03.06.2013 Aufrufe

Bilen Asgodom, m.A., mTd - Coaching heute

Bilen Asgodom, m.A., mTd - Coaching heute

Bilen Asgodom, m.A., mTd - Coaching heute

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Die Zeitschrift aus der <strong>Asgodom</strong> Coach Akademie<br />

Frühjahr 2013 – mit training <strong>heute</strong> und speaking <strong>heute</strong><br />

Managerin der <strong>Asgodom</strong> Coach Akademie<br />

<strong>Bilen</strong> <strong>Asgodom</strong>, m.A., <strong>mTd</strong><br />

GEWICHT: Schluss mit dem Abnehm-Terror. Stress macht dick<br />

PsyCHoTHEraPEuTEn bangen um die Freiheit ihres Berufes<br />

ZEITmanaGEmEnT: Warum unpünktliche Menschen eigentlich pünktlich sind


Willkommen<br />

Die Zukunft von „<strong>Coaching</strong> <strong>heute</strong>“:<br />

Ihre Initiative ist gefragt!!!<br />

Liebe Leserin, lieber Leser,<br />

vielleicht haben Sie es noch gar nicht gemerkt. Aber wünschen würd ich’s<br />

mir schon, dass Sie die letzten Wochen immer wieder mal gedacht haben<br />

„Ja, sag mal, die neue <strong>Coaching</strong> <strong>heute</strong> ist noch gar nicht gekommen?“ Um<br />

ehrlich zu sein: Wir haben eine kleine Denkpause benötigt.<br />

Einmal weil die beiden Ausbildungsgänge an der „<strong>Asgodom</strong> Coach Akademie“<br />

begonnen haben und wir jede Menge Arbeit hatten. Aber auch,<br />

weil wir uns überlegt haben, wie es mit unserem Internet-Magazin weitergehen<br />

kann, zu dem wir ständig weitere Interessenten und immer wieder<br />

begeistertes Feedback bekommen.<br />

Sie wissen, dass Siegfried Brockert und ich seit vier Jahren „<strong>Coaching</strong><br />

<strong>heute</strong>“ kostenlos zum Lesen bereitstellen. Entstanden ist es 2009 aus den<br />

<strong>Coaching</strong>-Briefen, die wir zuvor gegen eine kleine Abo-Gebühr herausgebracht<br />

hatten. Anfangs hatten wir gedacht, dass wir das Projekt „<strong>Coaching</strong><br />

<strong>heute</strong>“ mit der Bereitstellung von Seiten für andere Coaches finanzieren<br />

könnten, aber das hat so nicht geklappt.<br />

Nach vier Jahren müssen wir uns jetzt entscheiden:<br />

l „Leisten“ wir uns „<strong>Coaching</strong> <strong>heute</strong>“ weiter als „Hobby“ und „Mission“<br />

z.B. für Positive Psychologie und stecken noch mehr eigene Werbung hinein,<br />

damit es sich für uns „lohnt“ (eher unwahrscheinlich)?<br />

l Geben wir das Projekt ganz auf, da es uns doch viel Zeit und auch<br />

finanziellen Aufwand kostet (wäre superschade)?<br />

l Finden wir einen Weg, im Internet eine stark abgespeckte, einfachere<br />

Version anzubieten, mit weniger Inhalt und kaum Grafikaufwand (wäre<br />

eine denkbare Möglichkeit).<br />

l Oder ist eine genügend große Zahl unter unseren mehr als 3000 Leser/innen<br />

bereit, für eine regelmäßige Veröffentlichung von Themen rund<br />

um Coachen und Weiterbildung ab diesem Sommer eine Abogebühr zu<br />

Editorial<br />

Sabine <strong>Asgodom</strong> ist Trägerin des<br />

Verdienstkreuzes der Bundesrepublik<br />

Deutschland.<br />

Sie ist Certified Speaking Professional<br />

(CSP) der Global Speakers<br />

Federation (GSF), anerkannt als<br />

Professional Member der GSA<br />

(German Speakers Association,<br />

www.germanspeakers.org) und<br />

ist Mitglied der GSA Hall of Fame<br />

(HoF).<br />

Haben Sie schon unseren kostenlosen<br />

Newsletter abonniert?<br />

Hier können Sie sich anmelden:<br />

http://www.asgodom.de/news/<br />

newsletter/<br />

<strong>Coaching</strong> <strong>heute</strong> - Sabine <strong>Asgodom</strong>s<br />

Magazin für <strong>Coaching</strong> und<br />

Positive Psychologie - monatlich<br />

kostenlos auf www.coaching<strong>heute</strong>.de<br />

Der erste Ausbildungsgang zum<br />

Zertifizierten <strong>Asgodom</strong>-Coach<br />

läuft zur Zeit. Zweiter Ausbildungsgang<br />

ab Juni 2013. Noch<br />

sind Anmeldungen möglich.<br />

Mehr Information bei www.asgodom.de/asgodom-coach-akademie/akademie-ausbildungen/<br />

Die Ausbildungen an der <strong>Asgodom</strong><br />

Coach Akademie GmbH:<br />

Berufsausbildung zum Zertifizierten<br />

<strong>Asgodom</strong> Coach<br />

Kompaktausbildung: Führungskraft<br />

als Coach<br />

Weiterbildung im „Lösungsorientierten<br />

Kurzcoaching” (LOKC)<br />

Seminar „Vom Trainer zum<br />

Speaker”<br />

20. - 23. Juni 2013 in Bad Gögging.<br />

Infos auf www.asgodom.de<br />

– Frühjahr 2013<br />

Zurück zum Inhalt


ezahlen? Und wir könnten jemanden einstellen, der uns in der<br />

Redaktionsarbeit unterstützt.<br />

Sie können sich vorstellen, dass uns die Entscheidung extrem<br />

schwer fällt. Und deshalb haben wir ein bisschen mehr Zeit zum<br />

Nachdenken gebraucht. Wir sind an Ihrer Meinung interessiert:<br />

Wollen Sie „<strong>Coaching</strong> <strong>heute</strong>“ in der jetzigen Form behalten? Oder<br />

eher News im Internet lesen? Wenn Sie die Lektüre von „<strong>Coaching</strong><br />

<strong>heute</strong>“ für informativ und unterhaltend finden, die Beiträge<br />

für sich persönlich oder für Ihren Beruf als Anregung und Unterstützung<br />

verstehen, würden Sie Geld in ein verträgliches Jahresabo<br />

investieren?<br />

Schreiben Sie uns unter redaktion@coaching-<strong>heute</strong>.de!<br />

In diesem Heft finden Sie wieder eine Menge Informationen rund<br />

um das Thema Weiterbildung und <strong>Coaching</strong>. Wir stellen Ihnen<br />

die frischgebackene „Master in Training and Development“ <strong>Bilen</strong><br />

<strong>Asgodom</strong> und ihre Ausbildung an der Uni Salzburg vor (ab Seite<br />

6). Meine Tochter organisiert und betreut die Ausbildungskurse<br />

an der <strong>Asgodom</strong> Coach Akademie. Ihre Masterarbeit dreht sich<br />

um das Thema „Töchter in der Unternehmensnachfolge“. Warum<br />

sie das bloß interessiert?<br />

Einer der Lehrcoaches der Coach Akademie, Markenexperte Jon<br />

Christoph Berndt, weist in dieser Ausgabe auf die Bedeutung der<br />

Positionierung für Coaches hin (ab Seite 10).<br />

Und in einem Sonderteil „Dickmacher“ beschäftigen wir uns<br />

mit der Frage, warum Stress dick macht „Abnehmen ist noch<br />

schwerer als ich“ (ab Seite 18). Ab Seite 21 finden Sie einen Text<br />

zum Thema Positive Psychologie und Gewicht.<br />

Ab Seite 26 beschreibt der Psychologe und Coachkollege Roland<br />

Kopp-Wichmann, warum Zuspätkommer eigentlich superpünktlich<br />

sind (und wir anderen es nur nicht merken).<br />

Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen und fröhliche Ostern.<br />

Ihre<br />

Sabine <strong>Asgodom</strong>, CSP,<br />

Herausgeberin <strong>Coaching</strong>-<strong>heute</strong><br />

Inhalt:<br />

Wenn Themen Sie interessieren,<br />

klicken Sie auf die Seitenzahl<br />

Editorial<br />

02 Editorial<br />

04 Des Menschen Wille ist sein Himmelreich<br />

06 Töchter in der Unternehmens-Nachfolge<br />

Stark im kommen, aber noch nicht<br />

richtig angekommen.<br />

09 <strong>Asgodom</strong> Coach Akademie<br />

Erste Stimmen aus der <strong>Asgodom</strong><br />

Coach Akademie<br />

10 aus der <strong>Asgodom</strong> Coach Akademie<br />

Fragen an die Lehr-Coaches der <strong>Asgodom</strong><br />

Coach Akademie (Teil 1)<br />

Jon Christoph Berndt<br />

12 DICKMACHER<br />

13 BASTA!<br />

Nicht essen sondern stressen MACHT<br />

DICK<br />

18 „Abnehmen ist noch schwerer als<br />

ich“<br />

Humor ist wichtiger als Disziplin<br />

20 Beim Abnehmen muss der Mund<br />

weit geöffnet sein – und es muss so<br />

viel mehr gelacht – werden<br />

21 Positive Psychologie und Gewicht<br />

Seelische Dickmacher.<br />

Seelische Dünnmacher.<br />

24 Pflichtlektüre<br />

Ein neues <strong>Coaching</strong>-Buch<br />

26 Zeitmanagement<br />

Warum unpünktliche Menschen<br />

eigentlich pünktlich sind. Denn ständige<br />

Unpünktlichkeit hat ganz andere<br />

Ursachen.<br />

Impressum:<br />

<strong>Coaching</strong>-<strong>heute</strong> erscheint bei <strong>Asgodom</strong><br />

Live®, Prinzregentenstr. 85, 81675 München,<br />

Tel: 089 982 47 49 0, Fax: 089 982<br />

47 49 8, redaktion@asgodom.de, www.<br />

asgodom.de.<br />

Herausgeberin und v.i.S.d.P.:<br />

Sabine <strong>Asgodom</strong>, CSP.<br />

Redaktion: Siegfried Brockert, Dipl.Psych.<br />

(Chefredakteur),<br />

Moni Jonza (Managerin <strong>Asgodom</strong> Live),<br />

Philipp Brockert (Gestaltung).<br />

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, Weiterverbreitung<br />

nur mit schriftlicher Erlaubnis<br />

der Herausgeberin und der namentlich<br />

genannten Autoren. Die elektronische<br />

Archivierung der Inhalte zu Ihrem persönlichen<br />

Gebrauch ist erlaubt.<br />

Die Redaktion kann trotz sorgfältiger Recherchen<br />

und Überprüfung der zugrunde<br />

liegenden Quellen keine Gewähr für den<br />

Inhalt übernehmen. Jegliche Haftung für<br />

aus der Berichterstattung entstandene<br />

Schäden ist ausgeschlossen.<br />

Coverfoto: © <strong>Asgodom</strong>Live<br />

– Frühjahr 2013<br />

Zurück zum Inhalt


Eine Lektion fürs<br />

Coachen hat Sabine<br />

<strong>Asgodom</strong> kürzlich<br />

von einem sieben<br />

Monate alten Täufling<br />

bekommen. Hier<br />

ihre Gedanken zum<br />

„Luisa-Phänomen“.<br />

DEs mEnsCHEn WIllE<br />

IsT sEIn HImmElrEICH!<br />

Ich habe neulich ein kleines Wunder<br />

erlebt. Ich durfte bei der Taufe<br />

eines kleinen Mädchens dabei<br />

sein, Luisa. Mehr als zehn Jahre<br />

hatten ihre Eltern sich bemüht, ein Kind<br />

zu bekommen. Viel Hoffnung, viel Enttäuschung.<br />

Die medizinische Kunst wurde in Anspruch<br />

genommen. Die Zeit war nicht<br />

immer leicht für das Paar. Einige Bekannte<br />

schüttelten den Kopf. Einige dachten<br />

vielleicht: „Warum können Menschen<br />

ihr Schicksal nicht einfach annehmen?<br />

Niemand hat ein Anrecht auf ein Kind.“<br />

Einige stimmten vielleicht stumm zu.<br />

Ich machte mir auch Gedanken darüber:<br />

Stimmt das?<br />

Ist diese Einstellung vernünftig oder ist<br />

sie zynisch?<br />

Was soll man der Frau und dem Mann<br />

sagen, die nicht bereit sind zu akzeptieren,<br />

dass sie vielleicht niemals ein Kind<br />

haben werden?<br />

Es hat sich beim Wort „Schicksal annehmen“<br />

leicht nicken, wenn man selber<br />

Kinder hat. Ich blieb unsicher und<br />

hoffte und bangte mit den liebenswerten<br />

Eltern. Ich drückte die Daumen. Tröstete,<br />

wenn es wieder einmal eine Enttäuschung<br />

gab.<br />

Und dann wurde dieses kleine, zauberhafte<br />

Mädchen geboren. Eben das, das<br />

neulich getauft wurde. Ich konnte mich<br />

nicht sattsehen an diesem kleinen Wunder-Geschöpf.<br />

Luisa war während der<br />

Taufzeremonie ganz aufmerksam, sie<br />

schaute sich in der Kirche ruhig um,<br />

freute sich an den bunten Kirchenfenstern.<br />

Zwischendurch strahlte sie ihre<br />

Eltern an, reagierte selig auf die wunderschöne<br />

Orgelmusik und wippte mit<br />

den Beinchen, als wir sangen. Und ihre<br />

Eltern leuchteten von Innen.<br />

Am Taufstein, in den Armen ihrer Patentante,<br />

schaute das Baby die Pastorin, als<br />

diese mit ihr sprach, ganz ruhig und aufmerksam<br />

an. Sie verzog keine Miene, als<br />

sie sanft mit ihrem Namen angeredet und<br />

ihr das Wasser drei Mal übers Köpfchen<br />

getropft wurde. Dann lächelte Luisa ihren<br />

achtjährigen Cousin an, der bei der Zeremonie<br />

helfen durfte. Warmes Glück.<br />

Wer wollte in diesem Moment bezweifeln,<br />

dass es nicht alle Mühen wert gewesen<br />

war, alle Plage und alle schlaflosen<br />

Des Menschen Wille<br />

Nächte, damit dieses kleine Geschöpf geboren<br />

werden konnte? Es ist was es ist,<br />

sagt die Liebe.<br />

Was hat diese Geschichte mit Coaches<br />

und Coachen zu tun? Hat sie überhaupt<br />

etwas damit zu tun?<br />

Ich glaube ja.<br />

Ich habe wieder einmal eine Lektion gelernt:<br />

Nicht das, was ich für richtig halte,<br />

ist für das Coachen wichtig, sondern<br />

das, was meine Klienten sich wünschen.<br />

„Des Menschen Wille ist sein Himmelreich“,<br />

heißt es in der Bibel. Und niemand,<br />

weder Kirche noch Coach, darf<br />

sich über den Wunsch von Menschen<br />

erheben oder sich anmaßen, besser zu<br />

wissen, was für jemanden gut ist.<br />

Ich glaube ich weiß jetzt, warum ich immer<br />

schon eine Skepsis beim Begriff „Das<br />

Thema hinter dem Thema“ gehegt habe.<br />

Sprich, der Lehre, dass der Coach dem<br />

Klienten entlockt, was sich wirklich hinter<br />

seinen Wünschen, sprich hinter seinem<br />

Thema verbirgt. Ich fand das immer<br />

schon ein bisschen besserwisserisch, ein<br />

therapeutischer Ansatz, der dem Coach<br />

nicht zusteht (außer ein Klient kommt<br />

genau mit diesem Auftrag).<br />

– Frühjahr 2013<br />

Zurück zum Inhalt<br />

© Mr. Sister - Fotolia.com


Im „Lösungsorientierten Kurzcoaching“<br />

(LOKC®) helfen wir jedenfalls<br />

Menschen, Klarheit über ihre Situation<br />

zu bekommen, Perspektiven zu entwickeln,<br />

Konsequenzen zu betrachten und<br />

Lösungen für ihre Wünsche zu finden.<br />

Aber wir maßen uns nicht an, die „wirklichen“<br />

Gründe herauskitzeln zu wollen.<br />

„Was steckt wirklich dahinter, dass Sie<br />

erfolgreich werden wollen? Haben Sie<br />

vielleicht ein Selbstwertproblem…?“<br />

Stopp!<br />

Nein.<br />

Was es ist<br />

Coaches sind nach meiner Auffassung<br />

Dienstleister für Lösungsfindung, keine<br />

Bohrtrupps im Unbewussten. Und<br />

schon gar keine Besserwisser.<br />

Deshalb ist es mir auch so wichtig, in der<br />

Ausbildung zum „Zertifizierten <strong>Asgodom</strong><br />

Coach“ meinen Teilnehmer/innen<br />

immer wieder auf den Weg zu geben:<br />

„Folgt während des Coachens nicht Eurem<br />

eigenen <strong>Coaching</strong>-Plan, entwickelt<br />

kein Ziel für eure Klienten. Sondern seid<br />

mit Eurer ganzen Aufmerksamkeit bei<br />

den Menschen. Bereitet fokussiert und<br />

Es ist Unsinn sagt die Vernunft.<br />

Es ist was es ist sagt die Liebe.<br />

Es ist Unglück sagt die Berechnung.<br />

Es ist nichts als Schmerz sagt die Angst.<br />

Es ist aussichtslos sagt die Einsicht.<br />

Es ist was es ist sagt die Liebe.<br />

Es ist lächerlich sagt der Stolz.<br />

Es ist leichtsinnig sagt die Vorsicht.<br />

Es ist unmöglich sagt die Erfahrung.<br />

Es ist was es ist sagt die Liebe.<br />

Erich Fried<br />

konzentriert den Raum dafür, dass Eure<br />

Klienten ihre Wünsche formulieren und<br />

ihre Lösungen finden.“<br />

Wer als Coach ein eigenes Ziel verfolgt,<br />

und sei es noch so sehr von gutem Willen<br />

gesteuert, verpasst leicht die wichtigen<br />

Hinweise, die die Klienten im Gespräch<br />

geben. Coachen ist kein Rennen um die<br />

beste Lösung, sondern ein Ballspiel: Der<br />

Klient wirft, der Coach fängt auf, wirft<br />

zurück, fängt wieder auf…<br />

Danke, kleines Mädchen<br />

Des Menschen Wille<br />

Deswegen muss alle Aufmerksamkeit auf<br />

den Menschen zielen, was er sagt, wie er<br />

guckt, wie er reagiert, wann die Augen<br />

leuchten… - nicht auf die Methode. Methoden<br />

sind hilfreiche Impulse, Menschen<br />

zum Nachdenken, zum Reden,<br />

zum Formulieren und zur Kreativität<br />

zu bringen. Doch der Taktgeber ist der<br />

Klient. Sein Wunsch ist der Auftrag. Sein<br />

Handeln der Maßstab.<br />

Im Grunde kann diese Erkenntnis eine<br />

Riesenerleichterung für Coaches sein.<br />

Nein, Ihr müsst keine Lösung für Eure<br />

Klienten entwickeln. Ihr steht deshalb<br />

auch nicht unter Erfolgsdruck. Ihr steht<br />

Menschen bei, die mit einer Lösung<br />

„schwanger gehen“, eben diese eigenen<br />

Lösungen zu erkennen, formulieren zu<br />

können und in Handlungsstrategien einfließen<br />

zu lassen.<br />

Ihr seid lediglich Geburtshelfer für<br />

Ideen, wie es Sokrates in der „Mäeutik“<br />

beschrieben haben soll (wir wissen nur<br />

durch Platon davon, da Sokrates nichts<br />

aufgeschrieben hat). Sokrates soll dies<br />

Hebammenkunst genannt haben. Dabei<br />

geht es darum, die richtigen Fragen zu<br />

stellen, zuzuhören und den anderen zu<br />

eigener Einsicht zu geleiten, ihm also zu<br />

helfen, Ideen zu „gebären“. Der Philosoph<br />

kannte sich aus – seine Mutter war<br />

Hebamme von Beruf.<br />

Und da schließt sich der Kreis vom „sokratischen<br />

Dialog“ zum Luisa-Phänomen.<br />

Danke, kleines Mädchen.<br />

– Frühjahr 2013<br />

Zurück zum Inhalt


TöCHTEr In DEr<br />

unTErnEHmEnsnaCHfolGE<br />

sTark Im kommEn.<br />

abEr noCH nICHT rICHTIG<br />

anGEkommEn<br />

<strong>Bilen</strong> <strong>Asgodom</strong>, Managerin der <strong>Asgodom</strong> Coach Akademie,<br />

