien


MAJA T.<br />

Alter: 18<br />

Geburtsland: Österreich (Eltern<br />

aus Mazedonien)<br />

Lieblingsfächer:<br />

Psychologie, Bio<br />

Das will sie werden:<br />

Rechtsanwältin mit Familienrecht<br />

als Schwerpunkt<br />

Wo will sie leben: Österreich<br />

oder Schweiz<br />

ELIAS N.<br />

Alter: 18<br />

Geburtsland: Mexiko<br />

Lieblingsfächer:<br />

Chemie, Musik<br />

Das will er werden:<br />

Goldschmied mit<br />

Hang zu Chemie und<br />

Physik<br />

Wo will er leben:<br />

Indien, Nepal, Japan<br />

oder in Wien<br />

JIA HAU LEE<br />

alias CHIN CHIN<br />

Alter: 18<br />

Geburtsland:<br />

Österreich<br />

Lieblingsfächer:<br />

Chemie, Bio, Mathe<br />

Das will er werden: ?<br />

Wo will er leben:<br />

Österreich<br />

JOSE RAMON<br />

SABOGAL HERNANDEZ<br />

Alter: 18<br />

Geburtsland:<br />

Kolumbien<br />

Lieblingsfächer:<br />

Geschichte, Geo<br />

Das will er werden:<br />

Top-Unternehmer<br />

Wo will er leben:<br />

Kolumbien<br />

<strong>DIE</strong> ERSTE GROSSE PRÜFUNG DES LEBENS STEHT VOR DER TÜR. DOCH WAS KOMMT<br />

