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Ökologie - Biologie für die Oberstufe

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Kapitel<br />

2<br />

Abiotische<br />

Umweltfaktoren –<br />

ihr Einfluss auf<br />

das Leben<br />

Abiotischer faktor Temperatur<br />

Abiotischer faktor Wasser<br />

Abiotischer faktor Solarstrahlung<br />

Abiotischer faktor Wind<br />

Das Klima – ein Zusammenspiel<br />

der abiotischen faktoren<br />

Abiotischer faktor Boden<br />

Unvorhersagbare<br />

Umweltveränderungen


2 Abiotische Umweltfaktoren – ihr Einfluss auf das Leben<br />

MErKE!<br />

Abiotische Faktoren<br />

Die abiotischen Faktoren sind <strong>die</strong> Umweltfaktoren<br />

der unbelebten Natur. Hierzu zählen<br />

unter anderem <strong>die</strong> Einflüsse von Temperatur,<br />

Wasser in seinen verschiedenen<br />

Erscheinungsformen, Wind, Solarstrahlung<br />

und Bodenbeschaffenheit.<br />

52_Kap 21.10.2009 12:32 Uhr Seite 1544<br />

<strong>Ökologie</strong> und <strong>die</strong> Biosphäre: Eine Einführung<br />

Nordaustralien:<br />

0 – 0,1<br />

heißes, feuchtes<br />

Klima mit<br />

0,1–1<br />

jahreszeitlicher<br />

1–5 Trockenheit<br />

5–10<br />

10 –20<br />

> 20<br />

Grenze des<br />

Verbreitungsgebiets<br />

(Artareal)<br />

Kängurus/km 2<br />

kann man zum Beispiel Hypothesen darüber aufstellen,<br />

12<br />

warum es in Nordamerika keine Kängurus gibt: Kängu-<br />

rus konnten nicht auf den Kontinent gelangen, da Aus-<br />

Rote Riesenkängurus gibt es nur in Australien und sonst nirgendwo auf<br />

der Erde. Sie kommen dort vor allem in den trockeneren Regionen im<br />

Landesinneren vor, wo der Niederschlag relativ gering ist und von Jahr<br />

zu Jahr starken Schwankungen unterliegt. An den Rändern des Kontinents<br />

hingegen, wo ein relativ feuchtes Klima herrscht, findet man sie<br />

zumeist nicht (⇒ Abbildung 2.1).<br />

Warum ist das so? Auf <strong>die</strong>se Frage versucht <strong>die</strong> <strong>Ökologie</strong> eine Antwort<br />

zu finden, indem sie genau untersucht, welche Faktoren auf Individuen<br />

einwirken und somit ihr Vorkommen und ihre Verbreitung bestimmen.<br />

Hierzu unterteilt man alle auf Lebewesen einwirkenden Einflüsse<br />

in zwei große Gruppen: in <strong>die</strong> biotischen (belebten) und <strong>die</strong> abiotischen<br />

(unbelebten) Umweltfaktoren. Zu den biotischen Faktoren gehören<br />

all <strong>die</strong>jenigen Einflüsse, <strong>die</strong> von anderen lebenden Organismen<br />

ausgehen. Dies kann eine Bedrohung durch Feinde, Konkurrenz um<br />

Nahrung, aber auch eine Lebensgemeinschaft sein, <strong>die</strong> zum gegenseitigen<br />

Vorteil besteht. Zu den abiotischen Faktoren zählen <strong>die</strong> klimatischen<br />

Faktoren Temperatur, Wasserverfügbarkeit, Wind und Solarstrahlung,<br />

sowie nichtklimatische Umweltfaktoren wie zum Beispiel <strong>die</strong> Beschaffenheit<br />

des oberflächennahen Untergrunds mit seinem Nährstoffangebot<br />

und seiner Wasserspeicherfähigkeit. Beide Arten von Umweltfaktoren,<br />

sowohl <strong>die</strong> biotischen als auch <strong>die</strong> abiotischen, wirken sich auf das<br />

Verbreitungsmuster von Arten und <strong>die</strong> Häufigkeit der Individuen innerhalb<br />

ihres Verbreitungsgebietes aus.<br />

Dieses Kapitel beschäftigt sich zunächst mit den abiotischen Umweltfaktoren.<br />

Dabei wird <strong>die</strong> allgemeine Darstellung der Faktoren zur besseren<br />

Veranschaulichung eng mit konkreten Beispielen aus der Pflanzen-<br />

und Tierwelt verknüpft.<br />

Südaustralien: kühle, feuchte Winter<br />

und heiße, trockene Sommer<br />

Abbildung 52.5: Verbreitung und Häugkeit der Riesenkängurus in Australien, ermittelt durch Luftbildanalyse.<br />

Abbildung 2.1: Verbreitung und Häufigkeit der Riesenkängurus in Australien, ermittelt durch Luftbildanalyse.<br />

Rote Riesenkängurus<br />

kommen vor allem in<br />

den trockeneren<br />

Regionen im Landesinneren<br />

vor, wo der Niederschlag<br />

relativ gering ist und von<br />

Jahr zu Jahr starken<br />

Schwankungen unterliegt.<br />

Südwestaustralien:<br />

feuchtes, kühles Klima<br />

Ausdehnung des natürlichen Verbreitungsgebietes<br />

Am deutlichsten werden Ausbreitungsphänomene of-<br />

fensichtlich, wenn Arten plötzlich eine von ihnen vor-


Toleranzkurven<br />

fornien findet man zwei Unterarten <strong>die</strong>ser Art, Ensa-<br />

Besäße <strong>die</strong> Erde eine einzige große, konstante und homogene Umwelt,tina<br />

dann eschscholtzii könnte möglicherweise eschscholtzii eine einzelne und Ensatina Art allen anderen esch-<br />

Arten in ihrer Fähigkeit sich zu entwickeln, zu wachsen und sich zu<br />

scholtzii klauberi. Beide unterscheiden sich auffällig<br />

reproduzieren, überlegen sein. Dies ist jedoch nicht der Fall, da <strong>die</strong><br />

Umweltbedingungen in der Farbe und inhomogen kreuzen sich sind. So nicht verwundert miteinander. es niemanden, Eine<br />

dass beispielsweise ein Eisbär an völlig andere klimatische Umweltbedingungen<br />

Kette von angepasst Populationen, sein muss <strong>die</strong> als eine sich Wüsteneidechse. nach Norden Darüber und<br />

hinaus weiter ändern entlang sich jedoch der Ostseite meist auch des <strong>die</strong> Umweltbedingungen Central Valley in innerKalihalb eines bestimmten Lebensraums ständig, beispielsweise mit dem<br />

Wechsel fornien der entlangzieht, Jahreszeiten. verbindet jedoch <strong>die</strong>se beiden<br />

Um auf Umweltveränderungen reagieren zu können, stehen ei-<br />

Unterarten. Entlang <strong>die</strong>ses Ringes von Populationen<br />

nem Organismus nicht unendlich viele Möglichkeiten zur Verfügung.<br />

So verändert sind sowohl sich der Eisbär das als Farbmuster auch <strong>die</strong> Wüsteneidechse der Salamander sehr gut nur an<br />

extreme Temperaturen und Temperaturschwankungen in ihren jeweiligen<br />

langsam. Lebensräumen Der Ökologe angepasst. Robert Im Lebensraum Stebbins, des der jeweils <strong>die</strong>ses Anderen Mus-<br />

könnten ter der sie geographischen jedoch nicht <strong>für</strong> längere Variation Zeit überleben. <strong>die</strong>ser Populationen<br />

Die Eigenschaften,<br />

<strong>die</strong> es einem Individuum ermöglichen, unter bestimmten Umweltbedingungen<br />

erstmals 1949 erfolgreich beschrieb, zu sein, begrenzen vermutete also einen zumeist Zusammen-<br />

gleichzeitig<br />

den hang möglichen mit der Erfolg ursprünglichen unter anderen Umweltbedingungen. Ausbreitung der Ein offenAussichtliches Beispiel <strong>für</strong> <strong>die</strong>ses Konzept aus unserer Gesellschaft sind <strong>die</strong><br />

Sportler gangspopulation Wilt Chamberlain, von ein Nordkalifornien berühmter Basketballspieler, aus nach und Süden. Willie<br />

Shoemaker, eine „Jockey-Legende“. Mit seiner Körpergröße von<br />

Ein Teil davon wanderte im Westen entlang der Sierra<br />

1,49 m hätte Shoemaker niemals ein professioneller Basketballspieler<br />

werden Nevada können und und ein der anderer 2,15 m große östlich Wilt Chamberlain entlang des hätte Küsten- niemals<br />

als Erster ein Derby gewonnen. Die Gesamtheit der Merkmalseigenschaften,gebirges.<br />

<strong>die</strong> eine Bei Person ihrer in weiteren einer <strong>die</strong>ser Ausbreitung beiden Sportarten nach brillieren Süden<br />

lässt, wurden verhindert <strong>die</strong> beiden zugleich, Populationen dass sie auch in durch der anderen <strong>die</strong> Anpassung<br />

Sportart erfolgreich<br />

sein kann. Ebenso bilden <strong>die</strong> Fähigkeiten von Organismen<br />

zugleich an <strong>die</strong> auch jeweiligen deren Grenzen. neuen Umweltfaktoren zunehmend<br />

Wenn man unter Laborbedingungen <strong>die</strong> Reaktion eines Organis-<br />

verschieden. Als sie dann in Südkalifornien erneut<br />

mus auf <strong>die</strong> Variation eines einzelnen, bestimmten Umweltfaktors<br />

beobachtet, aufeinandertrafen, erfasst und grafisch hatten auswertet, sich genügend so erhält Unterschiede<br />

man ein bezüglich<br />

seiner Form charakteristisches Diagramm. Diese Auftragung der<br />

Intensität sowie der Isolationsmechanismen Lebensprozesse (körperliche zwischen oder Stoffwechselaktivität, ihnen ent-<br />

Reproduktionsrate, wickelt, so dass Wachstum, sie sich etc.) nicht gegen mehr einen erfolgreich Umweltfaktorgra- paaren<br />

<strong>die</strong>nten wird als Toleranzkurve bezeichnet. ⇒ Abbildung 2.3 zeigt<br />

schematisch konnten. eine Neuere solche genetische Toleranzkurve Untersuchungen <strong>für</strong> das Beispiel der Reaktion bestäti-<br />

eines Organismus auf <strong>die</strong> Variation des Umweltfaktors Temperatur.<br />

gen <strong>die</strong> Hypothese von Stebbins und liefern uns damit<br />

eine „Momentaufnahme“ des Prozesses der Artbildung.<br />

Adaptationen spiegeln<br />

Kompromisse und<br />

Einschränkungen wider 2.9<br />

Seine ererbten Eigenschaften verdankt jeder Organismus<br />

den „Generationen der Vergangenheit“. Tatsächlich<br />

waren es <strong>die</strong> Vorfahren, <strong>die</strong> den Prozess der natürlichen<br />

Selektion durchlaufen haben und dabei <strong>die</strong><br />

Eigenschaften, <strong>die</strong> ihre heutigen Nachkommen auszeichnen,<br />

erwarben. Es sind <strong>die</strong> Eigenschaften, <strong>die</strong><br />

es dem Organismus erlauben, mit seinen gegenwärtigen<br />

Umweltbedingungen zurechtzukommen. Solange<br />

Abbildung <strong>die</strong>se ähnlich 2.2: Willie Shoemaker sind wie und Wilt bei Chamberlain.<br />

den Generationen seiner<br />

Vorfahren, bleibt das Individuum an seine Umwelt angepasst.<br />

Ändern sich jedoch <strong>die</strong> Umweltbedingungen<br />

in bedeutendem Ausmaß, dann sind <strong>die</strong> Reproduktion<br />

und sogar das Überleben eines einzelnen Individuums<br />

in Gefahr (siehe Abbildung 2.3). Jede ererbte morpho-<br />

Vitalität<br />

Abiotische Umweltfaktoren<br />

2.9 Adaptationen spiegeln Kompromisse und Einschränkungen wider<br />

G = Grenze der Lebensfähigkeit (Pessimum)<br />

W = Wachstum<br />

R = Reproduktion<br />

O = Optimum<br />

G W R O R W G<br />

Umweltgra<strong>die</strong>nt (Temperatur)<br />

Abbildung 2.3: Beispiel einer Toleranzkurve <strong>für</strong> <strong>die</strong> Reaktion eines Organismus auf<br />

Abbildung 2.19: Reaktion eines Organismus auf einen Umwelt-<br />

<strong>die</strong> Variation des Faktors Temperatur. Die Endpunkte der Kurve geben <strong>die</strong> Ober- und<br />

Untergrenze gra<strong>die</strong>nten, <strong>für</strong> das zum Überleben Beispiel des ein Organismus solcher an (G). der Innerhalb Temperatur. <strong>die</strong>ser Spanne Die End- kann<br />

der punkte Organismus der Kurve wachsen geben (W) und <strong>die</strong> sich Ober- reproduzieren und Untergrenzen (R). zum Überleben<br />

an (G). Innerhalb <strong>die</strong>ser Spanne kann der Organismus wachsen (W)<br />

und sich reproduzieren (R).<br />

An den Eckpunkten erreicht jeder Organismus seine Toleranzgrenzen,<br />

in <strong>die</strong>sem Fall <strong>die</strong> minimale beziehungsweise maximale vom jeweiligen<br />

Organismus tolerierte Temperatur (Tmin und Tmax ). Diese Eckpunkteeinen<br />

können Anpassungswert hinsichtlich ihrer im absoluten Sinne Lage der bei Fitness unterschiedlichen (siehe<br />

betrachteten Arten relativ verschieden sein (Vgl.: Eisbär und Wüsteneidechse).<br />

Abschnitt Im 2.1) gesamten besitzt Temperaturbereich oder eine Überlebenschance zwischen Tmin und hat Tmax ,<br />

Toleranzbereich oder nicht. oder Toleranzbreite genannt, ist <strong>für</strong> den Organismus<br />

ein Überleben möglich. Die Breite des Toleranzbereichs schwankt bei<br />

verschiedenen Hätte <strong>die</strong> Arten Erde teilweise eine erheblich. einzige Arten große mit und einem konstante breiten Toleranzbereich<br />

werden als euryök (im Falle des Umweltfaktors Tempe-<br />

homo gene Umwelt, dann könnte womöglich ein einratur<br />

konkreter als eurytherm), solche mit schmalem Toleranzbereich<br />

als zelner stenök Genotyp (beziehungsweise mit einer stenotherm) spezifischen bezeichnet. Kombination<br />

Jenseits des Toleranzbereichs ist ein Überleben <strong>für</strong> Organismen der<br />

jeweils von Merkmalen betrachteten Art allen nicht mehr anderen möglich. Organismen Innerhalb des in Toleranz- der<br />

bereichs Fähig keit, schließt sich sich zu sowohl entwickeln, bei Tmin als zu auch reproduzieren bei Tmax ein Bereich und an,<br />

in dem der Organismus zwar überleben kann, in dem jedoch weder<br />

Wachstum zu überleben, noch größere überlegen körperliche sein. Aktivität Doch <strong>die</strong>s möglich ist ist nicht und inner- der<br />

halb Fall dessen – <strong>die</strong> Umweltbedingungen viele Arten Phänomene wie verändern Kälte- oder sich Wärmestarre ständig.<br />

(= Torpor) zeigen. Dieser Bereich wird als Pessimum bezeichnet. Weiter<br />

zur Deshalb Mitte des wird Diagramms <strong>die</strong> natürliche und <strong>für</strong> Selektion den Organismus bei sich zu günstigeren ändern-<br />

Umweltbedingungen hin, erreicht man eine Grenze, innerhalb deden<br />

Umweltbedingungen auch immer wieder unterrer<br />

der Organismus nicht nur in der Lage ist zu überleben, sondern<br />

darüber schiedliche hinaus genügend Merkmalseigenschaften Ressourcen zur Verfügung hervorbringen.<br />

hat, um sich zu<br />

reproduzieren.<br />

Um Im Zentrum auf seine eines Umwelt Umweltfaktorengra<strong>die</strong>nten reagieren zu befindet können, sich stehen der Vorzugsbereich<br />

einem Organismus (Präferendum) nicht des betrachteten unendlich Organismus. viele Möglich- Für jede<br />

Art kennzeichnet <strong>die</strong>ser Bereich ein Temperaturintervall, innerhalb<br />

dessen keiten <strong>die</strong> zur Individuen Verfügung. der Art Er eine ist besonders je nach gute Art in Anpassung eine mehr besitzen.<br />

Das Optimum (O) bezeichnet <strong>die</strong>jenige Temperatur, bei der der<br />

oder weniger breite Umweltfaktorenkonstellation ein-<br />

Organismus am besten angepasst ist und <strong>die</strong> höchste Intensität seiner<br />

Lebensprozesse gebunden. Im erreicht. Zentrum eines Umweltfaktorengra<strong>die</strong>n-<br />

Die Abbildung ist selbstverständlich stark schematisiert und kann in<br />

ihrem ten befindet Verlauf, je sich nach betrachteter sein Vorzugsbereich Art und betrachtetem ( Präferendum), Umweltfaktor,<br />

an sehr den unterschiedlich Eckpunkten sein. erreicht So können er seine <strong>die</strong> Kurvenverläufe Toleranzgrenzen. mehr oder<br />

weniger stark „verzerrt“, abgeflacht oder verbreitert sein, der generelle<br />

Verlauf Jenseits entspricht davon jedoch ist dem ein allgemein Leben <strong>für</strong> beschriebenen ihn nicht Typ. möglich<br />

( Abbildung 2.19). Solche Grenzen sind Kompromisse<br />

aufgrund von adaptiven Zwängen. Die Eigen-<br />

schaften, <strong>die</strong> es einem Individuum ermöglichen, unter<br />

13<br />

bestimmten Umweltbedingungen erfolgreich zu sein,<br />

begrenzen zumeist auch den möglichen Erfolg unter


14<br />

2 Abiotische Umweltfaktoren – ihr Einfluss auf das Leben<br />

Abbildung 2.4: Im heißen Wasser eines Geysirs in<br />

Nevada (USA) wachsen orangefarbene und gelbe Bakterienkolonien.<br />

unigen chemische Reaktionen durch das Absenken von Energiebarrieren<br />

tät<br />

Reaktionsgeschwindigkeit<br />

Reaktionsgeschwindigkeit<br />

0<br />

Temperaturoptimum<br />

<strong>für</strong> ein typisches Enzym<br />

des Menschen<br />

Temperaturoptimum<br />

<strong>für</strong> ein Enzym eines<br />

thermophilen<br />

Bakteriums<br />

20 40 60 80 100<br />

Temperatur (°C)<br />

Abbildung pH-Optimum 2.5: Temperaturoptimum von pH-Optimum <strong>für</strong> <strong>die</strong> von Enzymaktivität<br />

beim Pepsin Menschen (Magenenzym) und bei Trypsin einem (Darmenzym) thermophilen<br />

Lebewesen.<br />

2.1 Abiotischer faktor Temperatur<br />

Welchen Einfluss hat <strong>die</strong> Temperatur auf das Vorkommen und <strong>die</strong> Verbreitung<br />

einzelner Organismenarten? Inwiefern werden physiologische<br />

und verhaltensbiologische Prozesse durch <strong>die</strong> jeweilige Umwelttemperatur<br />

bestimmt? Diese und andere bedeutenden Zusammenhänge<br />

zwischen Temperatur und Individuum werden im folgenden Abschnitt<br />

näher beleuchtet und erklärt.<br />

Leben ist nur in bestimmten Temperaturbereichen möglich. Zellen<br />

können absterben, wenn das in ihnen enthaltene Wasser bei Temperaturen<br />

unter 0 °C gefriert, und <strong>die</strong> Proteine der meisten Organismen<br />

denaturieren bei Temperaturen über 45 °C. Nur wenige Organismenarten<br />

mit hochspezialisierten Anpassungen können bei sehr hohen oder<br />

sehr niedrigen Temperaturen einen aktiven Stoffwechsel aufrechterhalten,<br />

so zum Beispiel thermophile Bakterien, <strong>die</strong> in Geysiren leben<br />

(⇒ Abbildung 2.4). Ihr Leben findet in einem Temperaturbereich statt,<br />

den andere Organismenarten nicht mehr tolerieren können. Die meisten<br />

Organismenarten zeigen ihre höchste Stoffwechselrate in einem<br />

ganz bestimmten, eingeschränkten Temperaturbereich. Liegt <strong>die</strong> Umgebungstemperatur<br />

außerhalb davon, sind manche Tierarten – insbesondere<br />

Säugetiere und Vögel – gezwungen, ihre Körpertemperatur mit<br />

zusätzlichem hohem Energieaufwand konstant zu halten.<br />

Der Prozess, durch den Tiere ihre Körpertemperatur innerhalb eines<br />

<strong>für</strong> sie tolerierbaren Bereichs halten, wird als Thermoregulation<br />

bezeichnet. Thermoregulation ist <strong>für</strong> das Überleben eines Organismus<br />

von größter Bedeutung, weil <strong>die</strong> meisten biochemischen und physiologischen<br />

Prozesse sehr empfindlich auf Veränderungen der Körpertemperatur<br />

reagieren. Schon 10 °C Temperatursenkung verringern <strong>die</strong><br />

Geschwindigkeiten der meisten chemischen Reaktionen – und nichts<br />

anderes sind <strong>die</strong> oben genannten ständig in jedem Lebewesen ablaufenden<br />

Prozesse – um den Faktor 2–3. Man spricht in <strong>die</strong>sem Zusammenhang<br />

von der RGT-Regel (Reaktionsgeschwindigkeits-Temperatur-<br />

Regel). ⇒ Abbildung 2.5 verdeutlicht <strong>die</strong>sen Zusammenhang am Beispiel<br />

des Temperaturoptimums <strong>für</strong> <strong>die</strong> Enzymaktivität beim Menschen und<br />

bei einem thermophilen Bakterium.<br />

Enzyme sind Proteine, <strong>die</strong> chemische Reaktionen katalysieren und<br />

auf <strong>die</strong>se Weise <strong>die</strong> Stoffwechselprozesse in lebenden Organismen in<br />

außerordentlichem Maße beschleunigen. Bei niedrigen Temperaturen<br />

ist <strong>die</strong> Enzymaktivität (und damit auch <strong>die</strong> Reaktionsgeschwindigkeit)<br />

jedoch sehr gering. Aus <strong>die</strong>sem Grunde halten sich potenziell verderbliche<br />

Lebensmittel, wie beispielsweise Milch, weitaus länger, wenn man<br />

sie im Kühlschrank aufbewahrt: Die Enzyme von in der Milch enthaltenen<br />

Milchsäurebakterien arbeiten aufgrund der niedrigen Temperatur<br />

so langsam, dass der Prozess des „sauer Werdens“ erheblich langsamer<br />

abläuft als bei Raumtemperatur. Umgekehrt sind jedoch der Reaktionsgeschwindigkeitserhöhung<br />

durch Temperatursteigerung Grenzen<br />

gesetzt. Wenn <strong>die</strong> Temperatur zu stark ansteigt, werden Proteine<br />

durch <strong>die</strong> Hitze funktionsuntüchtig gemacht (denaturiert). Dieser Prozess<br />

ist jedem bekannt, der schon einmal Eier gekocht oder in der<br />

Pfanne gebraten hat und darüber hinaus nicht umkehrbar: So wird ein<br />

einmal gekochtes Ei bekanntlich weder durch Abkühlen noch durch


andere Behandlung wieder roh. Aus dem selben Grund kann zu hohes<br />

Fieber tödlich sein, denn auch beim Menschen führt eine zu starke Körpertemperaturerhöhung<br />

zu einer Denaturierung der Eiweißstoffe. Letztlich<br />

sind <strong>die</strong> zu geringe Reaktionsgeschwindigkeit bei zu tiefen und <strong>die</strong><br />

Proteindenaturierung bei zu hohen Temperaturen <strong>die</strong> Ursache <strong>für</strong> den<br />

charakteristischen Verlauf von Temperaturtoleranzkurven. Sowohl <strong>die</strong><br />

Breite als auch <strong>die</strong> Lage des Toleranzbereichs ist jedoch von Art zu Art<br />

verschieden und ein Ergebnis der Anpassung an <strong>die</strong> jeweils vorherrschenden<br />

Umweltbedingungen.<br />

2.1.1 Strategien der Temperaturregulation –<br />

Endothermie und Ektothermie<br />

Tiere lassen sich nach der Art ihrer Temperaturregulation einteilen.<br />

Einige Tiergruppen halten ihre Körpertemperatur unabhängig von der<br />

Außentemperatur weitgehend konstant. Dazu benötigen sie endogene,<br />

also von innen kommende Wärme, <strong>die</strong> durch Stoffwechselreaktionen<br />

bereitgestellt wird. Diese Tiere bezeichnet man als Homoiotherme,<br />

„gleichwarme“ oder „endotherme“ Tiere (Thermoregulatoren). Hierzu<br />

zählen Vögel und Säugetiere. Fische, Amphibien, Reptilien und alle Wir-<br />

7287_BIO_40_Kap.qxd 21.10.2009 11:57 Uhr Seite 1167<br />

bellosen sind Poikilotherme „wechselwarme“, „ektotherme“ Tiere<br />

7287_BIO_40_Kap.qxd 21.10.2009 11:57 Uhr Seite 1167<br />

(Thermo konformer). Sie beziehen Wärme vor allem aus der Umgebung<br />

und ihre Körpertemperatur ändert sich daher mit der Umgebungstemperatur.<br />

Eine dritte Gruppe reguliert <strong>die</strong> Körpertemperatur je nach<br />

Umgebungsbedingungen und Stoffwechselsituation entweder endotherm<br />

oder ektotherm. Diese Tiere Da Ektotherme bezeichnet vorwiegend man als externe heterotherm.<br />

Wärmequellen<br />

Hierzu gehören beispielsweise nutzen, Da viele Ektotherme benötigen Fledermäuse, sie vorwiegend sehr viel Bienen weniger externe Nahrung Wärmequellen und Hum(Enermeln sowie Kolibris.<br />

gie) nutzen, als benötigen Endotherme sie sehr vergleichbarer viel weniger Größe Nahrung – ein (EnerVor- Endothermie und Ektothermie teil,gie) wenn als sind Endotherme keineswegs Nahrungsquellen vergleichbarer thermoregulatorische<br />

knapp sind. Größe Ektotherme – ein Vor-<br />

Modelle, <strong>die</strong> sich gegenseitig können teil, wenn ausschließen. zudem Nahrungsquellen im Allgemeinen knapp Ein Vogel beispielsweise starke sind. Schwankungen<br />

Ektotherme ist<br />

ihrer können Körpertemperatur zudem im Allgemeinen tolerieren. starke Auch Schwankungen<br />

wenn Ekto-<br />

vorwiegend endotherm, doch er wärmt sich unter Umständen an einem<br />

therme ihrer Körpertemperatur nicht genug Wärme tolerieren. zur Thermoregulation Auch wenn Ektopro- kalten Morgen in der Sonne, ganz ähnlich, wie es eine ektotherme<br />

duzieren,therme nicht beeinflussen genug Wärme viele zur ihre Thermoregulation Körpertemperatur pro-<br />

Eidechse tut. Auch beim Menschen durch duzieren, ihr ist Verhalten, beeinflussen das „Sonnenbaden“ sei viele es, dass ihre sie Körpertemperatur<br />

Schatten als Verhal- suchen<br />

tensweise zur Erlangung eines oder durch angenehmen sich ihr in Verhalten, der Sonne Körpergefühls sei aufhalten es, dass sie (Abbildung Schatten beliebt suchen 40.9b). und<br />

wird in den entsprechenden Insgesamt oder Jahreszeiten sich in gesehen der gerne Sonne ist Ektothermie aufhalten angetroffen. (Abbildung in den meisten 40.9b). Le-<br />

Endotherme Tiere können bensräumen Insgesamt selbst gesehen angesichts eine effiziente ist Ektothermie starker und erfolgreiche in Temperatur-<br />

den meisten Strategie; Le-<br />

das bensräumen zeigt sich eine auch effiziente in der Fülle und und erfolgreiche Artenvielfalt Strategie; ektoschwankungen<br />

ihrer Umwelt eine stabile Körpertemperatur aufrechterthermer<br />

das zeigt Tiere. sich auch in der Fülle und Artenvielfalt ektohalten.<br />

Beispielsweise sind nur wenige ektotherme Tiere aktiv, wenn <strong>die</strong><br />

thermer Tiere.<br />

Außentemperaturen unter den Gefrierpunkt fallen, wie es im Winter auf<br />

40.3.2 Veränderung der Körpertemperatur<br />

einem Großteil der Erdoberfläche der Fall ist, während viele endotherme<br />

40.3.2 Veränderung der Körpertemperatur<br />

Tiere unter <strong>die</strong>sen Bedingungen Tiere weiterhin können entweder aktiv eine bleiben veränderliche (⇒ Abbildung oder eine<br />

2.6). In einer kalten Umgebung konstante Tiere produzieren können Körpertemperatur entweder Endotherme eine haben. veränderliche genug Ektotherme Wärme, oder Tiere, eine<br />

um <strong>die</strong> Temperatur ihres Körpers deren konstante deutlich Körpertemperatur über der Umgebungstempera-<br />

sich haben. mit der Ektotherme Außentempe- Tiere,<br />

ratur deren ändert, Körpertemperatur werden häufig sich auch mit der als Außentempe-<br />

poikilotherm<br />

tur zu halten. Endotherme Wirbeltiere verfügen zudem über Mechanis-<br />

(wechselwarm, ratur ändert, werden gr. poikilos, häufig veränderlich) auch als poikilotherm bezeichmen,<br />

um ihren Körper in einer heißen Umgebung zu kühlen; dadurch könnet.<br />

(wechselwarm, Da hingegen gr. endotherme poikilos, veränderlich) Tiere ihre Körpertembezeichnen sie Hitzebelastungen ertragen, <strong>die</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> meisten Wirbellosen nicht<br />

peraturnet. Da konstant hingegen halten endotherme können, Tiere nennt ihre man Körpertem- sie auch<br />

tolerierbar sind. Reichen <strong>die</strong>se homoiotherm peratur Regulationsmechanismen konstant (gleichwarm). halten können, So ist nennt beispielsweise jedoch man sie nicht auch der<br />

mehr aus, da <strong>die</strong> Umgebungstemperaturen ektotherme homoiotherm Forellenbarsch (gleichwarm). über einen poikilotherm, So ist längeren beispielsweise der Zeitendo- der<br />

raum zu hoch oder zu niedrig therme ektotherme sind, Fischotter treten Forellenbarsch Kälte- hingegen oder poikilotherm, homoiotherm Hitzetod der ein. (Abbilendo- Da Ektotherme Wärmeenergie dungtherme 40.7). aus Fischotter der Umgebung hingegen homoiotherm direkt nutzen, (Abbildung<br />

Aus 40.7). der Beschreibung von Ektothermen und Endo-<br />

statt zu <strong>die</strong>sem Zweck Nahrung metabolisch abzubauen, kann ein ekto-<br />

thermen Aus der könnte Beschreibung man schließen, von Ektothermen dass sämtliche und EndoEktothermethermen poikilotherm könnte man und schließen, sämtliche dass Endotherme sämtliche Ektohomoiothermtherme poikilotherm sind. Tatsächlich und sämtliche gibt es jedoch Endotherme keine feste ho-<br />

Beziehung moiotherm zwischen sind. Tatsächlich der Wärmequelle gibt es jedoch und keine der Stabi- feste<br />

2.1 Abiotischer Faktor Temperatur<br />

MErKE!<br />

reaktionsgeschwindigkeits-<br />

Temperatur-regel<br />

Die reaktionsgeschwindigkeits-Temperatur-<br />

regel, kurz rGT-regel genannt, besagt, dass<br />

bei einer Temperaturabsenkung oder -erhöhung<br />

von 10 °C <strong>die</strong> Geschwindigkeit der<br />

meisten chemischen reaktionen um den<br />

Faktor 2–3 sinkt bzw. ansteigt.<br />

40.3 Einfluss von Form, Funktion und Verhalten auf homöostatische Prozesse<br />

40.3 Einfluss von Form, Funktion und Verhalten auf homöostatische Prozesse<br />

(a) Ein Walross ist endotherm, das bedeutet, <strong>die</strong> Körper-<br />

(a) Ein<br />

temperatur<br />

Walross ist<br />

wird<br />

endotherm,<br />

unabhängig<br />

das<br />

von<br />

bedeutet,<br />

der Umgebungs-<br />

<strong>die</strong> Körpertemperaturtemperatur<br />

konstant<br />

wird unabhängig<br />

gehalten.<br />

von der Umgebungstemperatur<br />

konstant gehalten.<br />

(b) Eine Eidechse ist ektotherm, das bedeutet, <strong>die</strong> Körpertemperatur<br />

wird durch <strong>die</strong> Umgebung erhöht oder<br />

(b) Eine Eidechse ist ektotherm, das bedeutet, <strong>die</strong> Körper-<br />

gesenkt.<br />

temperatur wird durch <strong>die</strong> Umgebung erhöht oder<br />

gesenkt.<br />

Abbildung 40.9: Endothermie und Ektothermie.<br />

Abbildung 40.9: Endothermie und Ektothermie.<br />

Abbildung 2.6 Endothermie und Ektothermie.<br />

40.3.3 Gleichgewicht zwischen Wärme-<br />

40.3.3 abgabe Gleichgewicht und Wärmeaufnahme<br />

zwischen Wärme- 15<br />

abgabe und Wärmeaufnahme<br />

Thermoregulation ist von der Fähigkeit des Tieres ab-


16<br />

2 Abiotische Umweltfaktoren – ihr Einfluss auf das Leben<br />

Grundprinzipien tierischer Form und Funktion<br />

Körpertemperatur (°C)<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0 10 20 30 40<br />

Umgebungstemperatur (°C)<br />

Ein Tier wird im Hinblick auf einen bestimmten<br />

Umweltparameter als Konformer bezeichnet, wenn es<br />

erlaubt, dass sich sein inneres Milieu an <strong>die</strong> Verände-<br />

rung des externen Parameters anpasst. Der Forellen-<br />

barsch in Abbildung 40.7 passt sich beispielsweise an<br />

<strong>die</strong> Temperatur des Wassers in dem See an, in dem er<br />

lebt. Wenn sich das Wasser erwärmt oder abkühlt, er-<br />

wärmen sich auch <strong>die</strong> Zellen des Barsches oder sie<br />

kühlen ab. Einige Tiere passen sich an konstantere Um-<br />

weltbedingungen an. Beispielsweise adaptieren viele<br />

marine Wirbellose, wie <strong>die</strong> Seespinne Libinia , <strong>die</strong> Zu-<br />

sammensetzung ihrer extrazellulären Körperüssig-<br />

keiten an <strong>die</strong> relativ stabile Salinität ihres ozeanischen<br />

Lebensraums.<br />

Fischotter (endotherm)<br />

Forellenbarsch<br />

(ektotherm)<br />

Abbildung 40.7: Beziehung zwischen Körpertemperatur und<br />

Umgebungstemperatur Abbildung 2.7: Beziehung bei einem wasserlebenden zwischen KörpertempeTemperaturreguliererratur<br />

und und Umgebungstemperatur einem wasserlebenden Temperaturkonformer.<br />

bei einem wasser-<br />

Der Fischotter reguliert seine Körpertemperatur und hält sie über einen<br />

lebenden endothermen Tier und einem wasserleben-<br />

weiten Bereich von Umgebungstemperaturen konstant. Der Forellenbarschden<br />

ektothermen passt hingegen sein Tier. inneres Milieu der Wassertemperatur an.<br />

MErKE!<br />

Gesetzmäßigkeiten<br />

der Thermodynamik<br />

Reine Regulierer oder Konformer sind in der Natur<br />

eher selten anzutreen. Es kann sein, dass ein Tier<br />

einige innere Zustände reguliert, während es anderen<br />

erlaubt, mit den Umweltbedingungen zu schwanken.<br />

Auch wenn sich der Barsch zum Beispiel an <strong>die</strong> Temperatur<br />

Energie des ihn kann umgebenden zwar übertragen Wassers anpasst, und unterumgescheidetwandelt, sich <strong>die</strong> nicht Salzkonzentration aber erzeugt in oder seinem vernich- Blut<br />

und tet in seiner werden. interstitiellen Im Verlauf Flüssigkeit jeder deutlich Energieüber- von<br />

der tragung Salzkonzentration geht ein des Teil Süßwassers, der Energie in dem als er Wärme lebt.<br />

Zu <strong>die</strong>sem verloren Unterschied und ist kommt <strong>für</strong> Arbeitsprozesse es, weil seine Anato- nicht<br />

mie mehr und Physiologie verfügbar. dem Darüber Fisch ermöglichen, hinaus wird innere Wärme<br />

Veränderungen immer von der einem Salzkonzentration wärmeren Objekt zu regulieren auf ein<br />

(mehr kälteres über <strong>die</strong> übertragen Mechanismen und <strong>die</strong>ser niemals Regulation umgekehrt: siehe<br />

Kapitel Das 45). heiße Wasser im Wasserkocher kühlt<br />

sich langsam ab und erwärmt dabei <strong>die</strong> um-<br />

1164 gebende raumluft, niemals kühlt sich der<br />

raum ab und erwärmt dabei das Wasser im<br />

Wasserkocher …<br />

40.2.2 thermes Homöostase Tier mit weniger als zehn Prozent der Nahrungsenergie auskommen,<br />

<strong>die</strong> ein endothermes Tier vergleichbarer Größe benötigt –<br />

Die konstante Körpertemperatur des Fisch otters und<br />

ein Vorteil, wenn Nahrungsquellen knapp sind. Ektotherme können<br />

<strong>die</strong> stabile Zusammensetzung der extrazellulären Kör-<br />

zudem im Allgemeinen starke Schwankungen ihrer Körpertemperatur<br />

perüssigkeiten in einem Süßwasserbarsch sind Beispiele<br />

tolerieren. <strong>für</strong> Homöostase Insgesamt , ein gesehen Begri, der ist so Ektothermie viel wie in den meisten Lebens-<br />

dynamisches räumen eine Gleichgewicht effiziente („st und eady erfolgreiche state“) bedeutet. Strategie; das zeigt sich auch<br />

Durch in der <strong>die</strong> Fülle, Homöostase Artenvielfalt halten Tiere und selbst dem dann großen ein Verbreitungsgebiet ektother-<br />

relativ mer konstantes Tiere. Ein inneres populäres Milieu aufrecht, Missverständnis wenn sich in <strong>die</strong>sem Zusammenhang<br />

<strong>die</strong> ist, Bedingungen dass Ektotherme in der Außenwelt „kaltblütig“ stark verändern. und Endotherme „warmblütig“ sind.<br />

Ektotherme Wie viele Tiere besitzen haben auch nicht wir Menschen unbedingt Mechaeine<br />

niedrige Körpertemperatur.<br />

nismen der Homöostase, <strong>die</strong> eine ganze Reihe physika-<br />

Tatsächlich weisen viele Eidechsen, wenn sie in der Sonne baden, eine<br />

lischer und chemischer Parameter regulieren. So hält<br />

höhere Körpertemperatur als Säuger auf. Auch bei Pferden bezeichnen<br />

der menschliche Körper beispielsweise eine recht kon-<br />

<strong>die</strong>se Begriffe lediglich den „Charakter“ bestimmter Pferderassen (synstante<br />

Kerntemperatur von rund 37 °C aufrecht, und<br />

<strong>die</strong> onym Schwankungsbreite mit temperamentvoll des pH-Wertes von und 7,4 genügsam) im Blut und ausdrücklich nicht <strong>die</strong><br />

und Körpertemperatur in der interstitiellen Flüssigkeit <strong>die</strong>ser endothermen beträgt nur 0,1 Tiere. Daher sind <strong>die</strong> Bezeich-<br />

pH-Einheiten. nungen kaltblütig Der Körper reguliert und warmblütig auch <strong>die</strong> Glucose- irreführend und werden in der Biokonzentrationlogie<br />

nicht im mehr Blut, so verwendet.<br />

dass sie nicht <strong>für</strong> eine län-<br />

gere Zeit von rund 5 mmol/l abweicht.<br />

Mechanismen 2.1.2 Wärmeabgabe der Homöostase und Wärmeaufnahme –<br />

Bevor wir uns zwei näher mit faktoren der Homöostase im bei Tieren gleichgewicht<br />

-<br />

beschäftigen, wollen wir uns ein Beispiel aus der Tech-<br />

nik Nach ansehen: den <strong>die</strong> Gesetzen Regulierung der der Thermodynamik Raumtemperatur gilt auch in der <strong>Biologie</strong>, dass<br />

( Wärme Abbildung stets 40.8). von Angenommen, einem wärmeren wir wollten auf ein ein kälteres Objekt übertragen<br />

Zimmer wird. bei Voraussetzung einer Temperatur <strong>für</strong> von Thermoregulation 20 °C halten, einer ist daher <strong>die</strong> Fähigkeit des<br />

angenehmen Tieres, den Temperatur Wärmeaustausch <strong>für</strong> normale Aktivitäten. mit der Wir Umgebung zu kontrollieren. Der<br />

stellen Schlüssel ein Messgerät zur Thermoregulation – den Thermostat – auf 20 liegt somit °C ein darin, Wärmeabgabe und<br />

und Wärmeaufnahme überwachen <strong>die</strong> Raumtemperatur im Gleichgewicht mit einem Ther- zu halten. Tiere tun <strong>die</strong>s mittels<br />

mometer im Thermostat. Wenn <strong>die</strong> Raumtemperatur<br />

Mechanismen, <strong>die</strong> entweder den Wärmeaustausch insgesamt verrin-<br />

unter 20 °C sinkt, reagiert der Thermostat, indem er <strong>die</strong><br />

gern oder den Wärmeaustausch in eine bestimmte Richtung begüns-<br />

Heizung anstellt. Die Heizung produziert so lange Wärme,tigen.<br />

bis <strong>die</strong> Raumtemperatur 20 °C erreicht, woraufhin<br />

der Thermostat Vor allem <strong>die</strong> endotherme Heizung abschaltet. Lebewesen Sobald <strong>die</strong> sind auf Mechanismen angewie-<br />

Temperatur sen, <strong>die</strong> den im Raum Wärmeaustausch erneut unter 20 °C mit fällt, der setzt Umgebung der regulieren, da sie eine<br />

Thermostat bestimmte einen Körpertemperatur weiteren Heizzyklus in Gang. aufrechterhalten müssen. Im Folgenden<br />

werden Wie ein Heizungssystem einige Strategien <strong>für</strong> ein Haus, vorgestellt, erreicht ein<strong>die</strong><br />

alle dem Zweck <strong>die</strong>nen, Wär-<br />

Tier meaufnahme Homöostase, indem und es Wärmeabgabe eine Variable wie Körper- im Gleichgewicht zu halten.<br />

temperatur oder <strong>die</strong> Zusammensetzung der extrazellu-<br />

Wärmeisolierung Eine wichtige thermoregulatorische Anpassung<br />

lären Körperüssigkeiten auf oder nahe bei einem be-<br />

bei Säugern und Vögeln ist <strong>die</strong> Wärmeisolierung. Diese verringert den<br />

stimmten Wert hält, dem Sollwert . Abweichungen der<br />

Wärmeaustausch zwischen einem Tier und seiner Umwelt. Das Funk-<br />

Variablen vom Sollwert, sei es nach oben oder nach unten,tionsprinzip<br />

<strong>die</strong>nen als Reiz entspricht . Ein Rezeptor dem oder einer Sensor Thermoskanne nimmt oder eines Wärme-<br />

den dämmsystems Reiz wahr und löst an eine einem Reaktion Gebäude aus, eine – eine physi- schlecht wärmeleitende Subologischestanz,<br />

wie Aktivität, zum <strong>die</strong> Beispiel dazu beiträgt, Styropor, <strong>die</strong> Variable verhindert zum <strong>die</strong> Wärmeabgabe an <strong>die</strong><br />

Sollwert Umwelt zurückzuführen. und isoliert Im auf Beispiel <strong>die</strong>se mit Weise dem Hei- das warme Innenleben gegenüber<br />

zungssystem der kalten wirkt Umgebung. ein Absinken Gute der Raumtemperatur „biologische“ Wärmeisolatoren sind Haare,<br />

unter den Sollwert als Reiz, das Thermometer fungiert<br />

Federn und Fettschichten.<br />

als Messfühler (Sensor), und <strong>die</strong> Heizung als ausführen-<br />

Landlebende Säuger und Vögel reagieren auf Kälte, indem sie ihr<br />

des Organ liefert <strong>die</strong> gewünschte Reaktion.<br />

Fell beziehungsweise ihr Gefieder sträuben. Dadurch können sie ein<br />

dickeres Luftpolster festhalten und, da Luft ein schlechter Wärmeleiter<br />

ist, somit <strong>die</strong> isolierende Wirkung ihres Fells oder ihres Gefieders verstärken.<br />

Wasser hingegen verringert <strong>die</strong> Fähigkeit von Fell und Federn<br />

zur Wärmeisolierung. Daher produzieren einige Tierarten fetthaltige,


Oberfläche und Volumen<br />

von Lebewesen spielen wichtige Rollen<br />

<strong>für</strong> Wärmehaushalt und Stoffwechsel<br />

Die Oberfläche und das Volumen eines jeden Körpers wachsen in<br />

unterschiedlichen Potenzen. Dieser etwas spröde und mathematisch<br />

anmutende Satz hat eine Reihe wichtiger, praktischer biologischer<br />

Konsequenzen. Stellen Sie sich einen Würfel mit einer Kantenlänge<br />

von 1 cm vor. Die Oberfläche des Würfels beträgt 6 ∙ 1 cm ∙ 1 cm =<br />

6 cm 2 und sein Volumen 1 cm 3 . Wenn Sie sich jetzt vorstellen, dass<br />

Sie <strong>die</strong> Kantenlänge des Würfels auf 2 cm verdoppeln, beträgt seine<br />

Oberfläche 6 ∙ 2 cm ∙ 2 cm = 24 cm 2 und hat sich somit vervierfacht.<br />

Gleichzeitig ist das Volumen jedoch auf 8 cm 3 angewachsen und hat<br />

sich dadurch verachtfacht! Mit der Vergrößerung des Würfels ändert<br />

sich darüber hinaus das Verhältnis von Oberfläche zu Volumen (in<br />

unserem Beispiel von 6 : 1 = 6 auf 24 : 8 = 3) 1 . Stellen Sie sich nun vor,<br />

