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Vorlage 5/2009 vom 17.12.2008 - in Tübingen

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Umweltbericht als Bestandteil der Begründung zum Bebauungsplan<br />

“Campus Morgenstelle Teil 1“, Universitätsstadt Tüb<strong>in</strong>gen<br />

Entwurf 08.12.2008 Seite 6 von 47<br />

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zum Käsenbach weiter ab. Die unmittelbare Kl<strong>in</strong>ge entlang des Bachs weist dann Geländeneigungen<br />

von mehr als 100% auf.<br />

Entstehungs- Diese topographischen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen und die damit verbundenen Boden-<br />

geschichte beschaffenheiten führten historisch im Wesentlichen zu drei unterschiedlichen Nutzungsformen:<br />

das Käsenbachtal selbst war steil und unzugänglich und eignete sich<br />

nur zur Waldnutzung. Auf den daran anschließenden Mittelhanglagen entwickelten<br />

sich sehr kle<strong>in</strong> parzellierte Baumwiesen, die neben Obst und Most auch Futter für Kühe<br />

und Ziegen lieferten. Nur entlang e<strong>in</strong>zelner E<strong>in</strong>schnitte und Abflussgräben für<br />

Starkregenfälle wurden kle<strong>in</strong>e Feldgehölze mit überwiegend Eichenbestand belassen.<br />

Die flacheren Höhenlagen wurden als Wiesen und teilweise Ackerflächen genutzt.<br />

Bis <strong>in</strong> die 60er Jahre prägten diese drei Typologien - Wald auf steilen Bereichen,<br />

Obstwiesen auf mittleren Hanglagen und Wiesen auf den Höhenlagen - das Bild. Auf<br />

alten Luftbildern kann dies noch sehr gut abgelesen werden.<br />

Die Entscheidung zur Nutzung der Morgenstelle als Standort für die Erweiterung der<br />

Universität führte zum Erwerb fast aller privaten Kle<strong>in</strong>parzellen und zum Wandel der<br />

landwirtschaftlichen Nutzung. (LEMBKE, D., 1977) Im Rahmen der Baumaßnahmen<br />

erfolgte der E<strong>in</strong>bau von überschüssigem Bodenaushub bis weit über die Baugrenze<br />

h<strong>in</strong>aus <strong>in</strong> den Oberhang h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>. (siehe Abbildung 4) Bis etwa zum Geländebruch wurden<br />

die Aufschüttungsflächen wieder e<strong>in</strong>gesät und als Grünflächen gepflegt. Die Nutzung<br />

der Streuobstwiesen g<strong>in</strong>g ebenfalls zurück, nicht nur aus eigentumsrechtlichen<br />

Gründen, sondern auch auf Grund abnehmender Wirtschaftlichkeit. Nur für wenige<br />

Teilflächen konnten Pächter gefunden werden.<br />

Landschafts- Ziel ist die Erhaltung und Aufwertung e<strong>in</strong>es landschaftlich geprägten, <strong>in</strong>nerstädtischen<br />

pflegerisches Landschaftsraumes, der nicht nur für die vielfältigen Funktionen Stadtgliederung, Kalt-<br />

Leitbild luftproduktion und -transport, sowie Erholungsnutzung, sondern auch als Lebensraum<br />

für gefährdete Tier- und Pflanzenarten hohe Bedeutung hat.<br />

Dabei soll die ehemalige Nutzungsform der Streuobstwiesen soweit wie möglich weiter<br />

geführt, gefördert und wieder hergestellt werden. Die offenen, regelmäßig gemähten<br />

oder beweideten Baumwiesen vermitteln im Gegensatz zu bewaldeten und verbuschten<br />

Bereichen nicht nur den E<strong>in</strong>druck großer und weiter Landschaften, sondern<br />

sie stellen auch den Lebensraum für die Mehrzahl der hier vorkommenden geschützten<br />

Vogelarten dar. Zudem s<strong>in</strong>d sonnige und nährstoffarme Hanglagen auch die klassischen<br />

Voraussetzungen für artenreiche Wiesengesellschaften.<br />

Die unmittelbare Nachbarschaft zu den Waldflächen des Käsenbachs spricht ebenfalls<br />

dafür, e<strong>in</strong>er weiteren Verbuschung und Bewaldung der Hanglagen entgegen zu<br />

wirken. Lange und verzahnte Grenzverläufe zwischen unterschiedlichen Vegetationsstrukturen<br />

tragen ebenfalls zur Erlebnis- und Lebensraumvielfalt bei. Der Reiz des<br />

Feldwegs 2372/6 besteht <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Lage zwischen Wald und offener Landschaft und<br />

<strong>in</strong> der Ablesbarkeit unterschiedlicher Nutzungsformen auf unterschiedlichen Standorten<br />

und Hangneigungen.<br />

In den alten Feldgehölzen im Bereich der Maderhalde mit ihren dom<strong>in</strong>anten Eichen<br />

sollen über entsprechende forstliche Maßnahmen die standortfremden Zitterpappeln<br />

entfernt und die standortgerechten Laubholzarten wie Ahorn, Eschen und Ha<strong>in</strong>buchen<br />

im Innern der Bestände gefördert werden. An ihren Rändern werden geschlossene<br />

Saumstrukturen aus Sträuchern und Waldrandstauden aufgebaut. Angestrebt werden<br />

lichte Innenbereiche mit artenreichen Kraut- und Geophytenschichten.<br />

Am südlichen Oberhang der Maderhalde wurde vor e<strong>in</strong>igen Jahren e<strong>in</strong> aufgegebener<br />

We<strong>in</strong>berg wieder neu bewirtschaftet. Die alten We<strong>in</strong>bergmauern und die Naturste<strong>in</strong>e<strong>in</strong>fassungen<br />

der Wege und Treppen s<strong>in</strong>d noch relativ gut erhalten. Diese Nutzung<br />

soll fortgesetzt werden, als Relikt der ehemaligen bäuerlichen Kulturlandschaft und<br />

als Bauste<strong>in</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Mosaik unterschiedlicher Strukturen.<br />

E<strong>in</strong>e Wiederherstellung der Streuobstwiesen alle<strong>in</strong> genügt jedoch nicht. Für ihre dauerhafte<br />

Erhaltung ist e<strong>in</strong> Nutzungskonzept notwendig, das auf der e<strong>in</strong>en Seite die<br />

Pflanz-, Schnitt-, Pflege- und Rodungsarbeiten an den Bäumen regelt und f<strong>in</strong>anziell<br />

realgrün Landschaftsarchitekten München<br />

Schlegel + Thomas Landschaftsarchitekten Tüb<strong>in</strong>gen

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