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Boliden und Feuerkugeln - Astronomische Arbeitsgemeinschaft Mainz

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Einleitung:<br />

Vortrag 31:<br />

- <strong>Boliden</strong> <strong>und</strong> <strong>Feuerkugeln</strong> –<br />

Sternschnuppen erhellen den Himmel<br />

Fast jeder hat schon einmal eine Sternschnuppe über den Himmel flitzen sehen. Aber nur wenige<br />

Menschen haben jemals eine echte Feuerkugel erlebt – ein besonders heller Meteor. <strong>Feuerkugeln</strong><br />

gehören mit zu den spektakulärsten Himmelserscheinungen. Wenn sie gesichtet werden, sorgen<br />

sie sogar oftmals für Aufregung in der Bevölkerung. Nicht nur bei Planetarien, sondern auch bei<br />

Sternwarten <strong>und</strong> Polizeistationen, ja sogar bei Feuerwachen gehen dann besorgte Anrufe ein. So<br />

manche UFO-Meldung geht auf das Erscheinen einer Feuerkugel zurück.<br />

Das Erscheinen von <strong>Feuerkugeln</strong><br />

Wenn ein Meteor die Helligkeit der Venus ( -4 mag ) erreicht oder übertrifft, spricht man von<br />

einer Feuerkugel. Außergewöhnlich helle Exemplare, die selbst heller als der Vollmond werden<br />

können <strong>und</strong> manchmal mit der Sonne verglichen werden, nennt man <strong>Boliden</strong>. Einen <strong>Boliden</strong> zu<br />

Gesicht zu bekommen ist schon ein seltenes Ereignis. <strong>Feuerkugeln</strong> erscheinen wie alle Meteore<br />

unerwartet <strong>und</strong> unangemeldet. Oft erschrickt der Beobachter. Ihre große Helligkeit bedingt, daß<br />

sie auch in der hellen Dämmerung <strong>und</strong> sogar am taghellen Firmament zu sehen sind. Am<br />

Nachthimmel ist ihre Erscheinung freilich noch viel spektakulärer. Augenzeugen beschreiben<br />

<strong>Boliden</strong> als grell leuchtende Scheiben oder Kugeln, die fast immer eine mehr oder minder lange<br />

Leuchtspur hinterlassen.<br />

Häufig beobachtet man Auflösungstendenzen. Mehrere Objekte fliegen dann hintereinander,<br />

manchmal auch nebeneinander her. Gelegentlich zerplatzen <strong>Boliden</strong> auch. In der Dämmerung oder<br />

am Taghimmel sind zuweilen minutenlang Rauchfahnen zu sehen. Die eigentliche<br />

Leuchterscheinung einer Feuerkugel dauert meist nur wenige Sek<strong>und</strong>en. Die Erscheinung einer<br />

Feuerkugel ist fast jedesmal so beeindruckend, daß die Dauer des Ereignisses stets überschätzt<br />

wird. Länger als drei Sek<strong>und</strong>en leuchtet kaum ein Bolide. Dabei kann er jedoch die Umgebung<br />

erhellen, die Landschaft erscheint in einem gespenstischen Licht, Gegenstände werfen Schatten,<br />

ferner ändert sich oft die Farbe des Feuerballs <strong>und</strong> der von ihm erzeugten Leuchtspur. Von grün<br />

über gelb bis zu roten <strong>und</strong> violetten Farbtönen reicht die weite Skala der Lichterscheinungen.<br />

Neben optischen Effekten sind öfter auch akustische Eindrücke zu registrieren. Zischgeräusche,<br />

dumpfes Donnergrollen oder lautes Knallen hört der überraschte Beobachter.<br />

Auch wenn <strong>Feuerkugeln</strong> beeindruckende Erscheinungen sind: So manche Berichte von<br />

Augenzeugen sind doch stark aufgebauscht <strong>und</strong> übertrieben. Die Überraschung <strong>und</strong> manchmal<br />

der Schreck dürften die Erklärung für so manch abenteuerliche Schilderung einer<br />

<strong>Boliden</strong>sichtung sein. Hartnäckige UFO-Melder sind nur schwer, oder gar nicht davon zu<br />

überzeugen, daß sie kein außerirdisches Raumschiff, sondern eine Feuerkugel zu Gesicht<br />

bekamen. Oft wird behauptet, das gesichtete mysteriöse Leuchtobjekt könne kein Meteor<br />

gewesen sein, da es nicht über den Himmel gesaust sei, sondern als r<strong>und</strong>er, greller Feuerball<br />

erschien, der sich nur langsam ein kurzes Stück über den Nachthimmel bewegte <strong>und</strong> dann ebenso<br />

rasch wieder verschwand, wie er gekommen war. Doch handelt es sich hierbei um eine optische<br />

Täuschung. Scheinbar langsame <strong>Feuerkugeln</strong> sind solche, die sich auf den Beobachter zubewegen.<br />

10


Die Bewegung auf den Beobachter zu, kann dieser nicht so gut erkennen wie die seitliche<br />

Bewegung der Feuerkugel.<br />

Was sind <strong>Boliden</strong> <strong>und</strong> <strong>Feuerkugeln</strong>?<br />

Die einfachste Antwort auf diese Frage lautet: <strong>Boliden</strong> <strong>und</strong> <strong>Feuerkugeln</strong> sind besonders helle<br />

Meteore. Der Begriff „Meteor“ leitet sich aus dem Griechischen ab: µετεωροζ heißt schicht <strong>und</strong><br />

einfach „Himmelserscheinung“. Davon abgeleitet ist auch die Disziplin Meteorologie, die<br />

Wetterk<strong>und</strong>e. Die Fachbezeichnung lautet: Das Meteor, umgangssprachlich heißt es häufig der<br />