Sie würden beide Würfel (aus dem gleichen Material) so lange in einen<br />

Backofen legen, bis <strong>die</strong>se durchgehend auf 100 °C erwärmt sind und<br />

würden sie anschließend heraus nehmen – beide Würfel begännen abzukühlen.<br />

Der größere Würfel verfügt über eine größere Oberfläche,<br />

über <strong>die</strong> der Wärmeaustausch mit der Umgebung stattfinden kann.<br />

Wäre in unserem Beispiel <strong>die</strong> Oberfläche <strong>die</strong> einzige Einflussgröße,<br />

dann müsste der große Würfel schneller auf Raumtemperatur abküh-<br />

1 Zum besseren Verständnis sind <strong>die</strong> Einheiten weggelassen worden.<br />

Bergmann und Allen – zwei Klimaregeln<br />

Das beschriebene Verhältnis von Oberfläche zu Volumen spielt jedoch<br />

nicht nur dann eine Rolle, wenn man verschiedene Lebewesen aus<br />

unterschiedlichen „Artkreisen“ hinsichtlich ihrer Ernährungsweisen<br />

und Stoffwechselraten vergleicht, sondern hat auch in Form einiger<br />

„entmathematisierter Faustregeln“, den so genannten „Ökogeographischen<br />

Regeln“, beim Vergleich von Lebewesen innerhalb eines<br />

Artkreises Einzug in <strong>die</strong> <strong>Ökologie</strong> gehalten. Die wohl bekanntesten<br />

<strong>die</strong>ser Regeln sind <strong>die</strong>, nach ihren jeweiligen „Entdeckern“ benannte,<br />

Bergmann´sche und Allen´sche Regel.<br />

Carl Bergmann und Joel Asaph Allen entdeckten Zusammenhänge<br />

zwischen der Größe von homoithermen Lebewesen (Bergmann) beziehungsweise<br />

den Proportionen ihres Körpers (Allen) und den vorherrschenden<br />

Temperaturen in den Lebensräumen von Tieren. So stellte<br />

Bergmann fest, dass bei Tieren nahe verwandter homoiothermer<br />

Arten <strong>die</strong> Körpergröße vom Äquator bis zu den Polen hin zunimmt.<br />

Demnach finden sich <strong>die</strong> größten homoithermen Arten innerhalb des<br />

Artkreises z.B. Eisbären oder Kaiserpinguine in den kältesten Regionen.<br />

Allen erkannte, dass Körperanhänge wie Ohren und Schwänze<br />

mit der geografischen Breite kleiner werden, da sie umso schneller<br />

auskühlen können, je größer sie sind. Umgekehrt kann über solche<br />

Anhänge mit zunehmender Größe mehr Wärme an <strong>die</strong> Umgebung<br />

abgegeben werden. Daher verfügen beispielsweise Wüstenhase und<br />

Wüstenfuchs über sehr große Ohren, während <strong>die</strong>se bei Schneehase<br />

und Polarfuchs wesentlich kleiner ausgebildet sind.<br />

wasserabstoßende Substanzen, mit denen sie ihr Fell oder Gefieder<br />

„imprägnieren“. Da Menschen Federn oder Fell fehlen, müssen sie zur<br />

Wärmeisolierung hauptsächlich auf Kleidung zurückgreifen. Die „Gänsehaut“<br />

ist ein Überbleibsel des Haareaufrichtens, das wir von unseren<br />

2.1 Abiotischer Faktor Temperatur<br />

len als der kleine. In Wahrheit verhält es sich jedoch genau anders<br />

herum und der kleine Würfel kühlt weitaus schneller ab als der Große.<br />

Die Ursache ist, dass der große Würfel in seinem größeren Volumen<br />

weitaus mehr Wärme speichern kann als der kleine Würfel und dass<br />

seine Oberfläche im Verhältnis zum Volumen kleiner ist.<br />

Bis hier hin haben wir uns einem physikalischen Gedankenexperiment<br />

gewidmet – was hat das mit <strong>Biologie</strong> zu tun, werden Sie mit<br />

Recht fragen! Die dargestellten Gesetzmäßigkeiten sind nicht nur<br />

auf Würfel begrenzt, sondern gelten <strong>für</strong> alle Körper – auch <strong>für</strong> Lebewesen.<br />

Da auch bei jedem Lebewesen der Wärmeaustausch mit der<br />

Umgebung über <strong>die</strong> Körperoberfläche stattfindet, verliert beispielsweise<br />

ein größeres Tier mehr Wärme über <strong>die</strong> Körperoberfläche als<br />

ein kleines Tier. Gleichzeitig besitzt jedoch ein großes Tier ein größeres<br />

Körpervolumen (in dem es Wärme produzieren bzw. speichern kann)<br />

und <strong>die</strong>ser Effekt überwiegt, genau wie bei den Würfeln, den Einfluss<br />

der Oberfläche. Aus <strong>die</strong>sem Grund können es sich sehr große Tiere<br />

wie Elefanten, Nilpferde, Nashörner, Giraffen, Elche, Kühe, Gorillas,<br />

etc. „leisten“, sehr niedrige Stoffwechselraten zu besitzen und <strong>für</strong><br />

ihre Ernährung auf kalorienarme Pflanzennahrung wie Blätter und<br />

Gräser zurückzugreifen, während sehr kleine Tiere wie Mäuse oder<br />

Spitzmäuse auf enorme Stoffwechselraten und kalorienreiche Nahrung<br />

wie Getreide oder Fleisch angewiesen sind.<br />

17


Die jeweiligen Umweltbedingungen beeinflussen<br />

einer seits von der Luft- oder Wassertemperatur des<br />

<strong>die</strong> Reaktion der Tiere auf <strong>die</strong> thermische Stresssitua-<br />

Mediums, in 2 dem Abiotische der jeweilige Umweltfaktoren Organismus – lebt, ihr ande- Einfluss auf<br />

tion.<br />

das<br />

Da<br />

Leben<br />

Luft eine geringere spezifische Wärme besitzt<br />

rerseits aber auch von der des Körperinneren. Zwi-<br />

und weniger Wärmeenergie aufnehmen kann als<br />

schen dem Körperinneren und der Körperoberfläche<br />

Wasser, haben Landlebewesen mit weitaus extremeren<br />

Umgebung<br />

TU Muskeln und Fett<br />

Tierkörper<br />

TI I<br />

Körperoberfläche<br />

Schwankungen ihrer Umgebungstemperatur zu tun als<br />

felltragenden Vorfahren geerbt haben. Die Dicke der Wärmeisolierung<br />

Wasserorganismen. Intensive Sonnenstrahlung kann<br />

kann darüber hinaus jahreszeitlichen Schwankungen unterliegen. Das<br />

<strong>für</strong> Landorganismen genauso tödliche Folgen haben<br />

dicke Winterfell vieler Säuger wird beispielsweise im Sommer durch ein<br />

wie ein allzu großer Wärmeverlust in kalten Jahres-<br />

dünneres Sommerfell ersetzt. Diese Anpassungen helfen endothermen<br />

zeiten oder in der Nacht. Aquatische Organismen leben<br />

Tieren, das ganze Jahr hindurch eine konstante Körpertemperatur bei-<br />

hingegen<br />

zubehalten. ⇒<br />

in einer energetisch weitaus stabileren Um-<br />

Abbildung 2.8 zeigt schematisch <strong>die</strong> wärmeisolierende<br />

welt (siehe Kapitel 4), aber sie ertragen auch weniger<br />

Wirkung einer Muskel- und Fettschicht.<br />

gut größere Temperaturschwankungen.<br />

Eine besonders wichtige Rolle spielt <strong>die</strong> Wärmeisolierung <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

Thermoregulation von meeresbewohnenden Säugern wie Walrossen<br />

und Walen. Diese Tiere schwimmen in Wasser, dessen Temperatur deut-<br />

Tiere lassen sich nach Art<br />

lich unter der Kerntemperatur ihres Körpers liegt. Direkt unter der Haut<br />

weisen ihrer Meeressäuger Temperaturregulation<br />

daher eine sehr dicke isolierende Fettschicht auf,<br />

<strong>die</strong> als einteilen Blubber bezeichnet wird. Die Isolierwirkung 7.7 des Blubber ist so<br />

effektiv, dass Meeressäuger eine Kerntemperatur von 36–38 °C aufrechterhalten<br />

Zur Temperaturregulation können, ohne mehr produzieren Nahrungsenergie einige Tier- als Landsäuger ähn-<br />

TO lichergruppen Größe zu Wärme benötigen. durch Stoffwechselreaktionen. Diese<br />

endogene Wärmeproduktion innerhalb bestimmter<br />

Abbildung 7.10: Temperaturverteilung in einem Tierkörper. TI: Abbildung 2.8: Temperaturverteilung in einem Tier- Anpassungen Temperaturgrenzen des bezeichnet Kreislaufsystems man als Endothermie<br />

Innentemperatur des Körpers, TO: Temperatur der Körperoberfläche, TU: körper. Umgebungstemperatur. Die Oberflächentemperatur I: Dicke der äußeren des Körpers isolierenden (TO ) Körper- (griechisch endon, innen). Dadurch wird Homoiother-<br />

gleicht schicht. sich automatisch der Umgebungstemperatur Kreislaufsysteme mie (griechisch stellen homoios, eine gleichartig, Hauptroute ähnlich) <strong>für</strong> den bewirkt, Wärmefluss zwischen<br />

(TU ) an. Durch <strong>die</strong> isolierende Wirkung der Muskel- und<br />

Fettschicht (I) wird <strong>die</strong> Temperatur des Körperkerns (TI )<br />

trotz niedriger Außentemperaturen hoch gehalten. (Die<br />

zusätzliche isolierende Wirkung der Körperbehaarung<br />

wird in <strong>die</strong>ser Abbildung nicht berücksichtigt.)<br />

dem Körperinneren und dem Körperäußeren dar. Anpassungen, <strong>die</strong><br />

das Maß der Durchblutung nahe der Körperoberfläche regulieren oder<br />

191<br />

<strong>die</strong> Wärme im Körperkern zurückhalten, spielen daher bei der Thermoregulation<br />

eine entscheidend wichtige Rolle.<br />

Bei Temperaturveränderungen in ihrer Umgebung verändern viele<br />

Landwirbeltiere <strong>die</strong> Menge an Blut (und damit an Wärme), <strong>die</strong> zwischen<br />

ihrem Körperkern und ihrer Haut zirkuliert. Nervensignale führen<br />

zu einer Erweiterung der Blutgefäße nahe der Körperoberfläche.<br />

Infolge des größeren Gefäßdurchmessers steigt <strong>die</strong> Durchblutung der<br />

Die Adaptationen der Tiere an ihre Umwelt<br />

Haut. Bei Endothermen erwärmt der erhöhte Blutdurchfluss <strong>die</strong> Haut<br />

und erhöht somit <strong>die</strong> Menge an Körperwärme, <strong>die</strong> an <strong>die</strong> Umgebung<br />

Grundtemperatur<br />

23°<br />

7,5°<br />

5°<br />

36°<br />

31°<br />

37°<br />

32°<br />

abgegeben wird. Der umgekehrte Prozess, der als Gefäßverengung<br />

aber zu einem übermäßigen Wärmeverlust kommen.<br />

bezeichnet wird, verringert <strong>die</strong> Durchblutung und den Wärmetrans-<br />

Der Schweinswal hält jedoch seine Körpertemperatur<br />

durch fer, einen indem Wärmeaustausch er den Durchmesser zwischen arteriellem der oberflächennahen Gefäße verrin-<br />

und gert. venösem Dieses Blut in seinen Phänomen Flossen aufrecht ist auch ( uns Abbil- Menschen nicht unbekannt, man<br />

des Körpers<br />

37°<br />

25° 26° dung denke 7.20). Die nur Arterien, an Wintertage, in denen warmes in Blut denen vom <strong>die</strong> Hände und <strong>die</strong> Ohren aus <strong>die</strong>-<br />

37°<br />

35°<br />

14°<br />

Lufttemperatur<br />

–30°<br />

19°<br />

14°<br />

10°<br />

20°<br />

15°<br />

11°<br />

Herzen sem in <strong>die</strong> Grund Extremitäten sehr ießt, schnell sind vollständig auskühlen, von wohingegen man seltener über<br />

Venen umgeben, <strong>die</strong> das Blut zum Herzen leiten. Das<br />

kalte Oberschenkel klagt oder an <strong>die</strong> Größenänderungen des männli-<br />

warme arterielle Blut gibt seine Wärme an das kältere<br />

chen Hodensacks in Abhängigkeit von der Umgebungstemperatur als<br />

venöse Blut ab. Dadurch gelangt nur wenig Wärme<br />

Anpassung an <strong>die</strong> Notwendigkeit der Aufrechterhaltung einer konstan-<br />

nach außen. Blut, das in <strong>die</strong> Flossen ießt, wird abgekühlt,ten<br />

während Temperatur das Blut, das (unterhalb in das Körperinnere der Körperkerntemperatur) zu-<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> Produk-<br />

8°<br />

0°<br />

rückießt,tion fertiler erwärmt wird. Spermien. In warmen Gewässern, wo<br />

<strong>die</strong> Tiere Viele eher überschüssige Vögel und Körperwärme Säuger verringern loswerden ihre Wärmeverluste mithilfe eines<br />

müssen, Gegenstromaustauschers, wird das Blut dann an den Venen vorbeige- bei dem benachbarte Flüssigkeiten in ent-<br />

Abbildung 7.19: Das Gegenstromprinzip, gezeigt am Arktileitet. Das venöse Blut der Körperoberäche gelangt<br />

gegengesetzte Richtungen strömen, was <strong>die</strong> Transferraten von Wärme<br />

Abbildung schen Wolf ( Canis 2.9: lupus Das tundrorum). Gegenstromprinzip, Rechts wird der gezeigt Blutdurch- am ungewärmt in <strong>die</strong> tieferliegenden Körperbereiche, <strong>die</strong><br />

uss durch eine Arterie und Vene einer Vorderextremität demonstriert. oder gelösten Stoffen maximiert. Der Wärmetransfer erfordert eine anti-<br />

Arktischen dadurch eine Kühlung erfahren. Eine solche charakte-<br />

Durch Wärmeübertragung Wolf. Rechts wird wird das der kalte Blutdurchfluss venöse Blut erwärmt durch und es<br />

eine<br />

parallele Anordnung von Blutgefäßen, <strong>die</strong> man als Gegenstrom-Wär-<br />

ießt Arterie mit einer und höheren Vene Temperatur einer Vorderextremität zum Körperinneren demons- zurück. ristische Gefäßanatomie ist auch in den Extremitäten<br />

triert. Durch Wärmeübertragung wird das kalte venöse vonmeaustauscher Säugetieren und Vögeln bezeichnet. sowie in den Wenn Schwänzen Gewebe auf <strong>die</strong>se Weise angeord-<br />

Blut erwärmt und es fließt mit einer höheren Tempera- von net Nagetieren sind, wie verlaufen dem Biber Arterien ( Castor canadensis und Venen ) zu in enger Nachbarschaft. Strömt<br />

tur den zum Gefrierpunkt Körperinneren über <strong>die</strong> zurück.<br />

Erhöhung der Konzentra- nden. warmes Blut durch <strong>die</strong> Arterien, überträgt es Wärme auf das kalte Blut<br />

gister.indd 191 17.03.2009 07:56:21<br />

tion bestimmter Substanzen herab, insbesondere Gly-<br />

cerin. Der Waldfrosch ( Rana sylvatica ), der Graue<br />

18 Laubfrosch ( Hyla versicolor ) und der Wasserpfeifer<br />

(Hyla crucifer ), <strong>die</strong> alle in Nordamerika beheimatet<br />

sind, können erfolgreich unter einer dichteren Laub-<br />

Bei vielen Tierarten verzweigen sich <strong>die</strong> Arterien<br />

und Venen in feine Arteriolen und Venolen, <strong>die</strong> eng<br />

miteinander vernetzt ein ganzes Kapillarbündel bil-<br />

den, das man als Rete mirabile („Wundernetz“) be-<br />

zeichnet. Hier ndet im Prinzip das Gleiche statt wie


in den Venen, das aus den Extremitäten zurückkehrt. Da Arterien und<br />

Venen nach dem Gegenstromprinzip angeordnet sind und das Blut in<br />

ihnen in entgegengesetzte Richtungen strömt, kommt es auf der ganzen<br />

Länge des Austauschers zu einem Wärmeaustausch.<br />

Kühlung durch Wärmeabgabe mittels Verdunstung<br />

Landlebende Tiere verlieren Wasser mittels Verdunstung über <strong>die</strong> Haut<br />

und beim Atmen. Wasserverdunstung ist ein energieaufwändiger (= im<br />

chemischen Sinne endothermer) Prozess, da bei der Verdunstung einzelne<br />

Wassermoleküle aus der flüssigen in <strong>die</strong> Gasphase überführt werden<br />

müssen und <strong>für</strong> <strong>die</strong>sen Vorgang Energie benötigt wird. Daher wird<br />

der Körperoberfläche Wärme entzogen, wenn Wasser verdunstet und<br />

der Körper kühlt ab. In analoger Weise funktioniert das aus dem Sport<br />

bekannte Eisspray. Wenn <strong>die</strong> Umgebungstemperatur über der Körpertemperatur<br />

liegt, nimmt der Körper Wärme aus der Umgebung auf<br />

und gewinnt zusätzlich Wärme aus seinem Stoffwechsel, so dass Verdunstung<br />

(Evaporation) der einzig bleibende Weg ist, um einen raschen<br />

Anstieg der Körpertemperatur zu verhindern.<br />

Bei manchen Tieren wird <strong>die</strong> Thermoregulation durch Verdunstungskühlung<br />

durch weitere spezielle Anpassungen unterstützt, <strong>die</strong> den<br />

beschriebenen Kühleffekt deutlich verstärken können. Bei Vögeln und<br />

vielen Säugern spielt Hecheln eine wichtige Rolle. Manche Vögel weisen<br />

im Mundboden eine stark durchblutete Tasche auf und Flatterbewegungen<br />

<strong>die</strong>ser Tasche unterstützen und verstärken <strong>die</strong> Verdunstung.<br />

Verhaltensreaktionen<br />

Sowohl Endotherme als auch Ektotherme kontrollieren ihre Körpertemperatur<br />

durch Verhaltensreaktionen. Letztere halten dadurch ihre<br />

Körpertemperatur annähernd konstant. Amphibien begeben sich beispielsweise<br />

bevorzugt an Orte, wo sie sich in der Sonne wärmen können.<br />

Wird es ihnen zu warm, suchen sie einen schattigen Platz oder eine<br />

andere kühle Umgebung auf. Ähnlich reagieren auch Reptilien, <strong>die</strong> ihre<br />

Körpertemperatur im Tagesverlauf sehr konstant halten, indem sie zwischen<br />

warmen und kühleren Orten pendeln.<br />

Auch wenn Ektotherme nicht genug Wärme zur Thermoregulation<br />

produzieren, beeinflussen viele Arten ihre Körpertemperatur durch ihr<br />

Verhalten, sei es, dass sie Schatten suchen oder sich in der Sonne aufhalten<br />

(Abbildung 2.6b)<br />

Viele terrestrische Wirbellose können ihre Körpertemperatur durch<br />

<strong>die</strong>selben Mechanismen regulieren wie ektotherme Wirbeltiere. Die<br />

Wüstenheuschrecke beispielsweise muss eine bestimmte Körpertemperatur<br />

erreichen, um aktiv zu werden. An kalten Tagen orientiert sie<br />

sich daher so, dass ihr Körper ein Maximum an Sonnenlicht absorbiert.<br />

Andere terrestrische Wirbellose nehmen bestimmte Körperhaltungen<br />

ein, <strong>die</strong> es ihnen erlauben, <strong>die</strong> Absorption von Sonnenwärme zu maximieren<br />

oder zu minimieren (⇒ Abbildung 2.10).<br />

Zu den extremeren Verhaltensanpassungen mancher Tiere gehören<br />

Überwinterung oder Abwanderung in geeignetere Klimazonen.<br />

2.1 Abiotischer Faktor Temperatur<br />

Abbildung 2.10: Thermoregulatorisches Verhalten<br />

bei einer Libelle. Die „Obeliskenhaltung“ einer Libelle<br />

ist eine Anpassung, <strong>die</strong> den Anteil der Körperoberfläche,<br />

der dem Sonnenlicht ausgesetzt ist, minimiert.<br />

Diese Körperhaltung hält <strong>die</strong> Wärmeaufnahme möglichst<br />

gering.<br />

19


IO_40_Kap.qxd 21.10.2009 11:57 Uhr Seite 1173<br />

Beispiel<br />

20<br />

2 Abiotische Umweltfaktoren – ihr Einfluss auf das Leben<br />

Experiment Wie Herndon Dowling und seine Kollegen am<br />

Bronx Zoo in New York feststellten, erhöhte ein brütendes<br />

Tigerpythonweibchen, das seinen Körper in Windungen um<br />

seine Eier geschlungen hatte, seine Körpertemperatur und<br />

kontrahierte häug seine Rumpfmuskulatur. Um herauszu-<br />

nden, ob <strong>die</strong> Kontraktionen seine Körpertemperatur heraufsetzten,<br />

platzierten <strong>die</strong> Forscher den Python und sein<br />

Gelege in einer Versuchskammer. Sie variierten <strong>die</strong> Temperatur<br />

in der Kammer und zeichneten <strong>die</strong> Muskelkontraktionen<br />

sowie <strong>die</strong> Sauerstoaufnahme des Pythons auf, ein<br />

Maß <strong>für</strong> <strong>die</strong> Zellatmung.<br />

Ergebnisse Der Sauerstoverbrauch des Pythonweibchens<br />

stieg an, wenn <strong>die</strong> Temperatur in der Kammer gesenkt wurde.<br />

Sein Sauerstoverbrauch veränderte sich zudem mit der<br />

Kontraktionsfrequenz seiner Muskulatur.<br />

Schlussfolgerung Da der Sauerstoverbrauch Wärme durch<br />

Zellatmung erzeugt und mit der Frequenz der Muskelkontraktionen<br />

linear ansteigt, kamen <strong>die</strong> Forscher zu dem<br />

Schluss, dass <strong>die</strong> Muskelkontraktionen, eine Art Zittern,<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> erhöhte Körpertemperatur bei <strong>die</strong>sem Pythonweibchen<br />

verantwortlich waren.<br />

Quelle V. H. Hutchinson, H. G. Dowling und A. Vinegar.<br />

Sollwerts im biologischen Thermostat wider. Erhöht<br />

man beispielsweise bei einem inzierten Tier <strong>die</strong> Tem-<br />

peratur des Hypothalamus künstlich, geht das Fieber<br />

im übrigen Körper zurück.<br />

Obgleich nur Endotherme Fieber entwickeln, zeigen<br />

Eidechsen eine ähnliche Reaktion. Wenn der Wüsten-<br />

40.3 Einuss von Form, Funktion und Verhalten auf homöostatische Prozesse<br />

Honigbienen verwenden einen Mechanismus zur Thermoregulation, der auf Sozialverhalten<br />

basiert. Bei kühler Witterung erhöhen sie <strong>die</strong> Wärmeproduktion und drängen<br />

sich eng zusammen, wodurch Aus sie der Wärme Forschung zurückhalten. Dadurch, dass sie sich dichter<br />

oder weniger dicht zusammendrängen, können sie eine relativ konstante Temperatur<br />

Thermoregulation in a brooding female Indian python, Py-<br />

aufrechterhalten. Einzelne Bienen zirkulieren zwischen den kühleren Rändern des Clusthon<br />

molurus bivittatus . Science 151:694 – 696 (1966).<br />

ters (engl.: Ansammlung gleichartiger) und dem wärmeren Zentrum und sorgen so <strong>für</strong><br />

Was eine wäre, Verteilung wenn? Nehmen der Wärme. wir an, Sie Selbst variieren wenn <strong>die</strong> Lufttem- Honigbienen sich zusammendrängen, müssen<br />

peratur sie viel und Energie messen aufwenden, den Sauerstoverbrauch um während eines Tiger- langer kalter Witterungsperioden warm zu<br />

pythonweibchens, bleiben. Hauptsächlich das kein Gelege aus <strong>die</strong>sem hat. Wie Grund würde speichern der sie im Stock große Mengen an<br />

Sauerstoverbrauch Honig als Energielieferant. der Schlange, <strong>die</strong> Honigbienen ja dann kein Zitter- kontrollieren <strong>die</strong> Temperatur im Stock auch<br />

verhalten dadurch, zeigt, dass mit der sie Umgebungstemperatur bei warmer Witterung schwanken? Wasser in den Stock hineintragen und mit<br />

ihren Flügeln fächeln, was <strong>die</strong> Verdunstung fördert. Auf <strong>die</strong>se Weise setzt eine Kolonie<br />

Honigbienen 120 viele der thermoregulatorischen Mechanismen ein, <strong>die</strong> man sonst bei<br />

individuellen Organismen findet.<br />

100<br />

Abbildung<br />

80<br />

2.11: Thermoregulation bei Honigbienen.<br />

Honigbienen drängen sich bei kühler Witterung eng zusammen.<br />

60<br />

Abbildung 40.14: Wie erzeugt ein Tigerpythonweibchen Wärme, während es sein Gelege bebrütet?<br />

Temperatur (°C)<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

in Ruhe<br />

Aufwärmen vor<br />

Flugbeginn<br />

Flug<br />

Brustbereich<br />

Hinterleib<br />

0 2 4<br />

Zeit ab Beginn des Aufwärmens (min)<br />

Abbildung 40.15: Aufwärmen vor dem Flug bei einem Schwärmer.<br />

Abbildung Der Tabakschwärmer 2.12: Aufwärmen (Manduca sexta) vor gehört dem Flug zu den bei zahlreichen einem<br />

Insektenarten, Schwärmer. <strong>die</strong> Der eine Tabakschwärmer Art Kältezittern einsetzen, gehört um zu <strong>die</strong> den Flugmuskuzahllaturreichen im Thorax Insektenarten, vor dem Start <strong>die</strong> aufzuwärmen. eine Art Kältezittern Dieses Aufwärmen einset- hilft<br />

den Muskeln, so viel Kraft zu entwickeln, dass das Tier abheben kann.<br />

zen, um <strong>die</strong> Flugmuskulatur im Brustbereich vor dem<br />

Einmal in der Luft, wird <strong>die</strong> hohe Thoraxtemperatur durch <strong>die</strong> Aktivität<br />

der Start Flugmuskeln aufzuwärmen. aufrechterhalten. Dieses Aufwärmen hilft den Mus-<br />

keln, so viel Kraft zu entwickeln, dass das Tier abheben<br />

kann. Einmal in der Luft, wird <strong>die</strong> hohe Temperatur<br />

im Brustbereich durch <strong>die</strong> Aktivität der Flugmuskeln<br />

aufrechterhalten.<br />

O2-Verbrauch (ml O2 pro h) pro kg<br />

40<br />

20<br />

Besondere 0 physiologische Mechanismen<br />

0 5 10 15 20 25 30 35<br />

zur Regulierung Kontraktionen der pro Köpertemperatur<br />

Minute<br />

Weil Endotherme in der Regel Körpertemperaturen aufrechterhalten,<br />

<strong>die</strong> deutlich über den Umgebungstemperaturen liegen, müssen sie<br />

einem ständigen Wärmeverlust entgegenwirken. Dies ist umso notleguanwendiger,<br />

(Dipsosaurus je weiter dorsalis) <strong>die</strong> mit Umgebungstemperatur bestimmten Bakte- unter der Körpertemrien<br />

inziert ist, sucht er einen wärmeren Ort auf und<br />

peratur liegt. Durch Muskelaktivitäten wie Bewegung oder Zittern kann<br />

hält dort eine um 2–4 °C erhöhte Körpertemperatur auf-<br />

<strong>die</strong> Wärmeproduktion eines Lebewesens gesteigert werden. Bei einigen<br />

recht. Ähnliche Beobachtungen bei Fischen, Amphi-<br />

Säugern können darüber hinaus bestimmte Hormone <strong>die</strong> Mitochondbien<br />

und sogar Schaben sprechen da<strong>für</strong>, dass <strong>die</strong>se Reaktionrien<br />

stimulieren, auf gewisse Infektionen ihre Stoffwechselaktivität in der Evolution auf zu erhöhen und dabei Wär-<br />

breiter meenergie Basis konserviert statt worden ATP zu ist. produzieren. Diese zitterfreie Thermogenese<br />

findet Nachdem man wir vorwiegend <strong>die</strong> Thermoregulation im braunen eingehend Fettgewebe, ab- das bei allen Kleinsäugehandeltgern<br />

und haben, neugeborenen wollen wir uns nun Säugetieren mit einigen an- im Nackenbereich und zwischen<br />

deren den energieverbrauchenden Schultern vorkommt Prozessen und und auf mit eine den rasche Wärmeproduktion spe-<br />

unterschiedlichen Arten und Weisen beschäftigen, wie<br />

zialisiert ist. Durch Kältezittern und zitterfreie Thermogenese können<br />

Tiere Energie bereitstellen, nutzen und sparen.<br />

Säuger und Vögel ihre Wärmeproduktion in kalten Lebensräumen um<br />

das Fünf- bis Zehnfache erhöhen.<br />

Viele ektotherme Tiere der kühlgemäßigten Breiten, sowie der Polar-<br />

Wiederholungsfragen<br />

und Gebirgsregionen überstehen lange Frostperioden im Winter durch<br />

1. Senkung Welche Form des Gefrierpunktes Wärmeaustauschs spielt ihrer bei der Körperflüssigkeiten „Wind-<br />

und durch <strong>die</strong> Entkälte“<br />

(wind chill) eine Rolle, wenn sich bewegte Luft kälwicklungter<br />

anfühlt als einer ruhende spezifischen Luft derselben Temperatur? Kältetoleranz. Eine Gefrierpunkternied-<br />

2. rigung Blüten unterscheiden der Körperflüssigkeit sich darin, wie viel Sonnenlicht führt sie re- zu einer Herabsetzung der Erstar-<br />

ektieren. Warum kann das <strong>für</strong> einen Kolibri, der an einem<br />

rungstemperatur und verhindert das ansonsten tödliche Einfrieren der<br />

kühlen Morgen nach Nektar sucht, von Bedeutung sein?<br />

3. Tiere. Was wäre, Das wenn? Phänomen Am Ende der eines Gefrierpunkterniedrigung anstrengenden Laufs<br />

ist aus dem Alltag<br />

geläufig. an einem heißen So gefriert Tag stellen Sie Wasser fest, dass durch in der Kühlbox <strong>die</strong> Zugabe von (Streu-)Salz erst bei<br />

keine Getränke mehr sind. Wenn Sie dann aus Verzweif-<br />

Temperaturen lung den Kopf in <strong>die</strong> deutlich Kühlbox stecken, unterhalb wie könnte das seines eis- eigentlichen Gefrierpunkts bei<br />

0 kalte °C. Wasser Der Umfang <strong>die</strong> Geschwindigkeit einer beeinussen, möglichen mit der Gefrierpunktsenkung wird dabei,<br />

Ihre Körpertemperatur auf Normalniveau zurückkehrt?<br />

sowohl beim Streusalz auf der Straße als auch innerhalb eines Lebewe-<br />

Lösungshinweise nden Sie in Anhang A.<br />

sens ausschließlich durch <strong>die</strong> Konzentration der jeweiligen Frostschutzsubstanzen<br />

bestimmt. Einige Fische der Polarregionen (zum Beispiel der<br />

Antarktisdorsch) setzen den Gefrierpunkt über 1173 <strong>die</strong> Erhöhung der Glycerin-Konzentration<br />

in den Körperflüssigkeiten herab.


Einige wirbellose Wattbewohner der höheren Breiten und manche<br />

Wasserinsekten überleben <strong>die</strong> Kälte, indem sie sich unbeschadet einfrieren<br />

lassen und bei Erwärmung wieder aufleben. Bei manchen Arten<br />

können sogar über 90 Prozent der Körperflüssigkeit gefrieren; <strong>die</strong> übrigen<br />

zehn Prozent enthalten in <strong>die</strong>sen Fällen sehr hohe Konzentrationen<br />

an Frostschutzsubstanzen. An den Außenseiten der geschrumpften Zellen<br />

bilden sich Eiskristalle und Muskeln und Organe werden verformt.<br />

Nach dem Auftauen erlangen <strong>die</strong>se bei den zu <strong>die</strong>ser wohl extremsten<br />

Form der Anpassung befähigten Arten rasch wieder ihre ursprüngliche<br />

Form und Funktion.<br />

2.2 Abiotischer faktor Wasser<br />

Wasser ist der Hauptbestandteil aller Lebewesen. Es macht etwa 75–95 Prozent<br />

sämtlicher lebender Zellen aus und es gibt kaum einen physiologischen<br />

Prozess, bei dem Wasser nicht von grundlegender Bedeutung ist.<br />

Wasser bedeckt zu etwa 75 Prozent <strong>die</strong> Erdoberfläche und bildet damit<br />

den von der Größe der Fläche und vom Volumen her bedeutendsten<br />

Lebensraum der Erde: <strong>die</strong> Ozeane. Neben der Temperatur hat <strong>die</strong> verfügbare<br />

Wassermenge in Form von Niederschlägen, Oberflächenwasser,<br />

Grund- und Bodenwasser den größten Einfluss auf <strong>die</strong> Verbreitung<br />

der terrestrisch lebenden Organismen.<br />

Im Folgenden werden zunächst <strong>die</strong> einzigartigen und bemerkenswerten<br />

physikalischen und chemischen Eigenschaften von Wasser dargestellt.<br />

Auf <strong>die</strong>ser Basis soll anschließend der Einfluss <strong>die</strong>ser Eigenschaften auf<br />

pflanzliche und tierische Organismen in verschiedenen Lebensräumen<br />

näher betrachtet werden.<br />

2.2.1 Wasser zirkuliert zwischen<br />

Erdoberfläche und Atmosphäre<br />

Alle Meeres- und Süßwasserlebensräume sind direkt oder indirekt als<br />

Elemente eines globalen Wasserkreislaufes (hydrologischer Kreislauf)<br />

miteinander verbunden (⇒ Abbildung 2.13), innerhalb dessen<br />

Wasser von der Atmosphäre zur Erdoberfläche und zu einem späteren<br />

Zeitpunkt wieder zurück in <strong>die</strong> Atmosphäre gelangt.<br />

Treibende Kraft des Wasserkreislaufes ist <strong>die</strong> Solarstrahlung, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Erdatmosphäre<br />

erwärmt und Energie <strong>für</strong> <strong>die</strong> Verdunstung von Wasser liefert.<br />

Niederschlag setzt den Wasserkreislauf in Bewegung. Wasserdampf, der<br />

in der Atmosphäre zirkuliert, gelangt irgendwann in Form von Niederschlag<br />

wieder zur Erdoberfläche zurück. Dabei fällt ein Teil des Wassers direkt auf<br />

den Erdboden, ein anderer auf Gewässer wie Seen, Fließgewässer und<br />

Ozeane und ein weiterer Teil wird von der Vegetation zurückgehalten. Die<br />

Menge an Wasser, <strong>die</strong> im Boden versickern kann, hängt unter anderem<br />

vom Bodentyp (vgl. Kapitel 2.6), von der Neigung des jeweiligen Geländes,<br />

dem Pflanzenbewuchs und der Stärke des Niederschlages ab. Wenn<br />

bei starken Regenfällen der Boden wassergesättigt ist, kann er kein weiteres<br />

Wasser aufnehmen und überschüssiges Wasser fließt auf der Erdoberfläche<br />

ab (Oberflächenabfluss).<br />

2.2 Abiotischer Faktor Wasser<br />

WIEDERHOLUNgSfRAgEN 2.1<br />

1. Entwickeln Sie ein Experiment, mit dem es<br />

möglich ist, den Toleranzbereich eines Individuums<br />

bezüglich des Umweltfaktors Temperatur<br />

zu bestimmen. Zeichnen Sie zu <strong>die</strong>sem<br />

Zweck eine Toleranzkurve. Gehen Sie<br />

von folgenden Werten aus: T min 5 °C, T max<br />

39 °C, Optimum bei 20 °C.<br />

2. Erläutern Sie <strong>die</strong> Begriffe Endothermie und<br />

Ektothermie in eigenen Worten. Erklären<br />

Sie dabei <strong>die</strong> grundsätzlichen Unterschiede<br />

zwischen den beiden Lebensweisen und leiten<br />

Sie charakteristische Kompromisse bzw.<br />

Vor- und Nachteile ab.<br />

3. Erläutern Sie, inwiefern Thermoregulation<br />

lebensnotwendig <strong>für</strong> <strong>die</strong> allermeisten Tierarten<br />

ist. Nennen sie zwei Tierarten, <strong>die</strong><br />

nach Ihrer Meinung Ausnahmen von <strong>die</strong>ser<br />

Regel darstellen und begründen Sie <strong>die</strong><br />

Ausnahmen.<br />

4. Nennen und erläutern Sie <strong>die</strong> verschiedenen<br />

Arten der Thermoregulation.<br />

5. Wenn <strong>die</strong> Umgebungstemperatur über der<br />

Körpertemperatur liegt, ist Verdunstung der<br />

einzige Weg, um ein schnelles Ansteigen<br />

der Körpertemperatur zu vermeiden. Stellen<br />

Sie begründet dar, warum unter den gegebenen<br />

Bedingungen <strong>die</strong> anderen beschriebenen<br />

Thermoregulationsmechanismen unwirksam<br />

sind.<br />

Wolkenbruch über dem Meer – ein Teil des Wasserkreislaufs.<br />

21


ystemarer Prozesse, wobei insbesondere <strong>die</strong> Primärproduktion und<br />

ie Zersetzung 2 organischen Abiotische Umweltfaktoren Materials in – ihr terrestrischen Einfluss auf das Leben Ökosystemen<br />

on der Verfügbarkeit des Wassers abhängen.<br />

b) Für Organismen verfügbare Formen des Wassers. Der wichtigste<br />

ggregatzustand des Wassers, der <strong>für</strong> <strong>die</strong> meisten Organismen geutzt<br />

Abbildung werden kann, 2.13: Der ist Wasserkreislauf <strong>die</strong> flüssige Form. Manche Organismen<br />

rschließen sich aber auch den Wasserdampf. Wenn<br />

as Wasser im Boden gefriert, ist <strong>die</strong> <strong>für</strong> Landpflanen<br />

verfügbare Wassermenge in der Regel stark<br />

ingeschränkt.<br />

c) Reservoire. Ungefähr 97 Prozent der gesamen<br />

Wassermenge der Erdoberfläche befindet<br />

ich in den Meeren. Rund zwei Prozent sind<br />

Gletschern und den Eiskappen an den Poen<br />

gebunden, das restliche eine Prozent<br />

erteilt sich auf Seen, Flüsse und auf das<br />

Niederschlag Evaporation<br />

über dem<br />

rundwasser; in der Atmosphäre befindet Meer<br />

ich nur ein verschwindend geringer Anteil<br />

avon. Ein Wassermolekül bleibt im Durchchnitt<br />

neun Tage in der Luft. Pro Tag wird<br />

s im Durchschnitt 100–1000 km weit transortiert,<br />

im Meer verweilt es etwa 3000 Jahre.<br />

a Ökosysteme Wasser also kaum speichern<br />

önnen, vermeiden einige Biogeochemiker den<br />

egriff „Kreislauf“ und sprechen deshalb vom<br />

asserumsatz beziehungsweise von der hydrologichen<br />

Bilanz eines Ökosystems.<br />

Solarenergie<br />

Bewegung des Wasserdampfes<br />

durch den Wind<br />

über dem Meer<br />

Evapotranspiration<br />

über dem Land<br />

im Boden<br />

zirkulierendes<br />

Wasser<br />

Wolken und der Niederschlag. Diese P<br />

dem Meer als auch über dem Festland<br />

halb auch Meeres- und Festlandkreisl<br />

Festlandkreislauf ist, dass auch durch<br />

Pflanzen große Wassermenge<br />

Oberflächen- und Grun<br />

Wasser der terrest<br />

<strong>die</strong> Meere zurü<br />

Transport<br />

über dem Land<br />

Niederschlag<br />

über dem<br />

Land<br />

unterirdischer<br />

Wasserabfluss<br />

geschlossen i<br />

Diagramm<br />

einzelnen<br />

serkreisl<br />

auf <strong>die</strong><br />

gewäs<br />

1:20:1<br />

des W<br />

soziat<br />

stoff e<br />

2 H 2O +<br />

Dieser P<br />

tung bei d<br />

atmosphäre<br />

Der Kohlenstoffkreislauf<br />

Ein Teil des versickernden Wassers dringt im Boden bis zu undurch-<br />

a) Biologische SCHON Bedeutung. gEWUSST? Kohlenstoff bildet<br />

lässigen<br />

das Grundgerüst<br />

Lehm-, Ton- oder<br />

der<br />

Gesteinsschichten vor und sammelt sich über<br />

rganischen Ungefähr Moleküle, 97 Prozent <strong>die</strong> des gesamten <strong>für</strong> alle Wasser- Organismen <strong>die</strong>sen unentbehrlich als Grundwasser. sind. Von dort bahnt es sich unterirdisch seinen<br />

b) Für Organismen volumens der Erde verfügbare befinden sich in Formen. den Mee- Organismen, Weg in Quellen <strong>die</strong> und photosyn- Wasserläufe.<br />

hetischren. aktiv Weitere sind, etwa nehmen zwei Prozent CO2sind auf als und Eis wandeln Regenwasser, den Kohlenstoff das in den in oberen Erdschichten verbleibt, kehrt ebenso<br />

rganische in den Verbindungen Gletschern und Polkappen um, <strong>die</strong> von gebunden<br />

Konsumenten wie das Oberflächenwasser – Tieren, von Wasserläufen, Seen und Meeren durch<br />

ilzen sowie den; das heterotrophen restliche eine Prozent Protisten verteilt sich und Prokaryonten Verdunstung (Evaporation) – genutzt wieder in <strong>die</strong> Atmosphäre zurück. Pflanzen<br />

erden auf können. Seen, Flüsse Darüber und das Grundwasser. hinaus produzieren In der sorgen <strong>die</strong> photoautotrophen<br />

darüber hinaus <strong>für</strong> zusätzliche Wasserverluste des Bodens. Durch<br />

rganismen Atmosphäre Sauerstoff, befindet sich, der in zur Form Atmungder von Was- ihre Organismen Wurzeln nehmen nötig ist. sie Wasser aus dem Erdreich auf und geben es<br />

omit ist<br />

serdampf,<br />

der Kohlenstoff-,<br />

der <strong>die</strong> Luftfeuchtigkeit<br />

Sauerstoffbedingt,je-<br />

und Kohlendioxidkreislauf über <strong>die</strong> Spaltöffnungen eng ihrer Blätter (Stomata) kontrolliert wieder ab<br />

weils nur ein verschwindend geringer Anteil<br />

iteinander verbunden. Das CO<br />

(Transpiration). Den Gesamtbetrag von Evaporation und Transpiration<br />

der gesamten weltweiten Wassermenge 2, das von der Photosynthese zu<br />

– fasst man als Evapotranspiration zusammen. Zur Gesamtmenge des<br />

trukturellem Kohlenstoff umgesetzt wird, stammt nur zu einem ge-<br />

auch wenn man <strong>die</strong>s an einem typischen Re- verdunstenden Wassers kommt neben der Evapotranspiration noch <strong>die</strong><br />

ingen Anteil<br />

gentag gerne<br />

aus der<br />

bezweifeln<br />

Atmung<br />

möchte.<br />

von<br />

Ein<br />

Organismen<br />

Was-<br />

desselben<br />

Verdunstung an den benetzten Pflanzenoberflächen (Interzeptions-<br />

ebensraums. sermolekül Durch bleibt, <strong>die</strong> wenn starke es einmal Durchmischung in <strong>die</strong> verdunstung)<br />

der Gas-<br />

hinzu. Sowohl das Ausmaß der Evapotranspiration als<br />

hase in Gasphase der Atmosphäre übergetreten ist, wird im Durchschnitt das CO2 allochton auch das der Interzeptionsverdunstung hängen von der Sonneneinstrah-<br />

entstammend neun Tage aus in der weiter Luft. Pro entfernten Tag wird es dabei Gebieten) lung, inder<br />

Temperatur und von der verfügbaren Wassermenge ab. Die<br />

in Ökosystem etwa 100–1000 eingetragen. km weit transportiert. Analog Wenn zur hydro- Gesamtverdunstung ist erwartungsgemäß in trockenheißen Gebieten<br />

gischen es einmal Bilanz ins wird Meer gelangt deshalb ist, verweilt bei der es dort Untersuam<br />

größten. In anderen Gebieten stellt sich ein dem Verhältnis von verhung<br />

von statistisch lokalen <strong>für</strong> etwa „Kreisläufen“ 3000 Jahre. auch von fügbarer Wassermenge und Temperatur entsprechendes Gleichgewicht<br />

ohlenstoffbilanzen beziehungsweise Koh- ein: So ist beispielsweise in feuchtheißen Regionen <strong>die</strong> Verdunstung<br />

nstoffumsätzen gesprochen.<br />

wesentlich höher als in Gebieten mit hohen verfügbaren Wassermen-<br />

c) Reservoire. Das größte Reservoir ist gen und niedrigen Temperaturen. Die potenzielle Evapotranspiration<br />

ist ein Maß <strong>für</strong> den potenziellen Wasserverlust bei unbegrenzter Wasie<br />

Lithosphäre (zum Beispiel Kalkstein)<br />

it ca. 2299,8<br />

Prozent des globalen Kohlentoffs<br />

von etwa 75 Millionen Gigatonnen<br />

Gt : 1 Gt = 1 x 10 9 <strong>die</strong>sen ca. 35.000 Gt stehen 90 Gt in jä<br />

