DIE NEUEN GASTARBEITER
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P.b.b., Verlagspostamt 1070, Vetragsnummer 09Z038106 M<br />
www.dasbiber.at<br />
Magazin für neue Österreicher<br />
mit scharf<br />
MAI<br />
2013<br />
kost noch<br />
immer nix<br />
DER<br />
ÖSTERREICHISCHE<br />
JOURNALIST<br />
GRATISMAGAZIN DES JAHRES2012<br />
<strong>DIE</strong> <strong>NEUEN</strong><br />
<strong>GASTARBEITER</strong><br />
EUROPAS SÜDLICHE ELITE ROLLT AN
Wo nimmt die WU (Wirtschaftsuniversität Wien) nur die Energie her?<br />
Sicher auch von der OMV, die im Rahmen ihres Nachhaltigkeitsprogramms Resourcefulness<br />
in Bildungsprojekte investiert, damit Österreich auch in Zukunft einen Wissensvorsprung hat.<br />
www.omv.com<br />
2<br />
Mehr bewegen. Mehr Zukunft.<br />
Demner, Merlicek & Bergmann
3 MIN MIT<br />
NECI GÖNAY<br />
Von Amar Rajković und Darko Todorović (Foto)<br />
Die ÖVP vergibt eine Führungsposition an eine<br />
Türkin? Was in Wien als Witz durchgehen<br />
würde, ist im Ländle Realität. Neci Gönay über<br />
türkischstämmige Frauen in der Politik, Alkohol<br />
zu Silvester und James Bond in Bregenz.<br />
biber: Seit wann engagierst du dich für die ÖVP?<br />
NECI GÖNAY: Ich habe als Jugendliche bei vielen ehrenamtlichen<br />
Projekten mitgemacht und dabei Stadträte und Lokalpolitiker<br />
kennengelernt. Als mich der Bregenzer Bürgermeister<br />
Markus Linhart gefragt hat, bei der ÖVP mitzumachen, habe ich<br />
sofort zugesagt. Jetzt bin Geschäsführerin der jungen ÖVP in<br />
Vorarlberg.<br />
Kommt ja nicht o vor, eine türkischstämmige Politikerin bei der<br />
ÖVP. Wie elen die Reaktionen aus?<br />
In der Partei hat mir jeder dazu gratuliert und ist mir mit Anerkennung<br />
und Respekt begegnet. Nur außerhalb der Partei hatte<br />
ich mit engstirnigen Menschen zu kämpfen.<br />
Ach so?<br />
Die Vorbehalte sind noch immer sehr groß. Auch in der Arbeitswelt:<br />
Als ich auf Jobsuche war, gab mir eine Freundin den Tipp,<br />
mich bei ihrem Arbeitgeber zu bewerben, eine Stelle war zwei<br />
Tage zuvor frei geworden. Ich rief an und wurde unsan abgewiesen,<br />
vor allem als der Chef meinen Namen nicht aussprechen<br />
konnte. Das wollte ich nicht auf mir sitzen lassen und rief zwei<br />
Stunden später wieder an. Dieses Mal wählte ich einen typisch<br />
österreichischen Namen und sprach Hochdeutsch. Und siehe da,<br />
der Job war wieder zu haben!<br />
Neci ist doch leicht auszusprechen.<br />
Naja, Neci ist nur die Kurzversion von Necmiye. Necmiye merkt<br />
sich aber niemand. (lacht)<br />
Der Chef der Jungen ÖVP in Salzburg, Asdin El-Habbasi, ist<br />
praktizierender Moslem und hat im biber-Interview (02/2012)<br />
mit der Aussage, er würde keinen Alkohol und kein Schweine-<br />
eisch konsumieren, für Aufregung unter Konservativen gesorgt.<br />
Glaubst du an Gott?<br />
Ja. Ich glaube auch daran, dass wir alle denselben Gott haben und<br />
es darum keinen Grund gibt, eine andere Religion schlecht zu<br />
machen. Ich habe Religionsunterricht in der Schule gehabt und<br />
früher auch die Moschee besucht und den Ramadan gefastet,<br />
aber mehr aus meditativen Gründen. Ich trinke Alkohol nur zu<br />
ganz bestimmten Anlässen, wie Silvester oder Geburtstag.<br />
Abschließend ein Tipp für alle Wiener, die sich nach Vorarlberg<br />
verirren.<br />
Also bitteschön, wir haben hier den Bodensee, sind in 15 Minuten<br />
in Deutschland und der Schweiz, haben die größte Seebühne<br />
der Welt und selbst Bond (Anm. der Redaktion: „Ein Quantum<br />
Trost“) dreht hier seine Filme. Was will man mehr?<br />
Wer ist sie<br />
Name: Neci Gönay<br />
Alter: 24<br />
Geburtsort: Bregenz<br />
Beruf: Landesgeschäftsführerin Junge ÖVP, Vorarlberg<br />
Besonderes: Wurde mit sechs Monaten zu ihren<br />
Großeltern in die Türkei geschickt. Mit sechs<br />
Jahren ging es zurück zu den Eltern nach Bregenz.<br />
3
4<br />
14<br />
34<br />
¡HOLA!<br />
Hochqualiziert und EU-Bürger – die neuen Gastarbeiter<br />
sprechen griechisch, italienisch oder spanisch.<br />
WARUM?<br />
Menerva hat es satt, sich blöde Fragen zu ihrem Kopuch anzuhören.<br />
Deswegen gibt es als Service für die Neugierigen genauso blöde Antworten<br />
zum Auängen.<br />
28<br />
03<br />
WÄÄÄH!<br />
Wer selbst Komplexe hat, darf die „Ugly Models“<br />
nicht verpassen. Diese Menschen sind so richtig<br />
hässlich und verdienen gutes Geld damit.<br />
SCHWARZE TÜRKIN!<br />
Frischer Wind vom Ländle – Neci Gönay steht an der Spitze<br />
der Jungen ÖVP in Vorarlberg.
DAS M-WORT.<br />
Die TAZ, der Standard, die Presse und der Falter<br />
haben das letzte biber-Cover thematisiert. Ein<br />
Rückblick.<br />
24 KLICK<br />
Sami hat es gescha! Er macht mit Youtube-Videos<br />
eine Menge Kohle. Alles, was er dazu braucht: Internet,<br />
Webcam und ein charmantes Lächeln.<br />
46<br />
INHALT<br />
03 3 Minuten mit Neci Gönay von der Jungen ÖVP<br />
06 Place of the month<br />
Burger sagt Kebab in Favoriten den Kampf an.<br />
08 Ivanas Welt: Arbeiterkind für immer!<br />
POLITIKA<br />
14 Neue Gastarbeiter – Fabrizzio, Angeliki und Sara sind<br />
aus ihrer Heimat gekommen, um zu arbeiten.<br />
20 Stronach – Fluch oder Segen? Was denken Migranten<br />
über den austro-kanadischen Polit-Rookie?<br />
RAMBAZAMBA<br />
28 Aus der Rubrik „Sachen gibt’s, die gibt’s gar nicht:<br />
„Ugly Models“ aus England<br />
34 Hijabi-Fibel: Diese Fragen solltest du biber-<br />
Redakteurin und Kopftuchträgerin Menerva auf<br />
keinen Fall stellen!<br />
36 Jugo oder Schwabo? Momčilo weiß nicht recht,<br />
woher und wohin.<br />
KARRIERE-SPEZIAL<br />
46 Klick, klick, Geld: So kannst du mit YouTube fett<br />
Kohle machen!<br />
50 Nenad, Mohamed, Andjela und ihre Klassenkollegen<br />
über das Leben nach der Matura und ihre<br />
ambitionierten Karrierepläne.<br />
57 Karriere-News: Grüne Mentoren, erfolgreicher Wolf,<br />
Perser in Uganda und ehrlich bewerben.<br />
OUT OF AUT<br />
62 Einen gehängten, bitte! Wie die bulgarische<br />
Bevölkerung den ärmsten Mitmenschen hilft.<br />
KOLUMNE<br />
70 Die Leiden des jungen Todor: Mein Dealer hat mir<br />
eine kaputte Waschmaschine verkauft!<br />
Cover: Marko Mestrović<br />
Fotos: Marko Mestrović, uglymodels.org, Darko Todorović, youtube.com<br />
5
„ICH SCHWÖRE, ICH WAR NICHT DABEI!“<br />
Seit 2005 sitzt Alev Korun für die Grünen im Österreichischen<br />
Parlament. Die in Ankara geborene<br />
Korun war damals die erste - und ist bis heute<br />
die einzige – Politikerin im Hohen Haus mit Migrationshintergrund.<br />
Eine Randnotiz, die ihr zu<br />
einer besonderen Ehre verhil . Eine katholische<br />
Frauenrunde in NÖ berief sich auf die Herkun<br />
Koruns und entsandte ihr darauf eine persönliche<br />
Einladung. (Siehe Faksimilie) Der Grund: Gedenkgottesdienst<br />
in Ehren des Pfarrers Edmund<br />
Wagner, der am 23.07.1683 „bestialisch“ von den<br />
Türken ermordet wurde. Die Geschichtsschlauen<br />
unter euch wissen es, das war zur Zeit der Zwei-<br />
90 x 60: Biber<br />
MIT SCHARF<br />
Hat sie bei der Türken-Belagerung<br />
mitgemacht? Alev<br />
Korun schwört: „ich war vor<br />
330 Jahren nicht dabei!“<br />
ten Türken-Belagerung. Und Alev Korun ist ja<br />
Türkin. Klingt einleuchtend. Und was sagt die<br />
Grünen-Politikerin dazu: „Mein erster Gedanke<br />
beim Durchlesen war: ,Soll ich jetzt lachen oder<br />
weinen?‘ und der zweite: ‚Ich schreibe zurück<br />
und versichere: Ich schwöre, ich war vor 330 Jahren<br />
nicht dabei!“<br />
Ob Korun tatsächlich am 23. Juli in Niederösterreich<br />
am Gedenkgottesdienst und anschließender<br />
Kranzniederlegung teilnehmen wird, wissen wir<br />
nicht. Wir empfehlen unseren türkischen Lesern<br />
unbedingt hinzugehen. Der Pfarrer wird es ihnen<br />
danken.<br />
ROLAND SCHLAGER / APA / picturedesk.com<br />
IMPRESSUM<br />
HERAUSGEBER:<br />
Biber Verlagsgesellscha mbH, Quartier 21,<br />
Museumsplatz 1, E-1.4, 1070 Wien<br />
CHEFREDAKTEUR:<br />
Simon Kravagna<br />
STV. CHEFREDAKTEUR:<br />
Amar Rajković<br />
ONLINE:<br />
Teoman Ti ik<br />
CHEFICA VOM <strong>DIE</strong>NST:<br />
Delna Antia<br />
REPORTERIN:<br />
Marina Delcheva<br />
AKADEMIELEITUNG:<br />
Harald Schume<br />
KOLUMNIST/INNEN:<br />
Ivana Martinović, Todor Ovtcharov<br />
FOTOCHEF:<br />
Marko Mestrović,<br />
MARKETING & ÖFFENTLICHKEITSARBEIT:<br />
Irina Obushtarova<br />
REDAKTION & FOTOGRAFIE:<br />
Sarah Al-Hashimi, Melisa Aljović, Kardelen<br />
Ari, Stephanie de la Barra, Lucia Bartl,<br />
Muhamed Beganović, Adam Bezecky, Milena<br />
Borovska, Ayper Cetin, Amélie Chapalain,<br />
Maida Dedagić, Amra Ducić, Ali Cem Deniz,<br />
Nana Egger, Armand Feka, omas Frank,<br />
Matthias Fuchs, Menerva Hammad, Tina<br />
Herzl, Markus Hollo, Mahir Jamal, Anna<br />
Koisser, Fabian Kretschmer, Reinhard Lang,<br />
Lyudmila Gyurova, Andreas Marinović, Maria<br />
Matthies, Marko Mestrović, Ivana Martinović,<br />
Jeta Muarami, Momčilo Nicolić, Elsa Okazaki,<br />
Todor Ovtcharov, Aurora Orso, Jelena Pantic,<br />
Michele Pauty, Senad Pintol, Magdalena<br />
Possert, Marian Smetana, Vanessa Spanbauer,<br />
Daniel Spreitzer, Alexandra Stanić, Julia<br />
Svinka, Reka Tercza, Teoman Ti ik, Bahar<br />
Tugrul, Filiz Türkmen, Magdalena Vachova,<br />
René Wallentin, Artur Zolkiewicz<br />
ART DIRECTOR: Dieter Auracher<br />
LAYOUT: Dieter Auracher, Viktoria Platzer<br />
LEKTORAT: Eldina Slipac<br />
ANZEIGEN: Bernhard Friedrich,<br />
Irina Obushtarova<br />
BUSINESS DEVELOPMENT: Andreas Wiesmüller<br />
GESCHÄFTSFÜHRUNG:<br />
Wilfried Wiesinger, Simon Kravagna,<br />
Bernhard Friedrich.<br />
KONTAKT: biber Verlagsgesellscha mbH<br />
Quartier 21, Museumsplatz 1, E-1.4,<br />
1070 Wien<br />
Tel: +43/1/ 9577528<br />
redaktion@dasbiber.at<br />
marketing@dasbiber.at<br />
INTERNET: www.dasbiber.at<br />
AUFLAGE: 65.000 Stück
ab 6,– Euro<br />
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Nähere Infos unter:<br />
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7
8<br />
PLACE OF THE MONTH<br />
BURGER-<br />
AUFSTAND<br />
KEBAB, NIMM DICH IN ACHT, HIER KOMMT DER<br />
BURGER! NACHDEM DER DÖNER JAHRELANG DAS<br />
STADTBILD IN FAVORITEN DOMINIERT HAT, HOLT<br />
SEIN AMERIKANISCHER GEGNER MÄCHTIG AUF.<br />
Von Muhamed Beganović und Amélie Chapalain (Foto)<br />
Ein Hauch Amerika in Wien Favoriten. In der Fernkorngasse 27 duet<br />
es seit Jahresanfang nach leckerem, gegrilltem Fleisch. Das Ehepaar<br />
Manoj Kumar und Beate Stark haben sich ihren Traum erfüllt und<br />
mitten in der Kebab-Hochburg einen Star American Diner erönet.<br />
Für jeden, der noch nicht in den USA war oder bei Hollywood-Filmen<br />
nicht aufgepasst hat: Das sind die Läden, bei denen du dir den Magen<br />
mit Burgern, Pancakes und Shakes vollschlagen kannst, und dir die<br />
Kellnerin mit der Schürze den Filterkaee literweise nachschüttet.<br />
HOT DOG TRIFFT PAN PIZZA<br />
Geschäsführer Manoj und seine Frau Beate wollten dem hungrigen<br />
Konsumenten etwas Abwechslung präsentieren. Was eignet sich da<br />
besser als American Food? Schließlich hat sich das indisch-ungarische<br />
Ehepaar just in einem Burger-Laden kennen und schmecken gelernt.<br />
„Die Menschen sind schon satt vom Kebab“, begründet Kumar die<br />
Wahl. Seine Frau und er sind nicht nur die Ideengeber, sie stehen auch<br />
selbst in der Küche und bereiten die Burger nach geheimen Rezept<br />
zu. Doch des Amis Lieblingssandwich ist nicht allein und bekommt<br />
im Star American Diner deige Unterstützung. Pancakes, Club-Sandwiches,<br />
Hot Dogs, Pan Pizzas und andere Kalorien-Flaggschie sorgen<br />
für ultimativen Genuss und Bewegungslosigkeit nach dem Verzehr.<br />
Der Teig für die Pizzen wird frisch geknetet, das Burgereisch<br />
täglich geliefert. Und der Fast-Food-Gourmet hyperventiliert.<br />
Der wahre Star des Kumar-Ehepaars ist der Star-Tripple-Burger. Ein<br />
Burger beinhaltet 140 Gramm Fleisch, der Tripple Burger demnach<br />
knapp ein halbes Kilo! Ein halbes Kilo! Kein Witz! Manoj und Beate<br />
gehen es daheim schonender an. Dort gibt’s dann Curry, Biryani und<br />
andere indische Spezialitäten.<br />
biber-Tipp: Gläubige Muslime aufgepasst. Nur das faschierte Rindfleisch<br />
im Star American Diner ist „halal“, alles andere nicht.<br />
PLACE OF THE MONTH
PLACE OF THE MONTH<br />
9
ÜBERRASCHUNG<br />
Scanne diesen QR-Code<br />
mit deinem Smartphone<br />
und erlebe eine Überraschung<br />
REDAKTIONSBLOG DES MONATS<br />
Was für die meisten wie ein ziemlich humorloser<br />
und abgelutschter Spruch klingt, hat sich die letzten<br />
Monate zu meinem Lebensmotto entwickelt. „Wie<br />
in einer spanischen Seifenoper komme ich mir vor,<br />
wenn du mir erzählst, was es so Neues gibt“, meint<br />
meine Freundin Valentina, als wir heute telefonieren.<br />
Ja, Valentina, besorg dir Popcorn, lehn dich zurück<br />
und genieße die Show. Von Alexandra Stanić<br />
Ab und zu kommt man im Leben an einen Punkt, an dem man<br />
das Gefühl hat, „ok...schlimmer geht‘s nicht“. Aber merke: Schlimmer<br />
geht‘s immer. Selbst wenn die Spitze des Eisberges erreicht<br />
ist, kann noch ein kalter Windzug folgen, der dich erfrieren lässt.<br />
Manchmal frage ich mich, ob ich mein Glück zu sehr gefordert<br />
habe. Vielleicht bin ich zu o bei Rot über die Straße gelaufen und<br />
deswegen hat sich mein Glück auf Bali abgesetzt, eine Strandhütte<br />
um 500 Euro im Jahr gemietet und schlür genüsslich an seinem<br />
Bahama Mama, während ich in Österreich sitze und einfach nur<br />
auf einen Ponyhof will.<br />
Über Monate hat sich dieser Spruch in meinem Kopf festgekrallt.<br />
Kaum passiert etwas, spreche ich diese fünf magischen Wörter aus.<br />
Meine Freunde essen mittlerweile ö ers Pferdeleberkäse. Sie haben<br />
anscheinend genug von Ponys. Aber heute früh bin ich aufgewacht<br />
und habe die Sonne erblickt. Direkt angelächelt hat sie<br />
mich. Die Sonnenstrahlen haben mein Gesicht umspielt und auf<br />
einmal war alles klar, wie dieser Morgen. Das Leben ist doch ein<br />
Ponyhof. Man muss es sich nur ins richtige Licht rücken. Wenn ich<br />
eins gelernt habe, dann dass man nicht warten darf, bis der Sturm<br />
vorbeizieht. Man muss lernen, im Regen zu tanzen.<br />
Ich habe Walt Disney die Schuld für das völlig verzerrte und<br />
falsche Bild der Welt gegeben. Mit seinen blöden Happy Ends hat<br />
er sich bei mir ins Abseits geschossen. Aber letzte Woche habe ich<br />
Mulan gesehen und dort el ein Satz, der nicht spurlos an mir vorbeigezogen<br />
ist: „Ein Sturm kann noch so toben, einen Berg wird er<br />
nie bezwingen.“<br />
Lieber Walt, ich habe dir vergeben. Du bist wahrscheinlich auch<br />
nur ein ho nungsloser Träumer – so wie ich es immer war. Ganz<br />
unrecht hast du mit deinen Vorstellungen auch nicht. Du darfst<br />
nur nicht vergessen, dass auch Albträume Träume sind. Aber irgendwann<br />
wird doch alles gut. Ist es nicht gut, ist es noch nicht<br />
das Ende.<br />
10 ONLINE MIT SCHARF<br />
ONLINE<br />
Ej, hast du Internet? WIR AUCH!<br />
Blogs, Veranstaltungen, Fotos,<br />
Artikelarchiv uvm. auf www.dasbiber.at<br />
facebook.com/mitscharf<br />
NIŠTA NE RADIŠ! (Du tust nichts!)<br />
Situation 1:<br />
Ich komme nach einem sehr stressigen<br />
Tag (Arbeit und Schule) nach<br />
Hause, freue mich auf etwas Ruhe<br />
und merke an meinem Bruder, dass<br />
etwas nicht stimmt. Sein Blick zeigt<br />
Richtung Küche. Mir ist sofort klar,<br />
worum es geht, das Geschirr von<br />
gestern Abend ist liegen geblieben,<br />
ich wollte es heute nach dem Essen<br />
gemeinsam mit allen schmutzigen<br />
Sachen in den Geschirrspüler tun.<br />
Ich komme ins Wohnzimmer, begrüße<br />
meinen Vater, der mich gleich<br />
fragt, wie mein Tag war und mich<br />
anlächelt. Als ich zu meiner Mutter<br />
komme, um ihr einen Kuss auf die<br />
Wange zu drücken, merke ich an ihrem<br />
Gesichtsausdruck, dass sie ihn<br />
am liebsten nicht annehmen würde<br />
– tut es aber dann doch.<br />
Als das tägliche Ritual – Hände<br />
waschen, Pyjama anziehen – erledigt<br />
ist, schlendere ich übermüdet<br />
ins Wohnzimmer. Sobald ich mich<br />
hingesetzt habe, meint meine Mutter<br />
plötzlich sehr schro : „So kann<br />
das nicht weiter gehen!“ Ich sehe sie<br />
verwirrt an und frage, was los sei. Sie<br />
meint, ich würde nicht im Haushalt<br />
helfen und das Geschirr würde seit<br />
gestern Abend in der Küche stehen.<br />
Beruhigend sage ich, dass ich heute<br />
vor hatte, alles zu erledigen. Unbeeindruckt<br />
von meiner Aussage sieht<br />
sie weiter fern und ignoriert mich<br />
für den restlichen Abend.<br />
Du willst auch<br />
Fan of the Month<br />
werden?<br />
Sende uns ein Bild mit<br />
einem einem BIBER-Magazin BIBER-Magazin an an<br />
online@dasbiber.at<br />
TOP USERBLOG DES MONATS<br />
Egal um welche Uhrzeit, an welchem Tag, aus welchem<br />
Anlass: Es ist nie sauber genug! Ich weiß, dass es einigen<br />
so gehen wird wie mir (vor allem Mädels). Von Userin Jeka<br />
KAKO SI TAKO BRZO ZAVRŠILA?<br />
(Wie bist du so schnell fertig<br />
geworden?)<br />
Situation 2:<br />
Zwei oder drei Tage vor der Feier<br />
unseres Schutzpatrons, Sveti Jovan<br />
Krstitelj (Heiliger Johannes),<br />
überwinde ich meinen inneren<br />
Schweinehund und fange an, mein<br />
kleines aber überfülltes Zimmer zu<br />
putzen. Dies ist schnell erledigt, da<br />
ich ziemlich radikal sauber mache.<br />
Und zwar so – schwarzes, riesiges<br />
Sackerl und alles rein, was nicht<br />
mehr verwendet wird!<br />
Ich gehe ins Wohnzimmer, wo<br />
ich sehe, wie sich meine Mutter<br />
am liebsten zweiteilen würde,<br />
um mehr zu scha en, als in ihrer<br />
Macht steht. Als ich anfange, Staub<br />
zu wischen und dann auch fertig<br />
bin, frage ich sie, ob ich ihr, und<br />
vor allem wie, noch helfen kann.<br />
Meine Mama meint nur, ich soll<br />
Staub wischen. Als ich ihr erkläre,<br />
dass dieser Punkt bereits erledigt<br />
ist, meint sie, sie müsse das prüfen,<br />
da ich viel zu schnell fertig geworden<br />
bin und die Häl e nicht gemacht<br />
habe. Fingercheck erfolgte<br />
– keine Staubpartikel ersichtlich.<br />
In ihren Augen Verwunderung.<br />
Meine Augen? Das typische Augenverdrehen.
