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TOP 100 DER INNEREN MEDIZIN Vorlesung Wintersemester 2005 ...

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<strong>TOP</strong> <strong>100</strong> <strong>DER</strong> <strong>INNEREN</strong> <strong>MEDIZIN</strong><br />

<strong>Vorlesung</strong> <strong>Wintersemester</strong> <strong>2005</strong>/2006<br />

Querschnittsbereich Klinische Pharmakologie<br />

Prof. Dr. G. Hartmann


Inhaltsverzeichnis<br />

2<br />

Aciclovir ............................................................................................................................................................. 4<br />

Allopurinol .......................................................................................................................................................... 6<br />

Alprostadil .......................................................................................................................................................... 7<br />

Aluminiumdistearat ............................................................................................................................................ 8<br />

Amphotericin B .................................................................................................................................................. 9<br />

Amiodaron-HCl ................................................................................................................................................ 11<br />

Amitryptilin ....................................................................................................................................................... 12<br />

Amlodipin ......................................................................................................................................................... 14<br />

Amoxicillin + Clavulansäure............................................................................................................................. 16<br />

Atorvastatin...................................................................................................................................................... 17<br />

ß-Acetyldigoxin ................................................................................................................................................ 18<br />

Bisoprolol ......................................................................................................................................................... 20<br />

Busulfan........................................................................................................................................................... 21<br />

Butylscopolaminiumbromid.............................................................................................................................. 23<br />

Calcitriol ........................................................................................................................................................... 24<br />

Captopril .......................................................................................................................................................... 25<br />

Carbamazepin ................................................................................................................................................. 27<br />

Carbimazol....................................................................................................................................................... 29<br />

Carvedilol......................................................................................................................................................... 30<br />

Ceftazidim........................................................................................................................................................ 31<br />

Ceftriaxon ........................................................................................................................................................ 33<br />

Ciclosporin A.................................................................................................................................................... 35<br />

Ciprofloxacin .................................................................................................................................................... 37<br />

Clarithromycin.................................................................................................................................................. 38<br />

Clindamycin ..................................................................................................................................................... 40<br />

Clonidin............................................................................................................................................................ 41<br />

Clopidogrel....................................................................................................................................................... 43<br />

Colecalciferol ................................................................................................................................................... 44<br />

Colistin ............................................................................................................................................................. 46<br />

Co-Trimoxazol ................................................................................................................................................. 48<br />

Cyclophosphamid ............................................................................................................................................ 49<br />

DEXAMETHASON........................................................................................................................................... 51<br />

Diazepam......................................................................................................................................................... 53<br />

Diclofenac ........................................................................................................................................................ 55<br />

Digoxin............................................................................................................................................................. 56<br />

Dimetindenmaleat............................................................................................................................................ 58<br />

Dopamin .......................................................................................................................................................... 60<br />

Doxazosin ........................................................................................................................................................ 61<br />

Enoxaparin....................................................................................................................................................... 62<br />

Epoetin Alfa ..................................................................................................................................................... 63<br />

Etacrynsäure.................................................................................................................................................... 64<br />

Flucloxacillin .................................................................................................................................................... 65<br />

Fluconazol ....................................................................................................................................................... 66<br />

Gabapentin ...................................................................................................................................................... 68<br />

Gentamicin....................................................................................................................................................... 69<br />

Glimepirid......................................................................................................................................................... 71<br />

Granisetron ...................................................................................................................................................... 72<br />

Hydrochlorothiazid........................................................................................................................................... 74<br />

Hydrocortison (~Cortisol)................................................................................................................................. 76<br />

Ibuprofen.......................................................................................................................................................... 78<br />

Imipenem ......................................................................................................................................................... 80<br />

Isosorbiddinitrat ............................................................................................................................................... 81<br />

Levomepromazin ............................................................................................................................................. 83<br />

Lidocain ........................................................................................................................................................... 85<br />

Loperamid........................................................................................................................................................ 87<br />

Lopinavir + Ritonavir........................................................................................................................................ 89<br />

Lorazepam....................................................................................................................................................... 90<br />

Lormetazepam................................................................................................................................................. 92<br />

Magaldrat......................................................................................................................................................... 93<br />

Melperon.......................................................................................................................................................... 94<br />

Meropenem...................................................................................................................................................... 96<br />

Mesalazin......................................................................................................................................................... 98<br />

Mesna = Mercaptoethansulfonat ..................................................................................................................... 99


3<br />

Metamizol ...................................................................................................................................................... 101<br />

Metformin....................................................................................................................................................... 103<br />

Methylprednisolon.......................................................................................................................................... 105<br />

Metoclopramid ............................................................................................................................................... 107<br />

Metronidazol .................................................................................................................................................. 109<br />

Midazolam ..................................................................................................................................................... 110<br />

Mirtazapin ...................................................................................................................................................... 112<br />

Molsidomin..................................................................................................................................................... 113<br />

Morphin.......................................................................................................................................................... 114<br />

Morphinhemisulfat ......................................................................................................................................... 116<br />

Mycophenolat Mofetil..................................................................................................................................... 118<br />

Paracetamol + Codein ................................................................................................................................... 119<br />

Phenprocoumon ............................................................................................................................................ 121<br />

Phenytoin....................................................................................................................................................... 123<br />

Piritramid........................................................................................................................................................ 125<br />

Pravastatin..................................................................................................................................................... 126<br />

Prednisolon.................................................................................................................................................... 127<br />

Prednison....................................................................................................................................................... 129<br />

Propofol ......................................................................................................................................................... 131<br />

Propranolol .................................................................................................................................................... 132<br />

Ramipril.......................................................................................................................................................... 133<br />

Ranitidin......................................................................................................................................................... 134<br />

Repaglinid...................................................................................................................................................... 135<br />

Rifampicin ...................................................................................................................................................... 137<br />

Ritonavir......................................................................................................................................................... 139<br />

Simvastatin .................................................................................................................................................... 141<br />

Spironolacton................................................................................................................................................. 142<br />

Tacrolimus (früher FK 506)............................................................................................................................ 144<br />

Tamsulosin .................................................................................................................................................... 146<br />

Tazobactam ................................................................................................................................................... 147<br />

Thalidomid ..................................................................................................................................................... 149<br />

Theophyllin .................................................................................................................................................... 150<br />

Tiotropium (-bromid) ...................................................................................................................................... 152<br />

Tobramycin .................................................................................................................................................... 153<br />

Tramadol........................................................................................................................................................ 155<br />

Ursodesoxycholsäure (UDCA) ...................................................................................................................... 157<br />

Valsartan........................................................................................................................................................ 159<br />

Vancomycin ................................................................................................................................................... 160<br />

Verapamil....................................................................................................................................................... 161<br />

Xylometazolin ................................................................................................................................................ 163<br />

Zolpidem ........................................................................................................................................................ 165


Wirkstoff<br />

Aciclovir<br />

Handelsname<br />

Zovirax®<br />

Allgemeines<br />

Gut verträgliches, sekektiv auf infizierte Zellen wirkendes Virustatikum<br />

bei Herpes- simplex Typ I und II und Varizella- Zoster Infektionen einsetzbar<br />

einzige auch parenteral anwendbare Substanz bei HSV-/ VZV- Infektion<br />

Wirkung<br />

Phosphorylierung durch virale Thymidinkinase (selektiv in virusinfizierten Zellen) und zelluläre Kinasen<br />

4<br />

Aktiviertes Aciclovir ist ein Strukturanalogon zum Guanosin- Triphosphat (Nukleosidanalogon) und wird<br />

an dieser Stelle ins Virusgenom eingebaut -> Kettenabbruch bei der Synthese der viralen DNA<br />

außerdem hemmt Aciclovir die virale DNA- Polymerase -> Abbruch der viralen DNA- Synthese<br />

renale Elimination<br />

Nebenwirkung<br />

nephrotoxisch: Auskristallisierung in Nierentubuli<br />

geringe Toxizität durch hohe Selektivität<br />

Indikation<br />

Herpes-simplex-Enzephalitis, Herpes genitalis, Herpes neonatorum, Infektionen durch HSV/ VZV bei<br />

immungeschwächten Patienten, Prophylaxe unter immunsuppressiver Therapie, Herpes zoster, Zoster<br />

oticus<br />

Kontraindikation<br />

Nierenfunktionsstörung<br />

Gravidität, Stillperiode<br />

Hautcreme nicht ins Auge, oral oder vaginal applizieren<br />

Anwendung und Dosierung<br />

Lokal: Salbe, Creme: alle 4h (5x/d) über 5d<br />

systemisch:<br />

p.o.: Herpes simplex, Herpes genitalis 5x 200mg (tagsüber alle 4h) über 5d<br />

Herpes zoster 5x 800mg (tagsüber alle 4h) über 5-7d<br />

i.v.: Herpes genitalis, Herpes zoster ohne Immunsuppression<br />

Erw + Kdr>12J + Neugeborene bis 3 Monate: 3x 5mg/kg (alle 8h) über 5d<br />

Säuglinge ab 3 Monaten bis Kinder >12J: 3x 250 mg/ m² (alle 8h) über 5d<br />

Prophylaxe bei Immunsuppression bei rez. Herpes genitalis:<br />

4 x 200 mg, in schweren Fällen 4 x 400 mg (alle 6 h)<br />

Besonderheiten<br />

Wirkung nur bei Virusvermehrung, keine Wirkung bei latenten Infektionen ohne Virusvermehrung<br />

in nicht infizierten Zellen werden die Nukleosidanaloga nicht phosphoryliert (keine virale Thymidinkinase)<br />

-> diffundieren unverändert aus der Zelle


Interaktionen:<br />

Cimetidin, Probenecid, ggfs. Mycophenolat -> verminderte renale Aciclovir- Elimination<br />

andere nephrotoxische Substanzen -> additive Nephrotoxizität<br />

5


Wirkstoff<br />

Allopurinol<br />

Handelsname:<br />

Zyloric®, Uripurinol®<br />

Allgemeines:<br />

Urikostatikum<br />

Strukturanalogon des Hypoxanthin<br />

6<br />

Oxidation des Allopurinols( HWZ 2-3 Std ) zum ebenfalls wirksamen Metaboliten Oxipurinol~Alloxanthin (<br />

HWZ 20-30 Std )<br />

im Gegensatz zu den Urikosurika auch bei eingeschränkter Nierenfunktion (Dosisreduktion) anwendbar<br />

Wirkung:<br />

reversible Hemmung des Xanthinoxidase-abhängigen Abbaus von Hypoxanthin und Xanthin<br />

wahrscheinlich Minderung der Purinnukleotid-Synthese<br />

Nebenwirkung:<br />

allergische Hautreaktionen<br />

GI-Störungen<br />

selten generalisierte Vaskulitis<br />

zu Therapiebeginn Auslösung eines akuten Gichtanfalls<br />

Indikation:<br />

Hyperurikämie jeglicher Genese, Gichtnephropathie, Uratsteine<br />

Prophylaxe einer Hyperurikämie bei Tumoren/Zytostatikatherapie (massiver Zellzerfall)<br />

Kontraindikationen:<br />

Vorsicht bei eingeschränkter Nierenfunktion<br />

Vorsicht in Schwangerschaft u. Stillzeit<br />

Anwendung und Dosierung:<br />

oral:<br />

z.B. Uripurinol®<br />

Erwachsene:<br />

<strong>100</strong> - 300mg/d ; Max-Dosis 600 – 800mg/d ; maximale Einzeldosis 300mg<br />

Kinder:<br />

10mg/kg/d (3 Einzelgaben)<br />

Besonderheiten:<br />

Auslösung eines Gichtanfalls durch entstehende Alloharnsäure, die zu einer weiteren Überforderung der<br />

renalen Elimination führt: Dadurch akuter Harnsäurerückstau mit Auslösung eines Gichtanfalls=> auf<br />

ausreichende Diurese achten (ggfs.prophylaktische Colchicin-Gabe)<br />

Wechselwirkungen:<br />

bei gleichzeitiger zytostatischer Therapie mit Purin-Antimetaboliten => verzögerter Abbau => Dosisreduktion<br />

der Purin-Antimetaboliten;<br />

Theophyllin, Probenecid, Salicylate, orale Antikoagulantien


Wirkstoff<br />

Alprostadil<br />

Handelsname<br />

Prostavasin ®, Muse ®<br />

Allgemeines<br />

Prostaglandin E1<br />

Wirkung<br />

Vasodilatation<br />

Thrombozytenaggregationshemmung<br />

Als Langzeiteffekte: Endothelstabilisierung, günstige Fettstoffwechseleffekte und erhöhte fibrinolytische<br />

Aktivität.<br />

zunehmende Bedeutung als Alternative zur drohenden Amputation bei AVK;<br />

außerdem Anwendung bei erektiler Dysfunktion<br />

Nebenwirkung<br />

RR-Abfall mit reflektorischer Tachykardie-> Gefahr von „Steal-Effekten“ mit verminderter poststenotischer<br />

Perfusion (cave: Kreislaufüberwachung während der Infusion), Kopfschmerzen, Flush-Reaktionen, GI-<br />

Störungen, Temperaturerhöhung, Verwirrtheit, Krampfanfälle, Schmerz, Erytheme, Ödeme an der<br />

infundierten Extremität, Rötung der infundierten Vene.<br />

Indikation<br />

Chronische arterielle Verschlusskrankheit im Stadium III und IV<br />

erektile Dysfunktion<br />

Kontraindikation<br />

Schwere Herzinsuffizienz, Rhythmusstörungen, KHK, Lungenödem, Lungeninfiltrationen, schwere COPD,<br />

Lebererkrankungen, Gravidität, Stillzeit<br />

Anwendung und Dosierung<br />

i.v., i.a., intracavernöse Injektion, intraurethrales Stäbchen<br />

z.B. bei AVK Stadium III und IV-> i.a. 1x 10 µg per Spritzenpumpe über 60-120 min., bei Nekrosen 20 µg/d<br />

über 60-120 min. oder kontinuierlich 0,1-0,6 ng/kg KG/min über 12h.<br />

Therapiedauer 3 Wochen, bei fehlendem Erfolg Therapieabbruch.<br />

Dosisreduktion bei Niereninsuffizienz<br />

Besonderheiten<br />

Kreislaufüberwachung während der Prostaglandin-Infusion.<br />

7


Wirkstoff<br />

Aluminiumdistearat<br />

Handelsname<br />

Remederm Creme Widmer ®<br />

Allgemeines<br />

8<br />

Kombipräparat in Cremeform, enthält weiterhin Ureat, Retinolpalmitat (Vit. A), α-Tocopherol (Vit. E),<br />

Dexpanthenol u.a.<br />

Wirkung<br />

Polyvalente physikalische Gesamtwirkung; antiirritativ und –erythematös, antipuriginös, antiekzematös;<br />

Hornschicht wird hydratisiert, der Aufbau der Barrierefunktion der Haut gefördert.<br />

Nebenwirkung<br />

In seltenen Fällen Hautreizungen wie Brennen und Rötungen, Überempfindlichkeitsreaktionen an Haut,<br />

Augen und Schleimhaut (Butylhydroxytoluol und Butylhydroxyanisol)<br />

Indikation<br />

a) Unterstützende Therapie bei trockener, gereizter und/ oder geröteter Haut<br />

b) Nachbehandlung von leichten Formen von Neurodermitis und Ekzemen<br />

c) Intervalltherapie bei notwendiger lokaler Corticosteroid-Behandlung<br />

d) Unterstützende Begleitbehandlung der UV-Lichttherapie bei Psoriasis vulgairs<br />

Kontraindikation<br />

Keine Anwendung bei bekannter Überempfindlichkeit gegen einen der Bestandteile, Creme nicht an Augen<br />

oder Schleimhäuten auftragen<br />

Anwendung und Dosierung<br />

Creme zweimal tägl. dünn auftragen und leicht einreiben, Behandlungsdauer bis zu 6 Monate möglich<br />

Besonderheiten<br />

auch als Remederm HC Creme ® mit zusätzlichem Wirkstoff Hydrocortison erhältlich;<br />

Reduziert bei unterstützender Behandlung (Intervalltherapie) der Psoriasis vulgaris und Neurodermitis die<br />

potentiellen Risiken einer kontinuierlichen Therapie.


Wirkstoff<br />

Amphotericin B<br />

Handelsname<br />

AmBisome ® , Ampho- Moronal ®<br />

Allgemeines<br />

Amphotericin B gehört zu den Polyen- Antimykotika<br />

Polyen- Antimykotika stammen aus Streptomyces- Arten<br />

Amphotericin ist das einzige Polyen, das parenteral gegeben werden kann<br />

Wirkung<br />

fungistatisch bis fungizid auf ruhende und proliferierende Keime<br />

Komplexbildung mit Ergosterol (Hauptbaustein der Pilzmembran) → Veränderung der<br />

Membraneigenschaften, insbes. der Fähigkeit zur Erhaltung des Protonengradienten → Blockade von<br />

Transportprozessen<br />

Wirkspektrum: nahezu alle Pilze, keine Dermatophyten<br />

9<br />

Nebenwirkung<br />

parenterale Behandlung wegen der schweren NW nur nach strenger Indikationsstellung u. unter<br />

klinischer Überwachung<br />

Nephrotoxizität ist besonders zu beachten; kann durch Infusion physiologischer Kochsalzlösung gesenkt<br />

werden<br />

Fieber, Schüttelfrost, Übelkeit<br />

Thrombophlebitis an Injektionsstelle<br />

neurotoxisch (v.a. bei intrathekaler/intralumbaler Gabe)<br />

in seltenen Fällen: hepatotoxisch, BB-Veränderungen, Elektrolytveränderungen<br />

Indikation<br />

Schwere Organmykosen, systemische Mykosen<br />

Kontraindikation<br />

Schwere Leber- und Nierenfunktionsstörung<br />

Anwendung und Dosierung<br />

i.v., intrathekal, intralumbal, oral, lokal;<br />

nach oraler Gabe werden nur geringe Serumkonzentrationen erreicht => bei generalisierten Pilzinfektionen<br />

i.v.- Gabe in Form einer Dauertropfinfusion<br />

i.v.: Organmykosen u. generalisierte Mykosen:<br />

Initial 0,1 mg/kg/d, schrittweise Erhöhung auf 0,5-0,7 mg/kg/d, Max-Dosis 1,0 mg/kg/d<br />

Kdr: niedrige Initialdosis, langsame Steigerung auf 0,25 mg/kg/d<br />

p.o.: intestinale Candida-Infektionen:<br />

Prophylaxe 2 x <strong>100</strong> mg; Therapie 4 x <strong>100</strong> mg<br />

Besonderheiten<br />

Wechselwirkungen:<br />

Nephrotox. Substanzen<br />

Digitalis, Muskelrelaxantien → verstärkte Wirkung dieser Substanzen aufgrund Hypokaliämie<br />

Foscarnet, Ganciclovir → renale und hämatologische NW↑


Liposomales Amphotericin B besitzt veränderte Gewebepenetration → wegen des großen<br />

Molekulargewichtes kaum Penetration in die Nierenzelle → höhere Dosen möglich;<br />

wird bei Therapieversagen unter konventionellem Amphotericin B eingesetzt.<br />

10


Wirkstoff<br />

Amiodaron-HCl<br />

Handelsname<br />

Cordarex®<br />

Allgemeines<br />

Klasse- III- Antiarrhythmikum<br />

Wirkung<br />

Blockade spannungsabhängiger Kaliumkanäle in der Repolarisationsphase, dadurch verlängertes<br />

Aktionspotential (QT- Zeit verlängert).<br />

Nebenwirkung<br />

Kardial: Erregungsleitungsstörungen, gering neg. inotrop, geringe intraventrikuläre Leitungsverzögerung<br />

Extrakardial: Mikroablagerungen in der Kornea,<br />

Photosensibilisierung (Erytheme), Schilddrüsenfunktionsstörungen, selten Lungenfibrose<br />

Indikation<br />

Dauertherapie bei therapieresistenten supraventrikulären und ventrikulären Herzrhythmusstörungen<br />

Kontraindikation<br />

dekomp. Herzinsuffizienz, alle Formen einer Leitungsverzögerung, Hypokaliämie, schwere Bradykardien<br />

und Hypotonien, Schilddrüsenerkrankungen, Jodallergien, schwere Lungenerkrankungen, gleichzeitige<br />

Behandlung mit MAO- Hemmern, Neugeborene, Schwangerschaft, Stillzeit<br />

Anwendung und Dosierung<br />

11<br />

i.v.: initial: 5mg/ kg KG über 3 min., nach frühestens 15 min. WH oder 300 mg in Glc 5 % über > 20 min<br />

p.o.: Aufsättigung mit 3 x 200 mg p.o. über 8- 10 Tage, dann Erhaltungsdosis 1 x 200 mg p.o. pro Tag<br />

Besonderheiten<br />

Schilddrüsenwerte sollten vor und regelmäßig während der Therapie überprüft werden, da Amiodaron zu<br />

Schilddrüsenfunktionsstörungen führen kann<br />

Potentes Antiarrhytmikum, aber aufgrund erheblicher extrakardialer NW u. unvorhersehbarer<br />

Pharmakokinetik wird keine generelle Empfehlung für die Dauertherapie gegeben, in der Akuttherapie<br />

supraventrikulärer od. ventrikulärer Tachykardien mit gleichzeitig höhergradiger linksventrikulärer<br />

Dysfunktion ist Amiodaron Mittel der Wahl.


Wirkstoff<br />

Amitryptilin<br />

Handelsname<br />

Saroten®<br />

Allgemeines<br />

Tricyklisches Antidepressivum mit stimmungsaufhellender und sedierender Wirkung, Standardsubstanz<br />

Bevorzugt bei Depressionen mit Erregung<br />

Wirkung<br />

nach einmaliger oder kurzfristiger Gabe, akute Wirkung: (bei Gesunden und psychisch Kranken<br />

nachweisbar)<br />

Hemmung des Reuptake- Mechanismus der Monoamine (Noradrenalin, Dopamin und Serotonin) im<br />

synaptischen Spalt von monoaminergen Neuronen<br />

nach langfristiger Gabe: ( nur bei psychisch Kranken nachweisbar)<br />

Down- Regulation zentraler β- Rezeptoren<br />

Aktivierung postsynaptischer α- Rezeptoren<br />

Verstärkung GABAerger Aktivität im Frontalhirn<br />

- ab erster Woche: sedierende Wirkung<br />

- ab zweiter Woche: thymeretische Wirkung<br />

- ab dritter Woche: thymoleptische Wirkung<br />

ferner: Wirkungsverstärkung von Analgetika durch Schmerzdistanzierung<br />

Nebenwirkung<br />

Zentrale Wirkungen (Schwindel, Kopfschmerzen, Unruhe, Schlafstörungen, Verwirrtheit, Muskeltremor,<br />

Sedierung), anticholinerge Wirkungen (Mydriasis, Glaukom, Mundtrockenheit, Obstipation,<br />

Miktionsstörungen), kardiovaskuläre Störungen (Hypotonie, Tachycardie, Rhythmusstörungen)<br />

allergische Reaktionen der Haut, Exantheme<br />

hepatotoxisch: Transaminaseanstieg, intrahepatische Cholestase, Ikterus<br />

Appetit- und Gewichtszunahme (↑ Non-Compliance)<br />

in der thymeretischen Phase durch Kombination der depressiven Stimmung und der Antriebssteigerung<br />

erhöhtes Risiko für Suizidalität (Wichtig: stationäre Überwachung)<br />

Indikation<br />

Depressive Erkrankungen<br />

Langfristige Schmerzbehandlung im Rahmen eines therapeutischen Gesamtkonzeptes<br />

12


Kontraindikation<br />

Kontraindikationen sind kardial: akuter Herzinfarkt, KHK, Herzinsuffizienz sowie<br />

Überleitungsstörungen<br />

Zentral: Epilepsie<br />

akute Manie<br />

13<br />

Vorsicht bei: Glaukom, Prostatahypertrophie, Pylorusstenose, Kombi mit MAO-Hemmern, Schwangerschaft<br />

und Stillzeit<br />

Anwendung und Dosierung<br />

Per os:<br />

bei depressiven Syndromen und als Bestandteil einer langfristigen Schmerztherapie: Erw: Anf-Dosis 3x 20-<br />

25 mg; Max-Dosis ambulant 150 mg/d, Max-Dosis stationär( depressive Syndrome) 300 mg/d<br />

Parenteral:<br />

bei depressiven Syndromen (stationär): i.v.:1-3 x 50mg/d<br />

i.m.: 25-<strong>100</strong>mg .m. in Einzelgaben von < 25mg<br />

Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren nur bei zwingender Indikation, Max-Dosis 4-5 mg/kg/d<br />

Dosisreduktion bei älteren Pat., Leberinsuffizienz, Niereninsuffizienz<br />

Besonderheiten<br />

Wechselwirkungen:<br />

alle Substanzen mit sedierender od. atemdepressiver Wirkung<br />

Anticholinergika<br />

MAO-Inhibitoren<br />

Clonidin, Guanethidin, Methyldopa<br />

Amiodaron, Chinidin<br />

Intoxikation:<br />

Oft typische Trias: anticholinerges Syndrom, HRST, Schock<br />

Antidot = Physostigmin, Natriumikarbonat


Wirkstoff<br />

Amlodipin<br />

Handelsname®<br />

Norvasc®<br />

Allgemeines<br />

erhöhte cytosolische Ca 2+ -Konzentrationen führen zu gesteigerter Kontraktilität kardialer und vaskulärer<br />

glatter Muskelzellen.<br />

Wirkung<br />

Blockade des Ca 2+ -Einstroms in glatte Muskulatur, Myokard und Erregungsbildungs-/-leitungssystem<br />

Blockade postsynaptischer Ca 2+ -Kanäle vom L-Typ<br />

In therapeutischer Dosierung keine Effekte auf Erregungsbildung und -leitung<br />

Gering negativ inotrope Wirkung auf das Myokard<br />

Arterielle Vasodilatation: Afterload-Senkung >> Preload-Senkung<br />

Dilatation epikardialer Koronarien<br />

Nebenwirkung<br />

Durch Vasodilatation: Kopfschmerz, Wärmegefühl, Flush, periphere Ödeme,<br />

Reflektorische Tachykardie<br />

Gering negativ inotrop<br />

Gefahr der Verstärkung und Auslösung von Angina Pectoris (v.a. bei Monotherapie). Mechanismen: RR<br />

14<br />

sinkt, HF steigt, Steal-Phänomen (verminderte Perfusion poststenotisch durch generalisierte Vasodilatation,<br />

Steal-Phänomen droht besonders bei hochgradigen, proximal gelegenen Koronarstenosen)<br />

Bei Kombination mit Nitraten erhöhte Gefahr von:<br />

Überschiessenden RR-Abfällen (gilt für alle Ca 2+ -Antagonisten)<br />

Reflektorischen Tachykardien (v.a. Nifedipingruppe)<br />

Indikation<br />

Arterielle Hypertonie<br />

Stabile und vasospastische A. pectoris<br />

Kontraindikation<br />

Herzinsuffizienz<br />

Instabile Angina Pectoris (akuter AP-Anfall: wirkt auf art. Schenkel mit Reflextachykardie)<br />

Schwere stenosierende Herzvitien (Aortenklappenstenose), hypertrophe obstruktive Kardiomyopathie<br />

(HOCM) (da durch die Vasodilatation mit Nachlastsenkung ein ausgeprägter RR-Abfall mit<br />

Dekompensation und verminderter Koronarperfusion ausgelöst werden kann<br />

Schwere Hypotension<br />

Schwangerschaft (teratogen)<br />

Koronarsklerose (koronarer Perfusionsdruck sinkt)<br />

Schwere Leberinsuffizienz


Anwendung und Dosierung<br />

Arterielle Hypertonie, stabile Angina Pectoris<br />

Erwachsene: 1x5mg, bei Bedarf nach 4-6 Wochen auf 1x10 mg steigern, Max-Dosis 10mg/d<br />

15<br />

Dosisreduktion bei dialysepflichtiger Niereninsuffizienz<br />

Kinder: Kontraindiziert (unzureichende Erfahrungen)<br />

Besonderheiten<br />

Praktisch vergleichbare Wirkung mit Nifedipin<br />

Bevorzugt periphere Gefäße (gefäßselektiv)<br />

Keine Beeinträchtigung von Erregungsbildung und -leitung<br />

HWZ 2-5 h


Wirkstoff<br />

Amoxicillin + Clavulansäure<br />

Handelsname<br />

Augmentan®<br />

Allgemeines<br />

Kombination eines Aminopenicillins mit einem β-Laktamase-Inhibitor; β-Laktamase-Inhibitoren hemmen<br />

16<br />

einen Teil der β-Laktamasen irreversibel und erweitern so das Wirkspektrum von Penicillinen bei einem Teil<br />

der durch β-Laktamasen induzierten Resistenzen<br />

Wirkung<br />

Penicilline: bakterizid auf proliferierende Keime; Reaktion mit Enzymen der<br />

Zellwandsynthese (Transpeptidasen und Carboxypeptidasen = PBP)<br />

Zellwanddefekte und osmotisch bedingte Bakterizidie<br />

Clavulan von β-Laktamasen in Fragmente aufgespalten, die an β-Laktamasen<br />

säure: kovalent binden und diese inhibieren („Suizidinhibitor“)<br />

Nebenwirkung<br />

allergische Hautreaktionen, Lyell-Syndrom, Anaphylaxie, Vaskulitis, Myoklonien,<br />

Krampfanfälle,Mundtrockenheit, Nausea, Erbrechen, Diarrhoe<br />

insgesamt aber große therapeutische Breite und gute Verträglichkeit<br />

Indikation<br />

Infektionen durch Bakterien, die durch β-Laktamasebildung gegen Penicilline resistent geworden sind: z.B.<br />

Staphylokokken, M. catarrhalis, E. coli, H. influenzae, Klebsiellen, Proteus, Gonokokken, B.fragiglis<br />

Atemwegs-, Harnwegs-, Haut-, Weichteil- und abdominelle Infektionen<br />

Kontraindikation<br />

infektiöse Mononukleose, lymphatische Leukämie, Penicillinüberempfindlichkeit, strenge Indikationsstellung<br />

in Schwangerschaft und Stillzeit<br />

Anwendung und Dosierung<br />

p.o. Erw.+Kdr >12 J: 3 x 625mg od. 2 x <strong>100</strong>0mg<br />

Kdr < 2 J.: 37,5 mg/kg/Tag in 3 Einzelgaben, Max-Dosis: 75<br />

mg/kg/Tag<br />

i.v. Erw.+Kdr >12 J: 3 x 1,2g i.v. (als Kurzinfusion)<br />

Säuglinge ab 3 Mon. + Kdr bis 12 J.: 3 x 20 mg/kg i.v. (langsam i.v. oder Kurzinfusion)<br />

Säuglinge bis 3 Mon.: 2 x 44 mg/kg (Kurzinfusion)<br />

Dosisreduktion bei Krea-Cl < 30ml/min<br />

Besonderheiten<br />

makulöse Exantheme bei infektiöser Mononukleose (deshalb KI); die Kombination bringt in vielen Fällen<br />

keinen entscheidenden Vorteil, die Wirkung von Cephalosporinen wird nicht erreicht


Wirkstoff<br />

Atorvastatin<br />

Handelsname:<br />

Sortis ®<br />

Allgemeines<br />

17<br />

3-Hydroxy-3methlglutaryl-Coenzym-A (HMG-CoA)-Reduktasehemmer ≈ Cholesterin-Synthese-Enzym-<br />

Hemmer (CSE-Hemmer) ≈ Statine<br />

HMG-CoA-Reduktasehemmer sind bedeutendste Lipidsenker<br />

Wirkung<br />

Kompetitive Hemmung der HMG-CoA-Reduktase:<br />

reduzierte Cholesterinbiosynthese<br />

kompensative Zunahme der LDL-Rezeptoren um Cholesterinbedarf zu decken => deutliche Abnahme<br />

des Plasma-LDL<br />

Plaquestabilisierung<br />

Nebenwirkung<br />

Häufig Kopfschmerzen, häufige gastrointestinale Beschwerden, Transaminasenanstieg (Therapiestopp bei<br />

Erhöhung > 3-faches der Norm), CK-Erhöhung und Muskelschmerzen, selten bis zur Myopathie (Absetzen !)<br />

mit Rhabdomyolyse, Myoglobinämie und akutem Nierenversagen (erhöhtes Risiko bei Kombination mit<br />

Ciclosporin, Fibraten).<br />

Indikation<br />

Hypercholesterinämie,<br />

Hyperlipidämie mit dominierender Hypercholesterinämie.<br />

Kontraindikation<br />

Überempfindlichkeit<br />

Aktive Lebererkrankungen, oder bei anhaltendem Transaminasenanstieg auf > 3-faches der Norm<br />

Muskelerkrankungen<br />

Schwangerschaft, Stillzeit<br />

Kinder und Jungendliche bis 18 Jahre(unzureichende Erfahrungen)<br />

Anwendung und Dosierung<br />

z.B. SORTIS ® : Tabletten 10mg, 20mg, 40mg<br />

Anf-Dosis 10 mg/d, Dosianpassung nach frühestens 4 Wochen; Max-Dosis 80mg/d.<br />

Besonderheiten<br />

Die sofortige Gabe von CSE-Hemmern beim akuten Koronarsyndrom scheint zu einer<br />

Plaquestabilisierung und Besserung der Prognose zu führen – weitgehend unabhängig vom Lipidstatus.<br />

Metabolisierung über CYP3A4 → erhöhte Atorvastatin-Plasmakonzentrationen bei Kombination mit<br />

CYP3A4-Inhibitoren;<br />

Weitere WW: Fibrate, Colestipol, Warfarin. Digoxin


Wirkstoff:<br />

ß-Acetyldigoxin<br />

Handelsname:<br />

Novodigal ®<br />

Allgemeines:<br />

Herzglykosid<br />

Wirkung:<br />

Hemmung der Na+-K+-ATPase → positiv inotrop ohne Toleranzentwicklung<br />

Abnahme der Herzfrequenz → negativ chronotrop<br />

Hemmung der AV-Überleitung → negativ dromotrop<br />

Abnahme der Refraktärzeit → gesteigerte Erregbarkeit des Myokards<br />

Senkung der Reizschwelle → Zunahme der ektopischen Reizbildung<br />

Nebenwirkung:<br />

Kardial: Herzrhythmusstörungen, z.B. Schenkelblock, AV-Block, ventrikuläre Tachykardien bis zum<br />

Kammerflimmern, ventrikuläre Extrasystolen<br />

Gastrointestinal: Übelkeit, Erbrechen, Diarrhoe<br />

18<br />

Neurotoxisch: Müdigkeit, Kopfschmerzen, Gelbgrünsehen, psychotische Symptome, Delir, Krämpfe, Koma<br />

Indikation:<br />

Chronische Herzinsuffizienz<br />

Tachyarrythmie bei Vorhofflattern/Vorhofflimmern (gewünschter Effekt: negativ dromotrop)<br />

Therapie und Rezidivprophylaxe von paroxysmalen supraventrikulären Tachykardien<br />

Kontraindikation:<br />

Sick-Sinus-Syndrom, AV-Block II. und III. Grades, schwere Hypokaliämie oder Hypercalciämie, hypertrophe<br />

obstruktive Kardiomyopathie, komplexe ventrikuläre Herzrhythmusstörungen, WPW-Syndrom<br />

Anwendung und Dosierung:<br />

Herzglykoside immer individuell dosieren.<br />

Therapeutische Spiegel: 0,5-2,0 ng/ml<br />

- p.o.: langsame Aufsättigung: 1.-10. Tag: 1 x 0,2-0,3 mg; Erhalt-Dosis 1 x 0,2-0,3 mg/d<br />

schnelle Aufsättigung: 1.-2. Tag: je 3 x 0,2 mg; Erhalt-Dosis 1 x 0,2-0,3 mg/d<br />

Bei Niereninsuffizienz und älteren Patienten ist die Dosierung der Nierenfunktion anzupassen.<br />

- i.v.: langsame Aufsättigung: 1.-4. bzw 5. Tag: je 2 x 0,2 mg; Erhalt-Dosis: 1 x 0,2 mg/d<br />

schnelle Aufsättigung: 1.-2. Tag: je 3 x 0,2 mg<br />

Bei Niereninsuffizienz und älteren Patienten ist die Dosierung der Nierenfunktion anzupassen


19<br />

Erhaltungsdosis sollte bei älteren Patienten bis 65 Jahre 0,375 mg, bei> 65 J. 0,25 mg, bei> 80 J. 0,125 mg<br />

nicht überschreiten.<br />

Besonderheiten<br />

geringe therapeutische Breite; bei Digitalisintoxikation → Digitalis-Antitoxin verabreichen<br />

Hemmung der enteralen Resorption durch Antacida, Laxantien, Cholestyramin, Colestipol, Zytostatika<br />

(Schleimhautschädigung).<br />

Verstärkte Digitaliswirkung durch Betablocker, Hypercalcämie, parenterale Calciumgabe, Hypokaliämie,<br />

Reserpin, Salicylate, Schilddrüsenhormone, Sympathomimetika und Methylxanthine, trizyklische<br />

Antidepressiva


Wirkstoff<br />

Bisoprolol<br />

Handelsname:<br />

Concor®<br />

Allgemeines<br />

Antihypertensivum, Antianginosum, Antiarrhythmikum.<br />

20<br />

Betablocker unterscheiden sich in ihren rezeptorspezifischen (ß1-selektiv = kardioselektiv) und physikalisch<br />

chemischen (Lipophilie/Hydrophilie) Eigenschaften.<br />

Wirkung<br />

kompetitive Hemmung endogener/exogener adrenerger Substanzen am ß1-Rezeptor:<br />

ß1: Herz: neg. inotrop, neg. chronotrop, neg. dromotrop<br />

Fettgewebe: Hemmung der Lipolyse<br />

Niere: verminderte Reninsekretion<br />

(ß2: glatte Muskulatur: Konstriktion/Tonuserhöhung<br />

Pankreas: Hemmung der Insulinsekretion<br />

Skelettmuskel: Hemmung der Glykogenolyse)<br />

„kardioselektive“ Wirkung lässt mit steigender Dosis nach<br />

Nebenwirkung<br />

neg. chronotrop, neg. inotrop, neg. dromotrop, Hemmung der Lipolyse (Erhöhung des<br />

Arterioskleroserisikos), AV-Block, Verstärkung einer Herzinsuffizienz bei zu hohen Anfangsdosen/Gabe im<br />

Stadium der Dekompensation<br />

Bronchokonstriktion, Verstärkung peripherer Durchblutungsstörungen, Hypoglycämieneigung bei Diabetes<br />

mellitus, Verstärkung der Mastzelldegranulation<br />

Indikation<br />

Angina pectoris (KHK), arterielle Hypertonie, chronische Herzinsuffizienz<br />

Kontraindikation<br />

absolut: Bradykardie, manifeste/dekompensierte oder akute Herzinsuffizienz, AV-Block > I.Grades,<br />

obstruktive Atemwegserkankungen, Schocksymptomatik/metabolische Azidose,<br />

Phäochromozytom vor alpha-Blocker-Gabe, Prinzmetal-Angina<br />

relativ: periphere Durchblutungsstörungen, Diabetes mellitus, Hypothyreose,<br />

Schwangerschaft/Stillzeit<br />

Anwendung und Dosierung<br />

Oral.<br />

Dosis individuell, Angina pectoris (KHK), arterielle Hypertonie: Anf-Dosis 1 x 5 mg, bei Bedarf auf 1 x 10 mg<br />

steigern. Blutdruck < 105 mmHg kann 1 x tgl. 2,5 mg ausreichend sein.<br />

Besonderheiten<br />

Betablocker ohne ISA (intrinsische sympathomimetische Aktivität).<br />

Betablocker nicht abrupt absetzen, da Gefahr von schwerer Angina pectoris oder Herzinfarkt<br />

(„Betablockerentzugssyndrom“).<br />

Wechselwirkungen mit Digitalis ( Bradykardie), Insulin ( sinkender BZ), Ca+-Blocker ( neg. Dromo-<br />

und Inotropie nimmt zu)


Wirkstoff<br />

Busulfan<br />

Handelsname<br />

Myleran Tab. ®<br />

Allgemeines<br />

Zytostatikum, gehört zur Klasse der Alkylantien<br />

Wirkung<br />

Durch die Alkylierung von Nucleinsäuren ( DNA, RNA) kommt es zu verschiedenen Veränderungen:<br />

abnorme Basenpaarung, Vernetzung von DNA- bzw. RNA- Strängen → Behinderung der Replikation →<br />

Wachstumsverzögerung bzw. Zellabtötung<br />

immunsuppressive Effekte<br />

Nebenwirkung<br />

Knochenmarksuppression<br />

Leukopenie<br />

Thrombopenie<br />

Hyperpigmentierung der Haut<br />

Ikterus mit Cholestase u. Leberfunktionsstörungen<br />

Linsenveränderungen<br />

Schlaflosigkeit, Schwindel, Angst<br />

Elektrolytstörungen (Hypokaliämie, Hypokalzämie, Hypermagnesiämie)<br />

Erhöhte Harnsäurekonzentrationen<br />

Ovarieninsuffizienz; Sterilität beim Mann<br />

Indikation<br />

CML: Palliative Behandlung in der chron. Phase der Erkrankung.<br />

Polycythaemia vera: verlängerte Remission, bes. in Fällen mit ausgeprägter Thrombozytose<br />

Kontraindikation<br />

Panzytopenie<br />

Bei Lungenschädigung sofort absetzen<br />

Stillzeit<br />

Strenge Indikationsstellung in der Schwangerschaft<br />

Anwendung und Dosierung<br />

Oral<br />

CML: Remissionseinleitung bei Erw.: 0,06 mg/kg KG/Tag ( max. 4mg/ Tag). Bei Leukozytenwerten von<br />

15000-25000/mm 3 bzw. Thrombozytenwerte unter <strong>100</strong>000/ mm 3 Busulfan absetzen<br />

21


22<br />

Erhaltungstherapie bei Erw.wenn Leukozytenwerte auf 50000/ mm 3 angestiegen od. wenn Symptome<br />

wieder auftreten: 0,5-2 mg/Tag<br />

Polycythaemia vera: 4-6 mg/Tag<br />

Kontrolle der Leukozyten- und Thrombozytenwerte wichtig für die Vorgehensweise bei der Therapie!<br />

Besonderheiten<br />

Busilvex (i.v.-Zubereitung von Busulfan), gefolgt von Cyclophosphamid (Bu/Cy2), wird bei erwachsenen<br />

Patienten zur Konditionierung vor einer konventionellen hämatopoetischen Stammzelltransplantation<br />

angewendet, wenn die Kombination als die bestgeeignete Behandlungsmöglichkeit erachtet wird.


