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Wirth, Herman – Die Ura Linda Chronik - Gnostic Liberation Front

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keimen, wachsen und Früchte tragen mag.« Fürder sprach sie und sagte : »Als<br />

Frya geboren ward, stand unsere Mutter da, nackt und bloß, ungeschützt<br />

gegen die Strahlen der Sonne. Da erwirkte Wralda in ihrem Gemüte Neigung<br />

und Liebe, Angst und Schrecken. Sie sah um sich : ihre Neigung wählte das<br />

Beste und sie suchte Schutz unter der schirmenden Linde. Aber Regen kam,<br />

und sie wurde naß. Jedoch hatte sie gesehen, wie das Wasser an den Blättern<br />

herabträufelte. Nun machte sie ein Dach mit abhängenden Seiten, auf Staken<br />

machte sie das. Aber Sturmwind kam und blies den Regen darunter. Nun hatte<br />

sie gesehen, daß der Stamm Schutz gab. Demnach ging sie hin und machte<br />

eine Wand von Schollen und Soden, erst an einer Seite und fürder an allen<br />

Seiten. Sturmwind kam zurück, wütender als bevor, und blies das Dach weg.<br />

Doch sie klagte nicht über Wralda noch wider Wralda, sondern sie machte ein<br />

Röhrichtdach und legte Steine darauf. Als sie befand, wie hart es ist, sich allein<br />

plagen zu müssen, bedeutete sie ihren Kindern, wie und weshalb sie es getan<br />

hätte. <strong>Die</strong> wirkten und dachten zusammen. Auf solche Weise sind wir zu<br />

einem Hause mit einer schützenden Linde wider die Sonnenstrahlen gekommen.<br />

Zuletzt haben sie eine Burg gemacht und fürder alles andere.<br />

Ist dein Haus nicht stark genug gewesen, so mußt du versuchen, es besser<br />

zu machen.«<br />

»Mein Haus war stark genug«, sagte er, »aber das hohe Wasser hat es aufgehoben<br />

und Sturmwind hat das andere getan.« »Wo stand dein Haus dann«,<br />

fragte Trost. »Längs des Rheines«, sagte der Mann. »Stand es dann nicht auf<br />

einem Nol oder einer Terp«, fragte Trost. »Nein«, sagte er, »mein Haus stand<br />

einsam am Ufer ; allein habe ich es gebaut, aber ich konnte allein dort keine<br />

Terp machen.« »Ich wußte es wohl«, sagte Trost, »die Maiden haben es mir<br />

berichtet. Du hast all dein Leben einen Widerwillen gegen die Menschen gehabt,<br />

aus Furcht, daß du etwas geben oder für sie tun müßtest. Doch damit<br />

kann man nicht weit kommen. Denn Wralda, der mild ist, kehret sich von den<br />

Geizigen ab. Festa hat es uns geraten und über den Toren aller Burgen steht<br />

es geschrieben : ‘Bist du arg nutzbedacht’, sagte Festa, ‘behüte dann deine Nächsten,<br />

hilf dann deinen Nächsten, so werden sie es wieder tun.’ <strong>–</strong> Ist dieser Rat<br />

nicht genug, ich weiß für dich keinen besseren.«<br />

Schamrot ward der Mann und er zog still von dannen.<br />

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