Meteor. Als Meteorit wird der Eisen- oder Steinbrocken verstanden, der aus dem Weltall<br />

kommend auf dem Erdboden einschlägt. Die Teilchen, die im interplanetaren Raum die Sonne<br />

umr<strong>und</strong>en – auf mehr oder weniger langgestreckten Keplerellipsen -, werden heutzutage als<br />

Meteoroide bezeichnet. Zu Meteoriten werden sie erst, wenn sie mit der Erde kollidiert sind.<br />

Meteorite die mit unserem Globus zusammenprallen, dringen zunächst mit hoher Geschwindigkeit<br />

in unsere Lufthülle ein. Die Geschwindigkeiten liegen dabei zwischen zehn <strong>und</strong> siebzig Kilometer<br />

pro Sek<strong>und</strong>e. Dabei werden die meteoritischen Körper durch den Luftwiderstand stark<br />

abgebremst. Der größte Teil der Bewegungsenergie ( kinetische Energie ) wird in Wärme<br />

umgewandelt. Weniger als ein Prozent davon wird als Leuchterscheinung sichtbar. Manchmal wird<br />

behauptet Meteorite erhitzen sich durch die Reibung an Luftmolekülen. Dies ist jedoch nicht<br />

korrekt. Vielmehr wird die Luft durch den Meteoriten komprimiert, was zu deren Aufheizung<br />

führt. Auch eine Fahrradluftpumpe wird warm, wenn die Luft unter Druck in den<br />

Fahrradschlauch gepreßt wird. Wie Meteoritenspektren erkennen lassen, ist das Licht eines<br />

Meteors in erster Linie eine Anregungs- <strong>und</strong> Ionisationsleuchten der erhitzen Luftmoleküle. In<br />

etwa 120 bis 80 Kilometer Höhe sind die Luftschichten bereits so dicht, daß Meteorite auf r<strong>und</strong><br />

3 000 Kelvin <strong>und</strong> mehr aufgeheitzt werden. Kleinere Meteorite von staubteilchengröße<br />

verdampfen bei so hohen Temperaturen recht schnell, noch lange bevor sie vollständig<br />

abgebremst sind. Sie erscheinen uns als Sternschnuppen.<br />

Etwas größere Objekte von einigen Zentimetern Durchmesser hingegen verdampfen nicht so<br />

schnell. Vor ihrer Zerstörung tauchen sie tiefer in die Atmosphäre ein <strong>und</strong> zerplatzen erst in<br />

Höhen zwischen zehn <strong>und</strong> fünfzig Kilometer. Die in diesen geringen Höhen wesentlich dichteren<br />

Luftschichten bewirken aber eine viel stärkere Abbremsung. Ein Objekt von Tennisballgröße wird<br />

schon zu einer Feuerkugel von Vollmondhelligkeit. Durch die stärkere Abbremsung in den<br />

tieferen Atmosphäreschichten fliegen die größeren Meteorite langsamer weshalb<br />

Feuerkugelerscheinungen meist länger zu sehen sind als rasch über den Himmel flitzende<br />

Sternschnuppen.<br />

Bei größeren Körpern geht auch der Verdampfungsprozeß nicht so glatt <strong>und</strong> schnell vonstatten<br />

wie bei nur staubkörnchengroßen Partikeln. In der kurzen Zeit des Aufglühens reicht die<br />

Wärmeleitfähigkeit nicht aus einen zentimetergroßen Meteoriten gleichmäßig zu erhitzen. Die<br />

Oberfläche glüht auf, das Innere bleibt kühl. Dies ruft starke Spannungen hervor. Der Luftstau<br />

bewirkt zusätzlich starke mechanische Belastungen, wodurch Teile der Oberfläche abgesprengt<br />

werden. Solche Auflösungsprozesse werden bei <strong>Boliden</strong> häufig beobachtet. Manchmal sind die<br />

Spannungen so große, daß sie den <strong>Boliden</strong> völlig zerreißen. Einige Bruchstücke fliegen dann<br />

entgegen der ursprünglichen Flugrichtung des Meteoriten weg, wodurch sie eine geringe<br />

Geschwindigkeit relativ zur umgebenden Luft erhalten. Dadurch können sie unverdampft in die<br />

feste Erdoberfläche einschlagen. Bei größeren Körpern ist die Wahrscheinlichkeit höher das<br />

Überbleibsel den festen Boden erreichen <strong>und</strong> dann <strong>und</strong> wann als Meteorite entdeckt werden.<br />

10


Die Ursache für Sternschnuppen <strong>und</strong> <strong>Feuerkugeln</strong> – Meteorite<br />

Während die Astronomie als eine recht alte Wissenschaft gilt, ist ihr Teilgebiet Meteork<strong>und</strong>e<br />

noch ein recht junger Zweig. Lange weigerte man sich, daran zu glauben, daß Steine vom Himmel<br />

fallen könnten. Der große Physiker <strong>und</strong> Privatgelehrte Ernst Florens Friedrich Chladni ( 1756 –<br />

1827 ) hatte es schwer, seine Ansichten über die Herkunft der Meteorite einer ungläubigen<br />

Wissenschaftlerschar zu vermitteln. Noch lange nach seinem Tod zweifelte man an der<br />

extraterrestrischen Quelle der Sternschnuppen. Chladni wurde durch seine experimentelle<br />

Erforschung der Akustik berühmt. Unter anderem bestimmte er die Schallgeschwindigkeit in<br />

festen <strong>und</strong> flüssigen Medien. Die Chladnischen Klangfiguren schwingender Körper werden in<br />

jedem guten Einführungswerk in die Physik vorgestellt. Von 1792 an beschäftigte Chladni sich<br />

auch mit den Meteoren <strong>und</strong> publizierte 1819 seine Schrift „Über Feuer-Meteore <strong>und</strong> über die<br />

mit denselben herabfallenden Massen“. Erst langsam setzte sich die Erkenntnis durch, daß die<br />

Meteorerscheinungen von Aerolithen also von Luftsteinen hervorgerufen wurden.<br />

