Alfred Böge Technische Mechanik - PP99

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282 5.2.3.3 Poisson-Zahl m Für bestimmte Festigkeitsuntersuchungen ist es bequem, mit dem Verhältnis von Querdehnung eq und Dehnung e zu rechnen. Dieses Verhältnis bezeichnet man als Poisson-Zahl m. FürStahl wurde die Poisson-Zahl m ¼ 0,3 ermittelt; für Gusseisen ist m ¼ 0,25; für Gummi ist m ¼ 0,5. 5.2.3.4 Das Hooke’sche Gesetz Für viele Festigkeitsrechnungen ist es wichtig, den Zusammenhang zwischen der Spannung s und der zugehörigen Dehnung e zu erkennen. Beim Ziehen eines Gummifadens sieht man, dass mit zunehmender Spannung s auch die Dehnung e (Verlängerung Dl) ansteigt. Versuche mit Probestäben (siehe Spannungs-Dehnungs-Diagramm, Seite 375) zeigen, dass bei vielen Werkstoffen die Dehnung e mit der Spannung s im gleichen Verhältnis (proportional) wächst. Bei doppelter Spannung s zeigt sich dann auch die doppelte Dehnung e. Man kann auch sagen: Das Verhältnis von Spannung s und Dehnung e ist für jeden Werkstoff ein bestimmter, in den für die Praxis wichtigen Spannungsgrenzen gleich bleibender Wert, der Elastizitätsmodul E. Der Elastizitätsmodul (kurz: E-Modul) ist eine Werkstoffkonstante, die man selbst durch einfache Dehnversuche ermitteln kann. Im Physik-Lehrbuch ist ein solcher Versuch ausführlich beschrieben. Die Tabellen 5.8 und 5.9 (Seite 385) enthalten den E-Modul für die wichtigsten Werkstoffe. Dem Elastizitätsmodul E entspricht für Schubspannungen (Abscher- und Torsionsspannung) dem Schubmodul G (5.6.2, Seite 297). Querdehnung eq Poisson-Zahl m ¼ Längsdehnung e m ¼ eq e Spannung s Elastizitätsmodul E ¼ Dehnung e Umgestellt und für e ¼ Dl=l0 eingesetzt, ergibt sich die übliche Form: s ¼ eE ¼ Dl E l0 Hooke’sches Gesetz Hinweis: Versuche mit druckbeanspruchten Stäben zeigen die gleichen Gesetzmäßigkeiten wie bei Zugbeanspruchung: Das Hooke’sche Gesetz gilt für Zug- und Druckbeanspruchung. Statt sz und sd schreibt man daher hier nur s. Beispiele: EStahl ¼ 210 000 N N ¼ 2,1 105 mm2 N EAlCuMg ¼ 0,72 10 5 mm2 EGG26 ¼ 1,2 10 5 N mm 2 5 Festigkeitslehre s, E Dl, l0 e N mm 1 mm2 mm 2 Hinweis: Manchmal erscheint eine Aufgabe nur deshalb schwierig, weil man vergisst, dass der E-Modul schon bekannt ist (Tabelle 5.8).

