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Nummer 2/2010<br />

17. Jahrgang<br />

Preis CHF 13.-<br />

M<strong>IT</strong> GROSSEM<br />

OPEN-SOURCE<br />

REPORT<br />

SKR<br />

Die Fachzeitschrift für das Beschaffungswesen von Bund, Kantonen und Gemeinden<br />

Die schweizerische Kommunal-Revue<br />

THEMEN<br />

• Internetüberwachung am Arbeitsplatz<br />

Politiker nehmen Stellung<br />

• Green-<strong>IT</strong><br />

Energieeffi zienz im Datacenter<br />

• SuisseID<br />

Steuererklärung und Strafregisterauszug<br />

online erledigen<br />

• Powertage<br />

Der Branchentreffpunkt der Schweizer Stromwirtschaft<br />

Bundesrat Moritz Leuenberger<br />

«Es braucht Kraftwerke und Übertragungsnetze»<br />

Erhöhen Sie die<br />

Effi zienz Ihres<br />

<strong>IT</strong> Infrastruktur<br />

Managements<br />

Konsolidierung<br />

Avocent bietet Ihnen eine einzige Benutzeroberfl äche<br />

zum Managen Ihrer <strong>IT</strong> Infrastruktur – sogar aus der Ferne.<br />

Energieoptimierung<br />

Messen, überwachen und analysieren Sie den Stromverbrauch<br />

und erhöhen Sie die Energieeffi zienz.<br />

Dokumentation, Planung, Visualisierung<br />

Avocent liefert Ihnen ein Tool, mit dem Sie die <strong>IT</strong> in<br />

Rechenzentren planen, dokumentieren, optimieren und<br />

visualisieren können.<br />

<strong>IT</strong>-Kontrolle ist gut.<br />

<strong>IT</strong>-Kontrolle mit Avocent ist besser.<br />

Tel.: +41-043-321 73 93<br />

emeamarketing@avocent.com<br />

www.avocent.com<br />

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Zur Zirkulation<br />

an Abteilung Visum


Partner<br />

DER BRANCHENTREFFPUNKT DER<br />

SCHWEIZER STROMWIRTSCHAFT<br />

Erzeugung<br />

Übertragung<br />

Verteilung<br />

Handel und Vertrieb<br />

Engineering<br />

Energiedienstleistungen<br />

Ausstellung und Forum<br />

1. bis 3. Juni 2010<br />

Messe Zürich<br />

www.powertage.ch


IMPRESSUM<br />

Verlag, Redaktion und<br />

Anzeigenverwaltung<br />

Fachpresse.com GmbH<br />

Schützenmattstrasse 39A<br />

CH-4051 Basel<br />

Tel. 061 205 03 80<br />

Fax 061 205 03 81<br />

info@fachpresse.com<br />

www.fachpresse.com<br />

SKR - Die schweizerische<br />

Kommunal Revue<br />

erscheint 4 x jährlich<br />

Verlagsleitung<br />

Liévin M‘Bu<br />

lmbu@fachpresse.com<br />

Redaktion<br />

Lucia Uebersax<br />

luebersax@fachpresse.com<br />

Julia Voronkova<br />

jvoronkova@fachpresse.com<br />

Christian Spring<br />

cspring@fachpresse.com<br />

Verkauf und Marketing<br />

Gloria Holenstein<br />

gholenstein@fachpresse.com<br />

Diana Lewitz<br />

dlewitz@fachpresse.com<br />

Layout und Grafi k<br />

Stefan Kunath<br />

skunath@fachpresse.com<br />

Back Offi ce<br />

Silvie Hauser<br />

shauser@fachpresse.com<br />

Druck<br />

gdz AG<br />

Spindelstr. 2<br />

CH-8041 Zürich<br />

Bezugspreise (inkl. MwSt.)<br />

Einzelausgabe<br />

• Schweiz CHF 13.-<br />

• Ausland CHF 17.-<br />

Jahresabonnement<br />

• Schweiz CHF 39.-<br />

• Ausland CHF 51.-<br />

ISSN 1424-1692<br />

HAFTUNG<br />

Die vorliegende Fachzeitschrift ist sorgfältig<br />

erarbeitet worden. Dennoch erfolgen<br />

alle Angaben ohne Gewähr. Für<br />

Fehler, Verwechslungen und Irrtümer<br />

lehnen die Herausgeber und der<br />

Verlag jegliche Verantwortung ab. Für<br />

unaufgefordert eingesandte Text- und<br />

Bildsendungen kann die Redaktion<br />

keinerlei Haftung übernehmen. Unterlagen<br />

werden nur auf ausdrückliches Verlangen<br />

zurückgesandt.<br />

Social-Media-Plattformen haben viele Gesichter<br />

Geschätzte Leserinnen und Leser<br />

Knapp eine Dekade ist es her, seit via Internetplattformen<br />

erste Kontakte zwischen Benutzern<br />

möglich wurden. Heute sind soziale Netzwerke<br />

nicht mehr wegzudenken. Sie boomen und<br />

konnten sich in kurzer Zeit als fester Bestandteil<br />

in der Kommunikationslandschaft etablieren.<br />

Begünstigt wird dieser Trend durch die rasante<br />

Entwicklung neuer Kommunikationstechnologien<br />

und die Vernetzung der Büroarbeitsplätze.<br />

Damit werden Mitarbeiter jedoch auch zusehends<br />

zum Risiko für die <strong>IT</strong>-Sicherheit von Firmen.<br />

Sie chatten, bloggen, twittern und plaudern<br />

in Foren – und kümmern sich längst nicht<br />

immer um die Sicherheitsregeln ihrer Arbeitgeber.<br />

Unsere Umfrage zeigt: Nicht wenige Verwaltungen<br />

haben Social-Media-Plattformen wie<br />

Facebook, Twitter und andere gesperrt. Skeptiker<br />

sagen allerdings: «Das bringt nichts» und appellieren<br />

an die Vernunft der Mitarbeitenden. Doch<br />

reicht ein Mahnruf an die Arbeitsmoral oder<br />

braucht es Sperren? Lesen Sie dazu die Meinungen<br />

von Partei- und Kommissionspräsidenten<br />

auf den Seiten XY bis xy. Für den SP-Parteipräsidenten<br />

Christian Levrat ist klar: «Am Arbeitsplatz<br />

wird die grosse Mehrheit der Angestellten<br />

einen verantwortungsvollen Umgang pfl egen.<br />

Ähnlich wie beim Telefon oder E-Mail soll der private<br />

Gebrauch mit Augenmass möglich sein».<br />

ED<strong>IT</strong>ORIAL<br />

Auch in der Politik ist der Begriff Social Media<br />

längst kein Fremdwort mehr: Politiker twittern,<br />

bloggen und liefern sich hitzige Wortgefechte<br />

auf Facebook. Initiativen werden online propagiert,<br />

und Parlamentarier tummeln sich während<br />

den Sessionen in sozialen Netzwerken.<br />

Während sich die einen an der virtuellen Kommunikation<br />

stören, begrüssen andere diese neue<br />

Form des Meinungsaustausches. Fest steht: Spätestens<br />

seit dem Wahlsieg von Barack Obama<br />

hat sich der Begriff «Politik 2.0» auch hierzulande<br />

etabliert.<br />

Ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre und<br />

eine erholsame Sommerzeit.<br />

Herzlich,<br />

Ihre Redaktorin<br />

Lucia Uebersax<br />

TEXT ZUM T<strong>IT</strong>ELBILD<br />

ARIMAX Distribution AG mit Sitz in Zürich ist ein führender Schweizer Anbieter für Data Center<br />

Equipment. Die Lösungen decken alle Anforderungen rund um das Management, die Thermaloptimierung<br />

und die physische Power Distribution von Rechenzentren und deren Informatik-Infrastruktur<br />

ab. Die Mission der ARIMAX ist es, die Arbeit von <strong>IT</strong>-Administratoren und Facility Managern zu<br />

erleichtern, die kritische Downtime von Unternehmen zu ersparen und die Effi zienz der <strong>IT</strong> hinsichtlich<br />

Kühlung und Energieverbrauch ständig weiter zu erhöhen. www.arimax.ch<br />

Emerson Network Power, ein Unternehmensbereich von<br />

Emerson (NYSE:EMR), ist weltweit führend im Bereich umfassender<br />

Business-Critical Continuity für Telekommunikationsnetzwerke,<br />

Rechenzentren, Einrichtungen des Gesundheitswesens<br />

und Industrieanlagen. Die Avocent Lösungen<br />

von Emerson Network Power vereinfachen das Infrastrukturmanagement<br />

und erhöhen die Leistungsfähigkeit von<br />

Rechenzentren durch die Maximierung der Rechenkapazität<br />

bei gleichzeitiger Kostensenkung.<br />

www.avocent.com | www.emersonnetworkpower.com<br />

SKR 2/10 3


Inhalt<br />

3 Editorial<br />

3 Impressum<br />

3 Zum Titelbild<br />

4 Inhaltsverzeichnis<br />

8 Direkte Demokratie<br />

– eine Schweizer Besonderheit<br />

4 SKR 2/10<br />

NEW PUBLIC MANAGEMENT<br />

Gemeindestrukturreform<br />

10 Kantonale Förderung von<br />

Gemeinde-Vereinigungsprojekten<br />

12 Kanton Glarus:<br />

Zwischenbericht zur umfassenden<br />

kommunalen Reform<br />

Moderne Verwaltungssprache<br />

14 Auf dem Weg zur modernen und<br />

bürgerfreundlichen Verwaltungssprache<br />

Interim Management<br />

16 «Die Zielsetzungen meines<br />

Interim Management Einsatzes wurden erfüllt»<br />

<strong>IT</strong>-Recht<br />

18 Überwachung von E-Mail und Internet<br />

am Arbeitsplatz: Ein Spannungsfeld<br />

zwischen Arbeitgeber und Mitarbeitenden<br />

Politiker Statements<br />

zum Thema Internetüberwachung<br />

22 Facebook: Herausforderung für Arbeitgeber<br />

Informationssicherheit<br />

24 Cyberkriminalität und Sicherheit im Internet<br />

– MELANI berichtet<br />

27 Effizientes und transparentes Patch-Management<br />

Open Source<br />

28 «Beide Modelle haben ihre Berechtigung und<br />

sollen gleiche Chancen haben»<br />

34 Parlamentarische Gruppe Digitale Nachhaltigkeit:<br />

«Kostendruck fordert den Umstieg<br />

auf Open Source Software»<br />

36 Mit neuen Modellen die Informatik-Kosten senken<br />

38 Vollumfängliche Migration auf Open Source<br />

– Der Kanton Solothurn macht es vor<br />

Green-<strong>IT</strong>/ Energieeffi zienz im Datacenter<br />

39 Spatenstich für das modernste<br />

Rechenzentrum der Schweiz<br />

– Ökologie und Technologie im Zentrum<br />

42 Thermaloptimierung im Rechenzentrum<br />

44 Revolution im Rechenzentrum<br />

46 Effizientes Management von Rechenzentren<br />

Fiber Channel Technologie<br />

48 Höchste Effizienz im Rechenzentrum<br />

Geografi sche, Netzwerk- und<br />

Landinformationssysteme<br />

49 GIS/S<strong>IT</strong> 2010:<br />

GIS we can – überall und jederzeit<br />

51 Geodienste – Nutzen für Gemeinden<br />

und Eigenwirtschaftsbetriebe<br />

<strong>IT</strong>-<strong>SOLUTIONS</strong><br />

52 Geo-Informations-System MobiGIS der Mobiliar:<br />

Meilenstein in der Risikoerkennung


SuisseID<br />

55 SuisseID: Steuererklärung und Straf registerauszug<br />

online erledigen<br />

59 Sicherer digitaler Behördengang bald Realität<br />

60 Die SuisseID der Post – die günstigste Lösung<br />

61 Interview mit Adrian Humbel, CEO SwissSign<br />

E-Services<br />

62 Direkte Transaktionen bringen deutlichen Mehrwert.<br />

eServices: Neuer Zugang über umfassendes ePortal<br />

Behördensysteme<br />

64 Interoperabilität und Standards<br />

– die Herausforderungen der nächsten Jahre<br />

Business Process Management<br />

66 CMI AXIOMA und offi ceatwork on Tour:<br />

Roadshow für erfolgreiches E-Government<br />

Gesundheitsförderung am Arbeitsplatz<br />

67 Richtig sitzen zahlt sich aus<br />

Gesundheitsförderung im Alter<br />

69 Ein bewegtes Leben mit 60plus<br />

E-GOVERNMENT<br />

GESUNDHE<strong>IT</strong><br />

ÖFFENTLICHER RAUM<br />

Standortmarketing<br />

72 Standortmarketing und Wirtschaftsförderung<br />

durch Stadtentwicklung<br />

Quartierentwicklung<br />

75 Gemeinsam die Lebensqualität in Quartieren fördern<br />

Grünfl ächenmanagement<br />

80 Integrierte Pfl anzsysteme – Attraktive<br />

Bepfl anzungen für den öffentlichen Freiraum<br />

Energie / Powertage<br />

84 «Es braucht Kraftwerke und Übertragungsnetze»<br />

86 Der Branchentreffpunkt<br />

der Schweizer Stromwirtschaft<br />

88 Energiebeschaffung im EW<br />

– Strategie und Umsetzung<br />

90 Reinigen mit Trockeneis – alles andere als heisse Luft<br />

92 Smart Grids – Stromnetze werden schlau<br />

94 Alpiq InTec installiert intelligente<br />

Kommunikationslösung für<br />

die Stadtverwaltung Olten<br />

Solarenergie<br />

97 Wärme und Strom von der Sonne: Ein zentraler<br />

Bestandteil unserer zukünftigen Energieversorgung<br />

101 Energie-Lösungen vom EFH<br />

bis zur Industrieanwendung<br />

102 Mittagessen dank Solarkraft vom Schulhausdach<br />

Energie<br />

103 Vision Energieautonomie:<br />

«Heute beginnen, was 2050 sein wird»<br />

106 Ökologische Verantwortung in der Gemeinde<br />

Aus- und Weiterbildung<br />

107 Nachhaltige Entwicklung – Risiko oder Chance?<br />

Nachhaltiges Bauen<br />

109 Schwimmteiche & naturnahe Pools<br />

– Baden wie im eigenen See<br />

Entsorgung<br />

110 Zeitgemässe Abfallwirtschaft<br />

ist Ressourcenwirtschaft<br />

111 Einsatz von Karton-Ballenpressen<br />

im Non-food Bereich<br />

Inhalt<br />

UMWELT<br />

SKR 2/10 5


«WAS HAT HEIZÖL<br />

M<strong>IT</strong> ALTERNATIVEN<br />

ENERGIEN ZU TUN?»<br />

EINIGES.<br />

Moderne Ölheizungen lassen sich optimal<br />

mit Solaranlagen kombinieren, die<br />

zur Warmwasseraufbereitung oder zur<br />

Heizungsunterstützung eingesetzt werden.<br />

Die Heizung wird erst dann zugeschaltet,<br />

wenn die Sonnenenergie<br />

nicht mehr ausreicht. Eine solche Anlage<br />

arbeitet wirtschaftlich und ökologisch.<br />

Für Informationen über die moderne<br />

Ölheizung: Gratistelefon 0800 84 80 84<br />

oder www.heizoel.ch


Vorschau RealSite und blue & green<br />

113 realSite – Die Fachmesse für das Immobilien-<br />

Business vom 15.–17. Juni 2010:<br />

Die realSite auf Erfolgkurs<br />

Beleuchtung<br />

115 Professionelles Sensor-Lichtsystem<br />

115 SKR-REDAKTIONSNETZWERK<br />

Aus- und Weiterbildung<br />

117 Weiterbildung macht den Unterschied<br />

Personenschutz<br />

118 Effizient und sicher! Teil 4<br />

Fokus: Alleinarbeit macht<br />

flexibel und spart Kosten<br />

FACIL<strong>IT</strong>Y MANAGEMENT<br />

SICHERHE<strong>IT</strong><br />

Verkehrsinfrastruktur<br />

120 Was können wir gegen Verzögerungen<br />

beim Planen und Bauen tun?<br />

122 Umweltbewusste Transportalternative<br />

gegen den Verkehrskollaps:<br />

Drunter statt drüber<br />

Flottenmanagement / Energieeffi zienz<br />

124 Mit Erdgas/Biogas umweltschonend und<br />

günstig fahren<br />

127 Flächendeckender Ausbau<br />

des Autogas-Tankstellennetzes<br />

Inhalt<br />

VERKEHR<br />

BLOG<br />

SOCIAL-MEDIA-PLATTFORMEN<br />

HERAUSFORDERUNG FÜR ARBE<strong>IT</strong>GEBER UND DATENSCHUTZ<br />

Lesen Sie den Beitrag auf den Seiten 18–21<br />

und beteiligen Sie sich an der Diskussion auf:<br />

Social Medien boomen und stellen für Arbeitgeber<br />

blog.fachpresse.com<br />

eine grosse Herausforderung dar. Viele Schweizer<br />

Unternehmen und Verwaltungen haben<br />

Community-Seiten und Dating-Plattformen<br />

bereits gesperrt, um das private Surfen während<br />

der Arbeitszeit zu unterbinden und wirtschaftliche<br />

Verluste zu vermeiden.<br />

Wie soll die Nutzung von Facebook & Co. am<br />

Arbeitsplatz geregelt sein? Reicht der Appell an<br />

die Arbeitsmoral oder braucht es Reglemente<br />

oder gar Sperren?<br />

Beteiligen Sie sich an der Diskussion<br />

im SKR-Blog !<br />

das schweizerische Informationsportal über Marktleistungen für Bund, Kantone und Gemeinden<br />

SKR 2/10 7


Direkte Demokratie<br />

– eine Schweizer Besonderheit<br />

von Lucia Uebersax<br />

Die Annahme zu einem Bauverbot für Minarette auf schweizerischem Territorium hat eine verschärfte internationale<br />

Debatte über das Prinzip der Volkssouveränität hervorgerufen. Während in den Nachbarländern der<br />

Ruf nach direkter Demokratie verstärkt wird, warnen hierzulande andere vor den Gefahren der direkten Demokratie<br />

und erklären sie als Auslaufmodell. Fest steht: Die Demokratie ist ein heikles Gut, das nicht so leicht<br />

aufs Spiel gesetzt werden darf. Doch welche Form der Demokratie ist für unsere Zukunft wünschenswert und<br />

kann es von der grössten politischen Errungenschaft der Moderne auch zu viel geben? Ein Gespräch mit Iwan<br />

Rickenbacher, Politologe, Luzi Stamm, SVP-Nationalrat und Benedikt Koch, Präsident INFRA.<br />

Die Schweiz war das erste europäische<br />

Land, in dem sich im 19. Jahrhundert die<br />

direkte Demokratie nachhaltig durchsetzte<br />

und seither als einmalige Staatsform<br />

gelobt wird. «Die Stärke des Systems<br />

liegt darin, dass die Bevölkerung die<br />

Richtung der Politik gegen den Willen der<br />

Politiker bestimmen kann. Die direkte Demokratie<br />

bringt den unschätzbaren Vorteil,<br />

dass die Bevölkerung sich mit der Politik<br />

beschäftigt und nach breiten Diskussionen<br />

Mehrheitsentscheide fällt, die eine<br />

entsprechend grosse Akzeptanz haben»,<br />

so die lobenden Worte von SVP-Nationalrat<br />

Luzi Stamm. Auch für Politologe Iwan<br />

Rickenbacher steht fest: «Erfolgsfaktoren<br />

liegen in den föderalen Strukturen und<br />

der Verteilung der Macht, in der Vielfältigkeit<br />

der Schweizer Wirtschaft, in der<br />

internationalen Ausrichtung, nicht nur<br />

der Wirtschaft, auch des höheren Bildungswesens,<br />

der Medien, der Leistungsträger<br />

in Staat und Gesellschaft». Das<br />

weitgehende Mitbestimmungsrecht des<br />

Volkes, die Medienvielfalt und die Autonomie<br />

der Gemeinden und Kantone<br />

zeichnen unsere Identität und unsere politische<br />

Kultur aus und sind ausschlaggebend<br />

für das Funktionieren dieser besonderen<br />

Staatsform: «Das Plebiszit hat<br />

den wesentlichen Vorteil, dass wichtige<br />

(und manchmal halt auch unwichtige)<br />

Sachentscheide breit abgestützt und so-<br />

8 SKR 2/10<br />

mit wahrscheinlich näher bei den Bedürfnissen<br />

der Betroffenen gefällt werden.<br />

Abstimmungsergebnisse können zwar<br />

noch kommunikativ als Gewinn verkauft<br />

werden, am Resultat selbst ändert dies<br />

aber nichts. Dies stärkt das Vertrauen in<br />

das politische System und erhöht dessen<br />

Zuverlässigkeit». So die Meinung von Benedikt<br />

Koch. Doch wie jede politische Institution<br />

birgt die direkte Demokratie<br />

nebst Chancen auch Gefahren. Das Plebiszit<br />

kann, wohldosiert und sorgsam angewendet,<br />

so etwas sein wie die Erfüllung<br />

der Demokratie. Das Plebiszit kann<br />

die Demokratie aber auch zerstören,<br />

wenn es die individuellen Bürger- und<br />

Menschenrechte missachtet.<br />

Zauberformel oder Auslaufmodell?<br />

Während die Einen die plebiszitäre Demokratie<br />

als Zauberformel betrachten und sie<br />

gar mit einer Initiative stärken wollen, die<br />

es dem Volk zukünftig erlauben soll, den<br />

Bundesrat selber zu wählen, warnen Andere<br />

vor den Gefahren, die die direkte<br />

Demokratie für den Rechtsstaat mit sich<br />

bringen kann und bezeichnen sie gar als<br />

Auslaufmodell. Doch ist die Lage der Demokratie<br />

heute wirklich so prekär – oder<br />

ist Demokratie ein sehr anpassungsfähiges<br />

Erfolgsmodell, das sich rund um den<br />

Globus durchsetzen wird? Klar ist: In einer<br />

Demokratie, wie sie hierzulande praktiziert<br />

wird, kommt man nur in kleinen Schritten<br />

vorwärts. Die Auseinandersetzung mit<br />

dem politischen Gegner und die Suche<br />

nach Kompromissen sind oft anstrengend<br />

und langwierig. Koch: «Bei der Beobachtung<br />

der politischen Veränderungen in der<br />

Schweiz hat man nicht gerade den Eindruck,<br />

Zuschauer eines Formel 1-Rennens<br />

zu sein. Das langsame und schrittweise<br />

Vorwärtskommen hat aber auch Vorteile.<br />

So hat eine Schildkröte beispielsweise genügend<br />

Zeit, um sich den nächsten Schritt<br />

gut zu überlegen.»<br />

Die Tatsache, dass über viele Vorlagen abgestimmt<br />

werden muss oder kann, verzögert<br />

häufi g eine Einführung von Neuerungen<br />

oder Änderungen. Nicht dieser<br />

Meinung ist SVP-Nationalrat Luzi Stamm:<br />

«Die Bevölkerung kann an der Urne rasch<br />

etwas festlegen, was in anderen Ländern<br />

Jahrzehnte dauert. Jede Gestaltung einer<br />

Gesellschaft ist anstrengend und langwierig,<br />

aber die direkte Demokratie ist in<br />

wesentlichen Punkten schneller als andere<br />

Staatsformen». Auch für Rickenbacher ist<br />

klar: «Wenn in der Schweiz politische Kurswechsel<br />

zu spät erfolgen, ist dies nicht<br />

eine Folge der direkten Demokratie. Es<br />

sind meist die politischen Eliten, die erwünschte<br />

Reformen verhindern oder verzögern».


Langwierige<br />

Planungs- und Bewilligungsverfahren<br />

Es steht ausser Frage: Die direkte Demokratie<br />

macht den Weg zum Ziel nicht kürzer<br />

und einfacher. Gesetzesentwürfe haben<br />

einen langen politischen Prozess zu<br />

bestehen und müssen mehrheitsfähig<br />

und referendumstauglich sein. Benedikt<br />

Koch: «Neben den fehlenden fi nanziellen<br />

Mitteln stellen die langwierigen Planungs-<br />

und Bewilligungsverfahren die<br />

grössten Hindernisse dar.» Iwan Rickenbacher<br />

sieht aber keine alternative Form<br />

für die Schweiz: «Die politischen Eliten<br />

wissen, dass wichtige Projekte vor den<br />

Bedürfnissen und Erwartungen der Bürgerinnen<br />

und Bürger bestehen müssen.<br />

Dies steigert den Realitätsbezug der Vorlagen,<br />

aber auch deren Solidität, denn in<br />

der Abstimmungsphase wird in einer<br />

freien Gesellschaft über Stärken und<br />

Schwächen ohne Rücksichtnahme auf die<br />

Verfasser argumentiert. In einer übersehbaren,<br />

kulturell recht homogenen, gut<br />

gebildeten Bürgerschaft gibt es auf Grund<br />

der bisherigen politischen Erfahrung keine<br />

Alternative zu direktdemokratischen Entscheidungen.»<br />

Klar ist: Die direkte Demokratie gibt den<br />

Bürgern mehr Freiheit, die Kluft zwischen<br />

Bürgern und Politikern wird kleiner und<br />

die Teilung der Gewalten in Judikative,<br />

Legislative und Exekutive garantiert das<br />

gute Funktionieren unserer Demokratie,<br />

die die Besonderheit der Schweiz repräsentiert:<br />

«Die plebiszitäre Demokratie ist<br />

ein zentraler Wert der schweizerischen<br />

Identität». So die abschliessenden Worte<br />

von Benedikt Koch.<br />

«Erfolgsfaktoren liegen in den<br />

föderalen Strukturen und<br />

der Verteilung der Macht»<br />

Prof. Dr. Ivan Rickenbacher<br />

Politologe<br />

«Die plebiszitäre Demokratie<br />

ist ein zentraler Wert der<br />

schweizerischen Identität»<br />

Benedikt Koch<br />

Geschäftsführer Fachverband Infra<br />

© www.parlament.ch<br />

«Die Stärke des Systems liegt darin,<br />

dass die Bevölkerung die Richtung<br />

der Politik gegen den Willen der<br />

Politiker bestimmen kann»<br />

Luzi Stamm<br />

SVP-Nationalrat<br />

SKR 2/10 9


NEW PUBLIC MANAGEMENT<br />

Gemeindestrukturreform<br />

Kantonale Förderung von<br />

Gemeinde-Vereinigungsprojekten<br />

von Bruno Schaible<br />

Die Gemeindelandschaft der Schweiz ist in starker Bewegung. In fast allen Kantonen werden Gemeinden vereinigt.<br />

Der Blick in die Statistik des Bundes zeigt, dass sich schweizweit aktuell 233 Gemeinden in 55 laufenden<br />

Projekten mit einer Vereinigung befassen; allfällig beteiligte Spezialgemeinden nicht eingerechnet. Im Folgenden<br />

wird dargestellt, wie der Kanton St.Gallen seit knapp drei Jahren solche Projekte unterstützt und<br />

fördert und welche Erkenntnisse sich daraus gewinnen lassen.<br />

Einführung<br />

des Gemeindevereinigungsgesetzes<br />

Der Kanton St.Gallen zählte Ende 2005<br />

448 Gemeinden. Lediglich 89 davon waren<br />

politische Gemeinden. Bei den anderen<br />

handelte es sich um Schulgemeinden,<br />

Ortsgemeinden und örtliche oder ortsbürgerliche<br />

Korporationen. Mitte 2007<br />

erfüllte die Regierung mit der Invollzugsetzung<br />

des ersten kantonalen Gemeindevereinigungsgesetzes<br />

einen noch pendenten<br />

Verfassungsauftrag. Dieses Gesetz<br />

befasst sich mit Vereinigung, Inkorporation,<br />

Aufhebung und Aufteilung von Gemeinden.<br />

Es umschreibt die zu beachtenden<br />

demokratischen Meilensteine und<br />

erlaubt die aktive Förderung solcher Projekte<br />

durch den Kanton.<br />

Die Invollzugsetzung des neuen Gesetzes<br />

führte in den Gemeinden zu einem raschen<br />

Anstieg der Vereinigungs- und Inkorporationsprojekte.<br />

Dabei spielte insbesondere<br />

die Aussicht auf Förderbeiträge<br />

des Kantons eine nicht unbedeutende<br />

Rolle. Und die Welle der neuen Projekte<br />

ebbt auch weiterhin nicht ab. Aktuell befassen<br />

sich 14 politische Gemeinden mit<br />

einem Vereinigungsprojekt. Auf den<br />

nächsten Wechsel der Amtsdauer Ende<br />

2012 sollen im besten Fall weitere 8 Gemeinden<br />

entfallen. Auch bei den Spezialgemeinden<br />

ist noch immer viel in Bewegung.<br />

Alleine die Zahl der Schulgemeinden<br />

ging seit Mitte 2007 um 36 zurück; weitere<br />

werden folgen.<br />

Die Strategie des Kantons<br />

Kantonsrat und Regierung bestimmten<br />

mit der Lancierung des neuen Gemeindevereinigungsgesetzes<br />

die damit verbun-<br />

10 SKR 2/10<br />

dene Strategie: 1. Der Kanton wünscht<br />

starke, autonome Gemeinden als Ansprechpartner.<br />

2. Die fi nanzielle Unabhängigkeit<br />

soll den Bestand der Gemeinden<br />

sichern. 3. Die Unterstützung über den innerkantonalen<br />

Finanzausgleich zwischen<br />

Kanton und Gemeinden soll op timiert<br />

werden und für stark vom Finanzausgleich<br />

abhängige Gemeinden Lösungen bis hin<br />

zu Vereinigungen gefunden werden. Für<br />

Gemeinden, die einen höheren als den<br />

Übergangsausgleichssteuerfuss erheben<br />

müssten, wurde eine Frist von 15 Jahren<br />

zur Behebung dieser fi nanziellen Problemstellung<br />

defi niert.<br />

In Verbindung mit dem neuen innerkantonalen<br />

Finanzausgleich, welcher vor allem<br />

fehlende Ressourcen und spezifi sche<br />

Sonderlasten der Gemeinden ausgleichen<br />

soll – entgegen der bisherigen Praxis des<br />

Ausgleichs des Jahresergebnisses – und<br />

keine Direktzahlungen mehr an Schulgemeinden<br />

zulässt, führte dies zu vermehrter<br />

Aktivität in den Gemeinden. Vor<br />

dem Hintergrund allfällig versiegender<br />

Finanzströme konnten Gemeinden im kritischen<br />

Bereich zu vermehrter Zusammenarbeit<br />

und zur Aufnahme von Vereinigungs-<br />

oder Inkorporationsprojekten<br />

motiviert werden.<br />

Das Angebot des Kantons<br />

Verbunden mit der Invollzugsetzung des<br />

Gemeindevereinigungsgesetzes schuf der<br />

Kanton im Amt für Gemeinden die Stelle<br />

des Gemeindereformers. Dessen Aufgabe<br />

ist es, die Gemeinden in ihren Reformprojekten<br />

zu unterstützen und sowohl die<br />

Durchsetzung kantonaler Interessen als<br />

auch die Anwendung der gesetzlichen<br />

Grundlagen sicherzustellen. Das Angebot,<br />

welches den Gemeinden in ihren Projekten<br />

zur Verfügung steht, umfasst die unentgeltliche<br />

Unterstützung in Projektaufgaben<br />

(Zielfi ndung, Prüfung des Projektauftrages,<br />

methodische und konzeptionelle<br />

Unterstützung, Offertprüfungen,<br />

Abklärung in übergeordneten Fragestellungen,<br />

usw.), Controllingfunktionen und<br />

Moderationen. Das Angebot ist dabei<br />

abhängig von der Verfügbarkeit des Gemeindereformers.<br />

Die eigentliche Hauptaufgabe der Stelle<br />

liegt jedoch in der Ermittlung der Förderbeiträge<br />

auf Gesuch der Gemeinden. Politische<br />

Gemeinden und Schulgemeinden<br />

haben die Möglichkeit, einerseits Beiträge<br />

zur Förderung ihrer Reformprojekte geltend<br />

zu machen. Anderseits können projektbedingte,<br />

finanzielle Zusatzkosten<br />

zumindest teilweise angerechnet und<br />

ausgeglichen werden. Voraussetzung dafür<br />

ist die vollständige und ordentliche<br />

Abrechnung dieser Aufwendungen durch<br />

die Gemeinde und Einreichung mit dem<br />

Gesuch.<br />

«Der Gemeindereformer hat<br />

die Aufgabe, die Gemeinden<br />

in ihren Reformprojekten<br />

zu unterstützen und sowohl<br />

die Durchsetzung kantonaler<br />

Interessen als auch die<br />

Anwendung der gesetzlichen<br />

Grundlagen sicherzustellen»<br />

Fördermöglichkeiten des Kantons<br />

Das Gemeindevereinigungsgesetz ermöglicht<br />

die Förderung von Vereinigungsprojekten<br />

in vier Kategorien:


