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Anlage 2 zur VV 28-2011_1.pdf - Gemeinde Uedem

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5/15<br />

Grundriss der Synagoge aus dem Jahre 1904 (Ga <strong>Uedem</strong><br />

A 181 Bd. 10 Nr. 25). Der Versammlungsraum hatte mit<br />

etwa 70 qm und 4,70 m Höhe eine verhältnismäßig<br />

stattliche Größe sowie eine Empore (4 m × 5,5 m). Der<br />

Betraum wurde offenbar bis in die 1930er-Jahre genutzt.<br />

Napoleon Bock mit Taktstab<br />

Die Geschwister Ruth und Hilde Devries zu Beginn der<br />

dreißiger Jahre<br />

<strong>Uedem</strong>, Marienstraße, Jüdischer Friedhof: Grabstein<br />

für Rudof Devries und seine<br />

Westwall<br />

Gocher Str.<br />

Pastoratsstr.<br />

Stadtweg<br />

Mosterstr.<br />

Keppelner Viehstr.<br />

Burgwall<br />

6 7<br />

4<br />

Stadtweg<br />

12<br />

8<br />

Turmwall<br />

2<br />

3<br />

Südwall<br />

Nordwall<br />

14<br />

13<br />

12<br />

9<br />

Agathawall<br />

Jüdisches Leben in <strong>Uedem</strong><br />

Jüdische Gemeinschaften im Kleverland,<br />

zu der der Raum <strong>Uedem</strong> seit etwa 1200<br />

gehörte, waren sehr klein. Sie wurden<br />

durch die Pogrome im Gefolge des ersten<br />

Kreuzzuges 1096 und durch die große<br />

Pestepidemie 1350 ausgelöscht. Für <strong>Uedem</strong><br />

sind vor dem 16. Jahrhundert keine<br />

Juden nachweisbar. Die wenigen Juden,<br />

die sich damals ansiedelten, übten seit<br />

dem 17. Jahrhundert das Fleischer- und<br />

Metzgergewerbe aus und waren als sowohl<br />

als Produzenten als auch Händler<br />

von Textilien wie Woll- und Leinenwaren<br />

sowie Damast und Miselan tätig. Die<br />

Franzosenzeit (1794–1814) brachte auch<br />

den <strong>Uedem</strong>er Juden alle staatsbürgerlichen<br />

Rechte. Ab 1848 bildeten die stark<br />

angewachsenen jüdischen <strong>Gemeinde</strong>n<br />

<strong>Uedem</strong> und Kalkar einen gemeinsamen<br />

Synagogenbezirk. Im Jahr 1858 zählte<br />

man 77 Gläubige (3,3 %) – mehr als<br />

der protestantische Bevölkerungsanteil.<br />

Die steigenden Schülerzahlen führten<br />

dazu, dass man am Agathawall in den<br />

1820er Jahren eine jüdische Elementarschule<br />

einrichtete, die bis zum Ende des<br />

Jahrhunderts bestand. Gegen Ende des<br />

Jahrhunderts sank der jüdische Bevölkerungsanteil<br />

durch Abwanderung in<br />

größere Städte stark ab – wie überall im<br />

ländlichen Bereich des Niederrheins.<br />

Synagoge<br />

Im Jahr 1820 erwarb die jüdische <strong>Gemeinde</strong><br />

die Kapelle des ehemaligen St.<br />

Agatha-Klosters am heutigen Agathawall<br />

und wandelte sie 1822 in eine Synagoge<br />

um. Im Laufe der Jahrzehnte erfolgten<br />

mehrere Umbauten der »Judenkirche«<br />

statt, wie die Synagoge im Volksmund<br />

hieß. 1939 wurde das Grundstück an die<br />

benachbarte Schuhfabrik Riddermann.<br />

Verkauft, kurz darauf muss die ehemalige<br />

Synagoge abgebrochen worden sein.<br />

Gesellschaftliche Teilhabe<br />

Die jüdischen Mitbürger beteiligten sich<br />

auch am gesellschaftlichen Leben der <strong>Gemeinde</strong>.<br />

So gehörte Napoleon Bock im<br />

Jahr 1829 zu den Gründern des <strong>Uedem</strong>er<br />

Musikvereins Concordia. Als langjähriger<br />

Vorsitzender und als Dirigent wirkte er<br />

bis ins hohe Alter.<br />

<strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong><br />

5<br />

1<br />

10<br />

15<br />

11<br />

Lohstr.<br />

Graf-Johann-Wall<br />

Mühlenstr.<br />

NS-Verfolgung<br />

Die kleine jüdische <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong>, in<br />