5.2 Beanspruchung auf Zug 283 Nach dem Hooke’schen Gesetz s ¼ eE muss der E-Modul die Einheit der Spannung haben (N/mm 2 ), denn die Dehnung e hat die Einheit Eins. Ûber das Hooke’sche Gesetz E ¼ s=e kann man den E-Modul auch als diejenige Spannung ansehen, die bei der Dehnung e ¼ 1 auftreten würde. Allerdings muss dabei beachtet werden, dass sich Metallstäbe nicht auf das Doppelte ihrer Ursprungslänge verlängern lassen und dass das Hooke’sche Gesetz nur im elastischen Bereich gilt (Spannungs-Dehnungs-Diagramm, Seite 375). 5.2.3.5 Wärmespannung Alle Metallstäbe dehnen sich bei Erwärmung aus und ziehen sich bei Abkühlung wieder auf die Ursprungsgröße l0 zusammen. Die Verlängerung Dl (Verkürzung) des Stabes ist abhängig von der Ursprungslänge l0, von der Temperaturdifferenz DT ¼ J2 J1 vor und nach der Erwärmung (Abkühlung) und vom Längenausdehnungskoeffizienten al (siehe Physik-Lehrbuch). Wird ein Metallstab durch entsprechende Einspannungen an der Längenänderung gehindert, dann müssen Zug- oder Druckspannungen auftreten. Sie können mit Hilfe des Hooke’schen Gesetzes berechnet werden. Diese Normalspannungen heißen Wärmespannung sJ, weil die Temperatur allgemein mit dem griechischen Buchstaben Theta bezeichnet wird. Den Elastizitätsmodul E entnimmt man den Tabellen 5.8 und 5.9, Seite 385, den Längenausdehnungskoeffizienten al dem Handbuch Maschinenbau. 5.2.3.6 Formänderungsarbeit Wf Im elastischen Bereich steigt die Belastung F von Zug- und Druckstäben proportional zur Längenänderung an. Dabei verrichtet die Kraft F auf dem Weg Dl (Verlängerung) eine mechanische Arbeit, die im Werkstoff gespeichert und bei Entlastung wieder vollständig frei wird. Man sagt: Der Körper „federt“. Das Kraft-Verlängerungs-Schaubild zeigt als Kraftlinie eine ansteigende Gerade. Die darunter liegende Fläche entspricht der mechanischen Arbeit. Beispiel: Angenommen, ein Probestab verlängert sich bei der Spannung sz ¼ 1000 N=mm 2 auf das Doppelte seiner Ursprungslänge. Dann wäre seine Dehnung e ¼ Dl=l0 ¼ 1 und damit E ¼ sz e ¼ 1000 1 Dl ¼ l0 al DT N mm N ¼ 1000 2 mm 2 ¼ sz Hinweis: Für Stahl ist al St ¼ 12 10 6 1=K, das heißt, ein Stahlstab von 1 m Länge verändert sich bei Erwärmung um 1 K ¼ 1 Cum 12 10 6 m ¼ 0,012 mm. sJ ¼ eE ¼ Dl E l0 Hooke’sches Gesetz in allgemeiner Form Für die Verlängerung (Verkürzung) wird Dl ¼ l0 al DT eingesetzt: sJ ¼ l0 al DT l0 E sJ ¼ al DT E Wärmespannung Beachte: Die Wärmespannung sJ ist unabhängig von den Abmessungen des Stabs. l 0 Kraft Δl Δl W = f F Δl 2 Dl, l0 al DT F mm F Verlängerung 1 K Kraft-Verlängerung-Schaubild eines elastisch verlängerten Stabs. Beachte: Bei Zug- oder Druckfedern ohne Vorspannung ist die Arbeitsfläche ein Dreieck. K sJ, E al DT N mm 2 1 K K