Man unterscheidet heutzutage drei Gruppen von Meteoriten: Eisen ( Siderite ), Stein-Eisen<br />

( Siderolite oder Lithosiderite ), Stein ( Aerolithe ) Meteorite. Die Steinmeteorite<br />

unterscheidet man des weiteren in Achondrite <strong>und</strong> Chondrite. Chondrite besitzen im Inneren<br />

sogenannte Chondren, kleine kugelförmige Einschlüsse, die aus Metallen, Silikaten oder Sulphiden<br />

bestehen können. In Achondriten gibt es sie nicht. Chondrite weisen eine ganz ähnliche<br />

chemische Zusammensetzung wie die Sonne auf, abgesehen davon, daß sie keinen freien<br />

Wasserstoff <strong>und</strong> Helium sowie kein Lithium <strong>und</strong> Bor enthalten. Man nimmt heute an, daß<br />

Chondrite aus primitiverem Material bestehen, das sich seit seiner Entstehung kaum verändert<br />

hat, wenngleich es Hinweise auf Metamorphismus <strong>und</strong> Veränderungen durch Wasser gibt. Kohlige<br />

Chondrite weisen unter ihnen den größten Anteil an flüchtigen Elementen auf <strong>und</strong> ähneln in ihrer<br />

chemischen Zusammensetzung der Sonne am meisten. Die einfachen Chondrite haben den<br />

geringsten Anteil an flüchtigen Elementen, während die Enstatite eine Zwischengruppe dieser<br />

beiden bilden.<br />

Die Achondrite werden aufgr<strong>und</strong> ihrer chemischen <strong>und</strong> mineralogischen Zusammensetzung in<br />

Zahlreiche Untergruppen unterteilt. In der Antarktis hat man an einigen Stellen besonders viele<br />

Meteorite gef<strong>und</strong>en. Einige weisen chemische Zusammensetzungen auf, die denjenigen der<br />

Mondproben stark ähneln.<br />

Stein-Eisen Meteorite enthalten in etwa gleichen Anteilen freie Metalle <strong>und</strong> steiniges Material.<br />

Pallasite bestehen aus Olivinkörnern, die in Metall eingebettet sind. Mesosiderite sind<br />

Verklumpungen von Metallen <strong>und</strong> Silikaten. In Eisenmeteoriten hat man über 40 verschiedene<br />

Mineralien nachgewiesen, vorwiegend bestehen sie jedoch aus Eisen <strong>und</strong> Nickel, das in zwei<br />

Legierungen auftritt: Kamazit <strong>und</strong> Taenit. Eisenmeteorite werden aufgr<strong>und</strong> ihres Nickelgehalts<br />

unterschieden, der die Kristallstruktur festlegt. Hexahedrite enthalten bis zu 6 Prozent Nickel,<br />

Oktaedrite zwischen 6 <strong>und</strong> 14 Prozent <strong>und</strong> Ataxite bis zu 66 Prozent Nickel. Hexahedrite<br />

enthält Kamazit, das kubische Symmetrie hat. Die polierte Oberfläche solcher Meteorite ist<br />

ohne besondere Merkmale, außer einer Vielzahl von Streifen, den sogenannten Neumann-Linien,<br />

die bei manchen Exemplaren vorkommen. Sie sind durch Schockdeformation entstanden. Bei<br />

Oktaedriten weist die Eisen-Nickel-Legierung sowohl Kamazit als auch Taenit auf. Die Kristalle<br />

sind oktaedral <strong>und</strong> heißen Widmannstättensche Figuren. Sie zeigen sich, wenn man die<br />

Oberfläche eines solchen Meteoriten poliert <strong>und</strong> anschließend mit einer Ethanol-Salpetersäure<br />

ätzt. Ataxite sind Meteorite die keinerlei Struktur im Inneren aufweisen. Widmannstättensche<br />

Figuren sind, wenn überhaupt nur schwach ausgeprägt.<br />

10


Über die Häufigkeit von Meteoriten<br />

Die Häufigkeit von Meteoren ist sehr unterschiedlich. Allgemein sind in den Abendst<strong>und</strong>en<br />

weniger Sternschnuppen zu sehen, als in den Morgenst<strong>und</strong>en. In den Morgenst<strong>und</strong>en ist unser<br />

Beobachtungsort auf derjenigen Erdhälfte, die in der Bewegungsrichtung der Erde „vorne“ liegt.<br />

Wir fliegen dann mit r<strong>und</strong> 30 Kilometer pro Sek<strong>und</strong>e dem kosmischen Kleinschrott entgegen, in<br />

den Abendst<strong>und</strong>en fliehen wir vor ihm. Es ist wie bei einem schnellfahrenden Radfahrer, der wird<br />

auch viel öfter im Gesicht von Mücken getroffen als sein Hinterkopf. Fachlich präziser<br />

ausgedrückt: Gegen 6 h morgens kulminiert der Erdapex ( Zielpunkt der Erdbewegung ). Deshalb<br />

sehen wir auch im Herbst in unseren Breiten mehr Meteore als im Frühjahr. Der Apex liegt in<br />

der Ekliptik. Zu Herbstbeginn kulminiert er am höchsten, weil er dann mit dem Sommerpunkt<br />

zusammenfällt. Der Apex hat nämlich stets 90° westliche Elongation von der Sonne, befindet<br />

sich also immer in westlicher Quadratur.<br />

Morgens sind etwa viermal mehr Sternschnuppen zu sehen als abends. Dies ist allerdings nur ein<br />

grober Mittelwert für sporadisch auftretende Meteore. Anders sieht die Sache aus, wenn die<br />

Erde einem Meteoritenschwarm begegnet. Kommen die Meteoriten aus der Richtung der<br />

Erdbewegung, dann addieren sich die Meteor- <strong>und</strong> Erdgeschwindigkeit. Es kommt zu<br />

