Status - Institut für angewandte Erkenntnistheorie und medizinische
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IFAEMM e. V. Modellprojekt Anthroposophische Medizin: Abschlussbericht Seite 26 von 534 Methoden – nach dem jeweiligen Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse in der jeweiligen Therapierichtung …” [18]. Das Modellprojekt Anthroposophische Medizin war Bestandteil des ‚Modellprojekts Naturheilverfahren’ der IKK Hamburg, das zusätzlich Homöopathie, Akupunktur und Neuraltherapie umfasst. Die wissenschaftliche Begleitung des Modellprojekts Naturheilverfahren wurde durchgeführt vom Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitsökonomie, Universitätsklinikum Charité Humboldt-Universität zu Berlin (Leitung Prof. Dr. med. Stefan N. Willich). Die Evaluation des Teilprojekts Anthroposophische Medizin wurde durchgeführt vom Institut für angewandte Erkenntnistheorie und medizinische Methodologie e. V. in Freiburg / Bad Krozingen (IFAEMM, Leitung Dr. med. Helmut Kiene). Die hier vorgestellte Studie ‚Basisevaluation zum Modellprojekt Anthroposophische Medizin‘ mit Zusatz- und Folgestudien wurde vom IFAEMM, Abteilung für klinische Forschung (Projektkoordination Harald J. Hamre) in Zusammenarbeit mit dem Institut für Sozialmedizin, Charité durchgeführt. 3.2.5 Weitere Modellprojekte zu Anthroposophischer Medizin Während des Modellprojekts Anthroposophische Medizin der IKK-Hamburg wurden zwei weitere Modellprojekte zu Anthroposophischer Medizin durchgeführt: ein Modellprojekt der Deutschen BKK (ehemals BKK-POST) von 01.07.1999 bis 31.12.2003 und ein Modellprojekt der Betriebskrankenkasse des Bundesverkehrsministeriums (BKK-BVM) von 01.01.2000 bis 31.12.2003. Die wissenschaftliche Begleitevaluation dieser zwei Modellprojekte wurde vom IFAEMM durchgeführt; die zwei Krankenkassen beteiligten sich während der Dauer ihrer Modellprojekte an der Studie ‚Basisevaluation zum Modellprojekt Anthroposophische Medizin‘. 3.2.6 Besondere Vorbedingungen für die wissenschaftliche Evaluation des Modellprojekts Anthroposophische Medizin Für die wissenschaftliche Evaluation des Modellprojekts Anthroposophische Medizin gab es mehrere besondere Vorbedingungen: Es handelt sich um ein komplexes Therapiesystem, bei dem unterschiedliche nicht-medikamentöse und medikamentöse Maßnahmen gleichzeitig oder zeitlich abwechselnd verabreicht werden. Die anthroposophischen Therapien werden oft zusammen mit anderen, u. a. konventionellen („schulmedizinidschen“) Therapien verabreicht. Die anthroposophischen Therapien erstrecken sich oft über mehrere Monate. Es sollte eine Evaluation sowohl von Nutzen, Notwendigkeit als auch Wirtschaftlichkeit stattfinden. Es gab fast keine Vorstudien zu den erprobten Therapieverfahren, trotz ihrer Anwendung seit 75 Jahren. Das Indikationsgebiet der anthroposophischen Therapien war im Rahmen des Modellprojekts nicht eingeschränkt.
IFAEMM e. V. Modellprojekt Anthroposophische Medizin: Abschlussbericht Seite 27 von 534 Ein Wirksamkeitsnachweis durch Randomisierung schien nicht möglich. Auf die letzten zwei Punkte sei im Folgenden eingegangen: Unbeschränktes Indikationsgebiet für die anthroposophischen Therapieverfahren Wie bereits oben beschrieben, erstreckt sich das Indikationsgebiet für die Anthroposophische Medizin im Allgemeinen und für die Heileurythmie über alle Gebiete der Medizin. Auch für die Anthroposophische Kunsttherapie und für die Rhythmische Massage sind breite Indikationsgebiete beschrieben. Dementsprechend war das Indikationsgebiet für das Modellprojekt Anthroposophische Medizin nicht auf spezielle Diagnosen beschränkt, sondern die zu evaluierenden Indikationen umfassten „solche Erkrankungsformen…, bei denen eine Heilung oder Linderung durch spezifisches therapeutisches Ansprechen von potenziell noch vorhandenen Selbstordnungs- bzw. Selbstheilungskapazitäten zu erwarten ist“ [270]. Randomisierte Studie nicht durchführbar Für die wissenschaftliche Evaluation des Modellprojekts Anthroposophische Medizin kann eine randomisierte kontrollierte Studie – vom Bundesausschuss der Ärzte und Krankenkassen als höchste Evidenzstufe klassifiziert [148] – aus verschiedenen Gründen nicht realisiert werden: Die Randomisierung (Bildung von anders behandelten oder unbehandelten Kontrollgruppen nach dem Zufallsprinzip) findet wenig Akzeptanz unter Anthroposophischen Ärzten. Gerade aus der anthroposophischen Ärzteschaft wurde und wird, aufgrund ethischer und methodologischer Probleme, wiederholt gegen die Forderung von randomisierten Studien für den Wirksamkeitsnachweis, argumentiert [143,151,416,420,514]. Die Randomisierung findet