Alfred Böge Technische Mechanik - PP99

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03.06.2013 Aufrufe

292 5.5.5 Flächenpressung an gewölbten Flächen (Hertz’sche Gleichungen) Die Flächenpressung zwischen Körpern mit gekrümmter (gewölbter) Oberfläche lässt sich mit den von Hertz aufgestellten Gleichungen berechnen. Diese Beanspruchungsart tritt beispielsweise zwischen den Wälzkörpern (Kugeln, Walzen, Rollen, Nadeln) und Laufringen von Wälzlagern auf (Kugellager, Kegelrollenlager, usw.). Die Hertz’schen Gleichungen gelten unter folgenden Voraussetzungen: a) Die Körper verhalten sich vollkommen elastisch (keine bleibende Formänderung). b) Es gilt das Hook’sche Gesetz s ¼ eE. c) Die elastische Verformung ist klein gegenüber den Abmessungen des Körpers. d) In der Berührungsfläche beider Körper treten nur Normalspannungen s auf, keine Schubspannungen t. Bedeutung der Formelzeichen: a Radius der kreisförmigen oder halben Breite der rechteckigen Druckfläche in mm F Druckkraft in N m Poisson-Zahl, Verhältnisgröße mit der Einheit 1, siehe Seite 282 r Krümmungsradius der Kugel oder des Zylinders in mm; bei Krümmung beider Körper ist die Summe beider Krümmungen einzusetzen, also 1=r ¼ 1=r1 þ 1=r2. Für die ebene Platte ist 1=r2 ¼ 0, für die Hohlkugel ist 1=r2 negativ einzusetzen. E Elastizitätsmodul in N/mm 2 ; bei unterschiedlichen E-Moduln ist E ¼ 2E1E2=ðE1 þ E2Þ einzusetzen. l Länge des Zylinders in mm p Druck auf der Berührungsfläche im Abstand r in N/mm 2 p0 ¼ pmax Druck in der Mitte der Berührungsfläche in N/mm 2 r veränderlicher Radius oder Ordinate in Breitenrichtung der Berührungsfläche in mm d Gesamtabplattung in mm, d. h. die gesamte Näherung der beiden Körper 5.5.5.1 Pressung zwischen Kugel und Ebene oder zwischen zwei Kugeln ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 1,5ð1 m a ¼ 2 r rffiffiffiffiffi 3 Þ Fr 3 Fr ¼ 1,11 ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi E E a p ¼ p0 2 r2 p a p0 ¼ 1 ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 1,5 FE p 2 r2ð1 m2Þ 2 s ffiffiffiffiffiffiffiffiffi 3 FE ¼ 0,388 2 r2 r 3 1,5 F ¼ pa2 d ¼ a2 r ¼ ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 2,25ð1 m2Þ 2 F 2 E 2 s ffiffiffiffiffiffiffiffi 3 F ¼ 1,23 r 2 E 2 r 3 r 5.5.5.2 Pressung zwischen Zylinder und Ebene oder zwischen zwei Zylindern ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 8ð1 m a ¼ 2 r rffiffiffiffiffiffi Þ Fr Fr ¼ 1,52 ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pEl El a p ¼ p0 2 r2 r ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi a FE p0 ¼ 2prlð1 m2 s rffiffiffiffiffiffi FE ¼ 0,418 ¼ Þ rl 2F pal 5 Festigkeitslehre