hat eine der ersten Studien über Frauen in der Unternehmensnachfolge<br />

vorgelegt. Fazit: Töchter sind die stille – und oftmals viel zu stille –<br />

Führungsreserve der deutschen Wirtschaft. Aber selbst innerhalb der<br />

Familie wird ihr Leistungsvermögen nicht hinreichend estimiert.<br />

<strong>Bilen</strong>, du hast gerade ein<br />

zweites Universitätsstudium<br />

abgeschlossen. Zum M.A.<br />

in Geschichte und Spanisch<br />

an der Universität München<br />

kommt jetzt ein MTD der<br />

Universität Salzburg hinzu:<br />

Master of Training and Development.<br />

Das klingt gut, will<br />

aber erklärt werden. Wo haben<br />

die Ausbildungsschwerpunkte<br />

gelegen?<br />

Der Master of Training and<br />

Development begreift sich<br />

als universitäre Trainerausbildung.<br />

Die Ausbildungsschwerpunkte<br />

liegen im<br />

Bereich Personal- und Organisationsentwicklung<br />

in<br />

Theorie und Praxis. Und in<br />

der Persönlichkeitsbildung<br />

der Teilnehmer. Besonders<br />

diesen Aspekt schätze ich,<br />

neben den tollen fachlichen<br />

Erfahrungen im Bereich<br />

Moderation, <strong>Coaching</strong> und<br />

Training sehr. Ich habe viel<br />

über mich und das Verhalten<br />

von Gruppen und in Gruppen<br />

gelernt und mich weiterentwickelt.<br />

Und ich kann<br />

das, was ich im Studium<br />

(über mich) erfahren habe,<br />

zum Beispiel das Vorgehen<br />

im Projektmanagement,<br />

auch beruflich umsetzen.<br />

Als Abschluss hast du eine<br />

wissenschaftliche Arbeit über<br />

Erbnachfolge in deutschen<br />

Unternehmen geschrieben.<br />

Was war das wichtigste Ergebnis?<br />

Gibt es zwischen<br />

Männern und Frauen bei<br />

der Übernahme eines familieneigenen<br />

Unternehmens<br />

Chancengleichheit? Oder<br />

werden Frauen hier über das<br />

allgemeinübliche Maß diskriminiert<br />

und bei der Erbnachfolge<br />

nicht einmal in Betracht<br />

gezogen?<br />

Da es sich bei meiner Arbeit<br />

um eine explorative Studie<br />

mit einem kleinen Kreis von<br />

befragten Töchtern handelt,<br />

fällt es schwer, solch eine<br />

allgemeingültige Aussage<br />

zu treffen. Ich habe sowohl<br />

Töchter gefunden, die bewusst<br />

nicht übernehmen<br />

wollten als auch Töchter,<br />

die nicht für die Nachfolge<br />

in Betracht gezogen worden<br />

waren.<br />

Zieht man den Stand der<br />

Forschung zu diesem Thema<br />

hinzu, kann man feststellen,<br />

dass es in vielen Unternehmerfamilien<br />

bis <strong>heute</strong> die<br />

Ansicht gibt, dass der erstgeborene<br />

Sohn die Firma übernehmen<br />

wird, dass die Kinder<br />

in diesem Sinne erzogen<br />

werden, oft auch unbewusst,<br />

und die Töchter im Sinne<br />

von Chancengleichheit bereits<br />

von Kindesbeinen an<br />

diskriminiert werden.<br />

Gibt es Einblick in die Motive,<br />

warum Frauen von der Erb-<br />

Unternehmens-Nachfolge<br />

folge ausgeschlossen werden?<br />

Ist es Willkür, Absicht oder<br />

ein „Das war schon immer<br />

so“, das Frauen von unternehmerischer<br />

Verwirklichung<br />

fernhält?<br />

Es ist sicherlich eine Mischung<br />

von allen genannten<br />

Aspekten. Wir leben nun<br />

einmal in einer patriarchalisch<br />

geprägten Kultur und<br />

Wirtschafts-Kultur, die natürlich<br />

auch vor dem Leben<br />

in einer Unternehmerfamilie<br />

nicht halt macht. Übrigens<br />

diskriminiert diese Kultur<br />

der Primogenitur, wie man<br />

die Erbfolge durch den erstgeborenen<br />

Sohn nennt, auch<br />

diesen selbst – denn der Anspruch<br />

verhindert durchaus<br />

auch seine freie Lebensgestaltung<br />

und schränkt ihn<br />

ein.<br />

Wie zufrieden – oder besser<br />

wohl: wie unzufrieden – sind<br />

– Frühjahr 2013<br />

Zurück zum Inhalt


Frauen mit der Tatsache, dass in<br />

aller Regel vom Vater auf den Sohn<br />

vererbt wird – meist den ältesten<br />

Sohn –, und die anderen Kinder<br />

werden abgefunden oder müssen<br />

sich abfinden?<br />

Die von mir befragten Töchter<br />

waren zum Großteil nicht generell<br />

unzufrieden mit ihrer Situation.<br />

Entweder, weil sie im Nachhinein<br />

ihren Frieden mit der Entscheidung<br />

des Vaters gemacht hatten.<br />

Oder aber – und das war eines<br />

der Ergebnisse meiner Untersuchung,<br />

das ich so nicht erwartet<br />

hatte – weil Sie es bereits während<br />

ihres Aufwachsens als Befreiung<br />

gesehen hatten, das Unternehmen<br />

nicht übernehmen zu müssen.<br />

Wenn die Töchter sich aber auf<br />

die Meta-Ebene begeben – wenn<br />

sie also nicht nur das eigene Leben<br />

betrachten und bewerten,<br />

sondern sich generell über Geschlechter-GerechtigkeitGedanken<br />

machen, geschieht etwas Unerwartetes:<br />

Alle Töchter nehmen<br />

es als Benachteiligung war, von<br />

vornherein nicht für die Erbnachfolge<br />

in Betracht gezogen<br />

worden zu sein, weil sie „nur” die<br />

Tochter sind. Wie aber bereits erwähnt,<br />

sehen sie jedoch auch ihre<br />

Brüder, die zum Teil in die Rolle<br />

des Nachfolgers gedrängt wurden,<br />

in einer bestimmten Weise<br />

benachteiligt.<br />

Ich denke also, dass die Diskussion<br />

über familieninterne Nachfolge<br />

weiter gefasst werden kann – kreisend<br />

um die Frage, wie man seinen<br />

Kindern Platz zur Entfaltung<br />

lassen und sie dennoch mit dem<br />

Wunsch vertraut machen kann,<br />

die Nachfolge anzutreten.<br />

Ein weiteres Thema ist, wie man<br />

als Eltern, die ein Unternehmen<br />

übergeben, damit umgeht, falls die<br />

Nachfolge durch die Kinder/das<br />

Kind nicht gewünscht wird. Von<br />

den Schwierigkeiten im tatsächlichen<br />

Nachfolgeprozess nicht zu<br />

sprechen.<br />

Mit welchen Argumenten werden<br />

Mädchen von der Unternehmensnachfolge<br />

ferngehalten?<br />

Einen interessanten Aspekt stellte<br />

in meiner Untersuchung die Meinung<br />

eines Vaters dar, der seiner<br />

Tochter die Strapazen ersparen<br />

wollte, die mit der Führung eines<br />

Unternehmens verbunden wären.<br />

Ein weiteres genanntes Argument<br />

war auch die Überzeugung, dass<br />

die Tochter als Frau für die Leitung<br />

des Unternehmen nicht geeignet<br />

sei.<br />

Die Töchter übrigens, die sich gegen<br />

den Einstieg in die Firma entschieden<br />

hatten, argumentierten<br />

mir gegenüber mit dem Wunsch,<br />

etwas eigenes aufzubauen und<br />

ein anderes Leben zu führen als<br />

es ihre Eltern getan hatten. Auch<br />

dies ein Aspekt, der im Umgang<br />

der Eltern mit dem eigenen Nachfolgewunsch<br />

Beachtung finden<br />

müsste.<br />

Sind das wirklich belastbare, haltbare<br />

Argumente? Die Entscheidung,<br />

dass es wieder ein Kronprinz<br />

und wieder nicht die Kronprinzessin<br />

ist, fällt ja wohl in jungen Jahren.<br />

Da werden die Jungen systematisch<br />

auf den Unternehmerberuf<br />

hin erzogen und die Töchter eben<br />

nicht auf die Übernahme des Familienunternehmens<br />

vorbereitet. Und<br />

wenn die Erziehung dann Früchte<br />

trägt, erscheint es nur als logisch,<br />

wenn die Jungs sich als besser qualifiziert<br />

für das Führungskräfte und<br />

Unternehmerdasein erweisen. Es<br />

wird also schon in der Babywiege<br />

der Lebensweg gebahnt. Machen<br />

die heutigen Töchter da eigentlich<br />

alle mit?<br />

Ich denke, dass das Bewusstsein<br />

für diese Art der Diskriminie-<br />

Unternehmens-Nachfolge<br />

modul <strong>Coaching</strong> und Beratung<br />

im lehrgang Master in<br />

Training and Development an<br />

der University of Salzburg Business<br />

School (smBs)<br />

1. Beratung<br />

1.1 Beratung und Beratungsentwicklung<br />

Ziele von Beratung<br />

Kognitionen im Umfeld von Beratung<br />

Anforderungen an BeraterInnen<br />

1.2 Beratung als Setting<br />

1.3 Beratung als Prozess sozialer Einflussnahme<br />

Umgang mit Problemen<br />

Diskrepante Erfahrungen<br />

Macht in der Beratung<br />

Macht der Diagnose<br />

Manipulation<br />

1.4 Interpersonale Wahrnehmung in der Beratung<br />

und Stereotype und Erwartungen in der<br />

Beratung<br />

Attributionsirrtümer<br />

Starre Stereotype<br />

1.5 Basisverhalten und methodischer Hintergrund<br />

der Interventionen<br />

Personenzentrierte Gesprächsführung<br />

Lerntheorien<br />

2. supervision<br />

Definition Supervision<br />

Gegenstand der Supervision<br />

Basiskonzeption der Supervision<br />

Qualifikation SupervisorIn<br />

Organisationsunabhängige Supervision -<br />

Organisationssupervision – Organisationsberatung<br />

Supervisionssettings<br />

Supervision - Arbeitsfelder<br />

Historische Entwicklung der Supervision<br />

Tradition der Supervision in Österreich<br />

Gesetzliche Grundlagen von Supervision<br />

3. <strong>Coaching</strong><br />

3.1 Begriffsklärung, Definition, Hintergrund Entwicklungsphasen<br />

des <strong>Coaching</strong>s<br />

<strong>Coaching</strong> und Psychotherapie<br />

<strong>Coaching</strong> und Supervision<br />

<strong>Coaching</strong> und Training<br />

3.2 Qualifikation & Kompetenzen<br />

Psychosoziale Kompetenzen<br />

(Betriebs-)Wirtschaftliche Kompetenzen<br />

Persönliche Kompetenz<br />

– Frühjahr 2013<br />

Zurück zum Inhalt


Spicken Sie<br />

doch mal!<br />

€ 17,99 [D]<br />

ISBN 978-3-466-30935-1<br />

Sabine <strong>Asgodom</strong> lüftet das<br />

Geheimnis ihrer erfolgreichen<br />

<strong>Coaching</strong>-Arbeit: Anhand packender<br />

Beispiele stellt sie ihre besten<br />

<strong>Coaching</strong>-Übungen aus dem Life-<br />

und Business-<strong>Coaching</strong> vor, die die<br />

Leser sofort für sich und andere<br />

umsetzen können – in der Familie,<br />

unter Freunden, im Beruf. Deutlich<br />

wird dabei, dass Highspeed-<br />

<strong>Coaching</strong> keine gut gemeinten<br />

Lösungen überstülpt, sondern zu<br />

Eigenverantwortung anregt.<br />

Vom Alternativrad bis zum<br />

Stärkenprofil, vom Ärger-<br />

Management bis zum Mäuseschritt-Prinzip<br />

– eine Fundgrube<br />

für alle, die beruflich und privat<br />

weiterkommen oder andere<br />

bei der Suche eigener Lösungsansätze<br />

unterstützen wollen.<br />

www.koesel.de Sachbücher & Ratgeber Psychologie & Modernes Leben<br />

rung bei den heutigen Töchtern<br />

viel größer ist. Auch wenn ich das<br />

aus meiner Untersuchung nicht<br />

bestätigen kann, da die Nachfolgeprozesse<br />

schon viele Jahre zurücklagen,<br />

habe ich das Gefühl,<br />

dass viele Töchter heutzutage offensiver<br />

ihren Anspruch auf die<br />

Nachfolge formulieren.<br />

Wobei es sicherlich auch noch<br />

zahlreiche Fälle gibt, in denen<br />

Töchter, unbewusst beeinflusst<br />

durch die Familienbotschaft<br />

„Sohn = Nachfolger“, gar keinen<br />

Gedanken an die Nachfolge verschwenden<br />

– wie mir zwei der<br />

jüngeren Frauen aus meiner Studie<br />

erklärt haben.<br />

Es gibt einen Bundesverband Junger<br />

Unternehmer. Gibt es auch den<br />

Bundesverband Junger Unternehmerinnen?<br />

Soweit ich weiß, nicht. Und das<br />

finde ich auch gut. Denn ich bin<br />

nicht der Meinung, dass eine<br />

Separation förderlich für die<br />

Überwindung von Geschlechterdifferenzen<br />

in der Wirtschaft ist.<br />

Denn es kann aus meiner Sicht ja<br />

nur darum gehen, die bestehende<br />

Arbeitswelt gemeinsam gerechter<br />

für Frauen und Männer zu machen.<br />

Und übrigens ist die Vorsitzende<br />

des Bundesverbandes derzeit<br />

eine Frau.<br />

Wo liegen die typischen Arbeitsfelder<br />

für Absolventen der Salzburg<br />

Business School?<br />

Die Arbeitsfelder für Absolventen<br />

des Master of Training and Development<br />

liegen meinem Verstehen<br />

nach in den Bereichen Personal-<br />

und Organisationsentwicklung,<br />

sei es als angestellte Trainer, Personalentwickler<br />

oder als selbstständige<br />

Berater, Coaches etc.<br />

Aber auch Führungskräfte profitieren<br />

von der Ausbildung. n<br />

Unternehmens-Nachfolge<br />

3.3 Funktionen von <strong>Coaching</strong><br />

Funktion als Personalentwicklungsform im<br />

Managementbereich<br />

Personalentwicklung für Sozialmanager<br />

Personalentwicklung für Freiberufler<br />

Funktion als Dialogform im Beruf<br />

3.4 Ziele von <strong>Coaching</strong><br />

Steigerung der beruflichen Qualifikation<br />

Entwicklung selbstgestaltender Potentiale im<br />

Beruf<br />

3.5 Anlässe von <strong>Coaching</strong><br />

Krisen als Anlass<br />

Individuelle Krisen<br />

Kollektive Verbesserungen<br />

3.6 Themen von <strong>Coaching</strong><br />

Allgemeine thematische Akzente<br />

Themen auf individueller Ebene<br />

Themen auf Beziehungsebene<br />

Themen auf Systemebene<br />

3.7 Thematische Akzente bei unterschiedlichen<br />

Funktions- und Feldgruppen<br />

Akzente bei Managern<br />

Akzente bei Sozialmanagern<br />

Akzente bei Freiberuflern<br />

3.8 Art und Settings des <strong>Coaching</strong>s<br />

Organisationsexternes <strong>Coaching</strong><br />

Organisationsinternes <strong>Coaching</strong><br />

Vorgesetzten-<strong>Coaching</strong><br />

Einzel-<strong>Coaching</strong><br />

Gruppen-<strong>Coaching</strong><br />

Team-<strong>Coaching</strong><br />

Projekt-<strong>Coaching</strong><br />

Ablauf-Phasen <strong>Coaching</strong><br />

4. Beratungsrelevante<br />

sozialpsychologische und andere<br />

psychologische Ansätze<br />

Was ist Sozialpsychologie<br />

Attributionstheorie<br />

Theorie sozialer Vergleichprozesse<br />

Einstellung und Einstellungsänderung<br />

Dissonanztheorie<br />

Modifikation der Dissonanztheorie<br />

Reaktanztheorie, Assimilations- und Kontrasttheorie<br />

Yale – Ansatz zur Einstellungsänderung<br />

Elaboration Likelihood Modell<br />

Die Korrespondenzhypothese vs.<br />

Pseudo-Inkonsistenz<br />

Die Korrespondenzhypothese<br />

Die Theorie des geplanten Verhaltens<br />

Übersicht: relevante sozialpsychologische<br />

Theorien für den Beratungsprozess<br />

– Frühjahr 2013<br />

Zurück zum Inhalt


… aus der <strong>Asgodom</strong> Coach Akademie<br />

Aus der<br />

<strong>Asgodom</strong> Coach Akademie<br />

18 Teilnehmer und Teilnehmerinnen haben im Januar 2013<br />

den ersten Lehrgang zum „Zertifizierten <strong>Asgodom</strong>-Coach“<br />

an der <strong>Asgodom</strong> Coach Akademie begonnen. Hier einige<br />

Eindrücke nach den ersten drei Präsenzseminaren:<br />

„Die <strong>Coaching</strong> Ausbildung von und mit Sabine <strong>Asgodom</strong> ist einfach<br />

einzigartig. Soviel Spaß und gleichzeitig Tiefgang gibt es sicherlich<br />

in keiner anderen <strong>Coaching</strong> Ausbildung”.<br />

Mag. Andrea Steffal, Wien<br />

„Wer Sabine <strong>Asgodom</strong> bei Vorträgen erlebt hat, oder ihre Bücher<br />

kennt, AHNT vielleicht wie diese Powerfrau als Ausbilderin ihr<br />

Können vermittelt. Wer so wie ich die Chance hat an ihrem Ausbildungsseminar<br />

teilnehmen zu können, ERLEBT ein Feuerwerk<br />

an Impulsen dieses Profis. Sabine <strong>Asgodom</strong> öffnet uns Teilneh-<br />