den 1930er-Jahren nur noch etwa zwanzig<br />

Mitglieder stark, wurde durch das NS-<br />

Terrorregime ausgelöscht. Nur wenige<br />

jüdische <strong>Uedem</strong>er vermochten sich durch<br />

Emigration nach Übersee zu retten, viele<br />

flüchteten in die westlichen Nachbarländer.<br />

Sie wurden im Verlauf des Krieges<br />

zusammen mit denen in der Heimat Verbliebenen<br />

in osteuropäische Konzentrationslager<br />

deportiert und dort ermordet.<br />

Heute mahnt eine von Wolfgang Frische<br />

im Jahr 1988 gestaltete Stele, zersplitterndes<br />

Glas symbolisierend, an die Reichspogromnacht,<br />

bei der in <strong>Uedem</strong> u.a. die<br />

Metzgerei Devries an der Lohstraße zerstört<br />

wurde. Eine Erinnerungstafel in der<br />

Friedhofshalle hält die Namen der ermordeten<br />

jüdischen Mitbürger fest. Seit<br />

1996 trägt die Grundschule den Namen<br />

»Geschwister-Devries-Grundschule« in<br />

Erinnerung an die beiden im Holocaust<br />

ermordeten jüdischen Mädchen Ruth und<br />

Hilde Devries aus <strong>Uedem</strong>.<br />

Der alte jüdische Friedhof am heutigen<br />

Graf-Johann-Wall legte man möglicherweise<br />

um 1700 an. Beerdigungen fanden<br />

bis <strong>zur</strong> vollständigen Belegung des<br />

Grundstücks im Jahr 1825 statt. Dann<br />

wurde der jetzige Begräbnisplatz an der<br />

Marienstraße angelegt, der durch eine<br />

Hecke vom Katholischen Friedhof abgegrenzt<br />

ist. Bis 1937 sollen hier 95 jüdische<br />

Sterbefälle bzw. Beerdigungen<br />

stattgefunden haben. In der NS-Zeit wurden<br />

die Grabsteine abgeräumt, die Friedhofsparzelle<br />

wurde eingeebnet, verkauft<br />

und schließlich überbaut. Der Erwerber<br />

errichtete auf der Friedhofsfläche ein<br />

Ziegelsteingebäude, das erst 1957 auf<br />

Drängen der Jewish Trust Corporation for<br />

Germany und des Landesverbandes der<br />

jüdischen <strong>Gemeinde</strong>n von Nordrhein abgebrochen<br />

wurde. Die heute vorhandenen<br />

17 Grabsteine stehen inmitten einer<br />

gepflegten <strong>Anlage</strong>.<br />

6><br />

© Dr. Zeune und Andreas Koop <strong>2011</strong><br />

Text: Büro für Burgenforschung Dr. Zeune<br />

www.burgenforschung-zeune.de<br />

Gestaltung: designgruppe koop<br />

Nesselwang/München<br />

www.designgruppe-koop.de<br />

Ostwall


10/15<br />

Grundriss der Synagoge aus dem Jahre 1904 (Ga <strong>Uedem</strong><br />

A 181 Bd. 10 Nr. 25). Der Versammlungsraum hatte mit<br />

etwa 70 qm und 4,70 m Höhe eine verhältnismäßig<br />

stattliche Größe sowie eine Empore (4 m × 5,5 m). Der<br />

Betraum wurde offenbar bis in die 1930er-Jahre genutzt.<br />

Napoleon Bock mit Taktstab<br />

Die Geschwister Ruth und Hilde Devries zu Beginn der<br />

dreißiger Jahre<br />

<strong>Uedem</strong>, Marienstraße, Jüdischer Friedhof: Grabstein<br />

für Rudof Devries und seine<br />

Westwall<br />

Gocher Str.<br />

Pastoratsstr.<br />