TOP 3 USERBLOGS<br />
1<br />
2<br />
3<br />
VHS BILDUNGSSOMMER 2013<br />
Meine geschichtliche Bosnienreise<br />
Matura Angst- sudern muss sein<br />
Im Land der unbegrenzten Unmöglichkeiten<br />
OSTAVI, JA ĆU. (Lass es sein, ich mach das.)<br />
Situation 3:<br />
Der Staubsauger, ich hasse ihn, obwohl...nein,<br />
ich hasse ihn nicht! Ich hasse es nur, wenn<br />
meine Mutter da ist und ich Staub saugen soll.<br />
Warum? Nun ja...<br />
Wie oben bereits erwähnt, bin ich mit den Aktivitäten,<br />
die mir zugeordnet werden, schnell<br />
fertig. Ich weiß nicht warum und ich weiß<br />
auch nicht warum meine Mutter immer drei<br />
Mal so lange braucht. Auf jeden Fall habe ich<br />
nun Staub gesaugt und bin fast fertig, als meine<br />
Mutter meint: Lass den Staubsauger da wo<br />
kreativ<br />
und<br />
gesund<br />
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VHS BILDUNGSSOMMER 2013<br />
er ist, ich mache das. Meine logische Reaktion:<br />
warum? Ich bin fast fertig. Meine Mama sagt<br />
folgenden Satz: Du hast mir genug geholfen,<br />
danke. Was so viel heißt wie, du hast mir gar<br />
nicht geholfen, ich werde alles noch einmal<br />
Staub saugen!<br />
Mit dem Bügeln ist sie zwar mittlerweile zufrieden,<br />
aber Kontrolle erfolgt immer noch.<br />
Warum, Mama? Warum muss immer alles<br />
sofort, auf den Punkt, immer blitzblank<br />
sein, auch wenn keiner da ist. Wenn niemand<br />
kommt, muss das Wohnzimmer doch nicht<br />
Juni bis September<br />
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FAN OF THE MONTH<br />
VHS Bildungssommer kreativ & gesund<br />
VHS Bildungssommer Sprachen & Wirtschaft<br />
VHS Kindersommer<br />
VHS Kindersommerakademien<br />
VHS summercard<br />
summer<br />
card<br />
2013<br />
Yassi<br />
wie eines aus dem Vorzeigekatalog aussehen?<br />
Wenn das Geschirr nicht SOFORT nach<br />
dem Essen gewaschen wird, ist das nicht so<br />
schlimm.<br />
Ich wünsche mir für alle Mütter dieser Welt,<br />
dass sie sich wegen solcher Kleinigkeiten nicht<br />
so stressen lassen. Eine Mutter hat schließlich<br />
Stress genug.<br />
P.S.: Eine Mutter ist der einzige Mensch auf<br />
der Welt, der dich schon liebt, bevor er dich<br />
kennt!<br />
summer 2013<br />
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ONLINE MIT SCHARF<br />
11
12<br />
IVANAS<br />
WELT<br />
Von Ivana Martinović<br />
Foto: Igor Minić<br />
In Ivanas WELT berichtet<br />
biber-Redakteurin<br />
Ivana Martinović<br />
über ihr daily life.<br />
MIT SCHARF<br />
ICH BIN ARBEITERSCHICHT<br />
Ein bosnischer Spruch besagt: “Du kannst aus Bosnien raus, aber Bosnien<br />
nicht aus dir.” Den biege ich mir zurecht, ersetze Bosnien durch Arbeiterschicht.<br />
Trotz meines akademischen Titels bleibe ich Teil davon. Weil ich bin,<br />
wie ich bin und sich mein erlangter Magistertitel wie eine fremde Haut anfühlte,<br />
die gewöhnungsbedürftiger war, als ich dachte.<br />
UNI WIEN, 25. Juni 2009: Tag meiner Diplomprüfung, Todestag von Michael<br />
Jackson. Am letzten Schultag, wie auch am ersten, in Begleitung meiner Mutter,<br />
ossen Tränen, als mich die Prüfungskommission Frau Magistra nannte. Als<br />
ob der Ballast aus mir herausgeossen ist, nach all den Jahren Mühe, dieses<br />
Ding verliehen zu bekommen. Dann kam die Phase der Selbsterkenntnis, was<br />
mir an dieser Veränderung auf einmal nicht passte. Die erste Überwindung<br />
war der Mailverkehr. Lange Zeit hatte ich Hemmungen, den Titel Mag. I.M<br />
beim üblichen “Mit freundlichen Grüßen“ zu schreiben. Ich fühlte mich wie<br />
eine Angeberin, die dem Empfänger eine zwischenzeilige Botschaft “Herst,<br />
bin Magister, gebildet und so!” überbringt. Anfangs habe ich ihn weggelassen.<br />
Irgendwann verpackte ich’s in die Mailsignatur. Der Blick darauf ist noch immer<br />
gewöhnungsbedürftig.<br />
Smalltalk mit meiner Hausärztin: Als ich vom Abschluss erzählte, befand sie es<br />
für nötig, diesen „Zusatz“ in die Akte einzutragen. Danach wurde ich stets von<br />
der Ordinationshilfe mit Frau Magister M. aufgerufen. Ich fühlte mich beobachtet.<br />
Aufgestanden bin ich im geliebten Schlabberlook, Trainingshose und<br />
Turnschuhen. Alles andere, als einer Frau oder einem Herrn Magister gleich, die<br />
ich mir selbst beim Aufruf erwarten würde. Die Aufmerksamkeit störte mich.<br />
Jetzt erwähne ich’s bei keinem neuen Arzt mehr, damit’s nicht durch den Raum<br />
gebrüllt wird. Vor allem verwirrend war, als mich einige ältere Verwandte, sogar<br />
die Großmutter meines Freundes, mit Sie ansprachen. Als ich Oma fragte, warum<br />
sie mich siezt, antwortete sie: “Du hast gute Schule gemacht, mein Kind!”<br />
Und mir tat es leid, dass sie meinen Titel über ihre Lebenserfahrung stellte. Ein<br />
lustiger Aspekt dabei ist, dass ich ab und zu Frau Magistrat genannt werde.<br />
Oft bemerke ich, dass Leute nur mit dem Titel angesprochen werden. Dann<br />
heißt es Frau Generaldirektorin, Dr. Mag. bla bla. Manchmal geht der Name<br />
ganz öten, Hauptsache der Titel wird gebrüllt. Stets bei mir im Kopf: Warum<br />
zum Teufel kannst du nicht einfach Frau Müller sagen? Aber in Österreich<br />
scheinen Titel wichtig zu sein. Etwas besser zu sein, als einer, der keinen hat?<br />
Ich habe einmal versucht, die Bücher eines Mechanikerlehrlings zu wälzen, um<br />
zu lernen, wie ein Auto funktioniert. Ich habe nichts gecheckt und fühlte mich<br />
wie ein Vollidiot. Mich stört es, dass gewisse Bildungsgrade der Arbeiterschicht<br />
als weniger wert empfunden werden. Nur Friseur, nur Elektriker, nur Bäcker zu<br />
sein, ist nicht „nur“. Genau diese Menschen sind es, die mehr für das alltägliche<br />
Leben der Gesellschaft leisten, als einer, der Bücher verschlingt, Studien<br />
herausgibt oder auf der Tastatur herumtippt, wie ich. Wissenschaft und Studien<br />
sind wichtig. Satt davon werde ich nicht, sondern vom Brot eines Bäckers.<br />
Deshalb bleibe ich im Herzen Arbeiterschicht, weil ich weiß, was diese Menschen<br />
leisten und was ich alles nicht kann. Kochen? Bei mir brennt sogar die<br />
Suppe an. Putzen? Bei den Putzmitteln im Supermarktregal stehe ich wie eine<br />
verlorene Seele davor. Ich kann keine Häuser bauen, keine Haare schneiden. Ich<br />
weiß, wie viel harter Arbeit hinter einer verschmutzten Bauarbeiterhose steckt.<br />
Ihr seid für mich mehr wert, als jeder Titel dieser Welt. Ich kam raus aus der<br />
Arbeiterschicht, aber die Arbeiterschicht nicht aus mir.
Foto von Marko Mestrović<br />
„SAN <strong>DIE</strong> NEICHEN SCHO DO?“<br />
POLITIKA<br />
13
Angeliki und Fabrizzio sind<br />
gekommen, um zu arbeiten.<br />
14 POLITIKA & GESELLSCHAFT
<strong>DIE</strong> <strong>NEUEN</strong><br />
<strong>GASTARBEITER</strong><br />
Von Maria Matthies und Marko Mestrović (Fotos)<br />
SIE SIND JUNG, HOCH-<br />
QUALIFIZIERT UND<br />
OHNE JOB. AUFGRUND<br />
DER ANHALTENDEN<br />
WIRT SCHAFTSKRISE<br />
ZIEHT ES FACHKRÄFTE<br />
AUS SPANIEN, ITALIEN<br />
UND GRIECHENLAND<br />
VERSTÄRKT NACH<br />
ÖSTERREICH – BIBER<br />
HAT SIE WILLKOMMEN<br />
GEHEISSEN.<br />
ANGELIKI VERSTEHT <strong>DIE</strong> WELT<br />
NICHT MEHR: „Vor Jahren, als ich im<br />
Rahmen des Austauschprogramms Erasmus<br />
in Österreich studiert habe, wurde<br />
ich o auf meine Heimat Griechenland<br />
angesprochen. Dabei zerossen meine<br />
Gegenüber und merkten an: „Oh, wie<br />
schön, das Meer und erst das gute Essen!“<br />
Der Gesichtsausdruck der zugewanderten<br />
Griechin wird plötzlich ernst. Sie fährt<br />
genervt fort: „Und was passiert jetzt? Ich<br />
höre meist ein mitleidiges ‚oh‘, gefolgt von<br />
schlechten Witzen.“<br />
„BLEIB DORT!“<br />
Die 29-jährige Computer- und Elektrotechnik-Ingenieurin<br />
gehört zur jungen<br />
Generation der Expats, die nach Österreich<br />
gekommen ist, weil sie in ihrer Heimat<br />
keine Arbeit ndet. Die wirtschaliche<br />
Repression hat den Süden Europas<br />
und dessen Jugend in eine tiefe Krise<br />
gestürzt. Jungen Fachkräen bleibt bei<br />
Rekordarbeitslosigkeit im eigenen Land<br />
nur die Flucht ins Ausland, oder wie es<br />
Fernando treend ausdrückt: „Die, die einen<br />
Job haben, sind im Ausland. Der Rest<br />
bleibt in Spanien.“ Fernando ist 27 und<br />
hat in Sevilla Architektur studiert. Seit<br />
der geplatzten Immobilienblase 2007 geht<br />
dort gar nichts mehr. „Es wird nichts ge-<br />
baut, es gibt kein Geld für öentliche Gebäude“,<br />
seufzt er. Fernando ist zusammen<br />
mit seiner Kollegin Rocio über ein Auslands-praktikum<br />
nach Wien gekommen.<br />
„Als das Praktikum vorbei war, sagten unsere<br />
Freunde, wir sollen doch lieber hier<br />
bleiben. In Spanien gäbe es keine Arbeit.<br />
Also bin ich geblieben“, so Rocio. Die prekäre<br />
Lage am Arbeitsmarkt hat Fernando<br />
am eigenen Leibe zu spüren bekommen.<br />
Nach einem halben Jahr Suche, ndet er<br />
eine Stelle in einem Architekturbüro. Als<br />
freier Mitarbeiter verdient er 700 Euro<br />
netto, ohne versichert zu sein, oder gar<br />
in die Pensionskasse einzuzahlen. „Wenn<br />
du sagst, du willst unter diesen Bedingungen<br />
nicht arbeiten, dann kommt eben<br />
der Nächste.“ So sieht der harte Kreislauf<br />
unter jungen Fachkräen in Südeuropa<br />
aus. Die fertig ausgebildeten Ingenieure,<br />
Mathematiker oder Architekten leben am<br />
Existenzminimum und absolvieren ein<br />
schlecht bezahltes Praktikum nach dem<br />
anderen. „Die bringen zumindest etwas<br />
für den Lebenslauf “, resümiert Rocio mit<br />
einem lakonischen Unterton.<br />
BEGEHRT IM AUSLAND<br />
Exzellent ausgebildet und trotzdem für<br />
einen Hungerlohn arbeiten? Angeliki<br />
wusste nach ihrem Studium in der grie-<br />
POLITIKA & GESELLSCHAFT<br />
15
16<br />
Architektur-Absolvent Fernando machte<br />
ein Praktikum in Österreich und bekam<br />
danach gleich eine Fixanstellung.<br />
FLEXIBILITÄT UND<br />
MOBILITÄT SIND <strong>DIE</strong><br />
GRÖSSTEN STÄRKEN DER<br />
JUNGEN EINWANDERER.<br />
POLITIKA & GESELLSCHAFT<br />
chischen Hafenstadt Patras sofort, dass sie<br />
bei diesem Spiel aus schlecht bezahlten<br />
Praktika und riesigem Konkurrenzdruck<br />
nicht mitmachen würde. „Meine Eltern<br />
haben mich während meiner ganzen Bildung<br />
unterstützt, viel Geld bezahlt und<br />
nun möchte ich etwas zurückbekommen,<br />
mein Wissen anwenden. Es war viel Arbeit<br />
und Mühe, den Abschluss zu bekommen“,<br />
so Angeliki. Nachdem sie 80<br />
Bewerbungen ausgeschickt hat und nur<br />
eine Antwort bekam, fasste sie den Entschluss,<br />
in Österreich nach einem Job zu<br />
suchen. Eine Wahl, die sie bis heute nicht<br />
bereut. Ein Skype-Bewerbungsgespräch<br />
später hatte Angeliki das erste Jobangebot.<br />
Tatsächlich haben die hochquali zierten<br />
Arbeitskrä e aus den Mittelmeerländern<br />
gute Chancen auf Jobs in Österreich. Das<br />
bestätigt auch Friedrich Steinecker von der<br />
WKO, Abteilung für Außenwirtscha . „In<br />
Österreich gibt es aufgrund der niedrigen<br />
Geburtenrate einen Fachkrä emangel“,<br />
erklärt Steinecker. Daher veranstaltet die<br />
Foto: Maria Matthies<br />
Wirtscha skammer „Recruiting-Reisen“<br />
mit dem ambitionierten Namen „Need<br />
for Brains“ nach Madrid und hil dabei<br />
bei der Vermittlung von spanischen Fachkrä<br />
en an österreichische Betriebe. 10 bis<br />
15 österreichische Firmen haben seit November<br />
2012 bei der WKO-Veranstaltung<br />
mitgemacht, Steinecker tritt aber auf die<br />
Euphoriebremse: „Es ist keine Massenveranstaltung,<br />
sondern eher die Suche nach<br />
spezi schen Pro len. Während in Griechenland<br />
rund 400 Leute um eine Stelle<br />
konkurrieren, „sind es unter So ware-<br />
Entwicklern in Österreich gerade mal 15.<br />
TECHNIK UND DEUTSCH<br />
In technischen Berufen geht es weniger<br />
um Sprache, als vielmehr um Programme,<br />
Pläne und Maschinen. Das Fachvokabular<br />
ist auf Englisch. Ideal, um Ausländer<br />
ohne Deutschkenntnisse einzustellen.<br />
Bei Fabrizzio hat es nicht lange gedauert,<br />
bis er von einer französischen Firma in<br />
Wien angeheuert wurde. Dort betreut er
IN SPANIEN UND ITALIEN FÜHLT SICH <strong>DIE</strong><br />
JUNGE ARBEITERGENERATION VERARSCHT.<br />
spanische und italienische Kunden. Obwohl<br />
Sara eine der wenigen Glücklichen<br />
mit einem xen Job in Madrid war, ging<br />
sie auch nach Österreich. Die negative<br />
Stimmung am Arbeitsmarkt machte ihr<br />
zu scha en, außerdem „herrsche ein enormer<br />
Druck am Arbeitsplatz, man hat<br />
keine Zeit zu lernen und die Forschung ist<br />
total eingeschlafen“, bedauert die 27-jährige<br />
Telekommunikations-Absolventin.<br />
Sie arbeitet in einer kleinen Firma in<br />
Wien. Bevor sie hierher kam, wusste sie<br />
fast gar nichts über Österreich. Es gefällt<br />
ihr hier, also bleibt sie, so einfach ist das.<br />
Dass sie dabei ihre Heimat verlassen und<br />
kulturelle Unterschiede wie auch Sprachbarrieren<br />
in Kauf nehmen musste, scheint<br />
sie wenig zu stören.<br />
OHNE ELTERN GEHT NIX<br />
Flexibilität und Mobilität sind die größten<br />
Stärken der jungen Einwanderer. Sie<br />
folgen dem Ruf der Arbeit und haben<br />
keine großen Fün ahrespläne. Die Arbeit<br />
bestimmt, wo sie leben und nicht umgekehrt.<br />
Sie sind froh, endlich Geld zu verdienen,<br />
wie Rocio bestätigt: „Wir sind fast<br />
dreißig Jahre alt, wir wollen unabhängig<br />
sein. In Spanien kannst du das nicht. Dort<br />
leben 30-, 35-Jährige noch immer bei ihren<br />
Eltern, weil sie sich keine eigene Woh-<br />
nung leisten können.“ Die Eltern sind es<br />
dann auch, die den Abwanderungswilligen<br />
mit nanzieller Hilfe unterstützen.<br />
Logisch, ohne Job und ohne Geld ist der<br />
Neuanfang in einem fremden Land unmöglich.<br />
„Auswandern ist kein Spaziergang“, weiß<br />
auch Angeliki. Die Griechin emp ndet<br />
manchmal Schuldgefühle, weil sie ausgewandert<br />
ist. Sie verdient mehr als ihre<br />
ehemaligen StudienkollegInnen. „Aber<br />
was hätte ich tun können?“, wehrt sich<br />
Angeliki. Sie geht mit der Politik ihres<br />
Heimatlandes hart ins Gericht: „Die Politiker<br />
haben jahrelang gelogen, jeder hat<br />
versucht, in kurzer Zeit viel Geld zu machen.<br />
Dabei hat niemand an die Konsequenzen<br />
gedacht.“ Auch in Spanien und<br />
Italien fühlt sich die junge Arbeitergeneration<br />
verarscht. Doch für jammern bleibt<br />
wenig Zeit.<br />
Angeliki, Fabrizzio, Fernando, Rocio und<br />
Sara kennen es nicht anders. Sie zucken<br />
mit den Schultern und machen das Beste<br />
daraus. Sie sind zufrieden, dass sie einen<br />
sicheren Job haben, in einer schönen<br />
Stadt leben und nicht das Schicksal vieler<br />
ihrer Altersgenossen teilen. Blöde Witze<br />
über ihre Heimat sollte man trotzdem<br />
nicht machen.<br />
INFO<br />
Griechenland, Italien und Spanien<br />
sind nicht nur Top-Reiseziele. Diese<br />
Länder haben die zweifelhafte<br />
Ehre, führend auf der Skala der<br />
Arbeitslosen zu sein. Laut Eurostat<br />
rangiert Griechenland an trauriger<br />
Spitze mit 26,5 Prozent, dicht<br />
gefolgt von Spanien mit 26,3<br />
Prozent. Italien hinkt mit „nur“<br />
11,6 Prozent hinterher. Österreich<br />
hat mit 4,8 Prozent die niedrigste<br />
Arbeitslosenquote Europas. Bei<br />
der Jugendarbeitslosigkeit bietet<br />
sich ein ähnliches Bild. Bei einem<br />
Prozentsatz von 55,7 Prozent ist<br />
mehr als jeder zweite Spanier<br />
zw. 15 und 24 Jahren ohne Job,<br />
Tendenz steigend.<br />
Internationale Deutschprüfungen<br />
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A2<br />
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B1<br />
ZDÖ<br />
B1<br />
ZB1<br />
B2<br />
MD<br />
C1<br />
OD<br />
www.osd.at<br />
C2<br />
WD<br />
17
18<br />
NACHGEFRAGT BEI<br />
DR. ALEJANDRO CUÑAT<br />
biber: 26,3 Prozent Arbeitslosenquote, 55,7<br />
Prozent Jugendarbeitslosigkeit in Spanien – wie<br />
konnte das soweit kommen?<br />
CUÑAT: Eine der vielen Ursachen ist natürlich<br />
die geplatzte Immobilienblase. Keiner möchte<br />
mehr etwas kaufen, man kann nichts verkaufen,<br />
nichts produzieren, das heißt, die Firmen haben<br />
viele Arbeiter und müssen entlassen. Spanien hat<br />
sich auch in der ganzen Welt Geld ausgeborgt<br />
und hat nun Schulden.<br />
Warum tri es ausgerechnet die Jugendlichen<br />
so hart?<br />
Das liegt an den Arbeitsmarktgesetzen. In Spanien<br />
sind die Entlassungskosten sehr hoch, höher als in anderen Ländern.<br />
Es kostet eine Firma also sehr viel, einen x Angestellten zu feuern und die<br />
Kosten steigen mit den Jahren, die man in der Firma gearbeitet hat. Das hat<br />
zur Folge, dass es sich jede Firma zwei Mal überlegt, jemanden einzustellen.<br />
Gerade in diesen unsicheren und pessimistischen Zeiten geht man ungern<br />
das Risiko ein, jemanden wieder teuer gehen zu lassen.<br />
Seit den 80er Jahren gibt es auch das System der temporären Verträge,<br />
die nur für sechs Monate gelten. Als die Krise kam, hat diese fast keiner<br />
verlängert. Vor allem Junge hatten die temporären Arbeitsverträge und<br />
selbst wenn sie einen permanenten haben, können sie nur wenige Jahre<br />
verzeichnen und sind immer noch billiger zu feuern, als die Älteren. Das<br />
ist die „Last In – First Out“-Regel. Es geht nicht danach, ob wer gut oder<br />
produktiv arbeitet, sondern schlicht nach dem Alter.<br />
Was ist mit den korrupten Politikern?<br />
Ja, wir haben auch institutionelle Probleme und Fehlinvestments gemacht.<br />
Nicht nur Private haben falsch entschieden, sondern auch ö entliche<br />
Gelder wurden legal falsch investiert. Wir haben zum Beispiel sehr neue,<br />
sehr leere Flughäfen. Das Problem ist, dass Politiker, nicht die Manager, die<br />
Bankgeschä e bestimmten.<br />
Dr. Alejandro Cuñat ist Professor der Wirtscha swissenscha en an der Universität Wien.<br />
POLITIKA & GESELLSCHAFT<br />
AUSTRO-EXPERTEN<br />
ÜBER <strong>DIE</strong> <strong>NEUEN</strong><br />
AKADEMIKER AUS<br />
DEM SÜDEN<br />
AK<br />
In der Arbeiterkammer macht man sich keine<br />
Sorgen, dass der heimische Arbeitsmarkt durch zu<br />
viele Zuwanderer unter Druck kommt. „Grundsätzlich<br />
ist es gut, wenn die Nachfrage an Akademiker<br />
mit qualifi ziertem Personal aus Griechenland<br />
oder Spanien gedeckt werden kann. Ich glaube<br />
nicht, dass es die großen Massen werden und es<br />
strukturelle Verschiebungen geben wird‘“, sagt<br />
Josef Wallner, Leiter der Abteilung für Arbeitsmarkt<br />
und Integration in der Arbeiterkammer. Der Experte<br />
glaubt zudem, dass vor allem in technischen<br />
Berufen auch in Zukunft Bewerber aus Deutschland,<br />
Ungarn oder Ex-Jugoslawien eher zum Zug kommen<br />
werden: „Erstens weil sie in Pendeldistanz zu<br />
Österreich wohnen und zweitens weil deutsche<br />
Sprachkenntnisse im Osten viel verbreiteter sind. “<br />
IV<br />
In der Industriellenvereinigung zeigt man sich<br />
grundsätzlich erfreut über die steigende Mobilität<br />
am Europäischen Arbeitsmarkt. „Es gibt jedes Jahr<br />
die Fachkräfteverordnung und wenn das heimische<br />
Angebot zu gering ist und die Nachfrage nicht<br />
gedeckt werden kann, warum sollte man sich nicht<br />
ausländischer Fachkräfte bedienen?“, sagt Julia<br />
Enzelsberger von der Industriellenvereinigung.<br />
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bei der Schulvorbereitung.<br />
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wird in Regionen erprobt.<br />
FAKTEN:<br />
79,7 % der Kinder nicht deutscher Muttersprache, die keinen Kindergarten besucht haben, benötigen Sprachförderung.<br />
58,1 % der Kinder nicht deutscher Muttersprache, die in einer Kinderbetreuungseinrichtung waren, haben Sprachförderbedarf.<br />
24 % der Kinder an den Volksschulen haben nicht Deutsch als Umgangssprache. Der Anteil an Jugendlichen nicht<br />
deutscher Muttersprache, die die Schule abbrechen, liegt bei 13 %.<br />
19<br />
Mehr Informationen unter: www.integration.at
20<br />
MIGRANTEN<br />
ÜBER EINEN<br />
EXILANTEN<br />
Wie sehen Migranten Frank Stronach?<br />
Laut einer Umfrage kann sich jeder Dritte<br />
vorstellen, den Austro-Kanadier zu wählen.<br />
Und das obwohl die Befragten sich<br />
nicht klar darüber sind, ob Stronach Politik<br />
für oder gegen „Ausländer“ macht.<br />
Die bisherige Performance von<br />
Frank Stronach ist durchwachsen.<br />
Der Milliardär ist populärer<br />
als viele im Polit-Establishment<br />
wahrhaben wollen. Interne Zwistigkeiten<br />
und schlechtes Personal<br />
schwächen aber den Politnewcomer<br />
deutlich. biber wollte wissen,<br />
wie der Austro-Kanadier unter<br />
Migranten ankommt und hat mit<br />
dem Meinungsforschungsinstitut<br />
Foto: Mark Gilligan<br />
Ethnopinion eine Studie durchgeführt.<br />
Das Ergebnis erstaunt. Immerhin<br />
jeder dritte Befragte der<br />
500 Befragten kann sich vorstellen,<br />
Stronach bei der Nationalratswahl<br />
im Herbst seine Stimme zu geben.<br />
„O ensichtlich ist , dass der größte<br />
Verlierer unter Stronach die FPÖ<br />
ist“, sagt Christina Matzka vom<br />
Markt- und Meinungsforschungsinstitut<br />
Ethnopinion.