SucHen SIe eIne coacH-auSBIlDunG?<br />

Die zweite Ausbildung zum professionellen Coach beginnt im Juni<br />

2013. Wenn Sie Interesse daran haben, schicken Sie eine Mail an<br />

info@asgodom.de. Auf der Homepage der <strong>Asgodom</strong> Coach Akademie<br />

(www.asgodom-coach-akademie.de) finden Sie weitere Informationen.<br />

Oder Sie blättern hier durch das Ausbildungsprogramm.<br />

mern ihre Schatztruhe und gibt das in jahrelanger Praxis angeeignete<br />

Wissen mit viel Intensität und Herzenswärme weiter. Die<br />

Tools werden uns auf eindrucksvolle, verständliche Weise vermittelt<br />

und sind sofort anwendbar. Durch Ihre Menschenliebe, ihren<br />

Humor in Kombination mit der Professionalität wird für mich<br />

jedes Seminar zu einem echten Event. Darüber hinaus bietet<br />

mir die Ausbildung eine hervorragende Plattform für Kontakte<br />

aus den unterschiedlichsten Bereichen wie z. B. der Wirtschaft.<br />

Die Entscheidung für diese Ausbildung war goldrichtig und wird<br />

mein Leben nachhaltig verändern.“<br />

Maria Bertsch, Mitterteich<br />

„Schon nach dem ersten Präsenzwochenende und drei Lehrbriefen<br />

kann ich sagen: Es hat sich gelohnt und ich habe die richtige<br />

Entscheidung getroffen! Fundiert, sehr gut aufbereitete Unterlagen<br />

und vor allem mit ganz viel Herz, Power, Engagement und<br />

Esprit von Sabine <strong>Asgodom</strong> und ihrem Team geleitet.”<br />

Olaf Schwantes, Hannover<br />

„Als Kriminalist und Agent habe ich gelernt, die richtigen Fragen<br />

zu stellen, um Sachverhalte zu klären. Bei Sabine <strong>Asgodom</strong> habe<br />

ich gelernt, die richtigen Fragen zu stellen, um Veränderungsprozesse<br />

in Menschen anzustoßen.”<br />

Leo Martin, Ex-Agent, Kriminalist, Bestsellerautor<br />

„Mir gefällt an der Ausbildung sehr gut die Organisation, die<br />

„Kleinigkeiten“ wie der Kaffeebecher, der Saft, der Riegel, der Ordner,<br />

etc. Und das Herzliche an dir, liebe Sabine, als Akademieleiterin<br />

(plus deine netten Co-Trainerinnen)! Ich fühle mich sehr gut<br />

aufgehoben! Des Weiteren gefällt mir das praxisorientiert-menschlich-intuitive<br />

<strong>Coaching</strong>, das ich von dir lernen darf!“<br />

Silke Wüstholz, Karlsruhe<br />

„Wer Sabine <strong>Asgodom</strong> kennt und/oder sie schon bei einem Vortrag<br />

erlebt hat, wird nicht enttäuscht werden. Auch in der Ausbildung<br />

bleibt sie sich selbst treu, ihre Ausstrahlung ist einfach nur ansteckend.<br />

Ihr gelingt das Kunststück, Men-<br />

schen mit unterschiedlichem beruflichen<br />

Hintergrund zusammenzubringen, zu motivieren<br />

und das Ziel der einzelnen Teilnehmer<br />

gekonnt zu unterstützen: nämlich eine<br />

eigene <strong>Coaching</strong>-Persönlichkeit zu werden!<br />

Ich fühle mich in ihrem Kurs sehr gut aufgehoben,<br />

meine Mit-Kollegen sind für mich<br />

inspirierend, ich erhalte wertvolles Wissen<br />

kombiniert mit guter Laune, einfach perfekt zum Lernen! “<br />

Bettina Görte-Badelt, Heidelberg<br />

„Die Ausbildung an der <strong>Asgodom</strong>-Akademie ist wie die Chefin<br />

selbst: pragmatisch, herzlich, intensiv! Es ist eine große Ehre, dabei<br />

sein zu dürfen! Vielen Dank!“<br />

Monica Deters, Bargteheide<br />

„Learn from the best! Powerful, klasse Stimmung, kurzweilig,<br />

abwechslungsreich & praxisnah! Sehr interessante, aufgeschlossene<br />

& motivierte Teilnehmer/ innen!“<br />

Dr. Cordula Kempf, Dortmund<br />

„Die Ausbildung zum „Zertifizierten <strong>Asgodom</strong> Coach“ ist eine<br />

sehr aufregende Entwicklung in meinem beruflichen Umfeld.<br />

Gerne würde ich „eine Zeitreise machen, um zu erfahren, was<br />

<strong>heute</strong> in einem Jahr mit mir und meiner Firma passiert ist. Ich<br />

bin sehr glücklich, die Ausbildung erleben zu können. In kurzer<br />

Zeit habe ich unglaublich interessante Persönlichkeiten kennen<br />

und schätzen gelernt.“<br />

Tanja Damann-Götsch, Hanau<br />

– Frühjahr 2013<br />

Zurück zum Inhalt


COACH als BERUF<br />

fRaGen an DIe leHR-coacHeS DeR<br />

aSGoDom coacH akaDemIe (TeIl 1)<br />

JON CHRISTOPH BERNDT<br />

Wie offen, wie ehrlich sollten Coaches sich den<br />

Klienten und auch in der Öffentlichkeit präsentieren?<br />

Sehr zurückhaltend. Sehr bescheiden?<br />

Oder das Gegenteil von beiden?<br />

erdverbunden aktiv, auf dem schmalen grat zwischen<br />

zu leise (davon gibt es einfach zu viele) und<br />

zu laut (<strong>Coaching</strong> ist nicht dschungelcamp). Auf<br />

jeden Fall inhaltsgeladen und proaktiv, auch den<br />

medien gegenüber. (Klappern gehört zum geschäft.)<br />

Und immer so, als würden sie bei ihrem<br />

Bankberater eine 100%ige immobilienfinanzierung<br />

anfragen.<br />

Wie würdest du deine Art zu coachen skizzieren:<br />

Worauf legst du besonderen Wert. Was<br />

würdest du auf jeden Fall vermeiden?<br />

ich coache offen für alles, wissend darum, dass<br />

die Welt kunterbunt ist, aktiv zuhörend, eher in<br />

großen Happen (tages-, halbtagsweise) als in kleinen<br />

Häppchen (stundenweise), kompromisslos<br />

konfrontativ, ergebnisfordernd, auf den Punkt<br />

bringend, durchaus auch beraterisch. dafür ist<br />

mir wenig fremd, und ich habe schon vieles erlebt<br />

bis erlitten. Besonderen Wert lege ich darauf, dass<br />

der Coachee seine Ziele und Fähigkeiten immer<br />

realistisch erkennt und einschätzt und sich immer<br />

der Konsequenzen seiner entscheidungen<br />

und seines Handelns bewusst sein kann. Brennsuppenträume<br />

fördere ich nicht und rede ich, was<br />

ihr Wahrmachungspotenzial angeht, nicht ein.<br />

Vor allen dingen hat der Coach soweit als nötig<br />

zu begleiten und sich so schnell wie möglich überflüssig<br />

zu machen.<br />

Was ist deine Definition von <strong>Coaching</strong>?<br />

<strong>Coaching</strong> ist motivation, Tunnelblickaufweitung,<br />

Blinder-Fleck-Wegmachung, Unterstützung<br />

bei Wege- und Alternativenaufzeigung und deren<br />

-klärung, -eingrenzung und -auswahl, Begleitung,<br />

Beratung, substanzsicherstellung, lösungsfokus.<br />

Der Politologe Jon Christoph Berndt® ist Markenexperte, Management-Trainer<br />

und Keynote-Speaker, sowie Inhaber der brandamazing<br />

Markenberatung in München.<br />

brandamazing ist die Gesellschaft für markengetriebene Unternehmensberatung<br />

mit Sitz in München und internationaler Tätigkeit.<br />

Sie entwickelt starke Markenpersönlichkeiten für Unternehmen,<br />

Produkte und Menschen (Human Branding) und macht<br />

sie überall dort spürbar und erlebbar, wo sie wahrgenommen<br />

werden – durch die multisensuale Inszenierung der Markenwerte<br />

genauso wie durch Training und <strong>Coaching</strong>.<br />

Jon Christoph Berndt® ist Initiator der Best Human Brands<br />

Awards, die 2012 zum zweiten Mal verliehen wurden. Er ist Dozent<br />

an der Schweizer ZfU International Business School sowie<br />

Mitglied des Vorstands der GSA German Speakers Association<br />

und Lehrbeauftragter an der Steinbeis-Hochschule Berlin im<br />

Studiengang STI Professional Speaker GSA. Er ist Markenexperte<br />

in TV, Radio und Print, außerdem Kolumnist beim Hamburger<br />

Abendblatt. Sein Ratgeber „Die stärkste Marke sind Sie selbst!<br />

Schärfen Sie Ihr Profil mit Human Branding“ ist in der 5. Auflage<br />

erschienen. Der Nachfolgeband „Die stärkste Marke sind Sie<br />

selbst! Das Human Branding Praxisbuch“ erschien 2012.<br />

So schön sind die Best Human Brands Awards 2012 am 22.<br />

November in der Münchner Reithalle: Hier geht’s zur Foto-<br />

Auslese! Das neue Buch von JCB: „Die stärkste Marke sind<br />

Sie selbst! Das Human Branding Praxisbuch“ brandamazing<br />

GmbH, Corneliusstraße 10_80469 München_Germany<br />

Fon +49 89 2158186-0_Fax +49 89 2158186-19<br />

– Frühjahr 2013<br />

10<br />

Zurück zum Inhalt


Was ist <strong>Coaching</strong> nicht?<br />

einreden, aufschwatzen, profilieren; politisch, religiös,<br />

weltanschaulich beeinflusst; therapeutisch in jeglicher<br />

Form<br />

Wer sollte nicht coachen – generell?<br />

Zum Beispiel die, die bei der ortskundeprüfung<br />

zum Taxischein durchgefallen sind, und Kollegen mit<br />

vergleichbarer motivation.<br />

Gibt es Situationen, Lebensphasen etc., in denen<br />

Coaches nicht coachen sollten?<br />

Wenn der Klient erkennbar unter druck steht und / oder<br />

nicht frei für Veränderungen erscheint; wenn statt <strong>Coaching</strong><br />

therapeutische Arbeit notwendig ist; wenn der<br />

Coach sich um das Wohl seines Klienten sorgen muss.<br />

Woran erkennen Laien Coaches, die vielleicht nicht gar<br />

so gut qualifiziert sind?<br />

solche Coaches bieten zum Beispiel kein ausführliches,<br />

kostenfreies, unverbindliches Vorgespräch an und neigen<br />

zudem dazu, regelrechte (standardisierte) <strong>Coaching</strong>-<br />

Pläne und -Pakete ohne Ansehen der Person und ihrer<br />

situation anzubieten.<br />

Redaktionelle Anmerkung zu „Vorgespräch – Ja oder Nein?“<br />

<strong>Coaching</strong><strong>heute</strong>-Herausgeberin Sabine <strong>Asgodom</strong> teilt Jon<br />

Christoph Berndt‘s hohe Wertschätzung eines Vorgesprächs<br />

vor einem <strong>Coaching</strong> – und dies insbesondere für jene Business-<strong>Coaching</strong>s,<br />

bei denen nicht die <strong>Coaching</strong>-Klienten selbst<br />

die anfallenden Kosten tragen, sondern deren Arbeitgeber. In<br />

dieser Situation sind Coaches und <strong>Coaching</strong>-Klienten einem<br />

Dritten gegenüber in einer Bringschuld, denn mit dem Geld<br />

anderer Menschen sollen und wollen sie verantwortlich umgehen<br />

und Rechenschaft über die Verwendung des Geldes geben<br />

können.<br />

Bedingung Nr. 1 heißt dabei natürlich: Kein Geld an Scharlatane<br />

geben, die kein Geld verdient haben und es auch nie verdienen<br />

werden. Dieses „Caveat” gilt selbstverständlich auch<br />

für das Lösungs-orientierte Kurz-<strong>Coaching</strong> (LOKC), das an<br />

der <strong>Asgodom</strong> Coach Akademie gelehrt wird. Lösungs-orientiertes<br />

Kurz-<strong>Coaching</strong> ist darauf angelegt, die wegweisenden<br />

Impulse innerhalb von – als Richtwert – zwei Stunden zu geben.<br />

Ein Vorgespräch, das unter Umständen länger dauern<br />

könnte als das <strong>Coaching</strong> selbst, wäre ein Widerspruch in sich<br />

selbst.<br />

Welche Menschen kommen zu dir ins <strong>Coaching</strong>?<br />

menschen, die irgendwie anders sein und anders<br />

leben wollen und sich diesem „irgendwie“ mit den Techniken<br />

der markenbildung und -führung nähern wollen,<br />

um es damit griffig und planbar erreichbar zu machen.<br />

Gibt es eine Thematik innerhalb des <strong>Coaching</strong>, bei der<br />

du dich als zu den absoluten Experten gehörend einschätzt?<br />

die Welt der profilierten marke und wie der mensch eine<br />

COACH als BERUF<br />

ebenso herausgestellte, begehrte und erfolgreiche marken-Persönlichkeit<br />

wird wie sie seine lieblingsprodukte<br />

bereits haben und sind.<br />

Wie viele Klienten hast du gecoacht?<br />

Ca. 100<br />

Geschieht dein <strong>Coaching</strong> an einem festgelegten Ort in<br />

einem festgelegten Rahmen (falls ja: bitte dazu Stichworte)?<br />

es geschieht gern bei uns in der Firma mitten in münchen<br />

am gärtnerplatz oder auf Wunsch beim Klienten im inund<br />

Ausland. Üblicherweise, beim grundsätzlichen Human<br />

Branding <strong>Coaching</strong>, arbeiten wir einen ganzen Tag<br />

bzw. zwei halbe Tage, um die grundlagen der marken-<br />

Persönlichkeit des Klienten zu entwickeln und daraus<br />

einen Ziel- und maßnahmenplan dafür abzuleiten, dass<br />

diese marken-Persönlichkeit lebbar und erlebbar wird.<br />

Bei spezielleren Fragestellungen, ggf. auch daraus abgeleiteten,<br />

arbeiten wir in 2-stunden-Blöcken, soweit im<br />

einzelfall sinnvoller auch über skype.<br />

Ist <strong>Coaching</strong> – allgemein gesehen – eher Kunst oder eher<br />

Wissenschaft?<br />

<strong>Coaching</strong> ist ein feines Handwerk, bloß mit Kopf, nase,<br />

Bauch und Herz statt mit den Händen.<br />

Was ist wichtiger, was bringt die besseren Ergebnisse:<br />

die <strong>Coaching</strong>-Tools oder die menschliche Begegnung?<br />

das eine ist nichts ohne das andere: die Werkzeuge sind<br />

nur so gut wie ihre optimale Anwendung, und dabei spielen<br />

neben dem schädel vor allen dingen die nasen und<br />

die Bäuche eine Rolle. Über allem steht das so wichtige<br />

einfühlungsvermögen als geschmacksträger des erfolgreichen<br />

<strong>Coaching</strong>s.<br />

Welche Qualifikation bringst du ins <strong>Coaching</strong> mit:<br />

• Ausbildung zum systemischen Trainer und Coach<br />

am iFW institut für Weiterbildung, münchen<br />

• moralische, lebensphilosophische grundhaltung:<br />

weltanschaulich in jeder Hinsicht offen und neutral,<br />

praktisch-pragmatisch, lösungsorientiert, spurtstark<br />

• die erfahrung aus bisher ca. 70 ganztags-<strong>Coaching</strong>s sowie<br />

zahlreichen kürzeren <strong>Coaching</strong>-sitzungen<br />

Gibt es in deinen <strong>Coaching</strong>s eine Nachbereitung oder<br />

ein Feedback, das du einholst? Oder verzichtest du auf<br />

so etwas bewusst – weil <strong>Coaching</strong> kein „Bemuttern“ sein<br />

darf.<br />

es gibt direkt anschließend eine – gänzlich unmütterliche<br />

- schriftliche nachbereitung, sowie nach einem Jahr<br />

– gänzlich unväterlich - die schriftliche nachfrage nach<br />

der Zufriedenheit sowie danach, was sich bewegt und<br />

getan hat und ob Bedarf an einer weiteren Zusammenarbeit<br />

besteht. n<br />

– Frühjahr 2013<br />

11<br />

Zurück zum Inhalt


Schluss mit dem Abnehm-Terror. Stress macht dick<br />

DIckmacHeR<br />

fRÜHJaHRSzeIT IST DIäT-zeIT…<br />

… und diese Diät-Zeit löst die Zeit von Fasching, Karneval<br />

und anderen Belustigungen ab. In der Diät-Zeit<br />

wird es ernst. Wo die Menschen vorher über die Stränge<br />

schlagen durften, wird ihnen jetzt ein schlechtes<br />

Gewissen gemacht: Kannst du dich nicht zusammenreißen?!<br />

Iss nicht so viel!! Der SPIEGEL hat in diesem<br />

Frühjahr wider den Stachel gelöckt: Auszug aus einem<br />

Interview mit Hirnforscher Prof. Achim Peters<br />

SPIEGEL: Sind Übergewichtige selbst schuld an ihrem Schicksal, weil<br />

sie zu willensschwach sind?<br />

Hirnforscher Achim Peters: Nein, das ist ein schlimmes Vorurteil.<br />

Die Hauptursache für das Dicksein ist nicht Willensschwäche, sondern<br />

Stress. Ich finde es skandalös, wie Dicke in unserer Gesellschaft<br />

heutzutage diskriminiert werden. Sie haben schlechtere Chancen auf<br />

einen guten Job, schon dicke Kinder sind typische Mobbing-Opfer.<br />

Sogar Ärzte behandeln dicke Patienten oft schlechter als dünne.<br />

SPIEGEL: Ist die Übergewichtsepidemie also nach Ihrer Meinung in<br />

Wahrheit eine Stressepidemie?<br />

Hirnforscher Achim Peters: Ja, überall auf der Welt stehen Menschen<br />

<strong>heute</strong> ihr Leben lang unter psychischer Dauerbelastung – und das fängt<br />

