Status - Institut für angewandte Erkenntnistheorie und medizinische

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03.06.2013 Aufrufe

IFAEMM e. V. Modellprojekt Anthroposophische Medizin: Abschlussbericht Seite 12 von 534 wachsenen Patienten kamen aus allen Sozialschichten, hatten aber im Vergleich zum Durchschnitt der Bevölkerung einen höheren Schul- und Bildungsabschluss und einen gesünderen Lebensstil hinsichtlich Alkohol- und Tabakkonsum; auch waren sie seltener übergewichtig als in der Bevölkerung. Bezüglich wichtiger sozialmedizinischer Indikatoren wie Erwerbslosigkeit, Niedrigverdienst und Alleinlebend unterschieden sich die erwachsenen Patienten jedoch nicht vom Durchschnitt in Deutschland. Die häufigsten Krankheitsbilder waren psychische Erkrankungen (Depression, Angststörungen und Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätssyndrom), Wirbelsäulenerkrankungen, Kopfschmerzsyndrome und Asthma. Die Patienten waren vor Beginn der anthroposophischen Therapien schon lange krank gewesen – im Durchschnitt seit 6½ Jahren. Im Schnitt erhielten die Patienten 12 Therapieeinheiten Heileurythmie, Kunsttherapie oder Rhythmische Massage. Außerdem kamen bei vier von fünf Patienten Anthroposophische Arzneimittel zur Anwendung. Anthroposophische Ärzte wenden zwar auch Schulmedizin an, im ersten Halbjahr der Studie lief jedoch bei zwei Drittel der Patienten die anthroposophische Therapie ohne eine schulmedizinische Standardtherapie für die betreffende Erkrankung. Der Umfang relevanter nichtanthroposophischer Begleittherapien und Gesundheitsleistungen im ersten Studienjahr wurde mit dem Vorjahr verglichen; hierbei zeigten sich hinsichtlich Arztbesuche, Kuraufenthalte, Operationen, physikalischer Therapien, Ergotherapien, Heilpraktikerbesuche, nichtanthroposophischer Arzneitherapien sowie Arbeitsunfähigkeitstage keine signifikanten Veränderungen. Lediglich die Anzahl der Psychotherapieeinheiten nahm um 1 Einheit pro Patient zu, dagegen verringerte sich die Anzahl der Krankenhaustage um 2 Tage pro Patient. Während der ersten drei Monate nach Studienaufnahme – in diesem Zeitraum begann die anthroposophische Therapie – verbesserten sich Krankheitsbeschwerden und Lebensqualität merkbar. Die Besserung war ausgeprägt und kein Zufallsbefund, sie verstärkte sich sogar im Langzeitverlauf, obwohl die Therapie im Schnitt nur 4 Monate dauerte. Außerdem war die Verbesserung bei allen Studientherapien, in allen Altergruppen und bei praktisch allen analysierten diagnostischen Untergruppen in ähnlicher Ausprägung beobachtbar. Bis zu 85% der Patienten erfuhren eine Besserung ihrer Beschwerden. Dementsprechend war die Zufriedenheit der Patienten mit der Therapie hoch: Auf einer Skala von 0 (sehr unzufrieden) bis 10 (sehr zufrieden) lag sie im Durchschnitt bei 8 Punkten. Nebenwirkungen durch Heileurythmie, Kunsttherapie oder Rhythmische Massage traten selten auf (bei 3% der Patienten) und führten bei nur drei Patienten zu einem Abbruch der Therapie. Im Kapitel 5 Kostenanalyse wird die Entwicklung der Behandlungskosten der Patienten der Basisevaluation dargestellt. Verglichen wurden die Kosten im Jahr vor Studienaufnahme mit den Kosten im ersten Jahr nach der Studienaufnahme. Untersucht wurden direkte Kosten (anthroposophische Therapien, ärztliche Behandlung, Psychotherapie, Arzneimittel, physikalische Therapie, Ergotherapie, Krankenhaus- und Kurbehandlung) und indirekte Kosten (Lohnfortzahlung, Krankengeld).