UND HIER <strong>DIE</strong> WICHTIGSTEN<br />
ERGEBNISSE IM ÜBERBLICK:<br />
> STRONACH SPRICHT EIN DRITTEL DER MIGRANTEN AN<br />
11 Prozent können sich vorstellen, Stronach „auf jeden Fall“ zu<br />
wählen. Weitere 23 Prozent stimmen der Aussage zu: „Ich kann mir<br />
eher vorstellen, dem Team Stronach meine Stimme zu geben.“<br />
> STRONACH KOSTET STRACHE STIMMEN<br />
35 Prozent unserer Befragten glauben, dass Stronach vor allem der<br />
FPÖ unter Heinz-Christian Strache Stimmen wegnehmen wird.<br />
> STRONACH IST FÜR UND GEGEN AUSLÄNDER<br />
Völlig gespalten ist die Einschätzung, ob Stronach eine „ausländerfeindliche“<br />
(51 Prozent der Befragten), oder eine „ausländerfreundliche“<br />
Politik (49 Prozent der Befragten) macht.<br />
> ES IST GUT, DASS STRONACH REICH IST<br />
Mit dem Geld des Milliardärs hat die Mehrheit der Befragten kein<br />
Problem. 56 Prozent sagen, dass es ein Vorteil ist, dass Stronach viel<br />
Geld auf dem Konto hat.<br />
> ES IST SCHLECHT, DASS STRONACH ALT IST<br />
71 Prozent der Befragten sehen einen Nachteil darin, dass Stronach<br />
bereits 81 Jahre alt ist. Das kann aber auch heißen: Besser er wäre<br />
jung und damit noch länger in der Politik.<br />
> STRONACHS AKZENT IST SYMPATHISCH<br />
Nicht verwunderlich: Eine Mehrheit von 59 Prozent ndet den<br />
kanadischen Auswanderer-Akzent des Neo-Politikers durchaus<br />
wohlklingend.<br />
INFORMATION:<br />
Umfrageinstitut: Ethnopinion.<br />
Befragte: 500 (per Online-Panel).<br />
Zeitraum: 3. April bis 20. April 2013.<br />
Welche dieser Aussagen treen auf Frank<br />
Stronach als Person zu?<br />
Es ist ein großer<br />
Nachteil, dass Frank<br />
Stronach schon 81<br />
Jahre alt ist.<br />
Es ist ein großer<br />
Vorteil, dass<br />
Frank Stronach<br />
sehr reich ist.<br />
Frank Stronach<br />
macht ausländerfreundliche<br />
Politik.<br />
Ich finde Frank<br />
Stronach‘s Akzent<br />
unsympathisch<br />
Stimme voll zu<br />
0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />
37%<br />
26%<br />
12%<br />
16%<br />
37%<br />
35%<br />
30%<br />
34%<br />
38%<br />
27%<br />
37%<br />
20%<br />
9%<br />
18%<br />
14%<br />
12%<br />
Stimme eher zu Stimme weniger zu Stimme überhaupt nicht zu<br />
DER FPÖ-KILLER<br />
Der Selfmade-Man schadet den Freiheitlichen<br />
und hat in den migrantischen Communities viel<br />
Zuspruch. Jetzt wären klare Worte zum Thema<br />
Zuwanderung und Integration gefragt.<br />
Von Amra Ducić<br />
In meinem Umfeld habe ich es bereits bemerkt. Frank<br />
Stronach zieht, ob alte Gastarbeiter im Park, oder die<br />
Jugo-Familie vor dem Fernseher, viele interessieren sich<br />
für ihn. „Stronach hat im Leben alles selber erreicht, er<br />
musste hart kämpfen, er will den Schilling zurück.“ Honungsvolle<br />
Worte eines bosnischen Opas im Park. Der<br />
Selfmade-Man wird vor allem für sein Lebenswerk bewundert,<br />
seine Erfolgsgeschichte als Migrant geschätzt.<br />
Für jeden dritten Befragten unserer Umfrage ist es vorstellbar,<br />
Stronach bei der kommenden Wahl im Herbst<br />
zu unterstützen. Vielleicht schwingt da auch eine gewisse<br />
Schadenfreude mit. Immerhin kostet Stronach vor allem<br />
die FPÖ Stimmen. Das ist bereits einmal eine gute Tat.<br />
Und sonst? Sonst scheint vielen unklar, ob Stronach für<br />
oder gegen „Ausländer“ ist. Hier sollte Onkel Frank<br />
schnell Klarheit schaen. Und noch eines ist klar: Wenn<br />
Stronach Erfolg haben will, muss er in Zukun peinliche<br />
Niederlagen wie in Tirol vermeiden. Stronach lebt von<br />
seinem Erfolg, einen Looser möchte niemand wählen.<br />
Können Sie sich vorstellen, Frank Stronach<br />
bei der nächsten Nationalratswahl Ihre<br />
Stimme zu geben?<br />
40%<br />
überhaupt nicht<br />
vorstellen<br />
weniger vorstellen<br />
11%<br />
auf alle<br />
Fälle<br />
wählen<br />
26%<br />
23%<br />
eher vorstellen<br />
21
22<br />
POLITIKA & GESELLSCHAFT<br />
„DAS IST<br />
ABER TIEF!“<br />
UNTERRICHTSMINISTERIN<br />
CLAUDIA SCHMIED WÜNSCHT<br />
SICH MEHR LEHRER MIT<br />
MIGRATIONSBACKGROUND<br />
AN DEN SCHULEN, STREBT<br />
EIN EINSTIEGSGEHALT FÜR<br />
JUNGLEHRER ZWISCHEN 2400<br />
UND 3000 EURO BRUTTO AN<br />
UND ZEIGT SICH EMPÖRT<br />
ÜBER ALLTAGS RASSISMUS<br />
IN DEN SCHULEN.<br />
Von Melisa Aljović und<br />
Sonja Schwarz (Foto)
iber: Schülerinnen und Schüler in unserer Redaktion erzählen uns<br />
o von rassistischen Lehrern. „Wo bist du gewesen, warst du noch<br />
schnell eine Bombe bauen?“, musste sich beispielsweise ein muslimischer<br />
Schüler von seinem Lehrer anhören. Wie kann man sich<br />
dagegen wehren?<br />
CLAUDIA SCHMIED: Das ist aber tief! Das schreit nach Empörung!<br />
Es müssen Grenzen gesetzt werden! Wertschätzung und<br />
Respekt den anderen gegenüber sind wichtig. Wenn solche Grenzen<br />
überschritten werden, muss laut und deutlich gesagt werden:<br />
„So nicht!“ In Autoritätsbeziehungen, wie hier zwischen Lehrer und<br />
Schüler, ist das natürlich schwierig, aber dafür gibt es Lehrer des<br />
Vertrauens, die Schulgemeinscha, Klassensprecher, Elternabende.<br />
Pädagoginnen und Pädagogen müssen auf dieses ema sensibilisiert<br />
werden. Es muss an den Schulen Vertrauenspersonen geben.<br />
Wir müssen wachsam sein. Dieser Alltagsrassismus darf nicht übersehen<br />
werden.<br />
2011 haben Sie sich stark dafür eingesetzt, dass mehr Lehrerinnen<br />
und Lehrer mit Migrationshintergrund unterrichten. Was hat sich<br />
seitdem geändert?<br />
Wir sind noch nicht am Ziel! Ich hoe, wir können zunehmend<br />
junge Leute dazu bewegen, in den Lehrberuf zu gehen. Wenn junge<br />
Menschen in sich die Berufung spüren, mit Schülerinnen und<br />
Schülern arbeiten zu wollen, sollen sie diese Berufsausbildung in<br />
Erwägung ziehen. Es gibt zwar jetzt schon mehr Lehrer mit Migrationshintergrund,<br />
aber es boomt noch nicht.<br />
Als Deutschlehrerin mit Bosnisch als Muttersprache nehmen mich<br />
manche Eltern nicht ernst. Ich wurde gefragt, wie ich denn ihre Kinder<br />
in Deutsch unterrichten kann, wenn Deutsch nicht meine Muttersprache<br />
ist. Glauben Sie, ist Österreich wirklich schon bereit für<br />
Migranten im Lehrberuf?<br />
Ja. Da darf man sich nicht irritieren lassen und einen Schritt auf die<br />
Eltern zugehen. Wir haben in Österreich einfach noch viel mit unserem<br />
Selbstbewusstsein zu tun. Dieses Ausgrenzen ist o Ausdruck<br />
einer eigenen Unsicherheit.<br />
Welche Lehrerinnen und Lehrer sind gefragt? Gibt es bestimmte Unterrichtsfächer,<br />
die besonders hoch im Kurs stehen?<br />
Ich würde den jungen Menschen raten, sich zu fragen, was sie besonders<br />
interessiert. Und zwar unabhängig von gerade gefragten<br />
Unterrichtsfächern. Während des Studiums können sie dann<br />
In diesen Studien können die Universitäten<br />
Aufnahmeverfahren durchführen. Registriere<br />
Dich rechtzeitig! Alle wichtigen Infos<br />
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Schwerpunkte setzen. Jemand wie Sie, der den interkulturellen Wert<br />
in sich hat, könnte sich „Interkulturelles Lernen“ oder „Umgang mit<br />
Mehrsprachigkeit“ zum Schwerpunkt nehmen und somit das Beste<br />
aus sich machen.<br />
Zwischen 2012 und 2025 geht die Häle aller Lehrer in Pension, das<br />
heißt, es werden viele neue Lehrerinnen und Lehrer gebraucht. Was<br />
leistet das Bundesministerium, um den Lehrberuf attraktiver zu gestalten?<br />
Wir investieren viel in die Pädagogischen Hochschulen. 2007 haben<br />
dort 7000 Personen studiert, jetzt sind es schon 15000. Wir werden<br />
hoentlich vor dem Sommer die neue PädagogInnenausbildung beschließen.<br />
Das wird auch attraktiv, da wir im Studienangebot schon<br />
ein Best-of haben, das Beste von Pädagogischen Hochschulen und<br />
Universitäten mit erstklassigen Angeboten für Quereinsteiger. Das<br />
Ziel mit dem neuen Lehrerdienstrecht ist auch eine bessere Bezahlung<br />
für JunglehrerInnen, die sich zwischen 2400€ und 3000€ bewegen<br />
soll.<br />
Die neue Lehrerausbildung steht: Aufnahmetests zu Studienbeginn,<br />
vierjähriger Bachelor, ein bis zwei Jahre unterrichten und den Master<br />
kann man auch berufsbegleitend machen. Wieso war diese Reform<br />
nötig und welche Veränderungen versprechen Sie sich davon?<br />
Die neue LehrerInnenausbildung berücksichtigt die heutigen Anforderungen<br />
und ist kompetenzorientiert. Kommunikationsfähigkeiten,<br />
Vielfalt und Koniktmanagement werden geschult. Das<br />
Selbstbewusstsein der Lehrerinnen und Lehrer soll gesteigert werden,<br />
dann wird sich das Image dieses Berufes auch heben. Außerdem<br />
können die Studierenden nach dem Bachelor gleich an einer<br />
Schule angestellt werden, das wäre das Ende der Praktika-Generation.<br />
Aber deniert ein Aufnahmetest wirklich einen guten Lehrer?<br />
Das wird kein typischer Aufnahmetest sein. Ein ganzes Semester<br />
lang werden die Studentinnen und Studenten auch mit Kindern zu<br />
tun haben. Am Ende des Semesters wird dann entschieden, ob sie<br />
Potential besitzen, oder doch lieber etwas anderes machen sollten.<br />
Unter den jetzigen Lehramtsstudenten herrscht Verwirrung. Was<br />
passiert mit denen, die noch im Diplomstudium sind?<br />
Die begonnenen Studien laufen selbstverständlich weiter. Die Umstellung<br />
erfolgt für Studienanfänger, und da stufenweise. Neue Ausbildungen<br />
gibt es frühestens ab 2014/15.<br />
Registriere<br />
Dich für Dein<br />
Studium ab<br />
15. April<br />
www.studienbeginn.at<br />
23<br />
entgeltliche Einschaltung des BMWF
azidiktion<br />
24<br />
s<br />
DAS<br />
MISCHLINGE<br />
M -WORT<br />
„Mischlinge – erkennst du den Mix?“, schrieb<br />
biber auf das April-Cover. So nicht, urteilten vor<br />
allem viele Journalisten. biber wurde Rassismus<br />
und Nazidiktion vorgeworfen. Andere befanden:<br />
„lächerliche Aufregung“. Die Debatte zog sich von<br />
derStandard.at über die Presse, den Falter, bis hin<br />
zur taz nach Deutschland. Delna Antia, Co-Autorin<br />
der Geschichte, über die Mischlingsdebatte.<br />
POLITIKA & GESELLSCHAFT<br />
P.b.b., Verlagspostamt 1070, Vetragsnummer 09Z038106 M<br />
www.dasbiber.at<br />
Besser Hybridwesen!<br />
Magazin für neue Österreicher<br />
mit scharf<br />
ERKENNST DU DEN MIX?<br />
Das sind<br />
Menschen!<br />
APRIL<br />
2013<br />
kost noch<br />
immer nix<br />
DER<br />
ÖSTERREICHISCHE<br />
JOURNALIST<br />
GRATISMAGAZIN DES JAHRES2012<br />
j<br />
Rassentest
ICH HABE EIN NEUES LIEBLINGSWORT.<br />
Noch nicht lange. Erst seitdem man es mir<br />
wegnehmen wollte. So ist das ja im Leben:<br />
Der Wert wird bewusst, wenn Verlust droht.<br />
Aber so leicht lasse ich mir das Wort nicht<br />
wegnehmen, denn es geht um mich, was mich<br />
ausmacht, mein Äußeres, mein Inneres, meine<br />
Identität. Ich bin Mischling.<br />
Meine Mutter ist aus Oberhausen in<br />
Deutschland, man Vater ein Parse aus Bombay<br />
in Indien. Auch Luiza, Shervin, Nathalie, Terrence,<br />
Christan und Helen sind Mischlinge. Zu<br />
siebt zierten wir das biber-Cover im April und<br />
ließen Leser raten, aus welchen Nationen unsere<br />
Eltern stammen. Was folgte, überraschte<br />
– ein „Aufschrei“: „Nazidiktion am Cover“,<br />
hieß es auf Twitter und „Rassentest“ auf der-<br />
Standard.at. Na bumm. Als Co-Autorin der<br />
Geschichte und als Betroene war ich erstaunt,<br />
entsetzt, verärgert.<br />
„ICH LIEBE MISCHLINGE“<br />
Grund der medialen Aufregung: das Wort<br />
„Mischling“. Weil es von den Nazis im Zusammenhang<br />
mit den Nürnberger Rassengesetzen<br />
von 1935 verwendet wurde, sei es negativ belastet.<br />
Die Historie hat quasi das Wort versaut,<br />
denn es wurde in einem rassistischen Kontext<br />
benutzt: Wer gemischt ist, ist „unrein“ und das<br />
hatte meist fatale Folgen.<br />
2013 sieht die Welt jedoch anders aus. Heute<br />
„lieben“ wir Mischlinge. Allen voran die Schüler,<br />
die biber auf die deutsche Facebook-Seite<br />
„Ich liebe Mischlinge“ aufmerksam machten.<br />
Mehr als 290.000 Personen „gefällt“, was hier<br />
passiert: Täglich posten junge Menschen ihre<br />
Fotos, schreiben dazu, was ihr Mix ist und<br />
lassen sich schön nden. So genießt dort etwa<br />
die hübsche Halb-Somalierin-Halb-Tschechin<br />
3676 Likes bei ihrem Foto. Hier ist nicht Reinheit<br />
das Kriterium – im Gegenteil: Vielfalt wird<br />
gefeiert.<br />
Wer hat also das Recht am Wort? Muss der<br />
Begri „Mischling“ für immer verbannt werden,<br />
weil Nazis ihn einmal benutzt haben, oder<br />
legitimiert der alltäglich positive Gebrauch? In<br />
meinem Umkreis sagt nämlich jeder Mischling<br />
Mischling zu sich: Ob das die Models am<br />
Laufsteg sind, die Redakteure von biber, die<br />
14-jährigen Schülerinnen, die ich beim „Girls‘<br />
Day“ tree, oder meine Freundin über ihren<br />
Sohn, der ein Mix aus Deutschland/Türkei<br />
ist. Handelt es sich vielleicht um einen Generationenunterschied?<br />
Ich hake bei der Sprachwissenschalerin<br />
Ulrike umberger von der<br />
Österreichischen Akademie der Wissenschaften<br />
nach: „Ja, das ist selbstverständlich eine<br />
Möglichkeit. Sprache verändert sich im Laufe<br />
der Generationen. Wenn bei den Jüngeren der<br />
Multikulturalismus präsenter ist als die nationalsozialistische<br />
Vergangenheit des Landes,<br />
dann kann dieser Ausdruck auch wieder eine<br />
positivere Bedeutung annehmen.“<br />
NAZIWÖRTER<br />
Bei dem Wort „Mädel“ scheint das geklappt<br />
zu haben. 1957 wurde es noch als zu verbannendes<br />
„Naziwort“ ins „Wörterbuch der Unmenschen“<br />
aufgenommen, um es aus dem<br />
deutschen Sprachschatz zu streichen. „Mädel“<br />
war einer von 28 Begrien, der zu stark nationalsozialistisch<br />
geprägt schien – denn der<br />
„Bund deutscher Mädel“ war 1944 die größte,<br />
weibliche Jugendorganisation der Welt. Es<br />
wurde aber wieder von der Liste entfernt – erfolgreich.<br />
Natürlich darf man Historie nicht ausblenden.<br />
Kommentare von Migranten wie „Das ist<br />
eure Nazi-Geschichte, damit haben wir nichts<br />
zu tun“, sind nicht gerechtfertigt. Aber man<br />
muss, wenn man über „Naziwörter“ redet, unterscheiden:<br />
Wie stark ist es belastet? Es gibt<br />
Worte wie etwa „Umvolkung“, die eindeutig<br />
nationalsozialistisch sind. Und es gibt solche<br />
wie „Mischling“, bei denen es nicht so klar<br />
ist und anscheinend noch verhandelt werden<br />
muss.<br />
ALLES MENSCHEN<br />
Schön, denkt sich jetzt jeder Mischling, aber<br />
was sollen wir sonst sagen? „Hybridwesen“<br />
schlug ein User ironisch vor. Bei der Podiumsdiskussion<br />
„Der Ton macht die Musik“, auf der<br />
ich den „Mischlingsskandal“ diskutierte, sagte<br />
man mir auf diese Frage: „Gar nicht benennen.<br />
Wir sind doch alle einfach Menschen.“ Bitte!<br />
Etwas nicht zu benennen, scha es nicht aus<br />
der Welt, sondern kehrt unter den Teppich.<br />
Außerdem sollte man aufpassen, nicht im holden<br />
Dienste der Gleichberechtigung lähmende<br />
Gleichmacherei zu betreiben.<br />
Ich werde fast tagtäglich nach meiner Herkun<br />
gefragt und weder dem Kebap-Verkäufer,<br />
der Pressesprecherin, noch dem Typ auf<br />
der Party nehme ich diese Frage übel. Sie ist<br />
menschlich. Klar, sie nervt, aber Herrgott noch<br />
mal! Ich sehe halt nicht typisch österreichisch<br />
WER IM BIBER-<br />
MISCHLINGS QUIZ<br />
RASSISMUS ORTET,<br />
HAT DEN TEST<br />
NICHT GEMACHT.<br />
oder deutsch aus. Dass die Leute interessiert<br />
sind, ist doch schön – warum soll ich sie da<br />
nicht auch ab und zu raten lassen?<br />
Wer im biber-Mischlingsquiz Rassismus<br />
ortet, hat den Test nicht gemacht, oder verstanden.<br />
Der zeigt eindeutig: Man kann eben<br />
NICHT an den äußerlichen Merkmalen erkennen,<br />
wer woher kommt. „Das schnallt<br />
sogar meine reinrassige Katze, dass das Quiz<br />
zum Vorurteilabbau dienen soll. (...) Ich hätte<br />
z.B. nichts erraten, und somit ist mir auch<br />
klar geworden, dass Aussehen nichts aussagt“,<br />
schreibt ein User auf derStandard.at.<br />
KEIN SCHIMPFWORT<br />
Nebenbei, „Mischling“ ist kein Schimpfwort.<br />
„Wenn mich Menschen beleidigen wollen,<br />
dann benützen sie andere Wörter“, so biber-<br />
Redakteurin Vanessa Spanbauer, Halb-Österreicherin-Halb-Nigerianerin.<br />
Das erklärt<br />
mitunter, was die wenigsten Sprach-Sheris<br />
wissen: Normalerweise klingelt unser Redaktionstelefon<br />
zwei Tage Sturm und wir kriegen<br />
empörte Leserbriefe von Betroenen, handelt<br />
es sich um Geschichten wie „Sex im Islam“.<br />
Doch bis heute haben wir von keinem einzigen<br />
Mischling eine Beschwerde erhalten. Von keinem.<br />
Was ist also die Erkenntnis aus der Mischlingsdebatte?<br />
Für mich, dass hier zwei Welten<br />
aufeinander prallen. Und zwar gewaltig. Eine<br />
entrüstete Sprachelite weiß zwar alles über Geschichte,<br />
aber nichts über die Alltagsrealität.<br />
„Mischling“ ist längst positiv und selbstverständlich.<br />
Wie beim „Girls‘ Day“: Da staunt<br />
die gebildete Politikerin nicht schlecht, als ihr<br />
14-jährige Schülerinnen erklären, dass sie natürlich<br />
Mischling zu sich sagen. Eben. Warum<br />
sollen sie ihre Identitätsbeschreibung auch<br />
nicht selbst aussuchen dürfen?<br />
Ich jedenfalls bin, war und bleibe Mischling.<br />
An „unrein“ werde ich im Leben nicht<br />
denken, im Gegenteil: Ich trage zwei Herküne<br />
im Herzen, das ist doch mehr als nur eine.<br />
Delna Antia hat in Deutschland „Philosophie und Kulturre-<br />
exion“ studiert und ist Checa vom Dienst bei biber.<br />
POLITIKA & GESELLSCHAFT<br />
25
„WOS SCHEISSTS EICH DENN SOOO AHHN!?“<br />
IN DER MISCHLINGSDEBATTE GING ES HEISS HER: HUNDERTE KOMMENTARE KAMEN AUF BIBER-FACEBOOK, DERSTANDARD.AT,<br />
PRESSE.AT UND TAZ.DE ZUSAMMEN. <strong>DIE</strong> BESTEN PRO- UND CONTRA-KOMMENTARE WOLLEN WIR EUCH NICHT VORENTHALTEN.<br />
„ICH WILL JA NET<br />
SAGEN ‚HAMS EUCH<br />
INS HIRN GSCHISSN?!‘,<br />
ODER ‚WIE KONNTE DAS<br />
ERNSTHAFT ALS LEITSTORY<br />
DURCHGEHEN??‘, ABER…<br />
VIELLEICHT WAR ES<br />
GEWOLLTE PROVOKATION,<br />
DANN IST ES GELUNGEN,<br />
WIE MAN SIEHT...“<br />
„OMG! Das Wort ,Reich‘ wurde<br />
auch von den Nazis negativ geprägt…<br />
Sollte man sich auch nicht<br />
den Namen der Republik überlegen,<br />
weil er das Wort beinhaltet?!?!<br />
Der größte Feind des Linken ist<br />
der Linke selbst!“<br />
„Geh bitte... Jeder Mischling, den<br />
ich kenne, sagt zu sich selber auch<br />
Mischling. So what?! Übertriebene<br />
‚political correctness‘ geht mir auf<br />
die Nerven. Locker bleiben und<br />
Klischees lustig nden, nicht immer<br />
als rassistisch abstempeln.“<br />
„DÜRFEN <strong>DIE</strong><br />
BETROFFENEN BITTE<br />
SELBER ENTSCHEIDEN, WIE<br />
SIE SICH BEZEICHNEN?“<br />
„Ich bezeichne mich selbst als<br />
‚Mischling‘ und empnde das<br />
Wort als neutral. Wäre gar nicht<br />
auf die Idee gekommen, es mit der<br />
Naziideologie in Verbindungen zu<br />
bringen.“<br />
26 POLITIKA & GESELLSCHAFT<br />
„WIR SIND LETZTLICH<br />
ALLE ‚MISCHLINGE‘... OB<br />
IN ERSTER, SIEBENUND-<br />
DREISSIGSTER, ACHT-<br />
UNDNEUNZIGSTER ODER<br />
DREIHUNDERTFÜNFTER<br />
GENERATION.“<br />
„Lüge! Ich hab mir das He jetzt<br />
besorgt und entgegen der Überschri<br />
enthält es überhaupt keine<br />
biber-Mischlinge! Nur Fotos von<br />
gut aussehenden Menschen. Langweilig.“<br />
„WOS SCHEISSTS EICH<br />
DENN SOOO AHHN!?“<br />
„ ,MISCHLING‘ HÖRT SICH AN WIE BEIM<br />
HUNDEZÜCHTER. ABER WIE SAGT MAN ES<br />
POLITISCH KORREKT?“<br />
„Mein Kind hat einen multiethnischen<br />
Hintergrund, der in ihrer<br />
äußeren Erscheinung deutlich<br />
zu vernehmen ist. Dass uns o<br />
Komplimente zu seinem Aussehen<br />
gemacht werden, macht mich als<br />
Mutter in erster Linie sehr stolz,<br />
aber welche Mutter ndet ihr eigenes<br />
Kind nicht perfekt? Wenn<br />
dann aber der Nachsatz kommt:<br />
„Diese Mischlinge sind wirklich<br />
die süßesten Kinder“, nde ich<br />
ihn, bei aller guter Absicht, daneben.“<br />
„NUN, <strong>DIE</strong>SES BLATT IST<br />
GENUG GESTRAFT MIT<br />
EINER NAMENSGEBUNG,<br />
<strong>DIE</strong> EIN JUSTIN BIEBER<br />
FANZINE SUGGERIERT.“<br />
„Es gibt einfach Wörter, bei denen<br />
klingt so viel rundherum mit<br />
(Stichwort: Konnotation), dass sie<br />
im Wortschatz besser nicht vorkommen<br />
sollten.“<br />
EIN SCHWARZER FREUND<br />
VON MIR HAT EINMAL<br />
GESAGT, SCHLIMMER ALS<br />
DER RASSISMUS SIND<br />
JENE, <strong>DIE</strong> IHN HINTER<br />
JEDER ECKE VERMUTEN.“<br />
„biber zeigt in aller Deutlichkeit,<br />
was der Begri ‚bildungsfern‘<br />
meint. Ihr habt dem einen neuen<br />
Tiefststand abgerungen: Ich bin<br />
doof und das ist gut so. Nazibegrie<br />
zu verwenden und dann<br />
noch so blöd zu sein, es nicht zu<br />
wissen, und dann noch so oberblöd<br />
zu sein, dass dann als Debatte<br />
zu verkaufen. Ihr seid der Beweis<br />
für einen rassistischen Antirassismus.“<br />
„HMM, ALS SCHWULER<br />
FINDE ICH MÄNNER MIT<br />
BRAUNER HAUT BESON-<br />
DERS ATTRAKTIV (ALSO MIT<br />
WEISSEM UND SCHWAR-<br />
ZEM ELTERNTEIL). BIN ICH<br />
NUN EIN NAZI?“<br />
„BESSER EIN SAUBER<br />
GEMISCHTER MISCHLING,<br />
ALS EIN REINRASSIGER<br />
VOLLTROTTEL!“<br />
„WIR SIND MENSCHEN.<br />
GENÜGT DAS NICHT?“<br />
„Also, ich habe einen Mischling<br />
zur Welt gebracht und jeder darf<br />
meinen Sohn sehr gerne so bezeichnen.<br />
Verstehe die Diskussion<br />
überhaupt nicht: Mischlinge sind<br />
doch der Beweis für das Zusammenwachsen<br />
der Kulturen. Wer<br />
sich jetzt über den Begri aufregt<br />
und ihn als rassistisch bezeichnet,<br />
ist wohl noch nicht in der heutigen<br />
Welt angekommen.“<br />
„Es kann doch bitte nicht sein,<br />
dass wir uns von den Nazis fast 70<br />
Jahre nach dem Ende ihres Terrorregimes<br />
noch immer unsere Sprache<br />
versauen lassen, in dem ganz<br />
normale Begrie wie ‚Mischling‘<br />
tabu sind!? Im richtigen Kontext,<br />
wie von biber eingesetzt, sehe ich<br />
das absolut unproblematisch, ja<br />
sogar wünschenswert!“<br />
„VORSCHLAG:<br />
TRANSETHNISCHE PERSONEN<br />
ODER TRANSPHAENOTYPEN“<br />
„DEM RASSISMUS MIT<br />
IRONIE BEGEGNEN – ABER<br />
MIT RÜCKSICHT, AUF <strong>DIE</strong>,<br />
<strong>DIE</strong> ZUM LACHEN IN DEN<br />
KELLER GEHEN.“
Foto von Amélie Chapalain<br />
HÄSSLICH MACHT REICH.<br />
RAMBAZAMBA<br />
27
28<br />
RAMBAZAMBA<br />
SCHÖN<br />
SCHIACH<br />
UNFÄHIGE SÄNGER, BOB-FAHRER AUS<br />
JAMAIKA UND MODELS MIT SCHIEFEM<br />
GEBISS – DER ERFOLG DER ANDEREN<br />
ART IST MANCHMAL SCHWER<br />
NACHVOLLZIEHBAR. WIE JENER DER<br />
MODELAGENTUR „UGLY MODELS“,<br />
<strong>DIE</strong> VOR KNAPP VIERZIG JAHREN IN<br />
LONDON GEGRÜNDET WURDE.<br />
Von Artur Zolkiewicz
MUT ZUR HÄSSLICHKEIT.<br />
<strong>DIE</strong> SCHIEFEN ZÄHNE<br />
ZAHLEN DEL <strong>DIE</strong> MIETE.<br />
uglymodels.org<br />
RAMBAZAMBA 29
30 RAMBAZAMBA<br />
MIT OFFENEM<br />
HOSENSCHLITZ: DEL<br />
POSIERT FÜR SEINE<br />
NEUE KAMPAGNE.<br />
uglymodels.org<br />
DEL BLICKT MIT SEINEN GRÜNEN<br />
AUGEN in die Kamera. Es scheint, als<br />
irte er mit dem Fotografen. Er will so gut<br />
wie nie zuvor aussehen. Klick, klick, klick.<br />
Das weibliche Model neben Del lächelt –<br />
schließlich schießen sie gerade die neue<br />
Calvin-Klein-Kampagne, die ihre Modelkarriere<br />
ordentlich in Schwung bringen<br />
wird. Del wechselt Posen, fühlt sich vor<br />
der Linse wohl. Der Fotograf sagt ihm, er<br />
soll mehr von seinen Zähnen zeigen. Del<br />
setzt sein breitestes Grinsen auf.<br />
Er ist klein, blass, hat tiefe Augenringe<br />
und große, schiefe Zähne. Auf seinem<br />
asymmetrischen, schmalen Gesicht bekommt<br />
man eine Nase zu sehen, die nach<br />
rechts deutet und gebrochen aussieht. Die<br />
Haare stehen in alle Richtungen. Seine<br />
Arme sind nicht muskulös, sein Torso<br />
gleicht nicht jenem eines griechischen<br />
Gottes, er hat kein Sixpack. Und trotzdem<br />
ist er Topmodel.<br />
Leute wie Del arbeiten für Calvin<br />
Klein, die italienische Vogue, sie spielen<br />
in James-Bond-Filmen. Supermodels?<br />
Ja, aber ein bisschen anders als das, was<br />
man im Normalfall unter diesem Begri<br />
verstehen würde. Sie nennen sich selbst<br />
„Ugly Models“ und sind stolz darauf, anders<br />
auszusehen. Del gehört zu den erfolgreichsten.<br />
„KANN ICH MEINE KLEIDUNG<br />
ANLASSEN?“<br />
Auch der größte Mann der Welt (246.5<br />
cm) und der Mann mit den meisten Piercings<br />
(241 Stück) sind an Bord der Londoner<br />
Agentur. „Wir haben eine Marktlücke<br />
entdeckt“, sagt Marc, der Agenturbesitzer.<br />
„Wir realisierten, dass viele Menschen gelangweilt<br />
waren, ständig normale Models<br />
zu sehen.“ Der Markt gierte nach etwas<br />
Neuem, Innovativem, Frischem – so ent-<br />
ER IST KLEIN, BLASS,<br />
HAT TIEFE AUGENRINGE<br />
UND GROSSE, SCHIEFE<br />
ZÄHNE. TROTZDEM IST<br />
ER TOPMODEL.
