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Wirth, Herman – Die Ura Linda Chronik - Gnostic Liberation Front

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nen, um die Mutter von Texland und die Lampe zu rauben. <strong>Die</strong>se arge Tat bestand<br />

er zur Nacht im Winter bei Sturmgezeit, als der Wind heulte und Hagel<br />

gegen die Fenster prasselte. Der Ausguck, der etwas zu hören vermeinte, entzündete<br />

den Ballen. Sobald das Licht vom Turm auf das Rundwerk fiel, sah<br />

er, daß schon viele gewappnete Männer über den Burgwall gekommen waren.<br />

Nun ging er hin, um die Glocke zu läuten : doch zu spät. Ehe die Wehr kampfbereit<br />

war, wurde die Pforte schon von zweitausenden gerammt. Der Kampf<br />

dauerte darum kurz : denn dadurch, daß die Wehr keine gute Wache gehalten<br />

hatte, kamen alle um.<br />

Während alles im vollen Handgemenge war, hatte sich ein schmutziger<br />

Finne zu der Flete oder dem Bettraum der Mutter eingeschlichen und wollte<br />

sie notzüchtigen. <strong>Die</strong> Mutter wehrte ihn ab, daß er rückwärts gegen die Wand<br />

strauchelte. Als er wieder auf den Beinen war, stach er sein Schwert in ihren<br />

Bauch mit den Worten : »Willst du meine Rute nicht, so sollst du mein Schwert<br />

haben.« Hinter ihm kam ein Schiffer von den Dänemärkern ; der nahm sein<br />

Schwert und hieb den Finnen durch seinen Schädel.<br />

Der Magy ließ die Mutter auf seinem Schiffe pflegen. Als sie nun soweit<br />

heil und besser war, daß sie mit fester Stimme reden konnte, sagte der Magy,<br />

daß sie mit ihm fahren müßte, doch daß sie ihre Lampe und ihre Maiden behalten<br />

sollte ; daß sie einen Staat führen würde, so hoch, wie sie vorher nie gekannt<br />

hätte. Fürder sagte er, daß er sie fragen würde in Gegenwart seiner<br />

Fürnehmsten, ob er Herr über alle Lande und Völker Fryas werden sollte. Er<br />

sagte, daß sie das bejahen und bestätigen sollte, sonst würde er sie unter vielen<br />

Wehen sterben lassen. Als er danach alle seine Fürnehmsten um ihr Lager versammelt<br />

hatte, fragte er laut : »Frana, dieweil du klarsehend bist, sollst du mir<br />

sagen, ob ich einmal über alle Lande und Völker Fryas herrschen werde?«<br />

Frana tat, als beachtete sie ihn nicht. Zuletzt öffnete sie ihre Lippen und<br />

sprach: »Meine Augen werden verdunkelt, doch das andere Licht tagt auf in<br />

meiner Seele. Ja, ich sehe es. Höre, Irtha, und freue dich mit mir. In den Zei-<br />

1 Zutat eines späteren Abschreibers : es dürfte sich bei dem Turmwächter wohl nur um<br />

Luren- oder Hörnerruf gehandelt haben. <strong>Die</strong> »Glocke« ist uns vorgeschichtlich germanisch<br />

noch nicht belegt.<br />

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