IFAEMM e. V. Modellprojekt Anthroposophische Medizin: Abschlussbericht Seite 13 von 534 Im ersten Studienjahr betrugen die Kosten für die Modellprojektleistungen Heileurythmie, Anthroposophische Kunsttherapie, Rhythmische Massage und Anthroposophisch-ärztliche Leistungen (490 € pro Patient) weniger als ein Fünftel der Gesamtbehandlungskosten (3484 € pro Patient). Trotz der dazugekommenen Kosten dieser Therapien sind die Gesamtbehandlungskosten nicht gestiegen, sondern im Vergleich zum Vorjahr – durch Verminderung der Krankenhaustage – sogar leicht gesunken (um 152 € pro Patient). Im Kapitel 6 Zusatzevaluation Depression wird über eine Zusatzuntersuchung zur Basisevaluation berichtet: In die Zusatzevaluation Depression kamen 97 erwachsene Patienten der Basisevaluation, die vorab festgelegte Kriterien für eine behandlungsbedürftige depressive Störung erfüllten. Bezüglich des Schweregrads der depressiven Symptomatik (beurteilt durch die Allgemeine Depressionsskala – Langform) waren diese Patienten weniger beeinträchtigt als Patienten mit schwerer Depression (Major Depression); hinsichtlich der psychischen Aspekte der gesundheitsbezogenen Lebensqualität (SF-36-Fragebogen zum Gesundheitszustand) waren sie jedoch stärker beeinträchtigt als Personen mit Major Depression. Die 97 depressiv erkrankten Patienten wurden überwiegend mit Anthroposophischer Kunsttherapie (42 Patienten) und Heileurythmie (36 Patienten) behandelt. Psychotherapie und konventionelle Antidepressiva kamen im ersten Studienjahr bei jeweils einem Drittel der Patienten zur Anwendung; diese Inanspruchnahme war aber im Vergleich zum Vorjahr nicht verändert. In den ersten 3 bis 6 Monaten nach Studienaufnahme zeigten sich starke Besserungen von Krankheitsbeschwerden und Lebensqualität. Im Langzeitverlauf erfuhr knapp die Hälfte der Patienten eine 50%ige Verminderung der bei Studienaufnahme bestehenden depressiven Symptomatik; dieser Anteil liegt höher als in entsprechenden Langzeitstudien zur Psychotherapie bei Depression. Im Kapitel 7 Zusatzevaluation LWS-Syndrom wird über einen prospektiven Systemvergleich Anthroposophische Medizin vs. Schulmedizin berichtet. Verglichen wurden 44 Patienten der Basisevaluation und 50 Patienten aus schulmedizinisch ausgerichteten Arztpraxen in Berlin. Alle Patienten litten seit mindestens 6 Wochen an Kreuzschmerzen; Diagnosen waren Skoliose, Bandscheibenerkrankungen und Lendenwirbelsäulen-Syndrom (LWS-Syndrom). Die 44 Patienten aus der Basisevaluation erhielten überwiegend Heileurythmie (33 Patienten) und Rhythmische Massage (8 Patienten). In der schulmedizinischen LWS-Kontrollgruppe verdoppelte sich im ersten Studienjahr im Vergleich zum Vorjahr die Anteile der Patienten, die Schmerzmittel (Analgetika bzw. Nicht-steroidale Antirheumatika) anwendeten von 36% auf 60% bzw. von 31% auf 76% der Patienten, wohingegen diese Inanspruchnahme bei den LWS-Patienten der Basisevaluation konstant auf niedrigem Niveau blieb (15%21% bzw. 12%12% der Patienten). In beiden Gruppen hatten jeweils zwei Drittel der Patienten im Vorjahr und im ersten Jahr nach Studienaufnahme physikalische Therapien.