Wirkstoff<br />

Butylscopolaminiumbromid<br />

Handelsname<br />

Buscopan®<br />

Allgemeines<br />

Parasympatholytikum, Spasmolytikum<br />

Wirkung<br />

Peripheres Anticholinergikum<br />

Kompetitive Hemmung der Effekte von Acetylcholin am Muscarinrezeptor.<br />

23<br />

quartäre Stickstoffverbindung (hydrophil) → nicht liquorgängig;<br />

bevorzugte Wirkung an der glatten Muskulatur des Verdauungstraktes und der ableitenden Harnwege<br />

Nebenwirkung<br />

Anticholinerge NW wie Hemmung der Schweiß- und Speichelsekretion, Miktionsstörungen, Tachykardie.<br />

Akkomodationsstörungen v.a. bei i.v.-Gabe.<br />

Indikation<br />

Spasmen der glatten Muskulatur des Magen- Darm- Trakts, der Gallenwege, der Harnwege sowie der weibl.<br />

Geschlechtsorgane<br />

Kontraindikation<br />

Glaukom, Prostatahypertrophie, Stenosen im Magen- Darm- Trakt, mechanische Stenosen der Harnwege,<br />

tachykarde HRST, Myastenia gravis<br />

Strenge Indikationsstellung in Schwangerschaft und Stillzeit<br />

Anwendung und Dosierung<br />

p.o.: Erw + Schulkinder: 3 x 10-20 mg; Max-Dosis 60 mg/d<br />

parenteral: Erw: 20-40 mg, Max-Dosis <strong>100</strong> mg/d<br />

Jugdli + Kdr: 0,3-0,6 mg/kg (Max-Dosis 1,5 mg/kg/d)<br />

Rektal: Erw + Schulkinder: 3-5 x 1-2 Supp (10 mg)<br />

Besonderheiten<br />

< 1 J.: 3-5 x 1 Supp (7,5 mg)<br />

bis 12 Mon.: 2-3 x 1 Supp (7,5 mg)<br />

Anticholinerge Wirkung von trizyklischen Antidepressiva, Chinidin, Antihistaminika u.a. sowie die tachykarde<br />

Wirkung von Betasympathomimetika können durch Butylscopolaminiumbromid verstärkt werden.


Wirkstoff<br />

Calcitriol<br />

Handelsname<br />

Rocaltrol®<br />

Allgemeines<br />

24<br />

Calcitriol = 1,25-Dihydroxycholecalciferol, Vitamin-D 3 -Metabolit, biologisch aktive Form von Vitamin D3, so<br />

genanntes D-Hormon, wird in der Niere aus seinem Vorläufer, 25-Hydroxycholecalciferol, gebildet<br />

Wirkung<br />

Colecalciferol (Vit. D3) wird in einem ersten Schritt zu 25-OH-D3 und im nächsten Schritt zu dem biolog.<br />

aktiven 1,25(OH)2 D3 (Calcitriol) hydroxyliert.<br />

Bindung an spez. zytosol. Rezeptor u.a. in Nieren- u. Darmepithelien, Osteozyten → Transfer des Hormon-<br />

Rez-Komplexes in den Zellkern → Stimulation der Bildung von Proteinen, die am Ca-Transport + Ca-<br />

Stoffwechsel beteiligt sind:<br />

enterale Ca 2+ - und HPO4 2- - Reabsorption<br />

renale Ca 2+ - Reabsorption<br />

Ca 2+ - Resorption aus dem Knochen<br />

→ Ca 2+ - Konz. Im Serum ↑, HPO4 2- -Konz. Im Serum ↑<br />

Nebenwirkung<br />

Hyperkalzämie, Nausea, Erbrechen, Kalzifizierung verschiedener Organe, Nierensteine<br />

Indikation<br />

Renale Osteodystrophie, Hypoparathyreoidismus, hypophosphatämische Rachitis (Vitamin-D-resistente<br />

Rachitis)<br />

Kontraindikation<br />

Hyperkalzämie, Verdacht auf eine Hypervitaminose D, strenge Indikationsstellung in Gravidität und Stillzeit<br />

Anwendung und Dosierung<br />

Oral<br />

z.B. Rocaltrol 0,25μg 1x/Tag oral (Dosissteigerung nach Serum-Ca)<br />

Besonderheiten<br />

Voraussetzung für die optimale Wirksamkeit von Calcitriol ist eine ausreichende Calciumzufuhr (bei<br />

Erwachsenen ungefähr 800 bis 1.000 mg täglich)


Wirkstoff<br />

Captopril<br />

Handelsname<br />

Lopirin®, Tensobon®<br />

Allgemeines<br />

ACE-Hemmer, Antihypertonikum<br />

Wirkung<br />

Hemmung des Angiotensin-Converting-Enzyms<br />

Abnahme des vasokonstriktorischen Angiotensin II<br />

Abnahme der Aldosteron-Sekretion (Verminderung der Natrium- und Wasserretention)<br />

Wirkungsverlängerung des Bradykinins (=Vasodilatation)<br />

Hemmung bzw. Rückbildung der Myokard- oder Gefäßhypertrophie<br />

Verhinderung des Remodelling bei Myokardinfarkt<br />

Nephroprotektion (verminderte Proteinurie und Progression d. Nierenerkrankung)<br />

Nebenwirkung<br />

überschießende Blutdrucksenkung / Hypotonie -> Versuch einer niedrigen Testdosis<br />

Hyperkaliämie<br />

Niereninsuffizienz<br />

angioneurotisches Ödem<br />

unproduktiver Reizhusten<br />

allergische Reaktionen<br />

Geschmackstörrungen<br />

Proteinurie<br />

Knochenmark-Depression (bei immungeschwächten Pat. mit Niereninsuffizienz)<br />

Indikation<br />

arterielle Hypertonie<br />

chronische Herzinsuffizienz nach Myokardinfarkt<br />

diabetische Nephropathie<br />

Kontraindikation<br />

Schwangerschaft, Stillzeit<br />

Nierenarterienstenose bds. oder bei Einzelniere<br />

Aortenstenose, Stenosen des Ausflußtraktes<br />

Anwendung und Dosierung<br />

Art. Hypertonie: Anfangsdosis: 2 x 12,5 mg, Erhaltdosis:2 x 25 mg, max. Dosis:3 x 50 mg<br />

Herzinsuffizienz: Anfangsdosis: 2 x 6,25 mg, Erhaltdosis:25-75 mg/d, max. Dosis:3 x 50 mg<br />

Diab. Nephropthie: einschleichende Dosiserhöhung, Erhaltungsdosis 3 x 25 mg<br />

Besonderheiten<br />

Erster Vertreter der ACE-Hemmer, SH-Gruppen-haltig, kurze Wirkdauer<br />

renale Elimination<br />

keine Toleranzentwicklung bei LZ-Therapie<br />

keine Reflextachykardie<br />

25


keine Verschlechterung der Stoffwechsellage<br />

26<br />

Interaktionen:<br />

blutdrucksenkende Pharmaka: Antihypertensiva, Betablocker, Diuretika, Nitrate, Vasodilatoren,<br />

Barbiturate, Phenothiazine, trizyklische Antidepressiva, Alkohol, Narkotika -> additive RR- Senkung<br />

Allopurinol, Glukokortikoide, Immunsuppressiva, Procainamid, Zytostatika -> erhöhte Gefahr von<br />

Blutbildveränderungen<br />

NSAID -> Hemmung der Prostaglandinsynthese (PG E: vasodilatatorisch), Na + - und Wasserretention -><br />

verminderte RR- Senkung<br />

Kalium, kaliumsparende Diuretika (Spironolacton, Amilorid, Triamteren), Heparin -> Hyperkaliämie<br />

Lithium -> verminderte renale Lithiumelimination -> verstärkter Lithiumeffekt<br />

orale Antidiabetika, Insulin -> verstärkte Blutzuckersenkung, Blutzuckerschwankungen<br />

SH- Gruppe des Captopril soll im Vergleich zu den anderen ACE- Hemmern (keine SH- Gruppe)<br />

vermehrt Geschmackstörung, Exantheme und Neutropenien verursachen<br />

weitere Anwendung: Captopril- Test


Wirkstoff<br />

Carbamazepin<br />

Handelsname<br />

Tegretal®, Timonil®<br />

Wirkung<br />

Wirkmechanismus bisher nicht geklärt, ähnlicher Mechanismus wie bei Phenytoin<br />

Blockade von Na-Kanälen führt zu Membranstabilisierung erregbarer Zellen → antiepileptisch<br />

Nebenwirkung<br />

allergische Haut- und Blutveränderungen: häufig Leukopenie, Agranulozytose, aplastische Anämie<br />

Müdigkeit, Ataxie, Diplopie<br />

Appetitlosigkeit, Mundtrockenheit, Nausea. Vomitus<br />

Veränderung von Leberfunktionswerten<br />

Hyponatriämie<br />

Indikation<br />

Epilepsie: einfache u. komplexe partielle Anfälle, Grand mal, gemischte Epilepsieformen<br />

Genuine Glossopharyngeus-Neuralgie<br />

Schmerzhafte diabetische Neuropathie<br />

Trigeminusneuralgie<br />

Anfallsverhütung beim Alkohol-Entzugssyndrom<br />

bei Lithiumunverträglichkeit Alternative bei manisch-depressiver Phasen<br />

Kontraindikation<br />

Leukopenie<br />

allerg.Exantheme<br />

atrioventrikulärer Block<br />

gleichzeitige Behandlung mit MAO-Hemmern<br />

gleichzeitige Behandlung mit Voriconazol<br />

Anwendung/ Dosierung<br />

p.o.<br />

Epilepsie: einfache u. komplexe partielle Anfälle, Grand mal: Anfangsdosis als abendliche Einmalgabe<br />

27<br />

Retard-Tabl., Erhaltdosis als 2 Einzeldosen Retard-Tabl.<br />

Erw: Anf-Dosis 200-400 mg/d, langsame Steigerung auf Erhaltdosis 800-1200 mg/d<br />

Max-Dosis: 1600<br />

Kinder Erhaltdosis: 10-20 mg/kg/d (je nach Alter unterschiedlich)<br />

Trigeminusneuralgie: initial: 200-400 mg/d, ggfs auf 400-800 mg/d steigern<br />

Schmerzhafte diabetische Neuropathie: 600 mg/d, Max-Dosis: 1200 mg/d<br />

Alternative bei manisch-depressiver Phasen: 200-400 mg/d, Max-Dosis 800 mg/d<br />

Anfallsverhütung beim Alkohol-Entzugssyndrom: ca. 600 mg/d<br />

Dosisreduktion bei Leber-, Niereninsuffizienz u. bei älteren Pat.


Besonderheiten<br />

28<br />

nur langsame und stark variable Resorption nach oraler Gabe<br />

starke Enzyminduktion in der Leber: Beschleunigung des eigenen Abbaus, des Abbaus von<br />

Antikoagulantien, Kontrazeptiva<br />

Kombination mit Phenytoin: Carbamazepin wird beschleunigt metabolisiert<br />

Wechselwirkung:<br />

Carbamazepin ist CYP2C19- und CYP3A4-Induktor → zahlreiche Interaktionen<br />

durch Erythromycin und Cimetidin wird der Carbamazepinserumspiegel erhöht.


Wirkstoff<br />

Carbimazol<br />

Handelsname<br />

Neo- Thyreostat®, Carbimazol HEXAL®<br />

Allgemeines<br />

Thyreostatikum aus der Gruppe der Thionamide<br />

Wirkung<br />

Hemmung der Schilddrüsenhormonsynthese durch Blockierung der Schilddrüsen- Peroxidase, die die<br />

Jodisation von Tyrosin katalysiert<br />

Nebenwirkung<br />

Diffuse Struma<br />

Allergische Hautreaktionen (Pruritus, Exanthem)<br />

Thrombozytopenie, Agranulozytose<br />

GI- Störungen (Übelkeit, Erbrechen)<br />

Leberschäden, Cholestase<br />

29<br />

Indikation<br />

Konservative Behandlung der Hyperthyreose (bei kleiner oder fehlender Struma) oder<br />

Operationsvorbereitung (Ziel jeweils euthyreote Stoffwechsellage)<br />

Vorbereitung einer Radioiodtherapie (Vermeidung von thyreotoxischer Krise) Intervalltherapie nach<br />

Radioiodtherapie (Überbrückung bis zum vollen Wirkeintritt)<br />

Kontraindikation<br />

Allergie<br />

Frühere Knochenmarksschädigung nach Behandlung mit Carbimazol oder Thiamazol<br />

Schwere Lebererkrankungen<br />

Vorsicht in der Schwangerschaft, Propylthiouracil bevorzugen<br />

Anwendung und Dosierung<br />

Konservative Hyperthyreosetherapie: Anfangsdosis 40- 60 mg/d, Erhaltungsdosis 5-20 mg/d, Substitution<br />

von Schilddrüsenhormonenen üblich, alternativ Monotherapie 2,5-10 mg/d<br />

Prophylaxe vor diagnostischer Gabe jodhaltiger Substanzen: 10- 20 mg Carbimazol plus 1 g<br />

Perchlorat über 8- 10d<br />

Kinder: Initial 0,5- 0,7 mg/kg KG/d, Erhaltungsdosis 0,3- 0,5 mg/kg KG/d<br />

Dosisreduktion bei Leberinsuffizienz<br />

Schwangerschaft: niedrigst wirksame Dosis (2,5-10 mg/d) in Monotherapie<br />

Stillzeit: strenge Indikationsstellung, max. 10 mg/d in Monotherapie<br />

Besonderheiten<br />

Wird in Darm und Blut zu Thiamazol umgewandelt → höhere Dosis im Vergl. zu Thiamazol<br />

Latenz der Wirkung von 6-8 d, da Hemmung der Hormonsynthese, nicht aber der Inkretion von T3 und T4<br />

(HWZ T4 ~ 8d) ins Blut


Wirkstoff<br />

Carvedilol<br />

Handelsname®<br />

Dilatrend<br />

Allgemeines<br />

Hybridblocker: kombinierte Alpha1- und Beta-Blockade<br />

Wirkung<br />

30<br />

Blutdrucksenkung durch Vasodilatation (Alpha1-Blockade) bei nur gering vermindertem HZV(Effekt d. Beta-<br />

Blockade, da es wie bei d. Vasodilatatoren sonst zur kompensatorischen HZV-Zunahme kommt)<br />

Nebenwirkung<br />

negative Inotropie (RR sinkt), negative Chronotropie (Bradykardie), negative Dromotropie (SA-/AV-<br />

Blockierungen),erhöhte Triglyzeride + Lipoproteine (Hemmung Lipolyse);Sedation, Kopfschmerz,<br />

Schwindel;Rebound-Effekt:nach längerer Therapie mit Beta-Blockern (Empfindlichkeit gegenüber Beta-<br />

Sympathomimetika gesteigert, da Beta-Rez. auf Membranoberfläche bei längerer Therapie zunehmen)<br />

Indikation<br />

Angina pectoris (KHK),arterielle Hypertonie, chronische Herzinsuffizienz<br />

Kontraindikation<br />

Bradykardie,manifeste/dekomp.Herzinsuffizienz,AV-Block > 1.Grades,COPD,Schock/meta-bol.<br />

Azidose,Prinzmetal-Angina,Phäochromozytom vor Alpha-Blocker-Gabe,periphere Durchblutungsstörung<br />

(Raynaud-Syndrom),Hypothyreose, Asthma bronchiale, Stillzeit<br />

Strenge Indikationsstellung in der Schwangerschaft<br />

Anwendung und Dosierung<br />

Angina pectoris (KHK): initial 2 x 12,5mg/d, ab 3. Tag 2 x 25 mg<br />

arterielle Hypertonie: initial 1 x 12,5 mg/d, ab 3. Tag 1 x 25 mg<br />

chronische Herzinsuffizienz: initial 2 x 3,125 mg/d für 2 Wo., dann Verdoppelung alle 2 Wo., Erhalt-Dosis 2 x<br />

25 mg<br />

Besonderheiten<br />

Einschleichend und ausschleichend dosieren!


Wirkstoff<br />

Ceftazidim<br />

Handelsname<br />

Fortum®<br />

Allgemeines<br />

ß-Lactam- Antibiotikum, parenterales Cephalosporin der Gruppe 3b<br />

Wirkung<br />

Bakterizide Wirkung auf proliferierende Erreger durch Hemmung der Zellwandsynthese.<br />

Reaktion mit PBP (Transpeptidasen und Carboxypeptidasen), dadurch Zellwanddefekte und osmotisch<br />

bedingte Bakterizidie.<br />

Antibakterielles Spektrum ähnlich Cefotaxim-Gruppe (zusätzl. gegen P. aeruginosa): Gonokokken,<br />

Meningokokken, Enterobacteriaceae, Haemophilus influenzae, Pseudomonas, A-Streptokokken,<br />

Pneumokokken<br />

Nebenwirkung<br />

• Candidiasis<br />

• Eosinophilie, Thrombozytose<br />

• Kopfschmerz, Schwindel<br />

• Phlebitis, Thrombophlebitis<br />

• Vorübergehender Anstieg von Leberenzymen<br />

• Allergische/ anaphylaktische Reaktionen<br />

• GIT- Beschwerden<br />

• Urticaria, makulo-papulöse Exantheme<br />

Indikation<br />

Schwere bis lebensbedrohliche Infektionen (Atemwege, HNO, Harnwege, Haut, Weichteile, Knochen,<br />

Sepsis, Meningitis, Peritonitis)<br />

Kontraindikation<br />

Gravidität und Stillzeit: strenge indikationsstellung<br />

Anwendung und Dosierung<br />

i.v., i.m.<br />

Erw:<br />

31<br />

• schwere Infektion mit hochsensiblem Erreger: 2x 1 g /d<br />

• schwere Infektion mit mehreren mässig bis hochsensiblen Erregern: 3x1 g/d<br />

• lebensbedrohliche Infektion, unklarer Fokus: 3x2 g/d<br />

• spezifische Indikation (Mukoviszidose): 3x 2-3 g/d


Kinder 1-14 J.: 2x15-50mg/kg/d, Max-Dosis 6 g/d<br />

Dosisreduktion bei Niereninsuffizienz<br />

Dosierung bei älteren Pat.: Akutphase: Max-Dosis 3 g/d, ansonsten entsprechend der Nierenfunktion<br />

Besonderheiten<br />

32<br />

Breitestes Spektrum, hohe Affektivität gegen Pseudomonas; bei schweren Infektionen (v.a. P. aeruginosa)<br />

mit Aminoglykosid kombinieren.<br />

ß-laktamasestabil und deutlich erweitertes Spektrum im gramnegativen Bereich, aber reduziert im<br />

grampositiven Bereich mit unzureichender Staphylokokkenwirksamkeit- Wirkungslücken durch Kombination<br />

schliessen (Aminoglykoside)<br />

Interaktion mit oralen Kontrazeptiva, Antikoagulantien, Thrombozytenaggregationshemmern, NSAID,<br />

Probenecid, bakteriostatischen Antibiotika<br />

Häufig positiver Coombs-Test


Wirkstoff<br />

Ceftriaxon<br />

Handelsname<br />

Rocephin®<br />

Allgemeines<br />

33<br />

ß-Laktamantibiotikum aus der Gruppe der Cephalosporine<br />

Cefotaximgruppe: Gruppe 3a der parenteralen Cephalosporine<br />

Frühere Bezeichnung: 3. Generation, Breitspektrumcephalosporine<br />

Cephalosporine leiten sich von der 7-Aminocephalosporansäure ab<br />

Unempfindlich gegen ß-Laktamasen der Staphylokokken<br />

Unterschiedliche Empfindlichkeit gegen ß-Laktamasen gramnegativer Keime<br />

Durch die Weiterentwicklung der Cephalosporine verschiebt sich das Wirkspektrum vom grampositiven in<br />

den gramnegativen Bereich!<br />

Wirkung<br />

bakterizid auf proliferierende Bakterien (selektiv):<br />

Reaktion mit den sog. PBP (Penicillin-bindende-Proteine)<br />

Die PBP dienen der Synthese der Bakterienzellwand und kommen beim<br />

Menschen nicht vor<br />

durch Reaktion des ß-Laktamantibiotikums mit Enzymen der Zellwandsynthese (Transpeptidasen und<br />

Carboxypeptidasen = PBP) kommt es bei proliferierenden Bakterien zu Zellwanddefekten und zur osmotisch<br />

bedingten Bakterizidie<br />

kaum intrazelluläre Wirkung<br />

Speziell Cefotaxime:<br />

Beta-laktamasestabil und deutlich erweitertes Wirkspektrum im gramnegativen Bereich, reduziert im<br />

grampositiven Bereich mit unzureichender Staphylokokkenwirksamkeit → bei schweren Infektionen<br />

Wirkungslücken ( Pseudomonas, Enterokokken, Anaerobier) durch Kombination (z.B. Aminoglykosid)<br />

schließen<br />

Nebenwirkungen<br />

Veränderungen der Blutbestandteile<br />

Erhöhung von Leberenzymen<br />

Selten Pankreatitis<br />

Gastrointestinale Beschwerden<br />

Überempfindlichkeitsreaktionen<br />

Indikation<br />

Sehr breites Spektrum, zur ungezielten und gezielten Therapie lebensbedrohlicher Infektionen, v. a. in<br />

Kombination mit einem Aminoglykosid oder Acylaminopenicillin


Wirkspektrum Indikation<br />

Gramnegativ:<br />

- Gonokokken, Meningokokken<br />

- Enterobacteriaceae:<br />

E. coli, Salmonella spp., Kleb-<br />

siella spp., Proteus spp.<br />

- Haemophilus influencae<br />

( bei Ampicillinresistenz)<br />

- Pseudomonas (Ceftazidim)<br />

Grampositiv:<br />

- A-Streptokokken, Pneumo-<br />

kokken<br />

Kontraindikation<br />

Gravidität => strenge Indikationsstellung<br />

Stillzeit => kontraindiziert<br />

Anwendung und Dosierung<br />

34<br />

Lebensbedrohliche Infektionen:<br />

- Pneumonie<br />

- Sepsis<br />

- Meningitis<br />

Erwachsene + Kinder > 12 Jahre: 1 x 1-2 g / d<br />

- Wund- und Gewebsinfek-<br />

tionen => gezielte oder unge-<br />

zielte Therapie<br />

schwerste Haemophilus-<br />

Infektionen<br />

bei schwersten Infektionen / mäßig empfindlichen Erregern: 1 x 4 g / d<br />

Kinder < 12 Jahre + Säuglinge > 2 Wochen: 20 – 80 mg / kg KG / d<br />

Früh- und Neugeborene: Maximal 50 mg / kg KG / d<br />

Spezielle Indikationen<br />

Bakterielle Meningitis:<br />

Therapiebeginn mit <strong>100</strong> mg / kg KG / d => Maximal 4 g / d<br />

Dosisreduktion nach Empfindlichkeitsbestimmung des Erregers<br />

Lyme-Borreliose:<br />

Kinder 1 x 50 mg / kg KG => Maximaldosis 2 g / d über 14 Tage<br />

Erwachsene 1 x 2 g / d<br />

Besonderheiten<br />

Keine Kombination mit bakteriostatischen Antibiotika (Tetracycline, Sulfonamide, Chloramphenicol) bei der<br />

Therapie von Monoinfektionen, da ß-Laktamantibiotika nicht mehr wirken können => nur bakterizid auf<br />

proliferierende Keime!<br />

Bei gleichzeitigen schweren Leber- und Nierenschäden sind die Konzentrationen im Plasma zu kontrollieren<br />

Direkter Coombs-Test kann positiv ausfallen<br />

Schädigung der Erythrozytenoberfläche durch Cephalosporine


Wirkstoff<br />

Ciclosporin A<br />

Handelsname<br />

Sandimmun®<br />

Allgemeines<br />

Immunsuppressivum, cyclisches Polypeptid<br />

Wirkung<br />

Calcineurininhibitor; Hemmung der Interleukin-2-Produktion und -Freisetzung aus den T-Helferzellen →<br />

gehemmte Aktivierung der T-Lymphozyten und damit Unterdrückung der zellulären Immunantwort<br />

Nebenwirkung<br />

35<br />

Nephrotoxisch (wichtigste NW; dosisabhängig u. reversibel)<br />

neurotoxisch (Tremor, Parästhesien, Kopfschmerzen bis hin zu Krampfanfällen) Blutdruckanstieg<br />

Gingivahyperplasie, Hirsutismus, hepatotoxisch, Haarausfall, Hyperkaliämie, erhöhte Infektanfälligkeit,<br />

erhöhtes Malignomrisiko<br />

Indikation<br />

Immunsuppression nach Organ-/ Knochenmarktransplantation (Prophylaxe und Behandlung der<br />

Transplantat-Abstoßung), Prophylaxe und Therapie der Graft-versus-host-Krankheit, schwere<br />

therapieresistente endogene Uveitis mit Erblindungsgefahr, schwerste therapieresistente Formen der<br />

Psoriasis, steroidresistentes nephrotisches Syndrom glomerulärer Genese, schwere rheumatoide Arthritis,<br />

therapieresist. Atop. Dermatitis<br />

Kontraindikation<br />

Schwangerschaft,Stillzeit<br />

Cave: bei schwerer Niereninsuffizienz, schwerer Hypertonie, schweren Infektionen, Malignomen<br />

Anwendung und Dosierung<br />

p.o., i.v.; je nach Indikation sehr unterschiedlich, individuell sehr unterschiedlich<br />

z.B. Sandimmun p.o. bei Organtransplantation: Initialdosis 10-14mg/kg KG (2 Einzeldosen) innerhalb 12 Std.<br />

vor der Transplantation bis 1-2 Wochen postoperativ, dann Reduktion unter Spiegelkontrolle bis zu einer<br />

Erhaltungsdosis von 2-6 mg/kg/d<br />

Besonderheiten<br />

Drugmonitoring und Dosisoptimierung anhand des Serumspiegels; Kontrolluntersuchungen;


Wechselwirkungen:<br />

36<br />

Zahlreiche Interaktionen wegen Metabolismus über CYP3A4:<br />

Wirkungsverstärkung durch: Allopurinol, Amphotericin B, Ca-Antagonisten, Doxycyclin, Ketoconazol,<br />

Itraconazol, Fluconazol, orale Kontrazeptiva, Makrolide, Propafenon, Grapefruitsaft<br />

Wirkungsabschwächung durch: Antiepileptika, Barbiturate, Metamizol, Rifampicin, i.v. Trimethoprim<br />

Wirkungsverstärkung von: Digoxin, Prednison, Colchicin, Lovastatin<br />

Erhöhte Nephrotox. bei Einnahme von Aminoglykosiden, Amphotericin B, Colchicin, Ciprofloxacin, NSAR,<br />

Trimethoprim<br />

Gefahr der Hyperkaliämie bei Einnahme kaliumsparender Diuretika, kaliumreicher Kost<br />

Cave: andere hepatisch metabolisierte AM


Wirkstoff<br />

Ciprofloxacin<br />

Handelsname:<br />

Ciprobay®<br />

Allgemeines<br />

Fluorchinolon-Antibiotikum mit breiter Indikation v.a. im gramnegativen Erregerspektrum<br />

Wirkung<br />

Hemmung der bakteriellen DNA-Topoisomerase II (Enzym, das bakterielle DNA in Superhelixstruktur<br />

überführt), konzentrationsabhängige bakterizide Wirkung.<br />

Nebenwirkung<br />

Störungen des ZNS (Kopfschmerz, Schwindel, Psychosen, Erregung bis hin zu Krampfanfällen),<br />

Gastrointestinale Beschwerden (Übelkeit, Erbrechen, Diarrhoe), Phototoxizität, allergische Reaktionen,<br />

selten Störungen der Hämatopoese, im Tierversuch Knorpelschäden in der Wachstumsphase<br />

37<br />

Indikation<br />

Atemwegs-, Harnwegsinfektionen; Haut-, Knochen-, Weichteil- und Gelenksinfektionen; gastrointestinale<br />

Infektionen: Salmonellen, Shigellen, systemische Infektionen bis zur Sepsis.<br />

Milzbrand (auch bei Kindern); durch P. aeruginosa verursachte akute Schübe einer cystischen Fibrose (bei<br />

Kdr./Jugendlichen zw. 5-17 J.)<br />

Wirkspektrum: Gute Wirkung gegen Enterobakterien und Haemophilus influenzae, wirksam auch bei<br />

Pseudomonaden und atypischen Erregern; bedingt bei Staphylokokken, Pneumokokken und Enterokokken<br />

Kontraindikation<br />

Schwangerschaft, Stillzeit; Kinder und Jugendliche vor Abschluss der Wachstumsphase; zerebrale<br />

Anfallsleiden, Krampfneigung; schwere Niereninsuffizienz.<br />

Anwendung und Dosierung<br />

Oral, i.v.<br />

z.B. Ciprobay 2 x 250 mg/Tag oral<br />

Je nach Indikation unterschiedliche Dosierung<br />

Besonderheiten<br />

Primäre Resistenz einiger Pneumokokkenstämme; gut gewebe- und liquorgängig. Fluorchinolone sind<br />

einzige oral anwendbaren Antibiotika bei Pseudomonas.<br />

Mineralische Antazida und zwei- und dreiwertige Metallionen vermindern die Bioverfügbarkeit. Hemmung<br />

des Theophyllinmetabolismus in der Leber.