CO2 der Atmosphäre. Insgesamt ist di<br />

anorganischem Kohlenstoff des Meer<br />

Konzentration der Atmosphäre. In de<br />

bender Anteil) sind etwa 0,001 Prozen<br />

gespeichert. Zu einer Speicherung von<br />

Beispiel auch bei der Moorbildung, w<br />

ganischen Kohlenstoffverbindungen<br />

weiter zu anorganischem Kohlenstoff<br />

können. Cyanobakterien, einige Alge<br />

reichen Standorten vorkommen,<br />

bonat auszuscheiden. A<br />

und Korallenbänke<br />

Kohlenstoff geb<br />

atmosphärisches CO (d) Wichtige<br />

2<br />

Photosynthese<br />

synthese de<br />

tons werd<br />

PhotoZell- CO2-Me syntheseatmung men. Es<br />

ungefä<br />

auch d<br />

märpr<br />

wiede<br />

Phyto-<br />

Auch V<br />

plankton<br />

t); <strong>die</strong>ses gigantische<br />

CO2-Q Verbrennung<br />

fossiler<br />

Energieträger<br />

und<br />

Primär-<br />

Konsumenten<br />

höherer Ord-


54<br />

sernachführung. Sie hängt von der jeweiligen Sonneneinstrahlung und<br />

der Höhe der Temperatur ab und ist am höchsten, wenn beide Größen<br />

besonders hohe Werte erreichen. Die Artendiversität von Pflanzen und<br />

Tieren steht sowohl mit der aktuellen als auch mit der potenziellen Evapotranspiration<br />

in direktem Zusammenhang (⇒ Abbildung 2.14).<br />

Das gesamte Wasservolumen der Erde umfasst etwa eine Milliarde<br />

Kubikkilometer (km ³ bildet werden.<br />

), von denen sich mehr als 97 Prozent in den Meeren<br />

befinden. Weitere zwei Prozent sind in Eis und Schnee der polaren<br />

Gebiete sowie in Gletschermassen der Hochgebirge der Erde gebunden,<br />

während das drittgrößte aktive Reservoir das Grundwasser ist<br />

(0,3 Prozent).<br />

2.2.2 Wasser hat wichtige physikalische<br />

und chemische Eigenschaften<br />

Die chemische Struktur des Wassers<br />

Ein Wassermolekül besteht aus zwei Wasserstoffatomen (H) und einem<br />

Sauerstoffatom (O), dargestellt durch <strong>die</strong> chemische Summenformel<br />

H2O. Innerhalb des Wassermoleküls liegen so genannte Elektronenpaarbindungen<br />

(kovalente Bindungen) vor, <strong>die</strong> in der Strukturformel<br />

des Wassers durch <strong>die</strong> Striche zwischen dem Sauerstoffatom und den<br />

Wasserstoffatomen symbolisiert werden. Innerhalb der kovalenten Bindungen<br />

sind im Wassermolekül <strong>die</strong> Elektronen jedoch nicht gleichmäßig<br />

zwischen den an den Bindungen beteiligten Atomen aufgeteilt. Aufgrund<br />

der stärkeren Elektronegativität des Sauerstoff-Atoms ist das Wassermolekül<br />

polar und kann darüber hinaus schwache Bindungen mit<br />

seinen Nachbarmolekülen, sogenannte Wasserstoffbrücken, ausbilden<br />

(⇒ Abbildung 2.15). Wasserstoffbrückenbindungen sind viel schwächer<br />

als <strong>die</strong> kovalenten Bindungen zwischen Sauerstoff und Wasserstoff<br />

innerhalb des Moleküls und können sich daher zwischen den Wassermolekülen<br />

ständig lösen und neu bilden. Der Energiebeitrag jeder<br />

Wasserstoffbrückenbindung <strong>für</strong> den Zusammenhalt zwischen den Wassermolekülen<br />

ist gering, doch ziellen <strong>die</strong> ungeheure Evapotranspiration Menge (Abbildung <strong>die</strong>ser Bindungen<br />

54.25).<br />

summiert <strong>die</strong> Kräfte so stark auf, dass sie gemeinsam selbst <strong>die</strong> höchsten<br />

Bäume aufrecht halten. 54.4.2 Effekte der Flächengröße<br />

Wärmeleitfähigkeit<br />

7287_BIO_54_Kap 21.10.2009 12:35 Uhr Seite 1636<br />

<strong>Ökologie</strong> der Lebensgemeinschaften<br />

zer sind <strong>die</strong> Zeiträume zwischen den Artbildungsereignissen.<br />

Außerdem mussten viele Lebensgemeinschaften<br />

in den gemäßigten und hohen Breiten, bedingt durch <strong>die</strong><br />

großen pleistozänen Kaltzeiten, immer wieder neu ge-<br />

2.2 Abiotischer Faktor Wasser<br />

Die Hauptursache <strong>für</strong> den vom Breitengrad abhängi- 120<br />

gen Gra<strong>die</strong>nten der biologischen Diversität ist mit großer<br />

Wahrscheinlichkeit das Makroklima. Die beiden<br />

100<br />

wichtigsten Klimafaktoren, <strong>die</strong> in terrestrischen Lebens- 80<br />

gemeinschaften mit der biologischen Vielfalt korrelieren,<br />

sind <strong>die</strong> Größe der einfallenden Sonnenenergie und<br />

60<br />

<strong>die</strong> Verfügbarkeit von Wasser. Beide Faktoren stehen in 40<br />

den Tropen ausreichend zur Verfügung. Sie können über<br />

<strong>die</strong> so genannte Evapotranspiration kombiniert analy-<br />

20<br />

siert werden. Während <strong>die</strong> Evaporation <strong>die</strong> Verdunstung<br />

von Wasser aus dem Boden und über Gewässerflächen<br />

0<br />

100 300 500 700 900<br />

reale Evapotranspiration (mm/Jahr)<br />

1100<br />

bedeutet, versteht man unter Transpiration <strong>die</strong> cuticuläre<br />

und – von der Menge her entscheidend – <strong>die</strong> gere-<br />

(a) Bäume.<br />

gelte Transpiration der Höheren Pflanzen über Stomata<br />

(siehe Kapitel 36.4). Beide Prozesse (Evaporation, Tran-<br />

200<br />

spiration) fasst man als Evapotranspiration zusammen.<br />

Hinzu kommt <strong>die</strong> Verdunstung der von Niederschlagswasser<br />

benetzten Vegetationsschicht, <strong>die</strong> als Interzep-<br />

100<br />

tionsverdunstung bezeichnet wird. Die Evapotranspiration,<br />

aber auch <strong>die</strong> Interzeptionsverdunstung hängen<br />

von der Sonneneinstrahlung, der Temperatur und von<br />

der verfügbaren Wassermenge ab. Sie sind in trockenheißen<br />

Regionen am größten und auch in feuchtheißen<br />

50<br />

Regionen mit reichlichen Niederschlägen immer noch 10<br />

wesentlich höher als in Gebieten, in denen <strong>die</strong> Tempera-<br />

0 500 1000 1500 2000<br />

turen niedrig sind und höhere Niederschläge vorkom-<br />

potenzielle Evapotranspiration (mm/Jahr)<br />

(b) Wirbeltiere.<br />

men. Die potenzielle Evapotranspiration ist ein Maß <strong>für</strong><br />

7287_BIO_03_Kap 20.10.2009 8:55 Uhr Seite 65<br />

den potenziellen Wasserverlust bei unbegrenzter Was- Abbildung 54.25: Evaporation und Artendiversität. (a) Die Diversernachführung.<br />

Sie hängt von der jeweiligen Sonnen- Abbildung sität der Baumarten 2.14: Nordamerikas Evaporation nimmt und mit Artendiversität.<br />

der realen Evapotraneinstrahlung<br />

und der Höhe der Temperatur ab und ist spirationsrate zu; (b) der Artenreichtum der Wirbeltiere korreliert vor<br />

am höchsten, wenn beide besonders hohe Werte erreichen.<br />

Die Artendiversität von Pflanzen und Tieren korreliert<br />

sowohl mit der realen als auch mit der poten-<br />

allem mit der potenziellen Evapotranspirationsrate. Beide Evapotranspirationswerte<br />

sind als Niederschlagsäquivalente angegeben.<br />

3.2 Vier Eigenschaften des Wassers tragen<br />

raumvielfalt und eine Vielzahl an Mikrolebensräumen<br />

besitzen als kleinere. In der Naturschutzbiologie kann<br />

man anhand von Arten-Flächen-Kurven <strong>für</strong> <strong>die</strong> wichtigsten<br />

systematischen Organismengruppen einer Bio-<br />

Der Naturforscher und Mitbegründer der Geografie Alezönose voraussagen, wie mit Reduzierung der Flächenxander<br />

von Humboldt (1769–1859) beschrieb 1807 zusammen<br />

mit dem Botaniker Aimé Bonpland (1773–1858)<br />

größe <strong>die</strong> Artendiversität wahrscheinlich zurückgehen<br />

d –<br />

wird.<br />

Wasserstoff-<br />

Den Wasserstoffbrücken verdankt mit der Arten-Flächen-Kurve Wasser noch weitere (species-area-curves) einzigartige eine Abbildung 54.26 zeigt d+<br />

eine Arten-Flächen-Kurve<br />

brückenbindung<br />

Eigenschaften. Eine davon ist der <strong>die</strong> wichtigen hohe spezifische Gesetzmäßigkeiten Wärmekapazität,<br />

der Biodiversität: Un- <strong>für</strong> nordamerikanische Brutvögel. H Die Steigung der Geter<br />

annähernd gleichen Standortfaktoren enthält ein raden gibt an, wie stark der Artenreichtum mit der Flä-<br />

<strong>die</strong> Wärmemenge, <strong>die</strong> erforderlich ist, um 1 Gramm einer Substanz um<br />

O<br />

bestimmtes geografisches Gebiet umso mehr Arten, je chengröße zunimmt. d+<br />

d–<br />

Die Steigungen H verschiedener Ar-<br />

1 °C zu erwärmen. Wasser hat <strong>die</strong> höchste Wärmekapazität aller Flüs-<br />

größer es ist. Ein Grund <strong>für</strong> <strong>die</strong>se Gesetzmäßigkeit liegt ten-Flächen-Kurven dsind – zwar d+<br />

unterschiedlich, das<br />

sigkeiten. In Zusammenhang mit darin, der dass relativ große geringen Flächen auch Wärmeleitfähig-<br />

eine größere Lebens- Grundprinzip, dass <strong>die</strong> Artendiversität<br />

d –<br />

d +<br />

mit der Fläche<br />

keit bedeutet <strong>die</strong>s, dass Wasser ungeheure Wärmemengen speichern<br />

kann, ohne dass sich seine Temperatur dadurch deutlich erhöht. Ent-<br />

1636<br />

sprechend müssen Gewässern wie Teichen, Seen und Meeren enorme<br />

Energiemengen zugeführt werden, um <strong>die</strong>se zu erwärmen. Gewässer<br />

erwärmen sich daher im Frühjahr nur langsam und kühlen im Herbst<br />

ebenso langsam wieder ab. Aus <strong>die</strong>sem Grund schwankt <strong>die</strong> Tempera- Abbildung 3.2: Wasserstoffbrückenbindungen zwischen Was-<br />

Abbildung 2.15: Wasserstoffbrückenbindung zwisermolekülen.<br />

Die Bereiche der polaren Wassermoleküle mit elektritur<br />

in aquatischen Lebensräumen nie so abrupt mit den Jahreszeiten, schen Wassermolekülen.<br />

schen Überschussladungen werden von entgegengesetzt geladenen<br />

Bereichen benachbarter Moleküle angezogen. Jedes Molekül kann<br />

23<br />

Artenreichtum der Bäume<br />

Artenreichtum der Wirbeltiere<br />

180<br />

160<br />

140<br />

Wasserstoffbrücken zu mehreren Partnermolekülen ausbilden. Diese<br />

Assoziate unterliegen einer ständigen, durch <strong>die</strong> Wärmebewegung<br />

bedingten Veränderung.<br />

Vie<br />

tra<br />

<strong>für</strong><br />

ein<br />

Wir<br />

<strong>die</strong><br />

Leb<br />

auf<br />

beim<br />

3.2<br />

Was<br />

brü<br />

Ano<br />

dig<br />

lekü<br />

brü<br />

höh<br />

and


24<br />

2 Abiotische Umweltfaktoren – ihr Einfluss auf das Leben<br />

Santa Barbara<br />

23°C<br />

Los Angeles<br />

(Flughafen) 24°C<br />

21°-Zone<br />

Burbank San Bernadino<br />

32°C 38°C<br />

Riverside 35,5°C<br />

Santa Ana<br />

29°C Palm Springs<br />

41°C<br />

27°-Zone<br />

32°-Zone<br />

Pazifischer Ozean<br />

38°-Zone San Diego 22°C<br />

wie das <strong>für</strong> <strong>die</strong> Lufttemperaturen terrestrischer Lebensräume typisch ist.<br />

Damit haben Gewässer auch eine große Wärme ausgleichende Wirkung<br />

auf <strong>die</strong> in unmittelbarer Nähe liegenden Festlandökosysteme (⇒ Abbildung<br />

2.16).<br />

Dichteanomalie<br />

Die spezifische Anordnung der Wassermoleküle verleiht Wasser ein<br />

besonderes Dichte-Temperatur-Verhältnis, welches man als Dichteanomalie<br />

des Wassers bezeichnet. Die meisten Stoffe ziehen sich bei<br />

Abkühlung zusammen und dehnen sich bei Erwärmung aus, wodurch<br />

ihre Dichte steigt beziehungsweise fällt. Bei Abkühlung auf ihre Erstarrungstemperatur<br />

werden Substanzen fest und als Feststoff besitzen sie<br />

eine höhere Dichte als in flüssigem Zustand. Bei Wasser ist das anders.<br />

Die Dichte von reinem Wasser nimmt bei Abkühlung bis auf +4 °C zu.<br />

Bei weiterer Abkühlung nimmt <strong>die</strong> Dichte hingegen wieder ab. Bei 0 °C<br />

bildet sich Eis. Die in einem Eiskristall angeordneten Wassermoleküle<br />

nehmen mehr Raum ein als in flüssigem Aggregatzustand (⇒ Abbildung<br />

2.17). Die geringere Dichte bewirkt, dass Eis „leichter“ ist als Wasser<br />

und somit auf <strong>die</strong>sem schwimmt. Diese Eigenschaft ist <strong>für</strong> das Leben<br />

von Organismen im Wasser entscheidend, denn aus <strong>die</strong>sem Grund friert<br />

ein See im Winter immer von oben nach unten zu und nicht umgekehrt,<br />

was das Überleben der Organismen in tieferen Wasserschichten unterhalb<br />

der Eisdecke und am Gewässergrund möglich macht. Das oben<br />

befindliche Eis hat ferner eine wichtige isolierende Wirkung und verhindert<br />

eine Auskühlung der tieferen Gewässerschichten.<br />

Oberflächenspannung<br />

287_BIO_03_Kap 20.10.2009 8:55 Uhr Seite Aufgrund 69 der Wasserstoffbrückenbindungen hängen Wassermoleküle<br />

relativ fest zusammen und können von außen wirkenden Kräften besser<br />

widerstehen als sie es ohne <strong>die</strong>se Bindungen könnten. Sie zeigen<br />

eine stärkere Kohäsion. Im Inneren eines Wasserkörpers sind <strong>die</strong> Anziehungskräfte<br />

nach allen Seiten gleich und <strong>die</strong> Wassermoleküle sind eng<br />

3.2 Vier Eigenschaften des Wassers tragen dazu bei, dass <strong>die</strong> Erde <strong>für</strong> das Leben ein geeigneter Ort ist<br />

Eis<br />

stabile<br />

Wasserstoffbrückenbindungen<br />

65 km<br />

Abbildung 2.16: Die Wirkung eines ausgedehnten<br />

Wasserkörpers auf das lokale Klima.<br />

Wasserstoffbrückenbindung<br />

flüssiges Wasser<br />

fluktuierende<br />

Wasserstoffbrückenbindungen<br />

Abbildung Abbildung 3.6: 2.17: Eis: Kristallstruktur Eis: Kristallstruktur und und aufschwimmende aufschwimmende Barriere. Barriere. Im Eis ist jedes Molekül durch Wasserstoffbrückenbindungen mit vier<br />

Nachbarmolekülen zu einem Kristallgitter verbunden. Da <strong>die</strong> kristalline Anordnung raumgreifend ist, enthält Eis weniger Moleküle als ein gleich<br />

großes Volumen flüssigen Wassers. Eis ist also weniger dicht als flüssiges Wasser. Aufschwimmendes Eis wird zu einer Barriere, <strong>die</strong> <strong>die</strong> darunter<br />

befindliche Flüssigkeit von der kälteren Luft isoliert. Das hier gezeigte Meereslebewesen ist ein Garnelentyp, der als Krill bezeichnet wird. Es wurde<br />

unmittelbar unterhalb des antarktischen Eispanzers fotografiert.


miteinander verbunden. An der Wasseroberfläche hingegen ist das<br />

anders; <strong>die</strong> Bindungen zwischen Wasser- und Luftmolekülen an <strong>die</strong>ser<br />

Grenzschicht zwischen Wasser und Atmosphäre sind im Vergleich<br />

zu den Bindungen zwischen den Wassermolekülen innerhalb der Flüssigkeit<br />

viel schwächer. Hieraus resultiert eine enorme Oberflächenspannung,<br />

welche <strong>für</strong> viele direkt auf oder unter der Wasseroberfläche<br />

lebende Organismen von essenzieller Bedeutung ist. So kann <strong>die</strong> Oberfläche<br />

eines Gewässers kleinere Objekte und Tiere tragen, auch wenn<br />

<strong>die</strong>se aufgrund ihrer höheren Dichte eigentlich sinken müssten. Viele<br />

Tierarten nutzen <strong>die</strong> Eigenschaft der Oberflächenspannung des Wassers,<br />

um auf dem Wasser zu laufen. Dazu gehören bestimmte Vertreter<br />

der Wanzen, zum Beispiel der Gewöhnliche Wasserläufer oder der<br />

Teichwasserläufer (⇒ Abbildung 2.18).<br />

Wasser als Lösungsmittel<br />

Wasser ist ein hervorragendes Lösungsmittel <strong>für</strong> polare oder geladene<br />

Teilchen, das mehr Substanzen lösen kann als jede andere Flüssigkeit<br />

(⇒ Abbildung 2.19). Die mineralische Zusammensetzung der aquatischen<br />

Ökosysteme (z.B. ihr jeweiliger Salzgehalt und das mengenmäßige<br />

Verhältnis der unterschiedlichen Salze) beruht auf den Lösungsmitteleigenschaften<br />

des Wassers. Das Wasser der meisten Flüsse enthält<br />

relativ geringe Konzentrationen gelöster Mineralien; ihre Zusammensetzung<br />

wird hauptsächlich durch das geologische Substrat (= den Untergrund)<br />

bestimmt, mit dem das Wasser in Kontakt gekommen ist. Meere<br />

enthalten weitaus größere Mengen gelöster Stoffe als Süßgewässer. Der<br />

Süßwasserzufluss in <strong>die</strong> Ozeane und <strong>die</strong> Verdunstung von Wasser von<br />

deren Oberfläche in <strong>die</strong> Atmosphäre erhöhen kontinuierlich den Salzgehalt<br />

des Meerwassers.<br />

2.2.3 Wasser strömt vom Boden durch <strong>die</strong> Pflanze<br />

in <strong>die</strong> Atmosphäre<br />

Pflanzen verlieren erstaunlich große Wassermengen durch Transpira-<br />

3<br />

tion – den Verlust von Wasserdampf aus Blättern und anderen oberirdischen<br />

Pflanzenteilen. Eine einzelne Maispflanze verliert zum Beispiel<br />

während einer Vegetationsperiode 60 Liter Wasser durch Transpiration.<br />

Wenn wir einen typischen Bestand von 60.000 Maispflanzen pro Hektar<br />

(= ein Feld mit einer Größe von 10.000 Quadratmetern) annehmen,<br />

so gibt <strong>die</strong>ser Pflanzenbestand in einer Vegetationsperiode über dreieinhalb<br />

Millionen Liter Wasser durch Transpiration ab! Wenn <strong>die</strong>ses<br />

durch Transpiration verlorene Wasser nicht durch Wasser ersetzt werden<br />

kann, das von den Wurzeln ins Sprosssystem (⇒ Abbildung 2.20)<br />

transportiert wird, welken <strong>die</strong> Blätter unweigerlich und <strong>die</strong> Pflanzen<br />

sterben schlimmstenfalls ab.<br />

Bis zu 800 Liter (und somit 800 Kilogramm) Wasser gelangen täglich<br />

bis zur Spitze eines durchschnittlich großen Baumes. Wie funktioniert<br />

jedoch <strong>die</strong>ser enorme Wassertransport? Wie können Pflanzen <strong>die</strong>se Vorgänge<br />

bewerkstelligen, ohne einen Pumpmechanismus wie das Herz<br />

zu besitzen? Zur Beantwortung <strong>die</strong>ser Frage werfen wir zunächst einen<br />

Blick auf <strong>die</strong> grundlegenden Transportvorgänge in der Pflanze.<br />

94<br />

ganze Lebensgemeinschaft von Mikroorganismen an<br />

der Wasseroberfläche, <strong>die</strong> man als Neuston bezeichnet,<br />

mit Vertretern auf 2.2 der Oberfläche Abiotischer (Epineuston) Faktor Wasser und<br />

solchen unter der Wasseroberfläche (Hyponeuston).<br />

Wasser hat mit Ausnahme von Quecksilber <strong>die</strong> größte<br />

Oberflächenspannung aller Flüssigkeiten.<br />

So kann <strong>die</strong> Oberfläche eines Gewässers kleinere<br />

MErKE!<br />

Objekte und Tiere tragen, auch wenn sie aufgrund ih-<br />

Kohäsion und Adhäsion<br />

rer höheren Dichte eigentlich sinken müssten. Viele<br />

Tierarten nutzen <strong>die</strong> Eigenschaft der Oberflächenspan-<br />

Kohäsion und Adhäsion sind zwei Begriffe,<br />

nung des Wassers, um auf dem Wasser zu laufen. Dazu<br />

<strong>die</strong> gerne miteinander verwechselt werden.<br />

gehören bestimmte Vertreter der Wanzen, zum Beispiel<br />

Unter der Kohäsion versteht man Kräfte,<br />

der Gewöhnliche Wasserläufer ( Gerris lacustris) oder<br />

<strong>die</strong> den Zusammenhalt gleichartiger Subs-<br />

der Gewöhnliche Teichläufer ( Hydrometra stagnorum)<br />

tanzen aufgrund molekularer Anziehung be-<br />

( Abbildung 4.5). Auch zahlreiche Wasserpflanzen<br />

wirken. Adhäsion ist hingegen der Zusam-<br />

leben direkt auf der Wasseroberfläche. Diese Gemeinmenhalt<br />

verschiedener Substanzen durch<br />

schaft bezeichnet man als Pleuston. Für andere kleine<br />

wenig spezifische molekulare Anziehung an<br />

Lebewesen stellt <strong>die</strong> Wasseroberfläche eine Barriere<br />

Grenzflächen.<br />

dar, <strong>die</strong> sie nach unten ins Wasser oder nach oben an<br />

<strong>die</strong> Luft erst durchdringen müssen. Für einige ist <strong>die</strong><br />

Oberflächenspannung zu stark, <strong>für</strong> andere eine Falle,<br />

Abbildung 4.5: Wasserläufer ( Gerridae). Diese Tiere nutzen <strong>die</strong><br />

Abbildung 2.18: Wasserläufer. Diese Tiere nutzen <strong>die</strong><br />

Oberflächenspannung des Wassers, um sich auf der Wasseroberfläche<br />

fortzubewegen. Oberflächenspannung des Wassers, um sich auf der<br />

7287_BIO_03_Kap 20.10.2009 8:55 Uhr Seite 70<br />

ch04_register.indd 94<br />

Wasseroberfläche fortzubewegen.<br />

Wasser als Grundstoff <strong>für</strong> Leben<br />

Negativ polarisierte<br />

Bereiche der Sauerstoffatome<br />

von Wassermolekülen<br />

ziehen Natriumkationen<br />

(Na + ) an.<br />

Positiv polarisierte<br />

Bereiche der Wasserstoffatome<br />

von Wassermolekülen<br />

ziehen<br />

Chloridanionen (Cl – ) an.<br />

Na<br />

_<br />

_<br />

_<br />

_<br />

_<br />

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+<br />

Na +<br />

+<br />

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– Cl<br />

+<br />

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+<br />

Cl–<br />

+<br />

_<br />

_<br />

+<br />

–<br />

+<br />

Abbildung 3.7: Die Auflösung von Kochsalz in Wasser. Eine Hülle<br />

Abbildung 2.19: Die Auflösung von Kochsalz in<br />

aus Wassermolekülen, <strong>die</strong> als Hydrathülle bezeichnet wird, umgibt je-<br />

Wasser.<br />

des gelöste Ion.<br />

Was würde passieren, wenn man <strong>die</strong>se Lösung <strong>für</strong> eine lange Zeit erhitzte?<br />

25<br />

gen ist jedes Ion von Wassermolekülen umgeben, <strong>die</strong><br />

<strong>die</strong> Ionen voneinander abschirmen. Die Hülle aus Was-<br />

In<br />

keit<br />

chen<br />

wink<br />

(Was<br />

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gung<br />

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Wass<br />

Hydr<br />

Alle<br />

den h<br />

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sein,<br />

spiel<br />

sie si<br />

in de


001<br />

2 Abiotische Umweltfaktoren – ihr Einfluss auf das Leben<br />

Transpiration, also der<br />

Wasserverlust aus den<br />

Blättern (überwiegend durch<br />

Spaltöffnungen), erzeugt in<br />

den Blättern eine Kraft, <strong>die</strong><br />

den Xylemsaft aufwärtszieht.<br />

Wasser und Mineralstoffe<br />

werden als so genannter<br />

Xylemsaft von den<br />

Wurzeln aufwärts zum<br />

Spross transportiert.<br />

Wasser und Mineralstoffe im<br />

Boden werden durch <strong>die</strong><br />

Wurzeln aufgenommen.<br />

Die Blätter nehmen über <strong>die</strong> Spaltöffnungen<br />

CO 2 auf und geben O 2 ab.<br />

H 2 O<br />

H 2 O und<br />

Mineralstoffe<br />

CO 2<br />

Für Kurzstreckentransporte innerhalb einer Zelle und zwischen<br />

benachbarten Zellen in einem Gewebe sind Diffusion und aktiver Transport<br />

sehr effektiv. Diese Mechanismen sind jedoch <strong>für</strong> den Langstre-<br />

Funktion des Pflanzenkörpers – <strong>die</strong> Anatomie von Organen, ckentransport Geweben und der Zellen Pflanze zu langsam und daher ineffektiv. Obwohl<br />

<strong>die</strong> Diffusion von einem Zellende zum anderen nur Sekunden dauert,<br />

würde <strong>die</strong> Diffusion von den Wurzeln bis zur Sprossspitze eines Riesen-<br />

gane werden<br />

mammutbaums Jahrzehnte oder mehr brauchen. Stattdessen findet der<br />

wichtigsten<br />

Langstreckentransport durch Massenströmung statt; <strong>die</strong>s ist <strong>die</strong> durch<br />

Druck angetriebene Bewegung einer Flüssigkeit.<br />

nd Eudikoty-<br />

Die Aufnahme von Wasser und Mineralien aus dem Boden erfolgt<br />

0.13).<br />

an den Wurzelzellen. Sie sind oftmals zu Wurzelhaaren (⇒ Abbildung<br />

2.21) umgebildet und leiten <strong>die</strong> Bodenlösung weiter in <strong>die</strong> Wurzelrinde.<br />

Um in <strong>die</strong> übrigen Pflanzenteile transportiert werden zu können,<br />

s eine Gefäß-<br />

muss <strong>die</strong> Bodenlösung in den so genannten Zentralzylinder gelangen.<br />

ineralstoffe<br />

Der Zentralzylinder bildet das Herzstück des Sprosses und besteht aus<br />

zwei grundsätzlichen Geweben: dem Xylem, dem wasserleitenden Teil<br />

eichert. Die<br />

des Sprosses und dem Phloem, welches <strong>die</strong> Weiterleitung von Nähr-<br />

besitzen ein<br />

stoffen übernimmt. Generell kann <strong>die</strong> Bodenlösung auf zwei Wegen in<br />

nkt wachsen-<br />

den Zentralzylinder gelangen. Einerseits ist es möglich, den Weg über<br />

sich aus der<br />

<strong>die</strong> Zellwände einzuschlagen. Die Bodenlösung mit den darin befind-<br />

el verzweigt<br />

lichen gelösten Nährstoffen bewegt sich dann im Zwischenraum zwi-<br />

oder Nebenschen<br />

Zellwand und Zellmembran. Man nennt <strong>die</strong>s den apoplasti-<br />

Abbildung 35.3: 2.21: Wurzelhaare eines eines Rettich-Keimlings. schen Transport. Unmittelbar Andererseits können <strong>die</strong> gelösten Nährstoffe auch<br />

permenarten<br />

hinter Rettich-Keimlings.<br />

der Wurzelspitze befinden sich Tausende auf von dem Wurzelhaaren, symplastischen wel- Wege (symplastischer Transport) zum Zend<br />

Stärke, <strong>die</strong> che <strong>die</strong> Wurzeloberfläche sehr stark vergrößern und damit <strong>die</strong> Aufnahme<br />

26<br />

und Frucht- von Wasser und Mineralstoffen aus dem Boden erheblich verbessern.<br />

Wurzelgemü-<br />

O 2<br />

Zucker<br />

Durch <strong>die</strong> Photosynthese wird in<br />

den Blättern Zucker gebildet.<br />

O 2<br />

CO 2<br />

Licht<br />

Abbildung 2.20: Übersicht über Stoffaufnahme und Transportvorgänge bei Gefäßpflanzen.<br />

Der Phloemsaft kann zwischen<br />

Wurzeln und Spross in beide<br />

Richtungen fließen: Er bewegt<br />

sich von Orten, wo Zucker<br />

gebildet (gewöhnlich in Blättern)<br />

oder aus Speicherstoffen<br />

mobilisiert wird (gewöhnlich<br />

in Wurzeln), zu<br />

Orten, wo Zucker verbraucht<br />

oder in Speicherstoffe<br />

umgewandelt wird.<br />

Der Gasaustausch zwischen<br />

Wurzeln und Boden erfolgt<br />

über <strong>die</strong> luftgefüllten<br />

Bodenporen: O 2 wird<br />

aufgenommen, CO 2 wird<br />

abgegeben.


iese Barriere, ein schmales Band aus<br />

gen, befindet sich in den transversaänden<br />

jeder Endodermiszelle und<br />

er <strong>für</strong> Wasser und Mineralstoffe unbildung<br />

36.12). Deshalb können Was-<br />

g. Die<br />

über <strong>die</strong><br />

ände der<br />

engt<br />

auf<br />

ApodMineannndmatereich<br />

g.<br />

Wasser,<br />

<strong>die</strong><br />

urchso<br />

in<br />

Plasmamembran<br />

Die Endodermis unterstützt <strong>die</strong> Wurzeln dabei, ausgewählte<br />

Mineralionen bevorzugt aus dem Boden ins Xylem<br />

aufzunehmen.<br />

Der letzte Abschnitt auf dem Weg vom Boden ins<br />

Xylem ist der Übertritt von Wasser und Mineralstoffen<br />

Caspary-Streifen<br />

Endodermiszelle<br />

apoplastischer Transportweg<br />

symplastischer<br />

Transportweg<br />

Caspary-Streifen<br />

1 apoplastischer Weg<br />

eg.<br />

nwasser 2<br />

3<br />

ten<br />

4<br />

Teil des<br />

5 Tracheen<br />

ineral-<br />

(Xylem)<br />

plasten symplastischer Wurzel-<br />

nd<br />

Weg<br />

haar<br />

portiert<br />

über<br />

Weg<br />

Rhizodermis<br />

Endodermis Stele<br />

.<br />

(Zentral-<br />

primäre Rinde<br />

zylinder)<br />

kontrollierter Zugang zum Zentralzylinder. Die radialen und<br />

de der Endodermiszellen besitzen den Caspary-Streifen, ein<br />

(im Schema violett) aus suberinähnlichem, wasserabstoßen- 5 Xylemtransport. Endodermiszellen wie auch<br />

den Durchtritt von Wasser und gelösten Mineralstoffen<br />

lebende Zellen innerhalb des Zentralzylinders<br />

tralzylinder gelangen, indem sie durch <strong>die</strong> Zellmembranen diffun<strong>die</strong>-<br />

g in den Zentralzylinder (Stele) führt nur über den<br />

geben Wasser und Mineralstoffe in ihre<br />

ineralstoffe ren befinden und sozusagen sich entweder den bereits direkten im Symplasten Weg nehmen, Zellwände indem (also sie in <strong>die</strong> den Zellen Apoplasten) ab. Die<br />

<strong>die</strong> Plasmamembran durchqueren. einer Endodermiszelle, Damit nicht ungehindert gelangen auf beliebige Xylemgefäße Stoffe in transportieren das Innere Wasser und<br />

Symplasten und umgehen den Caspary-Streifen.<br />

Mineralstoffe dann aufwärts ins Sprosssystem.<br />

der Pflanze gelangen können, gibt es eine Barriere in der Wurzelrinde,<br />

nsport von <strong>die</strong> Wasser da<strong>für</strong> und sorgt, Mineralstoffen dass nur bestimmte vom Wurzelhaar Stoffe ins Xylem. in den Zentralzylinder gelan-<br />

-Streifen Wasser gen. Die und Mineralstoffe Zellwände dazu, der innersten <strong>die</strong> Plasmamembranen Schicht der Endodermiszellen Wurzelrinde (= zu Endoder- durchqueren?<br />

mis) sind durch Einlagerungen (Caspary-Streifen) so präpariert, dass<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> meisten Stoffe ein unkontrolliertes Eindringen nicht mehr möglich<br />

ist. Wasser und Mineralstoffe müssen stattdessen <strong>die</strong> Plasmamembran<br />

einer Endodermiszelle passieren und unterliegen dabei einer Kontrolle<br />

und Auswahl (⇒ Abbildung 2.22).<br />

Wasser und Mineralstoffe gelangen auf <strong>die</strong>sem Weg aus dem Boden<br />

in das Xylem und bilden dort den so genannten Xylemsaft. Durch Massenströmung<br />

wird <strong>die</strong>ser Xylemsaft über große Entfernungen bis in <strong>die</strong><br />

Blätter transportiert, wo sich <strong>die</strong> Leitgefäße in viele winzige Verästelungen,<br />

<strong>die</strong> als Blattadern erkennbar sind, aufzweigen.<br />

Treibender Motor der Massenströmung ist <strong>die</strong> Wasserpotenzialdifferenz<br />

zwischen Blatt und Wurzel. Diese entsteht durch Verdunstung von<br />

Wasser aus den Blattzellen am Blattende des Xylems. Durch <strong>die</strong> Verdunstung<br />

wird das Wasserpotenzial an der Luft-Wasser-Grenzschicht erniedrigt.<br />

Ein allgemeines Bestreben der Natur ist es jedoch, Unterschiede<br />

(= Potenziale) immer wieder auszugleichen und ungleiche Zustände in<br />

ein Gleichgewicht zu bringen. Durch <strong>die</strong> Verdunstung des Wassers am<br />

Blatt wird daher weiteres Wasser durch das Xylem nach oben gezogen<br />

4<br />

5<br />

2.2 Abiotischer Faktor Wasser<br />

Abbildung 2.22: Transport von Wasser<br />

und Mineralstoffen vom Wurzelhaar ins<br />

Xylem.<br />

27


28<br />

zelspitzen und sogar bis in <strong>die</strong> Bodenlösung hinein<br />

2 Abiotische Umweltfaktoren übertragen ( – Abbildung ihr Einfluss 36.15). auf das Kohäsion Leben und Adhä-<br />

Abbildung 2.23: Der Transport des Xylemsafts.<br />

<strong>die</strong> gesamte Strecke von den Blättern bis zu den Wur-<br />

sion erleichtern <strong>die</strong>sen Langstreckentransport durch<br />

Wasserpotenzial-Gra<strong>die</strong>nt<br />

wände da<strong>für</strong>, dass <strong>die</strong> nach unten gerichtete Schwer-<br />

kraft kompensiert wird.<br />

Der nach oben gerichtete Zug auf den Xylemsaft ruf<br />

eine Saugspannung in den Xylemgefäßen und Trachei-<br />

Transpiration<br />

Xylemzellen<br />

Massenströmung<br />

im<br />

Xylem<br />

Wasseraufnahme<br />

aus dem Boden<br />

Xylemsaft<br />

Blattzellen<br />

Spaltöffnung<br />

Wassermolekül<br />

Außenluft<br />

Anhaftung durch<br />

Wasserstoffbrückenbindung<br />

Zellwand<br />

Zusammenhalt<br />

durch Wasserstoffbrückenbindung<br />

Wassermolekül<br />

Wurzelhaar<br />

Bodenpartikel<br />

Wasser<br />

Abbildung 36.15: Das Steigen des Xylemsafts. Durch Wasserstoffbrückenbindungen entsteht ein durchgehender Faden aus Wasserm<br />

len, der von den Blättern bis in den Boden reicht. Treibende Kraft des „Saftsteigens“ im Xylem ist ein Gra<strong>die</strong>nt des Wasserpotenzials (Y ). B<br />

Massenströmung <strong>für</strong> den Langstreckentransport beruht der Y -Gra<strong>die</strong>nt vor allem auf einem Gra<strong>die</strong>nten des Druckpotenzials (Y<br />

(Zugspannung, Saugspannung), um den Wasserverlust im Blatt auszu- P). Die Tr<br />

ration führt dazu, dass das Y P am Blattende des Xylems niedriger ist als das Y P am Wurzelende des Xylems. Die links aufgezeichneten Y<br />

te sind eine Momentaufnahme;<br />

gleichen.<br />

sie können<br />

Die<br />

im<br />

Transpiration<br />

Laufe des Tages variieren,<br />

fungiert<br />

doch<br />

somit<br />

<strong>die</strong> Richtung<br />

als Zugkraft<br />

des Y -Gra<strong>die</strong>nten<br />

und der<br />

bleibt<br />

Transpi-<br />

<strong>die</strong> gleiche.<br />

rationssog auf den Xylemsaft wird über <strong>die</strong> gesamte Strecke von den<br />

Blättern bis zu den Wurzelspitzen und sogar bis in <strong>die</strong> Bodenlösung<br />

hinein übertragen (⇒ Abbildung 2.23). Dank der Kohäsion des Wassers<br />

durch Wasserstoffbrückenbindungen ist es möglich, eine Xylemsaftsäule<br />

von oben hochzuziehen, ohne dass sich <strong>die</strong> Wassermoleküle<br />

trennen. Wassermoleküle, <strong>die</strong> das Xylem im Blatt verlassen, üben daher<br />

Sog auf <strong>die</strong> angrenzenden Wassermoleküle aus, und <strong>die</strong>ser Sog wird<br />

Molekül <strong>für</strong> Molekül über <strong>die</strong> gesamte Wassersäule im Xylem weitergegeben.<br />

Währenddessen sorgt <strong>die</strong> starke Adhäsion der Wassermoleküle<br />

(wiederum durch Wasserstoffbrückenbindungen) an <strong>die</strong> hydrophilen<br />

Zellwände da<strong>für</strong>, dass <strong>die</strong> nach unten gerichtete Schwerkraft kompensiert<br />

wird. Der gesamte Vorgang ist daher vergleichbar mit dem Trinken<br />

durch einen Strohhalm. Im Strohhalm befindet sich beim Trinkvorgang<br />

eine stehende Flüssigkeitssäule. Durch das Saugen am Strohhalm bildet<br />

sich ein negatives Druckpotential und <strong>die</strong>ser Unterdruck wird dank der


Kohäsion der Flüssigkeitsteilchen über <strong>die</strong> Flüssigkeitssäule bis hinunter<br />

ins Glas übertragen, wo weiteres Getränk eingesogen wird.<br />

2.2.4 Anpassungsmechanismen der Pflanzen<br />

an <strong>die</strong> Wasserverfügbarkeit<br />

Landpflanzen haben eine Reihe von Anpassungen gegenüber Schwankungen<br />

der Niederschläge und Unterschiede in der Bodenfeuchte entwickelt,<br />

denn Pflanzen befinden sich grundsätzlich in einem Dilemma:<br />

Wie können sie so viel CO 2 wie möglich aus der Luft aufnehmen und<br />

gleichzeitig so wenig Wasser wie möglich verlieren? Spaltöffnungen<br />

sind in <strong>die</strong>sem Zusammenhang <strong>die</strong> wichtigsten Vermittler zwischen den<br />

widerstreitenden Erfordernissen von CO 2 -Aufnahme und Wasserrückhaltung.<br />

Öffnen und Schließen der Spaltöffnungen –<br />

eine Möglichkeit der Wasserregulation<br />

Bei trockenen Luft- und Bodenbedingungen reagieren Pflanzen mit einer<br />

teilweisen Schließung ihrer Spaltöffnungen beziehungsweise einer Verkürzung<br />

der Öffnungsdauer (⇒ Abbildung 2.24). Zu Beginn einer solchen<br />

Wasserstressperiode verschließt Stomata <strong>die</strong> Pflanze sind ihre an Stomata der Regulierung (= Spaltöffnungen)<br />

während der heißesten der Tageszeit Transpirationsrate<br />

und nimmt zu günstigeren Tageszeiten<br />

wieder ihre normalen beteiligt Stoffwechselaktivitäten auf. Wird Wasser 36.4<br />

knapper, öffnen sich <strong>die</strong> Stomata nur noch in den kühleren, feuchteren<br />

Morgenstunden. Durch <strong>die</strong>ses Blätter Verhalten besitzen wird im Allgemeinen einerseits der große Wasserver-<br />

Oberflächen<br />

lust durch Transpiration reduziert, und ein großes zugleich Oberfläche-zu-Volumen-Verhältnis. verringert sich jedoch auch Die<br />

große Oberfläche <strong>die</strong>nt der Lichtabsorption zur Photo-<br />

<strong>die</strong> CO2-Diffusion in <strong>die</strong> Blätter und <strong>die</strong> Wärmeabgabe durch Verdunssynthese.<br />

Das große Oberfläche-zu-Volumen-Verhälttung.<br />

Damit sinkt <strong>die</strong> Photosyntheserate und <strong>die</strong> Blatttemperatur kann<br />

nis fördert sowohl <strong>die</strong> CO2-Absorption während der<br />

ansteigen. Viele Pflanzenarten Photosynthese reagieren als auf auch Wasserstress <strong>die</strong> Abgabe von durch O ein Ein-<br />

2 (als Nebenrollen<br />

der Blätter, zum Beispiel produkt der Strandhafer, der Photosynthese). das Federgras Nachdem COoder viele<br />

2 durch <strong>die</strong><br />

Habichtskräuter (⇒ Abbildung Stomata 2.25), eingedrungen was zu einem ist, gelangt zusätzlichen es in ein Labyrinth Verschluss<br />

der Stomata führen aus kann. Interzellularräumen, Bei anderen Pflanzenarten <strong>die</strong> durch <strong>die</strong> sinkt Zellen der des<br />

Blattinnendruck und <strong>die</strong> Blätter Schwammparenchyms wirken welk. gebildet Durch werden beide Strategien<br />

(siehe Abbildung<br />

35.18). Da <strong>die</strong>se Zellen unregelmäßig geformt<br />

verringern <strong>die</strong> Pflanzen den Wasserverlust und <strong>die</strong> Wärmeaufnahme<br />

sind, kann <strong>die</strong> Oberfläche im Blattinneren zehn- bis<br />

durch Verkleinerung der zur Sonnenstrahlung orientierten Blattfläche.<br />

Xerophyten – Kämpfer gegen <strong>die</strong> Trockenheit<br />

Pflanzen, <strong>die</strong> an Wüsten und toren andere auch den wasserarme Wasserverlust Gebiete durch <strong>die</strong> als Stomata. Lebens- Als<br />

raum angepasst sind, werden weitgehend als Xerophyten negative Konsequenz (gr. folgt xeros, daraus, trocken) dass <strong>die</strong><br />

bezeichnet. In Wüsten fallen Pflanze, nur unregelmäßig da sie <strong>für</strong> <strong>die</strong> Photosynthese Niederschläge, des Sprosssys- doch<br />

tems auf einen ausreichenden Gasaustausch angewie-<br />

wenn es regnet, ist <strong>die</strong> Vegetation in Kürze wie umgewandelt, da viele<br />

sen ist, gleichzeitig einen immensen Wasserbedarf hat.<br />

Wüstenpflanzen das Risiko des Vertrocknens umgehen, indem sie ihren<br />

Durch das Öffnen und Schließen der Spaltöffnungen<br />

kurzen Lebenszyklus in den ebenso kurzen niederschlagsreichen Zeiten<br />

unterstützen <strong>die</strong> Schließzellen <strong>die</strong> Pflanze dabei, <strong>die</strong><br />

zum Abschluss bringen. Längerlebige absolut notwendige Arten besitzen Verhinderung besondere des Wasserverlusts Anpassungen,<br />

mit deren Hilfe sie <strong>die</strong> mit unwirtlichen der ebenso notwendigen Bedingungen Photosynthese in der Wüste in Ein-<br />

überstehen können. ⇒ Abbildung klang zu 2.26 bringen zeigt (Abbildung einige Anpassungen 36.16). der<br />

Xerophyten. Viele Xerophyten besitzen verhältnismäßig kleine Blätter<br />

und minimieren auf <strong>die</strong>se Weise 36.4.1 den Stomata Wasserverlust als wichtigster durch Transpiration.<br />

Ort<br />

In Extremfällen, wie beispielsweise des bei Wasserverlusts<br />

Kakteen, sind <strong>die</strong> Blätter stark<br />

6<br />

2.2 Abiotischer Faktor Wasser<br />

Die Adaptationen der Pflanzen an ihre Umwelt<br />

terschiede in der Bodenfeuchte entwickelt. Wie wir bereits<br />

bei der Einführung des Begriffs Transpiration gesehen<br />

haben (siehe Abschnitt 6.3), ist der Wasserbedarf<br />

einer Pflanze von der jeweiligen Lufttemperatur abhängig<br />

(siehe den Kasten <strong>Ökologie</strong> und Mensch auf<br />

Seite 165). Steigt <strong>die</strong> Lufttemperatur, so steigt auch der<br />

Sättigungsdampfdruck (siehe Abschnitt 3.6). Zudem<br />

erhöht sich der Wasserdampfgra<strong>die</strong>nt zwischen dem<br />

Blatt und der Außenluft und beeinflusst damit auch<br />

<strong>die</strong> Transpirationsrate. Als Ergebnis steigt mit der Temperatur<br />

auch der Wasserbedarf einer Pflanze an, um<br />

7287_BIO_36_Kap 21.10.2009 12:15 Uhr Seite 1049<br />

Transpirationsverluste auszugleichen.<br />

Bei trockenen Luft- und Bodenbedingungen reagieren<br />

Pflanzen mit einer partiellen Schließung ihrer<br />

Spaltöffnungen beziehungsweise einer Verkürzung der<br />

36.4 Stomata sind an der Regulierung der Transpirationsrate beteiligt<br />

Öffnungsdauer. Zu Beginn einer Trockenstressperiode<br />

verschließt <strong>die</strong> Pflanze ihre Stomata während der heißesten<br />

