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Status - Institut für angewandte Erkenntnistheorie und medizinische

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IFAEMM e. V. Modellprojekt Anthroposophische Medizin: Abschlussbericht Seite 280 von 534<br />

chotherapiepraxen die Ergebnisse beeinflussen: In einer klinischen Studie werden häufig Patienten<br />

von der Aufnahme ausgeschlossen, falls der Zielparameter <strong>für</strong> die depressive Symptomatik<br />

bei Studienaufnahme einen Schwellenwert unterschreitet. Dies führt zu einer homogenen<br />

Patientengruppe mit verhältnismäßig niedriger Streuung des betreffenden Zielparameters<br />

bei Studienaufnahme. Dagegen sind in Psychotherapiepraxen die Patientengruppen oft<br />

heterogen mit z. T. geringfügiger depressiver Symptomatik, da<strong>für</strong> bedeutsamer psychiatrischer<br />

Komorbidität. Als Ergebnis werden – bei vergleichbarer Verbesserung – in klinischen Studien<br />

höhere Effektstärken als in Patientengruppen aus der Praxis beobachtet.<br />

Der Vergleich von Behandlungsergebnissen nach Antidepressiva vs. Psychotherapie wird<br />

durch ihre unterschiedliche Auswertung erschwert. Studien zu Antidepressiva werden überwiegend<br />

mit Responderquoten ausgewertet. Diese geben typischerweise der Anteil der Patienten<br />

wieder, die Anhand von Hamilton Depression Scale eine 50%ige Verbesserung ihrer<br />

depressiven Symptomatik erfahren haben oder anhand von Clinical Global Impressions als<br />

deutlich gebessert klassifiziert werden [9]. Psychotherapiestudien hingegen werden meistens<br />

mit kontinuierlichen Zielvariablen – mit der Berechnung von Effektstärken (siehe oben) –<br />

ausgewertet.<br />

Seit Anfang der 1990er Jahre wurden viele randomisierte Studien zur Behandlung von Patienten<br />

mit depressiven Störungen in der hausärztlichen Praxis durchgeführt (über 80 Publikationen<br />

in Medline). Die erprobten Interventionen sind meistens Antidepressiva, einfache<br />

psychotherapeutische oder Gesprächsverfahren oder Qualitätssicherungsmaßnahmen. Solche<br />

Studien unterscheiden sich jedoch häufig hinsichtlich Diagnostik oder Therapie von den üblichen<br />

Praxisbedingungen:<br />

In randomisierten Studien in Hausarztpraxen wird oft bei jedem Patienten ein Psychiater<br />

oder Psychologe wiederholt hinzugezogen, um die Diagnose abzusichern <strong>und</strong> den Schweregrad<br />

<strong>und</strong> eventuelle Nebenwirkungen zu dokumentieren [88,165], in der hausärtzlichen<br />

Praxis erfolgt dies oft nur bei speziellen Problemen.<br />

In randomisierten Studien werden z. T. alle Patienten, die eine Praxis besuchen, im Hinblick<br />

auf depressive Störungen systematisch gescreent [641,677,762], was zwar wünschenswert<br />

erscheinen kann, der Praxisrealität jedoch nicht entspricht. Andererseits gibt<br />

auch ein Screeningverfahren keine ausreichende Garantie da<strong>für</strong>, dass die Teilnehmer einer<br />

Praxisstudie zu Depression repräsentativ <strong>für</strong> alle Praxispatienten mit Depression sind [555].<br />

Mehrere Studien wurden von den Autoren oder den Verfassern von Reviews als primärmedizinisch<br />

basiert bezeichnet; die Patienten wurden jedoch ganz oder teilweise durch<br />

geschulte Psychologen oder Fachärzte behandelt [88,137,831], deren Verfügbarkeit im<br />

Alltag oft beschränkt ist <strong>und</strong> eine Überweisung voraussetzt, weshalb in der Realität ein<br />

sek<strong>und</strong>äres Behandlungssetting erprobt wurde.<br />

Die meisten randomisierten Studien aus Hausarztpraxen vergleichen zwei oder mehrere<br />

Behandlungsinterventionen [549], da beim behandelnden Arzt eine reale Nichtbehandlungssituation<br />

ethisch <strong>und</strong> praktisch kaum durchführbar ist. Der Effekt der Prüftherapie im

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