Status - Institut für angewandte Erkenntnistheorie und medizinische

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03.06.2013 Aufrufe

IFAEMM e. V. Modellprojekt Anthroposophische Medizin: Abschlussbericht Seite 326 von 534 Eine vom Hersteller teilfinanzierte Meta-Analyse von sechs placebokontrollierten randomisierten Studien zu einem Präparat des Wirkstoffs D-L-Amphetamin [240] ergab eine Effektstärke für den Vergleich Prüftherapie vs. Placebo von 1,00 (95%-KI 0,91-1,10). In Subgruppenanalysen unterschieden sich die Effektstärken nach Beurteiler (Arzt: 1,41, Lehrer: 0,94, Eltern: 0,83) und Zielparameter (Globalrating: 1,65; Aggressivität: 1,10; ADHS-Symptome: 0,91). Eine Adjustierung für Hinweise auf einen Publikationsbias ergab eine Effektstärke von 0,84 (95%-KI 0,67-1,0). Eine Arbeitsgruppe aus der University of British Columbia veröffentlichte 1999 eine Meta-Analyse [433] von 26 randomisierten Studien zur Therapie von ADHS nach DSM-III oder -IV mit Psychostimulanzien (Methylphenidat, D-Amphetamin oder Pemolin), nichtmedikamentösen Interventionen, ihrer Kombination (Stimulanzien + nichtmedikamentöse Intervention) oder keiner Therapie bzw. Placebo. Für den Vergleich Psychostimulanzien vs. Placebo (Methylphenidat: 16 Studien, D-Amphetamin: vier Studien, Pemolin: eine Studie) ergab sich in Übereinstimmung mit anderen Meta-Analysen eine signifikante Überlegenheit der Psychostimulanzien mit hoher Effekstärke: Lehrerbeurteilung: 1,03 (95%-KI 0,83-1,21) bei 18 Studien mit 1317 Patienten, Elternbeurteilung: 0,86 (95%-KI 0,58-1,14) bei 13 Studien mit 1135 Patienten. Allerdings betrug die Beobachtungszeit in 17 der 21 Studien nur eine bis zwei Wochen. Die anderen Vergleiche (nichtmedikamentöse Intervention vs. Kontrollgruppe, Kombinationstherapie vs. Kontrollgruppe, Kombinationstherapie vs. Psychostimulanzien) ergaben jeweils keine signifikanten Unterschiede. Hierzu gab es allerdings jeweils nur zwei oder drei Studien mit jeweils nur 9-22 Patienten in jedem Therapiearm; die nichtpharmakologischen Interventionen waren ebenso wie die Studienergebnisse heterogen. Die bisher größte Therapiestudie zur ADHS – die im Auftrag der US-amerikanischen National Institute of Mental Health und Depratment of Education durchgeführte Multimodal Treatment Study of Children with Attention-Deficit/Hyperactivity Disorder (MTA-Studie) – ist die einzige Studie, die in den Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Sozialpädiatrie und Jugendmedizin zur Diagnostik und Therapie bei ADHS [30] Erwähnung findet. Diese vierarmige randomisierte Studie mit 579 Patienten und 14 Monaten Behandlungsdauer [546] erreichte als einzige Arbeit die höchste Bewertungsstufe hinsichtlich Methodik im oben erörterten Review der MacMaster University [378]; sie wurde im o. g. Methylphenidat-Review [656] nicht berücksichtigt. Eingeschlossen wurden Kinder im Alter von sieben bis neun Jahren mit ADHS, Mischtyp nach DSM-IV. Eine psychiatrische Komorbidität war – außer bei Psychosen, Bipolaren Störungen, Persönlichkeitsstörungen oder Tourette-Syndrom – kein Ausschlusskriterium; die häufigsten komorbiden Störungen waren Störung mit Oppositionellem Trotzverhalten (40%), Angststörungen (34%), Störung des Sozialverhaltens (14%), Ticstörungen (11%) und Affektstörungen (4%). 32% der Kinder hatten keine komorbide psychische Störung. 31% hatten schon früher eine medikamentöse Therapie wegen ADHS erhalten. Die Therapiearme der MTA-Studie waren:

