Botnanger Anzeiger - Pressebüro Tommasi
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<strong>Botnanger</strong><br />
Seite 2 <strong>Anzeiger</strong><br />
Nr. 1 / 04. 01. 2013<br />
GHV lädt zum Vortrag mit Astronaut Ulf Merbold<br />
„Haben die Erde nur geliehen”<br />
Anfang Dezember hatte der Gewerbeund<br />
Handelsverein Botnang zu einem<br />
Vortragsabend mit Ulf Merbold ins Bürgerhaus<br />
eingeladen. Merbold berichtete<br />
dem interessierten Publikum über seine<br />
Reisen ins All.<br />
„Wenn einer eine Reise tut, dann kann er<br />
was erzählen”. In diesem Zitat aus „Urians<br />
Reise um die Welt” von Matthias Claudius<br />
steckt viel Wahrheit. Wenn einer eine Reise<br />
in den Weltraum macht, hat er noch<br />
weit mehr zu erzählen. Vor allem kann er<br />
Dinge erzählen, die außer ihm bisher nur<br />
ein ganz kleiner Teil der Menschheit erlebt<br />
hat. Ulf Merbold, der seit einigen Jahren in<br />
Botnang wohnt, ist einer dieser wenigen,<br />
die die Welt schon einmal von oben gesehen<br />
haben.<br />
Als die Deutsche Forschungs- und Versuchsanstalt<br />
für Luft- und Raumfahrt 1977<br />
nach Experimantatoren für das Raumlabor<br />
Spacelab gesucht hat, hatte sich der Physiker<br />
wie 2.000 andere Wissenschaftler beworben.<br />
„Meine Frau hat damals gemeint,<br />
die werden gerade auf die warten”, erinnerte<br />
sich Merbold. Das Auswahlverfahren<br />
ging fast ein Jahr und am Ende waren Merbold,<br />
der Schweizer Claude Nicollier und<br />
der Niederländer Wubbo Ockels übrig geblieben.<br />
Alle drei bereiteten sich gemeinsam<br />
auf die Teilnahme am ersten Flug des<br />
Spacelab vor. Im Herbst 1982 fiel die Wahl<br />
dann endgültig auf Merbold. Ein Jahr später<br />
ging es für ihn mit dem Space-Shuttle<br />
zum ersten Mal ins Weltall. Zwei weitere<br />
Flüge ins All sollten folgen - der erste 1992<br />
Ulf Merbold ist überzeugt, dass auf dem Mon eine<br />
Raumstation gebaut wird<br />
Zum Vortrag mit Ulf Merbold (linkes Bild) waren zahlreiche <strong>Botnanger</strong> in den Saal<br />
des Bürgerhauses gekommen<br />
mit der Raumfähre Discovery und der<br />
zweite 1994 zur Raumstation Mir.<br />
Bei seinen Flügen ins All hat Merbold die<br />
unterschiedlichsten wissenschaftlichen<br />
Experimente durchgefüht. „Meine Arbeit<br />
bestand darin, im All Fragen zu beantworten,<br />
die sich auf der Erde gestellt haben”,<br />
erläuterte der Wissenschaftler. Bei seinem<br />
ersten Spacelab-Flug hätten die Wissenschaftler<br />
an Bord 200 Experimente aus<br />
den verschiedensten Bereichen<br />
durchgeführt,<br />
darunter zahlreiche Experimente,<br />
die sich mit der<br />
Schwerelosigkeit auseinandergesetzt<br />
haben. Aber<br />
auch die Beobachtung<br />
der Erde gehörte zum Arbeitspensum.<br />
Anhand von<br />
beeindruckenden Bildern<br />
machte Merbold die Verschmutzung<br />
der Atmosphäre<br />
über bewohnten<br />
Gebieten sichtbar, zeigte<br />
wie sich die Wasserstände<br />
des Tschadsee und<br />
des Aralsee im Verlauf<br />
von rund 20 Jahren dramatisch<br />
verändert haben<br />
und ließ die Besucher einen<br />
Blick aus dem All auf<br />
die Alpen werfen.<br />
Das Shuttle umrunde die<br />
Erde in 90 Minuten, erläutert<br />
Merbold. Jedem<br />
Astronauten werde dadurch<br />
sehr bewusst, wie<br />
klein der Himmelkörper<br />
ist, auf dem wir leben. Der<br />
Blick auf die Erde mache auch deutlich,<br />
wie zebrechlich und schützenswert unser<br />
Lebensraum ist. „Wir müssen uns immer<br />
wieder vor Augen führen, dass wir die Erde<br />
nur von unseren Kindern und Enkeln<br />
ausgeliehen haben”, so Merbold.<br />
In einer anschließenden Fragerunde klärte<br />
Merbold die Besucher unter anderem auch<br />
darüber auf, wie Astronauten eigentlich<br />
schlafen. In der Schwerelosigkeit müsse<br />
man sich im Bett anschnallen, so der Wissenschaftler.<br />
Im Shuttle habe es für die<br />
Astronauten Schlafkojen mit Schiebetüren<br />
gegeben, auf der Mir habe sich jeder einfach<br />
einen Platz gesucht, wo er seinen<br />
Schlafsack über Nacht festgebunden hat.<br />
Nach der Rückkehr auf die Erde sei alles<br />
sehr schnell wieder normal. Der Weg<br />
zurück sei im Shuttle aber ein ganz anderer<br />
als in der Sojuskapsel. Beim Shuttle sei<br />
es eine recht sanfte Landung, bei der Sojuskapsel<br />
gleiche sie einem Auffahrunfall.<br />
Zur Zukunft der Raumfahrt erklärte der<br />
Physiker, dass seiner Ansicht nach wieder<br />
Flüge zum Mond gemacht und dort auch<br />
eine Raumstation gebaut werde. Dies sei<br />
nötig, um Erfahrungen für einen Flug zum<br />
Mars zu sammeln. „Die Jüngeren hier im<br />
Saal werden es noch erleben”, zeigte sich<br />
Merbold überzeugt.<br />
Der GHV-Vorsitzende Dr. Mattias Oechsner<br />
bedankte sich bei Merbold am Ende<br />
für den sehr interessanten Vortrag. Er sei<br />
bekennender Science-Fiction-Fan, aber<br />
Science so vorgetragen wie heute sei auch<br />
ohne Fiction extrem spannend.<br />
Text/Fotos: <strong>Tommasi</strong>