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Untersuchung spinninduzierter<br />

Streifigkeit durch Online<br />

Messungen eines Spinnprozesses<br />

Der Technischen Fakultät der<br />

Universität Erlangen-Nürnberg<br />

zur Erlangung des Grades<br />

D O K T O R – I N G E N I E U R<br />

vorgelegt von<br />

Christoph Moritz<br />

Erlangen - 2009


Als Dissertation genehmigt von<br />

der Technischen Fakultät der<br />

Universität Erlangen-Nürnberg<br />

Tag der Einreichung: 16. 04. 2007<br />

Tag der Promotion: 04. 05. 2009<br />

Dekan: Prof. Dr.-Ing. habil. Johannes Huber<br />

Berichterstatter: Prof. Dr.-Ing. Dr. h.c. Gottfried W.Ehrenstein<br />

Prof. Dr.-Ing. Igor Emri<br />

Dr.-Ing habil. Edith Mäder


Kurzfassung – Abstract I<br />

Kurzfassung<br />

In der Verarbeitung von Polyamid zu synthetischen Garnen gibt es oft<br />

Probleme mit der Anfärbung, speziell bei Verwendung von Säure- bzw.<br />

Metallkomplexfarbstoffen. Häufig tritt eine unregelmäßige Anfärbung in Form<br />

von Streifigkeit des Gewebes auf. In der vorliegenden Arbeit werden die<br />

Einflüsse der Spinnbedingungen auf das Problem der Streifigkeit untersucht.<br />

Eine textile Hochgeschwindigkeitsspinnanlage wird mit Hilfe von Sensoren<br />

und einer Auswertesoftware in verschiedenen Betriebszuständen und mit<br />

verschiedenen Polyamiden gefahren und analysiert. Es werden die Haupteinflußgrößen<br />

auf die Streifigkeit herausgearbeitet und bezüglich ihrer Auswirkung<br />

abgeschätzt. Die Haupteinflußgröße „Blasluftfeuchte“ wird mit Hilfe von<br />

mathematischen Methoden analysiert und mit gemessenen Geschwindigkeitsverläufen<br />

des Fadens während der Verfestigung korreliert. Anhand von Untersuchungen<br />

der Fadenstruktur und seiner physikalischen Eigenschaften können<br />

auftretende Anfärbeunterschiede erklärt und belegt werden. Für ausgewählte<br />

Polyamide wird ein Prognosediagramm zur Abschätzung der Streifigkeitsneigung<br />

eingeführt.<br />

Abstract<br />

In the processing of polyamide to synthetic fibers frequently problems occur<br />

in uniform dyeing, especially when using acid- or metal complex dyes. Often<br />

the inhomogeneity of dyeing appears as streakiness of the fabric. In this paper<br />

the impact of the spinning conditions on the streakiness is investigated. A<br />

textile high speed spinning line equipped with sensors and a software module<br />

is operated and analyzed under different processing conditions with different<br />

types of polyamide. The main influencing factors on the streakiness are<br />

identified and evaluated with regard to their impact. The main factor<br />

„quenching air humidity“ is analyzed by means of mathematical methods and<br />

correlated to measured velocity profiles of the yarn during solidification.<br />

Investigation of fiber structure and physical properties can explain and prove<br />

the occurrence of dyeing differences. For selected polyamides a diagram to<br />

predict the probability of streakiness is introduced.


II Inhaltsverzeichnis<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 Einleitung........................................................................................1<br />

2 Grundlagen..................................................................................... 3<br />

2.1 Allgemeine Ursachen der Streifigkeit............................................... 3<br />

2.2 Chemische Ursachen.......................................................................9<br />

2.3 Physikalische Ursachen................................................................... 11<br />

2.4 Strukturelle Ursachen..................................................................... 19<br />

2.5 Fehler in der Vorbehandlung und/oder Färberei.............................. 20<br />

3 Untersuchte Werkstoffe................................................................ 21<br />

3.1 Klassifizierung der untersuchten Polyamide.................................... 21<br />

3.2 Werkstoffkennwerte der untersuchten Polyamide........................... 21<br />

4 Experimenteller Aufbau und Versuchsdurchführung................ 22<br />

4.1 Die Schnellspinnanlage EMS Inventa H4S..................................... 22<br />

4.2 Das Grundkonzept der Meßtechnik................................................. 29<br />

4.3 Die Hardware................................................................................... 29<br />

4.4 Die Software.................................................................................... 35<br />

4.4.1 Bestandteile des Programms............................................. 35<br />

4.4.2 Die Datenerfassung........................................................... 37<br />

4.4.3 Die Datendarstellung und –analyse................................... 41<br />

4.5 Die Versuchsdurchführung.............................................................. 45<br />

4.6 Versuchsplan................................................................................... 48<br />

4.7 Die Methode der Fourier Transformation......................................... 51<br />

4.8 Laser Doppler Anemometrie (LDA)..................................................52<br />

4.9 Unitens ® Fadenspannungsmessung............................................... 55<br />

4.10 Die Untersuchungsmethode der Doppelbrechung........................... 55<br />

4.11 Die Untersuchungsmethode der Röntgenbeugung..........................58<br />

5 Versuchsergebnisse......................................................................61<br />

5.1 Untersuchte Meßkanäle ohne Streifigkeitsrelevanz.........................61<br />

5.2 Streifigkeitsrelevante Resultate....................................................... 62<br />

5.2.1 Untersuchung der Blasluft................................................. 63<br />

5.2.1.1 Temperatur der Blasluft...................................................... 64<br />

5.2.1.2 Geschwindigkeit der Blasluft.............................................. 68<br />

5.2.1.3 Feuchte der Blasluft........................................................... 70<br />

5.2.1.4 Nähere Untersuchung der Blasluftfeuchte......................... 80<br />

5.2.2 Der Einfluß von Galettenschwankungen............................ 85<br />

5.3 Untersuchung an Polyamid 6.6........................................................ 87<br />

5.4 Untersuchungen an asiatischem Polyamid 6................................... 92<br />

5.4.1 Messungen einer ruhigen Phase der Blasluftfeuchte......... 93<br />

5.4.2 Messungen einer turbulenten Phase der Blasluftfeuchte... 96<br />

5.4.3 Verifizierung der Daten mittels Offline-Röntgenstreuung... 99


Inhaltsverzeichnis III<br />

5.4.4 Zusammenfassung der Vergleichsmessung...................... 105<br />

6 Bewertung der Versuchsergebnisse........................................... 106<br />

6.1 Einführung grafischer Prognosediagramme.................................... 106<br />

6.1.1 Ruhiger Verlauf der Blasluftfeuchte ohne Auswirkungen... 107<br />

6.1.2 Unruhiger werdender Verlauf der Blasluftfeuchte ohne<br />

Auswirkungen.................................................................... 108<br />

6.1.3 Unruhiger werdender Verlauf der Blasluftfeuchte mit<br />

leichten Auswirkungen....................................................... 109<br />

6.1.4 Unruhiger Verlauf der Blasluftfeuchte mit Auswirkungen... 110<br />

6.1.5 Stark unruhiger Verlauf der Blasluftfeuchte mit Auswirk-<br />

ungen..................................................................................111<br />

6.1.6 Sonderfall: Verschobenes Frequenzspektrum hin zu<br />

Störungen mit längerer Wellenlänge.................................. 112<br />

6.1.7 Modell eines Prognosediagramms..................................... 114<br />

6.2 Das Prognosediagramm für BASF PA 6.......................................... 114<br />

6.2.1 Keine Streifigkeit.................................................................115<br />

6.2.2 Keine Streifigkeit, Tendenz zu erhöhter optischer<br />

Unruhe im Gewebe............................................................ 115<br />

6.2.3 Streifigkeit ansatzweise erkennbar.................................... 116<br />

6.2.4 Deutliche Streifigkeit.......................................................... 116<br />

6.3 Das Prognosediagramm für asiatisches PA 6 (Vergl.produkt A)..... 117<br />

6.3.1 Keine Streifigkeit................................................................ 117<br />

6.3.2 Schwache Streifigkeit mit optischer Unruhe....................... 118<br />

6.3.3 Ausgeprägte Streifigkeit..................................................... 119<br />

6.4 Das Prognosediagramm für asiatisches PA 6 (Vergl.produkt B)..... 120<br />

6.4.1 Keine Streifigkeit................................................................ 120<br />

6.4.2 Erhöhte optische Unruhe, teilweise streifig (I)................... 121<br />

6.4.3 Erhöhte optische Unruhe, teilweise streifig (II).................. 121<br />

6.4.4 Ausgeprägte Streifigkeit..................................................... 122<br />

7 Zusammenfassung........................................................................ 123<br />

8 Literatur.......................................................................................... 125<br />

9 Liste der Formelzeichen und Abkürzungen............................... 134


1 1 Einleitung<br />

1. Einleitung<br />

Streifigkeit (englisch: „streakiness“ oder seltener verwendet: „barriness“ oder<br />

„stripiness“) ist eines der Hauptprobleme bei der Verarbeitung von textilen<br />

Polyamidwaren. Der Begriff „Streifigkeit“ wird in Anlehnung an einen Vortrag<br />

von Dr. Hans Wilsing während der Tagung des Vereins der Textilchemiker<br />

und Coloristen e.V. am 28.05.1970 in Baden-Baden [8] wie folgt definiert:<br />

Definition Streifigkeit:<br />

Unbeabsichtigte optische Störung eines textilen Flächengebildes, meist<br />

als hell/dunkel Symptom nach dem Anfärbevorgang<br />

Beim Auftreten der Streifigkeit hat die Textilie bereits den vollständigen<br />

Prozeß der Produktionskette durchlaufen, bevor beim letzten Schritt – der<br />

Anfärbung – der Fehler zutage tritt. Die möglichen Ursachen können jedoch<br />

bereits im Frühstadium der Prozeßkette erfolgt sein, im Extremfall bereits<br />

durch Unregelmäßigkeiten bei der Polymerherstellung.<br />

Auf die physikalischen Eigenschaften des eigentlichen Polyamid-Vorlagegarns<br />

wie z.B. die Festigkeit haben die Ursachen, die zur Streifigkeit führen<br />

können, in der Regel keine Auswirkungen. So gesehen ist die Streifigkeit<br />

lediglich in der textilen Welt für Polyamid ein ernstes Problem; in anderen<br />

wichtigen Anwendungsgebieten dieses Polymers wie zum Beispiel im Bereich<br />

der technischen Faseranwendungen (Reifencord, Fischnetze, etc.) oder im<br />

Werkstoffbereich sind optische Eindrücke zweitrangig. Das menschliche Auge<br />

bzw. der Kunde stellt an Flächengebilde, die aus synthetischen Garnen hergestellt<br />

wurden, hohe Anforderungen an die optische Gleichmäßigkeit. Bei<br />

Stoffen und textilen Konstruktionen, die aus reinen Naturfasern wie Baumwolle<br />

oder Wolle bzw. Mischungen von Naturfasern mit synthetischen Komponenten<br />

hergestellt wurden, werden Unregelmäßigkeiten als Begleiterscheinung<br />

eines Naturprodukts akzeptiert und toleriert.<br />

Betroffen vom Phänomen der Streifigkeit sind beide Polyamidtypen, die<br />

größere Bedeutung erlangt haben; PA 6 als auch PA 66. Die geschätzten<br />

Schäden der Polyamid Textilindustrie durch Reklamationen wegen Streifigkeit<br />

belaufen sich auf jährlich ca. 50 Mio USD. Aufgrund der großen Bedeutung<br />

des Problems für die Hersteller von Polyamid als auch für die Garnproduzenten,<br />

Weiterverarbeiter, Färber, Veredler und sonstige involvierte Zwischenstufen<br />

sind eine Vielzahl von Publikationen veröffentlicht worden, die die theoretischen<br />

Ursachen der Streifigkeit in ihrer ganzen Komplexität behandeln und<br />

die im folgenden Kapitel 2 zusammengefaßt wiedergegeben werden.<br />

Die hier vorgestellte Arbeit verfolgt den Ansatz, das Auftreten der Streifigkeit<br />

durch Online Analyse des Spinnprozesses qualitativ und wenn möglich<br />

quantitativ abzuschätzen.


1 Einleitung 2<br />

Daß mit diesem Ansatz nur ein Teilbereich des Streifigkeitsaspektes behandelt<br />

werden kann, ergibt sich aus der bereits erwähnten und im folgenden<br />

näher beschriebenen Komplexität des Gesamtthemas „Streifigkeit“.<br />

Es ergeben sich folgende Fragestellungen:<br />

• gibt es signifikante Abweichungen einzelner Betriebsparameter während<br />

des Spinnprozesses?<br />

• können diese Abweichungen in Bezug zur Streifigkeit gesetzt werden?<br />

• welche physikalischen Größen sind entscheidend?<br />

• welche Größenordnung von Störungen sind relevant?<br />

• beeinflussen sich verschiedenartige Störgrößen untereinander?<br />

• wie reagieren verschiedene Polymere auf unterschiedliche Störgrößen?<br />

• ist es möglich, anhand gemessener Daten der Spinnlinie eine Prognose<br />

bezüglich der Streifigkeitsneigung des hergestellten Produkts abzugeben?<br />

Durch eine umfangreiche Online-Instrumentierung einer Hochgeschwindigkeits-Spinnanlage<br />

sowie dem Einsatz einer dazu passend entwickelten Erfassungs-<br />

und Auswertesoftware sollen typische Betriebszustände erfaßt und<br />

analysiert werden. Durch statistische Funktionen werden systematisch<br />

Fehlerquellen lokalisiert und in ihren Auswirkungen abgeschätzt.


3 2 Grundlagen<br />

2. Grundlagen<br />

2.1 Allgemeine Ursachen der Streifigkeit<br />

Eine Literaturrecherche zum Thema Streifigkeit bei Polyamidfaserherstellung<br />

ergibt folgende Sachlage:<br />

• Streifigkeit von Polyamiden ist ein rein „textiles“ Thema und entsprechende<br />

Beiträge sind nur in textilen, fasertechnischen und textilchemischen<br />

Publikationen veröffentlicht.<br />

• Veröffentlichungen zum Thema „Streifigkeit“ beziehen sich überwiegend<br />

auf den färberischen und chemischen Teilaspekt des Problems.<br />

• Morphologische und physikalische Ansätze zur Analyse des Streifigkeitsproblems<br />

beziehen sich in der Regel auf offline-Messungen von<br />

Garnen.<br />

• Meßtechnische Online-Ansätze werden in der Literatur beschrieben [70],<br />

[71], [72], [85], [86], [87], [88], [90]. Aufgrund der dominierenden Stellung<br />

von Polyester auf dem Weltmarkt für Synthesefasern ist dieses Polymer<br />

überwiegend Gegenstand der Untersuchungen. Veröffentlichungen von<br />

Online-Messungen an Polyamidfasern zur Aufklärung von Streifigkeitsphänomenen<br />

wurden nicht gefunden.<br />

Die folgenden Seiten geben den derzeitigen Wissenstand zum Thema<br />

„Streifigkeit bei Polyamid Fasern“ wider.<br />

Textile Flächengebilde werden, von Vliesstoffen abgesehen, nach verschiedenen<br />

Methoden aus einer Vielzahl von endlosen Fäden oder Garnen so hergestellt,<br />

daß ein geometrisch gleichmäßiger Aufbau entsteht, in dem jedes<br />

einzelne Filament eine definierte Lage einnimmt. Die Vorzugsrichtungen<br />

dieser Fäden sind fast immer senkrecht und waagerecht; zum Beispiel bei<br />

einem Gewebe (Bild 2.1) die Richtungen von Kette und Schuß, bei einer Wirkware<br />

(Bild 2.2) die der Stäbchen und Maschenreihen.<br />

Bild 2.1: Typisches PA Gewebe (78 dtex) mit einem Flächengewicht von 110 g/m2 und<br />

einer Maschendichte von 28/cm


2 Grundlagen 4<br />

Bild 2.2: Typische PA Wirkware (78 dtex) mit einem Flächengewicht von 105 g/m2 und<br />

einer Maschendichte von 23/cm<br />

Es ist verständlich, daß bei einem so regelmäßigen Aufbau jede Abweichung<br />

in der Geometrie der Fläche sofort vom Auge als Streifigkeit in Längs- oder<br />

Querrichtung erkannt wird. Wenn eines der am Aufbau beteiligten Elemente in<br />

seiner Dicke oder Querschnittsform abweicht, die Anzahl der Fäden pro cm<br />

unterschiedlich ist, ferner die Abstände von Faden zu Faden variieren, so äußert<br />

sich der Fehler als Streifigkeit [9]. Eine weitere Ursache liegt darin, daß<br />

einzelne Elemente, aus denen die Fläche aufgebaut ist, in der Remission von<br />

den anderen abweichen.<br />

Im Gegensatz zu einer glatten Papier- oder Folienbahn setzt sich die<br />

Remission einer textilen Oberfläche aus einer Vielzahl von partiellen Lichtströmen<br />

zusammen, die von den feinen Einzelkapillaren der Fäden oder<br />

Garne in alle Richtungen des Raumes reflektiert werden. Das menschliche<br />

Auge summiert diese punktförmigen Lichtströme, so daß bezüglich Helligkeit,<br />

Farbe, Glanz usw. ein einheitlicher Gesamteindruck der ganzen Fläche entsteht.<br />

Auch die Farbstreifen setzen sich aus einzelnen Punkten zusammen,<br />

denn sowohl bei Geweben als auch bei Gewirken kommen von einem Faden<br />

immer nur kurze Stücke an die Oberfläche und werden dann wieder von einem<br />

anderen verdeckt. Das Auge kann jedoch diese Punktfolge nicht auflösen<br />

und offeriert dem Betrachter deshalb durchgehende Streifen. Aus diesem<br />

Grunde sieht man die Streifigkeit einer Ware meistens viel deutlicher, wenn<br />

man sie von einer gewissen Entfernung über ein größeres Stück hin betrachtet.<br />

Je näher man mit dem Auge herangeht, um so undeutlicher werden die<br />

Streifen und gewöhnlich sind sie schon bei einer kleinen Vergrößerung, zum<br />

Beispiel bei Betrachtung mit einer Lupe völlig verschwunden. Die beiden folgenden<br />

Bilder 2.3 und 2.4 sollen diesen Sachverhalt verdeutlichen. Dargestellt<br />

ist das gleiche Gewebe im Abstand von ca. 30 cm sowie in 10-facher<br />

Vergrößerung.


5 2 Grundlagen<br />

dunkle<br />

Streifen<br />

Bild 2.3: Ausgeprägte Streifigkeit eines PA-Gewebes (44 dtex)mit einem Flächengewicht<br />

von 330 g/m2 und einer Maschendichte von 25/cm.<br />

Bild 2.4 zeigt das gleiche Gewebe an einer besonders stark ausgeprägten<br />

Streifigkeitsstelle in 10-facher Vergrößerung. Die Streifigkeit kann vom<br />

menschlichen Auge nicht mehr aufgelöst werden.<br />

Bild 2.4: Gleiches Gewebe in 10-facher Vergrößerung<br />

helle<br />

Streifen


2 Grundlagen 6<br />

Unterschiede in der Remission können nun entweder auf einer unterschiedlichen<br />

Lichtabsorption K oder Lichtstreuung S beruhen. Nach Kubelka und<br />

Munk [10] besteht zwischen der monochromatischen Remission R sowie K<br />

und S folgende Beziehung:<br />

K<br />

S<br />

( 1 − R)<br />

2R<br />

2<br />

= Gl. (2.1)<br />

Die Lichtabsorption K wird in Textilien überwiegend von der aufgenommenen<br />

Farbmenge bestimmt; je größer K ist, um so kleiner ist die Remission R. Bei<br />

der Lichtstreuung S ist es umgekehrt: Mit zunehmender Lichtstreuung S wird<br />

die Remission R größer, die Fläche wird heller.<br />

Generell ist wiederum anzumerken, daß es viele weitere Ansätze zur „objektiven“<br />

Beurteilung von Streifigkeit gibt. Kaufmann [11], [79] unterscheidet<br />

zwischen der visuellen und der objektiven Beurteilung. Die Grundlage der<br />

visuellen Beurteilung ist das Erscheinungsbild. Das zu untersuchende<br />

Flächengebilde wird zu diesem Zweck auf eine um etwa 45° geneigte Unterlage<br />

(Reflexionsgrad etwa 3%) gelegt und bei Tageslicht (Nordhimmel) visuell<br />

beurteilt, indem die Häufigkeit und Farbunterschiede der hellen und dunklen<br />

Streifen zu einer Farbstreifigkeitsnote zusammengefaßt werden. Der<br />

Graumaßstab wird zum Bewerten der Änderung der Farbe herangezogen.<br />

Für eine objektive Beurteilung der Farbstreifigkeit schlägt der Autor ein optisches<br />

Meßgerät, welches nach dem Helligkeitsverfahren oder nach einem<br />

modifizierten Spektralverfahren arbeitet (zum Beispiel Elrepho 3880, Texflash,<br />

Vibrochrom oder Leukometer). Physikalische Grundlagen sind die CIELAB<br />

bzw. die ANLAB Formeln [12] sowie die Weber-Fechnerschen Gesetze [13],<br />

[14]. Wegen der komplexen Theorie, die den optischen Meßprinzipien zugrunde<br />

liegt, soll an dieser Stelle die Abhandlung nicht weiter vertieft werden.<br />

Aufgrund vorliegender Erfahrungen läßt sich die subjektive Streifigkeitsbeurteilung<br />

durch das menschliche Auge nicht komplett ersetzen. Langjährige<br />

Reklamationsbearbeitungen zeigen ebenfalls stark unterschiedlich ausgeprägte<br />

Toleranzgrenzen verschiedener Gutachter gegenüber der Streifigkeit.<br />

Was bei Anlegen strenger Maßstäbe bereits zu einer Reklamation führen<br />

kann wird bei weniger kritischen Anwendungen oft gar nicht wahrgenommen.<br />

Aus diesen Gründen wird auch in dieser Arbeit die Streifigkeit hauptsächlich<br />

visuell beurteilt.<br />

In der Literatur finden sich seit den frühen 50er Jahren, als Polyamid sich<br />

weltweit als synthetische Faser durchsetzte, eine Vielzahl von Beiträgen zum<br />

Thema „Streifigkeit“, die in der Regel das Problem aus einer spezifischen<br />

Sicht, zum Beispiel des Färbers, analysieren [1], [67], [81], [82], [83], [84].<br />

Arbeiten dieser Art versuchen häufig das auftretende Phänomen der<br />

Streifigkeit durch färbetechnisches Know How ohne genaue Kenntnis der<br />

eigentlichen Ursache zu überwinden, z.B. durch Entwicklung einfacher<br />

Verfahrenstechniken im Kontinueverfahren. Die Verwendung von Textilhilfs-<br />

mitteln spielt bei Lösungsansätzen dieser Art eine große Rolle [3], [4], [5], [6],<br />

[81], [82], [83].


7 2 Grundlagen<br />

Es gibt Arbeiten über den Einfluß des Farbstoffdiffusionskoeffizienten auf die<br />

Überdeckung von strukturbedingter (Dehnungsunterschiede im Garn) Streifigkeit<br />

im Gewebe [7], [80]. Solche Ansätze sind durchaus geeignet, mehr oder<br />

weniger stark ausgeprägte Streifigkeit zu überdecken, lösen jedoch das prinzipielle<br />

Problem nicht. Zudem ist beim stark ausgeprägtem Preisdruck in der<br />

Synthesefaserindustrie die Hauptforderung auch an die Veredlungsstufen<br />

eine einfache Handhabung sowie möglichst effiziente und kostengünstige<br />

Färbung.<br />

Bild 2.5 auf der folgenden Seite [15], [4] gibt einen Überblick über die<br />

mögliche Ursache einer Streifigkeit in einer Baumstruktur dargestellt. Die<br />

Ursachen der Streifigkeit werden im wesentlichen in zwei Teilaspekte<br />

aufgeschlüsselt:<br />

• Färbbarkeit<br />

Ein oder mehrere Fäden unterscheiden sich in der Farbstoffaffinität von<br />

den anderen mitverarbeiteten Fäden<br />

• Geometrie<br />

Ein oder mehrere Fäden zeigen eine abweichende Kräuselung, Dicke<br />

oder Querschnittsform als die anderen Fäden


2 Grundlagen 8<br />

Rohgarnherstellung<br />

chemische<br />

Unregelmäßigkeiten<br />

(z.B.<br />

Aminoendgr.)<br />

Polymerunregelmäßigkeiten<br />

Präparation der<br />

Garne<br />

physikalische<br />

Unregelmäßigkei<br />

ten (z.B.Uster)<br />

Verstreckungsunterschiede<br />

Kristallinität<br />

Farbungleichmäßigkeit<br />

Färbbarkeit Geometrie<br />

Texturierbedingungen <br />

Temperaturunterschiede<br />

beim<br />

Heat-Setten<br />

Fadenspannungs<br />

unterschiede<br />

Spulölauftrag<br />

Färbemethode<br />

Farbstoffauswahl<br />

Hilfsmittel<br />

Auswaschvorgang<br />

Weiterverarbeit<br />

-ung zum<br />

Flächengebilde<br />

Rohgarnherstellung<br />

Bild 2.5: Schematische Darstellung von Streifigkeitsursachen<br />

Titerdifferenzen<br />

Mattierung<br />

Querschnitt<br />

Textur<br />

Kräuselung<br />

Spulfehler<br />

Wirkfehler<br />

Maschendichte<br />

Wirkspannung<br />

Fadenlauflängen<br />

Weiterverarbeit<br />

-ung zum<br />

Flächengebilde


9 2 Grundlagen<br />

Ein differenzierterer Ansatz wird im folgenden verfolgt [16]. Dazu werden<br />

mögliche streifigkeitsverursachende Faktoren in Anlehnung an Truslow [17] in<br />

vier Ursachengruppen eingeteilt:<br />

1. chemische Ursachen<br />

2. physikalische Ursachen<br />

3. strukturelle Ursachen<br />

4. unsachgemäße Arbeiten in der Vorbehandlung und/oder in der<br />

Färberei<br />

2.2 Chemische Ursachen<br />

Unter chemischen Ursachen versteht man im wesentlichen Schwankungen im<br />

Aminoendgruppengehalt von Polyamiden. Der Aminoendgruppengehalt ist<br />

eine entscheidende Größe für das Färbeverhalten dieser Polymere, da die<br />

überwiegend verwendeten Säurefarbstoffe bzw. Metallkomplexfarbstoffe sich<br />

chemisch an die Aminoendgruppen binden und somit deren Zahl den Färbevorgang<br />

entscheidend beeinflußt [18], [19], [20], [21], [22], [23], [24], [80], [81],<br />

[82], [83], [84].<br />

Dabei sprechen die Säurefarbstoffe – zahlenmäßig die größte Klasse der Polyamidfarbstoffe<br />

[27], [43] – auf Unterschiede im Aminoendgruppengehalt an,<br />

wobei das Aufziehen von Farbstoffen mit weniger Sulfonsäuregruppen im<br />

Molekül auch weniger vom Aminoendgruppengehalt abhängig ist als die Aufnahme<br />

der gleichen Farbstoffe mit höherer Sulfonsäuregruppenzahl [25].<br />

Große Unterschiede in der Farbtiefe zeigen die Säurefarbstoffe bei physikalischen<br />

Faserunregelmäßigkeiten. Je höher der Diffusionskoeffizient des Farbstoffes,<br />

desto größer ist seine Neigung, physikalische Unterschiede auszugleichen<br />

[7].<br />

Metallkomplexfarbstoffe, die allgemein die besten Echtheitseigenschaften<br />

aufweisen, reagieren sehr empfindlich auf chemische und physikalische Unregelmäßigkeiten,<br />

vor allem die stark sauer färbenden Typen. Aus diesem<br />

Grunde wurde in dieser Arbeit auch ein Vertreter dieser Farbstoffklasse gewählt:<br />