Stadtweg<br />

Mosterstr.<br />

Keppelner Viehstr.<br />

5<br />

Burgwall<br />

6 7<br />

4<br />

Stadtweg<br />

12<br />

8<br />

Turmwall<br />

2<br />

3<br />

Südwall<br />

Nordwall<br />

14<br />

13<br />

12<br />

1<br />

9<br />

Agathawall<br />

Die Stadtbefestigung von<br />

<strong>Uedem</strong>; Schlüterwesen<br />

Jüdische Gemeinschaften im Kleverland,<br />

zu der der Raum <strong>Uedem</strong> seit etwa 1200<br />

gehörte, waren sehr klein. Sie wurden<br />

durch die Pogrome im Gefolge des ersten<br />

Kreuzzuges 1096 und durch die große<br />

Pestepidemie 1350 ausgelöscht. Für <strong>Uedem</strong><br />

sind vor dem 16. Jahrhundert keine<br />

Juden nachweisbar. Die wenigen Juden,<br />

die sich damals ansiedelten, übten seit<br />

dem 17. Jahrhundert das Fleischer- und<br />

Metzgergewerbe aus und waren als sowohl<br />

als Produzenten als auch Händler<br />

von Textilien wie Woll- und Leinenwaren<br />

sowie Damast und Miselan tätig. Die<br />

Franzosenzeit (1794–1814) brachte auch<br />

den <strong>Uedem</strong>er Juden alle staatsbürgerlichen<br />

Rechte. Ab 1848 bildeten die stark<br />

angewachsenen jüdischen <strong>Gemeinde</strong>n<br />

<strong>Uedem</strong> und Kalkar einen gemeinsamen<br />

Synagogenbezirk. Im Jahr 1858 zählte<br />

man 77 Gläubige (3,3 %) – mehr als<br />

der protestantische Bevölkerungsanteil.<br />

Die steigenden Schülerzahlen führten<br />

dazu, dass man am Agathawall in den<br />

1820er Jahren eine jüdische Elementarschule<br />

einrichtete, die bis zum Ende des<br />

Jahrhunderts bestand. Gegen Ende des<br />

Jahrhunderts sank der jüdische Bevölkerungsanteil<br />

durch Abwanderung in<br />

größere Städte stark ab – wie überall im<br />

ländlichen Bereich des Niederrheins.<br />

Synagoge<br />

Im Jahr 1820 erwarb die jüdische <strong>Gemeinde</strong><br />

die Kapelle des ehemaligen St.<br />

Agatha-Klosters am heutigen Agathawall<br />

und wandelte sie 1822 in eine Synagoge<br />

um. Im Laufe der Jahrzehnte erfolgten<br />

mehrere Umbauten der »Judenkirche«<br />

statt, wie die Synagoge im Volksmund<br />

hieß. 1939 wurde das Grundstück an die<br />

benachbarte Schuhfabrik Riddermann.<br />

Verkauft, kurz darauf muss die ehemalige<br />

Synagoge abgebrochen worden sein.<br />

Gesellschaftliche Teilhabe<br />

Die jüdischen Mitbürger beteiligten sich<br />

auch am gesellschaftlichen Leben der <strong>Gemeinde</strong>.<br />

So gehörte Napoleon Bock im<br />

Jahr 1829 zu den Gründern des <strong>Uedem</strong>er<br />

Musikvereins Concordia. Als langjähriger<br />

Vorsitzender und als Dirigent wirkte er<br />

bis ins hohe Alter.<br />

<strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong><br />

10<br />

15<br />

11<br />

Lohstr.<br />

Graf-Johann-Wall<br />

Mühlenstr.<br />

NS-Verfolgung<br />

Die kleine jüdische <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong>, in<br />