• Als Projektbeiträge für Auslagen der<br />

Gemeinden zur externen Führung oder<br />

Begleitung der Projekte, allenfalls zur<br />

Abgeltung der Freistellung interner<br />

Projektleitung, wenn dadurch externe<br />

Aufwendungen minimiert werden<br />

• Als Beiträge an vereinigungsbedingten<br />

Mehraufwand an Aufwendungen für<br />

bauliche Anpassungen (bspw. Gemeindehauserweiterung),Zusammenführung<br />

der Informatik, usw.<br />

• Als Entschuldungsbeiträge, um<br />

fi nanziell überdurchschnittlich verschuldete<br />

Gemeinden vor der Vereinigung<br />

«heiratsfähig» zu machen<br />

• Als Startbeitrag an die vereinigte<br />

Gemeinde, um die sukzessive Umsetzung<br />

geplanter Synergien für einen<br />

defi nierten Zeitraum fi nanziell vorwegzunehmen<br />

und der Gemeinde einen<br />

optimalen Start in die neue Zukunft zu<br />

gewährleisten<br />

Die Finanzierung der Förderbeiträge erfolgt<br />

aus einer Reserve, welche durch den<br />

Kantonsanteil am Verkauf der Goldreserven<br />

der Nationalbank geäufnet wurde.<br />

Die Gemeinden machen von diesen Fördermöglichkeiten<br />

intensiv Gebrauch. Aus<br />

insgesamt 26 Vereinigungsprojekten gingen<br />

seit Mitte 2007 40 Gesuche um Förderbeiträge<br />

ein. Davon konnten bisher 29<br />

Gesuche abgeschlossen werden. Total<br />

wurden den Gemeinden von der Regierung<br />

39,1 Mio. Franken an Förderbeiträgen<br />

in Aussicht gestellt. Den Löwenanteil<br />

machen dabei die Entschuldungs- und<br />

Startbeiträge aus.<br />

Gefahren der kantonalen Förderung<br />

Trotz der äusserst erfreulichen Förderung<br />

der Gemeinden durch diese grosszügig bereitgestellten<br />

Mittel entstanden auch<br />

neue Gefahren. Stehen bei Vereinigungen<br />

ohne fi nanzielle Förderung vor allem emotionale<br />

Themen (Wappen, Gemeindename,<br />

Verwaltungsstandort, usw.) im Fokus,<br />

so ändert sich dies, sobald klar wird,<br />

dass eine fi nanzielle Unterstützung möglich<br />

ist. Eine der Gefahren besteht darin,<br />

dass die beteiligten Gemeinden versuchen,<br />

die möglichen Förderbeiträge eigenständig<br />

zu berechnen. Dabei werden Förderbeiträge<br />

aus bekannten Projekten für die Ermittlung<br />

herangezogen. Die einfachste<br />

Überlegung dabei ist eine proportionale<br />

Hochrechnung aufgrund der Einwohner-<br />

Der Kanton St.Gallen ist fl ächenmässig der 6.-grösste Kanton der Schweiz. Ende 2008<br />

wohnten 471’152 Personen in den nunmehr 85 politischen Gemeinden. Per 1. Januar<br />

2010 lag der Gemeindebestand insgesamt bei 387, wobei nebst den politischen Gemeinden<br />

302 Spezialgemeinden (76 Schulgemeinden, je 102 Ortsgemeinden und örtliche Korporationen<br />

sowie 22 ortsbürgerliche Korporationen) gezählt wurden. Die Grösse der Gemeinden<br />

divergiert zwischen über 70’000 in der Stadt St.Gallen und 15 Bürgerinnen und<br />

Bürger in der kleinsten örtlichen Korporation. Seit Mitte 2007 entfi elen durch Vereinigung<br />

oder Inkorporation 3 politische Gemeinden, 36 Schulgemeinden und 14 weitere Spezialgemeinden.<br />

Die Aufhebung von 9 Schulgemeinden per Ende 2010 ist bereits beschlossen.<br />

zahlen der Gemeinden. Dadurch werden in<br />

Räten wie auch in der Bürgerschaft Begehrlichkeiten<br />

geschaffen, deren Nichterfüllung<br />

bei den Abstimmungen als massives<br />

Hindernis auftreten kann.<br />

Auf die unterschiedlichen finanziellen<br />

Möglichkeiten einer Gemeinde muss bei<br />

der Ermittlung von Förderbeiträgen Rücksicht<br />

genommen werden. Gemeinden<br />

mit einer starken fi nanziellen Grundlage<br />

oder mit einem überdurchschnittlichen<br />

Steuersubstrat sollen durchaus einen Teil<br />

der entstehenden Vereinigungskosten<br />

mittragen. Im Kanton St.Gallen gilt der<br />

Grundsatz, dass jede Vereinigung ein Einzelfall<br />

ist. Letztlich wird eine Vereinigung<br />

nur dann erfolgreich, wenn für alle Bevölkerungsteile<br />

in den betroffenen Gemeinden<br />

ein Nutzen entsteht. Ob dieser<br />

nun monetär oder emotional ist, ist dabei<br />

weitgehend irrelevant.<br />

Win-win-Situation<br />

In allen Projekten verfolgt der Kanton mit<br />

seiner Unterstützung eine Win-win-Situation.<br />

Alle Beteiligten – Bürgerinnen und<br />

Bürger, Gemeinden und Räte, wie auch der<br />

Kanton (und damit die Kantonsbürgerinnen<br />

und -bürger) – sollen davon profi -<br />

tieren können. In diesem Kontext steht<br />

Bruno Schaible,<br />

eidg. dipl. Organisator<br />

und erster Gemeindereformer<br />

im Kanton St.Gallen<br />

NEW PUBLIC MANAGEMENT<br />

Gemeindestrukturreform<br />

Zur Person<br />

auch eine möglichst ausgewogene fi nanzielle<br />

Unterstützung der beteiligten Gemeinden<br />

durch den Kanton. Es kann, nebst<br />

organisatorischen oder emotionalen Verbesserungen<br />

in den bisher vereinigten Gemeinden,<br />

festgestellt werden, dass überall<br />

teils massive finanzielle Verbesserungen<br />

eingetreten sind. Im Falle von Vereinigungen<br />

politischer Gemeinden wurden in allen<br />

Fällen die Voraussagen zur Verbesserung<br />

des zukünftigen Steuerfusses übertroffen.<br />

Wie weit und ob dies vor allem auf die<br />

Vereinigung zurückzuführen ist, lässt sich<br />

dabei jedoch kaum errechnen. Es wäre allenfalls<br />

ein Vergleich mit der fi nanziellen<br />

und steuerlichen Entwicklung in Nachbar-<br />

oder Vergleichsgemeinden zulässig.<br />

Was demgegenüber aber mit Sicherheit<br />

festgestellt werden darf, ist die schnelle<br />

und hohe Refi nanzierung der kantonalen<br />

Mittel. Von den rund 39,1 Mio. Franken<br />

an bereitgestellten Beiträgen konnten<br />

bislang knapp 30 Mio. defi nitiv ausgerichtet<br />

werden. Die dadurch nachhaltig eingesparten<br />

Finanzausgleichsbeiträge des<br />

Kantons belaufen sich auf rund 7,5 Mio.<br />

Franken jährlich. Daraus errechnet sich<br />

ein Pay-Back von knapp 4 Jahren. Eine<br />

Investition also, die sich mittelfristig auch<br />

für die Steuerzahlerinnen und -zahler des<br />

Kantons lohnt.<br />

Bruno Schaible ist eidg. dipl. Organisator und der erste<br />

Gemeindereformer im Kanton St.Gallen. Sowohl als<br />

früherer Projektleiter im Organisations- und Informatikamt<br />

der Stadt St.Gallen als auch als externer Projektleiter<br />

in Gemeinden und verschiedenen Kantonen<br />

hat er die Problemstellungen beider Seiten mehrfach<br />

erfahren. Seit 1. Juni 2007 ist er im Amt für Gemeinden<br />

zuständig für die Unterstützung von Gemeinden im<br />

Fusionsprozess, die Einhaltung der gesetzlichen Grundlagen<br />

sowie die Ermittlung der Förderbeiträge auf entsprechendes<br />

Gesuch. Er ist verheiratet und hat zwei<br />

erwachsene Kinder.<br />

SKR 2/10 11


NEW PUBLIC MANAGEMENT<br />

Gemeindestrukturreform<br />

Kanton Glarus:<br />

Zwischenbericht zur<br />

umfassenden kommunalen Reform<br />

von Dr. Roger W. Sonderegger<br />

Im aktuell grössten Reformprojekt der Schweiz entstehen im Kanton Glarus aus aktuell rund 70 Gemeinden,<br />

Schulen, Ortsbürgergemeinden und weiteren Körperschaften drei neue Gemeinden. In Folge des fi nanziellen<br />

Druckes, des stark belasteten Milizsystems und weiteren Gründen entschied die Landsgemeinde 2006 die<br />

Realisierung eines ambitionierten Reformprojekts, in dem drei Einheitsgemeinden (Glarus Nord, Glarus und<br />

Glarus Süd) entstehen, die am 01. Januar 2011 den Betrieb aufnehmen werden. Ein Zwischenbericht 9 Monate<br />

vor dem operativen Start.<br />

Roger W. Sonderegger, Dr. oec. HSG,<br />

info@sonderegger-sonderegger.ch begleitet<br />

als selbständiger Unternehmensberater das<br />

kommunale Projekt Glarus Nord und hat die<br />

drei Technischen Betriebe von Glarus Nord,<br />

Glarus und Glarus Süd für die Fusion vorbereitet<br />

Am 07.05.2006 entschieden die Stimmbürgerinnen<br />

und Stimmbürger des Kantons<br />

Glarus (rund 38’000 Einwohner) ein anspruchsvolles<br />

Reformprojekt, mit dem per<br />

01.01.2011 eine komplett neue kommunale<br />

Struktur im Kanton mit drei neuen<br />

Gemeinden entstehen wird.<br />

Die neuen Behörden<br />

nehmen den Betrieb auf<br />

Am 01. Januar 2010 übernahmen die neu<br />

gewählten Exekutiven das Projekt von den<br />

Gemeindepräsidenten der alten Gemeinden.<br />

Diese sind noch bis 30. Juni 2010 im<br />

Amt. Damit werden die neuen Behörden<br />

die Verantwortung am 01. Juli 2010 übernehmen.<br />

Im März wurde in Glarus Nord<br />

12 SKR 2/10<br />

das Parlament gewählt, das den Betrieb<br />

im August 2010 aufnehmen wird.<br />

Herausforderungen<br />

und «Lessons learnt»<br />

1. Im Verlauf des ersten Quartals<br />

wählten die Exekutiven der neuen<br />

Gemeinden Glarus Nord, Glarus und<br />

Glarus Süd plangemäss die Kaderpersonen<br />

der Verwaltungen und der<br />

Betriebe. Dies beinahe vier Jahre nach<br />

dem Entscheid der Landsgemeinde,<br />

die Gemeinden zu fusionieren.<br />

Die Besetzung der Stellen hat einige<br />

Mühe bereitet und in Glarus Nord<br />

blieben von neun Kaderstellen<br />

(Bereichsleiter) vier unbesetzt.<br />

Darunter der grösste Bereich, die<br />

Bereichsleitung Bau und Umwelt.<br />

Damit bleibt den ehrenamtlichen<br />

Ressortchefs (Gemeinderäte) nichts<br />

anderes übrig, die Bereiche ohne die<br />

Kaderpersonen selbst zu organisieren<br />

und damit Mitarbeitende ohne den<br />

jeweiligen Chef einzustellen.<br />

2. Die Stellen der Mitarbeitenden wurden<br />

im März 2010 ausgeschrieben.<br />

Die Einstellungen erfolgen im 3. und 4.<br />

Quartal 2010 und damit über lange vier<br />

Jahre nach der geschichtsträchtigen<br />

Landsgemeinde in 2006. Eine unerträglich<br />

lange Zeit, welche zu Frustrationen<br />

und auch zu Kündigungen geführt hat.<br />

Finanzkrise «sei Dank» ist der Braindrain<br />

jedoch nicht im zu befürchtenden<br />

Ausmass eingetreten.<br />

3. Aktuell ist die Realisierung der<br />

wichtigsten Geschäfts- und Informatikprozesse<br />

materiell, personell und<br />

zeitlich wahrscheinlich die grösste<br />

Heraus forderung. Spät wurden diese<br />

Prozesse in Angriff genommen und<br />

müssen nun in kürzester Zeit fi nalisiert<br />

werden. Darauf aufbauend sind<br />

ablauf organisatorische Aspekte<br />

(Arbeitsplätze, Informatikstruktur,<br />

Telefonie usw.) defi nitiv zu entscheiden<br />

und umzusetzen.<br />

4. Die Projektstruktur des Reformprojekts<br />

sieht vor, dass die Amtsdauer<br />

der alten Behörden am 30. 06.2010<br />

endet. Die neuen Behörden übernehmen<br />

damit am 01.07.2010 die<br />

Führung der alten Gemeinden. Damit<br />

ist eine Zwischen-Organisation zu<br />

fi nden, welche es erlaubt, die alten<br />

Gemeinden durch den neuen Gemeinderat<br />

zu führen. Diese Zwischenlösung<br />

endet bereits wieder am 31.12.2010.<br />

Es ist deshalb eine kostengünstige und<br />

einfache Lösung zu fi nden.<br />

5. Seit einiger Zeit zeichnet es sich ab,<br />

dass die im Rahmen der Reform<br />

versprochenen «Synergien» (sprich<br />

Einsparungen) nicht per 01. Januar<br />

2011 realisiert werden können,<br />

sondern sich erst im Verlauf der<br />

ersten Legislatur einstellen werden.<br />

Im Vergleich mit anderen Fusionsprojekten<br />

ist diese Erkenntnis jedoch<br />

keine Überraschung.<br />

Die aktuelle Belastung für die ehrenamtlichen<br />

Strukturen ist im Moment sehr hoch.<br />

Bis zum operativen Start am 01. Januar<br />

2011 ist Durchhaltewillen und Optimismus<br />

angesagt; zwei Anforderungen, welche in<br />

den neuen Behörden jedoch in genügendem<br />

Mass vorhanden sind.


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W


NEW PUBLIC MANAGEMENT<br />

Moderne Verwaltungssprache<br />

Auf dem Weg zur modernen<br />

und bürgerfreundlichen<br />

Verwaltungssprache<br />

von Stefan Grob<br />

Trotz grosser Fortschritte im Management von Verwaltungen bleibt die Verwaltungssprache selbst für viele<br />

Bürgerinnen und Bürger oft ein unverständlicher, bürokratischer Code. Wo liegen die Schwierigkeiten der<br />

Kommunikation im öffentlichen Sektor? Wie kann die Amtssprache verständlicher gestaltet werden? Und was<br />

zeichnet eine moderne, bürgerfreundliche Verwaltungssprache aus?<br />

Stefan Grob<br />

Seit den 80-er Jahren zeigt sich ein globaler<br />

Trend von Verwaltungsreformen im<br />

öffentlichen Sektor. Die klassischen Verwaltungen<br />

haben sich durch das «New<br />

Public Management» und die «Wirkungsorientierte<br />

Verwaltungsführung» (WoV)<br />

zur modernen, kundenorientierten Dienstleistungseinrichtung<br />

gewandelt. «Nah am<br />

Bürger» heisst die Devise der Behörden,<br />

die heute nicht mehr mit biederem Beamtentum<br />

in Verbindung gebracht werden<br />

wollen, sondern ein innovatives, modernes<br />

Image anstreben. In vielen Gemeinden gehört<br />

Standortmarketing zum Daily-Business<br />

wie die Marketing-Kommunikation in<br />

einem KMU.<br />

Professionelles Management<br />

Die «Wirkungsorientierte Verwaltungsführung»<br />

(WoV) ist ein Managementmodell<br />

für den öffentlichen Sektor, das<br />

sowohl die politischen wie auch die administrativen<br />

Prozesse, Strukturen und Kulturen<br />

miteinbezieht. In den Verwaltungen<br />

14 SKR 2/10<br />

werden vermehrt Managementtechniken<br />

und betriebswirtschaftliche Instrumente<br />

eingesetzt, um öffentliche Dienstleistungen<br />

effi zienter und wirkungsvoller erbringen<br />

zu können. Die öffentlichen Ämter<br />

orientieren sich in vielen Bereichen an den<br />

tatsächlichen Bedürfnissen der Bürgerinnen<br />

und Bürger.<br />

Die Wirkungsorientierte Verwaltungsführung<br />

verfolgt die Ziele, staatliches Handeln<br />

verstärkt an messbaren Leistungen und<br />

Wirkungen zu orientieren, Aufgaben und<br />

Verantwortungen stufengerecht an Verwaltungseinheiten<br />

zu delegieren und Führungsinstrumente<br />

zu verbessern. Die Kundenorientierung<br />

und Nähe zum Bürger<br />

wird dabei besonders gross geschrieben.<br />

Durch die neuen Managementansätze und<br />

den stärkeren Fokus auf Effizienz und<br />

Effektivität der staatlichen Aufgabenerfüllung<br />

haben sich einige Prozesse im öffentlichen<br />

Sektor stark verändert. Andere<br />

jedoch hinken der Entwicklung noch immer<br />

hinterher.<br />

Bürokratischer Code?<br />

Dank der Verwaltungsreformen und deren<br />

praktischer Umsetzung werden die Ressourcen<br />

heute effi zienter eingesetzt. Ein<br />

wichtiger Punkt jedoch wurde bisher von<br />

den meisten Behörden vernachlässigt: Die<br />

Verwaltungssprache, also die Kommunikation<br />

der Behörde mit den Bürgern. Die<br />

Verwaltungssprache ist das direkte Kommunikationsmittel<br />

zwischen Bürger und<br />

Amt und deshalb besonders wichtig für<br />

die «Wirkungsorientierte Verwaltungsführung».<br />

Erst, wenn sich auch in diesem<br />

Bereich Transparenz, Kundennähe und Bedürfnisorientierung<br />

widerspiegeln, kann<br />

von einer erfolgreichen, modernen Verwaltung<br />

die Rede sein.<br />

Für viele Bürger ist die Verwaltungssprache<br />

nämlich ein mystischer Code, der mehr<br />

verbirgt als erklärt. Amtliche Texte sind für<br />

viele Menschen nur schwer zu verstehen.<br />

Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um<br />

Urteile, Bescheide, Beschlussvorlagen oder<br />

Gutachten handelt. Um Texte dieser Art<br />

zu verstehen, bräuchte man detailliertes<br />

Fachwissen und viel Zeit, um nachzuforschen,<br />

was eigentlich gemeint ist. Dabei<br />

sollte die Sprache der Verwaltung prägnant<br />

sein und Missverständnisse verhindern.<br />

Denn Unklarheiten führen zu Irritationen<br />

und sind ineffi zient, da neue Prozesse<br />

in Gang gesetzt werden müssen.<br />

Wortungetüme wie etwa «Wegweisungsvollzugshinderins»<br />

machen Verwaltungsbriefe<br />

für Bürgerinnen und Bürger<br />

oft kompliziert, schwerfällig und unpersönlich.<br />

Nicht selten werden die Texte<br />

mit fachlichen Fremdwörtern oder kreativen<br />

Wortneuschöpfungen angereichert.<br />

Wörter wie «Eignungsfeststellungsverfahren»,<br />

«Rechtsbehelfsbelehrung» oder<br />

«Bestreitung» stehen in den wenigsten<br />

Wörterbüchern, werden im Alltag kaum<br />

verwendet und sind somit von den meisten<br />

Leuten nur schwer entzifferbar. In<br />

der heutigen, von Informationen überfl uteten,<br />

schnelllebigen Welt erwarten die<br />

Bürger vor allem eines: klare, persönliche<br />

Verwaltungsschreiben, die man leicht versteht.<br />

Der Weg zur modernen<br />

Verwaltungssprache<br />

Es gibt verschiedene Möglichkeiten den<br />

Kommunikationsstil einer Verwaltung zu<br />

optimieren und für die Bürger lesefreundlicher<br />

zu gestalten. Doch was bringt das<br />

konkret? Die Vorteile einer modernen<br />

Sprache sind vielseitig:


• Der Service wird bürgerfreundlicher<br />

• Das Verhältnis und die Zusammenarbeit<br />

zwischen Bürger und<br />

Verwaltung werden verbessert<br />

• Akzeptanz und Verständnis bei<br />

Behördenentscheiden werden erhöht<br />

• Weniger Rückfragen und<br />

Erklärungsbedarf<br />

• Missverständnisse, Irritationen und<br />

Klagen können reduziert werden<br />

• Behörde wird kundenorientierter<br />

wahrgenommen<br />

Optimierung<br />

der Verwaltungskommunikation<br />

Um den sprachlichen Auftritt einer Verwaltung<br />

zu optimieren, ist eine Zusammenarbeit<br />

mit Experten empfehlenswert.<br />

Spezialisten durchleuchten den Kommunikationsstil<br />

der Gemeinde kritisch, analysieren<br />

aktuelle Unterlagen wie Briefe<br />

oder Broschüren und erstellen eine fundierte<br />

Handlungsanweisung, was zur Optimierung<br />

empfohlen wird. Bei der Ana-<br />

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NEW PUBLIC MANAGEMENT<br />

Moderne Verwaltungssprache<br />

lyse werden die Texte mit verschiedenen<br />

Kriterien wie Leserfreundlichkeit, Verständlichkeit,<br />

Wortwahl, Textaufbau, Logik<br />

und Stil überprüft.<br />

Die so erhaltenen Erkenntnisse werden<br />

zusammen mit den Vertretern der Verwaltung<br />

diskutiert. Das Resultat des ganzen<br />

Prozesses kann ein ausführliches<br />

Sprachhandbuch sein, in welchem die<br />

Grundsätze der modernen Verwaltungssprache<br />

festgehalten werden. Dieses<br />

Sprachhandbuch wird angereichert durch<br />

zahlreiche Formulierungsbeispiele und<br />

Tipps für den Aufbau und die Gestaltung<br />

von Verwaltungsschreiben.<br />

Der Autor<br />

In individuell zugeschnittenen, internen<br />

Workshops (z. B. Schreibwerkstatt, Schreibtrainings)<br />

werden die Verwaltungsfachleute<br />

auf die Kernprobleme der Amtssprache<br />

sensibilisiert und professionell geschult<br />

und gecoacht. Die bewusste Auseinandersetzung<br />

mit dem Thema «Bürgerfreundlicher<br />

schreiben», die Reflexion und der<br />

Erfahrungsaustausch beeinflussen den<br />

sprachlichen Auftritt und das Image einer<br />

Gemeinde positiv – ein Engagement, das<br />

sich lohnt.<br />

Stefan Grob ist Inhaber der Textagentur Complecta in St. Gallen. Er unterrichtet an<br />

verschiedenen Schulen die Fächer Kommunikation und Public Relations. Im Jahr<br />

2009 wurde er mit dem SWISS TEXT AWARD ausgezeichnet. Der Award berücksichtigt<br />

vor allem die Verwendung einer modernen, verständlichen Wirtschaftssprache.<br />

Mit dem Konzept der modernen Verwaltungssprache will Stefan Grob nun die Behördenkommunikation<br />

verständlicher gestalten. Er berät Gemeinden bei der Entwicklung<br />

ihres neuen Wordings.<br />

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NEW PUBLIC MANAGEMENT<br />

Interim Management<br />

«Die Zielsetzungen meines<br />

Interim Management Einsatzes<br />

wurden erfüllt»<br />

von Lucia Uebersax<br />

aim ad interim management ag ist Partner des Managements für die rasche Übernahme zeitlich befristeter<br />

Mandate für Führungskräfte, Projektleiter und umsetzungsorientierte Beratungen in Wirtschaft und Verwaltung.<br />

Die SKR im Gespräch mit dem Interim Manager von aim ad interim management ag.<br />

SKR: Sie waren während neun Monaten als interimistischer Leiter<br />

in der Abteilung Schulpersonal im Schulamt einer grossen<br />

Schweizer Stadt tätig. Die Abteilung Schulpersonal umfasst einige<br />

tausend Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Wieso wurden<br />

Sie für diese Aufgabe eingesetzt?<br />

Interim Manager: Meine Organisationserfahrung aus der Wirtschaft<br />

stand wohl im Vordergrund, da neben der Sicherung des<br />

Tagesgeschäfts ein Restrukturierungsprojekt anstand. Der Direktor<br />

war sich bewusst, dass in dieser kritischen Phase ein externer<br />

Manager mit entsprechendem Leistungsausweis in der Bewältigung<br />

von Turnarounds am besten geeignet ist. Zielsetzung war<br />

primär die qualitative Verbesserung der Dienstleistungen. Da bestanden<br />

zum Teil erhebliche Probleme, bedingt nicht zuletzt durch<br />

eine hohe Fluktuation in der Abteilung. Der permanente Druck im<br />

Tagesgeschäft führte zudem zu Ansätzen einer «Schattenorganisation»,<br />

was wiederum die klare Zuteilung von Aufgaben, Verantwortung<br />

und Kompetenzen erschwert. Als Folge davon tendierten<br />

die Bezüger der Services dazu, gewisse Arbeiten in Eigenregie<br />

abzuwickeln, was naturgemäss auch Risiken birgt. Es ging ja nicht<br />

ausschliesslich um die Lohnabwicklung, sondern auch um Beratungsleistungen,<br />

beispielsweise in juristischen Fragen, um den<br />

Transfer neuer Weisungen, insgesamt um die Compliance in einem<br />

hochregulierten und auch politisch sensitiven Umfeld.<br />

SKR: Wie kann man sich als «Externer» innert nützlicher Frist einen<br />

Überblick verschaffen, zumal in einer komplexen Organisation<br />

mit vielen Schnittstellen?<br />

IM: Da habe ich mir einen Zeitraum von zwei Wochen gesetzt.<br />

Durch Interviews innerhalb des Teams ergaben sich Hinweise auf<br />

die Probleme mit Blickwinkel «Operations», während die Gespräche<br />

mit Mitgliedern der Geschäftsleitung des Schulamtes sowie<br />

mit Präsidenten und Präsidentinnen der Schulkreise aus einer<br />

«Management-Optik» geführt wurden. Aus der Kombination dieser<br />

Erkenntnisse resultierten schlussendlich die zu treffenden<br />

Massnahmen in strategischer und operativer Hinsicht.<br />

SKR: Sprechen wir noch zum Thema Akzeptanz. Man darf vermuten,<br />

dass nicht alle Betroffenen dieses Change Management<br />

Programm gleichermassen begrüsst und von Anbeginn unterstützt<br />

haben.<br />

IM: Das ist zutreffend. Das Team der Abteilung Schulpersonal<br />

wurde am unmittelbarsten von den Änderungen betroffen, bei-<br />

16 SKR 2/10<br />

spielsweise durch die Rekrutierung neuer Teamleiter und die<br />

organisatorisch zwingende Verlagerung von Arbeitsplätzen. Da<br />

entstehen bei engagierten und bereits hochbelasteten Fachkräften<br />

doch Irritationen. Andrerseits wurde in der neuen Struktur<br />

eine konsistente Zuteilung von Aufgaben und Verantwortungen<br />

vorgenommen, mit entsprechendem Zuwachs an Kompetenzen<br />

für die einzelnen Teammitglieder sowie einem Transfer<br />

von Verantwortungen aus der Geschäftsleitung an die neuen<br />

Teamleiter und Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Bei den<br />

«Kunden», in erster Linie sind das die Verantwortlichen in den<br />

Schulkreisen, wurde das Projekt sehr begrüsst. Meine Unterstützung<br />

wurde auch für Aufgaben ausserhalb des eigentlichen Interim<br />

Management Mandats nachgesucht, beispielsweise in den<br />

Budgetierungsprozessen. Im Weiteren ergab sich auf Stufe Geschäftsleitung<br />

die Gelegenheit, im Rahmen einer SAP Einführung<br />

auf Risiken bei der Datenmigration hinzuweisen.<br />

«Ohne die starke<br />

Unterstützung des Managements<br />

geht so etwas nicht»<br />

SKR: Wie beurteilen Sie insgesamt den Projekterfolg?<br />

IM: Die Zielsetzungen meines Interim Management Einsatzes<br />

wurden erfüllt. Die Organisation war bei meinem Weggang neu<br />

formiert, die Teamleiter rekrutiert, die Aufgaben im Tagesgeschäft<br />

klar zugeordnet und die projektbezogenen Sonderaufgabe,<br />

zum Beispiel SAP Superuser, zugeteilt.<br />

Dazu kommen die positiven Resultate der Anstrengungen ausserhalb<br />

des eigentlichen Mandatsauftrags, die ich bereits erwähnt<br />

habe.<br />

SKR: Eine letzte Frage. Formulieren Sie bitte eine absolut zwingende<br />

Voraussetzung zum Gelingen eines solchen Interim Management<br />

Einsatzes.<br />

IM: Das mache ich gerne. Ohne die starke Unterstützung des Managements,<br />

hier insbesondere durch den Direktor des Schulamts,<br />

geht so etwas nicht. Wir haben rasch festgestellt, dass unsere<br />

Wahrnehmungen der Probleme und die Einschätzung der Lösungsvarianten<br />

sehr nahe beieinanderliegen. Das schafft Vertrauen<br />

und gibt beiden Seiten die Gewissheit, nicht nur «die Dinge<br />

richtig zu tun», sonder auch «das Richtige zu tun».