ACIDOL®-Schwarz. Bei der Färbung mit Dispersionsfarbstoffen, die<br />

weltweit bei Polyamid vor allem aufgrund ihrer geringeren Echtheiten gegenüber<br />

den Säure- und Metallkomplexfarbstoffen nur eine untergeordnete Rolle<br />

spielen, haben die Aminoendgruppen und deren Zugänglichkeit keinen Einfluß<br />

auf die Färbung. Die Einlagerung des Farbstoffes ins Polyamid geschieht<br />

auf anderem Wege: es handelt sich um einen Lösungsvorgang des Farbstoffes<br />

in die Trägermatrix des Polymers [39], [40], [41], [42]. Aus diesem<br />

Grunde sind Dispersionsfarbstoffe für chemisch verursachte Streifigkeitsuntersuchungen<br />

ungeeignet [25], [26], [27], [28]. Generell gilt für die drei oben<br />

erwähnten Farbstoffklassen, daß höhere Naßechtheiten mit zunehmender<br />

Streifigkeitsneigung einhergehen. Andere Farbstoffe wie zum Beispiel<br />

- Reaktivfarbstoffe<br />

- Schwefelfarbstoffe<br />

- Küpenfarbstoffe<br />

- Pigmentfarbstoffe


2 Grundlagen 10<br />

spielen für das Polyamidfärben keine nennenswerte Rolle.<br />

Für die Konstanz der Aminoendgruppen im Polyamid ist primär der Polymerhersteller<br />

verantwortlich. Unterschiedliche Polymerisationstechniken sowie<br />

Verwendung verschiedenster Kettenregler haben darauf Einfluß. Die in dieser<br />

Arbeit untersuchten textilen Standard Polyamide der Viskositätsklasse 2.4<br />

(= relative Viskosität 2.4 in 96%iger Schwefelsäure) haben für den Gehalt an<br />

Aminoendgruppen eine sehr enge Spezifikation festgelegt. Ein Schwanken<br />

der Aminoendgruppen als Ursache für Streifigkeit kann bei spezifikationsgerechten<br />

Produkten somit ausgeschlossen werden. Dies wird auch von<br />

anderen Autoren so gesehen [27], [28], [29], [30], [31].<br />

Ein weiterer Aspekt ist die Reduzierung der Aminoendgruppen im gesponnenen<br />

Faden, hervorgerufen durch ungünstige Herstell- und Weiterverarbeitungsbedingungen.<br />

In der Literatur wird als Beispiel der Vorgang der Heißluftfixierung<br />

genannt, der eine Abnahme der Aminoendgruppen im Faden bewirken<br />

kann. Im ungünstigsten Fall schwankt der Grad der Reduzierung und<br />

liefert somit beste Voraussetzungen für Streifigkeit [32], [33]. Die Reduktion<br />

hängt von den Fixierbedingungen ab. Bei einer Fixierung über 200 °C tritt die<br />

Abnahme recht schnell ein, bei Fixierbedingungen unter 200 °C erst nach<br />

längerer Hitzeeinwirkung. Erklärt wird dieser Vorgang mit einem oxidativen<br />

Abbau des Polyamids, wobei Kettenspaltung und daher eine Zunahme der<br />

Carboxylgruppen verbunden mit einer Abnahme der Aminoendgruppen<br />

eintritt. Andere Theorien [34], [35] gehen zusätzlich davon aus, daß durch die<br />

steigende Kristallinität der Faser bei der Heißluftfixierung Aminoendgruppen<br />

in die kristallinen Bereiche eingebaut und damit unzugänglich bzw. schwerer<br />

zugänglich werden, was zu einer verringerten Aufnahme von Säurefarbstoffen<br />

führen kann. Als Größenordnung werden 20-30 % der Aminoendgruppen<br />

genannt, die im kristallinen Bereich der Faser eingebaut und damit teilweise<br />

unzugänglich werden. Fasern mit gleichem Aminoendgruppengehalt können<br />

daher auch verschieden stark anfärben [36]. Dieser Effekt der unterschiedlichen<br />

Anfärbung trotz gleicher Aminoendgruppenzahlen kann ebenfalls auf<br />

dem Vorhandensein sekundärer und primärer Aminoendgruppen beruhen,<br />

was auf die Polymerisationstechnologie zurückzuführen sein kann (Art und<br />

Funktion des Kettenreglers).<br />

Nicht nur bei der Heißluftfixierung [66] als klassischem „Downstream“-Prozeß<br />

sondern auch im Spinnvorgang werden Aminoendgruppengehalte durch<br />

Hitzeeinflüsse reduziert. An erster Stelle ist dabei die Verweilzeit der heißen<br />

Schmelze im Spinnsystem zu nennen. Vom ersten Aufschmelzen der Chips<br />

im Extruder bis zum Austritt der Filamente aus den Spinndüsen vergehen<br />

typischerweise ca. 15-25 Minuten. In dieser Zeit findet bereits eine signifikante<br />

Reduktion der Aminoendgruppen statt, wie chemische Untersuchen am<br />

Gewölle (Garn, das direkt nach dem Austritt aus der Spinndüse entnommen<br />

wird) belegen. Bei ungünstiger Auslegung der Spinnanlage – unterschiedliche<br />

Verweilzeiten der einzelnen Positionen – kann somit durchaus ein Einfluß auf<br />

die Aminoendgruppengehalte der einzelnen Fäden unterstellt werden. In der<br />

Praxis legen allerdings alle namhaften Maschinenhersteller großen Wert auf<br />

kurze und homogene Anordnung der Schmelzeleitungen.


11 2 Grundlagen<br />

Ein weiterer thermobedingter Einfluß auf die Fadeneigenschaften kommt bei<br />

der Heiß-Relaxierung des Garns während des Spinnprozesses hinzu. Bei<br />

modernen Hochgeschwindigkeitsanlagen, wie z. B. der hier untersuchten<br />

EMS Inventa H4S Anlage werden die Garne in einem Verstreckvorgang zu<br />

einer für die textile Weiterverarbeitung ausreichenden Fadenfestigkeit<br />

gedehnt. Aufgrund des dadurch auftretenden hohen Schrumpfpotentials ist<br />

Relaxieren des Garnes bereits während des Spinnprozesses üblich. Diese<br />

Relaxation, die entweder durch Verweilzeit des Fadens auf heißen Galetten<br />

(ca. 160 °C) oder aber durch einen Dampfstoß auf de n durchlaufenden Faden<br />

in einer speziellen Dampfkammer (ca. 3 bar Überdruck, ca. 140 °C) erfolgt, ist<br />

ein integraler Bestandteil dieses FDY (Fully Drawn Yarn) – Prozesses. Bei<br />

beiden Relaxiermethoden können Aminoendgruppen des Garns thermisch<br />

abgebaut werden.<br />

Allerdings greift die rein chemische Betrachtungsweise, die lediglich die<br />

Menge an Aminoendgruppen im Garn als Kennzahl berücksichtigt, zu kurz.<br />

Sie muß im Zusammenhang mit den physikalischen Eigenschaften gesehen<br />

werden, die weitere Aspekte wie z.B. die Färbegeschwindigkeit und das Farbstoffaufnahmevermögen<br />

berücksichtigt. [34], [35], [37], [38], [80], [81], [82]<br />

2.3 Physikalische Ursachen<br />

Physikalische Eigenschaften des Garnes spielen auch im Zusammenspiel mit<br />

anderen Faktoren eine wichtige Rolle. Die unterschiedliche Orientierung des<br />

Garns – hauptsächlich beeinflußt durch den Abkühl- und Verfestigungsvorgang<br />

– kann bei gleicher Aminoendgruppenzahl durchaus unterschiedliche<br />

Anfärbeeffekte erzielen. Dies kann mit der Zugänglichkeit der Aminoendgruppen<br />

erklärt werden kann [36]. Färbegeschwindigkeit und Gleichgewichtswerte<br />

der Farbstoffaufnahme hängen auch von der physikalischen Struktur der<br />

Faser ab, für die die Einflüsse im Spinnschacht entscheidend sind:<br />

Die flüssige Schmelze (übliche Temperaturen 260°C-2 75°C für PA6, 290°C-<br />

305 °C für PA 66) wird mittels Zahnradpumpen unter hohem Druck (typischer<br />

Druck nach Spinnpumpe: 140 bar) durch ein in der Regel aus Metall- oder<br />

Sandpulver bestehendes Filterpaket gepreßt. Am unteren Ende des Filterpakets<br />

befinden sich die Spinndüsenplatten, aus denen der Austritt der Schmelze<br />

in den Blasschacht erfolgt. Dabei tritt das flüssige Polymer mit einer Austrittsgeschwindigkeit<br />

v0 unter Freistrahlbedingungen in den Blasschacht ein.<br />

Die Austrittsgeschwindigkeit v0 hängt von zwei Faktoren ab:<br />

• der Durchsatzmenge an Polymer<br />

• der Querschnittsfläche der einzelnen Düsenbohrung<br />

Bei Multifilamenten, die im textilen Bereich üblich sind, kann jedes Filament<br />

vom anderen bezüglich seiner Eigenschaften abweichen. So ergaben Lasermessungen<br />

(mit LDA Meßsystem wie in Kapitel 4.8 beschrieben) der Geschwindigkeit<br />

der einzelnen Filamente signifikante Geschwindigkeitsunterschiede<br />

bei gleichem Abstand von der Spinndüse. So können z.B. lokal<br />

unterschiedliche Abkühlbedingungen im Blasschacht je nach Geschwindigkeitsniveau<br />

mehr als 100 m/min Geschwindigkeitsdifferenz zwischen einzelnen<br />

Filamenten ausmachen. Eine gute Gestaltung der Düsengeometrie und


2 Grundlagen 12<br />

der geometrisch optimalen Anordnung der Düsenbohrungen sorgt für<br />

möglichst gleiche Abkühlbedingungen für jedes Filament und kann solche<br />

Effekte minimieren.<br />

Werden die Einzelfilamente mit einem bestimmten Profil erzeugt, zum Beispiel<br />

dem klassischen trilobalen Profil, der für bestimmte Textil- aber auch<br />

Teppichanwendungen charakteristisch ist, so können neben physikalischen<br />

Unterschieden auch Abweichungen in Form und Regelmäßigkeit der Querschnittsprofile<br />

hinzukommen. Diese Unterschiede im Querschnittsprofil der<br />

einzelnen Filamente verursachen Unterschiede im Reflexions- und Brechungsverhalten<br />

und sind klassische Fälle von „Lehrbuchstreifigkeit“. Das<br />

trilobale Profil wird aus zwei Gründen verwendet:<br />

• Im Teppichsektor sind neben optischen Effekten die höheren Biege-<br />

und Torsionssteifigkeiten eines solchen Profils gegenüber einem<br />

Rundprofil gefragt.<br />

• Darüber hinaus erzeugt ein trilobales Profil gewisse Reflexionseffekte,<br />

die vor allem im textilen Bereich erwünscht sein können. Diese<br />

Reflexionseigenschaften sind von der Profilform sowie dem<br />

verwendeten Polymer abhängig.<br />

Je nach Form des Querschnitts (vgl. Bild 2.6) wird das Licht unterschiedlich<br />

reflektiert, was entsprechende optische Konsequenzen hat [68].<br />

rund triangular trilobal<br />

Bild 2.6: Lichtreflexion in Abhängigkeit des Faserquerschnitts<br />

Das folgende Bild 2.7 zeigt eine vergrößerte Querschnittsaufnahme eines<br />

stark ausgeprägten trilobalen Profils:<br />

Die Form des Profils wird als Modification Ratio (MR) angegeben, wobei einfach<br />

für jedes einzelne Filament der Durchmesser des äußeren Kreises (hier:<br />

gelb) durch den des inneren Kreises (hier: rot) geteilt und das Verhältnis MR<br />

gebildet wird.


13 2 Grundlagen<br />

Bild 2.7: Garnquerschnitt und Modification Ration (MR)<br />

In dem gezeigten Beispiel liegt der MR-Wert deutlich über 2. Weichen Garne<br />

in ihren MR Werten signifikant (z.B. ΔMR > 0.03) voneinander ab, so kann<br />

sich durch unterschiedliche Lichtreflexion Streifigkeit im Gewebe bilden. Für<br />

die Form des Querschnittes sind neben der Viskositätsklasse des Polymers<br />

auch die Spinnbedingungen verantwortlich (z.B. der Grad der Abkühlung<br />

und/oder die Höhe der Schmelzetemperatur).<br />

Nach dem Austritt aus den Bohrungen ist die Polymerschmelze verschiedenen<br />

äußeren Einflüssen ausgesetzt, die sich auf die späteren Eigenschaften<br />

des fertigen Garns auswirken:<br />

• Abkühlung durch befeuchtete Blasluft<br />

• Feuchtigkeitsaufnahme<br />

• starke Spannungszunahme<br />

• ausgeprägte Verjüngung des Filamentquerschnitts, evtl. „Necking“-<br />

Effekte<br />

• starke Beschleunigung des Fadens und damit verbunden eine<br />

Orientierung der Molekülketten<br />

• spannungsinduzierte Kristallisation<br />

• Turbulenzen und aerodynamische Effekte<br />

• eventuelle gegenseitige Filamentberührungen<br />

• Kontakt mit fadenführenden Elementen (Öler)<br />

Unregelmäßigkeiten, die in diesem Prozeßschritt der Fadenverfestigung und<br />

Abkühlung auftreten, können die Ursache für spätere Streifigkeit sein, da das<br />

Polymer hier besonders sensibel auf äußere Einflüsse reagiert. Zur Verdeutlichung<br />

der extremen Eigenschaftsänderungen der gesponnenen Filamente


2 Grundlagen 14<br />

zeigen die beiden nächsten Abbildungen den Geschwindigkeitsverlauf sowie<br />

die Abnahme des Filamentradius aufgetragen über dem Abstand zur<br />

Spinndüse.<br />

Fadengeschwindigkeit [m/min]<br />

6000<br />

5000<br />

4000<br />

3000<br />

2000<br />

1000<br />

0<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

0 20 40 60 80 100 120 140<br />

Bild 2.8: Gemessener Geschwindigkeitsverlauf des Filaments in Abhängigkeit des Abstandes<br />

zur Spinndüse bei 5000 m/min Abzug und 0.4 m/s Blasluftgeschwindigkeit<br />

Filamentdurchmesser [µm]<br />

Abstand zur Spinndüse [cm]<br />

0 20 40 60 80 100 120 140<br />

Abstand zur Spinndüse [cm]<br />

Bild 2.9: Verjüngung des Filamentdurchmessers bei gleichen Bedingungen<br />

Der Fadenbildungsprozeß im Blasschacht findet auf einer textilen Spinnanlage<br />

üblicherweise auf einer Strecke von 1,5 – 2 m Länge statt, über einen<br />

Zeitraum von etwa 0,03 – 0,05 sec (beim Hochgeschwindigkeitsprozeß von<br />

5000 m/min Wickelgeschwindigkeit).


15 2 Grundlagen<br />

Das folgende Bild 2.10 zeigt den Fadenbildungsprozeß exemplarisch für eine<br />

Spinndüsenöffnung [68].<br />

kurze<br />

Moleküle (rot)<br />

orientierte kristalline<br />

Phasen<br />

Bild 2.10: Fadenbildung und kristalline Struktur<br />

langkettige Moleküle (blau)<br />

Kristallisation<br />

nichtorientierte<br />

(isotrope) amorphe<br />

Phasen<br />

orientierte amorphe<br />

Phasen<br />

Man geht dabei von einem 3-Phasen Modell des Polyamids aus. Je nach<br />

Spinnbedingungen und Polymerzusammensetzung bildet sich eine Fadenstruktur,<br />

die gekennzeichnet ist durch:<br />

• kristalline Teilblöcke<br />

• amorphe isotrope Bereiche<br />

• orientierte amorphe Phasen, die sich teilweise über mehrere kristalline<br />

Blöcke erstrecken und dabei auch partiell in das Kristallgitter<br />

eingebunden sind.<br />

Das folgende Bild 2.11 zeigt die Aufnahme eines Farbmoleküls durch die<br />

amorphe Phase einer Polyamid Faser:


2 Grundlagen 16<br />

kristallin<br />

orientiert<br />

amorph<br />

Bild 2.11: 3-Phasen Modell (Farbmolekül-Aufnahme):<br />

isotrop<br />

amorph<br />

Farbmolekül<br />

Eine einfache und praxisgerechte Bestimmung der Orientierung einer Faser<br />

geschieht mittels Doppelbrechung (s. Kap. 4.10). Die oben beschriebene<br />

Faserstruktur hat Einfluß auf die Anfärbeeigenschaften. Während die Farbstoffaufnahme<br />

überwiegend im amorphen Bereich der Faser geschieht wird<br />

der Farbstoff im orientiert amorphen Bereich stark abgebremst, was die<br />

Färbekinetik ändert. Der kristalline Teil ist für das Farbstoffmolekül undurchdringlich.<br />

Im weiteren Spinnprozeß kommt den Galettenpaaren (s. Kap 4.1) eine<br />

wichtige Rolle zu. Die Abzugsgeschwindigkeit der ersten Galette ist ein Prozeßparameter<br />

für die Fadenbildung. Auch die Oberflächenbeschaffenheit der<br />

Galette - damit verbunden Reibung, Fadenspannungsunterschiede, Geschwindigkeitsunterschiede<br />

durch Schlupf - kann den Spinnprozeß und damit<br />

die physikalischen Fadeneigenschaften beeinflussen. Bei der folgenden Verstreckung<br />

des Garns zwischen 2 oder 3 Streckgalettenpaaren wird der Faden<br />

zeitgleich relaxiert, um die bei der Verstreckung entstandenen Spannungen<br />

abzubauen und den Schrumpf in der Weiterverarbeitung zu minimieren. Dies<br />

geschieht entweder durch heiße Galetten oder durch eine Dampfkammer.<br />

Somit kommt im Falle der heißen Galetten neben der Oberflächenbeschaffenheit<br />

noch der Faktor Oberflächentemperatur als weitere Einflußgröße auf<br />

die Streifigkeitsneigung hinzu.<br />

Bei der hier untersuchten EMS Inventa Pilotspinnanlage wird der Faden durch<br />

eine Dampfkammer relaxiert. Die Dampfkammer sowie ihre Prozeßgleich-


17 2 Grundlagen<br />

mäßigkeit wird in dieser Untersuchung ebenfalls online überwacht. Nach dem<br />

heißen Verstreckvorgang wird der Faden dann, nach eventuellem Durchlaufen<br />

einer mit Druckluft betriebenen Verwirbelung, mittels eines Hochgeschwindigkeitswicklers<br />

auf Spulen gewickelt. Auch an diesen Stellen sind mechanische<br />

Einflüsse in wechselnder Intensität vorhanden, z.B. Einflüsse auf<br />

Fadenspannung im Prozeß durch Druckluftverwirbelung und ebenso eine<br />

mögliche mechanische Schädigung des Garns, die sich als Festigkeitsverlust<br />

manifestiert. Beim eigentlichen Wickelprozeß muß der Faden, um einen<br />

brauchbaren Spulenaufbau zu erzielen, changiert werden; auch hier sind<br />

starke mechanische Einflüsse auf das Garn vorhanden.<br />

Diese genannten Punkte sind in der eigentlichen Spinnerei potentielle Störgrößen<br />

und damit streifigkeitsrelevant. Weitere Aspekte der physikalischen<br />

Einflußnahme des Weiterverarbeitungsprozesses (Downstream) auf die Faser<br />

werden im folgenden der Vollständigkeit halber erwähnt, ohne daß diese<br />

Gegenstand der Untersuchung sind [16].<br />

Der mehrfach genannte mechanische Einfluß einer Verstreckung bzw. von<br />

Spannungsunterschieden im Garn tritt nicht nur im eigentlichen Spinnprozeß<br />

auf, sondern auch in den anschließenden Weiterverarbeitungsschritten. Die<br />

meisten dieser textilen Weiterverarbeitungsschritte laufen unter Spannung ab.<br />

Besonders wenn zu dieser Spannung noch der Einfluß von Hitze – wie zum<br />

Beispiel bei einem Fixiervorgang- hinzukommt, kann die Faser, obwohl im<br />

Spinnprozeß bereits ausreichend verstreckt, sehr empfindlich reagieren.<br />

Physikalisch kann man diese Spannungsdifferenzen unter Wärmeeinfluß als<br />

„Mini-Verstreckungen“ interpretieren.<br />

Der Fixiervorgang, eine Nachbehandlung nach der Verstreckung [44], wird im<br />

allgemeinen mit Heißwasser oder Sattdampf durchgeführt, um zusätzlich zur<br />

Fixierung des Fadens gleichzeitig die niedermolekularen Bestandteile zu<br />

entfernen. Daran kann sich zum Beispiel eine Texturierung anschließen. Erst<br />

dann kann das Polyamidmaterial in die Garn-, Gewebe- oder Gewirkeverarbeitung<br />

gehen. Die fertige Textilie wird zur Form- bzw. Dimensionsstabilisierung<br />

vor oder nach der Färbung erneut fixiert. Auf dem gesamten Wege<br />

von der Verstreckung bis zum fertigen Artikel gibt es viele Möglichkeiten, das<br />

Material ungewollt unterschiedlichen Spannungen auszusetzen, je heißer der<br />

Prozeßschritt desto stärker die Auswirkungen.<br />

Zu nennen sind Schritte wie Umspulen, Zwirnen, Weben und Wirken. In der<br />

Literatur [45] werden als Obergrenze für PA 66 Garne 0,2 g/den genannt, um<br />

die Anfärbbarkeit nicht zu beeinflussen. Andere Autoren [46], [47] machen<br />

Allgemeinaussagen, wonach alle feuchtwarmen Arbeitsgänge, bei denen die<br />

Fäden auf harten Spulen behandelt werden, von großem Einfluß auf Ungleichmäßigkeiten<br />

im Material sind. Clarke [48] sieht die Spannungsschwankungen<br />

bei der Kettbaumbewicklung als potentielle Streifigkeitsverursacher.<br />

Auch das Schären wird als als Ursache genannt, wenn aufgrund<br />

von defekten Fadenleitorganen oder Verklebungen einzelner Fäden<br />

Spannungsspitzen auftreten [49]. Ähnliche Fehlerursachen sind auch in der<br />

Weberei anzutreffen: Spannungschwankungen als Folge verschmutzter<br />

Litzen und Riete oder bei Überdehnungen durch zu starke Fadenauslenkung<br />

bzw. zu starken Spulspannungen [49], [50]. Diese Überdehnungen, die


2 Grundlagen 18<br />

sich meist in einem streifigen Warenbild äußern, können meist im Labor als<br />

Dehnungsunterschiede der Fäden nachgewiesen werden.<br />

Auch die, neben Wirken und Weben, dritte Methode der textilen Flächenbildung,<br />

die Strickerei bietet Fehlerpotential: Unterschiede in den Einlaufspannungen<br />

oder Spannungsschwankungen -verursacht durch unterschiedlich<br />

eingestellte Fadenbremsen- sind oftmals Ursache für Streifigkeit [51]. Derartige<br />

Differenzen wirken sich besonders stark bei der Verarbeitung von elastischen<br />

Garnen (Polyurethan-basierende Garne mit hohen Dehnungen und<br />

Elastizitäten „Spandex“, „Elasthan“, „Dorlastan ® “, „Lycra ® “) aus, da diese<br />

noch empfindlicher auf die erwähnten Spannungsunterschiede beim Verarbeiten<br />

reagieren. Der weiter anhaltende Trend zu elasthanhaltigen Textilien<br />

aufgrund verbesserter Formstabilität verschärft damit das Problem der Streifigkeit.<br />

Abschließend soll nochmals der Einfluß des Fixiervorganges auf die Streifigkeitsanfälligkeit<br />

des Polyamids eingegangen werden. Beim Fixierprozeß muß<br />

zunächst differenziert werden, mit welchem Medium der Prozeß erfolgt (Heißluft,<br />

Heißwasser, Sattdampf) und in welchem Zustand sich das Garn dabei<br />

befindet (spannungslos oder gespannt). Alle drei Behandlungsmedien erhöhen<br />

die Dichte und die Kristallinität des Polyamids, wobei die Behandlung<br />

unter Feuchtigkeitszugabe wesentlich wirksamer ist als die reine Heißluftfixierung<br />

[52], [34].<br />

Durch eine Heißluftfixierung wird die Färbegeschwindigkeit mit steigender<br />

Fixiertemperatur zunächst herabgesetzt, durchläuft ein Minimum und steigt<br />

dann wieder an [52], [53], [54]. Der Wiederanstieg der Farbstoffaufnahme<br />

bzw. der Färbegeschwindigkeit bei höheren Fixiertemperaturen wird mit<br />

einem Ansteigen des inneren Volumens erklärt [55]. Für die Lage des<br />

Minimums existieren in der Literatur unterschiedliche Angaben.<br />

Bei Heißwasserfixierung bis ca. 130 °C zeigt sich e in ähnliches Bild [52]. Im<br />

Gegensatz hierzu erhöht die Sattdampffixierung die Färbegeschwindigkeit<br />

erheblich. Zusätzlich zum rein thermischen Einfluß der Fixierung muß die<br />

bereits erwähnte verstärkte Sensibilität des Materials auf Spannungsunterschiede<br />

berücksichtigt werden. Die Fixierung unter Spannung verstärkt die<br />

Orientierung der Kristallite bei gleichbleibender Gesamtkristallinität [35].<br />

Zum Abschluß dieses Kapitels sollte auch der Texturierprozeß noch genannt<br />

werden, der ebenfalls unter einer kurzfristigen, starken Erhitzung des Garnes<br />

abläuft. Ziel des Prozesses ist eine Bauschung des Fadens, der in der Regel<br />

durch eine „Falschdrahttexturierung“ erreicht wird. Auch in diesem Falle<br />

reagiert das Garn extrem sensitiv auf Spannungsunterschiede.<br />

Einzelne Elemente der Weiterverarbeitungsschritte sind des öfteren Gegenstand<br />

umfangreicher Untersuchungen gewesen. Hauptaugenmerk solcher<br />

Untersuchungen war fast immer die Fadenspannung während des Prozesses.<br />

Viele Hersteller bieten bereits in die Maschinen integrierte Online-Spannungsmeßsensoren<br />

an. Damit kann zumindest eine vernünftige Prozeßüberwachung<br />

gesichert werden.


