Alfred Böge Technische Mechanik - PP99
Alfred Böge Technische Mechanik - PP99
Alfred Böge Technische Mechanik - PP99
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<strong>Alfred</strong> <strong>Böge</strong><br />
<strong>Technische</strong> <strong>Mechanik</strong>
Lehr- und Lernsystem<br />
<strong>Technische</strong> <strong>Mechanik</strong><br />
•<strong>Technische</strong> <strong>Mechanik</strong> (Lehrbuch)<br />
von A. <strong>Böge</strong><br />
•Aufgabensammlung <strong>Technische</strong> <strong>Mechanik</strong><br />
von A. <strong>Böge</strong> und W. Schlemmer<br />
•Lösungen zur Aufgabensammlung <strong>Technische</strong> <strong>Mechanik</strong><br />
von A. <strong>Böge</strong> und W. Schlemmer<br />
•Formeln und Tabellen zur <strong>Technische</strong>n <strong>Mechanik</strong><br />
von A. <strong>Böge</strong>
<strong>Alfred</strong> <strong>Böge</strong><br />
<strong>Technische</strong> <strong>Mechanik</strong><br />
Statik – Dynamik – Fluidmechanik – Festigkeitslehre<br />
28., verbesserte Auflage<br />
Mit 569 Abbildungen, 15 Tabellen, 22 Arbeitsplänen,<br />
15 Lehrbeispielen und 40 Übungseinheiten<br />
Unter Mitarbeit von Gert <strong>Böge</strong>, Wolfgang <strong>Böge</strong>,<br />
Walter Schlemmer und Wolfgang Weißbach<br />
STUDIUM
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek<br />
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der<br />
Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über<br />
abrufbar.<br />
Das Lehrbuch <strong>Technische</strong> <strong>Mechanik</strong> erschien bis zur 22. Auflage<br />
unter dem Titel <strong>Mechanik</strong> und Festigkeitslehre.<br />
Die Liste der Auflagen seit 1970 zeigt die intensive Weiterentwicklung des Werkes:<br />
12., überarbeitete Auflage 1970<br />
13., überarbeitete Auflage 1971<br />
14., unveränderte Auflage 1972<br />
15., vollständig neu bearbeitete und erweiterte Auflage 1974<br />
16., durchgesehene Auflage 1975<br />
17., überarbeitete Auflage 1979<br />
18., überarbeitete Auflage 1981<br />
19., überarbeitete Auflage1983<br />
20., überarbeitete Auflage 1984<br />
21., verbesserte Auflage 1990<br />
22., überarbeitete und erweiterte Auflage 1992<br />
23., neu bearbeitete Auflage 1995<br />
24., überarbeitete Auflage 1999<br />
25., überarbeitete Auflage 2001<br />
26., überarbeitete und erweiterte Auflage 2003<br />
27., überarbeitete Auflage 2006<br />
28., verbesserte Auflage 2009<br />
Alle Rechte vorbehalten<br />
© Vieweg+Teubner | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden 2009<br />
Lektorat: Thomas Zipsner | Imke Zander<br />
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und Ver ar beitung in elek tro nischen Syste men.<br />
Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk<br />
berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im<br />
Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher<br />
von jedermann benutzt werden dürften.<br />
Umschlaggestaltung: KünkelLopka Medienentwicklung, Heidelberg<br />
Satz: Druckhaus Thomas Müntzer, Bad Langensalza<br />
Druck und buchbinderische Verarbeitung: Těˇsínská Tiskárna, a. s., Tschechien<br />
Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier.<br />
Printed in Czech Republic<br />
ISBN 978-3-8348-0747-2
Vorwort zur 28. Auflage<br />
Dieses Lehrbuch für Studierende an Fach- und Fachhochschulen ist Hauptteil des Lehr- und<br />
Lernsystems TECHNISCHE MECHANIK von A. <strong>Böge</strong> mit der umfangreichen Aufgabensammlung,<br />
dem Lösungsbuch und der Formelsammlung mit Mathematik-Anhang.<br />
Der Lehrbuchtext ist zweispaltig gesetzt und blockweise in Lernschritte unterteilt. Die linke<br />
Buchseite enthält den ausführlichen Lehrtext mit hervorgehobenen Sätzen und Regeln. Daneben<br />
in der rechten Spalte wird das Problem durch Zeichnungen, mathematische Entwicklungen<br />
und Beispiele erläutert.<br />
Ûbungen schließen jeden größeren Lernabschnitt ab. Lehrbeispiele zeigen die Form schriftlicher<br />
Arbeiten in Schule und Beruf.<br />
Arbeitspläne machen die erarbeiteten Lösungsverfahren durchschaubar und erleichtern ihre<br />
Anwendung.<br />
Die am Ende eines Lernabschnitts im Raster angegebenen Aufgabennummern beziehen sich<br />
auf das Buch „Aufgabensammlung <strong>Technische</strong> <strong>Mechanik</strong>“. Im Abschnitt Festigkeitslehre<br />
(Kapitel 5.12) wird in die Berechnungsmethoden für Maschinenelemente eingeführt.<br />
Das Lehr- und Lernsystem <strong>Technische</strong> <strong>Mechanik</strong> hat sich auch an Fachgymnasien, Fachoberschulen<br />
und Bundeswehrfachschulen bewährt.<br />
In Ústerreich wird damit an den Höheren <strong>Technische</strong>n Lehranstalten gearbeitet.<br />
Für Zuschriften steht die E-Mail-Adresse aboege@t-online.de zur Verfügung.<br />
Braunschweig, Januar 2009 <strong>Alfred</strong> <strong>Böge</strong><br />
V
Inhaltsverzeichnis<br />
1 Statik in der Ebene ............................................. 1<br />
1.1 Grundlagen ................................................... 2<br />
1.1.1 Die Aufgaben der Statik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2<br />
1.1.2 Physikalische Größen in der Statik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2<br />
1.1.2.1 Die Kraft F ...................................... 3<br />
1.1.2.2 Das Kraftmoment oder Drehmoment M ............... 4<br />
1.1.2.3 Das Kräftepaar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4<br />
1.1.3 Ûbungen zur Berechnung von Drehmomenten . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5<br />
1.1.4 Bewegungsmöglichkeiten (Freiheitsgrade) eines Körpers . . . . . . . . . 6<br />
1.1.4.1 Freiheitsgrade im Raum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />
1.1.4.2 Freiheitsgrade in der Ebene . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />
1.1.5 Gleichgewicht des Körpers in der Ebene<br />
(Gleichgewichtsbedingungen) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />
1.1.6 Der Parallelogrammsatz für Kräfte ........................... 8<br />
1.1.6.1 Zusammensetzen von zwei nichtparallelen Kräften<br />
(Kräftereduktion) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />
1.1.6.2 Zerlegen einer Kraft F in zwei nichtparallele Kräfte<br />
F 1 und F 2 ....................................... 9<br />
1.1.6.3 Zerlegen einer Kraft F in zwei parallele Kräfte.......... 9<br />
1.1.6.4 Ûbungen zum Parallelogrammsatz für Kräfte........... 10<br />
1.1.7 Das Freimachen der Bauteile . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11<br />
1.1.7.1 Zweck und Beschreibung des Verfahrens,<br />
Oberflächen- und Volumenkräfte..................... 11<br />
1.1.7.2 Seile, Ketten, Riemen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12<br />
1.1.7.3 Zweigelenkstäbe.................................. 13<br />
1.1.7.4 Berührungsflächen (ebene Stützflächen). . . . . . . . . . . . . . . 13<br />
1.1.7.5 Rollkörper (gewölbte Stützflächen)................... 14<br />
1.1.7.6 Einwertige Lager (Loslager) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15<br />
1.1.7.7 Zweiwertige Lager (Festlager) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15<br />
1.1.7.8 Dreiwertige Lager . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17<br />
1.1.8 Ûbungen zum Freimachen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18<br />
1.2 Die Grundaufgaben der Statik .................................... 21<br />
1.2.1 Zentrales und allgemeines Kräftesystem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21<br />
1.2.2 Die zwei Hauptaufgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21<br />
1.2.3 Die zwei Lösungsmethoden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22<br />
1.2.4 Die vier Grundaufgaben der Statik im zentralen ebenen<br />
Kräftesystem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22<br />
1.2.4.1 Rechnerische Ermittlung der Resultierenden<br />
(erste Grundaufgabe) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22<br />
VII
VIII<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
1.2.4.2 Zeichnerische Ermittlung der Resultierenden<br />
(zweite Grundaufgabe). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26<br />
1.2.4.3 Rechnerische Ermittlung unbekannter Kräfte<br />
(dritte Grundaufgabe), die rechnerischen Gleichgewichtsbedingungen.<br />
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28<br />
1.2.4.4 Zeichnerische Ermittlung unbekannter Kräfte<br />
(vierte Grundaufgabe), die zeichnerische<br />
Gleichgewichtsbedingung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32<br />
1.2.4.5 Ûbungen zur dritten und vierten Grundaufgabe . . . . . . . . . 35<br />
1.2.5 Die vier Grundaufgaben der Statik im allgemeinen ebenen<br />
Kräftesystem. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38<br />
1.2.5.1 Rechnerische Ermittlung der Resultierenden<br />
(fünfte Grundaufgabe), der Momentensatz . . . . . . . . . . . . . 38<br />
1.2.5.2 Zeichnerische Ermittlung der Resultierenden<br />
(sechste Grundaufgabe), das Seileckverfahren . . . . . . . . . . 40<br />
1.2.5.3 Rechnerische Ermittlung unbekannter Kräfte<br />
(siebte Grundaufgabe), die rechnerischen Gleichgewichtsbedingungen.<br />
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44<br />
1.2.5.4 Ûbung zur Stützkraftberechnung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46<br />
1.2.5.5 Zeichnerische Ermittlung unbekannter Kräfte<br />
(achte Grundaufgabe), die zeichnerischen Gleichgewichtsbedingungen.<br />
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48<br />
1.2.6 Systemanalytisches Lösungsverfahren zur Stützkraftberechnung<br />
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53<br />
1.2.6.1 Herleitung der Systemgleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53<br />
1.2.6.2 Zusammenstellung der Systemgleichungen . . . . . . . . . . . . 60<br />
1.2.6.3 Beschreibung des Programmlaufs zur Stützkraftberechnung.<br />
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61<br />
1.2.6.4 Ûbung zum systemanalytischen Lösungsverfahren<br />
zur Stützkraftberechnung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62<br />
1.2.7 Stützkraftermittlung beim räumlichen Kräftesystem<br />
(Getriebewelle) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64<br />
1.3 Statik der ebenen Fachwerke ..................................... 68<br />
1.3.1 Gestaltung von Fachwerkträgern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68<br />
1.3.2 Die Gleichgewichtsbedingungen am statisch bestimmten<br />
Fachwerkträger........................................... 69<br />
1.3.3 Ermittlung der Stabkräfte im Fachwerkträger................... 70<br />
1.3.3.1 Das Knotenschnittverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70<br />
1.3.3.2 Das Ritter’sche Schnittverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72<br />
1.3.3.3 Der Cremonaplan . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74
Inhaltsverzeichnis IX<br />
2 Schwerpunktslehre ............................................. 76<br />
2.1 Begriffsbestimmung für Schwerlinie, Schwerebene und Schwerpunkt 76<br />
2.2 Der Flächenschwerpunkt ........................................ 77<br />
2.2.1 Flächen haben einen Schwerpunkt. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77<br />
2.2.2 Schwerpunkte einfacher Flächen............................. 78<br />
2.2.3 Schwerpunkte zusammengesetzter Flächen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79<br />
2.2.3.1 Rechnerische Bestimmung des Flächenschwerpunkts . . . . 79<br />
2.2.3.2 Ûbungen zur Bestimmung des Flächenschwerpunkts. . . . . 81<br />
2.3 Der Linienschwerpunkt.......................................... 83<br />
2.3.1 Linien haben einen Schwerpunkt. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83<br />
2.3.2 Schwerpunkte einfacher Linien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83<br />
2.3.3 Schwerpunkte zusammengesetzter Linien (Linienzüge)........... 84<br />
2.3.3.1 Rechnerische Bestimmung des Linienschwerpunkts . . . . . 84<br />
2.4 Guldin’sche Regeln ............................................. 86<br />
2.4.1 Volumenberechnung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 86<br />
2.4.2 Oberflächenberechnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 86<br />
2.4.3 Ûbungen mit den Guldin’schen Regeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87<br />
2.5 Gleichgewichtslagen und Standsicherheit .......................... 87<br />
2.5.1 Gleichgewichtslagen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87<br />
2.5.1.1 Stabiles Gleichgewicht. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87<br />
2.5.1.2 Labiles Gleichgewicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87<br />
2.5.1.3 Indifferentes Gleichgewicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87<br />
2.5.2 Standsicherheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88<br />
2.5.2.1 Kippmoment, Standmoment, Standsicherheit . . . . . . . . . . . 88<br />
2.5.2.2 Ûbung zur Standsicherheit. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89<br />
3 Reibung ......................................................... 90<br />
3.1 Grunderkenntnisse über die Reibung .............................. 90<br />
3.2 Gleitreibung und Haftreibung .................................... 91<br />
3.2.1 Reibungswinkel, Reibungszahl und Reibungskraft . . . . . . . . . . . . . . . 91<br />
3.2.2 Ermittlung der Reibungszahlen m, undm 0 ...................... 92<br />
3.2.3 Der Reibungskegel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93<br />
3.2.4 Ûbungen zur Lösung von Reibungsaufgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95<br />
3.3 Reibung auf der schiefen Ebene................................... 100<br />
3.3.1 Verschieben des Körpers nach oben (1. Grundfall) . . . . . . . . . . . . . . . 100<br />
3.3.1.1 Zugkraft F wirkt unter beliebigem Zugwinkel . . . . . . . . . . 100<br />
3.3.1.2 Zugkraft F wirkt parallel zur schiefen Ebene . . . . . . . . . . . 101<br />
3.3.1.3 Zugkraft F wirkt waagerecht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103
X<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
3.3.2 Halten des Körpers auf der schiefen Ebene (2. Grundfall) . . . . . . . . . 105<br />
3.3.2.1 Haltekraft F wirkt unter beliebigem Zugwinkel . . . . . . . . . 105<br />
3.3.2.2 Haltekraft F wirkt parallel zur schiefen Ebene . . . . . . . . . . 106<br />
3.3.2.3 Haltekraft F wirkt waagerecht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 108<br />
3.3.3 Verschieben des Körpers nach unten (3. Grundfall) . . . . . . . . . . . . . . 110<br />
3.3.3.1 Schubkraft F wirkt unter beliebigem Schubwinkel. . . . . . . 110<br />
3.3.3.2 Schubkraft F wirkt parallel zur schiefen Ebene . . . . . . . . . 111<br />
3.3.3.3 Schubkraft F wirkt waagerecht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 112<br />
3.3.4 Ûbungen zur Reibung auf der schiefen Ebene . . . . . . . . . . . . . . . . . . 113<br />
3.4 Reibung an Maschinenteilen ..................................... 114<br />
3.4.1 Prismenführung und Keilnut . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 114<br />
3.4.2 Zylinderführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 115<br />
3.4.3 Lager. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 116<br />
3.4.3.1 Reibung am Tragzapfen (Querlager) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 116<br />
3.4.3.2 Reibung am Spurzapfen (Längslager) . . . . . . . . . . . . . . . . . 117<br />
3.4.3.3 Ûbungen zur Trag- und Spurzapfenreibung . . . . . . . . . . . . 118<br />
3.4.4 Schraube und Schraubgetriebe. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 119<br />
3.4.4.1 Bewegungsschraube mit Flachgewinde. . . . . . . . . . . . . . . . 119<br />
3.4.4.2 Bewegungsschraube mit Spitz- oder Trapezgewinde . . . . . 120<br />
3.4.4.3 Befestigungsschraube mit Spitzgewinde. . . . . . . . . . . . . . . 121<br />
3.4.4.4 Ûbungen zur Schraube. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 122<br />
3.4.5 Seilreibung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 124<br />
3.4.5.1 Grundgleichung der Seilreibung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 124<br />
3.4.5.2 Aufgabenarten und Lösungsansätze.................. 124<br />
3.4.5.3 Ûbungen zur Seilreibung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 125<br />
3.4.6 Bremsen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 128<br />
3.4.6.1 Backen- oder Klotzbremsen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 128<br />
3.4.6.2 Bandbremsen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 132<br />
3.4.6.3 Scheiben- und Kegelbremsen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 133<br />
3.4.7 Rollwiderstand (Rollreibung). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 134<br />
3.4.8 Fahrwiderstand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 134<br />
3.4.9 Ûbungen zum Rollwiderstand und Fahrwiderstand . . . . . . . . . . . . . . 135<br />
3.4.10 Rolle und Rollenzug. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 138<br />
3.4.10.1 Feste Rolle (Leit- oder Umlenkrolle) . . . . . . . . . . . . . . . . . 138<br />
3.4.10.2 Lose Rolle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 139<br />
3.4.10.3 Rollenzug . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 141<br />
3.4.10.4 Ûbung zum Rollenzug . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 142
Inhaltsverzeichnis XI<br />
4 Dynamik ........................................................ 143<br />
4.1 Allgemeine Bewegungslehre ...................................... 144<br />
4.1.1 Größen und v; t-Diagramm, Ordnung der Bewegungen . . . . . . . . . . . 144<br />
4.1.2 Ûbungen mit dem v; t-Diagramm. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 146<br />
4.1.3 Gesetze und Diagramme der gleichförmigen Bewegung,<br />
Geschwindigkeitsbegriff. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 148<br />
4.1.4 Gesetze und Diagramme der gleichmäßig beschleunigten<br />
(verzögerten) Bewegung, Beschleunigungsbegriff . . . . . . . . . . . . . . . 150<br />
4.1.5 Arbeitsplan zur gleichmäßig beschleunigten oder verzögerten<br />
Bewegung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 153<br />
4.1.6 Freier Fall und Luftwiderstand. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 157<br />
4.1.6.1 Freier Fall ohne Luftwiderstand. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 157<br />
4.1.6.2 Luftwiderstand F ................................. 157<br />
4.1.6.3 Freier Fall mit Luftwiderstand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 158<br />
4.1.7 Ûbungen zur gleichmäßig beschleunigten und verzögerten<br />
Bewegung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 160<br />
4.1.8 Zusammengesetzte Bewegungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 164<br />
4.1.8.1 Kennzeichen der zusammengesetzten Bewegung . . . . . . . . 164<br />
4.1.8.2 Ûberlagerungsprinzip. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 165<br />
4.1.8.3 Zusammensetzen und Zerlegen von Wegen,<br />
Geschwindigkeiten und Beschleunigungen. . . . . . . . . . . . . 165<br />
4.1.9 Ûbungen zur zusammengesetzten Bewegung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 166<br />
4.1.9.1 Ûberlagerung von zwei gleichförmig geradlinigen<br />
Bewegungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 166<br />
4.1.9.2 Ûberlagerung von gleichförmiger und gleichmäßig<br />
beschleunigter Bewegung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 167<br />
4.2 Gleichförmige Drehbewegung (Kreisbewegung) ..................... 176<br />
4.2.1 Die Drehzahl n ........................................... 176<br />
4.2.2 Die Umfangsgeschwindigkeit vu ............................. 177<br />
4.2.3 Richtung der Umfangsgeschwindigkeit vu ..................... 177<br />
4.2.4 Umfangsgeschwindigkeit vu und Drehzahl n ................... 177<br />
4.2.4.1 Zahlenwertgleichungen für die Umfangsgeschwindigkeit<br />
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 178<br />
4.2.5 Umfangsgeschwindigkeit und Mittelpunktsgeschwindigkeit . . . . . . . 178<br />
4.2.6 Die Winkelgeschwindigkeit w ............................... 179<br />
4.2.7 Winkelgeschwindigkeit und Umfangsgeschwindigkeit. . . . . . . . . . . . 179<br />
4.2.7.1 Zahlenwertgleichung für die Winkelgeschwindigkeit. . . . . 180<br />
4.2.8 Baugrößen und Größen der Bewegung in Getrieben. . . . . . . . . . . . . . 180<br />
4.2.9 Ûbersetzung i (Ûbersetzungsverhältnis) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 181<br />
4.3 Gleichmäßig beschleunigte (verzögerte) Drehbewegung .............. 182<br />
4.3.1 Gegenüberstellung der allgemeinen Größen mit den<br />
entsprechenden Kreisgrößen ................................ 182
XII<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
4.3.2 Winkelbeschleunigung a ................................... 183<br />
4.3.3 Der Drehwinkel im w; t-Diagramm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 183<br />
4.3.4 Die Tangentialbeschleunigung aT ............................ 184<br />
4.3.5 Arbeitsplan zur Kreisbewegung<br />
(Vergleiche mit Abschnitt 4.1.5) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 184<br />
4.4 Dynamik der geradlinigen Bewegung (Translation) .................. 188<br />
4.4.1 Das Trägheitsgesetz (Beharrungsgesetz),<br />
erstes Newton’sches Axiom . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 188<br />
4.4.2 Masse, Gewichtskraft und Dichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 189<br />
4.4.3 Das dynamische Grundgesetz, zweites Newton’sches Axiom . . . . . . 191<br />
4.4.4 Die gesetzliche und internationale Einheit für die Kraft . . . . . . . . . . . 193<br />
4.4.5 Ûbungen zum dynamischen Grundgesetz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 193<br />
4.4.6 Prinzip von d’Alembert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 195<br />
4.4.7 Arbeitsplan zum Prinzip von d’Alembert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 197<br />
4.4.8 Ûbungen zum Prinzip von d’Alembert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 197<br />
4.4.9 Impuls (Bewegungsgröße) und Impulserhaltungssatz. . . . . . . . . . . . . 202<br />
4.5 Arbeit, Leistung, Wirkungsgrad .................................. 203<br />
4.5.1 Arbeit W einer konstanten Kraft F ............................ 203<br />
4.5.2 Zeichnerische Darstellung der Arbeit W ....................... 204<br />
4.5.3 Federarbeit W f (Formänderungsarbeit) als Arbeit einer<br />
veränderlichen Kraft. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 205<br />
4.5.4 Ûbungen mit der Größe Arbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 206<br />
4.5.5 Leistung P............................................... 209<br />
4.5.6 Wirkungsgrad h .......................................... 210<br />
4.5.7 Ûbungen mit den Größen Arbeit, Leistung, Wirkungsgrad . . . . . . . . 212<br />
4.6 Arbeit, Leistung, Wirkungsgrad bei der Drehbewegung<br />
(Kreisbewegung) ............................................... 213<br />
4.6.1 Gegenüberstellung der allgemeinen Größen mit den<br />
entsprechenden Kreisgrößen ................................ 213<br />
4.6.2 Dreharbeit W rot (Rotationsarbeit). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 214<br />
4.6.3 Drehleistung P rot (Rotationsleistung) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 215<br />
4.6.4 Zahlenwertgleichung für die Drehleistung Prot .................. 215<br />
4.6.5 Wirkungsgrad, Drehmoment und Ûbersetzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 216<br />
4.6.6 Ûbungen zu Arbeit, Leistung, Wirkungsgrad und Ûbersetzung bei<br />
Drehbewegung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 216<br />
4.7 Energie ....................................................... 218<br />
4.7.1 Energie, Begriffsbestimmung und Einheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 218<br />
4.7.2 Potenzielle Energie E pot und Hubarbeit W h .................... 219<br />
4.7.3 Kinetische Energie E kin und Beschleunigungsarbeit W a .......... 220<br />
4.7.4 Spannungsenergie Es und Formänderungsarbeit Wf .............. 220<br />
4.7.5 Energieerhaltungssatz für technische Vorgänge ................. 221<br />
4.7.6 Ûbungen zum Energieerhaltungssatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 222
Inhaltsverzeichnis XIII<br />
4.8 Gerader zentrischer Stoß ........................................ 224<br />
4.8.1 Stoßbegriff, Kräfte und Geschwindigkeiten beim Stoß. . . . . . . . . . . . 224<br />
4.8.2 Merkmale des geraden zentrischen Stoßes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 224<br />
4.8.3 Elastischer Stoß . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 225<br />
4.8.4 Unelastischer Stoß . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 227<br />
4.8.4.1 Schmieden und Nieten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 227<br />
4.8.4.2 Rammen von Pfählen, Eintreiben von Keilen . . . . . . . . . . . 228<br />
4.8.5 Wirklicher Stoß. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 228<br />
4.8.6 Ûbungen zum geraden zentrischen Stoß . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 230<br />
4.9 Dynamik der Drehbewegung (Rotation) ............................ 232<br />
4.9.1 Das dynamische Grundgesetz für die Drehbewegung. . . . . . . . . . . . . 232<br />
4.9.2 Trägheitsmoment J und Trägheitsradius i ...................... 233<br />
4.9.2.1 Definition des Trägheitsmoments . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 233<br />
4.9.2.2 Ûbung zum Trägheitsmoment . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 234<br />
4.9.2.3 Verschiebesatz (Steiner’scher Satz) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 236<br />
4.9.2.4 Reduzierte Masse m red und Trägheitsradius i ........... 238<br />
4.9.3 Ûbung zum dynamischen Grundgesetz für die Drehung. . . . . . . . . . . 239<br />
4.9.4 Drehimpuls (Drall) und Impulserhaltungssatz für die Drehung . . . . . 239<br />
4.9.5 Kinetische Energie E rot (Rotationsenergie) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 240<br />
4.9.6 Energieerhaltungssatz für Drehung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 241<br />
4.9.7 Fliehkraft. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 242<br />
4.9.7.1 Zentripetalbeschleunigung und Zentripetalkraft . . . . . . . . . 242<br />
4.9.7.2 Ûbungen zur Fliehkraft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 243<br />
4.9.8 Gegenüberstellung der translatorischen und rotatorischen<br />
Größen ................................................. 245<br />
4.10 Mechanische Schwingungen ...................................... 246<br />
4.10.1 Begriff . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 246<br />
4.10.2 Ordnungsbegriffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 246<br />
4.10.3 Die harmonische Schwingung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 246<br />
4.10.3.1 Die Bewegungsgesetze der harmonischen<br />
Schwingung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 246<br />
4.10.3.1.1 Auslenkung-Zeit-Gesetz . . . . . . . . . . . . . . . . . . 247<br />
4.10.3.1.2 Geschwindigkeit-Zeit-Gesetz . . . . . . . . . . . . . . 247<br />
4.10.3.1.3 Beschleunigung-Zeit-Gesetz . . . . . . . . . . . . . . . 247<br />
4.10.3.2 Die Graphen der harmonischen Schwingung . . . . . . . . . . . 248<br />
4.10.3.3 Zusammenstellung der wichtigsten Größen und<br />
Gleichungen der harmonischen Schwingung . . . . . . . . . . . 249<br />
4.10.3.4 Rückstellkraft F R, Richtgröße D und lineares Kraftgesetz<br />
bei der harmonischen Schwingung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 250<br />
4.10.4 Das Schraubenfederpendel. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 251<br />
4.10.4.1 Rückstellkraft F R und Federrate R.................... 251<br />
4.10.4.2 Periodendauer T des Schraubenfederpendels . . . . . . . . . . . 253<br />
4.10.5 Das Torsionsfederpendel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 254<br />
4.10.5.1 Federrate R, Rückstellmoment M R und Periodendauer<br />
T ......................................... 254
XIV<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
4.10.5.2 Experimentelle Bestimmung von Trägheitsmomenten<br />
J aus der Periodendauer . . . . . . . . . . . . . . . . . . 255<br />
4.10.6 Das Schwerependel (Fadenpendel) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 256<br />
4.10.7 Schwingung einer Flüssigkeitssäule .......................... 257<br />
4.10.8 Analogiebetrachtung zum Schraubenfederpendel,<br />
Torsionsfederpendel, Schwerependel und zur schwingenden<br />
Flüssigkeitssäule.......................................... 258<br />
4.10.9 Dämpfung, Energiezufuhr, erzwungene Schwingung, Resonanz . . . . 258<br />
4.10.9.1 Dämpfung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 258<br />
4.10.9.2 Energieminderung durch Dämpfung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 259<br />
4.10.9.3 Energiezufuhr. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 259<br />
4.10.9.4 Die erzwungene Schwingung und Resonanz . . . . . . . . . . . 260<br />
4.10.9.5 Das Amplituden-Frequenz-Diagramm . . . . . . . . . . . . . . . . 261<br />
5 Festigkeitslehre ................................................. 262<br />
5.1 Grundbegriffe ................................................. 264<br />
5.1.1 Die Aufgabe der Festigkeitslehre. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 264<br />
5.1.2 Das Schnittverfahren zur Bestimmung des inneren<br />
Kräftesystems . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 265<br />
5.1.3 Spannung und Beanspruchung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 266<br />
5.1.4 Die beiden Spannungsarten<br />
(Normalspannung s und Schubspannung t).................... 267<br />
5.1.5 Die fünf Grundbeanspruchungsarten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 268<br />
5.1.5.1 Zugbeanspruchung (Zug). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 268<br />
5.1.5.2 Druckbeanspruchung (Druck) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 269<br />
5.1.5.3 Abscherbeanspruchung (Abscheren). . . . . . . . . . . . . . . . . . 269<br />
5.1.5.4 Biegebeanspruchung (Biegung) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 269<br />
5.1.5.5 Torsionsbeanspruchung (Torsion, Verdrehung). . . . . . . . . . 270<br />
5.1.5.6 Kurzzeichen für Spannung und Beanspruchung. . . . . . . . . 270<br />
5.1.6 Die zusammengesetzte Beanspruchung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 270<br />
5.1.7 Bestimmen des inneren Kräftesystems (Schnittverfahren) und<br />
der Beanspruchungsarten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 271<br />
5.1.7.1 Das allgemeine innere Kräftesystem . . . . . . . . . . . . . . . . . . 271<br />
5.1.7.2 Arbeitsplan zur Bestimmung des inneren Kräftesystems<br />
und der Beanspruchungsarten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 272<br />
5.1.7.3 Ûbungen zum Schnittverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 272<br />
5.2 Beanspruchung auf Zug ......................................... 278<br />
5.2.1 Spannung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 278<br />
5.2.2 Erkennen des gefährdeten Querschnitts in zugbeanspruchten<br />
Bauteilen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 278<br />
5.2.2.1 Profilstäbe mit Querbohrung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 279<br />
5.2.2.2 Zuglaschen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 279<br />
5.2.2.3 Zugschrauben. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 279
Inhaltsverzeichnis XV<br />
5.2.2.4 Herabhängende Stäbe oder Seile . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 280<br />
5.2.2.5 Ketten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 280<br />
5.2.3 Elastische Formänderung (Hooke’sches Gesetz). . . . . . . . . . . . . . . . . 280<br />
5.2.3.1 Verlängerung Dl und Dehnung e ..................... 281<br />
5.2.3.2 Querdehnung eq .................................. 281<br />
5.2.3.3 Poisson-Zahl m ................................... 282<br />
5.2.3.4 Das Hooke’sche Gesetz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 282<br />
5.2.3.5 Wärmespannung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 283<br />
5.2.3.6 Formänderungsarbeit Wf ........................... 283<br />
5.2.4 Reißlänge ............................................... 284<br />
5.3 Beanspruchung auf Druck ....................................... 285<br />
5.4 Ûbungen zur Zug- und Druckbeanspruchung ....................... 286<br />
5.5 Flächenpressung................................................ 288<br />
5.5.1 Begriff und Hauptgleichung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 288<br />
5.5.2 Flächenpressung an geneigten Flächen........................ 288<br />
5.5.3 Flächenpressung am Gewinde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 290<br />
5.5.4 Flächenpressung in Gleitlagern, Niet- und Bolzenverbindungen . . . . 291<br />
5.5.5 Flächenpressung an gewölbten Flächen<br />
(Hertz’sche Gleichungen). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 292<br />
5.5.5.1 Pressung zwischen Kugel und Ebene oder zwischen<br />
zwei Kugeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 292<br />
5.5.5.2 Pressung zwischen Zylinder und Ebene oder<br />
zwischen zwei Zylindern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 292<br />
5.5.6 Ûbungen zur Flächenpressung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 293<br />
5.6 Beanspruchung auf Abscheren ................................... 295<br />
5.6.1 Spannung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 295<br />
5.6.2 Elastische Formänderung (Hooke’sches Gesetz für Schub) . . . . . . . . 297<br />
5.7 Flächenmomente 2. Grades I und Widerstandsmomente W ........... 303<br />
5.7.1 Gleichmäßige und lineare Spannungsverteilung<br />
(Gegenüberstellung) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 303<br />
5.7.2 Definition der Flächenmomente 2. Grades . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 304<br />
5.7.3 Herleitungsübung......................................... 305<br />
5.7.4 Ûbungen mit Flächen- und Widerstandsmomenten einfacher<br />
Querschnitte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 306<br />
5.7.5 Axiale Flächenmomente 2. Grades symmetrischer<br />
Querschnitte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 312<br />
5.7.6 Axiale Flächenmomente 2. Grades unsymmetrischer<br />
Querschnitte (Steiner’scher Verschiebesatz) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 313<br />
5.7.6.1 Erste Herleitung des Steiner’schen Satzes . . . . . . . . . . . . . . 314<br />
5.7.6.2 Zweite Herleitung des Steiner’schen Satzes . . . . . . . . . . . . 315
XVI<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
5.7.6.3 Arbeitsplan zur Berechnung axialer Flächenmomente<br />
2. Grades . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 316<br />
5.7.7 Ûbungen mit Flächen- und Widerstandsmomenten<br />
zusammengesetzter Querschnitte. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 316<br />
5.8 Beanspruchung auf Torsion ...................................... 321<br />
5.8.1 Spannungsverteilung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 321<br />
5.8.2 Herleitung der Torsions-Hauptgleichung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 322<br />
5.8.3 Formänderung bei Torsion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 324<br />
5.8.4 Formänderungsarbeit Wf ................................... 325<br />
5.9 Beanspruchung auf Biegung ..................................... 328<br />
5.9.1 Spannungsarten und inneres Kräftesystem bei Biegeträgern . . . . . . . 328<br />
5.9.2 Bestimmung der Biegemomente und Querkräfte an beliebigen<br />
Trägerstellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 329<br />
5.9.3 Spannungsverteilung im Trägerquerschnitt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 329<br />
5.9.4 Herleitung der Biege-Hauptgleichung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 330<br />
5.9.5 Spannungsverteilung im unsymmetrischen Querschnitt . . . . . . . . . . . 332<br />
5.9.6 Gültigkeitsbedingungen für die Biege-Hauptgleichung . . . . . . . . . . . 332<br />
5.9.7 Ûbungen zur Berechnung des Biegemomenten- und Querkraftverlaufs<br />
bei den wichtigsten Trägerarten und Belastungen. . . . . . . . . 333<br />
5.9.7.1 Freiträger mit Einzellast. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 333<br />
5.9.7.2 Freiträger mit mehreren Einzellasten . . . . . . . . . . . . . . . . . 334<br />
5.9.7.3 Freiträger mit konstanter Streckenlast<br />
(gleichmäßig verteilte Streckenlast) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 335<br />
5.9.7.4 Freiträger mit Mischlast<br />
(Einzellast und konstante Streckenlast). . . . . . . . . . . . . . . . 336<br />
5.9.7.5 Stützträger mit Einzellast. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 337<br />
5.9.7.6 Stützträger (Kragträger) mit mehreren Einzellasten . . . . . . 338<br />
5.9.7.7 Stützträger (Kragträger) mit konstanter Streckenlast . . . . . 340<br />
5.9.7.8 Stützträger mit Mischlast<br />
(Einzellast und konstante Streckenlast). . . . . . . . . . . . . . . . 342<br />
5.9.8 Träger gleicher Biegespannung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 343<br />
5.9.8.1 Allgemeine Anformungsgleichung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 343<br />
5.9.8.2 Achsen und Wellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 343<br />
5.9.8.3 Biegefeder mit Rechteckquerschnitt . . . . . . . . . . . . . . . . . . 344<br />
5.9.8.4 Konsolträger mit Einzellast . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 345<br />
5.9.8.5 Konsolträger mit Streckenlast . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 345<br />
5.9.9 Formänderung bei Biegung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 346<br />
5.9.9.1 Krümmungsradius, Krümmung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 346<br />
5.9.9.2 Allgemeine Durchbiegungsgleichung . . . . . . . . . . . . . . . . . 347<br />
5.9.9.3 Neigungswinkel der Biegelinie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 348<br />
5.9.10 Ûbungen zur Durchbiegungsgleichung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 349<br />
5.10 Beanspruchung auf Knickung .................................... 351<br />
5.10.1 Grundbegriffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 351<br />
5.10.2 Elastische Knickung (Eulerfall) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 352
Inhaltsverzeichnis XVII<br />
5.10.3 Unelastische Knickung (Tetmajerfall) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 355<br />
5.10.4 Arbeitsplan für Knickungsaufgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 356<br />
5.10.5 Knickung im Stahlbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 359<br />
5.10.5.1 Vorschriften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 359<br />
5.10.5.2 Tragsicherheitsnachweis bei einteiligen Knickstäben. . . . . 359<br />
5.10.5.3 Herleitung einer Entwurfsformel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 359<br />
5.10.5.4 Arbeitsplan (AP) zum Tragsicherheitsnachweis . . . . . . . . . 359<br />
5.10.5.5 Zusammengesetzte Knickstäbe...................... 362<br />
5.11 Zusammengesetzte Beanspruchung................................ 365<br />
5.11.1 Zug und Biegung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 365<br />
5.11.2 Druck und Biegung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 366<br />
5.11.3 Ûbung zur zusammengesetzten Beanspruchung durch<br />
Normalspannungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 367<br />
5.11.4 Biegung und Torsion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 368<br />
5.11.4.1 Festigkeitshypothesen und Vergleichsspannung s v ...... 368<br />
5.11.4.2 Vergleichsmoment Mv ............................. 369<br />
5.11.4.3 Ûbung zu Biegung und Torsion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 370<br />
5.12 Festigkeit, zulässige Spannung, Sicherheit .......................... 375<br />
5.12.1 Festigkeitswerte im Spannungs-Dehnungs-Diagramm . . . . . . . . . . . . 375<br />
5.12.2 Einflüsse auf die Festigkeit des Bauteils . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 376<br />
5.12.2.1 Beanspruchungsart und Festigkeit. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 376<br />
5.12.2.2 Temperatur und Festigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 376<br />
5.12.2.3 Belastungsart und Festigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 376<br />
5.12.2.4 Gestalt und Dauerfestigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 378<br />
5.12.3 Spannungsbegriffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 380<br />
5.12.3.1 Nennspannung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 380<br />
5.12.3.2 Úrtliche Spannung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 380<br />
5.12.3.3 Zulässige Spannung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 380<br />
5.12.3.4 Berechnungen im Buch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 381<br />
5.12.3.5 Praktische Festigkeitsberechnungen im Maschinenbau . . . 381<br />
5.12.4 Dauerbruchsicherheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 382<br />
5.12.4.1 Sicherheit SD bei ruhender Belastung . . . . . . . . . . . . . . . . . 382<br />
5.12.4.2 Sicherheit SD bei dynamischer Belastung . . . . . . . . . . . . . . 382<br />
5.12.5 Ûbungen zur Dauerfestigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 383<br />
6 Fluidmechanik (Hydraulik).................................... 386<br />
6.1 Statik der Flüssigkeiten (Hydrostatik) ............................. 386<br />
6.1.1 Eigenschaften der Flüssigkeiten. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 386<br />
6.1.2 Hydrostatischer Druck<br />
(Flüssigkeitsdruck, hydraulische Pressung). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 387<br />
6.1.3 Druckverteilung in einer Flüssigkeit ohne Berücksichtigung<br />
der Schwerkraft, das Druck-Ausbreitungsgesetz. . . . . . . . . . . . . . . . . 387
XVIII<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
6.1.4 Anwendungen des Druck-Ausbreitungsgesetzes . . . . . . . . . . . . . . . . 388<br />
6.1.4.1 Hydraulischer Hebebock . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 388<br />
6.1.4.2 Druckkraft auf gewölbte Böden...................... 390<br />
6.1.4.3 Beanspruchung einer Kessel- oder Rohrlängsnaht . . . . . . . 390<br />
6.1.4.4 Hydraulische Presse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 391<br />
6.1.5 Druckverteilung in einer Flüssigkeit unter Berücksichtigung<br />
der Schwerkraft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 392<br />
6.1.6 Kommunizierende Röhren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 394<br />
6.1.7 Bodenkraft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 394<br />
6.1.8 Seitenkraft. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 395<br />
6.1.9 Auftriebskraft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 397<br />
6.1.10 Schwimmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 398<br />
6.1.11 Gleichgewichtslagen schwimmender Körper . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 399<br />
6.1.12 Stabilität eines Schiffes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 400<br />
6.2 Dynamik der Fluide (Strömungsmechanik) ......................... 402<br />
6.2.1 Kontinuitätsgleichung (Stetigkeitsgleichung) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 402<br />
6.2.2 Bernoulli’sche Gleichung<br />
(Energieerhaltungssatz der Strömung). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 402<br />
6.2.2.1 Horizontale Strömung<br />
(Strömung ohne Höhenunterschied) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 402<br />
6.2.2.2 Nichthorizontale Strömung<br />
(Strömung mit Höhenunterschied) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 403<br />
6.2.3 Anwendung der Bernoulligleichung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 405<br />
6.2.3.1 Druck in einer Leitung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 405<br />
6.2.3.2 Ausfluss aus einem Gefäß.......................... 406<br />
6.2.3.3 Ausfluss unter dem Fluidspiegel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 407<br />
6.2.3.4 Ausfluss bei Ûberdruck im Gefäß.................... 407<br />
6.2.3.5 Ausfluss bei sinkendem Fluidspiegel . . . . . . . . . . . . . . . . . 408<br />
6.2.4 Strömung in Rohrleitungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 410<br />
Sachwortverzeichnis ..................................................... 411
Inhaltsverzeichnis XIX<br />
Arbeitspläne<br />
Arbeitsplan zum Freimachen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17<br />
Arbeitsplan zur rechnerischen Ermittlung der Resultierenden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26<br />
Arbeitsplan zur zeichnerischen Ermittlung der Resultierenden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28<br />
Arbeitsplan zur rechnerischen Ermittlung der unbekannten Kräfte ................. 29<br />
Arbeitsplan zur zeichnerischen Ermittlung der unbekannten Kräfte................. 34<br />
Arbeitsplan zum Momentensatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39<br />
Arbeitsplan zum Seileckverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42<br />
Arbeitsplan zur rechnerischen Ermittlung unbekannter Kräfte..................... 45<br />
Arbeitsplan zum 3-Kräfte-Verfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50<br />
Arbeitsplan zum 4-Kräfte-Verfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52<br />
Arbeitsplan zum Ritter’schen Schnittverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73<br />
Arbeitsplan zur Aufzeichnung des Cremonaplans . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75<br />
Arbeitsplan zur rechnerischen Bestimmung des Flächenschwerpunkts . . . . . . . . . . . . . . 80<br />
Arbeitsplan zur rechnerischen Bestimmung des Linienschwerpunkts . . . . . . . . . . . . . . . 85<br />
Arbeitsplan zur gleichmäßig beschleunigten oder verzögerten Bewegung . . . . . . . . . . . 153<br />
Arbeitsplan zur Kreisbewegung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 184<br />
Arbeitsplan zum Prinzip von d’Alembert. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 197<br />
Arbeitsplan zur Bestimmung des inneren Kräftesystems und der<br />
Beanspruchungsarten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 272<br />
Arbeitsplan zur Berechnung axialer Flächenmomente 2. Grades . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 316<br />
Arbeitsplan zur Biegemomenten- und Querkraftbestimmung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 329<br />
Arbeitsplan für Knickungsaufgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 356<br />
Arbeitsplan zum Tragsicherheitsnachweis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 359<br />
Lehrbeispiele<br />
Rechnerische Bestimmung der Resultierenden F r eines zentralen Kräftesystems . . . . . . 30<br />
Zeichnerische Bestimmung der Resultierenden F r eines zentralen Kräftesystems . . . . . . 31<br />
Seileckverfahren, Zusammensetzen zweier Parallelkräfte......................... 43<br />
Reibung in Ruhe und Bewegung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94<br />
v; t-Diagramm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 156<br />
Prinzip von d’Alembert. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 198<br />
Wirkungsgrad . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 217<br />
Nietverbindung im Stahlhochbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 298<br />
Nietverbindung im Stahlbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 300<br />
Zugbolzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 302<br />
Torsionsstabfeder. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 326<br />
Verdrehwinkel (Drehmomentschlüssel) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 327<br />
Knickung im elastischen Bereich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 357<br />
Knickung im unelastischen Bereich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 358<br />
Berechnung einer Getriebewelle. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 371
XX<br />
Ûbungen<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
Ûbungen zur Berechnung von Drehmomenten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5<br />
Ûbungen zum Parallelogrammsatz für Kräfte .................................. 10<br />
Ûbungen zum Freimachen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18<br />
Ûbung zur dritten und vierten Grundaufgabe. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35<br />
Ûbung zur Stützkraftberechnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46<br />
Ûbung zum systemanalytischen Lösungsverfahren zur Stützkraftberechnung . . . . . . . . 62<br />
Ûbungen zur Bestimmung des Flächenschwerpunkts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81<br />
Ûbungen mit den Guldin’schen Regeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87<br />
Ûbung zur Standsicherheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89<br />
Ûbungen zur Lösung von Reibungsaufgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95<br />
Ûbungen zur Reibung auf der schiefen Ebene . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 113<br />
Ûbungen zur Trag- und Spurzapfenreibung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 118<br />
Ûbungen zur Schraube . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 122<br />
Ûbungen zur Seilreibung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 125<br />
Ûbungen zum Roll- und Fahrwiderstand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 135<br />
Ûbung zum Rollenzug . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 142<br />
Ûbungen mit dem v; t-Diagramm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 146<br />
Ûbungen zur gleichmäßig beschleunigten und verzögerten Bewegung . . . . . . . . . . . . . . 160<br />
Ûbungen zur zusammengesetzten Bewegung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 166<br />
Ûbungen zum dynamischen Grundgesetz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 193<br />
Ûbungen zum Prinzip von d’Alembert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 197<br />
Ûbungen mit der Größe Arbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 206<br />
Ûbungen mit den Größen Arbeit, Leistung, Wirkungsgrad. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 212<br />
Ûbungen zum Energieerhaltungssatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 222<br />
Ûbungen zum geraden zentrischen Stoß . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 230<br />
Ûbung zum Trägheitsmoment . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 234<br />
Ûbungen zum dynamischen Grundgesetz für die Drehung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 239<br />
Ûbungen zur Fliehkraft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 243<br />
Ûbungen zum Schnittverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 272<br />
Ûbungen zur Zug- und Druckbeanspruchung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 286<br />
Ûbungen zur Flächenpressung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 293<br />
Ûbungen mit Flächen- und Widerstandsmomenten einfacher Querschnitte . . . . . . . . . . . 306<br />
Ûbungen mit Flächen- und Widerstandsmomenten zusammengesetzter Querschnitte 316<br />
Ûbungen zur Berechnung des Biegemomenten- und Querkraftverlaufs bei den<br />
wichtigsten Trägerarten und Belastungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 333<br />
Ûbungen zur Durchbiegungsgleichung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 349<br />
Ûbung zur zusammengesetzten Beanspruchung durch Normalspannungen . . . . . . . . . . 367<br />
Ûbung zu Biegung und Torsion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 370<br />
Ûbungen zur Dauerfestigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 383
Inhaltsverzeichnis XXI<br />
Tabellen<br />
Tabelle 3.1 Reibzahlen m 0 und m ......................................... 92<br />
Tabelle 4.1 Gleichmäßig beschleunigte geradlinige Bewegung . . . . . . . . . . . . . . . . . 154<br />
Tabelle 4.2 Gleichmäßig verzögerte geradlinige Bewegung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155<br />
Tabelle 4.3 Gleichmäßig beschleunigte Kreisbewegung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 186<br />
Tabelle 4.4 Gleichmäßig verzögerte Kreisbewegung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 187<br />
Tabelle 4.5 Gleichungen für Trägheitsmomente J (Massenmoment 2. Grades) . . . . 235<br />
Tabelle 5.1 Axiale Flächenmomente I, Widerstandsmomente W und<br />
Trägheitsradius i für Biegung und Knickung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 309<br />
Tabelle 5.2 Polare Flächenmomente 2. Grades Ip und Widerstandsmomente Wp<br />
für Torsion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 311<br />
Tabelle 5.3 Grenzschlankheitsgrad l 0 für Euler’sche Knickung und<br />
Tetmajergleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 355<br />
Tabelle 5.4 Zuordnung der Knickspannungslinien zu den Stab-Querschnittsformen<br />
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 363<br />
Tabelle 5.5 Zulässige Spannungen im Stahlhochbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 364<br />
Tabelle 5.6 Zulässige Spannungen im Kranbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 364<br />
Tabelle 5.7 Richtwerte für die Kerbwirkungszahl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 385<br />
Tabelle 5.8 Festigkeitswerte für Stähle.................................... 385<br />
Tabelle 5.9 Festigkeitswerte für Gusseisen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 385<br />
Das griechische Alphabet<br />
Alpha A a<br />
Beta B b<br />
Gamma G g<br />
Delta D d<br />
Epsilon E e<br />
Zeta Z z<br />
Eta H h<br />
Theta Q J<br />
Jota I i<br />
Kappa K j<br />
Lambda L l<br />
My M m<br />
Ny N n<br />
Xi X x<br />
Omikron O o<br />
Pi P p<br />
Rho R r<br />
Sigma S s<br />
Tau T t<br />
Ypsilon Y u<br />
Phi F j<br />
Chi C c<br />
Psi Y w<br />
Omega W w
1 Statik in der Ebene<br />
Formelzeichen und Einheiten 1)<br />
A m 2 ,cm 2 ,mm 2<br />
Flächeninhalt, Fläche, Oberfläche<br />
b m, cm, mm Breite<br />
d, D m, cm, mm Durchmesser<br />
e l Euler’sche Zahl (2,718 28 ...)<br />
F N ¼ kgm<br />
s2 , kN Kraft. Bestimmte Kräfte werden durch Indizes unterschieden, z. B. Fr resultierende<br />
Kraft ¼ Resultierende, FR Reibungskraft, FN Normalkraft, Fq Querkraft,<br />
FA Stützkraft im Lagerpunkt A usw.<br />
FG N ¼ kgm<br />
s2 ,kN<br />
Gewichtskraft. FG ist das nach DIN 1304 genormte Formelzeichen für die<br />
Gewichtskraft<br />
g<br />
m<br />
s2 Fallbeschleunigung Normfallbeschleunigung gn ¼ 9,80665 m<br />
s2 h m, cm, mm Höhe, Tiefe<br />
l m, cm, mm Länge jeder Art, Abstände<br />
M Nm Kraftmoment, Drehmoment<br />
MT, T Nm Torsionsmoment; auch das Formelzeichen T ist zulässig<br />
m kg, g Masse<br />
n<br />
1<br />
1<br />
¼ min<br />
min<br />
Drehzahl, Umdrehungsfrequenz<br />
P W, kW Leistung<br />
r m, cm, mm Radius, Halbmesser, Abstand<br />
A, q m 2 ,cm 2 ,mm 2 Querschnittsfläche, Querschnitt<br />
s m, cm, mm Weglänge, Kurvenlänge, Wanddicke<br />
V m 3 ,cm 3 ,mm 3 Volumen, Rauminhalt<br />
v<br />
m km m<br />
, ,<br />
s h min<br />
Geschwindigkeit<br />
W J ¼ Nm Arbeit<br />
x, y m, cm, mm Wirkabstände der Einzelkräfte (und -flächen oder -linien), Koordinaten<br />
x0, y0, z0 m, cm, mm Schwerpunktabstände<br />
a, b, g rad, ebener Winkel<br />
h l Wirkungsgrad<br />
m l Reibungszahl<br />
r Reibungswinkel<br />
1) Alle in diesem Buch verwendeten Einheiten für physikalische Größen sind Einheiten des „Système International<br />
d’Unités“ (Internationales Einheitensystem), kurz: SI-Einheiten. Es gelten die Normen: DIN 1301<br />
(Einheiten, Einheitennamen, Einheitenzeichen), DIN 1304 (Formelzeichen).<br />
1
2<br />
1.1 Grundlagen<br />
1.1.1 Die Aufgaben der Statik<br />
An technischen Bauteilen greifen Belastungskräfte<br />
an, hervorgerufen durch Lasten, Eigengewicht,<br />
Winddruck, Gasdruck, Zahnkräfte, Riemenkräfte,<br />
Zerspanungswiderstände, Reibungswiderstände<br />
usw.<br />
Mit den Verfahren der Statik werden die Stützkräfte<br />
ermittelt, die den Körper im Gleichgewicht<br />
halten. Man sagt auch: Das angreifende Kräftesystem<br />
befindet sich im Gleichgewicht.<br />
Die Ermittlung der Stützkräfte, auch Auflagerkräfte<br />
genannt, ist der erste Schritt zur Konstruktion<br />
eines Maschinenteils. Sind alle angreifenden<br />
Kräfte bekannt, können die Abmessungen der<br />
Bauteile nach den Regeln der Festigkeitslehre festgelegt<br />
werden:<br />
Die Ergebnisse der Statik sind die Grundlage<br />
der Festigkeitsrechnung.<br />
Bei allen folgenden Untersuchungen in der Statik<br />
werden die Körper als unverformbar angesehen<br />
(Statik der starren Körper).<br />
1.1.2 Physikalische Größen in der Statik<br />
Die wichtigsten Größen der Statik sind<br />
die Kraft F (Kurzzeichen F von engl. force), die in<br />
Newton (N), Dekanewton (daN), Kilonewton (kN)<br />
oder Meganewton (MN) gemessen und angegeben<br />
wird;<br />
das Kraftmoment M der Kraft F, das in Newtonmeter<br />
(Nm) oder Newtonmillimeter (Nmm) angegeben<br />
wird.<br />
Bewirkt das Kraftmoment eine Drehung des Bauteils,<br />
dann nennt man es Drehmoment M, z. B. bei<br />
Wellen. In der Festigkeitslehre wird ein biegendes<br />
Kraftmoment als Biegemoment M b, ein tordierendes<br />
(verdrehendes) Kraftmoment als Torsionsmoment<br />
MT bezeichnet.<br />
1 Statik in der Ebene<br />
Belastungskräfte und Stützkräfte<br />
Gegeben: F 1, F 2, F G, l, l 1, l 2<br />
Gesucht: FA, FB<br />
Hinweis: Die Begriffe Los- und Festlager<br />
werden auf Seite 15 erläutert.<br />
Beispiel:<br />
Erst wenn alle an einer Getriebewelle angreifenden<br />
Kräfte bekannt sind, können Wellenund<br />
Lagerdurchmesser bestimmt werden.<br />
Das Newton ist die gesetzliche und internationale<br />
Einheit (SI-Einheit) für die Kraft F:<br />
1 daN ¼ 10 N; 1 kN ¼ 10 3 N ¼ 1000 N<br />
1MN¼ 10 6 N ¼ 1000000 N<br />
Das Kraftmoment M ist das Produkt aus einer<br />
Kraft F und einer Länge l. Daher ist die SI-<br />
Einheit des Kraftmoments das Newtonmeter<br />
(Nm):<br />
1Nm ¼ 10 3 Nmm<br />
1 kNm ¼ 10 3 Nm<br />
1 MNm ¼ 10 6 Nm
1.1 Grundlagen 3<br />
1.1.2.1 Die Kraft F<br />
Kräfte sind Vektoren. Ihre Wirkung auf einen Körper<br />
lässt sich nur dann genau angeben, wenn drei<br />
Bestimmungsstücke bekannt sind:<br />
der Betrag der Kraft, z. B. F ¼ 18 N,<br />
die Wirklinie WL und<br />
der Richtungssinn.<br />
Wie alle Vektoren wird auch die Kraft zeichnerisch<br />
durch einen Pfeil dargestellt. Die Länge des Pfeils<br />
gibt über den festgelegten Kräftemaßstab MK den<br />
Betrag (die Größe) der Kraft an. Die Wirklinie<br />
zeigt, wo und unter welchem Winkel zu einer festgelegten<br />
Bezugsachse die Kraft wirkt (Richtungswinkel).<br />
Die Pfeilspitze bestimmt den Richtungssinn.<br />
Eine Kraft, die auf einen Körper dieselbe Wirkung<br />
ausübt wie zwei (oder mehrere) gleichzeitig wirkende<br />
Kräfte F1 und F2, nennt man die Resultierende<br />
Fr dieser Kräfte:<br />
Die Resultierende F r ist eine gedachte Ersatzkraft<br />
für mehrere Einzelkräfte.<br />
Will man eine genaue Angabe über die Wirkung<br />
mehrerer Kräfte auf einen Körper machen, z. B.<br />
darüber, in welche Richtung er sich verschiebt,<br />
muss die Resultierende des Kräftesystems bekannt<br />
sein.<br />
Die Schubkraft F s mit dem Angriffspunkt A s bewegt<br />
den skizzierten Wagen mit der Geschwindigkeit<br />
v nach rechts oben. Die gleiche Wirkung wird<br />
durch die auf der selben Wirklinie WL liegende<br />
gleich große Zugkraft F z ¼ F s (Angriffspunkt A z)<br />
erzielt: Kräfte sind linienflüchtige Vektoren. Für<br />
sie gilt der<br />
Längsverschiebungssatz<br />
Kräfte dürfen auf ihrer Wirklinie beliebig verschoben<br />
werden, ohne dass sich ihre Wirkung<br />
auf den starren Körper ändert.<br />
Größen, die erst durch ihren Betrag und ihre<br />
Richtung eindeutig bestimmt sind (gerichtete<br />
Größen), heißen Vektoren, z. B. Kräfte, Wege,<br />
Geschwindigkeiten, Beschleunigungen.<br />
Größen, bei denen zur eindeutigen Bestimmung<br />
die Angabe ihres Betrags genügt, heißen<br />
Skalare (nicht gerichtete Größen), z. B.<br />
Wärme, Temperatur, Masse, Arbeit, Leistung.<br />
Die Kraft Fs (Schubkraft) ¼ Fz (Zugkraft)<br />
kann auf der gemeinsamen Wirklinie WL<br />
von As nach Az verschoben werden, ohne<br />
dass sich die Wirkung auf den Körper ändert<br />
(Längsverschiebungssatz).
4<br />
1.1.2.2 Das Kraftmoment oder Drehmoment M<br />
Das Produkt aus einer Einzelkraft F und ihrem<br />
Wirkabstand l von einem beliebigen Bezugspunkt<br />
D heißt Kraftmoment M ¼ Fl.<br />
Die Bezeichnungen Kraftmoment und Drehmoment<br />
sind statisch gleichwertig.<br />
Der Betrag des Kraft- oder Drehmoments ist das<br />
Produkt aus der Kraft F (z. B. in N) und dem Wirkabstand<br />
l (z. B. in m). Der Wirkabstand l ist der<br />
rechtwinklig zur Wirklinie (WL) gemessene Abstand.<br />
Kraftmoment M ¼ Kraft F Wirkabstand l M ¼ Fl<br />
Der Drehsinn des Kraftmoments wird durch das<br />
Vorzeichen angegeben.<br />
1.1.2.3 Das Kräftepaar<br />
Wirken zwei gleich große, gegensinnige Kräfte<br />
auf parallelen Wirklinien mit dem Wirkabstand l<br />
(? zu den Wirklinien gemessen), so erzeugen sie<br />
ein Drehmoment M. Man nennt die beiden Kräfte<br />
ein Kräftepaar.<br />
Ist der Körper frei beweglich, so dreht ihn das<br />
Kräftepaar auf der Stelle, ohne ihn zu verschieben<br />
(Welle, Handrad, Tretkurbel, Handkurbel, Drehstabfeder),<br />
denn die Resultierende des Kräftepaars<br />
ist gleich null.<br />
Die Drehwirkung eines Kräftepaares bezeichnet<br />
man als sein Drehmoment M.<br />
Der Betrag des Drehmoments ist das Produkt aus<br />
der Kraft F (z. B. in N) und dem Wirkabstand l<br />
(z. B. in m). Der Wirkabstand ist der senkrecht zu<br />
den Wirklinien gemessene Abstand.<br />
Drehmoment M ¼ Kraft F Wirkabstand l M ¼ Fl<br />
Der Drehsinn des Drehmoments wird durch das<br />
Vorzeichen angegeben.<br />
Kraftmoment der Kraft F bezogen auf den<br />
Punkt D: M ¼ Fl<br />
(þ) ¼ Linksdrehsinn<br />
( ) ¼ Rechtsdrehsinn<br />
Das Kräftepaar erzeugt ein Drehmoment M,<br />
die Resultierende ist Fr ¼ 0.<br />
(þ) ¼ Linksdrehsinn<br />
( ) ¼ Rechtsdrehsinn<br />
1 Statik in der Ebene<br />
M F l<br />
Nm N m<br />
M F l<br />
Nm N m<br />
Kräftepaar am<br />
Fahrradlenker
1.1 Grundlagen 5<br />
1.1.3 Ûbungen zur Berechnung von Drehmomenten<br />
1. Ûbung: Für die Tretkurbelwelle eines Fahrrads<br />
sollen die Drehmomente M 1, M 2, M 3 in den drei<br />
skizzierten Stellungen berechnet werden. In allen<br />
Stellungen wirkt die Kraft F 1 rechtwinklig nach unten.<br />
In Stellung 1 steht die Tretkurbel horizontal,<br />
in Stellung 3 vertikal. Stellung 2 liegt zwischen<br />
beiden Stellungen.<br />
Wie verändert sich das Drehmoment mit fortschreitender<br />
Kurbeldrehung?<br />
Lösung: Als Folge der Kraft F 1 an der Tretkurbel<br />
tritt im Tretkurbellager eine gleich große, entgegengesetzt<br />
gerichtete Kraft F 2 auf. Beide bilden<br />
ein Kräftepaar, das ein Drehmoment M erzeugt. Es<br />
ergibt sich als Produkt aus der Kraft F1 und ihrem<br />
jeweiligen Wirkabstand von der Kraft F 2. Die<br />
Drehmomente M 1 und M 2 haben Rechtsdrehsinn.<br />
Sie erhalten daher das negative Vorzeichen.<br />
2. Ûbung: Die Kraft F1 wirkt jetzt unter dem Winkel<br />
a ¼ 45 auf die horizontal liegende Tretkurbel.<br />
Wie groß ist nun das Drehmoment M an der Tretkurbelwelle?<br />
Lösung: Der Wirkabstand l2 zwischen den Wirklinien<br />
der Kräfte F1 und F2 ist jetzt kleiner geworden<br />
als vorher in der Stellung 1.<br />
Dadurch ergibt sich auch ein kleineres Drehmoment<br />
M. Es erhält das negative Vorzeichen, weil es<br />
Rechtsdrehsinn besitzt.<br />
Aufgaben Nr. 1–8<br />
M1 ¼ F1l1 ¼ 150 N 0,2 m ¼ 30 Nm<br />
M2 ¼ F1l2 ¼ 150 N 0,08 m ¼ 12 Nm<br />
M3 ¼ F1l3 ¼ 150 N 0m¼ 0<br />
Das Drehmoment fällt von seinem Maximalwert<br />
in der horizontalen Stellung bis auf null<br />
in der vertikalen Stellung der Tretkurbel.<br />
l2 ¼ l1sin a<br />
l2 ¼ 0,2 m sin 45<br />
l2 ¼ 0,141 m<br />
M ¼ F1l2 ¼ 150 N 0,141 m<br />
M ¼ 21,15 Nm
6<br />
1.1.4 Bewegungsmöglichkeiten (Freiheitsgrade) eines Körpers<br />
Jeder frei bewegliche starre Körper kann eine andere Lage erhalten, indem man ihn verschiebt<br />
oder dreht. Diese Bewegungen heißen Translation (Verschiebung) und Rotation (Drehung).<br />
Die Bewegungsmöglichkeiten, die ein Körper hat, nennt man seine Freiheitsgrade.<br />
1.1.4.1 Freiheitsgrade im Raum<br />
Ein Körper, der im Raum frei beweglich ist, kann<br />
sich in Richtung der drei Achsen x, y, z eines<br />
räumlichen Koordinatensystems verschieben (T (x),<br />
T (y), T (z)). Er kann sich außerdem um jede der drei<br />
Achsen drehen (R (x), R (y), R (z)). Daraus folgt:<br />
Ein im Raum frei beweglicher starrer Körper<br />
hat sechs Freiheitsgrade.<br />
Jede beliebige Bewegung im Raum lässt sich auf<br />
diese sechs Freiheitsgrade zurückführen.<br />
1.1.4.2 Freiheitsgrade in der Ebene<br />
Ein Körper, der nur in einer Ebene frei beweglich<br />
ist, z. B. auf einer Richtplatte, kann sich nur in<br />
Richtung der zwei Achsen x, z eines ebenen Koordinatensystems<br />
verschieben (T(x), T(z)) und um die<br />
Achse y drehen (R (y)). Daraus folgt:<br />
Ein in der Ebene frei beweglicher starrer Körper<br />
hat drei Freiheitsgrade.<br />
Jede beliebige Bewegung in der Ebene lässt sich<br />
auf diese drei Freiheitsgrade zurückführen.<br />
1.1.5 Gleichgewicht des Körpers in der Ebene (Gleichgewichtsbedingungen)<br />
Die Ursache einer Verschiebung ist eine Einzelkraft,<br />
die Ursache einer Drehung ist ein Kräftepaar.<br />
Daraus folgt:<br />
Wird ein Körper verschoben, muss eine Kraft F<br />
wirken,<br />
wird er gedreht, muss ein Kraftmoment M wirken,<br />
wird er verschoben und gedreht, müssen eine<br />
Kraft F und ein Kraftmoment M wirken.<br />
1 Statik in der Ebene<br />
Beachte: Die Drehwirkung eines Kräftepaars<br />
ist sein Kraftmoment M. Es wird auch als<br />
Drehmoment bezeichnet.
1.1 Grundlagen 7<br />
Umgekehrt lässt sich auch schließen, dass dann<br />
keine Kraft F wirkt, wenn sich ein Körper nicht<br />
verschiebt, und dass kein Kraftmoment M vorhanden<br />
ist, wenn er sich nicht dreht.<br />
Körper, die mit anderen fest verbunden sind, lassen<br />
sich auch durch Kräfte und Kraftmomente<br />
nicht gegeneinander bewegen. Hier werden durch<br />
die Verbindungen (wie Verschraubung, Lagerung,<br />
Klebung) Gegenkräfte und Gegenkraftmomente<br />
erzeugt.<br />
Alle Kräfte und alle Kraftmomente heben sich in<br />
solchen Fällen in ihrer Wirkung auf, und man sagt:<br />
Kräfte und Kraftmomente stehen miteinander im<br />
Gleichgewicht. Dann muss die Summe aller Kräfte<br />
gleich null und die Summe aller Kraftmomente<br />
gleich null sein, weil sich der Körper so verhält,<br />
als wirkten keine Kraft und kein Kraftmoment.<br />
Diese Erkenntnis auf die drei Freiheitsgrade des<br />
Körpers in der Ebene bezogen ergibt:<br />
Ein Körper ist dann im Gleichgewicht, wenn<br />
die Summe aller Kräfte in Richtung der<br />
x-Achse gleich null ist,<br />
die Summe aller Kräfte in Richtung der<br />
y-Achse gleich null ist,<br />
und die Summe aller Kraftmomente um die<br />
z-Achse gleich null ist.<br />
Nach dem Trägheitsgesetz gilt das für alle Körper,<br />
deren Bewegungszustand sich nicht ändert. Demnach<br />
ist ein Körper in drei Fällen im Gleichgewicht:<br />
wenn er ruht (Geschwindigkeit v ¼ 0),<br />
wenn er sich auf gerader Bahn mit gleich bleibender<br />
Geschwindigkeit bewegt (v ¼ konstant)<br />
und wenn er mit konstanter Drehzahl n (Umdrehungsfrequenz)<br />
umläuft (n ¼ konstant).<br />
Keine Verschiebung: F ¼ 0<br />
Keine Drehung: M ¼ 0<br />
Beispiel:<br />
Fräsmaschinentisch und darauf befestigter<br />
Schraubstock bewegen sich nicht gegeneinander,<br />
obwohl über das Werkstück Kräfte<br />
in den Schraubstock eingeleitet werden.<br />
Keine Verschiebung: SF ¼ 0<br />
Keine Drehung: SM ¼ 0<br />
S (Sigma) bedeutet:<br />
Summe aller ..., d. h. die Summe aller Kräfte<br />
und die Summe aller Kraftmomente ist gleich<br />
null.<br />
SFx ¼ 0<br />
SFy ¼ 0<br />
SM ðzÞ ¼ 0<br />
Mit Hilfe dieser drei Gleichgewichtsbedingungen<br />
berechnet man unbekannte Kräfte<br />
und Kraftmomente.<br />
Beachte: Ruhelage und gleichförmig geradlinige<br />
oder rotierende Bewegung sind gleichwertige<br />
Zustände, d. h. es gelten die Gleichgewichtsbedingungen.<br />
Die Ûberlegungen zum Trägheitsgesetz stammen<br />
von dem italienischen Physiker Galileo<br />
Galilei (1564 –1642).
8<br />
1.1.6 Der Parallelogrammsatz für Kräfte<br />
Der Parallelogrammsatz 1) ist die wichtigste statische Grundoperation für das Zusammensetzen<br />
und Zerlegen von gerichteten Größen (Vektoren). Dazu gehören neben Geschwindigkeiten v,<br />
Beschleunigungen a und Wegen s auch Kräfte F.<br />
1.1.6.1 Zusammensetzen von zwei nichtparallelen Kräften (Kräftereduktion)<br />
Kräfte sind linienflüchtige Vektoren, d. h. zwei<br />
Kräfte F 1 und F 2 können auf ihrer Wirklinie in den<br />
Zentralpunkt A verschoben und dort mit dem<br />
Parallelogrammsatz zur Resultierenden F r zusammengesetzt<br />
werden. Man nennt dies eine geometrische<br />
(zeichnerische) Addition und das Verfahren<br />
eine Kräftereduktion.<br />
Parallelogrammsatz<br />
Die Resultierende F r (Ersatzkraft) zweier in<br />
einem Punkt A angreifender Kräfte F 1 und F 2<br />
ist die Diagonale des Kräfteparallelogramms.<br />
Einfacher ist es, die Kräfte nach Betrag und Richtungssinn<br />
maßstabsgerecht in beliebiger Reihenfolge<br />
aneinander zu setzen. Es ergibt sich das<br />
Kräftedreieck (Krafteck, Kräftezug).<br />
Im Krafteck ist die Resultierende F r die Verbindungslinie<br />
vom Anfangspunkt A der zuerst<br />
gezeichneten Kraft zum Endpunkt E der zuletzt<br />
gezeichneten Kraft.<br />
Der Betrag der Resultierenden F r zweier Kräfte F 1<br />
und F 2, die den Winkel a einschließen, lässt sich<br />
mit Hilfe des Kosinussatzes, der Winkel b mit dem<br />
Sinussatz berechnen. Die beiden Sätze werden in<br />
der Mathematik (Trigonometrie) hergeleitet.<br />
Beachte: Skalare wie Masse m, Volumen V,<br />
Flächen A usw. sind keine gerichteten Größen.<br />
Ihre Beträge können algebraisch addiert<br />
und subtrahiert werden. Kräfte dagegen sind<br />
als Vektoren geometrisch (zeichnerisch) zu<br />
behandeln.<br />
Geometrische Addition der Kräfte F 1 und F 2<br />
zur Resultierenden Fr<br />
Kräftedreiecke als Ersatz für das<br />
Kräfteparallelogramm<br />
Fr ¼ ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
F1 2 þ F2 2 p<br />
þ 2F1F2 cos a<br />
b ¼ arcsin F1 sin a<br />
1) <strong>Böge</strong>, A.; J. Eichler: Physik: Grundlagen, Versuche, Aufgaben, Lösungen; Vieweg þ Teubner 2008<br />
Fr<br />
1 Statik in der Ebene
1.1 Grundlagen 9<br />
1.1.6.2 Zerlegen einer Kraft F in zwei nichtparallele Kräfte F 1 und F 2<br />
Das Kräfteparallelogramm lässt sich auch aus<br />
einer gegebenen Kraft F und den Wirklinien WL1,<br />
WL2 zweier gesuchter Kräfte F 1, F 2 zeichnen.<br />
Dazu werden die gegebenen Wirklinien WL1 und<br />
WL2 der gesuchten Kräfte F 1, F 2 parallel zu sich<br />
selbst in den Endpunkt E der maßstäblich aufgezeichneten<br />
gegebenen Kraft F verschoben.<br />
Damit entsteht das Kräfteparallelogramm.<br />
Die Beträge der beiden Komponenten der Kraft F<br />
lassen sich auch berechnen: Für F 1 gilt der Sinussatz;<br />
die Gleichung für F2 lässt sich aus dem gestrichelt<br />
gezeichneten Kräftezug ablesen.<br />
Die Aufgabe, eine Kraft F in mehr als zwei Komponenten<br />
zu zerlegen, ist statisch unbestimmt, d. h.<br />
es sind unendlich viele Lösungen möglich.<br />
Bei vielen Aufgaben der Statik ist es erforderlich,<br />
mit den beiden rechtwinklig aufeinander stehenden<br />
Komponenten Fx und Fy einer Kraft F zu<br />
rechnen. Dazu legt man die Kraft F unter Angabe<br />
des Richtungswinkels a in ein rechtwinkliges<br />
Achsenkreuz und beschreibt die Komponenten mit<br />
Hilfe der Kreisfunktionen Sinus und Kosinus.<br />
F = F sin α<br />
F1 ¼ F<br />
y<br />
sin b<br />
sin a<br />
F x = F cos α<br />
1.1.6.3 Zerlegen einer Kraft F in zwei parallele Kräfte F 1 und F 2<br />
Für die gegebene Kraft F sollen die beiden parallelen<br />
Kräfte F 1 und F 2 ermittelt werden, die auf<br />
ihren Wirklinien mit den Abständen l 1 und l 2 die<br />
gleiche Wirkung haben wie die Einzelkraft F.<br />
Zum Verständnis für die Lösung dieser Aufgaben<br />
ist der später erläuterte Momentensatz erforderlich<br />
(1.2.5.1, Seite 38):<br />
Fl1 ¼ F2ðl1 þ l2Þ und Fl2 ¼ F1ðl1 þ l2Þ<br />
Daraus ergeben sich die beiden Gleichungen für<br />
die Beträge der Kräfte F 1 und F 2.<br />
y<br />
F<br />
Zerlegen einer<br />
Kraft F in zwei<br />
Komponenten<br />
F1, F2<br />
F2 ¼ F cos b F1 cos a<br />
Zerlegen einer Kraft F in zwei parallele<br />
Komponenten<br />
F1 ¼ F<br />
l2<br />
l1 þ l2<br />
F y<br />
F2 ¼ F<br />
α<br />
x<br />
l1<br />
l1 þ l2
10<br />
1.1.6.4 Ûbungen zum Parallelogrammsatz für Kräfte<br />
1. Ûbung: Zwei Kräfte F1 ¼ 2 kN und F2 ¼ 3kN<br />
wirken im Angriffspunkt A unter dem Winkel<br />
a ¼ 120 zueinander.<br />
Gesucht:<br />
a) der Betrag der Resultierenden Fr, b) der Winkel b zwischen den Wirklinien von F1 und Fr. Lösung:<br />
a) der Betrag der Resultierenden lässt sich zeichnerisch<br />
durch maßstäbliches Aufzeichnen des<br />
Kräfteparallelogramms und rechnerisch mit<br />
dem Kosinussatz ermitteln.<br />
b) der Winkel b zwischen den Wirklinien von F1 und Fr wird mit dem Sinussatz berechnet:<br />
sin b<br />
sin ð180 aÞ<br />
¼ F2<br />
Fr<br />
Fr ¼ ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
F1 2 þ F2 2 p<br />
þ 2F1F2 cos a<br />
ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
Fr ¼ ð2 kNÞ 2 þð3kNÞ 2 q<br />
þ2 2kN3kNcos 120<br />
Fr ¼ 2,646 kN<br />
; sin ð180 aÞ ¼sin a b ¼ arcsin F2 sin ð180 aÞ<br />
¼ 79,1<br />
2. Ûbung: Für das skizzierte Lager einer Getriebewelle<br />
wurden mit Hilfe der statischen Gleichgewichtsbedingungen<br />
die Stützkraftkomponenten<br />
F Ax ¼ 5089 N und F Ay ¼ 471 N berechnet. Zur<br />
Bestimmung der Lagerabmessungen soll die Stützkraft<br />
(Lagerkraft) F A berechnet werden.<br />
Beachte: Die Stützkraftkomponenten können in<br />
den Lagermittelpunkt verschoben werden.<br />
Gesucht:<br />
a) Skizze des Quadranten eines rechtwinkligen<br />
Koordinatensystems mit den in den Lagerpunkt<br />
A verschobenen Lagerkraftkomponenten F Ax<br />
und F Ay (Längsverschiebungssatz von Seite 3),<br />
b) Betrag der Lagerkraft F A,<br />
c) Richtungswinkel a zwischen der positiven<br />
x-Achse des Koordinatensystems und der<br />
Wirklinie der Lagerkraft FA.<br />
Lösung:<br />
FA ¼<br />
Fr<br />
ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
FAx 2 þ FAy 2<br />
q<br />
ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
¼ ð50892 þ 4712Þ N2 q<br />
FA ¼ 5111 N<br />
Aufgaben Nr. 29–31 a ¼ arctan FAy 471 N<br />
¼ arctan ¼ 5,29<br />
5089 N<br />
FAx<br />
1 Statik in der Ebene
1.1 Grundlagen 11<br />
1.1.7 Das Freimachen der Bauteile<br />
1.1.7.1 Zweck und Beschreibung des<br />
Verfahrens, Oberflächen- und<br />
Volumenkräfte<br />
Mit Hilfe der Statik werden unbekannte Kräfte<br />
zeichnerisch und rechnerisch bestimmt, z. B. die<br />
Stützkräfte (Lagerkräfte), die eine Getriebewelle<br />
oder einen Drehkran im Gleichgewicht halten.<br />
Die Lösungen solcher Aufgaben können nur dann<br />
richtig sein, wenn tatsächlich alle am Bauteil (Getriebewelle,<br />
Drehkran, Winkelhebel, Schraube usw.)<br />
angreifenden Kräfte in die Untersuchung einbezogen<br />
wurden.<br />
Jedes Bauteil wirkt auf die angrenzenden Bauteile<br />
mit Oberflächenkräften, die man sich im Mittelpunkt<br />
M der Berührungsfläche angreifend denkt,<br />
wie im Fall der beiden zusammengepressten<br />
Bauteile 1 und 2. Oberflächenkräfte heißen auch<br />
äußere Kräfte.<br />
Tatsächlich verteilt sich jede Oberflächenkraft<br />
mehr oder weniger gleichmäßig auf die Flächenteilchen<br />
der Berührungsfläche (siehe Abschnitt 5.5,<br />
Seite 288 Flächenpressung).<br />
Auf jede Berührungsfläche eines Körpers wirkt die<br />
von ihr ausgeübte Oberflächenkraft von dem anderen<br />
Körper zurück (Aktion ¼ Reaktion). Es ist also<br />
F1,2 (Kraft F von 1 auf 2) gleich F2,1 (Kraft F von<br />
2 auf 1).<br />
Außer den Oberflächenkräften können noch Volumenkräfte<br />
wirken, die man sich im Massenschwerpunkt<br />
(Massenmittelpunkt) M des homogenen<br />
Körpers angreifend denkt.<br />
Die wichtigste und immer wirkende Volumenkraft<br />
ist die Gewichtskraft FG. Eine andere Volumenkraft<br />
ist die durch Magnete erzeugte Kraft.<br />
Gemeinsames Kennzeichen von Volumenkräften<br />
ist das Vorhandensein eines „Feldes“, z. B. des<br />
Schwerefeldes der Erde oder eines Magnetfeldes.<br />
Volumenkräfte heißen daher auch Feldkräfte.<br />
Beispiel:<br />
F1, F2 bekannte Kräfte,<br />
FAx, FAy, FB gesuchte Stützkräfte<br />
Hinweis: Wird etwa die tatsächlich wirkende<br />
Stützkraftkomponente FAx nicht in die rechnerischen<br />
Gleichgewichtsbedingungen aufgenommen<br />
(SFx ¼ 0, SFy ¼ 0, SM ¼ 0),<br />
dann wird die Lösung falsch.<br />
Hinweis: Ob die Gewichtskraft FG beim Freimachen<br />
berücksichtigt wird, hängt davon ab,<br />
ob ihre Wirkung im Verhältnis zu den Wirkungen<br />
der anderen Kräfte groß oder klein ist.
12<br />
Um sicherzugehen, alle am Bauteil angreifenden<br />
Kräfte richtig erfasst zu haben, geht jeder statischen<br />
Untersuchung das Freimachen voraus.<br />
Freimachen heißt:<br />
Man nimmt die Nachbarbauteile, die das freizumachende<br />
Bauteil berühren, Stück für Stück<br />
weg und bringt dafür an den Berührungsstellen<br />
diejenigen Kräfte an, die von den weggenommenen<br />
Bauteilen auf das freigemachte Bauteil<br />
wirken.<br />
Eine Anleitung zum richtigen und sicheren Freimachen<br />
geben die folgenden Beispiele.<br />
1.1.7.2 Seile, Ketten, Riemen<br />
Seile und ähnliche flexible Bauteile können<br />
nur Zugkräfte in Seilrichtung ausüben oder<br />
aufnehmen.<br />
Zugkräfte wirken stets weg vom Angriffspunkt<br />
am freigemachten Bauteil. (Regel 1)<br />
Die Erfahrung lehrt, dass man mit einem flexiblen<br />
Bauteil keine Druckkraft auf einen anderen Körper<br />
ausüben kann.<br />
Es ist gleichgültig, ob das Seil durch eine Rolle<br />
umgelenkt wird: In jedem Querschnitt des Seils<br />
wirkt die gleiche Zugkraft.<br />
1 Statik in der Ebene<br />
Hinweis: Statt „Freimachen“ wird auch die<br />
Bezeichnung „Freischneiden“ verwendet,<br />
weil man das Bauteil mit einem gedachten<br />
Schnitt von den angrenzenden Bauteilen<br />
trennt.<br />
Arbeitsplan zum Freimachen:<br />
1. Das Bauteil schematisiert ohne die angrenzenden<br />
Teile aufzeichnen.<br />
2. Die Angriffspunkte aller Kräfte und die<br />
Wirklinien dieser Kräfte festlegen.<br />
3. Den Richtungssinn in Bezug auf den freigemachten<br />
Körper eintragen.<br />
Für die zeichnerische Lösung maßstäblich<br />
zeichnen (Lageplan), für die rechnerische<br />
Lösung genügt die Lageskizze.<br />
Beispiel:<br />
Der Kranhaken soll freigemacht werden.<br />
Man nimmt den angehängten Zylinder weg<br />
und ersetzt ihn im Berührungspunkt durch<br />
die Gewichtskraft FG. Ebenso nimmt man<br />
das Seil weg (abschneiden) und ersetzt es<br />
durch die Zugkraft F ¼ FG.
1.1 Grundlagen 13<br />
1.1.7.3 Zweigelenkstäbe<br />
Zweigelenkstäbe können Zug- oder Druckkräfte<br />
aufnehmen, deren Wirklinie die Verbindungsgerade<br />
der Gelenkpunkte ist. Die<br />
Gelenke werden als reibungsfrei angesehen.<br />
(Regel 2)<br />
Die Form des Zweigelenkstabs hat keinen Einfluss;<br />
er kann gerade oder gekrümmt sein oder<br />
jede beliebige andere Form haben. Zweigelenkstäbe<br />
dürfen nur an zwei Punkten mit Nachbarbauteilen<br />
verbunden sein und keine Kräfte an<br />
anderen Stellen aufnehmen. Zwei Kräfte können<br />
nur dann im Gleichgewicht sein, wenn sie eine<br />
gemeinsame Wirklinie haben, die durch die beiden<br />
Gelenkpunkte (Kraftangriffspunkte) verlaufen<br />
muss.<br />
1.1.7.4 Berührungsflächen (ebene Stützflächen)<br />
Berührungsflächen können Normalkräfte und<br />
Tangentialkräfte aufnehmen.<br />
Normalkräfte wirken stets hin auf die Berührungsfläche<br />
am freigemachten Bauteil.<br />
(Regel 3)<br />
Berühren sich zwei Bauteile, so wirkt in jedem<br />
Fall zwischen beiden eine Normalkraft FN. Ihre<br />
Wirklinie steht immer rechtwinklig auf der Berührungsfläche.<br />
Die Tangentialkraft F T wird durch Reibung (Reibkraft<br />
F R) oder durch einen Rollwiderstand hervorgerufen.<br />
Ihre Wirklinie liegt immer in der Berührungsebene,<br />
also rechtwinklig zur Wirklinie der<br />
Normalkraft F N. Den Richtungssinn kann man in<br />
den meisten Fällen erkennen, wenn alle übrigen<br />
Kräfte am freigemachten Bauteil eingezeichnet<br />
wurden. Die Tangentialkraft F T ¼ Reibkraft F R<br />
wirkt der Bewegung entgegen, die durch die übrigen<br />
Kräfte verursacht wird oder verursacht werden<br />
könnte.<br />
Beispiel:<br />
Der Zweigelenkstab (Pendelstütze) stützt eine<br />
Plattform ab.<br />
Hier nimmt der Zweigelenkstab Druckkräfte<br />
auf. Er könnte aber auch Zugkräfte aufnehmen,<br />
z. B. wenn der Wind unter die Plattform<br />
fasst.<br />
Beispiel 1:<br />
Ein prismatischer Körper liegt auf einer waagerechten<br />
Unterlage (z. B. Richtplatte) in<br />
Ruhe.<br />
Gewichtskraft FG und Normalkraft FN haben<br />
gleiche Wirklinie und sind im Gleichgewicht.<br />
Beispiel 2:<br />
Der gleiche Körper liegt auf einer schiefen<br />
Ebene in Ruhe.<br />
Gewichtskraft FG und Normalkraft FN allein<br />
können nicht im Gleichgewicht sein. Der<br />
Körper würde abwärts gleiten, wenn ihn nicht<br />
die Tangentialkraft FT ¼ Reibkraft FR daran<br />
hindern würde.
14<br />
Auch wenn zwei Bauteile auf ihrer Berührungsfläche<br />
gegeneinander gleiten oder das eine auf<br />
dem anderen abrollt, wirkt immer eine Tangentialkraft<br />
F T ¼ Reibkraft F R. Der Richtungssinn ist in<br />
diesem Fall sicher zu erkennen: Auf das schnellere<br />
Bauteil wirkt die Reibkraft FR entgegen seiner<br />
Bewegungsrichtung, auf das langsamere wirkt sie<br />
in Bewegungsrichtung des schnelleren Bauteils. In<br />
vielen Fällen ist das „langsamere“ Bauteil eine<br />
ruhende Unterlage.<br />
Gleiten zwei Bauteile in entgegengesetzter Richtung<br />
aufeinander, so wirkt an beiden die Reibkraft<br />
entgegen der jeweiligen Bewegungsrichtung.<br />
Bleibt ein Bauteil in Ruhe, obwohl eine Verschiebekraft<br />
F versucht, es auf seiner Unterlage zu verschieben,<br />
so tritt auch bei waagerechter Berührungsfläche<br />
eine Reibkraft FR auf. Diese ist zur<br />
Aufrechterhaltung des Gleichgewichts erforderlich.<br />
1.1.7.5 Rollkörper (gewölbte Stützflächen)<br />
Rollkörper können Radialkräfte und Tangentialkräfte<br />
aufnehmen.<br />
Die Radialkräfte wirken immer auf den Berührungspunkt<br />
am freigemachten Körper.<br />
(Regel 4)<br />
Zwischen Rollkörper und Unterlage wirkt eine<br />
Radialkraft F r. Ihre Wirklinie verläuft durch den<br />
Berührungspunkt und den Rollkörpermittelpunkt.<br />
Die Bezeichnungen „Radialkraft“ und „Normalkraft“<br />
sind gleichwertig, denn die Wirklinie der<br />
Radialkraft steht immer rechtwinklig (in Normalenrichtung)<br />
auf der Berührungstangente.<br />
Eine Tangentialkraft FT tritt am ruhenden Rollkörper<br />
nur unter den gleichen Bedingungen auf wie<br />
an Berührungsflächen (siehe Regel 3, Seite 13).<br />
Ihre Wirklinie ist die Tangente an den Rollkörper<br />
im Berührungspunkt und steht darum immer rechtwinklig<br />
zur Wirklinie der Radialkraft.<br />
1 Statik in der Ebene<br />
Beispiel 3:<br />
Der Körper wird durch die Verschiebekraft F<br />
auf der Unterlage verschoben.<br />
Im Beispiel 1, ohne Verschiebekraft F, hatten<br />
Gewichtskraft FG und Normalkraft FN eine<br />
gemeinsame Wirklinie. Das ist hier im Beispiel<br />
3 anders: F und FT ¼ FR bilden ein<br />
rechtsdrehendes Kräftepaar. Bei Gleichgewicht<br />
stellt sich dann das linksdrehende<br />
Kräftepaar aus FG und FN ein. Die Kraftmomente<br />
M beider Kräftepaare sind gleich<br />
groß und gegensinnig (SM ¼ 0).<br />
Beispiel:<br />
Eine Rolle ruht auf einer waagerechten Ebene<br />
und stützt eine waagerecht liegende Platte ab.<br />
Die Berührungspunkte A und B liegen rechtwinklig<br />
übereinander. Die Radialkräfte FrA<br />
und F rB haben eine gemeinsame Wirklinie<br />
und sind im Gleichgewicht. Es wirkt keine<br />
Tangentialkraft.
1.1 Grundlagen 15<br />
1.1.7.6 Einwertige Lager (Loslager)<br />
Einwertige Lager (Loslager) können nur eine<br />
rechtwinklig zur Stützfläche wirkende Kraft<br />
aufnehmen (Normalkraft).<br />
Sie wirkt auf den freigemachten Lagerpunkt<br />
zu.<br />
Wirkungsanalyse: Wirklinie der Lagerkraft<br />
bekannt, Betrag unbekannt (eine Unbekannte).<br />
(Regel 5)<br />
Einwertige Lager werden für Träger auf zwei Stützen<br />
verwendet, um die Wärmeausdehnung in<br />
Längsrichtung nicht zu behindern, z. B. an Brückenträgern<br />
und Wellen. Bei zweifach gelagerten<br />
Trägern muss ein Lager ein Loslager sein.<br />
1.1.7.7 Zweiwertige Lager (Festlager)<br />
Zweiwertige Lager (Festlager) können eine<br />
beliebig gerichtete Kraft aufnehmen.<br />
Beim Freimachen ersetzt man die noch unbekannte<br />
Lagerkraft durch zwei rechtwinklig aufeinander<br />
stehende Komponenten F x und F y.<br />
Wirkungsanalyse: Wirklinie der Lagerkraft unbekannt,<br />
Betrag unbekannt (zwei Unbekannte).<br />
(Regel 6)<br />
Träger auf zwei Stützen, Wellen und Achsen erhalten<br />
ein zweiwertiges Lager (Festlager), um eine<br />
unzulässige Längsverschiebung zu verhindern.<br />
Zweiwertige Lager erkennt man am sichersten<br />
durch die Bewegungsprobe:<br />
Verschiebt man die Stützfläche des einwertigen<br />
Lagers in tangentialer Richtung, bleibt das<br />
gelagerte Bauteil in Ruhe.<br />
Beim zweiwertigen Lager bewegt sich das<br />
gelagerte Bauteil bei jeder Verschiebung der<br />
Unterlage mit.<br />
Beispiel 1:<br />
Träger auf zwei Stützen<br />
Lager B ist einwertig, wie die Bewegungsprobe<br />
ergibt. Also wirkt eine Normalkraft FB<br />
rechtwinklig zur Stützfläche.<br />
Lager A ist zweiwertig (Bewegungsprobe).<br />
Die dort wirkende noch unbekannte Lagerkraft<br />
FA ersetzt man durch zwei rechtwinklig<br />
aufeinander stehende Komponenten Fx und<br />
Fy und legt den Richtungssinn für die spätere<br />
Rechnung nach Augenschein fest.<br />
Der zunächst angenommene Richtungssinn<br />
der Lagerkraftkomponenten Fx und Fy wird<br />
bei der späteren Berechnung durch ein positives<br />
Vorzeichen bestätigt. Ein negatives Vorzeichen<br />
für Fx oder Fy zeigt den entgegengesetzten<br />
Richtungssinn an.
16<br />
Beim einwertigen Lager wirkt in der Verschiebeebene<br />
(hier vertikal) offenbar keine Kraft; wohl<br />
aber wirkt immer eine Normalkraft (hier horizontal).<br />
Das zweiwertige Lager dagegen nimmt Kräfte<br />
aus jeder beliebigen Richtung auf, so dass hier im<br />
Gegensatz zu den Regeln 1 bis 5 beim Freimachen<br />
die Wirklinie der Lagerkraft nicht eindeutig festliegt.<br />
Da aber nach dem Parallelogrammsatz jede<br />
Kraft in zwei Komponenten zerlegt werden kann,<br />
hilft man sich wie bereits auf Seite 15 (1.1.7.7)<br />
erläutert: Man zeichnet auf zwei rechtwinklig<br />
zueinander stehenden Wirklinien die beiden Komponenten<br />
ein. Dabei wird versucht, deren Richtungssinn<br />
unter Berücksichtigung der übrigen<br />
Kräfte zu bestimmen. Darum empfiehlt es sich,<br />
das zweiwertige Lager zuletzt freizumachen.<br />
Wellen sollen Drehmomente weiterleiten und die<br />
Zahnrad- oder Riemenkräfte über Wälz- oder<br />
Gleitlager auf das Gehäuse übertragen. Eines der<br />
Lager ist konstruktiv als Festlager, das andere als<br />
Loslager ausgebildet.<br />
Beispiel 2:<br />
Tür mit Halslager A und Spurlager B<br />
Bewegungsprobe: B ist zweiwertig, A ist einwertig.<br />
Den Stützhaken bei A wegnehmen: Die Tür<br />
dreht nach rechts. Folglich muss FA nach<br />
links wirken. Den Stützhaken bei B wegnehmen:<br />
Die Tür dreht nach links. F Bx wirkt also<br />
nach rechts.<br />
Beispiel 3:<br />
Getriebewelle mit Loslager A, Festlager B<br />
Auf das Zahnrad der skizzierten Getriebewelle<br />
wirken die beiden Zahnkraftkomponenten F x und<br />
F y. Zahnrad und Welle sind drehfest miteinander<br />
verbunden, z. B. durch eine Passfeder. Die waagerechte<br />
Komponente Fx wird allein vom Festlager B<br />
aufgenommen (F x ¼ F Bx), denn das Loslager A ist<br />
in waagerechter Richtung im Gehäuse verschiebbar.<br />
Es kann nur Normalkräfte aufnehmen, hier die<br />
Lagerkraft F A. Beachte: Außer Fx und Fy wirkt noch die<br />
Umfangskraft Fz in Normalenrichtung zur<br />
Die Stützkräfte FA, FBx und FBy werden später mit<br />
Hilfe der drei statischen Gleichgewichtsbedingungen<br />
SFx ¼ 0, SFy ¼ 0, SM ¼ 0 (siehe Abschnitt<br />
1.2.5.3, Seite 44) berechnet.<br />
1 Statik in der Ebene<br />
Zeichenebene. Sie bewirkt die Drehung der<br />
Getriebewelle (siehe Lehrbeispiel Seite 371).
1.1 Grundlagen 17<br />
1.1.7.8 Dreiwertige Lager<br />
Dreiwertige Lager können eine beliebig gerichtete<br />
Kraft und ein Kraftmoment aufnehmen.<br />
Beim Freimachen ersetzt man die Lagerkraft<br />
durch zwei rechtwinklig aufeinander stehende<br />
Komponenten, das Kraftmoment durch den<br />
Momentendrehpfeil.<br />
Wirkungsanalyse: Wirklinie und Betrag der<br />
Lagerkraft unbekannt, Betrag des Kraftmoments<br />
(Einspannmoment) unbekannt (drei<br />
Unbekannte). (Regel 7)<br />
Beispiel:<br />
Eingespannter Freiträger<br />
Richtiges Freimachen ist die Voraussetzung für die richtige zeichnerische und rechnerische<br />
Lösung aller Statikaufgaben.<br />
Dabei hilft das systematische Vorgehen nach folgendem Arbeitsplan:<br />
Arbeitsplan zum Freimachen:<br />
Lageskizze des freizumachenden Bauteils zeichnen. 1. Schritt<br />
Kraftangriffspunkte (Berührungspunkte mit den Nachbarbauteilen) festlegen. 2. Schritt<br />
Wirklinien aller Kräfte nach den Regeln 1 bis 7 für das Freimachen einzeichnen. 3. Schritt<br />
Richtungssinn für alle Kraftpfeile nach den Regeln 1 bis 7 festlegen. 4. Schritt
18<br />
1.1.8 Ûbungen zum Freimachen<br />
1. Ûbung: Die skizzierte Leiter lehnt in A reibungsfrei<br />
am Mauerwerk und ist am Boden rutschfest<br />
gestützt. Beim Besteigen wird die Leiter mit<br />
der Gewichtskraft F G belastet. Die Leiter soll nach<br />
den besprochenen Regeln freigemacht werden,<br />
eine Aufgabe, die häufig Schwierigkeiten macht.<br />
Lösung: Nach dem Arbeitsplan wird zuerst die<br />
Lageskizze der Leiter gezeichnet und die Lagerpunkte<br />
A und B markiert. Das sind die Berührungsstellen<br />
derjenigen Mauerteile, die gedanklich<br />
weggenommen sind. Außerdem wird sofort die<br />
bekannte Gewichtskraft F G eingezeichnet.<br />
Nach dem Arbeitsplan sind nun die Wirklinien der<br />
Stützkräfte F A und F B einzuzeichnen. Bei zweifach<br />
gelagerten Bauteilen muss eines der beiden Lager<br />
einwertig sein. Das andere ist dann zweiwertig.<br />
Die Bewegungsprobe mit dem Mauerwerk um<br />
Punkt A zeigt, dass in einer Richtung keine Kräfte<br />
übertragen werden. Das ist das Kennzeichen eines<br />
einwertigen Lagers: Bei Verschiebungen parallel<br />
zur Leiter wird zwischen Mauer und Leiter keine<br />
Kraft übertragen, wenn die Reibung nicht berücksichtigt<br />
wird.<br />
Die Bewegungsprobe mit dem Mauerstück um B<br />
ergibt Lageveränderungen der Leiter in jeder Richtung.<br />
Das Lager ist zweiwertig und überträgt eine<br />
beliebig gerichtete Stützkraft mit x- und y-Komponenten.<br />
Das Ergebnis der Untersuchungen zeigt die vollständige<br />
Lageskizze der freigemachten Leiter. Die<br />
Wirklinie der Stützkraft F B an der zweiwertigen<br />
Lagerstelle ist nicht bekannt. Es können nur ihre<br />
x- und y-Komponenten eingetragen werden. Das<br />
ist für die zeichnerische oder rechnerische Lösung<br />
solcher Aufgaben ausreichend.<br />
1 Statik in der Ebene<br />
Aufgabenskizze<br />
Beachte: Immer zuerst die einwertige Lagerstelle<br />
suchen. Dort ist die Wirklinie der Stützkraft<br />
bekannt. Diese ist eine Normalkraft.<br />
Bewegungsprobe:<br />
keine Lageveränderung<br />
bei Parallelverschiebung<br />
des<br />
einwertigen Lagers.<br />
Lageveränderung bei<br />
beliebiger Verschiebung<br />
des zweiwertigen<br />
Lagers.
1.1 Grundlagen 19<br />
2. Ûbung: Der skizzierte Wanddrehkran ist in dem<br />
oberen Halslager A und dem unteren Spurlager B<br />
drehbar. An seinem Lastseil trägt er ein Werkstück,<br />
das ihn auf der eingezeichneten Wirklinie mit der<br />
Gewichtskraft F G belastet. Der Schwenkarm des<br />
Kranes soll nach dem Arbeitsplan von Seite 17<br />
freigemacht werden.<br />
Lösung: Man skizziert den Schwenkarm in der<br />
vorgegebenen Lage zunächst wieder ohne Kraftangriffspunkte,<br />
Wirklinien und Kraftpfeile.<br />
In diesem Fall ist die von dem Werkstück hervorgerufene<br />
Gewichtskraft F G bereits mit Angriffspunkt,<br />
Wirklinie und Richtungssinn bekannt. Man<br />
zeichnet darum den Kraftpfeil bereits ein, bevor<br />
nach dem Arbeitsplan weitergegangen wird.<br />
Nachbarbauteile des Schwenkarms sind Lager A<br />
(Loslager) und Lager B (Festlager).<br />
Die Bewegungsprobe für beide Lager ergibt: Das<br />
Halslager A ist einwertig (Regel 5, Seite 15), denn<br />
es kann mit seiner Unterlage nach oben und unten<br />
verschoben werden, ohne dass sich der Schwenkarm<br />
bewegt. Verschiebt man dagegen das Spurlager<br />
B, so bewegt sich der Schwenkarm bei jeder<br />
beliebigen Verschiebung mit; das Spurlager B ist<br />
zweiwertig und wird nach Regel 6 freigemacht.<br />
Bei zweifach gelagerten Bauteilen bestimmt man<br />
den Richtungssinn der Lagerkräfte auf folgende<br />
Weise: Wird das obere Lager weggenommen,<br />
dreht der Schwenkarm oben nach rechts. Die<br />
Lagerkraft FA verhindert dies.<br />
Wird aber nur das untere Lager weggenommen,<br />
dann dreht der Schwenkarm unten nach links und<br />
fällt außerdem nach unten. Beides müssen die<br />
Lagerkraftkomponenten F Bx und F By verhindern.<br />
Aufgabenskizze<br />
Die Kraftangriffspunkte A<br />
und B einzeichnen.<br />
1. Schritt<br />
2. Schritt<br />
3. Schritt<br />
Die Wirklinie der Halslagerkraft FA liegt<br />
horizontal (Normalkraft), weil die Lagerfläche<br />
vertikal steht. Die Wirklinien der Komponenten<br />
der Spurlagerkraft FB werden in Richtung<br />
der Lagerachse und rechtwinklig dazu eingezeichnet.<br />
4. Schritt<br />
Auf der Wirklinie der Halslagerkraft FA einen<br />
nach links gerichteten Kraftpfeil einzeichnen,<br />
weil nur dann der Schwenkarm am Wegdrehen<br />
nach rechts gehindert werden kann.<br />
Auf der horizontalen Wirklinie von FBx einen<br />
nach rechts gerichteten und auf der vertikalen<br />
Wirklinie von FBy einen nach oben gerichteten<br />
Kraftpfeil einzeichnen.
20<br />
3. Ûbung: Der aufwärts fahrende Wagen eines<br />
Schrägaufzugs soll freigemacht werden.<br />
Hierbei ist zu beachten, dass der Wagen mitsamt<br />
seiner Ladung als Ganzes freizumachen ist und<br />
nicht seine Einzelteile. Sonst müsste es z. B.<br />
heißen: Der Tragrahmen des Wagens ist freizumachen.<br />
Lösung: Man skizziert den Wagen in seiner<br />
augenblicklichen, schräg stehenden Betriebslage,<br />
und zwar zunächst wieder ohne Festlegung der<br />
Kraftangriffspunkte, Wirklinien und Kraftpfeile.<br />
Hier muss die Gewichtskraft F G berücksichtigt<br />
werden, sonst könnten zwischen dem Wagen und<br />
seinen Nachbarbauteilen keine Kräfte wirken.<br />
Im Zughaken ist das Seil eingehängt, die Räder<br />
berühren die Fahrbahn. Seil und Fahrbahn sind die<br />
Nachbarbauteile des Wagens.<br />
Die Gewichtskraft F G wirkt immer auf der Lotrechten.<br />
Am Zughaken wird nach Regel 1 freigemacht,<br />
denn dort ist ein Seil weggenommen. Die<br />
Räder werden nach Regel 4 (Seite 14) für Rollkörper<br />
freigemacht. Da der Wagen rollt, wirken an<br />
beiden Rädern Radial- und Tangentialkräfte.<br />
Die Gewichtskraft F G wirkt immer nach unten.<br />
Die Seilkraft F zieht am Zughaken. Die Radialkräfte<br />
Fr sind auf die Räder zu gerichtet. Die Tangentialkräfte<br />
F T versuchen den Wagen zu bremsen,<br />
weil er schneller ist als die ruhende Fahrbahn.<br />
Aufgaben Nr. 9–28<br />
1 Statik in der Ebene<br />
Aufgabenskizze<br />
1. Schritt<br />
2. Schritt<br />
In der Skizze den Schwerpunkt S des Wagens,<br />
den Zughaken und die Auflagepunkte A und B<br />
der beiden Räder als Kraftangriffspunkte<br />
kennzeichnen.<br />
3. Schritt<br />
Durch den Schwerpunkt S die lotrechte Wirklinie<br />
der Gewichtskraft FG zeichnen. Die<br />
Wirklinie der Seilkraft liegt in Seilrichtung.<br />
Die Wirklinien der Radialkräfte verlaufen<br />
durch die Berührungs- und Radmittelpunkte,<br />
die der Tangentialkräfte rechtwinklig dazu.<br />
4. Schritt<br />
Die Kraftpfeile einzeichnen:<br />
FG nach unten, F als Zugkraft vom Zughaken<br />
weg, Fr nach links oben und FT der Bewegung<br />
des Wagens entgegen nach links unten.
1.2 Die Grundaufgaben der Statik 21<br />
1.2 Die Grundaufgaben der Statik<br />
1.2.1 Zentrales und allgemeines Kräftesystem<br />
Unter einem Kräftesystem versteht man beliebig<br />
viele Kräfte, die gleichzeitig an einem Bauteil wirken.<br />
Ein zentrales Kräftesystem liegt vor, wenn sich die<br />
Wirklinien aller Kräfte in einem gemeinsamen<br />
Punkt schneiden. Man nennt diesen Schnittpunkt<br />
den Zentralpunkt A des Kräftesystems. Nach dem<br />
Längsverschiebungssatz können alle Kräfte des<br />
Systems auf ihren Wirklinien in diesen Zentralpunkt<br />
verschoben werden. Ein zentrales Kräftesystem<br />
kann einen Körper nur verschieben, aber nicht<br />
drehen.<br />
Ein allgemeines Kräftesystem besteht aus Kräften,<br />
deren Wirklinien mehr als einen Schnittpunkt miteinander<br />
haben.<br />
Allgemeine Kräftesysteme können genauso wie<br />
zentrale Kräftesysteme einen Körper verschieben.<br />
Sie können ihn aber außerdem drehen oder beide<br />
Bewegungen gleichzeitig hervorrufen.<br />
1.2.2 Die zwei Hauptaufgaben<br />
1. Hauptaufgabe: In einem Kräftesystem sind alle<br />
Kräfte nach Betrag, Lage und Richtungssinn bekannt.<br />
Um eine Aussage über die Wirkung des Kräftesystems<br />
auf ein Bauteil machen zu können<br />
(z. B. Verschiebung), müssen die resultierende<br />
Kraft F r und das resultierende Kraftmoment M r<br />
ermittelt werden.<br />
2. Hauptaufgabe: In einem Kräftesystem, das<br />
sich im Gleichgewicht befindet, ist nur ein Teil der<br />
Kräfte bekannt.<br />
Um eine Festigkeitsrechnung an einem Bauteil<br />
ausführen zu können, müssen die noch unbekannten<br />
Kräfte ermittelt werden.<br />
Zentrales Kräftesystem<br />
Allgemeines Kräftesystem<br />
bekannt: F 1, F 2, F 3<br />
gesucht: Fr, Mr<br />
bekannt: F1, F2, F3<br />
gesucht: FAx, FAy, FB
22<br />
1.2.3 Die zwei Lösungsmethoden<br />
Jede der beiden Hauptaufgaben ist auf zweierlei<br />
Weise lösbar: rechnerisch und zeichnerisch.<br />
Die rechnerische Lösung erfordert<br />
a) eine unmaßstäbliche Lageskizze, die alle Kräfte<br />
als Kraftpfeile sowie alle erforderlichen Längenmaße<br />
und Winkel – insbesondere die zwischen<br />
den Wirklinien der Kräfte und einer Bezugsachse<br />
– enthalten muss, und<br />
b) den rechnerischen Ansatz in Form einer Gleichung<br />
oder eines Gleichungssystems, das aus<br />
der Lageskizze entwickelt wird.<br />
Die zeichnerische Lösung erfordert<br />
a) einen maßstäblich aufgezeichneten Lageplan,<br />
der das Bauteil (meist in vereinfachter Darstellung)<br />
mit allen, ebenfalls maßstäblich eingezeichneten<br />
Wirklinien darstellt, und<br />
b) einen Kräfteplan, der alle Kräfte maßstabs- und<br />
richtungsgerecht enthält.<br />
Hinweis: Bei der rechnerischen Lösung kann<br />
man „analytisch“ vorgehen (analytische Methode)<br />
oder Kraftecke „trigonometrisch“ auswerten.<br />
Zur analytischen Lösung legt man<br />
die Kraftpfeile in ein rechtwinkliges Achsenkreuz<br />
und arbeitet mit ihren Komponenten<br />
(x- und y-Komponenten). Meist wird das<br />
Gleichungssystem aus den drei Gleichgewichtsbedingungen<br />
SFx ¼ 0, SFy ¼ 0,<br />
SM ¼ 0für ebene Kräftesysteme entwickelt.<br />
Hinweis: Lageplan und Kräfteplan werden<br />
stets auf einem Blatt aufgezeichnet.<br />
Längen- und Kräftemaßstab werden so gewählt,<br />
dass die Pläne nicht zu klein werden.<br />
Der Lageplan wird zuerst gezeichnet, und<br />
daraus wird der Kräfteplan durch Parallelverschiebung<br />
der Wirklinien aus dem Lageplan<br />
in den Kräfteplan entwickelt.<br />
Zeichnen Sie immer zwei getrennte Pläne!<br />
1.2.4 Die vier Grundaufgaben der Statik im zentralen ebenen Kräftesystem<br />
1.2.4.1 Rechnerische Ermittlung der Resultierenden (erste Grundaufgabe)<br />
Aufgabe: Ein zentrales Kräftesystem besteht aus<br />
den Kräften F1 ¼ 15 N, F2 ¼ 40 N und<br />
F 3 ¼ 30 N. Die zugehörigen Richtungswinkel sind<br />
a1 ¼ 30 , a2 ¼ 135 und a3 ¼ 280 .<br />
Zu berechnen sind der Betrag der Resultierenden<br />
F r und ihr Richtungswinkel ar nach der analytischen<br />
Methode, d. h. durch Kräftezerlegung im<br />
rechtwinkligen Koordinatensystem mit den vier<br />
Quadranten I, II, III und IV.<br />
Vorüberlegung: Der rechnerischen Lösung dieser<br />
Aufgabe liegen folgende Gedanken zugrunde:<br />
Jede Kraft wird in die beiden rechtwinklig aufeinander<br />
stehenden Komponenten in Richtung der<br />
Achsen des rechtwinkligen Achsenkreuzes zerlegt.<br />
Als Bezugswinkel für die Wirklinie der Kräfte<br />
wird stets der Winkel a verwendet, den die Kraft<br />
Aufgabenskizze<br />
1 Statik in der Ebene
1.2 Die Grundaufgaben der Statik 23<br />
mit der positiven x-Achse einschließt, und zwar im<br />
positiven Linksdrehsinn von 0 bis þ360 (Richtungswinkel).<br />
Man erhält dann Berechnungsgleichungen,<br />
die immer wieder in derselben Form gebraucht<br />
werden können.<br />
Den Richtungssinn der Kraftkomponenten F x und<br />
F y zeigt der Rechner durch das Vorzeichen im<br />
Ergebnis an. Das negative Vorzeichen für eine<br />
x-Komponente zeigt den Richtungssinn „nach<br />
links“, für eine y-Komponente „nach unten“ an.<br />
Die Gleichungen zur Berechnung der rechtwinklig<br />
aufeinander stehenden Komponenten werden in<br />
der allgemeinen Form geschrieben. Der Buchstabe<br />
n steht für den Index 1, 2, 3, ... der Kräfte F und<br />
ihrer Richtungswinkel a.<br />
Die x-Komponenten F nx sind die Produkte aus den<br />
Kraftbeträgen F n und dem Kosinus der Richtungswinkel<br />
an. Bei den y-Komponenten tritt an die<br />
Stelle der Kosinusfunktion die Sinusfunktion.<br />
Die Summe der x-Komponenten der Einzelkräfte<br />
ist die x-Komponente F rx der gesuchten Resultierenden<br />
(Frx ¼ SFnx). Gleiches gilt für die y-Komponente<br />
F ry der Resultierenden (Fry ¼ SFny).<br />
Wird immer der Richtungswinkel eingesetzt, zum<br />
Beispiel a2 ¼ 135 , braucht man sich nicht um<br />
den Richtungssinn der Komponenten zu kümmern.<br />
Der Rechner nimmt das jeweilige Vorzeichen bei<br />
der Addition mit.<br />
Weil die beiden Komponenten F rx und F ry rechtwinklig<br />
aufeinander stehen, kann mit dem Lehrsatz<br />
des Pythagoras der Betrag F r der Resultierenden<br />
berechnet werden, denn F r ist die Diagonale<br />
des rechtwinkligen Kraftecks aus F rx, F ry und F r.<br />
Die Komponenten einer unter dem Richtungswinkel<br />
a geneigten Kraft sind:<br />
Fx ¼ F cos a Fy ¼ F sin a<br />
Beispiel: Nach der Aufgabenskizze schließt<br />
die Kraft F 2 ¼ 40 N mit der positiven x-Achse<br />
den Richtungswinkel a2 ¼ 135 ein. Dazu<br />
liefert der Rechner:<br />
F2x ¼ F2 cos a2 ¼ 40 N cos 135 ¼ 28,28 N<br />
F2y ¼ F2 sin a2 ¼ 40 N sin 135 ¼þ28,28 N<br />
Die Kraftkomponente F2x wirkt nach links,<br />
F2y wirkt nach oben.<br />
Fnx ¼ Fn cos an<br />
Berechnung der x-Komponenten<br />
Fny ¼ Fn sin an<br />
Berechnung der y-Komponenten<br />
Frx ¼ SFnx<br />
Frx ¼ F1 cos a1 þF2 cos a2 þ...þFn cos an<br />
x-Komponente der Resultierenden F r<br />
Fry ¼ SFny<br />
Fry ¼ F1 sin a1 þF2 sin a2 þ...þFn sin an<br />
y-Komponente der Resultierenden Fr<br />
Fr ¼<br />
ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
Frx 2 þ Fry 2<br />
q<br />
Betrag der Resultierenden Fr
24<br />
Der Richtungswinkel ar der Resultierenden kann<br />
nicht auf direktem Weg ermittelt werden. Man<br />
braucht erst den spitzen Winkel b r, den die Wirklinie<br />
der Resultierenden F r mit der x-Achse einschließt.<br />
Es ist gleichgültig, in welchem Quadranten<br />
die Resultierende liegt. Dieser spitze Winkel b r<br />
kann im rechtwinkligen Dreieck mit der Tangensfunktion<br />
ermittelt werden, denn die beiden Katheten<br />
F rx und F ry sind jetzt bekannt.<br />
Damit sich keine negativen Winkel ergeben, darf<br />
nur mit den Beträgen gerechnet werden.<br />
Je nach Lage der Resultierenden Fr im rechtwinkligen<br />
Achsenkreuz ergeben sich folgende Gleichungen<br />
zur Berechnung des Richtungswinkels ar.<br />
F r liegt im I. Quadranten:<br />
In diesem Fall ist der Richtungswinkel ar gleich<br />
dem spitzen Winkel b r zwischen der positiven<br />
x-Achse und der Wirklinie der Resultierenden. Die<br />
Resultierende Fr liegt nur dann im I. Quadranten,<br />
wenn die Komponentenberechnung ergibt:<br />
Frx ! positives Vorzeichen ðFrx 0Þ<br />
Fry ! positives Vorzeichen ðFry 0Þ<br />
Fr liegt im II. Quadranten:<br />
Der spitze Winkel br liegt zwischen der negativen<br />
x-Achse und der Wirklinie der Resultierenden. Die<br />
Resultierende Fr liegt nur dann im II. Quadranten,<br />
wenn die Komponentenberechnung ergibt:<br />
Frx ! negatives Vorzeichen ðFrx < 0Þ<br />
Fry ! positives Vorzeichen ðFry 0Þ<br />
Fr liegt im III. Quadranten:<br />
Der spitze Winkel br liegt zwischen der negativen<br />
x-Achse und der wirklinie der Resultierenden.<br />
Die Resultierende Fr liegt nur dann im III. Quadranten,<br />
wenn die Komponentenberechnung ergibt:<br />
Frx ! negatives Vorzeichen ðFrx < 0Þ<br />
Fry ! negatives Vorzeichen ðFry < 0Þ<br />
tan b r ¼ jFryj<br />
jFrxj<br />
b r ¼ arctan jFryj<br />
jFrxj<br />
ar ¼ b r<br />
ar ¼ arctan jFryj<br />
jFrxj<br />
ar ¼ 180 b r<br />
ar ¼ 180 arctan jFryj<br />
jFrxj<br />
1 Statik in der Ebene<br />
Hinweis: Die Größen<br />
Fry und Frx stehen in<br />
sogenannten Betragsstrichen,<br />
d. h. es sind<br />
nur die Beträge (ohne<br />
Vorzeichen) einzusetzen.<br />
ar ¼ 180 þ b r<br />
ar ¼ 180 þ arctan jFryj<br />
jFrxj
1.2 Die Grundaufgaben der Statik 25<br />
F r liegt im IV. Quadranten:<br />
Der spitze Winkel b r liegt zwischen der positiven<br />
x-Achse und der Wirklinie der Resultierenden.<br />
Die Resultierende F r liegt nur dann im IV. Quadranten,<br />
wenn die Komponentenberechnung ergibt:<br />
Frx ! positives Vorzeichen ðFrx 0Þ<br />
Fry ! negatives Vorzeichen ðFry < 0Þ<br />
Lösung: Zu berechnen ist die Resultierende Fr des<br />
gegebenen Kräftesystems. Zuerst werden die gegebenen<br />
Beträge der Kräfte F 1, F 2 und F 3 und ihre<br />
Richtungswinkel a 1, a 2 und a 3 aufgeschrieben.<br />
Zur Berechnung der Komponenten F rx und F ry der<br />
Resultierenden F r werden die Produktsummen gebildet.<br />
Die gegebenen und berechneten Größen können<br />
auch in eine Tabelle eingetragen werden. Durch<br />
Addition der Spalten für F nx und F ny erhält man<br />
die beiden Komponenten F rx und F ry der Resultierenden<br />
F r.<br />
n Fn an Fnx ¼ Fn cos an Fny ¼ Fn sin an<br />
1 15N 30 þ12,99 N þ 7,50 N<br />
2 40 N 135 28,28 N þ28,28 N<br />
3 30 N 280 þ 5,21 N 29,54 N<br />
Frx ¼ 10,08 N Fry ¼þ 6,24 N<br />
Der Betrag der Resultierenden wird mit dem Lehrsatz<br />
des Pythagoras berechnet.<br />
ar ¼ 360 b r<br />
ar ¼ 360 arctan jFryj<br />
jFrxj<br />
Gegeben:<br />
F1 ¼ 15 N a1 ¼ 30<br />
F2 ¼ 40 N a2 ¼ 135<br />
F3 ¼ 30 N a3 ¼ 280<br />
Frx ¼ð15 cos 30 þ 40 cos 135 þ<br />
þ 30 cos 280 Þ N<br />
Frx ¼ 10,08 N<br />
Fry ¼ð15 sin 30 þ 40 sin 135 þ<br />
þ 30 sin 280 Þ N<br />
Fry ¼þ6,24 N<br />
Fr ¼<br />
ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
Frx 2 þ Fry 2<br />
q<br />
ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
¼ ð 10,08 NÞ 2 þð6,24 NÞ 2<br />
q<br />
Fr ¼ 11,855 N
26<br />
Die x-Komponente F rx der Resultierenden hat das<br />
negative Vorzeichen, die y-Komponente F ry hat<br />
das positive Vorzeichen. Die Resultierende Fr liegt<br />
also im II. Quadranten. Damit liegt die Gleichung<br />
zur Berechnung des Richtungswinkels ar der<br />
Resultierenden fest.<br />
ar ¼ 180 arctan jFryj<br />
jFrxj<br />
ar ¼ 180<br />
6,24 N<br />
arctan<br />
10,08 N<br />
ar ¼ 180 31,76<br />
ar ¼ 148,24<br />
Arbeitsplan zur rechnerischen Ermittlung der Resultierenden:<br />
Lageskizze mit allen gegebenen Kräften unmaßstäblich in ein rechtwinkliges<br />
Koordinatensystem eintragen.<br />
Gegebene Kraftbeträge F1; F2; F3 ...und Richtungswinkel a1; a2; a3 ...aufschreiben.<br />
Richtungswinkel von der positiven x-Achse von 0<br />
Linksdrehsinn festlegen.<br />
bis 360 im<br />
Mit den Kraftbeträgen und Richtungswinkeln die Komponenten Frx und Fry<br />
der Resultierenden Fr berechnen.<br />
Betrag der Resultierenden Fr aus den Komponenten Frx und Fry berechnen<br />
(Pythagoras).<br />
Aus den Vorzeichen für die Komponenten F rx und F ry den Quadranten für<br />
die Resultierende F r feststellen.<br />
1.2.4.2 Zeichnerische Ermittlung der Resultierenden (zweite Grundaufgabe)<br />
Aufgabe: Das gleiche zentrale Kräftesystem wie<br />
in der vorhergehenden Aufgabe soll nun zeichnerisch<br />
reduziert werden. Zur Ermittlung der Resultierenden<br />
F r und ihres Richtungswinkels ar muss<br />
maßstäblich in einem Lageplan und in einem Kräfteplan<br />
gearbeitet werden.<br />
Die Aufgabenskizze zeigt die gegebenen Kräfte,<br />
nachdem sie auf ihren Wirklinien in den gemeinsamen<br />
Zentralpunkt A verschoben wurden.<br />
1 Statik in der Ebene<br />
1. Schritt<br />
2. Schritt<br />
3. Schritt<br />
4. Schritt<br />
5. Schritt<br />
Richtungswinkel ar der Resultierenden F r berechnen. 6. Schritt<br />
Aufgabenskizze
1.2 Die Grundaufgaben der Statik 27<br />
Lösung: Zuerst wird ein Lageplan gezeichnet.<br />
Grundlage dafür ist ein rechtwinkliges Achsenkreuz,<br />
dessen Schnittpunkt der Zentralpunkt A des<br />
Kräftesystems ist. Durch diesen Zentralpunkt<br />
werden mit den gegebenen Richtungswinkeln<br />
a1 ¼ 30 , a2 ¼ 135 und a3 ¼ 280 die Wirklinien<br />
aller gegebenen Kräfte gelegt.<br />
Je genauer im Lageplan die Winkel angetragen<br />
sind, desto genauer wird das Ergebnis.<br />
Für den Kräfteplan wird ein Anfangspunkt A festgelegt<br />
und durch ihn eine Parallele zu einer der<br />
drei Kräfte (hier F 3) gezeichnet. Der Kräfteplan<br />
wird weiterentwickelt, indem in gleicher Weise<br />
durch Parallelverschiebung die übrigen Kräfte in<br />
beliebiger Reihenfolge maßstabsgerecht und richtungsgemäß<br />
sich so aneinander reihen, dass sich<br />
ein fortlaufender, offener Kräftezug mit dem Endpunkt<br />
E ergibt.<br />
Die Resultierende F r ist die Verbindungslinie<br />
zwischen Anfangspunkt A und Endpunkt E des<br />
Kräftezugs. Ihr Richtungssinn weist vom Anfangspunkt<br />
zum Endpunkt.<br />
Aus der Länge der Verbindungslinie von A nach E<br />
kann mit Hilfe des festgelegten Kräftemaßstabs<br />
der Betrag der Resultierenden berechnet werden.<br />
Die Resultierende wird nun aus dem Kräfteplan<br />
parallel in den Zentralpunkt A des Lageplans verschoben<br />
und der Richtungswinkel ar abgelesen.<br />
Jetzt steht fest, wie sich der Körper unter der Einwirkung<br />
der gegebenen Kräfte verhält, d. h. ob<br />
und in welcher Richtung er sich verschiebt. Zugleich<br />
erkennt man, welche zusätzliche Kraft (hier<br />
F4) im Zentralpunkt A wirken müsste, wenn<br />
Gleichgewicht hergestellt werden soll.<br />
Aufgaben Nr. 29–48<br />
Lageplan<br />
Gemessen wird für Fr: Lr ¼ 1,2 cm<br />
Damit wird<br />
Fr ¼ L rMK ¼ 1,2 cm 10 N<br />
cm<br />
Fr ¼ 12 N.<br />
Kräfteplan<br />
Kräftemaßstab:<br />
MK ¼ 10 N<br />
cm<br />
ð1 cm¼b 10 NÞ<br />
Im Lageplan wird der Richtungswinkel gemessen:<br />
ar ¼ 148 .<br />
Ergebnis:<br />
Die Resultierende wirkt mit 12 N unter einem<br />
Winkel von 148 zur positiven x-Achse nach<br />
links oben.<br />
Unter der Wirkung der Kräfte F1, F2 und F3<br />
verschiebt sich der Körper unter 148 zur<br />
positiven x-Achse so nach links oben, als ob<br />
eine Kraft von 12 N allein auf ihn einwirken<br />
würde.<br />
Um den Körper im Gleichgewicht zu halten,<br />
müsste man auf der Wirklinie von Fr mit<br />
12 N nach rechts unten ziehen (im Lageplan<br />
gestrichelt eingezeichnete Gleichgewichtskraft<br />
F4).
28<br />
Arbeitsplan zur zeichnerischen Ermittlung der Resultierenden:<br />
Lageplan mit den Wirklinien aller Kräfte winkelgetreu in ein rechtwinkliges 1. Schritt<br />
Achsenkreuz einzeichnen.<br />
Im Kräfteplan die gegebenen Kräfte entsprechend dem gewählten Kräfte- 2. Schritt<br />
maßstab MK in beliebiger Reihenfolge maßstäblich aneinander reihen.<br />
Anfangs- und Endpunkt des Kräftezuges verbinden, Richtungssinn eintra- 3. Schritt<br />
gen.<br />
Resultierende Fr in den Zentralpunkt des Lageplans übertragen. 4. Schritt<br />
Ergebnisse abmessen (Betrag und Richtungswinkel). 5. Schritt<br />
1.2.4.3 Rechnerische Ermittlung unbekannter Kräfte (dritte Grundaufgabe),<br />
die rechnerischen Gleichgewichtsbedingungen<br />
Aufgabe: Dasselbe Kräftesystem wie in der ersten<br />
und zweiten Grundaufgabe mit den bekannten<br />
Kräften F1, F2 und F3 soll jetzt durch zwei Kräfte<br />
(F4 und F5) ins Gleichgewicht gesetzt werden. Die<br />
Kräfte F4 und F5 sind nach der analytischen<br />
Methode zu ermitteln.<br />
Lösung: Man zeichnet eine unmaßstäbliche Lageskizze<br />
mit allen Kräften. Für die Kräfte F 4 und F 5<br />
ist nur die Lage ihrer Wirklinien im rechtwinkligen<br />
Achsenkreuz (a4 ¼ 15 , a5 ¼ 60 ) bekannt. Für<br />
den Richtungssinn der beiden Kräfte F 4 und F 5<br />
wird folgende Richtungsannahme festgelegt (Richtungsregel):<br />
Der Richtungssinn einer gesuchten Kraft wird<br />
beliebig festgelegt.<br />
Ob die Richtungsannahme richtig oder falsch war,<br />
stellt sich bei der späteren Rechnung heraus:<br />
Haben die gesuchten Kräfte ein positives Vorzeichen,<br />
war die Richtungsannahme richtig. Das<br />
negative Vorzeichen zeigt, dass die Richtungsannahme<br />
falsch war. Diese Kraft wirkt in Wirklichkeit<br />
in entgegengesetzter Richtung.<br />
Aufgabenskizze<br />
1 Statik in der Ebene<br />
Lageskizze zur rechnerischen Lösung<br />
(angenommener Richtungssinn für<br />
F4 und F5 im I. Quadrant)
1.2 Die Grundaufgaben der Statik 29<br />
Die rechnerischen Gleichgewichtsbedingungen<br />
sind:<br />
Ein zentrales Kräftesystem ist im Gleichgewicht,<br />
wenn<br />
die Summe aller Kräfte in x-Richtung<br />
und<br />
die Summe aller Kräfte in y-Richtung gleich<br />
null ist.<br />
Setzt man die Summe aller Kräfte oder Kraftkomponenten<br />
in beiden Richtungen des rechtwinkligen<br />
Koordinatensystems gleich null, erhält man ein<br />
Gleichungssystem (I und II), das nach den beiden<br />
Unbekannten F 4 und F 5 aufgelöst werden kann.<br />
Der Betrag für F 5 hat ein negatives Vorzeichen,<br />
das heißt, der angenommene Richtungssinn war<br />
falsch. Der errechnete Betrag ist richtig, nur wirkt<br />
die Kraft im entgegengesetzten Sinn als angenommen.<br />
(Pfeilrichtung im Lageplan umkehren)<br />
Hat die zuerst errechnete Kraft ein Minus-Vorzeichen<br />
(hier F 5), muss es in der weiteren Rechnung<br />
mitgeführt werden.<br />
Um Gleichgewicht zu erreichen, muss auf den vorgegebenen<br />
Wirklinien die Kraft F4 mit 16,76 N<br />
nach rechts oben, die Kraft F 5 mit 12,21 N nach<br />
links unten wirken.<br />
I. SFx ¼ 0 ¼ SFnx þ F4 cos a4 þ F5 cos a5<br />
II. SFy ¼ 0 ¼ SFny þ F4 sin a4 þ F5 sin a5<br />
Beide Gleichungen nach F4 aufgelöst und<br />
gleichgesetzt ergibt eine Gleichung für F5:<br />
I. F4 ¼ SFnx F5 cos a5<br />
cos a4<br />
II. F4 ¼ SFny F5 sin a5<br />
sin a4<br />
SFnx sin a4 F5 cos a5 sin a4 ¼<br />
¼ SFny cos a4 F5 sin a5 cos a4<br />
F5ðcos a5 sin a4 sin a5 cos a4Þ ¼<br />
¼ SFny cos a4 SFnx sin a4<br />
F5 ¼ SFny cos a4 SFnx sin a4<br />
cos a5 sin a4 sin a5 cos a4<br />
(SFny ¼ 6,24 N von Seite 25)<br />
6,24 N cos 15 ð 10,08 NÞ sin 15<br />
F5 ¼<br />
cos 60 sin 15 sin 60 cos 15<br />
F5 ¼ 12,21 N<br />
Mit F5 kann nun F4 nach Gleichung I bestimmt<br />
werden (Minus-Vorzeichen mitnehmen):<br />
F4 ¼ SFnx F5 cos a5<br />
cos a4<br />
(SFnx ¼ 10,08 N von Seite 25)<br />
F4 ¼<br />
ð 10,08 NÞ ð 12,21 NÞ cos 60<br />
cos 15<br />
F4 ¼ 16,76 N<br />
Arbeitsplan zur rechnerischen Ermittlung unbekannter Kräfte:<br />
Lageskizze mit allen gegebenen und gesuchten Kräften zeichnen, dabei den 1. Schritt<br />
Richtungssinn der gesuchten Kräfte nach der Richtungsregel annehmen.<br />
Gleichgewichtsbedingungen ansetzen (SFx ¼ 0, SFy ¼ 0). 2. Schritt<br />
Gleichungssystem auflösen und unbekannte Kräfte berechnen. 3. Schritt<br />
Bei negativem Betrag für eine berechnete Kraft zum Schluss den angenommenen<br />
Richtungssinn umkehren.<br />
4. Schritt
30<br />
Lehrbeispiel: Rechnerische Bestimmung der Resultierenden Fr eines zentralen<br />
Kräftesystems<br />
Gegebene Kräfte und Winkel nach Tabelle.<br />
–x<br />
II<br />
III<br />
n Fn an Fnx ¼ Fn cos an Fny ¼ Fn sin an<br />
1 20N 20 þ18,794 N þ 6,840 N<br />
2 40N 75 þ10,353 N þ38,637 N<br />
3 50 N 150 43,301 N þ25,0 N<br />
4 80 N 270 80,0 N<br />
5 45 N 290 þ15,391 N 42,286 N<br />
6 35 N 350 þ34,468 N 6,078 N<br />
F 3<br />
Lageskizze<br />
α r<br />
F 4<br />
+y<br />
–y<br />
F 5<br />
F 2<br />
F 6<br />
F r<br />
Frx ¼þ35,705 N Fry ¼ 57,886 N<br />
F 1<br />
Nun kann Fr berechnet werden:<br />
ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
Fr ¼ Frx 2 þ Fry 2<br />
q<br />
ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
¼ ðþ35,705 NÞ 2 þð 57,886 NÞ 2<br />
q<br />
¼ 68,01 N<br />
I<br />
IV<br />
+x<br />
Frx ¼ SFnx ¼ F1x þ F2x þ F3x þ ...þ F6x ¼þ35,705 N<br />
Fry ¼ SFny ¼ F1y þ F2y þ F3y þ ...þ F6y ¼ 57,886 N<br />
F rx hat ein positives Vorzeichen, F ry ein negatives Vorzeichen. Damit liegt die Gleichung zur Berechnung<br />
des Richtungswinkels ar fest:<br />
ar ¼ 360 arctan jFry j<br />
jFrx j<br />
57,866 N<br />
¼ 360 arctan ¼ 301,7<br />
35,705 N<br />
1 Statik in der Ebene
1.2 Die Grundaufgaben der Statik 31<br />
Lehrbeispiel: Zeichnerische Bestimmung der Resultierenden Fr eines zentralen<br />
F 3<br />
Lösung:<br />
Kräftesystems<br />
F 1<br />
–x +x<br />
F6 Gegebene Kräfte und Winkel wie im<br />
vorhergehenden Lehrbeispiel:<br />
Kräfte Richtungs- spitzer Winkel<br />
winkel a zur x-Achse<br />
F1 ¼ 20 N a1 ¼ 20 b 1 ¼ 20<br />
F2 ¼ 40 N a2 ¼ 75 b 2 ¼ 75<br />
F3 ¼ 50 N a3 ¼ 150 b 3 ¼ 30<br />
F4 ¼ 80 N a4 ¼ 270 b 4 ¼ 90<br />
F5 ¼ 45 N a5 ¼ 290 b 5 ¼ 70<br />
F6 ¼ 35 N a6 ¼ 350 b 6 ¼ 10<br />
Die Wirklinien der Kräfte F1 ...F6 werden unter den gegebenen Winkeln in den Lageplan eingezeichnet.<br />
Anschließend werden im Kräfteplan durch Parallelverschiebung der Wirklinien die Kräfte F1 ...F6 in beliebiger<br />
Reihenfolge maßstabsgerecht aneinander gereiht. Die Resultierende Fr ist dann der Pfeil vom Anfangspunkt<br />
A der ersten Kraft zum Endpunkt E der letzten Kraft.<br />
+y<br />
Lageplan Kräfteplan<br />
WL 3<br />
β 3<br />
F g<br />
α5<br />
α 4<br />
α 6<br />
+y<br />
α 3<br />
–y<br />
–y<br />
F 4<br />
F 2<br />
F 5<br />
α 2<br />
α 1<br />
–x +x<br />
β 4<br />
WL 4<br />
WL 2<br />
β 5<br />
WL 5<br />
βr<br />
β 2<br />
β 6<br />
WL 1<br />
F r<br />
β 1<br />
WL 6<br />
Kräftemaßstab:<br />
MK ¼ 25 N<br />
cm<br />
ð1 cm¼b 25 NÞ<br />
Ergebnis:<br />
Fr ¼ 2,7 cm 25 N<br />
cm<br />
br ¼ 58<br />
¼ 67,5 N<br />
Damit sind die Resultierende Fr ¼ 67,5 N und br ¼ 58 bestimmt und Fr kann in den Lageplan übertragen<br />
werden.<br />
(Die Gleichgewichtskraft Fg ist gleich Fr, nur entgegengesetzt gerichtet.)<br />
F 4<br />
F 5<br />
F 3<br />
A<br />
β r<br />
F 1<br />
F 6<br />
F 2<br />
F r<br />
E
32<br />
1.2.4.4 Zeichnerische Ermittlung unbekannter Kräfte (vierte Grundaufgabe),<br />
die zeichnerische Gleichgewichtsbedingung<br />
Aufgabe: Dieselben Gleichgewichtskräfte F 4 und<br />
F 5 wie in der vorhergehenden Aufgabe (dritte<br />
Grundaufgabe) sollen nun zeichnerisch ermittelt<br />
werden (Betrag und Richtungssinn). Auch hier<br />
sind die Wirklinien bekannt: F 4 und F 5 schließen<br />
mit der positiven x-Achse die Winkel a4 ¼ 15<br />
und a5 ¼ 60 ein.<br />
Vorüberlegung: Ein Körper kann nur dann im<br />
Gleichgewicht sein, wenn die Resultierende aller<br />
an ihm wirkenden Kräfte gleich null ist. Das bedeutet,<br />
dass im Kräfteplan Anfangspunkt und Endpunkt<br />
des Kräftezuges zusammenfallen. Es ergibt<br />
sich ein geschlossener Kräftezug.<br />
Lösung: Wie in der zweiten Grundaufgabe wird<br />
ein Lageplan gezeichnet. Grundlage ist auch hier<br />
wieder ein rechtwinkliges Achsenkreuz, dessen<br />
Schnittpunkt der Zentralpunkt A des Kräftesystems<br />
ist. Durch diesen Punkt legt man die Wirklinien<br />
aller Kräfte, also auch die Wirklinien der noch<br />
unbekannten Gleichgewichtskräfte F 4 und F 5.<br />
Aufgabenskizze<br />
Lageplan mit allen Wirklinien<br />
1 Statik in der Ebene
1.2 Die Grundaufgaben der Statik 33<br />
Für den Kräfteplan wird der Anfangspunkt A und<br />
der Kräftemaßstab festgelegt.<br />
Man legt eine Parallele zu einer der Wirklinien der<br />
bekannten Kräfte durch den Anfangspunkt A des<br />
Kräfteplans und zeichnet dort die entsprechende<br />
Kraft mit der maßstabsgerechten Länge ein (z. B.<br />
F 1). In gleicher Weise wird mit den übrigen bekannten<br />
Kräften verfahren, und man erhält wieder<br />
einen offenen Kräftezug von A nach E 0 . Zur Wirklinie<br />
einer der beiden unbekannten Kräfte F4 oder<br />
F 5 wird eine Parallele durch den Punkt E 0 des<br />
Kräfteplans gelegt, die dort den Kräftezug fortsetzen<br />
soll.<br />
Zur Wirklinie der anderen unbekannten Kraft wird<br />
eine Parallele durch den Anfangspunkt A des Kräftezugs<br />
gezeichnet. Die beiden zuletzt gezeichneten<br />
Linien schneiden sich in einem Punkt. Sie bilden<br />
dadurch gemeinsam mit den gegebenen Kräften<br />
ein geschlossenes Krafteck.<br />
Der Schnittpunkt der Parallelen zu den Wirklinien<br />
von F 4 und F 5 bestimmt im Kräfteplan die Länge<br />
der Kraftpfeile F 4 und F 5. Mit Hilfe des Kräftemaßstabs<br />
werden die Beträge der beiden Kräfte<br />
berechnet.<br />
Der Richtungssinn ergibt sich aus der Notwendigkeit,<br />
dass der fortlaufende Kräftezug in seinen Anfangspunkt<br />
zurückkehrt. Alle Kräfte müssen im<br />
Sinn eines „Einbahnverkehrs“ aneinander gereiht<br />
werden.<br />
Die zeichnerische Gleichgewichtsbedingung lautet<br />
also:<br />
Ein zentrales Kräftesystem ist im Gleichgewicht,<br />
wenn sich das Krafteck schließt.<br />
Kräfteplan<br />
Kräftemaßstab:<br />
MK ¼ 10 N<br />
cm<br />
ð1 cm¼b 10 NÞ<br />
Ist der Kräftezug F1, F2, F3 (in beliebiger<br />
Reihenfolge) aufgezeichnet, kann er mit F4<br />
(dünne Linie nach rechts oben) oder F5<br />
(dicker Kraftpfeil nach links unten) fortgesetzt<br />
werden. Die letzte noch verbleibende<br />
Kraft muss dann in den Anfangspunkt A<br />
zurücklaufen (Kraftpfeil F4 nach rechts oben<br />
oder dünne Linie nach links unten). Nur dann<br />
wird die Resultierende gleich null.<br />
Gemessen wird:<br />
F4 ¼ 1,66 cm 10 N<br />
¼ 16,6 N<br />
cm<br />
F5 ¼ 1,25 cm 10 N<br />
¼ 12,5 N<br />
cm<br />
Ergebnis:<br />
Um die Kräfte F1, F2, F3 im Gleichgewicht<br />
zu halten, müssen auf ihren vorgegebenen<br />
Wirklinien die Kraft F4 mit 16,6 N nach der<br />
„Einbahnverkehrs“-Regel nach rechts oben<br />
und die Kraft F5 mit 12,5 N nach links unten<br />
wirken.<br />
Hinweis: Diese Bedingung gilt auch für allgemeine<br />
Kräftesysteme, allerdings kommt<br />
dann noch eine weitere Bedingung hinzu:<br />
Neben dem Krafteck muss sich auch das Seileck<br />
schließen. Das Seileckverfahren wird<br />
auf Seite 41 beschrieben.
34<br />
Nachüberlegung: Die in den Kräfteplan eingezeichnete<br />
Kraft F r ist die Resultierende der Kräfte<br />
F1 :::3. Die Kraft F6 ist diejenige Einzelkraft, mit<br />
der das Gleichgewicht hergestellt werden könnte.<br />
1 Statik in der Ebene<br />
Hinweis: Eigentlich war nur die Aufgabe zu<br />
lösen, eine gegebene Kraft F6 in zwei Komponenten<br />
mit gegebenen Wirklinien zu zerlegen.<br />
Arbeitsplan zur zeichnerischen Ermittlung unbekannter Kräfte:<br />
Lageplan mit den Wirklinien aller Kräfte einschließlich der unbekannten 1. Schritt<br />
winkelgetreu in ein rechtwinkliges Achsenkreuz einzeichnen.<br />
Im Kräfteplan die gegebenen Kräfte maßstäblich aneinander reihen. 2. Schritt<br />
Die Wirklinie der einen unbekannten Kraft aus dem Lageplan parallel in den<br />
Endpunkt des Kräftezugs im Kräfteplan verschieben, die der anderen unbekannten<br />
Kraft in den Anfangspunkt.<br />
3. Schritt<br />
Beträge der unbekannten Kräfte abmessen. 4. Schritt<br />
Richtungssinn nach der „Einbahnverkehrs“-Regel festlegen. 5. Schritt
1.2 Die Grundaufgaben der Statik 35<br />
1.2.4.5 Ûbung zur dritten und vierten Grundaufgabe<br />
Aufgabe: In einer unsymmetrischen prismatischen<br />
Nut liegt eine Walze. Sie wird in ihrem höchsten<br />
Punkt mit einer vertikal wirkenden Kraft<br />
F1 ¼ 800 N belastet.<br />
Die Stützkräfte an ihren Auflagepunkten sollen<br />
zeichnerisch und rechnerisch ermittelt werden. Die<br />
Gewichtskraft der Walze soll vernachlässigt werden.<br />
a) Zeichnerische Lösung<br />
Um alle auf die Walze wirkende Kräfte zu erkennen,<br />
muss sie freigemacht werden. Nach der Regel<br />
4 (Seite 14) wirken auf die Walze an den Auflagepunkten<br />
nur Radialkräfte.<br />
Im Lageplan der freigemachten Walze mit den drei<br />
Kräften F1, F2 und F3 ist zu erkennen, dass der<br />
Walzenmittelpunkt als gemeinsamer Schnittpunkt<br />
aller Wirklinien der Zentralpunkt des Kräftesystems<br />
ist.<br />
Aus den Kräften F1, F2 und F3 wird nun ein geschlossenes<br />
Krafteck gezeichnet und dazu im<br />
Kräfteplan die bekannte Kraft F1 maßstäblich und<br />
mit dem richtigen Richtungssinn eingetragen.<br />
Durch Parallelverschiebung der Wirklinien der<br />
Kräfte F2 und F3 aus dem Lageplan in den Kräfteplan<br />
wird das geschlossene Krafteck konstruiert.<br />
Dabei ergibt sich entweder das dick oder das dünn<br />
ausgezogene Dreieck; beide sind richtig.<br />
Aus der Länge der Kraftpfeile F2 und F3 werden<br />
mit Hilfe des festgelegten Kräftemaßstabs die Beträge<br />
der beiden Kräfte berechnet.<br />
Der Richtungssinn der Kräfte F2 und F3 ergibt sich<br />
aus der Bedingung des fortlaufenden geschlossenen<br />
Kräftezugs („Einbahnverkehrs“-Regel).<br />
Lageplan<br />
Aufgabenskizze<br />
1. Schritt<br />
2. Schritt<br />
3. Schritt<br />
Kräfteplan mit geschlossenem Krafteck<br />
Kräftemaßstab: MK ¼ 400 N<br />
ð1cm¼b 400 NÞ<br />
cm<br />
Gemessen wird:<br />
4. Schritt<br />
F2 ¼ 1,65 cm 400 N<br />
¼ 660 N<br />
cm<br />
F3 ¼ 0,72 cm 400 N<br />
¼ 288 N<br />
cm<br />
Ergebnis: 5. Schritt<br />
Die Stützkraft am rechten Auflagepunkt<br />
wirkt mit 660 N nach links oben, die am linken<br />
mit 288 N nach rechts oben.
36<br />
b) Rechnerische Lösung nach der analytischen Methode<br />
Die Lageskizze der freigemachten Walze mit den<br />
angreifenden Kräften F1, F2 und F3 wird gezeichnet,<br />
die zugehörigen Richtungswinkel a1, a2 und<br />
a3 werden berechnet und in die Skizze eingetragen.<br />
Nun werden die beiden rechnerischen Gleichgewichtsbedingungen<br />
für das zentrale Kräftesystem<br />
mit den Kräften aus der Lageskizze angesetzt.<br />
Der Ansatz ergibt ein Gleichungssystem mit den<br />
beiden Unbekannten F2 und F3, das nach den Regeln<br />
der Gleichungslehre gelöst wird, hier z. B.<br />
mit dem Gleichsetzungsverfahren.<br />
F3 ¼ F1 cos a1 F2 cos a2<br />
cos a3<br />
¼ F1 sin a1 F2 sin a2<br />
sin a3<br />
1. Schritt<br />
2. Schritt<br />
I. SFx ¼ 0 ¼ F1 cos a1 þ F2 cos a2 þ F3 cos a3<br />
II. SFy ¼ 0 ¼ F1 sin a1 þ F2 sin a2 þ F3 sin a3<br />
F1 cos a1 sin a3 F2 cos a2 sin a3 ¼ F1 sin a1 cos a3 F2 sin a2 cos a3<br />
F2 ðsin a2 cos a3 cos a2 sin a3Þ<br />
|fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl}<br />
sin ða2 a3Þ<br />
F2 ¼ F1<br />
¼ F1 ð cos a1 sin a3 sin a1 cos a3Þ<br />
|fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl}<br />
sin ða3 a1Þ<br />
sin ða3 a1Þ sin ð40 270 Þ<br />
¼ 800 N ¼ 652,17 N<br />
sin ða2 a3Þ sin ð110 40 Þ<br />
F3 ¼ F1 cos a1 F2 cos a2<br />
cos a3<br />
Da beide Kräfte ein positives Ergebnis haben, war<br />
der angenommene Richtungssinn richtig.<br />
¼<br />
800 N cos 270 652,17 N cos 110<br />
cos 40<br />
1 Statik in der Ebene<br />
3. Schritt<br />
¼ 291,18 N<br />
Die Kraft F2 wirkt nach links oben,<br />
die Kraft F3 nach rechts oben.<br />
4. Schritt
1.2 Die Grundaufgaben der Statik 37<br />
c) Rechnerische Lösung nach der trigonometrischen Methode<br />
Ergeben sich bei der Lösung von Statikaufgaben<br />
Kraftecke in Dreiecksform, kann deren trigonometrische<br />
Auswertung der einfachere Lösungsweg<br />
sein. Bei rechtwinkligen Kraft-Dreiecken reichen<br />
die Winkelfunktionen aus, bei schiefwinkligen<br />
Kraft-Dreiecken, wie in der vorliegenden Aufgabe,<br />
sind darüber hinaus der Sinussatz oder der Kosinussatz<br />
erforderlich.<br />
Wie bei jeder Lösung nach der trigonometrischen<br />
Methode wird auch hier zuerst eine unmaßstäbliche<br />
Krafteckskizze gezeichnet.<br />
In diese werden alle Winkel sowie die Kräfte als<br />
Seitenlängen des Dreiecks eingetragen.<br />
Der noch fehlende Winkel d ergibt sich hier<br />
aus der Bedingung, dass die Winkelsumme<br />
b þ g þ d ¼ 180 betragen muss:<br />
d ¼ 180 ðb þ gÞ ¼110 .<br />
Da alle drei Winkel und eine Seite des Dreiecks<br />
bekannt sind, können mit dem Sinussatz die beiden<br />
noch fehlenden Seitenlängen berechnet werden.<br />
Das sind hier die Kräfte F2 und F3.<br />
Aus der Gleichung F3=sin g ¼ F1=sin d erhält<br />
man die noch unbekannte Kraft F3.<br />
Auf dem gleichen Weg erhält man aus<br />
F2=sin b ¼ F1=sin d die noch fehlende Kraft F2.<br />
Der Richtungssinn der Kräfte ergibt sich aus dem<br />
Umfahrungssinn des Kraftecks („Einbahnverkehr“).<br />
Aufgaben Nr. 49–71<br />
Hinweis: Ûber die trigonometrische Auswertung<br />
von Kraft-Dreiecken beliebiger Form<br />
sollte eingehender im Fach Mathematik gesprochen<br />
werden, wenn die erforderlichen trigonometrischen<br />
Kenntnisse vorhanden sind.<br />
F3 F2 F1<br />
¼ ¼<br />
sin g sin b sin d<br />
F3 ¼ F1<br />
F2 ¼ F1<br />
sin g<br />
sin 20<br />
¼ 800 N<br />
sin d sin 110<br />
sin b<br />
sin 50<br />
¼ 800 N<br />
sin d sin 110<br />
Krafteckskizze<br />
Sinussatz mit<br />
den Bezeichnungen<br />
aus der<br />
Krafteckskizze<br />
¼ 291,18 N<br />
¼ 652,17 N
38<br />
1.2.5 Die vier Grundaufgaben der Statik im allgemeinen ebenen Kräftesystem<br />
1.2.5.1 Rechnerische Ermittlung der Resultierenden (fünfte Grundaufgabe),<br />
der Momentensatz<br />
Aufgabe: Für das in der Lageskizze dargestellte<br />
Kräftesystem soll die Resultierende nach Betrag,<br />
Lage und Richtungssinn rechnerisch ermittelt werden.<br />
Die Wirklinien der Kräfte liegen parallel, weil<br />
dieser Fall die größere praktische Bedeutung hat<br />
und der Lösungsgang übersichtlicher wird.<br />
Vorüberlegung: Betrag und Richtungswinkel der<br />
Resultierenden werden auf dieselbe Weise berechnet<br />
wie in der ersten Grundaufgabe. Damit erhält<br />
man zugleich Klarheit über die Verschiebewirkung<br />
des Kräftesystems.<br />
Die Resultierende muss aber auch die gleiche<br />
Drehwirkung wie das Kräftesystem haben. Davon<br />
hängt ihre Lage ab. Diese Erkenntnis ist im<br />
Momentensatz festgelegt:<br />
Frx ¼ SFnx<br />
Fr ¼<br />
ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
Frx 2 þ Fry 2<br />
q<br />
Fry ¼ SFny<br />
b r ¼ arctan jFryj<br />
jFrxj<br />
Das Kraftmoment Mr der Resultierenden, bezogen<br />
auf einen beliebigen Punkt D, ist gleich der<br />
Summe der Kraftmomente der Einzelkräfte in<br />
Bezug auf denselben Punkt. Mr ¼ M1 þ M2 þ M3 þ ...þ Mn<br />
Lösung: In eine unmaßstäbliche Lageskizze werden<br />
alle gegebenen Kräfte und alle bekannten Abstandsmaße<br />
eingetragen. Für den Momentensatz<br />
wird der Momentenbezugspunkt D festgelegt und<br />
zwar zweckmäßig auf der Wirklinie einer gegebenen<br />
Kraft, weil deren Kraftmoment dann null wird<br />
und nicht in die Rechnung eingeht. Betrag und<br />
Richtungssinn der Resultierenden Fr lassen sich<br />
dann nach der Lageskizze berechnen.<br />
Da hier alle Wirklinien parallel sind, braucht man<br />
nur die algebraische Summe aller Kräfte zu ermitteln.<br />
1 Statik in der Ebene<br />
Frl0 ¼ F1l1 þ F2l2 þ F3l3 þ ...þ Fnln<br />
Momentensatz<br />
Beachte: Vorzeichen entsprechend dem Drehsinn<br />
einsetzen (links þ, rechts )<br />
Fr ¼ SFy ¼ F1 F2 þ F3 F4<br />
Fr ¼ 15 N 40 N þ 10 N 20 N<br />
Fr ¼ 65 N<br />
Das Minuszeichen bedeutet hier:<br />
Fr wirkt nach unten
1.2 Die Grundaufgaben der Statik 39<br />
Erst dann wird die Resultierende mit dem ermittelten<br />
Richtungssinn in die Lageskizze eingetragen,<br />
und zwar auf einer Wirklinie, deren Lage man<br />
unter Berücksichtigung der gegebenen Kräfte<br />
„nach Gefühl“ annimmt (hier zwischen den Wirklinien<br />
von F2 und F3).<br />
Die tatsächliche Lage der Resultierenden wird mit<br />
dem Momentensatz bestimmt. Der Bezugspunkt D<br />
ist auf der Wirklinie der Kraft F4 festgelegt. Dann<br />
wird das Kraftmoment der Kraft F4 gleich null,<br />
weil ihr Wirkabstand l4 gleich null ist.<br />
Die Vorzeichen in der Ansatzgleichung (þ und )<br />
kennzeichnen den Drehsinn der Kraftmomente,<br />
sie haben also nichts mit dem Richtungssinn der<br />
Kräfte zu tun.<br />
Ergibt sich der Abstand l0 positiv – wie in diesem<br />
Fall –, dann ist die Wirklinie der Resultierenden<br />
richtig in den Lageplan eingezeichnet. Ist er negativ,<br />
liegt die Wirklinie im errechneten Abstand auf<br />
der anderen Seite des Bezugspunkts D.<br />
Beachte: Die Festlegung der WL von Fr ist<br />
willkürlich; sie hätte hier auch rechts vom<br />
Bezugspunkt D eingezeichnet werden können.<br />
þ Mr ¼þM1 þ M2 M3 M4<br />
Frl0 ¼ F1l1 þ F2l2 F3l3 0<br />
l0 ¼ F1l1 þ F2l2 F3l3<br />
Fr<br />
15 N 0,5 m þ 40 N 0,3 m 10 N 0,2 m<br />
l0 ¼<br />
65 N<br />
l0 ¼ 0,269 m<br />
Ergebnis:<br />
Die Resultierende wirkt mit 65 N in einem<br />
Abstand von 0,269 m links vom Bezugspunkt<br />
D rechtwinklig nach unten.<br />
Arbeitsplan zum Momentensatz:<br />
Lageskizze mit den gegebenen Kräften zeichnen. 1. Schritt<br />
Resultierende und gegebenenfalls ihren Neigungswinkel berechnen. 2. Schritt<br />
Resultierende in die Lageskizze einzeichnen (Lage der Wirklinie annehmen). 3. Schritt<br />
Momentensatz aufstellen und die Gleichung nach l0 auflösen. 4. Schritt
40<br />
1.2.5.2 Zeichnerische Ermittlung der Resultierenden (sechste Grundaufgabe),<br />
das Seileckverfahren<br />
Aufgabe: Ein gegebenes allgemeines Kräftesystem<br />
soll reduziert werden, d. h. seine Resultierende<br />
Fr ist nach Betrag, Lage und Richtungssinn<br />
zu bestimmen. Der nebenstehende maßstäbliche<br />
Lageplan enthält auch die Kräfte maßstabsgerecht,<br />
d. h. die Länge der Kraftpfeile entspricht den<br />
Beträgen der Kräfte.<br />
Vorüberlegung: Da die Wirklinien der Kräfte keinen<br />
gemeinsamen Schnittpunkt haben, kann man<br />
auch nicht voraussagen, wo die Wirklinie der<br />
Resultierenden liegt. Das ist neu gegenüber dem<br />
zentralen Kräftesystem (siehe 1.2.4.2, Seite 26).<br />
Es gibt zwei Lösungsmöglichkeiten:<br />
a) Wiederholte Parallelogrammkonstruktion<br />
Man fasst zwei Kräfte maßstäblich zu einer Zwischenresultierenden<br />
zusammen, diese wieder mit<br />
einer günstig liegenden dritten Kraft zur nächsten<br />
Zwischenresultierenden und so fort, bis sämtliche<br />
Kräfte schrittweise durch Parallelogrammzeichnungen<br />
erfasst sind und damit die Gesamtresultierende<br />
des Kräftesystems gefunden worden ist.<br />
Im nebenstehenden Beispiel wurde F1 und F2 zur<br />
Zwischenresultierenden Fr1,2, diese dann mit F3<br />
zur neuen Zwischenresultierenden Fr1,2,3 zusammengesetzt<br />
und so fort.<br />
Man erhält am Ende maßstäblich den Betrag, den<br />
Richtungssinn und die Lage der Gesamtresultierenden<br />
Fr.<br />
Auch jede andere Reihenfolge würde zum selben<br />
Ergebnis führen:<br />
Die Reihenfolge der Kräfte ist beliebig.<br />
Das Verfahren ist umständlich und versagt ganz,<br />
wenn die Kräfte sich nicht auf der Zeichenebene<br />
zum Schnitt bringen lassen wie bei parallelen oder<br />
annähernd parallelen Kräften. Gerade dieser Fall<br />
kommt aber in der Technik häufig vor, so dass<br />
meist das folgende Verfahren benutzt wird.<br />
1 Statik in der Ebene<br />
Hinweis: Ein allgemeines Kräftesystem hat<br />
keinen Zentralpunkt.
1.2 Die Grundaufgaben der Statik 41<br />
b) Das Seileckverfahren<br />
Aufgabe: Für das dargestellte Kräftesystem soll<br />
die Resultierende Fr nach Betrag, Lage und Richtungssinn<br />
zeichnerisch ermittelt werden.<br />
Die drei gegebenen Kräfte F1 ¼ 55 N, F2 ¼ 25 N<br />
und F3 ¼ 40 N sind im Lageplan maßstäblich<br />
gezeichnet.<br />
Lösung: Aus dem Lageplan entwickelt sich in der<br />
bekannten Weise durch Parallelverschiebung der<br />
Wirklinien der Kräfte F1 ...F3 der Kräfteplan.<br />
Wie in der zweiten Grundaufgabe werden die drei<br />
Kräfte in beliebiger Reihenfolge maßstäblich und<br />
richtungsgemäß aneinander gereiht und die Resultierende<br />
Fr als Verbindungslinie vom Anfangspunkt<br />
der ersten Kraft bis zum Endpunkt der letzten<br />
Kraft eingezeichnet.<br />
Damit sind Betrag, Richtungssinn und Richtungswinkel<br />
der Resultierenden bekannt. Ihre Lage kann<br />
aber nur im Lageplan bestimmt werden.<br />
Der Kunstgriff beim Seileckverfahren besteht<br />
darin, dass man im Kräfteplan jede Kraft in zwei<br />
Komponenten zerlegt, und zwar so, dass sich alle<br />
Komponenten in einem Punkt – dem Pol P – treffen.<br />
Dabei kann der Pol P beliebig gewählt werden.<br />
Es wird<br />
F1 zerlegt in die Komponenten S0 und S1,<br />
F2 zerlegt in die Komponenten S1 und S2,<br />
F3 zerlegt in die Komponenten S2 und S3.<br />
Die Teilkräfte S1 und S1, S2 und S2 ... sind<br />
jeweils gleich groß und gegensinnig. Sie heben<br />
sich also auf. Damit bleiben nur noch Anfangsund<br />
Endkomponente S0 und S3 im Kräfteplan<br />
übrig. Dies sind die Komponenten der Resultierenden<br />
Fr.<br />
In gleicher Weise geht man im Lageplan vor.<br />
Kräfteplan<br />
Kräftemaßstab:<br />
MK ¼ 25 N<br />
cm<br />
ð1 cm¼b 25 NÞ<br />
Lageplan<br />
Gemessen wird:<br />
Fr ¼ 4,5 cm; das entspricht<br />
einer Kraft Fr ¼ 112,5 N,<br />
die nach unten gerichtet ist.<br />
erweiterter<br />
Kräfteplan
42<br />
Man zerlegt, ohne Berücksichtigung des Betrags,<br />
die Kraft<br />
9<br />
F1 wieder in S0 und S1 auf WL 1; = ðRichtungen<br />
F2 wieder in S1 und S2 auf WL 2; aus dem<br />
;<br />
F3 wieder in S2 und S3 auf WL 3; KräfteplanÞ<br />
und zwar so, dass die Wirklinien der Komponenten<br />
S1 und S1 bzw. S2 und S2 zusammenfallen. Zerlegungspunkt<br />
I ist beliebig, die folgenden ergeben<br />
sich. Es heben sich also auch im Lageplan S1 und<br />
S1, S2 und S2 wieder auf. Ûbrig bleiben nur<br />
noch die Komponenten S0 und S3. Dies sind die<br />
Komponenten der Resultierenden Fr (siehe Kräfteplan).<br />
Der Schnittpunkt ihrer Wirklinien muss ein<br />
Punkt der Wirklinie der Resultierenden sein (S).<br />
Damit ist auch deren Lage am Körper bestimmt.<br />
Die Kräfte S0, S1, S1, S2, ... im Kräfteplan werden<br />
als Polstrahlen bezeichnet, im Lageplan dagegen<br />
als Seilstrahlen.<br />
Bei der praktischen Arbeit mit dem Seileckverfahren<br />
zeichnet man Pol- und Seilstrahlen nur als einfache<br />
Gerade, also ohne Pfeile, und bezeichnet sie<br />
mit 0, 1, 2, ... (siehe Lehrbeispiel Seite 43).<br />
Der Linienzug, gebildet durch die Schnittpunkte<br />
der Teilkräfte (I, II, III ...), heißt Seileck, weil ein<br />
zwischen den Kräften ausgespanntes Seil im<br />
Gleichgewicht ist und in den einzelnen Seilabschnitten<br />
die Seilkräfte S0, S1 usw. auftreten.<br />
Aufgaben Nr. 72–82<br />
Ergebnis:<br />
Die Resultierende wirkt mit 112,5 N auf der<br />
gefundenen Wirklinie nach unten.<br />
Beachte: Zu jedem Seilstrahlenschnittpunkt<br />
I, II, III ... im Lageplan gehört ein Polstrahlendreieck<br />
im Kräfteplan. Es müssen immer<br />
die richtigen Seilstrahlen auf der richtigen<br />
Wirklinie zum Schnitt gebracht werden, also<br />
S0 und S1 auf WL1, S1 und S2 auf WL2<br />
usw. Die zusammengehörigen Seilstrahlen<br />
zeigt der Kräfteplan.<br />
Arbeitsplan zum Seileckverfahren:<br />
Lageplan des freigemachten Bauteils zeichnen. 1. Schritt<br />
Einzelkräfte durch Krafteckzeichnung zu Fr vereinigen. 2. Schritt<br />
Pol P beliebig wählen und Polstrahlen im Kräfteplan zeichnen. 3. Schritt<br />
Seilstrahlen im Lageplan zeichnen (durch Parallelverschiebung der Polstrahlen<br />
aus dem Kräfteplan); Anfangspunkt I beliebig.<br />
4. Schritt<br />
Anfangs- und Endseilstrahl zum Schnitt bringen. 5. Schritt<br />
Schnittpunkt S der Seilzugenden ergibt die Lage der WL von Fr im Lageplan.<br />
Betrag und Richtungssinn zeigt der Kräfteplan.<br />
1 Statik in der Ebene<br />
6. Schritt
1.2 Die Grundaufgaben der Statik 43<br />
Lehrbeispiel: Seileckverfahren, Zusammensetzung zweier Parallelkräfte<br />
a) Die Kräfte sind parallel, gleichsinnig, gleich groß:<br />
F1<br />
b) Die Kräfte sind parallel, gleichsinnig, ungleich groß:<br />
F1<br />
c) Die Kräfte sind parallel, gegensinnig, ungleich groß:<br />
WL Fr<br />
Fr<br />
d) Die Kräfte sind parallel, gegensinnig, gleich groß:<br />
F1<br />
0<br />
l 1<br />
l<br />
l l<br />
2 2<br />
1<br />
0<br />
WL Fr<br />
l 1<br />
0<br />
F1<br />
1<br />
2<br />
1<br />
l<br />
Fr<br />
WL Fr<br />
2<br />
l<br />
l 1<br />
0<br />
l<br />
1<br />
2<br />
F2<br />
F1<br />
Fr F2<br />
1) siehe auch: Arbeitsplan, Seite 42<br />
l 2<br />
Fr<br />
2<br />
F2<br />
F2<br />
F2<br />
Fr<br />
Fr<br />
F2<br />
neues Kräftepaar<br />
F1<br />
F2<br />
F1<br />
2<br />
0<br />
1<br />
0<br />
1<br />
2<br />
0<br />
2<br />
1<br />
F2 2 0<br />
F1<br />
1<br />
P<br />
P<br />
P<br />
P<br />
Lösung: 1)<br />
Fr ¼ F1 þ F2<br />
Die Wirklinie der Resultierenden liegt auf<br />
halbem Abstand zwischen den Kräften.<br />
Lösung: 1)<br />
Fr ¼ F1 þ F2<br />
Die Wirklinie der Resultierenden teilt den<br />
Abstand l im umgekehrten Verhältnis der<br />
Kräfte F1 und F2.<br />
Lösung: 1)<br />
Fr ¼ F1 F2<br />
Beachte:<br />
Die Wirklinie der Resultierenden liegt nicht<br />
zwischen den beiden Wirklinien von F1 und F2.<br />
Lösung: 1)<br />
Fr ¼ F1 F2 ¼ 0<br />
Die Zusammensetzung des Kräftepaars liefert<br />
keine Resultierende, sondern zwei<br />
gleich große gegensinnig parallele Kräfte<br />
(0 und 2) mit anderer Lage und anderem<br />
Abstand:<br />
Ein Kräftepaar kann nur durch ein anderes<br />
ersetzt und beliebig verschoben werden.
44<br />
1.2.5.3 Rechnerische Ermittlung unbekannter Kräfte (siebte Grundaufgabe),<br />
die rechnerischen Gleichgewichtsbedingungen<br />
Die rechnerischen Gleichgewichtsbedingungen im<br />
allgemeinen Kräftesystem lauten:<br />
I: SFx ¼ 0<br />
II: SFy ¼ 0<br />
III: SM ðDÞ¼ 0<br />
Aufgabe: Ein Wanddrehkran wird an seinem Lastseil<br />
mit einer Kraft F ¼ 30 kN belastet.<br />
Die Stützkräfte im Halslager A und im Spurlager B<br />
sollen berechnet werden.<br />
Lösung: In die (unmaßstäbliche) Lageskizze des<br />
freigemachten Wanddrehkrans werden alle auf den<br />
Körper einwirkenden Kräfte eingezeichnet, auch<br />
die noch unbekannten.<br />
Man beginnt mit den nach Betrag, Wirklinie und<br />
Richtungssinn bekannten Kräften. Das ist hier nur<br />
die lotrecht nach unten wirkende Belastungskraft<br />
F ¼ 30 kN.<br />
Der Wanddrehkran wird durch ein Loslager (Halslager<br />
A) und ein Festlager (Halslager B) in seiner<br />
Funktionsstellung gehalten. Von der Loslagerkraft<br />
FA ist nur die Wirklinie bekannt (waagerecht, parallel<br />
zur x-Achse, siehe Kap. 1.7.6). Der Richtungssinn<br />
muss angenommen werden, z.B. in positiver<br />
x-Richtung (nach rechts) oder negativer (nach<br />
links). Dabei bietet es sich an, den Richtungssinn<br />
nach physikalischem Empfinden anzunehmen, hier<br />
also in negativer x-Richtung (nach links). War der<br />
angenommene Richtungssinn falsch, zeigt sich bei<br />
der Rechnung ein negativer Betrag. Dieser Fall<br />
wird zur Probe angenommen. Für die Festlagerkraft<br />
FB im Spurlager B sind Betrag, Wirklinie und Richtungssinn<br />
unbekannt (siehe 1.7.7). Dann arbeitet<br />
man im Koordinatensystem mit den Komponenten<br />
FBx und FBy, jeweils mit positivem Richtungssinn<br />
an. Bei der Rechnung weist ein negativer Betrag<br />
auf den entgegengesetzten Richtungssinn hin.<br />
1 Statik in der Ebene<br />
Der Körper ist dann im Gleichgewicht, wenn<br />
die Summe aller Kräfte (oder Komponenten)<br />
in Richtung der x-Achse gleich null ist, die<br />
Summe aller Kräfte (oder Komponenten) in<br />
Richtung der y-Achse gleich null ist und die<br />
Summe aller Kraftmomente, bezogen auf<br />
einen beliebigen Punkt D gleich null ist.<br />
Aufgabenskizze<br />
Lageskizze des freigemachten<br />
Drehkrans<br />
(mit nach Rechnung<br />
korrigiertem Richtungssinn<br />
von FA)
1.2 Die Grundaufgaben der Statik 45<br />
Anhand der Lageskizze werden nun die Gleichgewichtsbedingungen<br />
aufgestellt. Man erhält ein<br />
Gleichungssystem mit den drei Unbekannten FA,<br />
FBx und FBy, das mit den Regeln der Gleichungslehre<br />
schrittweise nach diesen Größen aufgelöst<br />
wird.<br />
Das negative Vorzeichen bei FA ¼ 25 kN zeigt,<br />
dass FA nicht nach rechts, sondern nach links<br />
wirkt. Das negative Vorzeichen ( 25 kN) wird<br />
beibehalten. Es ergibt sich richtig FBx ¼þ25 kN.<br />
Den Momentenbezugspunkt D für Gleichung III<br />
legt man in den Schnittpunkt möglichst vieler<br />
unbekannter Kräfte. Dadurch haben diese Kräfte<br />
keine Drehwirkung und erscheinen nicht in der<br />
Momentengleichgewichtsbedingung. In den meisten<br />
Fällen enthält dann diese Gleichung nur eine<br />
Unbekannte, die sofort berechnet werden kann:<br />
Die Momentengleichung (III) ist meist der Schlüssel<br />
zur Lösung. Wichtig ist außerdem die Erkenntnis,<br />
dass auch jeder Punkt außerhalb der Bauteile<br />
als Bezugspunkt benutzt werden kann, wenn<br />
dadurch die Rechnungen einfacher werden.<br />
Aus den Komponenten FBx und FBy berechnet<br />
man die Stützkraft FB als Resultierende wie in der<br />
ersten Grundaufgabe. Falls erforderlich, wird der<br />
Richtungswinkel ihrer Wirklinie über die Tangensfunktion<br />
ermittelt.<br />
Ergebnis: Im Lager A wirkt eine Kraft von 25 kN<br />
nach links, im Lager B eine Kraft von 39 kN nach<br />
rechts oben.<br />
Beachte: Auch gegen die (richtige) Vorstellung<br />
FA wirkt nach links, bleibt es bei der<br />
Regel: positives Vorzeichen annehmen.<br />
I: SFx ¼ 0 ¼ FA þ FBx<br />
II: SFy ¼ 0 ¼ F þ FBy<br />
III: SMðDÞ ¼ 0 ¼ FAl1 Fl2<br />
III: FA ¼ Fl2<br />
l1<br />
¼<br />
30 kN 3m<br />
¼ 25 kN<br />
3,6 m<br />
I: FBx ¼ FA ¼ ð 25 kNÞ ¼25 kN<br />
II: FBy ¼ F ¼ 30 kN<br />
Ergibt sich eine negative Kraft (d. h. mit<br />
Minus-Vorzeichen), wie hier die Kraft FA,<br />
dann bedeutet das, dass sie dem angenommenen<br />
Richtungssinn entgegen wirkt. Die<br />
Kräfte FBx und FBy ergeben sich aus der<br />
Rechnung positiv (d. h. mit Plus-Vorzeichen).<br />
Das bedeutet, dass in der Lageskizze ihr<br />
Richtungssinn richtig angenommen wurde.<br />
Beachte: Das Minus-Zeichen bei der Kraft<br />
FA muss bei der weiteren Auflösung des<br />
Gleichungssystems mitgeführt werden.<br />
FB ¼<br />
ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
FBx 2 þ FBy 2<br />
q<br />
ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
¼ ð25 kNÞ 2 þð30 kNÞ 2<br />
q<br />
FB ¼ 39,051 kN<br />
a ¼ arctan jFByj<br />
jFBxj<br />
Arbeitsplan zur rechnerischen Ermittlung unbekannter Kräfte:<br />
Lageskizze des freigemachten Bauteils mit allen Kräften zeichnen;<br />
Richtungssinn der unbekannten Kräfte nach der Richtungsregel<br />
(Seite 28) annehmen.<br />
30 kN<br />
¼ arctan ¼ 50,2<br />
25 kN<br />
1. Schritt<br />
Gleichgewichtsbedingungen aufstellen und auswerten. 2. Schritt<br />
Falls erforderlich, Richtungssinn der unbekannten Kräfte in der Lageskizze<br />
korrigieren.<br />
3. Schritt
46<br />
Nachtrag: Dieselbe Aufgabe kann auch nach folgender<br />
Methode gelöst werden. Zur Erläuterung<br />
wird die Lagerskizze übernommen. Die Loslagerkraft<br />
FA ist jetzt mit tatsächlichem Richtungssinn<br />
eingezeichnet (linksdrehend).<br />
Zur Erinnerung: Die beiden gesuchten Lagerkräfte<br />
FA und FB wurden mit den beiden Kraftund<br />
einer Momentengleichgewichtsbedingung berechnet<br />
(SFx ¼ 0, SFy ¼ 0, SM( )¼ 0).<br />
Jetzt wird gezeigt, dass die Auswertung eines<br />
Gleichungssystems mit drei Momentengleichgewichtsbedingungen<br />
um drei Bezugspunkte zu denselben<br />
Ergebnissen führt.<br />
Die Bezugspunkte wählt man so aus, dass sie mit<br />
Längenmaßen leicht beschreibbar sind und nicht<br />
auf einer Geraden liegen, z. B. nach der Lageskizze<br />
mit SM(I) ¼ 0, SM(II) ¼ 0, SM(III) ¼ 0.<br />
Gleichungssysteme dieser Art werden als statisch<br />
äquivalent bezeichnet.<br />
Damit steht ein weiteres rechnerisches Gleichungssystem<br />
zur Bestimmung unbekannter Gleichgewichtskräfte<br />
zur Verfügung:<br />
Lageskizze<br />
I: SM ðIÞ ¼ 0 ¼ FAl1 Fl2<br />
II: SM ðIIÞ ¼ 0 ¼ FBxl1 Fl2<br />
III: SM ðIIIÞ ¼ 0 ¼ FBxl1 FByl2<br />
I: FA ¼ Fl2<br />
¼<br />
l1<br />
II: FBx ¼ Fl2<br />
¼<br />
l1<br />
1 Statik in der Ebene<br />
Gegeben:<br />
F ¼ 30 kN<br />
l1 ¼ 3,6 m<br />
l2 ¼ 3m<br />
30 kN 3m<br />
¼ 25 kN<br />
3,6 m<br />
30 kN 3m<br />
¼ 25 kN<br />
3,6 m<br />
III: FBy ¼ FBxl1 25 kN 3,6 m<br />
¼ ¼ 30 kN<br />
l2 3m<br />
Hinweis: Auf diese Weise berechnet man<br />
beim Ritter’schen Schnittverfahren unbekannte<br />
Stabkräfte in Fachwerken (Seite 72).<br />
Ein Körper befindet sich auch dann im Gleichgewicht, wenn die Summe aller einwirkenden<br />
Kraftmomente auf drei beliebige Punkte gleich null ist.<br />
Einschränkung: Die ausgewählten Punkte dürfen nicht auf einer Geraden liegen (Geradenregel).<br />
Zur Geradenregel: Mit der Bedingung SM(I) ¼ 0 ist für eine beliebige ebene Kräftegruppe<br />
noch kein Gleichgewicht sichergestellt, weil eine durch den Bezugspunkt (I) selbst wirkende<br />
Resultierende den Körper in Kraftrichtung verschiebt. Gleiches gilt für SM(II) ¼ 0 und<br />
SM(III) ¼ 0; hier wird eine durch (I und II) wirkende Resultierende nicht erfasst. Erst wenn die<br />
drei gewählten Bezugspunkte keine gemeinsame Gerade haben, ist Gleichgewicht erreicht und<br />
es können unbekannte Gleichgewichtskräfte berechnet werden.<br />
1.2.5.4 Ûbung zur Stützkraftberechnung<br />
Der skizzierte federbelastete Winkelhebel wird<br />
von einem Festlager (zweiwertig) und einem Loslager<br />
(einwertig) im Ruhezustand gehalten. In der<br />
gezeichneten Hebelstellung beträgt die Spannkraft<br />
der Zugfeder F ¼ 1 kN.<br />
Mit Hilfe der drei rechnerischen Gleichgewichtsbedingungen<br />
sollen die Stützkräfte in den beiden<br />
Lagerpunkten ermittelt werden. Aufgabenskizze
1.2 Die Grundaufgaben der Statik 47<br />
Die Lageskizze wird mit allen am Winkelhebel<br />
angreifenden Kräften und deren Komponenten<br />
in x- und y-Richtung gezeichnet. Das sind Belastungskraft<br />
F mit Fx ¼ F cos a und<br />
Fy ¼ F sin a<br />
Loslagerkraft FL mit FLx ¼ FL sin b und<br />
FLy ¼ FL cos b<br />
Festlagerkraft FF mit FFx ¼ FF cos g und<br />
FFy ¼ FF sin g.<br />
Die Loslagerkraft FL wirkt als Normalkraft rechtwinklig<br />
zur Stützfläche des Loslagers. Damit liegt<br />
der Richtungssinn durch die Loslagerkonstruktion<br />
fest.<br />
Der Richtungssinn der Festlagerkraft FF ist nicht<br />
bekannt und wird nach der Richtungsregel von<br />
Seite 28 festgelegt (Annahme hier: FF wirkt im<br />
ersten Quadranten, also nach rechts oben).<br />
Mit den Bezeichnungen aus der Lageskizze werden<br />
nun die drei Gleichgewichtsbedingungen aufgestellt.<br />
Der Drehpunkt D für den Ansatz der Momentengleichgewichtsbedingung<br />
wird wieder in<br />
den Festlagerpunkt D gelegt, weil Gleichung III<br />
dann nur eine Unbekannte enthält (FL).<br />
Aus der Momentengleichgewichtsbedingung<br />
SMðDÞ ¼ 0 erhält man den Betrag der Loslagerkraft<br />
FL ¼ 188,1 N.<br />
Die beiden Kräftegleichgewichtsbedingungen<br />
SFx ¼ 0 und SFy ¼ 0 löst man nach<br />
FFx ¼ FF cos g und FFy ¼ FF sin g auf und berechnet<br />
diese Komponenten der Festlagerkraft.<br />
Die Rechnung ergibt für beide Kraftkomponenten<br />
FFx und FFy das negative Vorzeichen und zeigt damit,<br />
dass der Richtungssinn der Festlagerkraft FF<br />
falsch angenommen wurde.<br />
Die Komponenten FFx und FFy stehen rechtwinklig<br />
aufeinander, so dass mit dem Satz des Pythagoras<br />
der Betrag der Festlagerkraft FF berechnet werden<br />
kann.<br />
Die Lageskizze zeigt, dass der Winkel g aus dem<br />
rechtwinkligen Dreieck mit den Komponenten FFx<br />
und FFy über die Arcus-Tangensfunktion berechnet<br />
werden kann.<br />
Gegeben:<br />
F ¼ 1 kN, a ¼ 20 , b ¼ 50<br />
l1 ¼ 120 mm, l2 ¼ 40 mm<br />
l3 ¼ 30 mm<br />
Lageskizze<br />
I: SFx ¼ 0 ¼ F cos a FL sin b þ FF cos g<br />
II: SFy ¼ 0 ¼ F sin a þ FL cos b þ FF sin g<br />
III: SMðDÞ¼ 0 ¼ F sin al2 F cos al3 þ FL cos bl1<br />
FL ¼ Fðl3 cos a l2 sin aÞ<br />
¼ 188,1 N<br />
l1 cos b<br />
I: FF cos g ¼ F cos a þ FL sin b ¼ FFx<br />
FFx ¼ 1 000 N cos 20 þ 188,1 N sin 50<br />
FFx ¼ 795,6 N (falsche Richtungsannahme)<br />
II. FF sin g ¼ F sin a FL cos b ¼ FFy<br />
FFy ¼ ð1 000 N sin 20 þ 188,1 N cos 50 Þ<br />
FFy ¼ 462,9 N (falsche Richtungsannahme)<br />
FF ¼<br />
qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
FFx 2 þ FFy 2<br />
ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
FF ¼ ð795,6 NÞ 2 þð462,9 NÞ 2<br />
q<br />
FF ¼ 920,5 N<br />
g ¼ arctan jFFyj 462,9 N<br />
¼ arctan<br />
jFFxj 795,6 N<br />
g ¼ 30,19
48<br />
1.2.5.5 Zeichnerische Ermittlung von unbekannten Kräften (achte Grundaufgabe),<br />
die zeichnerischen Gleichgewichtsbedingungen<br />
Für diese Aufgabe stehen zwei Lösungsverfahren<br />
zur Verfügung.<br />
Hinweis: Für alle Verfahren müssen wieder<br />
ein Lageplan und ein Kräfteplan maßstäblich<br />
gezeichnet werden.<br />
a) Das 3-Kräfte-Verfahren (Gleichgewicht von 3 nicht parallelen Kräften)<br />
Drei nicht parallele Kräfte sind im Gleichgewicht,<br />
wenn sich die Wirklinien der Kräfte in<br />
einem Punkt schneiden und das Krafteck sich<br />
schließt.<br />
Aufgabe: Ein Wanddrehkran wird an seinem Lastseil<br />
mit einer Kraft F ¼ 30 kN belastet. Er hat<br />
oben ein einwertiges Halslager A und unten ein<br />
zweiwertiges Spurlager B.<br />
Die Kräfte FA und FB in diesen beiden Lagern sollen<br />
zeichnerisch ermittelt werden.<br />
Vorüberlegung: Im Lageplan des Wanddrehkranes<br />
erkennt man die Kräfte:<br />
Belastung F:<br />
Betrag, Wirklinie und Richtungssinn sind bekannt;<br />
Halslagerkraft FA:<br />
Betrag unbekannt, Wirklinie bekannt (einwertiges<br />
Lager), Richtungssinn angenommen;<br />
Spurlagerkraft FB:<br />
Betrag, Wirklinie und Richtungssinn unbekannt<br />
(zweiwertiges Lager); FB wird zunächst durch die<br />
Komponenten FBx und FBy ersetzt und mit angenommenem<br />
Richtungssinn eingezeichnet.<br />
Ist die Wirklinie von FB nicht bekannt, kann kein<br />
Kräfteplan gezeichnet werden. Dann lassen sich<br />
auch die Beträge von FA und FB nicht ermitteln.<br />
Zuerst muss man die Wirklinie von FB finden.<br />
1 Statik in der Ebene<br />
Hinweis: Das 3-Kräfte-Verfahren ist nicht<br />
anwendbar bei parallelen Wirklinien. Dann<br />
bleibt allein die rechnerische Lösung (siehe<br />
Seite 44).<br />
Aufgabenskizze<br />
Lageplan
1.2 Die Grundaufgaben der Statik 49<br />
Werden gedanklich die Kräfte FA und F, deren<br />
Wirklinien bekannt sind, zur Resultierenden Fr<br />
zusammengefasst, hat man es wieder mit nur zwei<br />
Kräften zu tun. Angriffspunkt der Resultierenden<br />
Fr ist der Punkt S, der Schnittpunkt der Wirklinien<br />
der Kräfte FA und F. Die Resultierende Fr kann<br />
mit der Lagerkraft FB nur dann im Gleichgewicht<br />
stehen, wenn beide Kräfte auf gleicher Wirklinie<br />
liegen und ihr Krafteck geschlossen wird. Also<br />
muss die Wirklinie der Lagerkraft FB ebenfalls<br />
durch den Punkt S gehen.<br />
Lösung: Wie bei jeder zeichnerischen Lösung<br />
wird erst der Lageplan mit allen bekannten Wirklinien<br />
maßstäblich aufgezeichnet. Nach der Vorüberlegung<br />
wird im Lageplan die Wirklinie der<br />
Spurlagerkraft FB festgelegt. Dazu bringt man die<br />
Wirklinien der Kräfte F und FA zum Schnitt. Ihr<br />
Schnittpunkt S ist ein Punkt der Wirklinie von FB.<br />
Der andere Punkt ist der Lagerpunkt B selbst. Eine<br />
Gerade, durch die Punkte B und S gelegt, muss die<br />
Wirklinie der Spurlagerkraft FB sein.<br />
Nachdem nun alle Wirklinien bekannt sind, wird<br />
der Kräfteplan gezeichnet. Man legt den Kräftemaßstab<br />
fest und verschiebt zuerst die gegebene<br />
Kraft F parallel aus dem Lageplan. Dann wird das<br />
Krafteck mit den parallel verschobenen Kräften FA<br />
und FB auf genau die gleiche Weise geschlossen<br />
wie bei der vierten Grundaufgabe (Seite 32).<br />
Aus der Länge der Kraftpfeile werden wieder mit<br />
Hilfe des Kräftemaßstabs die Beträge der Kräfte<br />
FA und FB berechnet. Dasselbe gilt für die Komponenten<br />
FBx und FBy der Spurlagerkraft.<br />
Der Richtungssinn der gesuchten Kräfte ergibt sich<br />
aus dem Umfahrungssinn des Kraftecks nach der<br />
„Einbahnverkehrs“-Regel. Den Neigungswinkel<br />
der Spurlagerkraft entnimmt man dem Lageplan<br />
oder dem Kräfteplan.<br />
Zum Schluss wird der Richtungssinn der gefundenen<br />
Kräfte in den Lageplan übertragen.<br />
Lageplan<br />
Längenmaßstab: ML ¼ 1,5 m<br />
cm<br />
ð1 cm¼b 1,5 mÞ<br />
Gemessen wird:<br />
FA ¼ 1,7 cm 15 kN<br />
¼ 25,5 kN<br />
cm<br />
FB ¼ 2,6 cm 15 kN<br />
¼ 39 kN<br />
cm<br />
Kräfteplan<br />
Kräftemaßstab:<br />
MK ¼ 15 kN<br />
cm<br />
ð1 cm¼b 15 kNÞ<br />
Ergebnis:<br />
Um Gleichgewicht zu erreichen, muss im<br />
Halslager eine Kraft von 25,5 kN waagerecht<br />
nach links, im Spurlager eine Kraft von<br />
39 kN nach rechts oben wirken.