«Wir sind ausschliesslich dem Erfolg<br />

des Auftraggebers verpfl ichtet»<br />

SKR: Sie haben die SKR als Kommunikationsplattform für Ihr Unternehmen<br />

ausgewählt. Welche Erwartungen verknüpfen Sie mit diesem<br />

Engagement?<br />

Herr Schmid: Wir haben bereits mehrfach die Erfahrung gemacht,<br />

dass wir für Verwaltungsbereiche und Betriebe der öffentlichen Hand<br />

bei Kapazitäts- und Knowhow-Engpässen auf Stufe Management<br />

und in grösseren Projektorganisationen beigezogen werden. Die SKR<br />

bietet eine interessante Plattform, wo wir uns anhand konkreter<br />

Mandatsbeispiele für die Entscheidungsträger als Partner der Wahl<br />

für Interim Management Aufgaben präsentieren können.<br />

SKR: Ist aim auf spezielle Funktionen oder Branchen spezialisiert?<br />

Schmid: Nein. In unserem Netzwerk von aktuell rund 700 uns persönlich<br />

bekannten Interim Managern fi ndet sich ein breites Spek trum an<br />

Fach- und Führungserfahrung sowohl aus der Privatwirtschaft als auch<br />

aus der Verwaltung. Als Beispiel: Im Spitalbereich bieten wir für diverse<br />

Aufgaben Unterstützung, beispielsweise Human Resources Management,<br />

Finanzen und Controlling, Logistik, Einkauf, Informatik und Facility<br />

Management, oder anders gesagt: für alle Strukturen und Prozesse<br />

ausserhalb der Kernaufgaben von Medizin, Pfl ege und Therapie. Das<br />

trifft sinngemäss auf eine Vielzahl von Betrieben und Verwaltungsbereichen<br />

zu, beispielsweise Verkehrsbetriebe, AWAs und Bauämter.<br />

NEW PUBLIC MANAGEMENT<br />

Interim Management<br />

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aim<br />

ad interim management ag<br />

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Interview von Lucia Uebersax<br />

Huldrych Schmid<br />

von aim ad interim<br />

management ag<br />

im Gespräch mit<br />

SKR-Redaktorin<br />

Lucia Uebersax<br />

SKR: Wo sehen Sie den Kundennutzen eines Interim Management<br />

Mandats?<br />

Schmid: Die sofortige Übernahme einer Führungsposition oder einer<br />

Projektleitung steht im Zentrum. Wir sind als unabhängiger Interim<br />

Management Provider ausschliesslich dem Erfolg des Auftraggebers<br />

verpfl ichtet. Das beginnt bei der Diskussion der Aufgaben und Zielsetzungen,<br />

führt über die Evaluation und Präsentation der geeigneten<br />

Interim Manager aus dem aim-Netzwerk, die fl exiblen Einsatzverträge<br />

und die kontinuierliche Mandatsbegleitung und endet mit<br />

einem Abschlussgespräch. Unseren Qualitätsanspruch dokumentieren<br />

wir nicht zuletzt dadurch, dass wir als bisher erster und einziger<br />

Interim Management Provider mit einem zertifi zierten Managementsystem<br />

nach ISO 9001:2008 arbeiten.<br />

Certified System<br />

IS O 9 0 0 1<br />

SKR 2/10 17


<strong>IT</strong>-<strong>SOLUTIONS</strong> <strong>IT</strong>-Recht<br />

Überwachung von E-Mail und Internet am Arbeitsplatz<br />

Ein Spannungsfeld zwischen<br />

Arbeitgeber und Mitarbeitenden<br />

von Julia Voronkova<br />

Seitdem das Internet die Arbeitswelt revolutioniert hat, ist der Arbeitsalltag ohne das World Wide Web und<br />

E-Mail nahezu undenkbar. In solchem Verherrlichungsdenken darf jedoch Eines nicht vergessen gehen: Das<br />

Internet ist keine gefahrenfreie Zone. Ob aus Unwissenheit oder aus Mutwilligkeit, die illegale Nutzung von<br />

Internet und E-Mail kann Unternehmen teuer zu stehen kommen. Erstaunlich eigentlich, dass in vielen Betrieben<br />

keinerlei Vereinbarungen mit den Mitarbeitenden über die Nutzung von E-Mail, Internet und Intranet<br />

bestehen. Nicht so bei den kantonalen Verwaltungen. Unsere Umfrage zeigt: Viele Verwaltungen haben ein<br />

striktes Benützungsreglement für ihre Mitarbeitenden und den Zugriff auf Community-Seiten gar gesperrt.<br />

Fehlende Sicherheit und Zeitverlust während der Arbeit sind die meistgenannten Gründe dafür.<br />

Mehrere Stunden schon hat Hinz bei der<br />

Arbeit vor seinem Computer verbracht, die<br />

Statistiken sind endlich fertig. Bevor es zur<br />

nächsten Aufgabe geht, hat er sich einen<br />

kurzen Abstecher ins private E-Mail-Postfach<br />

verdient. Freund Kunz hat eine Einladung<br />

zu seiner Kostümparty geschrieben.<br />

Jetzt noch schnell das Perückensortiment<br />

auf Ebay durchstöbern. Ob es wohl<br />

auch Hawaiihemden hat? Für später, zum<br />

Dessert gewissermassen, hebt er sich die<br />

Moorhuhnjagd auf. Danach kann er sich<br />

immer besser konzentrieren.<br />

Wie Hinz ergeht es vielen Mitarbeitenden<br />

in der Schweiz: Denn in der virtuellen Welt<br />

ist die Ablenkung nur einen Klick entfernt.<br />

18 SKR 2/10<br />

Und gibt man der Versuchung täglich ein<br />

bisschen nach, ergibt sich schnell einmal<br />

ein Arbeitsausfall von 17 Tagen pro Jahr,<br />

wie die Studie von Sterling Commerce aus<br />

dem Jahr 2008 vorrechnet. Ob solche Onlinepausen<br />

tatsächlich als Arbeitsausfall<br />

zu werten sind, ist umstritten. Hält sich<br />

die Surfpause an die goldene Regel der<br />

Vernunft, kann sie sich durchaus als leistungsfördernd<br />

erweisen. Öffentliche Verwaltungen<br />

gehen da häufi g konsequenter<br />

vor und wahren durch eine Zugangssperre<br />

ihre Mitarbeitenden vor der Versuchung,<br />

Social Networking Sites wie Facebook,<br />

MySpace oder StudiVZ und Chatprogramme<br />

während der Arbeit aufzurufen.<br />

So gaben beispielsweise die Kantone Gla-<br />

rus, Uri, Appenzell – Innerrhoden, Solothurn,<br />

Thurgau, Schaffhausen, Fribourg<br />

und Schwyz an, den Zugang zu Social Networking<br />

Sites, Chatprogrammen und<br />

Computerspielen gesperrt zu haben.<br />

Weitaus folgenschwerer sind hingegen die<br />

möglichen technischen Folgen, die beim<br />

übermässigen Surfen entstehen können.<br />

Zu viel Surfen kann die Speicherkapazität<br />

überfordern, den ganzen Datenverkehr<br />

eines Betriebs lahm legen und schlimmstenfalls<br />

den gesamten elektronischen<br />

Arbeitsplatz blockieren. Denn mit den erlangten<br />

Kontaktmöglichkeiten schafft die<br />

Internetverbindung ebenso Angriffsmöglichkeiten<br />

durch Viren, Würmer oder Trojanische<br />

Pferde. Wenig verwunderlich also,<br />

dass viele Kantonsverwaltungen die<br />

enorme Breitbandbelastung und fehlende<br />

Sicherheit als Argumente für die Sperre<br />

ausgesprochen haben.<br />

Die Angriffe von aussen gefährden nicht<br />

nur die Betriebssicherheit – auch Daten<br />

drohen infolge von Computerinfektionen<br />

in die Hände Unbefugter zu gelangen.<br />

Gerichtsklagen und Imageschäden warten<br />

als Folge auf. Der Dolchstoss kann<br />

aber auch von innen kommen, wenn ein<br />

Schluss mit Facebook:<br />

Viele Verwaltungen und Unternehmen<br />

haben ein striktes Benützungs reglement<br />

für ihre Mitarbeitenden und den Zugriff<br />

auf Community-Seiten gar gesperrt


Mitarbeitender illegale Internetseiten am<br />

Arbeitsplatz besucht. Und kaum eine Organisation<br />

will aufgrund einer Straftat<br />

eines Mitarbeitenden in den Schlagzeilen<br />

erscheinen.<br />

Ungeschriebene Gesetze und<br />

Spionprogramme führen aufs Glatteis<br />

Die Frage, was Mitarbeiter am Bürocomputer<br />

dürfen und was nicht, beschäftigt<br />

beinahe jedes Unternehmen. Wie aber<br />

gehen Arbeitgeber mit diesem heissen<br />

Eisen um? Es gibt zwei Tendenzen: Viele<br />

Arbeitgeber tolerieren stillschweigend die<br />

private Internetnutzung ihrer Mitarbeiter,<br />

solange die Arbeit nicht darunter leidet<br />

und Beschäftigte ihr Sonderrecht nicht zu<br />

strafbaren Zwecken missbrauchen.<br />

Das andere Extrem sind zweifelhafte Kontrollmassnahmen<br />

wie namentliche Auswertungen<br />

von Computerprotokollen oder<br />

das Einsetzen von Spionprogrammen.<br />

Diese werden in der Regel ohne Information<br />

der betroffenen Personen angewandt<br />

und ermöglichen eine permanente<br />

und detaillierte Überwachung aller Aktivitäten<br />

am elektronischen Arbeitsplatz. Damit<br />

verstossen Spionprogramme gegen<br />

das Verhaltensüberwachungsverbot.<br />

Richtig einspuren<br />

– mit technischen Schutzmassnahmen<br />

Doch anstatt die Mitarbeitenden mit<br />

zweifelhaften Programmen zu überwachen<br />

und sich rechtlich auf dünnem Eis zu<br />

bewegen, sollte der Arbeitgeber seine Bemühungen<br />

auf die Prävention richten.<br />

Dies verordnet das Datenschutzgesetz mit<br />

den «technischen und organisatorischen<br />

Schutzmassnahmen» 1 . Die Auslegung dieser<br />

Massnahmen überlässt der Gesetzgeber<br />

dem Arbeitgeber.<br />

Der Einsatz von technischen Massnahmen<br />

warnt den Arbeitgeber frühzeitig<br />

über mögliche Gefahren für die Sicherheit<br />

und Funktionstüchtigkeit des elektronischen<br />

Systems vor. Bei den technischen<br />

Schutzmassnahmen wird unterschieden<br />

zwischen präventiven und repressiven<br />

Massnahmen. Zu den präventiven Massnahmen<br />

zählen der Passwort- und Zugriffsschutz,<br />

die Verschlüsselung besonders<br />

schützenswerter Daten sowie Anti-<br />

1 Verordnung zum Bundesgesetz über den<br />

Datenschutz (VDSG), 4. Abschnitt: Technische und<br />

organisatorische Massnahmen<br />

(Stand am 1. Januar 2008)<br />

Kontrollmassnahmen wie Auswertungen<br />

von Computerprotokollen oder das Einsetzen<br />

von Spionprogrammen ermöglichen<br />

die Überwachung aller Aktivitäten am<br />

elektronischen Arbeitsplatz.<br />

virusprogramme, Backups und Firewalls,<br />

aber auch die Sperrung des Zugangs zu<br />

bestimmten Websites. Diese Schutzmassnahmen<br />

sollten gemäss dem letzten<br />

Stand der Technik aktualisiert sein. Eine<br />

absolute technische Sicherheit ist zwar<br />

noch visionär, doch lassen sich mithilfe<br />

präventiver Schutzmassnahmen unerwünschtes<br />

Surfen und damit Risiken in<br />

Schach halten.<br />

Heikler dagegen sind repressive Massnahmen,<br />

nämlich die verschiedenen Mittel der<br />

Mitarbeiterüberwachung. Der Markt für<br />

visuelle PC-Überwachung für Büro und Zuhause<br />

ist breit. Die Überwachungs systeme<br />

sind heute dahingehend ausgereift, dass<br />

sie eine vollumfängliche visuelle Überwachung<br />

aller PC-Aktivitäten ermöglichen.<br />

Unter der Aufzeichnung «aller PC-Aktivitäten»<br />

ist die Erfassung jeder gestarteten<br />

Anwendung zu verstehen wie die Aufnahme<br />

jeder besuchten Internetseite, jeder<br />

E-Mail, jedes Druckauftrags und sogar<br />

jedes Suchbegriffs. Spätestens da geht die<br />

Alarmglocke des Datenschützers los: Der<br />

Einsatz solcher Überwachungssysteme als<br />

Spionprogramme ist rechtlich verboten<br />

Schon die namentliche Über wachung ist<br />

nur bedingt zulässig und sollte weitgehend<br />

durch präventive Vorkehrungen ersetzt<br />

werden.<br />

Doppelt genäht hält besser:<br />

die Nutzungs- und Überwachungsregelung<br />

Der Gesetzgeber hat bisher keine einheitlichen<br />

Grundsätze aufgestellt, die die<br />

Obergrenze des privaten Aufenthalts am<br />

Arbeitsplatz im Internet bemessen. Auch<br />

schreibt er nicht vor, ob am Arbeitsplatz<br />

privat gesurft werden darf oder nicht.<br />

Deshalb ist es unabdingbar, nach dem<br />

Treffen technischer Vorkehrungen, organisatorische<br />

Massnahmen zu beschliessen,<br />

dies anhand einer Nutzungs- und Überwachungsregelung.<br />

Eine solche Regelung<br />

schafft klare Verhältnisse zwischen Arbeitgeber<br />

und Arbeitnehmer. Ausserdem ist<br />

eine Nutzungs- und Überwachungsregelung<br />

sogar zwingende Voraussetzung, will<br />

<strong>IT</strong>-Recht <strong>IT</strong>-<strong>SOLUTIONS</strong><br />

der Arbeitgeber sich die Möglichkeit offenhalten,<br />

einen Angestellten bei Verdacht<br />

auf Missbrauch zu überwachen. Bei Missbrauch<br />

der Computerinfrastruktur dient<br />

die Regelung als Beweisgrundlage für die<br />

Kündigung. Genau hier haben Verwaltungen<br />

die Nase vorn: So haben zum Beispiel<br />

die Kantone Glarus, Basel-Landschaft<br />

und Nidwalden genaue Anweisungen für<br />

ihre Mitarbeitenden, wie sie mit Informatikmitteln<br />

umzugehen haben. Mitarbeiter,<br />

die Informatikmittel nutzen und<br />

Zugang zum Intranet, Internet oder E-Mail<br />

haben, unterzeichnen eine Erklärung mit<br />

der sie bestätigen, dass sie die Weisungen<br />

zur Kenntnis genommen haben und sich<br />

über die möglichen straf-, zivil- und personalrechtlichen<br />

Folgen eines Missbrauchs<br />

bewusst sind.<br />

Aus Beweisgründen sollte die Regelung<br />

schriftlich erfolgen. Die Beschäftigten<br />

sollten das Schriftstück datieren und unterzeichnen.<br />

Das ist der Nachweis, dass<br />

die Mitarbeiter ihre Rechte und Pfl ichten<br />

kennen und über die Schutz- und Kontrollmassnahmen<br />

des Betriebs informiert<br />

sind. Am besten sollte der Inhalt der Regelung<br />

in Form einer Mitarbeiterschulung<br />

mündlich erklärt werden.<br />

Eine ausführliche Vorlage einer Nutzungs-<br />

und Überwachungsregelung hat der eidgenössische<br />

Datenschutz- und Öffentlichkeitsbeauftragte<br />

ausgearbeitet 2 . Siehe<br />

dazu «Checkliste Nutzungsregelung» auf<br />

Seite 21.<br />

2 www.edoeb.admin.ch; Website des eidgenössischen<br />

Öffentlichkeits- und Datenschutzbeauftragten;<br />

siehe hierzu den Aufsatz «Leitfaden<br />

über Internet – und E-Mail-Überwachung am<br />

Arbeitsplatz»<br />

SKR 2/10 19


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Checkliste Nutzungsregelung<br />

• Zuerst informiert die Nutzungsregelung über die getroffenen<br />

technischen Sicherheitsmassnahmen.<br />

• Danach folgt die Nutzungsregelung. Die zentrale Richtlinie<br />

bei der Nutzung von E-Mail und Internet unterbietet,<br />

die elektronischen Mittel zu nutzen, wenn dies den Interessen<br />

des Unternehmens eindeutig zuwiderläuft oder<br />

rechtswidrig ist, zum Beispiel im Falle pornografi scher<br />

oder rassistischer Inhalte. Darüber hinaus unterscheidet<br />

die Regelung den geschäftlichen Gebrauch von E-Mail und<br />

Internet von der privaten Nutzung.<br />

- Bei der geschäftlichen Nutzung hält die Regelung fest,<br />

in welchem Rahmen Internet und der E-Mail-Verkehr<br />

gebraucht werden dürfen.<br />

- Erlaubt die Nutzungsregelung private Nutzung von Internet<br />

und/oder E-Mail, sollte sie dafür einen bestimmten<br />

Zeitrahmen festlegen (zum Beispiel nach Feierabend).<br />

Des Weiteren ist es empfehlenswert, dass sie:<br />

a) beim Internet den Besuch bestimmter Internetseiten<br />

– zum Beispiel die Nutzung von Chatrooms – verwehrt,<br />

und<br />

b) beim E-Mail das Schreiben von privaten Nachrichten<br />

ausschliesslich über webbasierte Dienste erlaubt (und<br />

nicht etwa über das E-Mail Programm des Unternehmens).<br />

Dadurch vermeidet der Prüfende das Risiko, bei<br />

der Kontrolle betrieblicher E-Mails auf private elektronische<br />

Nachrichten zu stossen. Private E-Mails gelten<br />

nämlich als schutzwürdiges Gut des Mitarbeitenden<br />

und geniessen denselben Schutz wie private Briefpost<br />

am Arbeitsplatz.<br />

- Der Arbeitgeber soll sich beim Erstellen einer Nutzungsregelung<br />

bewusst sein, dass er individuell festlegen<br />

darf, was er c) als Missbrauch defi niert und d) wie ein<br />

Verstoss sanktioniert wird. Hält ein Mitarbeitender die<br />

Nutzungsbedingungen nicht ein, gilt dies als Verstoss<br />

und kann als Rechtfertigung für die Überwachung, wie<br />

auch für die Kündigung dienen.<br />

<strong>IT</strong>-Recht <strong>IT</strong>-<strong>SOLUTIONS</strong><br />

Checkliste Überwachungsregelung<br />

Weil der Arbeitgeber den Schutz aller ihm anvertrauten Daten<br />

zu verantworten hat, berechtigt das Gesetz ihn grundsätzlich<br />

zu systematischer Protokollierung, Registrierung<br />

und Archivierung aller Daten, die am Arbeitsplatz ausgetauscht<br />

werden. Aber gewusst wie.<br />

Computer, Router, Server und Firewall, die in einem Netzwerk<br />

angeschlossen sind, protokollieren programmgesteuert<br />

den Grossteil aller Aktivitäten von Nutzern in so genannten<br />

Logbüchern. Diese Protokolldateien zeichnen in<br />

der Regel Randdaten auf wie «wann hat wer was getan».<br />

© Hartmut | PIXELIO<br />

Die Protokollierungssoftware kann natürlich auch zur Überwachung<br />

der Beschäftigten eingesetzt werden. Die Überwachung<br />

darf allerdings nur anonym erfolgen.<br />

• In der Überwachungsregelung informiert der Arbeitgeber,<br />

dass er in periodischen Zeitabständen eine anonyme<br />

Überwachung durchführt, die dazu dient, die Einhaltung<br />

von Nutzungsreglementen zu prüfen. Bei der anonymen<br />

Überwachung wird stichprobenartig eine zufällige Auswahl<br />

von Protokollen verschiedener Mitarbeiter getroffen,<br />

anhand welcher der Arbeitgeber kontrolliert, ob die<br />

Nutzungsbedingungen eingehalten werden.<br />

• Daraufhin legt der Arbeitgeber offen, wie er nach dem<br />

Erkennen eines Missbrauchs vorgehen wird.<br />

- Geschieht der Missbrauch aufgrund eines Mangels an<br />

technischen Schutzvorrichtungen, so müssen die Protokolle<br />

weiterhin anonym bleiben. Der Arbeitgeber<br />

passt die technischen Schutzmassnahmen an, um einen<br />

zweiten Anwendungsfall zu verhindern. Unter Umständen<br />

muss der Arbeitgeber auch die Nutzungsregelung<br />

anpassen.<br />

- Unbedingt informiert der Arbeitgeber seine Angestellten,<br />

dass im Falle einer Wiederholung der verbotenen<br />

Anwendung trotz technischer Vorrichtung, die personenbezogene<br />

Auswertung droht.<br />

- Liegt bei dem Missbrauch der Kommunikationsinfrastruktur<br />

bereits eine technische Vorrichtung vor und<br />

hat der Arbeitgeber über die Überwachungsbedingungen<br />

informiert, so kann der Arbeitgeber ohne Warnung<br />

namentliche Auswertungen der Protokollierungen vornehmen.<br />

Dies allerdings nur gezielt und für kurze Zeit.<br />

Bestätigt sich der Verdacht, muss die Überwachung sofort<br />

abgebrochen werden.<br />

• Zuletzt hält der Arbeitgeber die Sanktionen von Verstoss<br />

gegen die Nutzungs- und Überwachungsregelung fest.<br />

Die Sanktionen können stufenweise ablaufen von technischen<br />

Zugangseinschränkungen und Mahnungen bis hin<br />

zur Entlassung, Lohnrückforderung oder Schadenersatz.<br />

SKR 2/10 21


<strong>IT</strong>-<strong>SOLUTIONS</strong> Politiker Statements zum Thema Internetüberwachung<br />

Facebook:<br />

Herausforderung für Arbeitgeber<br />

von Lucia Uebersax<br />

Social Networking Sites boomen. Laut Pressetext hat Facebook in den USA gar erstmals mehr Zugriffe verzeichnet<br />

als Google und damit einen neuen Höhepunkt an Popularität erreicht. Viele Schweizer Unternehmen<br />

und Verwaltungen haben Community-Seiten und Dating-Plattformen bereits gesperrt, um das private Surfen<br />

während der Arbeitszeit zu unterbinden und wirtschaftliche Verluste zu vermeiden. Gemäss einer Studie von<br />

Sterling Commerce surft jeder Beschäftigte mehrmals täglich zu rein privaten Zwecken. Pro Mitarbeiter entsteht<br />

laut dieser 2008 publizierten Studie schnell einmal ein Arbeitsausfall von 17 Tagen im Jahr. Der Gesamtschaden<br />

für Arbeitgeber ist enorm. Fachkreise sehen einem Verbot allerdings skeptisch entgegen: «Das bringt<br />

nichts». Vielmehr sind sie überzeugt: Social Medien bieten neue Informations- und Netzwerkplattformen, die<br />

nicht ungenutzt bleiben dürfen. Wie soll die Nutzung von Facebook & Co. am Arbeitsplatz geregelt sein? Reicht<br />

der Appell an die Arbeitsmoral oder braucht es Reglemente oder gar Sperren? Partei- und Kommissionspräsidenten<br />

geben ihre Meinung kund.<br />

Bruno Frick<br />

CVP-Ständerat, Kanton Schwyz<br />

Toni Brunner<br />

Parteipräsident SVP Schweiz<br />

22 SKR 2/10<br />

<strong>IT</strong> zuhause ist Privatsache - bei der Arbeit Unternehmenssache<br />

Was die Mitarbeitenden zuhause tun, ist Ihre Sache. Im Unternehmen aber braucht es klare Anwendungsregeln.<br />

Nur schon aus Sicherheitsgründen. Die Verantwortlichen jedes Unternehmens<br />

sollen nach ihren Bedürfnissen eine Regelung treffen. Zu empfehlen sind Standards, die in einzelnen<br />

Branchen bereits bestehen. Facebook, Spiele und Filme gehören grundsätzlich nicht an den Arbeitsplatz,<br />

sowenig wie Jassen, lange Privattelefone und persönliche Korrespondenzen. Wenn ein<br />

Arbeitgeber oder eine Chefi n dies dulden will – wohlan. Es ist ihr Unternehmen. In öffentlichen<br />

Betrieben, vor allem wenn sie sich aus Steuern fi nanzieren, ist diese Toleranz fehl am Platz. Der<br />

sparsame Umgang mit den öffentlichen Finanzen verlangt auch klare <strong>IT</strong>-Regeln, welche Privates<br />

vom Arbeitsplatz trennen.<br />

Der Arbeitnehmer hat einen Auftrag, den er erfüllen muss<br />

Die Arbeit darf nicht unter der Beschäftigung mit Kontaktforen leiden. Dennoch bin ich generellen<br />

Verboten gegenüber skeptisch. Verbote können unter Umständen kontraproduktiv sein und von<br />

Misstrauen zeugen. Eigenverantwortliche Mitarbeiter wissen, dass sie einen Arbeitsauftrag zu<br />

erfüllen haben und dafür einen Lohn erhalten. Wir trauen ihm die Fähigkeit zu, die Prioritäten<br />

richtig zu setzen. Festzuhalten gilt: Es ist durchaus auch im Interesse der SVP, wenn ihre Mitarbeiter<br />

gut vernetzt sind. Wird jedoch Vertrauen missbraucht, verstehe ich Firmen die handeln müssen.