Frontalzusammenstößen <strong>und</strong> damit zu sehr schnellen Sternschnuppen. Kommen die Meteoriten<br />

aber sozusagen von „hinten“, dann kommt es nur zu „Auffahrunfällen“ <strong>und</strong> die Sternschnuppen<br />

sind langsam. Diese Meteoriten schlagen viel öfter ein als die schnellen Sternschnuppen.<br />

Verlängert man die Leuchtspuren vieler Meteoriten nach rückwärts, so treffen sich die meisten<br />

in einem kleinen eng begrenzten Gebiet. Aus ihm scheinen die Sternschnuppen gleichsam<br />

herauszuströmen. Man nennt den scheinbaren Ursprungsort der Meteore Radiant oder<br />

Fluchtpunkt. Nach der Lage des Radianten erhalten die Sternschnuppen, die dem gleichen<br />

Radianten entströmen, ihren Namen. Liegt der Fluchtpunkt im Sternbild Löwe, spricht man von<br />

den Leoniden, liegt er in der Leier, so handelt es sich um die Lyriden. Im Unterschied zu den<br />

sporadischen Meteoren gehören Sternschnuppen, die von einem gleichnamigen Radianten<br />

wegströmen, zu einem Meteorstrom. Natürlich kommen die Meteore der Leoniden nicht aus dem<br />

interstellaren Raum, in dem sich die Löwensterne aufhalten. Die Leoniden-Sternschnuppen<br />

stammen aus dem interplanetaren Raum. Der Radiant entsteht durch einen geometrischen<br />

Effekt: Die Erde rast durch eine Gruppe von Meteoroiden, die als Schwarm die Erdbahn kreuzen.<br />

Alle Teilchen bewegen sich für den Beobachter scheinbar perspektivisch von einem Punkt fort,<br />

ähnlich wie wenn man mit einem Auto durch einen Schneegestöber fährt.<br />

Sternschnuppenströme – Ursache für die großen Meteorfälle<br />

In weiten Kreisen der Bevölkerung ist der August der „Sternschnuppenmonat“ schlechthin.<br />

Vornehmlich zwischen dem 10. Und 14. August tauchen zahlreiche Meteore auf, die dem<br />

Sternbild Perseus zu entströmen scheinen. Der Meteorstrom träg also folglich den Namen dieses<br />

Sternbilds – die Perseiden. Unsere Urgroßeltern erinnern sich vielleicht noch daran, daß früher<br />

der November als Sternschnuppenmonat galt. Aber im warmen Sommermonat August sind die<br />

Menschen viel länger draußen, sitzen auf Terrasse oder Balkon, grillen oder verbringen sonstwie<br />

den lauen Sommerabend, der bei schönem Wetter meist sternenklar ist. Logischerweise sieht<br />

man dann mehr Sterne als im trüben, kalten <strong>und</strong> von schlechtem Wetter bevorzugten November.<br />

Der beobachende Sternfre<strong>und</strong> jedoch, wie zum Beispiel Alexander von Humboldt ( 1769 – 1859 )<br />

fiel auf, daß in der Nacht vom 11. Auf den 12. November des Jahres 1799 besonders viele<br />

Sternschnuppen den Himmel verzierten Dieser Meteorfall, Humboldt sah ihn im vom Wetter<br />

bevorzugten Beobachtungsplatz in Venezuela, war besonders reich an Sternschnuppen <strong>und</strong> er<br />

berichtete: „kein Teil des Himmels, etwa des doppelten Vollmonddurchmessers war nicht mit<br />

ständig aufleuchtenden Meteoren erfüllt. Zeitweise kam der Eindruck auf es gäbe mehr<br />

10


Sternschnuppen als Sterne am Himmel“. Am 12. 11. 1832 sowie am 13. 11. 1833, dann wieder am<br />

13. 11. 1834 <strong>und</strong> in der Nacht vom 13. auf den 14. 11. 1835 wurden wieder viele Meteore<br />

registriert. All diese Sternschnuppen schienen aus dem Sternbild Löwe zu kommen.<br />

Neben der pünktlichen Wiederkehr <strong>und</strong> dem gemeinsamen Ursprungsort im Löwen viel ferner<br />

auf, daß dieser Ursprungsort nahe dem Erdapex lag. So war der Schluß fast zwingend: Die Erde<br />

kollidierte regelmäßig zu diesem Datum mit einer Wolke aus meteoritischem Material. Bald wurde<br />

auch die Vermutung bestätigt, daß die Trümmerwolken der Sternschnuppenschwärme<br />

Auflösungsprodukte von Kometen sind. Die Teilchen laufen nämlich in den gleichen Bahnen wie<br />

ihre Ursprungs- oder Erzeugerkometen. Als Ursprungskomet der Leoniden wurde der Komet<br />

Tempel-Tuttle 1866 I identifiziert. Die Umlaufzeit dieses Kometen beträgt 33 Jahre. Alle 33<br />

Jahre gerät die Erde in eine besonders dichte Trümmerwolke <strong>und</strong> so kam es zu den großen<br />

Leonidenfällen des Jahres 1799, 1832-35 <strong>und</strong> 1866. Giovanni V. Schiaparelli ( 1835 – 1910 ) sagte<br />

für das Jahr 1899 einen starken Leonidenschauer voraus, eben wegen dem Zusammenhang mit<br />

dem Kometen Temple-Tuttle. Allerdings blieb der mit Spannung erwartete Feuerzauber aus. Wo<br />

blieben die Leoniden? Was war geschehen? Nun der Planet Jupiter passierte nahe die Stelle an<br />

der sich der dichteste Teil der Meteoroidenwolke 1897 befand. Prompt wurden die Partikel<br />

durch die gewaltige Jupitermasse abgelenkt <strong>und</strong> schlugen eine abgeänderte Bahn ein.<br />