50<br />
Arbeitsplan zum 3-Kräfte-Verfahren:<br />
Lageplan mit freigemachtem Bauteil zeichnen und darin Wirklinien der 1. Schritt<br />
Belastung und der einwertigen Lagerkraft festlegen.<br />
Bekannte Wirklinien zum Schnitt S bringen. 2. Schritt<br />
Schnittpunkt S mit zweiwertigem Lagerpunkt verbinden; damit sind alle<br />
Wirklinien bekannt.<br />
Krafteck mit einer bekannten Kraft beginnen und mit den unbekannten Kräften<br />
schließen. Richtungssinn in den Lageplan übertragen.<br />
Aufgaben Nr. 83–116<br />
b) Das 4-Kräfte-Verfahren (Gleichgewicht von 4 nicht parallelen Kräften)<br />
Vier nicht parallele Kräfte sind im Gleichgewicht,<br />
wenn die Resultierende je zweier Kräfte<br />
eine gemeinsame Wirklinie haben – die Culmann’sche<br />
Gerade – und das Krafteck sich<br />
schließt.<br />
Aufgabe: Ein gerader Stab hat an seinen beiden<br />
Enden zwei frei drehbare Rollen A und B, die sich<br />
an einer vertikalen und einer abwärts geneigten<br />
Fläche reibungsfrei abstützen. Der Stab würde<br />
durch die Kraft F1 ¼ 50 N nach unten verschoben<br />
werden, wenn ihn nicht die waagerecht gespannte<br />
Zugfeder in der skizzierten Ruhelage festhielte.<br />
Die Federkraft F2 und die Stützkräfte FA, FB an<br />
den Rollen sollen zeichnerisch ermittelt werden.<br />
Vorüberlegung: Der Lageplan des freigemachten<br />
Rollstabs zeigt die Kräfte:<br />
Belastung F1: Betrag, Wirklinie und Richtungssinn<br />
sind bekannt;<br />
Federkraft F2: Betrag unbekannt, Wirklinie und<br />
Richtungssinn bekannt (Zugfeder überträgt nur<br />
Zugkräfte in Spannrichtung);<br />
Stützkraft FA: Betrag unbekannt, Wirklinie und<br />
Richtungssinn bekannt (Rollkörper);<br />
Stützkraft FB: Betrag unbekannt, Wirklinie und<br />
Richtungssinn bekannt (Rollkörper).<br />
1 Statik in der Ebene<br />
3. Schritt<br />
4. Schritt<br />
Hinweis: Das 4-Kräfte-Verfahren ist nicht<br />
anwendbar bei mehr als zwei parallelen Kräften.<br />
Dann bleibt nur die rechnerische Lösung<br />
(siehe Seite 44).<br />
Aufgabenskizze<br />
Lageplan
1.2 Die Grundaufgaben der Statik 51<br />
Es wirken also vier Kräfte mit bekannten Wirklinien<br />
und bekanntem Richtungssinn. Für drei von<br />
ihnen müssen nur noch die Beträge ermittelt<br />
werden.<br />
Werden nun wieder (wie beim 3-Kräfte-Verfahren)<br />
gedanklich je zwei Kräfte zu einer Resultierenden<br />
zusammengefasst, z. B. die Kräfte F1 und FA zu<br />
Fr1,A und die Kräfte F2 und FB zu Fr2,B, hat man<br />
es wiederum mit nur zwei Kräften zu tun. Diese<br />
beiden Resultierenden können nur im Gleichgewicht<br />
stehen, wenn sie eine gemeinsame Wirklinie<br />
haben. Das kann aber nur die Verbindungsgerade<br />
der beiden Schnittpunkte I und II sein.<br />
Die auf der gemeinsamen Culmann’schen Geraden<br />
wirkenden Resultierenden Fr1,A und Fr2,B müssen<br />
natürlich wieder ein geschlossenes Krafteck ergeben.<br />
Welche beiden Kräfte jeweils zu ihrer Resultierenden<br />
zusammengefasst werden, ist gleichgültig.<br />
Man kann z. B. auch die Kräfte F1 und F2 zur<br />
Resultierenden Fr1,2 und FA und FB zur Resultierenden<br />
FrA; B zusammenfassen. Das ergibt dann<br />
zwar eine andere Lage der Culmann’schen Geraden<br />
und ein anderes Krafteck der beiden Resultierenden,<br />
das Ergebnis wird aber hierdurch nicht<br />
beeinflusst. Voraussetzung für die Anwendbarkeit<br />
des 4-Kräfte-Verfahrens ist nur, dass alle vier<br />
Wirklinien bekannt sind.<br />
Lösung: Man zeichnet im maßstäblichen Lageplan<br />
des Rollstabs die Wirklinie der gegebenen<br />
Kraft F1 ein. Nach den Regeln für das Freimachen<br />
der Bauteile (hier Regeln 1 und 4, Seite 12 und 14)<br />
werden die Wirklinien der noch unbekannten<br />
Gleichgewichtskräfte F2, FA und FB ermittelt und<br />
ebenfalls in den Lageplan eingetragen. Dann<br />
bringt man je zwei Wirklinien miteinander zum<br />
Schnitt, z. B. F1 und FA im Schnittpunkt I und F2<br />
und FB im Schnittpunkt II. Jetzt wird die Culmann’sche<br />
Gerade als Verbindungslinie der beiden<br />
Schnittpunkte eingezeichnet. Sie ist die gemeinsame<br />
Wirklinie der beiden Teilresultierenden Fr1,A<br />
und Fr2,B.<br />
Lageplan<br />
Längenmaßstab:<br />
ML ¼ 0,2 m<br />
cm<br />
ð1 cm¼b 0,2 mÞ
52<br />
Im Kräfteplan wird zuerst die gegebene Kraft F1<br />
maßstäblich und richtungsgemäß gezeichnet. Dann<br />
überträgt man die Culmann’sche Gerade vom Lage-<br />
in den Kräfteplan, lässt sie durch Anfangsoder<br />
Endpunkt von F1 laufen und schließt dieses<br />
Krafteck durch die zugehörige Kraft FA. Das<br />
Krafteck zeigt die Kräfte F1, FA und ihre Teilresultierende<br />
Fr1,A. Die gleichgroße Teilresultierende<br />
Fr2,B hat entgegengesetzten Richtungssinn. Aus<br />
ihr und den parallel verschobenen Kräften F2 und<br />
FB wird das zweite Teilkrafteck als Zerlegungsdreieck<br />
gebildet. Damit ist der Kräftezug aus F1,<br />
F2, FB und FA geschlossen.<br />
Aus der Länge der Kraftpfeile werden dann mit<br />
Hilfe des Kräftemaßstabes die Beträge der Gleichgewichtskräfte<br />
berechnet.<br />
Den Richtungssinn der Kräfte F2, FB und FA findet<br />
man aus der Bedingung des fortlaufenden Kräftezugs,<br />
d. h. der Umfahrungssinn beim Einzeichnen<br />
der Pfeilspitzen muss, von F1 ausgehend, beibehalten<br />
werden („Einbahnverkehr“).<br />
Aufgaben Nr. 117–136<br />
Kräfteplan<br />
Kräftemaßstab:<br />
MK ¼ 20 N<br />
ð1cm¼b 20 NÞ<br />
cm<br />
Gemessen wird:<br />
F2 ¼ 2,65 cm 20 N<br />
¼ 53 N<br />
cm<br />
FA ¼ 1,95 cm 20 N<br />
¼ 39 N<br />
cm<br />
FB ¼ 2,6 cm 20 N<br />
¼ 52 N<br />
cm<br />
Ergebnis:<br />
Um Gleichgewicht zu erreichen, muss die<br />
Feder mit 53 N nach links ziehen. An der<br />
Rolle A wirkt die Stützkraft FA mit 39 N nach<br />
rechts und an der Rolle B die Stützkraft FB<br />
mit 52 N nach rechts oben.<br />
Arbeitsplan zum 4-Kräfte-Verfahren:<br />
Lageplan des freigemachten Bauteils zeichnen und darin die Wirklinien der 1. Schritt<br />
Belastung und der Stützkräfte festlegen.<br />
Wirklinien von je zwei Kräften zum Schnitt bringen. 2. Schritt<br />
Gefundene Schnittpunkte zur Wirklinie der beiden Teilresultierenden<br />
(¼ Culmann’sche Gerade) verbinden.<br />
Kräfteplan mit der nach Betrag, Lage und Richtungssinn bekannten Kraft<br />
anfangen.<br />
Kräfteplan mit der Culmann’schen Geraden und den Wirklinien der anderen<br />
Kräfte schließen.<br />
Beachte: Die Kräfte eines Schnittpunkts im Lageplan ergeben ein Teil-Dreieck<br />
im Kräfteplan.<br />
1 Statik in der Ebene<br />
3. Schritt<br />
4. Schritt<br />
5. Schritt
1.2 Die Grundaufgaben der Statik 53<br />
1.2.6 Systemanalytisches Lösungsverfahren zur Stützkraftberechnung<br />
Dieser Abschnitt sollte erst dann bearbeitet werden, wenn die rechnerische Ermittlung von<br />
Stützkräften an zweifach gelagerten Bauteilen sicher beherrscht wird. Die Lehrinhalte dieses<br />
Lösungsverfahrens zur Stützkraftberechnung eignen sich gut für ein abschließendes Statik-Projekt<br />
mit Gruppenarbeit.<br />
Die Bezeichnung „systemanalytisch“ soll darauf hinweisen, dass Kräfte und geometrische<br />
Größen in einem rechtwinkligen Achsenkreuz erfasst und mathematisch allgemein gültig verarbeitet<br />
werden.<br />
Mit den drei rechnerischen Gleichgewichtsbedingungen SFx ¼ 0, SFy ¼ 0 und SM ¼ 0 soll<br />
ein Gleichungssystem entwickelt werden, mit dem die Stützkräfte (Fest- und Loslagerkräfte)<br />
bei beliebiger Lageranordnung „automatisiert“ berechnet werden können. Für die Anzahl der<br />
Belastungskräfte F gibt es keine Beschränkung, auch nicht für ihre Lage zueinander. Vorausgesetzt<br />
wird nur, dass die Körper (Träger, Kran, Hebel usw.) durch ein Festlager und ein Loslager<br />
gehalten werden, wie der Winkelhebel in der vorhergehenden Aufgabe.<br />
Gleichungssysteme dieser Art sind Bausteine für die Entwicklung von Rechnerprogrammen,<br />
die der Techniker für seine Arbeit in der Praxis erstellen kann.<br />
1.2.6.1 Herleitung der Systemgleichungen<br />
Das gesuchte Gleichungssystem soll am Winkelhebel<br />
aus der vorhergehenden Ûbungsaufgabe entwickelt<br />
werden. Dann stehen Vergleichsdaten zur<br />
Verfügung.<br />
Aufgabe: Neben der Bemaßung des Hebels ist die<br />
Belastungskraft F1 mit dem Richtungswinkel a1<br />
gegeben. Zu berechnen sind: Festlagerkraft FF und<br />
deren Komponenten FFx, FFy und die Loslagerkraft<br />
FL. Wichtig ist noch die Erkenntnis, dass bei allen<br />
Aufgaben dieser Art der Richtungswinkel aL der<br />
Loslagerkraft FL bekannt sein muss: Die Loslagerkraft<br />
FL steht immer rechtwinklig auf der Auflagerfläche<br />
(siehe Seite 15).<br />
Aufgabenskizze<br />
Gegeben:<br />
F1 ¼ 1 kN, a1 ¼ 20 , b ¼ 50<br />
l1 ¼ 120 mm, l2 ¼ 40 mm<br />
l3 ¼ 30 mm<br />
Lösung: Die Lageskizze des freigemachten Winkelhebels<br />
wird in den ersten Quadranten eines<br />
rechtwinkligen Achsenkreuzes eingezeichnet.<br />
Aus den gegebenen Maßen lassen sich die Koordinaten<br />
der Kraftangriffspunkte berechnen: x1 und<br />
y1 für die Kraft F1, xF und yF für den Festlagerpunkt<br />
PF und xL, yL für den Loslagerpunkt PL.<br />
Alle gegebenen Größen werden in einer Tabelle<br />
zusammengefasst. Lageskizze
54<br />
Tabelle der gegebenen Größen (Index n steht für 1, 2, 3, usw.)<br />
|fflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflffl}<br />
n<br />
1<br />
Fnin N<br />
1000<br />
an in<br />
20<br />
xn in mm<br />
40<br />
yn in mm<br />
30<br />
Koordinaten des<br />
Festlagerpunkts<br />
xF ¼ 0<br />
yF ¼ 0<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
... ... ... ...<br />
Zeilen für mehr als eine gegebene Kraft,<br />
z. B. bei n ¼ 5fürF1, F2, F3, F4, F5<br />
... ... ... ...<br />
Koordinaten des<br />
Loslagerpunkts<br />
Richtungswinkel<br />
der Loslagerkraft FL<br />
xL ¼ 120 mm<br />
yL ¼ 0<br />
aL ¼ 140<br />
Als erstes werden die Gleichungen für die Momente<br />
M der gegebenen Kraft F1 in Bezug auf den<br />
Festlagerpunkt PF ermittelt.<br />
Diese Gleichungen sollen für beliebig viele gegebene<br />
Kräfte Fn mit beliebigen Richtungswinkeln<br />
an zwischen 0 und 360 gelten, ebenso für<br />
beliebig geformte Bauteile, d. h. für beliebige<br />
Lagen der Kraftangriffspunkte Pn.<br />
Dazu wird nach dem Lageschema der Festlagerpunkt<br />
PF in den Ursprung eines rechtwinkligen<br />
Achsenkreuzes mit den vier Quadranten gelegt.<br />
Die Untersuchung, die gut in Gruppenselbstarbeit<br />
durchführbar ist, führt zu dem folgenden Gleichungssystem<br />
in Abhängigkeit von der jeweiligen<br />
Koordinatenbedingung:<br />
Für Kräfte Fn, deren Angriffspunkt Pn in Bezug<br />
auf den Momentendrehpunkt PF im ersten Quadranten<br />
liegt, gilt Gleichung (I):<br />
Für Kräfte Fn, deren Angriffspunkt Pn in Bezug<br />
auf den Momentendrehpunkt PF im zweiten Quadranten<br />
liegt, gilt Gleichung (II):<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Lageschema für die Kraftangriffspunkte Pn,<br />
bezogen auf den Momentendrehpunkt (Festlagerpunkt<br />
PF).<br />
Beachte: Damit der Klammerausdruck für die<br />
Koordinatendifferenz in den folgenden Gleichungen<br />
immer einen positiven Wert hat, wird<br />
er in Betragsstriche gesetzt. Es wird also immer<br />
mit dem Absolutwert der Differenz gerechnet.<br />
Mxn ¼ Fn cos anjðyn yFÞj<br />
Myn ¼þFn sin an jðxn xFÞj<br />
Gilt für xn xF und yn yF<br />
(Koordinatenbedingung)<br />
Mxn ¼ Fn cos anjðyn yFÞj<br />
Myn ¼ Fn sin an jðxn xFÞj<br />
Gilt für xn < xF und yn yF<br />
(Koordinatenbedingung)<br />
1 Statik in der Ebene<br />
(I)<br />
(II)
1.2 Die Grundaufgaben der Statik 55<br />
Für Kräfte Fn, deren Angriffspunkt Pn in Bezug<br />
auf den Momentendrehpunkt PF im dritten Quadranten<br />
liegt, gilt Gleichung (III):<br />
Für Kräfte Fn, deren Angriffspunkt Pn in Bezug<br />
auf den Momentendrehpunkt PF im vierten Quadranten<br />
liegt, gilt Gleichung (IV):<br />
Zur Lösung einer Aufgabe ist zuerst die zutreffende<br />
Koordinatenbedingung herauszusuchen. Damit<br />
kann die für diesen Fall gültige Gleichung der vier<br />
Gleichungen (I) ...(IV) festgelegt werden. Zur<br />
Gliederung der Lösung wird dieser Schritt als Abfrage<br />
bezeichnet (siehe auch Seite 61).<br />
Die Rechnung ergibt Mx1 ¼ 28,19 Nm (rechtsdrehend)<br />
für das Moment der x-Komponente F1x.<br />
Die y-Komponente F1y bewirkt das linksdrehende<br />
Moment My1 ¼þ13,68 Nm. Der Drehsinn ist<br />
richtig, wie die Lageskizze zeigt (Seite 53).<br />
Greifen mehr als eine Belastungskraft am Körper<br />
an (F1, F2, F3 ...), muss der Rechnungsgang entsprechend<br />
häufig durchlaufen werden. Für jede<br />
Kraft wird festgestellt, welche der vier Gleichungen<br />
(I) ...(IV) gilt (Abfrage 1). Danach werden<br />
die Momente Mx1, My1, Mx2, My2, Mx3, My3 ...<br />
berechnet.<br />
Der weitere Rechnungsgang vereinfacht sich,<br />
wenn die statischen Momente der Einzelkräfte<br />
Mxn, Myn in Bezug auf den Momentendrehpunkt<br />
PF (Festlagerpunkt) zu einem resultierenden<br />
Gesamtmoment Mg addiert werden.<br />
Mxn ¼þFn cos anjðyn yFÞj<br />
Myn ¼ Fn sin an jðxn xFÞj<br />
Gilt für xn < xF und yn < yF<br />
(Koordinatenbedingung)<br />
Mxn ¼þFn cos anjðyn yFÞj<br />
Myn ¼þFn sin an jðxn xFÞj<br />
Gilt für xn xF und yn < yF<br />
(Koordinatenbedingung)<br />
(III)<br />
(IV)<br />
Nach der Lageskizze (Seite 53) führt die<br />
Abfrage 1 zu<br />
xn ¼ x1 > xF und yn ¼ y1 > yF<br />
(40 mm > 0 und 30 mm > 0).<br />
Ein Vergleich der vier Koordinatenbedingungen<br />
zeigt, dass mit Gleichung (I) zu rechnen<br />
ist.<br />
Mx1 ¼ 1 000 N cos 20 jð30 0Þj mm<br />
Mx1 ¼ 28 190,8 Nmm ¼ 28,19 Nm<br />
My1 ¼þ1 000 N sin 20 jð40 0Þj mm<br />
My1 ¼þ13 680,8 Nmm ¼þ13,68 Nm<br />
In einem Rechnerprogramm sorgt eine Programmschleife<br />
mit Abfrage für die Wiederholung<br />
des Rechengangs (siehe Seite 61).<br />
Mg ¼ SMxn þ SMyn<br />
Mg ¼ Mx1 þ Mx2 þ ...My1 þ My2 þ ...<br />
Beachte: Diese Gleichung hat nur den Zweck,<br />
die Rechnung bei mehreren Kräften Fn zu<br />
vereinfachen.
56<br />
Neben den Belastungskräften Fn wirkt immer noch<br />
die Loslagerkraft FL drehend in Bezug auf den<br />
Festlagerpunkt PF. Deren statisches Moment ist<br />
ML ¼ MxL þ MyL.<br />
Die vier Gleichungen (I) ...(IV) gelten für jede<br />
Kraft, die auf den Körper wirkt, also auch für die<br />
Loslagerkraft FL mit ihren Komponenten<br />
FLx ¼ FL cos aL und FLy ¼ FL sin aL :<br />
Mit der Koordinatenbedingung wird als gültige<br />
Gleichung für die Aufgabe Gleichung (I) ermittelt.<br />
Damit sind alle Gleichungen erfasst, die für die<br />
Momentengleichgewichtsbedingung<br />
SM ðPFÞ ¼ 0 erforderlich sind.<br />
Aus der Momentengleichgewichtsbedingung<br />
SMðPFÞ ¼ 0 wird nun eine Gleichung für die Loslagerkraft<br />
FL entwickelt.<br />
Je nach Lage des Loslagerpunkts PL in Bezug auf<br />
den Momentendrehpunkt PF ergeben sich vier<br />
Gleichungen:<br />
Liegt der Loslagerpunkt PL in Bezug auf den<br />
Momentendrehpunkt PF im ersten Quadranten,<br />
gilt für die Berechnung von MxL und MyL die Gleichung<br />
(I).<br />
Damit ergibt sich die Gleichung (V):<br />
Liegt der Loslagerpunkt PL in Bezug auf den<br />
Momentendrehpunkt PF im zweiten Quadranten,<br />
gilt für die Berechnung von MxL und MyL die Gleichung<br />
(II).<br />
Damit ergibt sich die Gleichung (VI):<br />
Da<br />
xL ¼ 120 mm > xF ¼ 0und<br />
yL ¼ 30 mm > yF ¼ 0<br />
ist, liegt der Loslagerpunkt PL im ersten Quadranten,<br />
und es gelten die Gleichungen (I):<br />
MxL ¼ FL cos aLjðyL yFÞj<br />
MyL ¼þFL sin aL jðxL xFÞj<br />
Die Gleichungen werden für die weitere<br />
Entwicklung gebraucht. Da FL noch nicht<br />
bekannt ist, kann ML an dieser Stelle auch<br />
noch nicht berechnet werden.<br />
SM ðPFÞ ¼ 0<br />
SM ðPFÞ ¼ Mg þ MxL þ MyL ¼ 0<br />
Mg ¼ Mx1 þ My1 þ ...Mxn þ Myn<br />
SM ðPLÞ ¼ 0 ¼ Mg þ MxL þ MyL<br />
FL ¼ ?<br />
Mg þ MxL þ MyL ¼ 0<br />
Mg þ½ FL cos aLjðyL yFÞjŠ þ<br />
þ½þFLsin aL jðxL xFÞjŠ ¼ 0<br />
FL ¼<br />
Mg<br />
(I)<br />
sin aLjðxL xFÞj cos aLjðyL yFÞj<br />
(V)<br />
Gilt für xL xF und yL yF<br />
(Koordinatenbedingung)<br />
Mg þ MxL þ MyL ¼ 0<br />
Mg þ½ FL cos aLjðyL yFÞjŠ þ<br />
þ½ FL sin aL jðxL xFÞjŠ ¼ 0<br />
FL ¼<br />
Mg<br />
sin aLjðxL xFÞj cos aLjðyL yFÞj<br />
Gilt für xL < xF und yL yF<br />
(Koordinatenbedingung)<br />
1 Statik in der Ebene<br />
(VI)
1.2 Die Grundaufgaben der Statik 57<br />
Liegt der Loslagerpunkt PL in Bezug auf den<br />
Momentendrehpunkt PF im dritten Quadranten,<br />
gilt für die Berechnung von MxL und MyL die Gleichung<br />
(III).<br />
Damit ergibt sich die Gleichung (VII):<br />
Liegt der Loslagerpunkt PL in Bezug auf den<br />
Momentendrehpunkt PF im vierten Quadranten,<br />
gilt für die Berechnung von MxL und MyL die Gleichung<br />
(IV).<br />
Damit ergibt sich die Gleichung (VIII):<br />
Eine Abfrage 2imLösungsgang hat das Ziel, die<br />
gültige Gleichung aus (V) ...(VIII) herauszufinden.<br />
Richtgrößen für die Auswahl der richtigen Gleichung<br />
sind die Koordinaten xL, yL, xF, yF (siehe<br />
Lageskizze, Seite 53).<br />
Fehlerwarnung: Der ausgerechnete Betrag für die<br />
Loslagerkraft FL muss immer positiv sein. Ist der<br />
Betrag negativ, muss der Richtungswinkel aL<br />
überprüft werden. Meist wurde sein Betrag um<br />
180 falsch angenommen.<br />
Bis zu diesem Lösungsstand wurde nur die<br />
Momentengleichgewichtsbedingung genutzt und<br />
damit die Loslagerkraft FL berechnet. Jetzt fehlt<br />
noch die Berechnung der Festlagerkraft FF und<br />
deren Richtungswinkel aF. Dazu stehen die beiden<br />
Kräftegleichgewichtsbedingungen SFx ¼ 0<br />
und SFy ¼ 0 zur Verfügung.<br />
Es werden also die gleichen Lösungsschritte wie<br />
bei der üblichen Bearbeitung dieser Aufgabenart<br />
verwendet.<br />
Mg þ MxL þ MyL ¼ 0<br />
Mg þ½þFLcos aLjðyL yFÞjŠ<br />
þ½ FL sin aL jðxL xFÞjŠ ¼ 0<br />
FL ¼<br />
Mg<br />
sin aLjðxL xFÞjþcos aLjðyL yFÞj<br />
Gilt für xL < xF und yL < yF<br />
(Koordinatenbedingung)<br />
Mg þ MxL þ MyL ¼ 0<br />
Mg þ½þFLcos aLjðyL yFÞjŠ þ<br />
þ½þFLsin aL jðxL xFÞjŠ ¼ 0<br />
FL ¼<br />
Mg<br />
(VII)<br />
sin aLjðxL xFÞjþcos aLjðyL yFÞj<br />
Gilt für xL xF und yL < yF<br />
(Koordinatenbedingung)<br />
(VIII)<br />
In der Aufgabe ist<br />
xL ¼ 120 mm > xF ¼ 0 und<br />
yL ¼ yF ¼ 0<br />
Damit gilt für die Berechnung der Loslagerkraft<br />
FL die Gleichung (V) mit xL > xF und<br />
yL ¼ yF.<br />
Da nur eine äußere Kraft F1 am Winkelhebel<br />
angreift, ist die Momentensumme<br />
Mg ¼ Mx1 þMy1 ¼ 28,19 Nmþðþ13,68 NmÞ<br />
Mg ¼ 14,51 Nm.<br />
FL ¼<br />
FL ¼<br />
Mg<br />
sin aLjðxL xFÞj cos aLjðyL yFÞj<br />
ð 14,51 NmÞ<br />
sin 140 jð0,12 0Þ mj cos 140 jð0 0Þ mj<br />
FL ¼ 188,1 N<br />
Bisher verwendet:<br />
Momentengleichgewichtsbedingung<br />
III. SM ðPFÞ ¼ 0<br />
SMxn þ SMyn þ MxL þ MyL ¼ 0<br />
Noch verwendbar:<br />
Kräftegleichgewichtsbedingung:<br />
I. SFx ¼ 0<br />
SFn cos an þFL cos aL þFF cos aF ¼ 0<br />
II. SFy ¼ 0<br />
SFn sin an þ FL sin aL þ FF sin aF ¼ 0
58<br />
Greifen mehrere Belastungskräfte Fn am Körper<br />
an, werden die Summenausdrücke in Gleichung<br />
(IX) gesondert berechnet. Man erhält damit die<br />
Resultierenden der x-Komponenten Frx und der<br />
y-Komponenten Fry.<br />
In einem Rechnerprogramm wird eine solche<br />
Summierung mit einer von F1 bis Fn laufenden<br />
Schleife durchgeführt.<br />
In der Aufgabe greift nur die Kraft F1 ¼ 1000 N<br />
als Belastungskraft an.<br />
Die Ausdrücke für FF cos aF und FF sin aF aus<br />
den Gleichungen I. und II. (oben rechts) sind die<br />
beiden rechtwinklig aufeinander stehenden Komponenten<br />
der Festlagerkraft FF in x- und y-Richtung.<br />
Der Betrag der Festlagerkraft FF kann daher<br />
mit dem Satz des Pythagoras berechnet werden.<br />
FF ¼<br />
SFn cos an ¼ F1 cos a1 þF2 cos a2 þ...¼ Frx<br />
SFn sin an ¼ F1 sin a1 þF2 sin a2 þ...¼ Fry<br />
(IX)<br />
Eingesetzt in die Kräftegleichgewichtsbedingungen:<br />
I. Frx þ FL cos aL þ FF cos aF ¼ 0<br />
II. Fry þ FL sin aL þ FF sin aF ¼ 0<br />
Frx ¼ F1 cos a1<br />
Frx ¼ 1 000 N cos 20 ¼ 939,7 N<br />
Fry ¼ F1 sin a1<br />
Fry ¼ 1 000 N sin 20 ¼ 342 N<br />
I. FF cos aF ¼ FFx ¼ ðFrx þ FL cos aLÞ<br />
II. FF sin aF ¼ FFy ¼ ðFry þ FL sin aLÞ<br />
FFx ¼ ðFrx þ FL cos aLÞ<br />
FFy ¼ ðFry þ FL sin aLÞ<br />
FF ¼<br />
ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
FFx 2 þ FFy 2<br />
q<br />
ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
½ ðFrx þ FL cos aLÞŠ 2 þ½ ðFry þ FL sin aLÞŠ 2<br />
q<br />
Für die Aufgabe mit dem Winkelhebel wird<br />
Frx ¼ 939,7 N Fry ¼ 342 N<br />
FL cos aL ¼ 188,1 N cos 140 ¼ 144,1 N<br />
FL sin aL ¼ 188,1 N sin 140 ¼þ120,9 N<br />
FF ¼<br />
(X)<br />
(XIa)<br />
(XIb)<br />
ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
½ ð939,7 N þð 144,1 NÞÞŠ 2 þ ½ ð342 N þ 120,9 NÞŠ 2<br />
q<br />
FF ¼ 920,5 N<br />
1 Statik in der Ebene
1.2 Die Grundaufgaben der Statik 59<br />
Den Abschluss dieses allgemein gültigen Lösungsverfahrens<br />
bilden die Gleichungen, mit denen der<br />
Richtungswinkel aF der Festlagerkraft FF berechnet<br />
werden kann. Hierzu gelten die Ûberlegungen<br />
aus dem Abschnitt 1.2.4.3 und die dort hergeleiteten<br />
Beziehungen.<br />
Je nach Lage der Festlagerkraft FF im Achsenkreuz<br />
gelten dann die in Abschnitt 1.2.4.3 hergeleiteten<br />
Beziehungen zur Berechnung des Richtungswinkels<br />
aF der Festlagerkraft. Die richtige<br />
Auswahl aus den vier Gleichungen erfordert also<br />
noch eine Abfrage 3. Richtgrößen sind hier die<br />
Beträge der Festlagerkomponenten FFx und FFy.<br />
Für die Aufgabe wird nach Gleichung (X):<br />
FFx ¼ ð939,7 N þ 188,1 N cos 140 Þ¼ 795,6 N<br />
FFy ¼ ð342 N þ 188,1 N sin 140 Þ¼ 462,9 N<br />
bF ¼ arctan jFFyj 462,9 N<br />
¼ arctan ¼ 30,19<br />
jFFxj 795,6 N<br />
Gilt für die Komponenten der Festlagerkraft<br />
FFx < 0 und FFy < 0, dann ist der Winkel aF mit<br />
Gleichung (XV) zu berechnen.<br />
Zunächst muss der spitze Winkel b F zwischen<br />
der Wirklinie von FF und der x-Achse<br />
des Achsenkreuzes berechnet werden.<br />
b F ¼ arctan jFFyj<br />
jFFxj<br />
Nach Abschnitt 1.2.4.2 gilt für<br />
FFx 0 und FFy 0:<br />
aF ¼ bF FFx < 0 und FFy 0:<br />
aF ¼ 180 b F<br />
FFx < 0 und FFy < 0:<br />
aF ¼ 180 þ b F<br />
FFx 0 und FFy < 0:<br />
aF ¼ 360 b F<br />
aF ¼ 180 þ b F ¼ 210,19<br />
(XII)<br />
(XIII)<br />
(XIV)<br />
(XV)<br />
(XVI)
60<br />
1.2.6.2 Zusammenstellung der Systemgleichungen<br />
Koordinatenbedingung<br />
xn; xL xF<br />
yn; yL yF<br />
xn; xL < xF<br />
yn; yL yF<br />
xn; xL < xF<br />
yn; yL < yF<br />
xn; xL xF<br />
yn; yL < yF<br />
Abfrage 1 Abfrage 2<br />
Momentenbedingung<br />
der Kräfte Fn<br />
Mxn ¼ Fn cos anjðyn yFÞj<br />
Myn ¼þFn sin an jðxn xFÞj<br />
Mxn ¼ Fn cos anjðyn yFÞj<br />
Myn ¼ Fn sin an jðxn xFÞj<br />
(I) FL ¼<br />
(II) FL ¼<br />
Mxn ¼þFn cos anjðyn yFÞj<br />
Myn ¼ Fn sin an jðxn xFÞj (III) FL ¼<br />
Mxn ¼þFn cos anjðyn yFÞj<br />
Myn ¼þFn sin an jðxn xFÞj (IV) FL ¼<br />
Resultierendes Moment Mg ¼ SMxn þ SMyn<br />
Festlagerkraft FF<br />
Frx ¼ F1 cos a1 þ F2 cos a2 þ ...<br />
Fry ¼ F1 sin a1 þ F2 sin a2 þ ...<br />
FFx ¼ ðFrx þ FL cos aLÞ<br />
FFy ¼ ðFry þ FL sin aLÞ<br />
FF ¼<br />
FF ¼<br />
Abfrage 3<br />
ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
FFx 2 þ FFy 2<br />
q<br />
ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
½ ðFrx þ FL cos aLÞŠ 2 þ ½ ðFry þ FL sin aLÞŠ 2<br />
q<br />
Richtungswinkel aF<br />
b F ¼ arctan jFFyj<br />
jFFxj<br />
Loslagerkraft FL<br />
1 Statik in der Ebene<br />
Mg<br />
sin aLjðxL xFÞj cos aLjðyL yFÞj<br />
Mg<br />
sin aLjðxL xFÞj cos aLjðyL yFÞj<br />
(V)<br />
(VI)<br />
Mg<br />
sin aLjðxL xFÞj þ cos aLjðyL yFÞj (VII)<br />
Mg<br />
sin aLjðxL xFÞj þ cos aLjðyL yFÞj<br />
für FFx 0 und FFy 0: aF ¼ b F (XIII)<br />
für FFx < 0 und FFy 0: aF ¼ 180 b F (XIV)<br />
für FFx < 0 und FFy < 0: aF ¼ 180 þ b F (XV)<br />
für FFx 0 und FFy < 0: aF ¼ 360 b F (XVI)<br />
(IX)<br />
(X)<br />
(XIa)<br />
(XIb)<br />
(XII)<br />
(VIII)
1.2 Die Grundaufgaben der Statik 61<br />
1.2.6.3 Beschreibung des Programmlaufs zur Stützkraftberechnung<br />
Der Ûbungsablauf zeigt, wie ein Rechnerprogramm<br />
gegliedert sein muss.<br />
Nach dem Programmstart folgt die Aufforderung<br />
zur Eingabe der Kraftbeträge Fn, der Richtungswinkel<br />
an und der Koordinaten xn, yn für die<br />
Angriffspunkte sämtlicher Kräfte.<br />
Es folgt eine Programmschleife für die Anzahl der<br />
gegebenen Kräfte und Duchläufe. Für z. B.<br />
F1 ...F6 ist der Anfangswert n ¼ 1, der Endwert<br />
n ¼ AZ (Anzahl) ¼ 6.<br />
Die anschließende Programmverzweigung enthält<br />
die Abfrage 1 zur Lage der Kräfte Fn zur Festlagerkraft<br />
FF: xn xF und yn yF usw., siehe<br />
Gleichungen (I) ...(IV). Danach erfolgt die Zuweisung<br />
der gültigen Gleichung und die Berechnung<br />
der Momente Mxn und Myn.<br />
Nach dem letzten Schleifendurchlauf (n ¼ AZ)<br />
werden die Momente Mxn und Myn zum Gesamtmoment<br />
Mg addiert:<br />
Mg ¼ Mx1 þ Mx2 þ ...þ My1 þ My2 þ ...<br />
Es folgt eine zweite Programmverzweigung mit<br />
den Abfragen 2 nach der Lage der Loslagerkraft<br />
FL zur Festlagerkraft FF, entsprechend den Gleichungen<br />
(V) ...(VIII). Nach dem Ergebnis der<br />
Abfrage wird die gültige Gleichung zugewiesen<br />
und ausgerechnet (FL ¼ ...).<br />
Anschließend werden nach den Gleichungen (IX)<br />
und (X) die Teilresultierenden Frx, Fry der Belastungskräfte<br />
Fn und die Komponenten FFx und FFy<br />
der Festlagerkraft FF berechnet.<br />
Mit Gleichung (XIa) oder (XIb) kann nun die<br />
Festlagerkraft FF berechnet werden.<br />
Mit Gleichung (XII) wird der spitze Winkel b F der<br />
Festlagerkraft FF zur x-Achse berechnet.<br />
Nach dem Ergebnis der Abfrage 3 weist das Programm<br />
eine der Gleichungen (XIII) ...(XVI) zu,<br />
mit der dann der Richtungswinkel aF der Festlagerkraft<br />
FF berechnet wird.
62<br />
1.2.6.4 Ûbung zum systemanalytischen Lösungsverfahren zur Stützkraftberechnung<br />
Die Skizze zeigt den Klapptisch einer Biegepresse<br />
mit der üblichen Bemaßung. 1) Der Tisch wird<br />
durch den Hydraulikkolben um das Festlager<br />
geschwenkt.<br />
Für die skizzierte waagerechte Tischlage sind zu<br />
berechnen:<br />
a) die Koordinaten der Kraftangriffspunkte und<br />
der Richtungswinkel aL der Loslagerkraft FL<br />
(Kolbenkraft),<br />
b) der Betrag der Loslagerkraft FL,<br />
c) der Betrag der Festlagerkraft FF im Schwenklager,<br />
d) der Richtungswinkel aF der Festlagerkraft FF.<br />
Lösung:<br />
a) Die Rechnung wird einfacher, wenn das rechtwinklige<br />
Achsenkreuz so gelegt wird, dass sich<br />
nur positive Koordinaten für die Kraftangriffspunkte<br />
ergeben.<br />
Legt man die x-Achse in den tiefsten Kraftangriffspunkt<br />
(Loslagerkraft FL), wird die<br />
y-Koordinate yL ¼ 0.<br />
b) Die Lageskizze zeigt, dass x1 < xF und y1 ¼ yF<br />
ist (Abfrage 1). Folglich gilt zur Berechnung<br />
der Komponentenmomente Mx1 und My1 die<br />
Gleichung (II). Wegen jðy1 yFÞj ¼ 0 und<br />
cos 270 ¼ 0 ist auch Mx1 ¼ 0. Die Summe<br />
beider Teilmomente ist das Gesamtmoment<br />
Mg ¼ Mx1 þ My1.<br />
1) Aufgabe 91 aus der Aufgabensammlung zur <strong>Technische</strong>n <strong>Mechanik</strong><br />
Aufgabenskizze<br />
Lageskizze des frei gemachten Klapptisches<br />
F1 ¼ 12 000 N, a1 ¼ 270 , x1 ¼ 0,5 m, y1 ¼ 0,1 m<br />
xF ¼ 1m,yF ¼ 0,1 m, xL ¼ 0,7 m, yL ¼ 0<br />
0,3 m<br />
aK ¼ arctan ¼ 30,96<br />
0,5 m<br />
aL ¼ 180 aK ¼ 149,04<br />
1 Statik in der Ebene<br />
Mx1 ¼ F1 cos a1jðy1 yFÞj<br />
¼ 12 000 N cos 270 jð0,1 0,1Þ mj<br />
Mx1 ¼ 0<br />
My1 ¼ F1 sin a1jðx1 xFÞj<br />
¼ 12 000 N sin 270 jð0,5 1Þ mj<br />
My1 ¼þ6000 Nm<br />
Mg ¼ Mx1 þ My1 ¼ 0 þðþ6000 NmÞ<br />
Mg ¼þ6000 Nm
1.2 Die Grundaufgaben der Statik 63<br />
Für die Berechnung der Loslagerkraft FL gelten<br />
die Gleichungen (V) ...(VIII).<br />
Nach der Lageskizze ist xL < xF und yL < yF. Die<br />
Loslagerkraft FL ist also mit Gleichung (VII) zu<br />
berechnen (Abfrage 2).<br />
c) Nach Gleichung (IX) werden die Komponenten<br />
Frx und Fry berechnet. Natürlich ist die Komponente<br />
Frx ¼ 0, denn die Kraft F1 wirkt in<br />
y-Richtung, hat also keine Komponente in<br />
x-Richtung.<br />
Jetzt lassen sich mit Gleichung (X) die Komponenten<br />
FFx und FFy der Festlagerkraft FF<br />
berechnen.<br />
Wie bei allen Rechnungen muss auch hier<br />
auf die exakte Vorzeichenmitnahme geachtet<br />
werden.<br />
Mit den Komponenten der Festlagerkraft kann<br />
nach einer der Gleichungen (XIa) oder (XIb)<br />
der Betrag der Festlagerkraft FF berechnet werden.<br />
Da die Komponenten bereits bestimmt<br />
sind, wird die Gleichung (XIa) verwendet.<br />
d) Zum Schluss wird der Richtungswinkel aF der<br />
Festlagerkraft FF ermittelt. Erforderlich ist dazu<br />
der spitze Winkel b F , den die Wirklinie der<br />
Festlagerkraft mit der x-Achse einschließt. Es<br />
gilt die Gleichung (XII).<br />
Bestimmungsgleichung für den Richtungswinkel<br />
aF ist wegen FFx > 0undFFy < 0 die<br />
Gleichung (XVI), ausgewählt durch die Abfrage<br />
3.<br />
Aufgaben Nr. 83–116 und 137–159<br />
FL ¼<br />
Mg<br />
sin aLjðxL xFÞj þ cos aLjðyL yFÞj<br />
FL ¼<br />
ð sin 149,04 jð0,7<br />
ðþ6 000 NmÞ<br />
1Þ mjþ cos 149,04 jð0 0,1 mjÞ<br />
FL ¼ 24 991 N<br />
Frx ¼ F1 cos a1 ¼ 12 000 N cos 270<br />
Frx ¼ 0<br />
Fry ¼ F1 sin a1 ¼ 12 000 N sin 270<br />
Fry ¼ 12 000 N<br />
FFx ¼ ðFrx þ FL cos aLÞ<br />
FFx ¼ ð0þ 24 991 N cos 149,04 Þ<br />
FFx ¼ 21 430 N<br />
FFy ¼ ðFry þ FL sin aLÞ<br />
FFy ¼ ð 12 000 N þ 24 991 N sin 149,04 Þ<br />
FFy ¼ 856,4 N<br />
qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
FF ¼<br />
FFx 2 þ FFy 2<br />
ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
FF ¼ ð21 430 NÞ 2 þð 856,4 NÞ 2<br />
q<br />
FF ¼ 21 447 N<br />
b F ¼ arctan jFFyj<br />
jFFxj<br />
b F ¼ arctan<br />
j 856,4 Nj<br />
¼ 2,29<br />
j21 430 Nj<br />
aF ¼ 360 b F ¼ 360 2,29<br />
aF ¼ 357,71
64<br />
1.2.7 Stützkraftermittlung beim räumlichen Kräftesystem (Getriebewelle)<br />
Das folgende Beispiel eines räumlichen Kräftesystems soll zeigen, dass mit den Kenntnissen<br />
aus der Statik in der Ebene auch kompliziertere Probleme gelöst werden können.<br />
Die skizzierte Getriebezwischenwelle trägt die beiden<br />
schräg verzahnten Stirnräder 2 und 3. Diese<br />
übertragen das Antriebsmoment M1 des Rades 1<br />
über die Getriebezwischenwelle auf das Stirnrad 4.<br />
Die dabei auftretenden Zahnkraftkomponenten<br />
Tangentialkraft Ft, Radialkraft Fr und Axialkraft<br />
Fa sind bekannt, ebenso die Längen l und die<br />
Wälzkreisradien r.<br />
Mit Hilfe der drei Gleichgewichtsbedingungen<br />
SFx ¼ 0, SFy ¼ 0 und SM ¼ 0 sollen die Gleichungen<br />
zur Berechnung der Stützkräfte FA und<br />
FB in den beiden Lagern entwickelt werden. Hierbei<br />
wird der Versatzwinkel a berücksichtigt. Die<br />
Gleichungen gelten daher für jede beliebige Lage<br />
des Zahneingriffs des Räderpaars 3 und 4.<br />
In die Skizze des räumlichen Achsenkreuzes werden<br />
die Stützkraftkomponenten FAx, FAy, FBx und<br />
FBy eingetragen. Als Richtungssinn für die noch<br />
unbekannten Stützkraftkomponenten FAx, FAy,<br />
FBx, FBy wird, wie immer, die positive Achsenrichtung<br />
gewählt. Der Richtungssinn der Radialkräfte<br />
Fr, der Tangentialkräfte Ft und der Axialkräfte Fa<br />
ergibt sich aus Getriebekonstruktion und Betriebsart<br />
(Schrägstirnräder, Zahneingriffspunkte, Versatzwinkel,<br />
Drehmomentenrichtung).<br />
Am Radmittelpunkt M2 werden parallel zu den<br />
Zahnkraftkomponenten Ft2 und Fa2 zwei gleich<br />
große gegensinnige Kräfte Ft2 und Fa2 angebracht<br />
und Fr2 nach unten verschoben. Damit ergeben<br />
sich die Drehmomente Ma2 und Mt2 und in M2 die<br />
Kräfte Ft2, Fa2 und Fr2. Die Drehmomente der beiden<br />
Kräftepaare wirken drehend, die Zahnkräfte<br />
verschiebend auf die Welle. Am Rad 3 lässt sich<br />
das gleiche Vorgehen wegen des Versatzwinkels a<br />
nicht gut darstellen.<br />
Das Untersuchungsergebnis muss unter Berücksichtigung<br />
des Versatzwinkels a grundsätzlich das<br />
gleiche sein.<br />
1 Statik in der Ebene<br />
Aufgabenskizze zur Getriebezwischenwelle<br />
(Indizes: r für radial, t für tangential, a für<br />
axial)<br />
Lageskizze 1 der freigemachten Getriebewelle<br />
Hinweis: Das Anbringen von zwei gleich<br />
großen gegensinnigen Kräften (z. B. Ft2)<br />
ändert am Kräftesystem nichts, zeigt aber,<br />
welche Wirkung die Einzelkraft in Bezug auf<br />
den gewählten Punkt (M2) hat. Das (gestrichene)<br />
Kräftepaar wirkt drehend, die Einzelkraft<br />
(Ft2) schiebend (biegend).
1.2 Die Grundaufgaben der Statik 65<br />
Vor dem Ansetzen der Gleichgewichtsbedingungen<br />
zur Berechnung der Stützkräfte wird untersucht,<br />
mit welcher Winkelfunktion die Zahnkräfte<br />
am Stirnrad 3 zu berechnen sind.<br />
Die Lageskizze 2 gibt darüber Aufschluss:<br />
In y-Richtung gilt Ft3y ¼ Ft3 sin a<br />
Fr3y ¼ Fr3 cos a<br />
In x-Richtung gilt Ft3x ¼ Ft3 cos a<br />
Fr3x ¼ Fr3 sin a<br />
Eine Ûberprüfung mit anderen Zahneingriffspunkten<br />
zeigt, dass diese Gleichungen für alle Versatzwinkel<br />
a zwischen 0 und 360 gelten.<br />
Der Wirkabstand der Axialkraft Fa3 bezogen auf<br />
den Radmittelpunkt M3 beträgt r3 cos a.<br />
Begonnen wird mit den Gleichgewichtsbedingungen<br />
für die in der z, y-Ebene wirkenden Kräfte<br />
und Kraftmomente.<br />
In y-Richtung wirken die gesuchten Stützkräfte FAy<br />
und FBy, deren Richtungssinn wie immer in positiver<br />
y-Richtung angenommen wird (siehe Seite 28).<br />
Der Richtungssinn der Axialkräfte Fa2 und Fa3<br />
wird der Aufgabenskizze entnommen. Er richtet<br />
sich nach der Drehrichtung der Stirnräder. Nicht<br />
zu vergessen ist, dass durch den Versatz um den<br />
Winkel a auch die Tangentialkraft Ft3 eine y-Komponente<br />
hat (Ft3 sin a, siehe Lageskizze 2 der<br />
Zahnkräfte am Rad 3.<br />
Lageskizze 2 für die Zahnkräfte am Rad 3<br />
(E Eingriffspunkt, a Versatzwinkel)<br />
Lageskizze 3 der Welle für den Kraftangriff<br />
in der z, y-Ebene<br />
Beachte: In der z, y-Ebene liegen auch die<br />
Axialkräfte Fa2 und Fa3. Diese haben eine<br />
Kippwirkung auf die Welle (rechtsdrehend)<br />
und beeinflussen damit die Stützkraftkomponenten<br />
FAy und FBy.<br />
Man beginnt mit der Momentengleichgewichtsbedingung um den Lagerpunkt B:<br />
SMðBÞ ¼ 0 ¼ FAyl Fa2r2 þ Fr2ðl l1Þ ðFr3 cos a þ Ft3 sin aÞ l3 Fa3r3 cos a<br />
FAy ¼ Fa2r2 þ Fr2ðl l1Þ ðFr3 cos a þ Ft3 sin aÞ l3 Fa3r3 cos a<br />
l<br />
(1)
66<br />
Um direkt eine Gleichung für die andere Stützkraftkomponente<br />
FBy zu bekommen, wird die<br />
Momentengleichgewichtsbedingung noch einmal<br />
angesetzt, diesmal um den Lagerpunkt A:<br />
Beachte: Die Kräftegleichgewichtsbedingung<br />
SFy ¼ 0 wird dann zur Kontrolle der voraufgegangenen<br />
Rechnung benutzt.<br />
SM ðAÞ ¼ 0 ¼ Fr2l1 þðFr3 cos a þ Ft3 sin aÞðl1 þ l2ÞþFByl Fa2r2 Fa3r3 cos a<br />
FBy ¼ Fr2l1 ðFr3 cos a þ Ft3 sin aÞðl1 þ l2ÞþFa2r2 þ Fa3r3 cos a<br />
l<br />
Zur Kontrolle:<br />
SFy ¼ 0 ¼ FAy Fr2 þ Fr3 cos a þ Ft3 sin a þ FBy (3)<br />
Aus der Kräftegleichgewichtsbedingung in z-Richtung<br />
ergibt sich:<br />
SFz ¼ 0 ¼ Fa2 Fa3 Fa<br />
Fa ¼ Fa2 Fa3 (4)<br />
Nun werden die Gleichgewichtsbedingungen für<br />
die in der z, x-Ebene wirkenden Kräfte und Kraftmomente<br />
entwickelt. Aus der Lageskizze 4 ist<br />
abzulesen:<br />
SMðBÞ ¼ 0 ¼ FAxl þ Ft2ðl l1Þþ<br />
þðFt3 cos a Fr3 sin aÞ l3<br />
FAx ¼ Ft2ðl l1ÞþðFt3 cos a Fr3 sin aÞ l3<br />
l<br />
SM ðAÞ ¼ 0 ¼ Ft2l1 þðFr3 sin a<br />
Ft3 cos aÞðl1 þ l2ÞþFBxl<br />
FBx ¼ Ft2l1 ðFr3 sin a Ft3 cos aÞðl1 þ l2Þ<br />
l<br />
Zur Kontrolle:<br />
(5)<br />
(6)<br />
SFx ¼ 0 ¼ FAx Ft2 þ Fr3 sin a Ft3 cos a þ FBx (7)<br />
1 Statik in der Ebene<br />
(2)<br />
Die Axialkraft Fa ist die Differenz der beiden<br />
Axialkräfte Fa2 und Fa3. Sie wird entweder in<br />
A oder in B von einem Festlager aufgenommen.<br />
Lageskizze 4 der Welle für den Kraftangriff<br />
in der z, x-Ebene
1.2 Die Grundaufgaben der Statik 67<br />
Die Stützkraftkomponenten FAx und FAy stehen<br />
rechtwinklig aufeinander, ebenso FBx und FBy. Mit<br />
dem Lehrsatz des Pythagoras lassen sich daher die<br />
Stützkräfte FA und FB berechnen.<br />
Die Gleichungen (1), (2), (5) und (6) werden in<br />
die Gleichungen (8) und (9) eingebracht. Dann stehen<br />
zwei direkt auswertbare Gleichungen für die<br />
Stützkräfte zur Verfügung.<br />
FA ¼ 1<br />
l<br />
FB ¼ 1<br />
l<br />
FA ¼<br />
FB ¼<br />
ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
FAx 2 þ FAy 2<br />
q<br />
ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
FBx 2 þ FBy 2<br />
q<br />
(8)<br />
(9)<br />
Hinweis: Für die Ermittlung des Biegemomentenverlaufs<br />
werden die Stützkraftkomponenten<br />
FAx, FBx und FBy gebraucht,<br />
für die Lagerberechnung die resultierenden<br />
Stützkräfte FA und FB.<br />
ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
½Ft2ðl l1Þþl3ðFt3 cos a Fr3 sin aÞŠ 2 þ<br />
þ½Fr2ðl l1Þ Fa2r2 l3ðFr3 cos a þ Ft3 sin aÞ Fa3r3 cos aŠ 2<br />
s<br />
ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
½Ft2l1 ðl1 þ l2ÞðFr3 sin a Ft3 cos aÞŠ 2 þ<br />
þ½Fr2l1 ðl1 þ l2ÞðFr3 cos a þ Ft3 sin aÞþFa2r2 þ Fa3r3 cos aŠ 2<br />
s<br />
Berechnungsbeispiel:<br />
Für die Getriebezwischenwelle aus der Aufgabenskizze<br />
(Seite 64) sollen die Stützkräfte berechnet<br />
werden. Aus dem Getriebeentwurf sind alle erforderlichen<br />
Längen und Zahnkräfte des Schrägstirnradgetriebes<br />
bekannt, ebenso die Wälzkreisradien<br />
r2 und r3 sowie der Versatzwinkel a.<br />
Gegeben:<br />
Fr2 ¼ 2 081 N<br />
Fr2 ¼ 784 N<br />
Fa2 ¼ 558 N<br />
r2 ¼ 50,5 mm<br />
Versatzwinkel a ¼ 0<br />
Ft3 ¼ 2 586 N<br />
Fr3 ¼ 956 N<br />
Fa3 ¼ 693 N<br />
r3 ¼ 40,6 mm<br />
Gesucht:<br />
FAx, FBx, FAy, FBy, FA, FB, Fa<br />
(10)<br />
(11)<br />
l ¼ 220 mm<br />
l1 ¼ 70 mm<br />
l2 ¼ 100 mm<br />
l3 ¼ 50 mm<br />
Die Auswertung der entwickelten Gleichungen (1) ...(9) führt zu folgenden Ergebnissen:<br />
FAx ¼ 2 006,6 N<br />
FBx ¼ 2 660,4 N<br />
FAy ¼ 61,3 N<br />
FBy ¼ 233,3 N<br />
FA ¼ 2 007,5 N<br />
FB ¼ 2 670,6 N<br />
Fa ¼ 135 N<br />
Kontrolle:<br />
SFx ¼½2006,6 2 081 þ 956 sin 0 2 586 cos 0 þ 2 660,4Š N ¼ 0<br />
SFy ¼½61,3 784 þ 956 cos 0 þ 2 586 sin 0 þð 233,3ÞŠ N ¼ 0
68<br />
1.3 Statik der ebenen Fachwerke<br />
1.3.1 Gestaltung von Fachwerkträgern<br />
Fachwerkträger sind aus Profilstäben zusammengesetzte<br />
Tragkonstruktionen (Biegeträger), z. B.<br />
für Brücken, Krane, Dachbinder, Gerüste. Sie<br />
haben einen geringeren Materialaufwand als Vollwandträger<br />
und erscheinen durch ihre Netzkonstruktion<br />
optisch leichter. Nachteilig ist die arbeitsintensivere<br />
Fertigung.<br />
Fachwerkträger sind meist in zwei oder mehr<br />
parallelen Ebenen aufgebaut. Jede Trägerebene<br />
wird dann als ebenes Fachwerk angesehen.<br />
Die äußere Form eines Fachwerkträgers kann frei<br />
gestaltet werden. Geometrisches Element des<br />
Fachwerks ist der Dreiecksverband. Das Dreieck<br />
ist die einfachste „starre“ Figur. Durch Ansetzen<br />
solcher Dreiecksverbände werden die verschiedenen<br />
Fachwerksformen (z. B. parallelgurtig, trapezförmig)<br />
als Streben- oder Pfosten-Streben-Fachwerk<br />
entwickelt. Der Obergurt kann parallel zum<br />
Untergurt laufen, aber auch z. B. dem Biegemomentenverlauf<br />
des Trägers angepasst werden. Siehe<br />
dazu Festigkeitslehre, Abschnitte 5.9.7, Seite 333<br />
und 5.9.10, Seite 349.<br />
Unter den skizzierten Fachwerksformen in der<br />
rechten Spalte stehen in Klammern die Angaben<br />
für die Anzahl der Knoten k (z. B. k ¼ 11) und die<br />
Anzahl der Stäbe s des Fachwerks (z. B. s ¼ 19).<br />
Diese Größen werden im folgenden Kapitel zum<br />
Ansatz der Gleichgewichtsbedingungen für die<br />
statische Bestimmtheit des Trägers gebraucht.<br />
Die Profilstäbe werden untereinander im so genannten<br />
Knoten mit Knotenblechen verbunden,<br />
wobei sich die Profil-Schwerachsen möglichst im<br />
Knotenpunkt schneiden sollen. Damit wird das<br />
Einleiten von größeren Biegemomenten in die Verbindung<br />
vermieden und die Knotenpunkte können<br />
als Gelenkpunkte für Zweigelenkstäbe angesehen<br />
werden (siehe Statik, 1.1.7.3, Seite 13). Der Knoten<br />
kann genietet, geschraubt, geschweißt oder<br />
z. B. bei Leichtmetallprofilen geklebt sein.<br />
Streben-Fachwerkträger, parallelgurtig<br />
(k ¼ 11 Knoten, s ¼ 19 Stäbe)<br />
Pfosten-Streben-Fachwerkträger, Biegemomentenverlauf<br />
trapezförmig angepasst<br />
(k ¼ 18 Knoten, s ¼ 33 Stäbe)<br />
Polygon-Fachwerkträger, Biegemomentenverlauf<br />
angepasst<br />
(k ¼ 7 Knoten, s ¼ 11 Stäbe)<br />
Geschraubter Knoten<br />
1 Statik in der Ebene
1.3 Statik der ebenen Fachwerke 69<br />
1.3.2 Die Gleichgewichtsbedingungen am statisch bestimmten Fachwerkträger<br />
Der skizzierte einfachste Fachwerkträger besteht<br />
aus den drei Stäben 1, 2, 3, die in Dreiecksform in<br />
den Knoten I, II und III miteinander verbunden<br />
sind. Øußere Kräfte F dürfen nur über die Knoten<br />
in das Tragwerk eingeleitet werden (Kraft F in<br />
Knoten II). Im Festlager A und Loslager B ist der<br />
Träger mit den drei Auflagerkräften FAx, FAy und<br />
FB wie üblich statisch bestimmt abgestützt (statisches<br />
Gleichgewicht, siehe z. B. Abschnitt 1.2.5.3,<br />
Seite 44). Beim Vollwandträger sind damit die<br />
Gleichgewichtsbetrachtungen abgeschlossen. Beim<br />
Fachwerkträger dagegen muss zusätzlich die Verschiebbarkeit<br />
der Stäbe gegeneinander untersucht<br />
werden. Man unterscheidet daher zwischen äußerer<br />
und innerer statischer Bestimmtheit.<br />
Ist k die Anzahl der Knoten für das ganze System,<br />
so ist wegen SFx ¼ 0, SFy ¼ 0 die Anzahl der<br />
zur Verfügung stehenden Gleichgewichtsbedingungen<br />
2k.<br />
Ist s die Anzahl der unbekannten Stabkräfte, dann<br />
ist mit den drei Lagerkräften FAx, FAy, FB die<br />
Anzahl der unbekannten Kräfte s þ 3.<br />
Bei einem statisch bestimmten System muss die<br />
Anzahl der Lösungsgleichungen gleich der Anzahl<br />
der Unbekannten sein, hier also 2 k ¼ s þ 3. Es ist<br />
üblich, diese Gleichung nach der Anzahl s der erforderlichen<br />
Profilstäbe aufzulösen und als Bedingung<br />
für die innere statische Bestimmtheit die<br />
Gleichung s ¼ 2 k 3 zu verwenden.<br />
Der skizzierte Fachwerkträger mit vier Knoten<br />
(k ¼ 4) und vier Stäben (s ¼ 4) ist in der eingezeichneten<br />
Drehrichtung beweglich (Gelenkviereck),<br />
für Kraftübertragungen daher ungeeignet.<br />
Enthält ein Fachwerk ein solches Stabsystem,<br />
nennt man es statisch unbestimmt. Die Bedingung<br />
für statische Bestimmtheit ist hier mit k ¼ 4<br />
Knoten und s ¼ 4 Stäben nicht erfüllt<br />
(s ¼ 4 < 2 k 3 ¼ 5). Aus dem statisch unbestimmten<br />
Fachwerk wird ein statisch bestimmtes<br />
erst bei Hinzunahme eines fünften Stabes:<br />
s ¼ 5 ¼ 2 4 3.<br />
Freigemachter einfachster Fachwerkträger<br />
(Stabdreieck, Dreiecksverband)<br />
k ¼ 3 Knoten, s ¼ 3 Stäbe<br />
2k ¼ Anzahl der Gleichgewichtsbedingungen<br />
(hier 2 3 Knoten ¼ 6 Gleichgewichtsbedingungen)<br />
s þ 3 ¼ Anzahl unbekannter Kräfte<br />
(hier s þ 3 ¼ 3 þ 3 ¼ 6 unbekannte Kräfte)<br />
2 k ¼ s þ 3<br />
s ¼ 2 k 3<br />
Bedingung für die innere statische<br />
Bestimmtheit<br />
(mit s ¼ 2 k 3 ¼ 2 3 3 ¼ 6 3 ¼ 3<br />
Stäbe hier erfüllt)<br />
Bewegliches Fachwerk, statisch unbestimmt<br />
(Gelenkviereck): s < 2 4 3 ¼ 5
70<br />
Die skizzierten vier Fachwerke mit 6 Knoten<br />
sollen mit Hilfe der Bedingung für statische<br />
Bestimmtheit untersucht werden.<br />
Fachwerk a) ist mit einem Fest- und einem Loslager<br />
sowie mit s ¼ 9 Stäben äußerlich und innerlich<br />
statisch bestimmt (2 k 3 ¼ 2 6 3 ¼ 9).<br />
Fachwerk b) ist wie a) äußerlich statisch bestimmt,<br />
jedoch innerlich statisch unbestimmt, weil bei<br />
2 k 3 ¼ 2 6 3 ¼ 9 die Stabzahl s ¼ 8 < 9 ist.<br />
Fachwerk c) ist wie a) und b) äußerlich statisch<br />
bestimmt, innerlich mit s ¼ 10 Stäben jedoch statisch<br />
unbestimmt.<br />
Fachwerk d) ist zwar wie a) innerlich statisch<br />
bestimmt, mit einem Fest- und zwei Loslagern<br />
jedoch äußerlich statisch unbestimmt.<br />
1.3.3 Ermittlung der Stabkräfte im Fachwerkträger<br />
Die Verfahren zur Ermittlung der Stabkräfte werden<br />
am Beispiel des gezeichneten Fachwerkträgers<br />
erläutert (Knotenschnittverfahren, Ritter’sches<br />
Schnittverfahren und Cremonaplan).<br />
Der Träger besteht aus den Obergurtstäben 1, 4, 8,<br />
11, den Untergurtstäben 2, 6, 10, den Pfosten oder<br />
Vertikalen 3, 9 und den Schrägen oder Diagonalen<br />
5 und 7. Belastet wird der Träger mit den Vertikalkräften<br />
F1 ¼ 4 kN, F2 ¼ 2 kN und F3 ¼ 3 kN.<br />
Es ist immer zweckmäßig, zuerst aus der Trägerbelastung<br />
und den Abmessungen die Auflagerkräfte<br />
zu bestimmen. Nach der Ermittlung aller<br />
Stabkräfte hat man dann immer eine Kontrolle<br />
auch für die Auflagerkräfte (siehe Knoten VII im<br />
folgenden Knotenschnittverfahren).<br />
Mit den rechnerischen Gleichgewichtsbedingungen<br />
SFx ¼ 0, SFy ¼ 0 und SM ¼ 0 ergibt sich:<br />
FA ¼ 4,75 kN und FB ¼ 4,25 kN.<br />
1 Statik in der Ebene<br />
Beispiele für die statische Bestimmtheit<br />
Aufgabenskizze<br />
Hinweis: Der Trägerist äußerlich und innerlich<br />
statisch bestimmt. s ¼ 2 7 3 ¼ 11 Stäbe.<br />
SFx ¼ 0; keine waagerechten Kräfte vorhanden.<br />
SFy ¼ 0 ¼þFA F1 F2 F3 þ FB<br />
SMðIÞ ¼ 0 ¼ F1 2m F2 4m F3 6m<br />
þ FB 8m<br />
FB ¼ F1 2mþ F2 4mþ F3<br />
8m<br />
6m<br />
¼ 4,25 kN<br />
FA ¼ F1 þ F2 þ F3 FB ¼ 4,75 kN<br />
1.3.3.1 Das Knotenschnittverfahren<br />
(rechnerisches oder zeichnerisches Verfahren zur Ermittlung aller Stabkräfte)<br />
Mit einem Rundschnitt werden alle Knoten (k ¼ 7) freigemacht und in ein rechtwinkliges<br />
Achsenkreuz gelegt.<br />
Die noch unbekannten Stabkräfte FS1 ...FS11 trägt man in den Knotenpunkt I ...VII als<br />
Zugkräfte positiv (þ) ein.
1.3 Statik der ebenen Fachwerke 71<br />
Für jeden Knotenpunkt stehen die beiden Gleichgewichtsbedingungen SFx ¼ 0undSFy ¼ 0<br />
zur Berechnung von zwei unbekannten Stabkräften zur Verfügung. Wurden vorher die Auflagerkräfte<br />
FA und FB berechnet, liegen meistens dort die Ausgangsknoten für den Berechnungsgang,<br />
wie hier im Beispiel die Knoten I und VII mit den zwei unbekannten Stabkräften<br />
FS1 und FS2 am Knoten I und FS10 und FS11 am Knoten VII. Von den anschließenden Knoten<br />
sucht man sich denjenigen mit maximal zwei unbekannten Stabkräften heraus und erhält nacheinander<br />
alle Stabkräfte des Fachwerkträgers. Häufig ist dieses schrittweise Vorgehen einfacher<br />
als das Aufstellen und Lösen eines Gleichungssystems.<br />
Das Knotenschnittverfahren kann auch zeichnerisch durchgeführt werden. Die entsprechenden<br />
Skizzen der Kräftepläne zur zeichnerischen Ermittlung der unbekannten Stabkräfte wurden<br />
daher mit aufgenommen. Sie stehen rechts neben den Skizzen der freigemachten Knoten und<br />
führen zum Verständnis des Cremonaplans in 1.3.3.3.<br />
Zur Lagebestimmung der schrägen Stabkräfte als Zugkräfte wird der Winkel a als spitzer Winkel<br />
zur x-Achse verwendet. Es gelten dann die Beziehungen FSx ¼ FS cos a für die x-Komponente<br />
und FSy ¼ FS sin a für die y-Komponente der Stabkraft FS (siehe 1.1.6.2, Seite 9).<br />
Der Winkel a beträgt 45 .<br />
Die vorher berechneten Stützkräfte betragen FA ¼ 4,75 kN, FB ¼ 4,25 kN. Im Knoten I greifen<br />
außer der bereits ermittelten Stützkraft FA ¼ 4,75 kN nur noch die beiden Stabkräfte FS1<br />
und FS2 an, die nun berechnet werden können:<br />
Für Knoten I gilt:<br />
I) SFx ¼ 0 ¼ FS1 þ FS2 cos a<br />
II) SFy ¼ 0 ¼ FA FS2 sin a<br />
I) und II) FS2 ¼ FS1=cos a ¼ FA=sin a<br />
und mit cos a=sin a ¼ 1=tan a<br />
FS1 ¼ FA=tan a ¼ 4,75 kN=1 ¼ 4,75 kN<br />
(Druck)<br />
FS2 ¼ FA=sin a ¼þ6,72 kN (Zug)<br />
Für Knoten II gilt:<br />
I) SFx ¼ 0 ¼ FS1 þ FS4<br />
! FS4 ¼ FS1 ¼ 4,75 kN (Druck)<br />
II) SFy ¼ 0 ¼ F1 FS3<br />
! FS3 ¼ F1 ¼ 4 kN (Druck)<br />
Hinweis zum Kräfteplan:<br />
Die Stabkraft FS1 (Druckkraft) drückt von rechts<br />
nach links wirkend auf den Knoten I.<br />
Im Kräfteplan II muss FS1 als Druckkraft auf den<br />
Knoten II nach rechts wirken.<br />
Für Knoten III gilt:<br />
I) SFx ¼ 0 ¼ FS6 þ FS5 cos a FS2 cos a<br />
II) SFy ¼ 0 ¼ FS3 þ FS2 sin a þ FS5 sin a<br />
II) FS5 ¼ð FS3 FS2 sin aÞ=sin a ¼ 1,06 kN (Druck)<br />
I) FS6 ¼ FS2 cos a FS5 cos a ¼þ5,5 kN (Zug)
72<br />
Für Knoten IV gilt:<br />
I) SFx ¼ 0 ¼ FS8 þ FS7 cos a FS4 FS5 cos a<br />
II) SFy ¼ 0 ¼ F2 FS7 sin a FS5 sin a<br />
II) FS7 ¼ð F2 FS5 sin aÞ= sin a ¼<br />
¼ 1,77 kN (Druck)<br />
I) FS8 ¼ FS4 þ FS5 cos a FS7 cos a ¼<br />
¼ 4,25 kN (Druck)<br />
Für Knoten V gilt:<br />
I) SFx ¼ 0 ¼ FS10 cos a FS6 FS7 cos a<br />
II) SFy ¼ 0 ¼ FS9 þ FS10 sin a þ FS7 sin a<br />
I) FS10 ¼ 0 ¼ðFS6 þ FS7 cos aÞ= cos a ¼<br />
¼þ6,01 kN (Zug)<br />
II) FS9 ¼ 0 ¼ FS7 sin a FS10 sin a ¼ 3kN<br />
(Druck)<br />
Für Knoten VI gilt:<br />
I) SFx ¼ 0 ¼ FS11 FS8<br />
! FS11 ¼ FS8 ¼ 4,25 kN (Druck)<br />
II) SFy ¼ 0 ¼ F3 FS9<br />
! FS9 ¼ F3 ¼ 3 kN (Druck)<br />
Für Knoten VII gilt:<br />
I) SFx ¼ 0 ¼ FS11 FS10 cos a<br />
! FS10 ¼ FS11=cos a ¼þ6,01 kN (Zug)<br />
II) SFy ¼ 0 ¼ FB FS10 sin a<br />
! FB ¼ FS10 sin a ¼þ4,25 kN<br />
(Kontrollrechnung)<br />
1.3.3.2 Das Ritter’sche Schnittverfahren<br />
(rechnerisches Verfahren zur Ermittlung einzelner Stabkräfte)<br />
Nach Ritter können an statisch bestimmten Fachwerkträgern<br />
einzelne Stabkräfte rechnerisch ermittelt<br />
werden, z. B. FS4, FS5 und FS6.<br />
Dazu wird der Träger mit dem Ritter’schen Schnitt<br />
x x in die beiden Teile (a) und (b) zerlegt und an<br />
einem der beiden Teile (a) das Gleichgewicht wieder<br />
hergestellt.<br />
Die Stützkräfte müssen bei diesem Verfahren vorher<br />
ermittelt worden sein:<br />
FA ¼ 4,75 kN, FB ¼ 4,25 kN.<br />
1 Statik in der Ebene<br />
Lageskizze des Fachwerkträgers mit<br />
Ritter’schem Schnitt x x
1.3 Statik der ebenen Fachwerke 73<br />
Nach den Regeln des Freimachens werden in den<br />
drei Stabquerschnitten die unbekannten Stabkräfte<br />
FS4, FS5 und FS6 als Zugkräfte angebracht.<br />
Das am Trägerteil (a) angreifende Kräftesystem<br />
aus den drei Stabkräften FS4, FS5, FS6, der Belastungskraft<br />
F1 und der Stützkraft FA muss im<br />
Gleichgewicht sein. Nach Ritter werden zur<br />
Berechnung der unbekannten Stabkräfte die drei<br />
Momenten-Gleichgewichtsbedingungen nach Seite<br />
46 angesetzt. Der Ritter’sche Schnitt darf daher<br />
auch nur drei Fachwerkstäbe treffen.<br />
Die drei Momenten-Bezugspunkte dürfen nicht<br />
auf einer Geraden liegen (siehe Seite 46). Knotenpunkt<br />
III bietet sich als erster Bezugspunkt an,<br />
weil er Schnittpunkt zweier unbekannter Kräfte ist<br />
(FS5 und FS6) und sich damit eine Gleichung mit<br />
nur einer Unbekannten ergibt. Die Momenten-<br />
Gleichgewichtsbedingung SM ðIIIÞ ¼ 0 liefert<br />
direkt die Stabkraft FS4 ¼ 4,75 kN (Druckstab).<br />
Als zweiter Bezugspunkt wird der Knotenpunkt<br />
IV gewählt. Er ist Schnittpunkt der Stabkräfte FS4<br />
und FS5 und liefert wieder eine Gleichung mit<br />
einer Unbekannten, der Stabkraft FS6 ¼þ5,5 kN<br />
(Zugstab).<br />
Dritter Bezugspunkt kann I oder II sein. Mit<br />
SM ðIÞ ¼ 0 wird FS5 ¼ 1,06 kN (Druckkraft).<br />
In manchen Fällen wird die Rechnung einfacher,<br />
wenn der Lösungsansatz mit den üblichen drei<br />
Gleichgewichtsbedingungen SFx ¼ 0, SFy ¼ 0,<br />
SM ðÞ ¼ 0 aufgestellt wird.<br />
Arbeitsplan zum Ritter’schen Schnittverfahren<br />
Kräftesystem am abgeschnittenen<br />
Trägerteil (a)<br />
SM ðIIIÞ ¼ 0 ¼ FS4l FAl<br />
FS4 ¼ FAl<br />
l ¼ FA ¼ 4,75 kN<br />
Das Minuszeichen zeigt an, dass die Kraft<br />
FS4 dem angenommenen Richtungssinn entgegen<br />
wirkt: Stab 4 ist also ein Druckstab.<br />
SM ðIVÞ ¼ 0 ¼ F1l FA 2 l þ FS6l<br />
FS6 ¼ FA 2 l<br />
l<br />
F1l<br />
¼ 2FA F1 ¼ 5,5 kN<br />
SMðIÞ ¼ 0 ¼ FS6l þ FS5l1 F1l<br />
FS5 ¼ F1l FS6l<br />
l1<br />
¼ ðF1 FS6Þl<br />
¼ 1,06 kN<br />
l1<br />
Ergebnis:<br />
Stab 4 ist ein Druckstab mit 4,75 kN<br />
Stab 5 ist ein Druckstab mit 1,06 kN<br />
Stab 6 ist ein Zugstab mit 5,5 kN<br />
Stützkräfte ermitteln (SFx ¼ 0, SFy ¼ 0, SM ðÞ ¼ 0). 1. Schritt<br />
Fachwerk durch einen Schnitt trennen. Der Schnitt darf höchstens drei<br />
Fachwerkstäbe treffen, sie dürfen keinen gemeinsamen Knoten haben.<br />
Lageskizze des abgeschnittenen Trägerteils zeichnen, dabei Stabkräfte als<br />
Zugkräfte annehmen.<br />
Die drei Momenten-Gleichgewichtsbedingungen SMðÞ ¼ 0 aufstellen und<br />
auswerten: positives Ergebnis beim Zugstab, negatives beim Druckstab.<br />
2. Schritt<br />
3. Schritt<br />
4. Schritt
74<br />
1.3.3.3 Der Cremonaplan (zeichnerisches Verfahren zur Ermittlung aller Stabkräfte)<br />
Beim Knotenschnittverfahren im vorstehenden Abschnitt 1.3.3.1 wurde neben der rechnerischen<br />
auch die zeichnerische Ermittlung der beiden unbekannten Stabkräfte dargestellt. Für<br />
jeden Knoten konnte das geschlossene Krafteck aus der gegebenen Kraft und den Wirklinien<br />
der zwei unbekannten Stabkräfte konstruiert werden, z. B. am Knoten I mit der gegebenen<br />
Stützkraft FA und den Wirklinien der Stabkräfte FS1 und FS2. Jede Stabkraft musste bei diesem<br />
Verfahren zweimal gezeichnet werden.<br />
Im Cremonaplan erscheint jede Stabkraft nur einmal. Dazu ist es erforderlich, jedes Krafteck<br />
im gleichen Umfahrungssinn aufzuzeichnen, z. B. im Uhrzeigerdrehsinn. Für den Knoten I des<br />
bekannten Fachwerkträgers ergibt sich dann der Kraftfolgesinn FA ! FS1 ! FS2.<br />
Nach der Aufzeichnung des maßstäblichen Lageplans wird der Kräfteplan der äußeren Kräfte<br />
im festgelegten Kraftfolgesinn konstruiert, hier im Uhrzeigerdrehsinn mit der Folge<br />
FA ! F1 ! F2 ! F3 ! FB.<br />
Begonnen wird der Cremonaplan mit dem Knoten, an dem nur zwei unbekannte Stabkräfte<br />
angreifen, hier z. B. mit Knoten I (auch VII wäre möglich). Im festgelegten Uhrzeigerdreh-<br />
Kräftetabelle<br />
Kräfte in kN (aus Cremonaplan)<br />
Stab Zug Druck<br />
1 4,75<br />
2 6,70<br />
3 4,00<br />
4 4,75<br />
5 1,05<br />
6 5,50<br />
7 1,75<br />
8 4,25<br />
9 3,00<br />
10 6,00<br />
11 4,25<br />
Cremonaplan<br />
Kräftemaßstab<br />
MK ¼ 1,2 m<br />
(1 cm ¼b 1,2 m)<br />
cm<br />
1 Statik in der Ebene<br />
Lageplan<br />
Längenmaßstab:<br />
ML ¼ 1 m<br />
(1 cm ¼b 1m)<br />
cm
1.3 Statik der ebenen Fachwerke 75<br />
sinn ist an die gegebene Stützkraft FA die Stabkraft FS1 (waagerecht) anzuschließen. Das<br />
geschlossene Krafteck mit FS2 kommt nur zustande, wenn von der Pfeilspitze FA die Stabkraft<br />
FS1 nach links gezogen wird.<br />
Wird das gewonnene Krafteck von FA ausgehend umfahren, erhält man den Richtungssinn der<br />
Stabkräfte in Bezug auf den Knoten I. Der gefundene Richtungssinn wird als Pfeil im Lageplan<br />
dicht neben dem Knotenpunkt I eingetragen und man erkennt: Stab 1 ist ein Druckstab (FS1<br />
drückt auf Knotenpunkt I), Stab 2 ist ein Zugstab (FS2 zieht am Knotenpunkt I). Mit dem Eintragen<br />
der Gegenpfeile an den Knotenpunkten II und III im Lageplan und der Vorzeichen (þ)für<br />
Zugstäbe und ( )für Druckstäbe im Kräfteplan ist die Bearbeitung am Knoten I abgeschlossen.<br />
Man geht nun zum Knoten II über, an dem jetzt auch nur noch zwei Stabkräfte (FS3 und FS4)<br />
unbekannt sind, FS1 wurde schon ermittelt. Mit FS1 beginnend (von links nach rechts wirkend)<br />
wird das geschlossene Krafteck im Kraftfolgesinn mit FS1, F1, FS4 und FS3 zurück zum<br />
Anfangspunkt von FS1 konstruiert. Die Reihenfolge der Knotenpunkte ist beliebig, allerdings<br />
dürfen höchstens zwei Kräfte unbekannt sein.<br />
Zum Schluss greift man die Längen für die Stabkräfte ab, berechnet diese mit dem Kräftemaßstab<br />
MK und trägt die Beträge in eine nach Zug- und Druckkräften unterteilte Tabelle ein. Ist<br />
der Fachwerkträger symmetrisch aufgebaut und belastet, genügt es, eine Hälfte des Cremonaplans<br />
zu konstruieren.<br />
Liegt ein Fachwerkstab in der Wirklinie einer äußeren Kraft wie im Knoten II, so ist die Stabkraft<br />
gleich der in Stabrichtung angreifenden Belastung, hier also FS3 ¼ F1 ¼ 4 kN.<br />
Trägt der Knoten in einem solchen Fall keine Belastung (F1 ¼ 0), so nennt man den Stab einen<br />
Nullstab. Diese Nullstäbe nehmen erst bei elastischer Verformung Kräfte auf. Meist sollen sie<br />
die Knickgefahr langer Druckstäbe verringern.<br />
Arbeitsplan zur Aufzeichnung des Cremonaplans<br />
Stützkräfte ermitteln (SFx ¼ 0, SFy ¼ 0, SM ðÞ ¼ 0). 1. Schritt<br />
Lageplan zeichnen und den Kraftfolgesinn (Umfahrungssinn) festlegen, z. B.<br />
Uhrzeigerdrehsinn.<br />
2. Schritt<br />
Krafteck der äußeren Kräfte konstruieren, z. B. mit FA, F1, F2, F3, FB. 3. Schritt<br />
Mit dem gewählten Kraftfolgesinn die Kraftecke der Stabkräfte aneinander<br />
reihen, für jeden Knoten eins in beliebiger Reihenfolge.<br />
Nach jeder Krafteckzeichnung den Richtungssinn der Stabkräfte durch Pfeile<br />
in den Lageplan übertragen und Gegenpfeile eintragen.<br />
Im Kräfteplan die Stabkräfte durch Plus- oder Minuszeichen als Zug- oder<br />
Druckkräfte kennzeichnen.<br />
Längen der Stabkräfte abgreifen und deren Beträge unterteilt nach Zug- und<br />
Druckkräften in eine Tabelle eintragen.<br />
Aufgaben Nr. 160–175<br />
4. Schritt<br />
5. Schritt<br />
6. Schritt<br />
7. Schritt
76<br />
2 Schwerpunktslehre<br />
2.1 Begriffsbestimmung für Schwerlinie, Schwerebene<br />
und Schwerpunkt<br />
Man denkt sich einen ebenen Blechabschnitt in<br />
drei Teilkörper zerlegt und durch eine Symmetrieebene<br />
mit den Teilflächen A1, A2 und A3 in zwei<br />
gleichdicke Scheiben geschnitten.<br />
Auf jeden der drei Teilkörper wirkt die Erdanziehung<br />
mit den parallelen Teil-Gewichtskräften FG1,<br />
FG2 und FG3 lotrecht nach unten. Ihre Summe –<br />
die Resultierende – ist die Gewichtskraft des<br />
Blechabschnitts FG ¼ FG1 þ FG2 þ FG3.<br />
Die Wirklinie dieser Resultierenden heißt Schwerlinie,<br />
weil auf ihr die Gewichtskraft oder Schwerkraft<br />
des Körpers wirkt.<br />
Dreht man den Körper in der Symmetrieebene in<br />
eine beliebige andere Lage, erhält man eine zweite<br />
Wirklinie der Gewichtskraft (zweite Schwerlinie,<br />
WL2). Der Schnittpunkt der beiden Schwerlinien<br />
ist der Angriffspunkt der Gewichtskraft FG für jede<br />
Körperlage und heißt Schwerpunkt S.<br />
Alle durch den Schwerpunkt gehenden Geraden<br />
oder Ebenen werden Schwerlinie oder Schwerebene<br />
genannt.<br />
Jede Symmetrielinie ist eine Schwerlinie, jede<br />
Symmetrieebene ist eine Schwerebene. Irgendwo<br />
auf ihnen liegt der Schwerpunkt.<br />
Für komplizierte Körper wird die Lage des<br />
Schwerpunkts durch Versuche ermittelt. Für einfacher<br />
aufgebaute Körper kann man sie mit Hilfe<br />
der in der Statik gewonnenen Erkenntnisse bestimmen:<br />
Man ermittelt die Wirklinie der Gewichtskraft<br />
aus den parallelen Teilgewichtskräften<br />
rechnerisch mit dem Momentensatz (Seite 38),<br />
zeichnerisch mit dem Seileckverfahren (Seite 40),<br />
und zwar für zwei zueinander rechtwinklige Lagen.<br />
In der gezeichneten Lage wird die erste Wirklinie<br />
(WL1) der Gewichtskraft FG ermittelt.<br />
Zur Bestimmung der zweiten Wirklinie<br />
(WL2) muss man sich den Körper um 90 im<br />
Uhrzeigersinn gedreht vorstellen. Es wäre<br />
auch jede andere Winkeldrehung möglich,<br />
jedoch nicht so zweckmäßig.<br />
Im Schwerpunkt S gestützt oder aufgehängt,<br />
bleibt der Körper in jeder beliebigen Lage in<br />
Ruhe, er befindet sich also im Gleichgewicht.<br />
Beachte: Hat der Körper eine Symmetrielinie,<br />
so liegt damit schon eine Schwerlinie<br />
fest. Man braucht dann nur noch die zweite,<br />
rechtwinklig dazu stehende Schwerlinie zu<br />
bestimmen.<br />
Beachte: Der Schwerpunkt ist derjenige körperfeste<br />
Punkt, durch den in jeder Lage des<br />
Körpers die Resultierende der Gewichtskräfte<br />
aller Einzelteilchen hindurchgeht.
2.2 Der Flächenschwerpunkt 77<br />
2.2 Der Flächenschwerpunkt<br />
2.2.1 Flächen haben einen Schwerpunkt<br />
Es soll der Lösungsansatz zur Schwerpunktsbestimmung<br />
für eine dünne, symmetrische Blechscheibe<br />
mit Hilfe des Momentensatzes entwickelt<br />
werden. Dazu denkt man sich die Scheibe aus<br />
zwei Teilstücken mit den Teilflächen A1 und A2<br />
und der Dicke s zusammengesetzt.<br />
Der Schwerpunkt muss auf der Symmetrielinie x<br />
liegen. Man braucht nur noch den Schwerpunktsabstand<br />
x0 von der rechten Blechkante zu bestimmen.<br />
Die Teilgewichtskräfte FG1 und FG2 berechnet man<br />
aus dem Volumen der Teilstücke, der Dichte r<br />
ihres Werkstoffs und der Fallbeschleunigung g.<br />
Das Volumen der Teilstücke wird aus den Teilflächen<br />
A1, A2 und der Blechdicke s bestimmt.<br />
Die Gewichtskraft FG der ganzen Blechscheibe berechnet<br />
man in gleicher Weise mit der Gesamtfläche<br />
A ¼ A1 þ A2.<br />
Dann wird der Momentensatz aufgestellt (Seite 38).<br />
Für die Gewichtskräfte setzt man die oben gefundenen<br />
Beziehungen ein und entwickelt daraus eine<br />
Bestimmungsgleichung für den Schwerpunktsabstand<br />
x0, aus der sich die Blechdicke s, die Dichte<br />
r und die Fallbeschleunigung g herauskürzen.<br />
Das Ergebnis zeigt, dass die Schwerpunktslage<br />
auch mit den Teilflächen und der Gesamtfläche ermittelt<br />
werden kann.<br />
Auch Flächen haben also einen Schwerpunkt.<br />
Die Bestimmung des Flächenschwerpunkts ist z. B.<br />
für die Berechnung von Flächenmomenten zweiten<br />
Grades in der Festigkeitslehre erforderlich.<br />
FG1 ¼ m1g ¼ V1 rg<br />
FG2 ¼ m2g ¼ V2 rg<br />
V1 ¼ A1s und V2 ¼ A2s<br />
folglich ist<br />
FG1 ¼ A1srg und FG2 ¼ A2 srg<br />
FG ¼ FG1 þ FG2 ¼ðA1 þ A2Þ srg<br />
FG ¼ Asrg<br />
Momentensatz:<br />
þFG x0 ¼þFG1x1 þ FG2 x2<br />
Vorzeichen beachten. Linksdrehsinn ist<br />
positiv.<br />
Asrgx0 ¼ A1srgx1 þ A2 srgx2<br />
x0 ¼ ðA1x1 þ A2x2Þ srg<br />
¼<br />
Asrg<br />
A1x1 þ A2x2<br />
A<br />
Ax0 ¼ A1x1 þ A2x2 þ þAnxn ¼ SAnxn<br />
Momentensatz für Flächen<br />
Beachte: Für die Flächenmomente Ax sind<br />
die Vorzeichen entsprechend dem Drehsinn<br />
einzusetzen (links þ, rechts ).<br />
Die Flächenmomente Ax heißen nach<br />
DIN 1304 Flächenmomente 1. Grades.
78<br />
2.2.2 Schwerpunkte einfacher Flächen<br />
Dreieck<br />
Der Schwerpunkt der Dreieckfläche liegt im<br />
Schnittpunkt der Seitenhalbierenden.<br />
Schwerpunktsabstand y0 ¼ h<br />
3<br />
Parallelogramm<br />
Der Schwerpunkt der Parallelogrammfläche<br />
liegt im Schnittpunkt der Diagonalen.<br />
Schwerpunktsabstand y0 ¼ h<br />
2<br />
Trapez<br />
Man trägt an die Seite a die Seite b an und umgekehrt.<br />
Damit kann die Strecke AB gezeichnet<br />
werden. Durch eine Gerade verbindet man die Mitten<br />
der Seiten a und b miteinander. Der Schnittpunkt<br />
ist der Flächenschwerpunkt.<br />
Schwerpunktsabstände<br />
Kreisausschnitt<br />
y0 ¼ h<br />
3<br />
y0 0 ¼ h<br />
3<br />
Schwerpunktsabstand y0 ¼ 2<br />
3<br />
a þ 2b<br />
a þ b<br />
2a þ b<br />
a þ b<br />
Halbkreisfläche: y0 ¼ 4R<br />
Viertelkreisfläche:<br />
¼ 0,4244 R<br />
3p<br />
pffiffiffiffiffi<br />
4 2R<br />
y0 ¼ ¼ 0,6002 R<br />
3p<br />
Sechstelkreisfläche: y0 ¼ 2R<br />
Kreisringstück<br />
¼ 0,6366 R<br />
p<br />
Schwerpunktsabstand<br />
(Winkel a in Grad<br />
einsetzen)<br />
y0 ¼ 38,197 ðR3 r3 ðR<br />
Þ sin a<br />
2 r2Þ a<br />
Rs<br />
b<br />
Seitenhalbierende<br />
A<br />
S<br />
Diagonale<br />
h<br />
a<br />
S<br />
a<br />
y 0<br />
S<br />
y 0<br />
h<br />
h<br />
b<br />
y’ 0<br />
y 0<br />
a<br />
2<br />
b<br />
2<br />
Die Seite a kann auch nach rechts an die Seite<br />
b, und die Seite b nach links an die Seite a<br />
angetragen werden.<br />
Radius R<br />
Mittelpunkt M<br />
Bogen b<br />
Sehne s<br />
S<br />
<br />
y 0<br />
Bogenlänge b ¼ 2Ra =57,3<br />
Sehnenlänge s ¼ 2R sin a<br />
R<br />
r<br />
S<br />
<br />
M<br />
2 Schwerpunktslehre<br />
y 0<br />
b<br />
B
2.2 Der Flächenschwerpunkt 79<br />
Kreisabschnitt<br />
Schwerpunktsabstand y0 ¼ s3<br />
12A<br />
2.2.3 Schwerpunkte zusammengesetzter Flächen<br />
2.2.3.1 Rechnerische Bestimmung des Flächenschwerpunkts<br />
Der Schwerpunkt zusammengesetzter Flächen<br />
wird mit dem Momentensatz für Flächen nach<br />
2.2.1 bestimmt. Ist die Fläche unsymmetrisch,<br />
muss man die Lage zweier Schwerlinien ermitteln.<br />
Ihr Schnittpunkt ist der Schwerpunkt S.<br />
Man zerlegt die Fläche in Teilflächen mit bekannter<br />
Schwerpunktslage, z. B. in ein Rechteck A1<br />
und ein Quadrat A2, und zeichnet die Teil-Schwerpunkte<br />
S1 und S2 ein. Dann wird ein Momentenbezugspunkt<br />
0 festgelegt, und zwar möglichst so,<br />
dass alle Flächenmomente den gleichen Drehsinn<br />
erhalten. Man wählt hier die rechte untere Ecke<br />
der Fläche und legt durch diesen Punkt ein rechtwinkliges<br />
Achsenkreuz.<br />
Aus den gegebenen Abmessungen berechnet man<br />
die Teilflächen A1 und A2, ihre Schwerpunktsabstände<br />
x1, x2 von der y-Achse und y1, y2 von der<br />
x-Achse und die Gesamtfläche A.<br />
Aus 2.2.1 ist bekannt, dass die Flächeninhalte wie<br />
Gewichtskräfte behandelt werden können. Das<br />
wird durch vertikal nach unten und horizontal<br />
nach rechts gerichtete Pfeile in den Teilschwerpunkten<br />
angedeutet. Den Gesamtschwerpunkt S<br />
legt man an eine beliebige Stelle und trägt die beiden<br />
Pfeile A für die Gesamtfläche und die Schwerpunktsabstände<br />
x0 und y0 ein.<br />
Sehnenlänge s ¼ 2R sin a<br />
Flächeninhalt<br />
Rðb<br />
A ¼<br />
sÞþsh<br />
2<br />
Bogenhöhe h ¼ 2R sin 2 ða=2Þ<br />
A1 ¼ 80 mm 60 mm ¼ 4 800 mm 2<br />
A2 ¼ 40 mm 40 mm ¼ 1 600 mm 2<br />
A ¼ A1 þ A2 ¼ 6 400 mm 2<br />
x1 ¼ 30 mm x2 ¼ 80 mm<br />
y1 ¼ 40 mm y2 ¼ 20 mm
80<br />
Mit Hilfe der vertikalen „Flächenpfeile“ kann man<br />
nun den Momentensatz für Flächen bezogen auf<br />
den Punkt 0 aufstellen. Dabei muss man auf den<br />
Momentendrehsinn achten. In diesem Fall sind alle<br />
Momente linksdrehend. Sie erhalten das positive<br />
Vorzeichen.<br />
Aus dem Momentensatz entwickelt man eine<br />
Bestimmungsgleichung für den Schwerpunktsabstand<br />
x0 und berechnet ihn daraus.<br />
Zur Ermittlung der waagerechten Schwerlinie<br />
stellt man noch einmal den Momentensatz für den<br />
Bezugspunkt 0 auf, diesmal mit den waagerechten<br />
„Flächenpfeilen“. Daraus berechnet man den Abstand<br />
y0 des Schwerpunkts S von der x-Achse auf<br />
die gleiche Weise wie vorher den Abstand x0. Bei<br />
diesem Ansatz sind alle Momente rechtsdrehend,<br />
also negativ.<br />
Mit dem Schnittpunkt der beiden Schwerlinien ist<br />
der Schwerpunkt S der Gesamtfläche bestimmt.<br />
Momentensatz:<br />
þAx0 ¼þA1x1 þ A2x2<br />
x0 ¼ A1x1 þ A2x2<br />
A<br />
x0 ¼ 4 800 mm2 30 mm þ 1 600 mm 2 80 mm<br />
6 400 mm 2<br />
x0 ¼ 42,5 mm<br />
Die vertikale Schwerlinie hat einen Abstand<br />
x0 ¼ 42,5 mm von der y-Achse.<br />
Momentensatz:<br />
Ay0 ¼ A1y1 A2y2<br />
y0 ¼ A1y1 þ A2y2<br />
A<br />
y0 ¼ 4 800 mm2 40 mm þ 1 600 mm 2 20 mm<br />
6 400 mm 2<br />
y0 ¼ 35 mm<br />
Die waagerechte Schwerlinie hat einen Abstand<br />
y0 ¼ 35 mm von der x-Achse.<br />
Arbeitsplan zur rechnerischen Bestimmung des Flächenschwerpunkts:<br />
Fläche in Teilflächen mit bekanntem Schwerpunkt zerlegen. 1. Schritt<br />
Momentenbezugspunkt 0 festlegen. 2. Schritt<br />
Gesamtschwerpunkt mit angenommener Lage sowie Schwerpunktsabstände<br />
x0 und y0 einzeichnen.<br />
3. Schritt<br />
Teilflächen, Gesamtfläche und Teilschwerpunktsabstände berechnen. 4. Schritt<br />
Momentensatz für zwei zueinander senkrechte Achsen aufstellen, Momentendrehsinn<br />
beachten.<br />
2 Schwerpunktslehre<br />
5. Schritt<br />
Nach x0 und y0 auflösen und Schwerpunktsabstände ausrechnen. 6. Schritt
2.2 Der Flächenschwerpunkt 81<br />
2.2.3.2 Ûbung zur Bestimmung des Flächenschwerpunkts<br />
1. Ûbung: Für die skizzierte zusammengesetzte<br />
Fläche soll die Lage des Schwerpunkts rechnerisch<br />
bestimmt werden.<br />
Lösung: Die Fläche muss in drei Teilflächen mit<br />
bekanntem Schwerpunkt zerlegt werden: in die<br />
Halbkreisfläche A1, die Rechteckfläche A2 und die<br />
Quadratfläche A3. Dann werden die Schwerpunktsabstände<br />
x1, x2 und x3 eingezeichnet.<br />
Als Momentenbezugspunkt 0 wird der Schnittpunkt<br />
zwischen Symmetrielinie und Halbkreisachse<br />
gewählt.<br />
Nun legt man den Gesamtschwerpunkt S in der<br />
Lage fest, in der man ihn vermutet, und trägt den<br />
Schwerpunktsabstand x0 in die Skizze ein.<br />
Dann führt man die Rechnung in drei weiteren<br />
Schritten aus:<br />
Zuerst werden die Teilflächen, die Gesamtfläche<br />
und die Teilschwerpunktsabstände berechnet.<br />
Jetzt wird der Momentensatz für den Bezugspunkt<br />
0 aufgestellt. Das Moment der Teilfläche A1 ist<br />
rechtsdrehend, also negativ. Die Momente der anderen<br />
Teilflächen sind positiv.<br />
Den Momentensatz löst man nach x0 auf und beachtet<br />
dabei sorgfältig die Vorzeichen. Die Rechnung<br />
ergibt einen negativen Wert für x0. Das bedeutet,<br />
dass der Drehsinn für das Moment der<br />
Gesamtfläche falsch angenommen wurde (siehe<br />
Momentensatz für Kräfte, 1.2.5.1, Seite 38), d. h.<br />
der Schwerpunkt S liegt nicht links, sondern rechts<br />
vom Bezugspunkt 0.<br />
Die zweite Schwerlinie braucht man nicht zu ermitteln.<br />
Es ist die waagerechte Symmetrielinie.<br />
A1 ¼ p<br />
8 ð70 mmÞ2 ¼ 1 923 mm 2<br />
A2 ¼ 600 mm 2 A3 ¼ 400 mm 2<br />
A ¼ A1 þ A2 þ A3 ¼ 2 923 mm 2<br />
1. Schritt<br />
2. Schritt<br />
3. Schritt<br />
4. Schritt<br />
x1 ¼ 0,4244 R ¼ 0,4244 35 mm ¼ 14,9 mm<br />
x2 ¼ 10 mm x3 ¼ 30 mm<br />
þAx0 ¼ A1x1 þ A2x2 þ A3x3<br />
x0 ¼ A1x1 þ A2 x2 þ A3 x3<br />
A<br />
x0 ¼<br />
10 650 mm3<br />
¼<br />
2 923 mm2 3,6 mm<br />
5. Schritt<br />
6. Schritt<br />
Ergebnis: Der Schwerpunkt S liegt auf der<br />
Symmetrielinie 3,6 mm rechts vom Halbkreismittelpunkt.<br />
Beachte: Ergibt sich ein negativer Schwerpunktsabstand,<br />
dann liegt der Schwerpunkt<br />
auf der anderen Seite des Bezugspunkts.
82<br />
2. Ûbung: Aus einer Rechteckfläche sind ein kleineres<br />
Rechteck und eine Kreisfläche symmetrisch<br />
ausgespart. Der Schwerpunkt der Gesamtfläche<br />
soll rechnerisch bestimmt werden.<br />
Lösung: Die Gesamtfläche ist aus drei Teilflächen<br />
entstanden: Von der großen Rechteckfläche A1<br />
wurden die Kreisfläche A2 und die kleine Rechteckfläche<br />
A3 fortgenommen. A2 und A3 werden als<br />
„negative“ Flächen bezeichnet.<br />
In der Skizze kennzeichnet man die Teilfläche A1<br />
durch einen nach rechts gerichteten Pfeil, die „negativen“<br />
Teilflächen A2 und A3 durch nach links<br />
gerichtete Pfeile. Die Schwerpunktsabstände y1, y2<br />
und y3 werden eingetragen.<br />
Als Momentenbezugspunkt 0 wählt man einen<br />
Punkt auf der oberen Rechteckseite. Man kann<br />
sich dann bei der Annahme des Gesamtschwerpunkts<br />
S nicht irren; er muss unterhalb des Bezugspunkts<br />
liegen. In die Skizze trägt man den Abstand<br />
y0 und für die Gesamtfläche A einen nach<br />
rechts gerichteten Pfeil ein.<br />
Die Rechnung wird wieder mit der Berechnung<br />
der Teilflächen, der Gesamtfläche und der Teilschwerpunktsabstände<br />
begonnen.<br />
Beim Aufstellen des Momentensatzes für den Bezugspunkt<br />
0 muss man bei der Festlegung des<br />
Drehsinns die eingezeichneten Pfeilrichtungen beachten.<br />
Die negativen Flächen wirken wie negative<br />
Kräfte. Der Drehsinn ihrer Momente ist entgegen<br />
dem der positiven Flächen gerichtet.<br />
Der Momentensatz wird nun nach y0 aufgelöst,<br />
und der Schwerpunktsabstand wird aus der entwickelten<br />
Gleichung ausgerechnet. Das positive<br />
Ergebnis zeigt, dass der Schwerpunkt S auf der<br />
richtigen Seite des Bezugspunktes 0 angenommen<br />
wurde.<br />
Die zweite Schwerlinie ist die Symmetrielinie der<br />
Fläche.<br />
Aufgaben 201–219<br />
A1 ¼ 4800 mm 2 , A2 ¼ 314 mm 2<br />
A3 ¼ 800 mm 2<br />
A ¼ A1 A2 A3 ¼ 3 686 mm 2<br />
1. Schritt<br />
2. Schritt<br />
3. Schritt<br />
4. Schritt<br />
y1 ¼ 30 mm; y2 ¼ 20 mm; y3 ¼ 50 mm<br />
5. Schritt<br />
þAy0 ¼þA1y1 A2y2 A3y3<br />
Beachte: Für negative Flächen (Aussparungen)<br />
kehrt sich der Momentendrehsinn um.<br />
y0 ¼ A1y1 A2y2 A3y3<br />
A<br />
6. Schritt<br />
y0 ¼ 144 000 mm3 6 280 mm 3 40 000 mm 3<br />
3 686 mm 2<br />
y0 ¼ 26,5 mm<br />
2 Schwerpunktslehre<br />
Ergebnis: Der Schwerpunkt S liegt auf der<br />
Symmetrielinie 26,5 mm unterhalb der<br />
oberen Rechteckseite.
2.3 Der Linienschwerpunkt 83<br />
2.3 Der Linienschwerpunkt<br />
2.3.1 Linien haben einen Schwerpunkt<br />
Wie in 2.2.1 geht man wieder von der Schwerpunktsbestimmung<br />
für einen Körper aus. Es wird<br />
ein zweifach abgekanteter Stab untersucht. Er hat<br />
auf der ganzen Länge den gleichen Querschnitt A.<br />
Man stellt sich den Stab in drei gerade Teilstücke<br />
mit den Teillängen l1, l2, l3 zerlegt vor. Der ganze<br />
Stab ist symmetrisch in Bezug auf die eingezeichnete<br />
x-Achse.<br />
Die Teilgewichtskräfte FG1, FG2, FG3 berechnet<br />
man aus dem Volumen der Teilstücke, der Dichte<br />
ihres Werkstoffes und der Fallbeschleunigung. Das<br />
Volumen der Teilstücke wird aus ihren Teillängen<br />
l1, l2, l3 und der Querschnittsfläche A berechnet.<br />
Die Gewichtskraft FG des ganzen Stabes berechnet<br />
man in gleicher Weise mit der Gesamtlänge<br />
l ¼ l1 þ l2 þ l3.<br />
Dann wird der Momentensatz nach 1.2.5.1, (Seite<br />
38) aufgestellt, die für die Gewichtskräfte gefundenen<br />
Beziehungen eingesetzt und daraus eine Bestimmungsgleichung<br />
für den Schwerpunktsabstand<br />
x0 entwickelt. Die Fläche A, die Dichte r und die<br />
Fallbeschleunigung g kürzen sich wieder heraus.<br />
Das Ergebnis zeigt, dass die Schwerpunktslage<br />
auch mit den Teillängen und der Gesamtlänge ermittelt<br />
werden kann.<br />
Auch Linien haben also einen Schwerpunkt.<br />
Man muss ihn z. B. als Schnittkantenschwerpunkt<br />
bei der Konstruktion von Stanzwerkzeugen bestimmen.<br />
2.3.2 Schwerpunkte einfacher Linien<br />
Gerade Linie (Strecke)<br />
Der Schwerpunkt einer Strecke liegt auf ihrer<br />
Mitte.<br />
Schwerpunktsabstand y0 ¼ l<br />
2<br />
FG1 ¼ m1g ¼ V1rg ¼ Al1 rg<br />
FG2 ¼ m2g ¼ V2rg ¼ Al2 rg<br />
FG3 ¼ m3g ¼ V3rg ¼ Al3 rg<br />
FG ¼ FG1 þ FG2 þ FG3 ¼ðl1 þ l2 þ l3Þ Arg<br />
FG ¼ Alrg<br />
þFG x0 ¼þFG1 x1 þ FG2 x2 þ FG3 x3<br />
Alrgx0 ¼ Al1 rgx1 þ Al2 rgx2 þ Al3 rgx3<br />
x0 ¼ ðl1x1 þ l2x2 þ l3x3Þ Arg<br />
lArg<br />
x0 ¼ l1x1 þ l2x2 þ l3x3<br />
l<br />
lx0 ¼ l1x1 þ l2x2 þ þlnxn ¼ Slnxn<br />
Momentensatz für Linien<br />
Beachte: Für die Linienmomente lx sind die<br />
Vorzeichen entsprechend dem Drehsinn einzusetzen<br />
(links þ, rechts ).
84<br />
Dreiecksumfang<br />
Die Dreiecksseiten werden halbiert und das Hilfsdreieck<br />
ABC gezeichnet. Der Schwerpunkt ist der<br />
Mittelpunkt des darin einbeschriebenen Kreises.<br />
Schwerpunktsabstand y0 ¼ h<br />
2<br />
a þ b<br />
a þ b þ c<br />
Parallelogrammumfang<br />
Der Schwerpunkt des Parallelogrammumfangs<br />
(Quadrat, Rechteck, Rhombus, Rhomboid) liegt<br />
im Schnittpunkt der Diagonalen.<br />
Schwerpunktsabstand y0 ¼ h<br />
2<br />
Kreisbogen<br />
Schwerpunktsabstand y0 ¼ Rs<br />
b<br />
2 R<br />
Halbkreisbogen: y0 ¼ ¼ 0,6366R<br />
p<br />
pffiffiffi 2 2 R<br />
Viertelkreisbogen: y0 ¼ ¼ 0,9003R<br />
p<br />
Sechstelkreisbogen: y0 ¼<br />
3 R<br />
p<br />
¼ 0,9549R<br />
Bogenlänge b ¼ 2Ra =57,3<br />
Sehnenlänge s ¼ 2R sin a<br />
2.3.3 Schwerpunkte zusammengesetzter Linien (Linienzüge)<br />
2.3.3.1 Rechnerische Bestimmung des Linienschwerpunkts<br />
Für Linienzüge wird der Schwerpunkt mit dem Momentensatz für Linien nach 2.3.1 bestimmt.<br />
Bei unsymmetrischen Linienzügen muss man die Lage für zwei Schwerlinien bestimmen.<br />
Im Ûbrigen gelten die gleichen Regeln wie für den Momentensatz für Flächen<br />
(siehe Seite 77).<br />
Man zerlegt den Linienzug in Teillinien mit bekannter<br />
Schwerpunktslage, z. B. in zwei Strecken<br />
l1, l3 und einen Halbkreisbogen l2, und zeichnet<br />
die Teilschwerpunkte S1, S2, S3 ein. Die Lage des<br />
Gesamtschwerpunkts S wird angenommen. Dann<br />
wird ein Momentenbezugspunkt 0 festgelegt. Bei<br />
symmetrischen Linienzügen wählt man dafür<br />
zweckmäßig einen Punkt auf der Symmetrielinie.<br />
2 Schwerpunktslehre
2.3 Der Linienschwerpunkt 85<br />
Aus den gegebenen Abmessungen des Linienzuges<br />
berechnet man die Längen der Teillinien l1,<br />
l2, l3, ihre Schwerpunktsabstände x1, x2, x3 von der<br />
y-Achse und die Gesamtlänge l ¼ l1 þ l2 þ l3.<br />
Der Momentensatz für Linien liefert nun wieder<br />
eine Bestimmungsgleichung für den Schwerpunktsabstand<br />
x0, aus der man x0 berechnet. Das Ergebnis<br />
ist positiv, folglich wurde der Gesamtschwerpunkt<br />
auf der richtigen Seite des Bezugspunktes 0<br />
angenommen. Das war auch nicht anders zu erwarten,<br />
weil der Bezugspunkt an das Ende des Linienzuges<br />
gelegt worden war.<br />
Die zweite Schwerlinie ist die Symmetrielinie des<br />
Linienzuges.<br />
Aufgaben Nr. 220–238<br />
l1 ¼ l3 ¼ 50 mm<br />
l2 ¼ pR ¼ p 20 mm ¼ 62,8 mm<br />
l ¼ l1 þ l2 þ l3 ¼ 162,8 mm<br />
x1 ¼ 25 mm x3 ¼ 25 mm<br />
x2 ¼ l1 þ 0,6366R ¼<br />
¼ 50 mm þ 0,6366 20 mm ¼ 62,7 mm<br />
Momentensatz:<br />
þlx0 ¼þl1x1 þ l2 x2 þ l3 x3<br />
x0 ¼ l1x1 þ l2 x2 þ l3 x3<br />
l<br />
x0 ¼ 1 250 mm2 þ 3 938 mm 2 þ 1 250 mm 2<br />
162,8 mm<br />
x0 ¼ 39,5 mm<br />
Der Schwerpunkt liegt auf der Symmetrielinie<br />
39,5 mm links vom rechten Ende des<br />
Linienzuges.<br />
Arbeitsplan zur rechnerischen Bestimmung des Linienschwerpunkts:<br />
Linienzug in Teillinien mit bekanntem Schwerpunkt zerlegen. 1. Schritt<br />
Momentenbezugspunkt 0 festlegen. 2. Schritt<br />
Gesamtschwerpunkt S mit angenommener Lage und den Schwerpunktsabständen<br />
x0, y0 einzeichnen.<br />
3. Schritt<br />
Teillängen, Gesamtlänge und Teilschwerpunktsabstände berechnen. 4. Schritt<br />
Momentensatz für zwei zueinander rechtwinklige Achsen aufstellen,<br />
Momentendrehsinn beachten.<br />
5. Schritt<br />
Nach x0 und y0 auflösen und Schwerpunktsabstände ausrechnen. 6. Schritt
86<br />
2.4 Guldin’sche Regeln<br />
2.4.1 Volumenberechnung<br />
Ein Rotationskörper entsteht durch Drehung seiner<br />
Profilfläche um seine Symmetrieachse. Bei einer<br />
Drehung „erzeugt“ die Profilfläche das Volumen<br />
des Körpers. Man kann sich vorstellen, dass jedes<br />
Flächenteilchen an der Erzeugung mit einem bestimmten<br />
Anteil beteiligt ist.<br />
Das kleine Flächenteilchen DA erzeugt das Ringvolumen<br />
DV ¼ 2px DA. Die Summe aller Teilvolumen<br />
ist das Gesamtvolumen V.<br />
Der Summenausdruck SDAx ist die Momentensumme<br />
aller Teilflächen, bezogen auf die Drehachse<br />
(siehe 2.2.1 Momentensatz für Flächen), und damit<br />
gleich dem Moment Ax0 der ganzen Profilfläche A.<br />
Daraus ergibt sich die Guldin’sche Volumenregel:<br />
Das Volumen eines Rotationskörpers ist das<br />
Produkt aus der Profilfläche und ihrem Schwerpunktsweg<br />
bei einer Umdrehung.<br />
2.4.2 Oberflächenberechnung<br />
Oberflächen oder Mantelflächen von Rotationskörpern<br />
entstehen durch Drehung ihrer Profillinie<br />
um die Symmetrieachse. Dabei ist jedes Längenteilchen<br />
der Profillinie mit einem bestimmten Flächenanteil<br />
beteiligt.<br />
Die kleine Teillänge Dl erzeugt bei einer Drehung<br />
die Ringfläche DA ¼ 2px Dl. Die Summe aller<br />
Teilflächen ist die Mantelfläche A.<br />
Der Summenausdruck SDlx ist die Momentensumme<br />
aller Teillängen, bezogen auf die Drehachse<br />
(siehe 2.3.1 Momentensatz für Linien) und damit<br />
gleich dem Moment der ganzen Profillinie l. Daraus<br />
ergibt sich die Guldin’sche Oberflächenregel:<br />
Die Oberfläche (Mantelfläche) eines Rotationskörpers<br />
ist das Produkt aus der Länge der Profillinie<br />
und ihrem Schwerpunktsweg bei einer<br />
Umdrehung.<br />
V ¼ SDV ¼ S2px DA ¼ 2pSDAx<br />
SDAx ¼ Ax0. Setzt man Ax0 in die erste<br />
Gleichung ein, dann wird V ¼ 2pAx0. Darin<br />
ist das Produkt 2px0 der Weg, den der<br />
Schwerpunkt S der Profilfläche bei einer<br />
Umdrehung zurücklegt.<br />
V ¼ A 2px0<br />
2 Schwerpunktslehre<br />
Volumen<br />
A Profilfläche<br />
x0 Schwerpunktsabstand der Profilfläche<br />
von der Drehachse nach 2.2.3.1<br />
A ¼ SDA ¼ S2px Dl ¼ 2pSDlx<br />
SDlx ¼ lx0. Setzt man lx0 in die erste<br />
Gleichung ein, dann wird A ¼ 2plx0.<br />
Darin ist das Produkt 2px0 der Weg, den<br />
der Schwerpunkt S der Profillinie bei einer<br />
Umdrehung zurücklegt.<br />
Oberfläche<br />
A ¼ l 2px0<br />
Mantelfläche<br />
l Länge der Profillinie<br />
x0 Schwerpunktsabstand der Profillinie<br />
von der Drehachse nach 2.3.3.1.
2.5 Gleichgewichtslagen und Standsicherheit 87<br />
2.4.3 Ûbungen mit den Guldin’schen Regeln<br />
1. Ûbung: Der Rauminhalt der Kugel<br />
Lösung: Die erzeugende Profilfläche ist eine<br />
Halbkreisfläche mit dem Radius r und dem<br />
Schwerpunktsabstand x0 ¼ 4r=3p von der Drehachse<br />
(siehe 2.2.2).<br />
2. Ûbung: Der Rauminhalt des Kegels<br />
Lösung: Die erzeugende Fläche ist ein Dreieck<br />
mit der Höhe h, der Grundlinie r und dem Schwerpunktsabstand<br />
x0 ¼ r=3 von der Drehachse.<br />
3. Ûbung: Die Oberfläche der Kugel<br />
Lösung: Die Profillinie ist ein Halbkreisbogen mit<br />
dem Radius r und dem Schwerpunktsabstand<br />
x0 ¼ 2r=p von der Drehachse (siehe 2.3.2).<br />
4. Ûbung: Die Mantelfläche des Kegels<br />
Lösung: Die erzeugende Linie ist die Mantellinie<br />
mit der Länge s und dem Schwerpunktsabstand<br />
x0 ¼ r=2 von der Drehachse.<br />
V ¼ A 2px0 ¼ pr2<br />
2<br />
V ¼ 4<br />
3 pr3<br />
V ¼ A 2px0 ¼ rh<br />
2<br />
V ¼ p<br />
3 r 2 h<br />
2p 4r 4<br />
¼<br />
3p 3 pr3<br />
r 1<br />
2p ¼<br />
3 3 pr2 h<br />
A ¼ l 2px0 ¼ pr 2p 2r<br />
¼ 4pr2<br />
p<br />
A ¼ 4pr 2<br />
2.5 Gleichgewichtslagen und Standsicherheit<br />
A ¼ l 2px0 ¼ s 2p r<br />
¼ prs<br />
2<br />
A ¼ prs<br />
Aufgaben Nr. 239–264<br />
2.5.1 Gleichgewichtslagen<br />
Die Lage des Schwerpunkts eines Körpers bezogen auf seine Standfläche bestimmt seine<br />
Standsicherheit. Man unterscheidet folgende Gleichgewichtslagen:<br />
2.5.1.1 Stabiles Gleichgewicht<br />
liegt vor, wenn der Schwerpunkt S bei einer Lageänderung<br />
gehoben wird. Hierbei entsteht immer<br />
ein rückstellendes Kraftmoment, das den Körper<br />
wieder in die Ausgangslage zurückführt.<br />
2.5.1.2 Labiles Gleichgewicht<br />
liegt vor, wenn der Schwerpunkt S bei schon kleiner<br />
Lageänderung gesenkt wird. Hierbei entsteht immer<br />
ein ablenkendes Kraftmoment, das den Körper<br />
immer weiter aus der Ausgangslage herausführt.<br />
2.5.1.3 Indifferentes Gleichgewicht<br />
liegt vor, wenn der Schwerpunkt S bei kleinster<br />
Lageänderung weder gehoben noch gesenkt wird.<br />
Hierbei entstehen weder rückstellende noch ablenkende<br />
Kraftmomente.
88<br />
2.5.2 Standsicherheit<br />
2.5.2.1 Kippmoment, Standmoment, Standsicherheit<br />
Das Kippen eines Körpers soll untersucht werden:<br />
Der skizzierte Körper steht frei beweglich auf einer<br />
rauen horizontalen Standfläche. Die waagerecht<br />
wirkende Kraft F greift im Abstand a so hoch von<br />
der Standfläche an, dass der Körper nicht nach<br />
rechts wegrutscht. Bei genügend großer Kraft F<br />
wird der Körper eine Drehbewegung um die Körperkante<br />
K (Kippkante) ausführen: Der Körper<br />
kippt.<br />
Im Augenblick des Ankippens wirkt das (rechtsdrehende)<br />
Kippmoment Mk ¼ Fa um die Kippkante<br />
K.<br />
Mk ¼ Fa Kippmoment<br />
Zugleich wirkt dem Kippmoment Mk entgegengerichtet<br />
(linksdrehend) das Standmoment<br />
Ms ¼ FGb, das den Körper in der Ruhelage zu halten<br />
sucht.<br />
Der Körper wird nicht kippen, solange das Standmoment<br />
Ms größer ist als das Kippmoment Mk.<br />
Der Sicherheitsgrad gegen das Kippen wird durch<br />
das Verhältnis beider Momente ausgedrückt. Dieses<br />
Momentenverhältnis nennt man die Standsicherheit<br />
S.<br />
Ist S ¼ 1, also FGb ¼ Fa, so geht die Resultierende<br />
Fr der beiden Kräfte durch die Kippkante K<br />
(keine Drehung). Der Körper befindet sich gerade<br />
noch im Gleichgewicht. Je mehr sich Punkt B dem<br />
Punkt A nähert, umso größer ist die Standsicherheit<br />
(S > 1). Fällt B mit A zusammen, ist die<br />
Standsicherheit unendlich groß.<br />
Wandert Punkt B über die Kippkante K hinaus auf<br />
Punkt C, so ist S < 1 und der Körper kippt um.<br />
Es kann notwendig sein, die Untersuchung zur<br />
Standsicherheit für mehrere Kippkanten durchzuführen,<br />
z. B. bei beladenen Fahrzeugen und Kränen<br />
(siehe Ûbung).<br />
Beim Berechnen von Ms und Mk addiert man die<br />
Kraftmomente jeweils mit positivem Vorzeichen,<br />
im Gegensatz zur sonst üblichen Vorzeichenregel<br />
(siehe Ûbung).<br />
Ms ¼ FG b Standmoment<br />
S ¼ Ms<br />
¼<br />
Mk<br />
FG b<br />
Fa<br />
Standsicherheit<br />
S > 1 sicherer Stand<br />
S ¼ 1 Kippgrenze<br />
S < 1 kippen<br />
Eine Betrachtung der geometrischen Verhältnisse<br />
zeigt:<br />
Die Abstände f und a verhalten sich zueinander<br />
wie die Kräfte F und FG.<br />
f F<br />
¼ und daraus a ¼<br />
a FG<br />
fFG<br />
F<br />
Diesen Ausdruck in die Standsicherheitsgleichung<br />
eingesetzt, ergibt:<br />
S ¼ Ms<br />
Mk<br />
¼ FG b b<br />
¼<br />
Fa f<br />
2 Schwerpunktslehre<br />
Standsicherheit<br />
Beachte: Die Standsicherheit S hat immer<br />
das positive Vorzeichen.
2.5 Gleichgewichtslagen und Standsicherheit 89<br />
2.5.2.2 Ûbung zur Standsicherheit<br />
Die Skizze zeigt einen drehbaren Mobilkran mit<br />
den Längen l1 ¼ 1,8 m, l2 ¼ 2,5 m, l3 ¼ 7 m und<br />
l4 ¼ 0,9 m, gemessen von der vertikalen Bezugsachse<br />
durch den Kippkantenpunkt A. Die Standsicherheit<br />
für den unbelasteten Kran um den Kippkantenpunkt<br />
A und für den belasteten Kran um B<br />
soll in beiden Fällen mindestens 1,5 betragen.<br />
Die Gewichtskräfte FG1 und FG2 sind bekannt, die<br />
erforderliche Gewichtskraft FG3 soll ermittelt werden:<br />
FG1 ¼ 100 kN, FG2 ¼ 50 kN.<br />
Außerdem sind die Achslasten FA und FB für beide<br />
Fälle zu berechnen.<br />
Lösung: Für den unbelasteten Mobildrehkran ist<br />
die Gewichtskraft FG2 ¼ 0. Der Kran kann um die<br />
Hinterachse (A) kippen mit dem Kippmoment<br />
FG3l4. Standmoment ist dann das rechtsdrehend<br />
wirkende Kraftmoment FG1l1. Im umbelasteten<br />
Zustand darf FG3 höchstens 133,3 kN betragen,<br />
jede größere Gewichtskraft FG3 führt zu einer kleineren<br />
Standsicherheit S.<br />
Für den belasteten Mobildrehkran enthält die<br />
Standsicherheitsgleichung die Kraftmomente für<br />
alle drei Gewichtskräfte. Der Kran kann um die<br />
Vorderachse (B) kippen durch das rechtsdrehend<br />
wirkende Kippmoment Mk ¼ FG2ðl3 l2Þ. Im<br />
belasteten Zustand muss die Gewichtskraft FG3<br />
mindestens 78,7 kN betragen, wenn die Standsicherheit<br />
S mindestens 1,5 betragen soll. Jede<br />
größere Gewichtskraft FG3 > 78,7 kN führt zu<br />
einer größeren Standsicherheit S.<br />
Die Gewichtskraft FG3 darf also zwischen 78,7 kN<br />
und 133,3 kN betragen.<br />
Aufgaben Nr. 265–279<br />
Gegeben:<br />
l1 ¼ 1,8 m, l2 ¼ 2,5 m, l3 ¼ 7m,l4 ¼ 0,9 m<br />
FG1 ¼ 100 kN, FG2 ¼ 50 kN<br />
Smin ¼ 1,5<br />
Gesucht:<br />
Erforderliche Gewichtskraft FG3,<br />
Achslasten FA und FB.<br />
S ¼ Ms<br />
¼<br />
Mk<br />
FG1 l1<br />
FG3 l4<br />
FG3 ¼ FG1 l1<br />
Sl4<br />
¼<br />
100 kN 1,8 m<br />
¼ 133,3 kN<br />
1,5 0,9 m<br />
S ¼ Ms<br />
¼<br />
Mk<br />
FG1ðl2 l1ÞþFG3ðl2 þ l4Þ<br />
FG2ðl3 l2Þ<br />
SFG2ðl3 l2Þ ¼FG1ðl2 l1ÞþFG3ðl2 þ l4Þ<br />
FG3 ¼ SFG2ðl3 l2Þ FG1ðl2<br />
l2 þ l4<br />
l1Þ<br />
1,5 50 kN ð7 2,5Þ m 100 kN ð2,5 1,8Þ m<br />
FG3 ¼<br />
ð2,5 þ 0,9Þ m<br />
FG3 ¼ 78,7 kN
90<br />
3 Reibung<br />
3.1 Grunderkenntnisse über die Reibung<br />
Möchte man den Reitstock einer Drehmaschine auf dem Drehmaschinenbett verschieben, spürt<br />
man einen Widerstand. Diese bewegungshemmende Kraft ist die Reibungskraft. Solange sich<br />
die Berührungsflächen nicht gegeneinander bewegen, spricht man von Ruhe- oder Haftreibung,<br />
im anderen Fall von Gleitreibung. Dabei steht meistens einer der beiden Körper still (Reitstockverschiebung<br />
auf dem Bett).<br />
Durch Versuche bekommt man einige Grunderkenntnisse über die wichtigsten Gesetze der<br />
Reibung:<br />
a) Man setzt ein Wägestück von der Masse m ¼ 5 kg auf eine fest stehende Tischplatte, legt<br />
eine Schlinge darum und misst mit einer Federwaage die parallel zur Tischebene erforderliche<br />
Verschiebekraft F bei konstanter Geschwindigkeit (a). Sie ist notwendig, um die<br />
zwischen beiden Körpern wirkende Reibungskraft FR zu überwinden. Man erkennt:<br />
Die Reibungskraft FR ist eine in der Berührungsfläche wirkende Tangentialkraft. Sie versucht<br />
den schnelleren Körper (das Wägestück) zu verzögern, den langsameren oder stillstehenden<br />
Körper (den Tisch) dagegen zu beschleunigen. Die Kupplung ist ein gutes Beispiel<br />
dafür. Bewegen sich beide Körper gegensinnig zueinander, dann wirkt die Reibungskraft<br />
auf beide verzögernd.<br />
b) Verschiebt man einen Körper mit anderer Grundfläche, aber gleichem Werkstoff und gleicher<br />
Masse m ¼ 5 kg in gleicher Weise, so stellt sich an der Federwaage die gleiche Kraftanzeige<br />
ein. Man erkennt:<br />
Die Reibungskraft FR ist unabhängig von der Größe der Gleitfläche. Man kann diese merkwürdige<br />
Erscheinung damit erklären, dass auch glatte, ebene Flächen nur in drei Punkten<br />
aufliegen.<br />
c) Verdoppelt man die Masse auf 10 kg, so verdoppelt sich auch die Gewichtskraft FG und<br />
damit auch die Normalkraft FN zwischen beiden Körpern. An der Federwaage stellt sich<br />
jetzt die doppelte Verschiebekraft ein, d. h. es muss jetzt mit 20 N statt vorher mit 10 N<br />
gezogen werden. Man erkennt:<br />
Die Reibungskraft FR ist proportional der Normalkraft FN, mit der die beiden Flächen<br />
aufeinander gedrückt werden.<br />
d) Benutzt man für das Wägestück eine andere Unterlage, z. B. eine Hartfaserplatte, so stellt sich<br />
auch eine andere Verschiebekraft, also auch eine andere Reibungskraft ein. Man erkennt: Die<br />
Reibungskraft ist abhängig von den Werkstoffen der beiden aufeinander gleitenden Körper.
3.2 Gleitreibung und Haftreibung 91<br />
e) Schon bevor das Wägestück aus der Ruhe in die Bewegung gebracht wird, zeigt die Federwaage<br />
eine Kraft an, die von null bis zu einem Höchstwert ansteigt, der größer ist, als die<br />
Reibungskraft FR zwischen gleitenden Flächen. Man erkennt:<br />
Auch zwischen ruhenden Körpern kann eine Reibungskraft wirken. Man nennt sie die Haftreibungskraft<br />
FR0. Sie kann größer werden als die Gleitreibungskraft FR.<br />
f) Durch weitere Versuche kann man noch zu folgenden Erkenntnissen kommen:<br />
Bei nicht allzu großer Gleitgeschwindigkeit ist die Reibungskraft FR unabhängig von der<br />
Gleitgeschwindigkeit zwischen beiden Flächen.<br />
Auch ein rollender Körper wird durch eine Kraft abgebremst, die man den Rollwiderstand<br />
nennt. Er ist erfahrungsgemäß kleiner als die Gleit- oder Haftreibungskraft.<br />
Innerhalb bewegter (strömender) Flüssigkeiten und Gase tritt ebenfalls Reibung auf. Auch<br />
sie versucht, die schnelleren Strömungsfäden zu verlangsamen und die langsameren zu<br />
beschleunigen.<br />
3.2 Gleitreibung und Haftreibung<br />
3.2.1 Reibungswinkel, Reibungszahl und Reibungskraft<br />
Ein Körper drückt mit seiner Gewichtskraft<br />
FG ¼ Normalkraft FN auf eine horizontale Gleitfläche<br />
und wird durch die Kraft F mit gleich<br />
bleibender Geschwindigkeit v bewegt. Beim Verschieben<br />
muss die Gleitreibungskraft überwunden<br />
werden. Sie wirkt immer tangential in der Berührungsfläche.<br />
Den Richtungssinn findet man aus<br />
folgender Ûberlegung:<br />
Die Reibungskraft versucht, den schnelleren<br />
Körper zu verzögern, den langsameren (oder<br />
stillstehenden) dagegen zu beschleunigen.<br />
Ruhen beide Körper, bestimmt der zu erwartende<br />
Bewegungszustand den Richtungssinn der<br />
Reibungskraft.<br />
Der Kräfteplan zeigt die vier miteinander im<br />
Gleichgewicht stehenden Kräfte. Die eingezeichnete<br />
Diagonale ist die Resultierende aus der Normalkraft<br />
FN und der Reibungskraft FR, die als<br />
Ersatzkraft Fe bezeichnet werden kann. Man sieht,<br />
dass mit zunehmender Reibungskraft FR der Winkel<br />
r zwischen Normalkraft FN und Ersatzkraft Fe<br />
größer wird und dass die Reibungskraft der Tangensfunktion<br />
dieses Winkels proportional ist. Man<br />
nennt ihn den Reibungswinkel r. Seine Tangensfunktion<br />
wird als Reibungszahl m bezeichnet.<br />
freigemachter<br />
Körper<br />
Kräfte auf die<br />
Gleitfläche<br />
Hinweis: Das Kippproblem durch die<br />
Kräftepaare FG, FN und F, FR bleibt hier<br />
unbeachtet, siehe dazu 2.5.2.1.<br />
tan r ¼ FR<br />
) FR ¼ FN tan r<br />
FN<br />
Reibungszahl m ¼ tan r<br />
Kräfteplan
92<br />
Aus diesen Beziehungen erhält man eine Gleichung<br />
zur Berechnung der Reibungskraft FR.<br />
Ruhen beide Körper aufeinander, kann die Haftreibungskraft<br />
von null bis auf einen Höchstwert anwachsen,<br />
der größer ist als FR. Dann ist aber auch<br />
der Reibungswinkel größer als r. Man bezeichnet<br />
ihn als den Haftreibungswinkel r0. Seine Tangensfunktion<br />
ist die Haftreibungszahl m0. Sie ist größer<br />
als die Gleitreibungszahl m, weil die Oberflächenrauigkeiten<br />
im Ruhezustand ineinander eindringen können<br />
und dadurch zusätzliche Haftwirkung entsteht.<br />
Wie oben erhält man eine Gleichung zur Berechnung<br />
der maximalen Haftreibungskraft FR0 max.<br />
Die Reibungszahlen m und m0 sind kleiner als eins.<br />
Folglich sind FR und FR0 max immer ein Bruchteil<br />
der Normalkraft FN.<br />
Reibungskraft ¼ Normalkraft<br />
Reibungszahl<br />
FR ¼ FN m Reibungskraft<br />
Haftreibungszahl m 0 ¼ tan r 0<br />
m 0 > m, weil r 0 > r<br />
Beachte: Reibungszahlen können nur durch<br />
Versuche ermittelt werden (siehe 3.2.2). Sie<br />
sind unterschiedlich auch bei gleichartigen<br />
Bedingungen (Werkstoff, Schmierzustand,<br />
Rautiefen) durch nicht erfassbare Einflüsse.<br />
Angegebene Werte sind immer nur Richtwerte.<br />
maximale Normalkraft<br />
¼<br />
Haftreibungskraft Haftreibungszahl<br />
FR0 max ¼ FN m 0<br />
Tabelle 3.1 Reibungszahlen m0 und m (Klammerwerte sind die Gradzahlen für r0 und r) 1)<br />
Werkstoff<br />
Haftreibungszahl m0<br />
maximale<br />
Haftreibungskraft<br />
Gleitreibungszahl m<br />
trocken gefettet trocken gefettet<br />
Stahl auf Stahl 0,15 (8,5) 0,1 (5,7) 0,15 (8,5) 0,01 (0,6)<br />
Stahl auf Gusseisen (GJL) oder CuSn-Leg. 0,19 (10,8) 0,1 (5,7) 0,18 (10,2) 0,01 (0,6)<br />
Gusseisen (GJL) auf Gusseisen (GJL) 0,16 (9,1) 0,1 (5,7)<br />
Holz auf Holz 0,5 (26,6) 0,16 (9,1) 0,3 (16,7) 0,08 (4,6)<br />
Holz auf Metall 0,7 (35) 0,11 (6,3) 0,5 (26,6) 0,1 (5,7)<br />
Lederriemen auf Gusseisen (GJL) 0,3 (16,7)<br />
Gummiriemen auf Gusseisen (GJL) 0,4 (21,8)<br />
Textilriemen auf Gusseisen (GJL) 0,4 (21,8)<br />
Bremsbelag auf Stahl 0,5 (26,6) 0,4 (21,8)<br />
Lederdichtungen auf Metall 0,6 (31) 0,2 (11,3) 0,2 (11,3) 0,12 (6,8)<br />
1) Die angegebenen Reibungszahlen sind Mittelwerte für praktisch auftretende Streubereiche, z. B. mStahl ¼ 0,14 ...0,16.<br />
3.2.2 Ermittlung der Reibungszahlen m und m0<br />
Zur Ermittlung der Reibungszahlen benutzt man<br />
eine „Schiefe Ebene“ mit verstellbarem und ablesbarem<br />
Neigungswinkel. Schiefe Ebene ist die übliche<br />
Bezeichnung für „geneigte“ Ebenen mit dem<br />
Ebenenwinkel a 6¼ 0.<br />
Der Prüfkörper bleibt bei zunehmender Neigung<br />
der Ebene solange in Ruhe, bis der Neigungswinkel<br />
a gleich dem Haftreibungswinkel r0 ist.<br />
Liegt die Ebene unter dem Reibungswinkel r,<br />
dann gleitet der Körper nach dem Anstoßen mit<br />
gleich bleibender Geschwindigkeit abwärts.<br />
3 Reibung
3.2 Gleitreibung und Haftreibung 93<br />
In beiden Fällen ist der Prüfkörper im Gleichgewicht;<br />
es ergibt sich ein geschlossenes Krafteck.<br />
Der Winkel zwischen Normalkraft FN und Gewichtskraft<br />
FG ist beim Gleiten der Reibungswinkel<br />
r, denn FG ist die Gegenkraft der Ersatzkraft Fe.<br />
Eine Betrachtung der geometrischen Verhältnisse<br />
zeigt, dass der Reibungswinkel r im Krafteck gleich<br />
dem Neigungswinkel a der schiefen Ebene ist.<br />
Man braucht beim Versuch also nur den Neigungswinkel<br />
der schiefen Ebene abzulesen. Seine Tangensfunktion<br />
ist die Reibungszahl m (oder m0).<br />
Zum gleichen Ergebnis kommt man auch mit Hilfe<br />
der rechnerischen Gleichgewichtsbedingungen.<br />
Als x-Achse legt man die Richtung der schiefen<br />
Ebene fest und zerlegt die Gewichtskraft in ihre<br />
Komponenten FG sin r und FG cos r.<br />
Dann müssen beim gleichförmigen Abwärtsgleiten<br />
die Gleichgewichtsbedingungen SFx ¼ 0 und<br />
SFy ¼ 0 erfüllt sein. Die Gleichungsentwicklung<br />
zeigt, dass der Tangens des Neigungswinkels<br />
gleich der Reibungszahl m ist, also ist auch der<br />
Neigungswinkel gleich dem Reibungswinkel r.<br />
Versuche mit verändertem Neigungswinkel a lassen<br />
erkennen, dass der Körper solange in Ruhe<br />
bleibt, solange a r 0 ist. Der Bereich zwischen<br />
den Winkeln null und r0 heißt Selbsthemmungsbereich.<br />
3.2.3 Der Reibungskegel<br />
Ist die Reibungszahl m0 und damit der Reibungswinkel<br />
r0 bekannt, kann der so genannte Reibungskegel<br />
gezeichnet werden.<br />
Man dreht dazu eine um den Reibungswinkel r0<br />
gegen die Wirklinie der Normalkraft FN geneigte<br />
Gerade um die Pfeilspitze von FG.<br />
Der Körper bleibt solange in Ruhe, wie die Resultierende<br />
Fr aller äußeren Kräfte innerhalb des<br />
Reibungskegels liegt. Jede Mantellinie des Reibungskegels<br />
ist eine Wirklinie der aus Haftreibungskraft<br />
FR0 max und der Normalkraft (hier<br />
FG ¼ FN) zusammengesetzten Ersatzkraft Fe.<br />
freigemachter<br />
Prüfkörper<br />
Krafteck<br />
tan r ¼ FR<br />
¼ m tan r0 ¼<br />
FN<br />
FR0 max<br />
¼ m0 FN<br />
Lageskizze<br />
I. SFx ¼ 0 ¼ FG sin r þ FR<br />
II. SFy ¼ 0 ¼ FN FG cos r<br />
FG sin r ¼ FR ¼ FN m; FG cos r ¼ FN<br />
FG sin r<br />
FG cos r ¼ FN m<br />
¼ m ¼ tan r<br />
FN<br />
Wenn a r 0 ist, dann ist auch<br />
tan a tan r 0<br />
tan a m 0<br />
Selbsthemmungsbedingung
94<br />
Lehrbeispiel: Reibung in Ruhe und Bewegung<br />
Aufgabenstellung:<br />
Zwei Körper a und b mit den Gewichtskräften FG1 und FG2 liegen<br />
übereinander auf einer ebenen Unterlage. In den beiden Gleitflächen<br />
sind die Reibungszahlen:<br />
m0I ¼ 0,19 mI ¼ 0,17<br />
m0II ¼ 0,12 mII ¼ 0,11<br />
a) Wie groß muss F werden, damit der Ruhezustand gerade aufgehoben wird?<br />
Wie verhält sich Körper b?<br />
Lösung: FR0I max größte Reibungskraft, die Körper a auf b in Richtung<br />
von F ausübt, bevor Gleiten eintritt.<br />
FR0II max größte Reibungskraft, die den Körper b am Verschieben<br />
FG1 I<br />
II<br />
FR0 II max<br />
FN FR0Imax Körper b<br />
FG2 in Richtung von F hindert.<br />
FürKörper b gilt:<br />
SFy ¼ 0 ¼ FG1 FG2 þ FN ; FN¼FG1 þ FG2<br />
SFx ¼ 0 ¼ FR0I max FR0II max<br />
FR0I max ¼ FG1 m0I ¼ 52 N 0,19 ¼ 9,88 N<br />
Lageskizze FR0II max ¼ FN m0II ¼ðFG1 þ FG2Þ m0II ¼ 76 N 0,12 ¼ 9,12 N<br />
Erkenntnis: Die Reibungskraft in der Ebene II ist kleiner. Der Ruhezustand<br />
wird hier zuerst aufgehoben. Die Kraft F muss sein:<br />
F ¼ FR0II max ¼ 9,12 N<br />
Körper a bleibt zu b in Ruhe, sie gleiten gemeinsam auf der Unterlage.<br />
b) Wie groß muss F sein, wenn a schon in Bewegung ist und weitergleiten soll, während b festgehalten<br />
wird?<br />
I<br />
F RI<br />
F N<br />
Lageskizze<br />
F G1<br />
F<br />
Körper a<br />
Lösung:<br />
SFy ¼ 0 ¼ FG1 þ FN FN ¼ FG1<br />
SFx ¼ 0 ¼ F FRI F ¼ FRI ¼ FN m I ¼ FG1 m I<br />
F ¼ 52 N 0,17 ¼ 8,84 N<br />
Mit F 8,84 N bleibt a in Bewegung.<br />
c) Was geschieht, wenn beim Vorgang in Aufgabe b) der Körper b plötzlich losgelassen wird?<br />
I<br />
FG1 FRI II<br />
FR0 II max Körper b<br />
FN FG2 FRI ¼ Reibungskraft von Körper a auf b beim Gleiten<br />
ausgeübt¼ Mitnahmekraft. FRI ¼ 8,84 N siehe b)<br />
FR0II max ¼ Reibungskraft, die Körper b auf seiner Unterlage<br />
am Verschieben hindert. FR0II max ¼ 9,12 N siehe a)<br />
FR0II max > FRI<br />
Körper b<br />
Lageskizze Beim Loslassen bleibt Körper b in Ruhe.<br />
I<br />
II<br />
F = 52 N<br />
G1<br />
F = 24 N<br />
G2<br />
Körper a<br />
3 Reibung<br />
F
3.2 Gleitreibung und Haftreibung 95<br />
3.2.4 Ûbungen zur Lösung von Reibungsaufgaben<br />
Reibungsaufgaben können zeichnerisch oder rechnerisch gelöst werden. Es werden dazu dieselben,<br />
aus der Statik bekannten Verfahren, benutzt. Nur muss man jetzt schon beim Freimachen<br />
auch die Reibungskräfte (Tangentialkräfte) mit berücksichtigen.<br />
Bei jeder rechnerischen Lösung wird schon im Lösungsansatz die Reibungskraft durch das Produkt<br />
aus Normalkraft und Reibungszahl ersetzt: FR ¼ FN m. Dann ergeben sich wieder<br />
Gleichungssysteme mit zwei oder drei Unbekannten, die in der bekannten Weise aufgelöst werden.<br />
1. Ûbung: Die skizzierte Backenbremse wird mit<br />
der Kraft F ¼ 200 N angezogen. Die Reibungszahl<br />
beträgt m ¼ 0,5.<br />
Abmessungen: l ¼ 700 mm<br />
l1 ¼ 250 mm<br />
l2 ¼ 100 mm<br />
d ¼ 300 mm<br />
Für Rechtsdrehung der Bremsscheibe sollen rechnerisch<br />
ermittelt werden: Reibungskraft FR, Normalkraft<br />
FN auf die Bremsbacke, Lagerkraft FD im<br />
Drehpunkt D des Bremshebels, Bremsmoment M.<br />
Lösung: Man zeichnet die Lageskizzen des freigemachten<br />
Bremshebels und der freigemachten<br />
Bremsscheibe. Zwischen Bremsscheibe und<br />
Bremsklotz wirken an jedem Flächenteilchen<br />
Teil-Normalkräfte und Teil-Reibungskräfte. Die<br />
resultierende Normalkraft FN und die entsprechende<br />
resultierende Reibungskraft FR greifen am oberen<br />
Berührungspunkt zwischen Bremsscheibe und<br />
Bremsklotz an.<br />
Die Normalkraft FN wirkt<br />
bezogen auf den Bremshebel in y-Richtung<br />
nach oben, bezogen auf die Bremsscheibe entgegengesetzt<br />
nach unten.<br />
Die Reibungskraft FR wirkt<br />
bezogen auf den Bremshebel und bei rechtsdrehender<br />
Bremsscheibe nach rechts, bezogen<br />
auf die Bremsscheibe nach links.<br />
Beim Festlegen des Richtungssinns der Reibungskraft<br />
FR muss immer sorgfältig überlegt werden. Ein<br />
falscher Richtungssinn für die Reibungskraft führt<br />
zu falschen Ergebnissen der folgenden Rechnungen.<br />
Aufgabenskizze
96<br />
Begonnen wird mit den drei Gleichgewichtsbedingungen<br />
am freigemachten Bremshebel. Als<br />
Bezugspunkt für die Momentengleichgewichtsbedingung<br />
wird der Hebeldrehpunkt D gewählt:<br />
SM ðDÞ ¼ 0.<br />
Aus Gleichung III kann man die Normalkraft FN<br />
berechnen. Mit FR ¼ FN m erhält man dann die<br />
Reibungskraft FR.<br />
Mit den Gleichungen I und II erhält man Berechnungsgleichungen<br />
für die Lagerkraftkomponenten<br />
FDx und FDy und damit auch für FD.<br />
Das Bremsmoment M ist das statische Moment<br />
des Kräftepaares, das aus den beiden Reibungskräften<br />
gebildet wird.<br />
2. Ûbung: Für dieselbe Bremse wie in der ersten<br />
Ûbung sollen die unbekannten Kräfte zeichnerisch<br />
ermittelt werden, jedoch für eine Linksdrehung der<br />
Bremsscheibe.<br />
Lösung: Man zeichnet den Lageplan des Bremshebels.<br />
Damit ist maßstäblich die Lage der Angriffspunkte<br />
aller am Bremshebel angreifenden<br />
Kräfte bekannt. Es sind drei Angriffspunkte. Man<br />
löst daher die Aufgabe nach dem 3-Kräfteverfahren<br />
(1.2.4.3, Seite 28).<br />
Die Wirklinie der Kraft F kann man gleich einzeichnen.<br />
Am Punkt R greift die nach links wirkende<br />
Reibungskraft FR an, ebenso die nach oben<br />
wirkende Normalkraft FN. Punkt D ist der Angriffspunkt<br />
der Lagerkraft FD, deren Wirklinie<br />
noch gefunden werden muss.<br />
Bei allen Reibungsaufgaben dieser Art, bei denen<br />
die Reibungszahl m bekannt ist, muss man sich immer<br />
als Erstes fragen, wie die Wirklinie der Ersatzkraft<br />
Fe einzuzeichnen ist. Mit der Reibungszahl m<br />
ist immer auch der Reibungswinkel r ¼ arctan m<br />
bekannt. Er beträgt hier r ¼ arctan 0,5 ¼ 26,6 .<br />
FR<br />
zffl}|ffl{<br />
FDx<br />
I: SFx ¼ 0 ¼ FN m<br />
II: SFy ¼ 0 ¼ FN F FDy<br />
III: SMðDÞ ¼ 0 ¼ FN l1 þ FN ml2 Fl<br />
l<br />
III. FN ¼ F<br />
l1 þ ml2<br />
700 mm<br />
FN ¼ 200 N<br />
¼ 466,7 N<br />
ð250 þ 0,5 100Þ mm<br />
FR ¼ FN m ¼ 233,3 N<br />
I. FDx ¼ FN m ¼ 233,3 N<br />
II. FDy ¼ FN F ¼ð466,7 200Þ N ¼ 266,7 N<br />
FD ¼<br />
ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
FDx 2 þ FDy 2<br />
q<br />
¼ 354,3 N<br />
M ¼ FR<br />
d<br />
¼ 233,3 N 0,15 m ¼ 35 Nm<br />
2<br />
Lageplan<br />
Längenmaßstab<br />
ML ¼ 150 mm<br />
cm<br />
(1 cm ¼b 150 mm)<br />
3 Reibung
3.2 Gleitreibung und Haftreibung 97<br />
Entsprechend dem Richtungssinn von FR und FN<br />
wirkt die Ersatzkraft Fe nach links oben. Damit ist<br />
die Lage der Wirklinie WL Fe gefunden.<br />
Man bringt nun WL Fe und WL F zum Schnittpunkt<br />
S und hat damit auch die Lage der Wirklinie<br />
WL FD der gesuchten Lagerkraft.<br />
Den Kräfteplan beginnt man mit dem Aufzeichnen<br />
der gegebenen Kraft F. Durch Anfangs- und Endpunkt<br />
von F werden Parallelen zu den Wirklinien<br />
WL Fe und WL FD im Lageplan gezeichnet.<br />
Damit hat man die Längen der Kraftpfeile für die<br />
Ersatzkraft Fe und für die Lagerkraft FD. Der Richtungssinn<br />
ergibt sich aus der Bedingung des fortlaufenden<br />
Kräftezugs („Einbahnverkehr“) für das<br />
geschlossene Krafteck.<br />
Die horizontale Komponente der Ersatzkraft Fe ist<br />
die Reibungskraft FR, die vertikale Komponente<br />
ist die Normalkraft FN. Auf gleiche Weise findet<br />
man die Komponenten FDx und FDy der Lagerkraft<br />
FD. Die Multiplikation der abgemessenen Pfeillängen<br />
mit dem festgelegten Kräftemaßstab MK ergibt<br />
die Beträge für die gesuchten Kräfte.<br />
Bei Rechtsdrehung der Bremsscheibe betrug die<br />
Reibungskraft FR ¼ 233,3 N. Bei Linksdrehung<br />
ist sie größer: FR ¼ 350 N. Folglich ist bei Linksdrehung<br />
auch das Bremsmoment M größer als bei<br />
Rechtsdrehung der Bremsscheibe.<br />
Man misst ab:<br />
FD ¼ 3cm 200 N<br />
¼ 600 N<br />
cm<br />
FDx ¼ 1,75 cm 200 N<br />
¼ 350 N<br />
cm<br />
FDy ¼ 2,5 cm 200 N<br />
cm<br />
Kräfteplan<br />
Kräftemaßstab:<br />
MK ¼ 200 N<br />
cm<br />
(1 cm ¼b 200 N)<br />
¼ 500 N<br />
FN ¼ 3,5 cm 200 N<br />
cm<br />
¼ 700 N<br />
FR ¼ 1,75 cm 200 N<br />
¼ 350 N<br />
cm<br />
M(Rechtsdrehung) ¼ 35 Nm<br />
M(Linksdrehung) ¼ FR<br />
d<br />
2<br />
¼ 350 N 0,15 m<br />
¼ 52,5 Nm
98<br />
3. Ûbung: In der skizzierten Stellung lehnt eine<br />
Leiter von der Länge l an der senkrechten Wand.<br />
Mit dem waagerechten Boden schließt sie den<br />
Neigungswinkel a ein. Neben l und a sind die<br />
Reibungszahlen m A und m B in den Stützpunkten A<br />
und B bekannt. Eine Person mit der Gewichtskraft<br />
FG besteigt die Leiter.<br />
Gesucht ist eine Funktionsgleichung der Form<br />
h ¼ f (l, a, m A , m B , FG)<br />
für die Steighöhe h, bei der die Leiter zu rutschen<br />
beginnt.<br />
Lösung: Man zeichnet die Lageskizze der freigemachten<br />
Leiter im Zustand des Rutschbeginns.<br />
Im Stützpunkt A wirkt die vertikale Wand mit der<br />
Normalkraft FNA nach rechts auf die Leiter und die<br />
Reibungskraft FRA ¼ FNA m A nach oben.<br />
In B wirkt die Normalkraft FNB nach oben, die<br />
Reibungskraft FRB ¼ FNB m B nach links auf die<br />
Leiter. Man kann nun die drei Gleichgewichtsbedingungen<br />
für das ebene Kräftesystem ansetzen<br />
und auswerten.<br />
Mit dem richtigen Ansatz der drei Gleichgewichtsbedingungen<br />
wird der physikalische Sachverhalt<br />
in Bezug auf die Leiter vollständig erfasst. Daher<br />
kürzt man die nun erforderlichen algebraischen<br />
Rechnungen zur Ermittlung der gesuchten Gleichung<br />
für die Steighöhe h ab.<br />
Aufgabenskizze<br />
Lageskizze der<br />
freigemachten<br />
Leiter bei<br />
Rutschbeginn<br />
I. SFx ¼ 0 ¼ FNA FNB m B<br />
II. SFy ¼ 0 ¼ FNA m A þ FNB FG<br />
III. SF ðBÞ ¼ 0 ¼ FNA l sin a<br />
3 Reibung<br />
FNA m A l cos a þ FG<br />
l1<br />
z}|{<br />
h<br />
tan a
3.2 Gleitreibung und Haftreibung 99<br />
Es stehen drei voneinander unabhängige Gleichungen<br />
für die drei unbekannten Größen h, FNA und<br />
FNB zur Verfügung. Das Gleichungssystem ist lösbar.<br />
Wichtigste Erkenntnis der Entwicklung:<br />
Die Gewichtskraft FG fällt heraus. Die Steighöhe h<br />
ist nur abhängig von der Leiterlänge l, dem Neigungswinkel<br />
a und den Reibungszahlen, dagegen<br />
nicht von der Gewichtskraft.<br />
Ein numerisches Beispiel mit l ¼ 4m, a ¼ 60 ,<br />
m A ¼ m B ¼ 0,2 ergibt die Steighöhe h ¼ 1,287 m.<br />
Zur Sicherheit wird hier mit der Gleitreibungszahl<br />
m A ¼ m B ¼ 0,2 gerechnet.<br />
Die zeichnerische Lösung der Aufgabe wird am<br />
Beispiel einer Zylinderführung vorgeführt.<br />
(Abschnitt 3.4.2, Seite 115).<br />
Aufgaben Nr. 301–334<br />
Aus I. FNB ¼ FNA<br />
eingesetzt in II.:<br />
mB II. FNA mA þ FNA<br />
mB FNA mA þ<br />
FG ¼ 0<br />
1<br />
mB ¼ FG<br />
FNA ¼ FG<br />
mA þ 1<br />
eingesetzt in III.:<br />
mB h<br />
FG<br />
tan a ¼ FG l<br />
mA þ 1<br />
ðsin a þ mA cos aÞ<br />
mB Beispiel:<br />
m A ¼ m B ¼ 0,2<br />
l ¼ 4m;a ¼ 60<br />
4m tan 60<br />
h ¼<br />
0,2 þ 1<br />
0,2<br />
h ¼ 1,287 m<br />
l tan a<br />
h ¼<br />
mA þ 1<br />
ðsin a þ mA cos aÞ<br />
mB ðsin 60 þ 0,2 cos 60 Þ
100<br />
3.3 Reibung auf der schiefen Ebene<br />
Reibungsbetrachtungen an vielen Maschinenteilen (z. B. Schraube, Schnecke, Keil) lassen sich<br />
auf die Reibungsverhältnisse eines Körpers auf der schiefen Ebene zurückführen.<br />
Man unterscheidet drei Grundfälle, je nachdem, ob der Körper auf der schiefen Ebene nach<br />
oben oder nach unten verschoben oder gehalten werden soll.<br />
Es werden die Fälle anhand von Aufgaben mit unterschiedlicher Wirklinie der Verschiebekraft<br />
untersucht. Die Lösung sucht man auf analytischem Weg mit den beiden rechnerischen Gleichgewichtsbedingungen<br />
nach der Lageskizze (SFx ¼ 0, SFy ¼ 0). Anschließend wertet man das<br />
unmaßstäblich gezeichnete Krafteck (Krafteckskizze) trigonometrisch aus. Auf eine maßstäbliche<br />
zeichnerische Lösung wird verzichtet. Sie ist hier umständlich und wegen der meist kleinen<br />
Reibungswinkel ungenau, z. B. ist fürm ¼ 0,1 der Reibungswinkel r ¼ 5,7 (siehe Seite 92).<br />
Den Körper stellt man sich sehr flach vor, so dass er nicht kippen kann. Dann können die<br />
Kräfte als zentrales Kräftesystem behandelt werden. Diese Vereinfachung ist technisch zulässig,<br />
und sie hilft, das Reibungsproblem besser zu erkennen. Die mathematischen Bedingungen<br />
werden einfacher, weil dann keine Kräftepaare berücksichtigt werden müssen.<br />
3.3.1 Verschieben des Körpers nach oben (1. Grundfall)<br />
3.3.1.1 Zugkraft F wirkt unter beliebigem Zugwinkel<br />
Ein Körper liegt auf einer schiefen Ebene, die unter<br />
dem Ebenenwinkel a zur Waagerechten geneigt<br />
ist. Die Zugkraft F wirkt unter dem Zugwinkel b<br />
zur Waagerechten. Der Körper wird durch die<br />
Kraft F mit gleichbleibender Geschwindigkeit<br />
nach oben gezogen.<br />
Es soll eine Gleichung zur Berechnung der Zugkraft<br />
F entwickelt werden.<br />
Man zeichnet die Lageskizze des freigemachten<br />
Körpers mit der Gewichtskraft FG und ihren Komponenten<br />
FG sin a und FG cos a, der Zugkraft F<br />
und deren Komponenten F sin g und F cos g, der<br />
Normalkraft FN und der Reibungskraft FR ¼ FN m.<br />
Die Reibungskraft FR bremst den Körper gegenüber<br />
der ruhenden schiefen Ebene. Sie wirkt daher<br />
der Bewegungsrichtung des Körpers entgegen<br />
nach links unten.<br />
Die x-Achse des rechtwinkligen Achsenkreuzes<br />
legt man in Richtung der schiefen Ebene. Dann<br />
wird die Lageskizze mit den Kraftkomponenten<br />
übersichtlicher, und es ergeben sich einfachere<br />
rechnerische Beziehungen. Den Winkel b a bezeichnet<br />
man mit dem griechischen Buchstaben g.<br />
Gegeben: FG, a, b, m<br />
Gesucht: F ¼ f (FG, a, b, m)<br />
3 Reibung<br />
Aufgabenskizze<br />
1. Schritt<br />
Lageskizze
3.3 Reibung auf der schiefen Ebene 101<br />
Aus der Lageskizze können die beiden Gleichgewichtsbedingungen<br />
abgelesen werden.<br />
Man löst Gleichung II nach der Normalkraft FN<br />
auf und setzt diesen Ausdruck in Gleichung I ein.<br />
Die neue Gleichung I wird nach der Zugkraft F<br />
aufgelöst. Damit erhält man die gesuchte Beziehung<br />
F ¼ f (FG, a, g, m) und mit g ¼ b a<br />
F ¼ f (FG, a, b, m)<br />
Diese Gleichung sieht recht kompliziert aus. Aber<br />
sie gilt auch für den allgemeinen Kraftrichtungsfall.<br />
Bei technischen Geräten wirkt die Kraft F<br />
meist parallel (Schrägaufzug) oder waagerecht<br />
(Schraube) zur schiefen Ebene. Die Zugkraftgleichung<br />
wird dann einfacher.<br />
3.3.1.2 Zugkraft F wirkt parallel zur schiefen Ebene<br />
Analytische Lösung:<br />
Man zeichnet wieder die Lageskizze. Sie unterscheidet<br />
sich von der vorhergehenden nur durch<br />
die Richtung der Zugkraft F. Sie wirkt jetzt in<br />
Richtung der schiefen Ebene, das heißt, der Zugwinkel<br />
b ist gleich dem Ebenenwinkel a.<br />
Man schreibt die allgemein gültige Zugkraftgleichung<br />
auf und ersetzt darin den Zugwinkel b<br />
durch den Ebenenwinkel a: ðb ¼ aÞ. Im Nenner ist<br />
cos ða aÞ ¼cos 0 ¼ 1, sin ða aÞ ¼sin 0 ¼ 0.<br />
Damit erhält man die spezielle Gleichung für den<br />
Fall, dass die Zugkraft F parallel zur schiefen<br />
Ebene wirkt.<br />
Weil in Ûbungsaufgaben und Klausuren häufig die<br />
Herleitung der Zugkraftgleichung für den speziellen<br />
Fall verlangt wird, entwickelt man die Gleichung<br />
noch einmal mit Hilfe der beiden Gleichgewichtsbedingungen<br />
SFx ¼ 0 und SFy ¼ 0. Das<br />
ist auch eine Kontrolle des Ergebnisses der vorhergehenden<br />
Entwicklung aus der allgemeinen Zugkraftgleichung.<br />
2. Schritt<br />
I. SFx ¼ 0 ¼ F cos g FG sin a FR<br />
II. SFy ¼ 0 ¼ FN þ F sin g FG cos a<br />
FR ¼ FN m<br />
3. Schritt<br />
II. FN ¼ FG cos a F sin g<br />
I. SFx ¼ 0 ¼ F cos g FG sin a<br />
ðFGcos a F sin gÞ m<br />
|fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl}<br />
FN<br />
F cos g þ F sin gm ¼ FG sin a þ FG m cos a<br />
sin a þ m cos a<br />
F ¼ FG<br />
cos g þ m sin g<br />
sin a þ m cos a<br />
F ¼ FG<br />
cos ðb aÞþm sin ðb aÞ<br />
Zugkraft beim Aufwärtszug<br />
sin a þ m cos a<br />
F ¼ FG<br />
cos ðb aÞþm sin ðb aÞ<br />
sin a þ m cos a<br />
F ¼ FG<br />
cos ða aÞ þ m sin ða aÞ<br />
|fflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflffl} |fflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflffl}<br />
1<br />
0<br />
1. Schritt<br />
Lageskizze<br />
2. Schritt<br />
F ¼ FGðsin a þ m cos aÞ F ¼ f (FG, a, m)<br />
3. Schritt<br />
I. SFx ¼ 0 ¼ F FG sin a FN m<br />
II. SFy ¼ 0 ¼ FN FG cos a ) FN ¼ FG cos a<br />
Der Ausdruck für FN wird in I. eingesetzt:<br />
I. SFx ¼ 0 ¼ F FG sin a FG cos am<br />
F ¼ FGðsin a þ m cos aÞ
102<br />
Trigonometrische Lösung:<br />
Man zeichnet die Lageskizze des freigemachten<br />
Körpers mit der Gewichtskraft FG, der Verschiebekraft<br />
F, der Normalkraft FN und der Reibungskraft<br />
FR.<br />
In der Krafteckskizze zeichnet man zuerst die Normalkraft<br />
FN (unmaßstäblich) in Normalenrichtung<br />
zur schiefen Ebene und schließt rechtwinklig zu<br />
ihr die Reibungskraft FR in beliebiger Länge an<br />
(dünne Pfeile). Beide werden zur Ersatzkraft Fe<br />
zusammengefasst.<br />
Dann schließt man das Krafteck, indem in den Anfangspunkt<br />
der Kraft Fe die Gewichtskraft FG und<br />
in ihren Endpunkt die Kraft F gelegt wird. Den<br />
Reibungswinkel r trägt man zwischen der Normalkraft<br />
FN und der Ersatzkraft Fe, den Ebenenwinkel<br />
a der schiefen Ebene zwischen der Normalkraft<br />
FN und der Gewichtskraft FG ein.<br />
Nun wird der Sinussatz für die Kräfte F und FG<br />
und die ihnen gegenüber liegenden Winkel nach<br />
der Krafteckskizze angesetzt und daraus eine Gleichung<br />
für die Kraft F entwickelt. Man erkennt,<br />
dass die Kraft F von der Gewichtskraft FG, dem<br />
Ebenenwinkel a und dem Reibungswinkel r abhängig<br />
ist.<br />
Man entwickelt die Gleichung mit Hilfe des Additionstheorems<br />
sin ða þ bÞ ¼sin a cos b þ cos a sin b<br />
weiter und erhält sie wieder in der Form mit der<br />
Reibungszahl m.<br />
Wird der Körper aus der Ruhe nach oben in Bewegung<br />
gesetzt, tritt im Krafteck an die Stelle der<br />
Reibungskraft FR die Haftreibungskraft FR0 max<br />
und an die Stelle des Reibungswinkels r der<br />
Haftreibungswinkel r0. Beide Gleichungen gelten<br />
auch für diesen Fall, nur muss r durch r0 und m<br />
durch m0 ersetzt werden.<br />
Lageskizze<br />
Krafteckskizze<br />
1. Schritt<br />
2. Schritt<br />
Beachte:<br />
Zwischen FN und Fe liegt immer<br />
der Reibungswinkel r,<br />
zwischen FN und FG liegt immer der Ebenenwinkel<br />
a der schiefen Ebene,<br />
zwischen FR und Fe liegt immer der Winkel<br />
90 r.<br />
3. Schritt<br />
F<br />
sin ða þ rÞ ¼<br />
FG<br />
sin ð90<br />
FG<br />
¼<br />
rÞ cos r<br />
Beachte: sin ð90 rÞ ¼cos r<br />
sin ða þ rÞ<br />
F ¼ FG<br />
cos r<br />
F ¼ f (FG, a, r)<br />
4. Schritt<br />
sin ða þ rÞ ¼sin a cos r þ cos a sin r<br />
sin a cos r þ cos a sin r<br />
F ¼ FG<br />
cos r<br />
cos r sin r<br />
F ¼ FG sin a þ cos a<br />
cos r cos r<br />
3 Reibung<br />
sin r<br />
Hierin ist ¼ tan r ¼ m<br />
cos r<br />
F ¼ FGðsin a þ m cos aÞ F ¼ f (FG, a, m)
3.3 Reibung auf der schiefen Ebene 103<br />
Nachbetrachtung: Beide Gleichungen sind „Funktionsgleichungen“.<br />
Sie zeigen die Abhängigkeit<br />
der gesuchten Kraft F von den „Einflussgrößen“<br />
FG, a, r und m:<br />
F ¼ f ðFG, a, rÞ oder F ¼ f ðFG, a, mÞ<br />
Man erkennt:<br />
Die Kraft F wird umso größer, je größer die Gewichtskraft<br />
FG des Körpers ist, je größer der Ebenenwinkel<br />
a ist und je größer der Reibungswinkel r oder<br />
die Reibungszahl m ist. Sie erreicht einen Höchstwert,<br />
wenn der Ebenenwinkel a ¼ 90 r ist.<br />
3.3.1.3 Zugkraft F wirkt waagerecht<br />
Analytische Lösung:<br />
Als Erstes zeichnet man wieder die Lageskizze.<br />
Die Zugkraft F soll diesmal waagerecht wirken.<br />
Dieser Fall ist von besonderer Bedeutung für das<br />
Verständnis von Schraubgetrieben (Spindelpresse)<br />
und für die Berechnung von Befestigungsschrauben.<br />
Auch hier wird zunächst vom allgemeinen Fall<br />
ausgegangen, bei dem die Zugkraft F unter einem<br />
beliebigen Zugwinkel b zur Waagerechten wirkt.<br />
Man setzt in der allgemein gültigen Zugkraftgleichung<br />
den Zugwinkel b ¼ 0, denn die Wirklinie<br />
der Zugkraft F soll waagerecht liegen.<br />
Für die trigonometrischen Funktionen im Nenner<br />
gilt cos ð aÞ ¼cos a und sin ð aÞ ¼ sin a.<br />
Damit erhält man die spezielle Gleichung für den<br />
Fall, dass die Zugkraft F waagerecht wirkt.<br />
Es soll auch für diesen Fall die Zugkraftgleichung<br />
mit Hilfe der beiden Gleichgewichtsbedingungen<br />
SFx ¼ 0 und SFy ¼ 0 hergeleitet werden.<br />
Gleichung II löst man nach der Normalkraft FN<br />
auf und setzt diesen Ausdruck in Gleichung I ein.<br />
Die Endgleichung stimmt mit der vorhergehenden<br />
überein.<br />
Die Diskussion der ersten Gleichung zeigt:<br />
Die Kraft F ist der Gewichtskraft FG proportional;<br />
sie wächst mit dem Ebenenwinkel a und dem<br />
Reibungswinkel r, denn die Summe a þ r<br />
wird größer und damit auch ihre Sinusfunktion,<br />
während cos r kleiner wird;<br />
den Höchstwert erreicht F, wenn<br />
a ¼ 90 r ist, denn dann wird<br />
sin ða þ rÞ ¼1, die Kraft F ist größer als FG<br />
und nimmt bei zunehmendem Ebenenwinkel<br />
wieder ab, bis sie bei a ¼ 90 genauso groß<br />
ist wie die Gewichtskraft, weil<br />
sin ð90 þ rÞ ¼cos r.<br />
1. Schritt<br />
Lageskizze<br />
2. Schritt<br />
sin a þ m cos a<br />
F ¼ FG<br />
cos ðb aÞþm sin ðb aÞ<br />
sin a þ m cos a<br />
F ¼ FG<br />
cos ð0 aÞ þ m sin ð0 aÞ<br />
|fflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflffl} |fflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflffl}<br />
cos a sin a<br />
sin a þ m cos a<br />
F ¼ FG<br />
cos a m sin a<br />
FR<br />
z}|{<br />
F ¼ f ðFG, a, mÞ<br />
3. Schritt<br />
I. SFx ¼ 0 ¼ F cos a FN m FG sin a<br />
II. SFy ¼ 0 ¼ FN FG cos a F sin a<br />
FN ¼ FG cos a þ F sin a<br />
I. SFx ¼ 0 ¼ F cos a FG sin a<br />
Fðcos a<br />
ðFG cos a þ F sin aÞ m<br />
m sin aÞ ¼FGðsin a þ m cos aÞ<br />
F ¼ FG<br />
sin a þ m cos a<br />
cos a m sin a
104<br />
Häufiger wird die Gleichung mit dem Reibungswinkel<br />
r anstelle der Reibungszahl m gebraucht,<br />
zum Beispiel beim Schraubengewinde. Zur Um-<br />
wandlung der Gleichung wird eingesetzt:<br />
sin r<br />
Reibungszahl m ¼ tan r ¼<br />
cos r<br />
(siehe Abschnitt 3.2.1, Seite 91)<br />
Wird nun Zähler und Nenner auf den gemeinsamen<br />
Nenner cos r gebracht, erhält man mit den<br />
entsprechenden Additionstheoremen die gesuchte<br />
Gleichung mit dem Reibungswinkel r.<br />
Mit Hilfe der folgenden trigonometrischen Lösung<br />
kann man diese Gleichung direkt aus der Krafteckskizze<br />
ablesen.<br />
Trigonometrische Lösung:<br />
Man zeichnet die Lageskizze des freigemachten<br />
Körpers.<br />
Die Krafteckskizze wird wieder mit der Normalkraft<br />
FN begonnen, an die man rechtwinklig die<br />
Reibungskraft FR (nach links unten) anschließt.<br />
Beide werden durch die Ersatzkraft Fe ersetzt.<br />
Dann schließt man das Krafteck aus Fe, FG und F<br />
und trägt die Winkel a und r ein.<br />
Das Krafteck ist ein rechtwinkliges Dreieck, aus<br />
dem man die Gleichung für die Verschiebekraft F<br />
ablesen kann.<br />
Die Gleichung gilt auch für den Fall, dass der Körper<br />
aus der Ruhe nach oben angezogen wird, wenn<br />
r durch r0 ersetzt wird.<br />
Nachbetrachtung: Die Gleichung zeigt, dass die<br />
Verschiebekraft F größer wird mit zunehmender<br />
Gewichtskraft FG, zunehmendem Ebenenwinkel a<br />
und zunehmendem Reibungswinkel r.<br />
Ist a ¼ 0, dann ist die Verschiebekraft F gleich der<br />
Reibungskraft FR.<br />
Wächst der Neigungswinkel gegen a ¼ 90 r,<br />
geht die Verschiebekraft F gegen unendlich, d. h.<br />
schon bevor der Ebenenwinkel a ¼ 90 erreichen<br />
wird, ist eine Verschiebung nicht mehr möglich.<br />
sin r<br />
sin a þ cos a<br />
cos r<br />
F ¼ FG<br />
sin r<br />
cos a sin a<br />
cos r<br />
F ¼ FG<br />
sin a cos r þ cos a sin r<br />
cos r<br />
cos a cos r sin a sin r<br />
cos r<br />
sin ða þ rÞ<br />
F ¼ FG<br />
cos ða þ rÞ<br />
4. Schritt<br />
F ¼ FG tan ða þ rÞ F ¼ f ðFG, a, rÞ<br />
Lageskizze<br />
Krafteckskizze<br />
3 Reibung<br />
1. Schritt<br />
2. Schritt<br />
3. Schritt<br />
F ¼ FG tan ða þ rÞ F ¼ f ðFG, a, rÞ<br />
Ist a ¼ 0, wird tan ða þ rÞ ¼tan r ¼ m, und<br />
damit F ¼ FG m. Bei waagerechter Ebene ist<br />
FG ¼ FN, folglich auch F ¼ FN m ¼ FR.<br />
Ist a ¼ 90 r, dann ist<br />
tan ða þ rÞ ¼tan ð90 r þ rÞ und<br />
tan 90 ¼1. Dann wird F ¼ FG 1¼1.
