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Status - Institut für angewandte Erkenntnistheorie und medizinische

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IFAEMM e. V. Modellprojekt Anthroposophische Medizin: Abschlussbericht Seite 308 von 534<br />

Tagebuch-Eintragungen wurden nur 19% der Migräne-Anfälle, dagegen 43% der Spannungskopfschmerzanfälle<br />

durch Analgetika komplett behoben.<br />

Die Einführung der 5HT1-Rezeptor-Agonisten – zuerst Sumatriptan – in der Akutbehandlung<br />

der Migräne Anfang der 1990er Jahre wird allgemein als ein Fortschritt in der Migränetherapie<br />

angesehen. Die Erfahrungen einer spezialisierten Migräne-Ambulanz in Göteborg, Schweden<br />

wurden 1995 veröffentlicht [184]: In den ersten drei Jahren nach der Erstzulassung von Sumatriptan<br />

hatten etwa 2500 Migräne-Patienten die Ambulanz besucht, davon wurde 700 (28%)<br />

Patienten eine Sumatriptan-Therapie angeboten. Nach durchschnittlich 19 Monaten wurden<br />

351 der 700 Patienten telefonisch erreicht <strong>und</strong> befragt. 5% der befragten Patienten hatten ihr<br />

Sumatriptanrezept nicht in Anspruch genommen, 15% hatten die Sumatriptan-Therapie abgebrochen,<br />

79% der Patienten wendeten Sumatriptan nach wie vor oral oder als Injektion an<br />

(Zeitfenster nicht angegeben), zwei Drittel von ihnen bei jedem Migräneanfall. Unterstellt man<br />

eine Repräsentativität der Antworten der 351 Patienten <strong>für</strong> die Gesamtheit aller 700 mit Sumatriptan<br />

behandelten Patienten, so wurde Sumatriptan von nur 22% der 2500 Patienten in der<br />

Akutbehandlung ihrer Migräne regelmäßig angewendet.<br />

Eine US-amerikanische primär<strong>medizinische</strong> Langzeitbeobachtungsstudie [818] liefert ähnliche<br />

Ergebnisse. Es wurden 530 Patienten, die einer großen Health Maintainance Organization<br />

angehörten, zwei <strong>und</strong> fünf Jahre nach der Erstkonsultation aufgr<strong>und</strong> von Kopfschmerzen hinsichtlich<br />

ihres Arzneimittelverbrauchs befragt. Zwischen dem zweiten <strong>und</strong> fünften Jahr war<br />

Sumatriptan zur subkutanen Injektion in den USA mit Übernahme der Behandlungskosten<br />

durch die betreffende HMO zugelassen worden. Die Follow-up-Rate zwischen dem zweiten<br />

<strong>und</strong> dem fünften Jahr betrug 90%. Fünf Jahre nach der Erstkonsultation hatten nur 11% der 228<br />

Patienten, die nach zwei Jahren die IHS-Kriterien einer Migräne erfüllt hatten, im vorangegangenen<br />

Monat Sumatriptan angewandt. Des Weiteren wurde im Vergleich der 2-Jahres- <strong>und</strong><br />

5-Jahresdaten ein signifikanter, wenn auch geringer Rückgang der Anteile von Patienten beobachtet,<br />

die die folgenden Arzneimittel angewendet hatten: Opioid-Analgetika (von 29% auf<br />

20%), Sedativa <strong>und</strong> Hypnotika (von 25% auf 18%) <strong>und</strong> Ergotaminpräparate (von 12% auf 8%).<br />

Die Anteile der Anwender von nichtverschreibungspflichtigen Analgetika (54%), Nichtsteroidalen<br />

Antirheumatika (25% bzw. 28%) oder Migräneprophylaktika (22% bzw. 21%) änderten<br />

sich nicht signifikant.<br />

Pro Jahr werden in Deutschland mit steigender Tendenz r<strong>und</strong> 3,75 Milliarden Einzeldosierungen<br />

von Kopfschmerzmitteln angewendet [29]. Bei der Therapie von chronischen Kopfschmerzen<br />

mit Analgetika ist die Gefahr eines Analgetikamissbrauchs beachtlich [592]. In<br />

Kopfschmerzkliniken <strong>und</strong> -praxen weisen 5%-10% der Patienten einen arzneimittelinduzierten<br />

Kopfschmerz auf [306]. Es werden weiterhin 20%-30% der dialysepflichtigen Nierenschäden<br />

auf eine inadäquate Schmerzmitteltherapie zurückgeführt [592].<br />

11.4.4 HWS-Syndrom

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