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Alfred Böge Technische Mechanik - PP99

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3.4 Reibung an Maschinenteilen 115<br />

3.4.2 Zylinderführung<br />

Zylinderführungen an bewegten Maschinenteilen<br />

(Pressenstößel, Ziehschlitten) sollen reibungsarm<br />

führen und nicht klemmen. In manchen Fällen<br />

wird aber verlangt, dass die Führung klemmt, z. B.<br />

bei Bohrmaschinentischen, um auch im ungeklemmten<br />

Zustand sicheren Halt zu gewährleisten.<br />

Man muss also wissen, unter welchen Bedingungen<br />

eine Zylinderführungsbuchse klemmt.<br />

Aufgabe: Eine im Abstand l1 von der Führungsmitte<br />

wirkende Kraft F versucht, eine Führungsbuchse<br />

von der Länge l zu verschieben. Unter<br />

welcher Bedingung klemmt die Buchse?<br />

Zeichnerische Untersuchung: Man zeichnet einen<br />

Lageplan und trägt zuerst die Kraft F auf ihrer<br />

Wirklinie ein. Die Buchse wird rechtsherum kippen<br />

und legt sich links oben im Punkt 1 und rechts unten<br />

im Punkt 2 an den Zylinder an. Dort zeichnet<br />

man die Normalkräfte FN1 und FN2 (auf die Buchse<br />

zu gerichtet) ein. Die Kraft F versucht, die Buchse<br />

nach unten zu verschieben. Die Reibungskräfte FR1<br />

und FR2 werden mit entgegengesetztem Richtungssinn<br />

eingezeichnet (nach oben gerichtet).<br />

Man fasst gedanklich die Normal- und Reibungskräfte<br />

zu ihren Ersatzkräften zusammen. Ihre Wirklinien<br />

können nach 3.2.3 (Seite 93) nur innerhalb<br />

des Reibungskegels liegen, weil die Reibungskraft<br />

nie über den Betrag FN tan r anwachsen kann. Nun<br />

ist Gleichgewicht (Klemmen) nur möglich, wenn<br />

sich die beiden Ersatzkräfte mit der Kraft F in einem<br />

Punkt schneiden (siehe Seite 28, 3-Kräfte-Verfahren).<br />

Dieser Punkt kann aber nur in der Ûberdeckungsfläche<br />

A der beiden Reibungskegel liegen,<br />

weil die Wirklinien der Ersatzkräfte nicht außerhalb<br />

der Reibungskegel liegen können. Folglich<br />

lautet die zeichnerische Klemmbedingung:<br />

Eine Zylinderführung klemmt, wenn die Wirklinie<br />

der Resultierenden aller Verschiebekräfte<br />

durch die Ûberdeckungsfläche der beiden<br />

Reibungskegel geht.<br />

Zylinderführungen haben immer ein Passungsspiel.<br />

Bei exzentrisch angreifender<br />

Verschiebekraft kippt (verkantet) die Buchse<br />

gegen den Führungszylinder. Betrachtet man<br />

beide als absolut starre Körper (keine Verformung),<br />

dann legt sich die Buchse an zwei im<br />

Längsschnitt diagonal gegenüberliegenden<br />

Punkten des Zylinders an. Dort treten Normal-<br />

und Reibungskräfte auf.<br />

Lageplan<br />

Im Lageplan sind die Reibungskegel für die<br />

Gleitreibung eingezeichnet.<br />

Die Reibungskegel für die Haftreibung haben<br />

einen größeren Kegelwinkel, nämlich 2 r0.<br />

Ihre Ûberdeckungsfläche A reicht also noch<br />

weiter nach links. Man kann dann bei klemmender<br />

Buchse die Wirklinie der Kraft F bis<br />

an die Grenze der Ûberdeckungsfläche nach<br />

links verschieben, ohne dass die Buchse zu<br />

gleiten beginnt. Wird sie aber durch<br />

irgendeinen Umstand in Bewegung gesetzt,<br />

dann verklemmt sie sich nicht wieder, denn<br />

jetzt treten wieder die Reibungskegel für<br />

Gleitreibung auf, und die Wirklinie der Kraft F<br />

liegt dann im weißen Feld außerhalb der<br />

Ûberdeckungsfläche.<br />

Hinweis: Diese Klemmbedingung gilt auch<br />

für andere Führungsquerschnitte mit gegenüberliegenden<br />

Führungsflächen, z. B. für die<br />

Flachführung mit seitlichen Führungsflächen.

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