19 2 Grundlagen<br />

2.4 Strukturelle Ursachen<br />

Unter strukturellen Ursachen versteht man Unregelmäßigkeiten im Aufbau<br />

des textilen Flächengebildes, welches beim Auge des Beobachters den Eindruck<br />

der Unruhe oder Streifigkeit verursacht. Unterschiede in der Fadenstärke<br />

der verwendeten Materialien können im fertigen Gewebe ungewünschte<br />

Effekte erzeugen. Das nachfolgende Beispiel verdeutlicht eine<br />

solche Strukturstreifigkeit [68]:<br />

dunkle Streifen<br />

helle Streifen<br />

Bild 2.12: Strukturunregelmäßigkeit einer PA Strickware (78 dtex) mit einem Flächengewicht<br />

von 101 g/m 2<br />

Im folgenden sollen einige typische Beispiele genannt werden. Die eventuell<br />

zugrundeliegenden physikalischen Ursachen werden im Rahmen dieser Arbeit<br />

untersucht, sofern sie auf Unregelmäßigkeiten des Spinnprozesses zurückzuführen<br />

sind.<br />

• unterschiedliche Schrumpfwerte von Schußfäden im Gewebe führen zu<br />

einer unregelmäßigen Oberflächenstruktur. Stärker geschrumpfte Anteile<br />

führen im Gewebe aufgrund geringerer Streulichtanteile zu dunkleren<br />

Stellen [8].<br />

• Verzerrungen im Maschenbild einer Strickware aufgrund falsch eingestellter<br />

oder schlecht gewarteter Strickmaschinen [55], [56].<br />

• Unterschiede im Bauschcharakter eines Fadens (z.B. „tight spots“) aufgrund<br />

nicht optimaler Texturierung.<br />

• unregelmäßig eingestellte Maschenreihen aufgrund fehlerhafter Nadeleinstellung<br />

an einer Flachstrickmaschine. [57]<br />

Die strukturellen Fehlermöglichkeiten umfassen den gesamten Prozeß der<br />

textilen Flächenbildung. Der anhaltende Trend zur Verarbeitung von Elasthan-


2 Grundlagen 20<br />

garnen als formgebendes Medium erhöht die Anfälligkeit von Flächengebilden<br />

gegenüber der strukturellen Streifigkeit sicherlich nochmals. Bei Verwendung<br />

von Elasthanen, sei es als Umwindegarn (Kern Elasthan, Mantel<br />

Polyamid) oder einfach als mitlaufender Faden kommt es aufgrund unterschiedlicher<br />

Elastizitätseigenschaften immer wieder zu unerwünschten<br />

Nebeneffekten bei Downstream- und Veredlungsprozessen. Unterschiedliches<br />

Färbeverhalten zwischen Elasthanen und Polyamid können die Sache<br />

zusätzlich erschweren.<br />

Strukturelle Ursachen können bei Untersuchungen im Textillabor häufig durch<br />

einen Hitzeabdruck festgestellt werden. Dazu wird ein Flächengebilde mit<br />

einer empfindlichen Wachsfolie unter Temperatur mit einem bestimmten<br />

Druck zusammen gepreßt. Die Strukturstreifigkeit kann anschließend auf dem<br />

Wachsabdruck wiedererkannt werden. Struktur und Form der Streifigkeit<br />

sollten zwischen Abdruck und dem optischen Eindruck im Gewebe übereinstimmen.<br />

Anschließend erfolgt dann die physikalische und chemische<br />

Untersuchung der hellen und dunklen Stellen, evtl. unter Herauslösen des<br />

Elasthananteils. Mikroskopaufnahmen vervollständigen die Untersuchung.<br />

2.5 Fehler in der Vorbehandlung und/oder Färberei<br />

Auch hier werden - der Vollständigkeit halber – Aspekte der Streifigkeit erwähnt,<br />

die für die Praxis durchaus von Belang sind, aber nicht Gegenstand<br />

dieser Untersuchung. Gemeint sind alle Prozeßschritte, die im Rahmen der<br />

Vorbehandlung und der eigentlichen Färberei potentiell Streifigkeit oder Wolkigkeit<br />

[Def. Wolkigkeit: großflächige Farbunterschiede in einem Textil] auslösen<br />

können oder zumindest ein vorhandenes Streifigkeitspotential verstärken.<br />

Die Palette der Fehlermöglichkeiten reicht von ungenügender Wäsche über<br />

mangelhaftes Entschlichten bis hin zur Auswahl ungeeigneter Zusätze und<br />

Hilfsmittel in ungeeigneten Konzentrationen. Verweilzeiten, Temperaturen und<br />

mechanische Einflüsse kommen ebenfalls in Betracht. Es sei an dieser Stelle<br />

auf die Literatur hingewiesen, da diese Fehlerquellen nicht Gegenstand der<br />

Untersuchung sind [58], [59], [60], [61], [62], [4].


21 3 Untersuchte Werkstoffe<br />

3. Untersuchte Werkstoffe<br />

3.1 Klassifizierung der untersuchten Polyamide<br />

In Kapitel 3.2 sind die Werkstoffkennwerte der untersuchten Werkstoffe<br />

tabellarisch dargestellt. Es handelt sich um handelsübliche Ultramid ® Spinnpolymere<br />

der BASF SE (PA 6, PA 66) aus aktuellen Produktionschargen<br />

sowie um PA 6 Typen aus asiatischen Quellen. Für die PA 6-Typen der BASF<br />

Marke Ultramid ® wird im folgenden auch der Ausdruck N-Polymere verwendet.<br />

• das verwendete PA 6 gehört zu der Gruppe von Polyamiden, die aus<br />

X-Aminosäuren oder deren Lactamen hergestellt und durch das<br />

Kurzzeichen PA Z gekennzeichnet werden. Die Polymere dieser Typen<br />

haben die Form [NH - (CH2)x - CO]n.<br />

Beispiele sind das Polycaprolactam (PA 6), Poly-11-aminoundecanamid<br />

(PA 11) und das Polylaurinlactam (PA 12). Die Zahl Z gibt<br />

hierbei die Position der CO-Gruppe in der Kohlenstoffkette an, es gilt<br />

folglich x=Z-1, also ist beim PA 6 x=5.<br />

• das verwendete PA 66 gehört zu den aliphatischen Polyamiden (PA Z1<br />

Z2) aus unverzweigten Diaminen und Dicarbonsäuren. Deren Polymere<br />

haben die Form [NH - (CH2)x - NCHO - (CH2)y - CO]n.<br />

Beispiele hierfür sind das Polytetramethylenadipinamid (PA 4.6), das<br />

Polyhexamethylenadipinamid (PA 6.6) und das Polyhexamethylensebacinamid<br />

(PA 6.10). Es gilt x=Z1 und y=Z2-2.<br />

Die Spinnparameter waren für alle PA 6 Typen identisch, für PA 66 wurde<br />

eine 30 °C höhere Spinntemperatur gewählt.<br />

3.2 Werkstoffkennwerte der untersuchten Polyamide<br />

Werkstoff Bezeichnung BASF BS 403 N BASF AS 2503 Chainlon 2.5 Lipolon 2.5 Zisamide 2.5<br />

Werkstoff Typ PA 6 PA 66 PA 6 PA 6 PA 6<br />

Relative Viskosität [96% H2SO4] 2.43 2.51 2.48 2.43 2.43<br />

Aminoendgruppen [mmol/kg] 43 44 53 44 39<br />

Karboxylendgruppen [mmol/kg] 69 80 43 82 72<br />

Relative Schmelzviskosität (15 min) 2.48 (270°C) 2.59 (290°C) 2.58 (270°C) 2.64 (270°C) 2.54 (270°C)<br />

Schmelzviskosität (15 min) [dPas] 900 (270°C) 780 (29 0°C) 1180 (270°C) 1430 (270°C) 1130 (270°C)<br />

Relative Schmelzviskosität (25 min) 2.49 (270°C) 2.59 (290°C) 2.60 (270°C) 2.70 (270°C) 2.57 (270°C)<br />

Schmelzviskosität (25 min) [dPas] 920 (270°C) 780 (29 0°C) 1220 (270°C) 1610 (270°C) 1240 (270°)<br />

Extrakt [%] 0.34 0.3 0.63 0.41 0.89<br />

Wassergehalt [%] 0.034 0.980 0.045 0.053 0.055<br />

TiO2-Gehalt [%] 0.3 0.3 0.29 0.28 0.27<br />

Tabelle 3.1: Werkstoffkennwerte der untersuchten Polyamide


4 Experimenteller Aufbau und Versuchsdurchführung 22<br />

4. Experimenteller Aufbau und Versuchsdurchführung<br />

4.1 Die Schnellspinnanlage EMS Inventa H4S<br />

Bei der untersuchten Spinnanlage handelt es sich um eine textile Hochgeschwindigkeitsspinnanlage<br />

vom Typ EMS Inventa, die zur Herstellung vollverstreckter<br />

synthetischer Fasern aus Polyamid 6 und 6.6 verwendet wird. Der<br />

übliche Arbeitsbereich für Polyamid-Garne liegt zwischen 40-100 dtex bei<br />

5000 m/min Spinngeschwindigkeit. Es sind sowohl FDY (Fully Drawn Yarn)<br />

als auch POY/HOY (Partially Oriented Yarn/Highly Oriented Yarn) Prozesse<br />

möglich. Der schematische Aufbau sieht wie folgt aus.<br />

Extruder<br />

Spinnpräparation (Öler)<br />

Spinnbalken<br />

Schmelzestrom<br />

Faden<br />

Einzelne<br />

Filamente<br />

1. Galettenpaar<br />

2. Galettenpaar<br />

Dampfkammer<br />

Bild 4.1: Schematische Darstellung der Spinnanlage<br />

Wickler<br />

Die Hauptbaugruppen der Anlage werden im folgenden beschrieben.


23 4 Experimenteller Aufbau und Versuchsdurchführung<br />

Extruder<br />

Bild 4.2: Extruder<br />

Der Extruder besteht im wesentlichen aus einem Zylinder, in dem eine Welle<br />

mit aufgebrachtem Schraubengewinde läuft. Das Granulat wird über eine<br />

Rohrleitung dieser Schraubenwelle zugeführt. Durch die Schnecke wird das<br />

Granulat axial gefördert und durch außen angebrachte Heizbandagen sowie<br />

durch Scherung und Reibung auf flüssigen Zustand erhitzt (ca. 265–300°C).<br />

Dabei kommt der Scherung und Reibung der größere Anteil beim Aufschmelzen<br />

des Polyamids zu, da der Anteil der Heizbänder nur ca. 10-20% beträgt.<br />

Der übliche Betriebsdruck beträgt 60–120 bar.<br />

Durch das Aufschmelzen des Granulats und der dabei wirkenden Scherkräfte<br />

und Temperaturen kommt es im Polyamid zu einer Umamidierung und eines<br />

Aufbaus der Viskosität bei typischen, niedrigviskosen PA 6 Spinnpolymeren<br />

der Viskositätsklasse 2.4 (relative Viskosität des Polymers gemessen in 96<br />

%iger Schwefelsäure). Damit verbunden wird auch ein Anstieg des Extraktgehalts<br />

sowie ein Abbau der Aminoendgruppen beobachtet. In der folgenden<br />

Tabelle 4.1 sind typische Materialkennwerte für Polyamid 6 bei Verweilzeiten<br />

von 15 und 25 min dargestellt. Diese Verweilzeiten entsprechen der typischen<br />

Durchlaufzeit des Granulats vom Extrudereinzug bis zur Spinndüse:<br />

Granulat<br />

Extrudat<br />

(Verweilzeit 15 min)<br />

Extrudat<br />

(Verweilzeit 25 min)<br />

Rel.Viskosität 2.40 2.46 2.49<br />

Extrakt [%] 0.36 1.48 1.51<br />

Aminoendgruppen [mmol/kg] 41 38 38<br />

Tabelle 4.1: Werkstoffkennwerte für Granulat und extrudiertes Polyamid 6 (Ultramid<br />

BS 403 N) in Abhängigkeit der Verweilzeit


4 Experimenteller Aufbau und Versuchsdurchführung 24<br />

Damit verbunden kommt es auch zu einer Verschiebung der Molmassenverteilung,<br />

wie im folgenden Bild 4.3 zu sehen ist:<br />

Relative Häufigkeit<br />

1,6<br />

1,4<br />

1,2<br />

1<br />

0,8<br />

0,6<br />

0,4<br />

0,2<br />

0<br />

100 1.000 10.000 100.000 1.000.000<br />

Bild 4.3: Molekulargewichtsverteilung (Brechungsindex) für Granulat (rot), Extrudat nach<br />

15 min (grün) und Extrudat nach 25 min (blau)<br />

Es kommt lediglich zu einer Verschiebung der Kurve nach rechts, die Kurvenform<br />

und das Verhältnis des Zahlenmittels zum Gewichtsmittel bleibt unverändert,<br />

wie in Tabelle 4.2 dargestellt wird. Damit bleibt das Polymer bis auf<br />

einen leichten Viskositätsaufbau in seiner Struktur unverändert.<br />

Zahlenmittel<br />

Mn<br />

Molmasse [Da]<br />

Gewichtsmittel<br />

Mw<br />

Mw/Mn<br />

Extrudat (15 min) 22.000 62.000 2.8<br />

Extrudat (25 min) 22.000 62.000 2.8<br />

Granulat 20.000 56.000 2.8<br />

Tabelle 4.2: Zahlenmittel und Gewichtsmittel<br />

Für das in dieser Arbeit behandelte Problem der Streifigkeit haben die Verweilzeiten<br />

im Extruder bzw. im Gesamtsystem keine Auswirkungen. Der<br />

beobachtete Viskositätsaufbau sowie die Reduzierung der Aminoendgruppen<br />

läuft bei stabilen Extrusionsbedingungen in der Regel sehr gleichmäßig ab<br />

und beeinflußt die Anfärbung nicht. Unterschiedlich lange Verweilzeiten und<br />

unterschiedliche Scherbedingungen (z.B. durch Schwankungen des Extruderdrucks<br />

oder des Spinndüsendrucks) können dagegen sehr wohl Streifigkeit<br />

induzieren. Solche Phänomene wurde jedoch im Rahmen dieser Arbeit an der<br />

beschriebenen Spinnanlage nicht beobachtet.


25 4 Experimenteller Aufbau und Versuchsdurchführung<br />

Spinnbalken<br />

Bild 4.4: Spinnbalken mit 4 Düsenpaketen<br />

Der Spinnbalken (Spinnkopf) ist in einem Außenmantel mit Diphyldampf beheizt.<br />

Im Spinnkopf sind 2 Spinnpumpen angeordnet, die die Polymerschmelze<br />

den Spinndüsenpaketen zuführen. Aus den 4 Düsenpaketen tritt die<br />

Schmelze – durch Zahnradpumpen gefördert – in den Blasschacht und wird<br />

verstreckt und verfestigt.<br />

Blasschacht<br />

Der Blasschacht (Funktion: Anblasung der Filamente mit konditionierter Luft)<br />

befindet sich unterhalb der Spinndüsen und hat eine Länge von 2 m.<br />

Bild 4.5: Blasschacht mit 4 Fäden


4 Experimenteller Aufbau und Versuchsdurchführung 26<br />

Im Blaschacht werden die Filamente befeuchtet sowie abgekühlt. Aufgrund<br />

der gleichzeitig stattfindenen Verfestigung des Fadens durch den starken Verzug<br />

(ausgelöst durch den Geschwindigkeitsunterschied zwischen der Abzugsgalette<br />

und der Geschwindigkeit des Fadens beim Düsenaustritt) findet<br />

parallel auch eine dehninduzierte Kristallisation statt.<br />

Die Befeuchtung des Fadens in diesem Stadium des Prozesses hat signifikante<br />

Auswirkungen auf die physikalischen Eigenschaften des Garnes, wie im<br />

Kapitel 5 zu sehen sein wird. Wasser wirkt hier zusätzlich zu den starken<br />

äußeren Spannungen, die die dehninduzierte Kristallisation auslösen, als<br />

Kristallisationsbeschleuniger. Schwankungen des Feuchtegehaltes der<br />

Blasluft führen somit auch zu veränderten physikalischen Eigenschaften des<br />

Garnes mit Einfluß auf das Anfärbeverhalten und damit auf die Streifigkeit.<br />

Dies wird in Kapitel 5 und 6 ausführlich beschrieben.<br />

Schwankungen der Blasluftfeuchte haben ihre Ursachen häufig in einer<br />

unzureichenden Auslegung bzw. Prozeßsteuerung der Klimaanlage. Eine<br />

typische Klimatisierung einer Anlage ist im folgenden Bild 4.6 zu sehen.<br />

(Quelle: Neumag).<br />

Sensor<br />

Luftdruck<br />

Sensor Lufttemp.<br />

und -feuchte<br />

Kühlluft<br />

Gebläse<br />

Frequenzumwandler<br />

für Gebläse<br />

Dampfbefeuchtung<br />

Befeuchter Heizer<br />

Umwandler für<br />

Luftheizung<br />

Kühler<br />

Bild 4.6: Schemazeichnung eines Blasschachtes für Polyamidanlagen<br />

Abhängig von den äußeren Umständen (z.B. der Konstanz der angesaugten<br />

Luft in Bezug auf Temperatur und Feuchte) kann eine schlecht ausgelegte<br />

Anlage die eingestellten Parameter nicht unter allen Betriebszuständen<br />

gewährleisten.<br />

Filter<br />

Sensor Lufttemp.<br />

und -feuchte<br />

Klappe<br />

Luftzufuhr<br />

außen<br />

Kühler<br />

Luftzufuhr<br />

innen


27 4 Experimenteller Aufbau und Versuchsdurchführung<br />

Es kommen hier die „Reaktionszeit“ der Anlage in Verbindung mit der Qualität<br />

und der Dimensionierung der luftführenden Teile und Sensoren zum Tragen.<br />

Ein zu großes oder zu träges Dampffeuchteventil kann eine Schwankung<br />

ebenso induzieren wie eine zu träge oder zu schnelle Regelung oder ungenaue<br />

und driftende Sensoren. Die Schwankungen der hier untersuchten Anlage<br />

wurden durch das Dampffeuchteventil ausgelöst.<br />

Öler<br />

Bild 4.7: Auftrag der Spinnpräparation durch die Öler<br />

Der Öler sorgt durch gleichmäßiges Aufsprühen einer speziellen Öl-Wasseremulsion<br />

für guten Fadenschluß und optimale Laufeigenschaften des Garnes.<br />

Die aufgetragene Ölmenge schützt den Faden vor mechanischer Beanspruchung<br />

mit Garnschädigung und der enthaltene Wasseranteil in der Spinnpräparation<br />

führt dem Polymer weitere Feuchte zu, um einen möglichst ausgeglichenen<br />

Wassergehalt des Polyamidfadens zu erzielen.<br />

Galetten<br />

Bild 4.8: unbeheiztes Galettenpaar<br />

Die Galetten sind drehende Walzen, jeweils in einem Duo angeordnet. Der<br />

Faden wird ca. 5-6 mal um beide Galetten geschlungen. Um die dazu not-


4 Experimenteller Aufbau und Versuchsdurchführung 28<br />

wendige Fadenverlegung zu erreichen, sind die beiden Galetten in axialer<br />

Richtung nicht parallel. Der Grad dieser „Verschränkung“ bestimmt den Abstand<br />

der Umschlingungen. In der Anlage sind 2 Duo’s angeordnet, wobei das<br />

2. Duo ca. 10% schneller dreht, um durch das Strecken des Fadens eine<br />

Erhöhung seiner Festigkeit zu erreichen.<br />

Dampfkammer<br />

Bild 4.9: Dampfkammer<br />

In der Relaxierungseinheit (Dampfkammer) werden mit Hilfe von Dampf Relaxationsvorgänge<br />

im Garn ausgelöst, die den auftretenden Schrumpf in<br />

späteren Prozeßschritten (z.B. Färben in kochendem Wasser) minimieren<br />

sollen. Typische Werte sind 3 bar Dampfdruck bei ca. 140°C.<br />

Wickler<br />

Bild 4.10: Wickler<br />

Im Wickler werden die hergestellten Fäden aufgewickelt. Um eine gleichbleibende<br />

Wickelgeschwindigkeit zu erreichen, wird die Umfangsgeschwindigkeit<br />

des Wickelkörpers von der Tastwalze abgetastet. Mit Hilfe entsprechender<br />

elektronischer Regelsysteme wird die Drehzahl der Spulen mit zunehmendem<br />

Wickeldurchmesser verlangsamt. Das Faserbündel wird mit Hilfe<br />

einer Changierung in alternierenden Bewegungen als Spule abgelegt.


29 4 Experimenteller Aufbau und Versuchsdurchführung<br />

Übliche Wickelgeschwindigkeiten sind 4500-5500 m/min. Maschinentechnisch<br />

könnten 8000 m/min erreicht werden, was aber nicht praktiziert wird, da die<br />

mechanische Garnbeanspruchung stark ansteigt und der Ausschuß exponentiell<br />

zunimmt.<br />

4.2 Das Grundkonzept der Meßtechnik<br />

Das Grundkonzept von „SLIM“ (Spinning Line Monitoring Expert System)<br />

sieht vor, alle verfügbaren Daten einer Spinnanlage während der Ausspinnung<br />

online und in Echtzeit zu erfassen, die Daten zu speichern und anhand<br />

mathematisch-statistischer Methoden auszuwerten. Die Programmierung von<br />

SLIM entstand am Center for Experimental Mechanics (CEM), Ljubljana in<br />

Zusammenarbeit mit der BASF SE.<br />

Zusätzlich wurden vorhandene „externe“, d.h. nicht ursprünglich in die Spinnanlage<br />

integrierte Sensoren in die Auswertung miteinbezogen. Im Falle der<br />

Fadenspannungsmeßsensoren geschah dies durch Verknüpfung mit dem<br />

SLIM Auswertemodul. Die Laser-Doppler-Geschwindigkeitsmessungen<br />

wurden offline korreliert. Untersuchungsgegenstand war eine moderne<br />

Hochgeschwindigkeitsspinnanlage für textile Garne, wie sie in Kapitel 4.1<br />

beschrieben wird.<br />

Das hier vorgestellte Konzept verbindet eine Erfassung aller verfügbaren Maschinen-<br />

und Garnparameter durch moderne Meßtechnik und eine anschließende<br />

Korrelations- und Auswertemöglichkeit der Daten in beliebiger Reihenfolge<br />

und Kombination, verbunden mit der Möglichkeit, offline generierte<br />

Laborergebnisse zu integrieren.<br />

4.3 Die Hardware<br />

Die Spinnanlage EMS Inventa (A 100) umfaßt in der untersuchten Ausbaustufe<br />

46 Meßstellen, die in der folgenden Tabelle 4.3 aufgelistet werden. Die<br />

vorhandenen Programmbeschreibungen und Anleitungen sowie das eigentliche<br />

„SLIM“ Programm selbst verwenden als Standardsprache Englisch. Aus<br />

diesem Grund werden Meßstellenverzeichnisse und Diagramme, die sich auf<br />

das „SLIM“ Programm beziehen, mit englischen Bezeichnungen wiedergegeben.<br />

Es handelt sich um 46 Meßstellen, von denen 31 permanent im Betrieb sind,<br />

15 weitere können optional aktiviert werden. Die Meßstellen sind mit<br />

Bezeichnung, Sensortyp, Genauigkeit und physikalischem Meßbereich<br />

dargestellt.<br />

Die Genauigkeitsklassen sind wie folgt definiert:<br />

• Genauigkeitsklasse Temperatur: Klasse B = +/- 0.3°C + 0.005 * T<br />

• Genauigkeitsklasse Druck: Klasse 0.6 = Eichfehlergrenze 0.5%


4 Experimenteller Aufbau und Versuchsdurchführung 30<br />

Nr. Meßstelle Sensor Meßgröße Meßbereich Genauigkeit<br />

1 Heizzone 1 - Extruder T130.1e Temperatur 150-350 °C Klasse B<br />

2 Heizzone 2 - Extruder T130.2e Temperatur 150-350 °C Klasse B<br />

3 Heizzone 3 - Extruder T130.3e Temperatur 150-350 °C Klasse B<br />

4 Heizzone 1 - Regler T130.1c Spannung 0 – 100 % 0.2%<br />

5 Heizzone 2 - Regler T130.2c Spannung 0 – 100 % 0.2%<br />

6 Heizzone 3 - Regler T130.3c Spannung 0 – 100 % 0.2%<br />

7 Extruderausgangstemp. T130.4 Temperatur 150-350 °C Klasse B<br />

8 Diphyl - Extruder T150.3e Temperatur 150-350 °C Kla sse B<br />

9 Diphyl Regler T150.3c Spannung 0 – 100 % 0.2%<br />

10 Extruderausgangsdruck P130.1 Druck 50–120 bar Klasse 1<br />

11 Spinndüsendruck P140.1 Druck 50–200 bar Klasse 1<br />

12 Extruderdrehzahl S130.1e Umdrehung 20-120 U/min 0.2%<br />

13 Extruder Motorspannung S130.1c Spannung 0-100 % 0.2%<br />

14 Spinnpumpe S140.1 Umdrehung 10-50 U/min 0.2%<br />

15 Monomerabsaugung P160.1 Druck n.a. n.a.<br />

16 Spinnbalkenschmelze T140.1 Temperatur 150-350 °C Klasse B<br />

17 Blaslufttemperatur T160.1 Temperatur 10-30 °C 0.5 %<br />

18 Blasluftfeuchte Q160.2 Rel. Feuchte 0-100% 0.5%<br />

19 Blasluftdurchsatz Q160.3 Volumenstrom 1000-2000 m 3 /h 0.5%<br />

20 Präparationspumpe S165.1 Umdrehung 0-60 U/min 0.2%<br />

21 Prozessdampf P170.32 Druck 0-5 bar 0.5%<br />

22 Aerosolabscheider P170.34 Druck +-30 mbar 0.5%<br />

23 Öler 1 T165.1 Temperatur 0-100 °C Klasse B<br />

24 Öler 2 T165.2 Temperatur 0-100 °C Klasse B<br />

25 Verwirbelung 1 P1 Druck 0-5 bar 0.5 %<br />

26 Verwirbelung 2 P2 Druck 0-5 bar 0.5%<br />

27 Galettenpaar 1.1 S170.11 Umdrehung 1000-6000 m/min 0.2%<br />

28 Galettenpaar 2.1 S170.13 Umdrehung 1000-6000 m/min 0.2%<br />

29 Unitens 1 X170.1 Fadenspannung 0-40 cN n.a.<br />

33 Unitens 2 X170.2 Fadenspannung 0-40 cN n.a.<br />

31 Unitens 3 X170.3 Fadenspannung 0-40 cN n.a.<br />

32 Unitens 4 X170.4 Fadenspannung 0-40 cN n.a<br />

33 Unitens 5 X170.5 Fadenspannung 0-100 cN n.a<br />

34 Unitens 6 X170.6 Fadenspannung 0-100 cN n.a<br />

35 Unitens 7 X170.7 Fadenspannung 0-100 cN n.a<br />

36 Unitens 8 X170.8 Fadenspannung 0-100 cN n.a<br />

37 Tastwalze Wickler S180.7 Umdrehung 1000-6000m/min 0.2%<br />

38 Dorn A S180.4 Umdrehung 2500-1500m/min 0.2%<br />

39 Dorn B S180.5 Umdrehung 2500-1500m/min 0.2%<br />

40 Kehrgewindewelle<br />

Wickler<br />

S180.6 Umdrehung 0-2000 U/min 0.2%<br />

41 Spinnebene T180.9 Temperatur n.a. n.a.<br />

42 Spinnebene P170.44 Druck n.a. n.a.<br />

43 Spinnebene Q160.12 Rel. Feuchte n.a. n.a.<br />

44 Spulebene T180.10 Temperatur 0-50 °C 0.5%<br />

45 Spulebene P.170.45 Diff.druck Luft -0.2 - 0.2 mmWS 0.5%<br />

46 Spulebene Q160.13 Rel. Feuchte 0-100% 0.5%<br />

Tabelle 4.3: Meßstellen der Spinnanlage A 100


31 4 Experimenteller Aufbau und Versuchsdurchführung<br />

Bild 4.11 zeigt die Anordnung der Meßstellen schematisch in der Anlage.<br />

Heating zone 1<br />

Heating zone 2<br />

Heating zone 3<br />

Extruder motor contr.<br />

Dow therm contr.<br />

T130.1<br />

T130.2<br />

T130.3<br />

S130.1<br />

T150.3<br />

Extruder controller Extruder<br />

Temp<br />

Spinning Floor<br />

Winding Floor<br />

Spinning Floor Temperature<br />

Press Spinning Floor Pressure<br />

Humid Spinning Floor Humidity<br />

Proces steam<br />

P170.32<br />

Chuck A<br />

Chuck B<br />

S130.1<br />

Extruder screw<br />

Godet 2<br />

Steam chamber<br />

Entanglement2<br />

P2<br />

S180.7 Feeler roller<br />

Traverse motion<br />

Bild 4.11: Übersicht der Meßstellen in der Anlage.<br />

Godet 1<br />

Die Auswahl der erforderlichen Meßhardware fiel nach Erwägung aller<br />

relevanten Faktoren auf Produkte der Firma „National Instruments“. Im<br />

einzelnen besteht die Hardware aus folgenden Modulen:<br />

• Prozeßsteuerungseinheit (NI-PXI Serie)<br />

• 8156/233 System Controller, Windows NT<br />

• 6070E and NI-DAQ Software for Windows<br />

• 1000 8-Slot Chassis<br />

• 1000 Rackmount Kit<br />

Next Measurement:<br />

Melt<br />

Heating zone1 Heating zone3 T130.4<br />

Extruder<br />

T130.1 T130.2 T130.3<br />

P130.1<br />

Heating zone2<br />

Dow therm extruder<br />

Melt-Spinning Beam<br />

T140.1 T150.3<br />

Aerosol separator<br />

P170.34<br />

Spin Pump<br />

S140.1 S140.2<br />

Spin Pump1 Spin Pump2<br />

Spin pack<br />

P140.1<br />

S165.1<br />

Spin Finish Pump<br />

Oiler1<br />

T165.1<br />

Entanglement1<br />

P1<br />

Oiler2<br />

T165.2<br />

Temp<br />

Press<br />

Winding Floor Temperature<br />

Godet 2.2<br />

S170.14<br />

Winding Floor Pressure<br />

Godet 1.2<br />

S170.13 S170.12<br />

Godet 2.1<br />

Godet 1.1<br />

S170.11<br />

Humid Winding Floor Humidity<br />

Unitens1 S170.1<br />

Unitens2 S170.2<br />

S180.4<br />

S180.5<br />

S170.3 Unitens3<br />

S170.4 Unitens4<br />

S180.6<br />

P140.1 Monomer suction<br />

T160.1<br />

Q160.2<br />

Q160.3<br />

Quenching Air<br />

preparation<br />

Quenching Air<br />

Temperature<br />

Quenching Air<br />

Humidity<br />

Quenching Air<br />

Quantity


4 Experimenteller Aufbau und Versuchsdurchführung 32<br />

• Signalaufnahmeeinheiten (NI-SCXI Serie)<br />

• 8 Kanäle für TTL Frequenzsignale (1 Modul)<br />

• 16 Kanäle für analoge und TTL Frequenzsignale (2 Module)<br />

• 40 Kanäle für analoge Signale (5 Module)<br />

Die beschriebene Hardware weist folgende technischen Daten auf:<br />

• PCI Bus<br />

• 0.33 – 1.25 MHz Sampling Rate pro Kanal<br />

• 12 bit Auflösung<br />

• bis zu 112 Signale pro PXI Einheit, erweiterbar auf über 2000<br />

Bild 4.12 zeigt die Hardwarekonzeption:<br />

Bild 4.12: Hardwarekonzeption der Spinnanlage A 100


33 4 Experimenteller Aufbau und Versuchsdurchführung<br />

Bild 4.13 zeigt die schematische Zuordnung der Signale:<br />

Bild 4.13: Signalzuordnung der Spinnanlage A 100


4 Experimenteller Aufbau und Versuchsdurchführung 34<br />

Aufgrund der räumlichen Erstreckung einer Spinnanlage über 4 Stockwerke<br />

wurden auch die Signalaufnahmeeinheiten räumlich getrennt. Die überwiegende<br />