DANACH? ARBEITEN, STU<strong>DIE</strong>REN ODER INS AUSLAND ZIEHEN? BIBER-REDAKTEURIN<br />

UND PROFESSORIN DARMINA MACHT DEN CHECK UNTER DEN SCHÜLERN DER AHS<br />

KANDLGASSE UND BEFRAGTE SIE ZU IHREN ZUKUNFTSPLÄNEN.<br />

Von Darmina Jašarević und Marko Mestrović (Fotos)<br />

KARRIERE<br />

51


NENAD S. – Fußballer mit<br />

weißem Kittel<br />

Nenad maturiert erst nächstes<br />

Jahr, hat aber schon klare Karriereziele<br />

vor Augen. Zunächst<br />

wollte er Polizist werden, aber<br />

jetzt weiß er, dass der Arztberuf<br />

seine Berufung ist. Wieso?<br />

„Es klingt komisch, aber<br />

durch die Arztserien habe ich<br />

gesehen, was alles möglich<br />

ist, und Menschen zu helfen,<br />

würde mich erfüllen.“ Dass<br />

Fernschauen noch lange kein<br />

Leben rettet, ist dem Hobbykicker<br />

bewusst, deswegen<br />

möchte Nenad zuerst alles in<br />

der Notfallchirurgie gesehen<br />

und erlebt haben, bevor er<br />

eine bestimmte Richtung einschlägt.<br />

Wenn er auswandert,<br />

dann nur nach London oder<br />

Liverpool, wo auch schon ein<br />

Auslandssemester in Planung<br />

steht.<br />

52 RAMBAZAMBA<br />

KARRIERE<br />

MOHAMED I., der<br />

Erdöltechniker<br />

Mohamed zog 2005 nach Österreich.<br />

Nach der Matura will<br />

er Erdöltechnik an der Montanuniversität<br />

in Leoben studieren.<br />

Ich hake sofort nach:<br />

warum? „Ich möchte zurück<br />

in den Nahen Osten. Dort sind<br />

die Jobaussichten auf diesem<br />

Gebiet viel besser.“ Ist das<br />

der einzige Grund? „Ich habe<br />

mich hier immer als Fremder<br />

gefühlt. Sobald man anders<br />

aussieht bzw. ein dunkler Typ<br />

ist, ist man sofort ein Ausländer.“<br />

MIRO P., der kuschelige<br />

Riese<br />

Miro ist der größte meiner<br />

Schüler und in seiner Gegenwart<br />

fühle ich mich immer<br />

beschützt und denke, falls<br />

nichts anderes klappt, kann<br />

er Bodyguard werden. Aber<br />

nein, Miro, der einmal Lehrer<br />

werden wollte, hat ganz konkrete<br />

Pläne. Vor zwei Jahren<br />

besuchte er den Tag der oenen<br />

Tür an der Technischen<br />

Universität. Weil es ihn so interessierte,<br />

setzte er sich auch<br />

gleich in eine Vorlesung. Seit<br />

diesem Tag weiß Miro: „Ich<br />

werde Architekt.“<br />

ANDJELA I., die<br />

Junglehrerin<br />

Als Andjela in der 6. Klasse<br />

war, lief es nicht gut in Mathe.<br />

„Damals wollte ich die 6. abschließen<br />

und Krankenschwester<br />

werden, aber dann nahm<br />

ich Nachhilfe und meine Noten<br />

verbesserten sich.“ Ihr Vater<br />

würde sie gerne als Anwältin<br />

sehen und ihre Mutter am<br />

liebsten im OP-Saal. „Nein,<br />

Jus ist mir zu schwierig und zu<br />

trocken“, sagt sie. Sie hatte vor<br />

kurzem auf der BeSt-Messe einen<br />

plötzlichen Sinneswandel:<br />

„Ich glaube, ich will Volksschullehrerin<br />

werden. Das hat<br />

sich interessant und abwechslungsreich<br />

angehört.“<br />

NATALIA N. will mit<br />

Gandhis Segen Weltmeere<br />

retten<br />

Mit sieben Jahren kam Natalia<br />

mit ihrem Zwillingsbruder<br />

Elias und ihrer Mutter<br />

aus Mexiko nach Österreich.<br />

Im Herbst beginnt sie ihr<br />

Studium der Meeresbiologie.<br />

„Würden sich der Aufnahmetest<br />

für das Studium in Mexiko<br />

und die Matura hier nicht<br />

überschneiden, hätte ich in<br />

Mexiko zu studieren begonnen“,<br />

lässt sie in ihre Planung<br />

blicken. Denn in Österreich<br />

möchte die Maturantin nicht<br />

bleiben. „Ich will auf jedem<br />

Kontinent einmal leben und<br />

dann in Brasilien bleiben“,<br />

so die Schülerin. Was spricht<br />

gegen Österreich? „Der lange<br />

Winter. Es ist zu kalt und die<br />

Menschen sind es o auch. Ich<br />

möchte irgendwo leben, wo es<br />

nicht schlimm ist, wenn man<br />

laut und locker ist.“


MAJA T., die<br />

Familienanwältin<br />

Seit es in der 4. Klasse hieß,<br />

Französisch oder Latein, weiß<br />

Maja, dass sie Jus studieren<br />

will und an ihrer Entscheidung<br />

hat sich bis heute nichts<br />

verändert. „Ich bin mir sicher<br />

und freue mich schon, wenn<br />

es im Herbst losgeht.“ Falls sie<br />

einmal woanders lebt, dann<br />

nur im EU-Raum mit zwei Favoriten:<br />

„Ich möchte hier bleiben<br />

oder aber in der Schweiz<br />

leben.“<br />

ELIAS N., der Goldprofessor<br />

Elias wird nach der Matura<br />

zunächst seinen Präsenzdienst<br />

ableisten und vielleicht<br />

Chemie oder Physik studieren.<br />

„Viele sagen, das Chemiestudium<br />

sei zu schwierig,<br />

mal schauen“, erklärt er uns<br />

etwas nachdenklich. Muss es<br />

denn überhaupt ein Studium<br />

sein? Elias antwortet: „Nein.<br />

Ich arbeite gerne mit den<br />

Händen. Ja, Goldschmied.<br />

Das interessiert mich.“ Ob<br />

er sich sein Leben außerhalb<br />

Österreichs vorstellen kann?<br />

„Klar! Ich möchte viel reisen,<br />

um herauszunden, wo es am<br />

schönsten ist.“<br />

JIA HAU LEE alias CHIN<br />

CHIN<br />

Jia Hau weiß nicht viel über<br />

seine Zukun, nur dass es<br />

nicht unbedingt ein Studium<br />

sein muss. Jia Hau oder Chin<br />

Chin, wie ihn seine Mitschüler<br />

nennen, erzählt das seelenruhig<br />

und lässt sich nicht von der<br />

allgemeinen „Was-machst-dunach-der-Matura“-Hysterie<br />

anstecken. Er weiß, dass er zuerst<br />

den Wehrdienst ableisten<br />

muss. Und da gibt’s natürlich<br />

noch die Eltern. „Sie sind mit<br />

allem einverstanden, aber ich<br />

glaube, bald wollen sie eine<br />

Antwort haben“, erzählt er<br />

verschmitzt.<br />

JOSE RAMON SABOGAL<br />

HERNANDEZ<br />

Egal wie sehr ich mich bemühe<br />

– Joses Name klingt nie so<br />

toll, wie aus seinem eigenen<br />

Munde. Der Kolumbianer<br />

kam 2004 nach Österreich<br />

und möchte Internationale<br />

Betriebswirtscha an der WU<br />

studieren. Jose will unbedingt<br />

ein Auslandssemester machen<br />

und nach dem Studium<br />

zurück nach Kolumbien.<br />

„Ich konnte mich hier nie<br />

anpassen“, gesteht er mir. Ich<br />

sehe mir sein Eine-Million-<br />

Dollar-Lächeln an und frage<br />

mich, woran das liegen mag.<br />

„Manchmal witzeln Menschen<br />

über meine Herkun,<br />

andere ziehen dann mit und<br />

ich nde es überhaupt nicht<br />

lustig.“ Selbst die Bezeichnung<br />

eines Lehrers, der ihn<br />

als feschesten Kolumbianer<br />

vorstellte, stößt dem sensiblen<br />

Jose sauer auf.<br />

RAMBAZAMBA KARRIERE<br />

53


54<br />

STILL-<br />

GESTANDEN!<br />

Sanitäterinnen, Pilotinnen und<br />

Panzerkommandantinnen. Das Heer<br />

sucht dringend weibliche Verstärkung.<br />

Die Karrierechancen sind top<br />

und in der einjährigen Ausbildungszeit<br />

gibt es gleich ein Einstiegsgehalt<br />

von 1000 Euro.<br />

Von Amra Dučić und Lyudmila Gyurova (Fotos)<br />

Die rot-weiß-rote Sperrlinie trennt eine<br />

Gruppe von interessierten Mädchen vor<br />

dem bevorstehenden Kampfeinsatz. „Bitte<br />

die Ohropax reintun. Es wird jetzt ein<br />

wenig lauter. Aber keine Angst, es wird<br />

mit Platzpatronen geschossen“, heißt es.<br />

Dann wird den jungen Frauen großes<br />

Militär-Kino geboten. Eine kleine Einheit<br />

des Bundesheeres liefert sich mit<br />

einem überlegenen Gegner einen he igen<br />

Schusswechsel, Verletzte werden aus der<br />

Gefahrenzone geborgen, ein geordneter<br />

Rückzug geht professionell über die Bühne.<br />

Dann sagt der kommandierende Soldat<br />

den Satz, auf den alle gewartet haben:<br />

„Wer jetzt will, kann das Schießen ausprobieren.“<br />

Das lassen sich die Mädchen<br />

nicht zwei Mal sagen: Alle stürmen zu den<br />

Sturmgewehren und dürfen nach genauen<br />

Anweisungen je fünf Schüsse abgeben –<br />

klarerweise ebenfalls mit Platzpatronen.<br />

GIRLS BEIM „GIRLS‘ DAY“<br />

„Wenn ich zum Heer gehe, will ich in<br />

die Panzerabwehr“, sagt Liliane, 18, aus<br />

Wien. Die Schülerin ist eine von Hunder-


ten Mädchen, die Ende April den „Girls‘<br />

Day“ des Österreichischen Bundesheeres<br />

auf dem Gelände der Bolfras-Kaserne in<br />

Mistelbach, Niederösterreich, besucht<br />

haben. Sollte Liliane wirklich zum Heer<br />

wollen, stehen ihre Karrierechancen gut.<br />

Derzeit gibt es in Österreich nur 371 Soldatinnen,<br />

das Heer sucht dringend weibliche<br />

Verstärkung.<br />

ERST KELLNERIN, DANN FUNKERIN<br />

Aber was machen Frauen eigentlich beim<br />

Heer? „Das Gleiche wie Männer“, sagt<br />

„Bitte jetzt die Ohropax<br />

reintun. Es wird geschossen.“<br />

Beim „Girls‘ Day“:<br />

Wie gemütlich ist ein<br />

Panzer von innen?<br />

Martina Biberich. Die gebürtige Tschechin<br />

kam 1995 nach Österreich. Anfangs<br />

arbeitete sie als Kellnerin und Securitybeau<br />

ragte, wollte dann aber etwas Neues<br />

ausprobieren und stellte sich der Herausforderung.<br />

„Ich war immer sehr sportlich<br />

und sah, dass man beim Bundesheer sehr<br />

viele Chancen hat. Jetzt bin ich schon 6<br />

Jahre dabei und es macht immer noch<br />

Spaß, wie am ersten Tag.“ Anfangs arbeitete<br />

sie als Panzerfahrerin, danach ging<br />

sie vier Mal in den Kosovo, zwei Mal als<br />

Kra fahrerin und zwei Mal als Funkerin.<br />

ZUGSFÜHRER MIT AMBITIONEN<br />

Seit einem Jahr arbeitet Frau Zugsführer<br />

Biberich in der Kaserne in Mistelbach und<br />

arbeitet im Sanitätsbereich. „Im Kosovo<br />

gab es bei der Truppe viel mehr Frauen<br />

als hier. Es ist schade, dass nicht mehr<br />

Frauen die Chance nützen und zum Heer<br />

gehen. Die Arbeit ist abwechslungsreich,<br />

ich habe schon so viele verschiedene<br />

Dinge ausprobiert und auch fürs Leben<br />

gelernt.“ Der Vertrag von Zugsführerin<br />

Biberich läu 2014 aus. Danach möchte<br />

sie gerne Dolmetsch studieren, der erste<br />

Zugsführerin Martina<br />

Biberich: „Ich war immer<br />

sportlich. Beim Heer sah<br />

ich gute Möglichkeiten.“<br />

<strong>DIE</strong>SER ARTIKEL IST TEIL EINER SERIE ÜBER KARRIEREN BEIM HEER. <strong>DIE</strong> SERIE WIRD VOM<br />