5.5 Flächenpressung 293 5.5.6 Ûbungen zur Flächenpressung 1. Ûbung: Eine Zugspindel soll über die Mutter in Längsrichtung 20 kN übertragen. Die Zugspannung in der Spindel darf 80 N/mm2 nicht überschreiten, die Flächenpressung im Gewinde soll höchstens 15 N/mm2 betragen. Zu bestimmen sind das erforderliche Trapezgewinde, die erforderliche Mutterhöhe. Lösung: Der Kernquerschnitt der Zugspindel muss bei sz zul ¼ 80 N=mm2 die Zugkraft F ¼ 20 000 N übertragen. Aus der Zug-Hauptgleichung (Seite 278) findet man für Aerf ¼ 250 mm2 Kernquerschnitt. Aus der Formelsammlung wird dasjenige Trapezgewinde gewählt, das den nächstgrößeren Kernquerschnitt A3 ¼ 269 mm2 besitzt. Zur Berechnung der Mutterhöhe m setzt man in die Gleichung nach Seite 290 die gegebenen und die aus der Gewindetafel (Formelsammlung) entnommenen Größen ein. Als Normmaß wird m ¼ 40 mm gewählt. 2. Ûbung: Ein Gleitlager hat eine Radialkraft Fr ¼ 15 000 N und eine Axialkraft Fa ¼ 6000 N aufzunehmen. Das Bauverhältnis soll l=d ¼ 1,2, die zulässige Flächenpressung 5 N/mm 2 betragen. Zu bestimmen sind die Maße d, D, l. Lösung: In die Flächenpressungsgleichung für Gleitlager, Seite 291, wird aus dem vorgegebenen Bauverhältnis l=d ¼ 1,2 entweder d ¼ l=1,2 oder für l ¼ 1,2d eingesetzt. Hier entscheidet man sich für die zweite Möglichkeit und erhält damit eine Gleichung zur Bestimmung des erforderlichen Wellendurchmessers d. Im anderen Fall hätte sich eine Gleichung zur Berechnung der Lagerlänge l ergeben. Aus dem Bauverhältnis l=d ¼ 1,2 ergibt sich die Lagerungslänge l. Gegeben: Zugkraft F ¼ 20 kN ¼ 20 10 3 N szzul ¼ 80 N mm 2 pzul ¼ 15 N mm 2 Gesucht: Trapezgewinde Mutterhöhe m sz ¼ F A (Zug-Hauptgleichung) Aerf ¼ F 20 000 N ¼ szzul 80 N mm2 ¼ 250 mm 2 Gewählt wird Tr 24 5 mit A3 ¼ 269 mm2 , Steigung P ¼ 5 mm, Flankendurchmesser d2 ¼ 21,5 mm, Tragtiefe H1 ¼ 2,5 mm. FP merf ¼ pd2 H1 pzul 20 10 merf ¼ 3 N 5mm p 21,5 mm 2,5 mm 15 N mm2 merf ¼ 39,48 mm; m ¼ 40 mm gewählt p ¼ Fr ¼ Aproj Fr dl p ¼ Fr Fr ¼ d 1,2d 1,2d2 derf ¼ ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi Fr l ¼ 1,2 ) l ¼ 1,2d d s ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 15 000 N ¼ 1,2pzul 1,2 5 N mm2 v u t derf ¼ 50 mm l ¼ 1,2d ¼ 1,2 50 mm ¼ 60 mm

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5.5.5 Flächenpressung an gewölbten Flächen (Hertz’sche Gleichungen)<br />

Die Flächenpressung zwischen Körpern mit gekrümmter<br />

(gewölbter) Oberfläche lässt sich mit<br />

den von Hertz aufgestellten Gleichungen berechnen.<br />

Diese Beanspruchungsart tritt beispielsweise<br />

zwischen den Wälzkörpern (Kugeln, Walzen, Rollen,<br />

Nadeln) und Laufringen von Wälzlagern auf<br />

(Kugellager, Kegelrollenlager, usw.).<br />

Die Hertz’schen Gleichungen gelten unter folgenden<br />

Voraussetzungen:<br />

a) Die Körper verhalten sich vollkommen elastisch<br />

(keine bleibende Formänderung).<br />

b) Es gilt das Hook’sche Gesetz s ¼ eE.<br />

c) Die elastische Verformung ist klein gegenüber<br />

den Abmessungen des Körpers.<br />

d) In der Berührungsfläche beider Körper treten<br />

nur Normalspannungen s auf, keine Schubspannungen<br />

t.<br />

Bedeutung der Formelzeichen:<br />

a Radius der kreisförmigen oder halben<br />

Breite der rechteckigen Druckfläche in mm<br />

F Druckkraft in N<br />

m Poisson-Zahl, Verhältnisgröße mit der<br />

Einheit 1, siehe Seite 282<br />

r Krümmungsradius der Kugel oder des Zylinders<br />

in mm; bei Krümmung beider Körper<br />

ist die Summe beider Krümmungen<br />

einzusetzen, also 1=r ¼ 1=r1 þ 1=r2.<br />

Für die ebene Platte ist 1=r2 ¼ 0, für die<br />

Hohlkugel ist 1=r2 negativ einzusetzen.<br />

E Elastizitätsmodul in N/mm 2 ; bei unterschiedlichen<br />

E-Moduln ist<br />

E ¼ 2E1E2=ðE1 þ E2Þ einzusetzen.<br />

l Länge des Zylinders in mm<br />

p Druck auf der Berührungsfläche im<br />

Abstand r in N/mm 2<br />

p0 ¼ pmax Druck in der Mitte der<br />

Berührungsfläche in N/mm 2<br />

r veränderlicher Radius oder Ordinate in<br />

Breitenrichtung der Berührungsfläche<br />

in mm<br />

d Gesamtabplattung in mm, d. h. die<br />

gesamte Näherung der beiden Körper<br />

5.5.5.1 Pressung zwischen Kugel und Ebene oder zwischen zwei Kugeln<br />

ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />

1,5ð1 m<br />

a ¼<br />

2 r<br />

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¼ 1,11<br />

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1,5 FE<br />

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2,25ð1 m2Þ 2 F 2<br />

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3<br />

F<br />

¼ 1,23<br />

r<br />

2<br />

E 2 r<br />

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5.5.5.2 Pressung zwischen Zylinder und Ebene oder zwischen zwei Zylindern<br />

ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />

8ð1 m<br />

a ¼<br />

2 r<br />

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¼ 1,52<br />

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