Zahl der Meßsignale fallen im ersten Stockwerk an, wo die Extruder-<br />

und Blasschachtebene liegt. Die anderen Signale werden im Erdgeschoß, der<br />

Aufspulebene, erfaßt. Das Hardwarekonzept wurde dieser Tatsache durch die<br />

Verwendung zweier Schaltschränke gerecht, welche im Erdgeschoß und im<br />

ersten Obergeschoß plaziert wurden. Dadurch wurden die Kabellänge und<br />

mögliche Störsignale zwischen Sensor/Umrichter und der Signalaufnahmekarte<br />

reduziert. Alle Signale werden dabei in den Karten auf Meßströme von<br />

4-20 mA transferiert und an die PXI Zentraleinheit übertragen. Das folgende<br />

Bild 4.14 zeigt die beiden Schaltschränke mit den eingebauten Modulen.<br />

Signalerfassungs<br />

einheit PXI 1000<br />

Signalerfassungs<br />

einheit SCXI 1000<br />

Spinnebene<br />

Spulebene<br />

Signalerfassungs<br />

einheit SCXI 1000<br />

Bild 4.14: Schaltschrankkonzept mit Meßeinheiten<br />

Schaltschrank 1<br />

Schaltschrank 2<br />

Verbindungskabel<br />

SH 32-32


35 4 Experimenteller Aufbau und Versuchsdurchführung<br />

Vor dem Einbau in die Spinnanlage wurden alle Hardwaremodule im Labor<br />

des Centers of Experimental Mechanics (CEM) in Ljubljana, Slowenien, getestet.<br />

Dabei wurden mit Hilfe eines HP 8904 A Multifunktions-Signalgenerators<br />

Signale generiert und mit der NI Hardware gemessen. Als Referenz wurde<br />

zusätzlich mit einem HP 35660 A Signalmeßgerät und einem Digital Oszilloskop<br />

HP 54501 A parallel gemessen. Die gemessenen Signale wurden anschließend<br />

abgeglichen.<br />

Die erzeugten Signale waren je nach Signalart unterschiedlich:<br />

• analoge Signale wurden mit unterschiedlicher Amplitude und Form erzeugt<br />

und in die SCXI 1120 Module eingespeist<br />

• die Module vom Typ SCXI 1126 und FRQ 8 wurden mit Sinus- und<br />

Rechteckfunktionen unterschiedlicher Frequenz und Amplitude<br />

beaufschlagt.<br />

Die genauen Daten der Testprozedur können der nachfolgenden Tabelle<br />

entnommen werden.<br />

Signalart Amplitude Frequenz<br />

Analog 0.5 V, 1.5 V, 2 V 100 Hz, 10 kHz, 100 kHz<br />

Sinus 0.5 V, 1.5 V, 2 V 100 Hz, 10 kHz, 100 kHz<br />

Rechteck 0.5 V, 1.5 V, 2 V 100 Hz, 10 kHz, 100 kHz<br />

Tabelle 4.4: Labortestsignale für NI Hardware<br />

Der Abgleich der gemessenen Signale zwischen NI Hardware und den Referenzmessungen<br />

mit dem obengenannten HP Equipment ergab keine signifikanten<br />

Abweichungen außerhalb der Meßgenauigkeit.<br />

4.4 Die Software<br />

4.4.1 Bestandteile des Programms<br />

Das Programm SLIM (Spinning Line Monitoring Expert System) besteht aus<br />

vier Grundbausteinen:<br />

• Grafische Benutzeroberfläche für Windows NT / Windows 95/98<br />

Die grafische Benutzeroberfläche erlaubt zwei Betriebsmodi, den<br />

normalen „User-Status“ sowie den „Administrator-Status“, der weitgreifende<br />

Änderungen in der Benutzerverwaltung und Kanaleinstellung<br />

ermöglicht. Im „User-Status“ bedient der Anwender das SLIM Programm<br />

über Maussteuerung und Dateneingabe in die vorgesehenen<br />

Felder. Die einzelnen Masken werden im folgenden Abschnitt näher<br />

erläutert.<br />

• Meßtechnisches Modul<br />

Im meßtechnischen Modul werden bei jedem neuen Meßvorgang die<br />

Hardwarebausteine des Systems anhand der eingegebenen Parameter<br />

abgeglichen und initialisiert. Die Messungen selbst erfolgen in Echtzeit.


4 Experimenteller Aufbau und Versuchsdurchführung 36<br />

Nach Beendigung der Messung wird das komplette System „resetted“.<br />

• Datenspeicherungs- und Darstellungsmodul<br />

Das Datenspeicherungs- und Darstellungsmodul übernimmt die gemessenen<br />

Daten und schreibt sie in Dateien, wobei für jeden Kanal ein<br />

eigenes Unterverzeichnis vorgesehen ist. Die Daten können bereits<br />

während der Messung dargestellt werden, wobei aufgrund von Programmrestriktionen<br />

(NI Labview Version 5.1) nur drei verschiedene<br />

physikalische Größen gleichzeitig dargestellt werden können. Nach<br />

Beendigung der Messung können beliebig viele Daten in beliebigen<br />

Zeiträumen mit verschiedenen Auflösungen dargestellt werden.<br />

• Analyse- und Auswertemodul<br />

Im Analyse- und Auswertemodul können die gemessenen Daten in frei<br />

wählbaren Intervallen statistisch ausgewertet werden. Die Kurvenverläufe<br />

können durch verschiedene mathematische Methoden geglättet<br />

werden und mittels FFT (Fast Fourier Transformation) von einer zeitlichen<br />

Darstellung in eine frequenzabhängige Form transferiert werden.<br />

Für beide Darstellungsformen besteht die Möglichkeit, zwei gemessene<br />

Signale zu korrelieren und den Korrelationskoeffizienten zu<br />

berechnen.<br />

Die im nachfolgenden Abschnitt beschriebene Funktionalität des Programms<br />

soll keineswegs eine verkürzte Bedienungsanleitung für den Umgang mit<br />

„SLIM“ sein. Vielmehr geht es um eine Darstellung der Möglichkeiten und<br />

Zusammenhänge des gesamten Programmkomplexes, was zu einem besseren<br />

Verständnis der in Abschnitt 5 gezeigten Meßergebnisse und deren<br />

Interpretationen beitragen soll. Die im folgenden benutzten Diagramme und<br />

Beschreibungen sind den <strong>Dokument</strong>ationen des Center of Experimental<br />

Mechanics (CEM), Ljubljana, Slowenien, entnommen.


37 4 Experimenteller Aufbau und Versuchsdurchführung<br />

4.4.2 Die Datenerfassung<br />

Nach dem Starten des Programmes „SLIM“ erscheint eine User- und<br />

Paßwortabfrage.<br />

Bild 4.15: Paßworteingabe<br />

Bei korrekter Eingabe landet der Anwender im Feld „General Data“, wo die<br />

grundlegenden Daten des gemessenen Spinnversuchs eingegeben werden,<br />

nämlich:<br />

• Nummer des Spinnversuchs<br />

• Name des Sachbearbeiters<br />

• Spulgeschwindigkeit (wichtig für eine Zuordnung der gemessenen<br />

Werte zu einer definierten Garnlänge)<br />

• Verzeichnis des Datenfiles<br />

• Zeit und Datum, welche von der Systemuhr vergeben werden.<br />

Bild 4.16: Maske „General Data“


4 Experimenteller Aufbau und Versuchsdurchführung 38<br />

Nach Eingabe der Basisdaten gelangt man zurück ins Auswahlmenü, wo<br />

zwischen Längen- oder Zeitkriterium gewählt werden muß. Bei Auswahl des<br />

Längenkriteriums wird anhand der eingegebenen Spulgeschwindigkeit eine<br />

Fadenlänge berechnet, um eventuell später gemessene Abweichungen einer<br />

definierten Garnlänge zuordnen zu können.<br />

Es gibt die folgenden Parameter:<br />

• „Scan Region“ (Garnlänge pro Scan-Prozeß)<br />

• „Total monitoring length“ (Gesamtlänge des gemessenen Garns)<br />

• „Length interval between two measurements“ (Länge des Garnstücks<br />

während der Meßpause zwischen zwei Meßintervallen)<br />

• „Total number of measurements“ (vom Programm berechnete Anzahl<br />

der Meßdatensätze)<br />

Das folgende Bild 4.17 zeigt das Längenkriterium-Fenster.<br />

Bild 4.17: Maske „Length Criteria“<br />

Eine zweite Möglichkeit bietet die Maske mit den zeitrelevanten Parametern.<br />

Hier wird direkt die Meßzeit bzw. die Meßunterbrechung eingetragen:<br />

• „Scanning interval“ (Zeitintervall der pro Messzyklus zur Verfügung<br />

steht. Es wird ein Wert ermittelt, der für diesen Zyklus in das Datenfile<br />

geschrieben wird. Der Mittelwert wird aus der Abtastrate (Standardeinstellung<br />

1000 Hz) und der Scan-Zeit berechnet. Im Extremfall, bei<br />

einem gewählten Zeitintervall von 1ms und keiner Meßunterbrechung<br />

werden keine Mittelwerte mehr gebildet.<br />

• „Total Measuring Time“ (gesamte Meßdauer als Summe von Meßintervallen<br />

und Meßunterbrechungen)<br />

• „Intervall between two measurements“ (Dauer der pro Scan-Zyklus gewählten<br />

Meßunterbrechung)<br />

• „Total number of measurements“ (anhand der o.g. eingegebenen<br />

Werte errechnete Datenzahl)


39 4 Experimenteller Aufbau und Versuchsdurchführung<br />

Das Zeitwahlfenster ist in der folgenden Abbildung dargestellt.<br />

Bild 4.18: Maske „Time Criteria“<br />

Nach Eingabe der Meßparameter wird vom Programm die Meßeingangsmaske<br />

dargestellt, in der alle eingegebenen Daten zu sehen sind. Es besteht<br />

nochmals die Möglichkeit einer Änderung. In diesem Fenster kann dann die<br />

eigentliche Messung aktiviert werden, der Menüpunkt „Measurement“ ist<br />

freigegeben.<br />

Bild 4.19: „Measurement module“


4 Experimenteller Aufbau und Versuchsdurchführung 40<br />

Nach Beginn der Messung durch Klicken auf „Measurement“ erscheint das<br />

eigentliche Hauptfenster des Meßprogramms.<br />

Bild 4.20: Hauptfenster des Meßprogrammes<br />

In diesem Programmteil wird die Spinnanlage grafisch dargestellt, wobei alle<br />

Meßstellen als kleine Fenster mit Bezeichnung des Meßpunktes gemäß<br />

Schaltplan integriert sind (z.B. T130.1 für Extruder-Heizzone 1). Die physikalischen<br />

Größen sind farblich unterteilt:<br />

Rot: Temperaturen<br />

Blau: Drücke<br />

Gelb: Drehzahlen/Frequenzen<br />

Braun: Fadenspannungen<br />

Violett: Luftmassenstrom<br />

Grün: Luftfeuchte<br />

Die Hauptdaten des Spinnprozesses werden im grauen Datenfenster auf der<br />

linken Seite dargestellt (im Bild durch die beiden blauen und gelben Diagramme<br />

teilweise verdeckt). Die Wiederholfrequenz der Datendarstellung ist abhängig<br />

von den eingestellten Meßzyklen und Pausenzeiten. Durch Anklicken<br />

einer Meßstelle können bereits während der Messung deren bisher gemessene<br />

Daten in beliebiger Auflösung grafisch dargestellt werden. Aus programmtechnischen<br />

Gründen sind maximal drei Darstellungen verschiedener<br />

physikalischer Größen möglich. Das Hauptmeßfenster bleibt während der<br />

Messung geöffnet, nach Abschluß der Messung springt das Programm wieder<br />

ins „General Data“ Menü. Hier sind neue Messungen möglich.


41 4 Experimenteller Aufbau und Versuchsdurchführung<br />

4.4.3 Die Datendarstellung und –analyse<br />

Dieses Programmodul unterscheidet zwischen der reinen Datendarstellung<br />

und der Analyse der gemessenen Werte. Beide Funktionalitäten können über<br />

die Hauptprogrammaske abgerufen werden; unter dem Menüpunkt „Data“.<br />

Hier können verschiedene Meßdateien aufgerufen werden und einzelne Kanäle<br />

(z.B. Druck des Düsenpaketes) angewählt werden. Es ist möglich, verschiedene<br />

physikalische Größen in einem Diagramm darzustellen oder auch<br />

Werte verschiedener Messungen aus unterschiedlichen Spinnversuchen auszuwählen.<br />

Das folgende Bild 4.21 zeigt das Auswahlfenster:<br />

Bild 4.21: „Data Display“ Maske<br />

Nach Auswahl der darzustellenden Meßkanäle erfolgt das Klicken auf das<br />

Fenster „Display“. Das folgende Bild 4.22 zeigt zwei gemessene Temperaturen<br />

(Extruder-Heizzone 1 und Schmelzetemperatur) des gleichen Spinnversuchs<br />

über einen Meßzeitraum von 4 Stunden.<br />

Bild 4.22: „Datendarstellung“


4 Experimenteller Aufbau und Versuchsdurchführung 42<br />

Die darzustellenden Größen können in jedem beliebigen Zeitraum und jeder<br />

beliebigen Auflösung dargestellt und auch ausgedruckt werden. Nach der<br />

Auswahl von maximal zwei Meßsignalen zur Analyse im Fenster „Measuring<br />

points“ mittels Anklicken, können die gewählten Werte statistisch ausgewertet<br />

werden. Dazu wird das Fenster „Analyze“ gewählt. Die ausgewählten Werte<br />

werden dann in den Analyseteil des Programms transferiert. Sind unterschiedlich<br />

lange Meßintervalle zweier Signale aus verschiedenen Messungen<br />

zu untersuchen, so erscheint zunächst das Fenster „Interpolation dialog box“,<br />

welches im folgenden Bild 4.23 dargestellt ist.<br />

Bild 4.23: Maske „Interpolation dialog box“<br />

Der Benutzer hat die Möglichkeit, die unterschiedlichen Intervalle an die minimal<br />

oder maximal vorhandenen Intervalle anzupassen, alternativ kann er das<br />

Intervall in den genannten Grenzen auch vorgeben. Diese Schritt ist bei unterschiedlichen<br />

Meßintervallen notwendig, um sinnvoll korrelieren zu können. Je<br />

nach Option kann es dabei zum Verlust (Ignorierung) eines Teil der gemessenen<br />

Daten für die Auswertung kommen. Bei Meßsignalen der gleichen<br />

Messung erscheint dieses Feld nicht und der Anwender gelangt direkt in das<br />

Analysemodul, welches im Bild 4.24 dargestellt wird:<br />

Bild 4.24: „Analysis Module Window“ Maske


43 4 Experimenteller Aufbau und Versuchsdurchführung<br />

Hier sind in den beiden Hälften der Maske die beiden ausgewählten Signalverläufe<br />

farblich differenziert zu sehen. In beiden Diagrammfenstern werden<br />

oberhalb der eigentlichen Signalverläufe die wichtigsten Daten des zugrundeliegenden<br />

Spinnversuchs angegeben. In den Fenstern selbst kann mittels<br />

Cursorsteuerung wieder jedes Darstellungsintervall in beliebiger Auflösung<br />

gewählt werden. Aufgrund der Korrelationsfunktionen des Programms muß<br />

der Zeitraum des aufgezeichneten Signals übereinstimmen, um sinnvoll<br />

korrelieren zu können. Von beiden Signalen können allerdings verschiedene<br />

Start-Stop Werte ausgewählt werden, entscheidend ist die gleiche Länge, programmtechnisch<br />

ausgedrückt: die gleiche Anzahl an Datenpunkten.<br />

In der Maske werden zu beiden Signalen folgende statistische Kennzahlen<br />

angegeben:<br />

• „No. of data“ - Anzahl der gewählten Datenpunkte<br />

• „Time start“ - Startzeit des gewählten Meßbereichs<br />

• „Time stop“ - Stopzeit des gewählten Meßbereichs<br />

• „Min“ - Minimumwert<br />

• „Max“ - Maximumwert<br />

• „Mean“ - Mittlerer Wert<br />

• „Mode“ - Funktion liefert den am häufigsten vorkommenden Wert<br />

• „Max/Mean“ – zeigt die maximale Abweichung vom Mittelwert<br />

• „RMS“ – Route Mean Square berechnet die Wurzel der gemittelten<br />

Quadrate gemäß der Formel<br />

rms<br />

1<br />

n<br />

2<br />

( x)<br />

= ∑ X i<br />

Gl. (4.1)<br />

n i=<br />

1<br />

• „Variance“ – die Varianz der Datenreihe definiert als Summe der<br />

quadrierten Abweichungen vom Mittelwert, dividiert durch die Anzahl<br />

der Meßwerte<br />

n<br />

∑<br />

i=<br />

1<br />

(<br />

1<br />

2<br />

var( x)<br />

= xi<br />

− μ )<br />

Gl. (4.2)<br />

n<br />

• „StDev“ – Die Stardardabweichung der Werte, definiert als Wurzel der<br />

Varianz<br />

x<br />

=<br />

n 1<br />

∑ n i=<br />

1<br />

(<br />

i<br />

)<br />

x − μ<br />

2<br />

σ Gl. (4.3)<br />

• „Cross Correlation“ – Der Korrelationskoeffizient „r“ der beiden zeitlich<br />

aufgetragenen Signale, definiert als Kovarianz von Werte X und Y,<br />

geteilt durch das Produkt der Quadratwurzel der Varianz von X und der<br />

Quadratwurzel der Varianz von Y oder, kürzer ausgedrückt: Kovarianz<br />

von X und Y geteilt durch das Produkt der Standardabweichungen von<br />

X und Y.


4 Experimenteller Aufbau und Versuchsdurchführung 44<br />

cov( X , Y )<br />

r =<br />

σ σ<br />

mit:<br />

X<br />

X<br />

Y<br />

∑ ( X − μ)(<br />

Y − μ)<br />

cov( X , Y ) =<br />

n<br />

cov( X , Y )<br />

r =<br />

σ σ<br />

Y<br />

Gl. (4.4)<br />

Gl. (4.5)<br />

Der Korrelationskoeffizient ist eine Indexzahl, die angibt, ob ein Variablenpaar<br />

in einer gegebenen Datenmenge miteinander verknüpft ist, und ob bei dieser<br />

Verknüpfung die Streuung ein großes oder kleines Ausmaß hat [63], [64].<br />

Die Werte des Koeffizienten liegen zwischen -1 und +1. Eine Korrelation in<br />

der Nähe von +1 bedeutet geringe Streuung: hohe Y-Werte treten meistens<br />

zusammen mit hohen X-Werten auf und umgekehrt. Eine Korrelation in der<br />

Nähe von Null bedeutet keinerlei statistischen Zusammenhang. Eine negative<br />

Korrelation in der Nähe von –1 tritt auf, wenn hohe Y-Werte überwiegend mit<br />

niedrigen X-Werten korrelieren.<br />

Korrelationskoeffizienten können eine schnelle Möglichkeit bieten zu zeigen,<br />

ob zwischen zwei physikalischen Größen überhaupt eine Beziehung besteht<br />

oder nicht. Insofern sind sie für die hier bearbeitete Fragestellung der Streifigkeit<br />

in Abhängigkeit gewisser Maschinenparameter durchaus geeignet. Wie<br />

bereits erwähnt spiegeln Korrelationskoeffizienten lediglich das Ausmaß der<br />

Streuung in den Daten wider. Eine detaillierte quantitative Interpretation aus<br />

dem Koeffizienten allein fällt dagegen schwer. Die Beziehung der Daten wird<br />

nicht beschrieben. Die Aussage r=0.9 beispielsweise sagt nicht, um wie viel Y<br />

bei jeder Erhöhung von X um eine Einheit anwächst. Ohne zugehöriges<br />

Schaubild kann nicht erkannt werden, ob die Steigung flach oder steil ist. Man<br />

könnte lediglich erkennen, daß die Streuung um die Gerade, unabhängig von<br />

der Steigung, recht gering ist.<br />

Der Zahlenwert von r hängt von zwei Einflußgrößen ab:<br />

• davon, wie viel X und Y tatsächlich zusammen variieren (Zähler)<br />

• davon, wie viel X und Y selbst variieren (Nenner)<br />

Gl. (4.6)<br />

Dadurch sind Interpretationen immer im Gesamtzusammenhang der Datenmengen<br />

durchzuführen, keinesfalls alleine aufgrund des Koeffizienten.


45 4 Experimenteller Aufbau und Versuchsdurchführung<br />

4.5 Die Versuchsdurchführung<br />

Alle Messungen wurden an einer textilen Hochgeschwindigkeitsanlage des<br />

Fabrikats EMS Inventa durchgeführt. Es wurden typische Spinnparameter<br />

eingestellt, die so oder in ähnlichen Konfigurationen auch in der industriellen<br />

Praxis des textilen Spinnens üblich sind. Das folgende Bild 4.25 zeigt typische<br />

Parameter einer Ausspinnung.<br />

Bild 4.25: Datenblatt Ausspinnung<br />

Neben den im vorherigen Kapitel beschriebenen Kanälen, die hauptsächlich<br />

Maschinenabweichungen erfassen, war es notwendig, auch direkt fadenrelevante<br />

Eigenschaften des Spinnprozesses aufzuzeichnen. Diese fadenrelevanten<br />

Eigenschaften sind in erster Linie<br />

• die Fadengeschwindigkeit<br />

• die Fadenspannung


4 Experimenteller Aufbau und Versuchsdurchführung 46<br />

Beide Eigenschaften können sich auf die Streifigkeit auswirken. Neben den<br />

beiden obengenannten Parametern wären weitere Informationen über den<br />

Faden nützlich, wie zum Beispiel<br />

• die Fadentemperatur<br />

• die morphologische Zusammensetzung des Fadens<br />

Zur Messung der Fadentemperatur wurden in der BASF SE umfangreiche<br />

Vorversuche und Recherchen durchgeführt, unter anderem mit hochauflösenden<br />

Thermokameras verschiedener Fabrikate. Die Versuche wurden<br />

letztendlich eingestellt, da mit vernünftigem Kostenaufwand nicht die erforderliche<br />

Genauigkeit und zeitliche Auflösung zu realisieren war. Die ungünstigen<br />

Rahmenbedingungen der Messungen (sehr kleines Objekt, hohe<br />

Geschwindigkeiten, starke Relativbewegungen, extreme Temperaturgradienten,<br />

störende Hintergrundwärmestrahlung) hätten aufwendige Meßapparaturen<br />

erfordert, die den finanziellen Rahmen des Projektes überschritten<br />

hätten.<br />

Auch zum Thema „Online-Strukturmessungen eines Fadenbildungsprozesses“<br />

wurden umfangreiche Versuche innerhalb der BASF SE unternommen,<br />

die jedoch in diesem Zusammenhang nur bedingt zu verwenden sind. Die<br />

Röntgenstreusignale wurden zwar online erfasst, da jedoch eine Meßzeit von<br />

ca. 15 Minuten erforderlich war und somit lediglich eine Auswertung der<br />

zeitlich kumulierten Daten erfolgen konnte, war eine Echtzeitkorrelation zu<br />

den hier gemessenen Daten nicht möglich.<br />

Aufgrund der Bedeutung des Blasschachtes für die Fadenbildung und die<br />

späteren Garneigenschaften wurde dieser Abschnitt der Spinnanlage besonders<br />

detailliert instrumentiert. Um ein aussagekräftiges Profil der gesamten<br />

Blasluftbedingungen zu ermitteln, wurde eine Matrix von 6 Meßstellen mit<br />

jeweils drei physikalischen Meßgrößen installiert:<br />

• Blasluftgeschwindigkeit<br />

• Blasluftfeuchte<br />

• Blaslufttemperatur<br />

Feuchte und Temperatur wurden in einem Kombisensor gemessen, so daß<br />

insgesamt 12 zusätzliche Sensoren mit 18 Meßkanälen hinzukamen. Die<br />

Sensoren wurden seitlich in den Blasschacht eingeführt, um den Spinnvorgang<br />

möglichst wenig zu beeinflussen. Bild 4.26 zeigt die Anordnung der 12<br />

Sensoren im Blasschacht. Durch die Variabilität des Konzeptes ist jeder Punkt<br />

des Blasschachtes erreichbar.


