Wirth, Herman – Die Ura Linda Chronik - Gnostic Liberation Front

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gehorsam bliebe. Durch alle diese Erzählungen ward das dumme Volk von uns abwendig, und zuletzt fielen sie uns auf den Leib. Aber wir hatten unsere steinerne Burg mit zwei Hörnern nach der See umgebogen. Sie konnten uns darum nicht näher kommen. Jedoch was geschah : ein Egyptaländer, der ein Oberpriester war, hell von Augen, klar von Verstand und licht von Geist sein Name war Sekrops er kam, um Rat zu geben. Als Sekrops sah, daß er mit seinen Leuten unseren Wall nicht berennen konnte, sandte er Boten nach Thyris. Demnach kamen da unerwartet dreihundert Schiffe voller Söldner von den wilden Bergvölkern und befuhren unseren Hafen, derweil wir mit allen Männern auf dem Wall kämpften. Sobald sie den Hafen genommen hatten, wollten die wilden Söldner das Dorf und unsere Schiffe ausrauben. Ein Söldner hatte bereits ein Mädchen geschändet, aber Sekrops wollte das nicht zulassen, und die thyrischen Seeleute, die noch Fryas Blut im Leibe hatten, sagten : »Wenn du das tust, so werden wir den roten Hahn auf unsere Schiffe setzen und dann wirst du deine Berge nicht wiedersehen.« Sekrops, der das Morden und Zerstören nicht liebte, sandte Boten nach Gert, um die Übergabe der Burg von ihr zu fordern : es werde ihr freier Abzug mit aller ihrer treibenden und fahrenden Habe gewährt und ebenso ihren Folgern. Die weisesten der Burgherren, die wohl sahen, daß sie die Burg nicht halten konnten, rieten Gert, daß sie schnell zugreifen sollte, bevor Sekrops wütend würde und anders begänne. Drei Monate später zog Gert von hinnen mit den besten Fryaskindern und siebenmal zwölf Schiffen. Als sie eine Strecke außerhalb des Hafens waren, kamen da wohl dreißig Schiffe von Thyris mit Weibern und Kindern. Sie wollten nach Athen gehen, doch als sie hörten, wie es da beschaffen war, gingen sie mit Gert. Der Seekönig der Thyrier brachte sie allesamt durch die Straße, die zu diesen Zeiten in das Rote Meer auslief. Zuletzt landeten sie am Pangab, das ist in unserer Sprache »fünf Wasser«, weil fünf Flüsse mit ihr nach der See strömen. Hier ließen sie sich nieder. Das Land haben sie Gertmannia geheißen. Als der König von Thyris darauf sah, daß seine besten Seefahrer sich davongemacht hatten, sandte er alle seine Schiffe mit seinen wilden Söldnern ihnen nach, um sie tot oder lebend zu fassen. Aber als sie an die Straße kamen, da bebte See und Erde. Fürder hob Irtha ihren Leib empor, so hoch, daß all das Wasser zur 66

Straße hinauslief und daß alle Wadden und Schären gleich einem Burgwall vor ihnen aufstiegen 1 . Aus den Schriften Minnos Als ich auf diese Weise mit meinen Leuten von Athenia weggefahren war, kamen wir schließlich an eine Insel, die von meinen Leuten Kreta geheißen wurde, wegen der wilden Schreie2 , die das Volk bei unserem Kommen anhub. Als sie aber sahen, daß wir keinen Krieg im Schilde führten, wurden sie zahm, also daß ich zuletzt für ein Boot mit Eisengerät einen Hafenmund und eine Landstätte eintauschen konnte. Doch als wir dort eine Weile ansässig waren und sie bemerkten, daß wir keine Sklaven hatten, da waren sie entsetzt. Aber als ich ihnen erzählt hatte, daß wir Gesetze hätten, um über alle gleich zu berechten, da wollte das Volk auch solche haben. Doch kaum hatten sie diese, so geriet das ganze Land in Verwirrung. Die Fürsten und Priester kamen und klagten, daß wir das Volk aufsässig gemacht hatten, und das Volk kam zu uns um Schutz und Schirm. Doch als die Fürsten sahen, daß sie ihr Reich verlieren würden, da gaben sie dem ‘Volke Freiheit und kamen zu mir wegen eines Asegabuches. Das Volk aber war der Freiheit nicht gewohnt, und die Herren blieben walten nach ihrem Gutdünken. Als dieser Sturm vorüber war, begannen sie Zwiespalt zwischen uns zu sähen. Sie sagten zu meinem Volke, daß ich ihre Hilfe angerufen hätte, um beständig König zu werden. Einmal fand ich Gift in meiner Speise. Als nun ein Schiff aus Flyland sich zu uns versegelt hatte, bin ich damit im Stillen fortgezogen. Indem ich mein eigenes Widerfahren jedoch hier lasse, will ich mit dieser Geschichte allein sagen, daß wir uns nicht mit dem Finda-Volk zusammentun müssen, wannen es auch sei, weil sie voller falscher Ränke sind, gleicherweise zu fürchten als ihre süßen Weine mit tötendem Gifte. 1 Vgl. Einleitung S. 280. 2 Eine Probe der humanistischen Etymologien von Codex C : Wortspiel zwischen Krêta, Namen der Insel, und den »krêta« = Schreie, mnl. crete, nnl. kreet. 67