BUNDESHEER FINANZIELL UNTERSTÜTZT UND VON DER BIBER-REDAKTION GESTALTET.<br />

55


56<br />

Präsentation unterschiedlicher<br />

Waffensysteme beim „Girlsday“<br />

WIE DU KARRIERE BEIM HEER MACHST<br />

<strong>DIE</strong> VORAUSSETZUNGEN:<br />

• Österreichische Staatsbürgerschaft<br />

• Vollendetes 18. Lebensjahr (ab vollendetem 17.<br />

Lebensjahr mit schriftlicher<br />

Zustimmung des gesetzlichen Vertreters)<br />

• Körperliche und geistige Eignung<br />

• Schriftliche Bewerbung<br />

<strong>DIE</strong> EIGNUNGSPRÜFUNG:<br />

• Medizinische Untersuchung<br />

• Überprüfung der körperlichen Leistungsfähigkeit,<br />

psychologischer Eignungstest<br />

• Überprüfung der Deutschkenntnisse und Rechentest<br />

DAS ZUSATZANGEBOT: Zur Vorbereitung auf die<br />

sportlichen Anforderungen der Eignungsprüfung bietet<br />

das Heerespersonalamt eine Trainingsbegleitung in<br />

Form eines Vorbereitungswochenendes oder eines<br />

Vorbereitungstages an.<br />

<strong>DIE</strong> EINPLANUNG: Eine erfolgreiche Eignungsprüfung<br />

endet mit deinem Einplanungsgespräch. Dabei<br />

werden die wesentlichen Punkte für deine Karriere<br />

wie Laufbahn, Einrückungstermin und Einrückungsort<br />

vereinbart.<br />

<strong>DIE</strong> BEZAHLUNG: Zu Beginn des Ausbildungsdienstes<br />

erhältst du 970,64 € netto monatlich (12 Mal im Jahr).<br />

Die fi nanziellen Ansprüche steigern sich – abhängig von<br />

der Laufbahn – bis zu 1818,33 € netto. Weitere Vorteile<br />

im Ausbildungsdienst:<br />

• Möglichkeit zu Auslandseinsätzen (mit<br />

Auslandseinsatzzulage!)<br />

• Kostenlose Unterkunft und Verpfl egung<br />

• Freifahrt (ÖBB-Vorteilscard)<br />

• Sicherung des zivilen Arbeitsplatzes<br />

• Sozialrechtliche Absicherung (auch deiner<br />

Angehörigen)<br />

• Familien-/Partnerunterhalt und/oder<br />

Wohnkostenbeihilfe bei Zutreffen der<br />

Voraussetzungen<br />

Abschied von der Kaserne nach so vielen<br />

Jahren. Aber ganz und für immer will sie<br />

dann doch nicht gehen und nach dem Studium<br />

als Dolmetscherin wieder beim Heer<br />

arbeiten.<br />

DREI HARTE MONATE<br />

Das Bundesheer bietet für Mann und<br />

Frau dieselben Ausbildungs- und Karrieremöglichkeiten.<br />

Ist man einmal aufgenommen,<br />

wird nicht mehr zwischen<br />

Männern und Frauen unterschieden. Die<br />

Erstausbildung dauert 12 Monate. Interessant:<br />

Bereits in der Ausbildung gibt es<br />

ein Gehalt von rund 1000 Euro. Voraussetzungen<br />

für eine Aufnahme sind die österreichische<br />

Staatsbürgerscha und das<br />

Mindestalter von 18 Jahren (siehe Info-<br />

Kasten).<br />

KONTAKT UND BEWERBUNG:<br />

infopoint des Heerespersonalamtes<br />

0810/242 810<br />

Werktags Montag von 07.30 – 19.00 Uhr,<br />

Dienstag bis Freitag von 07.30 – 16.00 Uhr<br />

Heerespersonalamt<br />

Rekrutierungsgruppe Wien<br />

Hauptmann Mag.(FH) Rene Smode<br />

Tel: 050201 10-51041<br />

hpa.wien2@bmlvs.gv.at<br />

1163 Wien, Panikengasse 2<br />

www.bundesheer.at/karriere<br />

An die erste Ausbildungszeit erinnert<br />

sich Martina Biberich mit gemischten Gefühlen.<br />

Sie weiß: „Die ersten drei Monate<br />

waren nicht leicht. Ich brauchte ein Jahr,<br />

um eine halbwegs gute Kondition aufzubauen.<br />

Auch wenn man in dieser Zeit öfters<br />

ans Au ören denkt, wird man immer<br />

stärker und lernt, dass man im Leben für<br />

alles kämpfen muss.“<br />

Für Unentschlossene gibt es im August<br />

die Möglichkeit, an einer Erlebniswoche<br />

teilzunehmen. Tamara, 18, aus Niederösterreich,<br />

möchte auf jeden Fall dabei<br />

sein. „Ich weiß, ich muss trainieren. Bis<br />

dahin möchte ich mich mit Laufen und<br />

Liegestützen t machen. Nach der Erlebniswoche<br />

entscheide ich mich, was ich genau<br />

mache und wie.“


KARRIERE NEWS<br />

Lass dir von Anchorman<br />

Armin Wolf erklären,<br />

was er so den ganzen<br />

Tag wirklich macht<br />

Fotos: ORF/Thomas Ramstorfer/picturedesk.com<br />

WHAT DO YOU DO, HERR WOLF?<br />

Willst du wissen, was andere im Job so tun? Und willst du wissen, wie<br />

sie es tun? Dann geh' auf das Video-Jobportal von Whatchado.<br />

Schule. Abschluss. Uni. Abschluss. Und dann die große Frage vieler<br />

junger Menschen: Wie komme ich zum Job? Wie haben es andere gemacht?<br />

Aber wen kennt man, der’s schon gescha hat, der über seinen<br />

Werdegang spricht, Tipps gibt und eine Richtung vorgibt, wie es gehen<br />

kann? Das ist die Idee hinter Whatchado. In Videointerviews sprechen<br />

erfolgreiche Karriereleute über ihren Beruf und beantworten euch die<br />

sieben grundlegendsten Fragen, etwa „Wie schaut ihr Werdegang aus?“,<br />

oder „Was ist das Coolste an deinem Job?“ biber hat den Test gemacht<br />

und schaut sich im Bereich der Kommunikationsberufe um.<br />

INTERESSENSMATCHING<br />

Im Interessensmatching warten 19 Fragen auf uns, wie wir uns zum<br />

Beispiel den Arbeitsplatz vorstellen. Wollen wir viel reisen, oder sind<br />

wir lieber Nesthocker? Danach zeigt dir Whatchado passende Videointerviewpartner,<br />

die vielleicht deinen zukünigen Traumberuf haben.<br />

Ausgespuckt haben sie bei unserer Suche auch den erfolgreichen ORF-<br />

Anchorman Armin Wolf. „Ich bin ein lebendes Beispiel dafür, dass man<br />

nicht in der Mindeststudienzeit fertig werden muss, um einen halbwegs<br />

anständigen Job zu kriegen”, gibt Wolf den Langzeitstudenten Mut. Weitere<br />

Antworten auf die übrigen Fragen sind genauso spannend. Klick<br />

dich rein, wirst sehen. Whatchado ist wie YouTube für Berufsprole,<br />

wo du endlich Antworten bekommst, die du nicht nden konntest weil<br />

dir die Netzwerke fehlten. Übrigens: Der Name Whatchado kommt aus<br />

dem amerikanischen Slang für die Frage: „What do you do?”<br />

Bezahlte Anzeige<br />

EINE GESCHÄFTSIDEE,<br />

KEINE RÄUMLICHKEITEN?<br />

Kein Problem! Das ServiceCenter Geschäslokale ist eine<br />

Plattform der Wirtschaskammer, die dafür sorgt, dass man<br />

ein passendes Lokal für seine Geschäsidee ndet. Neben<br />

freien Geschäslokalen werden auch wichtige Standortinformationen<br />

geboten – Alters-, Familien- und Ausbildungskultur<br />

des Branchenmixes vor Ort, die regionale Kaura und die<br />

Passantenfrequenz. Direkte Zielgruppenansprache, aktive<br />

Vermarktung freistehender Geschäslokale, Standortinformationen,<br />

Informationen zur Mietpreissituation und die Vernetzung<br />

zu den Einkaufsstraßen werden vom ServiceCenter<br />

Geschäslokale angeboten.<br />

Weitere Infos: www.freielokale.at<br />

Eine Initiative von<br />

Vizebürgermeisterin Renate Brauner<br />

Auch biber fand seine<br />

Räumlichkeiten für<br />

die biber-Akademie<br />

auf freielokale.at<br />

acebook.com/kuemmernummer


Foto: Christian Hikade/parlament.gv.at<br />

KARRIERE NEWS<br />

MACH EIN TRAINEE<br />

BEI DEN GRÜNEN<br />

Du bist mehrsprachig und politisch interessiert? Dann bewirb<br />

dich für ein Mentee-Programm im Grünen Parlamentsklub.<br />

Zielgruppe: Neue ÖsterreicherInnen im Alter von 18 und 29<br />

Jahren. Dauer: September bis November 2013 oder März bis<br />

Mai 2014. Das Programm ist modulartig aufgebaut, beträgt<br />

in Summe in der Trainee-Zeit nur 40 Stunden und für die<br />

Teilnahme gibt es 370 € Taschengeld. Jeder Mentee bekommt<br />

einen Abgeordneten der Grünen als persönlichen Betreuer<br />

zugeteilt. „Du wirst bei Pressekonferenzen dabei sein, mit uns<br />

Termine absolvieren und das Parlament kennen lernen“, erklärt<br />

die Grüne Abgeordnete Alev Korun.<br />

Bewerbung an: angela.moser@gruene.at<br />

TIPP: HIER FINDEST DU<br />

DEINE TALENTE<br />

Willst du das Parlament von<br />

innen kennen lernen?<br />

Du hast die Schule geschmissen? Mit Karriere und erfolgreicher<br />

Zukun schaut’s schlecht aus? Es gibt immer neue Wege.<br />

Das Projekt „Unentdeckte Talente“ hil dir dabei, eine neue<br />

Ausbildung zu machen und Jobs zu nden. Hole dir nicht nur<br />

wichtige Tipps, sondern auch eine Vertrauensperson, die dich<br />

auf diesem Weg begleitet.<br />

Weitere Infos: www.unentdeckte-talente.at<br />

ISO 29990<br />

certified<br />

English for Business<br />

and Pleasure<br />

• Gratis Wiederholung<br />

• Gratis Einstufung<br />

• Täglich Kursbeginn<br />

• Diplome bis Niveau C2 CEFR für<br />

das Studium im Ausland<br />

• Lernzielgarantie<br />

www.cambridge.at<br />

THE CAMBRIDGE INSTITUTE<br />

Terminvereinbarung zur<br />

kostenlosen Einstufung:<br />

01/5956111<br />

B R I T I S H & A M E R I C A N E N G L I S H<br />

F O R<br />

P L E A S U R E & B U S I N E S S<br />

Wer ist er?<br />

Name: Mark Simak Nadjafi<br />

Ist: Doktor der<br />

Sozialwissenschaften<br />

Alter: 43<br />

Wurzeln: Iran<br />

„ICH BIN KEIN ÄNGSTLICHER TYP“<br />

Karriere des Monats: Die kommenden zwei Jahre wird Mark<br />

Nadjafi in Uganda als Kommunikationsberater arbeiten. Für<br />

ihn ist sein Job seine Bestimmung.<br />

Von Momčilo Nikolić<br />

Uganda ist das neunzehntärmste Land der Welt. Aus der Sicht des<br />

Westens ein Entwicklungsland, das Hilfe braucht. Mark Simak Nadja<br />

sieht das anders. Entwicklungshilfe ist für ihn keine Einbahnstraße, wo<br />

Weiße kommen, um den „Unentwickelten“ zu helfen. Für ihn ist der<br />

Einsatz dort eine Kooperation zwischen den Leuten vor Ort und den<br />

NGO’s. Nun gehört er auch zum Team der NGO CIDI (Community<br />

Integrated Development) und reist für zwei Jahre „zum Kooperieren“<br />

nach Uganda. Dort wird der gebürtige Iraner als Kommunikationsberater<br />

arbeiten. Armut kennt Simak schon von früheren Reisen nach<br />

Ägypten, Brasilien und Indien. „Nicht jeder Mensch ist für Entwicklungszusammenarbeit<br />