Wirkstoff<br />

Clarithromycin<br />

Handelsname<br />

Klacid®<br />

Allgemeines<br />

38<br />

Gut verträgliches,oral anwendbares Schmalspektrumantibiotikum mit Penicillin G-ähnlichem Wirkspektrum<br />

und Anwendung bei Penicillinallergie,Atemwegsinfektionen und breitem Gebrauch in der Pädiatrie.<br />

(Makrolid-Antibiotikum)<br />

bakteriostatisch: Hemmung der Proteinsynthese<br />

hepatische Metabolisierung und biliäre Ausscheidung,geringe renale Elimination<br />

gut gewebegängig,jedoch schlecht liquorgängig<br />

intrazelluläre Wirkung<br />

rasche Resistenzentwicklung<br />

Wirkung:<br />

Hemmt die Proteinsynthese, wahrscheinlich verhindert es das Weiterrücken des Ribosoms an der mRNS.<br />

So wirkt ein Makrolid bakteriostatisch auf wachsende Keime.<br />

Wirkungsspektrum<br />

gram+ Streptokokkus pyogenes,pneumonie,faecalis<br />

Listerien,Actinomyceten<br />

Clostriden<br />

gram- Neisserien<br />

Bordetella petrussis,Legionellen,Haemophilus<br />

Mykoplasmen,Chlamydien,Ureoplasma<br />

Nebenwirkung<br />

insgesamt gut verträglich<br />

gastrointestinale Beschwerden<br />

hepatotoxisch: gestörte Leberfunktion, Transaminasen erhöht<br />

reversible Hörstörungen<br />

Indikation<br />

Ersatz bei Penicillinallergie (Wirkungsspektrum ähnlich PenicillinG,aber keine Enterobakterien!)<br />

akute Atemwegsinfektionen: ambulant erworbene Pneumonie,HNO-Infektionen<br />

atypische Pneumonien (Mykoplasmen, Chlamydien, Legionellen)<br />

Infektionen des Urogenitaltraktes<br />

Hautinfektionen<br />

Kontraindikation<br />

Lebererkrankungen, Allergien<br />

strenge Indikationsstellung in Schwangerschaft und Stillzeit


Anwendung und Dosierung<br />

Infektionen der Atemwege,HNO, Haut<br />

Erw. u. Jugdli.>12J. : 2x250 mg, bei schweren Infektionen (Sinusitis,Atemwege) 2x500 mg p.o. oder<br />

2x500 mg i.v.<br />

Kdr. 6Mo.-12J.: 15mg/kg/d (2 Einzelgaben)<br />

Dosis reduzieren bei Krea-Clearance < 30 ml/min<br />

Besonderheiten<br />

durch Inhibition von Cytochrom P450 kann es zu zahlreichen Interaktionen kommen(z.B. vermehrte<br />

39<br />

Blutungsneigung, verminderter kontrazeptiver Schutz)<br />

additive Verlängerung des QT-Intervalls => CAVE:Antiarrhythmika IA u. III,hypokaliämie induzierende<br />

Pharmaka


Wirkstoff<br />

Clindamycin<br />

Handelsname<br />

Sobelin®<br />

Allgemeines<br />

Lincosamin-Antibiotikum (Reservepräparat)<br />

Wirkung<br />

40<br />

bakteriostatisch durch Hemmung der bakt. Proteinsynthese; gut gewebe- und knochengängig, schlecht ZNS-<br />

permeabel<br />

Nebenwirkung<br />

häufig gastrointest. Beschwerden, selten pseudomembranöse Enterokolitis (Therapie: Vancomycin oral);<br />

allergische Reaktionen; hepatotoxisch; Thrombozytopenie; Leukopenie; Neutropenie; Agranulozytose;<br />

neuromuskuläre Blockade<br />

Indikation<br />

Reserveantibiotikum bei Infektionen mit grampositiven Kokken (auch penicillinasebildende Staphylokokken)<br />

und Anaerobiern, z.B. bei Osteomyelitis, schweren intraabdominellen oder gynäkologischen Infektionen und<br />

Abszessen<br />

Kontraindikation<br />

Allergie; Leberinsuffizienz; Säuglinge und Neugeborene; Vorsicht bei Myasthenia gravis<br />

Strenge Indikationsstellung in Schwangerschaft und Stillzeit<br />

Anwendung und Dosierung<br />

oral, i.v., i.m. (schmerzhaft); Dosierung richtet sich nach Ort und Schwere der Infektion<br />

p.o.: Erw + Jugdli > 14 J: 600-1800 mg/d (4 Einzelgaben), Max-Dosis 1800 mg/d<br />

Kdr > 4 Wochen: 8-25 mg/kg (3-4 Einzelgaben)<br />

i.v.: Erw: 1200-2700 mg/d (2-4 Einzelgaben), Max-Dosis 4800 mg/d<br />

Kdr > 4 Wochen: 20-40 mg/kg (3-4 Einzelgaben) i.m. oder i.v.-Infusion<br />

Besonderheiten<br />

ähnlicher Wirkmechanismus wie Makrolide, daher gegenseitige Wirkungsabschwächung und partielle<br />

Kreuzresistenz;<br />

bei Einnahme oraler Kontrazeptiva ggfs. verminderter kontrazeptiver Schutz durch Beeinflussung der<br />

Darmflora


Wirkstoff<br />

Clonidin<br />

Handelsname<br />

Catapresan®; Paracefan®<br />

Allgemeines<br />

zentral angreifender Alpha-2-Rezeptoragonist; Imidazolrezeptor-Agonist<br />

Wirkung<br />

Stimulation zentraler postsynaptischer α-2-Rezeptoren→Senkung des peripheren Sympathotonus<br />

Stimulation von Imidazolrezeptoren→Abnahme des systemischen Gefäßwiderstandes<br />

Stimulation peripherer präsynaptischer α-2-Rezeptoren→Senkung der Noradrenalinfreisetzung<br />

verminderte Reninfreisetzung→Hemmung des RAA-Systems, sprich: nur geringe Gegenregulation durch<br />

Na+ -und Wasserretention<br />

Daraus folgt: Abnahme von HZV und peripherem Gefäßwiderstand→Blutdrucksenkung<br />

Hemmung der Kammerwasserproduktion des Auges<br />

Nebenwirkung<br />

41<br />

Bradykardie; schwere Hypertonie als Rebound-Phänomen nach plötzlichem Absetzen („Up-Regulation“ der<br />

Rezeptoren → ausschleichen); v.a. nach schneller i.v.-Injektion initialer Blutdruckanstieg durch Stimulation<br />

peripherer postsynaptischer α-1-Rezeptoren möglich; zentral dämpfend: Müdigkeit, Sedierung;<br />

Mundtrockenheit und Obstipation als Zeichen der verminderten Acetylcholinfreisetzung durch Stimulation<br />

von präsynaptischen α-2-Rezeptoren an cholinergen Neuronen; Potenzstörungen<br />

Indikation<br />

Therapie der Hypertonie, die nicht durch ein Phäochromozytom bedingt ist; hypertensive Krise<br />

Adjuvans zur Sedation und bei Entzug zur Dämpfung der sympathomimetischen Sypmtomatik:<br />

Analgosedierung von Intensivpatienten → Dosisreduktion von Analgetika und Sedativa<br />

Entzug bei Opioidabhängigen<br />

Delirium tremens bei Alkoholentzug<br />

Glaukom<br />

Kontraindikation<br />

Sick-Sinus-Syndrom; Bradykardie; Gravidität; Stillzeit; schwere Niereninsuffizienz<br />

Anwendung und Dosierung<br />

p.o., i.v., i.m., s.c., lokal am Auge<br />

arterielle Hyperonie: initial 2 x 0,075 bei Bedarf Steigerung auf 0,3 mg/d p.o.<br />

hypertensive Krise: 1-4 x 0.075 mg i.m.; s.c.; i.v.<br />

bei akutem Opiatentzug: initial 3 x 0,1 mg p.o., in Abhängigkeit der Kreislaufparameter bis auf 0,8<br />

Dosisreduktion bei Niereninsuffizienz<br />

mg/d in 4-6 Einzeldosen steigern oder initial 0,15-0,6 mg über 10 bis 15 min.<br />

i.v., dann Erhaltungsdosis von 1,8 mg/d mit Gabe über Perfursor


Besonderheiten<br />

Wechselwirkungen:<br />

Kombination mit Neuroleptika vom Phenothiazin- oder Butyrophenon-Typ → ventrikuläre Arrhythmien<br />

Antihypertonika<br />

Herzglykoside<br />

Trizyklische Antidepressiva, blutdrucksteigernde Mittel<br />

Zentral dämpfende Pharmaka, Alkohol<br />

42


Wirkstoff<br />

Clopidogrel<br />

Handelsname<br />

Iscover®, Plavix®<br />

Allgemeines<br />

Thrombozytenaggregationshemmer<br />

Wirkung<br />

43<br />

Selektive Hemmung der Bindung von ADP an dessen Thrombozytenrezeptor sowie die anschließende ADP-<br />

vermittelte Aktivierung des GP-IIb/IIIa-Rezeptorkomplexes → Hemmung der Thrombozytenaggregation.<br />

Clopidogrel ist ein Prodrug: der aktive Metabolit, ein Thiolderivat, wird durch Oxidation (Cytochrom P450<br />

Isoenzyme 2B6 und 3A4) und Hydrolyse gebildet.<br />

Nebenwirkung<br />

Diarrhoe, Hautausschlag, Leukopenie<br />

Indikation<br />

Sekundärprophylaxe nach Apoplex, Infarkt, pAVK; Reokklusionsprophylaxe nach koronarer<br />

Stentimplantation (in Kombination mit ASS); akutes Koronarsyndrom ohne ST-Elevation<br />

Kontraindikation<br />

Blutbildveränderung, Gravidität, Stillzeit, schwere Leberinsuffizienz, akute Blutungen<br />

Anwendung und Dosierung<br />

Thrombozytenaggregationshemmung bei KHK, pAVK und ischämischem Insult:<br />

75mg/d p.o. (Einmalgabe)<br />

NSTEMI, instabile Angina pectoris:<br />

am 1. Tag Aufsättigung mit 300mg, dann Erhalt-Dosis 75mg/d (in Kombination mit ASS), Dauer bis zu 12<br />

Monate<br />

Besonderheiten<br />

verzögerter Wirkungseintritt (maximal erst nach 7-10 Tagen), deshalb Aufsättigung mit 300mg, dann besteht<br />

bereits am Folgetag eine effektive Thrombozytenaggregationshemmung


Wirkstoff<br />

Colecalciferol<br />

Handelsname<br />

Vigantoletten, Ospur D3<br />

Allgemeines<br />

Vitamin D3<br />

Wirkung<br />

Colecalciferol (Vit. D3) wird in einem ersten Schritt zu 25-OH-D3 und im nächsten Schritt zu dem biolog.<br />

aktiven 1,25(OH)2 D3 (Calcitriol) hydroxyliert.<br />

44<br />

Bindung an spez. zytosol. Rezeptor u.a. in Nieren- u. Darmepithelien, Osteozyten → Transfer des Hormon-<br />

Rez-Komplexes in den Zellkern → Stimulation der Bildung von Proteinen, die am Ca-Transport + Ca-<br />

Stoffwechsel beteiligt sind:<br />

enterale Ca 2+ 2-<br />

- und HPO4 - Reabsorption<br />

renale Ca 2+ - Reabsorption<br />

Ca 2+ - Resorption aus dem Knochen<br />

Ca 2+ - Konz. Im Serum ↑, HPO4 2- -Konz. im Serum ↑<br />

Nebenwirkung<br />

Obstipation, Blähungen, Übelkeit, Magenschmerzen, Diarrhoe, Hypercalciurie, Hypercalcämie, bei<br />

Überdosierung Organcalcinose<br />

Indikation<br />

Vorbeugung gegen Rachitis beim Säugling<br />

Vorbeugung bei erkennbarem Risiko einer Vit-D-Mangelerkrankung<br />

Unterstützende Behandlung einer Osteoporose<br />

Therapie von Rachitis und Osteomalazie<br />

Kontraindikation<br />

Überempfindlichkeit , Hypercalcämie, Hypercalciurie, Nierenkalksteine, Nephrocalcinose,<br />

Niereninsuffizienz, primärer Hyperparathyreoidismus, Myelom, Knochenmetastasen,<br />

Immobilisationsosteoporose, Sarkoidose<br />

Schwangerschaft und Stillzeit<br />

relative KI: Patienten mit Nierenfunktionsstörungen<br />

Anwendung und Dosierung<br />

Rachitis-Prophylaxe: Reifgeborenes ab der 2. Lebenswo. 500 I.E./d p.o. bis zum Ende des 1. Lj., im 2. Lj.<br />

sind weitere Gaben zu empfehlen, v.a. im Winter<br />

Vorbeugung einer Vit-D-Mangelerkrankung: 500-<strong>100</strong>0 I.E./d p.o.<br />

Unterstützende Behandlung einer Osteoporose: <strong>100</strong>0-3000 I.E./d p.o.<br />

Therapie von Rachitis und Osteomalazie: <strong>100</strong>0-5000 I.E./d p.o. über 1 Jahr


Besonderheiten<br />

Während einer Behandlung mit Digitalis-Glykosiden Gefahr von Rhythmusstörungen<br />

Thiazid-Diuretika führen zu einer Reduktion der Calcium-Ausscheidung im Urin<br />

Gleichzeitige Gabe von Rifampicin, Phenytoin oder Barbituraten kann zu einer Wirkungsverringerung<br />

von Vitamin D3 führen.<br />

Bei Langzeittherapie Ca-Konz. im Serum und Urin überwachen<br />

45


Wirkstoff<br />

Colistin<br />

Handelsname<br />

Colistin CF®, COLISTIN Tabletten®<br />

Allgemeines<br />

Zyklisches Polypeptidantibiotikum, gehört zu den Lokalantibiotika<br />

Wirkung<br />

Wirkt bakterizid auf ruhende und sich vermehrende Keime durch Schädigung der mikrobiellen<br />

46<br />

Zytoplasmamembran (Wirkung als kationische Detergentien)<br />

Wirkung ausschließlich auf gramnegative Bakterien, wie P. aeruginosa, , E.coli, Enterobacter, Klebsiella,<br />

Salmonellen, Shigellen, Pasteurellen, H. influenca<br />

Nebenwirkung<br />

Aerosol: Bronchospasmen, Histaminfreisetzung, Hustenreflex, Angioödem, Schwindel, Parästhesien,<br />

Übelkeit, Zungenbrennen, akutes Nierenversagen, Dyspnoe<br />

Tabletten: Übelkeit, Erbrechen, Durchfälle, allerg. Reaktionen<br />

Bei Patienten mit Nierenfunktionsstörungen oder stark geschädigter Darmwand sind theoretisch neuro- und<br />

nephrotoxische Reaktionen möglich.<br />

Indikation<br />

Aerosol:<br />

Eradikation von P. aeruginosa und als Erhaltungstherapie bei chron. Infektion mit P. aeruginosa bei Pat. mit<br />

cystischer Fibrose.<br />

Tabletten:<br />

selektive Darmdekontamination (bei Leukämikern)<br />

Kontraindikation<br />

Früh- und Neugeborene<br />

Tabletten: Patienten mit geschädigter Darmmukosa (M.Crohn, Colitis ulcerosa)<br />

Anwendung und Dosierung<br />

Aerosol:<br />

Erwachsene und Kinder ab 6.Lj:<br />

z.B.: 2 x 1 Mio. E in einen Vernebler geben und inhalieren<br />

bei Eradikationstherapie 3 Wochen – 3 Monate<br />

bei chronischer Infektion zeitlich unbegrenzt<br />

Tabletten:<br />

z.B.: 4 x 4 Tabletten (25 mg Colistinsulfat) = 400 mg


Besonderheiten<br />

Chemisch nahe verwandt mit Polymyxin B, das in vielen Lokalpräparaten für die Dermatologie, HNO- und<br />

Augenheilkunde enthalten ist.<br />

47<br />

„Renaissance“ der Polymyxine zur Therapie von Pseudomonas-Infektionen bei Mukoviszidose als Inhalation.


Wirkstoff<br />

Co-Trimoxazol<br />

Handelsname<br />

Eusaprim®<br />

Allgemeines<br />

Trimethroprim + Sulfamethoxazol Kombinationspräparat mit breitem Spektrum<br />

Wirkung<br />

48<br />

• Synergistischer Effekt durch Kombination von Sulfamethoxazol und Trimethoprim (beide<br />

bakteriostatisch, hemmen Folsäuresynthese an unterschiedlichen Stellen) teilweise bakterizid,<br />

erweitertes Wirkspektrum, verzögerte Resistenzentwicklung<br />

• Wirkspektrum: breit, grampositive/gramnegative Kokken und gramnegative Stäbchen: Neisserien,<br />

Enterobacteriaceae, Streptokokken, Staphylokokken<br />

• Unwirksam: Pseudomonas, Bacteroides, Clostridien, Spirochäten<br />

Nebenwirkung<br />

• Gastrointestinale Störungen<br />

• Allergische Reaktionen: Exantheme, Photosensibilisierung, Blutbildungsstörungen<br />

• Nephrotoxisch<br />

• Früh/Neugeborene: Gefahr der Hyperbilirubinämie mit Kernikterus<br />

• Blutbildungsstörungen (allergisch oder toxisch)<br />

• Selten hepatische Cholestase<br />

Indikation<br />

• bevorzugte Anwendung bei Harnwegsinfektionen<br />

• Mittel der Wahl bei Pneumocystis–carinii-Pneumonie<br />

• Therapeutische Alternative bei chronischer Bronchitis, Sinusitis, Enteritiden<br />

• Typhus und Paratyphus<br />

Kontraindikation<br />

• Sulfonamidallergie<br />

• Gravidität und Stillperiode, Früh- und Neugeborene<br />

• Schwere Nieren- oder Leberinsuffizienz, akute Porphyrie<br />

• Glucose-6-phosphat-Dehydrogenase-Mangel<br />

• Megaloblastäre Anämie<br />

Anwendung und Dosierung<br />

Erw + Jugendl ab 13J: 2 x 160mg/800mg p.o. oder 2 x 80mg/400mg i.v.<br />

Besonderheiten<br />

Inzwischen zunehmende Resistenzen


Wirkstoff<br />

Cyclophosphamid<br />

Handelsname®<br />

Endoxan®<br />

Allgemeines<br />

Zytostatikum (Alkylans), Stickstofflost-Derivat, Oxazaphosphorin<br />

Wirkung<br />

Prodrug, Aktivierung in der Leber mittels CYP2B6 → N,N-Bis (2-chlorethyl)-phosphorsäurediamid (stark<br />

alkylierend),.Zytotoxische Wirkung der Metaboliten durch Alkylierung der DNS → Strangbrüche und<br />

Vernetzung der DNS-Stränge („cross-links“).<br />

Diskussion einer immunsuppressiven Wirkung;<br />

Bei der Biotransformation kommt es zur Abspaltung von Acrolein (→ urotoxische NW)<br />

Nebenwirkung<br />

49<br />

Hämorrhagische Zystitis, Myelotoxizität, Kardiotoxizität, Alopezie, Azoospermie, Pneumonitis, Lebertoxizität,<br />

Zweittumoren<br />

Indikation<br />

Remissionsinduktion u. Konsolidierungstherapie bei akuter lymphatischer Leukämie, Remissionsinduktion<br />

bei M. Hodgkin, Non-Hodgkin-Lymphome, CLL nach Versagen der Standardtherapie, Remissionsinduktion<br />

bei Plasmozytom, Adjuvante Therapie des Mammakarzinoms, palliative therapie bei fortgeschrittenem<br />

Mammakarzinom, Fortgeschrittenes Ovarialkarzinom, Ewing-Sarkom, Neuroblastom, Osteosarkom,<br />

Rhabdomyosarkom bei Kindern<br />

Konditionierung vor allogener Knochenmarkstransplantation<br />

Kontraindikation<br />

Schwere Beeinträchtigung der Knochenmarksfunktion (zytostatisch vorbehandelte oder bestrahlte<br />

Patienten), Zystitis, floride Infektionen, Harnabflussbehinderungen, Vorsicht bei geschwächten oder älteren<br />

Patienten und bei akuter Porphyrie (porphyrogene Wirkung!)<br />

Anwendung und Dosierung<br />

i.v. oder p.o., unterschiedlich je nach Therapieschema<br />

i.v.: z.B. M. Hodgkin: 650 mg/m 2 Körperoberfläche i.v. an Tag 1 und 8 in Kombination mit<br />

Vincristin, Procarbazin und Prednison (COPP-Protokoll)<br />

p.o.: z.B. Mammakarzinom: <strong>100</strong> mg/ m 2 Körperoberfläche an Tag 1 und 14 in<br />

Disisreduktion bei Niereninsuffizienz<br />

Kombination mit Methotrexat und 5-Fluorouracil, WDH alle 4 Wochen (CMF-<br />

Protokoll)


Besonderheiten<br />

Prophylaxe einer hämorrhagischen Zystitis mit Mesna (Uromitexan®)<br />

Regelmäßige und engmaschige Kontrollen von Blutbild, Elektrolyten und Urinsediment sind notwendig.<br />

50


Wirkstoff<br />

DEXAMETHASON<br />

Handelsname :<br />

FORTECORTIN ®<br />

Allgemeines<br />

Synthetisches Glukokortikoid<br />

Fluorgruppe in Position 9 → verlängerte und gesteigerte Wirkung – allerdings auch erhöhte<br />

Nebenwirkungen.<br />

Wirkdauer : lang > 48h<br />

Die Metaboliesierung erfolgt hepatisch durch Glukuronidierung, die Ausscheidung renal.<br />

Wirkung<br />

Bindung an zellständige Glukokortikoidrezeptoren:<br />

51<br />

vermehrte Synthese von Lipocortin → Blockade der Freisetzung von Arachidonsäure (Ausgangssubstanz für<br />

Prostaglandine und Leukotriene)<br />

Hemmung von IL-I, IL-II, Makrophagen-MIF (migration inhibitory factor)<br />

Vit. D-antagonistisch<br />

Unterstützende Wirkung von Katecholaminen<br />

Stoffwechsel: Steigerung von Glukoneogenese und Lipolyse-> Energiebereitstellung<br />

Bewegungsapparat: katabol, Osteoblastenhemmung, Vitamin-D-Antagonismus<br />

Elektrolyte: mineralokortikoid<br />

Hämatologie: Anstieg Erythrozyten, Thrombozyten; Abfall Lymphozyten<br />

Immunsystem: Abfall Lymphozytenzahl, und Funktionsminderung, Depression lymphatischen Gewebes<br />

=> immunsuppressiv, antiallergisch<br />

Entzündung: Hemmung der Entzündungsreaktion => antiphlogistisch, antiproliferativ<br />

Magen/Darm: Verminderung der Schleimproduktion<br />

ZNS: Stimmungshebend<br />

Kreislauf: Volumenretention, gering positiv inotrop<br />

Nebenwirkung<br />

Stoffwechsel: katabol, diabetogen (BZ steigt), Hyperlipidämie, Fettumverteilung<br />

Bewegungsapparat: Myopathie, Muskelatrophie, Osteoporose, Wachstumsverminderung, Ca 2+ -Senkung<br />

Elektrolyte: Natriumretention (-> Volumenzunahme, Hypertonus), Kaliumausscheidung<br />

Hämatologie: erhöhte Thromboseneigung<br />

Immunsystem: geminderte Infektabwehr, erhöhte Infektneigung<br />

Entzündung: Infektionsverschleierung, Wundheilungsstörungen, Gefahr der Ulcusperforation ohne<br />

Symptomatik<br />

Haut: Atrophie, Wundheilungsstörungen,<br />

Magen/Darm: Ulkusneigung<br />

Auge: Katarakt, Glaukom<br />

ZNS: dysphorisierend<br />

Kreislauf: Hypertonie


Indikation<br />

Pharmakodynamische Therapie : nur symptomatisch, nicht kausal :<br />

Akut/Notfalltherapie: anaphylaktischer Schock, Asthma-Anfall, toxisches Lungenödem, Hirnödem,<br />

Hypercalcämie bei Vit-D Intoxikation, akute Transplantatabstoβung<br />

Langzeittherapie : Allergien, rheumatische Erkrankungen, gastrointestinale Erkrankungen (Colitis<br />

ulcerosa), Vaskulitiden<br />

Antiemetische Therapie<br />

Lokaltherapie : Dermatologie, Ophtalmologie…<br />

Kontraindikation<br />

Bei vitaler Indikation, keine Kontraindikation<br />

Relative Kontraindikation : Ulcus duodeni/ventriculi, Osteoporose, Infektionskrankheiten, erhöhte<br />

Thromboseneigung, psychische Anamnese,glukokortikoid-induzierte Myopathie, erhöhter<br />

52<br />

Augeninnendruck (Glaukom), Schwangerschaft (fraglich teratogen mit Häufung von Lippen-Kiefer-<br />

Gaumen-Spalten)<br />

Anwendung und Dosierung<br />

Dosierung abhängig von Art und Schwere der Erkrankung.<br />

Ziel: bei ausreichendem klinischen Effekt Supprimierung der Nebennierenrinde vermeiden.<br />

Zirkadiane Therapie : einmalige Gabe frühmorgens (6-8Uhr) zur Zeit des höchsten endogenen<br />

Glukokortikoidspiegels<br />

oder<br />

Alternierende Therapie : jeden 2. Tag die doppelte Dosis der üblichen täglichen Menge<br />

Möglichst kurz und niedrig dosieren<br />

Oral, i.v., lokal<br />

Keine i.m.- Präparate : lange Störung des Regelkreises, schlecht steuerbar, evtl. topische Schädigung<br />

am Injektionsort mit Gefahr Muskel-/Fettgewebsnekrosen<br />

Keine Kombinationspräparate<br />

Bei Absetzen : Ausschleichen der Dosis<br />

z.B. : Dexamethason 0,5mg/1,5mg/4mg/8mg: JENAPHARM ® Tabletten :<br />

Initial: Jugendlich und Erw. 1-9 mg/d, Erhalt.dos. 0,5-max. 2 mg/d; Kdr. 0,2-0,3 mg/kg KG, bei<br />

Langzeittherapie 0,02 mg/kg KG tgl.<br />

Besonderheiten<br />

Glukokortikoide sind vor allem beim vasogenen Hirnödem wirksam (Mittel der ersten Wahl beim<br />

peritumoralen Hirnödem). Beim traumatischen Hirnödem sind die klinischen Ergebnisse enttäuschend,<br />

beim ischämischen Insult ist von einer generellen Koritkoidgabe abzuraten.<br />

Antiemetische Therapie


Wirkstoff<br />

Diazepam<br />

Handelsname<br />

53<br />

Valium® (Tbl., Ampl.), Valiquid® (Trpf.), Desitin® (Rekt.lösg.)<br />

Allgemeines<br />

langwirkendes Benzodiazepin mit großer therapeut. Breite (ceiling effect)<br />

Anxiolytikum, Sedativum, Antikonvulsivum<br />

Metabolisierung in der Leber, Ausscheidung über Niere<br />

Wirkung<br />

Bindung an zentrale Benzodiazepinrezeptoren, Erhöhung der Affinität der GABAA – Rezeptoren für GABA<br />

verlängerte Öffnung von Chlorid - Kanälen<br />

vermehrter Cl - -Einstrom in postsynaptische Zelle<br />

Hyperpolarisation verminderte Erregbarkeit Anxiolyse, Sedierung<br />

Nebenwirkung<br />

konzentrationsabhängig:<br />

Gleichgültigkeit, Affektabflachung<br />

Tagessedation (“hang-over“)<br />

Müdigkeit, Schläfrigkeit<br />

verminderte Reaktions – und Konzentrationsfähigkeit<br />

CAVE: bei Verkehrsteilnehmern<br />

sonstige:<br />

Bei Gabe unter Geburt oder während Schwangerschaft:<br />

Floppy-infant-Syndrom (Muskelschwäche bei Neugeborenen mit Atemdepression, Trinkschwäche,<br />

Hypothermie und Hypotonie, Tachykardie)<br />

paradoxe Erregung (v.a. ältere Pat. und Kinder)<br />

bei Gabe an Schwangere im 1. Trimenon fragliche Häufung von Lippen-Kiefer-Gaumenspalte<br />

Abhängigkeit und Entzug (Ausschleichen!)<br />

Indikation<br />

akute Erregungs- und Angstzustände (i.v./i.m./p.o./rect.)<br />

Status epilepticus (i.v./i.m./rect.)<br />

Prämedikation (i.v./i.m./p.o./rect.)<br />

Zustände mit erhöhtem Muskeltonus (i.v./i.m./p.o.)<br />

Tetanus (i.v./i.m.)<br />

(Fieber-) Krämpfe bei Kindern (rect.)


Kontraindikation<br />

Stillzeit<br />

Myasthenia gravis<br />

Ataxie<br />

akutes Engwinkelglaukom<br />

Schwangerschaft 1. Trimenon, generell strenge Indikationsstellung bei Schwangerschaft!<br />

akute resp. Insuff., Atemwegsobstruktion<br />

CAVE im Alter oder bei Lebererkrankungen<br />

verlängerte Wirkung<br />

CAVE bei Kombi mit Alkohol:<br />

verstärkte Alkoholwirkung!<br />

Anwendung und Dosierung<br />

Dosierung richtet sich nach Alter, Gewicht, Art u. Schwere der Erkrankung<br />

Für die meisten Indikationen gilt:<br />

5-10mg unabhängig von Art der Darreichung, Kinder weniger<br />

Status epilepticus, Krampfanfälle sowie Prämedikation: bis zu 10-30mg<br />

bei Nieren- /Leberinsuff. und im Alter: ½ Dosis<br />

Besonderheiten<br />

das Standardbenzodiazepin:<br />

große therapeutische Breite, geringeres Abhängigkeitspotenzial als Barbiturate,<br />

Benzodiazepine sind plazentagängig,<br />

kein antipsychotischer Effekt ( wichtig bei endogenen Psychosen)<br />

Vorsicht! Wirkungsverstärkung durch Substanzen mit sedierender oder atemdepressiver<br />

Wirkung oder bei gleichzeitiger Anwendung mit CYP3A4-Inhibitoren; Wirkungsabschwächung durch<br />

Phenytoin und Barbiturate: beschleunigter Abbau durch Enzyminduktion.<br />

Außerdem Wirkungsverstärkung von Antihypertensiva, Clozapin und Muskelrelaxantien<br />

Antagonisierung der Benzodiazepine durch Flumazenil (Anexate®)<br />

54


Wirkstoff<br />

Diclofenac<br />

Handelsname<br />

Voltaren®, Diclac®<br />

Allgemeines<br />

55<br />

Arylessigsäurederivat, antiphlogistisches Analgetikum (NSAID)<br />

Wirkung<br />

Hemmung der Cyclooxygenase verminderte Prostaglandinsynthese.<br />

Daraus resultiert eine analgetische, antipyretische und antiphlogistische Wirkung.<br />

Nebenwirkung<br />

Gastrointestinal: Übelkeit , Erbrechen, Bauchschmerz, Obstipation, Ulzera, Blutungen;<br />

ZNS: Kopfschmerz, Schwindel, Müdigkeit, Gedächtnisstörungen, Hör-, Sehstörungen;<br />

Na+-/Wasserretention: Ödeme, RR erhöht, Verschlechterung einer eingeschränkten Nieren- oder<br />

Herzfunktion; selten Überempfindlichkeit/Analgetikaintoleranz, selten schwere Hautreaktionen, selten<br />

Störung der Hämatopoese (z.B. Leukopenie); Leber- und Nierenfunktionsstörungen; Bronchospasmus<br />

Indikation<br />

rheumatische Erkrankungen, nichtrheumatische Entzündungen/Schwellungen, akuter Gichtanfall<br />

Kontraindikation<br />

Direkt nach größeren chirurg. Eingriffen, Gerinnungsstörungen, Magen-Darm-Ulzera/-Entzündungen,<br />

Störungen der Hämatopoese, Schwangerschaft(/Stillzeit als relative KI),<br />

Überempfindlichkeit/Analgetikaintoleranz, schwere kardiale, renale, hepatische Insuffizienz (relativ)<br />

Anwendung und Dosierung<br />

p.o.: Erw. ED 25-50 mg. Max. TD: 150 mg.<br />

parenteral: einmalig 75 mg i.m., dann orale/rektale Therapiefortführung (max. 150 mg/d)<br />

Kinder


Wirkstoff<br />

Digoxin<br />

Handelsname<br />

Lanicor®<br />

Allgemeines<br />

Herzglykosid, aus Fingerhut (Digitalis purpurea, lanata, lutea) gewonnen<br />

Wirkung<br />

Hemmung der Na + -K + -ATPase → positiv inotrop ohne Toleranzentwicklung<br />

Abnahme der Herzfrequenz → negativ chronotrop<br />

Hemmung der AV-Überleitung → negativ dromotrop<br />

Abnahme der Refraktärzeit → gesteigerte Erregbarkeit des Myokards<br />

Senkung der Reizschwelle → Zunahme der ektopischen Reizbildung<br />

Nebenwirkung<br />

Kardial: Herzrhythmusstörungen, z.B. Schenkelblock, AV-Block, ventrikuläre Tachykardien bis zum<br />

Kammerflimmern, ventrikuläre Extrasystolen<br />

Gastrointestinal: Übelkeit, Erbrechen, Diarrhoe<br />

56<br />

Neurotoxisch: Müdigkeit, Kopfschmerzen, Gelbgrünsehen, psychotische Symptome, Delir, Krämpfe, Koma<br />

Indikation<br />

chronische Herzinsuffizienz Stadium NYHA III und IV, Tachyarrhythmien bei Vorhofflattern/ flimmern,<br />

paroxysmale supraventrikuläre Tachykardie<br />

Kontraindikation<br />

Sick-Sinus-Syndrom, AV-Block II. und III. Grades, schwere Hypokaliämie oder Hypercalciämie, hypertrophe<br />

obstruktive Kardiomyopathie, komplexe ventrikuläre Herzrhythmusstörungen, WPW-Syndrom<br />

Anwendung und Dosierung<br />

Anwendung per os oder i.v. möglich, Wirkung schneller i.v.<br />

Herzglykoside immer individuell dosieren. Serumspiegel sollte 0.5-0.8 ng/ml bei Herzinsuffizienz betragen,<br />

regelmäßig kontrollieren!<br />

Beispieldosierung:<br />

p.o.: je 1 x 0,25-0,375 mg vom 1.-10. Tag,<br />

je 1 x 0,25-0,375 mg ab dem 11. Tag<br />

Erhaltungsdosis bei 0,25-0,375 mg/d<br />

i.v.: langsame Aufsättigung, dauerhaft 0,25 mg/d


Besonderheiten<br />

geringe therapeutische Breite; bei Digitalisintoxikation → Digitalis-Antitoxin verabreichen<br />

Hemmung der enteralen Resorption durch Antacida, Laxantien, Cholestyramin, Colestipol, Zytostatika<br />

(Schleimhautschädigung).<br />

Verstärkte Digitaliswirkung durch Betablocker, Hypercalcämie, parenterale Calciumgabe, Hypokaliämie,<br />

Reserpin, Salicylate, Schilddrüsenhormone, Sympathomimetika und Methylxanthine, trizyklische<br />

Antidepressiva<br />

Erhöhung des Digitalisspiegels durch Amiodaron, Antiarrhythmika Kl. I, Benzodiazepine, Captopril,<br />

Clarithromycin, Erythromycin, Ca-Antagonisten, Levodopa, NSAR, Tetrazyklin<br />

57


Wirkstoff<br />

Dimetindenmaleat<br />

Handelsname<br />

Fenistil®<br />

Allgemeines<br />

H1- Rezeptorblocker, Antihistaminikum<br />

kompetitive Hemmung der H1- Rezeptoren<br />

H1- Rezeptorblocker werden in „klassische“ und „neuere“ Antihistaminika unterteilt<br />

Dimetindenmaleat gehört zu den „klassischen“ Antihistaminika →<br />

lipophil<br />

58<br />

ZNS-gängige Substanzen, die eine Sedierung hervorrufen<br />

Kinder zeigen häufig eine paradoxe Reaktion in Form zentraler Erregung<br />

aufgrund geringer H1- Rezeptor-Spezifität besitzen sie auch anticholinerge und antiserotoninerge<br />

Wirkung<br />

Eigenschaften, daher werden einige Substanzen auch als Sedativa, Antiemetika (auch für<br />

Reisekinetosen) und Antiparkinsonmittel verwendet<br />

Kompetitive Verdrängung von Histamin an H1- Rezeptoren mit:<br />

Hemmung der Konstriktion der glatten Muskulatur (Bronchokonstriktion)<br />

Hemmung der Permeabilitätserhöhung<br />

Hemmung der Vasodilatation mit RR-Abfall (nur partiell gehemmt, da Vasodilatation auch über H2-<br />

Rezeptoren induziert)<br />

Nebenwirkung<br />

Sedierung<br />

eingeschränkte Verkehrstüchtigkeit (CAVE: Autofahren)<br />

gegenseitige Wirkungsverstärkung (v.a. Sedation) durch Alkohol und andere zentralwirksame Pharmaka<br />

teilweise Toleranzentwicklung gegenüber der ZNS- Dämpfung<br />

paradoxe Erregung v.a. bei Kindern möglich<br />

anticholinerg<br />

Mundtrockenheit<br />

Miktionsstörungen<br />

Mydriasis, Akkomodationsstörungen<br />

gastrointestinale Beschwerden<br />

selten Störung der Hämätopoese, Appetitzunahme<br />

Indikation<br />

Allergien, Urtikaria, Ekzeme, Pruritus, akut allergische/ anaphylaktische Reaktionen<br />

Kontraindikation<br />

anticholinerg: Prostataadenom mit Restharnbildung, Engwinkelglaukom<br />

Gravidität<br />

Stillzeit strenge Indikationsstellung


Anwendung und Dosierung<br />

Oral: unretardiert: Erw 3x 1-2mg p.o., Trpf: Erw 3x 20-40 Trpf, Sirup: Erw bis zu 9 x 1 Tl/d, retardiert: Erw<br />

4mg abends<br />

i.v. bei akuter allergischer/ anaphylaktischer Reaktion: 1-2x 4mg langsam i.v.<br />

Besonderheiten<br />

Interaktion mit Substanzen mit sedierender Wirkung wie: Alkohol, Barbiturate, Benzodiazepine,<br />

Antidepressiva, Neuroleptika, Opioide -> pharmakodynamischer Agonismus -> verstärkte Sedierung<br />

mit Substanzen mit anticholinerger Wirkung wie: Atropin, Spasmolytika, trizyclische Antidepressiva -><br />

verstärkte anticholinerge Effekte<br />

59


Wirkstoff<br />

Dopamin<br />

Handelsname<br />

Dopamin Solvay®<br />

Allgemeines<br />

natürliches Katecholamin, HWZ ca 2 Minuten, Vorstufe von Noradrenalin im Nebennierenmark<br />

Wirkung<br />

dosisabhängig;<br />

Niedrige Dosis (bis 3 µg/kg/min): D1-Rezeptor-Agonist, z.B. Zunahme der GFR in der Niere<br />

Mittlere Dosis (bis 8µg/kg/min): β1-Rezeptor-Agonist, z.B. positiv inotrop (erwünscht), positiv chronotrop,<br />

positiv dromotrop, erhöhte Automatie<br />

Hohe Dosis (> 8-10µg/kg/min): α- Rezeptor-Stimulation, z.B. Vasokonstriktion, Nieren -und<br />

Mesenterialdurchblutung vermindert ( = Wirkumsumkehr bei hoher Dos.)<br />

Nebenwirkung<br />

kardial: Tachykardie, Arrhythmie, Angina pectoris;<br />

Übelkeit, Erbrechen (area postrema)<br />

Indikation<br />

Schock, ausgeprägte Hypotension<br />

Kontraindikation: Hypertonie, Tachykardie, Hyperthyreose, KHK, Arteriosklerose, Engwinkelglaukom<br />

Anwendung und Dosierung<br />

kontinuierliche i.v.-Gabe, da oral unwirksam. Dosierung individuell und je nach Wirkungswunsch (s.o.)<br />

Beispieldosis für Patient im Schock:<br />

Initial: 2-5 µg/kg/min, schrittweise auf 20-50 µg/kg/min erhöhen<br />

Besonderheiten:<br />

nicht ZNS-gängig.<br />

Inaktivierung durch COMT und MAO; mit steigender Dosis zunehmende Metabolisierung zu Noradrenalin<br />

60


Wirkstoff<br />

Doxazosin<br />

Handelsname<br />

Cardular®, Cardular® Uro<br />

Allgemeines<br />

Selektiver α1-Blocker<br />

Wirkung<br />

kompetitiver Antagonist an postsynaptischen α1-Rezeptoren. Noradrenalin bindet an die unbesetzten<br />

61<br />

präsynaptischen α2-Rezeptoren und hemmt die eigene Freisetzung über den unbeeinflussten Feedback-<br />

Mechanismus nur geringe Reflextachykardie<br />

Folge: venöse und arterielle Vasodilatation Senkung von Preload und Afterload Blutdrucksenkung<br />

benigne Prostatahyperplasie: Relaxation der glatten Muskulatur im Harnblasenhals der Prostatakapsel<br />

und der prostatischen Urethra<br />

Folge: gebesserte Miktion<br />

Nebenwirkung<br />

Orthostatische Beschwerden / orthostatischer Kollaps durch übermäßige Vasodilatation bes. nach erster<br />

Gabe („first-dose-Synkope“): Einschleichen!<br />

Geringe reflektorische Tachykardie, Palpitationen<br />

Verstopfte Nase durch Nasenschleimhautschwellung<br />

Ejakulationsstörung (retrograde Ejakulation)<br />

Schwäche, Müdigkeit, Kopfschmerzen<br />

Indikation<br />

Arterielle Hypertonie, benigne Porstatahyperplasie<br />

Kontraindikation<br />

Zustände bei denen eine Blutdrucksenkung nicht indiziert ist:<br />

Dekompensierte Herzinsuffinzienz, mechanisch bedingte Herzinsuffizienz (durch Herzklappenvitien etc.)<br />

Schwangerschaft, Stillzeit<br />

Anwendung und Dosierung<br />

• Oral: z.B. bei art Hypertonie: Anf-Dosis 1 x 4mg (nach 4 Wochen) bei Bedarf Erhöhung auf 1 x 8mg<br />