47 4 Experimenteller Aufbau und Versuchsdurchführung<br />

Bild 4.26: Anordnung der Blasluftsensoren im Blasschacht


4 Experimenteller Aufbau und Versuchsdurchführung 48<br />

Das folgende Bild 4.27 zeigt ein Sensorpaar im Detail, oben der Kombisensor<br />

für Feuchte und Temperatur, unten der Geschwindigkeitssensor. Im Hintergrund<br />

sind Fadenbündel aus 24 Einzelfilamenten zu sehen.<br />

Bild 4.27: Detail Blasluftsensor<br />

Die Meßmethoden der Fadenspannung sowie der Fadengeschwindigkeit sind<br />

in den Kapiteln 4.7 und 4.8 beschrieben.<br />

4.6 Versuchsplan<br />

In diesem Kapitel erfolgt eine schematische Versuchsdarstellung der Abläufe<br />

der (mehrjährigen) Untersuchungen zum Zwecke der besseren Verständlichkeit:<br />

Auswahl der Meßhardware sowie der<br />

geeigneten Spinnanlage<br />

Programmierung der „SLIM“ Software<br />

vgl. 4.1 – 4.3<br />

vgl. 4.4


49 4 Experimenteller Aufbau und Versuchsdurchführung<br />

Ausspinnungen mit Polyamid 6 zur<br />

Identifizierung von<br />

maschinentechnischen Auffälligkeiten<br />

Analyse der einzelnen Meßkanäle<br />

......................<br />

1 2 n<br />

Identifizierung der Blasluftfeuchte als<br />

periodisch schwankendes SIgnal<br />

Analyse der Schwankungen der<br />

Blasluftfeuchte bzgl. Auftreten,<br />

Intensität und Frequenz<br />

Korrelation der gemessenen LDA-<br />

Geschwindigkeitsverläufe des<br />

Polyamidgarnes mit der periodischen<br />

Schwankung der Blasluftfeuchte<br />

Korrelation der Schwankungen der<br />

Garngeschwindigkeit mit der<br />

physikalischen Beschaffenheit des<br />

Garns mittels Doppelbrechung und<br />

dem damit verbundenen Auftreten<br />

von Streifigkeit<br />

Schluß der Beweiskette<br />

vgl. 4.5<br />

vgl. 5.1<br />

vgl. 5.2.1.3<br />

vgl. 5.2.1.3<br />

vgl. 5.2.1.3<br />

vgl. 5.2.1.3


4 Experimenteller Aufbau und Versuchsdurchführung 50<br />

Ausdehnung der Untersuchungen auf<br />

Polyamid 66<br />

Ausdehnung der Untersuchungen auf<br />

Wettbewerbs-Polyamid 6 asiatischer<br />

Herkunft<br />

Verifizierung der Methode der<br />

Bestimmung der physikalischen<br />

Garnstruktur durch Doppelbrechung<br />

mittels offline Röntgenstreuung an<br />

Musterstücken<br />

Erarbeitung eines Analysediagramms<br />

zur Abschätzung der<br />

Streifigkeitsneigung anhand<br />

gemessener SIgnalverläufe<br />

Erstellen des Analysediagramms<br />

Für<br />

Polyamid 6<br />

der BASF<br />

Für<br />

Vergleichs-<br />

polyamid A<br />

Für<br />

Vergleichspolyamid<br />

B<br />

vgl. 5.3<br />

vgl. 5.4<br />

vgl. 5.4.3<br />

vgl. 6.1<br />

vgl. 6.2<br />

vgl. 6.3<br />

vgl. 6.4


51 4 Experimenteller Aufbau und Versuchsdurchführung<br />

4.7 Die Methode der Fourier Transformation<br />

Die Fourier Analyse ermittelt mit Hilfe der Fourier Transformation die in einem<br />

zeitabhängigen Signal enthaltenen Frequenzen und deren Amplituden [69].<br />

Die hinsichtlich ihrer Frequenzinhalte auszuwertenden Signale f(t) stammen<br />

im vorliegenden Falle von den Meßaufnehmern, die im Rahmen der Versuche<br />

an der Spinnanlage montiert wurden (vgl. Kapitel 4.3 „Die Hardware“).<br />

Kann das Meßsignal f(t) in Form eines geschlossenen mathematischen Ausdrucks<br />

angegeben werden, wie z.B. in Bild 4.28, so kann mit Hilfe der Fourier<br />

Transformation die Fourier Transformierte F(jω) berechnet werden aus<br />

+∞<br />

− jωt<br />

= ∫ f ( t e dt<br />

−∞<br />

F(<br />

jω<br />

) )<br />

Bild 4.28: Die transiente Zeitfunktion mit der Dämpfungszeitkonstante T,<br />

zeitlicher Verlauf.<br />

Bild 4.29: Die transiente Zeitfunktion mit der Dämpfungszeitkonstante T,<br />

Abtastsatz<br />

(Gl. 4.7)


4 Experimenteller Aufbau und Versuchsdurchführung 52<br />

Kann das Meßsignal nicht analytisch angegeben werden, wird es abgetastet<br />

und mit Hilfe eines A/D Wandlers digitalisiert. Mit der Abtastfrequenz fa, dem<br />

Abtastintervall Ta = 1/fa und einem Zählparameter n entsteht aus dem kontinuierlichen<br />

Signal f(t) der Abtastansatz, der die zu den diskreten Zeitpunkten<br />

nTa gewonnenen abgetasteten Werte f(nTa) enthält. Dieser Abtastansatz (Bild<br />

4.29) mit insgesamt N Meßwerten wird im Rechner eingelesen, der dann für<br />

diskrete Frequenzen ωk die zugehörigen Amplituden Fd(jωk) mit Hilfe des<br />

Algorithmus der Diskreten Fourier Transformation DFT berechnet:<br />

F<br />

d<br />

k<br />

N −1<br />

∑<br />

( jω<br />

) = f ( nT ) e<br />

n=<br />

0<br />

a<br />

j − ω<br />

k a nT<br />

(Gl. 4.8)<br />

Die diskrete Fourier Transformierte nach Gl. (4.8) unterscheidet sich dabei<br />

von der kontinuierlichen Fourier Transformierten nach Gl. (4.7) hauptsächlich<br />

in den folgenden Punkten:<br />

• bei der DFT werden die Amplituden nur für diskrete Frequenzen ωk<br />

bzw fk berechnet.<br />

• das diskrete Spektrum wiederholt sich periodisch bei den Frequenzen<br />

z*2πfa, bzw. bei z* fa.<br />

• die Amplituden der DFT sind erst nach Multiplikation mit dem<br />

Abtastintervall Ta der Größe und der Einheit nach gleich der Amplitude<br />

der kontinuierlichen Fourier Transformation.<br />

Je größer also die gesamte Meßzeit NTa ist, desto besser ist das Auflösungsvermögen,<br />

desto schärfer lassen sich benachbarte Frequenzen trennen.<br />

4.8 Laser Doppler Anemometrie (LDA)<br />

Die Laser Doppler Anemometrie (LDA) ist eine seit vielen Jahren bewährte<br />

Methode der berührungsfreien Messung, was sie gerade bei den feinen Filamenten<br />

zur Methode der Wahl macht. Die Filamente müssen mit TiO2-Partikeln<br />

versehen sein um genügend Streulichtreflexe zu erzeugen, die den<br />

charakteristischen Laser Doppler „Burst“ verursachen. Das Meßprinzip beruht<br />

auf zwei, sich in einem bestimmten Winkel kreuzenden Laserstrahlen. Im<br />

elliptischen Kreuzungspunkt, dem Meßvolumen, liegt ein Interferenzstreifenmuster<br />

vor, dessen Hell-Dunkel-Abstände „d“ nur von der Wellenlänge des<br />

Lasers und dem Kreuzungswinkel der Strahlen abhängen. Bei gegebenem<br />

Wert „d“ muß nur noch die Zeit ermittelt werden, die ein Objekt – in diesem<br />

Fall ein mit TiO2-Partikeln versehener Polyamidfaden – zum Passieren des<br />

Abstandes „d“ benötigt. Durch das Interferenzstreifenmuster erzeugt jedes<br />

Objekt beim Passieren ein Burst Signal, dessen Spitzen die benötigte Zeit „t“<br />

ergeben. Damit kann die Geschwindigkeit des Objekts ermittelt werden.<br />

Das folgende Bild 4.30 der Firma TSI verdeutlicht die Zusammenhänge:


53 4 Experimenteller Aufbau und Versuchsdurchführung<br />

Bild 4.30: Laser Doppler Grundlagen<br />

Schwierigkeiten ergeben sich vor allem durch starkes Schwanken des Fadens,<br />

der dadurch häufig aus dem Meßvolumen heraustritt und entsprechend<br />

schlechte Datenraten nach sich zieht. Dennoch ist selbst bei ungünstigen Bedingungen<br />

in der Regel eine zuverlässige Messung möglich. Das in dieser<br />

Untersuchung verwendete System ist ein kommerziell erhältliches LDA mit<br />

Rückwärtstreu-Anordnung. Im Laserkopf ist ein Sensor integriert, der die<br />

rückgestreuten Signale empfängt. Dies hat den Vorteil einer kompakten<br />

Meßanordnung, allerdings zu Lasten einer schlechteren Signalqualität, da die<br />

rückwärts gestreuten Signale (Bursts) lediglich ein Zehntel der Intensität der<br />

nach vorne gestreuten Signale aufweisen.<br />

Bild 4.31 zeigt das System der Firma TSI, wie es bei BASF SE verwendet<br />

wird (Modell LS 50 M Laserspeed).<br />

Bild 4.31: LDA System bei BASF Aktiengesellschaft


4 Experimenteller Aufbau und Versuchsdurchführung 54<br />

Die technischen Details sind in Tabelle 4.5 beschrieben:<br />

Laserleistung: 30 mW<br />

Laserwellenlänge: 780 nm<br />

Größe des Meßvolumens: 1.5 x 3 mm<br />

Abstand Meßvolumen - Laserkopf: 300 mm<br />

Lasertemperaturkonstanz: +/- 0.1°C<br />

Umgebungstemperaturbereich: 5 - 45°C<br />

Abmessung Laserkopf: 175 x 125 x 62 mm<br />

meßbarer Geschwindigkeitsbereich: 0.08 - 120 m/sec<br />

Meßauflösung: 0.1%<br />

Meßreproduzierbarkeit: +/- 0.1%<br />

Meßgenauigkeit: +/- 0.1%<br />

Anzahl Datenkanäle: 16<br />

Scanintervall pro Kanal: 1 msec - 15 min<br />

Tabelle 4.5: Technische Daten des LDA Systems<br />

Bild 4.32 zeigt das Meßprinzip im Detail. Der Fadenlauf muß in den<br />

Kreuzungspunkt der Laserstrahlen (Meßvolumen) gebracht werden oder<br />

umgekehrt.<br />

Bild 4.32: Lasermessung der Fadengeschwindigkeit<br />

Die Ergebnisse der Lasermessungen werden unter Punkt 5 „Versuchsergebnisse“<br />

diskutiert.


55 4 Experimenteller Aufbau und Versuchsdurchführung<br />

4.9 Unitens ® Fadenspannungsmessung<br />

Das Unitens Fadenspannungsmeßsystem der Firma Barmag ist ein mechanisches<br />

System, welches die Fadenspannung des Garns im Spinnverlauf online<br />

erfaßt und in elektrische Signale konvertiert. Üblicherweise sitzen die Sensoren<br />

vor der Aufspulung, sie können aber auch an jeder sonstigen Stelle des<br />

Spinnverlaufs angebracht werden. Das SLIM System sieht 8 Kanäle für derartige<br />

Messungen vor. Das kommerziell erhältliche Barmag Auswertesystem<br />

wurde hier nicht benutzt, da die Daten isoliert generiert werden und nicht mit<br />

anderen gemessenen Werten korreliert werden können. Aus diesem Grund<br />

wurden die von den Unitens Sensoren gelieferten Meßsignale direkt ins SLIM<br />

Programm eingespeist.<br />

4.10 Die Untersuchungsmethode der Doppelbrechung<br />

Eine Möglichkeit, Chemiefasern zu beurteilen, findet man in der polarisationsmikroskopischen<br />

Untersuchung, der Doppelbrechung. Die Doppelbrechung ist<br />

abhängig von dem Durchmesser der (runden) Faser und vom Grad der Orientierung<br />

seiner Kettenmoleküle.<br />

mit<br />

T<br />

n = Gl. (4.9)<br />

d<br />

n = Doppelbrechung<br />

T = Gangunterschied [nm]<br />

d = Fadendurchmesser in [nm]<br />

Es wird dabei mit polarisiertem Licht gearbeitet, welches durch einen im<br />

Strahlengang eingebrachten Polarisationsfilter erzeugt wird.<br />

Beobachtet man die Faser unter polarisiertem Licht, so entsteht eine unterschiedliche<br />

Lichtbrechung im Kristallgitter und an der amorphen Umgebung.<br />

Dadurch entsteht die Doppelbrechung. Diese optische Anisotropie wird also<br />

direkt durch den Orientierungsgrad der Moleküle verursacht. Das polarisierte<br />

Licht wird durch das anisotrope Material in einen ordentlichen und in einen<br />

außerordentlichen Strahl aufgespalten, deren Ebenen senkrecht aufeinander<br />

stehen. Dabei bilden beide einen Winkel von 45° zum Einfallswinkel.<br />

Die Strahlenkomponente, die ungebrochen das Medium durchdringt, ist der<br />

ordentliche Strahl. Der außerordentliche Strahl erfährt dagegen eine<br />

Beugung. Da die Geschwindigkeit des Lichtes in Richtung der einzelnen Kristallachsen<br />

verschieden ist, dreht das Fasermaterial die Polarisationsebene<br />

so, daß hinter dem Analysator erneut ein Lichtstrahl zu sehen ist. Der zwischen<br />

den beiden Schwingungsrichtungen parallel und senkrecht zur Fadenachse<br />

eingetretene Gangunterschied wird nun durch den Kompensator wieder<br />

rückgängig gemacht. Der Gangunterschied kann direkt ermittelt werden.<br />

Die Doppelbrechungsmethode bietet sich vor allem aus zwei Gründen an:


4 Experimenteller Aufbau und Versuchsdurchführung 56<br />

• Änderungen der morphologischen Struktur eines Fadens können<br />

präzise und reproduzierbar bestimmt werden. Über die Auswirkungen<br />

unterschiedlicher Doppelbrechungen eines Garns auf seine<br />

Anfärbetiefe liegen in umfangreiche Untersuchungen vor, die eine<br />

Abschätzung des Streifigkeitsrisikos erlauben.<br />

• Untersuchungen können an kleinsten Teilstücken und Garnfragmenten<br />

durchgeführt werden. Damit ist diese Methode wesentlich<br />

praktikabler als z.B. ein Reißversuch, der über die verbleibende<br />

Restdehnung des Garns ebenfalls Einblicke in die Morphologie<br />

erlaubt. Dazu werden allerdings größere Mengen an Garn benötigt.<br />

Die Einschränkung der Methode bezieht sich auf Profilgarne, bei denen die<br />

oben beschriebene Messung nicht durchführbar ist. Nachfolgend sind<br />

Garnproben verschiedener Doppelbrechungsindizes, die ansonsten völlig<br />

identisch waren (Titerstärke, Material, Titandioxid-Anteil...) im Vergleich zu<br />

sehen. Bei Darstellungen dieser Art ist es immer recht schwierig, Farbtiefenunterschiede,<br />

die auch noch vom Lichteinfall und dem Betrachtungswinkel<br />

abhängen, wiederzugeben. Dennoch verdeutlichen die folgenden Bilder 4.33<br />

und 4.34 den Einfluß des Doppelbrechungsindizes auf die Anfärbung sehr anschaulich.<br />

Je höher der Doppelbrechungsindex (und damit die Orientierung des Garns)<br />

desto niedriger ist die Farbtiefe bei sonst identischen Bedingungen.<br />

Verwendet wurde ein sensitiver Metallkomplexfarbstoff der Farbe ACIDOL-<br />

Schwarz, wie er auch für Streifigkeitsuntersuchungen in den textilen Labors<br />

der BASF SE verwendet wird. Farbänderungen dieser Größenordnungen<br />

führen bei textilen Flächengebilden zu Streifigkeitseffekten.<br />

Um ein objektives Farbtiefenkriterium einzuführen, wurde mit einem optischen<br />

Sensor der Colorflash-Meßapparatur die Farbstärke des intensivsten Abschnitts<br />

auf 100% gesetzt und alle anderen Segmente dazu in Vergleich<br />

gesetzt.


57 4 Experimenteller Aufbau und Versuchsdurchführung<br />

Doppelbrech.<br />

Index<br />

Colorflash-<br />

Farbstärke<br />

0.0428 0.0428 0.0413 0.0403 0.0394 0.0375<br />

70 68 79 82 94 100<br />

Bild 4.33: Abhängigkeit der Farbtiefe von der Doppelbrechung des verwendeten Garns<br />

Das folgende Bild 4.34 verdeutlicht den gleichen Sachverhalt.<br />

Doppel<br />

brechungsindex<br />

Bild 4.34: Farbtiefenunterschiede in Abhängigkeit zur Doppelbrechung<br />

Colorflash<br />

Farbstärke<br />

0.0375 100<br />

0.0394 94<br />

0.0403 82<br />

0.0413 79<br />

0.0428 68<br />

0.0428 70


4 Experimenteller Aufbau und Versuchsdurchführung 58<br />

4.11 Die Untersuchungsmethode der Röntgenbeugung<br />

Bei der Röntgenstreuung handelt es sich um die Streuung von Röntgenstrahlen<br />

an Materie. Sie ist eine der Standardmethoden zur Strukturaufklärung<br />

von teilkristallinen Polymeren.<br />

Eine typische Versuchsanordnung, wie sie u.a.bei der BASF SE verwendet<br />

wird, ist im folgenden Bild 4.35 dargestellt.<br />

Gekreuzte<br />

Göbel Spiegel<br />

Versiegelte<br />

Röntgenröhre<br />

Röntgen<br />

generator<br />

Bild 4.35: Offline Probenmessung mittels Röntgenstreuung<br />

Strahl<br />

begrenzer<br />

HI-STAR 2D<br />

Detektor<br />

Probenkammer<br />

Die Probe wird einem kollimierten, monochromatischen Röntgenstrahl ausgesetzt<br />

und winkelabhängig die transmittierte Intensität gemessen.<br />

Als Ergebnis erhält man typische Bragg Reflexe, die auf die innere Struktur<br />

der Probe zurückschließen lassen. Jeder Reflex ergibt sich aus der konstruktiven<br />

Interferenz von Röntgenlicht, das an einer Schar von parallelen Netzebenen<br />

im Kristall gebeugt wurde (siehe Bragg-Gleichung).<br />

n * λ = 2d * sin (θ) (Gl. 4.10)<br />

mit d = Abstand zwischen parallelen Gitterebenen<br />

λ = Wellenlänge der Röntgenstrahlung<br />

θ = Winkel zwischen Röntgenstrahl und Gitterebene (Bragg Winkel)<br />

n = eine ganze Zahl


59 4 Experimenteller Aufbau und Versuchsdurchführung<br />

Jede Schar paralleler Gitterebenen hat einen charakteristischen Gitterebenenabstand<br />

d und damit auch einen charakteristischen Braggwinkel θ. Eine<br />

Reflexion kann nur dann beobachtet werden, wenn eine Schar paralleler<br />

Gitterebenen so orientiert ist, daß der Röntgenstrahl genau unter dem Braggwinkel<br />

θ einfällt. Für verschiedene Winkel, unter denen Röntgenstrahlung auf<br />

den Kristall trifft, erhält man auf dem Detektor hinter der Probe fast immer<br />

auch verschiedene Bilder, weil sich immer andere Scharen paralleler Gitterebenen<br />

(mit anderen Braggwinkeln und mit anderen Orientierungen im<br />

Kristall) in Reflexionsstellung zum einfallenden Röntgenstrahl befinden.<br />

Bild 4.36 zeigt ein offline gemessenes Beugungsbild eines Polyamid-Faserbündels<br />

mit Interpretation der Reflexe<br />

Kristallitgröße L<br />

II zur Kettenrichtung<br />

Kristallitgröße ΛF<br />

⊥ zur Kettenrichtung<br />

Orientierung ΔΦ<br />

Bild 4.36: Offline Röntgenbeugungsbild eines PA Faserbündels<br />

amorpher Halo<br />

Je nach Streuwinkel und Wellenlänge spricht man von Weitwinkelstreuung<br />

WAXS (Wide Angle X-ray Scattering) und Kleinwinkelstreuung SAXS (Small<br />

Angle X-ray Scattering). Da gemäss der Bragg-Gleichung bei vorgegebener<br />

Wellenlänge größere Strukturen einen kleineren Streuwinkel zur Folge haben<br />

und umgekehrt, können mit beiden Methoden unterschiedliche Informationen<br />

über die teilkristalline Struktur einer Polyamid Faser gewonnen werden. Das


4 Experimenteller Aufbau und Versuchsdurchführung 60<br />

folgende Bild 4.37 verdeutlicht die Zusammenhänge zwischen SAXS und<br />

WAXS bei der Anwendung auf eine teilkristalline Polyamid Faser.<br />

Kleinwinkel-Röntgenstr.<br />

(SAXS) 0,15° < 2 Θ < 5°<br />

Weitwinkel-Röntgenstr.<br />

(WAXS) 2° < 2 Θ < 150°<br />

Bild 4.37: WAXS und SAXS Messung an einer Polyamid Faser<br />

0,15° - 5°<br />

2° - 150°<br />

Mittels der hier dargestellten Methode der offline Röntgenbeugung wurde in<br />

Kap. 5.4.3 die Meßmethode der Doppelbrechung zur Bestimmung der<br />

Orientierung einer Polyamidfaser bestätigt. Die Doppelbrechung ist damit als<br />

schnelle und praxisnahe Bestimmung der Orientierung einer Faser (ohne<br />

nähere Aussage zu der spezifischen Kristallstruktur) für die Beurteilung der<br />

Streifigkeitsneigung aus physikalischen Gründen gut geeignet.


61 5 Versuchsergebnisse<br />

5 Versuchsergebnisse<br />

5.1 Untersuchte Meßkanäle ohne Streifigkeitsrelevanz<br />

Die im folgenden dargestellten Ergebnisse sind stellvertretend für eine ganze<br />

Reihe von Messungen und Analysen, die im Laufe eines Jahres an der Hochgeschwindigkeitsspinnanlage<br />

durchgeführt und ausgewertet wurden. Gemäß<br />

dem Konzept wurden alle Kanäle mit unterschiedlichen Datenraten erfaßt und<br />

sowohl gegenseitig korreliert als auch Fourier-transformiert. Das untersuchte<br />

Produkt war ein niederviskoses PA 6 (N-Polymer) wie in Kapitel 3 beschrieben.<br />

Die Spinnbedingungen entsprachen üblichen Einstellungen wie in Bild<br />

4.25 dargestellt.<br />

Das dargestellte Beispiel der Dampfkammer (Bild 5.1) steht stellvertretend für<br />

alle Meßgrößen ohne Einfluß auf das untersuchte Thema “Streifigkeit“.<br />

Alle anderen nichtrelevanten Meßgrößen wurden ebenfalls dokumentiert, aus<br />

Platzgründen jedoch nicht im Rahmen dieser Arbeit.<br />

Druck [bar]<br />

Druck [bar]<br />

Meßzeit [s]<br />

Frequenz [Hz]<br />

Bild 5.1 oben: Signalverlauf des Dampfkammerdrucks über 25000 s<br />

unten: Frequenzanalyse des Signalverlaufs


5 Versuchsergebnisse 62<br />

Der hier gezeigte typische Verlauf des eingestellten Dampfdrucks der Relaxationskammer<br />

(Sollwert: 3 bar) sowie die Fourier Analyse des Frequenzspektrums<br />

läßt keine fadenrelevante Folgerung zu. Die Dampfkammer hat die Aufgabe,<br />

den hoch verstreckten Faden zu relaxieren, wobei durch den Einfluß<br />

von Wärme und Feuchtigkeit ein Teil des im Faden erzeugten Schrumpfpotentials<br />

gelöst wird und der Faden somit formstabilere Weiterverarbeitungseigenschaften<br />

erhält. Unabhängig vom eingestellten Dampfdruck von 1 - 6<br />

bar (Maximalwert) war im untersuchten Signal keine Auffälligkeit bezüglich<br />

der Streifigkeit des produzierten Garnes erkennbar. Diese Messung ist stellvertretend<br />

für eine Vielzahl anderer Messungen, die nicht im Rahmen dieser<br />

Arbeit aufgeführt werden.<br />

5.2 Streifigkeitsrelevante Resultate<br />

Im Rahmen der Untersuchungen des Spinnprozesses traten Abweichungen<br />

einzelner Parameter der Spinnanlage auf, die hinsichtlich ihrer Relevanz für<br />

Streifigkeitsanfälligkeit untersucht wurden.<br />

Dabei wurde versucht – im Sinne der eigentlichen Aufgabenstellung – das<br />

Auftreten von Abweichungen vom normalen Betriebszustand systematisch zu<br />

erfassen. In einem folgenden Schritt wurden diese Abweichungen Fadenparametern<br />

zugeordnet, die ebenfalls online gemessen wurden, z.B. das<br />

Geschwindigkeitsprofil des Fadens an einer definierten Stelle des Spinnprozesses.<br />

Das Geschwindigkeitsprofil wurde mit Hilfe der bereits beschriebenen<br />

LDA Meßtechnik über definierte Zeiträume aufgezeichnet und anschließend<br />

in das Online-Datenerfassungssystem „SLIM“ integriert. Die<br />

Ergebnisse der Datenanalyse korrelierten mit den festgestellten Abweichungen<br />

des Spinnprozesses.<br />

In einem weiteren Schritt wurde der ersponnene Faden offline im Labor mit<br />

statistischen Methoden untersucht, um Unterschiede im fertigen Faden herauszuarbeiten.<br />

Als Untersuchungsmethode wurde die Doppelbrechung des<br />

Fadens gewählt, die eine bewährte, etablierte Methode zur Feststellung morphologischer<br />

Eigenschaften ist.<br />

Auch dieser Vergleich der Prozeßparameter mit den streifigkeitsrelevanten<br />

Eigenschaften des fertigen Fadens ergab eine Übereinstimmung zwischen<br />

Schwankungen des Spinnprozesses und einer Neigung des produzierten<br />

Garnes zu Streifigkeit.<br />

Damit konnte die Beweiskette<br />

• Deviationen des Spinnprozesses<br />

• Zugeordnete Schwankungen der Fadenparameter<br />

• Auftreten von streifkeitsrelevanten Auf-<br />

fälligkeiten im fertigen Produkt<br />

geschlossen werden und Aussagen zur Streifigkeitsneigung alleine anhand<br />

des Spinnprozesses ermöglichen. Diese Aussagen beziehen sich auf die in


63 5 Versuchsergebnisse<br />

Kapitel 2 beschriebenen physikalischen Ursachen der Streifigkeit, z.B. Unter-<br />

schiede in der Orientierung des Fadens.<br />

5.2.1 Untersuchung der Blasluft<br />

Im Laufe der Messungen wurde der dominierende Einfluß der Abkühlbedingungen<br />

im Blaschacht deutlich. Durch die besonderen Bedingungen beim<br />

Schmelzespinnen (Feinheit der Filamente, Flüssigzustand der Filamente,<br />

Spannungen, Geschwindigkeits- und Temperaturunterschiede) haben die<br />

Vorgänge im Blasschacht besonderen Einfluß auf den Fadenbildungsprozeß.<br />

Die Polymerschmelze tritt mit einer Temperatur von 260°C – 275 °C (bei PA<br />

6) aus der Spinndüse aus und wird von der Abzugsgalette im Millisekundenbereich<br />

auf einer Länge von ca. 1,2 m – 1,6 m auf 4000 –5000 m/min beschleunigt.<br />

Gleichzeitig wird der Faden abgekühlt und befeuchtet. Zu diesem<br />

Zweck wird konditionierte Kühlluft in den Blasschacht eingeblasen. Der sich<br />

bildende Faden ist direkt dem Luftstrom und der Feuchte ausgesetzt. Bei<br />

diesem Prozeß tritt eine spannungsinduzierte Kristallisation des Fadens auf,<br />

der mit thermodynamischen Ungleichgewichtszuständen verbunden ist. Die<br />

amorphe Polymerschmelze verfestigt sich zu einer teilkristallinen hochfesten<br />

Polymerstruktur.<br />

Bei den im Laufe dieser Arbeit durchgeführten Messungen traten Unregelmäßigkeiten<br />

bei den Blasluftparametern auf, die detaillierter untersucht wurden.<br />

In diesem Falle waren die Abweichungen auf eine unzureichende Regelung,<br />

verbunden mit einer Unterdimensionierung der Klimaanlage zurückzuführen.<br />

Aufgrund der Einmaligkeit der Meßanordnung kann zum derzeitigen Stand<br />

kein Schluß auf andere Spinnanlagen gezogen werden. Es ist jedoch wahrscheinlich,<br />

daß in der Praxis durchgeführte Messungen zu noch signifikanteren<br />

Ergebnissen führen könnten, da erfahrungsgemäß der Luftkonditionierung<br />

häufig wenig Beachtung geschenkt wird. Auslegung sowie Wartung<br />

des Systems sind oft mängelbehaftet und auch umgebungsabhängig („Seasonality-Effekt“).<br />

Generell ist der Einfluß der Blasluft auf den Fadenbildungsprozeß qualitativ<br />

bekannt und es wird auch auf eine möglichst hohe Konstanz der Parameter<br />

Luftgeschwindigkeit, Luftfeuchte und Lufttemperatur hingewiesen. Dennoch<br />

werden die genannten Parameter entweder gar nicht oder nur sehr unzulänglich<br />

erfaßt. Messungen einmal am Tag mit einer kommerziellen Meßsonde<br />

sind in der Praxis das Maximum an Aufwand, eine Aufzeichnung und Korrelation<br />

zu Qualitätskriterien des Garnes erfolgt nicht.