3.3 Reibung auf der schiefen Ebene 105<br />
3.3.2 Halten des Körpers auf der schiefen Ebene (2. Grundfall)<br />
3.3.2.1 Haltekraft F wirkt unter beliebigem Zugwinkel<br />
Die geometrischen Größen sind die gleichen wie<br />
in den vorhergehenden Untersuchungen.<br />
Der Körper steht gerade vor dem Abgleiten und<br />
soll durch die Kraft F auf der schiefen Ebene in<br />
Ruhestellung gehalten werden. Die entsprechende<br />
Gleichung soll mit Hilfe der beiden Kraft-Gleichgewichtsbedingungen<br />
SFx ¼ 0 und SFy ¼ 0 gefunden<br />
werden.<br />
Man zeichnet wieder die Lageskizze des freigemachten<br />
Körpers mit der x-Achse des Achsenkreuzes<br />
in Richtung der schiefen Ebene.<br />
Im Gegensatz zum 1. Grundfall (Verschieben<br />
nach oben) wirkt hier die maximale Haftreibungskraft<br />
FR0 max ¼ FN m 0 am Körper nach rechts oben.<br />
Sie versucht, ihn in der Ruhelage zu halten. Die<br />
dann noch erforderliche Haltekraft F ist mit<br />
Sicherheit kleiner als die Zugkraft zum Aufwärtsziehen<br />
im 1. Grundfall. Wegen der Ruhelage des<br />
Körpers gilt als Reibungszahl die Haftreibungszahl<br />
m0, nicht die (kleinere) Gleitreibungszahl m.<br />
Aus der Lageskizze liest man die beiden Gleichgewichtsbedingungen<br />
ab und geht dann genau so<br />
vor wie im 1. Grundfall. Ein Vergleich zeigt, dass<br />
sich die beiden Gleichungssysteme nur durch den<br />
Richtungssinn der Reibungskraft unterscheiden.<br />
Gleichung II löst man nach der Normalkraft FN<br />
auf und setzt diesen Ausdruck in Gleichung I<br />
ein.<br />
Diese neue Gleichung I löst man nach der Haltekraft<br />
F auf und erhält damit die gesuchte Beziehung<br />
F ¼ f ðFG, a, g, m 0Þ und mit g ¼ b a<br />
F ¼ f ðFG, a, b, m 0 Þ<br />
Gegeben: FG, a, b, m0<br />
Gesucht: F ¼ f ðFG, a, b, m 0 Þ<br />
Aufgabenskizze<br />
1. Schritt<br />
Lageskizze<br />
2. Schritt<br />
I. SFx ¼ 0 ¼ F cos g FG sin a þ FR0 max<br />
FR0 max ¼ FN m 0<br />
II. SFy ¼ 0 ¼ FN þ F sin g FG cos a<br />
II. FN ¼ FG cos a F sin g 3. Schritt<br />
I. SFx ¼ 0 ¼ F cos g FG sin a þ<br />
þðFG cos a F sin gÞ m0 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl}<br />
FN<br />
Fðcos g m0 sin gÞ ¼FGðsin a m0 cos aÞ<br />
sin a<br />
F ¼ FG<br />
cos g<br />
m0 cos a<br />
m0 sin g
106<br />
Sieht man sich dazu die entsprechende Gleichung<br />
im 1. Grundfall (Seite 101) an, erkennt man, dass<br />
sich beide Gleichungen nur durch die Vorzeichen<br />
der m0-Glieder unterscheiden. Die einzelnen Glieder<br />
selbst sind gleich.<br />
Es ist noch zu überlegen, ob und wie die Haltekraft<br />
F sich ändert, wenn der Körper mit konstanter<br />
Geschwindigkeit abwärts gleitet. Da die Reibungskraft<br />
ihren Richtungssinn nach rechts oben beibehält,<br />
gibt es nur eine Ønderung in der Gleichung<br />
für die Haltekraft F: An die Stelle der Haftreibungszahl<br />
m0 tritt die Gleitreibungszahl m. Da<br />
m < m 0 ist, muss die Haltekraft F beim gleichförmigen<br />
Abwärtsgleiten größer sein als beim Halten<br />
des Körpers, weil die Gleitreibungskraft kleiner ist<br />
als die Haftreibungskraft.<br />
3.3.2.2 Haltekraft F wirkt parallel zur schiefen Ebene<br />
Analytische Lösung:<br />
Man zeichnet die Lageskizze und geht dann<br />
wieder so vor wie in 3.3.1.2 auf Seite 101. Haltekraft<br />
F und Haftreibungskraft FR0 max wirken parallel<br />
zur schiefen Ebene nach rechts oben.<br />
Der Zugwinkel b ist gleich dem Ebenenwinkel a.<br />
Das ist die Ønderung des physikalischen Sachverhalts<br />
gegenüber dem allgemeinen Fall.<br />
Den neuen Sachverhalt bringt man in die allgemeine<br />
Haltekraftgleichung (siehe oben) ein.<br />
Dort ersetzt man den Zugwinkel b durch den<br />
Ebenenwinkel a: (b ¼ a).<br />
Im Nenner ist wieder<br />
cos ða aÞ ¼cos 0 ¼ 1<br />
sin ða aÞ ¼sin 0 ¼ 0<br />
Damit erhält man die spezielle Gleichung für den<br />
Fall, dass die Haltekraft F parallel zur schiefen<br />
Ebene wirkt.<br />
sin a m0 cos a<br />
F ¼ FG<br />
cos ðb aÞ m0 sin ðb aÞ<br />
F ¼ f ðFG, a, b, m 0 Þ<br />
Haltekraft F bei ruhendem Körper<br />
4. Schritt<br />
sin a m cos a<br />
F ¼ FG<br />
cos ðb aÞ m sin ðb aÞ<br />
Haltekraft F beim gleichförmigen<br />
Abwärtsgleiten<br />
F ¼ FG<br />
F ¼ FG<br />
sin a m 0 cos a<br />
cos ðb aÞ m 0 sin ðb aÞ<br />
cos ða aÞ<br />
|fflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflffl}<br />
1<br />
sin a m 0 cos a<br />
3 Reibung<br />
1. Schritt<br />
Lageskizze<br />
2. Schritt<br />
m 0 sin ða aÞ<br />
|fflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflffl}<br />
0<br />
F ¼ FG ðsin a m 0 cos aÞ F ¼ f ðFG, a, m 0Þ
3.3 Reibung auf der schiefen Ebene 107<br />
Zur Kontrolle wird noch auf direktem Weg die<br />
Haltekraftgleichung entwickelt. Dazu setzt man<br />
die beiden Gleichgewichtsbedingungen SFx ¼ 0<br />
und SFy ¼ 0 an, die man aus der Lageskizze ablesen<br />
kann.<br />
Das Ergebnis stimmt mit der vorher entwickelten<br />
Gleichung überein.<br />
Trigonometrische Lösung:<br />
Man zeichnet die Lageskizze des freigemachten<br />
Körpers. Er ist gerade an der Grenze zwischen<br />
Ruhe und Bewegung nach unten. Die maximale<br />
Haftreibungskraft FR0 max wirkt dann der zu erwartenden<br />
Bewegungsrichtung des Körper entgegen<br />
nach rechts oben.<br />
In der Krafteckskizze wird wieder zuerst die Normalkraft<br />
FN gezeichnet und rechtwinklig daran die<br />
Haftreibungskraft FR0 max. Beide fasst man zur Ersatzkraft<br />
Fe zusammen. Dann schließt man das<br />
Krafteck aus Fe, F und FG. Die Winkel a und r0<br />
werden wie in der vorigen Aufgabe in die Krafteckskizze<br />
eingetragen: a zwischen FN und FG<br />
und r0 zwischen FN und Fe.<br />
Dann setzt man wieder den Sinussatz an und entwickelt<br />
daraus die Gleichung für die Kraft F. Aus<br />
der Gleichung erkennt man, dass die erforderliche<br />
Haltekraft F größer wird mit zunehmender Gewichtskraft<br />
FG und zunehmendem Ebenenwinkel<br />
a. Sie wird kleiner bei zunehmendem Haftreibungswinkel<br />
r0. Das ist leicht zu erklären, denn<br />
die Haftreibungskraft unterstützt die Kraft F.<br />
Mit Hilfe des Additionstheorems<br />
sin ða r0Þ¼sin a cos r0 cos a sin r0 findet man auch die zweite Form der Funktionsgleichung<br />
für die Kraft F.<br />
Beide Gleichungen gelten auch für den Fall, dass<br />
der Körper gleichförmig abwärts gleitet, wenn r0<br />
durch r und m0 durch m ersetzt wird.<br />
I.<br />
FR0 max<br />
zffl}|ffl{<br />
SFx ¼ 0 ¼ F þ FN m0 3. Schritt<br />
FG sin a<br />
II. SFy ¼ 0 ¼ FN FG cos a ) FN ¼ FG cos a<br />
Der Ausdruck für FN wird in I. eingesetzt:<br />
I. SFx ¼ 0 ¼ F þ FG cos am0 FG sin a<br />
F ¼ FGðsin a m 0 cos aÞ<br />
Lageskizze<br />
Krafteckskizze<br />
F<br />
sin ða r0Þ ¼<br />
FG<br />
sin ð90 þ r0Þ Beachte: sin ð90 þ r 0 Þ¼cos r 0<br />
sin ða r0Þ F ¼ FG<br />
cos r0 1. Schritt<br />
2. Schritt<br />
3. Schritt<br />
¼ FG<br />
cos r 0<br />
F ¼ f ðFG, a, r 0 Þ<br />
4. Schritt<br />
F ¼ FGðsin a m 0 cos aÞ F ¼ f ðFG, a, m 0 Þ<br />
Beachte: Beim Abwärtsgleiten ist die erforderliche<br />
Haltekraft F größer als in der Ruhe, weil<br />
die unterstützende Reibungskraft kleiner ist.
108<br />
Nachbetrachtung: Aus der ersten Gleichung kann<br />
man erkennen, dass bei reibungsfreier Auflage des<br />
Körpers (r0 ¼ 0) die Haltekraft F gleich der „Abtriebskomponente“<br />
der Gewichtskraft FG sin a<br />
wird.<br />
Ist der Ebenenwinkel a gleich dem Haftreibungswinkel<br />
r0, dann wird die Haltekraft F gleich null.<br />
Nur die Haftreibungskraft FR0 max hält den Körper<br />
fest.<br />
Ist der Ebenenwinkel a kleiner als der Haftreibungswinkel<br />
r0, dann ergibt die Gleichung einen<br />
negativen Wert für die Haltekraft F. Das bedeutet,<br />
dass die Kraft entgegen dem angenommenen Richtungssinn<br />
wirken muss. Um aus der Ruhe in die<br />
Bewegung überzugehen, muss der Körper abwärts<br />
geschoben werden.<br />
3.3.2.3 Haltekraft F wirkt waagerecht<br />
Analytische Lösung:<br />
Zunächst wird die allgemeine Gleichung (Seite<br />
106) für den speziellen Fall der waagerecht wirkenden<br />
Haltekraft F umgeschrieben. Dann entwickelt<br />
man aus den beiden Gleichgewichtsbedingungen<br />
die Haltekraftgleichung. Anschließend<br />
wird die Krafteckskizze wieder trigonometrisch<br />
ausgewertet.<br />
Die Haltekraft F soll waagerecht von links nach<br />
rechts wirken. Dann gilt für den Zugwinkel (Haltewinkel)<br />
b ¼ 0. Diese Bedingung bringt man in die<br />
allgemeine Gleichung ein. Da nach wie vor der<br />
Körper gerade vor dem Abgleiten stehen soll, muss<br />
wieder die Haftreibungszahl m0 eingesetzt werden.<br />
Mit b ¼ 0 wird im Nenner<br />
cos ð aÞ ¼cos a<br />
sin ð aÞ ¼ sin a<br />
Damit ergibt sich die spezielle Gleichung für eine<br />
waagerecht wirkende Haltekraft F.<br />
Für r0 ¼ 0 wird die Winkeldifferenz<br />
a r 0 ¼ a und cos r 0 ¼ 1, und es wird<br />
F ¼ FG<br />
sin ða 0Þ<br />
¼ FG sin a<br />
1<br />
Für r0 ¼ a wird sin ða r0Þ¼sin 0 ¼ 0.<br />
Dadurch erhält der ganze Quotient den Wert<br />
null, es wird<br />
sin ðr0 r0Þ 0<br />
F ¼ FG<br />
¼ FG ¼ 0<br />
cos r0 cos r0 Für a < r0 wird die Winkeldifferenz a r0 und damit auch ihre Sinusfunktion negativ.<br />
Dadurch ergibt sich für F ein negativer Wert.<br />
Erkenntnis: Ist der Ebenenwinkel a r0 ,<br />
bleibt der Körper von selbst auf der schiefen<br />
Ebene liegen.<br />
a r 0 Selbsthemmungsbedingung<br />
1. Schritt<br />
Lageskizze<br />
sin a<br />
F ¼ FG<br />
cos ðb aÞ<br />
m0 cos a<br />
m0 sin ðb<br />
2. Schritt<br />
aÞ<br />
sin a m0 cos a<br />
F ¼ FG<br />
cos ð0 aÞ m0 sin ð0 aÞ<br />
sin a m0 cos a<br />
F ¼ FG<br />
cos a þ m0 sin a<br />
3 Reibung<br />
F ¼ f ðFG, a, m 0 Þ
3.3 Reibung auf der schiefen Ebene 109<br />
Es soll auch hier wieder die Haltekraftgleichung<br />
aus den beiden Gleichgewichtsbedingungen<br />
SFx ¼ 0 und SFy ¼ 0 entwickelt werden.<br />
Man kommt zum gleichen Ergebnis wie im vorhergehenden<br />
Fall.<br />
Gleitet der Körper gleichförmig abwärts, ist an<br />
Stelle der Haftreibungszahl m0 die Gleitreibungszahl<br />
m in die Gleichung einzusetzen. Wegen<br />
m < m0, ist die Haltekraft F größer als beim ruhenden<br />
Körper.<br />
Trigonometrische Lösung:<br />
Man zeichnet die Lageskizze des freigemachten<br />
Körpers. Er ist gerade an der Grenze zwischen Ruhe<br />
und Bewegung nach unten. Folglich wirkt die maximale<br />
Haftreibungskraft FR0 max der zu erwartenden<br />
Bewegungsrichtung entgegen nach rechts oben.<br />
Die Krafteckskizze beginnt man wieder mit der<br />
Normalkraft FN, schließt rechtwinklig nach rechts<br />
oben die Haftreibungskraft FR0 max an und fasst<br />
beide zur Ersatzkraft Fe zusammen. Das Krafteck<br />
wird mit FG und F geschlossen, die Winkel a und<br />
r0 werden eingetragen.<br />
Aus dem Krafteck liest man die Gleichung für die<br />
Haltekraft F ab.<br />
Die Gleichung gilt auch für den Fall, dass der<br />
Körper gleichförmig abwärts gleitet, wenn r0<br />
durch r ersetzt wird.<br />
Nachbetrachtung: Die Gleichung zeigt, dass die<br />
erforderliche Haltekraft F größer wird mit zunehmender<br />
Gewichtskraft FG und zunehmendem Ebenenwinkel<br />
a. Sie wird kleiner mit zunehmendem<br />
Haftreibungswinkel r0, weil die Haftreibungskraft<br />
jetzt die Haltekraft unterstützt.<br />
Ist der Ebenenwinkel a gleich dem Haftreibungswinkel<br />
r0, dann wird die Haltekraft F gleich null,<br />
d. h. es liegt Selbsthemmung vor.<br />
Ist der Ebenenwinkel a kleiner als der Haftreibungswinkel<br />
r0, dann ergibt sich eine negative<br />
Haltekraft F, der Körper muss nach unten geschoben<br />
werden.<br />
3. Schritt<br />
I.<br />
FR0 max<br />
zffl}|ffl{<br />
SFx ¼ 0 ¼ F cos a þ FN m0 FG sin a<br />
II. SFy ¼ 0 ¼ FN FG cos a F sin a<br />
FN ¼ FG cos a þ F sin a<br />
Der Ausdruck für FN wird in I. eingesetzt:<br />
I. SFx ¼ 0 ¼ F cos a þ<br />
þðFG cos a þ F sin aÞ m0 FG sin a<br />
F ¼ FG<br />
sin a m 0 cos a<br />
cos a þ m 0 sin a<br />
Lageskizze<br />
Krafteckskizze<br />
1. Schritt<br />
2. Schritt<br />
F ¼ FG tan ða r 0 Þ 3. Schritt<br />
F ¼ f ðFG, a, r0Þ Beachte: Beim Abwärtsgleiten ist die erforderliche<br />
Haltekraft F größer als in Ruhe.<br />
Wird der Haftreibungswinkel r0 größer, dann<br />
wird die Winkeldifferenz a r0 kleiner, also<br />
auch ihre Tangensfunktion. Das ergibt aber<br />
auch einen kleineren Betrag für die Haltekraft<br />
F.<br />
Für a ¼ r0 wird tan ða r 0 Þ¼tan 0 ¼ 0,<br />
und damit<br />
F ¼ FG tan ðr 0 r 0 Þ¼FG 0 ¼ 0.<br />
Für a < r 0 wird die Winkeldifferenz und<br />
damit auch ihre Tangensfunktion negativ.<br />
Dadurch ergibt sich für die Haltekraft F ein<br />
negativer Betrag.
110<br />
3.3.3 Verschieben des Körpers nach unten (3. Grundfall)<br />
3.3.3.1 Schubkraft F wirkt unter beliebigem Schubwinkel<br />
Im 1. Grundfall wurde der Körper auf der schiefen<br />
Ebene nach oben gezogen, im 2. Grundfall im<br />
Ruhezustand gehalten (oder herabgelassen). Im<br />
3. Grundfall wird der Körper unter der Wirkung<br />
der Schubkraft F gleichförmig nach unten verschoben.<br />
Die Schubkraft F wirkt unter dem Schubwinkel<br />
b zur Waagerechten. Gesucht ist die Gleichung<br />
zur Berechnung der Schubkraft F.<br />
Aufgabenskizze<br />
Gegeben: FG, a, b, m<br />
Gesucht: F ¼ f ðFG, a, b, mÞ<br />
Analytische Lösung: 1. Schritt<br />
Als Erstes wird wieder die Lageskizze des freigemachten<br />
Körpers gezeichnet.<br />
Die Reibungskraft FR ¼ FN m wirkt der Bewegungsrichtung<br />
des Körpers entgegen nach rechts<br />
oben. Sie versucht, den Körper abzubremsen wie<br />
im 2. Grundfall. In der Lageskizze führt man den<br />
Winkel g ¼ b a ein. Das vereinfacht die weitere<br />
algebraische Entwicklung.<br />
Aus der Lageskizze liest man wieder die beiden<br />
Gleichgewichtsbedingungen SFx ¼ 0undSFy ¼ 0ab.<br />
Für die Reibungskraft wird FR ¼ FN m eingesetzt.<br />
Gleichung II wird nach FN aufgelöst und dieser<br />
Ausdruck in Gleichung I eingesetzt.<br />
Diese neue Gleichung I löst man nach der Schubkraft<br />
F auf. Das ist die Beziehung<br />
F ¼ f ðFG, a, g, mÞ<br />
Setzt man dann wieder g ¼ b a ein, erhält man<br />
die gesuchte Beziehung in der Form<br />
F ¼ f ðFG, a, b, mÞ<br />
Nachbetrachtung: Ein Vergleich der Schubkraftgleichung<br />
mit der Haltekraftgleichung auf Seite<br />
106 zeigt, dass sie fast übereinstimmen. Bis auf<br />
die Vorzeichen im Nenner sind alle Glieder im<br />
Zähler und im Nenner gleich. Rechnet man die<br />
Kraft F mit gleichen Größen für beide Gleichungen<br />
aus, dann sind die Zahlenwerte gleich. Nur die<br />
Vorzeichen sind verschieden. Das muss so sein,<br />
denn die beiden Lageskizzen unterscheiden sich<br />
nur durch den Richtungssinn der Kraft F.<br />
3 Reibung<br />
Lageskizze<br />
I. SFx ¼ 0 ¼ FN m F cos g<br />
2. Schritt<br />
FG sin a<br />
II. SFy ¼ 0 ¼ FN FG cos a F sin g<br />
3. Schritt<br />
II. FN ¼ FG cos a þ F sin g<br />
I. SFx ¼ 0 ¼ðFG cos a þ F sin gÞ m<br />
FG sin a F cos g<br />
F sin gm F cos g ¼ FG sin a<br />
FG cos am<br />
sin a m cos a<br />
F ¼ FG<br />
m sin g cos g<br />
sin a m cos a<br />
F ¼ FG<br />
m sin ðb aÞ cos ðb<br />
F ¼ f ðFG, a, b, mÞ<br />
aÞ<br />
Schubkraft F beim gleichförmigen Abwärtsgleiten<br />
Nennervergleich:<br />
NS ¼ m sin ðb aÞ cos ðb aÞ<br />
in der Schubkraftgleichung<br />
NH ¼ cos ðb aÞ m sin ðb aÞ<br />
in der Haltekraftgleichung<br />
NS ¼ð 1Þ NH
3.3 Reibung auf der schiefen Ebene 111<br />
3.3.3.2 Schubkraft F wirkt parallel zur schiefen Ebene<br />
Analytische Lösung:<br />
Als Erstes zeichnet man wieder die Lageskizze.<br />
Die Schubkraft F wirkt jetzt parallel zur schiefen<br />
Ebene in negativer x-Richtung. Das gilt auch für<br />
die Gewichtskraftkomponente FG sin a. Entgegengesetzt<br />
zur Schubkraftrichtung wirkt die Reibungskraft<br />
FR ¼ FN m. Rechtwinklig zur schiefen Ebene<br />
wirkt in negativer y-Richtung die Gewichtskraftkomponente<br />
FG cos a, in positiver y-Richtung die<br />
Normalkraft FN.<br />
Da die Schubkraft parallel zur schiefen Ebene<br />
wirken soll, wird der Schubwinkel b gleich dem<br />
Ebenenwinkel a. Entsprechend schreibt man die<br />
allgemeine Schubkraftgleichung von Seite 110 um.<br />
Im Nenner ist dann<br />
sin ða aÞ ¼ sin 0 ¼ 0<br />
cos ða aÞ ¼cos 0 ¼ 1.<br />
Damit erhält man die spezielle Gleichung für den<br />
Fall, dass die Schubkraft F parallel zur schiefen<br />
Ebene wirkt.<br />
Bis auf das Vorzeichen stimmt auch diese Gleichung<br />
mit der entsprechenden Haltekraftgleichung<br />
in 3.3.2.2 (Seite 106) überein, wenn dort m0 durch<br />
m ersetzt wird.<br />
Wie gewohnt findet man die Schubkraftgleichung<br />
auch mit Hilfe der beiden Gleichgewichtsbedingungen<br />
SFx ¼ 0 und SFy ¼ 0.<br />
Es soll nun die Schubkraftgleichung in die Form<br />
mit dem Reibungswinkel r gebracht werden. Dazu<br />
ersetzt man die Reibungszahl m durch den Tangens<br />
des Reibungswinkels. Den Klammerausdruck<br />
bringt man auf den Hauptnenner cos r.<br />
Mit Hilfe des Additionstheorems<br />
sin r cos a cos r sin a ¼ sin ðr aÞ<br />
wird die gesuchte Gleichungsform gefunden.<br />
1. Schritt<br />
Lageskizze<br />
2. Schritt<br />
sin a m cos a<br />
F ¼ FG<br />
m sin ðb aÞ cos ðb aÞ<br />
F ¼ FG<br />
sin a m cos a<br />
m sin ða aÞ<br />
|fflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflffl}<br />
0<br />
sin a m cos a<br />
F ¼ FG<br />
1<br />
cos ða aÞ<br />
|fflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflffl}<br />
1<br />
F ¼ FGðm cos a sin aÞ F ¼ f ðFG, a, mÞ<br />
3. Schritt<br />
I. SFx ¼ 0 ¼ FN m F FG sin a<br />
II. SFy ¼ 0 ¼ FN FG cos a ) FN ¼ FG cos a<br />
I. SFx ¼ 0 ¼ðFG cos aÞ m F FG sin a<br />
F ¼ FGðm cos a sin aÞ<br />
sin r<br />
m ¼ tan r ¼ 4. Schritt<br />
cos r<br />
sin r cos a cos r sin a<br />
F ¼ FG<br />
cos r<br />
F ¼ FG<br />
sin ðr aÞ<br />
cos r<br />
F ¼ f ðFG, a, rÞ
112<br />
3.3.3.3 Schubkraft F wirkt waagerecht<br />
Analytische Lösung:<br />
Man geht wieder von der Lageskizze aus. Die<br />
Schubkraft F wirkt jetzt waagerecht. Dieses<br />
Kräftesystem wirkt zum Beispiel am Gewindegang<br />
einer Schraubenverbindung, wenn sie gelöst wird.<br />
Bei waagerechter Schubkraftrichtung ist der<br />
Schubwinkel b ¼ 0. Entsprechend schreibt man<br />
wieder die allgemeine Schubkraftgleichung um.<br />
Mit b ¼ 0 wird im Nenner<br />
sin ð aÞ ¼ sin a<br />
cos ð aÞ ¼cos a<br />
Damit ergibt sich die spezielle Gleichung für eine<br />
waagerecht wirkende Schubkraft F.<br />
Diese Gleichung muss sich auch ergeben, wenn<br />
man die beiden Gleichgewichtsbedingungen<br />
SFx ¼ 0 und SFy ¼ 0 auswertet.<br />
Es soll auch diese Schubkraftgleichung in die<br />
Form mit dem Reibungswinkel r gebracht werden.<br />
Diese Form ist bei Untersuchungen der Reibungsverhältnisse<br />
am Gewindegang gebräuchlich.<br />
Man ersetzt zunächst die Reibungszahl m durch<br />
den Tangens des Reibungswinkels<br />
sin r<br />
m ¼ tan r ¼<br />
cos r<br />
Zähler und Nenner bringt man auf den Hauptnenner<br />
cos r und erhält die beiden Additionstheoreme<br />
sin r cos a cos r sin a ¼ sin ðr aÞ<br />
sin r sin a cos r cos a ¼ cos ðr aÞ<br />
Diese Schubkraftgleichung unterscheidet sich von<br />
der Haltekraftgleichung in 3.3.2.3 nur durch die<br />
Winkelvorzeichen. Das ist verständlich, denn<br />
Schubkraft und Haltekraft haben entgegengesetzten<br />
Richtungssinn.<br />
1. Schritt<br />
Lageskizze<br />
sin a m cos a<br />
F ¼ FG<br />
m sin ðb aÞ cos ðb<br />
2. Schritt<br />
aÞ<br />
F ¼ FG<br />
sin a m cos a<br />
m sin a cos a<br />
|fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl}<br />
ð 1Þðm sin a þ cos aÞ<br />
F ¼ FG<br />
m cos a sin a<br />
m sin a þ cos a<br />
F ¼ f ðFG, a, mÞ<br />
I. SFx ¼ 0 ¼ FN m FG sin a<br />
3. Schritt<br />
F cos a<br />
II. SFy ¼ 0 ¼ FN þ F sin a FG cos a<br />
FN ¼ FG cos a F sin a<br />
I. SFx ¼ 0 ¼ðFG cos a F sin aÞ m<br />
FG sin a F cos a<br />
F sin amþ F cos a ¼ FG cos am FG sin a<br />
F ¼ FG<br />
m cos a sin a<br />
m sin a þ cos a<br />
¼ 1<br />
zffl}|ffl{<br />
sin r<br />
cos r<br />
cos a sin a<br />
cos r cos r<br />
F ¼ FG<br />
sin r<br />
cos r<br />
sin a þ cos a<br />
cos r cos r<br />
F ¼ FG<br />
F ¼ FG<br />
sin r cos a cos r sin a<br />
cos r<br />
sin r sin a þ cos r cos a<br />
cos r<br />
sin ðr aÞ<br />
cos ðr aÞ<br />
3 Reibung<br />
4. Schritt<br />
F ¼ FG tan ðr aÞ F ¼ f ðFG, a, rÞ
3.3 Reibung auf der schiefen Ebene 113<br />
3.3.4 Ûbungen zur Reibung auf der schiefen Ebene<br />
1. Ûbung: Auf einer schiefen Ebene (Rutsche)<br />
sollen Werkstücke nach dem Anstoßen mit<br />
konstanter Geschwindigkeit abwärts gleiten. Der<br />
Ebenenwinkel der Rutsche ist verstellbar. Die<br />
Gleitreibungszahl beträgt m ¼ 0,3.<br />
Welcher Ebenenwinkel a muss eingestellt werden?<br />
Lösung: Da keine Zug- oder Schubkraft wirkt<br />
(F ¼ 0) und Gleichgewicht vorhanden ist (v ¼<br />
konstant), muss die Hangabtriebskomponente der<br />
Gewichtskraft FG sin a gleich der Reibungskraft<br />
FR ¼ FN m sein (SFx ¼ 0). Die Normalkraft FN ist<br />
gleich der Gewichtskraftkomponente FG cos a<br />
(SFy ¼ 0). Daraus ergibt sich der gesuchte<br />
Ebenenwinkel a ¼ arctan m.<br />
Das sind die Ûberlegungen zur Ermittlung der<br />
Gleitreibungszahl m in Abschnitt 3.2.2 (Seite 92).<br />
Man hätte auch jede der in Abschnitt 3.3.3 hergeleiteten<br />
Gleichungen zur Lösung ansetzen können,<br />
z. B. die Schubkraftgleichung aus Abschnitt<br />
3.3.3.2 (Seite 111).<br />
Da keine Zug- oder Schubkraft wirken soll, muss<br />
in dieser Gleichung F ¼ 0 gesetzt werden.<br />
Ist das Produkt zweier Faktoren gleich null, muss<br />
einer der beiden gleich null sein. Da die Gewichtskraft<br />
FG nicht null sein kann, muss der Faktor<br />
m cos a sin a ¼ 0 sein. Damit ergibt sich auch<br />
hier a ¼ arctan m ¼ 16,7 .<br />
2. Ûbung: Die Werkstücke auf der Rutsche aus<br />
der 1. Ûbung befinden sich zunächst in Ruhelage.<br />
Welche Kraft muss kurzzeitig parallel zur Rutsche<br />
auf ein Werkstück wirken, um es in Bewegung zu<br />
setzen? Die Schubkraft F ist als Vielfaches der<br />
Gewichtskraft FG anzugeben. Die Haftreibungszahl<br />
beträgt m0 ¼ 0,5.<br />
Lösung: Für die Lage der Kräfte am Werkstück<br />
gilt die Lageskizze von Seite 111 und damit auch<br />
die dort hergeleitete Gleichung. Statt der Gleitreibungszahl<br />
m gilt die Haftreibungszahl m0.<br />
Aufgaben Nr. 335–340<br />
Gegeben: Gleitreibungszahl m ¼ 0,3<br />
Gleitgeschwindigkeit v ¼ konstant<br />
Keine Zug- oder Schubkraft<br />
(F ¼ 0)<br />
Gesucht: Ebenenwinkel a<br />
FG sin a ¼ FR ¼ FN m<br />
FG cos a ¼ FN<br />
FG sin a ¼ FG cos am<br />
sin a<br />
¼ m ¼ tan a<br />
cos a<br />
a ¼ arctan m ¼ arctan 0,3<br />
a ¼ 16,7<br />
Nach Seite 111 ist die Schubkraft<br />
F ¼ FG ðm cos a sin aÞ<br />
0 ¼ FG ðm cos a sin aÞ<br />
m cos a sin a ¼ 0<br />
sin a<br />
sin a ¼ m cos a ) ¼ tan a ¼ m<br />
cos a<br />
a ¼ arctan m ¼ arctan 0,3<br />
a ¼ 16,7<br />
Gegeben: Haftreibungszahl m0 ¼ 0,5<br />
Ebenenwinkel a ¼ 16,7<br />
Schubwinkel b ¼ Ebenenwinkel a<br />
Gesucht: Schubkraft F ¼ f ðFGÞ<br />
Nach Seite 111 gilt mit m ¼ m0 die<br />
Schubkraftgleichung<br />
F ¼ FG ðm 0 cos a sin aÞ<br />
Damit wird<br />
F ¼ FG ð0,5 cos 16,7 sin 16,7 Þ<br />
F ¼ 0,19 FG
114<br />
3.4 Reibung an Maschinenteilen<br />
3.4.1 Prismenführung und Keilnut<br />
Der Bettschlitten einer Werkzeugmaschine wird<br />
durch die vertikal wirkende Belastung F in eine<br />
unsymmetrische Prismenführung gedrückt und<br />
von der Verschiebekraft FV auf den Führungsflächen<br />
gleichförmig verschoben. Es wird hier davon<br />
ausgegangen, dass zwischen den beiden Führungsflächen<br />
unterschiedliche Reibungszahlen auftreten.<br />
Es soll eine Gleichung zur Berechnung der Verschiebekraft<br />
FV entwickelt werden.<br />
Man bringt an einer beliebigen Querschnittsscheibe<br />
des Schlittens alle wirkenden Kräfte an<br />
und schreibt dazu die Gleichgewichtsbedingungen<br />
in Richtung der drei Achsen eines räumlichen<br />
Achsenkreuzes auf.<br />
Gleichung II löst man nach FN2 auf und schreibt<br />
damit Gleichung I um.<br />
In gleicher Weise wird mit Gleichung III verfahren.<br />
Dort erweitert man sin a1 mit cos a2=cos a2.<br />
Man löst nun Gleichung III nach FN1 auf und setzt<br />
diesen Ausdruck in die Gleichung I ein. Daraus erhält<br />
man die gesuchte Gleichung für die Verschiebekraft<br />
FV.<br />
Die symmetrische Prismenführung ist ein Sonderfall<br />
mit a1 ¼ a2 ¼ a. Da man auch gleiche Reibungszahlen<br />
für beide Gleitflächen annehmen<br />
kann, erhält man eine einfache Beziehung für die<br />
Verschiebekraft FV. Nach den Gesetzen der Trigonometrie<br />
ist sin 2a ¼ 2 sin a cos a.<br />
In diesem Fall ist es üblich, mit der Keilreibungszahl<br />
m 0 ¼ m=sin a zu arbeiten. Darin ist a der halbe<br />
Keilwinkel.<br />
Die Gleichung für die Keilreibungszahl zeigt, dass<br />
Keilnuten größere Reibungskräfte übertragen<br />
können als Ebenen (m 0 > m). Daher können Keilriemen<br />
größere Umfangskräfte (Drehmomente)<br />
übertragen als Flachriemen.<br />
Gegeben: Belastung F<br />
Reibungszahlen m1, m2<br />
Winkel a1, a2<br />
Gesucht: FV ¼ f ðF, m1 , m2 , a1, a2Þ<br />
I: SFz ¼ 0 ¼ FN1m 1<br />
|fflffl{zfflffl}<br />
FR1<br />
þ FN2m 2<br />
|fflffl{zfflffl}<br />
FR2<br />
FV<br />
II. SFx ¼ 0 ¼ FN1 cos a1 FN2 cos a2<br />
III.SFy ¼ 0 ¼ FN1 sin a1 þ FN2 sin a2<br />
cos a1<br />
II. FN2 ¼ FN1<br />
cos a2<br />
F<br />
I. FV ¼ FN1<br />
cos a1<br />
m1 þ m2 cos a2<br />
III.F ¼ FN1<br />
cos a2 cos a1<br />
sin a1 þ sin a2<br />
cos a2 cos a2<br />
sin a1cos a2 þ cos a1sin a2<br />
F ¼ FN1<br />
cos a2<br />
sin ða1 þ a2Þ<br />
¼ FN1<br />
cos a2<br />
I.<br />
Fcos a2<br />
FV ¼<br />
sin ða1 þ a2Þ m1 þ m cos a1<br />
2<br />
cos a2<br />
FV ¼ F m 1 cos a2 þ m 2 cos a1<br />
sin ða1 þ a2Þ<br />
FV ¼ f ðF, m1 , m2 , a1, a2Þ<br />
für a1 ¼ a2 und m1 ¼ m2 wird<br />
FV ¼ F<br />
3 Reibung<br />
2m cos a 2m cos a m<br />
¼ F ¼ F<br />
sin 2a 2 sin a cos a sin a<br />
FV ¼ Fm0 ¼ FR m 0 ¼ m<br />
sin a<br />
Keilreibungskraft Keilreibungszahl<br />
Beachte: Kleiner Winkel a ergibt große Keilreibungszahl,<br />
großer Winkel a kleine Keilreibungszahl.<br />
Beispiel: Normalkeilriemen haben Keilwinkel<br />
(Rillenwinkel) von 32 ,34 ,36 und 38 .
3.4 Reibung an Maschinenteilen 115<br />
3.4.2 Zylinderführung<br />
Zylinderführungen an bewegten Maschinenteilen<br />
(Pressenstößel, Ziehschlitten) sollen reibungsarm<br />
führen und nicht klemmen. In manchen Fällen<br />
wird aber verlangt, dass die Führung klemmt, z. B.<br />
bei Bohrmaschinentischen, um auch im ungeklemmten<br />
Zustand sicheren Halt zu gewährleisten.<br />
Man muss also wissen, unter welchen Bedingungen<br />
eine Zylinderführungsbuchse klemmt.<br />
Aufgabe: Eine im Abstand l1 von der Führungsmitte<br />
wirkende Kraft F versucht, eine Führungsbuchse<br />
von der Länge l zu verschieben. Unter<br />
welcher Bedingung klemmt die Buchse?<br />
Zeichnerische Untersuchung: Man zeichnet einen<br />
Lageplan und trägt zuerst die Kraft F auf ihrer<br />
Wirklinie ein. Die Buchse wird rechtsherum kippen<br />
und legt sich links oben im Punkt 1 und rechts unten<br />
im Punkt 2 an den Zylinder an. Dort zeichnet<br />
man die Normalkräfte FN1 und FN2 (auf die Buchse<br />
zu gerichtet) ein. Die Kraft F versucht, die Buchse<br />
nach unten zu verschieben. Die Reibungskräfte FR1<br />
und FR2 werden mit entgegengesetztem Richtungssinn<br />
eingezeichnet (nach oben gerichtet).<br />
Man fasst gedanklich die Normal- und Reibungskräfte<br />
zu ihren Ersatzkräften zusammen. Ihre Wirklinien<br />
können nach 3.2.3 (Seite 93) nur innerhalb<br />
des Reibungskegels liegen, weil die Reibungskraft<br />
nie über den Betrag FN tan r anwachsen kann. Nun<br />
ist Gleichgewicht (Klemmen) nur möglich, wenn<br />
sich die beiden Ersatzkräfte mit der Kraft F in einem<br />
Punkt schneiden (siehe Seite 28, 3-Kräfte-Verfahren).<br />
Dieser Punkt kann aber nur in der Ûberdeckungsfläche<br />
A der beiden Reibungskegel liegen,<br />
weil die Wirklinien der Ersatzkräfte nicht außerhalb<br />
der Reibungskegel liegen können. Folglich<br />
lautet die zeichnerische Klemmbedingung:<br />
Eine Zylinderführung klemmt, wenn die Wirklinie<br />
der Resultierenden aller Verschiebekräfte<br />
durch die Ûberdeckungsfläche der beiden<br />
Reibungskegel geht.<br />
Zylinderführungen haben immer ein Passungsspiel.<br />
Bei exzentrisch angreifender<br />
Verschiebekraft kippt (verkantet) die Buchse<br />
gegen den Führungszylinder. Betrachtet man<br />
beide als absolut starre Körper (keine Verformung),<br />
dann legt sich die Buchse an zwei im<br />
Längsschnitt diagonal gegenüberliegenden<br />
Punkten des Zylinders an. Dort treten Normal-<br />
und Reibungskräfte auf.<br />
Lageplan<br />
Im Lageplan sind die Reibungskegel für die<br />
Gleitreibung eingezeichnet.<br />
Die Reibungskegel für die Haftreibung haben<br />
einen größeren Kegelwinkel, nämlich 2 r0.<br />
Ihre Ûberdeckungsfläche A reicht also noch<br />
weiter nach links. Man kann dann bei klemmender<br />
Buchse die Wirklinie der Kraft F bis<br />
an die Grenze der Ûberdeckungsfläche nach<br />
links verschieben, ohne dass die Buchse zu<br />
gleiten beginnt. Wird sie aber durch<br />
irgendeinen Umstand in Bewegung gesetzt,<br />
dann verklemmt sie sich nicht wieder, denn<br />
jetzt treten wieder die Reibungskegel für<br />
Gleitreibung auf, und die Wirklinie der Kraft F<br />
liegt dann im weißen Feld außerhalb der<br />
Ûberdeckungsfläche.<br />
Hinweis: Diese Klemmbedingung gilt auch<br />
für andere Führungsquerschnitte mit gegenüberliegenden<br />
Führungsflächen, z. B. für die<br />
Flachführung mit seitlichen Führungsflächen.
116<br />
Rechnerische Untersuchung: Man zeichnet eine<br />
Lageskizze und stellt dafür die drei rechnerischen<br />
Gleichgewichtsbedingungen auf (siehe Lageplan,<br />
Seite 115).<br />
Aus der ersten Gleichung erkennt man, dass die<br />
Normalkräfte FN1 und FN2 gleich groß sind. Da beide<br />
Flächen die gleiche Reibungszahl m haben, sind<br />
auch die beiden Reibungskräfte FR gleich groß.<br />
Die Entwicklung der Gleichungen II und III ergibt<br />
die rechnerische Klemmbedingung:<br />
Eine Zylinderführung klemmt, wenn die Führungslänge<br />
l 2ml1 ist. Hierin ist l1 der Wirkabstand<br />
der Verschiebekraft von der Führungsmitte.<br />
Ist l > 2ml1, dann gleitet die Führungsbuchse, und<br />
zwar umso leichter, je größer die Führungslänge l<br />
ist.<br />
Aufgaben Nr. 345–347<br />
3.4.3 Lager 1)<br />
3.4.3.1 Reibung am Tragzapfen (Querlager)<br />
Der Tragzapfen einer Welle belastet das Lager mit<br />
der Kraft F und verursacht dadurch eine gleichgroße<br />
Normalkraft FN. Versucht das Wellendrehmoment<br />
den ruhenden Zapfen zu drehen, wirkt zunächst die<br />
Haftreibungskraft FR0 max ¼ FN m 0 mit ihrem „Reibungsmoment“<br />
der Drehung entgegen. Man nennt<br />
diesen Zustand Anlaufreibung. Die Reibungszahl<br />
beträgt dann m 0 ¼ 0,1 ...0,25. Beim Anfahren tritt<br />
Mischreibung auf. Die Reibungszahl verringert sich<br />
von m0 auf die Tragzapfenreibungszahl, kurz Zapfenreibungszahl<br />
m ¼ 0,01 ...0,1. Erst bei höheren<br />
Gleitgeschwindigkeiten bildet sich zwischen Zapfen<br />
und Lager ein tragfähiger Schmierfilm mit Flüssigkeitsreibung.<br />
Die Zapfenreibungszahl sinkt dann<br />
weiter auf m ¼ 0,002 ...0,01.<br />
1) Genauere Untersuchungen in Roloff/Matek: Maschinenelemente<br />
I. SFx ¼ 0 ¼ FN2 FN1<br />
II. SFy ¼ 0 ¼ FR1 þ FR2 F<br />
III.SM ð2Þ ¼ 0 ¼ FN1l FR1d Fðl1 d=2Þ<br />
I. FN1 ¼ FN2, daraus folgt:<br />
FN1 m ¼ FN2 m ) FR1 ¼ FR2<br />
II. F ¼ 2FN1 m; in III. eingesetzt:<br />
III.FN1l FN1 md 2FN1 mðl1 d=2Þ ¼<br />
¼ 0j: FN1<br />
l md 2ml1 þ 2md=2 ¼ 0<br />
l 2ml1 Klemmbedingung<br />
3 Reibung<br />
Beachte: Die Klemmbedingung ist unabhängig<br />
vom Betrag der Verschiebekraft F.<br />
Beispiel für die Veränderung der Zapfenreibungszahl<br />
m:<br />
Schmierung: Úl<br />
Werkstoff: Welle aus Stahl, Lager aus Rotguss<br />
Anlaufreibung: m0 ¼ 0,14<br />
Mischreibung: m ¼ 0,02 ...0,1<br />
Flüssigkeitsreibung: m ¼ 0,003 ...0,006
3.4 Reibung an Maschinenteilen 117<br />
Lagerkraft F und Normalkraft FN sind praktisch<br />
gleich groß. Darum wird die Lagerreibungskraft<br />
unmittelbar aus der Lagerkraft berechnet.<br />
Die Lagerreibungskraft erzeugt ein dem Wellendrehmoment<br />
entgegengerichtetes Reibungsmoment<br />
MR.<br />
Dreht sich der Zapfen im Lager mit der Umfangsgeschwindigkeit<br />
v (Gleitgeschwindigkeit) oder der<br />
Winkelgeschwindigkeit w, solässt sich die Reibungsleistung<br />
PR berechnen, entweder als Produkt<br />
aus Reibungskraft FR und Umfangsgeschwindigkeit<br />
v oder als Produkt aus Reibungsmoment MR<br />
und Winkelgeschwindigkeit w.<br />
3.4.3.2 Reibung am Spurzapfen (Längslager)<br />
Beim Spurzapfen fällt die Wirklinie der Belastung F<br />
mit der Drehachse der Welle zusammen. Die<br />
Normalkraft verteilt sich gleichmäßig über die<br />
Stirnfläche des Zapfens. Dasselbe gilt für die Reibungskraft.<br />
Man berechnet die Reibungskraft FR aus der Belastung<br />
F und der Spurzapfenreibungszahl m:<br />
FR ¼ Fm. Die Reibungszahlen für Quer- und<br />
Längslager werden aus Versuchen bestimmt. Die<br />
Spurzapfenreibungszahl ist außer von Schmierung<br />
und Werkstoffpaarung noch von der Bauart abhängig.<br />
Die Skizze zeigt einen Ringspurzapfen. Für den<br />
Wirkabstand der Reibungskraft von der Drehachse<br />
wird der mittlere Radius rm ¼ðr1 þ r2Þ=2 gesetzt<br />
und damit das Reibungsmoment MR berechnet.<br />
Der Reibungsradius rm ¼ðr1 þ r2Þ=2 ist ein Näherungswert,<br />
der für praktische Berechnungen ausreichend<br />
genau ist.<br />
Vom Vollspurzapfen hat die Lagerfläche keine<br />
mittlere Aussparung. Dann ist rm ¼ r2=2.<br />
Die Reibungsleistung PR berechnet man genauso<br />
wie beim Tragzapfen, z. B. als Produkt aus dem<br />
Reibungsmoment und der Winkelgeschwindigkeit.<br />
FR ¼ F m Lagerreibungskraft<br />
MR ¼ FR r ¼ F mr Reibungsmoment<br />
PR ¼ FR v<br />
PR ¼ MR w<br />
PR FR MR r v w m<br />
W ¼ Nm<br />
s<br />
N Nm m<br />
MR ¼ FR rm ¼ F mrm<br />
m<br />
s<br />
FR ¼ F m<br />
Reibungskraft<br />
Ringspurzapfen<br />
PR ¼ MR w Reibungsleistung<br />
rad 1<br />
¼<br />
s s<br />
rm ¼ r1 þ r2<br />
2<br />
1<br />
Reibungsmoment
118<br />
3.4.3.3 Ûbungen zur Trag- und Spurzapfenreibung<br />
1. Ûbung: Eine Welle belastet ihre beiden Querlager<br />
mit je einer Kraft F ¼ 3800 N. Der Zapfendurchmesser<br />
beträgt 50 mm, die Drehzahl<br />
3600 min 1 , die Zapfenreibungszahl 0,006.<br />
Reibungsmoment MR und Reibungsleistung PR<br />
sind zu berechnen.<br />
Lösung: Das Reibungsmoment wird aus Belastung,<br />
Zapfenreibungszahl und Zapfenradius ermittelt.<br />
Als Belastung muss man hier beide Lagerkräfte,<br />
also 2F, einsetzen.<br />
Aus dem Reibungsmoment und der Winkelgeschwindigkeit<br />
kann man die Reibungsleistung<br />
errechnen. Die Winkelgeschwindigkeit wird vorher<br />
aus der Drehzahl ermittelt.<br />
2. Ûbung: Ein Ringspurlager wird mit F ¼ 12 kN<br />
belastet. Der Innenradius der Lagerfläche beträgt<br />
r1 ¼ 10 mm, der Außenradius r2 ¼ 40 mm, die<br />
Spurzapfenreibungszahl m ¼ 0,02. Die Drehzahl<br />
beträgt 2000 min 1 .<br />
Reibungsmoment und Reibungsleistung sind zu<br />
berechnen.<br />
Lösung: Man ermittelt zunächst den Wirkabstand<br />
rm der Reibungskraft und dann mit der Belastung<br />
F und der Spurzapfenreibungszahl das Reibungsmoment.<br />
Die Reibungsleistung wird wieder als Produkt aus<br />
Reibungsmoment MR und Winkelgeschwindigkeit<br />
w ¼ 2pn berechnet.<br />
Aufgaben Nr. 349–356<br />
Gegeben:<br />
Belastung F ¼ 3800 N<br />
Zapfendurchmesser d ¼ 0,05 m<br />
Drehzahl n ¼ 3600 min 1<br />
Zapfenreibungszahl m ¼ 0,006<br />
Gesucht:<br />
MR, PR<br />
MR ¼ 2F mr ¼ 2 3800 N 0,006 0,025 m<br />
MR ¼ 1,14 Nm<br />
w ¼ 2pn ¼ 2p 3600 min 1<br />
w ¼ 22 619 rad rad<br />
¼ 377<br />
min s<br />
PR ¼ MR w ¼ 1,14 Nm 377 rad<br />
s<br />
PR ¼ 430 W ¼ 0,43 kW<br />
¼ 430 Nm<br />
s<br />
Gegeben:<br />
Belastung F ¼ 12 kN ¼ 12 10 3 N<br />
Spurzapfenreibungszahl m ¼ 0,02 ¼ 2 10 2<br />
Innenradius r1 ¼ 10 mm<br />
Außenradius r2 ¼ 40 mm<br />
Drehzahl n ¼ 2000 min 1<br />
Gesucht:<br />
MR, PR<br />
rm ¼ r1 þ r2 10 mm þ 40 mm<br />
¼ ¼ 25 mm<br />
2 2<br />
MR ¼ F mrm ¼ 12 10 3 N 2 10 2 25 10 3 m<br />
MR ¼ 600 10 2 Nm ¼ 6Nm<br />
PR ¼ MR 2pn ¼ 6Nm 2p 2 000 min 1<br />
PR ¼ 75 400 Nm<br />
min<br />
3 Reibung<br />
Nm<br />
¼ 1 275 ¼ 1,257 kW<br />
s
3.4 Reibung an Maschinenteilen 119<br />
3.3.4 Schraube und Schraubgetriebe<br />
3.4.4.1 Bewegungsschraube mit Flachgewinde<br />
Das Anziehen (Heben der Last) und Lösen (Senken<br />
der Last) einer Bewegungs- oder Befestigungsschraube<br />
entspricht dem Hinaufschieben<br />
und Herabziehen eines Körpers auf einer schiefen<br />
Ebene durch eine waagerechte Umfangskraft Fu<br />
(siehe Seiten 103 und 112).<br />
Alle Kräfte werden auf einen Punkt im Längsschnitt<br />
der Schraube mit dem Flankenradius r2 bezogen.<br />
Es soll hier von dem Normalfall ausgegangen werden,<br />
dass das Gewinde selbsthemmend ist. Dann<br />
ist der Reibungswinkel r größer als der Steigungswinkel<br />
a.<br />
Im Bild ist der abgewickelte Gewindegang als<br />
schiefe Ebene dargestellt. Die Basislänge ist der<br />
Flankenumfang 2pr2, die Höhe die Gewindesteigung<br />
P. Beim Anziehen (Heben) wirkt die<br />
Umfangskraft Fu waagerecht nach rechts und die<br />
Reibungskraft FR nach links unten, beim Lösen<br />
(Senken) haben beide umgekehrten Richtungssinn.<br />
Aus den Kraftecken ergeben sich dieselben Gleichungen<br />
für die Umfangskraft wie bei der schiefen<br />
Ebene für die Verschiebekraft.<br />
Fu ¼ F tan ðr þ aÞ für das Anziehen und<br />
Fu ¼ F tan ðr aÞ für das Lösen<br />
Die Winkel sind hier nur deswegen vertauscht,<br />
weil für die Entwicklung r > a (Selbsthemmung)<br />
angenommen wurde.<br />
Es ist üblich, die Gleichungen in der Form zu<br />
schreiben, wie man sie von der schiefen Ebene her<br />
kennt.<br />
Beim Rechnen sollte jedoch immer der kleinere<br />
Winkel vom größeren abgezogen werden, um<br />
immer einen positiven Tangenswert zu erhalten.<br />
Die Frage, ob die Last mit der errechneten Kraft<br />
Fu gesenkt oder am Absinken gehindert werden<br />
muss, wird durch einen Vergleich der Winkel a<br />
und r beantwortet.<br />
F Schraubenlängskraft ¼ Vorspannkraft<br />
Fu Umfangskraft, angreifend am Flankenradius<br />
r2<br />
FR Reibungskraft im Gewinde<br />
FN Normalkraft zwischen Schraube und<br />
Mutter<br />
a Steigungswinkel der mittleren Gewindelinie<br />
Kräfte beim<br />
Anziehen (Heben) Lösen (Senken)<br />
Fu ¼ F tan ða rÞ Umfangskraft<br />
(þ) für Heben, ( )für Senken<br />
Ist r < a, heißt das:<br />
keine Selbsthemmung, die Last muss mit Fu<br />
am Absinken gehindert werden.<br />
Ist r > a, heißt das:<br />
Selbsthemmung, die Last muss mit Fu<br />
gesenkt werden.
120<br />
Die Umfangskraft Fu wirkt im Abstand r2 (Flankenradius)<br />
von der Schraubenlängsachse. Sie erzeugt<br />
das beim Heben oder Senken zu überwindende<br />
Gewindereibungsmoment MRG.<br />
Der Wirkungsgrad des Schraubgetriebes beim<br />
Heben ist das Verhältnis der Nutzarbeit Wn zur aufgewendeten<br />
Arbeit Wa. Bezieht man beide Arbeiten<br />
auf eine Schraubenumdrehung, dann ist die<br />
Nutzarbeit das Produkt aus Schraubenlängskraft F<br />
und Steigungshöhe P (Hubarbeit). Die aufgewendete<br />
Arbeit ist das Produkt aus Umfangskraft Fu<br />
und Flankenumfang 2pr2.<br />
Bei r ¼ a beginnt der Bereich der Selbsthemmung.<br />
Dann ist der<br />
Wirkungsgrad h ¼ tan r=tan 2r.<br />
Da die Steigungswinkel meist klein sind, kann<br />
tan 2r ¼ 2 tan r gesetzt werden. Man erkennt,<br />
dass an der Selbsthemmungsgrenze der Wirkungsgrad<br />
h tan r=2 tan r ¼ 0,5 wird.<br />
3.4.4.2 Bewegungsschraube mit Spitz- oder Trapezgewinde<br />
Bei Spitz- oder Trapezgewinde mit dem Flankenwinkel<br />
b wirkt die Normalkraft F 0 N nicht in derselben<br />
Ebene wie die Längskraft F, die Umfangskraft<br />
Fu und die Reibungskraft FR, sondern sie ist um den<br />
halben Flankenwinkel gegen diese Ebene geneigt.<br />
Um Gleichgewicht zu halten, muss die Normalkraft<br />
F 0 N größer sein als FN beim Flachgewinde.<br />
Dann ist auch die Reibungskraft FR größer. Damit<br />
man trotzdem mit denselben Gleichungen wie<br />
beim Flachgewinde arbeiten kann, fasst man den<br />
Quotienten m=cos ðb=2Þ zur Reibungszahl m 0 zusammen.<br />
Für Spitz- und Trapezgewinde gelten dieselben<br />
Gleichungen wie für das Flachgewinde, wenn<br />
man statt der Reibungszahl m die Reibungszahl<br />
m 0 ¼ m=cos ðb=2Þ und für den Reibungswinkel r<br />
den Reibungswinkel r 0 einsetzt.<br />
MRG ¼ Fur2 ¼ Fr2 tan ða rÞ Gewindereibungsmoment<br />
(þ) für Heben, ( ) Senken<br />
h ¼ Wn<br />
Wa<br />
Wn ¼ FP Wa ¼ Fu 2pr2<br />
FP<br />
h ¼<br />
Fu 2pr2<br />
Fu ¼ F tan ða þ rÞ und P<br />
¼ tan a<br />
2pr2<br />
In die Ansatzgleichung eingesetzt ergibt das:<br />
tan a<br />
h ¼<br />
tan ða þ rÞ<br />
Wirkungsgrad<br />
für Schraubgetriebe<br />
Beachte: Ist der Wirkungsgrad des Schraubgetriebes<br />
h 0,5, liegt Selbsthemmung vor.<br />
F 0 N ¼<br />
FN<br />
cos ðb=2Þ<br />
3 Reibung<br />
FR ¼ F 0 FN<br />
m<br />
N m ¼ ; m ¼ FN<br />
cos ðb=2Þ cos ðb=2Þ<br />
m<br />
Setzt man<br />
cos ðb=2Þ ¼ m0 , dann wird<br />
FR ¼ FN m 0 :<br />
Für metrisches ISO-Trapezgewinde nach<br />
DIN 103 ist<br />
b ¼ 30 und damit m 0 ¼ 1,04 m,<br />
für metrisches ISO-Gewinde nach DIN 13 ist<br />
b ¼ 60 und damit m 0 ¼ 1,15 m.<br />
Der Reibungswinkel r 0 wird aus der Reibungszahl<br />
m 0 ermittelt: tan r 0 ¼ m 0 ) r 0 ¼ arctan m 0 :
3.4 Reibung an Maschinenteilen 121<br />
3.4.4.3 Befestigungsschraube mit Spitzgewinde<br />
Bei Schraubverbindungen mit Befestigungsschrauben<br />
wird eine Längskraft F in der Schraube erst<br />
dann erzeugt, wenn Mutter und Schraubenkopf<br />
fest auf den zu verbindenden Teilen aufliegen. Die<br />
Erfahrung lehrt, dass das Anzugsmoment MA aus<br />
Handkraft Fh und Schlüsselradius l mit fortschreitender<br />
Drehung der Mutter zunimmt. Gleichzeitig<br />
wächst auch die Vorspannkraft F in der Schraube.<br />
Das kennt man aus der Praxis: Bei zu starkem<br />
Anziehen wächst die Schraubenlängskraft F so<br />
stark an, dass die Schraube zerreißt.<br />
Im Bild wurde die gesamte Schraubenlängskraft F<br />
auf Schraubenkopf und Mutter in jeweils F/2 aufgeteilt.<br />
In Wirklichkeit entsteht durch die Längskraft<br />
eine Oberflächenkraft auf den Auflageflächen<br />
von Kopf und Mutter (siehe 1.1.7.1, Seite 11).<br />
Dem Anzugsmoment MA wirken in der Schraubverbindung<br />
zwei Kraftmomente entgegen:<br />
das Gewindereibungsmoment MRG (wie bei der<br />
Bewegungsschraube)<br />
und<br />
das Auflagereibungsmoment MRa an der Auflagefläche<br />
der Mutter.<br />
Das Gewindereibungsmoment ergibt sich aus den<br />
gleichen Ûberlegungen wie bei der Bewegungsschraube<br />
mit Spitzgewinde oder mit Flachgewinde.<br />
Das Auflagereibungsmoment ergibt sich aus der<br />
Auflagereibungskraft FRa und ihrem Wirkabstand<br />
ra von der Schraubenmitte. Für Sechskantschrauben<br />
wird ra ¼ 0,7d angenommen (d ¼ Gewindenenndurchmesser,<br />
z. B. für M10: d ¼ 10 mm).<br />
Die Summe dieser beiden Momente ist gleich dem<br />
Anzugsmoment. Aus dieser Erkenntnis kann man<br />
eine Gleichung für das Anzugsmoment MA beim<br />
Anziehen und Lösen einer Schraubverbindung in<br />
Abhängigkeit von der Schraubenlängskraft F entwickeln.<br />
ra ¼ 0,7d ¼ 1,4r<br />
Wirkabstand der<br />
Auflagereibungskraft,<br />
mit d ¼ Gewindenenndurchmesser<br />
(d ¼ 2r).<br />
MRG ¼ Fr2 tan ða r0Þ Gewindereibungsmoment<br />
bei Stahl auf Stahl (trocken) ist bei<br />
metrischem ISO-Gewinde r 0<br />
9<br />
MRa ¼ FRa ra ¼ Fm a ra<br />
Auflagereibungsmoment<br />
ma Reibungszahl an der Auflagefläche<br />
(bei Stahl auf Stahl ist ma 0,15)<br />
MA ¼ MRG þ MRa<br />
MA ¼ Fr2 tan ða r 0 ÞþFm a ra<br />
MA ¼ F½r2 tan ða r 0 Þþm a raŠ<br />
(þ) für Anziehen, ( )für Lösen<br />
Anzugsmoment
122<br />
3.4.4.4 Ûbungen zur Schraube<br />
1. Ûbung: Mit der skizzierten Spindelpresse soll<br />
eine größte Druckkraft von F ¼ 40 kN auf die<br />
Werkstücke übertragen werden. Am Handrad<br />
sollen beidhändig je 300 N Umfangskraft wirken.<br />
Das Trapezgewinde Tr 40 7 hat nach der Formelsammlung<br />
den Flankendurchmesser d2 ¼ 36,5 mm<br />
und den Steigungswinkel a ¼ 3,49 .<br />
Der Spindelkopf ist im Druckteller in Wälzlagern<br />
geführt, so dass die Reibung dort vernachlässigt<br />
werden darf. Berücksichtigt wird daher nur die<br />
Reibung im Gewinde. Als Gewindereibungszahl<br />
wird m 0 ¼ 0,1 angenommen.<br />
Für die gegebenen Daten soll der erforderliche<br />
Handraddurchmesser D ermittelt werden.<br />
Lösung: Ausgangsgleichung für die Lösung der<br />
Aufgabe ist die Gleichung für das Gewindereibungsmoment<br />
MRG.<br />
Die Größen F, d2 und a sind bekannt. Der Gewindereibungswinkel<br />
r 0 kann aus der Gewindereibungszahl<br />
ermittelt werden.<br />
Bei Gleichgewicht während des Drückvorgangs ist<br />
das Gewindereibungsmoment MRG gleich dem<br />
Drehmoment am Handrad MH ¼ FHD.<br />
Setzt man alle Größen in die Ausgangsgleichung<br />
ein, dann kann daraus eine Gleichung zur Berechnung<br />
des erforderlichen Handraddurchmessers D<br />
entwickelt werden.<br />
Nach der Rechnung ist ein Durchmesser von<br />
D ¼ 394 mm erforderlich, wenn eine Druckkraft<br />
von 40 kN mit der Spindelpresse erzeugt werden<br />
soll.<br />
Gegeben:<br />
Schraubenlängskraft F ¼ 40000 N<br />
Handkraft beidhändig je FH ¼ 300 N<br />
Gewindeflankendurchmesser d2 ¼ 36,5 mm<br />
Steigungswinkel a ¼ 3,49<br />
Gewindereibungszahl m 0 ¼ 0,1<br />
Gesucht:<br />
Erforderlicher Handraddurchmesser D<br />
MRG ¼ F d2<br />
2 tan ða þ r0 Þ<br />
r 0 ¼ arctan m 0<br />
MRG ¼ MH ¼ FH D<br />
FH D ¼ F d2<br />
2 tan ða þ r0 Þ<br />
D ¼ F<br />
FH<br />
40 000 N<br />
D ¼<br />
300 N<br />
D ¼ 394 mm<br />
d2<br />
2 tan ða þ arctan m0 Þ<br />
36,5 mm<br />
2<br />
3 Reibung<br />
5,71<br />
zfflfflfflfflffl}|fflfflfflfflffl{<br />
tan ð3,49 þ arctan 0,1Þ<br />
|fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl}<br />
9,2
3.4 Reibung an Maschinenteilen 123<br />
2. Ûbung: Die skizzierte Schraubenverbindung<br />
soll mit zwei Befestigungsschrauben eine Zugkraft<br />
von 18 kN allein durch Reibung zwischen den<br />
Stahlplatten übertragen. Die Schrauben werden<br />
durch die Schraubenlängskräfte nur auf Zug beansprucht.<br />
Abscherbeanspruchung darf nicht auftreten.<br />
Für die Reibungskräfte zwischen den Stahlplatten<br />
wird aus Sicherheitsgründen mit der Gleitreibungszahl<br />
von mSt/St ¼ 0,15 gerechnet (Tabelle 3.1,<br />
Seite 92). Für den Entwurf der Schraubenverbindung<br />
sollen ermittelt werden:<br />
a) das erforderliche Metrische ISO-Gewinde für<br />
eine zulässige Zugspannung sz zul ¼ 150 N=mm 2 .<br />
b) das erforderliche Anzugsmoment für die<br />
Schrauben, wenn für die Reibungszahl an der Mutterauflage<br />
mit ma ¼ 0,15 und für den Reibungswinkel<br />
im Gewinde mit r 0 ¼ 9 gerechnet wird (siehe<br />
Formelsammlung).<br />
Lösung:<br />
a) Die freigemachte Platte zeigt, dass je Druckfläche<br />
die halbe Zugkraft F durch die Reibungskraft<br />
FR ¼ F/2 aufgenommen werden muss.<br />
Aus der Definitionsgleichung für die Reibungskraft<br />
FR ¼ FNm und bei n ¼ 2 Schrauben erhält<br />
man die Normalkraft FN, die jede Schraube aufzubringen<br />
hat. Das ist zugleich die Längskraft der<br />
Schraube.<br />
Aus der Zughauptgleichung erhält man eine<br />
Gleichung für den erforderlichen Spannungsquerschnitt<br />
AS der Schraube. Die Formelsammlung<br />
liefert damit das erforderliche Metrische ISO-<br />
Gewinde und die Gewindedaten.<br />
b) Man hat jetzt alle Größen zur Berechnung<br />
des erforderlichen Anzugsmoments MA für die<br />
Schraubenverbindung ermittelt:<br />
Jede Schraube muss mit dem Drehmoment von<br />
119 Nm angezogen werden. Das geschieht mit einem<br />
Drehmomentschlüssel (siehe Lehrbeispiel<br />
„Verdrehwinkel“ im Abschnitt Torsion, Seite 327).<br />
Aufgaben Nr. 357–363<br />
Reibungsschlüssige Schraubenverbindung<br />
Gegeben:<br />
Zugkraft F ¼ 18000 N<br />
Anzahl der Schrauben n ¼ 2<br />
zulässige Zugspannung sz zul ¼ 150 N=mm 2<br />
Gleitreibungszahl m ¼ 0,15<br />
Reibungszahl der Mutterauflage ma ¼ 0,15<br />
Reibungswinkel im Gewinde r 0 ¼ 9<br />
Gesucht:<br />
a) Schraubengewinde<br />
b) Anzugsmoment MA<br />
FR ¼ F<br />
2<br />
FN ¼ FR<br />
nm<br />
18 000 N<br />
¼ ¼ 9 000 N<br />
2<br />
9 000 N<br />
¼ ¼ 30 000 N<br />
2 0,15<br />
AS erf¼ FN 30 000 N<br />
¼ ¼ 200 mm2<br />
sz zul 150 N=mm2 Gewählt: Schraube M20 mit AS ¼ 245 mm2 Gewindenenndurchmesser d ¼ 20 mm<br />
Steigungswinkel a ¼ 2,48<br />
Flankendurchmesser d2 ¼ 18,376 mm<br />
MA ¼ FN<br />
d2<br />
2 tan ða þ r0 Þþm a ra<br />
ra ¼ 0,7 d (siehe Abschnitt 3.4.4.3)<br />
18,376 mm<br />
MA ¼ 30 000 N tan ð2,48 þ 9 Þþ<br />
2<br />
þ 0,15 0,7 20 mm<br />
MA ¼ 118 979 Nmm ¼ 119 Nm
124<br />
3.4.5 Seilreibung<br />
3.4.5.1 Grundgleichung der Seilreibung<br />
Ein einfacher Versuch soll die Erfahrungen aus<br />
dem Berufsalltag bestätigen:<br />
Nach Skizze legt man um einen fest stehenden<br />
zylindrischen Körper ein dünnes Seil (Band,<br />
Faden). Beide Seilenden belastet man mit Wägestücken<br />
gleicher Masse m (Skizze a)). Das Seil<br />
befindet sich im Gleichgewicht (Ruhezustand).<br />
Daran ändert sich auch dann nichts, wenn man<br />
eines der beiden Seilenden durch kleine Wägestücke<br />
der Masse Dm zusätzlich zugbelastet (bis kurz<br />
vor den Rutschvorgang). Ursache dafür ist die zwischen<br />
Seil und Mantelfläche des Zylinders herrschende<br />
Seilreibungskraft FR. Sie ist die Summe<br />
der kleinen Reibungskräfte DFR ¼ m DFN, die<br />
verteilt auf der ganzen umspannten Mantelfläche<br />
wirken: FR ¼ SDFR.<br />
Eine Berechnungsgleichung für die größere Seilzugkraft<br />
F1 findet man wegen der verschieden großen<br />
Teil-Reibungskräfte DFR nur mit Hilfe der<br />
höheren Mathematik (Differenzial- und Integralrechnung).<br />
Das hat zuerst Euler 1) getan, später<br />
auch Eytelwein 2) , nach dem auch heute noch die<br />
Gleichung F1 ¼ F2 e ma benannt wird.<br />
Die Gleichung bestätigt die Erfahrungen: Die Seilzugkraft<br />
F1 wächst (linear) mit der am anderen<br />
Seilende wirkenden Zugkraft F2 und (exponential)<br />
mit dem Produkt aus Reibungszahl m und Umschlingungswinkel<br />
a.<br />
Der Umschlingungswinkel a muss mit der Einheit<br />
rad (Radiant) in die Zugkraftgleichung eingesetzt<br />
werden. Dazu dient die Umrechnungsbeziehung,<br />
wenn der Winkel in Grad vorliegt.<br />
Häufig wird die Anzahl der Umschlingungen<br />
(Windungen) angegeben, z. B. zwei volle Windungen.<br />
1) Leonard Euler (1707 –1783), Mathematiker und Physiker<br />
2) Johann Albert Eytelwein (1764 –1848), Ingenieur<br />
a) Versuchsanordnung<br />
b) Lageskizze<br />
des Seils<br />
F1 ¼ F2 þ SDFR<br />
F1 ¼ F2 þ FR<br />
Beachte: F1 ist immer die größere der beiden<br />
Seilkräfte: F1 > F2.<br />
F1 ¼ F2 ema Seilzugkraft<br />
(Eytelwein’sche Gleichung<br />
zur Seilreibung)<br />
e ¼ 2,71828 ... heißt Euler’sche Zahl<br />
Daraus ergibt sich für die<br />
Seilreibungskraft<br />
FR ¼ F1 F2 ¼ F2ðe ma<br />
a ¼ a 2p<br />
360<br />
3 Reibung<br />
e<br />
1Þ ¼F1<br />
ma 1<br />
ema Umrechnungsbeziehung (Grad in rad)<br />
Beachte:<br />
a ¼ 360 ¼ 2p rad ¼ eine volle Windung
3.4 Reibung an Maschinenteilen 125<br />
3.4.5.2 Aufgabenarten und Lösungsansätze<br />
Bei allen Seilreibungsaufgaben liegt ein Seil um<br />
einen Zylinder (System Zylinder/Seil). Zum Verständnis<br />
einer Aufgabe versetzt man sich gedanklich<br />
als „Beobachter“ auf den Zylinder und versucht<br />
von dort aus, den Richtungssinn der<br />
Seilreibungskraft FR zu bestimmen. Es ist dann<br />
gleichgültig, ob der Zylinder fest steht oder ob er<br />
sich um seine Achse dreht. Zum Richtungssinn<br />
von FR siehe Seite 91 Gleitreibung und Haftreibung.<br />
Der Zylinder ist je nach Aufgabe<br />
a) ein (fest stehender) Pfahl, z. B. beim<br />
Anlegen von Schiffen (1. Ûbung),<br />
b) ein (umlaufender) Spillkopf beim Verschieben<br />
von Eisenbahnwaggons oder<br />
von Schiffen (2. Ûbung),<br />
c) eine (umlaufende) Riemenscheibe<br />
(3. Ûbung),<br />
d) eine (umlaufende) Seiltrommel bei<br />
Kränen,<br />
e) eine (umlaufende) Bremsscheibe<br />
bei Bandbremsen.<br />
Hat man den Richtungssinn der Seilreibungskraft<br />
FR gefunden, weiss man auch, welche der beiden<br />
Zugkräfte an den Seilenden die größere Seilkraft<br />
F1 ist. Sie ist immer der Seilreibungskraft FR entgegengerichtet.<br />
SF ðin SeilrichtungÞ ¼ 0<br />
F1 þ FR þ F2 ¼ 0<br />
F1 ¼ FR þ F2 ¼ F2 e ma<br />
3.4.5.3 Ûbungen zur Seilreibung<br />
1. Ûbung: Beim Anlegen eines Lastkahns wird<br />
das Befestigungsseil mehrfach um den Befestigungspfahl<br />
(Poller) geschlungen. Die Reibungszahl<br />
zwischen Poller und Seil soll m ¼ 0,4 betragen,<br />
die Handkraft am (losen) Seilende 300 N.<br />
Ermittelt werden soll die maximale Haltekraft für<br />
den Lastkahn, wenn das Halteseil<br />
a) zweimal und<br />
b) viermal um den Poller geschlungen wird und<br />
bei Belastung nicht rutschen soll.<br />
Lösung: Nach dem Zeichnen der vereinfachten<br />
Lageskizze für die Kräfte am Seil in Seilrichtung<br />
(F1, F2, FR) berechnet man zunächst die Umschlingungswinkel<br />
aa und ab mit der Einheit<br />
Radiant (rad). Das ist einfach, weil der Winkel<br />
für eine Umdrehung das Produkt 2p rad ist<br />
(Vollwinkel ¼ 2p rad).<br />
Seilzugkraft F1 > F2 gilt immer.<br />
Gegeben:<br />
Kleinere Seilzugkraft F2 ¼ 300 N<br />
(Handkraft)<br />
Gleitreibungszahl m ¼ 0,4<br />
Umschlingungswinkel aa ¼ 2 Vollwinkel<br />
ab ¼ 4 Vollwinkel<br />
Gesucht:<br />
Seilzugkräfte F1a, F1b<br />
aa ¼ 2 2p rad ¼ 4p rad<br />
ab ¼ 4 2p rad ¼ 8p rad
126<br />
Mit den Umschlingungswinkeln aa ¼ 4p rad<br />
und ab ¼ 8p rad sowie der Haltekraft<br />
F2 ¼ 300 N ¼ 0,3 kN und der Reibungszahl<br />
m ¼ 0,4 können die maximal zulässigen Seilzugkräfte<br />
F1a und F1b berechnet werden.<br />
Man erkennt, dass durch die Verdopplung des<br />
Umschlingungswinkels die maximal zulässige<br />
Seilzugkraft auf das 152-fache wächst.<br />
2. Ûbung: Bei Spillanlagen zum Verschieben von<br />
Waggons im Ausbesserungs- oder Verladebetrieb<br />
der Bahn wird der skizzierte Spillkopf durch einen<br />
Elektromotor angetrieben. Das Stahlseil wird am<br />
Waggon eingehängt, mehrfach um den Spillkopf<br />
geschlungen und mit dem freien Ende von Hand<br />
angezogen.<br />
Für eine maximale Zugkraft F1 ¼ 2 kN und die<br />
Reibungszahl m ¼ 0,1 soll für drei volle Seilwindungen<br />
die erforderliche Handkraft ermittelt werden.<br />
Lösung: Mit der ln x- oder e x -Taste des Taschenrechners<br />
wird e ma ¼ e 0,1 6p ¼ 6,586 ermittelt und<br />
gleich in den Quotienten 2000/6,586 eingebracht.<br />
Die Handkraft beträgt F2 ¼ 303,7 N.<br />
F1a ¼ F2 e maa 0,4 4p<br />
¼ 0,3 kN e<br />
F1a ¼ 45,7 kN<br />
F1b ¼ F2 e mab 0,4 8p<br />
¼ 0,3 kN e<br />
F1b ¼ 6968,3 kN<br />
F1b ¼ 152 F1a<br />
Beachte:<br />
Die e ma -Werte werden mit der ln x- oder<br />
e x -Taste eines Taschenrechners ermittelt.<br />
Gegeben:<br />
Seilzugkraft F1 ¼ 2000 N<br />
Reibungszahl m ¼ 0,1<br />
Umschlingungswinkel<br />
a ¼ 3 2p rad ¼ 6p rad<br />
Gesucht:<br />
Kleinere Seilzugkraft F2 (Handkraft)<br />
F1 ¼ F2 e ma ) F2 ¼ F1<br />
e ma<br />
F2 ¼<br />
2 000 N<br />
¼ 303,7 N<br />
e0,1 6p<br />
3 Reibung
3.4 Reibung an Maschinenteilen 127<br />
3. Ûbung: Ein Elektromotor treibt nach Skizze<br />
über ein Flachriemengetriebe eine Arbeitsmaschine<br />
an. Die auf der Motorwelle mit Formschlussverbindung<br />
(Passfeder) fest sitzende Riemenscheibe<br />
1 (Radius r1) läuft rechtsdrehend mit<br />
der Drehzahl n1 und dem Drehmoment M1 um.<br />
Antriebswelle 1 und die (nicht gezeichnete) Abtriebswelle<br />
2 haben einen festen Wellenabstand.<br />
Die erforderliche Riemenvorspannung wird daher<br />
mit einer Spannrolle am (ablaufenden) Leertrum<br />
aufgebracht und nicht, wie beim Spannwellenbetrieb,<br />
durch Verschieben des Antriebsmotors auf<br />
Spannschienen.<br />
Gesucht ist eine Gleichung für das maximal übertragbare<br />
Motordrehmoment M1 in Abhängigkeit<br />
von der Riemenvorspannkraft FV.<br />
Lösung: Das Drehmoment M1 an der Motorscheibe<br />
wird durch Seilreibung auf das (auflaufende)<br />
Lasttrum des Riemengetriebes übertragen.<br />
Die Reibungskraft ist die Seilreibungskraft FR. Sie<br />
wirkt am Scheibenradius r1.<br />
Die Seilreibungskraft FR ist die Differenz der beiden<br />
Seilzugkräfte F1 und F2.<br />
Die Vorspannkraft FV ist die Seilzugkraft F2 am<br />
Leertrum des Flachriemens. Man ersetzt daher die<br />
Seilzugkraft F1 durch die Eytelweingleichung<br />
F1 ¼ F2 e m 0 a und erhält die gesuchte Beziehung<br />
M1 ¼ f ðFV, r1, m 0 , aÞ. Da das größtmögliche<br />
Drehmoment ermittelt werden soll, ist statt der<br />
Gleitreibungszahl die Haftreibungszahl einzusetzen.<br />
Aufgaben Nr. 364–369<br />
Gegeben:<br />
Euler’sche Gleichung F1 ¼ F2 e m0a<br />
Haftreibungszahl m0<br />
Umschlingungswinkel a<br />
Radius der Riemenscheibe r1<br />
Riemenvorspannkraft FV ¼ F2<br />
Gesucht:<br />
Maximal übertragbares Drehmoment<br />
M1 ¼ f ðFV, r1, m 0 , aÞ<br />
M1 ¼ FRr1 ¼ðF1 F2Þ r1<br />
M1 ¼ðF1 F2Þ r1 ¼ðF2 e m 0 a<br />
M1 ¼ F2r1ðe m 0 a<br />
1Þ ¼FVr1ðe m 0 a<br />
F2Þ r1<br />
1Þ<br />
Beachte: Ein Drehmoment M kann nur bei<br />
Riemenvorspannung übertragen werden: Das<br />
übertragbare Drehmoment M ist der Vorspannkraft<br />
proportional.
128<br />
3.4.6 Bremsen<br />
3.4.6.1 Backen- oder Klotzbremsen<br />
Bei der Backenbremse bestimmt die Lage des Bremshebeldrehpunkts D die Wirkungsweise<br />
der Bremse. Sie kann für eine Drehrichtung der Bremsscheibe selbsthemmend oder für beide<br />
Drehrichtungen gleichbleibend sein.<br />
a) Backenbremse mit überhöhtem Drehpunkt D<br />
Der Bremshebel ist in D zweiwertig drehbar<br />
gelagert. Er wird freigemacht skizziert.<br />
Die Bremskraft F am Bremshebelende ruft zwischen<br />
Scheibe und Backe die Normalkraft FN hervor.<br />
Wirkt an der Bremsscheibenwelle ein Drehmoment,<br />
so ruft es ein entgegengerichtetes<br />
Bremsmoment M aus Reibungskraft FR ¼ FN m<br />
und Scheibenradius r hervor: M ¼ FR r ¼ FN mr.<br />
Die Skizze zeigt Normalkraft FN und Reibungskraft<br />
FR ¼ FN m, wie sie bei Rechtslauf auf die<br />
Bremsbacke wirken. Bei Linkslauf kehrt die Reibungskraft<br />
FR ihren Richtungssinn um.<br />
Bei Gleichgewicht am Bremshebel müssen die<br />
Gleichgewichtsbedingungen erfüllt sein. Setzt man<br />
in den Gleichungen FR ¼ FN m ein, so erhält man<br />
aus Gleichung III eine Bestimmungsgleichung für<br />
die erforderliche Bremskraft F.<br />
Das Bremsmoment M wird aus M ¼ FRr ¼ FN mr<br />
berechnet. Mit der nach FN aufgelösten Bremskraftgleichung<br />
lässt sich dann eine Bestimmungsgleichung<br />
für das Bremsmoment M entwickeln.<br />
Die Gleichung für die Bremskraft zeigt, dass bei<br />
Linkslauf mit zunehmender Ûberhöhung l2 des<br />
Drehpunkts die Klammerdifferenz immer kleiner<br />
wird und gegen null geht. Das bedeutet, dass die<br />
Bremskraft schließlich null wird. Dann hält die<br />
Reibungskraft allein die Bremsscheibe fest, und es<br />
liegt Selbsthemmung vor. Bei Rechtslauf ist Selbsthemmung<br />
nicht möglich.<br />
Aus der Gleichung für die Bremskraft F ergibt sich<br />
ferner, dass bei Linkslauf und gleichbleibender<br />
Bremskraft F die Bremswirkung größer ist als bei<br />
Rechtslauf. Die Backenbremse mit überhöhtem<br />
Drehpunkt ist also dann besonders geeignet, wenn<br />
nur in einer Richtung gebremst wird, z. B. als<br />
Hubwerksbremse an Hebezeugen.<br />
Lageskizze des Bremshebels bei Rechtslauf<br />
der Bremsscheibe<br />
Gleichgewichtsbedingungen nach Lageskizze:<br />
I. SFx ¼ 0 ¼ FN m FDx<br />
II. SFy ¼ 0 ¼ FN FDy F<br />
III.SM ðDÞ ¼ 0 ¼ FNl1 þ FN ml2 Fl<br />
SMðDÞ ¼ 0 ¼ FNl1 þ FRl2 Fl (Rechtslauf)<br />
SMðDÞ ¼ 0 ¼ FNl1 FRl2 Fl (Linkslauf)<br />
ðl1<br />
F ¼ FN<br />
ml2Þ<br />
l<br />
Bremskraft<br />
M ¼ Flmr<br />
ðl1 ml2Þ<br />
Bremsmoment<br />
(þ) bei Rechtslauf, ( ) bei Linkslauf<br />
3 Reibung<br />
Selbsthemmung bei Linkslauf tritt ein, wenn<br />
l1 ml2 ¼ 0 wird, denn dann wird das<br />
Bremsmoment unendlich groß.<br />
l1 ml2 Selbsthemmungsbedingung<br />
In der Gleichung für die Bremskraft F ist der<br />
Klammerausdruck für Linkslauf (l1 ml2)<br />
kleiner als für Rechtslauf (l1 þ ml2).<br />
Wenn in beiden Fällen die Bremskraft F<br />
gleich groß ist, dann bedeutet das, dass bei<br />
Linkslauf eine größere Normalkraft und<br />
dadurch eine größere Reibungskraft auftritt.
3.4 Reibung an Maschinenteilen 129<br />
b) Backenbremse mit unterzogenem Drehpunkt D<br />
Der Bremshebeldrehpunkt D liegt bei dieser<br />
Bremse auf derselben Seite der Reibungskraftwirklinie<br />
wie die Bremsscheibe.<br />
Auch hier muss beim Abbremsen die Momentengleichgewichtsbedingung<br />
SM ¼ 0fürden Bremshebel<br />
erfüllt sein.<br />
Setzt man wieder in beide Gleichungen für die<br />
Reibungskraft FR ¼ FNm ein, dann ergibt sich daraus<br />
die Bestimmungsgleichung für die Bremskraft<br />
F fast in der gleichen Form wie bei der Bremse<br />
mit überhöhtem Drehpunkt, nur die Vorzeichen in<br />
der Klammer sind vertauscht. Das bedeutet, dass<br />
beide Bremsen die gleiche Bremswirkung haben,<br />
nur für jeweils umgekehrten Drehsinn.<br />
Mit M ¼ FRr ¼ FN mr erhält man wieder die Bestimmungsgleichung<br />
für das Bremsmoment M.<br />
Auch hier ist Selbsthemmung unter den gleichen<br />
Bedingungen wie vorher möglich, aber bei Rechtslauf.<br />
Auch diese Backenbremse ist daher besonders für<br />
eine Bremsrichtung geeignet.<br />
c) Backenbremse mit tangentialem Drehpunkt D<br />
Hier liegt der Bremshebeldrehpunkt auf der Wirklinie<br />
der Reibungskraft FR, die als Tangentialkraft<br />
an der Bremsscheibe angreift.<br />
Dadurch hat die Reibungskraft FR in Bezug auf<br />
den Hebeldrehpunkt weder bei Rechts- noch bei<br />
Linkslauf ein Kraftmoment. Sie fällt beim Aufstellen<br />
der Momentengleichgewichtsbedingung<br />
SM ðDÞ ¼ 0 aus der Gleichung heraus.<br />
Aus der Gleichung für die Bremskraft F ist zu sehen,<br />
dass F nur noch von der Normalkraft FN und<br />
dem Verhältnis der beiden Hebelarme l1 und l abhängig<br />
ist, und dass für beide Drehrichtungen die<br />
Bremswirkung gleichbleibend ist.<br />
Auch hier erhält man mit M ¼ FRr ¼ FN mr die<br />
Bestimmungsgleichung für das Bremsmoment M.<br />
Die Backenbremse mit tangentialem Drehpunkt ist<br />
besonders dann geeignet, wenn für beide Drehrichtungen<br />
gleiche Bremswirkung verlangt wird,<br />
z. B. bei Fahrwerkbremsen.<br />
Lageskizze<br />
SM ðDÞ ¼ 0 ¼ FNl1 FRl2 Fl (Rechtslauf)<br />
SM ðDÞ ¼ 0 ¼ FNl1 þ FRl2 Fl (Linkslauf)<br />
ðl1 ml2Þ<br />
F ¼ FN<br />
l<br />
M ¼ Flmr<br />
ðl1 ml2Þ<br />
Bremskraft<br />
Bremsmoment<br />
( ) bei Rechtslauf, (þ) bei Linkslauf<br />
Selbsthemmung tritt bei Rechtslauf ein,<br />
wenn l1 ml2 ¼ 0 wird.<br />
l1 ml2 Selbsthemmungsbedingung<br />
SM ðDÞ ¼ 0 ¼ FNl1 Fl<br />
bei Rechtslauf und Linkslauf<br />
l1<br />
F ¼ FN<br />
l<br />
M ¼ Flmr<br />
l1<br />
Bremskraft<br />
Bremsmoment<br />
Lageskizze<br />
Beachte: Da bei einer Bremse l1 nicht gleich<br />
null werden kann, ist Selbsthemmung hier<br />
nicht möglich.
130<br />
d) Doppelbackenbremse mit festen<br />
Bremsbacken<br />
Die Bremskraft an der skizzierten Doppelbackenbremse<br />
wird durch eine Druckfeder erzeugt. Die<br />
erforderliche Lüftermechanik zum Lösen der<br />
Bremse ist nicht gekennzeichnet.<br />
Die beiden Bremsklötze A und B sind fest mit den<br />
beiden symmetrischen Bremshebeln verbunden.<br />
Bremsen mit beweglichen Backen z. B. nach<br />
DIN 15434. (Handbuch Maschinenbau, Abschnitt<br />
Fördertechnik).<br />
Man beginnt die Untersuchung der Bremse bei<br />
Rechtslauf der Bremsscheibe mit der Lageskizze<br />
des oberen Bremshebels und bekommt den gleichen<br />
Fall wie unter b) Backenbremse mit unterzogenem<br />
Drehpunkt (1. Schritt).<br />
Wie unter b) lässt man auch hier die Stützkraft<br />
FC im Hebeldrehpunkt C außer Acht und schreibt<br />
nur die Momentengleichgewichtsbedingung<br />
SM ðCÞ ¼ 0 auf. Daraus entwickelt man wie unter<br />
b) eine Bestimmungsgleichung für die Bremskraft<br />
F (2. Schritt).<br />
Die Reibungskraft FRA ¼ FNA m an der Bremsbacke<br />
A erzeugt das Bremsmoment MA ¼ FRAr<br />
¼ FNA mr. Man löst die Bremskraftgleichung nach<br />
FNA auf und entwickelt die Bestimmungsgleichung<br />
für das Bremsmoment MA (3. Schritt).<br />
Das Bremsmoment MA ist das von der Reibungskraft<br />
FRA an der oberen Bremsbacke erzeugte Teilmoment.<br />
Es muss nun auf dem gleichen Weg das zweite<br />
Teilmoment, das Bremsmoment MB, durch Freimachen<br />
des unteren Bremshebels ermittelt werden.<br />
Schemaskizze einer Doppelbackenbremse<br />
Lageskizze des oberen Bremshebels<br />
1. Schritt<br />
2. Schritt<br />
SMðCÞ ¼ 0 ¼ FNAl1 FNA ml2 Fl (Rechtslauf)<br />
FNAðl1 ml2Þ ¼Fl<br />
ðl1<br />
F ¼ FNA<br />
ml2Þ<br />
l<br />
Bremskraft<br />
FNA ¼<br />
ðl1<br />
Fl<br />
ml2Þ<br />
3. Schritt<br />
; MA ¼ FNA mr<br />
MA ¼ Flmr<br />
ðl1 ml2Þ<br />
3 Reibung<br />
Bremsmoment MA<br />
Beachte:<br />
Es wurde beim Freimachen des Systems systematisch<br />
und exakt vorgegangen: oberen<br />
Bremshebel mit Bremsbacke A skizzieren,<br />
die Druckfeder gedanklich wegnehmen und<br />
dafür die Federkraft F eintragen usw. So geht<br />
man auch beim unteren Bremshebel vor.
3.4 Reibung an Maschinenteilen 131<br />
Man arbeitet nach der gleichen Gliederung wie bei<br />
der Untersuchung des oberen Bremshebels und beginnt<br />
mit der Lageskizze des unteren Bremshebels<br />
(1. Schritt).<br />
Im 2. Schritt liest man wieder die Momentengleichgewichtsbedingung<br />
SM ðDÞ ¼ 0 aus der Lageskizze<br />
ab und schreibt sie auf. Daraus entwickelt<br />
man erneut eine Bestimmungsgleichung für die<br />
Bremskraft F (2. Schritt).<br />
Durch die Reibungskraft FRB wird das zweite Teil-<br />
Bremsmoment MB ¼ FRBr ¼ FNB mr erzeugt. Man<br />
löst im 3. Schritt die Bremskraftgleichung nach<br />
FNB auf und entwickelt damit die Bestimmungsgleichung<br />
für das Bremsmoment MB (3. Schritt).<br />
Ein Vergleich der Gleichungen für FNA und FNB<br />
zeigt, dass die Normalkraft FNA größer ist als FNB,<br />
weil der Nenner in der Gleichung für FNA kleiner<br />
ist als der Nenner bei FNB.<br />
Das gesamte auf die Bremsscheibe wirkende<br />
Bremsmoment M der untersuchten Doppelbackenbremse<br />
ist die Summe der beiden Teilmomente MA<br />
und MB.<br />
Die hier entwickelten Gleichungen gelten nur für<br />
Doppelbackenbremsen mit Bremsbacken, die fest<br />
mit dem Bremshebel verbunden sind.<br />
Aufgaben Nr. 370–375<br />
Lageskizze des unteren Bremshebels<br />
1. Schritt<br />
SMðDÞ ¼ 0 ¼<br />
(Rechtslauf)<br />
FNBl1<br />
2. Schritt<br />
FNB ml2 þ Fl<br />
FNBðl1 þ ml2Þ ¼Fl<br />
ðl1 þ ml2Þ<br />
F ¼ FNB<br />
l<br />
FNB ¼<br />
Fl<br />
ðl1 þ ml2Þ<br />
MB ¼ Flmr<br />
ðl1 þ ml2Þ<br />
Bremskraft<br />
MB ¼ FNB mr<br />
3. Schritt<br />
Bremsmoment MB<br />
FNA > FNB, weil ðl1 ml2Þ < ðl1 þ ml2Þ;<br />
wegen FNA > FNB ist auch FRA > FRB und<br />
MA > MB<br />
M ¼ MA þ MB<br />
Gesamt-Bremsmoment<br />
Beachte: Sollen die Stützkräfte FC und FD<br />
ermittelt werden, müssen jeweils alle drei<br />
Gleichgewichtsbedingungen angesetzt<br />
werden, z. B. für Lager D:<br />
SFx ¼ 0 ¼ FDx FNB m<br />
SFy ¼ 0 ¼ FDy þ F FNB<br />
SMðDÞ ¼ 0 (siehe oben, 2. Schritt)
132<br />
3.4.6.2 Bandbremsen<br />
Bei der Bandbremse wird die Bremswirkung durch<br />
Seilreibung (Bandreibung) erzielt. Für die Spannkräfte<br />
F1 und F2 an den Bandenden und für die Reibungskraft<br />
FR gelten die Beziehungen aus 3.4.5.<br />
Bei der einfachen Bandbremse ist ein Bandende<br />
am Bremshebeldrehpunkt D befestigt, das andere<br />
am Bremshebel. Durch die Hebelkraft F wird das<br />
Band gespannt, und bei Drehung der Bremsscheibe<br />
entstehen in den Bandenden infolge der Seilreibung<br />
unterschiedliche Spannkräfte F1 und F2.<br />
Am Bremshebel herrscht Momentengleichgewicht<br />
(Ruhe). Bezieht man die Kraftmomente auf den<br />
Hebeldrehpunkt, dann hat die Kraft F1 kein Moment.<br />
Die Spannkraft F2 wird also von der Hebelkraft<br />
F und den Hebellängen l und l1 bestimmt.<br />
Nach den Gesetzen der Seilreibung kann man aus<br />
der Kraft F2 die Bandreibungskraft FR ¼ Bremskraft<br />
an der Bremsscheibe ermitteln. Sie wirkt im<br />
Abstand r von der Bremsscheibenmitte und erzeugt<br />
das Bremsmoment M ¼ FRr.<br />
Bei Linkslauf wechseln F1 und F2 ihre Angriffspunkte.<br />
Für die gleiche Bremswirkung wäre dann<br />
eine erheblich größere Hebelkraft F erforderlich.<br />
Die einfache Bandbremse wird darum nur für einen<br />
Drehsinn verwendet, z. B. für Hubwerke als<br />
Haltebremse (Bauaufzüge).<br />
Neben der einfachen Bandbremse gibt es noch die<br />
Summenbremse mit gleich großem Bremsmoment M<br />
in beiden Drehrichtungen und die Differenzbremse<br />
für einen Drehsinn des Bremsmomentes.<br />
Aufgaben Nr. 376–378<br />
F1 ¼ F2 e ma<br />
FR ¼ F1 F2 ¼ F2ðe ma<br />
ðe<br />
1Þ ¼F1<br />
ma 1Þ<br />
ema Die Kräfte F1, F2 und FR wirken bei Rechtslauf<br />
in den eingezeichneten Richtungen auf<br />
das Bremsband.<br />
SM ðDÞ ¼ 0 ¼ F2l1 Fl ; F2 ¼ F l<br />
FR ¼ F2ðe ma<br />
M ¼ FRr ¼ Fr l<br />
1Þ ¼F l<br />
ðe ma<br />
l1<br />
ðe ma<br />
l1<br />
3 Reibung<br />
Lageskizze des<br />
Bremshebels<br />
1Þ<br />
l1<br />
1Þ Bremsmoment<br />
Aus der Gleichung erkennt man, dass das<br />
Bremsmoment vergrößert werden kann durch<br />
größere Hebelkraft F, größeren Scheibenradius<br />
r,größere Hebellänge l, kleineren<br />
Bandabstand l1, größere Reibungszahl m<br />
und größeren Umschlingungswinkel a.<br />
Selbsthemmung ist nicht möglich.<br />
Beachte: Funktionsskizzen für Summen- und<br />
Differenzbremse sowie die Formeln für das<br />
Bremsmoment findet man in: Formeln und<br />
Tabellen zur <strong>Technische</strong>n <strong>Mechanik</strong>.
3.4 Reibung an Maschinenteilen 133<br />
3.4.6.3 Scheiben- und Kegelbremsen<br />
a) Scheibenbremsen<br />
Gebaut werden Ein- und Mehrscheibenbremsen<br />
(Lamellenbremsen). Die Bremsscheibe der skizzierten<br />
Einscheibenbremse sitzt drehfest auf der<br />
Bremswelle. Die beiden Bremsbacken werden<br />
durch Druckfedern im gehäusefesten Hydraulikzylinder<br />
an die Bremsscheibe gepresst. Mit Flüssigkeitsdruck<br />
wird die Bremse gelöst (Lüften). Die<br />
Einscheibenbremse wird zunehmend im Hebezeugbau<br />
verwendet, auch an Stelle der Bandbremse<br />
(gute Wärmeableitung).<br />
b) Kegelbremsen<br />
Die drehfest mit der Bremswelle verbundene<br />
Bremsscheibe mit Außenkegel wird durch Federkraft<br />
axial gegen den gehäusefesten Innenkegel gepresst<br />
und hydraulisch oder elektromagnetisch abgelöst<br />
(Lüften der Bremse).<br />
Durch die Kegelreibfläche kann das gleiche<br />
Bremsmoment wie bei der Einscheibenbremse mit<br />
kleinerer Bremskraft erzeugt werden (kleinere<br />
Konstruktionsmaße).<br />
c) Bremskraft und Bremsmoment<br />
Für die Bremskraft F und für das Bremsmoment M<br />
kann man zwei Gleichungen entwickeln, die für<br />
Scheiben- und Kegelbremsen gelten.<br />
Wie bei jeder Bremse ist das Bremsmoment M<br />
das Produkt aus der Reibungskraft FR ¼ FNm<br />
und dem zugehörigen Reibungskraftradius<br />
(M ¼ FRr ¼ FN mr).<br />
Bei der Scheibenbremse ist die Bremskraft F zugleich<br />
die Normalkraft FN ¼ F. Dagegen ist bei<br />
der Kegelbremse F ¼ 2FN sin a, wie die Krafteckskizze<br />
zeigt. Damit erhält man die beiden Bestimmungsgleichungen<br />
für F und M.<br />
F<br />
Msin a<br />
rzm<br />
M Frzm<br />
sin a<br />
Bremskraft<br />
Bremsmoment<br />
z Anzahl der Reibungsflächen<br />
z ¼ 1 bei Kegelbremsen<br />
z ¼ 2 bei Einscheibenbremsen<br />
a Kegelwinkel<br />
a ¼ 90 bei Scheibenbremsen<br />
a 20 bei Kegelbremsen
134<br />
3.4.7 Rollwiderstand (Rollreibung)<br />
Betrachtet man einen Rollkörper und seine Unterlage<br />
als absolut starre Körper, dann ist Rollen nur<br />
infolge der tangential wirkenden Haftreibungskraft<br />
möglich. Sonst müsste der Rollkörper auf der Unterlage<br />
gleiten.<br />
Tatsächlich drückt sich der Rollkörper etwas in die<br />
Unterlage ein, und er verformt sich auch selbst<br />
geringfügig. Es kann hier also nicht mehr von<br />
„echter“ Reibung gesprochen werden, sondern<br />
man muss sich den Rollvorgang als ein fortwährendes<br />
Kippen über die Kante D vorstellen<br />
(siehe 2.5.2, Seite 88).<br />
Bei gleichförmiger Rollbewegung herrscht Gleichgewicht.<br />
Aus der Momentengleichgewichtsbedingung<br />
erhält man eine Gleichung für die Rollkraft F.<br />
Wegen der geringen Eindrücktiefe kann in dieser<br />
Gleichung der Kippabstand l gleich dem Rollradius<br />
r gesetzt werden.<br />
Die Rollkraftgleichung zeigt, dass die Rollkraft F<br />
mit zunehmendem Rollradius r kleiner wird.<br />
Den Abstand f bezeichnet man als „Hebelarm der<br />
Rollreibung“. Er ist abhängig vom Werkstoff der<br />
Unterlage und des Rollkörpers und wird gewöhnlich<br />
in cm angegeben. Aus diesem Grund setzt<br />
man in die Gleichung auch den Rollradius r<br />
zweckmäßig in cm ein.<br />
3.4.8 Fahrwiderstand<br />
Wird ein Fahrzeug mit konstanter Geschwindigkeit<br />
auf horizontaler Fahrbahn fortbewegt, sind Widerstände<br />
zu überwinden:<br />
der Luftwiderstand, der Rollwiderstand,<br />
der Widerstand durch Lagerreibung.<br />
Die beiden letzten fasst man zum Fahrwiderstand Fw<br />
zusammen.<br />
Bei horizontaler Fahrbahn ist die erforderliche<br />
Zugkraft Fz gleich dem Fahrwiderstand (ohne<br />
Luftwiderstand).<br />
Bei geneigter Fahrbahn ist zusätzlich die Hangabtriebskraft<br />
Fa ¼ FG sin a zu überwinden. a ist der<br />
Neigungswinkel der Fahrbahn zur Waagerechten.<br />
„Wirklicher“ Rollkörper<br />
Freigemachter<br />
„starrer“ Rollkörper<br />
SMðDÞ ¼ 0 ¼ FG f Fl ; l r<br />
F ¼ FG<br />
f<br />
r<br />
Rollkraft<br />
F, FG<br />
N<br />
f r<br />
cm cm<br />
Die Gewichtskraft steht hier für die Belastung<br />
der Radachse.<br />
Beachte: Große Räder oder Kugeln rollen<br />
leichter als kleinere.<br />
Werte für den Hebelarm der Rollreibung:<br />
Für Gusseisen und Stahl auf Stahl ist<br />
f 0,05 cm,<br />
für gehärtete Stahlrollen und -kugeln auf<br />
gehärteten Laufringen (Wälzlager) ist<br />
f 0,0005 ...0,001 cm.<br />
Fw ¼ FN m Fahrwiderstand<br />
f<br />
FN gesamte Normalkraft (Anpresskraft des<br />
Fahrzeugs an allen Rädern).<br />
Bei horizontaler Fahrbahn ist die Normalkraft<br />
FN gleich der Gewichtskraft FG des<br />
Fahrzeugs.<br />
mf Fahrwiderstandszahl; sie wird durch<br />
Versuche ermittelt.<br />
Erfahrungswerte für mf :<br />
Eisenbahn 0,0025<br />
Straßenbahn mit Wälzlagern 0,005<br />
Straßenbahn mit Gleitlagern 0,018<br />
Kraftfahrzeug auf Asphalt 0,025<br />
Drahtseilbahn 0,01<br />
3 Reibung
3.4 Reibung an Maschinenteilen 135<br />
Damit sich die Räder drehen, muss die Haftreibungskraft<br />
FR0 max zwischen Rädern und Fahrbahn<br />
größer sein als der Fahrwiderstand Fw. Daraus ergibt<br />
sich die Rollbedingung m0 mf . Bei m0 < mf gleiten die Räder auf der Fahrbahn.<br />
3.4.9 Ûbungen zum Rollwiderstand und Fahrwiderstand<br />
1. Ûbung: Die Laufachse einer Lokomotive mit<br />
zwei Rädern von 1,1 m Durchmesser hat 1,2 t<br />
Masse. Sie soll durch eine in Achsmitte angreifende<br />
Kraft F auf waagerechten Schienen in gleichförmiger<br />
Bewegung gehalten werden. Der Hebelarm<br />
der Rollreibung beträgt 0,05 cm.<br />
Wie groß sind die erforderliche Rollkraft F und<br />
der Rollwiderstand Froll?<br />
Lösung: Man kann die Rollkraft F mit der in 3.4.7<br />
entwickelten Gleichung bestimmen.<br />
Der Rollwiderstand Froll ist hier gleich der Rollkraft<br />
F.<br />
2. Ûbung: Der Tisch einer Werkzeugmaschine<br />
läuft auf einer Zylinderrollenführung. Er belastet<br />
die Rollen mit einer Kraft F1 ¼ 1800 N. Rollen<br />
und Führungsschienen sind gehärtet. Die Rollen<br />
haben 18 mm Durchmesser.<br />
Welche Kraft muss aufgebracht werden, um den<br />
Tisch zu verschieben?<br />
Lösung: Man darf alle Kräfte auf eine Rolle beziehen,<br />
denn ob an 100 Rollen je ein Hundertstel der<br />
Kräfte wirkt oder an einer Rolle alle Kräfte, ist<br />
gleichgültig.<br />
Die Gewichtskräfte der Rollen können vernachlässigt<br />
werden, denn sie sind klein gegenüber der Belastung<br />
F1.<br />
Rollwiderstand tritt an der unteren und an der oberen<br />
Führungsschiene auf.<br />
Die Verschiebekraft F am Tisch hat ihre Gegenkraft<br />
im Rollwiderstand Froll oben, folglich ist<br />
F ¼ Froll.<br />
Das Rollmoment F d ist gleich dem Lastmoment<br />
F1 2f .Für unterschiedliche Werkstoffe ist statt<br />
2f die Summe ðf1 þ f2Þ einzusetzen.<br />
Für die Rollbewegung ist erforderlich, dass<br />
FR0 max Fw, d.h.FN m 0 FN m f ist.<br />
m 0 m f Rollbedingung<br />
Gegeben:<br />
Durchmesser d ¼ 2r ¼ 1,1 m<br />
Masse m ¼ 1,2 10 3 kg<br />
Hebelarm f ¼ 0,05 cm<br />
Gesucht:<br />
Rollkraft F, Rollwiderstand Froll<br />
f f<br />
F ¼ FG ¼ mg<br />
r r<br />
F ¼ 1,2 10 3 kg 9,81 m<br />
F ¼ 10,7 N ¼ Froll<br />
s 2<br />
5 10 4 m<br />
5,5 10 1 m<br />
Gegeben:<br />
Belastung F1 ¼ 1,8 10 3 N<br />
Hebelarm f ¼ 10 5 m (nach 3.4.7)<br />
Rollendurchmesser d ¼ 18 10 3 m<br />
Gesucht:<br />
Verschiebekraft F<br />
Frolld ¼ Fd ¼ F1 2f<br />
F ¼ F1<br />
2f<br />
d<br />
¼ F1<br />
2f<br />
¼ F1<br />
2r<br />
f<br />
r<br />
F ¼ 1,8 10 3 N 10 5 m<br />
9 10 3 ¼ 2N<br />
m
136<br />
3. Ûbung: Eine Kugel von 20 mm Durchmesser<br />
liegt auf einer schiefen Ebene.<br />
Bei welchem Neigungswinkel a beginnt die Kugel<br />
zu rollen, wenn der Hebelarm der Rollreibung<br />
f ¼ 0,1 cm beträgt?<br />
Lösung: Die Kugel beginnt dann zu rollen, wenn<br />
die Wirklinie der Gewichtskraft FG durch die<br />
„Kippkante“ D geht (siehe 2.5.2). Die Rollkraft ist<br />
dann die Komponente FG sin a, die „Belastung“<br />
die Komponente FG cos a.<br />
Das linksdrehende Kraftmoment FG sin ar ist<br />
gleich dem rechtsdrehenden Kraftmoment<br />
FG cos a f . Damit ist der Lösungsansatz gefunden.<br />
Die Diskussion der Gleichung tan a ¼ f =r lässt erkennen,<br />
dass mit zunehmendem Kugelradius r die<br />
Tangensfunktion und damit der Neigungswinkel<br />
kleiner wird: Große Rollkörper rollen leichter als<br />
kleine.<br />
4. Ûbung: Ein Kraftfahrzeug mit 1100 kg Masse<br />
wird auf einer waagerechten Asphaltstraße gleichförmig<br />
geschoben.<br />
Wie groß ist der zu überwindende Fahrwiderstand<br />
Fw?<br />
Lösung: Man berechnet den Fahrwiderstand Fw<br />
aus der Normalkraft FN und der Fahrwiderstandszahl<br />
m f . Die gesamte Normalkraft an den vier Rädern<br />
ist bei waagerechter Fahrbahn gleich der Gewichtskraft<br />
FG ¼ Masse m Fallbeschleunigung g.<br />
Die Fahrwiderstandszahl entnimmt man den Erfahrungswerten<br />
(3.4.8).<br />
5. Ûbung: Ein Güterzug fährt auf waagerechter<br />
Strecke mit konstanter Geschwindigkeit. Die Masse<br />
der angehängten Wagen beträgt 1000 t.<br />
Wie groß ist der Fahrwiderstand Fw der angehängten<br />
Wagen?<br />
Gegeben:<br />
Durchmesser d ¼ 20 mm<br />
Hebelarm f ¼ 0,1 cm<br />
Gesucht:<br />
Neigungswinkel a<br />
FG sin ar ¼ FG cos a f<br />
FG sin a f<br />
¼<br />
FG cos a r<br />
tan a ¼ f<br />
r<br />
a ¼ arctan f<br />
r<br />
0,1 cm<br />
¼ arctan ¼ 5,71<br />
1cm<br />
Gegeben:<br />
Masse m ¼ 1,1 10 3 kg<br />
Fahrwiderstandszahl m f ¼ 0,025 (siehe 3.4.8)<br />
Gesucht:<br />
Fahrwiderstand Fw<br />
Fw ¼ FN m f ¼ FG m f ¼ mgm f<br />
Fw ¼ 1,1 10 3 kg 9,81 m<br />
3<br />
25 10<br />
s2 Fw ¼ 270 kgm<br />
¼ 270 N<br />
s2 Gegeben:<br />
Masse m ¼ 1000 t ¼ 106 kg<br />
Fahrwiderstandszahl mf ¼ 0,0025<br />
Gesucht:<br />
Fahrwiderstand Fw<br />
3 Reibung
3.4 Reibung an Maschinenteilen 137<br />
Lösung: Die Ûberlegungen zur Lösung dieser<br />
Aufgabe sind die gleichen wie in der 4. Ûbung.<br />
Lediglich die Beträge der Masse und der Fahrwiderstandszahl<br />
wurden geändert.<br />
Da die Zugkraft am Zughaken der Lokomotive nur<br />
den Fahrwiderstand zu überwinden hat, sind Zugkraft<br />
Fz und Fahrwiderstand gleich groß.<br />
6. Ûbung: Derselbe Güterzug wie in der 5. Ûbung<br />
wird eine Steigung 1:100 gleichförmig bergauf<br />
gezogen.<br />
Wie groß ist jetzt die erforderliche Zugkraft Fz?<br />
Lösung: Man orientiert sich über die Kräfteverhältnisse<br />
anhand einer Lageskizze. Ob man dabei<br />
den ganzen Zug betrachtet oder nur einen Wagen<br />
mit der Masse m ¼ 1000 t, ist gleichgültig.<br />
Man erkennt:<br />
Da Gleichgewicht herrscht, ist die Normalkraft<br />
FN ¼ FG cos a. Außerdem muss die Zugkraft Fz<br />
gleich der Summe aus Fahrwiderstand Fw und<br />
Hangabtriebskraft FG sin a sein.<br />
Zuerst wird der Steigungswinkel a aus seiner<br />
Tangensfunktion ermittelt. Der Winkel ist so<br />
klein, dass man in der weiteren Rechnung<br />
sin a ¼ tan a ¼ 0,01 und cos a ¼ 1 setzen darf.<br />
Dann setzt man die Gleichgewichtsbedingung für<br />
die Kräfte in Richtung der Steigung an (x-Kräfte)<br />
und löst schrittweise nach Fz auf.<br />
Die Gleichung Fz ¼ mgðm f þ sin aÞ zeigt, dass<br />
der Steigungswinkel a die Zugkraft stark beeinflusst.<br />
Hier ist sin a ¼ 4m f , d. h. die Hangabtriebskraft<br />
FG sin a ist viermal so groß wie der Fahrwiderstand<br />
Fw.<br />
Aufgaben Nr. 379–385<br />
Fw ¼ FN m f ¼ FG m f ¼ mgm f<br />
Fw ¼ 10 6 kg 9,81 m<br />
3<br />
2,5 10<br />
s2 3 kgm<br />
Fw ¼ 24,53 10 ¼ 24 530 N<br />
s2 Fw ¼ Fz ¼ 24,53 kN<br />
Gegeben:<br />
Dieselben Größen wie in Ûbung 5; zusätzlich<br />
Steigung 1:100, das heißt, der Tangens des<br />
Steigungswinkels beträgt 1/100, tan a ¼ 0,01<br />
Gesucht:<br />
Zugkraft Fz<br />
Lageskizze<br />
a ¼ arctan 0,01 ¼ 0,573 ¼ 34,4 0<br />
SFx ¼ 0 ¼ Fz Fw FG sin a<br />
Fz ¼ Fw þ FG sin a ¼ FN mf þ FG sin a<br />
Fz ¼ FG cos amf þ FG sin a ¼<br />
¼ FGðmf cos a þ sin aÞ<br />
Fz ¼ mgðmf cos a þ sin aÞ<br />
cos a ¼ 0,99995 1 gesetzt:<br />
Fz ¼ mgðmf þ sin aÞ<br />
Fz ¼ 10 6 kg 9,81 m<br />
s2 ð0,0025 þ 0,01Þ<br />
Fz ¼ 12,26 10 4 N ¼ 122,6 kN
138<br />
3.4.10 Rolle und Rollenzug<br />
3.4.10.1 Feste Rolle (Leit- oder Umlenkrolle)<br />
Die Achse der festen Rolle liegt räumlich fest. Ohne<br />
Reibung wäre die Zugkraft F im Seil gleich der<br />
Gewichtskraft FG (F ¼ FG). Infolge der Zapfenreibung<br />
(siehe Seite 116) ist beim Heben der Last die<br />
Zugkraft jedoch immer größer als die Gewichtskraft<br />
(F > FG). Aber auch ohne Berücksichtigung<br />
der Zapfenreibung wäre F > FG, denn die Reibung<br />
zwischen den einzelnen Drähten des Seils<br />
macht das Seil biegesteif. Dadurch weicht der auflaufende<br />
Seilstrang um die seitliche Auslenkung e1<br />
nach außen. Der ablaufende Seilstrang schmiegt<br />
sich um e2 an die Rolle nach innen an. Dadurch<br />
vergrößert sich der Wirkabstand der Gewichtskraft<br />
FG vom Rollendrehpunkt D auf den Betrag r þ e1,<br />
während sich der Wirkabstand der Zugkraft F auf<br />
r e2 verringert.<br />
Zur Gleichgewichtsbetrachtung skizziert man die<br />
Lageskizze des Systems Rolle/Seil. Der geringfügige<br />
Unterschied zwischen e1 und e2 lässt es zu,<br />
mit der Auslenkung e ¼ e1 ¼ e2 zu rechnen.<br />
Die Rolle dreht sich beim Heben der Last mit konstanter<br />
Winkelgeschwindigkeit w rechts herum.<br />
Linksdrehend wirkt dann das Reibungsmoment<br />
MR ¼ FRrz ¼ FN mrz ¼ðFG þ FÞ mrz.<br />
Erläuterungen zum Reibungsmoment MR siehe<br />
Abschnitt 3.4.3.1, Seite 117.<br />
Für die Reibungsbetrachtung am Rollenbolzen<br />
oder -zapfen kann die Zugkraft F ungefähr gleich<br />
der Gewichtskraft FG gesetzt werden (F FG).<br />
Das Reibungsmoment wird dann MR ¼ 2FG mrz.<br />
Legt man den Momentendrehpunkt D auf die<br />
Wirklinie der noch unbekannten Normalkraft FN<br />
(Lagerkraft) in den Rollenmittelpunkt, so führt die<br />
algebraische Entwicklung zu einer Gleichung für<br />
die Zugkraft F.<br />
FG Gewichtskraft<br />
F Zugkraft<br />
r Rollenradius<br />
rz Zapfenradius<br />
Lageskizze für Lastheben<br />
3 Reibung<br />
SFy ¼ 0 ¼<br />
FN ¼ FG þ F<br />
FG þ FN F<br />
SMðDÞ ¼ 0 ¼ FGðr þ eÞ Fðr eÞþMR<br />
FGðr þ eÞ Fðr eÞþ2FG mrz ¼ 0<br />
Fðr eÞ ¼FGðr þ e þ 2mrzÞ<br />
r þ e þ 2mrz<br />
F ¼ FG<br />
r e<br />
Zugkraft an der festen Rolle beim Lastheben
3.4 Reibung an Maschinenteilen 139<br />
Der Wirkungsgrad h ist das Verhältnis von Nutzarbeit<br />
Wn zur aufgewendeten Arbeit Wa. Die Nutzarbeit<br />
Wn ist hier das Produkt aus der Gewichtskraft<br />
FG und dem Hubweg s, also Wn ¼ FG s<br />
(Hubarbeit). Entsprechend gilt für die aufgewendete<br />
Arbeit Wa ¼ Fs. Kraft- und Lastweg sind<br />
gleich groß (s1 ¼ s2 ¼ s).<br />
Mit den beiden Ausdrücken für die Zugkraft F stehen<br />
also zwei voneinander unabhängige Gleichungen<br />
mit zwei Unbekannten (F und hf) zurVerfügung.<br />
Die Gleichsetzungsmethode führt hier am<br />
einfachsten zu einer Gleichung für den Wirkungsgrad<br />
h f der festen Rolle.<br />
Wie die Gleichung zeigt, ist der Wirkungsgrad h f<br />
abhängig vom Rollenradius r, vom Zapfenradius<br />
rz, von der Zapfenreibungszahl m und von der Auslenkung<br />
e. Die Größen r und rz sind konstruktiv<br />
festgelegt, dagegen können Zapfenreibungszahl m<br />
und Auslenkung e nur angenommen werden. Dabei<br />
ist die Festlegung eines Auslenkungsbetrages<br />
am schwierigsten. Eine Rechnung mit bestimmten<br />
Beträgen von r, rz und m, bei e ¼ 0; 0,5 mm;<br />
1 mm und 2 mm zeigt die geringe Abhängigkeit<br />
des Wirkungsgrades h f vom Auslenkungsbetrag e.<br />
Es ist daher berechtigt, mit einem Mittelwert<br />
h f ¼ 0,95 zu rechnen.<br />
3.4.10.2 Lose Rolle<br />
Die Last mit der Gewichtskraft FG hängt an der<br />
Achse der losen Rolle und verteilt sich daher auf<br />
zwei Seilstränge. Der eine Strang ist z. B. an der<br />
Auslegerspitze eines Drehkrans befestigt, am anderen<br />
Strang greift die Zugkraft F an. War bei der<br />
festen Rolle ohne Reibungsverluste F ¼ FG, soist<br />
bei der losen Rolle F ¼ Fs ¼ FG/2. Die aufgewendete<br />
Arbeit ist Wa ¼ Fs1, die Nutzarbeit<br />
Wn ¼ FG s2. Ohne Reibungsverluste sind beide Beträge<br />
gleich groß, also Fs1 ¼ FG s2. Mit F ¼ FG/2<br />
wird dann FG s1/2 ¼ FGs2, also auch s1 ¼ 2s2. Der<br />
Kraftweg s1 ist doppelt so groß wie der Lastweg s2.<br />
Nutzarbeit Wn<br />
hf ¼<br />
aufgewendete Arbeit Wa<br />
h f ¼ FG<br />
F<br />
! F ¼ FG<br />
h f<br />
F ¼ FG r þ e þ 2mrz<br />
¼ FG<br />
hf r e<br />
r e<br />
hf ¼<br />
r þ e þ 2mrz<br />
¼ FGs<br />
Fs<br />
Wirkungsgrad<br />
der festen Rolle<br />
Berechnungsbeispiel:<br />
Für r ¼ 200 mm, rz ¼ 30 mm und m ¼ 0,15<br />
sowie e1 ¼ 0; e2 ¼ 0,5 mm; e3 ¼ 1mmund<br />
e4 ¼ 2 mm liefert die Wirkungsgradgleichung:<br />
h f1 ¼ 0,957 0,96 für e1 ¼ 0<br />
h f2 ¼ 0,952 0,95 für e2 ¼ 0,5 mm<br />
h f3 ¼ 0,948 0,95 für e3 ¼ 1mm<br />
h f4 ¼ 0,938 0,94 für e4 ¼ 2mm<br />
Lageskizze<br />
für Lastheben
140<br />
Wie bei der festen Rolle stellt man die Gleichgewichtsbedingungen<br />
nach der Lageskizze auf. Auch<br />
hier wird angenommen, dass die seitliche Auslenkung<br />
am auf- und am ablaufenden Seilstrang<br />
gleich groß ist (e1 ¼ e2 ¼ e).<br />
Den Momentendrehpunkt D legt man auf die<br />
Wirklinie der Seilkraft Fs, weil die Entwicklung<br />
der Momentengleichgewichtsbedingung dann zu<br />
einer Gleichung mit nur einer Unbekannten führt<br />
(Zugkraft F).<br />
Auch bei Berücksichtigung der Reibung gilt für<br />
den Kraftweg s1 ¼ 2s2. Allerdings bleibt nicht<br />
mehr F ¼ FG/2. Mit der Nutzarbeit Wn ¼ FG s2 und<br />
der aufgewendeten Arbeit Wa ¼ Fs1 ¼ F 2s2 erhält<br />
man wie bei der festen Rolle eine Gleichung<br />
für den Wirkungsgrad hl der losen Rolle und daraus<br />
eine Gleichung für die Zugkraft F.<br />
Wie bei der festen Rolle verfügt man auch hier<br />
über zwei voneinander unabhängigen Gleichungen<br />
für die Zugkraft F, die man gleichsetzen und nach<br />
dem Wirkungsgrad hl auflösen kann.<br />
Ein Vergleich der beiden Gleichungen für die Wirkungsgrade<br />
h l und h f zeigt, dass der Zähler in der<br />
Wirkungsgradgleichung für die lose Rolle größer<br />
ist als der Zähler in der Gleichung für die feste<br />
Rolle. Dagegen ist der Nenner bei h l kleiner als<br />
bei h f. Folglich ist der Wirkungsgrad h l der losen<br />
Rolle größer als der Wirkungsgrad h f der festen<br />
Rolle (h l > h f).<br />
Das wird rechnerisch bestätigt mit den für die feste<br />
Rolle angenommenen Größen (siehe Seite 139).<br />
Für praktische Rechnungen verzichtet man jedoch<br />
auf unterschiedliche Beträge für die Wirkungsgrade<br />
der festen und der losen Rolle. Man rechnet<br />
mit h f ¼ h l ¼ h ¼ 0,96 für Gleitlagerung der Rolle<br />
und h ¼ 0,98 für Wälzlagerung.<br />
SFy ¼ 0 ¼ Fs<br />
FG ¼ Fs þ F<br />
FG þ F<br />
2r<br />
zfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl}|fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{<br />
SMðDÞ ¼ 0 ¼ FGðr þ eÞ MR þ F ðr e þ r þ eÞ<br />
MR ¼ FRrz ¼ FN mrz ¼ FG mrz<br />
2Fr ¼ FGðr þ eÞþFG mrz ¼ FGðr þ e þ mrzÞ<br />
F ¼ FG<br />
2<br />
r þ e þ mrz<br />
r<br />
Zugkraft an der losen Rolle beim Lastheben<br />
hl ¼ Wn<br />
¼<br />
Wa<br />
FG s2<br />
F 2s2<br />
h l ¼ FG<br />
2F<br />
! F ¼ FG<br />
2h l<br />
F ¼ FG<br />
¼<br />
2hl FG r þ e þ mrz<br />
2 r<br />
r<br />
hl ¼<br />
r þ e þ mrz<br />
Wirkungsgrad<br />
der losen Rolle<br />
Zählervergleich: r > r e<br />
Nennervergleich: r þ e þ mrz < r þ e þ 2mrz<br />
folglich ist<br />
h l > h f<br />
Für r ¼ 200 mm, rz ¼ 30 mm, m ¼ 0,15 und<br />
e ¼ 1 mm wird der Wirkungsgrad für die lose<br />
Rolle:<br />
r<br />
hl ¼<br />
r þ e þ mrz<br />
200 mm<br />
hl ¼<br />
ð200 þ 1 þ 0,15 30Þ mm<br />
h l ¼ 0,973 > h f ¼ 0,948<br />
3 Reibung
3.4 Reibung an Maschinenteilen 141<br />
3.4.10.3 Rollenzug<br />
Rollenzüge sind Ûbersetzungsmittel zwischen Last<br />
und Kraft. Sie bestehen aus einer Kombination fester<br />
und loser Rollen, die in Flaschen (Kloben) gelagert<br />
sind. Die Rollen können untereinander oder<br />
auch nebeneinander liegen1) . Das eine Seilende ist<br />
mit einer Flasche verbunden, am anderen Ende<br />
greift die Zugkraft F an.<br />
Zur statischen Analyse des skizzierten Rollenzuges<br />
beim Heben der Last wird die untere Flasche freigemacht.<br />
Der Schnitt x x trifft hier vier tragende<br />
Seilstränge. Für alle Rollen soll der Wirkungsgrad<br />
gleich groß sein (hf ¼ hl ¼ h). Mit den für feste<br />
und lose Rollen entwickelten Gleichungen ist dann<br />
F1 ¼ hF, F2 ¼ hF1 ¼ h 2 F, F3 ¼ hF2 ¼ h 3 F und<br />
F4 ¼ h 4 F. Damit kann die Kräftegleichgewichtsbedingung<br />
SFy ¼ 0 aufgestellt werden.<br />
Der Ausdruck ð1 þ h þ h 2 þ h 3 Þ lässt sich algebraisch<br />
vereinfachen. Es ist<br />
1 þ h þ h 2 þ h 3 1 h4<br />
¼<br />
1 h<br />
Der Beweis lässt sich durch Polynomdivision führen,<br />
indem man 1 h 4 durch 1 h dividiert.<br />
Der spezielle Fall mit vier tragenden Seilsträngen<br />
kann leicht auf beliebige Konstruktionen mit n tragenden<br />
Seilsträngen erweitert werden. Als Exponent<br />
steht dann „n“ statt „4“ in der Zugkraftgleichung<br />
des Rollenzugs.<br />
Von den „Lasten“, die mit Rollenzügen bewegt<br />
werden sollen, ist meistens die Masse m in kg bekannt.<br />
Aus diesem Grund wird nach FG ¼ mg die<br />
Zugkraftgleichung mit der Masse m geschrieben<br />
(Fallbeschleunigung g ¼ 9,81 m/s2 ).<br />
Eine Beziehung zwischen dem Kraftweg s1 und<br />
dem Lastweg s2 lässt sich wie bei der losen Rolle<br />
mit der Nutzarbeit Wn ¼ FG s2 und der aufgewendeten<br />
Arbeit Wa ¼ Fs1 herleiten. Ohne Reibungsverluste<br />
ist auch hier Wn ¼ Wa, und die Gewichtskraft<br />
FG ist gleich dem n-fachen der Zugkraft F<br />
(FG ¼ nF oder F ¼ FG/n). Beispielsweise ist bei<br />
der losen Rolle FG ¼ 2F, weil n ¼ 2 tragende<br />
Seilstränge vorhanden sind.<br />
Lageskizze der<br />
unteren Flasche<br />
SFy ¼ 0 ¼ F1 þ F2 þ F3 þ F4<br />
hF þ h<br />
FG<br />
2 F þ h 3 F þ h 4 F ¼ FG<br />
Fðh þ h 2 þ h 3 þ h 4 Þ¼FG<br />
1<br />
F ¼ FG<br />
h þ h2 þ h3 1<br />
¼ FG<br />
þ h4 hð1 þ h þ h2 þ h3Þ 1<br />
F ¼ FG<br />
hð1<br />
h<br />
h4 1<br />
¼ mg<br />
Þ hð1<br />
h<br />
h4Þ 1<br />
F ¼ mg<br />
hð1<br />
h<br />
h nÞ Zugkraftgleichung für Rollenzüge<br />
mit n tragenden Seilsträngen beim<br />
Lastheben (mg ¼ FG)<br />
Wn ¼ Wa<br />
FGs2 ¼ Fs1 (FG ¼ nF)<br />
nFs2 ¼ Fs1<br />
s1 ¼ ns2<br />
Weggleichung für Rollenzüge<br />
mit n tragenden Seilsträngen<br />
1) Praktische Ausführung siehe Handbuch Maschinenbau (Abschnitt Fördertechnik)
142<br />
Mit der Weggleichung s1 ¼ ns2 kann nun wie bei<br />
den Rollen eine Wirkungsgradgleichung für den<br />
Rollenzug entwickelt werden. Ausgangsgleichung<br />
ist die allgemeine Wirkungsgradgleichung<br />
hr ¼ Wn=Wa mit der Nutzarbeit Wn ¼ FG s2 und<br />
der aufgewendeten Arbeit Wa ¼ Fs1 ¼ Fns2.<br />
Auch hier liegen wieder zwei voneinander unabhängige<br />
Gleichungen für die Zugkraft F vor, die<br />
gleichgesetzt und nach dem Wirkungsgrad hr des<br />
Rollenzuges aufgelöst werden können.<br />
Darin steht mit h der Wirkungsgrad der einzelnen<br />
Rolle, wobei zwischen fester und loser Rolle nicht<br />
unterschieden wird (hf ¼ hl ¼ h ¼ 0,96).<br />
hr ¼ Wn<br />
¼<br />
Wa<br />
FG s2<br />
¼<br />
Fs1<br />
FG s2<br />
nFs2<br />
h r ¼ FG<br />
nF ! F ¼ FG<br />
nh r<br />
F ¼ FG<br />
nh r<br />
¼ FG<br />
h r ¼ hð1 hn Þ<br />
nð1 hÞ<br />
1 h<br />
hð1 h nÞ Wirkungsgrad h r des<br />
Rollenzuges für<br />
n tragende Seilstränge<br />
h Wirkungsgrad einer<br />
Rolle<br />
Die folgende Tabelle gibt Werte für den Wirkungsgrad hr in Abhängigkeit von der Anzahl n<br />
der tragenden Seilstränge an. Obere Zeile für Gleitlagerung mit h ¼ 0,96, untere Zeile für<br />
Wälzlagerung mit h ¼ 0,98.<br />
n 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />
h r 0,960 0,941 0,922 0,904 0,886 0,869 0,852 0,836 0,820 0,804<br />
h r 0,98 0,97 0,961 0,951 0,942 0,932 0,923 0,914 0,905 0,896<br />
3.4.10.4 Ûbung zum Rollenzug<br />
Mit dem auf Seite 141 skizzierten Rollenzug soll<br />
ein Werkstück von 900 kg Masse auf eine Höhe<br />
von 7 m gehoben werden.<br />
Zu berechnen ist<br />
a) die Zugkraft F im Seil beim Heben,<br />
b) die Länge s1 des ablaufenden Seilstrangs<br />
Lösung:<br />
a) Die Zugkraft F beim Lastheben wird mit der<br />
Zugkraftgleichung für Rollenzüge für n ¼ 4 tragende<br />
Seilstränge berechnet.<br />
b) nach der Weggleichung für Rollenzüge ist der<br />
Kraftweg s1 (Ablauflänge) n mal so groß wie der<br />
Lastweg s2, hier also 4-mal so groß.<br />
Gegeben:<br />
Masse m ¼ 900 kg<br />
Anzahl der tragenden Seilstränge n ¼ 4<br />
Lastweg s2 ¼ 7m<br />
Rollenwirkungsgrad h ¼ 0,96<br />
Gesucht:<br />
Zugkraft F, Ablauflänge s1<br />
1 h<br />
F ¼ mg<br />
hð1 h nÞ F ¼ 900 kg 9,81 m<br />
s2 F ¼ 2 442 kgm<br />
¼ 2 442 N<br />
s2 s1 ¼ ns2 ¼ 4 7m¼ 28 m<br />
3 Reibung<br />
1 0,96<br />
0,96 ð1 0,96 4 Þ
4 Dynamik<br />
Formelzeichen und Einheiten 1)<br />
A m2 ,cm2 ,mm2 Flächeninhalt, Fläche<br />
a m<br />
s2 Beschleunigung (at Tangentialbeschleunigung, an Normalbeschleunigung)<br />
R N N<br />
,<br />
m mm<br />
Federrate<br />
Di m, mm Trägheitsdurchmesser ¼ 2i<br />
d m, mm Durchmesser, allgemein<br />
E J ¼ Nm ¼ Ws Energie (Ep potenzielle Energie, Ek kinetische Energie)<br />
F N Kraft (FT Tangentialkraft, FN Normalkraft)<br />
f<br />
1<br />
s<br />
Frequenz, Periodenfrequenz; f ¼ 1<br />
T<br />
FG N Gewichtskraft (FGn Normgewichtskraft)<br />
g m<br />
s2 Fallbeschleunigung (gn Normfallbeschleunigung ¼ 9,80665 m/s2 )<br />
h m Fallhöhe, Höhe allgemein<br />
i 1 Ûbersetzungsverhältnis (Ûbersetzung)<br />
i m, mm Trägheitsradius ¼ Di<br />
2<br />
J kgm2 Trägheitsmoment, Zentrifugalmoment<br />
k 1 Stoßzahl<br />
l m, mm Länge allgemein<br />
M Nm, Nmm Kraftmoment, Drehmoment<br />
m kg Masse; m 0 längenbezogene Masse in kg/m<br />
n<br />
1<br />
s ¼ s 1 , 1<br />
min ¼ min 1 Umdrehungsfrequenz, Drehzahl<br />
P W, kW Leistung t s, min, h Zeit<br />
r m, mm Radius V m3 ,cm3 ,mm3 Volumen, Rauminhalt<br />
s m, mm Weglänge v<br />
m<br />
s<br />
Geschwindigkeit<br />
T s Periodendauer,<br />
Schwingungsdauer<br />
W J ¼ Nm ¼ Ws Arbeit<br />
T N Trägheitskraft T ¼ ma z 1 Anzahl der Umdrehungen<br />
a, b Winkel allgemein h 1 Wirkungsgrad<br />
a<br />
1 rad 2<br />
¼ ¼ s<br />
s2 s2 Winkelbeschleunigung r<br />
kg kg<br />
, 3<br />
dm m3 Dichte<br />
j rad Drehwinkel r m, mm Krümmungsradius<br />
m 1 Reibungszahl w<br />
1 rad<br />
¼<br />
s s ¼ s 1 Winkelgeschwindigkeit<br />
1) siehe Fußnote Seite 1<br />
143
144<br />
4.1 Allgemeine Bewegungslehre<br />
4.1.1 Größen und v, t-Diagramm, Ordnung der Bewegungen<br />
In der Bewegungslehre entwickelt man Gleichungen,<br />
mit denen sich die Ortsveränderung von Körpern<br />
und Körperpunkten beschreiben und berechnen<br />
lassen. Die Ursache der Ortsveränderung, also<br />
die einwirkenden Kräfte und Kraftmomente, werden<br />
in der Bewegungslehre nicht untersucht.<br />
Die Bewegungslehre wird auch als Kinematik<br />
bezeichnet.<br />
Man kann Längenabschnitte und Zeitabschnitte<br />
messen. Die Länge des Weges, den ein Körper<br />
(oder ein Punkt dieses Körpers) durchläuft, nennt<br />
man „Wegabschnitt“ und benutzt dafür das Kurzzeichen<br />
„Ds“. Ebenso spricht man vom „Zeitabschnitt<br />
Dt“, wenn man z. B. die Anzahl Sekunden<br />
(s) angibt, die während der Ortsveränderung<br />
vergangen sind.<br />
Die Vorstellung wird klarer und das Verständnis<br />
wird erleichtert, wenn man sich immer nur auf<br />
einen Punkt des bewegten Körpers konzentriert.<br />
Wegabschnitt Ds und Zeitabschnitt Dt sind so genannte<br />
Basisgrößen; sie können direkt gemessen<br />
werden. Die zugehörigen Einheiten sind die Basiseinheiten<br />
Meter (Kurzzeichen m) und Sekunde<br />
(Kurzzeichen s).<br />
Geschwindigkeit v (lat. velocitas) und Beschleunigung<br />
a (lat. acceleratio) sind die aus den Basisgrößen<br />
abgeleiteten Größen der Bewegung. Man unterscheidet<br />
daher Basisgrößen und abgeleitete<br />
Größen.<br />
Beispiel:<br />
Der Stößel einer Waagerecht-Stoßmaschine<br />
wird aus der Ruhelage heraus beschleunigt.<br />
Die Abmessungen aller Bauteile, die diese<br />
Bewegung in den Stößel einleiten, hängen<br />
vom Betrag der Beschleunigung ab.<br />
Folglich muss dieser Betrag berechnet werden.<br />
Hinweis: Wege (Wegabschnitte) werden mit<br />
dem Buchstaben s bezeichnet (von lat. spatium),<br />
Zeiten (Zeitabschnitte) mit dem Buchstaben<br />
t (lat. tempus).<br />
Der griechische Buchstabe Delta (D) steht für<br />
„Differenz“, weil Weg- und Zeitabschnitte<br />
Differenzen von Längen und Zeiten sind:<br />
Ds ¼ s2 s1 Dt ¼ t2 t1<br />
Gesprochen wird „Delta-es“ und „Delta-te“,<br />
also nicht etwa „Delta mal s“.<br />
Beispiel:<br />
Bei der umlaufenden Schleifscheibe beobachtet<br />
man die Bewegung eines Schleifkornes<br />
am Scheibenumfang.<br />
Zusammenstellung der Größen der Bewegung<br />
und ihrer Einheiten:<br />
Wegabschnitt Ds in m<br />
Zeitabschnitt Dt in s<br />
Geschwindigkeit v in m<br />
s<br />
Beschleunigung a<br />
(Verzögerung)<br />
in m<br />
s 2<br />
4 Dynamik<br />
Beachte: Das Zeichen für Beschleunigung<br />
und Verzögerung ist der Buchstabe a.
4.1 Allgemeine Bewegungslehre 145<br />
Die Bewegungen eines Körperpunktes kann man<br />
zeitlich oder/und räumlich ordnen.<br />
Zeitliche Ordnung (Bewegungszustand):<br />
1. gleichförmige Bewegung,<br />
2. ungleichförmige Bewegung<br />
(beschleunigte oder verzögerte Bewegung).<br />
Räumliche Ordnung (Bewegungsbahn):<br />
1. geradlinige Bewegung,<br />
2. krummlinige Bewegung.<br />
Spezialfall der krummlinigen Bewegung ist die<br />
Kreisbewegung (Bewegung auf einer Kreisbahn).<br />
Kennzeichen der ungleichförmigen Bewegung ist<br />
die Beschleunigung oder die Verzögerung. Beim<br />
beschleunigt bewegten Körper nimmt die Geschwindigkeit<br />
fortwährend zu, beim verzögert<br />
bewegten Körper nimmt sie laufend ab. Kurz sagt<br />
man: Bei der ungleichförmigen Bewegung ist immer<br />
v 6¼ konstant.<br />
Von besonderer Bedeutung sind die Fälle, in denen<br />
die Zu- oder Abnahme der Geschwindigkeit v in<br />
gleichen Zeitabschnitten Dt gleich groß bleibt<br />
(konstante Zu- oder Abnahme). Man spricht dann<br />
von einer gleichmäßig beschleunigten oder verzögerten<br />
Bewegung.<br />
Die zeitliche Ordnung von Bewegungen lässt sich<br />
am besten im Geschwindigkeit-Zeit-Diagramm<br />
(v, t-Diagramm) erkennen:<br />
Ûber der Zeitachse t wird von links nach rechts<br />
fortschreitend die Geschwindigkeit v aufgetragen.<br />
Man unterscheidet drei Fälle und benutzt als Kriterium<br />
die Veränderung von Geschwindigkeit v<br />
und Beschleunigung oder Verzögerung a:<br />
v ¼ konstant<br />
gleichförmige Bewegung À<br />
a ¼ 0<br />
v 6¼ konstant<br />
ungleichförmige Bewegung `<br />
a 6¼ 0<br />
v 6¼ konstant<br />
a ¼ konstant<br />
gleichmäßig beschleunigte<br />
ðverzögerteÞ Bewegung<br />
´<br />
Beispiele:<br />
Vorschubbewegungen an Werkzeugmaschinen<br />
sind meist geradlinig gleichförmige<br />
Bewegungen.<br />
Der freie Fall ohne Luftwiderstand ist eine<br />
geradlinig ungleichförmige Bewegung<br />
(beschleunigte Bewegung).<br />
Ein Punkt am Umfang einer Schleifscheibe<br />
bewegt sich krummlinig gleichförmig<br />
(gleichförmig auf einer Kreisbahn).<br />
Beim Auslaufen einer Schleifscheibe bewegt<br />
sich ein Schleifkorn krummlinig ungleichförmig<br />
(verzögert auf einer Kreisbahn).<br />
Beispiele:<br />
Freier Fall ohne Luftwiderstand ist eine<br />
gleichmäßig beschleunigte Bewegung, senkrechter<br />
Wurf nach oben ist eine gleichmäßig<br />
verzögerte Bewegung. Der Stößel der Waagerecht-Stoßmaschine<br />
dagegen bewegt sich<br />
ungleichmäßig beschleunigt und verzögert.<br />
Beachte: Gleichmäßig beschleunigte (verzögerte)<br />
Bewegung liegt vor, wenn die Geschwindigkeit<br />
v 6¼ konstant (nicht konstant),<br />
die Beschleunigung (Verzögerung) dagegen<br />
a ¼ konstant ist.<br />
Beispiel: freier Fall und senkrechter Wurf.<br />
v, t-Diagramm für gleichförmige und<br />
ungleichförmige Bewegung
146<br />
4.1.2 Ûbungen mit dem v, t-Diagramm<br />
1. Das v, t-Diagramm für den freien Fall ohne<br />
Luftwiderstand soll skizziert werden:<br />
Der freie Fall ist eine gleichmäßig beschleunigte<br />
Bewegung, denn die Beschleunigung ist konstant.<br />
Sie heißt Fallbeschleunigung (g ¼ 9,81 m/s 2 ). Die<br />
Geschwindigkeit nimmt in jeder Zeiteinheit um<br />
den gleichen Betrag Dv ¼ konstant zu. Die v-Linie<br />
ist also eine ansteigende Gerade. Der freie Fall mit<br />
Luftwiderstand wird im Abschnitt 4.1.6 behandelt<br />
(Seite 157).<br />
2. Das v, t-Diagramm für den senkrechten Wurf<br />
nach oben ohne Luftwiderstand mit anschließendem<br />
freien Fall soll skizziert werden:<br />
Beim senkrechten Wurf nach oben ist die Verzögerung<br />
ebenso groß wie die Beschleunigung während<br />
des freien Falls (g ¼ 9,81 m/s 2 ), und sie<br />
bleibt auch konstant. Der senkrechte Wurf ist demnach<br />
nichts anderes als der „umgekehrt“ betrachtete<br />
freie Fall. Anfangsgeschwindigkeit v0 und<br />
Endgeschwindigkeit vt sind daher gleich groß. v0<br />
ist die Geschwindigkeit zur Zeit t ¼ 0, vt ist die<br />
Geschwindigkeit bei der Rückkehr zur Abwurfstelle.<br />
Die v-Linie schneidet die t-Achse. Von dort<br />
an hat die Geschwindigkeit entgegengesetzten<br />
Richtungssinn.<br />
3. Das v, t-Diagramm für den senkrechten Wurf<br />
nach unten soll skizziert werden:<br />
Wie beim freien Fall (Ûbung 1.) ist die v-Linie<br />
eine ansteigende Gerade. Da der Körper schon<br />
eine Anfangsgeschwindigkeit v0 besitzt, wird die<br />
Gerade um den Betrag von v0 parallel verschoben<br />
eingezeichnet. Nach dem Zeitabschnitt Dt besitzt<br />
der Körper die Endgeschwindigkeit vt, die um die<br />
Geschwindigkeitszunahme Dv ¼ vt v0 größer ist<br />
als v0.<br />
Der Bewegungsablauf vor dem Erreichen der Anfangsgeschwindigkeit<br />
v0 wurde nicht eingetragen.<br />
4 Dynamik<br />
v, t-Diagramm des freien Falls (v 6¼ konstant;<br />
a ¼ g ¼ konstant; g ¼ 9,81 m/s 2 )<br />
Beachte: Wird nichts anderes gesagt, sollen<br />
diese Bewegungsarten ohne Luftwiderstand<br />
behandelt werden.<br />
v, t-Diagramm des senkrechten Wurfs nach<br />
oben mit anschließendem freiem Fall<br />
(v 6¼ konstant; a ¼ g ¼ konstant)<br />
v, t-Diagramm des senkrechten Wurfs nach<br />
unten (v 6¼ konstant; a ¼ g ¼ konstant)
4.1 Allgemeine Bewegungslehre 147<br />
4. Das v, t-Diagramm der Stößelbewegung einer<br />
Waagerecht-Stoßmaschine soll skizziert werden:<br />
Der Stößel bewegt sich ungleichförmig, denn er<br />
muss erst beschleunigt und dann verzögert werden<br />
(Anfangs- und Endgeschwindigkeit sind null). Im<br />
Unterschied zum freien Fall ist diese ungleichförmige<br />
Bewegung jedoch nicht gleichmäßig beschleunigt<br />
oder verzögert, sondern ungleichmäßig.<br />
Es ist also a 6¼ konstant. Der Größtwert der Geschwindigkeit<br />
liegt in Hubmitte (vmax).<br />
5. Ein Körper wird aus der Ruhelage heraus<br />
während Dt1 ¼ 5 s gleichmäßig beschleunigt und<br />
erreicht die Geschwindigkeit v ¼ 12 m/s, die er<br />
während Dt2 ¼ 10 s beibehält. Anschließend wird<br />
die Bewegung während Dt3 ¼ 2,5 s gleichmäßig<br />
bis zur Ruhelage verzögert.<br />
Das v, t-Diagramm des Bewegungsvorganges ist<br />
maßstäblich zu zeichnen und daraus das Beschleunigungs-Zeit-Diagramm<br />
(a, t-Diagramm) zu entwickeln:<br />
Im v, t-Diagramm ist die v-Linie während des Zeitabschnitts<br />
Dt3 steiler geneigt als während des Zeitabschnitts<br />
Dt1 (a2 > a1).<br />
Auch wenn man die Beschleunigung a1, a3 noch<br />
nicht berechnen kann, sagt die Tatsache<br />
Dt1 ¼ 2 Dt3, dass a3 ¼ 2a1 sein wird. Während<br />
des Zeitabschnitts Dt2 ist keine Beschleunigung<br />
vorhanden (a2 ¼ 0).<br />
6. Das v, t-Diagramm für die Bewegung eines<br />
Schleifkorns soll skizziert werden, wenn die<br />
Schleifscheibe nach dem Abschalten des Antriebs<br />
gleichmäßig verzögert ausläuft:<br />
Die v-Linie ist eine von v0 bis auf vt ¼ 0 abfallende<br />
Gerade. Eine Gerade deshalb, weil gleichmäßige<br />
Verzögerung vorausgesetzt wurde.<br />
Aufgaben Nr. 400–404<br />
v, t-Diagramm eines Stößelhubes der<br />
Waagerechtstoßmaschine<br />
(v 6¼ konstant; a 6¼ konstant)<br />
v, t-Diagramm<br />
Beachte: Die v-Linien sind „idealisierte“<br />
Kurven. Kurvenknicke als Ûbergänge sind in<br />
der Praxis nicht möglich.<br />
Aus dem v, t-Diagramm entwickeltes<br />
a, t-Diagramm<br />
v, t-Diagramm für eine auslaufende Schleifscheibe<br />
(v 6¼ konstant; a ¼ konstant)
148<br />
4.1.3 Gesetze und Diagramme der gleichförmigen Bewegung,<br />
Geschwindigkeitsbegriff<br />
Die folgenden Gesetzmäßigkeiten gelten unabhängig von der Bahn des Körperpunktes, also<br />
für geradlinige und krummlinige Bewegungen. Zur Vereinfachung stellt man sich erst einmal<br />
eine gerade Bahn vor.<br />
Man beobachtet die Bewegung des Werkzeugträgers<br />
einer Drehmaschine bei eingeschaltetem<br />
Längsvorschub, oder die Bewegung des Tisches<br />
einer Fräsmaschine. Mit Bandmaß und Stoppuhr<br />
kann man feststellen, dass sich Werkzeugträger oder<br />
Tisch in gleichen Zeitabschnitten Dt immer um den<br />
gleichen Wegabschnitt Ds verschoben haben.<br />
Das ist das Kennzeichen der gleichförmigen Bewegung:<br />
Ein Körper oder Körperpunkt bewegt sich dann<br />
gleichförmig, wenn er in gleichen, beliebig<br />
kleinen Zeitabschnitten Dt immer gleiche Wegabschnitte<br />
Ds zurücklegt.<br />
Dividiert man den durchlaufenen Wegabschnitt Ds<br />
durch den zugehörigen Zeitabschnitt Dt, dann erhält<br />
man die Geschwindigkeit v:<br />
Die Geschwindigkeit v eines gleichförmig bewegten<br />
Körpers ist der Quotient aus Weg- und<br />
Zeitabschnitt.<br />
Die Geschwindigkeit ist ein Vektor; mehrere<br />
Geschwindigkeiten dürfen also nur geometrisch<br />
addiert werden.<br />
Bewegt sich ein Körper nicht gleichförmig, erhält<br />
man mit der Definitionsgleichung der Geschwindigkeit<br />
v ¼ Ds=Dt seine Durchschnittsgeschwindigkeit<br />
oder mittlere Geschwindigkeit vm .<br />
Die Einheit für die Geschwindigkeit v ergibt sich<br />
aus ihrer Definitionsgleichung. Man braucht also<br />
nur für die rechts vom Gleichheitszeichen stehenden<br />
Größen die Einheiten einzusetzen. Die Klammern<br />
sollen darauf hinweisen, dass nur die Einheit<br />
der Größe benutzt werden soll.<br />
Beispiel:<br />
Man kann feststellen, dass sich der Fräsmaschinentisch<br />
nach jeweils 10 s um 30 mm<br />
verschoben hat.<br />
Der Zeitabschnitt beträgt Dt ¼ 10 s.<br />
Der Wegabschnitt beträgt Ds ¼ 30 mm.<br />
Exakt gleichförmig ist eine Bewegung nur<br />
dann, wenn auch in beliebig kleinen Zeitabschnitten,<br />
z. B. in jeder millionstel Sekunde,<br />
die durchlaufenen Wegabschnitte gleich<br />
groß bleiben.<br />
v ¼ Ds<br />
Dt<br />
Grundgleichung der<br />
gleichförmigen Bewegung<br />
Beispiel:<br />
Der Stößel einer Waagerecht-Stoßmaschine<br />
durchläuft einen Hub von 0,6 m in 1,5 s.<br />
Dann ist<br />
vm ¼ Ds<br />
Dt<br />
¼ 0,6 m<br />
1,5 s<br />
v Ds Dt<br />
m/s m s<br />
ðvÞ ¼ ðsÞ Weg-Einheit<br />
¼<br />
ðtÞ Zeit-Einheit<br />
m m<br />
¼ 0,4 ¼ 0,4<br />
s 1<br />
60 min<br />
¼ 24 m<br />
min<br />
Beispiele:<br />
ðvÞ ¼ ðsÞ m<br />
¼<br />
ðtÞ s ¼ ms 1 ; ðvÞ ¼ ðsÞ<br />
ðtÞ<br />
4 Dynamik<br />
¼ mm<br />
min
4.1 Allgemeine Bewegungslehre 149<br />
Die Einheiten Meter (m) und Sekunde (s) sind<br />
gesetzliche Basiseinheiten.<br />
Zur Umrechnung von m/s in km/h oder umgekehrt<br />
braucht man nur 1 km ¼ 1000 m ¼ 103 m und<br />
1h¼ 3 600 s ¼ 3,6 10 3 s einzusetzen. Umrechnungszahl<br />
für diesen Fall ist demnach 3,6.<br />
Bewegungsabläufe werden leichter überschaubar,<br />
wenn man sie zeichnerisch im rechtwinkligen<br />
Achsenkreuz erfassen. Auch im einfachen Fall der<br />
gleichförmigen Bewegung erkennt man schon<br />
Gesetzmäßigkeiten, die später bei der ungleichförmigen<br />
Bewegung helfen, schwierigere Aufgaben<br />
zu lösen. Das gilt vor allem für das Geschwindigkeit-Zeit-Diagramm<br />
(v, t-Diagramm).<br />
Im Weg-Zeit-Diagramm erhält man bei gleichförmiger<br />
Bewegung für die Weglinie eine ansteigende<br />
Gerade, weil in gleichen Zeitabschnitten (z. B.<br />
Dt ¼ 1 s) gleiche Wegabschnitte zurückgelegt<br />
werden (z. B. Ds ¼ 5 m).<br />
Eine steilere Gerade würde zeigen, dass der Körper<br />
in gleichen Zeitabschnitten Dt größere Wegabschnitte<br />
Ds durchläuft, das heißt, die Geschwindigkeit<br />
v wäre größer.<br />
Die Weg-Linie im s, t-Diagramm ist immer die<br />
Hypotenuse eines rechtwinkligen Dreiecks, mit Dt<br />
und Ds als Katheten. Man erkennt:<br />
Der Tangens des Neigungswinkels a der<br />
Weg-Linie entspricht dem Zahlenwert der<br />
Geschwindigkeit v (tan a ¼b v).<br />
Man darf nicht schreiben v ¼ tan a, sondern nur<br />
v ¼b tan a (v entspricht tan a), denn es handelt<br />
sich um Größen verschiedener Art, wie schon die<br />
verschiedenen Einheiten zeigen. v besitzt die Einheit<br />
m/s, der Tangens eines Winkels dagegen die<br />
Einheit Eins (Verhältnisgröße aus zwei Längen).<br />
1 km<br />
¼ 1<br />
h<br />
1 km 1 m<br />
¼<br />
h 3,6 s<br />
1 m<br />
s<br />
103 m<br />
3,6 103 1 m<br />
¼<br />
s 3,6 s<br />
¼ 3,6 km<br />
h<br />
Umrechnungsbeziehung<br />
Hinweis: Auf der waagerechten Achse trägt<br />
man immer die Zeit t auf. Die vertikale Achse<br />
trägt entweder den Weg s, die Geschwindigkeit<br />
v oder die Beschleunigung a:<br />
Weg-Zeit-Diagramm (s, t-Diagramm),<br />
Geschwindigkeit-Zeit-Diagramm<br />
(v, t-Diagramm),<br />
Beschleunigung-Zeit-Diagramm<br />
(a, t-Diagramm).<br />
s, t-Diagramm der gleichförmigen Bewegung<br />
tan a ¼b v ¼ Ds<br />
¼ konstant<br />
Dt<br />
Beispiel:<br />
v1 ¼ 0,5 m<br />
s ¼b tan a1; a1 ¼ arctan 0,5 ¼ 26,6<br />
Dieser Winkel tritt im s, t-Diagramm aber nur<br />
dann auf, wenn auf den beiden Achsen die<br />
Länge für eine Zeiteinheit und für eine Wegeinheit<br />
gleich ist (gleicher Maßstab).
150<br />
Im Geschwindigkeit-Zeit-Diagramm erhält man<br />
bei gleichförmiger Bewegung für die Geschwindigkeits-Linie<br />
eine zur t-Achse parallele Gerade,<br />
weil zu jedem Zeitpunkt die Geschwindigkeit v<br />
gleich groß ist (v ¼ konstant). Die Geschwindigkeits-Linie<br />
begrenzt mit Dt und v eine Rechteckfläche<br />
A, deren Inhalt sich aus dem Produkt v Dt<br />
ergibt. Das ist aber zugleich der von einem Körper<br />
mit der Geschwindigkeit v durchlaufene Weg,<br />
denn aus v ¼ Ds=Dt wird Ds ¼ v Dt:<br />
Die Fläche A unter der Geschwindigkeitslinie<br />
im v, t-Diagramm entspricht dem Wegabschnitt<br />
Ds (A ¼b Ds).<br />
Kurz: Diagrammfläche ¼b Wegabschnitt.<br />
Im Beschleunigung-Zeit-Diagramm erhält man bei<br />
gleichförmiger Bewegung für die Beschleunigungslinie<br />
eine auf der t-Achse liegende Gerade,<br />
weil zu jedem Zeitpunkt die Beschleunigung<br />
a ¼ 0 ist. Das muss so sein, weil v ¼ konstant<br />
voraussetzt, dass sich der Körper weder beschleunigt<br />
noch verzögert. Das a, t-Diagramm hat daher<br />
nur bei beschleunigter (verzögerter) Bewegung<br />
Bedeutung.<br />
Aufgaben Nr. 405–416<br />
Geschwindigkeit vin m/s<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
0<br />
Geschwindigkeits-Linie<br />
Fläche A = vt=Wegs 1 2 3 4 5<br />
Zeit t in s<br />
t<br />
v, t-Diagramm der gleichförmigen Bewegung<br />
Fläche A ¼b Weg Ds ¼ v Dt<br />
Beachte: Fläche A ¼b Wegabschnitt Ds gilt<br />
immer. Daher skizziert man grundsätzlich<br />
zuerst das v, t-Diagramm für den Bewegungsvorgang.<br />
a, t-Diagramm der gleichförmigen Bewegung<br />
4.1.4 Gesetze und Diagramme der gleichmäßig beschleunigten (verzögerten)<br />
Bewegung, Beschleunigungsbegriff<br />
Wird ein Körper beschleunigt oder verzögert (Auto<br />
beim Anfahren oder Bremsen), dann ändert sich<br />
seine Geschwindigkeit. Es ist also v 6¼ konstant,<br />
im Gegensatz zur gleichförmigen Bewegung. Daher<br />
darf man nicht mit v ¼ Ds=Dt rechnen, weil<br />
man damit nur die „gedachte“ mittlere Geschwindigkeit<br />
erhält (Durchschnittsgeschwindigkeit). In<br />
Anlehnung an die Definition der gleichförmigen<br />
Bewegung muss hier gesagt werden:<br />
4 Dynamik<br />
Beachte: Die gleichmäßig beschleunigte oder<br />
verzögerte Bewegung ist der wichtigste Sonderfall<br />
der ungleichförmigen Bewegung.<br />
Da die folgenden Gesetze sowohl für die beschleunigte<br />
als auch für die verzögerte Bewegung<br />
gelten, spricht man im allgemeinen Fall<br />
nur von einer beschleunigten Bewegung.<br />
v
4.1 Allgemeine Bewegungslehre 151<br />
Ein Körper oder Körperpunkt bewegt sich dann<br />
ungleichförmig, wenn er in gleichen beliebig<br />
kleinen Zeitabschnitten Dt ungleiche Wegabschnitte<br />
Ds zurücklegt.<br />
v ¼ Ds=Dt ergibt nur die mittlere Geschwindigkeit.<br />
Ein anschauliches Beispiel einer ungleichförmigen<br />
Bewegung ist neben der Bewegung des Stößels<br />
der Waagerecht-Stoßmaschine die Bewegung des<br />
Kolbens im Zylinder des Verbrennungsmotors.<br />
Beide Bewegungen sind sogar noch ungleichmäßig<br />
beschleunigt und verzögert.<br />
In gleichen Zeitabschnitten, gekennzeichnet durch<br />
den gleichförmig umlaufenden Kurbelzapfen, legt<br />
der Kolben in der Nähe der Totpunkte nur kleine<br />
Wegabschnitte zurück. Dazwischen legt der Kolben<br />
in gleichen Zeitabschnitten größere Wegabschnitte<br />
zurück. An den Umkehrpunkten (Totpunkten)<br />
steht der Kolben einen Augenblick still,<br />
seine Geschwindigkeit ist dann null.<br />
Kennzeichen der beschleunigten oder verzögerten<br />
Bewegung (der ungleichförmigen<br />
Bewegung) ist die Zu- oder Abnahme der<br />
Geschwindigkeit v, also eine Geschwindigkeitsänderung<br />
Dv.<br />
Ist die Bewegung gleichmäßig beschleunigt (verzögert),<br />
dann ist die Geschwindigkeitsänderung<br />
gleichbleibend (Dv ¼ konstant). Daher muss die<br />
Geschwindigkeitslinie im v, t-Diagramm eine ansteigende<br />
oder abfallende Gerade sein. Wird ein<br />
Körper aus der Ruhelage heraus gleichmäßig beschleunigt,<br />
so dass er nach Dt ¼ 6 s eine Momentangeschwindigkeit<br />
vt ¼ 9m=s besitzt, dann<br />
beträgt seine Geschwindigkeitszunahme in jeder<br />
Sekunde Dv ¼ 1,5 m=s.<br />
Annähernd genau erhält man die „Momentangeschwindigkeit<br />
v“, wenn man den Wegabschnitt<br />
Ds für einen außerordentlich kleinen<br />
Zeitabschnitt Dt misst.<br />
Zum Beispiel ist für Ds ¼ 5 10 6 m<br />
und Dt ¼ 2 10 6 s:<br />
v ¼ Ds<br />
Dt ¼ 5 10 6 m<br />
2 10 6 m<br />
¼ 2,5<br />
s s<br />
Bewegung<br />
des Kolbens<br />
im Zylinder<br />
Wie Ds und Dt ist auch Dv eine Differenz,<br />
nämlich die Differenz zweier Momentangeschwindigkeiten,<br />
z. B.<br />
Dv ¼ v2 v1 oder Dv ¼ vt v0.<br />
Beschleunigungsbegriff, dargestellt im<br />
v, t-Diagramm
152<br />
Offenbar ist der Quotient aus der Geschwindigkeitszunahme<br />
und dem zugehörigen Zeitabschnitt<br />
ein Maß dafür, wie schnell eine bestimmte<br />
Momentangeschwindigkeit erreicht wird:<br />
Die Beschleunigung a eines gleichmäßig beschleunigten<br />
(verzögerten) Körpers ist der Quotient<br />
aus der Geschwindigkeitsänderung Dv<br />
und dem zugehörigen Zeitabschnitt Dt. Die Beschleunigung<br />
ist ein Vektor; mehrere Beschleunigungen<br />
dürfen also nur geometrisch addiert<br />
werden.<br />
Gleichmäßig beschleunigt oder verzögert heißt,<br />
dass die Beschleunigung oder Verzögerung konstant<br />
bleibt (a ¼ konstant). Im a, t-Diagramm muss<br />
die Beschleunigungslinie eine zur t-Achse parallele<br />
Gerade sein, so wie die Geschwindigkeitslinie im<br />
v, t-Diagramm bei gleichförmiger Bewegung.<br />
Die Einheit für die Beschleunigung a ergibt sich in<br />
gewohnter Weise aus der Definitionsgleichung für<br />
die Größe. Mit den gesetzlichen Basiseinheiten<br />
Meter (m) und Sekunde (s) erhält man als Einheit<br />
das „Meter je Sekundequadrat“.<br />
Man möchte nun nachweisen, dass im Hinblick<br />
auf die Fläche unter der Geschwindigkeits-Linie<br />
im v, t-Diagramm das Gleiche gilt wie für die<br />
gleichförmige Bewegung:<br />
Die Geschwindigkeit v ändert sich von v0 ¼ 0am<br />
Anfang, auf vt am Ende des Zeitabschnittes Dt.<br />
Weil die Geschwindigkeitsänderung konstant ist,<br />
ergibt sich die mittlere Geschwindigkeit zu<br />
vm ¼ðv0þ vtÞ=2 ¼ vt=2, und der zurückgelegte<br />
Weg zu Ds ¼ vm Dt ¼ vt Dt=2. Das entspricht<br />
aber auch dem Flächeninhalt der Dreiecksfläche<br />
unter der v-Linie:<br />
In jedem v, t-Diagramm entspricht die Fläche A<br />
unter der Geschwindigkeitslinie dem Wegabschnitt<br />
Ds (A ¼b Ds).<br />
Mit dieser Erkenntnis kann man nun einen<br />
Lösungsplan entwickeln, der alle zur Lösung erforderlichen<br />
Gleichungen liefert.<br />
Geschwindigkeitsänderung Dv<br />
a ¼<br />
zugehöriger Zeitabschnitt Dt<br />
a ¼ Dv<br />
Dt<br />
Grundgleichung der gleichmäßig beschleunigten<br />
(verzögerten) Bewegung<br />
a, t-Diagramm der gleichmäßig<br />
beschleunigten Bewegung<br />
ðaÞ ¼ ðvÞ<br />
ðtÞ ¼<br />
m<br />
s m 2<br />
¼ ¼ ms<br />
s s2 v<br />
v 0 = 0<br />
0<br />
A= s=<br />
t<br />
Mittlere Geschwindigkeit vm<br />
Fläche A ¼b Weg Ds<br />
Gilt für jede Bewegung<br />
a Dv Dt<br />
m<br />
s 2<br />
v 0 + vt<br />
2<br />
t<br />
v m<br />
Beachte: Man braucht nur die Grundgleichung<br />
a ¼ Dv=Dt im Kopf zu haben;<br />
alle anderen Gleichungen können aus dem<br />
v, t-Diagramm abgelesen werden.<br />
m<br />
s<br />
s<br />
4 Dynamik<br />
t m<br />
v = 2v<br />
t
4.1 Allgemeine Bewegungslehre 153<br />
4.1.5 Arbeitsplan zur gleichmäßig beschleunigten oder verzögerten Bewegung<br />
v; t-Diagramm aufzeichnen<br />
Man muss sich klar sein, ob die Bewegung<br />
beschleunigt (ansteigende v-Linie) oder verzögert<br />
ist (fallende v-Linie), und ob die Bewegung aus<br />
dem Ruhezustand heraus erfolgt oder bis zur<br />
Ruhestellung verläuft. Danach skizziert man das<br />
v, t-Diagramm (unmaßstäblich).<br />
Als Beispiel betrachtet man eine gleichmäßig beschleunigte<br />
Bewegung mit der Anfangsgeschwindigkeit<br />
(v0 6¼ 0).<br />
Grundgleichung aufstellen<br />
Ausgangsgleichung ist immer die Definitionsgleichung<br />
für die Beschleunigung a ¼ Dv=Dt.<br />
Auch die erweiterte Form mit den speziellen Bezeichnungen<br />
aus dem v, t-Diagramm wird aufgeschrieben:<br />
hier also mit Dv ¼ vt v0.<br />
Weggleichungen aufstellen<br />
Man weiß, dass die Fläche A unter der v-Linie<br />
dem Wegabschnitt Ds entspricht. Je nach Flächenform<br />
(hier Trapez) entwickelt man mit den eingetragenen<br />
Bezeichnungen Gleichungen für Ds,<br />
zunächst ohne Rücksicht darauf, ob für die spezielle<br />
Aufgabenstellung alle Gleichungen gebraucht<br />
werden: In der Praxis muss man häufig<br />
alle Größen der Bewegung bestimmen.<br />
Gleichungen auswerten<br />
Grundgleichung und Weggleichungen bilden ein<br />
Gleichungssystem mit mehreren Unbekannten. In<br />
der Regel werden zwei Unbekannte gesucht. Es<br />
genügen dann meistens die Grundgleichung und<br />
eine der Weggleichungen zur Lösung.<br />
Hier nimmt man an, es sei Dt ¼ f ðv0, a, DsÞ 1) gesucht,<br />
also v0, a, Ds gegeben und der Zeitabschnitt<br />
Dt die gesuchte Größe. Benutzt man die Gleichsetzungsmethode,<br />
kann man sowohl die Grundgleichung<br />
als auch die erste Weggleichung nach vt<br />
auflösen, beide Gleichungen gleichsetzen und auf<br />
gewohnte Weise weiterentwickeln. Als Ergebnis<br />
erhält man eine gemischt-quadratische Gleichung.<br />
v<br />
v0<br />
v<br />
0<br />
v-Linie<br />
v 0 + vt<br />
A= s=<br />
2<br />
t<br />
a ¼ Dv<br />
Dt ¼ vt v0<br />
Dt<br />
t<br />
vt<br />
Ds ¼ v0 þ vt<br />
Dt (Trapezfläche)<br />
2<br />
Dv Dt<br />
Ds ¼ v0 Dt þ ; Dv ¼ vt v0<br />
2<br />
(Rechteckfläche þ Dreieckfläche)<br />
Ds ¼ vt Dt<br />
Dv Dt<br />
; Dv ¼ vt<br />
2<br />
v0<br />
(Rechteckfläche Dreieckfläche)<br />
1. Schritt<br />
t<br />
2. Schritt<br />
3. Schritt<br />
4. Schritt<br />
a ¼ vt v0<br />
Dt ) vt ¼ v0 þ a Dt (Grundgleichung)<br />
Ds ¼ v0 þ vt<br />
2 Dt ) vt ¼<br />
2 Ds<br />
Dt<br />
(erste Weggleichung)<br />
2 Ds<br />
v0 þ a Dt ¼<br />
Dt<br />
v0<br />
ðDtÞ 2 þ 2v0<br />
a Dt<br />
2Ds<br />
¼ 0<br />
a<br />
Dt1;2 ¼ v0<br />
a<br />
rffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
v0<br />
2 2 Ds<br />
þ<br />
a a<br />
Dt ¼ f ðv0, a, DsÞ 1)<br />
1) Die Schreibweise Dt ¼ f ðv0, a, DsÞ heißt: Dt ist eine Funktion von v0, a, Ds ðist abhängig von v0, a, DsÞ<br />
v0
154<br />
Tabelle 4.1 Gleichmäßig beschleunigte geradlinige Bewegung<br />
Die Gleichungen gelten auch für den freien Fall ohne Luftwiderstand: Für die Beschleunigung a wird die<br />
Fallbeschleunigung g ¼ 9,81 m/s 2 eingesetzt. Die Normfallbeschleunigung beträgt gn ¼ 9,80665 m/s 2 .<br />
Alle Aufgaben des Buches wurden mit g ¼ 9,81 m/s 2 gerechnet.<br />
Die Gleichungen dieser Tabelle<br />
gelten in Verbindung mit den<br />
Bezeichnungen der nebenstehenden<br />
v, t-Diagramme<br />
Einheiten<br />
Ds Dt v0, vt a, g<br />
m s m<br />
s<br />
Beschleunigung a<br />
(Definition)<br />
Beschleunigung a<br />
(bei v0 ¼ 0)<br />
Beschleunigung a<br />
(bei v0 6¼ 0)<br />
Endgeschwindigkeit vt<br />
(bei v0 ¼ 0)<br />
Endgeschwindigkeit vt<br />
(bei v0 6¼ 0)<br />
Wegabschnitt Ds<br />
(bei v0 ¼ 0)<br />
Wegabschnitt Ds<br />
(bei v0 6¼ 0)<br />
Zeitabschnitt Dt<br />
(bei v0 ¼ 0)<br />
m<br />
s 2<br />
v<br />
0<br />
v-Linie<br />
Δs =<br />
Δt<br />
vtΔt 2<br />
v t<br />
Beschleunigte Bewegung<br />
ohne Anfangsgeschwindigkeit<br />
(v0 ¼ 0)<br />
t<br />
Geschwindigkeitszunahme Dv<br />
a ¼ in<br />
Zeitabschnitt Dt<br />
m<br />
s2 a ¼ vt<br />
2<br />
vt 2 Ds<br />
¼ ¼<br />
Dt 2 Ds ðDtÞ 2<br />
a ¼ vt v0<br />
Dt ¼ vt 2 v0 2<br />
2 Ds<br />
vt ¼ a Dt ¼ ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi p<br />
2a Ds<br />
vt ¼ v0 þ Dv ¼ v0 þ a Dt<br />
vt ¼ ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
v0 2 p<br />
þ 2a Ds<br />
Ds ¼ vt Dt<br />
2<br />
¼ aðDtÞ2<br />
2<br />
¼ vt 2<br />
2a<br />
Ds ¼ v0 þ vt<br />
2 Dt ¼ v0 Dt þ aðDtÞ2<br />
2<br />
Ds ¼ vt 2 v0 2<br />
2a<br />
Dt ¼ vt<br />
a ¼<br />
rffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
2 Ds<br />
a<br />
Zeitabschnitt Dt<br />
(bei v0 6¼ 0) Dt ¼ vt v0 v0<br />
¼<br />
a a<br />
rffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
v0<br />
2 2 Ds<br />
þ<br />
a a<br />
Δv<br />
v 0<br />
v<br />
0<br />
v-Linie<br />
v 0 + vt<br />
Δs =<br />
2<br />
Δt<br />
4 Dynamik<br />
Δt<br />
v t<br />
Beschleunigte Bewegung<br />
mit Anfangsgeschwindigkeit<br />
(v0 6¼ 0)<br />
t
4.1 Allgemeine Bewegungslehre 155<br />
Tabelle 4.2 Gleichmäßig verzögerte geradlinige Bewegung<br />
Die Gleichungen gelten auch für den senkrechten Wurf nach oben ohne Luftwiderstand: Für die Verzögerung a<br />
wird die Fallbeschleunigung g ¼ 9,81 m/s 2 eingesetzt. Die Normfallbeschleunigung beträgtgn ¼ 9,80665 m/s 2 .<br />
Alle Aufgaben des Buches wurden mit g ¼ 9,81 m/s 2 gerechnet.<br />
Die Gleichungen dieser Tabelle<br />
gelten in Verbindung mit den<br />
Bezeichnungen der nebenstehenden<br />
v, t-Diagramme<br />
Einheiten<br />
Ds Dt v0, vt a, g<br />
m s<br />
Verzögerung a<br />
(Definition)<br />
Verzögerung a<br />
(bei vt ¼ 0)<br />
Verzögerung a<br />
(bei vt 6¼ 0)<br />
Anfangsgeschwindigkeit v0<br />
(bei vt ¼ 0)<br />
Endgeschwindigkeit vt<br />
Wegabschnitt Ds<br />
(bei vt ¼ 0)<br />
Wegabschnitt Ds<br />
(bei vt 6¼ 0)<br />
Zeitabschnitt Dt<br />
(bei vt ¼ 0)<br />
m<br />
s<br />
m<br />
s 2<br />
v0<br />
v<br />
v-Linie<br />
v0 Δt<br />
Δs =<br />
2<br />
0 Δt t<br />
verzögerte Bewegung<br />
ohne Endgeschwindigkeit<br />
(vt ¼ 0)<br />
Geschwindigkeitsabnahme Dv<br />
a ¼ in<br />
Zeitabschnitt Dt<br />
m<br />
s2 a ¼ v0<br />
2<br />
v0 2 Ds<br />
¼ ¼<br />
Dt 2 Ds ðDtÞ 2<br />
a ¼ v0 vt<br />
Dt ¼ v0 2 vt 2<br />
2 Ds<br />
v0 ¼ a Dt ¼ ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi p<br />
2a Ds<br />
vt ¼ v0 Dv ¼ v0 a Dt<br />
vt ¼ ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
v0 2 p<br />
2a Ds<br />
Ds ¼ v0 Dt<br />
2<br />
¼ aðDtÞ2<br />
2<br />
Ds ¼ v0 þ vt<br />
2 Dt ¼ v0 Dt<br />
Ds ¼ v0 2 vt 2<br />
2a<br />
Dt ¼ v0<br />
a ¼<br />
rffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
2 Ds<br />
a<br />
Zeitabschnitt Dt<br />
(bei vt 6¼ 0) Dt ¼ v0 vt v0<br />
¼<br />
a a<br />
¼ v0 2<br />
2a<br />
aðDtÞ 2<br />
2<br />
rffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
2 2 Ds<br />
a<br />
v0<br />
a<br />
v0<br />
v<br />
v 0 + vt<br />
Δs =<br />
2<br />
0 Δt<br />
v-Linie<br />
Δt<br />
Δv<br />
vt<br />
verzögerte Bewegung<br />
mit Endgeschwindigkeit<br />
(vt 6¼ 0)<br />
t
156<br />
Lehrbeispiele: v,t-Diagramm<br />
Aufgabenstellung:<br />
Zwei Wagen A und B fahren mit einer Geschwindigkeit<br />
von 75 km/h im Abstand von 20 m hintereinander. Der<br />
vordere Wagen A bremst plötzlich mit einer Verzögerung<br />
von 3,5 m/s2 .<br />
Wie viele Sekunden nach dem Bremsen von A fährt B auf?<br />
Wie groß ist dann die Geschwindigkeit des Wagens A?<br />
Lösung:<br />
Das v, t-Diagramm zeigt die Bewegungen als Geraden. Die Flächen darunter entsprechen den zurückgelegten<br />
Wegen. Im Zeitpunkt t des Einholens hat B einen 20 m längeren Weg als A zurückgelegt, dann ist<br />
der Abstand auf null gesunken. Diesem Weg Ds ¼ 20 m entspricht die schraffierte Diagrammfläche.<br />
Dv Dt<br />
Ds ¼<br />
2<br />
a ¼ Dv<br />
) Dv ¼ a Dt eingesetzt<br />
Dt<br />
a Dt Dt<br />
Ds ¼ ¼<br />
2<br />
aðDtÞ2<br />
2<br />
rffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
2 Ds 2 20 m<br />
Dt ¼ ¼<br />
a 3,5 m<br />
s2 v<br />
u<br />
t ¼ ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
11,43 s2 p<br />
¼ 3,38 s<br />
v2 ¼ v1 a Dt ¼ 20,83 m<br />
s<br />
Aufgabenstellung:<br />
3,5 m<br />
s<br />
m<br />
3,38 s ¼ 9,0 2 s<br />
¼ 32,4 km<br />
h<br />
Zwei Wagen A und B fahren im Abstand von 5 m mit der<br />
gleichen Geschwindigkeit von 36 km/h hintereinander.<br />
Der vordere Wagen A bremst plötzlich. Wie groß darf die<br />
Reaktionszeit Dt beim Fahrer des Wagens B höchstens sein,<br />
damit er nicht auffährt? Die Bremsverzögerung ist für beide<br />
Wagen gleich.<br />
Wagen B<br />
Wagen A<br />
Lösung:<br />
Das v, t-Diagramm zeigt, dass B bis zum Stillstand einen längeren Weg zurücklegt als A. Der Unterschied<br />
darf nicht mehr als 5 m betragen. Dieser Wegdifferenz Ds ¼ 5 m entspricht die schraffierte Diagrammfläche.<br />
Ds ¼ v Dt ¼ 5m<br />
Dt ¼ Ds 5m<br />
¼<br />
v 10 m<br />
¼ 0,5 s<br />
s<br />
Der Betrag der Bremsverzögerung hat keinen Einfluss auf die Größe der schraffierten Fläche und damit<br />
auch nicht auf die Reaktionszeit Dt, solange für beide Wagen die Bremsverzögerung gleich groß ist.<br />
v<br />
v<br />
Δt<br />
Wagen A<br />
Δs =20m<br />
Δt<br />
Δs=5m<br />
v 2 Δv<br />
4 Dynamik<br />
v 1<br />
Wagen B<br />
Δt<br />
t<br />
v<br />
t
4.1 Allgemeine Bewegungslehre 157<br />
4.1.6 Freier Fall und Luftwiderstand<br />
Bei der Behandlung des freien Falls im Unterricht tritt immer die Frage auf, welchen Einfluss<br />
der Luftwiderstand auf den Bewegungsablauf hat.<br />
Bislang war es kaum üblich, neben den physikalischen (Widerstandsbeiwert, Geschwindigkeit)<br />
auch die mathematischen Zusammenhänge näher zu erläutern und Berechnungen durchzuführen.<br />
Mit den Rechnern lassen sich heute die Berechnungsgleichungen leicht auswerten. Aus<br />
diesem Grund wird der freie Fall mit Luftwiderstand ausführlicher behandelt.<br />
4.1.6.1 Freier Fall ohne Luftwiderstand<br />
Fällt ein Körper im Vakuum frei abwärts, z. B. in<br />
einer luftleer gepumpten Glasröhre, dann wirkt auf<br />
ihn allein die Schwerkraft FG (Gewichtskraft).<br />
Alle Körper fallen dann gleich schnell. Sie werden<br />
mit der Fallbeschleunigung g gleichmäßig beschleunigt,<br />
beim senkrechten Wurf nach oben<br />
mit g gleichmäßig verzögert.<br />
Für den freien Fall und für den senkrechten Wurf<br />
gelten die Gesetze der gleichmäßig beschleunigten<br />
(verzögerten) Bewegung und damit auch die Gleichungen<br />
und v, t-Diagramme in den Tabellen 4.1<br />
und 4.2 (Seite 154, 155).<br />
4.1.6.2 Luftwiderstand Fw<br />
Auf jeden in ruhender Luft bewegten Körper, z. B.<br />
auf ein fahrendes Auto, wirkt unter anderem auch<br />
der Luftwiderstand Fw bremsend.<br />
Versuche haben ergeben, dass der Luftwiderstand<br />
quadratisch mit der Geschwindigkeit v des Körpers<br />
wächst. Er nimmt linear zu mit der Luftdichte r L<br />
und mit dem Anströmquerschnitt Ap des Körpers<br />
(Projektionsfläche). Außerdem beeinflusst die<br />
Körperform den Luftwiderstand. Dieser Einfluss<br />
wird durch den Luftwiderstandsbeiwert cw berücksichtigt.<br />
Beachte:<br />
Die Fallbeschleunigung g wird mit zunehmendem<br />
Abstand des Körpers vom Erdmittelpunkt<br />
kleiner.<br />
In Erdnähe gilt die Normfallbeschleunigung<br />
g ¼ 9,80665 m/s 2 . In der Technik wird mit<br />
g ¼ 9,81 m/s 2 gerechnet.<br />
Beispiel:<br />
Für die Endgeschwindigkeit vt eines frei<br />
fallenden Körpers gilt nach Tabelle 4.1 mit<br />
a ¼ g:<br />
vt ¼ g Dt (Dt Zeitabschnitt)<br />
Fw ¼ cw r L Ap<br />
2<br />
v 2 Luftwiderstand<br />
Beispiele für den Luftwiderstandsbeiwert:<br />
cw ¼ 0,2 für Kugeln<br />
cw ¼ 0,3 ...0,4 für Pkw<br />
Dichte r L ¼ 1,19 kg/m 3 bei 20 C und<br />
Luftdruck 1000 mbar.