oft schon im Kindesalter an. Millionen Menschen bekommen für ihre<br />

Arbeit zu wenig Anerkennung oder haben Angst vor Jobverlust. Oder<br />

sie zerreißen sich zwischen Beruf und Familie.<br />

Übergewicht ist die<br />

Folge von erblich<br />

angelegtem Körperbau<br />

maximiert<br />

durch Stress.<br />

Mit dieser Botschaft<br />

tritt Hirnforscher<br />

Prof. Achim Peters im<br />

SPIEGEL (7/2013) all<br />

jenen Aposteln entgegen,<br />

die das schlechte<br />

Gewissen der Frauen und Männer,<br />

die keine Model-Figur haben. vielen<br />

Medien Stress gemacht, denn<br />

das traditionelle Frühjahrsthema<br />

„Abnehmen“ mit den traditionellen<br />

Versprechungen, dass es<br />

diesmal klappt mit dem Purzeln<br />

der Pfunde, stößt bei immer mehr<br />

Menschen auf Zweifel – und das<br />

ist auch gut so, wie Sabine <strong>Asgodom</strong><br />

in ihrem Buch „Das Leben ist<br />

zu kurz für Knäckebrot“ schreibt<br />

(Auszüge daraus ab der nächsten<br />

Seite).<br />

Denn was bewirken die angeblich<br />

so einfachen Abnehm-Methoden,<br />

die immer wieder neu aufgelegt<br />

werden? Sie perpetuieren die Mär<br />

von den „purzelnden Pfunden“.<br />

Auf den folgenden Seiten haben<br />

wir weitere Informationen zum<br />

Thema „Gewicht“ zusammengestellt.<br />

Ein Ratgeber zum Abnehmen<br />

ist nicht dabei<br />

– Frühjahr 2013<br />

1<br />

Zurück zum Inhalt


Gerade habe ich überlegt,<br />

wie ich Stresssituationen<br />

beschreiben soll, schon<br />

bin ich selber in einer. Um<br />

zehn Uhr (nach einem wunderbaren<br />

Frühstück) habe ich mich ans Notebook<br />

gesetzt, um an diesem Kapitel weiterzuschreiben.<br />

»Ach, lese ich noch schnell<br />

die Mails«, habe ich mir gedacht (kennen<br />

Sie diese kleinen Aufschieberituale,<br />

die wir haben? Erst noch schnell die<br />

Blumen gießen, erst noch schnell die Sockenschublade<br />

aufräumen, noch schnell<br />

die Fingernägel feilen, schnell mal umziehen<br />

...?).<br />

Also, ich öffne das Mailprogramm und<br />

dann als erstes eine Mail einer Geschäftspartnerin.<br />

Ich lese die Mail und bin wie<br />

vor den Kopf gestoßen: »Was will die<br />

von mir?« Der Inhalt ärgert mich total.<br />

Ich rufe sie auf der Stelle an, da läuft nur<br />

der Anrufbeantworter. Sie weiß doch,<br />

dass ich im Schreiburlaub bin, warum<br />

schickt sie mir ausgerechnet jetzt so einen<br />

blöden Brief? Ich laufe im Zimmer<br />

herum. Ich rufe im Büro an, bitte meine<br />

Mitarbeiterin die Sache zu klären. Laufe<br />

wieder im Zimmer herum.<br />

Jetzt bin ich richtig schlecht gelaunt.<br />

STRESS MACHT DICK<br />

basTa!<br />

nICHT EssEn, sonDErn<br />

sTrEssEn maCHT DICk<br />

Viele Menschen wissen es einfach: Wer viel isst,<br />

nimmt zu. Wer wenig isst, nimmt ab. Wenn‘s nur so<br />

einfach wäre! In Wirklichkeit sind es die Turbulenzen<br />

des Lebens, die uns – je nach Anlage und Naturell<br />

– übergewichtig oder untergewichtig werden lassen.<br />

Darüber hat Sabine <strong>Asgodom</strong> ein Trost-und-Trotz-<br />

Buch geschrieben: „Das Leben ist zu kurz für Knäckebrot“.<br />

Lesen Sie daraus ein Kapitel.<br />

Setz mich wieder an den Schreibtisch.<br />

Oh, nee, ich muss weiter schreiben, der<br />

Abgabetermin naht, ich kann mir keinen<br />

vertanen Tag leisten – aber es geht<br />

nicht. In meinem Magen rumort es vor<br />

Ärger. Ich kann keinen klaren Gedanken<br />

formulieren, mache den Fernseher an,<br />

krame in meiner Tasche nach einer fast<br />

leeren Bonbontüte. Lutsche missmutig<br />

ein altes Bonbon. Spiele drei Durchgänge<br />

von »Exchange« am Computer. Ärgere<br />

mich, weil ich nicht weiterschreibe.<br />

»Ärger kann dick machen!«<br />

Ich rufe meinen Mann an, erzähl ihm,<br />

was war. »Ach, bist du empfindlich«,<br />

stellt er fest. Ja, ich bin empfindlich. Und<br />

warte nur auf die Frage »Warum hast<br />

du überhaupt in die Mails geguckt?«<br />

Die stellt er gar nicht, sondern sagt ganz<br />

lieb: »Es wird sich alles regeln, Schatz.«<br />

Er weiß, dass ich zur Selbstbeschimpfung<br />

neige und ich mich das sicher selbst<br />

schon gefragt habe: Warum habe ich die<br />

blöden Mails angeschaut, obwohl ich im<br />

Schreib-Urlaub bin? Jetzt bin ich nicht<br />

nur sauer auf die Mailschreiberin, sondern<br />

auch auf mich selbst. Na, prima.<br />

Und da soll ich kreativ werden!?<br />

– Frühjahr 2013<br />

1<br />

Zurück zum Inhalt


Ich gucke auf die Uhr, es ist inzwischen<br />

halb eins. Ich habe zwar keinen Hunger,<br />

aber der Magen grummelt. Eigentlich<br />

könnte ich jetzt eine Kleinigkeit essen<br />

gehen? Ich wasche mir im Bad die Hände,<br />

schaue mich im Spiegel an und überlege,<br />

ob ich nicht doch statt Essen eine<br />

Runde schwimmen gehen sollte, wäre<br />

doch besser, um den Ärger loszuwerden.<br />

Plötzlich muss ich grinsen. »Da hast du<br />

dein Beispiel«, sagt mein Grinsen.<br />

Der »Jetzt-was-essen-Reflex« hat<br />

mir viele Kilo verschafft.<br />

Genau so geht es. Stress kann dick machen.<br />

Jedenfalls wenn wir Essen als<br />

»Entärgerungsmittel« benutzen (ist das<br />

ein schönes Wort, klingt fast wie »Enteisungsmittel«!).<br />

Weil wir nämlich gewohnt<br />

sind, dass Essen uns meistens<br />

wieder »runter von der Palme« bringt.<br />

Noch vor einem halben Jahr hätte sich<br />

der »Jetzt-was-essen-Reflex« durchgesetzt,<br />

da bin ich sicher. Vielleicht sollte<br />

ich gar nicht so böse auf ihn sein, wahrscheinlich<br />

hat er mich mein halbes Leben<br />

lang vor Magengeschwüren bewahrt:<br />

Anspannung, ein Stück Kuchen<br />

kaufen; Ärger, gehen wir <strong>heute</strong> Abend<br />

essen? Druck, ich brauche jetzt ein Stück<br />

Schokolade ... Der »Jetzt-was-essen-Reflex«<br />

hat mir auf der anderen Seite viele<br />

Kilo verschafft. Und dazu habe ich keine<br />

Lust mehr.<br />

Hat doch schon was gebracht, sich mit<br />

dem Thema Dicksein auseinanderzusetzen.<br />

Deshalb gehe ich jetzt erst einmal<br />

eine Runde schwimmen, dabei kann ich<br />

meine Gedanken und Gefühle ordnen<br />

und danach dieses Kapitel konzentriert<br />

weiterschreiben. Und ich bin froh, dass<br />

ich hier im Hotel sitze, das einen Entspannungspool<br />

hat, und nicht zu Hause,<br />

wo ich jetzt entweder den Kühlschrank<br />

leerfuttern oder anfangen würde, Fenster<br />

zu putzen (nee, so verzweifelt kann<br />

ich gar nie sein).<br />

Das Dümpeln im 34 Grad warmen Wasser<br />

hat geholfen. Ich habe gemerkt, wie<br />

angespannt ich war. Und ich habe mich<br />

an die Frauen erinnert, die mir ganz<br />

ähnliches aus ihrem Leben erzählt haben,<br />

auch sie haben in turbulenten Situationen:<br />

# Traurigkeit weggegessen,<br />

# Wut weggegessen,<br />

# Gram weggegessen,<br />

# Spannung weggegessen,<br />

# Kummer weggegessen,<br />

# Enttäuschungen weggegessen,<br />

# Sorgen weggegessen,<br />

# Ärger weggegessen,<br />

# Einsamkeit weggegessen,<br />

# Angst weggegessen,<br />

# Stress weggegessen.<br />

Und dabei sich, ihre Gefühle und Wünsche<br />

vergessen!<br />

Wer zwischen Seele und Körper<br />

einen Unterschied sieht, besitzt<br />

keines von beiden.<br />

Oscar Wilde (1854 -1900)<br />

Was wiegt die Seele? – So heißt eine der<br />

ältesten philosophischen Fragen. Manchmal<br />

kann die Seele schwer sein. Das sagt<br />

auch der Volksmund: »Mir liegt was auf<br />

der Seele.« – »Die Seele bildet den Leib«,<br />

heißt ein Buch von Giuseppe Mazzini aus<br />

dem 19. Jahrhundert. – Erinnern Sie sich<br />

an den Filmtitel »Angst essen Seele auf«<br />

von Rainer Werner Fassbinder? – »Mir<br />

ist die Seele<br />

Wer Angst hat, verliert den Zugang<br />

zu seinen Stärken und Fähigkeiten<br />

so schwer«,<br />

sagt man. Da<br />

ist es: »Mir ist<br />

die Seele so<br />

schwer«.<br />

Wär doch eine prima Ausrede: »Wissen<br />

Sie, also eigentlich bin ich gar nicht dick,<br />

ich habe nur so eine schwere Seele, so<br />

eine, sagen wir mal, satte 20-Kilo-Seele.«<br />

Puh!<br />

Aber im Ernst, dies ist ein Ansatz, der<br />

uns Leichtigkeit verschaffen kann. Wenn<br />

wir etwas für unsere Seele tun, für unser<br />

Seelen-Heil, können wir Leichtigkeit erreichen.<br />

Damit uns Felsbrocken von der<br />

Seele fallen können (die sind wichtiger<br />

als Pfunde auf der Waage). Wir werden<br />

uns nachher anschauen, wie das gehen<br />

könnte.<br />

Manche Brocken liegen schon sehr lange<br />

auf der Seele: In der Grundschule<br />

STRESS MACHT DICK UND DOOF<br />

war ich ein Überflieger, lernen fiel mir<br />

leicht. Im Gymnasium packte mich der<br />

Ernst des Lebens, und ich bekam Angst.<br />

Ich war nicht gut genug, ich habe nicht<br />

genug gelernt, ich war faul. Mein Vater<br />

war enttäuscht. Bei jeder schlechten<br />

Note (ging bei einer »3« los) diese Enttäuschung.<br />

Hättest du, wärst du ... Wenn<br />

ich eine Erinnerung an meine Schulzeit<br />

habe, dann ist es Angst. Weniger vor den<br />

Lehrern in der Schule, sondern vor dem<br />

Lehrer zu Hause.<br />

Essen gegen Ärger<br />

Und <strong>heute</strong> weiß ich: Angst verhindert<br />

lernen. Wer Angst hat, verliert den Zugang<br />

zu seinen Stärken und Fähigkeiten.<br />

Sprich, wer Angst hat, kann nicht lernen.<br />

Er ist auf dem Niveau eines Idioten und<br />

kann nur noch entscheiden: flüchten<br />

oder sich wehren. Da ist kein Platz für<br />

Lernen oder Kreativsein.<br />

Zurück zum Thema »Entärgerungsmittel«<br />

Essen: Angstlösend waren die<br />

Pausenbesuche in der kleinen Milchbar<br />

direkt neben meiner Schule. Jeden<br />

Tag in der großen Pause saß ich da mit<br />

meinen Freundinnen Inge und Sabine<br />

auf roten Barhockern an einem kleinen<br />

grünmelierten Tresen (das Bild hat sich<br />

in meinem Sehnerv eingebrannt) und<br />

bestellten Bananenmilch – ich jedes Mal<br />

mit einem Löffel Schlagsahne extra drauf<br />

(Kostete zehn Pfennig mehr). Die Bananenmilch<br />

war köstlich.<br />

Auf dem Heimweg nach der Schule<br />

kaufte ich mir fast jeden Tag Kartoffelchips,<br />

Kekse, Sahnebonbons, Cola und<br />

schleuste sie in meinem Schulranzen in<br />

mein Zimmer. Beim Hausaufgabenmachen<br />

stopfte ich alles heimlich in mich<br />

hinein. Kein Wunder, dass ich in der<br />

Pubertät runder wurde. Ich würde das<br />

<strong>heute</strong> Kummerspeck nennen. Ich mochte<br />

mich nicht, ich hatte Druck, Angst<br />

und ständig ein schlechtes Gewissen.<br />

Außerdem war ich ständig unglücklich<br />

verknallt. »Keiner liebt mich!« Und im<br />

Hinterkopf sang der Chor: »Weil du so<br />

dick bist, ällerbätsch!«<br />

Essen kann angstlösend sein, wer diese<br />

Erfahrung gemacht hat, entwickelt Gewohnheiten,<br />

die dick machen. Wir schlucken<br />

unseren Ärger, dämpfen unsere<br />

– Frühjahr 2013<br />

1<br />

Zurück zum Inhalt


Wut, überzuckern unsere Gefühle. Dies<br />

ist eine Erkenntnis, die alle Dicke, mit<br />

denen ich gesprochen habe, teilen. Essen<br />

macht glücklich (aber nur kurzzeitig).<br />

Essen löst Spannung. Essen lässt Sorgen<br />

vergessen. Essen hilft über unglückliche<br />

Zeiten hinweg. Essen tröstet. Wenigstens<br />

für ein paar Minuten. Aber dieses Fru-<br />

Ich kenne viele dünne<br />

Frauen, die gar nichts mehr<br />

essen können, wenn sie unglücklich<br />

oder gestresst sind,<br />

bei Liebeskummer beispielsweise<br />

oder bei Mobbing<br />

stessen – das macht eben dick.<br />

Mir wird immer klarer, dass ich <strong>heute</strong><br />

nicht durch das normale Essen dick<br />

geworden bin. Auch wenn ich schnell<br />

und wie ein Mann esse: Ich esse zu den<br />

Mahlzeiten wirklich nicht sehr viel anders<br />

oder mehr als meine normalgewichtigen<br />

Freundinnen oder Seminarteilnehmerinnen.<br />

Aber auch ich habe<br />

meine Sorgen, meine Ängste, meinen<br />

Stress »überessen«.<br />

Es geht darum, die Seele zu erleichtern,<br />

Angst loszuwerden,<br />

unsere Wünsche zu formulieren<br />

und zu leben<br />

Statt zu diskutieren, schimpfen oder<br />

handeln, habe ich meinen Ärger hinuntergeschluckt.<br />

Nicht laut werden, nicht<br />

ungerecht werden, keinen Streit anfangen,<br />

lieber selber zurückstecken, die Folgen<br />

tragen. Mannomann.<br />

Und deshalb, liebe dicke Frauen, geht<br />

es nicht um Diäten – es geht darum, die<br />

Seele zu erleichtern, Angst loszuwerden,<br />

unsere Wünsche zu formulieren und zu<br />

leben, Grenzen zu setzen, aktiv zu werden,<br />

sprich: glücklicher zu werden! Wie<br />

das gehen kann, beschreibe ich gleich bei<br />

den Lösungskapiteln.<br />

Martin Seligman hat (mindestens) vier<br />

Variationen von Glück definiert: Die erste<br />

ist das Verwöhnglück, die zweite ist<br />

das tätige Glück, die dritte ist das Glück,<br />

gut mit anderen Menschen auszukommen,<br />

die vierte das Glück der Sinnhaftigkeit<br />

(zu den drei letzteren kommen<br />

wir auch später).<br />

Die erste Variante von Glück, die Seligman<br />

»das Glück der guten Gefühle«<br />

nennt und das ich Verwöhnglück nenne,<br />

ist vergleichsmäßig leicht: ein Stück<br />

Schokolade, gestreichelt<br />

werden, ein Butterbrot,<br />

eine Tasse heiße Schokolade,<br />

eine Massage, ein Eisbecher,<br />

ein In-den-Arm-genommen-Werden,<br />

für viele<br />

eine Zigarette, ein Donut –<br />

und die Bananenmilch mit<br />

Sahne. Jawohl, manchmal<br />

brauchen wir das einfach.<br />

Aber das reicht nicht.<br />

Ich glaube, dass in vielen Köperpolstern<br />

Aggression gestaut ist<br />

Seligman hat nämlich aufgezeigt, dass das<br />

Verwöhnglück leider nicht lange anhält.<br />

Die volle Wirkung hält vielleicht 15 Minuten<br />

vor. Und das bedeutet: Wir brauchen<br />

ständig Nachschub. Deshalb bleibt<br />

es nicht bei der einen Praline, nicht bei<br />

dem einen Keks. Und wenn der Damm<br />

gebrochen ist, wird nachgelegt, bis die<br />

Packung leer ist. Trotzdem sollten wir diese<br />

Möglichkeit, uns etwas Gutes zu tun,<br />

nicht gering schätzen, manchmal hilft es<br />

uns über schlechte Zeiten hinweg.<br />

Ich erinnere mich, dass ich früher oft<br />

gedacht habe, wer weiß, ob ich die unglücklichen<br />

Phasen meines Lebens überlebt<br />

hätte, wenn ich nicht Essen als Trost<br />

gehabt hätte. Was, wenn ich stattdessen<br />

Alkohol, Drogen, Tabletten oder andere<br />

selbstzerstörerische Mittel genommen<br />

hätte? Unglücklich genug dafür war ich<br />

öfter. Da ist Essen doch noch ganz prima?<br />

Und legal! Ebenso glaube ich, dass<br />

in vielen Köperpolstern Aggression gestaut<br />

ist, die nicht herausgelassen worden,<br />

sondern »hinuntergeschluckt« worden<br />

ist.<br />

Ich erinnere mich an eine Kollegin bei<br />

einer Zeitschrift, mit der ich vor 25 Jahren<br />

zusammen im gleichen Büro saß. Ich<br />

fand es sehr lustig, wenn sie mir Vorträge<br />

hielt, wie zwanghaft es sei, dass ich beim<br />

Schreiben eines großen Artikels immer<br />

STRESS MACHT DICK UND DOOF<br />