geschaen. Der psychische Druck aufgrund<br />

mangelnder Sanitäranlagen, Ansteckungsgefahr und Hitze verlangt<br />

einem viel ab. Auf die Zeit in Afrika freut er sich trotzdem. Dort ist die<br />

Wiege der Menschheit, sagt Nadja. Seine Reise nach Uganda nennt<br />

er fast Bestimmung. Ob er Angst vor seiner Reise hat? „Ich bin kein<br />

ängstlicher Typ. Die meisten Leute stellen sich bei Afrika nur Krieg<br />

und Gefahren vor. Entführungen, Korruption und faule Afrikaner sind<br />

die Bilder, die hier in den Köpfen der Menschen vorherrschen.“ Aber<br />

da gibt es noch viel mehr, weiß Nadja. Trotzdem bleibt er wachsam.<br />

Seine Logik: Ein gesundes Maß an Angst führt zu einer gewissen Sicherheit<br />

- denn man ist achtsamer.<br />

Mark reist in Zusammenarbeit mit<br />

HORIZONT3000 nach Uganda.<br />

Mehr Infos: www.horizont3000.at<br />

Fotos: Florian Raidt


Fotos: Marko Mestrovic<br />

So nicht: Bei Bewerbungsfotos<br />

bitte nicht posen.<br />

Du willst einen Job, nicht<br />

ein Date.<br />

NEUES SERVICEZENTRUM<br />

„STADTSCHULRAT WIEN“<br />

Der Stadtschulrat will mit dem neuen Servicezentrum allen Kunden<br />

mit kompetentem Rat und schneller Tat zur Seite stehen. Oberstes<br />

Prinzip: Alle Anfragen und Anliegen sollen schnell bearbeitet werden.<br />

Mit der Scha ung eines modernen Servicezentrums folgt man<br />

dem Beispiel anderer Behörden – wie etwa dem Sozialministerium,<br />

zahlreichen Bezirksämtern, den Servicezentren der Justiz, oder auch<br />

jener der Wiener Stadtwerke.<br />

Ab 19. August ist das neue<br />

Servicezentrum in Betrieb.<br />

Während der derzeitigen<br />

Bauphase ist der Haupteingang<br />

für alle KundInnen<br />

und MitarbeiterInnen in der<br />

Wipplingerstraße 28 und<br />

nicht mehr Wipllingerstraße/<br />

Ecke Renngasse.<br />

Weitere Infos:<br />

http://www.stadtschulrat.at/<br />

Stadtschulratspräsidentin Brandsteidl:<br />

Mehr Service für Lehrer, Eltern und Schüler<br />

Fotos: Michele Pauty<br />

KARRIERE NEWS<br />

BEWERBEN, ABER RICHTIG!<br />

Dein Jobkiller Nummer 1: eine schlechte Bewerbung.<br />

Hier die wichtigsten Tipps.<br />

DU SCHREIBST KEINEN ROMAN<br />

Halte dich kurz! Betone deine Stärken, beschränke dich auf das<br />

Wesentliche. Infos warum du dich bewirbst, was du machen<br />

willst und was du kannst, sind wichtiger, als zu jammern, was<br />

du nicht kannst und wo deine Schwächen liegen.<br />

STANDARDSCHREIBEN LANDEN IM MÜLL<br />

Unterschiedliche Stellen, gleiches Bewerbungsschreiben? Ein<br />

NO-GO! Gestalte deine Bewerbung individuell für das Jobangebot.<br />

Das wirkt ehrlicher!<br />

ÜBERTREIBE NICHT<br />

Falsche Angaben und Lobeshymnen auf sich selbst können<br />

beim Bewerbungsgespräch peinlich werden. Spätestens dann<br />

kommt die Wahrheit ans Licht. Wer bei Sprachkenntnissen und<br />

anderen Quali kationen ehrlich bleibt, fällt nicht auf die Nase.<br />

SCHICK KEIN PEINLICHES FOTO<br />

Du musst nicht cool sein und sollst auch nicht posen. Ein Bewerbungsschreiben<br />

ist nicht Facebook.<br />

HIER BILDEN<br />

SICH VÖLLIG<br />

NEUE CHANCEN<br />

BERUFSREIFEPRÜFUNG<br />

Matura nachholen und Erstsprache perfektionieren!<br />

Neues und kostenloses Zusatzangebot:<br />

• Bosnisch, Kroatisch, Serbisch, Türkisch auf Maturaniveau<br />

• Individuelle Lernbegleitung<br />

• Beratungen jetzt auch auf BKS & Türkisch<br />

Die Berufsreifeprüfung ermöglicht beruflichen Aufstieg und freien<br />

Zugang zum Studium. Das allgemeine Angebot der BRP bleibt<br />

kostenpflichtig. Weitere Fremdsprachen wie z.B. Englisch möglich.<br />

KOSTENLOSE BERATUNG UND INFO<br />

YAVUZ CERI<br />

BFI Wien<br />

Alfred-Dallinger-Platz 1 | A-1034 Wien<br />

T +43 (1) 81178 - 10130<br />

y.ceri@bfi-wien.or.at<br />

www.bfi-wien.at<br />

NURCAN ÖZGENER<br />

BFI Oberösterreich Region Wels<br />

Lichteneggerstraße 101 | 4600 Wels<br />

T +43 (7242) 2055 - 3233<br />

nurcan.oezgener@bfi-ooe.at<br />

www.bfi-ooe.at<br />

BILDUNG. FREUDE INKLUSIVE.<br />

BARKA EMINI<br />

BFI Wien<br />

Alfred-Dallinger-Platz 1 | A-1034 Wien<br />

T +43 (1) 81178 - 10128<br />

b.emini@bfi-wien.or.at<br />

www.bfi-wien.at<br />

Gefördert aus den Mitteln des Europäischen Sozialfonds und des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur.<br />

