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Status - Institut für angewandte Erkenntnistheorie und medizinische

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IFAEMM e. V. Modellprojekt Anthroposophische Medizin: Abschlussbericht Seite 281 von 534<br />

Vergleich zu einer tatsächlich unbehandelten Kontrollgruppe kann deshalb nicht ermittelt<br />

werden.<br />

Viele randomisierte Studien in Hausarztpraxen haben zudem Ausschlusskriterien, die – wie<br />

bereits oben dargestellt – die Generalisierbarkeit auf die Gesamtheit der Patienten mit Depression<br />

erschwert [506,549,641,697].<br />

Auch in primär<strong>medizinische</strong>n Settings werden Antidepressiva in den meisten [549] – aber<br />

nicht allen randomisierten Studien [455,696] – nach fixen Schemata angewandt, statt eine<br />

Dosisänderung <strong>und</strong> ggf. einen Präparatwechsel durch den Hausarzt zuzulassen.<br />

Somatische Behandlung depressiver Störungen: Meta-Analysen <strong>und</strong> Empfehlungen<br />

Meta-Analysen zeigen eine Kurzzeit-Wirksamkeit der Antidepressiva bei 85% der Patienten<br />

mit Major Depression, die Studien komplett durchlaufen, jedoch nur bei 45% der Patienten in<br />

Intention-to-treat-Analysen [256,382]. Nach anderen Zusammenstellungen sprechen die Hälfte<br />

bis drei Viertel der Patienten mit MDD auf trizyklische Antidepressiva an, während ein Viertel<br />

bis ein Drittel der mit Placebos behandelten Patienten eine vergleichbare Verbesserung erfahren.<br />

In etwa drei Viertel der auswertbaren randomisierten Studien waren trizyklische Antidepressiva<br />

gegenüber Placebo überlegen [25,188,828].<br />

In Meta-Analysen von Prä-Post-Effektstärken bei Depression [389,428] lagen diese in den<br />

Antidepressiva-Gruppen um 1,50-1,60, in den Placebogruppen um 1,00-1,10. In Meta-Analysen<br />

von Effektstärken <strong>für</strong> den Vergleich Antidepressiva vs. Placebo lagen diese<br />

dementsprechend bei durchschnittlich 0,50 [219,356] bzw. 0,43 [828]. Es gibt auch Meta-Analysen,<br />

die keine klinisch bedeutsame Überlegenheit der Antidepressiva-Gruppen gegenüber<br />

Placebo fanden, diese beschränken sich jedoch auf spezielle Fragestellungen: u. a. eine<br />

Meta-Analyse von 1992 von 22 dreiarmigen Studien mit alten Antidepressiva, neuen Antidepressiva<br />

<strong>und</strong> Placebo [293] <strong>und</strong> ein Cochrane-Review von neun Studien – davon sechs Publikationen<br />

aus den 1960er Jahren – mit Atropin als „aktivem“ Placebo, um Nebenwirkungen der<br />

Trizyklika nachzuahmen [541]. Allerdings kann nicht ohne weiteres von der Nichtwirksamkeit<br />

von Atropin als Kontrollbehandlung ausgegangen werden. In einer Studie wurde außerdem in<br />

der Kontrollgruppe die pharmakologisch keineswegs inaktive Substanz Phenobarbital verabreicht.<br />

Ein generelles Problem bei Meta-Analysen von Effektstärken bei Antidepressiva-Studien<br />

ist, dass dieses Maß sich nur bei einer kleineren Auswahl der Studien zu Antidepressiva<br />

berechnen lässt, was zu Selektionsbias <strong>und</strong> heterogenen Ergebnissen führen kann.<br />

Laut eines Cochrane-Review von 98 randomisierten Studien [267] ist die Wirksamkeit der<br />

serotoninselektiven <strong>und</strong> anderen neuen Antidepressiva bei MDD mit der von trizyklischen<br />

Antidepressiva gleichwertig (Effektstärke <strong>für</strong> den Vergleich: 0,04; 95%-KI -0,01 bis +0,08).<br />

Ein Cochrane-Review [83] verglich die Dropoutraten bei 136 randomisierten Studien zu verschiedenen<br />

Klassen von Antidepressiva bei Depression (in zwei Drittel der Studien Major<br />

Depression nach DSM-IV). Die Dropoutraten waren etwas niedriger bei Patienten, die mit<br />

serotoninselektiven Antidepressiva behandelt wurden, als bei Pantienten, die Imipramin oder<br />

Amitryptilin erhielten (Odds Ratio: 1,22; 95%-KI 1,11-1,34) bzw. Patienten, die mit neueren

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