Wirth, Herman – Die Ura Linda Chronik - Gnostic Liberation Front
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en mit zwölf Kälbern 1 ; ein junger Saxmann beritt einen wilden Bullen, den er selber gefangen und gezähmt hatte. Mit allerhand Blumen waren sie geziert, und die leinenen Obergewänder der Mädchen waren umbordet mit Gold aus dem Rhein 2 . Als Adela von ihrem Hause auf den Weg kam, fiel ein Blumenregen auf ihr Haupt nieder ; alles jauchzte laut, und die Tuthörner der Knaben gellten über alles hinaus. Arme Adela, armes Volk, wie kurz sollte die Freude hier weilen. Als die lange Schar den Blicken entschwunden war, kam eine Horde Magjaren-Reuter schnurgerade auf Adelas Hiem losgerannt. Ihr Vater und ihr Gatte saßen auf der Stufenbank. Die Türe stand offen, und drinnen stand Adelbrost, ihr Sohn. Als er sah, in welcher Gefahr seine Eltern waren, griff er seinen Bogen von der Wand und schoß nach dem vordersten der Räuber. Dieser wankte und taumelte nieder ins Gras. Dem zweiten und dem dritten war ein gleiches Los beschert. Inzwischen hatten seine Eltern ihre Waffen ergriffen und zogen unbesorgt ihnen entgegen. Sie wären bald von den Räubern gefangen worden, aber da kam Adela. Auf der Burg hatte sie gelernt, alle Waffen zu führen ; sieben Erdfüße war sie lang, und ihr Schwert gleich lang 3 . Dreimal schwang sie es, und als es niederkam war ein Reuter grasfällig. Gefolgsleute kamen um die Ecke des Feldweges heran. Die Räuber wurden gefällt oder gefangen. Doch zu spät. Ein Pfeil hatte ihren Busen getroffen. Verräterischer Magy. In Gift war seine Spitze getaucht, und darob ist sie gestorben. Der Burgmaid Lob Ja, fernbeheimateter Freund, Tausende sind schon gekommen und noch mehr sind unterwegs. Wohl, sie wollen Adelas Weisheit hören. 1 hoklinga = einjährige Kälber. 2 Das tohneka genannte Obergewand möchte Ottema nicht von dem lateinischen tunica ableiten, sondern als Zusammenstellung von to = »zu« und hnekka = »Nacken, Hals« betrachten, also »ein bis zum Hals reichendes Gewand«. 3 Mittelalterliche Herkunft dürfte die Bezeichnung der »Reuter« als »Ritter«, sowie das Zweihänderschwert der Adela und die sagenhaft anmutenden Maße ihrer Gestalt sein. 84
Gewiß ist sie eine Fürstin, denn sie ist immer die fürderste gewesen. O weh, wozu sollte sie dienen ? Ihr Hemd ist von Leinen, ihr Übergewand von Wolle, die sie selber spann und webte. Womit würde sie ihre Schönheit erhöhen? Nicht mit Perlen, denn ihre Zähne sind weißer 1 ; nicht mit Gold, denn ihr Haar ist leuchtender ; nicht mit Steinen. Wohl sind ihre, Augen sanft als Lammesaugen, doch zugleich so glastend, daß man darin mit Scheu nur sehen konnte. Jedoch was rede ich von schön? Ja, Freund, Frya, die sieben Schönheiten besaß, deren ihre Töchter jede eine aber höchstens dreie geerbt haben, Frya war gewiß nicht schöner. Aber wäre sie häßlich gewesen, doch würde sie uns teuer sein. Ob sie reckenhaft war? Lausche, Freund, Adela ist das einzige Kind unseres Grevetmannes. Sieben Erdfüße ist sie hoch, noch größer als ihr Leib ist ihre Weisheit, und ihr Mut ist gleich beiden zusammen. Lug hier, da war einmal ein Fennbrand. Drei Kinder waren auf jenen Grabstein gesprungen. Wind blies scharf. Jedweder schrie, und die Mütter waren ratlos. Da kommt Adela. »Was steht und zaudert ihr«, ruft sie, »versucht Hilfe zu bringen, und Wralda wird euch Kräfte geben.