Tageszeit und nimmt dann zu günstigeren Tageszeiten<br />

wieder ihre normalen Stoffwechselaktivitäten<br />

auf. Wird Wasser knapper, öffnen sich <strong>die</strong> Stomata<br />

nur noch in den kühleren, feuchteren Morgenstunden.<br />

Hierbei wird einerseits der Wasserverlust durch Transpiration<br />

reduziert, zugleich verringert sich jedoch<br />

auch <strong>die</strong> CO2-Diffusion in <strong>die</strong> Blätter und <strong>die</strong> Wärmeabgabe<br />

durch Verdunstung. Damit sinkt <strong>die</strong> Photosyntheserate<br />

und <strong>die</strong> Blatttemperatur kann ansteigen.<br />

Viele Pflanzenarten reagieren auf Trockenstress durch<br />

ein Einrollen der Blätter, zum Beispiel der Strandhafer<br />

Abbildung (Ammophila 36.16: arenaria), Eine offene (links) das und Federgras eine geschlossene (Stipa) Spalt- oder<br />

öffnung Abbildung (LM). 2.24: Eine offene und eine geschlossene<br />

viele Habichtskräuter (Hieracium) ( Abbildung 6.15),<br />

Spaltöffnung.<br />

was zu einem Verschluss der Stomata führen kann. Bei<br />

kontrolliert. anderen Pflanzenarten Natürliche Selektion sinkt der Blatt im Verlauf innendruck der Evolu- und<br />

tion <strong>die</strong> Blätter hat zum wirken Beispiel welk. dazu Durch geführt, beide dass Strategien Wüstenpflanzen verrin-<br />

dreißigmal so groß sein wie <strong>die</strong> äußere Blattoberfläche. eine gern geringere <strong>die</strong> Pflanzen Spaltöffnungsdichte den Wasserverlust als und Sumpfpflanzen<br />

<strong>die</strong> Wärme-<br />

Während <strong>die</strong> Photosyntheserate durch eine große haben. Die Spaltöffnungsdichte ist jedoch bei vielen<br />

Gesamtoberfläche und ein hohes Oberfläche-zu-Volu- Pflanzen ein entwicklungsmäßig plastisches Merkmal.<br />

men-Verhältnis gesteigert wird, vergrößern <strong>die</strong>se Fak- Hohe Lichtexposition und geringe CO2-Konzentration während der Blattentwicklung führen bei einigen Arten<br />

zu größerer Stomatadichte. Durch <strong>die</strong> Messung der<br />

Spaltöffnungsdichte bei fossilen Blättern konnte man<br />

Erkenntnisse über <strong>die</strong> atmosphärischen CO2-Konzen trationen in vergangenen Klimaperioden gewinnen. Bei<br />

einer neueren britischen Stu<strong>die</strong> fand man heraus, dass<br />

<strong>die</strong> Stomatadichte bei vielen Waldpflanzenarten seit<br />

dem Jahr 1927, als eine ähnliche Erhebung durchgeführt<br />

wurde, abgenommen hat. Diese Stu<strong>die</strong> ist in Einklang<br />

mit anderen Ergebnissen, nach denen <strong>die</strong> atmosphärische<br />

CO2-Konzentration seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts<br />

Abbildung stark 6.15: Unter zugenommen Trockenstress hat. rollt das Kleine Habichts-<br />

Abbildung kraut (Hieracium 2.25: pilosella) Unter seine Trockenstress Blätter zusammen. rollt das kleine<br />

Habichtskraut seine Blätter zusammen.<br />

Der Wasserverlust einer Pflanze findet zu etwa 95 Pro- 36.4.2 Mechanismen der<br />

160<br />

29<br />

zent durch <strong>die</strong> Spaltöffnungen statt, obwohl <strong>die</strong>se nur Spaltöffnungsbewegung<br />

ein bis zwei Prozent der äußeren Blattfläche ausma- Wenn Schließzellen durch Osmose Wasser aus ihren<br />

chen. Durch <strong>die</strong> wachsartige Cuticula wird der Wasser- Nachbarzellen aufnehmen, nimmt ihre Turgeszenz zu.<br />

aufn<br />

orien<br />

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Mala


36<br />

30<br />

2 Abiotische Umweltfaktoren – ihr Einfluss auf das Leben<br />

Stoffaufnahme und Stofftransport bei Gefäßpflanzen<br />

Der Ocotillostrauch<br />

eine im Südwesten der<br />

USA und in Nordmexiko<br />

häufige Pflanze, ist <strong>die</strong><br />

meiste Zeit im Jahr<br />

unbelaubt und vermeidet<br />

damit übermäßige<br />

Wasserverluste (rechts).<br />

Nach starken Regenfällen<br />

treibt er sofort aus<br />

(unten und kleines<br />

Bild); <strong>die</strong> kleinen<br />

Blätter verdorren aber<br />

rasch und fallen ab,<br />

wenn der Boden wieder<br />

austrocknet.<br />

Abbildung 36.18:<br />

2.26:<br />

Einige<br />

Einige<br />

morphologisch-anatomische<br />

morphologische<br />

Anpassungen bei Xerophyten.<br />

Anpassungen bei Xerophyten.<br />

den. Die Transpiration kann jedoch nicht den oder gesam- augenscheinlich mit ihren sogar Enden vollständig aufeinander zurückgebildet, und bilden lange <strong>die</strong> PhotosynSiebten<br />

erforderlichen Langstreckentransport der these Panze findet bei solchen röhren (siehe Pflanzen Abbildung vorwiegend 35.10). Die in den Querwände Sprossen sind statt. als Dar-<br />

bewältigen. Die Transportrichtung von Wasser über und hinaus Mi- besitzen Siebplatten viele xerophytische ausgebildet, deren Pflanzen durchlöcherte Dornen als Struktur Schutz vor<br />

neralstoen von den Wurzeln im Boden zu den und Blättern Anpassung an den Pflanzenfresser, Saftuss durch <strong>die</strong> da Siebröhre sie in Gebieten ermöglicht. mit ohnehin kar-<br />

verläuft entgegen der Richtung des Zuckertransports. gem Angebot an pflanzlicher Phloemsaft Nahrung – eine und wässrige Wasser Lösung, <strong>für</strong> <strong>die</strong>se <strong>die</strong> durch eine <strong>die</strong> besonders<br />

verlockende Mahlzeit darstellen. Die Sprosse vieler Xerophyten sind<br />

Zucker werden in ausgewachsenen Blättern syntheti- Siebröhren ießt – unterscheidet sich in seiner Zusam-<br />

fleischig, da <strong>die</strong> Pflanzen dort Wasser <strong>für</strong> längere Trockenperioden speisiert<br />

und von dort in <strong>die</strong> unteren Panzenteile transmensetzung deutlich vom Xylemsaft. Bei Weitem der<br />

chern und ihre Wurzeln erstrecken sich meist entweder oberflächennah<br />

portiert – beispielsweise in <strong>die</strong> Wurzelspitzen, <strong>die</strong> gro-<br />

wichtigste Bestandteil des Phloemsafts ist Zucker, der<br />

über einen weiten Bereich um möglichst effizient das Niederschlagswasße<br />

Mengen an Zucker als Energiequelle und<br />

ser<br />

Bausto<br />

zu nutzen oder<br />

bei<br />

bis<br />

den<br />

in große<br />

meisten<br />

Tiefen<br />

Panzenarten<br />

um das<br />

in<br />

Grundwasser<br />

Form von Saccharose<br />

zu erreichen<br />

benötigen. Diese Beförderung der Photosyntheseproduk- und auf <strong>die</strong>se Weise vorliegt. in größerem Die Saccharosekonzentration Maße von Niederschlägen kann bis zu 30 unabhänGete, der so genannte Assimilattransport , ndet gig zu in einem sein. Xerophyten wichtsprozent kommen erreichen jedoch und nicht dem Phloemsaft nur in Wüsten, eine sirup- sondern<br />

anderen Gewebesystem statt, dem Phloem. auch in anderen artige Lebensräumen Konsistenz verleihen. mit begrenzter Phloemsaft Süßwasserverfügbar-<br />

enthält außerkeit,<br />

wie Dauerfrostregionen dem Aminosäuren, und Meeresküsten, Mineralstoe, vor. Panzenhormone<br />

36.5.1 Zuckertransport von Source zu Sink und sekundäre Panzenstoe.<br />

Im Gegensatz zum unidirektionellen Transport des<br />

Bei den Angiospermen sind <strong>die</strong> Siebröhrenglieder auf<br />

100 µm<br />

Oleander ( kleines Bild) ist im trockenen<br />

Mittelmeerklima verbreitet. Die Blätter besitzen eine<br />

dicke Cuticula und mehrschichtiges Epidermisgewebe, <strong>die</strong><br />

beide zur Verminderung des Wasserverlusts beitragen.<br />

Die Spaltöffnungen sind in Vertiefungen eingesenkt.<br />

Durch <strong>die</strong>se Anpassung wird <strong>die</strong> Transpirationsrate<br />

herabgesetzt, da <strong>die</strong> Stomata vor heißen, austrocknenden<br />

Winden geschützt sind.<br />

Hier eine Nahaufnahme<br />

des Greisenhaupt-Kaktus,<br />

einer mexikanischen<br />

Wüstenpflanze. Die langen,<br />

weißlichen Haare<br />

tragen zur Reflexion<br />

des Sonnenlichts bei.<br />

Cuticula obere Epidermis (mehrschichtig)<br />

Trichome Spaltöffnungen<br />

(„Haare“)<br />

Vertiefung<br />

untere Epidermis<br />

(mehrschichtig)<br />

Xylemsafts von der Wurzel zum Blatt bewegt sich der


eter Niederschlag, und<br />

den Sommermonaten,<br />

5–45°C erreichen. Viele<br />

e, indem sie unter der<br />

hnhe<br />

ner<br />

en<br />

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bilenmit<br />

em<br />

ine<br />

tertteht<br />

wie<br />

ber<br />

he<strong>die</strong>n<br />

en<br />

portmechanismen – Diffusion, aktiver Transport und<br />

Massenströmung – in Gefäßpflanzen zusammenwirken,<br />

um Wasser, Mineralstoffe und Photosyntheseprodukte<br />

(Zucker und Aminosäuren) zu befördern.<br />

nd Abbildung 36.1: Pflanzen oder Kieselsteine?<br />

itig<br />

Temperaturen Sukkulente und ho- – wasserspeichernde Pflanzen<br />

Landpflanzen nehmen Stoffe<br />

üste geschützt.<br />

Pflanzen mit der Fähigkeit sowohl zur oberirdisch<br />

Wasserspeicherung werden als Sukku-<br />

t der Lebenden Steine<br />

lente bezeichnet. Hierzu verfügen Pflanzenarten wie Kakteen oder<br />

rfolg von Pflanzen sehr als auch unterirdisch auf<br />

Wolfsmilchgewächse über Wasserspeichergewebe in Spross 36.1 oder Blät-<br />

der Lage sind, anorgatern.<br />

Seltener wird Wasser in den Wurzeln gespeichert. Bei den Kakteen<br />

welt aufzunehmen übernimmt und <strong>die</strong> Wasserspeicherung Landpflanzen leben der im Stamm, typischen nicht Fall <strong>die</strong> Blätter, in zwei wie Welten: oft-<br />

ektion hat mals dazu fälschlicherweise geführt, in einer angenommen oberirdischen, wird. wo Die ihr Blätter Sprosssystem sind bei Kakteen Sonnen-<br />

sprochen zu effizient Dornen sind, umgewandelt licht und und COfungieren 2 aufnimmt, als und Fraßschutz. in einer unterirdischen,<br />

Ein eindrucks-<br />

en angeht, volles <strong>die</strong> Beispiel in ihrer<strong>für</strong><br />

Sukkulenz wo das Wurzelsystem liefert <strong>die</strong> Pflanzengattung Wasser und Mineralstoffe der Lebenden auf-<br />

d; doch Steine. <strong>die</strong>se Speziali- Diese Pflanzen nimmt. leben Ohne weitestgehend Anpassungen, unterirdisch, <strong>die</strong> Aufnahme lediglich und Trans- zwei<br />

promissen. wasserspeichernde Die weitgeport Blätter <strong>die</strong>ser ragen Nahrungsressourcen teilweise aus der Erde aus dem und sehen ober- und aus<br />

se der Lebenden wie Kieselsteine. Steine unterirdischen Lebensraum ermöglichen, hätten Pflan-<br />

on Vorteil, nicht jedoch zen das Festland nicht erobern können.<br />

. Deshalb wachsen Hygrophyten Le- und Die Hydrophyten Algen-Vorfahren – der Landpflanzen nahmen Was-<br />

. Pflanzen der feuchtgebiete<br />

ser, Mineralstoffe und CO2 direkt aus dem wässrigen<br />

igen wir uns zu Beginn Medium auf, in dem sie lebten. Transport war bei <strong>die</strong>-<br />

Hygrophyten (= Feuchtpflanzen) und Hydrophyten (= Wasserpflanzen)<br />

pross- und Wurzelsyssen Algen eine relativ einfache Angelegenheit, da jede<br />

haben mit der Wasserverfügbarkeit keine Probleme – im Gegenteil, sie<br />

nz bei der Stoffaufnah- Zelle ja mitten im „Nährmedium“ lebte. Die frühesten<br />

stehen teilweise buchstäblich „bis zum Hals“ in selbigem und haben<br />

nicht nur <strong>die</strong> Stoffauf- Landpflanzen waren Nicht-Gefäßpflanzen und lebten<br />

daher besondere Anpassungen an <strong>die</strong> gute Wasserverfügbarkeit und<br />

ng, sondern <strong>die</strong> ihnen auch eigene <strong>die</strong> Notwendigkeit im Flachwasser zur (Süßwasser); erhöhten Transpiration dort streckten ausgebil- sie ihre<br />

der Aufnahme det. So müssen bilden beide photosynthetisch Gruppen von aktiven Pflanzen Sprosse ausschließlich aus dem Wasser schwache he-<br />

n der Pflanze Festigungsgewebe transporraus. und Diese ihre Blätter blattlosen sind Sprosse daher besaßen sehr zart. eine Die wachshal- Wurzeln<br />

werden. solcher Daher Pflanzen ist der sind tige wenig Cuticula ausgeprägt, und nur wenige da sie Spaltöffnungen, nahezu ausschließlich so dass<br />

nieren der mechanischen Pflanze als nicht Verankerung zu viel und Wasser nur verdunstete, in untergeordneter gleichzeitig Rolle aber der<br />

Hauptthema Wasserversorgung <strong>die</strong>ses Ka- noch der jeweiligen ein Gasaustausch Pflanzen <strong>die</strong>nen, <strong>für</strong> <strong>die</strong> oder Photosynthese sie fehlen sogar stattvollständig.<br />

Die Spaltöffnungen der Hygrophyten liegen an exponierter<br />

Stelle, da <strong>die</strong> Luftfeuchtigkeit in den Lebensräumen <strong>die</strong>ser Pflanzen<br />

üblicherweise so hoch ist, dass <strong>die</strong> Transpiration aufgrund einer nur<br />

1033<br />

SCHON gEWUSST?<br />

2.2 Abiotischer Faktor Wasser<br />

Abbildung 2.27: Pflanzen oder Kieselsteine?<br />

Viele Pflanzen der trockenen Standorte können<br />

jahrelang im Samenstadium überdauern.<br />

Erst bei günstigen Feuchtigkeits- und<br />

Temperaturverhältnissen keimen sie sofort,<br />

blühen und bilden eine große Anzahl neuer<br />

Samen aus. Fällt der Regen aus, bleiben sie in<br />

ihrem Ruhestadium. Solche Pflanzen werden<br />

als Pluviotherophyten bezeichnet, was so viel<br />

wie Regenpflanzen bedeutet.<br />

31


er der Tanganjikasee mit einer Tiefe von 1470m).<br />

hicht eines Sees bezeichnet man als das Epilim- wirtschaftlichen Nutzflächen stammendes Wasser und Abwässer<br />

sität nimmt mit 2 der Abiotische Tiefe ab, Umweltfaktoren so dass sich eine – ihr Einfluss<br />

führen<br />

auf das<br />

schnell<br />

Leben<br />

zu einer Nährstoffanreicherung in einem See; <strong>die</strong><br />

Schichtung ergibt (Abbildung 52.16 a). In ge- Folgen sind unter Umständen Algenblüten, Sauerstoffmangel und<br />

ildet sich in Seen je nach Jahreszeit und Ge- Fischsterben.<br />

ermokline aus (Abbildung 52.17); in tropi<strong>die</strong><br />

Thermokline Abbildung 2.28: (Temperatursprungschicht) See mit Seerosen<br />

in<br />

e Jahr über vorhanden. Diese Thermokline umes<br />

Metalimnions (Abbildung 52.16 a). Die<br />

eines Sees bildet das Hypolimnion. Der Diffethals<br />

in ein Litoral und ein Profundal folgend,<br />

r liegenden Bereiche des Pelagials als Uferdes<br />

freien Wassers bezeichnet werden.<br />

tfaktoren. Salzgehalt, Sauerstoffkonzentration<br />

en sind bei einzelnen Seen sehr unterschiedlich<br />

er hinaus zwischen den Jahreszeiten stark<br />

ophe Seen (Abbildung oben) sind nährstoffarm<br />

er Regel viel Sauerstoff; eutrophe Seen (Abbilen<br />

sind nährstoffreich. Am Gewässergrund ist<br />

er typische Grauschlammboden (Gyttja) noch<br />

orgt; es kann aber bei hoher Produktion auch<br />

ffzehrung kommen. Mesotrophe Seen nehmen<br />

ein. Die Menge des organischen Materials, das<br />

enten zersetzt werden kann, ist in oligotrophen<br />

eutrophen Seen hoch. Oligotrophe Seen können<br />

utropher werden, wenn einlaufendes Wasser<br />

hrstoffe in den See einträgt. Zu einer besonders<br />

ehrung am Gewässergrund kommt es in hyperen)<br />

Seen. Es entsteht ein anoxisches Sediment<br />

apropel). Insbesondere in Landschaften mit inhaft<br />

dominieren hypertrophe Gewässer, deren<br />

ktur „umkippen“ kann, was zum Beispiel zu eiührt.<br />

hrungsanpassungen in Pflanzen.<br />

Abbildung 2.29: Der Geweihfarn, ein Epiphyt. Dieser<br />

tropische Farn wächst auf großen Felsen, Klippen und<br />

Bäumen. Er besitzt zwei Arten von Wedeln: verzweigte<br />

Wedel, <strong>die</strong> einem Geweih ähneln, und rundliche Blätter,<br />

<strong>die</strong> an der Basis des Farns einen „Kragen“ bilden.<br />

32<br />

Eutropher See: das Große Heilige Meer im Naturschutzgebiet „Heiliges<br />

Meer“ westlich von Osnabrück<br />

geringen Wasserpotenzialdifferenz zwischen Blattinnerem und Blattäußerem<br />

und der damit einhergehenden geringen Neigung zur Verdunstung<br />

stark eingeschränkt ist. Teilweise wird <strong>die</strong> Transpirationsrate<br />

durch weitere spezielle Anpassungen zusätzlich und „absichtlich“<br />

erhöht, um den Wassertransport innerhalb der Pflanzen überhaupt aufrecht<br />

erhalten zu können.<br />

Hydrophyten leben oftmals ganz untergetaucht und blühen sogar<br />

unter Wasser, andere entfalten an der Luft ihre Blüten. Manche von<br />

ihnen, wie beispielsweise <strong>die</strong> Seerose (⇒ Abbildung 2.28), bilden<br />

Schwimmblätter aus, <strong>die</strong> ihre Spaltöffnungen auf der Blattoberseite<br />

Der Geweihfarn, ein Epiphyt.<br />

haben. Die Blätter solcher Schwimmblattpflanzen sind reich an luftge-<br />

Dieser<br />

füllten<br />

tropische<br />

Zellzwischenräumen<br />

Farn wächst<br />

(= Aerenchymen), was einerseits der Trans-<br />

auf großen Felsen, Klippen<br />

piration förderlich ist und andererseits da<strong>für</strong> sorgt, dass <strong>die</strong> Dichte der<br />

und Bäumen. Er besitzt<br />

Blätter geringer als <strong>die</strong> des umgebenden Wassers ist, so dass <strong>die</strong> Blät-<br />

zwei Arten von Wedeln:<br />

ter aufschwimmen. Andere Hydrophyten wiederum schwimmen voll-<br />

verzweigte Wedel, <strong>die</strong> eiständig<br />

frei auf der Wasseroberfläche.<br />

nem Geweih ähneln, und<br />

run liche Blätter, <strong>die</strong> an<br />

der<br />

Aufsitzerpflanzen<br />

dBasis<br />

des Farns einen<br />

„Kragen“<br />

Aufsitzerpflanzen,<br />

bilden.<br />

auch Epiphyten genannt, besiedeln Baumstämme<br />

und Äste. Hierzu zählen zum Beispiel Vertreter der Bromeliengewächse,<br />

der Orchideengewächse und der Farnpflanzen. Epiphyten betreiben<br />

Photosynthese und nehmen Wasser und Mineralien über das Regenwasser<br />

auf. Zahlreiche Arten verfügen über spezifische Trockenanpas-<br />

Mistel, ein Parasit mit Phosungen,<br />

da ihre Wurzeln keinen Zugang zu einer Wasserquelle besittosynthese.<br />

Misteln (hier<br />

zen. Hierzu gehören Schuppenhaare als Verdunstungsschutz und das<br />

<strong>die</strong> amerikanische Gattung<br />

Phoradendron) werden zur<br />

Weihnachtszeit gerne zur<br />

Dekoration verwendet; in


„Velamen radicum“ bei Orchideen. Bei Letzterem handelt es sich um<br />

ein Gewebe aus abgestorbenen Zellen, das <strong>die</strong> Wurzeln umhüllt und<br />

mit seiner schwammartigen Struktur Wasser und in ihm gelöste Nährstoffe<br />

schnell aufnehmen, speichern und weitergeben kann.<br />

2.2.5 Anpassungen an <strong>die</strong> Wasserverfügbarkeit<br />

bei Landtieren<br />

Landtiere verfügen über drei Hauptmethoden um Wasser und gelöste<br />

Substanzen zu gewinnen und <strong>für</strong> sich verfügbar zu machen: Auf direktem<br />

Wege durch <strong>die</strong> Aufnahme wasserhaltiger Nahrung oder durch Trinken<br />

sowie indirekt durch ihren Stoffwechsel. Landtiere verlieren Wasser<br />

mit Kot und Urin, durch Verdunstung über <strong>die</strong> Haut sowie durch das<br />

Ausatmen feuchter Luft. Bei den Wirbeltieren münden bei allen Amphibien,<br />

Reptilien, Vögeln und einigen wenigen Säugetieren <strong>die</strong> Harn- und<br />

Geschlechtsgänge in eine Kloake. Aus <strong>die</strong>sem Kloakenbereich, aber<br />

auch über den Enddarm, resorbieren sie Wasser wieder in den Körper<br />

zurück. Säugetiere verfügen über Nieren, <strong>die</strong> aus dem Primärharn den<br />

konzentrierten Endharn (Urin) erzeugen. Ein Großteil des Wassers im<br />

Primärharn geht daher wieder in <strong>die</strong> Blutbahn und steht dem Organismus<br />

somit wieder zu Verfügung. Der Mensch beispielsweise bildet pro<br />

Tag im Durchschnitt 180 Liter Primärharn; ausgeschieden werden jedoch<br />

nur 0,5–2 Liter des in den Nieren aufkonzentrierten Endharns.<br />

Ausweichen oder Vermeiden – Zwei Strategien<br />

zur Aufrechterhaltung des Wasserhaushaltes<br />

7287_BIO_45_Kap 21.10.2009 12:22 Uhr Seite 1319<br />

In einer sehr trockenen Umwelt haben Tiere und Pflanzen besonders<br />

große Probleme mit der Aufrechterhaltung ihres Wasserhaushaltes. Tiere<br />

passen sich an <strong>die</strong>se Gegebenheiten an, indem sie mindestens eine von<br />

zwei möglichen Vermeidungsstrategien ausnutzen: entweder sie führen<br />

einen tages- oder jahreszeitlichen Ortswechsel durch (Ausweichen)<br />

oder sie vermeiden an Ort und Stelle über bestimmte Anpassungsstrategien<br />

nachteilige Auswirkungen. Tierarten der Wüsten und Halbwüsten<br />

entgehen der Trockenheit dadurch, dass sie <strong>die</strong> Region während der<br />

Trockenzeit verlassen und in Gebiete abwandern, wo genügend Wasser<br />

verfügbar ist. Diese Strategie verfolgen viele afrikanische Huftiere<br />

(⇒ Abbildung 2.31) und viele dort lebende Vogelarten.<br />

Zahlreiche Vogelarten, so zum Beispiel <strong>die</strong> Wüstenlerchen der Sahara,<br />

kommen wochenlang ohne Wasseraufnahme aus. Viele in Wüsten und<br />

Halbwüsten lebende Vogelarten führen bei Bedarf kurzzeitige Ortswechsel<br />

durch um an Wasserstellen zu gelangen. Dabei müssen jedoch<br />

oftmals sehr weite Strecken überbrückt Landbewohner werden. Flughühner der Alten<br />

Welt beispielsweise legen in der Namib oder Kalahari im südlichen Afrika<br />

zwischen Nist- und Wasserplatz Strecken bis zu 30 km zurück. Sie fliegen<br />

in großen Schwärmen, was sie gleichzeitig vor Räubern, wie zum<br />

Beispiel Greifvögeln, schützt. Eine Besonderheit <strong>die</strong>ser mit den Tauben<br />

verwandten Vögel ist das Phänomen, dass <strong>die</strong> Männchen das Brustgefieder<br />

ins Wasser tauchen und das in den Zwischenräumen aufgesogene<br />

Wasser zu den Jungen transportieren, um <strong>die</strong>se damit zu tränken.<br />

In Gebieten ohne regelmäßig wiederkehrende Niederschläge wirkt<br />

SCHON gEWUSST?<br />

2.2 Abiotischer Faktor Wasser<br />

Der Mensch bildet pro Tag im Durchschnitt<br />

180 Liter Primärharn. Daraus werden rund<br />

99 Prozent des Wassers sowie fast alle Zucker,<br />

Aminosäuren, Vitamine und andere organische<br />

Nährstoffe zurückgewonnen und wieder<br />

ins Blut transportiert, so dass nur rund<br />

1,5 l Endharn (= Urin) pro Tag ausgeschieden<br />

werden.<br />

45.1 Osmoregulation: Gleichgewicht zwischen Aufnahme und Abgabe von Wasser und den darin gelösten Stoffen<br />

Eine Anhydrobiose erfordert Anpassungen, <strong>die</strong> <strong>die</strong><br />

Zellmembranen intakt halten. Wissenschaftler beginnen<br />

gerade zu verstehen, wie Tardigraden das Austrocknen<br />

überleben. Untersuchungen an anhydrobiotischen Rundwürmern<br />

(Stamm Nematoda) zeigen, dass <strong>die</strong> ausgetrockneten<br />

Individuen große Mengen Zucker enthalten.<br />

Eine besondere Rolle wird dabei dem Disaccharid Trehalose<br />

zugeschrieben, das <strong>die</strong> Zellen schützt, indem es<br />

<strong>die</strong> Hydrathülle der Proteine und Membranlipide ersetzt.<br />

Viele Insekten, <strong>die</strong> im Winter ein Einfrieren überleben<br />

und auch trockenresistente Pflanzen nutzen ebenfalls<br />

Trehalose als Schutz <strong>für</strong> ihre Membranen und Proteine.<br />

Das Verhindern der Austrocknung ist <strong>für</strong> terrestrische<br />

Pflanzen und Tiere eine der größten homöostatischen<br />

Herausforderungen. Menschen beispielsweise sterben,<br />

wenn sie nur zwölf Prozent ihres Körperwassers verlieren<br />

(Dromedare können hingegen einen fast doppelt<br />

so hohen Wasserverlust überleben). Anpassungen, <strong>die</strong><br />

den Wasserverlust verringern, sind deshalb der Schlüssel<br />

zum Überleben an Land. Genauso, wie eine wachsüberzogene<br />

Cuticula zum Erfolg der Landpflanzen<br />

beigetragen hat, hilft <strong>die</strong> Beschaffenheit ihrer Körperoberfläche<br />

den meisten Tieren, eine Dehydrierung zu<br />

vermeiden. Beispiele hier<strong>für</strong> sind <strong>die</strong> Wachsschichten<br />

auf dem Exoskelett von Insekten, <strong>die</strong> Gehäuse von Land-<br />

Wasseraufnahme<br />

(ml)<br />

Wasserabgabe<br />

(ml)<br />

Wasserhaushalt<br />

einer Kängururatte<br />

(2 ml/Tag)<br />

Aufnahme mit<br />

der Nahrung (0,2)<br />

aus dem Stoffwechsel<br />

(1,8)<br />

Urin<br />

(0,45)<br />

Kot (0,09)<br />

Verdunstung (1,46)<br />

Wasserhaushalt<br />

eines Menschen<br />

(2500 ml/Tag)<br />

Aufnahme mit<br />

der Nahrung (750)<br />

Aufnahme<br />

mit<br />

Flüssigkeit<br />

(1500)<br />

aus dem Stoffwechsel<br />

(250)<br />

Urin<br />

(1500)<br />

Kot (100)<br />

Verdunstung (900)<br />

Abbildung 45.6: Wasserhaushalt bei zwei landlebenden Säugern.<br />

Abbildung Kängururatten, 2.30: <strong>die</strong> im Südwesten Wasserhaushalt der USA leben, bei ernähren zwei landleben- sich hauptdensächlich<br />

Säugern.<br />

von trockenen Samenkörnern und trinken kein Wasser. Eine<br />

Kängururatte gewinnt Wasser vorwiegend aus ihrem Zellstoffwechsel<br />

und verliert das meiste Wasser durch Verdunstung beim Gasaustausch. 33<br />

Im Gegensatz dazu nimmt ein Mensch Wasser vorwiegend durch Essen<br />

und Trinken auf und verliert den größten Teil <strong>die</strong>ses Wassers mit<br />

dem Urin.


34<br />

2 Abiotische Umweltfaktoren – ihr Einfluss sich, wie auf am das Beispiel Leben des in den zentralasiatischen<br />

Wüsten vorkommenden Zebrafinken ( Taeniopygia) ge-<br />

Abbildung 2.31: Physiologische Anpassungsmechanismen<br />

an große Wärme und Trockenheit beim afrikanischen<br />

Spießbock (T = Tag, N = Nacht).<br />

204<br />

ch07_register.indd 204<br />

in Wüsten und Halbwüstengebieten besonders schwierig.<br />

In Gebieten ohne periodische Niederschläge wirkt<br />

(T) Hecheln erst bei sehr<br />

hohen Temperaturen<br />

(T) signifikante<br />

Verringerung der<br />

Stoffwechselrate<br />

(N) langsamere,<br />

effizientere Atmung<br />

(N) signifikante Verringerung<br />

der Schweißabgabe<br />

den Grundwasserspiegel erreich<br />

fallen in ein Diapausestadium,<br />

sektenarten. Während <strong>die</strong>ses S<br />

wicklung gehemmt und der Sto<br />

(T) signifikanter Anstieg<br />

der Körpertemperatur<br />

(T) kein Aufsuchen<br />

von Schatten<br />

(T) Unterdrückung<br />

der Schweißbildung<br />

möglich<br />

(N) niedrigere<br />

Körpertemperatur<br />

sich plötzlich niederfallender Regen stimulierend auf das Hormonsystem<br />

und <strong>die</strong> Fortpflanzung aus. Diese Beispiele zeigen Anpassungen an<br />

<strong>die</strong> besondere Schwierigkeit der Jungenaufzucht <strong>für</strong> Tiere in Wüsten-<br />

und Halbwüstengebieten.<br />

Gegenüber den Ortswechslern gibt es jedoch auch zahlreiche Arten,<br />

<strong>die</strong> an Ort und Stelle Trockenperioden überstehen oder mit spezifischen<br />

physiologischen oder verhaltensbiologischen Anpassungen dem Wassermangel<br />

begegnen. Die nordamerikanische Wüstenschildkröte ist im Früh-<br />

Beispiel<br />

Anpassungen der Kamele<br />

Kamele können bis zu einem Viertel ihres Körpergewichtes an Wasser verlieren,<br />

ohne dass sie gesundheitlichen Schaden nehmen. Bei einem durchschnittlichen<br />

Körpergewicht von 500 kg sind <strong>die</strong>s etwa 125 Liter. Diese Menge kann von ihnen<br />

bei einem einzigen Trinkvorgang und innerhalb von 10 Minuten wieder<br />

aufgenommen werden. Im Vergleich dazu sind beim Menschen bereits zehn<br />

Prozent Wasserverlust absolut tödlich. Ein Kamel kann ohne Wasseraufnahme<br />

17 Tage lang bei geringer und sechs Tage bei höherer Arbeitsleistung auskommen.<br />

Die Höcker der Kamele stellen entgegen der landläufigen Meinung keine<br />

Wasserspeicher im engeren Sinne sondern ein Fettwasserreservoir dar. Durch<br />

den physiologischen Abbau von 100 g Fett werden im Organismus 107 g Wasser<br />

gewonnen. Somit ist der Fettkörper eines Kamels gleichzeitig auch ein wichtiges<br />

Wasserreservoir. Kamele decken darüber hinaus weitere Teile ihres Wasserbedarfs<br />

aus der Nahrung und somit auch durch <strong>die</strong> in Pflanzen und Früchten enthaltene<br />

Flüssigkeit. Sie sind zudem in der Lage, bei extremer Hitze <strong>die</strong> Körpertemperatur<br />

zu erhöhen, um so Wasser <strong>für</strong> eine ansonsten in stärkerem Ausmaß notwendige<br />

Kühlung zu sparen. Denn auf <strong>die</strong>se Weise vermindert sich das Wärmegefälle zwischen<br />

der Körperoberfläche und der Außentemperatur. Bei Nacht wird dann <strong>die</strong><br />

tagsüber zusätzlich produzierte Wärme ohne Wasserverlust an <strong>die</strong> Umgebung<br />

abgegeben. Kamele haben daher zu Zeiten von Trockenheitsstress tagsüber eine<br />

um 6 °C höhere Körpertemperatur als in der Nacht.<br />

Abbildu<br />

Adap ta<br />

ße Wär<br />

afrikan<br />

zella). T


45.1 Osmoregulation: Gleichgewicht zwischen Aufnahme und Abgabe von Wasser und den darin gelösten Stoen<br />

2.2 Abiotischer Faktor Wasser<br />

Meeresbewohner<br />

jahr und Herbst ganztags aktiv, im heißen Sommer verbringt sie jedoch<br />

Die meisten marinen Wirbellosen sind Osmokonfor-<br />

<strong>die</strong> Zeit der mittäglichen Hitze in einem selbst gegrabenen Gang in etwa<br />

mer. Ihre Gesamtosmolarität (<strong>die</strong> Summe der Konzen-<br />

1 m Tiefe im kühlen Erdreich. Die bunte Schaufelfußkröte der südlichen<br />

trationen aller gelösten Teilchen) ist <strong>die</strong>selbe wie im<br />

Wüsten Nordamerikas vergräbt sich sogar in heißen Trockenperioden im<br />

Meerwasser. Ihr Wasserhaushalt ist daher ausgeglichen.<br />

Boden und verharrt in einer Art Schlafzustand, bis es wieder regnet.<br />

Da sie sich in der Konzentration bestimmter gelöster<br />

Viele Wüstensäugetiere haben, als weitere Anpassungen an Trocken-<br />

Teilchen jedoch stark vom Meerwasser unterscheiden,<br />

heit und Hitze, keine oder nur reduzierte Schweißdrüsen; ihr Urin ist<br />

müssen sie <strong>die</strong>se Teilchen aktiv transportieren, um <strong>die</strong><br />

sehr konzentriert und der Kot sehr trocken. So besitzt zum Beispiel der<br />

Homöostase aufrechtzuerhalten.<br />

Kot von Kamelen einen Wassergehalt von lediglich Viele 40 marine Prozent, Wirbeltiere der und einige marine Wirbel-<br />

Harn ist mit 65 Prozent Wassergehalt hochkonzentriert. lose sind Im Osmoregulierer. Vergleich Für <strong>die</strong> meisten <strong>die</strong>ser Tiere<br />

dazu enthält menschlicher Kot 80 Prozent, menschlicher ist das Meer Urin eine 95 stark Prodehydrierende<br />

Umgebung. So<br />

zent Wasser.<br />

verlieren beispielsweise marine MErKE!<br />

Knochensche, wie<br />

der Dorsch in Abbildung 45.4 a, ständig per Osmose<br />

2.2.6 Anpassungsstrategien<br />

Wasser. Solche Fische gleichen ihren Osmose Wasserverlust ist <strong>die</strong> aus, Diffusion von Wasser ent-<br />

(gr. eurys , breit), zu denen gewisse Osmokonformer und<br />

indem sie große Mengen Meerwasser lang seinem trinken. Mithilfe eigenen Konzentrationsgradi-<br />

Osmoregulierer bei zählen, Wasserbewohnern<br />

starke Schwankungen der ex-<br />

ihrer Kiemen und ihrer Nieren entledigen<br />

enten, das<br />

sie<br />

heißt<br />

sich an-<br />

von einer Lösung gerinternen<br />

Osmolarität überleben. Viele festsitzende Ranken-<br />

Wassertiere tauschen durch Osmose ständig Wasser mit ihrer Umgegerer Konzentration hin zu einer Lösung<br />

schließend des überschüssigen Salzes. In den Kiemen<br />

füßer (Balanidae) und Muscheln ( Bivalvia ), <strong>die</strong> im Wechbung<br />

aus. Der osmotische Druck bewegt Wasser von der Seite höhe-<br />

mit höherer Konzentration. Es handelt sich<br />

transportieren spezialisierte Chloridzellen aktiv Chlosel<br />

der Gezeiten immer wieder vom Meer überspült und<br />

hierbei um eine gerichtete Bewegung von<br />

rer zu der Seite niedrigerer Wasserkonzentration durch rid (Cl <strong>die</strong> Zellmem-<br />

trockengelegt werden, sind euryhaline Osmokonformer;<br />

Teilchen durch eine selektiv durchlässige<br />

branen – oder anders ausgedrückt: von der Seite mit der geringeren<br />

bekannte Beispiele <strong>für</strong> euryhaline Osmoregulierer sind<br />

Trennschicht (Membran), <strong>die</strong> räume unter-<br />

Konzentration gelöster Teilchen zu der Seite mit höherer Konzentration<br />

Streifenbarsche und verschiedene Lachsarten ( Abbilschiedlicher<br />

chemischer Zusammensetzung<br />

gelöster Teilchen. Auch in <strong>die</strong>sem Fall ist das Bestreben einen Potenzialdung<br />

45.3).<br />

voneinander trennt.<br />

ausgleich zu erlangen der Antrieb des Vorgangs: <strong>die</strong> höher konzentrier-<br />

Als Nächstes wollen wir einige <strong>für</strong> <strong>die</strong> Osmoregulatere<br />

Lösung wird auf <strong>die</strong>se Weise verdünnt und <strong>die</strong> niedriger konzenttion<br />

entwickelte Anpassungen näher betrachten, <strong>die</strong> bei<br />

rierte Lösung aufkonzentriert, so dass sich <strong>die</strong> Teilchenkonzentrationen<br />

Meeres-, Süßwasser- und Landbewohnern zu nden<br />

insgesamt angleichen.<br />

sind.<br />

– Abbildung 45.3: Rotlachse (Oncorhynchus nerka) sind euryhaline<br />

Osmoregulierer.<br />

+<br />

) nach außen, und <strong>die</strong> Natriumionen (Na ) folgen<br />

passiv nach. In den Nieren werden überschüssige Calcium-,<br />

Magnesium- und Sulfationen ausgeschieden,<br />

wobei nur wenig Wasser verloren geht.<br />

Eine eigenständige Osmoregulation entwickelte sich<br />

bei marinen Haien und den meisten anderen Knorpel-<br />

schen (Chondrichthyes, siehe Kapitel 34). Ebenso wie<br />

Knochensche weisen Haie eine innere Salzkonzentra-<br />

Aufnahme von<br />

Wasser und<br />

Salz mit<br />

der Nahrung<br />

Aufnahme von<br />

Wasser und<br />

Salz durch<br />

das Trinken<br />

von Meerwasser<br />

Ausscheidung<br />

von Salz über<br />

<strong>die</strong> Kiemen<br />

osmotischer<br />

Wasserverlust<br />

durch <strong>die</strong><br />

Kiemen und<br />

andere Bereiche<br />

der Körperoberfläche<br />

Ausscheidung von Salz<br />

und geringen Wassermengen<br />

mit dem mäßig konzentrierten<br />

Urin über <strong>die</strong> Nieren<br />

Wasser Salz<br />

Aufnahme von<br />

Wasser und Salz<br />

mit der Nahrung<br />

Salzwasser Süßwasser<br />

Aufnahme<br />

von Salz<br />

über <strong>die</strong><br />

Kiemen<br />

osmotische<br />

Wasseraufnahme<br />

über <strong>die</strong> Kiemen<br />

und andere<br />

Bereiche der<br />

Körperoberfläche<br />

Ausscheidung großer<br />

Wassermengen mit<br />

stark verdünntem<br />

Urin über <strong>die</strong> Nieren<br />

(a) Osmoregulation bei einem Meerwasserfisch. (b) Osmoregulation bei einem Süßwasserfisch.<br />

Abbildung 45.4: Die Osmoregulation bei Knochenschen im Meer und im Süßwasser im Vergleich.<br />

Abbildung 2.32: Die Osmoregulation bei Knochenfischen im Meer und im Süßwasser im Vergleich.<br />

1317<br />

35


nsprodukte eines Tieres spiegeln dessen Phylogenie und Habitat wider<br />

2 Abiotische Umweltfaktoren – ihr Einfluss auf das Leben<br />

am<br />

en<br />

ein<br />

uralz<br />

der<br />

ige<br />

auf<br />

Die<br />

gen<br />

ese<br />

en.<br />

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hrt,<br />

geonie<br />

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-<br />

ne<br />

es<br />

tzt<br />

lut<br />

n<br />

Ausführgänge<br />

der Salzdrüse<br />

36<br />

Aus der Forschung<br />

Salzdrüse<br />

Nasenloch<br />

mit ausgeschiedener<br />

Salzlösung<br />

lich, auf See zu überleben. Ähnliche Salzdrüsen ermöglichen<br />

auch Abbildung den Meeresschildkröten 2.33: Wie scheiden und den Seevögel Meeresleguanen überschüs- <strong>die</strong><br />

Salzausscheidung.<br />

siges Salz aus?<br />

Quelle K. Schmidt-Nielsen et al., Extrarenal salt excretion in<br />

birds. American Journal of Physiology 193: 101–107 (1958).<br />

Was wäre, wenn? Die nasalen Salzdrüsen ermöglichen Seevögeln,<br />

überschüssiges Salz auszuscheiden, das sie mit ihrer<br />

Beute sowie durch das Trinken von Meerwasser aufnehmen.<br />

Wie beeinflusst <strong>die</strong> Art der tierischen Beute, <strong>die</strong><br />

ein Seevogel frisst, <strong>die</strong> Menge an Salz, <strong>die</strong> er ausscheiden<br />

muss?<br />

WIEDERHOLUNgSfRAgEN 2.2<br />

1. Zeichnen Sie ein einfaches Diagramm des<br />

Die Wasserkreislaufes stickstoffhaltigen und beschreiben Exkretions- Sie den<br />

produkte Vorgangeines<br />

Tieres spiegeln<br />

dessen 2. Wasser Phylogenie verfügt über viele spezifische Ei-<br />

und genschaften. Habitat wider Nennen Sie Beispiele 45.2 und beschreiben<br />

Sie, welche Auswirkungen und<br />

Da <strong>die</strong> meisten Abfallprodukte des Stoffwechsels im<br />

biologischen Bedeutungen <strong>die</strong> jeweiligen<br />

Wasser gelöst werden müssen, um aus dem Körper aus-<br />

Eigenschaften besitzen.<br />

geschieden zu werden, können Art und Menge des Exkretionsprodukts<br />

3. Stellen Sie dar, einen was großen bei starker Einfluss Temperaturer- auf den Wasserhaushaltniedrigung<br />

eines beziehungsweise Tieres haben. In <strong>die</strong>ser -erhöhung Hinsicht mit sind<br />

einige der wichtigsten Exkretionsprodukte <strong>die</strong> stick-<br />

der wässrigen Umwelt einer Garnele, <strong>die</strong><br />

stoffhaltigen Abbauprodukte von Proteinen und Nu-<br />

unmittelbar an der Wasseroberfläche lebt,<br />

cleinsäuren (Abbildung 45.9). Wenn Proteine und<br />

passieren würde, wenn Wasser keine Was-<br />

Nucleinsäuren zwecks Energiegewinns oder zwecks<br />

serstoffbrückenbindung ausbilden würde.<br />

Umwandlung in Kohlenhydrate oder Fette abgebaut<br />

werden, 4. Erklären entfernen Sie Enzyme den Langstreckentransport<br />

den Stickstoff in Form von<br />

Ammoniak durch Massenströmung.<br />

(NH3). Ammoniak ist hochgiftig, zum Teil<br />

+<br />

deshalb, weil sein Ion, das Ammoniumion (NH4 ), <strong>die</strong><br />

oxidative Phosphorylierung stört. Obgleich einige Tiere<br />

Ammoniak direkt ausscheiden, wandeln viele Arten<br />

Ammoniak vor der Exkretion unter Energieaufwand in<br />

weniger toxische Verbindungen um.<br />

5. Oleander ist eine immergrüne Pflanze, <strong>die</strong><br />

vor allem in trockenen Gebieten vorkommt.<br />

Im Querschnitt zeigt ein Oleanderblatt eine<br />

dicke Cuticula, eine mehrschichtige Epidermis<br />

und eingesenkte Spaltöffnungen. Erklären<br />

Sie <strong>die</strong>se Anpassungsmechanismen.<br />

Abbildung 45.8: Gegenstromaustausch bei salzausscheidenden<br />

Nasendrüsen.<br />

6. Der Plattwurm Phagocata vernalis bildet<br />

Schutzkapseln aus, in dem er <strong>die</strong> Trockenzeit<br />

übersteht. Erklären Sie begründend,<br />

welche Anpassungsstrategie gegen Wasserverlust<br />

<strong>die</strong>ses Tier verfolgt.<br />

Süßwasserlebewesen sind hyperosmotisch; sie haben eine höhere<br />

Salzkonzentration in ihrer Körperflüssigkeit als <strong>die</strong> des sie umgebenden<br />