5 Versuchsergebnisse 64<br />

5.2.1.1 Temperatur der Blasluft<br />

Eine typische Aufzeichnung der Blasluft-Temperatur ergab folgendes in Bild<br />

5.2 dargestelltes Ergebnis (Langzeitmessung über 24 Stunden):<br />

Temperatur [°C]<br />

Meßzeit [h]<br />

Bild 5.2: Temperaturverlauf der Blasluft über 24 h Meßzeit<br />

Meßpunkt für die Temperatur der Blasluft war die Zuführung zum Blaschacht.<br />

Auffällig sind zunächst die langwelligen, periodischen Schwankungen, deren<br />

Amplitude volle 3 °C ausmacht (vgl. Bereich um 6:00 Stunden). Weiterhin<br />

auffällig ist ein Bereich relativer Ruhe, der sich zwischen 12:00 und 14:00<br />

Stunden erstreckt und länger als eine Stunde dauert.


65 5 Versuchsergebnisse<br />

Eine Fourieranalyse des gesamten Signals ergab folgende Resultate:<br />

Temperatur [°C]<br />

Temperatur [°C]<br />

Meßzeit [s]<br />

Frequenz [Hz]<br />

Bild 5.3 oben: Temperaturverlauf der Blasluft über 24 h<br />

unten: Frequenzanalyse des Temperaturverlaufs<br />

Es zeigt sich ein Peak bei einer sehr niedrigen Frequenz von ca. 0,001 Hz.


5 Versuchsergebnisse 66<br />

Anschließend wurde der Bereich maximaler Schwankung untersucht (Bild 5.4:<br />

Bereich zwischen 12 000 und 20 000 Sekunden, dargestellt zwischen blauer<br />

und gelber Linie im Diagramm).<br />

Temperatur [°C]<br />

Temperatur [°C]<br />

Meßzeit [s]<br />

Frequenz [Hz]<br />

Bild 5.4 oben: Temperaturverlauf der Blasluft im Bereich maximaler Schwankung<br />

unten: Frequenzanalyse des Temperaturverlaufs<br />

Die Peaklage blieb unverändert, lediglich die Amplitude des Peaks nahm zu.


67 5 Versuchsergebnisse<br />

Die Analyse des Bereichs relativer Ruhe (zwischen 45 000 s und 48 000 s)<br />

ergab folgende Resultate (Bild 5.5):<br />

Temperatur [°C]<br />

Temperatur [°C]<br />

Meßzeit [s]<br />

Frequenz [Hz]<br />

Bild 5.5 oben: Temperaturverlauf der Blasluft im Bereich minimaler Schwankung<br />

unten: Frequenzanalyse des Temperaturverlaufs<br />

Es zeigt sich kein aussagekräftiges Frequenzspektrum mehr.<br />

Die oben gezeigte Meßstelle war in die Zuluftführung der Blasluft integriert. Es<br />

stellte sich nun die Frage, ob die Temperaturschwankung der Zuluft im eigentlichen<br />

Blasschacht genauso ausgeprägt vorhanden ist oder abgeschwächt<br />

wird, z. B. durch das vorhandene Filtersieb, welches einen dämpfenden Einfluß<br />

haben könnte. Die Antwort gibt das folgende Bild 5.6 der fünf im Blasschacht<br />

angebrachten Sensoren (einer der 6 Sensoren stellte sich im Laufe<br />

der Messung als defekt heraus, so daß nur die Ergebnisse von 5 Meßstellen<br />

wiedergegeben werden):


5 Versuchsergebnisse 68<br />

Temperatur [°C]<br />

Meßzeit [h]<br />

Bild 5.6: Aufzeichung der Blaslufttemperatur über 24 h mit fünf Sensoren im Blasschacht<br />

Das Ergebnis ist eindeutig. Der Verlauf der Temperatur ist identisch mit dem<br />

Temperaturprofil der Zuluft. Die Schwankungen fallen je nach Position der<br />

Sensoren unterschiedlich stark aus und auch das absolute Temperaturprofil<br />

unterscheidet sich. In der Nähe der heißen Spinndüsen ist eine meßbare<br />

Steigerung der Blaswindtemperatur festzustellen.<br />

5.2.1.2 Geschwindigkeit der Blasluft<br />

Die gleiche Langzeitmessung wie unter Punkt 5.2.1.1 ergab folgenden Sachverhalt<br />

(Bild 5.7)<br />

Geschwindigkeit [m/s]<br />

Meßzeit [h]<br />

Bild 5.7: Geschwindigkeitsverlauf der Blasluft über 24 h mit 5 Sensoren


69 5 Versuchsergebnisse<br />

Die Messung ähnelt vom Verlauf den Temperaturmessungen aus 5.2.1.1.<br />

Wiederum tritt eine Region relativer Ruhe im Bereich zwischen 12 und 14<br />

Stunden auf. Die anderen Bereiche sind stärker schwankend, wobei sich die<br />

Schwankungen in ausgeprägten Peaks nach unten manifestieren. Auffällig ist<br />

auch die starke Abweichung der Meßstellen untereinander. Um zu überprüfen,<br />

ob eventuell vom Fadenbündel verursachte aerodynamische Effekte für<br />

die starken Unterschiede verantwortlich sind, wurde eine Referenzmessung<br />

ohne Verspinnung durchgeführt, das heißt, das Blasluftprofil wurde in Ruhe<br />

gemessen. Das Ergebnis ist wiederum eindeutig (siehe Bild 5.8).<br />

Geschwindigkeit [m/s]<br />

Meßzeit [h]<br />

Bild 5.8: Referenzmessung Blasluftgeschwindigkeit ohne Verspinnung über 60 min<br />

Die Geschwindigkeitsunterschiede werden nicht durch vom Fadenbündel<br />

verursachte aerodynamische Effekte erzielt. Eigentlich sollte das Blasluftprofil<br />

eine Blockform darstellen, also identische Luftgeschwindigkeiten über das<br />

gesamte rechteckige Blasschachtprofil ermöglichen.<br />

Eine exemplarisch an einem Kanal durchgeführte Fourieranalyse der Geschwindigkeitsverläufe<br />

des Blaswindes ergab kein ausgeprägtes Frequenzspektrum<br />

mehr. (Bild 5.9 nächste Seite).


5 Versuchsergebnisse 70<br />

Geschwindigkeit [m/s]<br />

Geschwindigkeit [m/s]<br />

Bild 5.9 oben: Geschwindigkeitsverlauf der Blasluft über 87000 s Meßzeit<br />

unten: Frequenzanalyse des Geschwindigkeitsverlaufs<br />

5.2.1.3 Feuchte der Blasluft<br />

Meßzeit [s]<br />

Frequenz [Hz]<br />

Als wichtigste Einflußgröße für das Auftreten von Schwankungen der Garneigenschaften<br />

während der Verspinnung wurde bei den Online-Messungen<br />

die Feuchte der Blasluft identifiziert.<br />

Analog zu den Schwankungen der Lufttemperatur sowie der Luftgeschwindigkeit<br />

im Blasschacht oszilliert auch die Feuchte im System, was Einflüsse<br />

auf die physikalischen Fadeneigenschaften hat.<br />

Das folgende Bild 5.10 zeigt die Veränderung der Feuchte über eine 24 h<br />

Langzeitmessung. Die Messung fand wiederum in der Zuleitung zum Blasschacht<br />

statt.


71 5 Versuchsergebnisse<br />

Relative Blasluftfeuchte [%]<br />

Relative Blasluftfeuchte [%]<br />

Meßzeit [h]<br />

Bild 5.10: Langzeitmessung der Blasluftfeuchte über 24 h Intervall<br />

Auffällig ist das Ausmaß der Schwankungsbreite: ein eingestellter Sollwert<br />

von 70 % relativer Feuchte führte zu Schwankungen in einer Bandbreite von<br />

61% - 78 %. Um die optische Auflösung zu verbessern ist im folgenden Bild<br />

5.11 ein 2-Stunden-Intervall dargestellt, der aus der stärker schwankenden<br />

zweiten Hälfte der Messung stammt.<br />

Meßzeit [h]<br />

Bild 5.11: Blasluftfeuchte während eines 2stündigen Meßintervalls ausgeprägter Unruhe


5 Versuchsergebnisse 72<br />

In dieser Auflösung zeigen sich Phasen relativer Ruhe, wobei der eingestellte<br />

Feuchtewert fast erreicht und gehalten wird, allerdings nur über einen Zeitraum<br />

von ca. 3-5 Minuten. Viel ausgeprägter sind die periodisch wirkenden<br />

Schwankungen, die sich über einen deutlich längeren Zeitraum von ca. 20-30<br />

Minuten erstrecken.<br />

Um zu klären, ob sich die Schwankungen der Zuluftfeuchte auch im Blasschacht<br />

wiederfinden, wurden die im Blasschacht eingebauten Sensoren<br />

ausgewertet. Das folgende Bild 5.12 zeigt das Ergebnis:<br />

Relative Blasluftfeuchte [%]<br />

Meßzeit [min]<br />

Bild 5.12: Gemessene Blasluftfeuchte im Blaschachtüber 1 h Meßzeit<br />

Alle 6 Sensoren im Blasschacht folgen den Werten in der Zuluft nahezu identisch.<br />

Damit bestätigen sich auch die gleichen Erfahrungen der Lufttemperaturmessungen<br />

im vorherigen Kapitel: Schwankungen in der Zuluft werden von<br />

dem Filtersieb des Blasschachtes nicht mehr reduziert oder homogenisiert.<br />

Der ersponnene Faden ist den oben beschriebenen Schwankungen auch<br />

unmittelbar ausgesetzt, was seine physikalischen Eigenschaften verändern<br />

kann.<br />

Eine Analyse der Schwankung der Blasluftfeuchte ergab folgendes Resultat<br />

(die Auswertung erstreckte sich über die komplette 24-Stunden Messung),<br />

welches im Bild 5.13 dargestellt wird.


73 5 Versuchsergebnisse<br />

Relative Blasluftfeuchte [%]<br />

Relative Blasluftfeuchte [%]<br />

Meßzeit [s]<br />

Frequenz [Hz]<br />

Bild 5.13 oben: Relative Blasluftfeuchte über 87000 s Meßzeit<br />

unten: Frequenzanalyse der Blasluftfeuchte<br />

Es zeigt sich ein stark ausgeprägter Peak, der bei einer Frequenz von ca.<br />

0,01 Hz liegt, was einer Periodendauer von ca. 100 Sekunden entspricht.<br />

Um das Signal genauer zu analysieren, wurde im folgenden Bild 5.14 ein<br />

schwächer schwankender Abschnitt der ersten Meßhälfte untersucht:


5 Versuchsergebnisse 74<br />

Relative Blasluftfeuchte [%]<br />

Relative Blasluftfeuchte [%]<br />

Meßzeit [s]<br />

Frequenz [Hz]<br />

Bild 5.14 oben: Relative Blasluftfeuchte eines ruhigen Segments zwischen 13000 s<br />

und 17000 s<br />

unten: Frequenzanalyse der Blasluftfeuchte dieses Segments<br />

Das Signal ist verrauschter und weniger stark ausgeprägt, dennoch bildet sich<br />

erneut ein Peak bei 0.01 Hz.<br />

Zum Vergleich im nächsten Bild 5.15 eine Analyse eines stark oszillierenden<br />

Abschnittes der zweiten Meßhälfte, gemessen im Bereich zwischen 82000 s<br />

und 85000 s:


75 5 Versuchsergebnisse<br />

Relative Blasluftfeuchte [%]<br />

Relative Blasluftfeuchte [%]<br />

Meßzeit [s]<br />

Frequenz [Hz]<br />

Bild 5.15 oben: Relative Blasluftfeuchte eines stark schwankenden Segments<br />

zwischen 82000 s und 85000 s<br />

unten: Frequenzanalyse der Blasluftfeuchte dieses Segments<br />

Die Lage des Peaks bei 0,01 Hz blieb bestehen, die Amplitude hat sich jedoch<br />

gegenüber der gesamten Messung vervierfacht, gegenüber der ruhigeren<br />

Phase im ersten Meßabschnitt verfünf- bis sechsfacht.<br />

Damit ist über die gesamte Meßzeit von 24 Stunden eine unterschiedlich stark<br />

ausgeprägte periodische Schwankung der Blasluftfeuchte mit einer Frequenz<br />

von ca. 0,01 Hz bzw. einer Periodendauer von ca. 100 Sekunden aufgetreten.<br />

Das folgende Bild 5.16 zeigt mittels Laser LDA Messung der Fadengeschwindigkeit<br />

im Blaschacht die Auswirkungen dieser Oszillation der Blasluftfeuchte.<br />

Gemessen wurde in der Höhe des ersten Blasluftsensors, also relativ nahe an<br />

der Düse, wo ein eher niedriges Geschwindigkeitsniveau (ca. 700 m/min) der<br />

Fadengeschwindigkeit herrscht.


5 Versuchsergebnisse 76<br />

Garngeschwindigkeit [m/min]<br />

Bild 5.16: LDA Messung der Fadengeschwindigkeit im Blasschacht im Abstand von 40 cm zur<br />

Spinndüse<br />

Deutlich sind ausgeprägte „Sprünge“ auf ein höheres/niedrigeres Geschwindigkeitsniveau<br />

und ein Zurückfallen/Zurücksteigen auf das mittlere Geschwindigkeitsniveau.<br />

Die Schwankungsdauer beträgt ca. 100 Sekunden, was mit<br />

der Periode der Blasluftfeuchteschwankung korreliert. Diese Beobachtung<br />

wird durch folgende Messung komplettiert: (Bild 5.17)<br />

Relative Blasluftfeuchte [%]<br />

Meßzeit [s]<br />

Meßzeit [h]<br />

Bild 5.17: Konstante Blasluftfeuchte eines beruhigten Betriebszustandes über 1 h Meßzeit<br />

Bei dem im Bild 5.17 gezeigten relativ stabilen Betriebszustand (die Blasluftfeuchte<br />

wurde durch ein vorgeschaltetes Ventil homogenisiert) ist auch die<br />

Fadengeschwindigkeit deutlich gleichmäßiger, wie in Bild 5.18 dargestellt ist.


Garngeschwindigkeit [m/min]<br />

77 5 Versuchsergebnisse<br />

Garngeschwindigkeit [m/min]<br />

Meßzeit [s]<br />

Bild 5.18: Fadengeschwindigkeit im Abstand von 40 cm zur Spinndüse bei „beruhigter“<br />

Blasluftfeuchte<br />

Es herrscht ein konstantes Geschwindigkeitsniveau vor, das bis auf das<br />

Grundrauschen der LDA Methode konstant beibehalten wird. Damit kann<br />

erneut der Zusammenhang zwischen Störgröße (Blasluftfeuchte) und direkter<br />

Auswirkung (Geschwindigkeitsniveau des Fadens) hergeleitet werden: bei<br />

ruhiger Blasluft zeigt sich auch ein ruhiges Geschwindigkeitsniveau. Bei oszillierender<br />

Blasluftfeuchte springt auch die Fadengeschwindigkeit im Intervall<br />

der Erregerstörung (hier: 0.01 Hz). Zur Vervollständigung werden in den<br />

folgenden Bildern 5.19 und 5.20 die gemessenen LDA Kurven der anderen<br />

Meßstellen während der Phase der Blasluftfeuchteschwankungen gezeigt..<br />

Meßzeit [s]<br />

Bild 5.19: Fadengeschwindigkeit im Abstand von 80 cm zur Spinndüse bei stark<br />

schwankender Blasluftfeuchte


5 Versuchsergebnisse 78<br />

Garngeschwindigkeit [m/min]<br />

Meßzeit [s]<br />

Bild 5.20: Fadengeschwindigkeit im Abstand von 120 cm zur Spinndüse bei stark<br />

schwankender Blasluftfeuchte<br />

Zwar sind die Meßstellen weiter von der Spinndüse entfernt, was ein entsprechend<br />

erhöhtes Geschwindigkeitsniveau zur Folge hat, dennoch sind die<br />

Schwankungen der Fadengeschwindigkeit vorhanden und korrelieren ebenfalls<br />

mit der Periode der Blasluftfeuchteschwankung.<br />

Geschwindigkeitsmessungen während konstanter Phasen der Blasluftfeuchte,<br />

wie in den Bildern 5.17 und 5.18 exemplarisch wiedergegeben,<br />

zeigen diese Schwankungen nicht, auch nicht bei höherem Geschwindigkeitsniveau.<br />

Um die Auswirkungen dieser Unregelmäßigkeiten auf die Garneigenschaften<br />

zu prüfen, wurden Garne dieser Ausspinnungen im Textilprüflabor<br />

vermessen, vor allem auch hinsichtlich ihrer Doppelbrechung als wichtige<br />

Größe der morphologischen Struktur. Die Einflüsse der Doppelbrechungsindizes<br />

auf die Anfärbung und damit die Streifigkeitsneigung wurden in Kapitel<br />

4.10 beschrieben. Da eine direkte Zuordnung des Garns zu einer definierten<br />

Periode des Prozesses schwierig ist, wurde auf statistische Methoden zurückgegriffen:<br />

Es wurden entsprechende Garnproben präpariert, die in definierten Abständen<br />

(1000 m Intervalle) von der Spule abgeweift wurden. Dann wurden für<br />

eine bestimmte Anzahl dieser Proben die Doppelbrechungsindizes ermittelt.<br />

Das Ergebnis ist im folgenden Bild 5.21 dargestellt.


79 5 Versuchsergebnisse<br />

Doppelbrechungsindex<br />

0,044<br />

0,042<br />

0,04<br />

0,038<br />

0,036<br />

0,034<br />

0,032<br />

0,03<br />

0,03<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20<br />

Bild 5.21: Doppelbrechungsindizes eines Garns aus stark schwankender Phase der<br />

Blasluftfeuchte<br />

Zum Vergleich dazu im folgenden Bild 5.22 die Doppelbrechungsindizes eines<br />

Garns während einer konstanten Phase der Blasluftfeuchte:<br />

Doppelbrechungsindex<br />

0,044<br />

0,042<br />

0,04<br />

0,038<br />

0,036<br />

0,034<br />

0,032<br />

Anzahl der Messungen<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20<br />

Anzahl der Messungen<br />

Bild 5.22: Doppelbrechungsindizes eines Garns aus konstanter Phase der Blasluftfeuchte<br />

Damit konnten die Auswirkungen der Schwankungen der Blasluftfeuchte auf<br />

die Garnstruktur auch quantitativ herausgearbeitet werden. Die stark differierenden<br />

Doppelbrechungsindizes aus der schwankenden Phase zeigten<br />

starkes Potential zur Streifigkeit auf. Die relativ homogenen Indizes der kon-


5 Versuchsergebnisse 80<br />

stanten Phase dagegen zeigten eher reduzierte Streifigkeitsneigung. Das gefärbte<br />

Strickstück der schwankenden Phase zeigte analog dazu sowohl deutliche<br />

Farbtiefendifferenzen als auch ausgeprägte Streifigkeit. Das Strickstück<br />

aus dem Herstellungszeitraum der konstanten Phase der Blasluftfeuchte war<br />

nach einhelliger Beurteilung streifenfrei.<br />

Die Beweiskette ist damit geschlossen:<br />

Gemessenen Schwankungen (der Blasluftfeuchte) im Spinnbereich, die exakt<br />

analysiert wurden, konnten ebenfalls gemessenen Abweichungen der Fadeneigenschaften<br />

(Unterschiede in der Garngeschwindigkeit) zugeordnet werden.<br />

Diese wiederum korrelierten mit morphologischen Eigenschaften (Orientierung)<br />

des fertigen Garnes und ließen eine gute Prognose zur Streifigkeitsneigung<br />

der fertigen Textilie zu.<br />

Die Messungen wurden unter verschiedenen Bedingungen wiederholt und<br />

erbrachten ausnahmslos die gleichen Erkenntnisse.<br />

5.2.1.4 Nähere Untersuchung der Blasluftfeuchte<br />

Aufgrund des großen Einflusses der Blasluftbedingungen auf den Spinnprozeß<br />

bzw. die Fadeneigenschaften wurden die Schwankungen, speziell der<br />

Blasluftfeuchte, näher untersucht. Es bleibt allerdings festzuhalten, daß es<br />

nicht primäres Ziel dieser Arbeit war, eine Optimierung der Anlage bzw. der<br />

Hilfsaggregate wie zum Beispiel der Klimaanlage durchzuführen.<br />

Dennoch ist gerade dies auch eine praktikable Verwendung der Online-Meßanordnung<br />

und kann in der Praxis sehr wohl auch zur Qualitätskontrolle<br />

und/oder zur Anlagenoptimierung eingesetzt werden.<br />

Um den Einfluß der eingestellten Blasluftfeuchte-Sollwerte auf die Periodizität<br />

und Intensität der Schwankung zu ermitteln, wurde ein Versuchsprogramm<br />

mit drei Feuchte-Sollwerten gefahren:<br />

- 75 % relative Feuchte<br />

- 65 % relative Feuchte<br />

- 55 % relative Feuchte<br />

Die zeitliche Darstellung des Blasluftfeuchteverlaufs ist im folgenden Bild 5.23<br />

zu sehen.


81 5 Versuchsergebnisse<br />

Relative Blasluftfeuchte [%]<br />

Meßzeit [h]<br />

Bild 5.23: Blasluftfeuchteschwankungen bei verschieden eingestellten Sollwerten über eine<br />

Meßzeit von 4 h<br />

Im oberen Bereich, um 75 % relativer Feuchte, ist der Wert ziemlich konstant,<br />

im Bereich von 65 % sind wieder die stark ausgeprägten Schwankungen zu<br />

erkennen, während der 55 % Bereich eine Mischung aus Phasen der Ruhe<br />

und Schwankung darstellt.<br />

Im Bereich von eingestellten 75% relativer Blasluftfeuchte bildet sich ein sehr<br />

schwach ausgeprägter Peak heraus, der bei etwa 0,014 Hz liegt, was einer<br />

Periodendauer von ca. 70 Sekunden entspricht (Bild 5.24 unten auf der folgenden<br />

Seite).


5 Versuchsergebnisse 82<br />

Relative Blasluftfeuchte [%]<br />

Relative Blasluftfeuchte [%]<br />

Meßzeit [s]<br />

Frequenz [Hz]<br />

Bild 5.24 oben: Analysierter Meßbereich der Blasluftfeuchte im Bereich 75%<br />

unten: Frequenzanalyse der Blasluftfeuchte dieses Segments


83 5 Versuchsergebnisse<br />

Im Bereich von eingestellten 65% relativer Blasluftfeuchte (zwischen 6000 s<br />

und 9000 s) zeigt sich wieder der bereits in früheren Messungen aufgetretene<br />

0,01 Hz Peak mit deutlicher Amplitude von mehr als 4 % relativer Feuchte<br />

(Bild 5.25 unten).<br />

Relative Blasluftfeuchte [%]<br />

Relative Blasluftfeuchte [%]<br />

Meßzeit [s]<br />

Frequenz [Hz]<br />

Bild 5.25 oben: Analysierter Meßbereich der Blasluftfeuchte im Bereich 65%<br />

unten: Frequenzanalyse der Blasluftfeuchte dieses Segments


5 Versuchsergebnisse 84<br />

Der Bereich um 55% eingestellter Blasluftfeuchte (zwischen 9000 s und<br />

13000 s) zeigt das am stärksten verrauschte Signal, wenngleich auch hier<br />

eine Peaklage im Frequenzbereich von 0,01 Hz eindeutig vorliegt (Bild 5.26<br />

unten).<br />

Relative Blasluftfeuchte [%]<br />

Relative Blasluftfeuchte [%]<br />

Meßzeit [s]<br />

Frequenz [Hz]<br />

Bild 5.26 oben: Analysierter Meßbereich der Blasluftfeuchte im Bereich 55%<br />

unten: Frequenzanalyse der Blasluftfeuchte dieses Segments<br />

Zusammenfassend ergab die nähere Untersuchung der Blasluft eine ausgeprägte<br />

Schwankung gerade in dem Wertebereich, der beim Polyamidspinnen<br />

üblicherweise verwendet wird: dem Bereich um 70 % relativer Feuchte. Es<br />

wurden zu diesen eingestellten Feuchten wieder parallel LDA - Messungen<br />

der Fadengeschwindigkeit durchgeführt, wobei wieder die bereits bekannten<br />

Phänomene auftraten: die Geschwindigkeitssprünge erfolgten mit der Fre-<br />

quenz der Störung. Allerdings waren die Einflüsse auf die Garngeschwindigkeiten<br />

im 75 % relativer Feuchte-Bereich, wo die Amplitude der Störung nur<br />

schwach ausgeprägt war, ebenfalls nur ansatzweise zu erkennen. Die Verläufe<br />

der Fadengeschwindigkeiten werden im folgenden unter Einbeziehung<br />

der Ergebnisse für PA 6.6 diskutiert. Der technische Grund für die Schwank-


85 5 Versuchsergebnisse<br />

ungen wurde in einer unpassenden Regelparameterauslegung sowie einer<br />

Unterdimensionierung der Klimaanlage ausgemacht. Hinzu kam ein zu<br />

großes Regelventil. Durch Vorschalten eines Ventils und Änderung der<br />

Regelung konnte bereits in Vorversuchen eine deutliche Verbesserung der<br />

Blasluftwerte in Hinsicht auf Konstanz erzielt werden. Dies soll aber nicht<br />

Thema dieser Arbeit sein.<br />

5.2.2 Der Einfluß von Galettenschwankungen<br />

Neben den im vorigen Kapitel intensiv untersuchten Schwankungen der Blasluft<br />

und deren Auswirkungen trat sporadisch ein weiteres Phänomen auf, bei<br />

dem ebenfalls eine Korrelation zu Fadeneigenschaften während des Spinnprozesses<br />

nachgewiesen werden konnte. Es handelt sich um Schwankungen<br />

der Drehzahl der Abzugsgalette 2. Dieses Galettenpaar verstreckt durch den<br />

Geschwindigkeitsunterschied zu Galettenpaar 1 den Faden zu seiner endgültigen<br />

Festigkeit bzw. endgültigen Durchmesser. Bei einigen wenigen Messungen<br />

trat folgende Unregelmäßigkeit auf (Bild 5.27):<br />

Galettendrehzahl [U/min]<br />

Galettendrehzahl [U/min]<br />

Meßzeit [s]<br />

Frequenz [Hz]<br />

Bild 5.27 oben: Analysierter Meßbereich der Galettendrehzahl über 7200 s Meßzeit<br />

unten: Frequenzanalyse der Galettendrehzahl dieses Segments


5 Versuchsergebnisse 86<br />

Deutlich erkennbar ist eine periodische Störung mit einer Frequenz von 2,25<br />

Hz. Diese Störung schlägt auch auf die Fadeneigenschaften beim Spinnprozeß<br />

durch, wie folgende Messung der Fadenspannung über einen Zeitraum<br />

von 7200 s unmittelbar nach der Galette belegt (Bild 5.28):<br />

Fadenspannung [N] Fadenspannung [cN]<br />

Meßzeit [s]<br />

Frequenz [Hz]<br />

Bild 5.28 oben: Analysierter Meßbereich der Fadenspannung über 7200 s Meßzeit<br />

unten: Frequenzanalyse der Galettendrehzahl dieses Segments<br />

Der Korrelationsfaktor zwischen Ursache (der Galettendrehzahlschwankung)<br />

und Wirkung (Schwankung der Fadenspannung) ist hier bei über 99 %. Allerdings<br />

ist die Amplitude der verursachenden Störung gering, ebenso die dadurch<br />

verursachte Amplitude der Fadenspannungsschwankung. Bei Untersuchungen<br />

von Proben dieser Ausspinnungsphase im Labor konnten im<br />

Rahmen der üblichen Meßgenauigkeit keine Abweichungen physikalischer<br />

Garndaten festgestellt werden. Ebenso konnte die Ursache dieses Phänomens,<br />

welches nur zweimal auftrat, nicht ermittelt werden.