Nicht immer ist ein Erzeugerkomet auszumachen, häufig wohl deshalb, weil er längst aufgelöst<br />

ist <strong>und</strong> den Astronomen in historischer Zeit nie zu Gesicht kam. Zum Beispiel der Komet Biela,<br />

der eine Umlaufzeit von ca 6,66 Jahren besaß. Er löste sich vor den Augen der Astronomen auf,<br />

<strong>und</strong> nach seinem letzten Auftauchen im Jahr 1852 blieb dieser Komet verschw<strong>und</strong>en. Er hatte<br />

sich aufgelöst. Der Sternschnuppenstrom der Andromediden erinnert noch an seine Existenz. Bei<br />

den Perseiden ( auch Laurentius-Tränen genannt, wegen des Märtyrers der am 10 August<br />

gefeiert wird ) ist es der Komet 109P/Swift-Tuttle ( 1862 III ).<br />

Allerdings sind nicht alle Sternschnuppenströme auf einen Kometen zurückzuführen. Manche<br />

werden aus der übrigen interplanetaren Materie gespeist. In solchen Fällen nennt man diese<br />

Meteorströme „planetarisch“ im Gegensatz zu den „kometarischen“ Strömen. Planetarische<br />

Ströme deren Radiant im Tierkreis liegt, werden als ekliptikale Meteorströme bezeichnet. Die<br />

Virginiden <strong>und</strong> Delta-Aquariden sowie die Pisciden, mit Radianten in der Jungfrau, Wassermann<br />

<strong>und</strong> Fischen sind hierfür das beste Beispiel. Im folgenden möchte ich die auffälligsten<br />

Meteorströme vorstellen:<br />

Januar<br />

Vom 1. Bis 5. Januar treten die Quadrantiden ( Radiant im Sternbild Bootes ) in der zweiten<br />

Nachthälfte auf. In der Nacht vom 3. Auf 4. Januar ist das spitze Maximum zu erwarten. Bis zu<br />

100 Objekte pro St<strong>und</strong>e sind im Maximum zu registrieren. In manchen Jahren wurden sogar über<br />

200 pro St<strong>und</strong>e beobachtet. Helle Sternschnuppen kommen dabei nur relativ selten vor. Ein<br />

Erzeugerkomet ist nicht bekannt. Die einzelnen Objekte haben mittlere Geschwindigkeiten um<br />

40 Kilometer pro Sek<strong>und</strong>e. Da der Radiant im Sternbild Bootes liegt wird dieser Strom auch<br />

„Bootiden“ genannt.<br />

Februar<br />

Zwischen dem 6. <strong>und</strong> 9. Februar treten die Alpha-Aurigiden auf. Ihr Maximum ist nicht sehr<br />

ausgeprägt <strong>und</strong> ihr Ausstrahlungspunkt liegt bei Kapella. Nur wenige aber helle <strong>und</strong> langsame<br />

Meteore tauchen auf. Die beste Beobachtungszeit ist um Mitternacht.<br />

Die Delta-Leoniden erreichen ihr Maximum um den 24. Februar. Sie sind ein schwacher Strom,<br />

der sich zwischen dem 15. Februar <strong>und</strong> dem 10. März bemerkbar macht, wobei es sich um<br />

10


langsame Objekte handelt ( ca. 25 km/s ). Zum Monatsende erscheinen die ersten Virginiden am<br />

Morgenhimmel.<br />

März<br />

In der Zeit um Mitternacht sind während des gesamten Monats die Virginiden zu beobachten.<br />

Ihr Radiant liegt in der Jungfrau. Die Häufigkeit ist nicht besonders groß. Das Maximum der<br />

Virginidenaktivität ist erst Anfang April zu erwarten.<br />

Weniger bekannt ist der Strom der Hydraiden, die zwischen Mitte März <strong>und</strong> Anfang April<br />

auftauchen. Ihr Maximum ist nur wenig ausgeprägt <strong>und</strong> es sind nur wenige Sternschnuppen pro<br />

St<strong>und</strong>e zu erwarten, die außerdem noch recht langsam sind. Der Radiant liegt im Sternbild<br />

Wasserschlange. Vermutlich sind die Hydraiden ein Zweigstrom der Virginiden.<br />

Gegen Ende des Monats tauchen die ersten Exemplare der Sigma-Leoniden auf, eines schwachen<br />

breit gestreuten Stromes.<br />

April<br />

Um den 3. April erreichen die Virginiden ihr wenig ausgeprägtes Maximum. Einzelne Virginiden-<br />

Meteore können noch bis ins erste Maidrittel aufleuchten.<br />

In der Zeit vom 12. Bis 24. April werden die Lyriden aktiv. Ihr Ausstrahlungspunkt liegt in der<br />

Leier, etwa 7° südwestlich von Wega. Manche Beobachter vermuten mehrere Radianten. Die<br />

Lyriden-Objekte sind schnell – Im Mittel liegt die Geschwindigkeit bei 50 Kilometer pro<br />

Sek<strong>und</strong>e. Günstigste Beobachtungszeit 22 – 4 Uhr. Das Maximum am 22. April ist nicht sehr<br />

ausgeprägt. R<strong>und</strong> 10 bis 20 Meteore, darunter auch einige helle Exemplare, leuchten dann in<br />

einer einzigen St<strong>und</strong>e auf. In seltenen Fällen sind bis zu 90 Meteore pro St<strong>und</strong>e registriert<br />

worden.<br />

Um den 17. April erreichen die Sigma-Leoniden ihr Maximum. Vereinzelte Objekte dieses<br />

schwachen Stromes sind noch bis Mitte Mai nachweisbar.<br />

Mai<br />

Die Eta-Aquariden oder auch Mai-Aquariden genannt, tauchen vom 1. Bis 8. Mai auf. Ihr Radiant<br />

liegt bei η Aquarii. Das ausgeprägte Maximum wird am 4. Mai erreicht. Im Durchschnitt sind<br />

etwa 20 Meteore pro St<strong>und</strong>e zu registrieren, um die Zeit des Maximums sogar bis zu 60. Wegen<br />

des horizontnah liegenden Radianten sind die Mai-Aquariden in unseren Breiten kaum zu<br />

beobachten. In südlichen Gegenden erweisen sie sich dagegen als auffälliger Strom aus schnellen<br />