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60<br />

KARRIERE NEWS<br />

<strong>DIE</strong> BAHN FÄHRT AUF<br />

DER SOZIALEN SCHIENE<br />

Bei der ÖBB können auch Flüchtlinge eine Lehre absolvieren.<br />

von Menerva Hammad<br />

Floridsdorf. In der größten Lehrwerkstätte<br />

der Österreichischen Bundesbahnen<br />

(ÖBB) Wien kommen Erinnerungen an<br />

die Schulzeit hoch. Eine riesige Sporthalle,<br />

unzählige Pokale und Auszeichnungen<br />

schmücken die Gänge, ein unüberschaubar<br />

großer Maschinenraum für mehr als<br />

300 Lehrlinge, darunter drei Flüchtlinge<br />

aus Afghanistan, die die einmalige Chance<br />

bekommen haben, sich ausbilden zu<br />

lassen.<br />

Das Flüchtlingsprojekt der ÖBB beruht<br />

auf einer Idee des Vereins lobby.16. Junge<br />

Flüchtlinge, die keinen Zugang zu einer<br />

Ausbildung haben und sich in einem neuen<br />

Land aufgrund der Sprache und Kultur<br />

unwohl fühlen, wird das Leben leichter<br />

gemacht. Die Jugendlichen werden auch<br />

in Deutsch und Mathematik unterrichtet.<br />

Die Flüchtlinge können sich aussuchen,<br />

in welche Sparte sie wollen – von<br />

Jugendliche aus Afghanistan<br />

lernen in Floridsdorf Anlagen-<br />

und Maschinenbau<br />

Maschinenbau- bis Anlagentechnik. Für<br />

österreichische Jugendliche gibt es individuelle<br />

Schnuppertage, zu denen zirka 50<br />

erscheinen und sich umschauen. Gefällt’s<br />

ihnen und sehen sie sich in diesem Beruf,<br />

kommen sie zum Aufnahmetest.<br />

Ausgenommen von diesem Auswahlverfahren<br />

sind das „Mädchenprojekt“, das<br />

„Flüchtlingsprojekt“ und das „Sozialprojekt“<br />

für Jugendliche, die keinen Schulabschluss<br />

haben. Hier wird punktuell ausgesucht,<br />

wer einen Lehrplatz bekommt.<br />

Wie ist die Arbeit mit Jugendlichen<br />

unterschiedlicher Herkun und Bildung?<br />

Andreas Kessler, Standortleiter der<br />

Lehrwerkstätte, weiß: „Lehrlinge mit Migrationshintergrund,<br />

die nicht hier aufgewachsen<br />

sind, schätzen es mehr, hier<br />

sein zu dürfen. Sie werden vielleicht zum<br />

ersten Mal für das, was sie leisten, anerkannt.<br />

Das motiviert sie anscheinend sehr<br />

zum Arbeiten.“ Österreichische Lehrlinge<br />

oder Lehrlinge mit Migrationshintergrund<br />

hingegen, die schon länger in Österreich<br />

leben, gehen das viel „lockerer“<br />

an. Dabei sei die Sprache o nicht nur<br />

für Lehrlinge aus dem Flüchtlingsprojekt<br />

ein Handikap. O müsste auch den österreichischen<br />

Lehrlingen etwas zweimal<br />

erklärt werden. „Es gibt Begri e in der<br />

Fachsprache, die man nicht in der Schule<br />

lernt, oder unter Freunden verwendet. Da<br />

sind alle Lehrlinge gleich – egal, woher sie<br />

kommen“, sagt Kessler.<br />

Das Gespräch mit den afghanischen<br />

Lehrlingen zeigt, dass keiner von ihnen<br />

Probleme hat, sich auszudrücken. Egal<br />

ob mit Kollegen oder Ausbildnern – sich<br />

gegenseitig zu verstehen, ist ein Kinderspiel.<br />

Sie sehen die Lehrstelle als besondere<br />

Chance und wollen diesen Beruf nach<br />

dem Lehrabschluss auch ausüben. In Österreich.<br />

INFO: Haben die ÖBB dein Interesse geweckt?<br />

Die Bewerbungen beginnen im Oktober und sind<br />

nur online möglich. Schnuppertage sind individuell<br />

telefonisch auszumachen. Nur ein Anruf unter<br />

0664/826-3043 beim Administrator Herrn Grill,<br />

und schon hast du einen Termin.<br />

Internet: www.oebb.at/bb<br />

Fotos: Anastasia Osipova


Entgeltliche Einschaltung<br />

GREEN JOBS – FACTS<br />

WIE EINE ROSIGE<br />

JOBZUKUNFT AUSSIEHT?<br />

BILDUNGSGUIDE GREEN JOBS!<br />

jobs sind die Arbeitsplätze<br />

der Zukunft. Sie vereinen<br />

Klima- und Umweltschutz mit guten<br />

Arbeitsmarktperspektiven. Wer nachhaltig<br />

Karriere machen will, sollte die Umwelt-Herausforderungen<br />

von heute als berufl iche<br />

Chance von morgen nutzen! Das Lebensministerium<br />

präsentiert euch beispielhafte Berufe im wachsenden<br />

Umweltsektor.<br />

green<br />

GRÜN! GRÜN!<br />

green jobs sind Arbeitsplätze, die Umwelt- und<br />

Klimaschutz zum Ziel haben<br />

In Österreich arbeiten schon heute rund 200.000<br />

Menschen in einem green job<br />

Die Umweltbranche ist einer unserer größten<br />

Wachstumsmärkte<br />

Ziel des Lebensministeriums ist, dass bis 2020<br />

weitere 100.000 green jobs entstehen<br />

green jobs gibt es auf allen Ausbildungsebenen –<br />

von der Lehre bis zum Hochschulstudium<br />

green jobs beweisen, dass Wirtschaft und Umwelt<br />

kein Widerspruch sind<br />

Mein Arbeitsplatz ist ein<br />

green job, weil ich mich als<br />

Installateur auf Solar anlagen<br />

spezialisiert habe.<br />

Florian Binder, PV-Anlagen Monteur<br />

Photovoltaik- und<br />

SolaranlagenmonteurIn<br />

In diesem green job bist du für die Montage von PV-Anlagensystemen<br />

und deren Anwendungen zuständig. Sowohl Baufirmen<br />

als auch Gas-, Wasser- und Heizungsinstallations firmen<br />

brauchen dich als Fachkraft. Grundlage ist ein technischer<br />

Lehrberuf, wie z.B. Elektrotechniker In oder SpenglerIn.<br />

Speziell für Jugendliche hat das Lebensministerium<br />

den Guide „green jobs!<br />

Deine Zukunft – Deine Karriere – Dein<br />

green job!“ he rausgebracht. Er zeigt beispielhaft<br />

Berufe und Beschäftigungsmöglichkeiten,<br />

sowie Aus- und Weiterbildungen.<br />

Jetzt downloaden unter<br />

www.lebensministerium.at/publikationen<br />

green jobs<br />

Deine Zukunft – Deine Karriere – Dein green job!<br />

Mein Arbeitsplatz ist ein green job, weil<br />

ich aus umweltfreundlichen Rohstoffen<br />

saubere Energie erzeuge und einen<br />

Beitrag leiste, um fossile Brennstoffe<br />

zu verringern.<br />

Stefan Steininger, Biomasse-Facharbeiter<br />

FacharbeiterIn für Biomasse<br />

In diesem Beruf produziert man Biomasse aus Holz (z.B. Hackschnitzel)<br />

oder Ackerpflanzen. Zusätzlich bereitet man das<br />

Rohmaterial für die Energieerzeugung in Biomassekraftwerken<br />

vor. Die Landwirtschaftliche Berufs- und Fachschule<br />

Freistadt bietet eine 4-jährige Ausbildung mit<br />

dem Schwerpunkt „Erneuerbare Energie“ an.<br />

Mein Arbeitsplatz ist ein<br />

green job, weil die Fahrzeuge,<br />

die ich baue, nämlich Räder,<br />

keine Abgase absondern.<br />

Lidwine Holzach, Fahrradmechanikerin<br />

FahrradmechanikerIn<br />

Alles dreht sich rund ums Rad! Als FahrradmechanikerIn bist<br />

du Experte/in in Sachen Reparatur, Zusammenbau, Fehlerdiagnose<br />

und KundInnenberatung beim Kauf. Grundlage ist<br />

eine 3-jährige Lehre als Maschinen- und Fertigungstechniker-<br />

In oder MechatronikerIn. Weiterbildungen werden etwa vom<br />

WIFI angeboten.<br />

GREEN-JOBS.AT<br />

Mit drei einfachen Klicks findest du auf der Plattform<br />

www.green-jobs.at deinen grünen Traumjob: einfach auf der<br />

Startseite die jeweilige Region sowie das Interessensgebiet<br />

eingeben. Egal, ob Energieeffizienz, Solar oder Biomasse –<br />

die Datenbank liefert schnell und übersichtlich alle Aus- und<br />

Weiterbildungsangebote. Zudem bietet die Seite 600 offene<br />

Stellen im Umweltsektor aus 20 Branchen in allen 9 Bundesländern<br />

an.


62<br />

HÄNGENDE<br />

HOFFNUNG<br />

Ä<br />

Das Essen hängt am Fenster. Die Händler schreiben auf den<br />

Kassabons, was Kunden vorab bezahlt haben und Bedürige<br />

können sich so ein Brot oder Joghurt mitnehmen.<br />

OUT OF AUT


Violeta Dardowa betreibt einen kleinen Lebensmittelladen und hat sich<br />

an der Aktion der „hängenden Kaees“ beteiligt. Dank ihr und ihren<br />

Kunden gehen drei bis vier bedürige Menschen jeden Tag satt ins Bett.<br />

MILCHKAFFEE FÜR EINEN OBDACHLOSEN UND EIN STÜCK KÄSE FÜR ARME PENSIONISTEN:<br />

<strong>DIE</strong> BULGARISCHE AKTION „HÄNGENDER KAFFEE“ LÖST EINE WELLE DES MITGEFÜHLS IM<br />

GANZEN LAND AUS UND FÜLLT <strong>DIE</strong> MÄGEN DER HUNGRIGEN. Marina Delcheva (Text und Fotos) aus Soa<br />