Christophe Darbellay<br />

Parteipräsident CVP Schweiz<br />

Christian Levrat<br />

Parteipräsident SP Schweiz<br />

Fachliteratur zum Thema<br />

Politiker Statements zum Thema Internetüberwachung <strong>IT</strong>-<strong>SOLUTIONS</strong><br />

Im Vordergrund steht die Eigenverantwortung<br />

Jedes Unternehmen sollte gewisse Spielregeln in Bezug auf den Umgang mit Socialmedias am<br />

Arbeitsplatz festlegen, ähnlich wie es solche für die allgemeine Nutzung des Internets gibt. Über<br />

deren Ausgestaltung soll jedes Unternehmen selbst bestimmen. Ebenfalls liegt es im Ermessen<br />

der Unternehmen, ob sie Seiten wie Facebook gänzlich sperren wollen. Grundsätzlich sollte man<br />

jedoch Vertrauen in die eigenverantwortliche Nutzung von Socialmedias durch Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter haben.<br />

Unbestritten ist, dass einige Personen zu leichtsinnig mit neuen Medien umgehen. Fahrlässigkeit<br />

kann dabei grossen Schaden für eine Unternehmung, aber auch für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer<br />

verursachen, z.B. den Verlust der Arbeitsstelle. Die CVP hat diesbezüglich eigene Erfahrungen<br />

gemacht. Solche Vorfälle sind sehr zu bedauern. Bedenken bezüglich des Datenschutzes sind berechtigt.<br />

Oft fehlt es an Sensibilität und Wissen über die Weiterverwendung der Daten. Für eine Partei<br />

können Netzwerke wie Facebook oder auch Blogs sehr interessant sein. Mit wenig Aufwand erreicht<br />

man grosse Teile der Bevölkerung aus allen Schichten. Jedoch darf man solche Medien nicht überschätzen.<br />

Die Informationsfl ut ist enorm, vieles wird sofort wieder gelöscht. Ob Friends oder Blogleser<br />

bei den nächsten Wahlen die CVP wählen – unser eigentliches Ziel – scheint fraglich.<br />

Keine Zensur von Internet und Facebook<br />

Das Internet zählt heute zu den neuesten Medien in der Geschäftswelt.<br />

Es sorgt dafür, dass man sich schnell Informationen besorgt, sich als<br />

Unternehmen oder Behörde präsentieren kann, den Kontakt zu Kunden<br />

und Partnern herstellt oder diesen verbessert. Eine der neuesten<br />

Aus meiner Sicht muss der Zugang zum Internet im Allgemeinen und zu sozialen Plattformen wie<br />

z. B. Facebook möglichst frei sein. Auch am Arbeitsplatz wird die ganz grosse Mehrheit der Angestellten<br />

einen verantwortungsvollen Umgang pfl egen: ähnlich wie beim Telefon oder beim Mail<br />

soll der private Gebrauch mit Augenmass möglich sein.<br />

Ich glaube, dass ein übertriebener Aufenthalt auf Facebook & Co. am Arbeitsplatz die seltene<br />

Ausnahme ist. Darum bin ich gegen fl ächendeckende Sperrungen und Verbote. Die paar Einzelfälle<br />

werden viel besser im persönlichen Gespräch gemahnt. Es ist eine klassische Führungsaufgabe,<br />

welche nicht durch administrative Massnahmen ersetzt werden kann. Wenn aber ein Mitarbeiter<br />

oder eine Mitarbeitende in der Mittagspause kurz die privaten Mails checkt und im Vorbeigehen<br />

noch rasch eine neue Statusmeldung auf Facebook oder Twitter absetzt, hält sich doch der wirtschaftliche<br />

Schaden in sehr überschaubaren Grenzen. Nicht zu vergessen ist auch, dass Foren wie<br />

Facebook ja nicht nur für private Zwecke gebraucht werden, sondern auch dem berufl ichen Networking<br />

dienen. Insofern resultiert für die Arbeitgebenden gelegentlich auch ein Mehrwert durch<br />

die Nutzung von sozialen Plattformen durch die Mitarbeitenden.<br />

Anders sieht es vielleicht in einigen Branchen aus, wo die Sicherheit eine grosse Rolle spielt. So<br />

kann ich mir durchaus vorstellen, dass Facebook in Banknetzwerken oder auf den Computern der<br />

Steuerverwaltung heikel ist. Wenn in einzelnen Betrieben aus Sicherheitsgründen die Nutzung<br />

dieser Netzwerke gesperrt ist, kann ich dies verstehen. Eine Zensur von Internet und Facebook<br />

wäre aber falsch und lässt auf einen Mangel an Vertrauen schliessen. Das Gros der Mitarbeitenden<br />

hat sicher eine hohe Selbstverantwortung.<br />

Andreas Mayer<br />

Die private Nutzung des Internets am Arbeitsplatz<br />

2009, 65 Seiten<br />

ISBN: 978-3-640-45928-5<br />

Grin Verlag<br />

www.grin.cotm<br />

Entwicklungen hiervon ist das sogenannte e-Government. Es erleichtert<br />

den Kontakt der Bürger zur Behörde, zum Erhalt von Unterlagen<br />

oder zur gesamten Abwicklung von Verfahren, sowie den Kontakt von<br />

Behörden und Unternehmen um Bürokratie abzubauen.<br />

Im Hinblick auf die individuelle Nutzung des neuen Mediums durch Beschäftigte<br />

wird durchgehend von Bedeutung sein, dass genau unterschieden<br />

wird ob eine private oder eine dienstliche Nutzung vorliegt,<br />

wobei es durchaus nicht ausgeschlossen ist, dass eine vermeintlich private<br />

Nutzung trotzdem dienstlich ist und es zu gewissen Überschneidungen<br />

kommen kann.<br />

Weitere Fachliteratur auf www.fachpresse.com/themen/fachliteratur<br />

SKR 2/10 23


<strong>IT</strong>-<strong>SOLUTIONS</strong> Informationssicherheit<br />

Cyberkriminalität und Sicherheit<br />

im Internet – MELANI berichtet<br />

von Christian Spring<br />

Ende April 2010 erschien der zehnte Halbjahresbericht (Juli bis Dezember 2009) der Melde- und Analysestelle<br />

Informationssicherung (MELANI). Informationsdiebstahl, politisch und religiös motiviertes Hacking, Datenschutz<br />

und Anfragefl ut-Attacken gegen Firmen- und Regierungs-Webseiten sind die Schwerpunkte des Berichtes. Der<br />

Bericht zeigt unter anderem auf, dass die Cyberkriminalität ein globales Problem mit wachsender wirtschaftlicher<br />

und politischer Bedeutung darstellt, und dass die Sicherheitsvorkehrungen sehr zu wünschen übrig lassen.<br />

Informationsdiebstahl<br />

– Politik, Wirtschaft und Privatpersonen<br />

sind gleichermassen bedroht<br />

Wie MELANI berichtet, sind im zweiten<br />

Halbjahr 2009 mehrere Vorfälle von Informationsdiebstahl<br />

bekanntgeworden. Die<br />

Täter verschafften sich jeweils mittels<br />

Schadprogramme (Malware) oder Insiderzugriffe<br />

Zugang zu Computersystemen<br />

von Personen, Verwaltungen und Unternehmen<br />

und entwendeten dort Daten.<br />

Diese wurden in der Folge zum Verkauf<br />

angeboten, den Medien zugespielt oder<br />

für andere Zwecke missbraucht.<br />

Zu den prominentesten Fällen von Datenklau<br />

zählen die Angriffe auf Javier Solana<br />

und das Generalsekretariat der EU, die<br />

Entwendung und Publikation von E-Mails<br />

einzelner Klimaforscher kurz vor dem Klimagipfel<br />

in Kopenhagen auf einer Klima-<br />

© Andreas Morlok | PIXELIO<br />

24 SKR 2/10<br />

forscher-Webseite, der Diebstahl von<br />

Bankkundendaten der HSBC und die Angriffe<br />

auf Google, Adobe und weitere Unternehmen<br />

im Dezember 2009.<br />

Das Eidgenössische Departement für auswärtige<br />

Angelegenheiten (EDA) war im<br />

Oktober 2009 Ziel einer professionellen<br />

Attacke durch eine gut versteckte Schadsoftware,<br />

mit welcher die Täterschaft gezielt<br />

Informationen beschaffen wollte. Das<br />

EDA musste deshalb sein <strong>IT</strong>-Netz mehrere<br />

Tage lang gegenüber dem Internet sperren,<br />

um den Datenfl uss nach aussen zu<br />

verhindern. Das Ausstellen von Visa und<br />

andere Dienste waren davon betroffen.<br />

Immer häufiger sind soziale Netzwerke<br />

wie Facebook, MySpace und LinkedIn Ziele<br />

von versuchtem oder vollendetem Datendiebstahl.<br />

Solche Peer-to-Peer-Netzwerke<br />

(P2P) enthalten gut vernetzte persönliche<br />

Daten und verschaffen den Datendieben<br />

häufi g auch Zugang zu vertraulichen bis<br />

hochgeheimen Geschäftsdaten, die durch<br />

unvorsichtige Nutzer abgerufen, weitergegeben<br />

oder schlecht geschützt präsentiert<br />

werden.<br />

Kritisch ist, dass sich auch Staaten unlauterer<br />

Methoden bedienen (müssen),<br />

um an für sie relevante Informationen zu<br />

gelangen. Dies ist unerfreulich, aber wohl<br />

unvermeidbar. Die Staaten sollten dabei<br />

zumindest die Verantwortung für die Informationsbeschaffung<br />

tragen und diese<br />

nicht an Dritte weitergegeben. Denn eine<br />

Privatisierung bzw. ein Outsourcing derselben<br />

fördert die Bildung eines Markts<br />

für illegal beschaffte Daten und Informationen.<br />

Politisch, religiös und anderweitig<br />

motiviertes Hacking – Proteste durch<br />

Verunstaltung von Webseiten<br />

Webseiten werden seit jeher durch Hacking<br />

sabotiert und verändert, dies ist kein<br />

neues Phänomen. Eine relativ neue Erscheinung<br />

ist dagegen, dass das Internet<br />

immer häufi ger als schnelles Ventil zum<br />

Protestieren dient. Webseiten werden zunehmend<br />

verunstaltet, um politischen,<br />

religiösen oder anders begründeten Protest<br />

kundzutun bzw. Propaganda zu betreiben.<br />

Verunstaltung (Defacement) tritt<br />

meist auf Startseiten in Erscheinung, die<br />

Saboteure nutzen Sicherheitslücken in<br />

Webservern, um diese zu verändern.<br />

In der Schweiz wurden zuletzt nach der<br />

Abstimmung über die Initiative zum Minarettbauverbot<br />

Webseiten in grösserem<br />

Ausmass verunstaltet, darunter zahlreiche<br />

von Ortssektionen verschiedener po-


litischer Lager. Seit dem 30. November<br />

2009 wurden fast 5000 verunstaltete Seiten<br />

registriert. Ein Grossteil davon wurde<br />

durch Massenverunstaltungen, d.h. durch<br />

einzelne Angriffe auf mehrere Seiten, beschädigt.<br />

Die im Vorfeld des Klimagipfels vollzogene<br />

Veröffentlichung des E-Mail-Verkehrs von<br />

Klimaforschern auf einer Klimaforscher-<br />

Webseite in Form einer unverschlüsselten<br />

Archiv-Datei ist ebenfalls ein Akt der Verunstaltung.<br />

Ob dieser dazu diente, die Debatte<br />

um die globale Erwärmung aufzuheizen,<br />

oder ob lediglich einzelne Forscher<br />

diskreditiert werden sollten, ist nicht bekannt.<br />

Datensicherheit – persönliche<br />

und vertrauliche Daten gehören<br />

ausreichend geschützt<br />

Im digitalen Zeitalter sollte dem Schutz<br />

von persönlichen und vertraulichen Daten<br />

höchste Bedeutung beigemessen werden.<br />

Dennoch kommt es bei staatlichen und<br />

privaten Unternehmen gleichermassen<br />

wie bei Privatpersonen immer wieder zu<br />

ungewolltem Datenabfl uss. Gründe dafür<br />

sind in erster Linie Kostendruck, Unauf-<br />

merksamkeit, fehlende Mitarbeiterschulung,<br />

weitreichende Sicherungsprozesse<br />

und Falschkonfigurationen. Eine bedeutende<br />

Rolle spielen auch die wachsenden<br />

sozialen Netzwerke: über P2P-Software<br />

kann bei ungenügenden Sicherheitsvorkehrungen<br />

auf Dokumente zugegriffen<br />

werden. Deshalb sollte die Anwendung<br />

von P2P-Anwendungen in sensiblen Netzwerken<br />

durch technische Vorkehrungen<br />

unterbunden werden. Dies alleine hilft<br />

nichts, wenn Mitarbeitende auf ihren Privatcomputern<br />

Firmendaten bearbeiten,<br />

ohne dabei die nötige Vorsicht walten zu<br />

lassen.<br />

Massnahmen zur Datensicherung und<br />

zum Datenschutz verursachen immer<br />

Kosten, direkte, aber auch indirekte durch<br />

eine Verminderung der Arbeitseffizienz.<br />

Deshalb gilt es, für jeden Kontext eine Risikoabwägung<br />

und eine Kosten-Nutzen-<br />

Rechnung durchzuführen, um festlegen zu<br />

können, welche Informationen wie stark<br />

geschützt werden müssen. Dabei sollten<br />

Staaten und Private laut MELANI-Bericht<br />

als erstes Ziel haben, die «präventiven<br />

Massnahmen zur Stärkung und Wahrung<br />

der eigenen und inneren Sicherheit voranzutreiben».<br />

Holen Sie mit minimalem Aufwand<br />

das Maximum an Sicherheit heraus!<br />

Norman Endpoint Protection ist die umfassendste Sicherheitslösung<br />

zum proaktiven Schutz der Dateninfrastruktur von<br />

Unternehmen und Organisationen.<br />

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DNA-Matching-Technologien<br />

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Informationssicherheit <strong>IT</strong>-<strong>SOLUTIONS</strong><br />

Anfrage-Attacken gegen<br />

Firmen- und Regierungs-Webseiten<br />

Webseiten von Firmen und Regierungen<br />

werden oft und gerne durch DDoS-Attacken<br />

sabotiert. DDoS ist die Abkürzung<br />

von Distributed Denial of Service und bedeutet<br />

einen Angriff gegen eine Webseite<br />

mit der Absicht, deren Verfügbarkeit ausser<br />

Kraft zu setzen. Erreicht wird dies, indem<br />

Tausende von PCs gleichzeitig auf die<br />

Webseite zugreifen, bis diese nicht mehr<br />

aufgerufen werden kann. Durch einen Angriff<br />

werden meist weitere Webseiten, die<br />

sich auf dem gleichen Server befi nden, in<br />

Mitleidenschaft gezogen.<br />

Die Täterschaft nutzt DDoS-Attacken als<br />

Mittel, um Geld zu erpressen, politische<br />

Meinungen zu blockieren, Konkurrenzen<br />

auszuschalten und potentielle Kunden zu<br />

eigenen Angeboten umzuleiten.<br />

In der Schweiz wurden im Juni 2009 zwei<br />

DDoS-Angriffe gegen das Swisscom-Netz<br />

registriert. Die Täter wollten die Swisscom<br />

zwingen, einen unter anderem auf die<br />

Erotikbranche spezialisierten Internet-Anbieter<br />

vom Netz zu nehmen. Der enorm<br />

angestiegene Datenverkehr führte auch


<strong>IT</strong>-<strong>SOLUTIONS</strong> Informationssicherheit<br />

bei rund 20 weiteren Swisscom-Kunden zu<br />

Beeinträchtigungen. International zu reden<br />

gaben DDoS-Angriffe gegen südamerikanische<br />

und US-amerikanische Regierungs-Webseiten<br />

im Juli sowie gegen<br />

Twitter, Facebook, LiveJournal und verschiedene<br />

Google-Seiten im August 2009.<br />

Ausblick<br />

Die Vorfälle der letzten Monaten zeigen<br />

auf, dass die Cyberkriminalität zunehmende<br />

wirtschaftliche Bedeutung erlangt.<br />

Durch Spionage bzw. Diebstahl erworbene<br />

Daten haben einen ökonomischen Wert<br />

und stellen somit ein lukratives Ziel für die<br />

Angreifer von <strong>IT</strong>-Infrastrukturen dar, die<br />

von interner oder externer Seite stammen<br />

können. Die Täterschaft geht dabei immer<br />

selektiver vor. So wird beispielsweise in<br />

russischen Untergrundforen von Angriffen<br />

auf schweizerische Finanzdienstleiter abgeraten,<br />

da deren Online-Banking-Seiten<br />

komplex gesichert und nur schwer zu knacken<br />

sind. Auch die Sabotage von Webseiten<br />

zwecks politischer, religiöser und<br />

anderweitiger Kundgebungen ist ein aktuelles<br />

Problem, das weiterhin ernst zu<br />

nehmen und durch geeignete Massnahmen<br />

anzugehen ist. Weiter an Bedeutung<br />

gewinnen werden soziale Netzwerke. Auf<br />

sie ist beim Datenschutz besonderes Augenmerk<br />

zu richten.<br />

Unternehmen und Verwaltungen sind laut<br />

MELANI-Bericht gefordert, Ihre Risikoeinschätzungen<br />

betreffend vertrauliche Informationen<br />

und Informations- und Kommunikationstechnologien<br />

immer wieder<br />

anzupassen und auf allen Ebenen entsprechenden<br />

Schutz zu bieten. Gleiches gilt für<br />

staatliche Organisationen. Länder mit einem<br />

hohen Sicherheitsniveau dürfen sich<br />

Wir schützen Ihre<br />

elektronische Kommunikation<br />

© Antje Delater | PIXELIO<br />

dabei nicht darauf beschränken, nur das<br />

eigene Landesgebiet zu sichern. Sie müssen<br />

eine globale Sicherheitspolitik betreiben<br />

und Länder unterstützen, die ein tieferes<br />

Sicherheitsniveau, aber eine stark<br />

wachsenden Anzahl an Internetzugängen<br />

aufweisen. Denn nur so kann die Kriminalität<br />

im Cybernetz wirksam bekämpft und<br />

der Datenschutz verbessert werden.<br />

Über MELANI<br />

MELANI, die Melde- und Analysestelle<br />

Informationssicherung des Bundes befasst<br />

sich mit der Sicherheit von Computersystemen<br />

und des Internets sowie<br />

mit dem Schutz von kritischen Infrastrukturen<br />

der Schweiz. Sie steht in<br />

regem Austausch mit staatlichen und<br />

privaten Akteuren und informiert die<br />

Öffentlichkeit regelmässig über vergangene<br />

Ereignisse, die aktuelle Lage und<br />

zu erkennende Tendenzen in Zusammenhang<br />

mit den Informations- und<br />

Kommunikationstechnologien (IKT).<br />

Secure Messaging Service<br />

Mit PrivaSphere Secure Messaging<br />

reisen Ihre Daten und Dokumente<br />

sicher und vertraulich um die Welt.<br />

Sofort und ohne Installation!<br />

Registrieren Sie sich für einen<br />

kostenlosen Test.<br />

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Effizientes und transparentes<br />

Patch-Management<br />

von Mike Gasser<br />

Je grösser ein Unternehmen ist, desto heterogener<br />

ist in der Regel die Client-Infrastruktur.<br />

Im Einsatz stehen nicht nur unterschiedliche<br />

Hardware-Typen und Hardware<br />

verschiedener Hersteller, sondern<br />

auch unterschiedliche Betriebssysteme<br />

und Softwarelösung. Mit dem Ergebnis,<br />

dass die Client-Landschaft eines Unternehmens<br />

quasi aus Unikaten besteht.<br />

Manuell ist da beim Patchen schon lange<br />

nichts mehr auszurichten; das zentrale<br />

Einspielen droht an den zahllosen Ausnahmen<br />

zu scheitern. Auch anbieterspezifi<br />

sche Konsolen wie Windows Server Update<br />

Service sind angesichts der Zunahme<br />

von Patches unterschiedlicher Hersteller<br />

nur begrenzt nützlich.<br />

Wissen statt «Fire and Forget»<br />

Für das Patch-Management gerade in heterogenen<br />

Umgebungen bieten spezialisierte<br />

Lösungen Unterstützung. Sie ermöglichen<br />

automatisiertes Arbeiten auch<br />

bei hochgradig differenzierten Anforderungen.<br />

Basiskomponente sind in der Regel<br />

auf den Clients installierte Agents.<br />

Diese sind in der Lage, den Patch-Vorgang<br />

zu überwachen, melden dem Management-Server<br />

das Ge- oder Misslingen der<br />

Installation zurück und prüfen regelmässig,<br />

ob die Patches noch korrekt installiert<br />

sind und nicht durch Drittanbieter-Software<br />

überschrieben oder ersetzt wurden.<br />

Nach der Installation auf dem Client<br />

schafft sich der Agent zunächst die Arbeitsgrundlage.<br />

Dafür inventarisiert er alle<br />

auf dem Gerät betriebenen Hard- und<br />

Softwarekomponenten und schickt das<br />

Verzeichnis an den Management-Server.<br />

Dort wird die Liste mit den bekannten<br />

Schwachstellen abgeglichen. In einem<br />

zweiten Suchlauf ermittelt der Agent den<br />

Patch-Status des Clients für die automatische<br />

Zusammenstellung der passenden<br />

Patches. Üblicherweise werden auch Abhängigkeiten<br />

zwischen Patches automatisch<br />

berücksichtigt.<br />

Sicherheit geht vor<br />

Für die Verteilung werden die Clients in<br />

Gruppen mit identischen Anforderungen<br />

zusammengefasst – entsprechend lassen<br />

sich für das Verhalten der Agents identische<br />

Richtlinien bei allen Geräten der<br />

Gruppe defi nieren, beispielsweise in welchen<br />

Abständen sie den Server ansprechen.<br />

Sogenannte Mandatory Baselines<br />

stellen sicher, dass Patches bis<br />

zu einem bestimmten Zeitpunkt<br />

auf allen Clients einer Gruppe<br />

installiert sind. Verweigert<br />

der Anwender die Installation,<br />

beispielsweise um<br />

bei einer terminkritischen<br />

Arbeit nicht durch einen Neustart<br />

unterbrochen zu werden,<br />

wird der Patch zu dem<br />

mittels der Mandatory Baseline<br />

definierten Zeitpunkt<br />

zwangsweise eingespielt.<br />

Compliance nachweisen<br />

In Unternehmen mit Niederlassungen<br />

rund um den Globus muss für die Verteilung<br />

zusätzlich die verfügbare Bandbreite<br />

berücksichtigt und der Situation Rechnung<br />

getragen werden, dass eine erneute<br />

Verteilung nach einem Systemabsturz<br />

erforderlich sein kann. Standard<br />

dafür sind Verteilungspunkt-Architekturen<br />

mit lokaler Zwischenspeicherung der<br />

Pakete, so dass der Netzwerkverkehr verringert<br />

und die Bandbreite optimal genutzt<br />

werden. Umfassende Reporting-<br />

Funktionen runden das Leistungsspektrum<br />

einer Patch-Management-Lösung<br />

ab. Standardberichte informieren detail-<br />

Informationssicherheit <strong>IT</strong>-<strong>SOLUTIONS</strong><br />

Patch-Management ist eine Sisyphos-Arbeit. Immer mehr Sicherheitslücken müssen immer schneller in zunehmend<br />

heterogenen Client-Landschaften gestopft werden, damit das Unternehmensnetz geschützt ist. Mit<br />

Patch-Management-Lösungen lassen sich diese Prozesse automatisieren und transparent zu machen.<br />

© Kirsty Pargeter | Fotolia.com<br />

liert über Richtlinien, Sicherheitslücken,<br />

Ressourcenbestand und mehr, so dass die<br />

Übereinstimmung mit rechtlichen Vorgaben<br />

und Regelungen zur <strong>IT</strong>-Sicherheit<br />

nachgewiesen werden kann. Damit wird<br />

Patch-Management proaktiv, effizient<br />

und transparent.<br />

Norman Data Defense Systems AG<br />

Münchensteinerstrasse 43<br />

CH-4052 Basel<br />

Tel. 061 317 25 25<br />

norman@norman.ch<br />

www.norman.ch<br />

SKR 2/10 27


<strong>IT</strong>-<strong>SOLUTIONS</strong> Open Source<br />

«Beide Modelle haben<br />

ihre Berechtigung und<br />

sollen gleiche Chancen haben»<br />

Interview von Silvie Hauser<br />

Der Begriff Nachhaltigkeit prägt die Debatten in fast allen öffentlichen Bereichen. So auch im Bereich <strong>IT</strong>. Wurde<br />

Open Source noch vor wenigen Jahren als Lösung für Freaks belächelt, so ist daraus in den letzten Jahren eine<br />

ernstzunehmende Alternative zu proprietärer Software geworden. Im Gespräch mit Matthias Stürmer (/ch/open),<br />

Peter Fischer (Delegierter für die Informatikstrategie des Bundes) und Thomas Reitze (Director Public Sector<br />

Microsoft Schweiz GmbH) erörtert die SKR die Vor- und Nachteile von Open Source Software (OSS) und proprietärer<br />

Software.<br />

Digitale Nachhaltigkeit<br />

SKR: Wie beeinfl usst das Konzept der «digitalen Nachhaltigkeit»<br />

die Weiterentwicklung von Open Source Software?<br />

Matthias Stürmer: Wenn etwas nachhaltig verwendet wird,<br />

bleibt es langfristig regenerierbar, sodass unsere Nachfahren<br />

von demselben Gut profi tieren können wie wir. Auf Software<br />

angewendet bedeutet Nachhaltigkeit Folgendes: Wenn ich mich<br />

heute für eine proprietäre Software entscheide und Millionen<br />

von Franken in die Weiterentwicklung und in die Ausbildung von<br />

Arbeitskräften investiere, dann werde ich in zehn Jahren völlig<br />

abhängig von der proprietären Plattform sein. Dann habe ich<br />

meinen Nachkommen einen sehr engen Handlungsspielraum<br />

geschaffen: Sie müssen sich entweder auf diesem Pfad weiterbewegen<br />

oder sich mit riesigem Kostenaufwand eine komplett<br />

neue Lösung schaffen. Habe ich hingegen eine Plattform mit<br />

offenen Schnittsstellen und offener Software, besitze ich Freiheitsgrade,<br />

die mir Optionen ermöglichen. Hier kommt die<br />

Nachhaltigkeit ins Spiel.<br />

Den Begriff der «digitalen Nachhaltigkeit» gibt es noch nicht<br />

lange. Open Source ist älter und noch viel älter ist das Konzept<br />

der freien Software. Daher ist es eher so, dass die erfolgreiche<br />

Entwicklung der Open Source Community das Konzept der digitalen<br />

Nachhaltigkeit beeinfl usst hat. Wie gut die Entwicklung<br />

von OSS funktioniert, bewies der Linux Kernel, der sich innert 20<br />

Jahren aus einem Studentenprojekt zum vermutlich grössten<br />

Softwareentwicklungsprojekt der Welt entwickelt hat.<br />

28 SKR 2/10<br />

© Daniel Krafczyk | PIXELIO<br />

SKR: Was für einen Einfl uss hat das Thema digitale Nachhaltigkeit<br />

auf die Informatikstrategie des Bundes?<br />

Peter Fischer: Der Einsatz von Informatik- und Telekommunikationstechnik<br />

(IKT) in der Bundesverwaltung verfolgt die Ziele<br />

der Effektivität (wirksame Unterstützung der Geschäftsprozesse),<br />

der Wirtschaftlichkeit, der Sicherheit, Flexibilität und Interoperabilität<br />

und berücksichtigt die bekannten Grundsätze der<br />

Nachhaltigkeit. Der Bund setzt dabei auf Lösungen mit offener<br />

oder solche mit proprietärer Software, je nachdem, welche im<br />

konkreten Fall den Bedürfnissen der Geschäftsprozesse und diesen<br />

Zielen am besten entspricht. Beide Modelle haben ihre<br />

Berech tigung und sollen grundsätzlich gleiche Chancen haben.<br />

SKR: Was für einen Einfl uss hat das Thema digitale Nachhaltigkeit<br />

heute und in Zukunft für Ihre Firma?<br />

Thomas Reitze: Wenn in der heutigen ICT-Branche überhaupt<br />

etwas verallgemeinert werden kann, dann die Tatsache, dass<br />

Änderungen immer schneller passieren. Microsoft setzt zukunftssichere<br />

Technologien gezielt ein, zum Beispiel im Bereich<br />

Dokumentformate mit der breiten Unterstützung von offenen<br />

Standards wie Offi ce Open XML. Somit kann sichergestellt werden,<br />

dass mit Microsoft Office erstellte Dokumente auch in<br />

Zukunft lesbar sind und weiterbearbeitet werden können. Die<br />

Microsoft Plattform bietet langfristige Planungssicherheit durch<br />

Digitale Nachhaltigkeit: Nachhaltigkeit ist ein populärer<br />

Begriff, der bereits in der ökologischen Bewegung des frühen<br />

18. Jahrhunderts geprägt wurde. Eine nachhaltige Nutzung<br />

von Ressourcen bedeutet, diese immer nur so stark zu beanspruchen,<br />

dass sie langfristig regenerierbar bleiben. Dieser<br />

Aspekt fällt bei der digitalen Nachhaltigkeit weg, da Software<br />

nicht konsumiert werden kann. Der Anspruch an die<br />

Erhaltung von Wahlfreiheit und Verhandlungsspielraum<br />

bleibt aber bestehen. Software ist dann nachhaltig, wenn<br />

sie dem Anwender grösstmöglichen Freiraum lässt bezüglich<br />

der Wahl des Anbieters, der Hard- und Software.


die klare und weit in die Zukunft bekannte Roadmap unserer<br />

Produkte. Seit über 20 Jahren bekennt sich Microsoft klar zum<br />

Wissensstandort Schweiz. So werden wichtige Forschungs- und<br />

Entwicklungsarbeiten im eigenen Development Center in Zürich<br />

geleistet. Weiter besteht im Rahmen des langjährigen Forschungsprogramms<br />

«Innovation Cluster for Embedded Software»<br />

(ICES) eine enge Zusammenarbeit mit den Eidgenössischen<br />

Technischen Hochschulen. Auf der Basis der Technologie<br />

von Microsoft bieten über 7‘000 Schweizer Partnerunternehmen<br />

eigene Produkte, Softwarelösungen und Services an. Durch<br />

diese enge Zusammenarbeit leistet Microsoft einen wichtigen<br />

Beitrag zur Schweizer Wirtschaft.<br />

Ressourcen<br />

SKR: Open Source Betriebssysteme sind oft viel weniger ressourcenlastig<br />

als ihre proprietären Äquivalente, sodass sie auch mit<br />

älterer Hardware «fl üssig» laufen. Wie gross schätzen Sie das<br />

Potenzial von OSS in dieser Hinsicht ein?<br />

Matthias Stürmer: Ein grosser Vorteil von Linux ist, dass es<br />

auch auf Desktop-PCs alter Generation läuft, auf denen schon<br />

«Das Konzept von OSS, eigene<br />

Erkenntnisse anderen Nutzern<br />

bereitzustellen, antwortet<br />

geradezu auf die Bedürfnisse<br />

einer öffentlichen Verwaltung.»<br />

Dr. Matthias Stürmer<br />

/ch/open<br />

© urulaia | PIXELIO<br />

Open Source <strong>IT</strong>-<strong>SOLUTIONS</strong><br />

lange kein XP, geschweige denn ein Vista oder Windows 7 mehr<br />

laufen würde. Zusätzlich zu den geringen Hardware-Anforderungen<br />

ermöglicht die schlanke Softwarestruktur von OSS technologische<br />

Entwicklung. So setzen heutige Handys Prozessoren<br />

ein, die eine vergleichbare Stärke wie frühere Computer haben.<br />

Das bedeutet, dass man sogar auf Kleinsttelefonen mit sehr<br />

wenig Stromverbrauch und Rechenleistung ein vollwertiges Linux-Betriebssystem<br />

betreiben kann. Nokia hat das früh erkannt<br />

und letzten Herbst das erste linuxbasierte Handy N900 herausgegeben.<br />

Die geringen Rechenleistungs-Anforderungen von Linux<br />

sind auch für Entwicklungsländer von Interesse, die geringere<br />

Kapazitäten an Strom und weniger gute Rechenstrukturen<br />

aufbringen. Open Source ist somit auch ökologisch nachhaltig,<br />

weil Hardware länger und mehrfach verwendet werden kann.<br />

SKR: Wie sehen Sie als Anwender diesen Punkt?<br />

Peter Fischer: Eine Verallgemeinerung in diesem Sinne scheint<br />

nicht zuzutreffen. Die Hardwarekosten von Desktop und Laptop<br />

sind gemessen an den gesamten IKT-Kosten nur ein kleiner Faktor.<br />

Dies trifft sogar auf sehr leistungsfähige PC-Hardware zu.<br />

Support, Wartung und Betrieb sind beim professionellen Einsatz<br />

von Software die wesentlichen Kostentreiber. Im komplexen<br />

IKT-Umfeld der Bundesverwaltung entstehen zudem hohe Kosten<br />

für die Sicherstellung der Kompatibilität der ca. 3000 Fachanwendungen<br />

untereinander und insbesondere mit der Büroautomation.<br />

Das Gesamtsystem muss leistungsfähig und die einzelnen<br />

Teile müssen aufeinander abgestimmt sein. Erst in der<br />

Gesamtbetrachtung können Ressourcenbedarf und Investitionszyklus<br />

sinnvoll bestimmt werden.<br />

SKR: Den neueren Windowsversionen wird oft vorgeworfen, dass<br />

sie hohe Systemanforderungen haben. Welche Argumente sprechen<br />

dafür? Wie sieht die Strategie für zukünftige Versionen aus?<br />

SKR 2/10 29


<strong>IT</strong>-<strong>SOLUTIONS</strong> Open Source<br />

Thomas Reitze: Windows 7 wurde auf Basis von Kundenbedürfnissen<br />

entwickelt. Es ist das schnellste und zuverlässigste<br />

Betriebssystem von Microsoft. Auch bei Geräten mit geringer<br />

Hardware-Ausstattung wie Netbooks läuft das neuste Betriebssystem<br />

ausgezeichnet.<br />

Windows 7 basiert auf den Innovationen, die in Windows Vista<br />

eingeführt wurden. Mit dem neuen Betriebssystem bietet<br />

Microsoft ein Höchstmass an Kompatibilität und Investitionssicherheit.<br />

Windows 7 wird ohne Einschränkungen auf der gleichen<br />

Hardware laufen und ist auch mit allen Anwendungen und<br />

Geräten kompatibel, die für Windows Vista optimiert wurden.<br />

Kosten<br />

SKR: Liegt in den fehlenden Lizenzgebühren bei OSS das grösste<br />

Sparpotenzial oder sehen Sie auch weitere Bereiche, die zu Kostenersparnissen<br />

