Entwicklung und Validierung einer elektrochemischen Methode zur ...

Entwicklung und Validierung einer elektrochemischen Methode zur ... Entwicklung und Validierung einer elektrochemischen Methode zur ...

kobra.bibliothek.uni.kassel.de
von kobra.bibliothek.uni.kassel.de Mehr von diesem Publisher
02.06.2013 Aufrufe

Oft wird in den in der Folge zu diskutierenden Arbeiten der Begriff “Qualität” benutzt. Eine allgemein gültige Definition, was “gute” bzw. “schlechte” Qualität im Bezug auf die untersuchten Lebensmittel bedeutet, existiert jedoch nicht. Dagegen zieht sich durch die Publikationen eine diffuse Vorstellung, die sich wohl zum Teil an KOLLATH anlehnt. Danach sei “gute Qualität” besser geeignet, menschliche Lebensprozesse zu unterstützen (KOLLATH 1978) als “schlechte Qualität”. Ermangels einer besseren Definition soll diese Qualitätsdefinition im Rahmen der folgenden Diskussion von Quellen zur elektrochemischen Unterscheidung von Lebensmittelproben als gegeben angenommen werden. Für die vorliegende eigene Arbeit des Autors soll jedoch von einem Qualitätsbegriff Abstand genommen werden. Ein solcher könnte erst aufgrund der empirischen Verknüpfung von Daten unterschiedlichster Methoden mit den Daten der elektrochemischen Methode erarbeitet werden. “Gute Qualitäten” sollen nach der P-Wert-Theorie durch einen niedrigen P-Wert und damit eine niedrige Entropie gekennzeichnet sein. Einzelne Untersuchungen zeigen aber, dass ein solcher Zusammenhang nicht schlüssig ist. Exemplarisch soll eine Studie zum Lagerverhalten von Möhren dargestellt werden. Die untersuchten Möhren einer Charge wurden unter verschiedenen Bedingungen gelagert. Nach einer definierten Lagerzeit wurden sie elektrochemisch untersucht. Dabei hatte die Variante, die “keine Eigenschaft eines verkehrs- und verzehrsfähigen Lebensmittels” (HEILMANN 2001) aufwies, den niedrigsten P-Wert. Diese Variante war in einem dichtschließenden Kunstoffbeutel gelagert worden, der die Atmung unterband und damit Zersetzungsprozesse begünstigte (HEILMANN 2001). Es scheint so zu sein, dass gerade Zersetzungsprozesse - also die Zunahme der Entropie - zu niedrigen P-Werten führen. Der postulierte Zusammenhang zwischen Entropie und P-Wert ist angesichts der zitierten Untersuchung ad absurdum geführt. Laut Anwendern der elektrochemischen Methode eignen sich die pH-Werte selten zur Differenzierung von pflanzlichen Produkten (HOFFMANN 1992). Die pH-Werte variieren - offenbar aus pflanzenphysiologischen Gründen - innerhalb einzelner botanischer Arten nur minimal. Dies ist von Vorteil, da der Vergleich der pH-abhängigen Parameter Redoxpotenzial und spezifische Leitfähigkeit unter den Proben erleichtert wird. Auch sollte sich ein enger Bereich für den normalen pH-Wert eines pflanzlichen Produktes angeben lassen. Entgegen dieser Erfahrung ist bekannt, dass der pH-Wert ein bedeutender Parameter zur Beschreibung der Prozessqualität ist (vgl. z.B. MEIER-PLOEGER et al. 2003 für Käse und Brot). Daher könnten sich unterschiedliche pH-Werte von Proben auf Ereignisse im Produktions- bzw. 4

Weiterverarbeitungsprozess (z.B. Lagerung) zurückführen lassen. Wie sich verschiedene pflanzliche Produkte mit elektrochemischen Parametern unterscheiden lassen, soll in der Folge anhand einiger Beispiele dargestellt werden. Die Unterscheidung von Äpfeln einer Sorte, die auf verschiedenen Unterlagen 1 gezogen wurden, gelang anhand der Leitfähigkeit, teilweise dem Redoxpotenzial und - entgegen dem vorhergehenden Abschnitt - auch mit dem pH-Wert des Apfel-Pressaftes. Der pH-Wert und das Redoxpotenzial wiesen dabei nur geringe Schwankungen auf. Der Versuch wurde mit Äpfeln nur eines Anbaujahres durchgeführt (KEPPEL 1997). Eine weitere Untersuchung zeigte den Einfluss verschiedener Bodenbehandlungen und Düngungsvarianten auf die elektrochemischen Parameter des Apfelpressaftes. Auch hier konnten die Proben teilweise signifikant unterschieden werden (KEPPEL 1997). Für Wein wurde die Unterscheidung von Traubensäften einer Rebsorte versucht, die auf verschiedene Unterlagen 1 veredelt worden war. Anhand der pH-Werte war keine Unterscheidung möglich. Mit den beiden anderen Parametern konnte jedoch eine teilweise signifikante Unterscheidung getroffen werden (KEPPEL 1997). Auch eine Unterscheidung von Weinen, die aus zwei unterschiedlichen Rebsorten gekeltert wurden, war mit elektrochemischen Parametern möglich. Hingegen war die Differenzierung von mit unterschiedlichen Hefen vergorenen Traubensäften einer Sorte elektrochemisch nicht möglich (KEPPEL 1997). Die Größe des Ernteproduktes bei Gemüse hat Einfluss auf elektrochemische Parameter. Dies zeigte sich in einem Versuch, in dem Kohlrabi und Sellerie von verschiedenen Versuchsparzellen (“unbehandelt”, “naturnah”, “konventionell”) miteinander verglichen wurden. Hierbei konnte der Unterschied von kleinen und großen Früchten statistisch abgesichert werden (JEZIK 1997). Einer repräsentativen Probennahme kommt daher große Bedeutung zu. Gleichzeitig könnte die Untersuchung von solchen Proben erschwert sein, die sich bereits aufgrund der Versuchsanstellung in ihrer Größenverteilung unterscheiden (z.B. Düngungsversuche). Bei Tomaten (Lycopersicon esculentum L.)konnte in einem Versuch eine Trennung der Reifegruppen “Vollreif”, “Halbreif” und “Nachreifetomate” mit elektrochemischen Parametern erfolgen. Zu den Einzelparametern wurden keine Aussagen getroffen. Die Pflanzen, deren Früchte für die Untersuchung benutzt wurden, wurden zur besseren Vergleichbarkeit in zwei 1 Als “Unterlage” im Sinne des Obstbaues wird eine Pflanze bezeichnet, auf die ein Edelreis veredelt wird. 5

