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Status - Institut für angewandte Erkenntnistheorie und medizinische

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IFAEMM e. V. Modellprojekt Anthroposophische Medizin: Abschlussbericht Seite 271 von 534<br />

Beobachtungszeit von Wochen bis wenigen Monaten; es wurden nur wenige Studien in primär<strong>medizinische</strong>n<br />

Settings durchgeführt <strong>und</strong> es fehlen oft Daten zu relevanten Auswirkungen<br />

der behandelten Erkrankungen auf die Patienten (Lebensqualität, Funktionseinschränkungen).<br />

Die Studien zu physikalischen Therapien sind hinsichtlich Design heterogen <strong>und</strong> haben häufig<br />

widersprüchliche Ergebnisse, zu chirurgischen Interventionen gibt es nur ausnahmsweise<br />

randomisierte Vergleiche mit konservativer Therapie oder Nichtbehandlung. Für die medikamentöse<br />

Schmerzbehandlung der Wirbelsäulensyndrome fehlt ein Wirksamkeitsnachweis in<br />

kontrollierten Studien fast komplett.<br />

Die Effektstärken der Therapien betrugen <strong>für</strong> den Vergleich zu einer Nichtbehandlungssituation<br />

meistens ½-1 Standardabweichung [25,63,120,356,656,829], bei LWS-Syndrom wurden<br />

z. T. Effektstärken unter ½ SD ermittelt [795]. Nach Number-Needed-to-Treat-Analysen<br />

müssen zwischen drei Patienten (Triptane bei akuter Migräne, Antidepressiva bei Major Depression<br />

[25,244,245]) <strong>und</strong> acht Patienten (Antibiotika bei chronischer Sinusitis [543]) behandelt<br />

werden, damit ein Patient durch die Behandlung profitiert. Da es sich oft um Kurzzeiteffekte<br />

bei hoch selektierten, im Rahmen der Studie sorgfältig überwachten Patienten ohne<br />

bedeutsame Komorbidität handelt [63,258,353,656,656,815,829,841,884], gelten die Ergebnisse<br />

solcher Studien als das optimal Erreichbare. Bei gut belegten Therapien, wie der Pharmakotherapie<br />

<strong>und</strong> kognitiver Therapien <strong>für</strong> Depression wurden aufgr<strong>und</strong> der Ein- <strong>und</strong> Ausschlusskriterien<br />

allerdings nur 15%-30% aller Patienten mit der betreffenden Erkrankung in<br />

randomisierten Studien erfasst [841,884], weshalb die Wirksamkeit <strong>für</strong> die Mehrzahl der Patienten<br />

– die wegen abweichender Dauer oder Schweregrad der Erkrankung oder aufgr<strong>und</strong> von<br />

Komorbidität nicht aufgenommen wurden – nicht erwiesen wurde.<br />

Akzeptanz, Verbreitung, Effizienz, Sicherheit der Standardtherapien<br />

Viele Untersuchungen zeigen eine Kluft zwischen den Therapieempfehlungen der Leitlinien<br />

<strong>und</strong> ihrer Durchführung [323,357,468]. Es wurde erstens eine Unterdiagnostik u. a. von<br />

Angsterkrankungen [357], depressiven Störungen [142,226,437,486,799] <strong>und</strong> Migräne [490]<br />

festgestellt. Zweitens finden die Leitlinien nicht immer allgemeine Akzeptanz in der Ärzteschaft<br />

<strong>und</strong> werden oft wenig befolgt [323,468]. So wird eine Unterversorgung der erkrankten<br />

Bevölkerung u. a. bezüglich Antidepressiva, inhalativen Glucocorticoiden, migräneprophylaktischen<br />

Arzneimitteln <strong>und</strong> Psychotherapien beklagt [230,323,504]. Andererseits gibt es die<br />

Gefahr einer unkritischen Überdiagnostik <strong>und</strong> Überverschreibung von Arzneimitteln, z. B.<br />

Antidepressiva bei geringfügigen Störungen [411,533,562] oder Antiasthmatika bei Asthma<br />

niedrigeren Schweregrades, die <strong>für</strong> hohe Schweregrade vorbehalten werden sollten [269].<br />

Ein Gr<strong>und</strong> <strong>für</strong> Nicht- oder Unteranwendung von Arzneimitteln sind ihre Nebenwirkungen. Z. T.<br />

sind es häufig auftretende Nebenwirkungen (beispielsweise durch Betablocker zur Migräneprophylaxe<br />

[283]) oder durch Nichtsteroidale Antirheumatika bei HWS- oder LWS-Syndrom<br />

[132], die von Patienten nicht toleriert werden <strong>und</strong> zum Absetzen führen [352]. Z. T. handelt es<br />

sich um selten auftretende, jedoch gravierende, evtl. lebensbedrohliche Nebenwirkungen<br />

[74,209,283,604,833] oder die Unsicherheit hinsichtlich Spätnebenwirkungen

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