87 5 Versuchsergebnisse<br />

5.3 Untersuchungen an Polyamid 66<br />

Um die Anfälligkeit des untersuchten PA 6 Materials gegen streifigkeitsinduzierende<br />

Spinnbedingungen besser abschätzen zu können, wurde ein textiles<br />

Polyamid 66 einer vergleichbaren Viskositätsklasse untersucht. Dabei wurden<br />

die im vorherigen Abschnitt variierten Feuchte-Sollwerte von 55%, 65%<br />

und 75% relativer Feuchte zugrunde gelegt. Wiederum wurden an den sechs<br />

Sensoren-Positionen die Geschwindigkeitsverläufe mit LDA Meßtechnik aufgezeichnet.<br />

Abschließend erfolgte im Labor die Ermittlung der Doppelbrechungsindizes<br />

nach dem bereits beschriebenen Prozedere. Da die Geschwindigkeitsverläufe<br />

sich an den untersuchten Meßstellen zwar in der Höhe des<br />

absoluten Geschwindigkeitsniveaus, nicht jedoch im grundsätzlichen Verlauf<br />

unterschieden, wird im folgenden jeweils stellvertretend nur ein Geschwindigkeitsverlauf<br />

in Korrelation zur Feuchte dargestellt.<br />

Im Bild 5.29 ist der ruhigere Verlauf der 75%-Feuchte Einstellung dargestellt,<br />

im Bild 5.30 dazu der gemessene Geschwindigkeitsverlauf bei PA 66.<br />

Relative Blasluftfeuchte [%]<br />

Relative Blasluftfeuchte [%]<br />

Meßzeit [s]<br />

Frequenz [Hz]<br />

Bild 5.29 oben: Analysierter Meßbereich der Blasluftfeuchte im Bereich 75%<br />

unten: Frequenzanalyse der Blasluftfeuchte dieses Segments


5 Versuchsergebnisse 88<br />

Garngeschwindigkeit [m/min]<br />

Bild 5.30: Geschwindigkeitsverlauf von PA 66 während dieser Phase leichter Unruhe,<br />

gemessen im Abstand von 120 cm von der Spinndüse<br />

Zwei Dinge sind auffällig:<br />

• die Schwankungen der Garngeschwindigkeit fallen trotz des hohen<br />

absoluten Geschwindigkeitsniveaus von über 4000 m/min sehr<br />

moderat aus und korrelieren damit in der Amplitude qualitativ mit<br />

den moderaten Blaswind-Feuchteschwankungen.<br />

• die Periodizität der Geschwindigkeitsschwankungen folgt der<br />

Frequenz von 0,014 Hz bzw. der ca. 70 Sekunden Periodendauer.<br />

In den Bildern 5.31 und 5.32 sind die Sachverhalte für den stark schwankenden<br />

Abschnitt der Blasluftfeuchte (65% rel. Feuchte) dargestellt:<br />

Relative Blasluftfeuchte [%]<br />

Meßzeit [s]<br />

Meßzeit [s]<br />

Bild 5.31 oben: Analysierter Meßbereich der Blasluftfeuchte im Bereich 65%


89 5 Versuchsergebnisse<br />

Relative Blasluftfeuchte [%]<br />

Bild 5.31 unten: Frequenzanalyse des analysierten Meßbereich der Blasluftfeuchte im<br />

Bereich 65%<br />

Garngeschwindigkeit [m/min]<br />

Frequenz [Hz]<br />

Meßzeit [s]<br />

Bild 5.32: Geschwindigkeitsverlauf von PA 66 während dieser Phase starker Unruhe,<br />

gemessen im Abstand von 120 cm von der Spinndüse<br />

Die Ausschläge der Geschwindigkeitsschwankungen nehmen zu, was in der<br />

Größenordnung auch den heftigeren Schwankungen der Blasluftfeuchte<br />

entspricht. Auch die Periodendauer der Geschwindigkeitsschwankungen folgt<br />

mit ca. 90 Sekunden der Erregerstörung der Blasluftfeuchte von 0,011 Hz.


5 Versuchsergebnisse 90<br />

Die Bilder 5.33 und 5.34 zeigen die Verhältnisse für den 55% r.F. Bereich.<br />

Relative Blasluftfeuchte [%]<br />

Relative Blasluftfeuchte [%]<br />

Meßzeit [s]<br />

Frequenz [Hz]<br />

Bild 5.33 oben: Analysierter Meßbereich der Blasluftfeuchte im Bereich 55%<br />

unten: Frequenzanalyse der Blasluftfeuchte dieses Segments<br />

Garngeschwindigkeit [m/min]<br />

Meßzeit [s]<br />

Bild 5.34: Geschwindigkeitsverlauf von PA 66 während dieser Phase mittlerer Unruhe<br />

gemessen im Abstand von 120 cm von der Spinndüse


91 5 Versuchsergebnisse<br />

Die Schwankungen der Geschwindigkeitsverläufe sind in Bild 5.34 etwas<br />

schwächer ausgeprägt als in Bild 5.32, folgen aber wiederum der Periode der<br />

verursachenden Störung, der Blasluftfeuchte. Die folgenden Bilder 5.35 –<br />

5.37 zeigen die Auswertung der Doppelbrechungsindizes aller drei Abschnitte<br />

der Blasluftfeuchteschwankungen. Es wurden 20 Faserstücke aus der<br />

entsprechenden Periode der Blasluftfeuchteschwankung vermessen.<br />

Doppelbrechungsindex<br />

0,0406<br />

0,0404<br />

0,0402<br />

0,04<br />

0,0398<br />

0,0396<br />

0,0394<br />

0,0392<br />

0,039<br />

0,034<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20<br />

Anzahl der Messungen<br />

Bild 5.35: Doppelbrechungsindizes von PA 66 Garn des ersten Drittels der Blasluftfeuchte-<br />

schwankung (75% Feuchte, leichte Unruhe)<br />

Doppelbrechungsindex<br />

0,044<br />

0,043<br />

0,042<br />

0,041<br />

0,04<br />

0,039<br />

0,038<br />

0,037<br />

0,036<br />

0,035<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20<br />

Anzahl der Messungen<br />

Bild 5.36: Doppelbrechungsindizes von PA 66 Garn des zweiten Drittels der Blasluftfeuchte-<br />

schwankung (65% Feuchte, starke Unruhe)


5 Versuchsergebnisse 92<br />

Doppelbrechungsindex<br />

0,041<br />

0,0405<br />

0,04<br />

0,0395<br />

0,039<br />

0,0385<br />

0,038<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20<br />

Anzahl der Messungen<br />

Bild 5.37: Doppelbrechungsindizes von PA 66 Garn des dritten Drittels der Blasluftfeuchte-<br />

schwankung (55% Feuchte, mittlere Unruhe)<br />

Wiederum tritt eine gute Korrelation zwischen Störgröße (Blasluftfeuchteschwankung)<br />

und Auswirkung (unterschiedliche Doppelbrechungsindizes der<br />

Garne) auf. Tendenziell reagiert das untersuchte PA 66 heftiger auf die<br />

Störgröße, die Anfälligkeit für Streifigkeit nahm gegenüber PA 6 zu. Dies<br />

drückte sich auch im optischen Eindruck der gefertigten Prüflinge aus.<br />

5.4 Untersuchungen an asiatischem Polyamid 6<br />

Um die Datenbasis zu verbreitern und die Aussagefähigkeit der Messungen<br />

zu überprüfen, wurde ein Polyamid 6 asiatischer Herkunft (pigmentiert,<br />

relative Viskosität 2.5) versponnen. Dazu wurden verschiedene Blaslufteinstellungen<br />

verwendet und ruhige sowie stark schwankende Phasen gemessen.<br />

Die Ergebnisse sind auf den folgenden Seiten dargestellt. Analog zu den<br />

bisherigen Ergebnissen werden folgende Daten dargestellt:<br />

• Blasluftfeuchte mit Analyse<br />

• gemessene Garngeschwindigkeitskurven während dieser Phase<br />

• ermittelte Doppelbrechungsindizes dieser Garnstücke


93 5 Versuchsergebnisse<br />

5.4.1 Messungen einer ruhigen Phase der Blasluftfeuchte<br />

Relative Blasluftfeuchte [%] Relative Blasluftfeuchte [%]<br />

Meßzeit [s]<br />

Frequenz [Hz]<br />

Bild 5.38 oben: Analysierter Meßbereich einer ruhigen Phase der Blasluftfeuchte-<br />

schwankung<br />

unten: Frequenzanalyse der Blasluftfeuchte dieses Segments


5 Versuchsergebnisse 94<br />

Garngeschwindigkeit [m/min]<br />

3800<br />

3750<br />

3700<br />

3650<br />

0 60 120 180 240 300 360 420 480 540 600 660 720 780 840 900 960<br />

Meßzeit [s]<br />

Bild 5.39: Geschwindigkeitsverlauf von asiatischem PA 6 während dieser ruhigen Phase<br />

gemessen im Abstand von 90 cm von der Spinndüse<br />

Zum Vergleich dazu (Bild 5.40) das unter ähnlichen Bedingungen (Blasluftfeuchte<br />

konstant und auf gleichem Niveau) aufgezeichnete Geschwindigkeitsprofil<br />

eines PA 6 Polymers der BASF. Zur besseren optischen Vergleichbarkeit<br />

wurde die Skalierung konstant gehalten, auch wenn das Geschwindigkeitsniveau<br />

des BASF Polymers etwas höher lag.<br />

Garngeschwindigkeit [m/min]<br />

3.900<br />

3.850<br />

3.800<br />

3.750<br />

0 60 120 180 240 300 360 420 480 540 600 660 720 780 840 900 960<br />

Meßzeit [s]<br />

Bild 5.40: Geschwindigkeitsverlauf von PA 6 der BASF unter vergleichbaren Bedingungen


95 5 Versuchsergebnisse<br />

Auf den folgenden Bildern 5.41 und 5.42 sind die Doppelbrechungsindizes der<br />

während dieser ruhigen Phase hergestellten Garne abgebildet.<br />

Doppelbrechungsindex<br />

0,046<br />

0,044<br />

0,042<br />

0,04<br />

0,038<br />

0,036<br />

0,034<br />

0,032<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20<br />

Anzahl der Messungen<br />

Bild 5.40: Doppelbrechungsindizes asiatisches PA6 (ruhige Phase der Blasluft)<br />

Doppelbrechungsindex<br />

0,03<br />

0,046<br />

0,044<br />

0,042<br />

0,04<br />

0,038<br />

0,036<br />

0,034<br />

0,032<br />

0,03<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20<br />

Anzahl der Messungen<br />

Bild 5.41: Doppelbrechungsindizes für PA6 der BASF (ruhige Phase der Blasluft)


5 Versuchsergebnisse 96<br />

5.4.2 Messungen einer turbulenten Phase der Blasluftfeuchte<br />

Relative Blasluftfeuchte [%]<br />

Relative Blasluftfeuchte [%]<br />

Meßzeit [s]<br />

Frequenz [Hz]<br />

Bild 5.42 oben: Analysierter Meßbereich einer turbulenten Phase der Blasluftfeuchte-<br />

schwankung<br />

unten: Frequenzanalyse der Blasluftfeuchte dieses Segments


97 5 Versuchsergebnisse<br />

Garngeschwindigkeit [m/min]<br />

4000<br />

3950<br />

3900<br />

3850<br />

3800<br />

3750<br />

0 60 120 180 240 300 360 420 480 540 600 660 720 780 840 900 960<br />

Meßzeit [s]<br />

Bild 5.43: Gemessener Geschwindigkeitsverlauf des asiatischen PA 6 im Abstand von 90 cm<br />

zur Spinndüse<br />

Garngeschwindigkeit [m/min]<br />

4.250<br />

4.200<br />

4.150<br />

4.100<br />

4.050<br />

4.000<br />

0 60 120 180 240 300 360 420 480 540 600 660 720 780 840 900 960<br />

Meßzeit [s]<br />

Bild 5.44: Gemessener Geschwindigkeitsverlauf des BASF PA 6 im Abstand von 90 cm<br />

zur Spinndüse


Doppelbrechungsindex<br />

Doppelbrechungsindex<br />

5 Versuchsergebnisse 98<br />

0,044<br />

0,042<br />

0,04<br />

0,038<br />

0,036<br />

0,034<br />

0,032<br />

0,03<br />

Bild 5.45: Doppelbrechungsindizes der Garne aus der stark schwankenden Phase<br />

(asiatisches PA6)<br />

0,046<br />

0,044<br />

0,042<br />

0,04<br />

0,038<br />

0,036<br />

0,034<br />

0,032<br />

0,03<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20<br />

Anzahl der Messungen<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20<br />

Anzahl der Messungen<br />

Bild 5.46: Doppelbrechungsindizes der Garne aus der stark schwankenden Phase<br />

(BASF PA6):


99 5 Versuchsergebnisse<br />

5.4.3 Verifizierung der Daten mittels Offline-Röntgenstreung<br />

Um neben den Doppelbrechungsindizes weitere Informationen über die<br />

Struktur der unter verschiedenen Bedingungen versponnenen Garne zu<br />

erhalten wurden Offline-Röntgenmessungen an Faserstücken durchgeführt.<br />

Die Proben wurden längs (äquator) und quer (meridian) zur Streckrichtung<br />

gemessen. Die Messungen in Äquatorrichtung zeigen einen deutlichen<br />

γ−Peak. Die Diffraktogramme wurden auf den γ−Peak normiert.<br />

Insgesamt wurden Proben aus 4 verschiedenen Betriebszuständen gemessen:<br />

Proben A: BASF PA 6 ruhige Spinnphase<br />

Proben B: Asiatisches PA 6 ruhige Spinnphase<br />

Proben C: BASF PA 6 turbulente Spinnphase<br />

Proben D: Asiatisches PA 6 turbulente Spinnphase<br />

In die Tabelle 5.1 wurden die Mittelwerte der Doppelbrechungsergebnisse<br />

eingefügt. Das anschließende Diagramm zeigt die Abhängigkeit der Größe<br />

der kristallinen Domäne (ermittelt aus der Braggpeakbreite gemäß Bild 5.57)<br />

von der Doppelbrechung. Man findet eine interessante Korrelation.<br />

Auf Bild 5.48 ist ein Beispiel für SAXS-Daten - längs (äquator) und quer (meridian)<br />

zur Streckrichtung gemessen - wiedergegeben. Aus der Position des<br />

Langperiodenpeaks, der bei Messung in Faserachsenrichtung beobachtet<br />

wird, lässt sich der mittlere Abstand L zweier benachbarter Kristallite (in<br />

Faserrichtung) ermitteln, wie Bild 5.47 zeigt.<br />

Die entsprechenden Werte sind in Tabelle 5.1 zusammengestellt.<br />

macroscopic<br />

fiber ( filament )<br />

Bild 5.47: Faserstruktur<br />

hierarchy of structures<br />

bundle of<br />

fibrils<br />

Faserstruktur<br />

fibril : stack of<br />

crystalline<br />

lamellae<br />

L<br />

polymer chains<br />

in the crystal<br />

Faser Fibrillen kristalline Lamellen Polymerkette<br />

(Filament) im Kristall<br />

5 μ m 50 nm 5 nm 0.5 nm


5 Versuchsergebnisse 100<br />

Strahlungsintensität [a.u.]<br />

0 ,1<br />

0,01<br />

1 E-3<br />

L an gperiode<br />

D 4 äquator<br />

D 4 meridian<br />

1 E-4<br />

0,1 1<br />

Streuwinkel 2<br />

10<br />

Θ [°]<br />

1 00<br />

Bild 5.48: Ermittlung des mittleren Kristallabstandes „L“ aus gemessenen Intensitäts-<br />

verläufen anhand der Langperiode<br />

Strahlungsintensität [counts per second]<br />

Bild 5.49: Messungen Proben A1 – A 5, Äquatorial<br />

Strahlungsintensität [counts per second]<br />

Streuwinkel 2 Θ [°]<br />

Streuwinkel 2 Θ [°]<br />

Bild 5.50: Messungen Proben A1 – A 5, Meridian


101 5 Versuchsergebnisse<br />

Strahlungsintensität [counts per second]<br />

Bild 5.51: Messungen Proben B1 – B 5, Äquatorial<br />

Strahlungsintensität [counts per second] Strahlungsintensität [counts per second]<br />

Streuwinkel 2 Θ [°]<br />

Streuwinkel 2 Θ [°]<br />

Bild 5.52: Messungen Proben B1 – B 5, Meridian<br />

Streuwinkel 2 Θ [°]<br />

Bild 5.53: Messungen Proben C1 – C 5, Äquatorial


5 Versuchsergebnisse 102<br />

Strahlungsintensität [counts per second] Strahlungsintensität [counts per second]<br />

Streuwinkel 2 Θ [°]<br />

Bild 5.54: Messungen Proben C1 – C 5, Meridian<br />

Bild 5.55: Messungen Proben D1 – D 5, Äquatorial<br />

Strahlungsintensität [counts per second]<br />

Streuwinkel 2 Θ [°]<br />

Streuwinkel 2 Θ [°]<br />

Bild 5.56: Messungen Proben D1 – D 5, Meridian


103 5 Versuchsergebnisse<br />

Aus den gemessenen 2-Θ Verläufen der Intensitätsverteilung konnten gemäß<br />

Bild 5.57 die Halbwertsbreite ermittelt werden, die wiederum ein Maß für den<br />

mittleren Abstand L (in Tabelle 5.1 „Λ1“ genannt) zweier benachbarter Kristallite<br />

in Faserrichtung ist. Auf die Methode der Röntgenstreuung zur Bestimmung<br />

von Werkstoffeigenschaften wurde bereits in Kapitel 4.11 eingegangen.<br />

Strahlungsintensität [counts per second] Λ [nm]<br />

Streuwinkel 2 Θ [°]<br />

Bild 5.57: Bestimmung der Halbwertsbreite aus einem gemessenen Intensitätsverlauf<br />

Eine Korrelation der Kristallabstände Λ zu den Doppelbrechungsindizes für<br />

alle 4 Faserproben (A-D) wird im folgenden Bild 5.58 dargestellt.<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

C1 - 5 D1 - 5<br />

B1 - 5<br />

0,037 0,038 0,039 0,04 0,041 0,042 0,043 0,044 0,045<br />

Doppelbrechungsindex<br />

Bild 5.58: Korrelation der Kristallabstände zur Doppelbrechung<br />

Regressions - Gerade<br />

A1 - 5


5 Versuchsergebnisse 104<br />

Die Proben A1-A5 (BASF PA 6 - ruhige Spinnphase) haben die höchste<br />

Kristallinität sowie die engste Lambda Verteilung gegenüber den Proben B1-<br />

B5 (PA 6 aus Asien - ruhige Spinnphase), was man als Zeichen homogenerer<br />

Faserqualität interpretieren kann. Dieser Vorteil geht allerdings bei unruhigen<br />

Spinnphasen verloren, wie man bei der Beispielen C1-C5 (BASF PA 6 – turbulente<br />

Spinnphase) verglichen mit den Beispielen D1-D5 (PA 6 aus Asien –<br />

turbulente Spinnphase) erkennen kann. Damit bestätigt die Röntgenstreung<br />

die Erkenntnisse der Doppelbrechungsbestimmung.<br />

In Tabelle 5.1 sind alle relevanten Parameter zusammengefasst, insbesondere<br />

die aus der Halbwertsbreite abgeleitete Größe Λ1. Zusätzlich wurden noch<br />

die gemessenen Doppelbrechungsindizes als Vergleichsgröße herangezogen.<br />

2Θ H W B Λ 1 d D op p elb rech un g<br />

[°] [°] [nm ] [nm ]<br />

A1 äquatorial 21,125 4,58 1,96 0,420 0,0432<br />

A1 m eridian 21,240 4,180 2,15 0,417<br />

A2 äquatorial 21,120 3,490 2,57 0,420 0,0439<br />

A2 m eridian 21,650 2,700 3,33 0,410<br />

A3 äquatorial 21,270 4,080 2,20 0,417 0,0429<br />

A3 m eridian 21,430 3,200 2,81 0,414<br />

A4 äquatorial 21,290 3,960 2,27 0,417 0,0441<br />

A4 m eridian 21,490 3,900 2,30 0,413<br />

A5 äquatorial 21,220 3,630 2,47 0,418 0,0435<br />

A5 m eridian 21,390 3,880 2,32 0,415<br />

B1 äquatorial 21,300 1,910 4,70 0,416 0,0398<br />

B1 m eridian 21,390 2,880 3,12 0,415<br />

B2 äquatorial 21,490 3,110 2,89 0,413 0,0400<br />

B2 m eridian 21,590 4,220 2,13 0,411<br />

B3 äquatorial 21,320 2,230 4,03 0,416 0,0399<br />

B3 m eridian 21,470 2,710 3,31 0,413<br />

B4 äquatorial 21,320 2,600 3,45 0,416 0,0396<br />

B4 m eridian 21,390 2,550 3,52 0,415<br />

B5 äquatorial 21,260 2,270 3,96 0,418 0,0391<br />

B5 m eridian 21,430 3,060 2,94 0,414<br />

C 1 äquatorial 21,260 1,570 5,72 0,417 0,0374<br />

C 1 m eridian 21,470 2,200 4,08 0,413<br />

C 2 äquatorial 21,450 2,660 3,38 0,414 0,0375<br />

C 2 m eridian 21,560 2,640 3,40 0,412<br />

C 3 äquatorial 21,310 1,840 4,88 0,416 0,0371<br />

C 3 m eridian 21,620 2,720 3,30 0,410<br />

C 4 äquatorial 21,240 2,610 3,44 0,417 0,0380<br />

C 4 m eridian 21,450 3,210 2,80 0,413<br />

C 5 äquatorial 21,280 2,110 4,26 0,417 0,0380<br />

C 5 m eridian 21,340 3,430 2,62 0,416<br />

D 1 äquatorial 21,350 2,600 3,45 0,415 0,0404<br />

D 1 m eridian 21,440 2,580 3,48 0,414<br />

D 2 äquatorial 21,360 2,360 3,81 0,416 0,0402<br />

D 2 m eridian 21,640 2,960 3,04 0,410<br />

D 3 äquatorial 21,250 2,390 3,76 0,417 0,0410<br />

D 3 m eridian 23,460 2,710 3,33 0,378<br />

D 4 äquatorial 21,150 2,320 3,87 0,420 0,0408<br />

D 4 m eridian 22,330 2,750 3,27 0,398<br />

D 5 äquatorial 21,260 2,010 4,47 0,418 0,0406<br />

D 5 m eridian 21,450 3,500 2,57 0,414<br />

Tabelle 5.1: Gemessene Kenngrößen der Faserproben mittels WAXS und SAXS


105 5 Versuchsergebnisse<br />

5.4.4 Zusammenfassung der Vergleichsmessungen<br />

Eindeutige Unterschiede zwischen beiden Materialien zeigten sich vor allem<br />

in der Phase konstanter Blasluftbedingungen. Der Geschwindigkeitsverlauf<br />

des BASF PA 6 war deutlich gleichmäßiger als der Geschwindigkeitsverlauf<br />

des Referenzproduktes, solange die Blasluft eine konstante Feuchte zeigte.<br />

Entsprechend fallen auch die Doppelbrechungsindizes für das BASF PA 6<br />

deutlich gleichmäßiger aus als die des Vergleichsproduktes aus Asien. Die<br />

Anfälligkeit gegen Streifigkeit ist in diesem Betriebszustand der Spinnanlage<br />

bei BASF PA 6 also geringer. Dieser Vorteil geht bei einem zunehmenden<br />

Schwanken der Blasluftfeuchte verloren. Der Geschwindigkeitsverlauf des<br />

BASF PA 6 in dieser Phase ist unregelmäßiger als der des Vergleichsmaterials<br />

aus Asien. In den Doppelbrechungsindizes ist dieser Unterschied dann<br />

allerdings nicht mehr erkennbar. Beide Polymere zeigen eine ähnliche<br />

Neigung zur Streifigkeitsbildung.


6 Bewertung der Versuchsergebnisse 106<br />

6 Bewertung der Versuchsergebnisse<br />

6.1 Einführung grafischer Prognosediagramme<br />

Eine wichtige Themenstellung der vorliegenden Arbeit ist eine Abschätzbarkeit<br />

der Streifigkeitsneigung anhand gemessener Datenverläufe. Im Rahmen<br />

der Messungen wurden verschieden stark ausgeprägte Unregelmäßigkeiten<br />

analysiert und auf ihre Auswirkungen am fertigen Produkt hin untersucht.<br />

Durch diese Daten ist es möglich, eine Vorhersage bezüglich der Streifigkeitsneigung<br />

des versponnenen Produktes zu machen. Diese Methode hat den<br />

Vorteil, daß bereits im Spinnprozeß selbst eine Vorhersage möglich ist, lange<br />

bevor in der Praxis Schwierigkeiten auftreten.<br />

Die folgenden dargestellten Zusammenhänge beziehen sich nur auf BASF<br />

PA 6 der Viskositätsklasse 2.4. Prinzipiell sind natürlich auch Aussagen für<br />

andere Produkte (höhere Viskositätsklassen, PA 66, Fremdpolymere) möglich,<br />

wenn genügend ausgewertetes Datenmaterial vorliegt.<br />

Bei hinreichender Anzahl von Messungen der Störgröße (mit anschließender<br />

Fourier Transformation) können Bereiche mit geringer und Bereiche mit hoher<br />

Streifigkeitswahrscheinlichkeit definiert werden. Diese Bereiche kann man<br />

auch farblich grafisch darstellen, z.B. grüne, gelbe und rote Bereiche. Hat<br />

man die Bereiche definiert, so genügt es, ein gemessenes und Fourier-transformiertes<br />

Meßsignal in die Grafik zu projizieren, um eine schnelle Abschätzung<br />

der Streifigkeitsneigung durchzuführen.<br />

Im folgenden sind verschiedene zeitliche Verläufe der Blasluftfeuchteschwankungen,<br />

deren Fourier-transformierte Spektren, die dazu per LDA gemessenen<br />

Geschwindigkeitsverläufe sowie die physikalischen Werte (Doppelbrechungsindizes)<br />

der während dieser Phase hergestellten Garne wiedergegeben<br />

(Bilder 6.1 ff.) Damit kann man Bereiche der Streifigkeitswahrscheinlichkeit für<br />

das untersuchte Polymer festlegen.


