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Status - Institut für angewandte Erkenntnistheorie und medizinische

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IFAEMM e. V. Modellprojekt Anthroposophische Medizin: Abschlussbericht Seite 351 von 534<br />

Krankheitsscore) dürfte dieses Problem von geringer Bedeutung sein, weil die Items des<br />

Symptomscores die vom Patienten selbst individuell berichteten Krankheitsbeschwerden waren<br />

<strong>und</strong> der Krankheitsscore ebenfalls auf der Bewertung der vom Arzt gestellten Diagnose<br />

durch den Arzt selbst basiert. Bei weiteren Zielparametern wie den Skalen <strong>für</strong> Ges<strong>und</strong>heitsbezogene<br />

Lebensqualität (SF-36, KINDL, KITA), Depression (ADS-L) <strong>und</strong><br />

LWS-Beschwerden (FFbH-R, LBPRS-Schmerzscore) ist ein Verständnis-Bias möglich. Allerdings<br />

handelt es sich hier um bereits erprobte <strong>und</strong> validierte Instrumente.<br />

Ein „Skalierungsbias“ kann auftreten, falls Befragungsinstrumente mehr positive als negative<br />

Antwortkategorien enthalten oder falls positive <strong>und</strong> negative Zahlen gleichzeitig als Antwortkategorien<br />

verwendet werden. Diese Biasquellen wurden bei allen Befragungsinstrumenten<br />

der Basisevaluation vermieden.<br />

Ein „Selbstbeobachtungs-Bias“ kann aufgr<strong>und</strong> der Einstellungen <strong>und</strong> Erwartungen des Patienten<br />

gegenüber einer Therapie entstehen. Um einen solchen Bias zu verhindern, wird die<br />

Verblindung des Patienten hinsichtlich seiner Therapie empfohlen (das Rationale hier<strong>für</strong> wurde<br />

jedoch in Frage gestellt, da die Verblindung selbst einen Anlass <strong>für</strong> einen neuen Bias geben<br />

kann [415]). Bei den Therapien der Basisevaluation ist die Verblindung jedoch nicht realisierbar.<br />

Z. B. wird ein Heileurythmist den Patienten dazu anleiten, bestimmte Körperbewegungen<br />

zu üben, den Patienten beim Üben beobachten, ihn fragen, wie er die Bewegungen<br />

erlebt <strong>und</strong> die Übungen bei Bedarf modifizieren [49]. Die Verblindung dieser Prozeduren<br />

würde den Therapieverlauf behindern <strong>und</strong> verzerren. Ein solcher individualisierter Austausch<br />

zwischen Therapeut <strong>und</strong> Patient ist auch <strong>für</strong> die anderen Studientherapien der Basisevaluation<br />

erforderlich [326,605]. Schließlich ist auch eine verblindete Fremdbeobachtung bei den häufigsten<br />

Erkrankungen der Basisevaluation wie Migräne, Spannungskopfschmerz, Angststörungen,<br />

Rückenschmerzen <strong>und</strong> depressiven Störungen nicht möglich, da die wichtigsten Zielparameter<br />

bei solchen Erkrankungen subjektive Symptome sind.<br />

Aufklärung vs. Nichtaufklärung über frühere Fragenbeantwortung: Beim Versand der Follow-up-Fragebogen<br />

an die Ärzte <strong>und</strong> Patienten wurden deren frühere Angaben der Haupterkrankung<br />

bzw. Aufnahmebeschwerden in den jeweiligen Bogen eingetragen – nicht aber die<br />

Angaben zum diesbezüglichen Schweregrad, da die Nennung des früheren Wertes eine subtile<br />

Aufforderung zu Gefälligkeitsauskünften in Richtung einer übertriebenen Verbesserung<br />

darstellen kann. Diese Vorgehensweise entspricht der üblichen, empfohlenen Praxis [376]. In<br />

vergleichenden Studien führte die Nennung der früheren Angaben zur Tendenz einer stärkeren<br />

Verbesserung der Werte unter den Probanden, die über ihre früheren Angaben aufgeklärt<br />

wurden [302,303]. Es können allerdings auch befragungstechnische Artefakte eine Rolle<br />

spielen, da in den o. g. Studien zwischen Aufklärung <strong>und</strong> Nichtaufklärung der gleichen Patienten<br />

verglichen wurde, was die mehrfache Befragung über die gleichen Items zum gleichen<br />

Zeitpunkt erfordert, also eine künstliche Situation. Falls tatsächlich reale Unterschiede bestehen<br />

sollten, so wurde jedenfalls in der Basisevaluation die Befragungsweise verwendet, die zu<br />

geringeren Artefakten führt, als wenn die Ärzte <strong>und</strong> Patienten über ihre früheren Werte aufgeklärt<br />

worden wären.

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