uglymodels.org<br />
ANTONIO: <strong>DIE</strong>SER AUGENAUFSCHLAG<br />
IST VIELEN KUNDEN VIEL CASH WERT.<br />
RAMBAZAMBA<br />
31
32<br />
uglymodels.org<br />
Schönheit kennt kein Alter. Pam ist nicht „ugly“ sondern besonders.<br />
HUNDERTE KOMMEN IN<br />
<strong>DIE</strong> AGENTUR, UM UGLY<br />
MODEL ZU WERDEN<br />
RAMBAZAMBA<br />
stand die Agentur. Ein einziges Inserat in<br />
einer Zeitung reichte aus („Wenn du einen<br />
interessanten Look hast, melde dich<br />
bei uns!“), dann wurde die Geschäsidee<br />
zum Selbstläufer. Alle 18 Monate wird ein<br />
Casting ausgeschrieben. Dann kommen<br />
Hunderte in die Agentur, um Ugly Model<br />
zu werden. Die Agenten sind ständig am<br />
Scouten – ob in der U-Bahn oder im Club<br />
– potenzielle Uglys sind überall.<br />
UGLY? BE A MODEL!<br />
Ein Zufall brachte Del zur Agentur. Als er<br />
gefragt wurde, ob er Model werden will,<br />
hat er gelacht. „Kann ich meine Kleidung<br />
anlassen?“, fragte er. Er wusste nicht, welche<br />
Art Job das Angebot betraf. Die Zusage<br />
folgte nach einer kurzen Überlegung.<br />
Del glaubte nicht, dass es ihm etwas brin-<br />
gen würde, doch versuchen wollte er es.<br />
Schließlich konnte es ihm nicht schaden.<br />
Es hat sich ausgezahlt.<br />
„Für uns sind alle Models gleich“, sagt<br />
Marc. „Charaktere sind interessanter, weil<br />
sie einzigartig sind.“ Doch nicht jeder<br />
kann Ugly Model werden. Möchtegern-<br />
Models haben keine Chance, aufgenommen<br />
zu werden. „Unsere Regel Nummer<br />
1 ist, dass man sich in seiner eigenen Haut<br />
wohl fühlt“, sagt Marc. „Ein sehr großer<br />
Mensch muss glücklich sein, dass er so<br />
groß ist. Und ein Liliputaner genauso.“<br />
Marc will nicht, dass seine Models den<br />
Trends der Fashion-Branche folgen, er<br />
unterstützt Individualität und Anderssein.<br />
„Ich bin gut aussehend, aber kein<br />
Pretty Face“, sagt Del. Ugly ist für ihn<br />
kein Begri für hässlich. Es bedeutet für<br />
ihn „speziell“, „besonders“. Er gründete<br />
vor drei Jahren eine Agentur in Berlin<br />
und nannte sie „Mist Models“. Auf der<br />
Homepage steht: „Mist Models gibt Dir<br />
die Chance, mit Deinem Charakter, Deinen<br />
sämtlichen Ecken und Kanten – egal<br />
ob Du Arabisch, Jüdisch, Mitteleuropäisch,<br />
schwarz, weiß, oder Marsianisch<br />
bist – Du selbst zu bleiben und als Foto-<br />
und Filmmodel zu arbeiten, ohne Dich<br />
gängigen Mode- oder Schönheitsdiktaten<br />
anpassen zu müssen.“ Mist und Ugly stehen<br />
für besonders, talentiert, anders. Die<br />
Nachfrage in der Branche wird immer<br />
größer.<br />
MODEL? DU?<br />
Es ist o überraschend für Kunden und<br />
andere Models, wenn Del bei Castings<br />
erscheint. Viele denken, er sei ein Bote,<br />
der ein Päckchen vorbeibringt. Aber<br />
sein Portfolio ist eine Sensation. Weder<br />
Models noch Kunden können es glauben,<br />
dass er für Calvin Klein, Diesel oder<br />
Renault gearbeitet hat. „Viele Menschen,<br />
die nicht einmal davon geträumt haben,<br />
in Fernsehwerbungen zu spielen, oder in<br />
Magazinen zu erscheinen, werden zuversichtlicher“,<br />
sagt Marc. „Sie lernen es, ihr<br />
Aussehen zu akzeptieren, sie fühlen sich<br />
wohl, so wie sie sind und sind dankbar<br />
dafür.“<br />
Nicht nur die Persönlichkeit eines<br />
Ugly Models bekommt Aurieb, auch die<br />
Bankkonten werden sehr o kräigst unterstützt.<br />
„Calvin Klein hat meine Karriere<br />
ordentlich in Schwung gebracht“, sagt<br />
Del. „Die Auraggeber zahlen teilweise<br />
richtig gutes Geld, besonders für Fernsehwerbungen.“<br />
Er arbeitet seit zwanzig Jahren<br />
und war in vielen Ländern unterwegs,<br />
auch in Österreich. Wien mag er nicht, es<br />
ist ihm zu old fashioned.<br />
Jedes Model und jeder Job sind anders,<br />
daher ist es schwer zu sagen, welche<br />
Kunden am besten bezahlen. Manchmal<br />
lassen die bekanntesten Konzerne am wenigsten<br />
springen. „Es kam vor, dass ich für<br />
einen Dreh tausend Pfund in der Stunde<br />
verdient habe“, sagt Antonio. Er ist ein<br />
Mann, an dem alles rund zu sein scheint<br />
– Kopf, Bauch, Nase, Augen, die dann<br />
rot herausglupschen. Als Kind hatte er<br />
herausgefunden, dass er seine Augen auf<br />
ungewöhnliche Art und Weise rauspressen<br />
kann. Mit dieser skurrilen Fähigkeit<br />
macht er sein Geld.<br />
„Der beste Teil meines Jobs ist es, bezahlt<br />
zu werden“, sagt Del. „Der schlechteste<br />
dagegen, auf das Geld und auf die<br />
nächsten Jobs warten zu müssen.“<br />
Manche Models sind gefragt, weil<br />
sie schöne Körper haben. Del arbeitet<br />
viel, weil er anders aussieht, seine Zähne<br />
schlecht sind und seine Nase schief ist.<br />
Genauso wie andere Models würde er<br />
nichts an seinem Aussehen verändern. Es<br />
ist sein Kapital.
BERND PREIML + FM4 + DYNAMOWIEN<br />
RAMBAZAMBA 33
GEHT DIR DAS NICHT<br />
34 RAMBAZAMBA<br />
AUA!<br />
WAS WIRKLICH<br />
SCHMERZT SIND<br />
BLÖDE FRAGEN
IN DEN KOPF?<br />
VOM BEYONCÉ-TEENIE ZUR HIJABI: MENERVA HAMMAD RÄUMT<br />
KRÄFTIG MIT DUMMEN VORURTEILEN ÜBER KOPFTUCHTRÄGERINNEN<br />
AUF UND ERKLÄRT, WARUM SIE ES ROMANTISCH FINDET, DASS NUR<br />
IHR EHEMANN <strong>DIE</strong> FARBE IHRES STRINGTANGAS KENNEN DARF.<br />
Von Menerva Hammad und Marko Mestrović (Foto)<br />
JA, ICH TRAGE EIN KOPFTUCH!<br />
Warum? Weil ich mit achtzehn entschieden<br />
habe, dass meine Kurven<br />
nur mir gehören. Ich zwinge jeden<br />
dazu, auf meine Persönlichkeit zu<br />
achten, statt auf meinen Po. Meine<br />
reine Weiblichkeit schenke ich nur<br />
meinem Ehemann. Muss ja nicht jeder<br />
Zweite wissen, welche Farbe mein<br />
Stringtanga hat, wenn ich mich bücke.<br />
Du denkst, ich bin einer Gehirnwäsche<br />
unterzogen worden? Das hättest<br />
du wohl gern! Ich bin ein Einzelfall:<br />
vom Beyoncé-Teenie zur verhüllten<br />
Lady! Ja, ganz recht, ich trug goldbraune<br />
Locken, funky Schuhe und enge<br />
Klamotten! Das ist ein Teil von mir,<br />
den ich nicht verleugne oder bereue,<br />
denn wahrscheinlich ist dieser Abschnitt<br />
meines Lebens der wichtigste.<br />
Alles, was ich einst war, hat mich zu<br />
dem gemacht, was ich heute bin: eine<br />
Hijabi.<br />
Meine Eltern waren gegen meine<br />
Entscheidung. Das Kopuch war niemals<br />
ema bei mir zu Hause. Wir<br />
haben zwar regelmäßig gebetet, aber<br />
verhüllt hat sich niemand. Ich verstand<br />
den Sinn des Hijabs nicht, und habe<br />
mich nie damit beschäigt – bis ich<br />
genauer recherchierte. Ich fand heraus,<br />
dass der Hijab die sexuellen Reize der<br />
Frau verhüllt, da diese in unserer Religion<br />
als etwas Besonderes gelten und<br />
nicht für jedermann sichtbar sein sollen.<br />
Klar, man redet immer von „Unterdrückung“,<br />
aber warum wird Freiheit<br />
immer mit Nacktheit gleichgesetzt? Ich<br />
bin lieber frei im Kopf als am Busen –<br />
immerhin sind meine Mädels nicht im<br />
Sonderangebot!<br />
Hier ein Vergleich für all jene, die<br />
das für ein zu großes „Opfer“ halten:<br />
Wie viele Frauen tragen High-Heels,<br />
obwohl das weh tut wie Sau? Aber es<br />
sieht verdammt gut aus, also ist es das<br />
auch wert. Ich trage ein Kopuch, weil<br />
ich an etwas glaube: den Islam. Das ist<br />
nicht immer einfach in einer europäischen<br />
Gesellscha, aber das ist es mir<br />
wert. Und das heißt nicht, dass es einen<br />
Mustafa in meinem Leben gibt, der<br />
mich auspeitscht, wenn ich mich um<br />
eine halbe Stunde verspäte!<br />
CAPISCE?<br />
Mit deiner Frisur zeigst du einen Teil<br />
deiner Persönlichkeit und präsentierst<br />
dich der Welt. Aber wie schaut<br />
es bei Kopuchträgerinnen aus? Diese<br />
Frauen präsentieren sich auch, aber<br />
eben zu Hause. Ihre Bühne ist nicht<br />
die Straße, sondern ihr getrautes Heim<br />
und die Zuschauer sind nur Familienmitglieder.<br />
Und wenn sie einmal in der<br />
Öentlichkeit sind, dann variiert ihr<br />
Geschmack. Viele tragen das Kopuch<br />
nach hinten, streng oder locker. Es gibt<br />
zahlreiche Arten es zu binden. Nicht zu<br />
schweigen von den Stoen und den vielen<br />
Farben.<br />
Ihr würdet eure Augen vor Staunen<br />
aufreißen, wenn ihr wüsstet, was für<br />
Schönheiten unter den Kopüchern<br />
verborgen sind. Viele haben ja dieses<br />
Bild vor Augen, wenn sie an eine Muslima<br />
zu Hause denken: Ein zerzauster<br />
Haarknoten, der mit einem ausgefransten<br />
Banderl festgemacht ist. Ein<br />
Haarungetüm, das höchstens alle paar<br />
Monate gewaschen, nur bei Bedarf gekämmt<br />
wird und deshalb unter einem<br />
Kopuch versteckt werden muss. Totaler<br />
Unfug! Aus eigener Erfahrung weiß<br />
ich, dass viele Kopuchträgerinnen genauso<br />
viel Geld für Haarpegeprodukte<br />
und Frisörbesuche ausgeben, wie andere.<br />
Wir haben lange, kurze, glatte oder<br />
lockige und sogar gefärbte Haare. Genauso<br />
wie die Anderen, sind wir ganz<br />
normale Frauen. Wir lieben unsere<br />
Haare – und wollen sie deswegen nicht<br />
mit jedermann teilen.<br />
HIJAB FÜR DUMMIES<br />
Wieso trägst du ein Kopftuch? Kannst<br />
du damit essen? Gehst du damit auch<br />
duschen? Diese und andere Fragen muss<br />
sich eine gläubige Muslima Tag für Tag<br />
anhören - eine blöder als die andere.<br />
Hier die meistgestellten Fragen an eine<br />
Hijabi und es gilt: Dummie-Fragen,<br />
Dummie-Antwort!<br />
„Was hast du denn da auf dem Kopf?“ –<br />
„Einen Frosch.“<br />
„Und was dadrunter?“ – „Eine Bombe“<br />
„Hast du dir schon einmal mit der Stecknadel<br />
in den Kopf gestochen?“ – „Immer, hab‘<br />
schon einige Löcher da drin. Du zwickst dir ja<br />
schließlich auch jedes Mal in die Kopfhaut,<br />
wenn du eine Spange verwendest.“<br />
„Musst du jetzt deinen Cousin heiraten?“ –<br />
„Ja, sogar beide.“<br />
„Schläfst und duschst du mit dem Kopftuch?“<br />
– „Sicher, wozu trage ich es sonst? Duschst<br />
du im Winter nicht mit der Daunenjacke?“<br />
„Aber wenn du schwimmen gehst, dann schon<br />
im Bikini?“ – „Da bin ich am liebsten nackt –<br />
aber mit Hijab.“<br />
„Hast du nur das eine Kopftuch?“ – „Nicht<br />
einmal das gehört mir, das ist gemietet.“<br />
„Ist dir damit nicht voll heiß?“ – „Damit ist<br />
mir so heiß, wie dir im Winter mit Leggins<br />
kalt ist.“<br />
„Wie isst man damit?“ – „Gar nicht! Man<br />
verhungert und stirbt dann im Namen des<br />
Islams.“<br />
RAMBAZAMBA<br />
35
Bezahlte Anzeige<br />
36<br />
WIEN<br />
MACHT FIT<br />
SPORT IST KEIN MORD, das<br />
weiß jeder der aktiv ist und sich<br />
bewegt. Wien hat sich in den<br />
MIT POWER IN<br />
DEN SOMMER<br />
letzten Jahren zu einem Mekka<br />
für Sportfans entwickelt. Ob bei<br />
Schönwetter in der freien Natur,<br />
oder bei Regen in der Halle. Es<br />
gibt keine Ausreden, kein falsches<br />
Wetter und auch keine falsche<br />
Bekleidung – wenn man ein paar<br />
Facts berücksichtigt, kann man<br />
immer sportlich sein.<br />
NATUR PUR<br />
Frischlufans kommen zurzeit<br />
voll auf ihre Kosten. Das Rad wird<br />
aus dem Keller geholt und die Kette<br />
geölt, die Laufschuhe werden<br />
geputzt und die Inliner ausgepackt.<br />
Wenn Dir Geschwindigkeit<br />
nicht so wichtig ist, dann besorge<br />
Dir ein paar Walking-Stöcke, oder<br />
versuche es mit Wandern – das ist<br />
schon längst nicht mehr nur des<br />
Müllers Lust. Mit neun Millionen<br />
Quadratmetern Sportächen wird<br />
Dir bestimmt nicht langweilig –<br />
jeden Tag neue Strecken, neue<br />
Leute und eine neue Umgebung.<br />
Praktisch und schnell kannst Du<br />
Dir bei Bedarf auch Rad und Co.<br />
einfach ausborgen. Vor allem für<br />
diejenigen gut geeignet, die nicht<br />
bei einem Sport bleiben wollen<br />
und die Abwechslung lieben.<br />
LAUF FORREST<br />
Nicht nur Forrest war runtastisch<br />
unterwegs. Laufen ist eine der beliebtesten<br />
Sportarten. Auspowern<br />
nach der Arbeit, abschalten und<br />
t bleiben. Laufen fördert die Ausdauer<br />
und entspannt. Kein zusätzliches<br />
Equipment, kein falsches<br />
Wetter. Alles was man braucht,<br />
ist Funktionswäsche im Zwiebelprinzip<br />
und Motivation. Wer nicht<br />
gerne alleine läu, tri bei „Run-
ilderbox.com, bereitgestellt<br />
ning Checkpoints“ auf Hobby-<br />
und Spitzensportler. 31 Strecken,<br />
von leicht bis schwer, lassen eine<br />
persönliche Steigerung und individuelle<br />
Zielsetzung zu.<br />
BLADE RUNNER<br />
Inlineskaten ist die beste und einfachste<br />
Art, Fitness mit Fun zu<br />
verbinden. Im Sommer liegt man<br />
mit den schnellen Rollen voll im<br />
Trend und pusht damit Ausdauer<br />
und Aussehen. Skaten ist einfach<br />
zu lernen. Mit der richtigen Ausrüstung<br />
kann auch wenig schiefgehen.<br />
Wenn man drei goldene Regeln<br />
befolgt und nie ohne Helm,<br />
Handschützern, Knieschonern<br />
und Ellbogenschützern fährt, keine<br />
Schuhe anzieht, die drücken<br />
und auf die richtige Rolle setzt,<br />
dann steht dem Fahrvergnügen<br />
nichts mehr im Wege.<br />
NEED FOR SPEED<br />
Für geübte Skater bietet die Wiener<br />
Donauinsel mit ihren Speedskate-Strecken<br />
genau das Richtige.<br />
Mehr als 100 km stehen den Aktiven<br />
zur Verfügung. Ähnlich wie<br />
beim Eisschnelllauf geht es dabei<br />
um den Schnellsten im Ziel. Mit<br />
Sprintwettbewerben, die als Disziplin<br />
die Langstrecke und ein Ausscheidungsrennen<br />
anbieten, wird<br />
der Sport- und Wettbewerbsgeist<br />
so richtig geweckt. Im Windschatten<br />
des Vordermannes spart der<br />
Pro Kra und nutzt gekonnt den<br />
richtigen Moment, um als Erster<br />
das Ziel zu passieren.<br />
GIPFELSTÜRMER<br />
Bei Schönwetter die Höhen rund<br />
um Wien zu erklimmen und gemütlich<br />
durch den Wienerwald zu<br />
wandern, ist nicht nur für ältere,<br />
sondern auch für jüngere Leute<br />
eine coole Wochenendbeschäigung.<br />
14 beschilderte Stadtwanderwege<br />
führen auf insgesamt 120<br />
km in achen und steilen Varianten<br />
raus aus der Stadtlu. Mit<br />
Picknick-Ausrüstung ist auch ein<br />
chilliges Zusammensitzen dabei.<br />
Wer auf eine Spur Action steht,<br />
der kann auch den Waldseilpark<br />
am Kahlenberg erkunden. 18<br />
Parcours in unterschiedlichen<br />
Schwierigkeitsstufen sind für Anfänger<br />
und Geübte eine echte Herausforderung.<br />
Wer einen Aufstieg mit Abfahrt<br />
will, der sollte die Hohe-Wand-<br />
Wiese bezwingen und mit Full-<br />
speed (40 km/h) und Erlebnis-<br />
Jump die Sommerrodelbahn nach<br />
unten nehmen.<br />
SPLISH SPLASH<br />
Der Sommer rast auf uns zu. Egal<br />
ob nach dem Laufen, Radfahren<br />
oder Wandern, eine Abkühlung<br />
in den 18 Wiener Sommerbädern<br />
darf nicht fehlen. Mit Badehose<br />
und Badetuch im Gepäck, bringt<br />
man nach einem coolen Empowerment<br />
den Kreislauf so richtig<br />
in Schwung. Noch schnell vorbereiten<br />
und t machen, die Badesaison<br />
beginnt schon am 2. Mai!<br />
Echte Wasserratten verbinden das<br />
Nützliche mit Spaß und greifen<br />
zum Paddel. Rudern ist trendy<br />
und angesagt. Durch menschliche<br />
Kra betrieben, ist Rudern die<br />
umfassendste Ausdauersportart,<br />
die es gibt. Strecken auf der Alten<br />
und Neuen Donau Richtung<br />
Steinspornbrücke bieten Sport mit<br />
Ausblick. Auch Kanufahrer nutzen<br />
dieses Angebot und können<br />
sogar ab 2014 mittels Hightech<br />
Wildwasserbedingungen mitten<br />
in Wien erleben.<br />
TROCKENÜBUNG<br />
Auch wenn das Tief vom Norden<br />
nach Österreich kommt und uns<br />
Regen und Gewitter beschert,<br />
ist man nicht gezwungen, eine<br />
Auszeit zu nehmen, Indoor Kletterhallen,<br />
Sport- und Funhallen,<br />
genauso wie ein breites Kursangebot<br />
von Pilates bis Tai Chi, bringen<br />
Vielfalt und Veränderung ins<br />
Sportprogramm.<br />
Auf geht’s, ein Sommer voller<br />
Spaß, Action und Vielfalt wartet!<br />
<strong>DIE</strong> WIENER<br />
SPORTVEREINE AUF<br />
EINEN KLICK:<br />
ASKÖ Wien<br />
www.askoe-wien.at<br />
ASVÖ Wien<br />
www.asvoewien.at<br />
Sportunion Wien<br />
www.sportunion-wien.at<br />
WAT – Sport in Wien<br />
www.wat.at<br />
ALLE LAUFSTRECKEN<br />
FINDEST DU UNTER:<br />
www.wien.at<br />
www.wienläuft.at<br />
www.wienläuft.at/strecken<br />
ALLES RUND UMS<br />
THEMA SPORT<br />
FINDEST DU UNTER:<br />
www.sport.wien.at<br />
www.wald.wien.at<br />
www.kletterhallewien.at<br />
www.wien.at/stadtplan<br />
www.wien.gv.at/freizeit/<br />
sportamt/sportstaetten/<br />
sportfun/index.html<br />
37
38<br />
DR. SCHWABO ODER MR. JUGO?<br />
Foto: Ira Tomić<br />
ICH HEISSE MOMČILO.<br />
EIN TYPISCHER NAME<br />
FÜR EINEN ECHTEN JUGO.<br />
ECHT JA, BEI JUGO BIN<br />
ICH MIR NICHT SICHER.<br />
Von Momcilo Nikolić<br />
RAMBAZAMBA<br />
„STATT IM NACHTWERK<br />
ABZUTANZEN, SAH MAN<br />
MICH IN DER ARENA.“<br />
HOCHZEITEN, FAMILIENFEIERN, RA-<br />
KIJA oder Lepa Brena – alles Zutaten aus<br />
dem Leben eines Jugos. Ich kann damit<br />
wenig anfangen und habe mich immer gefragt:<br />
Warum verkehren meine Landsleute<br />
nur mit ihresgleichen? Für mich riecht das<br />
nach Inzest. Ich stamme aus Serbien und<br />
bin schon so alt, dass ich nicht darüber<br />
reden möchte. Wenn ich mich an meine<br />
Kindheit erinnere, dann sehe ich mich<br />
hin- und hergerissen zwischen der serbischen<br />
und der österreichischen Welt.<br />
Anstatt Familienfeiern und Hochzeitsfeste<br />
der geschätzten Tausend Verwandten zu<br />
besuchen, verbrachte ich lieber meine Zeit<br />
mit meinen österreichischen Freunden. Ich<br />
war der einzige in meiner Familie, der dies<br />
tat. Warum?<br />
METALLICA STATT LEPA BRENA<br />
Eine Tages drehte ich den Fernseher auf. Auf<br />
MTV lief „One“ von Metallica. Die Wucht<br />
des Schlagzeugs verzauberte mich, im Gegensatz<br />
zum langweiligen Turbofolk, der<br />
von untalentierten, blassen und silikonaufgeblasenen<br />
Musik-Püppchen repräsentiert<br />
wird. Statt Seka Aleksić oder Jelena Karleuša<br />
zu lauschen und im Nachtwerk abzutanzen,<br />
sah man mich ab diesem Moment in<br />
der Arena oder im Flex. Als ich dann auch<br />
noch Hochzeitsfeste der Verwandtscha<br />
sausen ließ, folgten böse Worte meiner Eltern:<br />
„Geh‘ doch einmal mit deinen Cousins<br />
aus! Oder interessiert dich deine Familie gar<br />
nicht mehr?“<br />
Wenig überraschend tat ich ihnen diesen<br />
Gefallen nicht. Teenager sind stur, und ich<br />
war nicht anders. Ich war sogar schlimmer.<br />
Es ging mir darum, der zu sein, der ich sein<br />
möchte und nicht ein Klischee eines Serben<br />
zu repräsentieren. Mein Ausgehverhalten<br />
war aber nicht der einzige Dorn im Auge<br />
meiner Familie. Meine Nahrungsauswahl<br />
bekam auch ihr Fett weg. Jeder, der mich gut<br />
kennt, weiß: Wer mich glücklich machen<br />
will, serviert mir ein Schnitzel – so war es<br />
damals, so ist es heute. Im Restaurant war<br />
ich immer sofort der Schwabo, nur weil ich<br />
ein Schnitzel bestellt habe. Es kam so o vor,<br />
dass mir diese nervigen Kommentare noch<br />
immer in Erinnerung geblieben sind. Und<br />
wieder stellte sich mir die Frage: Warum<br />
ignoriert ihr die österreichische Kultur? Auf<br />
der Suche nach der Antwort, befragte ich<br />
viele meiner Verwandten. „Wir haben keine<br />
Freunde gebraucht, wir waren auch so<br />
genug.“ Das ist nachvollziehbar. Es ist leichter<br />
im fremden Land innerhalb der eigenen<br />
Community zu verkehren, allein aufgrund<br />
der Sprache. Ein Österreicher freut sich<br />
auch, wenn er einen Landsmann in Chicago,<br />
Caracas oder Casablanca tri .<br />
NO ÖSTERREICHER ALLOWED<br />
Den Druck von damals, mich von Österreichern<br />
fernzuhalten, erklären mir meine<br />
Eltern heute so: „Die Familie kannten wir.<br />
Deine Freunde nicht.“ Sie erzählen mir überhaupt<br />
zum ersten Mal vom Alltagsrassismus,<br />
der sie noch weiter in das Serbeneck<br />
drängte. „Als ich an der Kassa gesessen bin,<br />
haben die Leute die Schlange gewechselt,<br />
weil sie nicht bei einer Ausländerin zahlen<br />
wollten.“ Solche Erlebnisse prägen. Niemand<br />
will hören: „Verschwindet wieder –<br />
geht nach Hause!“ Dies treibt Menschen auseinander.<br />
Sie versuchen dann Zu uchtsorte<br />
wie die Familie zu nden, um sich wohl zu<br />
fühlen und jene zu meiden, die sie verletzen.<br />
Mittlerweile bin ich älter und sehe etwas<br />
mehr vom Gesamtbild. Meine harte Kritik<br />
an der Rückständigkeit und Verschlossenheit<br />
der Jugos aber bleibt. Manchmal fällt<br />
sie so vernichtend aus, dass mich meine österreichische<br />
Freundin in die Arme nimmt,<br />
mich mit ihren grünen Augen anschaut und<br />
auf ihre typisch wienerische Art sagt: „Sei<br />
nicht immer so deppert!“ Jeder Jugo kann<br />
so einen Österreicher gebrauchen, oder sich<br />
auf ewig wie ein Feigling im Schoß seiner<br />
Balkan-Familie verstecken.
