03.06.2013 Aufrufe

Status - Institut für angewandte Erkenntnistheorie und medizinische

Status - Institut für angewandte Erkenntnistheorie und medizinische

Status - Institut für angewandte Erkenntnistheorie und medizinische

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

IFAEMM e. V. Modellprojekt Anthroposophische Medizin: Abschlussbericht Seite 320 von 534<br />

hatten Asthmamedikamente angewandt, 16% hatten alternative Therapien in Anspruch genommen<br />

[381].<br />

Zur Befolgung der Asthma-Leitlinien durch die Ärzte: In einer Studie aus dem Raum Neckar-Alb<br />

wurde die Versorgung von 127 erwachsenen, überdurchschnittlich schwer betroffenen<br />

Asthmatikern untersucht. Bei einem Drittel der Patienten entsprach die Pharmakotherapie<br />

den Empfehlungen <strong>für</strong> den entsprechenden Asthmaschweregrad nicht. Verschiedene Maßnahmen<br />

zur Implementierung einer lokal angepassten Asthma-Leitlinie [268] konnte die<br />

Leitlinienkonformität nicht verbessern. Die Verfasser merkten an, „dass viele der Patienten mit<br />

niedrigen Schweregraden bereits Medikamente erhielten, die laut Leitlinien den höheren<br />

Schweregraden vorbehalten sein sollten“ [269].<br />

Im Rahmen des von der EU geförderten Drug Education Project zur Optimierung der Pharmakotherapie<br />

bei Asthma [800] wurde der Wissensstand bezüglich Asthma <strong>und</strong> die Verschreibungspraxis<br />

von Allgemeinärzten <strong>und</strong> praktischen Ärzten aus dem Umkreis von Göttingen<br />

untersucht [364]. 83% der 76 befragten Ärzte kannten die Leitlinien der Deutschen<br />

Atemwegsliga, nur 65% stimmten diesen zu. Unter anderem meinten 22% der Ärzte, dass<br />

inhalative Glucocorticoide erst so spät wie möglich eingesetzt werden sollten [364]. Im Rahmen<br />

des gleichen Projekts wurde das Verschreibungsverhalten von 55 Hausärzten bei Asthma<br />

anhand von Krankenkassendaten ausgewertet [464]. Ein Asthmapatient wurde als eine Person<br />

definiert, die in den letzten sechs Monaten ein Antiasthmatikum (ATC-Index R03) erhalten<br />

hatte. 51% von 291 Asthmapatienten erhielten nur ein einziges Arzneimittel. Bei 33% wurden<br />

inhalative Bronchospasmolytika verschrieben, bei 17% orale Broncholytika, bei 25% Theophyllinderivate,<br />

bei 31% inhalative Glucocorticoide, bei 26% Antibiotika [364,464]. Diese<br />

Ergebnisse sind allerdings aufgr<strong>und</strong> möglicher Konf<strong>und</strong>ierung der Patientengruppe durch<br />

Patienten mit chronisch obstruktiver Lungenkrankheit oder akuten Infekten ohne Asthma nur<br />

als Näherungswerte zu betrachten [342].<br />

Schließlich wurden als Teil des Drug Education Project bei je 20 Hausärzten von vier Ländern<br />

qualitative Interviews durchgeführt. Die Geschlechterverteilung der 20 teilnehmenden Ärzte<br />

aus Norddeutschland spiegelte die der Ärzte in Deutschland wider; zudem wurde bei der<br />

Auswahl der Ärzte ein breites Spektrum an ärztlichen Zusatzbezeichnungen angestrebt; die<br />

Responsrate betrug 39% (21 teilnahmewillige von 54 kontaktierten Ärzten). Hinsichtlich der<br />

Einstellung zu Asthmamedikamenten wurden drei dominierende Sichtweisen identifiziert.<br />

Zwölf der 20 Ärzte aus Deutschland hatten Vertrauen in den Einsatz der üblichen Asthmamedikamente.<br />

Zwei Ärzte beschrieben Asthmamedikamente als unumgänglich, aber unbefriedigend<br />

(„Wir können es nur aufhalten, aber wir können es nicht heilen.“). Fünf Ärzte sahen den<br />

Einsatz von Asthmamedikamenten gr<strong>und</strong>sätzlich kritisch, legten jedoch viel Wert auf psychotherapeutische<br />

Ansätze <strong>und</strong>/oder komplementär<strong>medizinische</strong> Verfahren [363]. Bei entsprechenden<br />

Interviews mit je 20 Hausärzten in Norwegen, Schweden <strong>und</strong> den Niederlanden<br />

wurde diese letzte, gr<strong>und</strong>sätzlich kritische Sichtweise von keinem der 60 Ärzte vertreten. Eine<br />

hohe Hemmschwelle gegenüber einer Erstverordnung von inhalativen Glucocorticoiden wurde<br />

von sechs von 20 deutschen Ärzten, acht von 20 norwegischen Ärzten, jedoch nur von einem

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!