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Status - Institut für angewandte Erkenntnistheorie und medizinische

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IFAEMM e. V. Modellprojekt Anthroposophische Medizin: Abschlussbericht Seite 285 von 534<br />

verbesserter Patienten bei Therapieende signifikant positiv; d. h. je weniger Patienten die<br />

strengen Ein- <strong>und</strong> Ausschlusskriterien erfüllten, um so größer war die Chance auf eine Verbesserung<br />

bei den aufgenommenen Patienten.<br />

Für drei Studien konnten aufgr<strong>und</strong> eines 12- bis 24-Monats-Follow-ups Prä-Post-Effektstärken<br />

<strong>für</strong> den Langzeitverlauf berechnet werden; diese waren weiterhin sehr hoch (1,9-2,6). Ein<br />

Langzeitvergleich mit einer „clinical management“- Kontrollgruppe war in einer randomisierten<br />

Studie möglich, dem National <strong>Institut</strong>e of Mental Health Treatment of Depression<br />

Collaborative Research Program [689]. In dieser Studie unterschied sich nach 18 Monaten der<br />

Anteil Patienten mit recovery von einer MDD-Episode zwischen den Interventionsgruppen (16<br />

Wochen Kognitive Verhaltenstherapie, Interpersonelle Therapie, Imipramin + clinical management)<br />

<strong>und</strong> der Kontrollgruppe (Placebo + clinical management) nicht signifikant. Ein wichtiges<br />

Ergebnis aus vier auswertbaren Studien stellt die Tatsache dar, dass bei nur 37% der<br />

Patienten, die ihre Therapie vollzogen, eine Verbesserung nach 12 bis 18 Monaten noch beobachtbar<br />

war; dies entspricht 29% der eingeschlossenen Patienten <strong>und</strong> nur 10% der ursprünglich<br />

gescreenten Patienten. In zwei Studien wurde der Anteil der Patienten untersucht,<br />

die nach der vorgeschriebenen Psychotherapie eine weitere Therapie wegen ihrer depressiven<br />

Störung in Anspruch nahmen; dieser Anteil betrug nach 12 bis 18 Monaten 28%, nach 24<br />

Monaten oder länger 50%.<br />

Diese Meta-Analyse zeigt einerseits im Einklang mit anderen Publikationen zur Psychotherapie<br />

bei Depression eine sehr hohe durchschnittliche Prä-Post-Effektstärke in den Interventionsgruppen.<br />

Andererseits erfahren nur die Hälfte der Patienten, die die vorgeschriebene Therapie<br />

vollziehen, eine deutliche Verbesserung ihrer depressiven Symptomatik. Auf alle gescreenten<br />

Patienten handelt es sich bei den Psychotherapie-Respondern um eine kleine Auslese, <strong>und</strong> im<br />

Langzeitverlauf wird auch bei der Mehrzahl der behandelten Patienten keine stabile Verbesserung<br />

erreicht. Psychotherapie vs. Antidepressiva bei depressiven Störungen<br />

Die Frage der bevorzugten Therapie bei Depression – Antidepressiva oder Psychotherapie oder<br />

eine Kombination beider Therapieformen – wird, insbesondere von Vertretern der beiden<br />

Therapieformen, seit Jahren kontrovers diskutiert [233,319,382,428,434]. Es gibt hierzu Meta-Analysen<br />

mit z. T. widersprüchlichen Ergebnissen [196,757].<br />

Die vier deutschen Fachgesellschaften <strong>für</strong> Psychotherapie sehen bei nicht-psychotischen Depressionen<br />

„die Indikation <strong>für</strong> eine psychotherapeutische oder psychopharmakologische Behandlung<br />

stark von persönlichen Präferenzen sowohl der Patienten als auch der einbezogenen<br />

Ärzte bzw. Therapeuten“ abhängig, während psychotische oder psychosegefährdete Patienten<br />

in jedem Fall einer medikamentösen antidepressiven Behandlung bedürfen [40]. Aus Sicht der<br />

Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft kann „jedes depressive Syndrom … mit<br />

Antidepressiva behandelt werden. Je schwerer das depressive Syndrom ist, desto eher muss an<br />

erster Stelle eine medikamentöse Behandlung mit einem Antidepressivum erfolgen… . Bei<br />

typisch phasenhaftem Auftreten ohne klare Psychogenese ist primär die Behandlung mit Antidepressiva<br />

indiziert“ [10].

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