* bzw. 3,95 in den ANKER-Filialen im<br />
neuen Filialkonzept: in Wien: Schwedenpl. 2,<br />
TownTown, Mariahilfer Str. 1D, Keplerpl. 13, Opernpassage,<br />
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LKH Salzburg.<br />
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DER PIKANTE WIENER ODER<br />
DER KNACKIGE GRIECHE.<br />
MIT KORNSPITZ ODER SEMMEL.<br />
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5 MODELS OUT OF FOCUS<br />
NORMALERWEISE SCHREIBEN MÄNNER ÜBER PS, SERVOLENKUNG UND KÜHLERGRILL – IM<br />
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FORD FOCUS 1.0<br />
ECOBOOST<br />
5-Türer<br />
Candyrot<br />
Benzin<br />
92 kw/125 PS<br />
Verbrauch: 4,8 l/100km<br />
Fahrzeugpreis inkl. NoVa<br />
und Sonderausstattung:<br />
31.433,02 €<br />
DER CHAUFFEUR<br />
FORD FOCUS<br />
Man kann Autos auf verschiedene Weisen<br />
testen: Einmal um den Block fahren, O<br />
Road durch die Walachei cruisen, oder fünf<br />
Models zur Modenschau ins Weinviertel<br />
transportieren. Ich habe mich für letzteres<br />
entschieden. Punkt sieben Uhr am Sonntag<br />
in der Früh glitten die müden Grazien<br />
in die Sitzlandscha des Ford Focus. Und<br />
schon nach wenigen Minuten war klar: der<br />
Focus ist modeltauglich. Dank des candyroten<br />
Sportdesigns kann er schon mal optisch<br />
mit seiner hübschen Besatzung mithalten<br />
und verblasst nicht daneben. Von innen ist<br />
er richtig geräumig – 10 lange Beine samt<br />
Handtaschen werden problemlos verstaut.<br />
Auch die Anforderungen an unterschiedliche<br />
Wärmebedürfnisse erfüllte das intelligente<br />
Bordsystem auf Knopfdruck: 24<br />
Grad für die Lenkerin, einen halben Grad<br />
mehr für den Po der Beifahrerin. Nachdem<br />
die Sony-Boxen voll aufgedreht waren<br />
RAMBAZAMBA<br />
Wirklich ein Benziner! Der Ford Focus wird auf seine „schöne“ Fahrt vorbereitet. Foto: Sara Meister<br />
– denn müde auf dem Catwalk stolpert es<br />
sich schneller – und wir dem Navi den Weg<br />
überlassen hatten, glitt die schicke Fracht<br />
über Österreichs Landscha nur so dahin.<br />
Der Focus ist nämlich ein Wolf im Schafspelz:<br />
Durch den 1,0-Liter-EcoBoost-Motor<br />
kombiniert er die Power eines Dieselmotors<br />
mit der Spritzigkeit eines Benziners. Diese<br />
Technologie ist gerade der neuste Schrei auf<br />
den Laufstegen der Autowelt, weil nicht nur<br />
chillig für den Fahrkomfort, sondern vor<br />
allem top ezient für die Umwelt und den<br />
Geldbeutel. Da ich mich als Moderedakteurin<br />
besser mit Lockenwellen als Nockenwellen<br />
auskenne, kann ich das Zusammenspiel<br />
von Hubraum und Zylindertechnik nicht<br />
besonders gut erklären, daher hier für alle<br />
Technikanen ein Zitat von Ford: „Das<br />
innovative Dreizylinder-Aggregat bündelt<br />
modernste Technologien wie Turbo-Aufladung,<br />
Benzindirekteinspritzung und va-<br />
riable Nockenwellen-Steuerung zu einem<br />
ebenso temperamentvollen wie sparsamen<br />
Antrieb.“ Capito? Wegen der „zerbrechlichen“<br />
Ladung an Board, war natürlich auch<br />
die Sicherheitsausstattung von hoher Bedeutung.<br />
Schon blaue Flecken sind ja bei Castings<br />
nicht gern gesehen. Doch der Focus<br />
hüllt in Watte, wo er nur kann: Ob Front-,<br />
Seiten- oder Kopf- und Schulter-Airbags,<br />
ob neuste Technologie, was die Sicherheitsgurte<br />
betri, oder ein „passives Schleudertrauma-Schutzsystem“,<br />
auf die inneren<br />
Werte kommt es eben auch an – und unser<br />
Begleiter besteht. Aber Frauen wären keine<br />
Frauen, wenn sie nicht überall ein bisschen<br />
rumzicken würden. So wird das reine Starten<br />
per Knopfdruck als extrem unsexy befunden.<br />
Das ist im Auto wie beim Date das<br />
gleiche: Macht der Begleiter es frau zu leicht,<br />
wird ihr fad – wenigstens die Zündung will<br />
sie betätigen, bzw. ihn selbst „anmachen“.
„SPORT SPRICHT<br />
EINE EIGENE<br />
SPRACHE“<br />
bereitgestellt, GEPA pictures/ Marie Rambauske<br />
Reza Zademohammad Fouad Lilabadi Moschos Tavlas<br />
KAMPFSPORT PUR<br />
Ob Fußball, Skifahren oder Turnen,<br />
fast jede Sportlerlauahn<br />
beginnt man als Kind. „Im Sport<br />
hat man immer gute Chancen, vor<br />
allem wenn man früh damit beginnt.<br />
Man ist seltener krank, ist<br />
motiviert, setzt sich immer neue<br />
Ziele und entwickelt ein gesundes<br />
Nationalgefühl“, sagt Reza Zademohammad.<br />
Er ist seit 2011 Präsident<br />
des Taekwondo Verbandes<br />
und weiß wie viel Potential in<br />
den jungen Sportskanonen steckt.<br />
Er selbst begann seine Karriere<br />
als aktiver Sportler. 1976 wurde<br />
er Taekwondo Europameister in<br />
Barcelona. Später konzentrierte<br />
er sich als Trainer auf den Nachwuchs,<br />
wurde Funktionär und<br />
Kampfrichter.<br />
TOUCHDOWN<br />
American Football erfreut sich in<br />
Österreich immer größerer Beliebtheit.<br />
Ob Spieler oder Cheerleader,<br />
in Vereinen kann man alles<br />
über den American Way of Sport<br />
erlernen. Auch Fouad Lilabadi,<br />
Generalsekretär des American<br />
Football Bund, begann seine Karriere<br />
als Sportler. Er arbeitete ehrenamtlich<br />
als Trainer und machte<br />
schnell sein Hobby zum Beruf.<br />
„Die Chancen im organisierten<br />
Sport werden immer größer und<br />
die Rahmenbedingungen immer<br />
professioneller, wichtig sind vor<br />
allem der Wille und die Bereitscha<br />
seine Sportart anfangs vielleicht<br />
ehrenamtlich auszuüben<br />
um Erfahrungen und Eindrücke<br />
zu sammeln.“ Nur so kann man<br />
ein besseres Gefühl für die angestrebte<br />
Position in diesem Bereich<br />
erhalten.<br />
SPORT HÄLT FIT, GESUND UND<br />
IST EIN LEBENSGEFÜHL. ARBEIT,<br />
KARRIERE UND FREIZEIT AN EINEM<br />
ORT – DAS GEHT NUR IM SPORT. OB<br />
SPORTLER, TRAINER, FUNKTIONÄR ODER<br />
KAMPFRICHTER, IM ORGANISIERTEN<br />
SPORT IST <strong>DIE</strong> VIELFALT AN BERUFEN,<br />
WIE AUCH AN NATIONEN, RIESIG.<br />
RICHTIG ABTAUCHEN<br />
Schwimmen gehört zu den populärsten<br />
Ausdauersportarten in Österreich.<br />
Wer das Wasser nicht nur<br />
zum Abkühlen im Sommer nützen<br />
möchte, entscheidet sich für eine<br />
Schwimmkarriere. Mindestens<br />
ein Drittel aller Schwimmtrainer<br />
in Österreich sind Migranten. Das<br />
weiß auch Moschos Tavlas, er ist<br />
Grieche und entdeckte die Liebe<br />
zum Schwimmen während seines<br />
Sportstudiums. „Der Sport spricht<br />
seine eigene Sprache, er funktioniert<br />
grenzfrei und die Integration<br />
funktioniert besser. Auch wenn<br />
man nicht Deutsch spricht kann<br />
man sich körperlich verständigen,<br />
man zeigt es einfach vor und ermöglicht<br />
so einen leichteren Zugang“,<br />
so der Sportkoordinator des<br />
Schwimmverbandes.<br />
BSO-Präsident Peter Wittmann<br />
sieht in gut qualizierten Fachkräen<br />
einen wesentlichen Erfolgsfaktor<br />
für Sportverbände:<br />
„Sport bietet ein attraktives Berufsumfeld:<br />
Geschäsführung,<br />
Medienarbeit, SportkoordinatorIn<br />
oder TrainerIn sind nur einige<br />
der zahlreichen Einsatzgebiete in<br />
Sportverbänden. Die MitarbeiterInnen<br />
leisten, omals abseits des<br />
Rampenlichts, wertvolle Arbeit.<br />
Daher wollen wir sie unterstützen<br />
und bieten eine Vielzahl an Fortbildungen<br />
an. Wir möchten damit<br />
optimale Rahmenbedingungen<br />
für den Sport schaen.“<br />
Am besten einfach Chance nutzen,<br />
t bleiben und auch noch<br />
Karriere machen.<br />
Information zum Angebot der<br />
BSO nden Sie unter:<br />
www.bso.or.at/fortbildungen<br />
Nähere Informationen zu den BSO-Mitgliedsorganisationen und deren Angeboten findest du unter www.bso.or.at/ordentlichemitglieder<br />
41
42<br />
FUSSBALL<br />
VERBINDET<br />
Markus Pinter und Barbara Winzely:<br />
Wir unterstützen Ideen gegen Rassismus<br />
Die Initiative „FairPlay.<br />
Viele Farben. Ein Spiel“<br />
und Sportwettenanbieter<br />
tipp3 gründeten 2009<br />
gemeinsam den „Projektpool“.<br />
Dabei werden<br />
Initiativen, die im Bereich<br />
Fußball gegen Rassismus,<br />
Homophobie und<br />
Nationalismus vorgehen,<br />
unterstützt. FairPlay-Mitarbeiter<br />
Markus Pinter<br />
und tipp3-Pressefrau<br />
Barbara Winzely über<br />
eine Erfolgsgeschichte<br />
am grünen Rasen.<br />
RAMBAZAMBA<br />
biber: Seit wann gibt es „FairPlay. Viele Farben. Ein<br />
Spiel“?<br />
FairPlay wurde 1997 als Kampagne gegen Rassismus<br />
im Fußball gegründet und ist ein Projekt des<br />
Wiener Instituts für Internationalen Dialog und<br />
Zusammenarbeit, welches in den Bereichen internationaler<br />
Dialog und Zusammenarbeit, Kultur-<br />
und Öentlichkeitsarbeit sowie Antirassismus und<br />
Antidiskriminierung tätig ist.<br />
Was war der Auslöser für die Gründung von Fair-<br />
Play?<br />
Die rassistischen Zwischenfälle während des Spiels<br />
Austria Salzburg gegen Eintracht Frankfurt am 3.<br />
März 1994. Der damalige Stürmer von Frankfurt,<br />
Anthony Yeboah, musste sich bei jedem Ballkontakt<br />
Aenlaute anhören. Kurt Wachter, Ethnologe mit<br />
Schwerpunkt Afrikanistik, nahm dieses unrühmliche<br />
Ereignis zum Anlass und gründete „FairPlay“.<br />
Seitdem setzt sich FairPlay gegen Diskriminierung,<br />
Sexismus und Rassismus auf dem Fußballplatz ein.<br />
Gibt es auch ein Beispiel aus der jüngeren Vergangenheit<br />
aus Österreich?<br />
Es war am 9. März 2013 beim Spiel des SV Ried<br />
gegen Sturm Graz, als der Sturm-Spieler Richard<br />
Sukuta-Pasu mit „Aenlauten“ von Rieder Fans beschimp<br />
wurde.<br />
Durch den „Projektpool“ werden auch antirassistische<br />
Initiativen von Fans, Vereinen und anderen<br />
Initiativen unterstützt. Wie kann ich ein Projekt<br />
einreichen?<br />
Zuerst muss ein Antrag gestellt werden, der überprü<br />
wird und zu dem es ein Feedback gibt. Für jedes<br />
Projekt wird eine Fördersumme von max. 500€<br />
zur Verfügung gestellt. tipp3 sponsert diese Initiative.<br />
Die Intention von „FairPlay“ und tipp3 ist es,<br />
die Menschen zu unterstützen, die wirklich etwas<br />
bewegen wollen. Omals genügen geringe Beträge,<br />
um eine Idee zu realisieren, wie z.B. die Finanzierung<br />
der Platzmiete für ein Turnier.<br />
Wie viele Projekte werden unterstützt?<br />
Pro Jahr werden ca. 15 Projekte gefördert, also bisher<br />
insgesamt ca. 60 Projekte unterstützt. Zwei Mal<br />
fand auch ein Vernetzungstreen statt, bei dem es<br />
den InitiatorInnen des Projektpools um bessere<br />
Vernetzung und Erfahrungsaustausch geht.<br />
Welche Motivation hatte Wettanbieter tipp3bei der<br />
Gründung des Projektpools?<br />
Für tipp3 ist Fußball die wichtigste Sportart. Als<br />
Hauptsponsor der tipp3-Bundesliga powered by T-<br />
Mobile unterstützt man aber nicht nur die oberste<br />
Spielklasse, sondern legt auch ein starkes Augenmerk<br />
auf die Basis. Fußball ist wohl die Sportart,<br />
mit dem größten, verbindenden Potential und das<br />
gilt es positiv zu nutzen. Der Projektpool wird aber<br />
nicht nur nanziell, sondern auch mit großem Engagement<br />
unterstützt.<br />
Mehr Infos unter www.fairplay.or.at.<br />
Marko Mestrovic, ullstein bild - Reinhold Eckert/picturedesk.com
www.wgkk.at<br />
FAIRPLAY-PROJEKTPOOL<br />
GEGEN RASSISMUS<br />
Du hast eine Idee gegen Rassismus, Sexismus,<br />
Homophobie oder Nationalismus im Fußball?<br />
Dann kannst du dir diese Idee mit maximal 500<br />
Euro fördern lassen. Ermöglicht wird dies durch<br />
den „Projektpool“, den tipp3 und FairPlay 2009<br />
gemeinsam ins Leben gerufen haben. Seit der<br />
Gründung des Pools wurden mehr als 60 Projekte<br />
finanziell unterstützt, darunter etwa die Afrika<br />
Liga, der Augustin Cup, der Homeless Worldcup,<br />
das Frauenfußballturnier des MFFV ASKÖ 23.<br />
Alle Informationen zu den Förderanträgen findest<br />
du unter:<br />
www.fairplay.or.at/projekte/fairplay-projektpool/<br />
Anthony Yeboah – Kultfigur und Opfer<br />
von Rassismus am Fußballplatz.<br />
WGKK lädt 90.000 Wienerinnen und Wiener zur Vorsorgeuntersuchung ein<br />
Gesundheits-Check sollte regelmäßig<br />
durchgeführt werden!<br />
Auch diesen Frühling lädt die Wiener Gebietskrankenkasse<br />
(WGKK) die Wienerinnen und Wiener per Brief zur<br />
kostenlosen Vorsorgeuntersuchung ein.<br />
Nähere Informationen zum Gesundheits-Check<br />
erhältst du von Montag bis Freitag von 08.00–18.00 Uhr<br />
unter der kostenlosen Servicenummer 0800 501 522.<br />
Auch eine direkte Terminvereinbarung für die<br />
WGKK-Gesundheitszentren ist möglich!<br />
43
Ein eigenes Gehalt und dann noch<br />
mit Prämien was dazu verdienen?<br />
Hallo Moped!<br />
Darf’s ein bisschen mehr sein?<br />
SPAR ist der trendige Nahversorger – und mit 2.700 Lehrlingen die klare Nummer 1 bei<br />
der Lehrlingsausbildung. Wir bieten 15 Lehrberufe und eine spannende,<br />
praxisnahe Ausbildung. Wer Freude am Kontakt mit Menschen hat und<br />
offen für Neues ist, ist bei SPAR genau richtig! Sehr guten Lehrlingen<br />
winkt neben Zusatz-Prämien von über 4.500 Euro auch noch der Gratis-<br />
B-Führerschein. Und interne Aufstiegsmöglichkeiten nach der Lehre gibt’s<br />
genug! Besuche uns auf www.spar.at/lehre!<br />
44 EKONOMYA<br />
www.spar.at/lehre
Foto von Sebastian Freiler<br />
„WENN ICH GROSS BIN<br />
WERDE ICH YOUTUBER.“<br />
KARRIERE-SPECIAL<br />
45
youtube.com<br />
46 KARRIERE
YOUTUBER – FÜR <strong>DIE</strong>SEN<br />
BERUF BRAUCHST DU KEIN DIPLOM. EINZIGE<br />
VORAUS SETZUNGEN SIND EINE GUTE INTERNET-<br />
VERBINDUNG, EINE KAMERA UND EIN LOSES<br />
MUNDWERK. YOUTUBER WIE SAMI SLIMANI<br />
MACHEN MIT „KLICKS“ DAS GROSSE GELD.<br />
Von Melisa Aljović<br />
„HALLO LEUTE, ich bin’s, Sami! Willkommen auf<br />
meinem Kanal!“ Mit diesem Satz beginnt Sami Slimani,<br />
besser bekannt als „HerrTutorial“ (tutorial= engl. für<br />
Anleitung, Lernprogramm), seine Videos auf YouTube.<br />
Dann fährt er mit einem ema fort und labert circa<br />
zehn Minuten darüber. Mal redet er über die Frühjahrstrends,<br />
ein anderes Mal gibt er Haarstyling-Tipps, oder<br />
erzählt von den peinlichsten Momenten seines Lebens.<br />
Sami Slimani ist YouTuber. Ein Beruf, der sich in<br />
den letzten Jahren durchgesetzt hat und mit dem man<br />
einen Haufen Kohle machen kann. Alles, was man dafür<br />
braucht, ist eine Kamera, einen PC und die Fähigkeit,<br />
drau osreden zu können, über jedes ema, egal<br />
was – von der ersten Liebe bis hin zu Problemen mit<br />
Pickeln. YouTube ist die zweitgrößte Suchmaschine der<br />
Welt. Täglich werden dort rund vier Milliarden Videos<br />
angeschaut. Doch schon lange sind das nicht mehr nur<br />
Musikvideos, oder lustige Clips von Katzen und Babys.<br />
Immer mehr nutzen die „Weltbühne“ als Plattform.<br />
Für YouTube sind Leute wie Sami wichtig. Sie stellen<br />
Produkte vor und ziehen somit Werbepartner ans Land.<br />
„HALLO LEUTE,<br />
ICH BIN’S,<br />
SAMI!“<br />
KARRIERE<br />
47
48<br />
YOUTUBE IST <strong>DIE</strong><br />
ZWEIT GRÖSSTE<br />
SUCHMASCHINE<br />
DER WELT. TÄGLICH<br />
WERDEN DORT RUND<br />
VIER MILLIARDEN<br />
VIDEOS ANGESCHAUT.<br />
Als Sami in einem seiner Videos ein Deo vorgestellt<br />
hat, war dieses innerhalb von 24 Stunden<br />
ausverkau – dagegen kommt keine TV-<br />
Werbung an.<br />
Das Geschä mit YouTube funktioniert so:<br />
YouTube verkau Werbeplätze und teilt sich<br />
die Erlöse mit YouTubern wie „HerrTutorial“.<br />
Weil Sami mit seinen Videos meist zwischen<br />
100 und 600 Tausend Klicks erreicht, ist er bei<br />
Werbepartnern beliebt. Zahlt also der Deo-<br />
Hersteller dafür, dass er in einem kurzen Werbespot<br />
vor einem seiner Clips zu sehen ist, pro-<br />
tieren YouTube und „HerrTutorial“ davon:<br />
Jeder Klick bringt Geld. Zurzeit sind es etwa 30<br />
Tausend YouTuber, die wie „HerrTutorial“ von<br />
den Werbeerlösen leben. Wirbt ein YouTuber<br />
aber in seinem Video konkret für ein bestimmtes<br />
Produkt, wofür er bezahlt wurde, muss dies<br />
als „gesponsert“ gekennzeichnet werden. Mit<br />
zunehmend gesponserten Videos verliert ein<br />
YouTuber aber an Authentizität und somit an<br />
Zuschauern – deshalb begnügen sich viele mit<br />
den kurzen Werbespots vor ihren Videos.<br />
DER HAHN IM KORB<br />
Sami, der 2009 auf YouTube als „HerrTutorial“<br />
startete, ist einer der bekanntesten YouTuber<br />
im deutschsprachigen Raum. Mittlerweile hat<br />
der 23-jährige Deutsch-Tunesier Fans weltweit,<br />
reist um den Globus, bekommt haufenweise<br />
Kosmetik und Kleidung zugesandt und<br />
wird dafür auch noch bezahlt. Wie viel genau,<br />
darüber erlaubt YouTube keine Auskun , aber<br />
man munkelt, dass Sami seine 10.000€ im Monat<br />
sicher hat.<br />
Doch nicht jeder, der Videos macht und sie<br />
auf YouTube stellt, wird automatisch berühmt.<br />
Die Leute vor den Computern entscheiden,<br />
wen sie reich machen. Denn je mehr Leute<br />
einem zuschauen, desto mehr verdient man.<br />
„HerrTutorial“ hat um die 440.000 Abonnenten<br />
(Zuschauer, die seinen YouTube-Kanal<br />
abonniert haben), die er liebevoll „Saminators“<br />
nennt und mehr als 70 Millionen Videoaufrufe.<br />
Damit ist er der bekannteste YouTuber<br />
Deutschlands. Obwohl Beauty, Fashion und<br />
Lifestyle mehr den weiblichen YouTuberinnen<br />
zugesprochen wird, übertrump „HerrTutorial“<br />
mit eben diesen vermeintlichen „Frauenthemen“<br />
als Mann seine weiblichen Kolleginnen.<br />
Sein Geheimrezept sind sein strahlend<br />
weißes Lächeln, in das sich mittlerweile tau-<br />
KARRIERE<br />
sende Teenies verliebt haben und seine Gabe<br />
zu unterhalten. Denn selbst ein Kuchenbackvideo<br />
wird mit Sami zum Mordsspaß. Diese<br />
Entertainerqualitäten hat auch der Sender<br />
RTL2 erkannt und ihn prompt als Moderator<br />
der Musikshow „ eDome“ angeheuert. Mittlerweile<br />
ist „HerrTutorial“ ein richtiger Star,<br />
inklusive Fanpost und Autogrammen.<br />
YOUTUBE.AT<br />
Dass man durch YouTube-Videos erfolgreich<br />
werden kann, ist auch bis nach Österreich<br />
durchgedrungen. „JuriEntertainer“, der hauptsächlich<br />
durch seine Comedy-Videos, in denen<br />
er zum Beispiel Leute auf Wiens Straßen<br />
verarscht, hat über 56.000 Abonnenten. Der<br />