den 1930er-Jahren nur noch etwa zwanzig<br />

Mitglieder stark, wurde durch das NS-<br />

Terrorregime ausgelöscht. Nur wenige<br />

jüdische <strong>Uedem</strong>er vermochten sich durch<br />

Emigration nach Übersee zu retten, viele<br />

flüchteten in die westlichen Nachbarländer.<br />

Sie wurden im Verlauf des Krieges<br />

zusammen mit denen in der Heimat Verbliebenen<br />

in osteuropäische Konzentrationslager<br />

deportiert und dort ermordet.<br />

Heute mahnt eine von Wolfgang Frische<br />

im Jahr 1988 gestaltete Stele, zersplitterndes<br />

Glas symbolisierend, an die Reichspogromnacht,<br />

bei der in <strong>Uedem</strong> u.a. die<br />

Metzgerei Devries an der Lohstraße zerstört<br />

wurde. Eine Erinnerungstafel in der<br />

Friedhofshalle hält die Namen der ermordeten<br />

jüdischen Mitbürger fest. Seit<br />

1996 trägt die Grundschule den Namen<br />

»Geschwister-Devries-Grundschule« in<br />

Erinnerung an die beiden im Holocaust<br />

ermordeten jüdischen Mädchen Ruth und<br />

Hilde Devries aus <strong>Uedem</strong>.<br />

Der alte jüdische Friedhof am heutigen<br />

Graf-Johann-Wall legte man möglicherweise<br />

um 1700 an. Beerdigungen fanden<br />

bis <strong>zur</strong> vollständigen Belegung des<br />

Grundstücks im Jahr 1825 statt. Dann<br />

wurde der jetzige Begräbnisplatz an der<br />

Marienstraße angelegt, der durch eine<br />

Hecke vom Katholischen Friedhof abgegrenzt<br />

ist. Bis 1937 sollen hier 95 jüdische<br />

Sterbefälle bzw. Beerdigungen<br />

stattgefunden haben. In der NS-Zeit wurden<br />

die Grabsteine abgeräumt, die Friedhofsparzelle<br />

wurde eingeebnet, verkauft<br />

und schließlich überbaut. Der Erwerber<br />

errichtete auf der Friedhofsfläche ein<br />

Ziegelsteingebäude, das erst 1957 auf<br />

Drängen der Jewish Trust Corporation for<br />

Germany und des Landesverbandes der<br />

jüdischen <strong>Gemeinde</strong>n von Nordrhein abgebrochen<br />

wurde. Die heute vorhandenen<br />

17 Grabsteine stehen inmitten einer<br />

gepflegten <strong>Anlage</strong>.<br />


11/15<br />

Grundriss der Synagoge aus dem Jahre 1904 (Ga <strong>Uedem</strong><br />

A 181 Bd. 10 Nr. 25). Der Versammlungsraum hatte mit<br />

etwa 70 qm und 4,70 m Höhe eine verhältnismäßig<br />

stattliche Größe sowie eine Empore (4 m × 5,5 m). Der<br />

Betraum wurde offenbar bis in die 1930er-Jahre genutzt.<br />

Napoleon Bock mit Taktstab<br />

Die Geschwister Ruth und Hilde Devries zu Beginn der<br />

dreißiger Jahre<br />

<strong>Uedem</strong>, Marienstraße, Jüdischer Friedhof: Grabstein<br />

für Rudof Devries und seine<br />

Westwall<br />

Gocher Str.<br />

Pastoratsstr.<br />

Stadtweg<br />

Mosterstr.<br />

Keppelner Viehstr.<br />

5<br />

Burgwall<br />

6 7<br />

4<br />

Stadtweg<br />

12<br />

8<br />

Turmwall<br />

2<br />

3<br />

Südwall<br />

Nordwall<br />

14<br />

13<br />

12<br />

1<br />

9<br />

Agathawall<br />

<strong>Uedem</strong> und seine Mühlen<br />

Jüdische Gemeinschaften im Kleverland,<br />

zu der der Raum <strong>Uedem</strong> seit etwa 1200<br />

gehörte, waren sehr klein. Sie wurden<br />

durch die Pogrome im Gefolge des ersten<br />

Kreuzzuges 1096 und durch die große<br />

Pestepidemie 1350 ausgelöscht. Für <strong>Uedem</strong><br />

sind vor dem 16. Jahrhundert keine<br />

Juden nachweisbar. Die wenigen Juden,<br />

die sich damals ansiedelten, übten seit<br />

dem 17. Jahrhundert das Fleischer- und<br />

Metzgergewerbe aus und waren als sowohl<br />

als Produzenten als auch Händler<br />

von Textilien wie Woll- und Leinenwaren<br />

sowie Damast und Miselan tätig. Die<br />

Franzosenzeit (1794–1814) brachte auch<br />

den <strong>Uedem</strong>er Juden alle staatsbürgerlichen<br />

Rechte. Ab 1848 bildeten die stark<br />

angewachsenen jüdischen <strong>Gemeinde</strong>n<br />

<strong>Uedem</strong> und Kalkar einen gemeinsamen<br />

Synagogenbezirk. Im Jahr 1858 zählte<br />

man 77 Gläubige (3,3 %) – mehr als<br />