« Da läuft sie nach dem Krylwald, ergreift Gesträuch, versucht eine Brücke zu machen. Nun helfen auch die anderen, und die Kinder sind gerettet. Jährlich kamen die Kinder hier, um Blumen niederzulegen. Da kamen drei phönizische Schiffsleute, die an ihnen freveln wollten. Aber Adela eilte hinzu : sie hatte ihr Schreien gehört. In Ohnmacht schlug sie die Übeltäter, und damit sie es selber gestehen sollten, daß sie unwürdige Männer wären, band sie sie allesamt an einem Spinnrocken fest. Die fremden Herren kamen 1 Das altfriesische, althochdeutsche per(e)la, perala ist entlehnt aus dem frühmittelalt. perula. Da es sich nicht um die altgermanischen Bernsteinperlen oder Glasfluß- oder Emailleperlen handelt, ist dieser Vergleich auf Rechnung des Schreibers von Codex C zu setzen, wenn nicht von D. Der blumige Stil erinnert an die Beschreibung der drei Stammütter der Menschheit und dürfte aus derselben Feder geflossen sein. Aber auch hier wurde Echtes, Altes verarbeitet, sagenhafte Motive von der verehrten und geliebten Gestalt der Adela : dies geht auch aus den mythischen Anklängen hervor, z. B. den »sieben Schönheiten Fryas«, der »sieben Erdfüße« messenden Größe der Adela. 85
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Als Adela von ihrem Hause auf den Weg kam, fiel ein Blumenregen auf<br />
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Magjaren-Reuter schnurgerade auf Adelas Hiem losgerannt. Ihr Vater und ihr<br />
Gatte saßen auf der Stufenbank. <strong>Die</strong> Türe stand offen, und drinnen stand Adelbrost,<br />
ihr Sohn. Als er sah, in welcher Gefahr seine Eltern waren, griff er seinen<br />
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wankte und taumelte nieder ins Gras. Dem zweiten und dem dritten war ein<br />
gleiches Los beschert. Inzwischen hatten seine Eltern ihre Waffen ergriffen<br />
und zogen unbesorgt ihnen entgegen. Sie wären bald von den Räubern gefangen<br />
worden, aber da kam Adela. Auf der Burg hatte sie gelernt, alle Waffen zu<br />
führen ; sieben Erdfüße war sie lang, und ihr Schwert gleich lang 3 . Dreimal<br />
schwang sie es, und als es niederkam war ein Reuter grasfällig.<br />
Gefolgsleute kamen um die Ecke des Feldweges heran. <strong>Die</strong> Räuber wurden<br />
gefällt oder gefangen. Doch zu spät. Ein Pfeil hatte ihren Busen getroffen.<br />
Verräterischer Magy. In Gift war seine Spitze getaucht, und darob ist sie gestorben.<br />
Der Burgmaid Lob<br />
Ja, fernbeheimateter Freund, Tausende sind schon gekommen und noch<br />
mehr sind unterwegs.<br />
Wohl, sie wollen Adelas Weisheit hören.<br />
1 hoklinga = einjährige Kälber.<br />
2 Das tohneka genannte Obergewand möchte Ottema nicht von dem lateinischen tunica<br />
ableiten, sondern als Zusammenstellung von to = »zu« und hnekka = »Nacken, Hals« betrachten,<br />
also »ein bis zum Hals reichendes Gewand«.<br />
3 Mittelalterliche Herkunft dürfte die Bezeichnung der »Reuter« als »Ritter«, sowie das<br />
Zweihänderschwert der Adela und die sagenhaft anmutenden Maße ihrer Gestalt sein.<br />
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