führen?<br />

Matthias Stürmer: Die Lizenzgebühren führen kurzfristig zu<br />

Kosteneinsparungen, denn man kann natürlich nicht ausrechnen,<br />

wie teuer ein Windows in 20 Jahren sein wird. Langfristig<br />

hat man bei OSS den Nutzen, dass man freier ist in der Wahl des<br />

Anbieters. Diese Freiheitsgrade bedeuten für den Nutzer einen<br />

grösseren Handlungsspielraum und Verhandlungsstärke. Und<br />

mit Verhandlungsstärke sinken auch die Preise, nicht nur für die<br />

Lizenzen, sondern auch für allfällige Dienstleistungen.<br />

SKR: Welche Mehrleistungen rechtfertigen aus Ihrer Sicht die<br />

höheren Anschaffungskosten bei proprietären Systemen?<br />

Peter Fischer: Auch für die Kosten ist eine Gesamtbetrachtung<br />

(Anschaffung, Implementierung, allfällige Migration, Betrieb,<br />

Wartung, Support, etc.) notwendig, die Lizenzkosten machen<br />

oft nur einen kleinen Teil davon aus. Sie müssen im konkreten<br />

Fall evaluiert werden, eine Verallgemeinerung ist nicht zulässig.<br />

Eingesetzt wird, was in der Gesamtbetrachtung am besten abschneidet.<br />

Beim professionellen Einsatz von Software stellt sich<br />

die Frage, welche Leistungen (z.B. im Bereich Wartung, Integration,<br />

Garantie etc.) der Betreiber der Software selber erbringen<br />

will, welche er nur vom Hersteller der Software einkaufen und<br />

welche er von anderen Dienstleistern beziehen kann. Zumeist<br />

übernimmt bei proprietären Systemen der Lieferant eine umfassende<br />

Gewährleistung und gewährleistet dem Kunden die<br />

Interoperabilität zwischen seinen Komponenten. Für die Bundesverwaltung<br />

stellen auch langfristige Wartungsdienstleistungen<br />

einen Mehrwert dar. Das alles ist in der Gesamtbetrachtung<br />

entsprechend zu gewichten.<br />

30 SKR 2/10<br />

© pauline | PIXELIO<br />

SKR: Welche Mehrleistungen rechtfertigen aus Ihrer Sicht die<br />

höheren Anschaffungskosten bei proprietären Systemen?<br />

Thomas Reitze: Wichtig ist, die Diskussion rund um die Wirtschaftlichkeit<br />

von <strong>IT</strong> nicht nur im Kontext von Lizenzkosten zu<br />

diskutieren. Diese machen letztlich nur einen geringen Teil der<br />

Gesamtkosten aus (zwischen 3% und 10%). In der Summe sind<br />

die Kosten für die laufende Verwaltung und Wartung sowie<br />

durch Ausfallzeiten entstehende Kosten für mindestens 50<br />

Prozent einer Gesamt-TCO verantwortlich. Um die Gesamtbetriebskosten<br />

nachhaltig zu senken, muss daher die Verwaltbarkeit<br />

des Systems durch den Einsatz ausgereifter Verwaltungstools,<br />

einheitlicher Prozesse und qualifi zierter Mitarbeiter<br />

verbessert werden. Microsoft versteht es, diese Ansprüche zu<br />

erfüllen: Zahlreiche Untersuchungen und Praxiserfahrungen von<br />

Kunden haben ergeben, dass sich die Microsoft Plattform extrem<br />

kostengünstig betreiben lässt. In der letzten Zeit wurden<br />

viele Untersuchungen gemacht, bei denen neben anderen Faktoren<br />

auch die Kosten von proprietären Systemen und Open<br />

Source Systemen verglichen wurden. In allen mir bekannten Beispielen<br />

(z. B. Kantone Aargau, Neuchâtel und Bern) haben die<br />

proprietären Systeme besser abgeschnitten; auch bezüglich der<br />

Kosten. Microsoft bietet eine erprobte Plattform von innovativen<br />

Technologien die sich weltweit im Unternehmensgebrauch<br />

bewährt haben. Der Einsatz von Standardsoftware reduziert<br />

den Betriebsaufwand und das Risiko von unvorhergesehenen<br />

Inkompatibilitäten und kostspieligen Systembrüchen.<br />

© designritter | PIXELIO<br />

Flexibilität und<br />

Ausbaufähigkeit<br />

SKR: Wie fl exibel sind Open Source Systeme in Bezug auf spezifi<br />

sche Anpassungen oder Ausbaumöglichkeiten für die Bedürfnisse<br />

öffentlicher Verwaltungen?<br />

Matthias Stürmer: Das Konzept von OSS, eigene Erkenntnisse<br />

anderen Nutzern bereitzustellen, antwortet geradezu auf die<br />

Bedürfnisse einer öffentlichen Verwaltung. Das aktuellste Beispiel<br />

ist die geplante Einführung des eVoting, bei dem jeder der<br />

26 Kantone seine eigene eVoting-Lösung entwickelt. Bereits ist<br />

vorgegeben, dass jeder Kanton, der eine eVoting-Lösung mit<br />

Fördergeldern des Bundes entwickelt, den Quellcode anderen<br />

Kantonen freigeben muss. Das ist wie eine kleine, in sich geschlossene<br />

Open Source Community. Es gibt weitere Beispiele<br />

einer Entwicklung für gemeine Interessen. So hat der Kanton<br />

Bern mehrere Kantone in die Entwicklung seiner Gemeinderegister-Lösung<br />

GERES involviert und der Kanton Zug sein Intranet<br />

veröffentlicht. Das Prinzip von Open Source Communities<br />

scheint auch für öffentliche Verwaltungen erfolgreich zu funktionieren.<br />

Ich würde es allen Gemeinden empfehlen.


SKR: Wie fl exibel sind die Systeme, die sie benutzen in Bezug auf<br />

spezifi sche Anpassungen oder Ausbaumöglichkeiten für die speziellen<br />

Bedürfnisse öffentlicher Verwaltungen?<br />

Peter Fischer: Wir müssen unterscheiden zwischen Fachanwendungen<br />

und Standardanwendungen. Im ersten Bereich muss die<br />

Anwendung eng auf die spezifi schen Geschäftsbedürfnisse abgestimmt<br />

und angepasst sein. Bei Standardanwendungen sind die<br />

Anforderungen der Verwaltung hoch, wenn auch zumeist nicht höher<br />

als diejenigen anderer Grossunternehmungen. Die notwendige<br />

Flexibilität wird mit den Lieferanten, seien es interne oder externe,<br />

offener oder proprietärer Software, vereinbart. Wir sind zufrieden<br />

mit der Flexibilität der bei uns eingesetzten Systemen. Flexibiliät<br />

und Interoperabilität werden dennoch laufend verbessert.<br />

SKR: Wie fl exibel ist Windows in Bezug auf spezifi sche Anpassungen<br />

oder Ausbaumöglichkeiten für die speziellen Bedürfnisse<br />

öffentlicher Verwaltungen?<br />

Thomas Reitze: Das Feedback von Kunden und Partner steht<br />

für Microsoft stets im Vordergrund. Im Rahmen von Beta-Programmen<br />

bietet wir jedem die Möglichkeit Einfl uss auf unsere<br />

Produkte zu nehmen. Mehr als acht Millionen Menschen haben<br />

weltweit beispielweise am Windows 7-Betaprogramm teilgenommen.<br />

Die umfassende Unterstützung für sämtliche verbreiteten<br />

Protokolle und Standards ermöglicht Partnern und Drittanbieter<br />

mit eigenen Lösungen die Microsoft Plattform auf<br />

Kundenbedürfnisse jederzeit zu erweitern.<br />

Beispiel: aus der Zusammenarbeit von Microsoft Schweiz und<br />

1eEurope wurde das Barrierefrei-Kit für Microsoft SharePoint Server<br />

(BKS) entwickelt. Mit dieser Open Source Erweiterung können<br />

Spezialisten auf einfache Weise barrierefreie Webseiten mit<br />

SharePoint erstellen, die den Anforderungen des Behindertengleichstellungsgesetzes<br />

gerecht werden.<br />

«Seit über 20 Jahren bekennt<br />

sich Microsoft klar zum<br />

Wissensstandort Schweiz.<br />

So werden wichtige Forschungs-<br />

und Entwicklungsarbeiten<br />

im eigenen Development Center<br />

in Zürich geleistet.»<br />

Thomas Reitze<br />

Director Public Sector<br />

Microsoft Schweiz GmbH<br />

Open Source <strong>IT</strong>-<strong>SOLUTIONS</strong><br />

Von Open Source Software – auch Freie Software genannt – wissen<br />

viele nur, dass dies Gratis-Programme sind, die über das Internet<br />

heruntergeladen werden können. Dies ist zwar richtig,<br />

entscheidend an Open Source Software als quelloffene, nicht her<br />

stellergebundene Software sind jedoch die folgenden lizenzrechtlichen<br />

Eigenschaften:<br />

• Die Software (das heisst der Quelltext) liegt in einer für den Menschen<br />

lesba ren und verständlichen Form vor: In der Regel handelt<br />

es sich bei dieser Form um die Quelltexte in einer höheren<br />

Programmiersprache. Vor dem eigentlichen Programm(ab)lauf<br />

ist es normalerweise notwendig, diesen Text durch einen so<br />

ge nannten Compiler in eine binäre Form zu bringen, damit das<br />

Computerprogramm vom Rechner ausgeführt werden kann. Bi<br />

närprogramme sind für den Menschen im semantischen Sinne<br />

praktisch nicht lesbar.<br />

• Die Software darf beliebig kopiert, verbrei tet und genutzt werden:<br />

Für Open-Source-Software gibt es keine Nutzungsbeschrän<br />

kungen. Weder bezüglich der Anzahl der Benutzer, noch bezüglich<br />

der Anzahl der Installationen. Mit der Vervielfältigung und<br />

der Verbreitung von Open-Source-Software sind auch keine Zahlungsver<br />

pfl ichtungen gegen einen Lizenzgeber verbunden.<br />

• Die Software darf verändert und in der veränderten Form weitergegeben<br />

wer den: Durch den offengelegten Quelltext ist Verändern<br />

ohne weiteren Aufwand für jeden möglich. Weitergabe<br />

der Software soll ohne Lizenzgebühren möglich sein. Open-<br />

Source-Software ist auf die aktive Beteiligung der Anwender an<br />

der Entwick lung geradezu angewiesen. So bietet sich Open-<br />

Source-Software zum Lernen, Mit machen und Verbessern an.<br />

(Quelle: Wikipedia)<br />

SKR 2/10 31


<strong>IT</strong>-<strong>SOLUTIONS</strong> Open Source<br />

Support<br />

SKR: Viele Anwender haben Bedenken, einen vollständigen Wechsel<br />

auf OSS zu vollziehen, weil sie Probleme darin sehen, dass hinter<br />

Linux keine Firma steht, die für den Support aufkommt. Welche<br />

Lösungen gibt es im Supportbereich für Anwender?<br />

Matthias Stürmer: Man muss zwischen Privatanwendern und<br />

Unternehmen unterscheiden. Für Privatanwender besteht noch<br />

ein Supportproblem für das Linux-Knowhow für den Alltag.<br />

Ganz anders ist es im professionellen Umfeld. Da gibt es mehrere<br />

grosse Player wie eine RedHat oder eine Novell, die Entwickler<br />

von Linux-Distributionen beschäftigen. Dank diesen Entwicklern<br />

können Firmen die Fehlerbehebung garantieren. Mit<br />

solchem Support ist es heute ohne Weiteres möglich, auf OSS<br />

32 SKR 2/10<br />

© Rainer Sturm | PIXELIO<br />

zu migrieren, wie es die Kantone Solothurn, Waadt, Genf, oder<br />

auch das Bundesgericht demonstriert haben.<br />

SKR: Wie wichtig ist die Frage nach technischem Support für<br />

den Bund als Anwender?<br />

Peter Fischer: Ein Grossanwender wie die Bundesverwaltung<br />

ist darauf angewiesen, einen garantierten Support für ihre breit<br />

eingesetzten Lösungen zur Verfügung zu haben. Bei rund 37’000<br />

elektronischen Arbeitsplätzen muss der technische Support in<br />

hoher Qualität und auch für ältere im Einsatz befi ndliche Systeme<br />

gewährleistet sein.<br />

SKR: Wo liegen die Vorteile im Bereich Support bei Microsoft?<br />

Welche Arten von technischem Support gibt es speziell für öffentliche<br />

Verwaltungen?<br />

Thomas Reitze: Die Microsoft Plattform wird von einem dichten<br />

Netzwerk von Partnern und Drittfi rmen mit ausgezeichneten<br />

Kenntnissen unserer Produkte unterstützt. In der Schweiz<br />

bieten knapp 7‘000 Firmen entsprechende Dienstleistungen und<br />

Hilfestellungen an.<br />

Das Supportangebot ist breit und auf Kundenbedürfnisse zugeschnitten.<br />

Die Eskalationsprozesse sind klar defi niert. Kunden<br />

wissen jederzeit, wohin sie sich bei Problemen wenden können.<br />

Die haben eine eindeutige Sicht auf vorhandene Supportmechanismen<br />

und zugesicherte Reaktionszeiten.<br />

«Der Einsatz von Informatik- und<br />

Telekommunikations technik in der<br />

Bundes verwaltung verfolgt die Ziele der<br />

Effektiviät, der Wirtschaftlichkeit, der<br />

Sicherheit, Flexibilität und Interoperabilität<br />

und berück sichtigt die bekannten<br />

Grundsätze der Nachhaltigkeit.»<br />

Peter Fischer<br />

Delegierter für die Informatikstrategie des Bundes


Mitarbeiterschulung<br />

SKR: Viele Anwender fürchten sich vor der Umgewöhnung an das<br />

neue OSS-System. Wieviel komplizierter ist eine Umstellung auf ein<br />

Betriebssystem wie Ubuntu im Gegensatz zu einer Umstellung auf<br />

Windows Vista oder Windows 7 für einen Nutzer von Windows XP?<br />

Matthias Stürmer: Ich will nicht verheimlichen, dass die Umstellung<br />

spürbar ist. Denn ein Wechsel zu Linux bedeutet auch<br />

die Umstellung auf neue Applikationen, weil die herkömmlichen<br />

MS Offi ce oder Photoshop auf dem Linux-Betriebssystem nicht<br />

laufen. Am schmerzlosesten ist die Umstellung, wenn aus ihr<br />

kein «Big Bang» gemacht, sondern sie schrittweise vollzogen<br />

wird. So kann man zum Beispiel zuerst ein OpenOffi ce.org einführen<br />

und Fachapplikationen ins Web oder auf eine plattformunabhängige<br />

Java-Umgebung migrieren.<br />

Aus aktuellem Zusammenhang möchte ich die Windows-Vista-<br />

Migration des Bundes aufgreifen. Microsoft-Vertreter, der Bund<br />

und manche andere behaupten, dass ein Wechsel auf Linux unmöglich<br />

sei, weil er Verzögerungen und Mehrkosten verursachen<br />

und die Leute verärgern würde. Gerade vor einem Monat beschloss<br />

der Bundesrat jedoch aufgrund von Verzögerungen der<br />

Windows-Vista-Migration, zusätzlich Windows 7 einzuführen.<br />

Da wurde gezeigt, dass auch bei einer Migration von Windows<br />

zu Windows mit Zeitverzögerungen zu rechnen ist, Mehrkosten<br />

entstehen, die Leute verärgert werden und Anwender neue<br />

Applikationen erlernen müssen. Damit wurde für mich der Gegenbeweis<br />

für das Kontra-Linux-Argument geliefert.<br />

SKR: Wieviel grösser schätzen Sie den Schulungsaufwand ein,<br />

wenn man von Windows XP statt auf Windows Vista bzw. Windows<br />

7 auf eine OpenSource Variante wechseln würde?<br />

Peter Fischer: Die Informatikmitarbeitenden in Betrieb und Support<br />

hätten einen enorm hohen Schulungsbedarf, müssten sie<br />

doch eine vollständig neue Umgebung erlernen und unterstützen.<br />

Um wieder auf dem notwendigen Niveau zu sein, sind einige Monate<br />

Schulung, Einarbeitung und Betriebserfahrung nötig. Gegebenenfalls<br />

wären sie durch neue Fachkräfte zu ersetzen oder externe<br />

Expertise müsste zugekauft werden. Auch der Aufwand für die<br />

Umgewöhnung der zehntausenden von Mit arbeitenden der Bundesverwaltung<br />

auf völlig neue Umgebungen bei Software-Migrationen<br />

darf nicht unterschätzt werden. Je grösser der Unterschied in<br />

der Wahrnehmung des Endbenutzers, desto grösser der Widerstand<br />

und der Aufwand für die Schulung. Da die Informatik für die<br />

Nutzenden und nicht umgekehrt da ist, ist diesem Aspekt das nötige<br />

Gewicht beizumessen. Aber mindestens schlägt der Aufwand<br />

für die Migration der Einbettung der Fachanwendungen z.B. in die<br />

© Jürgen Reitböck | PIXELIO<br />

Büroautomation zu Buche. Hier haben wir es in der Bundesverwaltung<br />

mit tausenden von Anwendungen zu tun. Das ergibt eine<br />

enorme Komplexität mit den entsprechenden Kosten und Risiken.<br />

Das ist ein entscheidender Faktor für die Wahl der Software.<br />

SKR: Wie schwierig schätzen Sie die Umstellung von einer älteren<br />

Windowsversion auf eine neue wie Windows Vista oder Windows<br />

7 ein? Wie gross schätzen Sie den Schulungsaufwand für<br />

eine Verwaltung ein?<br />

Thomas Reitze: Eine Plattformmigration sollte in jedem Fall<br />

sorgfältig geplant werden. Für die technische Umsetzung stellt<br />

Microsoft den <strong>IT</strong>-Spezialisten eine Reihe an Hilfsmittel zur Verfügung,<br />

welche die einzelne Schritte vereinfachen und automatisieren.<br />

Windows 7 besticht durch eine neue, intuitiv zu bedienende<br />

Oberfl äche, ein aufgeräumtes Design und intelligente Hilfestellungen,<br />

wodurch Anwender einfacher und schneller ihre<br />

Aufgaben mit dem PC erledigen können.<br />

© Tobias Bräuning | PIXELIO<br />

Nachgefragt<br />

Open Source <strong>IT</strong>-<strong>SOLUTIONS</strong><br />

SKR: Für welche Art Institution respektive in welcher Geschäftslage<br />

ist eine Umstellung auf Open Source besonders lohnenswert?<br />

Matthias Stürmer: Es macht meiner Meinung nach für jede Institution,<br />

die substanzielle <strong>IT</strong>-Kosten hat, Sinn, eine Open-Source-<br />

Strategie inklusive konkreten Umsetzungsmassnahmen auszuarbeiten.<br />

Das kann jeder machen, ohne von heute auf morgen<br />

migrieren zu müssen. Wir beobachten, wie einige Kantone, Firmen<br />

und Bildungsinstitutionen ihren Software-Einsatz so planen,<br />

dass sie künftig eine reale Option haben, den Wechsel zu vollziehen.<br />

Sie müssen im Endeffekt nicht migrieren, erlangen aber<br />

mindestens die Verhandlungsstärke mit einer Oracle oder SAP.<br />

SKR: Setzt der Bund auch stellenweise OSS ein, wie zum Beispiel<br />

bei Browsern, OpenOffi ce oder für Serversoftware? Wo und wieso<br />

wird OSS eingesetzt?<br />

Peter Fischer: Der Bund setzt OSS im Serverbereich sehr breit ein,<br />

über ein Viertel der Server des Bundesamtes für Informatik laufen<br />

unter Linux. Ein grosser Teil des Internetauftritts der Bundesverwaltung<br />

wurde mit der OSS Apache realisiert. Weitere Beispiele<br />

sind der Einsatz von Perl, PHP, Plone, Firefox, Eclipse, OpenLDAP und<br />

OpenSSL, um nur einige zu nennen. OSS wird dann eingesetzt,<br />

wenn sie in der Gesamtevaluation (Effektivität, Wirtschaftlichkeit,<br />

Interoperabilität etc.) am besten abschneidet. Genauso wie proprietäre<br />

Software.<br />

SKR: Wir danken Ihnen bestens für das Gespräch.<br />

SKR 2/10 33


<strong>IT</strong>-<strong>SOLUTIONS</strong> Open Source<br />

Parlamentarische Gruppe Digitale Nachhaltigkeit:<br />

«Kostendruck fordert den Umstieg<br />

auf Open Source Software»<br />

von Julia Voronkova<br />

Die Parlamentarische Gruppe Digitale Nachhaltigkeit hat am 3. März 2010 bereits zum zweiten Mal über 50 Vertreter<br />

aus Politik, Verwaltung und Wirtschaft zu einem Dinner in Bern geladen. In einer moderierten Podiumsdiskussion<br />

beantworteten internationale Software-Hersteller Fragen zur Bedeutung von Open Source Software<br />

in ihren Unternehmen. Edith Graf-Litscher, Co-Präsidentin der Parlamentarischen Gruppe Digitale Nachhaltigkeit,<br />

bot einen kurzen Rückblick auf die vergangenen Monate sowie einen Ausblick auf geplante Tätigkeiten.<br />

34 SKR 2/10<br />

«Die SwissICT Free- und OpenSource<br />

Studie 2009 (FOSS) zeigt für mich klar<br />

auf, dass ein gewisser Kostendruck den<br />

Umstieg auf OSS fördert und dass die<br />

Unabhängigkeit von einem einzigen<br />

Lieferanten geschätzt wird.»<br />

Edith Graf-Litscher, Nationalrätin Kt. Thurgau, Co-Präsidentin<br />

«Wissen kann nur mit offenen Standards über<br />

einen langen Zeitraum der Bevölkerung zur<br />

Verfügung gestellt werden. Zusammen mit<br />

Open Source Software verringern solche<br />

Standards die Abhängigkeit von einzelnen<br />

Firmen. Zudem entsteht so ein Wettbewerb,<br />

der kostengünstige und innovative Informatiklösungen<br />

ermöglicht.»<br />

Christian Wasserfallen, Nationalrat Kt. Bern, Co-Präsident<br />

Die fortschreitende Digitalisierung eröffnet<br />

grosse Potenziale bezüglich der Herstellung<br />

und Verbreitung von Wissensgütern.<br />

Ob in der Bildung, Wirtschaft oder<br />

öffentlichen Verwaltung – erschlossen<br />

können diese Potenziale der gesamten<br />

Volkswirtschaft dienen. Voraussetzung<br />

dazu ist die langfristige und offene Verfügbarkeit<br />

von Wissensgütern. Aktuelle<br />

Beispiele zeigen jedoch, dass dies alles andere<br />

als selbstverständlich ist: «Software-<br />

Entwicklungen bleiben verschlossen und<br />

bewusst inkompatibel, mächtige Monopole<br />

werden gefördert und mit öffentlichen<br />

Geldern erstellte Inhalte und Forschungsergebnisse<br />

sind nur gegen erneute<br />

Bezahlung vefügbar», kritisiert die Parlamenta<br />

rische Gruppe Digitale Nachhaltigkeit<br />

den derzeitigen Stand der Dinge.<br />

«Damit verstärkt und gezielt Bewegung<br />

ins Thema um den freien Wissenszugriff<br />

kommt», so die SP-Nationalrätin Edith<br />

Graf-Litscher, «haben wir im eidgenössischen<br />

Parlament im Mai 2009 die Parlamentarische<br />

Gruppe ‹Digitale Nachhaltigkeit›<br />

gegründet». So will die Parlamentarier-Gruppe<br />

einen nachhaltigen und innovativen<br />

Umgang mit Informations- und<br />

Kommunikationstechnologien bahnen.<br />

Konkret strebt die Gruppe den vermehr-<br />

Die Parlamentarische Gruppe<br />

Digitale Nachhaltigkeit hat am 3. März 2010<br />

zu einem Dinner in Bern geladen


ten Einsatz von Open Source Software<br />

(OSS) sowie offene Standards an und damit<br />

eine allmähliche Loslösung von proprietärer<br />

Software. Denn diese erzeuge<br />

eher eine nachhaltige Abhängigkeit, denn<br />

Nachhaltigkeit: viele Software-Konzerne<br />

fordern ihre Lizenzpreise mittels Salami-<br />

Taktik in kleinen, aber steten Tranchen ein.<br />

OSS im Gegensatz helfe, Steuergelder effi -<br />

zienter einzusetzen, verbessere den Wettbewerb<br />

und sichere die Stellung der Schweiz<br />

im internationalen Software-Markt.<br />

Die Parlamentarier-Gruppe wird in einem<br />

Co-Präsidium von den beiden Nationalräten<br />

Edith Graf-Litscher (SP) und Christian<br />

Wasserfallen (FDP) vertreten. Zurzeit zählt<br />

die Gruppe 34 National- und Ständeräte<br />

zu ihren Mitgliedern. Die Open-Source-<br />

Förderer legen ein starkes Engagement<br />

zutage. Seit Juni 2009 haben sie bereits 12<br />

Vorstösse im Parlament eingereicht. Doch<br />

konnten sie damit auf keinen grünen<br />

Zweig beim Bundesrat kommen: dieser<br />

lehnte alle Vorstösse ausser einem ab, so<br />

Graf-Litscher. Die Hälfte der Vorstösse<br />

handelten von der Beschaffung von Informatikmitteln<br />

und der geforderten Chancengleichheit<br />

für Open Source Software;<br />

darunter war auch ein Vorstoss zum umstrittenen,<br />

nicht ausgeschriebenen 42-<br />

Millionen-Franken-Auftrag an Microsoft.<br />

Neben ihren politischen Aktivitäten organisiert<br />

die Parlamentarische Gruppe halbjährlich<br />

ein Parlamentarierdinner, das als<br />

Treffpunkt von in OSS involvierten Vertretern<br />

aus Politik,Wirtschaft und Verwaltung<br />

dient.<br />

Die SKR nahm am zweiten Parlamentarierdinner<br />

am 3. März teil. Den Höhepunkt des<br />

Abends bot eine Podiumsdiskussion mit<br />

sieben Vertretern internationaler Software-Unternehmen<br />

über die Bedeutung<br />

von Open Source Software in ihren Firmen.<br />

Edith Graf-Litscher leitete die Diskussion<br />

mit dem ernüchternden Fakt ein, dass die<br />

Open-Source-Aktivität in der Schweizer<br />

Verwaltung sich im internationalen Vergleich<br />

auf dem vorletzten Rang 34 befi nde<br />

(dies im Gegensatz zur Schweizer Wirtschaft,<br />

die mit der Nutzung von OSS auf<br />

Rang 9 liegt). Danach stellten sich die Vertreter<br />

internationaler Software-Hersteller,<br />

darunter der General Manager von Red<br />

Hat, Werner Knoblich, und der Leiter Plattformstrategie<br />

von Microsoft Schweiz, Manuel<br />

Michaud, den kritischen Fragen des<br />

Redaktors des Fernsehmagazins 10vor10,<br />

Christian Bachmann. Die Fragen zielten<br />

dahin, die tatsächliche Nähe von Software-<br />

Firmen zum Open-Source-Gedanken zu<br />

erörtern und somit den Spreu blosser PR-<br />

Bemühungen vom Weizen zweckdienlicher<br />

Engagements zu sondern.<br />

Die überparteiliche Parlamentarier-Gruppe<br />

ändert ihre Strategie: Statt Klagelieder<br />

werden Errungenschaften besungen. In<br />

Zukunft will die Gruppe «in die Offensive<br />

gehen», gibt Graf-Litscher bekannt. Das<br />

bedeutet weniger Vorstösse sowie die<br />

Konzentration auf erfolgsversprechende<br />

Open Source <strong>IT</strong>-<strong>SOLUTIONS</strong><br />

«Open Source bietet Kosteneinsparungen<br />

und Unabhängigkeit vom Hersteller.<br />

Die Software darf beliebig kopiert, verbreitet<br />

und genutzt werden. Open Source<br />

ermöglicht die Wahlfreiheit und führt<br />

langfristig zu tieferen Preisen. Damit ist<br />

sie ein idealer Stimulans für Wettbewerb.»<br />

Dr. Kathy Riklin, Nationalrätin Kt. Zürich,<br />

Mitglied der Kerngruppe<br />

«Open Source Software passt zur<br />

Schweiz, da sie in einem breiten<br />

partizipativen Prozess entwickelt wird<br />

und hochqualifi zierte <strong>IT</strong> Arbeitsplätze<br />

in der Schweiz schafft.»<br />

Alec von Graffenried, Nationalrat Kt. Bern,<br />

Mitglied der Kerngruppe<br />

«Freiheit ist nicht nur in der<br />

realen Welt ein essentieller Wert,<br />

sie ist auch in der digitalen und<br />

virtuellen Welt ein wichtiges Gut.»<br />

J. Alexander Baumann, Nationalrat Kt. Thurgau,<br />

Mitglied der Kerngruppe<br />

«Die Investition ist nachhaltig, sie erhält<br />

die Entscheidungsfreiheit und die Werthaltung<br />

ist gross. Der Rhythmus der Weiterentwicklung<br />

der Software wird vom Auftraggeber<br />

bestimmt und bedarfsgerecht festgelegt.<br />

Das Entwicklungsumfeld stimuliert weitere<br />

Innovationen. Service, Support und Ausfallsicherheit<br />

bleiben in gewohnter Qualität»<br />

Thomas Weibel, Nationalrat Kt. Zürich, Mitglied der Kerngruppe<br />

Initiativen. So strebt die Gruppe schon<br />

heute den Aufbau eines Open-Source-<br />

Kompetenzzentrums an. Darüber hinaus<br />

sollen Eigenentwicklungen von Behörden<br />

künftig unter einer Open-Source-Lizenz<br />

der SIK (Schweizerische Informatikkonferenz)<br />

veröffentlicht werden. Eine weitere<br />

Initiative ist die Gründung eines «Round<br />

Table», an dem Industrie, Kantone und<br />

Vertreter des Bundes Open-Source-Fragen<br />

diskutieren sollen.<br />

SKR 2/10 35


<strong>IT</strong>-<strong>SOLUTIONS</strong> Open Source<br />

Mit neuen Modellen<br />

die Informatik-Kosten senken<br />

von Martin Elmer*<br />

Wie bringt man massgeschneiderte Anwendungen, tiefe Kosten und geringen Support-Aufwand unter einen<br />