Wassers. Ihr Problem und Bestreben ist es daher, eine übermäßige<br />

Wasseraufnahme zu verhindern und überschüssiges Wasser wieder<br />

abzugeben. Süßwasserfische halten das osmotische Gleichgewicht,<br />

indem sie im Umgebungswasser gelöste Salze durch spezielle Zellen in<br />

den Kiemen aktiv aufnehmen sowie große Mengen an verdünntem<br />

Harn produzieren. Amphibien gleichen den Salzverlust durch <strong>die</strong> Aufnahme<br />

von Salzen aus, <strong>die</strong> sie durch <strong>die</strong> Haut und <strong>die</strong> Kiemenmembran<br />

transportieren.<br />

Meeresfische stehen im Vergleich zu den Süßwasserfischen vor dem<br />

umgekehrten Problem. Sie sind hypoosmotisch, das heißt, sie haben<br />

eine niedrigere Salzkonzentration als das umgebende Wasser. Wenn <strong>die</strong><br />

Salzkonzentration der Umgebung höher ist als <strong>die</strong> des Körpers, neigen<br />

Organismen zur Dehydratation, da <strong>die</strong> osmotischen Kräfte dem Körper<br />

Wasser entziehen. In Meer- und Brackwasser müssen Salzwasserfische<br />

daher den Wasserverlust über Osmose und <strong>die</strong> damit einhergehende<br />

Anreicherung von Salzen im Körper vermeiden.<br />

Um mit den Problemen, <strong>die</strong> durch hohe Salzkonzentrationen im<br />

Lebensraum hervorgerufen werden, fertig zu werden, haben Organismen<br />

zahlreiche unterschiedliche Lösungsstrategien entwickelt. Die Körperflüssigkeiten<br />

von marinen Wirbellosen weisen das gleiche osmotische<br />

Potenzial auf wie das Meerwasser. Knorpelfische, wie Haie und<br />

Rochen, halten eine ausreichend große Menge Harnstoff im Blut zurück;<br />

sie stellen dadurch mit dem Meerwasser nahezu isoosmotische (= gleich<br />

konzentrierte) Verhältnisse her.<br />

Meeresvögel (zum Beispiel der Eissturmvogel) und Meeresschildkröten<br />

können, anders als wir Menschen, Salzwasser trinken, da sie über<br />

spezifische, das Salz abscheidende Nasendrüsen verfügen (⇒ Abbildung<br />

2.33). Auch Möwen und andere Meeresvögel scheiden durch<br />

<strong>die</strong>se Drüsen Flüssigkeiten mit einem Salzgehalt von über fünf Prozent<br />

ab. Sturmvögel schleudern <strong>die</strong>se Flüssigkeit aktiv durch <strong>die</strong> Nasenlöcher<br />

heraus; bei anderen fließen sie aus eigenen Öffnungen ab. Bei marinen<br />

Säugetieren sind <strong>die</strong> Nieren das Hauptausscheidungsorgan <strong>für</strong> Salze.<br />

2.3 Abiotischer faktor Solarstrahlung<br />

Irdisches Leben speist sich aus Sonnenenergie. Die Chloroplasten der<br />

Pflanzen wandeln Lichtenergie, <strong>die</strong> von der über 150 Millionen Kilometer<br />

entfernten Sonne zur Erde gelangt, in chemische Energie in Form<br />

von Elektronenpaarbindungen innerhalb von Zuckermolekülen und<br />

anderen organischen Verbindungen um. Dieser Umwandlungsprozess<br />

ist bekannt unter dem Namen Photosynthese.<br />

Vor allem <strong>für</strong> <strong>die</strong> photosynthesetreibenden Organismen, wie <strong>die</strong> grünen<br />

Pflanzen, ist <strong>die</strong> Solarstrahlung von entscheidender Bedeutung und<br />

bestimmt durch ihre Intensität das Vorkommen von Organismen erheb-<br />

1321<br />

lich. Starke Konkurrenz um das Licht herrscht beispielsweise in Wäldern,<br />

wo <strong>die</strong> Blätter des Kronendachs <strong>die</strong> größte Lichtmenge abfangen und<br />

<strong>die</strong> Vegetation der darunter gelegenen Strauchschicht daher nur noch<br />

wenig Licht erhält. In Gewässern begrenzt <strong>die</strong> Lichtintensität und -qua-


mit den Lichtreaktionen.<br />

Wiederholungsfragen<br />

1. Wie erreichen <strong>die</strong> Edukte der Photosynthese <strong>die</strong> Chloroplasten<br />

in den Blättern?<br />

2. Wie hat <strong>die</strong> Verwendung eines Sauerstoffisotops bei der<br />

lität in den unterschiedlichen Wassertiefen Aufklärung der chemischen <strong>die</strong> Verbreitung Reaktionen der von Photosynthese photosynthetisch<br />

aktiven Organismen. geholfen?<br />

3. Was wäre, wenn? Der Calvin-Zyklus ist klar erkennbar<br />

Allerdings ist nicht nur der Mangel an Sonnenlicht begrenzend <strong>für</strong><br />

auf <strong>die</strong> Produkte der Lichtreaktionen, ATP und NADPH,<br />

das Vorhandensein verschiedener angewiesen. Lebewesen, Nehmen ein Sie Zuviel an, jemand an würde Sonnenlicht behaupten,<br />

kann das Vorkommen von Organismen der umgekehrte ebenfalls Fall würde nicht limitieren. gelten. Damit In hingen größe<strong>die</strong><br />

Lichtreaktionen nicht vom Calvin-Zyklus ab und könnten<br />

rer Höhe über dem Meeresspiegel, bei fortdauernder ist <strong>die</strong> Atmosphäre Lichteinstrahlung aufgrund weiterhin ATP der und<br />

Abnahme der Dichte der Atmosphärengase NADPH produzieren. „dünner“: Stimmen Sie Sie dem absorbiert<br />

zu oder nicht?<br />

Begründen Sie Ihre Meinung.<br />

daher auch weniger ultraviolette Strahlung als auf Meereshöhe, sodass<br />

Lösungshinweise finden Sie in Anhang A.<br />

zum Beispiel <strong>die</strong> DNA oder bestimmte Proteine im Hochgebirge mit<br />

einer größeren Wahrscheinlichkeit geschädigt werden können, als <strong>die</strong>s<br />

im Tiefland der Fall wäre.<br />

Die Lichtreaktionen wandeln<br />

Sonnenenergie in chemische<br />

2.3.1 Die Natur des Energie Lichtesin<br />

Form von ATP<br />

Licht ist Energie in Form elektromagnetischer und NADPH umStrahlung. Diese 10.2 breitet<br />

sich von ihrer Quelle wellenförmig aus, ähnlich wie <strong>die</strong> Wellen in einem<br />

Chloroplasten sind chemische Fabriken, <strong>die</strong> vom ein-<br />

Teich, nachdem man einen Kiesel hineingeworfen hat. Elektromagnestrahlenden<br />

Licht in Gang gehalten werden. Ihre Thytische<br />

Wellen sind jedoch Störungen ansonsten gleichförmiger elektrilakoide<br />

wandeln Lichtenergie in chemische Energie in<br />

scher und magnetischer Felder, nicht Störungen eines stofflichen Medi-<br />

Form von ATP und NADPH um. Um <strong>die</strong>sen Umwandums,<br />

wie im Fall des Wassers. lungsvorgang besser verstehen zu können, müssen wir<br />

Der Abstand zwischen zwei über Wellenkämmen <strong>die</strong> wichtigsten Eigenschaften oder Wellentälern des Lichtes wird Be-<br />

als Wellenlänge bezeichnet. scheid Die wissen. Wellenlänge elektromagnetischer<br />

Strahlung reicht von weniger als einem Nanometer (nm) bei Gammastrahlen<br />

bis hin zu mehr als einem 10.2.1 Kilometer Die Natur (km) des Lichtes bei Radiowellen. Der<br />

Gesamtbereich der elektromagnetischen Wellen wird als elektromag-<br />

Licht ist Energie in Form elektromagnetischer Strahnetisches<br />

Spektrum bezeichnet (⇒ Abbildung 2.35). Der <strong>für</strong> Lebenslung.<br />

Diese breitet sich wellenförmig aus, ähnlich wie<br />

prozesse wichtigste Teil des <strong>die</strong> Spektrums Wellen in einem ist ein Teich, schmaler nachdem man Bereich einen Kiesel von<br />

etwa 380–750 nm, der als sichtbares hineingeworfen Licht hat. Elektromagnetische bezeichnet wird, Wellen weil sind wir je-<br />

ihn durch unsere Augen wahrnehmen doch Störungen können. elektrischer und magnetischer Felder,<br />

Obwohl <strong>die</strong> Sonne das volle nicht Spektrum Störungen an eines elektromagnetischer stofflichen Mediums wie Strah- Wasser.<br />

lung aussendet, wirkt <strong>die</strong> Erdatmosphäre Der Abstand zwischen wie ein zwei selektiver Wellenkämmen Filter, der oder<br />

Wellentälern wird als Wellenlänge bezeichnet. Die<br />

sichtbares Licht passieren lässt, einen erheblichen Anteil der verbleiben-<br />

Wellenlänge elektromagnetischer Strahlung reicht von<br />

den Strahlung mit anderen Wellenlängen jedoch nicht.<br />

weniger als einem Nanometer (nm) bei Gammastrahlen<br />

bis hin zu mehr als einem Kilometer (km) bei Radio-<br />

2.3.2 Die Strahlungsintensität wellen. Der Gesamtbereich – der elektromagnetischen<br />

breitengradabhängige und jahreszeitliche<br />

Schwankungen 258<br />

Aufgrund der annähernden Kugelform der Erde ist <strong>die</strong> Strahlungsintensität<br />

der Sonne je nach Breitengrad unterschiedlich groß. In den Tropen<br />

(den Regionen zwischen 23,5 Grad nördlicher und 23,5 Grad südlicher<br />

Breite), wo <strong>die</strong> Solarstrahlung direkt einfällt (<strong>die</strong> Sonne steht im<br />

Zenit), gelangt pro Flächeneinheit <strong>die</strong> größte Wärme- und Lichtmenge<br />

auf <strong>die</strong> Erde. In höheren Breiten fällt <strong>die</strong> Solarstrahlung schräg ein, so<br />

dass sich <strong>die</strong> Solarenergie über eine wesentlich größere Fläche verteilt<br />

und dadurch an Intensität verliert.<br />

Da <strong>die</strong> Erdachse schräg steht (Schiefe der Ekliptik), ist <strong>die</strong> Intensität<br />

der Solarstrahlung je nach Jahreszeit unterschiedlich. Unser Planet ist im<br />

Verhältnis zur Ebene seiner Umlaufbahn um <strong>die</strong> Sonne um 23,5 Grad<br />

geneigt; deshalb trifft in den Tropen <strong>die</strong> größte jährliche Strahlungsmenge<br />

ein, und <strong>die</strong> jahreszeitlichen Schwankungen sind am gerings-<br />

nehmen chen, spezifische können. physiologische Verdunstungs- und<br />

Kühlmechanismen, Das Wellenmodellbestimmte des Lichtes Verhaltensweisen kann viele seiner wie Eigenschaften<br />

2.3 Abiotischer Faktor Solarstrahlung<br />

eine nächtliche erklären, Lebensweise doch es oder versagt das Eingraben unter manchen in das<br />

Umständen, Bodensubstrat; bei siehe denen Kapitel Licht 40). eher einen Teilchencharakter<br />

aufweist. Die „Lichtteilchen“ werden Photonen<br />

genannt, nicht wirklich greifbare Teilchen, sondern<br />

Objekte mit Teilchencharakter und einer bestimmten,<br />

definierten Energiemenge. Dieser Energiegehalt ist der<br />

Wellenlänge der Strahlung umgekehrt proportional: je<br />

kürzer <strong>die</strong> Wellenlänge, desto höher <strong>die</strong> Energie eines<br />

jeden Photons der betreffenden Strahlung. Ein Photon<br />

des violetten Lichtes enthält fast doppelt so viel Energie<br />

wie ein Photon des roten Lichtes.<br />

Obwohl <strong>die</strong> Sonne das volle Spektrum an elektromagnetischer<br />

Energie abstrahlt, wirkt <strong>die</strong> Erdatmosphäre<br />

wie ein Filter, der sichtbares Licht passieren lässt,<br />

einen merklichen Anteil der verbleibenden Strahlung<br />

mit anderen Wellenlängen jedoch nicht. Der sichtbare<br />

Teil des Spektrums umfasst gleichzeitig auch <strong>die</strong>jenige<br />

Strahlung, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Photosynthese antreibt.<br />

Abbildung 2.34: In großer Höhe sind <strong>die</strong> Organis-<br />

Abbildung 52.9: Überleben im Hochgebirge. In großer Höhe sind<br />

men 10.2.2 <strong>die</strong> Organismen einer Photosynthesepigmente:<br />

starken einer starken ultravioletten ultravioletten Strahlung ausgesetzt. ausgesetzt. Da-<br />

Darüber rüber hinaus Die hinaus haben Lichtrezeptoren<br />

sie haben mit weiteren sie mit extremen weiteren Umweltbedingungen extremen Umzu<br />

weltbedingungen kämpfen, so mit tiefen Wintertemperaturen zu kämpfen, so oder mit mit tiefen starkem Winter- Wind.<br />

Wenn Licht auf Materie trifft, kann es reflektiert (zu-<br />

temperaturen oder mit starkem Wind.<br />

rückgeworfen), transmittiert (durchgelassen) oder ab-<br />

1548<br />

10 –5 nm 10 –3 nm 1 nm 10 3 nm 10 6 nm<br />

GammaRöntgenstrahlenstrahlen UV<br />

Infrarotstrahlung<br />

sichtbares Licht<br />

1 m<br />

(10 9 nm) 10 3 m<br />

Mikrowellen<br />

Radiowellen<br />

380 450 500 550 600 650 700 750 nm<br />

kürzere Wellenlängen<br />

höhere Energie<br />

längere Wellenlängen<br />

geringere Energie<br />

Abbildung 10.6: Das elektromagnetische Strahlungsspektrum.<br />

Abbildung Weißes Licht ist ein 2.35: Gemisch Das aus elektromagnetische allen Wellenlängen des sichtbaren Strahlungsspektrum.<br />

Lichtspektrums. Ein Prisma Weißes kann Licht weißes ist Licht ein in seine Gemisch Farbkomponen- aus alten<br />

zerlegen, weil es verschiedene Wellenlängen unterschiedlich stark<br />

len Wellenlängen des sichtbaren Lichtspektrums. Ein<br />

bricht. (Wassertröpfchen in der Atmosphäre können ebenfalls als Pris-<br />

Prisma men wirken kann und weißes einen Regenbogen Licht in erzeugen, seine Farbkomponenten<br />

Abbildung 10.1.) Die<br />

zerlegen, Photosynthese weil wird es durch verschiedene sichtbares Licht Wellenlängen bewirkt. unter-<br />

schiedlich stark beugt.<br />

37<br />

dern<br />

sem<br />

ßero<br />

Vork<br />

52.2<br />

Die<br />

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Einfl<br />

<strong>für</strong> e<br />

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Maß<br />

klim


Aufgrund der annähernden Kugelform<br />

der Erde ist <strong>die</strong> Strahlungsintensität<br />

2 Abiotische der Sonne Umweltfaktoren je nach Brei- – ihr mit Einfluss flachem auf Winkel das Leben einfallende Solarstrahlung<br />

tengrad unterschiedlich Abbildung groß. 52.10: In Näher betrachtet – Das globale Klima.<br />

den Tropen (den Regionen zwischen<br />

23,5 Grad nördlicher und<br />

23,5 Grad südlicher (a) Breitengradabhängige Breite), wo <strong>die</strong> Unterschiede in der Intensität der auftreffenden Solarstrahlung.<br />

Abbildung Solarstrahlung 2.36: Breitengradabhängige direkt einfällt (<strong>die</strong> Unterschiede<br />

Aufgrund der annähernden Kugel-<br />

in der Sonne Intensität steht der form<br />

im auftreffenden Zenit),<br />

der Erde<br />

gelangt<br />

ist Solarstrahlung.<br />

<strong>die</strong> Strahlungs-<br />

pro Solarstrahlung senkrecht von oben (Zenit)<br />

Flächeneinheit intensität <strong>die</strong> größte der Sonne Wärme- je nach Brei- mit flachem Winkel einfallende Solarstrahlung<br />

und Lichtmenge tengrad auf unterschiedlich <strong>die</strong> Erde. In groß. In<br />

höheren Breiten den Tropen fällt <strong>die</strong> (den Solar- Regionen zwistrahlung<br />

schräg schen ein, 23,5 so Grad dass nördlicher sich und<br />

<strong>die</strong> Solarenergie 23,5 Grad über südlicher eine weBreite),<br />

wo <strong>die</strong><br />

Solarstrahlung direkt einfällt (<strong>die</strong><br />

sentlich größere Fläche verteilt<br />

mit flachem Winkel einfallende Solarstrahlung<br />

Sonne steht im Zenit), gelangt pro Solarstrahlung senkrecht von oben (Zenit)<br />

und dadurch an Intensität verliert.<br />

Flächeneinheit <strong>die</strong> größte Wärmeund<br />

Lichtmenge auf <strong>die</strong> Erde. In<br />

höheren Breiten fällt <strong>die</strong> Solar-<br />

Atmosphäre<br />

strahlung schräg ein, so dass sich<br />

<strong>die</strong> Solarenergie über eine wesentlich<br />

größere Fläche verteilt<br />

mit flachem Winkel einfallende Solarstrahlung<br />

und dadurch an Intensität verliert.<br />

38<br />

(b) Jahreszeitliche Schwankungen der Strahlungsintensität.<br />

konstante<br />

Neigung von konstante<br />

23,5° Neigung von<br />

23,5°<br />

30 ° S<br />

Atmosphäre<br />

90 0° °N (Äquator) (Nordpol)<br />

60 °N<br />

23,5 °S (südlicher<br />

30 Wendekreis)<br />

°N<br />

23,5 30 °S °N (nördlicher<br />

Wendekreis)<br />

0° 60 (Äquator) °S<br />

90 °S (Südpol)<br />

23,5 °S (südlicher<br />

Wendekreis)<br />

30 °S<br />

60 °S<br />

90 °S (Südpol)<br />

Da <strong>die</strong> Erdachse schräg steht (Schiefe der Ekliptik), ist <strong>die</strong> Intensität der Solarstrahlung je nach Jahreszeit unterschiedlich. Unser<br />

Planet ist im Verhältnis zur Ebene seiner Umlaufbahn um <strong>die</strong> Sonne um 23,5 Grad geneigt; deshalb trifft in den Tropen <strong>die</strong> größte<br />

jährliche Strahlungsmenge ein, und <strong>die</strong> jahreszeitlichen Schwankungen sind am geringsten. In Richtung der Pole nehmen <strong>die</strong><br />

jahreszeitlichen (b) Jahreszeitliche Schwankungen Schwankungen der Solarstrahlung der Strahlungsintensität.<br />

immer mehr zu. So finden sich ausgeprägte Jahreszeiten vor allem in den<br />

gemäßigten und arktischen Breiten <strong>die</strong>sseits und jenseits des Äquators.<br />

Da <strong>die</strong> Erdachse schräg steht (Schiefe der Ekliptik), ist <strong>die</strong> Intensität der Solarstrahlung je nach Jahreszeit unterschiedlich. Unser<br />

Planet ist im Verhältnis zur Ebene seiner Umlaufbahn um <strong>die</strong> Sonne um 23,5 Grad geneigt; deshalb trifft in den Tropen <strong>die</strong> größte<br />

jährliche Strahlungsmenge ein, und <strong>die</strong> jahreszeitlichen Schwankungen sind am geringsten. In Richtung der Pole nehmen <strong>die</strong><br />

jahreszeitlichen Schwankungen der Solarstrahlung immer mehr zu. So finden März-Äquinoktium: sich ausgeprägte Der Jahreszeiten Äquator vor ist allem direkt in den<br />

Juni-Solstitium (Sonnenwende):<br />

gemäßigten und arktischen Breiten <strong>die</strong>sseits und jenseits des Äquators. der Sonne zugewandt; <strong>die</strong> Pole sind von<br />

Die Nordhalbkugel ist der Sonne zuge-<br />

der Sonne abgewandt; alle Regionen der<br />

wandt, <strong>die</strong> Tage sind dort am längsten<br />

60 ° N<br />

Erde erleben zwölf Stunden Tageslicht<br />

und <strong>die</strong> Nächte am kürzesten (längster<br />

und<br />

Tag: 21./22.Juni);<br />

März-Äquinoktium: zwölf Stunden Dunkelheit Der Äquator (21. ist direkt März).<br />

Juni-Solstitium <strong>die</strong> Südhalbkugel (Sonnenwende): ist 30 ° N<br />

der Sonne zugewandt; <strong>die</strong> Pole sind von<br />

von der Sonne Die abgewandt, Nordhalbkugel <strong>die</strong> ist Tage der Sonne zuge-<br />

der Sonne abgewandt; alle Regionen der<br />

sind am kürzesten wandt, und <strong>die</strong> Tage <strong>die</strong> sind Nächte dort am<br />

längsten<br />

60 ° N<br />

Erde erleben zwölf Stunden Tageslicht<br />

längsten; Sommerbeginn und <strong>die</strong> Nächte in am der kürzesten nördli- (längster<br />

und zwölf Stunden Dunkelheit (21. März).<br />

Tag: 21./22.Juni); <strong>die</strong> Südhalbkugel ist<br />

chen Hemisphäre, Winterbeginn in<br />

30 ° N<br />

von der Sonne abgewandt, <strong>die</strong> Tage<br />

der südlichen sind Hemisphäre.<br />

am kürzesten und <strong>die</strong> Nächte am<br />

0° (Äquator)<br />

längsten; Sommerbeginn in der nördlichen<br />

Hemisphäre, Winterbeginn in<br />

30 ° S<br />

der südlichen Hemisphäre.<br />

0° (Äquator)<br />

September-Äquinoktium<br />

September-Äquinoktium<br />

(Tag-Nacht-Gleiche): (Tag-Nacht-Gleiche): Der Äquator Der ist Äquator direktist<br />

direkt<br />

der Sonne zugewandt; der Sonne zugewandt; <strong>die</strong> Pole sind <strong>die</strong> Pole der sind der<br />

Sonne abgewandt; Sonne abgewandt; alle Regionen alle Regionen der Erdeder<br />

Erde<br />

erfahren zwölf erfahren Stunden zwölf Tageslicht Stunden Tageslicht und zwölf und zwölf<br />

Stunden Dunkelheit Stunden Dunkelheit (23. September). (23. September).<br />

Abbildung 2.37: Jahreszeitliche Schwankungen der Strahlungsintensität.<br />

1550<br />

1550<br />

Dezember-Solstitium:<br />

Dezember-Solstitium:<br />

Die Die Nordhalbkugel ist ist von der derSonne Sonne ababgewandt, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Tage sind am kürzesten und und<br />

<strong>die</strong> <strong>die</strong> Nächte am am längsten (kürzester Tag:<br />

21./22. Dezember); <strong>die</strong> Südhalbkugel ist ist<br />

der der Sonne Sonne zugewandt, <strong>die</strong> Tage sind am am<br />

längsten längsten und und<strong>die</strong> <strong>die</strong> Nächte am kürzesten.<br />

90 °N (Nordpol)<br />

60 °N<br />

30 °N<br />

23,5 °N (nördlicher<br />

Wendekreis)


ten. In Richtung der Pole nehmen <strong>die</strong> jahreszeitlichen Schwankungen<br />

der Solarstrahlung immer mehr zu. Daher finden sich ausgeprägte Jahreszeiten<br />

vor allem in den gemäßigten und arktischen Breiten <strong>die</strong>sseits<br />

und jenseits des Äquators, während in den tropischen Regionen über<br />

das ganze Jahr hinweg ähnliche Temperaturen herrschen.<br />

2.3.3 Die Photosynthese<br />

Die Photosynthese ist der wichtigste Prozess <strong>für</strong> das Leben auf der Erde.<br />

Bei der Photosynthese wird Strahlungsenergie in Form von Licht<br />

von Pflanzen absorbiert und in chemische Energie umgewandelt. Dabei<br />

kommt es zu einer Abspaltung von Wasserstoff aus Wasser und zur<br />

Freisetzung von Sauerstoff. Der Wasserstoff wird auf Kohlenstoffdioxid<br />

übertragen und als Kohlenstoffverbindung (Zuckermoleküle, „Monosaccharide“)<br />

gebunden (siehe ⇒ Abbildung 2.38).<br />

Die Gesamtbilanz der Photosynthese kann in vereinfachter Form folgendermaßen<br />

dargestellt werden:<br />

6 CO 2 + 12 H 2 O<br />

h · υ<br />

C 6 H 12 O 6 + 6 O 2 + 6 H 2 O<br />

6 Moleküle Kohlenstoffdioxid (CO 2 ) und 12 Moleküle Wasser (H 2 O)<br />

werden bei <strong>die</strong>ser chemischen Reaktion mit Hilfe von Lichtenergie in<br />

ein Zuckermolekül (C 6 H 12 O 6 ; Glucose), in 6 Wassermoleküle (H 2 O) und<br />

in 6 Sauerstoffmoleküle (O 2 ) umgewandelt. Aus <strong>die</strong>sen Grundbestandteilen<br />

organischer Substanz werden sowohl in den Blättern als auch in<br />

anderen Pflanzenteilen zahlreiche weitere komplexere Kohlenstoffverbindungen<br />

wie Fettsäuren, Enzyme und andere Proteine synthetisiert.<br />

Licht- und Dunkelreaktion<br />

Die Photosynthese, eine komplexe Aufeinanderfolge von Stoffwechselreaktionen,<br />

kann in zwei Teilprozesse unterteilt werden: <strong>die</strong> Licht-<br />

und <strong>die</strong> Dunkelreaktion. Die Lichtreaktion beginnt mit der photochemischen<br />

Reaktion, bei der Chlorophyll (das <strong>die</strong> Strahlung absorbierende<br />

grüne Pflanzenpigment) Strahlungsenergie aufnimmt. Das Chlorophyll<br />

befindet sich in speziellen Zellstrukturen (Organellen), den Chloroplasten.<br />

Durch <strong>die</strong> Absorption eines Lichtquants (Photon) werden Chlorophyllmoleküle<br />

in einen energiereicheren, angeregten Zustand versetzt.<br />

Die Moleküle sind in <strong>die</strong>ser Form jedoch nicht stabil; sie kehren rasch<br />

in ihren Grundzustand zurück und setzen dabei <strong>die</strong> absorbierte Energie<br />

des Photons wieder frei. Die Energie wird jedoch nicht wieder als<br />

Strahlung oder in Form von Wärme freigesetzt, sondern nacheinander<br />

auf eine Reihe von so genannten Akzeptormolekülen übertragen. Im<br />

Laufe <strong>die</strong>ses Prozesses, der Elektronentransportkette der Photosynthese,<br />

entsteht schließlich aus der Verbindung ADP (Adenosindiphosphat) <strong>die</strong><br />

Verbindung ATP (Adenosintriphosphat) und aus NADP + (Nicotinamidadenin-dinucleotid-phosphat)<br />

NADPH + H + (<strong>die</strong> reduzierte Form von<br />

NADP + ). Die energiereiche Verbindung ATP und das starke Reduktionsmittel<br />

NADPH + H + , <strong>die</strong> in <strong>die</strong>ser Lichtreaktion entstehen, sind <strong>für</strong> den<br />

zweiten Schritt der Photosynthese, <strong>die</strong> Dunkelreaktion, entscheidend.<br />

2.3 Abiotischer Faktor Solarstrahlung<br />

MErKE!<br />

Photosynthese<br />

Die Photosynthese ist ein Stoffwechselweg,<br />

bei dem Licht als Energiequelle zur Bereitstellung<br />

von Energie in Form von chemischen<br />

Bindungen in Kohlenhydraten genutzt<br />

wird.<br />

39


2<br />

2<br />

im<br />

asbilse,<br />

as<br />

to-<br />

2 Abiotische Umweltfaktoren – ihr Einfluss auf das Leben<br />

Photosynthese<br />

these organischer Verbindun-<br />

gen in den Chloroplasten an.<br />

Chloroplasten nden sich vor-<br />

nehmlich in den Mesophyll-<br />

zellen der Blätter. Das Meso-<br />

phyll ist das zwischen den<br />

beiden Abschlussgeweben im<br />

Blattinneren gelegene Gewe-<br />

be. Kohlendioxid gelangt durch<br />

mikroskopisch kleine Löcher,<br />

<strong>die</strong> Spaltönungen oder Sto-<br />

mata (gr. stoma , Mund), in das<br />

Blatt. Der Sauersto verlässt<br />

Abbildung 2.38: Die Orte der Photosynthese in einer<br />

Pflanze es auf in gleichem steigender Wege. Vergrößerung.<br />

Wasser<br />

wird von den Wur zeln absor-<br />

biert und über Blattadern zu den Blättern transportiert.<br />

Die Blätter exportieren synthetisierten Zucker über <strong>die</strong><br />

Blattadern zu den Wurzeln und in andere nicht photo-<br />

synthetisch aktive Teile der Panze.<br />

Eine typische Mesophyllzelle enthält ca. 30–40 Chlo-<br />

roplasten von jeweils 2–4 * 4–7 µm Größe. Eine Hülle,<br />

bestehend aus zwei Membranen, umgibt einen in <strong>die</strong>-<br />

sen Organellen als Stroma bezeichneten Innenraum<br />

mit einer Flüssigkeit hoher Dichte darin. Ein ausgefeil-<br />

tes System aus miteinander verbundenen Membran-<br />

säckchen, den Thylakoiden , durchzieht das Stroma<br />

und grenzt es gegen ein weiteres Kompartiment im In-<br />

neren der Thylakoide ab, das Thylakoidlumen . An<br />

manchen Stellen sind <strong>die</strong> Thylakoide zu so genannten<br />

Grana (lat. granum , Korn, Körnchen) aufgestapelt. Das<br />

Chlorophyll bendet sich, an Proteine gebunden, in<br />

den Thylakoidmembranen. Die invaginierten Photosyn-<br />

thesemembranen von Prokaryonten werden ebenfalls<br />

Thylakoidmembranen genannt (siehe Abbildung 27.8b).<br />

Nachdem wir den Ort der Photosynthese in Panzen<br />

in Augenschein genommen haben, wollen wir nun den<br />

Prozess selbst eingehender betrachten.<br />

10.1.2 Der Weg einzelner Atome im<br />

Verlauf der Photosynthese:<br />

Edukte: Wissenschaftliche 6 CO2 12 H2OForschung Die Wissenschaftler haben jahrhundertelang den Vor-<br />

Produkte:<br />

C 6H 12O 6<br />

6 H 2O<br />

6 O 2<br />

gang, durch den eine Panze ihre Nahrung erzeugt,<br />

Chloroplast<br />

Stroma<br />

Granum<br />

Blattgewebe<br />

Thylakoid<br />

Blattquerschnitt<br />

Spaltöffnungen<br />

Blattzelle<br />

Thylakoidlumen<br />

äußere<br />

Hüllmembran<br />

Membranzwischenraum<br />

innere<br />

Hüllmembran<br />

Abbildung aufzuklären 10.4: Das versucht. Schicksal Obwohl einzelner einige Atome Details während noch der im-<br />

1 µm<br />

Photosynthese. Abbildung 2.39:<br />

mer fehlen, Die ist aus Das<br />

<strong>die</strong> dem Schicksal<br />

Bruttogleichung Kohlendioxid einzelner stammenden Atome<br />

der Photosynthese<br />

Atome während sind der Photosynthese.<br />

orange dargestellt, <strong>die</strong> aus dem Wasser stammenden blau.<br />

40seit<br />

dem 19. Jahrhundert bekannt. In Gegenwart von Abbildung 10.3: Die Orte der Photosynthese in einer Panze in<br />

Licht erzeugen <strong>die</strong> grünen Teile einer Panze organi-<br />

steigender Vergrößerung. Die Photosynthese findet in Pflanzen<br />

Zu <strong>die</strong>sem Zweck ist <strong>die</strong> in Kapitel 9 bereits erwähnte<br />

sche Verbindungen und Sauersto aus Kohlendioxid,<br />

hauptsächlich in den Blättern statt. Die Bildfolge führt Sie in das Inne-<br />

CO 2<br />

Blattader<br />

O 2<br />

5 µm


In der Dunkelreaktion erfolgt 4 anschließend der Einbau von CO2 in<br />

ein Zuckermolekül. Die Dunkelreaktion hat ihren missverständlichen<br />

Namen aufgrund der Tatsache, dass sie keine unmittelbare Sonnenstrahlung<br />

benötigt. Es ist jedoch nicht so, dass <strong>die</strong>ser Prozess ausschließlich<br />

in der Dunkelheit oder in der Nacht abläuft. Im Gegenteil, <strong>die</strong> Dunkelreaktion<br />

ist auf <strong>die</strong> Verfügbarkeit von ATP und NADPH aus der Lichtreaktion<br />

angewiesen und damit letztlich indirekt doch von der essenziellen<br />

Ressource „Sonnenlicht“ abhängig.<br />

Der Prozess, bei dem CO2 eingebaut wird, beginnt bei den meiscyanin<br />

(PC), einem kupferhaltigen Protein.<br />

ten Pflanzen damit, dass das CO2 auf eine Verbindung namens Ribu-<br />

5<br />

lose-1,5-biphosphat, <strong>die</strong> aus 5 Kohlenstoffatomen besteht, übertragen<br />

wird.<br />

CO2 + Ribulose-1,5-biphosphat → 2 x Triose-3-phosphat<br />

C1-Molekül C5-Molekül C3-Moleküle Diese Reaktion wird als Carboxylierung bezeichnet und wird durch das<br />

Enzym RubisCO (Ribulose-1,5-bisphosphat-carboxylase/Oxygenase) katalysiert.<br />

Die dabei zunächst entstehende 3-Phosphoglycerinsäure wird<br />

durch NADPH + H + unter Wasserabspaltung und ATP-Verbrauch reduziert,<br />

wodurch je ein Molekül Triose-3-phosphat, NADP + und ADP entstehen.<br />

Zwei Moleküle Triose-3-phosphat werden anschließend in eine<br />

C6-Verbindung umgewandelt.<br />

Aus weiteren C3-Verbindungen wird Ribulose-1,5-biphosphat regeneriert,<br />

das wieder in den Kreislauf gelangt. Auch <strong>die</strong> Synthese von<br />

Ribulose-1,5-biphosphat aus Triose-3-phosphat erfordert ATP. Dadurch<br />

begrenzt <strong>die</strong> Verfügbarkeit von Strahlungsenergie (Solarstrahlung) letzt-<br />

Licht<br />

NADP +<br />

Ein Teil der im System verfügbaren Energie wird <strong>für</strong><br />

<strong>die</strong> Synthese von ATP verwendet. Beim Durchgang<br />

der Elektronen durch den Cytochrom-Komplex werden<br />

Protonen durch <strong>die</strong> Membran gepumpt und es<br />

entsteht eine protonenmotorische Kraft, <strong>die</strong> genau<br />

wie in Mitochondrien durch eine ATP-Synthase<br />

zunächst in eine mechanische Drehbewegung und<br />

dann in <strong>die</strong> chemische Energie des ATP umgewandelt<br />

wird.<br />

In der Zwischenzeit wird von den Lichtsammelkomplexen<br />

des Photosystems I eingefangene Energie<br />

auf das P700-Reaktionszentrum <strong>die</strong>ses Komplexes<br />

übertragen, wodurch wiederum ein dort befindliches<br />

Chlorophyll a-Molekülpaar angeregt wird.<br />

Die angeregten Elektronen werden ebenfalls auf einen<br />

primären Elektronenakzeptor übertragen. Dies<br />

_BIO_10_Kap 21.10.2009 11:13 Uhr Seite erzeugt 257 eine neue Fehlstelle, jetzt im P700-Reaktionszentrum<br />

(P700<br />

H2O CO2 + ). P700 + ist seinerseits ein wirkungsvoller<br />

Elektronenakzeptor <strong>für</strong> <strong>die</strong> Elektronen,<br />

<strong>die</strong> durch <strong>die</strong> Elektronentransportkette des Photosystems<br />

II angeliefert werden (siehe oben).<br />

Diese Elektronen werden vom primären Elektronenakzeptor<br />

des Photosystems I durch eine zweite Elektronentransportkette<br />

auf Ferredoxin (Fd) übertragen<br />

(lat. ferrum, Eisen). Diese zweite Elektronentransportkette<br />

erzeugt keine protonenmotorische Kraft<br />

und trägt daher auch nicht zur ATP-Synthese bei.<br />

Das Enzym Ferredoxin-NADP + -Oxidoreduktase<br />

katalysiert <strong>die</strong> Reoxidation des reduzierten Ferredoxins<br />

durch NADP + 6<br />

7<br />

8<br />

zu NADPH. Für <strong>die</strong>se Reduktion<br />

sind zwei Elektronen und ein Proton erforderlich.<br />

Das Redoxpotenzial <strong>die</strong>ser Verbindung ist<br />

höher als das von Wasser, so dass es <strong>für</strong> den Calvin-<br />

Zyklus ein besserer Reaktionspartner ist als das reaktionsträge<br />

Wasser.<br />

Chloroplast<br />

7287_BIO_10_Kap 21.10.2009 11:13 Uhr Seite 265<br />

2.3 Abiotischer Faktor Solarstrahlung<br />

Elektronen gelangen vom Ferredoxin (Fd) zurück zum<br />

10.1 Die Photosynthese wandelt Lichtenergie Cytochrom-Komplex in chemische und Energie von dort umweiter<br />

zu einem<br />

einzelnen Schritte der Dunkelreaktion aufzu-<br />

P700-Chlorophyll des PS I-Reaktionszentrums. Es wird<br />

klären (Nobel preis <strong>für</strong> Chemie 1961).<br />

weder NADPH synthetisiert noch Sauerstoff freigesetzt,<br />

es findet aber ATP-Synthese statt, weil dabei eine protonenmotorische<br />

Kraft aufgebaut wird.<br />

Mehrere photosynthetisch aktive Bakteriengruppen<br />

verfügen über ein Photosystem I, aber kein Photosystem<br />

II. Dazu gehören <strong>die</strong> Purpurschwefelbakterien (Ab-<br />

Abbildung bildung 10.2e), 10.5: Eine <strong>für</strong> <strong>die</strong> Übersicht der zyklische über <strong>die</strong> Elektronenfluss der<br />

Photosynthese:<br />

einzige Weg zur<br />

Kooperation<br />

Photophosphorylierung<br />

zwischen<br />

ist. Die Evo-<br />

Licht- und Dunkelreaktionen. In den Chlolutionsbiologen<br />

nehmen an, dass <strong>die</strong>se Bakteriengruproplasten<br />

ist <strong>die</strong> Thylakoidmembran der<br />

pen sich von den Bakterien herleiten, in denen sich <strong>die</strong><br />

Ort, an dem <strong>die</strong> Lichtreaktionen stattfinden,<br />

Photosynthese ursprünglich entwickelte, das heißt in<br />

während der Calvin-Zyklus im Stroma des<br />

einer dem zyklischen Elektronenfluss ähnlichen Form.<br />

Chloroplasten stattfindet. Im Verlauf der<br />

So kompliziert ADP das Schema in Abbildung 10.13 auch ist, Der zyklische Elektronenfluss kann auch bei Organis-<br />

Lichtreaktionen werden ATP und NADPH syn-<br />

versuchen + Sie, P i <strong>die</strong> Funktionalität im Auge zu behalten. men auftreten, <strong>die</strong> beide Arten von Photosystemen beCalvinthetisiert;<br />

beide sind Träger chemischer Ener-<br />

Die Lichtreaktionen nutzen <strong>die</strong> Energie des Lichtes, sitzen. Dazu gehören manche Prokaryonten wie <strong>die</strong> in<br />

Licht-<br />

Zyklus<br />

gie <strong>für</strong> den Calvin-Zyklus sowie <strong>für</strong> andere<br />

reaktionen um ATP und NADPH zu erzeugen, <strong>die</strong> ihrerseits <strong>die</strong> Abbildung 10.2d exemplarisch dargestellten Cyano-<br />

Assimilationsprozesse. Der Calvin-Zyklus re-<br />

chemische Energie <strong>für</strong> <strong>die</strong> Kohlenhydratsynthese im<br />

ATP<br />

sultiertbakterien, in einer sowie Fixierung alle von zur Kohlenstoff- Photosynthese befähigten<br />

atomen durch den Einbau von Kohlendioxid-<br />

NADPH<br />

molekülen in ein bestehendes Kohlenhydrat.<br />

265<br />

(Erinnern Sie sich, dass <strong>die</strong> allgemeine Summenformel<br />

<strong>für</strong> Kohlenhydrate [CH2O] ist.)<br />

Dieses Schema wird in verkleinerter Form<br />

immer Abbildung wieder verwendet, 2.41: Eine um Übersicht <strong>die</strong> behandel- über <strong>die</strong> Photosyn-<br />

O<br />

[CH2O] 2<br />

tenthese: Prozesse Kooperation jeweils den Licht- zwischen oder Dunkel- Licht- und Dunkelreak-<br />

(Zucker)<br />

reaktionention. zuzuordnen.<br />

Phosphat). Die Lichtreaktionen nutzen <strong>die</strong> Lichtenergie,<br />

um NADP + zu NADPH zu reduzieren. Dabei werden<br />

10.2 Die Lichtreaktionen wandeln Sonnenenergie in chemische Energie in Form von ATP und NADPH um<br />

Jedes durch <strong>die</strong> Absorption eines Photons angeregte<br />

Elektron wird von dem primären Elektronenakzeptor<br />

des Photosystems II über eine Elektronentransportkette<br />

zum Photosystem I transportiert. Die<br />

Komponenten <strong>die</strong>ser Elektronentransportkette sind<br />

denen der Atmungskette ähnlich. Die zwischen PS<br />

II und PS I geschaltete Elektronentransportkette besteht<br />

aus Plastochinon (PQ, einer dem Ubichinon<br />

der Atmungskette homologen Verbindung), einen<br />

Cytochrom-Komplex (Cytochrom b6f) und Plasto-<br />

Photon<br />

Abbildung 10.14: Ein mechanisches Analogon der Lichtreaktionen.<br />

Rahmen des Calvin-Zyklus liefern. Die Änderungen<br />

der freien Enthalpie der Redoxkomponenten im Ver-<br />

S C H O N g E W U S S T ?<br />

lauf der Lichtreaktionen sind in Abbildung 10.14 in<br />

Form Die eines Dunkelreaktion mechanischen Analogons heißt dargestellt und<br />

stark auch schematisiert. Calvin-Zyklus<br />

Die zweite Teilreaktion der Photosynthese,<br />

10.2.6 Der zyklische Elektronenfluss<br />

<strong>die</strong> Dunkelreaktion, wird auch als Calvin-<br />

Zyklus bezeichnet. Dieser Name deutet auf<br />

den Entdecker <strong>die</strong>ser Reaktionsfolge, Melvin<br />

Calvin (US-amerikanischer Biochemiker,<br />

1911–1997), hin. Es gelang ihm in den späten<br />

40er Jahren des vergangenen Jahrhunderts<br />

zusammen mit seinen Kollegen <strong>die</strong><br />

Unter bestimmten Umständen können <strong>die</strong> durch Lichtabsorption<br />

angeregten Elektronen auch einen alternativen<br />

Weg einschlagen, den zyklischen Elektronenfluss.<br />

Dabei ist nur Photosystem I aktiv, nicht jedoch Photosystem<br />

II. Abbildung 10.15 zeigt, dass der zyklische<br />

Elektronenfluss eine Art Kurzschluss darstellt. Die<br />

nen erzeugt worden ist. Um Kohlendioxid in Kohlenhydrate<br />

einbauen zu können und in der Summe neue<br />

e –<br />

e –<br />

Photosystem II<br />

e –<br />

ATP<br />

e –<br />

Das Mühlrad<br />

ermöglicht<br />

ATP-Synthese.<br />

e –<br />

e –<br />

Photon<br />

Photosystem I<br />

e –<br />

NADPH<br />

Abbildung 2.40: Eine mechanische Analogie zur<br />

Lichtreaktion.<br />

41


42<br />

ATP<br />

2 Abiotische Umweltfaktoren – ihr Einfluss auf das Leben<br />

Monosaccharide<br />

CO 2<br />

RubisCO<br />

Triose-3-phosphat<br />

C3-Zyklus ATP<br />

und<br />

NADPH + H +<br />

Ribulose-<br />

1,5-biphosphat<br />

3-Phosphoglycerinsäure<br />

Abbildung 2.42: Einfache Darstellung des C3-<br />

Stoffwechselweges (Calvin-Zyklus). Beachten Sie <strong>die</strong><br />

Verbindung zwischen Licht- und Dunkelreaktion: Die<br />

Energie- und Reduktionsäquivalente der Lichtreaktion<br />

(ATP und NADPH + H + ) werden zur Synthese der<br />

energiereichen Verbindung Triose-3-phosphat und der<br />

Regeneration von Ribulose-1,5-biphosphat benötigt.<br />

Netto-CO 2 -Aufnahme [µmol/(CO 2 · m 2 /s)]<br />

20<br />

10<br />

0<br />

–10<br />

maximale<br />

Nettophotosyntheserate<br />

Lichtkompensationspunkt<br />

500 1000 1500<br />

PhAR [µmol/(m² · s)]<br />

Lichtsättigungspunkt<br />

2000<br />

Abbildung 2.43: Zusammenhang von photosynthetischer<br />

Aktivität (y-Achse) und verfügbarer Strahlungsintensität<br />

(x-Achse). PhAR: Photosynthetisch ausnutzbare<br />

Strahlung. Bei steigender Strahlungsintensität<br />

steigt <strong>die</strong> Photosyntheserate bis zu einem Höchstwert<br />

an, dem Lichtsättigungspunkt. Als Lichtkompensationspunkt<br />

bezeichnet man den PhAR-Wert, an dem <strong>die</strong><br />

CO 2 -Aufnahme durch Photosynthese durch den CO 2 -<br />

Verlust durch Atmung gerade ausgeglichen wird.<br />

lich <strong>die</strong> Dunkelreaktion der Photosynthese über <strong>die</strong> Kontrolle der Synthese<br />

von Triose-3-phosphat und <strong>die</strong> Regeneration von Ribulose-1,5biphosphat.<br />

Dieser photosynthetische Stoffwechselweg, bei dem CO 2<br />

mit der C 3 -Verbindung 3-Phosphoglycerinsäure reagiert, heißt Calvin-<br />

Zyklus oder C 3 -Zyklus (⇒ Abbildung 2.42).<br />

Die Verfügbarkeit von Strahlungsenergie beeinflusst<br />

<strong>die</strong> photosynthetische Aktivität von Pflanzen<br />

Die Sonnenstrahlung liefert <strong>die</strong> Energie <strong>für</strong> den Prozess der Photosynthese.<br />

Daher beeinflusst <strong>die</strong> <strong>für</strong> ein Blatt photosynthetisch ausnutzbare<br />

Strahlung (Photosynthetically Active Radiation = PhAR) auf direkte<br />

Weise <strong>die</strong> Photosyntheserate (⇒ Abbildung 2.43). Nimmt <strong>die</strong> Strahlungsintensität<br />

ab, sinkt als Konsequenz auch <strong>die</strong> bei der Photosynthese assimilierte<br />

CO 2 -Menge, bis sie schließlich der Menge des bei dem in den<br />

Zellen der Pflanzen gleichzeitig ablaufenden Prozesses der Zellatmung<br />

freigesetzten CO 2 entspricht. An <strong>die</strong>sem Punkt ist <strong>die</strong> Nettophotosyntheserate<br />

gleich null. Der PhAR-Wert, bei dem <strong>die</strong>s geschieht, ist der<br />

Lichtkompensationspunkt. Bei Strahlungsintensitäten unterhalb des<br />

Kompensationspunktes übersteigt <strong>die</strong> durch <strong>die</strong> Atmung abgegebene<br />

Kohlenstoffdioxidmenge <strong>die</strong> durch <strong>die</strong> Photosynthese aufgenommene;<br />

damit entsteht ein Netto-CO 2 -Verlust vom Blatt an <strong>die</strong> Atmosphäre.<br />

Übersteigt <strong>die</strong> Strahlungsintensität den Lichtkompensationspunkt,<br />

steigt <strong>die</strong> Photosyntheserate mit steigender PhAR, wobei <strong>die</strong> Lichtreaktionen<br />

<strong>die</strong> Photosyntheserate begrenzen. Schließlich wird <strong>die</strong> Kapazitätsgrenze<br />

der Photosynthese erreicht. Den PhAR-Wert, ab dem bei<br />

steigender Strahlungsintensität keine Photosynthesesteigerung mehr zu<br />

beobachten ist, bezeichnet man als Lichtsättigungspunkt. Bei manchen<br />

Pflanzen, <strong>die</strong> an sehr schattige Lebensräume angepasst sind, sinkt<br />

<strong>die</strong> Photosyntheserate sogar bei Überschreiten des Lichtsättigungspunktes<br />

wieder ab. Diese hemmende Wirkung höherer Strahlungsintensitäten,<br />

<strong>die</strong> Photoinhibition, kann eine Folge der Überlastung der bei der<br />

Lichtreaktion beteiligten Stoffwechselreaktionen sein.<br />

2.3.4 Pflanzen sind an unterschiedliche<br />

Lichtverhältnisse angepasst<br />

Licht ist ein besonders wichtiger Umweltfaktor im Leben der Pflanzen.<br />

Es wird nicht nur <strong>für</strong> <strong>die</strong> Photosynthese benötigt – Licht steuert außerdem<br />

viele Schlüsselprozesse beim Pflanzenwachstum und der Pflanzenentwicklung.<br />

Sonnen- und Schattenpflanzen<br />

Pflanzen leben in der Regel in einer von zwei durch <strong>die</strong> Strahlungsintensität<br />

unterschiedlich geprägten Umwelten: entweder eher im Schatten<br />

(Schattenpflanzen) oder eher an offenen Stellen mit intensiverer Sonneneinstrahlung<br />

(Sonnenpflanzen). Um an <strong>die</strong>sen unterschiedlichen<br />

Standorten zu überleben, zu wachsen und sich zu vermehren, entwickelten<br />

Pflanzen eine ganze Reihe von physiologischen und morphologischen<br />

Anpassungen.