der protestantische Bevölkerungsanteil.<br />

Die steigenden Schülerzahlen führten<br />

dazu, dass man am Agathawall in den<br />

1820er Jahren eine jüdische Elementarschule<br />

einrichtete, die bis zum Ende des<br />

Jahrhunderts bestand. Gegen Ende des<br />

Jahrhunderts sank der jüdische Bevölkerungsanteil<br />

durch Abwanderung in<br />

größere Städte stark ab – wie überall im<br />

ländlichen Bereich des Niederrheins.<br />

Synagoge<br />

Im Jahr 1820 erwarb die jüdische <strong>Gemeinde</strong><br />

die Kapelle des ehemaligen St.<br />

Agatha-Klosters am heutigen Agathawall<br />

und wandelte sie 1822 in eine Synagoge<br />

um. Im Laufe der Jahrzehnte erfolgten<br />

mehrere Umbauten der »Judenkirche«<br />

statt, wie die Synagoge im Volksmund<br />

hieß. 1939 wurde das Grundstück an die<br />

benachbarte Schuhfabrik Riddermann.<br />

Verkauft, kurz darauf muss die ehemalige<br />

Synagoge abgebrochen worden sein.<br />

Gesellschaftliche Teilhabe<br />

Die jüdischen Mitbürger beteiligten sich<br />

auch am gesellschaftlichen Leben der <strong>Gemeinde</strong>.<br />

So gehörte Napoleon Bock im<br />

Jahr 1829 zu den Gründern des <strong>Uedem</strong>er<br />

Musikvereins Concordia. Als langjähriger<br />

Vorsitzender und als Dirigent wirkte er<br />

bis ins hohe Alter.<br />

<strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong><br />

© Dr. Zeune und Andreas Koop <strong>2011</strong><br />

Text: Büro für Burgenforschung Dr. Zeune<br />

www.burgenforschung-zeune.de<br />

Gestaltung: designgruppe koop<br />

Nesselwang/München<br />

www.designgruppe-koop.de<br />

10<br />

15<br />

11<br />

Lohstr.<br />

Graf-Johann-Wall<br />

Mühlenstr.<br />

NS-Verfolgung<br />

Die kleine jüdische <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong>, in<br />

den 1930er-Jahren nur noch etwa zwanzig<br />

Mitglieder stark, wurde durch das NS-<br />

Terrorregime ausgelöscht. Nur wenige<br />

jüdische <strong>Uedem</strong>er vermochten sich durch<br />

Emigration nach Übersee zu retten, viele<br />

flüchteten in die westlichen Nachbarländer.<br />

Sie wurden im Verlauf des Krieges<br />

zusammen mit denen in der Heimat Verbliebenen<br />

in osteuropäische Konzentrationslager<br />

deportiert und dort ermordet.<br />

Heute mahnt eine von Wolfgang Frische<br />

im Jahr 1988 gestaltete Stele, zersplitterndes<br />

Glas symbolisierend, an die Reichspogromnacht,<br />

bei der in <strong>Uedem</strong> u.a. die<br />

Metzgerei Devries an der Lohstraße zerstört<br />

wurde. Eine Erinnerungstafel in der<br />

Friedhofshalle hält die Namen der ermordeten<br />

jüdischen Mitbürger fest. Seit<br />

1996 trägt die Grundschule den Namen<br />

»Geschwister-Devries-Grundschule« in<br />

Erinnerung an die beiden im Holocaust<br />

ermordeten jüdischen Mädchen Ruth und<br />

Hilde Devries aus <strong>Uedem</strong>.<br />

Der alte jüdische Friedhof am heutigen<br />

Graf-Johann-Wall legte man möglicherweise<br />

um 1700 an. Beerdigungen fanden<br />

bis <strong>zur</strong> vollständigen Belegung des<br />

Grundstücks im Jahr 1825 statt. Dann<br />

wurde der jetzige Begräbnisplatz an der<br />

Marienstraße angelegt, der durch eine<br />

Hecke vom Katholischen Friedhof abgegrenzt<br />

ist. Bis 1937 sollen hier 95 jüdische<br />

Sterbefälle bzw. Beerdigungen<br />

stattgefunden haben. In der NS-Zeit wurden<br />

die Grabsteine abgeräumt, die Friedhofsparzelle<br />

wurde eingeebnet, verkauft<br />

und schließlich überbaut. Der Erwerber<br />

errichtete auf der Friedhofsfläche ein<br />

Ziegelsteingebäude, das erst 1957 auf<br />

Drängen der Jewish Trust Corporation for<br />

Germany und des Landesverbandes der<br />

jüdischen <strong>Gemeinde</strong>n von Nordrhein abgebrochen<br />

wurde. Die heute vorhandenen<br />

17 Grabsteine stehen inmitten einer<br />

gepflegten <strong>Anlage</strong>.<br />

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Ostwall

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