Hut? PostFinance hat diesen Spagat mit einer Open-Source-Lösung für ihre Kunden geschafft – ein Modell, das<br />

auch für Gemeindesoftware interessant ist.<br />

Was haben die Offi ce-Anwendungen von<br />

Google, die sozialen Netzwerke Facebook<br />

und Xing sowie das Kundenbetreuungssystem<br />

Salesforce gemeinsam? Sie alle<br />

präsentieren sich als webbasierte Plattform<br />

anstelle einer herkömmlichen Windows-Anwendung,<br />

die lokal installiert<br />

werden muss. Software wird dadurch zur<br />

Dienstleistung, die genutzt werden kann,<br />

ohne sich um Installation und Betrieb zu<br />

kümmern. Dieses Modell, «Software as a<br />

Service» oder kurz SaaS genannt, zählt zu<br />

den wichtigen Trends in der Informatik.<br />

Die Vorteile dieses Ansatzes für die Benutzer<br />

liegen auf der Hand: Der personal-<br />

und kostenintensive Unterhalt entfällt,<br />

und die Nutzung ist von jedem Computer<br />

aus über eine Internet-Verbindung möglich.<br />

Oftmals ist auch die Backup-Problematik<br />

elegant gelöst, weil der Service-<br />

Anbieter die Datensicherung vornimmt.<br />

PostFinance als SaaS-Anbieterin<br />

Das SaaS-Modell funktioniert nicht nur<br />

global wie in den oben erwähnten Beispielen,<br />

sondern auch im lokalen Rahmen eines<br />

Schweizer Anbieters. Wie ein schweizerisches<br />

SaaS-Angebot aussehen kann,<br />

zeigt die jüngste Dienstleistung von Post-<br />

Finance für ihre Unternehmenskunden.<br />

Die ESRlight genannte Lösung richtet sich<br />

an kleine Unternehmen, Einzelfi rmen und<br />

Vereine, die mit ESR (Einzahlungsschein<br />

36 SKR 2/10<br />

Das webbasierte ESRlight lässt sich<br />

von jedem Rechner aus über einen<br />

Internet-Zugang nutzen<br />

mit Referenznummer) fakturieren möchten,<br />

aber kein ERP-System oder zumindest<br />

keine Debitoren-Buchhaltung einsetzen.<br />

Damit erlaubt ESRlight Kleinbetrieben den<br />

Einstieg in die automatisierte Zahlungsverarbeitung<br />

und hält die Benutzer jederzeit<br />

über eingegangene und fällige Zahlungen<br />

auf dem Laufenden.<br />

Eine neue Lösung für die Debitorenbewirtschaftung<br />

war nötig geworden, weil<br />

die bisher angebotene Software nicht<br />

unter Windows 7 läuft und PostFinance<br />

für Benutzer anderer Betriebssysteme<br />

wie Mac OS X und Linux kein entsprechendes<br />

kostenloses Angebot bereithielt.<br />

Dieser Umstand spielt bei Kleinbetrieben<br />

eine Rolle, da dort häufi ger Macs und allenfalls<br />

Linux-Umgebungen anzutreffen<br />

sind wie in Grossunternehmen. Da das<br />

neue System den Kontoinhabern als<br />

Dienstleistung kostenlos zur Verfügung<br />

stehen sollte, spielten Lizengebühren<br />

eine wichtige Rolle. Hinter ESRlight steht<br />

die webbasierte Open-Source-Software<br />

SQL-Ledger, die sich nicht nur kostenlos<br />

nutzen, sondern auch beliebig auf eigene<br />

Bedürfnisse anpassen lässt. Dahinter<br />

steht die kanadische Firma DWS Systems,<br />

die sich auch um die Weiterentwicklung<br />

kümmert.<br />

Als vollwertige Unternehmens- oder ERP-<br />

Software (Enterprise Resource Planning)<br />

bietet SQL-Ledger aber weit mehr Funktionalität<br />

und Komplexität, als für eine<br />

reine Debitorenverwaltung nötig ist. In<br />

dieser Situation zeigte sich der grosse<br />

Vorteil quelloffener Software, deren Lizenz<br />

beliebige Anpassungen erlaubt: Mit<br />

Hilfe spezialisierter Partner entwickelte<br />

PostFinance die massgeschneiderte und<br />

einfach zu bedienende Lösung ESRlight als<br />

SaaS-Angebot. Hierzu wurde SQL-Ledger<br />

nicht nur abgespeckt, sondern auch um<br />

die Fähigkeit erweitert, ESR auf jedem<br />

gängigen Drucker korrekt zu bedrucken.<br />

Und da ESRlight zentral betrieben wird,<br />

lassen sich neue Funktionen schneller einführen<br />

als bei lokal installierter Software:<br />

Eine Anpassung oder Erweiterung steht<br />

automatisch allen Benutzern zur Verfügung,<br />

ohne dass diese ein Software-<br />

Update vornehmen müssten.


Mit ESRlight bietet PostFinance<br />

ihren Kunden eine einfache Inkassolösung<br />

für die ESR-Verarbeitung<br />

Die nötigen Anpassungen an hiesige Verhältnisse<br />

wurden von DWS Systems zusammen<br />

mit dem Schweizer Informatik-<br />

Dienstleister leanux.ch vorgenommen.<br />

Das gab PostFinance die Gewähr, dass<br />

auch der eigentliche Anbieter hinter dem<br />

Projekt steht. Ein solches gemeinsames<br />

Vorgehen war nur dank der offenen Lizenz<br />

möglich. Bei einer klassischen proprietären<br />

Anwendung hätte der Anbieter<br />

diese Anpassungen vornehmen müssen,<br />

was wohl kaum zu einer lizenzfreien und<br />

damit für die Benutzer kostenlosen Lösung<br />

geführt hätte. Zusammen mit den<br />

Sponsoren kann PostFinance dank Open<br />

Source Software und SaaS ihren Kunden<br />

mit ESRlight einen Mehrwert bieten, der<br />

für alle Seiten budgetschonend ausfällt.<br />

Ein Modell für Gemeinden<br />

Der Ansatz, Open Source Software anzupassen<br />

und als Dienstleistung anzubieten,<br />

liesse sich auch auf Gemeinde-Software<br />

übertragen. Denn Kommunen sind<br />

oftmals in einer ähnlichen Lage wie Post-<br />

Finance: Sie benötigen eine Verwaltungs-<br />

Software, die auf ihre spezifischen Bedürfnisse<br />

zugeschnitten ist und günstig<br />

betrieben werden kann. Meist stehen<br />

mehrere Gemeinden vor einer vergleichbaren<br />

Situation, die heute klassischerweise<br />

mit lizenzpfl ichtigen Produkten eines<br />

spezialisierten Anbieters gelöst wird.<br />

Berücksichtigt man zusätzlich zu den Lizenzkosten<br />

den Aufwand für Support<br />

und Betreuung, können erhebliche Ausgaben<br />

zusammenkommen.<br />

Das SaaS-Modell, kombiniert mit den<br />

speziellen Eigenschaften von Open Source<br />

Software, zeigt eine Alternative dazu auf:<br />

Wenn sich mehrere Gemeinden bei der<br />

Beschaffung zusammenschliessen, können<br />

sie in die Anpassung einer offenen<br />

Lösung investieren, müssen also nur die<br />

anfallenden Entwicklungskosten für die<br />

gewünschten Erweiterungen tragen. Die<br />

existierende Grundfunktionalität erhalten<br />

die Gemeinden kostenlos mitgeliefert.<br />

Mit diesem Ansatz lassen sich Anwendungen<br />

zu einem Bruchteil der Kosten<br />

massschneidern, die bei einer kompletten<br />

Neuentwicklung anfallen. Die fertige Lösung<br />

können alle beteiligten Gemeinden<br />

nutzen, ohne dass dabei zusätzlich noch<br />

Lizenzkosten anfallen.<br />

Das SaaS-Modell wirkt sich ebenfalls kostensenkend<br />

aus. Insbesondere kleine Gemeinden<br />

haben bereits heute aus Kostengründen<br />

oftmals den Unterhalt ihrer<br />

Anwendungen an einen spezialisierten<br />

Dienstleister delegiert. Der SaaS-Ansatz<br />

zieht diese Strategie konsequent weiter,<br />

indem der gesamte Betrieb ausgelagert<br />

wird, die Anwendung also beim Provider<br />

läuft. In die lokale Infrastruktur wird nicht<br />

eingegriffen, was die Komplexität senkt<br />

und dadurch den Unterhalt vereinfacht.<br />

Und eine Vereinfachung ist hierbei gleichzusetzen<br />

mit tieferen Betriebskosten. Gratis<br />

wird das SaaS-Modell aber auch mit<br />

Open-Source-Software nicht. Denn der<br />

Anbieter wird für seine Dienstleistungen<br />

– die Nutzung der Infrastruktur und den<br />

Open Source <strong>IT</strong>-<strong>SOLUTIONS</strong><br />

Software-Unterhalt – eine Gebühr verlangen.<br />

Weil die Anwendungen aber zentral<br />

betrieben werden, sinkt der Aufwand für<br />

den Unterhalt. Zudem sind die anfallenden<br />

Kosten transparent, beispielsweise in<br />

Form eines monatlichen Fixpreises pro Anwender.<br />

Das erleichtert die Planung und<br />

Budgetierung der Informatikkosten. Unangenehme<br />

Überraschungen, beispielsweise<br />

in Form nicht voraussehbarer Support-<br />

und Update-Kosten, entfallen. Das<br />

Beispiel PostFinance zeigt, dass es sich<br />

lohnt, Alternativen zu prüfen, auch wenn<br />

diese auf den ersten Blick etwas unkonventionell<br />

erscheinen mögen.<br />

* Martin Elmer ist Partner beim Informatik-Dienstleister<br />

leanux.ch AG.<br />

SKR 2/10 37


<strong>IT</strong>-<strong>SOLUTIONS</strong> Open Source<br />

Vollumfängliche Migration<br />

auf Open Source – Der Kanton<br />

Solothurn macht es vor<br />

Interview von Silvie Hauser<br />

Ein kompletter Umstieg auf ein Open Source Betriebssystem erscheint Vielen als grosser Schritt. Und doch<br />

haben bereits mehrere Kantone sowie das Bundesgericht auf Linux-Betriebssysteme migriert. Der Kanton<br />

Solothurn hat schon im Jahr 2007 die gesamte Desktopumgebung der Verwaltung auf Linux und OpenOffi ce.<br />

org umgestellt und wurde dafür im letzten Jahr mit dem Open Source Award ausgezeichnet. Kurt Bader, Vorsteher<br />

des Amtes für Informatik und Organisation des Kantons Solothurn, erläutert im Gespräch mit der SKR<br />

die wichtigsten technischen Aspekte der Migration.<br />

38 SKR 2/10<br />

Kurt Bader<br />

Vorsteher des Amtes für<br />

Informatik und Organisation<br />

des Kantons Solothurn<br />

SKR: Was waren die grössten<br />

technischen Hürden bei der Migration?<br />

Kurt Bader: Um den Benutzern<br />

den Umstieg möglichst einfach<br />

zu machen, stellten wir den<br />

Anspruch, dass die neue Umgebung<br />

erscheinungsmässig<br />

der alten Umgebung möglichst<br />

nahe kommt und dass die Bedienung an die alte Bedienung<br />

angelehnt ist. Dies bedingte etwelche Engineering-Arbeiten bei<br />

der Einstellung der verschiedenen Anwendungen (Desktop-<br />

Oberfl äche, OpenOffi ce-Einstellungen, usw). Im Rahmen unserer<br />

Desktop-Umstellung war die Funktionalität des eingesetzten<br />

Webmail-Systems eine grosse Schwachstelle. Der Produktlieferant<br />

konnte nicht sicherstellen, dass alle aus dem Outlook-<br />

Bereich bekannten Funktionalitäten im Webmail-Client termingerecht<br />

und in der geforderten Qualität verfügbar waren.<br />

SKR: München und Wien haben auf ihre eigenen Bedürfnisse angepasste<br />

Distributionen von Linux entwickeln lassen statt auf<br />

Standarddistributionen zurück zu greifen. Wie hat das der Kanton<br />

Solothurn gemacht?<br />

K.B.: Im Kanton Solothurn setzen wir auf die Distribution Univention<br />

Corporate Server (UCS). Diese Distribution basiert auf der Debian-Distribution<br />

und ist im deutsch-sprachigen Gebiet (Deutschland-Österreich-Schweiz)<br />

stark verbreitet, da sie den gesamten<br />

technischen Bereich (Client, Server) inkl. Management der Benutzer<br />

und der angeschlossenen Geräte in einer Distribution abdeckt.<br />

SKR: Wann und wieso entschied sich der Kanton Solothurn, strategisch<br />

auf Open Source Produkte zu setzen?<br />

K.B.: Bereits im Jahr 2001 verabschiedete der Kanton folgendes<br />

langfristige und übergeordnete Ziel im Informatikbereich: Mini-<br />

mieren der Kosten und der Lieferanten-Abhängigkeiten durch den<br />

vermehrten Einsatz von offenen Systemen und Produkten und die<br />

strategische Ausrichtung auf das freie Betriebssystem Linux. Die<br />

Umsetzung dieses Ziels erfolgte in den ersten 5 Jahren schwergewichtig<br />

im Serverbereich. Dabei wurde speziell darauf geachtet,<br />

dass neue Fachanwendungen keine Offi ce-Verknüpfungen benötigen,<br />

sondern möglichst alle Funktionen durch die Fachanwendungen<br />

zur Verfügung gestellt werden (z. B.: PDF-Auswertungen).<br />

Wenn trotzdem ein Datenexport notwendig ist, wird dieser über<br />

eine Produkt-neutrales Datenformat (CSV-Datei) sichergestellt,<br />

das von jeder Tabellenkalkulation weiterbearbeitet werden kann.<br />

Basierend auf diesen Vorarbeiten wurde ab dem Jahr 2007 der gesamte<br />

Desktopbereich der Verwaltung umgestellt.<br />

SKR: Konnte der Kanton bereits Einsparungen durch den Einsatz<br />

von Open Source Produkten realisieren?<br />

K.B.: Basierend auf realistischen Kostenschätzungen und verglichen<br />

mit den effektiven Informatikkosten und deren Entwicklung<br />

in den letzten 8 Jahren konnten jährlich ca. 10% der Gesamtaufwände<br />

im Informatikbereich eingespart werden.<br />

SKR: Gab es im Bereich Mitarbeiterschulung Mehrkosten zu verzeichnen,<br />

oder war das in etwa vergleichbar mit den Kosten für<br />

eine Weiterbildung auf Windows Vista oder Windows 7?<br />

K.B.: Für die Mitarbeiterausbildung und die reine Umstellung wurden<br />

2.5 Tage pro Person kalkuliert. Bei der Schulung wurden vor<br />

allem jene Bereiche angesprochen, bei denen der Benutzer Unterschiede<br />

zwischen der Windows- und der Linux-Umgebung feststellen<br />

kann. Die Unterschiede im Bereich OpenOffi ce.org und MS-<br />

Offi ce97/2000 sind relativ klein, sodass man sich schnell zurecht<br />

fi ndet. Die Umstellung der Desktop-Umgebung wurde gleichzeitig<br />

dazu genutzt, um Datenablagestrukturen und das Vorlagenmanagement<br />

zu überdenken und gegebenenfalls anzupassen.<br />

SKR: Die Lösung des Kantons Solothurn wird im Sinne des Open<br />

Source Gedankens auch anderen Kantonen zur Verfügung gestellt.<br />

Gibt es da bereits erste Kollaborationen?<br />

K.B.: In verschiedenen Projekten gibt es seit längerer Zeit eine<br />

intensive Zusammenarbeit.


Spatenstich für das modernste<br />

Rechenzentrum der Schweiz – Ökologie<br />

und Technologie im Zentrum<br />

von Lucia Uebersax<br />

Inmitten des Lupfiger Industriegebietes,<br />

wo Schafe neben Fabrikanlagen weiden,<br />

baut die Firma green.ch ein hochmodernes<br />

Datacenter, das einen entscheidenden Beitrag<br />

zur Deckung der zunehmenden Nachfrage<br />

nach Rechencenterleistungen bieten<br />

und neue Massstäbe in Sachen Technologie<br />

und Ökologie setzen wird – ein Meilenstein<br />

in der Firmengeschichte von green.ch und<br />

Green-<strong>IT</strong>/ Energieeffi zienz im Datacenter <strong>IT</strong>-<strong>SOLUTIONS</strong><br />

Am 1. April 2011 öffnet eines der modernsten Rechenzentren der Schweiz seine Tore: Ökologie und Technologie<br />

stehen dabei im Vordergrund. Im Beisein zahlreicher Prominenz, darunter Ständeratspräsidentin Christine Egerszegi,<br />

Aargauer Regierungsrat Dr. Urs Hofmann, Geschäftsführer des Technopark Aargau, Professor Thomas<br />

Schmitt sowie green.ch Botschafter und Fussballtrainer Ottmar Hitzfeld, fand am 30. März 2010 im Lupfi ger<br />

Industriegebiet der Spatenstich für das neue Rechencenter des Schweizer Serviceproviders green.ch statt. Das in<br />

mehreren Etappen realisierte Projekt wird im Endausbau über eine nutzbare Fläche von über 10’000 m 2 verfügen<br />

und zusätzlich ein Bürogebäude mit insgesamt 300 Arbeitsplätzen beinhalten.<br />

probates Mittel zur Verhinderung einer<br />

drohenden Verknappung von Datacenter-<br />

Kapazitäten. Die angebotenen ICT-Lösungen<br />

sollen sich sowohl an Grosskonzerne,<br />

wie auch an mittelständische Betriebe und<br />

Kleinunternehmen richten. Bereits haben<br />

namhafte Unternehmen zugesagt, das<br />

neue Datacenter zu einem Nervenzentrum<br />

ihrer Infrastruktur machen zu wollen.<br />

Der Startschuss für den Bau eines der modernsten<br />

Rechenzentren ist gefallen: Viel Prominenz<br />

legte beim Spatenstich für das neue Rechenzentrum<br />

von green.ch in Lupfi g (AG) Hand an.<br />

V.l.n.r: Architekt Walter Tschudin, Gemeindeammann<br />

von Lupfi g Richard Plüss, green.ch<br />

Botschafter und Fussballtrainer Ottmar Hitzfeld,<br />

green.ch CEO Franz Grüter, Regierungsrat Dr. Urs<br />

Hofmann und Ständerätin Christine Egerszegi<br />

(beide Aargau), green.ch Geschäftsleitungsmitglied<br />

und Projektleiter Aldo Britschgi.<br />

SKR 2/10 39


<strong>IT</strong>-<strong>SOLUTIONS</strong> Green-<strong>IT</strong>/ Energieeffi zienz im Datacenter<br />

Spitzentechnologie neben Schafweide<br />

Als wichtigste Gründe für die Wahl des<br />

Standortes Lupfig nannte green.ch CEO<br />

Franz Grüter die Verfügbarkeit von elektrischem<br />

Strom, die Nähe zu den grossen<br />

Wirtschaftszentren Zürich, Bern und Basel,<br />

das wirtschaftsfreundliche Umfeld, eine<br />

optimale Verkehrserschliessung sowie die<br />

Anbindungsmöglichkeiten an Glasfaserleitungen.<br />

«Es war eine Freude zu sehen,<br />

wie wir von den Behörden in der Realisierung<br />

dieses Projektes unterstütz wurden:<br />

Wirtschaftsfreundlich, unbürokratisch,<br />

hilfreich und lösungsorientiert sind hier<br />

nur einige der Attribute, die wir in der Zusammenarbeit<br />

mit den Behörden erfahren<br />

durften», hielt Franz Grüter in seiner<br />

Rede fest. Auch Ständeratspräsidentin gab<br />

ihrer Freude Ausdruck, dass in Lupfi g, im<br />

Herzen des Kantons Aargaus, ein Bauvorhaben<br />

von solch beachtlichen Dimensionen<br />

und grosser Ausstrahlung realisiert<br />

wird: «Es erfüllt mich mit Stolz den Aufbau<br />

dieses Unternehmen, das Fortschritt und<br />

Tradition vereint, Arbeitsplätze verschafft<br />

und gut ausgebildete Personen anlockt,<br />

begleiten zu dürfen. Ich bin mir sicher, das<br />

neue Rechencenter wird ein leuchtender<br />

Stein im Mosaik des Kantons Aargau.»<br />

Die Sonne scheint in jeder Gemeinde.<br />

Bedrohliche Verknappung von<br />

Datacenter-Flächen in der Schweiz<br />

Eine Markstudie von Credit Suisse und der<br />

<strong>IT</strong>-Forschungsgruppe Tier 1 Research von<br />

2009 belegt, der Bedarf an Datacenter-<br />

Flächen in der Schweiz wächst jährlich um<br />

rund 20%, während das Jahreswachstum<br />

an verfügbaren Flächen nur gerade 7%<br />

beträgt. Somit wird auch die immer wieder<br />

portierte Befürchtung, dass in der<br />

Schweiz im Datacenterbereich Überkapazitäten<br />

aufgebaut würden, klar widerlegt.<br />

Für Franz Grüter ist klar: «Wir stellen<br />

bei all unseren Kundenkontakten immer<br />

wieder fest, dass im Markt eine grosse<br />

Verunsicherung bezüglich einer ernsthaften<br />

Verknappung von Datacenter-Flächen<br />

und -leistungen in den kommenden Jahren<br />

herrscht. Der Bau unseres fünften<br />

Rechenzentrums, einem der modernsten<br />

und umweltgerechtesten im Markt, stellt<br />

nicht nur einen Meilenstein in der Firmengeschichte<br />

von green.ch dar. Es wird<br />

auch einen wesentlichen Beitrag leisten,<br />

um einer Verknappung der Datacenter-<br />

Ressourcen vorzubeugen und unsere<br />

Wirtschaft konkurrenzfähig zu halten.»<br />

Mit Solarkraft können Sie aus kommunalen Liegenschaften mehr herausholen –<br />

energetisch, ästhetisch und fi nanziell. Wir zeigen Ihnen wie. Als unabhängige Solar -<br />

berater verbinden wir seit 1996 Gebäude mit Solarkraftwerken und die öffentliche<br />

Hand mit attraktiver Nachhaltigkeit: www.energieburo.ch/solarberatung<br />

Potenzialabschätzung Gebäude � Solare Baukonzepte � Machbarkeitsstudien<br />

� Bauherrenvertretung � Engineering & Expertisen � Submissionen<br />

Finanzierungsberatung<br />

Vorbild in Sachen<br />

Ökologie und Technologie<br />

Es ist bekannt, dass Rechenzentren grosse<br />

Mengen an Energie verbrauchen. Gerade<br />

in diesem Bereich kann mittels technischer<br />

und baulicher Massnahmen viel<br />

für den effi zienten Energieeinsatz, eine<br />

Verminderung des CO2-Ausstosses und<br />

damit für eine Verbesserung der Ökobilanz<br />

getan werden. Dank einem stabilen<br />

politischen und sicheren Umfeld und<br />

einer ökologischen Nachhaltigkeit gilt die<br />

Schweiz als sicheren Standort für Datacenter.<br />

Ca. 50 Prozent der Datacenter-<br />

Nachfrage verzeichnet Green.ch aus dem<br />

Ausland. Für Franz Grüter ist klar: «Der<br />

Name green.ch verpflichtet. Beim Bau<br />

des neuen Rechencenters in Lupfi g werden<br />

allerneuste Technologien zum Einsatz<br />

kommen, welche mit der eingesetzten<br />

Energie haushälterisch umgehen. Unsere<br />

Kunden ermuntern wir zudem, den Einsatz<br />

von ‹grünen› Servern voranzutreiben,<br />

um damit Energiebedarf gegenüber<br />

herkömmlichen Systemen um bis zu 50%<br />

senken zu können.»<br />

energiebüro ag Hafnerstrasse 60 8005 Zürich<br />

Telefon 043 444 69 10 info@energieburo.ch


Swisscom erzielt PUE-Wert von<br />

1,38 mit ihren fl exibel betriebenen<br />

luftgekühlten Racks für 1 bis 25 kW<br />

«Minkels Varicondition-HD war die einzige<br />

High Density-Lösung, die ohne Wasser erhältlich war»<br />

«Wir waren auf der Suche nach einer energie schonenden,<br />

nachhaltigen Lösung für Datenzentren, die für<br />

Stromstärken mit einer hohen Dichte geeignet ist, ohne<br />

dass dabei Wasser zum Einsatz kommt,» erklärt Rolf<br />

Morf, der Projektkoordinator bei Swisscom. «Minkels war<br />

wirklich der einzige Lieferant, der uns eine solche Lösung<br />

präsentieren konnte.»<br />

Swisscom hat ca. 5,5 Millionen Mobilfunkkunden und<br />

bietet ungefähr 1,8 Millionen Breitbandanschlüsse an.<br />

Mit einem jährlichen Umsatz von mehr als sieben Milliarden<br />

Euro ist Swisscom das führende Telekomunternehmen<br />

der Schweiz.<br />

High Density-Racks: 540<br />

Durch die Einführung von Varicondition-HD von Minkels<br />

im Jahre 2007 hat Swisscom sichergestellt, dass das<br />

Unternehmen mit diesen modularen und besonders vielseitigen<br />

Gehäusen und Kühllösungen für High Density-<br />

Datenzentren über ein System verfügt, mit dem es sich<br />

den hohen Anforderungen künftiger Breit bandkonzepte<br />

stellen kann. Das dritte Swisscom-Datenzentrum mit<br />

der Technologie Varicondition-HD wird Anfang 2010 in<br />

Betrieb genommen. Es bietet Platz für gut 180 Racks, die<br />

zu der bereits bestehenden Kapazität von 360 Racks jetzt<br />

noch hinzukommen. Die 19-Inch-Racks sind sehr fl exibel<br />

und jeweils sowohl für Geräte mit einem geringen Energiebedarf<br />

als auch für die Blade Server-Technologie geeignet.<br />

«Wir verwenden unsere Datenzentren sowohl für<br />

das Hosting von gewerblichen Anwendungen innerhalb<br />

von Swisscom als auch für das Hosting von Kundenlösungen<br />

wie unseren iP-Fernsehdienst,» ergänzt Morf.<br />

«Aus diesem Grund müssen die Racks über eine fl exible<br />

Stromspeisung verfügen. Die iP-Fernsehausstrahlung der<br />

Fussball-EM 2008 war für uns der erste Test, um festzustellen,<br />

ob sich die Lösung von Minkels bewähren würde.<br />

Und das war der Fall.»<br />

Kein Wasser und besonders energieschonend<br />

«Bevor wir unsere Entscheidung getroffen haben,<br />

haben wir fünf unterschiedliche Lieferanten gebeten,<br />

Vorschläge für eine High Density-Kühllösung vorzulegen,<br />

wobei zwei wesentliche Bedingungen galten,» beschreibt<br />

Morf die Ausgangssituation. «Swisscom erbringt ihre<br />

Dienstleistungen auf eine nachhaltige Weise, sodass die<br />

von uns benötigte Technologie auf jeden Fall besonders<br />

energieschonend sein muss. Die andere Einschränkung<br />

bestand daraus, dass wir kein Wasser verwenden wollten,<br />

weil wir nicht so viele Erfahrungen mit der Verwendung<br />

von Wasser in der Nähe unserer Server hatten.»<br />

Morf erklärt weiter: «Vier der fünf Lieferanten sagten,<br />

dass die Luftkühlung keine Möglichkeit für eine High<br />

Density-Lösung sein würde. Sie sagten uns, dass 5 kW<br />

die maximal erreichbare Stromleistung sei. Wenn wir jedoch<br />

mehr Leistung wollten, müssten wir uns für eine<br />

Wasserkühlung entscheiden.<br />

Minkels bewies, dass diese Anbieter falsch lagen. Ihre<br />

luftgekühlte Lösung kann nicht nur eine High Density<br />

Power bis zu 25 kW erbringen, sondern war darüber hinaus<br />

in der Lage, eine PUE von 1,38 zu erzielen. Das ist ein ziemlich<br />

niedriger, energiegünstiger Wert. DCS, ein Schwesterunter<br />

nehmen von Minkels, hat uns ebenfalls erheblich<br />

dabei geholfen, das Steuer- und Regelkonzept unseren<br />

indi viduellen Wünschen gemäss anzupassen.»<br />

«Selbstverständlich war es für uns ein Risiko, die negativen<br />

Reaktionen von vier der fünf Lieferanten einfach zu<br />

ignorieren» räumt Morf ein. «Aber wir glaubten wirklich an<br />

die Minkels-Lösung. Wir sind sogar glücklich darüber, dass<br />

diese Firma unser Lieferant ist: Minkels arbeitet schnell und<br />

besonders fl exibel. Darüber hinaus verfügt die Firma über<br />

ein umfassendes Know-how zu Datenzentren.»<br />

Minkels Varicondition-HD<br />

• High Density-Kühlung für bis zu 25 kW pro Rack<br />

• Durchgehende Kühlleistungen variabel<br />

von 1 bis 25 kW pro Rack<br />

• Modulares System (Baukastenprinzip)<br />

• Kosteneinsparungen durch eine<br />

hohe Energieeffi zienz<br />

• Vollautomatische Überwachung,<br />

Lenkung und Kontrolle<br />

• Standardlösung mit Möglichkeit<br />

zu individuellen Anpassungen<br />

• Angenehme Arbeitsumgebung<br />

Über Swisscom<br />

Swisscom ist der führende Anbieter von Telekomlösungen<br />

der Schweiz. Das Unternehmen hat 5,5 Millionen<br />

Mobilfunkkunden und bietet ungefähr 1,8 Millionen<br />

Breitbandanschlüsse an. In den ersten drei Quartalen<br />

2009 erzielten die 19.704 Beschäftigten (Vollzeitkräfte)<br />

einen Umsatz von 8,9 Milliarden Schweizer Franken.<br />

Kontaktangaben für Minkels<br />

Für weitere Informationen über die Wasserkühlung<br />

Varicondition-H2O, die Überwachungslösung<br />

Varicontrol oder die Varicondition Cold Corridors<br />

schicken Sie bitte eine E-Mail an: info@minkels.ch.<br />

Oder rufen Sie uns an: +41 (0)41 748 40 60.<br />

www.minkels.ch | www.minkels.com<br />

PUBLIREPORTAGE<br />

«Wir freuen uns,<br />

dass Minkels<br />

unser Lieferant ist.<br />

Diese Firma arbeitet<br />

fl exibel und verfügt<br />

über ein umfassendes<br />

Know-how.»<br />

SKR 2/10 41


<strong>IT</strong>-<strong>SOLUTIONS</strong> Green-<strong>IT</strong>/ Energieeffi zienz im Datacenter<br />