Die Beziehung zwischen der Lichtverfügbarkeit 1.0<br />

und der Photosyntheserate<br />

ist bei Sonnen- und Schattenpflanzen unterschiedlich (⇒ StrahlungsAbbil- 0.8<br />

intensitätdung<br />

2.45). Schattenpflanzen besitzen einen niedrigeren Lichtkom- hoch<br />

0.6<br />

niedrig<br />

pensationspunkt, einen niedrigeren Lichtsättigungspunkt und eine<br />

niedrigere maximale Photosyntheserate 0.4 als Pflanzenarten an Standorten<br />

mit hoher Strahlungsintensität. 0.2 Dieser Unterschied lässt sich unter<br />

anderem darauf zurückführen, dass weniger Energie <strong>für</strong> den Aufbau<br />

0<br />

von Bestandteilen der Photosynthese verwendet 1 2 3 4wird. 5 Dies 6 7bedeutet, 8 9<br />

(a)<br />

Arten<br />

dass beispielsweise <strong>die</strong> Konzentration des wichtigen Enzyms RubisCO<br />

bei Schattenpflanzen niedriger als bei Sonnenpflanzen sein kann. Stattdessen<br />

wird <strong>die</strong> durch <strong>die</strong> „Nichtsynthese“ 25 eingesparte Energie von den<br />

Strahlungsintensität<br />

Schattenpflanzen <strong>für</strong> <strong>die</strong> vermehrte 20 Herstellung von Chlorophyll, hoch niedrig dem<br />

Licht absorbierenden Pigment der Photosynthese, verwendet, so dass <strong>die</strong><br />

15<br />

geringen Strahlungsintensitäten optimal ausgenutzt werden können.<br />

10<br />

Darüber hinaus haben Blätter an dunkleren Standorten im Allgemeinen<br />

eine größere Blattoberfläche als 5 Sonnenblätter und sind flacher als<br />

<strong>die</strong>se (⇒ Abbildung 2.44). Bei geringeren 0 Strahlungsintensitäten wird <strong>die</strong><br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9<br />

Blattoberfläche <strong>für</strong> eine effizientere (b) Strahlungsabsorption Arten auf Kosten<br />

des Blattvolumens vergrößert. Die Zunahme der Blattfläche (photosynthetisch<br />

nutzbare Oberfläche) kann <strong>die</strong> verringerte Photosyntheserate<br />

15<br />

bei niedriger Strahlungsintensität teilweise wieder ausgleichen.<br />

Strahlungsintensität<br />

hoch niedrig<br />

Die hier beschriebenen Reaktionen auf unterschiedliche Strahlungs-<br />

10<br />

verhältnisse können auch bei Pflanzen der gleichen Art auftreten, <strong>die</strong><br />

unter verschiedenen Strahlungsbedingungen aufwachsen. Sie kön-<br />

5<br />

nen sogar bei ein und demselben Pflanzenindividuum vorkommen,<br />

wenn Blätter einer unterschiedlich starken Strahlung ausgesetzt wer-<br />

0<br />

den (Abbildung 2.44).<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9<br />

CO 2 -Aufnahme [µmol CO 2 /(m 2 · s)]<br />

(a)<br />

20<br />

10<br />

0<br />

–10<br />

250<br />

Lichtkompensationspunkte<br />

Blattatmung<br />

[µmol/(m 2 · s) ]<br />

Lichtkompensationspunkt<br />

(PhAR)<br />

[µmol/(m 2 · s) ]<br />

maximale<br />

Nettofotosyntheserate<br />

(c)<br />

spezische Blattäche<br />

[cm2/g]<br />

[µmol CO 2 /(m 2 · s)]<br />

400<br />

300<br />

200<br />

Arten<br />

2.3 Abiotischer Faktor Solarstrahlung<br />

6.9 Panzenarten sind an Standorte hoher oder niedriger Solarstrahlung angepasst<br />

niedrige<br />

Strahlungsintensität<br />

unterer<br />

Baumkronenbereich<br />

Abbildung 6.11: Beispiel <strong>für</strong> unterschiedliche Blattformen als<br />

modikatorische Reaktion auf unterschiedliche Strahlungs-<br />

Abbildung 2.44: Beispiel <strong>für</strong> unterschiedliche Blattintensitäten.<br />

Blätter der Roteiche Quercus ( rubra) unterscheiden sich<br />

formen je nach Lage als Reaktion im Baumkronenbereich auf unterschiedliche in Form und Strahlungs-<br />

Größe. Blätter im<br />

intensitäten.<br />

oberen Kronenbereich empfangen mehr Solarstrahlung und müssen<br />

mit höheren Temperaturen zurechtkommen als solche, <strong>die</strong> in tieferen<br />

Bereichen der Baumkrone vorkommen. Blätter aus der oberen Baumkrone<br />

sind daher schmaler, dicker und stärker eingekerbt als solche, <strong>die</strong><br />

im mittleren und unteren Bereich der Baumkrone wachsen. Über <strong>die</strong>se<br />

morphologischen Anpassungen wird <strong>die</strong> Wärmeabgabe durch Konvektion<br />

gefördert. Umgekehrt ist bei den größeren und dünneren Blättern<br />

in der unteren Kronenschicht <strong>die</strong> Oberäche vergrößert; dadurch können<br />

<strong>die</strong>se Blätter mehr Solarstrahlung aufnehmen.<br />

lichen (siehe den Kasten Quantitative <strong>Ökologie</strong> auf<br />

Seite 164).<br />

hohe<br />

Strahlungsintensität<br />

oberer<br />

Baumkronenbereich<br />

Die hier beschriebenen photosynthetischen und<br />

morphologischen Reaktionen auf unterschiedliche<br />

Strahlungsverhältnisse können auch bei Pflanzen der<br />

gleichen Art auftreten, <strong>die</strong> unter verschiedenen Strah-<br />

lungsbedingungen aufwachsen. Sie können sogar bei<br />

ein und demselben Pflanzenindividuum vorkommen,<br />

wenn Blätter einer unterschiedlich starken Strahlung<br />

ausgesetzt werden (Abbildung 6.11). Physiologische<br />

Strahlungsintensität 6<br />

Lichtsättigung<br />

hoch niedrig Anpassungen eines Organismus als direkte Reaktion<br />

Fagus sylvatica<br />

5<br />

auf Veränderungen seiner Umweltbedingungen stellen<br />

aufgewachsen<br />

ein modifikatorisches Verhalten im Rahmen seiner<br />

4<br />

Sonnenblatt<br />

bei<br />

phänotypischen Plastizität dar (siehe Abschnitt 2.3).<br />

Nettophotosynthese [µmol/(m 2·<br />

s)]<br />

(d)<br />

100<br />

0<br />

1 2 3 4 5 6<br />

Arten<br />

7 8 9<br />

Die durch Umweltfaktoren bedingten modifikatorischen<br />

morphologischen Veränderungen bezeichnet<br />

man auch als Ökomorphosen. Am deutlichsten sind<br />

<strong>die</strong>se Unterschiede jedoch zwischen verschiedenen<br />

Abbildung 6.10: Arten der Baumgattung Macaranga. Unter- Pflanzenarten, <strong>die</strong> sich im Laufe ihrer Evolution an<br />

schiede in (a) der Blattatmungsrate, (b) dem Lichtsättigungspunkt, Standorte mit sehr unterschiedlichen Strahlungsinten-<br />

(c) dem Photosynthesemaximum bei Lichtsättigung und (d) den spesitäten<br />

anpassen mussten. Dort handelt es sich hinzischen<br />

Blattächen bei Jungpanzen von neun Baumarten der Gattung<br />

Macaranga, <strong>die</strong> unter verschiedenen Strahlungsverhältnissen gegen um genetische (genotypische) Unterschiede in<br />

aufgewachsen sind (sonnig: 21,4 mol/[m<br />

der Anpassung der Arten auf unterschiedliche spezifische<br />

Strahlungsverhältnisse. Arten, <strong>die</strong> an strahlungsintensive<br />

Umwelten angepasst sind, nennt man schattenintolerante<br />

Arten oder Lichtpflanzen. Solche Arten,<br />

157<br />

2 · d], schattig: 7,6 mol/<br />

[m2 750 · d]). Die Baumarten stammen 1250 alle aus den Tropenwäldern von<br />

PhAR Borneo (Malaysia): (1) M. hosei, (2) M. winkleri, (3) M. gigantea, (4)<br />

[µmol/(m M. hypoleuca, (5) M. beccariana, (6) M. triloba, (7) M. trachyphylla,<br />

(8) M. hullettii, (9) M. lamellata (nach Davies, 1998).<br />

2 hoher<br />

Strahlungsintensität<br />

3<br />

2<br />

1<br />

Schattenblatt<br />

Lichtsättigung<br />

niedriger<br />

Strah-<br />

0<br />

Lichtsättigungs-<br />

60 200<br />

600<br />

lungspunkteintensitätLichtkompensations-<br />

Schattenblatt<br />

· s)]<br />

punkte<br />

Sonnenblatt<br />

PhAR [µmol/(m<br />

(b)<br />

2 2<br />

1<br />

0<br />

6 20 40<br />

-1<br />

· s)]<br />

ch06_register.indd 157 10.03.2<br />

Abbildung 2.45: Allgemeiner Zusammenhang zwischen Strahlungsintensität und Photosyntheseaktivität.<br />

43


44<br />

2 Abiotische Umweltfaktoren – ihr Einfluss auf das Leben<br />

Abbildung 2.46: Überlebens- und Wachstumsrate<br />

von Keimlingen zweier Baumarten von der Insel Barro<br />

Colorado, Panama, ermittelt unter hohen und geringen<br />

Strahlungsintensitäten über einen Zeitraum von einem<br />

Jahr. Ceiba pentandra ist eine schattenintolerante Art,<br />

Myroxylon balsamum hingegen zeigt sich schattentolerant<br />

(nach Augspurger, 1982).<br />

mittlere Wuchshöhe der Keimlinge [cm]<br />

20<br />

10<br />

0 20 40<br />

50<br />

Ceiba pentandra<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

0<br />

hohe Strahlungsintensität niedrige Strahlungsintensität<br />

Myroxylon balsamum<br />

20 40<br />

Zeit (Wochen)<br />

Überlebensrate der Keimlinge<br />

(log [Zahl der Überlebenden + 1])<br />

Die Anpassungen von Sonnen- und Schattenpflanzen stellen zwei<br />

Alternativen dar, <strong>die</strong> miteinander nicht vereinbar sind. Es ist Pflanzen<br />

nicht möglich, unter hohen Strahlungsintensitäten hohe Nettophotosynthese-<br />

und Wachstumsraten zu erreichen und gleichzeitig <strong>die</strong> Fähigkeit<br />

zu besitzen, auch unter geringen Strahlungsintensitäten zu überleben<br />

und zu wachsen. Die Veränderungen des Stoffwechsel, der Physiologie,<br />

der Blattmorphologie und der Kohlenstofffixierung ermöglichen<br />

es nur Schattenpflanzen, <strong>die</strong> zum Überleben und Wachstum erforderliche<br />

Schwelle der Strahlungsintensität herabzusetzen. Zugleich hindern<br />

jedoch <strong>die</strong> gleichen Eigenschaften <strong>die</strong> Pflanze daran, an Standorten<br />

mit hoher Strahlungsintensität hohe Nettophotosyntheseraten<br />

und ein hohes Wachstum zu erzielen. Im Gegensatz dazu erreichen<br />

Sonnenpflanzen zwar bei hohen Lichtintensitäten hohe Nettophotosynthese-<br />

und Wachstumsraten, sie können jedoch unter Schattenbedingungen<br />

kaum noch Photosynthese betreiben, wachsen und letztlich<br />

überleben.<br />

Kurztag- und Langtagpflanzen:<br />

Anpassungen an Jahreszeiten<br />

Myroxylon balsamum<br />

Überlegen Sie sich, welche Konsequenzen es hätte, wenn eine Pflanze<br />

zum Beispiel blüht, ohne dass Bestäuber vorhanden sind, oder wenn ein<br />

Laubbaum mitten im Winter Blätter treibt. Es ist daher offensichtlich,<br />

dass <strong>die</strong> Jahreszeiten <strong>für</strong> den Lebenszyklus der meisten Pflanzen äußerst<br />

bedeutsame Ereignisse sind. Samenkeimung, Blüte und Beginn oder<br />

Ende der Knospenruhe sind Sta<strong>die</strong>n im Leben der Pflanze, <strong>die</strong> gewöhnlich<br />

zu bestimmten Zeiten im Jahr auftreten. Der Umweltreiz, anhand<br />

dessen <strong>die</strong> meisten Pflanzen <strong>die</strong> Jahreszeit wahrnehmen, ist <strong>die</strong> Photoperiode<br />

– <strong>die</strong> relative Länge von Nacht und Tag. Eine physiologische<br />

Antwort – zum Beispiel Blütenbildung – auf <strong>die</strong> Photoperiode wird als<br />

Photoperiodismus bezeichnet.<br />

1,5<br />

0,9<br />

0,3<br />

1,5<br />

0,9<br />

0,3<br />

0<br />

0<br />

20 40<br />

Zeit (Wochen)<br />

Ceiba pentandra<br />

20 40<br />

Zeit (Wochen)


Anpassungen an hohe und niedrige<br />

Strahlungsintensität – <strong>die</strong> Stu<strong>die</strong>n<br />

von Stuart Davies<br />

Die Arbeiten des Ökologen Stuart Davies beschäftigen sich mit den<br />

Zusammenhängen zwischen Blattatmungsrate, Lichtkompensationspunkt<br />

und maximaler Photosyntheserate unter Bedingungen hoher<br />

und niedriger Strahlungsintensität. Davies untersuchte <strong>die</strong> Reaktion<br />

von neun Arten der Baumgattung Macaranga, <strong>die</strong> in den Regenwäldern<br />

der Insel Borneo (Malaysia) vorkommen. Er zog Keimlinge <strong>die</strong>ser<br />

Arten in einem Gewächshaus unter zwei unterschiedlichen Strahlungsbedingungen<br />

auf: hohe Strahlungsintensität (Gesamt-Tages-PhAR:<br />

21,4 mol/[m ² × d]) und geringe Strahlungsintensität (PhAR: 7,6 mol/<br />

[m ² × d]). Die niedrigeren Strahlungsintensitäten wurden durch eine<br />

Verdunklung des Gewächshauses mit Stoffbahnen erzeugt. Nach<br />

sechs Monaten wurden <strong>die</strong> Nettophotosyntheseraten der unter ver-<br />

Blattatmung<br />

[µmol/(m2 · s)]<br />

(a)<br />

Lichtkompensationspunkt<br />

(PhAR)<br />

[µmol/(m2 · s)]<br />

(b)<br />

1.0<br />

0.8<br />

0.6<br />

0.4<br />

0.2<br />

0<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9<br />

Arten<br />

Abbildung 2.47: Arten der Baumgattung Macaranga.<br />

Strahlungsintensität<br />

hoch<br />

niedrig<br />

Strahlungsintensität<br />

hoch niedrig<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9<br />

Arten<br />

Eine Tabaksorte namens ‚Maryland Mammoth’ lieferte erste Hinweise<br />

auf den Mechanismus, mit dessen Hilfe Pflanzen <strong>die</strong> Jahreszeiten<br />

wahrnehmen. Diese Sorte wurde sehr groß, gelangte aber im Sommer<br />

nicht zur Blüte, sondern blühte erst im Dezember in einem Gewächshaus.<br />

Nachdem man versucht hatte, <strong>die</strong> Blüte durch Variation von Temperatur,<br />

Feuchtigkeit und mineralischen Nährstoffen künstlich auszulösen,<br />

entdeckte man, dass <strong>die</strong>se Sorte durch <strong>die</strong> kürzeren Wintertage zur<br />

Blüte angeregt wurde. Wenn man <strong>die</strong> Pflanzen in lichtdichten Klimakammern<br />

mit wechselnden Tages- und Nachtlängen kultivierte, blühten<br />

2.3 Abiotischer Faktor Solarstrahlung<br />

schiedenen Strahlungsbedingungen (PhAR-Werten) aufgewachsenen<br />

Keimlinge bei den neun Arten gemessen. Die dabei ermittelten Photosynthesekurven<br />

(siehe zum Beispiel auch das Diagramm in Abbildung<br />

2.43) erlauben eine Schätzung von Blattatmung, Lichtkompensationspunkt<br />

und maximaler Photosyntheserate am Lichtsättigungspunkt.<br />

Einen Vergleich der neun Arten zeigt ⇒ Abbildung 2.47.<br />

Die Blattatmungsrate bei den unter geringeren Strahlungsintensitäten<br />

aufgewachsenen Keimlingen war signifikant niedriger als der<br />

entsprechende Wert bei Individuen der gleichen Art, <strong>die</strong> bei höheren<br />

Strahlungsintensitäten aufwuchsen (Abbildung 2.47a). Die Verringerung<br />

der Blattatmung ging mit einer Verringerung des Lichtkompensationspunktes<br />

(Abbildung 2.47b) und der Nettophotosyntheserate<br />

am Lichtsättigungspunkt einher (Abbildung 2.47c). Diese Veränderungen<br />

der Photosyntheseaktivität bei Blättern von Pflanzen, <strong>die</strong> höheren<br />

oder niedrigeren Strahlungsintensitäten ausgesetzt waren, korrelierten<br />

auch mit Modifikationen der Blattmorphologie.<br />

maximale<br />

Nettophotosyntheserate<br />

(c)<br />

spezifische Blattfläche<br />

[cm²/g]<br />

(d)<br />

[µmol CO 2 /(m 2 · s)]<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9<br />

Arten<br />

Strahlungsintensität<br />

hoch niedrig<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9<br />

Arten<br />

Strahlungsintensität<br />

hoch niedrig<br />

45


39_Kap_Teil VII 21.10.2009 12:16 Uhr Seite 1134<br />

46<br />

2 Abiotische Umweltfaktoren – ihr Einfluss auf das Leben<br />

Pflanzenreaktionen auf innere und äußere Signale<br />

Licht<br />

kritische<br />

Dunkelphase<br />

24 Stunden<br />

Dunkelheit<br />

Lichtblitz<br />

Lichtblitz<br />

(a) Kurztag-(Langnacht-)<br />

Pflanze. Blüht, wenn <strong>die</strong><br />

Nacht länger als eine<br />

kritische Dunkelphase ist<br />

(kritisches Minimum).<br />

Wenn <strong>die</strong> Dunkelphase<br />

durch Störlicht (Lichtblitz)<br />

unterbrochen wird,<br />

wird <strong>die</strong> Blühinduktion<br />

verhindert.<br />

(b) Langtag-(Kurznacht-)<br />

Pflanze. Blüht nur, wenn<br />

<strong>die</strong> Nacht kürzer als eine<br />

kritische Dunkelphase ist<br />

(kritisches Minimum).<br />

Selbst ein Lichtblitz wirkt<br />

als künstliche Unterbrechung<br />

einer langen<br />

Dunkelphase und induziert<br />

damit <strong>die</strong> Blüte.<br />

sie nur 24 bei Stunden einer Tageslänge von 14 Stunden oder weniger. Sie konnten<br />

im Sommer nicht blühen, da <strong>die</strong> Sommertage auf der geografischen<br />

Breite von Maryland (USA) zu lang waren.<br />

‚Maryland Mammoth’ wurde daraufhin als Kurztagpflanze bezeichnet,<br />

da sie anscheinend zur Blühinduktion eine Lichtperiode benötigte,<br />

<strong>die</strong> kürzer als eine kritische Lichtperiode war. Gartenchrysantheme,<br />

Weihnachtsstern HRund<br />

einige Sojabohnensorten sind ebenfalls Kurztag-<br />

DR<br />

pflanzen, <strong>die</strong> meistens im Spätsommer, Herbst oder Winter blühen.<br />

Eine andere Gruppe von Pflanzenarten blüht nur, wenn <strong>die</strong> Lichtperi-<br />

HR<br />

DR<br />

ode länger als eine gewisse Stundenzahl ist. Diese Langtagpflanzen<br />

blühen im Allgemeinen im Spätfrühling oder im Frühsommer. Spinat<br />

HR HR<br />

blüht zum Beispiel DR DR erst, wenn <strong>die</strong> Tage 14 Stunden oder länger dauern.<br />

Auch Rettich, Salat, Iris und viele Getreidearten sind Langtagpflan-<br />

HR HR<br />

zen. Tagneutrale Pflanzen, Kurztag-zum<br />

Langtag- Beispiel Tomaten, Reis und Löwen-<br />

kritische (Langnacht-) (Kurznacht-)<br />

zahn, werden Dunkelphase durch <strong>die</strong> Pflanze Photoperiode Pflanze nicht beeinflusst und blühen<br />

unabhängig von der Tageslänge, sobald sie ein bestimmtes Entwick-<br />

Abbildung 39.22: Reversible Wirkung von Hellrotlicht und Dunlungsstadium<br />

erreichen.<br />

Abbildung 39.21: Photoperiodische Steuerung der Blühinduktion.<br />

Abbildung 2.48: Photoperiodische Steuerung der kelrotlicht auf den Photoperiodismus. Ein Hellrotlichtblitz (HR) ver-<br />

Blütenbildung.<br />

kürzt <strong>die</strong> Dunkelphase. Ein anschließender Dunkelrotlichtblitz (DR)<br />

gesteuert werden. Viele wissenschaftliche Untersuchungen<br />

wurden an der Spitzklette (Xanthium strumarium)<br />

durchgeführt, einer Kurztagpflanze, <strong>die</strong> nur blüht, wenn<br />

<strong>die</strong> Tageslänge 16 Stunden oder kürzer ist (und <strong>die</strong> Nacht<br />

hebt <strong>die</strong> Wirkung des Hellrotlichtblitzes auf.<br />

Wie 2.3.5 würde sich ein Tiere einziger Lichtblitz werden mit dem vollen durch Lichtspektrum <strong>die</strong> auf Tagesjede<br />

Pflanze auswirken?<br />

und Jahreszeiten beeinflusst<br />

mindestens 8 Stunden dauert). Man fand heraus, dass <strong>für</strong> jede Pflanzenart spezifisch. Darüber hinaus ist <strong>die</strong><br />

das Blühverhalten nicht beeinträchtigt wurde, wenn zur Blühinduktion erforderliche Anzahl an Tag-Nacht<strong>die</strong><br />

Hellphase der Photoperiode durch eine kurze Dun- Zyklen in jedem Fall unterschiedlich, wie weiter unten<br />

kelexposition unterbrochen wurde. Wenn jedoch <strong>die</strong><br />

Dunkelphase der Photoperiode auch nur durch wenige<br />

noch ausgeführt wird.<br />

Minuten Schwachlicht unterbrochen wurde, blühte <strong>die</strong> am wirkungsvollsten unterbrechen. Aktionsspektren und<br />

Spitzklette nicht – wie sich herausstellte, traf das auch Photoreversibilitätsversuche zeigen, dass Phytochrom<br />

auf andere Kurztagpflanzen zu (Abbildung 39.21a). das Pigment ist, das Hellrotlicht detektiert (Abbildung<br />

Die Spitzklette spricht nicht auf <strong>die</strong> Tageslänge an, be- 39.22). Wenn beispielsweise während der Dunkelphase<br />

nötigt aber mindestens acht Stunden ununterbrochene auf einen Hellrotlichtblitz (HR) ein Dunkelrotlichtblitz<br />

Dunkelheit, um zur Blüte zu gelangen. Kurztagpflanzen (DR) folgt, wird <strong>die</strong> Pflanze keine Unterbrechung der<br />

sind daher in Wirklichkeit „Langnachtpflanzen“, aber Dunkelphase registrieren. Wie bei der durch Phytochrom<br />

<strong>die</strong> ursprüngliche Bezeichnung hat sich in der Pflanzen- vermittelten Samenkeimung liegt auch hier eine Hellrot-/<br />

physiologie als Fachbegriff fest eingebürgert. Eigentlich<br />

sollte man Langtagpflanzen zutreffender als „Kurznacht-<br />

Dunkelrot-Photoreversibilität vor.<br />

pflanzen“ bezeichnen. Eine Langtagpflanze, <strong>die</strong> unter messen; einige Kurztagpflanzen blühen selbst dann<br />

Langnacht-Photoperioden kultiviert wird, <strong>die</strong> normaler- nicht, wenn <strong>die</strong> Nacht nur eine Minute kürzer ist als<br />

weise nicht zur Blüte führen würden, wird trotzdem das kritische Minimum. Manche Pflanzenarten blühen<br />

blühen, wenn <strong>die</strong> durchgehende Dunkelphase nur durch jedes Jahr zum selben Datum. Offensichtlich nutzen<br />

wenige Lichtminuten unterbrochen wird (Abbildung Pflanzen ihre biologische Uhr, <strong>die</strong> mithilfe von Phyto-<br />

39.21b). Festzuhalten ist, dass wir Langtagpflanzen von chrom auf <strong>die</strong> Nachtlänge eingestellt ist, um <strong>die</strong> Jahres-<br />

Kurztagpflanzen 20:00 nicht durch eine absolute Nachtlänge<br />

unterscheiden, 19:30sondern<br />

dadurch, ob <strong>die</strong> kritische Nachtlänge<br />

eine<br />

19:00<br />

maximale (Langtagpflanzen) oder minimale<br />

zeit zu bestimmen. Flughörnchen Dieses Wissen haben wird <strong>die</strong> Eigenschaft, bei der Kultur unabhängig von der Jahreszeit immer<br />

mit der Abenddämmerung aktiv zu werden. Wenn <strong>die</strong> kurzen Tage<br />

von Schnittblumen genutzt, um <strong>die</strong> entsprechenden Blu-<br />

im Frühling wieder länger werden, wird das Flughörnchen ebenfalls jeden<br />

men außerhalb<br />

Tag<br />

der<br />

ein<br />

Saison<br />

wenig<br />

zu<br />

später<br />

produzieren.<br />

munter.<br />

Chrysanthe-<br />

(Kurztagpflanzen) Stundenzahl der Dunkelphasen er-<br />

18:30<br />

fordert, um zur Blüte zu gelangen. In beiden Fällen ist <strong>die</strong><br />

18:00<br />

tatsächliche Stundenzahl der kritischen Nachtlänge<br />

17:30<br />

17:00<br />

men zum Beispiel blühen als Kurztagpflanzen normalerweise<br />

im Herbst, doch ihre Blüte lässt sich bis zum<br />

Muttertag im Mai verschieben, wenn man jede Lang-<br />

1134<br />

16:30<br />

16:00<br />

J F M A M J J A S O N D J Abbildung 2.49: Flughörnchen. Jahreszeitliche Variation des morgendlichen Aktivitätsbe-<br />

Monat<br />

ginns von Flughörnchen (nach Decoursey, 1960).<br />

Beispiel<br />

Uhrzeit [h]<br />

Aktivitäten vieler Tiere, wie <strong>die</strong> Nahrungsaufnahme, das Anlegen von<br />

Nahrungsvorräten, <strong>die</strong> Reproduktion und bestimmte Ortsveränderungen<br />

werden durch <strong>die</strong> Tages- und Jahreszeiten beeinflusst.<br />

In den mittleren und höheren Breiten der nördlichen und südlichen<br />

Hellrotlicht kann <strong>die</strong> Dunkelphase der Photoperiode<br />

Hemisphäre schwankt <strong>die</strong> Tages- und Nachtlänge mit den Jahreszeiten.<br />

Die dort lebenden Tiere passen deshalb ihre Aktivitäten dem variierenden<br />

Tag- und Nachtrhythmus an.<br />

Die Reproduktionszeit der meisten Tierarten der gemäßigten Breiten<br />

richtet sich eng nach den dort jahreszeitlich schwankenden Tageslängen.<br />

Bei Vögeln ist <strong>die</strong> Hauptbrutzeit während der länger werdenden<br />

Frühlingstage, Rotwild paart sich hingegen im Herbst.<br />

Das Signal <strong>für</strong> ein solches Verhalten ist eine bestimmte Photoperiode,<br />

das heißt das zu- oder abnehmende Verhältnis von Tag- zu Nacht-<br />

Pflanzen können <strong>die</strong> Länge der Nacht sehr genau<br />

länge. Wenn der Anteil der hellen (oder dunklen) Stunden eines Tages<br />

eine bestimmte Schwelle übersteigt, dann wird eine bestimmte Antwortreaktion<br />

ausgelöst. Die „kritische“ Tageslänge ist genetisch fixiert


und von Individuum zu Individuum und von Art zu Art verschieden.<br />

Zumeist liegt sie aber zwischen 10 und 14 Stunden. Je nach Pflanzen-<br />

und Tierart verschieden, messen <strong>die</strong> Individuen zu bestimmten Zeiten<br />

und über eine unterschiedliche Zeitdauer <strong>die</strong> tatsächlichen Tageslängen<br />

und reagieren auf eine bestimmte „kritische“ Tageslängenschwelle mit<br />

einer jeweils spezifischen Reaktion.<br />

Auch bei Säugetieren beeinflusst <strong>die</strong> Tageslänge bestimmte Verhaltensweisen<br />

wie beispielsweise das Anlegen von Wintervorräten und<br />

das Reproduktionsverhalten. Zahlreiche Tierarten bringen ihre Jungen<br />

nur zu einer bestimmten Jahreszeit zur Welt, so der Rothirsch oder das<br />

Schaf. Ihr Reproduktionszyklus wird durch das Hormon Melatonin ausgelöst.<br />

Melatonin wird bei Dunkelheit gebildet und in <strong>die</strong> Blutbahn<br />

abgegeben. In den kürzeren Tagen im Herbst steigt bei <strong>die</strong>sen Arten<br />

<strong>die</strong> Melatoninkonzentration, wodurch <strong>die</strong> Eireifung in den Eierstöcken<br />

beziehungsweise <strong>die</strong> Samenreifung in den Hoden stimuliert wird.<br />

Jahreszeitlich unterschiedliches Verhalten lässt sich oftmals ebenfalls<br />

als eine Reaktion auf veränderte Tageslängen erklären. So<br />

beginnt beispielsweise der Reproduktionszyklus des Weißwedelhirsches<br />

(⇒ Abbildung 2.51) im Herbst und <strong>die</strong> Jungen werden im darauffolgenden<br />

Frühjahr geboren, wenn in großen Mengen Nahrung<br />

höherer Qualität <strong>für</strong> das säugende Muttertier und <strong>die</strong> Jungen vorhanden<br />

ist. Im tropischen Mittelamerika, Heimat vieler fruchtfressender<br />

Fledermausarten, sind <strong>die</strong> Reproduktionszeiten an <strong>die</strong> Reifezeit<br />

der fleischigen Nahrungsfrüchte gekoppelt. Insekten erreichen in<br />

den Wäldern Costa Ricas ihre höchste Zoomasse zu Beginn der Regenzeit,<br />

und genau zu <strong>die</strong>ser Zeit bringen auch <strong>die</strong> insektenfressenden<br />

Fledermäuse <strong>die</strong>ser Gebiete ihre Jungen zur Welt.<br />

2.3 Abiotischer Faktor Solarstrahlung<br />

Die Diapause, ein Stadium der Entwicklungshemmung bei Insekten der gemäßigten Breiten, wird durch <strong>die</strong> Photoperiode festgelegt. Die<br />

Tiere messen <strong>die</strong> Tageslänge sehr präzise. In der Regel liegt <strong>die</strong> „kritische“ Tageslänge zwischen 12 und 13 Stunden. Bereits ein Tageslängenunterschied<br />

von wenigen Minuten kann entscheiden, ob ein Insekt in Diapause fällt oder nicht. Für eine potenziell mehrere Generationen<br />

im Jahr ausbildende Insektenart kündigen <strong>die</strong> kürzer werdenden Tage im Spätsommer und Herbst den kommenden Winter an und lösen<br />

<strong>die</strong> Diapause aus. Im Spätwinter und Vorfrühling sind <strong>die</strong> wieder länger werdenden Tage oder <strong>die</strong> steigende Temperatur das Signal <strong>für</strong><br />

<strong>die</strong> Insekten, sich weiterzuentwickeln. Als Diapausestadium können, je nach Art unterschiedlich, verschiedene Entwicklungssta<strong>die</strong>n <strong>die</strong>nen<br />

(Ei-, Larven-, Puppen- oder Adultstadium).<br />

(a) Larve (Raupe).<br />

Abbildung 2.50: Entwicklungssta<strong>die</strong>n bei Insekten.<br />

(b) Puppe.<br />

(c)<br />

Spätes<br />

Puppenstadium.<br />

(d) Schlüpfendes<br />

Adulttier.<br />

(e) Adulttier (Imago).<br />

Beispiel<br />

47


48<br />

Auch bei Säugetieren beeinflusst <strong>die</strong> Tageslänge<br />

2 Abiotische Umweltfaktoren – ihr Einfluss auf das Leben<br />

bestimmte Verhaltensweisen wie das Anlegen von<br />

Abbildung 2.51: Reproduktionszyklus des Weißwedelhirsches<br />

im Jahreslauf. Der Zyklus wird durch <strong>die</strong> abnehmende<br />

Tageslänge im Herbst, wenn <strong>die</strong> Brunftzeit<br />

beginnt, und <strong>die</strong> zunehmende Tageslänge im Frühjahr,<br />

wenn das Geweihwachstum einsetzt, synchronisiert.<br />

WIEDERHOLUNgSfRAgEN 2.3<br />

1. Erläutern Sie <strong>die</strong> Begriffe elektromagnetisches<br />

Spektrum, sichtbares Licht und Wellenlänge<br />

in eignen Worten.<br />

2. Die Strahlungsintensität kann breitengradabhängig<br />

und jahreszeitlich variieren.<br />

Stellen Sie <strong>die</strong> Unterschiede dar.<br />

3. Erklären Sie <strong>die</strong> Aussage „Das Leben auf<br />

der Erde beruht auf Kohlenstoff“.<br />

4. Fassen Sie <strong>die</strong> wichtigsten Abläufe der Photosynthese<br />

zusammen und entwickeln Sie<br />

eine einfache grafische Darstellung.<br />

5. Stellen Sie dar, auf welche Weise <strong>die</strong> Verfügbarkeit<br />

von Wasser <strong>die</strong> Photosyntheserate<br />

einer Pflanze begrenzt.<br />

210<br />

ch07_register.indd 210<br />

6. Stellen Sie <strong>die</strong> Vor- und Nachteile eines<br />

niedrigen Lichtkompensationspunktes (LCP)<br />

<strong>für</strong> eine Pflanzenart, <strong>die</strong> an lichtarme Standorte<br />

angepasst ist, dar.<br />

7. Nennen Sie Anpassungsstrategien von<br />

Pflanzenarten und -individuen, <strong>die</strong> an<br />

Standorten a) geringer und b) hoher Strahlungsintensität<br />

aufwachsen, und erläutern<br />

Sie unter Kosten / Nutzen Gesichtspunkten<br />

<strong>die</strong> Konsequenzen der jeweiligen Anpassungen.<br />

erneut zu hoher reproduktiver Aktivität.<br />

Höhepunkt<br />

der Brunftzeit<br />

Nackenbereich<br />

des männlichen<br />

Hirschen schwillt an.<br />

Abstreifen<br />

(Fegen) des<br />

Bastes vom Geweih<br />

Kitze verlieren<br />

ihre Flecken.<br />

Aufzucht der<br />

Kälber<br />

Oktober<br />

September<br />

August–<br />

September<br />

Dezember<br />

Juni–<br />

September<br />

Januar<br />

Februar–<br />

März<br />

April–Mai<br />

2.4 Abiotischer faktor Wind<br />

Hauptwurfzeit<br />

ten lässt sich auf eine R<br />

gen zurückführen. So b<br />

produktionszyklus des<br />

Geweihabwurf<br />

Nahrungsversorgung<br />

kritisch<br />

Geweihwachstum<br />

beginnt.<br />

„Wind ist <strong>die</strong> gerichtete Bewegung von Luftmassen.“ Auf den ersten<br />

Blick erscheint <strong>die</strong>se Aussage trivial und das Phänomen Wind als abiotische<br />

Faktor in seiner Bedeutung <strong>für</strong> <strong>die</strong> Verbreitung und das Vorkommen<br />

von Lebewesen eher nebensächlich – weit gefehlt. Vor allem <strong>die</strong>jenigen<br />

von uns, <strong>die</strong> im Frühjahr unter Pollenallergien und Heuschnupfen<br />

leiden, wissen um das Potential des Windes bei der Verbreitung von<br />

Samenpflanzen. So können <strong>die</strong> Samen von Pflanzen wie zum Beispiel<br />

Ahorn, Löwenzahn oder Birke aufgrund ihres geringen Gewichts und<br />

teilweise vorhandenen speziellen „Fluganpassungen“ kilometerweit<br />

durch den Wind verbreitet werden und auf <strong>die</strong>se Weise schnell in neue<br />

Habitate gelangen, wo sie, wenn sie auf günstige Umweltbedingungen<br />

stoßen, auskeimen können.<br />

Wind hilft jedoch nicht nur bei der Erweiterung des Verbreitungsgebiets<br />

vieler Pflanzen, er kann auch zerstörerisch wirken. So sind <strong>die</strong><br />

großen Baumindividuen, <strong>die</strong> das Kronendach eines Waldes bilden und<br />

zum Teil <strong>die</strong> anderen Baumarten überragen, und noch mehr einzeln ste-<br />

Juni<br />

Abbild<br />

Weißw<br />

lus wird<br />

Herbst,<br />

zuneh m<br />

Geweih


hende Bäume der Offenlandschaft oder im Waldrandbereich besonders<br />

anfällig <strong>für</strong> Windbruch. Das Gleiche gilt <strong>für</strong> Baumindividuen, <strong>die</strong> auf<br />

schlecht entwässerten Böden wachsen: Ihre flachen Wurzeln sind nicht<br />

stark im Boden verankert, weshalb solche Individuen leicht im Sturm<br />

umgeworfen werden können.<br />

Auf den Felsen an Küstenstreifen kann eine durch Sturm hervorgerufene<br />

starke Brandung da<strong>für</strong> sorgen, dass Felsblöcke umgedreht werden<br />

und dort lebende sessile (= festsitzende) Organismenarten nicht<br />

mehr überleben können.<br />

Die Bedeutung des Windes als abiotischer Faktor ist jedoch nicht<br />

allein auf regionale Phänomene oder bestimmte Lebensräume begrenzt.<br />

Wind spielt überall auf der Welt eine Rolle, da Luftmassen rund um <strong>die</strong><br />

Erde zirkulieren. Die Erdatmosphäre ist nicht statisch, sondern in ständiger<br />

Bewegung, angetrieben durch das Aufsteigen und Absinken von<br />

Luftmassen und durch <strong>die</strong> Drehung der Erde um ihre Achse. Sowohl auf<br />

der Nord- als auch auf der Südhalbkugel finden sich als Konsequenz<br />

<strong>die</strong>ser Phänomene drei Windsysteme:<br />

• Die Passate zwischen dem Äquator und dem 30° nördlicher sowie<br />

südlicher Breite (Hadley-Zellen). Diese zum Äquator wandernden<br />

Luftmassen werden aufgrund des Trägheitsgesetzes zu Nordost-Winden<br />

(Nordost-Passat). Auf der Südhemisphäre weht entsprechend<br />

der Südost-Passat. Die auf der Nordhalbkugel gegebene Rechtsablenkung<br />

sowie auf der Südhalbkugel <strong>die</strong> Linksablenkung, beruhen<br />

auf der Coriolisbeschleunigung, <strong>die</strong> auf jeden Körper wirkt, der sich<br />

in einem rotierenden Bezugssystem bewegt.<br />

• Westwinde in der Höhe über den gemäßigten oder mittleren Breiten,<br />

da polwärts strömende Luftmassen wegen der Coriolisbeschleunigung<br />

westliche Winde bewirken (Ferrel-Zelle oder Westwinddrift).<br />

• Polare Ostwinde in den Polarzellen.<br />

2.4 Abiotischer Faktor Wind<br />

WIEDERHOLUNgSfRAgEN 2.4<br />

1. Erläutern Sie in eigenen Worten, warum der<br />

Wind <strong>für</strong> viel Pflanzen unverzichtbar ist, um<br />

den Fortpflanzungserfolg zu sichern.<br />

2. Beschreiben Sie <strong>die</strong> drei Windsysteme der<br />

Nord- bzw. Südhalbkugel.<br />

Abbildung 2.52: Stürme können im Bereich der Küste<br />

den vorderen Dünengürtel der Weißdünen durchbrechen<br />

und <strong>die</strong> dahinterliegenden Dünentäler im Bereich<br />

der Graudünen überfluten.<br />

49


2 Abiotische Umweltfaktoren – ihr Einfluss auf das Leben<br />

indsysteme hat <strong>die</strong> Erdrotation, <strong>die</strong> von West nach Ost (Gegenuhrzeigersinn) verläuft. Die Drehgeschwindiggrößten<br />

und nimmt zu den Polen hin ab. So haben Winde, <strong>die</strong> vom Äquator nach Norden wandern, eine gröowohl<br />

auf der Nord- als auch auf der Südhalbkugel finden sich drei bodennahe Windsysteme:<br />

uator und dem 30°<br />

ite (Hadley-Zellen). Diese<br />

66,5 ° N<br />

ftmassen werden<br />

zes zu Nordostf<br />

der Südhemi-<br />

Westwinde<br />

(nördlicher Polarkreis)<br />

60 ° N<br />

erSüdost-Pasel gegebene<br />

er Südhalb-<br />

Rossbreiten<br />

Nordostpassat<br />

30 ° N<br />

ruhen auf<br />

ie auf jeden<br />

m rotieren-<br />

Kalmenzone<br />

Südostpassat<br />

0°<br />

(Äquator)<br />

den gemä-<br />

Rossbreiten<br />

30 ° S<br />

, da polwärts<br />

Westwinde<br />

n der Coriolisinde<br />

bewirken<br />

60 ° S<br />

66,5 ° S<br />

rift).<br />

zellen.<br />

(südlicher Polarkreis)<br />

Abbildung 2.54: Die aufgehende Sonne erwärmt<br />

<strong>die</strong> Morgenluft in <strong>die</strong>sem tropischen Regenwald auf<br />