EIN MANN – GUT GEKLEIDET, teurer<br />

Mantel – tritt in das kleine Café hinter der Universität<br />

in Soa ein: „Drei Kaee mit Sahne bitte.<br />

Einer zum Mitnehmen und zwei hängend“,<br />

sagt der Mann. Die Kellnerin macht einen Kaffee<br />

und reicht dem Herrn einen Pappbecher. Er<br />

bezahlt und geht. Auf die Rechnung schreibt<br />

die Kellnerin „zweimal Milchkaee hängend“<br />

und pickt den Kassabon sichtbar auf die Fensterscheibe.<br />

20 Minuten später kommt eine alte Frau mit<br />

viel zu großen Schuhen und einem geickten<br />

Mantel herein. Sie fragt ganz leise: „Bitte entschuldigen<br />

Sie, aber hätten Sie vielleicht einen<br />

hängenden Kaee übrig?“ Die Kellnerin reicht<br />

ihr eine Tasse Milchkaee. Die Frau nimmt das<br />

heiße Getränk und setzt sich schüchtern an einen<br />

Ecktisch gleich neben dem Eingang. Die<br />

Kellnerin nimmt den Kassabon vom Fenster<br />

und streicht das „zweimal“ durch. Jetzt hängt<br />

nur noch ein Kaee.<br />

„Wir jungen Leute sind es gewohnt, dass uns<br />

der Staat und die Regierung nicht helfen, also<br />

helfen wir uns selbst – und den anderen“, sagt<br />

Alen Popovic. Er ist 30 Jahre alt und leitet eine<br />

Social-Media-Agentur in Soa. Alen und seine<br />

Freunde haben eine Facebook-Seite und eine<br />

Homepage online gestellt, die „hängender Kaffee“<br />

heißt. Dort können sich Wirte und Händler<br />

melden, in deren Geschä Leute Essen oder<br />

Kaee für Bedürige kaufen können. Sie seien<br />

von der Geschichte eines bulgarischen Schristellers<br />

inspiriert worden. Er hat beschrieben,<br />

wie ein mongoloides Mädchen, das auf der<br />

Straße lebt, in Soa aus einem Nobellokal grob<br />

vertrieben wurde. In nur zehn Tagen hatte die<br />

Initiative 30.000 Likes gesammelt.<br />

VON FACEBOOK IN DEN KÜHLSCHRANK<br />

Das Prinzip ist einfach – auf der Homepage<br />

können sich Kaeehäuser, Geschäe oder Lokale<br />

registrieren. Sie bekommen einen Sticker,<br />

den sie an ihre Eingangstüren kleben. Kunden<br />

können dann dort Brot, Milchprodukte und<br />

Kaee kaufen, ohne diese mitzunehmen. Die<br />

Kassabons für die bezahlten Waren werden<br />

sichtbar aufgehängt. Im letzten Schritt können<br />

dann Leute, die sich keinen Kaee, kein<br />

In nur zwei Stunden haben insgesamt acht Menschen die Mülltonnen vor<br />

Violetas Geschä nach Essen oder Altpapier durchwühlt.<br />

Fleisch, nicht mal Brot leisten können, in diesen<br />

„hängenden“ Geschäen das vorher bezahlte<br />

Essen mitnehmen.<br />

KLEINE HILFE, GROSSE WIRKUNG<br />

Violeta Dardowa hat sich gleich in den ersten<br />

Tagen auf der Homepage als „hängendes“ Geschä<br />

registriert. Die 34-Jährige betreibt das<br />

kleine Lebensmittelgeschä „Vom Kloster“ in<br />

Soa. Sie verkau nur regionale Produkte. Ihr<br />

Käse, Brot und Ayvar wurden von Mönchen in<br />

einem Kloster hergestellt. „Von meinem Geschä<br />

aus sehe ich den ganzen Tag alle 15 Minuten<br />

jemanden im Müll nach Essen wühlen.<br />

Das bricht mir das Herz. Als ich von der Aktion<br />

auf Facebook gelesen habe, habe ich mich<br />

sofort registriert“, sagt Violeta. In nur zwei<br />

Stunden durchwühlen insgesamt acht Menschen<br />

die Müllcontainer vor ihrem Laden auf<br />

der Suche nach Altpapier, Metall und Essen.<br />

„Dank meiner Kunden können wir jetzt<br />

wenigstens ein paar Leuten eine Mahlzeit<br />

schenken, die sie sich nicht leisten können“,<br />

sagt sie. Täglich bezahlen 10 bis 15 Kunden Es-<br />

OUT OF AUT<br />

63


64<br />

Nora Tenewa war früher Mikrobiologin. Heute bekommt sie so eine kleine<br />

Pension, dass sie beschämt fragen muss, ob sie ein Brot gratis bekommt.<br />

sen, das sie dann nicht mitnehmen. „Manche<br />

Leute werfen mir vor, ich würde Prot daraus<br />

schlagen. Mein Umsatz ist tatsächlich seit der<br />

Aktion um 30 Prozent gestiegen, aber meine<br />

Kunden und ich ernähren täglich drei bis fünf<br />

Leute. Dafür muss ich mich nicht schämen<br />

und ich kann jeden Abend ruhig schlafen.“<br />

An der Aktion haben sich ausschließlich kleine<br />

Händler und Lokalbetreiber beteiligt. Keine<br />

große Supermarktkette, keine Fastfoodriesen,<br />

keine international bekannten Kaeehäuser<br />

unterstützen die Initiative. Lediglich eine internationale<br />

Sandwich-Kette plant demnächst<br />

den Einstieg.<br />

DREI SPRACHEN UND KEIN GELD FÜR BROT<br />

An Violetas Auslage hängen heute drei Brote,<br />

zwei Becher Joghurt und 200 Gramm Käse.<br />

Eine alte Frau mit Gehstock bleibt vor der Tür<br />

stehen. Sie starrt lange auf die Kassabons. Ihre<br />

Fingernägel sind lackiert, sie hält sich an ihrem<br />

Gehstock fest und trägt eine Lederjacke, die<br />

vor 30 Jahren sehr schick gewesen sein muss.<br />

Die alte Dame dreht sich um, kommt wieder<br />

zurück, geht wieder weg. Sie schämt sich, dass<br />

sie nach kostenlosem Essen suchen muss.<br />

Violeta stürmt raus: „Kommen sie rein, wir<br />

haben heute frisches Brot und sehr guten Käse“,<br />

sagt die Besitzerin. „Aber ich habe kein… Ich<br />

habe meine Brieasche zu Hause vergessen“,<br />

antwortet die alte Frau etwas beschämt. „Sie<br />

brauchen kein Geld, die sind schon bezahlt.<br />

Ich schenke sie ihnen“, erwidert Violeta. Die<br />

Dame tritt misstrauisch ins Geschä und zwitschert<br />

ein „Bonjour Mademoiselle.“ Sie heißt<br />

Nora Tenewa und ist 91 Jahre alt. Früher war<br />

sie Mikrobiologin und spricht ießend drei<br />

Sprachen. Sie hat in Krankenhäusern in Libyen<br />

und Russland gearbeitet. Heute ist sie Witwe<br />

und bekommt 360 Lewa Pension – das sind<br />

170 Euro im Monat. Damit gehört sie noch zu<br />

den Spitzenverdienern unter den Rentnern in<br />

Bulgarien.<br />

OUT OF AUT<br />

Violeta packt ein Brot, ein Stück Käse und<br />

ein Joghurt in die Tasche von Nora. Sie schiebt<br />

auch zwei Kekse rein, die keiner vorher bezahlt<br />

hat. „Das reicht, meine Liebe. Sonst bleibt doch<br />

nichts für die anderen übrig, wenn Sie mir alles<br />

geben“, sagt Nora- „Wissen Sie, der Winter war<br />

sehr lang, ich musste sehr hohe Stromrechnungen<br />

bezahlen. Dann wurde ich auch noch<br />

krank und habe Medikamente gebraucht. Und<br />

jetzt…“, rechtfertigt sich die Frau.<br />

Unter den über 1.400 registrierten Teilnehmern<br />

auf der Homepage der „hängenden<br />

Kaees“ sind nicht nur Lokale und Geschäe.<br />

Auch Friseursalons, eater, Zahnärzte und<br />

Apotheken beteiligen sich an der Aktion und<br />

hängen große Sticker an ihre Eingangstüren.<br />

„Wir wollten eine Möglichkeit nden, die Leute<br />

dazu zu bringen, sich gegenseitig zu helfen“,<br />

sagt Alen. Das System basiert nur auf Vertrauen.<br />

Die Kunden müssen darauf vertrauen, dass<br />

die Händler die bezahlte Ware tatsächlich an<br />

Bedürige weitergeben. Und die Händler vertrauen<br />

darauf, dass wirklich nur Menschen in<br />

Not von der Großzügigkeit ihrer Kunden Gebrauch<br />

machen.<br />

In Bulgarien lebt laut Eurostat ein Viertel<br />

der Bevölkerung unter der Armutsgrenze. Jedes<br />

zweite Kind unter 18 ist armutsgefährdet.<br />

„Wenn ich ein Brot oder ein Stück Schinken<br />

da lasse, habe ich das Gefühl, ich tue etwas<br />

Gutes“, sagt eine Kundin, die in Noras Geschä<br />

regelmäßig Essen „hängen“ lässt. „Diese Leute<br />

haben ihr Leben lang gearbeitet – als Ärzte,<br />

Lehrer, Arbeiter. Und jetzt sind sie so arm, dass<br />

sie sich keine Tasse Kaee leisten können. Der<br />

„hängende“ Kaee ist eine Möglichkeit, ihnen<br />

das Gefühl zu geben, dass sie immer noch Teil<br />

der Gesellscha sind und sich jemand um sie<br />

schert. Der Staat tut es nämlich nicht“, sagt<br />

Alen.<br />

„HÄNGENDE KAFFEES“<br />

WELTWEIT<br />

Die Tradition der „hängenden Kaffees“<br />

stammt aus Neapel der 50er-Jahre. Dort sei<br />

es üblich gewesen, ab und zu einen Kaffee<br />

für Leute in Not anzuzahlen. In Bulgarien,<br />

dem ärmsten Land der EU, erlebt die Tradition<br />

heute einen regelrechten Boom. An zahlreichen<br />

Lokalen und Geschäften im ganzen<br />

Land kleben die Sticker der „hängenden<br />

Kaffees“. Getränke, Essen, Frisuren, Aspirin,<br />

Plomben beim Zahnarzt – alles Mögliche<br />

kann man hier einem mittellosen Menschen<br />

anonym schenken. Ein Trend, der auf krisengebeutelte<br />

EU-Staaten wie Spanien und<br />

Griechenland überschwappt.<br />

„ Alen Popović, Initiator „Hängende Kaffees“<br />

WIR JUNGEN LEUTE<br />

SIND ES GEWOHNT, DASS<br />

UNS DER STAAT UND<br />

<strong>DIE</strong> REGIERUNG NICHT<br />

HELFEN, ALSO HELFEN<br />

WIR UNS SELBST – UND<br />

DEN ANDEREN<br />


EINE STADT, EINE INSEL, EIN GRILL<br />

<strong>DIE</strong> DONAUINSEL FEIERT IHR 25-JÄHRIGES JUBILÄUM UND<br />

<strong>DIE</strong> GANZE STADT GRILLT MIT. AM 8. UND 9. JUNI, ZWI-<br />

SCHEN DER REICHSBRÜCKE UND DER KAISERMÜHLENBRÜ-<br />

CKE, GIBT ES EINE RIESIGE GRILL-PARTY. Von Momcilo Nikolić<br />

Am Griller: Umweltstadträtin Ulli Sima und „Obergrillmeister“ Gerald Loew,<br />

Chef der Magistratsabteilung 45, die die Insel verwaltet.<br />

Wer hilft mir, wenn<br />

ich Lehrlinge<br />

ausbilden will?<br />

Richtige Antwort:<br />

Lehrlingsstelle<br />

der Wirtschaftskammer<br />

Wien:<br />

01/514 50-2453<br />

lehrlingsstelle@wkw.at<br />

Lehrlinge bringen was! Die Lehrlingsstelle der Wirtschaftskammer Wien zeigt<br />

Ihnen kostenlos, wie Sie Förderungen nutzen können und was es zu beachten gibt.<br />

Informieren Sie sich jetzt: T 01/514 50-2453, E lehrlingsstelle@wkw.at<br />

Grillen auf der Donauinsel ist so ein Ausländerding, glauben<br />

viele. Menschen aus dem ehemaligen Jugoslawien oder<br />

der Türkei verbringen, neben heißer Kohle und kiloweise<br />

Fleisch, ihre Wochenenden dort. Spätestens am 8. und 9.<br />

Juni macht jetzt aber wirklich die ganze Stadt mit. Schließlich<br />

gibt es ein Jubiläum zu feiern. 25 Jahre ist es her, als die<br />

letzten Bagger von der Donauinsel fuhren und der letzte<br />

Bauschutt abtransportiert wurde. Von Anfang an war die<br />

aus dem Aushubmaterial für den Hochwasserschutz entstandene<br />

künstliche Insel beliebt bei den Wienerinnen und<br />

Wienern.<br />

Zwischen der Reichsbrücke und der Kaisermühlenbrücke<br />

wird am 8. und 9 Juni zu Ehren der Insel ein riesiges<br />

Grillfest veranstaltet. Es werden sowohl Griller als auch<br />

Grillkohle zur Verfügung gestellt, und das Grillgut kann<br />

entweder mitgenommen oder vor Ort in einem „Mini-<br />

Supermarkt“ gekau werden. Und für die, die das Grillen<br />

doch lieber den Pros überlassen, gibt es auch vor Ort genügend<br />

Gastronomie-Grillmeister.<br />

GRILLEN NICHT ERLAUBT, SONDERN ERWÜNSCHT<br />

Du kannst eigenes Grillgut mitnehmen oder vor Ort kaufen<br />

Livemusik, Sportmöglichkeiten, Gastronomie vor Ort<br />

BESONDERES:<br />

Ausstellung über 25 Jahre Donauinsel<br />

www.gewaesser.wien.at<br />

www.inselinfo.wien.at<br />

POLITIKA & GESELLSCHAFT<br />

65<br />

Weiter kommen.