158<br />
4.1.6.3 Freier Fall mit Luftwiderstand<br />
Auf den frei fallenden Körper wirkt die Gewichtskraft<br />
FG lotrecht nach unten. Entgegengesetzt dazu<br />
wirkt der Luftwiderstand Fw. Dadurch verringert<br />
sich die Geschwindigkeitszunahme des Körpers<br />
immer mehr, bis der Gleichgewichtszustand mit<br />
Fw ¼ FG erreicht ist und die Geschwindigkeit<br />
v ¼ konstant bleibt.<br />
Der Körper hat dann die stationäre Sinkgeschwindigkeit<br />
vs erreicht.<br />
Mit Hilfe der Gleichgewichtsbetrachtungen nach<br />
d’Alembert (siehe Seite 195) findet man eine Gleichung<br />
für den momentanen Bewegungszustand<br />
des fallenden Körpers im beliebigen Zeitpunkt (t).<br />
Solange der Körper beschleunigt fällt (a > 0),<br />
wirkt in Richtung des Luftwiderstandes Fw auch<br />
die d’Alembert’sche Trägheitskraft T. Es gilt die<br />
Gleichgewichtsbedingung SFy ¼ 0 unter Einschluss<br />
der Trägheitskraft T ¼ ma.<br />
Aus Gleichung (2) lässt sich über eine Differenzialgleichung<br />
eine Berechnungsgleichung für den<br />
Betrag der Momentangeschwindigkeit vðtÞ im<br />
Zeitpunkt (t) entwickeln.<br />
Mit dieser Gleichung (3) kann für beliebige Zeiten t<br />
die Momentangeschwindigkeit vðtÞ berechnet werden.<br />
Die in Gleichung (3) enthaltene stationäre<br />
Sinkgeschwindigkeit vs hat man vorher mit Gleichung<br />
(1) ermittelt.<br />
Wie vs ist auch die Größe ts eine Konstante. Sie ist<br />
abhängig von der Masse m, dem Luftwiderstandsbeiwert<br />
cw, der Luftdichte r L , der Projektionsfläche<br />
Ap und der Fallbeschleunigung g. Gleichung<br />
(4) wurde nur zu dem Zweck aufgestellt, die Berechnung<br />
von vðtÞ zu vereinfachen. Man bezeichnet<br />
ts als Zeitkonstante, weil sie die Zeiteinheit<br />
Sekunde hat, wie eine Einheitenprobe zeigt.<br />
FG ¼ Fw<br />
mg ¼ cwrLAp vs<br />
2<br />
2<br />
sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
2mg<br />
vs ¼<br />
cwr L Ap<br />
(1)<br />
Stationäre Sinkgeschwindigkeit<br />
vs m g r L Ap cw<br />
m<br />
s<br />
Nach d’Alembert<br />
freigemachter Körper<br />
beim Fallen.<br />
vðtÞ ist die Fallgeschwindigkeit<br />
im Zeitpunkt (t).<br />
SFy ¼ 0 ! T þ Fw FG ¼ 0; T ¼ ma<br />
ma þ Fw mg ¼ 0j: m<br />
a þ Fw<br />
m<br />
g ¼ 0<br />
vðtÞ ¼vs tan h t<br />
ts<br />
(2)<br />
(3)<br />
Momentangeschwindigkeit<br />
ts ¼<br />
kg m<br />
s 2<br />
kg<br />
m 3<br />
sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
2m<br />
cw rL Ap g<br />
m 2 1<br />
ts m cw r L Ap g<br />
s kg 1<br />
kg<br />
m 3<br />
(4) Zeitkonstante<br />
m 2<br />
4 Dynamik<br />
vðtÞ, vs t, ts<br />
m<br />
s 2<br />
Beachte: Bei der Auswertung der Gleichungen<br />
(3) und (5) wird vorausgesetzt, dass die<br />
Luftdichte r L und die Fallbeschleunigung g<br />
während des Bewegungsablaufs konstant<br />
bleiben.<br />
m<br />
s<br />
s
4.1 Allgemeine Bewegungslehre 159<br />
Gleichung (3) lässt sich mit dem Rechner leicht<br />
auswerten, wenn vorher die Konstanten vs (Sinkgeschwindigkeit)<br />
und ts berechnet wurden. Neu ist<br />
die Hyperbelfunktion tanh (Tangens Hyperbolicus).<br />
Aber man braucht den Hyperbelfunktionswert<br />
nur genauso zu behandeln wie die Kreisfunktionswerte<br />
sin, cos und tan. Der Taschenrechner hat<br />
dazu die Taste „hyp“.<br />
Mit Hilfe der höheren Mathematik kann aus Gleichung<br />
(3) eine Gleichung für die vom fallenden<br />
Körper zurückgelegte Wegstrecke sðtÞ entwickelt<br />
werden (Gleichung (5)). Darin ist ln cosh der<br />
natürliche Logarithmus der Hyperbelfunktion cosh.<br />
Zum Abschluss der Untersuchungen des freien<br />
Falls mit Luftwiderstand werden die Gleichungen<br />
(3) und (5) ausgewertet und die Graphen vðtÞ und<br />
sðtÞ konstruiert und diskutiert. Man rechnet mit<br />
dem Taschenrechner oder schreibt ein einfaches<br />
PC-Programm. Damit ist dann auch das Zeichnen<br />
der Graphen möglich.<br />
Kontrollwerte:<br />
vð2Þ ¼17,04 m=s sð2Þ ¼18,3 m<br />
vð4Þ ¼25,2 m=s sð4Þ ¼61,9 m<br />
vð6Þ ¼27,77 m=s sð6Þ ¼115,4 m<br />
Beispiel: Für einen Winkel von 30 sind mit<br />
dem Taschenrechner die Funktionswerte tan<br />
und tanh zu ermitteln.<br />
Lösung: Man stellt den Rechner auf den<br />
RAD-Modus ein (Bogenmaß).<br />
Dann ergibt<br />
tan ð30 p=180Þ ¼ 0,57735<br />
tanh ð30 p=180Þ ¼0,48047<br />
sðtÞ ¼vsts ln cosh t<br />
Momentanwegstrecke<br />
sðtÞ vs t, ts<br />
m m<br />
s<br />
ts<br />
(5)<br />
Gegeben:<br />
Zeitabschnitte t ¼ 0 ...10 s<br />
Masse m ¼ 1kg<br />
Luftwiderstandsbeiwert cw ¼ 0,2 (Kugel)<br />
Luftdichte r L ¼ 1,19 kg/m 3<br />
Projektionsfläche Ap ¼ 0,1 m 2<br />
Fallbeschleunigung g ¼ 9,81 m/s 2<br />
Das Diagramm enthält neben den Kurven vðtÞ und<br />
sðtÞ auch den Graphen für den freien Fall im<br />
Vakuum. Dieser Graph vðtÞ ¼g t ist eine ansteigende<br />
Gerade (siehe Seite 154). Am Graphen vðtÞ<br />
für den freien Fall unter Berücksichtigung des<br />
Luftwiderstandes sieht man, dass mit der Zeit t<br />
der Geschwindigkeitszuwachs laufend kleiner<br />
wird, bis die stationäre Sinkgeschwindigkeit<br />
vs ¼ 28,7 m/s erreicht ist.<br />
Beim Graphen vðtÞ ¼g t dagegen bleibt der<br />
Geschwindigkeitszuwachs konstant<br />
Dv ¼ g ¼ 9,81 m=s 2 . Graphen vðtÞ und sðtÞ für den freien Fall<br />
s
160<br />
4.1.7 Ûbungen zur gleichmäßig beschleunigten und verzögerten Bewegung<br />
Es muss konsequent nach dem vorher erarbeiteten Lösungsplan vorgegangen werden, auch<br />
wenn es in einigen Fällen nicht notwendig erscheint.<br />
1. Ûbung: Ein Auto wird aus der Geschwindigkeit<br />
v0 ¼ 100 km/h gleichmäßig bis zum Stillstand abgebremst.<br />
Die Bremsverzögerung soll a ¼ 6 m/s2 betragen (Notbremsung).<br />
Es ist eine Gleichung für den Bremsweg Ds zu<br />
entwickeln und daraus Ds zu berechnen.<br />
Lösung: Die v-Linie im skizzierten v, t-Diagramm<br />
ist eine von v0 ¼ Dv abfallende Gerade. Mit v0<br />
und Dt begrenzt sie eine Dreieckfläche, die dem<br />
Bremsweg Ds entspricht.<br />
Die Grundgleichung wird in allgemeiner und spezieller<br />
Form aufgeschrieben.<br />
Die Weggleichung wird aus dem v, t-Diagramm<br />
abgelesen (Dreieckfläche).<br />
Zum Schluss entwickelt man mit Hilfe der Einsetzungsmethode<br />
aus Grund- und Weggleichung die<br />
gesuchte Beziehung Ds ¼ f ðv0; aÞ und berechnet<br />
daraus den Bremsweg Ds.<br />
Die Gleichung für Ds steht auch in Tabelle 4.2<br />
(Seite 155). Die Einheit der gesuchten Größe ergibt<br />
sich aus den Einheiten der gegebenen Größen.<br />
In vielen Fällen kommt es in der Technik nicht nur<br />
auf den Betrag einer Größe an, sondern man will<br />
auch wissen, in welcher Weise die beteiligten<br />
Größen voneinander abhängen.<br />
Gegeben: v0 ¼ 100 km<br />
h<br />
a ¼ 6 m<br />
s 2<br />
Gesucht: Ds ¼ f ðv0; aÞ<br />
v = v<br />
0 <br />
v<br />
0<br />
A= s<br />
t<br />
a ¼ Dv v0<br />
¼<br />
Dt Dt<br />
Ds ¼ v0 Dt<br />
2<br />
a ¼ v0 v0<br />
) Dt ¼<br />
Dt a<br />
Ds ¼ v0 Dt<br />
2 ¼<br />
v0<br />
2<br />
v0<br />
Ds ¼<br />
2a ¼<br />
Ds ¼ f ðv0; aÞ<br />
v0<br />
a<br />
2<br />
100 m m<br />
¼ ¼ 27,78<br />
3,6 s s<br />
t<br />
¼ v0 2<br />
2a<br />
27,78 m<br />
s<br />
2 6 m<br />
s 2<br />
2<br />
4 Dynamik<br />
¼ 64,3 m<br />
1. Schritt<br />
2. Schritt<br />
3. Schritt<br />
4. Schritt<br />
Beispiel: Die Beziehung Ds ¼ f ðv0; aÞ sagt<br />
aus: Der Bremsweg für Autos wächst mit<br />
dem Quadrat der Geschwindigkeit.
4.1 Allgemeine Bewegungslehre 161<br />
2. Ûbung: Ein Fahrzeug beschleunigt in 5 s auf<br />
40 km/h, fährt dann 50 s lang mit dieser Geschwindigkeit<br />
und bremst in 4 s bis zum Stillstand.<br />
Es ist der Gesamtweg für diesen Bewegungsvorgang<br />
zu bestimmen.<br />
Lösung: In das v, t-Diagramm wird eingetragen:<br />
Eine ansteigende Gerade über dem Zeitabschnitt<br />
Dt1,<br />
daran anschließend die zur t-Achse parallele<br />
v-Linie über Dt2 und<br />
abschließend die fallende Gerade über Dt3.<br />
Dann stellt man die Grundgleichungen für alle drei<br />
Bewegungsabschnitte auf.<br />
Die von den v-Linien begrenzte Gesamtfläche wird<br />
in drei Teilflächen zerlegt:<br />
A1 ¼b Beschleunigungsweg Ds1 (Dreieck),<br />
Gegeben: Dt1 ¼ 5s<br />
Dt2 ¼ 50 s<br />
Dt3 ¼ 4s<br />
Dv ¼ 40 km 40<br />
¼<br />
h 3,6<br />
Gesucht: Ds ¼ f ðDt1; Dt2; Dt3; DvÞ<br />
v<br />
0<br />
A 1 A 2 A 3<br />
t 1<br />
v<br />
t 2<br />
t 3<br />
a1 ¼ Dv<br />
; a2 ¼ 0; a3 ¼<br />
Dt1<br />
Dv<br />
Dt3<br />
Dv Dt1<br />
Ds1 ¼<br />
2<br />
(Dreieckfläche)<br />
A2 ¼b Weg Ds2 mit Dv ¼ konstant (Rechteck), Ds2 ¼ Dv Dt2 (Rechteckfläche)<br />
A3 ¼b Verzögerungsweg Ds3 (Dreieck).<br />
Damit hat man die Weggleichungen und auch die<br />
gesuchte Bestimmungsgleichtung für Ds. Nun<br />
kann der Gesamtweg berechnet werden.<br />
Auch wenn nicht alle Grundgleichungen gebraucht<br />
werden, schreibt man sie auf, denn die Aufgabenstellungen<br />
in der Praxis sind immer umfangreicher,<br />
als das hier darzustellen möglich ist. Meistens wird<br />
man für alle Größen Gleichungen entwickeln<br />
müssen.<br />
Dv Dt3<br />
Ds3 ¼<br />
2<br />
(Dreieckfläche)<br />
Ds ¼ Ds1 þ Ds2 þ Ds3<br />
Dv Dt1<br />
Ds ¼<br />
2 þ Dv Dt2<br />
Dv Dt3<br />
þ<br />
2<br />
Ds ¼ Dv Dt1<br />
2 þ Dt2 þ Dt3<br />
2<br />
Ds ¼ f ðDt1; Dt2; Dt3; DvÞ<br />
Ds ¼ 11,11 m<br />
ð2,5 s þ 50 s þ 2sÞ<br />
s<br />
Ds ¼ 605,5 m<br />
m m<br />
¼ 11,11<br />
s s<br />
t<br />
1. Schritt<br />
2. Schritt<br />
3. Schritt<br />
4. Schritt
162<br />
3. Ûbung: Ein Autofahrer fährt mit 120 km/h. Er<br />
sieht ein Hindernis, bremst nach kurzer Reaktionszeit<br />
mit einer Verzögerung von 5 m/s2 und kommt<br />
160 m nach dem Erblicken des Hindernisses zum<br />
Stehen.<br />
Gesucht werden die Reaktionszeit DtR (vom Wahrnehmen<br />
des Hindernisses bis zum Ansprechen der<br />
Bremse) und der dabei durchfahrene Weg DsR.<br />
Lösung: Die Gesamtzeit Dt setzt sich zusammen<br />
aus der Reaktionszeit DtR und der Verzögerungszeit<br />
DtV. Entsprechend ist der Gesamtweg<br />
Ds ¼ DsR þ DsV. Dabei muss man beachten, dass<br />
während der Reaktionszeit DtR die Geschwindigkeit<br />
v konstant bleibt. DsR entspricht einer Rechteckfläche,<br />
DsV der Dreiecksfläche.<br />
Das bedeutet auch, dass man in die Grundgleichung<br />
den Zeitabschnitt DtV einsetzen muss.<br />
Im 4. Schritt wird wieder die Gleichsetzungsmethode<br />
angewandt, indem die Grundgleichung<br />
und die Weggleichung nach DtV aufgelöst und<br />
die erhaltenen Ausdrücke gleichgesetzt werden.<br />
Daraus erhält man DtR ¼ f ðv, a, DsÞ.<br />
Die Bestimmungsgleichung für DsR entwickelt<br />
man wieder aus Grund- und Weggleichung, benutzt<br />
also nicht den vorher berechneten Wert für<br />
DtR, umDsR ¼ v DtR zu berechnen. Nur mit der<br />
Bestimmungsgleichung DsR ¼ f ðv, a, DsÞ hat man<br />
einen Ûberblick über die gegenseitigen Abhängigkeiten<br />
zwischen den gegebenen Größen und dem<br />
Reaktionsweg.<br />
Man bekommt damit auch die Möglichkeit, eine<br />
echte Probe vorzunehmen.<br />
Gegeben: v ¼ 120 km m<br />
¼ 33,33<br />
h s<br />
a ¼ 5 m<br />
s2 Ds ¼ 160 m<br />
Gesucht: DtR ¼ f ðv, a, DsÞ<br />
DsR ¼ f ðv, a, DsÞ<br />
v<br />
s R<br />
s V<br />
v<br />
0 t t<br />
R tV a ¼ Dv v<br />
¼<br />
Dt DtV<br />
Ds ¼ DsR þ DsV<br />
v DtV<br />
Ds ¼ v DtR þ<br />
2<br />
a ¼ v<br />
) DtV ¼<br />
DtV<br />
v<br />
a<br />
1. Schritt<br />
2. Schritt<br />
3. Schritt<br />
4. Schritt<br />
v DtV<br />
Ds ¼ v DtR þ<br />
2 ) DtV<br />
2ðDs<br />
¼<br />
v DtRÞ<br />
v<br />
2a Ds<br />
DtR ¼<br />
2av<br />
DtR ¼ f ðv; a; DsÞ<br />
v2<br />
DtR ¼ 1,467 s<br />
Auf gleiche Weise ergibt sich für<br />
v<br />
DsR ¼ Ds<br />
2<br />
2a<br />
DsR ¼ f ðv, a, DsÞ<br />
DsR ¼ 48,9 m<br />
4 Dynamik<br />
Probe:<br />
DsR ¼ v DtR ¼ 33,33 m<br />
1,467 s ¼ 48,9 m<br />
s
4.1 Allgemeine Bewegungslehre 163<br />
4. Ûbung: Von einem Turm wird ein Stein fallen<br />
gelassen. Der Aufschlag des Steines auf den<br />
Boden wird oben nach Dt ¼ 5,3 s gehört. Die als<br />
konstant angenommene Schallgeschwindigkeit in<br />
der Luft beträgt vs ¼ 333 m/s.<br />
Es soll eine Gleichung zur Bestimmung der Turmhöhe<br />
h ¼ f ðDt; vs; gÞ entwickelt und damit h<br />
berechnet werden.<br />
Lösung: Man unterteilt die Gesamtzeit Dt vom<br />
Fallbeginn bis zum Höreindruck in die Fallzeit Dtf<br />
und die Schallzeit Dts. Während der Fallzeit Dtf ist<br />
die v-Linie eine von 0 bis ve ansteigende Gerade<br />
(freier Fall mit Aufschlaggeschwindigkeit ¼ Endgeschwindigkeit<br />
ve). Da der Schall mit konstanter<br />
Geschwindigkeit vs nach oben steigt, verläuft die<br />
v-Linie während der Schallzeit Dts waagerecht<br />
(gleichförmige Bewegung).<br />
Stein und Schall müssen den gleichen Weg zurücklegen:<br />
Turmhöheh ¼ Fallweg Dsf ¼ Schallweg Dss.<br />
Im v, t-Diagramm muss demnach die Dreieckfläche<br />
A1 gleich der Rechteckfläche A2 sein.<br />
In den Nenner der Grundgleichung wird aus der<br />
Bedingung Dt ¼ Dtf þ Dts ) Dtf ¼ Dt Dts eingesetzt.<br />
Die Weggleichung für die Turmhöhe h findet man<br />
aus der Dreieckfläche A1 ¼b ve Dtf=2 und der<br />
Rechteckfläche A2 ¼b vs Dts. Beide Flächen sind<br />
gleich groß.<br />
Grund- und Weggleichung löst man nach der Endgeschwindigkeit<br />
ve auf und setzt die gefundenen<br />
Ausdrücke gleich. Aus der zweiten Weggleichung<br />
(h ¼ vs Dts) setzt man für die Schallzeit<br />
Dts ¼ h=vs und schreibt den Klammerausdruck<br />
ðDt h=vsÞ 2 in der dreigliedrigen Form<br />
Dt<br />
h<br />
vs<br />
2<br />
¼ Dt 2<br />
2 Dt h<br />
vs<br />
þ h2<br />
vs 2<br />
Gegeben: a ¼ g ¼ 9,81 m<br />
s2 vs ¼ 333 m<br />
; Dt ¼ 5,3 s<br />
s<br />
Gesucht: h ¼ f ðDt; vs; gÞ<br />
v<br />
0<br />
e f<br />
v = gt Aufschlag<br />
tf<br />
t<br />
A 1 = sf<br />
a ¼ g ¼ Dv ve<br />
¼<br />
Dt Dtf<br />
h ¼b A1 ¼ A2<br />
h ¼ Dsf ¼ Dss<br />
h ¼ ve Dtf<br />
2 ¼ vs Dts<br />
ts<br />
Höreindruck<br />
vs<br />
A 2 = ss<br />
ve<br />
¼<br />
Dt Dts<br />
1. Schritt<br />
t<br />
2. Schritt<br />
3. Schritt<br />
4. Schritt<br />
ve ¼ gðDt DtsÞ ¼ 2h 2h<br />
¼<br />
Dtf Dt Dts<br />
2h<br />
gðDt DtsÞ ¼<br />
Dt Dts<br />
h ¼ g<br />
2 ðDt DtsÞ 2 für Dts ¼ h<br />
eingesetzt:<br />
vs<br />
h ¼ g<br />
2 Dt<br />
2<br />
h<br />
vs
164<br />
Abschließend wird die Gleichung auf die Normalform<br />
gebracht und nach h aufgelöst. Das ist die<br />
gesuchte Bestimmungsgleichung für die Turmhöhe<br />
h.<br />
Von den beiden berechneten Beträgen für die<br />
Turmhöhe kann nur h2 ¼ 119,7 m richtig sein, wie<br />
die Auswertung der Gleichung h ¼ vs Dts<br />
(3. Schritt) mit h1 ¼ 26017 m ergibt:<br />
Schallzeit Dts ¼ h1<br />
¼<br />
vs<br />
26 017 m<br />
333 m<br />
s<br />
¼ 78,1 s<br />
Bei dieser Turmhöheh1 wäre die Schallzeit Dts größer<br />
als die Gesamtzeit: Dts ¼ 78,1 s > Dt ¼ 5,3 s.<br />
Aufgaben Nr. 417–443<br />
4.1.8 Zusammengesetzte Bewegungen<br />
4.1.8.1 Kennzeichen der zusammengesetzten Bewegung<br />
Beim Kopieren eines Kegelstumpfes auf der Drehmaschine<br />
soll die Meißelspitze vom Anfangspunkt<br />
A zum Endpunkt E wandern. Der Drehmeißel wird<br />
dabei gleichzeitig<br />
vom Bettschlitten mit dem Längsvorschub sl und<br />
vom Planschlitten mit dem Planvorschub sp<br />
geradlinig bewegt. Zwei Einzelbewegungen „überlagern“<br />
sich hier zu einer resultierenden (zusammengesetzten)<br />
Bewegung:<br />
Eine zusammengesetzte Bewegung entsteht<br />
durch Ûberlagerung von Einzelbewegungen.<br />
h ¼ g<br />
2 Dt2<br />
h 2<br />
h<br />
2vs 2<br />
g<br />
2<br />
vs<br />
h1;2 ¼<br />
2 Dt h h2<br />
þ<br />
vs vs 2<br />
g Dt<br />
1 þ<br />
vs<br />
þ vs 2 Dt 2 ¼ 0<br />
g<br />
g Dt<br />
1 þ<br />
vs<br />
ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
g Dt<br />
1 þ<br />
2<br />
vs 2 Dt2 s<br />
vs 2<br />
g<br />
h ¼ f ðDt, vs, gÞ<br />
h1 ¼ 26017 m<br />
h2 ¼ 119,7 m<br />
vs<br />
Zusammengesetzte Bewegung<br />
4 Dynamik<br />
Die Einzelbewegungen können gleichförmig<br />
oder ungleichförmig sein; sie können in beliebiger<br />
Richtung zueinander verlaufen.
4.1 Allgemeine Bewegungslehre 165<br />
4.1.8.2 Ûberlagerungsprinzip<br />
Theoretisch erreicht man den Endpunkt E der<br />
Meißelspitze auch, wenn man von A ausgehend<br />
zunächst den Längsvorschub allein laufen lässt,<br />
bis Punkt B erreicht ist, und dann anschließend mit<br />
dem Planvorschub bis E fährt. Auch in umgekehrter<br />
Reihenfolge wird das Ziel erreicht:<br />
Man findet den Ort eines Körperpunktes bei<br />
zusammengesetzter Bewegung, indem man die<br />
Einzelbewegungen gedanklich nacheinander<br />
ausführt. Die Reihenfolge ist beliebig.<br />
Das Ûberlagerungsprinzip wird in der Technik<br />
häufiger angewendet, wenn resultierende Wirkungen<br />
leichter ermittelt werden sollen. Ein markantes<br />
Beispiel ist die Berechnung der Durchbiegung<br />
eines Biegeträgers, der durch beliebig viele Kräfte<br />
belastet wird.<br />
Geometrische Addition von Wegen<br />
Zur Lösung von Aufgaben setzt man die für<br />
die Einzelbewegung gültigen Gesetze an<br />
(siehe waagerechter Wurf, Seite 167).<br />
Hinweis: Siehe auch: Festigkeitslehre,<br />
Abschnitt 5.9.10, die 5. Ûbung, Seite 350.<br />
4.1.8.3 Zusammensetzen und Zerlegen von Wegen, Geschwindigkeiten und<br />
Beschleunigungen<br />
Soll ein Körper oder Körperpunkt von A nach E<br />
gelangen, dann kann diese Ortsveränderung auf<br />
verschiedene Weise ablaufen. Der kürzeste Weg<br />
wird durch den „Ortsvektor s“ gekennzeichnet.<br />
Aber auch mit den beiden rechtwinklig aufeinander<br />
stehenden Ortsvektoren sx, sy kommt man von<br />
A nach E, oder mit den beiden beliebig gerichteten<br />
Ortsvektoren s1, s2. Wie alle Vektoren sind auch<br />
die Ortsvektoren eindeutig bestimmt durch ihren<br />
Betrag (z. B. s ¼ 4 m), durch ihre Richtung (z. B.<br />
a ¼ 30 ) und durch den Richtungssinn (Pfeil zeigt<br />
von A nach E). Das Gleiche gilt für Geschwindigkeiten<br />
und Beschleunigungen:<br />
Wege (Wegabschnitte) s, Geschwindigkeiten v<br />
und Beschleunigungen a sind Vektoren (gerichtete<br />
Größen). Sie werden rechnerisch und<br />
zeichnerisch behandelt wie Kräfte, also geometrisch<br />
addiert.<br />
Geometrische Addition von Wegen,<br />
Geschwindigkeiten und Beschleunigungen<br />
Wie bei Kräften gilt der Parallelogrammsatz;<br />
Längs- und Parallelverschiebungssatz sowie<br />
Erweiterungssatz haben hier keinen Sinn<br />
(siehe Statik).
166<br />
4.1.9 Ûbungen zur zusammengesetzten Bewegung<br />
4.1.9.1 Ûberlagerung von zwei gleichförmig geradlinigen Bewegungen<br />
1. Ûbung: Der Laufkran in einer Gießerei fährt<br />
mit der Geschwindigkeit v1 ¼ 120 m/min. Gleichzeitig<br />
bewegt sich rechtwinklig zur Fahrtrichtung<br />
die Laufkatze mit v2 ¼ 40 m/min.<br />
Es soll die Geschwindigkeit der an der Laufkatze<br />
hängenden Last und der Neigungswinkel a des<br />
Lastweges zur Fahrtrichtung des Krans bestimmt<br />
werden.<br />
Lösung: Die beiden Geschwindigkeitsvektoren<br />
stehen rechtwinklig aufeinander. Die gesuchte Geschwindigkeit<br />
vr ist die Resultierende aus diesen<br />
beiden Vektoren. Sie wird, wie bei den Kräften,<br />
mit dem Lehrsatz des Pythagoras berechnet.<br />
Aus dem Geschwindigkeitsdreieck erkennt man,<br />
dass sich der Neigungswinkel a über die Tangensfunktion<br />
bestimmen lässt.<br />
2. Ûbung: Ein Boot überquert vom Punkt A aus<br />
einen Fluss. Die Eigengeschwindigkeit des Bootes<br />
beträgt v1 ¼ 30 km/h und liegt unter dem Winkel<br />
a ¼ 30 zur Stromrichtung. Durch die Strömungsgeschwindigkeit<br />
v2 ¼ 10 km/h wird das Boot aus<br />
seiner Fahrtrichtung abgelenkt und erreicht das<br />
gegenüberliegende Ufer im Punkt B.<br />
Zu bestimmen sind:<br />
a) die resultierende Geschwindigkeit vr des<br />
Bootes,<br />
b) der Winkel b,<br />
c) die Strecke l2.<br />
Lösung: Man skizziert das Geschwindigkeitsdreieck<br />
aus v1, v2, vr und trägt die Winkel ein. Nach<br />
dem Parallelogrammsatz muss die resultierende<br />
Geschwindigkeit vr vom Anfangspunkt der zuerst<br />
gezeichneten zum Endpunkt der zuletzt gezeichneten<br />
Geschwindigkeit (hier v2) gerichtet sein. Ûber<br />
den Kosinussatz berechnet man dann vr. Natürlich<br />
kann auch die zeichnerische Lösung allein oder<br />
zusätzlich angefertigt werden.<br />
Lageskizze<br />
vr ¼ ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
v1 2 þ v2 2<br />
ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
p<br />
¼ 120 m 2<br />
þ 40<br />
min<br />
m<br />
r<br />
2<br />
min<br />
vr ¼ 126,491 m m<br />
¼ 2,108<br />
min s<br />
a ¼ arctan v2<br />
40<br />
¼ arctan<br />
v1<br />
m<br />
min<br />
120 m ¼ 18,4<br />
min<br />
vr ¼ ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
v1 2 þ v2 2 p<br />
2v1v2 cos a<br />
vr ¼ 21,918 km<br />
h<br />
4 Dynamik<br />
Lageskizze<br />
Geschwindigkeitsskizze
4.1 Allgemeine Bewegungslehre 167<br />
Mit dem Sinussatz wird eine Gleichung zur Berechnung<br />
des Winkels d zwischen den Geschwindigkeitsvektoren<br />
v1 und vr entwickelt. Der Richtungswinkel<br />
b der resultierenden Geschwindigkeit<br />
vr ist die Winkelsumme a þ d.<br />
Zum Schluss findet man über die Tangensfunktion<br />
die gesuchte Strecke l2.<br />
sin a sin d<br />
¼ ) sin d ¼ v2<br />
sin a<br />
vr<br />
d ¼ arcsin<br />
v2<br />
10 km<br />
h<br />
21,918 km<br />
h<br />
b ¼ a þ d ¼ 43,187<br />
l2 ¼ l1 480 m<br />
¼<br />
tan b tan 43,187<br />
vr<br />
sin 30 ¼ 13,187<br />
¼ 511,4 m<br />
4.1.9.2 Ûberlagerung von gleichförmiger und gleichmäßig beschleunigter Bewegung<br />
a) Waagerechter Wurf (ohne Luftwiderstand)<br />
Ein Körper, z. B. eine Kugel, bewegt sich auf horizontaler<br />
Unterlage in x-Richtung mit konstanter<br />
Geschwindigkeit v0. Sobald die Kugel die Unterlage<br />
verlassen hat, unterliegt sie den Gesetzen des<br />
freien Falls. Der gleichförmigen Bewegung in<br />
x-Richtung überlagert sich eine gleichmäßig beschleunigte<br />
Bewegung in y-Richtung. Wie man<br />
später aus der Weggleichung sehen wird, ist die<br />
Wurfbahn eine Parabel.<br />
Man stellt nun die beiden Einzelbewegungen im<br />
v, t-Diagramm dar und liest daraus die Berechnungsgleichungen<br />
ab.<br />
Das v, t-Diagramm für die Horizontalbewegung<br />
des Körpers beim waagerechten Wurf ist das typische<br />
Diagramm für die gleichförmige Bewegung<br />
mit v0 ¼ vx ¼ konstant und dem Flächeninhalt<br />
Ax ¼b sx ¼ v0 tx.<br />
Das v, t-Diagramm für die Vertikalbewegung ist<br />
das typische Diagramm für den freien Fall ohne<br />
Luftwiderstand und ohne Anfangsgeschwindigkeit<br />
(vy ¼ 0). Auch hier kann die Weggleichung abgelesen<br />
werden: Ay ¼b h ¼ vytx=2.<br />
Damit stehen alle Gleichungen zur Verfügung, die<br />
für einen beliebigen speziellen Fall gebraucht werden.<br />
Es ist also nur eine Frage der mathematischen<br />
Geschicklichkeit, wie schnell eine Lösung gefunden<br />
wird. Zwei Ûbungen sollen den Weg zeigen.<br />
v0<br />
v<br />
A = s = v t<br />
x x 0 x<br />
0 tx<br />
t<br />
v<br />
g= vy<br />
tx<br />
vytx A y = h =<br />
2<br />
vy<br />
0 tx t<br />
sx ¼ v0 tx<br />
g ¼ vy<br />
tx<br />
h ¼ vytx<br />
2<br />
Weggleichung<br />
(Wurfweite)<br />
vy ¼ gtx Grundgleichung<br />
2 2<br />
vy gtx<br />
¼ ¼<br />
2g 2<br />
Weggleichungen<br />
(Fallhöhe)
168<br />
1. Ûbung: Von einem h ¼ 80 m über der Auftreffebene<br />
liegenden Punkt wird ein Körper mit<br />
v0 ¼ 297 m/s horizontal abgeschossen.<br />
Gesucht wird die Wurfweite sx.<br />
Lösung: Für die horizontale (gleichförmige) Bewegung<br />
gilt die Weggleichung sx ¼ v0tx. Der freie<br />
Fall (die vertikale Bewegung) wird durch die Weggleichungen<br />
für die Fallhöhe erfasst. Die hier<br />
zweckmäßigste ist die Gleichung h ¼ gtx 2 =2, weil<br />
sie nicht die zusätzliche Unbekannte vy enthält.<br />
Beide Gleichungen löst man nach tx auf, setzt sie<br />
gleich und erhält die Bestimmungsgleichung<br />
sx ¼ f ðv0, h, gÞ, nach der sx berechnet wird.<br />
2. Ûbung: Man möchte sich nun Klarheit darüber<br />
verschaffen, wie die Wurfbahn beim waagerechten<br />
Wurf aussieht. Zunächst wird die allgemeine<br />
Beziehung für die Wurfbahn gesucht, d. h. es muss<br />
eine Funktionsgleichung für die Fallhöhe h in Abhängigkeit<br />
von der Wurfweite sx gefunden werden.<br />
Diese Beziehung wurde für die vorhergehende<br />
Ûbung schon entwickelt, sie braucht nur umgestellt<br />
zu werden.<br />
Fallbeschleunigung g und horizontale Geschwindigkeit<br />
v0 sind konstante Größen, so dass man den<br />
Quotienten g=2v0 2 als Konstante k einsetzen kann.<br />
Damit hat man die gesuchte Funktionsgleichung<br />
in der übersichtlichsten Form. Sie zeigt, dass die<br />
Fallhöhe h beim waagerechten Wurf mit dem Quadrat<br />
der Wurfweite wächst. Als Wurfbahn ergibt<br />
sich damit eine Parabel ( y ¼ kx 2 ).<br />
Trägt man h als y-Wert und sx als x-Wert in einem<br />
Koordinatensystem auf, erhält man die allgemeine<br />
Form y ¼ kx 2 der Parabel.<br />
Gegeben: a ¼ g ¼ 9,81 m<br />
s2 h ¼ 80 m<br />
v0 ¼ 297 m<br />
s<br />
Gesucht: sx ¼ f ðv0, h, gÞ<br />
horizontale vertikale<br />
Bewegung Bewegung<br />
sx ¼ v0 tx<br />
2 gtx<br />
h ¼<br />
2<br />
tx ¼ sx<br />
v0<br />
sx ¼ v0<br />
sffiffiffiffiffiffi<br />
2h<br />
g<br />
tx ¼<br />
sffiffiffiffiffiffi<br />
2h<br />
g<br />
sx ¼ 297 m<br />
s<br />
sx ¼ f ðv0, h, gÞ sx ¼ 1 199,4 m<br />
ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
2 80 m<br />
9,81 m<br />
s2 v<br />
u<br />
t<br />
Aus der obigen Ûbung wird übernommen:<br />
sffiffiffiffiffiffi<br />
2h<br />
sx ¼ v0 ¼ f ðv0, h, gÞ<br />
g<br />
Nach Quadrieren und Umstellen folgt daraus:<br />
h ¼ g h Fallhöhe<br />
2<br />
sx<br />
2v0<br />
2 g Fallbeschleunigung<br />
v0 horizontale<br />
h ¼ f ðg; v0; sxÞ Geschwindigkeit<br />
sx Wurfweite<br />
g<br />
¼ konstant ¼ k<br />
2v0<br />
2<br />
h ¼ ksx 2<br />
4 Dynamik<br />
Gleichung der Wurfbahn beim waagerechten<br />
Wurf (Wurfparabel)
4.1 Allgemeine Bewegungslehre 169<br />
Mit der Funktionsgleichung h ¼ ksx 2 soll die<br />
Wurfparabel punktweise berechnet werden, z. B.<br />
für die horizontale Geschwindigkeit v0 ¼ 3 m/s.<br />
Zunächst wird die Konstante bestimmt:<br />
k ¼ g 9,81<br />
¼<br />
2v0<br />
2 m<br />
s2 2 9 m2<br />
s2 ¼ 0,545 1<br />
m<br />
Damit berechnet man für die Wurfweiten<br />
sx ¼ 1 m, 2 m und 3 m die zugehörigen Fallhöhen<br />
h und trägt diese Beträge in die Wertetabelle ein.<br />
Die zueinander gehörenden Werte von sx und h<br />
sind die Koordinaten jeweils eines Punktes der<br />
Wurfbahn, die man damit aufzeichnen kann.<br />
Die resultierende Geschwindigkeit vr lässt sich für<br />
jeden Bahn- und Zeitpunkt aus dem Geschwindigkeitsdreieck<br />
berechnen (Pythagoras).<br />
Der Geschwindigkeitsvektor vr liegt auf der Tangente<br />
T des jeweiligen Bahnpunktes, z. B. Punkt B.<br />
Der Winkel a des Vektors vr ergibt sich aus<br />
tan a ¼ vy=v0.<br />
Aufgaben Nr. 444–447<br />
Wurfparabel für<br />
den waagerechten<br />
Wurf<br />
vr ¼<br />
vr ¼<br />
ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
v0 2 þ vy 2<br />
q<br />
ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
v0 2 þðgtÞ 2<br />
q<br />
Geschwindigkeit vr<br />
nach der Wurfzeit t<br />
vr ¼ ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
v0 2 p Geschwindigkeit vr<br />
þ 2gh nach der Fallhöhe h<br />
a ¼ arctan vy<br />
v0<br />
a ¼ arctan gt<br />
v0<br />
Wertetabelle<br />
sx<br />
h<br />
1 m 0,545 m<br />
2 m 2,18 m<br />
3 m 4,905 m<br />
Richtungswinkel a
170<br />
b) Schräger Wurf (ohne Luftwiderstand)<br />
Beim schrägen Wurf wird ein Körper mit der<br />
Abwurfgeschwindigkeit v0 unter dem Steigungswinkel<br />
a0 abgeworfen. Seine Wurfbahn ist wie<br />
beim waagerechten Wurf eine Parabel.<br />
Liegen Abwurf- und Auftreffpunkt auf gleicher<br />
Höhe, sind Abwurf- und Auftreffgeschwindigkeit<br />
v0 gleich groß, ebenso deren Winkel a0. Voraussetzung:<br />
kein Luftwiderstand.<br />
Man zerlegt den Geschwindigkeitsvektor v0 in die<br />
beiden Komponenten v0x und v0y. Es gilt auch hier<br />
das Ûberlagerungsprinzip:<br />
Der gleichförmigen Horizontalbewegung mit<br />
v0x ¼ konstant ist die gleichmäßig beschleunigte<br />
und dann verzögerte Vertikalbewegung mit<br />
v0y 6¼ konstant überlagert.<br />
Die Vertikalbewegung ist schon bekannt. Es ist der<br />
senkrechte Wurf mit anschließendem freien Fall.<br />
Das zeigt auch das v, t-Diagramm c), das bereits<br />
bekannt ist (Seite 154): Die Vertikalkomponente vy<br />
der Abwurfgeschwindigkeit v0 nimmt von v0y laufend<br />
bis auf null ab (wenn hmax erreicht ist), um<br />
dann wieder bis auf v0y ¼ v0y zuzunehmen. Für<br />
die weiteren Rechnungen hat das Vorzeichen (entgegengesetzter<br />
Richtungssinn) keine Bedeutung.<br />
Es werden die v, t-Diagramme ausgewertet:<br />
Die Grundgleichung (1) schreibt man mit den speziellen<br />
Bezeichnungen.<br />
Diagramm b) liefert die Weggleichung (2) für die<br />
Wurfweite als Funktion der Zeit t. v0 und a0 sind<br />
Konstante.<br />
Diagramm c) liefert die Weggleichungen für die<br />
Vertikalbewegung. Das sind die Gleichungen für<br />
die Wurfhöhe h in Abhängigkeit von den Geschwindigkeiten<br />
v (3) und von der Zeit t (4) und<br />
(5). Für die letzte Form der Gleichung (3) wird aus<br />
(1) für tx ¼ðv0y vyÞ=g eingesetzt. Das Binom<br />
ergibt ðv0y þ vyÞðv0y vyÞ ¼v0y 2<br />
vy 2 .<br />
a) s, h-Diagramm (Wurfparabel)<br />
b) v, t-Diagramm der Horizontalbewegung<br />
c) v, t-Diagramm der Vertikalbewegung<br />
Beachte: Es ist v0x ¼ v0 cos a0<br />
g ¼ Dv<br />
tx<br />
¼ v0y vy<br />
tx<br />
v0y ¼ v0 sin a0<br />
sx ¼ v0 cos a0 tx (2)<br />
(1) Grundgleichung<br />
Weggleichung<br />
(Wurfweite)<br />
h ¼ v0y þ vy<br />
tx ¼<br />
2<br />
v0y 2 vy 2<br />
2g (3)<br />
h ¼ vytx þ g 2<br />
tx<br />
2<br />
h ¼ v0 sin a0 tx<br />
(4)<br />
g 2<br />
tx<br />
2<br />
Beachte: v0y ¼ v0 sin a0<br />
(5)<br />
4 Dynamik<br />
Weggleichungen<br />
(Wurfhöhe)
4.1 Allgemeine Bewegungslehre 171<br />
Zur Konstruktion der Wurfbahn muss man wie<br />
beim waagerechten Wurf die Abhängigkeit der<br />
Wurfhöhe h von der Wurfweite sx kennen, also<br />
eine Funktionsgleichung für h entwickeln, in der<br />
die Zeit t nicht erscheint. Dazu löst man die Gleichung<br />
sx ¼ v0 cos a0tx nach tx auf und setzt den<br />
gefundenen Ausdruck in die Gleichung für die<br />
Wurfhöhe h ¼ v0 sin a0tx gtx 2 =2 ein (Gleichung<br />
(5)). Damit erhält man h ¼ f ðsx, g, v0, a0Þ.<br />
Die Größen g, v0, tana0 und cos a0 sind<br />
konstante Größen. Mit den beiden Konstanten<br />
k1 ¼ tan a0 und k2 ¼ g=2v0 2 cos 2 a0 erhält man<br />
die Funktionsgleichung in der zweckmäßigsten<br />
Form für die punktweise Berechnung der Wurfparabel.<br />
Es werden nun noch einige häufig gebrauchte<br />
Gleichungen entwickelt:<br />
Die Steigzeit ts erhält man aus der Gleichung<br />
vy ¼ v0 gt (siehe v, t-Diagramm c) und der<br />
Ûberlegung, dass im Scheitelpunkt der Wurfparabel<br />
die Geschwindigkeit in y-Richtung vy ¼ 0 ist<br />
(Richtungsumkehr der senkrechten Teilbewegung).<br />
Die Scheitelhöhe hmax ist der Weg der verzögerten<br />
Bewegung in vertikaler Richtung während der<br />
Steigzeit ts (Dreieckfläche im v, t-Diagramm c).<br />
Für ts wird die in Gleichung (8) entwickelte Beziehung<br />
eingesetzt.<br />
Die gesamte Wurfzeit T bis zum Aufschlag ist das<br />
Doppelte der Steigzeit (immer unter Vernachlässigung<br />
des Luftwiderstandes).<br />
Die größte Wurfweite smax erhält man mit der<br />
Wurfzeit T. Dann ist smax ¼ v0xT ¼ v0 cos a0T.<br />
Für T wird der vorher entwickelte Ausdruck eingesetzt<br />
und für 2 sin a0 cos a0 ¼ sin 2a0 (siehe<br />
Handbuch Maschinenbau).<br />
Bei gegebener Abwurfgeschwindigkeit v0 hängt<br />
smax nur noch vom Steigungswinkel a0 ab. Da der<br />
Sinus eines Winkels nicht größer als 1 werden<br />
kann, wird der Maximalwert für die größte Wurfweite<br />
dann erreicht, wenn sin 2a0 ¼ 1 ist. Das ist<br />
der Fall, wenn 2a0 ¼ 90 und damit der Steigungswinkel<br />
a0 ¼ 45 beträgt.<br />
sx ¼ v0 cos a0tx ) tx ¼<br />
h ¼ v0 sin a0tx<br />
h ¼ v0 sin a0<br />
h ¼ sx tan a0<br />
gtx 2<br />
2<br />
sx<br />
v0 cos a0<br />
h ¼ f ðsx, g, v0, a0Þ<br />
g<br />
sx<br />
v0 cos a0<br />
gsx 2<br />
2v0 2 cos 2 a0<br />
2v0 2 cos2 sx<br />
a0<br />
2 (6)<br />
h ¼ k1sx k2sx 2 (7)<br />
Gleichung der Wurfbahn beim schrägen Wurf<br />
(Wurfparabel)<br />
vy ¼ v0y gtx; v0y ¼ v0 sin a0; tx ¼ ts<br />
vy ¼ v0 sin a0 gts ¼ 0<br />
ts ¼ v0 sin a0<br />
g<br />
hmax ¼ v0y ts<br />
2 ¼ v0 sin a0 ts<br />
2<br />
hmax ¼ v0 2 sin 2 a0<br />
2g<br />
T ¼ 2v0 sin a0<br />
g<br />
(8) Steigzeit<br />
(9) Scheitelhöhe<br />
(10) Wurfzeit<br />
2v0 sin a0<br />
smax ¼ v0 cos a0T ¼ v0 cos a0<br />
g<br />
smax ¼ v0 2 sin 2a0<br />
g<br />
(11)<br />
größte<br />
Wurfweite<br />
Größter Wert für smax bei a0 ¼ 45 , weil dann<br />
sin 2a0 ¼ sin 90 ¼ 1 ist.<br />
Beachte: Die hier entwickelten Gleichungen<br />
gelten auch für den waagerechten Wurf, wenn<br />
in den Gleichungen a0 ¼ 0 gesetzt wird.<br />
Der waagerechte Wurf ist also nur ein<br />
Sonderfall des schrägen Wurfs.
172<br />
Die Momentangeschwindigkeit v in einem beliebigen<br />
Bahnpunkt P1 nach dem Zeitabschnitt tx, ist<br />
die Resultierende der momentanen Vertikalgeschwindigkeit<br />
vy ¼ v0 sin a0 gtx (v, t-Diagramm<br />
c), Seite 170) und der konstanten Horizontalgeschwindigkeit<br />
v0x ¼ v0 cos a0.<br />
Man erhält die Momentangeschwindigkeit v in<br />
Abhängigkeit von der Abwurfgeschwindigkeit v0,<br />
dem Steigungswinkel a0, dem Zeitabschnitt tx und<br />
der Fallbeschleunigung g.<br />
Soll der Zeitabschnitt tx in Gleichung (12) aus der<br />
Wurfhöhe h ermittelt werden, hilft die Gleichung<br />
(5) weiter:<br />
Man formt die Gleichung zur Normalform einer<br />
gemischt quadratischen Gleichung um. Danach<br />
stellt man die Lösungsformel für tx1/2 auf und<br />
schreibt die endgültige Form mit v0y ¼ v0 sin a0.<br />
Mit der Weggleichung (2) ist dann auch der Wegabschnitt<br />
sx zu berechnen.<br />
Beim Berechnen des Zeitabschnitts tx nach Gleichung<br />
(13) ergeben sich zwei Werte tx1 und tx2.<br />
Beide Werte sind richtig, denn die Wurfparabel<br />
(Seite 170) schneidet eine Höhenlinie in den beiden<br />
Punkten P1 und P2. Die zugehörigen Zeitabschnitte<br />
sind die berechneten Werte tx1 und tx2.<br />
Den momentanen Richtungswinkel a an der Wurfparabel<br />
im s, t-Diagramm a) auf Seite 170 erhält<br />
man aus dem rechtwinkligen Dreieck mit der<br />
Kosinusfunktion.<br />
v ¼<br />
ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
v0x 2 þ vy 2<br />
q<br />
v0x ¼ v0 cos a0; vy ¼ v0 sin a0 gtx<br />
ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
v ¼ ðv0 cos a0Þ 2 þðv0 sin a0 gtxÞ 2<br />
q<br />
(12)<br />
Geschwindigkeit vðtÞ<br />
Beachte: In dieser Gleichung muss für den<br />
Winkel a0 immer der spitze Winkel zur positiven<br />
x-Achse eingesetzt werden (siehe Wurfparabel<br />
Seite 170).<br />
h ¼ v0y tx<br />
g<br />
2 tx 2 (Gleichung (5))<br />
tx 2 2v0y<br />
g tx þ 2<br />
h ¼ 0<br />
g<br />
tx1=2 ¼ v0y<br />
sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
g<br />
v0y<br />
g<br />
2<br />
2h<br />
g<br />
tx1=2 ¼ v0<br />
sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
sin a0<br />
g<br />
Zeitabschnitt txðhÞ<br />
v0 sin a0<br />
g<br />
2<br />
2h<br />
g<br />
(13)<br />
Beispiel: Ein Körper wird mit v0 ¼ 100 m/s<br />
unter a0 ¼ 60 abgeworfen. Die Rechnung<br />
nach (13) mit h ¼ 300 m ergibt (aus Platzgründen<br />
ohne Einheiten geschrieben):<br />
100 sin 60<br />
tx1 ¼<br />
s<br />
9,81<br />
ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
2<br />
100 sin 60 2 300<br />
9,81 9,81<br />
tx1 ¼ 12,9 s<br />
tx2 ¼ 4,73 s<br />
cos a ¼ v0x<br />
v ¼ v0 cos a0<br />
v<br />
a ¼ arccos v0 cos a0<br />
v<br />
(14)<br />
4 Dynamik
4.1 Allgemeine Bewegungslehre 173<br />
1. Ûbung: Das s; h-Diagramm, Bild a), zeigt die<br />
Wurfparabel eines schrägen Wurfs, bei dem die<br />
Abwurfebene (Punkt E1) nicht zugleich Auftreffebene<br />
ist. Diese liegt um die Fallhöhe hE tiefer<br />
(Punkt E2).<br />
Gegeben: Abwurfgeschwindigkeit v0 ¼ 10 m/s<br />
Abwurfwinkel a0 ¼ 50<br />
Fallhöhe hE ¼ 2m<br />
Gesucht: Gesamtzeit t, Wurfweite s, Auftreffgeschwindigkeit<br />
vE, Auftreffwinkel aE,<br />
Teilzeit tE und Teilweg s E.<br />
Lösung: Es sollte nicht versucht werden, die bereits<br />
hergeleiteten Gleichungen für die symmetrische<br />
Wurfparabel (Seite 170) auf den vorliegenden<br />
Fall anzuwenden. Das führt leicht zu Fehlern. Daher<br />
skizziert man für jeden speziellen Fall, so wie<br />
hier, die zugehörigen v, t-Diagramme b) und c)<br />
und wertet die Diagramme wie gewohnt aus. Gegenüber<br />
den Diagrammen, Seite 170, braucht man<br />
nur die vx- und die vy-Linie bis zum Auftreffpunkt<br />
E2 zu verlängern.<br />
Wurfzeit t und Teilzeit tE: Die gesamte Wurfzeit t<br />
setzt sich zusammen aus der Wurfzeit T nach Gleichung<br />
(10) und der Teilzeit tE für den Teilweg sE<br />
und für die Fallhöhe hE.<br />
Eine Gleichung für die Teilzeit tE erhält man mit<br />
der Weggleichung hE nach dem v, t-Diagramm c).<br />
Darin entspricht die Trapezfläche A ¼b Fallhöhe<br />
hE ¼ v0y tE þ gtE 2 =2.<br />
Die gemischt-quadratische Gleichung liefert eine<br />
Beziehung für die Teilzeit tE.<br />
Mit v0 ¼ 10 m/s, a0 ¼ 50 und hE ¼ 2 m erhält<br />
man als physikalisch sinnvolle Teilzeit<br />
t E ¼ t E1 ¼ 0,228 s.<br />
Mit Gleichung (10) bekommt man die Gesamtzeit<br />
t ¼ T þ t E ¼ 2v0 sin a0=g þ t E.<br />
a) s; h-Diagramm (Wurfparabel)<br />
b) v, t-Diagramm der Horizontalbewegung<br />
c) v, t-Diagramm der Vertikalbewegung<br />
A ¼b hE ¼ v0y tE þ g 2<br />
tE<br />
2<br />
tE 2 þ 2<br />
g v0y<br />
2<br />
tE<br />
g hE ¼ 0<br />
tE1=2 ¼ v0y<br />
ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
g<br />
v0y<br />
g<br />
2<br />
þ 2hE<br />
s<br />
g<br />
Mit v0y ¼ v0 sin a0 erhält man<br />
tE1=2 ¼ v0 sin a0<br />
g<br />
Teilzeit<br />
tE1 ¼<br />
ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
2<br />
v0 sin a0<br />
þ<br />
g<br />
2hE<br />
s<br />
g<br />
(15)<br />
10 m=s sin 50<br />
9,81 m=s2 ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
10 m=s sin 50<br />
9,81 m=s2 2<br />
2 2m<br />
þ<br />
9,81 m=s2 s<br />
tE1 ¼ 0,228 s; tE2 ¼ 1,7896 s<br />
2 10 m=s sin 50<br />
t ¼<br />
9,81 m=s2 þ 0,228 s ¼ 1,79 s
174<br />
Um auf direktem Weg die Gesamtzeit t berechnen<br />
zu können, werden die beiden Gleichungen (10)<br />
und (15) zu einer Gleichung zusammen gefasst.<br />
Man erhält dann die Gleichung (16).<br />
Auch hier ergibt nur der positive Wurzelwert ein<br />
physikalisch sinnvolles Ergebnis.<br />
Auftreffgeschwindigkeit vE: Sie ist die Resultierende<br />
aus der Horizontalgeschwindigkeit<br />
v0x ¼ v0 cos a0 und der Vertikalgeschwindigkeit vy,<br />
die sich nach Bild c) Seite 173 zusammensetzt aus:<br />
v0y ¼ v0 sin a0 und gtE.<br />
Der Auftreffwinkel aE kann mit Gleichung (14)<br />
berechnet werden, wenn man für v ¼ vE einsetzt.<br />
Wurfweite s und Teilweg sE: Der Teilweg sE ist<br />
nach Bild b) Seite 173 aus<br />
t1=2 ¼ T þ tE1=2 ¼ 2 v0 sin a0<br />
þ tE1=2 g<br />
t 1=2 ¼ 2 v0 sin a0<br />
g<br />
t 1=2 ¼ v0 sin a0<br />
g<br />
Gesamtzeit<br />
v0 sin a0<br />
g<br />
...<br />
ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
2<br />
v0 sin a0<br />
þ<br />
g<br />
2hE<br />
s<br />
g<br />
vE ¼<br />
ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
v0x 2 þ vy 2<br />
q<br />
v0x ¼ v0 cos a0; vy ¼ v0y þ gtE<br />
(16)<br />
vy ¼ v0 sin a0 þ gtE<br />
ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
vE ¼ ðv0 cos a0Þ 2 þðv0 sin a0 þ gtEÞ 2<br />
q<br />
Auftreffgeschwindigkeit<br />
(17)<br />
Rechnung aus Platzgründen ohne Einheiten:<br />
ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
vE ¼ ð10 cos 50 Þ 2 þð10 sin 50 þ 9,81 0,228Þ 2<br />
q<br />
vE ¼ 11,8 m<br />
s<br />
aE ¼ arccos v0 cos a0<br />
aE ¼ 57<br />
vE<br />
sE ¼ v0 cos a0 tE<br />
¼ arccos<br />
(18)<br />
4 Dynamik<br />
10 m<br />
cos 50<br />
s<br />
11,8 m<br />
s<br />
sE ¼ 10 m=s cos 50 0,228 s ¼ 1,466 m<br />
sE ¼ v0xtE ¼ v0 cos a0tE<br />
zu berechnen. Mit dieser Gleichung und mit Gleichung<br />
(11) kann eine Gleichung für s entwickelt<br />
s ¼<br />
werden.<br />
v0 2 sin 2a0<br />
þ sE<br />
g<br />
(19)<br />
s ¼ ð10 m=sÞ2 sin 100<br />
9,81 m=s2 þ 1,466 m ¼ 11,5 m<br />
Kontrolle: Nach Bild b) ist s ¼ v0x t ¼ v0 cos a0 t<br />
mit t nach Gleichung (16). s ¼ v0 cos a0 t (20)<br />
s ¼ 10 m<br />
s<br />
cos 50 1,79 s ¼ 11,5 m
4.1 Allgemeine Bewegungslehre 175<br />
2. Ûbung: Eine Dachpfanne gleitet unter einem<br />
Winkel a0 ¼ 30 mit einer Geschwindigkeit<br />
v0 ¼ 5 m/s von der Dachtraufe, die h ¼ 20 m über<br />
dem Erdboden liegt. Es soll eine Gleichung zur<br />
Bestimmung des Abstandes sx ¼ f ða0; v0; hÞ des<br />
Auftreffpunktes von der Hausmauer entwickelt<br />
und damit sx berechnet werden.<br />
Lösung: Es werden als Erstes wieder die beiden<br />
v, t-Diagramme für die Horizontal- und die Vertikalbewegung<br />
skizziert.<br />
Während des Zeitabschnitts tx wird die Strecke sx<br />
mit der konstanten Geschwindigkeitskomponente<br />
v0x ¼ v0 cos a0 zurückgelegt. Im gleichen Zeitabschnitt<br />
fällt die Dachpfanne im freien Fall um<br />
die Höhe h. Dabei steigt die Geschwindigkeitskomponente<br />
(Vertikalgeschwindigkeit) von<br />
v0y ¼ v0 sin a0 um Dv ¼ gtx auf vy.<br />
Der Vergleich der beiden v, t-Diagramme mit den<br />
Diagrammen b) und c) auf Seite 173 zeigt vollständige<br />
Ûbereinstimmung des Bewegungsvorgangs<br />
zwischen den Punkten E1 und E2 der Parabel.<br />
Man kann also ohne Bedenken die dort<br />
entwickelten Gleichungen verwenden. Für die vorliegende<br />
Aufgabe ist das Gleichung (15) in Verbindung<br />
mit Gleichung (18).<br />
Man hat damit die gesuchte Beziehung<br />
sx ¼ f ða0; v0; hÞ gefunden.<br />
Der Aufschlagpunkt liegt um sx ¼ 7,71 m von der<br />
Hausmauer entfernt.<br />
Aufgaben Nr. 448–451<br />
Gegeben:<br />
a0 ¼ 30<br />
v0 ¼ 5 m<br />
s<br />
h ¼ 20 m<br />
a ¼ g ¼ 9,81 m<br />
s 2<br />
Gesucht:<br />
sx ¼ f ða0; v0; hÞ<br />
v0y v0x<br />
gt x<br />
v x<br />
v y<br />
s = v t<br />
x 0x x<br />
h=v t +<br />
0y x<br />
t x<br />
2 gtx<br />
2<br />
v y<br />
t<br />
t<br />
a) siehe auch<br />
v, t-Diagramm b)<br />
Seite 173<br />
b) siehe auch<br />
v, t-Diagramm c)<br />
Seite 173<br />
v, t-Diagramm der Horizontalbewegung a)<br />
und der Vertikalbewegung b)<br />
tx ¼ v0<br />
ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
sin a0<br />
þ<br />
g<br />
v0 sin a0<br />
g<br />
2<br />
þ 2h<br />
s<br />
g<br />
sx ¼v0 cos a0 tx<br />
Nur die positive Lösung für tx ist sinnvoll.<br />
Der Ausdruck für tx (nach Gleichung (15))<br />
wird in die Gleichung für sx eingesetzt.<br />
"<br />
sx ¼ v0 cos a0<br />
v0 sin a0<br />
þ<br />
g<br />
ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
þ<br />
v0 sin a0<br />
g<br />
2<br />
þ 2h<br />
s 3<br />
5<br />
g<br />
(21)<br />
sx ¼ 7,71 m
176<br />
4.2 Gleichförmige Drehbewegung (Kreisbewegung)<br />
Die bisher behandelten Gesetze gelten für geradlinige und krummlinige Bewegungen, also<br />
auch für die Bewegung eines Punktes auf der Kreisbahn, zum Beispiel für die Bewegung eines<br />
Schleifkorns auf einer umlaufenden Schleifscheibe. Die Drehbewegung wird gesondert behandelt,<br />
weil für diese technisch wichtigste Bewegungsform besondere physikalische und<br />
geometrische Größen eingeführt wurden. Das gilt beispielsweise für die Begriffe Drehzahl,<br />
Drehwinkel, Umfangsgeschwindigkeit, Winkelgeschwindigkeit, Winkelbeschleunigung und<br />
Ûbersetzung.<br />
4.2.1 Die Drehzahl n<br />
Bringt man auf einer umlaufenden Scheibe (Werkstückspanner<br />
einer Drehmaschine, Schleifscheibe<br />
usw.) mit Kreide eine Markierung an, dann kann<br />
die Anzahl der Umdrehungen gezählt werden. Sie<br />
werden hier mit z bezeichnet, also beispielsweise<br />
z ¼ 25 U (Umdrehungen). Dividiert man z durch<br />
den zugehörigen Zeitabschnitt Dt, dann erhält man<br />
die Drehzahl n der Scheibe:<br />
Die Drehzahl n ist der Quotient aus der Anzahl<br />
z der Umdrehungen und dem zugehörigen Zeitabschnitt<br />
Dt.<br />
Die Drehzahl n umlaufender Maschinenteile wird<br />
meistens auf die Minute als Zeiteinheit bezogen.<br />
Mit 1 min ¼ 60 s kann leicht umgerechnet werden.<br />
Das Wort Umdrehung mit dem Kurzzeichen U<br />
steht nur für die Zahl 1, so dass in der Technik die<br />
Einheit für die Drehzahl n auch mit der Eins<br />
geschrieben wird, meistens in der Potenzschreibweise<br />
ðmin 1 Þ.<br />
Beim Kurbelgetriebe eines Verbrennungsmotors<br />
entspricht einer Auf- und Abwärtsbewegung<br />
(Doppelhub) des Kolbens eine Umdrehung der<br />
Kurbelwelle. Zur Berechnung der Kolbengeschwindigkeit<br />
ermittelt man daher die Zeit für eine<br />
Kurbelwellenumdrehung (Umlaufzeit):<br />
Die Periodendauer T (Umlaufzeit) ist der Kehrwert<br />
der Drehzahl n.<br />
Beachte: Die Angabe einer Drehzahl bezieht<br />
sich immer auf den ganzen umlaufenden Körper,<br />
z. B. auf den Rotor eines Elektromotors.<br />
Mit welcher Geschwindigkeit sich die einzelnen<br />
Punkte bewegen, ist noch unbekannt.<br />
Anzahl Umdrehungen z<br />
n ¼<br />
Zeitabschnitt Dt<br />
n ¼ z<br />
Dt<br />
Beispiel:<br />
n ¼ 1 500 U U U<br />
¼ 1500 ¼ 25<br />
min 60 s s<br />
Beispiel:<br />
n ¼ 1500 U<br />
min<br />
U 1<br />
1<br />
¼ ¼ min<br />
min min<br />
1<br />
1<br />
¼ 1500 ¼ 1500 min<br />
min<br />
Hinweis: In der Schwingungslehre ist T der<br />
kürzeste Zeitabschnitt, nach dem sich eine<br />
Schwingung periodisch wiederholt. Siehe<br />
auch Seite 151.<br />
1<br />
T ¼<br />
Drehzahl n<br />
T ¼ 1<br />
n<br />
n z Dt<br />
U 1<br />
¼<br />
min min ¼ min 1 U min<br />
T n<br />
min, s min 1 ,s 1<br />
4 Dynamik
4.2 Gleichförmige Drehbewegung (Kreisbewegung) 177<br />
4.2.2 Die Umfangsgeschwindigkeit vu<br />
Umfangsgeschwindigkeit vu ist die Bezeichnung<br />
für die Geschwindigkeit eines Umfangspunktes im<br />
Abstand r von der Drehachse eines umlaufenden<br />
Körpers auf seiner Kreisbahn.<br />
Bei gleichförmiger Drehbewegung ist die Umfangsgeschwindigkeit<br />
vu der Quotient aus Wegund<br />
Zeitabschnitt.<br />
Drehbewegung um eine Drehachse<br />
Bei der ungleichförmigen Drehbewegung ist<br />
der Quotient aus Weg- und Zeitabschnitt die<br />
mittlere Umfangsgeschwindigkeit vum<br />
(Durchschnittsgeschwindigkeit).<br />
4.2.3 Richtung der Umfangsgeschwindigkeit vu<br />
Man stellt sich den Umfangspunkt B als Körper<br />
vor, der an einem Faden um die Drehachse A umläuft.<br />
Wird der Faden in einer der eingezeichneten<br />
Stellungen los gelassen, bewegt sich der Körper<br />
nach dem Trägheitsgesetz mit der momentanen<br />
Umfangsgeschwindigkeit vu geradlinig fort und<br />
zwar in Richtung der jeweiligen Tangente an seine<br />
Kreisbahn:<br />
Richtung der Umfangsgeschwindigkeit<br />
Die Umfangsgeschwindigkeit vu ist immer tangential<br />
gerichtet; sie ist eine Tangentialgröße.<br />
4.2.4 Umfangsgeschwindigkeit vu und Drehzahl n<br />
Der Wegabschnitt Ds eines umlaufenden Umfangspunktes<br />
wird durch den Kreisumfang ausgedrückt.<br />
Bei z Umdrehungen wird damit Ds ¼ 2prz. Mit<br />
z=Dt ¼ n erhält man die übliche Gleichung zur Berechnung<br />
der Umfangsgeschwindigkeit.<br />
Bei der gleichförmigen Drehbewegung ist die<br />
Drehzahl n ¼ konstant. Die Umfangsgeschwindigkeit<br />
vu eines Umfangspunktes dagegen ändert sich,<br />
wie die Gleichung zeigt, mit dem Radius r: Je größer<br />
der Radius, umso größer ist auch vu. Man sagt<br />
auch: vu wächst proportional mit dem Radius<br />
(vu r).<br />
vu ¼ Ds 2prz<br />
¼<br />
Dt Dt<br />
vu ¼ 2pr z<br />
Dt<br />
vu ¼ 2prn<br />
vu r n<br />
m<br />
s m<br />
U 1 1<br />
¼ ¼ s<br />
s s<br />
m<br />
min<br />
m<br />
U 1<br />
¼ ¼ min<br />
min min<br />
1<br />
Beispiel:<br />
Wie groß ist die Umfangsgeschwindigkeit<br />
eines Umfangspunktes B, der doppelt so weit<br />
vom Scheibenmittelpunkt entfernt liegt wie<br />
Punkt A?<br />
Lösung:<br />
vuB ¼ 2prB n rB¼2rA vuB ¼ 2p 2rA n ¼ 2 2prA n ¼ 2vuA
178<br />
4.2.4.1 Zahlenwertgleichungen für die Umfangsgeschwindigkeit<br />
Für Rechnungen an Werkzeugmaschinen wird die<br />
Umfangsgeschwindigkeit als Schnittgeschwindigkeit<br />
v meist in m/min gebraucht (Richtwerttabellen),<br />
wobei der Durchmesser d ¼ 2r in mm eingesetzt<br />
werden soll. Man rechnet dann mit einer auf<br />
diese Einheiten zugeschnittenen Zahlenwertgleichung.<br />
Für Schleifscheiben würden sich mit der obigen<br />
Zahlenwertgleichung zu große Zahlenwerte ergeben.<br />
Man arbeitet dort mit der Einheit m/s und<br />
muss daher im Nenner noch den Faktor 60 aufnehmen.<br />
Man entwickelt aus der Größengleichung dann<br />
eine Zahlenwertgleichung, wenn häufig mit denselben<br />
Einheiten gerechnet wird.<br />
v ¼ pdn<br />
1000<br />
Schnittgeschwindigkeit v an Drehmaschinen,<br />
Fräsmaschinen usw.<br />
Beachte: Beim Rechnen mit Zahlenwertgleichungen<br />
darf man die Einheiten nicht<br />
mitschreiben.<br />
4.2.5 Umfangsgeschwindigkeit und Mittelpunktsgeschwindigkeit<br />
Ein Rad vom Radius r rollt ohne zu gleiten (also<br />
schlupffrei) auf seiner Unterlage. Ein Umfangspunkt<br />
P besitzt die Umfangsgeschwindigkeit<br />
vu ¼ 2prn. Die Geschwindigkeit des Radmittelpunktes<br />
M parallel zur Unterlage wird mit der Mittelpunktsgeschwindigkeit<br />
vM bezeichnet. Es soll<br />
geklärt werden, in welchem Verhältnis vu und vM<br />
zueinander stehen.<br />
Bei einer Umdrehung rollt der Radumfang 2pr<br />
ab, bei z Umdrehungen z-mal so viel, also legt der<br />
Radmittelpunkt M den Wegabschnitt Ds ¼ 2prz<br />
zurück. Damit ergibt sich seine Geschwindigkeit<br />
vM ¼ 2prz=Dt. Das aber ist genau die Gleichung<br />
für die Umfangsgeschwindigkeit vu:<br />
Beim schlupffrei rollenden Rad sind Umfangsgeschwindigkeit<br />
und Mittelpunktsgeschwindigkeit<br />
gleich groß.<br />
Das rollende Rad „kippt“ laufend um den jeweiligen<br />
Stützpunkt A. Die momentane Geschwindigkeit<br />
v der Radpunkte auf dem gedachten Durchmesser<br />
AMP wächst linear von vA ¼ 0 auf<br />
vM ¼ vu und weiter auf vP ¼ 2vM ¼ 2vu.<br />
Mittelpunkts- Umfangsgeschwindigkeit<br />
geschwindigkeit<br />
vM ¼ 2prz<br />
Dt ¼ 2prn vu ¼ 2prz<br />
¼ 2prn<br />
Dt<br />
vM ¼ vu<br />
4 Dynamik<br />
v d n<br />
m<br />
1<br />
mm min<br />
min<br />
v ¼ pdn<br />
60 000<br />
v<br />
m<br />
s<br />
d<br />
mm<br />
n<br />
1<br />
min<br />
Schnittgeschwindigkeit v für Schleifscheiben<br />
Beachte: vM ist bezogen auf die Unterlage,<br />
vu dagegen bezogen auf den Radmittelpunkt<br />
M.
4.2 Gleichförmige Drehbewegung (Kreisbewegung) 179<br />
4.2.6 Die Winkelgeschwindigkeit w<br />
Die Umfangsgeschwindigkeit vu kennzeichnet<br />
immer nur den Bewegungszustand eines einzelnen<br />
Punktes, denn vu ist vom Radius abhängig<br />
(vu r). Körperpunkte auf unterschiedlichen Radien<br />
legen bei jeder Umdrehung verschieden große<br />
Wege zurück. Für alle Punkte ist aber der überstrichene<br />
Drehwinkel Dj gleich groß. Deshalb hat<br />
man für umlaufende Teile eine vom Radius unabhängige<br />
Größe definiert, die Winkelgeschwindigkeit<br />
w (Omega):<br />
Die Winkelgeschwindigkeit w eines gleichförmig<br />
umlaufenden Körpers ist der Quotient aus<br />
dem überstrichenen Drehwinkel Dj und dem<br />
zugehörigen Zeitabschnitt Dt. Alle Punkte<br />
eines rotierenden Körpers haben im gleichen<br />
Zeitpunkt gleiche Winkelgeschwindigkeit,<br />
nicht aber gleiche Umfangsgeschwindigkeit.<br />
Dreht sich der Körper nicht gleichförmig, dann<br />
erhält man mit dieser Definitionsgleichung die<br />
mittlere Winkelgeschwindigkeit wm (Durchschnitts-Winkelgeschwindigkeit).<br />
Die Einheit für die Winkelgeschwindigkeit w ergibt<br />
sich aus den gewählten Einheiten für den Drehwinkel<br />
und dem Zeitabschnitt oder aus der gewählten<br />
Einheit für die Drehzahl n.<br />
Als Einheit für den Drehwinkel benutzt man nicht<br />
die Einheit „Grad“ (obgleich grundsätzlich möglich),<br />
sondern die Einheit „Radiant“ (Kurzzeichen:<br />
rad). Wie „Umdrehung U“ ist auch „Radiant rad“<br />
eine Umschreibung für die Zahl Eins.<br />
Statt rad/s kann man immer auch 1/s schreiben,<br />
ebenso: statt U/min auch 1/min.<br />
w ¼ Dj 2pz<br />
¼<br />
Dt Dt<br />
w ¼ 2pn<br />
Grundgleichung der<br />
gleichförmigen<br />
Drehbewegung<br />
Beispiel:<br />
Beim ungebremsten Auslaufen braucht eine<br />
Drehspindel 60 U und 90 s bis zum Stillstand.<br />
Dann ist<br />
wm ¼ Dj<br />
Dt<br />
ðwÞ ¼ ðjÞ<br />
ðtÞ<br />
¼ 2pz<br />
Dt<br />
2p60 4<br />
¼ ¼<br />
90 s 3<br />
rad 1 1<br />
¼ ¼ ¼ s<br />
s s<br />
ðwÞ ¼ð2pÞðnÞ ¼ rad 1<br />
1<br />
¼ ¼ min<br />
min min<br />
Umrechnungen:<br />
2p rad ¼ 360<br />
1rad¼ 180<br />
p<br />
4.2.7 Winkelgeschwindigkeit und Umfangsgeschwindigkeit<br />
Aus den nun bekannten Gleichungen für die Umfangs-<br />
und Winkelgeschwindigkeit kann man<br />
sofort die gegenseitige Abhängigkeit erkennen.<br />
Die Winkelgeschwindigkeit w ¼ 2pn ist in der<br />
Gleichung für vu ¼ 2prnenthalten.<br />
w Dj z Dt n<br />
rad 1<br />
¼<br />
s s<br />
57,3<br />
Beispiel:<br />
w ¼ 90 rad 1<br />
1<br />
¼ 90 ¼ 90 s<br />
s s<br />
vu ¼ 2prn ¼ 2pnr ¼ wr<br />
vu ¼ wr<br />
rad 1 s<br />
1 1<br />
¼ s<br />
s<br />
vu w r<br />
m<br />
s<br />
1 rad<br />
¼<br />
s s<br />
rad rad<br />
p ¼ 4,19<br />
s s<br />
m
180<br />
Man kann den Zusammenhang zwischen vu und w<br />
auch zeichnerisch darstellen.<br />
Bei gleichförmiger Drehung ist n ¼ konstant, also<br />
auch w ¼ 2pn ¼ konstant, und die jeweilige Umfangsgeschwindigkeit<br />
der einzelnen Umfangspunkte<br />
hängt vom Radius r ab. Man sagt auch: vu<br />
ist proportional r (vu r). Aus der zeichnerischen<br />
Darstellung ergibt sich, dass die Zahlenwerte der<br />
Umfangsgeschwindigkeit auf dem Einheitskreis<br />
und der Winkelgeschwindigkeit gleich groß sind.<br />
4.2.7.1 Zahlenwertgleichung für die Winkelgeschwindigkeit<br />
Da die Drehzahl n in der Technik meist in<br />
U/min ¼ 1/min angegeben wird, für die Winkelgeschwindigkeit<br />
w aber die Einheit rad/s ¼ 1/s<br />
üblich ist, arbeitet man gern mit der entsprechend<br />
zugeschnittenen Zahlenwertgleichung.<br />
Man erhält die Zahlenwertgleichung für w, indem<br />
man in die Größengleichung w ¼ 2pn die Umrechnungszahl<br />
aus 1 min ¼ 60 s aufnimmt und die<br />
Zahlenwerte kürzt.<br />
Mit p=30 1=10 erhält man eine Beziehung zwischen<br />
Winkelgeschwindigkeit w und Drehzahl n,<br />
mit der schnell überschlägig gerechnet werden<br />
kann oder genaue Rechnungen kontrolliert werden<br />
können (Stellenzahlkontrolle).<br />
Zusammenhang zwischen Umfangs- und<br />
Winkelgeschwindigkeit<br />
w ¼ 2p n n<br />
¼ p<br />
60 30<br />
w ¼ pn<br />
30<br />
w<br />
n<br />
¼ 0,1n<br />
10<br />
4.2.8 Baugrößen und Größen der Bewegung in Getrieben<br />
Getriebe übertragen eine Drehbewegung von einer<br />
Antriebswelle A auf eine Abtriebswelle B, meist<br />
bei gleichzeitiger Ønderung der Drehzahl n und<br />
damit auch der Winkelgeschwindigkeit w.<br />
Beim Riemengetriebe treibt ein Flach- oder Keilriemen<br />
durch Kraftschluss (nicht durch Formschluss<br />
wie beim Zahnradgetriebe) beide Scheiben<br />
mit gleicher Umfangsgeschwindigkeit<br />
vu ¼ vu1 ¼ vu2<br />
Der geringfügige Schlupf wird vernachlässigt.<br />
Beim Riemengetriebe verhalten sich Drehzahlen<br />
und Winkelgeschwindigkeiten umgekehrt<br />
wie die Scheibendurchmesser.<br />
Beispiel:<br />
Für n ¼ 1500 min 1 wird<br />
w ¼ pn p 1500 1 rad<br />
¼ ¼ 157<br />
30 30 s s<br />
n ¼ 1500 min 1 ) w 150 s 1<br />
vu1 ¼ vu2<br />
2pr1 n1 ¼ 2pr2 n2<br />
pd1 n1 ¼ pd2 n2 ) n1<br />
n1<br />
n2<br />
¼ w1<br />
¼<br />
w2<br />
d2<br />
d1<br />
n2<br />
w n<br />
¼ d2<br />
d1<br />
Riemengetriebe<br />
d1 und d2 sind die<br />
Baugrößen<br />
Drehzahlen und Winkelgeschwindigkeiten<br />
verhalten sich umgekehrt wie die Baugrößen.<br />
1<br />
s<br />
4 Dynamik<br />
1<br />
1<br />
¼ min<br />
min
4.2 Gleichförmige Drehbewegung (Kreisbewegung) 181<br />
Werden die beiden Scheiben aneinander gepresst,<br />
entsteht das Reibradgetriebe. Verzahnt man beide<br />
Scheiben, hat man ein Zahnradgetriebe, das die<br />
Drehbewegung durch Formschluss (Zähne) und<br />
daher schlupflos überträgt. Hier rollen die beiden<br />
(gedachten) Teilkreise aufeinander ab (Teilkreisdurchmesser<br />
d1, d2). Für den Teilkreisdurchmesser<br />
kann das Produkt aus Zähnezahl und Modul gesetzt<br />
werden. Daher können die Teilkreisdurchmesser<br />
d1, d2 auch durch die Zähnezahlen z1, z2<br />
ausdrückt werden.<br />
Beim Zahnradgetriebe verhalten sich die Drehzahlen<br />
und Winkelgeschwindigkeiten umgekehrt<br />
wie die Teilkreisdurchmesser und Zähnezahlen.<br />
Zahnradgetriebe<br />
vu1 ¼ vu2<br />
pd1 n1 ¼ pd2 n2<br />
pz1 mn1 ¼ pz2 mn2<br />
n1<br />
n2<br />
¼ w1<br />
¼<br />
w2<br />
d2<br />
¼<br />
d1<br />
z2<br />
z1<br />
d ¼ zm<br />
d1, d2, z1, z2<br />
sind die Baugrößen<br />
Drehzahlen und Winkelgeschwindigkeiten<br />
verhalten sich umgekehrt wie die Baugrößen.<br />
Das folgende Bild zeigt die geometrischen Größen am geradverzahnten Stirnrad (ohne Profilverschiebung).<br />
Wichtigste Größe ist der Modul m, weil alle anderen Größen darauf bezogen<br />
werden. Sind Modul m und Zähnezahl z eines Zahnrades bekannt, können alle anderen Maße<br />
des Zahnrades berechnet werden.<br />
4.2.9 Ûbersetzung i (Ûbersetzungsverhältnis)<br />
Der Begriff Ûbersetzung i ist festgelegt als Verhältnis<br />
(Quotient) von Antriebsdrehzahl nan zu<br />
Abtriebsdrehzahl nab.<br />
Da sich die Baugrößen eines Getriebes umgekehrt<br />
wie die Drehzahlen und Winkelgeschwindigkeiten<br />
verhalten, kann man die Ûbersetzung i auch mit<br />
den Baugrößen ausdrücken.<br />
Aufgaben Nr. 453–485<br />
d Teilkreis-˘ ¼ mz<br />
db Grundkreis-˘ ¼ d cos a<br />
da Kopfkreis-˘ ¼ d þ 2m<br />
df Fußkreis-˘ ¼ d 2,5m<br />
p Teilung ¼ s þ w ¼ pm<br />
m Modul ¼ p=p (genormt nach<br />
DIN 780 von 0,3...75 mm)<br />
a Eingriffswinkel (20 )<br />
s Zahndicke ¼ p/2<br />
w Lückenweite ¼ p/2<br />
ha Zahnkopfhöhe ¼ 1m<br />
hf Zahnfußhöhe ¼ 1,25 m<br />
EL Eingriffslinie<br />
i ¼ nan<br />
¼<br />
nab<br />
n1<br />
¼<br />
n2<br />
w1<br />
w2<br />
i ¼ n1<br />
¼<br />
n2<br />
w1<br />
¼<br />
w2<br />
d2<br />
¼<br />
d1<br />
z2<br />
z1<br />
n1 ¼ w1=2p<br />
n2 ¼ w2=2p
182<br />
Besteht ein Zahnradgetriebe aus mehreren hintereinander<br />
geschalteten Räderpaaren, also auch aus<br />
mehreren Einzelübersetzungen, dann lässt sich aus<br />
den Einzelübersetzungen i1; i2; i3 ... die Gesamtübersetzung<br />
iges bestimmen:<br />
Die Gesamtübersetzung iges ist immer das<br />
Produkt der Einzelübersetzungen.<br />
Aus der Definition für i ¼ nan/nab ergibt sich:<br />
i > 1 ) Übersetzung ins ,,Langsame‘‘<br />
i < 1 ) Übersetzung ins ,,Schnelle‘‘<br />
iges ¼ nan<br />
¼ i1 i2 i3 ... in<br />
nab<br />
4.3 Gesetze und Diagramme der gleichmäßig beschleunigten<br />
(verzögerten) Drehbewegung<br />
Mehrfach-<br />
Ûbersetzung<br />
Man versteht die Gesetze und Diagramme und auch das Verfahren zum Lösen von Aufgaben<br />
der Kreisbewegung leicht, wenn man sich der entsprechenden Gesetze erinnert, die in der allgemeinen<br />
Bewegungslehre entwickelt wurden. Denn das gilt grundsätzlich auch hier, nur muss<br />
jede Größe der allgemeinen Bewegung durch die entsprechende Kreisgröße ersetzt werden.<br />
Das nennt man den Analogieschluss.<br />
4.3.1 Gegenüberstellung der allgemeinen Größen mit den entsprechenden Kreisgrößen<br />
Allgemeine Größe mit Definitionsgleichung Einheit Kreisgröße mit Definitionsgleichung Einheit<br />
Zeitabschnitt Dt s Zeitabschnitt Dt s<br />
Wegabschnitt Ds m Drehwinkel Dj rad ¼ 1<br />
Geschwindigkeit<br />
(v ¼ konstant)<br />
v ¼ Ds<br />
Dt<br />
m<br />
s<br />
Winkelgeschwindigkeit<br />
(w ¼ konstant)<br />
w ¼ Dj<br />
Dt<br />
rad 1<br />
¼<br />
s s<br />
Geschwindigkeitsänderung Dv ¼ a Dt<br />
m<br />
s<br />
Winkelgeschwindigkeitsänderung<br />
Dw ¼ a Dt<br />
rad 1<br />
¼<br />
s s<br />
Beschleunigung<br />
(Grundgleichung)<br />
a ¼ Dv<br />
Dt<br />
m<br />
s2 Winkelbeschleunigung<br />
(Grundgleichung)<br />
a ¼ Dw<br />
Dt<br />
rad 1<br />
¼<br />
s2 s2 v, t-Diagramm je nach Aufgabenstellung:<br />
w, t-Diagramm je nach Aufgabenstellung:<br />
Δv=aΔt v 0<br />
v<br />
v-Linie<br />
A= Δs=<br />
0 Δt<br />
v + v<br />
0 t<br />
2<br />
Δt<br />
v t<br />
Beachte: Die Fläche A unter der v-Linie<br />
entspricht dem Wegabschnitt Ds.<br />
t<br />
Δv = α Δt<br />
v 0<br />
v<br />
v-Linie<br />
A= Δϕ =<br />
v0 + vt<br />
Δt<br />
2<br />
v t<br />
0 Δt<br />
t<br />
4 Dynamik<br />
Beachte: Die Fläche A unter der w-Linie<br />
entspricht dem Drehwinkel Dj.
4.3 Gleichmäßig beschleunigte (verzögerte) Drehbewegung 183<br />
4.3.2 Winkelbeschleunigung a<br />
Bei der gleichmäßig beschleunigten oder verzögerten<br />
Kreisbewegung muss die Ønderung der<br />
Winkelgeschwindigkeit Dw konstant bleiben<br />
(Dw ¼ konstant), wie im allgemeinen Fall<br />
Dv ¼ konstant war (Seite 151). Die Winkelgeschwindigkeitslinie<br />
im w, t-Diagramm muss<br />
eine ansteigende oder abfallende Gerade sein.<br />
Wird ein Körper aus der Ruhelage heraus drehend<br />
gleichmäßig beschleunigt, so dass er nach<br />
Dt ¼ 6 s eine Momentan-Winkelgeschwindigkeit<br />
wt ¼ 9 rad=s besitzt, dann beträgt seine Winkelgeschwindigkeitszunahme<br />
in jeder Sekunde<br />
Dw ¼ 1,5 rad=s.<br />
Entsprechend der Beschleunigung a im allgemeinen<br />
Fall hat man für die Kreisbewegung die<br />
Winkelbeschleunigung a als Vergleichsgröße festgelegt:<br />
Die Winkelbeschleunigung a eines gleichmäßig<br />
beschleunigten oder verzögerten Körpers ist der<br />
Quotient aus der Winkelgeschwindigkeitsänderung<br />
Dw und dem zugehörigen Zeitabschnitt<br />
Dt. Die Winkelbeschleunigung ist ein Vektor.<br />
Vergleiche diese Definition mit Seite 152.<br />
Die Einheit der Winkelbeschleunigung a ergibt<br />
sich in gewohnter Weise aus der Definitionsgleichung<br />
für die Größe, hier also „Radiant je Sekundequadrat“<br />
(beachte: rad ¼ 1).<br />
4.3.3 Der Drehwinkel im w, t-Diagramm<br />
Es muss noch nachgewiesen werden, dass für den<br />
Drehwinkel Dj im w, t-Diagramm das Gleiche<br />
gilt wie für den Wegabschnitt Ds im v, t-Diagramm<br />
(vergleiche mit Seite 152).<br />
Die Winkelgeschwindigkeit w ändert sich von<br />
w0 ¼ 0 am Anfang auf wt am Ende des Zeitabschnittes<br />
Dt. Weil die Winkelgeschwindigkeitsänderung<br />
konstant ist, ergibt sich die mittlere<br />
Winkelgeschwindigkeit zu wm ¼ðw0 þ wtÞ=2<br />
und der überstrichene Drehwinkel zu<br />
Dj ¼ wm Dt ¼ wt Dt=2. Das entspricht dem Flächeninhalt<br />
der Dreieckfläche unter der w-Linie.<br />
Winkelbeschleunigung a, dargestellt im<br />
w, t-Diagramm<br />
Hinweis: Vergleiche das w, t-Diagramm mit<br />
dem v, t-Diagramm auf Seite 151.<br />
Winkelgeschwindigkeitsänderung Dw<br />
a ¼<br />
zugehöriger Zeitabschnitt Dt<br />
a ¼ Dw<br />
Dt<br />
Grundgleichung der gleichmäßig beschleunigten<br />
(verzögerten) Kreisbewegung<br />
ðaÞ ¼ ðwÞ<br />
ðtÞ ¼<br />
v<br />
rad<br />
s<br />
s<br />
¼ rad<br />
s<br />
a Dw Dt<br />
rad 1<br />
¼<br />
s2 s2 rad 1<br />
¼<br />
s s<br />
1 2<br />
¼ ¼ s 2 s2 v m<br />
0 m<br />
v =2v<br />
v0 + vt<br />
A= Δϕ = Δt<br />
2<br />
v0 =0<br />
0 Δt<br />
t<br />
Mittlere Winkelgeschwindigkeit wm<br />
s
184<br />
In jedem w, t-Diagramm entspricht die Fläche<br />
A unter der Winkelgeschwindigkeitslinie dem<br />
überstrichenen Drehwinkel Dj (A ¼b Dj).<br />
4.3.4 Die Tangentialbeschleunigung aT<br />
Wird ein Körper drehend mit der Winkelbeschleunigung<br />
a bewegt, werden alle Körperpunkte in<br />
jedem Augenblick in Richtung der Tangente mit<br />
der Tangentialbeschleunigung aT beschleunigt.<br />
Wie jede Beschleunigung ist auch aT ein Verhältnis<br />
von Geschwindigkeitsänderung und Zeitabschnitt.<br />
Hier handelt es sich um die Zunahme<br />
der Umfangsgeschwindigkeit Dvu ¼ Dw r. Damit<br />
ist über aT ¼ Dvu=Dt ¼ Dw r=Dt ¼ ar die Verbindung<br />
zwischen Tangential- und Kreisgröße hergestellt.<br />
Das wurde auch schon für vu und w nachgewiesen<br />
(Seite 179, 4.2.7).<br />
Tangentialgrößen (Umfangsgeschwindigkeit vu<br />
und Tangentialbeschleunigung aT) ergeben sich<br />
aus den Kreisgrößen durch Multiplikation mit<br />
dem Radius r.<br />
4.3.5 Arbeitsplan zur Kreisbewegung<br />
(vergleiche mit Abschnitt 4.1.5)<br />
w, t-Diagramm aufzeichnen<br />
Als Erstes wird geprüft, ob die Bewegung beschleunigt<br />
(ansteigende w-Linie) oder verzögert ist<br />
(fallende w-Linie), und ob die Bewegung aus dem<br />
Ruhezustand heraus erfolgt oder bis zur Ruhestellung<br />
verläuft. Danach skizziert man das w, t-Diagramm<br />
(unmaßstäblich).<br />
Als Beispiel wird eine gleichmäßig beschleunigte<br />
Kreisbewegung mit Anfangs-Winkelgeschwindigkeit<br />
(w0 6¼ 0) betrachtet.<br />
Fläche A ¼b Drehwinkel Dj<br />
Gilt für jede Drehbewegung<br />
aT ¼ Dvu<br />
Dt<br />
Δv<br />
v 0<br />
aT ¼ ar<br />
v<br />
Zusammenhang zwischen<br />
Tangentialgrößen und Kreisgrößen<br />
¼ Dw r<br />
Dt<br />
v-Linie<br />
A= Δϕ =<br />
¼ ar<br />
aT a r<br />
m<br />
s 2<br />
v0 + vt<br />
Δt<br />
2<br />
rad 1<br />
¼<br />
s2 s2 vt<br />
0 t<br />
Δt<br />
4 Dynamik<br />
m<br />
1. Schritt
4.3 Gleichmäßig beschleunigte (verzögerte) Drehbewegung 185<br />
Grundgleichung aufschreiben<br />
Ausgangsgleichung ist immer die Definitionsgleichung<br />
für die Winkelbeschleunigung a ¼ Dw=Dt.<br />
Drehwinkelgleichungen aufschreiben<br />
Es ist bekannt, dass die Fläche A unter der w-Linie<br />
dem überstrichenen Drehwinkel Dj entspricht. Je<br />
nach Flächenform (hier Trapez) entwickelt man<br />
mit den eingetragenen Bezeichnungen Gleichungen<br />
mit Dj, zunächst ohne Rücksicht darauf, ob<br />
für die spezielle Aufgabenstellung alle Gleichungen<br />
gebraucht werden. In der Praxis werden<br />
häufig alle Größen der Bewegung verlangt.<br />
Gleichungen auswerten<br />
Grundgleichung und Drehwinkelgleichungen bilden<br />
ein Gleichungssystem mit mehreren Unbekannten.<br />
In der Regel werden zwei Unbekannte<br />
gesucht. Es genügen dann meistens die Grundgleichung<br />
und eine der Drehwinkelgleichungen<br />
zur Lösung.<br />
Angenommen es ist die Funktionsgleichung<br />
Dt ¼ f ðw0, a, DjÞ gesucht. Dann sind w0, a, Dj<br />
gegebene Größen. Der Zeitabschnitt Dt ist die<br />
gesuchte Größe. Wird die Gleichsetzungsmethode<br />
benutzt, kann man sowohl die Grundgleichung als<br />
auch die erste Drehwinkelgleichung nach wt auflösen,<br />
beide Gleichungen gleichsetzen und auf<br />
gewohnte Weise weiterentwickeln.<br />
Als Ergebnis erhält man hier eine gemischtquadratische<br />
Gleichung (siehe Tabelle 4.3, Seite 186).<br />
Die analoge Gleichung wurde in 4.1.5 (Seite 153)<br />
entwickelt.<br />
Aufgaben Nr. 486–493<br />
a ¼ Dw<br />
Dt ¼ wt w0<br />
Dt<br />
2. Schritt<br />
Dj ¼ w0 þ wt<br />
Dt<br />
2<br />
(Trapezfläche)<br />
3. Schritt<br />
Dw Dt<br />
Dj ¼ w0 Dt þ ;<br />
2<br />
Dw ¼ wt w0<br />
(Rechteckfläche þ Dreieckfläche)<br />
Dj ¼ wt Dt<br />
Dw Dt<br />
;<br />
2<br />
Dw ¼ wt w0<br />
(Rechteckfläche Dreieckfläche)<br />
4. Schritt<br />
Hinweis: Lösung nach dem Einsetzungsoder<br />
Gleichsetzungsverfahren.<br />
a ¼ wt w0<br />
Dt ) wt ¼ w0 þ a Dt<br />
(Grundgleichung)<br />
Dj ¼ w0 þ wt<br />
2<br />
2 Dj<br />
Dt ) wt ¼<br />
Dt<br />
(erste Drehwinkelgleichung)<br />
2 Dj<br />
w0 þ a Dt ¼<br />
Dt<br />
w0<br />
2 Dj<br />
2w0 þ a Dt ¼<br />
Dt<br />
Dt<br />
a<br />
ðDtÞ 2 þ 2w0<br />
a Dt<br />
Dt1, 2 ¼ w0<br />
a<br />
Dt ¼ f ðw0, a, DjÞ<br />
2 Dj<br />
¼ 0<br />
a<br />
rffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
2 2 Dj<br />
þ<br />
a<br />
w0<br />
a<br />
w0
186<br />
Tabelle 4.3 Gleichmäßig beschleunigte Kreisbewegung<br />
Die Gleichungen dieser Tabelle gelten in Verbindung v<br />
mit den Bezeichnungen der nebenstehenden<br />
w, t-Diagramme.<br />
Einheiten<br />
Dj Dt w0, wt a r vu aT<br />
rad s<br />
Winkelbeschleunigung a<br />
(Definition)<br />
Winkelbeschleunigung a<br />
(bei w0 ¼ 0)<br />
Winkelbeschleunigung a<br />
(bei w0 6¼ 0)<br />
Tangentialbeschleunigung aT<br />
Endwinkelgeschwindigkeit wt<br />
(bei w0 ¼ 0)<br />
Endwinkelgeschwindigkeit wt<br />
(bei w0 6¼ 0)<br />
Drehwinkel Dj<br />
(bei w0 ¼ 0)<br />
Drehwinkel Dj<br />
(bei w0 6¼ 0)<br />
Zeitabschnitt Dt<br />
(bei w0 ¼ 0)<br />
rad<br />
s<br />
rad m<br />
m<br />
s2 s<br />
v-Linie<br />
vt<br />
0<br />
vt t<br />
Δϕ =<br />
Δt t<br />
Δ<br />
2<br />
Beschleunigte Kreisbewegung<br />
ohne<br />
Anfangsgeschwindigkeit<br />
(w0 ¼ 0)<br />
Δv<br />
Winkelgeschwindigkeitszunahme Dw<br />
a ¼ in<br />
Zeitabschnitt Dt<br />
rad<br />
s2 a ¼ wt<br />
2<br />
wt 2 Dj<br />
¼ ¼<br />
Dt 2 Dj ðDtÞ 2<br />
a ¼ wt w0<br />
Dt ¼ wt 2 w0 2<br />
2 Dj<br />
aT ¼ ar ¼ Dw Dvu<br />
r ¼<br />
Dt Dt<br />
wt ¼ a Dt ¼ ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi p<br />
2a Dj<br />
wt ¼ w0 þ Dw ¼ w0 þ a Dt<br />
wt ¼ ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
w0 2 p<br />
þ 2a Dj<br />
Dj ¼ wt Dt<br />
2<br />
¼ aðDtÞ2<br />
2<br />
¼ wt 2<br />
2a<br />
Dj ¼ w0 þ wt<br />
Dt ¼ w0 Dt þ<br />
2<br />
aðDtÞ2<br />
2<br />
Dj ¼ wt 2 w0 2<br />
2a<br />
Dt ¼ wt<br />
a ¼<br />
rffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
2 Dj<br />
a<br />
Zeitabschnitt Dt<br />
(bei w0 6¼ 0) Dt ¼ wt w0<br />
¼<br />
a<br />
w0<br />
a<br />
m<br />
s 2<br />
w0<br />
a<br />
v0<br />
rffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
2 2 Dj<br />
þ<br />
a<br />
v<br />
v-Linie<br />
4 Dynamik<br />
v0 vt<br />
Δϕ = +<br />
Δt<br />
2<br />
vt<br />
0 Δt<br />
t<br />
Beschleunigte Kreisbewegung<br />
mit<br />
Anfangsgeschwindigkeit<br />
(w0 6¼ 0)
4.3 Gleichmäßig beschleunigte (verzögerte) Drehbewegung 187<br />
Tabelle 4.4 Gleichmäßig verzögerte Kreisbewegung<br />
Die Gleichungen dieser Tabelle gelten in Verbindung<br />
mit den Bezeichnungen der nebenstehenden<br />
w, t-Diagramme.<br />
Einheiten<br />
Dj Dt w0, wt a r vu aT<br />
rad s<br />
Winkelverzögerung a<br />
(Definition)<br />
Winkelverzögerung a<br />
(bei wt ¼ 0)<br />
Winkelverzögerung a<br />
(bei wt 6¼ 0)<br />
Tangentialverzögerung aT<br />
Anfangswinkelgeschwindigkeit w0<br />
(bei wt ¼ 0)<br />
Endwinkelgeschwindigkeit wt<br />
Drehwinkel Dj<br />
(bei wt ¼ 0)<br />
Drehwinkel Dj<br />
(bei wt 6¼ 0)<br />
Zeitabschnitt Dt<br />
(bei wt ¼ 0)<br />
rad<br />
s<br />
rad m<br />
s2 m<br />
s<br />
v0<br />
v<br />
0<br />
v-Linie<br />
v0 Δt<br />
Δϕ =<br />
2<br />
Δt<br />
Verzögerte Kreisbewegung<br />
ohne<br />
Endgeschwindigkeit<br />
(wt ¼ 0)<br />
Winkelgeschwindigkeitsabnahme Dw<br />
a ¼ in<br />
Zeitabschnitt Dt<br />
rad<br />
s2 a ¼ w0<br />
2<br />
w0 2 Dj<br />
¼ ¼<br />
Dt 2 Dj ðDtÞ 2<br />
a ¼ w0 wt<br />
Dt ¼ w0 2 wt 2<br />
2 Dj<br />
aT ¼ ar ¼ Dw Dvu<br />
r ¼<br />
Dt Dt<br />
w0 ¼ a Dt ¼ ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi p<br />
2a Dj<br />
wt ¼ w0 Dw ¼ w0 a Dt<br />
wt ¼ ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
w0 2 p<br />
2a Dj<br />
Dj ¼ w0 Dt<br />
2<br />
Dj ¼ w0 þ wt<br />
2<br />
Dj ¼ w0 2 wt 2<br />
2a<br />
Dt ¼ w0<br />
a ¼<br />
¼ aðDtÞ2<br />
2<br />
rffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
2 Dj<br />
a<br />
Zeitabschnitt Dt<br />
(bei wt 6¼ 0) Dt ¼ w0 wt<br />
¼<br />
a<br />
w0<br />
a<br />
m<br />
s 2<br />
¼ w0 2<br />
2a<br />
Dt ¼ w0 Dt<br />
aðDtÞ 2<br />
2<br />
t<br />
v0<br />
rffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
w0<br />
2 2 Dj<br />
a a<br />
v<br />
v-Linie<br />
v0 vt<br />
Δϕ = +<br />
Δt<br />
2<br />
Δv<br />
vt<br />
0 Δt<br />
t<br />
Verzögerte Kreisbewegung<br />
mit<br />
Endgeschwindigkeit<br />
(wt 6¼ 0)
188<br />
4.4 Dynamik der geradlinigen Bewegung (Translation)<br />
4.4.1 Das Trägheitsgesetz (Beharrungsgesetz), erstes Newton’sches Axiom<br />
Nach den Gesetzen des freien Falls und der Bewegung<br />
der Körper auf der schiefen Ebene fand<br />
Galilei das Trägheits- oder Beharrungsgesetz, das<br />
später von Newton formuliert wurde:<br />
Jeder Körper beharrt im Zustand der Ruhe<br />
(v ¼ 0) oder der gleichförmigen geradlinigen<br />
Bewegung (v ¼ konstant), solange keine resultierende<br />
Kraft auf ihn einwirkt.<br />
Diese Körpereigenschaft heißt Trägheit oder<br />
Beharrungsvermögen.<br />
Galilei leitete das Trägheitsgesetz gedanklich von<br />
seinen Erkenntnissen bei den Bewegungsvorgängen<br />
auf der schiefen Ebene ab:<br />
Aus der Höhe h rollt der Körper K von A nach O<br />
reibungsfrei herab. Bei O angekommen, hat er eine<br />
bestimmte Geschwindigkeit (v ¼ ffiffiffiffiffiffiffi p<br />
2gh).<br />
Leitet<br />
man den Körper von O aus auf die verschieden geneigten<br />
Bahnen OB oder OC, so wird er wieder<br />
genau bis zur Höheh emporsteigen.<br />
Bleibt der Körper jedoch auf der horizontalen<br />
Bahn OD, wirkt jetzt keine zur Bahn parallele<br />
Komponente der Gewichtskraft auf ihn. Dann ist<br />
SF ¼ 0, d. h. die Gewichtskraft FG ist gleich der<br />
Stützkraft FN (Normalkraft). Wegen SF ¼ 0 und<br />
damit Fres ¼ 0 muss der Körper mit konstanter<br />
Geschwindigkeit v auf seiner horizontalen Bahn<br />
geradlinig in Bewegung bleiben.<br />
Galileo Galilei, ital. Mathematiker und<br />
Physiker, 1564 –1642.<br />
Isaac Newton, engl. Physiker, Begründer der<br />
<strong>Mechanik</strong>, 1642–1726<br />
Beachte:<br />
Auch die Umkehrung gilt:<br />
Wirkt keine resultierende Kraft, dann ist auch<br />
v ¼ 0 oder v ¼ konstant.<br />
Ruhezustand und gleichförmig geradlinige<br />
Bewegung sind gleichwertig. In beiden Fällen<br />
wirkt keine resultierende Kraft (Betonung<br />
auf „resultierende“ Kraft).<br />
Trägheitsgesetz<br />
4 Dynamik<br />
Beachte: Ist die Summe aller Kräfte gleich<br />
null (SF ¼ 0), dann heißt das auch, dass keine<br />
resultierende Kraftwirkung vorhanden ist,<br />
also Fres ¼ 0.
4.4 Dynamik der geradlinigen Bewegung (Translation) 189<br />
Die Zustände „Ruhe“ und „gleichförmig geradlinige<br />
Bewegung“ heißen auch „Gleichgewichtszustände“<br />
des Körpers, weil keine resultierende<br />
Kraft auf den Körper wirkt:<br />
Ein Körper befindet sich dann im Gleichgewicht,<br />
wenn die Summe aller an ihm angreifenden<br />
äußeren Kräfte gleich null ist (SF ¼ 0).<br />
Man kann den vorstehenden Satz auch umkehren<br />
und sagen:<br />
Es wirkt immer dann eine resultierende Kraft<br />
Fres auf einen Körper, wenn sich sein Bewegungszustand<br />
(Ruhe oder gleichförmig geradlinige<br />
Bewegung) ändert:<br />
Die resultierende Kraft Fres ist die Ursache<br />
jeder Bewegungsänderung (nach Betrag und<br />
Richtung).<br />
Beispiel:<br />
Ein Körper, der mit v ¼ konstant eine schiefe<br />
Ebene abwärts gleitet, ist genauso „im<br />
Gleichgewicht“ wie der auf horizontaler<br />
Ebene ruhende Körper:<br />
Eine Bewegungsänderung liegt nicht nur<br />
dann vor, wenn sich der Betrag der Geschwindigkeit<br />
ändert (v 6¼ konstant), sondern<br />
auch dann, wenn sich ihre Richtung ändert,<br />
wie bei der gleichförmigen Bewegung eines<br />
Körpers auf der Kreisbahn (siehe Fliehkraft<br />
4.9.7, Seite 242).<br />
Man findet auf der Erde keine Möglichkeit, einen Körper ohne äußere Kraftwirkung in gleichförmiger<br />
Bewegung zu halten, weil niemals die Reibungswiderstände der Bewegung (Unterlage,<br />
Wasser, Luft) ausgeschaltet werden können. Dadurch kommt jeder Körper, der sich<br />
bewegt, früher oder später zur Ruhe, wenn die Triebkraft fehlt, z. B. auch eine Stahlkugel, die<br />
über die Eisfläche eines Sees gestoßen wird. Rollwiderstand und Luftreibung ergeben hier eine<br />
bewegungsändernde resultierende Kraftwirkung, durch die die Kugel verzögert wird.<br />
4.4.2 Masse, Gewichtskraft und Dichte<br />
Aus der Erfahrung weiß man, dass der Trägheitswiderstand<br />
eines Körpers umso größer ist, je mehr<br />
Materie er enthält. Umso größer muss auch die<br />
resultierende Kraft Fres sein, wenn sein Bewegungszustand<br />
geändert werden soll.<br />
Beispiel:<br />
Das Beschleunigen (oder Abbremsen) eines<br />
Güterwagens erfordert eine erheblich größere<br />
resultierende Kraft als die gleiche Bewegungsänderung<br />
eines Fahrrades.<br />
Gleiche Bewegungsänderung heißt hier<br />
gleiche Beschleunigung a.
190<br />
Als ein Maß für die Menge an Materie (z. B. Luftmenge,<br />
Wassermenge, Stahlmenge) wurde die<br />
Masse m eingeführt. Sie ist damit auch zugleich<br />
ein Maß für die Trägkeit des Körpers.<br />
Die gesetzliche und internationale Einheit der<br />
Masse m ist das Kilogramm (kg).<br />
1 Gramm (g) ¼ 10 3 kg; 1000 g ¼ 1kg<br />
1 Tonne (t) ¼ 10 3 kg; 1000 kg ¼ 1t<br />
Jeder Körper auf der Erde oder auf einem anderen<br />
Planeten unterliegt der Schwerkraft (Massenanziehungskraft).<br />
Diese Kraft nennt man Gewichtskraft<br />
(Formelzeichen: FG). Sie kann mit der Federwaage<br />
am frei aufgehängten Körper gemessen werden.<br />
Die Masse m eines Körpers und seine Gewichtskraft<br />
FG sind zwei physikalische Größen verschiedener<br />
Art, man darf sie nicht miteinander verwechseln.<br />
Daher sollen beide Größen noch klarer<br />
voneinander abgegrenzt werden:<br />
Ein z. B. 1-kg-Wägestück (man sollte nicht Gewichtsstück<br />
sagen) behält überall auf der Erde –<br />
auch auf anderen Planeten – seine Materiemenge<br />
und damit auch die gleiche Trägheit.<br />
Dagegen ändert sich die Gewichtskraft FG des<br />
Wägestückes von der Masse m ¼ 1 kg bei jedem<br />
Ortswechsel. Das liegt an der Fallbeschleunigung<br />
g, die sich mit dem Ort ändert.<br />
Beispielsweise ist die Gewichtskraft des Kilogrammstücks<br />
auf der Sonnenoberfläche etwa<br />
28mal so groß wie auf der Erde, während sie auf<br />
dem Mond nur etwa 1/6 der Erd-Gewichtskraft<br />
beträgt.<br />
Auch auf der Erde selbst bleibt die Gewichtskraft<br />
FG eines Körpers nicht überall gleich groß,<br />
weil sich die Fallbeschleunigung g bis zu 0,5%<br />
ändert, wenn man sie einmal an den Polen und<br />
zum anderen am Øquator misst. Zu internationalen<br />
Vergleichen hat man eine Normfallbeschleunigung<br />
gn festgelegt. Die zur Normfallbeschleunigung<br />
gehörende Gewichtskraft heißt Normgewichtskraft<br />
FGn.<br />
4 Dynamik<br />
Beachte:<br />
Viel Materie ¼ große Masse m ¼ große<br />
Trägheit.<br />
Wenig Materie ¼ kleine Masse m ¼ kleine<br />
Trägheit.<br />
Die Masse kann durch Wägung mit der Hebelwaage<br />
gemessen werden. Als gesetzliche Basiseinheit<br />
wurde dazu das Kilogramm (kg)<br />
eingeführt, dessen internationaler Kilogramm-Prototyp<br />
(ein Platin-Iridiumzylinder)<br />
im Internationalen Bürofür Maße und<br />
Gewichte in Sèvres bei Paris aufbewahrt wird.<br />
In DIN 1304 (Allgemeine Formelzeichen)<br />
wird FG als Formelzeichen für die Gewichtskraft<br />
empfohlen.<br />
Ein Körper hat viele physikalische Eigenschaften.<br />
Sie werden durch Größen verschiedener<br />
Art beschrieben, z. B. die Temperatur<br />
T, die Wärmeleitfähigkeit l, und auch<br />
die Masse m und die Gewichtskraft FG.<br />
Die Gewichtskraft FG ändert sich mit dem<br />
Ort, die Masse m dagegen bleibt überall<br />
dieselbe.<br />
Hinweis: Den formalen Zusammenhang<br />
zwischen Masse m, Gewichtskraft FG und<br />
Fallbeschleunigung g zeigt das dynamische<br />
Grundgesetz für Gewichtskräfte auf Seite<br />
192 unten.<br />
Beispiele:<br />
Normfallbeschleunigung (international<br />
festgelegt):<br />
gn ¼ 9,80665 m/s 2<br />
Fallbeschleunigung in Øquatornähe<br />
gä ¼ 9,78049 m/s 2<br />
Fallbeschleunigung in Polnähe<br />
gp ¼ 9,83221 m/s 2
4.4 Dynamik der geradlinigen Bewegung (Translation) 191<br />
Die Masse m eines Körpers ist eine unveränderliche<br />
Größe, sie wird in kg gemessen. Die<br />
Masse ist ein Skalar.<br />
Die Gewichtskraft FG eines Körpers ist eine<br />
vom Ort abhängige Größe, sie wird in Newton<br />
(N) gemessen (siehe 4.4.4, Seite 193).<br />
Die Gewichtskraft ist (wie jede Kraft) ein<br />
Vektor.<br />
Die Aussage von der Unveränderlichkeit der Masse<br />
m eines Körpers gilt uneingeschränkt nur in der<br />
klassischen <strong>Mechanik</strong>. Das ist der Bereich für<br />
Geschwindigkeiten v, die wesentlich kleiner sind<br />
als die Lichtgeschwindigkeit c ¼ 300 000 km/s.<br />
In der relativistischen <strong>Mechanik</strong> mit Geschwindigkeiten<br />
v in der Größenordnung der Lichtgeschwindigkeit<br />
c ist die Masse m eines Körpers abhängig<br />
vom Geschwindigkeitsverhältnis v/c. Solche Fälle<br />
treten in der Technik nicht auf.<br />
Die Dichte r einer Materie ist der Quotient aus der<br />
Masse m und dem zugehörigen Volumen V.<br />
Die Einheit der Dichte ist daher auch der Quotient<br />
aus einer Masseneinheit und einer Volumeneinheit.<br />
Neben der Einheit kg/m 3 sind für die Dichte auch<br />
alle Einheiten zulässig, die als Quotient aus einer<br />
zulässigen Masseneinheit und einer zulässigen<br />
Volumeneinheit gebildet werden.<br />
4.4.3 Das dynamische Grundgesetz,<br />
zweites Newton’sches Axiom<br />
Nach dem Trägheitsgesetz wird ein Körper dann<br />
beschleunigt, verzögert oder zu einer Richtungsänderung<br />
gezwungen, wenn auf ihn eine resultierende<br />
Kraft Fres wirkt, d. h. wenn sich bei der<br />
zeichnerischen oder rechnerischen Zusammenfassung<br />
aller äußeren Kräfte (Kräftereduktion) eine<br />
resultierende Kraft Fres ergibt.<br />
Beispiel:<br />
Für einen Körper von der Masse m ¼ 1kg<br />
(z. B. das 1-kg-Wägestück) wird mit der<br />
Federwaage die Gewichtskraft FG ¼ 9,81 N<br />
festgestellt:<br />
In Erdnähe verhalten sich die Zahlenwerte<br />
der Masse m in kg und der Gewichtskraft FG<br />
in N etwa wie 1:10.<br />
Beachte: Masse m und Gewichtskraft FG sind<br />
Größen verschiedener Art.<br />
Die relativistische <strong>Mechanik</strong> geht auf Einsteins<br />
Relativitätstheorie zurück. Hier gilt für<br />
die Masse m eines Körpers:<br />
m0 m0 Ruhemasse<br />
m ¼ rffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
v 2 v Geschwindigkeit<br />
1<br />
des Körpers<br />
c<br />
c Lichtgeschwindigkeit<br />
Beispiel: Für einen Körper mit der Masse<br />
m ¼ 1000 kg und der Geschwindigkeit<br />
v ¼ 0,9 c wird die Masse<br />
m0 1000 kg<br />
m ¼ sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ¼ ¼ 2294 kg<br />
2<br />
0,9 c<br />
0,436<br />
1<br />
c<br />
Masse m<br />
Dichte r ¼<br />
Volumen V<br />
r ¼ m<br />
V<br />
r m V<br />
kg<br />
m 3 kg m 3<br />
Beispiele: kg kg g<br />
dm<br />
3; cm3; cm 3<br />
Lageskizze Kräfteplan<br />
Der Körper wird durch Fres ¼ Fz FR<br />
(Zugkraft minus Reibungskraft) in horizontaler<br />
Richtung beschleunigt.
192<br />
Newton entdeckte, dass der Betrag der resultierenden<br />
Kraft Fres von der Masse m des Körpers und<br />
von der Beschleunigung a (oder Verzögerung a)<br />
abhängt. Jeder Versuch bestätigt dieses wichtigste<br />
Gesetz der Dynamik:<br />
Die auf einen Körper von der Masse m einwirkende<br />
konstante resultierende Kraft Fres ist<br />
gleich dem Produkt aus der Masse m und der<br />
Beschleunigung (Verzögerung) a des Körpers.<br />
Man erkennt, dass das Trägheitsgesetz (erstes<br />
Newton’sches Axiom) im dynamischen Grundgesetz<br />
enthalten ist, denn für Fres ¼ 0 ist auch<br />
a ¼ 0, d. h. der Körper wird weder beschleunigt<br />
noch verzögert.<br />
Der frei fallende Körper wird mit der Fallbeschleunigung<br />
g in Richtung Erdmittelpunkt beschleunigt<br />
(beim senkrechten Wurf entsprechend verzögert).<br />
Die auf den Körper einwirkende resultierende<br />
Kraft ist die Gewichtskraft FG ¼ Fres. Damit kann<br />
die Gewichtskraft FG eines Körpers aus seiner<br />
Masse m (auf der Hebelwaage gewogen) und der<br />
örtlichen Fallbeschleunigung g bestimmt werden.<br />
Vielfach kann man mit g ¼ 10 m/s 2 rechnen. In<br />
diesem Buch und in der Aufgabensammlung<br />
wurde mit g ¼ 9,81 m/s 2 gerechnet.<br />
Die Normgewichtskraft FGn ist das Produkt aus<br />
der Masse m und der Normfallbeschleunigung gn<br />
(siehe Seite 190).<br />
Die drei Newton’schen Axiome:<br />
Trägheitsgesetz, Dynamisches Grundgesetz,<br />
Wechselwirkungsgesetz (actio gleich<br />
reactio).<br />
resultierende<br />
Kraft ¼ Masse m Fres<br />
Beschleunigung<br />
a<br />
Fres ¼ ma<br />
Dynamisches<br />
Grundgesetz<br />
Die Krafteinheit N (Newton) wird im folgenden<br />
Abschnitt 4.4.4 erläutert.<br />
Hinweis: Ist ein Produkt gleich null, dann<br />
muss einer der Faktoren null sein; bei<br />
Fres ¼ ma ¼ 0 kann nur a ¼ 0 sein, weil<br />
m ¼ 0 nicht möglich ist.<br />
Bei a ¼ 0 ruht der Körper oder er bewegt<br />
sich geradlinig gleichförmig (v ¼ konstant).<br />
Beide Zustände sind gleichwertig.<br />
Für Fres wird die Gewichtskraft FG und für<br />
die Beschleunigung a die Fallbeschleunigung<br />
g in das dynamische Grundgesetz eingesetzt:<br />
GewichtsFallbeschleunikraft<br />
¼ Masse m FG gung g<br />
FG ¼ mg<br />
Dynamisches<br />
Grundgesetz<br />
für Gewichtskräfte<br />
FGn ¼ mgn<br />
Fres m a<br />
kg m<br />
N ¼<br />
s2 kg m<br />
s2 FG m g<br />
kg m<br />
N ¼<br />
s2 4 Dynamik<br />
kg m<br />
s 2<br />
Normgewichtskraft
4.4 Dynamik der geradlinigen Bewegung (Translation) 193<br />
4.4.4 Die gesetzliche und internationale Einheit für die Kraft<br />
Die Einheit einer physikalischen Größe erhält man<br />
immer über die Definitionsgleichung für die jeweilige<br />
Größe. Für die Kraft F ist die Definitionsgleichung<br />
das dynamische Grundgesetz<br />
Fres ¼ ma. Die Einheit der Masse m ist gesetzlich<br />
und international als die Basiseinheit „Kilogramm<br />
kg“ festgelegt worden. Die Einheit für die Beschleunigung<br />
a liegt ebenfalls mit „Meter je<br />
Sekundequadrat m/s 2 “ fest. Also muss die Krafteinheit<br />
das Produkt dieser beiden Einheiten sein:<br />
1 Newton (N) ist diejenige resultierende Kraft,<br />
die einem Körper von der Masse m ¼ 1 kg die<br />
Beschleunigung a ¼ 1 m/s 2 erteilt.<br />
4.4.5 Ûbungen zum dynamischen Grundgesetz<br />
1. Ûbung: Ein Mann stellt sich auf die Waage.<br />
Der Zeiger bleibt bei 75 kg stehen. Welche physikalische<br />
Bedeutung hat diese Anzeige?<br />
2. Ûbung: An einem Kranhaken hängt ein Körper<br />
von der Masse m ¼ 2000 kg. Er soll beim Heben<br />
mit 0,3 m/s 2 beschleunigt werden. Welche Zugkraft<br />
Fz hat das Seil aufzunehmen?<br />
Lösung: Man zeichnet die Lageskizze (Körper<br />
freigemacht). Beschleunigung a und Geschwindigkeit<br />
v werden in Klammern eingetragen, um sie<br />
deutlich von den Kräften zu unterscheiden. Dann<br />
zeichnet man die Kräfteskizze. Aus der Statik ist<br />
bekannt, dass die Resultierende vom Anfangspunkt<br />
A zum Endpunkt E der äußeren Kräfte zeigt<br />
(statischer Teil der Aufgabe):<br />
Im ersten Schritt verschafft man sich am freigemachten<br />
Körper Klarheit über den Richtungssinn<br />
der resultierenden Kraft Fres.<br />
ðFÞ ¼ðmÞ ðaÞ<br />
ðFÞ ¼kg m<br />
s 2 ¼ kg m s 2 ¼ Newton ðNÞ<br />
1N¼ 1<br />
kg m<br />
2<br />
¼ 1kgms<br />
s2 Die Form kg m s 2 wird als „Potenzprodukt<br />
von Basiseinheiten“ bezeichnet, hier der<br />
Basiseinheiten kg, m, s (Kilogramm, Meter,<br />
Sekunde).<br />
Zur Veranschaulichung:<br />
Hängt man eine 100-g-Tafel Schokolade an<br />
einem Faden auf, dann beträgt die Zugkraft<br />
im Faden etwa 1 Newton.<br />
Als Krafteinheit ist das Newton natürlich<br />
auch die Einheit der Gewichtskraft FG.<br />
Der Mann besitzt die Masse m ¼ 75 kg und<br />
damit die Normgewichtskraft:<br />
FGn ¼ mgn ¼ 75 kg 9,80665 m<br />
FGn ¼ 735,5<br />
kg m<br />
¼ 735,5 N<br />
s2 Gegeben: m ¼ 2000 kg<br />
a ¼ 0,3 m<br />
s 2<br />
g ¼ 9,81 m<br />
s 2<br />
Gesucht: Seilkraft Fz<br />
Lageskizze Kräfteskizze<br />
s 2<br />
1. Schritt<br />
Hinweis: Als positiven Richtungssinn legt<br />
man den Richtungssinn von Fres fest, weil<br />
dann a immer positiv wird:<br />
Fres ¼ Fz FG ¼ Fz mg
194<br />
Nachdem man die Beziehung für die resultierende<br />
Kraft Fres gefunden hat, setzt man sie in die Gleichung<br />
für das dynamische Grundgesetz ein (kinetischer<br />
Teil der Aufgabe):<br />
Im zweiten Schritt setzt man Fres mit dem<br />
Produkt ma gleich; bei mehreren Teilkörpern<br />
gleicher Beschleunigung muss die Gesamtmasse<br />
mges eingesetzt werden.<br />
In manchen Aufgaben ist die Beschleunigung a<br />
nicht direkt gegeben, sondern muss erst aus anderen<br />
Größen bestimmt werden (kinematischer Teil<br />
der Aufgabe):<br />
Im dritten Schritt ermittelt man nach 4.1.5 (Seite<br />
153) eine Beziehung für die Beschleunigung<br />
a, wenn sie nicht schon gegeben ist.<br />
Zum Schluss braucht man nur noch alle statischen,<br />
kinetischen und kinematischen Lösungsansätze<br />
algebraisch auszuwerten:<br />
Im vierten Schritt bestimmt man aus den entwickelten<br />
Gleichungen die unbekannten Größen<br />
nach den mathematischen Gesetzen.<br />
3. Ûbung: Ein Kraftfahrzeug von der Masse<br />
m ¼ 1000 kg soll auf horizontaler Bahn auf einer<br />
Strecke von 100 m bis zum Stillstand abgebremst<br />
werden. Die Geschwindigkeit beträgt 72 km/h, der<br />
Fahrwiderstand (Summe aller Reibungswiderstände)<br />
des Fahrzeugs beträgt Fw ¼ 500 N.<br />
Zu bestimmen ist die Bremskraft Fb.<br />
Lösung: Man fertigt als Erstes wieder die Skizze<br />
des freigemachten Körpers an (Lageskizze):<br />
Gewichtskraft FG und Normalkraft FN wirken in<br />
y-Richtung (SFy ¼ 0). In x-Richtung werden<br />
Bremskraft Fb und Fahrwiderstand Fw nach links<br />
wirkend eingetragen. Man nimmt an, dass sich das<br />
Fahrzeug von links nach rechts bewegt. Die Verzögerung<br />
a ist dann nach links gerichtet, ebenso<br />
wie die resultierende Kraft Fres, die sich nach der<br />
Kräfteskizze als Summe von Fb und Fw ergeben<br />
muss (SFx 6¼ 0). Das Ergebnis des ersten Schrittes<br />
ist also Fres ¼ Fb þ Fw.<br />
Fres ¼ Fz mg ¼ ma<br />
2. Schritt<br />
3. Schritt<br />
In der vorliegenden Aufgabe ist die Beschleunigung<br />
a ¼ 0,3 m/s 2 schon bekannt.<br />
Fres ¼ ma ¼ Fz mg<br />
4. Schritt<br />
Fz ¼ maþ mg ¼ mða þ gÞ<br />
Fz ¼ 2000 kg 0,3 m m<br />
þ 9,81<br />
s2 s2 kg m<br />
Fz ¼ 20 220 ¼ 20,22 kN<br />
s2 Gegeben: m ¼ 1000 kg<br />
Ds ¼ 100 m<br />
v ¼ 72 km<br />
h<br />
Fw ¼ 500 N<br />
Gesucht: Fb (Bremskraft)<br />
¼ 72<br />
3,6<br />
4 Dynamik<br />
m m<br />
¼ 20<br />
s s<br />
1. Schritt<br />
Lageskizze Kräfteskizze (zwei Möglichkeiten<br />
gezeichnet)
4.4 Dynamik der geradlinigen Bewegung (Translation) 195<br />
Im zweiten Schritt wird wieder Fres und das Produkt<br />
ma gleichgesetzt.<br />
Im dritten Schritt hat man hier die Beschleunigung<br />
a zu bestimmen (kinematischer Lösungsteil). Dazu<br />
wird der schon bekannte Lösungsplan nach 4.1.5,<br />
Seite 153 benutzt, der hier verkürzt wiedergegeben<br />
wird: v; t-Diagramm, Grundgleichung, Weggleichung,<br />
Auswertung der Gleichungen (a ¼<br />
v2 =2 Ds). Es kann die gefundene Gleichung für a<br />
in die weitere Rechnung übernommen werden<br />
oder es wird der Betrag berechnet.<br />
Im letzten Schritt wertet man die entwickelten<br />
Gleichungen aus und stellt die Gleichung<br />
Fb ¼ f ðm, v, Ds, FwÞ auf, mit der man dann noch<br />
den Betrag der Bremskraft berechnet.<br />
Vor dem Rechnen sollte immer wieder geprüft<br />
werden, ob die Einheiten „stimmen“: Da rechts<br />
vom Gleichheitszeichen zwei Glieder stehen, müssen<br />
beide die gleiche Einheit führen. Das erste<br />
Glied hat die Einheit kg m/s2 ¼ N, die gleiche Einheit<br />
wie das zweite Glied.<br />
4.4.6 Prinzip von d’Alembert<br />
Das d’Alembert’sche Prinzip führt zu einem<br />
Lösungsverfahren für Dynamikaufgaben, das die<br />
meisten Techniker dem Ansatz des dynamischen<br />
Grundgesetzes vorziehen, weil es auch komplizierteste<br />
Aufgaben durchsichtig macht.<br />
Der Grundgedanke des d’Alembert’schen Prinzips<br />
ist leicht zu erfassen, wenn noch einmal die Kräfteskizzen<br />
zu den beiden letzten Ûbungen betrachtet<br />
werden. In beiden Fällen erhält man sofort<br />
einen geschlossenen Kräftezug, wenn man nur den<br />
Richtungssinn der resultierenden Kraft Fres umkehrt.<br />
Das ist der Kunstgriff, der die Möglichkeit<br />
schafft, die zeichnerischen und rechnerischen<br />
Gleichgewichtsbedingungen auf Dynamikaufgaben<br />
anzuwenden. Kurz gesagt: Aus der Dynamikaufgabe<br />
wird eine Statikaufgabe gemacht. Man<br />
möchte nun noch nachweisen, dass der Richtungssinn<br />
von Fres umgekehrt werden darf und welche<br />
Bedeutung das hat.<br />
Fres ¼ Fb þ Fw ¼ ma<br />
a ¼ Dv v v<br />
¼ ) Dt ¼<br />
Dt Dt a<br />
v Dt<br />
Ds ¼<br />
2 ¼<br />
v v<br />
2<br />
a v<br />
¼<br />
2 2a<br />
2 v<br />
a ¼<br />
2 Ds ¼<br />
20 m 2<br />
s<br />
2 100 m<br />
Fb þ Fw ¼ ma<br />
Fb þ Fw ¼ m<br />
2 mv<br />
Fb ¼<br />
2 Ds<br />
v 2<br />
2 Ds<br />
Fw<br />
Fb ¼ f ðm, v, Ds, FwÞ<br />
1000 kg 400<br />
Fb ¼<br />
m2<br />
s2 2 100 m<br />
¼ 2 m<br />
s 2<br />
Δv =v<br />
2. Schritt<br />
3. Schritt<br />
v<br />
0<br />
A= Δs<br />
Δt t<br />
4. Schritt<br />
500 N ¼ 1500 N<br />
d’Alembert, französischer Gelehrter,<br />
1717–1783.<br />
Beachte: Auch das Prinzip von d’Alembert<br />
beruht auf dem dynamischen Grundgesetz.<br />
a) Kräftepläne zum dynamischen Grundgesetz<br />
b) Kräftepläne zum d’Alembert’schen Prinzip<br />
(geschlossen)
196<br />
Nach dem dynamischen Grundgesetz wird jeder<br />
Körper in Pfeilrichtung der resultierenden Kraft<br />
beschleunigt. Fres ist also ausschließlich dazu erforderlich,<br />
die dem Körper innewohnende Trägheit<br />
zu überwinden. Die Trägheit äußert sich als eine<br />
Kraft, die sich der Beschleunigung widersetzt.<br />
Diese Trägheitskraft T ist immer genauso groß wie<br />
Fres, aber von entgegengesetztem Richtungssinn.<br />
Wächst Fres (Beschleunigung a wird größer), dann<br />
wächst in gleichem Maß auch die Trägheitskraft T,<br />
denn Fres ist nur deshalb aufzubringen, weil T vorhanden<br />
ist und umgekehrt.<br />
Weil beide Kräfte Fres und T immer gleich groß<br />
sind, auf gleicher Wirklinie liegen und entgegengesetzten<br />
Richtungssinn haben, muss ihre geometrische<br />
Summe gleich null sein.<br />
Da der Betrag von Fres nach dem dynamischen<br />
Grundgesetz gleich ma ist, darf man auch für die<br />
Trägheitskraft T ¼ ma setzen.<br />
Resultierende Kraft Fres und Beschleunigung a<br />
(Verzögerung) haben immer gleichen Richtungssinn.<br />
Die Trägheitskraft T wirkt der resultierenden<br />
Kraft Fres entgegen. Folglich gilt auch:<br />
Die Trägheitskraft T ist immer der Beschleunigung<br />
a (oder Verzögerung a) entgegengesetzt<br />
gerichtet.<br />
Werden jetzt noch einmal die beiden Kräftepläne<br />
betrachtet, dann erkennt man mit d’Alembert:<br />
Wird ein Körper beschleunigt (verzögert), so<br />
kann man durch Einführung der Trägheitskraft<br />
T ¼ ma für den Körper die statischen Gleichgewichtsbedingungen<br />
ansetzen, um damit unbekannte<br />
Größen zu bestimmen.<br />
Hinweis: Man wählt für die Trägheitskraft<br />
das Zeichen T, weil es sich nicht um eine<br />
äußere Kraft handelt: Der Körper bringt sie<br />
„aus sich heraus“ hervor.<br />
Die Trägheitskraft T wird durch die Masse m<br />
des Körpers hervorgerufen, daher wird sie<br />
immer im Körperschwerpunkt S angetragen.<br />
Fres T ¼ 0<br />
Trägheitskraft T ¼ ma<br />
4 Dynamik<br />
Ist der Richtungssinn der Beschleunigung a<br />
(Verzögerung) bekannt, kennt man auch den<br />
Richtungssinn von T ¼ ma: entgegengesetzt<br />
zu a.<br />
Beachte: Mit Hilfe des Prinzips von d’Alembert<br />
wird aus einer „Ungleichgewichtsaufgabe“<br />
eine „Gleichgewichtsaufgabe“, die<br />
nach den Gesetzen der Statik zeichnerisch<br />
oder rechnerisch gelöst werden kann.
4.4 Dynamik der geradlinigen Bewegung (Translation) 197<br />
4.4.7 Arbeitsplan zum Prinzip von d’Alembert<br />
Körper freimachen (Lageskizze) 1. Schritt<br />
Beschleunigungsrichtung eintragen 2. Schritt<br />
Trägheitskraft T ¼ ma entgegengesetzt zum Richtungssinn der Beschleunigung<br />
eintragen (im Schwerpunkt angreifend)<br />
Gleichgewichtsbedingungen der Statik unter Einschluss der Trägheitskraft T<br />
ansetzen oder zeichnerische Verfahren anwenden<br />
Wie beim Lösen von Aufgaben nach dem dynamischen Grundgesetz kann es erforderlich sein,<br />
zusätzlich nach dem Lösungsplan 4.1.5 (Seite 153) die Beschleunigung (Verzögerung) a zu<br />
bestimmen.<br />
Aufgaben Nr. 495–514<br />
4.4.8 Ûbungen zum Prinzip von d’Alembert<br />
1. Ûbung: Wie groß muss die Anzugskraft F des<br />
Lastseiles sein, wenn eine Last von der Masse<br />
m ¼ 1000 kg mit der Beschleunigung a ¼ 1,6 m/s2 nach oben befördert werden soll?<br />
Lösung: Am Lastschwerpunkt greifen zwei äußere<br />
Kräfte an: Die Anzugskraft F im Seil und die<br />
Gewichtskraft FG.<br />
Im zweiten und dritten Schritt hat man nur darauf<br />
zu achten, dass Trägheitskraft T und Beschleunigung<br />
a immer entgegengesetzten Richtungssinn<br />
erhalten.<br />
Im vierten Schritt können entweder die statischen<br />
Gleichgewichtsbedingungen ansetzt werden, hier<br />
also SFy ¼ 0, oder es wird das geschlossene<br />
Krafteck zur zeichnerischen Lösung entwickelt.<br />
Hier wird die Funktionsgleichung F ¼ f ðm, a, gÞ<br />
aus der rechnerischen Gleichgewichtsbedingung<br />
SFy ¼ 0 gewonnen und die zeichnerische Lösung<br />
skizziert.<br />
Gegeben: m ¼ 1000 kg<br />
a ¼ 1,6 m<br />
s2 g ¼ 9,81 m<br />
s2 Gesucht: F ¼ f ðm, a, gÞ<br />
SFy ¼ 0 ¼ F FG T<br />
F FG T ¼ 0<br />
F mg ma ¼ 0<br />
F ¼ mðg þ aÞ<br />
F ¼ f ðm, a, gÞ<br />
3. Schritt<br />
4. Schritt<br />
1. Schritt<br />
2. Schritt<br />
3. Schritt<br />
4. Schritt<br />
F ¼ 1000 kgð9,81 þ 1,6Þ m<br />
¼ 11,41 kN<br />
s2
198<br />
Lehrbeispiel: Prinzip von d’Alembert<br />
Aufgabenstellung:<br />
Ein Lkw fährt mit v ¼ 60 km/h. Er ist mit einem<br />
Kessel beladen, der nur gegen seitliches Rollen<br />
gesichert ist. Reibungszahlen zwischen Kessel<br />
und Lkw : m0 ¼ 0,3; m ¼ 0,25<br />
Masse des Kessels m ¼ 8000 kg.<br />
a) Welcher kürzeste Bremsweg ist möglich, ohne dass die Last ins Rutschen kommt?<br />
Lösung:<br />
Lageskizze<br />
Soll kein Rutschen auftreten, so muss unter Berücksichtigung der Trägheitskraft<br />
T sein:<br />
SFy ¼ 0 ¼ FN FG FN ¼ FG<br />
SFx ¼ 0 ¼ FR0 max þ T FR0max ¼ T ¼ ma<br />
FR0 max ¼ FNm0 ¼ FGm0 ¼ mg m0 a ¼ FR0 max<br />
m ¼ mg m0 m ¼ m m m<br />
0 g ¼ 0,3 9,81 ¼ 2,943<br />
s2 s2 Dem Weg Ds entspricht im v, t-Diagramm eine Dreieckfläche. Damit erhält<br />
man die Weggleichung Ds ¼ v Dt=2, in die aus der Grundgleichung für den<br />
Zeitabschnitt Dt ¼ v=a eingesetzt wird :<br />
a ¼ Dv v<br />
¼<br />
Dt Dt<br />
v Dt<br />
Ds ¼<br />
2<br />
v Dt<br />
Ds ¼<br />
2<br />
v<br />
Ds ¼<br />
v<br />
2<br />
a v<br />
¼<br />
2 2a<br />
a ¼ v v<br />
) Dt ¼<br />
Dt a eingesetzt<br />
60 m<br />
3,6 s<br />
Ds ¼<br />
2 2,943 m ¼ 47,193 m<br />
Der Bremsweg darf nicht kleiner als 47,193 m sein.<br />
b) Der Lkw wird gleichmäßig gebremst und kommt nach 25 m zum Stehen. Wie groß ist die Kraft F, die<br />
der Kessel auf die Stirnwand ausübt?<br />
Lösung:<br />
(a<br />
F R0 max = FN0<br />
F G = mg<br />
m<br />
v<br />
v<br />
A=Wegs t<br />
(a<br />
)<br />
)<br />
T=ma<br />
FN<br />
T=ma<br />
F = F<br />
R Nm F N<br />
F = mg<br />
G<br />
t<br />
F<br />
2<br />
s 2<br />
a ¼ v<br />
Dt<br />
v 2<br />
a ¼<br />
2 Ds ¼<br />
v Dt<br />
Ds ¼<br />
2<br />
60 m<br />
2<br />
3,6 s<br />
2 25 m<br />
2 Ds<br />
) Dt ¼<br />
v eingesetzt<br />
¼ 5,556 m<br />
s 2<br />
SFy ¼ 0 ¼ FN FG FN ¼ FG ¼ mg<br />
SFx ¼ 0 ¼ T F FR<br />
F ¼ T FR ¼ ma FNm<br />
F ¼ ma mgm ¼ mða gmÞ<br />
F ¼ 8000 kg ð5,556 9,81 0,25Þ m kg m<br />
¼ 24 828<br />
s2 s2 F ¼ 24 824 N 24,8 kN<br />
Lageskizze Die Kraft auf die Stirnwand beträgt 24,8 kN.<br />
4 Dynamik
4.4 Dynamik der geradlinigen Bewegung (Translation) 199<br />
2. Ûbung: Auf einer schiefen Ebene mit dem<br />
Neigungswinkel a ¼ 30 zur Horizontalen liegt<br />
ein Körper von der Masse m1. Ûber Seil und Rolle<br />
ist er mit einem zweiten Körper von der Masse<br />
m2 ¼ 1,5m1 verbunden. Die Reibungszahl beträgt<br />
m ¼ 0,2. Rolle und Seil sind masselos und reibungsfrei<br />
gedacht.<br />
Mit welcher Beschleunigung a bewegen sich die<br />
beiden Körper?<br />
Lösung: Man schneidet das Seil gedanklich durch<br />
und fertigt für beide Körper die Lageskizze an. Da<br />
Seil und Rolle masselos und reibungsfrei sein<br />
sollen, muss die Seilkraft F an jeder Stelle des<br />
Seils gleich groß sein; man braucht also nicht<br />
zwischen F1 und F2 zu unterscheiden.<br />
Aus der zweiten Gleichgewichtsbedingung<br />
SFy ¼ 0 für Körper 1 folgt FN ¼ FG1 cos a.<br />
Diesen Ausdruck braucht man für die Reibungskraft<br />
FR ¼ FN m ¼ FG1 cos am in der Gleichgewichtsbedingung<br />
SFx ¼ 0, die nach F auflöst<br />
wird. Für FG1 setzt man m1g ein, für die Trägheitskraft<br />
T1 ¼ m1a.<br />
Für den Körper 2 ist nur die Gleichgewichtsbedingung<br />
SFy ¼ 0 anzusetzen. Daraus findet man eine<br />
zweite Gleichung für die Seilkraft F.<br />
Zum Schluss werden beide Gleichungen für die<br />
Seilkraft F einander gleich gesetzt. Als Vereinfachung<br />
bietet sich hier an, mit dem Verhältnis der<br />
beiden Massen zu arbeiten. Man setzt also<br />
k ¼ m2/m1 und löst die Gleichung nach der gesuchten<br />
Beschleunigung a auf.<br />
Gegeben: m1<br />
Gesucht: a ¼ f ðm, m, a, gÞ<br />
m2 ¼ 1,5m1<br />
a ¼ 30<br />
m ¼ 0,2<br />
g ¼ 9,81 m<br />
s 2<br />
1.–3. Schritt<br />
Lageskizze Lageskizze<br />
für Körper 1 für Körper 2<br />
SFx ¼ 0 ¼ F FR FG1 sin a T1<br />
4. Schritt<br />
SFy ¼ 0 ¼ FN FG1 cos a ) FN ¼ FG1 cos a<br />
F ¼ FR þ FG1 sin a þ T1 ¼ FN m þ FG1 sin a þ T1<br />
F ¼ FG1 cos amþ FG1 sin a þ T1<br />
F ¼ m1gm cos a þ m1g sin a þ m1a<br />
F ¼ m1ðgm cos a þ g sin a þ aÞ<br />
SFy ¼ 0 ¼ F þ T2 FG2; T2 ¼ m2a<br />
F ¼ m2 g m2 a ¼ m2ðg aÞ<br />
m1ðgm cos a þ g sin a þ aÞ ¼m2ðg aÞ<br />
m2 gm cos a þ g sin a þ a<br />
¼ ¼ k<br />
m1 g a<br />
kg ka ¼ gð m cos a þ sin aÞþa<br />
að1 þ kÞ ¼gðk m cos a sin aÞ<br />
k<br />
a ¼ g<br />
m cos a<br />
k þ 1<br />
sin a<br />
a ¼ f ðk, g, m, aÞ
200<br />
Bei dem gegebenen Neigungswinkel von 30 ergibt<br />
sich eine Beschleunigung a ¼ 3,244 m/s2 .<br />
Verkleinert man den Neigungswinkel a, dann<br />
ändert sich auch die Beschleunigung, und zwar<br />
müsste sie nach der Erfahrung größer werden.<br />
Für a ¼ 0würde z. B. sin a ¼ 0 und<br />
m cos a ¼ 0,2 1 ¼ 0,2 und damit<br />
a ¼ 1,3g=2,5 ¼ 5,101 m=s 2 .<br />
Aufgaben dieser Art kann man auch lösen, ohne<br />
die beiden Körper voneinander zu trennen. Trotzdem<br />
sollten vorher die Lageskizzen wie oben<br />
angefertigt werden, damit die Gewichtskraftkomponenten<br />
klar erkannt und tatsächlich alle Kräfte<br />
erfasst werden.<br />
Man kann dabei nach Bild a) vorgehen und danach<br />
die Gleichgewichtsbedingung SFx ¼ 0 ansetzen.<br />
Am einfachsten wird der Ansatz zur Lösung, wenn<br />
man beide Körper sofort zu einem zusammenfasst<br />
(mges ¼ 2,5m) Bild b). Das ist richtig, weil beide<br />
Körper der gleichen Beschleunigung unterliegen.<br />
Aber auch hier sollte man von den beiden Lageskizzen<br />
der ersten Lösung ausgehen, um klare<br />
Verhältnisse zu schaffen. Das gilt vor allem für<br />
den richtigen Ansatz für die Reibungskraft<br />
FR ¼ FN m, worin FN durch FG1 cos a ersetzt werden<br />
muss.<br />
3. Ûbung: Ein Transportband soll die Last von der<br />
Masse m nach oben befördern. Das Band ist unter<br />
dem Winkel a ¼ 20 zur Waagerechten geneigt.<br />
Die Haftreibungszahl beträgt m0 ¼ 0,4.<br />
Gesucht ist die höchstzulässige Bandbeschleunigung<br />
amax, bei der ein Rutschen der Last gerade<br />
noch vermieden wird.<br />
a ¼ 9,81 m<br />
s 2<br />
a ¼ 3,244 m<br />
s 2<br />
a)<br />
1,5 0,2 cos 30 sin 30<br />
1,5 þ 1<br />
1.–3. Schritt<br />
b)<br />
Ansatz nach Lageskizze b): 4. Schritt<br />
SFx ¼ 0 ¼ FG2 T FG1 sin a FN m<br />
FG1 ¼ mg; FG2 ¼ 1,5mg<br />
FN ¼ FG1 cos a ¼ mgcos a<br />
1,5mg 2,5ma mgsin a mgcos am ¼ 0<br />
1,5g 2,5a g sin a gm cos a ¼ 0<br />
2,5a ¼ gð1,5 m cos a sin aÞ ¼0<br />
a ¼ g<br />
ð1,5<br />
2,5<br />
m cos a<br />
m<br />
sin aÞ ¼3,244<br />
s2 Gegeben: a ¼ 20<br />
m0 ¼ 0,4<br />
g ¼ 9,81 m<br />
s 2<br />
Gesucht: amax ¼ f ða, m 0 , gÞ<br />
4 Dynamik
4.4 Dynamik der geradlinigen Bewegung (Translation) 201<br />
Lösung: Die Lageskizze enthält alle am Körper<br />
angreifenden Kräfte einschließlich der Trägheitskraft<br />
T ¼ mamax. DaderKörper nach rechts oben<br />
beschleunigt wird, wirkt die Trägheitskraft T nach<br />
links unten. Die Haftreibungskraft FR0 max nimmt<br />
den Körper nach oben mit. Sie muss also den entsprechenden<br />
Richtungssinn erhalten.<br />
Nach der Lageskizze werden die beiden Gleichgewichtsbedingungen<br />
für das zentrale Kräftesystem<br />
angesetzt. Aus SFy ¼ 0 findet man die Beziehung<br />
für die Normalkraft FN, für FG wird wie üblich das<br />
Produkt aus Masse m und Fallbeschleunigung g<br />
eingesetzt, ebenso für T ¼ mamax. Damit erhält<br />
man die gesuchte Gleichung und kann amax berechnen.<br />
Bisher wurden die Aufgaben mit Hilfe der rechnerischen<br />
(analytischen) Gleichgewichtsbedingungen<br />
gelöst. Natürlich kann diese Aufgabe auch<br />
trigonometrisch gelöst werden.<br />
Man beginnt die Krafteckskizze mit FN und<br />
FR0 max, die man zu Fe zusammensetzt, um damit<br />
das geschlossene Krafteck aus Fe, T und FG zu<br />
zeichnen.<br />
Nun wird der Sinussatz angesetzt und dabei beachtet,<br />
dass man für sin ð90 r0Þ den Funktionswert<br />
cos r0 einsetzen kann.<br />
Die Gewichtskraft FG wird durch FG ¼ mg<br />
ausgedrückt, ebenso die Trägheitskraft T durch<br />
T ¼ mamax. Die Gleichung wird durch die Masse<br />
m dividiert und nach amax aufgelöst.<br />
Die Rechnung führt zum gleichen Ergebnis, obwohl<br />
die Gleichung eine andere Form besitzt. Es<br />
wird hier gezeigt, wie die erste Gleichung in die<br />
zweite überführt werden kann. Dazu ersetzt man<br />
zunächst die Haftreibungszahl m0 durch den Tangens<br />
des Reibungswinkels. Zur Vereinfachung<br />
schreibt man amax ¼ a.<br />
Lageskizze<br />
1.–3. Schritt<br />
SFx ¼ 0 ¼ FR0 max FG sin a<br />
4. Schritt<br />
T<br />
SFy ¼ 0 ¼ FN FG cos a ) FN ¼ FG cos a<br />
FR0 max ¼ FN m0 ¼ FG cos am0 ¼ mgm0 cos a<br />
SFx ¼ 0 ¼ mgm 0 cos a mgsin a mamax<br />
amax ¼ gðm 0 cos a sin aÞ amax ¼ 0,33 m<br />
s 2<br />
a ¼ f ða, m 0 , gÞ<br />
T<br />
sin ðr 0<br />
Krafteckskizze<br />
FG<br />
aÞ ¼<br />
sin ð90 r0Þ mamax mg<br />
¼<br />
sin ðr0 aÞ cos r0 amax ¼ g sin ðr0 aÞ<br />
cos r0 : m<br />
amax ¼ f ða, r0 , gÞ<br />
a ¼ gðm0 cos a sin aÞ<br />
m 0 ¼ tan r 0 ¼ sin r 0<br />
cos r 0<br />
a ¼ g<br />
sin r0 cos a sin a<br />
cos r0 ¼ FG<br />
cos r 0<br />
amax ¼ 0,33 m<br />
s 2
202<br />
Die beiden Glieder in der Klammer bringt man auf<br />
den Hauptnenner cos r 0 , indem sin a mit<br />
1 ¼ cos r 0 =cos r 0 erweitert wird. Dadurch erhält<br />
man über dem Bruchstrich einen zweigliedrigen<br />
Ausdruck, der nach den trigonometrischen Regeln<br />
durch sin ðr 0 aÞ ersetzt werden kann (siehe<br />
Handbuch Maschinenbau: Additionstheoreme,<br />
Summenformeln). Das Ziel ist erreicht.<br />
a ¼ g<br />
sin r0 cos a<br />
cos r0 sin a cos r0 cos r0 a ¼ g sin r0 cos a cos r0 sin a<br />
cos r0 a ¼ g sin ðr0 aÞ<br />
cos r0 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl}<br />
zweite Form<br />
4.4.9 Impuls (Bewegungsgröße) und Impulserhaltungssatz<br />
Es ist möglich das dynamische Grundgesetz in<br />
eine andere Form zu bringen. Dazu schreibt man<br />
für die Beschleunigung a ¼ Dv=Dt und multipliziert<br />
die so entstandene Gleichung mit dem Zeitabschnitt<br />
Dt. Diese Gleichung eignet sich besonders<br />
für Aufgaben, in denen der (meist sehr kurze)<br />
Zeitabschnitt Dt eine Rolle spielt.<br />
Das Produkt aus der resultierenden äußeren Kraft<br />
Fres und dem Zeitabschnitt Dt heißt Kraftstoß.<br />
Das Produkt aus der Masse m eines Körpers und<br />
seiner Geschwindigkeit v wird als Impuls oder Bewegungsgröße<br />
bezeichnet:<br />
Die Ønderung des Impulses eines Körpers ist<br />
gleich dem Kraftstoß der resultierenden Kraft<br />
während des betrachteten Zeitabschnitts Dt.<br />
Der Impuls ist ein Vektor.<br />
Ist die Resultierende Fres aller äußeren Kräfte<br />
gleich null (kräftefreies System), dann ist auch der<br />
Kraftstoß Fres Dt gleich null:<br />
Bei Fres ¼ 0 bleibt der Impuls eines Körpers<br />
unverändert (mv ¼ konstant).<br />
Der Impulserhaltungssatz wird beim physikalischen<br />
Vorgang „Stoß“ und in der Hydrodynamik<br />
angewendet (siehe 4.8, Seite 224).<br />
¼ gðm 0 cos a sin aÞ<br />
|fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl}<br />
erste Form<br />
Fres ¼ ma a ¼ Dv<br />
Dt<br />
Fres ¼ m Dv<br />
Dt<br />
Dt<br />
Fres Dt ¼ m Dv Dt ¼ t2 t1<br />
Dv ¼ v2 v1<br />
Fres ðt2 t1Þ<br />
|fflfflfflffl{zfflfflfflffl}<br />
Dt<br />
¼ m ðv2 v1Þ<br />
|fflfflfflfflffl{zfflfflfflfflffl}<br />
Dv<br />
gilt für<br />
Fres ¼ konstant<br />
Fres Dt Kraftstoß der resultierenden Kraft<br />
mv Impuls (Bewegungsgröße) des<br />
Körpers<br />
Fres Dt ¼ mv2 mv1<br />
Fres Dt ¼ mv2 mv1 ¼ 0<br />
mv2 ¼ mv1 ¼ konstant<br />
Impulserhaltungssatz<br />
4 Dynamik
4.5 Arbeit, Leistung, Wirkungsgrad 203<br />
Ûbung: Ein Hobelmaschinentisch mit Werkstück<br />
besitzt die Masse m ¼ 14 700 kg. Er wird aus einer<br />
Schnittgeschwindigkeit von 80 m/min in 0,5 s bis<br />
zum Stillstand gleichmäßig abgebremst.<br />
Wie groß muss die Bremskraft Fb sein, wenn von<br />
Reibungskräften abgesehen wird?<br />
Lösung: Ohne Berücksichtigung der Reibungskraft<br />
ist Fres ¼ Fb. Da die Endgeschwindigkeit<br />
vt ¼ 0 sein soll, ist Dv ¼ v0 vt ¼ v0 0 ¼<br />
v0 ¼ v, womit sich sofort die Gleichung für die<br />
Bremskraft Fb ¼ f ðm, v, DtÞ ergibt.<br />
Aufgaben Nr. 515–523<br />
4.5 Arbeit, Leistung, Wirkungsgrad<br />
4.5.1 Arbeit W einer konstanten Kraft F<br />
Soll der skizzierte Wagen längs eines Weges s gezogen<br />
(oder geschoben) werden, muss dazu eine<br />
Kraft F in Richtung des Weges wirken. Ihren Betrag<br />
kann man z. B. mit einer Federwaage messen.<br />
Zunächst wird angenommen: Die Kraft F wirkt<br />
exakt in Richtung des Weges, also nicht etwa<br />
schräg nach oben oder unten, und ihr Betrag bleibt<br />
während des Vorgangs gleich groß (F ¼ konstant).<br />
Um den physikalischen Aufwand bei solchen<br />
Vorgängen vergleichen zu können, hat man den<br />
Begriff der Arbeit W geschaffen:<br />
Die Arbeit W einer konstanten Kraft F ist das<br />
Produkt aus Kraft F und Verschiebeweg s<br />
(Arbeit gleich Kraft mal Weg).<br />
Die Arbeit ist ein Skalar.<br />
Die Einheit für die Arbeit erhält man aus der<br />
Definitionsgleichung W ¼ Fs.<br />
Die gesetzliche und internationale Einheit der<br />
Arbeit W ist das Joule J.<br />
Gegeben: m ¼ 14700 kg<br />
v ¼ 80 m 80 m<br />
¼<br />
min 60 s<br />
Dt ¼ 0,5 s<br />
Gesucht: Fb ¼ f ðm, v, DtÞ<br />
Fres ¼ Fb<br />
Fb Dt ¼ m Dv Dv ¼ v<br />
Fb ¼ mv<br />
Dt<br />
14,7 10<br />
Fb ¼<br />
3 kg 80<br />
60<br />
0,5 s<br />
Fb ¼ f ðm, v, DtÞ Fb ¼ 39200 N<br />
Kraftwirkung längs eines Weges ist die<br />
Arbeit W<br />
Hinweis: Im Unterschied z. B. zur elektrischen<br />
Arbeit spricht man bei Kräften auch<br />
von mechanischer Arbeit.<br />
W ¼ Fs<br />
Definitionsgleichung<br />
der mechanischen<br />
Arbeit<br />
ðWÞ ¼ðFÞ ðsÞ ¼N m ¼<br />
¼<br />
kg m<br />
s 2<br />
kg m2<br />
m ¼<br />
s2 ¼ J<br />
m<br />
s<br />
W F s<br />
Nm ¼ J N m<br />
1Nm¼ 1J¼ 1Ws<br />
Nm Newtonmeter<br />
Ws Wattsekunde<br />
Die Einheit Joule wurde nach dem Physiker<br />
J. P. Joule (1818–1889) benannt.<br />
Aussprache: „dschul“.
204<br />
1 Joule (Kurzzeichen J) ist gleich der Arbeit,<br />
die verrichtet wird, wenn der Angriffspunkt der<br />
Kraft 1 Newton (1 N) in Richtung der Kraft um<br />
den Weg 1 m verschoben wird (1 J ¼ 1 Nm).<br />
Im Ergebnis einer Rechnung wird nicht mehr das<br />
Newtonmeter (Nm) als Einheit eingesetzt, sondern<br />
das Joule (J). Es wurde für die mechanische Arbeit,<br />
die elektrische Arbeit, die Wärmemenge und<br />
die Energie die gleiche Einheit festgelegt, das<br />
Joule (J), weil es sich um physikalische Größen<br />
gleicher Art handelt.<br />
Bei schräg am Körper angreifenden Kräften werden<br />
häufig Fehler gemacht. Zur Berechnung der<br />
aufgebrachten Arbeit W darf man in solchen<br />
Fällen nur die Kraftkomponente einsetzen, die tatsächlich<br />
Arbeit verrichtet. Das ist immer nur die in<br />
Bewegungsrichtung fallende Kraftkomponente,<br />
hier die Kraft F cos a. Die zweite Komponente<br />
F sin a drückt den Körper auf seine Unterlage,<br />
ohne ihn zu verschieben. Mit ihr wird also keine<br />
Arbeit im Sinn der Begriffsbestimmung aufgebracht:<br />
Fallen Kraft- und Wegrichtung nicht zusammen,<br />
muss mit der Kraftkomponente gerechnet<br />
werden, die in die Bewegungsrichtung fällt.<br />
4.5.2 Zeichnerische Darstellung der Arbeit W<br />
Wird die Kraft F über dem Weg s in einem rechtwinkligen<br />
Achsenkreuz aufgetragen, so erhält man<br />
das Kraft-Weg-Diagramm (F, s-Diagramm). Bei<br />
konstanter Kraft F ist die Kraftlinie eine zur<br />
s-Achse parallele Gerade. Die Fläche A unter der<br />
Kraftlinie ist dann ein Rechteck mit dem Flächeninhalt<br />
A ¼ Fs, und man erkennt:<br />
In jedem F, s-Diagramm entspricht die Fläche<br />
A unter der Kraftlinie der von der Kraft F aufgebrachten<br />
Arbeit W.<br />
1 Joule ðJÞ ¼1Nm¼ 1<br />
kg m2<br />
s 2<br />
¼ 1m2 kg s 2<br />
Zur Veranschaulichung:<br />
Hebt man eine 100-g-Tafel Schokolade 1 m<br />
hoch, dann hat man an der Tafel die Arbeit<br />
von etwa 1 Joule aufgebracht.<br />
Beispiel:<br />
Ein Auto wird mit der konstanten Kraft<br />
F ¼ 300 N parallel zur Fahrbahn gezogen.<br />
Der Verschiebeweg beträgt s ¼ 15 m. Dann<br />
gilt für die mechanische Arbeit:<br />
W ¼ Fs ¼ 300 N 15 m ¼ 4 500 Nm ¼ 4 500 J<br />
Arbeit W einer schräg wirkenden Kraft<br />
(W ¼ F cos a s)<br />
mechanische Arbeit bei<br />
W ¼ F cos as<br />
schräg angreifender Kraft<br />
Welche Winkelfunktion zu benutzen ist (sin<br />
oder cos ) hängt von der Lage des Winkels<br />
ab (siehe 1. Ûbung, Seite 206).<br />
F<br />
Kraft F<br />
Kraft-Linie (F-Linie)<br />
Fläche A = Arbeit W<br />
denn A = Fs = W<br />
s<br />
Weg s<br />
F; s-Diagramm (Arbeitsdiagramm) bei<br />
konstanter Kraft F<br />
Fläche A ¼b Arbeit W ¼ Fs<br />
4 Dynamik
4.5 Arbeit, Leistung, Wirkungsgrad 205<br />
Das ist eine wichtige Erkenntnis, denn es ist jetzt<br />
möglich auch die Arbeit W einer veränderlichen<br />
Kraft F zu berechnen. Das entspricht dem Vorgehen<br />
zur Bestimmung des Wegabschnitts bei<br />
der gleichmäßig beschleunigten Bewegung im<br />
v, t-Diagramm. Man zerlegt in solchen Fällen die<br />
Gesamtfläche in berechenbare Teilflächen (Rechtecke,<br />
Trapeze, Dreiecke) und erhält die Gesamtarbeit<br />
als Summe der Teilarbeiten.<br />
F 1<br />
Kraft F<br />
s 1<br />
A 1<br />
F-Linie<br />
A 2<br />
A 3<br />
A 4<br />
Arbeit W =<br />
A +A +A +A<br />
1 2 3 4<br />
s2 s3 s4 Gesamtweg<br />
F 2<br />
Weg s<br />
F, s-Diagramm einer veränderlichen Kraft F<br />
4.5.3 Federarbeit Wf (Formänderungsarbeit) als Arbeit einer veränderlichen Kraft<br />
Wichtigstes Beispiel für die Arbeit einer veränderlichen<br />
Kraft ist die zur Formänderung einer Feder<br />
aufzubringende Arbeit Wf (Federkraft). Bei den<br />
meisten Federn steigt die zur Formänderung erforderliche<br />
Kraft von null gleichmäßig (linear) an.<br />
Die Kraftlinie ist eine ansteigende Gerade; sie<br />
heißt auch Federkennlinie. Angenommen, eine<br />
schon vorgespannte Schraubenzugfeder soll um<br />
Ds verlängert werden. Dann steigt die dazu<br />
erforderliche Zugkraft von F1 auf F2 an. Die<br />
Fläche unter der Federkennlinie hat Trapezform,<br />
das heißt, die Federarbeit kann aus<br />
Wf ¼ðF1 þ F2Þ Ds=2 berechnet werden.<br />
Meistens ist die Federrate R der Feder bekannt,<br />
oder sie wird durch einen Versuch bestimmt1) :<br />
Die Federrate R gibt an, welche Kraft F für<br />
einen Federweg s ¼ 1 mm erforderlich ist.<br />
Formal exakter: Die Federrate ist im elastischen<br />
Bereich der Proportionalitätsfaktor zwischen<br />
Federkraft F und Federweg (Verformungsweg)<br />
s einer Feder: F ¼ Rs.<br />
Mit der Federrate R ¼ F1=s1 ¼ F2=s2 und daraus<br />
F1 ¼ Rs1 sowie F2 ¼ Rs2 kann man eine Gleichung<br />
für die Federarbeit Wf entwickeln, in der<br />
nur die Federrate R und die Federwege s1, s2 enthalten<br />
sind. Wie die Entwicklung zeigt, ergibt sich<br />
das Binom ðs2 þ s1Þðs2 s1Þ ¼s2 2<br />
s1 2 .<br />
ΔF<br />
F 1<br />
Federkraft F<br />
a<br />
s 1<br />
F = 0<br />
0<br />
F-Linie<br />
s 2<br />
A=W f<br />
F 1<br />
Δs<br />
F 2<br />
Federweg s<br />
Federarbeit (Formänderungsarbeit) Wf beim<br />
Spannen einer Schraubenzugfeder<br />
Federkraft F<br />
R ¼<br />
Federweg s<br />
R ¼ DF<br />
Ds<br />
¼ F1<br />
s1<br />
Wf ¼ F1 þ F2<br />
2<br />
¼ F2<br />
¼ ...<br />
s2<br />
Federrate 2)<br />
Ds Federarbeit<br />
Wf ¼ Rs1 þ Rs2<br />
ðs2<br />
2<br />
s1Þ<br />
Wf ¼ R<br />
2 ðs2 þ s1Þðs2 s1Þ<br />
R F s<br />
1) Versuch in A. <strong>Böge</strong>; J. Eichler: Physik: Grundlagen, Versuche, Aufgaben, Lösungen, ViewegþTeubner 2008<br />
2) Bezeichnung Federrate R nach DIN 2089, Nov. 92<br />
N<br />
mm<br />
N mm<br />
F 2
206<br />
Setzt man in Rechnungen die Federrate in N/mm<br />
und den Federweg s in mm ein, erhält man die<br />
Federarbeit Wf in Nmm. Wf ist die Arbeit, die an<br />
einer um s1 vorgespannten Feder verrichtet werden<br />
muss, um sie auf die Strecke s2 weiter zu verformen.<br />
4.5.4 Ûbungen mit der Größe Arbeit<br />
1. Ûbung: Ein Wagen von der Masse m ¼ 400 kg<br />
soll auf eine um h ¼ 2,4 m höher liegende Rampe<br />
gebracht werden:<br />
a) mit Hilfe eines Krans,<br />
b) durch Verschieben auf einer unter a ¼ 30<br />
geneigten Fahrbahn.<br />
Im Fall b) soll die Verschiebekraft F parallel zur<br />
schiefen Ebene wirken. Die Reibung soll unberücksichtigt<br />
bleiben (geringe Rollreibung).<br />
Für beide Fälle ist die aufzubringende Arbeit W zu<br />
bestimmen.<br />
Lösung:<br />
a) Bei Kranen und anderen Senkrechtfördergeräten<br />
spricht man von Hubarbeit Wh.<br />
Da hier die Seilkraft F gleich der konstanten<br />
Gewichtskraft FG ¼ mg zu überwinden ist, gilt<br />
Wh ¼ FGh ¼ mgh.<br />
Wichtig ist die Erkenntnis, dass für horizontale<br />
Bewegungen des Krans mit der Last keine Hubarbeit<br />
aufgebracht werden muss, weil keine<br />
Höhendifferenz zu überwinden ist (Dh ¼ 0).<br />
b) Man beginnt mit der Skizze des freigemachten<br />
Wagens (Lageskizze) und entwickelt daraus die<br />
Krafteckskizze. Schon hier erkennt man, dass die<br />
Verschiebekraft F gleich der Gewichtskraftkomponente<br />
FG sin a ist. Diese Komponente heißt auch<br />
Hangabtriebskomponente der Gewichtskraft FG.<br />
Zu Ûbungszwecken werden noch einmal die<br />
beiden Gleichgewichtsbedingungen angesetzt<br />
(Achsenkreuz um a zur Waagerechten gedreht).<br />
Wf ¼ R 2<br />
ðs2<br />
2<br />
Wf R s<br />
Nm<br />
1Nm¼1000 Nmm ¼ 1J<br />
N<br />
mm mm<br />
s1 2 Þ Federarbeit<br />
Gegeben: Masse m ¼ 400 kg<br />
Höhe h ¼ 2,4 m<br />
Winkel a ¼ 30<br />
Gesucht: Hubarbeit Wh<br />
Wh ¼ FG h ¼ mgh Hubarbeit<br />
Wh FG m h g<br />
J ¼ Nm N kg m m<br />
s2 4 Dynamik<br />
Wh ¼ mgh ¼ 400 kg 9,81 m<br />
2,4 m<br />
s2 Wh ¼ 9 417,6 Nm ¼ 9 417,6 J<br />
Lageskizze Krafteckskizze<br />
SFx ¼ 0 ¼ F FG sin a ) F ¼ FG sin a<br />
SFy ¼ 0 ¼ FN FG cos a
4.5 Arbeit, Leistung, Wirkungsgrad 207<br />
Mit F ¼ FG sin a hat man die in Wegrichtung<br />
fallende Verschiebekraft (Kraft- und Wegrichtung<br />
müssen zusammenfallen). Der Verschiebeweg s<br />
kann mit Hilfe der Sinusfunktion aus der Hubhöhe<br />
h bestimmt werden (s ¼ h=sin a).<br />
Da auch hier die Verschiebekraft konstant ist, gilt<br />
die einfache Beziehung: Arbeit ist gleich Kraft<br />
mal Weg.<br />
Die Rechnung führt zum gleichen Ergebnis wie im<br />
Fall des Krans ( sin a kürzt sich heraus).<br />
Das heißt:<br />
Es ist gleichgültig, auf welchem Weg eine Last<br />
auf eine höhere Ebene gebracht wird. Immer ist<br />
dazu die Hubarbeit Wh ¼ Gewichtskraft FG mal<br />
Hubhöhe h erforderlich. Horizontale Verschiebungen<br />
einer Last haben keinen Einfluss auf<br />
die Hubarbeit.<br />
2. Ûbung: In eine Vorrichtung sollen Schrauben-<br />
Druckfedern eingebaut werden, deren Federrate<br />
vorher zu R ¼ 80 N/mm ermittelt worden ist. Jede<br />
Feder soll nach dem Einbau unter einer Vorspannkraft<br />
F1 ¼ 400 N stehen. Sie wird dann um weitere<br />
12 mm zusammengedrückt.<br />
Nach dem skizzierten Federdiagramm sind zu<br />
bestimmen:<br />
a) der Vorspannweg s1 nach dem Einbau,<br />
b) die maximale Federkraft F2,<br />
c) die Federarbeit Wf beim Betriebshub.<br />
Lösung:<br />
a) Die Federrate R ist der Quotient aus Federkraft<br />
und Federweg, also bekommt man aus R ¼ F1/s1<br />
den Vorspannweg s1.<br />
b) Auf gleiche Weise findet man die maximale<br />
Federkraft F2. Es darf nur nicht der falsche<br />
Federweg einsetzt werden: Zur Federkraft F2<br />
gehört der Federweg s2.<br />
sin a ¼ h<br />
s<br />
s ¼ h<br />
sin a<br />
W ¼ Fs ¼ FG sin a h<br />
sin a<br />
W ¼ FG sin a h<br />
sin a ¼ FG h ¼ mgh<br />
W ¼ mgh ¼ 9417,6 J (wie vorher)<br />
Beachte: Beim Verschieben einer Last auf<br />
einer schiefen Ebene wird nichts an mechanischer<br />
Arbeit gespart. Zwar wird die Verschiebekraft<br />
umso kleiner, je kleiner der Neigungswinkel<br />
a der schiefen Ebene ist, umso<br />
größer wird dann jedoch der Verschiebeweg.<br />
Das Produkt aus beiden ist immer wieder<br />
gleich der Hubarbeit.<br />
Gegeben: Federrate R ¼ 80 N<br />
mm<br />
Vorspannkraft F1 ¼ 400 N<br />
Ds ¼ 12 mm<br />
Gesucht: Vorspannweg s1<br />
Federkraft F2<br />
Federarbeit Wf<br />
R ¼ F1<br />
¼<br />
s1<br />
F2<br />
¼ ...<br />
s2<br />
s1 ¼ F1 400 N<br />
¼<br />
R<br />
80 N<br />
¼ 5mm<br />
mm<br />
F2 ¼ Rs2 (nicht etwa ¼ R Ds)<br />
F2 ¼ 80 N<br />
17 mm ¼ 1360 N<br />
mm
208<br />
c) Die Federarbeit während des Hubes findet man<br />
mit den entsprechenden Größen als Trapezfläche<br />
unter der Federkennlinie. Wird die früher hergeleitete<br />
Gleichung mit der Federrate R benutzt, darf<br />
nicht ðs2 2<br />
s1 2 Þ¼ðDsÞ 2 gesetzt werden.<br />
Natürlich kann man auch eine Funktionsgleichung<br />
Wf ¼ f ðR, F1, DsÞ für die ursprünglich gegebenen<br />
Größen entwickeln.<br />
3. Ûbung: Ein Werkstück von der Masse<br />
m ¼ 10 kg soll auf horizontaler Bahn durch die<br />
Kraft F mit konstanter Geschwindigkeit v um den<br />
Weg sR ¼ 2 m verschoben werden. Die Kraft F<br />
greift unter dem Winkel a ¼ 30 zur Horizontalen<br />
an. Die Gleitreibungszahl zwischen Werkstück<br />
und Unterlage beträgt m ¼ 0,25.<br />
Gesucht wird eine Gleichung für die Reibungsarbeit<br />
WR und deren Betrag.<br />
Lösung: Zunächst wird festgelegt, was unter Reibungsarbeit<br />
zu verstehen ist:<br />
Reibungsarbeit WR ist das Produkt aus der konstanten<br />
Reibungskraft FR und dem Reibungsweg sR.<br />
Die erste Aufgabe besteht darin, eine Beziehung<br />
für die Normalkraft FN zu entwickeln. Man erhält<br />
sie aus den Gleichgewichtsbedingungen für das<br />
freigemachte Werkstück, indem sowohl SFx ¼ 0<br />
als auch SFy ¼ 0 nach F aufgelöst wird und dann<br />
die beiden Gleichungen gleichgesetzt werden:<br />
FN m=cos a ¼ðFN FGÞ=sin a :<br />
Beim Auflösen nach FN ergibt sich der Quotient<br />
sin a=cos a, der durch tan a ersetzt wird.<br />
Mit der Beziehung für die Normalkraft FN erhält<br />
man die gesuchte Funktionsgleichung<br />
WR ¼ f ðm, g, m, a, sRÞ.<br />
Die Reibungsarbeit WR ist die beim Verschieben<br />
des Werkstücks erforderliche Arbeit. Sie wandelt<br />
sich in Wärme um.<br />
Das Endergebnis schreibt man mit der Einheit<br />
Joule (J), weil dies die gesetzliche Einheit für die<br />
Arbeit ist (1 Nm ¼ 1 J).<br />
Wf ¼ F1 þ F2<br />
Ds ¼ 10 560 Nmm<br />
2<br />
oder:<br />
Wf ¼ R 2<br />
ðs2 s1<br />
2 2 Þ¼ 80 N<br />
ð289 25Þ mm2<br />
2 mm<br />
Wf ¼ 10,56 Nm ¼ 10,56 J<br />
Wf ¼ 2F1 þ R Ds<br />
2<br />
Wf ¼ f ðR, F1, DsÞ<br />
Federarbeit<br />
Gegeben: Masse m ¼ 10 kg<br />
Reibungszahl m ¼ 0,25<br />
Winkel a ¼ 30<br />
Weg sR ¼ 2m<br />
Gesucht: Reibungsarbeit<br />
WR ¼ f ðm, g, m, a, sRÞ<br />
WR ¼ FR sR<br />
WR ¼ FN msR<br />
Reibungsarbeit<br />
SFx ¼ 0 ¼ F cos a FN m<br />
SFy ¼ 0 ¼ FN FG F sin a<br />
m<br />
F ¼ FN<br />
cos a ¼ FN FG<br />
sin a<br />
FN ¼<br />
1<br />
FG<br />
m tan a ¼<br />
1<br />
mg<br />
m tan a<br />
WR ¼ FR sR ¼ FN msR ¼<br />
1<br />
mg<br />
m tan a msR<br />
WR ¼ f ðm, g, m, a, sRÞ<br />
10 kg 9,81<br />
WR ¼<br />
m<br />
s2 0,25 2m<br />
1 0,25 tan 30<br />
WR ¼ 57,32 Nm ¼ 57,32 J<br />
4 Dynamik
4.5 Arbeit, Leistung, Wirkungsgrad 209<br />
Diskussion der Gleichung für die Reibungsarbeit<br />
WR<br />
Bei der nummerischen Auswertung der Gleichung<br />
können sich positive oder negative Werte oder null<br />
ergeben. Das richtet sich nach dem Wert des Nenners<br />
1 m tan a. Die Reibungszahl m ist immer positiv<br />
mit technisch brauchbaren Werten m > 0<br />
< 0,5. Das gilt auch für Winkelwerte von a 0<br />
< 90 . Negative Werte für die Reibungsarbeit WR<br />
können sich bei großen m- und großen a-Werten ergeben<br />
(physikalisch unbrauchbar). Wird der Nenner<br />
null, dann ist die Reibungsarbeit WR unendlich<br />
groß. Das System ist selbsthemmend.<br />
4.5.5 Leistung P<br />
Ist die mechanische Arbeit W, die zur Ortsveränderung<br />
eines Körpers erforderlich ist bekannt, dann<br />
ist damit noch nichts über die Zeit ausgesagt, in der<br />
diese Arbeit verrichtet wird. Gerade das aber muss<br />
man in der Technik wissen, weil zeitlich geplant werden<br />
muss. Es wurde daher die in der Zeiteinheit (1 s)<br />
verrichtete Arbeit als besondere Größe festgelegt:<br />
Die Leistung P ist der Quotient aus der verrichteten<br />
Arbeit W und der dazu erforderlichen oder<br />
verwendeten Zeit t (Leistung gleich Arbeit<br />
durch Zeit).<br />
Die Leistung ist ein Skalar.<br />
Die gesetzliche und internationale Einheit der<br />
Leistung P ist das Watt W:<br />
1 Watt (Kurzzeichen W) ist gleich der Leistung,<br />
bei der während der Zeit 1 s die Arbeit 1 J umgesetzt<br />
wird.<br />
Mit der Gleichung P ¼ W/t berechnet man die<br />
mittlere Leistung während eines Zeitabschnittes t,<br />
denn es ist unbekannt, ob in der dritten Sekunde<br />
ebenso viel Arbeit verrichtet worden ist wie in der<br />
zwölften Sekunde.<br />
Das Endergebnis wird mit der Einheit Watt (W)<br />
geschrieben, weil dies die gesetzliche Einheit für<br />
die Leistung ist (1 Nm/s ¼ 1 W). Siehe auch Vorsatzzeichen<br />
(Vorsätze) am Ende des Buches.<br />
Bei 1 > m tan a ergeben sich positive Werte<br />
für die Reibungsarbeit (WR > 0). Das ist der<br />
übliche Fall.<br />
Bei 1 ¼ m tan a liegt Selbsthemmung vor<br />
(WR !1).<br />
Bei 1 < m tan a ergeben sich physikalisch<br />
unbrauchbare Werte für die Reibungsarbeit<br />
(WR < 0).<br />
Beispiel:<br />
Zum Heben einer Last ist eine Hubarbeit<br />
Wh ¼ 10000 J erforderlich.<br />
Zur Planung muss man wissen, ob diese<br />
Arbeit mit den vorhandenen Geräten in einer<br />
Stunde oder in einer Minute „geleistet“ werden<br />
kann.<br />
Arbeit W<br />
P ¼<br />
zugehörige Zeit t<br />
P ¼ W<br />
t<br />
J<br />
s<br />
Mittlere Leistung<br />
während der Zeit t<br />
1 J<br />
s<br />
Definitionsgleichung<br />
der Leistung<br />
P W t<br />
Nm<br />
¼ ¼ W J ¼ Nm s<br />
s<br />
Nm<br />
¼ 1 ¼ 1W<br />
s<br />
Die Einheit Watt wurde nach dem englischen<br />
Erfinder der ersten brauchbaren Dampfmaschine<br />
J. Watt (1736–1819) benannt.<br />
1W¼ 1 J Nm<br />
¼ 1<br />
s s ¼ 1m2kg s 3<br />
Beispiel:<br />
Ein Kran hebt einen Körper von der Masse<br />
m ¼ 600 kg auf h ¼ 5mHöhe. Der Vorgang<br />
dauert 100 s. Die Hubgeschwindigkeit v<br />
ändert sich dabei mehrfach.<br />
Ph ¼ Wh mgh<br />
¼<br />
t t ¼<br />
600 kg 9,81 m<br />
5m<br />
s2 100 s<br />
Ph ¼ 294,3 Nm J<br />
¼ 294,3 ¼ 294,3 W<br />
s s<br />
Ph ¼ 0,294 kW mittlere Leistung.