• bei benigner Prostatahyperplasie: Anf-Dosis 1 x 1mg, in Abständen von 1-2 Wo langsam steigern,<br />

Erhalt-Dosis zunächst auf 2 mg, Max-Dosis 8mg/d<br />

Besonderheiten<br />

Toleranzentwicklung wurde bei Langzeitanwendung nicht beobachtet<br />

Gelegentlich kommt es bei fortgesetzter Anwendung zum Anstieg der Plasmarenin-Aktivität und zu<br />

Tachykardien<br />

Verzögerter Wirkungseintritt und verlängerte Wirkdauer im Vergleich zu Prazosin


Wirkstoff<br />

Enoxaparin<br />

Handelsname<br />

Clexane®<br />

Allgemeines<br />

Niedermolekulares Heparin, Antikoagulans<br />

Wirkung<br />

Antikoagulatorisch durch selektive Hemmung des Faktor Xa. Die direkte Thrombinhemmung ist stark<br />

62<br />

vermindert. Keine Veränderung der Thrombozytenaggregation.<br />

Nebenwirkung<br />

Blutungen, Thrombozytopenie mit und ohne Thrombosen, allergische Reaktionen, Transaminasenanstieg,<br />

reversibler Haarausfall (Alopecia diffusa), Hautnekrosen, Osteoporose, Hypoaldosteronismus<br />

Indikation<br />

Peri- und postoperative Thrombembolieprophylaxe, Therapie von Thrombosen, instabile Angina pectoris,<br />

Thrombolyse des akuten Myokardinfarktes, Langzeittherapie der Phlebothrombose bei Kontraindikation für<br />

orale Antikoagulatien, Hämodialyse.<br />

Kontraindikation<br />

Erhöhte Blutungsbereitschaft, Verdacht einer Läsion des Gefäßsystems (z.B. intraokulare Blutungen,<br />

operativer Eingriff, zerebrovaskulärer Prozeß, Entbindung, Organbiopsie, Trauma, gastrointestinale oder<br />

urogenitale Blutungen, etc.)<br />

Anwendung und Dosierung<br />

Prophylaxe: geringes Risiko: 1 x 2.000 I.E. Enoxaparin-Na,<br />

hohes Risiko 1 x 4.000 I.E. Enoxaparin-Na,<br />

Therapie: 2 x <strong>100</strong> I.E. Enoxaparin-Na / kg (= 2 x 1 mg / kg)<br />

Besonderheiten<br />

Unfarktioniertes Heparin Niedermolekulares Heparin<br />

MG 3.000 – 50.000 (Mittel 15.000) 4.000 – 9.000 (Mittel: 4.000 –<br />

6.000)<br />

HWZ 60 - 90 min 3 – 4 h<br />

Inaktivierung Thrombin, Faktor Xa Faktor Xa<br />

Indikation Prophylaxe, Therapie Prophylaxe, Therapie<br />

Gabe: Prophylaxe 2 -3 x / d 1 x / d<br />

Therapie Kontinuierlich i.v. 2 x / d<br />

Laborkontrolle bei<br />

therapeutischer Dosierung<br />

Heparin-induzierte<br />

Thrombozytopenie<br />

PTT min 2 x / d Zwingend keine,<br />

ggfs. Anti – Xa - Aktivität<br />

+ vermindertes Risiko


Wirkstoff<br />

Epoetin Alfa<br />

Handelsname®<br />

Erypo®<br />

Allgemeines<br />

Gentechnologisches Erythropoetin<br />

Wirkung<br />

Stimuliert die Erythropoese durch die Bindung an Rezeptoren knochenmarkständiger Vorläufer der<br />

Erythrozyten.<br />

Nebenwirkung<br />

Erythroblastopenien möglich (s.u.) durch Antikörper gegen Erythropoetin,<br />

Hautausschläge, grippeähnliche Symptome (Kopfschmerzen, Gelenkschmerzen, Schwächegefühl,<br />

63<br />

Benommenheit, Müdigkeit), Anstieg des Blutdrucks oder Verschlechterung einer bestehenden Hypertonie,<br />

thrombembolische Ereignisse, Eisenmangel<br />

Indikation<br />

Tumoranämie (Hb ≤ 12 g/dl), renale Anämie<br />

evtl. Anregung der Blutbildung vor Eigenblutspenden oder zur Blutbildung vor größeren OPs zur Vermeidung<br />

von Transfusionskomplikationen (nur bei Hb 10 – 13 g/dl)<br />

Kontraindikation<br />

Seit Ende 2002 keine s.c.-Anwendung mehr für Patienten mit Anämie bei Niereninsuffizienz, da gehäuftes<br />

Auftreten von Erythroblastopenien (PRCA = pure red cell aplasia),<br />

Außerdem: unkontrollierter Bluthochdruck, frischer Infarkt oder Schlafanfall, schwere KHK, pAVK,<br />

zerebrovaskuläre Erkrankungen<br />

Strenge indikationsstellung in Schwangerschaft u. Stillzeit<br />

Anwendung und Dosierung<br />

i.v. für Pat. mit Anämie bei Niereninsuffizienz + s.c. für Patienten mit Tumoranämie<br />

Korrekturphase:<br />

3 x 50 IE/kg KG/Woche für mindestens 4 Wochen bis zum Ziel-Hb von 12 g/dl<br />

Erhaltungsphase: Wöchentliche Gesamtdosis: 75 – 300 IE/kg KG<br />

s.c. für Karzinom-Pat.:<br />

initial 3 x 150 IE/kg KG/Woche, weitere Therapie richtet sich nach Hämoglobinwert<br />

Besonderheiten<br />

Zur Therapieoptimierung und zum Ausschluss anderer Ursachen der Anämie sollten zu Behandlungsbeginn<br />

Eisen, Eisenbindungskapazität, Transferrinsättigung und Ferritin gemessen und im Verlauf kontrolliert<br />

werden. Orale Eisensubstitution wird empfohlen.<br />

Außerdem wichtig: engmaschige Hb-Kontrolle und engmaschige Blutdruckkontrolle.


Wirkstoff<br />

Etacrynsäure<br />

Handelsname<br />

Hydromedin ®<br />

Allgemeines<br />

64<br />

Schleifendiuretikum, schnelle, kurze und starke Wirkung-> geeignet für Akuttherapie, high-ceiling-Diuretikum<br />

(Dosis  -> Diurese  ), auch noch bei schwer gestörter Nierenfunktion anwendbar:<br />

GFR2,0 mg/dl.<br />

Wirkung<br />

Reversible Hemmung des Na + 2Cl - K + -Carrier im aufsteigenden Ast der Henleschen Schleife, luminale und<br />

kapillarseitige Wirkung, Diurese von maximal 40 % des Glomerulumfiltrats, Vasodilatation: günstiges<br />

venöses Pooling beim Lungenödem (Preload-Senkung), gesteigerte Nierendurchblutung.<br />

Nebenwirkung<br />

Kaliumverlust (cave: Digitalis), Magnesiumverlust, Calciumverlust, Chlorverlust bis hin zur<br />

hypochlorämischen Alkalose, verminderte Glucosetoleranz, Harnsäureretention (Gichtanfall), Dehydratation<br />

-> erhöhte Thromboseneigung durch Hämokonzentration, Hörschäden (cave: Bolus-Injektion, z.T.<br />

irreversibel, keine gleichzeitige Gabe mit anderen ototoxischen Medikamenten), GI-Störungen, allergische<br />

Reaktionen.<br />

Indikation<br />

Ödeme, Aszites infolge von Herz-, Leber- oder Nierenerkrankungen. Stauungsödem oder Aszites infolge von<br />

Tumorkompression, Lymphödem, idiopathisches Ödem.<br />

Kontraindikation<br />

Nierenversagen mit Anurie (da wirkungslos bei fehlendem Glomerulumfiltrat), schwere Hypokaliämie,<br />

Hyponatriämie, Hypovolämie, schwere Leberfunktionsstörung, Kinder, Stillzeit, bei Gravidität strenge<br />

Indikationsstellung.<br />

Anwendung und Dosierung<br />

i.v.<br />

z.B.: 50 mg i.v. oder 0,5-1 mg/kg KG<br />

maximale Dosis: <strong>100</strong> mg/Tag<br />

Besonderheiten<br />

Irreversible Hörschäden beschrieben<br />

Etacrynsäure ist ein Prodrug, nach Metabolisierung entsteht das Cystein-Konjugat als wirksamer Metabolit<br />

Auch bei Überempfindlichkeit gegen Sulfonamide einsetzbar.


Wirkstoff<br />

Flucloxacillin<br />

Handelsname<br />

Staphylex®<br />

Allgemeines - Staphylokokkenpenicillin (Isoxazolyl - Penicillin)<br />

- penicillinasefest<br />

65<br />

- säurestabil => oral anwendbar<br />

- schlecht gewebe-/liquorgängig<br />

Wirkung -bakterizid auf proliferierende Keime; Reaktion mit Enzymen der<br />

Zellwandsynthese (Transpeptidasen und Carboxypeptidasen = PBP)<br />

Zellwanddefekte und osmotisch bedingte Bakterizidie<br />

Nebenwirkung - allergische/anaphylaktische Reaktionen<br />

- GI-Beschwerden bei oraler Gabe<br />

Indikation - (leichte) Infektionen ß-Laktamase-bildender<br />

Staphylokokken<br />

Kontraindikation - Penicillinallergie<br />

Anwendung und Dosierung<br />

- Krea-abhängige Dosisanpassung bei Niereninsuff.<br />

- CAVE bei Leberinsuff.<br />

- strenge Indikationsstellung in Gravidität + Stillzeit<br />

- i.d.R. 3x1g/d p.o oder i.v./i.m. bei Bedarf bis max. 12g/d; die i.m.-ED sollte<br />

2 g nicht übersteigen<br />

- Säuglinge und Kinder ca. 50-<strong>100</strong>mg/kg KG/d<br />

Einnahme der Kapseln ca. 1 h vor den Mahlzeiten.<br />

Besonderheiten keine Kombination mit bakteriostatisch wirsamen Antibiotika


Wirkstoff<br />

Fluconazol<br />

Handelsname<br />

Diflucan®<br />

Allgemeines<br />

Antimykotikum – Azolderivat –Triazol<br />

Wirkung<br />

fungistatische, in hohen Dosen fungizide Wirkung durch Hemmung der Ergosterolsynthese<br />

der Pilze durch Blockade Cytochrom P450- abhängiger Enzyme.<br />

Nebenwirkungen<br />

allergische Reaktionen; Pruritus, Exantheme, Haarausfall (Alopezie);<br />

Übelkeit, Erbrechen, Diarrhö; Transaminasenerhöhung bis hin zur hepatotoxischen/ medikamentös<br />

induzierten Hepatitis; Leukozytopenie<br />

Indikation<br />

Systemkandidosen<br />

Candidosen oberflächlicher Schleimhäute<br />

Kryptokokken-Meningitis<br />

Prophylaxe von Candidosen bei Chemo-, Strahlentherapie u. bei abwehrgeschwächten Personen<br />

Fluconazol ist im Vergleich zu Amphotericin B besser verträglich, bei schweren Candida-/<br />

Kryptokokkeninfektionen aber schwächer wirksam<br />

66<br />

Kontraindikationen und Anwendungsbeschränkungen<br />

schwere Lebererkrankungen; Kinder < 1 J.(bis 16 J: nur Anwendung wenn keine therapeutische Alternative);<br />

Schwangerschaft; Stillzeit ( Übergang der Substanz in die Muttermilch), Leberinsuffizienz<br />

Anwendung und Dosierung<br />

oral, i.v.;<br />

-systemische Candidose: 1.Tag 400 mg p.o. oder i.v. dann Erhalt-Dosis 200 mg/d p.o. oder i.v. (bei Bedarf<br />

auf 400 mg/d steigern, bei Lebensbedrohung bis 800 mg/d)<br />

-Schleimhautcandidosen: (rez. oropharyngeale und ösophageale Candidose): 50 mg/d p.o. v.a. bei<br />

Rezidiven auf <strong>100</strong> mg/d p.o. steigern (bei schweren Verläufen <strong>100</strong> mg/d i.v.)<br />

Kryptokokkenmeningitis: 1.Tag 400 mg p.o. oder i.v. dann Erhalt-Dosis 200 mg/d p.o. oder i.v. (bei Bedarf<br />

auf 400 mg/d steigern, bei Lebensbedrohung bis 800 mg/d)<br />

Behandlungsversuch zur Vorbeugung von Candidosen: 50 mg/d über einen Monat bei immunsupprimierten<br />

Pat., 400 mg/d bei Pat. unter Chemo- od. Strahlentherapie 2-3 d vor der zu erwarteten Neutropenie bis 7 d<br />

nach Anstieg der Neutrophilen auf > <strong>100</strong>0 Zellen pro mm 3<br />

Bei Niereninsuffizienz: bei Krea.-Cl. kleiner 50 ml/min Anfangsdosis 50- 400 mg/d, am 1. und 2. Tag dann<br />

die Erhaltungdosis anpassen<br />

Besonderheiten<br />

Breitspektrumantimykotikum, geringe Nebenwirkungsrate, gut verträglich


Wechselwirkungen<br />

CYP3A4-Inhibitor → zahlreiche Interaktionen mit Substanzen, die über CYP3A4 verstoffwechselt werden<br />

Wirkungsverstärkung von Fluconazol durch:<br />

Hydrochlorothiazid: Anstieg der Serumkonzentration von Fluconazol<br />

Wirkungsabschwächung durch:<br />

Rifampicin: verminderte antimykotische Wirkung<br />

pH-steigernde Pharmaka (Antazida, H2-Blocker, Protonenpumpeninhibitoren): verminderte Resorption<br />

Wirkungsverstärkung von CYP3A4-Substraten: orale Antikoagulatien; orale Antidiabetika vom<br />

Sulfonylharnstoff-Typ; Azidothymidin/ Zidovudin; kurz wirksame Benzodiazepine wie z.B. Midazolam;<br />

Phenytoin; Ciclosporin (verstärkte Nephrotoxizität); Theophyllin; Tacrolimus; Terfenadin (erhöhtes<br />

Arrhythmie-Risiko);Rifabutin<br />

67


Wirkstoff<br />

Gabapentin<br />

Handelsname<br />

Neurontin®<br />

Allgemeines<br />

Neues Antiepileptikum, sedierend, große therapeutische Breite, keine Enzyminduktion<br />

Wirkung<br />

68<br />

Präziser Wirkmechanismus unklar; bindet an Bindungsstellen im Gehirn, die mit UE spannungsabhängiger<br />

Calcium-Kanäle assoziiert sind<br />

Nebenwirkung<br />

- Schläfrigkeit ,Schwindel, Ataxie,Schwächegefühl,Nystagmus,Sehstörungen,Dysarthrie<br />

- selten Übelkeit,Erbrechen,Ödeme,Leukopenie,Leberenzymerhöhungen<br />

- beim Auftreten der Symptome einer Pankreatitis sollte die Behandlung abgebrochen werden<br />

Indikation<br />

Mono- oder Zusatztherapie bei Patienten über 12 Jahren mit partiellen epileptischen Anfällen mit und ohne<br />

sekundäre Generalisierung, einschließlich Erstbehandlung. Bei Kindern unter 12 Jahren nur in Kombination<br />

mit anderen Antiepileptika. Neuropathische Schmerzen bei Erwachsenen.<br />

Kontraindikation<br />

Akute Pankreatitis, Stillzeit, Schwangerschaft: Strenge Indikationsstellung<br />

Anwendung und Dosierung<br />

Epilepsie und neuropathische Schmerzen: Erwachsene und Jugendliche: 1. Tag 300 mg, 2. Tag 600 mg,<br />

3. Tag 900 mg, dann innerhalb 1 Woche auf Erhaltungsdosis von 3x600 mg/Tag. Maximale Tagesdosis:<br />

3600mg. Epilepsie: Kinder von 3-12 Jahren: 1. Tag 10 mg/kg KG, 2. Tag 20 mg/kg KG, 3. Tag 30 mg/kg KG.<br />

Maximaldosis 35 mg/kg KG/Tag. Bei eingeschränkter Nierenfunktion ist die Dosis der Funktionsstörung<br />

anzupassen.<br />

Besonderheiten<br />

Reaktionsvermögen beeinträchtigt;<br />

Bei gleichzeitiger Anwendung von Antazida: verminderte Bioverfügbarkeit, Alkohol oder Drogen: Verstärkung<br />

der ZNS-NW, z. B. Benommenheit, Ataxie. Eine Dosisreduktion oder Umstellung auf ein anderes<br />

Antikonvulsivum sollte schrittweise über mindestens 1 Woche erfolgen. Nicht wirksam bei primär<br />

generalisierten Anfällen, z. B. Absencen.


Wirkstoff<br />

Gentamicin<br />

Handelsname®<br />

Gentamicin-ratiopharm, Dexa-Gentamicin, Gentamicin HEXAL, Refobacin<br />

Allgemeines<br />

Antibiotikum der Gruppe der Aminoglykoside<br />

Wirkung<br />

Bakterizid auf proliferierende und ruhende Erreger durch Bindung an die 30 S-Untereinheit der 70 S-<br />

Ribosomen → Hemmung der Proteinbiosynthese, zusätzlich wird die Zellwand geschädigt<br />

oral: kaum Resorption => Darmsterilisation<br />

i.v.: plazentagängig, kaum knochen- bzw. ZNS-gängig, gute Verteilung im EZR<br />

minimale Metabolisierung: unveränderte Ausscheidung durch glomeruläre Filtration und tubuläre<br />

Rückresorption => hohe Konzentration im Urin<br />

69<br />

Anreicherung in Tubuluszellen (nephrotoxisch) und Perilymphe (ototoxisch) => geringe therapeutische<br />

Breite<br />

Breitspektrumantibiotikum:<br />

Enterobakterien: E.coli, Klebsiellen, Proteus vulgaris<br />

P. aeruginosa<br />

Staphylokokken<br />

Nebenwirkung<br />

Nephrotoxisch: fast immer reversible Nierenfunktionseinschränkung (Proteinurie, Hämaturie, zunehmende<br />

Niereninsuffizienz)<br />

Neurotoxisch (Atemlähmung, neuromuskuläre Blockade durch verminderte Acetylcholinfreisetzung)<br />

Hörstörungen (Innenohrschwerhörigkeit), Gleichgewichtsstörungen (Schwindel, Nystagmus), Allergien,<br />

Hämatopoesestörungen<br />

Indikation<br />

Kombinationspartner bei der gezielten und ungezielten Therapie schwerer Infektionen (die gegenüber<br />

anderen weniger toxischen Antibiotika resistent sind): Pneumonie, HWI, Endokarditis, Sepsis, Endokarditis,<br />

Meningitis, intraabdominelle Infektionen<br />

Speziell: lokal (infizierte Wunden, Augeninfektion, Knochen- und Weichteilinfektion)<br />

Kontraindikation<br />

Schwere Niereninsuffizienz, Innenohrschäden, 1.Trimenon (Gefahr pränatal erworbener Hörschäden), nur<br />

bei vitaler Ind. 2., 3. Trimenon, Stillzeit, Myasthenia gravis<br />

Vorsicht bei gleichzeitiger Gabe von Muskelrelaxantien


Anwendung und Dosierung<br />

i.v., i.m. oder subkonjunktival<br />

Bei normaler Nierenfunktion: Anfangsdos. 1,5-2 mg/kg KG. Erhaltungsdos. 1-2 mg/kg KG alle 8 h.<br />

Säugl. nach 1. Lebensj. 1,5-2,5 mg/kg KG alle 8 h,<br />

Neugeb. Einzeldos. 2-3,5 mg/kg KG auf 12 h.<br />

Augentropfen: 4-6 x tägl. 1 Tropfen<br />

Augensalbe: 2-3 x tägl. 0,5 cm<br />

Besonderheiten<br />

Dosisanpassung bei Niereninsuffizienz<br />

70<br />

Drug-Monitoring: Bestimmung von Spitzen- und Talspiegeln<br />

1-mal tägl. Gabe der Tagesdosis als Kurzinfusion (verminderte Oto- und Nephrotoxizität)<br />

Meidung anderer oto-/nephrotoxischer Substanzen, ansonsten zeitversetzte Applikation (z.B.<br />

Schleifendiuretika)


Wirkstoff<br />

Glimepirid<br />

Handelsname<br />

Amaryl ® Glimerid®<br />

Allgemeines<br />

orales Antidiabetikum, Sulfonylharnstoff<br />

Wirkung pankreatisch: Verstärkte Insulinsekretion durch Blockade der ATP-sensitiven Kaliumkanäle.<br />

Veringerter Kaliumausstrom führt zu Membrandepolarisation, Calcium-Influx, Exozytose von Insulin.<br />

Eine ausreichende Zahl intakter ß-Zellen ist für diesen Wirkungsmechanismus erforderlich;<br />

extrapankreatisch: Hemmung der hepatischen Gluconeogenese, Verminderung der Insulinrezeptor-<br />

Downregulation, erhöhte Sensibilität der Insulinrezeptoren für Insulin<br />

Nebenwirkungen Hypoglykämie, Heißhunger, Gewichtszunahme.<br />

Weitere seltene unerwünschte Wirkungen:<br />

Dyslipoproteinämie, gastrointestinale Störungen,allergische Reaktionen, Blutbildveränderungen,<br />

cholestatischer Ikterus, kardiovaskuläre Zwischenfälle.<br />

Indikation Diabetes mellitus Typ 2, als primäre Monotherapie, wenn der Stoffwechsel der Patienten trotz<br />

Ernährungs- und Bewegungstherapie nur schlecht eingestellt ist, HbA1c> 7% und die Patienten<br />

normalgewichtig (BMI


Wirkstoff<br />

Granisetron<br />

Handelsname<br />

Kevatril _ Filmtabletten 2mg<br />

Kevatril® Infusionslösungskonzentrat 1 mg/-3 mg zur Herstellung einer Infusionslösung<br />

Allgemeines<br />

Antiemetikum<br />

Wirkung<br />

Granisetron ist ein starker und hoch selektiver Antagonist der 5-Hydroxytryptamin (5-HT/Serotonin)3-<br />

72<br />

Rezeptoren. Man vermutet, dass Zytostatika od. abdominelle Bestrahlung die enterochromaffinen Zellen im<br />

GI-Trakt schädigen, so dass diese vermehrt Serotonin freisetzen. Serotonin stimuliert 5-HT3-Rezeptoren an<br />

den afferenten Vagusfasern und in der Area postrema und löst so Erbrechen aus.<br />

Nebenwirkung<br />

Kopfschmerzen<br />

Obstipation<br />

vorübergehender Anstieg der Transaminasen<br />

grippeartige Symptome mit Fieber u. Schüttelfrost<br />

Selten Überempfindlichkeitsreaktionen, gelegentl. Anaphylaxie, leichte Hautausschläge u. sehr selten<br />

Ödeme/gesichtsbetonte Ödeme.<br />

Einzelne ernste NW des kardiovaskulären Systems (Blutdruckabfall, Herzrhythmusstörungen).<br />

Infusionslsg.-konz.: bei wiederholter i.v.-Anw. lokale Irritationen an der Einstichstelle mögl.<br />

Indikation<br />

Übelkeit und Erbrechen bei Chemo-/ Stahlentherapie, postoperative Übelkeit und Erbrechen<br />

Kontraindikation<br />

Kinder (je nach Ind. unterschiedlich)<br />

Stillzeit<br />

Strenge Indikationsstellung in der Schwangerschaft.<br />

Anwendung und Dosierung<br />

p.o., i.v.<br />

Übelkeit und Erbrechen bei Therapie mit Zytostatika/Strahlentherapie:<br />

p.o.: mäßig emetogene Chemotherapie: 2 mg 1 h vor Therapie<br />

hoch emetogene Chemotherapie: zusätzl. Glukokortikoid<br />

i.v.: Prophylaxe (Inf. soll vor Anästhesieeinleitung beendet sein) und Therapie 1 mg (bei Strahlentherapie<br />

3 mg), bei manchen Pat. 3 mg, Max-Dosis 9 mg/d<br />

Kinder: Prophylaxe: < 25 kg: 40 µg/kg; > 25 kg: 1 mg, bei manchen Kindern 3 mg


73<br />

Therapie: bei Bedarf 2 weitere Dosen von 20 µg/kg innerh. 24 h, Abstand zw. den Infusionen: mind 10 min<br />

Postoperative Übelkeit/ Erbrechen:<br />

i.v.: Prophylaxe (Inf. soll vor Anästhesieeinleitung beendet sein) und Therapie: 1 mg<br />

bei Kindern liegen keine Erfahrungen vor<br />

Besonderheiten<br />

Für ältere od. für nieren-/ leberinsuffiziente Pat. gelten die Dosierungsempfehlungen für Erwachsene.


Wirkstoff<br />

Hydrochlorothiazid<br />

Thiaziddiuretikum (Benzothiadiazin)<br />

Handelsname:<br />

Esidrix®<br />

Wirkdauer ca. 12h<br />

Low-ceiling-Diuretikum<br />

Langsame und protrahierte Wirkung =>geeignet für Dauertherapie<br />

Wirkung:<br />

74<br />

Reversible Hemmung eines NaCl-Carrier systems im proximalen Teil des distalen Tubulus mit Wirkung von<br />

luminal => Diurese max. 10-15% des Glomerulumfiltrats<br />

In hoher Dosierung: Hemmung der Carboanhydrase möglich<br />

Verminderung der GFR, CAVE: eingeschränkte Nierenfunktion<br />

Nebenwirkungen:<br />

Kaliumverlust/Hypokaliämie: die gehemmte Na-Resorbtion führt im distalen Tubulus über Na/K-Carrier-<br />

System zur erhöhten K-Ausscheidung als Folge des erhöhten Na-Angebots =><br />

CAVE: Hypokaliämie bei Digitalisierung ( erhöhte Toxizität )<br />

Magnesiumverlust,<br />

Chlorverlust (durch gesteigerte Na- und K- Ausscheidung) bis hin zur hypochlorämischen Alkalose<br />

Calciumretention: verminderte tubuläre Ca-Ausscheidung (im Gegensatz zu den Scheifendiuretika)<br />

Verminderte Glukosetoleranz (Hyperglykämieneigung) ~diabetogene Wirkung von Thiaziden und einigen<br />

Schleifendiuretika bei Prädisponierten.<br />

Mechanismen:<br />

Beeinträchtigte Insulinsekretion unter Diuretika<br />

Verminderte periphere Glukoseutilisation<br />

Diuretika induzierte Hypokaliämie<br />

Harnsäureretention: durch Volumenausscheidung (=> Konzentration) sowie Konkurrenz einiger Diuretika<br />

und der Harnsäure um den tubulären Säuresekretionsmechanismus kann eine Hyperurikämie entstehen mit<br />

Gefahr des akuten Gichtanfalls.<br />

Lipidstoffwechsel: ungünstig beeinflusst, da einige Thiazide und Scheifendiuretika nach einigen Wochen<br />

dosisabhängig die Triglyceride und das LDL-Cholesterin erhöhen können<br />

Allergische Reaktionen, besonders bei Sulfonamidallergie<br />

Ferner: Pankreatitis, interstitielle Nephritiden<br />

Anwendung:<br />

Arterielle Hypertonie<br />

Chronische kardiale, renale und hepatogene Ödeme<br />

Ferner: Diabetes insipidus, Sekundärprophylaxe Ca² + -haltiger Harnsteine (verminderte Ca² + -Ausscheidung<br />

bei gesteigerter Diurese )<br />

Kontraindikation:<br />

Überempfindlichkeit gegenüber Sulfonamiden<br />

Schwere Leberfunktionsstörung<br />

Schwere Hypokaliämie


Hyponatriämie<br />

Hypovolämie<br />

Hypercalcämie<br />

Keine Thiaziddiuretika bei stark eingeschränkter Nierenfunktion (GFR2.0<br />

mg/dl), weil diuretisch unwirksam und zudem Senkung von Nierendurchblutung.<br />

Besonderheiten :<br />

Diabetes insipidus: während beim zentralen Diabetes insipidus ein ADH-Mangel vorliegt (=>Substitution),<br />

besteht beim renalen Diabetes insipidus ein fehlendes Ansprechen auf ADH. Durch Minderung der GFR<br />

drosseln Thiazide die Polyurie.<br />

Dosis:<br />

Arterielle Hypertonie: 1 x 12,5-25 mg, Erhalt-Dos zumeist 12,5 mg/d<br />

Ödeme ( kardial, hepatisch oder renal): 1 x 25-50 mg, Max-Dosis <strong>100</strong>mg/d<br />

DosNI: kontraindiziert bei Kreatinin > 1,8mg/dl bzw. Krea-Cl


Wirkstoff<br />

Hydrocortison (~Cortisol)<br />

Handelsname<br />

Hydrocortison Hoechst®<br />

Allgemeines<br />

Glukokortikoid<br />

kurze Wirkdauer: 8-12 h<br />

Induktion von CYP 3A4<br />

relative glukokortikoide Potenz = 1, relative mineralokortikoide Potenz = 1<br />

Wirkung<br />

76<br />

Bindung an zellständige Glukokortikoidrezeptoren -> aktivierter Rezeptor dissoziiert vom Hitzeschockprotein-<br />

Komplex -> vom Zytoplasma in Zellkern -> Änderung der Gentranskription -> vermehrte Synthese des<br />

Lipocortin (Hemmung der Phospholipase A2)<br />

=> Blockade der Freisetzung von Arachidonsäure (Ausgangssubstanz für LT u. PG)<br />

Zahlreiche Wirkungen im Stoffwechsel: z.B.<br />

Gluconeogenese und Lipolyse gesteigert<br />

katabole Wirkung: Atrophie von Muskulatur, Haut, Cornea, Skelett<br />

Osteoblastenhemmung, Vit. D Antagonismus<br />

mineralokortikoide Wirkung: Na- u. Wasserretention, Kaliumausscheidung<br />

Blutbild: Erythrozyten und Thrombozyten erhöht, Lymphozytopenie<br />

Immunsuppressive, antiallergische Wirkung<br />

antiphlogistische, antiproliferative Wirkung<br />

ZNS: stimmungshebend<br />

Herz-Kreislauf: gering positiv inotrop, Volumenretention<br />

Nebenwirkung<br />

Überempfindlichkeit<br />

Überdosierung<br />

-> Cushing-Symptome:<br />

Fettverteilungsstörungen (Vollmondgesicht, Stammfettsucht)<br />

Gewichtszunahme<br />

Natriumretention mit Ödembildung<br />

Kaliumausscheidung vermehrt<br />

Hypertonie<br />

Glukosetoleranz vermindert, D.m.<br />

Wachstumshemmung bei Kindern<br />

Störung der Sexualhormonsekretion<br />

Osteoporose<br />

Muskelschwäche (Cave: Myasthenia gravis)<br />

u.a.


Indikation<br />

77<br />

Substitutionstherapie bei Nebennierenrindeninsuffizienz<br />

(primär: M. Addison, sekundär: ACTH-Mangel)<br />

Pharmakodynamische Therapie: nur symptomatisch<br />

akut: anaphylaktischer Schock, Asthma-Anfall, Quincke-Ödem, akute Urtikaria, tox. Lungenödem,<br />

Hirnödem (v.a. vasogen), Hypercalcämie bei Vit. D Intoxikation, akute Transplantatabstoßung<br />

Langzeit: Allergien: Asthma bronchiale, Urtikaria, Colitis ulcerosa, M. Crohn, Vaskulitiden, rheumatische<br />

Erkrankungen, Kollagenosen, Änämien, best. Leukämien<br />

Lokal: dermatologische , ophthalmologishe Krankheitsbilder, inhalativ (Asthma), intraartikulär<br />

(Gelenkerkrankungen)<br />

Hemmtherapie: Adrenogenitales Syndrom<br />

Kontraindikation<br />

- keine bei vitaler Indikation<br />

- relative:<br />

Ulcus duodeni/ -ventriculi<br />

Osteoporose<br />

Infektionskrankheiten<br />

Erhöhte Thromboseneigung<br />

Psychische Anamnese<br />

Glukokortikoid-induzierte Myopathie<br />

erhöhter Augeninnendruck<br />

Schwangerschaft (fraglich bei LKG-Spalte)<br />

Anwendung und Dosierung<br />

Applikation: oral, i.v., lokal (kutan, inhalativ, intraartikulär)<br />

Höhe der Dosis richtet sich nach physiologischem Bedarf:<br />

z.B. p.o.:<br />

Erw.: 10 bis 20 mg/Tag, max. 30 mg/Tag, Gesamtdosis in 3 Einzelgaben<br />

Kinder: 10-15 mg/m 2 Körperoberfläche/Tag<br />

Substitutionstherapie: angepaßt an zirkadianen Rhythmus<br />

Pharmakodynamische Therapie: zirkadian oder alternierend<br />

Dosisanpassung bei besonderen körperlichen Belastungen z.B. Trauma, OP, Geburt<br />

Cushing-Schwellendosis = Tagesdosis des Glukokortikoids, die über längere Zeit gegeben, ein Cushing-<br />

Syndrom auslöst<br />

abhängig von Alter, Geschlecht: 30 mg/d<br />

Besonderheiten<br />

Notfallausweis (wegen Gefährdung in Stresssituationen)<br />

Cortisolproduktion bei Stress um das 10-fache erhöht<br />

Wechselwirkungen mit zahlreichen Medikamenten: Herzglykosiden, Saluretika, Salicylaten, Indometacin,<br />

NSAR, Antidiabetika, Insulin, orale Antikoagulantien, Östrogene, Muskelrelaxantien


Wirkstoff<br />

Ibuprofen<br />

Handelsname®<br />

Dolormin® Ibuhexal® Imbun®<br />

Allgemeines<br />

antiphlogistisch und antirheumatisch wirksam, da Anreicherung im sauren Entzündungsgewebe<br />

HWZ~ 2 Stunden, inaktive Metaboliten<br />

bessere Magenverträglichkeit als andere NSAID, niedrigere Nebenwirkungshäufigkeit<br />

(führt aber wie alle anderen PG-Synthesehemmer durch verminderte Bildung der cytoprotektiven<br />

Prostaglandinen zu gastrointestinalen Beschwerden)<br />

Wirkung<br />

irreversible Hemmung der Cyclooxygenase (durch Acetylierung)<br />

antiphlogistisch / antirheumatisch<br />

analgetisch<br />

antipyretisch<br />

Nebenwirkung<br />

Gastrointestinale Beschwerden: Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerz, seltener Ulcera, Blutungen<br />

ZNS: Kopfschmerz, Schwindel, Tinnitus, Reizbarkeit, (Müdigkeit, Sehstörungen)<br />

Übrige NSAID-spezifische NW selten<br />

Na + -/Wasserretention: Ödeme, RR erhöht, Verschlechterung einer eingeschränkten Nieren- oder<br />

Herzfunktion<br />

Überempfindlichkeit / Analgetikaintoleranz: Hautreaktionen, „Aspirin-Asthma“<br />

Schwere Hautreaktionen: Stevens-Johnson-Syndrom, Lyell-Syndron<br />

Störung der Hämatopoese: Leukopenie, Agranulozytose, hämolytische Anämie, Thrombozytopenie<br />

78<br />

Leber- und Nierenfunktionsstörung (Anstieg Leberenzyme)<br />

Indikation<br />

Rheumatische Erkrankungen, Kopfschmerzen, Zahnschmerzen<br />

Nichtrheumatische Entzündungen / Schwellungen<br />

Akuter Gichtanfall<br />

Kontraindikation<br />

Magen-Darm-Ulzera<br />

Störungen der Hämatopoese<br />

Schwangerschaft (insbes. 3. Trimenon); 1. und 2. Trimenon sowie Stillzeit als relative KI<br />

Überempfindlichkeit / Analgetikaintoleranz<br />

Schwere kardiale, renale, hepatische Insuffizienz (relativ)<br />

Asthma bronchiale<br />

Anwendung und Dosierung<br />

Niedrig dosiert als Analgetikum (auch bei Dysmenorrhoe) u/o Antipyretikum<br />

Antirheumatikum / Antiphlogistikum<br />

Schmerzen, Fieber: (3 Einzelgaben):<br />

Kdr ab 6 J : 10-15 mg/kg/d


79<br />

Kdr 10-14 J : Einzeldosis 200mg/d, Tagesdosis 600mg/d<br />

Erw+Jugl ab 14 J: Einzeldosis 200-400 mg/d, Tagesdosis 800-1200 mg/d<br />

Rheumatische Erkrankungen: (3-4 Einzelgaben)<br />

Kdr ab 6 J : 15-20 mg/kg/d<br />

Kdr 10-12 J : Einzeldosis: 200-400 mg/d, Tagesdosis 600-800 mg/d<br />

Kdr 13-14 J : Einzeldosis: 200-400 mg/d, Tagesdosis 800-1200 mg/d<br />

Erw+Jugl ab 15 J : Einzeldosis max 800 mg, Tagesdosis max 1200-2400 mg/d


Wirkstoff<br />

Imipenem<br />

Handelsname®<br />

Zienam® (Imipenem+Cilastatin)<br />

Allgemeines<br />

Carbapenem, ß-lactamasefestes Reserveantibiotikum mit breitem Wirkspektrum im grampositiven und<br />

gramnegativen Bereich incl. viele Anaerobier.<br />

Imipenem wird durch die Metabolisierung durch die Dehydropeptidase renal rasch inaktiviert, daher<br />

Kombination mit Cilastatin. Cilastatin mindert zudem die Nephrotoxizität von Imipenem.<br />

Wirkung<br />

Hemmung der Zellwandsynthese durch Inaktivierung Penicillin-bindender Proteine → stark bakterizid<br />

Nebenwirkung<br />

80<br />

Allergische Reaktionen, gastrointestinale Beschwerden, erhöhte Gefahr von Sekundärinfektionen (Candida),<br />

Thrombophlebitis, nephrotox. Wirkung der Metabolite (Minderung durch Cilastatin), neurotoxisch.<br />

Indikation<br />

Schwerste Infektionen (v.a. Sepsis, Immunsuppression).<br />

Kontraindikation<br />

Schwangerschaft, Stillzeit<br />

Anwendung und Dosierung<br />

i.v.<br />

Imipenem/Cilastatin Trockensubstanz<br />

Bei schweren Infektionen: je 3-4 x 0,5 g i.v. als Kurzinfusion (20-30 min)<br />

Lebensbedrohl. Infektionen: je 3-4 x 1 g i.v. als Kurzinfusion (40-60 min)<br />

Max-Dosis je 4 g/d<br />

Kdr + Säuglinge > 3 Mo.: je 60 mg/kg/d (4 Einzelgaben), Max-Dosis je 2 g/d<br />

Dosisreduktion bei Niereninsuffizienz<br />

Besonderheiten<br />

Generalisierte Krampfanfälle wurden bei gleichzeitiger Gabe mit Ganciclovir beobachtet.<br />

Tubuläre Sekretionshemmer (z.B. Probenecid) können Konz. von Imipenem im Serum erhöhen


Wirkstoff<br />

Isosorbiddinitrat<br />

Handelsname<br />

Isoket®<br />

Allgemeines<br />

Nitrat<br />

Wirkung<br />

81<br />

Überführung im Organismus durch Biotransformation in NO<br />

NO stimuliert die cytosolische Guanylatcyclase → cGMP-Bildung aus GTP → cGMP bedingt die Abnahme<br />

der intrazellulären Ca-Konz. → Erniedrigung des Gefäßtonus; außerdem Herabsetzung der<br />

Thrombozytenadhäsion u. –aggregation<br />

Wirkungen:<br />

Dilatation der glatten Muskulatur durch Freisetzung von NO<br />

Verminderung der Vorlast durch venöse Dilatation<br />

Zunahme der regionalen Myokardperfusion vor allem subendokardial<br />

Verminderung der Nachlast durch arterielle Vasodilatation in höheren Dosen<br />

Thrombozytenaggregationshemmung<br />

Nebenwirkung<br />

Kopfschmerz (Nitratkopfschmerz)<br />

RR - Abfall / orthostatische Dysregulation / Synkopen<br />

reflektorische Tachykardie<br />

Angina pectoris Symptomatik (paradoxe Nitratwirkung)<br />

Benommenheit, Schwindel, Schwächegefühl<br />

Übelkeit / Erbrechen<br />

allergische Hautreaktion / Flush<br />

Indikation<br />

Angina pectoris<br />

akuter Angina pectoris Anfall<br />

KHK<br />

akuter Myokardinfarkt<br />

akute / chronische Herzinsuffizienz<br />

Spasmen von Hohlorganen<br />

Kontraindikation<br />

akutes Kreislaufversagen<br />

kardiogener Schock<br />

ausgeprägte Hypotonie [RR (sys.) < 90 mm / Hg]<br />

schwere stenosierende Herzvitien


Anwendung und Dosierung<br />

p.o:<br />

(Angina pectoris) : unretardiert: 2-4 x 10 mg<br />

s.l. :<br />

82<br />

retardiert: 1 x 20mg – 3 x 20mg bzw. 1 x 40-60mg bzw. 1 x 80mg oder 120 mg<br />

(AP – Anfall): 1 – 3 Sprühstöße b.B. (nicht inhalieren)<br />

i.v. :<br />

(akutes Koronarsyndrom) : initial 1-2mg/h, b.B. bis auf 8 (-10) mg/h steigern<br />

Besonderheiten<br />

Nitrattoleranz<br />

multifaktoriell bedingte Abschwächung der Nitrateffekte bei kontinuierlicher Applikation<br />

Wirkung bei sublingualer od. bukaler Gabe nach ca. 1 min<br />

Wirkdauer: s.l.: ca. 30 min.; i.v.: bis zu 60 min; oral (retardiert): 8-12 h<br />

ISDN ist für den schnellen Initialeffekt verantwortlich, ISMN für die anschließende protahierte Wirkung.


