Alfred Böge Technische Mechanik - PP99

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304 5.7.2 Definition der Flächenmomente 2. Grades Aus der unterschiedlichen Spannungsverteilung gegenüber Zug-, Druck-, Abscher- und Pressungsbeanspruchung wird verständlich, dass die Hauptgleichungen für Biegung und Torsion nicht ganz so einfach aufgebaut sein können, wie die bisher bekannten Hauptgleichungen. Tatsächlich erscheint in den Herleitungen dieser Gleichungen (5.8.2, Seite 322 und 5.9.4, Seite 330) nicht mehr die Querschnittsfläche als geometrische Größe im Nenner, sondern ein Summenausdruck, der als Flächenmoment 2. Grades I bezeichnet wird. Das Flächenmoment für Biegung heißt axiales, das für Torsion von Stäben mit Kreis- oder Kreisringquerschnitt (Wellen) heißt polares Flächenmoment 2. Grades. Da beide Flächenmomente aus der Herleitung heraus gleichartig aufgebaut sind, gilt die folgende Definition: Multipliziert man jedes Flächenteilchen DA einer Fläche mit dem Quadrat seines Abstandes von einem Bezugspunkt oder von einer Bezugsachse (r, x, y), dann ergibt die Summe dieser Produkte das Flächenmoment zweiten Grades I dieser Fläche. Bezugsachse ist immer diejenige neutrale Faser des Querschnitts, um die gebogen oder verdreht wird (x –x, y –y oder 0). Aus dieser Definition ergibt sich auch die Einheit mm 4 (Fläche mal Abstandsquadrat). Beachte: Gleichmäßige Spannungsverteilung bei Zug, Druck, Abscheren und Flächenpressung. Lineare Spannungsverteilung bei Biegung und Torsion. sb ¼ Mb I e tt ¼ MT Biege- und Torsions-Hauptgleichung in noch nicht endgültiger Form (siehe Seite 323 und 331). Ip Ix ¼ DA1y1 2 þ DA2y2 2 þ DA3y3 2 þ ...þ DAnyn 2 Iy ¼ DA1x1 2 þ DA2x2 2 þ DA3x3 2 þ ...þ DAnxn 2 Ix ¼ SDAy 2 Iy ¼ SDAx 2 axiales Flächenmoment 2. Grades (für Biegung und Knickung erforderlich) Definitionsgleichung Ip ¼ DA1r1 2 þ DA2r2 2 þ DA3r3 2 þ ...þ DAnrn 2 Ip ¼ SDA r 2 Definitionsgleichung 5 Festigkeitslehre r polares Flächenmoment 2. Grades (für Torsion von Stäben mit Kreisoder Kreisringquerschnitt erforderlich) ðIÞ ¼ðAÞ ðx, y, rÞ 2 ¼ mm 2 mm 2 ¼ mm 4 ðIÞ ¼mm 4 Hinweis: Man geht hier von der Längeneinheit mm aus, weil im Maschinenbau und in der Feinwerktechnik damit gearbeitet wird. Grundsätzlich dürfen auch cm und m benutzt werden (cm 4 ,m 4 ).

5.7 Flächenmomente 2. Grades I und Widerstandsmomente W 305 In den Herleitungen der Abschnitte 5.8.2 (Seite 322) und 5.9.4 (Seite 330) erscheint außer dem Summenausdruck der Quotient Ip/r (bei Torsion) und I/e (bei Biegung). Darin sind r und e die Randfaserabstände, d. h. die Abstände vom Bezugspunkt oder von der Bezugsachse bis zur Randfaser. Dieser Quotient heißt Widerstandsmoment W ¼ Flächenmoment I Randfaserabstand r ðoder eÞ Am häufigsten werden die Widerstandsmomente in Bezug auf die beiden in der Querschnittsfläche liegenden Achsen x, y und in Bezug auf die rechtwinklig zum Querschnitt stehende 0-Achse gebraucht. Nach den Achsen werden sie auch bezeichnet. Mit Hilfe der Integralrechnung lassen sich für die verschiedenen Querschnittsformen Berechnungsgleichungen entwickeln; die wichtigsten sind in den Tabellen 5.1 (Seite 309) und 5.2 (Seite 311) zusammengestellt. Für genormte Profile (Winkel-, I-Profil usw.) enthalten die Profilstahltabellen ausgerechnete Werte für Flächenmomente I und Widerstandsmomente W. 5.7.3 Herleitungsübung Um das Verständnis für das Flächenmoment zu vertiefen, wird erst einmal versucht, eine Berechnungsgleichung für das Flächenmoment Ix eines Rechteckquerschnitts ohne Integralrechnung zu entwickeln. Bezugsachse soll also die waagerecht im Rechteckquerschnitt liegende x-Achse sein. Was bei dieser Untersuchung herauskommen muss, kann aus Tabelle 5.1, Seite 309, abgelesen werden: In Bezug auf die dort eingezeichnete waagerechte Achse muss I ¼ bh 3 =12 sein. Randfaserabstand e und r Wx ¼ Ix W ¼ I e Wp ¼ Ip r ex Wy ¼ Iy ey Wp ¼ Ip r W, Wp I, Ip e, r mm 3 mm 4 mm axiales Widerstandsmoment in Bezug auf die x-Achse axiales Widerstandsmoment in Bezug auf die y-Achse polares Widerstandsmoment in Bezug auf die Verdrehachse 0 (gilt nur für Kreisoder Kreisringquerschnitt) Gegebener Rechteckquerschnitt bh, zerlegt in Flächenstreifen DA parallel zur x-Achse.