210<br />
Sind die Arbeitsbeträge je Sekunde verschieden<br />
groß, dann gilt das auch für die Leistungen. Das<br />
kann zwei Ursachen haben: Entweder ist die<br />
Kraft F, welche die Arbeit verrichtet, nicht konstant,<br />
oder es werden in gleichen Zeiten verschiedene<br />
Wege zurückgelegt, d. h. die Geschwindigkeit<br />
v ist nicht konstant. Es kann auch beides<br />
zugleich der Fall sein.<br />
Aus der Definitionsgleichung für die Leistung<br />
P ¼ W/t kann eine Gleichung für die Momentanleistung<br />
entwickelt werden, die unbeschränkt<br />
angewendet werden kann, also nicht nur bei konstanter<br />
Arbeit.<br />
Die Leistung P ist das Produkt aus der Verschiebekraft<br />
F und der Verschiebegeschwindigkeit<br />
v (Leistung gleich Kraft mal Geschwindigkeit).<br />
Man prägt sich die Definitionen der beiden technisch<br />
wichtigen Größen Arbeit W und Leistung P<br />
besser ein, wenn man sie untereinander stehend<br />
vor Augen hat. Man erkennt: W enthält nicht die<br />
Zeit t; P dagegen ist geschwindigkeits- und daher<br />
zeitabhängig.<br />
Entsprechend den speziellen Bezeichnungen für<br />
die mechanischen Arbeitsformen kennzeichnet<br />
man auch die Leistung.<br />
4.5.6 Wirkungsgrad h<br />
Kein technischer Vorgang läuft verlustfrei ab. Ein<br />
Teil der aufgebrachten Arbeit (oder Leistung) geht<br />
für den eigentlichen Zweck verloren. In technischen<br />
Maschinen und Vorrichtungen ist das vor allem die<br />
Reibungsarbeit (oder Reibungsleistung) infolge der<br />
unvermeidlichen Reibung zwischen den Maschinenteilen.<br />
Die Reibungsarbeit wird dabei in Wärme<br />
umgewandelt, spürbar in der Temperaturerhöhung<br />
des festen, flüssigen oder gasförmigen Körpers.<br />
Mit der Arbeitsdefinition W ¼ Fs und der<br />
Gleichung für die konstante Geschwindigkeit<br />
v ¼ s/t erhält man:<br />
P ¼ W Fs s<br />
¼ ¼ F ¼ Fv<br />
t t t<br />
Leistung P ¼ Kraft F Geschwindigkeit v<br />
Beachte: Wie bei der mechanischen Arbeit W<br />
Kraft- und Wegrichtung übereinstimmen<br />
müssen, so müssen auch bei der mechanischen<br />
Leistung die Wirklinien von Kraft F<br />
und Geschwindigkeit v zusammenfallen.<br />
P ¼ Fv<br />
Momentanleistung<br />
Arbeit W ¼ Kraft F Weg s<br />
Leistung P ¼ Kraft F Geschwindigkeit v<br />
W ¼ Fs<br />
P ¼ Fv<br />
W ¼ Nm J<br />
¼<br />
s s<br />
4 Dynamik<br />
P F v<br />
N m<br />
s<br />
W P F s v<br />
J W N m m<br />
s<br />
Beispiele:<br />
Hubarbeit Wh<br />
Hubleistung Ph ¼<br />
Zeit t<br />
Reibungsarbeit WR<br />
Reibungsleistung PR ¼<br />
Zeit t<br />
Beispiel:<br />
Die Reibung in den Lagern eines Getriebes<br />
erwärmt Welle und Lagerteile, ebenso wie<br />
die Reibung zwischen den Zahnflanken die<br />
Zahnräder erwärmt. Das Úl erwärmt sich und<br />
muss im Rücklauf gekühlt werden. Durch<br />
Konvektion und Strahlung geht ein Teil der<br />
Wärme an die umgebende Luft über.
4.5 Arbeit, Leistung, Wirkungsgrad 211<br />
Zur Beurteilung der Verluste in Maschinen, in einzelnen<br />
Maschinenteilen und Vorrichtungen hat<br />
man den Wirkungsgrad definiert:<br />
Der Wirkungsgrad h ist das Verhältnis der<br />
Nutzarbeit Wn (Nutzleistung Pn) zur aufgewendeten<br />
Arbeit Wa (aufgewendeten Leistung Pa).<br />
Es ist üblich, die aufgewendete Leistung Pa als<br />
Antriebsleistung zu bezeichnen und mit dem Index 1<br />
zu kennzeichnen (Pa ¼ Pan ¼ P1). Die Nutzleistung<br />
Pn wird als Abtriebsleistung mit P2 bezeichnet.<br />
Meistens setzt man nicht die Arbeiten, sondern<br />
die Leistungen ins Verhältnis.<br />
Am Beispiel eines einfachen Getriebes soll untersucht<br />
werden, wie sich der Gesamtwirkungsgrad<br />
hges einer Anlage aus den Einzelwirkungsgraden<br />
zusammensetzt.<br />
Die Antriebsleistung Pan ¼ P1 wird durch die Lagerverluste<br />
in den Lagern 1 und 2 vermindert auf<br />
h Lg1, 2 P1. Das ist zugleich die „neue“ Antriebsleistung,<br />
die in den Zahneingriff einfließt und dort<br />
verringert wird auf h Lg1, 2 h z P1. Dieser Leistungsbetrag<br />
wiederum wird in den Lagern 4 und 5<br />
auf h Lg1, 2 h z h Lg4, 5 P1 reduziert. Das ist die<br />
Abtriebsleistung Pab ¼ P2.<br />
Mit der Ausgangsgleichung h ¼ P2/P1 erhält man<br />
abschließend die Beziehung für den Gesamtwirkungsgrad.<br />
Der Gesamtwirkungsgrad hges einer Maschine,<br />
einer Anlage oder eines physikalischen Vorgangs<br />
ist das Produkt der Einzelwirkungsgrade.<br />
Der Wirkungsgrad wird nicht nur als Dezimalzahl<br />
angegeben, z. B. h ¼ 0,86, sondern auch als Prozentzahl,<br />
z. B. h ¼ 86%.<br />
Aufgaben Nr. 526–542<br />
Nutzarbeit Wn<br />
h ¼<br />
< 1<br />
aufgewendete Arbeit Wa<br />
h ¼ Wn<br />
¼<br />
Wa<br />
Pn<br />
¼<br />
Pa<br />
P2<br />
< 1<br />
P1<br />
Hinweis: Die Wirkungsgraddefinition gilt für<br />
alle technischen Vorgänge, also auch z. B. für<br />
wärmetechnische und chemische Vorgänge.<br />
Allein wegen der immer vorhandenen Reibungswiderstände<br />
kann der Wirkungsgrad<br />
niemals den Wert 1 erreichen.<br />
1, 2, 4, 5 Leistungsverluste durch Reibungsleistung<br />
in den Lagern<br />
(Lagerverluste)<br />
3 Leistungsverlust zwischen den<br />
Zähnen (Zahnverluste)<br />
hges ¼ Pab<br />
¼ hLg1, 2 hz hLg4, 5 ¼<br />
Pan<br />
P2<br />
P1<br />
h ges ¼ h 1 h 2 h 3 ... h n ¼ Pab<br />
Gesamtwirkungsgrad<br />
Beispiele für Wirkungsgrade:<br />
Gleitlager h ¼ 0,98 (98%)<br />
Verzahnung h ¼ 0,98 (98%)<br />
E-Motor h ¼ 0,9 (90%)<br />
Ottomotor h ¼ 0,25 (25%)<br />
Pan<br />
¼ P2<br />
< 1<br />
P1
212<br />
4.5.7 Ûbungen mit den Größen Arbeit, Leistung, Wirkungsgrad<br />
1. Ûbung: Beim Zerspanen auf einer Drehmaschine<br />
wird mit dem Schnittkraftmessgerät die<br />
Schnittkraft Fc ¼ 5000 N gemessen. Werkstückdrehzahl<br />
und -durchmesser ergeben eine Schnittgeschwindigkeit<br />
(Umfangsgeschwindigkeit) von<br />
vu ¼ 60 m/min.<br />
Der Gesamtwirkungsgrad hges der Drehmaschine<br />
vom Elektromotor bis zur Zerspanungsstelle z<br />
wird mit 78% angenommen.<br />
Es ist die Antriebsleistung Pmot für den Motor zu<br />
bestimmen.<br />
Lösung: Das Schnittkraftmessgerät zeigt nur geringe<br />
Schwankungen für den Betrag der Schnittkraft<br />
Fc an, es kann also Fc ¼ konstant angenommen<br />
werden. Ebenso ist vu ¼ konstant. Die<br />
Wirklinien von Kraft und Geschwindigkeit decken<br />
sich (Tangente), so dass die Schnittleistung aus<br />
Pc ¼ Fcvu berechnet werden kann.<br />
Aus der allgemeinen Beziehung h ¼ Pab/Pan erhält<br />
man die erforderliche Motorleistung Pmot. Sie<br />
muss natürlich größer sein als die Schnittleistung<br />
(Pmot > Pc).<br />
Bei allen Aufgaben dieser Art wird in Zukunft<br />
aber nicht schrittweise vorgegangen, sondern<br />
man geht von der Definitionsgleichung für den<br />
Wirkungsgrad aus und bestimmt daraus die gesuchte<br />
Größe.<br />
2. Ûbung: Ein Kran hebt eine Last von der<br />
Masse m ¼ 2 t mit einer Hubgeschwindigkeit<br />
v ¼ 0,25 m/s. Der Antriebsmotor entnimmt dabei<br />
dem Netz die Leistung Pnetz ¼ 7 kW, sein Wirkungsgrad<br />
beträgt hmot ¼ 0,9.<br />
Es ist der Wirkungsgrad hanlage der restlichen<br />
Maschinenteile vom Motorritzel bis zum Kranhaken<br />
zu bestimmen.<br />
Lösung: Hier geht man von der Gleichung für den<br />
Gesamtwirkungsgrad h ges ¼ h moth anlage aus. Für<br />
Pab und Pan werden dann die speziellen Größen<br />
mit den allgemeinen Bezeichnungen eingesetzt<br />
und nach der gesuchten Größe aufgelöst, hier also<br />
nach hanlage.<br />
Gegeben:<br />
Schnittkraft Fc ¼ 5000 N<br />
Schnittgeschwindigkeit vu ¼ 60 m<br />
min<br />
Gesamtwirkungsgrad hges ¼ 0,78<br />
Gesucht: Antriebsleistung Pmot<br />
Die Schnittleistung Pc beträgt:<br />
Pc ¼ Fcvu ¼ 5000 N 1 m<br />
s<br />
Pc ¼ 5 000 Nm J<br />
¼ 5000 ¼ 5000 W<br />
s s<br />
Pc ¼ 5kW<br />
Pab<br />
hges ¼<br />
Pan<br />
Pc<br />
Pmot<br />
Pmot ¼ Pc<br />
h ges<br />
¼ 5kW<br />
¼ 6,41 kW<br />
0,78<br />
hges ¼ Pab<br />
¼<br />
Pan<br />
Pc<br />
¼<br />
Pmot<br />
Fc vu<br />
Pmot<br />
Pmot ¼ Fc vu<br />
¼<br />
hges Gegeben: m ¼ 2t<br />
v ¼ 0,25 m<br />
s<br />
Pnetz ¼ 7kW<br />
hmot ¼ 0,9<br />
Gesucht: hanlage<br />
5000 N 1 m<br />
s ¼ 6,41 kW<br />
0,78<br />
hges ¼ Pab<br />
¼<br />
Pan<br />
Ph<br />
¼ hmothanlage Pnetz<br />
h anlage ¼ mgv<br />
Pnetzh mot<br />
h anlage ¼<br />
Ph ¼ mgv<br />
(Hubleistung)<br />
2000 kg 9,81 m<br />
s2 m<br />
0,25<br />
s<br />
7000 Nm<br />
s<br />
0,9<br />
4 Dynamik<br />
¼ 0,779
4.6 Arbeit, Leistung, Wirkungsgrad bei der Drehbewegung 213<br />
4.6 Arbeit, Leistung, Wirkungsgrad bei der Drehbewegung<br />
(Kreisbewegung)<br />
4.6.1 Gegenüberstellung der allgemeinen Größen mit den entsprechenden<br />
Kreisgrößen<br />
Ebenso wie im Abschnitt 4.3.1 (Seite 182) werden hier die Kreisgrößen den allgemeinen<br />
Größen gegenüber gestellt (Analogieverfahren). Dabei erkennt man die Gleichartigkeit einander<br />
entsprechender Größen und Gleichungen und kommt zu besserem Verständnis. Wer die<br />
Definitionen der allgemeinen Größen kennt, hat dann auch sofort die Definitionen der entsprechenden<br />
Kreisgrößen zur Hand, und er wird beim Lösen von Aufgaben sicherer sein. Vor allem<br />
ist die Erkenntnis wichtig, dass der Kraft F (Verschiebekraft) im allgemeinen Fall das Drehmoment<br />
M bei der Kreisbewegung entspricht (F ¼b M).<br />
Allgemeine Größe mit Definitionsgleichung Einheit Kreisgröße mit Definitionsgleichung Einheit<br />
Zeit t s Zeit t s<br />
Verschiebeweg s m Drehwinkel j rad<br />
Verschiebegeschwindigkeit<br />
(v ¼ konstant)<br />
v ¼ s<br />
t<br />
m<br />
s<br />
Winkelgeschwindigkeit<br />
(w ¼ konstant)<br />
w ¼ j<br />
t<br />
Verschiebekraft F N Drehmoment M ¼ FT r Nm<br />
Arbeit W ¼ Fs Nm ¼ J Dreharbeit Wrot ¼ Mj ¼ FT r j Nm ¼ J<br />
Leistung P ¼ W<br />
t<br />
¼ Fv<br />
Nm<br />
s ¼ W Drehleistung Prot ¼ Wrot<br />
¼ Mw<br />
t<br />
F; s-Diagramm je nach Aufgabenstellung: M; j-Diagramm je nach Aufgabenstellung:<br />
F 1<br />
F<br />
A=W=<br />
F-Linie<br />
F 1 + F2<br />
s<br />
2<br />
F 2<br />
0 s<br />
s<br />
Beachte: Die Fläche A unter der F-Linie<br />
entspricht der Arbeit W<br />
M 1<br />
M<br />
A=W =<br />
rot<br />
M-Linie<br />
M 1 + M2<br />
f<br />
2<br />
M 2<br />
rad<br />
s<br />
0 f f<br />
Beachte: Die Fläche A unter der M-Linie<br />
entspricht der Dreharbeit Wrot<br />
Nm<br />
¼ W<br />
s
214<br />
4.6.2 Dreharbeit Wrot (Rotationsarbeit)<br />
An einer Kurbel oder Kurbelwelle wirkt die konstante<br />
Kraft FT in tangentialer Richtung. Man<br />
spricht daher auch von Tangentialkraft oder Umfangskraft.<br />
FT dreht hier die Kurbel rechts herum<br />
und verrichtet über dem Drehweg s die Dreharbeit<br />
Wrot ¼ FT s.<br />
Mit der Anzahl der Umdrehungen z kann man für<br />
den Drehweg s ¼ 2prz schreiben und hat damit<br />
schon eine auf Kreisgröße bezogene Gleichung für<br />
die Dreharbeit Wrot.<br />
Das Produkt aus Tangentialkraft FT und Wirkabstand<br />
r (Radius) ist das Drehmoment M. Das<br />
Produkt 2pz ist schon aus der Drehbewegung<br />
bekannt als Drehwinkel j ¼ 2pz. Damit erhält<br />
man die der allgemeinen Definition W ¼ Fs entsprechende<br />
Definitionsgleichung für die Dreharbeit<br />
Wrot.<br />
Zeichnerisch stellt sich die Dreharbeit Wrot im<br />
M; j-Diagramm als Fläche unter der M-Linie dar.<br />
Man erkennt hier wieder die Entsprechung zur<br />
Fläche unter der F-Linie im F; s-Diagramm (siehe<br />
4.5.2, Seite 204):<br />
In jedem M; j-Diagramm entspricht die Fläche<br />
A unter der M-Linie der Rotationsarbeit Wrot<br />
des Drehmoments M.<br />
Ist das Drehmoment M nicht konstant, sondern<br />
steigt es linear an, dann gelten die gleichen Diagramme<br />
und Gleichungen wie auf der Seite 205,<br />
wenn darin für die Federkraft F das Drehmoment<br />
M und für den Federweg s der Drehwinkel j einsetzt<br />
wird.<br />
An die Stelle der in 4.5.3 (Seite 205) behandelten<br />
Schraubenzugfeder tritt die Torsionsstabfeder.<br />
Wrot ¼ FT s<br />
Wrot ¼ FT 2prz<br />
FTr ¼ Drehmoment M (Kraftmoment)<br />
2pz ¼ Drehwinkel j<br />
Wrot ¼ FT s ¼ Mj Rotationsarbeit<br />
Wrot M j<br />
Nm ¼ J Nm rad¼1 Wrot FT s, r z<br />
Nm ¼ J N m 1<br />
Arbeitsdiagramm für die Drehbewegung<br />
Beispiel: Das Drehmoment in der Torsionsstabfeder<br />
eines Autos steigt linear von<br />
120 Nm auf 250 Nm an. Dabei wird die<br />
Feder um 30 verdreht.<br />
Die Federarbeit beträgt dann nach Seite 205:<br />
Wf ¼ M1 þ M2 ð120 þ 250Þ Nm<br />
j ¼<br />
2<br />
2<br />
Wf ¼ 96,9 J<br />
4 Dynamik<br />
30 p<br />
180
4.6 Arbeit, Leistung, Wirkungsgrad bei der Drehbewegung 215<br />
4.6.3 Drehleistung Prot (Rotationsleistung)<br />
Wie bei der Herleitung der Gleichung für die<br />
Dreharbeit geht man auch hier von der Tangentialkraft<br />
FT aus. In jedem Augenblick sind die Tangentialkraft<br />
FT und die Umfangsgeschwindigkeit<br />
vu gleichgerichtet. Dann gilt die allgemeine Beziehung:<br />
Leistung ist Kraft mal Geschwindigkeit.<br />
Mit den speziellen Bezeichnungen gilt demnach<br />
P ¼ FT vu.<br />
Nach Abschnitt 4.2.7 (Seite 179) kann für die Umfangsgeschwindigkeit<br />
vu das Produkt aus Winkelgeschwindigkeit<br />
w und Radius r eingesetzt werden.<br />
Das Produkt aus Tangentialkraft FT und Radius r<br />
ist wieder das Drehmoment M. Damit erhält man<br />
die der allgemeinen Definition P ¼ Fv entsprechende<br />
Definitionsgleichung für die Drehleistung<br />
Prot (F ¼b M und v ¼b w, siehe 4.6.1,<br />
Seite 213).<br />
Mit den kohärenten Einheiten Newton N, Meter m<br />
und Sekunde s erhält man als kohärente Einheit<br />
für die Leistung P das Watt W.<br />
4.6.4 Zahlenwertgleichung für die Drehleistung Prot<br />
Auf den Leistungsschildern der Motoren ist nicht<br />
die Winkelgeschwindigkeit w, sondern die Drehzahl<br />
n angegeben (in U=min ¼ min 1 ). Soll diese<br />
Drehzahl unmittelbar in die Leistungsgleichung<br />
eingesetzt werden, muss sie durch 60 dividiert<br />
werden. Die Leistung ergibt sich dann in der<br />
Einheit Watt. Um Kilowatt kW zu bekommen,<br />
muss noch durch 1000 dividiert werden<br />
(1 kW ¼ 1000 W).<br />
Fasst man den Quotienten von<br />
2p=ð60 1 000Þ ¼1=9550 zusammen, ergibt das<br />
die in der Technik übliche Zahlenwertgleichung<br />
für die Drehleistung Prot. Wie jede Zahlenwertgleichung<br />
gilt sie nur für die eingetragenen Einheiten.<br />
Auf den Leistungsschildern steht neben der Motordrehzahl<br />
n auch die zur Verfügung stehende Leistung<br />
P. Aus beiden Angaben kann mit der nach M<br />
aufgelösten Gleichung das verfügbare Drehmoment<br />
in Nm berechnet werden (siehe auch Festigkeitslehre,<br />
Torsionsbeanspruchung).<br />
Prot ¼ FT vu<br />
vu ¼ r w ¼ r 2pn<br />
Prot ¼ FT r w ¼ FT 2prn<br />
FTr ¼ Drehmoment M<br />
Prot ¼ Mw ¼ M 2pn Drehleistung<br />
Nm<br />
s<br />
2p<br />
1<br />
Prot ¼ Mn ¼ Mn<br />
60 1000 60 000<br />
2p<br />
1<br />
Prot ¼ Mn<br />
9550<br />
Prot ¼ Mn<br />
9550<br />
Zahlenwertgleichung<br />
M ¼ 9550 Prot<br />
n<br />
Zahlenwertgleichung<br />
Prot FT vu<br />
Nm<br />
¼ W N<br />
s<br />
Prot M w n<br />
rad 1<br />
¼ W Nm ¼<br />
s s<br />
1 1<br />
¼ s<br />
s<br />
m<br />
s<br />
Prot M n<br />
kW Nm min 1<br />
M Prot n<br />
Nm kW min 1
216<br />
4.6.5 Wirkungsgrad, Drehmoment und Ûbersetzung<br />
Eine wichtige Beziehung zwischen Wirkungsgrad<br />
h, Drehmoment M und Ûbersetzung i erhält man,<br />
wenn von der Definitionsgleichung für den Wirkungsgrad<br />
ausgegangen wird und man für die<br />
Leistung P ¼ Mw oder P ¼ M 2pn einsetzt. Es<br />
kann damit beispielsweise der Wirkungsgrad eines<br />
Getriebes berechnet werden, wenn man vorher<br />
An- und Abtriebsmoment gemessen und die Ûbersetzung<br />
an Hand der Baugrößen (z. B. Zähnezahl)<br />
bestimmt hat.<br />
h ¼ Pab<br />
¼<br />
Pan<br />
P2<br />
¼<br />
P1<br />
M2w2<br />
¼<br />
M1w1<br />
M2 2pn2<br />
M1 2pn1<br />
w2<br />
w1<br />
¼ n2<br />
n1<br />
h ¼ M2<br />
M1<br />
¼ 1<br />
(siehe 4.2.9, Seite 181)<br />
i<br />
1<br />
i<br />
M2 ¼ M1ih<br />
M2 Abtriebsmoment, M1 Antriebsmoment<br />
4.6.6 Ûbungen zu Arbeit, Leistung, Wirkungsgrad und Ûbersetzung<br />
bei Drehbewegung<br />
1. Ein Werkstück von m ¼ 100 kg Masse soll<br />
10 m hoch gehoben werden. Es steht eine Winde<br />
mit dem Kurbelradius r ¼ 400 mm zur Verfügung.<br />
Die Handkraft (Tangentialkraft) an der Kubel soll<br />
60 N betragen. Es soll die Anzahl z der Kurbelumdrehungen<br />
bestimmt werden, wenn von Verlusten<br />
abgesehen wird.<br />
2. Der Flanschmotor eines Getriebes gibt bei<br />
n ¼ 2 880 min 1 eine Leistung von 18 kW ab.<br />
Das Getriebe hat eine Ûbersetzung von i ¼ 420<br />
und einen geschätzten Wirkungsgrad von h ¼ 0,7.<br />
Welches Drehmoment steht an der Abtriebswelle<br />
des Getriebes zur Verfügung?<br />
3. Ein E-Motor gibt am Wellenstumpf ein Drehmoment<br />
von 16 Nm ab bei einer Drehzahl von<br />
2800 min 1 . Das Wattmeter zeigt hierbei eine<br />
elektrische Leistungsaufnahme von 5,6 kW an.<br />
Wie groß ist der Wirkungsgrad des Motors?<br />
Hier wird schrittweise gelöst, um Größengleichungen<br />
und Zahlenwertgleichungen nicht miteinander<br />
zu vermischen.<br />
Aufgaben Nr. 543–560<br />
Wh ¼ mgh<br />
Wrot ¼ FT 2prz ¼ Wh<br />
FT 2prz ¼ mgh<br />
z ¼ mgh<br />
FT 2pr ¼<br />
erforderliche Hubarbeit<br />
(Hubarbeit ¼<br />
Dreharbeit)<br />
100 kg 9,81 m<br />
10 m<br />
s2 ¼ 65,05 U<br />
60 N 2p 0,4 m<br />
M1 ¼ 9550 P1 18<br />
¼ 9550 Nm ¼ 59,69 Nm<br />
n1 2 880<br />
M2 ¼ M1ih ¼ 59,69 Nm 420 0,7<br />
M2 ¼ 17549 Nm<br />
Hinweis: Ohne Berücksichtigung des<br />
Wirkungsgrades hätte sich ergeben:<br />
M2 ¼ M1i ¼ 59,69 Nm 420 ¼ 25 070 Nm<br />
Pmot ¼ Pab ¼ Prot ¼ Mn<br />
9550<br />
Pab ¼ 4,69 kW ¼ Pmot<br />
hmot ¼ Pab<br />
¼<br />
Pan<br />
Pmot<br />
¼<br />
Pnetz<br />
4 Dynamik<br />
16 2800<br />
¼ kW<br />
9550<br />
4,69 kW<br />
¼ 0,838<br />
5,6 kW
4.6 Arbeit, Leistung, Wirkungsgrad bei der Drehbewegung 217<br />
Lehrbeispiel: Wirkungsgrad<br />
Aufgabenstellung:<br />
Welche Last kann mit der skizzierten Handwinde<br />
gehoben werden?<br />
Gegebene Größen:<br />
Handkraft Fh ¼ 150 N<br />
Handkurbelradius rk ¼ 350 mm<br />
Gesamtwirkungsgrad h ¼ 0,6<br />
Trommeldurchmesser dt ¼ 180 mm<br />
Trommelraddurchmesser d2 ¼ 490 mm<br />
Ritzeldurchmesser d1 ¼ 70 mm<br />
Lösung:<br />
Die Handkraft Fh soll in jeder Kurbelstellung tangential (im rechten Winkel zum Radius) angreifen. Der<br />
Seildurchmesser kann vernachlässigt werden.<br />
Getriebe sollen meist das Drehmoment von Welle zu Welle ändern. Ûbersetzungen ins „Langsame“ vergrößern<br />
das Abtriebsmoment, Ûbersetzungen ins „Schnelle“ verkleinern es.<br />
Antriebsdrehzahl nan<br />
Ûbersetzung i ¼ oder<br />
Abtriebsdrehzahl nab<br />
i ¼ nk<br />
¼<br />
nt<br />
d2<br />
d1<br />
i ¼<br />
Beachte: Die Baugrößen (d1, d2 ) verhalten sich umgekehrt wie die<br />
Drehzahlen (nk Drehzahl der Kurbelwelle, nt Drehzahl der Trommelwelle).<br />
490 mm<br />
¼ 7 (Ûbersetzung ins „Langsame“, weil i > 1 ist)<br />
70 mm<br />
Für Ûbersetzung i und Drehmoment M gilt:<br />
i ¼ M2 Mt<br />
¼<br />
M1h Mk h<br />
Mt ¼ Mk ih ¼ Fhrk ih<br />
Mt ¼ 150 N 0,35 m 7 0,6<br />
Mt ¼ 220,5 Nm<br />
Das Drehmoment Mt der Trommelwelle T ist:<br />
Mt ¼ FG<br />
dt<br />
2 daraus FG ¼ 2Mt<br />
dt<br />
Mt Trommeldrehmoment<br />
Mk Kurbeldrehmoment<br />
fürFG ¼ mg eingesetzt und nach der Masse m aufgelöst:<br />
m ¼ 2Mt<br />
dt g<br />
kg m2<br />
2 220,5<br />
m ¼<br />
s2 0,18 m 9,81 m<br />
s2 ¼ 250 kg Last<br />
F h<br />
F G<br />
d 2<br />
d 1<br />
Trommel<br />
Trommelwelle T<br />
Kurbelwelle K
218<br />
4.7 Energie<br />
4.7.1 Energie, Begriffsbestimmung und Einheit<br />
Unter bestimmten Bedingungen sind feste Körper,<br />
Flüssigkeiten und Gase in der Lage, von sich aus<br />
Arbeit zu verrichten. Das ist immer dann der Fall,<br />
wenn an ihnen selbst vorher eine Arbeit aufgebracht<br />
wurde. Die im Körper „gespeicherte“ Arbeit<br />
kann dann „abgerufen“ werden:<br />
Die im Körper gespeicherte Arbeitsfähigkeit<br />
heißt Energie E des Körpers.<br />
Kurz: Energie gleich Arbeitsfähigkeit.<br />
Die Energie ist wie die Arbeit ein Skalar,<br />
mehrere Energiebeträge dürfen also algebraisch<br />
addiert werden.<br />
Nach dem Ursprung des Arbeitsvermögens der<br />
Körper unterscheidet man drei mechanische Energiearten:<br />
die potenzielle Energie (Höhenenergie),<br />
die kinetische Energie (Bewegungsenergie) und<br />
die Spannungsenergie (Verformungsenergie) elastischer<br />
Körper.<br />
Darüber hinaus gibt es noch andere Energiearten,<br />
z. B. Wärmeenergie, chemische Energie (in allen<br />
Brennstoffen), Atomenergie, Druckenergie, elektrische<br />
Energie, Strahlungsenergie (z. B. von der<br />
Sonne).<br />
Die verschiedenen Energiearten können ineinander<br />
überführt werden. Man spricht dann von Energieumwandlung,<br />
meint aber damit nicht nur die<br />
Umwandlung von einer Energieart in eine andere,<br />
sondern auch die Umwandlung von Energie in<br />
mechanische Arbeit und umgekehrt.<br />
Bei jeder technischen Energieumwandlung treten<br />
„Verluste“ auf. Das heißt nicht, dass Energie „verschwindet“,<br />
man meint damit nur, dass ein Teil der<br />
Anfangsenergie für den beabsichtigten technischen<br />
Zweck verloren geht.<br />
4 Dynamik<br />
Beispiele:<br />
Der herabfallende Bär eines Fallhammers<br />
verformt das Schmiedestück, verrichtet also<br />
Verformungsarbeit (Formänderungsarbeit).<br />
Ein fahrendes Auto prallt auf ein Hindernis.<br />
Es verrichtet Formänderungsarbeit.<br />
Eine vorher gespannte Schraubenfeder hebt<br />
ein Werkstück. Sie verrichtet Hubarbeit.<br />
Beispiele:<br />
Der Bär des Fallhammers hatte in seiner<br />
oberen Ruhelage potenzielle Energie<br />
(Höhenenergie, Energie der Lage).<br />
Das fahrende Auto besaß vor dem Aufprall<br />
kinetische Energie (Bewegungsenergie).<br />
Gespannte Federn aller Art besitzen Spannungsenergie<br />
(Verformungsenergie).<br />
Beispiele:<br />
Die chemische Energie im Brennstoff wird in<br />
Wärme umgewandelt, ebenso die Strahlungsenergie<br />
der Sonne.<br />
Jede Reibung erzeugt Wärme: Reibungsarbeit<br />
wird in Wärme umgewandelt (Temperaturerhöhung<br />
der Maschinenteile).<br />
Bei technischen Vorgängen ist der Arbeitsaufwand<br />
immer größer als der Nutzen. Diese<br />
Tatsache führte zur Festlegung des Begriffes<br />
Wirkungsgrad (siehe 4.5.6, Seite 210).
4.7 Energie 219<br />
Bei der Energieumwandlung in Maschinen treten<br />
Energieverluste hauptsächlich dadurch auf, dass<br />
sich ein Teil der Energie über die Reibungsarbeit<br />
in Wärmeenergie umwandelt.<br />
Dass Energie nicht verloren geht, sondern nur von<br />
der einen in die andere Form übergeht, ist schon<br />
seit über hundert Jahren bekannt und konnte bis<br />
heute nur bestätigt werden. Es gilt der Satz von der<br />
Erhaltung der Energie (Energieerhaltungssatz):<br />
Die Summe aller im Universum vorhandenen<br />
Energien bleibt erhalten (konstant); Energie<br />
kann weder aus Nichts gewonnen werden noch<br />
geht sie verloren. Energie kann nur umgewandelt<br />
werden.<br />
Da Energie die Fähigkeit der Körper ist, Arbeit zu<br />
verrichten, müssen Energie- und Arbeitseinheit<br />
gleich sein.<br />
4.7.2 Potenzielle Energie Epot und Hubarbeit Wh<br />
Wird ein Körper von der Masse m um die Höhe h<br />
gegenüber einer Bezugsebene gehoben, dann ist<br />
dazu die Hubarbeit Wh ¼ FG h ¼ mgh erforderlich<br />
(siehe Seite 206).<br />
Das ist genau die Energie oder Arbeitsfähigkeit,<br />
mit der er nun an einem anderen Körper Arbeit<br />
verrichten kann. Er kann z. B. über Seil und Rolle<br />
einen anderen Körper heben.<br />
Besitzt der Körper schon die potenzielle Energie<br />
Epot1 ¼ mgh1 gegenüber der um h1 tiefer liegenden<br />
Bezugsebene, dann ist zum weiteren Heben auf<br />
die Höhe h2 die Hubarbeit Wh ¼ mgðh2 h1Þ<br />
erforderlich. Das ist zugleich die Ønderung der<br />
potenziellen Energie des Körpers:<br />
Wh ¼ DEpot ¼ Epot2 Epot1.<br />
Hinweis: Die bei der Umwandlung von Reibungsarbeit<br />
in Wärme auftretende Temperaturerhöhung<br />
der Teile ist technisch nicht<br />
mehr nutzbar.<br />
Mayer und Helmholtz haben diesen wichtigen<br />
Erfahrungssatz um 1840 unabhängig<br />
voneinander gefunden. Alle Versuche haben<br />
ihn bis heute bestätigt.<br />
Der Energieerhaltungssatz muss auch für<br />
technische Vorgänge gelten, wenn man sie<br />
sich „abgeschlossen“ vorstellt: Man spricht<br />
dann von einem abgeschlossenen System und<br />
meint damit ein von äußeren Kräften freies<br />
System.<br />
Die Einheit der Energie und der Arbeit ist<br />
das Joule (J), siehe 4.5.1, Seite 203.<br />
1J¼ 1Nm¼ 1Ws¼ 1<br />
kg m2<br />
s 2<br />
¼ 1m2 kg s 2<br />
potenzielle Energie Epot ¼ Hubarbeit Wh<br />
Epot ¼ FG h ¼ mgh<br />
Epot, Wh FG m g h<br />
J ¼ Nm N kg m<br />
s2 m<br />
Wh ¼ mgðh2 h1Þ ¼DEpot<br />
Ønderung der potenziellen Energie<br />
potenzielle Energie<br />
(Höhenenergie)
220<br />
4.7.3 Kinetische Energie Ekin und Beschleunigungsarbeit Wa<br />
Wird ein Körper, z. B. ein Auto, aus dem Stillstand<br />
auf die Geschwindigkeit v gebracht, dann ist dazu<br />
nach dem dynamischen Grundgesetz die resultierende<br />
Kraft Fres ¼ ma erforderlich. Fres wirkt<br />
dabei in Bewegungsrichtung auf dem Weg s, verrichtet<br />
also am Körper eine Arbeit, die Beschleunigungsarbeit<br />
Wa ¼ Fres s genannt wird.<br />
Das ist genau die Energie oder Arbeitsfähigkeit,<br />
mit der der Körper nun an einem anderen Körper<br />
Arbeit verrichten kann. Da nur solche Körper diese<br />
Energieart besitzen, die sich mit der Geschwindigkeit<br />
v bewegen, spricht man von Bewegungsenergie<br />
oder kinetischer Energie Ekin.<br />
Besitzt ein Körper schon die Geschwindigkeit v1<br />
und wird durch Fres auf dem Wegabschnitt s auf<br />
die Geschwindigkeit v2 beschleunigt, dann wird<br />
für s nicht v Dt=2 (wie oben) eingesetzt, sondern<br />
ðv2 2<br />
v1 2 Þ=2a (Tabelle 4.1, Seite 154). Damit erhält<br />
man eine Gleichung für die Beschleunigungsarbeit<br />
Wa in der allgemeinen Form. Wa gibt dann<br />
zugleich die Ønderung der kinetischen Energie des<br />
Körpers an:<br />
Wa ¼ DEkin ¼ Ekin2 Ekin1.<br />
Fres ¼ ma ¼ m Dv<br />
; Dv ¼ v gesetzt<br />
Dt<br />
Fres s ¼ m v<br />
Dt s<br />
Fres s ¼ m v<br />
Dt<br />
v Dt<br />
2<br />
Fres s ¼ m<br />
2 v2 ¼ Wa<br />
Δv =v<br />
kinetische<br />
¼<br />
Energie Ekin<br />
Beschleunigungsarbeit<br />
Wa<br />
Fres s ¼ mas ¼ Wa<br />
s ¼ v2 2 v1 2<br />
2a<br />
Wa ¼ ma v2 2 v1 2<br />
2a<br />
Wa ¼ m 2<br />
ðv2<br />
2<br />
4.7.4 Spannungsenergie Es und Formänderungsarbeit Wf<br />
F<br />
Wird eine vorher unverformte Feder gespannt,<br />
dann ist dazu die Formänderungsarbeit oder Federarbeit<br />
Wf erforderlich (siehe 4.5.3, Seite 205). Aus<br />
dem Federdiagramm (F; s-Diagramm) liest man<br />
dafür Wf ¼ Fs=2 ¼ Rs 2 =2 ab, mit R als Federrate.<br />
Das ist genau die Energie oder Arbeitsfähigkeit,<br />
mit der die gespannte Feder nun an einem anderen<br />
Körper Arbeit verrichten kann. Diese Energie wird<br />
Spannungsenergie Es genannt.<br />
Besitzt die Feder schon die Spannungsenergie Es1,<br />
weil sie mit F1 vorgespannt worden ist, dann ist<br />
zum weiteren Spannen die Federarbeit<br />
Wf ¼ðF1 þ F2Þ s=2 ¼ Rðs2 2<br />
s1 2 Þ=2 erforderlich.<br />
Das ist zugleich die Ønderung der Spannungsenergie<br />
in der Feder: Wf ¼ DEs ¼ Es2 Es1.<br />
v1<br />
v<br />
v<br />
s=<br />
vΔt 2<br />
0 Δt t<br />
Ekin ¼ m<br />
2 v2<br />
Ekin, Wa<br />
J ¼ Nm<br />
m<br />
kg<br />
v<br />
kinetische Energie (Bewegungsenergie)<br />
m<br />
s<br />
v 2 – v2<br />
2 1<br />
s=<br />
2a<br />
0 Δt<br />
v1 2 Þ¼DEkin<br />
Ønderung der kinetischen Energie<br />
F<br />
A=E s =<br />
Fs R<br />
= s<br />
2 2<br />
2<br />
0 s s<br />
Spannungsenergie Es ¼ Federarbeit Wf<br />
Es ¼ Fs R 2<br />
¼ s<br />
2 2<br />
Spannungsenergie<br />
Wf ¼ F1 þ F2<br />
2<br />
s ¼ R 2<br />
ðs2<br />
2<br />
Ønderung der Spannungsenergie<br />
4 Dynamik<br />
v2<br />
Wf, Es F s R<br />
J ¼ Nm N m N<br />
m<br />
s1 2 Þ¼DEs<br />
t
4.7 Energie 221<br />
4.7.5 Energieerhaltungssatz für technische Vorgänge<br />
Ein Körper der Masse m, zunächst durch die Sperre<br />
S in Ruhe gehalten, wird nach seiner Freigabe<br />
durch eine Zugfeder die schiefe Ebene abwärts<br />
gezogen. Er durchläuft den Weg s vom Anfangspunkt<br />
(A) des Vorganges bis zum Endpunkt (E),<br />
wo die Feder gerade entspannt ist, also noch nicht<br />
zusammengedrückt wird.<br />
In (A) besitzt der Körper die Anfangsenergie<br />
EA ¼ Epot ¼ mgh gegenüber der um h tiefer liegenden<br />
Bezugsebene BE.<br />
Am Ende des Vorganges ist Epot ¼ 0 geworden;<br />
dafür besitzt der Körper die Endenergie<br />
EE ¼ Ekin ¼ mv 2 =2.<br />
Nach dem Energieerhaltungssatz müssten die beiden<br />
Energiebeträge gleich groß sein (EE ¼ EA).<br />
Das kann hier nicht sein, weil der Körper auf dem<br />
Weg s sowohl Arbeit aufgenommen als auch abgegeben<br />
hat:<br />
Aufgenommen hat der Körper die zugeführte<br />
Federarbeit Wzu ¼ Wf ¼ Rs 2 =2.<br />
Abgegeben hat der Körper die abgeführte<br />
Reibungsarbeit Wab ¼ WR ¼ FRs.<br />
Die Energieumwandlung durch Zu- und Abfuhr<br />
mechanischer Arbeit kann man in das Schema der<br />
Energiebilanz eintragen und danach den Energieerhaltungssatz<br />
für technische Vorgänge aufstellen,<br />
so wie er künftig beim Lösen von Aufgaben angewandt<br />
wird:<br />
Beachte: Es wäre ein Fehler zu meinen,<br />
die Arbeit der Abtriebskomponente der<br />
Gewichtskraft FG sin a mit aufnehmen zu<br />
müssen:<br />
Der Arbeitsbetrag FG sin as ist die beim<br />
Heben um die Höhe h vorher aufgenommene<br />
potenzielle Energie Epot ¼ mgh (siehe 4.5.4,<br />
Seite 206, 1. Ûbung).<br />
Schema der Energiebilanz<br />
Energieerhaltungssatz<br />
Die Energie EE am Ende eines Vorgangs ist gleich der Energie EA am Anfang des Vorgangs,<br />
vermehrt um die während des Vorgangs zugeführte Arbeit Wzu und vermindert um die<br />
während des Vorgangs abgeführte Arbeit Wab.<br />
EE ¼ EA þ Wzu Wab<br />
Energie am<br />
Ende des<br />
Vorgangs<br />
¼<br />
Energie am<br />
Anfang des<br />
Vorgangs<br />
þ zugeführte<br />
Arbeit<br />
abgeführte<br />
Arbeit
222<br />
4.7.6 Ûbungen zum Energieerhaltungssatz<br />
1. Ûbung: Ein Waggon von der Masse<br />
m ¼ 40000 kg rollt aus der Geschwindigkeit<br />
v ¼ 1,8 m/s auf horizontaler Bahn aus. Dabei<br />
wirkt ein Fahrwiderstand Fw ¼ 280 N.<br />
Wie lang ist der Ausrollweg s?<br />
Lösung: Am Ende des Vorgangs ruht der Körper<br />
auf der Bezugsebene, das heißt, seine Endenergie<br />
ist null (EE ¼ 0).<br />
Am Anfang des Vorgangs besitzt er die kinetische<br />
Energie EA ¼ mv 2 =2.<br />
Zwischen Anfang und Ende des Vorgangs wird die<br />
Arbeit des Fahrwiderstands W ab ¼ F w s abgeführt.<br />
Aus dem Energieerhaltungssatz findet man damit<br />
auf einfache Weise die gesuchte Gleichung und<br />
den Betrag für den Ausrollweg s.<br />
2. Ûbung: Die Skizze zeigt das Schema einer<br />
Sackrutsche. Die Reibungszahl zwischen Sack und<br />
Rutsche soll m ¼ 0,3 betragen.<br />
Gesucht ist die Endgeschwindigkeit v des Sackes<br />
am Ende der schiefen Ebene.<br />
Lösung: Man geht wieder vom Energieerhaltungssatz<br />
aus: Die Energie am Ende des Vorgangs kann<br />
nur kinetische Energie sein, denn der Körper besitzt<br />
dort die Geschwindigkeit v, und der Höhenunterschied<br />
zur Bezugsebene BE ist null geworden<br />
(Epot ¼ 0). Am Anfang besaß der Körper nur<br />
potenzielle Energie, denn er ruhte in der Höheh. Abgeführt<br />
wird nur die Reibungsarbeit WR ¼ FRs. Für<br />
die Reibungskraft wird FR ¼ FNm und für die Normalkraft<br />
FN ¼ FG cos a ¼ mgcos a eingesetzt.<br />
Gegeben: m ¼ 40000 kg<br />
v ¼ 1,8 m<br />
s<br />
Fw ¼ 280 N<br />
Gesucht: Ausrollweg s<br />
EE ¼ EA Wab<br />
0 ¼ m<br />
2 v2<br />
s ¼ mv2<br />
2Fw<br />
Fws<br />
s ¼ f ðm; v; FwÞ<br />
40 000 kg 3,24<br />
s ¼<br />
m2<br />
s2 kg m<br />
2 280<br />
s2 ¼ 231,4 m<br />
EE ¼ EA Wab<br />
kinetische<br />
Energie<br />
¼ potenzielle<br />
Energie<br />
Reibungsarbeit<br />
Ekin ¼ Epot WR<br />
m<br />
2 v2<br />
m<br />
2 v2<br />
v 2<br />
2<br />
4 Dynamik<br />
¼ mgh FR s<br />
¼ mgh mgcos amsj : m<br />
¼ gh gms cos a
4.7 Energie 223<br />
Da der Weg s nicht gegeben ist, wird s ¼ l= cos a<br />
eingesetzt (l ist gegeben). Dadurch kürzt sich<br />
auch cos a heraus und man findet die einfachste<br />
Gleichung für die Endgeschwindigkeit<br />
v ¼ f ðg; h; m; lÞ.<br />
Man erkennt, dass die erreichbare Endgeschwindigkeit<br />
des Sackes unabhängig von seiner Masse<br />
m ist. Das gilt für alle auf einer schiefen Ebene<br />
ohne zusätzliche äußere Kraftwirkung gleitenden<br />
Körper.<br />
3. Ûbung: Welcher Hubarbeit Wh oder potenziellen<br />
Energie Epot oder Wärme (Wärmemenge) Q<br />
entspricht die kinetische Energie eines Autos von<br />
1500 kg Masse, das mit 160 km/h fährt?<br />
Lösung:<br />
a) Die kinetische Energie eines Fahrzeuges<br />
wächst mit dem Quadrat seiner Geschwindigkeit.<br />
Eine Verdoppelung der Fahrzeuggeschwindigkeit<br />
hat also eine Erhöhung der kinetischen Energie auf<br />
das Vierfache zur Folge.<br />
b) Eine Vorstellung von den Folgen eines Aufpralls<br />
aus dieser Geschwindigkeit erhält man,<br />
wenn die Fallhöhe h berechnet wird, die dieser<br />
Energie entspricht.<br />
c) Da Ekin auch gleich der Wärme Q ist, kann man<br />
eine entsprechende wärmetechnische Rechnung<br />
durchführen. Die Wärme Q zum Erwärmen eines<br />
Stoffes ist gleich dem Produkt von Masse m,<br />
spezifischer Wärmekapazität c und Temperaturdifferenz<br />
DT (siehe <strong>Böge</strong>/Eichler, Physik):<br />
Die kinetische Energie des Autos würde ausreichen<br />
(bei h ¼ 1), die Temperatur von 10 kg<br />
Wasser (10 l) umDT ¼ 35,4 K zu erhöhen.<br />
Aufgaben Nr. 561–576<br />
v2 ¼ gh gm<br />
2<br />
v 2 ¼ 2gðh mlÞ<br />
v ¼ ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
p<br />
2gðh mlÞ<br />
l<br />
cos a<br />
cos a<br />
v ¼ f ðg, h, m, lÞ<br />
ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
v ¼ 2 9,81 m<br />
r<br />
ð2 m 0,3 6mÞ<br />
s2 v ¼ 1,98 m<br />
s<br />
Gegeben: m ¼ 1500 kg<br />
v ¼ 160 km 160 m<br />
¼<br />
h 3,6 s<br />
Gesucht: Ekin<br />
Ekin ¼ m<br />
2 v2 1 500 kg<br />
¼<br />
2<br />
160<br />
3,6<br />
2 m 2<br />
Ekin ¼ 1 481 481,5 Nm ¼ 1 481 481,5 J<br />
Ekin ¼ Epot ¼ Wh ¼ Q ¼ 1 481 481,5 J<br />
Ekin ¼ Epot ¼ mgh<br />
h ¼ Ekin<br />
mg ¼<br />
kg m2<br />
1 481 481,5<br />
s2 1 500 kg 9,81 m<br />
s2 ¼ 100,67 m<br />
Q ¼ mcDT<br />
DT ¼ Q<br />
mc ¼<br />
1 481 481,5 J<br />
J<br />
10 kg 4 186,8<br />
kg K<br />
DT ¼ 35,4 K ¼ 35,4 C<br />
s 2<br />
Q m c DT<br />
J ¼ Nm kg<br />
J<br />
kg K K
224<br />
4.8 Gerader zentrischer Stoß<br />
4.8.1 Stoßbegriff, Kräfte und Geschwindigkeiten beim Stoß<br />
Der physikalische Vorgang Stoß liegt dann vor,<br />
wenn sich zwei Körper während eines sehr kleinen<br />
Zeitabschnitts Dt berühren und dabei ihren Bewegungszustand<br />
ändern.<br />
Bei Berührung wirken an den Berührungsflächen<br />
gleich große Normalkräfte (Wechselwirkungsgesetz).<br />
Während der Berührungszeit Dt erfahren<br />
also beide Körper den gleichen Kraftstoß F Dt<br />
(siehe 4.4.9, Seite 202). Dadurch verringert sich<br />
der Impuls mv des einen Körpers um denselben<br />
Betrag, um den der Impuls des anderen Körpers<br />
zunimmt, und man erkennt:<br />
Die Summe der Impulse (Bewegungsgrößen)<br />
beider Körper bleibt in jedem Augenblick des<br />
Stoßes konstant.<br />
Da die Massen beider Körper unverändert bleiben,<br />
bedeutet das, dass die Geschwindigkeit des einen<br />
Körpers kleiner, die des anderen größer wird.<br />
4.8.2 Merkmale des geraden zentrischen Stoßes<br />
Durch den Berührungspunkt beider Körper bei<br />
Stoßbeginn legt man die Tangentialebene und errichtet<br />
darauf im Berührungspunkt eine Normale,<br />
die Stoßnormale. Sie ist die Wirklinie der beiden<br />
Normalkräfte, die während des Stoßes zwischen<br />
beiden Körpern wirken.<br />
Verläuft die Stoßnormale durch die Schwerpunkte<br />
beider Körper, dann spricht man von zentrischem<br />
Stoß. Wird diese Bedingung nicht erfüllt, dann<br />
liegt exzentrischer Stoß vor.<br />
Liegen die Geschwindigkeitsvektoren v1 und v2<br />
beider Körper beim Stoßbeginn parallel zur Stoßnormalen,<br />
dann spricht man von geradem Stoß.<br />
Bewegt sich einer der Körper oder auch beide<br />
nicht parallel zur Stoßnormalen, dann liegt schiefer<br />
Stoß vor.<br />
Beim geraden zentrischen Stoß verläuft die<br />
Stoßnormale durch beide Körperschwerpunkte.<br />
Beide Körper bewegen sich in Richtung der<br />
Stoßnormalen.<br />
Beachte: Ønderung des Bewegungszustandes<br />
heißt Ønderung der Geschwindigkeit der<br />
Körper nach Betrag oder Richtung oder auch<br />
nach beiden gleichzeitig.<br />
Beachte: Werden die beiden Körper als ein<br />
System betrachtet, dann sind die Normalkräfte<br />
beim Stoß innere Kräfte dieses Systems.<br />
Da während des Stoßes keine äußeren Kräfte<br />
auf die beiden Körper wirken, handelt es sich<br />
um ein kräftefreies System nach 4.4.9, dessen<br />
gesamter Impuls auch während des Stoßes<br />
konstant bleibt.<br />
m1v1 þ m2v2 ¼ m1c1 þ m2c2<br />
Smv ¼ Smc<br />
Impulserhaltungssatz<br />
für zwei Körper<br />
m1, m2 Massen beider Körper<br />
v1, v2 Geschwindigkeiten vor dem Stoß<br />
Geschwindigkeiten nach dem Stoß<br />
c1, c2<br />
4 Dynamik<br />
Beachte: Die Lage der Normalkräfte im<br />
Berührungspunkt bestimmt, ob zentrischer<br />
oder exzentrischer Stoß vorliegt.<br />
Beachte: Die Richtung der Geschwindigkeiten<br />
v1 und v2 bestimmt, ob gerader oder<br />
schiefer Stoß vorliegt.<br />
Beispiel für geraden zentrischen Stoß:<br />
Zusammenstoß von Kegelkugeln auf der<br />
Rücklaufbahn.<br />
Eine weitere Unterteilung der Stoßarten ist<br />
notwendig durch das unterschiedliche Verformungsverhalten<br />
der Körper: Man unterscheidet<br />
elastischen, unelastischen und wirklichen<br />
Stoß.
4.8 Gerader zentrischer Stoß 225<br />
4.8.3 Elastischer Stoß<br />
Elastische Körper verformen sich beim Stoß<br />
federnd. Nach dem Stoß ist die Verformung<br />
vollständig zurückgegangen. Auch die Verluste<br />
infolge äußerer und innerer Reibung werden vernachlässigt.<br />
Zwei Kugeln bewegen sich in gleichem Richtungssinn<br />
auf gemeinsamer Bahn. Stößt die<br />
schnellere Kugel mit der Masse m1 und der<br />
Geschwindigkeit v1 auf die langsamere Kugel mit<br />
der Masse m2 und der Geschwindigkeit v2, so wird<br />
beim Stoß die schnellere Kugel verzögert und die<br />
langsamere Kugel beschleunigt.<br />
Zur Berechnung der Geschwindigkeiten c1, c2<br />
beider Kugeln nach dem Stoß wird der gesamte<br />
Stoßvorgang in zwei Abschnitte unterteilt.<br />
Erster Stoßabschnitt (Zusammendrücken)<br />
Er beginnt mit der Berührung der Kugeln und<br />
endet, wenn ihr Abstand ein Minimum (lmin)<br />
geworden ist (siehe F; s-Diagramm). Dabei verformen<br />
sich die Kugeln. Die Formänderungsarbeit<br />
W1 wird der kinetischen Energie der schnelleren<br />
Kugel entzogen.<br />
Am Ende des ersten Stoßabschnitts besitzen beide<br />
Kugeln dieselbe Geschwindigkeit c.<br />
Zweiter Stoßabschnitt (Entspannen)<br />
Er beginnt beim Abstandsminimum lmin der Kugelmittelpunkte<br />
und endet mit der Trennung der<br />
Kugeln. Dabei wird die durch die Abplattung der<br />
Kugeln gespeicherte Spannungsenergie verlustlos<br />
an die Kugel 2 abgegeben (E2 ¼ E1). Kugel 1<br />
ändert dabei ihre Geschwindigkeit von c auf c1<br />
und Kugel 2 von c auf c2.<br />
Beim Entspannen wirkt auf beide Kugeln der gleiche<br />
Kraftstoß wie beim Zusammendrücken. Folglich<br />
ist für jede der beiden Kugeln die Geschwindigkeitsänderung<br />
in beiden Stoßabschnitten gleich<br />
groß: v1 c ¼ c c1 und c v2 ¼ c2 c. Aus<br />
dieser Erkenntnis kann eine Gleichung für die<br />
Geschwindigkeit c1 der Kugel 1 nach dem Stoß<br />
entwickelt werden; in gleicher Weise erhält man<br />
die entsprechende Gleichung für die Kugel 2.<br />
Merkmale des elastischen Stoßes:<br />
Keine bleibende Formänderung nach dem<br />
Stoß, vollständige Trennung der Körper voneinander<br />
nach dem Stoß, verlustfreier Energieaustausch.<br />
Nach dem Impulserhaltungssatz bleibt die<br />
Summe der Impulse (Bewegungsgrößen)<br />
konstant:<br />
vor dem nach dem ersten<br />
Stoß<br />
zfflfflfflfflfflfflfflffl}|fflfflfflfflfflfflfflffl{<br />
¼<br />
Stoßabschnitt<br />
zfflfflfflfflfflffl}|fflfflfflfflfflffl{<br />
m1c þ m2c<br />
m1v1 þ m2v2<br />
c ¼ m1v1 þ m2v2<br />
m1 þ m2<br />
Für Kugel 1 gilt:<br />
v1 c ¼ c c1 daraus folgt:<br />
c1 ¼ 2c v1 ¼ 2 m1v1 þ m2v2<br />
m1 þ m2<br />
Geschwindigkeit<br />
beider Körper am<br />
Ende des ersten<br />
Stoßabschnitts<br />
v1<br />
¼ 2ðm1v1 þ m2v2Þ ðm1 þ m2Þ v1<br />
m1 þ m2<br />
¼ m1v1 þ 2m2v2 m2v1<br />
m1 þ m2<br />
¼ ðm1 m2Þ v1 þ 2m2v2<br />
m1 þ m2<br />
c1 ¼ ðm1 m2Þ v1 þ 2m2v2<br />
m1 þ m2<br />
c2 ¼ ðm2 m1Þ v2 þ 2m1v1<br />
m1 þ m2<br />
Geschwindigkeiten beider Körper<br />
nach dem Stoß
226<br />
Da ein „kräftefreies System“ vorausgesetzt wird<br />
(es wirken keine äußeren Kräfte), gilt neben dem<br />
Impulserhaltungssatz auch der Energieerhaltungssatz<br />
(4.7.1, Seite 219).<br />
Beim elastischen Stoß bleibt die Summe der<br />
kinetischen Energien beider Körper bei horizontaler<br />
Bewegung konstant.<br />
Mit Hilfe des Energieerhaltungssatzes und des<br />
Impulserhaltungssatzes kann man eine weitere<br />
wichtige Beziehung herleiten:<br />
Beim elastischen Stoß wird die Relativgeschwindigkeit<br />
(Differenz der Geschwindigkeiten<br />
v1 und v2) nicht geändert.<br />
Sonderfälle des geraden zentrischen Stoßes elastischer<br />
Körper:<br />
Beim elastischen Stoß zweier Körper mit<br />
gleichen Massen tauschen die Körper ihre<br />
Geschwindigkeiten aus.<br />
Beim elastischen Stoß eines Körpers gegen<br />
eine starre Wand, prallt er mit gleicher Geschwindigkeit<br />
zurück.<br />
Beim elastischen Stoß eines Körpers sehr großer<br />
Masse m1 gegen einen ruhenden Körper<br />
kleiner Masse m2 erhält der ruhende Körper die<br />
doppelte Geschwindigkeit des stoßenden Körpers<br />
(c2 ¼ 2v1).<br />
Energieerhaltungssatz für den elastischen<br />
Stoß:<br />
EEnde des Stoßes ¼ EAnfang des Stoßes<br />
1<br />
2 ðm1c1 2 þ m2c2 2 Þ¼ 1<br />
2 ðm1v1 2 þ m2v2 2 Þ<br />
Der umgeformte Energieerhaltungssatz wird<br />
durch den Impulserhaltungssatz dividiert:<br />
m1ðv1 2 c1 2Þ m1ðv1 c1Þ ¼ m2ðc2 2 v2 2Þ m2ðc2 v2Þ<br />
v1 þ c1 ¼ c2 þ v2<br />
v1 v2 ¼ c2 c1<br />
Aus der Gleichung von Seite 225:<br />
c1 ¼ ðm1 m2Þ v1 þ 2m2 v2<br />
m1 þ m2<br />
ergibt sich mit m1 ¼ m2 ¼ m:<br />
c1 ¼ ðm mÞ v1 þ 2mv2<br />
m þ m<br />
c1 ¼ 2mv2<br />
2m ¼ v2 und analog c2 ¼ v1<br />
m2 ¼1; v2 ¼ 0; m1 vernachlässigt<br />
c1 ¼ m2 v1 þ 2m2<br />
m2<br />
0<br />
¼ v1<br />
c1 ¼ v1<br />
m1 > m2; v2 ¼ 0; m2 vernachlässigt<br />
c2 ¼ m1 0 þ 2m1 v1<br />
m1<br />
c2 ¼ 2v1<br />
¼ 2v1<br />
4 Dynamik<br />
Bewegen sich die beiden Körper auf der Stoßnormalen aufeinander zu, so erhalten die<br />
Geschwindigkeiten v1 und v2 und damit auch die Impulse beider Körper entgegengesetzte Vorzeichen<br />
(der Impuls ist ein Vektor). Beim Stoß kehrt dann entweder einer der beiden Körper<br />
seine Bewegungsrichtung um, oder beide.<br />
Auch für diesen Fall gelten für die Geschwindigkeiten c, c1 und c2 die entwickelten Gleichungen.<br />
Man erkennt die Richtungsumkehr eines Körpers daran, dass seine Geschwindigkeit nach<br />
dem Stoß ein anderes Vorzeichen hat als vor dem Stoß.
4.8 Gerader zentrischer Stoß 227<br />
4.8.4 Unelastischer Stoß<br />
Unelastische Körper verformen sich beim Stoß<br />
plastisch, d. h. sie erhalten eine bleibende Formänderung.<br />
Es wird also angenommen, dass keiner<br />
der beiden Körper federt.<br />
Erster Stoßabschnitt<br />
Er verläuft wie beim elastischen Stoß. Beide Körper<br />
besitzen am Ende des ersten Stoßabschnitts<br />
die gemeinsame Geschwindigkeit c. Die Formänderungsarbeit<br />
wurde jedoch nicht als Spannungsenergie<br />
gespeichert, sondern in Wärme umgesetzt.<br />
Da auch hier ein kräftefreies System vorliegt,<br />
bleibt wie beim elastischen Stoß der Gesamtimpuls<br />
erhalten, und für die Geschwindigkeit c gilt<br />
dieselbe Beziehung wie beim elastischen Stoß.<br />
Zweiter Stoßabschnitt<br />
Er entfällt, weil ohne gespeicherte Spannungsenergie<br />
auch kein Kraftstoß mehr auftritt, sobald beide<br />
Körper die gemeinsame Geschwindigkeit c erreicht<br />
haben. Beide bewegen sich mit der Geschwindigkeit<br />
c weiter:<br />
Beim unelastischen Stoß wird die Relativgeschwindigkeit<br />
zu null. Ein Teil der kinetischen<br />
Energie wird über die Formänderungsarbeit<br />
DW in Wärme umgesetzt.<br />
Der Energieverlust der Körper (¼ Formänderungsarbeit<br />
DW) wird aus dem Energiesatz berechnet,<br />
in den der Ausdruck für die Geschwindigkeit c<br />
(Seite 225) einzusetzen ist.<br />
Merkmale des unelastischen Stoßes:<br />
bleibende Formänderung nach dem Stoß,<br />
keine Trennung der Körper voneinander nach<br />
dem Stoß.<br />
Energieerhaltungssatz für den unelastischen<br />
Stoß:<br />
1<br />
2 ðm1 þ m2Þ c 2 ¼ 1<br />
2 ðm1v1 2 þ m2v2 2 Þ DW<br />
DW ¼ 1<br />
2 ½m1v1 2 þ m2v2 2<br />
ðm1 þ m2Þ c 2 Š<br />
c 2 ¼ m1v1 þ m2v2<br />
m1 þ m2<br />
eingesetzt und umgeformt ergibt:<br />
DW ¼ 1<br />
2<br />
2<br />
m1m2ðv1 v2Þ 2<br />
m1 þ m2<br />
Energieabnahme beim<br />
unelastischen Stoß<br />
Dieser Energie-„Verlust“ ist für einige technische Anwendungsfälle von großer Bedeutung:<br />
das Schmieden und Kaltumformen von Werkstücken, das Nieten und das Rammen.<br />
4.8.4.1 Schmieden und Nieten<br />
Hierbei soll die aufgebrachte Energie der Formänderung<br />
dienen. Die verbleibende kinetische<br />
Energie der Körper nach dem Stoß muss niedrig<br />
gehalten werden.<br />
Beim Schmieden ist der angestrebte technische<br />
Nutzen die Formänderung des Werkstücks.<br />
W m v<br />
J kg m<br />
s<br />
Hinweis: Die Erfahrung lehrt, dass zum<br />
Nieten ein Hammer kleiner Masse und als<br />
Gegenhalter ein Körper großer Masse zweckmäßig<br />
sind.<br />
Formänderungsarbeit DW<br />
h ¼<br />
kinetische Energie E1 vor dem Stoß
228<br />
Der Schlagwirkungsgrad h ist dann das Verhältnis<br />
zwischen der Formänderungsarbeit DW und der<br />
kinetischen Energie E1 ¼ m1v2 2 =2 des Hammerbärs<br />
beim Stoßbeginn. Amboss und Werkstück haben<br />
die gemeinsame Masse m2 und ihre Geschwindigkeit<br />
vor dem Stoß ist v2 ¼ 0.<br />
Die Wirkungsgradgleichung zeigt: Je größer die<br />
Ambossmasse m2 im Verhältnis zur Bärmasse m1<br />
wird, umso größer wird der Wirkungsgrad h.<br />
Tatsächlich verformt sich der Bär elastisch. Er<br />
springt also nach dem Schlag geringfügig zurück.<br />
Dadurch wird der Wirkungsgrad verringert.<br />
4.8.4.2 Rammen von Pfählen, Eintreiben von Keilen<br />
Hier wird keine Formänderung angestrebt. Vielmehr<br />
sollen beide Körper nach dem ersten Stoßabschnitt<br />
eine möglichst große gemeinsame Geschwindigkeit<br />
c besitzen, um den Widerstand der<br />
Unterlage gegen das Eindringen zu überwinden.<br />
Beim Rammen ist der angestrebte technische Nutzen<br />
eine möglichst große kinetische Energie E2<br />
beider Körper nach dem Stoß (genauer: nach dem<br />
1. Stoßabschnitt, weil der Untergrund durch plastische<br />
Verformung nachgibt). Der Schlagwirkungsgrad<br />
h ist darum hier das Verhältnis zwischen der<br />
kinetischen Energie E2 bei Stoßende und der kinetischen<br />
Energie E1 bei Stoßbeginn. Auch hier ist<br />
die Geschwindigkeit des einzurammenden Pfahles<br />
(Körper 2) v2 ¼ 0. Die entwickelte Gleichung<br />
zeigt, dass der Wirkungsgrad umso größer wird, je<br />
größer die Masse m1 des Bärs oder Hammers gegenüber<br />
der Masse m2 des Pfahles oder Keiles ist.<br />
Tatsächlich federn aber beide Körper beim Schlag.<br />
Dadurch wird der Wirkungsgrad kleiner.<br />
4.8.5 Wirklicher Stoß<br />
Wirkliche Körper sind weder vollkommen elastisch<br />
noch vollkommen unelastisch, so dass ihr Verhalten<br />
zwischen den beiden in 4.8.3 und 4.8.4 behandelten<br />
Grenzfällen liegt. Die Aussagen für elastischen<br />
und unelastischen Stoß lassen sich für den<br />
wirklichen Stoß kombinieren.<br />
h ¼<br />
m1m2ðv1 v2Þ 2<br />
2ðm1 þ m2Þ<br />
m1v1 2<br />
2<br />
h ¼ m2<br />
¼<br />
m1 þ m2<br />
1<br />
1 þ m1<br />
m2<br />
¼ m2ðv1 v2Þ 2<br />
ðm1 þ m2Þ v1 2<br />
v2 ¼ 0<br />
Wirkungsgrad<br />
beim Schmieden<br />
Hinweis: Bei normalen Maschinenhämmern<br />
ist die Masse der Schabotte (¼ Amboss mit<br />
Unterbau) etwa zwanzigmal so groß wie die<br />
Masse des Bärs.<br />
Der Schmiedevorgang ist nur annähernd ein<br />
unelastischer Stoß.<br />
Hinweis: Die Erfahrung lehrt, dass beim<br />
Rammen und Eintreiben ein schwerer Bär<br />
oder Hammer wirksamer ist als ein leichter.<br />
h ¼ kinetische Energie E2 bei Stoßende<br />
kinetische Energie E1 bei Stoßbeginn<br />
h ¼<br />
ðm1 þ m2Þ c 2<br />
2<br />
m1v1 2<br />
2<br />
c 2 ¼ m1v1 þ m2v2<br />
m1 þ m2<br />
v2 ¼ 0<br />
h ¼ ðm1 þ m2Þ m1 2v1 2<br />
m1v1 2 m1<br />
¼ 2<br />
ðm1 þ m2Þ m1 þ m2<br />
h ¼<br />
1<br />
1 þ m2<br />
m1<br />
Wirkungsgrad<br />
beim Rammen<br />
4 Dynamik<br />
Beachte: Das Rammen ist nur annähernd ein<br />
unelastischer Stoß.<br />
Merkmale des wirklichen Stoßes:<br />
Ein Teil der Formänderungsarbeit W1 verwandelt<br />
sich infolge der inneren Reibung in<br />
Wärme Q ¼ DE und wird nicht zurückgegeben.<br />
Es kann bleibende Formänderung auftreten<br />
(geringer als beim unelastischen Stoß).<br />
Trennung der Körper nach dem Stoß.<br />
2
4.8 Gerader zentrischer Stoß 229<br />
Beim wirklichen Stoß verkleinert sich die Relativgeschwindigkeit.<br />
Die Formänderungsarbeit<br />
wird im zweiten Stoßabschnitt nicht vollständig<br />
zurückgegeben, sondern teilweise in Wärme<br />
umgewandelt.<br />
Die für den elastischen Stoß hergeleiteten Gleichungen<br />
lassen sich für den wirklichen Stoß weiterentwickeln,<br />
wenn als Verhältnis der Relativgeschwindigkeiten<br />
die Stoßzahl k eingeführt wird.<br />
Die Stoßzahl k hängt von der Werkstoffpaarung ab<br />
und wird durch Fallversuche ermittelt.<br />
Beim Fallversuch fällt eine Kugel aus dem einen<br />
Werkstoff auf eine festliegende Unterlage aus einem<br />
anderen Werkstoff. Die Geschwindigkeit der<br />
Unterlage vor und nach dem Stoß ist gleich null<br />
(v2 ¼ 0 und c2 ¼ 0). Die Fallhöhe h und die<br />
Rücksprunghöhe h1 werden gemessen. Daraus<br />
wird mit den Gesetzen des freien Falls und des<br />
Wurfs senkrecht nach oben die Stoßzahl k berechnet.<br />
Auch für den wirklichen Stoß gilt der Impulserhaltungssatz<br />
für kräftefreie Systeme. Wird in den Impulserhaltungssatz<br />
die Beziehung für c2 eingesetzt,<br />
die man aus der Definitionsgleichung für die Stoßzahl<br />
entwickeln kann, dann ergibt die weitere Entwicklung<br />
eine Gleichung für die Geschwindigkeit<br />
c1 des Körpers 1 nach dem wirklichen Stoß.<br />
Durch Vertauschen der Indizes erhält man die entsprechende<br />
Gleichung für die Geschwindigkeit c2<br />
des Körpers 2.<br />
Werden die so entwickelten Beziehungen für c1<br />
und c2 in die Gleichung für den Energieerhaltungssatz<br />
des wirklichen Stoßes E2 ¼ E1 DW eingesetzt,<br />
dann erhält man nach einer längeren Entwicklung<br />
die Gleichung für den Energieverlust<br />
DW beim wirklichen Stoß.<br />
F<br />
1. Stoßabschnitt<br />
E > E<br />
1 2<br />
+ + + + + +<br />
v > v<br />
1 2<br />
k ¼ c2 c1<br />
v1 v2<br />
2. Stoßabschnitt<br />
c c < c<br />
1 2<br />
Wärme ΔQ = ΔE<br />
Definitionsgleichung<br />
der Stoßzahl<br />
Stoßzahlen: k ¼ 1 elastischer Stoß<br />
k ¼ 0 unelastischer Stoß<br />
k ¼ 0,35 Stahl bei 1100 C<br />
k ¼ 0,7 Stahl bei 20 C<br />
pffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
rffiffiffiffi<br />
0 ð c1Þ c1 2gh1 h1<br />
k ¼ ¼ ¼ pffiffiffiffiffiffiffi ¼<br />
v1 0 v1 2gh h<br />
rffiffiffiffi<br />
k ¼<br />
h1<br />
h<br />
Die Rückprallgeschwindigkeit c1 der Kugel<br />
ist der Aufprallgeschwindigkeit v1 entgegengerichtet<br />
und muss deshalb mit negativem<br />
Vorzeichen in die Stoßzahlgleichung eingesetzt<br />
werden.<br />
m1v1 þ m2v2 ¼ m1c1 þ m2c2<br />
c2 ¼ kðv1 v2Þþc1 eingesetzt ergibt:<br />
c1 ¼ m1v1 þ m2v2 m2ðv1 v2Þ k<br />
m1 þ m2<br />
c2 ¼ m1v1 þ m2v2 þ m1ðv1 v2Þ k<br />
m1 þ m2<br />
Geschwindigkeiten nach dem wirklichen Stoß<br />
E2 ¼ E1 DW<br />
1<br />
2 ðm1c1 2 þ m2c2 2 Þ¼ 1<br />
2 ðm1v1 2 þ m2v2 2 Þ DW<br />
DW ¼ 1<br />
2<br />
m1m2ðv1 v2Þ 2 ð1 k 2 Þ<br />
m1 þ m2<br />
Energieverlust beim wirklichen Stoß<br />
s
230<br />
4.8.6 Ûbungen zum geraden zentrischen Stoß<br />
1. Ûbung: Ein beladener Waggon von 80 t Masse<br />
stößt mit einer Geschwindigkeit von 1 m/s auf<br />
einen Waggon von 15 t Masse, der ihm mit einer<br />
Geschwindigkeit von 1,8 m/s entgegenkommt.<br />
Welche Geschwindigkeit c haben beide nach dem<br />
ersten Stoßabschnitt und mit welchen Geschwindigkeiten<br />
c1, c2 fahren sie nach dem Stoß weiter,<br />
wenn elastischer Stoß angenommen wird?<br />
Lösung: Da sich beide Waggons aufeinander zu<br />
bewegen, muss die eine Geschwindigkeit ein negatives<br />
Vorzeichen bekommen. Man wählt dafür die<br />
Geschwindigkeit v2 des kleineren Körpers, da die<br />
Erfahrung lehrt, dass meistens der Körper mit größerer<br />
Masse seine Bewegungsrichtung beibehält.<br />
Der Betrag für die gemeinsame Geschwindigkeit c<br />
hat ein positives Vorzeichen, also gleichen Richtungssinn<br />
wie v1 (kein Vorzeichenwechsel), aber<br />
entgegengesetzten Richtungssinn wie v2 (Vorzeichenwechsel).<br />
Zur Berechnung der Geschwindigkeiten c1 und c2<br />
setzt man in die Gleichungen aus 4.8.3 (Seite 225)<br />
den Betrag der Geschwindigkeit v2 mit negativem<br />
Vorzeichen ein.<br />
Beide Geschwindigkeiten c1 und c2 ergeben sich<br />
positiv, d. h. Waggon 1 behält seine Bewegungsrichtung<br />
bei, Waggon 2 läuft rückwärts weiter.<br />
Zusammenfassend kann gesagt werden:<br />
Waggon 2 läuft nach dem Stoß in entgegengesetzter<br />
Richtung mit erhöhter Geschwindigkeit weiter,<br />
Waggon 1 wird langsamer, behält aber seine Bewegungsrichtung<br />
bei.<br />
2. Ûbung: Der Bär eines Fallhammers wiegt<br />
1000 kg und seine Schabotte 25000 kg. Der Bär<br />
trifft mit einer Geschwindigkeit von 6 m/s auf das<br />
Werkstück. Die Stoßzahl beträgt k ¼ 0,5.<br />
Zu berechnen sind: der Schlagwirkungsgrad h und<br />
die prozentuale Verteilung der Gesamtenergie am<br />
Schlagende auf Bär, Schabotte und Werkstück.<br />
Die Massen von Amboss und Werkstück können<br />
vernachlässigt werden.<br />
Gegeben: m1 ¼ 80 t v1 ¼ 1 m<br />
s<br />
m2 ¼ 15 t v2 ¼ 1,8 m<br />
s<br />
Gesucht: Geschwindigkeiten<br />
c, c1 und c2<br />
Die gemeinsame Geschwindigkeit c nach der<br />
ersten Stoßperiode beträgt:<br />
c ¼ m1v1 þ m2v2<br />
m1 þ m2<br />
80 t 1<br />
c ¼<br />
m<br />
m<br />
þ 15 t 1,8<br />
s s<br />
80 t þ 15 t<br />
c1 ¼ ðm1 m2Þ v1 þ 2m2 v2<br />
m1 þ m2<br />
c1 ¼<br />
¼ 0,5579 m<br />
s<br />
ð80 15Þ t 1 m<br />
þ 2 15 t<br />
s<br />
80 t þ 15 t<br />
m<br />
1,8<br />
s<br />
c1 ¼ 0,1158 m<br />
s<br />
c2 ¼ ðm2 m1Þ v2 þ 2m1v1<br />
m1 þ m2<br />
ð15 80Þ t 1,8<br />
c2 ¼<br />
m<br />
s<br />
c2 ¼ 2,9158 m<br />
s<br />
80 t þ 15 t<br />
Gegeben:<br />
Bärmasse m1 ¼ 1000 kg<br />
Schabottemasse m2 ¼ 25000 kg<br />
Auftreffgeschwindigkeit v1 ¼ 6 m/s<br />
Stoßzahl k ¼ 0,5<br />
4 Dynamik<br />
þ 2 80 t 1 m<br />
s<br />
Gesucht:<br />
Wirkungsgrad h, prozentuale Verteilung der<br />
Energie auf Bär, Werkstück und Schabotte.
4.8 Gerader zentrischer Stoß 231<br />
Lösung: Den Wirkungsgrad berechnet man aus<br />
Nutzen und Aufwand beim Schlag.<br />
Der Nutzen besteht hierbei in der dem Werkstück<br />
zugeführten Verformungsarbeit. Das ist der Energieverlust<br />
DW beim Stoß.<br />
Als Aufwand wird die Energie E1 beider Körper<br />
unmittelbar vor dem Stoß eingesetzt. Das ist die<br />
kinetische Energie des Bärs, da die Schabotte mit<br />
Amboss und Werkstück ruht.<br />
Der errechnete Wirkungsgrad sagt aus, dass die<br />
Anfangsenergie zu 72,11% in Verformungsarbeit<br />
umgesetzt wird. Der Rest verbleibt als kinetische<br />
Energie nach dem Stoß in beiden Körpern.<br />
Es werden zunächst die Geschwindigkeiten c1 und<br />
c2 der Körper nach dem Stoß berechnet.<br />
Die Geschwindigkeit c1 enthält ein negatives Vorzeichen,<br />
d. h. sie ist der positiv in die Rechnung<br />
eingesetzten Geschwindigkeit v1 entgegengerichtet<br />
(Vorzeichenwechsel ¼ Rückprall des Bärs).<br />
Die Geschwindigkeit c2 der Schabotte nach dem<br />
Stoß bestimmt man am einfachsten aus der Definitionsgleichung<br />
für die Stoßzahl k.<br />
In die Gleichung für c2 muss c1 mit seinem Minus-<br />
Zeichen eingesetzt werden.<br />
Nun ist es möglich die kinetischen Energien E2B<br />
für den Bär und E2S für die Schabotte nach dem<br />
Stoß zu berechnen.<br />
Die Energiebilanz zeigt, dass fast 20% der aufgewendeten<br />
Energie durch den Rückprall des Bärs<br />
nicht in Verformungsarbeit umgesetzt werden; eine<br />
Folge des halbelastischen Stoßes mit der Stoßzahl<br />
0,5.<br />
Der Schlagwirkungsgrad wird dadurch beträchtlich<br />
verschlechtert.<br />
Aufgaben Nr. 577–581<br />
m1m2<br />
DW ¼<br />
2ðm1 þ m2Þ ðv1 v2Þ 2 ð1 k 2 Þ<br />
DW ¼ 103 kg 25 10 3 kg<br />
2 26 10 3 kg<br />
36 m2<br />
0,75<br />
s2 DW ¼ 12 980,77 Nm ¼ 1,298 10 4 J<br />
2<br />
m1v1<br />
E1 ¼<br />
2 ¼<br />
h ¼ DW<br />
E1<br />
1 000 kg 36 m2<br />
s2 ¼ 1,8 10<br />
2<br />
4 J<br />
¼ 1,298 104 J<br />
1,8 104 ¼ 0,7211<br />
J<br />
c1 ¼ m1v1 þ m2v2 m2ðv1 v2Þ k<br />
; v2 ¼ 0<br />
m1 þ m2<br />
c1 ¼ m1v1 m2v1k<br />
m1 þ m2<br />
10<br />
c1 ¼<br />
3 kg 6 m<br />
s<br />
25 10 3 kg 6 m<br />
s 0,5<br />
26 10 3 kg<br />
6<br />
c1 ¼<br />
m<br />
75<br />
s<br />
m<br />
s ¼<br />
26<br />
2,6538 m<br />
s<br />
k ¼ c2<br />
v1<br />
c1<br />
¼<br />
v2<br />
c2 c1<br />
mit v2 ¼ 0<br />
v1<br />
c2 ¼ kv1 þ c1<br />
c2 ¼ 0,5 6 m<br />
m<br />
þ 2,6538<br />
s s<br />
2<br />
m1c1<br />
E2B ¼<br />
2 ¼<br />
103 kg 2,6538 m<br />
s<br />
2<br />
E2B ¼ 3521,33 Nm ¼ 3,521 10 3 J<br />
2<br />
m2c2<br />
E2S ¼<br />
2 ¼<br />
¼þ0,3462 m<br />
s<br />
25 103 kg 0,3462 m<br />
s<br />
2<br />
E2S ¼ 1498,18 Nm ¼ 1,498 10 3 J<br />
Energiebilanz:<br />
Körper Energie in J %<br />
Bär 3521,33 19,56<br />
Schabotte 1498,18 8,32<br />
Werkstück 12980,77 72,11<br />
E1 18000,28 99,99<br />
2<br />
2
232<br />
4.9 Dynamik der Drehbewegung (Rotation)<br />
Wie in der Bewegungslehre sollen auch hier die hergeleiteten Gleichungen und die wichtigsten<br />
Erkenntnisse sofort mit den entsprechenden Gleichungen der Dynamik für die geradlinige Bewegung<br />
verglichen werden (Analogiebetrachtung). Damit kommt man über Bekanntes leichter<br />
zum Verständnis des Neuen.<br />
4.9.1 Das dynamische Grundgesetz für die Drehbewegung<br />
Das dynamische Grundgesetz Fres ¼ mader geradlinigen<br />
Bewegung gilt auch für jede Teilmasse Dm<br />
des beschleunigt umlaufenden Körpers. Für die resultierende<br />
Kraft Fres setzt man hier die (kleine)<br />
Tangentialkraft DFT ein. Gleichsinnig gerichtet ist<br />
die Tangentialbeschleunigung aT. Damit wird aus<br />
Fres ¼ ma nach 4.4.3 (Seite 192) das dynamische<br />
Grundgesetz für die Teilmasse DFT ¼ DmaT.<br />
Multipliziert man das dynamische Grundgesetz für<br />
die Teilmasse Dm mit dem Radius r, dann steht<br />
links vom Gleichheitszeichen mit DFTr ¼ DM<br />
das Teil-Drehmoment der Tangentialkraft FT in<br />
Bezug auf die Drehachse A des beschleunigt umlaufenden<br />
Körpers. Außerdem wird nach 4.3.4<br />
(Seite 184) für die Tangentialbeschleunigung<br />
aT ¼ ar eingesetzt (a Winkelbeschleunigung).<br />
Es wird nun die Summe aller Teil-Drehmomente<br />
SDM gebildet.<br />
Dann steht auf der linken Gleichungsseite das resultierende<br />
Drehmoment Mres, was der resultierenden<br />
Kraft Fres bei der geradlinigen Bewegung entspricht<br />
(Mres ¼b Fres).<br />
Auf der rechten Seite der Gleichung darf die konstante<br />
Winkelbeschleunigung a vor das Summenzeichen<br />
gesetzt werden. Der restliche Summenausdruck<br />
SDmn rn 2 wird als Trägheitsmoment J<br />
bezeichnet. Das muss man gesondert behandeln<br />
(4.9.2, Seite 233).<br />
Damit ist das dynamische Grundgesetz für die<br />
Drehung eines Körpers um eine raumfeste Achse<br />
gefunden.<br />
Resultierende Tangentialkraft DFT und Tangentialbeschleunigung<br />
aT der Teilmasse Dm<br />
Fres ¼ ma<br />
DFT ¼ DmaTj r<br />
DFT r ¼ DmaT r<br />
DM ¼ DmaT r<br />
DM ¼ Dm arr ¼ Dmr 2 a<br />
SDM ¼ SDmn rn 2 a<br />
Mres ¼ SDmn rn 2 a<br />
(Index n heißt natürliche Zahl, also 1, 2, 3, ...)<br />
Mres ¼ a SDmn rn 2<br />
|fflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflffl}<br />
J<br />
Mres ¼ a J<br />
4 Dynamik<br />
Das Trägheitsmoment J kann nach DIN 1304<br />
auch als Massenmoment 2. Grades bezeichnet<br />
werden.<br />
Gleichungen für das Trägheitsmoment<br />
verschiedener Körper siehe Seite 235.
4.9 Dynamik der Drehbewegung (Rotation) 233<br />
Das auf einen Körper vom Trägheitsmoment J<br />
einwirkende resultierende Drehmoment Mres ist<br />
gleich dem Produkt aus dem Trägheitsmoment<br />
J und der Winkelbeschleunigung a (Winkelverzögerung)<br />
des Körpers.<br />
Der Vergleich mit dem dynamischen Grundgesetz<br />
Fres ¼ ma zeigt:<br />
Das resultierende Drehmoment entspricht der<br />
resultierenden Kraft (Mres ¼b Fres), das Trägheitsmoment<br />
entspricht der Masse des Körpers (J ¼b m)<br />
und die Winkelbeschleunigung entspricht der Beschleunigung<br />
(a ¼b a).<br />
4.9.2 Trägheitsmoment J und Trägheitsradius i<br />
4.9.2.1 Definition des Trägheitsmomentes<br />
In der Herleitung des dynamischen Grundgesetzes<br />
für die Drehung eines Körpers entstand der Summenausdruck<br />
SDmnrn 2 ,dermitTrägheitsmoment J<br />
bezeichnet wird:<br />
Multipliziert man jede Teilmasse Dm eines<br />
Körpers mit dem Quadrat ihres Abstands von<br />
der Drehachse, dann ergibt die Summe dieser<br />
Produkte das Trägheitsmoment J dieses Körpers.<br />
Die Einheit des Trägheitsmoments J ergibt sich<br />
wie gewohnt aus der Definitionsgleichung:<br />
Mit den kohärenten Einheiten kg und m erhält<br />
man hier das Kilogramm-Meterquadrat (kg m2 ).<br />
Natürlich kann auch mit jedem anderen Produkt<br />
aus einer gesetzlichen Masseneinheit und dem<br />
Quadrat einer gesetzlichen Längeneinheit gerechnet<br />
werden.<br />
Mit Hilfe der Gesetze der Integralrechnung hat<br />
man für geometrisch einfache Körper die Berechnungsgleichungen<br />
für das Trägheitsmoment<br />
entwickelt (siehe Tabelle 4.5, Seite 235). Für kompliziertere<br />
Körper bestimmt man das Trägheitsmoment<br />
z. B. durch Schwingungsversuche (siehe<br />
Fußnote Seite 205).<br />
resultierendes<br />
Drehmoment<br />
Mres<br />
Mres ¼ Ja<br />
¼ Trägheitsmoment<br />
J<br />
Winkelbeschleunigung<br />
a<br />
Dynamisches Grundgesetz für Drehung<br />
Mres ¼b Fres J ¼b m a ¼b a<br />
Fres ¼ ma<br />
Mres ¼ Ja<br />
Mres ¼ aSDmn rn 2 ¼ a J<br />
siehe auch 4.3.1, Seite 182<br />
und 4.6.1, Seite 213.<br />
J ¼ Dm1 r1 2 þ Dm2 r2 2 þ Dm3 r3 2 þ ...þ Dmn rn 2<br />
J ¼ SDmn rn 2<br />
ðJÞ ¼ðmÞðr 2 Þ<br />
ðJÞ ¼kg m 2<br />
Mres J a<br />
kg m2<br />
Nm ¼<br />
s2 kg m2 rad<br />
s2 J Dm r<br />
kg m2 kg m<br />
Beispiel:<br />
J ¼ 0,004 kg m 2 ¼ 0,004 10 3 g 10 6 mm 2<br />
J ¼ 4 10 6 gmm 2 ¼ 4 10 4 gcm 2 ¼ 40 000 g cm 2<br />
Beispiel:<br />
Für einen Kreiszylinder wird in Bezug auf<br />
seine Längsachse mit m ¼ 10 kg und<br />
r ¼ 200 mm nach Tabelle 4.5, Seite 235:<br />
Jx ¼ 1<br />
2 mr2 ¼ 1<br />
2 10 kg ð0,2 mÞ2 ¼ 0,2 kg m 2
234<br />
4.9.2.2 Ûbung zum Trägheitsmoment<br />
Das Verständnis für die Berechnungsgleichungen<br />
in Tabelle 4.5 (Seite 235) wird vertieft, indem mit<br />
Hilfe der Definitionsgleichung für das Trägheitsmoment<br />
J ¼ SDmn rn 2 eine Gleichung entwickelt<br />
wird, die für den Kreiszylinder gilt. Für die x-Achse<br />
des Kreiszylinders muss man nach Tabelle 4.5<br />
die Gleichung Jx ¼ rpr 4 h=2 finden (r ist die<br />
Dichte des Stoffes).<br />
Man löst zunächst den Kreiszylinder in drei Teilkörper<br />
auf (Dm1, Dm2, Dm3) und legt deren mittlere<br />
Radien r1, r2, r3 in Abhängigkeit vom Radius r<br />
fest, denn das sind die Radien, mit deren Quadrat<br />
die Teilmassen Dm1, Dm2, Dm3 zu multiplizieren<br />
sind (Jx ¼ SDmn rn 2 ).<br />
Die Teilmassen selbst erhält man nach 4.4.2<br />
(Seite 189) als Produkt aus Dichte r, Fläche A und<br />
Dicke h.<br />
A1 ¼ p 2<br />
10 r<br />
A2 ¼ p 6<br />
10 r<br />
A3 ¼ p 10<br />
10 r<br />
2<br />
2 4<br />
¼ pr<br />
100<br />
2<br />
2<br />
p 2<br />
10 r<br />
p 6<br />
10 r<br />
2<br />
2 32<br />
¼ pr<br />
100<br />
2<br />
2 64<br />
¼ pr<br />
100<br />
Die Summierung der Produkte SDmn rn 2 ¼ Jx<br />
ergibt in der Rechnung vor dem Produkt rpr 4 h<br />
den Faktor 1/2,17, während die exakte Berechnung<br />
zu dem Faktor 1/2,00 führen würde, wie die Tabelle<br />
4.5 (Seite 235) zeigt. Wenn die sehr grobe Aufteilung<br />
des Kreiszylinders schon zu dieser Annäherung<br />
führt, dann ist anzunehmen, dass eine<br />
Unterteilung in 6 oder 12 Teilkörper fast genau<br />
den exakten Faktor 1/2,00 ergibt.<br />
2 4<br />
Dm1 ¼ rA1h ¼ rhpr<br />
100<br />
2 32<br />
Dm2 ¼ rA2h ¼ rhpr<br />
100<br />
2 64<br />
Dm3 ¼ rA3h ¼ rhpr<br />
100<br />
Dm1 r1 2 2 4<br />
¼ rhpr<br />
100<br />
¼ rpr 4 h<br />
4<br />
10 000<br />
Dm2 r2 2 2 32<br />
¼ rhpr<br />
100<br />
¼ rpr 4 h 512<br />
10 000<br />
Dm3 r3 2 2 64<br />
¼ rhpr<br />
100<br />
1<br />
100 r2<br />
16<br />
100 r2<br />
64<br />
100 r2<br />
¼ rpr 4 h 4096<br />
10 000<br />
SDmn rn 2 ¼ 4612<br />
10 000 rpr4h ¼ 1<br />
2,17 rpr4h Jx ¼ 1<br />
2,17 rpr4 h<br />
4 Dynamik<br />
exakt nach Tabelle 4.5: Jx ¼ 1<br />
2,00 rpr4 h
4.9 Dynamik der Drehbewegung (Rotation) 235<br />
Tabelle 4.5 Gleichungen für Trägheitsmomente J (Massenmoment 2. Grades)<br />
Art des Körpers Trägheitsmoment J (Jx um die x-Achse;<br />
Jz um die z-Achse; J0 um die 0-Achse)<br />
Rechteck, Quader<br />
Kreiszylinder<br />
Hohlzylinder<br />
Kreiskegel<br />
Zylindermantel<br />
Hohlzylinder mit Wanddicke s ¼ðD dÞ=2<br />
sehr klein im Verhältnis zum mittleren<br />
Durchmesser dm ¼ðD þ dÞ=2<br />
Kugel<br />
Hohlkugel (Kugelschale)<br />
Wanddicke s ¼ðD dÞ=2 sehr klein<br />
im Verhältnis zum mittleren<br />
Durchmesser dm ¼ðD þ dÞ=2<br />
Ring<br />
Jx ¼ 1<br />
12 mðb2 þ h 2 Þ¼ 1<br />
12 rhbsðb2 þ h 2 Þ<br />
bei geringer Plattendicke s ist<br />
Jz ¼ 1<br />
12 mh2 ¼ 1<br />
12 rbh3s; J0 ¼ 1<br />
3 mh2 ¼ 1<br />
3 rbh3s Würfel mit Seitenlänge a: Jx ¼ Jz ¼ m a2<br />
6<br />
Jx ¼ 1<br />
2 mr2 ¼ 1<br />
8 md2 ¼ 1<br />
32 rpd4 h ¼ 1<br />
2 rpr4 h<br />
Jz ¼ 1<br />
16 m d2 þ 4<br />
3 h2 ¼ 1<br />
64 rpd2 h d 2 þ 4<br />
3 h2<br />
Jx ¼ 1<br />
2 mðR2 þ r 2 Þ¼ 1<br />
8 mðD2 þ d 2 Þ¼ 1<br />
32 rphðD4 d 4 Jx ¼<br />
Þ<br />
1<br />
2 rphðR4 r 4 Þ<br />
Jz ¼ 1<br />
4 m R2þr 2 þ 1<br />
3 h2 ¼ 1<br />
16 m D2þd 2 þ 4<br />
3 h2<br />
Jx ¼ 3<br />
10 mr2<br />
Kreiskegelstumpf: Jx ¼ 3<br />
10 m R5 r5 R3 r3 Jx ¼ 1<br />
4 mdm 2 ¼ 1<br />
4 rpdm 3 hs<br />
Jz ¼ 1<br />
8 m dm 2 þ 2<br />
3 h2 ¼ 1<br />
8 rpdm hs dm 2 þ 2<br />
3 h2<br />
Jx ¼ 2<br />
5 mr2 ¼ 1<br />
10 md2 ¼ 1<br />
60 rpd5 ¼ 8<br />
15 rpr5<br />
Jx ¼ Jz ¼ 1<br />
6 mdm 2 ¼ 1<br />
6 rpdm 4 s<br />
Jz ¼ m R 2 þ 3<br />
4 r2 ¼ 1<br />
4 m D2 þ 3<br />
4 d2<br />
Jz ¼ 1<br />
16 rp2 Dd 2 D 2 þ 3<br />
4 d2 ¼ 1<br />
4 mD2 1 þ 3<br />
4<br />
" #<br />
d<br />
D<br />
2
236<br />
4.9.2.3 Verschiebesatz (Steiner’scher Satz)<br />
Die Berechnungsgleichungen für Trägheitsmomente<br />
J in Tabelle 4.5 (Seite 235) wurden für die<br />
Schwerachsen der Körper entwickelt, so wie bei<br />
der Herleitung der Gleichung Jx ¼ 0,5rpr 4 h für<br />
den Kreiszylinder. Diese Gleichungen gelten also<br />
für den Fall, dass die Körperschwerachse zugleich<br />
Drehachse ist.<br />
Decken sich Körperschwerachse x x und Drehachse<br />
0–0 (Bezugsachse) nicht, wie z. B. beim<br />
Kurbelzapfen (Kreiszylinder) auf der Kurbelscheibe,<br />
dann muss man das Trägheitsmoment J0 des<br />
Teilkörpers (Kurbelzapfen) in Bezug auf die parallele<br />
Drehachse 0–0 nach dem Verschiebesatz von<br />
Steiner bestimmen. Das ist das gleiche Verfahren<br />
wie z. B. bei der Biegebeanspruchung in der Festigkeitslehre,<br />
wenn die Flächenschwerachse der<br />
Teilfläche nicht zugleich Biegeachse der ganzen<br />
Fläche ist (siehe 5.7.6, Seite 313).<br />
Zur Herleitung des Verschiebesatzes geht man von<br />
der uneingeschränkt gültigen Definitionsgleichung<br />
für das Trägheitsmoment aus, hier bezogen auf die<br />
Drehachse 0–0. Der Abstand der Teilmasse Dm<br />
von der Bezugsachse beträgt jetzt l þ rn, wie die<br />
Skizze der Kurbelscheibe zeigt.<br />
Das erste Glied der gefundenen Gleichung führt<br />
zum Produkt ml 2 , weil SDm ¼ m ¼ Masse des<br />
Kurbelzapfens ist.<br />
Das zweite Glied wird null, weil SDmnrn ¼ 0 ist.<br />
SDmn rn ist die Summe der statischen Momente<br />
aller Teilmassen bezogen auf die Schwerachse des<br />
Körpers. Diese Momentensumme ist gleich null<br />
(siehe Momentensatz und Schwerpunktslehre).<br />
Das dritte Glied erkennt man sofort: Es ist das<br />
Trägheitsmoment Jx des Teilkörpers (Kurbelzapfen)<br />
in Bezug auf die eigene Schwerachse (Jx ¼ Js<br />
nach Tabelle 4.5).<br />
In Tabelle 4.5 (Seite 235) sind die x-Achsen<br />
und die z-Achsen Schwerachsen der Körper.<br />
Jx ist das Trägheitsmoment des Körpers bezogen<br />
auf die Schwerachse x x usw.<br />
x x Schwerachse des Kreiszylinders<br />
0–0 Drehachse (Bezugsachse)<br />
rn<br />
Dmn<br />
l<br />
zu Dmn gehöriger Radius<br />
beliebige Teilmasse<br />
Abstand Schwerachse-Drehachse<br />
(Bezugsachse)<br />
J0 ¼ Summe aller Teilmassen mal Abstandsquadrat<br />
J0 ¼ SDmnðl þ rnÞ 2<br />
J0 ¼ SDmnðl 2 þ 2lrn þ rn 2 Þ<br />
J0 ¼ l 2 SDmn þ 2lSDmn rn þ SDmn rn |fflfflfflffl{zfflfflfflffl} |fflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflffl}<br />
1: Glied 2: Glied<br />
2<br />
|fflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflffl}<br />
3: Glied<br />
l 2 SDmn ¼ l 2 m ¼ ml 2<br />
2l SDmn rn ¼ 2l 0 ¼ 0<br />
SDmn rn 2 ¼ Jx ¼ Js<br />
4 Dynamik<br />
Js ist das Trägheitsmoment des Körpers bezogen<br />
auf die eigene Schwerachse. Es kann Jx,<br />
Jz oder J0 nach Tabelle 4.5 sein.
4.9 Dynamik der Drehbewegung (Rotation) 237<br />
Damit kann man den Verschiebesatz formulieren:<br />
Das Trägheitsmoment J0 für eine Drehachse<br />
0–0 ist gleich dem Trägheitsmoment Js für die<br />
parallele Schwerachse s s des Körpers, vermehrt<br />
um das Produkt aus der Masse m des<br />
Körpers und dem Abstandsquadrat l 2 der beiden<br />
Achsen. Eine der beiden parallelen Achsen<br />
muss immer Schwerachse sein.<br />
Sind die Trägheitsmomente Js1, Js2, Js3 mehrerer<br />
Teilkörper auf eine zu den Teilschwerachsen parallele<br />
Drehachse 0–0 zu beziehen, dann ist immer<br />
das Produkt m1l1 2 , m2l2 2 , m3l3 2 hinzuzufügen.<br />
Decken sich die Schwerachsen der Teilkörper mit<br />
der Drehachse, dann werden die Produkte ml 2<br />
gleich null, d. h. man darf dann (aber nur dann)<br />
die Trägheitsmomente einfach addieren (für Bohrungen<br />
subtrahieren).<br />
Ûbung: Die im Abstand l ¼ 200 mm um eine<br />
Drehachse 0 rotierende Kugel hat den Radius<br />
r ¼ 10 mm und die Dichte r ¼ 8,6 g/cm 3 .Essoll<br />
das Trägheitsmoment J0 für die Drehachse bestimmt<br />
werden.<br />
Lösung: Der Verschiebesatz wird angesetzt. Für<br />
das Trägheitsmoment Js der Kugel in Bezug auf<br />
die eigene Schwerachse findet man in Tabelle 4.5<br />
(Seite 235) die Beziehung Jx ¼ð2=5Þ mr 2 ¼ Js.<br />
Aus der Mathematik ist die Gleichung für das Kugelvolumen<br />
bekannt. Außerdem weiß man, dass<br />
m ¼ Vr ist (4.4.2, Seite 191).<br />
Für die Ausrechnung wird hier als Masseneinheit g,<br />
und als Längeneinheit cm benutzt.<br />
Mit 1 g ¼ 10 3 kg und 1 cm 2 ¼ 10 4 m 2 kann abschließend<br />
leicht umgerechnet werden.<br />
J0 ¼ Js þ ml 2<br />
Verschiebesatz<br />
J0 ¼ Js1 þ m1l1 2 þ Js2 þ m2l2 2 þ ...<br />
Verschiebesatz<br />
Beachte: Bei Bohrungen werden Js und auch<br />
ml 2 für die Bohrung negativ.<br />
J0 ¼ Js1 þ Js2 þ Js3 þ ...þ Jsn<br />
(gilt nur für l1 ¼ 0; l2 ¼ 0; l3 ¼ 0 ...ln ¼ 0)<br />
J0 ¼ Js þ ml 2<br />
m ¼ 4<br />
3 pr3 r (Kugelmasse)<br />
Js ¼ 2<br />
5 mr2 (nach Tabelle 4.5, Seite 235)<br />
J0 ¼ 2<br />
5 mr2 þ ml 2 ¼ m 2<br />
5 r2 þ l 2<br />
J0 ¼ 4<br />
3 pr3 r<br />
2<br />
5 r2 þ l 2<br />
J0 ¼ 14 424 g cm 2 ¼ 14,4 kg cm 2<br />
J0 ¼ 14,4 10 4 kg m 2<br />
J0, Js m l<br />
kg m 2 kg m
238<br />
4.9.2.4 Reduzierte Masse mred und Trägheitsradius i<br />
Reduzierte Masse mred eines Körpers ist eine in beliebigem<br />
Abstand r von der Drehachse gedachte<br />
Ersatzmasse, die in Bezug auf die Drehachse das<br />
gleiche Trägheitsmoment Js besitzt, wie die verteilte<br />
Masse m des ursprünglichen Körpers. Dabei<br />
kann man sich die reduzierte Masse mred als sehr<br />
dünnen Hohlzylinder, als Kugel, als Punkt usw.<br />
denken. Manche Rechnungen und Ûberlegungen<br />
werden dadurch einfacher. Je nach Wahl des Abstandes<br />
r für die reduzierte Masse erhält man dafür<br />
einen anderen Betrag, denn es muss immer von<br />
der Definitionsgleichung für das Trägheitsmoment<br />
ausgegangen werden, in diesem Fall also von<br />
Js ¼ mredr 2 .<br />
Im nebenstehenden Beispiel soll die Masse m des<br />
Kreiszylinders auf den Zylinderumfang bezogen<br />
werden (r bleibt gleich groß). Dann ergibt sich aus<br />
Js ¼ mredr 2 die reduzierte Masse<br />
mred ¼ Js=r 2 ¼ m=2.<br />
Man erhält demnach die reduzierte Masse mred,<br />
indem das Trägheitsmoment Js des ursprünglichen<br />
Körpers durch das Quadrat des gewählten Radius<br />
dividiert wird.<br />
Trägheitsradius i eines Körpers ist derjenige Abstand<br />
von der Drehachse, in dem man sich die<br />
Masse m des Körpers als reduzierte Masse umlaufend<br />
vorstellen muss, ohne dass sich das ursprüngliche<br />
Trägheitsmoment Js des Körpers ändert.<br />
Nach der Definitionsgleichung für das Trägheitsmoment<br />
muss mit Masse m und Trägheitsradius i<br />
jetzt Js ¼ mi 2 gelten. Daraus lässt sich der Trägheitsradius<br />
bestimmen.<br />
Aufgaben Nr. 582–596<br />
Beispiel:<br />
Gesucht ist die reduzierte Masse mred für<br />
einen Kreiszylinder der Masse m, wenn man<br />
sich die Masse m auf den Zylinderumfang<br />
reduziert denkt.<br />
Js ¼ mr2<br />
2<br />
Js ¼ mred r 2<br />
mred ¼ Js<br />
r 2<br />
Js ¼ mi 2<br />
i ¼<br />
mred ¼ Js mr2 m<br />
¼ ¼<br />
r2 2r2 2<br />
mred Ersatzmasse<br />
(reduzierte Masse)<br />
4 Dynamik<br />
rffiffiffiffi Js gegebenes Trägheitsmoment<br />
Js<br />
m gegebene Masse<br />
m i gesuchter Trägheitsradius
4.9 Dynamik der Drehbewegung (Rotation) 239<br />
4.9.3 Ûbung zum dynamischen Grundgesetz für die Drehung<br />
Ûbung: Durch einen Bremsversuch soll das Trägheitsmoment<br />
J einer Scheibenkupplung bestimmt<br />
werden. Die Kupplung besitzt die Masse<br />
m ¼ 135 kg. Sie wird durch ein resultierendes<br />
Bremsmoment von 20 Nm in 25 s von n1 ¼<br />
2800 min 1 auf n2 ¼ 1345 min 1 abgebremst.<br />
Lösung: Im dynamischen Grundgesetz ersetzt<br />
man die Winkelbeschleunigung a definitionsgemäß<br />
durch a ¼ Dw=Dt ¼ðw1 w2Þ=Dt und<br />
löst die Gleichung nach J auf.<br />
In der Ausrechnung wird die Einheit Nm für das<br />
resultierende Drehmoment durch die Basiseinheiten<br />
(1 N ¼ 1 kgm/s 2 ) ersetzt.<br />
Gegeben: Mres ¼ 20 Nm<br />
Dt ¼ 25 s<br />
w1 ¼ pn1<br />
30<br />
w2 ¼ pn2<br />
30<br />
¼ 293,2 rad<br />
s<br />
¼ 140,8 rad<br />
s<br />
Gesucht: Js ¼ J ¼ f ðMres, Dt, w1, w2Þ<br />
Mres ¼ Ja ¼ J Dw<br />
Dt ¼ J w1 w2<br />
Dt<br />
J ¼ Mres Dt<br />
w1 w2<br />
J ¼<br />
kg m2<br />
20<br />
s2 25 s<br />
ð293,2 140,8Þ rad<br />
s<br />
4.9.4 Drehimpuls (Drall) und Impulserhaltungssatz für die Drehung<br />
Das dynamische Grundgesetz für Drehung kann in<br />
eine andere Form gebracht werden, mit der sich<br />
bestimmte Aufgaben einfacher lösen lassen. Dazu<br />
schreibt man für die Winkelbeschleunigung<br />
a ¼ Dw=Dt und multipliziert die so entstandene<br />
Gleichung mit dem Zeitabschnitt Dt. Diese Gleichung<br />
eignet sich besonders für Aufgaben, in<br />
denen der (meist sehr kurze) Zeitabschnitt Dt eine<br />
Rolle spielt (vergleiche mit 4.4.9, Seite 202).<br />
Das Produkt aus dem resultierenden äußeren Drehmoment<br />
Mres und dem Zeitabschnitt Dt heißt Momentenstoß.<br />
Das Produkt aus dem Trägheitsmoment J eines<br />
Körpers und seiner Winkelgeschwindigkeit w wird<br />
als Drehimpuls oder Drall bezeichnet:<br />
Die Ønderung des Drehimpulses eines Körpers<br />
ist gleich dem Momentenstoß des resultierenden<br />
Drehmomentes während des betrachteten<br />
Zeitabschnitts.<br />
Der Drehimpuls ist ein Vektor.<br />
Mres ¼ Ja a ¼ Dw<br />
Dt<br />
Mres ¼ J Dw<br />
Dt Dt<br />
Mres Dt ¼ J Dw<br />
Mres ðt2 t1Þ<br />
|fflfflfflffl{zfflfflfflffl}<br />
Dt<br />
J ¼ f ðMres, Dt, w1, w2Þ<br />
¼ J ðw2 w1Þ<br />
|fflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflffl}<br />
Dw<br />
¼ 3,28 kg m 2<br />
Dt ¼ t2 t1<br />
Dw ¼ w2 w1<br />
gilt für<br />
Mres ¼ konstant<br />
Mres Dt Momentenstoß des resultierenden<br />
Drehmomentes<br />
Jw Drehimpuls (Drall) des Körpers<br />
Mres Dt ¼ Jw2 Jw1
240<br />
Ist das resultierende Drehmoment Mres aller äußeren<br />
Drehmomente gleich null (momentfreies System),<br />
dann ist auch der Momentenstoß Mres Dt<br />
gleich null:<br />
Bei Mres ¼ 0 bleibt der Drehimpuls eines Körpers<br />
unverändert (Jw ¼ konstant).<br />
Ein Vergleich der voranstehenden Entwicklungen<br />
mit den Herleitungen zum Impuls bei geradliniger<br />
Bewegung (4.4.9, Seite 202) zeigt deutlich die<br />
strukturelle Ûbereinstimmung der Gesetze der geradlinigen<br />
Bewegung und der Drehbewegung<br />
(Analogie).<br />
4.9.5 Kinetische Energie Erot (Rotationsenergie)<br />
Man geht auf die gleiche Weise vor wie im Abschnitt<br />
4.7.3, Seite 220:<br />
Wird ein Körper, z. B. eine Schwungscheibe, aus<br />
dem Stillstand heraus auf die Winkelgeschwindigkeit<br />
w gebracht, dann ist dazu nach dem dynamischen<br />
Grundgesetz das resultierende Drehmoment<br />
Mres ¼ Ja erforderlich (4.9.1, Seite 232).<br />
Mres dreht den Körper um den Drehwinkel Dj,<br />
verrichtet also am Körper eine Arbeit, die Beschleunigungsarbeit<br />
Wa ¼ Mres Dj.<br />
Das ist genau die Energie oder Arbeitsfähigkeit,<br />
mit der der Körper, z. B. das Schwungrad, an<br />
einem anderen Körper Arbeit verrichten kann. Da<br />
nur solche Körper diese Energieart besitzen, die<br />
sich mit der Winkelgeschwindigkeit w drehen,<br />
spricht man von Rotationsenergie Erot.<br />
Mit der bisherigen Kenntnis der einander entsprechenden<br />
Größen der geradlinigen und der Drehbewegung<br />
hätte man die Gleichung für die Rotationsenergie<br />
sofort aufschreiben können.<br />
Besitzt ein Körper schon die Winkelgeschwindigkeit<br />
w1 und wird er durch Mres über dem Drehwinkel<br />
Dj auf die Winkelgeschwindigkeit w2 gebracht,<br />
dann wird für Dj ¼ðw2 2 w1 2 Þ=2a<br />
eingesetzt (Tabelle 4.3, Seite 186). Damit erhält<br />
man eine Gleichung für die Beschleunigungsarbeit<br />
Wa in der allgemeinen Form. Wa gibt dann zugleich<br />
die Ønderung der Rotationsenergie des Körpers<br />
an (DErot ¼ Erot 2 Erot 1). Vergleiche mit<br />
Seite 220.<br />
Mres Dt ¼ Jw2 Jw1 ¼ 0<br />
Jw2 ¼ Jw1 ¼ konstant<br />
Impulserhaltungssatz für<br />
Drehung<br />
Mres ¼ Ja ¼ J Dw<br />
Dt<br />
Dw ¼ w gesetzt<br />
Mres Dj ¼ J w<br />
Dt Dj<br />
Mres Dj ¼ J w<br />
Dt<br />
w Dt<br />
2<br />
Mres Dj ¼ J<br />
2 w2 ¼ Wa<br />
RotationsBeschleunigungsenergie ¼<br />
Erot arbeit Wa<br />
Erot ¼ J<br />
2 w2<br />
Rotationsenergie<br />
Masse m ¼b Trägheitsmoment J<br />
Geschwindigkeit v ¼b Winkelgeschwindigkeit<br />
w<br />
Ekin ¼ m<br />
2 v2 ) Erot ¼ J<br />
2 w2<br />
Mres Dj ¼ Ja Dj<br />
Dj ¼ w2 2 w1 2<br />
2a<br />
Mres Dj ¼ Ja w2 2 w1 2<br />
2a<br />
Wa ¼ J<br />
2 ðw2 2 w1 2 Þ¼DErot<br />
Ønderung der Rotationsenergie<br />
4 Dynamik<br />
Erot, Wa J w<br />
J ¼ Nm kg m2 rad<br />
s
4.9 Dynamik der Drehbewegung (Rotation) 241<br />
4.9.6 Energieerhaltungssatz für Drehung<br />
Der Energieerhaltungssatz für technische Vorgänge nach Abschnitt 4.7.5, Seite 221, muss auch<br />
für die Drehbewegung gelten.<br />
Energieerhaltungssatz<br />
Die Rotationsenergie Erot E am Ende eines Vorgangs ist gleich der Rotationsenergie Erot A<br />
am Anfang des Vorgangs, vermehrt um die während des Vorgangs zugeführte Arbeit Wzu<br />
und vermindert um die während des Vorgangs abgegebene Arbeit Wab.<br />
Erot E ¼ Erot A þ Wzu Wab<br />
Rotationsenergie<br />
am Ende<br />
des Vorgangs<br />
¼<br />
Rotationsenergie<br />
am Anfang<br />
des Vorgangs<br />
Ûbung: Eine Schleifscheibe von d1 ¼ 500 mm<br />
Durchmesser und der Masse m ¼ 25 kg wird bei<br />
einer Drehzahl n ¼ 1 480 min 1 ausgeschaltet und<br />
läuft in 387 s aus. Der Lagerdurchmesser beträgt<br />
d2 ¼ 50 mm.<br />
Gesucht wird die mittlere Reibungszahl m in den<br />
beiden Gleitlagern der Schleifscheibenwelle.<br />
Lösung: Bei diesem „Auslaufversuch“ zur Bestimmung<br />
der Reibungszahl in den Lagern ist<br />
Erot E ¼ 0, denn am Ende des Vorgangs ruht die<br />
Scheibe. Ebenso ist Wzu ¼ 0, weil keine Arbeit zugeführt<br />
wird. Dagegen wird während des Vorgangs<br />
Reibungsarbeit WR abgeführt (Reibungsarbeit der<br />
Reibungskraft FN m).<br />
Anfangsenergie ist die Rotationsenergie<br />
Erot ¼ Jw 2 =2, mit J ¼ mr 2 =2 nach Tabelle 4.5,<br />
Seite 235. Für r 2 muss man ðd1=2Þ 2 einsetzen.<br />
Beim Auslaufen wird demnach die gesamte Anfangsenergie<br />
durch die Reibungsarbeit aufgezehrt<br />
(Erot ¼ WR).<br />
Aufgaben Nr. 597–605<br />
þ zugeführte<br />
Arbeit<br />
Erot E ¼ Erot A þ Wzu Wab<br />
0 ¼ J<br />
2 w2 þ 0 WR<br />
WR ¼ MR Dj; Dj ¼<br />
abgeführte<br />
Arbeit<br />
w Dt<br />
2<br />
v<br />
v<br />
0<br />
Δf =<br />
Δt t<br />
vΔt<br />
2<br />
MR ¼ FN m d2 d2<br />
¼ mgm<br />
2 2 ; FN ¼ FG ¼ mg<br />
WR ¼ mgm d2<br />
2<br />
w Dt<br />
2<br />
J<br />
2 w2 ¼ WR ; J ¼ 1<br />
2 mr2 ¼ 1<br />
2<br />
1<br />
2<br />
d1 2<br />
1<br />
2<br />
2<br />
d1<br />
m<br />
4 w2 ¼ mgm d2<br />
2<br />
4 w ¼ gmd2 Dt<br />
m ¼ d1 2 w<br />
4gd2 Dt<br />
m ¼ 0,051<br />
w Dt<br />
2<br />
m d1<br />
2<br />
2<br />
4<br />
mw
242<br />
4.9.7 Fliehkraft<br />
4.9.7.1 Zentripetalbeschleunigung und Zentripetalkraft<br />
Nach dem Trägheitsgesetz bewegt sich jeder Körper<br />
mit konstanter Geschwindigkeit (v ¼ konstant)<br />
auf geradliniger Bahn weiter, solange keine resultierende<br />
Kraft auf ihn einwirkt. Dann bleibt also<br />
nicht nur der Betrag des Geschwindigkeitsvektors<br />
erhalten (z. B. v ¼ 4 m/s), sondern auch Richtung<br />
und Richtungssinn.<br />
Soll sich ein Körper auf einer kreisförmigen Bahn<br />
bewegen, dann kann zwar der Betrag der Geschwindigkeit<br />
vu (Umfangsgeschwindigkeit) gleich<br />
groß bleiben (vu ¼ konstant), aber die Richtung des<br />
Geschwindigkeitsvektors ändert sich laufend.<br />
Es soll nun der Betrag der zum Mittelpunkt M gerichteten<br />
Zentripetalbeschleunigung az bestimmt<br />
werden:<br />
Bei gleichförmiger Kreisbewegung bleibt der Betrag<br />
der Umfangsgeschwindigkeit gleich groß, also<br />
vu1 ¼ vu2 ¼ vu, jedoch hat sich ihre Richtung auf<br />
dem Weg von P1 nach P2 geändert. In beiden<br />
Punkten ist vu tangential gerichtet. Der Kreisbogen<br />
_<br />
P1P2 muss entsprechend der Grundgleichung für<br />
die gleichförmige Bewegung gleich vu Dt sein,<br />
also _ P1P2 ¼ vu Dt.<br />
Der Radius des Kreises wird mit rs bezeichnet, um<br />
schon hier deutlich zu zeigen, dass immer die Umlaufbahn<br />
des Massenschwerpunkts eines Körpers<br />
zu betrachten ist.<br />
Man zeichnet sich nun die beiden Geschwindigkeitsvektoren<br />
in den beiden Punkten P1 und P2 heraus<br />
(Parallelverschiebung) und bezeichnt die Endpunkte<br />
der Geschwindigkeitspfeile mit P 0 1 und P02 .<br />
Aus der Øhnlichkeit der beiden schraffierten Dreiecke<br />
kann die Verhältnisgleichung herausgelesen<br />
werden.<br />
Für sehr kleine Zeitabschnitte Dt kann man<br />
_<br />
P 0 1P02 ¼ P01 P02 setzen. Die Richtungsänderung der<br />
beiden Geschwindigkeitsvektoren vu1, vu2 ist der<br />
Vektor der Geschwindigkeitsänderung Dv. Damit<br />
wird die Verhältnisgleichung entsprechend umgeschrieben.<br />
Beachte: Wichtig ist für die folgende Betrachtung,<br />
dass jeder Körper ohne äußere<br />
Einflüsse von sich aus bestrebt ist, die gerade<br />
Bewegungsbahn beizubehalten.<br />
Beachte: Auch bei gleichförmiger Kreisbewegung<br />
muss der umlaufende Körper dauernd<br />
in Richtung zum Mittelpunkt hin abgelenkt<br />
werden: Das ist ein<br />
Beschleunigungsvorgang und es gilt<br />
Fres ¼ ma.<br />
_<br />
P1P2<br />
rs<br />
Tangente<br />
M’<br />
n( ω)<br />
r s<br />
_<br />
P<br />
¼<br />
0 1P02 vu<br />
_<br />
P1P2 ¼ vu Dt<br />
P 0 1 P0 2<br />
vu Dt<br />
rs<br />
¼ Dv<br />
¼ Dv<br />
vu<br />
Δϕ<br />
P 1<br />
a z<br />
M<br />
v u2<br />
Δϕ<br />
P’ 2<br />
v u1<br />
Normale<br />
4 Dynamik<br />
a z<br />
P’ 1<br />
v u1<br />
s=vu t<br />
P 2<br />
v u2<br />
v=v<br />
u2 –v u1,<br />
denn v u1 + v<br />
= vu2
4.9 Dynamik der Drehbewegung (Rotation) 243<br />
Löst man die Gleichung nach Dv=Dt auf, und beacht,<br />
dass jeder Quotient aus einer Geschwindigkeitsänderung<br />
und dem zugehörigen Zeitabschnitt<br />
eine Beschleunigung darstellt, dann erhält man die<br />
Gleichung für den Betrag der Zentripetalbeschleunigung<br />
az. Eine zweite Form findet man, indem<br />
nach 4.2.7 (Seite 179) für vu ¼ rs w eingesetzt<br />
wird. Die Zentripetalbeschleunigung az ist zum<br />
Drehmittelpunkt gerichtet.<br />
Ursache jeder Beschleunigung ist nach dem dynamischen<br />
Grundgesetz immer eine resultierende Kraft<br />
Fres ¼ ma. Diese Kraft heißt hier Zentripetalkraft<br />
Fz. Sie steht nach d’Alembert im Gleichgewicht<br />
mit der entgegengesetzt gerichteten Trägheitskraft<br />
des Körpers, die Fliehkraft oder Zentrifugalkraft<br />
heißt. Diese Kräfte haben Bedeutung bei Fliehkraftreglern,<br />
Kreiselpumpen, Unwuchten, Schleudergussverfahren,<br />
Kurvenfahrten von Fahrzeugen<br />
usw.<br />
4.9.7.2 Ûbungen zur Fliehkraft<br />
1. Ûbung: Eine Rennstrecke soll in einer Kurve<br />
vom Radius rs ¼ 400 m eine Geschwindigkeit von<br />
v ¼ 280 km/h ermöglichen, ohne dass an den Reifen<br />
seitliche Reibungskräfte abgestützt werden<br />
müssen. Dazu muss der Neigungswinkel a der<br />
Fahrbahn so groß werden, dass die Resultierende<br />
aus Fliehkraft Fz und Gewichtskraft FG in Normalenrichtung<br />
auf der Fahrbahn steht.<br />
Welchen Neigungswinkel a muss die Fahrbahn erhalten?<br />
Lösung: Der Neigungswinkel a der Fahrbahndecke<br />
zur Horizontalen tritt auch im Krafteck auf,<br />
und zwar zwischen Gewichtskraft FG und Resultierender<br />
Fres.<br />
Die Entwicklung der Gleichung zeigt, dass der<br />
Neigungswinkel a der Fahrbahn unabhängig ist<br />
von der Masse m des Fahrzeugs, jedoch nicht von<br />
der Fallbeschleunigung g.<br />
Dv<br />
Dt ¼ az ¼ vuvu<br />
2<br />
vu<br />
¼<br />
rs rs<br />
2<br />
vu<br />
az ¼ ¼ rsw<br />
rs<br />
2<br />
Zentripetalbeschleunigung<br />
Beachte: rs ist der Radius des Kreises, auf<br />
dem der Schwerpunkt des Körpers umläuft.<br />
Fres ¼ ma<br />
Fres ¼ Fz<br />
a ¼ az<br />
Fz ¼ maz ¼ mrs w 2 ¼ m<br />
Zentripetalkraft<br />
tan a ¼ Fz<br />
2<br />
vu<br />
m<br />
rs ¼<br />
FG mg<br />
tan a ¼ v2<br />
grs<br />
a ¼ arctan v2<br />
grs<br />
az vu rs w<br />
m<br />
s 2<br />
m<br />
s<br />
vu 2<br />
rs<br />
m<br />
Fz m az rs w vu<br />
N ¼ kgm<br />
s 2<br />
kg m rad<br />
m<br />
s2 s<br />
m<br />
s<br />
rad<br />
s<br />
vu ¼ v gesetzt<br />
280 m<br />
3,6 s<br />
a ¼ arctan<br />
9,81 m ¼ 57<br />
400 m<br />
s2 2
244<br />
2. Ûbung: Ein Lieferwagen mit der Masse<br />
m ¼ 1000 kg fährt mit v ¼ 80 km/h durch eine<br />
nicht überhöhte Kurve vom Radius rs ¼ 55 m. Der<br />
Fahrzeugschwerpunkt S liegt h ¼ 0,65 m über der<br />
Fahrbahndecke, die Spurweite der Räder beträgt<br />
l ¼ 1,2 m. Als Haftreibungszahl wird m0 ¼ 0,6 angenommen.<br />
Es ist zu untersuchen, ob der Wagen in der Kurve<br />
kippt oder rutscht.<br />
Lösung: Die Lageskizze zeigt, dass der Wagen<br />
dann nicht um A kippt, wenn das linksdrehende<br />
Moment Fzh (Kippmoment) kleiner ist als das<br />
rechtsdrehende FG l=2 (Standmoment). Auch hier<br />
zeigt die Entwicklung der Gleichung die Unabhängigkeit<br />
von der Masse m des Wagens.<br />
Die Ausrechnung ergibt: Der Wagen kippt (gerade<br />
noch) nicht.<br />
Der Wagen rutscht in der Kurve, wenn die Summe<br />
der an den vier Rädern angreifenden Reibungskräfte<br />
kleiner ist, als die nach links wirkende<br />
Fliehkraft Fz. Diese Bedingung wird überprüft, indem<br />
man die Gleichung nach der Haftreibungszahl<br />
m0 auflöst.<br />
Die Ausrechnung zeigt: Die Haftreibungszahl m0<br />
ist kleiner als erforderlich, d. h. der Wagen rutscht<br />
( m0 ¼ 0,6 < 0,915).<br />
3. Ûbung: Ein dünner Ring von der Dichte r läuft<br />
mit der Winkelgeschwindigkeit w (Umfangsgeschwindigkeit<br />
vu) um.<br />
Es soll eine Gleichung zur Bestimmung der Zugspannung<br />
sz im Schnitt A B des Ringes hergeleitet<br />
werden.<br />
Lösung: Für den geschnittenen Ring muss in der<br />
gezeichneten Stellung SFx ¼ 0 sein, d. h. im Flächenschwerpunkt<br />
beider Querschnitte greift die<br />
Normalkraft FN ¼ Fz=2 als innere Kraft an. Diese<br />
Normalkraft FN erzeugt die Zugspannung<br />
sz ¼ FN=A ¼ Fz=2A (A ¼ Querschnittsfläche).<br />
Fz h FG<br />
v 2<br />
rs<br />
l<br />
2<br />
h g l<br />
2<br />
80 m<br />
0,65 m<br />
3,6 s<br />
55 m<br />
5,836 < 5,886<br />
FR0 max<br />
mgm 0<br />
m 0<br />
m 0<br />
2<br />
v 2<br />
grs<br />
Fz<br />
m v2<br />
rs<br />
2 v<br />
Fz ¼ m<br />
rs<br />
80 m<br />
3,6 s<br />
9,81 m ¼ 0,915<br />
55 m<br />
s2 0,6 < 0,915<br />
sz ¼ Fz<br />
2 mrsw<br />
¼<br />
2A 2A<br />
m ¼ Vr ¼ prAr<br />
rs ¼ 2r<br />
p<br />
2<br />
FG ¼ mg<br />
9,81 m<br />
0,6 m<br />
s2 Schwerpunktsabstand<br />
des Halbkreisbogens<br />
4 Dynamik
4.9 Dynamik der Drehbewegung (Rotation) 245<br />
Die Fliehkraft Fz ist eine Trägheitskraft (siehe<br />
d’Alembert, 4.4.6, Seite 195), d. h. sie greift im<br />
Schwerpunkt der Halbkreislinie mit dem Radius r<br />
an: rs ¼ 2r=p. Es muss zwischen r und rs unterschieden<br />
werden.<br />
Man sieht, dass die Zugspannung sz unabhängig<br />
von der Querschnittsfläche A des dünnen Ringes<br />
ist.<br />
Dreht sich der dünne Ring mit einer Umfangsgeschwindigkeit<br />
von 36 m/s, und besitzt er eine<br />
Dichte von 7850 kg/m 3 , dann beträgt die Zugspannung<br />
sz 10 N=mm 2 .<br />
Aufgaben Nr. 610–620<br />
prAr<br />
sz ¼<br />
2r<br />
p w2<br />
2A<br />
sz ¼ r 2 w 2 r<br />
sz ¼ vu 2 r<br />
sz ¼ vu 2 2 m2<br />
r ¼ 36<br />
sz ¼ 10,17 10<br />
1 N 6<br />
¼ 10<br />
m2 N<br />
s2 kg<br />
7850<br />
m3 ¼ 10,17<br />
m2 N<br />
4.9.8 Gegenüberstellung der translatorischen und rotatorischen Größen<br />
Geradlinige (translatorische) Bewegung Drehende (rotatorische) Bewegung<br />
6 N<br />
sz r w vu r<br />
N rad<br />
m<br />
m2 s<br />
mm 2<br />
Größe Definitionsgleichung Einheit Größe Definitionsgleichung Einheit<br />
Zeit t Basisgröße s Zeit t Basisgröße s<br />
Verschiebeweg s Basisgröße m Drehwinkel j j ¼ b<br />
r<br />
rad<br />
Masse m Basisgröße kg Trägheitsmoment J J ¼ S Dmr 2<br />
Geschwindigkeit v<br />
(v ¼ konstant)<br />
v ¼ Ds<br />
Dt<br />
m<br />
s<br />
Winkelgeschwindigkeit<br />
w<br />
(w ¼ konstant)<br />
w ¼ Dj<br />
Dt<br />
Arbeit W W¼Fs J Dreharbeit Wrot Wrot ¼ Mj ¼ FTr j J<br />
Leistung P P ¼ W<br />
t ¼ Fv W Drehleistung Prot Prot ¼ Wrot<br />
¼ Mw<br />
t<br />
W<br />
Elastische<br />
F ¼ Rs<br />
Verformung<br />
(geradlinig)<br />
W ¼ 1<br />
2 Rs2<br />
N Elastische<br />
M ¼ Rj<br />
J<br />
Verformung<br />
(kreisförmig) W ¼ 1<br />
2 Rj2<br />
Nm<br />
J<br />
Beschleunigung a a ¼ Dv<br />
Dt<br />
Beschleunigungskraft<br />
Fres<br />
kinetische<br />
Energie Ekin<br />
Impulserhaltungssatz<br />
m<br />
s 2<br />
Winkelbeschleunigung<br />
a<br />
Fres ¼ ma N Beschleunigungsmoment<br />
Mres<br />
Ekin ¼ m<br />
2 v2 J Rotationsenergie<br />
Erot<br />
mv ¼ konstant Impulserhaltungssatz<br />
a ¼ Dw<br />
Dt<br />
mm 2<br />
m<br />
s<br />
kg<br />
m 3<br />
kgm 2<br />
rad<br />
s<br />
rad<br />
s 2<br />
Mres ¼ Ja Nm<br />
Erot ¼ J<br />
2 w2<br />
Jw ¼ konstant<br />
J
246<br />
4.10 Mechanische Schwingungen<br />
4.10.1 Begriff<br />
Schwingung ist eine auch im Alltag bekannte Bewegungsform von Körpern oder Masseteilchen,<br />
die sich am Ort um eine Ruhe- oder Nulllage herum bewegen (pendeln, schwingen),<br />
z. B. hin und her bei allen Pendeln wie Uhrenpendel, Fadenpendel, Federpendel. Brücken<br />
schwingen bei Belastung, ebenso eine Blattfeder oder (drehend) eine Torsionsstabfeder am<br />
Auto, aber auch Masseteilchen in einer Flüssigkeit oder Elektronen in der Atomhülle schwingen.<br />
Man spricht von elektrischen Schwingungen (Schwingkreis), optischen und akustischen<br />
(Ton-) Schwingungen. In diesem Kapitel werden nur mechanische Schwingungen behandelt;<br />
unterteilt in den kinematischen Bereich mit der Frage nach den Veränderungen der Bewegungsgrößen<br />
Weg s, Geschwindigkeit v, Beschleunigung a und in den kinetischen Bereich<br />
mit der Frage nach den Kräften F und Kraftmomenten M.<br />
4.10.2 Ordnungsbegriffe<br />
Der Pendelkörper (Schwinger) einer Uhr führt eine freie Schwingung aus, wenn er ohne Antrieb<br />
nie zur Ruhe käme. Tatsächlich tritt immer Reibung auf und es kommt zu gedämpften<br />
Schwingungen. Die Reibung entzieht dem Schwinger (Kugel, Pendel) Energie, die Auslenkung<br />
(Größtwert: Amplitude) wird immer kleiner. Wird dem Schwinger von außen Energie zugeführt,<br />
spricht man von erzwungener Schwingung. Ist dabei die zugeführte Energiemenge durch<br />
Regelung so dosiert, dass die Schwingung gerade aufrecht erhalten bleibt, nennt man das eine<br />
erzwungene selbsterregte Schwingung (mechanisches Uhrwerk).<br />
4.10.3 Die harmonische Schwingung<br />
4.10.3.1 Die Bewegungsgesetze der harmonischen Schwingung<br />
Läuft der Punkt P auf dem Radius r gleichförmig<br />
mit der Winkelgeschwindigkeit w um, dann entspricht<br />
einem Umlauf auf der Kreisbahn eine Aufund<br />
Abwärtsbewegung des projizierten Punktes<br />
auf der Projektionswand. Die so entstandene Bewegung<br />
heißt harmonische Schwingung.<br />
Gesucht werden die Gesetzmäßigkeiten zur Berechnung<br />
von Auslenkung y, Geschwindigkeit vy<br />
und Beschleunigung ay des schwingenden Punktes<br />
P.<br />
Die gefundenen Gleichungen sind die Gleichungen<br />
der harmonischen Schwingung.<br />
0<br />
8<br />
1<br />
P r<br />
7<br />
Auslenkung y<br />
2<br />
ω = konst.<br />
6<br />
M<br />
3<br />
5<br />
4<br />
-y<br />
2<br />
1(3)<br />
Nulllage<br />
0,8(4)<br />
4 Dynamik<br />
7(5)<br />
6<br />
Projektionsebene
4.10 Mechanische Schwingungen 247<br />
4.10.3.1.1 Auslenkung-Zeit-Gesetz<br />
Der Punkt P bewegt sich mit konstanter Winkelgeschwindigkeit<br />
w von 0 bis 1. Der Radius r hat<br />
dabei den Drehwinkel Dj überstrichen. Die zugehörige<br />
momentane Auslenkung y von der Mittellage<br />
(Nulllage) ist die Sinuskomponente des Radius<br />
r (y ¼ r sin Dj).<br />
Wird nach 4.2.6 (Seite 179) w ¼ Dj=Dt und daraus<br />
Dj ¼ w Dt eingesetzt, ergibt sich das Auslenkung-Zeit-Gesetz<br />
y ¼ r sin ðwtÞ.<br />
Für Dt schreibt man verkürzt t und bezeichnet den<br />
Klammerausdruck als „Omega-t“.<br />
4.10.3.1.2 Geschwindigkeit-Zeit-Gesetz<br />
Punkt P läuft mit der tangential gerichteten konstanten<br />
Umfangsgeschwindigkeit vu um.<br />
Gesucht wird die momentane Geschwindigkeit vy<br />
des auf der Projektionsebene schwingenden Punktes<br />
P. Wie das Parallelogramm nach der Zerlegung<br />
des Geschwindigkeitsvektors vu zeigt, ist vy die<br />
Kosinuskomponente der Umfangsgeschwindigkeit<br />
vu: vy ¼ vu cos Dj.<br />
Für die Umfangsgeschwindigkeit vu kann nach<br />
4.2.7 (Seite 179) das Produkt aus Winkelgeschwindigkeit<br />
w und Radius r eingesetzt werden<br />
(vu ¼ wr).<br />
4.10.3.1.3 Beschleunigung-Zeit-Gesetz<br />
Jeder auf einer Kreisbahn umlaufende Punkt, auch<br />
der gleichförmig umlaufende, wird in jedem Augenblick<br />
zum Kreisbahnmittelpunkt M hin beschleunigt.<br />
Diese Beschleunigung heißt Zentripetalbeschleunigung<br />
az (siehe 4.9.7.1, Seite 242).<br />
Die momentane Beschleunigung des Punktes P in<br />
der Projektionsebene ist die Sinuskomponente<br />
ay ¼ az sin Dj. Die Beschleunigung ay ist immer<br />
der Auslenkung y entgegengerichtet. Deshalb<br />
steht rechts vom Gleichheitszeichen das Minuszeichen.<br />
1<br />
P y<br />
0<br />
-0<br />
r<br />
Δϕ<br />
M<br />
ω<br />
y ¼ r sin Dj<br />
y ¼ r sin ðw DtÞ<br />
y ¼ r sin ðwtÞ<br />
v y<br />
1<br />
Δϕ<br />
Δϕ<br />
v u<br />
M<br />
ω<br />
vy ¼ vu cos Dj<br />
vy ¼ rw cos ðwtÞ<br />
vy ¼ rw sin p<br />
2 wt<br />
Beachte: Es ist<br />
cos Dj ¼ sin ð90 DjÞ, also<br />
cos ðwtÞ ¼ sin ðp=2 wtÞ<br />
-0<br />
1<br />
a y<br />
Δϕ<br />
a z<br />
ω<br />
ay ¼ az sin Dj<br />
ay ¼ rw 2 sin ðwtÞ<br />
ay ¼ yw 2
248<br />
4.10.3.2 Die Graphen der harmonischen Schwingung<br />
Werden mit den entwickelten Bewegungsgesetzen für gleiche Zeitabschnitte Dt (z. B.<br />
Dt ¼ 10 s) die Auslenkung y, die Geschwindigkeit vy und die Beschleunigung ay im rechtwinkligen<br />
Achsenkreuz über der Zeitachse t aufgetragen, erhält man die folgenden Kurven:<br />
a) Für die Auslenkung-Zeit-Linie (y; t-Linie) gilt das zuvor entwickelte Auslenkung-Zeit-Gesetz<br />
y ¼ r sin Dj ¼ r sin ðwtÞ. Der Radius r ist eine Konstante, folglich ist die y; t-Linie<br />
eine Sinuskurve mit positivem Richtungssinn für die Auslenkung y im Drehwinkelbereich<br />
Dj 0 180 und negativem Richtungssinn im Drehwinkelbereich Dj 180 360 .<br />
b) Für die Geschwindigkeit-Zeit-Linie (v; t-Linie) gilt das zuvor entwickelte Geschwindigkeit-<br />
Zeit-Gesetz vy ¼ vu cos Dj ¼ rw cos ðwtÞ. Radius r und Winkelgeschwindigkeit w sind<br />
Konstante, folglich ist die v; t-Linie eine Kosinuskurve mit positivem Richtungssinn für die<br />
Geschwindigkeit vy im Drehwinkelbereich zwischen 0 und 90 sowie zwischen 270 und<br />
360 und negativem Richtungssinn im Drehwinkelbereich zwischen Dj 90 270 .<br />
c) Für die Beschleunigung-Zeit-Linie (ay; t-Linie) gilt das zuvor entwickelte Beschleunigung-<br />
Zeit-Gesetz ay ¼ az sin Dj ¼ rw 2 sin ðwtÞ. Radius r und Winkelgeschwindigkeit w<br />
sind Konstante, folglich ist die ay; t-Linie eine Sinuskurve mit negativem Richtungssinn für<br />
die Beschleunigung ay im Drehwinkelbereich zwischen 0 und 180 und positivem Richtungssinn<br />
zwischen 180 und 360 .<br />
0<br />
8<br />
0<br />
8<br />
vy Δϕ<br />
1<br />
7<br />
b)<br />
0<br />
8<br />
c)<br />
1<br />
y<br />
P<br />
7<br />
a)<br />
1<br />
7<br />
a y<br />
r<br />
Δϕ<br />
r<br />
Δϕ<br />
r<br />
Δϕ<br />
2<br />
6<br />
vu 2<br />
6<br />
2<br />
6<br />
M<br />
v x<br />
M<br />
a x<br />
a z<br />
ω<br />
ω<br />
3<br />
5<br />
3<br />
5<br />
5<br />
4<br />
4<br />
y<br />
vy<br />
a y<br />
y=rsin Δϕ =rsin( ωt)<br />
ω = konst. y<br />
y max = r<br />
4<br />
0 1 2 3 4 5 6 7 8<br />
3<br />
y = - r<br />
max<br />
π<br />
v y = vu cos Δϕ = r ω cos ( ωt) = r ω sin( +<br />
2<br />
ωt)<br />
v y max = vu<br />
v y max = vu<br />
vy<br />
0 1 2 3 4 5 6 7 8<br />
v ymax= -vu<br />
a =-a sin Δϕ=-r ω sin( ωt) =-y ω<br />
y z<br />
2 2<br />
a = a<br />
y max z<br />
0 2 3 4 5 6 7 8<br />
ay<br />
a ymax=-az t<br />
t<br />
t<br />
4 Dynamik
4.10 Mechanische Schwingungen 249<br />
4.10.3.3 Zusammenstellung der wichtigsten Größen und Gleichungen der harmonischen<br />
Schwingung<br />
y<br />
Periode (Schwingung) ist ein Hin- und Hergang;<br />
eine Schwingung entspricht einem Umlauf auf der<br />
Kreisbahn (siehe 4.10.3.1).<br />
Auslenkung y (Elongation) ist die momentane<br />
Entfernung des schwingenden Punktes von der<br />
Nulllage (Mittellage, Gleichgewichtslage).<br />
Amplitude A (Schwingungsweite) ist die maximale<br />
Auslenkung aus der Nulllage. A ist konstant<br />
bei ungedämpfter Schwingung.<br />
Periodendauer T (Schwingungsdauer) ist die Zeit<br />
für eine volle Schwingung.<br />
Frequenz f ist der Quotient aus der Anzahl z der<br />
Perioden und dem zugehörigen Zeitabschnitt Dt,<br />
also die Anzahl der Perioden je Sekunde.<br />
Die Frequenz f hat die Einheit 1/s und die Bezeichnung<br />
Hertz 1) (Hz).<br />
Kreisfrequenz w ergibt sich aus w ¼ 2pf ¼<br />
2pz=Dt, sie ist also die schon bekannte Winkelgeschwindigkeit<br />
w (nach DIN 1304).<br />
Phase Dj ist der Winkel im Bogenmaß, den der<br />
umlaufende Punkt im Zeitabschnitt Dt durchläuft.<br />
Mit den festgesetzten Größen können die hergeleiteten<br />
Bewegungsgesetze für die harmonische<br />
Schwingung neu geschrieben werden. Dazu setzt<br />
man für den Radius r die Amplitude A und für die<br />
Kreisfrequenz w ¼ 2pf ¼ 2pz=T ein.<br />
y, A t, T w, f vy ay<br />
m s<br />
1<br />
s<br />
m<br />
s<br />
m<br />
s 2<br />
Aufgaben Nr. 621–624<br />
1) Heinrich Hertz, deutscher Physiker, 1857–1894.<br />
-y<br />
0<br />
T ¼ Dt<br />
z<br />
A<br />
T= 1<br />
f<br />
f ¼ z 1 w<br />
¼ ¼<br />
Dt T 2p<br />
w ¼ 2pf ¼ 2p<br />
T<br />
A<br />
Dj ¼ w Dt ¼ 2pf Dt ¼ 2pz<br />
y ¼ A sin ðwtÞ ¼A sin ð2pf tÞ<br />
y ¼ A sin 2pt<br />
T<br />
Zeit t<br />
vy ¼ Aw cos ðwtÞ ¼Aw cos ð2pf tÞ<br />
vy ¼ Aw cos 2pt<br />
T<br />
ay ¼ Aw 2 sin ðwtÞ ¼ Aw 2 sin ð2pf tÞ<br />
ay ¼ Aw2 sin 2pt<br />
¼<br />
T<br />
yw2
250<br />
4.10.3.4 Rückstellkraft FR, Richtgröße D und lineares Kraftgesetz bei der harmonischen<br />
Schwingung<br />
In den vorausgegangenen Kapiteln wurden die Bewegungsgleichungen für die harmonische<br />
Schwingung entwickelt und in 4.10.3.3 zusammengestellt. Jetzt sind noch die Kräftegleichungen<br />
für den harmonisch schwingenden Körper zu ermitteln. Auch dabei muss von der Kreisbewegung<br />
ausgegangen werden.<br />
Aus Kapitel 4.9.7, Seite 242, ist die Zentripetalkraft<br />
Fz ¼ mrw 2 bekannt, die den Körper der Masse<br />
m auf der Kreisbahn hält und immer zum<br />
Kreismittelpunkt M hin gerichtet ist. Ist die Winkelgeschwindigkeit<br />
w konstant, gilt das auch für<br />
die Zentripetalkraft Fz und für deren Komponenten<br />
Fx ¼ Fz cos Dj und Fy ¼ Fz sin Dj.<br />
Die Komponente Fy ist die in Schwingungsrichtung<br />
wirkende Rückstellkraft FR ¼ Fy ¼<br />
Fz sin Dj. Sie ist immer der Auslenkung y entgegen<br />
zur Nulllage hin gerichtet. Der Sinus des<br />
Drehwinkels Dj lässt sich durch die Auslenkung y<br />
und die Amplitude A ausdrücken (sin Dj ¼ y=A),<br />
sodass sich für die Rückstellkraft FR ¼ Fz y=A ergibt.<br />
Darin sind Zentripetalkraft Fz (gleichförmige<br />
Drehung) und Amplitude A ¼ r ¼ konstante Größen.<br />
Damit ist auch der Quotient Fz/A konstant.<br />
Diese Größe wird in der Schwingungslehre als<br />
Richtgröße D bezeichnet.<br />
Die Rückstellkraft FR ist demnach der momentanen<br />
Auslenkung y proportional (FR y).<br />
Zusammenfassung: Die kinematische Untersuchung<br />
führte bei der gleichförmigen Kreisbewegung<br />
zu den Bewegungsgleichungen der<br />
harmonischen Schwingung. Die kinetische<br />
Untersuchung hat gezeigt, dass die Rückstellkraft<br />
FR linear von der Auslenkung y abhängig ist.<br />
Wird diese Aussage in den folgenden Untersuchungen<br />
bestätigt, liegt eine harmonische<br />
Schwingung vor:<br />
Eine harmonische Schwingung liegt vor, wenn<br />
die Rückstellkraft FR dem linearen Kraftgesetz<br />
in der Form FR y ¼ Dy folgt.<br />
y<br />
m<br />
Fz<br />
r=A<br />
0<br />
Fy M<br />
0<br />
Nulllage<br />
ω<br />
Δϕ<br />
Fy ¼ FR ¼ Fz sin Dj ¼ Fz y=A<br />
FR ¼ Fz<br />
A y<br />
F x = Fz cos Δϕ<br />
Δϕ<br />
Fz<br />
¼ konstant ¼ Richtgröße D<br />
A<br />
FR ¼ Dy FR y<br />
FR ¼ Dy<br />
4 Dynamik<br />
F z<br />
F y = Fz sin Δϕ<br />
Kriterium für die harmonische<br />
Schwingung
4.10 Mechanische Schwingungen 251<br />
4.10.4 Das Schraubenfederpendel<br />
4.10.4.1 Rückstellkraft FR und Federrate R<br />
Eine unbelastete, masselos gedachte Schraubenfeder<br />
wird mit einem Körper der Masse m belastet,<br />
sodass sie sich um Ds dehnt.<br />
In dieser Ruhelage (Nulllage 0–0) ist die Federspannkraft<br />
FS gleich der Gewichtskraft FG des<br />
Körpers (FS ¼ FG), wie der frei gemachte Körper<br />
zeigt.<br />
Wird der Körper um die Amplitude A ¼ ymax nach<br />
unten gezogen und dann losgelassen, schwingt er<br />
um die Ruhelage 0–0 mit der Amplitude A weiter<br />
(reibungsfrei betrachtet).<br />
Im unteren Umkehrpunkt des frei gemachten Pendelkörpers<br />
zieht die Feder mit der Federkraft FS<br />
nach oben, denn sie wirkt in dieser Stellung als<br />
Zugfeder.<br />
Die Rückstellkraft FR ist immer die resultierende<br />
Kraft, hier also die Differenz von Federspannkraft<br />
FS und Gewichtskraft FG: FR ¼ FS FG.<br />
Im oberen Umkehrpunkt wirkt die Feder als<br />
Druckfeder auf den Pendelkörper. Gewichtskraft<br />
FG und Federspannkraft FS sind gleich gerichtet<br />
(beide nach unten).<br />
Dann ist die Rückstellkraft FR die algebraische<br />
Summe von Gewichtskraft und Federspannkraft:<br />
FR ¼ FG þ FS.<br />
Auch die Untersuchung des frei gemachten Pendelkörpers<br />
in beliebigen Zwischenstellungen kann<br />
zu keinem anderen Ergebnis führen:<br />
Δs<br />
y<br />
Umkehrpunkt<br />
Ebene der<br />
0 0<br />
Ruhelage m<br />
0<br />
y<br />
-y<br />
y<br />
-y<br />
A=y max<br />
A=y max<br />
-y<br />
v = 0<br />
y<br />
v = 0<br />
y<br />
Umkehrpunkt<br />
0 0<br />
FR ¼ FS FG<br />
0<br />
F S<br />
F G<br />
F S<br />
F G<br />
F = 0<br />
R<br />
F = F – F<br />
R S G<br />
F R<br />
F G<br />
F S<br />
F G<br />
F S<br />
F R<br />
F = F + F<br />
R S G
252<br />
Die Rückstellkraft FR beim Federpendel ist die<br />
Resultierende aus Federspannkraft FS und Gewichtskraft<br />
FG des Pendelkörpers (Summe oder<br />
Differenz).<br />
Nach Kapitel 4.5.3 (Seite 205) ist die Federrate<br />
R 1) der Quotient aus Federkraft FS und zugehörigem<br />
Federweg Ds, also diejenige Kraft, die erforderlich<br />
ist, die Feder um eine Längeneinheit zu<br />
dehnen oder zu verkürzen.<br />
Zur Klärung der Frage, ob für das Federpendel das<br />
lineare Kraftgesetz der harmonischen Schwingung<br />
aus dem vorhergehenden Kapitel 4.10.3.4 gilt,<br />
werden zwei Pendelstellungen untersucht.<br />
Stellung a), unterhalb der Nulllinie<br />
FR ¼ FS FG ¼ Rs R Ds<br />
s ¼ y þ Ds<br />
FR ¼ Rðy þ Ds DsÞ ¼Ry<br />
Stellung b), oberhalb der Nulllinie<br />
FR ¼ FG þ FS ¼ R Ds þ Rs<br />
s ¼ y Ds<br />
FR ¼ R Ds þ Rðy DsÞ ¼Ry<br />
In beiden Fällen ist die Rückstellkraft FR der Auslenkung<br />
y proportional (R ist eine Konstante) und<br />
damit gilt:<br />
Das Federpendel schwingt harmonisch, denn es<br />
gilt das lineare Kraftgesetz.<br />
Δs<br />
Federkraft FS<br />
F ¼<br />
Federweg Ds<br />
ay FR 0 ay vy FR 0<br />
F G =RΔs y<br />
s<br />
a) b)<br />
F =R<br />
S S<br />
F G =RΔs v y<br />
F =R<br />
S S<br />
s<br />
Δs<br />
y<br />
Beachte:<br />
Für die Schraubenfeder gilt FR ¼ Ry, folglich<br />
ist die Federrate R gleich der Richtgröße D.<br />
FR ¼ Dy ¼ Ry<br />
R FS Ds<br />
In der Maschinenbautechnik (z. B. Pressen- und Vorrichtungsbau) reicht zur federnden Kraftübertragung<br />
häufig eine Einzelfeder nicht aus.<br />
In diesem Fall werden je nach Verwendungszweck zwei oder mehr Federn in Parallel- oder<br />
Reihenschaltung (Hintereinanderschaltung) angeordnet. Für die konstruktiven Berechnungen<br />
braucht man dann die Federrate des ganzen Federsystems, die so genannte resultierende Federrate<br />
R0, deren Betrag von der Art der Federschaltung abhängt.<br />
N<br />
mm<br />
N mm<br />
FR D, R y<br />
N<br />
N<br />
m m<br />
4 Dynamik<br />
1) Versuch in A. <strong>Böge</strong>; J. Eichler: Physik: Grundlagen, Versuche, Aufgaben, Lösungen, ViewegþTeubner 2008<br />
Bezeichnung Federrate R nach DIN 2089, Nov. 92
4.10 Mechanische Schwingungen 253<br />
Parallelschaltung<br />
Das Diagramm zeigt die Federkennlinien zweier<br />
parallel geschalteter Einzelfedern mit bekannten<br />
Federraten R1 und R2. Wird das Federsystem von<br />
s ¼ 0 auf den Federweg s0 gedehnt, gilt für die resultierende<br />
Federkraft F0 ¼ F1 þ F2, für den resultierenden<br />
Federweg dagegen s0 ¼ s1 ¼ s2. Mit<br />
diesen Bedingungen kann eine Gleichung zur Berechnung<br />
der resultierenden Federrate R0 bei Parallelschaltung<br />
entwickelt werden:<br />
R0 ¼ F0<br />
s0<br />
R0 ¼ R1 þ R2<br />
¼ F1 þ F2<br />
s0<br />
¼ F1<br />
þ<br />
s1<br />
F2<br />
¼ R1 þ R2<br />
s2<br />
Reihenschaltung<br />
Das Diagramm zeigt die Federkennlinien zweier<br />
in Reihe (hintereinander) geschalteter Einzelfedern<br />
mit den Federraten R1 und R2. Wird das Federsystem<br />
von F ¼ null auf die Federkraft<br />
F ¼ F0 ¼ F1 ¼ F2 belastet, gilt für den resultierenden<br />
Federweg s0 ¼ s1 þ s2. Mit diesen Bedingungen<br />
kann eine Gleichung zur Berechnung der<br />
resultierenden Federrate R0 bei Reihenschaltung<br />
entwickelt werden:<br />
R0 ¼ F0<br />
s0<br />
1<br />
R0<br />
¼ s1 þ s1<br />
F0<br />
¼ F0<br />
s1 þ s2<br />
¼ s1<br />
þ<br />
F1<br />
s2<br />
¼<br />
F2<br />
1<br />
þ<br />
R1<br />
1<br />
R2<br />
4.10.4.2 Periodendauer T des Schraubenfederpendels<br />
Die Rückstellkraft FR ist immer die resultierende<br />
Kraft Fres und es gilt das dynamische Grundgesetz<br />
Fres ¼ ma. Bei der harmonischen Schwingung ist<br />
für die momentane Beschleunigung a ¼ ay und<br />
nach 4.10.3.1.3 (Seite 247) ay ¼ yw 2 einzusetzen.<br />
R0 ¼ R1 þ R2 þ ...þ Rn<br />
Federrate bei Parallelschaltung<br />
von n Federn<br />
1<br />
R0<br />
¼ 1<br />
þ<br />
R1<br />
1<br />
þ ...þ<br />
R2<br />
1<br />
Rn<br />
Federrate bei Reihenschaltung<br />
von n Federn<br />
R0 ¼ R1 R2<br />
R1 þ R2<br />
gilt nur für zwei Federn<br />
FR ¼ may; ay ¼ yw 2 ; w ¼ 2p<br />
T<br />
FR ¼ myw 2
254<br />
Das dort vorhandene negative Vorzeichen entfällt,<br />
da nur der Absolutbetrag interessiert.<br />
Die Periodendauer T ist unabhängig von der<br />
Amplitude A. Sie ist umso größer, je größer die<br />
Masse m des Pendelkörpers und je kleiner die<br />
Federrate R ist, d. h. je „weicher“ die Feder ist.<br />
Aus der Gleichung für die Schwingungsdauer<br />
kann auch eine neue Beziehung für die Berechnung<br />
der Federrate der Schraubenfeder entwickelt<br />
werden.<br />
Aufgaben Nr. 625–628<br />
4.10.5 Das Torsionsfederpendel<br />
FR ¼ m 4p2<br />
y ¼ Ry<br />
T2 rffiffiffiffi<br />
m<br />
T ¼ 2p<br />
R<br />
R ¼ m 4p2<br />
¼ D<br />
T2 4.10.5.1 Federrate R, Rückstellmoment MR und Periodendauer T<br />
Wird der in Ruhelage an einem Stahldraht hängende<br />
Körper um den Drehwinkel Dj verdreht,<br />
beschreibt jedes Teilchen eine Kreisbewegung.<br />
Zur Ûberleitung von der geradlinigen in die kreisförmige<br />
Bewegung wird das Analogieverfahren<br />
benutzt. Die Beziehung für die Kreisbewegung bekommt<br />
man, indem in die bekannte Beziehung der<br />
geradlinigen Bewegung die entsprechenden Größen<br />
der Kreisbewegung eingesetzt werden. Beim<br />
Torsionsfederpendel entspricht der Rückstellkraft<br />
FR das Rückstellmoment MR, der Auslenkung y<br />
der Drehwinkel Dj. Auch für die Torsionsbeanspruchung<br />
des tordierten Drahtes gilt das<br />
Hooke’sche Gesetz, sodass die Gleichung für die<br />
Federrate R mit den entsprechenden Größen festgelegt<br />
werden kann.<br />
Das Rückstellmoment MR ändert seinen Betrag<br />
proportional mit dem Drehwinkel Dj (MR Dj)<br />
(wie beim Schraubenfederpendel die Rückstellkraft<br />
FR mit der Auslenkung y), sodass man feststellen<br />
kann:<br />
Für das Torsionsfederpendel gilt ein lineares<br />
Momentengesetz und es liegt eine harmonische<br />
Schwingung vor.<br />
Δϕ<br />
Rückstellmoment MR<br />
R ¼<br />
Drehwinkel Dj<br />
R ¼ MR<br />
Dj<br />
FR m T R<br />
N kg s N<br />
m<br />
R, D m T<br />
N<br />
m<br />
FR ¼b MR<br />
y ¼b Dj<br />
R MR j<br />
Nm<br />
rad<br />
Nm rad<br />
4 Dynamik<br />
kg s<br />
MR ¼ R Dj kreisförmige Pendelbewegung<br />
FR ¼ Ry geradlinige Pendelbewegung
4.10 Mechanische Schwingungen 255<br />
Eine Gleichung für die Periodendauer T beim<br />
Torsionsfederpendel erhält man mit der Analogiebetrachtung<br />
zum Schraubenfederpendel im vorhergehenden<br />
Kapitel 4.10.4.2. Das Trägheitsmoment J<br />
beim Torsionsfederpendel entspricht der Masse m<br />
des Pendelkörpers.<br />
Auch beim Torsionsfederpendel ist die Periodendauer<br />
T unabhängig von der Amplitude A.<br />
Sie ist umso größer, je größer das Trägheitsmoment<br />
J und je kleiner die Federrate R ist.<br />
rffiffiffi<br />
J<br />
T ¼ 2p<br />
R<br />
rffiffiffiffi<br />
m<br />
T ¼ 2p<br />
R<br />
Torsionsfederpendel Schraubenfederpendel<br />
Beachte: J ist das Trägheitsmoment bezogen<br />
auf die Drehachse (siehe Kapitel 4.9.2,<br />
Seite 233)<br />
4.10.5.2 Experimentelle Bestimmung von Trägheitsmomenten J aus der Periodendauer<br />
Kupplungsscheiben, Zahnräder, Wellen und<br />
Schwungscheiben müssen im Betrieb beschleunigt<br />
und verzögert werden. Den erforderlichen Berechnungen<br />
liegt das dynamische Grundgesetz für die<br />
Rotation Mres ¼ Ja zugrunde (siehe 4.9.1, Seite<br />
232). Dazu muss das Trägheitsmoment J des umlaufenden<br />
Bauteils bekannt sein.<br />
Nicht alle Bauteile sind so einfach aufgebaut, dass<br />
das Trägheitsmoment J aus fertigen Formeln berechnet<br />
werden kann (siehe Tabelle 4.5, Seite 235).<br />
Dann wird das Trägheitsmoment J experimentell<br />
auf folgende Weise bestimmt:<br />
Ein geometrisch einfacher Rotationskörper K1 von<br />
bekanntem oder berechenbarem Trägheitsmoment<br />
J1 wird an einen Torsionsstab von bekanntem<br />
Durchmesser d und bekannter Länge l gehängt.<br />
Benutzt man als Körper K1 z. B. eine Kreisscheibe,<br />
kann nach Tabelle 4.5 das Trägheitsmoment J1 berechnet<br />
werden.<br />
Für den p Körper ffiffiffiffiffiffiffiffiffi K1 gilt für die Periodendauer<br />
T1 ¼ 2p J1=R.<br />
Steckt man beide Prüfkörper<br />
auf, dannpgilt ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi für die Periodendauer<br />
T2 ¼ 2p ðJ1 þ J2Þ=R.<br />
Darin ist R die in beiden<br />
Fällen gleiche Federrate des Torsionsstabs.<br />
Körper K 1<br />
d<br />
J1 ¼ 1<br />
2 rpr4 h<br />
r<br />
l<br />
h<br />
r Stahl ¼ 7,85 10 3 kg=m 3<br />
T1 2 2 J1<br />
¼ 4p<br />
R<br />
T2 2 ¼ 4p 2 J1 þ J2<br />
R<br />
Prüfkörper K 2<br />
mit unbekanntem J 2<br />
J r r, h<br />
kg m2 kg<br />
m3 m
256<br />
Durch Division beider Gleichungen ergibt sich<br />
eine Gleichung für das unbekannte Trägheitsmoment<br />
J2, in der neben dem berechneten Trägheitsmoment<br />
J1 nur noch die Periodendauer T1<br />
und T2 steht, die man experimentell bestimmt.<br />
Aufgaben Nr. 629–630<br />
4.10.6 Das Schwerependel (Fadenpendel)<br />
Auch hier wird als Erstes untersucht, ob die Rückstellkraft<br />
FR der Auslenkung (hier dem Bogen s)<br />
proportional ist, denn nur dann gilt das lineare<br />
Kraftgesetz als Voraussetzung für eine harmonische<br />
Schwingung.<br />
Die Auslenkung s lässt sich aus der Pendellänge l<br />
und dem Winkel a bestimmen. Da für kleine<br />
Winkel (a < 14 ) der Arcus gleich dem Sinus<br />
gesetzt werden kann (arc a ¼ sin a),<br />
ist s ¼ l arc a ¼ l sin a und daraus sin a ¼ s=l.<br />
Die Rückstellkraft FR ist die Sinuskomponente der<br />
Gewichtskraft FG des Pendelkörpers. Sie ändert<br />
sich laufend mit dem Winkel a. Masse m, Fallbeschleunigung<br />
g und Pendellänge l sind für ein<br />
bestimmtes Pendel gleich bleibende Größen, d. h.<br />
es ist auch der Quotient mg=l eine Konstante. Sie<br />
ist die schon bekannte Richtgröße D:<br />
Auch für das Schwerependel gilt das lineare Kraftgesetz<br />
und es liegt eine harmonische Schwingung<br />
vor.<br />
Die Periodendauer T für das Schwerependel erhält<br />
man, wenn in die Gleichung für das Schraubenfederpendel<br />
T ¼ 2p ffiffiffiffiffiffiffiffiffi p<br />
m=R für die Federrate<br />
R ¼ Richtgröße D ¼ mg=l eingesetzt wird.<br />
T1 2<br />
J1<br />
¼<br />
T2<br />
2<br />
J1 þ J2<br />
T2<br />
J2 ¼ J1<br />
2 T1 2<br />
T1 2<br />
h<br />
y<br />
FG cos α<br />
l<br />
α<br />
F G<br />
s<br />
α<br />
F R = F<br />
G<br />
sin α<br />
αmax<br />
FR ¼ FG sin a ¼ mgsin a<br />
sin a ¼ s<br />
eingesetzt ergibt<br />
l<br />
FR ¼ mgsin a ¼ mg<br />
s<br />
l<br />
FR ¼ Ds D ¼ mg<br />
l<br />
FR D s, l m g<br />
N N<br />
m<br />
m kg m<br />
s 2<br />
Einschränkung: Die Auslenkung muss klein<br />
sein. Allerdings beträgt der Fehler bei<br />
a ¼ 14 nur ca. 1%.<br />
rffiffiffiffi<br />
rffiffiffiffi<br />
sffiffiffiffiffiffi<br />
m m ml<br />
T ¼ 2p ¼ 2p ¼ 2p<br />
R D mg<br />
4 Dynamik<br />
v 0
4.10 Mechanische Schwingungen 257<br />
Beim Schwerependel ist die Periodendauer T<br />
unabhängig von der Amplitude s und von der<br />
Masse m des Pendelkörpers.<br />
Am selben Ort, also bei gleicher Fallbeschleunigung<br />
g, verhalten sich die Quadrate der Periodendauer<br />
verschiedener Pendel wie ihre Pendellängen l.<br />
Aufgaben Nr. 631–633<br />
4.10.7 Schwingung einer Flüssigkeitssäule<br />
In Ruhe steht die Flüssigkeit in Höhe der Nulllinie<br />
0–0. Hebt man z. B. durch Ansaugen die Flüssigkeitssäule<br />
auf der einen Seite um die Höhe h,muss<br />
sie auf der anderen Seite um den gleichen Betrag<br />
sinken.<br />
Die Rückstellkraft FR ist die resultierende Gewichtskraft<br />
FG der überstehenden Flüssigkeitssäule<br />
mit dem Volumen V ¼ A 2h.<br />
Fläche A, Dichte r und Fallbeschleunigung g sind<br />
konstante Größen, die man wieder zu einer Richtgröße<br />
D zusammenfassen kann. Damit ist nachgewiesen,<br />
dass auch bei der schwingenden Flüssigkeitssäule<br />
im U-Rohr die Rückstellkraft FR der<br />
Auslenkung h proportional ist.<br />
Für die schwingende Flüssigkeitssäule gilt das<br />
lineare Kraftgesetz und damit die Gesetzmäßigkeit<br />
der harmonischen Schwingung.<br />
Die Periodendauer T für die schwingende Flüssigkeitssäule<br />
erhält man wieder, indem in die Gleichung<br />
für pdas<br />
ffiffiffiffiffiffiffiffiffi Schraubenfederpendel<br />
T ¼ 2p<br />
m=R<br />
für die Federrate<br />
R ¼ Richtgröße D ¼ 2Arg eingesetzt wird.<br />
Außerdem wird für die Masse m ¼ Vr ¼ Alr eingesetzt.<br />
Dann gilt:<br />
sffiffiffiffi<br />
l<br />
T ¼ 2p<br />
g<br />
T1 2<br />
l1<br />
¼<br />
T2<br />
2<br />
l2<br />
h<br />
0<br />
2h<br />
Rohrquerschnitt A<br />
l<br />
h<br />
FR ¼ FG ¼ Vrg ¼ A 2hrg<br />
D ¼ 2Arg FR ¼ Dh<br />
rffiffiffiffi<br />
rffiffiffiffi<br />
m m<br />
T ¼ 2p ¼ 2p<br />
R D<br />
sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
Alr<br />
T ¼ 2p<br />
2Arg<br />
T l g<br />
s m m<br />
s2 FR D A r g h<br />
N N<br />
m m2 kg<br />
m 3<br />
0<br />
m<br />
m<br />
s2
258<br />
Die Periodendauer T ist unabhängig von der<br />
Amplitude h und von der Masse m ðDichte rÞ<br />
der Flüssigkeit.<br />
Ein Vergleich mit der Gleichung für die Periodendauer<br />
des Schwerependels zeigt, dass die<br />
Periodendauer Tf der Flüssigkeitssäule mit der<br />
Periodendauer TS eines Schwerependels übereinstimmt,<br />
dessen Länge ls gleich der halben Länge l<br />
der Flüssigkeitssäule ist.<br />
sffiffiffiffiffi<br />
l<br />
T ¼ 2p<br />
2g<br />
Aufgaben Nr. 634<br />
4.10.8 Analogiebetrachtung zum Schraubenfederpendel, Torsionsfederpendel,<br />
Schwerependel und zur schwingenden Flüssigkeitssäule<br />
Physikalische Größe<br />
Federrate R<br />
(Richtgröße D)<br />
Rückstellkraft FR und<br />
Rückstellmoment MR<br />
Schrauben-<br />
Federpendel<br />
R ¼ d4 G<br />
8Dm 3 if<br />
rffiffiffiffi<br />
m<br />
Periodendauer T T ¼ 2p<br />
R<br />
Torsionsfederpendel<br />
R ¼ IpG<br />
l ¼ pd4 G<br />
32 l<br />
G ¼ Schubmodul, d ¼ Draht- oder Stabdurchmesser, Dm ¼ mittlerer Windungsdurchmesser, if ¼ Anzahl der<br />
Windungen, l ¼ Pendellänge, s ¼ Auslenkung des Pendelkörpers, h ¼ Auslenkung der Flüssigkeitssäule,<br />
Ip ¼ polares Flächenmoment 2. Grades nach Tabelle 5.2 (Seite 311), J ¼ Trägheitsmoment nach Tabelle 4.5<br />
(Seite 235)<br />
4.10.9 Dämpfung, Energiezufuhr, erzwungene Schwingung, Resonanz<br />
4.10.9.1 Dämpfung<br />
Durch die Gleitreibung in den Gelenken und Führungen,<br />
durch Luft- oder Flüssigkeitsreibung wird<br />
die Bewegung eines schwingenden Körpers gebremst.<br />
Neben dieser „äußeren“ Reibung steht die<br />
„innere“, die Reibung der Teilchen im Körper<br />
selbst. Ergebnis: Die Schwingung wird gedämpft.<br />
y<br />
Schwerependel<br />
a<br />
b<br />
D ¼ mg<br />
l<br />
A<br />
wird kleiner<br />
T<br />
bleibt erhalten<br />
Schwingende<br />
Flüssigkeitssäule<br />
D ¼ 2Arg<br />
FR ¼ Ry MR ¼ R Dj FR ¼ Ds FR ¼ Dh<br />
rffiffiffi<br />
J<br />
T ¼ 2p<br />
R<br />
sffiffiffiffi<br />
l<br />
T ¼ 2p<br />
g<br />
T l g<br />
s m m<br />
s2 4 Dynamik<br />
sffiffiffiffiffi<br />
l<br />
T ¼ 2p<br />
2g<br />
Auslenkung-Zeit-Diagramm für ungedämpfte<br />
(a) und gedämpfte Schwingung (b)<br />
t
4.10 Mechanische Schwingungen 259<br />
4.10.9.2 Energieminderung durch Dämpfung<br />
Durch die Reibung wird dem schwingenden Körper<br />
Energie in Form von Reibungsarbeit entzogen<br />
(siehe 4.5.4, Seite 206). Beispiel Schwerependel:<br />
Der Pendelkörper schwingt nicht bis zur Ausgangshöhe<br />
zurück, die Amplitude verringert sich von A<br />
auf A1, der Winkel von a auf a1 und die abgeführte<br />
Reibungsarbeit WR entspricht der Höhendifferenz<br />
Dh, was mit dem Energieerhaltungssatz (siehe<br />
4.7.5, Seite 221) nachgewiesen werden kann.<br />
Was für das Schwerependel gilt, kann bei allen<br />
Schwingungsvorgängen beobachtet werden:<br />
Durch Dämpfung wird die Amplitude A jeder<br />
mechanischen Schwingung immer kleiner, weil<br />
sich die Energie des Schwingers laufend um<br />
die Reibungsarbeit WR vermindert.<br />
Soll die Dämpfung überwunden werden, muss<br />
dem schwingenden System dauernd Energie zugeführt<br />
werden.<br />
Aufgabe Nr. 635<br />
4.10.9.3 Energiezufuhr<br />
Ursache jeder Dämpfung ist die dauernde Energieumwandlung<br />
in Reibungsarbeit. Den umgewandelten<br />
Energiebetrag muss man immer wieder ersetzen,<br />
wenn die Amplitude unverändert bleiben oder<br />
der Schwingungsvorgang überhaupt in Gang gehalten<br />
werden soll. Das kann z. B. durch periodisches<br />
Anstoßen des Schwingers geschehen, aber<br />
im richtigen Augenblick, damit der Schwingungsvorgang<br />
nicht gestört wird.<br />
Die Energiezufuhr wird daher am besten durch die<br />
Eigenschwingung des schwingenden Systems gesteuert.<br />
Das nennt man Selbststeuerung oder<br />
Rückkopplung, wie z. B. bei der Pendeluhr durch<br />
Anker und Steigrad. Das Steigrad wird durch die<br />
Uhrfeder angetrieben, ruckt bei jeder Pendelschwingung<br />
um einen Zahn weiter und gibt dabei<br />
einen Energiebetrag über den Anker an das Pendel<br />
ab (Arbeit wird zugeführt).<br />
m<br />
A<br />
α α 1<br />
WE ¼ WA Wab<br />
A 1<br />
Δh<br />
h<br />
Wab ¼ WA WE<br />
Wab ¼ mgh mgðh DhÞ<br />
Wab ¼ mgDh ¼ Reibungsarbeit WR<br />
Anker<br />
Steigrad<br />
Pendel<br />
BE
260<br />
Die Frequenz des periodisch wirkenden äußeren<br />
Erregers heißt Erregerfrequenz f, die Frequenz des<br />
Schwingers nach einmaligem Anstoßen ist die Eigenfrequenz<br />
f0.<br />
4.10.9.4 Die erzwungene Schwingung und Resonanz<br />
Der Erreger (Oszillator) 1) , z. B. Motor mit Exzenter<br />
zwingt der Schraubenfeder mit dem anhängenden<br />
Körper der Masse m, dem Resonator 2)<br />
Schwingungen mit der Erregerfrequenz f auf. Dabei<br />
soll die Masse des Resonators klein sein gegenüber<br />
der Masse des Erregers, damit die<br />
Schwingungen des Resonators nicht auf den Erreger<br />
zurückwirken.<br />
Wählt man zunächst die Frequenz f der erzwungenen<br />
Schwingung sehr klein gegenüber der Frequenz<br />
f0 der Eigenschwingung, macht der Resonator<br />
genau die Bewegung der Führungsstange mit.<br />
Mit wachsender Erregerfrequenz f werden die Amplituden<br />
des Resonators immer größer.<br />
Die Erregerschwingung läuft der Eigenschwingung<br />
etwa um eine Viertelperiode voraus. Bei fehlender<br />
Dämpfung würden dann die Amplituden<br />
des Resonators unendlich groß und das System<br />
würde zerstört werden. Das sind die in der Technik<br />
gefürchteten Resonanzkatastrophen, z. B. bei Brücken,<br />
Schiffen, Maschinenfundamenten.<br />
Wächst die Erregerfrequenz f weiter (f > f0), werden<br />
die Amplituden des Resonators wieder kleiner,<br />
die Bewegung wird ungeordnet, bis schließlich ein<br />
kaum merkliches Zittern die kleinsten Amplituden<br />
anzeigt.<br />
m<br />
Schnur<br />
Erreger<br />
(Oszillator)<br />
Führungsstange<br />
Mitschwinger<br />
(Resonator)<br />
1) Oszillator: Gerät zur Erzeugung von Schwingungen<br />
2) Resonator: Körper, der vom Erreger zum Schwingen angeregt wird (Mitschwinger)<br />
n e<br />
4 Dynamik<br />
Beachte: Kleine Frequenz f heißt geringe Anzahl<br />
Schwingungen je Sekunde.<br />
Bei f < f0 bewegen sich Führungsstange und<br />
Mitschwinger (Resonator) fast wie ein starrer<br />
Körper.<br />
Die Amplitude des Resonators wird umso<br />
größer, je mehr sich die Erregerfrequenz f der<br />
Eigenfrequenz f0 des Mitschwingers nähert<br />
(unterkritischer Bereich).<br />
Bei Resonanz (f ¼ f0) wird die Amplitude am<br />
größten (kritischer Bereich).<br />
Im überkritischen Bereich (f > f0) verringert<br />
sich die Amplitude mit zunehmender Erregerfrequenz.
4.10 Mechanische Schwingungen 261<br />
4.10.9.5 Das Amplituden-Frequenz-Diagramm<br />
Ûber der Erregerfrequenz f (als Vielfaches der Eigenfrequenz<br />
f0) ist die Vergrößerungszahl VZ als<br />
Verhältnis der Amplitude der erzwungenen<br />
Schwingung zur Amplitude des Erregers aufgetragen.<br />
Kurve a gilt für die dämpfungsfreie Schwingung,<br />
Kurve b für schwache, Kurve c für stärkere<br />
und Kurve d für sehr starke Dämpfung des Resonators.<br />
Man erkennt, dass das Maximum mit zunehmender<br />
Dämpfung nach links rückt, also zu<br />
Frequenzen f < f0.<br />
Die bei f ¼ f0 auftretende Resonanz ist im Maschinenbau<br />
von größter Bedeutung. Vor allem bei<br />
Kraft- und Arbeitsmaschinen und Getrieben mit<br />
schnell laufenden Wellen zeigen sich durch kleine<br />
Ungleichförmigkeiten Schwingungen, die etwa die<br />
Frequenz der Drehzahl (oder eines Vielfachen davon)<br />
haben. Stimmt die Frequenz f eines Antriebsmotors<br />
mit der Eigenfrequenz f0 der umlaufenden<br />
Teile eines Getriebes überein, kann es zu Resonanzschwingungen<br />
mit großer Amplitude kommen,<br />
die zerstörende Wirkung haben. Die Resonanzdrehzahl<br />
einer Maschine heißt kritische<br />
Drehzahl, die möglichst schnell durchfahren werden<br />
muss, d. h. man muss möglichst im über- oder<br />
im unterkritischen Drehzahlbereich arbeiten, um<br />
Bruch oder auch nur Verminderung der Lebensdauer<br />
zu vermeiden.<br />
Aufgaben Nr. 636–637<br />
V z<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
d<br />
c<br />
a<br />
b<br />
f=f0 Resonanzstelle<br />
f=2f 0<br />
Erregerfrequenz f<br />
Beispiel:<br />
Die Gehäuseteile eines großen Walzwerkgetriebes<br />
sind durch Passstifte miteinander<br />
verbunden. Diese lösen sich durch Schwingungen:<br />
das Getriebe fällt aus, die Produktion<br />
steht vorübergehend still.
