Acrobat Distiller, Job 4 - Universität Tübingen

2. Sitzung
Aktuelle Therapieoptionen II
Samstag 11:30 – 12:30
Beeinflusst visuelles Restitutionstraining den absoluten Gesichtsfeldausfall bei
Hemianopsie?
J. Reinhard, S. Trauzettel-Klosinski, A. Schreiber, U. Schiefer
Universitäts-Augenklinik Tübingen
Fragestellung:
Eine Gesichtsfelderweiterung durch Restitutionstraining bei Hemianopsie ist in der Literatur
beschrieben worden. 1 Unklar ist, inwieweit diese tatsächlich vorhanden oder durch Änderungen
des Fixationsverhaltens vorgetäuscht wird. Unser Ziel war es, unter Ausschaltung von Fixationsartefakten
das zentrale Gesichtsfeld, sowie das Fixations- und das Leseverhalten vor und nach
einer halbjährlichen Trainingsphase zu untersuchen.
Material und Methoden:
Wir untersuchten 17 Patienten mit seit mehr als einem Jahr bestehenden homonymen Gesichtsfeldausfällen
am Scanning-Laser-Ophthalmoskop (SLO) mit Hilfe einer speziell entwickelten
Mikroperimetrie 2,3 . An 241 Testorten pro Auge wurde im zentralen Gesichtsfeldbereich bis zu
10° Exzentrizität der absolute Gesichtsfeldausfall mit 0,5° Ortsauflösung vermessen. Durch die
SLO-Methodik konnten Artefakte durch Augenbewegungen ausgeschaltet werden. Ebenfalls am
SLO wurden das Leseverhalten durch Einblenden von Lesetexten sowie das Fixationsverhalten
untersucht.
Ergebnisse:
Bei 15 Patienten konnte die Grenze des absoluten Gesichtsfeldausfalls bestimmt werden, ein
Patient wurde wegen Hirnblutungen aus der Studie ausgeschlossen, ein Patient gab widersprüchliche
Angaben. Bei keinem der Patienten wurde eine homonyme Verlagerung der Ausfallsgrenze
nach dem Training beobachtet. Die Lesegeschwindigkeit von Zeitungstext verbesserte sich geringfügig
von 103±45 auf 113±50 Wörter pro Minute. Das Fixationsverhalten änderte sich bei 7
Augen, bei einem Auge wurde es nach Training ruhiger, bei 6 Augen traten nach Training verstärkt
Sakkaden in das hemianope Halbfeld auf.
Diskussion:
Der absolute Gesichtsfeldausfall bleibt durch das Training unbeeinflusst. Bei 6 Augen wurde
eine unruhigere Fixation nach Training beobachtet, die beschriebenen Trainingserfolge 1 lassen
sich durch Fixationseinflüsse allein jedoch nicht erklären, sondern sind am ehesten auf Aufmerksamkeitssteigerungen
oder adaptive kortikale Prozesse zurückzuführen.
1Kasten
E, Wüst S, Behrens-Baumann W, et al. Computer-based training for the treatment of partial blindness. Nat
Med 1998;4:1083–1087.
2
Trauzettel-Klosinski S, Reinhard J. The vertical field border in hemianopia and its significance for fixation and
reading. Invest Ophthalmol Vis Sci 1998;39:2177–2186.
3
Reinhard J, Trauzettel-Klosinski S. Nasotemporal overlap of retinal ganglion cells in humans: a functional study.
Invest Ophthalmol Vis Sci 2003;44:1568–1572.
19