Thermaloptimierung<br />

im Rechenzentrum<br />

Rechenzentren sind zu erheblichen Anteilen am weltweiten Stromverbrauch beteiligt. Analysten von IDC und<br />

Gartner gehen davon aus, dass mindestens zwei Prozent des weltweiten Gesamtstromverbrauches durch Rechenzentren<br />

bedingt sind. Dies stellt einen erheblichen Kostenfaktor für Unternehmen, deren Rechenzentren und<br />

auch letztlich in punkto CO2-Belastung für die Umwelt dar. Nach aktuellem Stand betragen die Energiekosten<br />

eines Rechenzentrums ca. 20 Prozent der Gesamtbetriebskosten eines Unternehmens, mit stark wachsender<br />

Tendenz. Künftig wird ein Kostenanteil von 30 Prozent und mehr erwartet. Steuert man diesem Trend nicht<br />

durch rechtzeitige Optimierungsmassnahmen entgegen, schnappt die Kostenfalle zu. Einen Anteil von bis zu 40<br />

Prozent an den gesamten Energiekosten in Datacentern entfallen laut Gartner auf die Kühlung. Was liegt also<br />

näher, als diese mit kleinen Investitionen und bei kürzesten Amortisationszeiten effi zient zu gestalten?<br />

Cold-Aisle-Containment<br />

(Kaltgangeinhausung)<br />

Laut dem US-amerikanischen Uptime Institute<br />

und gemäss den Leitlinien für energieeffiziente<br />

Rechenzentren der B<strong>IT</strong>KOM<br />

gehört es zu den Best Practices, um eine<br />

Green <strong>IT</strong>-Umgebung zu realisieren und so<br />

um bis zu 30 Prozent den Energieverbrauch<br />

im Rechenzentrum zu senken, die Rackreihen<br />

nach dem Prinzip Kalt- und Warmgang<br />

anzuordnen und den Kalt- vom<br />

Warmgang abzuschotten. Diese Abschottung<br />

lässt sich mit höherem Kostenaufwand<br />

über eine komplette Ein hausung mit<br />

Aluminiumprofilen sowie Decken- und<br />

Wandplatten der den Kaltgang säumenden<br />

Racks herstellen. Alternativ, zu geringsten<br />

Kosten und mit nahezu gleichem<br />

Wirkungsgrad, lässt sich stattdessen einfach<br />

ein CoolControl Curtain über den Kaltgang<br />

aufziehen. Verschiedene Dimensionen<br />

der Racks spielen dabei keine Rolle, da<br />

die CoolControl Curtains mit jeder Abmessung<br />

aller gängigen Racks harmonieren.<br />

Rezirkulierende Warmluft<br />

als Ursache für hohen Energieverbrauch<br />

von Cooling-Systemen<br />

Die Kaltgangeinhausung oder das Cold-<br />

Aisle-Containment geht auf die Tatsache<br />

zurück, dass die aktive Hardware in den<br />

Racks zur Kühlung die kalte Luft an der<br />

Schrankfront ansaugt und nach erfolgter<br />

Kühlung als warme Abluft an der Rackrückseite<br />

abgibt. Diese Warmluft steigt<br />

am Korpus eines Racks auf und strömt<br />

darüber hinweg wieder zur Rackfront in<br />

den gekühlten Bereich zurück. Ebenso<br />

kann die Warmluft durch nicht abgedich-<br />

42 SKR 2/10<br />

tete Höheneinheiten im Rack oder an den<br />

beiden Flanken des Schrankes in den gekühlten<br />

Bereich rezirkulieren. Hierüber fi ndet<br />

ein thermischer Aufschaukelungsprozess<br />

statt, der sukzessive zu einer Temperaturerhöhung<br />

im kalten Gang führt.<br />

Konventionell kann dieser nur durch eine<br />

Erhöhung der Leistung der Kühlanlagen<br />

entgegengewirkt werden, was zu einem<br />

Vermischung von Warmluft mit Kaltluft im Datacenter = Energieverluste<br />

Gezielte Zuführung der Kaltluft verringert die Energieverluste<br />

immens hohen Energieverbrauch im gesamten<br />

Datacenter führt.<br />

Dank Kaltgangeinhausung lässt sich<br />

der Stromverbrauch der Kühlanlagen<br />

um bis zu 30% reduzieren<br />

Als essentiell gilt es heute daher, die<br />

Warmluft einfach hermetisch vom Kalt-


Bild 1: Hier ein Beispiel für eine Kaltgangeinhausung<br />

mit einem Kunststoffvorhang<br />

gang zwischen den Rackfronten abzuschirmen.<br />

Diese Abscheidung nimmt der<br />

CoolControl Curtain zuverlässig vor. Messungen<br />

haben ergeben, dass bei konstanter<br />

Kühlleistung der Unterschied zwischen<br />

den Temperaturen im Warm- und Kaltgang<br />

zwischen 10 und 15 Grad Celsius lag.<br />

Je nach Grösse und räumlichen Gegebenheiten<br />

in diversen Rechenzentren kann so<br />

die Kühlleistung der Anlagen um bis zu<br />

30% reduziert werden. Äquivalent dazu<br />

ergibt sich die damit einhergehende Energieersparnis.<br />

Auf Nummer sicher<br />

das tatsächliche Einsparpotenzial<br />

einer Kaltgangeinhausung ermitteln<br />

Ideal eignet sich der CoolControl Curtain<br />

auch für Unternehmen, die zunächst über<br />

einen schnell installierten Kaltgangein-<br />

Kaltgangeinhausung<br />

Highlights<br />

• Kostengünstige Abschottung<br />

von Warm- und Kaltgang<br />

• Verhindert ein Rezirkulieren<br />

von warmer Luft in den Kaltgang<br />

• Erzielt zwischen 10 und 15 Grad<br />

Celsius Temperaturdifferenz<br />

zwischen Kalt- und Warmgang<br />

• Bis zu 30% Energieersparnis<br />

bei der Kühlung<br />

• Reduktion der Kühlleistung<br />

der Cooling-Anlagen<br />

• Innerhalb weniger Stunden<br />

installiert<br />

• Ideale Entscheidungshilfe bei<br />

geplanter baulicher Einhausung<br />

• Kompatibel mit den Rack-<br />

Abmessungen aller Hersteller<br />

Green-<strong>IT</strong>/ Energieeffi zienz im Datacenter <strong>IT</strong>-<strong>SOLUTIONS</strong><br />

Bild 2: Einhausung durch horizontale<br />

Deckenmodule<br />

hausungs-Testlauf den tatsächlichen Wirkungsgrad<br />

und die Einsparpotenziale ermitteln<br />

wollen, bevor sie ihre Rechenzentren<br />

mit einer umfassenden Cold-Aisle-<br />

Contaiment-Lösung ausstatten.<br />

Kurzbeschreibung<br />

vom DC-Cold Aisle System<br />

1. Übersichten<br />

Das DC Cold Aisle System besteht aus modularen,<br />

flexiblen horizontalen Modulen<br />

mit vertikaler Abschottung des Kaltganges.<br />

DCC-AS ist herstellerneutral und geeignet<br />

für alle Rack- und Freestanding-<br />

Systeme. Wahlweise ist das System erhältlich<br />

für gleiche oder ungleiche Rackhöhen.<br />

(Bild 1)<br />

2. Horizontale Deckenmodule<br />

Die Module sind an Profi len auf den Racks<br />

oder den Freestanding Systemen fi xiert.<br />

Zur Hauptsache wird geklebt, nur im Notfall<br />

gebohrt. (Bild 2)<br />

3. Vertikale Eingangs-Module<br />

Die Kunststoff Vorhänge (Lamellenelemente)<br />

werden mit einem Easy Clip System<br />

an den horizontalen Winkelelementen<br />

aufgehängt. Die Schiebetüren (Bild 3)<br />

sind 2-fl ügelige Anlagen, montiert an den<br />

Stirnfl ächen des Rackeinganges.<br />

4. Physik und Materialien<br />

Durch die horizontale und vertikale Einhausung<br />

entsteht ein kleiner Überdruck im<br />

Kaltgang. Dank den transparenten horizontalen<br />

Deckenelementen, wird die<br />

bauseits bestehende Ausleuchtung und<br />

Helligkeit der Rackgänge gewährleistet.<br />

Alle Materialien der horizontalen wie auch<br />

der vertikalen Einhausung sind nicht<br />

brennbar respektive schwer entfl ammbar.<br />

Bild 3: Einhausung durch vertikale<br />

Eingangs-Module/Schiebetüre<br />

5. Ungleiche Rackhöhen und Rackleerplätze<br />

Die Abschottung bei ungleichen Rack-<br />

oder System-Höhen erfolgt mit dem System<br />

Modul 2. Mit unterschiedlichen Seitenlängen<br />

an den Aufl ageschenkel werden<br />

die ungleichen Systemhöhen egalisiert.<br />

Nicht vollständige Rackreihen (Leerplätze)<br />

werden mit einer stabilen, leicht demontierbaren<br />

Trennwand geschlossen. Sie<br />

werden befestigt in den Horizontal- und<br />

Vertikal- Elementen.<br />

6. Montagen<br />

Die Fabrikation der horizontalen wie auch<br />

der vertikalen Elemente erfolgt ausserhalb<br />

des DataCenters. Die Montagezeit im DataCenter<br />

der modular vorgefertigten Elemente<br />

(Module) wird bewusst klein gehalten.<br />

Es erfolgen keine staubentwickelnden<br />

Arbeiten im DataCenter.<br />

ARIMAX Distribution AG<br />

Badenerstrasse 701<br />

CH-8048 Zürich<br />

Tel. 043 321 73 93<br />

Fax 043 321 73 94<br />

info@arimax.ch<br />

www.arimax.ch<br />

SKR 2/10 43


<strong>IT</strong>-<strong>SOLUTIONS</strong> Green-<strong>IT</strong>/ Energieeffi zienz im Data Center<br />

Revolution im Rechenzentrum<br />

von Manuel Gutierrez<br />

Obwohl der Energieverbrauch der einzelnen Geräte sinkt, steigt der Gesamtbedarf im <strong>IT</strong> Sektor ständig an.<br />

Dazu trägt Abwärme im Rechenzentrum massgeblich bei. Neue Technologien setzen hier an und erreichen<br />

Einsparungen bis 40%. Ein energie-autarkes Rechenzentrum rückt in den Bereich des Möglichen.<br />

Allerorten hört man, dass Computer, ja<br />

die <strong>IT</strong> insgesamt, immer sparsamer werden,<br />

Server verbrauchen kaum noch<br />

Energie, Arbeitsplatzsysteme werden<br />

durch Thin Clients ersetzt – da kann man<br />

ja guten Gewissens weiter surfen und<br />

braucht sich um das Klima keine Gedanken<br />

zu machen – oder vielleicht doch?<br />

Es stimmt zwar, dass auch die <strong>IT</strong> inzwischen<br />

das Stromsparen entdeckt hat und<br />

viele gute Ansätze verwirklicht wurden.<br />

Gleichzeitig geht der Trend zum Zweit-<br />

und Drittgerät – und dadurch steigt der<br />

Verbrauch wieder. Immer mehr Services<br />

kann man online nutzen; dass dahinter<br />

aber Serverfarmen stehen, die den enormen<br />

Datenverkehr managen müssen, ist<br />

kaum jemandem wirklich bewusst. Zwischen<br />

2000 und 2006 stieg der Anteil der<br />

Informations- und Kommunikationsindustrie<br />

am Gesamtenergieverbrauch in<br />

der Schweiz von 10.15 Petajoule (PJ) auf<br />

10.82 PJ, davon allein in 2006 um 13.9 %.<br />

Um es ein wenig greifbarer zu machen -<br />

allein in Deutschland verbrauchen Rechenzentren<br />

gemäss einer Studie des Berliner<br />

Borderstep Instituts für Innovation<br />

und Nachhaltigkeit so viel Strom wie<br />

zweieinhalb Millionen deutsche Haushalte<br />

und sind so jedes Jahr für den Ausstoss<br />

von knapp sechs Millionen Tonnen<br />

Kohlendioxid verantwortlich. Und nach<br />

Berechnungen von Jonathan Koomey,<br />

Professor an der Stanford University, wären<br />

mit dem Betrieb aller Server weltweit<br />

sogar 14 Kraftwerke der 1000-MW-Klasse<br />

komplett ausgelastet.<br />

Dem kann und muss man gegensteuern!<br />

Es wird vermutet, dass sich realistischerweise<br />

um die 30% des Gesamtenergieverbrauchs<br />

von Rechenzentren heute schon<br />

einsparen lassen – weitere technische Ent-<br />

44 SKR 2/10<br />

«Die Zertifi zierung unserer Geräte nach dem «Energy Star für<br />

Server» beweist den Erfolg unserer Bemühungen um den<br />

Umweltschutz. Man kann diesen Ansatz natürlich auch noch<br />

weiter denken. Wenn die aus den Racks abgeleitete Wärme<br />

z. B. von den Kunden über Wärmetauscher zurück gewonnen<br />

würde, könnte so ein fast autarkes System entstehen.<br />

Es dürfte aber noch einige Zeit vergehen, bis ein Rechenzentrum<br />

nur eine ‹Anschubenergie› benötigt, um sich fortan<br />

selbst zu erhalten.» Manuel Gutierrez, Geschäftsführer Fujitsu Technology Solutions AG<br />

wicklungen und deren Potential nicht eingerechnet.<br />

Dazu gibt es unterschiedliche<br />

Ansätze. Zuerst einmal gilt es aber, die<br />

energieintensiven Situationen überhaupt<br />

zu erkennen. Das sind nicht nur die relativ<br />

leicht identifizierbaren stromfressenden<br />

Geräte. Dazu gehören auch die Anordnung<br />

der Geräte, die dadurch bedingte<br />

Luftzirkulation, die Art der Klimaanlage,<br />

selbst der innere Aufbau der einzelnen Geräte<br />

hat Einfl uss auf die Energiesituation.<br />

Traditionell stehen in einem Rechenzentrum<br />

die Server in Reih und Glied nebeneinander.<br />

Sie alle haben an ihrer Rückseite<br />

Belüftungsschlitze, unzählige Ventilatoren<br />

drücken die warme Luft hinaus. Die<br />

austretende Abwärme bildet einen Wärmekorridor,<br />

der gekühlt werden muss,<br />

sollen die Geräte (und damit die Prozesse)<br />

keinen Schaden nehmen. Gibt es zudem<br />

noch ungünstige bauliche Gegebenhei-<br />

Redundant ausgelegte Ventila -<br />

toren saugen die Luft aus dem<br />

Warmluftkanal auf der Rückseite<br />

des Rack nach oben. Sie kann so<br />

problemlos abgeführt werden.<br />

ten, die die Luftzirkulation behindern,<br />

müssen die Geräte gar «kreuz und quer»<br />

gestellt werden, wird die Klimaanlage vor<br />

noch grössere Herausforderungen gestellt<br />

– was in der Regel mit einem erhöhten<br />

Energieverbrauch im wahrsten<br />

Sinne des Wortes bezahlt werden muss.<br />

Allein durch die Anordnung der Geräte<br />

und den dadurch entstehenden natürlichen<br />

Luftfl uss kann man den Energieverbrauch<br />

im Rechenzentrum also positiv<br />

beeinfl ussen. Auch die Isolation des Gebäudes<br />

selbst, die Fenster und die dadurch<br />

eintretende Sonnenwärme tragen<br />

positiv oder negativ zur Wärmebilanz bei.<br />

Während es gut nachvollziehbar ist, dass<br />

äussere Einfl üsse sich in der Energiebilanz


niederschlagen, verursachen Aspekte wie<br />

Bauteilanordnung im Gerät oder Chipaufbau<br />

in der Regel zuerst einmal erstaunte<br />

Blicke. Am Beispiel des neuesten PRI-<br />

MERGY Servers von Fujitsu Technology Solutions,<br />

der in diesem Bereich einen wirklich<br />

revolutionären Weg aufzeichnet,<br />

möchte ich Ihnen hier einen kurzen Einblick<br />

geben.<br />

Server werden häufig in Schränken,<br />

«Racks» genannt, plaziert. Unsere Racks<br />

bieten Platz für max. 38 einzelne Server –<br />

schon dies bringt eine Energieersparnis<br />

von bis zu 20% gegenüber Standard-Racks<br />

mit max. 20 Plätzen. Unser Rack ist mit<br />

der innovativen Cool-Central Architektur<br />

ausgerüstet, sie ist der eigentliche Energiesparer.<br />

Die beim Betrieb der Server entstehende<br />

Abluft wird in einem Unterdruckkanal<br />

zusammengeführt und durch<br />

zwei grosse, redundant ausgelegte Ventilatoren<br />

nach oben gesaugt und abgeführt.<br />

In den Servern selbst gibt es keine<br />

Ventilatoren mehr – bei 8–10 Ventilatoren<br />

pro Gerat und 38 Geräten pro Rack immerhin<br />

mehr als 300 Ventilatoren, die<br />

eingespart werden. Trotzdem wird die Betriebstemperatur<br />

gegenüber einem Standard-Rack<br />

abgesenkt.<br />

Durch das Absaugen<br />

der Warmluft nach oben entfallen<br />

die sonst not wenigen Warnluftkorridore.<br />

Die Geräte können direkt<br />

nebeneinander und Rücken an<br />

Rücken aufgestellt werden. Das<br />

spart bis zu 40% Platz.<br />

Racks mit dieser Technologie<br />

können Rücken an Rücken aufgestellt<br />

werden, es braucht<br />

keine Warmluftkorridore mehr.<br />

Die benötigte Grundfl äche reduziert<br />

sich damit um ca. 40%<br />

– oder anders gesagt: pro Flächeneinheit<br />

können 40% mehr<br />

an Rechnerleistung realisiert<br />

werden. Die neue Technologie Coolsafe<br />

als ganzen Qualitätssicherungsprozess<br />

ein zuführen ist zwar teuer und belastet<br />

zusätzlich die normalerweise engen<br />

Zeitpläne für die Produkteinführung neuer<br />

Modell-Varianten, die gesenkten Servicekosten<br />

über die Jahre machen dies aber<br />

mehr als wett. Auch unsere Speichersysteme<br />

(ETERNUS), die die Rechenzentrumsausrüstung<br />

oft ergänzen, folgen dieser<br />

Philosophie. Platten können hier z. B.<br />

im laufenden Systemen herunter gefahren<br />

werden, wenn sie nicht gebraucht<br />

REDUZIEREN SIE DEN<br />

CHF- UND CO2-AUSSTOSS<br />

IHRER <strong>IT</strong>-INFRASTRUKTUR<br />

Was 1988 mit dem Recycling Center für <strong>IT</strong>-Altgeräte und 1993 mit dem ersten GREEN PC auf dem Markt begann, hat Fujitsu konsequent zu<br />

einem lückenlosen grünen Service-, Lösungs- und Produktportfolio entwickelt. Unsere Data Center Effi ciency Services bringen bis zu 40%<br />

Energie- und Kosteneinsparungen im Rechenzentrum. Mit Virtualisierungslösungen kann der Energiekonsum um bis zu 70% gesenkt werden.<br />

Server mit der weltweit besten Energieeffi zienz machen mehr aus jedem Watt, 0-Watt-Monitore und -PCs verbrauchen gar keinen Strom im<br />

Stand-by-Modus usw. Auch in den Bereichen Recycling, Inhaltsstoffe und ressourcenschonende Fertigung hat Fujitsu die Vorreiterrolle<br />

eingenommen. Mit GREEN <strong>IT</strong> setzt Fujitsu in der <strong>IT</strong>-Branche neue Massstäbe bezüglich Ökologie und Ökonomie – Leistungs- und Umweltbewusstsein<br />

ohne Mehrkosten. Fujitsu Technology Solutions AG, Althardstr. 80, 8105 Regensdorf, 0582 588 028, ch.ts.fujitsu.com<br />

<strong>IT</strong>-<strong>SOLUTIONS</strong><br />

werden (z. B. im Prozess der Archivierung<br />

auf Festplatten). Sie verbrauchen dann<br />

weder Energie noch geben sie Wärme ab.<br />

Mehr über Energiesparen im Rechenzentrum<br />

und über Energiesparrechner unter:<br />

http://docs.ts.fujitsu.com/dl.aspx?id=237<br />

c9614-055f-4690-8c40-ef98e63555a2


<strong>IT</strong>-<strong>SOLUTIONS</strong> Green-<strong>IT</strong>/ Energieffi zienz im Datacenter<br />

Effizientes Management<br />

von Rechenzentren<br />

Der Energieverbrauch von Unternehmen wird europaweit zu einem immer wichtigeren Thema. Rechenzentren<br />

stehen dabei vor einer ganz besonderen Herausforderung, da ihre Nachfrage nach Energie in einer Zeit<br />

des knappen Angebots steigt. Europäische und nationale Regierungen führen nun strenge Vorschriften ein, um<br />

die Verbraucher zu zwingen, ihren Energieverbrauch zu reduzieren. Hier können die Avocent Lösungen Unternehmen<br />

und Verwaltungen helfen, die <strong>IT</strong>-Infrastruktur Kosten durch eine verbesserte Administration sowie<br />

eine Optimierung der Ressourcen und der Rechenleistung von Rechenzentren zu reduzieren.<br />

Gesetzliche Bestimmungen<br />

Strenge ökologische Vorgaben zwingen<br />

die Länder, ihre traditionellen Energiequellen<br />

zu ändern. Grossbritannien hat als<br />

erstes Land eine strengere Gesetzgebung<br />

eingeführt, die Unternehmen zur Reduktion<br />

ihres Energieverbrauches zwingt: das<br />

sogenannte «Carbon Reduction Commitment<br />

Energy Effi ciency Scheme». Britische<br />

Organisationen müssen der Regierung ihren<br />

Energieverbrauch über ein Webportal<br />

melden. Die grössten Organisationen<br />

müssen von der Regierung für jede als<br />

Folge ihres Energieverbrauchs emittierte<br />

Tonne CO2 eine Art Zuteilung erwerben.<br />

Die Regierung wird jedes Jahr eine Ranking<br />

Liste veröffentlichen, die die Performance<br />

dieser Unternehmen darstellt.<br />

Das Risiko des Imageverlusts gilt als einer<br />

der entscheidenden Beweggründe für<br />

Unternehmen, die die Vorschriften einhalten<br />

wollen. Bei Nichterfüllung gibt es<br />

strenge Strafen. Unternehmen müssen<br />

nun schnell in der Lage sein, genau über<br />

ihren gegenwär tigen Verbrauch aussagen<br />

zu können, damit sie für das nächste Jahr<br />

exakte Vorhersagen machen können, um<br />

die richtige Anzahl an Zuteilungen zu<br />

erwerben. Die Gesetzgebung wurde bewusst<br />

so entworfen, dass Energiemanagement<br />

ein Thema für die Führungsetagen<br />

wird.<br />

Derzeit ist diese Gesetzgebung auf Grossbritannien<br />

beschränkt aber ähnliche Massnahmen<br />

werden von anderen Ländern<br />

europa- und weltweit in Erwägung gezogen.<br />

Ausserdem gibt es freiwillige Programme,<br />

wie den «EU Code of Conduct on<br />

Data Centres Energy Effi ciency», die Betreiber<br />

von Rechenzentren beeinfl ussen. Technologie<br />

ist ein grosser Teil der Ursache des<br />

derzeitigen Problems, wird aber auch eine<br />

46 SKR 2/10<br />

entscheidende Rolle bei der Lösung desselben<br />

spielen. Unternehmen müssen beginnen<br />

ihren Energieverbrauch strategisch zu<br />

managen, um konkurrenzfähig zu bleiben.<br />

Die Rolle der <strong>IT</strong>-Konfi guration<br />

Ein Grossteil des Energieverbrauchs von<br />

Unternehmen fällt in den Bereich der <strong>IT</strong>-<br />

Infrastruktur. Dies erhöht den Druck auf<br />

die <strong>IT</strong>-Abteilungen, da sie zunehmend<br />

mehr für weniger liefern müssen: Sie<br />

müssen exakt an den Geschäftsinteressen<br />

ausgerichtet sein und müssen eng mit den<br />

Facility Managern zusammenarbeiten, um<br />

den Energieverbrauch so gering wie möglich<br />

zu halten und gleichzeitig ihre <strong>IT</strong> so<br />

effi zient wie möglich zu betreiben. Man<br />

muss genau wissen wo und warum Geld<br />

ausgegeben wird, um Kosten zu sparen. <strong>IT</strong><br />

Manager müssen verstehen welche Bereiche<br />

ihrer <strong>IT</strong>-Abläufe wie viel Strom zu welcher<br />

Zeit verbrauchen, wie viel ihrer Rack-<br />

Kapazitäten ausgenutzt werden und wie<br />

viel Energie ungenutzt verbraucht wird.<br />

Energiekosten von Rechenzentren<br />

minimieren<br />

In Rechenzentren ist die Dokumentation<br />

und Visualisierung der Kapazitäten und Bestände<br />

ein Schüsselelement, genauso wie<br />

dafür zu sorgen, dass man die richtigen<br />

Werkzeuge hat, um sie zu messen und bewachen.<br />

Hier kann Avocent, ein Unternehmensbereich<br />

von Emerson Network Po-<br />

Warum sollen <strong>IT</strong>-Abteilungen die Energiekosten<br />

von Rechenzentren messen?<br />

Steigende Energiekosten haben die Anforderungen vieler <strong>IT</strong>-Abteilungen und Rechenzentren<br />

dramatisch verändert. Unternehmen müssen schon bei der Anschaffung neuer Lösungen die<br />

erwarteten Energiekosten in die Kalkulation einbeziehen, um die tatsächlichen Kosten der<br />

Investition bestimmen zu können. Im «worst case» können allein die Energiekosten für ein<br />

Rechenzentrum bis zu 30% des gesamten <strong>IT</strong>-Budgets verschlingen. Viele <strong>IT</strong>-Verantwortliche<br />

haben den Handlungsbedarf erkannt und suchen nach Lösungen, die mit dem Energieverbrauch<br />

verbundenen Kosten zu regulieren. Um auch die Unternehmensführung von der Notwendigkeit<br />

der Messung des Energieverbrauchs zu überzeugen, können zwei wesentliche<br />

Vorteile ins Feld geführt werden:<br />

1. Unterstützung der Gebäudeverwaltung bei der Zuordnung des Stromverbrauchs zu<br />

anderen Abteilungen. Wenn beispielsweise alle Server der Buchhaltungsabteilung in gemeinsamen<br />

Racks installiert werden, kann die Gebäudeverwaltung den auf die Buchhaltungsabteilung<br />

entfallenden Anteil an den monatlichen Stromkosten ermitteln und entsprechend<br />

abrechnen. Das gleiche gilt natürlich auch für andere Abteilungen des Unternehmens.<br />

2. Unterstützung der <strong>IT</strong>-Abteilung bei der Planung von Kapazitäten. <strong>IT</strong>-Abteilungen können<br />

leichter entscheiden, an welchen Stellen im Rechenzentrum neue Server bzw. Racks installiert<br />

werden sollten. Wenn zusätzliche Geräte am falschen Ort installiert werden, kann<br />

dies zu Überlastungen und damit zu erheblichen Ausfallzeiten bis hin zu Datenverlusten führen<br />

oder auch zu unnötig hohem Stromverbrauch der Kühlung verursacht von Hotspots.


