Boliden und Feuerkugeln - Astronomische Arbeitsgemeinschaft Mainz
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Die Bewegung auf den Beobachter zu, kann dieser nicht so gut erkennen wie die seitliche<br />
Bewegung der Feuerkugel.<br />
Was sind <strong>Boliden</strong> <strong>und</strong> <strong>Feuerkugeln</strong>?<br />
Die einfachste Antwort auf diese Frage lautet: <strong>Boliden</strong> <strong>und</strong> <strong>Feuerkugeln</strong> sind besonders helle<br />
Meteore. Der Begriff „Meteor“ leitet sich aus dem Griechischen ab: µετεωροζ heißt schicht <strong>und</strong><br />
einfach „Himmelserscheinung“. Davon abgeleitet ist auch die Disziplin Meteorologie, die<br />
Wetterk<strong>und</strong>e. Die Fachbezeichnung lautet: Das Meteor, umgangssprachlich heißt es häufig der<br />
Meteor. Als Meteorit wird der Eisen- oder Steinbrocken verstanden, der aus dem Weltall<br />
kommend auf dem Erdboden einschlägt. Die Teilchen, die im interplanetaren Raum die Sonne<br />
umr<strong>und</strong>en – auf mehr oder weniger langgestreckten Keplerellipsen -, werden heutzutage als<br />
Meteoroide bezeichnet. Zu Meteoriten werden sie erst, wenn sie mit der Erde kollidiert sind.<br />
Meteorite die mit unserem Globus zusammenprallen, dringen zunächst mit hoher Geschwindigkeit<br />
in unsere Lufthülle ein. Die Geschwindigkeiten liegen dabei zwischen zehn <strong>und</strong> siebzig Kilometer<br />
pro Sek<strong>und</strong>e. Dabei werden die meteoritischen Körper durch den Luftwiderstand stark<br />
abgebremst. Der größte Teil der Bewegungsenergie ( kinetische Energie ) wird in Wärme<br />
umgewandelt. Weniger als ein Prozent davon wird als Leuchterscheinung sichtbar. Manchmal wird<br />
behauptet Meteorite erhitzen sich durch die Reibung an Luftmolekülen. Dies ist jedoch nicht<br />
korrekt. Vielmehr wird die Luft durch den Meteoriten komprimiert, was zu deren Aufheizung<br />
führt. Auch eine Fahrradluftpumpe wird warm, wenn die Luft unter Druck in den<br />
Fahrradschlauch gepreßt wird. Wie Meteoritenspektren erkennen lassen, ist das Licht eines<br />
Meteors in erster Linie eine Anregungs- <strong>und</strong> Ionisationsleuchten der erhitzen Luftmoleküle. In<br />
etwa 120 bis 80 Kilometer Höhe sind die Luftschichten bereits so dicht, daß Meteorite auf r<strong>und</strong><br />
3 000 Kelvin <strong>und</strong> mehr aufgeheitzt werden. Kleinere Meteorite von staubteilchengröße<br />
verdampfen bei so hohen Temperaturen recht schnell, noch lange bevor sie vollständig<br />
abgebremst sind. Sie erscheinen uns als Sternschnuppen.<br />
Etwas größere Objekte von einigen Zentimetern Durchmesser hingegen verdampfen nicht so<br />
schnell. Vor ihrer Zerstörung tauchen sie tiefer in die Atmosphäre ein <strong>und</strong> zerplatzen erst in<br />
Höhen zwischen zehn <strong>und</strong> fünfzig Kilometer. Die in diesen geringen Höhen wesentlich dichteren<br />
Luftschichten bewirken aber eine viel stärkere Abbremsung. Ein Objekt von Tennisballgröße wird<br />
schon zu einer Feuerkugel von Vollmondhelligkeit. Durch die stärkere Abbremsung in den<br />
tieferen Atmosphäreschichten fliegen die größeren Meteorite langsamer weshalb<br />
Feuerkugelerscheinungen meist länger zu sehen sind als rasch über den Himmel flitzende<br />
Sternschnuppen.<br />
Bei größeren Körpern geht auch der Verdampfungsprozeß nicht so glatt <strong>und</strong> schnell vonstatten<br />
wie bei nur staubkörnchengroßen Partikeln. In der kurzen Zeit des Aufglühens reicht die<br />
Wärmeleitfähigkeit nicht aus einen zentimetergroßen Meteoriten gleichmäßig zu erhitzen. Die<br />
Oberfläche glüht auf, das Innere bleibt kühl. Dies ruft starke Spannungen hervor. Der Luftstau<br />
bewirkt zusätzlich starke mechanische Belastungen, wodurch Teile der Oberfläche abgesprengt<br />
werden. Solche Auflösungsprozesse werden bei <strong>Boliden</strong> häufig beobachtet. Manchmal sind die<br />
Spannungen so große, daß sie den <strong>Boliden</strong> völlig zerreißen. Einige Bruchstücke fliegen dann<br />
entgegen der ursprünglichen Flugrichtung des Meteoriten weg, wodurch sie eine geringe<br />
Geschwindigkeit relativ zur umgebenden Luft erhalten. Dadurch können sie unverdampft in die<br />
feste Erdoberfläche einschlagen. Bei größeren Körpern ist die Wahrscheinlichkeit höher das<br />
Überbleibsel den festen Boden erreichen <strong>und</strong> dann <strong>und</strong> wann als Meteorite entdeckt werden.<br />
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