auch bei Patienten, die Anthroposophische Medizin aufsuchen, wenig Akzeptanz. In einer anderen von unserer Arbeitsgruppe durchgeführten Therapiestudie waren nur 3% von 714 Patienten, die Anthroposophische Ärzte aufgesucht hatten, gewillt, sich im Rahmen einer klinischen Studie randomisieren zu lassen [317]. Grund für diese Ablehnung ist die starke Therapiepräferenz der Patienten; in der erwähnten Studie hatten 95% der Patienten eine Präferenz für Anthroposophische Medizin [317]. Das Modellprojekt beinhaltete die Kostenerstattung der zu erprobenden Therapieformen bei allen Versicherten der Krankenkasse. Diese Bedingung ist mit einer Randomisierung inhaltlich nicht zu vereinen, da diese zur Folge hätte, dass einer signifikanten Untergruppe der Versicherten die Therapien des Modellprojekts vorenthalten werden müsste. Wartelistenrandomisierungen (die Zufallszuteilung von Patienten auf einer Warteliste zu entweder sofortiger Behandlung oder Behandlung nach einer Wartezeit) wären nur bei wenigen der in Frage kommenden Indikationen möglich. Die zu erprobende ambulante „ärztliche Versorgung … mittels Anthroposophischer Medizin” [270] ist ein komplexes, multimodales Therapieverfahren, das ärztliche Gespräche,
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Ein Wirksamkeitsnachweis durch Randomisierung schien nicht möglich.<br />
Auf die letzten zwei Punkte sei im Folgenden eingegangen:<br />
Unbeschränktes Indikationsgebiet <strong>für</strong> die anthroposophischen Therapieverfahren<br />
Wie bereits oben beschrieben, erstreckt sich das Indikationsgebiet <strong>für</strong> die Anthroposophische<br />
Medizin im Allgemeinen <strong>und</strong> <strong>für</strong> die Heileurythmie über alle Gebiete der Medizin. Auch <strong>für</strong> die<br />
Anthroposophische Kunsttherapie <strong>und</strong> <strong>für</strong> die Rhythmische Massage sind breite Indikationsgebiete<br />
beschrieben. Dementsprechend war das Indikationsgebiet <strong>für</strong> das Modellprojekt<br />
Anthroposophische Medizin nicht auf spezielle Diagnosen beschränkt, sondern die zu evaluierenden<br />
Indikationen umfassten „solche Erkrankungsformen…, bei denen eine Heilung oder<br />
Linderung durch spezifisches therapeutisches Ansprechen von potenziell noch vorhandenen<br />
Selbstordnungs- bzw. Selbstheilungskapazitäten zu erwarten ist“ [270].<br />
Randomisierte Studie nicht durchführbar<br />
Für die wissenschaftliche Evaluation des Modellprojekts Anthroposophische Medizin kann<br />
eine randomisierte kontrollierte Studie – vom B<strong>und</strong>esausschuss der Ärzte <strong>und</strong> Krankenkassen<br />
als höchste Evidenzstufe klassifiziert [148] – aus verschiedenen Gründen nicht realisiert werden:<br />
Die Randomisierung (Bildung von anders behandelten oder unbehandelten Kontrollgruppen<br />
nach dem Zufallsprinzip) findet wenig Akzeptanz unter Anthroposophischen Ärzten.<br />
Gerade aus der anthroposophischen Ärzteschaft wurde <strong>und</strong> wird, aufgr<strong>und</strong> ethischer <strong>und</strong><br />
methodologischer Probleme, wiederholt gegen die Forderung von randomisierten Studien<br />
<strong>für</strong> den Wirksamkeitsnachweis, argumentiert [143,151,416,420,514].<br />
Die Randomisierung findet auch bei Patienten, die Anthroposophische Medizin aufsuchen,<br />
wenig Akzeptanz. In einer anderen von unserer Arbeitsgruppe durchgeführten Therapiestudie<br />
waren nur 3% von 714 Patienten, die Anthroposophische Ärzte aufgesucht hatten,<br />
gewillt, sich im Rahmen einer klinischen Studie randomisieren zu lassen [317]. Gr<strong>und</strong> <strong>für</strong><br />
diese Ablehnung ist die starke Therapiepräferenz der Patienten; in der erwähnten Studie<br />
hatten 95% der Patienten eine Präferenz <strong>für</strong> Anthroposophische Medizin [317].<br />
Das Modellprojekt beinhaltete die Kostenerstattung der zu erprobenden Therapieformen<br />
bei allen Versicherten der Krankenkasse. Diese Bedingung ist mit einer Randomisierung<br />
inhaltlich nicht zu vereinen, da diese zur Folge hätte, dass einer signifikanten Untergruppe<br />
der Versicherten die Therapien des Modellprojekts vorenthalten werden müsste. Wartelistenrandomisierungen<br />
(die Zufallszuteilung von Patienten auf einer Warteliste zu entweder<br />
sofortiger Behandlung oder Behandlung nach einer Wartezeit) wären nur bei wenigen<br />
der in Frage kommenden Indikationen möglich.<br />
Die zu erprobende ambulante „ärztliche Versorgung … mittels Anthroposophischer Medizin”<br />
[270] ist ein komplexes, multimodales Therapieverfahren, das ärztliche Gespräche,