Wirkstoff<br />

Levomepromazin<br />

Handelsname<br />

Neurocil®<br />

Allgemeines<br />

Klassisches Neuroleptikum, Phenothiazin<br />

Wirkung<br />

Blockade von D2-Rezeptoren im ZNS:<br />

Mesolimbisches System → vermutl. für antipsychotische Wirkung verantwortlich (Levomepromazin:<br />

sedierend > antipsychotisch)<br />

Striatum → EPS<br />

Tubero-infundibuläres System → Prolaktinspiegel ↑<br />

Nebenwirkung<br />

Müdigkeit, Hypotonie, Tachykardie, häufig vegetative, anticholinerge Nebenwirkungen<br />

Extrapyramidal-motorische Störungen (Frühdyskinesien, Spätdyskinesien, Parkinsonoid, Akathisie),<br />

Malignes neuroleptisches Syndrom, allergische / toxische Reaktion (Agranulozytose, Photosensibilität),<br />

Prolaktinanstieg, passagere Leberfunktionsstörungen<br />

Krampfanfälle<br />

Indikation<br />

• Dämpfung psychomotorischer Unruhe- und Erregungszustände im Rahmen psychotischer<br />

83<br />

Syndrome, akute Erregungszustände bei manischen Episoden<br />

• Kombinationstherapie bei chronischen oder schweren Schmerzen<br />

Kontraindikation<br />

• Akute Intoxikation mit Alkohol, Antidepressiva, Tranquilizer, Hypnotika, Analgetika,<br />

Schwangerschaft, Stillzeit<br />

Anwendungsbeschränkung:<br />

Parkinsonismus, Vorsicht bei erhöhter Krampfbereitschaft/Epilepsie, Leber- und Nierenfunktionsstörungen,<br />

Glaukom, Prostatahypertrophie, Pylorusstenose, Hypotonie und kardiovaskulären Erkrankungen,<br />

Kombination mit anderen QT-verlängernden Pharmaka u.a.;<br />

Kinder < 16 J. sollten nicht mit Neurocil behandelt werden.<br />

Anwendung und Dosierung<br />

p.o., i.m.<br />

p.o.: ambulant einschleichend 15-30 mg/d bis zu 75-150 mg/d (3 ED)<br />

stationär einschleichend 75-<strong>100</strong> mg/d bis zu 150-300 mg/d (3 ED), Max-Dosis 600 mg/d<br />

i.m.: starke Erregungszustände: 25-50 mg i.m., ggfs. WH bis <strong>100</strong>-150 mg/d<br />

p.o.: schwere Schmerzen: initial: 30-60 mg/d, bei Bedarf 75-150 mg/d, Max-Dosis 300 mg/d (jeweils 3<br />

ED)


Besonderheiten<br />

• Bei Langzeitbehandlung: Überwachung der Herzfunktion und des Blutbildes anzuraten<br />

• Vorsicht: Reaktionsvermögen<br />

Wechselwirkungen:<br />

Alle Substanzen mit sedierender und atemdepressiver Wirkung → pharmakodynamischer Agonismus<br />

84<br />

Blutdrucksenkende Pharmaka → additive Blutdrucksenkung<br />

Adrenalin → Adrenalinumkehr<br />

Dopaminagonisten → abgeschwächte Wirkung<br />

Anticholinergika → Verstärkung der anticholinergen NW des Levomepromazin<br />

Levomepromazon ist ein Inhibitor des CYP2D6 → zahlreiche Interaktionen (z.B. mit Amitryptilin, Haloperidol<br />

u.a.)<br />

Phenytoin → veränderter Metabolismus<br />

QT-verlängernde AM → Kombi vermeiden<br />

AM, die zu einer Hypokaliämie führen → Kombi vermeiden


Wirkstoff<br />

Lidocain<br />

Handelsname<br />

Xylocain®<br />

Allgemeines<br />

85<br />

Klasse I b Antiarrhythmikum. Wirkt bevorzugt auf den Ventrikel, reguläre Herzaktionen werden ungehindert<br />

weitergeleitet, früh einfallende Aktionspotentiale werden verzögert.<br />

Gleichzeitig ist Lidocain ein Lokalanästhetikum.<br />

Wirkung<br />

Hemmung des schnellen Na+ Einstroms, rasche Reaktivierung der Na+ Kanäle (Frequenzfiltereffekt: je<br />

tachykarder, desto besser die Wirkung)<br />

Verkürzung des Aktionspotentials (QT ↓) → Leitungsverbesserung<br />

Nebenwirkung<br />

Gering leitungsverzögernd, gering neg. inotrop, chronotrop, gering proarrhythmogen<br />

ZNS- Störungen (Zeichen von Überdosierung o. Intoxikation): Schwindel, Tremor, Krämpfe, Benommenheit<br />

Indikation<br />

Ventrikuläre Herzrhythmusstörungen besonders bei Ischämie bedingten (mit Einschränkung bei komplexen<br />

ventrikulären HRST, z.B. hämodynamisch stabile ventrikuläre Tachykardie<br />

Alle Formen der Regionalanästhesie<br />

Kontraindikation<br />

Hypokaliämie, Hypomagnesiämie, dekompensierte Herzinsuffizienz, SA-/ AV Block, Sick-Sinus-Syndrom,<br />

Bradykardie, Hypotonie,<br />

Überempfindlichkeit gegen Lokalanästhetika vom Amidtyp<br />

Gravidität und Stillzeit (strenge Indikationsstellung)<br />

Anwendung und Dosierung<br />

Antiarrhythmikum: Die Dosierung ist individuell zu wählen<br />

Dosierungsempfehlungen:<br />

Erw: Initial 50-<strong>100</strong> mg langsam i.v. (max. 25 mg/min); bei ausbleibender Wirkung kann diese Dosierung 1-<br />

2 mal im Abstand von 5-10 min wiederholt werden. Max-Dosis 200-300 mg/h<br />

Kdr: keine ausreichende Erfahrungen, American Heart Association empfielt: initial 1 mg/kg KG, anschl.<br />

wenn erforderlich Dauerinfusion mit 20-50 µg/kg KG/min<br />

Evtl. Dosisreduktion bei Leber- und Niereninsuffizienz und bei älteren Pat. nötig.<br />

Lokalanästhetikum:<br />

Dosierung für die einzelnen Anwendungsarten unterschiedlich, die max. Einzeldosen sind grobe Richtwerte!


Die Dosis unterliegt großen individuellen Schwankungen u. ist v.a. abhängig von Anästhesietechnik u.<br />

Injektionsort (Vaskularisierung).<br />

Bei Applikation in Gewebe, bei denen eine schnelle Resorption erfolgt, sollte eine ED von 300 mg ohne<br />

Vasokonstriktorzusatz od. 500 mg mit Vasokonstriktorzusatz nicht überschritten werden.<br />

Cave: Dosis muß angepasst werden bei Kindern, bei Pat. mit reduziertem AZ, bei Niereninsuffizienz, bei<br />

Leberinsuffizienz, bei zerebralen Anfallsleiden, bei Herzinsuffizienz und älteren Pat.<br />

Besonderheiten<br />

Erhöht die Defibrillationsschwelle<br />

86


Wirkstoff<br />

Loperamid<br />

Handelsname<br />

Imodium ®<br />

Allgemeines<br />

Opioid, Antidiarrhoikum<br />

Wirkung<br />

Agonist an peripheren Opioidrezeptoren Obstipation, Peristaltik ↓, Sphinktertonus ↑<br />

keine Analgesie<br />

Nebenwirkung<br />

Übelkeit, Obstipation, Bauchkrämpfe,Erbrechen, Ileus<br />

vereinzelt allergische Reaktionen<br />

Indikation<br />

symptomatische Behandlung von Diarrhöen,<br />

sofern keine kausale Therapie zur Verfügung steht.<br />

Kontraindikation<br />

Überempfindlichkeit, Ileus, Megacolon und toxisches Megacolon<br />

Kinder < 2 J.<br />

Durchfälle, die mit Fieber und blutigem Stuhl einhergehen (z. B. bei akuter Dysenterie)<br />

akuter Schub einer Colitis ulcerosa, einer bakteriellen Enterokolitis<br />

Durchfälle, die während oder nach der Einnahme von Antibiotika auftreten<br />

Bei Patienten mit beeinträchtigter Leberfunktion vorsichtige Anwendung<br />

87<br />

Schwangerschaft und Stillzeit (strenge Indikationsstellung)<br />

Anwendung und Dosierung<br />

lingual, oral<br />

Akute Diarrhoe:<br />

Erw: Initial 4 mg p.o., dann nach jedem Durchfall 2 mg p.o., maximal 16 mg/d<br />

Kdr 2-8 J: 0,04 mg/kg/d p.o.<br />

Kdr >8J: Initial 2 mg p.o., maximal 8 mg/d<br />

Chronische Diarrhoe:<br />

Erw 4 mg/d p.o.<br />

Kdr >8J: 2 mg/d p.o.<br />

ohne ärztlicheAufsicht nicht länger als 4 Wochen anwenden


Besonderheiten<br />

• nicht ZNS gängig -> keine Suchtgefahr !<br />

• nicht BTM-pflichtig<br />

• Hoher First-pass-Metabolismus<br />

• HWZ : 7 – 15 h<br />

88


Wirkstoff<br />

Lopinavir + Ritonavir<br />

Handelsname<br />

Kaletra ®<br />

Allgemeines<br />

Der Protease-Inhibitor Lopinavir hat eine kurze HWZ, deshalb Kombination mit einem zweiten Protease-<br />

Inhibitor Ritonavir. Schon <strong>100</strong> mg Ritonavir verlangsamen deutlich den Abbau von Lopinavir.<br />

Wirkung<br />

89<br />

Die HIV-Protease schneidet die während der viralen Replikation entstehenden Polypeptide in funktionsfähige<br />

Endprodukte auf. Die Virussynthese wird im Gegensatz zu den Nukleosidanaloga auch in bereits infizierten<br />

Zellen gehemmt.<br />

Nebenwirkung<br />

Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Fettverteilungsstörungen und Veränderungen der Blutfettwerte,<br />

Kopfschmerzen, Ausbildung von Nierensteinen, Hautausschläge, Schwindel, Müdigkeit, Schlafstörungen,<br />

Stimmungsschwankungen, Verwirrtheit, Halluzinationen, erhöhte Leberwerte<br />

Indikation<br />

In Kombination mit anderen antiretroviralen Medikamenten (bevorzugt Nukleosidanaloga) zur Behandlung<br />

von HIV-1-infizierten Erwachsenen und Kindern > 2 J<br />

Kontraindikation<br />

Schwere Leberinsuff., gleichzeitige Gabe von AM, deren Clearance stark von CYP3A4 abhängt,<br />

Johanniskraut-haltige AM, Rifampicin<br />

Anwendung und Dosierung<br />

In Kombination mit anderen antiretroviralen Medikamenten (Nukleosidanaloga) zur Behandlung von HIV-1-<br />

infizierten Erwachsenen und Kindern > 2 J.<br />

Kaletra ® : Kapsel: 133 mg Lopinavir + 33,3 mg Ritonavir, Lösung 5 ml: 400 mg Lopinavir + <strong>100</strong> mg Ritonavir<br />

Erw. und Jugendl: 2 x/d 3 Kapseln oder 2 x 5ml Lösung<br />

Kdr > 2J.: 2 x 230/57,5 mg/m 2<br />

Einnahme zu den Mahlzeiten<br />

Besonderheiten<br />

Verstoffwechselung hauptsächlich über das CYP3A4 → Wechselwirkungen mit zahlreichen Arzneistoffen<br />

Kombination mit Ritonavir erhöht die Lopinavir- Spiegel um das <strong>100</strong>-fache (Boosterung)


Wirkstoff<br />

Lorazepam<br />

Handelsname<br />

Tavor®<br />

Allgemeines<br />

langwirksames Benzodiazepin (HWZ: 10-18 h), Tranquilizer, Anxiolytikum<br />

lipophil, plazentagängig<br />

verzögerte Metabolisierung (Alter, Lebererkrankungen, Pharmaka) -> Kumulationsgefahr<br />

Wirkung<br />

90<br />

Bindung an zentrale Benzodiazepinrezeptoren -> verstärkte GABA-Affinität am postsynapt. GABAA-Rezeptor<br />

-> verlängerte Öffnung der Chloridionenkanäle –> vermehrter Cl - -Einstrom in postsynaptische Zelle -><br />

Hyperpolarisation -> verminderte Erregbarkeit<br />

Nebenwirkung<br />

häufig: Müdigkeit, Schläfrigkeit, Schwindel -> Reaktionsvermögen vermindert<br />

gelegentlich: Kopfschmerzen, Ataxie, unerwünschte anterograde Amnesie<br />

paradoxe Reaktionen z.B. Aggressivität erhöht, akute Erregungszustände, Angst,<br />

nach plötzlichem Absetzen: Schlafstörungen, vermehrtes Träumen, Angst, erhöhte Krampfbereitschaft,<br />

Entzugsdelir<br />

Floppy-infant-Syndrom<br />

psychische u. physische Abhängigkeitsgefahr bei mehrwöchiger täglicher Anwendung<br />

Indikation<br />

Angst, Spannungs- und Erregungszustände (symptomatisch)<br />

schwere Schlafstörungen<br />

Sedierung vor operativen/diagnostischen Eingriffen<br />

Krampfanfälle (Status epilepticus)<br />

Kontraindikation<br />

Abhängigkeitsanamnese (Medikamente, Drogen, Alkohol)<br />

Akutes Engwinkelglaukom<br />

Akute respiratorische Insuffizienz, Patienten mit Atemwegsobstruktionen<br />

Schwangerschaft v.a. 1. Trimenon, Stillzeit, Kinder < 6 Jahre<br />

Anwendungsbeschränkung: Myasthenia gravis, spinale u. zerebrale Ataxie, Schlaf-Apnoe-syndrom<br />

Anwendung und Dosierung<br />

p.o. bei<br />

- Angst, Spannungs- und Erregungszuständen:<br />

2 bis 3 Einzeldosen: 0,5-2,5 mg/Tag oder Einmaldosis abends, max. 7,5 mg/Tag<br />

- Schlafstörungen: 0,5-2,5 mg<br />

- Sedierung vor operativen/diagnostischen Eingriffen:


Erw.: 1-2,5 mg am Vorabend u./od. 2-4 mg 1-2 h vor dem Eingriff<br />

91<br />

Kinder: 0,05 mg/kg (max. Einzeldosis 0,5 –1 mg)<br />

Dosis so klein und Dauer so kurz wie möglich, Dosisreduktion bei Leber-, Niereninsuffizienz<br />

Dosisanpassung bei Älteren: maximale Dosis 1-2 mg/d<br />

Parenterale Gabe bei der Prämedikation, schweren Angst- und Erregungszuständen in der Psychiatrie, im<br />

Status epilepticus<br />

Besonderheiten<br />

Kompetitiver Antagonist: Flumazenil<br />

Wechselwirkungen (Wirkungsverstärkung) mit anderen zentral wirksamen Medikamenten (z.B. Hypnotika,<br />

Sedativa, Analgetika, Psychopharmaka, Muskelrelaxantien, Antihypertonika, Beta-Blocker).


Wirkstoff<br />

Lormetazepam<br />

Handelsname<br />

Noctamid®, Loretam®, Ergocalm®<br />

Allgemeines<br />

Hypnotikum/Sedativum, Benzodiazepin<br />

Wirkung<br />

Bindung an zentrale Benzodiazepin-Rezeptoren<br />

verstärkte GABA-Affinität und damit verstärkte GABA-Wirkung am postsynapt. GABAA-Rezeptor <br />

verlängerte Öffnung von Cl - -Kanälen vermehrter Cl - -Einstrom in postsynaptische Zelle →<br />

Hyperpolarisation verminderte Erregbarkeit<br />

Anxiolyse, Sedierung<br />

Nebenwirkung<br />

Müdigkeit, Schwindel, Ataxie, verminderte Konzentrations- und Reaktionsfähigkeit, Überhangwirkung<br />

(langsame Elimination)<br />

In Einzelfällen Verstärkung der Symptomatik bei schwerer Depression (cave: Suizidgefahr!),<br />

Überempfindlichkeitsreaktion (z. B. Atembeschwerden, Hautausschlag)<br />

Indikation<br />

Ein- und Durchschlafstörungen; Prämedikation und postoperativ bei chirurgischen oder diagnostischen<br />

Eingriffen (z. B. in der Anästhesiologie)<br />

Kontraindikation<br />

Entbindung, Kinder und Jugendl. < 18 J. (außer in der Anästhesiologie, Intensivmedizin)<br />

Niereninsuff., endogene Depression, Alkohol, Myasthenia gravis, Stillzeit<br />

Anwendung und Dosierung<br />

Ein- u. Durchschlafstörungen: Einzeldosis im allgemeinen 1 mg. oral<br />

In der Anästhesiologie: Je nach Alter, KG und Allgemeinzustand an den Vortagen und am Vorabend des<br />

Eingriffs als Einzeldosis meist 2 mg oral, am Tag des Eingriffs (bis zu 1 Std. vorher) bis zu 2 mg. oral<br />

Besonderheiten<br />

92<br />

Gefahr einer Abhängigkeitsentwicklung bei längerer Anwendung! Nutzen-Risiko-Abwägung! Bei Absetzen<br />

schrittweise Dosisreduktion (mögl. Absetzphänomen beachten!)<br />

Bei gleichzeitiger Anwendung anderer zentral dämpfender Arzneimittel → wechselseitige<br />

Wirkungsverstärkung. Wechselwirkung mit Herzglykosiden, Methylxanthinen, oralen Kontrazeptiva, einigen<br />

Antibiotika: Art und Umfang der WW nicht vorhersehbar<br />

Antagonisierbarkeit durch Flumazenil


Wirkstoff<br />

Magaldrat<br />

Handelsname<br />

Riopan®<br />

Allgemeines<br />

Antacidum<br />

Aluminium-Magnesiumhydroxid-sulfathydrat<br />

Wirkung<br />

Neutralisierung von Magensäure, dosis- und pH-abhängige Bindung von Gallensäuren und Lysolecithin<br />

Die antazide Wirkung wird auf die Bindung von Protonen durch die Sulfat- und Hydroxydionen der<br />

Zwischengitterschicht zurückgeführt. Mit der Neutralisation löst sich daher die Gitterstruktur auf.<br />

93<br />

1600 mg Magaldrat neutralisieren ca. 45 mval Salzsäure.<br />

Magaldrat wird nicht gastrointestinal resorbiert. Während der Neutralisation werden in geringem Maße Mg ++ -<br />

und Al +++- Ionen freigesetzt, die während der Darmpassage zu schwerlöslichen Phosphaten umgesetzt<br />

werden und als solche mit dem Stuhl ausgeschieden werden. Ein Teil der Kationen wird resorbiert.<br />

Nebenwirkung<br />

Weiche Stühle, Diarrhöen werden nur in Einzelfällen beobachtet.<br />

Bei Niereninsuffizienz und bei langfristiger Einnahme hoher Dosen kann es zur Aluminium-Einlagerung vor<br />

allem in das Nerven- und Knochengewebe und zur Phosphatverarmung kommen.<br />

Indikation<br />

Symptomatische Therapie bei Sodbrennen und säurebedingten Magenbeschwerden.<br />

Ulcus ventriculi und Ulcus duodeni.<br />

Kontraindikation<br />

Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion (Kreatinin-Clearance < 30 ml/min) nur bei regelmäßiger<br />

Kontrolle der Serumspiegel von Magnesium und Aluminium<br />

Überempfindlichkeit gegen Magaldrat<br />

Anwendung in Schwangerschaft und Stillzeit nur kurzfristig um eine Aluminiumbelastung des Kindes zu<br />

vermeiden. (keine Untersuchungen zur teratogenen Potenz), Aluminiumverbindungen gehen in die<br />

Muttermilch über, aufgrund der geringen Resorption ist ein Risiko für das Neugeborene aber nicht<br />

anzunehmen.<br />

Anwendung und Dosierung<br />

p.o.: Tabletten, Gele usw.<br />

b.B. bis zu 4mal tägl. 1600 mg je 1h nach Mahlzeiten und vor dem Schlafengehen. Max-Dosis: 6400 mg/d<br />

Besonderheiten:<br />

Antacida beeinträchtigen die Resorption gleichzeitig verabreichter Arzneimittel, weshalb<br />

ein Abstand von 1 – 2 h zur Einnahme anderer Arzneimitteln einzuhalten ist.<br />

Während einer Therapie mit Tetrazyklinen und Chinolonderivaten (Ciprofloxacin, Ofloxacin und Norfloxacin)<br />

sollte Magaldrat nicht angewendet werden.<br />

Die gleichzeitige Einnahme von aluminiumhaltigen Antacida mit säurehaltigen Getränken<br />

(Obstsäfte, Wein u. a.) erhöht die intestinale Aluminiumresorption.


Wirkstoff<br />

Melperon<br />

Handelsname®<br />

Eunerpan®<br />

Allgemeines<br />

Klassisches Neuroleptikum, Butyrophenon<br />

Wirkung<br />

Blockade von D2-Rezeptoren im ZNS:<br />

Mesolimbisches System → vermutl. für antipsychotische Wirkung verantwortlich (Melpereon: sedierend ><br />

antipsychotisch)<br />

Striatum → EPS<br />

Tubero-infundibuläres System → Prolaktinspiegel ↑<br />

Nebenwirkung<br />

extrapyramidalmotorische Störungen (EPS)<br />

Sedation, Appetitverlust, passagere Erhöhung der Leberenzymaktivität,<br />

Übelkeit, Erbrechen, Diarrhoe, Galaktorrhoe, Gynäkomastie,<br />

Regulationsstörungen der Körpertemperatur, bei Bettlägerigkeit und/oder<br />

Prädisposition Gefahr der Thrombosebildung, Kopfschmerzen, Gefühl der<br />

verstopften Nase<br />

Indikation<br />

94<br />

Schlafstörungen, Verwirrtheitzustande, zur Dämpfung von<br />

psychomotorischer Unruhe und Erregungszuständen insbesondere bei<br />

geriatrische und psychatrische Patienten, Psychosen, Oligophrenie,<br />

Alkohol-Krankheit, organisch bedingte Demenz, Psychoneurosen<br />

Kontraindikation<br />

hochgradige Leberinsuffizienz,<br />

Schwangerschaft, Stillzeit,<br />

Überempfindlichkeit gegenüber Butyrophenonen,<br />

Kinder


Anwendung und Dosierung<br />

p.o.<br />

95<br />

Bei unruhigen und verwirrten Patienten zu Beginn 50-<strong>100</strong> mg, Steigerung innerhalb mehrerer Tage bis auf<br />

200 mg.<br />

Bei schweren Unruhe- u. Verwirrtheitszuständen mit Aggressivität sowie wahnhaften u. halluzinatorischen<br />

Zuständen kann die TD auf 300 bis max. 400 mg erhöht werden.<br />

Tagesdosis auf mehrere Einzelgaben verteilen (am besten nach der Mahlzeit bzw. vor dem Schlafengehen).<br />

i.m.:<br />

bei akuter Unruhe und Verwirrtheit: 50-<strong>100</strong> mg, Max-Dosis: 200 mg<br />

Besonderheiten<br />

Wechselwirkungen:<br />

Alle Substanzen mit sedierender und atemdepressiver Wirkung → pharmakodynamischer Agonismus<br />

Blutdrucksenkende Pharmaka → additive Blutdrucksenkung<br />

Adrenalin → Adrenalinumkehr<br />

Dopaminagonisten → abgeschwächte Wirkung<br />

Anticholinergika → verstärkung der anticholinergen NW von Melperon<br />

Melperon ist ein Inhibitor des CYP2D6 → zahlreiche Interaktionen (z.B. mit Amitryptilin, Haloperidol u.a.)<br />

MAO-Hemmer, Lithium → gegenseitige Spiegelerhöhung<br />

Dopaminantagonisten → Agonismus → EPS↑<br />

Phenytoin → veränderter Metabolismus<br />

QT-verlängernde AM → Kombi vermeiden<br />

AM, die zu einer Hypokaliämie führen → Kombi vermeiden


Wirkstoff<br />

Meropenem<br />

Handelsname:<br />

Meronem®<br />

Allgemeines<br />

Carbapenem, Antibiotikum<br />

Wirkung<br />

stark bakterizid durch Hemmung der Zellwandsynthese (greift alle 6 PBP an),<br />

ß-lactamasefest;<br />

Meropenem wirkt dabei stärker gegen gramnegative Bakterien (Pseudomonas),<br />

96<br />

schwächer gegen grampositive Bakterien (Staphylokokken)<br />

Nebenwirkungen<br />

Überempfindlichkeitsreaktioen (Urtikaria, Exantheme)<br />

gastrointestinale Störungen (v.a.bei oraler Gabe)<br />

Gerinnungsstörungen<br />

erhöhte Gefahr von Sekundärinfektionen (Candida), da auch die physiologische Rachen- und Darmflora<br />

geschwächt wird<br />

Meropenem ist weniger neurotoxisch als Imipenem und daher auch zur Meningitistherapie zugelassen<br />

Indikation<br />

Carbapeneme sind z.Z. die Antibiotika mit dem breitesten Wirkungsspektrum. Reserveantibiotikum bei<br />

schwersten Infektionen (v.a. Sepsis, Immunsuppression), in letzter Zeit zunehmend in der Initialtherapie<br />

lebensbedrohlicher nosokomialer Infektionen (Meningitis, Pneumonie, intraabdom. Inf. incl. Peritonitis,<br />

gynäkolog. Infektionen (Endometritis), HWI, Haut- u. Weichteilinfektionen<br />

Kontraindikationen und Anwendungsbeschränkungen<br />

Überempfindlichkeit gegen Carbapeneme ( Kreuzallergie mit anderen Beta-Laktam-<br />

Antibiotika); Infektionen mit MRSA; erhöhtes Blutungsrisiko;<br />

Säuglinge < 3 Monate; Schwangerschaft und Stillzeit: KI da unzureichende Datenlage<br />

Meningitis: üblicherweise wird hier Meropenem in der Mehrzahl der Fälle mit Dexamethason<br />

verabreicht. Meropenem allein: unzureichende Datenlage<br />

Anwendung und Dosierung<br />

ausschließlich i.v.-Gabe<br />

Dosis bei Pneumonie, intraabdominellen Infektionen: 3 x 500-<strong>100</strong>0mg<br />

Bei gynäkologischen Infektionen, Harnwegs-, Haut- und Weichteilinfektionen: 3 x 500mg<br />

bei Sepsis, Infektionen bei Neutropenie: 3 x 1g<br />

Meningitis: 3 x 2g<br />

Dosisanpassung bei Niereninsuffizienz


Besonderheiten<br />

Wechselwirkungen:<br />

97<br />

Probenecid u. Meropenem unterliegen dem gleichen aktiven tubulären Sekretionsmechanismus, so dass die<br />

renale Ausscheidung gehemmt wird:<br />

Plasmakonzentration steigt!


Wirkstoff<br />

Mesalazin<br />

Handelsname<br />

Salofalk®<br />

Allgemeines<br />

Mesalazin = 5-Aminosalicylsäure, antiinflammatorisches Darmtherapeutikum<br />

Wirkung<br />

Komplexer Wirkungsmechanismus.<br />

98<br />

Hemmung der Leukotriensynthese (Hemmung der Prostaglandinbiosynthese hat untergeordnete Bedeutung)<br />

Hemmung der Bildung von IL-1, IL-6 und IL-2-Rezeptoren<br />

Nebenwirkung<br />

Kopfschmerzen, Schwindel, Diarrhö, Übelkeit, Erbrechen<br />

Indikation<br />

Akutbehandlung und Rezidivprophylaxe der Colitis ulcerosa (chronische entzündliche Erkrankung des<br />

Dickdarms)<br />

Akutbehandlung des Morbus Crohn (chronische entzündliche Darmerkrankung)<br />

Kontraindikation<br />

Überempfindlichkeit gegen Salicylsäure und deren Abkömmlinge, Ulcus ventriculi und Ulcus duodeni,<br />

schwere Leber- und Nierenfunktionsstörung, erhöhte Blutungsneigung (hämorrhagische Diathese);strenge<br />

Indikationsstellung in Gravidität und Stillzeit<br />

Anwendung und Dosierung<br />

Oral (Tabletten, Granulat) und rectal (Suppositorien, Klysma)<br />

Erw oral:<br />

M.Chron akuter Schub: 1,5-4,5 g<br />

Colitis ulcerosa akuter Schub: 1,5-3,0 g<br />

Colitis ulcerosa Rezidivprophylaxe: 1,5 g<br />

Kdr > 6J und Jugdli bis 40 kg oral:<br />

M.Chron akuter Schub: 0,75-2,25 g<br />

Colitis ulcerosa akuter Schub: 0,75-1,5 g<br />

Colitis ulcerosa Rezidivprophylaxe: 0,75 g<br />

Besonderheiten<br />

- Kontrolle von Blut- und Urinstatus


Wirkstoff<br />

Mesna = Mercaptoethansulfonat<br />

Handelsname<br />

Mistabronco®<br />

Uromitexan®<br />

Allgemeines<br />

1) Expektoranz: Substanz zur Beförderung der Schleimentfernung aus dem Tracheobronchialsystem<br />

2) Acrolein-Antidot<br />

Wirkung<br />

1) Mukolytische Wirkung: Spaltung von Disulfidbrücken der Glykoproteine des Bronchialsekrets<br />

99<br />

2) Mesna bildet mit Acrolein (entsteht bei der Aktivierung von Cyclophosphamid) ein nicht toxisches, renal<br />

ausscheidbares Additionsprodukt<br />

Nebenwirkung<br />

1) Hustenreiz, Bronchospasmus, vermutlich Immunglobulinaktivierung im Bronchialsekret<br />

2) Allergische Reaktionen vom Spättyp. Außerdem zeigten sich Haut- und Schleimhautreaktionen<br />

(Urtikaria, Exantheme), Anstieg der Transaminasen sowie unspezifische Allgemeinsymptome wie<br />

Fieber, Abgeschlagenheit, Übelkeit und Erbrechen. Während der Behandlung sind die oben genannten<br />

Nebenwirkungen von denen der Oxazaphosphorine oder anderer Begleitmedikation nicht immer klar<br />

abzugrenzen.<br />

Indikation<br />

1) Symptomatische Therapie von Atemwegserkrankungen : Husten, vermehrte Schleimbildung, veränderte<br />

Schleimbeschaffenheit bei Bronchialobstruktion, Mucoviszidose, chronischer, asthmatoider u.<br />

Emphysembronchitis, Bronchiektasen, zur Erleichterung des Absaugens während d. Intensivpflege,<br />

Drainage bei Sinusitis maxillaris<br />

2) Therapie und Prophylaxe der hämorrhagischen Zystitis bei Cyclophosphamid-Therapie<br />

Kontraindikation<br />

Schwangerschaft u. Stillzeit<br />

Asthma ohne Schleimansammlung<br />

Schwäche, die ein Abhusten nicht ermöglicht<br />

Überempfindlichkeit gegen Thiolverbindungen


Anwendung und Dosierung<br />

<strong>100</strong><br />

1) Lokale Anwendung: Inhalation, Instillation; keine parenterale Gabe, da zusätzlich fibrinolytische Aktivität<br />

Aerosol: 1-2 Amp 1-4 x-7d<br />

Instillat: 1-2 ml mit gleicher Menge verdünnt über den Tubus in 1 std. Abständen<br />

2) i.v.: 20 % der Oxazaphosphorin-Dosis zu den Zeitpunkten Null, nach 4 h, nach 8 h;<br />

kann auch als Kombination oral und i.v. angewendet werden<br />

Besonderheiten<br />

1) Allgemein bei Anwendung von Expektorantien auf ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten<br />

2) gute Diurese anstreben (2 l Flüssigkeit/d)


Wirkstoff<br />

Metamizol<br />

Handelsname<br />

Novalgin®<br />

Allgemeines<br />

101<br />

höchste analgetische und antipyretische Potenz der peripheren Analgetika<br />

Wirkung<br />

reversible Hemmung der Cyclooxygenase<br />

-analgetisch<br />

-antipyretisch<br />

-schwach antiphlogistisch<br />

-spasmolytisch (als einziges peripheres Analgetikum)<br />

Nebenwirkungen:<br />

-Überempfindlichkeitsreaktionen:<br />

-Agranulocytose<br />

-Leukopenie<br />

-Urtikaria bis anaphylaktischer Schock<br />

-Schock<br />

-selten gastrointestinale Beschwerden, sehr selten Ulcera<br />

Indikationen<br />

-starke, akute Schmerzen<br />

-postoperative und Tumorschmerzen<br />

-Koliken der Gallen- und ableitenden Harnwege<br />

-therapierefraktäres hohes Fieber<br />

Kontraindikationen<br />

-Überempfindlichkeit gegenüber Pyrazolonen<br />

-hepatische Porphyrie; Glucose-6-Phosphat-Dehydrogenase-Mangel<br />

-Säuglinge < 3 Monate und < 5 kg<br />

relativ<br />

-vorgeschädigte Blutbildung, Granulocytopenie<br />

-Schwangerschaft<br />

-Säuglinge > 3 Monate und > 5 kg<br />

Anwendung und Dosierung<br />

oral, rektal, parenteral (nur wenn oral nicht möglich)<br />

z. B. für Novalgin®<br />

-oral, rektal:<br />

-generell für alle Altersstufen 8-16 mg / kg als Einzeldosis<br />

-generelle Maximaldosis 70 mg/kg KG/d (bei Erwachsenen Maximaldosis 5 g / d)<br />

-parenteral:<br />

-ab 15 Jahren: 1-2,5 g als Einzeldosis<br />

-1-14 Jahre: 6-16 mg / kg als Einzeldosis


102<br />

-Säuglinge ab 3. Monat oder > 5 kg: 6-16 mg / kg als Einzeldosis ausschließlich i. m.<br />

Besonderheiten<br />

-Agranulocytose: klinisch charakterisiert durch Fieber, Halsschmerzen, Mundschleimhautulcera, dann<br />

systemisch mit Sepsis<br />

-Blutdruckabfälle: häufigste Ursache einer zu schnellen i.v.-Injektion


Wirkstoff<br />

Metformin<br />

Handelsname<br />

Glucophage®<br />

Allgemeines<br />

Orales Antidiabetikum aus der Substanzgruppe der Biguanide mit ausschließlich renaler Elimination und<br />

einer HWZ zwischen 1 und 4,5 Stunden<br />

Wirkung nur in Gegenwart von Insulin!<br />

Wirkung<br />

„antihyperglykämisch“<br />

103<br />

Erhöhung der Insulinwirkung ohne Erhöhung des Insulinspiegels<br />

Der genaue Wirkmechanismus ist ungeklärt<br />

Verbesserung des KH-Umsatzes durch Förderung des Glukosetransports in Muskelzelle und Hemmung<br />

der Glukoneogenese, der hep. Glucoseproduktion und der KH-Resorption im Darm;<br />

Lipidsenkung;<br />

Gewichtsreduktion durch Förderung der Lipolyse<br />

Keine Wirkung beim Stoffwechselgesunden<br />

Nebenwirkung<br />

- gastrointestinale Beschwerden => einschleichende Dosierung<br />

- keine Hypoglykämiegefahr bei Monotherapie<br />

- metallischer Geschmack<br />

- Laktatazidose, v. a. bei Nichtbeachtung der Kontraindikationen<br />

=> durch vermehrte Laktatproduktion in den Muskelzellen und verminderten Metabolismus in der Leber: bei<br />

Prädisposition Gefahr der Laktatazidose!<br />

Indikation<br />

Diabetes mellitus Typ II, wenn Lebensstiländerung unzureichend,<br />

bevorzugt bei Übergewicht<br />

Unter Beachtung der Kontraindikationen ( Niereninsuffizienz ) ist Metformin ein sicheres Pharmakon!