Objekten ( 65 km/s ), die eine auffallend lange Leuchtspur hinterlassen. Die beste<br />

Beobachtungszeit im Süden ist gegen 3 Uhr am Morgenhimmel. Vereinzelte Mai Aquariden führen<br />

ihren Ursprung auf den Kometen 1P/Halley zurück.<br />

Ferner sind noch die Scorpius-Sagittarius-Meteore zu erwarten, die von Mitternacht bis 4 Uhr<br />

morgens zu beobachten sind. Ihr Radiant liegt r<strong>und</strong> 1° nördlich von β Scorpii.<br />

Juni<br />

Das schwache Maximum des Scorpius-Sagittarius-Stroms ist um den 14. Juni zu erwarten. Der<br />

Radiant liegt bei γ Sagittarii. Der Strom ist während des gesamten Monats aktiv. Wegen der<br />

10


geringen Höhe des Radianten sind Beobachtungen in unseren Breiten schwierig. Der beste<br />

Beobachtungszeitpunkt ist die Zeit um Mitternacht. In diesem Strom sind langsam fliegende<br />

Meteore mit Geschwindigkeiten um 26 km/s zu registrieren.<br />

Am 3. Juni erreichen die Tau-Herkuliden ihr Maximum. Dieser wenig bekannte <strong>und</strong> unauffällige<br />

Strom ist vom 19. Mai bis 14. Juni aktiv.<br />

Am 8. Und 9. Juni kann man nach den Libriden Ausschau halten. Der Radiant diese Stroms liegt in<br />

der Waage.<br />

Seit etwa 20 Jahren werden die Juni-Lyriden in der Zeit vom 10. bis 20. Juni beobachtet. Ihr<br />

Ausstrahlungspunkt liegt in der Leier. Ein Ursprungskomet ist nicht bekannt.<br />

Zwischen dem 25. Juni <strong>und</strong> dem 2. Juli tauchen die Corviden auf, deren Radiant im Raben liegt.<br />

Am 27. Juni erreicht die Corviden-Aktivität ihr Maximum.<br />

Um den 28. Juni sind die Juni-Draconiden zu erwarten. Deren Radiant liegt im Sternbild<br />

Drachen. Die Draconiden sind ein kometarischer Strom, der seinen Ursprung auf den Kometen<br />

7P/Pons-Winnecke zurückführt.<br />

Juli<br />

Vom 20. bis 30. Juli leuchten die Delta-Aquariden auf, die zwar nicht besonders hell sind, aber<br />

eine hohe Geschwindigkeit von ca. 40 km/s besitzen. Sie heißen auch Juli-Aquariden. Ihr Radiant<br />

liegt etwa 3° westlich von δ Aquarii. Das Maximum ist nicht in jedem Jahr am gleichen Tag zu<br />

erwarten <strong>und</strong> sehr schwierig vorherzusagen. Die Anzahl der zu erwartenden Meteore liegt<br />

jedenfalls bei 30 Sternschnuppen pro St<strong>und</strong>e im Maximum.<br />

Vom 5. Juli bis 10. August treten die Alpha-Capricorniden auf. Ihr Ausstrahlungspunkt ist im<br />

Sternbild Steinbock zu finden. Sie sind die gesamte Nacht über beobachtbar. Der<br />

Ursprungskomet ist 45P/Honda-Mrkos-Pajdusakova ( früher 1948 XII ). Um das Maximum am<br />

30. Juli sind nur etwa 12 Objekte pro St<strong>und</strong>e zu erwarten. Es handelt sich um langsam fliegende<br />

Meteore mit einer Geschwindigkeit um 23 km/s.<br />

August<br />

Wie weithin bekannt, tauchen in der ersten Augusthälfte besonders viele Sternschnuppen auf.<br />

Die Ursache liegt in den Perseiden, deren maximale Tätigkeit zwischen dem 10. Und 14. August<br />

liegt. Helle Objekte, sogenannte <strong>Feuerkugeln</strong> sind keine Seltenheit. Als schönster <strong>und</strong> reichster<br />

Strom den Jahres bescheren die Perseiden bis zu 90 Sternschnuppen pro St<strong>und</strong>e. Ihren<br />

Ursprung führen die Perseiden auf den Kometen 109P/ Swift-Tuttle ( früher 1862 III ) zurück.<br />

Die beste Beobachtungszeit liegt zwischen 22 <strong>und</strong> 4 Uhr. Die Perseiden-Sternschnuppen sind mit<br />

60 km/s recht schnelle Objekte. Im Volksm<strong>und</strong> heißen sie Laurentius-Tränen nach dem Märtyrer<br />

Laurentius ( gest. 258 n. Chr. ).<br />

Zu erwähnen sind noch die Kappa-Cygniden, deren Radiant im Sternbild Schwan liegt. Sie sind<br />

vom 3. bis 25. August aktiv, allerdings sind sie kein besonders reicher Strom. Zur Zeit des<br />

Maximums um den 18. August ist nur mit 5 bis 10 Objekten pro St<strong>und</strong>e zu rechnen. Mit 25 km/s<br />

mittlerer Geschwindigkeit zählen die Cygniden zu den langsamen Sternschnuppen. Die Umlaufzeit<br />

dieses Stromes beträgt 7 Jahre; der Ursprungskomet dürfte sich aufgelöst haben.<br />

Der wenig bekannte Strom der Cepheiden macht sich um den 18. August herum bemerkbar. Die<br />

Frequenz ist gering, nämlich nur 10 Objekte pro St<strong>und</strong>e. Vermutlich sind die Cepheiden ein<br />