Süßigkeiten brauchte. Tja. Sie war sehr<br />

groß und dünn. Sie hat sich immer,<br />

wenn sie einen großen Artikel schreiben<br />

musste, die Haare ihrer Augenbrauen<br />

ausgerissen. Sie selbst hat das gar nicht<br />

gemerkt, aber Härchen für Härchen<br />

wurde die Augenbraue kürzer. Auch<br />

Dünne finden Möglichkeiten, Spannung<br />

abzubauen.<br />

Der kürzeste Golfer-Witz:<br />

»Ich kann es!« Der kürzeste Abnehmwitz:<br />

»Ich weiß, wie’s geht!«<br />

Stress macht dick. Jedenfalls die, die<br />

zum Dicksein neigen. Der Heidelberger<br />

Arzt und Autor von »Lizenz zum Essen«,<br />

Gunter Frank, schreibt, dass man<br />

<strong>heute</strong> weiß, dass Bauchfett stärker durch<br />

Stresshormone wie Cortisol beeinflusst<br />

wird als das übrige Fettgewebe. Bauchfett<br />

deutet darauf hin, dass sein Besitzer<br />

langwierigen Belastungen ausgesetzt ist,<br />

die auf Dauer auch die Gesundheit gefährden.<br />

Deshalb: Freuen Sie sich, wenn<br />

Sie rundum dick sind: dicker Po und<br />

dicke Oberschenkel, so die gängige Meinung,<br />

sind immer noch gesünder als der<br />

dicke Bauch. Na ja, freuen ... Sie wissen<br />

schon, was ich meine.<br />

Was passiert noch in Stresssituationen?<br />

Bei vielen Menschen regt sich der Appetit.<br />

Ich kenne viele dünne Frauen, die<br />

gar nichts mehr essen können, wenn<br />

sie unglücklich oder gestresst sind, bei<br />

Liebeskummer beispielsweise oder bei<br />

Mobbing, sie gehören meistens zu den<br />

»Hageren«, auch genannt »Leeretyp«,<br />

sie verlieren bei Kummer meist Gewicht<br />

(im Ayurveda »Vata«-Typ).<br />

Aber die »Rundlichen«, auch genannt<br />

»Fülletyp«, legen unter Belastung Gewicht<br />

zu (im Ayurveda »Kapha-Typ«).<br />

Bei Frauen mit dem Ansatz zum Dickwerden<br />

laufen im Körper hormonelle<br />

Prozesse ab, die sie zum Kühlschrank/in<br />

die Kantine/zur Süßigkeitenschublade<br />

treiben. In der Wissenschaft nennt man<br />

die Trostpflaster übrigens »Comfort<br />

Food« (trostspendende Nahrung). Eigentlich<br />

eine grandiose Leistung unseres<br />

Hirns, negative Emotionen durch einen<br />

kleinen Zuckerschub in positive zu verändern.<br />

Wenn die gesundheitlichen Folgen<br />

nicht wären.<br />

– Frühjahr 2013<br />

1<br />

Zurück zum Inhalt


Gunter Frank sagt: »Stresshormone fördern<br />

die Zuckerfreisetzung im Körper<br />

und erhöhen dadurch den Blutzuckerspiegel.<br />

Normalerweise sorgt das Hormon<br />

Insulin dafür, dass bei erhöhtem<br />

Blutzuckerspiegel nach einer Mahlzeit<br />

der überschüssige Zucker aus dem Blut<br />

in die Körperdepots transportiert wird,<br />

um dort eingelagert zu werden.« Nur<br />

während einer Stresssituation, Ärger,<br />

Aufregung, Angst, Wut etc. hemmen die<br />

Stresshormone die Insulinempfindlichkeit<br />

der Zellen – das Insulin bleibt im<br />

Blut. Das veranlasst die Bauchspeicheldrüse,<br />

immer mehr Insulin auszuschütten.<br />

Gunter Frank: »Kurzfristig wäre das<br />

kein Problem. Aber Dauerstress steigert<br />

die Insulinresistenz. Und das bedeutet<br />

die Gefahr von Diabetes und erhöhtem<br />

Blutdruck – und außerdem Gewichtszunahme.«<br />

Kennen Sie solche Heißhungersituationen,<br />

in denen auf<br />

der Stelle ein Riegel Schokolade<br />

oder eine Schale Chips her müssen?<br />

Was heißt hier Riegel – ich<br />

meine Situationen, in denen<br />

man in eine Tafel Schokolade beißt wie<br />

in ein Stück Brot oder die Chips mit ganzer<br />

Hand aus der Tüte schaufelt, bis der<br />

Gaumen weh tut? Das sind klassische<br />

Fresssituationen:<br />

# Der Gatte hat einem gerade gestanden,<br />

dass er eine Geliebte hat.<br />

# Die Bank hat angerufen wegen des<br />

überzogenen Kontos.<br />

# Eine Freundin hat uns erzählt, was eine<br />

andere Freundin Böses über uns gesagt<br />

hat.<br />

# Ein Lehrer hat angerufen, weil der<br />

Sohn oder die Tochter seit Tagen Schule<br />

schwänzen.<br />

# Der interessante Mann, den wir neulich<br />

kennengelernt haben, ruft nicht an.<br />

# Sie müssen den Abgabetermin für Ihr<br />

Buch einhalten.<br />

So etwas passiert bei Ihnen nicht? Sie<br />

Glückliche. Überlegen Sie, in welchen<br />

Situationen Sie zum Trostessen greifen.<br />

Wenn Sie berufstätig sind, kennen Sie<br />

vielleicht diese Situation: Der Chef hat<br />

Sie ungerecht behandelt und vor Kollegen/Kunden<br />

bloßgestellt. Oder er hat Sie<br />

bei einer Beförderung bewusst ignoriert.<br />

Autsch. Was passiert in Ihrem Körper?<br />

Die Stresshormone Adrenalin und Cortisol<br />

werden ausgeschüttet, im Körper<br />

tobt der Bär. Der Blutdruck steigt und<br />

die Blutzufuhr im Körper wird verbessert.<br />

(Jetzt wissen Sie übrigens, warum<br />

Sie vielleicht in Stresssituationen wie vor<br />

einer Rede oder einer Gehaltsverhandlung<br />

einen roten Kopf bekommen oder<br />

diese schrecklichen «hektischen« roten<br />

Flecken am Hals und Dekolleté. Alles<br />

Natur!)<br />

Was der Säbelzahntiger mit unserer<br />

Figur zu tun hat<br />

Diese radikalen Körperreaktionen waren<br />

vor Hunderttausend Jahren für die<br />

Steinzeitfrau Lucy einmal von Vorteil.<br />

Stellen Sie sich vor: Lucy wandert fröhlich<br />

durch die Savanne. Plötzlich springt<br />

der Säbelzahntiger aus dem Busch,<br />

»Roar!!!«. Jetzt heißt es, sich blitzartig<br />

entscheiden – flüchten oder kämpfen.<br />

Also entweder wegrennen – sehr schnell<br />

wegrennen oder ihm fest eins auf die<br />

Nase geben. Dafür muss sie hellwach<br />

sein, und ihre Stresshormone helfen ihr<br />

dabei. Sie ist schnell und kräftig und hat<br />

sich retten können (der Beweis: schließlich<br />

stammen wir von ihr ab).<br />

Wenn <strong>heute</strong> ein Dr. Säbelzahn uns als<br />

Mitarbeiterin beleidigt, dann wird es mit<br />

dem Auf-die-Nase-Hauen oder Wegrennen<br />

schwierig, jedenfalls wenn wir<br />

nicht sowieso kündigen wollten. Also<br />

tschüss. Normalerweise geht die moderne<br />

Lucy nach dem Angriff gekränkt<br />

in ihr Büro – oder gleich in die Kantine.<br />

Der Stress wird nicht abgebaut, sondern<br />

entweder weggegrämt (Vorsicht, Magengeschwür)<br />

oder weggegessen (Sie<br />

kennen es schon: das Entärgerungsmittel).<br />

Beides ist auf Dauer schädlich<br />

für die Gesundheit. Vielleicht sollten<br />

Sie sich statt der nächsten mickrigen<br />

Gehaltserhöhung einen Punchingball<br />

von der Firma finanzieren lassen und<br />

STRESS MACHT DICK UND DOOF<br />

in Ihrem Büro aufstellen. Links, rechts.<br />

Dotz! Dotz!<br />

Zwillingsforscher haben festgestellt, dass<br />

sich eineiige Zwillinge meist im Gewicht<br />

gleichen – und das auch, wenn sie getrennt<br />

und in verschiedenen Familien<br />

großgezogen worden sind. Gibt es aber<br />

gravierende Unterschiede im Gewicht,<br />

dann findet man beim schwereren<br />

Zwilling im Gegensatz zum leichteren:<br />

psychosozialen Stress, Schlafprobleme,<br />

Burn-out-Symptome und depressive<br />

Gefühle. Außerdem fand man einen<br />

erhöhten Cortisolspiegel im Urin. Der<br />

gestresste Zwilling hatte die dreifache<br />

Menge an Bauchfett entwickelt. Aber<br />

auch sein Hautfett war erhöht. Stresshormone<br />

steigern auch den Appetit.<br />

Stress macht dick. Deshalb braucht die<br />

moderne Lucy andere Mittel als in der<br />

Eineiige Zwillinge gleichen sich meist im Gewicht<br />

– und das auch, wenn sie getrennt und in verschiedenen<br />

Familien großgezogen worden sind<br />

Steinzeit, um den Stress loszuwerden und<br />

sich vor den Dr. Säbelzahn-Übergriffen<br />

oder denen von Kolleginnen, Mitarbeitern,<br />

Kunden oder dem Stress mit den<br />

Eltern, den Kindern, Nachbarn oder<br />

dem Bankberater schützen zu können.<br />

Damit sie nicht dick oder krank wird<br />

(und davon bekommen Sie eine hübsche<br />

Auswahl gleich im Lösungsteil).<br />

Übrigens: Auch Abnehm-Parolen machen<br />

dick. Oder wie es der Psychologe<br />

Klaus Grawe beschreibt: »Menschen, die<br />

hauptsächlich mit Vermeidungszielen<br />

arbeiten, haben ein schlechtes Wohlbefinden,<br />

ein schlechtes Selbstwertgefühl<br />

und eine schlechtere psychische Gesundheit.«<br />

Vermeidungsziele sind beispielsweise:<br />

»Das darf ich nicht ...<br />

Ich sollte nicht ...<br />

Nie mehr ...<br />

Bloß nicht ...«<br />

Stress entsteht, wenn Vermeidungsziele<br />

von anderen eingetrichtert werden. Es<br />

gibt Ärzte, die sagen ihren ansonsten<br />

pumperlgesunden 45-jährigen Patienten:<br />

»Achten Sie auf gute Ernährung, wenig<br />

– Frühjahr 2013<br />

1<br />

Zurück zum Inhalt


Fleisch, keine Wurst, keine Butter.« Und<br />

man fragt sich: Warum?<br />

Es gibt Erzieherinnen, die geben völlig<br />

gesunden Kindern die Anweisung mit:<br />

»Sag deiner Mutter, dass sie dir keine Le-<br />

berwurst mehr aufs Brot streichen soll.«<br />

Hallo?<br />

Es gibt Verkäuferinnen, die Frauen mit<br />

Größe 48 abschätzig sagen: »Nein, solche<br />

Größen führen wir nicht. Waren Sie schon<br />

mal beim Arzt?« Darf das wahr sein?<br />

Experten machen dick!<br />

Auch vermeintliche Experten machen<br />

den Menschen mit ein paar Kilo zu viel<br />

Stress. Der anerkannte Psychologe Professor<br />

Johannes Hebebrand beschreibt:<br />

»Während eines internationalen Adipositas-Kongress<br />

wurden rund 400 Ärzte<br />

und Wissenschaftler nach ihren Einstellungen<br />

gegenüber normalgewichtigen<br />

und übergewichtigen Menschen gefragt:<br />

Auch die Gesundheitsexperten brachten<br />

Übergewicht in Verbindung mit Faulheit,<br />

Dummheit und Wertlosigkeit.«27<br />

(Ist es Zufall, dass gerade in den USA<br />

die meisten Studien von der einschlägigen<br />

Industrie, Pharmaunternehmen,<br />

Diätnahrungsherstellern etc. finanziert<br />

werden?)<br />

Vor allem Jugendlichen schaden solche<br />

Einschätzungen. Professor Hebebrand:<br />

»Eltern, die das Übergewicht ihrer Kinder<br />

erkennen, … raten oft zu einer Diät.<br />

Mit unguten Konsequenzen: Besonders<br />

die Mädchen nahmen in der Folgezeit zu<br />

– mehr jedenfalls als jene Mädchen, deren<br />

Eltern das Übergewicht ihres Kindes<br />

entgeht oder die es nicht bekümmert.<br />

Ein klarer Hinweis darauf, dass Diäten<br />

dick machen können.« Er fordert, dass<br />

die Stigmatisierung der Dicken gestoppt<br />

werden muss. Aufgezwungenes kontrolliertes<br />

Essen, das man in der Wissen-<br />

»Menschen mit viel Bauchfett brauchen keine<br />

Operation und keine Ernährungsberatung.<br />

Sie brauchen eine ehrliche Perspektive, wie sie<br />

Arbeitslosigkeit, Mobbing, finanzielle Sorgen,<br />

Überlastung durch Doppelbelastung von Beruf<br />

und Familie, Einsamkeit und Verzweiflung<br />

zum Besseren wenden können.<br />

schaft »Restraint Eating« nennt, gilt inzwischen<br />

selbst als Stressfaktor. Genauso<br />

wie sich der Teufelskreis von Diäten als<br />

gesundheitsgefährdend herausgestellt<br />

hat, »Weight Cycling« heißt in der medizinischen<br />

Fachsprache, was wir in<br />

Deutschland sehr bildhaft »Jojo-Effekt«<br />

nennen – rauf und runter, rauf und runter<br />

und immer höher rauf ...<br />

Aus Tierversuchen weiß man, dass Tiere<br />

besonders dann dick werden, wenn sie<br />

in aussichtslose Situationen getrieben<br />

werden, Ratten zum Beispiel. Und: Dabei<br />

entwickeln sie Fett im Bauchraum.<br />

Wenn Tiere Situationen ausgesetzt werden,<br />

die sie meistern können, und wenn<br />

sie dafür auch noch belohnt werden, beobachtet<br />

man das nicht. Übertragen auf<br />

Menschen, so der Arzt Gunter Frank, ist<br />

ausschlaggebend dafür, wie Stress auf<br />

den Stoffwechsel von Menschen wirkt,<br />

ob man eine Stresssituation selbst meistern<br />

kann oder ob man ihr hilflos ausgeliefert<br />

ist.<br />

Er schreibt: »Wenn molligen Menschen<br />

ständig von Experten geraten wird, abzunehmen,<br />

wenn sie dauernd hören müssen,<br />

dass Dicksein selbst verschuldet ist<br />

und Dicke eine Last für die Gesellschaft<br />

sind, wenn Dicke ohne Ende in den<br />

Medien gedemütigt werden und wenn<br />

sie andererseits jahrelang ihren Appetit<br />

zügeln und mit eiserner Disziplin versuchen<br />

abzunehmen, obwohl ihnen der<br />

STRESS MACHT DICK UND DOOF<br />

Jojo-Effekt keine Chance dazu lässt,<br />

dann empfinden sie dies – natürlich – als<br />

negativen Dauerstress, als ausweglose Situation,<br />

als persönliche Niederlage. Und<br />

deshalb wächst ihr Bauchfett immer weiter<br />

an. (Übrigens: Bauchfett wegschneiden<br />

lassen hilft nichts, den<br />

Dauerstress loswerden, das kann<br />

helfen).<br />

Erinnern Sie sich an meine These,<br />

dass die Gesellschaft dick macht?<br />

Und vor allem Menschen aus ärmeren<br />

Schichten (das moderne<br />

Wort für diese soziale Gruppierung<br />

ist »Prekariat«)? Dort liegt<br />

die Zahl der Fettsüchtigen nach<br />

Studien bei 30 Prozent (gegenüber<br />

10 Prozent in der Oberschicht).<br />

Warum wohl? Wer ein hohes Maß<br />

an Selbstbestimmung hat, kann Situationen<br />

besser meistern als jemand, der<br />

weniger Selbstwertgefühl, Selbstvertrauen<br />

und Selbstbestimmung hat, sprich,<br />

der sich selbst weniger helfen kann. Wer<br />

sich in misslichen Situationen selbst befreien<br />

kann, wer mutig Entscheidungen<br />

trifft, Grenzen setzt und seine Wünsche<br />

durchsetzt, wer finanziell besser gestellt<br />

ist und dadurch unabhängiger, kann sich<br />

besser helfen, als jemand, der in Abhängigkeit<br />

lebt, sich selbst nicht viel zutraut<br />

und keine Alternative sieht.<br />

Zum Abschluss noch einmal Gunter<br />

Frank: »Menschen mit viel Bauchfett<br />

brauchen keine Operation und erst recht<br />

keine Ernährungsberatung. Sie brauchen<br />

eine ehrliche Perspektive, wie sie<br />

Arbeitslosigkeit, Mobbing, finanzielle<br />

Sorgen, Überlastung durch Doppelbelastung<br />

von Beruf und Familie, Einsamkeit<br />

und Verzweiflung zum Besseren<br />

wenden können. Kurz, sie brauchen<br />

echte Hoffnung. Und die Wertschätzung<br />

molliger Menschen als gleichwertige<br />

Mitmenschen.«<br />

Wieder ein Grund mehr, etwas an den<br />

Ursachen zu verändern, als sich in eine<br />

Diät zu flüchten. Und das heißt oft auch,<br />

sich aus der Resignation zu retten, die<br />

Traurigkeit abzuschütteln, die eine lange<br />

Dickenkarriere manchmal mit sich<br />

bringt. Deshalb heißt das fünfte »T« der<br />

Ursachen des Dickseins: Traurigkeit. n<br />

– Frühjahr 2013<br />

1<br />

Zurück zum Inhalt


STRESS MACHT DICK<br />

Tipps für Menschen, die glauben:<br />

„abnEHmEn IsT noCH<br />

sCHWErEr als ICH“<br />

Wie kann ich abnehmen?<br />

Ein paar Kilo nur, das<br />

aber auf Dauer! Was<br />

kann ich hier tun?<br />

Der erste Tipp lautet: „Bei Amazon gibt‘s<br />

da sicher was“ (siehe die Auswahl – und<br />

ein Weg in die nächste Buchhandlung<br />

bringt mit Sicherheit mehr).<br />

Und der zweite Tipp?<br />

Schlag nach bei Google“.<br />

Zwei Suchwörter sind rasch eingeben,<br />