Borneo; Nebel, der sich in der kühleren Nacht gebildet<br />

hat, beginnt zu verdunsten.<br />

50<br />

Abbildung 2.53: Globale Windsysteme.<br />

1551<br />

2.5 Das Klima – ein Zusammenspiel<br />

der abiotischen faktoren<br />

Wie kommt es, dass in einer bestimmten geografischen Region Tropenwälder<br />

vorkommen, Steppen, Savannen, Laubmischwälder, Nadelwälder<br />

oder Tundren? Derjenige Umweltfaktorenkomplex, der den größten<br />

Einfluss auf das Vorkommen von terrestrischen Großökosystemen ausübt<br />

und <strong>die</strong> Verbreitung von Organismen am meisten begrenzt, ist das<br />

Klima. Klima ist einer jener Begriffe, <strong>die</strong> wir oft nicht korrekt verwenden.<br />

Manchmal wird Klima auch mit Witterung oder Wetter verwechselt.<br />

Wetter ist <strong>die</strong> Kombination von Temperatur, Feuchtigkeit, Niederschlag,<br />

Wind, Bewölkung und anderen atmosphärischen Faktoren an<br />

einem bestimmten Ort zu einer bestimmten Zeit. Witterung hingegen<br />

ist <strong>die</strong> typische Abfolge aller meteorologischen Erscheinungen in einem<br />

bestimmten Gebiet im jahreszeitlichen Rhythmus. Als Klima bezeichnet<br />

man den durchschnittlichen Verlauf der Witterung eines Gebietes,<br />

gemessen über einen längeren Zeitraum (zumeist 30–50 Jahre).<br />

2.5.1 Das Klima kann auf unterschiedlichen<br />

Maßstabsebenen beschrieben werden<br />

Insbesondere <strong>die</strong> Temperatur und <strong>die</strong> verfügbare Wassermenge (Niederschläge,<br />

Oberflächenwasser, Grund- und Bodenwasser) haben einen<br />

großen Einfluss auf <strong>die</strong> Verbreitung der terrestrisch lebenden Organismen.<br />

Man kann <strong>die</strong> Klimaverhältnisse auf unterschiedlichen Maßstabsebenen<br />

beschreiben: Das Makroklima (Großklima) kennzeichnet <strong>die</strong><br />

klimatischen Eigentümlichkeiten größerer Gebiete (Länder, Kontinente)<br />

und damit einhergehend ein von der klimatischen Situation bedingtes<br />

und daher im großen Maße vom geographischen Breitengrad abhängi-


1564<br />

Struktur und Verbreitung<br />

der terrestrischen Biome 52.4<br />

Dabei fällt auf, dass <strong>die</strong> mittleren Jahresniederschläge<br />

Alle in <strong>die</strong>sem Kapitel bisher beschriebenen abiotischen<br />

in den borealen Nadelwäldern und in den Wäldern der<br />

2.5 Das Klima – ein Zusammenspiel der abiotischen Faktoren<br />

gemäßigten Breiten weitgehend ähnlich ist, während<br />

sich <strong>die</strong> mittlere Jahrestemperatur deutlich unterscheidet.<br />

Winterkalte Graslandschaften (in Nordamerika <strong>die</strong><br />

ges Verbreitungsmuster einzelner Biome (=Großlebensräume) (⇒<br />

Faktoren, insbesondere aber das Makroklima, bestimmen Prärien,<br />

Abbil-<br />

in Eurasien <strong>die</strong> Steppen) sind trockener als <strong>die</strong><br />

dung 2.55).<br />

<strong>die</strong> Verbreitung und das spezifische Vorkommen ein- beiden Waldbiome, und noch trockener ist es in den<br />

⇒ Abbildung 2.56 zeigt eine Auftragung der mittleren Jahresniederschlägezelner<br />

terrestrischer<br />

gegen <strong>die</strong> mittlere<br />

Biome.<br />

Jahrestemperatur<br />

Da zwischen der<br />

und<br />

geografi-<br />

zeigt, dass<br />

Halbwüsten<br />

das Vor-<br />

und Wüsten.<br />

handenseinschen Breite bestimmter und der Großbiomtypen Situation des Makroklimas an bestimmte ein Verhältnisse Neben <strong>die</strong>- der mittleren Jahrestemperatur und dem mittser<br />

Zusammenhang beiden klimatischen besteht Umweltfaktoren (Abbildung 52.10), gekoppelt gibt es auch ist. Dies leren erklärt Jahresniederschlag <strong>die</strong><br />

bestimmen auch andere Um-<br />

globale ein vom Verteilung Breitengrad der abhängiges Großbiome Verbreitungsmuster genauer und es fällt derauf,<br />

weltfaktoren dass bei- das Vorkommen einzelner Biome. In manspielsweise<br />

einzelnen Biome <strong>die</strong> mittleren (Abbildung Jahresniederschläge 52.19). Das Vorkommen<br />

in den borealen Nadelwäldern<br />

und in den Wäldern der gemäßigten Breiten weitgehend ähnlich<br />

einzelner Biome wird auch durch unvorhersagbare Um-<br />

sind, während sich <strong>die</strong> mittleren Jahrestemperaturen deutlich unterweltveränderungen<br />

beeinflusst, wie durch Stürme, Bränscheiden.<br />

Winterkalte Graslandschaften (in Nordamerika <strong>die</strong> Prärien, in<br />

Eurasien de oder <strong>die</strong> Massenvermehrung Steppen) sind trockener von herbivoren als <strong>die</strong> beiden Insekten. Waldbiome; noch<br />

trockener Die damit ist in Zusammenhang es in den Halbwüsten stehenden und Wüsten. Faktoren (Wind-<br />

heiße Wüste<br />

geschwindigkeiten, Neben der mittleren Temperaturen Jahrestemperatur und andere) und dem verrin- mittleren Jahresnie-<br />

30<br />

derschlaggern <strong>die</strong> bestimmen Individuenzahl weitere der Umweltfaktoren Populationen innerhalb das Vorkommen einzel-<br />

Prärien<br />

tropische<br />

Wälder<br />

ner<br />

der<br />

Biome.<br />

Biome<br />

In<br />

direkt<br />

manchen<br />

oder<br />

Regionen<br />

beeinflussen<br />

Nordamerikas<br />

sie indirekt<br />

begünstigt<br />

durch<br />

zum Beispiel<br />

eine besondere Kombination der Temperatur- und Niederschlagswerte<br />

veränderte Ressourcenverfügbarkeit. Treten zum Bei-<br />

einen Laubwald gemäßigter Breiten, in anderen – hinsichtlich der 15 Temperaturenspiel<br />

vermehrt<br />

und Niederschlagswerte<br />

Brände auf, wird<br />

vergleichbaren<br />

das Baumwachstum<br />

– Regionen wachsen<br />

hingegen behindert, Nadelwälder. und eine Savanne Wie lassen entwickelt sich solche sich Unterschiede nicht zu erklären?<br />

Sehr einer häufig offenen stützt Landschaft, man sich bei <strong>die</strong> makroklimatischen das Standortklima Daten an- auf jährliche 0<br />

Laubwälder<br />

gemäßigter<br />

Breiten<br />

Boreale<br />

Nadelwälder<br />

Durchschnittswerte. sonsten hervorrufen Oftmals würde. ist jedoch <strong>die</strong> jahreszeitliche Klimaverteilung<br />

bedeutsamer als der durchschnittliche Klimaverlauf, denn <strong>die</strong> meisten<br />

Organismen leben unter lokalen Bedingungen, <strong>die</strong> nicht exakt –15 dem<br />

arktische<br />

und alpine<br />

Tundra<br />

allgemeinen 52.4.1 Makroklima und des Gebietes terrestrische entsprechen. Biome<br />

0<br />

So verkündet vielleicht der Wetterbericht an einem Tag <strong>für</strong> Ihre Stadt<br />

100 200 300 400<br />

mittlerer Jahresniederschlag (cm)<br />

eine Wie Temperatur wichtig das von Makroklima +28 °C bei <strong>für</strong> klarem <strong>die</strong> Verbreitung Himmel. der Doch Bio<strong>die</strong>s<br />

ist nur eine<br />

sehr allgemeine Angabe, denn <strong>die</strong> tatsächlichen Bedingungen Abbildung an einer 52.20: Das Vorkommen nordamerikanischer Biomme<br />

ist, erkennt man in Abbildung 52.20, in der zum<br />

bestimmten Stelle in <strong>die</strong>ser Stadt mögen ganz andere sein.<br />

typen<br />

So herrin<br />

Abhängigkeit vom mittleren Jahresniederschlag und<br />

Beispiel das Vorkommen einiger nordamerikanischer der mittleren Jahrestemperatur.<br />

30 °N<br />

nördlicher<br />

Wendekreis<br />

Äquator<br />

südlicher<br />

Wendekreis<br />

30 °S<br />

tropische Wälder<br />

Savannen<br />

heiße Wüsten<br />

meditarranoide<br />

Gebiete<br />

Steppenlandschaften<br />

gemäßigter Breiten<br />

Laubwälder<br />

gemäßigter Breiten<br />

Boreale Nadelwälder<br />

und Pazifische<br />

Nadelwälder<br />

Tundra<br />

Hochgebirge<br />

kalte Wüsten<br />

Abbildung 2.55: 52.19: Die Die einzelnen Verbreitung Biome der sind wichtigsten in der Abbildung terrestrischen deutlich voneinander Biome. Die einzelnen abgegrenzt; Biome in Wirklichkeit sind hier deutlich gibt es voneinander oft breite kontinuierliche abgegrenzt;<br />

Übergangszonen.<br />

in Wirklichkeit gibt es oft breite kontinuierliche Übergangszonen.<br />

mittlere Jahrestemperatur (°C)<br />

51


einrafiein<br />

uch<br />

der<br />

en<br />

mränten.indrinalb<br />

rch<br />

Beitum<br />

t zu<br />

an-<br />

e<br />

Bioum<br />

her<br />

beiden Waldbiome, und noch trockener ist es in den<br />

Halbwüsten und Wüsten.<br />

Neben der mittleren 2 Abiotische Jahrestemperatur Umweltfaktoren und dem mitt- – ihr Einfluss auf das Leben<br />

leren Jahresniederschlag bestimmen auch andere Umweltfaktoren<br />

das Vorkommen einzelner Biome. In man-<br />

mittlere Jahrestemperatur (°C)<br />

52<br />

30<br />

heiße Wüste Prärien<br />

15<br />

Laubwälder<br />

gemäßigter<br />

Breiten<br />

Boreale<br />

Nadel-<br />

0<br />

wälder<br />

arktische<br />

und alpine<br />

–15<br />

Tundra<br />

0 100 200 300 400<br />

mittlerer Jahresniederschlag (cm)<br />

tropische<br />

Wälder<br />

Abbildung 52.20: Das Vorkommen nordamerikanischer Biom-<br />

Abbildung typen in Abhängigkeit 2.56: vom Das mittleren Vorkommen Jahresniederschlag nordamerika- und<br />

der mittleren Jahrestemperatur.<br />

nischer Biomtypen in Abhängigkeit vom mittleren Jahresniederschlag<br />

und der mittleren Jahrestemperatur.<br />

tropische Wälder<br />

Savannen<br />

heiße Wüsten<br />

meditarranoide<br />

Gebiete<br />

Steppenlandschaften<br />

gemäßigter Breiten<br />

Laubwälder<br />

gemäßigter Breiten<br />

Boreale Nadelwälder<br />

und Pazifische<br />

Nadelwälder<br />

Tundra<br />

Hochgebirge<br />

kalte Wüsten<br />

Abbildung 2.57: Sonnenstrahlung und <strong>die</strong> Himmelsrichtung<br />

von Hanglagen. Während der Nordhang noch<br />

mit Schnee bedeckt ist, hat der Südhang seine Schneebedeckung<br />

aufgrund der höheren Sonneneinstrahlung<br />

bereits verloren.<br />

schen Biome. Die einzelnen Biome sind hier deutlich voneinander abgegrenzt;<br />

.<br />

schen in der Nähe eines Badesees, im Schatten großer Bäume in einem<br />

Park, auf der überdachten Terrasse eines Cafés oder auf einer windexponierten<br />

Anhöhe andere Verhältnisse als auf einem frei gelegenen und<br />

staubigen Aschenplatz, einer engen Straßenschlucht an einer Hauptverkehrsader<br />

oder in einem ringsum geschlossen Talkessel.<br />

Innerhalb unterschiedlicher Bereiche eines Kontinents verhält es sich<br />

ganz ähnlich und es herrscht in einem bestimmten Landschaftstyp ein<br />

spezifisches Lokalklima (Ortsklima), etwa an zwei benachbarten Berghängen<br />

mit unterschiedlicher Himmelsrichtung (Exposition) und Neigung<br />

(Inklination). In einer bestimmten Pflanzengesellschaft herrscht<br />

ein spezifisches Habitatklima (Ökoklima) und direkt an der Bodenoberfläche<br />

das Klima der bodennahen Luftschicht, sowie unter Blättern<br />

oder in bestimmten Bodenschichten ein spezifisches Mikroklima.<br />

Auch das Relief („Geländegestalt“), insbesondere <strong>die</strong> Himmelsrichtung<br />

von Hanglagen (Exposition), beeinflusst lokale Klimabedingungen.<br />

In der Nordhemisphäre erhalten Süd- und Südwesthanglagen <strong>die</strong><br />

meiste Sonnenstrahlung, Nordhänge <strong>die</strong> wenigste (⇒ Abbildung 2.57).<br />

In anderen Lagen liegt <strong>die</strong> Sonneneinstrahlung je nach Ausrichtung zwischen<br />

<strong>die</strong>sen beiden Extremen.<br />

Die durch <strong>die</strong> Himmelsrichtung der jeweiligen Hänge unterschiedliche<br />

Sonneneinstrahlung wirkt sich deutlich auf Feuchtigkeit und Temperatur<br />

an <strong>die</strong>sen Stellen aus. Das dortige Habitatklima reicht von den<br />

warmen, trockenen, stärker variierenden Bedingungen an Südhängen<br />

bis zu den kühlen, feuchten und eher gleichförmigen Bedingungen<br />

der Nordlagen. Da hohe Temperaturen und <strong>die</strong> damit einhergehenden<br />

hohen Verdunstungsraten den Böden und Pflanzen viel Wasser entziehen,<br />

ist <strong>die</strong> Verdunstung an Südhängen oft um 50 Prozent höher,<br />

ebenso <strong>die</strong> Durchschnittstemperatur. Die Bodenfeuchtigkeit hingegen<br />

fällt geringer aus. Am trockensten ist es in den oberen, nahe den Kämmen<br />

gelegenen Bereichen von Südhängen, wo neben der hohen Sonneneinstrahlung<br />

auch noch <strong>die</strong> stärksten Windbewegungen stattfinden.<br />

Am feuchtesten ist es hingegen am Fuß von Nordhängen.<br />

Beispiel<br />

An sonnigen, aber kühlen Tagen im Vorfrühling kann man Fliegen beobachten,<br />

<strong>die</strong> von dem aus dem Stumpf eines abgeholzten Baumes austretenden Pflanzensaft<br />

angezogen werden. Diese Fliegen sind trotz der Temperaturen um den<br />

Gefrierpunkt aktiv, weil der Baumstumpf während des Tages Sonnenlicht absorbiert<br />

und dadurch eine dünne Luftschicht über seiner Oberfläche erwärmt. An<br />

einem windstillen Tag bleibt <strong>die</strong>se warme Luftschicht nahe der Oberfläche. Ein<br />

ähnliches Phänomen tritt auf, wenn eine gefrorene Oberbodenschicht Sonnenstrahlen<br />

absorbiert und dadurch auftaut. An einem sonnigen Tag gegen Ende<br />

des Winters läuft man daher oft auf aufgetauten und aufgeweichten Wegen,<br />

obwohl <strong>die</strong> Lufttemperatur immer noch eisig ist.


2.5.2 Unregelmäßige Klimaschwankungen<br />

Nicht alle Phänomene des Klimasystems treten, so wie der Lauf der Jahreszeiten<br />

der mittleren gemäßigten Breiten, regelmäßig und zyklisch<br />

auf. Typisch <strong>für</strong> das Klimasystem der Erde ist im Gegenteil Variabilität<br />

im globalen wie im regionalen Maßstab.<br />

Zwischen 300 und 800 n. Chr. führte eine Trockenheit in Eurasien<br />

zu einer Völkerwanderung aus dem Osten nach Europa. Während einer<br />

Warmphase des beginnenden Mittelalters ab etwa 980 n. Chr. besiedelten<br />

<strong>die</strong> Wikinger Grönland und betrieben dort Ackerbau und Viehzucht,<br />

der Weinbau fand in England eine weite Verbreitung. Ab dem<br />

14. Jahrhundert verschlechterte sich das Klima in vielen Bereichen der<br />

Nordhemisphäre. Katastrophale Ernteausfälle in der Landwirtschaft<br />

durch Missernten, grassierende Epidemien, Aufgabe von Bauernhöfen,<br />

Kriege, Aufstände und Abwanderungen der Bevölkerung waren <strong>die</strong><br />

Folge. Von 1309–1317 herrschte eine große Hungersnot. Im 15. Jahrhundert<br />

gaben <strong>die</strong> Wikinger Grönland auf. Im 16. Jahrhundert begann<br />

eine Epoche mit einer durchschnittlichen Abkühlung der Temperatur<br />

um etwa 1–1,5 °C, <strong>die</strong> man als <strong>die</strong> kleine Eiszeit bezeichnet. Während<br />

<strong>die</strong>ser kleinen Eiszeit fror nachweislich selbst der Bodensee im Winter<br />

einige Male vollständig zu. Die kleine Eiszeit dauerte unter zahlreichen<br />

kleineren Klimaschwankungen bis in <strong>die</strong> Mitte des 19. Jahrhunderts.<br />

Die Gletscher der Alpen erfuhren während <strong>die</strong>ser Zeit einen erheblichen<br />

Zuwachs und erreichten das Maximum ihrer Ausdehnung um<br />

1850. Seit <strong>die</strong>sem Zeitpunkt gehen <strong>die</strong> Gletscher rapide zurück, verbunden<br />

mit einer allgemeinen Klimaerwärmung (⇒ Abbildung 2.58). Diese<br />

Beispiele veranschaulichen <strong>die</strong> Schwankungen der globalen Klimasysteme,<br />

<strong>die</strong> sich in Zeiträumen von einigen Jahrzehnten bis zu Jahrhunderten<br />

vollziehen. Dabei gehen Klimaentwicklung und Kulturgeschichte<br />

oft Hand in Hand.<br />

(a) (b)<br />

2.5 Das Klima – ein Zusammenspiel der abiotischen Faktoren<br />

WIEDERHOLUNgSfRAgEN 2.5<br />

1. Stellen Sie <strong>die</strong> Begriffe Makro-, Lokal-, Habitat-<br />

und Mikroklima am konkreten Beispiel<br />

eines Sommertags in Deutschland dar.<br />

2. Stellen Sie anhand des Diagramms in Abbildung<br />

2.56 <strong>die</strong> wichtigsten Unterschiede<br />

zwischen einer trockenen Tundra und einer<br />

Wüste dar.<br />

3. Untersuchen Sie, zum Beispiel mit Hilfe von<br />

Klimadaten, in welchem potenziellen natürlichen<br />

Biom Sie leben. Fassen Sie <strong>die</strong> charakteristischen<br />

abiotischen Merkmale zusammen<br />

und beurteilen Sie inwiefern sich<br />

<strong>die</strong>se Merkmale in Ihrer unmittelbaren Umwelt<br />

wiederfinden.<br />

4. Die Fichte (Picea abies) kommt unter anderem<br />

großflächig und natürlich in den borealen<br />

Nadelwäldern Finnlands vor, sie tritt<br />

jedoch auch bei uns zum Beispiel im Harz,<br />

im Schwarzwald oder großflächig im Alpenraum<br />

natürlich auf. Leiten Sie aus dem Vorkommen<br />

der Fichte Aussagen über <strong>die</strong> klimatischen<br />

Verhältnisse <strong>die</strong>ser Gebiete ab<br />

und vergleichen sie <strong>die</strong>se mit dem vorherrschenden<br />

makroklimatischen Biomtyp. Begründen<br />

Sie <strong>die</strong> Abweichungen.<br />

5. Was wäre, wenn? Angenommen durch <strong>die</strong><br />

globale Erderwärmung stiege <strong>die</strong> Durchschnittstemperatur<br />

der Atmosphäre in <strong>die</strong>sem<br />

Jahrhundert um 4 °C an. Stellen Sie<br />

begründet dar, welches Biom unter <strong>die</strong>sen<br />

Umständen mit größter Wahrscheinlichkeit<br />

in vielen Regionen der Erde an <strong>die</strong> Stelle der<br />

Tundra treten würde.<br />

Abbildung 2.58: Veränderungen im Bereich des Rhône-Gletschers (Berner Alpen, Schweiz) zwischen 1906 (a) und 2003 (b).<br />

53


54<br />

2 Abiotische Umweltfaktoren – ihr Einfluss auf das Leben<br />

S C H O N g E W U S S T ?<br />

Untersucht man einen „durchschnittlichen“<br />

Boden bis in eine Tiefe von 30 cm, dann findet<br />

man pro Quadratmeter unter anderem Milliarden<br />

von Bakterien, 1.000.000 Nematoden<br />

(= Fadenwürmer), 100.000 Milben, 10.000<br />

Enchytraeiden (= „Borstenwürmer“) und 80<br />

Regenwürmer.<br />

Das Gesetz des Minimums –<br />

Die Liebig-Tonne<br />

„Eine Kette ist immer nur so stark wie ihr schwächstes Glied!“ Der<br />

Chemiker Justus von Liebig (1803–1873) machte <strong>die</strong> Anwendung <strong>die</strong>ser<br />

Redensart auf Zusammenhänge der <strong>Ökologie</strong> populär und gilt<br />

seitdem als Begründer der modernen Agrarchemie. Ähnlich wie <strong>die</strong><br />

Stabilität des schwächsten Gliedes <strong>die</strong> Stabilität einer Kette begrenzt,<br />

oder besser minimiert, so begrenzt derjenige Faktor, der sich im Minimum<br />

befindet, das Wachstum von Pflanzen. Liebig machte in <strong>die</strong>sem<br />

Zusammenhang den Vergleich mit einer hölzernen Tonne populär:<br />

Die Höhe der kürzesten Daube (<strong>die</strong> Bretter, aus denen eine solche<br />

Tonne besteht) begrenzt <strong>die</strong> Menge an Wasser, <strong>die</strong> man in <strong>die</strong> Tonne<br />

einfüllen kann. Anders herum gesprochen: Wenn eine Fassdaube zu<br />

kurz ist, hilft eine Verlängerung der anderen Dauben nicht weiter.<br />

Auf <strong>Ökologie</strong> oder Landwirtschaft übertragen, bedeutet <strong>die</strong>s: Wenn<br />

2.6 Abiotischer faktor Boden<br />

Die Wurzeln der meisten Pflanzen sind im Boden verankert und beziehen<br />

von dort <strong>die</strong> Nährstoffe und das Wasser <strong>für</strong> das Pflanzenwachstum.<br />

Der Boden mit seinem jeweiligen charakteristischen Mineraliengehalt,<br />

seiner Korngröße und seinem pH-Wert ist jedoch nicht nur ein abiotischer<br />

Umweltfaktor <strong>für</strong> Pflanzen, sondern genau genommen eher ein<br />

vielschichtiges, komplexes und dynamisches Ökosystem. Es wimmelt in<br />

ihm von Leben – er enthält Milliarden von Tieren, Bakterien und Pilzen<br />

in einer besonders hohen Artenvielfalt.<br />

Die Bodenbildung ist das Ergebnis von fünf Faktoren: Ausgangsgestein,<br />

Klima, biotische Faktoren, Relief und Zeit. Das Ausgangsgestein<br />

bildet das Substrat und den Untergrund, aus dem der Boden besteht.<br />

Das Klima beeinflusst <strong>die</strong> Bodenbildung durch Temperatur, Niederschläge<br />

und seine Einflüsse auf das pflanzliche und tierische Leben.<br />

Durch biotische Faktoren – Vegetation, Tiere, Bakterien und Pilze –<br />

gelangt organisches Material hinzu und wird mit den mineralischen<br />

Bestandteilen, <strong>die</strong> aus der Verwitterung stammen, vermischt und umgebaut.<br />

Es entsteht Humus. Das Landschaftsrelief beeinflusst den Bodenwassergehalt<br />

und das Ausmaß der Erosion. Die Bildung „reifer“ Bodentypen<br />

erfordert lange Zeiträume.<br />

2.6.1 Böden bestehen aus verschiedenen<br />

horizontalen Schichten<br />

Böden entwickeln sich aus dem Ausgangsgestein. Unter dem Einfluss<br />

von Klima, Relief und Vegetation sammelt sich im Laufe der Zeit totes<br />

organisches Material an der Oberfläche an und wird durch Bodenorganismen<br />

umgebaut. Mit zunehmender Dicke <strong>die</strong>ser organischen Auflage<br />

kommt es unter anderem durch den Sickerwassereinfluss sowie<br />

bodenchemische Reaktionen zur Verlagerung von Bodensubstanzen in<br />

tiefere Schichten. So bilden sich mit der Zeit Unterschiede zwischen dem<br />

so genannten Oberboden und dem Unterboden aus. Diese führen zu<br />

einer horizontalen Schichtung mit verschiedenen physikalischen, chemischen<br />

und biologischen Eigenschaften. Gemeinsam bildet eine solche<br />

Abfolge von horizontalen Schichten ein Bodenprofil. Diese Schichten<br />

Getreide nicht gut wächst, weil beispielsweise im Boden ein Mangel<br />

an Stickstoffverbindungen herrscht, helfen andere Maßnahmen wie<br />

zusätzliche Bewässerung, das Ausbringen von Phosphatdünger etc.<br />

jeweils nicht, um das Pflanzenwachstum zu steigern. Nur <strong>die</strong> Zuführung<br />

von Stickstoffverbindungen löst das Problem und steigert das<br />

Pflanzenwachstum bis zu dem Punkt, an dem der nächste Umweltfaktor<br />

(<strong>die</strong> ursprünglich zweitniedrigste Daube) limitierend wird. Auf<br />

landwirtschaftlichen Nutzflächen sind zumeist <strong>die</strong> Nährstoffe in der<br />

Bodenlösung der das Wachstum der Pflanzen begrenzende Faktor.<br />

Die Anwendung des Gesetzes des Minimums auf <strong>die</strong> landwirtschaftliche<br />

Produktion führte in der Mitte des 19. Jahrhunderts zum Einsatz<br />

von Kunstdüngern und zu gewaltigen Produktivitäts- und Ertragssteigerungen.<br />

Erst seit <strong>die</strong>ser Zeit kann <strong>die</strong> Ernährung der Bevölkerung als<br />

gesichert angesehen werden und Hungersnöte, <strong>die</strong> zuvor in Folge von<br />

Missernten immer wieder auftraten, gehören seitdem in Deutschland<br />

der Vergangenheit an.


oder Bodenhorizonte sind bei frischen Profilen, etwa beim Straßenbau<br />

oder bei Ausschachtungsarbeiten <strong>für</strong> ein Gebäude, leicht zu erkennen<br />

(⇒ Abbildung 2.59).<br />

2.6.2 Eine wichtige Eigenschaft von Böden<br />

ist das Wasserhaltevermögen<br />

Gräbt man nach einem kräftigen Regen ein Bodenprofil, fällt ein scharfer<br />

Übergang zwischen der durchnässten oberen und einer trockenen<br />

unteren Schicht auf. Regen, der auf <strong>die</strong> Bodenoberfläche fällt, sickert in<br />

den Boden ein. Aufgrund der Schwerkraft fließt das Wasser in <strong>die</strong> offenen<br />

Poren und Kapillaren des Bodens, wobei <strong>die</strong> Größe der Bodenpartikel<br />

und ihre räumliche Anordnung <strong>die</strong> Menge des aufgenommenen<br />

Wassers bestimmen. Eine große Porenweite an der Bodenoberfläche<br />

erhöht <strong>die</strong> Versickerung (Infiltration), daher haben grobkörnige Böden<br />

(z.B. Sand) eine größere Infiltrationsrate als feinkörnige (z.B. Lehm).<br />

Übersteigt <strong>die</strong> Wassermenge das Volumen, das <strong>die</strong> Zwischenräume<br />

der Bodenpartikel speichern können, ist der Boden wassergesättigt<br />

und das überschüssige Wasser fließt oberflächlich ab. Wenn das Wasser<br />

sämtliche Poren ausfüllt und aufgrund interner Kapillarkräfte festgehalten<br />

wird, ist der Boden an seiner so genannten Feldkapazität<br />

angelangt. Man versteht darunter <strong>die</strong> maximal mögliche Haftwassermenge<br />

natürlicher Böden mit freiem Wasserabzug. Die Wassermenge,<br />

<strong>die</strong> ein Boden über seine Feldkapazität hält, variiert mit den Korngrößen<br />

(Anteile von Sand, Schluff und scheidet Ton). man Tonige aufgrund und ihrer lehmige Farbe, Struktur Böden und nach haben<br />

der Art des über das Sickerwasser eingetragenen Ma-<br />

eine wesentlich höhere Feldkapazität als sandige Böden.<br />

terials.<br />

Wenn dem Boden durch Pflanzen und Verdunstung von der Boden-<br />

Der C-Horizont besteht im Wesentlichen aus dem<br />

oberfläche Kapillarwasser entzogen wird, nimmt der Wassergehalt des<br />

Ausgangsgestein. Er bendet sich unterhalb der Zonen<br />

Bodens ab. Mit abnehmendem Wassergehalt wird es jedoch <strong>für</strong> Pflan-<br />

größter biologischer Aktivität, ist der physikalischen<br />

zen schwieriger dem Boden und/oder weiteres chemischen Wasser Verwitterung zu entziehen. unterworfen, Nimmt aber der<br />

Wassergehalt bis zu dem Punkt durch ab, <strong>die</strong> wo Bodenbildungsprozesse <strong>die</strong> Pflanzen dem noch Boden nicht ver- kein<br />

Wasser mehr entziehen können, ändert und ist geht der ießend so genannte in das Grundgestein permanente<br />

über.<br />

Welkepunkt erreicht. Die Differenz zwischen dem als Feldkapazität<br />

ermittelten Wassergehalt und demjenigen beim permanenten Welkepunkt<br />

bezeichnet man als <strong>die</strong><br />

Eine<br />

potenziell<br />

entscheidende<br />

pflanzenverfügbare<br />

EigenWassermenge<br />

(⇒ Abbildung 2.60).<br />

schaft<br />

Obwohl<br />

von Böden<br />

auch jenseits<br />

ist<br />

des permanenten<br />

Welkepunktes noch weiteres<br />

das Wasserhaltevermögen<br />

Wasser im Boden verbleibt, 5.8 ist es so<br />

fest an <strong>die</strong> Bodenpartikel gebunden, dass <strong>die</strong> Wurzelsaugspannung der<br />

Gräbt man nach einem kräftigen Regen ein Bodenpro-<br />

Pflanzen nicht ausreicht, um es aufzunehmen.<br />

l, fällt ein scharfer Übergang zwischen der durch-<br />

nässten oberen und einer trockenen unteren Schicht<br />

2.6.3 Die Ionenaustauschkapazität ist wichtig<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> Produktivität von Böden<br />

auf. Regen, der auf <strong>die</strong> Bodenoberäche fällt, sickert in<br />

den Boden ein. Aufgrund der Schwerkraft ießt das<br />

Wasser in <strong>die</strong> oenen Poren und Kapillaren des Bo-<br />

Verschiedene Mineralien (= Ionenverbindungen dens , wobei <strong>die</strong> Größe der oder Bodenpartikel Salze) lösen und ihre sich<br />

im Bodenwasser. Als so genannte räumliche austauschbare Anordnung <strong>die</strong> Menge Nährstoffe des aufgenommenen stehen sie<br />

direkt <strong>für</strong> <strong>die</strong> Aufnahme und Wassers <strong>die</strong> Verwertung bestimmen. Eine durch große Pflanzen Porenweite zur an Verfü- der<br />

Boden oberäche erhöht <strong>die</strong> Versickerung (Inltragung.<br />

Aufgrund ihrer Ladung werden sie an entgegengesetzt geladetion),<br />

daher haben grobkörnige Böden eine größere Innen<br />

Bodenpartikeln zeitweise gebunden und stehen in ständigem Aus-<br />

ltrationsrate als feinkörnige.<br />

tausch mit der Bodenlösung.<br />

Übersteigt <strong>die</strong> Wassermenge das Volumen, das <strong>die</strong><br />

Ein Ion ist ein geladenes Teilchen. Ionen, <strong>die</strong> eine positive Ladung tra-<br />

Zwischenräume speichern können, ist der Boden wasgen,<br />

nennt man Kationen, negativ geladene Ionen bezeichnet man als<br />

sergesättigt und das überschüssige Wasser ießt ober-<br />

ächlich ab. Wenn das Wasser sämtliche Poren aus-<br />

füllt und aufgrund interner Kapillarkräfte festgehalten<br />

wird, ist der Boden an seiner Feldkapazität . Man ver-<br />

steht darunter <strong>die</strong> maximal mögliche Haftwassermenge<br />

1062<br />

anderer Bodenpartikel festgehalten werden.<br />

Zu den fruchtbarsten Oberböden, das heißt jenen<br />

mit dem besten Pflanzenwachstum, 2.6 Abiotischer gehört Faktor der Boden Lehmboden,<br />

der ungefähr zu gleichen Teilen aus Sand,<br />

Schluff und Ton besteht. Lehmböden besitzen so viel<br />

Abbildung 37.2: Bodenhorizonte.<br />

Abbildung 2.59: Bodenhorizonte.<br />

A-Horizont, Oberboden:<br />

eine Mischung aus verwittertem<br />

Gestein mit unterschiedlicher<br />

Beschaffenheit<br />

sowie lebenden Organismen<br />

und verrottendem organischem<br />

Material.<br />

B-Horizont, Unterboden:<br />

enthält wesentlich weniger<br />

organisches Material als<br />

der A-Horizont und ist nicht<br />

so stark verwittert.<br />

C-Horizont: besteht hauptsächlich<br />

aus zum Teil verwittertem<br />

Ausgangsgestein<br />

und <strong>die</strong>nt als Ausgangsmaterial<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> oberen<br />

Bodenhorizonte.<br />

5.8 Eine entscheidende Eigenschaft von Böden ist das Wasserhaltevermögen<br />

Wassergehalt [Vol.-%]<br />

60<br />

40<br />

20<br />

Sandboden<br />

panzenverfügbares<br />

Wasser<br />

FK PWP<br />

Schluboden<br />

Wasserspannung<br />

nicht panzenverfügbares<br />

Wasser<br />

Tonboden<br />

0<br />

0 1 1,8 2,5 3 4,2 5 7<br />

Abbildung 5.11: Wasserspannung und Wassergehalt. Dargestellt<br />

Abbildung ist <strong>die</strong> Beziehung 2.60: zwischen Wasserspannung und und Wassergehalt.<br />

Wassergehalt ( Was-<br />

Dargestellt serspannungs-, ist pF-Kurve) <strong>die</strong> Beziehung bei einem Sandboden, zwischen einem Wasserspan- tonigen Schluboden<br />

(verwitterter Lössboden) und einem Tonboden (A-Horizonte)<br />

nung und Wassergehalt bei einem Sandboden, einem<br />

(siehe auch Abbildung 5.8). FK = Feldkapazität, PWP = permanenter<br />

Schluffboden Welkepunkt, WS und = Wassersäule, einem Tonboden. hPa = Hekto-Pascal. FK = Feldkapazität, Der pF-Wert<br />

PWP kennzeichnet = permanenter <strong>die</strong> Wasserspannung Welkepunkt, (pF = pF log = cm Wert WS). Die der panzenverWasserspannung.fügbare Wassermenge Das pflanzenverfügbare ist deniert als <strong>die</strong> Dierenz Wasser zwischen ergibt dem als<br />

Feldkapazität ermittelten Wassergehalt und demjenigen beim perma-<br />

sich aus der Differenz des Wassergehaltes bei FK und<br />

nenten Welkepunkt. Sowohl <strong>die</strong> Feldkapazität als auch der perma-<br />

demjenigen nente Welkepunkt beim steigen permanenten von feineren Welkepunkt zu gröberen (PWP). Korngrößen So- an.<br />

wohl Der höchste <strong>die</strong> Feldkapazität Wert an panzenverfügbarem als auch der Wasser permanente wird in Böden Welmittkepunktlerer Korngrößen steigen erreicht. von feineren zu gröberen Korngrößen<br />

an. Der höchste Wert an pflanzenverfügbarem Wasser<br />

wird von der in Böden Bodenoberäche mittlerer Korngröße Kapillarwasser erreicht.<br />

entzogen<br />

wird, nimmt der Wassergehalt des Bodens ab. Nimmt<br />

er bis zu einem Punkt ab, wo Panzen dem Boden kein<br />

Wasser mehr entziehen können, ist der so genannte<br />

permanente Welkepunkt erreicht. Die Dierenz zwi-<br />

[pF]<br />

[cmWS]<br />

55<br />

Die<br />

kun<br />

nis<br />

Bes<br />

form<br />

An<br />

Die<br />

lich<br />

vie<br />

sind<br />

wie<br />

siu<br />

dah<br />

den<br />

Die<br />

dire<br />

me<br />

Kat<br />

ma<br />

ion<br />

(H +<br />

<strong>die</strong><br />

auf<br />

aus<br />

der<br />

dur


56<br />

2 Abiotische Umweltfaktoren – ihr Einfluss auf das Leben<br />

5.10 Verschiedene Bodenbildungsprozesse lassen unterschiedliche Bodentypen e<br />

Mg 2+<br />

Mg 2+<br />

Ca 2+ Ca 2+<br />

Ca 2+<br />

K +<br />

Tonminerale, Oxide,<br />

Huminstoffe<br />

K +<br />

K +<br />

Mg 2+<br />

Ca 2+<br />

K +<br />

Ca 2+<br />

Ca 2+<br />

Mg 2+<br />

Mg 2+<br />

Ca 2+<br />

H +<br />

K +<br />

K +<br />

Ca 2+<br />

Aufnahme<br />

durch<br />

Pflanzen<br />

Bodenlösung<br />

Sickerwasserabfluss<br />

in das Grundwasser<br />

Oberflächenabfluss<br />

Abbildung 5.12: Kationenaustausch Abbildung im Boden. 2.61: Kationen, Kationenaustausch <strong>die</strong> an negativ im Boden. geladene Kationen, Bodenpartikel <strong>die</strong> an negativ gebunden geladene sind, Bo- befinden sich<br />

dynami schen Gleichgewichtszustand denpartikel mit ähnlichen gebunden Kationen sind, befinden in der Bodenlösung. sich in einem Kationen dynamischen werden Gleichgewichtszustand<br />

in der Bodenlösung kontinuierl<br />

Kationen, <strong>die</strong> an Ton- und Humuspartikel mit ähnlichen angelagert Kationen sind, in ersetzt. der Bodenlösung. Zudem werden Kationen Kationen werden aus in der Bodenlösung auch konti- von Pflanz<br />

nommen und bei Übersättigung der nuierlich Lösung durch und ausbleibenden Kationen, <strong>die</strong> an Bindungsmöglichkeiten Ton- und Humuspartikel an Bodenpartikel angelagert sind, über ersetzt. das Sickerwasser Zudem ausge<br />

werden Kationen aus der Bodenlösung von Pflanzen aufgenommen und bei Übersättigung<br />

der Lösung und ausbleibenden Bindungsmöglichkeiten an Bodenpartikel über das<br />

Sickerwasser ausgewaschen.<br />

er im Boden zwischen 3 (extrem sauer) und 9 (stark Faktoren beruht, sind <strong>die</strong> folgenden fünf Ha<br />

Anionen. Chemische Elemente und Verbindungen können im Boden<br />

in Form von Kationen (etwa Calcium als Ca2+ , Magnesium als Mg2+ alka lisch). Böden mit einem pH-Wert leicht über 7 gelten<br />

als basisch (alkalisch), solche mit einem pH-Wert<br />

+<br />

von 5,6 oder niedriger sind oder sauer. Ammonium, Mit sinkendem NH4 ) wie auch in Form von Anionen (zum Beispiel<br />

– 2–<br />

pH-Wert steigt <strong>die</strong> Konzentration Nitrat, NO an 3verfügbaren<br />

, oder Sulfat, AlSO4 ) vorkommen. Die Bindung <strong>die</strong>ser Ionen<br />

aus der Bodenlösung an <strong>die</strong> Oberfläche von Bodenpartikeln hängt von<br />

der Zahl der im Boden zur Verfügung stehenden positiven oder negativen<br />

Ladungen ab. Die Gesamtzahl aller austauschbaren Kationen und<br />

Anionen im Boden (ausgedrückt in mol) bezogen auf ein bestimmtes<br />

Bodenvolumen (in der Regel 1 kg Substanz) bezeichnet man als Ionenaustauschkapazität.<br />

Die Gesamtzahl der an den Oberflächen von Tonund<br />

Humuspartikeln austauschbaren Kationen bezeichnet man als Kationenaustauschkapazität<br />

(KAK). Die negativen Ladungen schützen<br />

den Boden vor einem Verlust seiner positiv geladenen Nährstoffe. Da<br />

an den meisten Bodenpartikeln weniger positive als negative Ladun-<br />

– gen vorhanden sind, werden Anionen wie Nitrate (NO3 ) und Phos-<br />

3– phate (PO4 ) in geringerem Umfang im Boden gebunden und rascher<br />

ausgeschwemmt als Kationen, <strong>für</strong> <strong>die</strong> es mehr Bindungsstellen und<br />

somit auch ein größeres Rückhaltevermögen im Boden gibt. Da <strong>die</strong> im<br />

Boden befindlichen Kationen mit der Bodenlösung von den Pflanzen<br />

aufgenommen werden können und wichtige Pflanzennährstoffe sind,<br />

ist <strong>die</strong> KAK ein elementarer Messwert <strong>für</strong> <strong>die</strong> Bodenqualität; sie steigt<br />

mit zunehmendem Anteil von Ton und organischem Material. Auch der<br />

pH-Wert des Bodens und des Bodenwassers kann sich, je nach sauren<br />

oder basischen Bedingungen, direkt oder indirekt über <strong>die</strong> Löslichkeit<br />

von Nährstoffen auf <strong>die</strong> Bodeneigenschaften und somit auch auf das<br />

Pflanzenwachstum auswirken.<br />

3+ -<br />

Ionen, und <strong>die</strong> von Ca2+ , Na + und anderer Kationen<br />

sinkt. Hohe Aluminiumionenkonzentrationen (Al3+ zesse <strong>für</strong> <strong>die</strong> Differenzierung in <strong>die</strong> verschi<br />

Boden typen besonders entscheidend: Lateriti<br />

(Laterit bildung), Carbonatisierung (Kalkanreich<br />

Versalzung, Podsolierung und Vergleyung.<br />

Lateritisierung oder Lateritbildung findet h<br />

) in den Regionen der Tropen und Subtropen sta<br />

der Bodenlösung können bei niedrigen pH-Werten <strong>für</strong> heiße, feuchte Klima führt zu einer raschen Ve<br />

Pflanzen toxisch wirken.<br />

rung des Ausgangsgesteines und der Minerali<br />

Versickerung großer Wassermengen bewirkt e<br />

sonders starke Auswaschung und <strong>die</strong> meist<br />

Verschiedene Boden-<br />

durch <strong>die</strong> Verwitterung freigesetzten Verbin<br />

bildungsprozesse lassen<br />

und Nährstoffe werden aus dem Boden<br />

unterschiedliche<br />

schwemmt, soweit sie nicht von Pflanzen auf<br />

Bodentypen entstehen men werden können. Eine Ausnahme besteht<br />

5.10 Eisen- und Aluminiumverbindungen, <strong>die</strong> sich<br />

Aufgrund großer regionaler Unterschiede in Geologie, Böden anreichern. Eisenoxide verleihen trop<br />

Klima und Vegetation entstehen weltweit verschie- Böden ihre charakteristische rote Farbe (Abb<br />

dene charakteristische Böden. Ein wichtiges Unter- des Ultisol-Profils in Abbildung 5.13 als Beis<br />

scheidungskriterium zur Bodenklassifikation ist der einen durch Lateritisierung entstandenen Bode<br />

jeweilige Bodentyp.<br />

grund der starken Auswaschung verlieren <strong>die</strong>se<br />

Ein international gebräuchliches Klassifikations sys- mit Ausnahme von H<br />

tem geht auf ein im Jahr 1960 in den USA entwickeltes<br />

System ( USDA- Bodenklassifikation) zurück. Jede der<br />

zwölf Typen ist durch spezifische Bodenmerkmale<br />

charakterisiert ( Abbildung 5.13). Die weltweite Verbreitung<br />

der verschiedenen Bodentypen ist in Abbil-<br />

+ auch zahlreiche versch<br />

Kationen, was letztlich zu einer erheblichen V<br />

rung der Böden führt.<br />

Carbonatisierung (Kalkanreicherung) – ei<br />

dung und Anreicherung von CaCO3 tritt auf, w<br />

Evaporation sowie <strong>die</strong> Wasseraufnahme durch


2.6.4 Pflanzen passen sich variierenden<br />

Nährstoffverhältnissen im Boden an<br />

Wie kommen Pflanzen mit nährstoffarmen Böden zurecht? Da Pflanzen<br />

Nährstoffe <strong>für</strong> den Bau- und Betriebsstoffwechsel benötigen, beeinflusst<br />

<strong>die</strong> Wachstumsrate einer Pflanze gleichzeitig auch ihren Nährstoffbedarf.<br />

Schon in Abschnitt 2.3.4 wurde erwähnt, dass schattentolerante<br />

Pflanzen eine niedrigere Photosyntheserate besitzen als schattenintolerante,<br />

und zwar auch bei höheren Strahlungsintensitäten. Diese<br />

niedrigere Photosynthese- und Wachstumsrate bedeutet gleichzeitig<br />

einen geringeren Licht- und Nährstoffbedarf. ⇒ Abbildung 2.62 zeigt<br />

<strong>die</strong> Wachstumsreaktionen zweier Grasarten bei steigender Stickstoffverfügbarkeit.<br />