Zweigstrom der Cygniden.<br />

10


September<br />

Die Pisciden sind im gesamten September aktiv. Ihr Ausstrahlungspunkt liegt in den Fischen.<br />

Beste Beobachtungszeit ist zwischen 22 Uhr Abends <strong>und</strong> 4 Uhr am frühen Morgen. Das Maximum<br />

ist um den 20. September zu erwarten wobei nur fünf bis zehn Meteore pro St<strong>und</strong>e zu erwarten<br />

sind. Die Geschwindigkeit der Meteoroide liegt bei 25 km/s. Die Pisciden zerfallen in mehrere<br />

Teilströme, von denen einer bis Mitte Oktober aktiv ist.<br />

Die Tauriden tauchen vom letzten Septemberdrittel bis Ende November auf. Ihr Radiant liegt im<br />

Stier. Der Tauriden-Strom geht wahrscheinlich auf den Kometen 2P/Encke zurück. Das wenig<br />

ausgeprägte Maximum fällt auf den 12. November. Die Objekte sind um 30 km/s schnell, haben<br />

also mittlere Geschwindigkeiten. Manchmal unterscheidet man zwischen Süd- <strong>und</strong> Nordtauriden.<br />

Die Südtauriden erreichen ihr Maximum schon am 5. November.<br />

Ein relativ neuer Strom sind die Delta-Aurigiden, dessen Radiant im Fuhrmann nahe δ Auriae zu<br />

finden ist. Es sind schnelle aber seltene Objekte. Ihre Geschwindigkeit liegt bei 60 km/s. Sie<br />

erscheinen vom 5. September bis etwa 10. Oktober, wobei das wenig ausgeprägte Maximum um<br />

den 8. September zu erwarten ist. Es sind aber ohnehin nur zwei bis drei Meteore pro St<strong>und</strong>e zu<br />

erwarten.<br />

Oktober<br />

Die Delta-Draconiden oder auch Oktober-Draconiden genannt, sind ein temporärer Strom, deren<br />

Radiant im Sternbild Drachen etwa 3° östlich von γ Draconis liegt. Die Oktober-Draconiden<br />

führen ihr Dasein auf den Kometen 21P/Giacobini-Zinner ( alte Bez. 1900 III ) zurück, weshalb<br />

dieser Meteorstrom auch Giacobiniden genannt wird. Dessen Umlaufzeit beträgt 6,5 Jahre. Alle<br />

13 Jahre trifft die Erde auf die recht breit gestreute Trümmerwolke der Auflösungsprodukte<br />

des Kometen. Dann hagelt es nur so Sternschnuppen. Am 8. Oktober 1985 konnten 400 Meteore<br />

pro St<strong>und</strong>e registriert werden. Da die trümmerwolke schon recht langgezogen ist <strong>und</strong> die<br />

Meteoroide sich entlang der Bahn verteilt haben, ist auch in anderen Jahren immer wieder mit<br />

Überraschungen zu rechnen.<br />

Vom 14. Bis 28. Oktober sind die Orioniden aktiv, deren Ursprung auf den Kometen Halley<br />

zurückzuführen ist. Mit dem Maximum ist um den 21. Oktober zu rechnen, wobei etwa 20 bis 30<br />

Meteore pro St<strong>und</strong>e zu erwarten sind. Die Frequenz ist allerdings von Jahr zu Jahr verschieden.<br />

Die beste Beobachtungszeit ist von Mitternacht an bis zum frühen Morgen gegen 5 Uhr. Der<br />

Ausstrahlungspunkt liegt 10° nordöstlich von Beteigeuze. Es handelt sich bei den Objekten um<br />

sehr schnelle Objekte von 60 Kilometer pro Sek<strong>und</strong>e.<br />

November<br />

Die Leoniden treten vom 9. bis 21. November am Morgenhimmel in Aktion. Ihr Radiant liegt im<br />

Löwen r<strong>und</strong> 10° nordöstlich von Regulus. Das Spitze Maximum ist in der Nacht vom 17. auf den 18.<br />

November zu erwarten. Gegen 3 Uhr MEZ erscheinen die Leoniden, dessen Ursprung auf den<br />

Kometen 55P/Tempel-Tuttle ( alte Bezeichnung 1866 I ) zurückgeht. Einst waren die Leoniden<br />

viel aktiver als es heute die Perseiden im August sind. Daher galt früher der November als „der<br />

Sternschnuppenmonat“ schlechthin. In den Jahren 1998 <strong>und</strong> 1999 waren die Leoniden besonders<br />

aktiv. Nur alle 33 Jahre kollidiert die Erde mit dem Zentrum der Leoniden-Trümmerwolke.<br />

Auf die Tauriden deren Maximum auf den 12 November fällt wurde schon im September<br />

hingewiesen. Gegen Morgen ist mit etwa 10 bis 20 Meteoren pro St<strong>und</strong>e zu rechnen. In den<br />

letzten Jahren hat sich gezeigt, daß die Tauriden eigentlich in zwei Teilströme zerfallen. Die N-<br />

10


Tauriden haben ihr Maximum am 12. November, die S-Tauriden sind etwas früher dran, ihr<br />

Höhepunkt fällt auf den 5. November.<br />

Dezember<br />

Vom 6. bis 17. Dezember macht sich der ekliptikale Strom der Geminiden bemerkbar. Ihr<br />

Ausstrahlungspunkt liegt in den Zwilligen, r<strong>und</strong> 1° südwestlich von Kastor. Das Maximum tritt in<br />

den Morgenst<strong>und</strong>en des 14. Dezember ein, wo stündlich mit weit über 60 Meteoren, mitunter<br />

auch helle <strong>Feuerkugeln</strong>, über den Himmel huschen. Die Geschwindigkeiten liegen um 35 km/s,<br />