erst „Gewicht“ („Ungefähr 179.000.000<br />

Ergebnisse“), dann „abnehmen“ (das<br />

reduziert die Fundstellen auf „Ungefähr<br />

3.960.000 Ergebnisse“) … und so weiter<br />

… und was lernen wir aus diesen beiden<br />

Tipps? Zwei Dinge:<br />

1. An mangelnder Information kann das<br />

Phänomen „Übergewicht“ nicht liegen.<br />

Und<br />

2. dass für das Googlen ähnlich wie für<br />

das Essen gilt: Mehr ist nicht immer besser.<br />

Das Vertrackte am Essen ist wohl, dass<br />

wir hier – anders als bei vielen anderen<br />

guten wie unguten Verhaltensweisen<br />

– immer wieder neu in Versuchung<br />

geführt werden. Anders als bei Tabak<br />

oder Alkohol können wir uns das Essen<br />

nicht ein für alle Male abgewöhnen<br />

– und eine Statistik, zugänglich unter<br />

http://www.welt.de/politik/deutschland/<br />

article11931379/Uebergewicht-ist-in-<br />

Deutschland-fast-Normalzustand.html<br />

zeigt, das Deutschland in punkto Übergewicht<br />

eine Spitzenstellung einnimmt:<br />

– März 2013<br />

1<br />

Zurück zum Inhalt


Übergewicht bei Erwachsenen mit<br />

einem Body Mass Index zwischen 25<br />

und 30<br />

• Japan: 20,3 Prozent<br />

• USA: 32,20 Prozent<br />

• Schweden: 33,8 Prozent<br />

• Italien: 34,2 Prozent<br />

• Deutschland: 36,7 Prozent<br />

Dass Deutschland hier eine Spitzenstellung<br />

hält, liegt nicht an den Frauen (29,1<br />

Prozent Übergewicht), sondern an den<br />

Männern (44,4 Prozent Übergewicht).<br />

achtsam essen<br />

Eine aus den USA kommende Empfehlung,<br />

wie man isst ohne zuzunehmen,<br />

nennt sich mindful eating – achtsam<br />

essen. Und achtsam ist die Nahrungsaufnahme,<br />

wenn gegessen und nicht<br />

geschlungen wird. Geachtet werden<br />

muss also nicht darauf, dass man nicht<br />

zu viel isst, sondern dass man nicht zu<br />

schnell isst. Es geht darum, dass Essen zu<br />

schmecken und mit freudiger Sinnlichkeit<br />

zu genießen. Dann tritt ein erfreuliches<br />

Nebenergebnis ein:<br />

Wir Menschen werden so schneller satt.<br />

Oft fühlen Menschen bereits nach wenigen<br />

Bissen, dass sie „gut gefüllt“ sind.<br />

Und damit wird ein Standard-Spruch<br />

widerlegt: Nicht der Appetit kommt<br />

beim Essen, sondern bereits nach wenigen<br />

Bissen wird die Nahrungs-Aufnahme<br />

eingestellt, und der Körper wird auf<br />

Gewichts-Abgabe umgestellt. Das Abnehmen<br />

stellt sich so gleichsam von allein<br />

ein. Wichtig für das achtsame Essen<br />

scheinen fünf Faktoren zu sein:<br />

1 Bewusst bei der Zubereitung des Essens<br />

nicht an Fast Food, sondern an<br />

Slow Food denken.<br />

2 Die Mahlzeit als Slow Food zu sich<br />

nehmen, sich klarmachen, was für<br />

wertvolle Stoffe gegessen werden).<br />

3 Nicht einfach nur essen, was spontan<br />

gut schmeckt – Süßes zum Beispiel –,<br />

sondern Nahrung zubereiten, die die<br />

Sinne anregt, Geschmacksrichtungen<br />

zu erspüren.<br />

4 Dem Gefühl von hungrig sein und<br />

satt sein nachzuspüren und mit<br />

zunehmendem Sättigungsgefühl das<br />

Essen erst zu reduzieren und dann<br />

bald zu beenden.<br />

5 Dem Essen mehr abgewinnen als nur<br />

das Gefühl „schmeckt” oder eben<br />

„schmeckt nicht”.<br />

Grundhaltungen beim<br />

achtsamen essen<br />

Die amerikanische Psychologin Dr. Susan<br />

Albers beschreibt sieben gesunde<br />

Grundhaltungen (http://eatingmindfully.<br />

com), mit denen normale Esser zu achtsamen<br />

Essern werden:<br />

1 Erst einmal nichts an der bisherigen<br />

Art der Ernährung und an<br />

der bisherigen Art zu essen ändern,<br />

sondern ein Köper-Tagebuch führen:<br />

Wann spürt der Körper Hunger,<br />

Durst, Stress, Schmerz, andere<br />

Gefühle – auch positive Gefühle,<br />

also nicht nur die eben aufgezählten<br />

Alarm-Signale. Und während des<br />

Essens auf Sinneswahrnehmungen<br />

achten: heiß, kalt, süß, sauer …<br />

2 Mit allen Gedanken und Sinnen<br />

beim Essen sein und darauf achten,<br />

dass die anderen Menschen am Tisch<br />

ebenfalls bei der Sache – bei dieser<br />

Sache(!) – sind.<br />

3 Sich bei Tischgesprächen nur auf das<br />

Essen konzentrieren: „Hast du geschmeckt,<br />

dass die Soße <strong>heute</strong> schärfer<br />

ist als sonst?“ …<br />

4 Fragen nachspüren wie: Warum esse<br />

ich gerade jetzt? Habe ich jetzt überhaupt<br />

Hunger?<br />

5 Auf den Körper achten, ohne kritisch<br />

zu werden. Einfach nur spüren: So<br />

sitze ich, so schnell ess ich, das schmeckt<br />

mir mehr (und warum – und warum<br />

schmeckt anderes mir weniger?)<br />

6 Gutem Appetit oder gar Heißhunger<br />

nicht immer spontan nachgeben,<br />

sondern mal testen, wie lange man<br />

es aushält, nicht zum Leibgericht zu<br />

greifen.<br />

7 Insgesamt ergibt sich bei dieser Bestandsaufnahme,<br />

dass sie – und nur<br />

sie – der Anfang davon ist, etwas an<br />

der Art des Essens zu ändern.<br />

ess-coaching<br />

Forschungen haben ergeben, dass durch<br />

achtsames Essen bereits Ess-Störungen<br />

behandelt werden können. Ebenso kann<br />

so Essstörungen vorgebeugt werden.<br />

STRESS MACHT DICK UND DOOF<br />

DeR<br />

maRSHmallow-TeST<br />

Vermutlich kennen Sie den Marshmallow-Test<br />

– eins der bekanntesten<br />

Experimente, das in der psychologischen<br />

Forschung gemacht worden<br />

ist. Prof. Walter Mischel, österreichischer<br />

Psychologe, der vor den Nazis<br />

in die USA hatte fliehen können, hat<br />

sich diesen Test ausgedacht. Machen<br />

Sie sich die Freude und schauen<br />

Sie sich den Test auf www.youtube.<br />

com/channel/HC0gJcaYYeZgw an – und<br />

wenn Sie zu den Menschen gehören,<br />

die manchmal mehr Marshmallows<br />

essen als sie eigentlich vorgehabt haben,<br />

erkennen Sie sich in den Youtube-<br />

Szenen wieder, was klüger ist als nach<br />

einem Genuss ein schlechtes Gewissen<br />

zu bekommen.<br />

Sabine <strong>Asgodom</strong> hat ihren eigenen<br />

Marshmallow-Test entwickelt: eine<br />

einzige Marshmallow in nicht weniger<br />

als fünf Minuten essen. Probieren sie‘s<br />

aus. Viel Spaß dabei. Auch bei der Erkenntnis,<br />

dass „süß“ – ganz langsam<br />

genossen – ziemlich fad schmecken<br />

kann.<br />

– Frühjahr 2013<br />

1<br />

Zurück zum Inhalt


Ist Lachen das Zauberwort, das über Erfolg und Misserfolg<br />

von Abnehm-Versuchen entscheidet? Ich glaube inzwischen<br />

tatsächlich, dass so viele meiner Abnehmversuche<br />

daran gescheitert sind, dass es nichts zu lachen gegeben<br />

hat. Und dass sich dann beim Abnehmen ein aus Melancholie<br />

gewebtes Spinnennetz auf die Seele legt. Und aus dieser Eingebung<br />

heraus ist der folgende Abnehm-Plan entstanden:<br />

1. Abnehmen ist so stressig, weil es in einer humorfreien Zone<br />

stattfindet. Das Stimmungsbarometer schwankt beim Abnehmen<br />

ja zwischen Euphorie und Depressivität: Jubel, Trubel,<br />

Heiterkeit, wenn der Zeiger auf der Waage seinen Weg<br />

nach oben ein paar Millimeter früher als gestern abbricht!<br />

Und negative Emotionen – Wut, Angst und Trauer – wenn<br />

der Zeiger nicht am vorgesehenen Ort stillstehen will.<br />

2. Schlimmer als die großen Emotionen aber sind beim<br />

Abnehmen die fiesen kleinen miesen Gefühle, die sich<br />

schon bald nach der „Diesmal-schaff-ich‘s“-Euphorie einschleichen.<br />

Ich spüre die miesen Gefühle lange nicht. Wenn<br />

ich sie spüre, habe ich anfangs meist Verständnis für sie,<br />

denn warum sollte ich fröhlich sein, wenn ich mich durch<br />

Hungern und Verzicht selbst kasteie. Und um den Masochismus<br />

nicht zu weit zu treiben, quäle ich mich nicht weiter,<br />

sondern gehe erhobenen Hauptes zum Kühlschrank.<br />

3. Social support – ich bleibe da beim englischen Begriff, denn<br />

„Soziale Unterstützung“ klingt nach Hilfe vom Sozial-<br />

Amtsschimmel – ist ebenfalls ein Thema, dass von Abnehmpäpstinnen<br />

und -pästen vernachlässigt wird. Wer unterstützt<br />

mich, wenn ich faste, halb faste, viertel faste und dann fast<br />

gar nicht mehr faste?<br />

Wäre ein fröhliches Fest, an dem sich alle Mitmenschen beteiligen,<br />

die unter dem Abnehmenden leiden, eine gute Idee?<br />

Hat das schon mal jemand probiert? Das ist nicht leicht zu<br />

arrangieren. Leichter für Abnehm-Begleiter ist es, Sprints<br />

mit der Stoppuhr zu kontrollieren und Langstreckenläufe<br />

mit dem Fahrrad zu begleiten.<br />

4. Abnehmen ist Stress. Irgendwann jedenfalls. Welche Abnehm-Vorschrift<br />

im Stil von „Man-nehme-aber-davonganz-wenig“<br />

tut zumindest etwas zum seelischen Ausgleich.<br />

Wer sorgt bei den Abnehmern für gute Laune? Es ist dieser<br />

STRESS MACHT DICK<br />

bEIm abnEHmEn muss DEr<br />

munD ofT WEIT GEöffnET sEIn:<br />

unD Dann sollTE sEHr, sEHr<br />

vIEl GElaCHT WErDEn<br />

ewig gehobene Lehrer-Lämpel-Zeigefinger: Also lautet der<br />

Beschluss, dass der Mensch weniger essen muss …<br />

Strenge Blicke von anderen oder – schlimmer noch – von<br />

sich selbst führen doch dazu, dass wir verzagen. Und wie<br />

schon Martin Luther erkannt hat: Aus einem verzagten<br />

Arsch kommt kein fröhlicher … Sie wissen schon …<br />

5. Abnehmen braucht Liebe und Selbstliebe. Ganz praktisch.<br />

Das lieblose „Ich ess ja sowieso nix, da kann ich zwischendurch<br />

ja doch mal …“ führt zur Selbst-Vernachlässigung,<br />

wie Sie sofort merken, wenn Sie den Satz vervollständigen<br />

mit Beispielen wie:<br />

Ich ess ja sowieso nix … da muss ich mir doch keinen Tisch<br />

decken, da kann ich mir das wenige, was ich essen darf, doch<br />

gleich am Schreibtisch zuführen … Aber so kann man weder<br />

das Leben noch das Abnehmen genießen.<br />

Warum muss Abnehmen so pädagogisch-militärisch und so<br />

kämpfe-immer-hübsch-gegen-den-inneren-Schweinehund<br />

sein.<br />

6. Ganz sicher muss unser Umfeld wegkommen von dem „DU“<br />

in Sätzen wie „Du bist zu dick“. Auf der Waage stimmt ja das<br />

Du! Aber der Mensch ist ein soziales Wesen! Other people<br />

matter! – die anderen Menschen sind wichtig für uns , und<br />

deshalb haben sie Einfluss auf uns: zu unserem Guten oder<br />

zu unserem Schlechten.<br />

Wer von den anderen Menschen ist für welche meiner Kilos<br />

verantwortlich? Oder mit-verantwortlich? Das wird schwer<br />

nachvollziehbar sein. Weniger schwer aber wäre es, wenn<br />

Familie, Freunde und Kollegen sich „vom Du zum Wir“ bewegen<br />

würden.<br />

Nicht: „duuuuuuuuuuu hast Übergewicht“, sondern<br />

(wir rollen jetzt alle den Zeigefinger ein und sagen):<br />

„Wiiiiiiiiiiiiiiiiiiir haben Übergewicht“.<br />

7. Abnehmen ist immer auch Quälerei. Warum quälen sich<br />

Familienmitglieder, Kollegen, Nachbarn und Freunde nicht<br />

mit mir mit, wenn ich mich quäle?<br />

Und selbst die Anorektiker im Bekanntenkreis könnten sich<br />

mit einem Zunehm-Programm an der Selbstquälerei beteiligen:<br />

Die Sportfreaks könnten aufs Laufen verzichten bis es<br />

sie quält. Die virtuosen Violinspieler erhalten Geigen-Verbot,<br />

und die Sexprotze kasteien sich mit No Sex … n<br />

– Frühjahr 2013<br />

0<br />

Zurück zum Inhalt


Prof. Dr. Judith Beck gehört zu den weltweit führenden<br />

Experten zum Thema „Gewicht – und was man<br />

dafür oder dagegen tun kann“. Beck ist Professorin<br />

für Psychologie in der Psychiatrie an der renommierten<br />

University of Pennsylvania in Philadelphia. Dort lehrt<br />

auch Martin Seligman, und – wichtiger – dort hat Judith Becks<br />

Vater, Prof. Dr. Aaron T. Beck, Mitte der 1960 Jahre die „Kognitive<br />

Therapie“ – auch „Kognitive Verhaltenstherapie“ genannt<br />

– entwickelt (siehe die Bildzuschrift auf dieser Seite).<br />

Judith Beck hat neun Merkmale gefunden, an denen Menschen<br />

zu erkennen sind (oder sich selbst erkennen können), die den<br />

Umgang mit ihrem Gewicht in einer Weise gestalten, die zum<br />

vorzeitigen Abbruch aller Versuche abzunehmen<br />

führt. Es sind:<br />

1. Falsches entweder/oder-denken.<br />

Es gibt nur zwei Möglichkeiten. Entweder dick werden<br />

oder dünn werden. „Ich siege. Oder ich versage!“<br />

Klingt das nach Lebensfreude. Nein! Das klingt<br />

nach Selbstbeschimpfung, wenn ich es wieder mal<br />

nicht geschafft habe.<br />

2. Über-pessimistisch in die Zukunft blicken.<br />

Wieder heißt die Botschaft: „Ich siege. Oder ich versage!“<br />

aber mit dem Nachsatz: „… und ich werde<br />

wohl versagen.“ Der Nachsatz ist eine sich selbst erfüllende<br />

Prophezeiung.<br />

3. Über-optimistisch in die Zukunft blicken.<br />

Die Botschaft ist: Ich darf eigentlich alles essen und<br />

darf auch Dickmacher essen. Die Kalorien werden<br />

<strong>heute</strong> in der Nacht in den Schränken andere Menschen<br />

sitzen und denen die Kleider enger nähen.<br />

STRESS MACHT DICK UND DOOF<br />

Positive Psychologie und Gewicht<br />

sEElIsCHE<br />

DICk-maCHEr.<br />

sEElIsCHE<br />

Dünn-maCHEr.<br />

4. sich stimmungen hingeben.<br />

Ich „belohne“ mich mit Dickmachern, wenn ich das brauche.<br />

5. du glaubst zu wissen, was die anderen denken.<br />

Und du glaubst, die anderen denken zum Beispiel, dass du ihnen<br />

die Lebensfreude nimmst, wenn du bei ihren Ess- und Trink-<br />

Gelagen nicht mitmachst. Du lässt dich zum Beispiel verführen,<br />

zuviel zu essen, um eine gute Freundin oder eine gute<br />

Kollegin zu sein, resp. ein guter Freund und guter Kollege.<br />

6. sich selbst belügen.<br />

Du denkst zum Beispiel: „Wenn alle Menschen um mich he-<br />

Prof. Dr. Aaron T. Beck, der die „Kognitive Verhaltenstherapie“ begründet hat,<br />

mit seiner Tochter und Mitarbeiterin Prof. Judith Beck. Becks Therapieform<br />

hat der Psychoanalyse seit langem den Rang abgelaufen. Der Begriff kognitiv<br />

meint „Wahrnehmung, Lernen, Erinnern und Denken“, Funktionen also, die<br />

mit der menschlichen Erkenntnis- und Informationsverarbeitung in Zusammenhang<br />

stehen“ (mehr bei www.sign-lang.uni-hamburg.de/projekte/slex/<br />

seitendvd/.../l5255.htm), aber auch Emotionen und Motive mit einbeziehen.<br />

Die Kognitiven Therapien „stöbern“ also nicht in der Vergangenheit, hegen<br />

und pflegen, anders als die Psychoanalyse, keine Philosophien über das von<br />

Sigmund Freud so genannte Unbewusste, und mit ihnen hat zunehmend eine<br />

Abkehr von der Psychoanalyse eingesetzt.<br />

– Frühjahr 2013<br />

1<br />

Zurück zum Inhalt


um Kalorien in sich hineinstopfen, weil es etwas zu feiern<br />

gibt, werde ich davon schon nicht dick werden, denn unter<br />

Menschen darf ich viel essen – wirklich gefährlich ist, allein<br />

in der Kummerecke zu essen.”<br />

7. du nimmst zu viel Rücksicht.<br />

Du schaffst die Dick-und-Fettmacher nicht aus dem Haus,<br />

weil andere Familienmitglieder das nicht gutfinden würden.<br />

8. du stellst für dich selbst falsche Regeln auf, und<br />

diesen Regeln folgst du dann.<br />

Du rechtfertigst zu viel und zu fettes Essen mit Argumenten,<br />

die eigentlich keine Argumente sind. Beispiel: „Weil ich <strong>heute</strong><br />