262<br />
5 Festigkeitslehre<br />
Formelzeichen und Einheiten 1)<br />
A mm2 ,cm2 ,m2 Fläche, AM Momentenfläche<br />
a mm Abstand<br />
b mm Stabbreite<br />
R<br />
N N<br />
,<br />
mm m<br />
Federrate<br />
d mm Stabdurchmesser<br />
d0 mm ursprünglicher Stabdurchmesser<br />
d1 mm Durchmesser des geschlagenen Nietes ¼ Nietlochdurchmesser<br />
Dd mm Durchmesserabnahme oder -zunahme<br />
E<br />
N<br />
mm2 Elastizitätsmodul<br />
e1 mm Entfernung der neutralen Faser von der Druckfaser<br />
e2 mm Entfernung der neutralen Faser von der Zugfaser<br />
F N Kraft, Belastung, Last, Tragkraft<br />
F 0 N<br />
m<br />
Belastung der Längeneinheit, Streckenlast<br />
FK N Knickkraft (nach Euler)<br />
f mm Durchbiegung<br />
G<br />
N<br />
mm2 Schubmodul<br />
H mm Gesamthöhe eines Querschnitts<br />
h mm Höhe allgemein, Stabhöhe<br />
I mm4 ,cm4 axiales Flächenmoment 2. Grades<br />
Ia, Ix, Iy mm4 auf die Achse a, x oder y bezogenes Flächenmoment 2. Grades<br />
Ip mm4 polares Flächenmoment 2. Grades<br />
Ixy mm4 Zentrifugal- oder Fliehmoment<br />
II, III mm4 Hauptflächenmoment 2. Grades<br />
Is mm4 Flächenmoment 2. Grades, bezogen auf die Schwerachse des<br />
Querschnitts<br />
i mm Trägheitsradius<br />
l (L) mm Stablänge nach der Dehnung oder Stauchung<br />
l0 (L0) mm ursprüngliche Stablänge (Ursprungslänge)<br />
Dl mm Längenzunahme oder -abnahme<br />
lr km Reißlänge<br />
M Nmm, Nm Drehmoment, Moment einer Kraft, Kraftmoment<br />
Mb Nmm, Nm Biegemoment<br />
MT Nmm, Nm Torsionsmoment<br />
n<br />
1<br />
1<br />
¼ min<br />
min<br />
Drehzahl<br />
1) siehe Fußnote Seite 1
Formelzeichen und Einheiten 263<br />
P W, kW Leistung<br />
p<br />
N<br />
mm2 Flächenpressung<br />
r mm Radius<br />
v 1 Sicherheit gegen Knicken<br />
s mm Stabdicke, Blechdicke<br />
V mm3 ,m3 Volumen<br />
W Nm ¼ J ¼ Ws Arbeit, Formänderungsarbeit<br />
W mm3 axiales Widerstandsmoment<br />
Wx, Wy mm3 auf die x- oder y-Achse bezogenes Widerstandsmoment<br />
Wp mm3 polares Widerstandsmoment für Kreis- und Kreisringquerschnitt<br />
Wt mm3 Widerstandsmoment bei Torsion nicht kreisförmiger Querschnitte<br />
al<br />
1 1<br />
¼<br />
K C<br />
Längenausdehnungskoeffizient<br />
a0 1 Anstrengungsverhältnis<br />
d % Bruchdehnung, Bruchstauchung<br />
e 1 Dehnung, Stauchung, e ¼ Dl<br />
eq 1 Querdehnung, eq ¼ Dd<br />
J C<br />
d0<br />
Temperatur in Grad Celsius (1 C ¼ 1K)<br />
DT K, C Temperaturdifferenz<br />
l 1 Schlankheitsgrad<br />
l0 1 Grenzschlankheitsgrad (untere Grenze)<br />
m 1 Poisson-Zahl, m ¼ eq<br />
e<br />
v 1 Sicherheit, allgemein bei Festigkeitsuntersuchungen<br />
r mm Biegeradius, Krümmungsradius der elastischen Linie<br />
s Normalspannung allgemein<br />
(Druck, Zug, Biegung, Knickung)<br />
Rm (sB) Zugfestigkeit<br />
sb<br />
Biegespannung<br />
Druckspannung<br />
sd<br />
sE<br />
sK<br />
sl<br />
sP<br />
Rp 0,2<br />
sz |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl}<br />
N<br />
mm 2<br />
Spannung an der<br />
Elastizitätsgrenze<br />
Knickspannung<br />
Lochleibungsdruck<br />
Spannung an der<br />
Proportionalitätsgrenze<br />
Re (sS) Streckgrenze<br />
0,2-Dehngrenze<br />
Zugspannung<br />
l0<br />
szul<br />
|fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl}<br />
zulässige Normalspannung<br />
(sb zul, sdzul, sKzul, sz zul)<br />
sEntwurf Entwurfsspannung<br />
t Schubspannung allgemein,<br />
Tangentialspannung<br />
N (Schub, Abscheren, Torsion)<br />
ta<br />
mm2 Abscherspannung, ta ¼ F<br />
A<br />
ts<br />
Schubspannung, ts ¼ c F<br />
A<br />
tt<br />
Torsionsspannung<br />
j rad Biege- oder Verdrehwinkel
264<br />
5.1 Grundbegriffe<br />
5.1.1 Die Aufgabe der Festigkeitslehre<br />
Man betrachtet die technische Zeichnung einer<br />
Getriebewelle. Sie enthält sämtliche zur Herstellung<br />
nötigen Maße. Beispielsweise sieht man sofort,<br />
dass der linke Lagerzapfen 30 mm Durchmesser<br />
und 16 mm Länge haben soll. Wie ist der<br />
Konstrukteur, der die Welle entworfen hat, gerade<br />
auf diese Maße gekommen? Es soll seinen Ûberlegungen<br />
bei der Gestaltung der Welle einmal nachgegangen<br />
werden.<br />
Der Konstrukteur kennt das Drehmoment M, das<br />
von der Welle übertragen werden soll. Mit Hilfe<br />
der statischen Gleichgewichtsbedingungen werden<br />
sämtliche an der Welle angreifenden Kräfte ermittelt.<br />
Das sind die am Zahn angreifenden Umfangskräfte<br />
Fu und Radialkräfte Fr sowie die an den Lagerzapfen<br />
angreifenden Stützkräfte FA und FB mit<br />
den Komponenten FAy, FAz und FBy, FBz. Damit<br />
ist die Belastung der Welle bekannt. Nach einer<br />
Reihe gegebener Bedingungen werden die Abstände<br />
l, l1, l2 festgelegt. Der Werkstoff wird gewählt.<br />
Von diesem sind die wichtigsten Festigkeitswerte<br />
aus Tabellen oder Diagrammen greifbar. Jetzt beginnen<br />
die Ûberlegungen der Festigkeitslehre.<br />
5 Festigkeitslehre<br />
<strong>Technische</strong> Zeichnung einer Getriebewelle<br />
Belastungsskizze einer Getriebewelle<br />
Fu1, Fu2 Umfangskräfte, Fr1, Fr2 Radialkräfte,<br />
FAy, FAz, FBy, FBz Komponenten der Stützkräfte<br />
FA, FB, M Drehmoment
5.1 Grundbegriffe 265<br />
Die Welle darf nicht brechen. Sie darf sich aber<br />
auch nicht derart stark verformen (durchbiegen,<br />
verdrehen), dass das Getriebe klemmt oder durch<br />
starken Verschleiß vorzeitig unbrauchbar wird,<br />
z. B. durch eine unzulässig hohe Kantenpressung<br />
in den Lagern. Kantenpressung im Lager infolge der Durchbiegung<br />
Die „von außen“ auf ein Bauteil einwirkenden<br />
Kräfte wie beispielsweise die Umfangskräfte am<br />
Zahnrad, die Stützkräfte in den Lagern und die Gewichtskräfte<br />
nennt man äußere Kräfte. Sie rufen<br />
im Werkstoffgefüge die inneren Kräfte hervor, die<br />
dem Bruch und der Verformung des Bauteils entgegenwirken.<br />
Bevor die Maße für ein Bauteil festgelegt<br />
werden können, müssen Betrag, Richtung<br />
und Richtungssinn der inneren Kräfte bekannt<br />
sein, z. B. die inneren Kräfte im Querschnitt x –x<br />
eines Zahnrades oder eines Hebezeugträgers. Øußere Kräfte rufen innere Kräfte hervor<br />
5.1.2 Das Schnittverfahren zur Bestimmung des inneren Kräftesystems<br />
Die erste und wichtigste Arbeit beim Lösen einer Aufgabe aus dem Bereich der Festigkeitslehre<br />
ist die Beantwortung der Frage, welche inneren Kräfte die Bauteile zu übertragen haben.<br />
Denn von der Art des „inneren Kräftesystems“ hängt es ab, mit welchen Festigkeitsgleichungen<br />
gearbeitet werden muss. Aus der Statik ist bekannt, dass eine Kraft nur dann eindeutig<br />
bestimmt ist, wenn ihr Betrag (z. B. 150 N), ihre Richtung (z. B. waagerecht, senkrecht, in<br />
Richtung der x-Achse) und ihr Richtungssinn (z. B. Druckkraft, Zugkraft) festgelegt worden<br />
ist. Das gilt auch für innere Kräfte. Das Verfahren, mit dem die drei Bestimmungsstücke für<br />
jede innere Kraft ermittelt werden, heißt Schnittverfahren. Es wird an einem einfachen Beispiel<br />
Schritt für Schritt vorgeführt.<br />
Das stabförmige Bauteil mit der Querschnittsfläche<br />
A wird durch die Federkräfte F ¼ 50 N belastet<br />
(äußere Kräfte). Der Stab befindet sich im<br />
Gleichgewicht, das heißt, die beiden Zugkräfte<br />
sind gleich groß (von gleichem Betrag). Sie wirken<br />
auf einer gemeinsamen Wirklinie und sind entgegengesetzt<br />
gerichtet.<br />
a<br />
F = 50 N<br />
b<br />
I<br />
Zugfederbelasteter Rundstab (a),<br />
freigemacht (b)<br />
x<br />
x<br />
A<br />
II<br />
F = 50 N
266<br />
Man denkt sich den Stab an der (beliebigen) Stelle<br />
x –x quer zur Stabachse durchgeschnitten. So entstehen<br />
die beiden Teilstücke I und II. Der Werkstoffzusammenhang<br />
ist damit aufgehoben und eine<br />
Kraftübertragung vom Schnittufer I zum Schnittufer<br />
II nicht mehr möglich: Die beiden Teilstücke<br />
werden durch die äußeren Kräfte nach links und<br />
rechts gerissen.<br />
Im Schnittflächenschwerpunkt SP wird nun eine<br />
Normalkraft FN angebracht, die den Restkörper<br />
wieder ins Gleichgewicht zurückversetzt. Damit<br />
ist diejenige innere Kraft gefunden, die von der<br />
Querschnittsfläche (kurz: Schnittfläche) im unbeschädigten<br />
Zustand übertragen wurde.<br />
Den Betrag der von einem Schnittufer zu übertragenden<br />
inneren Kraft liefern die rechnerischen<br />
Gleichgewichtsbedingungen aus der Statik: Für jedes<br />
Stabteil muss die Summe aller Kräfte gleich<br />
null sein (Kraftmomente wirken hier nicht).<br />
Schnittverfahren:<br />
Im Schnittflächenschwerpunkt SP werden diejenigen<br />
Kräfte und Kraftmomente angebracht,<br />
die den „abgeschnittenen“ Teilkörper in das<br />
Gleichgewicht zurückversetzen. Diese inneren<br />
Kräfte und Kraftmomente hat der Querschnitt<br />
zu übertragen.<br />
5.1.3 Spannung und Beanspruchung<br />
Es wird angenommen, dass mit dem Schnittverfahren<br />
die innere Kraft, die ein Zugstab aufzunehmen<br />
hat, mit FN ¼ 300 N gefunden wurde.<br />
Damit ist noch unklar, ob diese innere Kraft den<br />
Werkstoff stark oder weniger stark „beansprucht“.<br />
Das hängt offenbar davon ab, wie viele<br />
Flächenteilchen an der Kraftübertragung beteiligt<br />
sind, z. B. 60 mm2 oder nur 6 mm2 . Als Maß für<br />
die Höhe der Beanspruchung des Werkstoffes<br />
bietet sich diejenige innere Kraft an, die von der<br />
Flächeneinheit übertragen werden muss, z. B.<br />
von 1 mm2 oder von 1 cm2 .<br />
5 Festigkeitslehre<br />
Zugfederbelasteter Rundstab getrennt in<br />
Teilstücke I und II und mit inneren Kräften<br />
versehen.<br />
für Teilstück I: für Teilstück II:<br />
F þ FN ¼ 0 FN þ F ¼ 0<br />
FN ¼ F ¼ 50 N FN ¼ F ¼ 50 N<br />
Ergebnis des Schnittverfahrens im Beispiel:<br />
Die untersuchte Querschnittsfläche hat eine in<br />
Normalenrichtung auf die Schnittfläche wirkende<br />
innere Kraft FN ¼ 50 N zu übertragen.<br />
Beachte: Normalkräfte FN stehen rechtwinklig<br />
auf der Schnittfläche, Querkräfte Fq dagegen<br />
liegen in der Schnittfläche.<br />
Nach dem Wechselwirkungsgesetz (Aktion<br />
¼ Reaktion) von Newton müssen die inneren<br />
Kräfte und Kraftmomente beider Schnittufer<br />
gleich groß sein (von gleichem Betrag), jedoch<br />
entgegengesetzten Richtungssinn haben.<br />
Spannung als innere Kraft je Flächeneinheit;<br />
wegen der einfacheren Rechnung wurde ein<br />
Rechteckquerschnitt gewählt.<br />
Beachte: Der Werkstoff wird durch innere<br />
Kräfte beansprucht, derKörper wird durch<br />
äußere Kräfte belastet.
5.1 Grundbegriffe 267<br />
Wird vorausgesetzt, dass jedes Flächenteilchen<br />
eines Querschnitts gleichmäßig an der Kraftübertragung<br />
beteiligt ist, dann ist der Quotient aus<br />
der inneren Kraft (z. B. FN ¼ 300 N) und der<br />
Querschnittsfläche (z. B. A ¼ 6mm 2 ) ein Maß für<br />
die Beanspruchung des Werkstoffs.<br />
Der Quotient aus innerer Kraft und der an der<br />
Kraftübertragung beteiligten Fläche heißt Spannung.<br />
Die Einheit der Spannung muss ebenfalls<br />
der Quotient aus einer Krafteinheit (z. B. Newton)<br />
und einer Flächeneinheit (z. B. mm 2 ) sein:<br />
Die Spannung ist vorstellbar als die pro Flächeneinheit<br />
vom Werkstoff aufzunehmende Kraft.<br />
Einheit der Spannung ist der Quotient aus einer<br />
gesetzlichen Krafteinheit und einer gesetzlichen<br />
Flächeneinheit.<br />
Statt Spannung sagt man auch „mechanische“<br />
Spannung.<br />
Ûbung: Der Kreisquerschnitt eines Stahlstabes<br />
von 3 mm Durchmesser hat eine innere Kraft<br />
FN ¼ 50 N zu übertragen. Es soll die Beanspruchung<br />
des Werkstoffs bestimmt werden.<br />
Die Rechnung zeigt, dass jeder Quadratmillimeter<br />
eine innere Kraft von 7,07 N zu übertragen hat.<br />
Beispiel:<br />
Mit FN ¼ 300 N und A ¼ 6mm 2 beträgt das<br />
Maß für die Beanspruchung des Werkstoffs<br />
50 N/mm 2 . Mit anderen Worten: Jeder Quadratmillimeter<br />
des Querschnitts überträgt<br />
eine Kraft von 50 N.<br />
Man sagt: „Die Spannung beträgt 50 Newton<br />
pro Quadratmillimeter“.<br />
innere Kraft<br />
Spannung ¼<br />
Querschnittsfläche<br />
Einheit der Spannung ¼ N<br />
mm 2<br />
Hinweis: In der Festigkeitslehre wird als<br />
Einheit der mechanischen Spannung das<br />
„Newton pro Quadratmillimeter“ verwendet.<br />
Lösung: Bei d ¼ 3 mm Durchmesser beträgt<br />
die Querschnittsfläche<br />
A ¼ pd2 pð3 mmÞ2<br />
¼ ¼ 7,069 mm<br />
4 4<br />
2<br />
Damit ergibt sich die zu übertragende<br />
Spannung ¼ FN<br />
A ¼<br />
50 N<br />
N<br />
¼ 7,07<br />
7,069 mm2 mm2 5.1.4 Die beiden Spannungsarten (Normalspannung s und Schubspannung t)<br />
Nicht immer liegt die Wirklinie der äußeren Kraft<br />
in der Stabachse, sie kann auch rechtwinklig<br />
(quer) zur Stabachse liegen. Die entsprechenden<br />
inneren Kräfte erhalten daher unterschiedliche Bezeichnungen:<br />
Steht eine innere Kraft in Normalrichtung auf<br />
dem Querschnitt A, dann heißt sie<br />
Normalkraft FN,<br />
liegt die innere Kraft dagegen im Querschnitt A,<br />
dann nennt man sie<br />
Querkraft Fq.<br />
F N<br />
Normalkraft FN<br />
A<br />
F N<br />
F q<br />
Querkraft Fq<br />
F q<br />
A
268<br />
Die beiden inneren Kräfte, die Normalkraft FN<br />
und die Querkraft Fq, stehen rechtwinklig aufeinander,<br />
also auch die aus ihnen zu berechnenden<br />
Spannungen. Es sind daher zwei Spannungsarten<br />
zu unterscheiden.<br />
Wird die Spannung aus einer inneren Normalkraft<br />
FN berechnet, dann heißt sie Normalspannung und<br />
wird mit dem griechischen Buchstaben s (Sigma)<br />
bezeichnet. Wie die Normalkraft FN muss auch die<br />
von ihr herrührende Normalspannung rechtwinklig<br />
auf dem Querschnitt stehen. Spannungen dieser Art<br />
treten als Zugspannung z. B. in Kettengliedern, als<br />
Druckspannung z. B. in Pleuelstangen auf.<br />
Die Normalspannung s, hervorgerufen durch<br />
die Normalkraft FN, steht rechtwinklig auf der<br />
Querschnittsfläche. 1mm 2<br />
Wird die Spannung aus einer inneren Querkraft Fq<br />
berechnet, dann heißt sie Schubspannung und wird<br />
mit dem griechischen Buchstaben t (Tau) bezeichnet.<br />
Wie die Querkraft Fq muss auch die von ihr<br />
herrührende Schubspannung in der Querschnittsfläche<br />
liegen. Spannungen dieser Art treten als Abscherspannung<br />
z. B. in Scherstiften auf.<br />
Die Schubspannung t, hervorgerufen durch die<br />
Querkraft Fq, liegt in der Querschittsfläche.<br />
5.1.5 Die fünf Grundbeanspruchungsarten<br />
1mm 2<br />
Normalspannung σ = FN<br />
A<br />
N<br />
mm2 in<br />
A Querschnittsfläche in mm 2<br />
Schubspannung τ =<br />
F Normalkraft in N<br />
N<br />
( zum Schnitt)<br />
Fq<br />
A<br />
N<br />
mm2 in<br />
A Querschnittsfläche in mm 2<br />
F Querkraft in N<br />
q<br />
( zum Schnitt)<br />
Am stabförmigen Bauteil lassen sich die Beanspruchungsarten am einfachsten erkennen.<br />
Dazu wird das Schnittverfahren (siehe 5.1.2) eingesetzt.<br />
Die Berechnungsgleichungen in den gerasterten Rechtecken werden später hergeleitet.<br />
5.1.5.1 Zugbeanspruchung (Zug)<br />
Die äußeren Kräfte ziehen in Richtung der Stabachse.<br />
Sie versuchen, die beiden Schnittufer I und<br />
II voneinander zu entfernen: Der Stab wird verlängert<br />
(gedehnt). Die innere Kraft FN steht rechtwinklich<br />
auf der Schnittfläche, es entsteht die Normalspannung<br />
sz (Zugspannung).<br />
F<br />
A<br />
Stabachse<br />
5 Festigkeitslehre<br />
sz = FN<br />
N<br />
in<br />
A mm2 Beispiele für Zugbeanspruchung:<br />
Seile, Ketten, Zuganker, Turbinenschaufeln<br />
und Luftschrauben infolge der Fliehkräfte,<br />
Zugstäbe in Fachwerkträgern.<br />
F
5.1 Grundbegriffe 269<br />
5.1.5.2 Druckbeanspruchung (Druck)<br />
Die äußeren Kräfte drücken in Richtung der Stabachse.<br />
Sie versuchen, die beiden Schnittufer einander<br />
näher zu bringen: Der Stab wird verkürzt. Die<br />
innere Kraft FN steht normal (rechtwinklig) zur<br />
Schnittfläche, es entsteht wieder eine Normalspannung<br />
sd (Druckspannung). Bei schlanken Stäben<br />
besteht die Gefahr des „Ausknickens“. Diese Beanspruchungsart<br />
wird als Sonderfall Knickung behandelt<br />
(5.10, Seite 351).<br />
Die Beanspruchung der Berührungsflächen von<br />
zwei aufeinander gepressten Bauteilen heißt<br />
Flächenpressung (5.5, Seite 288).<br />
5.1.5.3 Abscherbeanspruchung (Abscheren)<br />
Beim Scherschneiden wirken zwei gleich große<br />
gegensinnige Kräfte F auf leicht versetzten parallelen<br />
Wirklinien quer zur Stabachse. Sie versuchen,<br />
die beiden Schnittufer parallel zueinander<br />
zu verschieben. Das entstehende Kräftepaar<br />
wird erst in Abschnitt 5.6.1 (Seite 295) in die<br />
Untersuchung einbezogen. Im Schnittufer bewirkt<br />
die innere Querkraft Fq ¼ F die Schubspannung<br />
t. Zur Kennzeichnung der Beanspruchungsart<br />
heißt sie Abscherspannung ta.<br />
5.1.5.4 Biegebeanspruchung (Biegen)<br />
Die äußeren Kräfte ergeben zwei Kräftepaare, die<br />
im Gleichgewicht stehen. Die beiden Kräftepaare<br />
wirken in einer durch die Stabachse verlaufenden<br />
Ebene und versuchen die Schnittufer gegeneinander<br />
schräg zu stellen: Der Stab wird gebogen.<br />
Da das innere Kraftmoment, das Biegemoment<br />
Mb, in einer Ebene rechtwinklig zur Schnittfläche<br />
wirkt, entsteht die Normalspannung s (Biegespannung<br />
sb ¼ Zug- und Druckspannung).<br />
In den Gleichungen sb ¼ Mb=W und tt ¼ MT=Wp<br />
erscheinen die Größen W und Wp. Sie heißen Widerstandsmomente<br />
und werden in einem besonderen<br />
Abschnitt (5.7, Seite 303) behandelt.<br />
F<br />
A<br />
Stabachse<br />
sd = FN<br />
N<br />
in<br />
A mm2 F F<br />
Stabachse ausgeknickt<br />
F<br />
E p2<br />
sK =<br />
l2<br />
Beispiele für Druckbeanspruchung:<br />
Kolbenstangen, Druckspindeln, Säulen,<br />
Lochstempel, Nähmaschinennadeln, Knickstäbe<br />
im Stahlhochbau und Kranbau.<br />
Stabachse<br />
Schneidspalt u<br />
beim Scherschneiden<br />
ta =<br />
F<br />
Fq<br />
N<br />
in<br />
A mm2<br />
F A<br />
Beispiel für Abscherbeanspruchung:<br />
In gescherten (Scherschneiden) und<br />
gestanzten Werkstücken, in Nieten,<br />
Schrauben, Bolzen, Schweißnähten.<br />
M b<br />
F F<br />
F Stabachse<br />
F<br />
sb = Mb<br />
N<br />
in<br />
W mm2<br />
M b<br />
Beispiele für Biegebeanspruchung:<br />
Biegeträger im Stahlhochbau und Kranbau,<br />
Wellen, Achsen, Drehmaschinenbetten,<br />
Spindeln von Arbeitsmaschinen, Kranhaken.
270<br />
5.1.5.5. Torsionsbeanspruchung (Torsion, Verdrehung)<br />
Die äußeren Kräfte ergeben zwei Kräftepaare, die<br />
im Gleichgewicht stehen. Die beiden Kräftepaare<br />
wirken in zwei rechtwinklig (quer) zur Stabachse<br />
stehenden Ebenen und versuchen, die Schnittufer<br />
gegeneinander zu verdrehen: Der Stab wird verdreht<br />
(tordiert).<br />
Da das innere Kraftmoment, das Torsionsmoment<br />
MT, in der Schnittfläche wirkt, entsteht die Schubspannung<br />
t (Torsionsspannung tt).<br />
5.1.5.6 Kurzzeichen für Spannung und Beanspruchung<br />
Aus dem Kurzzeichen für die Spannung (s oder t) sz<br />
erkennt man, ob es sich um eine rechtwinklig (in<br />
Normalenrichtung) auf dem Querschnitt stehende<br />
sz zul<br />
Normalspannung (Kurzzeichen s) oder um eine sd<br />
im Querschnitt liegende Schubspannung (Kurzzei- sd zul<br />
chen t) handelt.<br />
Die Beanspruchungsart, also Zugbeanspruchung,<br />
Druckbeanspruchung, Abscherbeanspruchung,<br />
sb<br />
sb zul<br />
Biegebeanspruchung und Torsionsbeanspruchung ta<br />
wird mit einem Index gekennzeichnet.<br />
ta zul<br />
Eine Einführung in den Begriff der zulässigen<br />
Spannung steht im Abschnitt 5.12 (Seite 375).<br />
Vorläufig wird die zulässige Spannung für alle<br />
Festigkeitsaufgaben gegeben (siehe „Aufgabensammlung<br />
<strong>Technische</strong> <strong>Mechanik</strong>“).<br />
tt<br />
tt zul<br />
5.1.6 Die zusammengesetzte Beanspruchung<br />
Die meisten Bauteile werden durch die äußeren<br />
Kräfte so beansprucht, dass mehrere der vorstehenden<br />
Grundbeanspruchungsarten gleichzeitig auftreten.<br />
Kraftrichtungen mit beliebigem Winkel zur<br />
Stabachse ergeben immer zusammengesetzte Beanspruchung.<br />
Auch hierbei gibt das Schnittverfahren<br />
Aufschluss.<br />
Im beliebigen Schnitt x –x müssen zur Herstellung<br />
des Gleichgewichts am abgetrennten Stabteil die<br />
inneren Kräfte FN und Fq sowie das Biegemoment<br />
Mb angebracht werden. Der Vergleich mit den fünf<br />
Grundbeanspruchungsarten ergibt Zug-, Abscherund<br />
Biegebeanspruchung.<br />
F<br />
F<br />
MT Stabachse<br />
tt = MT<br />
N<br />
in<br />
Wp<br />
mm2<br />
F<br />
F<br />
M T<br />
Beispiele für Torsionsbeanspruchung:<br />
Getriebewellen, Torsionsstabfedern,<br />
Schraubenfedern, Schrauben, Kurbelwellen<br />
Zugspannung<br />
zulässige Zugspannung<br />
5 Festigkeitslehre<br />
Druckspannung<br />
zulässige Druckspannung<br />
Biegespannung<br />
zulässige Biegespannung<br />
Abscherspannung<br />
zulässige Abscherspannung<br />
Torsionsspannung<br />
zulässige Torsionsspannung<br />
Zusammengesetzte Beanspruchung durch<br />
eine schräg zur Stabachse wirkende Einzelkraft<br />
F
5.1 Grundbegriffe 271<br />
5.1.7 Bestimmen des inneren ebenen Kräftesystems (Schnittverfahren) und der<br />
Beanspruchungsarten<br />
Für die fünf Grundbeanspruchungsarten Zug,<br />
Druck, Abscheren, Biegung und Torsion gelten<br />
einfache Gleichungen, die später gründlich entwickelt<br />
werden. Jetzt geht es darum, Sicherheit im<br />
Erkennen der Beanspruchungsarten zu gewinnen,<br />
die bei den verschiedenartigen Belastungen in den<br />
Bauteilen entstehen. Den Schlüssel zum Verständnis<br />
liefert immer das Schnittverfahren. Dazu ist es<br />
erforderlich, die folgenden Ûbungen gewissenhaft<br />
durchzuarbeiten.<br />
Die Ûbungen eignen sich sehr gut zur Gruppenarbeit:<br />
Jede Gruppe erarbeitet eine Ûbung oder einen<br />
Ûbungsschritt.<br />
Zur Einführung in das Schnittverfahren wird das<br />
allgemeine innere Kräftesystem untersucht.<br />
5.1.7.1 Das allgemeine innere Kräftesystem<br />
Im allgemeinen Fall kann der Querschnitt eines<br />
Bauteils das folgende innere Kräftesystem zu übertragen<br />
haben:<br />
eine normal auf der Schnittfläche stehende innere<br />
Kraft FN, sie erzeugt die Normalspannung s (Zugoder<br />
Druckspannung sz, sd);<br />
eine in der Schnittfläche liegende innere Kraft Fq<br />
(Komponenten Fqx, Fqy), sie erzeugt die Schubspannung<br />
t;<br />
ein normal auf der Schnittfläche wirkendes Biegemoment<br />
Mb (Komponenten Mbx, Mby), es erzeugt<br />
die Normalspannung s (Biegespannung sb);<br />
ein in der Schnittfläche liegendes Torsionsmoment<br />
MT, es erzeugt die Schubspannung t (Torsionsspannung<br />
tt).<br />
Zugbeanspruchung:<br />
sz ¼ FN<br />
A ¼<br />
Normalkraft<br />
Querschnittsfläche<br />
Druckbeanspruchung:<br />
sd ¼ FN<br />
A ¼<br />
Normalkraft<br />
Querschnittsfläche<br />
Biegebeanspruchung:<br />
sb ¼ Mb<br />
W ¼<br />
Biegemoment<br />
axiales Widerstandsmoment<br />
Abscherbeanspruchung:<br />
ta ¼ Fq<br />
A ¼<br />
Querkraft<br />
Querschnittsfläche<br />
Torsionsbeanspruchung:<br />
Torsionsmoment<br />
¼<br />
polares Widerstandsmoment<br />
tt ¼ MT<br />
Wp<br />
z<br />
x<br />
M<br />
F<br />
F qx<br />
F qy<br />
y<br />
y<br />
M = M<br />
y by<br />
M = M<br />
z T<br />
F N<br />
x<br />
M = M<br />
x bx<br />
Das allgemeine innere Kräftesystem<br />
In nicht leicht durchschaubaren Fällen (z. B. Kurbelwelle) ist es zweckmäßig, diese vier statischen<br />
Größen in der Schnittfläche anzubringen und mit den Gleichgewichtsbedingungen am<br />
„abgeschnittenen“ Bauteil die inneren Kräfte und Momente zu bestimmen.<br />
Meist wird es genügen, wenn durch Hinzufügen von inneren Kräften und Kraftmomenten das<br />
abgeschnittene Bauteil Schritt für Schritt ins Gleichgewicht gesetzt wird. Dafür stehen die folgenden<br />
Ûbungen.<br />
z
272<br />
Da diese Ûbungen eine der wichtigsten Grundaufgaben der Festigkeitslehre erfassen, geht man<br />
nach einem Arbeitsplan vor. In jedem Fall müssen zuerst die äußeren Kräfte und Kraftmomente<br />
mit den Gesetzen der Statik bestimmt werden.<br />
5.1.7.2 Arbeitsplan zur Bestimmung des inneren Kräftesystems<br />
und der Beanspruchungarten<br />
Øußere Kräfte und Kraftmomente mit Hilfe der statischen Gleichgewichts- 1. Schritt<br />
bedingungen bestimmen (zeichnerisch oder rechnerisch).<br />
Bauteil durch einen Schnitt quer zur Stabachse an der Stelle schneiden, deren 2. Schritt<br />
Beanspruchung untersucht werden soll.<br />
In den Schnitt Normalkraft FN, Querkraft Fq und Kraftmomente Mb und MT 3. Schritt<br />
so einzeichnen, dass der Restkörper wieder im Gleichgewicht steht.<br />
Beträge der inneren Kräfte und Kraftmomente mit Hilfe der rechnerischen 4. Schritt<br />
Gleichgewichtsbedingungen bestimmen.<br />
Beanspruchungsarten durch Vergleich des inneren Kräftesystems mit den 5. Schritt<br />
Angaben im Abschnitt 5.1.5 festlegen.<br />
Spannungen nach Abschnitt 5.1.7 berechnen. 6. Schritt<br />
Aufgaben Nr. 651–656<br />
5.1.7.3 Ûbungen zum Schnittverfahren<br />
1. Ûbung: Durch die Last F wird ein Seil (Kette,<br />
Draht) belastet. Man macht das Seil frei und zerlegt<br />
es durch den Schnitt x –x in Teil I und II. Der<br />
betrachtete Restkörper ist wieder im Gleichgewicht,<br />
wenn man im Schnitt die normal (rechtwinklig)<br />
zur Schnittfläche wirkende innere Kraft<br />
FN ¼ F ¼ 4000 N anbringt (SFy ¼ 0). Der Vergleich<br />
mit den Angaben im Abschnitt 5.1.5 ergibt,<br />
dass Zugbeanspruchung vorliegt. Es tritt die Normalspannung<br />
sz (Zugspannung) auf. Ihr Betrag<br />
wird bestimmt durch die Zug-Hauptgleichung<br />
sz ¼ FN=A. Inneres Kräftesystem beim Seil<br />
5 Festigkeitslehre
5.1 Grundbegriffe 273<br />
2. Ûbung: Das innere Kräftesystem im Querschnitt<br />
x –x eines Stützträgers soll bestimmt<br />
werden. Zunächst müssen mit Hilfe der Gleichgewichtsbedingungen<br />
am Gesamtkörper die Stützkräfte<br />
FA und FB berechnet werden.<br />
Die Rechnung ergibt<br />
für die Stützkraft FA ¼ 20 kN ¼ 20 000 N<br />
für die Stützkraft FB ¼ 40 kN ¼ 40 000 N<br />
Stützträger, freigemacht<br />
SM ðAÞ ¼ 0 ¼ FB l Fl2<br />
FB ¼ F l2<br />
l<br />
4m<br />
¼ 60 kN ¼ 40 kN<br />
6m<br />
SFy ¼ 0 ¼ FA F þ FB<br />
FA ¼ F FB ¼ 20 kN<br />
Man sieht sich die Teilstücke an, und wählt zunächst<br />
Teil I. Soll sich der Restkörper I nicht mehr<br />
verschieben, muss im Schnitt eine nach unten wirkende<br />
innere Kraft Fq ¼ FA ¼ 20 000 N angebracht<br />
werden (SFy ¼ 0). Nun bilden Fq und FA<br />
jedoch ein Kräftepaar, das den Restkörper rechtsdrehend<br />
belastet. Folglich bringt man im Schnitt<br />
ein linksdrehendes, normal zur Fläche wirkendes<br />
Biegemoment Mb ¼ FAl1 ¼ 60 000 Nm an, das<br />
die Drehung verhindert (SM ðSPÞ ¼ 0).<br />
Auf diese Weise kann auch der Restkörper II untersucht<br />
werden. Stützbalken geschnitten und mit innerem<br />
Kräftesystem versehen. Die inneren Kräftesysteme<br />
in I und II sind gleich groß und<br />
entgegengesetzt gerichtet.<br />
Man erkennt:<br />
Waagerecht wirkende Kräfte sind nicht vorhanden.<br />
Die im Schnitt wirkende innere Kraft<br />
Fq ¼ 20 000 N ergibt nach Abschnitt 5.1.5 Abscherbeanspruchung<br />
mit Schubspannung ta (Abscherspannung).<br />
Ihr Betrag wird bestimmt durch<br />
die Abscher-Hauptgleichung ta ¼ Fq=A.<br />
Außer der inneren Querkraft Fq hat der Querschnitt<br />
noch ein Biegemoment Mb zu übertragen.<br />
Wie jedes Kraftmoment wird auch das Biegemoment<br />
Mb durch ein Kräftepaar erzeugt. Die Teilkräfte<br />
dieses Kräftepaares stehen hier normal zur<br />
Fläche und ergeben nach Abschnitt 5.1.5 Biegebeanspruchung<br />
mit der Normalspannung sb. Ihr<br />
Betrag wird bestimmt durch die Biege-Hauptgleichung<br />
sb ¼ Mb=W. Biegemoment und Kräftepaar
274<br />
3. Ûbung: Durch das Anziehen soll in der Schraubenspindel<br />
der skizzierten Schraubzwinge eine<br />
Längskraft F ¼ 3000 N entstehen. Diese Kraft<br />
wird die Schraubzwinge etwas aufweiten. Es soll<br />
für die willkürlich gelegten Schnitte x –x und y –y<br />
das innere Kräftesystem und die dort vorhandenen<br />
Beanspruchungsarten festgelegt werden.<br />
a) Schnitt x –x<br />
Die Kraft F würde Schnittteil I nach rechts verschieben.<br />
Daher muss man im Schnitt die innere<br />
Kraft Fq ¼ F ¼ 3000 N anbringen (SFx ¼ 0).<br />
Øußere Kraft F und innere Kraft Fq ergeben nun<br />
aber ein Kräftepaar, das den Körper mit dem<br />
rechtsdrehenden Kraftmoment<br />
M ¼ Fl1 ¼ 3000 N 0,2 m ¼ 600 Nm<br />
rechtsherum drehen würde. Gleichgewicht bringt<br />
erst das eingezeichnete linksdrehende Biegemoment<br />
Mb ¼ Fl1 ¼ 600 Nm (SM ðSPÞ ¼ 0). Damit<br />
liegen auch die Beanspruchungsarten fest.<br />
b) Schnitt y –y<br />
Zur Herstellung des Gleichgewichts am abgeschnittenen<br />
Bauteil II muss man im Schnitt die innere<br />
Normalkraft FN ¼ F ¼ 3000 N anbringen<br />
(SFx ¼ 0). Auch hier hat man dann ein Kräftepaar<br />
mit dem Kraftmoment Fl2, dem man mit dem eingezeichneten<br />
Biegemoment Mb ¼ Fl2 rechtsdrehend<br />
entgegenwirken muss (SM ðSPÞ ¼ 0). Damit<br />
liegen auch für diesen Schnitt die Beanspruchungsarten<br />
fest.<br />
5 Festigkeitslehre<br />
Schraubzwinge mit äußerer Belastung F<br />
SFx ¼ 0 ¼ F Fq<br />
Fq ¼ F ¼ 3000 N<br />
SMðSPÞ ¼ 0 ¼ Fl1 þ Mb<br />
Mb ¼ Fl1 ¼ 600 Nm<br />
Inneres Kräftesystem<br />
am Teilstück I<br />
Beanspruchungsarten im Schnitt x –x:<br />
Abscherbeanspruchung durch die Querkraft<br />
Fq ¼ F ¼ 3000 N mit Abscherspannung<br />
ta ¼ Fq=A und Biegebeanspruchung durch<br />
das Biegemoment Mb ¼ Fl1 ¼ 600 Nm mit<br />
Biegespannung sb ¼ Mb=W.<br />
SFx ¼ 0 ¼ F þ FN<br />
FN ¼ F ¼ 3000 N<br />
SMðSPÞ ¼ 0 ¼ Fl2 Mb<br />
Mb ¼ Fl2 ¼ 900 Nm<br />
Inneres Kräftesystem am Teilstück II<br />
Beanspruchungsarten im Schnitt y –y:<br />
Zugbeanspruchung durch die Normalkraft<br />
FN ¼ F ¼ 3000 N mit Zugspannung<br />
sz ¼ FN=A und Biegebeanspruchung durch<br />
das Biegemoment Mb ¼ Fl2 ¼ 900 Nm mit<br />
Biegespannung sb ¼ Mb=W.
5.1 Grundbegriffe 275<br />
4. Ûbung: Nun zu einer recht schwierigen Aufgabe:<br />
Für die drei eingezeichneten Schnittstellen I,<br />
II, III einer Handkurbel sollen das innere Kräftesystem<br />
und die Beanspruchungsarten bestimmt<br />
werden. Gleiche oder ähnliche Probleme sind in<br />
der Praxis häufig. z. B. bei Kurbelwellen, bei<br />
Getriebewellen, überall dort, wo eine äußere Kraft<br />
drehend auf einen Körper wirkt.<br />
a) Schnittstelle I (Bolzen)<br />
Um das Gleichgewicht am abgeschnittenen Bolzen<br />
wieder herzustellen, muss man zunächst die<br />
innere Querkraft Fq ¼ F ¼ 200 N anbringen<br />
(SFy ¼ 0). Dadurch entsteht das aus Fq und F<br />
bestehende (rechtsdrehende) Kräftepaar.<br />
In gleicher Ebene wirkt das linksdrehende Biegemoment<br />
Mb ¼ 200 N 0,120 m ¼ 24 Nm. Es ergibt<br />
sich aus der Momentengleichgewichtsbedingung<br />
um den Schnittflächenschwerpunkt SP<br />
(SM ðSPÞ ¼ 0).<br />
Die Beanspruchungsarten mit der jeweiligen Spannung,<br />
hier Abscherspannung ta und Biegespannung<br />
sb, erhält man durch Vergleich mit den Angaben<br />
im Abschnitt 5.1.5, Seite 268.<br />
SFy ¼ 0 ¼ F þ Fq<br />
Fq ¼ F ¼ 200 N<br />
SMðSPÞ ¼ 0 ¼ Fl1 þ Mb<br />
Inneres<br />
Kräftesystem<br />
in der<br />
Schnittstelle I<br />
Mb ¼ Fl1 ¼ 200 N 0,12 m ¼ 24 Nm<br />
Beanspruchungsarten im Schnitt I:<br />
Abscherbeanspruchung durch die Querkraft<br />
Fq ¼ F ¼ 200 N mit Abscherspannung<br />
ta ¼ Fq=A und<br />
Biegebeanspruchung durch das Biegemoment<br />
Mb ¼ Fl1 ¼ 24 Nm mit Biegespannung<br />
sb ¼ Mb=W.
276<br />
b) Schnittstelle II (Kurbel)<br />
Bevor das innere Kräftesystem im Schnitt II des<br />
Kurbelarms bestimmt werden kann, muss man<br />
wissen, wie die Handkraft F in Bezug auf den<br />
Kurbelarm wirkt. Um das festzustellen, werden<br />
nach dem Parallelverschiebungssatz (siehe Statik)<br />
im Kurbelarmpunkt A zwei gleich große gegensinnige<br />
Kräfte F angebracht. Man erkennt, dass die<br />
Handkraft im Punkt A zweierlei bewirkt: zum<br />
einen die nach unten gerichtete Kraft F, zum anderen<br />
aber noch das dem Kräftepaar (zweifach gestrichene<br />
Kräfte) entsprechende (rechtsdrehende)<br />
Drehmoment M ¼ Fl0 1 ¼ 26 Nm.<br />
Mit diesem in A wirkenden Kräftesystem kann nun<br />
weitergearbeitet werden.<br />
Die in A angreifende Einzelkraft F ¼ 200 N und<br />
das um A drehende Drehmoment M ¼ 26 Nm sind<br />
dasjenige äußere Kräftesystem, dem man in der<br />
Querschnittsstelle II ein entsprechendes inneres<br />
Kräftesystem entgegensetzen muss.<br />
Der Kurbelarm soll sich weder verschieben noch<br />
soll er sich um seine Längsachse z –z verdrehen.<br />
Die Verschiebung kann ausgeschlossen werden,<br />
indem man im Schnitt die Querkraft<br />
Fq ¼ F ¼ 200 N anbringt (SFy ¼ 0).<br />
Dadurch entsteht ein Kräftepaar (aus F und FqÞ,<br />
dem man im Schnitt ein entsprechendes Moment entgegensetzen<br />
muss. Das kann nur das um die x-Achse<br />
drehende Biegemoment Mb ¼ Fl2 ¼ 40 Nm sein<br />
(SM ðSPÞ ¼ 0).<br />
Nun würde aber das äußere Drehmoment<br />
M ¼ 26 Nm den Kurbelarm um die z-Achse<br />
rechtsherum drehen. Folglich hat der Querschnitt<br />
noch das linksdrehende und in der Fläche liegende<br />
Torsionsmoment MT ¼ 26 Nm zu übertragen.<br />
Statt SM ðSPÞ ¼ 0 müsste man hier exakter<br />
SM ðz-AchseÞ ¼ 0 sagen.<br />
Die Beanspruchungsarten mit der zugehörigen<br />
Spannung erhält man wie gewohnt nach Abschnitt<br />
5.1.5.<br />
Kurbelarm mit Handkraft F und äußerem<br />
Kräftesystem in Punkt A<br />
Inneres Kräftesystem in der Schnittstelle II<br />
SFy ¼ 0 ¼ F þ Fq<br />
Fq ¼ F ¼ 200 N<br />
SMðSPÞ ¼ 0 ¼ Fl2 þ Mb<br />
Mb ¼ Fl2 ¼ 200 N 0,2 m ¼ 40 Nm<br />
SMðSPÞ ¼ 0 ¼ M þ MT<br />
MT ¼ M ¼ 26 Nm<br />
5 Festigkeitslehre<br />
Beanspruchungsarten im Schnitt II:<br />
Abscherbeanspruchung durch die Querkraft<br />
Fq ¼ F ¼ 200 N mit Abscherspannung<br />
ta ¼ Fq=A und<br />
Biegebeanspruchung durch das Biegemoment<br />
Mb ¼ Fl2 ¼ 40 Nm mit Biegespannung<br />
sb ¼ Mb=W und<br />
Torsionsbeanspruchung durch das Torsionsmoment<br />
MT ¼ 26 Nm mit der Torsionsspannung<br />
tt ¼ MT=Wp.
5.1 Grundbegriffe 277<br />
c) Schnittstelle III (Kurbelwelle)<br />
Auch hier muss erst einmal festgestellt werden,<br />
welche Wirkung die Handkraft F auf den zu untersuchenden<br />
Körper ausübt. Dazu wird die Achse<br />
x –x der Welle bis zum Schnittpunkt B verlängert.<br />
Dort bringt man die beiden gleich großen gegensinnigen<br />
Kräfte F an.<br />
Man erhält in Bezug auf die x-Achse die äußere<br />
Kraft F ¼ 200 N und das dem gestrichenen Kräftepaar<br />
entsprechende (rechtsdrehende) Drehmoment<br />
M ¼ Fr ¼ 50 Nm.<br />
Mit diesem in Punkt B wirkenden Kräftesystem<br />
kann man weiterarbeiten.<br />
Schritt für Schritt wird nun der abgeschnittene<br />
Körper ins Gleichgewicht zurückversetzt:<br />
Zuerst bringt man eine nach oben gerichtete Querkraft<br />
Fq im Schnittflächenschwerpunkt an. Damit<br />
wird das Gleichgewicht in der x, y-Ebene wieder<br />
hergestellt (SFy ¼ 0).<br />
Nun ist aber das Kräftepaar F, Fq entstanden, das<br />
die Welle in der x, y-Ebene rechtsdrehend belastet.<br />
Folglich muss man als nächstes ein in gleicher Ebene<br />
wirkendes Kraftmoment im Schnitt anbringen, das<br />
linksdrehende Biegemoment Mb ¼ Fl4 ¼ 52 Nm<br />
(SMðSPÞ ¼ 0).<br />
Bis hierher ist gesichert, dass sich die Welle in<br />
der x, y-Ebene weder verschiebt noch dreht. Sie<br />
würde sich aber unter der Wirkung des Drehmomentes<br />
M um die x-Achse drehen (gegenüber<br />
dem Restteil der Welle). Das verhindert das in<br />
der Schnittebene liegende linksdrehende Torsionsmoment<br />
MT ¼ 50 Nm.<br />
Wie üblich erhält man die Beanspruchungsarten<br />
und die Spannungen nach Abschnitt 5.1.5.<br />
Handkurbel mit Handkraft F und äußerem<br />
Kräftesystem in Punkt B<br />
Inneres Kräftesystem in der Schnittstelle III<br />
SFy ¼ 0 ¼ F þ Fq<br />
Fq ¼ F ¼ 200 N<br />
SMðSPÞ ¼ 0 ¼ Fl4 þ Mb<br />
Mb ¼ Fl4 ¼ 200 N 0,26 m ¼ 52 Nm<br />
SMðSPÞ ¼ 0 ¼ M þ MT<br />
MT ¼ M ¼ 50 Nm<br />
Beanspruchungsarten im Schnitt III:<br />
Abscherbeanspruchung durch die Querkraft<br />
Fq ¼ 200 N mit Abscherspannung<br />
ta ¼ Fq=A,<br />
Biegebeanspruchung durch das Biegemoment<br />
Mb ¼ 52 Nm mit Biegespannung<br />
sb ¼ Mb=W und<br />
Torsionsbeanspruchung durch das Torsionsmoment<br />
MT ¼ 50 Nm mit der Torsionsspannung<br />
tt ¼ MT=Wp.
278<br />
5.2 Beanspruchung auf Zug<br />
5.2.1 Spannung<br />
Ein Stab von beliebiger, gleich bleibender Querschnittsfläche<br />
A wird durch die äußere Kraft F auf<br />
Zug beansprucht.<br />
Man legt einen Schnitt x –x quer (rechtwinklig)<br />
zur Stabachse. Das Gleichgewicht am linken Stabteil<br />
wird hergestellt durch die im Schnittflächenschwerpunkt<br />
SP angreifende innere Kraft FN<br />
normal zum Schnitt (Normalkraft). Die Gleichgewichtsbedingung<br />
SFx ¼ 0 ergibt FN ¼ F.<br />
Angenommen jedes Flächenteilchen des Querschnitts<br />
ist gleich stark an der Aufnahme der inneren<br />
Kraft beteiligt. Dann erhält man die Zugspannung<br />
sz einfach als Quotienten aus der<br />
Normalkraft FN und dem Flächeninhalt A der<br />
Querschnittsfläche.<br />
Damit wurde die Zug-Hauptgleichung gefunden,<br />
die für jede gerade vorliegende Aufgabe umgestellt<br />
werden kann.<br />
Ist der Querschnitt längs der Stabachse gleichbleibend,<br />
herrscht auch in jedem Schnitt die gleiche<br />
Spannung. Bei (allmählichen) Querschnittsänderungen<br />
gehört zum kleineren Querschnitt die<br />
größere Spannung und umgekehrt. Die im so genannten<br />
gefährdeten Querschnitt herrschende<br />
Spannung darf den festgelegten zulässigen Spannungswert<br />
nicht überschreiten.<br />
Gefährdet ist bei Zugbeanspruchung der Querschnitt<br />
mit der kleinsten Fläche.<br />
F<br />
F<br />
SP<br />
x<br />
x<br />
F N<br />
Zugbeanspruchter Stab<br />
F<br />
Querschnittsfläche A<br />
Normalkraft FN<br />
Zugspannung sz ¼<br />
Querschnittsfläche A<br />
sz ¼ FN<br />
A<br />
Zug-Hauptgleichung<br />
Je nach vorliegender Aufgabe wird die Zug-<br />
Hauptgleichung umgestellt:<br />
Aerf ¼ FN<br />
sz zul<br />
sz vorh ¼ FN<br />
A<br />
FN max ¼ A sz zul<br />
sz zul<br />
5 Festigkeitslehre<br />
sz FN A<br />
N<br />
N mm2<br />
mm2 erforderlicher<br />
Querschnitt<br />
vorhandene<br />
Spannung<br />
maximale<br />
Belastung<br />
5.2.2 Erkennen des gefährdeten Querschnitts in zugbeanspruchten Bauteilen<br />
Eine festigkeitstechnische Aufgabe kann nur dann richtig gelöst werden, wenn das zu untersuchende<br />
Bauteil richtig freigemacht und der gefährdete Querschnitt Agef richtig erkannt<br />
wird.<br />
Zur Ûbung wird das Aufsuchen des gefährdeten Querschnitts bei Zugbeanspruchung an einigen<br />
häufig vorkommenden Bauteilen erläutert.
5.2 Beanspruchung auf Zug 279<br />
5.2.2.1 Profilstäbe mit Querbohrung<br />
In ungeschwächten Profilstäben (Kreis-, Kreisring,<br />
Rechteck-, Winkel-, Doppel-T-Profile usw.) muss<br />
in jedem Querschnitt längs der Zugachse die gleiche<br />
Spannung herrschen, weil die Querschnittsfläche<br />
überall gleich groß ist. Querbohrungen oder<br />
Querschnittsminderungen anderer Art führen an<br />
dieser Stelle zur Spannungserhöhung. Dort liegt<br />
also auch der gefährdete Querschnitt Agef; für den<br />
man mit den gewählten Bezeichnungen für die<br />
geometrischen Größen (Durchmesser d, Breite b,<br />
Dicke s usw.) eine Gleichung schreiben kann, z. B.<br />
für den gefährdeten Querschnitt eines Flachstahls<br />
in der Form Agef ¼ bs ds ¼ sðb dÞ. Falsch<br />
wäre etwa Agef ¼ bs sd2p=4. 5.2.2.2 Zuglaschen<br />
Øndern sich bei Zugstäben Querschnittsform oder<br />
Flächeninhalt längs der Zugachse, so legt man<br />
einen Schnitt nach jeder Querschnittsänderung; in<br />
der skizzierten Zuglasche beispielsweise die<br />
Schnitte x –x und y –y. Erst der Vergleich der Flächeninhalte<br />
Ax, Ay lässt den gefährdeten Querschnitt<br />
erkennen; er liegt dort, wo der Flächeninhalt<br />
am kleinsten ist, denn nach sz ¼ FN=A<br />
gehört zum kleineren Querschnitt die größere<br />
Spannung und umgekehrt.<br />
5.2.2.3 Zugschrauben<br />
Auch für Schrauben gilt, dass der gefährdete Querschnitt<br />
dort liegt, wo sich der kleinste Flächeninhalt<br />
ergibt. Setzt man einen Schnitt im Gewindegrund<br />
eines Spitzgewindes an, dann endet dieser<br />
Schnitt auf der anderen Seite im Gewindegang,<br />
und die Form des Querschnitts weicht etwas von<br />
der Kreisform ab. Der so entstandene gefährdete<br />
Querschnitt heißt Spannungsquerschnitt AS. Erist<br />
für alle Befestigungsgewinde (Spitzgewinde) berechnet<br />
worden. Man kann ihn in mm 2 den Tabellen<br />
entnehmen (siehe Formelsammlung).<br />
A gef<br />
A gef<br />
∅ D<br />
∅ d<br />
∅d1<br />
s<br />
s<br />
∅d<br />
d<br />
b<br />
s<br />
A = A oder A<br />
gef x y<br />
A gef<br />
d<br />
b<br />
Agef ¼ Ax ¼ p<br />
4 d2<br />
dd1<br />
Agef ¼ Ax ¼ sðb dÞ<br />
Ax ¼ sðD dÞ<br />
Ay ¼ bs<br />
Agef ¼ Ax ¼ AS<br />
AS Spannungsquerschnitt<br />
Hinweis: Als gefährdeten Querschnitt bei<br />
Bewegungsgewinden (z. B. Trapezgewinde)<br />
nimmt man immer den Kernquerschnitt.
280<br />
5.2.2.4 Herabhängende Stäbe oder Seile<br />
Man denkt sich einen frei herabhängenden Stab<br />
der von unten nach oben fortschreitend durch die<br />
Schnitte x1 x1, x2 x2 usw. zerlegt ist, dann hat<br />
der jeweils höher liegende Schnitt eine größere<br />
Teilgewichtskraft FGx aufzunehmen. Das bedeutet,<br />
dass die Spannung an der Einspannstelle am größten<br />
ist. Dort liegt der gefährdete Querschnitt. Da<br />
die Belastung durch das Eigengewicht linear zunimmt,<br />
muss die Begrenzung der Spannungsverteilung<br />
eine Gerade sein. Trägt der Stab am unteren<br />
Ende noch die Last F, dann beträgt die<br />
Gesamtbelastung Fges ¼ F þ FG. Damit ist die<br />
maximale Spannung smax zu berechnen.<br />
Vielfach muss bei solchen Aufgaben die Gewichtskraft<br />
FG ¼ mg berechnet werden. Dazu ersetzt<br />
man die Gewichtskraft durch das Produkt aus dem<br />
Volumen V, der Dichte r des Stoffes und der Fallbeschleunigung<br />
g.<br />
5.2.2.5 Ketten<br />
Zur Vereinfachung werden Ketten entgegen den<br />
tatsächlichen komplizierteren Beanspruchungsverhältnissen<br />
(Biegung) nur auf Zug berechnet. Die<br />
Sicherheit im Hinblick auf die tatsächliche größte<br />
Beanspruchung eines Kettengliedes liegt in der<br />
behördlich vorgeschriebenen zulässigen Zugspannung.<br />
Bei den Rechnungen wird häufig vergessen, dass<br />
der Schnitt x –x zwei Rundstahlquerschnitte trifft.<br />
Aufgaben Nr. 661–694<br />
Agef ¼ Ax<br />
5.2.3 Elastische Formänderung (Hooke’sches Gesetz)<br />
Bei Belastung verändert ein Werkstück seine<br />
Form. Man unterscheidet „elastische“ und „plastische“<br />
Formänderung. Hier wird nur auf die elastische<br />
Formänderung eingegangen, bei der das<br />
Werkstück nach Entlastung seine ursprüngliche<br />
Form wieder annimmt.<br />
F þ FG<br />
smax ¼<br />
Ax<br />
Ax Querschnitt an der Einspannstelle<br />
FG ¼ Vrg FG ¼ mg<br />
FG V r m g<br />
kg m<br />
N ¼<br />
s2 m 3<br />
kg<br />
m 3<br />
kg m<br />
s 2<br />
Agef ¼ 2 p<br />
4 d2 ¼ p<br />
2 d2<br />
Das von Robert Hooke (engl. Physiker,<br />
1635 –1703) gefundene Gesetz ist das<br />
Grundgesetz für jede elastische Verformung<br />
fester Körper.<br />
Im Physik-Lehrbuch 1) wird ein Versuch zum<br />
Hooke’schen Gesetz beschrieben.<br />
1) A. <strong>Böge</strong>, J. Eichler: Physik: Grundlagen, Versuche, Aufgaben, Lösungen. Viewegþ Teubner, 2008<br />
Agef<br />
d<br />
5 Festigkeitslehre
5.2 Beanspruchung auf Zug 281<br />
5.2.3.1 Verlängerung Dl und Dehnung e<br />
Jeder auf Zug beanspruchte Körper (Gummifaden,<br />
Stahldraht, Zugstab eines Fachwerkes usw.) verlängert<br />
sich um einen bestimmten Betrag Dl. Hat<br />
der Körper im ungespannten Zustand die Ursprungslänge<br />
l0, im gespannten Zustand dagegen<br />
die Länge l, so ist seine Verlängerung Dl die Differenz<br />
von Länge l bei Belastung und Ursprungslänge<br />
l0.<br />
Es wird angenommen, ein Stahlstab von beliebiger<br />
Länge l0 verlängere sich bei einer bestimmten<br />
Zugspannung um 10 mm. Dann würde sich ein<br />
doppelt so langer Stab unter sonst gleichen Voraussetzungen<br />
um 20 mm verlängern. Je nach größerer<br />
oder kleinerer Ursprungslänge l0 wird also die Verlängerung<br />
Dl trotz gleicher Spannung größer oder<br />
kleiner. Um längenunabhängige Vergleichswerte<br />
für die Werkstoffbeurteilung zu erhalten, bezieht<br />
man die Verlängerung Dl auf die Ursprungslänge<br />
l0. Dieser Quotient aus Verlängerung Dl und Ursprungslänge<br />
l0 heißt Dehnung e.<br />
In der Werkstoffprüfung gibt man die Dehnung in<br />
Prozenten an. In Festigkeitsrechnungen dagegen<br />
darf nur mit der Dezimalzahl gerechnet werden.<br />
5.2.3.2 Querdehnung eq<br />
An einem Gummifaden erkennt man, dass er bei<br />
Belastung nicht nur länger, sondern auch dünner<br />
wird. Ebenso nimmt auch der Querschnitt eines auf<br />
Zug beanspruchten Metallstabs ab, wenn auch<br />
nicht mit bloßem Auge erkennbar.<br />
Jede Dehnung ist also mit einer Querschnittsminderung<br />
verbunden. Daher hat man entsprechend<br />
der Dehnung e die Querdehnung eq definiert,<br />
und zwar als Verhältnis von Dickenänderung<br />
Dd (entsprechend Dl) und Ursprungsdicke d0 (entsprechend<br />
l0).<br />
Als Verhältnis zweier Längen muss auch die Querdehnung<br />
eq die Einheit Eins erhalten.<br />
Dl ¼ l l0<br />
Stab ungespannt und gespannt<br />
Verlängerung Dl<br />
Dehnung e ¼<br />
Ursprungslänge l0<br />
e ¼ Dl<br />
l0<br />
l l0<br />
¼<br />
l0<br />
Beachte: Als Verhältnis zweier Längen<br />
(Verlängerung Dl und Ursprungslänge l0)ist<br />
die Dehnung e eine Verhältnisgröße mit der<br />
Einheit Eins.<br />
Beispiel: Ein Stab von 100 mm Länge verlängert<br />
sich bei einer bestimmten Belastung um<br />
10 mm. Dann beträgt die Dehnung<br />
e ¼ Dl 10 mm<br />
¼ ¼ 0,1 ð10 %Þ<br />
100 mm<br />
l0<br />
Querdehnung des Stabes<br />
Dickenänderung Dd<br />
Querdehnung eq ¼<br />
ursprüngliche Dicke d0<br />
eq ¼ Dd<br />
d0<br />
¼ d0 d<br />
d0<br />
e Dl, l0, l<br />
1 mm<br />
eq Dd, d0, d<br />
1 mm
282<br />
5.2.3.3 Poisson-Zahl m<br />
Für bestimmte Festigkeitsuntersuchungen ist es<br />
bequem, mit dem Verhältnis von Querdehnung eq<br />
und Dehnung e zu rechnen. Dieses Verhältnis bezeichnet<br />
man als Poisson-Zahl m. FürStahl wurde<br />
die Poisson-Zahl m ¼ 0,3 ermittelt; für Gusseisen<br />
ist m ¼ 0,25; für Gummi ist m ¼ 0,5.<br />
5.2.3.4 Das Hooke’sche Gesetz<br />
Für viele Festigkeitsrechnungen ist es wichtig, den<br />
Zusammenhang zwischen der Spannung s und der<br />
zugehörigen Dehnung e zu erkennen. Beim Ziehen<br />
eines Gummifadens sieht man, dass mit zunehmender<br />
Spannung s auch die Dehnung e (Verlängerung<br />
Dl) ansteigt. Versuche mit Probestäben<br />
(siehe Spannungs-Dehnungs-Diagramm, Seite<br />
375) zeigen, dass bei vielen Werkstoffen die Dehnung<br />
e mit der Spannung s im gleichen Verhältnis<br />
(proportional) wächst. Bei doppelter Spannung s<br />
zeigt sich dann auch die doppelte Dehnung e. Man<br />
kann auch sagen: Das Verhältnis von Spannung s<br />
und Dehnung e ist für jeden Werkstoff ein bestimmter,<br />
in den für die Praxis wichtigen Spannungsgrenzen<br />
gleich bleibender Wert, der Elastizitätsmodul<br />
E.<br />
Der Elastizitätsmodul (kurz: E-Modul) ist eine<br />
Werkstoffkonstante, die man selbst durch einfache<br />
Dehnversuche ermitteln kann. Im Physik-Lehrbuch<br />
ist ein solcher Versuch ausführlich beschrieben.<br />
Die Tabellen 5.8 und 5.9 (Seite 385) enthalten<br />
den E-Modul für die wichtigsten Werkstoffe.<br />
Dem Elastizitätsmodul E entspricht für Schubspannungen<br />
(Abscher- und Torsionsspannung) dem<br />
Schubmodul G (5.6.2, Seite 297).<br />
Querdehnung eq<br />
Poisson-Zahl m ¼<br />
Längsdehnung e<br />
m ¼ eq<br />
e<br />
Spannung s<br />
Elastizitätsmodul E ¼<br />
Dehnung e<br />
Umgestellt und für e ¼ Dl=l0 eingesetzt,<br />
ergibt sich die übliche Form:<br />
s ¼ eE ¼ Dl<br />
E<br />
l0<br />
Hooke’sches Gesetz<br />
Hinweis: Versuche mit druckbeanspruchten<br />
Stäben zeigen die gleichen Gesetzmäßigkeiten<br />
wie bei Zugbeanspruchung:<br />
Das Hooke’sche Gesetz gilt für Zug- und<br />
Druckbeanspruchung. Statt sz und sd<br />
schreibt man daher hier nur s.<br />
Beispiele:<br />
EStahl ¼ 210 000 N<br />
N<br />
¼ 2,1 105<br />
mm2 N<br />
EAlCuMg ¼ 0,72 10 5<br />
mm2 EGG26 ¼ 1,2 10 5<br />
N<br />
mm 2<br />
5 Festigkeitslehre<br />
s, E Dl, l0 e<br />
N<br />
mm 1<br />
mm2 mm 2<br />
Hinweis: Manchmal erscheint eine Aufgabe<br />
nur deshalb schwierig, weil man vergisst,<br />
dass der E-Modul schon bekannt ist<br />
(Tabelle 5.8).
5.2 Beanspruchung auf Zug 283<br />
Nach dem Hooke’schen Gesetz s ¼ eE muss der<br />
E-Modul die Einheit der Spannung haben<br />
(N/mm 2 ), denn die Dehnung e hat die Einheit<br />
Eins. Ûber das Hooke’sche Gesetz E ¼ s=e kann<br />
man den E-Modul auch als diejenige Spannung<br />
ansehen, die bei der Dehnung e ¼ 1 auftreten würde.<br />
Allerdings muss dabei beachtet werden, dass<br />
sich Metallstäbe nicht auf das Doppelte ihrer Ursprungslänge<br />
verlängern lassen und dass das<br />
Hooke’sche Gesetz nur im elastischen Bereich gilt<br />
(Spannungs-Dehnungs-Diagramm, Seite 375).<br />
5.2.3.5 Wärmespannung<br />
Alle Metallstäbe dehnen sich bei Erwärmung aus<br />
und ziehen sich bei Abkühlung wieder auf die Ursprungsgröße<br />
l0 zusammen. Die Verlängerung Dl<br />
(Verkürzung) des Stabes ist abhängig von der Ursprungslänge<br />
l0, von der Temperaturdifferenz<br />
DT ¼ J2 J1 vor und nach der Erwärmung (Abkühlung)<br />
und vom Längenausdehnungskoeffizienten<br />
al (siehe Physik-Lehrbuch).<br />
Wird ein Metallstab durch entsprechende Einspannungen<br />
an der Längenänderung gehindert, dann<br />
müssen Zug- oder Druckspannungen auftreten. Sie<br />
können mit Hilfe des Hooke’schen Gesetzes berechnet<br />
werden. Diese Normalspannungen heißen<br />
Wärmespannung sJ, weil die Temperatur allgemein<br />
mit dem griechischen Buchstaben Theta<br />
bezeichnet wird. Den Elastizitätsmodul E entnimmt<br />
man den Tabellen 5.8 und 5.9, Seite 385, den Längenausdehnungskoeffizienten<br />
al dem Handbuch<br />
Maschinenbau.<br />
5.2.3.6 Formänderungsarbeit Wf<br />
Im elastischen Bereich steigt die Belastung F von<br />
Zug- und Druckstäben proportional zur Längenänderung<br />
an. Dabei verrichtet die Kraft F auf dem<br />
Weg Dl (Verlängerung) eine mechanische Arbeit,<br />
die im Werkstoff gespeichert und bei Entlastung<br />
wieder vollständig frei wird. Man sagt: Der Körper<br />
„federt“.<br />
Das Kraft-Verlängerungs-Schaubild zeigt als Kraftlinie<br />
eine ansteigende Gerade. Die darunter liegende<br />
Fläche entspricht der mechanischen Arbeit.<br />
Beispiel:<br />
Angenommen, ein Probestab verlängert sich<br />
bei der Spannung sz ¼ 1000 N=mm 2 auf das<br />
Doppelte seiner Ursprungslänge. Dann wäre<br />
seine Dehnung e ¼ Dl=l0 ¼ 1 und damit<br />
E ¼ sz<br />
e<br />
¼ 1000<br />
1<br />
Dl ¼ l0 al DT<br />
N<br />
mm<br />
N<br />
¼ 1000 2 mm<br />
2 ¼ sz<br />
Hinweis: Für Stahl ist al St ¼ 12 10 6 1=K,<br />
das heißt, ein Stahlstab von 1 m Länge verändert<br />
sich bei Erwärmung um 1 K ¼ 1 Cum<br />
12 10 6 m ¼ 0,012 mm.<br />
sJ ¼ eE ¼ Dl<br />
E<br />
l0<br />
Hooke’sches Gesetz<br />
in allgemeiner Form<br />
Für die Verlängerung (Verkürzung) wird<br />
Dl ¼ l0 al DT eingesetzt:<br />
sJ ¼ l0 al DT<br />
l0<br />
E<br />
sJ ¼ al DT E<br />
Wärmespannung<br />
Beachte: Die Wärmespannung sJ ist unabhängig<br />
von den Abmessungen des Stabs.<br />
l 0<br />
Kraft<br />
Δl<br />
Δl<br />
W =<br />
f<br />
F Δl<br />
2<br />
Dl, l0 al DT<br />
F<br />
mm<br />
F<br />
Verlängerung<br />
1<br />
K<br />
Kraft-Verlängerung-Schaubild eines elastisch<br />
verlängerten Stabs.<br />
Beachte: Bei Zug- oder Druckfedern<br />
ohne Vorspannung ist die Arbeitsfläche<br />
ein Dreieck.<br />
K<br />
sJ, E al DT<br />
N<br />
mm 2<br />
1<br />
K K
284<br />
Mit Hilfe des Hooke’schen Gesetzes<br />
s ¼ eE ¼ DlE=l0 schreibt man für die Verlängerung<br />
s l0<br />
Dl ¼<br />
E :<br />
Für die Zugkraft F schreibt man mit der Zug-<br />
Hauptgleichung F ¼ s A.<br />
Dann ergibt sich mit Al0 ¼ Volumen V die übliche<br />
Form für Wf.<br />
Die Formänderungsarbeit Wf wird auch als Federarbeit<br />
bezeichnet. Als Einheit erhält man das<br />
Newtonmillimeter. Zur Umrechnung in J ¼ Nm<br />
dividiert man den Betrag durch 1000<br />
(1 mm ¼ 1/1000 m ¼10 3 m).<br />
5.2.4 Reißlänge<br />
Die Belastung frei hängender Seile z. B. in Förderanlagen<br />
setzt sich aus der Nutzlast und der<br />
Eigengewichtskraft des Seiles zusammen. Mit<br />
zunehmender Seillänge wird man infolge der<br />
ansteigenden Gewichtskraft FG des Seiles immer<br />
weniger Nutzlast anhängen dürfen, bis der gefährdete<br />
Querschnitt (Aufhängequerschnitt) nur noch<br />
die Seilgewichtskraft FG tragen kann.<br />
Wie das Bild zeigt, steigt die allein durch die Seilgewichtskraft<br />
verusachte Zugspannung sz linear<br />
mit der Länge an. Das zeigt auch die folgende Entwicklung<br />
(siehe 5.2.2.4, Seite 280).<br />
In der Zug-Hauptgleichung wird die Zugkraft F<br />
durch die Gewichtskraft FG ¼ mg ersetzt. Die<br />
Masse m des Seils ersetzt man durch das Produkt<br />
aus Dichte r und dem Volumen V, letzteres wieder<br />
durch das Produkt aus Querschnittsfläche A und<br />
Seillänge l.<br />
Nach der Gleichung sz ¼ rlgist die Zugspannung<br />
im Seil nicht vom Seildurchmesser abhängig.<br />
Wird in sz ¼ rlg statt der Zugspannung sz die<br />
Zugfestigkeit Rm für den Seilwerkstoff eingesetzt,<br />
so erhält man eine Gleichung für die so genannte<br />
Reißlänge l r, bei der das frei hängende Seil unter<br />
seiner Eigengewichtskraft reißt.<br />
Kraft F Verlängerung Dl<br />
Wf ¼<br />
2<br />
F Dl<br />
Wf ¼<br />
2<br />
s A s l0<br />
Wf ¼<br />
2E<br />
F Dl<br />
Wf ¼<br />
2 ¼ s2V 2E<br />
sz ¼ FG<br />
A<br />
sz ¼ rAlg<br />
¼ rlg<br />
A<br />
sz ¼ rlg<br />
Formänderungsarbeit<br />
FG ¼ mg ¼ rVg¼ rAlg<br />
Hinweis: Die Gleichung für sz zeigt, dass die<br />
Zugspannung gleichmäßig mit der Seillänge l<br />
nach oben hin ansteigt.<br />
sz ¼ rlg; sz ¼ Rm ; l ¼ l r<br />
l r ¼ Rm<br />
rg<br />
Reißlänge<br />
Wf F Dl s, E V<br />
Nmm ¼ 10 3 J N mm<br />
5 Festigkeitslehre<br />
N<br />
mm3<br />
mm2 Rm Zugfestigkeit (Seite 375)<br />
r Dichte<br />
g Fallbeschleunigung
5.3 Beanspruchung auf Druck 285<br />
Setzt man in die Größengleichung für die Reißlänge<br />
die Zugfestigkeit Rm in N/mm2 ein, die Dichte<br />
r in kg/m3 und die Fallbeschleunigung g in m/s2 ,<br />
dann muss bei der Ausrechnung die Flächeneinheit<br />
mm2 in m2 umgewandelt werden. Hierfür gilt<br />
1mm 2 ¼ð10 3 mÞ 2 ¼ 10 6 m 2 :<br />
Damit kann auch eine auf die Längeneinheit km<br />
zugeschnittene Zahlenwertgleichung entwickelt<br />
werden.<br />
Auch nach der Zahlenwertgleichung ist die Reißlänge<br />
eines Seils nicht vom Seildurchmesser oder<br />
vom Querschnitt A abhängig.<br />
Aufgaben Nr. 696–713<br />
5.3 Beanspruchung auf Druck<br />
Die äußeren Kräfte wirken hier entgegengesetzt<br />
wie bei der Zugbeanspruchung. Man kann sagen:<br />
Zug- und Druckbeanspruchung liegen spiegelbildlich<br />
zueinander, und die Gesetzmäßigkeiten<br />
sind von gleicher Art. Das gilt sowohl für die<br />
Spannungsart (Normalspannung) als auch für die<br />
Spannungsverteilung. Daher hat die Druck-Hauptgleichung<br />
die gleiche Form wie die Zug-Hauptgleichung.<br />
Grundsätzlich gilt auch für die Druckbeanspruchung:<br />
Bei gleich bleibendem Querschnitt herrscht in<br />
jedem Schnitt die gleiche Spannung.<br />
Bei Querschnittsänderungen tritt im kleineren<br />
Querschnitt die größere Spannung auf und umgekehrt.<br />
Die im gefährdeten Querschnitt vorhandene Spannung<br />
darf den festgelegten zulässigen Spannungsbetrag<br />
nicht überschreiten.<br />
Gefährdet ist der Querschnitt mit dem kleinsten<br />
Flächeninhalt (siehe auch Seite 278).<br />
Für die Formänderungsarbeit Wf gelten die Beziehungen<br />
von Seite 283.<br />
ðlrÞ ¼ ðRmÞ<br />
ðrÞðgÞ ¼<br />
N<br />
mm 2<br />
kg<br />
m 3<br />
m<br />
s 2<br />
¼ N m3 s 2<br />
mm 2 kg m<br />
kgm<br />
s<br />
ðlrÞ¼<br />
2<br />
m3 s 2<br />
10 6 m2 kg m ¼<br />
kg m4 s2 10 6 m2 kg m s2 ðlrÞ ¼10 6 m ¼ 10 3 km<br />
3 Rm<br />
lr ¼ 10<br />
rg<br />
Zahlenwertgleichung<br />
F<br />
F<br />
x<br />
x<br />
SP FN<br />
Rm siehe Seite 385<br />
A<br />
F<br />
Druckbeanspruchter<br />
Stab<br />
Normalkraft FN<br />
Druckspannung sd ¼<br />
Querschnittsfläche A<br />
sd ¼ FN<br />
A<br />
Druck-Hauptgleichung<br />
Je nach vorliegender Aufgabe wird die<br />
Druck-Hauptgleichung umgestellt:<br />
Aerf ¼ FN<br />
sdzul<br />
sd vorh ¼ FN<br />
A<br />
FN max ¼ Asdzul<br />
sdzul<br />
lr Rm r g<br />
km<br />
N<br />
mm 2<br />
kg<br />
m 3<br />
sd FN A<br />
erforderlicher<br />
Querschnitt<br />
vorhandene<br />
Spannung<br />
maximale<br />
Belastung<br />
m<br />
s 2<br />
N<br />
N mm2<br />
mm2
286<br />
5.4 Ûbungen zur Zug- und Druckbeanspruchung<br />
Hier wird die rechnerische Auswertung der bisher bekannten festigkeitstechnischen Beziehungen<br />
vorgeführt. Der Studierende wird vor allem lernen, welche Form seine Rechnungen haben<br />
müssen und nach welchem Konzept er technische Berechnungen aufbauen sollte.<br />
Die beiden folgenden Aufgaben sind von der gleichen Art, wie sie in dem Buch „Aufgabensammlung<br />
<strong>Technische</strong> <strong>Mechanik</strong>“ zusammengestellt wurden.<br />
Die Lösungsgedanken stehen links, die numerische Rechnung in der rechten Spalte.<br />
1. Ûbung: Ein Stahldraht aus 20MnCr5 von 1 mm<br />
Durchmesser und 2 m Länge wird durch Zugbelastung<br />
um 4 mm verlängert.<br />
Zu bestimmen sind<br />
a) die Dehnung des Drahtes,<br />
b) die vorhandene Zugspannung,<br />
c) die Zugkraft.<br />
d) Es soll nachgewiesen werden, dass im Rechnungsbereich<br />
das Hooke’sche Gesetz tatsächlich<br />
noch gilt.<br />
Lösung:<br />
a) Da Ursprungslänge l0 und Verlängerung Dl gegeben<br />
sind, lässt sich die Dehnung e sofort berechnen<br />
(als Dezimalzahl und in %).<br />
b) Ist eine Formänderung im Spiel, hier die gegebene<br />
Verlängerung Dl, dann ist sicher, dass das<br />
Hooke’sche Gesetz gebraucht wird (sz ¼ eE oder<br />
auch in der Form sz ¼ Dl E=l0Þ. Daher hat man<br />
unter „Gegeben“ auch sofort den E-Modul aufgeschrieben.<br />
c) Die Zugkraft F lässt sich nun über die Zug-<br />
Hauptgleichung mit der vorher bestimmten Zugspannung<br />
berechnen. Allerdings: Das Ergebnis<br />
dieser Rechnung kann nur dann richtig sein, wenn<br />
sz vorh fehlerfrei bestimmt wurde. Auch für Teilrechnungen<br />
sollte man daher immer versuchen,<br />
eine Gleichung für die gesuchte Größe (hier Zugkraft<br />
F) zu entwickeln, in der rechts vom Gleichheitszeichen<br />
nur die gegebenen Ausgangsgrößen<br />
stehen. In diesem Sinn wäre auch die hier vorgeführte<br />
Kontrollrechnung noch nicht exakt, weil<br />
statt pd 2 =4 der schon berechnete Wert für den<br />
Querschnitt A ¼ 0,785 mm 2 eingesetzt wurde.<br />
Gegeben:<br />
A ¼ p<br />
4 d2 ¼ p<br />
4 ð1mmÞ2 ¼ 0,785 mm 2<br />
l0 ¼ 2m¼ 2 10 3 mm ; Dl ¼ 4mm<br />
EStahl ¼ 2,1 10 5<br />
N<br />
mm 2<br />
Gesucht:<br />
a) e b) sz vorh c) F<br />
d) Spannungsnachweis für Hooke<br />
e ¼ Dl<br />
¼<br />
l0<br />
4mm<br />
2 103 mm ¼ 2 10 3 ¼ 0,002<br />
e ¼ 2 10 3 100 % ¼ 2 10 1 % ¼ 0,2 %<br />
sz vorh ¼ FN<br />
A<br />
F<br />
¼ ) führt nicht weiter.<br />
A<br />
sz vorh ¼ eE ¼ 2 10 3 5 N<br />
2,1 10<br />
mm2 sz vorh ¼ 4,2 10 3 5 N<br />
10<br />
F ¼ sz vorh A ¼ 420 N<br />
F ¼ 329,7 N<br />
5 Festigkeitslehre<br />
N<br />
¼ 420<br />
mm2 0,785 mm2<br />
mm2 mm 2<br />
Kontrolle:<br />
sz ¼ Dl<br />
E sz ¼<br />
l0<br />
F<br />
A eingesetzt:<br />
F Dl<br />
¼ E ) nach F aufgelöst:<br />
A l0<br />
F ¼ DlEA<br />
l0<br />
4mm 2,1 10<br />
F ¼<br />
5 N<br />
0,785 mm2<br />
mm2 2 103 mm<br />
F ¼ 329,7 N ðwie obenÞ
5.4 Ûbungen zur Zug- und Druckbeanspruchung 287<br />
d) Nach Tabelle 5.8, Seite 385, beträgt die Rp0,2<br />
Dehngrenze für 20 MnCr5 850 N/mm 2 , d. h. bei<br />
dieser Spannung würde sich der Probestab um<br />
0,2 % bleibend gedehnt haben. Da die hier vorhandene<br />
Spannung (420 N/mm 2 ) weit unter dieser<br />
Dehngrenze 850 N/mm 2 liegt, durfte tatsächlich mit<br />
dem Hooke’schen Gesetz gerechnet werden.<br />
2. Ûbung: Ein Gummipuffer mit Kreisquerschnitt<br />
soll durch eine Druckkraft F ¼ 500 N von 30 mm<br />
auf 25 mm elastisch zusammengedrückt werden.<br />
Der E-Modul der verwendeten Gummisorte ist mit<br />
5 N/mm 2 angegeben.<br />
Zu bestimmen sind<br />
a) die Druckspannung im Gummipuffer,<br />
b) der erforderliche Pufferdurchmesser,<br />
c) die vom Puffer aufgenommene Formänderungsarbeit.<br />
Lösung:<br />
a) Man sollte sich künftig die Erkenntnisse aus der<br />
vorigen Aufgabe zunutze machen und grundsätzlich<br />
die entsprechende Hauptgleichung und das<br />
Hooke’sche Gesetz aufschreiben. Entweder führt<br />
dann eine der beiden Gleichungen direkt zum Ziel<br />
oder beide werden zu einer Gleichung für die gesuchte<br />
Größe entwickelt.<br />
b) Aus der Druck-Hauptgleichung und dem<br />
Hooke’schen Gesetz wird eine Gleichung für die<br />
gesuchte Größe (hier derf) entwickelt. Nur so erhält<br />
man eine „rechnergemäße“ Beziehung, die es ermöglicht,<br />
die gegenseitigen Abhängigkeiten aller<br />
Größen zu diskutieren. Beispielsweise ist zu erkennen,<br />
dass bei größerem E-Modul der erforderliche<br />
Durchmesser kleiner wird, denn E steht im Nenner<br />
der Funktionsgleichung d ¼ f ðF, l0, Dl, EÞ.<br />
c) Die aufgenommene Federarbeit Wf erhält man<br />
direkt aus den gegebenen Größen F und Dl (siehe<br />
Seite 284).<br />
Rp0,2 ¼ 850 N<br />
mm 2<br />
sz vorh ¼ 420 N<br />
< Rp0,2<br />
mm2 Gegeben:<br />
F ¼ 500 N<br />
l0 ¼ 30 mm 10Dl ¼ 5mm<br />
E ¼ 5 N<br />
mm2 Gesucht:<br />
a) sd vorh b) derf c) Wf<br />
sd vorh ¼ F<br />
¼ eE<br />
A<br />
sd vorh ¼ eE ¼ Dl<br />
l0<br />
sd vorh ¼ 0,83 N<br />
mm 2<br />
E ¼ 5mm<br />
30 mm<br />
sd vorh ¼ F Dl<br />
¼ E ; A ¼<br />
A l0<br />
p<br />
4 d2<br />
5 N<br />
mm 2<br />
A ¼ p<br />
4 d2 ¼ Fl0<br />
und daraus<br />
Dl E<br />
rffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
4Fl0 4 500 N 30 mm<br />
derf ¼ ¼<br />
pDlE<br />
p 5mm 5 N<br />
mm2 v<br />
u<br />
t<br />
derf ¼ 27,6 mm<br />
Wf ¼<br />
F Dl<br />
2<br />
500 N 5mm<br />
¼ ¼ 1250 Nmm<br />
2<br />
Wf ¼ 1,25 Nm ¼ 1,25 J
288<br />
5.5 Flächenpressung<br />
5.5.1 Begriff und Hauptgleichung<br />
Unter Flächenpressung p (auch: Pressung) versteht<br />
man die Beanspruchung in den Berührungsflächen<br />
(Oberflächen) zweier gegeneinander gedrückter<br />
Bauteile. Ursache jeder Flächenpressung ist eine<br />
Normalkraft FN, die häufig erst aus der beliebig<br />
gerichteten Kraft F bestimmt werden muss. Werden<br />
zwei ebene Flächen gegeneinander gepresst,<br />
dann gilt:<br />
Die Flächenpressung p ist der Quotient aus der<br />
Normalkraft FN und dem Flächeninhalt A der<br />
Berührungsfläche.<br />
Je nach vorliegender Aufgabe stellt man die<br />
Flächenpressungs-Hauptgleichung um.<br />
5.5.2 Flächenpressung an geneigten Flächen<br />
Im Maschinenbau und in der Feinwerktechnik<br />
stellt sich häufig die Aufgabe, die Flächenpressung<br />
auf geneigten ebenen Flächen zu bestimmen, wie<br />
beispielsweise zwischen den Gleitflächen einer<br />
Prismenführung.<br />
Der herausgeschnittene Teil der Gleitführung<br />
zeigt, dass das Prisma neben der Belastung<br />
F ¼ 800 N die Normalkräfte FN1 und FN2 aufzunehmen<br />
hat. Das zugehörige Krafteck bildet ein<br />
rechtwinkliges Dreieck, aus dem die Gleichungen<br />
für FN1 und FN2 abgelesen werden können.<br />
Sind die Flächeninhalte A1 und A2 der Gleitflächen<br />
bekannt, kann die Flächenpressung p1 und p2 berechnet<br />
werden.<br />
Flächenpressung<br />
ebener Flächen<br />
Normalkraft FN<br />
Flächenpressung p ¼<br />
Berührungsfläche A<br />
p ¼ FN<br />
A<br />
Flächenpressungs-<br />
Hauptgleichung<br />
Aerf ¼ FN<br />
pzul<br />
pvorh ¼ FN<br />
A<br />
FN max ¼ Apzul<br />
p1 ¼ FN1<br />
A1<br />
p2 ¼ FN2<br />
A2<br />
A2<br />
pzul<br />
5 Festigkeitslehre<br />
p FN A<br />
N<br />
N mm2<br />
mm2 erforderliche<br />
Berührungsfläche<br />
vorhandene<br />
Flächenpressung<br />
maximale<br />
Normalkraft<br />
F<br />
¼<br />
A1 cos a<br />
F tan a<br />
¼ ¼ 0,462 N<br />
mm2 ¼ 0,462 N<br />
mm 2
5.5 Flächenpressung 289<br />
Die Flächenpressung p1 auf der geneigten Gleitfläche<br />
A1 lässt sich bequemer nach folgender<br />
Ûberlegung berechnen:<br />
Im Nenner der Gleichung p1 ¼ F=ðA1 cos aÞ steht<br />
der Ausdruck A1 cos a. Das ist die Projektion der<br />
Berührungsfläche A1 auf die zur Wirklinie von F<br />
rechtwinklige Ebene. Daraus folgt: Man kann –<br />
ohne den Umweg über die Normalkraft – mit der<br />
Kraft F und der so genannten projizierten Berührungsfläche<br />
Aproj die Flächenpressung p berechnen.<br />
In Zweifelsfällen führt der Weg über das exakte<br />
Freimachen und das Bestimmen der Normalkräfte<br />
FN immer zum Ziel. Jedoch ist es in vielen praktischen<br />
Fällen einfacher, mit der projizierte Fläche<br />
zu rechnen. Typische technische Beispiele zeigen<br />
die folgenden Bilder.<br />
p ¼ F<br />
Aproj<br />
Typische techische Beispiele für die Verwendung der Gleichung p ¼ F=Aproj<br />
p F Aproj<br />
N<br />
N mm2<br />
mm2 Beachte: Aproj ist die Projektion der Berührungsfläche<br />
auf eine Ebene, die rechtwinklig<br />
zur Wirklinie der Belastung F steht.<br />
Beispielsweise ist beim Kegelzapfen Aproj<br />
eine Kreisringfläche, wie das folgende Bild<br />
zeigt.
290<br />
5.5.3 Flächenpressung am Gewinde<br />
Der Verschleiß an den Gewindegängen einer<br />
Schraubenverbindung ist von der Flächenpressung<br />
zwischen Mutter- und Bolzengewinde abhängig.<br />
Vor allem bei so genannten Bewegungsschrauben<br />
(Spindeln in Pressen, Leitspindeln in Drehmaschinen<br />
usw.) muss die Mutterhöhe m so groß gemacht<br />
werden, dass die zulässige Flächenpressung im<br />
Gewinde nicht überschritten wird.<br />
Für Bewegungsschrauben benutzt man hauptsächlich<br />
metrisches ISO-Trapezgewinde, seltener metrisches<br />
ISO-Gewinde. Für beide Formen gelten<br />
die im Bild eingetragenen Bezeichnungen.<br />
Zur Herleitung einer Gleichung für die erforderliche<br />
Mutterhöhe m geht man von der projizierten<br />
Fläche eines Gewindeganges aus (DAproj). Diese<br />
projizierte Fläche DAproj ist eine Kreisringfläche<br />
mit der Tragtiefe H1 als Ringbreite (siehe auch<br />
Bilder Seite 289).<br />
Die Anzahl der tragenden Gewindegänge i erhält<br />
man, wenn die Mutterhöhe m durch die Gewindesteigung<br />
P dividiert wird.<br />
Die gesamte projizierte Berührungsfläche Aproj<br />
zwischen Gewindebolzen und Mutter muss das<br />
Produkt aus DAproj und i sein. Damit erhält man<br />
eine Gleichung zur Berechnung der Flächenpressung<br />
p im Gewinde.<br />
Bei dieser Berechnung wird vorausgesetzt, dass<br />
alle beteiligten Gewindegänge gleichmäßig tragen.<br />
Tatsächlich werden die ersten Gänge stärker beansprucht.<br />
Zum Schluss wird die Flächepressungsgleichung<br />
zur Berechnung der erforderlichen Mutterhöhe<br />
merf umgestellt.<br />
Bezeichnungen am Trapezgewinde<br />
DAproj ¼ pd2 H1<br />
Mutterhöhe m<br />
i ¼<br />
Gewindesteigung P<br />
Aproj ¼ DAproj i ¼ pd2 H1 i ¼ pd2 H1<br />
p ¼ F<br />
¼<br />
Aproj<br />
FP<br />
pd2 H1 m pzul<br />
m<br />
P<br />
Flächenpressungsgleichung für Gewinde<br />
FP<br />
merf ¼<br />
pd2 H1 pzul<br />
m, P, d2, H1 F p<br />
mm N<br />
N<br />
mm2 5 Festigkeitslehre<br />
erforderliche<br />
Mutterhöhe
5.5 Flächenpressung 291<br />
5.5.4 Flächenpressung in Gleitlagern, Niet- und Bolzenverbindungen<br />
Schwieriger als bei ebenen Flächen sind die Pressungsverhältnisse<br />
an der Oberfläche eines Lagerzapfens,<br />
eines Bolzens oder eines Nietes. Die Flächenpressung<br />
ist in Belastungsrichtung am größten<br />
(pmax) und nimmt nach den Seiten hin bis auf null<br />
ab. Der Maximalwert pmax müsste eingesetzt werden,<br />
wenn z. B. für ein Gleitlager die erforderliche<br />
Lagerlänge l bestimmt werden soll. Beziehungen<br />
zur Berechnung von pmax hat Hertz aufgestellt<br />
(Hertz’sche Gleichungen, siehe Seite 292). Diese<br />
Gleichungen sind nicht einfach aufgebaut. Deshalb<br />
arbeitet man bei der Berechnung von Gleitlagerabmessungen<br />
sowie bei Niet- oder Bolzenverbindungen<br />
nicht mit den Hertz’schen Gleichungen,<br />
sondern rechnet mit einem Mittelwert p der Flächenpressung.<br />
Dazu denkt man sich die Kraft F<br />
gleichmäßig über die projizierte Fläche Aproj des<br />
Zapfens (Bolzen, Niet) verteilt.<br />
Der „Fehler“ bei dieser Betrachtung wird dadurch<br />
ausgeglichen, dass man die zulässige Flächenpressung<br />
entsprechend niedriger festlegt, so dass die<br />
tatsächlich auftretende Pressung pmax von den verwendeten<br />
Werkstoffen vertragen wird.<br />
Die Flächenpressung am Nietschaft wird Lochleibungsdruck<br />
sl genannt. Er ist abhängig von der<br />
aufzunehmenden Kraft F, von der Anzahl n der<br />
Niete und von der projizierten Schaltfläche<br />
Aproj ¼ d1s eines Nietes.<br />
Bei einschnittigen Nietverbindungen muss man für<br />
s die kleinere der beiden Blechdicken einsetzen,<br />
weil hier der größere Lochleibungsdruck auftritt.<br />
Ist die Verbindung mehrschnittig, dann ist s die<br />
kleinere der beiden Bleckdickensummen in einer<br />
Kraftrichtung. Im skizzierten Beispiel (vierschnittig)<br />
müsste man also s ¼ 10,5 mm in die Gleichung<br />
für den Lochleibungsdruck sl einsetzen.<br />
p ¼ F<br />
¼<br />
Aproj<br />
F<br />
dl<br />
pzul<br />
Flächenpressungsgleichung<br />
für Gleitlager und Bolzenverbindungen<br />
sl ¼ F<br />
¼<br />
nAproj<br />
F<br />
nd1s<br />
sl zul<br />
Flächenpressungsgleichung<br />
für Nietverbindungen<br />
p F d, l<br />
N<br />
N mm<br />
mm2
292<br />
5.5.5 Flächenpressung an gewölbten Flächen (Hertz’sche Gleichungen)<br />
Die Flächenpressung zwischen Körpern mit gekrümmter<br />
(gewölbter) Oberfläche lässt sich mit<br />
den von Hertz aufgestellten Gleichungen berechnen.<br />
Diese Beanspruchungsart tritt beispielsweise<br />
zwischen den Wälzkörpern (Kugeln, Walzen, Rollen,<br />
Nadeln) und Laufringen von Wälzlagern auf<br />
(Kugellager, Kegelrollenlager, usw.).<br />
Die Hertz’schen Gleichungen gelten unter folgenden<br />
Voraussetzungen:<br />
a) Die Körper verhalten sich vollkommen elastisch<br />
(keine bleibende Formänderung).<br />
b) Es gilt das Hook’sche Gesetz s ¼ eE.<br />
c) Die elastische Verformung ist klein gegenüber<br />
den Abmessungen des Körpers.<br />
d) In der Berührungsfläche beider Körper treten<br />
nur Normalspannungen s auf, keine Schubspannungen<br />
t.<br />
Bedeutung der Formelzeichen:<br />
a Radius der kreisförmigen oder halben<br />
Breite der rechteckigen Druckfläche in mm<br />
F Druckkraft in N<br />
m Poisson-Zahl, Verhältnisgröße mit der<br />
Einheit 1, siehe Seite 282<br />
r Krümmungsradius der Kugel oder des Zylinders<br />
in mm; bei Krümmung beider Körper<br />
ist die Summe beider Krümmungen<br />
einzusetzen, also 1=r ¼ 1=r1 þ 1=r2.<br />
Für die ebene Platte ist 1=r2 ¼ 0, für die<br />
Hohlkugel ist 1=r2 negativ einzusetzen.<br />
E Elastizitätsmodul in N/mm 2 ; bei unterschiedlichen<br />
E-Moduln ist<br />
E ¼ 2E1E2=ðE1 þ E2Þ einzusetzen.<br />
l Länge des Zylinders in mm<br />
p Druck auf der Berührungsfläche im<br />
Abstand r in N/mm 2<br />
p0 ¼ pmax Druck in der Mitte der<br />
Berührungsfläche in N/mm 2<br />
r veränderlicher Radius oder Ordinate in<br />
Breitenrichtung der Berührungsfläche<br />
in mm<br />
d Gesamtabplattung in mm, d. h. die<br />
gesamte Näherung der beiden Körper<br />
5.5.5.1 Pressung zwischen Kugel und Ebene oder zwischen zwei Kugeln<br />
ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
1,5ð1 m<br />
a ¼<br />
2 r<br />
rffiffiffiffiffi<br />
3 Þ Fr<br />
3 Fr<br />
¼ 1,11<br />
ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi E<br />
E<br />
a<br />
p ¼ p0<br />
2 r2 p<br />
a<br />
p0 ¼ 1<br />
ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
1,5 FE<br />
p<br />
2<br />
r2ð1 m2Þ 2<br />
s<br />
ffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
3<br />
FE<br />
¼ 0,388<br />
2<br />
r2 r<br />
3 1,5 F<br />
¼<br />
pa2 d ¼ a2<br />
r ¼<br />
ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
2,25ð1 m2Þ 2 F 2<br />
E 2 s<br />
ffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
3<br />
F<br />
¼ 1,23<br />
r<br />
2<br />
E 2 r<br />
3<br />
r<br />
5.5.5.2 Pressung zwischen Zylinder und Ebene oder zwischen zwei Zylindern<br />
ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
8ð1 m<br />
a ¼<br />
2 r<br />
rffiffiffiffiffiffi<br />
Þ Fr Fr<br />
¼ 1,52<br />
ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pEl<br />
El<br />
a<br />
p ¼ p0<br />
2 r2 r<br />
ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi a<br />
FE<br />
p0 ¼<br />
2prlð1 m2 s<br />
rffiffiffiffiffiffi<br />
FE<br />
¼ 0,418 ¼<br />
Þ<br />
rl<br />
2F<br />
pal<br />
5 Festigkeitslehre
5.5 Flächenpressung 293<br />
5.5.6 Ûbungen zur Flächenpressung<br />
1. Ûbung: Eine Zugspindel soll über die Mutter in<br />
Längsrichtung 20 kN übertragen. Die Zugspannung<br />
in der Spindel darf 80 N/mm2 nicht überschreiten,<br />
die Flächenpressung im Gewinde soll<br />
höchstens 15 N/mm2 betragen.<br />
Zu bestimmen sind<br />
das erforderliche Trapezgewinde,<br />
die erforderliche Mutterhöhe.<br />
Lösung: Der Kernquerschnitt der Zugspindel muss<br />
bei sz zul ¼ 80 N=mm2 die Zugkraft F ¼ 20 000 N<br />
übertragen. Aus der Zug-Hauptgleichung (Seite<br />
278) findet man für Aerf ¼ 250 mm2 Kernquerschnitt.<br />
Aus der Formelsammlung wird dasjenige Trapezgewinde<br />
gewählt, das den nächstgrößeren Kernquerschnitt<br />
A3 ¼ 269 mm2 besitzt.<br />
Zur Berechnung der Mutterhöhe m setzt man in<br />
die Gleichung nach Seite 290 die gegebenen und<br />
die aus der Gewindetafel (Formelsammlung) entnommenen<br />
Größen ein.<br />
Als Normmaß wird m ¼ 40 mm gewählt.<br />
2. Ûbung: Ein Gleitlager hat eine Radialkraft<br />
Fr ¼ 15 000 N und eine Axialkraft Fa ¼ 6000 N<br />
aufzunehmen. Das Bauverhältnis soll l=d ¼ 1,2,<br />
die zulässige Flächenpressung 5 N/mm 2 betragen.<br />
Zu bestimmen sind die Maße d, D, l.<br />
Lösung: In die Flächenpressungsgleichung für<br />
Gleitlager, Seite 291, wird aus dem vorgegebenen<br />
Bauverhältnis l=d ¼ 1,2 entweder d ¼ l=1,2 oder<br />
für l ¼ 1,2d eingesetzt. Hier entscheidet man sich<br />
für die zweite Möglichkeit und erhält damit eine<br />
Gleichung zur Bestimmung des erforderlichen<br />
Wellendurchmessers d. Im anderen Fall hätte sich<br />
eine Gleichung zur Berechnung der Lagerlänge l<br />
ergeben.<br />
Aus dem Bauverhältnis l=d ¼ 1,2 ergibt sich die<br />
Lagerungslänge l.<br />
Gegeben:<br />
Zugkraft F ¼ 20 kN ¼ 20 10 3 N<br />
szzul ¼ 80 N<br />
mm 2 pzul ¼ 15 N<br />
mm 2<br />
Gesucht:<br />
Trapezgewinde<br />
Mutterhöhe m<br />
sz ¼ F<br />
A (Zug-Hauptgleichung)<br />
Aerf ¼ F 20 000 N<br />
¼<br />
szzul<br />
80 N<br />
mm2 ¼ 250 mm 2<br />
Gewählt wird Tr 24 5 mit A3 ¼ 269 mm2 ,<br />
Steigung P ¼ 5 mm, Flankendurchmesser<br />
d2 ¼ 21,5 mm, Tragtiefe H1 ¼ 2,5 mm.<br />
FP<br />
merf ¼<br />
pd2 H1 pzul<br />
20 10<br />
merf ¼<br />
3 N 5mm<br />
p 21,5 mm 2,5 mm 15 N<br />
mm2 merf ¼ 39,48 mm; m ¼ 40 mm gewählt<br />
p ¼ Fr<br />
¼<br />
Aproj<br />
Fr<br />
dl<br />
p ¼ Fr Fr<br />
¼<br />
d 1,2d 1,2d2 derf ¼<br />
ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
Fr<br />
l<br />
¼ 1,2 ) l ¼ 1,2d<br />
d<br />
s<br />
ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
15 000 N<br />
¼<br />
1,2pzul 1,2 5 N<br />
mm2 v<br />
u<br />
t<br />
derf ¼ 50 mm<br />
l ¼ 1,2d ¼ 1,2 50 mm ¼ 60 mm
294<br />
Man setzt die Beziehung für den Kreisringquerschnitt<br />
A in die Flächenpressungs-Hauptgleichung<br />
p ¼ FN=A ¼ Fa=A ein und entwickelt eine Gleichung<br />
zur Berechnung des erforderlichen Bunddurchmessers<br />
D ¼ f (Fa, pzul, d), aus der D berechnet<br />
werden kann.<br />
Gewählt wird D ¼ 65 mm als nächsthöheres<br />
Normmaß.<br />
3. Ûbung: Für die Festigkeitsüberprüfung (Spannungsnachweis)<br />
der Abmessungen eines Zahnrades,<br />
insbesondere des gewählten Modus, ist die<br />
Flächenpressung pC im Wälzpunkt C der beiden<br />
Zahnflanken von besonderer Bedeutung. pC darf<br />
nicht größer sein als ein Grenzwert pzul, der in Versuchen<br />
ermittelt wurde.<br />
Die Krümmungsradien r1 und r2 für die skizzierte<br />
Nullstellung beider Räder lassen sich berechnen;<br />
hier ist r1 ¼ 60 mm, r2 ¼ 40 mm.<br />
Für b ¼ 50 mm Zahnradbreite und<br />
pzul ¼ 520 N/mm 2 soll die maximale Normalkraft<br />
FN max bestimmt werden, die zwischen den beiden<br />
Zahnflanken auftreten darf.<br />
Lösung: Die Berührung zweier Zahnflanken im<br />
Wälzpunkt C entspricht der Pressung zwischen<br />
zwei Zylindern nach 5.5.5.2, Seite 292.<br />
Da beide Körper gekrümmt sind, muss der Krümmungsradius<br />
r aus 1=r ¼ 1=r1 þ 1=r2 berechnet<br />
werden. Diese Gleichung kann man in eine zweckmäßigere<br />
Form bringen und daraus dann r berechnen.<br />
Die Ausgangsgleichung wird nach FNmax umgestellt,<br />
wobei man auch noch pC ¼ pzul setzt. Wegen<br />
der Wurzel muss die Gleichung zuerst quadriert<br />
werden. Das Elastizitätsmodul für Stahl beträgt wie<br />
üblich 2,1 10 5 N/mm 2 . Man erhält als Ergebnis<br />
für die größte Normalkraft FNmax ¼ 9187 N.<br />
Damit kann der Konstrukteur das maximal zulässige<br />
Drehmoment und die entsprechende Getriebeleistung<br />
festlegen.<br />
Aufgaben Nr. 714–736<br />
Fa<br />
p ¼ FN<br />
A ¼ p<br />
4 ðD2<br />
Derf ¼<br />
d 2 Þ<br />
ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
4Fa<br />
þ d2 s<br />
ppzul<br />
D ¼ f ðFa, pzul, dÞ<br />
Derf ¼ 63,47 mm D ¼ 65 mm gewählt<br />
rffiffiffiffiffiffiffi<br />
FE<br />
p0 ¼ 0,418<br />
rl<br />
p0 ¼ pC F ¼ FN l ¼ b<br />
1 1<br />
¼ þ<br />
r r1<br />
1<br />
¼<br />
r2<br />
r2 þ r1<br />
r1r2<br />
Hertz’sche Gleichung<br />
r ¼ r1r2 ð60 40Þ mm2<br />
¼ ¼ 24 mm<br />
r1 þ r2 ð60 þ 40Þ mm<br />
pC 2 ¼ 0,418 2<br />
rffiffiffiffiffiffiffiffiffi!<br />
2<br />
FNE<br />
rb<br />
pC 2 2 FNE<br />
¼ 0,418<br />
rb<br />
FN max ¼ p2zul rb<br />
0,4182E FN max ¼<br />
2<br />
530 N<br />
mm2 24 mm 50 mm<br />
0,4182 2,1 105 N<br />
¼ 9187 N<br />
5 Festigkeitslehre<br />
mm 2<br />
¼
5.6 Beanspruchung auf Abscheren 295<br />
5.6 Beanspruchung auf Abscheren<br />
5.6.1 Spannung<br />
Die Beanspruchungsart Abscheren tritt immer dann<br />
auf, wenn die Belastung F rechtwinklig (quer) zur<br />
Achse des Bauteils wirkt.<br />
Praktisches Beispiel für das Auftreten von Abscherspannungen<br />
ist das Scherschneiden. Die äußeren<br />
Schnittkräfte F bilden ein Kräftepaar mit<br />
dem (kleinen) Wirkabstand u (Schneidspalt). Das<br />
entsprechend kleine Kraftmoment M ¼ Fu wird<br />
bei dieser Untersuchung venachlässigt.<br />
In der Schnittfläche des Werkstücks W wird das<br />
Kräftegleichgewicht durch die innere Schnittkraft<br />
Fq (Querkraft) ¼ F wieder hergestellt. Fq wirkt<br />
tangential zur Schnittebene, die auftretende Spannung<br />
ist also die Schubspannung t (Tangentialspannung).<br />
Zur Kennzeichnung der Beanspruchungsart<br />
nennt man sie Abscherspannung ta.<br />
Vereinfachend wird zunächst angenommen, dass<br />
jedes Flächenteilchen gleichmäßig an der Ûbertragung<br />
der inneren Kraft Fq beteiligt ist. Dann erhält<br />
die Abscher-Hauptgleichung die gleiche Form wie<br />
die schon bekannten Zug/Druck-Hauptgleichungen.<br />
Die Abscherfestigkeit taB von Stahl und Gusseisen<br />
kann aus der Zugfestigkeit Rm bestimmt werden:<br />
für Flussstahl ist taB ¼ 0,85 Rm<br />
für Gusseisen ist taB ¼ 1,1 Rm<br />
Die Abscherfestigkeit taB wird für Aufgaben aus<br />
der Stanzereitechnik gebraucht (siehe z. B. Aufgabe<br />
741 aus der Aufgabensammlung).<br />
Zur richtigen Festlegung des gefährdeten Querschnitts<br />
in Abscheraufgaben geben die nachstehenden<br />
Lehrbeispiele Anregungen.<br />
W<br />
F = F<br />
q<br />
u<br />
F<br />
F<br />
F<br />
s<br />
A<br />
A = Querschnittsfläche<br />
Scherschneiden (Parallelschnitt)<br />
A ¼ ls Querschnittsfläche,<br />
W Werkstück, F Schnittkraft,<br />
u Schneidspalt<br />
l<br />
F<br />
Querkraft Fq<br />
Abscherspannung ta ¼<br />
Querschnittsfläche A<br />
ta ¼ Fq<br />
A<br />
Abscher-<br />
Hauptgleichung<br />
Je nach vorliegender Aufgabe wird die<br />
Abscher-Hauptgleichung umgestellt:<br />
Aerf ¼ Fq<br />
ta zul<br />
ta vorh ¼ Fq<br />
A<br />
Fq max ¼ Ata zul<br />
ta zul<br />
F<br />
ta Fq A<br />
N<br />
N mm2<br />
mm2 erforderlicher<br />
Querschnitt<br />
vorhandene<br />
Spannung<br />
maximale<br />
Belastung
296<br />
Bei den auf Abscheren zu berechnenden Bauteilen<br />
wie Niete und Bolzen tritt außer der Querkraft<br />
noch ein Biegemoment auf. Allein deshalb ist eine<br />
einfache Schubspannungsverteilung im Querschnitt<br />
nicht zu erwarten. In warm eingezogenen<br />
Nieten tritt keine Schubspannung auf, sie werden<br />
durch das Schrumpfen auf Zug beansprucht und<br />
trotzdem auf Abscheren berechnet. Genauere rechnerische<br />
Untersuchungen am Rechteckquerschnitt<br />
zeigen eine parabolische Schubspannungsverteilung<br />
mit t ¼ 0 in der Randfaser und t ¼ tmax in<br />
der mittleren Faserschicht.<br />
Mit dem Mittelwert tmittel ¼ ta ¼ Fq=A ergibt die<br />
Rechnung für den Rechteckquerschnitt<br />
tmax ¼ð3=2Þ ta, d. h. die maximale Schubspannung<br />
ist um 50 % größer als die rechnerische Abscherspannung<br />
ta ¼ Fq=A.<br />
Niete und Bolzen werden mit der Abscher-Hauptgleichung<br />
berechnet, obwohl in der Schnittfläche<br />
noch ein Biegemoment übertragen werden muss.<br />
Berücksichtigt wird dies durch eine geringere zulässige<br />
Spannung ta zul. Bei längeren Bolzen sollte<br />
die Biegespannung überprüft werden.<br />
Die zulässigen Abscherspannungen für Nietverbindungen<br />
im Stahlhoch- und Kranbau sind vorgeschrieben<br />
(siehe Tabellen 5.5 und 5.6, Seite<br />
364).<br />
5 Festigkeitslehre<br />
Schubspannungsverteilung im schubbeanspruchten<br />
Rechteckquerschnitt<br />
Für die folgenden Querschnittsformen gilt:<br />
Rechteckquerschnitt tmax ¼ð3=2Þ ta<br />
Kreisquerschnitt tmax ¼ð4=3Þ ta<br />
Rohrquerschnitt tmax ca. 2 ta<br />
Schnittuntersuchung<br />
am Niet
5.6 Beanspruchung auf Abscheren 297<br />
5.6.2 Elastische Formänderung (Hooke’sches Gesetz für Schub)<br />
Am Beispiel einer würfelförmigen Schubfeder kann<br />
die Formänderung bei Schub erläutert werden:<br />
Die Kraft F verschiebt die beiden Schnittufer 1<br />
und 2 parallel gegeneinander, so dass sich die Seitenflächen<br />
des Würfels um den Winkel g neigen.<br />
Für kleine Winkel g darf angenommen werden,<br />
dass der Abstand l0 der beiden Schnittufer während<br />
der elastischen Formänderung erhalten bleibt.<br />
Dann ist der Tangens des Winkels g ungefähr<br />
gleich dem Winkel in der Einheit rad, also<br />
tan g ¼ Dl=l0 g. Der Winkel g wird als Schiebung<br />
bezeichnet.<br />
Man versteht die Zusammenhänge besser und erhält<br />
zusätzlich eine gute Gedächtnisstütze, wenn<br />
man die Formänderung bei Schub und bei Zug<br />
(5.2.3.4, Seite 282) einander gegenüberstellt.<br />
Die bei Schubverformungen auftretende Schubspannung<br />
t wächst mit der Schiebung g verhältnisgleich:<br />
Bei doppelter Schiebung stellt sich die doppelte<br />
Spannung ein.<br />
Wie bei der Zugbeanspruchung (Seite 282) ist<br />
auch hier das Verhältnis von Spannung t und<br />
Schiebung g ein bestimmter und bei elastischer<br />
Verformung gleich bleibender Wert. Nach DIN<br />
1304 heißt er Schubmodul G.<br />
Wird die Gleichung für den Schubmodul G umgestellt,<br />
erhält man das Hooke’sche Gesetz für Schub<br />
mit dem gleichen Aufbau wie bei Zugbeanspruchung.<br />
Die Definitionsgleichung für den Schubmodul<br />
G ¼ t=g gibt zu erkennen, dass G die Einheit der<br />
Spannung besitzt (vgl. mit 5.2.3.4, Seite 282).<br />
Ebenso wie das Elastizitätsmodul E ist auch der<br />
Schubmodul G eine Werkstoffkonstante, die den<br />
Tabellen auf Seite 385 entnommen werden können.<br />
Aufgaben Nr. 738–765<br />
Verschiebung Dl<br />
Schiebung g ¼<br />
Schnittuferabstand l0<br />
tan g g ¼ Dl<br />
l0<br />
Bei Zug ist die Dehnung e das Verhältnis von<br />
Verlängerung Dl und Ursprungslänge l0, bei<br />
Schub ist die Schiebung g das Verhältnis von<br />
Verschiebung Dl und Schnittuferabstand l0.<br />
Bei Zug wächst die Dehnung e proportional<br />
mit der Normalspannung s (siehe Seite 282),<br />
bei Schub wächst die Schiebung g proportional<br />
mit der Schubspannung t.<br />
Schubspannung t<br />
Schubmodul G ¼<br />
Schiebung g<br />
t ¼ gG ¼ Dl<br />
G<br />
l0<br />
Hook’sches Gesetz<br />
für Schub<br />
ðGÞ ¼ ðtÞ<br />
ðgÞ ¼<br />
N<br />
mm2 rad<br />
Beispiel:<br />
¼ N<br />
mm 2<br />
g Dl, l0<br />
rad mm<br />
t, G l, l0 g<br />
N<br />
mm 1 ¼ rad<br />
mm2 GStahl ¼ 80 000 N<br />
N<br />
¼ 8 104<br />
mm2 mm2
298<br />
Lehrbeispiel: Nietverbindung im Stahlhochbau<br />
Aufgabenstellung:<br />
An einen L 200 100 10 soll ein Flachstahl genietet<br />
werden. Zugkraft F ¼ 70 kN.<br />
Nietung und Flachstahlprofil sind zu berechnen, wenn<br />
das Breitenverhältnis für den Flachstahl<br />
Breite b<br />
¼ 10 gewählt wird<br />
Dicke s<br />
Niete aus USt 36-1; Stab aus S235JR (St 37); Lastfall H<br />
(Hauptlasten, siehe Tabelle 5.5, Seite 364)<br />
Lösung:<br />
a) Stabprofil:<br />
Beanspruchung auf Zug, gefährdeter Querschnitt im Schnitt quer zur Stabachse durch ein Nietloch.<br />
Die Schwächung des Stabprofils durch die Nietlöcher wird durch das<br />
Verschwächungsverhältnis v ¼ An<br />
A ¼<br />
Nutzquerschnitt<br />
ungeschwächter Querschnitt berücksichtigt:<br />
Man wählt v 0,8.<br />
Die zulässige Spannung wird der Tabelle 5.5, Seite 364, entnommen.<br />
Für Bauteile aus S235JR szzul¼ 160 N<br />
mm2 A erf ¼ F<br />
sz zulv<br />
70 000 N<br />
A erf ¼<br />
160 N<br />
¼ 547 mm<br />
0,8<br />
mm2 2 ¼ bs ¼ 10 s s ¼ 10 s 2<br />
rffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
A erf<br />
A erf ¼ ¼<br />
10<br />
ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
54, 7 mm2 p<br />
¼ 7,4 mm<br />
s ¼ 8mm b¼ 10 s ¼ 80 mm gewählt: 80 8<br />
b) Nietdurchmesser d1:<br />
Der Nietdurchmesser wird nach der Erfahrungsformel gewählt:<br />
d1 s þ 10 mm d1 ¼ 8mmþ 10 mm ¼ 18 mm<br />
s kleinste Blechdicke<br />
d1 Durchmesser des<br />
geschlagenen Nietes<br />
(dmax ¼ 28 mm nach DIN 997)<br />
gewählt: d1 ¼ 17 mm<br />
A1 ¼ 227 mm2 Rohnietdurchmesser d ¼ 16 mm<br />
F = 70 kN<br />
200<br />
s<br />
5 Festigkeitslehre<br />
100
5.6 Beanspruchung auf Abscheren 299<br />
c) Nietanzahl n:<br />
Beanspruchung der Niete auf Abscheren. (Einschnittige Verbindung: m ¼ 1)<br />
F<br />
n erf ¼<br />
ta zul ¼ 140<br />
ta zulA1m<br />
N<br />
mm2 70 000 N<br />
n erf ¼<br />
140 N<br />
mm2 227 mm2 ¼ 2,2<br />
1<br />
(für Nietverbindungen<br />
mit Bauteilen aus S235JR<br />
und Nietwerkstoff USt 36-1<br />
nach Tabelle 5.5)<br />
gewählt: n ¼ 3 Niete<br />
d) Nachprüfung des Lochleibungsdruckes sl:<br />
Der Lochleibungsdruck kann unzulässig hohe Werte erreichen, auch wenn der Niet auf Abscheren sicher<br />
bestimmt wurde.<br />
sl vorh ¼ F<br />
d1sn<br />
slzul¼ 280 N<br />
mm2 nach Tabelle 5:5 sl<br />
70 000 N<br />
vorh ¼<br />
17 mm 8mm 3<br />
s kleinste Blechdicke<br />
s ¼ 8mm<br />
¼ 172 N<br />
mm 2<br />
sl vorh ¼ 172 N<br />
mm2 < slzul¼ 280 N<br />
mm2 3 Niete zulässig mit d ¼ 16 mm<br />
Rohnietdurchmesser<br />
e) Spannungsnachweis für Stabprofil im Schnitt I –II:<br />
sz vorh ¼ F<br />
8mmdick<br />
70 000 N<br />
sz vorh ¼<br />
80 mm 8mm 17 mm 8mm<br />
An<br />
sz vorh ¼ 139 N<br />
mm 2 < szzul ¼ 160 N<br />
mm 2<br />
f) Nietbild:<br />
Das Nietbild wird mit den Maßen für Nietabstand a und Randabstand e entwickelt.<br />
e=35 a=45 a=45 e=35<br />
I II<br />
17<br />
80<br />
e’ = 40<br />
160<br />
Nietabstand:<br />
a 2,5d1 ¼ 2,5 17 mm ¼ 42, 5 mm<br />
a 45 mm<br />
Randabstand:<br />
e ¼ 2d1 ¼ 2 17 mm ¼ 34 mm<br />
e 35 mm<br />
seitlicher Randabstand:<br />
e0 1, 5 d1 ¼ 1, 5 17 mm ¼ 25, 5 mm<br />
für 80 8 wird:<br />
e0 40 mm<br />
¼ 139 N<br />
mm 2
300<br />
Lehrbeispiel: Nietverbindung im Stahlbau<br />
Aufgabenstellung:<br />
Für eine Laufbühne sollen Konsolbleche an Stützen genietet<br />
werden. Belch S235JR; Niete USt 36-1. Zulässige Spannungen<br />
nach Tabelle 5.5, Seite 364.<br />
Es sind die Abmessungen des Blechs (s und h) und die<br />
Vernietung zu berechnen. Lastfall H.<br />
Lösung:<br />
a) Konsolblech<br />
Beanspruchung auf Biegung; gefährdeter Querschnitt in der Nietreihe.<br />
Werf ¼ Mb max<br />
sb zul ¼ 160<br />
sb zul<br />
N<br />
mm2 Werf ¼ Fl 12 000 N 600 mm<br />
¼<br />
sb zul<br />
160 N<br />
mm2 ¼ 45 10 3 mm 3<br />
W ¼ sh2<br />
6<br />
b) Nietdurchmesser d1<br />
bei ungeschwächtem Querschnitt.<br />
Die Schwächung des Querschnitts wird durch das Verschwächungsverhältnis<br />
v ¼ 0,8 berücksichtigt:<br />
Werf ¼ 45 103 mm3 ¼ 56, 25 10<br />
0,8<br />
3 mm 3<br />
Daraus kann (bei s ¼ 8 mm (gewählt)) die Konsolblechhöhe h berechnet werden:<br />
rffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
6Werf 6 56, 25 10<br />
herf ¼ ¼<br />
s<br />
3 mm3 r<br />
¼ 205 mm<br />
8mm<br />
gewählt: h ¼ 210 mm<br />
d1 s þ 10 mm d1 Durchmesser des geschlagenen Nietes: d1 ¼ 8mmþ10 mm ¼ 18 mm<br />
gewählt: d1 ¼ 19 mm<br />
A1 ¼ 284 mm2 c) Nietanzahl<br />
210<br />
30<br />
30 50 50 50<br />
Rohnietdurchmesser d ¼ 18 mm<br />
h<br />
l = 600 mm F = 12 kN<br />
Es werden zunächst n ¼ 4 Niete gewählt, weil diese gut in der Höhe<br />
verteilt werden können (a ¼ 2,5 d ¼ 2,5 18 mm ¼ 50 mm).<br />
Das Nietsystem muss sowohl das äußere Biegemoment Mb ¼ Fl als<br />
auch die Querkraft übertragen. Dabei werden die äußeren Niete am<br />
stärksten beansprucht. Die Abscherspannung und der Lochleibungsdruck<br />
sind nachzuprüfen.<br />
s<br />
5 Festigkeitslehre
5.6 Beanspruchung auf Abscheren 301<br />
3a<br />
2<br />
a<br />
2<br />
Konsolblech freigemacht<br />
(Kräfte bezogen auf Blech-<br />
Lochquerschnitt)<br />
Fmax<br />
F1<br />
F2<br />
F 1<br />
F<br />
4<br />
F<br />
4<br />
F 2<br />
F<br />
4<br />
F<br />
4<br />
F 1<br />
F 2<br />
F2<br />
Fmax<br />
F = F<br />
q<br />
Kräfte bezogen auf den<br />
einzelnen Niet<br />
(Reaktionskräfte aus<br />
obiger Skizze)<br />
SP = Schwerpunkt<br />
des Nietsystems<br />
F1<br />
l<br />
F<br />
Aus der Skizze des freigemachten Konsolblechs entnimmt<br />
man:<br />
SMðSP Þ ¼ 0<br />
2F1<br />
3<br />
a þ 2F2<br />
2<br />
a<br />
2<br />
Fl ¼ 0<br />
Das Belastungsbild zeigt die Proportion:<br />
3<br />
F1<br />
¼<br />
F2<br />
a<br />
2<br />
¼<br />
a<br />
2<br />
3<br />
daraus :<br />
1<br />
F2 ¼ F1<br />
3 eingesetz in SM ðSP Þ ¼ 0<br />
2F1<br />
3 F1<br />
a þ 2<br />
2 3<br />
a<br />
2<br />
Fl ¼ 0<br />
F1 3a þ a<br />
3 ¼ Fl ¼ 12 kN 600 mm ¼ 7,2 106 Nmm<br />
F1 ¼ 7,2 106 Nmm<br />
3 50 mm þ 50<br />
3 mm<br />
¼ 43 200 N<br />
Die maximale Nietbelastung wird:<br />
sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
2 ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
2 F<br />
Fmax ¼ F1 þ ¼ ð43,2 10<br />
4<br />
3 NÞ 2 þð3 103 NÞ 2<br />
q<br />
Fmax ¼ 43 300 N<br />
Die zusätzliche Belastung der Niete druch die Querkraft F/4 hätte<br />
man hier nicht zu berücksichtigen brauchen.<br />
Abscherspannung ta :<br />
ta ¼ Fmax<br />
A1<br />
43 300 N<br />
N<br />
¼ ¼ 152,46<br />
284 mm 2 mm 2 > ta zul ¼ 140 N<br />
Die zulässige Abscherspannung ist also überschritten.<br />
Neue Abmessungen geschätzt und nachgeprüft:<br />
4 Niete mit d1 ¼ 21 mm ; A1 ¼ 346 mm 2<br />
Blechhöhe h¼ 210 mm<br />
Nachprüfung für 4 Niete mit d1 ¼ 21 mm:<br />
Abscherspannung ta:<br />
43 300 N N<br />
¼ ¼ 125<br />
346 mm 2 mm 2 < ta zul¼ 140 N<br />
ta ¼ Fmax<br />
A1<br />
Lochleibungsdruck sl:<br />
sl ¼ Fmax<br />
d1s ¼<br />
43 300 N<br />
21 mm 8mm<br />
mm 2<br />
mm 2<br />
¼ 258 N<br />
mm 2 < sl zul ¼ 280 N<br />
mm 2<br />
4 Niete mit d ¼ 20 mm Rohnietdruchmesser zulässig .
302<br />
Lehrbeispiel: Zugbolzen<br />
Aufgabenstellung<br />
Für den skizzierten Zugbolzen, der von einer Kraft F ¼ 2 104 N ruhend<br />
belastet wird, sind zu bestimmen:<br />
a) Der erforderliche Bolzendurchmesser d, wenn szzul¼ 60 N<br />
ist.<br />
mm 2<br />
b) Der Kopfdurchmesser D, wenn die Flächenpressung an der Berührungsstelle<br />
p zul ¼ 15 N<br />
nicht überschreiten soll.<br />
mm 2<br />
c) Die Kopfhöhe h bei einer zulässigen Abscherspannung<br />
ta zul ¼ 30 N<br />
mm 2<br />
Lösung:<br />
a) Bolzendurchmesser d:<br />
sz ¼ F<br />
A<br />
b) Kopfdurchmesser D:<br />
p ¼ F<br />
A<br />
c) Kopfhöheh:<br />
ta ¼ F<br />
A<br />
h<br />
S = Zylindermantel<br />
F<br />
A erf ¼ F<br />
sz zul<br />
¼<br />
d erf ¼ 20,6 mm<br />
gewählt: d ¼ 22 mm<br />
Aerf ¼ F<br />
pzul<br />
A ¼ p<br />
4 ðD2<br />
¼<br />
20 000 N<br />
60 N<br />
mm 2<br />
¼ 333 mm 2<br />
20 000 N<br />
15 N<br />
mm 2<br />
¼ 1 333 mm 2 ðRingflächeÞ<br />
d 2 Þ D 2 ¼ 4<br />
A þ d2<br />
p<br />
ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
4<br />
Derf ¼<br />
p Aerf þ d2 r<br />
Bohrung angefast: Für d hier 22 mm þ 3mm¼ 25 mm<br />
ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
4<br />
Derf ¼<br />
p 1 333 þ 252 mm2 s<br />
¼ 48,2 mm<br />
gewählt: D ¼ 50 mm<br />
Aerf ¼ F<br />
ta zul<br />
¼<br />
20 000 N<br />
30 N<br />
mm 2<br />
¼ 667 mm 2<br />
A ¼ pdh herf ¼ Serf 667 mm2<br />
¼ ¼ 9,66 mm<br />
pd p 22 mm<br />
gewählt: h ¼ 10 mm<br />
h<br />
5 Festigkeitslehre<br />
D<br />
d+3mm<br />
d
5.7 Flächenmomente 2. Grades I und Widerstandsmomente W 303<br />
5.7 Flächenmomente 2. Grades I und Widerstandsmomente W<br />
Es bleibt selbstverständlich dem Lehrer überlassen, an welcher Stelle er im Stoffplan die Flächenmomente<br />
2. Grades und die Widerstandsmomente behandelt. Mancher Lehrer wird diesen<br />
Abschnitt erst einmal auslassen, um mit der Torsionsbeanspruchung und der Herleitung der<br />
Torsions-Hauptgleichung (5.8.2, Seite 322) einen engeren Bezug zu den Flächenmomenten<br />
herzustellen. Einige Lehrer sind der Meinung, man sollte auch noch die Biege-Hauptgleichung<br />
(5.9.4, Seite 330) vor diesen Abschnitt ziehen.<br />
Zum leichteren Einstieg für den Studierenden wurde der Stoff in Teilschritte zerlegt, und die<br />
Teilprobleme werden so eingehend behandelt, dass auch das Selbststudium zum Ziel führt. Die<br />
Aufgabenstellungen in den Ûbungen des Abschnitts 5.7.4, Seite 306 und 5.7.7, Seite 316, können<br />
den Gruppen zur selbstständigen Lösung vorgelegt werden.<br />
5.7.1 Gleichmäßige und lineare Spannungsverteilung (Gegenüberstellung)<br />
Zum Verständnis der Beanspruchungsarten Torsion,<br />
Biegung und Knickung muss man eine geometrische<br />
Betrachtung vorausschicken.<br />
Die bisher bekannten Hauptgleichungen sind alle<br />
nach dem gleichen Schema aufgebaut:<br />
Im Zähler des Bruchs steht in allen Fällen die<br />
Kraft F als statische Größe, im Nenner die Querschnittsfläche<br />
A als geometrische Größe, weil bei<br />
diesen vier Beanspruchungsarten jedes Flächenteilchen<br />
den gleichen Spannungsbetrag zu übertragen<br />
hat. Anders gesagt: Die Spannung (oder Pressung)<br />
ist gleichmäßig über dem Querschnitt<br />
verteilt.<br />
Das ist bei den Beanspruchungsarten Torsion und<br />
Biegung anders. Hier haben die Randfasern des<br />
Querschnitts die größte Spannung zu übertragen.<br />
(tmax bei Torsion und smax bei Biegung).<br />
Nach der Querschnittsmitte zu, genauer: zur neutralen<br />
Faser hin, sinkt die Spannung gleichmäßig<br />
bis auf null ab. Man spricht dann von einer linearen<br />
Spannungsverteilung, im Gegensatz zur<br />
gleichmäßigen Spannungsverteilung bei den Beanspruchungsarten<br />
Zug, Druck, Abscheren und<br />
Flächenpressung.<br />
Aussagebegrenzung: Alle Erläuterungen zur Torsionsbeanspruchung<br />
gelten nur für Kreis- und Kreisringquerschnitte.<br />
sz, d ¼ FN<br />
A<br />
Zug/Druck-<br />
Hauptgleichung<br />
p ¼ FN<br />
A<br />
ta ¼ Fq<br />
A<br />
Abscher-<br />
Hauptgleichung<br />
sl ¼ F1<br />
Aproj<br />
Flächenpressungs-Hauptgleichungen<br />
Spannungsbild bei Torsions- und Biegebeanspruchung<br />
(lineare Spannungsverteilung)
304<br />
5.7.2 Definition der Flächenmomente 2. Grades<br />
Aus der unterschiedlichen Spannungsverteilung<br />
gegenüber Zug-, Druck-, Abscher- und Pressungsbeanspruchung<br />
wird verständlich, dass die Hauptgleichungen<br />
für Biegung und Torsion nicht ganz<br />
so einfach aufgebaut sein können, wie die bisher<br />
bekannten Hauptgleichungen.<br />
Tatsächlich erscheint in den Herleitungen dieser<br />
Gleichungen (5.8.2, Seite 322 und 5.9.4, Seite<br />
330) nicht mehr die Querschnittsfläche als geometrische<br />
Größe im Nenner, sondern ein Summenausdruck,<br />
der als Flächenmoment 2. Grades I bezeichnet<br />
wird.<br />
Das Flächenmoment für Biegung heißt axiales,<br />
das für Torsion von Stäben mit Kreis- oder Kreisringquerschnitt<br />
(Wellen) heißt polares Flächenmoment<br />
2. Grades. Da beide Flächenmomente aus<br />
der Herleitung heraus gleichartig aufgebaut sind,<br />
gilt die folgende Definition:<br />
Multipliziert man jedes Flächenteilchen DA<br />
einer Fläche mit dem Quadrat seines Abstandes<br />
von einem Bezugspunkt oder von einer Bezugsachse<br />
(r, x, y), dann ergibt die Summe dieser<br />
Produkte das Flächenmoment zweiten Grades<br />
I dieser Fläche.<br />
Bezugsachse ist immer diejenige neutrale Faser<br />
des Querschnitts, um die gebogen oder verdreht<br />
wird (x –x, y –y oder 0).<br />
Aus dieser Definition ergibt sich auch die Einheit<br />
mm 4 (Fläche mal Abstandsquadrat).<br />
Beachte:<br />
Gleichmäßige Spannungsverteilung bei Zug,<br />
Druck, Abscheren und Flächenpressung.<br />
Lineare Spannungsverteilung bei Biegung<br />
und Torsion.<br />
sb ¼ Mb<br />
I<br />
e tt ¼ MT<br />
Biege- und Torsions-Hauptgleichung in noch<br />
nicht endgültiger Form (siehe Seite 323 und<br />
331).<br />
Ip<br />
Ix ¼ DA1y1 2 þ DA2y2 2 þ DA3y3 2 þ ...þ DAnyn 2<br />
Iy ¼ DA1x1 2 þ DA2x2 2 þ DA3x3 2 þ ...þ DAnxn 2<br />
Ix ¼ SDAy 2<br />
Iy ¼ SDAx 2<br />
axiales Flächenmoment<br />
2. Grades (für Biegung<br />
und Knickung erforderlich)<br />
Definitionsgleichung<br />
Ip ¼ DA1r1 2 þ DA2r2 2 þ DA3r3 2 þ ...þ DAnrn 2<br />
Ip ¼ SDA r 2<br />
Definitionsgleichung<br />
5 Festigkeitslehre<br />
r<br />
polares Flächenmoment<br />
2. Grades (für Torsion<br />
von Stäben mit Kreisoder<br />
Kreisringquerschnitt<br />
erforderlich)<br />
ðIÞ ¼ðAÞ ðx, y, rÞ 2 ¼ mm 2 mm 2 ¼ mm 4<br />
ðIÞ ¼mm 4<br />
Hinweis: Man geht hier von der Längeneinheit<br />
mm aus, weil im Maschinenbau und in<br />
der Feinwerktechnik damit gearbeitet wird.<br />
Grundsätzlich dürfen auch cm und m benutzt<br />
werden (cm 4 ,m 4 ).
5.7 Flächenmomente 2. Grades I und Widerstandsmomente W 305<br />
In den Herleitungen der Abschnitte 5.8.2 (Seite<br />
322) und 5.9.4 (Seite 330) erscheint außer dem<br />
Summenausdruck der Quotient Ip/r (bei Torsion)<br />
und I/e (bei Biegung). Darin sind r und e die<br />
Randfaserabstände, d. h. die Abstände vom Bezugspunkt<br />
oder von der Bezugsachse bis zur<br />
Randfaser. Dieser Quotient heißt<br />
Widerstandsmoment W ¼<br />
Flächenmoment I<br />
Randfaserabstand r ðoder eÞ<br />
Am häufigsten werden die Widerstandsmomente<br />
in Bezug auf die beiden in der Querschnittsfläche<br />
liegenden Achsen x, y und in Bezug auf die rechtwinklig<br />
zum Querschnitt stehende 0-Achse gebraucht.<br />
Nach den Achsen werden sie auch bezeichnet.<br />
Mit Hilfe der Integralrechnung lassen sich für die<br />
verschiedenen Querschnittsformen Berechnungsgleichungen<br />
entwickeln; die wichtigsten sind in<br />
den Tabellen 5.1 (Seite 309) und 5.2 (Seite 311)<br />
zusammengestellt. Für genormte Profile (Winkel-,<br />
I-Profil usw.) enthalten die Profilstahltabellen ausgerechnete<br />
Werte für Flächenmomente I und Widerstandsmomente<br />
W.<br />
5.7.3 Herleitungsübung<br />
Um das Verständnis für das Flächenmoment zu<br />
vertiefen, wird erst einmal versucht, eine Berechnungsgleichung<br />
für das Flächenmoment Ix eines<br />
Rechteckquerschnitts ohne Integralrechnung zu<br />
entwickeln. Bezugsachse soll also die waagerecht<br />
im Rechteckquerschnitt liegende x-Achse sein.<br />
Was bei dieser Untersuchung herauskommen<br />
muss, kann aus Tabelle 5.1, Seite 309, abgelesen<br />
werden: In Bezug auf die dort eingezeichnete<br />
waagerechte Achse muss I ¼ bh 3 =12 sein.<br />
Randfaserabstand e und r<br />
Wx ¼ Ix<br />
W ¼ I<br />
e<br />
Wp ¼ Ip<br />
r<br />
ex<br />
Wy ¼ Iy<br />
ey<br />
Wp ¼ Ip<br />
r<br />
W, Wp I, Ip e, r<br />
mm 3 mm 4 mm<br />
axiales Widerstandsmoment<br />
in Bezug auf die x-Achse<br />
axiales Widerstandsmoment<br />
in Bezug auf die y-Achse<br />
polares Widerstandsmoment<br />
in Bezug auf die Verdrehachse<br />
0 (gilt nur für Kreisoder<br />
Kreisringquerschnitt)<br />
Gegebener Rechteckquerschnitt bh, zerlegt<br />
in Flächenstreifen DA parallel zur x-Achse.
306<br />
Lösung: Die Rechteckfläche von der Breite b und<br />
der Höhe h wird in 8 Flächenstreifen gleicher Höhe<br />
zerlegt, deren Flächeninhalt dann DA ¼ bh=8<br />
beträgt. Die mittleren Abstände der Flächenstreifen<br />
von der Bezugsachse x drückt man als Bruchteile<br />
der Gesamthöhe h aus und bildet die Produkte<br />
aus Flächenteilchen DA und zugehörigem Abstandsquadrat.<br />
DA1y1 2 ¼ bh<br />
8<br />
DA2y2 2 ¼ bh<br />
8<br />
DA3y3 2 ¼ bh<br />
8<br />
DA4y4 2 ¼ bh<br />
8<br />
1<br />
16 h<br />
3<br />
16 h<br />
5<br />
16 h<br />
7<br />
16 h<br />
Die Definitionsgleichung weist den weiteren Weg: Gemäß Ix ¼ SDAy 2 summiert man die<br />
Produkte aus Flächenteilchen DA und Abstandsquadrat und rechnet die bestimmten Zahlen aus:<br />
Ix ¼ SDAy 2 ¼ðDA1 y1 2 þ DA2 y2 2 þ DA3 y3 2 þ DA4 y4 2 Þ 2<br />
Ausgerechnet ergibt das:<br />
Ix ¼ bh 1<br />
8 256 h2 þ bh 9<br />
8 256 h2 þ bh 25<br />
8 256 h2 þ bh 49<br />
8 256 h2<br />
Ix ¼ 2 bh<br />
8<br />
h2 bh3<br />
ð1 þ 9 þ 25 þ 49Þ ¼<br />
256 12,2<br />
2<br />
2<br />
2<br />
2<br />
2<br />
Beachte: Jedes Flächenteilchen<br />
DA1, DA2, DA3,<br />
DA4 ist oberhalb und<br />
unterhalb der x-Achse<br />
vorhanden, erscheint<br />
also zweimal in der<br />
Rechnung.<br />
Der Vergleich mit der Gleichung in Tabelle 5.1, Seite 309 (Ix ¼ bh 3 =12) zeigt, dass schon die<br />
grobe Aufteilung des Querschnitts dicht an den richtigen Wert im Nenner heranführt (12,2 statt<br />
12). Auf gleiche Weise können sämtliche Gleichungen der Tabellen 5.1 und 5.2 genügend<br />
genau entwickelt werden. Allerdings führt die Integralrechnung schneller zum genauen Ergebnis.<br />
5.7.4 Ûbungen mit Flächen- und Widerstandsmomenten einfacher Querschnitte<br />
1. Ûbung: Für eine Welle von 60 mm Durchmesser<br />
sollen die axialen und polaren Flächen- und<br />
Widerstandsmomente berechnet werden.<br />
Die erforderlichen Gleichungen stehen in den Tabellen<br />
5.1 und 5.2 ab Seite 309.<br />
Lösung: Wegen der Querschnittssymmetrie sind<br />
die axialen Flächenmomente Ix, Iy und die zugehörigen<br />
Widerstandsmomente Wx, Wy, jeweils gleich<br />
groß.<br />
Die axialen Widerstandsmomente Wx und Wy können<br />
auch einfacher aus den vorher berechneten<br />
Flächenmomenten bestimmt werden, wenn man<br />
sich daran erinnert, dass allgemein W ¼ I=e ist<br />
(e Randfaserabstand).<br />
Gegeben:<br />
Wellendurchmesser d ¼ 60 mm<br />
Gesucht:<br />
Ix, Wx, Iy, Wy, Ip, Wp<br />
Ix ¼ Iy ¼ pd4<br />
64 ¼ 63,6 104 mm 4<br />
Wx ¼ Wy ¼ pd3<br />
32 ¼ 21,2 103 mm 3<br />
Wx ¼ Ix Ix<br />
¼<br />
e ðd=2Þ ¼ 21, 2 103 mm 3<br />
Wy ¼ Iy<br />
e<br />
wie vorher<br />
5 Festigkeitslehre
5.7 Flächenmomente 2. Grades I und Widerstandsmomente W 307<br />
Ein Vergleich der Ergebnisse und auch der Gleichungen<br />
aus den Tabellen 5.1 und 5.2 zeigt:<br />
Die polaren Flächen- und Widerstandsmomente<br />
(Ip, Wp) sind beim Kreisquerschnitt und beim<br />
Kreisringquerschnitt doppelt so groß wie die<br />
axialen Widerstandsmomente (I, W ).<br />
2. Ûbung: Für eine Hohlwelle von 60 mm Außenund<br />
40 mm Innendurchmesser sollen wie in der<br />
ersten Ûbung die axialen und polaren Flächenund<br />
Widerstandsmomente bestimmt werden.<br />
Lösung: Die axialen Flächen- und Widerstandsmomente<br />
sind auch hier wegen der Querschnittssymmetrie<br />
für jede Schwerachse jeweils gleich<br />
groß, so dass man sie einfach mit I und W bezeichnen<br />
kann.<br />
Auch hier erkennt man wieder, dass die polaren<br />
Flächenmomente doppelt so groß sind wie die<br />
axialen, so dass Ip und Wp noch einfacher hätte berechnet<br />
werden können (Ip ¼ 2I und Wp ¼ 2W).<br />
3. Ûbung: Für einen Holzbalken mit Rechteckquerschnitt<br />
von 180 mm Höhe und 90 mm Breite<br />
sollen die axialen Flächenmomente 2. Grades<br />
bestimmt werden. Wird nichts anderes gesagt,<br />
gelten als Bezugsachsen die beiden rechtwinklig<br />
aufeinander stehenden „Hauptachsen“ (x- und<br />
y-Achse).<br />
Lösung: Die axialen Flächenmomente sind ein<br />
Maß für die Steifigkeit des Querschnitts gegen<br />
Biegung oder Knickung. Der Balken ist „hochkant“<br />
schwerer zu biegen (Ix ¼ 43,74 10 6 mm 4 )<br />
als „flachkant“ (Iy ¼ 10,94 10 6 mm 4 ). Bei Knickbeanspruchung<br />
würde er nach der Seite mit dem<br />
geringsten I ausknicken, also flachkant (um die<br />
y-Achse), weil Iy < Ix ist.<br />
Ip ¼<br />
4 pd p<br />
¼<br />
32 32 ð60 mmÞ4 ¼ 127,2 10 4 mm 4<br />
Wp ¼ pd3 p<br />
¼<br />
16 16 ð60 mmÞ3 ¼ 42,4 10 3 mm 3<br />
oder einfacher wie beim axialen Widerstandsmoment:<br />
Wp ¼ Ip<br />
r ¼ 127,2 104 mm4 ¼ 42,4 10<br />
30 mm<br />
3 mm 3<br />
Gegeben:<br />
D ¼ da ¼ 60 mm, d ¼ di ¼ 40 mm<br />
Gesucht:<br />
Ix, Iy, Ip, Wx, Wy, Wp<br />
I ¼ p<br />
64 ðD4<br />
I ¼ 51,1 10 4 mm 4<br />
d 4 Þ¼ p<br />
64 ð604<br />
40 4 Þ mm 4<br />
W ¼ I<br />
ðD=2Þ ¼ 51,1 104 mm4 ¼ 17 10<br />
30 mm<br />
3 mm 3<br />
Ip ¼ p 4<br />
ðda<br />
32<br />
Ip ¼ 102,1 10 4 mm 4<br />
di 4 Þ¼ p<br />
32 ð604<br />
40 4 Þ mm 4<br />
Wp ¼ Ip<br />
ðda=2Þ ¼ 102,1 104 mm4 ¼ 34 10<br />
30 mm<br />
3 mm 3<br />
Gegeben:<br />
Rechteckquerschnitt mit h ¼ 180 mm,<br />
b ¼ 90 mm<br />
Gesucht:<br />
Ix, Wx, Iy, Wy<br />
Ix ¼ bh3<br />
12 ¼ 43,74 106 mm 4<br />
Wx ¼ Ix<br />
e ¼ 48,6 104 mm 3<br />
Iy ¼ hb3<br />
12 ¼ 10,94 106 mm 4<br />
Wy ¼ Iy<br />
e ¼ 24,3 104 mm 3
308<br />
4. Ûbung: Für den skizzierten Querschnitt<br />
(H-Profil) sollen die axialen Flächenmomente um<br />
die x- und y-Achse berechnet werden, damit festgelegt<br />
werden kann, um welche Achse ein Balken<br />
mit diesem Querschnitt die größere Biege- und<br />
Knicksteifigkeit besitzt.<br />
Lösung: Man benutzt die Gleichungen aus Tabelle 5.1 von Seite 310 zur Bestimmung von Ix<br />
und Iy und erkennt aus den Ergebnissen:<br />
Die größere Steifigkeit gegen Biegung und Knickung besitzt ein Balken dieses Querschnitts<br />
um die y-Achse (Iy > Ix). Bei Knickung würde er um die x-Achse ausknicken, weil Ix < Iy ist.<br />
Ix ¼ BH3 þ bh 3<br />
12<br />
Ix ¼ 17,19 10 6 mm 4<br />
¼ 60 mm ð150 mmÞ3 þ 140 mm ð30 mmÞ 3<br />
12<br />
Wx ¼ Ix<br />
e ¼ 17,19 106 mm4 ¼ 22,92 10<br />
75 mm<br />
4 mm 3<br />
Iy ¼ BH3 bh 3<br />
12<br />
Iy ¼ 72,56 10 6 mm 4<br />
150 mm ð200 mmÞ3 120 mm ð140 mmÞ<br />
¼ 3<br />
12<br />
Wy ¼ Iy<br />
e ¼ 72,56 106 mm4 ¼ 72,56 10<br />
100 mm<br />
4 mm 3<br />
Beachte:<br />
Flächenmomente I (nicht<br />
Widerstandsmomente W)von<br />
Teilflächen dürfen dann addiert<br />
oder subtrahiert werden,<br />
wenn sich die Schwerachsen<br />
der Teilflächen mit der Bezugsachse<br />
des Querschnitts<br />
decken. Das lässt sich hier sowohl<br />
für Ix als auch für Iy<br />
durch eine entsprechende Zerlegung<br />
der Gesamtfläche erreichen.<br />
Das Vorgehen wird<br />
im folgenden Abschnitt 5.7.5<br />
auf Seite 312 erläutert.<br />
5. Ûbung: Zur Ûbung im Auswerten von Tabellen sollen die Flächenmomente 2. Grades gegen<br />
Biegung und Knickung und die Widerstandsmomente aus den Profilstahltabellen herausgesucht<br />
werden (siehe Formelsammlung).<br />
Lösung:<br />
IPE 100 A¼ 1030 mm2 Ix ¼ 171 104 mm4 Wx ¼ 34,2 103 mm3 Iy ¼ 15,9 10 4 mm 4 Wy ¼ 5,79 10 3 mm 3<br />
größter Widerstand gegen Biegung und Knickung also um die x-Achse.<br />
U 100 A¼ 1350 mm 2 Ix ¼ 206 10 4 mm 4 Wx ¼ 41,2 10 3 mm 3<br />
Iy ¼ 29,3 10 4 mm 4 Wy1 ¼ 18,9 10 3 mm 3<br />
Wy2 ¼ 8,49 10 3 mm 3<br />
L 60 6 A¼ 691 mm 2 Ix ¼ 22,8 10 4 mm 4 Wx1 ¼ 13,5 10 3 mm 3<br />
Wx2 ¼ 5,29 10 3 mm 3<br />
5 Festigkeitslehre
5.7 Flächenmomente 2. Grades I und Widerstandsmomente W 309<br />
Tabelle 5.1 Axiale Flächenmomente 2. Grades I, Widerstandsmomente W und Trägheitsradius i<br />
für Biegung und Knickung<br />
Ix ¼ bh3<br />
12<br />
Wx ¼ bh2<br />
6<br />
ix ¼ 0,289 h<br />
I ¼ 5<br />
pffiffi<br />
3<br />
Iy ¼ hb3<br />
12<br />
Wy ¼ hb2<br />
6<br />
iy ¼ 0,289 b<br />
16 s4 ¼ 0,5413s 4<br />
W ¼ 0,5413s 3<br />
i ¼ 0,456s<br />
I ¼ 6b2 þ 6bb1 þ b1 2<br />
36 ð2b þ b1Þ<br />
W ¼ 6b2 þ 6bb1 þ b1 2<br />
12 ð3b þ 2b1Þ<br />
e ¼ 1<br />
3<br />
4 pd<br />
I ¼<br />
64<br />
W ¼ pd3<br />
32<br />
i ¼ d<br />
4<br />
Ix ¼ pa3b 4<br />
Wx ¼ pa2b 4<br />
ix ¼ a<br />
2<br />
3b þ 2b1<br />
2b þ b1<br />
d 4<br />
20<br />
d 3<br />
10<br />
Ix ¼ 0,0068d 4<br />
Wx1 ¼ 0,0238d 3<br />
Wy ¼ 0,049d 3<br />
Ix ¼ 0,1098 ðR 4<br />
Iy ¼ p R 4 r 4<br />
8<br />
h<br />
h 3<br />
h 2<br />
Iy ¼ pb3a 4<br />
Wy ¼ pb2a 4<br />
iy ¼ b<br />
2<br />
Iy ¼ 0,0245d 4<br />
Wx2 ¼ 0,0323d 3<br />
ix ¼ 0,132d<br />
r 4 Þ 0,283R 2 2 R r<br />
r<br />
R þ r<br />
Wy ¼ p ðR 4 r 4 Þ<br />
8R<br />
Ix ¼ Iy ¼ ID ¼ h4<br />
12<br />
Wx ¼ Wy ¼ h3<br />
6<br />
i ¼ 0,289 h<br />
I ¼ 5<br />
pffiffi<br />
3<br />
pffiffi h<br />
WD ¼ 2<br />
3<br />
12<br />
16 s4 ¼ 0,5413s 4<br />
W ¼ 5<br />
8 s 3 ¼ 0,625s 3<br />
i ¼ 0,456s<br />
I ¼ ah3<br />
36<br />
W ¼ ah2<br />
24<br />
I ¼ p<br />
64 ðD4<br />
e ¼ 2<br />
3 h<br />
i ¼ 0,236 h<br />
d 4 Þ<br />
W ¼ p D<br />
32<br />
4 d 4<br />
D<br />
ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
i ¼ 0,25 D 2 þ d 2<br />
p<br />
Ix ¼ p<br />
4 ða3b a1 3 b1Þ<br />
Ix<br />
p<br />
4 a2d ða þ 3bÞ<br />
W ¼ Ix<br />
a<br />
e1 ¼ 4r<br />
¼ 0,4244r<br />
3p<br />
Wx1 ¼ Ix<br />
e1<br />
Wx2 ¼ Ix<br />
e2<br />
p<br />
4<br />
ad ða þ 3bÞ<br />
e1 ¼ 2 ðD 3 d 3 Þ<br />
3p ðD 2 d 2 Þ
310<br />
Fortsetzung Tabelle 5.1<br />
Ix ¼ b<br />
12 ðH3 h 3 Þ<br />
Wx ¼ b<br />
6H ðH3 h 3 Þ<br />
ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
ix ¼<br />
H3 h3 s<br />
12 ðH hÞ<br />
I ¼ bðh3 h1 3Þþb1ðh1 3 h2 3 12<br />
Þ<br />
W ¼ bðh3 h1 3Þþb1ðh1 3 h2 3 6h<br />
Þ<br />
I ¼ BH3 þ bh3 12<br />
W ¼ BH3 þ bh3 6H<br />
I ¼ BH3 bh3 12<br />
W ¼ BH3 bh3 6H<br />
I ¼ 1<br />
3<br />
e1 ¼ 1<br />
2<br />
ðBe1 3<br />
e2 ¼ H e1<br />
I ¼ 1<br />
3<br />
e1 ¼ 1<br />
2<br />
aH 2 þ bd 2<br />
aH þ bd<br />
ðBe1 3<br />
e2 ¼ H e1<br />
bh 3 þ ae2 3 Þ<br />
bh 3 þ B1e2 3<br />
3 b<br />
Iy ¼ ðH<br />
12<br />
hÞ<br />
2 b<br />
Wy ¼ ðH<br />
6<br />
hÞ<br />
iy ¼ 0,289b<br />
b1h1 3 Þ<br />
aH 2 þ bd 2 þ b1 d1 ð2H d1Þ<br />
aH þ bd þ b1d1<br />
5 Festigkeitslehre
5.7 Flächenmomente 2. Grades I und Widerstandsmomente W 311<br />
Tabelle 5.2 Polare Flächenmomente 2. Grades Ip und Widerstandsmomente Wp für Torsion 1)<br />
Querschnitt<br />
Widerstandsmoment<br />
Wp<br />
Wp ¼ p<br />
16 d3 d 3<br />
5<br />
Wp ¼ p<br />
16<br />
ha<br />
ba<br />
hi<br />
da 4 di 4<br />
da<br />
Wt ¼ p<br />
16 nb3<br />
h<br />
¼ n > 1<br />
b<br />
¼ hi<br />
¼ n > 1<br />
bi<br />
¼<br />
ha<br />
bi<br />
¼ a < 1<br />
ba<br />
Wt ¼ p<br />
16 nba 3 ð1 a 4 Þ<br />
Flächenmoment<br />
Ip<br />
Ip ¼ p 4 d<br />
d<br />
32<br />
Ip ¼ p 4<br />
ðda<br />
32<br />
It ¼ p<br />
16<br />
It ¼ p<br />
16<br />
4<br />
10<br />
n 3 b 4<br />
n 2 þ 1<br />
n 3<br />
n 2 þ 1<br />
di 4 Þ<br />
ba 4 ð1 a 4 Þ<br />
Wt ¼ 0,208a 3 It ¼ 0,14a 4 ¼ a4<br />
7,1<br />
Wt ¼ 0,05b 3 ¼ pffiffi<br />
7,5 3<br />
3 h 2It<br />
Wt ¼ ¼<br />
13 h<br />
h 3<br />
pffiffiffi<br />
15 3<br />
It ¼ h4<br />
It ¼ b4<br />
46,2<br />
Bemerkung<br />
größte Spannung<br />
in allen Punkten des<br />
Umfanges<br />
größte Spannung<br />
in allen Punkten des<br />
Umfanges<br />
in den Endpunkten der<br />
kleinen Achse:<br />
ttmax¼ MT<br />
Wt<br />
in den Endpunkten der<br />
großen Achse:<br />
tt ¼ ttmax<br />
n<br />
in den Endpunkten der<br />
kleinen Achse: ttmax<br />
in den Endpunkten der<br />
großen Achse:<br />
tt ¼ ttmax<br />
n<br />
in der Mitte der Seite:<br />
ttmax<br />
in den Ecken: tt ¼ 0<br />
in der Mitte der Seite:<br />
ttmax<br />
in den Ecken: tt ¼ 0<br />
1) Der Torsion nicht kreisförmiger Querschnitte liegen andere schwierigere Gleichungen zugrunde als beim<br />
Kreis- oder Kreisringquerschnitt. Zur klaren Unterscheidung werden benannt: It Torsionsflächenmoment, Wt<br />
Torsionswiderstandsmoment. Es gelten die Gleichungen: Torsionsspannung ttmax¼ MT=Wt; Verdrehwinkel<br />
j ¼ MTl=ðGItÞ.
