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Status - Institut für angewandte Erkenntnistheorie und medizinische

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IFAEMM e. V. Modellprojekt Anthroposophische Medizin: Abschlussbericht Seite 305 von 534<br />

im Hals, Druckgefühl in der Brust [184]. Eine seltene Nebenwirkung sind Spasmen der Herzkranzgefäße;<br />

auch Herzinfarkte wurden als Komplikation vereinzelt berichtet [283].<br />

Für die Akutbehandlung der Migräne wurden seit dem Jahr 1926 Ergotamin-Präparate verwendet<br />

[756], häufig in einer Mischung mit Coffein. Laut eines systematischen Review von<br />

zehn placebokontrollierten Studien war die Ergotamin-Therapie in sieben Studien gegenüber<br />

Placebo signifikant überlegen, in drei Studien nicht. Aufgr<strong>und</strong> der uneinheitlichen Zielkriterien<br />

in diesen Studien wurde keine meta-analytische Auswertung der Wirksamkeit durchgeführt<br />

[756].<br />

Die o. g. deutschen Leitlinien empfehlen die Ergotamin-Therapie bei sehr langen Migräneattacken,<br />

bei Anfällen mit multiplem Wiederauftreten, sowie <strong>für</strong> Patienten, die diese Therapie<br />

vor der Einführung der 5HT1-Rezeptor-Agonisten erfolgreich praktizierten [74,209]. Eine<br />

häufige Nebenwirkung von Ergotamin ist Erbrechen, was aber auch ein häufiges Symptom der<br />

Migräne selber ist [756]. Die gehäufte Einnahme von Ergotamin kann weiterhin zu arzneimittelinduzierten<br />

Kopfschmerzen führen, weshalb die Einnahmefrequenz auf 10-12 Dosierungen<br />

pro Monat zu begrenzen ist [209].<br />

Bei mehr als drei Migräneanfällen pro Monat sowie bei schweren oder komplizierten Migräne-Formen<br />

wird eine prophylaktische medikamentöse Behandlung empfohlen. Laut der<br />

Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft sind als erste Wahl der Migräneprophylaxe<br />

die Betablocker Metoprolol oder Propranolol oder der Kalziumantagonist Flunarizin anzusehen,<br />

ergänzt durch Verhaltenstherapie <strong>und</strong> Ausdauersport [74]. Die Wirksamkeit dieser drei Arzneimittel<br />

wurde in Meta-Analysen einer Vielzahl randomisierter Studien belegt [352,353,664].<br />

Die Besserung unter Betablocker-Therapie setzt allmählich ein <strong>und</strong> ist erst ab sechs bis zwölf<br />

Wochen beurteilbar [74]; empfohlen wird eine Therapiedauer von sechs bis neun Monaten mit<br />

anschließender Dosisausschleichung [211,284]. In klinischen Studien erlebte bis zu 55% der<br />

Patienten unter Betablockern eine mindestens 50%ige Verminderung der Anzahl der Migräne-Anfälle<br />

[244]. Allerdings brachen ein Sechstel der mit Propranolol behandelten Patienten<br />

die Arzneitherapie vor Studienende ab, etwa die Hälfte davon aufgr<strong>und</strong> von Nebenwirkungen<br />

[352]. Wichtige Nebenwirkungen der Betablocker sind Müdigkeit, Energielosigkeit <strong>und</strong> orthostatische<br />

Beschwerden [283], u. a. können Leistungssportler diese Therapie nicht nutzen<br />

[284]. Die Wirksamkeit von Flunarizin war in einer Meta-Analyse von 63 Studien vergleichbar<br />

mit der von Propranolol. Die Dropoutrate in den Studien, die durchschnittlich 3-4 Monate<br />

dauerten, war <strong>für</strong> Flunarizin mit 13% etwas geringer als <strong>für</strong> Propranolol (18%) [353]. Die<br />

Nebenwirkungen durch Flunarizin ähneln z. T. denen der Neuroleptika, einschließlich Parkinsonismus<br />

<strong>und</strong> Spätdyskinesien; andere häufige Nebenwirkungen sind Gewichtszunahme,<br />

Müdigkeit <strong>und</strong> Depression [284,478].<br />

Für die Migräne-Prophylaxe empfiehlt die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft<br />

als Alternative der zweiten Wahl (mit geringerem Beleg ihrer Wirksamkeit) die folgenden<br />

Arzneimittel: Valproinsäure, Cyclandelat, Ergotamin, Lisurid, Pizotifen, Acetylsalicylsäure,<br />

Naproxen <strong>und</strong> Magnesium [74]. Weitere aktuelle Arzneimittel sind Methysergid, Verapamil

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