viel gearbeitet habe, darf ich auch viel essen.“<br />

9. du hältst dich für willensschwächer als du bist.<br />

Du schätzt dich so ein, dass du keine Willenskraft hast. Auch<br />

so kann man sich selbst zum zuvielen Essen verleiten.<br />

Wie Diät-Verkäufer uns Menschen in die Irre führen<br />

Sehr viele Menschen haben Übergewicht oder fühlen sich so,<br />

also ob sie Übergewicht hätten. Ihnen kommt dann die fürsorglich<br />

und gut gemeint klingende Werbung für Abnehmhilfen<br />

entgegen, die nach dem Muster arbeitet, das Eugen Roth<br />

einmal in einem Vierzeiler über Ärzte aufgeschrieben hat:<br />

Was bringt den Doktor um sein Brot?<br />

a) die Gesundheit, b) der Tod.<br />

So hält er uns, auf dass er lebe,<br />

zwischen beiden in der Schwebe.<br />

Mit anderen Menschen fröhlich sein, hilft uns zu<br />

einem gesunden Gewicht. Denn Positive Emotionen<br />

sind ansteckend – negative sind es aber leider auch<br />

Die Framingham-Studie – eine der großen Gesundheitsstudien,<br />

die vor Jahrzehnten gemacht worden sind – hat eine<br />

Art Revolution in der Medizin ausgelöst. Die Gesundheit von<br />

mehr als 5.000 Bürger des Ortes Framingham in Massachusetts<br />

ist über lange Zeit medizinisch überwacht worden.<br />

Die Framingham-Studie hat den Nachweis erbracht, dass hoher<br />

Blutdruck und Cholesterin ursächlich sind für Herzattacken.<br />

(Details dazu finden Sie in dem im vergangenen Frühjahr<br />

bei Kösel erscheinenden Buch „Flourish“ von Martin<br />

Seligman).<br />

In der Studie wurden aber nicht nur Gesundheitsdaten erhoben,<br />

sondern auch einige soziale und psychologische Daten.<br />

Und mit ihnen konnte nachgewiesen werden, dass die zwischenmenschlichen<br />

Gegebenheiten „ansteckend“ sind. Beispiele:<br />

l Je näher ein Mensch zu einem einsamen Nachbarn lebt, desto<br />

einsamer wird dieser Mensch selbst. Die einfache Therapie<br />

wäre hier natürlich, dass der ursprünglich Einsame und der<br />

Einsame, der sich angesteckt hat, Kontakt zu einander finden.<br />

STRESS MACHT DICK UND DOOF<br />

l Noch ansteckender, und das ist die gute Nachricht, wirkt<br />

Glücklichsein. Es strahlt nicht nur von Nachbar A auf Nachbar<br />

B aus, sondern auch auf Nachbar C und D.<br />

Wer ein gutes Verhältnis zu den Nachbarn hat, lebt<br />

länger und gesünder<br />

Die Framingham Herzstudie berichtet von Menschen aus<br />

der Kleinstadt Roseto, die übermäßig gegessen und Alkohol<br />

getrunken haben, die dadurch aber weder krank, noch übergewichtig<br />

geworden sind. Die Einwohner von Roseto liebten<br />

Pizza, Pasta und Salami und Rotwein – alles, was gut und kalorienreich<br />

war. Und sie liebten es reichlich: 2.700 Kalorien,<br />

davon mehr als 40 Prozent in Fett, tagaus, tagein – weitaus<br />

mehr Fleisch und Fett als der amerikanische Durchschnitt.<br />

Sie rauchten und tranken genauso viel (also: zu viel) und waren<br />

genauso bewegungsfaul. Man sollte meinen, dass der Ort,<br />

in dem diese Vielfraße wohnten (Roseto in Pennsylvania),<br />

eine Goldgrube für Herzspezialisten und Totengräber wäre.<br />

Das Gegenteil aber war der Fall.<br />

Die Menschen in den Nachbarorten von Roseto hatten dreimal<br />

so viele Herzinfarkte, und doppelt so viele starben daran.<br />

Von 10.000 Männern starben damals in den USA 35 an Herzerkrankungen<br />

und von 10.000 Frauen 29. In Roseto aber waren<br />

es nur 10 von 10.000 Männern und 6 von 10.000 Frauen.<br />

Und die allgemeine Lebenserwartung lag in Roseto weit über<br />

dem US-Durchschnitt – ein wirklich gewichtiges Beispiel dafür,<br />

dass manche Menschen trotz eines ungesunden Lebensstils<br />

einfach nicht krank werden.<br />

Was war das Besondere an diesem Ort – abgesehen von dem<br />

gesunden, eigentlich aber ungesunden, Appetit seiner Einwohner?<br />

Es war seine Sozialstruktur:<br />

l (Fast) Alle Bewohner waren italienische Einwanderer.<br />

l (Fast) Alle waren katholisch – sie bekannten sich also zu den<br />

gleichen Werten im Leben.<br />

l Sie haben jung geheiratet, mit 25 waren sie „unter der Haube“,<br />

und in der Ehe waren die Geschlechtsrollen nach alten Regeln<br />

traditionell verteilt.<br />

l Sie hielten als Einwanderer zusammen – auch gegen die teilweise<br />

recht feindselige neue Heimat.<br />

l Armut und Verbrechen waren bei ihnen rar.<br />

l Man kannte sich in der Nachbarschaft. Und man half sich<br />

gegenseitig, wenn Hilfe nötig war.<br />

Und diese Punkte waren es, die die Bewohner von Roseto gesund<br />

erhalten haben.<br />

Mitmenschlichkeit schützt vor Krankheit<br />

Die Bewohner der Nachbarorte lebten nicht so streng religiös-konservativ,<br />

sie lebten eher isoliert nebeneinander her, jeder<br />

sorgte vor allem für sich selbst. Die Rollenverteilung in der Ehe<br />

war dort nicht so klar, es kam öfter zu Partner-Konflikten. Auf<br />

solch eine Weise isoliert zu leben aber macht krank.<br />

– Frühjahr 2013<br />

Zurück zum Inhalt


In Roseto hingegen musste niemand vereinsamen. Um die<br />

abends – zwar nicht reich, aber reichlich – gedeckten Tische<br />

versammelten sich nicht nur Vater, Mutter und ein Kind, sondern<br />

dazu auch die verwitwete Tante, der einsame Freund, der<br />

Junge aus der Nachbarschaft, der gerade Ärger mit seinem Vater<br />

hat, die Cousine mit dem unehelichen Kind, der Großvater,<br />

und ab und zu kamen der Briefträger und der Dorfpolizist<br />

noch dazu.<br />

In Roseto, dem fast rein italienischen Auswandererort, lebten<br />

und aßen die Menschen in guter und großer Gemeinschaft.<br />

Sie folgten dem göttlichen Gebot aus der Schöpfungsgeschichte:<br />

„Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei.“ Und um uns<br />

Menschen die Wahrheit seines Gebotes zu dokumentieren, gab<br />

Gott dem „nach seinem Bilde geschaffenen Menschen“ einen<br />

Partner bei.<br />

Ergebnis: Nicht nur Jogging oder cholesterinarme Kost schützen<br />

Sie vor Herzkrankheiten – Mitmenschlichkeit ist vielleicht<br />

sogar noch wichtiger, das schloss der Leiter der Forschungsgruppe,<br />

der Mediziner Prof. Stewart Wolf.<br />

Fünf Garanten für Glück<br />

und Gesundheit<br />

Befunde dieser Art sind nicht nur in Roseto, sondern zum<br />

Beispiel auch in der Alameda-Studie bestätigt worden. 7.000<br />

Bewohner eines kalifornischen Landkreises (Alameda County)<br />

sind neun Jahre lang von Sozialforschern der renommierten<br />

Universitäten Yale und Berkeley in Untersuchungen einbezogen<br />

worden, in denen eine Vielzahl von Lifestyle- und Gesundheits-Daten<br />

erfasst und miteinander verglichen worden sind.<br />

In fünf Punkten lassen sich die Ergebnisse solcher Studien – erforscht<br />

an Zehntausenden von Menschen – zusammenfassen:<br />

1 Wer verheiratet ist, lebt länger als Geschiedene leben.<br />

2 Wer einer Kirche angehört und am Gemeindeleben aktiv<br />

teilnimmt, lebt länger als Menschen ohne Bindung an eine<br />

Religionsgemeinschaft.<br />

3 Wer Freunde hat und den Kontakt pflegt, lebt länger als der,<br />

der keine hat.<br />

4 Wer Verwandte hat und den Kontakt pflegt, lebt länger als<br />

Menschen ohne Anhang.<br />

5 Wer einem Club oder Verein angehört, lebt länger als Menschen,<br />

die vielleicht sogar stolz darauf sind, keine „Vereinsmeier“<br />

zu sein.<br />

Das sind statistische Werte. Sicher ist: Unfreiwilliges Single-Leben<br />

– die ungewollte Isolation von anderen Menschen – macht<br />

krank und verkürzt das Leben. In vielen Großstädten gibt es<br />

<strong>heute</strong> mehr als 50 Prozent Single-Haushalte. Eigentlich müsste<br />

an jeder Türklingel eine Warnung wie auf den Zigarettenpackungen<br />

stehen: „Der Gesundheitsminister hat herausgefunden:<br />

Das Singledasein gefährdet Ihre Gesundheit.“ Mehr Gemeinschaft<br />

ist gesünder als regelmäßiges Joggen Die große Täuschung<br />

STRESS MACHT KRANK<br />

unserer Zeit hat einen Namen: Individualismus. Und manchmal<br />

auch Selbstverwirklichung.<br />

Wichtiger als alle persönlichen Erfolge sind gute Kontakte zu<br />

anderen Menschen – nicht das berühmte „Vitamin B“, nicht die<br />

Amigo-Seilschaft, sondern das Eingebettet-Sein in ein Netzwerk<br />

guter Beziehungen zu Familie, Nachbarn, Freunden und/<br />

oder zu einer religiösen Gemeinschaft. Wer das hat, lebt zum<br />

Beispiel gesünder als Menschen, die regelmäßig joggen. Wenn<br />

Sie sich unter den Mitmenschen wohl fühlen, dienen Sie Ihrer<br />

Gesundheit. Das ist die Botschaft aus Roseto, denn die Menschen<br />

dort haben ja ungesund gelebt, haben eben nicht dreimal<br />

täglich Vollkornbrot und Müsli gegessen. Wahre Gesundmacher<br />

sind:<br />

l Höflichkeit,<br />

l Fehler verzeihen,<br />

l Hilfsbereitschaft,<br />

l Streit vermeiden nach der Regel „Mit mir bekommt man<br />

nur Streit, wenn ich es will“,<br />

l Ärger so äußern, dass nicht noch mehr Ärger aufgebaut<br />

wird.<br />

Halbwahrheiten der heutigen<br />

Gesundheits-Apostel<br />

Wichtig ist, dass Sie in einer Gemeinschaft leben, die Ihnen<br />

einen festen Platz gibt. Diese Gemeinschaft ist größer als die<br />

heutige Kleinfamilie, und sie hat auch für Außenseiter und Exzentriker<br />

Raum.<br />

Wenn <strong>heute</strong> von Gesundheit geredet wird, geht es fast nur um<br />