312<br />
5.7.5 Axiale Flächenmomente 2. Grades symmetrischer Querschnitte<br />
Lassen sich Querschnitte derart in Teilflächen zerlegen, dass alle Teilschwerachsen mit der<br />
Gesamtschwerachse zusammenfallen, dann kann das Flächenmoment 2. Grades des Gesamtquerschnitts<br />
aus der Summe oder Differenz der Teilflächenmomente berechnet werden.<br />
Anders ausgedrückt:<br />
Flächenmomente 2. Grades dürfen addiert und subtrahiert werden, wenn Teil- und Gesamtschwerachse<br />
zusammenfallen.<br />
Widerstandsmomete dürfen keinesfalls addiert oder subtrahiert werden.<br />
Man kann sich am Beispiel eines H-Profils klarmachen, wie vorzugehen ist. Das Profil lässt<br />
sich in drei Teilflächen zerlegen, deren Teilschwerachsen mit der Gesamtschwerachse x –x zusammenfallen.<br />
Gesamtflächenmoment<br />
2. Grades als Summe von<br />
Teilflächenmomenten<br />
Nun wird das Gesamtflächenmoment einfach aus der Summe der Teilflächenmomente berechnet.<br />
Die Teilflächen sind Rechtecke, für die I ¼ bh 3 =12 gilt (Tabelle 5.1, Seite 309):<br />
Ix ¼ 2I1 þ I2 ¼ 2<br />
30 mm ð150 mmÞ3<br />
12<br />
Wx ¼ Ix<br />
e ¼ 17,19 106 mm4 ¼ 22,92 10<br />
75 mm<br />
4 mm 3<br />
140 mm ð30 mmÞ3<br />
þ ¼ 17,19 10<br />
12<br />
6 mm 4<br />
5 Festigkeitslehre<br />
Auch das axiale Flächenmoment des Querschnitts für die y-Achse lässt sich so bestimmen.<br />
Zur besseren Ûbersicht dreht man für die Rechnung den Querschnitt um 90 .<br />
Gesamtflächenmoment<br />
2. Grades als Differenz von<br />
Teilflächenmomenten
5.7 Flächenmomente 2. Grades I und Widerstandsmomente W 313<br />
Wie vorher wird der Rechengang aus dem Bild der Teilflächen abgelesen, das heißt, man subtrahiert<br />
vom Teilflächenmoment I1 das doppelte Teilflächenmoment I2:<br />
Iy ¼ I1 2I2 ¼<br />
150 mm ð200 mmÞ3<br />
12<br />
Wy ¼ Iy<br />
e ¼ 72,56 106 mm4 ¼ 72,56 10<br />
100 mm<br />
4 mm 3<br />
2<br />
60 mm ð140 mmÞ3<br />
12<br />
¼ 72,56 10 6 mm 4<br />
In der folgenden Bildtafel sind andere symmetrische Querschnitte so zerlegt, dass die Teilschwerachsen<br />
mit der Gesamtschwerachse zusammenfallen. Das Gesamtflächenmoment<br />
2. Grades kann dann als Summe oder Differenz der Teilflächenmomente berechnet werden.<br />
5.7.6 Axiale Flächenmomente 2. Grades unsymmetrischer Querschnitte<br />
(Steiner’scher Verschiebesatz)<br />
Zerlegt man die skizzierten unsymmetrischen<br />
Querschnitte in die Teilflächen A1 und A2, dann<br />
fällt auf, dass die Schwerachsen der Teilflächen<br />
(x1 x1 und x2 x2) nicht mit der Gesamtschwerachse<br />
x –x zusammenfallen. Beim Winkelprofil<br />
gilt das auch für die Achse y –y. Die Schwerachsen<br />
aller Teilflächen sind gegenüber den Gesamtschwerachsen<br />
um die Längen l parallel verschoben.<br />
Daher dürfen hier die Teilflächenmomente 2. Grades<br />
nicht einfach addiert werden, wie bei den<br />
Querschnitten in Abschnitt 5.7.5 auf Seite 312.<br />
Die Vorgehensweise in solchen Fällen kann am<br />
Beispiel des T-Profils gelernt werden. Dabei soll<br />
man aus dem speziellen Beispiel eine allgemein<br />
gültige Beziehung entwickeln.<br />
Profile mit gleichen<br />
Gesamt- und<br />
Teilschwerachsen<br />
Teil- und Gesamtschwerachsen unsymmetrischer<br />
zusammengesetzter Querschnitte
314<br />
5.7.6.1 Erste Herleitung des Steiner’schen Satzes 1)<br />
Für ein T-Profil soll das axiale Flächenmoment Ix<br />
für die Gesamtschwerachse x –x ermittelt werden.<br />
Das Problem wird vereinfacht, indem nur die Teilfläche<br />
A1 betrachtet wird. Deren Teilschwerachse<br />
x1 x1 liegt um die Länge l1 gegenüber der Gesamtschwerachse<br />
parallel verschoben. Erinnerung:<br />
Das Flächenmomet Ix1 der Teilfläche A1 in Bezug<br />
auf die Teilschwerachse x1 x1 ist bekannt; mit<br />
Ix1 ¼ bh 3 =12 könnte man es sofort berechnen. Es<br />
wird aber eine Gleichung gesucht, in der das Flächenmoment<br />
der Teilfläche A1 auf die Gesamtschwerachse<br />
x x bezogen ist.<br />
Das erreicht man mit dem folgenden Kunstgriff.<br />
Es wird ein zur Achse x x symmetrisches Profil<br />
gebildet, indem man die obere Teilfläche A1 noch<br />
einmal unterhalb der x-Achse ansetzt. Dann kann<br />
man nach Abschnitt 5.7.5, Seite 312, vorgehen<br />
und das Gesamtflächenmomemt in Bezug auf die<br />
x-Achse mit den allgemeinen Bezeichnungen bestimmen.<br />
Man subtrahiert vom Flächenmoment<br />
der aus bH gebildeten Rechteckfläche das Flächenmoment<br />
der Rechteckfläche bðH 2hÞ;<br />
(beide Schwerachsen decken sich). Dieses Flächenmoment<br />
muss doppelt so groß sein wie das<br />
von nur einer Teilfläche A1 gebildete Flächenmoment<br />
Ix, da die beiden Teilflächen A1 symmetrisch<br />
zur x-Achse liegen. Es kann also Ixges ¼ 2Ix gesetzt<br />
werden.<br />
Mit der bekannten Gleichung zur Berechnung des<br />
Flächenmomentes von Rechteckquerschnitten findet<br />
man die Ausgangsbeziehung, in die man für<br />
die Höhe H die Beziehung H ¼ 2l1 þ h einführt<br />
(siehe Skizze).<br />
Die Differenz der Potenzausdrücke<br />
ð2l1 þ hÞ 3<br />
ð2l1 hÞ 3<br />
wird gesondert berechnet und das Ergebnis eingesetzt.<br />
1) Jakob Steiner, Schweizer Mathematiker, 1796 –1863.<br />
Ixges ¼ 2Ix ¼ bH3<br />
12<br />
2Ix ¼ bð2l1 þ hÞ 3<br />
12<br />
bðH 2hÞ 3<br />
12<br />
b ð2l1 þ h 2hÞ 3<br />
12<br />
2Ix ¼ b½ð2l1 þ hÞ 3<br />
ð2l1 hÞ 3 Š<br />
12<br />
ð2l1 þ hÞ 3<br />
5 Festigkeitslehre<br />
ð2l1 hÞ 3 ¼ 24hl1 2 þ 2h 3
5.7 Flächenmomente 2. Grades I und Widerstandsmomente W 315<br />
Nach der Ausrechnung erhält man rechts vom<br />
Gleichheitszeichen eine Summe. Diese kann mit<br />
bh ¼ A1 vereinfacht werden. Darüber hinaus ist<br />
bekannt, dass bh 3 =12 das axiale Flächenmoment<br />
Ix1 der Teilfläche A1 in Bezug auf die eigene<br />
Schwerachse x1 x1 ist. Damit wurde der Verschiebesatz<br />
von Steiner gefunden:<br />
Das axiale Flächenmoment 2. Grades Ix einer<br />
Teilfläche A1 in Bezug auf eine zur Schwerachse<br />
um den Abstand l1 parallel verschobene Achse<br />
ist gleich dem Flächenmoment Ix1 der Teilfläche<br />
in Bezug auf deren Schwerachse, vemehrt um<br />
das Produkt aus der Teilfläche A1 und dem<br />
Abstandsquadrat l1 2 .<br />
Häufig muss mit mehreren Teilflächen A1, A2 ...<br />
gerechnet werden, deren Teilschwerachsen die Abstände<br />
l1, l2 ... von der Bezugsachse haben. Dazu<br />
schreibt man den Steiner’schen Satz in allgemeiner<br />
Form. I1, I2 ... sind die Flächenmomente 2. Grades<br />
der Teilflächen in Bezug auf die eigene Teilschwerachse.<br />
Sie werden mit den Gleichungen aus<br />
Tabelle 5.1, Seite 309, berechnet.<br />
2Ix ¼ bð24hl1 2 þ 2h3Þ ¼<br />
12<br />
24bhl1 2 þ 2bh3 12<br />
Ix ¼ bhl1 2 þ bh3<br />
12<br />
Ix ¼ A1 l1 2 þ Ix1<br />
Ix ¼ Ix1 þ A1l1 2 Verschiebesatz<br />
von Steiner<br />
Ix Flächenmoment für parallele Achse x –x<br />
Ix1 Flächenmoment der Teilfläche in Bezug<br />
auf die eigene Schwerachse x1 x1<br />
A1 Flächeninhalt der Teilfläche<br />
l1 Abstand der parallelen Achsen<br />
I ¼ I1 þ A1l1 2 þ I2 þ A2l2 2 þ ...þ In þ Anln 2<br />
Verschiebesatz von Steiner<br />
Beachte: Fallen Teilschwerachsen und<br />
Bezugsachse zusammen, dann sind die<br />
Abstände l1, l2 ...gleich null, und es wird<br />
I ¼ I1 þ I2 þ ...þ In, d. h. die Teilflächenmomente<br />
2. Grades werden einfach addiert<br />
(siehe Tabelle 5.7.5, Seite 312).<br />
5.7.6.2 Zweite Herleitung des Steiner’schen Satzes<br />
Gesucht wird wieder eine Beziehung zur Berechnung<br />
des Flächenmomentes 2. Grades Ix einer<br />
Teilfläche A1 in Bezug auf eine zur Teilschwerachse<br />
x1 x1 parallel um den Abstand l1 verschobene<br />
Achse x x. Das Flächenmoment Ix1 der Teilfläche<br />
wird als bekannt vorausgesetzt (Tabelle 5.1,<br />
Seite 309). Man beginnt die Entwicklung mit der<br />
Lösungsskizze<br />
für alle Achsen gültigen allgemeinen Definitionsgleichung:<br />
Als „Abstandsquadrat“ wird hier ðl1 þ yÞ 2 einge- Ix ¼ SDA ðl1 þ yÞ<br />
setzt. Nach der Ausrechnung erhält man eine Summe<br />
von drei Gliedern. Die konstanten Größen werden<br />
vor das Summenzeichen geschrieben.<br />
2<br />
Ix ¼ SDA ðl1 2 þ 2l1 y þ y 2 Þ<br />
Ix ¼ SDAl1 2 þ SDA2l1 y þ SDAy 2<br />
Ix ¼ l1 2 SDA þ 2l1 SDAyþ SDAy 2<br />
Das erste Glied ergibt das Produkt aus dem<br />
Abstandsquadrat und der Teilfläche, weil<br />
SDA ¼ A1 ist.<br />
l1 2 SDA ¼ l1 2 A1
316<br />
Das zweite Glied ist gleich null, denn der Faktor<br />
SDAy stellt die Summe der Flächenmomente<br />
1. Grades aller Flächenteilchen DA in Bezug auf<br />
die Achse x1 x1 dar. Da das die Schwerachse der<br />
Fläche A1 ist, wird y0 ¼ 0 und damit auch das<br />
Produkt A1y0.<br />
Das dritte Glied ist das axiale Flächenmoment Ix1<br />
der Teilfläche A1, bezogen auf die Teilschwerachse<br />
x1 x1.<br />
Damit erhält man zum Schluss die gleiche Form<br />
für den Steiner’schen Satz wie in der ersten Herleitung<br />
über den speziellen Fall auf Seite 314.<br />
2l1SDAy ¼ 2l1A1y0 ¼ 0<br />
Beachte: Das Produkt aus einer Fläche A und<br />
ihrem Schwerpunktsabstand x oder y von<br />
einer Bezugsachse heißt Flächenmoment<br />
1. Grades (siehe Schwerpunktslehre 2.2.1,<br />
ab Seite 77).<br />
SDAy 2 ¼ Ix1<br />
Ix ¼ Ix1 þ A1l1 2<br />
5.7.6.3 Arbeitsplan zur Berechnung axialer Flächenmomente 2. Grades<br />
Querschnitt in Teilflächen A1, A2 ... zerlegen und deren Flächenschwerpunkte<br />
S1, S2 ...bestimmen.<br />
Abstände l1, l2 ...der Teilschwerachsen von der Bezugsachse für das Flächenmoment<br />
festlegen.<br />
Flächenmomente I1, I2 ...der Teilflächen A1, A2 ...nach Tabelle 5.1<br />
(Seite 309) berechnen.<br />
Flächeninhalte der Teilflächen und die Quadrate der Abstände (l1 2 , l2 2 ...)<br />
berechnen.<br />
Verschiebesatz<br />
von Steiner<br />
5.7.7 Ûbungen mit Flächen- und Widerstandsmomenten zusammengesetzter<br />
Querschnitte<br />
1. Ûbung: Für das skizzierte Winkelprofil soll das<br />
axiale Flächenmoment 2. Grades für die Profilschwerachse<br />
x x bestimmt werden.<br />
Nach dem Lösungsplan zerlegt man den Querschnitt<br />
in die Teilflächen A1 und A2. Die Lage der<br />
Teilschwerpunkte ergibt sich aus den gegebenen<br />
Längenmaßen, ebenso die Abstände l1, l2.<br />
5 Festigkeitslehre<br />
1. Schritt<br />
2. Schritt<br />
3. Schritt<br />
4. Schritt<br />
Steiner’schen Satz aufstellen und ausrechnen. 5. Schritt
5.7 Flächenmomente 2. Grades I und Widerstandsmomente W 317<br />
Lösung:<br />
Ix ¼ I1 þ A1l1 2 þ I2 þ A2l2 2<br />
Ix ¼ð0,75 þ 144 þ 229 þ 87,5Þ 10 4 mm 4<br />
Ix ¼ 461,25 10 4 mm 4<br />
Aus dem Flächenmoment Ix erhält man die beiden<br />
axialen Widerstandsmomente Wx1 und Wx2.<br />
2. Ûbung: Da der Steiner’sche Satz für beliebige<br />
parallele Achsen gilt, kann das axiale Flächenmoment<br />
des Winkelprofils aus der 1. Ûbung auch für<br />
die Achse N –N bestimmt werden.<br />
Die Schwerpunkte SP1 und SP2 der Teilflächen<br />
sind festgelegt, ebenso die Abstände der Teilschwerachsen<br />
von der Bezugsachse N –N mit<br />
l1 ¼ 5mmundl2 ¼ 70 mm.<br />
Lösung:<br />
IN ¼ I1 þ A1l1 2 þ I2 þ A2l2 2<br />
IN ¼ð0,75 þ 9 0,25 þ 229 þ 14 49Þ 10 4 mm 4<br />
IN ¼ 918 10 4 mm 4<br />
Nebenrechnung:<br />
I1 ¼ bh3 90 mm ð10 mmÞ3<br />
¼ ¼<br />
12 12<br />
¼ 0,75 10 4 mm 4<br />
A1 ¼ bh ¼ 900 mm 2 ; l1 ¼ 40 mm<br />
I2 ¼ bh3 10 mm ð140 mmÞ3<br />
¼ ¼<br />
12 12<br />
¼ 229 10 4 mm 4<br />
A2 ¼ bh ¼ 1400 mm 2 ; l2 ¼ 25 mm<br />
¼<br />
e1<br />
461,25 104mm4 45 mm<br />
¼ 10,25 10 4 mm 3<br />
Wx1 ¼ Ix<br />
¼<br />
e2<br />
461,25 104 mm4 95 mm<br />
¼ 4,86 10 4 mm 3<br />
Wx2 ¼ Ix<br />
Nebenrechnung:<br />
I1 ¼ bh3<br />
12 ¼ 0,75 104 mm 4<br />
A1 ¼ bh ¼ 9 10 2 mm 2<br />
¼<br />
¼<br />
l1 2 ¼ð5mmÞ 2 ¼ 0,25 10 2 mm 2<br />
I2 ¼ bh3<br />
12 ¼ 229 104 mm 4<br />
A2 ¼ bh ¼ 14 10 2 mm 2<br />
l2 2 ¼ð70 mmÞ 2 ¼ 49 10 2 mm 2
318<br />
3. Ûbung: Zu bestimmen sind das axiale Flächenmoment<br />
Ix und die Widerstandsmomente Wx1, Wx2<br />
für den skizzierten zusammengesetzten Querschnitt.<br />
Lösung: Es werden Fehler vermieden, wenn man<br />
sich eine kleine Ûbersicht zusammenstellt, etwa in<br />
der Form:<br />
Teilfläche A<br />
in mm 2<br />
1<br />
2<br />
204,7 10 2<br />
100 10 2<br />
Gesamt 304,7 10 2<br />
e<br />
in mm<br />
200<br />
412,5<br />
l<br />
in mm<br />
70<br />
142,5<br />
l 2<br />
in mm 2<br />
49 10 2<br />
203 10 2<br />
Die Teilschwerpunkte SP1 und SP2 liegen im Abstand<br />
e1 und e2 von der unteren Kante (¼ Bezugsachse<br />
für die Schwerpunktsbestimmung) entfernt.<br />
Die Lage des Gesamtschwerpunktes SP berechnet<br />
man nach 2.2.3.1, Seite 77. Als Bezugsachse wird<br />
die Unterkante des Querschnitts benutzt.<br />
Mit e0 kann man die Abstände der Teilschwerachsen<br />
von der Bezugskante x –x bestimmen.<br />
Nun lassen sich die Flächenmomente I1 und I2 der<br />
Teilflächen in Bezug auf ihre Schwerachsen berechnen.<br />
Zur Berechnung von I1 wird nach 5.7.5,<br />
ab Seite 312, vorgegangen.<br />
Es sind nun alle Größen vorhanden, die zur Berechnung<br />
des Flächenmomentes Ix gebraucht werden.<br />
Damit stellt man wieder den Steiner’schen<br />
Satz auf.<br />
Zum Schluss werden die beiden axialen Widerstandsmomente<br />
Wx1 und Wx2 berechnet. Der äußere Randfaserabstand<br />
für Wx1 ist die Länge e0 ¼ 270 mm,<br />
für Wx2 dagegen 425 mm e0 ¼ 155 mm.<br />
I<br />
in mm 4<br />
59 556 10 4<br />
52 10 4<br />
400 mm<br />
e1 ¼ ¼ 200 mm<br />
2<br />
e2 ¼ð400 þ 12,5Þ mm ¼ 412,5 mm<br />
e0 ¼ A1e1 þ A2e2<br />
¼ 270 mm<br />
A1 þ A2<br />
l1 ¼ e0 e1 ¼ 70 mm ; l1 2 ¼ 49 10 2 mm 2<br />
l2 ¼ e2 e0 ¼ 142,5 mm ; l2 2 ¼ 203 10 2 mm 2<br />
300 mm ð400 mmÞ3<br />
I1 ¼<br />
12<br />
I1 ¼ 59 556 10 4 mm 4<br />
2<br />
143 mm ð348 mmÞ3<br />
12<br />
400 mm ð25 mmÞ3<br />
I2 ¼ ¼ 52 10<br />
12<br />
4 mm 4<br />
Ix ¼ I1 þ A1l1 2 þ I2 þ A2l2 2<br />
Ix ¼ð59 556þ204,7 49þ52þ100 203Þ 10 4 mm 4<br />
Ix ¼ 89 938 10 4 mm 4<br />
Wx1 ¼ Ix<br />
Wx2 ¼<br />
e0<br />
¼ 89 938 104 mm 4<br />
270 mm<br />
Ix<br />
5 Festigkeitslehre<br />
9 10 8 mm 4<br />
¼ 3331 10 3 mm 3<br />
¼ 5802 10<br />
425 mm e0<br />
3 mm 3
5.7 Flächenmomente 2. Grades I und Widerstandsmomente W 319<br />
4. Ûbung: Für den skizzierten unsymmetrischen<br />
Querschnitt sollen die Flächen- und Widerstandsmomente<br />
berechnet werden.<br />
Lösung für die x-Achse: Man denkt sich den<br />
Querschnitt entstanden aus der vollen Rechteckfläche<br />
(200 300) mm2 abzüglich der Hohlraumfläche<br />
(160 150) mm2 , also A ¼ A1 A2. Mit<br />
dieser Ûberlegung berechnet man sowohl die<br />
Schwerpunktslage (e0) als auch die Flächenmomente<br />
2. Grades. Es wird mit der Schwerpunktsberechnung<br />
begonnen:<br />
Unsymmetrischer Querschnitt mit Hohlraum<br />
Ae0 ¼ A1 150 mm A2 175 mm ðMomentensatz für Flächen nach 2:2:3:1, Seite 80Þ<br />
A1 ¼ð200 300Þ mm 2 ¼ 600 10 2 mm 2 ; A2 ¼ð160 150Þ mm 2 ¼ 240 10 2 mm 2<br />
A ¼ A1 A2 ¼ð600 240Þ 10 2 mm 2 ¼ 360 10 2 mm 2<br />
e0 ¼ 600 102 mm 2 1,5 10 2 mm 240 10 2 mm 2 1,75 10 2 mm<br />
360 10 2 mm 2<br />
¼ 900 104 mm 3 420 10 4 mm 3<br />
3,6 10 4 mm 2<br />
e0 ¼ 133 mm<br />
l1 ¼ 150 mm e0 ¼ 17mm ; l1 2 ¼ 2,89 10 2 mm 2 ; l2 ¼ 175mm e0 ¼ 42mm<br />
l2 2 ¼ 17,6 10 2 mm 2<br />
200 mm ð300 mmÞ3<br />
I1 ¼ ¼ 45 000 10<br />
12<br />
4 mm 4 160 mm ð150 mmÞ3<br />
; I2 ¼ ¼ 4500 10<br />
12<br />
4 mm 4<br />
Ix ¼ I1 þ A1l1 2<br />
ðI2 þ A2l2 2 Þ¼ð45 000 þ 600 2,89 4500 240 17,6Þ 10 4 mm 4<br />
Ix ¼ 3,8 10 8 mm 4<br />
Wx1 ¼ Ix<br />
Wx2 ¼<br />
e0<br />
¼ 3,8 108 mm 4<br />
133 mm ¼ 2,85 106 mm 3<br />
Ix<br />
300 mm e0<br />
¼ 3,8 108 mm 4<br />
167 mm ¼ 2,28 106 mm 3<br />
Lösung für die y-Achse: Die Berechnung der Flächen-<br />
und Widerstandsmomente für die y-Achse<br />
ist einfacher als für die x-Achse, weil jetzt Teilschwerachsen<br />
und Gesamtschwerachse zusammenfallen:<br />
300 mm ð200 mmÞ3<br />
Iy ¼ I1 I2 ¼<br />
12<br />
150 mm ð160 mmÞ 3<br />
12<br />
Iy ¼ 1,488 10 8 mm 4<br />
Wy1 ¼ Wy2 ¼ Iy<br />
e ¼ 1,488 108 mm4 ¼ 1,488 10<br />
100 mm<br />
6 mm 3<br />
¼
320<br />
5. Ûbung: Ein Träger hat den skizzierten zusammengesetzten<br />
Querschnitt aus genormten L-Stählen<br />
und Blechen. Mit Hilfe der Profilstahltabelle<br />
aus der Formelsammlung ist zu berechnen:<br />
a) das Flächenmoment der oberen und unteren<br />
Gurtplatte,<br />
b) das Flächenmoment des Stegblechs,<br />
c) das Flächenmoment der L-Profile,<br />
d) das Gesamtflächenmoment in Bezug auf die<br />
Gesamtschwerachse 0 –0.<br />
e) das Widerstandsmoment.<br />
Lösung:<br />
200 mm ð10 mmÞ3<br />
aÞ I1 ¼ I2 ¼ ¼ 1,67 10<br />
12<br />
4 mm 4<br />
¼ 2250 10 4 mm 4<br />
bÞ I3 ¼<br />
cÞ I4 ¼ I5 ¼ I6 ¼ I7 ¼ 52,6 10 4 mm 4 ðFormelsammlungÞ<br />
dÞ Iges ¼ 2ðI1 þ A1l1 2 ÞþðI3 þ A3l3 2 Þþ4ðI4 þ A4l4 2 Þ<br />
10 mm ð300 mmÞ3<br />
12<br />
Zwischenrechnung: A1 ¼ 200 10 mm 2 ¼ 20 10 2 mm 2 ; l1 ¼ 155 mm<br />
l1 2 ¼ 240 10 2 mm 2<br />
A3 ¼ 10 300 mm2 ¼ 30 102 mm2 ; l3 ¼ 0 ; l3 2 ¼ 0<br />
A4 ¼ 11,9 102 mm2 ðFormelsammlungÞ<br />
l4 ¼ð150 20,5Þ mm ¼ 129,5 mm ; l4 2 ¼ 167,7 102 mm2 9603<br />
zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl}|fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{<br />
Iges ¼½2ð1,67 þ 20 240Þ þð2250 þ 30 0Þþ4 ð52,6 þ 11,9 167,7ÞŠ 10 4 mm 4<br />
¼<br />
¼ 2 10 8 mm 4<br />
e) W ¼ Iges<br />
e ¼ 2 108 mm 4<br />
1,6 10 2 mm ¼ 1,25 106 mm 3<br />
Obwohl die Einzelflächenmomente I1 und I2 der Gurtplatten nur je 1,67 10 4 mm 4 betragen,<br />
tragen sie doch den größten Anteil ( 9600 10 4 mm 4 10 8 mm 4 ) zum Iges bei, einfach deshalb,<br />
weil sie am weitesten von der Bezugsachse 0 –0 entfernt liegen.<br />
Daraus erkennt man:<br />
Es kommt beim Flächenmoment 2. Grades eines Querschnitts nicht auf den Flächeninhalt,<br />
sondern auf die Flächenform an, d. h. es muss möglichst viel Werkstoff möglichst weit von der<br />
Bezugsachse entfernt liegen, wenn der Querschnitt ein großes Flächenmoment haben soll.<br />
Weiter kann man sagen: Bohrungen in Schwerpunktsnähe haben nur geringen Einfluss; sie<br />
mindern das Flächenmoment 2. Grades nur geringfügig.<br />
Aufgaben Nr. 766–808<br />
5 Festigkeitslehre<br />
¼
5.8 Beanspruchung auf Torsion 321<br />
5.8 Beanspruchung auf Torsion<br />
Die folgenden Herleitungen und Berechnungsgleichungen gelten für rotationssymmetrische<br />
Querschnitte (Kreise und Kreisringe). Für andere Querschnitte siehe Tabelle 5.2, Seite 311.<br />
5.8.1 Spannungsverteilung<br />
Eine Welle wird durch das Drehmoment M auf<br />
Torsion (Verdrehung) beansprucht. Ein achsparallel<br />
angebrachter Kreidestrich geht dabei in eine<br />
Schraubenlinie über. Man legt einen Schnitt rechtwinklig<br />
zur Stabachse und stellt durch das innere<br />
Torsionsmoment MT ¼ M das Gleichgewicht am<br />
Stabteil I wieder her. Die Mantelgerade AB ist zur<br />
Schraubenlinie AC geworden. Die Schnittufer werden<br />
demnach drehend gegeneinander verschoben.<br />
Es entsteht eine in der Fläche wirkende Schubspannung.<br />
Sie heißt Torsionsspannung tt.<br />
Im Gegensatz zur Zug-, Druck- und Abscherbeanspruchung<br />
werden die Werkstoffteilchen bei<br />
der Torsionsbeanspruchung nicht gleich stark verformt.<br />
Dementsprechend wird sich auch eine andere<br />
Spannungsverteilung über dem Querschnitt einstellen<br />
müssen. Verformungs- und Spannungsbild<br />
geben darüber Aufschluss.<br />
Das Verformungsbild des Schnittufers zeigt, dass<br />
die Stoffteilchen umso weiter drehend gegeneinander<br />
verschoben werden, je weiter sie von<br />
der Wellenachse entfernt liegen. Man sieht, dass<br />
Teilchen B auf dem Bogen b nach C gewandert<br />
ist, d. h. die stärkste Verdrehung stellt sich am<br />
Querschnittsumfang ein. Im Abstand r von der<br />
Wellenachse ist die Verdrehung schon geringer<br />
(B 0 wandert auf Db nach C 0 ). Die Wellenachse 0<br />
selbst ist unverformt.<br />
Im elastischen Bereich ist die Verformung der<br />
Spannung proportional (siehe Hooke’sches Gesetz,<br />
5.2.3.4, Seite 282), d. h. die Spannung muss im<br />
Querschnitt ebenso verteilt sein wie die Verformung.<br />
Man spricht von einer linearen Spannungsverteilung:<br />
Die Wellenachse ist unverformt, also<br />
spannungsfrei. Die Spannung wächst mit r bis<br />
zum Höchstwert tmax am Querschnittsumfang<br />
(Randspannung). Mit dieser Randspannung müssen<br />
die Festigkeitsrechnungen erfolgen.<br />
Torsionsbeanspruchte Welle<br />
Verformungsbild<br />
Die Verformungen wachsen linear mit dem<br />
Abstand von der neutralen Faser:<br />
Db r<br />
¼<br />
b r<br />
Nach Hooke sind die Verformungen den<br />
Spannungen proportional:<br />
Db t<br />
t<br />
¼ und folglich ¼<br />
b tmax<br />
tmax<br />
r<br />
r<br />
Daraus ergibt sich die Spannung t an einer<br />
beliebigen Stelle:<br />
t ¼ tmax<br />
r<br />
r<br />
Spannungsbild
322<br />
Bei Torsion erhalten die Randfasern die stärkste<br />
Beanspruchung, die Wellenachse ist spannungslos.<br />
Daher kann die Wellenachse auch<br />
zentrisch ausgebohrt werden.<br />
5.8.2 Herleitung der Torsions-Hauptgleichung<br />
Das Flächenteilchen DA im Abstand r von der<br />
Wellenachse (Spannungsbild) überträgt die im<br />
Querschnitt liegende Teilkraft DF. Unter der Annahme,<br />
daß die Spannung t über dem (sehr klein<br />
gedachten) Flächenteilchen DA gleichmäßig verteilt<br />
ist (wie beim Abscheren), kann man<br />
DF ¼ DAt schreiben.<br />
Die Teilkraft DF wirkt in Bezug auf die Wellenachse<br />
drehend am Hebelarm r. Sie erzeugt also<br />
ein „kleines“ Torsionsmoment DMT ¼ DFr.<br />
Mit der Spannung t kann man nichts anfangen;<br />
dagegen wird die Randfaserspannung tmax gebraucht,<br />
denn durch sie wird der Werkstoff am<br />
stärksten beansprucht. Man ersetzt daher t durch<br />
die aus dem Spannungsbild abgelesene Beziehung<br />
t ¼ tmax r=r und erhält damit eine erweiterte<br />
Gleichung für das Torsionsmoment DMT.<br />
Die Summe dieser kleinen Torsionsmomente ist<br />
das im Querschnitt wirkende (innere) Torsionsmoment<br />
MT.<br />
Die gleich bleibenden Größen tmax und r können<br />
vor das Summenzeichen gesetzt werden.<br />
Der Summenausdruck SDAr 2 ist das schon bekannte<br />
polare Flächenmoment 2. Grades Ip; der<br />
Ausdruck Ip=r ist das polare Widerstandsmoment<br />
Wp. Nur wegen der einfachen Schreibweise wird<br />
tmax ¼ tt eingesetzt. tt ist also ab jetzt immer die<br />
Randfaserspannung, die größte Spannung im<br />
Querschnitt.<br />
Hinweis: Vor allem im Fahrzeugbau wird<br />
der Konstrukteur Hohlwellen vorsehen<br />
(Leichtbau).<br />
DF ¼ DAt<br />
DMT ¼ DFr ¼ DAtr<br />
DMT ¼ DAtr ¼ DAtmax<br />
DMT ¼ tmax<br />
r DAr2<br />
MT ¼ SDMT<br />
r<br />
r r<br />
MT ¼ SDMT ¼ S tmax<br />
r DAr2<br />
MT ¼ tmax<br />
r SDAr2<br />
SDAr 2 ¼ Ip (siehe 5.7.2, Seite 304)<br />
Ip<br />
¼ Wp<br />
r<br />
MT ¼ tt<br />
Ip<br />
¼ ttWp<br />
r<br />
5 Festigkeitslehre
5.8 Beanspruchung auf Torsion 323<br />
Die gefundene Gleichung löst man nach der Spannung<br />
auf und erhält so die gesuchte Torsions-Hauptgleichung.<br />
Torsionsmoment MT<br />
Torsionsspannung tt ¼<br />
polares Widerstandsmoment Wp<br />
Am häufigsten werden Kreisring- und Kreisquerschnitte<br />
zu berechnen sein. Wird aus Torsionsmoment<br />
MT und zulässiger Torsionsspannung tt zul<br />
das erforderliche Widerstandsmoment Wp erf ermittelt,<br />
dann lassen sich mit den Gleichungen in<br />
Tabelle 5.2, Seite 311, die erforderlichen Durchmesser<br />
(d, da, di) berechnen. Ob dabei mit den genauen<br />
Gleichungen oder mit den abgerundeten Beziehungen<br />
gerechnet wird, ist gleichgültig.<br />
Statt zuerst Wperf und daraus erst den Durchmesser<br />
zu bestimmen, kann man auch sofort eine Gleichung<br />
für den erforderlichen Durchmesser entwickeln.<br />
Das wird in den folgenden Lehrbeispielen<br />
vorgeführt.<br />
Das die Welle beanspruchende Torsionsmoment<br />
MT ist gleich dem von der Welle zu übertragenden<br />
Drehmoment M.<br />
Das Drehmoment M wird entweder mit der<br />
Größengleichung P ¼ Mw oder mit der im Maschinenbau<br />
gebräuchlichen Zahlenwertgleichung<br />
bestimmt. Dann sind die im Einheitenraster angegebenen<br />
Einheiten zu benutzen. Bei der Größengleichung<br />
ist man von dieser Bedingung frei.<br />
Die Zahlenwertgleichung ist hier zugeschnitten<br />
auf die Einheit Nm für das Drehmoment M, wenn<br />
die Leistung P in kW und die Drehzahl n in min 1<br />
eingesetzt werden.<br />
tt ¼ MT<br />
Wp<br />
Torsions-<br />
Hauptgleichung<br />
tt MT Wp<br />
N<br />
Nmm mm3<br />
mm2 Je nach vorliegender Aufgabe wird die<br />
Torsions-Hauptgleichung umgestellt:<br />
Wperf ¼ MT<br />
tt zul<br />
tt vorh ¼ MT<br />
Wp<br />
MTmax ¼ Wptt zul<br />
MT ¼ M<br />
M ¼ P<br />
w<br />
tt zul<br />
w ¼ 2pn<br />
erforderliches<br />
Widerstandsmoment<br />
vorhandene<br />
Spannung<br />
maximales<br />
Torsionsmoment<br />
Größengleichung zwischen Drehmoment M,<br />
Leistung P und Winkelgeschwindigkeit w<br />
M ¼ 9550 P<br />
n<br />
M P n<br />
Nm kW min 1<br />
Zahlenwertgleichung mit P in kW und n in<br />
U/min ¼ 1/min ¼ min 1
324<br />
5.8.3 Formänderung bei Torsion<br />
Zwei benachbarte Querschnitte einer Welle werden<br />
durch Torsionsbeanspruchung gegeneinander verdreht.<br />
Bringt man vor der Verformung auf der Welle<br />
mit der Wellenlänge l den Kreidestrich AB an,<br />
dann wird daraus nach der Verformung die Schraubenlinie<br />
AC. Zugleich dreht sich der Radius OB<br />
um den Kreismittelpunkt O in die Stellung OC,<br />
das heißt, die beiden Stirnflächen der Welle haben<br />
sich um den Verdrehwinkel j gegeneinander verdreht.<br />
Die stärkste Verformung zeigt die Randfaser: Das<br />
Stoffteilchen in B durchläuft die Formänderung b<br />
(Bogen BC _<br />
).<br />
Im Bereich der elastischen Formänderung gilt<br />
auch bei Torsion das Hooke’sche Gesetz, in das<br />
die entsprechenden Größen der Torsionsbeanspruchung<br />
eingesetzt werden. Man setzt für<br />
Zugspannung s ) Torsionsspannung tt<br />
Formänderung Dl ) Formänderung b<br />
Stablänge l0 ) Wellenlänge l<br />
Stoffkonstante E ) Stoffkonstante G<br />
(Elastizitätsmodul) (Schubmodul)<br />
Das Bogenstück BC _<br />
¼ b ist vom Radius r abhängig.<br />
Es ist einfacher, mit dem Verdrehwinkel j in<br />
Grad zu rechnen. Zwischen b und j besteht eine<br />
Beziehung, die man aus der Skizze für die Formänderung<br />
(oben) ablesen kann.<br />
Es wird nun in die Gleichung j ¼ b 180 =pr der<br />
Wert b ¼ tt l=G nach dem Hooke’schen Gesetz<br />
eingesetzt.<br />
Für tt kann man auch tt ¼ MT=Wp und für<br />
Wp r ¼ Ip einsetzen und damit drei Formänderungsgleichungen<br />
für Torsionsbeanspruchung entwickeln.<br />
Man erkennt aus den Gleichungen, dass bei Stahlwellen<br />
der Verdrehwinkel j unabhängig von der<br />
Werkstoffgüte ist, denn der Schubmodul G ist für<br />
alle Stahlsorten gleich groß (siehe Tabelle 5.8,<br />
Seite 385).<br />
tt ¼ b<br />
l G , s ¼ Dl<br />
E<br />
l0<br />
Hooke’sches<br />
Gesetz für<br />
Torsion<br />
Hooke’sches<br />
Gesetz für<br />
Zug/Druck<br />
Formänderung<br />
bei Torsionsbeanspruchung<br />
Beachte: Der Schubmodul G entspricht<br />
dem Elastizitätsmodul (siehe Tabelle 5.8,<br />
Seite 385) und Abschnitt 5.6.2, Seite 297):<br />
GStahl ¼ 80000 N/mm 2<br />
EStahl ¼ 210000 N/mm 2<br />
b j<br />
¼<br />
2pr 360<br />
b 360<br />
j ¼<br />
2pr<br />
j ¼ b<br />
r<br />
j ¼ ttl<br />
Gr<br />
j ¼ tt l<br />
Gr<br />
180<br />
p<br />
180<br />
p<br />
180<br />
p<br />
j ¼ MT l<br />
Wp rG<br />
j ¼ MT l<br />
IpG<br />
180<br />
p<br />
¼ b<br />
r<br />
180<br />
p<br />
5 Festigkeitslehre<br />
180<br />
p<br />
j tt, G l, r MT<br />
N<br />
mm2 mm Nmm<br />
Wp Ip<br />
mm 3 mm 4
5.8 Beanspruchung auf Torsion 325<br />
5.8.4 Formänderungsarbeit Wf<br />
Bei der Beanspruchung einer Welle auf Torsion<br />
steigt das Torsionsmoment MT von null bis zu einem<br />
Höchstwert proportional zum Verdrehwinkel<br />
an. Dabei wird in der Welle eine Formänderungsarbeit<br />
Wf gespeichert. Die Gleichung dafür liest<br />
man wieder aus dem Arbeitsdiagramm als Fläche<br />
unter der Belastungskurve ab. Das Arbeitsdiagramm<br />
oder Federungsdiagramm entsteht, wenn<br />
über dem Verdrehwinkel j das Torsionsmoment<br />
MT aufgetragen wird.<br />
Geht die Belastung von null aus, dann ist die Fläche<br />
unter der Federkennlinie ein Dreieck und es<br />
gilt Wf ¼ MTj=2. Bei vorbelasteter Feder ergibt<br />
sich eine Trapezfläche mit entsprechender Flächenformel.<br />
Die Neigung der Federkennlinie ist ein Maß für<br />
die „Härte“ oder „Weichheit“ der Feder. Eine Feder<br />
ist umso weicher, je flacher die Kennlinie verläuft<br />
oder, rechnerisch ausgedrückt, je kleiner die<br />
Federrate R ist. Sie entspricht dem Tangens des<br />
Neigungswinkels a (siehe Arbeitsdiagramm).<br />
Für Torsionsstabfedern von kreisförmigem Querschnitt<br />
kann man wie für die Zugfedern auf Seite<br />
284 die Gleichung für die Formänderungsarbeit<br />
weiter entwickeln, indem für MT ¼ ttWp (Torsions-Hauptgleichung)<br />
und für Wp ¼ pd 3 =16 (Tabelle<br />
5.2. Seite 311) eingesetzt wird.<br />
Mit der Formänderungsgleichung für den Verdrehwinkel<br />
j erhält man die endgültige Form der gesuchten<br />
Beziehung für Wf.<br />
Solange die Torsionsbeanspruchung im elastischen Bereich liegt, wird die im Werkstoff<br />
gespeicherte Arbeit bei Entlastung wieder vollständig frei. Torsions- oder Drehstabfedern verwendet<br />
man z. B. als Wagenfeder oder Drehstab-Stabilisator im Kraftfahrzeugbau, für Drehmomentenschlüssel<br />
zum Anziehen von Schrauben und Muttern oder im Messgerätebau.<br />
Aufgaben Nr. 809–833<br />
Torsionsmoment<br />
0<br />
Dreieckfläche =<br />
MT<br />
f<br />
W f =<br />
2<br />
Verdrehwinkel<br />
f<br />
Belastungslinie = Federkennlinie<br />
a<br />
M T<br />
Arbeitsdiagramm für Torsionsstabfedern im<br />
Gültigkeitsbereich des Hooke’schen Gesetzes<br />
(MT j)<br />
Wf ¼ MT<br />
j<br />
2<br />
Formänderungsarbeit<br />
(Federarbeit)<br />
R ¼ MT<br />
j<br />
Federrate<br />
MT ¼ ttWp<br />
j ¼ tt l<br />
G d<br />
2<br />
Wf ¼ MT<br />
Wf ¼ MT<br />
¼ tan a<br />
j<br />
2 ¼ tt A d<br />
4<br />
Wp ¼ pd3<br />
16<br />
¼ pd2<br />
4<br />
pd2 l ¼ Volumen V<br />
4<br />
j<br />
2 ¼ tt 2V 4G<br />
Wf MT j R<br />
J Nm rad ¼ 1 Nm<br />
rad<br />
tt l<br />
G d<br />
2 2<br />
¼ tt 2V 4G<br />
d<br />
4<br />
Formänderungsarbeit<br />
(Federarbeit),<br />
vergleiche mit<br />
Seite 284
326<br />
Lehrbeispiel: Torsionsstabfeder<br />
Aufgabenstellung:<br />
Eine Torsionsstabfeder soll für folgende<br />
Einbaugrößen berechnet werden:<br />
l1 ¼ 400 mm<br />
l ¼ 600 mm<br />
F ¼ 2500 N<br />
Werkstoff mit tt zul¼ 320 N<br />
mm 2<br />
N<br />
G ¼ 80 000<br />
mm 2<br />
Es sind zu berechnen:<br />
a) Federdurchmesser d bei Vollprofil<br />
b) Federweg f<br />
c) Außendurchmesser D und Innendurchmesser d für Rohrquerschnitt der Feder mit D<br />
Feder<br />
F<br />
Stellung bei<br />
ungespannter Feder<br />
10<br />
¼<br />
d 8<br />
d) Federweg f’ für Rohrquerschnitt.<br />
Lösung:<br />
a) Federdurchmesser d: MT ¼ Fl1 ¼ 2500 N 400 mm ¼ 10 6 Nmm<br />
tt ¼ Mt<br />
Wp<br />
b) Federweg f: Ip ¼ pd4<br />
32<br />
j ¼ MT l<br />
IpG<br />
c) Rohrquerschnitt: Wp erf ¼ MT<br />
Wp ¼ p<br />
16<br />
D 4 d 4<br />
D<br />
Wp ¼ pd3<br />
16<br />
sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
3 16MT 16 10<br />
derf ¼ ¼<br />
p tt zul<br />
6 Nmm<br />
p 320 N<br />
mm 2<br />
v<br />
u<br />
¼ 25,2 mm<br />
t3<br />
¼ p 254<br />
32 mm4 ¼ 3,83 10 4 mm 4<br />
j ¼ 106 Nmm 0,6 103 mm<br />
3,83 104 mm4 N<br />
8 104 mm 2<br />
¼ 0,196 rad<br />
f ¼ jl1 ¼ 0,196 400 mm ¼ 78,4 mm<br />
tt zul<br />
¼ 106 Nmm<br />
320 N<br />
mm 2<br />
¼ 3,125 10 3 mm 3<br />
Wp erf ¼ p<br />
16<br />
D4 d4 ¼<br />
D<br />
p<br />
16<br />
D4 ð0,8DÞ 4<br />
D<br />
Derf ¼<br />
ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
3,125 103 mm 3<br />
s<br />
3<br />
¼ 29,98 mm<br />
0,116<br />
¼ p<br />
16<br />
d) Federweg f’: Ip ¼ pðD4 d4 Þ<br />
¼<br />
32<br />
pð304 244Þ mm4 ¼ 4,695 10<br />
32<br />
4 mm 4<br />
Ip ¼ p<br />
32 ðD4<br />
d 4 Þ j ¼ MT l<br />
IpG ¼<br />
106 Nmm 0,6 103 mm<br />
4,695 104 mm4 N<br />
8 104 mm 2<br />
¼ 0,16 rad<br />
l<br />
f 0 ¼ jl1 ¼ 0,16 400 mm ¼ 64 mm<br />
l 1<br />
f<br />
5 Festigkeitslehre<br />
gewählt:<br />
d ¼ 25 mm<br />
d ¼ 0,8 D<br />
D4 ð1 0,84Þ ¼ 0,116 D<br />
D<br />
3<br />
gewählt:<br />
D ¼ 30 mm<br />
d ¼ 0,8 D ¼ 24 mm
5.8 Beanspruchung auf Torsion 327<br />
Lehrbeispiel: Verdrehwinkel (Drehmomentschlüssel)<br />
Aufgabenstellung<br />
Ein Torsionsstab-Messgerät soll bei einem Torsionsmoment<br />
von MT ¼ 8 Nm einen Verdrehwinkel von j ¼ 35 anzeigen.<br />
Werkstoff 42CrMo4 mit tt zul ¼ 400 N/mm2 .<br />
Bestimme:<br />
a) Stabdurchmesser d<br />
b) Stablänge l<br />
Lösung:<br />
a) Stabdurchmesser d:<br />
tt ¼ MT<br />
Wp<br />
Wp erf ¼ MT<br />
tt zul<br />
Wp ¼ pd3<br />
16<br />
derf ¼ 4,67 mm<br />
gewählt: d ¼ 4,8 mm<br />
b) Stablänge l aus der Verdrehwinkel-Gleichung:<br />
j ¼ MT l<br />
GIp<br />
180<br />
p<br />
4 N<br />
G ¼ 8 10<br />
mm 2<br />
¼ 8 103 Nmm<br />
400 N<br />
mm2 ¼ 20 mm 3<br />
rffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
3 16 Wp erf 16 20 mm<br />
derf ¼<br />
¼<br />
p<br />
3<br />
r<br />
3<br />
p<br />
Ip ¼ pd4<br />
32 ¼ p 4,84 mm4 ¼ 52 mm<br />
32<br />
4<br />
l ¼ pjGIp<br />
4 N<br />
p 35 8 10 52 mm4<br />
mm 2<br />
¼<br />
180 MT 180 8 103 Nmm<br />
¼ 317,65 mm
328<br />
5.9 Beanspruchung auf Biegung<br />
5.9.1 Spannungsarten und inneres Kräftesystem bei Biegeträgern<br />
Der skizzierte Stab wird durch die Kraft F auf Biegung<br />
beansprucht. Die vor der Belastung gerade<br />
Stabachse verformt sich zur Biegelinie.<br />
Auf Biegung beanspruchte gerade stabförmige<br />
Bauteile wie Achsen, Wellen, Hebel nennt man<br />
Träger oder auch Balken.<br />
An einer beliebigen Stelle der Trägerlänge l legt<br />
man den Schnitt x –x rechtwinklig zur Stabachse<br />
und bringt im Schnittflächenschwerpunkt dasjenige<br />
innere Kräftesystem an (Fq und Mb), das den<br />
Restteil I ins Gleichgewicht setzt.<br />
Nach der Berechnung der Stützkräfte FA ¼ 500 N<br />
und FB ¼ 1500 N ergibt die Untersuchung des<br />
Kräftegleichgewichts für Trägerteil I:<br />
SFy ¼ 0 ¼þFA Fq Fq ¼ FA ¼ 500 N<br />
SMðSPÞ ¼ 0 ¼ FA x þ Mb<br />
Mb ¼ FA x ¼ 500 N 1,2 m ¼ 600 Nm<br />
Der Querschnitt hat demnach wegen SFy ¼ 0 die<br />
in der Fläche liegende Querkraft Fq ¼ FA ¼ 500 N<br />
zu übertragen. Die Querkraft Fq ruft die Schubspannung<br />
t hervor.<br />
Aus SMðSPÞ ¼ 0 ergibt sich weiter, dass der Querschnitt<br />
noch das rechtwinklig zur Fläche wirkende<br />
Biegemoment Mb ¼ FA x ¼ 600 Nm zu übertragen<br />
hat.<br />
Die Lage der größten Durchbiegung fmax wird<br />
durch die Länge xm bestimmt:<br />
xm ¼ ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
ðl 2 l2 2 p<br />
Þ=3 ¼ 2,23 m<br />
Bei Biegung muss der Querschnitt eine Querkraft<br />
Fq und ein Biegemoment Mb übertragen.<br />
Das Biegemoment belastet den Querschnitt am<br />
stärksten; es erzeugt Biegespannungen sb:<br />
FA<br />
FA<br />
x = 1,2 m<br />
l =4m<br />
l 1 =3m l 2 =1m<br />
x<br />
F = 2000 N<br />
A B<br />
Biegelinie<br />
(l2 - l 2 )/3 = 2,23 m<br />
2<br />
fmax -Stelle<br />
x m =<br />
x<br />
xm F<br />
M b Mb<br />
SP SP<br />
Fq Fq<br />
5 Festigkeitslehre<br />
F B<br />
Inneres Kräftesystem bei Biegung<br />
Hinweis: Das Biegemoment Mb ruft im<br />
Schnitt die Normalspannung s hervor, weil<br />
es dem in Normalenrichtung auf der Fläche<br />
stehenden Kräftepaar FN entspricht. Diese<br />
Normalspannung heißt Biegespannung sb<br />
und besteht aus Zug- und Druckspannungen,<br />
entsprechend den beiden Normalkräften FN<br />
(Zug- und Druckkraft).<br />
Hinweis: Bei langen Stäben ist der Einfluss<br />
der Querkraft gering, d. h. die Schubspannung<br />
t kann daher meist vernachlässigt werden.<br />
Bei kurzen, dicken Stäben ist zu prüfen,<br />
ob der Wert zulässig ist.<br />
F N<br />
F N
5.9 Beanspruchung auf Biegung 329<br />
5.9.2 Bestimmung der Biegemomente und Querkräfte an beliebigen Trägerstellen<br />
Das Biegemoment Mb für eine beliebige Stelle längs des Biegeträgers erhält man als Momentensumme<br />
für die Schnittstelle am linken oder rechten Trägerteil; ebenso erhält man die Querkraft<br />
Fq als Kraftsumme an einem der beiden Teile. Am besten wird Schritt für Schritt nach<br />
folgendem Arbeitsplan vorgegangen:<br />
Arbeitsplan zur Biegemomenten- und Querkraftbestimmung:<br />
Freimachen des Bauteils (Biegeträger). 1. Schritt<br />
Bestimmung der Stützkräfte mit den drei statischen Gleichgewichtsbedingungen<br />
(SFx ¼ 0, SFy ¼ 0, SM ¼ 0).<br />
Momentensumme für die Schnittstelle bilden. Damit ergibt sich das dort<br />
vorhandene Biegemoment Mb.<br />
Kraftsumme für die Schnittstelle bilden (nur Querkräfte nehmen). Damit<br />
ergibt sich die dort vorhandene Querkraft Fq.<br />
Man schaut von der Schnittstelle aus nach links<br />
(oder rechts) und addiert die Momente. Das Ergebnis<br />
ist das Biegemoment Mb:<br />
Man schaut von der Schnittstelle aus nach links<br />
(oder rechts) und addiert die Querkräfte.<br />
Das Ergebnis ist die Querkraft Fq.<br />
5.9.3 Spannungsverteilung im Trägerquerschnitt bei Biegung<br />
Die äußere Kraft F biegt den Träger nach unten<br />
durch. Die vorher gerade Trägerachse wird eine<br />
gekrümmte Linie, auch Biegelinie oder „elastische<br />
Linie“ genannt.<br />
Zwei vorher parallele Schnitte ab; cd stellen sich<br />
bei Biegebelastung schräg gegeneinander: a 0 b 0 ,<br />
c 0 d 0 . Dabei werden die oberen Werkstoff-Fasern<br />
verkürzt (Stauchung e), die unteren dagegen verlängert<br />
(Dehnung þe), so wie es das Verformungsbild<br />
auf der folgenden Seite zeigt.<br />
2.Schritt<br />
3. Schritt<br />
4. Schritt<br />
Hinweis: Dieser Merksatz veranschaulicht<br />
den dritten und vierten Schritt. Da sich Biegemoment<br />
und Querkraft längs des Trägers<br />
ändern, müssen mehrere Schnittstellen untersucht<br />
werden.<br />
Biegebeanspruchter Träger (Biegeträger)
330<br />
Zwischen den oberen (gestauchten) und den unteren<br />
(gestreckten) Stoffteilchen muss eine Faserschicht<br />
liegen, die sich weder verkürzt noch verlängert,<br />
die ihre Länge also beibehält. Das ist die<br />
„neutrale Faserschicht“, bei der e ¼ 0 ist. Sie<br />
geht durch den Schwerpunkt SP der Schnittfläche.<br />
Nach dem Hooke’schen Gesetz sind im elastischen<br />
Bereich die Spannungen ebenso verteilt wie die<br />
Formänderungen. Wie die Längenänderung wächst<br />
auch die Spannung von der neutralen Faserschicht<br />
(Nulllinie) nach oben und unten gleichmäßig. Die<br />
Spannung verteilt sich linear. Die neutrale Faserschicht<br />
ist unverformt, also auch spannungslos.<br />
Die Spannung wächst mit dem Abstand y von der<br />
neutralen Faser bis zum Höchstwert þsmax (Zugspannung)<br />
und smax (Druckspannung). Genau<br />
wie bei der Torsion muss man also auch bei der<br />
Biegung mit der Randspannung smax rechnen, wobei<br />
die Unterscheidung zwischen þsmax als größter<br />
Zugspannung und smax als größter Druckspannung<br />
nur bei solchen Werkstoffen notwendig<br />
ist, die auf Zug und Druck unterschiedlich reagieren,<br />
z. B. Gusseisen.<br />
Bei Biegung erhalten die Randfasern die stärkste<br />
Beanspruchung, die neutrale Faserschicht<br />
ist spannungslos, Bohrungen in Schwerpunktsnähe<br />
schaden daher nicht. Biegespannungen<br />
sind Zug- und Druckspannungen (Normalspannungen).<br />
Sie sind linear über dem Querschnitt<br />
verteilt.<br />
5.9.4 Herleitung der Biege-Hauptgleichung<br />
Das Flächenteilchen DA im Abstand y von der<br />
x-Achse (Schwerachse) überträgt die rechtwinklig<br />
auf dem Querschnitt stehende Teilkraft DF. Unter<br />
der Annahme, dass die Spannung s gleichmäßig<br />
über dem Flächenteilchen DA verteilt ist (wie bei<br />
Zugbeanspruchung), kann man für DF ¼ DAs<br />
schreiben.<br />
Verformungsbild<br />
Die Verformungen wachsen linear mit dem<br />
Abstand von der neutralen Faserschicht.<br />
Nach Hooke sind die Verformungen den<br />
Spannungen proportional, also wachsen auch<br />
die Spannungen linear mit dem Abstand von<br />
der neutralen Faserschicht. Wie das Spannungsbild<br />
zeigt, ist<br />
s<br />
¼ y<br />
e<br />
smax<br />
Daraus ergibt sich für die Spannung s an<br />
einer beliebigen Stelle:<br />
s ¼ smax<br />
y<br />
e<br />
5 Festigkeitslehre<br />
Spannungsbild
5.9 Beanspruchung auf Biegung 331<br />
Die Teilkraft DF wirkt in Bezug auf die x-Achse<br />
drehend am Hebelarm y, sie erzeugt also ein „kleines“<br />
Innenmoment DMi ¼ DFy.<br />
Die Spannung s ändert ihren Betrag mit dem Abstand<br />
y. Für die Hauptgleichung braucht man die<br />
Randfaserspannung smax, weil sie den Werkstoff<br />
am stärksten beansprucht. Es wird daher s durch<br />
die aus dem Spannungsbild abgelesene Beziehung<br />
s ¼ smax y=e ersetzt.<br />
Die Summe der kleinen Innenmomente DMi hält<br />
dem einwirkenden Biegemoment Mb das Gleichgewicht.<br />
Die gleichbleibenden Größen smax und Randfaserabstand<br />
e können vor das Summenzeichen gesetzt<br />
werden.<br />
Der Summenausdruck SDAy 2 ist das schon bekannte<br />
axiale Flächenmoment 2. Grades I, der<br />
Ausdruck I=e ist das axiale Widerstandsmoment W.<br />
Die gefundene Gleichung löst man nach der Spannung<br />
auf und erhält so die gesuchte Biege-Hauptgleichung.<br />
Biegemoment Mb<br />
Biegespannung sb ¼<br />
axialesWiderstandsmoment W<br />
Hat man aus Biegemoment und zulässiger<br />
Biegespannung das erforderliche axiale Widerstandsmoment<br />
Werf berechnet, können mit den<br />
Gleichungen aus Tabelle 5.1, Seite 309, die Querschnittsmaße<br />
festgelegt werden.<br />
Bei Trägern mit konstantem Querschnitt, z. B. bei<br />
allen Profilstählen, reicht die Bestimmung des<br />
maximalen Biegemomentes aus. Dagegen ist es<br />
bei abgesetzten Bauteilen nötig, das Biegemoment<br />
für sämtliche Ûbergangsstellen zu ermitteln und zu<br />
garantieren, dass sb vorh sbzulist. DMi ¼ DFy ¼ DAs y<br />
DMi ¼ DAs y ¼ DAsmax<br />
DMi ¼ smax<br />
e DAy2<br />
y<br />
e y<br />
Mb ¼ SDMi ¼ S smax<br />
e DAy2<br />
Mb ¼ smax<br />
e SDAy2<br />
I<br />
Mb ¼ sb ¼ sbW<br />
e<br />
Hinweis: Nur wegen der einfacheren Schreibweise<br />
wird sb, statt smax geschrieben. sb ist<br />
also immer die Randfaserspannung, die<br />
größte Spannung im Querschnitt.<br />
sb ¼ Mb<br />
W<br />
Biege-Hauptgleichung<br />
Je nach vorliegender Aufgabe wird die Biege-<br />
Hauptgleichung umgestellt:<br />
Werf ¼ Mb max<br />
sbzul<br />
sb vorh ¼ Mb max<br />
W<br />
Mb max ¼ Wsb zul<br />
erforderliches<br />
Widerstandsmoment<br />
sb zul<br />
sb Mb W<br />
N<br />
Nmm mm3<br />
mm2 vorhandene<br />
Spannung<br />
maximales<br />
Biegemoment
332<br />
5.9.5 Spannungsverteilung im unsymmetrischen Querschnitt<br />
Das skizzierte T-Profil (z. B. nach DIN EN 10025)<br />
ist zur y-Achse symmetrisch, zur x-Achse jedoch<br />
unsymmetrisch. Es gibt dann zwei verschieden<br />
große Randfaserabstände e1 6¼ e2 und damit auch<br />
die beiden unterschiedlichen Widerstandsmomente<br />
W1 und W2.<br />
Aus der Beziehung Ix=e1 ¼ W1 erhält man im Beispiel<br />
des T-Profils die größte Zugspannung, die<br />
kleiner sein muss als sz zul.<br />
Aus der Beziehung Ix=e2 ¼ W2 erhält man die<br />
größte Druckspannung, die kleiner sein muss als<br />
sd zul.<br />
Ûbung: Aus der Profilstahltabelle für das T-Profil<br />
T80 ist abzulesen: Ix ¼ 73,7 10 4 mm 4 , Randfaserabstand<br />
e1 ¼ 22,2 mm, damit wird e2 ¼<br />
ð80 22,2Þ mm ¼ 57,8 mm. Für das zu übertragende<br />
Biegemoment Mbx ¼ 520 Nm sind die beiden<br />
Randfaserspannungen (sb1, sb2) zu berechnen.<br />
5.9.6 Gültigkeitsbedingungen für die Biege-Hauptgleichung<br />
Die Biegehauptgleichung sb ¼ Mb=W gilt unter<br />
folgenden Voraussetzungen:<br />
1. Die Stabachse ist gerade, also nicht gekrümmt<br />
wie z. B. beim Kranhaken.<br />
2. Die Belastungen F liegen in einer Ebene, die<br />
durch die Stabachse geht. Das ist gleichzeitig<br />
die Ebene, in der die Biegemomente wirken.<br />
3. Die Querschnitte bleiben bei der Beanspruchung<br />
eben.<br />
4. Für den Werkstoff gilt das Hooke’sche Gesetz.<br />
5. Der Elastizitätsmodul ist für Zug- und Druckbeanspruchung<br />
gleich groß (wie bei Stahl).<br />
6. Die Spannungen bleiben unter der Proportionalitätsgrenze<br />
sP (siehe Seite 375).<br />
Spannungsverteilung im unsymmetrischen<br />
Querschnitt<br />
sz max ¼ Mbx e1<br />
Ix<br />
sd max ¼ Mbx e2<br />
Lösung:<br />
Ix<br />
sb1 ¼ Mbx e1<br />
Ix<br />
sb1 ¼ 15,7 N<br />
mm 2<br />
sb2 ¼ Mbx e2<br />
Ix<br />
sb2 ¼ 40,8 N<br />
mm 2<br />
¼ Mb<br />
W1<br />
¼ Mb<br />
W2<br />
größte<br />
Zugspannung<br />
größte<br />
Druckspannung<br />
¼ 520 103 Nmm 22,2 mm<br />
73,7 10 4 mm 4<br />
¼ 520 103 Nmm 57,8 mm<br />
73,7 10 4 mm 4<br />
Rechteckträger, biegebeansprucht<br />
5 Festigkeitslehre
5.9 Beanspruchung auf Biegung 333<br />
5.9.7 Ûbungen zur Berechnung des Biegemomenten- und Querkraftverlaufs<br />
bei den wichtigsten Trägerarten und Belastungen<br />
Man unterscheidet Freiträger und Stützträger.<br />
Ein typischer Freiträger ist z. B. das angeschweißte<br />
Konsolblech.<br />
Stützträger sind z. B. alle zwei- oder mehrfach an<br />
den Trägerenden gelagerte Achsen oder Wellen.<br />
Ein Stützträger wird als Kragträger bezeichnet,<br />
wenn er mit einem oder mit beiden Enden über die<br />
Lagerstelle hinausragt.<br />
5.9.7.1 Freiträger mit Einzellast<br />
Eine Blattfeder wird nach Skizze im Abstand<br />
l ¼ 120 mm von der Einspannstelle B durch die<br />
Federkraft F ¼ 100 N biegend und abscherend<br />
belastet.<br />
Es wird der Biegemomenten- und Querkraftverlauf<br />
(Mb- und Fq-Linie) gesucht. Dazu lässt man eine<br />
Schnittebene x –x von A nach B wandern und ermittelt<br />
von dort aus Biegemoment Mb und Querkraft<br />
Fq nach dem Arbeitsplan Seite 329.<br />
Erste Arbeit ist immer die Ermittlung der Stützkräfte<br />
und Momente am freigemachten Träger mit<br />
Hilfe der Gleichgewichtsbedingungen SFx ¼ 0,<br />
SFy ¼ 0 und SM ¼ 0. Die Rechnung ergibt<br />
FB ¼ 100 N, MðBÞ ¼ 12 Nm.<br />
Für die eingezeichnete Schnittebene x –x im Abstand<br />
x vom Kraftangriffspunkt A erhält man die<br />
Funktionsgleichung für<br />
a) das Biegemoment MbðxÞ ¼ Fx und für<br />
b) die Querkraft FqðxÞ ¼ F<br />
Für die Festigkeitsberechnungen werden hier nur<br />
die Beträge der Biegemomente und Querkräfte<br />
gebraucht.<br />
In einem Mb, x-Diagramm ist MbðxÞ ¼ Fxdie Gleichung<br />
einer mit zunehmendem Abstand x<br />
ansteigenden Geraden. Das Biegemoment MbðxÞ wächst also proportional von null bis zum Größtwert<br />
Mb max an der Einspannstelle B.<br />
Dort beträgt bei x ¼ l ¼ 120 mm das Biegemoment<br />
Mb max ¼ Fl¼ 100 N 120 mm ¼ 12 000 Nmm ¼<br />
¼ 12 Nm.<br />
Trägerarten: Freiträger, Stützträger,<br />
Kragträger<br />
Lageskizze einer Blattfeder als Freiträger mit<br />
Einzellast<br />
SFy ¼ 0 ¼ F þ FB ! FB ¼ F ¼ 100 N<br />
SM ðBÞ ¼ 0 ¼ Fl M ðBÞ ! M ðBÞ ¼ Fl<br />
M ðBÞ ¼ 100 N 120 mm ¼ 12 000 Nmm<br />
Für den Freiträger mit Einzellast gelten die<br />
Funktionsgleichungen:<br />
MbðxÞ ¼ Fx<br />
FqðxÞ ¼ F<br />
Mb, x-Diagramm<br />
Beachte: Die Vorzeichenregel für die Biegemomente<br />
Mb werden aus der Statik übernommen<br />
(Seite 4).<br />
Mb max ¼ Fl<br />
Maximales Biegemoment
334<br />
Die Querkraft Fq ist an jeder Trägerstelle gleich<br />
groß: Fq ¼ F ¼ 100 N. Daher hat die Querkraftfläche<br />
im Fq, x-Diagramm Rechteckform mit dem<br />
Flächeninhalt Aq ¼b Fl.<br />
Das ist exakt die Gleichung für das im Einspannquerschnitt<br />
zu übertragende maximale Biegemoment.<br />
Gleiches gilt für das Biegemoment M bðxÞ<br />
an der Schnittstelle: A qðxÞ ¼b M bðxÞ ¼ Fx.<br />
Von links nach rechts fortschreitend (A ! B)<br />
lässt sich für jeden Trägerquerschnitt die Gleichung<br />
für das Biegemoment Mb aus der Flächenformel<br />
für die Querkraftfläche Aq ablesen<br />
(Querkraftsatz).<br />
5.9.7.2 Freiträger mit mehreren Einzellasten<br />
Der skizzierte Freiträger wird durch drei Einzelkräfte<br />
F1, F2, F3 belastet.<br />
Gesucht werden die Querkraftfläche und eine Gleichung<br />
für das maximale Biegemoment Mb max in<br />
der Einspannstelle B des Trägers. Auch hier setzt<br />
man als erstes die Gleichgewichtsbedingungen an<br />
und berechnet FB ¼ 45 kN und MðBÞ ¼ 190 kNm.<br />
Es wurde festgestellt, dass die Querkraftfläche<br />
dem Biegemoment in der betrachteten Schnittstelle<br />
entspricht. Daher zeichnet man als erstes nach<br />
dem Arbeitsplan auf Seite 329 den Querkraftverlauf<br />
maßstäblich auf. Dann ergibt sich:<br />
Fq1 ¼ F1, Fq2 ¼ F1 þ F2, Fq3 ¼ F1 þ F2 þ F3.<br />
Wegen SFy ¼ 0 ist Fq4 ¼ Fq3 ¼ F1 þ F2 þ F3<br />
nach oben gerichtet.<br />
Das maximale Biegemoment Mb max entspricht<br />
dem Flächeninhalt Aq der gesamten Querkraftfläche.<br />
Darin ist das Produkt F1l1 das Biegemoment<br />
Mb1 allein aus der Kraft F1, ebenso Mb2 ¼ F2l2<br />
allein durch die Kraft F2 und Mb3 ¼ F3l3 allein<br />
durch F3.<br />
Die berechneten Ordinatenwerte trägt man im<br />
Mb, x-Diagramm auf und verbindet die Punkte<br />
durch Gerade miteinander, weil zwischen den<br />
Kraftangriffspunkten das Biegemoment linear zunimmt<br />
wie beim Freiträger mit Einzellast.<br />
Fq, x-Diagramm<br />
Aq ¼b Mb max<br />
Mb max ¼ Fl<br />
Maximales Biegemoment<br />
Beachte: Dieser Satz von der Querkraftfläche<br />
gilt für alle Trägerarten und Belastungen. Vor<br />
allem Lage und Betrag des maximalen Biegemoments<br />
lassen sich danach am einfachsten<br />
ermitteln.<br />
Lageskizze des Freiträgers mit Einzellasten<br />
Fq, x-Diagramm<br />
Aq ¼b Mb max ¼ Mb1 þ Mb2 þ Mb3<br />
Mb max ¼ F1l1 þ F2l2 þ F3l3<br />
Maximales Biegemoment<br />
Mb, x-Diagramm<br />
5 Festigkeitslehre
5.9 Beanspruchung auf Biegung 335<br />
5.9.7.3 Freiträger mit konstanter Streckenlast (gleichmäßig verteilte Streckenlast)<br />
In einer Stahlbaukonstruktion wird ein Profilstahlträger<br />
IPE 360 nach DIN 1025 verwendet. Der<br />
360 mm hohe Freiträger hat eine Eigengewichtskraft<br />
von F 0 ¼ 560 N/m (siehe Formelsammlung).<br />
Das ist der typische Fall einer konstanten Streckenlast<br />
F 0 . Beim Profilstahlträger wird sie in<br />
Newton pro Meter (N/m) angegeben.<br />
Gesucht werden wieder die Querkraftfläche und<br />
eine Gleichung für das maximale Biegemoment<br />
Mb max an der Einspannstelle B des Trägers.<br />
Die Gleichgewichtsbedingungen SFy ¼ 0 und<br />
SM ðBÞ ¼ 0 liefern hier FB ¼ 2240 N und<br />
M ðBÞ ¼ 4480 Nm.<br />
Man zeichnet wie im vorhergehenden Fall zuerst<br />
das maßstäbliche Fq, x-Diagramm und geht dazu<br />
genau so vor wie bei der Einzelkraftbelastung. Die<br />
Querkraftfläche Aq wird durch die Querkraftlinie<br />
stufenartig begrenzt. Bei feinerer Unterteilung der<br />
Streckenlast, z. B. in acht Teilstrecken, ergibt sich<br />
eine immer feinere Stufung, bis die Querkraftfläche<br />
Aq eine Dreieckfläche wird.<br />
Mit der Erkenntnis, dass der gesamte Flächeninhalt<br />
Aq dem maximalen Biegemoment an der<br />
Einspannstelle entspricht, erhält man die Gleichung<br />
für Mb max ¼ Fl=2 ¼ F 0 l 2 =2.<br />
Auch bei dieser Trägerbelastung zeigt sich, welche<br />
Bedeutung Querkraftlinie und -fläche haben. Sie<br />
sollte daher immer als erstes aufgezeichnet werden.<br />
Wie bei der Gesamtfläche erhält man auch mit der<br />
Teilfläche A qðxÞ das im Schnitt x –x wirksame Biegemoment<br />
M bðxÞ.<br />
Die entsprechende Gleichung M bðxÞ ¼ F 0 x 2 =2ist<br />
die Funktionsgleichung zum Aufzeichnen des<br />
Mb, x-Diagrammes. Sie ist die Gleichung einer Parabel,<br />
wie die Mb-Linie im skizzierten Mb,<br />
x-Diagramm zeigt.<br />
Lageskizze des<br />
Freiträgers mit konstanter Streckenlast<br />
Fq, x-Diagramm<br />
Aq ¼b Mb max<br />
0 l2<br />
Mb max ¼ F<br />
2<br />
Maximales Biegemoment<br />
M b<br />
0<br />
x<br />
M = F’<br />
b(x)<br />
x2<br />
Mb-Linie 2<br />
M b max<br />
A Mb(x) B<br />
M,x b -Diagramm<br />
x
336<br />
5.9.7.4 Freiträger mit Mischlast (Einzellast und konstante Streckenlast)<br />
Bei Mischlast haben Biegeträger Strecken- und<br />
Einzellasten zu tragen. Diesen Fall zeigt der<br />
skizzierte Freiträger. Maße und Streckenlast<br />
F 0 ¼ 560 N/m sind dieselben wie bei der vorangegangenen<br />
Ûbung in 5.9.7.3. Zusätzlich wird der<br />
Träger durch die Einzelkraft F1 ¼ 1500 N belastet.<br />
Sie wirkt im Abstand l1 ¼ 3 m vom Einspannpunkt<br />
B unter dem Winkel a ¼ 60 zur Trägerachse.<br />
Biegend wirkt aber nur die rechtwinklig zur<br />
Trägerachse stehende Komponente F1 sin a.<br />
Die waagerechte Komponente F1 cos a muss die<br />
Einspannung in B aufnehmen (FBx ¼ F1 cos a).<br />
Gesucht werden wieder die Querkraftfläche und<br />
eine Gleichung für das maximale Biegemoment<br />
Mb max an der Einspannstelle B des Trägers.<br />
Mit den Angaben der Lageskizze wird maßstäblich<br />
das Fq, x-Diagramm gezeichnet.<br />
Vom Punkt A an nach rechts fortschreitend setzt<br />
man an die erste Streckenlast F 0 ¼ 560 N/m die<br />
Kraftkomponente F1 sin a ¼ 1299 N an. Danach<br />
folgen auf ihren Wirklinien die restlichen drei<br />
Streckenlasten und zum Abschluss die im Einspannquerschnitt<br />
B wirkende Gleichgewichtskraft<br />
FBy ¼ F 0 l þ F1 sin a.<br />
Die gesamte Querkraftfläche Aq setzt sich aus der<br />
Dreieckfläche Aq1 ¼b F 0 l 2 =2 und der Parallelogrammfläche<br />
F1 sin a l1 zusammen. Mbmax an der<br />
Einspannstelle B entspricht dem Inhalt dieser beiden<br />
Teilflächen. Es kann also die Berechnungsgleichung<br />
sofort aufgeschrieben werden.<br />
Man wäre zu der Gleichung für Mb max auch auf<br />
anderem Weg gekommen.<br />
Man hätte die Querkraftfläche nacheinander für<br />
den Träger mit konstanter Streckenlast F 0 und für<br />
die Einzelbelastung F1 sin a zeichnen können. Der<br />
Grundgedanke dazu: Der Träger wird erst allein<br />
mit der Streckenlast und danach allein mit der Einzelkraft<br />
belastet (Ûberlagerungsprinzip).<br />
Lageskizze des Freiträgers mit Mischlast<br />
Die Auswertung der Gleichgewichtsbedingungen<br />
ergibt:<br />
FBx ¼ 705 N FBy ¼ 3540 N<br />
M ðBÞ ¼ 8377 Nm<br />
Fq, x-Diagramm<br />
Aq ¼ Aq1 þ Aq2 ¼b Mb max<br />
Mb max ¼ F 0 l 2<br />
2 þ F1 sin al1<br />
Maximales Biegemoment<br />
5 Festigkeitslehre<br />
Hinweis: Das Verfahren, Belastungen schrittweise<br />
aufzusetzen, heißt Ûberlagerungsverfahren<br />
(auch: Ûberlagerungsprinzip oder<br />
Superpositionsprinzip).
5.9 Beanspruchung auf Biegung 337<br />
Zum Aufzeichnen des Mb, x-Diagramms berechnet<br />
man einige MbðxÞ-Werte oder entwickelt die Funktionsgleichung<br />
für den Graphen.<br />
Für Querschnitte von x ¼ 0 bis zur Lastangriffsstelle<br />
von F1 gilt:<br />
MbðxÞ ¼ F 0 x x 0 F<br />
¼<br />
2 2 x2<br />
An der Einspannstelle B gilt:<br />
M bðxÞ ¼<br />
F 0<br />
2 x2 þF1 sin a½x ðl l1ÞŠ<br />
Der Ausdruck F 0 x 2 =2 weist auf einen parabolischen<br />
Kurvenverlauf hin.<br />
Beispiel für das maximale Biegemoment:<br />
Mit x ¼ l wird<br />
0 F<br />
Mbðx¼lÞ ¼<br />
2 l 2 þ F1 sin a l1 ¼ Mbmax<br />
Mb max ¼ 560 N<br />
2 m 42 m 2 þ1500 N sin 60 3m<br />
Mb max ¼ 8377 Nm<br />
5.9.7.5 Stützträger mit Einzellast<br />
Wie bei Freiträgern lassen sich auch für Stützträger<br />
für jeden Querschnitt x Biegemoment M bðxÞ und<br />
Querkraft F qðxÞ berechnen (Arbeitsplan in 5.9.2).<br />
Der skizzierte Stützträger wird mit der Einzelkraft<br />
F ¼ 6000 N biegend belastet.<br />
Erste Aufgabe ist auch hier, am freigemachten Träger<br />
(Lageskizze) mit Hilfe der Gleichgewichtsbedingungen<br />
SFy ¼ 0 und SM ðBÞ ¼ 0 die Stützkräfte<br />
FA und FB zu berechnen.<br />
Die Berechnung ergibt hier FA ¼ 4000 N,<br />
FB ¼ 2000 N.<br />
Für die eingezeichneten Schnittstellen 1, 2 und 3<br />
berechnet man die Biegemomente Mb1, Mb2 und<br />
Mb3 unter Beachtung der Vorzeichen (linksdrehend<br />
(þ), rechtsdrehend ( ÞÞ. Für jeden Schnitt zwischen<br />
dem Lagerpunkt A und der Kraftangriffsstelle<br />
ist das Biegemoment M bðxÞ ¼ FAx. Das ist<br />
im Mb, x-Schaubild der Graph einer Geraden<br />
ðy ¼ mx mit m ¼ konstant).<br />
M bðxÞ-Diagramm<br />
Aufgaben Nr. 835–863<br />
Lageskizze des frei gemachten Stützträgers<br />
mit Einzellast F ¼ 6000 N<br />
Mb1 ¼ FAx1 ¼ 4000 N 1m¼ 4000 Nm<br />
Mb2 ¼ FAx2 ¼ 4000 N 2m¼ 8000 Nm<br />
Mb3 ¼ FAx3 þ Fðx3 x2Þ<br />
¼ 4000 N 4mþ 6000 N 2m<br />
¼ 4000 Nm<br />
M bðxÞ-Diagramm
338<br />
Das Querkraftschaubild (Fq, x-Diagramm) wird<br />
wie beim Freiträger maßstäblich aufgezeichnet:<br />
Von A nach B fortschreitend trägt man die aus dem<br />
Lageplan erkennbaren Kräfte aneinander. Es ergeben<br />
sich zwei gleich große Rechteckflächen über<br />
und unter der Nulllinie:<br />
Das Biegemoment M bðxÞ in jedem Trägerquerschnitt<br />
entspricht der Fläche links oder rechts<br />
vom Schnitt.<br />
Das größte Biegemoment Mbmax liegt dort, wo<br />
die Querkraftlinie durch die Nulllinie geht. Geht<br />
die Querkraftlinie mehrfach durch null, muss<br />
für alle Nulldurchgänge das Biegemoment berechnet<br />
und so Mb max bestimmt werden.<br />
Greift die Einzelkraft in der Mitte des Trägers an,<br />
dann wird mit FA ¼ FB ¼ F=2 und l1 ¼ l=2 das<br />
maximale Biegemoment<br />
Mb max ¼ðF=2Þðl=2Þ¼ Fl=4.<br />
5.9.7.6 Stützträger (Kragträger) mit mehreren Einzellasten<br />
Die Querkraftfläche im Fq, x-Diagramm zeigt zwei<br />
Nulldurchgänge (1 und 2).<br />
Um festzustellen, welche der beiden Querschnittsstellen<br />
das maximale Biegemoment Mbmax zu<br />
übertragen hat, führt man eine Vergleichsrechnung<br />
durch (ohne Berücksichtigung der Vorzeichen).<br />
Fq, x-Diagramm<br />
Mb max ¼b Aq<br />
Mb max ¼ FAl1 FBðl l1Þ<br />
FA ¼ 4000 N FB ¼ 2000 N<br />
Maximales<br />
Biegemoment<br />
Mb max ¼ FAl1 ¼ 4000 N 2m¼ 8000 Nm<br />
Mb max ¼ FBðl l1Þ ¼2000N 4m¼ 8000Nm<br />
Beachte: Beim Stützträger mit Einzellast<br />
wirkt Mb max dort, wo die Einzelkraft angreift.<br />
Berechnet wird Mb max aus der Querkraftfläche<br />
rechts oder links vom Nulldurchgang.<br />
Nulldurchgang 1:<br />
Mb1 ¼b Aq1 ¼b FAl1<br />
Mb1 ¼ 9,583 kN 2,5 m<br />
Mb1 ¼ 23,958 kNm<br />
5 Festigkeitslehre
5.9 Beanspruchung auf Biegung 339<br />
Das Biegemoment Mb1 erhält man am einfachsten<br />
über die Rechteckfläche links vom Nulldurchgang<br />
1. Zur Mb2-Berechnung wird die Fläche rechts<br />
vom Nulldurchgang 2 genommen.<br />
Die Rechnung zeigt:<br />
Das größte Biegemoment tritt im Nulldurchgang 2<br />
auf. Mb2 ¼ 40 kNm > Mb1 ¼ 23,958 kNm. Damit<br />
hat man die Mb max-Stelle und den Betrag des<br />
maximalen Biegemoments gefunden.<br />
Zur Kontrolle kann die Fläche links vom Nulldurchgang<br />
2 berechnet werden. Die algebraische<br />
Summe der Flächeninhalte Aq1 und Aq3 muss<br />
gleich dem Flächeninhalt Aq2 sein.<br />
Begründung: Das Biegemoment Mb2 im linken<br />
Schnittufer des Querschnitts 2 muss gleich dem<br />
Biegemoment im rechten Schnittufer sein.<br />
Die beiden Beträge haben entgegengesetztes Vorzeichen<br />
( 40 kNm, þ40 kNm), weil für den<br />
Schwerpunkt des Querschnitts SM ¼ 0 erfüllt sein<br />
muss.<br />
M bðxÞ-Diagramm<br />
Die Trägerstelle mit M bðxÞ ¼ 0 liegt zwischen den<br />
Lagerpunkten A und B. Für diese Schnittstelle<br />
muss die Summe der Querkraftflächen Aq1 und<br />
A qðxÞ gleich null sein.<br />
Nulldurchgang 2:<br />
Mb2 ¼b Aq2 ¼b F3l2<br />
Mb2 ¼ 20 kN 2m<br />
Mb2 ¼ 40 kNm<br />
Mb max ¼ Mb2 ¼ F3l2<br />
Mb max ¼ 40 kNm<br />
Mb2 ¼ FAl1 ðF1 FAÞðl l1Þ F2l3<br />
¼ð9,583 2,5 ð25 9,583Þ 3,5 10 1Þ kNm<br />
Mb2 ¼ 40 kNm<br />
Mb2 þ Mb2 ¼ 0<br />
Mb2 ¼ Mb2<br />
Zum Aufzeichnen des Mb, x-Diagramms<br />
werden die Biegemomente an den Lastangriffsstellen<br />
berechnet:<br />
Für x ¼ l1 ist:<br />
MbðxÞ ¼ FAl1 ¼ 9,583 kN 2,5 m<br />
¼ 23,958 kNm<br />
Für x ¼ l l3 ist:<br />
MbðxÞ ¼ F4ðl l3ÞþF1ðl l3 l1Þ<br />
¼ 9,583 kN 5mþ 25 kN 2,5 m<br />
¼ 14,585 kNm<br />
Für x ¼ l ist:<br />
Mb2 ¼ FAl þ F1ðl l1ÞþF2l3<br />
¼ 9,583 kN 6mþ 25 kN 3,5 m þ 10 kN 1m<br />
¼ 40 kNm ¼ Mb max<br />
Aq1 ¼ AqðxÞ FAl1 ¼ðx l1ÞðF1 FAÞ<br />
x ¼ FAl1 9,583 kN 2,5 m<br />
þ l1 ¼ þ 2,5 m<br />
F1 FA 25 kN 9,583 kN<br />
x ¼ 4,059 m
340<br />
5.9.7.7 Stützträger (Kragträger) mit konstanter Streckenlast<br />
Die Querkraftfläche zeigt auch hier zwei Nulldurchgänge<br />
(1 und 2) wie beim vorhergehenden<br />
Träger.<br />
Nur an einem der beiden kann Mb max auftreten.<br />
Auch hier lässt sich nicht sofort erkennen, welche<br />
der beiden Querkraftflächen größer ist, Aq1 oder<br />
Aq2. Daher müssen beide berechnet werden.<br />
Eine Kathete des rechtwinkligen Dreiecks der<br />
Querkraftfläche Aq1 hat die Länge x. Sie kann abgemessen<br />
oder berechnet werden.<br />
Zur Rechnung benutzt man hier die Tatsache, dass<br />
beim Nulldurchgang, von links nach rechts gesehen,<br />
die Querkraft gleich null geworden ist.<br />
Nun lassen sich beide Querkraftflächen auswerten<br />
und damit das maximale Biegemoment und dessen<br />
Lage bestimmen.<br />
Die Vergleichsrechnung zeigt, dass das maximale<br />
Biegemoment Mb max von 4410 Nm im linken<br />
Nulldurchgang 1 auftritt.<br />
5 Festigkeitslehre<br />
Beachte: Das Biegemoment Mb1 im Nulldurchgang<br />
1 berechnet man mit Blickrichtung<br />
von 1 nach links und sieht Aq1.Für den<br />
Querschnitt 2 blickt man vom Lagerpunkt B<br />
aus nach rechts und sieht Aq2.<br />
Vom Nulldurchgang 1 aus nach links gesehen<br />
ergibt:<br />
FA F 0x ¼ 0<br />
x ¼ FA 4200 N<br />
¼<br />
F 0<br />
2000 N<br />
¼ 2,1 m<br />
m<br />
x ¼ 2,1 m<br />
Mb1 ¼b Aq1 ¼ FAx 4200 N 2,1 m<br />
¼<br />
2 2<br />
Mb1 ¼ 4410 Nm<br />
Mb2 ¼b Aq2 ¼ F 0 2<br />
l1 0 l1<br />
l1 ¼ F<br />
2 2<br />
Mb2 ¼ 2000 N 4m<br />
m<br />
2<br />
¼ 4000 Nm < Mb1<br />
2<br />
Mb max ¼ Mb1 ¼ 4410 Nm
5.9 Beanspruchung auf Biegung 341<br />
M bðxÞ-Diagramm<br />
Für die beiden Nulldurchgänge im Fq, x-Diagramm<br />
sollen die Biegemomente berechnet werden.<br />
Für die Schnittstelle 1 wurde x ¼ 2,1 m ermittelt.<br />
Das Biegemoment in der Lagerstelle B wird mit<br />
x ¼ l1 ¼ 2 m berechnet.<br />
Ein Verlgeich zeigt, dass im Trägerquerschnitt 1<br />
das größte Biegemoment auftritt: Mb1 > Mb2.<br />
Zur Ermittlung der Schnittstelle für den Nulldurchgang<br />
der Mb, x-Kurve ist Mb ¼ 0 in die Gleichung<br />
für die Schnittstelle 1 einzusetzen. Die Rechnung<br />
zeigt, dass im Trägerquerschnitt bei x ¼ 4,2 m das<br />
Biegemoment gleich null ist.<br />
Aufgaben Nr. 864–880<br />
Im Gegensatz zum Freiträger (5.9.7.4) sind<br />
hier wegen des Stützlagers B zwei Funktionsgleichungen<br />
zum Aufzeichnen des Mb, x-Diagramms<br />
erforderlich.<br />
Für die Mb-Werte zwischen 0 und B gilt mit<br />
Blick nach links in Richtung A in der Lageskizze:<br />
Mb1 ¼ F 0 x 2<br />
FA x<br />
2<br />
Für die Mb-Werte rechts von B gilt mit Blick<br />
nach rechts:<br />
Mb2 ¼ F 0 x 2<br />
2<br />
In beiden Gleichungen erscheint der mathematische<br />
Ausdruck F 0 x 2 =2. Die entsprechenden<br />
Kurvenzüge müssen daher parabolischen<br />
Verlauf haben (siehe Mb, x-Diagramm).<br />
Mb1 ¼ F 0 x 2<br />
2<br />
FA x<br />
2000<br />
Mb1 ¼<br />
N<br />
ð2,1 mÞ2<br />
m<br />
2<br />
Mb1 ¼ 4410 Nm<br />
Mb2 ¼ F 0x2 2 ¼<br />
2000 N<br />
m ð2mÞ2<br />
2<br />
Mb2 ¼ 4000 Nm<br />
Mb1 ¼ F 0 x 2<br />
2<br />
FAx ¼ 0<br />
4200 N 2,1 m<br />
F 0x2 2<br />
FA x ¼ 0;x<br />
0 F<br />
x<br />
2<br />
FA ¼ 0;x 6¼ 0<br />
x ¼ FA 2 4200 N 2<br />
¼<br />
F 0<br />
2000 N<br />
¼ 4,2 m<br />
m
342<br />
5.9.7.8 Stützträger mit Mischlast (Einzellast und konstante Streckenlast)<br />
Lageskizze mit Fq, x-Diagramm<br />
Mb, x-Diagramm<br />
Dieser Fall zeigt besonders deutlich, wie einfach sich Lage und Betrag von Mb max mit Hilfe<br />
der Querkraftfläche bestimmen lassen.<br />
Nachdem die Stützkräfte berechnet wurden, kann der Querkraftverlauf aufgezeichnet werden.<br />
Bei nur einem Nulldurchgang liegt die Mb max-Stelle sofort fest. Das Maß x wird abgemessen<br />
oder berechnet. Damit lässt sich dann aus der Querkraftfläche rechts oder links vom Nulldurchgang<br />
Mb max berechnen.<br />
Aufgaben Nr. 881–897<br />
Zum Aufzeichnen des Mb, x-Diagramms<br />
genügt es, die Mb-Werte für die Querschnitte<br />
unter dem Lastangriff von F und an den beiden<br />
Begrenzungen der Streckenlast F 0 zu<br />
berechnen:<br />
MbðFÞ ¼ FAl1 ¼ 3300 Nm<br />
M bðlinksÞ ¼ FA l l2<br />
þ F l l2<br />
¼ 4275 Nm<br />
l3<br />
2 þ<br />
l3<br />
þ l1<br />
2<br />
l3<br />
MbðrechtsÞ ¼ FB l2 ¼ 2625 Nm<br />
2<br />
Der Mb-Verlauf zwischen den Endpunkten<br />
der Ordinatenwerte und den Nullpunkten A<br />
und B muss liniear sein (siehe 5.9.7.1 und<br />
5.9.7.2). Dazwischen liegt der parabolische<br />
Kurvenzug für den Mb-Verlauf infolge der<br />
Streckenlast F 0 (siehe 5.9.7.3).<br />
5 Festigkeitslehre
5.9 Beanspruchung auf Biegung 343<br />
5.9.8 Träger gleicher Biegespannung<br />
5.9.8.1 Allgemeine Anformungsgleichung<br />
Hat ein Biegeträger durchgehend gleichen Querschnitt<br />
(W ¼ konstant), dann hat im Normalfall<br />
jeder Querschnitt eine andere Biegespannung sb.<br />
Die Maximalspannung sb max tritt nur in dem<br />
Querschnitt auf, der das maximale Biegemoment<br />
zu übertragen hat.<br />
Durch die so genannte Anformung erreicht man,<br />
dass jeder Querschnitt gerade so groß wird, wie es<br />
zur Aufnahme der zulässigen Biegespannung sbzul<br />
erforderlich ist. Man hat dann einen Träger gestaltet,<br />
der in allen Querschnitten die gleiche Biegespannung<br />
aufweist.<br />
Für jeden beliebigen Querschnitt x gilt die Biege-<br />
Hauptgleichung sbx ¼ Mbx=Wx, mit Biegemoment<br />
Mbx und dem Widerstandsmoment Wx. Gleiche<br />
Biegespannung sbx ¼ sb zul werden dann erreicht,<br />
wenn dafür gesorgt wird, dass überall der Quotient<br />
Mbx=Wx gleich groß ist. Diese Bedingung führt zur<br />
Anformungsgleichung in der allgemeinen Form.<br />
5.9.8.2 Achsen und Wellen<br />
Am Beispiel einer Radachse von kreisförmigem<br />
Querschnitt wird die Anformung von Achsen und<br />
Wellen erläutert:<br />
Die Einspannstelle hat das maximale Biegemoment<br />
Mb max ¼ Fl zu übertragen und der (beliebige)<br />
Querschnitt x x das Biegemoment Mbx ¼ Flx.<br />
Die Anformung erfordert, dass der Quotient aus<br />
Biegemoment Mb und Widerstandsmoment W in<br />
allen Querschnitten gleich groß bleibt.<br />
Für die Mbmax-Stelle gilt Mb max=Wmax ¼ sbzul,für<br />
jede beliebige Stelle Mbx=Wx ¼ sbzul, so dass man<br />
beide Quotienten gleichsetzen kann.<br />
Beim Kreisquerschnitt gilt für das axiale Widerstandsmoment<br />
W ¼ 0,1d 3 . Wird dieser Ausdruck<br />
in die Ausgangsgleichung eingesetzt und außerdem<br />
die beiden Biegemomente durch Fl und Flx<br />
ersetzt, dann erhält man die gesuchte Anformungsgleichung<br />
für Achsen und Wellen mit kreisförmigem<br />
Querschnitt.<br />
sbx ¼ Mbx<br />
¼ sb zul ¼ konstant<br />
Wx<br />
Mbx1<br />
¼<br />
Wx1<br />
Mbx2<br />
¼ ...¼ konstant<br />
Wx2<br />
Anformungsgleichung, allgemeine Form<br />
Mbmax<br />
Wmax<br />
Fl<br />
Flx<br />
¼ Mbx<br />
)<br />
Wx<br />
Mbmax<br />
¼<br />
Mbx<br />
Wmax<br />
Wx<br />
¼ 0,1d 3 max<br />
0,1dx 3<br />
dx ¼ dmax<br />
rffiffiffi<br />
3<br />
lx<br />
l<br />
l<br />
lx<br />
¼ d 3 max<br />
dx 3<br />
Anformungsgleichung für Achsen und Wellen
344<br />
Mit der Anformungsgleichung können nun die Durchmesser dx für mehrere Trägerstellen x<br />
berechnet und in eine Wertetabelle eingetragen werden:<br />
Wertetabelle<br />
Lastentfernung lx ¼ l<br />
Wurzelfaktor ¼ 1<br />
3<br />
4 l<br />
rffiffiffiffi<br />
3 3<br />
0,9<br />
4<br />
1<br />
2 l<br />
rffiffiffiffi<br />
3 1<br />
0,8<br />
2<br />
1<br />
4 l<br />
rffiffiffiffi<br />
3 1<br />
0,63<br />
4<br />
1<br />
8 l<br />
rffiffiffiffi<br />
3 1<br />
0,5<br />
8<br />
Durchmesser dx ¼ dmax d1 ¼ 0,9 dmax d2 ¼ 0,8 dmax d3 ¼ 0,63 dmax d4 ¼ 0,5 dmax<br />
Die Durchmesser nehmen vom Höchstwert dmax<br />
an der Einspannstelle bis zum Trägerende nach<br />
einer kubischen Parabel ab. Als praktische Ausführung<br />
der Anformung dient die Kegelform. Der<br />
Kegelstumpfmantel muss den Parabelkörper einhüllen.<br />
Mit der Anformungsgleichung lässt sich die Anformung<br />
als Graph gut auf dem Rechner darstellen.<br />
5.9.8.3 Biegefeder mit Rechteckquerschnitt<br />
Der Rechteckquerschnitt von Biegeträgern lässt<br />
sich in der Breite b oder in der Höheh anformen.<br />
Als Beispiel kann man die Biegefeder als Biegeträger<br />
ansehen und sie in der Breite b anformen,<br />
also die Höhe (Dicke) h konstant halten. Dazu<br />
wird in gleicher Weise vorgegangen wie unter<br />
5.9.8.2 bei der angeformten Achse. Statt<br />
W ¼ 0,1 d 3 muss man hier W ¼ bh 2 =6 einsetzen<br />
(Tabelle 5.1, Seite 309). Die Anformung der Höhe<br />
h bei konstanter Breite b wird im Anschluss unter<br />
5.9.8.4 behandelt.<br />
Die Anformungsgleichung zeigt, dass die Breite<br />
von bmax an der Einspannstelle bis zum Trägerende<br />
gleichmäßig abnimmt. Es entsteht eine Dreieckblattfeder<br />
von gleichbleibender Dicke h.<br />
Wird der Wert bmax zu groß, teilt man die Blattfeder<br />
in gleich breite Streifen auf und schichtet<br />
diese aufeinander zur Mehrschichtfeder.<br />
Bei z ¼ Blattzahl ist bmax ¼ zb0, wobei b0 die<br />
Blattbreite ist.<br />
Anformung einer Radachse<br />
Mbmax<br />
Mbx<br />
Fl<br />
Flx<br />
¼ Wmax<br />
Wx<br />
¼ bmax h 2 6<br />
bx h 2 6<br />
bx ¼ bmax<br />
lx<br />
l<br />
l<br />
lx<br />
¼ bmax<br />
bx<br />
Anformungsgleichung<br />
für Blattfedern<br />
Anformung einer Biegefeder<br />
5 Festigkeitslehre
5.9 Beanspruchung auf Biegung 345<br />
5.9.8.4 Konsolträger mit Einzellast<br />
Das Belastungsschema ist beim Konsolträger das<br />
gleiche wie bei der Blattfeder, nur wird man beim<br />
Konsolträger nicht die Breite b, sondern die Höhe<br />
h anformen.<br />
Wird auch hier wieder vom Rechteckquerschnitt ausgegangen,<br />
also W ¼ bh2 =6, dann kürzt sich in der<br />
Gleichung unter anderem die Breite b heraus. Man<br />
erhält die Anformungsgleichung für die Höhehx.<br />
Mit der Anformungsgleichung kann die Höhe hx<br />
für mehrere Trägerstellen x berechnet und in eine<br />
Wertetabelle eingetragen werden:<br />
Wertetabelle<br />
Lastentfernung lx ¼ l<br />
3l<br />
4<br />
Trägerhöhe hx ¼ hmax h1 ¼ 0,866 hmax h2 ¼ 0,707 hmax h3 ¼ 0,5 hmax h4 ¼ 0,354 hmax<br />
Die Höhen h1, h2 ...nehmen vom Höchstwert hmax<br />
an der Einspannstelle bis zum Trägerende nach einer<br />
quadratischen Parabel ab.<br />
Auch hier ist eine Graphik auf dem Rechner leicht<br />
zu erstellen.<br />
5.9.8.5 Konsolträger mit Streckenlast<br />
Auch bei gleichmäßig verteilter Last wird man einen<br />
Konsolträger nach der Höhe h anformen.<br />
Im Gegensatz zum Konsolträger mit Einzellast hat<br />
man hier in die allgemeine Anformungsgleichung<br />
für die Biegemomente einzusetzen:<br />
Mb max ¼ F 0 l 2 =2 und Mbx ¼ F 0 lx 2 =2. Dann wird<br />
in gewohnter Weise die Anformungsgleichung entwickelt.<br />
Sie ist ebenso aufgebaut wie die Gleichung<br />
in 5.9.8.3: Die Höhe hx wächst proportional<br />
mit lx.<br />
Die Querschnittshöhe nimmt vom Höchstwert hmax<br />
an der Einspannstelle bis zum Trägerende gleichmäßig<br />
ab. Es entsteht ein Träger in Hochdreieckform<br />
(Keilform).<br />
l<br />
2<br />
Mbmax<br />
Mbx<br />
Fl<br />
Flx<br />
¼ Wmax<br />
Wx<br />
¼ bh2 max 6<br />
bhx 2 6<br />
hx ¼ h max<br />
rffiffiffi<br />
lx<br />
l<br />
l<br />
4<br />
l<br />
lx<br />
¼ h 2 max<br />
hx 2<br />
Anformungsgleichung<br />
für Konsolträger<br />
l<br />
8<br />
Angeformter Konsolträger mit Einzellast<br />
Mbmax<br />
Mbx<br />
¼ Wmax<br />
Wx<br />
F 0l 2 =2<br />
F0 lx 2 =2 ¼ bh2max6 bhx 26 hx ¼ hmax<br />
lx<br />
l<br />
l 2<br />
lx 2 ¼ h 2 max<br />
hx 2<br />
Anformungsgleichung für<br />
Freiträger mit Streckenlast<br />
Angeformter<br />
Konsolträger<br />
mit<br />
Streckenlast
346<br />
5.9.9 Formänderung bei Biegung 1)<br />
Wird ein Stab elastisch gebogen, dann behält nur<br />
die neutrale Faserschicht ihre ursprüngliche Länge<br />
bei, alle anderen Schichten verlängern oder verkürzen<br />
sich.<br />
Die in der neutralen Faserschicht liegende und vor<br />
dem Kraftangriff noch gerade Stabachse wird zur<br />
Biegelinie verformt. Dabei entsteht die Durchbiegung<br />
f. Die Endtangente t der Biegelinie liegt unter<br />
dem Neigungswinkel a.<br />
Beide Größen sind für die Konstruktion von<br />
Biegeträgern aller Art von Bedeutung, z. B. für<br />
Getriebewellen. Es sollen deshalb Berechnungsgleichungen<br />
für Durchbiegung und Neigung der<br />
Biegelinie entwickelt werden. Dabei geht man immer<br />
von einem Träger mit gleichbleibendem Querschnitt<br />
aus (Achse, -Träger).<br />
5.9.9.1 Krümmungsradius, Krümmung<br />
Die beiden dicht beieinander liegenden Schnittufer<br />
1 und 2, die vor der Verformung parallel zueinander<br />
lagen, stehen nun unter dem Winkel j<br />
zueinander geneigt. Ihre Fluchtlinien schneiden<br />
sich im Krümmungsmittelpunkt 0 und ergeben<br />
den Krümmungsradius r x an der untersuchten<br />
Trägerstelle x.<br />
Gegenüber dem kleinen Bogenstück s der Biegelinie<br />
hat sich die äußere Zugfaser um Ds verlängert.<br />
Mit dem Øhnlichkeitssatz erhält man die<br />
Proportion Ds=s ¼ e=r x .<br />
Geometrische Verhältnisse am<br />
einseitig eingespannten Biegeträger<br />
(Freiträger) mit Einzellast;<br />
Krümmung stark übertrieben<br />
gezeichnet.<br />
s þ Ds<br />
s ¼ rx þ e<br />
ðÄhnlichkeitssatzÞ<br />
r x<br />
1 þ Ds e<br />
¼ 1 þ<br />
s rx ) Ds e<br />
¼<br />
s rx 1) Formeln zur Berechnung der Stützkräfte, Momente und Durchbiegungungen bei Biegeträgern<br />
siehe A. <strong>Böge</strong>: Formeln und Tabellen zur <strong>Technische</strong>n <strong>Mechanik</strong>, Verlag Vieweg+ Teubner.<br />
5 Festigkeitslehre
5.9 Beanspruchung auf Biegung 347<br />
Mit dem Hooke’schen Gesetz, hier also mit<br />
sx ¼ eE, ergibt sich aus der Ausgangsproportion<br />
Ds=s ¼ e=r x eine Beziehung für den Krümmungsradius<br />
r x an der untersuchten Trägerstelle x.<br />
Darin ist sx die zwischen den Schnittufern herrschende<br />
Biegespannung.<br />
Schreibt man die Biegehauptgleichung in der<br />
Form sb ¼ Mb e=I nach 5.9.5 (Seite 332), dann<br />
lassen sich Biegespannung sx und Randfaserabstand<br />
e durch die Größen Biegemoment Mx und<br />
axiales Flächenmoment 2. Grades I ersetzen.<br />
Der Kehrwert des Krümmungsradius wird als<br />
Krümmung kx bezeichnet.<br />
5.9.9.2 Allgemeine Durchbiegungsgleichung<br />
Durch die Neigung der einzelnen Querschnitte entsteht<br />
am Trägerende die Durchbiegung f. Werden<br />
in den Punkten 1 und 2 an die Biegelinie die Tangenten<br />
angelegt, so schließen sie ebenso wie die<br />
Krümmungsradien r x den Winkel j ein. Die Tangenten<br />
schneiden auf der Vertikalen am Trägerende<br />
(Wirklinie von F) von der gesamten Durchbiegung<br />
f das stark übertrieben gezeichnete Stück D f<br />
ab. Es ist also f ¼ SDf :<br />
Aus der Øhnlichkeit der schraffierten Dreiecke an<br />
der Biegelinie ergibt sich die Proportion<br />
s=r x ¼ D f =x. Für den Krümmungsradius r x kann<br />
die oben hergeleitete Beziehung eingesetzt werden.<br />
Werden noch die Teillängen D f summiert,<br />
dann findet man die gesuchte Gleichung für die<br />
gesamte Durchbiegung f . Elastizitätsmodul E und<br />
Flächenmoment 2. Grades I sind Konstante, sie<br />
können also vor das Summenzeichen S gezogen<br />
werden.<br />
Ds<br />
¼ Dehnung e ðsiehe 5:2:3:1; Seite 281Þ<br />
s<br />
e ¼ sx<br />
E Hooke0sches Gesetz nach 5:2:3:4Þ<br />
Ds e<br />
¼ ¼<br />
s rx sx<br />
E und daraus r eE<br />
x ¼<br />
sx<br />
r x ¼ eE<br />
sx<br />
r x ¼ EI<br />
Mx<br />
Krümmungsradius<br />
kx ¼ 1<br />
¼<br />
rx Mx<br />
EI<br />
r x<br />
1<br />
ϕ<br />
r x<br />
s<br />
s<br />
sx ¼ Mx e e<br />
) ¼<br />
I sx<br />
I<br />
Mx<br />
2<br />
ϕ<br />
Krümmung<br />
x<br />
Biegelinie<br />
F<br />
f<br />
Beachte: Nur im Grenzfall sind die beiden<br />
schraffierten Dreiecke ähnlich.<br />
s<br />
r x<br />
D f sx<br />
¼ ) D f ¼<br />
x rx D f ¼ sxMx<br />
EI<br />
¼ 1<br />
EI Mx sx<br />
f ¼ SDf ¼ S 1<br />
EI Mx sx<br />
f ¼ 1<br />
EI SMx sx<br />
r x E I Mx<br />
mm<br />
N<br />
mm 2 mm4 Nmm<br />
f<br />
α
348<br />
Das Produkt Mx s (Biegemoment mal Teillänge s an<br />
der Trägerstelle x) ist im Bild der Momentenfläche<br />
das Teilstück DAM der gesamten Momentenfläche<br />
AM. Aus der Schwerpunktslehre (2.2, Seite 77) ist<br />
bekannt, dass die Summe der Momente der Teilflächen<br />
gleich dem Moment der Gesamtfläche ist.<br />
Mit x0 als Schwerpunktsabstand der gesamten<br />
Momentenfläche (hier Dreieckfläche) ergibt sich<br />
abschließend die allgemeine Durchbiegungsgleichung.<br />
Die Momentenfläche DAM ist das Produkt aus<br />
dem Biegemoment Mx und der Teillänge s; folglich<br />
hat AM die Einheit Nmm mm ¼ Nmm 2 .<br />
5.9.9.3 Neigungswinkel der Biegelinie<br />
Das Bild zur allgemeinen Durchbiegungsgleichung<br />
zeigt, dass zwei dicht benachbarte Tangenten<br />
an die Biegelinie den Winkel j einschließen.<br />
Der Neigungswinkel a der Endtangente ist also<br />
die Summe aller Winkel j. Die Gleichung<br />
j ¼ s=r ist die Definitionsgleichung für den<br />
Winkel j. Das Produkt Mxs ist gleich dem Flächeninhalt<br />
der Teilfläche DAM; außerdem ist<br />
SDAM ¼ AM.<br />
Es ist bekannt, dass für kleine Winkel mit der<br />
Einheit rad auch der Tangens des Winkels eingesetzt<br />
werden kann. Damit ist die Endform für die<br />
Gleichung des Neigungswinkels a gefunden. In<br />
der zweiten Form dieser Beziehung hat man entsprechend<br />
der allgemeinen Durchbiegungsgleichung<br />
AM=EI ¼ f =x0 einzusetzen.<br />
SMxsx ¼ SDAMx ¼ AM x0<br />
f ¼ 1<br />
EI AMx0<br />
Allgemeine Durchbiegungsgleichung<br />
f E I AM x0<br />
mm<br />
N<br />
mm 2 mm4 Nmm 2 mm<br />
Bogenstück s<br />
j ¼<br />
Krümmungsradius r<br />
a ¼ Sj ¼<br />
P s<br />
a ¼<br />
EI<br />
Mx<br />
P s<br />
r<br />
r ¼ EI<br />
eingesetzt<br />
Mx<br />
P sMx 1<br />
¼ ¼<br />
EI EI SMx s<br />
a ¼ 1<br />
EI SDAM ¼ 1<br />
EI AM<br />
a ¼ arc a ¼ tan a<br />
tan a ¼ 1<br />
EI AM<br />
tan a ¼ f<br />
x0<br />
5 Festigkeitslehre<br />
Neigung der Endtangente<br />
an die Biegelinie
5.9 Beanspruchung auf Biegung 349<br />
5.9.10 Ûbungen zur Durchbiegungsgleichung<br />
1. Ûbung: Freiträger mit Einzellast<br />
Für den skizzierten Freiträger mit Einzellast hat<br />
die Momentenfläche die Form eines Dreiecks. Mit<br />
der Balkenlänge l und der Dreieckshöhe Mb max<br />
¼ Fl lässt sich der Flächeninhalt AM ausdrücken.<br />
Der Schwerpunktsabstand der Dreieckfläche beträgt<br />
x0 ¼ 2l=3. Mit den Beziehungen für Mb max,<br />
AM und x0 erhält man aus der allgemeinen Durchbiegungsgleichung<br />
die spezielle Durchbiegungsgleichung<br />
und die Gleichung zur Berechnung des<br />
Neigungswinkels a für die Endtangente.<br />
2. Ûbung: Freiträger mit konstanter Streckenlast<br />
Die Momentenfläche beim Freiträger mit konstanter<br />
Streckenlast wird von einer Parabel begrenzt<br />
(siehe 5.9.7.3, Seite 335). Der Flächeninhalt AM ist<br />
gleich einem Drittel der umschriebenen Rechteckfläche:<br />
AM ¼ Mb max l=3. Der Schwerpunktsabstand<br />
beträgt x0 ¼ 3l=4 (Formelsammlung).<br />
Das maximale Biegemoment ist hier halb so groß<br />
wie beim Freiträger mit Einzellast, also Mbmax ¼<br />
Fl=2, mit der Resultierenden aus der Streckenlast<br />
F ¼ F 0 l.<br />
Damit erhält man wie in der 1. Ûbung die spezielle<br />
Durchbiegungsgleichung und die Gleichung für<br />
den Neigungswinkel a der Endtangente an die<br />
Biegelinie.<br />
3. Ûbung: Stützträger mit Einzellast in Trägermitte<br />
Zur Herleitung einer Gleichung für die maximale<br />
Durchbiegung f in Trägermitte darf nur mit der<br />
Momentenfläche bis zur Stelle der größten Durchbiegung<br />
gerechnet werden. Das ist zugleich die<br />
Mb max-Stelle, mit Mb max ¼ðF=2Þ ðl=2Þ ¼Fl=4<br />
(siehe 5.9.7.5, Seite 337). Der Schwerpunktsabstand<br />
der Momentenfläche AM (Dreieckfläche) beträgt<br />
x0 ¼ l=3.<br />
f ¼ 1<br />
EI AM x0; AM ¼ Mb max<br />
l l Fl2<br />
¼ Fl ¼<br />
2 2 2<br />
f ¼ 1<br />
EI<br />
Fl2 2<br />
2<br />
3 l<br />
f ¼ Fl3<br />
3EI<br />
tan a ¼ f<br />
x0<br />
¼ Fl2<br />
2EI<br />
f ¼ 1<br />
EI AM x0 ; AM ¼ 1<br />
3 Mbmaxl ¼ 1<br />
3<br />
f ¼ 1<br />
EI<br />
f ¼ Fl3<br />
8EI<br />
Fl 2<br />
6<br />
3<br />
4 l<br />
tan a ¼ f<br />
x0<br />
¼ Fl2<br />
6EI<br />
Fl<br />
2 l
350<br />
Mit dem Ausdruck für x0 und mit der Beziehung<br />
für den Flächeninhalt der Momentenfläche<br />
AM ¼ Fl 2 =16 ergibt sich die spezielle Durchbiegungsgleichung<br />
und die Gleichung zur Berechnung<br />
des Neigungswinkels a für die Endtangente.<br />
4. Ûbung: Stützträger mit konstanter Streckenlast<br />
Zur Herleitung einer Gleichung für die maximale<br />
Durchbiegung f in Trägermitte darf nur mit der<br />
Momentenfläche bis zur Stelle der größten Durchbiegung<br />
gerechnet werden (siehe 3. Ûbung).<br />
Das ist hier zugleich die Mb max-Stelle, mit<br />
Mb max ¼ Fl=8. Der Flächeninhalt AM der Parabelfläche<br />
beträgt zwei Drittel der umschriebenen<br />
Rechteckfläche (siehe 2. Ûbung). Der Schwerpunktsabstand<br />
beträgt 5l=16 (siehe auch Handbuch<br />
Maschinenbau, Flächenschwerpunkt).<br />
Wie in der 2. Ûbung wird die Resultierende der<br />
Streckenlast mit F ¼ F 0 l berechnet.<br />
Wie in den vorhergehenden Ûbungen geht man<br />
von der allgemeinen Durchbiegungsgleichung aus,<br />
um die speziellen Gleichungen für f und tan a zu<br />
bekommen.<br />
5. Ûbung: Biegeträger mit mehreren Belastungen (Ûberlagerungsprinzip)<br />
In praktischen Aufgaben wirken häufig mehrere<br />
Belastungen zugleich in einer Ebene biegend, z. B.<br />
eine Einzelkraft neben der gleichmäßig über dem<br />
Träger verteilten Eigengewichtskraft. Solche Aufgabenstellungen<br />
löst man nach dem Ûberlagerungsprinzip.<br />
Es besteht darin, dass man sich die<br />
Belastungen einzeln auf den Träger aufgesetzt vorstellt,<br />
deren Einzeldurchbiegungen f1, f2, f3 ... mit<br />
den bekannten Gleichungen bestimmt und zum<br />
Schluss diese Beträge addiert.<br />
Im vorliegenden Fall sind die Gleichungen für f1<br />
(3. Ûbung) und f2 (4. Ûbung) bekannt und es kann damit<br />
eine Gleichung fürfges ¼ f1 þ f2 erstellt werden.<br />
f ¼ 1<br />
EI AM x0<br />
AM ¼ Mb max<br />
f ¼ 1<br />
EI<br />
f ¼ Fl3<br />
48EI<br />
l Fl<br />
¼<br />
4 4<br />
Fl2 l<br />
16 3<br />
f ¼ 1<br />
EI AM x0<br />
AM ¼ 2<br />
3 Mbmax<br />
f ¼ 1<br />
EI<br />
f ¼ 5<br />
384<br />
Fl 2<br />
24<br />
Fl 3<br />
EI<br />
l<br />
2<br />
5<br />
16 l<br />
fges ¼ f1 þ f2 ¼ Fl3<br />
EI<br />
fges ¼ 0,034 Fl3<br />
EI<br />
l Fl2<br />
¼<br />
4 16<br />
tan a ¼ f<br />
¼ 2<br />
3<br />
5 Festigkeitslehre<br />
Fl<br />
8<br />
x0<br />
¼ l<br />
2<br />
tan a ¼ f<br />
¼ Fl2<br />
16EI<br />
x0<br />
1 5<br />
þ<br />
48 384<br />
¼ Fl2<br />
24EI
5.10 Beanspruchung auf Knickung 351<br />
5.10 Beanspruchung auf Knickung<br />
5.10.1 Grundbegriffe<br />
Ist bei der Beanspruchung auf Druck der Stab sehr<br />
schlank, d. h. ist die Stablänge l im Verhältnis zu<br />
seiner Querschnittsfläche A sehr groß, so besteht<br />
die Gefahr des seitlichen Ausknickens. Das kann<br />
geschehen, obwohl der Stab genau in Richtung<br />
seiner Achse belastet wird und obwohl die Druckspannung<br />
sd noch unter der Proportionalitätsgrenze<br />
sdP liegt. Die Tragfähigkeit ist also schon<br />
vorher erschöpft. Knickung ist daher auch kein<br />
Spannungsproblem wie Zug, Druck, Biegung und<br />
Torsion, sondern ein Stabilitätsproblem: Trotz gleicher<br />
Querschnittsfläche A und gleicher Druckkraft<br />
F steigt die Gefahr des Ausknickens mit zunehmender<br />
Länge l.<br />
Die besondere Problematik der Knickung hat zur<br />
Definition besonderer Größen geführt.<br />
Knickkraft FK ist diejenige Kraft, bei der das Ausknicken<br />
eines Stabes gerade beginnt. Dividiert<br />
man die Knickkraft FK durch die Querschnittsfläche<br />
A, erhält man eine Spannung, die als Knickspannung<br />
sK bezeichnet wird. Entsprechend der<br />
Definition von FK herrscht die Knickspannung sK<br />
dann, wenn der Stab auszuknicken beginnt.<br />
Da ein Bauteil nicht ausknicken darf, ist dafür zu<br />
sorgen, dass die tatsächliche Belastung, die Druckkraft<br />
F, immer wesentlich kleiner bleibt als die<br />
Knickkraft FK. Das gleiche gilt dann auch für die<br />
tatsächlich im Bauteil vorhandene Druckspannung<br />
sd vorh und für die Knickspannung sK. Immer muss<br />
sd vorh < sK sein. Knickkraft FK und Knickspannung<br />
sK sind also Größen, die niemals erreicht<br />
werden dürfen.<br />
Beispiele knickgefährdeter Bauteile aus dem<br />
Maschinenbau:<br />
Pleuelstangen, Kolbenstangen, Stößel,<br />
Spindeln von Pressen, Bremsgestänge<br />
zunehmende Länge bedeutet<br />
zunehmende Knickgefahr<br />
A<br />
F<br />
l<br />
A<br />
F<br />
l<br />
A<br />
F<br />
l<br />
Neue Größen sind:<br />
Knickkraft FK, Knickspannung sK, Trägheitsradius<br />
i, Schlankheitsgrad l (Lambda)<br />
A<br />
F<br />
l<br />
Knickkraft FK<br />
Knickspannung sK ¼<br />
Querschnittsfläche A<br />
sK ¼ FK<br />
A<br />
Sicherheit gegen Knicken<br />
ðKnicksicherheit vÞ<br />
v ¼ FK<br />
F<br />
¼ sK<br />
sd vorh<br />
sK FK A<br />
N<br />
mm 2 N mm 2<br />
Knickkraft FK<br />
v ¼<br />
Druckkraft F<br />
v 3 ...10 im<br />
Maschinenbau
352<br />
Die Knickkraft FK (Knickspannung sK) ist diejenige<br />
Kraft (Spannung), bei der das Ausknicken<br />
beginnt. Die vorhandene Druckkraft muss<br />
mit Sicherheit unter der Knickkraft bleiben,<br />
ebenso die vorhandene Druckspannung unter<br />
der Knickspannung.<br />
5.10.2 Elastische Knickung (Eulerfall)<br />
Für den Fall, dass die Knickspannung sK noch unterhalb<br />
der Proportionalitätsgrenze sdP des Werkstoffs<br />
liegt, hat Euler 1) eine Gleichung für die<br />
Knickkraft FK entwickelt.<br />
Mit einem Lineal kann man sich klarmachen, dass<br />
ein Stab immer um diejenige Achse knickt, für die<br />
das axiale Flächenmoment 2. Grades den kleinsten<br />
Wert hat (Imin).<br />
Die Knickkraft FK, also diejenige Kraft, bei der<br />
das Knicken gerade beginnen würde, kann allein<br />
durch die Führungsverhältnisse verändert werden,<br />
unter denen sich die Stabenden in Richtung der<br />
Stabachse aufeinander zu bewegen. Je sicherer es<br />
ist, dass die Druckkraft F während des Zusammendrückens<br />
exakt in der Stabachse wirkt, desto<br />
größer kann die Knickkraft FK angesetzt werden.<br />
Mit Ausnahme der Einspannung mit freiem Ende<br />
(Fall 1) sollte immer nach dem Grundfall (Fall 2)<br />
gearbeitet werden, das heißt, man setzt nicht<br />
s ¼ 0,707l (Fall 3) oder s ¼ 0,5l (Fall 4), sondern<br />
s ¼ l in die Eulergleichung ein.<br />
Die Eulergleichung wird nun so geschrieben, wie<br />
sie für das Lösen von praktischen Aufgaben gebraucht<br />
wird. Dazu sollte man sich der Beziehung<br />
zwischen Knickkraft FK und vorhandener Druckkraft<br />
F über die Knicksicherheit v ¼ FK=F erinnern.<br />
Statt Imin wird Ierf geschrieben, in Anlehnung<br />
an die Arbeitsgleichungen der vorangegangenen<br />
Beanspruchungsarten. Ist das erforderliche axiale<br />
Flächenmoment 2. Grades Ierf berechnet, können<br />
mit den Gleichungen aus Tabelle 5.1, Seite 309,<br />
die Querschnittsmaße festgelegt werden.<br />
1) Leonhard Euler, Mathematiker, 1707–1783<br />
Beispiel:<br />
Für die Kolbenstange einer Kolbenpumpe sei<br />
die Knickkraft FK ¼ 20 000 N. Mit Knicksicherheit<br />
v ¼ 8 darf die vorhandene Druckkraft<br />
höchstens<br />
F ¼ FK=v ¼ 20 000 N=8 ¼ 2500 N betragen.<br />
2<br />
EIminp<br />
FK ¼<br />
s2 E Elastizitätsmodul (Tabelle 5.8, Seite 385)<br />
Imin kleinstes axiales Flächenmoment<br />
2. Grades des Querschnitts (Tabelle 5.1,<br />
Seite 309)<br />
s freie Knicklänge<br />
FK ¼ Fv ¼ EImin p 2<br />
Ierf ¼ vFs2<br />
E p 2<br />
s 2<br />
5 Festigkeitslehre<br />
FK E I s<br />
N<br />
N<br />
mm2 mm4 mm<br />
Ierf v F E<br />
mm4 1 N<br />
N<br />
mm2 v Knicksicherheit (Einheit Eins)<br />
F vorhandene Druckkraft<br />
s ¼ l Einspannlänge<br />
E Elastizitätsmodul (Tabelle 5.8, Seite 385)
5.10 Beanspruchung auf Knickung 353<br />
Die nach Ierf aufgelöste Eulergleichung garantiert<br />
nicht, dass der vorliegende Fall tatsächlich im Gültigkeitsbereich<br />
dieser Gleichung liegt, also im Gültigkeitsbereich<br />
des Hooke’schen Gesetzes. Nur in<br />
diesem Bereich ist der E-Modul eine Konstante,<br />
und nur für diesen Fall kann die Eulergleichung<br />
gelten.<br />
Um zu wissen, ob und wann man im Einzelfall mit<br />
der Eulergleichung rechnen darf, wird eine Gleichung<br />
für die Knickspannung sK entwickelt. Dazu<br />
benutzt man die Beziehung sK ¼ FK=A. Zur Vereinfachung<br />
wird statt Imin nur I geschrieben.<br />
Mit dem Ziel, eine möglichst einfach aufgebaute<br />
Gleichung für sK zu erhalten, hat man zwei neue<br />
Größen eingeführt, den Trägheitsradius i und den<br />
Schlankheitsgrad l:<br />
Zunächst bieten sich die beiden geometrischen<br />
Größen I und A zur Vereinfachung an. Man setzt<br />
das axiale Flächenmoment I ¼ i 2 A und bezeichnet<br />
i als den Trägheitsradius des Querschnitts.<br />
Für den Kreisquerschnitt ist nach Tabelle 5.1, Seite<br />
309, das axiale Flächenmoment I ¼ pd 4 =64;<br />
die Kreisfläche berechnet sich aus A ¼ pd 2 =4.<br />
Damit erhält man eine sehr einfache Beziehung für<br />
den Trägheitsradius eines Kreisquerschnitts.<br />
Nach der Einführung des Trägheitsradius erscheint<br />
bei entsprechender Schreibweise in der Eulergleichung<br />
für die Knickspannung nun der Quotient<br />
s 2 =i 2 (siehe oben). Die Wurzel daraus heißt<br />
Schlankheitsgrad l.<br />
Damit ist die einfachste Form für die Eulergleichung<br />
gefunden. Sie zeigt, dass Stäbe von gleichem<br />
Schlankheitsgrad (geometrisch ähnliche<br />
Stäbe) die gleiche Knickspannung sK haben und<br />
dass sK außer von l nur vom Elastizitätsmodul E<br />
abhängig ist.<br />
Beachte: Die Eulergleichung gilt nur dann,<br />
wenn die Knickspannung sK gleich oder<br />
kleiner ist als die Proportionalitätsgrenze sdP<br />
des Werkstoffs.<br />
Zur Proportionalitätsgrenze siehe<br />
Abschnitt 5.12.1, Seite 375.<br />
sK ¼ FK<br />
A<br />
¼ EIp2<br />
s 2 A<br />
sK ¼ E p 2 I<br />
A<br />
1<br />
s 2<br />
sK ¼ E p 2 ðI=AÞ<br />
s2 ¼ E p2 i2 E p2<br />
¼<br />
s2 ðs2 =i2Þ rffiffiffiffi<br />
I<br />
Trägheitsradius i ¼<br />
A<br />
i 2 ¼ I<br />
A<br />
(Gleichungen für i in Tabelle 5.1, Seite 309)<br />
4 pd<br />
I ¼<br />
64<br />
rffiffiffiffiffiffi<br />
I<br />
i ¼<br />
A<br />
i ¼ d<br />
4<br />
2 pd<br />
A ¼<br />
4<br />
ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
pd<br />
¼<br />
4 4<br />
64 pd 2<br />
r<br />
Trägheitsradius<br />
für Kreisquerschnitt<br />
freie Knicklänge s<br />
Schlankheitsgrad l ¼<br />
Trägheitsradius i<br />
l ¼ s<br />
i<br />
E p2<br />
sK ¼<br />
l 2<br />
Knickspannung<br />
sK, E l s, i<br />
N<br />
mm 2 1 mm
354<br />
Trägt man entsprechend der Eulergleichung die<br />
Knickspannung sK über dem Schlankheitsgrad l<br />
auf, so ergibt sich eine Hyperbel dritten Grades. Es<br />
wird mit dem Elastizitätsmodul für Stahl gerechnet:<br />
E ¼ 210 000 N=mm 2 ¼ 2,1 10 5 N=mm 2 :<br />
Bekannt ist, dass die Eulergleichung nur gilt, solange<br />
die Knickspannung sK sdP (Proportionalitätsgrenze)<br />
ist. Mit diesem Wert für sdP (für<br />
S235JR etwa 190 N/mm2 ) kann mit einer Waagerechten<br />
im Diagramm die obere und linke Grenze<br />
des Gültigkeitsbereichs für die Eulergleichung<br />
festgelegt werden (elastischer Bereich). Lotet man<br />
vom Schnittpunkt der Waagerechten mit der Euler-<br />
Hyperbel auf die l-Achse, dann wird als einfaches<br />
Kriterium für alle Rechnungen der Grenzschlankheitsgrad<br />
l0 gefunden. Nur mit Schlankheitsgraden<br />
l rechts vom Grenzschlankheitsgrad l0 ist<br />
die Gültigkeit der Eulergleichung gewahrt (siehe<br />
Arbeitsplan 5.10.4, Seite 356).<br />
Ûber die Eulergleichung für die Knickspannung<br />
kann man den Grenzschlankheitsgrad l0 für verschiedene<br />
Werkstoffe in Abhängigkeit von der Proportionalitätsgrenze<br />
sdP berechnen. Da l0 immer<br />
der untere Grenzwert ist, für den die Eulergleichung<br />
gerade noch gilt, wird l0 ¼ lmin geschrieben.<br />
Je höher die Proportionalitätsgrenze sdP des Werkstoffs<br />
liegt, umso kleiner ist der Grenzschlankheitsgrad<br />
l0, das heißt, umso größer wird der Bereich,<br />
für den die Eulergleichung gilt.<br />
Für die wichtigsten Werkstoffe gibt Tabelle 5.3 die<br />
Grenzschlankheitsgrade zur Euler’schen Knickberechnung<br />
an.<br />
Die Eulergleichung gilt nur, solange der errechnete<br />
Schlankheitsgrad l gleich oder größer ist<br />
als der in Tabelle 5.3 angegebene Grenzschlankheitsgrad<br />
l0. Gültigkeitsbereich der Eulergleichung:<br />
s=i ¼ lvorh l0.<br />
Euler-Hyperbel mit Grenzschlankheitsgrad<br />
l0 für S235JR<br />
Beachte: Bei allen Rechnungen nach Euler<br />
muss garantiert sein, dass der vorhandene<br />
Schlankheitsgrad lvorh größer ist als der<br />
Grenzschlankheitsgrad l0:<br />
lvorh > l0<br />
rffiffiffiffiffiffiffi<br />
E<br />
l0 ¼ lmin ¼ p<br />
Eulerbedingung<br />
sdP<br />
Grenzschlankheitsgrad<br />
Beispiel:<br />
Für den Werkstoff Stahl mit<br />
E ¼ 2,1 10 5 N=mm 2 und einer Proportionalitätsgrenze<br />
sdP ¼ 190 N=mm 2 (S235JR)<br />
wird der Grenzschlankheitsgrad:<br />
ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
rffiffiffiffiffiffiffi<br />
2,1 10<br />
E<br />
l0 ¼ p ¼ p<br />
sdP<br />
5 N<br />
mm2 190 N<br />
mm2 v<br />
u<br />
t<br />
l0 ¼ 104,44<br />
5 Festigkeitslehre
5.10 Beanspruchung auf Knickung 355<br />
Tabelle 5.3 Grenzschlankheitsgrad l0 für Euler’sche Knickung und Tetmajergleichungen<br />
Werkstoff E-Modul in N<br />
mm 2<br />
Nadelholz<br />
Gusseisen<br />
S235JR<br />
E295 und E335<br />
Al –Cu –Mg<br />
Al –Mg3<br />
10 000<br />
100 000<br />
210 000<br />
210 000<br />
70 000<br />
70 000<br />
Grenzschlankheitsgrad<br />
l0<br />
100<br />
80<br />
105<br />
89<br />
66<br />
110<br />
5.10.3 Unelastische Knickung (Tetmajerfall)<br />
Es wird nun die Frage geklärt, was zu tun ist, wenn<br />
sich bei der Nachrechnung des Schlankheitsgrades<br />
l mit den gegebenen Abmessungen zeigt, dass der<br />
Grenzschlankheitsgrad l0 (Tabelle 5.3) unterschritten<br />
worden ist (lvorh < l0).<br />
In diesem Fall können die Eulergleichungen nicht<br />
mehr gelten. Man hätte dann mit einer Knickspannung<br />
sK gerechnet, die größer ist als die Proportionalitätsgrenze<br />
sdP. In diesem Spannungsbereich<br />
gilt das Hooke’sche Gesetz, das Euler seiner Gleichung<br />
zugrunde gelegt hat, nicht mehr. Das wird<br />
daran erkannt, dass in den Eulergleichungen für<br />
die Knickkraft FK und Knickspannung sK der<br />
Elastizitätsmodul E erscheint.<br />
Tetmajer und andere Forscher haben für die Fälle<br />
lvorh < l0 aus vielen Versuchen Berechnungsgleichungen<br />
entwickelt. Weil diesen Versuchen Knickspannungen<br />
sK zugrunde liegen, die größer sind<br />
als die Proportionalitätsgrenze sdP, spricht man<br />
von unelastischer Knickung.<br />
Mit den Tetmajergleichungen ist eine unmittelbare<br />
Berechnung der Querschnittsabmessungen im Gegensatz<br />
zum Eulerfall nicht möglich.<br />
Bei allen Knickaufgaben mit unbekannten Querschnittsabmessungen,<br />
also auch unbekanntem<br />
Schlankheitsgrad l, berechnet man daher zunächst<br />
das erforderliche axiale Flächenmoment 2. Grades<br />
aus der Eulergleichung und bestimmt nach Tabelle<br />
5.1, Seite 309, die Querschnittsabmessungen (im<br />
Beispiel den Durchmesser d) und den Trägheitsradius<br />
i.<br />
Tetmajergleichungen<br />
für sK in N<br />
mm 2<br />
sK ¼ 29,3 0,194 l<br />
sK ¼ 776 12 l þ 0,053 l 2<br />
sK ¼ 310 1,14 l<br />
sK ¼ 335 0,62 l<br />
Beachte: Die Tetmajergleichungen sind<br />
Zahlenwergleichungen mit sK in N/mm 2 .<br />
Beispiel:<br />
Für einen knickbeanspruchten Stab aus<br />
S235JR stellt sich heraus:<br />
lvorh ¼ s 100 mm<br />
¼<br />
i 2mm ¼ 50 < l0 ðS235JRÞ ¼ 105<br />
Für lvorh ¼ 50 und E ¼ 2,1 10 5 N=mm 2<br />
wird<br />
E p2<br />
sK ¼<br />
l<br />
2 ¼<br />
2,1 10 5<br />
N<br />
p2<br />
mm2 2500<br />
¼ 829 N<br />
mm 2<br />
Die Proportionalitätsgrenze für S235JR liegt<br />
dagegen bei etwa 190 N/mm 2 (siehe auch<br />
Euler-Hyperbel Seite 354).<br />
Beispiel:<br />
Nach Tabelle 5.3 ergibt sich mit l ¼ 50 aus<br />
der Tetmajergleichung für S235JR<br />
sK ¼ 310 1,14 l<br />
sK ¼ð310 1,14 50Þ N N<br />
¼ 253<br />
mm2 mm2 Beispiel:<br />
Für einen Stab aus S235JR (Kreisquerschnitt)<br />
wird bei s ¼ l ¼ 300 mm, F ¼ 10 000 N und<br />
10-facher Knicksicherheit (v ¼ 10):<br />
Ierf ¼ vFl2<br />
E p2 ¼ 10 10 4 N 9 10 4 mm2 N<br />
Ierf ¼ 4342 mm 4<br />
2,1 10 5<br />
derf ¼ ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi p<br />
4<br />
20 Ierf ¼ 17,2 mm<br />
i ¼ d<br />
¼ 4,3 mm<br />
4<br />
p2<br />
mm2
356<br />
Jetzt lässt sich der vorhandene Schlankheitsgrad<br />
berechnen und mit dem Grenzschlankheitsgrad<br />
(Tabelle 5.3, Seite 355) vergleichen. Ist lvorh größer<br />
als l0, dann war die Rechnung nach Euler zulässig.<br />
Die Aufgabe wäre also gelöst.<br />
Im anderen Fall berechnet man lvorh mit etwas vergrößerten<br />
Abmessungen und bestimmt damit nach<br />
Tetmajer die Knickspannung sK.<br />
Zur Ûberprüfung der Knicksicherheit v muss die<br />
vorhandene Druckspannung ermittelt werden. Ist<br />
vvorh kleiner als die geforderte Knicksicherheit verf,<br />
sind die Querschnittsabmessungen noch ein oder<br />
mehrere Male zu vergrößern, bis endlich verf erreicht<br />
wird.<br />
5.10.4 Arbeitsplan für Knickungsaufgaben<br />
Aufgaben Nr. 898–916<br />
lvorh ¼ s 300 mm<br />
¼<br />
i 4,3 mm ¼ 69,8 < l0 ¼ 105<br />
Also war die Rechnung nach Euler nicht zulässig<br />
(lvorh < l0), daher mit etwas vergrößertem<br />
d ¼ 20 mm nach Tetmajer:<br />
lvorh ¼ l<br />
d=4<br />
¼ 4l<br />
d<br />
4 300 mm<br />
¼ ¼ 60<br />
20 mm<br />
sK ¼ 310 1,14 lvorh ¼ 241,6 N<br />
mm2 sd vorh ¼ F<br />
A ¼ 104 N<br />
N<br />
¼ 31,85<br />
314 mm2 mm2 vvorh ¼ sK 241,6 N=mm2<br />
¼ ¼ 7,586<br />
sd vorh 31,85 N=mm2 vvorh ¼ 7,586 < verf ¼ 10<br />
Knickkraft FK aus Sicherheit v und Belastung F berechnen. 1. Schritt<br />
Erforderliches Flächenmoment 2. Grades Ierf nach der Eulergleichung 2. Schritt<br />
berechnen.<br />
Durchmesser oder andere Querschnittsabmessungen mit den Gleichungen 3. Schritt<br />
aus Tabelle 5.1 (Seite 309) festlegen<br />
Trägheitsradius i nach Tabelle 5.1 berechnen. 4. Schritt<br />
Schlankheitsradius lvorh berechnen und mit dem Grenzschlankheitsgrad l0<br />
nach Tabelle 5.3 vergleichen. Ist lvorh l0, ist die Rechnung beendet.<br />
Bei lvorh kleiner als l0 wird mit den Tetmajer-Formeln aus Tabelle 5.3 die<br />
Knickspannung sK berechnet. Dabei lvorh (eventuell neu mit vergößertem<br />
Querschnitt), nicht etwa l0 einsetzen.<br />
5. Schritt<br />
6. Schritt<br />
Vorhandene Druckspannung sd vorh ¼ F=A berechnen 7. Schritt<br />
Mit sK und sd vorh die vorhandene Sicherheit v berechnen und mit der<br />
geforderten Sicherheit vergleichen.<br />
Bei zu kleiner Sicherheit v müssen die Querschnittsabmessungen weiter<br />
vergrößert werden. Die Rechnung ist vom 5. Schritt an zu wiederholen.<br />
Eventuell muss noch die auftretende Druckspannung sd vorh mit der zulässigen<br />
Druckspannung sdzul verglichen werden.<br />
5 Festigkeitslehre<br />
8. Schritt<br />
9. Schritt<br />
10. Schritt
5.10 Beanspruchung auf Knickung 357<br />
Lehrbeispiel: Knickung im elastischen Bereich<br />
Aufgabenstellung:<br />
Die Kolbenstange einer Wasserpumpe hat einen<br />
kreisförmigen Querschnitt.<br />
Werkstoff: E295 mit einer zulässigen Druckspannung<br />
von 98 N<br />
mm 2<br />
Gegebene Größen:<br />
F ¼ 80 kN; Sicherheit gegen Knicken n ¼ 3,5<br />
Gesucht: Kolbenstangendurchmesser d<br />
Lösung:<br />
a) Kolbenstangendurchmesser d:<br />
FK ¼ EIp2<br />
s 2<br />
Ierf ¼ FK s 2<br />
Ep 2<br />
Knickkraft FK ¼ Fn<br />
s ¼ l (Grundfall)<br />
Ierf ¼ Fnl2<br />
Ep2 ¼ 80 103 N 3,5 ð1,4 103 mmÞ 2<br />
2,1 105 N<br />
¼ 26,48 10 4 mm 4<br />
p2<br />
mm2 pd<br />
Io<br />
4<br />
64 ) derf<br />
rffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
4 64 Ierf 64 26,48 10<br />
¼ ¼<br />
p<br />
4 mm4 r<br />
4<br />
¼ 48,2 mm<br />
p<br />
gewählt: d ¼ 50 mm (Normalmaß nach DIN 3)<br />
b) Nachprüfung des Schlankheitsgrades l:<br />
l ¼ s<br />
rffiffiffiffiffiffi<br />
l<br />
Io<br />
¼ io ¼ ¼<br />
i i<br />
Ao<br />
d<br />
4<br />
(s ¼ l)<br />
1400 mm 4<br />
l ¼<br />
50 mm ¼ 112 > l0 ð 89Þ<br />
Also war die Rechnung nach Euler richtig.<br />
c) Spannungsnachweis für die Druckspannung sd:<br />
sd vorh ¼ F<br />
A ¼ 80 103 N 4<br />
502 mm2 N<br />
¼ 40,7<br />
p mm 2 < sd zul¼ 98 N<br />
mm 2<br />
Die zulässige Spannung wurde eingehalten.<br />
d<br />
F F<br />
l = 1400 mm
358<br />
Lehrbeispiel: Knickung im unelastischen Bereich<br />
Aufgabenstellung:<br />
Ein Hydraulikarbeitszylinder soll eine Kraft F ¼ 100 kN<br />
aufbringen. Die freie Knicklänge beträgts ¼ l ¼ 350 mm.<br />
Es ist der Durchmesser der Kolbenstange mit kreisförmigem<br />
Querschnitt zu bestimmen. Sicherheit gegen Knicken n ¼ 5.<br />
Werkstoff E295.<br />
Lösung:<br />
FK ¼ EIp2<br />
s 2<br />
I ¼ pd4<br />
64<br />
l ¼ s<br />
i<br />
¼ l<br />
i<br />
Die Knickkraft FK , die der Stab gerade noch aushält, soll sein:<br />
FK ¼ Fn ¼ 100 kN 5 ¼ 500 kN<br />
Ierf ¼ FK s2 Ep2 ¼ 500 103 N 3,52 104 mm 2<br />
2,1 105 N<br />
¼ 2,955 10 4 mm 4<br />
p2<br />
mm 2<br />
rffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
4 64 Ierf 64 2,955 10<br />
derf ¼ ¼<br />
p<br />
4 mm4 r<br />
4<br />
¼ 27,85 mm<br />
p<br />
gewählt: d ¼ 30 mm<br />
Nachprüfung des Schlankheitsgrades:<br />
l ¼ 4s 4 350 mm<br />
¼<br />
d 30 mm ¼ 46,7 < l0 ¼ 89<br />
Die Rechnung nach Euler ist also unzulässig.<br />
Nachrechnung nach Tetmajer:<br />
Da l ¼ 47 sehr weit im Tetmajer-Bereich liegt, wird der Durchmesser<br />
erhöht auf d ¼ 35 mm. Dadurch wird<br />
l ¼<br />
4 350 mm<br />
¼ 40<br />
35 mm<br />
sK ¼ 335 0,62 l sK¼335 0,62 40 ¼ 310,2 N<br />
mm 2<br />
Die vorhandene Druckspannung sd vorh ist:<br />
sd vorh ¼ F<br />
A ¼ 100 103 N 4<br />
352 mm2 N<br />
¼ 103,94<br />
p mm 2<br />
nvorh ¼ sK<br />
310,2<br />
¼<br />
sd vorh<br />
N<br />
mm 2<br />
103,94 N<br />
mm 2<br />
¼ 2,98 < nerf ¼ 5 d neu gewählt: d ¼ 45 mm<br />
Neuer Schlankheitsgrad l ¼<br />
sK ¼ 335 0,62 31,1 ¼ 315,7 N<br />
mm 2<br />
sd vorh ¼ 100 103 N 4<br />
452 mm2 N<br />
¼ 62,88<br />
p mm 2<br />
nvorh ¼ sK<br />
sd vorh<br />
4 350 mm<br />
¼ 31,1<br />
45 mm<br />
5 Festigkeitslehre<br />
315,7<br />
¼<br />
N<br />
mm 2<br />
62,88 N<br />
mm 2<br />
¼ 5,02 Die verlangte Sicherheit ist vorhanden:<br />
l<br />
d<br />
F
5.10 Beanspruchung auf Knickung 359<br />
5.10.5 Knickung im Stahlbau<br />
5.10.5.1 Vorschriften<br />
Die in den vorhergehenden Abschnitten entwickelten<br />
Knickungsgleichungen gelten nicht für die<br />
Druckstäbe im Stahlbau. Hier sind die Berechnungsverfahren<br />
und die dabei verwendeten Gleichungen<br />
in Normen vorgeschrieben.<br />
5.10.5.2 Tragsicherheitsnachweis bei<br />
einteiligen Knickstäben<br />
Nach DIN 18 800, Teil 2, muss die so genannte<br />
Tragsicherheit nachgewiesen werden. Tragsicherheit<br />
besteht dann, wenn in der Ausweichrichtung<br />
des Stabquerschnitts bei mittiger Druckbelastung<br />
die Bedingung der Tragsicherheits-Hauptgleichung<br />
erfüllt ist. Die dazu erforderlichen Berechnungen<br />
enthält der Arbeitsplan (AP) in 5.10.5.4.<br />
5.10.5.3 Herleitung einer Entwurfsformel<br />
(Zugeschnittene Größengleichung)<br />
Der Tragsicherheitsnachweis nach DIN 18 800 ist<br />
nur möglich, wenn die geometrischen Größen des<br />
Knickstabs bekannt sind (Querschnittsfläche A und<br />
axiales Flächenmoment I). Man nimmt daher versuchsweise<br />
einen Stabquerschnitt (Profil) an oder<br />
verwendet die folgende Entwurfsformel zur Profilermittlung.<br />
Sie wird hier aus der für elastische<br />
Knickung gültigen Eulergleichung entwickelt.<br />
Für die überschlägige Querschnittsbestimmung<br />
nimmt man eine Sicherheit an, z. B. v ¼ 3. Mit<br />
dem Elastizitätsmodul für Baustahl E ¼ 210 000<br />
N/mm 2 und 10 3 N ¼ 1 kN fasst man die Konstanten<br />
zusammen und erhält die Entwurfsformel.<br />
5.10.5.4 Arbeitsplan (AP) zum Tragsicherheitsnachweis<br />
bei einteiligen Knickstäben<br />
Sind sowohl die Belastung F des Knickstabs als<br />
auch das Stabprofil bekannt, bestimmt man der<br />
Reihe nach die folgenden Größen:<br />
Bis zum Erscheinen einer Europäischen<br />
Norm (EN) gilt für die Ausbildung von<br />
Druckstäben die Norm DIN 18 800 vom Nov.<br />
1990. Diese ersetzt die DIN 4114 von 1953,<br />
in der für die Knickungsberechnung das so<br />
genannte Omegaverfahren vorgeschrieben<br />
war.<br />
F<br />
jFpl<br />
1<br />
Tragsicherheits-Hauptgleichung<br />
F Belastung (Normalkraft) in Richtung der<br />
Stabachse<br />
Fpl Normalkraft im vollplastischen Zustand<br />
nach AP Nr. 8<br />
j Abminderungsfaktor nach AP Nr. 6<br />
Im Abschnitt 5.10.2 wird die Eulergleichung<br />
entwickelt:<br />
2 vFsK<br />
Ierf ¼<br />
E p2 Ierf v F sK E<br />
mm4 1 N mm N/mm2 Ierf erforderliches axiales Flächenmoment<br />
v Knicksicherheit<br />
F vorhandene Druckkraft (Normalkraft)<br />
sK Knicklänge<br />
E Elastizitätsmodul (Tabelle 5.8, Seite 385)<br />
Ierf ¼<br />
2 3 FsK<br />
210 000 p2 Ierf 1,5 10 3 FsK 2<br />
Entwurfsformel<br />
F Fpl j<br />
N N 1<br />
I F sK<br />
mm 4 kN mm<br />
Gegeben: Stabprofil (z. B. IPE 200), Werkstoff<br />
(z. B. S235JR), Belastung F des Druckstabs<br />
(z. B. F ¼ 50 kN).<br />
Gesucht: Tragsicherheit
360<br />
1. Knicklänge sK<br />
Die Knicklänge sK entspricht der freien Knicklänge<br />
s in Abschnitt 5.10.2 (Seite 352) (Eulerfall)<br />
und es gilt auch das Bild für die Führungsverhältnisse<br />
mit den Fällen 1 bis 4 (siehe Seite 352).<br />
Die Druckstäbe in Fachwerken können in der<br />
Fachwerkebene oder rechtwinklig dazu ausweichen<br />
(ausknicken).<br />
Für das Ausweichen in der Fachwerkebene ist die<br />
Systemlänge l der geschätzte Abstand der beiden<br />
Anschlussverbindungen an den Stabenden.<br />
Für das Ausweichen rechtwinklig zur Fachwerkebene<br />
ist die Systemlänge l der Abstand der Netzlinien.<br />
2. Schlankheitsgrad lK und Trägheitsradius i<br />
Der Schlankheitsgrad lK wird wie bei der Euler’schen<br />
Knickung in 5.10.2 (Seite 353) aus der<br />
Knicklänge sK und dem Trägheitsradius i berechnet.<br />
Der Trägheitsradius i ist die Wurzel aus dem Flächenmoment<br />
2. Grades I und der Querschnittsfläche<br />
A des Knickstabprofils.<br />
Die Beträge für das Flächenmoment I und die entsprechende<br />
Querschnittsfläche A werden den Profilstahltabellen<br />
entnommen. 1)<br />
3. Bezogener Schlankheitsgrad lK<br />
Der bezogene Schlankheitsgrad lK ist der Quotient<br />
aus dem Schlankheitsgrad lK und dem Bezugsschlankheitsgrad<br />
la, der von den Festigkeitswerten<br />
E (Elastizitätsmodul) und Re (Streckgrenze) des<br />
Profilwerkstoffs abhängt.<br />
sK b l<br />
sK ¼ bl<br />
mm 1 mm<br />
b Knicklängenbeiwert nach Bild in 5.10.2.<br />
Danach ist einzusetzen für<br />
Fall 1 Fall 2 Fall 3 Fall 4<br />
b ¼ 2 b ¼ 1 b ¼ 0,7 b ¼ 0,5<br />
Ausweichen in der<br />
Fachwerkebene<br />
lK ¼ sK<br />
i<br />
rffiffiffiffi<br />
I<br />
i ¼<br />
A<br />
lK ¼ lK<br />
la<br />
1) Formeln und Tabellen zur <strong>Technische</strong>n <strong>Mechanik</strong>, Vieweg þ Teubner, 21. Auflage<br />
5 Festigkeitslehre<br />
Ausweichen rechtwinklig<br />
zur Fachwerkebene<br />
lK sK i<br />
1 mm mm<br />
i I A<br />
mm mm 4 mm 2<br />
lK lK la<br />
1 1 1
5.10 Beanspruchung auf Knickung 361<br />
4. Bezugsschlankheitsgrad la<br />
Der Elastizitätsmodul für Stahl beträgt<br />
E ¼ 210 000 N=mm 2 , die Streckgrenze Re ist abhängig<br />
vom verwendeten Werkstoff des Knickstabs.<br />
Für die im Stahlbau häufig verwendeten<br />
Werkstoffe ergibt sich damit:<br />
Bei S235JR (RSt 37-2) mit Re ¼ 235 N=mm 2 und<br />
einer Erzeugnisdicke t 40 mm zu la ¼ 93,9, bei<br />
S355J2G3 (St 52-3) mit Re ¼ 355 N=mm 2 und einer<br />
Erzeugnisdicke t 40 mm zu la ¼ 76,4.<br />
In Klammern stehen die früher gültigen Bezeichnungen<br />
für Baustahl.<br />
5. Ermittlung der Knickspannungslinien<br />
Den im Stahlbau verwendeten verschiedenen Querschnittsformen<br />
(z. B. U-, L-, T-Profile) sind so genannte<br />
Knickspannungslinien a, b, c, d zugeordnet.<br />
Sie werden Tabelle 5.4 entnommen. Ausführlichere<br />
Hinweise in DIN 18 800, Teil 2, Tabelle 5.<br />
rffiffiffiffiffi<br />
E<br />
la ¼ p<br />
Re<br />
la ¼ 93,9 für S235JR und t 40 mm<br />
la ¼ 76,4 für S355J2G3 und t 40 mm<br />
Beispiel:<br />
Einem Doppel-T-Profil mit den Werten<br />
h=b > 1,2 und Erzeugnisdicke t 40 mm ist<br />
nach Tabelle 5.4 die Knickspannungslinie b<br />
zugeordnet, wenn das Ausknicken rechtwinklig<br />
zur y-Achse erfolgt.<br />
Die Werte für t (Steg- oder Flanschdicke)<br />
stehen in den Profilstahltabellen. 1)<br />
1) Formeln und Tabellen zur <strong>Technische</strong>n <strong>Mechanik</strong>, Verlag Vieweg +<br />
Teubner, 21. Auflage<br />
la E Re<br />
1<br />
N<br />
mm 2<br />
N<br />
mm 2
362<br />
6. Abminderungsfaktor j<br />
Bereich lK 0,2 Bereich lK > 0,2 Bereich lK > 3,0<br />
j ¼ 1 j ¼<br />
mit<br />
1<br />
1<br />
p j ¼<br />
lK ðlK þ aÞ<br />
k þ ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
k 2 lK 2<br />
k ¼ 0,5 ½1 þ a ðlK 0,2ÞþlK 2 Š<br />
7. Parameter a zur Berechnung des Abminderungsfaktors j<br />
Knickspannungslinie a b c d<br />
8. Normalkraft Fpl<br />
a 0,21 0,34 0,49 0,76<br />
Fpl ist diejenige Normalkraft, bei der im Werkstoff<br />
des Stabes vom Querschnitt A vollplastischer Zustand<br />
erreicht wird. Als Widerstandsgröße wird die<br />
Streckgrenze Re oder die obere Streckgrenze ReH<br />
eingesetzt.<br />
5.10.5.5 Zusammengesetzte Knickstäbe<br />
Die Berechnungsgleichungen im obigen Arbeitsplan<br />
gelten für mittig belastete einteilige Knickstäbe.<br />
Dazu gehören auch die aus mehreren Walzprofilen<br />
zusammengesetzten Knickstäbe, wenn die<br />
Einzelprofile durch Nieten oder Schweißen (nicht<br />
Schrauben) so verbunden sind, dass sie als einzelnes<br />
Bauglied angesehen werden können.<br />
Die Gleichungen gelten nicht für Knickstäbe,<br />
deren Querschnitt eine stofffreie Achse y –y hat.<br />
Fpl ¼ Re A<br />
Re Streckgrenze, siehe Tabelle 5.8<br />
(Seite 385)<br />
A Querschnittsfläche, siehe Tabellen<br />
4.27 –4.31 1)<br />
1) Formeln und Tabellen zur <strong>Technische</strong>n <strong>Mechanik</strong>, Vieweg þ Teubner, 21. Auflage<br />
Fpl Re A<br />
N<br />
5 Festigkeitslehre<br />
N<br />
mm2<br />
mm2
5.10 Beanspruchung auf Knickung 363<br />
Tabelle 5.4 Zuordnung der Knickspannungslinien zu den Stab-Querschnittsformen<br />
Hohlprofile<br />
d D=10<br />
geschweißte<br />
Kastenquerschnitte<br />
Stab-Querschnittsformen<br />
Ausknicken<br />
rechtwinklig<br />
zur Achse<br />
warm gefertigt x –x<br />
y –y<br />
kalt gefertigt x –x<br />
y –y<br />
dicke Schweißnaht<br />
und<br />
hx=tx < 30<br />
hy=ty < 30<br />
x –x<br />
y –y<br />
x –x<br />
y –y<br />
gewalzte I-Profile h=b > 1,2 t 40 mm x –x<br />
y –y<br />
geschweißte<br />
I-Querschnitte<br />
(tn ¼ t, t1, t2)<br />
gewalzte Profile<br />
und Vollquerschnitte<br />
h=b > 1,2 40 < t 80 mm<br />
h=b < 1,2 t 80 mm<br />
x –x<br />
y –y<br />
t > 80 mm x –x<br />
y –y<br />
tn 40 mm x –x<br />
y –y<br />
tn > 40 mm x –x<br />
y –y<br />
x –x<br />
y –y<br />
Knickspannungslinie<br />
a<br />
b<br />
b<br />
c<br />
a<br />
b<br />
b<br />
c<br />
d<br />
b<br />
c<br />
c<br />
d<br />
c
364<br />
Tabelle 5.5 Zulässige Spannungen im Stahlhochbau<br />
a) Zulässige Spannungen in N/mm2 für Bauteile<br />
Spannungsart<br />
S235<br />
Werkstoff<br />
S355<br />
Lastfall<br />
E360<br />
1)<br />
H HZ H HZ H HZ<br />
Druck und Biegedruck, wenn Stabilitätsnachweis<br />
nach DIN 18800 erforderlich ist<br />
140 160 210 240 410 460<br />
Zug und Biegezug, Biegedruck, wenn Stabilitätsnachweis<br />
nach DIN 18800 erforderlich ist<br />
160 180 240 270 410 460<br />
Schub 92 104 139 156 240 270<br />
b) Zulässige Spannungen in N/mm 2 für Verbindungsmittel<br />
Spannungsart<br />
Niete (DIN 124 und DIN 302) Passschrauben (DIN 7986)<br />
Ust 36-1<br />
für Bauteile<br />
aus S235<br />
RSt 44-2<br />
für Bauteile<br />
aus S355<br />
4.6<br />
für Bauteile<br />
aus S235<br />
5.6<br />
für Bauteile<br />
aus S355<br />
Lastfall 1)<br />
H HZ H HZ H HZ H HZ<br />
Abscheren ta zul 140 160 210 240 140 160 210 240<br />
Lochleibungsdruck sl zul 280 320 420 480 280 320 420 480<br />
Zug sz zul 48 54 72 81 112 112 150 150<br />
Tabelle 5.6 Zulässige Spannungen im Kranbau für Stahlbauteile und ihre Verbindungsmittel<br />
a) Zulässige Spannungen in N/mm2 für Bauteile<br />
Werkstoff Außer dem allgemeinen Spannungsnachweis<br />
Spannungsart<br />
S235 S355<br />
Lastfall<br />
auf Sicherheit gegen Erreichen der Fließgrenze<br />
ist für Krane mit mehr als 20000<br />
Spannungsspielen noch ein Betriebsfestigkeitsnachweis<br />
auf Sicherheit gegen Bruch bei<br />
zeitlich veränderlichen, häufig wiederholten<br />
Spannungen für die LastfälleHzuführen.<br />
Zulässige Spannungen beim Betriebsfestigkeitsnachweis<br />
siehe Normblatt.<br />
1)<br />
H HZ H HZ<br />
Zug- und Vergleichsspannung<br />
Druckspannung, Nachweis auf Knicken<br />
Schubspannung<br />
160<br />
140<br />
92<br />
180<br />
160<br />
104<br />
240<br />
210<br />
138<br />
270<br />
240<br />
156<br />
b) Zulässige Spannungen in N/mm 2 für Verbindungsmittel<br />
Spannungsart<br />
Abscheren einschnittig<br />
zweischnittig<br />
Lochleibungsdruck einschnittig<br />
zweischnittig<br />
Zug einschnittig<br />
zweischnittig<br />
Passschrauben (DIN 7986) Rohe Schrauben (DIN 7900) Niete<br />
4.6<br />
für Bautiele<br />
aus S235<br />
5.6<br />
für Bauteile<br />
aus S355<br />
4.6<br />
für Bauteile<br />
aus S235<br />
5.6<br />
für Bauteile<br />
aus S355<br />
(DIN 124)<br />
für Bauteile<br />
aus S235<br />
Lastfall 1)<br />
H HZ H HZ H HZ H HZ H HZ<br />
84<br />
112<br />
210<br />
280<br />
100<br />
100<br />
96<br />
128<br />
240<br />
320<br />
110<br />
110<br />
126<br />
168<br />
315<br />
420<br />
140<br />
140<br />
144<br />
192<br />
360<br />
480<br />
154<br />
154<br />
5 Festigkeitslehre<br />
70 80 70 80 84<br />
112<br />
160 180 160 180 210<br />
280<br />
100 110 140 154 30<br />
30<br />
1) Einteilung nach DIN 18801 in Hauptlasten (H), Zusatzlasten (Z) und Sonderlasten (S). Hauptlasten (H) sind alle planmäßigen<br />
äußeren Lasten und Einwirkungen, die nicht nur kurzzeitig auftreten wie ständige Last, planmäßige Verkehrslast,<br />
Schneelast, sonstige Massenkräfte. Zusatzlasten (Z) sind alle übrigen bei der planmäßigen Nutzung auftretenden Lasten und<br />
Einwirkungen wie Windlast, Bremslast, Seitenstoßlast, nur kurzzeitig auftretende Massenkräfte, Wärmewirkung. Sonderlasten<br />
(S) sind nicht planmäßige mögliche Lasten und Einwirkungen aus möglichen Baugrundbewegungen.<br />
96<br />
128<br />
240<br />
320<br />
30<br />
30
5.11 Zusammengesetzte Beanspruchung 365<br />
5.11 Zusammengesetzte Beanspruchung<br />
5.11.1 Zug und Biegung<br />
Am Beispiel der skizzierten Schraubzwinge kann<br />
man sich Klarheit über das innere Kräfte- und<br />
Spannungssystem verschaffen und die Spannungsgleichungen<br />
herleiten. Wie gewohnt, wird ein<br />
Schnitt x –x an eine zweckmäßige Querschnittsstelle<br />
gelegt und dort dasjenige innere Kräftesystem<br />
angebracht, durch das der Restkörper wieder<br />
ins Gleichgewicht gesetzt wird.<br />
Aus der Kraft-Gleichgewichtsbedingung SFy ¼ 0<br />
ergibt sich als innere Kraft die Zugkraft FN und<br />
aus der Momentengleichgewichtsbedingung das<br />
Biegemoment Mb.<br />
Die innere Kraft FN (Normalkraft) ruft im Querschnitt<br />
x –x die gleichmäßig verteilte Zugspannung<br />
sz ¼ FN=A hervor (Zug-Hauptgleichung).<br />
Durch das innere Biegemoment Mb entsteht im<br />
Querschnitt x –x das bekannte System der Biegespannung,<br />
aufgebaut aus den linear verteilten<br />
Zug- und Druckspannungen (Biege-Hauptgleichung).<br />
Im symmetrischen Querschnitt sind die<br />
Größtwerte beider Normalspannungen gleich groß,<br />
also sbz ¼ sbd ¼ sb ¼ Mb=W.<br />
Sowohl Zug- als auch Biegebeanspruchung ergeben<br />
Normalspannungen s (rechtwinklig auf der<br />
Schnittfläche stehend), die wie parallele Kräfte<br />
addiert und subtrahiert werden können. Trägt man<br />
an die Spitzen der Biegespannung die Zugspannung<br />
richtungsgemäß an, erhält man das Bild der<br />
Gesamtspannung (resultierende Spannung).<br />
Aus dem Bild der Gesamtspannung lassen sich<br />
nun leicht die Beziehungen für die resultierende<br />
Zug- und Druckspannung ablesen. Beide müssen<br />
gleich oder kleiner als die zugehörige zulässige<br />
Spannung sein.<br />
Schraubzwinge Inneres Kräftesystem<br />
SFy ¼ 0 ¼ FN F ) FN ¼ F<br />
SMðSPÞ ¼ 0 ¼ Mb Fl) Mb ¼ Fl<br />
Gleichmäßig verteilte Zugspannung<br />
Linear verteilte Biegespannung<br />
sres Zug ¼ sbz þ sz sz zul<br />
sres Druck ¼ sbd sz sd zul<br />
sz ¼ FN<br />
A<br />
sb ¼ Mb<br />
W<br />
Bild der resultierenden<br />
Spannung
366<br />
Manchmal ist es zweckmäßiger, die Biegespannungen<br />
sbz und sbd nicht mit dem Widerstandsmoment<br />
W, sondern mit dem axialen Flächenmoment<br />
2. Grades I zu bestimmen. Das gilt vor allem<br />
bei unsymmetrischen Querschnitten mit unterschiedlichen<br />
Randfaserabständen e (siehe 5.9.5,<br />
Seite 332). In beide Gleichungen wurde für das<br />
Biegemoment Mb ¼ Fleingesetzt.<br />
Wie das Bild der resultierenden Spannung zeigt,<br />
ist die spannungsfreie Faserschicht um den Betrag<br />
a nach links verschoben. Aus der Øhnlichkeit der<br />
schraffierten Dreiecke erhält man eine Proportion,<br />
die zu einer einfachen Beziehung für die Verschiebungsgröße<br />
a weiterentwickelt werden kann.<br />
Aus dem Spannungsbild erkennen man weiter,<br />
dass die Verschiebungsgröße a ein Kriterium für<br />
die Spannungsverteilung ist.<br />
5.11.2 Druck und Biegung<br />
Grundsätzlich unterscheidet sich diese Beanspruchung<br />
von der vorangegangenen nur dadurch, dass<br />
sich hier der Biegespannung sb nicht eine Zugspannung<br />
sz, sondern die Druckspannung sd<br />
überlagert. Wieder erhält man das Bild der resultierenden<br />
Spannung, indem an die Spitzen der Biegespannung<br />
richtungsgemäß die über dem Querschnitt<br />
konstante Druckspannung angetragen wird.<br />
Die resultierende Druckspannung sres Druck ergibt<br />
sich ebenso wie die resultierende Zugspannung<br />
sres Zug nach dem Spannungsbild wieder als Summe<br />
oder Differenz der beiden Normalspannungen.<br />
Ist die Stablänge eines auf Druck und Biegung beanspruchten<br />
Bauteils groß im Verhältnis zum<br />
Querschnitt (schlanker Stab), dann muss auf Knickung<br />
nachgerechnet werden.<br />
sbz ¼ Mb e1<br />
I<br />
sbd ¼ Mb e2<br />
I<br />
a<br />
sz<br />
¼ Fle1<br />
I<br />
¼ Fle2<br />
I<br />
sres Zug ¼ Fle1 F<br />
þ<br />
I A<br />
sres Druck ¼ Fle2<br />
I<br />
F<br />
A<br />
¼ e<br />
) a ¼<br />
sbz<br />
sz<br />
e<br />
sbz<br />
sz zul<br />
sd zul<br />
sz ¼ F<br />
A und sbz ¼ Mb Fle<br />
¼ eingesetzt :<br />
W I<br />
a ¼ Fl<br />
2 I=A i<br />
e ¼ ¼<br />
AFle l l<br />
a > e bedeutet, dass nur Zugspannungen<br />
auftreten<br />
a < e bedeutet, dass sowohl Zug- als auch<br />
Druckspannungen auftreten<br />
Bild der resultierenden Spannung<br />
sres Druck ¼ sbd þ sd sd zul<br />
sres Zug ¼ sbz sd sz zul<br />
sres Druck ¼ Fle F<br />
þ<br />
I A<br />
sres Zug ¼ Fle<br />
I<br />
F<br />
A<br />
5 Festigkeitslehre
5.11 Zusammengesetzte Beanspruchung 367<br />
5.11.3 Ûbung zur zusammengesetzten Beanspruchung durch Normalspannungen<br />
An einem Träger aus IPE 160 ist ein 12 mm dickes<br />
Knotenblech angeschweißt, das die Zugkraft F in<br />
den Träger einleitet. Wie groß darf diese Zugkraft<br />
im Hinblick auf den Querschnitt A –B des Trägers<br />
höchstens werden, wenn<br />
sz zul ¼ sd zul ¼ 120 N/mm 2 nicht überschritten<br />
werden darf ?<br />
Lösung: Wie gewohnt wird der abgeschnittene<br />
Restkörper durch das innere Kräftesystem wieder<br />
ins Gleichgewicht gesetzt. Als inneres Kräftesystem<br />
erscheint die Zugkraft FN ¼ F und das Biegemoment<br />
Mb ¼ Fl.<br />
Mit der Vorstellung vom inneren Kräftesystem ist<br />
es leicht, das Bild der resultierenden Spannung zu<br />
skizzieren, wenn man zuerst den Verlauf der Biegespannung<br />
zeichnet und darauf die konstante<br />
Zugspannung aufsetzt. Allerdings weiss man noch<br />
nicht, ob die Verschiebungsgröße a tatsächlich<br />
kleiner ist als der Randfaserabstand e. Das wird<br />
erst die Rechnung erweisen.<br />
In der Formstahltabelle finden sich alle für die<br />
weitere Rechnung nötigen Größen, wobei vor<br />
allem darauf geachtet werden muss, dass das richtige<br />
Flächenmoment 2. Grades abgelesen wird,<br />
hier also Ix.<br />
Die Frage, ob die Verschiebungsgröße a größer<br />
oder kleiner als der Randfaserabstand e ist, wird<br />
durch die Rechnung a ¼ i 2 =l schnell geklärt. Da<br />
hier tatsächlich a < e ist, muss neben sres Zug noch<br />
sres Druck auftreten.<br />
Die resultierende Zugspannung sres Zug ist größer<br />
als die resultierende Druckspannung sres Druck.<br />
Folglich geht man von der Beziehung<br />
sres Zug ¼ sz þ sbz sz zul<br />
aus, schreibt sie in der erweiterten Form und entwickelt<br />
daraus eine „gleich-kleiner-Beziehung“ für<br />
die Zugkraft F.<br />
Das Ergebnis sagt aus, das die Zugkraft F immer<br />
unter 93 079 N bleiben muss, wenn sz zul nicht<br />
überschritten werden soll.<br />
Ix ¼ 869 cm 4 ¼ 869 10 4 mm 4<br />
A ¼ 20,1 cm 2 ¼ 20,1 10 2 mm 2<br />
Inneres<br />
Kräftesystem<br />
Bild der resultierenden<br />
Spannung<br />
Trägheitsradius i ¼ 6,58 cm ¼ 65,8 mm<br />
Randfaserabstand e ¼ 80 mm<br />
2 2 i i<br />
a ¼ ¼<br />
l e þ s<br />
ð65,8 mmÞ2<br />
¼<br />
86 mm<br />
2<br />
a ¼ 50,3 mm < e ¼ 80 mm<br />
F Fle<br />
þ<br />
A I<br />
F 1 le<br />
þ<br />
A I<br />
F<br />
F<br />
sz zul<br />
1 le<br />
þ<br />
A I<br />
sz zul<br />
sz zul<br />
120 N<br />
mm2 1 86 mm 80 mm<br />
þ<br />
2010 mm2 869 104 mm4 ¼ 93 079 N
368<br />
Zuerst wird die Zugspannung sz, dann die Biegespannung<br />
sbz ¼ sbd ¼ sb berechnet. Beide setzt<br />
man zur resultierenden Spannung zusammen und<br />
vergleicht diese Beträge mit der angegebenen zulässigen<br />
Spannung. Für die Zugseite ist das<br />
zugleich eine Kontrolle der Kraftberechnung,<br />
denn nur bei richtiger Rechnung kann sich<br />
sres Zug ¼ sz zul¼ 120 N/mm 2 ergeben.<br />
Die resultierende Druckspannung sres Druck erhält<br />
man nach dem Spannungsbild als Differenz von<br />
Biege- und Zugspannung (sres Druck ¼ sbd sz).<br />
Aufgaben Nr. 927–938<br />
5.11.4 Biegung und Torsion<br />
5.11.4.1 Festigkeitshypothesen und Vergleichsspannung sv<br />
Wellen sollen Drehmomente übertragen, z. B. vom<br />
Elektromotor über ein Zahnradpaar auf eine zweite<br />
Getriebewelle. Neben der dadurch hervorgerufenen<br />
Torsionsbeanspruchung tritt aber auch noch Biegung<br />
auf. Der Querschnitt einer Welle hat demnach<br />
sowohl Normalspannungen (Biegespannung sb)<br />
als auch Schubspannungen (Torsionsspannung tt)<br />
aufzunehmen. Während die Normalspannung<br />
rechtwinklig auf dem Querschnitt steht, liegt die<br />
Schubspannung im Querschnitt. Eine einfache<br />
Addition beider Spannungen – wie bei Biegung<br />
und Zug/Druck – ist hier nicht möglich.<br />
Da beide Spannungsarten rechtwinklig aufeinander<br />
stehen, könnte man auf den Gedanken kommen,<br />
sie wie zwei Kräfte geometrisch zu einer<br />
resultierenden Spannung sres ¼ ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
s2 þ t2 p<br />
zusammenzusetzen.<br />
So einfach geht das schon deshalb<br />
nicht, weil der Werkstoff gegenüber einer Schubspannung<br />
anders reagiert als gegenüber einer Normalspannung<br />
(vergleiche Schub- und Elastizitätsmodul,<br />
Seite 385).<br />
5 Festigkeitslehre<br />
sz ¼ F 93 079 N N<br />
¼ ¼ 46,3<br />
A 2010 mm2 mm2 sbz ¼ sbd ¼ sb ¼ Fle<br />
I<br />
93 079 N 86 mm 80 mm<br />
sb ¼<br />
869 104 mm4 sbz ¼ sbd ¼ 73,7 N<br />
mm2 sres Zug ¼ sz þ sbz ¼ð46,3 þ 73,7Þ N<br />
mm 2<br />
sres Zug ¼ 120 N<br />
mm 2 ¼ sz zul<br />
sres Druck ¼ sbd sz ¼ð73,7 46,3Þ N<br />
mm 2<br />
sres Druck ¼ 27,4 N<br />
mm 2 < sd zul ¼ 120 N<br />
mm 2<br />
Kräfte und Momente in Bezug auf die<br />
obere Getriebewelle
5.11 Zusammengesetzte Beanspruchung 369<br />
Alle Festigkeitshypothesen zur Lösung dieses Problems<br />
laufen darauf hinaus, mit Hilfe einer so genannten<br />
Vergleichsspannung sv die gemeinsame<br />
Wirkung der beiden ungleichartigen Spannungen<br />
zu erfassen. Die Vergleichsspannung wird auch<br />
ideelle Spannung genannt.<br />
Hier wird mit der Vergleichsspannung nach der<br />
Hypothese der größten Gestaltänderungsenergie<br />
gearbeitet, weil sie mit Versuchsergebnissen gut<br />
übereinstimmt. Die geometrische Addition beider<br />
Spannungen nach der vorherigen Ûberlegung ist<br />
noch erkennbar.<br />
Der bei tt stehende Faktor a0 heißt Anstrengungsverhältnis.<br />
Es ist abhängig von den Grenzfestigkeitswerten<br />
für den betreffenden Werkstoff.<br />
Für Wellen aus Stahl ist das Verhältnis der zulässigen<br />
Spannungen in Abhängigkeit vom jeweiligen<br />
Belastungsfall annähernd bekannt, so dass man die<br />
angegebenen Werte für a0 einsetzen kann.<br />
Der Begriff Belastungsfall wird im Abschnitt<br />
5.12.2.3 (Seite 376) erläutert.<br />
5.11.4.2 Vergleichsmoment Mv<br />
Für Wellen mit Kreis- oder Kreisringquerschnitt<br />
lässt sich die Gleichung für die Vergleichsspannung<br />
weiter entwickeln. Dazu werden für die<br />
Spannungen sb und tt entsprechend den zugehörigen<br />
Hauptgleichungen, die Quotienten aus dem<br />
Kraftmoment und dem Widerstandsmoment eingesetzt.<br />
Die Gleichungen für axiales und polares Widerstandsmoment<br />
bei Kreis- und Kreisringquerschnitten<br />
zeigen, dass das polare Widerstandsmoment<br />
Wp doppelt so groß ist wie das axiale Widerstandsmoment<br />
WðWp ¼ 2WÞ, so dass im Nenner der<br />
Torsions-Hauptgleichung Wp durch 2W ersetzt<br />
werden kann.<br />
Hinweis: Bekannt geworden sind vor allem<br />
die Dehnungshypothese, die Schubspannungshypothese<br />
und die Hypothese der<br />
größten Gestaltänderungsenergie.<br />
sv ¼<br />
ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
sb 2 þ 3ða0ttÞ 2<br />
q<br />
a0 ¼ sb Grenz<br />
1,73tGrenz<br />
sb zul<br />
Anstrengungsverhältnis<br />
a0 ¼ 1 wenn sb und tt im gleichen<br />
Belastungsfall wirken<br />
a0 ¼ 0,7 wenn sb wechselnd (III) und tt<br />
schwellend (II) wirkt (Hauptfall<br />
bei Wellen, weil die Randfasern<br />
während jeder Wellenumdrehung<br />
einmal unter þsb und einmal<br />
unter sb stehen.<br />
sv ¼<br />
sb ¼ Mb<br />
sv ¼<br />
ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
sb 2 þ 3ða0ttÞ 2<br />
q<br />
tt ¼ MT<br />
¼<br />
Wp<br />
MT<br />
W<br />
2W eingesetzt:<br />
sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
Mb<br />
W<br />
2<br />
MT<br />
þ3 a0<br />
2W<br />
Beispiel:<br />
Für den Kreisquerschnitt ist<br />
pd 3<br />
W ¼<br />
32<br />
und<br />
3 pd<br />
Wp ¼<br />
16<br />
also auch<br />
Wp ¼ 2 pd3<br />
¼ 2W<br />
32<br />
2
370<br />
Das Quadrat des Widerstandsmoments lässt sich<br />
unter der Wurzel ausklammern und dann als 1/W<br />
vor die Wurzel schreiben. Bringt man das Widerstandsmoment<br />
W nun noch auf die linke Seite der<br />
Gleichung, dann erhält man dort das Produkt<br />
svW. In Anlehnung an die Bezeichnung in der<br />
Biege-Hauptgleichung (Biegemoment Mb ¼ sbW)<br />
wird hier das entsprechende Produkt als Vergleichsmoment<br />
Mv bezeichnet.<br />
Das Vergleichsmoment Mv lässt sich auch zeichnerisch<br />
bestimmen (rechtwinkliges Dreieck, Lehrsatz<br />
des Pythagoras), wenn man beachtet, dass<br />
0,866 2 a0 2 MT 2 ¼ 0,75 (a0 MT) 2 ist.<br />
Entsprechend der Biege-Hauptgleichung schreibt<br />
man sv ¼ Mv=W sb zul und entwickelt daraus<br />
mit W ¼ 0,1d 3 eine Gleichung für den erforderlichen<br />
Durchmesser einer Welle mit Kreisquerschnitt.<br />
Ebenso kann man bei Kreisquerschnitt verfahren<br />
und<br />
Werf ¼ Mv=sb zul ¼ 0,1d 3 erf ð1 q4 Þ<br />
schreiben, wenn man q ¼ di=d setzt. Auf diese<br />
Weise erhält man auch für den Kreisringquerschnitt<br />
eine Gleichung für den erforderlichen<br />
Aussendurchmesser d.<br />
5.11.4.3 Ûbung zu Biegung und Torsion<br />
Der gefährdete Querschnitt einer Getriebewelle<br />
(Kreisquerschnitt) wird durch ein Biegemoment<br />
und ein Torsionsmoment beansprucht. Daraus sollen<br />
Vergleichsmoment und Wellendurchmesser bestimmt<br />
werden. Für das Anstrengungsverhältnis<br />
wird a0 ¼ 0,7 eingesetzt (siehe Seite 369).<br />
Lösung: Die Lösung macht keine<br />
Schwierigkeiten, weil hier nur mit den<br />
entwickelten Gleichungen zu arbeiten<br />
ist.<br />
Aufgaben Nr. 939–949<br />
sv ¼<br />
rffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
Mb 2<br />
W<br />
sv ¼ 1<br />
W 4 ða0 MTÞ 2<br />
r<br />
ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
svW ¼ Mb 2 þ 0,75ða0 MTÞ 2<br />
q<br />
MT<br />
2<br />
þ 3a0<br />
2<br />
2 4W 2<br />
ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
Mb 2 þ 3<br />
ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
Mv ¼ Mb 2 þ 0,75ða0 MTÞ 2<br />
q<br />
rffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
3 Mv<br />
derf ¼<br />
0,1sb zul<br />
gilt für Kreisquerschnitt<br />
derf ¼<br />
ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
Mv<br />
0,1sb zulð1 q 4 s<br />
3<br />
Þ<br />
gilt für Kreisquerschnitt mit:<br />
Innendurchmesser di<br />
q ¼<br />
Außendurchmesser d<br />
Vergleichsmoment<br />
Zeichnerische Bestimmung<br />
des Vergleichsmoments<br />
Mv<br />
Gegeben: Mb ¼ 416 Nm<br />
MT ¼ 200 Nm<br />
sb zul ¼ 60 N=mm 2 ,gewählt<br />
a0 ¼ 0,7<br />
Gesucht: Mv und d<br />
ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
Mv ¼ Mb 2 þ 0,75ða0 MTÞ 2<br />
q<br />
ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
Mv ¼ ð416 103 NmmÞ 2 þ 0,75ð0,7 200 103 NmmÞ 2<br />
q<br />
Mv ¼ 43,3 10 4 Nmm<br />
rffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
3 Mv 433 10<br />
derf ¼ ¼<br />
0,1sb zul<br />
3 Nmm<br />
0,1 60 N<br />
mm2 v<br />
u<br />
t3<br />
5 Festigkeitslehre<br />
derf Mv sb zul<br />
mm Nmm<br />
N<br />
mm 2<br />
derf ¼ 41,6 mm dausgeführt ¼ 42 mm ðNormmaßÞ
5.11 Zusammengesetzte Beanspruchung 371<br />
Lehrbeispiel: Berechnung einer Getriebewelle<br />
Aufgabenstellung:<br />
Ein Getriebe mit Geradzahn-Stirnrädern<br />
(Eingriffswinkel a ¼ 20 ) soll eine<br />
Gesamtübersetzung<br />
iges ¼ n1<br />
1<br />
960 min<br />
¼ ¼ 20<br />
n4<br />
1<br />
48 min<br />
durch zwei Zahnradpaare ermöglichen.<br />
Die Entwurfsberechnung ergab die Teilkreisdurchmesser:<br />
d1 ¼ 48 mm<br />
d2 ¼ 240 mm i1 ¼ 5<br />
d3 ¼ 72 mm i2 ¼ 4<br />
d4 ¼ 288 mm<br />
Getriebeskizze<br />
Es wird die Aufgabe gestellt, den Durchmesser für die Getriebewelle II festzulegen, für die Werkstoff E335<br />
verwendet werden soll. Da der Wirkungsgrad h für Zahnradgetriebe sehr gut ist (hier etwa h 0,96), kann<br />
er bei Festigkeitsrechnungen unberücksichtigt bleiben.<br />
Lösung:<br />
Die zu übertragenden Drehmomente können aus gegebener Antriebsleistung P ¼ 8 kW und Antriebsdrehzahl<br />
n ¼ 960 min 1 berechnet werden.<br />
M ¼ 9550 P<br />
n<br />
M ¼ Fu<br />
F 3<br />
F u<br />
F u2<br />
F u3<br />
<br />
M<br />
d<br />
2<br />
F 2<br />
I<br />
<br />
d<br />
d<br />
2<br />
Wälzpunkt C 1<br />
II<br />
III<br />
Rad 1<br />
Rad 2<br />
Rad 3<br />
Wälzpunkt C 3<br />
Rad 4<br />
MI ¼ 9550 P<br />
8<br />
¼ 9550 Nm ¼ 79,583 Nm<br />
n 960<br />
MII ¼ MIi1 ¼ 79,583 Nm 5 ¼ 397,915 Nm<br />
MIII ¼ MIIi2 ¼ 397,915 Nm 4 ¼ 1591,66 Nm<br />
Aus den errechneten Drehmomenten ergeben sich die Umfangskräfte<br />
am Teilkreisumfang:<br />
Fu2 ¼ 2MII<br />
d2<br />
Fu3 ¼ 2MII<br />
d3<br />
P=8kW<br />
n = 960 min –1<br />
Rad 2<br />
Rad 4<br />
Rad 1<br />
Rad 3<br />
80 120 80<br />
Welle I<br />
¼ 2 397,915 103 Nmm<br />
¼ 3316 N<br />
240 mm<br />
¼ 2 397,915 103 Nmm<br />
¼ 11 053 N<br />
72 mm<br />
Die Umfangskräfte Fu2 und Fu3 sind Komponenten der in Eingriffsrichtung<br />
auf die Zähne wirkenden Zahnkräfte F2 und F3 .<br />
Der Eingriffswinkel beträgta ¼ 20 .<br />
Beginn des Eingriffs<br />
Wälzvorgang in C3 vergrößert<br />
F u3<br />
<br />
Fu3 F3 =<br />
cos <br />
C 3<br />
Eingriffslinie<br />
i 1<br />
i 2<br />
II<br />
III<br />
Ende des Eingriffs<br />
70°
372<br />
Beachte: F3 ist die von Rad 4 auf Rad 3 ausgeübte Kraft.<br />
Die Kraftrichtungen nach dem Gefühl prüfen: Zahnrad 2 muss von Rad 1 nach unten,<br />
Rad 3 dagegen von Rad 4 nach oben gedrückt werden.<br />
F2 ¼ Fu2 3316 N<br />
¼ ¼ 3529 N<br />
cos a cos 20<br />
F3 ¼ Fu3<br />
cos a<br />
11 053 N<br />
¼ ¼ 11 762 N<br />
cos 20<br />
Diese Zähnekräfte F2 und F3 beanspruchen die Welle II auf Verdrehung und Biegung: Man bringt in den<br />
Radmittelpunkten je zwei Kräfte F2 bzw. F3 an (zweite und vierte statische Grundoperation), dann<br />
ergibt sich je ein Kräftepaar (Drehmoment MII) und eine Einzelkraft (Biegekraft F2 und F3 ).<br />
F2<br />
Biegekraft F2<br />
Rad 1 Kräftepaar<br />
erzeugt + MII<br />
F2x<br />
40°<br />
II<br />
F2y<br />
Rad 2<br />
Biegekraft F3<br />
F 3x<br />
Rad 4<br />
Die Kräftepaare ergeben Momente, die gleich groß sind und sich entgegenwirken:<br />
þMII MII ¼ 0; Welle II wird davon auf Verdrehung beansprucht. Die Komponenten Fx und Fy der<br />
Biegekräfte F2 und F3 sind aus dem Krafteck abzulesen:<br />
F2y ¼ F2 sin 40 ¼ 3529 N sin 40 ¼ 2268 N<br />
F2x ¼ F2 cos 40 ¼ 3529 N cos 40 ¼ 2703 N<br />
F3y ¼ F3 sin 20 ¼ 11 762 N sin 20 ¼ 4023 N<br />
F3x ¼ F3 cos 20 ¼ 11 762 N cos 20 ¼ 11 053 N<br />
F 3<br />
Kräftepaar<br />
erzeugt – M II<br />
Die perspektivische Belastungsskizze gibt Aufschluss über die Weiterentwicklung der Rechnung:<br />
F Ax<br />
Lager A<br />
F Ay<br />
F 2x<br />
80 80<br />
120<br />
F2<br />
F 2y<br />
Rad 2<br />
Welle II<br />
F 3y<br />
F 3x F Bx<br />
Rad 3<br />
F By<br />
Lager B<br />
20°<br />
F3y Rad 3<br />
II<br />
III<br />
F 3<br />
5 Festigkeitslehre
5.11 Zusammengesetzte Beanspruchung 373<br />
Man bestimmt nun die Stützkraft-Komponenten FAx ,FAy ,FBx ,FBy mit Hilfe der statischen Gleichgewichtsbedingungen<br />
(aus Platzgründen kann hier SM ¼ 0 nicht ausgeschrieben werden):<br />
waagerechte Ebene senkrechte Ebene<br />
SMðAÞ ¼ 0 ¼ ... SMðAÞ ¼ 0 ¼ ...<br />
FBx ¼ F2x 80 mm þ F3x<br />
280 mm<br />
200 mm<br />
FBy ¼ F3y 200 mm þ F2y<br />
280 mm<br />
80 mm<br />
FBx ¼ 8667 N FBy ¼ 2226 N<br />
SFx ¼ 0 ¼þFAx F2x F3x þ FBx SFy ¼ 0 ¼þFAy F2y þ F3y FBy<br />
FAx ¼ 5089 N FAy ¼ 471 N<br />
Die Komponenten werden geometrisch addiert:<br />
ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
FA ¼ FAx 2 þ FAy 2<br />
q<br />
ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
¼ 50892 N2 þ 4712 N2 p<br />
¼ 5111 N<br />
ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
FB ¼ FBx 2 þ FBy 2<br />
q<br />
ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
¼ 8667 2 N2 þ 2226 2 N2 p<br />
¼ 8948 N<br />
Zur Ermittlung der größten Biegebeanspruchung werden für die beiden Ebenen die Momentenflächen<br />
gekennzeichnet und zu einer resultierenden Momentenfläche geometrisch addiert.<br />
F Ax<br />
F Ay<br />
waagerechte Ebene<br />
F 2x<br />
F 2y<br />
F 3x<br />
senkrechte Ebene<br />
F 3y<br />
resultierende Momentenfläche<br />
M res2<br />
M res3<br />
F Bx<br />
FBy<br />
M2x =F ·80mm<br />
=40,7·10 Nmm<br />
Ax<br />
Die größte Biegebeanspruchung ist bei Rad 3 vorhanden.<br />
q<br />
Mb max ¼ Mres 3 ¼<br />
Mb max ¼<br />
4<br />
geometrische Addition<br />
ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
M3x 2 þ M3y 2<br />
ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
ð69,3 104 NmmÞ 2 þð17,8 104 NmmÞ 2<br />
q<br />
Mb max ¼ 71,55 10 4 Nmm<br />
M res2<br />
Mres3<br />
M = F · 80 mm<br />
2y Ay<br />
= 3,77 · 104 Nmm<br />
M3x<br />
=F ·80mm<br />
= 69,3 · 10 Nmm<br />
Bx<br />
4<br />
M = F · 80 mm<br />
3y By<br />
= 17,8 · 104 Nmm
374<br />
Die Welle II wird beim Rad 3 beansprucht durch<br />
das Biegemoment Mb max ¼ 71,55 10 4 Nmm und<br />
das Torsionsmoment MT ¼ 39,79 10 4 Nmm.<br />
Weil das Torsionsmoment MT ¼ MII in der Welle II von Rad 2 bis Rad 3 konstant ist, ergibt sich der gefährdete<br />
Querschnitt im Punkt der größten Biegebeanspruchung, also bei Rad 3.<br />
Das resultierende Moment Mv aus Biege- und Torsionsbeanspruchung (¼ Vergleichsmoment) beträgt:<br />
ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
Mv ¼ Mb 2 þ 0,75ða0MT Þ 2<br />
q<br />
Bei gleichbleibender Drehrichtung liegt wechselnde Biege- und schwellende Torsionsbeanspruchung vor,<br />
also a0 ¼ 0,7<br />
ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
Mv ¼ ð71,55 104 NmmÞ 2 þ 0,75ð0,7 39,79 104 NmmÞ 2<br />
q<br />
Mv ¼ 75,51 10 4 Nmm<br />
Nach Abschnitt 5.11.4.2 (Seite 369) lässt sich das Vergleichsmoment Mv auch zeichnerisch bestimmen.<br />
Beachte: 0,866 a0 MT ¼ 0,866 0,7 MT ¼ 0,606 MT .<br />
0,606 M T<br />
4 Nmm<br />
Momentenmaßstab MM ¼ 15 10<br />
cm<br />
(1 cm ¼b 15 104 Nmm)<br />
Ergebnis:<br />
4 Nmm<br />
Mv ¼ 5cm 15 10<br />
cm ¼ 75 104 Nmm<br />
Mit dem Vergleichsmoment Mv und der zulässigen Biegespannung kann der Wellendurchmesser<br />
bestimmt werden:<br />
sv ¼ Mv<br />
M v<br />
M bmax<br />
W sbzul W ¼ 0,1d 3 für den Kreisquerschnitt eingesetzt und nach d aufgelöst :<br />
sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
3 Mv<br />
derf ¼<br />
0,1sb zul<br />
sb zul ¼ 80 N<br />
mm 2 gewählt<br />
ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
75,51 10<br />
derf ¼<br />
4 Nmm<br />
0,1 80 N<br />
mm 2<br />
v<br />
u<br />
u3<br />
t<br />
derf ¼ 45,53 mm d ¼ 46 mm gewählt ðNormmaßÞ<br />
5 Festigkeitslehre
5.12 Festigkeit, zulässige Spannung, Sicherheit 375<br />
5.12 Festigkeit, zulässige Spannung, Sicherheit<br />
5.12.1 Festigkeitswerte im Spannungs-Dehnungs-Diagramm<br />
Beim Zugversuch nach DIN EN 10002 wird eine<br />
Zugprobe allmählich verlängert und die dabei von<br />
der Zugprüfmaschine angezeigte Zugkraft F ermittelt.<br />
Aus der Zugkraft F wird die auf den<br />
Ausgangsquerschnitt A0 bezogene Zugspannung<br />
sz ¼ F=A0 berechnet. Ebenso aus der Längenänderung<br />
Dl die auf die Messlänge l0 bezogene Dehnung<br />
e.<br />
Zu jeder berechneten Spannung gehört ein bestimmter<br />
Dehnungswert. Trägt man die Spannung<br />
s über der Dehnung e in ein rechwinkliges Achsenkreuz<br />
ein, dann erhält man das Spannungs-Dehnungs-Diagramm.<br />
Bis zum Punkt E verhält sich<br />
Stahl elastisch. Der zugehörige Festigkeitswert ist<br />
die Elastizitätsgrenze sE. Bei anschließender Entlastung<br />
ist keine bleibende Dehnung festzustellen.<br />
Bis zum Punkt P ist der Spannungsanstieg geradlinig,<br />
also gilt bis zur Proportionalitätsgrenze sP<br />
das Hooke’sche Gesetz s ¼ eE. Der Elastizitätsmodul<br />
E erscheint im schraffierten Dreieck als<br />
Tangens des Neigungswinkels der Spannungslinie<br />
(tan j ¼b E).<br />
Die den Punkten P und E entsprechenden Festigkeitswerte<br />
(Proportionalitäts- und Elastizitätsgrenze)<br />
sind nicht leicht zu bestimmen.<br />
Anders dagegen ist es mit Punkt S (Streckgrenze<br />
Re). Er ist durch einen plötzlichen Spannungsabfall<br />
deutlich markiert (jedenfalls bei weichem<br />
Stahl) und erscheint in allen Festigkeitsangaben.<br />
Die Streckgrenze ist der wichtigste Festigkeitswert<br />
bei statischer (ruhender) Belastung. Den eigentümlichen<br />
Zustand des Spannungsabfalls bei fortschreitender<br />
Verlängerung des Stabes nennt man<br />
Fließen des Werkstoffes.<br />
Es gibt Werkstoffe ohne erkennbare Streckgrenze<br />
(z. B. legierte Stähle). Als gleichwertigen Ersatz<br />
ermittelt man für diese Werkstoffe die 0,2 %-<br />
Dehngrenze und nennt die dort wirkende Spannung<br />
Rp0,2.<br />
Verlängerung Dl<br />
Dehnung e ¼<br />
Ursprungslänge l0<br />
e ¼ Dl<br />
l0<br />
l l0<br />
¼<br />
l0<br />
Spannungs-Dehnungs-Diagramm für Stahl<br />
(schematisch)<br />
Zusammenfassung der Festigkeitswerte für<br />
Zugbeanspruchung (Tabelle 5.8, Seite 385):<br />
Elastizitätsgrenze<br />
Proportionalitätsgrenze<br />
e Dl, l, l0<br />
1 mm<br />
von geringerer<br />
Bedeutung<br />
sE<br />
sP<br />
Re Streckgrenze, wichtigster Kennwert,<br />
für S235JR z. B. Re ¼ 235 N/mm2 Rm Zugfestigkeit für S235JR<br />
z. B. Rm 360 N/mm 2<br />
Rp0,2 0,2 %-Dehngrenze ist die Spannung,<br />
bei der nach Entlastung der Zugprobe<br />
eine bleibende Dehnung e ¼ 0,2 %<br />
zurückbleibt.
376<br />
5.12.2 Einflüsse auf die Festigkeit des Bauteils<br />
5.12.2.1 Beanspruchungsart und Festigkeit<br />
Die verschiedenen Beanspruchungsarten (Zug, Abscheren,<br />
Biegung usw.) rufen in den Bauteilen<br />
Spannungen verschiedener Richtung (Normal- und<br />
Schubspannungen) hervor. Auch die Spannungsverteilung<br />
über dem Querschnitt ist z. B. bei Zug<br />
und Biegung verschieden, so dass es einleuchtet,<br />
dass die Festigkeitswerte für die einzelnen Beanspruchungsarten<br />
zum Teil recht unterschiedlich<br />
sind.<br />
Den erheblichen Unterschied zwischen Zug- und<br />
Druckfestigkeit bei Gusseisen erklärt der Gefügeaufbau:<br />
Die zwischen den Korngrenzen liegenden<br />
Graphitteilchen vermindern bei Zugbeanspruchung<br />
den Zusammenhang der Körner, während sie bei<br />
Druck mittragen.<br />
Stahl hält im Gegensatz zu Gusseisen bei Zugund<br />
Druckbeanspruchung gleich viel aus. Andere<br />
Festigkeitswerte werden von der Art der Beanspruchung<br />
beeinflusst. So ändert sich beispielsweise<br />
die Streckgrenze bei E295 in folgender Weise:<br />
Re bei Zug ¼ 280 N/mm 2<br />
Re bei Biegung ¼ 350 N/mm 2<br />
Re bei Verdrehung ¼ 190 N/mm 2<br />
5.12.2.2 Temperatur und Festigkeit<br />
Bei höherer Temperatur als 20 ºC wird die Festigkeit<br />
des Werkstoffs vermindert. Zum Vergleich die<br />
Streckgrenzwerte für GJMW-400-5:<br />
Re bei 20 ºC ¼ 220 N/mm 2<br />
Re bei 200 ºC ¼ 180 N/mm 2<br />
Re bei 300 ºC ¼ 140 N/mm 2<br />
5.12.2.3 Belastungsart und Festigkeit<br />
Die Festigkeit eines Bauteils ist nicht nur von der<br />
Beanspruchungsart wie Zug, Verdrehung usw. abhängig;<br />
sie wird außerdem sehr stark beeinflusst<br />
durch die Belastungsart, d. h. durch den zeitlichen<br />
Verlauf der jeweils vorliegenden Spannung.<br />
5 Festigkeitslehre<br />
Beispiel:<br />
Die Zugfestigkeit Rm von GJL-200 bei<br />
Raumtemperatur beträgt (siehe Tabelle 5.9,<br />
Seite 385):<br />
Zugfestigkeit Rm ¼ 200 N/mm2 Druckfestigkeit sdB ¼ 720 N/mm2 Biegefestigkeit sbB ¼ 290 N/mm2 sdB 4 Rm (gilt nur für GJL)<br />
Beachte: Bei der Auswahl der Festigkeitswerte<br />
ist die Beanspruchungsart (Zug,<br />
Druck, Biegung, Torsion) zu berücksichtigen.<br />
Beachte: Bei der Auswahl der Festigkeitswerte<br />
ist die Temperatur zu berücksichtigen.<br />
Beachte: Man unterscheidet drei idealisierte<br />
Belastungsfälle: ruhende, schwellende und<br />
wechselnde Belastung (Fall I, II und III).
5.12 Festigkeit, zulässige Spannung, Sicherheit 377<br />
a) Ruhende (statische) Belastung<br />
Wird ein Blechband nach Skizze im Schraubstock<br />
in eine Richtung gebogen und dort festgehalten,<br />
liegt festigkeitstechnisch „statische“ oder „ruhende“<br />
Belastung vor. Die Spannung s steigt dabei von<br />
null auf einen Höchstwert an und bleibt dann gleich<br />
groß. Diese Belastungsart wird als Belastungsfall I<br />
bezeichnet. Er kann bei jeder Beanspruchungsart<br />
auftreten (Zug, Druck, Biegung, Torsion).<br />
Man unterscheidet in der Zustandsbeschreibung<br />
zwischen Belastung und Beanspruchung.<br />
Für Festigkeitsrechnungen maßgebend ist die im<br />
Zugversuch nach DIN 10 020 ermittelte Streckgrenze<br />
Re oder die für festere Stahlsorten entsprechende<br />
0,2 %-Dehngrenze Rp0,2 (siehe 5.12.1) und<br />
Tabelle 5.8 (Seite 385).<br />
b) Schwellende (dynamische) Belastung<br />
Wird das Blechband fortwährend in eine Richtung<br />
gebogen und von dort in die Ausgangsstellung<br />
zurückgeführt, ist das „schwellende“ Belastung.<br />
Die Spannung s schwillt dabei zwischen null und<br />
einem Höchstwert an und ab. Die Zeitdauer einer<br />
solchen Schwingung ist festigkeitstechnisch ohne<br />
Einfluss.<br />
Diese Belastungsart ist als Belastungsfall II bekannt.<br />
Er kann ebenfalls bei jeder Beanspruchungsart<br />
auftreten.<br />
Für Festigkeitsrechnungen an Bauteilen, die in<br />
dieser Weise belastet werden, ist die im Dauerschwingversuch<br />
nach DIN 50 100 ermittelte<br />
Schwellfestigkeit sSch oder tSch maßgebend<br />
(Werte in Tabelle 5.8).<br />
c) Wechselnde (dynamische) Belastung<br />
Wird das Blechband fortwährend in entgegengesetzte<br />
Richtungen gebogen, ist das „wechselnde“<br />
Belastung. Ebenso wie die Belastung F wechselt<br />
die Spannung s ihre Richtung zwischen gleich<br />
großen Plus- und Minuswerten. Auch hier ist die<br />
Schwingungsfrequenz festigkeitstechnisch ohne<br />
Einfluss. Diese Belastungsart ist als Belastungsfall<br />
III bekannt. Er kann ebenfalls bei jeder Beanspruchungsart<br />
auftreten.<br />
Belastungsart ruhend<br />
Belastungsart schwellend<br />
Die Schwellfestigkeit ist diejenige Spannung,<br />
die ein schwellend belasteter, glatter,<br />
polierter Probestab dauernd erträgt,<br />
ohne zu brechen.<br />
Balastungsart wechselnd
378<br />
Für Festigkeitsrechnungen an Bauteilen, die in<br />
dieser Weise belastet werden, ist die im Dauerschwingversuch<br />
nach DIN 50100 ermittelte Wechselfestigkeit<br />
sW oder tW maßgebend (Werte in Tabelle<br />
5.8).<br />
Wie Tabelle 5.8 zeigt, ist die Wechselfestigkeit<br />
immer kleiner als die entsprechende Schwellfestigkeit:<br />
Ein wiederholt hin- und her gebogenes<br />
Bauteil bricht nach einer geringeren Anzahl Lastwechsel<br />
als ein schwellend belastetes Teil.<br />
5.12.2.4 Gestalt und Dauerfestigkeit<br />
Die Festigkeitswerte sSch, tSch, sW, tW aus dem<br />
Dauerschwingversuch nach DIN 50100 werden<br />
mit dem Sammelbegriff „Dauerfestigkeit sD, tD“<br />
bezeichnet. Man ermittelt sie an glatten, polierten<br />
Stäben mit einem Durchmesser von 7 bis 15 mm,<br />
am häufigsten als Biegewechselfestigkeit sbW.<br />
Sollen die an Probestäben gemessenen Festigkeitswerte<br />
auf Bauteile anderer Größe, Form und Oberfläche<br />
übertragen werden, dann ist noch zu beachten:<br />
a) Größe und Dauerfestigkeit<br />
Die Dauerfestigkeitswerte nehmen vor allem bei<br />
Biegebeanspruchung mit steigendem Durchmesser<br />
ab. Bei Großteilen muss also mit kleineren Werten<br />
gerechnet werden.<br />
b) Form und Dauerfestigkeit<br />
Die meisten Bauteile weichen von der Form des<br />
Probestabs ab, hauptsächlich durch Kerben jeder<br />
Form. Im erweiterten Sinn ist jede schroffe Querschnittsänderung<br />
eine Kerbe.<br />
Die Kerbe ruft im Querschnitt örtliche Spannungsspitzen<br />
hervor. Messungen zeigen, dass die Spannungsspitze<br />
im Kerbgrund ein Mehrfaches der<br />
rechnerischen Spannung betragen kann. Die rechnerische<br />
Spannung heißt Nennspannung sn. Die<br />
Spannungsspitze wird umso größer, je spitzer die<br />
Kerbe ist; jedoch tritt nicht bei allen Werkstoffen<br />
die Spannungserhöhung in gleichem Maß auf.<br />
Hochlegierte und gehärtete Stähle sind am kerbempfindlichsten,<br />
Gusseisen und viele Leichtmetalllegierungen<br />
sind wenig kerbempfindlich.<br />
Die Wechselfestigkeit ist diejenige Spannung,<br />
die ein wechselnd belasteter, glatter,<br />
polierter Probestab dauernd erträgt,<br />
ohne zu brechen.<br />
Beispiele (siehe Tabelle 5.8, Seite 385):<br />
sb Sch, E335 ¼ 435 N/mm2 tt Sch, E295 ¼ 160 N/mm2 ¼ 310 N/mm2 szW, E360<br />
ttW, S235JR ¼ 105 N/mm2 5 Festigkeitslehre<br />
Beachte: Die Beanspruchungsart wird mit<br />
kleinem, die Belastungsart mit großem Buchstaben<br />
gekennzeichnet.<br />
Beispiele:<br />
10 % weniger bei 20 mm Durchmesser<br />
20 % weniger bei 30 mm Durchmesser<br />
30 % weniger bei 50 mm Durchmesser<br />
40 % weniger bei 100 mm Durchmesser<br />
Beispiele für Kerben:<br />
Wellenabsätze, Keilnuten, Bohrungen,<br />
Naben.<br />
Spannungsverlauf im Kerbquerschnitt<br />
(Belastungsart wechselnd,<br />
Beanspruchungsart Zug/Druck).