gehorsam bliebe. Durch alle diese Erzählungen ward das dumme Volk von<br />

uns abwendig, und zuletzt fielen sie uns auf den Leib. Aber wir hatten unsere<br />

steinerne Burg mit zwei Hörnern nach der See umgebogen. Sie konnten uns<br />

darum nicht näher kommen. Jedoch was geschah : ein Egyptaländer, der ein<br />

Oberpriester war, hell von Augen, klar von Verstand und licht von Geist <strong>–</strong> sein<br />

Name war Sekrops <strong>–</strong> er kam, um Rat zu geben. Als Sekrops sah, daß er mit<br />

seinen Leuten unseren Wall nicht berennen konnte, sandte er Boten nach Thyris.<br />

Demnach kamen da unerwartet dreihundert Schiffe voller Söldner von<br />

den wilden Bergvölkern und befuhren unseren Hafen, derweil wir mit allen<br />

Männern auf dem Wall kämpften.<br />

Sobald sie den Hafen genommen hatten, wollten die wilden Söldner das<br />

Dorf und unsere Schiffe ausrauben. Ein Söldner hatte bereits ein Mädchen geschändet,<br />

aber Sekrops wollte das nicht zulassen, und die thyrischen Seeleute,<br />

die noch Fryas Blut im Leibe hatten, sagten : »Wenn du das tust, so werden<br />

wir den roten Hahn auf unsere Schiffe setzen und dann wirst du deine Berge<br />

nicht wiedersehen.« Sekrops, der das Morden und Zerstören nicht liebte,<br />

sandte Boten nach Gert, um die Übergabe der Burg von ihr zu fordern : es<br />

werde ihr freier Abzug mit aller ihrer treibenden und fahrenden Habe gewährt<br />

und ebenso ihren Folgern. <strong>Die</strong> weisesten der Burgherren, die wohl sahen, daß<br />

sie die Burg nicht halten konnten, rieten Gert, daß sie schnell zugreifen sollte,<br />

bevor Sekrops wütend würde und anders begänne. Drei Monate später zog<br />

Gert von hinnen mit den besten Fryaskindern und siebenmal zwölf Schiffen.<br />

Als sie eine Strecke außerhalb des Hafens waren, kamen da wohl dreißig<br />

Schiffe von Thyris mit Weibern und Kindern. Sie wollten nach Athen gehen,<br />

doch als sie hörten, wie es da beschaffen war, gingen sie mit Gert.<br />

Der Seekönig der Thyrier brachte sie allesamt durch die Straße, die zu diesen<br />

Zeiten in das Rote Meer auslief. Zuletzt landeten sie am Pangab, das ist in<br />

unserer Sprache »fünf Wasser«, weil fünf Flüsse mit ihr nach der See strömen.<br />

Hier ließen sie sich nieder. Das Land haben sie Gertmannia geheißen. Als der<br />

König von Thyris darauf sah, daß seine besten Seefahrer sich davongemacht<br />

hatten, sandte er alle seine Schiffe mit seinen wilden Söldnern ihnen nach, um<br />

sie tot oder lebend zu fassen. Aber als sie an die Straße kamen, da bebte See<br />

und Erde. Fürder hob Irtha ihren Leib empor, so hoch, daß all das Wasser zur<br />

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