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Status - Institut für angewandte Erkenntnistheorie und medizinische

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IFAEMM e. V. Modellprojekt Anthroposophische Medizin: Abschlussbericht Seite 349 von 534<br />

diagnostischen Massage der Formulierung spezifischer therapieimmanenter Ziele (z. B.<br />

Durchwärmung kalter Füße) <strong>und</strong> der Auswahl hier<strong>für</strong> geeigneter Massagegriffe <strong>und</strong> -techniken.<br />

Gleichzeitig können die Patienten die Kommunikation mit dem Therapeuten als wohltuend<br />

erleben <strong>und</strong> dadurch <strong>für</strong> die Durchführung der Behandlung verstärkte Motivation finden. Es<br />

können aber auch ganz sachliche Informationsdefizite seitens des Patienten beseitigt werden.<br />

Z. B. erfahren manche Patienten erst durch die Aufklärung des Masseurs, dass ihr Oberbauch<br />

oder ihre Füße dauerhaft unterkühlt sind, was <strong>für</strong> die Motivation <strong>für</strong> die Durchführung geeigneter<br />

hydrotherapeutischer Maßnahmen unerlässlich ist.<br />

Für die Heileurythmie gehört zu den ersten Therapiezielen ein verstärktes Erleben eigener,<br />

bewusst geführter Körperbewegungen. Wenn der Patient seine ersten, oft sehr allgemeinen<br />

Heileurythmiebewegungen unter Anleitung durchführt, gibt die Beobachtung von Atmung,<br />

Körperhaltung <strong>und</strong> Bewegungsmuster dem Heileurythmisten diagnostische Informationen <strong>für</strong><br />

die weitere Ausgestaltung der Therapie [49]. Die Rückmeldung des Heileurythmisten an den<br />

Patienten sowie die Demonstration der heileurythmischen Bewegungen sollen dem Patienten<br />

einerseits helfen, die Bewegungen optimaler auszuführen, können andererseits die Motivation<br />

des Patienten zur Weiterübung zwischen den Therapiest<strong>und</strong>en bestärken.<br />

Bei den Fachbereichen Sprache <strong>und</strong> Musik der Anthroposophischen Kunsttherapie gilt ähnliches<br />

<strong>für</strong> die Beobachtung der Sprach- bzw. Musikübungen des Patienten <strong>und</strong> die diesbezüglichen<br />

Rückmeldungen des Therapeuten. Bei den anderen Fachbereichen der Anthroposophischen<br />

Kunsttherapie kommt eine weitere Art von Austausch zwischen Therapeut <strong>und</strong> Patient<br />

hinzu: die gemeinsame Betrachtung der vom Patienten hervorgebrachten Malerei, Zeichnung<br />

oder Plastik. Diese Werkbetrachtung <strong>und</strong> der dabei stattfindende Austausch sollen ebenfalls der<br />

weiteren Ausgestaltung der Kunsttherapie dienen [605].<br />

Für alle genannten anthroposophischen Therapien gilt, dass eine fortlaufende Kommunikation<br />

zwischen Therapeut <strong>und</strong> Patient <strong>für</strong> beide Beteiligten erforderlich ist. Ein Zerlegen der Gesamtwirkung<br />

dieser Kommunikation in „wahre Therapieeffekte“ <strong>und</strong> „Placeboeffekte“ ergibt<br />

deshalb keinen Sinn <strong>und</strong> kann nicht empirisch bestätigt werden, da eine Vergleichsgruppe<br />

„anthroposophische Therapie ohne Austausch zwischen Therapeut <strong>und</strong> Patient“ nicht realisierbar<br />

ist, ohne die Therapie <strong>und</strong>urchführbar zu machen.<br />

Schlussfolgerungen<br />

Placeboeffekte sind z. T. bekannte Biasfaktoren, die bereits ausführlich diskutiert wurden oder<br />

im Folgenden noch diskutiert werden. Ob klinisch relevante therapeutische Effekte durch<br />

Tabletten ohne wirksame Inhaltsstoffe oder durch andere Placebos ausgelöst werden können,<br />

erscheint fraglich; in der Basisevaluation wurden keine solchen Placebos verabreicht. Placebowirkungen<br />

im Sinne von erwünschten Veränderungen am Patienten als Folge sinnvoller<br />

Arzt- bzw. Therapeut-Patient-Interaktionen sind angestrebte Ziele <strong>für</strong> viele Therapierichtungen;<br />

in der Anthroposophischen Medizin können solche Effekte nicht von Wirkungen der Studientherapien<br />

getrennt werden. Um Begriffsverwirrung zu vermeiden, sollte hier<strong>für</strong> der Name<br />

Placebo nicht verwendet werden.

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