5.12 Festigkeit, zulässige Spannung, Sicherheit 379<br />
Die tatsächliche örtliche Spannungsspitze smax ist<br />
die Kerbspannung, die aus Nennspannung sn und<br />
1) so genannter Kerbwirkungszahl bk berechnet<br />
wird.<br />
Jede Kerbe verringert demnach die Dauerfestigkeit<br />
des Bauteiles mehr oder weniger, wie man am Beispiel<br />
eines wechselnd auf Biegung beanspruchten<br />
Probestabs erkennen kann. sbWK ist die Kerb-<br />
Wechselfestigkeit.<br />
Der festigkeitsmindernde Einfluss der Kerbe wird<br />
bei hochfesten Stählen besonders deutlich.<br />
Die Dauerfestigkeitswerte sSch, sW, tSch, tW<br />
kennzeichnen diejenige Spannung, die ein<br />
glatter, polierter Probestab im Dauerschwingversuch<br />
(DIN 50100) dauernd erträgt, ohne zu<br />
brechen.<br />
Die Kerb-Dauerfestigkeitswerte sSch K, sWK,<br />
tSch K, tWK geben diejenigen Spannungen an,<br />
die ein gekerbter Probestab im Dauerschwingversuch<br />
dauernd erträgt, ohne zu brechen.<br />
Mit bekannter Kerbwirkungszahl bk und Dauerfestigkeit<br />
kann die Kerb-Dauerfestigkeit berechnet<br />
werden.<br />
Angenommen, die Kerbwirkungszahl bk einer mit<br />
Lagerzapfen abgesetzten Welle aus E295 sei bekannt<br />
(bk ¼ 1,8). Die Welle wird wechselnd auf<br />
Biegung beansprucht. Dann kann mit dem Festigkeitswert<br />
aus Tabelle 5.8 (Seite 385), die Kerbwechselfestigkeit<br />
sbWK berechnet werden.<br />
c) Oberfläche und Dauerfestigkeit<br />
Die Probestäbe sind poliert und geläppt. Eine<br />
andere Oberflächengüte setzt die Dauerfestigkeit<br />
des Bauteils herab.<br />
Oberflächendrücken, Härten und Ziehen kann<br />
dagegen die Dauerfestigkeit deutlich erhöhen.<br />
smax ¼ sn b k<br />
Beispiel:<br />
Biege-Wechselfestigkeit des glatten, polierten<br />
und des gekerbten (Index K) Stabes aus E295.<br />
sbW, glatt ¼ 245 N=mm 2 ðTabelle 5:8; Seite 385Þ<br />
sbWK ¼ 136,1 N=mm 2<br />
Beispiel:<br />
Für Federstahl beträgt:<br />
sbW ¼ 560 N=mm 2<br />
ðWechselfestigkeitÞ<br />
sbWK ¼ 270 N=mm 2 ðKerb-Wechselfestigkeit)<br />
Das Verhältnis von Dauerfestigkeit zur Kerb-<br />
Dauerfestigkeit nennt man die<br />
Kerbwirkungszahl b k ¼ Dauerfestigkeit<br />
Kerb-<br />
Dauerfestigkeit<br />
b k ¼ sD<br />
sDK<br />
Kerbwirkungszahl<br />
(Tabelle 5.7, Seite 385)<br />
Die Kerbwirkungszahl b K ist abhängig vom<br />
Werkstoff, von der Kerbform und von der<br />
Beanspruchungsart des gekerbten Stabes.<br />
sDK ¼ sD<br />
b k<br />
Kerb-Dauerfestigkeit<br />
Beispiel:<br />
sbW, E295 ¼ 245 N=mm 2 (Tabelle 5.8)<br />
sbWK ¼ sbW<br />
b k<br />
245<br />
¼<br />
N<br />
mm2 ¼ 136,1<br />
1,8<br />
N<br />
mm2 Hinweis: Man rechnet mit einem Abzug<br />
von 10% bei geschliffener Oberfläche,<br />
von 20% bei geschlichteter Oberfläche und<br />
von 30% bei Walz-, Glüh- oder Gusshaut.<br />
1) Beachte: Zu den Rechnungen nach der FKM-Richtlinie (siehe 5.12.3.5) wird mit der Kerbwirkungszahl Kf gearbeitet.
380<br />
5.12.3 Spannungsbegriffe<br />
5.12.3.1 Nennspannung<br />
Berechnet man die Normal- oder Schubspannung (s, t) mit den klassischen Gleichungen der<br />
Festigkeitslehre (wie im Buch), z. B. die Normalspannung sz ¼ F=A in einem Zugstab, wird<br />
die Zuspannung als Zug-Nennspannung sz, n bezeichnet. Vereinbart gelten die Bedingungen:<br />
a) gleichmäßig verteilter Kraftfluss über dem belasteten Querschnitt, b) es treten nur elastische<br />
Verformungen auf, c) die Schnittflächen bleiben dabei eben.<br />
5.12.3.2 Úrtliche Spannung<br />
Bei den praktisch verwendeten Bauteilen treten die obigen Bedingungen selten zusammen auf.<br />
Die Bauteile weichen von der idealisierten Form des glatten, polierten Probestabs im genormten<br />
Zugversuch ab, z. B. durch Kerben aller Art (Rundkerbe, Spitzkerbe), durch Absätze mit unterschiedlichen<br />
Abrundungsradien, durch Querbohrungen und Wanddurchbrüche. Dadurch ändern<br />
sich Verlauf und Dichte der Kraftflusslinien, sie werden an Querschnittsübergängen zusammengedrängt<br />
und die auftretende Spannung wird um eine Formzahl größer als die berechnete Nennspannung<br />
sz, n ¼ F=A. Diese Spannung nennt man örtliche Spannung oder Kerbspannung.<br />
5.12.3.3 Zulässige Spannung<br />
Die zulässige Spannung wird zur Bestimmung geometrischer<br />
Größen am Bauteil gebraucht. Beispielsweise<br />
soll der erforderliche Querschnitt Aerf<br />
(Durchmesser d) eines Zugankers aus Stahl S235JR<br />
bei gegebener maximaler Zugkraft Fmax ¼ 50 MN<br />
ermittelt werden. Es liegt schwellende Belastung<br />
vor. Für die Zugbeanspruchung gilt die Nennspannungsgleichung<br />
sz, n ¼ F=A oder Aerf ¼ Fmax=sz zul.<br />
Zur Wahl der zulässigen Spannung sz zul wird der<br />
Werkstoffkennwert Kw des Werkstoffs zugrunde<br />
gelegt.<br />
Bei ruhender Belastung wäre dies die Streckgrenze<br />
Re des Werkstoffs: Kw ¼ Re ¼ 235 N/mm 2<br />
(Tabelle 5.8, Seite 385 für S235JR).<br />
In festigkeitstechnische Entwurfsberechnungen<br />
führt man den Ausnutzungsgrad n < 1 ein und<br />
setzt sz zul ¼ sz Entwurf ¼ n Kw ¼ n Re.<br />
Bei dynamischer Belastung wird als Werkstoffkennwert<br />
Kw die Schwell- oder Wechselfestigkeit<br />
(Tabelle 5.8) eingesetzt (Kw ¼ sz Sch oder sz, dW).<br />
Mit sz Sch, S235JR ¼ 158 N=mm 2<br />
und Ausnutzungsgrad<br />
n ¼ 0,8 für schwellende Belastung<br />
und geschmiedetes Bauteil erhält man den gesuchten<br />
erforderlichen Durchmesser derf ¼ 22,5 mm.<br />
Weitere Rechnungen werden mit dem nächst höheren<br />
Normmaß dNorm ¼ 25 mm durchgeführt.<br />
Spannungs-Dehnungs-Diagramm (schematisch)<br />
ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
4Fmax<br />
5 Festigkeitslehre<br />
s<br />
derf ¼<br />
¼<br />
p n sz; Sch<br />
ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
4 50 10<br />
¼<br />
3 N mm2 s<br />
¼ 22,5 mm<br />
p 0,8 158 N<br />
dNorm ¼ 20
5.12 Festigkeit, zulässige Spannung, Sicherheit 381<br />
5.12.3.4 Berechnungen im Buch<br />
Aufgaben zur Festigkeitslehre werden im Lehrbuch (Beispiele, Ûbungen) und im Lösungsbuch<br />
zur Aufgabensammlung1) auf folgenden Wegen gelöst:<br />
a) Gestalt und Bemaßung des Bauteils sind in einer Konstruktionsskizze dargestellt:<br />
Mit den Gesetzen der Statik werden die von außen auf das Bauteil einwirkenden Kräfte F<br />
(Normal- und Querkräfte) und Momente M (Dreh-, Biege- und Torsionsmomente) ermittelt.<br />
Mit diesen Größen lassen sich die inneren Kräfte und Momente bestimmen (siehe 5.1.7, Seite<br />
271). Daraus können die auftretenden Nennspannungen svorh und tvorh und die Formänderungen<br />
(z. B. Längenänderungen Dl) am vorhandenen Bauteil berechnet werden.<br />
b) Vom geplanten Bauteil sind die Hauptmaße für eine Entwurfsskizze zu berechnen:<br />
Die Hauptabmessungen wie Kantenlängen l oder Durchmesser d am Entwurf werden mit einer<br />
zulässigen Spannung szul und tzul ermittelt. Man nennt diese Entwurfsberechnung das<br />
„Dimensionieren“ des Bauteils. Dazu ist eine „zulässige“ Spannung vorzugeben (szul ¼<br />
sEntwurf), die aus Tabellen entnommen oder aus Erfahrungswerten festgelegt werden kann.<br />
Für die Festigkeitsrechnungen im Lehrbuch und für die entsprechenden Aufgaben in der<br />
Aufgabensammlung werden die Bezeichnungen szul ¼ sEntwurf methodisch gleichwertig verwendet.<br />
5.12.3.5 Praktische Festigkeitsberechnungen im Maschinenbau<br />
Ziel aller Festigkeitsrechnungen ist die Ermittlung der vorhandenen Spannung und der Nachweis,<br />
dass ein konstruiertes Bauteil mit Sicherheit „hält“. So muss seine geforderte oder erwartete<br />
Tragfähigkeit unter allen denkbaren Umständen gewährleistet sein, es darf z. B. auch bei<br />
Dauerbelastung in der vorgeschriebenen Lebensdauer nicht brechen oder seine Form bleibend<br />
so verändern, dass es seine Funktion nicht mehr ausreichend erfüllt. Das gilt für den Maschinen-<br />
und Gerätebau ebenso wie für den Stahlbau- und Stahlhochbau (Brücken- und Gebäudebau)<br />
, den Schiffs- und Flugzeugbau. Am Ende dieser Berechnungen steht der Zahlenwert für<br />
die „Sicherheit S geforderter Mindestsicherheit Smin“. Die Festigkeitsrechnung beginnt mit dem Festlegen der Entwurfs- oder Dimensionierungsspannung<br />
sEntwurf szul. Damit werden die Hauptmaße der Konstruktion berechnet, z. B. der<br />
Durchmesser einer Welle an einer bestimmten Stelle, dem sog. gefährdeten Querschnitt.<br />
Mit der Wahl des Werkstoffs liegen die Festigkeitsgrößen vor, z. B. die Zug-, Druck-, Biegeund<br />
Torsions-Wechselfestigkeit (szW, sdW, sbW, ttW) oder die entsprechenden 0,2%-Dehngrenzen<br />
(Rp 0,2). Diese aus Tabellen greifbaren Werte sind an genormten (glatten, polierten)<br />
Probestäben ermittelt worden (also nicht am Maschinenbauteil selbst) oder an Bauteilen mit<br />
anderer Oberflächenbeschaffenheit, anderer Form usw. Zur Ermittlung der sog. Gestaltfestigkeit<br />
werden Faktoren K in die Berechnung der Sicherheit SD gegen Dauerbruch (Dauerhaltbarkeit)<br />
oder gegen bleibende Verformung (Fließgrenze) eingeführt, z. B. der Rauheitsfaktor KFs<br />
oder die Kerbwirkungszahl Kf, die aus der Kerbformzahl Kt berechnet werden kann. Auf diese<br />
Weise wird z. B. die Biegewechselfestigkeit des Probestabs sbW in die Biegewechselfestigkeit<br />
sbWK des gekerbten Stabs umgerechnet.<br />
1) Lösungen zur Aufgabensammlung <strong>Technische</strong> <strong>Mechanik</strong>, <strong>Böge</strong>/Schlemmer, 14. Auflage 2009,<br />
Vieweg þ Teubner
382<br />
Die dazu erforderlichen Rechnungsgänge, Methoden und Tabellen liegen unter anderem vor in:<br />
FKM-Richtlinie: Rechnerischer Festigkeitsnachweis für Maschinenbauteile, 5. erweiterte Ausgabe<br />
2003, VDMAVerlag;<br />
DIN 743 Tragfähigkeitsberechnung von Wellen und Achsen, Oktober 2000;<br />
VDI-Richtlinie, VDI 2230: Systematische Berechnung hoch beanspruchter Schraubenverbindungen.<br />
5.12.4 Dauerbruchsicherheit<br />
5.12.4.1 Sicherheit S D bei ruhender Belastung<br />
Ruhende Belastung ist im Maschinenbau selten.<br />
Der zugehörige Festigkeitswert ist für Baustahl die<br />
Streckgrenze Re des verwendeten Werkstoffs und<br />
der vorliegenden Beanspruchungsart (Zug, Druck,<br />
Biegung, Torsion). Bei festeren Stahlsorten wie<br />
Vergütungsstahl tritt an die Stelle der Streckgrenze<br />
die 0,2 %-Dehngrenze R p 0,2 (siehe 5.12.1). Eine<br />
Ûbersicht gibt Tabelle 5.8.<br />
Bei Werkstoffen ohne ausgeprägte Fließgrenze wie<br />
Gusseisen werden die Zugfestigkeit Rm und die<br />
Bruchfestigkeiten sdB, sbB aus Tabelle 5.9 verwendet.<br />
SD ¼ Re<br />
¼<br />
sn<br />
Rp0;2<br />
sn<br />
Smin ¼ 1,5<br />
(gilt für Stahl; sn Nennspannung)<br />
SD ¼ Rm<br />
sn<br />
Smin ¼ 2,0<br />
(gilt für Gusseisen)<br />
Kerbwirkungen sind beim Belastungsfall I (ruhend) nicht zu berücksichtigen. Die Bruchgefahr<br />
wird bei Ruhelast durch Kerben nicht erhöht, sondern durch Stützwirkung weniger belasteter<br />
Stoffteilchen eher vermindert. Bei GJL (Lamellengusseisen) ist die Kerbwirkung durch das<br />
schon von Graphitteilchen vorgekerbte Gefüge selbst bei dynamischer Belastung (schwellend,<br />
wechselnd) kaum spürbar (Kerbwirkungszahl b k ¼ 1).<br />
5.12.4.2 Sicherheit SD bei dynamischer Belastung<br />
Schwellende und wechselnde Belastung tritt im<br />
Maschinenbau am häufigsten auf.<br />
SD ¼<br />
Der zugehörige Festigkeitswert ist die Dauerfestigkeit<br />
sD des verwendeten Werkstoffs bei der vorliegenden<br />
Beanspruchungsart (Zug=Druck, Biegung,<br />
Torsion).<br />
sD b1 b2<br />
bk sn<br />
Smin ¼ 1,2<br />
(für Bauteile mit Kerbwirkung)<br />
5 Festigkeitslehre<br />
sn Nennspannung,<br />
b 1 Oberflächenbeiwert, siehe Diagramm,<br />
b2 Größenbeiwert, siehe Diagramm,<br />
bk Kerbwirkungszahl siehe Tabelle 5.7<br />
(Seite 385).
5.12 Festigkeit, zulässige Spannung, Sicherheit 383<br />
Die Dauerfestigkeit s D des Probestabs wird durch<br />
die Faktoren b 1, b 2, b k verringert, sie erhalten in<br />
der neueren Literatur 1) zum Teil andere Bezeichnungen<br />
z. B. K f, b statt b k, b für die Kerbwirkungszahl<br />
bei Biegebeanspruchung.<br />
Die vorhandene Sicherheit vvorh lässt sich mit der<br />
Dauerfestigkeit, der Nennspannung sn und den<br />
beiden Beiwerten für Oberflächen- und Größeneinfluss<br />
sowie der Kerbwirkungszahl b k bestimmen.<br />
Die Nennspannung sn ist die Spannung, die mit<br />
Hilfe der bekannten Hauptgleichungen berechnet<br />
wurde.<br />
Der Oberflächenbeiwert b1<br />
berücksichtigt das Zurückgehen<br />
der Dauerfestigkeit<br />
durch Oberflächenrauigkeiten<br />
(Schleif- oder Drehriefen,<br />
Poren, Walznarben).<br />
Der Größenbeiwert b2 berücksichtigt<br />
das Zurückgehen<br />
der Dauerfestigkeit mit<br />
zunehmender Baugröße. b2<br />
kann nur für Wellen angegeben<br />
werden.<br />
5.12.5 Ûbungen zur Dauerfestigkeit<br />
1. Ûbung: Ein Bauteil aus S235JR wird durch<br />
F ¼ 6000 N schwellend auf Zug beansprucht.<br />
Gefährdeter Querschnitt A ¼ 100 mm2 Kerbwirkungszahl bk ¼ 3,1.<br />
Die vorhandene Sicherheit und die maximale<br />
Spannung sollen berechnet werden.<br />
Lösung: Die Nennspannung sn wird immer aus<br />
den bekannten Hauptgleichungen berechnet, hier<br />
also aus der Zug-Hauptgleichung.<br />
vvorh ¼ sDb1b2<br />
sn<br />
¼ mindestens 1,2<br />
bei Bauteilen ohne Kerbwirkung<br />
vvorh ¼ sDb1b2<br />
sn b k<br />
¼ mindestens 1,2<br />
bei Bauteilen mit Kerbwirkung, b k bekannt<br />
Gegeben: Werkstoff S235JR<br />
Zugkraft F ¼ 6000 N<br />
Belastungsfall II (schwellend)<br />
Querschnitt A ¼ 100 mm 2<br />
Kerbwirkungszahl b k ¼ 3,1<br />
Gesucht: Vorhandene Sicherheit SD; vorh<br />
Spannungsspitze smax<br />
sn ¼ F<br />
A<br />
1) z. B. FKM-Richtlinie für den rechnerischen Festigkeitsnachweis, siehe Seite 382<br />
6000 N N<br />
¼ ¼ 60<br />
100 mm2 mm2
384<br />
Aus Tabelle 5.8 wird die Zug-Schwellfestigkeit<br />
des Werkstoffs S235JR entnommen<br />
(sz Sch ¼ 158 N=mm 2 )<br />
und bestimmt damit die vorhandene Sicherheit.<br />
Die Spannungsspitze ist das Produkt aus Nennspannung<br />
und Kerbwirkungszahl. Die Rechnung<br />
zeigt, dass smax > szSch ist.<br />
Abschließend bestimmt man noch die Festigkeit<br />
des gekerbten Bauteils, die Kerb-Dauerfestigkeit<br />
sDK. Sie soll größer sein als die geforderte Mindestsicherheit<br />
Smin ¼ 1,2.<br />
2. Ûbung: Für eine auf Biegung schwellend beanspruchte<br />
Achse aus S275JO ist die vorhandene<br />
Sicherheit Svorh zu ermitteln.<br />
Der Querschnitt ist durch eine Sicherungsring-<br />
Kerbe geschwächt.<br />
Lösung: Aus Tabelle 5.8 wird die Schwellfestig-<br />
keit sb Sch ¼ 320 N=mm 2 entnommen, aus Tabelle<br />
5.7 die Kerbwirkungszahl bk kerben.<br />
3fürSicherungs Die vorhandene Nennspannung beträgt mit<br />
d ¼ 50 mm sn ¼ 25,5 N/mm2 .<br />
Mit dem Oberflächenwert b1 ¼ 0,85 (geschlichtet)<br />
und mit dem Größenbeiwert b2 ¼ 0,7 (für<br />
40 ...120 mm) kann die Sicherhet SD gegen<br />
Dauerbruch berechnet werden. Die vorhandene<br />
Sicherheit ist größer als die Mindestsicherheit:<br />
SD vorh ¼ 2,5 > Smin ¼ 1,2.<br />
3. Ûbung: Der gefährdete Querschnitt des skizzierten<br />
Flachstabs wird mit einer Zugspannung<br />
(Nennspannung) sz, n ¼ 60 N/mm 2 schwellend<br />
beansprucht. Zu ermitteln ist die Sicherheit SD gegen<br />
Dauerbruch.<br />
Lösung: Mit szSch ¼ 158 N=mm 2 aus Tabelle 5.8<br />
und b k ¼ 1,8 aus Tabelle 5.7 für Flachstäbe mit<br />
Querbohrung sowie b1 ¼ 0,8 (geschruppt) und<br />
b2 ¼ 1 (geschätzt) ist die Sicherheit<br />
SD vorh ¼ 1,17 < Smin ¼ 1,2.<br />
vvorh ¼ szSch<br />
¼<br />
sn bk 158 N<br />
mm 2<br />
60 N<br />
3,1<br />
mm2 ¼ 0,85<br />
smax ¼ sn bk ¼ 60 N<br />
N<br />
3,1 ¼ 186<br />
mm2 mm2 sDK ¼ sz Sch K ¼ sz Sch<br />
b k<br />
Gegeben:<br />
Werkstoff S275JO<br />
Belastungsfall II<br />
Biegebeanspruchung<br />
Durchmesser d ¼ 50 mm<br />
Gesucht:<br />
Sicherheit gegen Dauerbruch<br />
SD ¼ sD b1 b2<br />
b k sn<br />
¼<br />
sn Nennspannung,<br />
158<br />
¼<br />
N<br />
mm2 ¼ 51<br />
3,1<br />
N<br />
mm2 320 N<br />
0,85 0,7<br />
mm2 3 25,5 N<br />
mm2 ¼ 2,5 > Smin<br />
b1 Oberflächenbeiwert, siehe Diagramm,<br />
b2 Größenbeiwert, siehe Diagramm,<br />
bk Kerbwirkungszahl siehe Tabelle 5.7.<br />
Gegeben: Werkstoff S235JR<br />
Belastungsfall II<br />
Zugbeanspruchung<br />
Nennspannung 60 N/mm 2<br />
Gesucht:<br />
Sicherheit SD<br />
SD ¼ sD b1 b2<br />
b k sn<br />
¼<br />
5 Festigkeitslehre<br />
158 N<br />
0,8 1,0<br />
mm2 1,8 60 N<br />
mm2 ¼ 1,17
5.12 Festigkeit, zulässige Spannung, Sicherheit 385<br />
Tabelle 5.7 Richtwerte für die Kerbwirkungszahl b k<br />
Kerbform Beanspruchung Werkstoff b k<br />
Hinterdrehung in Welle (Rundkerbe)<br />
Hinterdrehung in Welle (Rundkerbe)<br />
Eindrehung für Sicherungsring in Welle<br />
abgesetzte Welle (Lagerzapfen)<br />
abgesetzte Welle (Lagerzapfen)<br />
Passfedernut in Welle<br />
Passfedernut in Welle<br />
Passfedernut in Welle<br />
Passfedernut in Welle<br />
Querbohrung in Achse (Schmierloch)<br />
Bohrung in Flachstab<br />
Bohrung in Flachstab<br />
Welle an Ûbergangsstelle zu festsitzender Nabe<br />
Tabelle 5.8 Festigkeitswerte für Stähle (alle Werte in N/mm 2 )<br />
Biegung<br />
Verdrehung<br />
Biegung und Verdrehung<br />
Biegung<br />
Verdrehung<br />
Biegung<br />
Biegung<br />
Verdrehung<br />
Verdrehung<br />
Biegung und Verdrehung<br />
Zug<br />
Biegung<br />
Biegung und Verdrehung<br />
|fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl}<br />
|fflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflffl}<br />
S235JR-E335<br />
CrNiSt<br />
S235JR-E335<br />
CrNiSt<br />
S235JR-E335<br />
Werkstoff Rm Re, Rp0,2 szd Sch szd W s b Sch 5Þ sbW t tSch 6Þ ttW Elastizitätsmodul<br />
E<br />
S235JR<br />
S275JO<br />
E295<br />
S355JO<br />
E335<br />
E360<br />
50 CrMo4 2)<br />
20 MnCr5 3)<br />
34 CrAlNi7 4)<br />
360<br />
430<br />
490<br />
510<br />
590<br />
690<br />
1100<br />
1200<br />
900<br />
235<br />
275<br />
295<br />
355<br />
335<br />
360<br />
900<br />
850<br />
680<br />
158<br />
185<br />
205<br />
215<br />
240<br />
270<br />
385<br />
365<br />
335<br />
160<br />
195<br />
220<br />
230<br />
265<br />
310<br />
495<br />
480<br />
405<br />
270<br />
320<br />
370<br />
380<br />
435<br />
500<br />
785<br />
765<br />
650<br />
180<br />
215<br />
245<br />
255<br />
290<br />
340<br />
525<br />
510<br />
435<br />
115<br />
140<br />
160<br />
165<br />
200<br />
220<br />
350<br />
335<br />
300<br />
105<br />
125<br />
145<br />
150<br />
170<br />
200<br />
315<br />
305<br />
260<br />
1) Richtwerte für dB < 16 mm, 2) Vergütungsstahl, 3) Einsatzstahl, 4) Nitrierstahl,<br />
5) berechnet mit 1,5 sbW, 6) berechnet mit 1,1 ttW<br />
Tabelle 5.9 Festigkeitswerte für Gusseisen (alle Werte in N/mm 2 )<br />
210000<br />
210000<br />
210000<br />
210000<br />
210000<br />
210000<br />
210000<br />
210000<br />
210000<br />
1,5 ...2,2<br />
1,3 ...1,8<br />
3 ...4<br />
1,5 ...2,0<br />
1,3 ...1,8<br />
1,5<br />
1,8<br />
2,3<br />
2,8<br />
1,4 ...1,7<br />
1,6 ...1,8<br />
1,3 ...1,5<br />
2<br />
Schubmodul<br />
G<br />
80000<br />
80000<br />
80000<br />
80000<br />
80000<br />
80000<br />
80000<br />
80000<br />
80000<br />
Werkstoff Rm Re, Rp0,2 sdB sbB szdW sbW ttW Elastizitätsmodul E Schubmodul G<br />
GJL-150<br />
GJL-200<br />
GJL-250<br />
GJL-300<br />
GJL-350<br />
GJMW-400-5<br />
GJMB-350-10<br />
150<br />
200<br />
250<br />
300<br />
350<br />
400<br />
350<br />
90<br />
130<br />
165<br />
195<br />
228<br />
220<br />
200<br />
600<br />
720<br />
840<br />
960<br />
1080<br />
1000<br />
1200<br />
250<br />
290<br />
340<br />
390<br />
490<br />
800<br />
700<br />
40<br />
50<br />
60<br />
75<br />
85<br />
120<br />
1000<br />
70<br />
90<br />
120<br />
140<br />
145<br />
140<br />
120<br />
60<br />
75<br />
100<br />
120<br />
125<br />
115<br />
100<br />
82000<br />
100000<br />
110000<br />
120000<br />
130000<br />
175000<br />
175000<br />
35000<br />
40000<br />
43000<br />
49000<br />
52000<br />
67000<br />
67000<br />
Diese Werte gelten für 15–30 mm Wanddicke; für 8–15 mm 10% höher, für > 30 mm 10% niedriger;<br />
Dauerfestigkeitswerte im bearbeiteten Zustand; für Gusshaut 20 % Abzug.
386<br />
6 Fluidmechanik (Hydraulik)<br />
Formelzeichen und Einheiten 1)<br />
m kg Masse<br />
p N/m 2 ¼ Pa, bar Druck<br />
qm kg/s Massenstrom<br />
qV m 3 /s Volumenstrom<br />
Re 1 Reynolds’sche Zahl (Re-Zahl)<br />
t s Zeit<br />
V m 3 Volumen<br />
w m/s Strömungsgeschwindigkeit<br />
a 1 Durchflusszahl bei Blenden<br />
z 1 Widerstandszahl eines einzelnen Hindernisses in Rohrleitungen<br />
h 1 Wirkungsgrad<br />
h Ns/m 2 ¼ kg/ms dynamische Viskosität<br />
l 1 Widerstandszahl für Rohrleitung<br />
m 1 Reibungszahl zwischen Kolben und Dichtung<br />
m 1 Ausflusszahl<br />
v m 2 /s kinematische Viskosität; v ¼ h=r<br />
r kg/m 3 Dichte<br />
j 1 Geschwindigkeitszahl<br />
6.1 Statik der Flüssigkeiten (Hydrostatik)<br />
6.1.1 Eigenschaften der Flüssigkeiten<br />
Flüssigkeiten unterscheiden sich von festen Körpern<br />
durch leichte Verschiebbarkeit der Teilchen.<br />
Während bei festen Körpern vielfach erhebliche<br />
Kräfte nötig sind, um ihre Form zu ändern, ist die<br />
Formänderung einer Flüssigkeit ohne Krafteinwirkung<br />
möglich, wenn nur hinreichend Zeit zur Verfügung<br />
steht. Bei raschem Formwechsel ist auch<br />
bei Flüssigkeiten ein Widerstand spürbar; er hat<br />
seine Ursache in der „Zähigkeit“ (Viskosität) und<br />
der Massenträgheit.<br />
In Ruhezuständen oder bei sehr langsamen Bewegungen<br />
darf der Widerstand gegen Formänderung<br />
gleich null gesetzt werden.<br />
Hinweis:<br />
Fluid ist die übergeordnete Bezeichung für<br />
Flüssigkeiten, Gase und Dämpfe. Das Wort<br />
„Hydraulik“ kommt aus dem Griechischen:<br />
hydro ¼ Wasser.<br />
Im übertragenen Sinn spricht man von<br />
„Hydraulik“ auch bei Verwendung anderer<br />
Flüssigkeiten, wie z. B. Úl (Úlhydraulik).<br />
Die Hydraulik behandelt alle Vorgänge, bei<br />
denen Kräfte und Bewegungen durch eine<br />
Flüssigkeit übertragen werden. Die Flüssigkeit<br />
ist der Energieträger, z. B. im hydraulischen<br />
Getriebe, bestehend aus den hydraulischen<br />
Elementen Pumpe, Motor und<br />
Leitung.<br />
Der widerstandslosen Formänderung der Flüssigkeiten steht ihr großer Widerstand bei Volumenänderung<br />
gegenüber. Beispielsweise wird es nicht gelingen, 1 Liter Wasser in ein Gefäß<br />
von 1/2 Liter hineinzupressen. Ebensowenig ist es möglich, 1/2 Liter Wasser auf ein Volumen<br />
von einem Liter auszudehnen. Erst bei sehr hohen Drücken ist eine kleine Volumenänderung<br />
messbar, z. B. in Einspritzleitungen von Dieselmotoren. Wasser drückt sich bei einem Druck<br />
von 1000 bar um ca. 5% zusammen. Stöße und Drücke werden daher in unvermindeter Stärke<br />
übertragen, z. B. Wasserschläge in Rohrleitungen und Drücke in hydraulischen Pressen.<br />
1) siehe Fußnote Seite 1
6.1 Statik der Flüssigkeiten (Hydrostatik) 387<br />
6.1.2 Hydrostatischer Druck (Flüssigkeitsdruck, hydraulische Pressung)<br />
In der Festigkeitslehre nennt man die im Inneren<br />
eines festen Körpers je Flächeneinheit aufzunehmende<br />
Kraft die Spannung. Die Spannung in einer<br />
ruhenden Flüssigkeit heißt hydrostatischer Druck<br />
oder kurz Druck p.<br />
Der hydrostatische Druck ist die je Flächeneinheit<br />
von außen (oder in ihrem Inneren) auf<br />
eine Flüssigkeit wirkende Kraft.<br />
Die Einheit des Druckes ergibt sich aus der Definitionsgleichung<br />
p ¼ F=A: Sie ist der Quotient aus<br />
einer Krafteinheit und einer Flächeneinheit.<br />
Die gesetzliche und internationale Einheit<br />
(SI-Einheit) des Druckes p ist das Newton je<br />
Quadratmeter. Einheitenname: Pascal mit dem<br />
Kurzzeichen Pa:<br />
1 N<br />
¼ 1Pa<br />
m2 Die früher gebräuchliche Druckeinheit<br />
kp/cm 2 ¼ at ist ungefähr so groß wie das Bar<br />
(1 at 1 bar).<br />
6.1.3 Druckverteilung in einer Flüssigkeit ohne Berücksichtigung der Schwerkraft,<br />
das Druck-Ausbreitungsgesetz<br />
Jede Flüssigkeit hat eine Masse und folglich auch<br />
eine Schwerkraft, die Gewichtskraft FG. In vielen<br />
Fällen, z. B. bei hohen Drücken, braucht man sie<br />
nicht zu berücksichtigen.<br />
Man stellt sich im Inneren einer Flüssigkeit einen<br />
flachliegenden „Flüssigkeitsquader“ vor. Es ist<br />
kein Fehler, wenn dieser „Flüssigkeitskörper“ als<br />
erstarrte Flüssigkeit betrachtet wird und die Gesetze<br />
der Statik starrer Körper auf ihn anwendet.<br />
Beachte: Der Druck p steht immer<br />
rechtwinklig auf der betrachteten Fläche.<br />
Kraft F<br />
p ¼<br />
Fläche A<br />
hydrostatischer Druck<br />
ðpÞ ¼ ðFÞ N<br />
¼<br />
ðAÞ m2 ¼ Nm 2 ¼ Pascal ðPaÞ<br />
Hinweis: Weitere gesetzliche Einheiten sind<br />
1 MPa (Megapascal) ¼ 106 6 N<br />
Pa ¼ 10<br />
m2 1 bar (Bar) ¼ 105 5 N<br />
Pa ¼ 10<br />
m2 Einheitenname nach<br />
Blaise Pascal, 1623–1662<br />
1 bar ¼ 10 N<br />
cm 2<br />
1 kp<br />
¼ 1at:<br />
cm2 p F A<br />
N<br />
m 2<br />
N m 2
388<br />
Es soll das Gleichgewicht gegen Verschieben<br />
längs der Prismenachse betrachtet werden wobei<br />
man zunächst annimmt, dass die Drücke auf die<br />
Stirnseiten (p1 und p2) verschieden groß sind. Da<br />
die Druckkräfte auf den Seitenflächen immer<br />
rechtwinklig auf diese Flächen wirken, tragen sie<br />
zu den Kräften F1 und F2 auf die Stirnflächen<br />
nichts bei.<br />
Da der Quader in der Flüssigkeit ruht, muss für die<br />
auf die Stirnflächen wirkenden Kräfte F1 und F2<br />
die Gleichgewichtsbedingung SF ¼ 0 erfüllt sein.<br />
Die Entwicklung der Gleichung zeigt, dass der<br />
Druck an beiden Stirnseiten gleich ist. Dasselbe<br />
muss auch für die anderen einander gegenüberliegenden<br />
Flächen gelten.<br />
Daraus ergibt sich das von Pascal aufgestellte<br />
Druck-Ausbreitungsgesetz:<br />
Der Druck, der auf irgendeinen Teil einer abgesperrten<br />
Flüssigkeit ausgeübt wird, breitet sich<br />
nach allen Richtungen hin gleichmäßig aus.<br />
6.1.4 Anwendungen des Druck-Ausbreitungsgesetzes<br />
6.1.4.1 Hydraulischer Hebebock<br />
An das vollständig mit Wasser gefüllte Gefäß eines<br />
Wasserdruckhebebocks sind zwei Zylinder angeschlossen,<br />
in denen Kolben gleiten. Die Kolbenflächen<br />
sind A1 und A2. Auf den Kolben mit der<br />
Fläche A1 wirkt die Triebkraft F1.<br />
Es sollen die Beziehungen zwischen den Kolbenkräften,<br />
Kolbenflächen und Kolbenwegen untersucht<br />
werden.<br />
Der Druck in der abgeschlossenen Flüssigkeit ist<br />
überall gleich groß. Man kann ihn aus Triebkraft<br />
F1 und Triebkolbenfläche A1 oder aus der Last F2<br />
und der Lastkolbenfläche A2 berechnen. Hat der<br />
Triebkolben einen kleineren Durchmesser als der<br />
Lastkolben, kann man mit kleiner Triebkraft<br />
größere Lasten heben.<br />
Beachte: Weil p ¼ F=A ist, ist auch F ¼ pA,<br />
also F1 ¼ p1 A und F2 ¼ p2 A.<br />
SF ¼ 0 ¼ F1 F2 ¼ p1 A p2 A<br />
p1 A ¼ p2 A ! p1 ¼ p2<br />
d. h. es herrscht Druckgleichheit:<br />
p1 ¼ p2 ¼ p3 ¼ ...<br />
Beachte: Das Druck-Ausbreitungsgesetz,<br />
also Druckgleichheit an jeder Stelle der<br />
Flüssigkeit, gilt nur ohne Berücksichtigung<br />
der Schwerkraft der Flüssigkeit.<br />
Hydraulischer Hebebock<br />
p ¼ F1<br />
¼<br />
A1<br />
F2<br />
¼ ...¼<br />
A2<br />
Fn<br />
An<br />
F1<br />
F2<br />
¼ A1<br />
A2<br />
6 Fluidmechanik (Hydraulik)<br />
Die Kolbenkräfte verhalten<br />
sich zueinander wie die<br />
Kolbenflächen.
6.1 Statik der Flüssigkeiten (Hydrostatik) 389<br />
Bewegt sich der Triebkolben um die Strecke s1<br />
nach unten, so verdrängt er das Volumen V ¼ A1 s1.<br />
Das vom Triebkolben verdrängte Volumen muss<br />
gleich dem vom Lastkolben freigegebenen Raum<br />
V ¼ A2 s2 sein.<br />
Zum gleichen Ergebnis kommt man mit der Ûberlegung,<br />
dass die Triebarbeit W ¼ F1 s1 gleich der<br />
Lastarbeit W ¼ F2 s2 sein muss, wenn die Reibung<br />
unberücksichtigt bleibt. Für F ¼ pA eingesetzt<br />
ergibt sich für das Verhältnis der Kolbenwege<br />
s1=s2 ¼ A2=A1.<br />
Wird in die zuletzt gefundene Gleichung schließlich<br />
für die Fläche A1 ¼ pd1 2 =4 und für die Fläche<br />
A2 ¼ pd2 2 =4 eingesetzt, dann erhält man die<br />
Beziehung zwischen Kolbenwegen und Kolbendurchmessern.<br />
Ûbung: Mit einem hydraulischen Hebebock soll<br />
am Lastkolben eine Kraft von 80 kN erzeugt<br />
werden. Mit einer entsprechenden Hebelübersetzung<br />
wird auf den Triebkolben eine Triebkraft von<br />
1,2 kN ausgeübt. Der hydrostatische Druck im<br />
Behälter soll 45 bar betragen.<br />
Ohne Berücksichtigung der Reibung sind die<br />
Durchmesser der beiden Zylinder zu bestimmen.<br />
Außerdem ist die erforderliche Hebelübersetzung<br />
für eine Handkraft von 150 N zu berechnen.<br />
Lösung: Aus dem hydrostatischen Druck p, der<br />
Triebkraft F1 und der Hubkraft F2 können mit<br />
Hilfe der Druckgleichung die Kolbenflächen A1<br />
und A2 und daraus die Zylinderdurchmesser d1<br />
und d2 berechnet werden. Man setzt für<br />
1kN¼ 103 5 N<br />
N und 1 bar ¼ 10<br />
m2 in die Gleichungen ein und erhält die Kolbenflächen<br />
in der Einheit m2 . Mit 10 6 m2 ¼ 1mm2 kann dann umrechnet werden.<br />
Die erforderliche Hebelübersetzung i drückt man<br />
durch das Verhältnis der Triebkraft F1 zur Handkraft<br />
F aus.<br />
V ¼ A1 s1 ¼ A2 s2<br />
s1<br />
s2<br />
¼ A2<br />
A1<br />
W ¼ F1 s1 ¼ F2 s2<br />
s1<br />
s2<br />
s1<br />
s2<br />
pA1 s1 ¼ pA2 s2<br />
s1<br />
s2<br />
¼ A2<br />
A1<br />
¼ A2<br />
¼<br />
A1<br />
pd2 2 =4<br />
pd1 2 =4<br />
2<br />
d2<br />
¼<br />
d1 2<br />
Die Kolbenwege verhalten<br />
sich umgekehrt zueinander<br />
wie die Kolbenflächen.<br />
Die Kolbenwege verhalten<br />
sich umgekehrt zueinander<br />
wie die Quadrate der Kolbendurchmesser.<br />
Gegeben:<br />
Hubkraft F2 ¼ 80 kN ¼ 80 10 3 N<br />
Triebkraft F1 ¼ 1,2 kN ¼ 1; 2 10 3 N<br />
Druck p ¼ 45 bar ¼ 45 10 5 N/m 2<br />
Handkraft F ¼ 150 N<br />
Gesucht:<br />
Triebkolbendurchmesser d1<br />
Lastkolbendurchmesser d2<br />
Hebelübersetzung i<br />
p ¼ F1<br />
A1<br />
daraus erhält man<br />
A1 ¼ F1<br />
p ¼ 1,2 103 N<br />
45 10 5 N=m 2 ¼ 2,67 10 4 m 2<br />
A1 ¼ 267 mm 2<br />
p ¼ F2<br />
A2<br />
d1 ¼ 18,4 mm<br />
daraus erhält man<br />
A2 ¼ F2<br />
p ¼ 80 103 N<br />
45 10 5 N=m 2 ¼ 1,778 10 2 m 2<br />
A2 ¼ 17 780 mm 2<br />
i ¼ F1<br />
F<br />
1200 N<br />
¼ ¼ 8 : 1<br />
150 N<br />
d2 ¼ 150,5 mm
390<br />
6.1.4.2 Druckkraft auf gewölbte Böden<br />
Der zylindrische Kessel wird in Richtung seiner<br />
Längsachse durch die beiden Kräfte F1 und F2 belastet.<br />
Beide Kräfte sind gleich groß und werden<br />
aus dem inneren Ûberdruck p und der kreisförmigen<br />
Querschnittsfläche berechnet.<br />
Die Querschnittsfläche ist die Projektion der gewölbten<br />
Böden auf eine Ebene rechtwinklig zur<br />
Kraftrichtung.<br />
Im technischen Anwendungsbereich sind die Drücke<br />
meist in bar und die Durchmesser in mm oder<br />
cm gegeben. Man sollte diese Größen wie in der<br />
vorangegangenen Ûbung vor der Rechnung in die<br />
kohärenten Einheiten umrechnen.<br />
Um die dabei möglichen Fehler zu vermeiden,<br />
kann man aber auch eine Zahlenwertgleichung<br />
benutzen, in die der Druck in bar und der Durchmesser<br />
in mm unmittelbar eingesetzt werden.<br />
6.1.4.3 Beanspruchung einer Kessel- oder Rohrlängsnaht<br />
Die Kraft F, die einen Kessel oder ein Rohr in<br />
radialer Richtung auseinanderzureißen versucht,<br />
wird in ähnlicher Weise berechnet wie die Axialkraft<br />
auf gewölbte Böden. Die projezierte Fläche<br />
ist ein Rechteck mit den Seitenlängen d (lichter<br />
Durchmesser) und l (Kessel- oder Rohrlänge). Aus<br />
der Beziehung p ¼ F=A ergibt sich die Gleichung<br />
für die Kraft F.<br />
Auch hier kann eine Zahlenwertgleichung benutzt<br />
werden in die man den Druck p in bar, den Durchmesser<br />
d und die Länge l in mm einsetzt.<br />
Ist s die Wanddicke des Kessels oder Rohrs, dann<br />
erzeugt die Radialkraft F in zwei einander gegenüberliegenden<br />
Längsnähten die Zugspannung<br />
s ¼ F=A ¼ F=2 sl. Wird in diese Gleichung für<br />
F ¼ pdl eingesetzt, dann erhält man schließlich<br />
eine Gleichung für die erforderliche Wanddicke s<br />
bei gegebener zulässiger Spannung szul.<br />
F1 ¼ F2 ¼ p p<br />
4 d2<br />
F1 ¼ F2 ¼ 0,1p p<br />
4 d2<br />
Zahlenwertgleichung<br />
p ¼ F F<br />
¼<br />
A dl<br />
F ¼ pdl<br />
F ¼ 0,1pdl<br />
Zahlenwertgleichung<br />
s ¼ F<br />
A<br />
s ¼ pdl<br />
2sl<br />
serf ¼ pd<br />
2szul<br />
Wanddicke<br />
6 Fluidmechanik (Hydraulik)<br />
F1, F2 p d<br />
N Pa ¼ N<br />
m2 m<br />
F1, F2 p d<br />
N bar mm<br />
F p d, l<br />
N Pa ¼ N<br />
m2 m<br />
F p d, l<br />
N bar mm<br />
A Bruchfläche beim Auseinanderreißen;<br />
es entstehen<br />
zwei Bruchflächen A ¼ 2sl.<br />
Daraus folgt die erforderliche<br />
Wanddicke:<br />
s p d szul<br />
m Pa ¼ N<br />
m 2<br />
m<br />
N<br />
m 2
6.1 Statik der Flüssigkeiten (Hydrostatik) 391<br />
Gebräuchlich ist eine Zahlenwertgleichung mit der<br />
zulässigen Zugspannung in N/mm 2 .<br />
6.1.4.4 Hydraulische Presse<br />
Die hydraulische Presse arbeitet wie der hydraulische<br />
Hebebock in 6.1.4.1. Auch hier gilt das<br />
Druck-Ausbreitungsgesetz. Beim Hebebock wurde<br />
die Reibung an den Dichtungsstellen vernachlässigt.<br />
Bei der hydraulischen Presse wird die Reibung<br />
berücksichtigt.<br />
Bei reibungsfreiem Betrieb verhalten sich die<br />
Kräfte zueinander wie die Kolbenflächen. Daraus<br />
erhält man eine Gleichung für die Presskraft F2.<br />
Soll die Reibung berücksichtigt werden, dann<br />
muss man sich klar darüber sein, dass die Reibungskräfte<br />
an den Dichtungsstellen den Kolbenkräften<br />
entgegen wirken. Die Lippendichtungen<br />
werden mit dem Druck p an die Kolben auf einer<br />
Ringfläche angepresst, die sich aus dem Kolbenumfang<br />
pd und der Dichtungshöhe h ergibt.<br />
Um in der Flüssigkeit den Druck p zu erzeugen,<br />
muss die tatsächliche Triebkraft F 0 1 um die Reibungskraft<br />
FR1 größer sein als bei reibungsfreiem<br />
Betrieb. Die Presskraft F 0 2<br />
dagegen ist um die Rei-<br />
bungskraft FR2 kleiner. Wird das Verhältnis<br />
F 0 1 =F 0 2 ¼ðF1þ FR1Þ=ðF2 FR2Þ gebildet, dann<br />
kann man daraus eine Gleichung zur Berechnung<br />
in Abhängigkeit<br />
der tatsächlichen Presskraft F 0 2<br />
von der tatsächlichen Triebkraft F 0 1<br />
, den Zylinder-<br />
durchmessern d1 und d2 und der Reibungszahl m<br />
zwischen Dichtung und Kolben entwickeln.<br />
Den letzten Faktor in der Gleichung für die Presskraft<br />
bezeichnet man als Wirkungsgrad h der<br />
hydraulischen Presse.<br />
Man erkennt, dass dieser Faktor von der Reibungszahl,<br />
den Kolbendurchmessern und den Höhen der<br />
Kolbendichtungen abhängt.<br />
serf ¼ pd<br />
20szul<br />
Zahlenwertgleichung<br />
F1<br />
F2<br />
¼ A1<br />
p<br />
4<br />
¼<br />
A2 p<br />
4<br />
d2<br />
F2 ¼ F1<br />
2<br />
d1 2<br />
d1 2<br />
d2 2<br />
FR1 ¼ FN1 m ¼ ppd1 h1 m<br />
FR2 ¼ FN2 m ¼ ppd2 h2 m<br />
F 0 1<br />
F 0 2<br />
Presskraft bei reibungsfreiem<br />
Betrieb<br />
p<br />
¼ p<br />
4 d1 2 þ ppd1 h1 m ¼ p p 2<br />
d1<br />
4<br />
p 2<br />
¼ p d2<br />
4<br />
ppd2 h2 m ¼ p p 2<br />
d2<br />
4<br />
Beide Gleichungen durcheinander dividiert:<br />
F 0 1<br />
F 0 2<br />
p<br />
¼<br />
p 2<br />
d1<br />
4<br />
p p 2<br />
d2<br />
4<br />
F 0 2 ¼ F 0 d2<br />
1<br />
2<br />
d1 2<br />
1 þ 4m h1<br />
d1<br />
1 4m h2<br />
d2<br />
1 4m h2<br />
d2<br />
1 þ 4m h1<br />
d1<br />
2<br />
d1<br />
¼<br />
d2 2<br />
1 þ 4m h1<br />
d1<br />
1 4m h2<br />
1 þ 4m h1<br />
d1<br />
1 4m h2<br />
Presskraft bei Berücksichtigung der Reibung<br />
1 4m<br />
h ¼<br />
h2<br />
d2<br />
1 þ 4m h1<br />
d1<br />
F 0 2 ¼ F 0 d2<br />
1<br />
2<br />
h<br />
d1<br />
2<br />
s p d szul<br />
mm bar mm N<br />
mm 2<br />
Wirkungsgrad<br />
Presskraft bei Berücksichtigung<br />
der Reibung<br />
d2<br />
d2
392<br />
Ûbung: Der Lastkolben einer hydraulischen Presse<br />
hat 500 mm Durchmesser, der Triebkolben hat<br />
40 mm Durchmesser. Die Höhen der Lederdichtungen<br />
betragen h2 ¼ 100 mm und h1 ¼ 16 mm.<br />
Die Reibungszahl beträgt m ¼ 0,1.<br />
a) Wie groß ist der Wirkungsgrad h?<br />
b) Wie groß ist die Presskraft F 0 2 , wenn die Triebkraft<br />
F 0 1 ¼ 1000 N wirkt?<br />
c) Wie groß ist das Hubverhältnis der Kolben?<br />
Lösung:<br />
a) Der Wirkungsgrad wird mit der bekannten<br />
Gleichung aus den Kolbendurchmessern d1, d2,<br />
den Dichtungshöhen h1, h2 und der Reibungszahl<br />
m bestimmt.<br />
b) Da der Wirkungsgrad bekannt ist, verwendet<br />
man die letzte Presskraftgleichung und berechnet<br />
F 0 2 aus der Triebkraft F 0 1 , den Kolbendurchmessern<br />
d1, d2 und dem Wirkungsgrad.<br />
c) Unter dem Hubverhältnis versteht man das<br />
Verhältnis der Kolbenwege s2=s1.<br />
Aufgaben Nr. 1001–1012<br />
6.1.5 Druckverteilung in einer Flüssigkeit unter Berücksichtigung<br />
der Schwerkraft<br />
Im Abschnitt 6.1.3 (Seite 387) wurde gezeigt, dass<br />
der Druck in jeder waagerechten Ebene innerhalb<br />
einer Flüssigkeit konstant ist. Anders ausgedrückt:<br />
Der Druck an allen Stellen gleicher Flüssigkeitshöhe<br />
ist gleich groß.<br />
Es soll nun festgestellt werden, welche Beziehungen<br />
zwischen verschiedenen horizontalen Ebenen<br />
bestehen. Dazu wird das Gleichgewicht eines Flüssigkeitsquaders,<br />
dessen Längsachse vertikal steht,<br />
untersucht.<br />
Die Gewichtskraft FG (Schwerkraft) muss man<br />
jetzt in die Gleichgewichtsbetrachtung in Richtung<br />
der Längsachse mit einbeziehen.<br />
Gegeben:<br />
Lastkolbendurchmesser d2 ¼ 500 mm<br />
Triebkolbendurchmesser d1 ¼ 40 mm<br />
Dichtungshöhe h2 ¼ 100 mm<br />
Dichtungshöhe h1 ¼ 16 mm<br />
Triebkraft F 0 1¼ 1000 N<br />
Reibungszahl<br />
Gesucht:<br />
m ¼ 0,1<br />
Wirkungsgrad h, Presskraft F 0 2 ,<br />
Hubverhältnis s2=s1<br />
1 4m<br />
h ¼<br />
h2<br />
d2<br />
1 þ 4m h1<br />
10 cm<br />
1 4 0,1<br />
¼<br />
50 cm<br />
¼ 0,79<br />
1,6 cm<br />
1 þ 4 0,1<br />
4cm<br />
F 0 2 ¼ F0 d2<br />
1<br />
2<br />
F 0 2<br />
s2<br />
s1<br />
d1<br />
¼ 123,4 kN<br />
2<br />
d1<br />
¼<br />
d2<br />
6 Fluidmechanik (Hydraulik)<br />
ð500 mmÞ2<br />
h ¼ 1kN<br />
d1<br />
2<br />
ð40 mmÞ 2 0,79<br />
ð40 mmÞ2 1<br />
¼ ¼ 2 2<br />
ð500 mmÞ 156,25
6.1 Statik der Flüssigkeiten (Hydrostatik) 393<br />
Nach den Gesetzen der Statik müssen die Druckkräfte<br />
F1 und F2 die auf die Stirnseiten des Quaders<br />
einwirken und die Gewichtskraft FG die<br />
Gleichgewichtsbedingung erfüllen. Wird die Ansatzgleichung<br />
weiter entwickelt, dann ergibt sich<br />
eine Beziehung zwischen beiden Drücken p1, p2<br />
und der Druckwirkung der Schwerkraft (rgh).<br />
Legt man die obere Stirnfläche des Quaders in die<br />
Flüssigkeitsoberfläche, so ist dort der Druck<br />
p1 ¼ 0. Auf seine untere Stirnfläche wirkt dann<br />
allein der Druck p ð¼ p2Þ, der durch die Schwerkraft<br />
in der Tiefe h verursacht wird. Der hydrostatische<br />
Druck ist an allen Stellen gleicher Tiefe<br />
gleich groß. Die Funktionsgleichung p ¼ f ðr, hÞ<br />
zeigt, dass der hydrostatische Druck proportional<br />
mit der Flüssigkeitsdichte und der Tiefe zunimmt.<br />
Die Einheitenrechnung kann bei dieser Gleichung<br />
Schwierigkeiten bereiten.<br />
Man muss die Einheit kg/s 2 m mit 1 ¼ m/m erweitern,<br />
um die Druckeinheit Pa zu erhalten.<br />
Die Erkenntnis über den hydrostatischen Druck<br />
von Flüssigkeiten infolge ihrer Schwerkraft verwendet<br />
man unter anderem zum Messen von<br />
Drücken, besonders des Luftdrucks. Den Luftdruckunterschied<br />
zwischen zwei voneinander abgeschlossenen<br />
Räumen (oder Gefäßen) kann man<br />
z. B. mit einem beiderseits offenen U-Rohr messen,<br />
das teilweise mit einer Flüssigkeit gefüllt ist<br />
(siehe Skizze).<br />
Der Druck auf die Flüssigkeit an der Stelle E2 des<br />
U-Rohrs ist gleich dem absoluten Luftdruck im<br />
abgeschlossenen Raum (z. B. in einem Kesselraum).<br />
Der Druck in waagerechten Ebenen einer zusammenhängenden<br />
Flüssigkeit ist konstant. Folglich<br />
herrscht an der Stelle E1 des U-Rohrs der gleiche<br />
Druck p2 wie bei E2. Der Druck p2 ist die Summe<br />
aus dem Flüssigkeitsdruck der Säule von der<br />
Höhe h und dem Atmosphärendruck (äußeren<br />
Luftdruck) p1.<br />
SFy ¼ 0 ¼ F2 F1 FG<br />
F2 ¼ F1 þ FG<br />
für F1 ¼ p1A, F2 ¼ p2 A und<br />
FG ¼ rgV ¼ rgAh gesetzt, ergibt<br />
p2 A ¼ p1A þ rgAh.<br />
p2 ¼ p1 þ rgh<br />
p ¼ rgh<br />
Druck infolge<br />
der Schwerkraft<br />
Die Flüssigkeitshöhe h, die den Druck p<br />
hervorruft, heißt Druckhöhe oder auch<br />
Pressungshöhe.<br />
ðpÞ ¼ðrÞðgÞðhÞ ¼ kg<br />
m3 kg m<br />
s2 kg m=s2<br />
¼<br />
m2 m2 N<br />
¼<br />
m<br />
m kg<br />
m ¼<br />
s2 s2 m<br />
2 ¼ Pa<br />
Beispiel:<br />
Der Kesselraum eines Schiffs wird durch<br />
ein Gebläse unter Ûberdruck pü gesetzt. Das<br />
mit Wasser gefüllte U-Rohr-Manometer zeigt<br />
einen Höhenunterschied von 200 mm an.<br />
Der äußere Luftdruck beträgt 1027 mbar.<br />
Zu berechnen ist der Ûberdruck pü und der<br />
absolute Druck p2 im Kesselraum.<br />
Lösung:<br />
Den Ûberdruck pü berechnet man aus der<br />
Flüssigkeitshöhe h ¼ 200 mm.<br />
3 kg m<br />
pü ¼ rgh ¼ 10 9,81 0,2 m ¼ 1962 Pa<br />
3 2<br />
m<br />
p r g h<br />
Pa ¼ N<br />
m 2<br />
pü ¼ 19,62 mbar<br />
p2 ¼ p1 þ pü ¼ 1027 mbar þ 19,62 mbar<br />
p2 ¼ 1047 mbar<br />
s<br />
kg<br />
m 3<br />
m<br />
s 2<br />
m
394<br />
6.1.6 Kommunizierende Röhren<br />
Kommunizierende Röhren sind oben offene, unten<br />
miteinander verbundene Röhren (vgl. U-Rohr).<br />
Enthält dieses Röhrengefäß nur eine Flüssigkeit,<br />
so steht sie in den beiden Schenkeln gleich hoch,<br />
unabhängig von der Form und Größe der Schenkel.<br />
Die Flüssigkeitsspiegel stehen immer waagerecht.<br />
Enthält das Gefäß zwei Flüssigkeiten von<br />
verschiedener Dichte, so steht bei Gleichgewicht<br />
die leichtere Flüssigkeit in dem einen Schenkel<br />
höher als die schwerere in dem anderen Schenkel.<br />
Sind r 1 und r 2 die Flüssigkeitsdichten und h1 und<br />
h2 ihre Flüssigkeitshöhen über der Trennebene<br />
A B, so sind in dieser Ebene die Drücke in beiden<br />
Schenkeln gleich groß: p1 ¼ p2 ¼ p. Die Entwicklung<br />
der Gleichung zeigt, dass sich die Flüssigkeitshöhen<br />
über der Trennebene umgekehrt zueinander<br />
verhalten wie die Flüssigkeitsdichten.<br />
6.1.7 Bodenkraft<br />
Auf den waagerechten Boden eines Flüssigkeitsbehälters<br />
wirkt der hydrostatische Druck p ¼ rgh<br />
(h Flüssigkeitshöhe über dem Boden). Die<br />
Bodenfläche A wird dann mit der Bodenkraft<br />
Fb ¼ pA ¼ rghA belastet.<br />
Die Belastung des Bodens ist also abhängig von<br />
der Flüssigkeitshöhe h über dem Boden, von der<br />
Bodenfläche A und von der Dichte der Flüssigkeit.<br />
Sie ist dagegen unabhängig von der Form des Gefäßes.<br />
Das zeigt auch die Versuchsanordnung zur<br />
Messung der Bodenkraft. Die vier Behälter haben<br />
die gleiche Bodenfläche A, die über einen Hebel<br />
gegen die Bodenöffung gepresst wird. Füllt man<br />
die Gefäße nacheinander mit Wasser, so wird man<br />
feststellen, dass sich die Bodenklappe bei allen<br />
Gefäßen bei der gleichen Füllhöhe h öffnet. Die<br />
Bodenkraft ist in allen vier Fällen gleich groß.<br />
p ¼ p1 ¼ p2 ¼ r 1 gh1 ¼ r 2 gh2<br />
h1<br />
h2<br />
¼ r 2<br />
r 1<br />
Beispiel:<br />
Wie groß ist die Dichte eines Úls, das einer<br />
500 mm hohen Wassersäule mit einer Höhe<br />
von 545 mm das Gleichgewicht hält?<br />
Lösung:<br />
h1<br />
h2<br />
¼ r 2<br />
r 1<br />
r 2 ¼ h1 r 1<br />
h2<br />
und daraus<br />
500 mm 1000<br />
¼<br />
kg<br />
m3 ¼ 917<br />
545 mm<br />
kg<br />
m3 Fb ¼ pA ¼ rghA Bodenkraft<br />
Fb p r g h A<br />
N Pa ¼ N<br />
m 2<br />
6 Fluidmechanik (Hydraulik)<br />
kg<br />
m 3<br />
m<br />
m m2<br />
s2
6.1 Statik der Flüssigkeiten (Hydrostatik) 395<br />
6.1.8 Seitenkraft<br />
Da sich der Druck in einer Flüssigkeit nach allen<br />
Seiten hin gleichmäßig ausbreitet, wird nicht nur<br />
der Boden eines Gefäßes belastet, sondern auch<br />
seine Seitenwände.<br />
Teilt man die rechteckige Seitenwand eines Gefäßes<br />
in eine Anzahl schmaler Flächenstreifen DA<br />
von gleichem Flächeninhalt, so wird z. B. das<br />
Flächenteilchen DA unter der Höhe h1 mit<br />
F1 ¼ rgh1 DA, dasjenige unter der Höhe h2 mit<br />
F2 ¼ rgh2 DA belastet. Die Belastung nimmt<br />
proportional mit der Höhe nach dem Flüssigkeitsspiegel<br />
hin ab. Das Belastungsbild veranschaulicht<br />
diese Tatsache.<br />
Die Gesamtbelastung der Seitenfläche, die Seitenkraft<br />
Fs, ist die Summe aller Teilkräfte F.<br />
Der Klammerwert ist, bezogen auf den Flüssigkeitsspiegel,<br />
die Summe aller Flächenmomente der<br />
Teilflächen DA. Diese Summe muss gleich dem<br />
Flächenmoment der gesamten Fläche A sein (siehe<br />
2.2.1, Seite 77 Flächenschwerpunkt). Für die Seitenkraft<br />
Fs ergibt sich daraus eine Funktionsgleichung<br />
der Form Fs ¼ f ðA, y0, rÞ. Daraus geht<br />
hervor, dass die Seitenkraft vom Betrag der Seitenfläche<br />
A, von ihrem Schwerpunktsabstand y0, d.h.<br />
also ihrer Form, und von der Dichte r der Flüssigkeit<br />
abhängt.<br />
Der Angriffspunkt der Seitenkraft Fs heißt Druckmittelpunkt<br />
D, er liegt immer tiefer als der Schwerpunkt<br />
der gedrückten Fläche. Ist z. B. die gedrückte<br />
Fläche ein Rechteck, so ist das Belastungsbild ein<br />
Dreieck. Die Resultierende Fs aller Teilkräfte F<br />
muss durch den Schwerpunkt D des Dreiecks gehen,<br />
der h=3 von der Basis bzw. 2h=3 vom Flüssigkeitsspiegel<br />
entfernt liegt.<br />
Ist e der Abstand des Druckmittelpunkts D vom<br />
Flächenschwerpunkt, so gilt allgemein:<br />
Fs ¼ SF ¼ rg DAh1 þ rg DAh2 þ ...rg DAhn<br />
Fs ¼ rgðDAh1 þ DAh2 þ ...DAhnÞ¼rgAy0<br />
Fs ¼ rgAy0<br />
Seitenkraft<br />
y0 Schwerpunktsabstand der belasteten<br />
Seitenfläche vom Flüssigkeitsspiegel<br />
Beachte: Diese Momente der Flächen<br />
(DAh, Ay0) heißen nach DIN 1304<br />
„Flächenmomente 1. Grades“.<br />
e ¼ I<br />
Ay0<br />
Abstand<br />
e<br />
m<br />
I<br />
m<br />
A y0<br />
des Druckmittelpunkts<br />
vom Schwerpunkt<br />
4 m2 m<br />
y ¼ y0 þ e<br />
Abstand<br />
des Druckmittelpunkts<br />
vom Flüssigkeitsspiegel<br />
Flächenmoment 2. Grades der gedrückten Fläche bezogen auf die waagerechte Flächenschwerachse<br />
e ¼<br />
Flächenmoment 1. Grades der gedrückten Fläche bezogen auf den Flüssigkeitsspiegel
396<br />
Die Gleichungen für Seitenkraft und Abstände<br />
gelten nicht nur für die ganze Seitenwand und<br />
Rechteckflächen, sondern auch für Teile oder<br />
Ausschnitte der Wand von beliebiger Form.<br />
1. Ûbung: Eine Ufermauer wird einseitig durch<br />
den Druck des Wassers belastet, das 6 m über der<br />
Sohle steht.<br />
a) Wie groß ist die Seitenkraft Fs für b ¼ 1m<br />
Mauerlänge?<br />
b) Wie tief liegt der Druckmittelpunkt unter dem<br />
Wasserspiegel?<br />
c) Wie groß ist das Kippmoment je Meter Länge,<br />
bezogen auf die Kippkante A?<br />
Lösung:<br />
a) Die gedrückte Fläche ist ein Rechteck mit<br />
Breite b ¼ 1 m und Höhe h ¼ 6 m. Ihr Schwerpunkt<br />
liegt in halber Höhe: y0 ¼ h=2 ¼ 3m.<br />
Die Kraft Fs wird mit der Seitenkraft-Gleichung<br />
berechnet.<br />
b) Das Flächenmoment 2. Grades der Rechteckfläche<br />
ist I ¼ bh 3 =12, ihr Flächeninhalt A ¼ bh<br />
und ihr Schwerpunktsabstand y0 ¼ h=2. Mit<br />
diesen Größen entwickelt man eine Gleichung<br />
für den Druckmittelpunktsabstand e.<br />
c) Das Kippmoment ist das Produkt aus der Seitenkraft<br />
Fs und ihrem Wirkabstand l von der<br />
Kippkante A.<br />
2. Ûbung: In einem Wehr befindet sich 1 m unter<br />
dem höchsten Wasserspiegel eine rechteckige<br />
Úffnung von 400 mm Breite und 600 mm Höhe.<br />
Die Úffnung ist mit einer drehbaren Klappe verschlossen,<br />
die sich öffnen soll, falls die Höhe des<br />
Wasserspiegels 1,80 m übersteigt.<br />
Beispiel:<br />
Für die im Bild dargestellte Rechteckfläche<br />
wird<br />
e ¼ I<br />
¼<br />
Ay0<br />
bh 3<br />
12<br />
bh h<br />
2<br />
¼ h<br />
6<br />
y ¼ y0 þ e ¼ h h 2<br />
þ ¼<br />
2 6 3 h<br />
d. h. der Druckmittelpunkt D liegt um 2h=3<br />
unter dem Flüssigkeitsspiegel.<br />
Gegeben:<br />
h ¼ 6m b ¼ 1m<br />
r ¼ 1000 kg=m 3<br />
Gesucht:<br />
Seitenkraft Fs<br />
Abstand y<br />
Kippmoment Mk<br />
6 Fluidmechanik (Hydraulik)<br />
3 kg m<br />
Fs ¼ rgAy0 ¼ 10 9,81 1m 6m 3m<br />
m3 s2 3 kg m<br />
Fs ¼ 17,6 10 ¼ 176,6 kN<br />
s2 e ¼ I<br />
¼<br />
Ay0<br />
h 6m<br />
¼ ¼ 1m<br />
6 6<br />
(Entwicklung der Gleichung füre siehe oben)<br />
y ¼ y0 þ e ¼ 3mþ 1m¼ 4m<br />
Mk ¼ Fs l ¼ 176,6 kN ð6m 4mÞ<br />
Mk ¼ 352,2 kNm
6.1 Statik der Flüssigkeiten (Hydrostatik) 397<br />
Mit welcher Gewichtskraft FG muss der Klappenhebel<br />
belastet werden, wenn der Klappendrehpunkt<br />
950 mm unter dem höchsten Wasserspiegel<br />
liegt und die Hebelausladung 800 mm beträgt?<br />
Lösung: Um die Momentenverhältnisse an der<br />
Klappe untersuchen zu können, muss man die<br />
Seitenkraft Fs kennen, mit der die Klappe durch<br />
den Wasserdruck belastet wird. Dafür wird zuerst<br />
der Schwerpunktsabstand der Klappenfläche<br />
(Rechteck) vom höchsten Flüssigkeitsspiegel bestimmt:<br />
y0 ¼ l1 þ h=2.<br />
Außerdem muss der Angriffspunkt der Seitenkraft<br />
bekannt sein. Man ermittelt hierfür den Druckmittelpunkts-Abstand<br />
e und daraus den Abstand y<br />
der Seitenkraft vom Wasserspiegel.<br />
Die Klappe muss im Momentengleichgewicht<br />
sein. Man ermittelt den Wirklinienabstand l4 der<br />
Kraft Fs vom Klappendrehpunkt A und setzt dann<br />
die Momentengleichgewichtsbedingung für den<br />
Drehpunkt A an.<br />
6.1.9 Auftriebskraft<br />
Taucht ein Körper in eine Flüssigkeit ein, so wird<br />
seine Oberfläche allseitig durch den Flüssigkeitsdruck<br />
belastet. Die horizontalen Druckkräfte F3<br />
heben sich auf, aber in vertikaler Richtung ist die<br />
nach oben gerichtete Kraft F2 größer als die nach<br />
unten gerichtete Kraft F1.<br />
Die Resultierende dieser beiden Kräfte ist nach<br />
oben gerichtet. Sie heißt Auftriebskraft<br />
Fa ¼ F2 F1.<br />
Wird die Gleichung Fa ¼ F2 F1 weiter entwickelt,<br />
dann erkennt man, dass die Auftriebskraft<br />
Fa genauso groß ist wie die Gewichtskraft FG der<br />
von dem eingetauchten Körper verdrängten Flüssigkeitsmenge.<br />
Ihr Angriffspunkt muss demzufolge<br />
im Schwerpunkt F der verdrängten Flüssigkeitsmenge<br />
liegen (Verdrängungsschwerpunkt,<br />
Formschwerpunkt). Das gilt auch für teilweise eingetauchte,<br />
also schwimmende Körper.<br />
Gegeben:<br />
Úffnungsabstand l1 ¼ 1m<br />
Úffnungshöhe h ¼ 0,6 m<br />
Úffnungsbreite b ¼ 0,4 m<br />
Drehpunktsabstand l2 ¼ 0,95 m<br />
Hebelausladung l3 ¼ 0,8 m<br />
Dichte r ¼ 10 3 kg/m 3<br />
Gesucht:<br />
Gewichtskraft FG<br />
y0 ¼ l1 þ h<br />
¼ 1mþ 0,3 m ¼ 1,3 m<br />
2<br />
Dann ist die Seitenkraft<br />
3 kg m<br />
Fs ¼ rgAy0 ¼ 10 9,81<br />
m3 s2 0,24 m2 1,3 m<br />
Fs ¼ 3,06 10 3 N ¼ 3060 N<br />
e ¼ I<br />
¼<br />
Ay0<br />
bh3<br />
¼<br />
12bhy0<br />
h2<br />
¼ 0,023 m<br />
12y0<br />
y ¼ y0 þ e ¼ 1,3 m þ 0,023 m ¼ 1,323 m<br />
l4 ¼ y l2 ¼ 1,323m 0,95m ¼ 0,373m<br />
SMðAÞ ¼ 0 ¼ Fs l4 FG l3<br />
l4 0,373 m<br />
FG ¼ Fs ¼ 3060 N ¼ 1427 N<br />
0,8 m<br />
l3<br />
Vollständig<br />
eingetauchter<br />
Körper:<br />
Verdrägungsschwerpunkt<br />
F<br />
fällt mit Körperschwerpunkt<br />
K<br />
zusammen<br />
Es ist F1 ¼ rgh1A und F2 ¼ rgh2A und Fa ¼ F2 F1 ¼ rgAðh2 h1Þ<br />
Hierin ist Aðh2 h1Þ ¼V das Volumen,<br />
rAðh2 h1Þ ¼rV ¼ m die Masse und<br />
rAðh2 h1Þ g ¼ mg die Gewichtskraft der<br />
verdrängten Flüssigkeitsmenge.<br />
Fa V r g<br />
Fa ¼ Vrg<br />
Auftriebskraft<br />
N m 3 kg<br />
m 3<br />
m<br />
s 2
398<br />
Auftriebskraft und Gewichtskraft des eingetauchten<br />
Körpers sind entgegengerichtete Kräfte. Daraus<br />
folgt:<br />
Die Gewichtskraft eines in eine Flüssigkeit eingetauchten<br />
Körpers verringert sich (scheinbar)<br />
um die Gewichtskraft der von ihm verdrängten<br />
Flüssigkeitsmenge.<br />
Ûbung: Ein Körper mit der Masse mk ¼ 250 g<br />
hängt ganz in Wasser eingetaucht an einer Waage.<br />
Die Waage ist im Gleichgewicht, wenn sie mit<br />
einem Wägestück von 200 g Masse belastet ist.<br />
Wie groß sind Volumen V und Dichte r k des Körpers?<br />
Lösung: Die Auftriebskraft Fa am Körper ist die<br />
Differenz der Gewichtskräfte des Körpers FGk und<br />
des Wägestücks FG. In die Auftriebsgleichung<br />
setzt man für die Kräfte die Produkte aus Masse<br />
und Fallbeschleunigung ein und erkennt, dass die<br />
Masse mw des verdrängten Wassers gleich der Differenz<br />
zwischen Körpermasse mk und Wägestückmasse<br />
m ist.<br />
Aus der Beziehung mw ¼ Vr w wird das Verdrängungsvolumen<br />
V bestimmt, das gleich dem Körpervolumen<br />
V sein muss.<br />
Die Körpermasse mk ist das Produkt aus dem<br />
Volumen V und der Körperdichte r k . Aus dieser<br />
Beziehung kann die Dichte r k des eingetauchten<br />
Körpers bestimmt werden.<br />
Aufgaben Nr. 1013–1024<br />
6.1.10 Schwimmen<br />
Wirken nur die Gewichtskraft FG und die Auftriebskraft<br />
Fa auf einen Körper, so richtet sich sein<br />
Verhalten in einer Flüssigkeit danach, wie groß die<br />
Auftriebskraft ist.<br />
Schwimmender<br />
Körper:<br />
Verdrängungsschwerpunkt<br />
F<br />
liegt unter dem<br />
Körperschwerpunkt<br />
K.<br />
Beachte: Die Auftriebskraft ist nach oben<br />
gerichtet und gleich der Gewichtskraft der<br />
vom Körper verdrängten Flüssigkeitsmenge.<br />
Sie greift im Formschwerpunkt F (Verdrängungsschwerpunkt)<br />
der verdrängten Flüssigkeitsmenge<br />
an.<br />
Gegeben:<br />
Masse des Körpers mk ¼ 250 g<br />
Masse des Wägestücks m ¼ 200 g<br />
Dichte des Wassers rw ¼ 103 kg=m 3<br />
Gesucht:<br />
Volumen V und Dichte r k des Körpers<br />
Fa ¼ FGk FG<br />
mw g ¼ mk g mg<br />
Daraus ergibt sich:<br />
mw ¼ mk m<br />
mw ¼ Vr w , folglich ist<br />
V ¼ mw<br />
r w<br />
6 Fluidmechanik (Hydraulik)<br />
¼ mk m<br />
r w<br />
(mw Masse des verdrängten<br />
Wassers)<br />
¼ 50 10 3 kg<br />
3 kg<br />
10<br />
m 3<br />
V ¼ 50 10 6 m 3 ¼ 50 cm 3<br />
mk ¼ Vrk folglich ist<br />
rk ¼ mk<br />
V ¼ 250 10 3 kg<br />
50 10 6 kg<br />
¼ 5 103<br />
m3 m3 Beispiel:<br />
Wie tief taucht ein Würfel aus Gusseisen mit<br />
a ¼ 10 cm Kantenlänge und der Dichte<br />
r1 ¼ 7500 kg/m3 in ein Quecksilberbad mit<br />
der Dichte r2 ¼ 13 600 kg/m3 ein?
6.1 Statik der Flüssigkeiten (Hydrostatik) 399<br />
Ist die Auftriebskraft kleiner als die Gewichtskraft<br />
des Körpers, so sinkt er. Ist die Auftriebskraft<br />
gleich der Gewichtskraft, so bleibt der Körper an<br />
jeder beliebigen Stelle innerhalb der Flüssigkeit, er<br />
schwebt. Ist die Auftriebskraft größer als die<br />
Gewichtskraft, schwimmt der Körper an der Oberfläche.<br />
Er ist im Gleichgewicht, wenn er so weit<br />
auftaucht, dass die Auftriebskraft (¼ Gewichtskraft<br />
der verdrängten Flüssigkeit) gleich der Gewichtskraft<br />
des schwimmenden Körpers ist. Dann<br />
ist auch die Masse der verdrängten Flüssigkeit<br />
gleich der Masse des Körpers.<br />
6.1.11 Gleichgewichtslagen schwimmender Körper<br />
Man unterscheidet bei schwimmenden Körpern<br />
stabile und labile Gleichgewichtslagen.<br />
Das Bild zeigt den Fall einer stabilen Schwimmlage.<br />
Zwei Kräfte wirken auf den schwimmenden<br />
Körper: Die im Körperschwerpunkt K angreifende,<br />
nach unten gerichtete Schwerkraft FG (Gewichtskraft)<br />
und die im Verdrängungsschwerpunkt F angreifende<br />
Auftriebskraft Fa. In der Gleichgewichtslage<br />
wirken die beiden gleich großen Kräfte Fa und<br />
FG längs der gemeinsamen Wirklinie W – der Körpermittellinie<br />
– in entgegengesetzter Richtung.<br />
Dreht man nun den Körper in der Zeichenebene<br />
nach links (Schräglage), so wird die vorher vertikale<br />
Mittellinie W um den Winkel j geneigt.<br />
Dabei bleibt zwar die Lage des Körperschwerpunkts<br />
K erhalten, jedoch bringt jede Neigungsänderung<br />
den Verdrängungsschwerpunkt F an eine<br />
andere Stelle. Das heißt aber auch: Die Parallelkräfte<br />
Fa und FG bekommen einen mehr oder<br />
weniger großen Wirkabstand h, sie bilden ein<br />
rechtsdrehendes Kräftepaar.<br />
Das Drehmoment von Auftriebskraft Fa und Gewichtskraft<br />
FG wirkt der Drehung des Körpers entgegen:<br />
Der Körper hat also eine stabile Schwimmlage.<br />
Das Wiederaufrichtungsmoment – die Stabilität –<br />
hängt vom Wirkabstand h ab. Er heißt deshalb<br />
auch: Hebelarm der statischen Stabilität.<br />
Lösung:<br />
Die Masse des Würfels ist<br />
m1 ¼ V1r1 ¼ a 3 r1 ¼ 10 3 m 3 3 kg<br />
7,5 10<br />
m3 m1 ¼ 7,5 kg<br />
Bei Schwimmen ist die Masse m2 des verdrängten<br />
Quecksilbers gleich der Masse m1<br />
des Würfels. Das verdrängte Quecksilbervolumen<br />
hat die Form eines quadratischen<br />
Prismas mit der Höheh: V2 ¼ a2h: Folglich ist:<br />
m2 ¼ V2 r 2 ¼ a 2 hr 2 ¼ m1<br />
h ¼ m1<br />
a 2 r 2<br />
7,5 kg<br />
¼<br />
10 2 m2 3 kg<br />
13,6 10<br />
m3 ¼ 5,51 cm<br />
Stabile Schwimmlage<br />
Fa Auftriebskraft, in F angreifend<br />
FG Gewichtskraft, in K angreifend<br />
W Mittellinie des Körpers<br />
(Schwimmachse)<br />
F Verdrängungsschwerpunkt ¼ Schwerpunkt<br />
der verdrängten Flüssigkeit<br />
K Schwerpunkt des Körpers<br />
M Metazentrum ¼ Schnittpunkt der<br />
Mittellinie W mit der Wirklinie der<br />
Auftriebskraft<br />
h ¼ MK sin j Hebelarm der statischen<br />
Stabilität<br />
j Neigungswinkel<br />
MK metazentrische Höhe
400<br />
Jeder andere Neigungswinkel j bringt eine andere<br />
Lage des Verdrängungsschwerpunktes F und damit<br />
auch einen anderen Hebelarm h.<br />
Kennzeichnend und entscheidend für das Verhalten<br />
eines schwimmenden Körpers bei Störungen<br />
des Gleichgewichts ist das so genannte Metazentrum<br />
M, der Schnittpunkt der Körpermittellinie W<br />
mit der Wirklinie der Auftriebskraft: Liegt Müber<br />
dem Körperschwerpunkt K, so schwimmt der<br />
Körper stabil. Das Drehmoment von Auftriebskraft<br />
und Gewichtskraft hat dann eine aufrichtende<br />
Wirkung. Die Strecke MK heißt metazentrische<br />
Höhe.<br />
Die labile Schwimmlage erkennt man sofort daran,<br />
dass das Metazentrum M unterhalb des Körperschwerpunkts<br />
K liegt. Der nach links gedrehte<br />
Körper richtet sich nicht wieder auf. Das linksdrehende<br />
Kräftepaar aus Auftriebskraft und Gewichtskraft<br />
unterstützt die Drehung des Körpers<br />
noch, bis er in die stabile Schwimmlage kommt.<br />
6.1.12 Stabilität eines Schiffes<br />
Das Bild zeigt ein Schiff von bestimmtem Ausrüstungszustand<br />
geneigt um zwei verschiedene<br />
Neigungswinkel j 1 und j 2. Während bei allen<br />
Neigungen die Lage des Schiffsschwerpunkts K<br />
unverändert bleibt, bekommt der Verdrängungsschwerpunkt<br />
F jeweils eine andere Lage (hier<br />
von F1 nach F2). Damit ändert sich auch die<br />
Lage des Metazentrums M (hier von M1 nach<br />
M2), es wandert je nach Neigung auf der Schiffsmittellinie<br />
auf- oder abwärts, die metazentrische<br />
Höhe MK wird größer oder kleiner. Ebenso verändert<br />
sich der Hebelarm h, dessen Größe die<br />
Stabilität des Schiffes, d. h. sein Wiederaufrichtungsvermögen<br />
bestimmt. Ist h klein, so ist auch<br />
das Drehmoment von Schiffsgewichtskraft FG<br />
und Auftriebskraft Fa klein.<br />
6 Fluidmechanik (Hydraulik)<br />
Labile Schwimmlage
6.1 Statik der Flüssigkeiten (Hydrostatik) 401<br />
Durch Auftragen der Größe h in Abhängigkeit<br />
vom Neigungswinkel j erhält man die „Stabilitätskurve“.<br />
Sie vermittelt eine Vorstellung von den<br />
Stabilitätseigenschaften des Schiffes. Je steiler die<br />
Hebelarmkurve gleich im Anfang ansteigt, d. h. je<br />
rascher die Hebelarme h zunehmen, desto stabiler<br />
(steifer) ist das Schiff. Die aufrichtenden Drehmomente<br />
sind dann schon bei Neigungsbeginn<br />
verhältnismäßig groß. Je flacher dagegen die<br />
Hebelarmkurve verläuft, desto weicher (ranker) ist<br />
das Schiff. Das größte Aufrichtungsvermögen<br />
wird gekennzeichnet durch den höchsten Punkt<br />
der Kurve, d. h. durch den maximalen Hebelarm h.<br />
Er liegt im Beispiel bei 35 . Bei einem guten<br />
Schiff liegt er zwischen 30 und 45 .10 bis 15<br />
sind schon unzulässig schlechte Werte.<br />
Neigt sich das Schiff über den Nulldurchgang der<br />
Hebelarmkurve hinaus (hier bei 75 ), so kehrt sich<br />
die Momentendrehrichtung um und unterstützt die<br />
Neigung des Schiffs; es würde kentern. Dieser<br />
Punkt wird deshalb auch Kenterpunkt genannt.<br />
Der Bereich von 0 bis zum Kenterpunkt heißt<br />
„Umfang der Stabilität“. Der Kenterpunkt (hier<br />
75 ) gilt jedoch nur dann, wenn das Schiff z. B. im<br />
Seegang bis auf diesen Winkel aufgeschaukelt<br />
würde, ohne dass ein kontinuierlich wirkendes<br />
krängendes Moment, z. B. durch einseitige Beladung,<br />
Trossenzug, Winddruck oder Zentrifugalkraft<br />
im Drehkreis verursacht wird. Neigt sich<br />
dagegen das Schiff druch ein solches, anhaltend<br />
wirkendes Moment bis zu dem Winkel, bei dem<br />
die Hebelarmkurve ihr Maximum besitzt (hier<br />
35 ), so kentert es bereits bei dieser Schräglage,<br />
nicht erst beim eigentlichen Kenterpunkt.<br />
Treten ein kontinuierlich wirkendes, jedoch zum<br />
Kentern allein nicht ausreichendes krängendes<br />
Moment und Schlingerbewegungen gleichzeitig<br />
auf, so liegt der Kenterwinkel zwischen Kurvenmaximum<br />
und Nulldurchgang (hier zwischen 35<br />
und 75 ). Das Schiff schlingert dann um diejenige<br />
Neigung als Mittellage, die dem krängenden<br />
Moment entspricht.<br />
Stabilitätskurve<br />
Hinweis:<br />
1. Sehr stabile (steife) Schiffe haben unangenehme,<br />
im Verhältnis zur Größe rasche<br />
Schlingerbewegungen. Im Fall der Resonanz<br />
mit den Wellenbewegungen, die bei<br />
diesen Schiffen leichter eintritt, werden<br />
die Ausschläge groß.<br />
2. Wenig stabile, ranke (weiche) Schiffe<br />
haben angenehme, im Verhältnis zur<br />
Größe langsame, meist kleine Schlingerbewegungen.<br />
3. Bei einem guten, seetüchtigen Schiff<br />
liegen die Eigenschaften dazwischen.
402<br />
6.2 Dynamik der Fluide (Strömungsmechanik)<br />
Die folgenden Gesetzmäßigkeiten gelten nicht nur für Flüssigkeiten, sondern auch für Gase<br />
und Dämpfe, wenn ihre Strömungsgeschwindigkeit unter 100 m/s liegt, was in der Technik<br />
meist der Fall ist. Diese Flüssigkeiten, Gase und Dämpfe nennt man Fluide.<br />
6.2.1 Kontinuitätsgleichung (Stetigkeitsgleichung)<br />
Verändert ein Fluid sein Volumen nicht, so muss<br />
durch die verschiedenen Querschnitte A1, A2 einer<br />
Leitung in jeder Sekunde das gleiche Volumen<br />
fließen.<br />
Das in einer Sekunde gleichförmig durch einen<br />
Strömungsquerschnitt fließende Volumen heißt<br />
Volumenstrom qV (auch Volumendurchfluss<br />
und Volumendurchsatz genannt).<br />
Der Volumenstrom qV ist das Produkt aus dem<br />
Strömungsquerschnitt A und der Strömungsgeschwindigkeit<br />
w. Er ist in allen Strömungsquerschnitten<br />
konstant.<br />
6.2.2 Bernoulli’sche Gleichung (Energieerhaltungssatz der Strömung)<br />
6.2.2.1 Horizontale Strömung (Strömung ohne Höhenunterschied)<br />
In einer horizontalen Leitung mit veränderlichem<br />
Querschnitt strömt ein Fluid. Im Querschnitt A<br />
hat es die kinetische Energie Ekin 1 ¼ mw1 2 =2,<br />
im Querschnitt E die kinetische Energie<br />
Ekin 2 ¼ mw2 2 =2 (siehe 4.7.3, Seite 220).<br />
Da der Leitungsquerschnitt A2 > A1 ist, muss<br />
nach der Kontinuitätsgleichung die Strömungsgeschwindigkeit<br />
w2 < w1 sein. Die Drücke p1, p2<br />
heißen statische Drücke.<br />
Beachte: Die kohärente Einheit des<br />
Volumenstroms qV ist das<br />
Kubikmeter<br />
Sekunde<br />
6 Fluidmechanik (Hydraulik)<br />
¼ m3<br />
s<br />
Volumenstrom qV ¼ Aw<br />
qV ¼ A1w1 ¼ A2w2 ¼ konstant<br />
Kontinuitätsgleichung<br />
qV A w<br />
m 3<br />
s<br />
m 2<br />
m<br />
s
6.2 Dynamik der Fluide (Strömungsmechanik) 403<br />
An einer beliebigen Stelle, z. B. bei A, wird dem<br />
Fluid über einen Kolben durch die Kraft F1 längs<br />
des Weges s1 die Arbeit W1 ¼ F1s1 zugeführt. Bei<br />
E wird gegen die Kraft F2 die Arbeit W2 ¼ F2s2<br />
abgeführt.<br />
Nach dem Energieerhaltungssatz (siehe 4.7.5, Seite<br />
221) ist die Energie EE am Ende dieses Vorganges<br />
gleich der Energie EA am Anfang, vermehrt um<br />
die zugeführte Arbeit Wzu und vermindert um die<br />
abgeführte Arbeit Wab:<br />
Wird in den Quotienten für die kinetische Energie<br />
für die Masse m das Produkt Volumen V multipliziert<br />
mit der Dichte r eingesetzt, dann erhält man<br />
den Energieerhaltungssatz in einer neuen Form.<br />
Auch die AusdrückeF1s1 und F2s2 können weiterentwickelt<br />
werden, indem man für die Kräfte<br />
F ¼ pAund fürAsdas Volumen V setzt.<br />
Der Energieerhaltungssatz erhält dann eine Form,<br />
in der die Quotienten rw2V=2 die kinetische<br />
Energie des Fluids und die Produkte pV seine<br />
Druckenergie darstellen.<br />
Dividiert man den Energieerhaltungssatz noch<br />
durch das Volumen V, dann erhält man die<br />
Bernoulli’sche Druckgleichung für horizontal strömende<br />
Fluide.<br />
Die einzelnen Glieder der Bernoulligleichung sind<br />
also nichts anderes, als die Energien je Volumeneinheit.<br />
Aus der Druckgleichung erkennt man:<br />
Bei horizontaler Strömung ist die Summe aus<br />
dem statischen Druck p und dem kinetischen<br />
Druck q ¼ rw 2 =2 konstant.<br />
6.2.2.2 Nichthorizontale Strömung (Strömung mit Höhenunterschied)<br />
Der einzige Unterschied gegenüber der horizontalen<br />
Strömung besteht darin, dass die Fluidteilchen<br />
im Verlauf der Strömung ihre Höhenlage gegenüber<br />
einer beliebig gewählten horizontalen Bezugsebene<br />
ändern. Dadurch erhalten sie verschieden<br />
große potenzielle Energie (Lageenergie).<br />
W1 ¼ F1 s1<br />
W2 ¼ F2 s2<br />
zugeführte Arbeit abgeführte Arbeit<br />
EE ¼ EA þ Wzu Wab<br />
Ekin 2 ¼ Ekin 1 þ W1 W2<br />
mw2 2<br />
2<br />
mw1 2<br />
2<br />
¼ mw1 2<br />
2 þ F1 s1 F2 s2<br />
¼ rw1 2<br />
2<br />
V<br />
F1 s1 ¼ p1 A1 s1 ¼ p1V<br />
F2 s2 ¼ p2 A2 s2 ¼ p2V<br />
mw2 2<br />
2<br />
¼ rw2 2<br />
2<br />
r<br />
2 w2 2 V ¼ r<br />
2 w1 2 V þ p1V p2V<br />
Energieerhaltungssatz für horizontale<br />
Strömung<br />
p1 þ r<br />
2 w1 2 ¼ p2 þ r 2<br />
w2<br />
2<br />
Bernoulli’sche Druckgleichung für<br />
horizontale Strömung<br />
p r w V<br />
Pa ¼ N<br />
m 2<br />
kg<br />
m 3<br />
m<br />
s m3<br />
Beachte: Der kinetische Druck q ¼ rw 2 =2<br />
wird auch Geschwindigkeitsdruck oder<br />
Staudruck genannt.<br />
V
404<br />
Im Energieerhaltungssatz muss also noch die<br />
potenzielle Energie Epot ¼ mgh im Anfangs- und<br />
Endzustand hinzugefügt werden, hier bezogen auf<br />
die gekennzeichnete Bezugsebene.<br />
Wird dann wieder m ¼ Vr und<br />
Fs ¼ pV gesetzt, erhält man den Energieerhaltungssatz<br />
für die nicht horizontale<br />
Strömung.<br />
Die Division durch das Volumen V ergibt wieder<br />
die Energien je Volumeneinheit und damit die Bernoulli’sche<br />
Druckgleichung für nicht horizontal<br />
strömende Fluide.<br />
Man erkennt:<br />
In einem Fluid ist die Summe aus dem statischen<br />
Druck p, dem kinetischen Druck q ¼ rw 2 =2<br />
und dem geodätischen Druck rgh konstant.<br />
In der Praxis wird die Bernoulli-Gleichung oft in<br />
einer anderen Form angewendet. Wird die Druckgleichung<br />
durch rg dividiert, dann ergeben sich<br />
für die einzelnen Glieder Ausdrücke, die Höhen<br />
darstellen.<br />
Die auf diese Weise gewonnene Gleichung nennt<br />
man die Bernoulli’sche Druckhöhengleichung für<br />
nicht-horizontal strömende Fluide.<br />
Man erkennt:<br />
Bei nicht-horizontaler Strömung ist die Summe<br />
aus der statischen Druckhöhe, der kinetischen<br />
Druckhöhe und der geodätischen Druckhöhe<br />
konstant.<br />
Die drei Gleichungen dieses Abschnitts sind auch<br />
für die horizontale Strömung anwendbar. Dann ist<br />
h1 ¼ h2 und die Glieder, welche die Höhenlage<br />
berücksichtigen, fallen aus den Gleichungen<br />
heraus.<br />
EE ¼ EA þ Wzu Wab<br />
mw2 2<br />
2 þ mgh2 ¼<br />
mw1 2<br />
2 þ mgh1 þ F1 s1 F2 s2<br />
r<br />
2 w2 2 V þ rgh2V ¼ r<br />
2 w1 2 V þ rgh1V þ p1V p2V<br />
Energieerhaltungssatz für nicht-horizontale Strömung<br />
p1 þ rgh1 þ r<br />
2 w1 2 ¼ p2 þ rgh2 þ r<br />
2<br />
Bernoulli’sche Druckgleichung für nichthorizontale<br />
Strömung<br />
w2 2<br />
Beachte:<br />
p statischer Druck<br />
q ¼ r<br />
2 w2 kinetischer Druck (Geschwindigkeitsdruck,<br />
Staudruck)<br />
rgh geodätischer Druck<br />
Die Summe der drei Drücke ist der Gesamtdruck<br />
pges. Er ist an allen Stellen der Leitung<br />
gleich groß.<br />
p1<br />
rg þ h1<br />
2<br />
w1 p2<br />
þ ¼<br />
2g rg þ h2<br />
2<br />
w2<br />
þ<br />
2g<br />
Bernoulli’sche Druckhöhengleichung für<br />
nicht-horizontale Strömung<br />
p r g h w V<br />
Pa ¼ N<br />
m 2<br />
6 Fluidmechanik (Hydraulik)<br />
kg<br />
m 3<br />
m<br />
s 2<br />
m<br />
Beachte:<br />
p<br />
statische Druckhöhe<br />
rg<br />
w2 kinetische Druckhöhe<br />
2g<br />
h geodätische Druckhöhe<br />
m<br />
s<br />
m 3<br />
Die Summe der drei Höhen ist die Gesamthöhe<br />
H. Sie ist für alle Stellen der Leitung<br />
gleich groß.
6.2 Dynamik der Fluide (Strömungsmechanik) 405<br />
6.2.3 Anwendung der Bernoulligleichung<br />
6.2.3.1 Druck in einer Leitung<br />
In einer Leitung herrscht im Querschnitt 1 der<br />
Druck p ¼ 1,2 bar. Das Fluid hat eine Geschwindigkeit<br />
w1 ¼ 5 m/s. Es soll sich im ersten Fall um<br />
Wasser (r w ¼ 1000 kg/m 3 ), im zweiten Fall um<br />
Luft von 20 C(r l ¼ 1,4 kg/m 3 ) handeln.<br />
Der Atmosphärendruck beträgt in beiden Fällen<br />
p0 ¼ 1050 mbar.<br />
In beiden Fällen sollen für den Querschnitt 2 der<br />
Druck p2 und der Unterdruck pu gegenüber dem<br />
Atmosphärendruck p0 ermittelt werden.<br />
Es wird zunächst nach der Kontinuitätsgleichung<br />
die Strömungsgeschwindigkeit w2 im Querschnitt 2<br />
berechnet.<br />
Dann entwickelt man aus der Bernoulli’schen<br />
Druckgleichung für die horizontale Strömung eine<br />
Gleichung für den Druck p2.<br />
Für den Fall des strömenden Wassers setzt man in<br />
diese Gleichung neben den anderen Größen die<br />
Dichte des Wassers r w ¼ 1000 kg/m 3 ein.<br />
Der Unterdruck wird aus dem Atmosphärendruck<br />
p0 und dem Druck p2 in der Leitung berechnet.<br />
Für den Fall der strömenden Luft verfährt man genauso,<br />
jetzt mit r ¼ 1,4 kg/m 3 . Dabei wird voraus<br />
gesetzt, dass auch bei einem strömenden Gas die<br />
Dichte r l konstant bleibt.<br />
Die Rechnung ergibt im Querschnitt 2 einen größeren<br />
Druck als in der Atmosphäre. Es herrscht<br />
also kein Unterdruck, sondern Ûberdruck.<br />
Aufgaben Nr. 1025–1027<br />
Gegeben:<br />
Druck p1 ¼ 1,2 bar ¼ 1,2 10 5 Pa<br />
Geschwindigkeit w1 ¼ 5 m/s<br />
Dichte des Wassers r w ¼ 1000 kg/m 3<br />
Dichte der Luft r l ¼ 1,4 kg/m 3<br />
Atmosphärendruck p0 ¼ 1050 mbar<br />
Gesucht:<br />
Druck p2<br />
Unterdruck pu<br />
A1w1 ¼ A2w2<br />
w2 ¼ A1<br />
A2<br />
w1 ¼<br />
707 mm2 m<br />
5<br />
254 mm2 s<br />
p1 þ r<br />
2 w1 2 ¼ p2 þ r<br />
2<br />
p2 ¼ p1 þ r<br />
2<br />
w1 2<br />
r<br />
w2 2<br />
5 N<br />
p2 ¼ 1,2 10<br />
m2 þ 103 kg<br />
2m3 ð5 2<br />
p2 ¼ 1,2 10 5 Pa 0,844 10 5 Pa<br />
p2 ¼ 0,356 10 5 Pa ¼ 356 mbar<br />
¼ 13,92 m<br />
s<br />
2 w2 2 ¼ p1 þ r<br />
2 ðw1 2 w2 2 Þ<br />
13,92 2 Þ m2<br />
s 2<br />
pu ¼ p0 p2 ¼ 1050 mbar 356 mbar<br />
pu ¼ 694 mbar<br />
p2 ¼ p1 þ r<br />
2 ðw1 2 w2 2 Þ<br />
p2 ¼ 1,2 10 5 Pa þ 0,7 kg<br />
m2<br />
ð25 194Þ<br />
m3 s2 p2 ¼ 1,2 10 5 Pa 118 Pa ¼ 1,1988 bar<br />
pü ¼ p2 p0 ¼ 1198,8 mbar 1050 mbar<br />
pü ¼ 148,8 mbar
406<br />
6.2.3.2 Ausfluss aus einem Gefäß<br />
Angenommen, die Fluidspiegelfläche B eines Gefäßes<br />
sei groß gegenüber der Ausflussöffnung A.<br />
Dann sinken die Fluidteilchen bei B sehr langsam<br />
ab, und man kann das Quadrat ihrer Geschwindigkeit<br />
gegen das der Geschwindigkeit bei A vernachlässigen.<br />
Da das Gefäß bei A und B offen ist, ist<br />
der statische Druck an beiden Stellen gleich dem<br />
Atmosphärendruck p0 ¼ pA ¼ pB.<br />
Die Ausflussgeschwindigkeit wird mit der Bernoulli’schen<br />
Druckhöhengleichung ermittelt. Die<br />
Entwicklung führt zu der Gleichung für die theoretische<br />
Ausflussgeschwindigkeit wA ¼ ffiffiffiffiffiffiffiffi p<br />
2gh.<br />
Ein Vergleich mit den Gleichungen für den freien<br />
Fall in Tabelle 4.1, Seite 154, zeigt die Ûbereinstimmung<br />
mit der Gleichung vt ¼ ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi p<br />
2g Ds (mit Ds ¼ hÞ<br />
für die Endgeschwindigkeit vt eines Körpers nach<br />
dem freien Fall um die Fallhöhe h. Die theoretische<br />
Ausflussgeschwindigkeit wA ist demnach ebenso<br />
groß wie die Endgeschwindigkeit vt eines um die<br />
Höheh frei fallenden Flüssigkeitteilchens.<br />
Die Höhe h, die dem Fluid die Geschwindigkeit w<br />
erteilt, nennt man die Geschwindigkeitshöhe.<br />
Nach der gleichen Ûberlegung, die zur Kontinuitätsgleichung<br />
führte, strömt aus einer Úffnung mit<br />
dem Querschnitt A in jeder Sekunde der Volumenstrom<br />
qV ¼ Aw aus.<br />
Der wirkliche Volumenstrom ist kleiner als der<br />
theoretische, weil die Ausflussgeschwindigkeit we<br />
infolge der inneren Reibung und der Reibung an<br />
den Gefäßwänden nicht ganz den theoretischen<br />
Wert w ¼ ffiffiffiffiffiffiffiffi p<br />
2gh erreicht. Dieser Einfluss wird<br />
durch die Geschwindigkeitszahl j < 1 berücksichtigt.<br />
Von noch größerem Einfluss auf die Verringerung<br />
des Volumenstroms ist die Einschnürung (so genannte<br />
Kontraktion) des Fluidstrahls: Die Stromfäden<br />
im Inneren des Gefäßes laufen radial auf die<br />
Úffnung zu und können nicht plötzlich in Strahlrichtung<br />
umlenken. Der wirkliche Strahlquerschnitt<br />
ist dann nicht A sondern aA. a ist die Kontraktionszahl;<br />
sie ist immer kleiner als eins. Das<br />
Produkt aj heißt Ausflusszahl m.<br />
Bernoulli’sche Druckhöhengleichung:<br />
p0<br />
rg 2<br />
wB p0<br />
þ hB þ ¼<br />
2g rg þ hA<br />
2<br />
wA<br />
þ<br />
2g<br />
Die statische Druckhöhe p0=rg fällt auf beiden<br />
Seiten heraus, die Geschwindigkeitshöhe<br />
wB 2 =2g kann vernachlässigt werden und es<br />
bleibt:<br />
wA 2<br />
2g ¼ hB hA ¼ h<br />
w ¼ ffiffiffiffiffiffiffiffi p theoretische Ausfluss-<br />
2gh geschwindigkeit<br />
h ¼ w2<br />
2g<br />
Geschwindigkeitshöhe<br />
pffiffiffiffiffiffiffiffi theoretischer<br />
qV ¼ Aw ¼ A 2gh Volumenstrom<br />
we ¼ jw ¼ j ffiffiffiffiffiffiffiffi p<br />
2gh<br />
wirkliche Ausflussgeschwindigkeit<br />
j ist abhängig von der Zähigkeit des Fluids<br />
und beträgt für Wasser 0,97 ...0,99.<br />
Strahlkontraktion<br />
6 Fluidmechanik (Hydraulik)
6.2 Dynamik der Fluide (Strömungsmechanik) 407<br />
Der wirkliche Volumenstrom qVe ist das Produkt<br />
aus Ausflusszahl m und theoretischem Volumenstrom<br />
qV.<br />
Die Ausflusszahl m ist abhängig von der Form der<br />
Ausflussöffnung. Drei Hauptformen mit den zugehörigen<br />
Ausflusszahlen für Wasser zeigt das<br />
nebenstehende Bild.<br />
Ûbung: Ein Wasserbehälter hat eine Bodenöffnung<br />
von 65 mm Durchmesser. Sie liegt 5 m unter<br />
dem unveränderlich gedachten Wasserspiegel. Die<br />
Ausflusszahl beträgt 0,8.<br />
In welcher Zeit fließen Ve ¼ 2,5 m 3 Wasser aus<br />
der Bodenöffnung?<br />
Lösung: Zunächst wird die Querschnittsfläche A<br />
der Bodenöffnung berechnet.<br />
Um festzustellen, wieviel Wasser in einer Sekunde<br />
ausströmt, berechnt man den Volumenstrom qVe.<br />
Demnach kann aus dem Ausflussvolumen Ve und<br />
dem sekundlichen Ausflussvolumen ¼ Volumenstrom<br />
qVe die Ausflusszeit t berechnet werden.<br />
6.2.3.3 Ausfluss unter dem Fluidspiegel<br />
Verbindet eine Ausflussöffnung zwei benachbarte<br />
Gefäße unterhalb ihrer Fluidspiegel, so strömt das<br />
Fluid aus dem Gefäß 1 in das Gefäß 2 über, solange<br />
noch eine Höhendifferenz h ¼ h1 h2 vorhanden<br />
ist.<br />
Die theoretische Ausflussgeschwindigkeit w ist<br />
von dieser Druckhöhendifferenz abhängig, ebenso<br />
der wirkliche Volumenstrom qVe.<br />
6.2.3.4 Ausfluss bei Ûberdruck im Gefäß<br />
Auf dem Fluidspiegel B eines Gefäßes lastet der<br />
Druck p1, während an der Ausflussöffnung A der<br />
Atmosphärendruck p0 herrscht. Man nimmt wieder<br />
an, dass die Geschwindigkeit der Fluidteilchen bei<br />
B vernachlässigbar klein ist.<br />
pffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
qVe ¼ mqV ¼ mA 2gh<br />
wirklicher Volumenstrom<br />
Ausflusszahlen für Wasser<br />
Gegeben:<br />
Úffnungsdurchmesser d ¼ 65 mm<br />
Geschwindigkeitshöhe h ¼ 5m<br />
Ausflusszahl m ¼ 0,8<br />
wirkliches Ausflussvolumen Ve¼ 2,5 m 3<br />
Gesucht:<br />
Ausflusszeit t<br />
A ¼ p<br />
4 d 2 ¼ p<br />
4 ð0,065 mÞ2 ¼ 0,00332 m 2<br />
pffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
qVe ¼ mA 2gh<br />
qVe ¼ 0,8 0,00332 m 2<br />
ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
2 9,81 m<br />
r<br />
5m<br />
s2 ¼ 0,0263 m3<br />
s<br />
t ¼ Ve 2,5 m3<br />
¼<br />
qVe<br />
0,0263 m3<br />
¼ 95 s<br />
s<br />
w ¼ ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
p<br />
2g ðh1 h2Þ<br />
theoretische<br />
Ausflussgeschwindigkeit<br />
pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi wirklicher<br />
qVe ¼ mA 2g ðh1 h2Þ<br />
Volumenstrom
408<br />
Die Ausflussgeschwindigkeit ermittelt man mit<br />
Hilfe der Bernoulli’schen Druckhöhengleichung.<br />
Darin ist wB 2 =2g vernachlässigbar, also gleich<br />
null. Statt der beiden geodätischen Höhen hA<br />
und hB wird die geodätische Höhendifferenz<br />
h ¼ hB hA eingesetzt und erhält damit eine<br />
Gleichung für die theoretische Ausflussgeschwindigkeit<br />
wA ¼ w.<br />
Den wirklichen Volumenstrom bekommt man mit<br />
dieser Geschwindigkeit, der Úffnungsfläche A und<br />
der Ausflusszahl m mit Hilfe der bekannten Gleichung.<br />
Wird nun noch der Ûberdruck pü im Behälter<br />
gegenüber dem äußeren Luftdruck für die Druckdifferenz<br />
p1 p0 gesetzt, dann vereinfacht sich die<br />
Gleichung.<br />
Ûbung: In einem Dampfkessel lastet auf der<br />
Wasseroberfläche ein Ûberdruck von 3,5 bar. Das<br />
Ablassrohr liegt 2,3 m unter dem Wasserspiegel<br />
und hat eine lichte Weite von 50 mm. Die Ausflusszahl<br />
beträgt 0,8.<br />
Wieviel Wasser strömt in jeder Sekunde durch das<br />
Rohr?<br />
Lösung: Zunächst wird die Querschnittsfläche A<br />
des Ablassrohrs berechnet.<br />
Dann bestimmt man mit Hilfe der bekannten Gleichung<br />
den Volumenstrom qVe. Dabei muss beachtet<br />
werden, dass der Ûberdruck pü mit der Einheit<br />
Pa ¼ N=m 2 eingesetzt wird (1 bar ¼ 10 5 Pa).<br />
6.2.3.5 Ausfluss bei sinkendem Fluidspiegel<br />
Bei den bisherigen Betrachtungen wurde die geodätische<br />
Druckhöhe h des Fluidspiegels gegenüber<br />
der Ausflussöffnung als konstant angenommen.<br />
Damit war auch die Ausflussgeschwindigkeit<br />
konstant.<br />
p1<br />
rg þ hB<br />
2<br />
wB p0<br />
þ ¼<br />
2g rg þ hA<br />
2<br />
wA<br />
þ<br />
2g<br />
wA 2<br />
2g<br />
¼ p1<br />
rg<br />
p0<br />
rg þ hB hA ¼ p1 p0<br />
rg<br />
þ h<br />
ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
w ¼ 2g hþ p1<br />
s theoretische<br />
p0<br />
rg<br />
Ausflussgeschwindigkeit<br />
ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
qVe ¼ mAw ¼ mA 2g hþ p1<br />
s<br />
p0<br />
rg<br />
ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
qVe ¼ mA 2g hþ pü<br />
s<br />
rg<br />
wirklicher Volumenstrom<br />
qVe m A g h p1, p0, pü r<br />
m 3<br />
s<br />
6 Fluidmechanik (Hydraulik)<br />
1 m 2 m<br />
s 2<br />
m Pa ¼ N<br />
m 2<br />
kg<br />
m 3<br />
Gegeben:<br />
Ûberdruck Pü ¼ 3,5 bar ¼ 3,5 10 5 Pa<br />
geodätische Druckhöhendifferenz h ¼ 2,3 m<br />
Rohrdurchmesser d ¼ 50 mm<br />
Ausflusszahl m ¼ 0,8<br />
Gesucht:<br />
wirklicher Volumenstrom qVe<br />
A ¼ p<br />
4 d 2 ¼ p<br />
4 25 10 4 m 2 ¼ 19,63 10 4 m 2<br />
ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
qVe ¼ mA 2g hþ pü<br />
s<br />
rg<br />
¼ 0,0429 m<br />
s2
6.2 Dynamik der Fluide (Strömungsmechanik) 409<br />
Soll ein Gefäß aber ganz oder teilweise entleert<br />
werden, dann muss man den absinkenden Fluidspiegel<br />
berücksichtigen. Mit sinkendem Fluidspiegel<br />
nimmt die Ausflussgeschwindigkeit w und<br />
natürlich auch der Volumenstrom qVe ab.<br />
Die Ausflussgeschwindigkeit folgt dem Gesetz<br />
des freien Falls: w ¼ ffiffiffiffiffiffiffiffi p<br />
2gh.<br />
Weil hier die Höhe<br />
aber nicht zu- sondern abnimmt, handelt es sich<br />
um einen gleichmäßig verzögerten Geschwindigkeitsverlauf.<br />
Man rechnt deshalb in diesem Fall mit der mittleren<br />
Ausflussgeschwindigkeit wm und erhält daraus<br />
den mittleren Volumenstrom qVem. Das wirklich<br />
ausfließende Volumen Ve ist das Produkt aus<br />
dem mittleren Volumenstrom qVem und der Ausflusszeit<br />
t: Ve ¼ qVem t. Aus dieser Beziehung<br />
kann schließlich auch die Ausflusszeit t ¼ Ve=qVem<br />
ermittelt werden.<br />
Soll das Gefäß völlig entleert werden, verringert<br />
sich die Ausflussgeschwindigkeit vom Anfangswert<br />
w1 bis auf w2 ¼ 0, weil die Höhe h2 am Ende<br />
der Entleerung gleich null ist. Damit vereinfachen<br />
sich die Gleichungen durch den Fortfall des letzten<br />
Zähler- oder Nennerglieds.<br />
Ûbung: Ein zylindrischer Wasserbehälter von 8 m<br />
Durchmesser hat in seinem Boden eine Ausflussöffnung<br />
von 400 mm Durchmesser. Das Wasser<br />
steht im Behälter 6 m hoch. Die Ausflusszahl beträgt<br />
0,65.<br />
In welcher Zeit fließen 120 m 3 Wasser aus?<br />
Lösung: Da nicht bekannt ist, ob der Behälter<br />
nach der Entnahme von 120 m 3 Wasser teilweise<br />
oder völlig entleert ist, wird zunächst die Wasserspiegelhöhe<br />
h2 nach der Entnahme bestimmt.<br />
Dann berechnet man die Ausflusszeit mit der Gleichung<br />
für teilweise Entleerung.<br />
Aufgaben Nr. 1028–1035<br />
Bei teilweiser Entleerung sind die Ausflussgeschwindigkeiten<br />
w1 ¼ ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi p<br />
2gh1 und w2 ¼ ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi p<br />
2gh2<br />
wm ¼ w1 þ w2<br />
2<br />
pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
2gh1 þ<br />
¼<br />
ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi p<br />
2gh2<br />
2<br />
mittlere theoretische Ausflussgeschwindigkeit<br />
pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
2gh1 þ<br />
qVem ¼ mA<br />
ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi p<br />
2gh2<br />
2<br />
mittlerer wirklicher Volumenstrom<br />
t ¼ Ve<br />
2Ve<br />
¼ pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
qVem mA ð 2gh1 þ ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi p<br />
2gh2Þ<br />
wirkliche Ausflusszeit<br />
wm ¼<br />
pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
2gh1<br />
2<br />
pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
2gh1<br />
qVem ¼ mA<br />
2<br />
mittlere theoretische<br />
Ausflussgeschwindigkeit<br />
bei völliger Entleerung<br />
mittlerer<br />
wirklicher<br />
Volumenstrom<br />
2Ve<br />
t ¼ pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi wirkliche Ausflusszeit<br />
mA 2gh1<br />
Gegeben:<br />
Behälterdurchmesser d ¼ 8mm<br />
Úffnungsdurchmesser d1 ¼ 0,4 m<br />
Wasserspiegelhöhe h1 ¼ 6m<br />
Ausflusszahl m ¼ 0,65<br />
wirkliches Ausflussvolumen Ve¼ 120 m 3<br />
Gesucht: Ausflusszeit t<br />
Ve ¼ p<br />
4 d 2 ðh1 h2Þ<br />
h2 ¼ h1<br />
4Ve 4 120 m3<br />
¼ 6m ¼ 3,61 m<br />
pd 2 2<br />
p ð8mÞ<br />
Der Behälter wird nur teilweise entleert.<br />
2Ve<br />
t ¼ pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />
mA ð 2gh1 þ ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi p ¼ 152,5 s<br />
2gh2Þ
410<br />
6.2.4 Strömung in Rohrleitungen<br />
Fließt ein Fluid durch eine Rohrleitung, so muss<br />
es dabei Reibungswiderstände an den Rohrwänden<br />
überwinden. Die Folge ist ein Druckabfall Dp<br />
(Druckverlust), der von der Fluiddichte r, der<br />
Strömungsgeschwindigkeit w, dem Verhältnis zwischen<br />
Rohrlänge l und Rohrdurchmesser d und der<br />
Rohrreibungszahl l abhängt.<br />
Die Reibungszahl l (auch Widerstandszahl genannt)<br />
ist abhängig von der Reynolds’schen Zahl<br />
Re und von der Rauigkeit der Rohrwandung.<br />
1. Ûbung: Durch eine gerade, 600 m lange Rohrleitung<br />
von 400 mm Durchmesser fließen 12 m 3<br />
Wasser in der Minute.<br />
Die Widerstandszahl beträgt 0,03.<br />
Es soll die Ausflussgeschwindigkeit w und der<br />
Druckabfall Dp in der Rohrleitung berechnet<br />
werden.<br />
Lösung: Nach der Ûberlegung, die zur Kontinuitätsgleichung<br />
führte, fließt aus der Leitung der Volumenstrom<br />
qV ¼ Aw aus. Aus dieser Beziehung<br />
berechnet man die Ausflussgeschwindigkeit<br />
w ¼ Strömungsgeschwindigkeit.<br />
Mit den bekannten Größen wird der Druckabfall<br />
Dp ermittelt.<br />
2. Ûbung: Durch eine Rohrleitung von 100 NW<br />
und 60 m Länge sollen 210 m 3 Wasser je Stunde<br />
gedrückt werden.<br />
Welcher Druckunterschied ist zwischen den beiden<br />
Leitungsenden erforderlich, wenn die Rohrreibungszahl<br />
l ¼ 0,03 beträgt?<br />
Lösung: Hier führen dieselben Gedanken wie in<br />
der ersten Ûbung zum Ergebnis.<br />
Aufgaben Nr. 1036–1038<br />
Dp ¼ l l<br />
d<br />
r<br />
2 w2<br />
Druckabfall<br />
Dp l l, d r w<br />
Pa ¼ N<br />
m 2<br />
1 m<br />
kg<br />
m 3<br />
Gegeben:<br />
Rohrlänge l ¼ 600 m<br />
Rohrdurchmesser d ¼ 0,4 m<br />
Volumenstrom qV ¼ 12 m 3 /min ¼ 0,2 m 3 /s<br />
Rohrreibungszahl l ¼ 0,03<br />
Gesucht:<br />
Ausflussgeschwindigkeit w, Druckabfall Dp<br />
m<br />
s<br />
qV ¼ Aw<br />
w ¼ qV<br />
A ¼ 0,2 m3 =s m<br />
¼ 1,59 2<br />
p=4 ð0,4Þ s<br />
Dp ¼ llrw2<br />
2d ¼<br />
0,03 600 m 10<br />
m3 2 0,4 m<br />
3 kg<br />
1,59 m<br />
s<br />
Dp ¼ 56 880 N=m 2 ¼ 56 880 Pa 0,569 bar<br />
Gegeben:<br />
Rohrdurchmesser d ¼ 100 mm ¼ 0,1 m<br />
Rohrlänge l ¼ 60 m<br />
Volumenstrom qV ¼ 210 m 3 =h ¼ 0,0583 m 3 =s<br />
Rohrreibungszahl l ¼ 0,03<br />
Gesucht:<br />
Druckabfall Dp<br />
w ¼ qV<br />
A ¼<br />
0,0583 m3<br />
s m<br />
p ¼ 7,43<br />
ð0,1 s<br />
mÞ2<br />
4<br />
Dp ¼ llrw2<br />
2d<br />
6 Fluidmechanik (Hydraulik)<br />
¼ 4,97 bar<br />
2
Sachwortverzeichnis 411<br />
Sachwortverzeichnis<br />
A<br />
a, t-Diagramm 147, 150, 152<br />
abgeleitete Größen 144<br />
Abminderungsfaktor 362<br />
Abscher-<br />
– Hauptgleichung 295<br />
– beanspruchung 269, 271<br />
– festigkeit 295<br />
– Spannung 295<br />
Abscheren 295<br />
absoluter Druck 393<br />
Abtriebsdrehzahl 181<br />
Abtriebsmoment 216<br />
Achsen 343<br />
actio gleich reactio 192<br />
Additionstheoreme 102, 107, 202<br />
Øhnlichkeitssatz 346<br />
Allgemeine Durchbiegungsgleichung 347<br />
allgemeines Kräftesystem 21, 38<br />
Amboss 231<br />
Amplitude 246, 249<br />
Amplituden-Frequenz-Diagramm 261<br />
Analogie 240<br />
– -schluss 182<br />
– -verfahren 213<br />
Analogien bei Schwingungen 258<br />
analytische Lösung 101, 103, 106<br />
analytische Methode 22, 36<br />
Anfangsenergie 221<br />
Anfangsgeschwindigkeit 146, 154<br />
Anfangswinkelgeschwindigkeit 187<br />
Anformungsgleichung 343<br />
Anlaufreibung 116<br />
Anstrengungsverhältnis 369<br />
Anströmquerschnitt 157<br />
Antriebsdrehzahl 181<br />
Antriebsleistung 211<br />
Antriebsmoment 216<br />
Anzugsmoment 121, 123<br />
Aproj 289<br />
Arbeit 203, 213, 245<br />
Arbeit einer veränderlichen Kraft 205<br />
Arbeit, Ûbungen 206, 212, 216<br />
Arbeit, zeichnerische Darstellung 204<br />
Arbeitsdiagramm 214, 325<br />
Arbeitsfähigkeit 218, 240<br />
Atmosphärendruck 393, 405<br />
Auflagereibmoment 121<br />
Auflagerkräfte 2<br />
Auftriebskraft 397, 400<br />
Ausflussgeschwindigieit 406, 409<br />
Ausflussöffnung 406<br />
Ausflussvolumen 407<br />
Ausflusszahl 406–409<br />
Ausfluss aus einem Gefäß 406<br />
– bei sinkendem Fluidspiegel 408<br />
– bei Ûberdruck im Gefäß 407<br />
– unter dem Fluidspiegel 408<br />
Ausflusszeit 409<br />
Ausknicken 269, 351<br />
Auslaufversuch 241<br />
Auslenkung 246, 249<br />
Auslenkung-Zeit-Gesetz 247<br />
Auslenkung-Zeit-Linie 248<br />
Ausrollweg 222<br />
äußere Kräfte 265<br />
axiale Flächenmomente 303<br />
– Herleitung 304<br />
– Tabelle 309<br />
– symmetrischer Querschnitte 312<br />
– unsymmetrischer Querschnitte 313<br />
– Ûbungen 306<br />
axiale Widerstandsmomente 303<br />
– Ûbungen 306<br />
– Tabelle 309<br />
Axialkraft 64<br />
B<br />
Backenbremse 95, 128, 129<br />
Bandbremse 132<br />
Bandreibung 132<br />
Bar 387<br />
Bärmasse 228<br />
Basiseinheiten 144, 149, 152<br />
Basisgrößen 144<br />
Baugrößen 180<br />
Bauverhältnis 293<br />
Beanspruchung 266, 378<br />
– auf Abscheren 295<br />
– auf Biegung 328<br />
– auf Druck 285
412<br />
– auf Knickung 351<br />
– auf Torsion 321<br />
– auf Zug 278<br />
–, zusammengesetzte 270, 365<br />
Beanspruchungsart 268, 270, 271<br />
Befestigungsgewinde 279<br />
Befestigungsschraube 123<br />
Befestigungsschraube mit Spitzgewinde 121<br />
Beharrungsgesetz 188<br />
Beharrungsvermögen 188<br />
Belastungsart und Festigkeit 376<br />
– ruhend 377<br />
– schwellend 377<br />
– wechselnd 377<br />
Belastungsbild, Konsolblech 301<br />
Belastungsfall 377<br />
– I 377<br />
– II 377<br />
– III 377<br />
Belastungskräfte 2<br />
Bemaßung eines Bauteils 381<br />
Berechnung axialer Flächenmomente 2. Grades,<br />
Ûbungen 316<br />
Berechnung des Biegemomenten- und Querkraftverlaufs,<br />
Ûbungen 333<br />
Bernoulligleichung 403<br />
–, Anwendungen 405<br />
Bernoulli’sche Druckgleichung 403<br />
– Druckhöhengleichung 404, 406, 408<br />
– Gleichung 402<br />
Berührungsflächen 13, 289<br />
Beschleunigung 144, 152, 154, 182, 245<br />
beschleunigte Bewegung, Formeln 154<br />
Beschleunigung-Zeit-Diagramm 147, 150, 152<br />
Beschleunigung-Zeit-Gesetz 247<br />
Beschleunigung-Zeit-Linie 248<br />
Beschleunigungs-Linie 150, 152<br />
Beschleunigungsarbeit 220, 240<br />
Beschleunigungsbegriff 150<br />
Beschleunigungskraft 245<br />
Beschleunigungsmoment 245<br />
Bestimmung des Flächenschwerpunkts 79<br />
Bestimmung des inneren Kräftesystems und der<br />
Beanspruchungsarten 272<br />
Betrag einer Kraft 3<br />
Betragszeichen 24<br />
Bewegungsänderung 189<br />
Bewegungsaufgaben, Arbeitsplan 153<br />
Bewegungsbahn 145<br />
Bewegungsenergie 218<br />
Bewegungsgröße 202, 224<br />
Bewegungslehre 144<br />
Bewegungsprobe 15, 18, 19<br />
Sachwortverzeichnis<br />
Bewegungsschraube 290<br />
– mit Flachgewinde 119<br />
– mit Spitz- oder Trapezgewinde 120<br />
Bewegungszustand 7, 145, 179, 189, 224<br />
Bewegung des Kolbens 151<br />
Bewegung in Getrieben 180<br />
bezogener Schlankheitsgrad 360<br />
Bezugsachse 236<br />
Bezugsebene 219, 221<br />
Bezugsschlankheitsgrad 361<br />
Biege-Hauptgleichung 331, 343, 365<br />
–, Gültigkeitsbedingungen 332<br />
–, Herleitung 330<br />
Biegebeanspruchung 269, 271, 273<br />
Biegefeder 344<br />
Biegefestigkeit 376<br />
Biegelinie 328, 346, 348<br />
Biegemoment 2, 271, 328, 331, 333–343,<br />
347, 365<br />
Biegemoment und Kräfepaar 273<br />
Biegemomenten- und Querkraftbestimmung,<br />
Arbeitsplan 329<br />
Biegemomentenverlauf 333<br />
Biegepresse 62<br />
Biegespannung 328, 331, 343, 365<br />
Biegeträger 329<br />
– mit mehreren Belastungen 350<br />
Biegewechselfestigkeit 379, 380<br />
Biegung 269, 328<br />
– und Torsion 368<br />
– –, Ûbung 370<br />
Blattfeder 333, 344<br />
Bodenfläche 394<br />
Bodenklappe 394<br />
Bodenkraft 394<br />
Bogen 78<br />
Bogenhöhe 79<br />
Bogenlänge 78, 84<br />
Bogenmaß 124, 159, 348<br />
Bohrmaschinentisch 115<br />
Bolzenverbindungen 291<br />
Bremsbacke 95, 128<br />
Bremsen 128<br />
Bremshebel 95, 128, 130, 132<br />
Bremshebeldrehpunkt 128, 132<br />
Bremsklotz 95<br />
Bremskraft 128, 130, 133, 194, 203<br />
Bremsmoment 95, 128, 130, 132, 239<br />
Bremsscheibe 95, 97, 128, 132<br />
Bremsversuch 239<br />
Bremsverzögerung 156, 160<br />
Bremsweg 160, 198<br />
Bruchfestigkeit 382
Sachwortverzeichnis 413<br />
C<br />
Cremonaplan 74<br />
–, Arbeitsplan 75<br />
Culmann’sche Gerade 50–52<br />
D<br />
d’Alembert 195<br />
d’Alembert’sches Prinzip 195<br />
Dachbinder 68<br />
Dachpfanne 175<br />
Dachtraufe 175<br />
Dämpfung einer Schwingung 258<br />
Dauerbruchsicherheit 382<br />
Dauerfestigkeit 378, 383<br />
Dauerfestigkeitswerte 378<br />
Dauerschwingversuch 377<br />
Definitionsgleichung, Beispiele 182, 193, 203,<br />
213, 297, 304, 306<br />
Dehngrenze 375, 377<br />
Dehnung 281, 375<br />
Dehnungshypothese 369<br />
Diagramme der gleichförmigen Bewegung 148<br />
Dichte 189, 191, 394<br />
–, Einheit 191<br />
–, Luft 157<br />
Dichtungshöhe 391<br />
Dichtungsstellen 391<br />
Dickenänderung 281<br />
Differenzbremse 132<br />
Doppelbackenbremse 130<br />
Drall 239<br />
Dreharbeit 214, 245<br />
Drehbewegung 176, 232, 241<br />
–, Arbeit, Leistung, Wirkungsgrad 213<br />
–, gleichmäßig beschleunigte 182<br />
Drehimpuls 239<br />
Drehleistung 213, 215, 245<br />
Drehmoment 2, 4, 5, 16, 122, 127, 213, 233,<br />
239, 323<br />
Drehmomentschlüssel 123, 327<br />
Drehsinn des Drehmoments 4<br />
Drehstab-Stabilisator 325<br />
Drehstabfedern 325<br />
Drehung 6, 7<br />
Drehweg 214<br />
Drehwinkel 179, 182, 186, 213, 245<br />
Drehwinkelgleichungen 185<br />
Drehwirkung 4, 6<br />
Drehzahl 176, 180, 215<br />
Dreieck 78<br />
– -blattfeder 344<br />
– -fläche 78<br />
Dreiecksumfang 84<br />
Dreiecksverband 68<br />
Dreikräfteverfahren 48, 96<br />
–, Arbeitsplan 50<br />
dreiwertige Lager 17<br />
Druck 269, 387, 393, 404<br />
Druck-Ausbreitungsgesetz 387<br />
Druck-Hauptgleichung 285<br />
Druck- und Zugbeanspruchung, Ûbungen 286<br />
Druckabfall 410<br />
Druckbeanspruchung 269, 271, 285<br />
Druckdifferenz 408<br />
Druckeinheit 387, 393<br />
Druckenergie 403<br />
Druckgleichung 403, 404<br />
Druckhöhe 393, 404<br />
Druckhöhendifferenz 407<br />
Druckkraft 351<br />
– auf gewölbte Böden 390<br />
Druckmittelpunkt 395<br />
Druckspannung 285<br />
Druckstäbe im Stahlbau 359<br />
Druckverlust 410<br />
Druckverteilung in einer Flüssigkeit 387, 392<br />
Druck in einer Leitung 405<br />
Druck und Biegung 366<br />
Durchbiegung 346, 350<br />
Durchbiegungsgleichung 347–350<br />
–, Ûbungen 349<br />
Durchschnittsgeschwindigkeit 148, 177<br />
Dynamik 143, 144<br />
– der Drehbewegung 232<br />
– der Fluide 402<br />
– der geradlinigen Bewegung 188<br />
dynamische Belastung 377<br />
Dynamisches Grundgesetz 192, 220, 232, 239<br />
– für Drehung 233<br />
– –, Ûbungen 193, 239<br />
E<br />
E-Modul 282<br />
Ebenenwinkel 92, 103<br />
Eigenfrequenz 261<br />
Eigenschwingungen 260<br />
Einbahnverkehr 33, 37<br />
Einbahnverkehrsregel 33, 35, 49, 52<br />
Eingriffslinie 181<br />
Eingriffspunkt 65<br />
Eingriffswinkel 181, 371<br />
Einheit<br />
– der Arbeit 203<br />
– der Beschleunigung 152<br />
– der Dichte 191<br />
– des Drucks 387
414<br />
– der Kraft 1, 2, 193, 393<br />
– der Leistung 209<br />
– der Masse 190<br />
– Eins 149, 281<br />
Einheiten<br />
–, Dynamik 143<br />
–, Festigkeitslehre 262<br />
–, Hydraulik 386<br />
–, Statik 1<br />
–, Umrechnungen Einheitskreis 180<br />
–, Geschwindigkeit 149<br />
Einscheibenbremse 133<br />
einschnittige Nietverbindung 291<br />
Einspannlänge 352<br />
Einspannmoment 17<br />
Einspannpunkt 336<br />
Einspannstelle 333, 336, 343<br />
Einspannung 352<br />
Eintreiben von Keilen 228<br />
einwertige Lager 15<br />
Einzellast 337<br />
Einzelübersetzung 182<br />
Einzelwirkungsgrad 211<br />
elastische Knickung 352<br />
elastische Formänderung 280, 297, 324<br />
elastischer Bereich 354<br />
elastischer Stoß 225<br />
Elastizitätsgrenze 375<br />
Elastizitätsmodul 282, 324, 375, 385<br />
elektrische Arbeit 204<br />
Elongation 249<br />
Endenergie 221<br />
Endgeschwindigkeit 146, 154<br />
Endtangente 346, 348, 350<br />
Endwinkelgeschwindigkeit 186<br />
Energie 218<br />
–, Einheit 218<br />
– austausch 225<br />
– bilanz 221, 231<br />
Energieerhaltungssatz 219, 221, 226, 241, 402,<br />
403<br />
Energieerhaltungssatz der Strömung 402<br />
–, Ûbungen 222<br />
Energieumwandlung 218<br />
Energieverluste 219, 227, 229, 231<br />
Entwurfsformel 359<br />
Entwurfsberechnungen 380<br />
erforderliche Berührungsfläche 288<br />
erforderlicher Querschnitt 278, 285<br />
erforderliches Widerstandsmoment 323, 331<br />
Ermittlung<br />
– der Resultierenden, rechnerisch 22, 38<br />
– der Resultierenden, zeichnerisch 26, 40<br />
Sachwortverzeichnis<br />
– unbekannter Kräfte, Arbeitsplan 45<br />
– unbekannter Kräfte, rechnerisch 28, 44<br />
– unbekannter Kräfte, zeichnerisch 32, 48<br />
Ersatzkraft 3, 8, 91, 93, 95, 102, 104<br />
Erregerfrequenz 261<br />
erzwungene Schwingung 246, 260<br />
Euler 124, 352, 356, 358<br />
– -Hyperbel 354<br />
– -fall 352<br />
– -gleichung 352–355<br />
––,Gültigkeitsbereich 354<br />
Euler’sche<br />
– Gleichung 124, 127<br />
– Knickung 352<br />
– Zahl 124<br />
exzentrischer Stoß 224<br />
Eytelwein 124<br />
F<br />
F, s-Diagramm 204, 213<br />
Fachwerke 68<br />
Fachwerkträger 68<br />
Fadenpendel 256<br />
Fahrbahnneigung 243<br />
Fahrrad 5<br />
Fahrwerkbremse 129<br />
Fahrwiderstand 134–137, 194, 222<br />
–, Ûbungen 135<br />
Fahrwiderstandszahl 134<br />
Fallbeschleunigung 146, 157, 190<br />
Fallhammer 218, 230<br />
Fallhöhe 223<br />
Federarbeit 205, 220, 284, 287, 325<br />
Federdiagramm 205, 207<br />
Federdurchmesser 326<br />
Federkennlinie 205, 208, 325<br />
Federkraft 205, 207<br />
Federrate 205, 207, 252, 325<br />
Federreihenschaltung 253<br />
Federparallelschaltung 253<br />
Federungsdiagramm 325<br />
Federwaage 90<br />
Federweg 205, 326<br />
Feldkräfte 11<br />
Feste Rolle 138<br />
Festigkeit 375<br />
Festigkeitslehre 262<br />
Festigkeitsberechnungen im Maschinenbau 381<br />
Festigkeitsrechnung 2<br />
Festigkeitswerte 375, 382, 385<br />
Festlager 2, 15, 16, 53<br />
Festlagerkraft 60, 63<br />
Festlagerpunkt 53, 54, 56
Sachwortverzeichnis 415<br />
Flächen- und Widerstandsmomente zusammengesetzter<br />
Querschnitte, Ûbungen 316<br />
Flächenmoment – Herleitungsübung 305<br />
Flächenmomente 304, 395<br />
Flächenmomente 2. Grades 303, 308, 312, 319, 396<br />
–, Ûbungen 306<br />
Flächenpressung 269, 288, 291<br />
– am Gewinde 290<br />
– an geneigten Flächen 288<br />
– an gewölbten Flächen 292<br />
– an Nieten 291<br />
– an Schrauben 290<br />
– in Gleitlagern 291<br />
–, Ûbungen 293<br />
Flächenpressungs-Hauptgleichung 288<br />
Flächenpressungsgleichungen 291<br />
Flächenschwerpunkt 77, 86<br />
–, Ûbung 81<br />
Flachführung 115<br />
Flachgewinde 120<br />
Flachriemengetriebe 127<br />
Flankendurchmesser 122<br />
Flankenradius 119<br />
Flankenumfang 119<br />
Flankenwinkel 120<br />
Flasche 141<br />
Fliehkraft 242, 245<br />
–, Ûbungen 243<br />
Fließen des Werkstoffes 375<br />
Fluidmechanik 386, 402<br />
Flüssigkeiten, Eigenschaften 386<br />
Flüssigkeits-<br />
– behälter 394<br />
– dichten 394<br />
– druck 387, 393<br />
– höhe 392<br />
– menge 397<br />
– oberfläche 393<br />
– quader 387<br />
– reibung 116<br />
– säule, Schwingung 257<br />
Form und Dauerfestigkeit 380<br />
Formänderung 324<br />
– bei Biegung 346<br />
– bei Schub 297<br />
– bei Torsion 324<br />
Formänderungsarbeit 205, 218, 220, 225, 283<br />
– bei Torsion 325<br />
Formänderungsgleichungen 324<br />
Formelzeichen und Einheiten, Dynamik 143<br />
–, Festigkeitslehre 262,<br />
Hydraulik 386<br />
–, Statik 1<br />
Fq, x-Diagramm 334–342<br />
Freier Fall 145, 157<br />
– mit Luftwiderstand 158<br />
– ohne Luftwiderstand 157<br />
freie Knicklänge 352<br />
freie Schwingung 246<br />
freigemachtes Konsolblech 301<br />
Freiheitsgrade 6<br />
Freimachen 11–17, 95<br />
–, Arbeitsplan 17<br />
–, Ûbungen 18–20<br />
Freischneiden 12<br />
Freiträger 17, 333, 336<br />
– mit Einzellast 333, 349<br />
– mit konstanter Streckenlast 335, 349<br />
– mit mehreren Einzellasten 334<br />
– mit Mischlast 336<br />
– mit Streckenlast 345<br />
Frequenz 249<br />
Führungsbuchse 116<br />
Führungslänge 116<br />
Führungsverhältnisse 352<br />
Funktionsgleichung 98, 103, 393, 395<br />
–, Beispiele 168, 185, 197, 200, 286, 333<br />
Fußkreisdurchmesser 181<br />
G<br />
Galilei 188<br />
gedämpfte Schwingung 246<br />
gefährdeter Querschnitt 278, 285<br />
Gelenke 13<br />
Gelenkpunkte 13, 68<br />
Gelenkviereck 69<br />
geodätische Druckhöhe 404<br />
geodätischer Druck 404<br />
geometrische Addition 165, 373<br />
Gesamtenergie 230<br />
Gesamtflächenmoment 320<br />
– 2. Grades 312<br />
Gesamtmoment 55, 61<br />
Gesamtresultierende 40<br />
Gesamtschwerpunkt 80, 85<br />
Gesamtspannung 365<br />
Gesamtübersetzung 182<br />
Gesamtwirkungsgrad 211<br />
geschlossenes Krafteck 33<br />
Geschwindigkeit 144, 148, 157, 182<br />
Geschwindigkeit-Zeit-Diagramm<br />
(v, t-Diagramm) 145, 149<br />
Geschwindigkeits-<br />
– änderung 151<br />
– begriff 148<br />
– druck 403
416<br />
– einheit 148<br />
– Umrechnungsbeziehung 149<br />
– höhe 406<br />
– Linie 150<br />
– zunahme 146, 151<br />
Geschwindigkeit-Zeit-Gesetz 247<br />
Geschwindigkeit-Zeit-Linie 248<br />
Gesetz der Dynamik 192<br />
Gestalt und Dauerfestigkeit 378<br />
Getriebe 180, 371<br />
Getriebewelle 2, 16, 64, 264, 333, 368, 371<br />
Getriebezwischenwelle 64, 67<br />
Gewichtskraft 11, 12, 189<br />
– der verdrängten Flüssigkeit 399<br />
Gewinde 289<br />
Gewindeflankendurchmesser 122<br />
Gewindegänge 290<br />
Gewindelinie 119<br />
Gewindereibmoment 120–122<br />
Gewindesteigung 119, 290<br />
gleichförmige Bewegung 145, 148<br />
Gleichgewicht 2, 6, 29, 189<br />
–, indifferentes 87<br />
–, labiles 87<br />
–, stabiles 87<br />
Gleichgewichtsbedingungen 7, 16<br />
–, rechnerische 29, 44<br />
–, zeichnerische 33, 48<br />
Gleichgewichtslagen 87<br />
– schwimmender Körper 399<br />
Gleichgewichtszustände 189<br />
gleichmäßig beschleunigte Bewegung 145<br />
gleichmäßig beschleunigte und verzögerte<br />
Bewegung, Ûbungen 160<br />
Gleichung der Wurfbahn 168<br />
Gleichungssysteme 53<br />
Gleitfläche 90, 91<br />
Gleitführung 288<br />
Gleitlager 15, 293<br />
Gleitreibung 90, 91<br />
Gramm 190<br />
Grauguss (Gusseisen) 376<br />
Grenzschlankheitsgrad 354, 356<br />
–, Tabelle 355<br />
Größe und Dauerfestigkeit 378<br />
Größenbeiwert 383<br />
Größengleichung 178, 180, 323<br />
Grundaufgaben der Statik 22, 38<br />
Grundbeanspruchungsarten 268<br />
Grundgleichung 153<br />
– der gleichförmigen Bewegung 148<br />
Grundkreisdurchmesser 181<br />
Guldin’sche<br />
– Oberflächenregel 86<br />
– Regeln 86<br />
– –, Ûbungen 87<br />
– Volumenregel 86<br />
Gummipuffer 287<br />
Gurte 68<br />
Gurtplatten 320<br />
Gusseisen (Grauguss) 376, 378, 385<br />
Sachwortverzeichnis<br />
H<br />
Haftreibkraft 92, 201<br />
Haftreibung 90, 91<br />
Haftreibwinkel 92<br />
Haftreibzahl 92<br />
Halbkreisbogen 84<br />
Halbkreisfläche 78<br />
Halslager 16, 19, 44, 48<br />
Halslagerkraft 44, 48<br />
Haltekraftgleichung 106, 109<br />
Haltekraft 119, 121<br />
Handkraft 121, 276<br />
Handkurbel 275, 277<br />
Handraddurchmesser 122<br />
Handwinde 217<br />
Hangabtriebskomponente 206<br />
Hangabtriebskraft 134, 137<br />
harmonische Schwingung 246<br />
Hauptaufgaben der Statik 21<br />
Hauptgleichung<br />
–, Druck 285<br />
–, Flächenpressung 288<br />
–, Zug 278<br />
Hebebock 391<br />
Hebelarm<br />
– der Rollreibung 134, 136<br />
– der statischen Stabilität 399, 401<br />
Hebeldrehpunkt 129, 132<br />
Hebelübersetzung 389<br />
Herleitung des Steiner’schen Satzes 314<br />
Hertz’sche Gleichungen 292, 294<br />
Höhenenergie 218<br />
Hohlwellen 322<br />
Hohlzylinder 235, 238<br />
Hooke 280<br />
Hooke’sches Gesetz 280, 282, 297, 347<br />
– für Schub 297<br />
– für Torsion 324<br />
Horizontalbewegung 167, 170<br />
horizontale Strömung 402<br />
Hubarbeit 120, 139, 206, 210, 216, 218, 223<br />
Hubgeschwindigkeit 212<br />
Hubhöhe 207<br />
Hubleistung 210
Sachwortverzeichnis 417<br />
Hubverhältnis 392<br />
Hubweg 139<br />
Hubwerksbremse 128<br />
Hydraulik 386<br />
Hydraulikkolben 62<br />
Hydraulikzylinder 133, 358<br />
hydraulische Elemente 386<br />
hydraulische Presse 391<br />
hydraulische Pressung 387<br />
hydraulischer Hebebock 388<br />
Hydrostatik 386<br />
hydrostatischer Druck 387, 389, 393<br />
Hypothese der größten Gestaltänderungsenergie<br />
369<br />
I<br />
ideelle Spannung 369<br />
Impuls 202, 224<br />
Impulserhaltungssatz 202, 224, 240, 245<br />
– für Drehung 239<br />
innere Kräfte 265<br />
inneres Kräftesystem 265, 271, 365, 367<br />
– bei Biegeträgern 328<br />
–, Ûbungen 272<br />
Internationales Einheitensystem 1<br />
J<br />
Joule 203, 219<br />
K<br />
Kantenpressung 265<br />
Kegel 87<br />
Kegelbremse 133<br />
Kegelkupplung 289<br />
Kegelstumpf 344<br />
Kegelzapfen 289<br />
Keilnut 114<br />
Keilreibkraft 114<br />
Keilreibzahl 114<br />
Keilriemen 114<br />
Keilwinkel 114<br />
Kentern 401<br />
Kenterpunkt 401<br />
Kenterwinkel 401<br />
Kerb-Dauerfestigkeit 379<br />
Kerbformen 385<br />
Kerbquerschnitt 378<br />
Kerbwechselfestigkeit 379<br />
Kerbwirkung 379, 382<br />
Kerbwirkungszahl 385<br />
Kernquerschnitt 293<br />
Kesselnaht 390<br />
Ketten 12, 280<br />
Kilogramm 190<br />
Kilowatt 215<br />
Kinematik 144<br />
kinetische Druckhöhe 404<br />
kinetische Energie 218, 220, 222, 240, 245, 402<br />
kinetischer Druck 403<br />
Kippen 88<br />
Kippkante 88, 136, 396<br />
Kippmoment 88, 244, 396<br />
Klappendrehpunkt 397<br />
Klapptisch 62<br />
Klemmbedingung 115, 116<br />
Klemmen 115<br />
Klotzbremsen 128<br />
Knickkraft 351, 352<br />
Knickung im Stahlbau 359<br />
Knicksicherheit 351, 356<br />
Knickspannung 351–356<br />
Knickspannungslinien 361, 363<br />
Knickstäbe 360, 362<br />
Knickung 269, 351<br />
–, elastische 352<br />
–, unelastische 355<br />
Knickungsaufgaben, Arbeitsplan 356<br />
Knoten 68<br />
Knotenblech 68<br />
Knotenschnittverfahren 70, 71<br />
Kolbendichtungen 391<br />
Kolbendurchmesser 389, 391<br />
Kolbenflächen 388, 391<br />
Kolbengeschwindigkeit 176<br />
Kolbenkräfte 388<br />
Kolbenpumpe 352<br />
Kolbenstange 357, 358<br />
Kolbenwege 389<br />
kommunizierende Röhren 394<br />
Konsolblech 300, 333<br />
–, freigemacht 301<br />
Konsolträger<br />
– mit Einzellast 345<br />
– mit Streckenlast 345<br />
konstante Streckenlast 336<br />
Kontinuitätsgleichung 402, 405<br />
Kontraktion 406<br />
Kontraktionszahl 406<br />
Koordinaten 62<br />
– des Festlagerpunktes 54<br />
– – Loslagerpunktes 54<br />
Koordinatenbedingung 54, 55, 60<br />
Koordinatendifferenz 54<br />
Kopfdurchmesser 302<br />
Kopfhöhe 302<br />
Kopfkreisdurchmesser 181
418<br />
Kosinussatz 37, 166<br />
Kraft 2, 3<br />
–, Einheit 2, 193<br />
– -Verlängerung-Schaubild 283<br />
– -Weg-Diagramm 204<br />
Krafteck 8<br />
Kräftedreiecke 8<br />
kräftefreies System 226<br />
Kräftegleichgewicht 328<br />
Kräftegleichgewichtsbedingung 50, 57, 58, 66<br />
Kräftemaßstab 3<br />
Kräftepaar 4, 270, 273, 372<br />
Kräfteparallelogramm 8<br />
Kräfteplan 27, 31, 33, 41<br />
Kräftereduktion 8, 22, 26, 38, 40, 191<br />
Kräftesystem 21<br />
Kraftmoment 2, 4<br />
–, Einheit 2<br />
Kraftstoß 202, 224<br />
Kraftzerlegung 9<br />
Kragträger 333, 338<br />
Krängungswinkel 401<br />
Kran 206, 209, 212<br />
Kranhaken 12, 193<br />
Kreisabschnitt 79<br />
Kreisausschnitt 78<br />
Kreisbahn 177, 189<br />
Kreisbewegung 145, 176, 182, 213<br />
–, Arbeitsplan 184<br />
–, Formeln 186<br />
Kreisbogen 84<br />
Kreisfrequenz 249<br />
Kreisgröße 182, 184, 213<br />
–, Gegenüberstellung 213<br />
Kreiskegel 235<br />
Kreiskegelstumpf 235<br />
Kreisringstück 78<br />
Kreiszylinder 235, 238<br />
krummlinige Bewegung 145<br />
Krümmung 346<br />
Krümmungsmittelpunkt 346<br />
Krümmungsradius 294, 346–348<br />
kubische Parabel 344<br />
Kugel 87, 235<br />
Kugellager 15<br />
Kupplung 90, 239<br />
Kupplungsbelag 289<br />
Kurbel 214<br />
Kurbelarm 276<br />
Kurbelgetriebe 176<br />
Kurbelwelle 176, 214<br />
Kurvenradius 243<br />
Sachwortverzeichnis<br />
L<br />
labile Schwimmlage 400<br />
Lageplan 3, 27<br />
Lager 19, 116<br />
Lagerreibkraft 117<br />
Lagerungslänge 293<br />
Lagerverluste 211<br />
Lagerzapfen 116, 385<br />
Lageskizze 18, 19<br />
Längenausdehnungskoeffizient 283<br />
Längsdehnung 281<br />
Längsvorschub 164, 165<br />
Lambda 351<br />
Lastarbeit 389<br />
Lastfälle 364<br />
Lastheben 139<br />
Lastkahn 125<br />
Lastkolben 388, 392<br />
Lasttrum 127<br />
Laufkatze 166<br />
Laufkran 166<br />
Leertrum 127<br />
Lehrbeispiele:<br />
– Berechnung einer Getriebewelle 371<br />
– Knickung im elastischen Bereich 357<br />
– Knickung im unelastischen Bereich 358<br />
– Nietverbindung im Stahlbau 300<br />
– Nietverbindung im Stahlhochbau 298<br />
– Prinzip von d’Alembert 198<br />
– Rechnerische Bestimmung der Resultierenden<br />
Fr eines zentralen Kräftesystems 30<br />
– Reibung in Ruhe und Bewegung 94<br />
– Seileckverfahren, Zusammensetzung zweier<br />
Parallelkräfte 43<br />
– Torsionsstabfeder 326<br />
– Verdrehwinkel (Drehmomentschlüssel) 327<br />
– v, t-Diagramm 156<br />
– Wirkungsgrad 217<br />
– Zeichnerische Bestimmung der Resultierenden<br />
Fr eines zentralen Kräftesystems 31<br />
– Zugbolzen 302<br />
Leistung 209, 213, 245, 323<br />
–, Ûbungen 212, 216<br />
Leistungsgleichung 209, 215<br />
Leiter 18<br />
Leiteraufgabe 98<br />
Leitungsquerschnitt 402<br />
Lichtgeschwindigkeit 191<br />
lineare Spannungsverteilung 303, 321<br />
lineares Kraftgesetz 250<br />
Linienmomente 83<br />
Linienschwerpunkt 83, 86<br />
Linienzüge 84
Sachwortverzeichnis 419<br />
Lochleibungsdruck 291, 299, 364<br />
lose Rolle 139<br />
Loslager 2, 15, 46, 53<br />
Loslagerkraft 47, 60, 63<br />
– Fehlerwarnung 57<br />
Loslagerpunkt 53, 56<br />
Lösungsmethoden der Statik 22<br />
Lückenweite 181<br />
Luftdichte 157<br />
Luftdruck 393, 408<br />
Lüften der Bremse 133<br />
Luftwiderstand 145, 157<br />
Luftwiderstandsbeiwert 157<br />
M<br />
M, j-Diagramm 213<br />
Magnetfeld 11<br />
Mantelfläche 86<br />
Masse 189, 238<br />
Masseneinheit 190<br />
Massenmoment 232<br />
Massenschwerpunkt 242<br />
maximale Belastung 278, 285<br />
maximale Normalkraft 288<br />
maximales Biegemoment 331, 333–337<br />
maximales Torsionsmoment 323<br />
Mb, x-Diagramm 333–342<br />
mechanische Arbeit 203, 283<br />
mechanische Energiearten 218<br />
mechanische Schwingungen 246<br />
Megapascal 387<br />
Mehrfachübersetzung 182<br />
Mehrscheibenbremsen 133<br />
Mehrschichtfeder 344<br />
mehrschnittige Nietverbindung 291<br />
metazentrische Höhe 399<br />
Metazentrum 399<br />
Mischlast 336<br />
Mischreibung 116<br />
Mittelpunktsgeschwindigkeit 178<br />
mittlere Geschwindigkeit 151, 152<br />
mittlere Leistung 209<br />
mittlere Winkelgeschwindigkeit 183<br />
Mobilkran 89<br />
Modul 181<br />
Momentangeschwindigkeit 151, 158,<br />
172<br />
Momentanwegstrecke 159<br />
Momentenbedingung 60<br />
Momentenbezugspunkt 45, 79, 82, 85<br />
Momentendrehpunkt 54, 140<br />
Momentendrehsinn 4, 80, 82<br />
Momentenfläche 348<br />
Momentengleichgewichtsbedingung 46, 56, 65,<br />
96, 128, 130, 131, 134, 397<br />
Momentensatz 38, 77, 80, 82, 85<br />
–, Arbeitsplan 39<br />
– für Flächen 77, 79, 319<br />
– für Linien 83, 85<br />
Momentenstoß 239<br />
Momentensumme 86<br />
Momentenverhältnis 88<br />
Motordrehmoment 127<br />
Mutterhöhe 290, 293<br />
N<br />
Neigungswinkel 346, 348, 401<br />
Nennspannung 380<br />
neutrale Faser 321<br />
neutrale Faserschicht 330<br />
Newton 2, 188, 191<br />
Newtonmeter 2, 203<br />
Newton’sches Axiom 192<br />
– erstes 188<br />
– zweites 191<br />
Nietabstand 299<br />
Nietanzahl 299<br />
Nietbild 299<br />
Nietdurchmesser 300<br />
Niete 364<br />
Nieten 227<br />
Nietverbindung 298<br />
Normalkeilriemen 114<br />
Normalkraft 13, 15, 16, 90, 268, 271<br />
Normalspannung 267, 268, 273<br />
Normfallbeschleunigung 157, 190, 192<br />
Normgewichtskraft 190, 192<br />
Nulldurchgang 337–340<br />
Nulllinie 330<br />
Nutzarbeit 120, 139, 211<br />
Nutzleistung 211<br />
Nutzquerschnitt 298<br />
O<br />
w, t-Diagramm 182, 186<br />
Oberfläche 86<br />
Oberfläche und Dauerfestigkeit 379<br />
Oberflächenbeiwert 383<br />
Oberflächenberechnung 86<br />
Oberflächenkräfte 11<br />
Obergurt 68<br />
örtliche Spannung 380<br />
Ortsvektor 165<br />
Ortsveränderung 144, 165<br />
Oszillator 260
420<br />
P<br />
Parabel 167, 335, 344<br />
Parabelfläche 350<br />
Parallelogramm 78<br />
Parallelogrammfläche 78<br />
Parallelogrammkonstruktion, wiederholte 40<br />
Parallelogrammsatz 8, 165<br />
Parallelogrammumfang 84<br />
Parallelschaltung von Federn 253<br />
Pascal 387<br />
Passfedernut 385<br />
Passschrauben 364<br />
Pendelstütze 13<br />
Periode (Schwingung) 249<br />
Periodendauer 176, 249<br />
physikalische Größe 2<br />
Planvorschub 164, 165<br />
Platin-Iridiumzylinder 190<br />
Poisson-Zahl 282<br />
Pol 41<br />
Polstrahl 41<br />
polare Flächenmomente 307, Tabelle 311<br />
polare Widerstandsmomente, Tabelle 311<br />
polares Flächenmoment 2. Grades 304<br />
polares Widerstandsmoment 305, 323<br />
Polstrahlen 41<br />
Polygon-Fachwerkträger 68<br />
Polynomdivision 141<br />
potentielle Energie 218, 222, 403<br />
Pressenstößel 115<br />
Presskraft 391<br />
Presskraftgleichung 391<br />
Pressung 292<br />
Pressungshöhe 393<br />
Prinzip von d’Alembert 195<br />
–, Arbeitsplan 197<br />
–, Ûbungen 197<br />
prismatische Nut 35<br />
Prismenführung 114, 288<br />
Probestab 381<br />
Profilfläche 86, 87<br />
Profillinie 86, 87<br />
Profilstäbe 279<br />
Profilstahlträger 335<br />
Programmablaufplan 61<br />
Programmschleife 61<br />
Programmverzweigung 61<br />
Projektionsfläche 158<br />
projizierte Berührungsfläche 289<br />
–, technische Beispiele 289<br />
projizierte Fläche 289, 291, 390<br />
Proportionalitätsgrenze 354, 375<br />
Pythagoras 58, 67, 166, 169, 370<br />
Q<br />
Quadranten 22, 53<br />
quadratische Gleichung 173<br />
–, Beispiele 153, 164, 172<br />
Querbohrung 279, 385<br />
Querdehnung 281<br />
Querkraft 268, 271, 329<br />
Querkraftfläche 334–340<br />
Querkraftlinie 335, 337<br />
Querkraftsatz 334<br />
Querkraftschaubild 337<br />
Querkraftverlauf 333, 340<br />
Querlager 116, 118<br />
Querschnittsfläche 265, 351<br />
Querschnittsformen 305<br />
Sachwortverzeichnis<br />
R<br />
Radachse 344<br />
Radialkraft 14, 20, 64, 368<br />
Radiant (rad) 124, 179<br />
Rammen 228<br />
Randabstand 299<br />
Randfaser 324<br />
Randfaserabstand 305, 332, 366, 367<br />
Randfaserspannung 322, 331, 332<br />
Randspannung 321<br />
Rauigkeit 410<br />
räumliches Kräftesystem 64<br />
Reaktionszeit 162<br />
rechnerische Ermittlung<br />
– der Resultierenden, Arbeitsplan 26<br />
rechnerische Gleichgewichtsbedingungen 28,<br />
44, 46<br />
Rechnerprogramm 53, 55, 58, 61<br />
Rechteck 235<br />
reduzierte Masse 238<br />
Reibungsarbeit 208, 210, 221, 241<br />
–, Diskussion der Formel 209<br />
Reibungskraft 13, 90, 95<br />
Reibungsleistung 117, 210<br />
Reibungsmoment 116–118<br />
Reibungsradgetriebe 181<br />
reibungsschlüssige Schraubenverbindung<br />
123<br />
Reibung 13, 90<br />
– am Spurzapfen 117<br />
– am Tragzapfen 116<br />
– an Maschinenteilen 114<br />
– auf der schiefen Ebene 100<br />
– auf der schiefen Ebene, Ûbungen 113<br />
Reibungsaufgaben 95<br />
Reibungskegel 93, 115<br />
Reibungswinkel 91, 92
Sachwortverzeichnis 421<br />
Reibungszahl 91, 92<br />
–, Ermittlung 92<br />
–, Wertetafel 92<br />
Reißlänge 284<br />
Reihenschaltung von Federn 252<br />
Relativgeschwindigkeit 226<br />
Relativitätstheorie 191<br />
Resonator 260<br />
Resonanz 260<br />
Resultierende 3, 8, 22, 26, 202<br />
resultierende<br />
– Druckspannung 366<br />
– Federrate 252<br />
– Kraft 189, 191, 193, 233<br />
– Momentenfläche 373<br />
– Spannung 365, 368<br />
– Zugspannug 367<br />
resultierendes<br />
– Moment 60, 374<br />
– Drehmoment 240<br />
Reynolds’sche Zahl 410<br />
Richtgröße 250<br />
Richtungsannahme 33<br />
Richtungsregel 28<br />
Richtungssinn 3<br />
Richtungswinkel 3, 10, 22, 28, 33, 59, 61, 169,<br />
172<br />
– der Loslagerkraft 54<br />
Riemen 12<br />
Riemengetriebe 127, 180<br />
Riemenkräfte 16<br />
Riemenscheibe 127<br />
Riemenvorspannkraft 127<br />
Riemenvorspannung 127<br />
Ring 235<br />
Ringfläche 86<br />
Ringspurlager 118<br />
Ringspurzapfen 117<br />
Ringvolumen 86<br />
Ritter’sches Schnittverfahren 72<br />
– Arbeitsplan 73<br />
Rohnietdurchmesser 298<br />
Rohrlängsnaht 390<br />
Rohrleitung 410<br />
Rohrreibungszahl 410<br />
Rollbedingung 135<br />
Rolle 14, 138<br />
Rollendrehpunkt 138<br />
Rollenradius 138<br />
Rollenzug 138, 141<br />
–, Ûbung 142<br />
Rollkörper 14, 134<br />
Rollkraft 134, 136<br />
Rollmoment 135<br />
Rollradius 134<br />
Rollreibung 135<br />
Rollwiderstand 13, 91, 134<br />
Rotation 232<br />
Rotationsarbeit 214<br />
Rotationsenergie 240, 245<br />
Rotationskörper 86<br />
Rotationsleistung 215<br />
Rückprallgeschwindigkeit 229<br />
Rückstellmoment 254<br />
ruhende Belastung 377<br />
Ruhezustand 189<br />
Rundkerbe 385<br />
Rutschbeginn 98<br />
Rutsche 113<br />
Rutschen 198<br />
S<br />
s, h-Diagramm 170<br />
s, t-Diagramm 149, 159<br />
Sackrutsche 222<br />
Schabotte 228, 230<br />
Schabottemasse 230<br />
Schallgeschwindigkeit 163<br />
Schallzeit 163<br />
Scheibenbremsen 133<br />
Scheibenkupplung 239<br />
Scheitelhöhe 171<br />
Schiebung 297<br />
schiefe Ebene 92, 100, 102, 188, 199<br />
schiefer Stoß 224<br />
Schiffsmittellinie 400<br />
Schiffsschwerpunkt 400<br />
Schlagwirkungsgrad 228, 231<br />
Schlankheitsgrad 353, 356, 360<br />
Schleifendurchlauf 61<br />
Schleifscheibe 178, 241<br />
Schlingerbewegungen 401<br />
Schlupf 180<br />
Schlüsselradius 121<br />
Schmieden 227<br />
Schmiedevorgang 228<br />
Schmierloch 385<br />
Schnittfläche 266, 365<br />
Schnittgeschwindigkeit 178, 212<br />
Schnittkraft 212<br />
Schnittkraftmessgerät 212<br />
Schnittmethode 266<br />
Schnittufer 266, 270, 297, 339, 347<br />
Schnittuntersuchung am Niet 296<br />
Schnittverfahren 265, 270<br />
–, Ûbungen 272
422<br />
Schrägaufzug 20<br />
Schräger Wurf 170<br />
Schräglage 399<br />
Schrägstirnradgetriebe 67<br />
Schraube 119, 121<br />
–, Ûbungen 122<br />
Schrauben 279, 364<br />
Schraubenfederpendel 251<br />
Schraubenlängskraft 119, 121, 122<br />
Schraubgetriebe 103, 119<br />
Schraubverbindung 121, 123<br />
Schraubzwinge 274, 365<br />
Schubfeder 297<br />
Schubkraftgleichung 110–113<br />
Schubmodul 297, 324, 327, 385<br />
Schubspannung 268, 273, 296, 321, 328<br />
Schubspannungshypothese 369<br />
Schubspannungsverteilung 296<br />
Schubverformung 297<br />
schwellende Belastung 377<br />
Schwellfestigkeit 377<br />
Schwenkarm 19<br />
Schwerachse 236<br />
Schwerebene 76<br />
Schwerefeld 11<br />
Schwerependel 256<br />
Schwerkraft 76<br />
Schwerlinie 76, 81, 82<br />
Schwerpunkt 76, 83<br />
–, zusammengesetzter Flächen 79<br />
Schwerpunktsabstand 78, 81, 83, 395<br />
Schwerpunktsberechung 319<br />
Schwerpunktsbestimmung 83<br />
– für Flächen, Arbeitsplan 80<br />
– für Liniengebilde, Arbeitsplan 85<br />
Schwerpunktslage 83<br />
Schwerpunktslehre 76, 86<br />
Schwerpunktsweg 87<br />
Schwimmen 398<br />
Schwimmlage 399<br />
Schwingung 176<br />
Schwingung, erzwungene 260<br />
Schwingungen, Analogien 258<br />
Schwingungsdauer 249<br />
Schwingungsweite 249<br />
Sechstelkreisbogen 84<br />
Sechstelkreisfläche 78<br />
Sehnenlänge 78, 84<br />
Seil 12<br />
Seileck 42<br />
Seileckverfahren 41, 76<br />
–, Arbeitsplan 42<br />
Seilgewichtskraft 284<br />
Sachwortverzeichnis<br />
Seilkraft 124<br />
Seilreibkraft 124, 127<br />
Seilreibung 124, 132<br />
–, Ûbungen 125<br />
Seilstrahlen 42<br />
Seilzugkraft 124, 126<br />
Seitenhalbierende 78<br />
Seitenkraft 395, 397<br />
– -Gleichung 396<br />
selbsterregte Schwingung 246<br />
Selbsthemmung 119, 128, 132, 209<br />
Selbsthemmungsbedingung 93, 108, 128<br />
Selbsthemmungsbereich 93<br />
Selbsthemmungsgrenze 120<br />
Sicherheit 356<br />
– gegen Dauerbruch 382<br />
– gegen Knicken 351<br />
Sicherheitsgrad gegen Kippen 88<br />
Sicherungsring 385<br />
Sicherungsring-Kerbe 384<br />
SI-Einheiten 1<br />
Sinkgeschwindigkeit 158<br />
Sinussatz 37, 102, 167, 201<br />
Skalar 3, 203, 209<br />
Spannrolle 127<br />
Spannschienen 127<br />
Spannung 266, 278, 380<br />
Spannungart 268<br />
Spannungsbegriffe 380<br />
Spannungsbild 303, 321, 330, 366<br />
Spannungsenergie 218, 220, 225<br />
Spannungs-Dehnungs-Diagramm 375<br />
Spannungshypothese 369<br />
Spannungsnachweis 286, 299, 368, 382<br />
Spannungsquerschnitt 278<br />
Spannungsspitze 378<br />
Spannungsverlauf 378<br />
Spannungsverteilung 321<br />
– imTrägerquerschnitt bei Biegung 329<br />
– im unsymmetrischen Querschnitt 332<br />
Spannwellenbetrieb 127<br />
Spillanlage 126<br />
Spillkopf 125<br />
Spindelkopf 122<br />
Spindelpresse 103<br />
Spurlager 16, 19, 44, 49<br />
Spurlagerkraft 44, 49<br />
Spurzapfen 117<br />
Spurzapfenreibzahl 117<br />
stabile Schwimmlage 399<br />
– eines Schiffes 400<br />
Stabilitätsproblem 351<br />
Stabilitätskurve 401
Sachwortverzeichnis 423<br />
Stahlbau 68<br />
Standfläche 88<br />
Standmoment 88<br />
Standsicherheit 87, 88<br />
–, Ûbungen 89<br />
Standsicherheitsgleichung 88<br />
Statik 1, 2<br />
– der Flüssigkeiten 386<br />
statische Belastung 377<br />
statische Bestimmtheit 69, 70<br />
statische Druckhöhe 404<br />
statischer Druck 403<br />
Staudruck 403<br />
s, t-Diagramm 149, 159<br />
Steigungswinkel 119, 122, 170<br />
Steigzeit 171<br />
Steiner’scher Verschiebesatz 236, 314–316<br />
Stetigkeitsgleichung 402<br />
Strebe 68<br />
stofffreie Biegeachse 362<br />
Stoß 202, 224<br />
–, Sonderfälle 226<br />
–, Ûbungen 230<br />
–, wirklicher 228<br />
Stoßabschnitt 225, 227, 229<br />
Stoßbegriff 224<br />
Stößel 151<br />
Stößelbewegung 147<br />
Stoßnormale 224, 226<br />
Stoßzahlen 229<br />
Stoßzahlgleichung 229<br />
Strahlquerschnitt 406<br />
Strahlungsenergie 218<br />
Strecke 83<br />
Streckenlast 335, 340<br />
Streckgrenze 375, 382, 385<br />
Stromfäden 406<br />
Strömung 402–404<br />
– in Rohrleitungen 410<br />
– mit Höhenunterschied 403<br />
Strömungsgeschwindigkeit 166, 402, 405, 410<br />
Strömungsmechanik 402<br />
Strömungsquerschnitt 402<br />
Stützbalken 273<br />
Stützflächen 13<br />
Stützhaken 16<br />
Stützkraftberechung 53, 62<br />
–, Programmablaufplan 61<br />
Stützkraftermittlung beim räumlichen Kräftesystem<br />
64<br />
Stützkräfte 2, 11, 16, 53, 64, 273<br />
Stützkraftkomponenten 64<br />
Stützträger 273, 333, 337<br />
– mit Einellast 337, 349<br />
– mit konstanter Streckenlast 340, 349<br />
– mit mehreren Einzellasten 338<br />
– mit Mischlast 340<br />
Summenbremse 132<br />
Summenformeln 202<br />
Symmetrieebene 76, 81, 84<br />
systemanalytisch 53<br />
systemanalytisches Lösungsverfahren 62<br />
– zur Stützkraftberechnung 53<br />
Systemgleichungen, Zusammenstellung 60<br />
T<br />
Tangensfunktion 24, 136<br />
Tangentialbeschleunigung 184, 186, 232<br />
Tangentialgröße 177, 184<br />
Tangentialkraft 13, 20, 64, 90, 214, 232<br />
Tangentialverzögerung 187<br />
Teilkreisdurchmesser 181<br />
Teilschwerpunkt 79<br />
Teilung 181<br />
Temperaturdifferenz 223<br />
Temperatur und Festigkeit 376<br />
Tetmajer 355, 358<br />
Tetmajergleichungen 355<br />
Tonne 190<br />
Torsion 270, 321<br />
–, Formänderung 324<br />
Torsionsbeanspruchung 270<br />
Torsions-Hauptgleichung 323<br />
–, Herleitung 322<br />
Torsionsmoment 2, 270, 321, 325, 327<br />
Torsionspendel 254<br />
Torsionsspannung 270, 321, 323<br />
Torsionsstabfeder 214, 325, 326<br />
Torsionsstab-Messgerät 326<br />
Totpunkt 151<br />
Trag- und Spurzapfenreibung, Ûbungen 118<br />
Träger 15<br />
– gleicher Biegespannung 343<br />
Trägerbelastung 335<br />
Tragsicherheit 359<br />
Tragsicherheitsnachweis 359<br />
Trägheit 188<br />
Trägheitsgesetz 7, 177, 188, 191, 242<br />
Trägheitskraft 158, 196, 201, 245<br />
Trägheitsmoment 232, 236, 245, 255<br />
–, Ûbung 234<br />
Trägheitsmomente, Gleichungen 235<br />
Trägheitsradius 233, 238, 309, 351, 367<br />
Tragtiefe 290<br />
Tragzapfen 116<br />
Tragzapfenreibzahl 116
424<br />
Translation 6, 188<br />
translatorische und rotatorische Größen, Gegenüberstellung<br />
245<br />
Transportband 200<br />
Trapez 78<br />
Trapezgewinde 120, 122, 279, 293<br />
–, Bezeichnungen 290<br />
Tretkurbel 5<br />
Triebarbeit 389<br />
Triebkolben 388, 392<br />
Triebkraft 189, 388, 391<br />
trigonometrische<br />
– Lösung 102, 104, 107<br />
– Auswertung 37<br />
– Methode 37<br />
Trum 127<br />
U<br />
U-Rohr 393<br />
U-Rohrmanometer 393<br />
Ûberdruck 393, 405, 408<br />
Ûberlagerung 164<br />
– von beschleunigter Bewegung 167<br />
– von gleichförmig geradlinigen Bewegungen<br />
166<br />
Ûberlagerungsprinzip 165, 336, 350<br />
Ûbersetzung 181, 216<br />
–, Ûbungen 216<br />
Ûbersetzungsverhältnis 181<br />
Ufermauer 396<br />
Umdrehung 176, 179<br />
Umdrehungsfrequenz 143<br />
Umfahrungssinn 37<br />
Umfangsgeschwindigkeit 117, 177, 212, 215<br />
Umfangskraft 16, 119, 368, 371<br />
Umkehrpunkt 151<br />
Umlaufzeit 176<br />
Umlenkrolle 138<br />
Umrechnungsbeziehung 149<br />
– (Grad in rad) 124<br />
Umschlingungswinkel 124, 126<br />
unelastische Knickung 355<br />
unelastischer Stoß 227<br />
ungleichförmige Bewegung 145<br />
unsymmetrische Querschnitte 313, 319<br />
Unterdruck 405<br />
Untergurt 68<br />
Ursprungslänge 281, 283, 375<br />
V<br />
v, t-Diagramm 144, 147, 152, 156, 182<br />
– des freien Falls 146<br />
– eines Stößelhubes 147<br />
– für senkrechten Wurf 146<br />
–, Ûbungen 146<br />
v-Linie 146, 152<br />
Vektor 3, 8, 152, 226<br />
verdrängte Flüssigkeitsmenge 397<br />
Verdrängungsschwerpunkt 397–399<br />
Verdrehung 270, 321<br />
Verdrehwinkel 324, 325, 327<br />
Verformungsarbeit 218, 231<br />
Verformungsbild 321, 330<br />
Verformungsenergie 218<br />
Vergleichsmoment 369, 374<br />
–, zeichnerische Bestimmung 370<br />
Vergleichsspannung 368<br />
Verhältnisgröße 281<br />
Verkürzung 283<br />
Verlängerung 281, 283, 375<br />
Versatzwinkel 64<br />
Verschiebegeschwindigkeit 210, 213<br />
Verschiebekraft 14, 207, 210, 213<br />
Verschiebesatz (Steiner’sche) 236, 314–316<br />
Verschiebeweg 207, 213, 245<br />
Verschiebung 6<br />
Verschiebungsgröße 366<br />
Verschwächungsverhältnis 298<br />
Vertikalbewegung 167, 170<br />
verzögerte Bewegung, Formeln 155<br />
Verzögerung 144, 147, 155<br />
Vierkräfteverfahren 50<br />
–, Arbeitsplan 52<br />
Viertelkreisbogen 84<br />
Viertelkreisfläche 78<br />
Viskosität 386<br />
Vollspurzapfen 117<br />
Volumen 191<br />
Volumenänderung 386<br />
Volumenberechnung 86<br />
Volumenkräfte 11<br />
Volumenstrom 402, 406–409<br />
vorhandene Flächenpressung 288<br />
vorhandene Spannung 278, 285, 323, 331<br />
Vorschubbewegung 145<br />
Vorspannkraft 119, 207<br />
W<br />
Waagerecht-Stoßmaschine 147<br />
Waagerechter Wurf 165, 167<br />
Walze 35<br />
Wälzpunkt 371<br />
Wanddicke eines Kessels 390<br />
Wanddrehkran 19, 44, 48<br />
Wärme 223<br />
Wärmekapazität 223<br />
Sachwortverzeichnis
Sachwortverzeichnis 425<br />
Wärmemenge 204, 223<br />
Wärmespannung 283<br />
Wasserdruckhebebock 388<br />
Wassersäule 394<br />
Watt 209<br />
Wattsekunde 203<br />
Wechselfestigkeit 377, 379<br />
wechselnde Belastung 377<br />
Wechselwirkungsgesetz 192, 224<br />
Weg-Linie 149<br />
Weg-Zeit-Diagramm 149<br />
Wegabschnitt 144, 148, 154, 182<br />
Wegeinheit 148<br />
Weggleichung 153, 167<br />
– für Rollenzüge 141<br />
Wehr 396<br />
Wellen 343<br />
Wellenachse 322<br />
Wellendrehmoment 116<br />
Werkzeugträger 148<br />
Widerstandsmoment 303, 305, 309, 312, 319,<br />
320, 323, 366<br />
–, Ûbungen 306<br />
Widerstandszahl 410<br />
Winkelbeschleunigung 182, 186, 232, 245<br />
Winkelgeschwindigkeit 118, 179, 213, 215, 245,<br />
323<br />
Winkelgeschwindigkeitsänderung 183<br />
Winkelhebel 46, 53<br />
Winkelprofil 316<br />
Winkelverzögerung 187, 233<br />
Wirkabstand 2, 214<br />
– der Auflagereibkraft 121<br />
wirklicher Stoß 228<br />
Wirklinie 3<br />
Wirkungsgrad 203, 210, 216, 230<br />
– der festen Rolle 139<br />
– der hydraulischen Presse 391<br />
– der losen Rolle 140<br />
– mr des Rollenzuges 142<br />
– für Schraubgetriebe 120<br />
–, Ûbungen 212, 216<br />
–, Beispiele 211<br />
Wirkungsgradgleichung 139, 228<br />
Wirkungsgradtabelle 142<br />
Wurfbahn 170<br />
– beim waagerechten Wurf 168<br />
Wurfhöhe 170<br />
Wurfparabel 168, 173<br />
Wurfweite 168, 170, 174<br />
Wurfzeit 171, 173<br />
Z<br />
Zähigkeit 386<br />
Zahlenwertgleichung 178, 180, 215, 285, 323,<br />
355, 390<br />
Zahndicke 181<br />
Zahneingriff 64<br />
Zähnezahlen 181<br />
Zahnflanken 294<br />
Zahnfußhöhe 181<br />
Zahnkopfhöhe 181<br />
Zahnkraft 65<br />
Zahnkraftkomponente 16, 64<br />
Zahnrad 294<br />
Zahnradgetriebe 180<br />
Zahnradkraft 16<br />
Zapfenradius 138<br />
Zapfenreibzahl 116, 118<br />
zeichnerische Ermittlung<br />
– der Resultierenden, Arbeitsplan 28<br />
– unbekannter Kräfte, Arbeitsplan 34<br />
Zeitabschnitt 144, 148, 154, 182, 186<br />
Zeiteinheit 148<br />
Zeitkonstante 158<br />
zentrales Kräftesystem 21, 22<br />
Zentrifugalkraft 243<br />
Zentripetalbeschleunigung 242, 247<br />
Zentripetalkraft 242, 250<br />
Zerlegung einer Kraft 9<br />
Ziehschlitten 115<br />
Zug 268, 278<br />
Zug- und Druckbeanspruchung, Ûbungen<br />
286<br />
Zug und Biegung 365<br />
Zugbeanspruchung 268, 271, 278<br />
Zugbolzen 302<br />
Zug-Hauptgleichung 278, 365<br />
Zughaken 20, 137<br />
Zugkraft 12, 137<br />
– an der festen Rolle 138<br />
– beim Lastheben 140<br />
Zugkraftgleichung 101, 103<br />
– für Rollenzüge 141<br />
Zugfestigkeit 284, 375<br />
Zuglaschen 279<br />
Zugschrauben 279<br />
Zugspannung 278<br />
Zugversuch 375<br />
zulässige Spannung 380<br />
– Begriff 380<br />
– für Bauteile 364<br />
– für Verbindungsmittel 364<br />
– Spannungen im Stahlhochbau 364<br />
zusammengesetzter Querschnitt 320
426<br />
Zusammensetzen und Zerlegen von Wegen,<br />
Geschwindigkeiten und Beschleunigungen 165<br />
Zweigelenkstäbe 13, 68<br />
zweischnittig 364<br />
zweiwertige Lager 15<br />
Zwischenresultierende 40<br />
Zylinderführung 115<br />
Zylinderführungsbuchse 115<br />
Zylindermantel 235<br />
Sachwortverzeichnis