IFAEMM e. V. Modellprojekt Anthroposophische Medizin: Abschlussbericht Seite 12 von 534<br />

wachsenen Patienten kamen aus allen Sozialschichten, hatten aber im Vergleich zum Durchschnitt<br />

der Bevölkerung einen höheren Schul- <strong>und</strong> Bildungsabschluss <strong>und</strong> einen gesünderen<br />

Lebensstil hinsichtlich Alkohol- <strong>und</strong> Tabakkonsum; auch waren sie seltener übergewichtig als<br />

in der Bevölkerung. Bezüglich wichtiger sozial<strong>medizinische</strong>r Indikatoren wie Erwerbslosigkeit,<br />

Niedrigverdienst <strong>und</strong> Alleinlebend unterschieden sich die erwachsenen Patienten jedoch nicht<br />

vom Durchschnitt in Deutschland.<br />

Die häufigsten Krankheitsbilder waren psychische Erkrankungen (Depression, Angststörungen<br />

<strong>und</strong> Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätssyndrom), Wirbelsäulenerkrankungen, Kopfschmerzsyndrome<br />

<strong>und</strong> Asthma. Die Patienten waren vor Beginn der anthroposophischen<br />

Therapien schon lange krank gewesen – im Durchschnitt seit 6½ Jahren. Im Schnitt erhielten<br />

die Patienten 12 Therapieeinheiten Heileurythmie, Kunsttherapie oder Rhythmische Massage.<br />

Außerdem kamen bei vier von fünf Patienten Anthroposophische Arzneimittel zur Anwendung.<br />

Anthroposophische Ärzte wenden zwar auch Schulmedizin an, im ersten Halbjahr der Studie<br />

lief jedoch bei zwei Drittel der Patienten die anthroposophische Therapie ohne eine schul<strong>medizinische</strong><br />

Standardtherapie <strong>für</strong> die betreffende Erkrankung. Der Umfang relevanter nichtanthroposophischer<br />

Begleittherapien <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsleistungen im ersten Studienjahr wurde<br />

mit dem Vorjahr verglichen; hierbei zeigten sich hinsichtlich Arztbesuche, Kuraufenthalte,<br />

Operationen, physikalischer Therapien, Ergotherapien, Heilpraktikerbesuche, nichtanthroposophischer<br />

Arzneitherapien sowie Arbeitsunfähigkeitstage keine signifikanten Veränderungen.<br />

Lediglich die Anzahl der Psychotherapieeinheiten nahm um 1 Einheit pro Patient zu, dagegen<br />

verringerte sich die Anzahl der Krankenhaustage um 2 Tage pro Patient.<br />

Während der ersten drei Monate nach Studienaufnahme – in diesem Zeitraum begann die anthroposophische<br />

Therapie – verbesserten sich Krankheitsbeschwerden <strong>und</strong> Lebensqualität<br />

merkbar. Die Besserung war ausgeprägt <strong>und</strong> kein Zufallsbef<strong>und</strong>, sie verstärkte sich sogar im<br />

Langzeitverlauf, obwohl die Therapie im Schnitt nur 4 Monate dauerte. Außerdem war die<br />

Verbesserung bei allen Studientherapien, in allen Altergruppen <strong>und</strong> bei praktisch allen analysierten<br />

diagnostischen Untergruppen in ähnlicher Ausprägung beobachtbar. Bis zu 85% der<br />

Patienten erfuhren eine Besserung ihrer Beschwerden. Dementsprechend war die Zufriedenheit<br />

der Patienten mit der Therapie hoch: Auf einer Skala von 0 (sehr unzufrieden) bis 10 (sehr<br />

zufrieden) lag sie im Durchschnitt bei 8 Punkten. Nebenwirkungen durch Heileurythmie,<br />

Kunsttherapie oder Rhythmische Massage traten selten auf (bei 3% der Patienten) <strong>und</strong> führten<br />

bei nur drei Patienten zu einem Abbruch der Therapie.<br />

Im Kapitel 5 Kostenanalyse wird die Entwicklung der Behandlungskosten der Patienten der<br />

Basisevaluation dargestellt. Verglichen wurden die Kosten im Jahr vor Studienaufnahme mit<br />

den Kosten im ersten Jahr nach der Studienaufnahme. Untersucht wurden direkte Kosten<br />

(anthroposophische Therapien, ärztliche Behandlung, Psychotherapie, Arzneimittel, physikalische<br />

Therapie, Ergotherapie, Krankenhaus- <strong>und</strong> Kurbehandlung) <strong>und</strong> indirekte Kosten<br />

(Lohnfortzahlung, Krankengeld).

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