IFAEMM e. V. Modellprojekt Anthroposophische Medizin: Abschlussbericht Seite 327 von 534 Medikamentöse Therapie (n = 144): Nach einer Einleitungsperiode von 4-11 Tagen mit Anleitung zur Medikamenteneinnahme und Ausschluss gravierender Sofortnebenwirkungen wurde über 28 Tage Methylphenidat im randomisierten Doppelblind-Crossoverdesign dreimal täglich in drei Dosierungen gegen Placebo getestet (Dosistitrierungsperiode). Mittels einer strukturierten Beobachtung der ADHS-Symptomatik, Beeinträchtigung und Nebenwirkungen wurden Verträglichkeit, Responderstatus und optimale Dosis ermittelt. Bei erfolgreicher Einstellung auf Methylphenidat wurde diese Therapie mit monatlicher Kontrolle über 14 Monate weitergeführt. Bei erfolgloser Einstellung auf Methylphenidat wurden ohne Verblindung D-Amphetamin, Pemolin, Imipramin oder andere Arzneimittel getestet [294,546,809]. Verhaltenstherapie (n = 144): Die Therape bestand aus Elterntraining (27 Einheiten Gruppentherapie + acht Einheiten Individualtherapie), Interventionen in der Schule des Kindes und einem intensiven Sommerkurs (fünf Tage pro Woche über acht Wochen) mit Sport, Einübung sozialer Fähigkeiten und schulischen Übungen [838]. Kombinierte Therapie (n = 145): eine Integration der oben beschriebenen Medikamentösen Therapie und Verhaltenstherapie [386]. Hausärztliche Therapie (n = 145): Rücküberweisung zum Hausarzt (ggf. Etablierung eines Hausarztkontaktes), Kontrolluntersuchungen bei Studienaufnahme und nach drei, sieben und 14 Monaten. In allen vier Therapiegruppen der MTA-Studie verbesserte sich die Kernsymptomatik (Hyperaktivität, Impulsivität, Unaufmerksamkeit) kontinuierlich. Die Verbesserung war bei Medikamentöser und Kombinierter Therapie signifikant stärker als bei Verhaltenstherapie oder Hausärztlicher Therapie; die Effektstärken für diese Unterschiede waren mittelgroß (0,5-0,6). Hinsichtlich weiterer Symptome (oppositionelles Verhalten, Aggressivität, internalisierende Symptome, soziale Fähigkeiten, Eltern-Kinder-Interaktionen und Schulleistungen) waren Medikamentöse Therapie, Verhaltenstherapie und Kombinierte Therapie gleichwertig und allesamt der Hausärztlichen Therapie überlegen. Eine Kategorisierung der Patienten am Studienende in „normalisiert“ vs. „nicht normalisiert“ aufgrund der ADHS-Kernssymptomatik und der Störung mit Oppositionellem Trotzverhalten ergab folgende „Normalisierungsraten“: Kombinierte Therapie: 68% der Kinder; Medikamentöse Therapie: 56%; Verhaltenstherapie: 34%; Hausärztliche Therapie: 25% [746]. Eine Post-hoc-Analyse mit kombinierter Bewertung der Kern- und Zusatzsymptomatik [173] ergab eine signifikante, jedoch geringfügige Überlegenheit der Kombinierten Therapie über die Medikamentöse Therapie (p = 0,012; Effektstärke 0,28). Explorative Untergruppenanalysen zeigten bei Kindern mit komorbiden Angststörungen bessere Ergebnisse der Verhaltenstherapie als in der Gesamtanalyse [547]. In der MTA-Studie wurde die medikamentöse Therapie wie folgt durchgeführt [295,809]:

IFAEMM e. V. Modellprojekt Anthroposophische Medizin: Abschlussbericht Seite 326 von 534<br />

Eine vom Hersteller teilfinanzierte Meta-Analyse von sechs placebokontrollierten randomisierten<br />

Studien zu einem Präparat des Wirkstoffs D-L-Amphetamin [240] ergab eine Effektstärke<br />

<strong>für</strong> den Vergleich Prüftherapie vs. Placebo von 1,00 (95%-KI 0,91-1,10). In Subgruppenanalysen<br />

unterschieden sich die Effektstärken nach Beurteiler (Arzt: 1,41, Lehrer: 0,94,<br />