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5.7.2 Definition der Flächenmomente 2. Grades<br />

Aus der unterschiedlichen Spannungsverteilung<br />

gegenüber Zug-, Druck-, Abscher- und Pressungsbeanspruchung<br />

wird verständlich, dass die Hauptgleichungen<br />

für Biegung und Torsion nicht ganz<br />

so einfach aufgebaut sein können, wie die bisher<br />

bekannten Hauptgleichungen.<br />

Tatsächlich erscheint in den Herleitungen dieser<br />

Gleichungen (5.8.2, Seite 322 und 5.9.4, Seite<br />

330) nicht mehr die Querschnittsfläche als geometrische<br />

Größe im Nenner, sondern ein Summenausdruck,<br />

der als Flächenmoment 2. Grades I bezeichnet<br />

wird.<br />

Das Flächenmoment für Biegung heißt axiales,<br />

das für Torsion von Stäben mit Kreis- oder Kreisringquerschnitt<br />

(Wellen) heißt polares Flächenmoment<br />

2. Grades. Da beide Flächenmomente aus<br />

der Herleitung heraus gleichartig aufgebaut sind,<br />

gilt die folgende Definition:<br />

Multipliziert man jedes Flächenteilchen DA<br />

einer Fläche mit dem Quadrat seines Abstandes<br />

von einem Bezugspunkt oder von einer Bezugsachse<br />

(r, x, y), dann ergibt die Summe dieser<br />

Produkte das Flächenmoment zweiten Grades<br />

I dieser Fläche.<br />

Bezugsachse ist immer diejenige neutrale Faser<br />

des Querschnitts, um die gebogen oder verdreht<br />

wird (x –x, y –y oder 0).<br />

Aus dieser Definition ergibt sich auch die Einheit<br />

mm 4 (Fläche mal Abstandsquadrat).<br />

Beachte:<br />

Gleichmäßige Spannungsverteilung bei Zug,<br />

Druck, Abscheren und Flächenpressung.<br />

Lineare Spannungsverteilung bei Biegung<br />

und Torsion.<br />

sb ¼ Mb<br />

I<br />

e tt ¼ MT<br />

Biege- und Torsions-Hauptgleichung in noch<br />

nicht endgültiger Form (siehe Seite 323 und<br />

331).<br />

Ip<br />

Ix ¼ DA1y1 2 þ DA2y2 2 þ DA3y3 2 þ ...þ DAnyn 2<br />

Iy ¼ DA1x1 2 þ DA2x2 2 þ DA3x3 2 þ ...þ DAnxn 2<br />

Ix ¼ SDAy 2<br />

Iy ¼ SDAx 2<br />

axiales Flächenmoment<br />

2. Grades (für Biegung<br />

und Knickung erforderlich)<br />

Definitionsgleichung<br />

Ip ¼ DA1r1 2 þ DA2r2 2 þ DA3r3 2 þ ...þ DAnrn 2<br />

Ip ¼ SDA r 2<br />

Definitionsgleichung<br />

5 Festigkeitslehre<br />

r<br />

polares Flächenmoment<br />

2. Grades (für Torsion<br />

von Stäben mit Kreisoder<br />

Kreisringquerschnitt<br />

erforderlich)<br />

ðIÞ ¼ðAÞ ðx, y, rÞ 2 ¼ mm 2 mm 2 ¼ mm 4<br />

ðIÞ ¼mm 4<br />

Hinweis: Man geht hier von der Längeneinheit<br />

mm aus, weil im Maschinenbau und in<br />

der Feinwerktechnik damit gearbeitet wird.<br />

Grundsätzlich dürfen auch cm und m benutzt<br />

werden (cm 4 ,m 4 ).

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