hübschen Wienerin Kim Lianne und ihren<br />
Mode- und Schminkvideos folgen über 28.000<br />
begeisterte Fans. Auch die beiden werden<br />
schon auf der Straße erkannt und angesprochen,<br />
vom großen Erfolg internationaler You-<br />
Tuber sind die zwei aber noch weit entfernt.<br />
Wahre YouTube-Größen, wie die 26-jährige<br />
Amerikanerin „Jenna Marbles“, die mit ihren<br />
humoristischen Lifesstyle-Clips wie „ ings<br />
I Don’t Understand About Girls“ oder „What<br />
Movies Taught Me About Love“ mehr als acht<br />
Millionen Abonnenten begeistert, oder „NigaHiga“,<br />
ebenfalls aus den USA, der Comedy-<br />
Videos zum Todlachen macht und damit über<br />
sieben Millionen Abonnenten besitzt, gehören<br />
mittlerweile zu den Reichen und Schönen der<br />
Szene und haben für ihr Leben ausgesorgt –<br />
God bless YouTube.<br />
ZUKUNFTSPERSPEKTIVE<br />
„HerrTutorial“, der 2009 sein erstes Videos<br />
hochgeladen hat, ist vom großen Erfolg seiner<br />
amerikanischen Kollegen nicht mehr weit entfernt.<br />
Er hat sogar schon seine zwei Schwestern<br />
ins Business geholt, die nun ebenfalls erfolgreich<br />
YouTube-Videos machen. Der Slimani-<br />
Clan hat noch viel vor, eine gemeinsame Agentur<br />
mit seinen Schwestern, oder eine eigene<br />
P egeproduktlinie sind die nächsten großen<br />
Ziele des 23-jährigen Deutsch-Tunesiers.<br />
Und wer es mit „Tipps fürs erste Date“<br />
(Anm.: darum ging es in seinem allerersten<br />
Video 2009) schon so weit gebracht hat, der<br />
scha einfach alles – Daumen hoch!<br />
YOUTUBE-WORTSCHATZ:<br />
BEVOR IHR GLEICH <strong>DIE</strong> YOUTUBE-WELT STÜRMT, HIER NOCH EIN PAAR<br />
GÄNGIGE YOUTUBE-BEGRIFFE ZUM BESSEREN VERSTÄNDNIS:<br />
Haul = engl. für Fang, Ausbeute. YouTuber stellen in einem „Haul-Video“ kürzlich gekaufte<br />
Kosmetik und Kleidung, aber auch Lebensmittel und Wohnaccessoires vor. Sie nennen den<br />
Preis, Zeitraum und das Geschäft, in dem sie das Produkt gekauft haben.<br />
OOTD = „Outfi t Of The Day“ = YouTuber zeigt sein Tagesoutfi t, beschreibt woher er die<br />
Kleidung und den Schmuck hat.<br />
DIY = „Do It Yourself“ = Videoanleitung zu selbstgemachten Speisen, Desserts,<br />
Accessoires, Kleidern und alles möglichem.<br />
Follow Me Around = YouTuber fi lmt seinen Tag, vom morgendlichen Zähneputzen bis zur<br />
Nachtlektüre – der Zuschauer bekommt alles zu sehen.<br />
Get Ready With Me = YouTuber fi lmt seine Schmink- und Style-Routine, bevor er das Haus<br />
verlässt.<br />
FAQ = „Frequently Asked Questions“ = Zuschauer stellen Fragen. Von „Wieviel wiegst du?“<br />
bis zu „Kannst du deine ganze Faust in den Mund stecken?“, ist alles dabei. YouTuber<br />
liest die Fragen in seinem „FAQ-Video“ vor und beantwortet sie.<br />
TAG = engl. „to tag“ = markieren, kennzeichnen. Verschiedene TAGS kursieren auf<br />
YouTube („50 Facts About Me - Tag“, „Geschwister – Tag“, …). Ein Tag beinhaltet Fragen<br />
zu einem bestimmten Thema, die der YouTuber beantwortet. Jeder YouTuber kann einen<br />
anderen YouTuber „taggen“, der dann bei demselben Tag mitmachen kann.<br />
UND HIER <strong>DIE</strong> LINKS ZU DEN KANÄLEN DER VORGESTELLTEN YOUTUBER:<br />
HerrTutorial: http://www.youtube.com/user/HerrTutorial?feature=fvst<br />
DieAusseinseiter: http://www.youtube.com/user/DieAussenseiter<br />
JuriEntertainer: http://www.youtube.com/user/JuriEntertainerTV<br />
Kim Lianne: http://www.youtube.com/user/ItsKimLianne<br />
Jenna Marbles: http://www.youtube.com/user/JennaMarbles<br />
NigaHiga: http://www.youtube.com/user/nigahiga
MATURA, WAS JETZT?<br />
50 KARRIERE<br />
NENAD S.<br />
Alter: 17<br />
Geburtsland: Bosnien<br />
Lieblingsfächer:<br />
Turnen, Geschichte,<br />
Bio<br />
Das will er werden:<br />
Arzt<br />
Wo will er leben:<br />
Österreich oder<br />
England<br />
MOHAMED I.<br />
Alter: 18<br />
Geburtsland: Ägypten<br />
Lieblingsfächer:<br />
Geschichte, Geo<br />
Das will er werden:<br />
Erdöltechniker<br />
Wo will er leben:<br />
Naher Osten<br />
MIRO P.<br />
Alter: 18<br />
Geburtsland: Österreich<br />
(Eltern aus Serbien)<br />
Lieblingsfächer: Geo,<br />
Chemie, Darstellende<br />
Geometrie<br />
Das will er werden:<br />
Architekt<br />
Wo will er leben:<br />
Österreich oder Italien<br />
ANDJELA I.<br />
Alter: 18<br />
Geburtsland:<br />
Österreich (Eltern<br />
aus Bosnien)<br />
Lieblingsfächer:<br />
Psychologie<br />
Das will sie werden:<br />
Volksschullehrerin<br />
Wo will sie leben:<br />
nur Österreich<br />
NATALIA N.<br />
Alter: 18<br />
Geburtsland: Mexiko<br />
Lieblingsfächer: Bio,<br />
Deutsch, Englisch,<br />
Französisch<br />
Das will sie werden:<br />
Meeresbiologin oder<br />
Schriftstellerin<br />
Wo will sie leben: Am<br />
liebsten in Brasilien
MAJA T.<br />
Alter: 18<br />
Geburtsland: Österreich (Eltern<br />
aus Mazedonien)<br />
Lieblingsfächer:<br />
Psychologie, Bio<br />
Das will sie werden:<br />
Rechtsanwältin mit Familienrecht<br />
als Schwerpunkt<br />
Wo will sie leben: Österreich<br />
oder Schweiz<br />
ELIAS N.<br />
Alter: 18<br />
Geburtsland: Mexiko<br />
Lieblingsfächer:<br />
Chemie, Musik<br />
Das will er werden:<br />
Goldschmied mit<br />
Hang zu Chemie und<br />
Physik<br />
Wo will er leben:<br />
Indien, Nepal, Japan<br />
oder in Wien<br />
JIA HAU LEE<br />
alias CHIN CHIN<br />
Alter: 18<br />
Geburtsland:<br />
Österreich<br />
Lieblingsfächer:<br />
Chemie, Bio, Mathe<br />
Das will er werden: ?<br />
Wo will er leben:<br />
Österreich<br />
JOSE RAMON<br />
SABOGAL HERNANDEZ<br />
Alter: 18<br />
Geburtsland:<br />
Kolumbien<br />
Lieblingsfächer:<br />
Geschichte, Geo<br />
Das will er werden:<br />
Top-Unternehmer<br />
Wo will er leben:<br />
Kolumbien<br />
<strong>DIE</strong> ERSTE GROSSE PRÜFUNG DES LEBENS STEHT VOR DER TÜR. DOCH WAS KOMMT<br />
DANACH? ARBEITEN, STU<strong>DIE</strong>REN ODER INS AUSLAND ZIEHEN? BIBER-REDAKTEURIN<br />
UND PROFESSORIN DARMINA MACHT DEN CHECK UNTER DEN SCHÜLERN DER AHS<br />
KANDLGASSE UND BEFRAGTE SIE ZU IHREN ZUKUNFTSPLÄNEN.<br />
Von Darmina Jašarević und Marko Mestrović (Fotos)<br />
KARRIERE<br />
51
NENAD S. – Fußballer mit<br />
weißem Kittel<br />
Nenad maturiert erst nächstes<br />
Jahr, hat aber schon klare Karriereziele<br />
vor Augen. Zunächst<br />
wollte er Polizist werden, aber<br />
jetzt weiß er, dass der Arztberuf<br />
seine Berufung ist. Wieso?<br />
„Es klingt komisch, aber<br />
durch die Arztserien habe ich<br />
gesehen, was alles möglich<br />
ist, und Menschen zu helfen,<br />
würde mich erfüllen.“ Dass<br />
Fernschauen noch lange kein<br />
Leben rettet, ist dem Hobbykicker<br />
bewusst, deswegen<br />
möchte Nenad zuerst alles in<br />
der Notfallchirurgie gesehen<br />
und erlebt haben, bevor er<br />
eine bestimmte Richtung einschlägt.<br />
Wenn er auswandert,<br />
dann nur nach London oder<br />
Liverpool, wo auch schon ein<br />
Auslandssemester in Planung<br />
steht.<br />
52 RAMBAZAMBA<br />
KARRIERE<br />
MOHAMED I., der<br />
Erdöltechniker<br />
Mohamed zog 2005 nach Österreich.<br />
Nach der Matura will<br />
er Erdöltechnik an der Montanuniversität<br />
in Leoben studieren.<br />
Ich hake sofort nach:<br />
warum? „Ich möchte zurück<br />
in den Nahen Osten. Dort sind<br />
die Jobaussichten auf diesem<br />
Gebiet viel besser.“ Ist das<br />
der einzige Grund? „Ich habe<br />
mich hier immer als Fremder<br />
gefühlt. Sobald man anders<br />
aussieht bzw. ein dunkler Typ<br />
ist, ist man sofort ein Ausländer.“<br />
MIRO P., der kuschelige<br />
Riese<br />
Miro ist der größte meiner<br />
Schüler und in seiner Gegenwart<br />
fühle ich mich immer<br />
beschützt und denke, falls<br />
nichts anderes klappt, kann<br />
er Bodyguard werden. Aber<br />
nein, Miro, der einmal Lehrer<br />
werden wollte, hat ganz konkrete<br />
Pläne. Vor zwei Jahren<br />
besuchte er den Tag der oenen<br />
Tür an der Technischen<br />
Universität. Weil es ihn so interessierte,<br />
setzte er sich auch<br />
gleich in eine Vorlesung. Seit<br />
diesem Tag weiß Miro: „Ich<br />
werde Architekt.“<br />
ANDJELA I., die<br />
Junglehrerin<br />
Als Andjela in der 6. Klasse<br />
war, lief es nicht gut in Mathe.<br />
„Damals wollte ich die 6. abschließen<br />
und Krankenschwester<br />
werden, aber dann nahm<br />
ich Nachhilfe und meine Noten<br />
verbesserten sich.“ Ihr Vater<br />
würde sie gerne als Anwältin<br />
sehen und ihre Mutter am<br />
liebsten im OP-Saal. „Nein,<br />
Jus ist mir zu schwierig und zu<br />
trocken“, sagt sie. Sie hatte vor<br />
kurzem auf der BeSt-Messe einen<br />
plötzlichen Sinneswandel:<br />
„Ich glaube, ich will Volksschullehrerin<br />
werden. Das hat<br />
sich interessant und abwechslungsreich<br />
angehört.“<br />
NATALIA N. will mit<br />
Gandhis Segen Weltmeere<br />
retten<br />
Mit sieben Jahren kam Natalia<br />
mit ihrem Zwillingsbruder<br />
Elias und ihrer Mutter<br />
aus Mexiko nach Österreich.<br />
Im Herbst beginnt sie ihr<br />
Studium der Meeresbiologie.<br />
„Würden sich der Aufnahmetest<br />
für das Studium in Mexiko<br />
und die Matura hier nicht<br />
überschneiden, hätte ich in<br />
Mexiko zu studieren begonnen“,<br />
lässt sie in ihre Planung<br />
blicken. Denn in Österreich<br />
möchte die Maturantin nicht<br />
bleiben. „Ich will auf jedem<br />
Kontinent einmal leben und<br />
dann in Brasilien bleiben“,<br />
so die Schülerin. Was spricht<br />
gegen Österreich? „Der lange<br />
Winter. Es ist zu kalt und die<br />
Menschen sind es o auch. Ich<br />
möchte irgendwo leben, wo es<br />
nicht schlimm ist, wenn man<br />
laut und locker ist.“
MAJA T., die<br />
Familienanwältin<br />
Seit es in der 4. Klasse hieß,<br />
Französisch oder Latein, weiß<br />
Maja, dass sie Jus studieren<br />
will und an ihrer Entscheidung<br />
hat sich bis heute nichts<br />
verändert. „Ich bin mir sicher<br />
und freue mich schon, wenn<br />
es im Herbst losgeht.“ Falls sie<br />
einmal woanders lebt, dann<br />
nur im EU-Raum mit zwei Favoriten:<br />
„Ich möchte hier bleiben<br />
oder aber in der Schweiz<br />
leben.“<br />
ELIAS N., der Goldprofessor<br />
Elias wird nach der Matura<br />
zunächst seinen Präsenzdienst<br />
ableisten und vielleicht<br />
Chemie oder Physik studieren.<br />
„Viele sagen, das Chemiestudium<br />
sei zu schwierig,<br />
mal schauen“, erklärt er uns<br />
etwas nachdenklich. Muss es<br />
denn überhaupt ein Studium<br />
sein? Elias antwortet: „Nein.<br />
Ich arbeite gerne mit den<br />
Händen. Ja, Goldschmied.<br />
Das interessiert mich.“ Ob<br />
er sich sein Leben außerhalb<br />
Österreichs vorstellen kann?<br />
„Klar! Ich möchte viel reisen,<br />
um herauszunden, wo es am<br />
schönsten ist.“<br />
JIA HAU LEE alias CHIN<br />
CHIN<br />
Jia Hau weiß nicht viel über<br />
seine Zukun, nur dass es<br />
nicht unbedingt ein Studium<br />
sein muss. Jia Hau oder Chin<br />
Chin, wie ihn seine Mitschüler<br />
nennen, erzählt das seelenruhig<br />
und lässt sich nicht von der<br />
allgemeinen „Was-machst-dunach-der-Matura“-Hysterie<br />
anstecken. Er weiß, dass er zuerst<br />
den Wehrdienst ableisten<br />
muss. Und da gibt’s natürlich<br />
noch die Eltern. „Sie sind mit<br />
allem einverstanden, aber ich<br />
glaube, bald wollen sie eine<br />
Antwort haben“, erzählt er<br />
verschmitzt.<br />
JOSE RAMON SABOGAL<br />
HERNANDEZ<br />
Egal wie sehr ich mich bemühe<br />
– Joses Name klingt nie so<br />
toll, wie aus seinem eigenen<br />
Munde. Der Kolumbianer<br />
kam 2004 nach Österreich<br />
und möchte Internationale<br />
Betriebswirtscha an der WU<br />
studieren. Jose will unbedingt<br />
ein Auslandssemester machen<br />
und nach dem Studium<br />
zurück nach Kolumbien.<br />
„Ich konnte mich hier nie<br />
anpassen“, gesteht er mir. Ich<br />
sehe mir sein Eine-Million-<br />
Dollar-Lächeln an und frage<br />
mich, woran das liegen mag.<br />
„Manchmal witzeln Menschen<br />
über meine Herkun,<br />
andere ziehen dann mit und<br />
ich nde es überhaupt nicht<br />
lustig.“ Selbst die Bezeichnung<br />
eines Lehrers, der ihn<br />
als feschesten Kolumbianer<br />
vorstellte, stößt dem sensiblen<br />
Jose sauer auf.<br />
RAMBAZAMBA KARRIERE<br />
53
54<br />
STILL-<br />
GESTANDEN!<br />
Sanitäterinnen, Pilotinnen und<br />
Panzerkommandantinnen. Das Heer<br />
sucht dringend weibliche Verstärkung.<br />
Die Karrierechancen sind top<br />
und in der einjährigen Ausbildungszeit<br />
gibt es gleich ein Einstiegsgehalt<br />
von 1000 Euro.<br />
Von Amra Dučić und Lyudmila Gyurova (Fotos)<br />
Die rot-weiß-rote Sperrlinie trennt eine<br />
Gruppe von interessierten Mädchen vor<br />
dem bevorstehenden Kampfeinsatz. „Bitte<br />
die Ohropax reintun. Es wird jetzt ein<br />
wenig lauter. Aber keine Angst, es wird<br />
mit Platzpatronen geschossen“, heißt es.<br />
Dann wird den jungen Frauen großes<br />
Militär-Kino geboten. Eine kleine Einheit<br />
des Bundesheeres liefert sich mit<br />
einem überlegenen Gegner einen he igen<br />
Schusswechsel, Verletzte werden aus der<br />
Gefahrenzone geborgen, ein geordneter<br />
Rückzug geht professionell über die Bühne.<br />
Dann sagt der kommandierende Soldat<br />
den Satz, auf den alle gewartet haben:<br />
„Wer jetzt will, kann das Schießen ausprobieren.“<br />
Das lassen sich die Mädchen<br />
nicht zwei Mal sagen: Alle stürmen zu den<br />
Sturmgewehren und dürfen nach genauen<br />
Anweisungen je fünf Schüsse abgeben –<br />
klarerweise ebenfalls mit Platzpatronen.<br />
GIRLS BEIM „GIRLS‘ DAY“<br />
„Wenn ich zum Heer gehe, will ich in<br />
die Panzerabwehr“, sagt Liliane, 18, aus<br />
Wien. Die Schülerin ist eine von Hunder-
ten Mädchen, die Ende April den „Girls‘<br />
Day“ des Österreichischen Bundesheeres<br />
auf dem Gelände der Bolfras-Kaserne in<br />
Mistelbach, Niederösterreich, besucht<br />
haben. Sollte Liliane wirklich zum Heer<br />
wollen, stehen ihre Karrierechancen gut.<br />
Derzeit gibt es in Österreich nur 371 Soldatinnen,<br />
das Heer sucht dringend weibliche<br />
Verstärkung.<br />
ERST KELLNERIN, DANN FUNKERIN<br />
Aber was machen Frauen eigentlich beim<br />
Heer? „Das Gleiche wie Männer“, sagt<br />
„Bitte jetzt die Ohropax<br />
reintun. Es wird geschossen.“<br />
Beim „Girls‘ Day“:<br />
Wie gemütlich ist ein<br />
Panzer von innen?<br />
Martina Biberich. Die gebürtige Tschechin<br />
kam 1995 nach Österreich. Anfangs<br />
arbeitete sie als Kellnerin und Securitybeau<br />
ragte, wollte dann aber etwas Neues<br />
ausprobieren und stellte sich der Herausforderung.<br />
„Ich war immer sehr sportlich<br />
und sah, dass man beim Bundesheer sehr<br />
viele Chancen hat. Jetzt bin ich schon 6<br />
Jahre dabei und es macht immer noch<br />
Spaß, wie am ersten Tag.“ Anfangs arbeitete<br />
sie als Panzerfahrerin, danach ging<br />
sie vier Mal in den Kosovo, zwei Mal als<br />
Kra fahrerin und zwei Mal als Funkerin.<br />
ZUGSFÜHRER MIT AMBITIONEN<br />
Seit einem Jahr arbeitet Frau Zugsführer<br />
Biberich in der Kaserne in Mistelbach und<br />
arbeitet im Sanitätsbereich. „Im Kosovo<br />
gab es bei der Truppe viel mehr Frauen<br />
als hier. Es ist schade, dass nicht mehr<br />
Frauen die Chance nützen und zum Heer<br />
gehen. Die Arbeit ist abwechslungsreich,<br />
ich habe schon so viele verschiedene<br />
Dinge ausprobiert und auch fürs Leben<br />
gelernt.“ Der Vertrag von Zugsführerin<br />
Biberich läu 2014 aus. Danach möchte<br />
sie gerne Dolmetsch studieren, der erste<br />
Zugsführerin Martina<br />
Biberich: „Ich war immer<br />
sportlich. Beim Heer sah<br />
ich gute Möglichkeiten.“<br />
<strong>DIE</strong>SER ARTIKEL IST TEIL EINER SERIE ÜBER KARRIEREN BEIM HEER. <strong>DIE</strong> SERIE WIRD VOM<br />
BUNDESHEER FINANZIELL UNTERSTÜTZT UND VON DER BIBER-REDAKTION GESTALTET.<br />
55
56<br />
Präsentation unterschiedlicher<br />
Waffensysteme beim „Girlsday“<br />
WIE DU KARRIERE BEIM HEER MACHST<br />
<strong>DIE</strong> VORAUSSETZUNGEN:<br />
• Österreichische Staatsbürgerschaft<br />
• Vollendetes 18. Lebensjahr (ab vollendetem 17.<br />
Lebensjahr mit schriftlicher<br />
Zustimmung des gesetzlichen Vertreters)<br />
• Körperliche und geistige Eignung<br />
• Schriftliche Bewerbung<br />
<strong>DIE</strong> EIGNUNGSPRÜFUNG:<br />
• Medizinische Untersuchung<br />
• Überprüfung der körperlichen Leistungsfähigkeit,<br />
psychologischer Eignungstest<br />
• Überprüfung der Deutschkenntnisse und Rechentest<br />
DAS ZUSATZANGEBOT: Zur Vorbereitung auf die<br />
sportlichen Anforderungen der Eignungsprüfung bietet<br />
das Heerespersonalamt eine Trainingsbegleitung in<br />
Form eines Vorbereitungswochenendes oder eines<br />
Vorbereitungstages an.<br />
<strong>DIE</strong> EINPLANUNG: Eine erfolgreiche Eignungsprüfung<br />
endet mit deinem Einplanungsgespräch. Dabei<br />
werden die wesentlichen Punkte für deine Karriere<br />
wie Laufbahn, Einrückungstermin und Einrückungsort<br />
vereinbart.<br />
<strong>DIE</strong> BEZAHLUNG: Zu Beginn des Ausbildungsdienstes<br />
erhältst du 970,64 € netto monatlich (12 Mal im Jahr).<br />
Die fi nanziellen Ansprüche steigern sich – abhängig von<br />
der Laufbahn – bis zu 1818,33 € netto. Weitere Vorteile<br />
im Ausbildungsdienst:<br />
• Möglichkeit zu Auslandseinsätzen (mit<br />
Auslandseinsatzzulage!)<br />
• Kostenlose Unterkunft und Verpfl egung<br />
• Freifahrt (ÖBB-Vorteilscard)<br />
• Sicherung des zivilen Arbeitsplatzes<br />
• Sozialrechtliche Absicherung (auch deiner<br />
Angehörigen)<br />
• Familien-/Partnerunterhalt und/oder<br />
Wohnkostenbeihilfe bei Zutreffen der<br />
Voraussetzungen<br />
Abschied von der Kaserne nach so vielen<br />
Jahren. Aber ganz und für immer will sie<br />
dann doch nicht gehen und nach dem Studium<br />
als Dolmetscherin wieder beim Heer<br />
arbeiten.<br />
DREI HARTE MONATE<br />
Das Bundesheer bietet für Mann und<br />
Frau dieselben Ausbildungs- und Karrieremöglichkeiten.<br />
Ist man einmal aufgenommen,<br />
wird nicht mehr zwischen<br />
Männern und Frauen unterschieden. Die<br />
Erstausbildung dauert 12 Monate. Interessant:<br />
Bereits in der Ausbildung gibt es<br />
ein Gehalt von rund 1000 Euro. Voraussetzungen<br />
für eine Aufnahme sind die österreichische<br />
Staatsbürgerscha und das<br />
Mindestalter von 18 Jahren (siehe Info-<br />