Eltern: 0,83) <strong>und</strong> Zielparameter (Globalrating: 1,65; Aggressivität: 1,10; ADHS-Symptome:<br />

0,91). Eine Adjustierung <strong>für</strong> Hinweise auf einen Publikationsbias ergab eine Effektstärke von<br />

0,84 (95%-KI 0,67-1,0).<br />

Eine Arbeitsgruppe aus der University of British Columbia veröffentlichte 1999 eine Meta-Analyse<br />

[433] von 26 randomisierten Studien zur Therapie von ADHS nach DSM-III oder<br />

-IV mit Psychostimulanzien (Methylphenidat, D-Amphetamin oder Pemolin), nichtmedikamentösen<br />

Interventionen, ihrer Kombination (Stimulanzien + nichtmedikamentöse Intervention)<br />

oder keiner Therapie bzw. Placebo.<br />

Für den Vergleich Psychostimulanzien vs. Placebo (Methylphenidat: 16 Studien,<br />

D-Amphetamin: vier Studien, Pemolin: eine Studie) ergab sich in Übereinstimmung mit<br />

anderen Meta-Analysen eine signifikante Überlegenheit der Psychostimulanzien mit hoher<br />

Effekstärke: Lehrerbeurteilung: 1,03 (95%-KI 0,83-1,21) bei 18 Studien mit 1317 Patienten,<br />

Elternbeurteilung: 0,86 (95%-KI 0,58-1,14) bei 13 Studien mit 1135 Patienten. Allerdings<br />

betrug die Beobachtungszeit in 17 der 21 Studien nur eine bis zwei Wochen.<br />

Die anderen Vergleiche (nichtmedikamentöse Intervention vs. Kontrollgruppe, Kombinationstherapie<br />

vs. Kontrollgruppe, Kombinationstherapie vs. Psychostimulanzien) ergaben<br />

jeweils keine signifikanten Unterschiede. Hierzu gab es allerdings jeweils nur zwei oder<br />

drei Studien mit jeweils nur 9-22 Patienten in jedem Therapiearm; die nichtpharmakologischen<br />

Interventionen waren ebenso wie die Studienergebnisse heterogen.<br />

Die bisher größte Therapiestudie zur ADHS – die im Auftrag der US-amerikanischen National<br />

<strong>Institut</strong>e of Mental Health <strong>und</strong> Depratment of Education durchgeführte Multimodal Treatment<br />

Study of Children with Attention-Deficit/Hyperactivity Disorder (MTA-Studie) – ist die<br />

einzige Studie, die in den Leitlinien der Deutschen Gesellschaft <strong>für</strong> Sozialpädiatrie <strong>und</strong> Jugendmedizin<br />

zur Diagnostik <strong>und</strong> Therapie bei ADHS [30] Erwähnung findet. Diese vierarmige<br />

randomisierte Studie mit 579 Patienten <strong>und</strong> 14 Monaten Behandlungsdauer [546] erreichte als<br />

einzige Arbeit die höchste Bewertungsstufe hinsichtlich Methodik im oben erörterten Review<br />

der MacMaster University [378]; sie wurde im o. g. Methylphenidat-Review [656] nicht berücksichtigt.<br />

Eingeschlossen wurden Kinder im Alter von sieben bis neun Jahren mit ADHS,<br />

Mischtyp nach DSM-IV. Eine psychiatrische Komorbidität war – außer bei Psychosen, Bipolaren<br />

Störungen, Persönlichkeitsstörungen oder Tourette-Syndrom – kein Ausschlusskriterium;<br />

die häufigsten komorbiden Störungen waren Störung mit Oppositionellem Trotzverhalten<br />

(40%), Angststörungen (34%), Störung des Sozialverhaltens (14%), Ticstörungen (11%) <strong>und</strong><br />

Affektstörungen (4%). 32% der Kinder hatten keine komorbide psychische Störung. 31%<br />

hatten schon früher eine medikamentöse Therapie wegen ADHS erhalten. Die Therapiearme<br />

der MTA-Studie waren:

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