Kontraindikation -<br />

Schwangerschaft<br />

Leber- / Nierenfunktionsstörung ( bereits ab einem Kreatininspiegel von > 1,2 mg / dl ) und andere<br />

Zustände, die zur Stoffwechselentgleisung mit Gefahr der Laktatazidose prädisponieren<br />

104<br />

(Reduktionskost, Infekte, Neoplasien, kardiorespiratorische Insuffizienz, Hypoxie)<br />

prä- und postoperativ bei Allgemeinanästhesie, i.v.-Kontrastmittel<br />

Bei Röntgen-Untersuchungen mit i.v.-Kontrastmitteln sollen Biguanide 2 Tage zuvor bis 2 Tage danach<br />

abgesetzt werden, da die Gefahr einer KM-induzierten Nierenschädigung besteht; gleiche Empfehlung<br />

für OPs in Allgemeinanästhesie.<br />

Alkoholismus<br />

Wechselwirkungen:<br />

Alkohol fördert Entstehung einer Laktatazidose<br />

Glukokortikoide, ß2-Agonisten, Diuretika besitzen hyperglykämische Aktivität<br />

ACE-Hemmer → möglicherweise BZ-Senkung<br />

Hemmung der intestinalen Vitamin B12-Aufnahme<br />

Anwendung und Dosierung<br />

Anfangsdosis: 1 x 500 oder 850 mg nach dem Frühstück<br />

Nach je 2 Wochen Steigerung um 500 oder 850 mg<br />

Einnahme zu / nach den Hauptmahlzeiten<br />

Maximaldosis 3000 mg / d


Wirkstoff<br />

Methylprednisolon<br />

Handelsname<br />

Urbason®<br />

Allgemeines<br />

Glukokortikoid<br />

105<br />

Substitution von Methylgruppe in Position 6 des Steroidgerüst <br />

Wirkung<br />

Bindung an zellständige Glukokortikoidrezeptoren:<br />

vermehrte Synthese von Lipocortin → Blockade der Freisetzung von Arachidonsäure (Ausgangssubstanz für<br />

Prostaglandine und Leukotriene;<br />

Hemmung von IL-I, IL-II, Makrophagen-MIF (migration inhibitory factor)<br />

Vit. D-antagonistisch<br />

Unterstützende Wirkung von Katecholaminen<br />

Stoffwechsel: Steigerung von Glukoneogenese und Lipolyse>> Energiebereitstellung<br />

Bewegungsapparat: katabol, Osteoblastenhemmung, Vitamin-D-Antagonismus<br />

Elektrolyte: mineralokortikoid<br />

Hämatologie: Anstieg Erythrozyten, Thrombozyten; Abfall Lymphozyten<br />

Immunsystem: Abfall Lymphozytenzahl, und Funktionsminderung, Depression lymphatischen Gewebes<br />

=> immunsuppressiv, antiallergisch<br />

Entzündung: Hemmung der Entzündungsreaktion => antiphlogistisch, antiproliferativ<br />

Magen/Darm: Verminderung der Schleimproduktion<br />

ZNS: Stimmungshebend<br />

Kreislauf: Volumenretention, gering positiv inotrop<br />

Nebenwirkung<br />

Stoffwechsel: katabol, diabetogen (BZ steigt), Hyperlipidämie, Fettumverteilung<br />

Bewegungsapparat: Myopathie, Muskelatrophie, Osteoporose, Wachstumsverminderung, Ca 2+ -Senkung<br />

Elektrolyte: Natriumretention (-> Volumenzunahme, Hypertonus), Kaliumausscheidung<br />

Hämatologie: erhöhte Thromboseneigung<br />

Immunsystem: geminderte Infektabwehr, erhöhte Infektneigung<br />

Entzündung: Infektionsverschleierung, Wundheilungsstörungen, Gefahr der Ulcusperforation ohne<br />

Symptomatik<br />

Haut: Atrophie, Wundheilungsstörungen,<br />

Magen/Darm: Ulkusneigung<br />

Auge: Katarakt, Glaukom<br />

ZNS: dysphorisierend<br />

Kreislauf: Hypertonie


Indikation<br />

Substitutionstherapie bei Niereninsuffizienz (Mittel der ersten Wahl sind Cortison u. Hydrocortison)<br />

Erkrankungen, die einer systemischen Glukokortikoidtherapie bedürfen, z.B. Asthma bronchiale,<br />

Autoimmunerkrankungen, chron. Polyarthritis u.a.<br />

Immunsuppression nach Organtransplantation<br />

106<br />

Ergänzend zur Zytostatika- bzw. Strahlentherapie als antiemetische Therapie<br />

Kontraindikation<br />

• Bei vitaler Indikation keine Kontraindikation<br />

• Relative Kontraindikationen:<br />

o Ulcus duodeni/ventrikuli<br />

o Osteoporose<br />

o Infektionskrankheiten<br />

o Erhöhte Thromboseneigung<br />

o Psychische Anamnese<br />

o Glukokortikoid-induzierte Myopathie<br />

o Erhöhter Augeninnendruck (Glaukom)<br />

o Schwangerschaft (fraglich teratogen mit Häufung von Lippen-Kiefer-Gaumenspalten)<br />

Anwendung und Dosierung<br />

- i.v., p.o, lokal<br />

Substitutionstherapie : 4-8mg /d<br />

Die Höhe der Dosierung für die symptomatische Therapie ist abhängig von Art und Schwere der<br />

Erkrankung, generell relativ hohe Initialdosis, je nach Ansprechverhalten u. klinischer Symptomatik<br />

kann unterschiedl. schnell auf eine mögl. niedrige Erhaltungsdosis reduziert werden<br />

Dosierungsempfehlung: initial: Erw: 12-160 mg/d<br />

Besonderheiten<br />

Erhaltungsdosis: Erw: 4-12 mg/d<br />

Kdr: 0,8-1,5 mg/kg, Max-Dosis 80 mg/d<br />

Kdr: 2-4 mg/d<br />

keine i.m. Präparate : Sie sind schlecht steuerbar, verursachen eventuell eine<br />

trophische Schädigung am Injektionsort mit Gefahr von Muskel- und Fettgewebsnekrosen<br />

Cushing-Schwellendosis: 6 mg/d<br />

Rel. Glukokortikoide Potenz: 5


Wirkstoff<br />

Metoclopramid<br />

Handelsname<br />

Paspertin®<br />

Allgemeines<br />

Dopaminantagonist, Prokinetikum<br />

107<br />

Steigert die Motilität von Magen und Darm → beschleunigte Magenpassage<br />

Elimination: 80% renal → Cave: Akkumulation bei Niereninsuffizienz<br />

Wirkung<br />

zentrale Wirkung durch Blockade der Dopamin-D2-Rezeptoren in der Area postrema:<br />

antiemetisch<br />

direkte Wirkung am Magen-Darm-Trakt:<br />

Motalitätssteigerung<br />

verminderter Pylorustonus<br />

erhöhter Tonus des unteren Ösophagussphinkters<br />

Nebenwirkung<br />

häufig: Müdigkeit, Schwindel<br />

extrapyramidale Störungen:<br />

Dyskinesien (häufig bei Kindern < 14 Jahren) → Mittel der Wahl bei Dyskinesien Biperiden (Akineton®)<br />

initiale Dystonien bevorzugt in der Gesichts-,Hals-, und Schulterregion<br />

erhöhte Prolaktinsekretion bei längerer Einnahme → Galaktorrhoe, Gynäkomastie<br />

Indikation<br />

Übelkeit und Erbrechen<br />

Motilitätsstörungen<br />

Diabet. Gastroparese<br />

Kontraindikation<br />

Perforation im Magen-Darm-Trakt, mechanischer Ileus<br />

Kombinationstherapie mit Neuroleptika (Dyskinesiesteigerung)<br />

bestehende extrapyramidale Störungen, Epilepsie<br />

prolaktinabhängige Tumoren<br />

Trimenon, strenge Indikationsstellung im 2. + 3. Trimenon<br />

Stillzeit


Anwendung und Dosierung<br />

Motilitätsstörungen des oberen Gastrointestinaltraktes, Übelkeit , Erbrechen, diabetische Gastroparese:<br />

p.o. Erw.:3-4x10 mg bzw. 30 Trpf. oder 1x1 Ret-Kapsel, Jugendliche 2-3x5-10 mg bzw 15-30 Trpf.<br />

i.v. :Erw.+Jugdl.: 2-3x10 mg<br />

Übelkeit und Erbrechen durch Zytostatika: hochdosierte Gabe: 2 mg/kg 30 min vor Zytostatikagabe und<br />

Wiederholung in 2-stündigen Abständen bis zu max. 10 mg/kg/d oder Dauerinfusion Beginn 2h vor<br />

108<br />

Zytostatika mit 1 (0,5)mg/kg/h, dann 0,5 (0,25) mg/kg/h über insgesamt 24h<br />

Besonderheiten<br />

in hoher toxischer Dosierung zusätzliche Blockade von 5-HT3-Rezeptoren<br />

Dosishalbierung bei schwerer Leberinsuffizienz, Dosisreduktion bei Niereninsuffizienz


Wirkstoff<br />

Metronidazol<br />

Handelsname®<br />

Clont®<br />

Allgemeines<br />

Nitroimidazol-Antibiotikum (Standardpräparat)<br />

Wirkung<br />

109<br />

degenerativ bakterizid durch Hemmung der Nukleinsäuresynthese von anaeroben Bakterien und Protozoen;<br />

gut gewebegängig<br />

Nebenwirkung<br />

gastrointestinale Beschwerden; Alkoholintoleranz; Schwindel; Ataxie; Leukopenie; Granulozytopenie;<br />

Leberfunktionsstörungen; Allergie; Dysurie; Cystitis; Harninkontinenz; im Tierversuch mutagen und<br />

karzinogen; Beeinträchtigung des Reaktionsvermögens; Abbauhemmung von oralen Antikoagulantien -><br />

erhöhte Blutungsgefahr; Metronidazol-Metaboliten können den Urin rötlich-braun verfärben (ohne<br />

Krankheitswert)<br />

Indikation<br />

Prophylaxe bei Kolon- und Gyn-OPs; Anaerobierinfektionen (v.a. intraabdominelle und gynäkologische<br />

Infekte und Abszesse); Antibiotika-assoziierte Enterokolitis; Vaginitis; Amöbenruhr; Lambliasis; Helicobacter<br />

pylori-Elimination (Teil der italienischen Triple-Therapie)<br />

Kontraindikation<br />

schwere Leberinsuffizienz; Erkrankungen des ZNS oder des hämatopoetischen Systems; strenge<br />

Indikationsstellung in Schwangerschaft und Stillzeit<br />

Anwendung und Dosierung<br />

oral, i.v., rektal, vaginal<br />

Erw + Kdr > 12: 0,2 - max. 2 g/d (2-3 Einzeldosen), bei unkomplizierten Infektionen ist bei niedriger<br />

Dosierung (0,5 g pro Tag) eine 5-7 Tage dauernde Behandlung notwendig.<br />

Aminkolpitis, Trichomoniasis: Behandlung auch durch Einmalgabe von 2 g<br />

Prophylaxe: einmalig 0,5-2 g<br />

Kinder: 20-30 mg/kg (p.o. od. i.v.)<br />

Besonderheiten<br />

Therapie sollte auf 10 Tage beschränkt werden, da im Tierversuch mutagen und karzinogen


Wirkstoff<br />

Midazolam<br />

Handelsname<br />

Dormicum®<br />

Allgemeines<br />

Hypnotikum/Sedativum, Benzodiazepin<br />

Wirkung<br />

Bindung an zentrale Benzodiazepin-Rezeptoren<br />

verstärkte GABA-Affinität und damit verstärkte GABA-Wirkung am postsynapt. GABAA-Rezeptor <br />

verlängerte Öffnung von Cl - -Kanälen vermehrter Cl - -Einstrom in postsynaptische Zelle<br />

110<br />

Anxiolyse, Sedierung, Antikonvulsion, zentrale Muskelrelaxation und Amnesie<br />

Nebenwirkung<br />

Anterograde Amnesie, Atemdepression<br />

Gleichgültigkeit, Affektabflachung, Müdigkeit, Schläfrigkeit, verminderte Reaktions- und<br />

Konzentrationsfähigkeit, Muskelschwäche, Gangstörung, verwaschene Sprache<br />

Indikation<br />

Analogsedierung vor und während diagnostischer oder therapeutischer Eingriffe, Prämedikation,<br />

Langzeitsedierung, Narkoseeinleitung, Kombinationsnarkose, Krampfanfall<br />

Kontraindikation<br />

Myasthenia gravis, Ataxie, Alkohol<br />

Schizophrenie oder endogene Depression (Exazerbation), stark reduzierter AZ, Leber- oder<br />

Nierenfunktionsstörung, Herzinsuff., Früh- u. Neugeborene bis 4. Lebensmonat, Langzeitsedierung bei Pat.<br />

unter 18 J., 1. Trimenon, während Geburt, Stillzeit<br />

Anwendung und Dosierung<br />

i.v., oral, i.m.; i.a.-Injektion auf jeden Fall vermeiden! (Gefäßschädigung)<br />

Prämedikation: 3,5-7 mg (0,05-0,1 mg Midazolam/kg KG) i.m. 20-30 min vor Narkosebeginn.<br />

Narkoseeinleitung: 10-15 mg langsam i.v. Aufrechterhaltung der Narkose: 0,03-0,125 mg/kg KG/Std.<br />

Notfallbehandlung des Status epilepticus: 10-15 mg i.m. oder i.v. Bolusinjektion (0,15 mg/kg KG) und weitere<br />

kontinuierliche Infusion (0,05-0,2 mg/kg KG/Std.)


Besonderheiten<br />

111<br />

Toleranzentwicklung bei Dauergabe, Sucht- und Mißbrauchgefahr<br />

Antagonisierbarkeit durch Flumazenil<br />

Metabolisierung über CYP3A4 → Wechselwirkungen mit Ranitidin, Erythromycin, Diltiazem, Verapamil,<br />

Ketoconazol, Itroconazol, u.a.<br />

Bei gleichzeitiger Anwendung anderer zentral dämpfender Arzneimittel → wechselseitige<br />

Wirkungsverstärkung.


Wirkstoff<br />

Mirtazapin<br />

Handelsname<br />

Remergil®<br />

Allgemeines<br />

atypisches Antidepressivum<br />

Wirkung<br />

Serotonin- und Noradrenalin- Wiederaufnahme- Hemmung, α2- Blockade. antidepressiv und<br />

schlafanstoßend.<br />

Nebenwirkung<br />

112<br />

Steigerung von Appetit und Gewicht, Benommenheit, Müdigkeit, Ödeme<br />

Indikation<br />

Depressive Syndrome<br />

Kontraindikation<br />

Kombination mit MAO-Hemmern, schwere Leber- und Niereninsuffizienz, HRST, KHK, Hypotonie, Epilepsie;<br />

Kinder < 18 J.<br />

Strenge Indikationsstellung in Schwangerschaft und Stillzeit<br />

Anwendung und Dosierung:<br />

p.o.: Anfangsdosis z.B. 15-30 mg abends<br />

Erhaltungsdosis z.B. 15-45 mg pro Tag<br />

Besonderheiten:! Wechselwirkungen:<br />

Sedierende + atemdepressive Substanzen: Alkohol, Barbiturate, ältere Antihistaminika, Benzodiazepine,<br />

Hypnotika, Narkotika, Neuroleptika, Opioide, Muskelrelaxantien pharmakodynamischer<br />

AgonismusVerstärkung zentral dämpfender und atemdepressiver Effekte möglichst Kombination<br />

meiden, Dosisanpassung, Überwachung<br />

MAO-Inhibitoren potenzierte serotenerge Stimulation Serotonin-Syndrom mit RR-Anstieg, Erregung,<br />

Vigilanzstörungen, Myoklonien, Hyperthermie (Cave: 2 Wochen Abstand bei Umstellung)<br />

Benzodiazepine verstärkte Sedierung<br />

Carbamazepin, Rifampicin, Phenytoin verstärkte Mirtazapin-Metabolisierung<br />

Serotonerge Substanzen: SSRI, Tryptophan, Triptane, anderen Antidepressiva oder Neuroleptika,<br />

Johanniskraut verstärkte serotenerge Stimulation


Wirkstoff<br />

Molsidomin<br />

Handelsname<br />

Corvaton®<br />

Allgemeines<br />

Koronartherapeutikum, Nitrat-ähnliche Substanz<br />

Wirkung<br />

113<br />

Das Prodrug Molsidomin wird in der Leber zum aktiven Metaboliten SIN 1 → durch Ringöffnung Bildung von<br />

SIN 1A (Linsidomin) → Freisetzung von NO; Vasodilatation durch enzymunabhängige Stimulierung der<br />

Guanylatzyklase (-> NO-Freisetzung) -> Verminderung der Vorlast durch venöses Pooling; Zunahme der<br />

regionalen Myokarddurchblutung; ferner Thrombozytenaggregationshemmung<br />

Nebenwirkung<br />

Blutdruckabfall; reflektorische Tachykardie; Kopfschmerzen; Orthostase; im Tierversuch karzinogen;<br />

Beeinträchtigung des Reaktionsvermögens<br />

Indikation<br />

Angina pectoris; akuter Myokardinfarkt; chron. Herzinsuffizienz; pulmonale Hypertonie<br />

Kontraindikation<br />

ausgeprägte hypotone Kreislaufzustände; Schock; Schwangerschaft; Stillzeit; Vorsicht bei Aortenklappen-<br />

und Mitralklappenstenosen; Phosphodiesterase-5-Hemmern (da starker RR-Abfall → Synkope, MI möglich)<br />

Anwendung und Dosierung<br />

oral, i.v.<br />

Dosierung individuell je nach Schweregrad der Erkrankung<br />

p.o. nicht retardiert: 2 x 2 mg/d; schwere Fälle 3 x 4 mg/d; schwerste Fälle 4 x 4 mg/d<br />

p.o. retardiert: 1-2 x 8 mg, schwere Fälle 3 x 8 mg<br />

i.v.: Einzeldosos: 2 mg (Bolus); schwere Fälle initial 4 mg, Wdh. von 2 mg nach mind.<br />

Besonderheiten<br />

2 h, Erhaltungsdosis entspr. Hämodynamik<br />

bei MI: initial 2-4 mg (Injektion), dann 4 mg/h als Infusion<br />

im Gegensatz zu Nitraten keine Toleranzentwicklung, daher häufig Kombination mit Nitraten (morgens und<br />

mittags Nitrat, abends Molsidomin); max. Wirkung nach 30-60 Minuten, daher nicht zur Akuttherapie<br />

geeignet;


Wirkstoff<br />

Morphin<br />

Handelsname®<br />

z.B.: Morphin AL<br />

Morphanton®<br />

Capros®<br />

Allgemeines<br />

Opioid, Narkoanalgetikum<br />

Verschreibungspflichtig entsprechend der Betäubungsmittel-Verschreibungsverordnung<br />

Wirkdauer: 2-4h<br />

Wirkung/ Nebenwirkung<br />

114<br />

Reiner Agonist am µ-Rezeptor (hohe Affinität) und K-Rezeptor (geringe Affinität). Während der µ-Rezeptor<br />

verantwortlich für Analgesie, Atemdepression und Suchterzeugung, K-Rezeptor verantwortlich für<br />

sedierende Wirkung<br />

Indikation<br />

Starke und stärkste Schmerzen.<br />

Kontraindikation<br />

– bekannte Überempfindlichkeit gegen Morphin oder andere Bestandteile des Präparates<br />

– bestehender Darmverschluß<br />

– Bestehen einer Schwangerschaft.<br />

– Abhängigkeit von Opioiden<br />

– Ateminsuffizienz<br />

– Asthma bronchiale<br />

– Zustände mit erhöhtem Hirndruck, wenn nicht eine Beatmung durchgeführt wird<br />

– Hypotension bei Hypovolämie<br />

– Prostatahypertrophie mit Restharnbildung (Gefahr der Blasenruptur durch Harnverhalten)<br />

– Harnwegsverengungen oder Koliken der Harnwege<br />

– Gallenwegserkrankungen<br />

– obstruktive und entzündliche Darmerkrankungen<br />

– Phäochromozytom<br />

– Pankreatitis<br />

– Myxödem.<br />

– Kinder < 12 J.: 200 mg Retard-Tablette<br />

Anwendung und Dosierung<br />

Starke und stärkste Schmerzen<br />

Anpassung an die Stärke der Schmerzen u. der individuellen Empfindlichkeit des Patienten<br />

p.o. (Retardform) Erw + Jugdli ab 12 J: 1 Ret-tbl. (10-<strong>100</strong>mg), evtl. nach 12 h erneute Gabe von 1 Ret-tbl.<br />

i.m., s.c. Erw: 10-30mg Kdr: 0,05-0,2 mg/kg (ED ≤ 15 mg); alle 4-6 h<br />

i.v. Erw: 5-10 mg verdünnt, langsam Kdr: 0,05-0,1 mg/kg verdünnt, langsam<br />

epidural: Erw: 1-4 mg verdünnt Kdr: 0,05-0,1 mg/kg verdünnt<br />

intrathekal Erw: 0,5-1,0 mg verdünnt Kdr: 0,02 mg/kg verdünnt


Besonderheiten<br />

WW:<br />

andere zentral dämpfend wirkende Arzneimittel sowie Alkohol können zu einer Verstärkung zentral<br />

dämpfender und atemdepressiver Effekte führen<br />

MAO-Hemmer (Verstärkung neurotox. Effekte mit Sedierung, Atem- und Kreislaufdepression)<br />

Antidepressiva, Neuroleptika → Krampfanfälle ↑<br />

Inhibitoren von CYP3A4<br />

Induktoren von CYP3A4<br />

115


Wirkstoff<br />

Morphinhemisulfat<br />

Handelsname<br />

Sevredol®<br />

Allgemeines<br />

Opioid, Narkoanalgetikum<br />

Verschreibungspflichtig entsprechend der Betäubungsmittel-Verschreibungsverordnung<br />

Wirkdauer: 2-4h<br />

Wirkung/ Nebenwirkung<br />

116<br />

Reiner Agonist am µ-Rezeptor (hohe Affinität) und K-Rezeptor (geringe Affinität). Während der µ-Rezeptor<br />

verantwortlich für Analgesie, Atemdepression und Suchterzeugung, K-Rezeptor verantwortlich für<br />

sedierende Wirkung<br />

Indikation<br />

Starke und stärkste Schmerzen.<br />

Kontraindikation<br />

– bekannte Überempfindlichkeit gegen Morphin oder andere Bestandteile des Präparates<br />

– bestehender Darmverschluß<br />

– Bestehen einer Schwangerschaft.<br />

– Abhängigkeit von Opioiden<br />

– Ateminsuffizienz<br />

– Asthma bronchiale<br />

– Zustände mit erhöhtem Hirndruck, wenn nicht eine Beatmung durchgeführt wird<br />

– Hypotension bei Hypovolämie<br />

– Prostatahypertrophie mit Restharnbildung (Gefahr der Blasenruptur durch Harnverhalten)<br />

– Harnwegsverengungen oder Koliken der Harnwege<br />

– Gallenwegserkrankungen<br />

– obstruktive und entzündliche Darmerkrankungen<br />

– Phäochromozytom<br />

– Pankreatitis<br />

– Myxödem.<br />

– Kinder < 12 J.: 200 mg Retard-Tablette<br />

Anwendung und Dosierung<br />

Starke und stärkste Schmerzen<br />

Anpassung an die Stärke der Schmerzen u. der individuellen Empfindlichkeit des Patienten<br />

p.o.:<br />

Tagesdosen<br />

Erw + Jugdli > 16 J. : bis 360 mg<br />

12-16 J.: 60-120 mg<br />

6-12 J.: 30-60 mg


Besonderheiten<br />

WW:<br />

andere zentral dämpfend wirkende Arzneimittel sowie Alkohol können zu einer Verstärkung zentral<br />

dämpfender und atemdepressiver Effekte führen<br />

MAO-Hemmer (Verstärkung neurotox. Effekte mit Sedierung, Atem- und Kreislaufdepression)<br />

Antidepressiva, Neuroleptika → Krampfanfälle ↑<br />

Inhibitoren von CYP3A4<br />

Induktoren von CYP3A4<br />

117


Wirkstoff<br />

Mycophenolat Mofetil<br />

Handelsname<br />

CellCept®<br />

Allgemeines<br />

118<br />

Immunsuppressivum zur Prophylaxe der Transplantatabstoßung.<br />

Wirkung<br />

Nichtkompetetive, reversible Hemmung der Inosinmonophosphat-Dehydrogenase→selektive<br />

Proliferationshemmung von Lymphozyten.<br />

Nebenwirkung<br />

Diarrhoe, Leukopenie, Sepsis, Erbrechen, oppurtunistische Infektionen.<br />

Indikation<br />

In Kombination mit Ciclosporin und Glukokortikoiden zur Prophylaxe der Transplantatabstoßung nach<br />

Nieren-, Leber- oder Herztransplantationen.<br />

Kontraindikation<br />

Strenge Indikationsstellung bei Schwangerschaft und Stillzeit.<br />

Anwendung und Dosierung<br />

Oral, i.v.<br />

nach Nieren-Transplantation: Erw. 2x1g p.o., ausnahmsweise 2x1g i.v.<br />

Kdr+Jugdli (2-18 J): 2 x 600 mg/m2 p.o.<br />

Nach Lebet-Transplantation: Erw für die ersten 4 d i.v.: 2 1 g (langsam, kein Bolus), dann<br />

Oralisierung: 2 x 1,5 g p.o.<br />

Kdr: keine Daten<br />

Nach Herz-Transplantation: Erw 2 x 1,5 g p.o.<br />

Kdr: keine Daten<br />

Bei Nierentransplantierten mit Niereninsuffizienz Dosisreduktion<br />

Besonderheiten<br />

Wechselwirkungen:<br />

Aciclovir, Ganciclovir, Colestyramin, Tacrolimus<br />

Keine Verabreichung von Lebendimpfstoffen bei immunsupprimierten Pat.


Wirkstoff:<br />

Paracetamol + Codein<br />

Handelsname®<br />

119<br />

Contraneural® Paracetamol + Codein®, Gelonida®, Lonarid®, Talvosilen®<br />

Allgemeines<br />

Paracetamol (Acetaminophen) gehört zur Gruppe der p - Aminophenol - Derivate und ist gut analgetisch<br />

und antipyretisch wirksam. Codein gehört zu den Opioiden und wird neben der Analgesie auch als<br />

Antitussivum eingesetzt.<br />

Wirkung<br />

meist Kombipräparat aus 500 mg Paracetamol und 30 mg Codein<br />

Paracetamol: reversible Hemmung der Cyclooxygenase mit analgetischer und antipyretischer, aber nicht<br />

antiphlogistischer Wirkung (nicht-sauer, daher keine Anreicherung in entzündetem Gewebe)<br />

Codein: reiner Agonist an Morphin-Rezeptoren mit deutlich geringerer analgetischer Potenz als Morphin;<br />

Nebenwirkungen<br />

Übelkeit, Erbrechen, Obstipation, Müdigkeit, Schwindel<br />

Nierenschäden sowie psychische und physische Abhängigkeit bei Langzeitanwendung<br />

Veränderungen des Reaktionsvermögens, sodaß die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr<br />

oder zum Bedienen von Maschinen beeinträchtigt wird. Das gilt in verstärktem Maße im Zusammenwirken<br />

mit Alkohol oder anderen zentral wirksamen Arzneimitteln.<br />

Indikation<br />

Mäßig starke bis starke Schmerzen bei Jugendlichen und Erwachsenen<br />

Kontraindikationen<br />

Kinder unter 12 Jahren, Nieren - und Lebererkrankungen, Glucose - 6 - Phosphat - Dehndrogenase -<br />

Mangel, Bewußtseinsstörungen, Zustände mit erhöhtem Hirndruck<br />

Codein zusätzlich: Abhängigkeit von Opioiden, Störungen des Atemzentrums und der Atemfunktion<br />

Strenge Indikationsstellung in Schwangerschaft u. Stillzeit<br />

Anwendung und Dosierung<br />

Erw. u. Jugendl. über 14 J.: 1-2 Tbl.; bis zu 3 mal tgl. (Zeitabstand mind. 4 Std.).Die maximale<br />

Tagesgesamtdosis beträgt 4000 mg Paracetamol plus 240 mg Codeinphosphat<br />

Dosisreduktion oder Verlängerung des Dosierungsintervalls sind erforderlich bei: Leberfunktionsstörungen,<br />

Gilbert-Syndrom (Meulengracht-Krankheit), Nierenfunktionsstörungen und Dialysepatienten.<br />

Die Einnahme nach den Mahlzeiten kann zu einem verzögerten Wirkungseintritt führen.<br />

Besonderheiten<br />

Wechselwirkungen mit zentral dämpfenden Pharmaka ( z.B. Phenobarbital, Phenytoin, Carbamazepin),<br />

Alkohol, Zidovudin (vermehrte Neigung zur Neutropenie), Chloramphenicol (Ausscheidung verlangsamt),<br />

Propanthelin ( verzögert Paracetamol - Aufnahme im Magen),<br />

Metoclopramid (beschleunigt die Aufnahme und den Wirkeintritt von Paracetamol);


120<br />

Codein hat ein Abhängigkeitspotential. Bei längerem und hochdosiertem Gebrauch entwickeln sich Toleranz,<br />

psychische und physische Abhängigkeit. Es besteht Kreuztoleranz zu anderen Opioiden. Bei<br />

vorbestehender Opiatabhängigkeit (auch solche in Remission) ist mit schnellen Rückfällen zu rechnen.


Wirkstoff<br />

Phenprocoumon<br />

Handelsname<br />

Marcumar®, Phenpro.-ratiopharm®<br />

Allgemeines<br />

Vitamin-K-Antagonist, Antikoagulanz<br />

Wirkung<br />

121<br />

Synthesehemmung der Vit.-K-abhängigen Gerinnungsfaktoren II, VII, IX, X durch kompetitive Hemmung der<br />

Vit.-K-Epoxidreduktase,<br />

zusätzlich Hemmung des gerinnungshemmenden Protein C → initial erhöhte Gerinnungsneigung, da<br />

kürzere HWZ als Gerinnungsfaktoren II, VII, IX, X, thrombogener Effekt<br />

Wirkungsmaximum nach 48-72 h !!!<br />

Normalisierung der Gerinnung nach Therapieende nach 7-14 d !!!<br />

Nebenwirkungen<br />

Blutungen, Hautreaktion, Haarausfall, Hautnekrosen, Störungen des Knochenaufbaus nach Frakturen,<br />

Osteoporose, Nekrosen der Haut und des subkutanen Fettgewebes aufgrund ausgedehnter Thromben in<br />

Venolen und Kapillaren vermutlich hervorgerufen durch Protein-C Mangel, purple toes Syndrom<br />

Indikation<br />

Prophylaxe und Therapie von Venenthrombosen, Lungenembolie, Prävention thrombembolischer<br />

Komplikationen bei Vorhofflimmern, Herzklappenersatz, Rezidivprophylaxe bei Myocardinfarkt.<br />

Kontraindikation<br />

Krankheiten mit erhöhter Blutungsbereitschaft (z.B. hämorrhagische Diathese,<br />

Leberparenchymerkrankungen, Niereninsuffizienz, schwere Thrombozytopenie)<br />

Erkrankungen, bei denen der Verdacht einer Läsion des Gefäßsystems besteht (z.B. Magen-Darm-Ulzera,<br />

Hypertonie [>105 mm Hg diastolisch], Apoplexie, Traumen nach chirurgischen Eingriffen am ZNS,<br />

Retinopathien mit Blutungsrisiko, Hirnarterienaneurysmen, floride Endokarditis lenta) kavernöse<br />

Lungentuberkulose, Schwangerschaft,<br />

Relative Kontraindikation: Stillzeit: Säuglinge behandelter Mütter sollen Vitamin K prophylaktisch erhalten.<br />

Anwendung und Dosierung<br />

p.o.: abhängig von der Ziel-INR<br />

1.Tag: 6-9 mg; 2. Tag: 6 mg; 3. Tag: tgl. TPZ-Kontrolle, bei Erreichen des INR-Ziels :Erhaltungsdosis 1,5-4.5<br />

mg/d<br />

Bsp. Ziel-INR: Vorhofflimmern 2.0-3.0 mg/d, mechan. Herzklappen 3.0-4.5 mg/d<br />

Kontrolle der Gerinnung bei stabil eingestellten Patienten alle 3-4 Wochen.<br />

Besonderheiten<br />

Antidot Vitamin K1, Normalisierung der Gerinnungsparameter erst nach Tagen.<br />

Lebensbedrohliche Blutungen müssen durch Substitution von Gerinnungsfaktoren behandelt werden.<br />

Der Vitamin K Gehalt der Nahrung hat deutlichen Einfluss auf die Wirksamkeit von Phenprocoumon.<br />

Zahlreiche Arzneimittel verstärken oder schwächen die Wirkung von Phenprocoumon.


122<br />

Bei ambulanter Behandlung mit Phenprocoumon müssen die Patienten einen ärztlichen Ausweis über die<br />

Antikoagulanzientherapie bei sich tragen.


Wirkstoff<br />

Phenytoin<br />

Handelsname<br />

Phenhydan®<br />

Allgemeines<br />

Antiepileptikum, Antiarrhythmikum der Klasse 1b<br />

Wirkung<br />

Durch die Blockade von Na-Kanälen wird eine Membranhyperpolarisation und somit eine<br />

Membranstabilisierung von erregbaren Zellen (Neuronen und Myokardzellen) erreicht. Phenytoin zeigt<br />

antiepileptische aber auch antiarrhytmische Wirkung (kardial ähnliche Wirkung wie Lidocain)<br />

Nebenwirkungen<br />

123<br />

abhängig von Darreichungsform, Therapiedauer und Dosierung:<br />

Auftreten bei oraler Dauertherapie:<br />

Gingivahyperplasie, Hirsutismus und Hypertrichose<br />

durch Vitamin K Mangel Gerinnungsstörungen beim Neugeborenen<br />

durch Folsäuremangel induzierte megaloblastäre Anämie<br />

Osteopathie, Osteomalazie<br />

Hepatopathie<br />

allergische Reaktionen<br />

Auftreten bei i. v. Gabe, als Zeichen der Überdosierung:<br />

kardiodepressiv mit Bradykardie, AV- Blockierung und RR- Abfall<br />

neurotoxisch mit Schwindel, Nystagmus sowie Ataxie und Diplopie<br />

Indikationen<br />

fokal eingeleitete generalisierte und generalisiert tonisch-klonische Anfälle<br />

einfache und komplexe Partialanfälle<br />

Prophylaxe von Krampfanfällen<br />

neurogene Schmerzzustände vom Tic-douloureux-Typ<br />

andere zentrale oder periphere neurogene Schmerzzustände<br />

Kontraindikationen<br />

Überempfindlichkeit gegen Hydantoine<br />

AV-Block 2. und 3. Grades<br />

Sick- Sinus- Syndrom<br />

innerhalb der ersten 3 Monate nach Myokardinfarkt<br />

eingeschränkte Herzleistung (außer bei Ind. zur Behandlung von Herzrhythmusstörungen)<br />

schwere Schädigung der Blutzellen und des Knochenmarks<br />

strenge Indikationsstellung in schwangerschaft u. Stillzeit


Anwendung und Dosierung:<br />

i.v( Inj-Lös Amp 250 mg/5ml):<br />

Status epilepticus:<br />

Erw + Kdr ≥ 13 J initial 250 mg i.v. (max 25mg/min), WH nach 20- 30 min, wenn Anfälle sistieren<br />

Kdr ≤ 13J am 1. Tag MaxDosis 30 mg/kg/d, am 2. Tag 20 mg/kg/d, am 3. Tag 10 mg/kg/d<br />

Prophylaxe von Krampfanfällen bei neurochirurgischen Eingriffen und Therapie von neurogenen<br />

Schmerzzuständen:<br />

Erw + Kdr ≥ 13J 250-500mg/d (max 25mg/min)<br />

p.o.(Tbl <strong>100</strong> mg):<br />

generalisierte tonisch-klonische Anfälle ( Grand mal) sowie einfache und komplexe Partialanfälle:<br />

Anf-Dosis: Erw + Kdr ≥ 13J bis zu 300mg/d (in 1-3 Einzelgaben), Steigerung nach Phenytoin-<br />

Serumspiegel<br />

124<br />

Kdr ≤ 12J 2mg/kg/d, bei Bedarf alle 3 Tage um 1mg/kg/d steigern<br />

Erhalt-Dosis: entsprechend Phenytoin-Serumspiegel<br />

neurogene Schmerzzustände:<br />

Erw: bis zu 300 mg/d (in 1.3 Einzelgaben), Steigerung nach Phenytoin-Serumspiegel<br />

Besonderheiten:<br />

Wechselwirkungen:<br />

alle Substanzen mit sedierender od. atemdepressiver Wirkung<br />

zahlreiche WW mit AM führen zu verminderter od. verstärkter Phenytoinwirkung<br />

Folsäure → abgeschwächte antiepileptische Wirkung<br />

MTX → verstärkte Knochenmarkstoxizität<br />

Reaktionsvermögen eingeschränkt


Wirkstoff<br />

Piritramid<br />

Handelsname<br />

Dipidolor®<br />

Allgemeines<br />

125<br />

Synthetisches Opioid mit c.a. 0.7 facher analgetischer Wirkung von Morphin und einer langen Wirkdauer von<br />

c.a. 6-8 Std., BTM-pflichtig.<br />

Wirkung<br />

Reiner Agonist am µ-Rezeptor (hohe Affinität) und K-Rezeptor (geringe Affinität). Während der µ-Rezeptor<br />

verantwortlich für Analgesie, Atemdepression und Suchterzeugung, K-Rezeptor verantwortlich für<br />

sedierende Wirkung<br />

Nebenwirkung<br />

Übelkeit, Erbrechen (weniger emetisch als Morphium), Hirndruckanstieg (da steigendes Kohlenstoffdioxid),<br />

neuroendokrine und immunolog. Effekte, Muskelrigidität, zentrale Sympatholyse (kardiovaskulär),<br />

Obstipation, abdominelle Krämpfe, Harnverhalt, Atemdepression, Sucht/Missbrauch<br />

Indikation<br />

Analgetikum und Sedativum bei (sehr) starken Schmerzen<br />

Kontraindikation<br />

• Bewusstseindsstörungen oder Krampfanfälle, Erhöhter Hirndruck<br />

• Opioidabhängigkeit<br />

• Prostatahypertrophie mit Restharnbildung, Gallenkolliken, Harnleiterkolliken akute Pankreatitis,<br />

Phaeochromozytom, Myxödem, obstruktive und entzündliche Darmerkrankungen wie z.B. Colitis<br />

Ulcerosa<br />

• Pankreatitis<br />

• Ateminsuffizienz und Erkrankung des Atemzentrums<br />

• Strenge Indikations Stellung in Gravidität und Stillzeit<br />

• Anw. Beschr. bei Kinder < 1J.<br />

• Hypovolämie und Hypotension<br />

Anwendung und Dosierung<br />

Erw: 7.5 -22,5 mg i.v. ,15 – 30 mg i.m./s.c. Wdh. alle 6-8 h<br />

Kinder: 0.05 – 0.1 mg /kg i.v. , 0.05 – 0.2 mg/kg i.m./s.c. Wdh. alle 6-8 h<br />

Besonderheiten<br />

Intoxikation: Trias:Atemdepression, Koma, Miosis.<br />

Kann antagonisiert werden mit Naloxon (cave: kürzere Halbwertszeit!)