Kasten).<br />
KONTAKT UND BEWERBUNG:<br />
infopoint des Heerespersonalamtes<br />
0810/242 810<br />
Werktags Montag von 07.30 – 19.00 Uhr,<br />
Dienstag bis Freitag von 07.30 – 16.00 Uhr<br />
Heerespersonalamt<br />
Rekrutierungsgruppe Wien<br />
Hauptmann Mag.(FH) Rene Smode<br />
Tel: 050201 10-51041<br />
hpa.wien2@bmlvs.gv.at<br />
1163 Wien, Panikengasse 2<br />
www.bundesheer.at/karriere<br />
An die erste Ausbildungszeit erinnert<br />
sich Martina Biberich mit gemischten Gefühlen.<br />
Sie weiß: „Die ersten drei Monate<br />
waren nicht leicht. Ich brauchte ein Jahr,<br />
um eine halbwegs gute Kondition aufzubauen.<br />
Auch wenn man in dieser Zeit öfters<br />
ans Au ören denkt, wird man immer<br />
stärker und lernt, dass man im Leben für<br />
alles kämpfen muss.“<br />
Für Unentschlossene gibt es im August<br />
die Möglichkeit, an einer Erlebniswoche<br />
teilzunehmen. Tamara, 18, aus Niederösterreich,<br />
möchte auf jeden Fall dabei<br />
sein. „Ich weiß, ich muss trainieren. Bis<br />
dahin möchte ich mich mit Laufen und<br />
Liegestützen t machen. Nach der Erlebniswoche<br />
entscheide ich mich, was ich genau<br />
mache und wie.“
KARRIERE NEWS<br />
Lass dir von Anchorman<br />
Armin Wolf erklären,<br />
was er so den ganzen<br />
Tag wirklich macht<br />
Fotos: ORF/Thomas Ramstorfer/picturedesk.com<br />
WHAT DO YOU DO, HERR WOLF?<br />
Willst du wissen, was andere im Job so tun? Und willst du wissen, wie<br />
sie es tun? Dann geh' auf das Video-Jobportal von Whatchado.<br />
Schule. Abschluss. Uni. Abschluss. Und dann die große Frage vieler<br />
junger Menschen: Wie komme ich zum Job? Wie haben es andere gemacht?<br />
Aber wen kennt man, der’s schon gescha hat, der über seinen<br />
Werdegang spricht, Tipps gibt und eine Richtung vorgibt, wie es gehen<br />
kann? Das ist die Idee hinter Whatchado. In Videointerviews sprechen<br />
erfolgreiche Karriereleute über ihren Beruf und beantworten euch die<br />
sieben grundlegendsten Fragen, etwa „Wie schaut ihr Werdegang aus?“,<br />
oder „Was ist das Coolste an deinem Job?“ biber hat den Test gemacht<br />
und schaut sich im Bereich der Kommunikationsberufe um.<br />
INTERESSENSMATCHING<br />
Im Interessensmatching warten 19 Fragen auf uns, wie wir uns zum<br />
Beispiel den Arbeitsplatz vorstellen. Wollen wir viel reisen, oder sind<br />
wir lieber Nesthocker? Danach zeigt dir Whatchado passende Videointerviewpartner,<br />
die vielleicht deinen zukünigen Traumberuf haben.<br />
Ausgespuckt haben sie bei unserer Suche auch den erfolgreichen ORF-<br />
Anchorman Armin Wolf. „Ich bin ein lebendes Beispiel dafür, dass man<br />
nicht in der Mindeststudienzeit fertig werden muss, um einen halbwegs<br />
anständigen Job zu kriegen”, gibt Wolf den Langzeitstudenten Mut. Weitere<br />
Antworten auf die übrigen Fragen sind genauso spannend. Klick<br />
dich rein, wirst sehen. Whatchado ist wie YouTube für Berufsprole,<br />
wo du endlich Antworten bekommst, die du nicht nden konntest weil<br />
dir die Netzwerke fehlten. Übrigens: Der Name Whatchado kommt aus<br />
dem amerikanischen Slang für die Frage: „What do you do?”<br />
Bezahlte Anzeige<br />
EINE GESCHÄFTSIDEE,<br />
KEINE RÄUMLICHKEITEN?<br />
Kein Problem! Das ServiceCenter Geschäslokale ist eine<br />
Plattform der Wirtschaskammer, die dafür sorgt, dass man<br />
ein passendes Lokal für seine Geschäsidee ndet. Neben<br />
freien Geschäslokalen werden auch wichtige Standortinformationen<br />
geboten – Alters-, Familien- und Ausbildungskultur<br />
des Branchenmixes vor Ort, die regionale Kaura und die<br />
Passantenfrequenz. Direkte Zielgruppenansprache, aktive<br />
Vermarktung freistehender Geschäslokale, Standortinformationen,<br />
Informationen zur Mietpreissituation und die Vernetzung<br />
zu den Einkaufsstraßen werden vom ServiceCenter<br />
Geschäslokale angeboten.<br />
Weitere Infos: www.freielokale.at<br />
Eine Initiative von<br />
Vizebürgermeisterin Renate Brauner<br />
Auch biber fand seine<br />
Räumlichkeiten für<br />
die biber-Akademie<br />
auf freielokale.at<br />
acebook.com/kuemmernummer
Foto: Christian Hikade/parlament.gv.at<br />
KARRIERE NEWS<br />
MACH EIN TRAINEE<br />
BEI DEN GRÜNEN<br />
Du bist mehrsprachig und politisch interessiert? Dann bewirb<br />
dich für ein Mentee-Programm im Grünen Parlamentsklub.<br />
Zielgruppe: Neue ÖsterreicherInnen im Alter von 18 und 29<br />
Jahren. Dauer: September bis November 2013 oder März bis<br />
Mai 2014. Das Programm ist modulartig aufgebaut, beträgt<br />
in Summe in der Trainee-Zeit nur 40 Stunden und für die<br />
Teilnahme gibt es 370 € Taschengeld. Jeder Mentee bekommt<br />
einen Abgeordneten der Grünen als persönlichen Betreuer<br />
zugeteilt. „Du wirst bei Pressekonferenzen dabei sein, mit uns<br />
Termine absolvieren und das Parlament kennen lernen“, erklärt<br />
die Grüne Abgeordnete Alev Korun.<br />
Bewerbung an: angela.moser@gruene.at<br />
TIPP: HIER FINDEST DU<br />
DEINE TALENTE<br />
Willst du das Parlament von<br />
innen kennen lernen?<br />
Du hast die Schule geschmissen? Mit Karriere und erfolgreicher<br />
Zukun schaut’s schlecht aus? Es gibt immer neue Wege.<br />
Das Projekt „Unentdeckte Talente“ hil dir dabei, eine neue<br />
Ausbildung zu machen und Jobs zu nden. Hole dir nicht nur<br />
wichtige Tipps, sondern auch eine Vertrauensperson, die dich<br />
auf diesem Weg begleitet.<br />
Weitere Infos: www.unentdeckte-talente.at<br />
ISO 29990<br />
certified<br />
English for Business<br />
and Pleasure<br />
• Gratis Wiederholung<br />
• Gratis Einstufung<br />
• Täglich Kursbeginn<br />
• Diplome bis Niveau C2 CEFR für<br />
das Studium im Ausland<br />
• Lernzielgarantie<br />
www.cambridge.at<br />
THE CAMBRIDGE INSTITUTE<br />
Terminvereinbarung zur<br />
kostenlosen Einstufung:<br />
01/5956111<br />
B R I T I S H & A M E R I C A N E N G L I S H<br />
F O R<br />
P L E A S U R E & B U S I N E S S<br />
Wer ist er?<br />
Name: Mark Simak Nadjafi<br />
Ist: Doktor der<br />
Sozialwissenschaften<br />
Alter: 43<br />
Wurzeln: Iran<br />
„ICH BIN KEIN ÄNGSTLICHER TYP“<br />
Karriere des Monats: Die kommenden zwei Jahre wird Mark<br />
Nadjafi in Uganda als Kommunikationsberater arbeiten. Für<br />
ihn ist sein Job seine Bestimmung.<br />
Von Momčilo Nikolić<br />
Uganda ist das neunzehntärmste Land der Welt. Aus der Sicht des<br />
Westens ein Entwicklungsland, das Hilfe braucht. Mark Simak Nadja<br />
sieht das anders. Entwicklungshilfe ist für ihn keine Einbahnstraße, wo<br />
Weiße kommen, um den „Unentwickelten“ zu helfen. Für ihn ist der<br />
Einsatz dort eine Kooperation zwischen den Leuten vor Ort und den<br />
NGO’s. Nun gehört er auch zum Team der NGO CIDI (Community<br />
Integrated Development) und reist für zwei Jahre „zum Kooperieren“<br />
nach Uganda. Dort wird der gebürtige Iraner als Kommunikationsberater<br />
arbeiten. Armut kennt Simak schon von früheren Reisen nach<br />
Ägypten, Brasilien und Indien. „Nicht jeder Mensch ist für Entwicklungszusammenarbeit<br />
geschaen. Der psychische Druck aufgrund<br />
mangelnder Sanitäranlagen, Ansteckungsgefahr und Hitze verlangt<br />
einem viel ab. Auf die Zeit in Afrika freut er sich trotzdem. Dort ist die<br />
Wiege der Menschheit, sagt Nadja. Seine Reise nach Uganda nennt<br />
er fast Bestimmung. Ob er Angst vor seiner Reise hat? „Ich bin kein<br />
ängstlicher Typ. Die meisten Leute stellen sich bei Afrika nur Krieg<br />
und Gefahren vor. Entführungen, Korruption und faule Afrikaner sind<br />
die Bilder, die hier in den Köpfen der Menschen vorherrschen.“ Aber<br />
da gibt es noch viel mehr, weiß Nadja. Trotzdem bleibt er wachsam.<br />
Seine Logik: Ein gesundes Maß an Angst führt zu einer gewissen Sicherheit<br />
- denn man ist achtsamer.<br />
Mark reist in Zusammenarbeit mit<br />
HORIZONT3000 nach Uganda.<br />
Mehr Infos: www.horizont3000.at<br />
Fotos: Florian Raidt
Fotos: Marko Mestrovic<br />
So nicht: Bei Bewerbungsfotos<br />
bitte nicht posen.<br />
Du willst einen Job, nicht<br />
ein Date.<br />
NEUES SERVICEZENTRUM<br />
„STADTSCHULRAT WIEN“<br />
Der Stadtschulrat will mit dem neuen Servicezentrum allen Kunden<br />
mit kompetentem Rat und schneller Tat zur Seite stehen. Oberstes<br />
Prinzip: Alle Anfragen und Anliegen sollen schnell bearbeitet werden.<br />
Mit der Scha ung eines modernen Servicezentrums folgt man<br />
dem Beispiel anderer Behörden – wie etwa dem Sozialministerium,<br />
zahlreichen Bezirksämtern, den Servicezentren der Justiz, oder auch<br />
jener der Wiener Stadtwerke.<br />
Ab 19. August ist das neue<br />
Servicezentrum in Betrieb.<br />
Während der derzeitigen<br />
Bauphase ist der Haupteingang<br />
für alle KundInnen<br />
und MitarbeiterInnen in der<br />
Wipplingerstraße 28 und<br />
nicht mehr Wipllingerstraße/<br />
Ecke Renngasse.<br />
Weitere Infos:<br />
http://www.stadtschulrat.at/<br />
Stadtschulratspräsidentin Brandsteidl:<br />
Mehr Service für Lehrer, Eltern und Schüler<br />
Fotos: Michele Pauty<br />
KARRIERE NEWS<br />
BEWERBEN, ABER RICHTIG!<br />
Dein Jobkiller Nummer 1: eine schlechte Bewerbung.<br />
Hier die wichtigsten Tipps.<br />
DU SCHREIBST KEINEN ROMAN<br />
Halte dich kurz! Betone deine Stärken, beschränke dich auf das<br />
Wesentliche. Infos warum du dich bewirbst, was du machen<br />
willst und was du kannst, sind wichtiger, als zu jammern, was<br />
du nicht kannst und wo deine Schwächen liegen.<br />
STANDARDSCHREIBEN LANDEN IM MÜLL<br />
Unterschiedliche Stellen, gleiches Bewerbungsschreiben? Ein<br />
NO-GO! Gestalte deine Bewerbung individuell für das Jobangebot.<br />
Das wirkt ehrlicher!<br />
ÜBERTREIBE NICHT<br />
Falsche Angaben und Lobeshymnen auf sich selbst können<br />
beim Bewerbungsgespräch peinlich werden. Spätestens dann<br />
kommt die Wahrheit ans Licht. Wer bei Sprachkenntnissen und<br />
anderen Quali kationen ehrlich bleibt, fällt nicht auf die Nase.<br />
SCHICK KEIN PEINLICHES FOTO<br />
Du musst nicht cool sein und sollst auch nicht posen. Ein Bewerbungsschreiben<br />
ist nicht Facebook.<br />
HIER BILDEN<br />
SICH VÖLLIG<br />
NEUE CHANCEN<br />
BERUFSREIFEPRÜFUNG<br />
Matura nachholen und Erstsprache perfektionieren!<br />
Neues und kostenloses Zusatzangebot:<br />
• Bosnisch, Kroatisch, Serbisch, Türkisch auf Maturaniveau<br />
• Individuelle Lernbegleitung<br />
• Beratungen jetzt auch auf BKS & Türkisch<br />
Die Berufsreifeprüfung ermöglicht beruflichen Aufstieg und freien<br />
Zugang zum Studium. Das allgemeine Angebot der BRP bleibt<br />
kostenpflichtig. Weitere Fremdsprachen wie z.B. Englisch möglich.<br />
KOSTENLOSE BERATUNG UND INFO<br />
YAVUZ CERI<br />
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Alfred-Dallinger-Platz 1 | A-1034 Wien<br />
T +43 (1) 81178 - 10130<br />
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BILDUNG. FREUDE INKLUSIVE.<br />
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Alfred-Dallinger-Platz 1 | A-1034 Wien<br />
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Gefördert aus den Mitteln des Europäischen Sozialfonds und des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur.<br />
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60<br />
KARRIERE NEWS<br />
<strong>DIE</strong> BAHN FÄHRT AUF<br />
DER SOZIALEN SCHIENE<br />
Bei der ÖBB können auch Flüchtlinge eine Lehre absolvieren.<br />
von Menerva Hammad<br />
Floridsdorf. In der größten Lehrwerkstätte<br />
der Österreichischen Bundesbahnen<br />
(ÖBB) Wien kommen Erinnerungen an<br />
die Schulzeit hoch. Eine riesige Sporthalle,<br />
unzählige Pokale und Auszeichnungen<br />
schmücken die Gänge, ein unüberschaubar<br />
großer Maschinenraum für mehr als<br />
300 Lehrlinge, darunter drei Flüchtlinge<br />
aus Afghanistan, die die einmalige Chance<br />
bekommen haben, sich ausbilden zu<br />
lassen.<br />
Das Flüchtlingsprojekt der ÖBB beruht<br />
auf einer Idee des Vereins lobby.16. Junge<br />
Flüchtlinge, die keinen Zugang zu einer<br />
Ausbildung haben und sich in einem neuen<br />
Land aufgrund der Sprache und Kultur<br />
unwohl fühlen, wird das Leben leichter<br />
gemacht. Die Jugendlichen werden auch<br />
in Deutsch und Mathematik unterrichtet.<br />
Die Flüchtlinge können sich aussuchen,<br />
in welche Sparte sie wollen – von<br />
Jugendliche aus Afghanistan<br />
lernen in Floridsdorf Anlagen-<br />
und Maschinenbau<br />
Maschinenbau- bis Anlagentechnik. Für<br />
österreichische Jugendliche gibt es individuelle<br />
Schnuppertage, zu denen zirka 50<br />
erscheinen und sich umschauen. Gefällt’s<br />
ihnen und sehen sie sich in diesem Beruf,<br />
kommen sie zum Aufnahmetest.<br />
Ausgenommen von diesem Auswahlverfahren<br />
sind das „Mädchenprojekt“, das<br />
„Flüchtlingsprojekt“ und das „Sozialprojekt“<br />
für Jugendliche, die keinen Schulabschluss<br />
haben. Hier wird punktuell ausgesucht,<br />
wer einen Lehrplatz bekommt.<br />
Wie ist die Arbeit mit Jugendlichen<br />
unterschiedlicher Herkun und Bildung?<br />
Andreas Kessler, Standortleiter der<br />
Lehrwerkstätte, weiß: „Lehrlinge mit Migrationshintergrund,<br />
die nicht hier aufgewachsen<br />
sind, schätzen es mehr, hier<br />
sein zu dürfen. Sie werden vielleicht zum<br />
ersten Mal für das, was sie leisten, anerkannt.<br />
Das motiviert sie anscheinend sehr<br />
zum Arbeiten.“ Österreichische Lehrlinge<br />
oder Lehrlinge mit Migrationshintergrund<br />
hingegen, die schon länger in Österreich<br />
leben, gehen das viel „lockerer“<br />
an. Dabei sei die Sprache o nicht nur<br />
für Lehrlinge aus dem Flüchtlingsprojekt<br />
ein Handikap. O müsste auch den österreichischen<br />
Lehrlingen etwas zweimal<br />
erklärt werden. „Es gibt Begri e in der<br />
Fachsprache, die man nicht in der Schule<br />
lernt, oder unter Freunden verwendet. Da<br />
sind alle Lehrlinge gleich – egal, woher sie<br />
kommen“, sagt Kessler.<br />
Das Gespräch mit den afghanischen<br />
Lehrlingen zeigt, dass keiner von ihnen<br />
Probleme hat, sich auszudrücken. Egal<br />
ob mit Kollegen oder Ausbildnern – sich<br />
gegenseitig zu verstehen, ist ein Kinderspiel.<br />
Sie sehen die Lehrstelle als besondere<br />
Chance und wollen diesen Beruf nach<br />
dem Lehrabschluss auch ausüben. In Österreich.<br />
INFO: Haben die ÖBB dein Interesse geweckt?<br />
Die Bewerbungen beginnen im Oktober und sind<br />
nur online möglich. Schnuppertage sind individuell<br />
telefonisch auszumachen. Nur ein Anruf unter<br />
0664/826-3043 beim Administrator Herrn Grill,<br />
und schon hast du einen Termin.<br />
Internet: www.oebb.at/bb<br />
Fotos: Anastasia Osipova
Entgeltliche Einschaltung<br />
GREEN JOBS – FACTS<br />
WIE EINE ROSIGE<br />
JOBZUKUNFT AUSSIEHT?<br />
BILDUNGSGUIDE GREEN JOBS!<br />
jobs sind die Arbeitsplätze<br />
der Zukunft. Sie vereinen<br />
Klima- und Umweltschutz mit guten<br />
Arbeitsmarktperspektiven. Wer nachhaltig<br />
Karriere machen will, sollte die Umwelt-Herausforderungen<br />
von heute als berufl iche<br />
Chance von morgen nutzen! Das Lebensministerium<br />
präsentiert euch beispielhafte Berufe im wachsenden<br />
Umweltsektor.<br />
green<br />
GRÜN! GRÜN!<br />
green jobs sind Arbeitsplätze, die Umwelt- und<br />
Klimaschutz zum Ziel haben<br />
In Österreich arbeiten schon heute rund 200.000<br />
Menschen in einem green job<br />
Die Umweltbranche ist einer unserer größten<br />
Wachstumsmärkte<br />
Ziel des Lebensministeriums ist, dass bis 2020<br />
weitere 100.000 green jobs entstehen<br />
green jobs gibt es auf allen Ausbildungsebenen –<br />
von der Lehre bis zum Hochschulstudium<br />
green jobs beweisen, dass Wirtschaft und Umwelt<br />
kein Widerspruch sind<br />
Mein Arbeitsplatz ist ein<br />
green job, weil ich mich als<br />
Installateur auf Solar anlagen<br />
spezialisiert habe.<br />
Florian Binder, PV-Anlagen Monteur<br />
Photovoltaik- und<br />
SolaranlagenmonteurIn<br />
In diesem green job bist du für die Montage von PV-Anlagensystemen<br />
und deren Anwendungen zuständig. Sowohl Baufirmen<br />
als auch Gas-, Wasser- und Heizungsinstallations firmen<br />
brauchen dich als Fachkraft. Grundlage ist ein technischer<br />
Lehrberuf, wie z.B. Elektrotechniker In oder SpenglerIn.<br />
Speziell für Jugendliche hat das Lebensministerium<br />
den Guide „green jobs!<br />
Deine Zukunft – Deine Karriere – Dein<br />
green job!“ he rausgebracht. Er zeigt beispielhaft<br />
Berufe und Beschäftigungsmöglichkeiten,<br />
sowie Aus- und Weiterbildungen.<br />
Jetzt downloaden unter<br />
www.lebensministerium.at/publikationen<br />
green jobs<br />
Deine Zukunft – Deine Karriere – Dein green job!<br />
Mein Arbeitsplatz ist ein green job, weil<br />
ich aus umweltfreundlichen Rohstoffen<br />
saubere Energie erzeuge und einen<br />
Beitrag leiste, um fossile Brennstoffe<br />
zu verringern.<br />
Stefan Steininger, Biomasse-Facharbeiter<br />
FacharbeiterIn für Biomasse<br />
In diesem Beruf produziert man Biomasse aus Holz (z.B. Hackschnitzel)<br />
oder Ackerpflanzen. Zusätzlich bereitet man das<br />
Rohmaterial für die Energieerzeugung in Biomassekraftwerken<br />
vor. Die Landwirtschaftliche Berufs- und Fachschule<br />
Freistadt bietet eine 4-jährige Ausbildung mit<br />
dem Schwerpunkt „Erneuerbare Energie“ an.<br />
Mein Arbeitsplatz ist ein<br />
green job, weil die Fahrzeuge,<br />
die ich baue, nämlich Räder,<br />
keine Abgase absondern.<br />
Lidwine Holzach, Fahrradmechanikerin<br />
FahrradmechanikerIn<br />
Alles dreht sich rund ums Rad! Als FahrradmechanikerIn bist<br />
du Experte/in in Sachen Reparatur, Zusammenbau, Fehlerdiagnose<br />
und KundInnenberatung beim Kauf. Grundlage ist<br />
eine 3-jährige Lehre als Maschinen- und Fertigungstechniker-<br />
In oder MechatronikerIn. Weiterbildungen werden etwa vom<br />
WIFI angeboten.<br />
GREEN-JOBS.AT<br />
Mit drei einfachen Klicks findest du auf der Plattform<br />
www.green-jobs.at deinen grünen Traumjob: einfach auf der<br />
Startseite die jeweilige Region sowie das Interessensgebiet<br />
eingeben. Egal, ob Energieeffizienz, Solar oder Biomasse –<br />
die Datenbank liefert schnell und übersichtlich alle Aus- und<br />
Weiterbildungsangebote. Zudem bietet die Seite 600 offene<br />
Stellen im Umweltsektor aus 20 Branchen in allen 9 Bundesländern<br />
an.