Oft wird in den in der Folge zu diskutierenden Arbeiten der Begriff “Qualität” benutzt. Eine<br />

allgemein gültige Definition, was “gute” bzw. “schlechte” Qualität im Bezug auf die<br />

untersuchten Lebensmittel bedeutet, existiert jedoch nicht. Dagegen zieht sich durch die<br />

Publikationen eine diffuse Vorstellung, die sich wohl zum Teil an KOLLATH anlehnt. Danach sei<br />

“gute Qualität” besser geeignet, menschliche Lebensprozesse zu unterstützen (KOLLATH 1978)<br />

als “schlechte Qualität”. Ermangels <strong>einer</strong> besseren Definition soll diese Qualitätsdefinition im<br />

Rahmen der folgenden Diskussion von Quellen <strong>zur</strong> <strong>elektrochemischen</strong> Unterscheidung von<br />

Lebensmittelproben als gegeben angenommen werden. Für die vorliegende eigene Arbeit des<br />

Autors soll jedoch von einem Qualitätsbegriff Abstand genommen werden. Ein solcher könnte<br />

erst aufgr<strong>und</strong> der empirischen Verknüpfung von Daten unterschiedlichster <strong>Methode</strong>n mit den<br />

Daten der <strong>elektrochemischen</strong> <strong>Methode</strong> erarbeitet werden.<br />

“Gute Qualitäten” sollen nach der P-Wert-Theorie durch einen niedrigen P-Wert <strong>und</strong> damit eine<br />

niedrige Entropie gekennzeichnet sein. Einzelne Untersuchungen zeigen aber, dass ein solcher<br />

Zusammenhang nicht schlüssig ist. Exemplarisch soll eine Studie zum Lagerverhalten von<br />

Möhren dargestellt werden. Die untersuchten Möhren <strong>einer</strong> Charge wurden unter verschiedenen<br />

Bedingungen gelagert. Nach <strong>einer</strong> definierten Lagerzeit wurden sie elektrochemisch untersucht.<br />

Dabei hatte die Variante, die “keine Eigenschaft eines verkehrs- <strong>und</strong> verzehrsfähigen<br />

Lebensmittels” (HEILMANN 2001) aufwies, den niedrigsten P-Wert. Diese Variante war in einem<br />

dichtschließenden Kunstoffbeutel gelagert worden, der die Atmung unterband <strong>und</strong> damit<br />

Zersetzungsprozesse begünstigte (HEILMANN 2001). Es scheint so zu sein, dass gerade<br />

Zersetzungsprozesse - also die Zunahme der Entropie - zu niedrigen P-Werten führen. Der<br />

postulierte Zusammenhang zwischen Entropie <strong>und</strong> P-Wert ist angesichts der zitierten<br />

Untersuchung ad absurdum geführt.<br />

Laut Anwendern der <strong>elektrochemischen</strong> <strong>Methode</strong> eignen sich die pH-Werte selten <strong>zur</strong><br />

Differenzierung von pflanzlichen Produkten (HOFFMANN 1992). Die pH-Werte variieren -<br />

offenbar aus pflanzenphysiologischen Gründen - innerhalb einzelner botanischer Arten nur<br />

minimal. Dies ist von Vorteil, da der Vergleich der pH-abhängigen Parameter Redoxpotenzial<br />

<strong>und</strong> spezifische Leitfähigkeit unter den Proben erleichtert wird. Auch sollte sich ein enger<br />

Bereich für den normalen pH-Wert eines pflanzlichen Produktes angeben lassen.<br />

Entgegen dieser Erfahrung ist bekannt, dass der pH-Wert ein bedeutender Parameter <strong>zur</strong><br />

Beschreibung der Prozessqualität ist (vgl. z.B. MEIER-PLOEGER et al. 2003 für Käse <strong>und</strong> Brot).<br />

Daher könnten sich unterschiedliche pH-Werte von Proben auf Ereignisse im Produktions- bzw.<br />

4

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!