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Status - Institut für angewandte Erkenntnistheorie und medizinische

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IFAEMM e. V. Modellprojekt Anthroposophische Medizin: Abschlussbericht Seite 353 von 534<br />

Ein Hinweis auf einen Beobachtungsbias wäre gegeben, falls ein auffällig hoher Anteil der<br />

Patienten in der Follow-up-Befragung überhaupt keine Symptomatik aufweisen würde. Für den<br />

Krankheitsscore war dies nach 6 Monaten bei 12% der Patienten der Basisevaluation Fall, <strong>für</strong><br />

den Symptomscore bei 5% der Patienten; diese Anteile erscheinen nicht übertrieben hoch. Für<br />

die SF-36-Skalen liegen zudem Vergleichswerte aus der Bevölkerung vor. Obwohl im Verlauf<br />

der Basisevaluation die Werte aller acht SF-36-Subskalen sich weitestgehend normalisierten,<br />

blieben die Anteile der Patienten mit bestmöglichsten Werten („keine Beeinträchtigung“, d. h.<br />

100 Punkte) ausnahmslos niedriger als in der Bevölkerung.<br />

Häufigkeit potenziell stereotyper Beantwortungsmuster gleich wie in der Bevölkerung: Aufgr<strong>und</strong><br />

der Auswertungstechnik gibt es in der Basisevaluation bei erwachsenen Patienten eine<br />

Möglichkeit, das Ausmaß eines speziellen Typus eines Beobachtungsbias zu schätzen. Die<br />

Allgemeine Depressionsskala-Langform (ADS-L) besteht aus 20 Aussagen zum Befinden der<br />

letzten Woche: „Während der letzten Woche …“, davon sind 16 Items hinsichtlich einer depressiven<br />

Symptomatik positiv formuliert (z. B. „war ich traurig“) <strong>und</strong> vier Items negativ<br />

formuliert (z. B. „habe ich das Leben genossen“) (vgl. S. 49). Für jede Aussage wird „selten“,<br />

„manchmal“, „öfters“ oder „meistens“ angekreuzt. Falls eine Person ohne jegliche depressive<br />

Symptomatik aus Versehen alle 20 Items – einschließlich der vier negativ formulierten – mit<br />

„selten“ ankreuzen würde, würde sie einen falsch hohen ADS-L-Wert bekommen (Übertreibungsbias).<br />

Umgekehrt würde eine stereotype Beantwortung aller 20 Items mit „meistens“,<br />

z. B. durch eine schwer depressiv erkrankte Person, zu einem falsch niedrigen ADS-L-Wert<br />

führen (Untertreibungsbias).<br />

Wegen des Vorkommens solcher stereotyp ausgefüllter ADS-L-Bogen (überzufällig häufige<br />

ähnliche Beantwortung positiv wie negativ formulierter Fragen) hat Hautzinger im<br />

ADS-L-Handbuch ein so genanntes ‚Lügenkriterium’ definiert. Die dazugehörige Berechnung<br />

identifiziert eine Untergruppe der Probanden, „an deren Korrektheit bezüglich der Fragebogenbeantwortung<br />

man Zweifel haben kann” [328]. Das ‚Lügenkriterium’ führt zu einer statistisch<br />

begründeten Vorsichtsmaßnahme, die – nach unserer Erfahrung – häufig auch inhaltlich<br />

völlig plausible Beantwortungen <strong>für</strong> ungültig erklärt. In der Basisevaluation wurde das ‚Lügenkriterium’<br />

wie im ADS-L-Handbuch empfohlen verwendet. Bei Studienaufnahme wurde<br />

ein ADS-L-Wert bei 29 (5%) von 651 Patienten aufgr<strong>und</strong> Erfüllung des ‚Lügenkriteriums’<br />

nicht berechnet. Da in der Bevölkerungsstudie zur Validierung der ADS-L ebenfalls 5% der<br />

Probanden wegen Erfüllung des ‚Lügenkriteriums’ ausgeschlossen wurde [328], liegt also in<br />

diesem Fall die Häufigkeit einer – möglicherweise – falschen Beobachtung bei den erwachsenen<br />

Patienten der Basisevaluation nicht höher als in der deutschen Bevölkerung.<br />

Diagnosespezifische Beantwortungsmuster: Die Beantwortungsmuster der Patienten bei unterschiedlichen<br />

Diagnosegruppen der Basisevaluation sind plausibel, da sie charakteristische,<br />

aus der Literatur bekannte Muster widerspiegeln (vgl. Diskussion im Absatz 11.2.2 <strong>und</strong> 11.2.3<br />

auf S. 339 ff.). Beispielsweise waren Patienten mit Depression oder Angststörung hinsichtlich<br />

der SF-36 Psychischen Summenskala (SF-36-PSK) bei Studienaufnahme stark beeinträchtigt<br />

<strong>und</strong> hatten im 6-Monatsverlauf <strong>für</strong> diese Skala hohe Effektstärken; die initiale Beeinträchti-

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