Diejenige Art, <strong>die</strong> an ihrem natürlichen Standort auf nährstoffreichen,<br />

stark stickstoffhaltigen Böden wächst, steigert ihre Wachstumsrate<br />

mit zunehmender Stickstoffkonzentration. Die andere Art,<br />

<strong>die</strong> nährstoffarme, wenig stickstoffhaltige Standorte besiedelt, erreicht<br />

schon bei der Hälfte der experimentell eingesetzten Stickstoffkonzentration<br />

ihre maximale Wachstumsrate und reagiert auf weitere Stickstoffgaben<br />

nicht durch gesteigerte Wachstumsaktivität.<br />

Einige Pflanzenökologen vermuten, dass niedrige Wachstumsraten<br />

eine Anpassung an nährstoffarme Böden darstellen. Ein Vorteil langsameren<br />

Wachstums ist, dass <strong>die</strong> Pflanze bei geringem Nährstoffvorkommen<br />

Stress vermeidet. Eine langsam wachsende Pflanze kann selbst<br />

bei geringer Nährstoffverfügbarkeit noch eine optimale Photosyntheserate<br />

aufrechterhalten und wichtige Stoffwechselfunktionen erfüllen,<br />

während eine Pflanzenart mit einer wesentlich höheren Wachstumsrate<br />

bereits Anzeichen von Stress zeigen würde.<br />

Ein zweiter Anpassungsmechanismus an eine nährstoffarme Umwelt<br />

betrifft <strong>die</strong> Lebensdauer von Blättern (⇒ Abbildung 2.63). Jede Blattentwicklung<br />

ist <strong>für</strong> <strong>die</strong> Pflanze mit Aufwand und energetischen Investitionen<br />

in Biomasse, Photosynthesepigmente, etc. verbunden. Diesen<br />

Aufwand kann man anhand der Menge an Kohlenstoff und der übrigen<br />

erforderlichen Nährstoffe bemessen. Bei einer niedrigen Photosyntheserate<br />

dauert es länger, bis sich der Aufwand <strong>für</strong> den Blattaufbau<br />

„amortisiert“ und <strong>die</strong> Investition Gewinne in Form von Photosyntheseprodukten<br />

abwirft. Daher haben Pflanzen unter nährstoffärmeren<br />

Bedingungen eher langlebige Blätter.<br />

Abbildung 2.63: Blattlebensdauer, Stickstoffkonzentration und Photosynthese. Beziehung<br />

zwischen (a) Blattlebensdauer und Stickstoffkonzentration im Blatt sowie (b) zwischen<br />

Blattlebensdauer und Photosynthesehöchstrate <strong>für</strong> verschiedene Pflanzenarten<br />

unterschiedlicher Standorte. Jeder Punkt stellt das Ergebnis <strong>für</strong> eine Art dar. Arten mit<br />

langlebigen Blättern haben tendenziell niedrigere Blattstickstoffkonzentrationen und<br />

damit einhergehend niedrigere Photosyntheseraten (nach Reich et al., 1996).<br />

172 (b)<br />

ch06_register.indd 172<br />

eine optimale Photosyntheserate aufrechterhalten u<br />

2.6 Abiotischer Faktor Boden<br />

wichtige Stoffwechselfunktionen erfüllen, währe<br />

Panzenmasse Pflanzenmasse [g] [g]<br />

kann auch bei geringer Nährstoffverfügbarkeit no<br />

5,0<br />

4,0 4,0<br />

3,0<br />

3,0<br />

2,0<br />

2,0<br />

1,0<br />

0,4<br />

0,4<br />

0,2<br />

Agrostis Agrostis stolonifera stolonifera<br />

Agrostis canina<br />

0,2 0<br />

1 3 9 27 81 243<br />

Stickstoffkonzentration [ppm]<br />

0<br />

1 3 9 27 81 2<br />

Abbildung 2.62: Veränderungen in der Wachstums-<br />

Stickstokonzentration [ppm]<br />

rate zweier Grasarten bei Zugabe unterschiedlicher<br />

Mengen an Stickstoff. Das Weiße Straußgras (Agrostis<br />

Abbildung 6.29: Veränderungen in der Wachstumsrate zw<br />

stolonifera) wächst auf nährstoffreichen Böden, das<br />

Grasarten bei Zugabe unterschiedlicher Mengen an Stickst<br />

Sumpf-Straußgras (Agrostis canina) auf nährstoff-<br />

Das Weiße Straußgras Agrostis ( stolonifera ) wächst auf nähr<br />

armen. A. canina reagiert nur bis zu einem bestimmten<br />

reichen Böden, das Sumpf-Straußgras Agrostis ( canina) auf nährs<br />

Stickstoffwert<br />

armen.A. canina<br />

mit<br />

reagiert<br />

einer Erhöhung<br />

nur bis zu<br />

der<br />

einem<br />

Pflanzenmasse<br />

bestimmten Sticks<br />

(nach mit einer Bradshaw Erhöhung et al., der 1974). Phytomasse (nach Bradshaw et al., 1<br />

Blatt-Stickstokonzentration [mg/g]<br />

(a)<br />

1,0<br />

100<br />

10<br />

1 10 100 1000<br />

Lebensspanne (Monate)<br />

Agrostis canina<br />

Abbildung 6.30: Blattlebensdauer, Stickstokonzentration u<br />

konzentration<br />

1000<br />

im Blatt sowie (b) zwischen Blattlebensdaue<br />

Standorte. Jeder Punkt stellt das Ergebnis <strong>für</strong> eine Art dar. Ar<br />

tionen und damit niedrigere Photosyntheseraten (nach Reic<br />

Nettophotosyntheserate [nmol/(g · s)]<br />

100<br />

10<br />

1 10 100 1000<br />

Lebensspanne (Monate)<br />

57


58<br />

2 Abiotische Umweltfaktoren – ihr Einfluss auf das Leben<br />

Die Fähigkeit von Landpflanzen, Bodennährstoffe zu erschließen,<br />

hängt darüber hinaus von der Wurzelmasse ab. Eine Möglichkeit <strong>für</strong><br />

Pflanzen, <strong>die</strong> Nachteile eines nährstoffarmen Standortes auszugleichen,<br />

ist <strong>die</strong> verstärkte Wurzelbildung. Dies ist einer der Gründe <strong>für</strong> das langsame<br />

oberirdische Wachstum von Arten auf nährstoffarmen Böden,<br />

denn ähnlich wie bei begrenzter Wasserversorgung wird auch in <strong>die</strong>sem<br />

Fall Kohlenstoff auf Kosten der Blattbildung in <strong>die</strong> Bildung der Wurzeln<br />

verlagert. Die verringerte Blattfläche senkt <strong>die</strong> Rate der Kohlenstoffaufnahme<br />

durch <strong>die</strong> Photosynthese im Verhältnis zum Kohlenstoffverlust<br />

durch Atmung. Das Ergebnis ist ein geringerer Nettokohlenstoffgewinn<br />

und eine geringere Wachstumsrate.<br />

2.6.5 Tiere werden von den<br />

Nährstoffverhältnissen des Bodens<br />

indirekt beeinflusst<br />

Tiere benötigen Mineralstoffe und Spurenelemente sowie – von Tierart<br />

zu Tierart leicht variierend – bestimmte Vitamine und Aminosäuren,<br />

<strong>die</strong> sie nicht selbst herstellen können. Letztendlich stammen <strong>die</strong> meisten<br />

<strong>die</strong>ser Nährstoffe aus pflanzlichen Quellen, <strong>die</strong> ihrerseits <strong>die</strong> Nährstoffe<br />

<strong>für</strong> ihren Stoffwechsel aus dem Boden bezogen haben. Die Aufnahme<br />

der in Pflanzen gespeicherten Nährstoffe durch Tiere kann im<br />

Fall von Pflanzenfressern auf dem direkten Wege erfolgen oder im Fall<br />

von Fleischfressern auf dem „Umweg“ über eine oder mehrere Tierarten.<br />

Der Ursprung der Nährstoffe sind jedoch jeweils <strong>die</strong> Pflanzen. Daher<br />

beeinflusst das Angebot von Pflanzennahrung (Menge und Qualität /<br />

Nährstoffgehalt) <strong>die</strong> Ernährungsmöglichkeiten der Tiere.<br />

Ein wesentliches und besonders wichtiges chemisches Element <strong>für</strong><br />

Tiere ist Natrium, das in vielen terrestrischen Ökosystemen zu den selteneren<br />

Spurenelementen zählt. In Gegenden mit geringem Natriumgehalt<br />

der Böden erhalten pflanzenfressende Tiere über <strong>die</strong> Nahrung<br />

oft zu wenig von <strong>die</strong>sem Element. So korreliert <strong>die</strong> Verbreitung von Elefanten<br />

im zentralafrikanischen Wankie-Nationalpark (Zimbabwe) eng<br />

mit dem Natriumgehalt der Trinkwasserquellen. Die meisten Elefanten<br />

findet man im Bereich derjenigen Wasserlöcher mit der höchsten<br />

Natriumkonzentration. Das in Australien eingeführte Wildkaninchen<br />

Abbildung 2.64: Dickhornschaf und Schneeziege. (a)<br />

Das Dickhorn- oder Dallschaf kommt in den westlichen<br />

Gebirgen Nordamerikas vor, ebenso in Ostasien. (b)<br />

Die Schneeziege gehört zu den Verwandten der Gemse<br />

und kommt entlang der Baumgrenze in den Westlichen<br />

Kordilleren Kanadas bis nach Alaska vor. (a) (b)


gelangt innerhalb seines Verbreitungsgebietes ebenfalls immer wieder<br />

in Gegenden mit Natriummangel und baut in einem solchen Mangelgebiet<br />

in Südwestaustralien außerhalb seiner Tragezeit Natriumreserven<br />

im Körper auf. Gegen Ende der Tragezeit sind <strong>die</strong> Reserven aufgebraucht;<br />

dann suchen <strong>die</strong> Tiere besonders natriumreiche Pflanzenarten<br />

und fressen davon ganze Pflanzenpopulationen kahl.<br />

Insbesondere im Frühjahr leiden Wiederkäuer unter massivem Mineralstoffmangel.<br />

Angezogen durch <strong>die</strong> neu austreibende Vegetation fressen<br />

zum Beispiel Dickhornschafe frische Pflanzentriebe, <strong>die</strong> reich an<br />

Kalium sind. Eine hohe Kaliumaufnahme stimuliert jedoch <strong>die</strong> Ausschüttung<br />

des Hormons Aldosteron, das unter anderem <strong>die</strong> Ausscheidung<br />

von Kalium und Magnesium stimuliert. Da <strong>die</strong> Magnesiumkonzentration<br />

im Gewebe und im Skelett bei Pflanzenfressern allgemein niedrig<br />

ist, kommt es bei <strong>die</strong>sen Tieren daher in Folge leicht zu Magnesiummangel.<br />

Dieser führt bei den betroffenen Tieren zu Durchfall und<br />

Muskelkrämpfen. Solche Mangelerscheinungen können bei weiblichen<br />

Säugetieren besonders zum Ende der Tragezeit und bei Hirschbullen zu<br />

Beginn des Geweihwachstums, also zu Zeiten eines hohen Mineralstoffbedarfes,<br />

auftreten.<br />

Um den Mineralstoffmangel im Frühjahr auszugleichen, suchen<br />

große Herbivoren oft elektrolytreiche Salzstellen auf, an denen sie ihren<br />

Mineralstoffbedarf durch Aufnahme mineralienreicher Erde stillen können<br />

(⇒ Abbildung 2.65). Obwohl an solchen Stellen in der Regel Natriumchlorid<br />

zu finden ist, wird von Tierphysiologen vermutet, dass es<br />

nicht das Natrium ist, das <strong>die</strong> Tiere anlockt, sondern das Magnesium<br />

sowie bei Dickhornschafen, Schneeziegen und Elchen auch das Calcium.<br />

Auch zahlreiche Insektenarten, zum Beispiel Schmetterlinge, nehmen<br />

Elektrolyte an mineralienreichen Bodenstellen auf.<br />

2.7 Unvorhersagbare<br />

Umweltveränderungen<br />

Was passiert mit den Lebensgemeinschaften eines Ökosystems, wenn<br />

sich <strong>die</strong> Umweltbedingungen durch eine Naturkatastrophe oder Ähnliches<br />

plötzlich und unvorhersehbar ändern? Die Zusammensetzung von<br />

Ökosystemen kann durch solche Störungen stark beeinflusst werden.<br />

Als Störung (engl. disturbance) bezeichnet man in der <strong>Ökologie</strong> ein<br />

bestimmtes Ereignis, das <strong>die</strong> Struktur und Funktion einer Lebensgemeinschaft<br />

reversibel (= umkehrbar) oder irreversibel (= unumkehrbar) beeinflusst,<br />

wie zum Beispiel Feuer, Sturm, Überschwemmungen, ex treme<br />

Kälte, Trockenheit oder Krankheitsepidemien. Man unterscheidet in<br />

<strong>die</strong>sem Zusammenhang zwischen einmaligen Störungen (pulse disturbance)<br />

und Störungen, <strong>die</strong> dauerhaft wirken (press disturbance).<br />

Viele Störungen haben natürliche Ursachen wie Schneestürme, von<br />

Blitzschlag ausgelöste Brände, Wirbelstürme und Überschwemmungen.<br />

Eine Störung verursacht in der Regel den Tod von Individuen und den<br />

Verlust von Biomasse, sie kann aber gleichzeitig <strong>die</strong> abiotische Fak-<br />

torenkonstellation so stark verändern, dass es zu einer Veränderung<br />

der jeweiligen Lebensgemeinschaft kommen kann. Sturmfluten spülen<br />

Sandbänke weg, besonders hohe Niederschläge oder <strong>die</strong> Schnee-<br />

ch07_register.indd 187<br />

2.7 Unvorhersagbare Umweltveränderungen<br />

7.4 Tiere benötigen Sauersto<br />

Abbildung 7.7: 2.65: Eine „Salzlecke“, Eine „Salzlecke“, <strong>die</strong> von <strong>die</strong> Weißwedelhirschen<br />

von Weißwedelhirschen<br />

(Odocoileus virginianus) genutzt wird.<br />

genutzt wird.<br />

ter massivem Mineralstoffmangel. Angezogen durch<br />

<strong>die</strong> neu austreibende Vegetation fressen Dickhorn-<br />

schafe ( Ovis canadensis), Schneeziegen ( Oreamnos<br />

americanus), Rothirsche ( Cervus elaphus), aber auch<br />

Hausrinder und Schafe, <strong>die</strong> frischen Pflanzentriebe –<br />

<strong>die</strong>s allerdings mit einem bestimmten <strong>für</strong> sie physiologisch<br />

nachteiligen Effekt ( Abbildung 7.6). Im Frühling<br />

enthalten <strong>die</strong> Pflanzenarten im Vergleich zu den<br />

anderen Jahreszeiten sehr viel mehr Kalium als<br />

Calcium und Magnesium. Eine hohe Kaliumaufnahme<br />

stimu liert <strong>die</strong> Ausschüttung von Aldosteron, dem<br />

wichtigsten Hormon, das <strong>die</strong> Natrium-Reabsorption in<br />

der Niere bewirkt. Gleichzeitig erleichtert es <strong>die</strong> Ausscheidung<br />

von Kalium und Magnesium. Da <strong>die</strong> Magnesium<br />

kon zent ra tion im Gewebe und im Skelett bei<br />

Pflanzenfressern allgemein niedrig ist, kommt es daher<br />

schnell zu Magnesiummangel. Dieser führt zu Durchfall<br />

WIEDERHOLUNgSfRAgEN und zu Muskelkrämpfen ( Tetanie). Solche Mangel- 2.6<br />

erscheinungen können bei weiblichen Säugetieren besonders<br />

1. Erläutern zum Ende Sie, der wie Tragezeit ein Boden und bei beschaffen Hirschbullen<br />

zu Beginn sein des muss, Geweihwachstums, damit <strong>die</strong> Wasserverfügbarkeit<br />

also zu Zeiten eines<br />

hohen am Mineralstoffbedarfes, größten ist. auftreten.<br />

Um <strong>die</strong>sen Mineralstoffmangel im Frühjahr auszugleichen,<br />

suchen große Herbivoren oft elektrolytreiche<br />

2. Stellen Sie dar, welche Ionen bei starkem<br />

Regen eher aus dem Boden ausgewaschen<br />

werden – Kationen oder Anionen. Begründen<br />

Sie ihre Antwort!<br />

Salzstellen auf, an denen sie ihren Mineralstoffbedarf<br />

durch Aufnahme mineralienreicher Erde stillen können<br />

( Abbildung 7.7). Obwohl an solchen Stellen in<br />

der Regel Natriumchlorid zu finden ist, wird von Tier-<br />

3. Erklären Sie, inwiefern eine längere Lephysiologen<br />

vermutet, dass es nicht das Natrium ist,<br />

bensdauer von Blättern eine Anpassung an<br />

das <strong>die</strong> Tiere anlockt, sondern das Magnesium sowie<br />

bei Dickhornschafen, nährstoffarme Böden Schneeziegen darstellen und kann. Elchen auch<br />

das Calcium. Auch zahlreiche Insektenarten, zum Bei-<br />

4. Erklären Sie begründet, warum Landwirte<br />

auf Schaf- oder Kuhweiden oftmals Salzsteine<br />

auslegen und warum pflanzenfressende<br />

Savannentiere wie Giraffen dazu<br />

neigen, an den Skeletten anderer Tiere zu<br />

lecken oder zu fressen.<br />

59<br />

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60<br />

2 Abiotische Umweltfaktoren – ihr Einfluss auf das Leben<br />

Abbildung 19.20: Der Hurrikan „Hugo“ verwüstete im Jahr<br />

Abbildung 1989 in den Küstenebenen 2.66: Der Hurrikan des US-Bundesstaates „Hugo“ verwüstete South Caro- im<br />

lina zahlreiche Kiefernwälder.<br />

Jahr 1989 in den Küstenebenen des US-Bundesstaates<br />

South Carolina zahlreiche Kiefernwälder.<br />

der USA breiten Rinder mit ihren Exkrementen zum<br />

Beispiel <strong>die</strong> Samen der Mesquite (Prosopis) und anderer<br />

Straucharten aus, so dass <strong>die</strong>se Arten in <strong>die</strong><br />

WIEDERHOLUNgSfRAgEN 2.7<br />

bereits überweideten Graslandschaften einwandern.<br />

Nicht immer werden solche Störungen nur durch wei-<br />

1. Nennen Sie natürliche und anthropogene<br />

dende Nutztiere hervorgerufen. In vielen Regionen des<br />

Ostens Störungen, Nordamerikas <strong>die</strong> haben zu Veränderungen übermäßig große Bestände eines<br />

des Weißwedelhirsches Ökosystems führen (Odocoileus können. virginianus) <strong>die</strong><br />

Feld- und Strauchschicht der Wälder erheblich dezi-<br />

2. Die Drehkiefer gilt als eine sogenannte<br />

miert ( Abbildung 19.22), so dass <strong>die</strong> Regeneration<br />

„Pionierart“, <strong>die</strong> nach Bränden in der Lage<br />

des Waldes unmöglich wurde und <strong>die</strong> Lebensräume<br />

ist, schnell ein Gebiet zu besiedeln. Erläu-<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> dort vorkommenden charakteristischen Tierartentern<br />

verloren Sie <strong>die</strong>sen gingen. Zusammenhang, Der Afrikanische Elefant indem (Loxo- Sie<br />

donta auf africana) <strong>die</strong> besonderen gilt schon Anpassungen seit langem als und wichtiger Vor-<br />

Umweltfaktor teile <strong>die</strong>ser <strong>für</strong> Pflanze <strong>die</strong> Entwicklung im Vergleich und zu Erhaltung anderen von<br />

Baum arten eingehen.<br />

Savannenlandschaften einschließlich ihrer Organismengemeinschaften.<br />

Eine zu hohe Individuendichte<br />

an Elefanten kann in Verbindung mit eingeschränkten<br />

Wandermöglichkeiten in zu kleinen Nationalparks<br />

und Schutzgebieten dazu führen, dass Waldlandschaften<br />

in großem Umfang zerstört werden (siehe Abbildung<br />

16.1).<br />

In vielen Waldgebieten Nordamerikas und punktuell<br />

auch in Europa spielt der Biber (Castor fiber, C.<br />

schmelze verändern den Lauf von Bächen und Flüssen, schwemmen<br />

Sedimente weg und sorgen <strong>für</strong> neue Sedimentablagerungen. Solche<br />

Störungen können ein Ökosystem so stark verändern, dass manche<br />

Arten, <strong>die</strong> an <strong>die</strong> veränderten Prozesse besser angepasst sind, leicht<br />

überleben oder einwandern können, während andere lokal aussterben.<br />

Somit sind Störungen in der Lage, <strong>die</strong> Artenvielfalt sowohl zu verringern<br />

als auch zu vergrößern.<br />

Zwei besonders große Störfaktoren, <strong>die</strong> <strong>für</strong> dynamische Prozesse sor-<br />

gen, sind Wind und Wasser. Hurrikane, <strong>die</strong> mit großen Windgeschwin-<br />

(a)<br />

digkeiten und starken Niederschlägen über eine Region ziehen, haben<br />

auf <strong>die</strong> dortigen Ökosysteme häufig besonders verheerende Auswirkungen<br />

(⇒ Abbildung 2.66). In der Karibikregion suchte der Hurrikan<br />

„Hugo“, der im Jahr 1989 Windgeschwindigkeiten von bis zu 260 Stundenkilometern<br />

erreichte, den Südosten der Vereinigten Staaten heim<br />

und verwüstete weite Landstriche. Hurrikans mit einer solch besonderen<br />

Intensität treten statistisch ungefähr alle 50–60 Jahre auf.<br />

Auch Brände können <strong>die</strong> Entwicklung von Lebensgemeinschaften<br />

nachhaltig beeinflussen. Treten zum Beispiel in einem bestimmten<br />

Gebiet vermehrt Brände auf, wird dadurch das Baumwachstum behindert,<br />

und eine Savanne entwickelt sich beispielsweise nicht zu einer<br />

Waldlandschaft, <strong>die</strong> <strong>für</strong> das dortige Standortklima ansonsten charakteristisch<br />

wäre.<br />

(b)<br />

Abbildung 19.21: (a) Ein Großbrand in einem geschlossenen Waldbestand hat zu einem Mosaik von Habitatinseln geführt,<br />

Feuer Abbildung betroffen 2.67: und zum Auswirkung Teil auch verschont eines geblieben Großbrandes sind. (b) auf Große <strong>die</strong> Brände Alleghany-Hochebene können weitreichende Auswirkungen in West auf Ökosys<br />

ben. Nachdem auf der Alleghany-Hochebene in West Virgina (USA) Mitte des 19. Jahrhunderts ein Kiefernwald abgeholzt wurde, entsta<br />

Virginia. Die Bodenvegetation wurde vom Feuer zerstört, es kam zur Bodenerosion, so<br />

Boden Brände, <strong>die</strong> durch <strong>die</strong> Abfälle der Holzgewinnung gefördert wurden. Die Bodenvegetation und <strong>die</strong> Streuschicht wurden vom Feue<br />

es dass kam das zu Bodenerosionen, Muttergestein so dass und das Muttergestein der mineralische und der mineralische Boden freilagen. Boden freilagen. Der Der Wald konnte sich sich nicht wieder regene<br />

infolgedessen nicht mehr erholen.<br />

Boden- und Torfschichten führte, so dass der darunterliegende<br />

Kiesuntergrund freigelegt wurde. Die Pflanzenarten,<br />

<strong>die</strong> solche Habitatinseln besiedeln, unterscheiden<br />

sich von der Vegetation der umgebenden<br />

Salzmarsch, so dass in der Landschaft ein Mosaik verschiedener<br />

Lebensräume entsteht.<br />

17.03.2009 08:08:16<br />

Insektenkalamitäten wie <strong>die</strong> des Schwammspin-<br />

ners (Lymantria dispar) und des Fichtentriebwicklers<br />

19.8 Störungen entstehen auf unterschiedlichs<br />

(Parasyndemis histrionana) verursachen oft d<br />

laubung großer Waldflächen, sie verringern das<br />

wachstum oder führen sogar zum Absterben z<br />

cher Bäume. Der Schwammspinnerbefall k<br />

einem Laubwald zehn bis 50 Prozent der Bäum<br />

Absterben bringen (siehe <strong>Ökologie</strong> und Mensc<br />

Menschen (anthropogen) verursachte Verbreitu<br />

Seite 264). Eine Fichtentriebwickler-Kalamitä


Die Brände im Yellowstone-Nationalpark<br />

Brände sind <strong>für</strong> <strong>die</strong> Struktur und <strong>die</strong> Dynamik der Lebensgemeinschaften<br />

in den Wäldern des nordamerikanischen Westens ein wichtiger<br />

Umweltfaktor. Der Sommer 1988 war der trockenste in der gesamten<br />

Geschichte des Yellowstone-Nationalparks. Dennoch waren bis zum<br />

15. Juli 1988 in der Yellowstone-Region nur 3440 Hektar von Feuer<br />

betroffen und das ungewöhnlich trockene Wetter schien sich nicht<br />

nennenswert auf das Brandgeschehen auszuwirken. Dann jedoch<br />

weiteten sich <strong>die</strong> Brände innerhalb einer Woche besorgniserregend<br />

aus. Schließlich wurde <strong>die</strong> überregionale Presse auf <strong>die</strong> Vorgänge<br />

aufmerksam. Teilweise durch <strong>die</strong> besorgte Öffentlichkeit veranlasst,<br />

entschloss sich <strong>die</strong> Parkverwaltung zur Bekämpfung aller Brände. Gegen<br />

Monatsende gerieten jedoch <strong>die</strong> größeren Brände bedingt durch<br />

<strong>die</strong> Trockenheit und starken Wind völlig außer Kontrolle. Am 20. August<br />

1988, dem Tag der größten Zerstörungen von Waldbeständen<br />

durch das Feuer, breitete sich der Brand begünstigt durch den Wind<br />

über mehr als 60.000 Hektar aus. Zur Brandbekämpfung wurden über<br />

25.000 Feuerwehrleute eingesetzt, aber das nützte kaum etwas. Die<br />

Brände wüteten weiter, bis durch den ersten Schnee im Herbst das<br />

Feuer allmählich nachließ.<br />

Als alle Brände gelöscht waren, waren in der Großregion Yellowstone<br />

rund 500.000 Hektar Wald durch Feuer zerstört, davon etwa<br />

321.000 innerhalb des eigentlichen Nationalparks, das heißt rund<br />

36 Prozent seiner Fläche (⇒ Abbildung 2.68). Für <strong>die</strong> Lebensgemeinschaften<br />

der Pflanzen und Tiere der Region hatten <strong>die</strong> Brände ganz<br />

unterschiedliche Folgen. Auf vielen der durch Feuer zerstörten Flächen<br />

hatte <strong>die</strong> Drehkiefer dominiert, eine Nadelbaumart, <strong>die</strong> jahrelang ihre<br />

noch nicht reifen Zapfen trägt. Die Samen bleiben in den Zapfen so<br />

lange potenziell keimfähig, bis <strong>die</strong> Baumkronen durch einen Brand<br />

vernichtet werden. Durch <strong>die</strong> Hitze öffnen sich <strong>die</strong> Zapfen, und <strong>die</strong><br />

Samen werden freigesetzt. Nach einem Brand wurden <strong>die</strong>se Standorte<br />

sehr schnell von neuen Kiefernkeimlingen wiederbesiedelt. In anderen<br />

Regionen verjüngten sich nach solchen Brandereignissen auch<br />

zahlreiche andere feuerresistente Baumarten wie <strong>die</strong> Engelmanns-<br />

Fichte, <strong>die</strong> Felsen-Gebirgstanne, <strong>die</strong> Douglasie und <strong>die</strong> Weißstämmige<br />

Kiefer. Graslandschaften sahen schon nach wenigen Jahren wieder so<br />

aus wie vor den Bränden. Manche von Wapitihirschen bevorzugten<br />

Grasarten hatten sogar an Deckung zugenommen und waren nach<br />

den Bränden weiter verbreitet als zuvor und auch der Amerikanische<br />

(a)<br />

Kurz nach dem Brand. Das Feuer hat eine fragmentierte<br />

Landschaft hinterlassen. Man beachte <strong>die</strong> nicht verbrannten<br />

Bäume im Hintergrund.<br />

Abbildung 2.69: Regeneration nach dem Brand im Yellowstone-Nationalpark.<br />

(b)<br />

2.7 Unvorhersagbare Umweltveränderungen<br />

Schwarzbär war zur Nahrungsaufnahme auf den ehemaligen Brandflächen<br />

häufiger zu finden als auf solchen, <strong>die</strong> das Feuer verschont<br />

hatte. Bestimmte Vogelarten, <strong>die</strong> in Höhlen nisten, wie <strong>die</strong> Hüttensänger,<br />

wurden durch das Feuer begünstigt, denn es standen ihnen<br />

mehr abgestorbene Bäume mit Nistplätzen zur Verfügung. Dagegen<br />

verloren einige Vogelarten, <strong>die</strong>, wie der Bartkauz, auf große, alte und<br />

zusammenhängende Wälder angewiesen sind, ihren Lebensraum.<br />

West<br />

Yellowstone<br />

Old<br />

Faithful<br />

Norris<br />

Shoshone<br />

Lake Lewis<br />

Lake<br />

Flagg<br />

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Gardiner<br />

Grant<br />

Village<br />

Canyon<br />

Heart<br />

Lake<br />

Yellowstone National Park<br />

Idaho<br />

Wyoming<br />

Mammoth<br />

Hot Springs<br />

Madison<br />

Junction<br />

Montana<br />

Wyoming<br />

Tower-<br />

Roosevelt<br />

Lake<br />

Yellowstone<br />

Lake<br />

Cooke<br />

City<br />

0 10<br />

Meilen<br />

Ein Jahr nach dem Brand. Die Lebensgemeinschaft beginnt<br />

sich zu erholen. Den Boden bedecken nun verschiedene<br />

krautige Pflanzen, zum Beispiel Lupinen, <strong>die</strong> durch das<br />

Feuer gefördert wurden.<br />

Brandflächen bis<br />

15. Sept. 1988<br />

Abbildung 2.68: Vom Feuer betroffene Bereiche des Yellowstone-Nationalparks und<br />

der Nachbarregionen im Sommer 1988.<br />

61


Zusammenfassung<br />

62<br />

2 Abiotische Umweltfaktoren – ihr Einfluss auf das Leben<br />

Ein Kernthema der <strong>Ökologie</strong> ist <strong>die</strong> Erfassung und Quantifizierung<br />

von äußeren Einflüssen, welche auf Individuen einwirken<br />

und somit deren Vorkommen und Verbreitung beeinflussen.<br />

Man unterscheidet in <strong>die</strong>sem Zusammenhang grundsätzlich<br />

zwischen abiotischen und biotischen Faktoren.<br />

Abiotischer Faktor Temperatur (2.1)<br />

Leben ist nur in bestimmten Temperaturbereichen möglich,<br />

daher ist es <strong>für</strong> das Überleben eines Organismus von größter<br />

Bedeutung <strong>die</strong> Körpertemperatur innerhalb eines <strong>für</strong> ihn tolerierbaren<br />

Bereiches zu halten (Thermoregulation). Je nach Art<br />

der Regulation ihrer Körpertemperatur kann man Tiere in drei<br />

Kategorien einteilen: Poikilotherme, Homoiotherme und Heterotherme.<br />

Poikilotherme Tierarten, bei denen <strong>die</strong> Köpertemperatur<br />

mit der der Umgebung schwankt, sind auf Wärmezufuhr von<br />

außen angewiesen (= ektotherm / wechselwarm). Tierarten, <strong>die</strong><br />

über <strong>die</strong> Verstoffwechselung energiereicher organischer Verbindungen<br />

selbst Körperwärme erzeugen können, bezeichnet man<br />

als endotherm / gleichwarm. Manche Tiere sind heterotherm,<br />

das heißt, dass sie eine je nach äußeren Umweltbedingungen<br />

zeitweise endotherme und zeitweise ektotherme Lebensweise<br />

besitzen.<br />

Im Tierreich sind verschiedene Strategien realisiert, um <strong>die</strong><br />

Wärmeaufnahme und <strong>die</strong> Wärmeabgabe im Gleichgewicht zu<br />

halten. So verringern Wärmeisolierungen wie Haare, Federn und<br />

Fettschichten den Wärmeaustausch zwischen einem Tier und<br />

seiner Umwelt. Anpassungen des Kreislaufsystems oder Kühlung<br />

durch Wärmeabgabe mittels Verdunstung stellen weitere<br />

Strategien der Thermoregulation dar. Viele Tierarten regulieren<br />

ihre Körpertemperatur durch ihr Verhalten. Zum Erwärmen suchen<br />

sie sonnige, warme Stellen auf, zum Abkühlen schattige<br />

Orte. Besondere physiologische Mechanismen wie Kältezittern<br />

oder <strong>die</strong> zitterfreie Thermogenese, aber auch <strong>die</strong> Gefrierpunkterniedrigung<br />

von Körperflüssigkeiten durch Einlagerung von<br />

„Frostschutzsubstanzen“ sind spezielle Anpassungen um auch<br />

ungünstige thermische Verhältnisse durchzustehen.<br />

Abiotischer Faktor Wasser (2.2)<br />

Wasser ist Grundlage allen Lebens und auf der Erde allgegenwärtig.<br />

So sind alle Meeres- und Süßwasserlebensräume direkt<br />

oder indirekt als Elemente eines globalen Wasserkreislaufes<br />

miteinander verbunden, innerhalb dessen Wasser von der Atmosphäre<br />

zur Erdoberfläche und zu einem späteren Zeitpunkt<br />

wieder zurück in <strong>die</strong> Atmosphäre gelangt.<br />

Wasser verfügt über eine Vielzahl von Eigenschaften, <strong>die</strong><br />

ökologisch und biologisch sehr bedeutsam sind: Wasser besitzt<br />

eine charakteristische Molekülstruktur und ist eine polare<br />

Substanz. Zwischen Wassermolekülen bilden sich Wasserstoff-<br />

brückenbindungen aus, <strong>die</strong> den Zusammenhalt der Teilchen<br />

stark erhöhen. Darüber hinaus ist Wasser ein hervorragendes<br />

Lösungsmittel <strong>für</strong> polare Substanzen und verfügt über eine<br />

enorme Oberflächenspannung, was ebenfalls durch <strong>die</strong> Wasserstoffbrückenbindungen<br />

bedingt wird. Die spezifische Anordnung<br />

der Wassermoleküle verleiht Wasser ein besonderes<br />

Dichte-Temperatur-Verhältnis, welches man als Dichteanomalie<br />

des Wassers bezeichnet. Wasser kann zudem beträchtliche<br />

Wärmemengen aufnehmen, speichern und zu einem späteren<br />

Zeitpunkt wieder abgeben, weshalb größere Gewässer als eine<br />

Art „Temperaturpuffer“ wirken.<br />

Ein Großteil des Wassers wird durch <strong>die</strong> Transpiration der<br />

Pflanzen verdunstet. Wasser strömt dazu vom Boden durch <strong>die</strong><br />

Pflanze in <strong>die</strong> Atmosphäre. Hierzu gibt es einen effektiven Langstreckentransport<br />

innerhalb der Pflanze, <strong>die</strong> Massenströmung.<br />

Treibender Motor der Massenströmung ist <strong>die</strong> Wasserpotenzialdifferenz<br />

(und damit einhergehende Sogwirkung) zwischen<br />

Blatt und Wurzel.<br />

Pflanzen haben eine Vielzahl von Anpassungsmechanismen<br />

an <strong>die</strong> Wasserverfügbarkeit ausgebildet. Grundsätzlich kann <strong>die</strong><br />

Wasserabgabe durch das Öffnen und Schließen der Stomata<br />

reguliert werden. Für viele Lebensräume sind je nach Wasserverfügbarkeit<br />

jedoch ganz spezielle Anpassungen erforderlich: So<br />

gibt es in Wüsten und anderen wasserarmen Gebieten hochgradig<br />

angepasste Trockenpflanzen (Xerophyten) und <strong>die</strong> ebenso<br />

stark spezialisierten Hygro- und Hydrophyten sind <strong>die</strong> Pflanzen<br />

der Feuchtgebiete und Gewässer.<br />

Landtiere müssen ihren Wasserverlust, der durch Verdunstung,<br />

Atmung und Exkretion zustande kommt, ausgleichen, indem<br />

sie Wasser mit der Nahrung aufnehmen, trinken und / oder<br />

den Wasserverlust reduzieren. Durch bestimmte Stoffwechselprozesse<br />

wird darüber hinaus im Körper Wasser gebildet. Arten<br />

in trockenen Regionen können den Wasserverlust durch vielerlei<br />

Anpassungen (nächtliche Lebensweise, Resorption von Wasser)<br />

begrenzen.<br />

Wasserorganismen müssen <strong>die</strong> Aufnahme von zu viel Wasser<br />

verhindern und überschüssiges Wasser wieder abgeben<br />

können. Süßwasserfische halten ihr osmotisches Gleichgewicht<br />

beispielsweise durch Absorption und Speicherung von Salz in<br />

speziellen Körperzellen und durch <strong>die</strong> Abgabe großer Mengen<br />

wässrigen Urins aufrecht.<br />

Abiotischer Faktor Solarstrahlung (2.3)<br />

Die auf <strong>die</strong> Erde eintreffende Solarstrahlung stellt einen wesentlichen<br />

abiotischen Faktor <strong>für</strong> den Erfolg von Leben dar. Ein<br />

Mangel aber auch ein Zuviel an Sonnenlicht ist begrenzend<br />

<strong>für</strong> das Vorkommen verschiedener Organismen. Licht ist eine<br />

Erscheinungsform der elektromagnetischen Strahlung und um-


fasst <strong>die</strong>jenigen Wellenlängenbereiche, <strong>die</strong> auch <strong>die</strong> Photosysnthese<br />

energetisch antreiben.<br />

Das Ausmaß der auf der Erde eintreffenden Sonnenstrahlung<br />

variiert stark mit der jeweiligen geografischen Breite. Aufgrund<br />

der Neigung der Erdachse (Schiefe der Ekliptik) verändert<br />

sich in bestimmten Regionen der Erde <strong>die</strong> Menge täglich<br />

auftreffender Solarstrahlung im Jahresverlauf und es entstehen<br />

dort Jahreszeiten mit unterschiedlichen Temperatur- und Niederschlagswerten.<br />

Über <strong>die</strong> Photosynthese wird Strahlungsenergie der Sonne<br />

zur Synthese von Glucose aus CO 2 und H 2 O verwendet. Das Enzym<br />

„RubisCO“ katalysiert den entscheidenden Schritt bei der<br />

Kohlenhydratsynthese. Die Strahlungsenergie, <strong>die</strong> eine Pflanze<br />

an ihrem jeweiligen Standort erreicht, beeinflusst und limitiert<br />

gegebenenfalls deren Photosyntheserate.<br />

Pflanzenarten können Lichtpflanzen (schattenintolerant)<br />

oder Schattenpflanzen (schattentolerant) sein. An geringe<br />

Strahlungsintensitäten angepasste Pflanzenarten haben eine<br />

entsprechend geringere Photosynthese-, Atmungs-, Stoffwechsel-<br />

und Wachstumsrate als Lichtpflanzen. Die Blätter zahlreicher<br />

Pflanzenarten verändern als Reaktion auf unterschiedliche<br />

Lichtintensitäten ihre Blattmorphologie.<br />

Pflanzen und Tiere werden in ihrer Aktivität von den Tages-<br />

und Jahreszeiten beeinflusst. Langtagpflanzen benötigen eine<br />

bestimmte Mindest-Tageslänge, um zur Blüte zu gelangen.<br />

Bei Kurztagpflanzen muss ein solcher Schwellenwert unterschritten<br />

sein. Viele jahreszeitliche Aktivitätsschwankungen<br />

von Tieren sind ebenfalls von der Tageslänge abhängig. Die<br />

längeren Tage im Frühjahr und <strong>die</strong> kürzeren Tage im Herbst<br />

lösen bei Tieren spezifische Verhaltensweisen wie Wanderungen,<br />

Anlegen von Wintervorräten oder den Beginn der Reproduktion<br />

aus.<br />

Abiotischer Faktor Wind (2.4)<br />

Wind, eine gerichtete Bewegung von Luftmassen, spielt bei<br />

der Erweiterung des Verbreitungsgebietes vieler Pflanzen eine<br />

bedeutende Rolle, da manche Samen kilometerweit durch<br />

den Wind mitgetragen werden können. Neben <strong>die</strong>sen positiven<br />

Effekten, ist <strong>die</strong> zerstörerische Kraft des Windes nicht zu<br />

unterschätzen. Erreicht der Wind zu hohe Geschwindigkeiten<br />

droht bei Bäumen Windbruch, in Extremfällen können sogar<br />

ganze Lebensräume durch windbedingte Veränderungen zerstört<br />

werden.<br />

Wind ist nicht nur ein regionales Phänomen, global betrachtet<br />

kann man auf der Nord- und der Südhalbkugel drei<br />

Windsysteme unterscheiden: <strong>die</strong> Passate, <strong>die</strong> Westwinde und<br />

<strong>die</strong> polaren Ostwinde.<br />

Zusammenfassung<br />

Das Klima – ein Zusammenspiel der abiotischen<br />

Faktoren (2.5)<br />

Die vier abiotischen Faktoren Temperatur, Niederschlag, Solarstrahlung<br />

und Wind haben den größten Einfluss auf das Klima.<br />

Klima ist der <strong>für</strong> ein Gebiet charakteristische langfristige durchschnittliche<br />

Verlauf der Witterung. Als Witterung bezeichnet<br />

man <strong>die</strong> typische Abfolge aller meteorologischen Erscheinungen<br />

in einem Gebiet im jahreszeitlichen Verlauf. Wetter ist der<br />

Zustand der Atmosphäre zu einem bestimmten Zeitpunkt an<br />

einem bestimmten Ort.<br />

Man kann <strong>die</strong> Klimaverhältnisse auf unterschiedlichen<br />

Maßstabsebenen beschreiben: das Makroklima kennzeichnet<br />

<strong>die</strong> klimatischen Eigentümlichkeiten größerer Gebiete (Länder,<br />

Kontinente). Unter Lokalklima versteht man das Klima eines<br />

kleineren Gebiets wie zum Beispiel eines Talbodens oder Berggipfels.<br />

Das Mikroklima bezeichnet <strong>die</strong> klimatischen Verhältnisse<br />

einzelner Strukturen innerhalb eines Lebensraumes.<br />

Nicht alle Phänomene des Klimasystems treten regelmäßig<br />

auf. Es gibt Schwankungen, <strong>die</strong> sich in Zeiträumen von einigen<br />

Jahrzehnten, Jahrhunderten oder Jahrtausenden vollziehen. Im<br />

Laufe der Erdgeschichte waren häufiger größere Klimaschwankungen<br />

zu verzeichnen.<br />

Abiotischer Faktor Boden (2.6)<br />

Die mineralische Zusammensetzung des Ausgangsgesteins und<br />

des Bodens, der pH-Wert, <strong>die</strong> Mineralstoff- und Wasserverfügbarkeit,<br />

<strong>die</strong> Humusform, der Körnungsgrad der Bodenpartikel,<br />

<strong>die</strong> art- und zahlenmäßige Zusammensetzung der Bodenorganismen<br />

und viele andere Faktoren bestimmen das Vorkommen<br />

einzelner Pflanzenarten und damit wiederum auch das<br />

bestimmter Tierarten, <strong>die</strong> sich von <strong>die</strong>sen ernähren.<br />

Die Menge an Wasser, <strong>die</strong> ein Boden halten kann, stellt<br />

eine je nach Bodenart spezifische Eigenschaft dar. Wenn Wasser<br />

sämtliche Poren und Kapillaren ausfüllt, hat der Boden seine<br />

spezifische Feldkapazität erreicht und ist wassergesättigt. Wenn<br />

der Feuchtigkeitsgehalt im Boden so weit absinkt, dass ihm<br />

Pflanzen kein Wasser mehr entziehen können, ist der permanente<br />

Welkepunkt erreicht.<br />

Bodenpartikel haben eine wichtige Funktion als Kationenaustauscher<br />

und damit Bedeutung <strong>für</strong> <strong>die</strong> zeitweilige Speicherung<br />

von Nährstoffen.<br />

Pflanzen können sich an <strong>die</strong> Bodenverhältnisse anpassen.<br />

An „magere“ Böden angepasste Pflanzen weisen niedrigere<br />

Wachstumsraten und eine höhere Blattlebensdauer auf.<br />

Die Verfügbarkeit von Mineralstoffen ist entscheidend <strong>für</strong><br />

<strong>die</strong> Verbreitung, das Verhalten, das Wachstum und <strong>die</strong> Reproduktion<br />

von Lebewesen. Der Boden ist Hauptlieferant von Mineralstoffen<br />

und <strong>die</strong>se werden von den Lebewesen entweder<br />

Zusammenfassung<br />

63


Zusammenfassung<br />

64<br />

2 Abiotische Umweltfaktoren – ihr Einfluss auf das Leben<br />

auf direktem Wege (bei Pflanzen über <strong>die</strong> Wurzeln, bei Tieren<br />

beispielsweise durch Salzlecken an Wasserstellen) oder indirektem<br />

Wege (über <strong>die</strong> Nahrungskette) aufgenommen.<br />

Unvorhersagbare Umweltveränderungen (2.7)<br />

Naturkatastrophen wie Feuer, Sturm, Überschwemmungen,<br />

extreme Kälte oder Krankheitsepidemien können <strong>die</strong> Umweltbedingungen<br />

eines Lebensraumes plötzlich und gravierend<br />

Antworten zu den Wiederholungsfragen finden Sie unter:<br />

www.pearson-schule.de<br />

ändern und somit zu tiefgreifenden Veränderungen in den<br />

Lebensgemeinschaften eines Ökosystems führen. Die Arten,<br />

<strong>die</strong> an <strong>die</strong> veränderten Bedingungen besser angepasst sind,<br />

überleben leichter oder können schneller einwandern, während<br />

andere Arten lokal aussterben können. Man unterscheidet<br />

zwischen einmaligen Störungen und dauerhaft wirkenden<br />

Störungen.

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