Wirkstoff<br />

Pravastatin<br />

Handelsname<br />

Pravasin®<br />

Allgemeines<br />

126<br />

Cholesterin-Synthese-Enzym-Hemmer, HMG-CoA-Reduktase-Hemmer<br />

Wirkung<br />

Kompetetive Hemmung der HMG-CoA-Reduktase, kompensatorische Zunahme der LDL-Rezeptoren,<br />

dadurch Senkung des LDL-Cholesterins im Plasma, schwächer auch der Triglyceride, HDL-Cholesterin<br />

steigt an.<br />

Nebenwirkung<br />

Kopfschmerzen, gastrointestinale Beschwerden, reversibler Transaminasenanstieg,<br />

CK-Erhöhung, Muskelschmerzen, selten bis zur Myopathie mit Rhabdomyolyse, Myoglobinämie und akutem<br />

Nierenversagen<br />

Indikation<br />

Hypercholesterinämie; Hyperlipidämie mit vorherrschender Hypercholesterinämie<br />

Kontraindikation<br />

Überempfindlichkeit<br />

Lebererkrankungen<br />

Muskelerkrankungen<br />

Schwangerschaft, Stillzeit, Kindern < 18 J.<br />

Anwendung und Dosierung<br />

Anfangsdosis: 10-40 mg/d, Anpassung frühestens nach 4 Wochen;<br />

Erhaltungsdosis: 10-40 mg/d<br />

Interaktionen beachten (s.u.)!<br />

Besonderheiten<br />

Wechselwirkungen:<br />

Das Myopathirisiko ist abhängig von der Dosis und von der Kombination mit andern Pharmaka: hierzu<br />

zählen Substanzen, die selber eine Myopathie induzieren können (Fibrate, Nicotinsäure). Da Pravastatin im<br />

Ggs. zu anderen Statinen nicht über CYP3A4 metabolisiert wird, sind Kombinationen mit Substraten dieses<br />

Enzyms hier unbedenklich.<br />

Kombination mit Digoxin kann zu einem erhöhten Digoxinspiegel führen.<br />

Fibrate → Myopathie-Risiko<br />

Colestyramin/ Colestipol → verminderte BV von Pravastatin<br />

Ciclosporin → erhöhte system. Verfügbarkeit von Pravastatin


Wirkstoff<br />

Prednisolon<br />

Handelsname®<br />

Decortin H®, Ultracorten-H®<br />

Allgemeines<br />

127<br />

Prednisolon weist wie die physiol. Glukokortikoide Cortisol und Cortison eine mineralokortikoide Restwirkung<br />

auf<br />

Applikation: i.v., oral, lokal, NICHT i.m., da unzureichende Anpassung an zirkadiane Rhythmik und lokale<br />

Atrophien<br />

Metabolisierung erfolgt hepatisch (Glukoronidierung), Ausscheidung renal<br />

Cushing-Schwellendosis: Tagesdosis, die über längere Zeit gegeben, ein Cushing-Syndrom auslöst<br />

Wirkung<br />

Bindung an zellständige Glukokortikoidrezeptoren:<br />

vermehrte Synthese von Lipocortin → Blockade der Freisetzung von Arachidonsäure (Ausgangssubstanz für<br />

Prostaglandine und Leukotriene;<br />

Hemmung von IL-I, IL-II, Makrophagen-MIF (migration inhibitory factor)<br />

Vit. D-antagonistisch<br />

Unterstützende Wirkung von Katecholaminen<br />

Stoffwechsel: Steigerung von Glukoneogenese und Lipolyse>> Energiebereitstellung<br />

Bewegungsapparat: katabol, Osteoblastenhemmung, Vitamin-D-Antagonismus<br />

Elektrolyte: mineralokortikoid<br />

Hämatologie: Anstieg Erythrozyten, Thrombozyten; Abfall Lymphozyten<br />

Immunsystem: Abfall Lymphozytenzahl, und Funktionsminderung, Depression lymphatischen Gewebes<br />

=> immunsuppressiv, antiallergisch<br />

Entzündung: Hemmung der Entzündungsreaktion => antiphlogistisch, antiproliferativ<br />

Magen/Darm: Verminderung der Schleimproduktion<br />

ZNS: Stimmungshebend<br />

Kreislauf: Volumenretention, gering positiv inotrop<br />

Nebenwirkung<br />

Stoffwechsel: katabol, diabetogen (BZ steigt), Hyperlipidämie, Fettumverteilung<br />

Bewegungsapparat: Myopathie, Muskelatrophie, Osteoporose, Wachstumsverminderung, Ca 2+ -Senkung<br />

Elektrolyte: Natriumretention (-> Volumenzunahme, Hypertonus), Kaliumausscheidung<br />

Hämatologie: erhöhte Thromboseneigung<br />

Immunsystem: geminderte Infektabwehr, erhöhte Infektneigung<br />

Entzündung: Infektionsverschleierung, Wundheilungsstörungen, Gefahr der Ulcusperforation ohne<br />

Symptomatik<br />

Haut: Atrophie, Wundheilungsstörungen,<br />

Magen/Darm: Ulkusneigung<br />

Auge: Katarakt, Glaukom<br />

ZNS: dysphorisierend<br />

Kreislauf: Hypertonie<br />

Indikation<br />

• pharmakodynamische Therapie: nur symptomatisch, nicht kausal


128<br />

o Akuttherapie: anaphylaktischer Schock, Asthma-Anfall<br />

o Langzeittherapie: Allergien, rheumatische Erkrankungen<br />

o Antiemetische Therapie<br />

o Lokaltherapie: Dermatologie, Ophthalmologie<br />

• Substitutionstherapie: M. Addison, Hypophysenvorderlappeninsuffizienz<br />

Kontraindikation<br />

• Bei vitaler Indikation keine Kontraindikation<br />

• Relative Kontraindikationen:<br />

o Ulcus duodeni/ventrikuli<br />

o Osteoporose<br />

o Infektionskrankheiten<br />

o Erhöhte Thromboseneigung<br />

o Psychische Anamnese<br />

o Glukokortikoid-induzierte Myopathie<br />

o Erhöhter Augeninnendruck (Glaukom)<br />

o Schwangerschaft (fraglich teratogen mit Häufung von Lippen-Kiefer-Gaumenspalten)<br />

Anwendung und Dosierung<br />

• Initial Dosis<br />

o low dose: 5 mg/d morgens p.o.<br />

o niedrig dosiert: 15-20 mg/d p.o. (~0,25 mg/kg/d)<br />

o mittel dosiert: 0,5-1 mg/kg/d meist p.o.<br />

o hoch dosiert: 1-2 mg/kg/d p.o. oder i.v.-Bolus<br />

o Stoßtherapie: 500-<strong>100</strong>0 mg i.v. als Infusion über 30 Min an 3-6 aufeinander folgenden<br />

Tagen<br />

• Erhalt-Dosis: individuelle Austitrierung<br />

• Absetzen: generell gilt langsam reduzieren/ausschleichen; abruptes Absetzen (auch hoher Dosen)<br />

nur bei kurzer Therapie (einige Tage bis eine Woche)<br />

Besonderheiten<br />

• Wirkdauer 12-36 h (mittellang)<br />

• Relative glukokortikoide Potenz: 4 (Äquivalenzdosis 5mg); relative mineralokortikoide Potenz: 0,6;<br />

Cushingschwellendosis [mg/d]: 7,5


Wirkstoff<br />

Prednison<br />

Handelsname<br />

129<br />

Decortin® ( Tbl 1mg, 5mg, 20mg, 50mg ) , Ultracorten®<br />

Allgemeines<br />

Nichthalogeniertes, mittellangwirksames ( 12-36 h) Glukokortikoid<br />

Relative glukokortikoide Potenz = 4, relative mineralkortikoide Potenz = 0.6, Cushing-Schwellendosis<br />

7.5mg/d<br />

Neben Prednisolon das einzige synthetische Glukokortikoid das mineralkortikoide Restwirkung aufweist<br />

Applpkation: i.v., oral, lokal ( kutan, inhalativ, intraartikulär )<br />

Metabolisierung hepatisch durch Glukoronidierung und renale Ausscheidung<br />

Wirkung<br />

Bindung an zellständige Glukokortikoidrezeptoren:<br />

vermehrte Synthese von Lipocortin → Blockade der Freisetzung von Arachidonsäure (Ausgangssubstanz für<br />

Prostaglandine und Leukotriene;<br />

Hemmung von IL-I, IL-II, Makrophagen-MIF (migration inhibitory factor)<br />

Vit. D-antagonistisch<br />

Unterstützende Wirkung von Katecholaminen<br />

Stoffwechsel: Steigerung von Glukoneogenese und Lipolyse>> Energiebereitstellung<br />

Bewegungsapparat: katabol, Osteoblastenhemmung, Vitamin-D-Antagonismus<br />

Elektrolyte: mineralokortikoid<br />

Hämatologie: Anstieg Erythrozyten, Thrombozyten; Abfall Lymphozyten<br />

Immunsystem: Abfall Lymphozytenzahl, und Funktionsminderung, Depression lymphatischen Gewebes<br />

=> immunsuppressiv, antiallergisch<br />

Entzündung: Hemmung der Entzündungsreaktion => antiphlogistisch, antiproliferativ<br />

Magen/Darm: Verminderung der Schleimproduktion<br />

ZNS: Stimmungshebend<br />

Kreislauf: Volumenretention, gering positiv inotrop<br />

Nebenwirkung<br />

Stoffwechsel: katabol, diabetogen (BZ steigt), Hyperlipidämie, Fettumverteilung<br />

Bewegungsapparat: Myopathie, Muskelatrophie, Osteoporose, Wachstumsverminderung, Ca 2+ -Senkung<br />

Elektrolyte: Natriumretention (-> Volumenzunahme, Hypertonus), Kaliumausscheidung<br />

Hämatologie: erhöhte Thromboseneigung<br />

Immunsystem: geminderte Infektabwehr, erhöhte Infektneigung<br />

Entzündung: Infektionsverschleierung, Wundheilungsstörungen, Gefahr der Ulcusperforation ohne<br />

Symptomatik<br />

Haut: Atrophie, Wundheilungsstörungen,<br />

Magen/Darm: Ulkusneigung<br />

Auge: Katarakt, Glaukom<br />

ZNS: dysphorisierend<br />

Kreislauf: Hypertonie


Indikation<br />

130<br />

Pharmakodynamische Therapie : nur symptomatisch, nicht kausal :<br />

Akut/Notfalltherapie: anaphylaktischer Schock, Asthma-Anfall, toxisches Lungenödem, Hirnödem,<br />

Hypercalcämie bei Vit-D Intoxikation, akute Transplantatabstoβung<br />

Langzeittherapie : Allergien, rheumatische Erkrankungen, gastrointestinale Erkrankungen (Colitis<br />

ulcerosa), Vaskulitiden<br />

Antiemetische Therapie<br />

Lokaltherapie : Dermatologie, Ophtalmologie<br />

Kontraindikation<br />

Bei vitaler Indikation, keine Kontraindikation<br />

Relative Kontraindikation : Ulcus duodeni/ventriculi, Osteoporose, Infektionskrankheiten, erhöhte<br />

Thromboseneigung, psychische Anamnese,glukokortikoid-induzierte Myopathie, erhöhter<br />

Augeninnendruck (Glaukom), Schwangerschaft (fraglich teratogen mit Häufung von Lippen-Kiefer-<br />

Gaumen-Spalten)<br />

Dosierung<br />

Dosierung richtet sich nach Art und Schwere der Erkrankung.<br />

Ziel: bei ausreichendem klinischen Effekt Supprimierung der Nebennierenrinde vermeiden.<br />

Zirkadiane Therapie : einmalige Gabe frühmorgens (6-8 Uhr) zur Zeit des höchsten endogenen<br />

Glukokortikoidspiegel<br />

Oder<br />

Alternierende Therapie : jeden 2 Tag die doppelte Dosis der üblichen täglichen Menge<br />

Möglichst kurz und niedrig dosieren<br />

Oral, i.v., lokal<br />

Keine i.m.- Präparate, da lange Störung des Regelkreises, schlecht steuerbar, evtl. topische Schädigung<br />

am Injektionsort mit Gefahr Muskel-/Fettgewebsnekrosen<br />

Keine Kombinationspräparate<br />

Bei Absetzen: Ausschleichen der Dosis<br />

z.B : Prednison 5mg, 20mg, 50mg GALEN ® : Tabletten:<br />

Individ. nach Art, Schwere und Verlauf der Erkrankung Initialdos. Erw.: max. 250 mg tgl., stufenweise auf<br />

Erhaltungsdosis übergehen. Längere Therapie stets ausschleichen. Kdr.: 0,25-3 mg/kg KG tgl.


Wirkstoff<br />

Propofol<br />

Handelsname<br />

Disoprivan®<br />

Allgemeines<br />

131<br />

i.v.- Anästhetikum, das sich durch angenehmes Einschlafen und Aufwachen sowie geringe postoperative<br />

Übelkeit auszeichnet.<br />

Wirkung<br />

hypnotisch, nicht analgetisch. Wirkdauer 5-8 Minuten. Hepatische Metabolisierung.<br />

Nebenwirkung: Atemdepression bis Apnoe, Blutdruckabfall, lokaler Injektionsschmerz, Myoklonien,<br />

Histaminfreisetzung, sexuelle Phantasien<br />

Indikation<br />

Narkoseeinleitung, Narkoseunterhaltung bei kontinuierlicher Zufuhr, Sedierung bei Intensivbehandlung oder<br />

chirurgischen Eingriffen in Lokalanästhesie<br />

Kontraindikation: Schwangerschaft, Stillzeit, Kinder<br />

Vorsicht bei Hypovolämie, kardiovaskulärer Insuffizienz<br />

Anwendung und Dosierung:<br />

Narkoseeinleitung: 1,5-2,5 mg/kg i.v.<br />

Narkoseaufrecherhaltung: 6-10 mg/kg/h<br />

Sedierung: 1,0-4,0 mg/kg/h (abhängig vom Sedierungsgrad)<br />

Besonderheiten: Propofol-Infusions-Syndrom unter Dauergabe (sehr selten): Begrenzung der Dosis und<br />

der Anwendungszeit, regelmäßige Laborkontrollen<br />

Propofol ist in einer Öl-in-Wasser-Emulsion gelöst, davon 10 % Sojaöl: Allergien möglich


Wirkstoff :<br />

Propranolol<br />

132<br />

Handelsname® : Dociton®, Propranolol Stada®<br />

Allgemeines: nichtselektiver β-Rezeptorblocker<br />

Wirkung: kompetitive Hemmung der Noradrenalinwirkung an β-Rezeptoren<br />

• cardial β1: negativ inotrop, chronotrop, dromotrop⇒<br />

Senkung des kardialen Sauerstoffbedarfs und des<br />

Blutdrucks, Erhöhung des kardialen<br />

Sauerstoffangebots<br />

• extracardial β1: Hemmung der Lipolyse<br />

• extracardial β2: Tonuserhöhung der glatten Muskulatur,<br />

Hemmung der Insulinsekretion und Glykogenolyse,<br />

Nebenwirkung:<br />

• Bradykardie, SA/ AV- Blockierung, Hemmung der<br />

Lipolyse (Erhöhung des Arterioskleroserisikos),<br />

• Bronchokonstriktion!, Verstärkung peripherer<br />

Durchblutungsstörungen, Libidostörungen<br />

• Hypoglykämieneigung bei D.M. (Verschleierung der<br />

Symptome Tachykardie, Schwitzen, Tremor)<br />

• Erhöhte Mastzelldegranulation<br />

Indikation: • KHK, Prophylaxe der Angina Pectoris<br />

• art. Hypertonie<br />

• akuter Myocardinfarkt, Reinfarktprophylaxe<br />

• Hyperkinetisches Herzsyndrom<br />

• Tachykarde (supra)ventrikuläre HRST<br />

sowie: essentieller Tremor, Angstzustände, symptomatische<br />

Behandlung bei Thyreotoxikose, Migräneprophylaxe<br />

Kontraindikation:<br />

absolut: relativ:<br />

Bradykardie < 50 /min periphere Durchblutungsstörung<br />

manifeste/dekompensier<br />

te/akute Herzinsuffizienz<br />

Diab. Mellitus<br />

AV-Block > Grad I<br />

Schwangerschaft/Stillzeit<br />

Asthma bronchiale schwere Leber-/ Nierenfunktionsstörungen<br />

Prinzmetal Angina Hypothyreose<br />

Anwendung und<br />

Dosierung:<br />

Besonderheiten:<br />

Individuell, je nach Ind. unterschiedlich<br />

p.o.: 2-3 mal täglich 40-80 mg, max. Dosis 320 mg/Tag<br />

Ausschleichende Dosierung bei Therapieende über 1-2 Wochen.<br />

Die aktive Teilnahme am Straßenverkehr oder das Bedienen von<br />

Maschinen kann beeinträchtigt werden.<br />

WW mit zahlreichen anderen AM, z.B.: Insulin, orale Antidiabetika, andere blutdrucksenkende AM,<br />

Narkotika, Kombination von Antiarrhythmika, Herzglykoside, MAO-Hemmer, Cimetidin


Wirkstoff<br />

Ramipril<br />

Handelsname:<br />

Delix® Vesdil®<br />

Allgemeines<br />

ACE – Hemmer, Antihypertensivum<br />

Wirkung<br />

133<br />

Kompetitive Hemmung des Angiotensin-Converting-Enzyms:<br />

Abnahme des vasokonstriktorischen Angiotensin II, Abnahme der Aldosteron-Sekretion,<br />

Wirkungsverlängerung des vasodilatierenden Bradykinins, Hemmung bzw. Rückbildung der Myokard- und<br />

Gefäßhypertrophie, Verhinderung des „Remodeling“ nach Myokardinfarkt, Nephroprotektion<br />

Nebenwirkung<br />

Unproduktiver Reizhusten, schwere Hypotonie, Hyperkaliämie, Niereninsuffizienz bis ANV,<br />

angioneurotisches Ödem, allergisch/toxische Nebenwirkungen, gastrointestinale Störungen, Hypoglycämie<br />

Indikationen<br />

arterielle Hypertonie, Herzinsuffizienz (NYHA II und III) nach akutem Myokardinfarkt, nicht-diabetische<br />

glomeruläre Nephropathie, Prävention kardiovaskuläres Ereignis<br />

Kontraindikationen<br />

Schwangerschat/Stillzeit, angioneurotisches Ödem, Nierenarterienstenose bds/Einzelniere, Aortenstenose<br />

relative KI: prim. Hyperaldosteronismus, Hyponatriämie, Hypotonie, Leberfunktionsstörung,<br />

Nierenfunktionsstörung, schwere Herzinsuffizienz, Autoimmunerkrankungen (Leukopeniegefahr)<br />

Anwendung und Dosierung<br />

Oral.<br />

Immer mit niedriger Initialdosis beginnen Verhinderung von überschießendem RR-Abfall.<br />

Arterielle Hypertonie: Anf-Dosis 1 x 2,5 mg, Erhalt-Dosis 1 x 2,5 – 5 mg, Max-Dosis 10 mg/d<br />

Herzinsuffizienz: Anf-Dosis 2 x 1,25- 2,5 mg, Erhalt-Dosis 2 x 5 mg/d<br />

Prävention kardiovaskuläres Ereignis: Anf-Dosis 1 x 2,5 mg, Erhalt-Dosis 10 mg/d<br />

nicht-diabet. glomeruläre Nephropathie: Anf-Dosis 1 x 1,25 mg, Erhalt-Dosis 5 mg/d<br />

Besonderheiten<br />

Bei Langzeitanwendung alternative Wege zur Angiotensin-II-Bildung steigender RR möglich.<br />

Normalerweise „antiproteinurischer Effekt“ (Hypertoniebedingte Nierenschäden scheinen durch Senkung des<br />

intraglomerulären Drucks verzögert zu werden), aber im Extremen: Verschlechterung der Nierenfunktion bis<br />

ANV.<br />

NSAID führen in Kombination mit ACE-Hemmern zu einer verminderten RR-Sekung.


Wirkstoff<br />

Ranitidin<br />

Handelsname:®<br />

Sostril®, Zantic®, Raniprotect®, Ranitic®, Ranitidin®<br />

Allgemeines<br />

Ranitidin gehört zur Gruppe der H2-Rezeptor-Antagonisten und ist ein Magen-Darm-Mittel<br />

Wirkung<br />

134<br />

Kompetitive Hemmung von H2-Rezeptoren der Belegzellen im Magen<br />

→ Blockade der histaminvermittelten Säuresekretion → pH-Anstieg im Magen<br />

Nebenwirkungen<br />

häufig gastrointestinale Störungen ( z. B. Obstipation)<br />

ZNS: z. B. Verwirrtheit und depressive Zustände<br />

Leber: Leberenzymerhöhungen, selten Cholestase<br />

selten kardiovaskulär: bei kardialer Vorerkrankung sind Tachykardie, Bradykardie und Hypotension<br />

möglich<br />

Überempfindlichkeitsreaktionen und Blutbildveränderungen<br />

Indikation<br />

Duodenalulcera, benigne Magenulcera, Refluxösophagitis, Zollinger - Elison - Syndrom, Streßulcus -<br />

Prophylaxe, Adjuvans bei Blutungen aus Erosionen im Magen-Darm-Trakt<br />

Zur Narkosevorbehandlung vor größeren operativen Eingriffen zur Verhütung der Säureaspiration<br />

Kontraindikationen:<br />

Kinder < 10 J., akute Porphyrie, bei bekannter Überempfindlichkeit<br />

gegenüber Ranitidinhydrochlorid oder anderen H2-Rezeptor-Antagonisten<br />

Anwendung und Dosierung:<br />

Duodenalulcera, benigne Magenulcera: 300 mg nach dem Abendessen; sollte nach 4 Wo. das Ulcus<br />

nicht ganz abgeheilt sein, Behandlung für weitere 4 Wo. fortsetzen.<br />

Refluxösophagitis: 300 mg nach dem Abendessen bis zu 8 Wo., im Bedarfsfall 12 Wo.<br />

Zollinger - Elison - Syndrom: mit 3 mal 150 mg einleiten, Tagesdosis kann auf 600 bis 900 mg gesteigert<br />

werden; nach Bestimmung der Magensäuresekretion können bis zu 6g Ranitidin/Tag verabreicht<br />

werden;<br />

Zur Narkosevorbehandlung: 5 ml Injektions.-Lösung. (50 mg) präoperativ etwa 1 Std. vor Einleitung der<br />

Narkose. Nach 6-8 Std. Wiederholung möglich.<br />

Besonderheiten:<br />

Bei hohen Dosen kommt es zur Abnahme der Ausscheidung von Procainamid. Außerdem kann die Wirkung<br />

von Alkohol verstärkt werden.<br />

Dosisreduktion bei Niereninsuffizienz<br />

Die Resorption von Ranitidin kann durch Antacida oder Sucralfat in hohen Dosen (2 g) vermindert werden →<br />

Ranitidin ca. 2 Stunden vor diesen Arzneimitteln einnehmen.<br />

Bei gleichzeitiger Einnahme von Arzneimitteln, deren Resorption pH-abhängig ist wie z. B. Ketoconazol,<br />

sollte die veränderte Resorption dieser Substanzen beachtet werden.


Wirkstoff<br />

Repaglinid<br />

Handelsname®<br />

NovoNorm®<br />

Allgemeines<br />

Orales Antidiabetikum (Diabetes Typ II)<br />

Benzoesäure-Derivat: Stimulation der Insulinfreisetzung (Wirkung ähnlich Sulfonylharnstoffen)<br />

Wirkung<br />

135<br />

Schließung ATP-sensitiver K + -Kanäle (andere Bindungsstelle als Sulfonylharnstoffe) → Öffnung der Ca 2+ -<br />

Kanäle → Insulinsekretion<br />

rasche Wirkung, kurze Halbwertszeit<br />

Einnahme vor jeder Hauptmahlzeit: Senkung der postprandialen Bz-Werte<br />

im Gegensatz zu Sulfonylharnstoffen keine Beeinflussung der basalen Insulinsekretion<br />

Nebenwirkung<br />

Hypoglykämien<br />

gastrointestinale Symptome wie Bauchschmerzen, Diarrhöe, Übelkeit, Erbrechen u. Obstipation<br />

selten Leberenzyme ↑<br />

Indikation<br />

Typ II Diabetes (Monotherapie oder in Kombination)<br />

Kontraindikation<br />

Typ I Diabetes<br />

Ketoazidose<br />

Leberinsuffizienz<br />

Kinder < 12 J<br />

Schwangerschaft<br />

Stillzeit<br />

Einnahme von Gemfibrozil<br />

Anwendung und Dosierung<br />

Diabetes mellitus Typ II:<br />

Anf-Dosis 0,5 mg vor den Hauptmahlzeiten, bei Bedarf Steigerung in Intervallen von 1-2 Wochen bis auf<br />

max Einzeldosis von 4 mg (vor den Hauptmahlzeiten), max. Dosis 16 mg/d<br />

Dosisanpassung bei Niereninsuffizienz, bei Älteren: ggfs. Dosisreduktion


Besonderheiten<br />

136<br />

Metabolisierung hauptsächl. Über CYP2C8, zu einem kleineren teil über CYP3A4 → CAVE bei gleichzeitiger<br />

Verabreichung von CYP2C8- und CYP3A4-Inhibitoren bzw. –Induktoren, (z.B. Gemfibrozil, Trimethoprim,<br />

Clarithromycin, Ketoconazol als Inhibitoren; Itraconazol, Rifampicin als Induktoren)<br />

Betablocker können die Symptome einer Hypoglykämie verschleiern.


Wirkstoff<br />

Rifampicin<br />

Handelsname<br />

Rifa®<br />

Allgemeines<br />

137<br />

Antituberkulotikum, hochwirksames Chemotherapeutikum<br />

Wirkung<br />

Bakterizid auf proliferierende, ruhende und persistierende Keime durch Hemmung der bakteriellen RNS-<br />

Polymerase<br />

Nebenwirkung<br />

Orangefärbung von Urin, Schweiß, Tränen, Speichel<br />

Leberfunktionsstörungen, Ikterus, grippeartige Beschwerden, gastrointestinale Beschwerden, Müdigkeit,<br />

Kopfschmerzen<br />

selten: psudomembranöse Kolitis durch Clostridium difficile, allergisch.immunologische Reaktionen, Anämie,<br />

Lymphhozytose, Osteomalazie<br />

Indikation<br />

Behandlung der Tuberkulose in allen Formen und Stadien<br />

Behandlung von Infektionen mit atypischen Mykobakterien<br />

Kombinationsbehandlung von Lepra und Buruli ulcus, Vorbeugung bei Meningokokken-Trägern u.<br />

Kolonisation mit H. influenca Typ B,<br />

Kontraindikation<br />

Schwere Leberfunktionsstörungen, erstes Trimenon der Schwangerschaft, Stillzeit<br />

Strenge Indikationsstellung im 2. u. 3. Trimenon<br />

Anwendung und Dosierung<br />

i.v. oder p.o. immer in Kombinationstherapie<br />

Erw: 10 mg/kg KG (Max-Dosis 750 mg/d)<br />

Schulkdr: 10 mg/kg KG (Max-Dosis 450 mg/d)<br />

Säugl.> 3 Mon.: 15 mg/kg<br />

Neugeborene u. Säugl. < 3 Mon: 10 mg/kg unter strengster Indikationsstellung<br />

Besonderheiten<br />

Rifampicin kann Laboruntersuchungen verfälschen:<br />

Es kann eine Leberfunktionsstörung vortäuschen.


138<br />

Die Messung von Schilddrüsenhormonen, Serumbilirubin, Serumamylase, Folsäure und Vitamin B12 wird<br />

verfälscht.<br />

Durch die intensiv bräunlich-rote Farbe von Rifampicin können Körperflüssigkeiten verfärbt und so<br />

kolorimetrische Verfahren beeinträchtigt werden.<br />

Wechselwirkungen:<br />

Substrate von CYP2C9 u. CYP3A4, Antazida


Wirkstoff<br />

Ritonavir<br />

Handelsname<br />

Norvir®<br />

Allgemeines<br />

Proteaseinhibitor, Virustatikum<br />

Wirkung<br />

Hemmt das Aufschneiden der bei der viralen Replikation entstehenden Polypeptide in funktionsfähige<br />

Endprodukte durch die HIV- Protease; Boosterung: Anhebung des Plasmaspiegels anderer Protease-<br />

inhibitoren durch geringe Dosen Ritonavir, dadurch geringere Dosen notwendig und Verminderung der<br />

Nebenwirkungen<br />

Nebenwirkung<br />

insgesamt gute Verträglichkeit<br />

Myalgie, Fettstoffwechselstörungen, Lipodystrophiesyndrom, Pankreatitis, Glukoseintoleranz,<br />

139<br />

gastrointestinale NW, Kopfschmerzen, Fieber, Hautreaktionen<br />

Indikationen<br />

antivirale Kombinationstherapie bei HIV-1 (Kombination bevorzugt mit Nukleosidanaloga)<br />

Kontraindikation<br />

Schwere Leberinsuffizienz; strenge Indikationsstellung während Schwangerschaft und Stillzeit<br />

Anwendung und Dosierung<br />

p.o., Einnahme zu den Mahlzeiten<br />

Erw: Beginn mit 2 x 300 mg für 3 Tage, dann in Schritten von 2 x <strong>100</strong> mg innerhalb von 14 Tagen auf 2 x<br />

600 mg steigern<br />

Ritonavir als ein pharmakokinetischer Verstärker anderer PIs in niedrigen Dosen (1-2 x <strong>100</strong>-200 mg/d) in der<br />

Kombinationstherapie.<br />

Kdr > 2 J.: Beginn mit 2 x 250 mg/m 2 , dann alle 2-3 d um 50 mg/m 2 steigern2 x 350 mg/ m 2 , Max-Dosis 2 x<br />

600 mg


Besonderheiten<br />

niedrigdosiertes Ritonavir hemmt als starker Inhibitor des Cytochrom P450 3A4 die Metabolisierung aller<br />

140<br />

anderen Proteaseinhibitoren, daher Reduktion von Dosis und Nebenwirkungen<br />

zahlreiche WW mit anderen Pharmaka, da Metabolisierung über Cytochrom P450


Wirkstoff<br />

Simvastatin<br />

Handelsname<br />

Zocor®<br />

Allgemeines<br />

141<br />

Cholesterin-Synthese-Enzym-Hemmer, HMG-CoA-Reduktase-Hemmer<br />

Wirkung<br />

Kompetetive Hemmung der HMG-CoA-Reduktase, kompensatorische Zunahme der LDL-Rezeptoren,<br />

dadurch Senkung des LDL-Cholesterins im Plasma, schwächer auch der Triglyceride, HDL-Cholesterin<br />

steigt an.<br />

Nebenwirkung<br />

Kopfschmerzen, gastrointestinale Beschwerden, reversibler Transaminasenanstieg,<br />

CK-Erhöhung, Muskelschmerzen, selten bis zur Myopathie mit Rhabdomyolyse, Myoglobinämie und akutem<br />

Nierenversagen<br />

Indikation<br />

Hypercholesterinämie; Hyperlipidämie mit vorherrschender Hypercholesterinämie<br />

Kontraindikation<br />

Überempfindlichkeit, Lebererkrankungen, Muskelerkrankungen, Schwangerschaft/<br />

Stillzeit. Vorsicht bei Kindern.<br />

Anwendung und Dosierung<br />

Oral<br />

Anfangsdosis 10 mg/d, Maximaldosis 80 mg/d<br />

Bei Kombination mit Immunsuppressiva (Ciclosporin) od. Fibraten: Max-Dosis 10 mg/d<br />

Besonderheiten<br />

Hoher hepatischer „first-pass“-Effekt (Bioverfügbarkeit 5 %) mit Metabolisierung über<br />

CYP 3A4 - bei dessen Blockierung durch andere Medikamente (z.B. Clarithromycin, Erythromycin,<br />

Ketoconazol, Itraconazol, Verapamil, HIV-Protease-Inhibitoren)<br />

systemische Dosiszunahme mit erhöhter Gefahr myotoxischer NW. Bei Muskelschmerzen oder –schwäche<br />

sofort absetzen. Kontrolle der Transaminasen.


Wirkstoff<br />

Spironolacton<br />

Handelsname<br />

Aldactone®<br />

Allgemeines<br />

142<br />

Low-ceiling-Diuretikum, später Wirkungseintritt (per os erst nach 24-72h).<br />

Wirkung<br />

Kompetitive Bindung an Aldosteronrezeptoren von der Kapillarseite im spätdistalen Tubulus und<br />

Sammelrohr => Hemmung der Natrium-Resorption und Kalium-Sekretion, Diurese von maximal 2-3 % des<br />

Glomerulumfiltrats, nur in extrem hoher Dosierung Hemmung der Aldosteron-Biosynthese.<br />

Nebenwirkung<br />

Hyperkaliämie (CAVE: Niereninsuffizienz); Männer: Gynäkomastie, Impotenz, erhöhte Stimme; Frauen:<br />

Amenorrhoe, Mastodynie, Hirsutismus; orthostatische Regulationsstörungen; Erhöhung des<br />

Harnsäurespiegels; reversibler Anstieg stickstoffhaltiger harnpflichtiger Stoffe; Blutungen der<br />

Magenschleimhaut, Elektrolytveränderungen mit kardialen Arrhythmien, allgemeine Muskelschwäche, -<br />

krämpfe, Schwindel.<br />

Indikation<br />

Primärer Hyperaldosteronismus (Conn-Syndrom), sofern nicht eine Operation angezeigt ist; Ödeme<br />

und/oder Aszites bei Erkrankungen, die mit einem sekundären Hyperaldosteronismus einhergehen.<br />

Kontraindikation<br />

Nierenfunktionseinschränkung leichteren Grades, Hypotonie, Hypovolämie: Gleichzeitige Anwendung von<br />

kaliumsparenden Diuretika, Kaliumsubstituenten oder ACE-Hemmern (lebensgefährliche Hyperkaliämien),<br />

Patienten, die als Folge ihrer Grunderkrankung zu Azidose und/oder Hyperkaliämie neigen (z.B. Diabetes<br />

mellitus),<br />

in Schwangerschaft und Stillzeit kontraindiziert.<br />

Anwendung und Dosierung<br />

Dosierung muss individuell erfolgen!<br />

Erw: Initial 1-2mal täglich <strong>100</strong>-200 mg über 3-6 Tage. Maximale Tagesdosis: 400 mg.<br />

Erhaltungsdosis: 50-<strong>100</strong> mg, maximal bis 200 mg täglich oder jeden 2. oder jeden 3.Tag.<br />

Kinder: Initial 3 mg/kg KG über 5 Tage. Bei Weiterbehandlung Dosis soweit wie möglich senken.<br />

Säuglinge: Initial 2-3 mg/kg über 2-4 d, Erhalt-Dosis 1,5-2 mg/d


i.v. (Kaliumcanrenoat):<br />

Erw: 1-2 x 200 mg, max Einzeldosis 200 mg<br />

143<br />

Kdr bis 50 kg: initial 4-5 mg/kg, Erhaltungsdosis 1,5-2 mg/d<br />

Säuglinge: initial 2-3 mg/kg, Erhaltungsdosis 2-3 mg/d<br />

Besonderheiten<br />

Eingeschränktes Reaktionsvermögen; regelmäßige Kontrolle von Kalium, Natrium, Kreatinin im Serum und<br />

Säure-Basen-Status.