5.2 Beanspruchung auf Zug 283<br />

Nach dem Hooke’schen Gesetz s ¼ eE muss der<br />

E-Modul die Einheit der Spannung haben<br />

(N/mm 2 ), denn die Dehnung e hat die Einheit<br />

Eins. Ûber das Hooke’sche Gesetz E ¼ s=e kann<br />

man den E-Modul auch als diejenige Spannung<br />

ansehen, die bei der Dehnung e ¼ 1 auftreten würde.<br />

Allerdings muss dabei beachtet werden, dass<br />

sich Metallstäbe nicht auf das Doppelte ihrer Ursprungslänge<br />

verlängern lassen und dass das<br />

Hooke’sche Gesetz nur im elastischen Bereich gilt<br />

(Spannungs-Dehnungs-Diagramm, Seite 375).<br />

5.2.3.5 Wärmespannung<br />

Alle Metallstäbe dehnen sich bei Erwärmung aus<br />

und ziehen sich bei Abkühlung wieder auf die Ursprungsgröße<br />

l0 zusammen. Die Verlängerung Dl<br />

(Verkürzung) des Stabes ist abhängig von der Ursprungslänge<br />

l0, von der Temperaturdifferenz<br />

DT ¼ J2 J1 vor und nach der Erwärmung (Abkühlung)<br />

und vom Längenausdehnungskoeffizienten<br />

al (siehe Physik-Lehrbuch).<br />

Wird ein Metallstab durch entsprechende Einspannungen<br />

an der Längenänderung gehindert, dann<br />

müssen Zug- oder Druckspannungen auftreten. Sie<br />

können mit Hilfe des Hooke’schen Gesetzes berechnet<br />

werden. Diese Normalspannungen heißen<br />

Wärmespannung sJ, weil die Temperatur allgemein<br />

mit dem griechischen Buchstaben Theta<br />

bezeichnet wird. Den Elastizitätsmodul E entnimmt<br />

man den Tabellen 5.8 und 5.9, Seite 385, den Längenausdehnungskoeffizienten<br />

al dem Handbuch<br />

Maschinenbau.<br />

5.2.3.6 Formänderungsarbeit Wf<br />

Im elastischen Bereich steigt die Belastung F von<br />

Zug- und Druckstäben proportional zur Längenänderung<br />

an. Dabei verrichtet die Kraft F auf dem<br />

Weg Dl (Verlängerung) eine mechanische Arbeit,<br />

die im Werkstoff gespeichert und bei Entlastung<br />

wieder vollständig frei wird. Man sagt: Der Körper<br />

„federt“.<br />

Das Kraft-Verlängerungs-Schaubild zeigt als Kraftlinie<br />

eine ansteigende Gerade. Die darunter liegende<br />

Fläche entspricht der mechanischen Arbeit.<br />

Beispiel:<br />

Angenommen, ein Probestab verlängert sich<br />

bei der Spannung sz ¼ 1000 N=mm 2 auf das<br />

Doppelte seiner Ursprungslänge. Dann wäre<br />

seine Dehnung e ¼ Dl=l0 ¼ 1 und damit<br />

E ¼ sz<br />

e<br />

¼ 1000<br />

1<br />

Dl ¼ l0 al DT<br />

N<br />

mm<br />

N<br />

¼ 1000 2 mm<br />

2 ¼ sz<br />

Hinweis: Für Stahl ist al St ¼ 12 10 6 1=K,<br />

das heißt, ein Stahlstab von 1 m Länge verändert<br />

sich bei Erwärmung um 1 K ¼ 1 Cum<br />

12 10 6 m ¼ 0,012 mm.<br />

sJ ¼ eE ¼ Dl<br />

E<br />

l0<br />

Hooke’sches Gesetz<br />

in allgemeiner Form<br />

Für die Verlängerung (Verkürzung) wird<br />

Dl ¼ l0 al DT eingesetzt:<br />

sJ ¼ l0 al DT<br />

l0<br />

E<br />

sJ ¼ al DT E<br />

Wärmespannung<br />

Beachte: Die Wärmespannung sJ ist unabhängig<br />

von den Abmessungen des Stabs.<br />

l 0<br />

Kraft<br />

Δl<br />

Δl<br />

W =<br />

f<br />

F Δl<br />

2<br />

Dl, l0 al DT<br />

F<br />

mm<br />

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Verlängerung<br />

1<br />

K<br />

Kraft-Verlängerung-Schaubild eines elastisch<br />

verlängerten Stabs.<br />

Beachte: Bei Zug- oder Druckfedern<br />

ohne Vorspannung ist die Arbeitsfläche<br />

ein Dreieck.<br />

K<br />

sJ, E al DT<br />

N<br />

mm 2<br />

1<br />

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