107 6 Bewertung der Versuchsergebnisse<br />

6.1.1 Ruhiger Verlauf der Blasluftfeuchte ohne Auswirkungen<br />

Relative Blasluftfeuchte [%]<br />

Meßzeit [s]<br />

Frequenz [Hz]<br />

3.800<br />

0 60 120 180 240 300 360 420 480 540 600 660 720 780 840 900 960<br />

Bild 6.1: Fourieranalyse der Blasluft einer Bild 6.2: dazu gemessene Fadenge-<br />

ruhigen Phase schwindigkeit<br />

Doppelbrechungsindex<br />

0,046<br />

0,044<br />

0,042<br />

0,040<br />

0,038<br />

0,036<br />

0,034<br />

0,032<br />

0,030<br />

Bild 6.3: Doppelbrechungsindizes der Garne produziert während der o.g. Bedingungen<br />

Garngeschwindigkeit [m/min]<br />

4.200<br />

4.150<br />

4.100<br />

4.050<br />

4.000<br />

3.950<br />

3.900<br />

3.850<br />

Meßzeit [s]<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20<br />

Anzahl der Messungen


6 Bewertung der Versuchsergebnisse 108<br />

6.1.2 Unruhiger werdender Verlauf der Blasluftfeuchte ohne Auswirkungen<br />

Relative Blasluftfeuchte [%]<br />

0,046<br />

0,044<br />

0,042<br />

0,040<br />

0,038<br />

0,036<br />

0,034<br />

0,032<br />

0,030<br />

Meßzeit [s]<br />

Frequenz [Hz]<br />

Bild 6.4: Fourieranalyse der Blasluft während Bild 6.5: dazu gemessene Fadenge-<br />

des unruhiger werdenden Verlaufs schwindigkeit<br />

Doppelbrechungsindex<br />

3.800<br />

0 60 120 180 240 300 360 420 480 540 600 660 720 780 840 900 960<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20<br />

Bild 6.6: Doppelbrechungsindizes der Garne produziert während der o.g. Bedingungen<br />

Garngeschwindigkeit [m/min]<br />

4.200<br />

4.150<br />

4.100<br />

4.050<br />

4.000<br />

3.950<br />

3.900<br />

3.850<br />

Anzahl der Messungen<br />

Meßzeit [s]


109 6 Bewertung der Versuchsergebnisse<br />

6.1.3 Unruhiger werdender Verlauf der Blasluftfeuchte mit leichten Auswirkungen<br />

Relative Blasluftfeuchte [%]<br />

0,046<br />

0,044<br />

0,042<br />

0,040<br />

0,038<br />

0,036<br />

0,034<br />

0,032<br />

0,030<br />

Meßzeit [s]<br />

Frequenz [Hz]<br />

Meßzeit [s]<br />

Bild 6.7: Fourieranalyse der Blasluft während des Bild 6.8: dazu gemessene Fadenge-<br />

unruhiger werdenden Verlaufs mit leichten schwindigkeit<br />

Auswirkungen<br />

Doppelbrechungsindex<br />

3.800<br />

0 60 120 180 240 300 360 420 480 540 600 660 720 780 840 900 960<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20<br />

Bild 6.9: Doppelbrechungsindizes der Garne produziert während der o.g. Bedingungen<br />

Garngeschwindigkeit [m/min]<br />

4.200<br />

4.150<br />

4.100<br />

4.050<br />

4.000<br />

3.950<br />

3.900<br />

3.850<br />

Anzahl der Messungen


6 Bewertung der Versuchsergebnisse 110<br />

6.1.4 Unruhiger Verlauf der Blasluftfeuchte mit Auswirkungen<br />

Relative Blasluftfeuchte [%]<br />

Meßzeit [s]<br />

Frequenz [Hz]<br />

3.800<br />

0 60 120 180 240 300 360 420 480 540 600 660 720 780 840 900 960<br />

Meßzeit [s]<br />

Bild 6.10: Fourieranalyse der Blasluftfeuchte Bild 6.11: dazu gemessene Fadenge-<br />

während des unruhigen Verlaufs mit schwindigkeit<br />

Auswirkungen<br />

Doppelbrechungsindex<br />

0,046<br />

0,044<br />

0,042<br />

0,040<br />

0,038<br />

0,036<br />

0,034<br />

0,032<br />

0,030<br />

Bild 6.12: Doppelbrechungsindizes der Garne produziert während der o.g. Bedingungen<br />

Garngeschwindigkeit [m/min]<br />

4.200<br />

4.150<br />

4.100<br />

4.050<br />

4.000<br />

3.950<br />

3.900<br />

3.850<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20<br />

Anzahl der Messungen


111 6 Bewertung der Versuchsergebnisse<br />

6.1.5 Stark unruhiger Verlauf der Blasluftfeuchte mit Auswirkungen<br />

Relative Blasluftfeuchte [%]<br />

Meßzeit [s]<br />

Frequenz [Hz]<br />

3.800<br />

0 60 120 180 240 300 360 420 480 540 600 660 720 780 840 900 960<br />

Meßzeit [s]<br />

Bild 6.13: Fourieranalyse der Blasluftfeuchte Bild 6.14: dazu gemessene Fadenge-<br />

während des stark unruhigen Verlaufs schwindigkeit<br />

mit Auswirkungen<br />

Doppelbrechungsindex<br />

0,046<br />

0,044<br />

0,042<br />

0,040<br />

0,038<br />

0,036<br />

0,034<br />

0,032<br />

0,030<br />

Bild 6.15: Doppelbrechungsindizes der Garne produziert während der o.g. Bedingungen<br />

Garngeschwindigkeit [m/min]<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20<br />

4.200<br />

4.150<br />

4.100<br />

4.050<br />

4.000<br />

3.950<br />

3.900<br />

3.850<br />

Anzahl der Messungen


6 Bewertung der Versuchsergebnisse 112<br />

6.1.6 Sonderfall: Verschobenes Frequenzspektrum hin zu Störungen mit<br />

längerer Wellenlänge<br />

Im Verlauf einer Meßreihe trat eine besonders langwellige Störung auf, die<br />

um den Faktor 10 verschoben war (Peaklage bei 0,001 Hertz statt der üblichen<br />

0,01 Hertz. Die Auswirkungen auf die Streifigkeitsneigung (s. Doppelbrechungsindizes<br />

Bild 6.18) waren deutlich weniger ausgeprägt als bei<br />

Störungen ähnlicher Peak-Höhe, aber höherfrequenter Peak-Lage (s. Kapitel<br />

5.2.2.3).<br />

Relative Blasluftfeuchte [%]<br />

Relative Blasluftfeuchte [%]<br />

Meßzeit [s]<br />

Frequenz [Hz]<br />

Bild 6.16: oben: Sonderfall:Langwellige Störung der Blasluftfeuchte<br />

unten: Frequenzanalyse der Störung


113 6 Bewertung der Versuchsergebnisse<br />

Garngeschwindigkeit [m/min]<br />

4.200,00<br />

4.150,00<br />

4.100,00<br />

4.050,00<br />

4.000,00<br />

3.950,00<br />

3.900,00<br />

3.850,00<br />

3.800,00<br />

0 60 120 180 240 300 360 420 480 540 600 660 720 780 840 900 960<br />

Meßzeit [s]<br />

Bild 6.17: Der Geschwindigkeitsverlauf des Fadens im Blasschacht während des Sonderfalls<br />

langwellige Störung der Blasluftfeuchte<br />

Doppelbrechungsindex<br />

0,046<br />

0,044<br />

0,042<br />

0,040<br />

0,038<br />

0,036<br />

0,034<br />

0,032<br />

0,030<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20<br />

Anzahl der Messungen<br />

Bild 6.18: Die Doppelbrechungsindizes des während der langwelligen Störung der<br />

Blasluftfeuchte produzierten Garnes


6 Bewertung der Versuchsergebnisse 114<br />

6.1.7 Modell eines Prognosediagramms<br />

In den vorangegangenen Kapiteln 6.1.1 bis 6.1.6. wurden verschiedene Erregerstörungen<br />

der Blasluftfeuchte analysiert sowie deren Auswirkungen auf<br />

die Garneigenschaften untersucht. Dabei zeigten sich die Einflüsse von<br />

Amplitude und Frequenzlage der Störung und deren Folgen. Diese Einflüsse<br />

kann man bei genügend vorliegendem Datenmaterial auch quantitativ abschätzen<br />

und auch grafisch darzustellen.<br />

Die entscheidende Einflußgröße ist das Fourier-transformierte Störgrößensignal,<br />

die Blasluftfeuchte. Je nach Lage und Amplitude des Signals gibt es<br />

Bereiche niedriger, mittlerer und hoher Streifigkeitsneigung des unter diesen<br />

Bedingungen ersponnenen Garns. Diese Bereiche kann man farblich gemäß<br />

der folgenden Einteilung darstellen (vgl. Bild 6.19):<br />

Relative Blasluftfeuchte [%]<br />

Grün: keine erhöhte Anfälligkeit für Streifigkeit<br />

Gelb: erhöhte Streifigkeitsneigung und unruhigere optische<br />

Eigenschaften<br />

Rot: hohe Wahrscheinlichkeit für das Auftreten<br />

faserinduzierter Streifigkeit<br />

Frequenz [Hz]<br />

Bild 6.19: Beispiel eines Prognosediagrammes mit hinterlegter Störgröße der Fourier-<br />

transformierten Blasluftfeuchte<br />

6.2 Das Prognosediagramm für BASF PA 6<br />

Um die im vorigen Kapitel vorgestellte Methodik unter verschiedenen Betriebszuständen<br />

der Anlage zu überprüfen, wurden die Schwankungen der<br />

Blasluftfeuchte durch Manipulationen an der Klimaanlage variiert und der<br />

Einfluß auf die Streifigkeitsneigung untersucht. Parallel dazu wurden wieder<br />

LDA Messungen der Garngeschwindigkeit , Bestimmung der Doppelbrech-


115 6 Bewertung der Versuchsergebnisse<br />

ungsindizes der gefertigten Garne und SLIM-Auswertungen durchgeführt.<br />

Auch Testmuster (Strickstücke) wurden angefertigt. Im folgenden werden der<br />

Einfachheit halber jedoch lediglich die Zustandsdiagramme mit dem Fouriertransformierten<br />

Störsignal der Blasluftfeuchte dargestellt.<br />

6.2.1 Keine Streifigkeit<br />

Relative Blasluftfeuchte [%]<br />

Bild 6.20: Gemessenes Frequenzspektrum der Blasluftfeuchte ohne Streifigkeitsneigung für<br />

BASF PA 6<br />

6.2.2 Keine Streifigkeit, Tendenz zu erhöhter optischer Unruhe im Gewebe<br />

Relative Blasluftfeuchte [%]<br />

Frequenz [Hz]<br />

Frequenz [Hz]<br />

Bild 6.21: Gemessenes Frequenzspektrum der Blasluftfeuchte mit Tendenz zu erhöhter<br />

optischer Unruhe im Gewebe für BASF PA 6


6 Bewertung der Versuchsergebnisse 116<br />

6.2.3 Streifigkeit ansatzweise erkennbar<br />

Relative Blasluftfeuchte [%]<br />

Bild 6.22: Gemessenes Frequenzspektrum der Blasluftfeuchte mit ansatzweise erkennbarer<br />

Tendenz zu Streifigkeit für BASF PA 6<br />

6.2.4 Deutliche Streifigkeit<br />

Relative Blasluftfeuchte [%]<br />

Frequenz [Hz]<br />

Frequenz [Hz]<br />

Bild 6.23: Gemessenes Frequenzspektrum der Blasluftfeuchte mit Tendenz zu deutlicher<br />

Streifigkeit für BASF PA 6


117 6 Bewertung der Versuchsergebnisse<br />

6.3 Das Prognosediagramm für asiatisches PA 6 (Vergleichsprodukt A)<br />

Im folgenden wurde ein asiatisches PA 6 zum Vergleich vermessen. Die Vorgehensweise<br />

war dabei mit der in Kapitel 6.2 beschriebenen Durchführung<br />

identisch.<br />

6.3.1 Keine Streifigkeit<br />

Relative Blasluftfeuchte [%]<br />

Bild 6.24: Gemessenes Frequenzspektrum der Blasluftfeuchte mit keiner Tendenz zu<br />

Streifigkeit für Vergleichsprodukt A<br />

Relative Blasluftfeuchte [%]<br />

Frequenz [Hz]<br />

Frequenz [Hz]<br />

Bild 6.25: Gemessenes Frequenzspektrum der Blasluftfeuchte mit keiner Tendenz zu<br />

Streifigkeit für Vergleichsprodukt A


Relative Blasluftfeuchte [%]<br />

6 Bewertung der Versuchsergebnisse 118<br />

Relative Blasluftfeuchte [%]<br />

6.3.2 Schwache Streifigkeit mit optischer Unruhe<br />

Frequenz [Hz]<br />

Bild 6.26: Gemessenes Frequenzspektrum der Blasluftfeuchte mit schwacher Tendenz zu<br />

Streifigkeit für Vergleichsprodukt A<br />

Frequenz [Hz]<br />

Bild 6.27: Gemessenes Frequenzspektrum der Blasluftfeuchte mit schwacher Tendenz zu<br />

Streifigkeit für Vergleichsprodukt A


119 6 Bewertung der Versuchsergebnisse<br />

6.3.3 Ausgeprägte Streifigkeit<br />

Relative Blasluftfeuchte [%]<br />

Bild 6.28: Gemessenes Frequenzspektrum der Blasluftfeuchte mit ausgeprägter Tendenz zu<br />

Streifigkeit für Vergleichsprodukt A<br />

Relative Blasluftfeuchte [%]<br />

Frequenz [Hz]<br />

Frequenz [Hz]<br />

Bild 6.29: Gemessenes Frequenzspektrum der Blasluftfeuchte mit ausgeprägter Tendenz zu<br />

Streifigkeit für Vergleichsprodukt A<br />

Das Streifigkeitsverhalten von Vergleichsprodukt A zeichnet sich durch<br />

folgende Unterschiede zum BASF PA6 aus:<br />

• verringerte Streifigkeitsneigung im niederfrequenten Teil<br />

• erhöhte Streifigkeitsneigung im höherfrequenten Teil<br />

• schmalerer Übergangsbereich der Gewebeunruhe (gelb)<br />

• generell erhöhte Streifigkeitsneigung<br />

• Übergangsbereich mit größeren Streuungen zwischen Unruhe und<br />

ausgeprägter Streifigkeit


6 Bewertung der Versuchsergebnisse 120<br />

6.4 Das Prognosediagramm für asiatisches PA 6 (Vergleichsprodukt B)<br />

Zur Komplettierung der Untersuchung wurde zusätzlich ein weiteres<br />

asiatisches PA 6 vermessen. Die Vorgehensweise war dabei ebenfalls mit der<br />

in Kapitel 6.2 beschriebenen Durchführung identisch.<br />

6.4.1 Keine Streifigkeit<br />

Relative Blasluftfeuchte [%]<br />

Frequenz [Hz]<br />

Bild 6.30: Gemessenes Frequenzspektrum der Blasluftfeuchte mit keiner Tendenz zu<br />

Streifigkeit für Vergleichsprodukt B<br />

Relative Blasluftfeuchte [%]<br />

Frequenz [Hz]<br />

Bild 6.31: Gemessenes Frequenzspektrum der Blasluftfeuchte mit keiner Tendenz zu<br />

Streifigkeit für Vergleichsprodukt B


121 6 Bewertung der Versuchsergebnisse<br />

6.4.2 Erhöhte optische Unruhe, teilweise streifig (I)<br />

Relative Blasluftfeuchte [%]<br />

Frequenz [Hz]<br />

Bild 6.32: Gemessenes Frequenzspektrum der Blasluftfeuchte mit erhöhter optischer Unruhe<br />

für Vergleichsprodukt B<br />

6.4.3 Erhöhte optische Unruhe, teilweise streifig (II)<br />

Relative Blasluftfeuchte [%]<br />

Frequenz [Hz]<br />

Bild 6.33: Gemessenes Frequenzspektrum der Blasluftfeuchte mit erhöhter optischer Unruhe<br />

für Vergleichsprodukt B


6 Bewertung der Versuchsergebnisse 122<br />

6.4.4 Stark ausgeprägte Streifigkeit<br />

Relative Blasluftfeuchte [%]<br />

Frequenz [Hz]<br />

Bild 6.34: Gemessenes Frequenzspektrum der Blasluftfeuchte mit stark ausgeprägter<br />

Streifigkeit für Vergleichsprodukt B<br />

Das Streifigkeitsverhalten von Vergleichsprodukt B zeichnet sich durch<br />

folgende Unterschiede zum BASF PA 6 aus:<br />

• erhöhte Streifigkeitsneigung in allen Frequenzbereichen<br />

• größerer Übergangsbereich der Gewebeunruhe (gelb)<br />

• Streifigkeit bei vorhandenen Störgrößen stärker ausgeprägt<br />

Generell gilt für alle vorgestellten Diagramme:<br />

Das Prognosediagramm erlaubt eine schnelle praxisnahe Abschätzung der<br />

Streifigkeitsneigung des produzierten Garnes unter den folgenden Prämissen:<br />

• das Diagramm gilt nur für ein bestimmtes Polymer<br />

• das Diagramm gilt nur für die untersuchte Störungsart (und ist damit<br />

spinnlinienabhängig)<br />

An der grundsätzlichen Vorgehensweise dieses Ansatzes (Vermessung einer<br />

Spinnlinie mittels SLIM Online-Methode – Herausarbeiten von Prozeßauffälligkeiten<br />

– Korrelation zu Garneigenschaften) ändern diese Einschränkungen<br />

jedoch nichts. Der Ansatz ist universell durchführbar.<br />

Nach den Erfahrungen der bisherigen Messungen ist im sehr niederfrequenten<br />

Spektrum jenseits der 0,01 Hertz Marke die Streifigkeitsneigung reduziert.<br />

Aus diesem Grunde zeigt der grüne Bereich eine ansteigende Tendenz zu<br />

niedrigeren Frequenzen. Die Streifigkeitsneigung bei deutlich höheren Frequenzen<br />

als den in den Messungen häufig vorkommenden 0,01 Hertz kann<br />

nur vermutet werden. Es ist aber wahrscheinlich, daß höherfrequente Störungen<br />

die Streifigkeitsanfälligkeit verstärken würden.


123 7 Zusammenfassung<br />

7 Zusammenfassung<br />

In dieser Arbeit wurde ein Hochgeschwindigkeits-Spinnprozeß zur Herstellung<br />

von Polyamidgarnen online vermessen. Das Hauptaugenmerk lag dabei auf<br />

einer Untersuchung von Zusammenhängen zwischen auftretenden Abweichungen<br />

vom normalen Betriebszustand der Spinnanlage und daraus resultierender<br />

Streifigkeit bei den produzierten Garnen.<br />

Eine Pilotspinnanlage der BASF SE wurde dazu mit einem Meß- und Auswertemodul<br />

bestückt, welches in Zusammenarbeit mit dem Center for Experimental<br />

Mechanics, Ljubljana, entwickelt wurde.<br />

Es wurden typische Betriebszustände der Spinnanlage über verschiedene<br />

Zeiträume vermessen, um eventuell vorhandene Auffälligkeiten zu identifizieren.<br />

Als wichtige Einflußgröße stellte sich die Feuchte der Blasluft heraus,<br />

die teilweise periodische Schwankungen aufwies. Diese Schwankungen<br />

konnten mit Hilfe des installierten Meß- und Auswertemoduls analysiert<br />

werden. Mittels Fourier Analyse wurden Amplituden und Frequenz der<br />

Störungen anhand gemessener zeitlicher Signalverläufe ermittelt. Verursacher<br />

der Schwankungen der Blasluftfeuchte war eine unpassende Regelparameterauslegung<br />

sowie die Unterdimensionierung der Klimaanlage<br />

Anschließende Messungen der Garngeschwindigkeit mit LDA Methoden<br />

zeigten Geschwindigkeitssprünge des Garns während der Phasen der Blasluftfeuchteschwankungen.<br />

Diese Geschwindigkeitssprünge korrelierten in der<br />

Intensität sowie der Periode mit den Blasluftfeuchteschwankungen. In Phasen<br />

konstanter Blasluftfeuchte traten sie nicht auf. Dieser Zuammenhang<br />

zwischen Erregerstörung (Blasluftfeuchteschwankungen) und Auswirkung<br />

(periodische Sprünge der Garngeschwindigkeit) wurde in weiteren Messungen<br />

bestätigt.<br />

Die Geschwindigkeitsschwankungen der ersponnenen Garne wirkten sich auf<br />

deren physikalische Eigenschaften aus. Dies zeigte sich in unterschiedlicher<br />

Orientierung der Fasern und wurde durch Doppelbrechungsbestimmung an<br />

Faserstücken gemessen. Die Meßmethode der Doppelbrechung zur Bestim-<br />

mung der Orientierung von Fasern wurde durch Röntgenmessungen an den<br />

gleichen Garnstücken bestätigt. Die Aussagen über die Orientierung der vermessenen<br />

Muster decken sich bei beiden Methoden.<br />

Die Doppelbrechungsindizes von Garnen, welche in Spinnphasen stark<br />

schwankender Blasluftfeuchte gesponnen wurden, zeigten starke Schwankungen.<br />

Garne ruhiger Produktionsphasen hingegen hatten kaum Abweichungen<br />

der Orientierung und wiesen homogene Doppelbrechungsindizes auf.<br />

Dieser Zuammenhang zwischen Schwankungen der Garngeschwindigkeit<br />

und daraus resultierenden Schwankungen des Grads der Orientierung der<br />

Garne wurde ebenfalls in weiteren Messungen bestätigt.<br />

Zum Einfluß der Garnorientierung auf die Anfärbetiefe wurden Untersuchungen<br />

durchgeführt. Es zeigten sich eindeutige und reproduzierbare Zusammenhänge<br />

zwischen Farbtiefe und Grad der Orientierung, wobei höher


7 Zusammenfassung____________ _____ _____ 124<br />

orientierte Fasern tendenziell blasser anfärben. Die Heranziehung der Doppelbrechungsindizes<br />

zur Beurteilung der Farbtiefe (und damit der Streifigkeitsneigung)<br />

ersponnener Garne ist damit bei sonst gleichen Garneigenschaften<br />

ein geeignetes Kriterium.<br />

Die grundlegende Beweiskette war damit geschlossen:<br />

• Identifizierung spinnprozeßbedingter Abweichungen vom normalen<br />

Betriebszustand.<br />

• Korrelation zu daraus resultierenden Abweichungen der Garngeschwindigkeiten<br />

im Spinnprozeß.<br />

• Zuordnung von strukturellen Garneigenschaften (Grad der Orientierung)<br />

zu den Schwankungen im Spinnprozeß und daraus resultierender<br />

Streifigkeitsanfälligkeit.<br />

In weiteren Messungen wurde die Datenbasis verbreitert und als schnelles<br />

und praxisnahes Instrument zur Abschätzung spinninduzierter Streifigkeit das<br />

grafische Prognosefenster eingeführt. Dieses Prognosefenster erlaubt eine<br />

Aussage zur Streifigkeitsneigung bei Betrachtung gemessener und Fourier-<br />

transformierter Störsignale.<br />

Zur weiteren Komplettierung der Arbeit wurden neben dem Standard Polyamid<br />

6 der BASF SE auch Polyamid 66 der BASF SE sowie zwei verschiedene<br />

Polyamid 6 Typen aus asiatischen Quellen als Vergleichsmuster untersucht.<br />

Alle untersuchten Polymere zeigten dabei eine unterschiedlich ausgeprägte<br />

Anfälligkeit für das Auftreten von Streifigkeit<br />

Die hier vorgestellten Untersuchungsergebnisse sind somit von der Art der<br />

Störgröße (hier: Blasluftfeuchteschwankungen) und dem verwendeten Polymertyp<br />

(hier: überwiegend PA 6 der BASF SE) abhängig. Das verwendete<br />

Meß-und Auswertemodul „SLIM“ sowie die vorgestellte grundsätzliche<br />

Methodik sind jedoch universell auf alle Spinnanlagen anwendbar und eignen<br />

sich für generelle Untersuchungen von spinninduzierter Streifigkeit, unabhängig<br />

von Art oder Ausprägung eventuell vorhandener Störgrößen.


125 8 Literatur<br />

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9 Liste der Formelzeichen und Abkürzungen 134<br />

9 Liste der Formelzeichen und Abkürzungen<br />

R Remission (Summe von Absorption und Reflexion<br />

bzw.Transmission)<br />

S Lichtstreuung<br />

K Lichtabsorption<br />

MR Modification Ratio (Verhältnis zwischen äußerem und inneren<br />

Radius eines trilobalen Faserquerschnitts)<br />

Öler Element einer Spinnlinie zur Präparation und Befeuchtung des<br />

gesponnenen Fadens<br />

v0: Austrittsgeschwindigkeit der Polymerschmelze aus der<br />

Düsenbohrung [m/s]<br />

SLIM Spinning Line Monitoring – Auswertesoftware des Spinnprozesse<br />

den Denier – Maß für das längenbezogene Fadengewicht [g/9000 m]<br />

dtex Dezi-Tex – dezimales Maß für das längenbezogene Fadengewicht<br />

[g/10000 m]<br />

RV relative Schmelzviskosität<br />

η Schmelzviskosität [dPas]<br />

FFT Fast Fourier Transformation<br />

CEM Center of Experimental Mechanics, Ljubljana<br />

rms Route Mean Sqare – Wurzel der gemittelten Quadrate<br />

var Varianz<br />

σx<br />

Standardabweichung [Einheit wie ursprünglicher Meßwert]<br />

r Korrelationskoeffizient<br />

cov Kovarianz<br />

n ganze Zahl<br />

r.H. relative Humidity – relative Luftfeuchte [%]<br />

F(jω) Fourier Transformierte<br />

T Dämpfungszeitkonstante [s]<br />

f(t) Signalfunktion (zeitabhängig)


fa<br />

Ta<br />

ωk<br />

Abtastfrequenz [Hz]<br />

Abtastintervall [ms]<br />

diskrete Frequenz [Hz]<br />

DFT Diskrete Fourier Transformation<br />

135 9 Liste der Formelzeichen und Abkürzungen<br />

TiO2<br />

Titandioxid – Mattierungsmittel für Polyamid Garne<br />

n Doppelbrechungsindex<br />

T Gangunterschied [nm]<br />

D Fadendurchmesser [nm]<br />

Titer Fadenstärke – in „dtex“ oder „den“ abgegeben<br />

λ Wellenlänge der Röntgenstrahlung [nm]<br />

d Abstand zwischen parallelen Gitterebenen [nm]<br />

θ Winkel zwischen Röntgenstrahl und Gitterebene, Braggwinkel [°]<br />

L Kristallitgröße parallel zur Kettenrichtung [nm]<br />

ΛF<br />

Kristallitgröße senkrecht zur Kettenrichtung [nm]<br />

WAXS Wide Angle X-Ray Scattering – Röntgenweitwinkelbeugung<br />

SAXS Small Angle X-Ray Scattering – Röntgenkleinwinkelbeugung<br />

γ Polyamid Kristallmodifikation<br />

FDY Fully Drawn Yarn – vollverstrecktes Garn<br />

HOY Highly Oriented Yarn – hochverstrecktes Garn<br />

POY Partially Oriented Yarn – teilverstrecktes Garn<br />

LDA Laser Doppler Anemometrie – berührungslose Meßmethode zur<br />

Bestimmung von Geschwindigkeiten

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