62<br />
HÄNGENDE<br />
HOFFNUNG<br />
Ä<br />
Das Essen hängt am Fenster. Die Händler schreiben auf den<br />
Kassabons, was Kunden vorab bezahlt haben und Bedürige<br />
können sich so ein Brot oder Joghurt mitnehmen.<br />
OUT OF AUT
Violeta Dardowa betreibt einen kleinen Lebensmittelladen und hat sich<br />
an der Aktion der „hängenden Kaees“ beteiligt. Dank ihr und ihren<br />
Kunden gehen drei bis vier bedürige Menschen jeden Tag satt ins Bett.<br />
MILCHKAFFEE FÜR EINEN OBDACHLOSEN UND EIN STÜCK KÄSE FÜR ARME PENSIONISTEN:<br />
<strong>DIE</strong> BULGARISCHE AKTION „HÄNGENDER KAFFEE“ LÖST EINE WELLE DES MITGEFÜHLS IM<br />
GANZEN LAND AUS UND FÜLLT <strong>DIE</strong> MÄGEN DER HUNGRIGEN. Marina Delcheva (Text und Fotos) aus Soa<br />
EIN MANN – GUT GEKLEIDET, teurer<br />
Mantel – tritt in das kleine Café hinter der Universität<br />
in Soa ein: „Drei Kaee mit Sahne bitte.<br />
Einer zum Mitnehmen und zwei hängend“,<br />
sagt der Mann. Die Kellnerin macht einen Kaffee<br />
und reicht dem Herrn einen Pappbecher. Er<br />
bezahlt und geht. Auf die Rechnung schreibt<br />
die Kellnerin „zweimal Milchkaee hängend“<br />
und pickt den Kassabon sichtbar auf die Fensterscheibe.<br />
20 Minuten später kommt eine alte Frau mit<br />
viel zu großen Schuhen und einem geickten<br />
Mantel herein. Sie fragt ganz leise: „Bitte entschuldigen<br />
Sie, aber hätten Sie vielleicht einen<br />
hängenden Kaee übrig?“ Die Kellnerin reicht<br />
ihr eine Tasse Milchkaee. Die Frau nimmt das<br />
heiße Getränk und setzt sich schüchtern an einen<br />
Ecktisch gleich neben dem Eingang. Die<br />
Kellnerin nimmt den Kassabon vom Fenster<br />
und streicht das „zweimal“ durch. Jetzt hängt<br />
nur noch ein Kaee.<br />
„Wir jungen Leute sind es gewohnt, dass uns<br />
der Staat und die Regierung nicht helfen, also<br />
helfen wir uns selbst – und den anderen“, sagt<br />
Alen Popovic. Er ist 30 Jahre alt und leitet eine<br />
Social-Media-Agentur in Soa. Alen und seine<br />
Freunde haben eine Facebook-Seite und eine<br />
Homepage online gestellt, die „hängender Kaffee“<br />
heißt. Dort können sich Wirte und Händler<br />
melden, in deren Geschä Leute Essen oder<br />
Kaee für Bedürige kaufen können. Sie seien<br />
von der Geschichte eines bulgarischen Schristellers<br />
inspiriert worden. Er hat beschrieben,<br />
wie ein mongoloides Mädchen, das auf der<br />
Straße lebt, in Soa aus einem Nobellokal grob<br />
vertrieben wurde. In nur zehn Tagen hatte die<br />
Initiative 30.000 Likes gesammelt.<br />
VON FACEBOOK IN DEN KÜHLSCHRANK<br />
Das Prinzip ist einfach – auf der Homepage<br />
können sich Kaeehäuser, Geschäe oder Lokale<br />
registrieren. Sie bekommen einen Sticker,<br />
den sie an ihre Eingangstüren kleben. Kunden<br />
können dann dort Brot, Milchprodukte und<br />
Kaee kaufen, ohne diese mitzunehmen. Die<br />
Kassabons für die bezahlten Waren werden<br />
sichtbar aufgehängt. Im letzten Schritt können<br />
dann Leute, die sich keinen Kaee, kein<br />
In nur zwei Stunden haben insgesamt acht Menschen die Mülltonnen vor<br />
Violetas Geschä nach Essen oder Altpapier durchwühlt.<br />
Fleisch, nicht mal Brot leisten können, in diesen<br />
„hängenden“ Geschäen das vorher bezahlte<br />
Essen mitnehmen.<br />
KLEINE HILFE, GROSSE WIRKUNG<br />
Violeta Dardowa hat sich gleich in den ersten<br />
Tagen auf der Homepage als „hängendes“ Geschä<br />
registriert. Die 34-Jährige betreibt das<br />
kleine Lebensmittelgeschä „Vom Kloster“ in<br />
Soa. Sie verkau nur regionale Produkte. Ihr<br />
Käse, Brot und Ayvar wurden von Mönchen in<br />
einem Kloster hergestellt. „Von meinem Geschä<br />
aus sehe ich den ganzen Tag alle 15 Minuten<br />
jemanden im Müll nach Essen wühlen.<br />
Das bricht mir das Herz. Als ich von der Aktion<br />
auf Facebook gelesen habe, habe ich mich<br />
sofort registriert“, sagt Violeta. In nur zwei<br />
Stunden durchwühlen insgesamt acht Menschen<br />
die Müllcontainer vor ihrem Laden auf<br />
der Suche nach Altpapier, Metall und Essen.<br />
„Dank meiner Kunden können wir jetzt<br />
wenigstens ein paar Leuten eine Mahlzeit<br />
schenken, die sie sich nicht leisten können“,<br />
sagt sie. Täglich bezahlen 10 bis 15 Kunden Es-<br />
OUT OF AUT<br />
63
64<br />
Nora Tenewa war früher Mikrobiologin. Heute bekommt sie so eine kleine<br />
Pension, dass sie beschämt fragen muss, ob sie ein Brot gratis bekommt.<br />
sen, das sie dann nicht mitnehmen. „Manche<br />
Leute werfen mir vor, ich würde Prot daraus<br />
schlagen. Mein Umsatz ist tatsächlich seit der<br />
Aktion um 30 Prozent gestiegen, aber meine<br />
Kunden und ich ernähren täglich drei bis fünf<br />
Leute. Dafür muss ich mich nicht schämen<br />
und ich kann jeden Abend ruhig schlafen.“<br />
An der Aktion haben sich ausschließlich kleine<br />
Händler und Lokalbetreiber beteiligt. Keine<br />
große Supermarktkette, keine Fastfoodriesen,<br />
keine international bekannten Kaeehäuser<br />
unterstützen die Initiative. Lediglich eine internationale<br />
Sandwich-Kette plant demnächst<br />
den Einstieg.<br />
DREI SPRACHEN UND KEIN GELD FÜR BROT<br />
An Violetas Auslage hängen heute drei Brote,<br />
zwei Becher Joghurt und 200 Gramm Käse.<br />
Eine alte Frau mit Gehstock bleibt vor der Tür<br />
stehen. Sie starrt lange auf die Kassabons. Ihre<br />
Fingernägel sind lackiert, sie hält sich an ihrem<br />
Gehstock fest und trägt eine Lederjacke, die<br />
vor 30 Jahren sehr schick gewesen sein muss.<br />
Die alte Dame dreht sich um, kommt wieder<br />
zurück, geht wieder weg. Sie schämt sich, dass<br />
sie nach kostenlosem Essen suchen muss.<br />
Violeta stürmt raus: „Kommen sie rein, wir<br />
haben heute frisches Brot und sehr guten Käse“,<br />
sagt die Besitzerin. „Aber ich habe kein… Ich<br />
habe meine Brieasche zu Hause vergessen“,<br />
antwortet die alte Frau etwas beschämt. „Sie<br />
brauchen kein Geld, die sind schon bezahlt.<br />
Ich schenke sie ihnen“, erwidert Violeta. Die<br />
Dame tritt misstrauisch ins Geschä und zwitschert<br />
ein „Bonjour Mademoiselle.“ Sie heißt<br />
Nora Tenewa und ist 91 Jahre alt. Früher war<br />
sie Mikrobiologin und spricht ießend drei<br />
Sprachen. Sie hat in Krankenhäusern in Libyen<br />
und Russland gearbeitet. Heute ist sie Witwe<br />
und bekommt 360 Lewa Pension – das sind<br />
170 Euro im Monat. Damit gehört sie noch zu<br />
den Spitzenverdienern unter den Rentnern in<br />
Bulgarien.<br />
OUT OF AUT<br />
Violeta packt ein Brot, ein Stück Käse und<br />
ein Joghurt in die Tasche von Nora. Sie schiebt<br />
auch zwei Kekse rein, die keiner vorher bezahlt<br />
hat. „Das reicht, meine Liebe. Sonst bleibt doch<br />
nichts für die anderen übrig, wenn Sie mir alles<br />
geben“, sagt Nora- „Wissen Sie, der Winter war<br />
sehr lang, ich musste sehr hohe Stromrechnungen<br />
bezahlen. Dann wurde ich auch noch<br />
krank und habe Medikamente gebraucht. Und<br />
jetzt…“, rechtfertigt sich die Frau.<br />
Unter den über 1.400 registrierten Teilnehmern<br />
auf der Homepage der „hängenden<br />
Kaees“ sind nicht nur Lokale und Geschäe.<br />
Auch Friseursalons, eater, Zahnärzte und<br />
Apotheken beteiligen sich an der Aktion und<br />
hängen große Sticker an ihre Eingangstüren.<br />
„Wir wollten eine Möglichkeit nden, die Leute<br />
dazu zu bringen, sich gegenseitig zu helfen“,<br />
sagt Alen. Das System basiert nur auf Vertrauen.<br />
Die Kunden müssen darauf vertrauen, dass<br />
die Händler die bezahlte Ware tatsächlich an<br />
Bedürige weitergeben. Und die Händler vertrauen<br />
darauf, dass wirklich nur Menschen in<br />
Not von der Großzügigkeit ihrer Kunden Gebrauch<br />
machen.<br />
In Bulgarien lebt laut Eurostat ein Viertel<br />
der Bevölkerung unter der Armutsgrenze. Jedes<br />
zweite Kind unter 18 ist armutsgefährdet.<br />
„Wenn ich ein Brot oder ein Stück Schinken<br />
da lasse, habe ich das Gefühl, ich tue etwas<br />
Gutes“, sagt eine Kundin, die in Noras Geschä<br />
regelmäßig Essen „hängen“ lässt. „Diese Leute<br />
haben ihr Leben lang gearbeitet – als Ärzte,<br />
Lehrer, Arbeiter. Und jetzt sind sie so arm, dass<br />
sie sich keine Tasse Kaee leisten können. Der<br />
„hängende“ Kaee ist eine Möglichkeit, ihnen<br />
das Gefühl zu geben, dass sie immer noch Teil<br />
der Gesellscha sind und sich jemand um sie<br />
schert. Der Staat tut es nämlich nicht“, sagt<br />
Alen.<br />
„HÄNGENDE KAFFEES“<br />
WELTWEIT<br />
Die Tradition der „hängenden Kaffees“<br />
stammt aus Neapel der 50er-Jahre. Dort sei<br />
es üblich gewesen, ab und zu einen Kaffee<br />
für Leute in Not anzuzahlen. In Bulgarien,<br />
dem ärmsten Land der EU, erlebt die Tradition<br />
heute einen regelrechten Boom. An zahlreichen<br />
Lokalen und Geschäften im ganzen<br />
Land kleben die Sticker der „hängenden<br />
Kaffees“. Getränke, Essen, Frisuren, Aspirin,<br />
Plomben beim Zahnarzt – alles Mögliche<br />
kann man hier einem mittellosen Menschen<br />
anonym schenken. Ein Trend, der auf krisengebeutelte<br />
EU-Staaten wie Spanien und<br />
Griechenland überschwappt.<br />
„ Alen Popović, Initiator „Hängende Kaffees“<br />
WIR JUNGEN LEUTE<br />
SIND ES GEWOHNT, DASS<br />
UNS DER STAAT UND<br />
<strong>DIE</strong> REGIERUNG NICHT<br />
HELFEN, ALSO HELFEN<br />
WIR UNS SELBST – UND<br />
DEN ANDEREN<br />
“
EINE STADT, EINE INSEL, EIN GRILL<br />
<strong>DIE</strong> DONAUINSEL FEIERT IHR 25-JÄHRIGES JUBILÄUM UND<br />
<strong>DIE</strong> GANZE STADT GRILLT MIT. AM 8. UND 9. JUNI, ZWI-<br />
SCHEN DER REICHSBRÜCKE UND DER KAISERMÜHLENBRÜ-<br />
CKE, GIBT ES EINE RIESIGE GRILL-PARTY. Von Momcilo Nikolić<br />
Am Griller: Umweltstadträtin Ulli Sima und „Obergrillmeister“ Gerald Loew,<br />
Chef der Magistratsabteilung 45, die die Insel verwaltet.<br />
Wer hilft mir, wenn<br />
ich Lehrlinge<br />
ausbilden will?<br />
Richtige Antwort:<br />
Lehrlingsstelle<br />
der Wirtschaftskammer<br />
Wien:<br />
01/514 50-2453<br />
lehrlingsstelle@wkw.at<br />
Lehrlinge bringen was! Die Lehrlingsstelle der Wirtschaftskammer Wien zeigt<br />
Ihnen kostenlos, wie Sie Förderungen nutzen können und was es zu beachten gibt.<br />
Informieren Sie sich jetzt: T 01/514 50-2453, E lehrlingsstelle@wkw.at<br />
Grillen auf der Donauinsel ist so ein Ausländerding, glauben<br />
viele. Menschen aus dem ehemaligen Jugoslawien oder<br />
der Türkei verbringen, neben heißer Kohle und kiloweise<br />
Fleisch, ihre Wochenenden dort. Spätestens am 8. und 9.<br />
Juni macht jetzt aber wirklich die ganze Stadt mit. Schließlich<br />
gibt es ein Jubiläum zu feiern. 25 Jahre ist es her, als die<br />
letzten Bagger von der Donauinsel fuhren und der letzte<br />
Bauschutt abtransportiert wurde. Von Anfang an war die<br />
aus dem Aushubmaterial für den Hochwasserschutz entstandene<br />
künstliche Insel beliebt bei den Wienerinnen und<br />
Wienern.<br />
Zwischen der Reichsbrücke und der Kaisermühlenbrücke<br />
wird am 8. und 9 Juni zu Ehren der Insel ein riesiges<br />
Grillfest veranstaltet. Es werden sowohl Griller als auch<br />
Grillkohle zur Verfügung gestellt, und das Grillgut kann<br />
entweder mitgenommen oder vor Ort in einem „Mini-<br />
Supermarkt“ gekau werden. Und für die, die das Grillen<br />
doch lieber den Pros überlassen, gibt es auch vor Ort genügend<br />
Gastronomie-Grillmeister.<br />
GRILLEN NICHT ERLAUBT, SONDERN ERWÜNSCHT<br />
Du kannst eigenes Grillgut mitnehmen oder vor Ort kaufen<br />
Livemusik, Sportmöglichkeiten, Gastronomie vor Ort<br />
BESONDERES:<br />
Ausstellung über 25 Jahre Donauinsel<br />
www.gewaesser.wien.at<br />
www.inselinfo.wien.at<br />
POLITIKA & GESELLSCHAFT<br />
65<br />
Weiter kommen.
66<br />
biber KOPFSCHAU DES MONATS<br />
WIR PRÄSENTIEREN <strong>DIE</strong> STERNCHEN AM BIBER-HIMMEL.<br />
AUGEN AUF<br />
CECILE<br />
Blickt nicht zurück: Cecile Kyenge,<br />
Italiens neue Integrationsministerin.<br />
Italien hat eine neue Regierung. Sieben<br />
Frauen, so viele wie nie, bilden die neue<br />
„Rosa Fraktion“ rund um Enrico Letta.<br />
Eine von ihnen stiehlt gerade allen die<br />
Show – Cecile Kyenge kommt aus dem<br />
Kongo, ist 49 Jahre alt und die neue Integrationsministerin.<br />
Jahrelang schaute Cecile als Ärztin ihren<br />
Patienten in die Augen, nun sind alle Augen<br />
auf sie gerichtet. Sie will Reformen<br />
und diese hat die Menschenrechtlerin<br />
bereits klar deniert. Das strenge<br />
Einwanderungsgesetz muss gelockert<br />
werden und die Staatsbürgerscha soll<br />
jedem Kind zustehen, das in Italien geboren<br />
wird. Ob sie diese durchsetzen<br />
kann oder vorzeitig gestoppt wird, die<br />
nächsten Monate werden es zeigen.<br />
Eines ist klar, die Bunga-Bunga-Ära hat<br />
ein Ende, angesagt sind jetzt Frauen mit<br />
Hirn.<br />
KOPFSCHAU<br />
MODEL<br />
MORAL<br />
Star am Bosporus:<br />
Kroatisches Model Tea Bošković<br />
Tea Bošković, ihres Zeichens kroatische<br />
Stier-Dame, angehende Psychologin und<br />
Model, erobert nicht nur die türkische<br />
Modeszene, sondern auch die Herzen<br />
der türkischen Männer. Das ambitionierte<br />
Model hat die Haare schön und<br />
checkt sich trotz starker Konkurrenz in<br />
der Türkei etliche Editorial- und Werbejobs.<br />
Im Moment gehören unmoralische<br />
Angebote zu ihrem Alltag. Sie lässt sich<br />
jedoch nicht abschrecken und achtet genau,<br />
für welche Agentur oder Klienten<br />
sie arbeitet. Halt nicht blöd, die Frau<br />
Bošković. Weshalb sich die 22-Jährige<br />
neben ihrem aufregenden Job auch lieber<br />
auf die wenigen verbleibenden Prüfungen<br />
konzentriert. Zwei Daumen hoch<br />
von der biber-Redaktion für so schlaue<br />
Balkandamen mit scharf.<br />
MIT<br />
MATCHA-TEE<br />
ZUM ADONIS-<br />
KÖRPER<br />
Superfoods. So nennt Attila Hildmann, Neo-<br />
Kochstar und erfolgreicher, deutsch-türkischer<br />
Selbstvermarkter, die pflanzlichen Häppchen,<br />
die er in seinem Buch „Vegan for Fit“ vorkocht.<br />
Agavendicksaft, Matcha-Teepulver und Kokosmilch<br />
- die Rezepte klingen allesamt exotisch<br />
und teuer, die Drinks und Mahlzeiten sehen aber<br />
sexy aus. Genau wie Attila, der durch seine Ernährungsumstellung,<br />
die er strikt NICHT als Diät<br />
bezeichnet, auch zu einem Traumkörper gekommen<br />
ist. Auf die „Superfoods“ ist er gekommen,<br />
weil sein Vater an einem Herzschlag starb – Attila,<br />
damals noch rund 30 Kilo schwerer, stellte<br />
komplett seine Essengewohnheiten um. 30 Tage<br />
verlangt er nun vom Leser ab. Ein komplettes<br />
Reset von Körper und Geist, nennt es der angehende<br />
Physiker, der sich schon bei Stefan Raab<br />
in „TV Total“ beweisen konnte. Seitdem wird er<br />
auch scherzhaft als „Jamie Oliver der Vegetarier<br />
und Veganer“ bezeichnet. Ein paar unserer Redakteure<br />
haben das Buch schon zuhause liegen,<br />
warten aber noch auf den richtigen Moment, den<br />
Reset-Button zu drücken.<br />
Contrasto / picturedesk.com, www.facebook.com/TeaBoskovicZaMissEarthBih2012, bereitgestellt
Universal Music<br />
BEZAHLTE ANZEIGE<br />
Beliebt bei den Atatürk-Anhängern: Pop-Gruppe Tokio Hotel<br />
NEU:<br />
Studieren und Arbeiten in Österreich –<br />
leichter gesagt als getan. Vor allem, wenn<br />
man aus dem Ausland kommt. O kennen<br />
ausländische Studierende und Absolvent/<br />
innen ihre Möglichkeiten nicht und große<br />
Chancen bleiben ungenutzt. Das soll sich<br />
ändern: Die neue Informationsbroschüre<br />
„Studieren & Arbeiten in Österreich“<br />
komprimiert alles, was man wissen muss<br />
und liefert zentrale Informationen zum<br />
Studienaufenthalt in Österreich, zum Arbeiten<br />
während des Studiums sowie zur<br />
Arbeitssuche danach. Als weiteres Service<br />
beinhaltet die Broschüre eine Sammlung<br />
GRATIS-INFOBROSCHÜRE FÜR<br />
AUSLÄNDISCHE STU<strong>DIE</strong>RENDE<br />
wichtiger Kontaktadressen und Beratungsstellen<br />
für ausländische Studierende.<br />
Die Broschüre wird präsentiert vom<br />
Österreichischen Integrationsfonds in<br />
Zusammenarbeit mit dem Staatssekretariat<br />
für Integration, der Wirtscha skammer<br />
sowie Uniko. Sie ist in Deutsch und<br />
Englisch erhältlich.<br />
Du kannst die Broschüre<br />
online lesen unter<br />
www.integrationsfonds.at/publikationen<br />
oder gratis bestellen unter<br />
pr@integrationsfonds.at<br />
TÜRKEN<br />
LIEBEN<br />
TOKIO<br />
HOTEL<br />
Im Internet gibt es nicht nur Shitstorms, sondern<br />
auch „Lovestorms“. In der Türkei ist gerade<br />
so ein Liebessturm für die deutsche Band<br />
Tokio Hotel ausgelöst worden. Grund ist ihr<br />
Musikvideo „Scream“. Da steigt eine wilde<br />
Hausparty und die Bandmitglieder zertrümmern<br />
auf diesem „Wohnungskonzert“ das komplette<br />
Zimmer samt Einrichtung. Nur ein Teil bleibt<br />
heil: Das Portrait von Mustafa Kemal Atatürk<br />
über der Tür. Dieses Videodetail (Minute 1.48)<br />
lässt hunderte Türken auf YouTube begeistert<br />
kommentieren: fünf Sterne für Tokio Hotel aus<br />
der Türkei! Die Geste wird als große Respekterweisung<br />
gesehen. Dass Tokio Hotel jetzt nicht<br />
als die politischen Über-Menschen bekannt<br />
sind, stört dabei keinen. Hauptsache, das Bild<br />
bleibt heil.<br />
Studieren & Arbeiten<br />
in Österreich<br />
DISTRICT-CHECK 67
Leistung kennt keine<br />
Machen Machen Machen wir wir wir Österreich Österreich Österreich stark stark stark<br />
NEIN<br />
zur Unterwanderung<br />
des Sozialsystems.<br />
Grenzen Grenzen<br />
JA<br />
zu qualifizierter<br />
Zuwanderung.<br />
68 W A H R H E I T . T R A N S P A R E N Z . F A I R N E S S
Fotos: Xinhua / Eyevine / picturedesk.com Xinhua / Eyevine / picturedesk.com www.derdiktator-fi lm.de www.nba.com/rockets pixelio.de<br />
fakebook Suche<br />
Startseite Pro l Konto<br />
Informationen<br />
Beruf: Nachwuchs- und<br />
Berufsdiktator<br />
Schule: Schweiz<br />
Wohnt in: dem schönsten<br />
Land der Welt<br />
Beziehungsstatus:<br />
Alle lieben mich<br />
Hobbys: Lego, Basketball<br />
und Paradeshows<br />
Freunde<br />
1 Alle anzeigen<br />
General<br />
Admiral<br />
Fotos<br />
2 von 3 Alben Alle anzeigen<br />
Meine<br />
Raketen<br />
vor 2 Tagen<br />
aktualisiert<br />
Ich<br />
(Kim Jong-un)<br />
vor 15 Tagen<br />
aktualisiert<br />
Kim Jong-un<br />
Pinnwand<br />
Info Fotos Videos Gefällt mir<br />
Kim Jong-un Ab jetzt sollten alle nur noch meine Frisur tragen.<br />
Das ist Gesetz. Außer Frauen, die dürfen gar nicht mehr zum<br />
Friseur.<br />
28. April 2013<br />
Gefällt Kim Jong-un und General Admiral gefällt das<br />
Kim Jong-un - sollten + müssen<br />
28. April 2013 um 08:08 Uhr ∙ Gefällt mir<br />
Die nordkoreanische Presseagentur KCNA verkündet 2 Top-News!<br />
Kim Jong-un wurde zum Sexiest Man Alive gekürt und das NBA-Team<br />
Houston Rockets mischt ab jetzt in der nordkoreanischen Liga mit.<br />
Gefällt Kim Jong-un und General Admiral gefällt das<br />
Kim Jong-un gründet die Gruppe: „No Risk, No Fun“ und ändert<br />
die Privatsphäre-Einstellungen auf „Geschlossene und streng<br />
geheime Gruppe“<br />
Gefällt Kim Jong-un und General Admiral gefällt das<br />
Kim Jong-un Gute Nachrichten! Ausländer dürfen ab jetzt<br />
Handys und Internet in meinem Land benutzen! Schneidet<br />
euch aber gefälligst die Haare kurz, wenn ihr herkommt und<br />
bringt mir Geschenke mit.<br />
13. März 2013<br />
Gefällt Kim Jong-un und General Admiral gefällt das<br />
Kim Jong-un P.S.: Ich mag Kekse<br />
13. März 2013 um 14:22 Uhr ∙ Gefällt mir<br />
Kim Jong-un hat eine neue Spotify – Playlist erstellt<br />
1. Kein Schwein ruft mich an – Max Raabe<br />
2. Hit Me Baby One More Time – Britney Spears<br />
3. Here comes the Boom – P.O.D<br />
4. Wannabe - Spice Girls<br />
5. Rocket Man – Elton John<br />
Kim Jong-un teilt einen Artikel der DWW-Nachrichten<br />
24. Februar 2013<br />
NBA-Team entführt!<br />
www.diewichtigstenweltnachrichten.com<br />
Ganzes NBA-Team wurde von Unbekannten entführt!...<br />
General Admiral gefällt das<br />
Kim Jong-un sendet eine Freundschaftsanfrage an<br />
Jean-Claude Van Damme und Dennis Rodman.<br />
Gefällt Kim Jong-un und General Admiral gefällt das<br />
Werbeanzeige erstellen<br />
Silvesterraketen:<br />
Damit es so richtig knallt.<br />
Basketballtrikot von<br />
Houston Rockets:<br />
Sei der größte Fan!<br />
Transkulturelles Magazin<br />
für neue Österreicher<br />
Hier das „Fakebook“-<br />
Pro l des Monats –<br />
voll fake versteht sich.<br />
Schreibt Teoman Tiftik,<br />
wessen Pinnwand<br />
ihr in der nächsten<br />
Ausgabe lesen wollt:<br />
tiftik@dasbiber.at<br />
FAKEBOOK<br />
69
70<br />
Von Todor Ovtcharov<br />
<strong>DIE</strong> MILLIONEN IM<br />
SCHLEUDERGANG<br />
ICH HATTE SCHON ANGST, dass,<br />
obwohl das Ende der Welt nicht gekommen<br />
war, uns die Maya dafür den ewigen<br />
Winter gebracht haben. Es ist endlich<br />
wieder warm geworden. Die Onkels aus<br />
dem benachbarten Park haben ihr Kartendeck<br />
herausgeholt und sitzen in ihrer<br />
gewohnten Position. Burschen aller Ethnien<br />
rennen in den Kä gen der Stadt dem<br />
Ball hinterher. Es gilt, den nächsten Alaba<br />
zu nden. Aufgewacht vom Winterschlaf,<br />
bereiten sich die Stadt und ihre multikulturellen<br />
Bewohner auf das neue Leben<br />
vor. Der Kreis des Lebens dreht sich, wie<br />
die Trommel einer Waschmaschine<br />
MEIN DEALER SLOBO<br />
Als kleines Kind war ich verrückt nach<br />
Waschmaschinen. Während die anderen<br />
Kinder sich Zeichentrick lme anschauen<br />
wollten, saß ich vor der Waschmaschine.<br />
Ich fühlte mich wie hypnotisiert. Ich<br />
konnte meinen Blick von der magischen<br />
DER KREIS DES LEBENS<br />
DREHT SICH, WIE<br />
<strong>DIE</strong> TROMMEL EINER<br />
WASCHMASCHINE<br />
MIT SCHARF<br />
Trommel der Waschmaschine nicht abwenden.<br />
Deshalb war ich sehr stolz, als ich mir<br />
zum ersten Mal eine Waschmaschine kau e.<br />
Ich nahm sie von meinem Freund Slobodan.<br />
Slobo ist ein freier Künstler, der nebenbei als<br />
Waschmaschinendealer arbeitet. Heutzutage<br />
ist es nicht leicht, Bilder zu verkaufen. Bei<br />
den Waschmaschinen ist es aber anders. Sein<br />
Nachbar Goran kau kaputte Waschmaschinen<br />
aus irgendeiner Fabrik in Serbien, repariert<br />
sie und verkau sie weiter in Wien. Goran<br />
hat aber ein kleines Problem. Er spricht<br />
Deutsch mit einem fürchterlichen Akzent.<br />
Das macht ihn für die Österreicher automatisch<br />
zu einem dubiosen Händler. So kommt<br />
Slobodan ins Spiel. Slobo lebt seit seinem<br />
zehnten Lebensjahr in Wien und spricht<br />
Deutsch wie ein echter Simmeringer. Er hat<br />
sich einige Geschichten ausgedacht, um die<br />
Waschmaschinen besser zu verkaufen – zum<br />
Beispiel ist seine Mutter nach einer heißen<br />
Latinoromanze plötzlich nach Portugal abgereist<br />
und Slobo bleibt keine andere Wahl,<br />
als die Haushaltsprodukte sehr billig zu verkaufen.<br />
So kau e ich mir meine erste Waschmaschine<br />
von Slobodan und Goran. Ich<br />
war sehr stolz auf mich. Noch nie hatte ich<br />
mir etwas Größeres gekau . Außerdem war<br />
die Waschmaschine sehr günstig, was mich<br />
noch stolzer vor meinen Mitbewohnern<br />
machte. Wir brachten sie mit Schweiß an<br />
der Stirn in unsere kleine Küche. Da ich als<br />
kleines Kind immer die Waschmaschinen<br />
beobachtet habe, hatte ich keine Probleme,<br />
sie mühelos zu installieren. Ich rief sogar<br />
meine Eltern in So a an, um mit der Waschmaschine<br />
zu protzen. Nach dem zweiten<br />
Waschgang ist sie kaputt gegangen. Ich versuchte,<br />
Slobodan und Goran zu nden, aber<br />
ich konnte sie nicht erreichen. Die beiden<br />
Waschmaschinenhändler waren wie vom<br />
Erdboden verschluckt.<br />
GELDWASCHEN IN ANZUG<br />
Man sagt, dass die bulgarische Wirtscha<br />
in den Jahren vor der Krise mit dem gewaschenen<br />
Geld der Kommunisten gewachsen<br />
ist. Ich habe keine Ahnung, wie man<br />
Geld wäscht. Ich stelle mir ernste Männer,<br />
die in ihren schwarzen Anzügen vor den<br />
Waschmaschinen stehen, so wie ich früher,<br />
und hypnotisiert auf die Waschmaschinen<br />
schauen. Das gewaschene Geld, so erzählt<br />
man, haben sie in Banken in Zypern und in<br />
Österreich. In Zypern sollen sie viel verloren<br />
haben, was mit dem Geld in Österreich passiert,<br />
werden wir noch erfahren.<br />
Man sagt, dass Geld nicht stinkt. Meine<br />
Socken aber haben schon zu stinken angefangen.<br />
Meine Waschmaschine ist kaputt. Es<br />
bleibt mir nichts anderes, als sie mit Händen<br />
zu waschen. Zumindest kommt ja der Sommer<br />
und die Socken trocknen schnell.
Bleib Zuhause!<br />
kommt<br />
zu Dir.<br />
Check Dir jetzt das Zahl-Soviel-Du-Willst-Abo –<br />
und lass Dir Dein biber regelmäßig nach Hause liefern.<br />
Gehst Du gleich auf www.dasbiber.at/abo
72<br />
Der neue OPEL ADAM<br />
Mehr Stereo,<br />
weniger Stereotyp.<br />
Mit dem IntelliLink Infotainment-System hast du nicht nur dein Navigationsgerät<br />
immer dabei, sondern auch deine ganz persönliche Lieblingsplaylist. Ob vom Smartphone,<br />
MP3-Player, iPod oder Tablet-PC – du bestimmst, was gespielt wird.<br />
opel.at<br />
Verbrauch gesamt in l / 100 km: 5,0 – 5,5; CO 2 -Emission in g / km: 118 –130