Sport, Fitness und Ernährung. Aber das ist nur die halbe Wahrheit<br />

– und halbe Wahrheiten sind ganze Lügen! Gesund hält<br />

uns, wenn wir uns wie die Menschen in den Mittelmeerländern<br />

um die großen Tische versammeln, essen, reden, diskutieren,<br />

schimpfen und scherzen. Und wenn alle – auch die Kinder und<br />

die alten Menschen – in solch einer Gemeinschaft ihren festen<br />

Platz haben.<br />

Moral, Ehe & Co halten uns gesund<br />

Das Spieler- und Scheidungsparadies Nevada beschert seinen<br />

Bürgern die niedrigste Lebenserwartung der Vereinigten<br />

Staaten überhaupt. Östlich der Grenze, im Mormonen-Staat<br />

Utah, finden wir hingegen einen der gesündesten Plätze der<br />

USA überhaupt.<br />

Über Ehen wird <strong>heute</strong> viel geklagt. Medizin-Statistiken<br />

zeigen dennoch: Wer verheiratet ist – gefragt wurde nicht,<br />

ob glücklich oder nicht so glücklich (!) –, hat eine bessere<br />

Gesundheits- und eine höhere Lebenserwartung als ein<br />

unverheirateter Mensch. Witwen, Singles oder Geschiedene<br />

sterben früher und sterben häufiger an Krebs, Herzinfarkt,<br />

Verkehrsunfällen oder durch Selbstmord – vier Todesarten,<br />

bei denen Stress eine Rolle spielt. Total schlecht kann die<br />

Ehe für den Menschen also nicht sein. Sie schafft „social<br />

support“. n<br />

– März 2013<br />

Zurück zum Inhalt


Dies Buch ist Pflichtlektüre<br />

für alle Unternehmen<br />

und alle Privatpersonen,<br />

die einen Business-Coach<br />

suchen. Deshalb ist es ein großes Vergnügen,<br />

Ihnen das gerade erschienene<br />

<strong>Coaching</strong>-Buch von Curd Michael Hockel<br />

und Heinz Jiranek vorzustellen.<br />

Die Autoren, beide sind Diplom-Psychologen,<br />

arbeiten seit langen Jahren im<br />

IFB-Jiranek (Institut für Betriebspsychologie)<br />

zusammen, sie sind also beim<br />

Thema „Business“ alles andere als heurige<br />

Hasen.<br />

wISSen ScHaffen HeISST:<br />

fRaGen fInDen.<br />

anTwoRTen GeBen HeISST:<br />

GlauBen leHRen Curd Michael Hockel<br />

Business-coach<br />

mit wirtschaftserfahrung<br />

Hauptautor Curd Michael Hockel war<br />

einer der ersten Business-Coaches im<br />

deutschen Sprachraum. Wir kennen uns<br />

seit den 80er Jahren, als er als Vizepräsident<br />

des Berufsverbandes Deutscher<br />

Psychologen die Verbandszeitschrift Report<br />

Psychologie auf den Weg gebracht<br />

hat und ich (S.B.) ihn damals als Gründer<br />

von Psychologie <strong>heute</strong> einige Male<br />

beraten habe. Das heißt nun auch:<br />

Diese kurze Rezension hier wird kein<br />

Verriss, aber sie ist auch kein Freund-<br />

Pflichtlektüre<br />

PflICHTlEkTürE<br />

Die Autoren: Curd<br />

Michael Hockel (links)<br />

und Heinz Jiranek<br />

schaftsdienst, weil Curd Michael Hockel<br />

sich das verbitten würde. Und es wäre<br />

ihm auch nicht recht, wenn ich verraten<br />

würde, dass sein erster Vorname – Curd<br />

und nicht etwa „Kurt“ – der Vorname<br />

seines Onkels ist, der mit Nachnamen<br />

„Jürgens“ geheißen hat.<br />

Curd Michael Hockels ist im Hauptberuf<br />

Psychotherapeut. In seiner Vita findet<br />

sich allerdings – anders als bei manchen<br />

Business-Coaches und bei Therapeuten<br />

sowieso – ein „Betriebsjahr“ (also: ein<br />

Jahr Arbeit) bei der Siemens AG. Er<br />

weiß also nicht nur vom Hörensagen,<br />

wie es in Unterneh-<br />

men zugeht und<br />

was dort abgeht.<br />

14 Jahre lang hat<br />

er zudem weitere<br />

Management-Erfahrung<br />

als Leiter<br />

der Abteilung Psychologie<br />

/ Psychotherapie des Gesundheitsparks<br />

auf dem Münchner Olympiagelände<br />

gesammelt. Er hat beratende<br />

und Projektarbeit u.a. für die Allianz<br />

Generaldirektion, das Kaufhaus Beck<br />

und Pharmaunternehmen geleistet, und<br />

er war Trainer in Unternehmen und beruflichen<br />

Weiterbildungsinstitutionen.<br />

Trainiert hat er zum Beispiel Gesprächsführung<br />

und soziale Kompetenz für<br />

Mitarbeiter und Führungskräfte.<br />

Hockel ist also alles andere als eine Psychotherapeutische<br />

Couch-Potatoe, wie<br />

Therapeuten genannt werden, die nicht<br />

die Big FiVe<br />

Kompetenzen, die aus einem<br />

Coach einen guten Coach machen<br />

– im Buch werden sie erklärt:<br />

selbstprüfung: Selbstexploration<br />

– Ruhe und Zuversicht – Grenzen<br />

setzen – Anregen von Denk- und Entscheidungsprozessen<br />

– Ziele erarbeiten<br />

– Werte anfragen – Selbsteinbringen<br />

– Selbstöffnung<br />

Annehmen: Wärme und Wertschätzung<br />

– Aktualisieren – Inhaltliche<br />

Wiedergabe von Verhaltensweisen<br />

– Bewerten – Verankern – Ansprechen<br />

und Erfragen von Metawissen<br />

– Körper-, Musik- und Entspannungsarbeit<br />

empathie: Einfühlung – Nähe – Wachheit<br />

– Momentzentrierung – Differenzierungen<br />

anregen – „Nondirektive“<br />

Beziehungsregulation – Personzentrierte<br />

Beziehungsregulation – Rollenspiel<br />

und Psychodrama<br />

Authentizität: Echt Sein – Modell<br />

geben – Insistieren – Konfrontieren<br />

– Provokation – Loben – Visualisierungen<br />

Fördern und Fordern: Zusammenarbeit<br />

– Situationsgestaltung – Rollenübernahme<br />

anregen – Strukturieren<br />

– Reflektieren von Problemlöseverhalten<br />

– Sprach- und Sprechförderung<br />

– Anregen von Handlungen, von<br />

Problemlösungen – Träume<br />

– Frühjahr 2013<br />

Zurück zum Inhalt


nach draußen gehen, sondern er<br />

kennt die Businesswelt der Menschen,<br />

die er coacht, von innen.<br />

Das Gegenteil<br />

eines Schnellschusses<br />

Das Buch, das er jetzt mit Heinz<br />

Jiranek im renommierten Ernst<br />

Reinhardt Verlag veröffentlicht<br />

hat, ist das Gegenteil eines<br />

Schnellschusses. Wenn ich mich<br />

recht erinnere, ist es die sechste<br />

Version eines Stoffes, den die Autoren<br />

immer wieder neu strukturiert<br />

haben. Und wegen solcher<br />

Umsicht und Sorgfalt werden<br />

Sie in „<strong>Coaching</strong> lernen – Ziele,<br />

Strategien, Interventionen“ eines<br />

nicht finden: flotte Sentenzen,<br />

die runtergehen wie Butter, aber<br />

auch rasch ranzig werden.<br />

kein Buch, sondern eine<br />

Bonanza<br />

Das Buch ist eine Goldgrube. Es<br />

stellt auf wenig mehr als hundert<br />

Seiten zusammen, was wissenschaftliche<br />

Psychologie zum<br />

<strong>Coaching</strong> beitragen kann. Wichtige<br />

Titel-Überschriften sind im<br />

Kasten auf der vorhergehenden<br />

Seite zusammengestellt. Und in<br />

den Texten finden Sie eine Zusammenschau<br />

von Erkenntnissen<br />

aus mehreren Jahrzehnten<br />

als Coach mit einer großer Expertise<br />

in Humanistischer Psychologie<br />

und Psychotherapie.<br />

Genauso wertvoll an diesem<br />

Buch aber ist, was Sie darin nicht<br />

finden – zum Beispiel allfällige<br />

Worthülsen wie „<strong>Coaching</strong> ist<br />

keine Therapie“. Das stimmt.<br />

Punkt. Aber ebenfalls stimmt,<br />

dass es zwischen <strong>Coaching</strong> und<br />

Therapie eine ziemlich große<br />

Schnittmenge gibt, die aber nur<br />

ausfüllen und für andere Menschen<br />

ausloten kann, wer sich auf<br />

beiden Gebieten auskennt. Und<br />

das leistet dieses Buch.<br />

Im Kasten finden Sie eine<br />

Textprobe aus dem Buch.<br />

Pflichtlektüre<br />

Wärme und Wertschätzung<br />

„Kein Mensch ist unersetzlich…“, dies dürfte<br />

jener Dummsatz sein, der am meisten<br />

menschliches Elend und den größten volkswirtschaftlichen<br />

Schaden verursachte, den je<br />

ein einzelner „Glaubenssatz“ mit sich brachte.<br />

Der rationale Kern dieser menschenverachtenden<br />

Dämlichkeit liegt in der gänzlich<br />

anderen Wahrheit, dass jede Arbeit (auf je<br />

unterschiedlich, jedoch gleich produktive<br />

Weise) von verschiedenen Menschen getan<br />

werden kann – selbst die Arbeit an höchst<br />

komplexen Forschungsfragen.<br />

Kein Mensch ist zu ersetzen, da jeder<br />

Mensch ein einmaliges in seiner biographischen<br />

Zeitlichkeit irreversibel sich<br />

änderndes Wesen voll Würde und Kompetenz<br />

ist.<br />

Wir können niemals in denselben Fluss steigen<br />

– und sind keinen nächsten Tag die, die<br />

wir gestern waren. Der Schaden, der durch<br />

die ignorante Vorstellung von Arbeitskräften<br />

als anonyme „Hands“ oder schlimmer noch<br />

„FTEs“ (full time equivalents) entstand, ist<br />

nicht so sehr ein Schaden an der Menschheitsseele<br />

(obwohl dieser Satz auch ein Bestandteil<br />

der Ideologie aller Völkermörder<br />

und Faschisten war / ist) als ein Schaden an<br />

der Wirtschaftlichkeit des Handelns.<br />

Heute sind Schlagworte verstandene und geachtete<br />

Selbstverständlichkeiten: „Persönlichkeitsentwickelnde<br />

Arbeitsverhältnisse“<br />

und die Notwendigkeit einer Personalführung,<br />

die immer auch Personalentwicklung<br />

sein muss, werden nicht mehr in Frage gestellt<br />

– jedoch unterschiedlich kompetent<br />

verwirklicht.<br />

Ein Coach muss solche Banalitäten so sehr in<br />

Fleisch und Blut eingearbeitet haben, dass sein<br />

Gegenüber jederzeit spürt (selbst wenn er als<br />

<strong>Coaching</strong>-Klient die eben gegeißelte Dummheit<br />

für einen „bitteren aber wahren Satz“ hält),<br />

dass zwischen dem <strong>Coaching</strong>-Klienten und seinem<br />

Coach eben die Beziehung zwischen zwei<br />

Menschen voller Achtung, Entwicklungsperspektive<br />

und Einmaligkeit besteht. Die Mittel,<br />

um innerhalb einer Beziehung diese Wahrheit<br />

und diese Erfahrung zu installieren und zu<br />

transportieren, wird von der personzentrierten<br />

Psychologie als gelebte, praktizierte „Wärme<br />

und Wertschätzung“ benannt.<br />

Es ist eine Verhaltensdimension, die vorwiegend<br />

im Nonverbalen verankert bleibt, die<br />

ein diskretes und hintergrundförmiges Intervenieren<br />

erfordert.<br />

Vollmundige Versicherungen wie „Ich schätze<br />

Sie und Ihre Arbeit…“ oder anbiedernde<br />

Belobigungen wie „Mir gefällt es, wie Sie…“<br />

sind es gerade nicht, die diese Form der<br />

Wertschätzung verdeutlichen. Das Lernziel<br />

eines wertschätzenden Umgangsstils, den<br />

jeder Coach zu praktizieren lernen muss, ist<br />

am ehesten durch Kennzeichen der Stimmführung<br />

(freundlich, warm, emotional – statt<br />

sachlich, kalt, nüchtern), der Mimik (Blickkontakt<br />

mit Lächeln oder jedenfalls offener<br />

Freundlichkeit), der Gestik (zugewandt, ruhig,<br />

nicht abwehrend, sondern offen) und sodann<br />

der Bilderwahl zu operationalisieren.<br />

Wärme und Wertschätzung als die (humanen)<br />

zentralen Selbstinstruktionen jeden<br />

Coaches im Umgang mit seinem <strong>Coaching</strong>-<br />

Klienten kann natürlich auch die Karikatur<br />

des schleimigen Begleiters kippen, dessen<br />

unterwürfiges Säuseln bestenfalls Ärger,<br />

schlimmstenfalls Ekel hervorruft. Es muss<br />

daher von authentischer Wärme und Wertschätzung<br />

ausgegangen werden.<br />

Dieses Lernziel für Coaches muss erarbeitet<br />

werden: das authentisch annehmende, warm<br />

wertschätzende Umgehen mit der Person<br />

des <strong>Coaching</strong>-Klienten in all seinen Fragen,<br />

seinem Suchen, der Unsicherheit, den Wertungen<br />

und Ratlosigkeiten. Und dann muss<br />

der Coach lernen, den <strong>Coaching</strong>-Klienten<br />

zu achten, auch in all dessen Penetranz, die<br />

für den Coach evidenten Wegweisungen zu<br />

ignorieren, an alten Fehlern festzuhalten …<br />

Wärme und Wertschätzung sind keine „Berufsrolle“<br />

des Coaches, sondern eine problemlösende<br />

Heuristik zwischenmenschlicher<br />

Kommunikation: In Angstfreiheit kann jeder<br />

Mensch sich (und anderen) seine vielfältigen<br />

Möglichkeiten leichter eingestehen – ja sie<br />

vielleicht erst entdecken. Und selbstverständlich<br />

gilt die Wertschätzung immer der Person,<br />

nicht etwa jeder Verhaltensweise dieser Person.<br />

Einen Menschen zu achten und ihm dies<br />

spürbar zu machen, ist nicht gleichbedeutend<br />

damit, das Handeln dieses Menschen kritiklos<br />

anzunehmen.<br />

– Frühjahr 2013<br />

Zurück zum Inhalt


ZEITmanaGEmEnT<br />

Warum unpünktliche Menschen eigentlich pünktlich sind.<br />

Denn ständige Unpünktlichkeit hat ganz andere Ursachen.<br />

erst laufen wir mit der Zeit dem geld hinterher, später mit dem<br />

geld der Zeit. Günther Fr. Gross<br />

Das Meeting ist für 15 Uhr angesetzt. Fünfzehn Teilnehmer<br />

sind eingeladen. Fünf Minuten davor sind<br />

fast alle da. Als der Moderator um 15 Uhr beginnen<br />

will, sagen Sie: „Lassen Sie uns noch zwei Minuten<br />

warten. Herr Schiller und Frau Sommer kommen gleich.“<br />

Und tatsächlich: Um 15.02 Uhr drücken sich beide Mitarbeiter zur<br />

Tür rein, hastig eine Entschuldigung murmelnd. Dann sagen sie:<br />

„Es fehlt noch Herr Stuhler, aber der kommt frühestens in zwanzig<br />

Minuten, da fangen wir besser an.“<br />

Und tatsächlich: Um 15.22 Uhr kommt Herr Stuhler herein, erzählt<br />

was von einem dringenden Anruf mit der Tochtergesellschaft<br />

in Singapur und Strategieplänen für 2015 bis 2020.<br />

Was ist da los?<br />

Können Sie hellsehen? Natürlich nicht, Sie kennen nur Ihre Pappenheimer<br />

und deren Gewohnheiten. Jeder kennt solche Menschen,<br />

die zu Geburtstagseinladungen „pünktlich“ eine Stunde zu<br />

spät kommen. Oder selbst bei Prüfungsterminen es nicht schaffen,<br />

genau zur vereinbarten Zeit aufzutauchen. Was ist da los?<br />

Das Symptom ist die Lösung<br />

Mit diesem Satz arbeite ich in meinen Persönlichkeitsseminaren,<br />

um die Ursache von störenden Erlebnissen oder Verhaltensweisen<br />

aufzudecken, die jemand trotz Anstrengung bisher nicht ändern<br />

konnte. Verhaltensweisen wie:<br />

• vor Vorträgen fürchterlich aufgeregt zu sein;<br />

• wichtige Aufgaben dauernd aufzuschieben;<br />

• sich immer als Opfer zu fühlen;<br />

• sich häufig mit Autoritäten anzulegen;<br />

• zu wenig nein zu sagen und sich abzugrenzen;<br />

• alles immer superperfekt machen zu wollen …<br />

Die Überschrift ist nicht leicht zu verstehen. Verhaltensweisen,<br />

die uns an uns selbst stören, und die wir trotz etlicher Bemühungen<br />

nicht verändern können, lassen sich jedoch interpretieren<br />

als eine Lösung für einen inneren, unbewussten<br />

Konflikt.<br />

Natürlich nicht für die äußere Situation, da kassiert man oft unangenehme<br />

Konsequenzen. Sondern als die beste Lösung für<br />

einen inneren Konflikt. Das Vertrackte ist: Dieser Konflikt ist<br />

Ihnen unbewusst. Was bedeutet, dass Sie auch keine andere Verhaltensweise<br />

finden können, weil Sie gar nicht wissen, welchen<br />

Konflikt Sie mit Ihrem störenden Verhalten „lösen“.<br />

Zurück zur Unpünktlichkeit<br />

Wer regelmäßig zu Terminen ein<br />

Roland Kopp-Wichmann, Dipl.Psych.<br />

paar Minuten zu spät kommt, ist nicht unpünktlich. Sondern sehr<br />

pünktlich, denn es braucht ja ein ausgezeichnetes Zeitmanagement,<br />

um zu jedem Meeting pünktlich zwei Minuten zu spät kommen!<br />

Mit mangelnder Orientierung über die Zeit hat das Zuspätkommen<br />

nichts zu tun. Sonst müsste das ja variieren. Oder derjenige<br />

könnte ja einfach zwei Minuten früher losgehen. Das weiß er natürlich<br />

– aber warum tut er es nicht?<br />

Die Antwort lautet: Weil ständige Unpünktlichkeit für diesen Menschen<br />

eine ganz wichtige Funktion hat. Oder anders ausgedrückt:<br />

weil sie einen inneren Konflikt löst.<br />

Doch welchen inneren Konflikt löst jemand, wenn er immer ein<br />

paar Minuten zu spät kommt?<br />

Meiner Erfahrung nach steckt dahinter ein Autonomiekonflikt.<br />

Derjenige muss bei festen Terminen seine Unabhängigkeit beweisen,<br />

indem er die Vereinbarung unterläuft. Er rebelliert dagegen<br />

„verplant“ zu werden – obwohl er der Terminvereinbarung ja meist<br />

selbst zugestimmt hat.<br />

Hinter Unpünktlichkeit steckt Methode<br />

Wer achtsam untersucht, wie er es eigentlich hinkriegt, genau zwei<br />

Minuten zu spät zu kommen, wird etwas Erstaunliches entdecken.<br />

• Zwanzig Minuten vor dem Termin ist derjenige mit irgendetwas<br />

beschäftigt. Mails lesen, an einem Projekt arbeiten etc.<br />

• Wenn jetzt kurz vor dem Meeting-Termin der Blick auf die Uhr<br />

fällt und sich eine innere Stimme meldet, dass man jetzt abschließen<br />

und sich auf den Weg zum Besprechungsraum machen muss,<br />

passiert es.<br />

• Der „Unpünktliche“ kriegt ein unangenehmes Gefühl, ist hin und<br />

her gerissen, liest weiter seine Mails oder nimmt noch ein<br />

Telefonat an. Eine Minute nach 15 Uhr sieht er, dass<br />

es später geworden ist, rafft seine Unterlagen zusammen<br />

und schafft es gerade noch, „pünktlich“<br />

um 15.02 Uhr zu erscheinen. Jedes Mal.<br />

Dahinter steckt Methode. Wenn man sich<br />

hierzulande zu einer bestimmten Uhrzeit<br />

verabredet, ist es ja nur praktisch,<br />

wenn alle da<br />

sind.<br />

– Frühjahr 2013<br />

Zurück zum Inhalt


Es bedeutet nichts. Es geht ja auch anders. Völker, in denen niemand<br />

eine Uhr hat, haben auch Meetings. Da lautet die Vereinbarung<br />

„Wir treffen uns bei Sonnenuntergang am Berg!“ Das klappt<br />

auch prima. Der notorisch „Unpünktliche” empfindet die Vereinbarung<br />

„15 Uhr Meeting, Raum 123“ aber nicht als nützliche Information,<br />

sondern als EINSCHRÄNKUNG SEINER FREIHEIT.<br />

Jemand will ihm vorschreiben, wann er seine Mails lesen darf, ob<br />

er noch diesen Anruf entgegennehmen darf, wann er sein Zimmer<br />

zu verlassen hat.<br />

Und wer ein Autonomieproblem hat, der rebelliert jetzt. Er will sich<br />

nicht dem Diktat der Zeitvereinbarung beugen, da müsste er ja gehorchen,<br />

sich unterwerfen. Niemals! Er ist doch ein freier Mensch,<br />

das wollen wir doch mal sehen!<br />

Der notorisch Unpünktliche muss dauernd beweisen, dass er ein<br />

freier Mensch ist. Deshalb überhört er die innere Stimme, die ihn<br />

an das pünktliche Aufbrechen erinnert, trödelt noch ein bisschen<br />

herum, bis er um 15.01 Uhr beschließt: Jetzt gehe ich los! Ich hab<br />

ja noch das Meeting. Er erscheint dort – pünktlich zwei Minuten<br />

später – und drückt damit aus: Hier bin ich. Aber zu meiner Zeit!<br />

Der hier beschriebene Vorgang ist dem „Unpünktlichen” immer<br />

völlig unbewusst. Es ist seine beste Lösung für seinen inneren Autonomie-Konflikt.<br />

Auf seine ständige Unpünktlichkeit angesprochen,<br />

wird er ganz andere Erklärungen liefern:<br />

• „Ich hab halt immer so viel zu tun.”<br />

• „Da kam noch ein Anruf.”<br />

• „Der Stress! Der Stress!”<br />

• „Ich bin halt so. Das war schon in der Schule so.”<br />

Doch der Fragende wird solche Antworten selten akzeptieren, denn<br />

die anderen Meetingteilnehmer haben auch viel zu tun, beantworten<br />

auch ihre Mails. Nehmen aber einen Anruf, wenn es klingelt,<br />

wenn sie gerade aus dem Büro zum Meeting gehen, nicht mehr an.<br />

Weil sie wissen, dass sie dann zu spät kämen.<br />

Solche inneren Konflikte entstehen meist in der Kindheit oder frühen<br />

Jugend, wo wir täglich in einer abhängigen Position lernen,<br />

wie es in der Welt zugeht. Und dort entwickeln wir auch unsere<br />

Strategien, mit solchen Situationen umzugehen und Gebote, Vorschriften<br />

etc. zu unterlaufen.<br />

Noch zwei Arten von Unpünktlichkeit<br />

Da war noch Herr Stuhler, der grundsätzlich immer 20 Minuten<br />

später zu Besprechungen erscheint. Und dann was erzählt von<br />

einem dringenden Anruf mit der Tochtergesellschaft in Singapur<br />

oder einem Telefonat mit dem Landtagsabgeordneten.<br />

Diese Menschen haben ein Statusproblem. Sie brauchen einen Auftritt.<br />

Würden sie 5 Minuten vor Meetingbeginn schon da sein, mit<br />

Roland Kopp-Wichmann, Dipl.Psych.<br />

den anderen Teilnehmern sich unterhalten und warten, dass es anfängt,<br />

bekämen sie schon bei dieser Vorstellung ein unangenehmes<br />

Gefühl:<br />

ICH UNTER ALL DEN NORMALOS IN DER MASSE SIT-<br />

ZEN??? Da sieht mich ja keiner, da geh ich ja unter. Da bin ich ja<br />

einer von denen. Und woran soll man dann erkennen, dass ich<br />

wichtig bin???<br />

Die dritte Gruppe von „Unpünktlichen“ ist natürlich nie unpünktlich.<br />

Einfach weil sie zu jedem verabredeten Termin schon mindestens<br />

eine Viertelstunde früher da sind. Haben schon ihre Unterlagen gelesen<br />

und geordnet, die Tagesordnung auswendig gelernt – sind also<br />

tiptop vorbereitet. Für sie ist schon die Vorstellung, erst drei Minuten<br />

vor Sitzungsbeginn zu erscheinen, unvorstellbar und total unangenehm.<br />

„So kurz vor knapp? Und wenn dann was dazwischen kommt,<br />

ich was vergessen habe oder nochmal aufs Klo muss?“<br />

Diese Menschen haben eine panische Angst, Fehler zu machen<br />

oder unangenehm aufzufallen. Wenn Sie sich tatsächlich mal verspäten<br />

würden und zwei Minuten nach Besprechungstermin rein<br />

kämen, würden sie rot anlaufen, sich in Grund und Boden schämen<br />

und nichts von der Sitzung mitkriegen. Weil sie die ganze Zeit<br />

damit beschäftigt wären, über ihr Versäumnis und dessen schreckliche<br />

Folgen nachzugrübeln.<br />

Zeitprobleme haben nichts mit der Zeit zu tun<br />

Deshalb greifen auch oft übliche Zeitmanagement-Seminare zu<br />

kurz. So nützlich die dort vorgestellten Tools sind, man kann die<br />

Zeit nicht managen. Höchstens sich selbst. Das klappt meist auch<br />

– wenn die angewendeten Methoden keinen inneren Konflikt berühren.<br />

Denn dann ist man zwar entschlossen, die guten Tipps<br />

anzuwenden – aber es klappt nicht. Warum? Weil das gezeigte<br />

„störende“ Verhalten die beste Lösung ist. Nicht für die äußere Situation,<br />

sondern für den inneren, unbewussten Konflikt.<br />

Dieser Ansatz, problematische Verhaltensweisen anzugehen, ist<br />

erst einmal ungewöhnlich. Aber wenn man ihn mal verstanden<br />

hat und anwendet, versteht man viele seltsame Verhaltensweisen<br />

besser:<br />

• Wie ein Bundespräsident es innerhalb weniger Wochen geschafft<br />

hat, seine Karriere gründlich zu ruinieren.<br />

• Warum es so schwer ist, sich das Rauchen abzugewöhnen.<br />

• Warum Aufschieber sich jedes Mal schwören: „Morgen fang ich<br />

an!“<br />

Der Betroffene hat meist kreative Erklärungen. Sie wissen es jetzt<br />

besser: Weil das seltsame Verhalten für den Betreffenden die beste<br />

Lösung ist. Und zu welcher Gruppe gehören Sie? n<br />

RolanD kopp-wIcHmann<br />

Roland Kopp-Wichmann, 63, Führungskräftetrainer und Coach in Heidelberg. Früher<br />

Bankkaufmann, Werbetexter, EDV-Operator, ein Jahr bei Kibbuzarbeit in Israel<br />

auf meinen Studienplatz gewartet, dann meinen Dipl.Psych absolviert. Verschiedene<br />

therapeutische Ausbildungen. Seit über dreißig Jahren arbeite ich mit Menschen:<br />

einfühlsam, klar auf den Punkt bringend, prozess- und lösungsorientiert.<br />

– Frühjahr 2013<br />

Zurück zum Inhalt

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!