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Status - Institut für angewandte Erkenntnistheorie und medizinische

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IFAEMM e. V. Modellprojekt Anthroposophische Medizin: Abschlussbericht Seite 348 von 534<br />

den Studien gar keine Placebos verabreicht worden, zum Teil wurden keine therapeutisch<br />

relevanten Veränderungen einer Krankheitssymptomatik nachgewiesen [423]. Um die Existenz<br />

<strong>und</strong> das eventuelle Ausmaß eines Placeboeffekts weiter zu klären, schlugen wir vor, Studien<br />

mit sowohl placebobehandelten Patienten als auch unbehandelten Patienten systematisch zu<br />

analysieren [421]; die Differenz des Krankheitsverlaufs zwischen den Gruppen sollte den Placeboeffekt<br />

im engeren Sinne darstellen.<br />

Placeboeffekte in vergleichenden Studien: Placebo vs. keine Behandlung<br />

In einer groß angelegten Meta-Analyse zu solchen randomisierten Studien (Placebo vs. keine<br />

Behandlung) [359] gab es <strong>für</strong> 27 Studien von zusammen 1602 Schmerzpatienten insgesamt<br />

eine statistisch signifikante, jedoch fragliche klinisch relevante Überlegenheit der Placebogruppen<br />

über die unbehandelten Gruppen (Effektstärke <strong>für</strong> den Vergleich: 0,27; 95%-KI<br />

0,15–0,40). Bei anderen Patientengruppen konnten keine signifikanten Placeboeffekte nachgewiesen<br />

werden. Falls Placeboeffekte in diesem engeren Sinne überhaupt existieren – die<br />

Autoren diskutieren verschiedene Artefakte als mögliche Erklärungen <strong>für</strong> den gef<strong>und</strong>enen<br />

Unterschied – sind sie gering <strong>und</strong> im übrigen <strong>für</strong> die Basisevaluation nicht direkt relevant, weil<br />

in dieser Studie keine Placebos verabreicht wurden.<br />

Placebo- oder Kontexteffekte als Folge günstiger Therapeut-Patient-Interaktionen<br />

In einer dritten Bedeutung wird der Placebobegriff in Zusammenhang mit sogenannten „unspezifischen“<br />

positiven psychischen „Kontext“-Effekten gebracht, die durch günstige Therapeuten-Patienten-Interaktionen<br />

bzw. durch besondere Verhaltensweise des Therapeuten entstehen<br />

können. So werden Begriffe wie „Ressourcenaktivierung“, „gesteigerte Zukunftshoffnung“,<br />

„verbessertes Salutogenese-Potenzial“ <strong>und</strong> dergleichen manchmal als Placeboeffekte<br />

beschrieben.<br />

Für die Anthroposophische Medizin sind ein vertieftes Krankheitsverständnis <strong>und</strong> eine verbesserte<br />

Krankheitsbewältigung spezifische Therapieziele, die durch den Austausch zwischen<br />

Patient <strong>und</strong> Arzt bzw. Therapeut <strong>und</strong> durch aktiv-übende Therapieverfahren angeregt werden<br />

sollen. Eventuelle Placeboeffekte in diesem Sinne sind deshalb nicht von den Effekten der<br />

Studientherapien der Basisevaluation zu trennen.<br />

Die Fachliteratur zu den anthroposophischen Therapien [193,243,289,384,522,768] sowie<br />

qualitative Interviews mit betroffenen Therapeuten <strong>und</strong> Patienten [632] zeigen, dass der Austausch<br />

zwischen Therapeut <strong>und</strong> Patient eine doppelte Funktion hat:<br />

Einerseits hilft der Austausch dem Therapeuten, die Therapie optimal zu gestalten <strong>und</strong> im<br />

Verlauf zu korrigieren.<br />

Andererseits werden die Motivation <strong>und</strong> die Befähigung des Patienten zur Durchführung<br />

der Therapie gefördert.<br />

So dienen zu Beginn einer Behandlungsserie mit Rhythmischer Massage das Anamnesegespräch,<br />

der nonverbale Austausch <strong>und</strong> die Bef<strong>und</strong>erhebung während der ersten, überwiegend

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