Beobachtungszeit: 21 bis 6 Uhr.<br />

Vom 17. bis 24. Dezember tauchen die Ursiden auf, deren Radiant im Sternbild Kleiner Bär zu<br />

finden ist. Ihr scharfes Maximum erreichen sie in der Nacht vom 22. auf 23. Dezember gegen<br />

Mitternacht. Da der Radiant zirkumpolar ist, können die Ursiden die gesamte Nacht über<br />

beobachtet werden. Der Ursprung der Ursiden wird auf den Kometen 8P/Tuttle ( früher 1858 I )<br />

zurückgeführt. Die Sternschnuppen haben mittlere Geschwindigkeiten von 35 km/s. In den<br />

letzten Jahren wurden 10 bis 20, manchmal auch mehr Objekte pro St<strong>und</strong>e im Maximum<br />

beobachtet. Die Tendenz ist steigend.<br />

Wenig ergiebig ist der Strom mit dem Namen Coma Bereniciden, dessen Radiant im Haar der<br />

Berenike liegt <strong>und</strong> die um die Jahreswende auftreten – etwa von Mitte Dezember bis Mitte<br />

Januar. Es handelt sich um sehr schnelle Objekte, 65 km/s <strong>und</strong> mehr. Das Maximum liegt um den<br />

20. Dezember, wobei aber nur 5 bis 10 Meteore pro St<strong>und</strong>e zu erwarten sind.<br />

Damit schließt sich schließlich das Jahr.<br />

Neben den erwähnten periodischen Sternschnuppenströmen gibt es allerdings noch die<br />

selteneren sporadischen Meteoriten, die anders als die Sternschnuppenströme als einzelne<br />

Objekte auftreten.<br />

Tips für die eigene Beobachtung<br />

Anders als bei den meisten astronomischen Forschungen ist es auf dem Gebiet der<br />

Meteorastronomie jedem Interessenten möglich, Beobachtungen durchzuführen. Für die<br />

Meteorbeobachtung ist nicht einmal eine technische Ausrüstung erforderlich. Dafür sind jedoch<br />

Geduld <strong>und</strong> Ausdauer vonnöten, denn weder Zeitpunkt noch Ort des Aufleuchtens eines Meteors<br />

sind vorhersagbar. Manchmal kommt es zu längeren Pausen, dann wieder leuchten mehrere<br />

Meteore in dichter Folge nacheinander an unterschiedlichen Punkten auf. Auch die Helligkeit des<br />

nächsten Meteors ist immer eine Überraschung.<br />

Die Aufgabe eine Beobachters, der ein verwertbares Ergebnis erhalten möchte, besteht darin,<br />

die Erscheinungen in seinem Blickfeld möglichst vollständig zu erfassen. Gerade wenn viele Leute<br />

helle Feuerkugelmeteore für UFOs halten ist es wichtig die eigenen Beobachtungen auch an eine<br />

geeignete Stelle weiter zu melden, damit solche UFO-beobachtungen direkt als Meteor<br />

erklärbar sind. Aber auch weil langsam fliegende <strong>Feuerkugeln</strong> häufig zu Meteoritenfällen führen.<br />

Genaue Bahndaten aus exakten Beobachtungen können beim aufspüren von Meteoriten helfen. Zu<br />

einer exakten Beobachtung gehört aber auch ein Beobachtungsprotokoll. Meldungen über<br />

<strong>Feuerkugeln</strong> sollten auf jeden Fall enthalten:<br />

10


1. Name, Anschrift, Telefon <strong>und</strong>/oder Faxnummer, gegebenenfalls e-mail-Adresse des<br />

Beobachters bzw. der Beobachter;<br />

2. Beobachtungsort – möglichst genau in geographischen Koordinaten ( Länge, Breite, Seehöhe )<br />

- <strong>und</strong> auch wie diese ermittelt wurden ( z. B. mittels GPS );<br />

3. Zeitpunkt des Aufleuchtens ( möglichst in Weltzeit: UT = MEZ –1 h ), Dauer der Erscheinung;<br />

Hinweise auf die Genauigkeit der Zeitangabe ( z. B. Minutengenauigkeit );<br />

4. Beginn <strong>und</strong> Endpunkt der Feuerkugelspur – entweder in Azimut <strong>und</strong> Höhe oder in<br />

Rektaszension <strong>und</strong> Deklination ( Gegebenenfalls Spur in eine Sternkarte eintragen );<br />

5. Nähere Beschreibung: Geschätzte Helligkeit, Farbe ( eventuell variabel ), Zerplatzen,<br />

Nachleuchten der Spur, Rauchfahnen, Geräusche ( Donner, Knall, Zischen ). Für die<br />

Entfernungsschätzung ist die Zeit zwischen optischer <strong>und</strong> akustischer Erscheinung zu<br />

vermerken. Die Sek<strong>und</strong>enzahl geteilt durch drei ergibt die Distanz in Kilometern. Auch<br />

negative Statements sind wichtig ( z. B. kein Geräusch ...);<br />

6. Art der Beobachtung: visuell – mit Fernglas – photographisch – mit Videokamera usw.<br />

7. Wetter <strong>und</strong> Sichtbedingungen ( Bewölkungsgrad, Nebel?, Dämmerung?, störende<br />

Straßenlampen? usw. ).<br />

Ein Diktiergerät kann bei der schnellen Protokollierung gute Dienste leisten, ebenso ein<br />

Zeitzeichenempfänger. Qualifizierte Meldungen von möglichst mehr als einem Beobachter<br />

können es ermöglichen den Einschlagsort eines Meteoriten relativ schnell zu ermitteln. Es ist<br />

daher zweckmäßig, Feuerkugelbeobachtungen an eine zentrale Stelle zu melden. In Deutschland<br />

sende man seine Beobachtungen an die<br />

International Meteor Organisation<br />

Friedenstraße 5<br />

14109 Berlin<br />

oder an den<br />

Arbeitskreis Meteore e. V.<br />

Berliner Straße 41<br />

14467 Potsdam<br />

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