Wirkstoff<br />

Tacrolimus (früher FK 506)<br />

Handelsname®<br />

Prograf® 0,5/-1/-5 mg Kapseln<br />

Prograf® 5 mg/ml i.v. Infusionslösungskonzentrat<br />

Protopic® 0,03%/-0,1% Salbe<br />

Allgemeines<br />

Immunsuppressivum, ähnlicher Wirkmechanismus wie bei Ciclosporin, gehört chemisch zu Makroliden,<br />

ursprünglich aus Streptomyces tsukubaensis isoliert<br />

Wirkung<br />

144<br />

Bindung an Tacrolimus-binding-Protein (FKBP) → Komplex hemmt kalziumabhängige<br />

Proteinphosphataseaktivität des Calcineurin-Calmodulin-Komplexes.<br />

Immunsuppressive Wirkung über Hemmung der Bildung von zytotoxischen T-Lymphozyten, Hemmung von<br />

IL-2, IL-3, und IFN-γ, Hemmung der Expression des IL-2-Rezeptors<br />

Hemmung der T-Zellaktivierung und der T-Helferzell-abhängigen B-Zell-Proliferation<br />

Nebenwirkung<br />

Nephortoxizität (Niereninsuff., gelegentlich Nierenversagen)<br />

Störungen der Leberfunktion<br />

neurologische Störungen (z.B. Tremor, Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit, Parästhesie, depressive<br />

Zustände, Verwirrtheit, Koordinationsstörungen, Lichtempfindlichkeit)<br />

Störung des Sehvermögens<br />

Stoffwechsel- und Elektrolytstörungen (z.B. Hyperglykämie, Hyperkaliämie, Hypomagnesiämie, Diabetes<br />

mellitus, Hypokaliämie, Hypokalzämie)<br />

Hypertonie, Hyperlipidämie, Fettsucht<br />

Anämie, Thrombozytopenie, Leukozytose<br />

Pruritus, Alopezie, Schwitzen, Exantheme<br />

Gelenkschmerzen<br />

Asthenie, Schmerzen, Fieber<br />

Infektionen<br />

benigne und maligne Veränderungen<br />

Indikation<br />

Prophylaxe der Transplantatabstoßung nach Nieren- u. Lebertransplantation in Komb. mit Corticosteroiden.<br />

Behandl. der manifesten, steroidresistenten Transplantatabstoßung nach Lebertransplantation.<br />

Behandlungsversuch bei manifester, steroidresistenter Transplantatabstoßung nach Nierentransplantation,<br />

wenn keine andere Therapiealternative verfügbar bzw. angezeigt ist.<br />

Salbe: mittelschwere u. schwere atopische Ekzeme bei Erw., die auf herkömmliche Therapien nicht<br />

ausreichend ansprechen od. diese nicht vertragen.<br />

strenge Indikationsstellung in der Schwangerschafft<br />

Kontraindikation<br />

Stillzeit, nach Lebertransplantation bei chronischer Abstoßungsreaktion mit ausgeprägter und irreversibler<br />

Reduktion der Gallengänge (vanishing bile duct syndrome), Stillzeit


Anwendung und Dosierung<br />

Dos.: Im Regelfall p.o.-Anw.<br />

Empfehlungen zur p.o.-Anfangsdos. bei Erw.: Vorbeugung der Transplantatabstoßung:<br />

145<br />

Leber-Tx: Erw: 0,1-0,2 mg/kg KG/Tag Kdr: 0,3 mg/kg KG/Tag<br />

Nieren-Tx: Erw: 0,2-0,3 mg/kg KG/Tag Kdr: prä-op p.o. 0,2-0,3 mg/kg KG/Tag, dann weiter mit<br />

i.v.: 0,075-0,1 mg/kg KG/Tag, nach oraler Umstellung zunächst noch i.v. weiter mit 0,1 mg/kg KG/Tag, später<br />

komplett oral mit 3-4 facher Dosis der i.v.-Dosis<br />

Abstoßungsbehandl. u. Umstellung wg. Ciclosporin-Unverträglichkeit:<br />

Leber-Tx: Erw: 0,1-0,2 mg/kg KG/Tag Kdr: 0,3 mg/kg KG/Tag<br />

Nieren-Tx: Erw: 0,15-0,3 mg/kg KG/Tag Kdr: initial i.v.-Gabe: 4,5 mg/m 2 /24 h, dann weiter p.o.<br />

0,15 mg/kg KG/Tag<br />

Dosisanpassungen: spätere individuelle Erhaltungsdosis anhand klin. Effekte und TDM; bei Z. n.<br />

Lebertransplantation benötigen Kdr höhere Dosierungen als Erw<br />

Bei Überdos. od. Vergiftungserscheinungen i.d.R. Dos. in 20-25% Schritten herabsetzen.<br />

Inf.lsg.konz. wird nur zur kurzzeitigen Induktionstherapie eingesetzt.<br />

Protopic Salbe: Mit Ausnahme der Schleimhäute kann die Salbe auf alle Körperstellen aufgebracht werden.<br />

Erw. (ab 16 J.): initial Protopic 0,1% 2mal tgl. für eine Dauer von bis zu 3 Wo., danach auf Protopic 0,03%<br />

2mal tgl. reduzieren.<br />

Besonderheiten<br />

Die gleichzeitige Anwendung von Substanzen oder pflanzlichen Heilmitteln, die als Hemmer (z.B. Kortison,<br />

Calziumantagonisten, Makrolid-Antibiotika, Omeprazol) oder Induktoren (z.B. Rifampicin, Phenytoin,<br />

Phenobarbital, Johanniskraut) von CYP 3A4 bekannt sind, kann den Stoffwechsel und folglich die Blutwerte<br />

von Tacrolimus erhöhen oder senken.<br />

Orale Kontrazeptiva können ihre empfängnisverhütende Wirkung einbüßen.<br />

Interaktionen mit Impfstoffen: Die Wirksamkeit von Impfungen kann durch Tacrolimus beeinträchtigt werden;<br />

Lebendimpfstoffe sollten nicht gegeben werden.<br />

CAVE: andere nephro- und neurotoxische Substanzen


Wirkstoff<br />

Tamsulosin<br />

Handelsname<br />

Alna®<br />

Omnic®<br />

Allgemeines<br />

Selektive α1-Rezeptorblocker<br />

Wirkung<br />

146<br />

Blockade von α1- Rezeptoren im Trigonum d. Harnblase und in der Urethra<br />

α1-Blockade bewirken Relaxation der glatten Muskulatur i. Blasenhals der Prostatakapsel und der<br />

prostatischen Urethra → gebesserte Miktion.<br />

Nebenwirkung<br />

Schwindel, orthostatische Hypotonie, Tachykardie, pektanginöse Beschwerden, retrograde Ejakulation,<br />

Rhinitis, gelegentl. gastrointest. Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Obstipationen,<br />

Überempfindlichkeitsreaktionen (Hautausschlag, Pruritus, Urtikaria)<br />

Indikation<br />

Benigne Prostatahyperplasie<br />

Kontraindikation<br />

Schwere Leberinsuffizienz, orthostatische Hypotonie<br />

CAVE: bei Pat. mit schwerer Nierenfunktionsstörung (es liegen bisher keine Erfahrungen vor)<br />

Anwendung und Dosierung<br />

Oral<br />

1 x 1 Retardtablette/d<br />

Besonderheiten<br />

α1-Rezeptorblocker können den Blutdruck senken, indem sie den peripheren Gefäßwiderstand reduzieren.<br />

Bei Tamsulosin wurden jedoch in klinischen Studien keine klinisch relevanten Blutdrucksenkungen<br />

beobachtet.


Wirkstoff<br />

Tazobactam<br />

Handelsname®<br />

Tazobac (Kombination aus Piperacillin + Tazobactam)<br />

Allgemeines<br />

Antibiotikum/Chemotherapeutikum<br />

β-Laktamase-Inhibitor<br />

Wirkung<br />

Kombipräparat : Piperacillin/Tazobactam<br />

• Kombination verbindet die Eigenschaften eines Breitspektrumantibiotikums mit denen eines β-<br />

Lactamase-Inhibitors.<br />

147<br />

->schließt viele β-Lactamase-produzierende Bakterien mit ein, die normalerweise gegenüber Piperacillin<br />

sowie anderen β-Lactamase-Antibiotika resistent sind.<br />

• Piperacillin und Tazobactam werden zum Großteil renal ausgeschieden, teils auch über die Galle<br />

• HWZ : 0,7 - 1,2 h<br />

Nebenwirkung<br />

• Candida-Superinfektion<br />

• Leukopenie, Neutropenie, Thrombozytopenie<br />

• Durchfälle, Übelkeit, Erbrechen, Exanthem, Überempfindlichkeitsreaktionen<br />

• Gelegentlich: Kopfschmerzen, Hypotonie, Phlebitis, Pruritus<br />

• Anstieg Leberenzyme<br />

Indikation<br />

systemische und/oder lokale Infektionen die durch Piperacillin-resistente, aber Piperacillin/Tazobactam-<br />

empfindliche Erreger verursacht werden:<br />

schwere Infektionen der Atemwege, intraabdominelle Infektionen, Haut- und Weichteilinfektionen<br />

Kontraindikation<br />

• Penicillin- oder Tazobactam-Überempfindlichkeit<br />

• Kinder < 2 J.<br />

• Schwangerschaft und Stillzeit:<br />

• Bei schweren anhaltenden Durchfällen (evtl. liegt pseudomembranöse Enterokolitis vor)<br />

Anwendung und Dosierung<br />

parenteral, vorzugsweise als intravenöse Kurzinfusion(20 – 40 Min.) oder gegebenenfalls als langsame<br />

intravenöse Injektion (3 – 5 Min.):<br />

3x täglich 2 g Piperacillin/0,5 g Tazobactam alle 8 h


Dauer: 5-14 d<br />

Bei längerer Behandlungsdauer regelmäßige Kontrolle des Blutbildes, der Leber- und Nierenwerte.<br />

Dosisreduktion bei Niereninsuffizienz.<br />

Besonderheiten<br />

• Tazobac soll kein Adrenalin zugesetzt werden<br />

• der direkte Coombs-Test kann positiv ausfallen<br />

148<br />

• Piperacillin besitzt das breiteste Spektrum aller Penicilline<br />

• Bei kombination von Piperacillin + Tazobactam werden auch Betalaktamase-produzierende Piperacillin-<br />

resistente Stämme von Staph. aureus, H. influezae, E.coli und Bacteroides fragilis und Betalaktamase-<br />

produzierende P.-aeruginosa-Stämme erfasst<br />

Interaktionen:<br />

Wirkugsverminderung von Antikoagulantien, Thrombozytenaggregationshemmern und angeblich auch von<br />

oralen Kontrazeptiva.<br />

Gleichzeitige Gabe von Muskelrelaxantien kann die neuromuskuläre Blockade verstärken u. verlängern.


Wirkstoff<br />

Thalidomid<br />

Handelsname<br />

Früher: Contergan ®<br />

149<br />

Heute befindet sich Thalidomid bei den unten aufgeführten Indikationen in Erprobung<br />

Wirkung<br />

Wirkungsmechanismus ist ungeklärt. Angenommen wird:<br />

Hemmung der Angiogenese<br />

Immunmodulatorische Aktivität (evtl. Modulation der TNFα-Freisetzung<br />

Nebenwirkung<br />

teratogen<br />

schwere fetale Missbildungen;<br />

bei Einnahme über einen längeren Zeitraum schwere Polyneuritiden mit z.T. irreparablen Schäden<br />

Indikation<br />

Mundgeschwüre bei Aids- Patienten<br />

Autoimmunerkrankungen<br />

Multiples Myelom<br />

Lepra (Leprareaktion Typ 2)<br />

Kontraindikation<br />

Schwangerschaft<br />

Frauen erhalten das Medikament nur dann, wenn sie zwei empfängnisverhütende Methoden anwenden,<br />

die Wechseljahre passiert haben oder unfruchtbar sind<br />

Anwendung und Dosierung<br />

keine Dosierungsangaben vorhanden<br />

Besonderheiten<br />

Contergan ® galt als das ungefährlichste Hypnotikum. Unter Therapie kam es jedoch zu schweren fetalen<br />

Missbildungen und wurde deshalb aus dem Handel gezogen.


Wirkstoff<br />

Theophyllin<br />

Handelsname®<br />

Bronchoretard®, Bronchoparat®, Euphyllin®,<br />

Allgemeines<br />

150<br />

Methylxanthin, Bronchospasmolytikum/Antiasthmatikum<br />

Wirkung<br />

Genaue Wirkmechanismen noch ungeklärt<br />

Blockade von Adenosin-Rezeptoren (kompetetiv)→ Bronchodilatation, Aktivitätssteigerung im ZNS, kardiale<br />

Stimulation, Vasodilatation (außer ZNS), Vasokonstriktion der Hirngefäße, Diuresesteigerung.<br />

Steigerung der intrazellulären cAMP-Konz. durch unspezif. Hemmung der Phosphodiesterasen (geringe<br />

Bedeutung, da in vivo nur schwache PDE-Inhibition)<br />

Verminderung des intrazellulären Calciums (keine klinische Bedeutung)<br />

Nebenwirkung<br />

Kopfschmerzen, Erregungszustände, Gliederzittern, Unruhe, Schlaflosigkeit, Palpitationen, RR-Abfall,<br />

Magen-Darm-Beschwerden, verstärkte Diurese, Veränderung der Serumeletrolyte insbesondere<br />

Hypokaliämie.<br />

Bei Plasmaspiegeln > 25µg/ml toxische Wirkungen: Krampfanfälle, ventrikuläre Arrhythmien.<br />

Indikation<br />

Asthma bronchiale, Status asthmaticus, COPD, Apnoesyndrom bei Neugeborenen.<br />

Kontraindikation<br />

Akuter Myokardinfarkt, Tachyarrhythmien.<br />

Rel. KI: Magen-Darm-Ulzera, Krampfanfälle, Schwangerschaft, Stillzeit.<br />

Anwendung und Dosierung<br />

Erhebliche inter- und intraindividuelle Schwankungen der Theophyllinelimination bei geringer therapeutischer<br />

Breite → TDM zur Überwachung der Dauertherapie (therapeutischer Konzentration: 8-15 µg/ml)<br />

Anhaltswerte:<br />

Erw im mittleren Lebensalter: 600-<strong>100</strong>0 mg verteilt auf 2 Dosen eines Retardpräparates, Dos-Intervall 12 h,<br />

alternativ v.a. bei nächtl. Asthma p.o.-Einmalgabe z.B. von 600 mg abends<br />

i.v.: falls keine Vorbehandlung 4-5 mg/kg über 30 min, falls Vorbehandlung 2-3 mg/kgüber 30 min<br />

Zur Vermeidung von initialen NW einschleichende Dosierung


Besonderheiten<br />

Überdosierung/Intoxikation:<br />

151<br />

Gastrointestinal: Übelkeit, Erbrechen als Zeichen der ZNS-Erregung<br />

Kardiovaskulär: Tachykardie, tachykarde HRST, RR-Abfall<br />

Zentralnervös: ausgeprägte Exzitation, Seh-, Hörstörungen, Krampfanfälle<br />

Clearance erhöht: bei gleichzeitiger Medikation mit Barbituraten, Carbamazepin, Isoniacid, Phenytoin,<br />

Rifampicin.<br />

Clearance erniedrigt: bei gleichzeitiger Medikation mit Allopurinol, Azathioprin, Cimetidin, Ciprofloxacin,<br />

Furosemid, oralen Kontrazeptiva, Makroliden, MTX


Wirkstoff<br />

Tiotropium (-bromid)<br />

Handelsname<br />

Spiriva ®<br />

Allgemeines<br />

152<br />

langwirkendes Anticholinergikum, Bronchotherapeutikum<br />

Wirkung<br />

Bronchodilatation durch Antagonisierung der Muskarinrezeptoren, in den Luftwegen (kompetitive und<br />

reversibel antagonistische Wirkung an M3-Rezeptoren), lange Wirkdauer (> 24 h)<br />

Nebenwirkung<br />

häufig: Mundtrockenheit, selten: Glaukomanfall, Obstipation, Harnverhalt, Überempfindlichkeit, Tachykardie<br />

Indikation<br />

COPD, Asthma bronchiale in Kombination mit β2-Mimetikum<br />

Kontraindikation<br />

absolut: Überempfindlichkeit gegen Atropin,<br />

relativ: Engwinkelglaukom, Prostatahypertrophie, mittlere bis schwere Niereninsuffizienz, Schwangerschaft,<br />

Stillzeit<br />

Anwendung und Dosierung<br />

1x tägl. 1 Kapsel (18 µg) mit dem HandiHaler® inhalieren<br />

Besonderheiten: nicht anwenden bei akutem Bronchospasmus, da der Wirkeintritt zu langsam ist. Pulver<br />

darf nicht mit den Augen in Berührung kommen.


Wirkstoff<br />

Tobramycin<br />

Handelsname<br />

Gernebcin®<br />

Allgemeines<br />

153<br />

Aminoglykosid-Antibiotikum, breites Wirkspektrum, besonders im gramnegativen Bereich gute Wirksamkeit,<br />

rascher Wirkungseintritt<br />

Wirkung<br />

Konzentrationsabhängige Bakterizidie durch Bindung an die 30S-Untereinheit der 70S-Ribosomen. Dadurch<br />

Hemmung der Proteinbiosynthese und zusätzliche Zellwandschädigung.<br />

Nebenwirkung<br />

Nephrotoxisch: Proteinurie, Ausscheidung von Zellen/Zylindern (meist reversibel), bis hin zur irreversiblen<br />

Tubulusnekrose mit akutem Nierenversagen.<br />

Ototoxisch: Hörstörungen, Gleichgewichtsstörungen (initial reversibel).<br />

Neuromuskuläre Blockade (cave Bolus-Injektion!, Antidot: Calciumglukonat)<br />

Allergische Reaktionen, Hämatopoesestörungen<br />

Indikation<br />

Pseudomonas-Infektionen (möglichst in Kombination mit einem pseudomonas-wirksamen Penicillin,<br />

Carbapenem od. Gyrase-Hemmer)<br />

Schwere Infektionen von Atemwegen (gramnegativ), Harnwegen, Haut, Knochen, schwere intraabdominelle<br />

Infektionen, Meningitis (gramnegativ), Sepsis, Endocarditis<br />

zur Inhalation bei Mukoviszidose<br />

Kontraindikation<br />

Gravidität (Gefahr pränatal erworbener Hörschäden), Stillzeit, schwere Niereninsuffizienz, Innenohrschäden,<br />

Myasthenia gravis<br />

Anwendung und Dosierung<br />

i.v., i.m., inhalativ, lokal am Auge<br />

z.B.:i.v. Erw: initial 1,5-2 mg/kg KG i.v., dann Erhaltungsdosis 3-6 mg/kg KG/d<br />

(3 Einzelgaben oder als Einmaldosis möglich)<br />

Kdr: 6-7,5 mg/kg/d 3-4 Einzelgaben)<br />

cave: Dosisreduktion bei Niereninsuffizienz,<br />

hochdosierte tägl. Einmalinfusion als Kurzinfusion vermindert Nephro- und Ototoxizität bei erhaltener<br />

Bakterizidie<br />

bei Mukoviszidose: 2 x 1 Amp. mit 300 mg, Dauer: 28 d, dann 28 d Pause (Inhalation mit Hilfe eines<br />

Verneblers


Besonderheiten<br />

Synergistische Wirkung in Kombination mit Betalactam-Antibiotika, nicht als Infusion mit Penicillinen/<br />

154<br />

Cephalosporinen mischen-> chem. Interaktion zwischen den Basen und Säuren, gesteigerte Toxizität durch<br />

Interaktion mit z.B. Cephalosporinen (nephrotox.),Schleifendiuretika (nephro- u/o ototox.), Halothan<br />

(neuromuskuläre Blockade)-> keine gleichzeitige Gabe!<br />

Drug-Monitoring mit Spitzen- und Spiegelmessungen empfohlen<br />

Bei oraler Gabe kaum Resorption-> Darmsterilisierung, nach i.v.-Gabe-><br />

plazentagängig, aber kaum knochen- und ZNS-gängig.


Wirkstoff<br />

Tramadol<br />

Handelsname®<br />

Tramal®<br />

Allgemeines<br />

reiner Agonist an allen Opioidrezeptoren, d.h. hohe Affinität zum µ-Rezeptor, geringe Affinität zum<br />

κRezeptor und keine Affinität zum σ-Rezeptor<br />

synthetisches Opioid, 4x schwächere Wirkung als Morphin ( 0,1-0,2 fache analgetische Potenz von<br />

Morphin )<br />

Wirkung<br />

155<br />

zentral hemmend: Analgesie ( bei schwersten Schmerzen nicht ausreichend ), Sedierung, antitussiv,<br />

kaum atemdepressiv<br />

zentral erregend: Miosis, emetisch ( relativ häufig im Vergleich zu anderen niederpotenten Opioiden )<br />

Wirkdauer: 4-6 h<br />

Nebenwirkung<br />

Sehr häufig Übelkeit und Schwindel<br />

Kopfschmerz, Benommenheit<br />

Schwitzen (häufig)<br />

Erbrechen, Verstopfung, Mundtrockenheit<br />

Durchfall, Magenbeschwerden<br />

Hauterscheinungen ( z.B. Juckreiz, Ausschlag, Flush )<br />

Atemdepression ( bei Überschreiten der Höchstdosis oder bei Komb. mit anderen Opioiden, die<br />

dämpfend auf das Gehirn wirken )<br />

Epileptiforme Krampfanfälle ( bei hohen Dosierungen oder nach Komb. Mit anderen Opioiden, welche<br />

selbst krampfauslösend wirken können oder die Krampfschwelle erniedrigen )<br />

Indikation:<br />

mäßig starke bis starke Schmerzen<br />

Kontraindikation:<br />

Akute Vergiftungen mit Alkohol, Schlafmitteln, Analgetika, Opioiden u. Psychopharmaka<br />

Therapie mit MAO-Hemmern innerhalb der letzten 14 Tage<br />

Therapeutisch nicht ausreichend kontrollierbare Epilepsie<br />

Drogensubstitution (kann Morphinentzugssymptome nicht unterdrücken )<br />

Strenge Indikationsstellung in Schwangerschaft und Stillzeit


Anwendung und Dosierung:<br />

p.o.: unretardiert: 50-<strong>100</strong>mg ( Einzeldosis), max Einzeldosis <strong>100</strong>mg, 3-4 Einzelgaben, Max-Dosis<br />

156<br />

400mg/d; retardiert: 2 x <strong>100</strong>-200 mg, Max-Dosis 400mg/d<br />

rektal: Erwachsene und Jugendliche>14J: <strong>100</strong>mg ( Einzeldosis ), Max-Dosis 400mg/d<br />

parenteral: 50-<strong>100</strong>mg i.m., s.c. oder langsam i.v., Max-Dosis 400mg/d, bei Tumorschmerzen oder<br />

postoperativ auch deutlich höher<br />

Kinder 1 – 11 Jahre: 1-2mg/kg ( Einzeldosis ); retardierte Präparate bei Kindern


Wirkstoff<br />

Ursodesoxycholsäure (UDCA)<br />

Handelsname<br />

Ursofalk®<br />

Allgemeines<br />

Gallensäure<br />

Wirkung<br />

157<br />

Verminderung der Cholesterinsättigung der Galle durch Hemmung der Cholesterinresorption im Darm und<br />

Senkung der Cholesterinsekretion in die Galle.<br />

Vermutlich durch Dispersion des Cholesterins und Bildung von Flüssigkristallen erfolgt allmähliche Auflösung<br />

von Cholesteringallensteinen.<br />

Desweiteren Austausch lipophiler, Detergentien-artiger toxischer Gallensäuren gegen hydrophile,<br />

zytoprotektive UDCA; Verbesserung der sekretorischen Leistung der Leberzelle; immunregulatorische<br />

Prozesse<br />

Nebenwirkung<br />

Selten breiförmige Stühle<br />

Indikation<br />

zur Auflösung von Cholesteringallensteinen (die Gallensteine dürfen auf dem Röntgenbild keine<br />

Schatten geben und die Gallenblase muß trotz Gallensteinen funktionsfähig sein)<br />

Gallenrefluxgastritis<br />

symptomatische Behandlung der primären biliären Zirrhose (solange keine dekompensierte<br />

Leberzirrhose vorliegt<br />

Kontraindikation<br />

akute Entzündungen der Gallenblase und Gallenwege<br />

Verschluß der Gallenwege<br />

Gestörte Kontraktionsfähigkeit der Gallenblase<br />

Häufige Gallenkoliken<br />

Schwangerschaft, stillzeit


Anwendung und Dosierung<br />

Regelmäßige Einnahme; Röntgenologische oder sonographische Überprüfungen der Gallenwege alle 6<br />

Monate!<br />

- Auflösung v. Cholesteringallensteinen: 10 mg/kg KG/d. (Therapiedauer bis zu 2 Jahren und nur 70 %<br />

Erfolgsquote sowie in 30-50 %/5J. Rezidivsteine)<br />

158<br />

- Gallenrefluxgastritis: 1mal tgl. 250 mg abends (Therapiedauer: 10-14 d)<br />

- symptomatische Behandlung der primären biliären Zirrhose: 10-15 mg/kg KG<br />

Besonderheiten<br />

- Wechselwirkungen mit Colestyramin und Colestipol sowie Aluminiumhydroxid-haltigen Antacida<br />

→hemmen die Resorption von Ursodeoxycholsäure<br />

- Cyclosporinresorption kann erhöht sein<br />

- wahrscheinlich Induktion von CYP3A4


Wirkstoff<br />

Valsartan<br />

Handelsname<br />

Diovan®<br />

Allgemeines<br />

Angiotensin-II-Rezeptor-Antagonist, „Sartan“<br />

Wirkung<br />

selektiver Antagonismus an AT1-Rezeptoren => Hemmung der Angiotensin-II-Effekte: Vasodilatation,<br />

159<br />

verminderte Aldosteronsekretion mit reduzierter Na-und Wasserretention=> RR-Senkung, Besserung einer<br />

Herzinsuffizienz.<br />

Nephroprotektion: bei Nierenerkrankungen verminderte Proteinurie und verminderte Progression der<br />

Nierenerkrankung<br />

Nebenwirkung<br />

Hyperkaliämie( v.a. bei vorbestehender Nierenfunktionseinschränkung)<br />

Selten Husten oder Angioödeme<br />

Überschießende RR-Senkung v.a in Kombi mit Diuretika, bei Flüssigkeits-oder Salzmangel<br />

Schwindel<br />

Indikation<br />

Arterielle Hypertonie<br />

Kontraindikation: (ähnlich ACE-Hemmer)<br />

Schwangerschaft, Stillzeit, Nierenarterienstenose beidseits oder bei Einzelniere,<br />

schwere Nierenfunktionseinschränkung, Kombi mit kaliumsparenden Diuretika oder Kaliumgabe<br />

Anwendung und Dosierung:<br />

Empfehlung v.a. bei Nebenwirkungen oder Unverträglichkeit von ACE-Hemmern.<br />

Dosierung:<br />

Anf-Dosis: 1x 80 mg, Erhalt-Dosis: 1x 80 mg, Max-Dosis 160mg/d<br />

KI: sehr schwere Nierenunsuffizienz, schwere Leberinsuffizienz


Wirkstoff<br />

Vancomycin<br />

Handelsname<br />

Vancomycin HCl®<br />

Allgemeines<br />

160<br />

Glykopeptidantibiotikum; Einsatz als Reserveantibiotikum bei Staphylokokken<br />

Wirkung<br />

Bakterizid auf proliferierende Erreger durch Hemmung der Bakterienzellwandsynthese;<br />

ausschließlich bei grampositiven Bakterien wirksam<br />

Nebenwirkung<br />

Allergie<br />

Ototoxizität (v.a. bei Kumulation durch Niereninsuffizienz; keine Kombination mit anderen ototoxischen<br />

Pharmaka)<br />

Nephrotoxizität (keine Kombination mit anderen nephrotox. Pharmaka)<br />

„red neck“ durch Histaminfreisetzung bei rascher i.v.-Gabe<br />

Indikation<br />

Schwere Staphylokokkeninfektion bei Oxacillin-Resistenz (oder Penicillinallergie):<br />

Endokarditis, Sepsis, Osteomyelitis, Fremdkörperinfektionen<br />

Antibiotika-assoziierte Enterokolitis (orale Gabe)<br />

Hochresistente Corynebakterien<br />

Perioperative Prophylaxe<br />

Kontraindikation<br />

Gravidität, Stillzeit<br />

Akutes Nierenversagen<br />

Bestehende Schwerhörigkeit<br />

Anwendung und Dosierung<br />

i.v.: langsame Infusion bei ausreichender Verdünnung (><strong>100</strong>ml/500 mg): 500 mg alle 6 Std. oder 1g alle<br />

12 Std., bei eingeschränkter Nierenfunktion Dosisanpassung<br />

Kdr: 10 mg/kg alle 6 h, bei Säuglingen in größerem Zeitabstand<br />

Zur perioperativen Prophylaxe: 1 g vor OP, WH abh. Von OP-Dauer<br />

Kdr: 20 mg/kg vor OP, WH abh. Von OP-Dauer<br />

Bei oraler Gabe keine Resorption, d.h. nur im Darmlumen wirksam (indiziert zur Therapie der<br />

Pseudomembranösen Colitis):<br />

Erw: 500 mg – 2g /d (3-4 Einzelgaben)<br />

Kdr: 10 mg/kg alle 6 h<br />

Dosisreduktion bei Niereninsuffizienz


Wirkstoff<br />

Verapamil<br />

Handelsname<br />

Isoptin®<br />

Allgemeines<br />

Calciumkanalblocker<br />

Wirkung<br />

161<br />

Blockade der L-Typ Calcium- Kanäle, d.h. Blockade des Calciumeinstroms in glatte Muskulatur, Myokard<br />

und Erregungsbildungs-/ Erregungsleitungssystem<br />

Verapamil wirkt auf<br />

a) Erregungsbildung→ negativ chronotrop<br />

b) Erregungsleitung→ stark negativ dromotrop<br />

c) Myokard→ negativ inotrop<br />

d) Gefäße→ geringe arterielle Vasodilatation<br />

Nebenwirkung<br />

AV- Block I. und II. Grades, im Extremfall totaler AV- Block, Asystolie<br />

Vorhofarrhythmie<br />

Bradykardie<br />

Verstärkung einer Herzinsuffizienz<br />

Unerwünschte Blutdrucksenkung<br />

Schwindel, Benommenheit<br />

Kopfschmerzen<br />

Parästhesien<br />

Obstipation<br />

Übelkeit<br />

Gingiva- Hyperplasie<br />

Indikation<br />

Paroxysmale supraventrikuläre Tachykardien<br />

Vorhofflimmern/- flattern mit schneller AV- Überleitung (außer beim WPW-Syndrom<br />

Art. Hypertonie<br />

KHK: chronisch stabile Angina Pectoris, instabile Angina Pectoris, vasospastische Angina pectoris, Angina<br />

peczoris nach MI ohne Herzinsuff, wenn Betablocker nicht indiziert<br />

Hypertrophe obstruktive Kardiomyopathie


Kontraindikation<br />

162<br />

Herzinsuffizienz (NYHA III und IV), Sinusknotensyndrom (Bradykardie- Tachykardie- Syndrom), sinuatrialer<br />

Block, AV- Block II und III, Schock, akuter Myokardinfarkt (mit Bradykardie, Hypotonie,<br />

Linksherzinsuffizienz), Kombination mit β- Blockern,<br />

1., 2. Trimenon, Stillzeit<br />

Anwendung und Dosierung<br />

p.o.: AP/ KHK: durchschnittlich 240- 480 mg/d in 3-4 ED<br />

SVT: durchschnittlich 240- 480 mg/d in 3-4 ED<br />

Art. Hypertonie: Anfangsdosis 240 mg/d, bei Bedarf nach zwei Wochen steigern, max. Dosis 360<br />

mg/d in 3 ED<br />

Kinder (nur bei unregelm. Herzschlagfolge): ≤ 6Jahre 80- 120mg/d (2-3 ED), 6- 14 Jahre 80- 360<br />

mg/d (2-4 ED), ab 50 kg s.o.<br />

i.v.: SVT: Bolus 5 mg langsam, bei Bedarf Wiederholung nach 5- 10 min<br />

Dauerinfusion: 5- 10 mg/h<br />

Kinder: Neugeborene (nur unter zwingender Ind.) 0,75-1 mg, Säuglinge 0,75- 2 mg, 1- 5 Jahre 2- 3<br />

mg, 6- 14 Jahre<br />

2,5- 5 mg, ab 50 kg s.o.<br />

Dosisreduktion bei Leberinsuffizienz<br />

Besonderheiten<br />

HOCM→ durch negative Inotropie erfolgt eine Ökonomisierung der Herzarbeit<br />

Verändertes Reaktionsvermögen möglich<br />

Wechselwirkungen:<br />

Antiarrhythmika, Antihypertensiva, Narkotika, Substrate von CYP3A4, NSAID, Lithium, Muskelrelaxantien


Wirkstoff<br />

Xylometazolin<br />

Handelsname<br />

Otriven®<br />

Allgemeines<br />

Direktes α- Sympathomimetikum<br />

Wirkung<br />

Wirkt an α Rezeptoren als direkter Agonist und somit vasokonstriktorisch. Anwendung zur lokalen<br />

Abschwellung der Nasenschleimhaut.<br />

Nebenwirkung<br />

- systemische Wirkungen nach Resorption mit Tachykardie, Herzklopfen, RR- Anstieg, pektanginöse<br />

Beschwerden, Tremor, Kopfschmerzen, Schwäche, Schwitzen, Müdigkeit, Schlaflosigkeit<br />

- reaktive Hyperämie der Nasenschleimhaut, Schleimhautbrennen, Schleimhauttrockenheit, chron.<br />

Nasenverstopfung bei nasaler Langzeitapplikation, Schädigung des Nasenschleimhautepithels evtl.<br />

irreversibel mit Rhinitis sicca<br />

163<br />

Bei Säuglingen und Kleinkindern sind durch systemische Wirkung Atemdepression und komatöse Zustände<br />

möglich → auf ausreichende Verdünnung achten!<br />

Indikation<br />

- zur Abschwellung der Nasenschleimhaut bei Schnupfen, Rhinitis vasomotorica, Rhinitis allergica<br />

- zur Erleichterung des Sekretabflusses bei Entzündung der Nasennebenhöhlen und bei Katarrh des<br />

Tubenmittelohrs in Verb. Mit Schnupfen<br />

Kontraindikation<br />

- Rhinitis sicca<br />

- Kinder unter 2 Jahre (bei Säuglingen und Kleinkindern sind durch systemische Wirkungen Atemdepression<br />

und komatöse Zustände möglich); sehr wichtig: bei Kindern auf stärkere Verdünnung achten<br />

- besonders empfindliche Patienten (Hypertonie, Hyperthyreose)<br />

- in Schwangerschaft und Stillzeit


Anwendung und Dosierung<br />

164<br />

Erw.+Schulkinder Nasenspray 0,1%: 2-3 x 1 Sprühstoß/d in jede Nasenöffnung, bzw.<br />

Erw.+Schulkinder Nasentropfen 0,1%: 2-3 x 1-2 Trpf/d in jede Nasenöffnung, bzw.<br />

Kleinkinder: Nasentropfen 0,05% :2-3 x 1-2 Trpf/d in jede Nasenöffnung<br />

Säuglinge: Nasentropfen 0,025%: 2-3 x 1-2 Trpf/d in jede Nasenöffnung<br />

Besonderheiten<br />

Nicht länger als 2 Wo. anwenden, da Gefahr der Schleimhautschädigung und Entstehung von Arzneimittel-<br />

Rhinitis.


Wirkstoff<br />

Zolpidem<br />

Handelsname<br />

Stilnox®, Bikalm®<br />

Allgemeines Hypnotikum<br />

Wirkung<br />

Bindung an zentrale Benzodiazepin-Rezeptoren (wie Benzodiazepine, aber an eine andere UE des<br />

Rezeptors) verstärkte GABA-Affinität und damit verstärkte GABA-Wirkung am postsynapt. GABAA-<br />

Rezeptor verlängerte Öffnung von Cl - -Kanälen vermehrter Cl - -Einstrom in postsynaptische Zelle →<br />

Hyperpolarisation verminderte Erregbarkeit<br />

Anxiolyse, Sedierung<br />

Nebenwirkung<br />

165<br />

(Sedierung) je nach Situation erwünscht/unerwünscht<br />

Allergische Reaktionen<br />

Schwindel, Nausea, Kopfschmerzen<br />

Abhängigkeitsentwicklung<br />

Gedächtnislücken<br />

Muskelschwäche<br />

Reboundphänomen<br />

Indikation<br />

Symptomatische Behandlung von Schlafstörungen<br />

Kontraindikation<br />

Myasthenia gravis<br />

Respiratorische Insuffizienz<br />

schwere Leberinsuffizienz<br />

Schlafapnoe<br />

Anwendung und Dosierung<br />

Erw.: bis 65 Lj. 10 mg zur Nacht, Erw. älter 65 J. und Pat. mit Leberinsuff. 5 mg zur Nacht


Besonderheiten<br />

Interaktionen<br />

alle Substanzen mit sedierender oder atemdepressiver Wirkung wie Alkohol, ältere Antihistaminika,<br />

Barbiturate, Benzodiazepine, Hypnotika, Narkotika, Antidepressiva, Neuroleptika, Opioide,<br />

Muskelrelaxantien -> pharmakodynamischer Agonismus -> Verstärkung zentral dämpfender und<br />

atemdepressiver Effekte -> möglichst Kombination vermeiden, Dosisanpassung, Überwachung<br />

CYP 3A4- Inhibitoren (Azole, Makrolide) -> Abbauhemmung -> verstärkte Sedierung<br />

CYP 3A4- Induktoren (Carbamazepin, Phenobarbital, Rifampicin) -> beschleunigter Abbau -><br />

verminderte Sedierung<br />

166

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