66<br />

biber KOPFSCHAU DES MONATS<br />

WIR PRÄSENTIEREN <strong>DIE</strong> STERNCHEN AM BIBER-HIMMEL.<br />

AUGEN AUF<br />

CECILE<br />

Blickt nicht zurück: Cecile Kyenge,<br />

Italiens neue Integrationsministerin.<br />

Italien hat eine neue Regierung. Sieben<br />

Frauen, so viele wie nie, bilden die neue<br />

„Rosa Fraktion“ rund um Enrico Letta.<br />

Eine von ihnen stiehlt gerade allen die<br />

Show – Cecile Kyenge kommt aus dem<br />

Kongo, ist 49 Jahre alt und die neue Integrationsministerin.<br />

Jahrelang schaute Cecile als Ärztin ihren<br />

Patienten in die Augen, nun sind alle Augen<br />

auf sie gerichtet. Sie will Reformen<br />

und diese hat die Menschenrechtlerin<br />

bereits klar deniert. Das strenge<br />

Einwanderungsgesetz muss gelockert<br />

werden und die Staatsbürgerscha soll<br />

jedem Kind zustehen, das in Italien geboren<br />

wird. Ob sie diese durchsetzen<br />

kann oder vorzeitig gestoppt wird, die<br />

nächsten Monate werden es zeigen.<br />

Eines ist klar, die Bunga-Bunga-Ära hat<br />

ein Ende, angesagt sind jetzt Frauen mit<br />

Hirn.<br />

KOPFSCHAU<br />

MODEL<br />

MORAL<br />

Star am Bosporus:<br />

Kroatisches Model Tea Bošković<br />

Tea Bošković, ihres Zeichens kroatische<br />

Stier-Dame, angehende Psychologin und<br />

Model, erobert nicht nur die türkische<br />

Modeszene, sondern auch die Herzen<br />

der türkischen Männer. Das ambitionierte<br />

Model hat die Haare schön und<br />

checkt sich trotz starker Konkurrenz in<br />

der Türkei etliche Editorial- und Werbejobs.<br />

Im Moment gehören unmoralische<br />

Angebote zu ihrem Alltag. Sie lässt sich<br />

jedoch nicht abschrecken und achtet genau,<br />

für welche Agentur oder Klienten<br />

sie arbeitet. Halt nicht blöd, die Frau<br />

Bošković. Weshalb sich die 22-Jährige<br />

neben ihrem aufregenden Job auch lieber<br />

auf die wenigen verbleibenden Prüfungen<br />

konzentriert. Zwei Daumen hoch<br />

von der biber-Redaktion für so schlaue<br />

Balkandamen mit scharf.<br />

MIT<br />

MATCHA-TEE<br />

ZUM ADONIS-<br />

KÖRPER<br />

Superfoods. So nennt Attila Hildmann, Neo-<br />

Kochstar und erfolgreicher, deutsch-türkischer<br />

Selbstvermarkter, die pflanzlichen Häppchen,<br />

die er in seinem Buch „Vegan for Fit“ vorkocht.<br />

Agavendicksaft, Matcha-Teepulver und Kokosmilch<br />

- die Rezepte klingen allesamt exotisch<br />

und teuer, die Drinks und Mahlzeiten sehen aber<br />

sexy aus. Genau wie Attila, der durch seine Ernährungsumstellung,<br />

die er strikt NICHT als Diät<br />

bezeichnet, auch zu einem Traumkörper gekommen<br />

ist. Auf die „Superfoods“ ist er gekommen,<br />

weil sein Vater an einem Herzschlag starb – Attila,<br />

damals noch rund 30 Kilo schwerer, stellte<br />

komplett seine Essengewohnheiten um. 30 Tage<br />

verlangt er nun vom Leser ab. Ein komplettes<br />

Reset von Körper und Geist, nennt es der angehende<br />

Physiker, der sich schon bei Stefan Raab<br />

in „TV Total“ beweisen konnte. Seitdem wird er<br />

auch scherzhaft als „Jamie Oliver der Vegetarier<br />

und Veganer“ bezeichnet. Ein paar unserer Redakteure<br />

haben das Buch schon zuhause liegen,<br />

warten aber noch auf den richtigen Moment, den<br />

Reset-Button zu drücken.<br />

Contrasto / picturedesk.com, www.facebook.com/TeaBoskovicZaMissEarthBih2012, bereitgestellt


Universal Music<br />

BEZAHLTE ANZEIGE<br />

Beliebt bei den Atatürk-Anhängern: Pop-Gruppe Tokio Hotel<br />

NEU:<br />

Studieren und Arbeiten in Österreich –<br />

leichter gesagt als getan. Vor allem, wenn<br />

man aus dem Ausland kommt. O kennen<br />

ausländische Studierende und Absolvent/<br />

innen ihre Möglichkeiten nicht und große<br />

Chancen bleiben ungenutzt. Das soll sich<br />

ändern: Die neue Informationsbroschüre<br />

„Studieren & Arbeiten in Österreich“<br />

komprimiert alles, was man wissen muss<br />

und liefert zentrale Informationen zum<br />

Studienaufenthalt in Österreich, zum Arbeiten<br />

während des Studiums sowie zur<br />

Arbeitssuche danach. Als weiteres Service<br />

beinhaltet die Broschüre eine Sammlung<br />

GRATIS-INFOBROSCHÜRE FÜR<br />

AUSLÄNDISCHE STU<strong>DIE</strong>RENDE<br />

wichtiger Kontaktadressen und Beratungsstellen<br />

für ausländische Studierende.<br />

Die Broschüre wird präsentiert vom<br />

Österreichischen Integrationsfonds in<br />

Zusammenarbeit mit dem Staatssekretariat<br />

für Integration, der Wirtscha skammer<br />

sowie Uniko. Sie ist in Deutsch und<br />

Englisch erhältlich.<br />

Du kannst die Broschüre<br />

online lesen unter<br />

www.integrationsfonds.at/publikationen<br />

oder gratis bestellen unter<br />

pr@integrationsfonds.at<br />

TÜRKEN<br />

LIEBEN<br />

TOKIO<br />

HOTEL<br />

Im Internet gibt es nicht nur Shitstorms, sondern<br />

auch „Lovestorms“. In der Türkei ist gerade<br />

so ein Liebessturm für die deutsche Band<br />

Tokio Hotel ausgelöst worden. Grund ist ihr<br />

Musikvideo „Scream“. Da steigt eine wilde<br />

Hausparty und die Bandmitglieder zertrümmern<br />

auf diesem „Wohnungskonzert“ das komplette<br />

Zimmer samt Einrichtung. Nur ein Teil bleibt<br />

heil: Das Portrait von Mustafa Kemal Atatürk<br />

über der Tür. Dieses Videodetail (Minute 1.48)<br />

lässt hunderte Türken auf YouTube begeistert<br />

kommentieren: fünf Sterne für Tokio Hotel aus<br />

der Türkei! Die Geste wird als große Respekterweisung<br />

gesehen. Dass Tokio Hotel jetzt nicht<br />

als die politischen Über-Menschen bekannt<br />

sind, stört dabei keinen. Hauptsache, das Bild<br />

bleibt heil.<br />

Studieren & Arbeiten<br />

in Österreich<br />

DISTRICT-CHECK 67


Leistung kennt keine<br />

Machen Machen Machen wir wir wir Österreich Österreich Österreich stark stark stark<br />

NEIN<br />

zur Unterwanderung<br />

des Sozialsystems.<br />

Grenzen Grenzen<br />

JA<br />

zu qualifizierter<br />

Zuwanderung.<br />

68 W A H R H E I T . T R A N S P A R E N Z . F A I R N E S S


Fotos: Xinhua / Eyevine / picturedesk.com Xinhua / Eyevine / picturedesk.com www.derdiktator-fi lm.de www.nba.com/rockets pixelio.de<br />

fakebook Suche<br />

Startseite Pro l Konto<br />

Informationen<br />

Beruf: Nachwuchs- und<br />

Berufsdiktator<br />

Schule: Schweiz<br />

Wohnt in: dem schönsten<br />

Land der Welt<br />

Beziehungsstatus:<br />

Alle lieben mich<br />

Hobbys: Lego, Basketball<br />

und Paradeshows<br />

Freunde<br />

1 Alle anzeigen<br />

General<br />

Admiral<br />

Fotos<br />

2 von 3 Alben Alle anzeigen<br />

Meine<br />

Raketen<br />

vor 2 Tagen<br />

aktualisiert<br />

Ich<br />

(Kim Jong-un)<br />

vor 15 Tagen<br />

aktualisiert<br />

Kim Jong-un<br />

Pinnwand<br />

Info Fotos Videos Gefällt mir<br />

Kim Jong-un Ab jetzt sollten alle nur noch meine Frisur tragen.<br />

Das ist Gesetz. Außer Frauen, die dürfen gar nicht mehr zum<br />

Friseur.<br />

28. April 2013<br />

Gefällt Kim Jong-un und General Admiral gefällt das<br />

Kim Jong-un - sollten + müssen<br />

28. April 2013 um 08:08 Uhr ∙ Gefällt mir<br />

Die nordkoreanische Presseagentur KCNA verkündet 2 Top-News!<br />

Kim Jong-un wurde zum Sexiest Man Alive gekürt und das NBA-Team<br />

Houston Rockets mischt ab jetzt in der nordkoreanischen Liga mit.<br />

Gefällt Kim Jong-un und General Admiral gefällt das<br />

Kim Jong-un gründet die Gruppe: „No Risk, No Fun“ und ändert<br />

die Privatsphäre-Einstellungen auf „Geschlossene und streng<br />

geheime Gruppe“<br />

Gefällt Kim Jong-un und General Admiral gefällt das<br />

Kim Jong-un Gute Nachrichten! Ausländer dürfen ab jetzt<br />

Handys und Internet in meinem Land benutzen! Schneidet<br />

euch aber gefälligst die Haare kurz, wenn ihr herkommt und<br />

bringt mir Geschenke mit.<br />

13. März 2013<br />

Gefällt Kim Jong-un und General Admiral gefällt das<br />

Kim Jong-un P.S.: Ich mag Kekse<br />

13. März 2013 um 14:22 Uhr ∙ Gefällt mir<br />

Kim Jong-un hat eine neue Spotify – Playlist erstellt<br />

1. Kein Schwein ruft mich an – Max Raabe<br />

2. Hit Me Baby One More Time – Britney Spears<br />

3. Here comes the Boom – P.O.D<br />

4. Wannabe - Spice Girls<br />

5. Rocket Man – Elton John<br />

Kim Jong-un teilt einen Artikel der DWW-Nachrichten<br />

24. Februar 2013<br />

NBA-Team entführt!<br />

www.diewichtigstenweltnachrichten.com<br />

Ganzes NBA-Team wurde von Unbekannten entführt!...<br />

General Admiral gefällt das<br />

Kim Jong-un sendet eine Freundschaftsanfrage an<br />

Jean-Claude Van Damme und Dennis Rodman.<br />

Gefällt Kim Jong-un und General Admiral gefällt das<br />

Werbeanzeige erstellen<br />

Silvesterraketen:<br />

Damit es so richtig knallt.<br />

Basketballtrikot von<br />

Houston Rockets:<br />

Sei der größte Fan!<br />

Transkulturelles Magazin<br />

für neue Österreicher<br />

Hier das „Fakebook“-<br />

Pro l des Monats –<br />

voll fake versteht sich.<br />

Schreibt Teoman Tiftik,<br />

wessen Pinnwand<br />

ihr in der nächsten<br />

Ausgabe lesen wollt:<br />

tiftik@dasbiber.at<br />

FAKEBOOK<br />

69


70<br />

Von Todor Ovtcharov<br />

<strong>DIE</strong> MILLIONEN IM<br />

SCHLEUDERGANG<br />

ICH HATTE SCHON ANGST, dass,<br />

obwohl das Ende der Welt nicht gekommen<br />

war, uns die Maya dafür den ewigen<br />

Winter gebracht haben. Es ist endlich<br />

wieder warm geworden. Die Onkels aus<br />

dem benachbarten Park haben ihr Kartendeck<br />

herausgeholt und sitzen in ihrer<br />

gewohnten Position. Burschen aller Ethnien<br />

rennen in den Kä gen der Stadt dem<br />

Ball hinterher. Es gilt, den nächsten Alaba<br />

zu nden. Aufgewacht vom Winterschlaf,<br />

bereiten sich die Stadt und ihre multikulturellen<br />

Bewohner auf das neue Leben<br />

vor. Der Kreis des Lebens dreht sich, wie<br />

die Trommel einer Waschmaschine<br />

MEIN DEALER SLOBO<br />

Als kleines Kind war ich verrückt nach<br />

Waschmaschinen. Während die anderen<br />

Kinder sich Zeichentrick lme anschauen<br />

wollten, saß ich vor der Waschmaschine.<br />

Ich fühlte mich wie hypnotisiert. Ich<br />

konnte meinen Blick von der magischen<br />

DER KREIS DES LEBENS<br />

DREHT SICH, WIE<br />

<strong>DIE</strong> TROMMEL EINER<br />

WASCHMASCHINE<br />

MIT SCHARF<br />

Trommel der Waschmaschine nicht abwenden.<br />

Deshalb war ich sehr stolz, als ich mir<br />

zum ersten Mal eine Waschmaschine kau e.<br />

Ich nahm sie von meinem Freund Slobodan.<br />

Slobo ist ein freier Künstler, der nebenbei als<br />

Waschmaschinendealer arbeitet. Heutzutage<br />

ist es nicht leicht, Bilder zu verkaufen. Bei<br />

den Waschmaschinen ist es aber anders. Sein<br />

Nachbar Goran kau kaputte Waschmaschinen<br />

aus irgendeiner Fabrik in Serbien, repariert<br />

sie und verkau sie weiter in Wien. Goran<br />

hat aber ein kleines Problem. Er spricht<br />

Deutsch mit einem fürchterlichen Akzent.<br />

Das macht ihn für die Österreicher automatisch<br />

zu einem dubiosen Händler. So kommt<br />

Slobodan ins Spiel. Slobo lebt seit seinem<br />

zehnten Lebensjahr in Wien und spricht<br />

Deutsch wie ein echter Simmeringer. Er hat<br />

sich einige Geschichten ausgedacht, um die<br />

Waschmaschinen besser zu verkaufen – zum<br />

Beispiel ist seine Mutter nach einer heißen<br />

Latinoromanze plötzlich nach Portugal abgereist<br />

und Slobo bleibt keine andere Wahl,<br />

als die Haushaltsprodukte sehr billig zu verkaufen.<br />

So kau e ich mir meine erste Waschmaschine<br />

von Slobodan und Goran. Ich<br />

war sehr stolz auf mich. Noch nie hatte ich<br />

mir etwas Größeres gekau . Außerdem war<br />

die Waschmaschine sehr günstig, was mich<br />

noch stolzer vor meinen Mitbewohnern<br />

machte. Wir brachten sie mit Schweiß an<br />

der Stirn in unsere kleine Küche. Da ich als<br />

kleines Kind immer die Waschmaschinen<br />

beobachtet habe, hatte ich keine Probleme,<br />

sie mühelos zu installieren. Ich rief sogar<br />

meine Eltern in So a an, um mit der Waschmaschine<br />

zu protzen. Nach dem zweiten<br />

Waschgang ist sie kaputt gegangen. Ich versuchte,<br />

Slobodan und Goran zu nden, aber<br />

ich konnte sie nicht erreichen. Die beiden<br />

Waschmaschinenhändler waren wie vom<br />

Erdboden verschluckt.<br />

GELDWASCHEN IN ANZUG<br />

Man sagt, dass die bulgarische Wirtscha<br />

in den Jahren vor der Krise mit dem gewaschenen<br />

Geld der Kommunisten gewachsen<br />

ist. Ich habe keine Ahnung, wie man<br />

Geld wäscht. Ich stelle mir ernste Männer,<br />

die in ihren schwarzen Anzügen vor den<br />

Waschmaschinen stehen, so wie ich früher,<br />

und hypnotisiert auf die Waschmaschinen<br />

schauen. Das gewaschene Geld, so erzählt<br />

man, haben sie in Banken in Zypern und in<br />

Österreich. In Zypern sollen sie viel verloren<br />

haben, was mit dem Geld in Österreich passiert,<br />

werden wir noch erfahren.<br />

Man sagt, dass Geld nicht stinkt. Meine<br />

Socken aber haben schon zu stinken angefangen.<br />

Meine Waschmaschine ist kaputt. Es<br />

bleibt mir nichts anderes, als sie mit Händen<br />

zu waschen. Zumindest kommt ja der Sommer<br />

und die Socken trocknen schnell.


Bleib Zuhause!<br />

kommt<br />

zu Dir.<br />

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72<br />

Der neue OPEL ADAM<br />

Mehr Stereo,<br />

weniger Stereotyp.<br />

Mit dem IntelliLink Infotainment-System hast du nicht nur dein Navigationsgerät<br />

immer dabei, sondern auch deine ganz persönliche Lieblingsplaylist. Ob vom Smartphone,<br />

MP3-Player, iPod oder Tablet-PC – du bestimmst, was gespielt wird.<br />

opel.at<br />

Verbrauch gesamt in l / 100 km: 5,0 – 5,5; CO 2 -Emission in g / km: 118 –130

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