MergePoint Infrastructure Explorer: Der Menüpunkt Platz zeigt die verfügbaren Rack-<br />

Einheiten – man kann auf einen Blick erkennen, wo man Platz zum Erweitern hat.<br />

wer, helfen. Avocent ist ein Mitglied von<br />

«Green Grid», das Unternehmen in ihren<br />

Bemühungen «Green <strong>IT</strong>» zu betreiben, unterstützt.<br />

Das Ziel der Avocent Lösungen<br />

ist es, Unternehmen zu helfen, die <strong>IT</strong>-Infrastruktur<br />

Kosten durch eine verbesserte<br />

Verwaltung des Rechenzentrums und<br />

durch die Optimierung der Ressourcen und<br />

der Rechenleistung zu reduzieren. Lösungen<br />

wie der Avocent MergePoint Infrastructure<br />

Explorer ermöglichen es die <strong>IT</strong> zu<br />

bewachen und zu planen, Kapazitäten zu<br />

optimieren und zu visualisieren sowie die <strong>IT</strong><br />

in einer benutzerfreundlichen Weise zu dokumentieren.<br />

«Hot Spots» können identifi<br />

ziert werden und ungenutzte Rackkapazitäten<br />

werden auf einen Blick einsehbar.<br />

Der Energieverbrauch wird kalkulierbar und<br />

somit optimierbar.<br />

Der Avocent<br />

MergePoint Infrastructure Explorer<br />

Avocent MergePoint Infrastructure Explorer<br />

gibt Unternehmen die Möglichkeit,<br />

den ROI von Investitionen in ihre Rechenzentren<br />

zu ermitteln, indem die Kosten<br />

Green-<strong>IT</strong>/ Energieffi zienz im Datacenter <strong>IT</strong>-<strong>SOLUTIONS</strong><br />

vor und nach einer Änderung miteinander<br />

verglichen werden. Ausserdem können<br />

<strong>IT</strong>-Verantwortliche «What-if»-Szenarien<br />

entwerfen und Modelle durchspielen,<br />

um Möglichkeiten zur Steigerung der<br />

Energieeffi zienz zu ermitteln und die Kosten<br />

von Rechenzentren einzudämmen.<br />

Mit einer modernen benutzerfreundlichen<br />

Anwenderschnittstelle und integrierten<br />

Technologien wie KVM-over-IP-Switches<br />

oder Konsolenserver liefert Avocent MergePoint<br />

Infrastructure Explorer einen umfassenden<br />

Überblick über die aktuellen Bedingungen<br />

im Rechenzentrum. Des Weiteren<br />

bietet die Lösung die Möglichkeit,<br />

Resultate mit Hilfe der Kapazitätsplanung<br />

und des Asset Managements zu katalogisieren,<br />

zu planen, nachzuverfolgen und<br />

zu defi nieren. Neben Avocent MergePoint<br />

Infrastructure Explorer umfasst Avocents<br />

Produktportfolio für <strong>IT</strong> Operations Management<br />

weitere Lösungen, darunter die<br />

DSView 3 Managementsoftware, eine Lösung<br />

für die Verwaltung, Diagnose und<br />

Modifi zierung eingebundener physischer<br />

und virtueller <strong>IT</strong>-Geräte.<br />

MergePoint Infrastructure Explorer: Aus der Vogelperspektive sieht<br />

man, dass die orangefarbigen Racks einen hohen Prozentsatz des<br />

verfügbaren Stroms pro Rack verbrauchen. Das weist auf limi -<br />

tierte Reserven für Expansion und potenzielle Dichteprobleme hin.<br />

MergePoint<br />

Infrastructure<br />

Explorer:<br />

Die Rack-Ansicht<br />

illustriert, was<br />

sich in jedem Rack<br />

befi ndet und liefert<br />

wertvolle Informationen<br />

über alle<br />

Geräte (Laufwerke)<br />

und ihre Rackhöhe.<br />

«Unternehmen wollen in der Lage sein,<br />

die Ressourcen ihrer Rechenzentren mit<br />

nur einem einzigen Management-Tool in<br />

Echtzeit darzustellen und zu verwalten»,<br />

sagt Ben Grimes, CTO bei Avocent. «Avocent<br />

hat seine Kompetenz im Hardware-<br />

und Softwaresektor genutzt und ein Tool<br />

geschaffen, das diesen Zielen gerecht wird.<br />

Auf diese Weise wissen Kunden jederzeit,<br />

wo sich die einzelnen Ressourcen befi nden,<br />

und können nicht nur verschiedene<br />

Szenarien durchspielen und entsprechende<br />

Planungen vornehmen, sondern auch ihre<br />

Rechenzentren so verwalten, dass die damit<br />

verbundenen Risiken eingedämmt<br />

werden. Dabei trägt die Lösung gleichzeitig<br />

zu einem höheren ROI und zur Reduzierung<br />

der Gesamtbetriebskosten bei.»<br />

Die Kosten für Strom werden nicht sinken.<br />

Deswegen müssen Unternehmen, wenn<br />

sie ihre Kosten senken wollen, sicher stellen<br />

dass sie weniger Strom verbrauchen.<br />

Avocent kennt die zukünftigen Bedürfnisse<br />

von Unternehmen in diesem Bereich<br />

und Avocent wird auch in Zukunft Lösungen<br />

entwickeln, um diese Bedürfnisse von<br />

der Wiege bis zur Bahre zu erfüllen. Als Teil<br />

von Emerson Network Power bietet Avocent<br />

ein umfassendes Produktprogramm<br />

für Power Lösungen für alle Bereiche des<br />

Rechenzentrums an – gut wenn man<br />

Avocent an Bord hat!<br />

Avocent Switzerland<br />

Emerson Network Power<br />

Saegematte 580<br />

CH-5053 Staffelbach<br />

Tel. 084 890 99 90<br />

HOTLINE 0800 556 192<br />

www.avocent.com<br />

www.emersonnetworkpower.com<br />

SKR 2/10 47


<strong>IT</strong>-<strong>SOLUTIONS</strong> Fiber Channel Technologie<br />

Höchste Effizienz<br />

im Rechenzentrum<br />

HUBER+SUHNER Fiberoptik hat ein neues Produktportfolio für Rechenzentren entwickelt, das auf vorhandenen<br />

Stärken aufbaut und gleichzeitig die Vorteile neuer Technologien wie strukturierte MTP ® -Verkabelung nutzt.<br />

Folge: einfachste Installation, höchste Packungsdichte, optimale Verbindungen.<br />

Die explosionsartige Zunahme von Informationen<br />

und der Bedarf an zuverlässigen<br />

Kommunikationslösungen für Netzwerke<br />

(Server-zu-Speicher und Server-zu-Server)<br />

verlangt nach neuen Verbindungskonzepten<br />

für die öffentliche und private <strong>IT</strong>Welt.<br />

Leistungssteigerungen und technische<br />

Fortschritte bei Massenspeichern, Prozessoren<br />

und Workstations im Zuge der Ausbreitung<br />

von Client/Server-Architekturen<br />

machen Hochleistungsanwendungen erforderlich.<br />

Erfolgreich bewältigen lässt sich<br />

die Datenfl ut nur durch den intelligenten<br />

Umgang mit den exponentiell wachsenden<br />

Informationen, einem der wichtigsten<br />

Güter der öffentlichen Hand und heutiger<br />

Unternehmen. Anwendungen, Hardware<br />

und Mitarbeitende sind ersetzbar – den<br />

Verlust von Datenbanken kann sich aber<br />

niemand mehr leisten.<br />

Einer der wichtigsten Aspekte eines Projektes<br />

für moderne Rechenzentren ist die<br />

Notwendigkeit, kritische Daten mit Hilfe<br />

moderner Fiber-Channel-Technologie zu<br />

konsolidieren und zu verwalten und dabei<br />

die Effi zienz der Datenspeicherung, Backup-Prozesse<br />

und Datenverarbeitung in einer<br />

dedizierten <strong>IT</strong>-Umgebung zu erhöhen.<br />

Einfaches Design für Optimum<br />

Aufgrund der durch HUBER+SUHNER gewonnen<br />

Erfahrungen aus dem Mobilfunk-<br />

Geschäft, das sich durch eine Vielzahl von<br />

Fiber-Management-Produkten mit hoher<br />

Packungsdichte auszeichnet, wählen heute<br />

48 SKR 2/10<br />

viele Ingenieure mit den innovativen LISA-<br />

NGR-Schaltschränken (Next Generation<br />

Rack) bewusst einen relativ einfachen<br />

Ansatz für das Design eines Rechenzentrums.<br />

Dank dieser Strategie, aber auch<br />

dank herausragenden technischen Produkteigenschaften,<br />

geniessen Lösungen<br />

von HUBER+SUHNER einen guten Namen.<br />

Eine Schlüsselaufgabe in bereits verwirklichten<br />

Projekten bestand immer darin, die<br />

bewährten Produkte an die spezifischen<br />

Anforderungen von <strong>IT</strong>Infrastrukturen anzupassen.<br />

Wichtig dabei ist es, einen reibungslosen<br />

Übergang vom herkömmlichen<br />

LAN-Ansatz zu einem innovativen Fiber-<br />

Management-Konzept sicherzustellen.<br />

Hoher Datendurchsatz<br />

Spezifi kationen für Fiber-Channel- Schnittstellen<br />

umfassen eine Reihe von Anforderungen,<br />

die in der Planungs- und Designphase<br />

zu berücksichtigen sind, beispielsweise<br />

genügend Durchsatz, Erweiterungsmöglichkeiten<br />

für ein späteres Wachstum<br />

oder minimale Dämpfungen für Verbindungen<br />

zwischen den Systemelementen<br />

in Backbone und Subsystem. Die extrem<br />

niedrige Einfügungsdämpfung und das<br />

präzise Design der von HUBER+SUHNER<br />

verwendeten Anschlussstifte stehen für<br />

optimale Verbindungen.<br />

Kosteneffi ziente Plug&Play-Lösung<br />

HUBER+SUHNER bietet die Möglichkeit,<br />

vorgefertigte Kabelsysteme basierend auf<br />

hochqualitativen Fiber-Array-Steckverbindungen<br />

mit bewährter MTP ® -Schnittstelle<br />

zu verwenden. So entstehen echte<br />

Plug&Play- Lösungen, für die keine zusätzliche<br />

Montage vor Ort notwendig ist. Werkseitige<br />

Tests und Genehmigungen sowie<br />

grösstmögliche Kompaktheit sind garan-<br />

MTP Fiber Trays<br />

– verbinden ohne Patchcords<br />

HUBER+SUHNER bietet unter der Marke LISA<br />

Top-Lösungen für das Fibermanagement<br />

tiert. Die ersten beiden Punkte reduzieren<br />

die Installationskosten und ermöglichen<br />

abschliessende Leistungstests vor Ort.<br />

Partner für Systemlösungen<br />

Fiberoptik-Technologien wurden in den<br />

letzten Jahren verstärkt in modernen Verkabelungslösungen<br />

für <strong>IT</strong>-Umgebungen<br />

eingesetzt. Da HUBER+SUHNER zu den<br />

führenden Herstellern und Anbietern von<br />

Systemlösungen in den drei Kernmärkten<br />

gehört, ist die Erschliessung dieses wachsenden<br />

Marktsegments eine logische Konsequenz.<br />

Das Unternehmen verfügt über<br />

alle Voraussetzungen für dynamische und<br />

innovative Lösungen für Rechenzentren in<br />

<strong>IT</strong>-Umgebungen der öffentlichen Hand wie<br />

in der privaten Wirtschaft: Umfassende<br />

Technologien und Produkte, Engagement<br />

für Qualität und Innovation, professionelle<br />

Mitarbeitende sowie hohe Reputation.<br />

Kontakt: Edwin Indermühle,<br />

Verkauf Schweiz, 8330 Pfäffi kon,<br />

edwin.indermuehle@hubersuhner.com<br />

HUBER+SUHNER<br />

CH-8330 Pfäffi kon /ZH<br />

Tel. 044 952 22 11<br />

www.hubersuhner.ch


Es gibt kaum eine Branche, die nicht mit<br />

Geodaten arbeitet und kaum eine Person,<br />

die nicht per Handy oder Internet auf Karten,<br />

Pläne oder Geoinformationen zugreift.<br />

Geschäftlich und privat wollen wir jederzeit<br />

aktuelle Informationen lokalisieren. Für die<br />

Wirtschaft, Verwaltung, Forschung und<br />

auch im Alltag sind digitale, allzeit verfügbare<br />

Geoinformationen inzwischen zur<br />

Selbstverständlichkeit geworden.<br />

Die GIS/S<strong>IT</strong> 2010 zeigt, wie Geoinformationen<br />

in unterschiedlichen Branchen angewendet<br />

und mit anderen Systemen und<br />

Daten verknüpft werden, wo und wie Geodaten<br />

verfügbar sind und wohin die Trends<br />

in den nächsten Jahren gehen.<br />

Das neue Bundesgesetz über Geoinformation,<br />

der Kataster der öffentlich-rechtlichen<br />

Eigentumsbeschränkungen, die nationalen,<br />

kantonalen und kommunalen<br />

Geoportale, Open GIS, GIS im E-Government<br />

und Geostandards werden ebenso<br />

behandelt wie GIS-Anwendungen aus allen<br />

Bereichen der Wirtschaft.<br />

Die Schweizerische Organisation für Geo-<br />

Information (SOGI) und zahlreiche Partnerverbände<br />

aus den Bereichen Gemeinden<br />

und Städte, Ver- und Entsorgung, Bau-<br />

und Raumplanung sowie Informatik präsentieren<br />

an der GIS/S<strong>IT</strong> 2010 konkrete<br />

Anwendungen und dazu wissenschaftliche<br />

und technologische Hintergründe.<br />

An der GIS/S<strong>IT</strong> 2010 werden folgende<br />

Themen behandelt:<br />

• Geodaten-Infrastrukturen<br />

• Zukunft Geodaten(markt) Schweiz<br />

• GIS im E-Government<br />

• Geodienste:<br />

Architekturen, Lösungen, Nutzen<br />

• 3D-GIS und Visualisierung<br />

Geografi sche, Netzwerk- und Landinformationssysteme <strong>IT</strong>-<strong>SOLUTIONS</strong><br />

GIS/S<strong>IT</strong> 2010:<br />

GIS we can – überall und jederzeit<br />

Das Geoinformationsgesetz ist in Kraft, die Nationale Geodaten-Infrastruktur ist im Aufbau, Geodaten-Anwendungen<br />

nehmen rasant zu und GIS positioniert sich im E-Government – der Geodatenmarkt boomt! Diese<br />

und weitere Themen bilden den Hintergrund der GIS/S<strong>IT</strong> 2010 vom 16.–18. Juni 2010, Universität Zürich-Irchel.<br />

3D-Gefahrenkarte (LIS Nidwalden)<br />

Internet-Informations- und Diskussionsforum<br />

www.geowebforum.ch<br />

Sowohl beim Aufbau von Geo-Informationssystemen und Geodiensten als auch bei<br />

der Nutzung von Geodaten ergeben sich immer wieder Fragen. Eine breite Diskussion<br />

ist erforderlich, eine Diskussion, an der sich alle Akteure beteiligen sollen,<br />

Datenanbieter und Datennutzer, Amtsstellen und Private. Die Schweizerische Organisation<br />

für Geo-Information SOGI und weitere Partner betreiben deshalb in Koordination<br />

mit dem Programm e-geo.ch zum Aufbau der Nationalen Geodaten-Infrastruktur<br />

gemeinsam ein Internet-Diskussionsforum (www.geowebforum.ch<br />

bzw. ab den Homepages aller Partner des Diskussionsforums). Damit soll die breite<br />

Information und Diskussion über alle Themen rund um die Geoinformation und<br />

Geo-Informationssysteme geführt werden. Das Internet-Diskussionsforum bildet<br />

eine strukturierte, betreute und einfach bedienbare Plattform zur direkten Diskussion<br />

der Anliegen aller Nutzer, Anbieter und Dienstleister von Geoinformationen.<br />

Das Forum ist als neutrale und werbefreie Diskussionsplattform aufgebaut und bildet<br />

eine Dienstleistung für den gesamten Geoinformationsmarkt Schweiz<br />

SKR 2/10 49


<strong>IT</strong>-<strong>SOLUTIONS</strong><br />

Geografi sche, Netzwerk- und Landinformationssysteme<br />

• Freie und OpenSource-Software und<br />

«Crowd-Sourcing Daten»<br />

• Gemeinde-GIS und Städte-GIS<br />

• GIS für EW, Gas, Wasser, Abwasser<br />

• GIS für Banken und Versicherungen<br />

• GIS in Raumplanung, Umwelt und<br />

Risikomanagement<br />

• GIS im Sicherheits- und Katastrophen-<br />

50 SKR 2/10<br />

management<br />

• GIS im Facility Management<br />

• Verkehrsinfrastruktur und Verkehrstelematik<br />

• Galileo und Navigationssysteme<br />

• Ausbildung und Forschung<br />

Schweizerische Organisation für Geo-Information (SOGI)<br />

Die Schweizerische Organisation für Geo-Information (SOGI) ist die schweizerische<br />

Dachorganisation für den interdisziplinären Einsatz von Geoinformation. Sie fördert<br />

die Anwendung der Geoinformation und vereinigt alle interessierten Mitglieder.<br />

Ihre Mitglieder sind die öffentlichen Verwaltungen von Bund, Kantonen<br />

und Gemeinden, Infrastrukturbetreiber mit öffentlichem Auftrag (Ver- und Entsorgungsunternehmen,<br />

Swisscom, SBB usw.), Verbände der Nutzer als auch der<br />

Dienstleister von Geoinformation, Hochschulen, System- und Softwareanbieter<br />

sowie andere Firmen und einzelne Personen.<br />

Sie ist einer der Träger des nationalen Projektes e-geo.ch zur Schaffung der Nationalen<br />

Geodaten-Infrastruktur. Als Mitglied der Eurogi vertritt die SOGI die Mitgliedorganisationen<br />

in den entsprechenden internationalen Organisationen.<br />

Die SOGI arbeitet in Fachgruppen, gibt regelmässig einen Newsletter heraus, organisiert<br />

alle zwei Jahre die Fachmesse und Fachtagung GIS/S<strong>IT</strong> – Schweizer Forum<br />

für Geoinformation und ist Trägerin des geowebforums.<br />

www.sogi.ch | info@sogi.ch | www.geowebforum.ch<br />

GIS/S<strong>IT</strong> 2010<br />

Schweizer Forum<br />

für Geoinformation<br />

Forum Suisse de la<br />

Géoinformation<br />

www.gis-sit.ch GIS WE CAN!<br />

jederzeit und überall / toujours et partout<br />

Eröffnungsveranstaltung,<br />

Donnerstag 17. Juni<br />

Begrüssung E. Gubler Präsident SOGI,<br />

D. Laube OK Präsident GIS/S<strong>IT</strong> 2010<br />

Keynote: Herbert Bolliger, CEO Migros<br />

Plenarveranstaltung, Feitag 18. Juni<br />

Stand der Nationalen Geodaten-Infrastruktur<br />

Schweiz<br />

J.-P. Amstein, Präsident e-geo.ch,<br />

Direktor swisstopo<br />

R. Sonney, Geschäftsführer e-geo.ch<br />

Workshops<br />

• Status Quo GDI in der Schweiz –<br />

Wo stehen wir? Wo wollen wir hin?<br />

Was ist noch zu tun?<br />

• Praxis Darstellungsmodelle<br />

• 3D-Geoinformation:<br />

3D-Landschaftsmodelle & 3D-Stadtmodelle<br />

– Modellierung, Erfassung,<br />

Visualisierung, Standardisierung<br />

• Geobasisdaten-Harmonisierung:<br />

Erfahrungen und Fragen<br />

www.gis-sit.ch<br />

16.–18. Juni 2010<br />

Universität Zürich-Irchel<br />

Eine Veranstaltung der<br />

www.sogi.ch<br />

GRÖSSTER SCHWEIZER GIS-EVENT IN 2010<br />

Programm und Anmeldung unter www.gis-sit.ch<br />

Themen der GIS/S<strong>IT</strong> 2010:<br />

• Nationale Geodaten-Infrastrukturen<br />

• Zukunft Geodaten(markt) Schweiz<br />

• GIS im E-Government<br />

• Geodienste: Architekturen, Lösungen, Nutzen<br />

• 3D-GIS und Visualisierung<br />

• Gemeinde-GIS und Städte-GIS<br />

• GIS für EW, Gas, Wasser, Abwasser<br />

• GIS für Banken und Versicherungen<br />

• GIS in Raumplanung, Umwelt und Risikomanagement<br />

• GIS im Sicherheits- und Katastrophenmanagement<br />

• GIS im Facility Management<br />

• Verkehrsinfrastruktur und Verkehrstelematik<br />

• Galileo und Navigationssysteme<br />

• Ausbildung und Forschung<br />

• Freie und OpenSource-Software und<br />

«Crowd-Sour cing Daten»


Geografi sche Informationssysteme<br />

– ein Markt im steten Umbruch<br />

Der GIS-Markt ist geprägt von markanten<br />

Veränderungen. Publikumswirksame Internettechnologien<br />

(z. B. Web 2.0), eine<br />

Vielfalt an Datenanbietern und innovative<br />

Geschäftsmodelle prägen zurzeit die GIS-<br />

Landschaft. Wir alle, im Speziellen aber die<br />

Gemeinden und Versorgungswerke, profi -<br />

tieren von dieser Entwicklung in hohem<br />

Masse. Auch der Gesetzgeber verlangt,<br />

dass uns Geoinformationen nachhaltig,<br />

aktuell, rasch, einfach, in der erforderlichen<br />

Qualität und zu angemessenen Kosten<br />

zur Verfügung stehen müssen.<br />

Geodienste-Synergieeffekte durch<br />

interdisziplinäre Zusammenarbeit?<br />

Ein webbasierter Geodienst erleichtert<br />

dem Nutzer die Recherche über komplexe<br />

Zusammenhänge und unterstützt ihn, die<br />

Übersicht über die Datenfl ut zu bewahren.<br />

Doch ein Geodienst ist nur das sichtbare<br />

Ende einer ganzen Kette von Aktivitäten.<br />

Welche Akteure können dazu beitragen,<br />

damit im Zusammenspiel zwischen interdisziplinärer<br />

Zusammenarbeit und dem<br />

Einsatz ausgereifter Technologien effektive<br />

Synergien erzeugt werden?<br />

Geodienste – Das Versorgungswerk<br />

als etablierte Datendrehscheibe<br />

Seit Jahrzehnten nehmen die Werke innerhalb<br />

der kommunalen Verwaltungen<br />

eine spezielle Stellung, hinsichtlich der<br />

Erhebung, Bewirtschaftung und Publikation<br />

von Geodaten ein. In den Stadtwerken<br />

entstanden in den letzten 10 Jahren<br />

eigentliche GIS-Kompetenzzentren. Deren<br />

<strong>IT</strong>-Infrastruktur ist mit der kommunalen<br />

Verwaltung via schnelle Datenleitungen<br />

vernetzt, vielerorts bestehen Datenschnittstellen.<br />

Der Aufbau von Geodaten-<br />

Infrastrukturen hat in der Vergangenheit<br />

in den Werken enorme Ressourcen gebunden.<br />

Heute verfügen die Werke nun<br />

Geografi sche, Netzwerk- und Landinformationssysteme <strong>IT</strong>-<strong>SOLUTIONS</strong><br />

Geodienste –<br />

Nutzen für Gemeinden<br />

und Eigenwirtschaftsbetriebe<br />

von Burkhard Kilcher* - Ein Praxisbericht zur GIS-Initiative von Werken im Kanton Aargau<br />

vielerorts über qualitativ hervorragende,<br />

vollnummerische Geodatenbestände. Das<br />

erworbene GIS-Wissen hat dazu geführt,<br />

dass etliche Werke im Leistungsauftrag<br />

für Gemeinden und deren Eigenwirtschaftsbetriebe<br />

Geodaten aller Art bewirtschaften<br />

und pfl egen.<br />

geoProRegio – Eine Initiative<br />

von Werken aus dem Kanton Aargau<br />

geoProRegio beruht auf einer Initiative der<br />

Werke Baden, Lenzburg und Suhr. Ziel der<br />

Initiative ist, ein gemeinsames Handeln<br />

zwischen den Gemeinden und den Versorgungswerken<br />

zum Aufbau und zur Verwaltung<br />

von Geodateninfrastrukturen zu fördern.<br />

Die genannten Akteure sind nämlich<br />

nicht nur potentielle Nutzer von Geodiensten,<br />

sondern sie sind in erster Linie auch<br />

Datenherren, Datenvermittler und Datenbewirtschafter.<br />

Sie bilden also eine Art<br />

Schicksalsgemeinschaft. Synergieeffekte<br />

wie die gemeinsame Nutzung von Datenangeboten,<br />

ein gemeinsam betriebenes<br />

Standortmarketing oder der vereinfachte<br />

Datenaustausch mit kantonalen Stellen liegen<br />

auf der Hand. geoProRegio ist dabei<br />

nur die Spitze des berühmten Eisberges, ein<br />

modernes Werkzeug zur Verwaltung, zur<br />

Darstellung und zur Publikation von raumbezogenen<br />

Informationen. Der Dienst ist<br />

system- und ortsunabhängig, modular<br />

aufgebaut und seit Juni 2009 in Betrieb.<br />

Ausblick<br />

Webbasierte Geodienste sind aufgrund<br />

der enormen technologischen Entwicklungen<br />

markttauglich geworden. Dem aufmerksamen<br />

Beobachter wird nicht entgangen<br />

sein, dass diese Dienste seit kurzem<br />

wie Pilze aus dem Boden spriessen.<br />

Ein koordiniertes Vorgehen ist dabei kaum<br />

zu erkennen. Das Versorgungswerk und<br />

die Gemeinden haben aber einen öffentlichen<br />

Auftrag zu erfüllen. Dem vielgerühmten<br />

Service public ist Rechnung zu<br />

tragen. Bestandteil dieses Auftrages ist die<br />

geoProRegio, Vermittlung raumbezogener<br />

Informationen durch interdisziplinäre<br />

Zusammenarbeit © geoProRegio<br />

Vermittlung raumbezogener Informationen.<br />

An den im Boden verborgenen Infrastrukturen<br />

besteht genauso ein öffentliches<br />

Interesse wie an den planerischen<br />

Absichten und an der Verwaltung von Ressourcen<br />

einer Gemeinde.<br />

Die Gemeinden werden sich aufgrund der<br />

neuen Gesetzeslage vermehrt mit den<br />

Themen Datenhaltung, Geodateninfrastrukturen<br />

und Geodiensten auseinandersetzen<br />

müssen. Aus verständlichen<br />

Gründen gehören diese nicht zu ihren<br />

Kernkompetenzen. Hingegen ist in den<br />

meisten Werken Geoinformation eine<br />

Selbstverständlichkeit. Die Initianten von<br />

geoProRegio sind überzeugt, dass Kooperationen<br />

zwischen Werken und Gemeinden,<br />

gerade auch im Bereich der Geoinformationstechnik,<br />

eine nachhaltige Investition<br />

in die Zukunft darstellen.<br />

* Burkhard Kilcher ist GIS-Verantwortlicher<br />

der Regionalwerke AG Baden und begleitet<br />

seit über 25 Jahren Gemeinden und Werke<br />

in der Umsetzung von GIS-Projekten.<br />

geoProRegio<br />

c/o Regionalwerke AG Baden<br />

Haselstrasse 15<br />

CH-5401 Baden<br />

Tel. 056 200 22 22<br />

Fax 056 200 22 99<br />

rwb@geoproregio.ch<br />

www.geoproregio.ch<br />

SKR 2/10 51


<strong>IT</strong>-<strong>SOLUTIONS</strong> Geografi sche, Netzwerk- und Landinformationssysteme<br />

Geo-Informations-System MobiGIS der Mobiliar<br />

Meilenstein in der Risikoerkennung<br />

von Markus Hostmann*<br />

Neue Grundlage für Prävention und Risikobeurteilung: Das Geo-Informations-System MobiGIS fasst als einziges<br />

System der Schweiz die kantonalen Gefahrenkarten zusammen und verknüpft sie mit Versicherungsdaten.<br />

Ein Drittel aller Versicherungsschäden<br />

wird heute durch wetterbedingte Naturkatastrophen<br />

ausgelöst, Tendenz steigend.<br />

Das Uno-Umweltprogramm Unep<br />

sagt voraus, dass die Häufi gkeit von Naturkatastrophen<br />

jährlich um fünf Prozent<br />

zunehmen wird. Jahrhunderthochwasser<br />

werden zu Jahrzehntereignissen, Jahrzehntereignisse<br />

zu jährlichen Ereignissen.<br />

Auch die Mobiliar stellt sich auf diese Veränderungen<br />

ein. «Wir wollen uns aber<br />

nicht einfach aus den gefährdeten Gebieten<br />

zurückziehen oder die Prämien massiv<br />

erhöhen», sagt Bruno Spicher, Leiter<br />

Gross- und Spezialgeschäft der Mobiliar<br />

und Mitentwickler des neuen Geo-Informations-Systems<br />

MobiGIS. «Wir wollen<br />

Schäden möglichst vermeiden.»<br />

Vernetze Informationen<br />

Mit MobiGIS verbessert sich die Mobiliar<br />

auf einen Schlag auf verschiedenen Ebenen:<br />

Risiken lassen sich einfacher erkennen,<br />

die Prävention verbessern und die<br />

Schäden gezielter bearbeiten. Neu an<br />

MobiGIS sind nicht die Informationen,<br />

sondern deren Verbindungen miteinander:<br />

Auf einen Blick wird klar, welche Kunden<br />

in gefährdeten Gebieten leben und<br />

wie gross das Schadenpotenzial ist. Ein<br />

Jahrhunderthochwasser in Luzern, Locarno<br />

oder Sion? Mit wenigen Klicks wird<br />

ersichtlich, welche Kunden gefährdet und<br />

wie sie versichert sind. Und für die Gemeinde<br />

kann mittels Hochrechnung aufgezeigt<br />

werden, mit welchem Schadenausmass<br />

sie rechnen muss.<br />

MobiGIS ist das erste System, das die kantonalen<br />

Gefahrenkarten zusammenfasst.<br />

Nicht einmal der Bund hat bislang ein solches<br />

Tool; das föderalistische System in<br />

der Schweiz dürfte der Grund dafür sein.<br />

Bis MobiGIS vor wenigen Monaten starten<br />

konnte, musste denn auch viel Arbeit ge-<br />

52 SKR 2/10<br />

leistet werden: In allen 26 Kantonen<br />

mussten wir anklopfen – oft mehrmals,<br />

weil die Herausgabe der Gefahrenkarten<br />

manchmal auch eine politische Frage ist.<br />

Heute sind im MobiGIS rund 40 Prozent<br />

der Schweiz mit Gefahrenkarten abgedeckt,<br />

bis 2012 sollen es nahezu 100 Prozent<br />

sein.<br />

Voraussehbare Schäden vermeiden<br />

«Das Hauptziel von MobiGIS ist die Prävention<br />

und damit die langfristige Versicherbarkeit<br />

der Risiken, eine wichtige<br />

Voraussetzung für die Solidarität unter<br />

den Versicherten», sagt Bruno Spicher.<br />

Wenn Schäden nicht mehr zufällig passieren<br />

und voraussehbar sind – wie beispielsweise<br />

in der Berner Matte – widerspricht<br />

dies dem Versicherungsprinzip.<br />

Im Gross- und Spezialgeschäft dient Mobi-<br />

GIS der individuellen Risikobeurteilung.<br />

© Marcel Bieri<br />

Die Gewalt eines kleinen Baches: Die Langete in Eriswil BE nach dem Hochwasser im Juni 2007.<br />

Eine Person starb, es entstanden Schäden in Millionenhöhe.<br />

Liegt der Betrieb eines unserer Grosskunden<br />

in einem stark gefährdeten Gebiet,<br />

sprechen wir mit diesem über Objektschutz.<br />

Denn oft können mit kleinen baulichen<br />

Massnahmen grosse Werte geschützt<br />

und eine vorläufige Schliessung<br />

eines Geschäfts oder einer Filiale verhindert<br />

werden. Das Ziel ist denn auch, mit<br />

geeigneten Massnahmen die Gefährdung<br />

zu vermindern. Dies dient sowohl dem<br />

Kunden als auch der Mobiliar.<br />

20 Millionen für Präventionsprojekte<br />

Für das Breitengeschäft, Privatkunden also,<br />

wird MobiGIS primär zur Erkennung von<br />

besonders gefährdeten Gebieten eingesetzt.<br />

Dabei steht weniger der Schutz von<br />

einzelnen Häusern, sondern die Breitenwirkung<br />

im Vordergrund. In solchen Gegenden<br />

versucht die Mobiliar, regionale Präventionsmassnahmen<br />

anzustossen (z. B.<br />

Hochwasserschutz). Als Marktleaderin und


Die Technologie<br />

MobiGIS basiert auf der ArcGIS-Technologie<br />

und besteht aus einer Web-<br />

Anwendung und einem Desktop-GIS<br />

für Spezialauswertungen. Das System<br />

wurde in Zusammenarbeit mit GEO-<br />

COM Informatik AG und geo7 erarbeitet<br />

– beide Firmen verfügen über ein<br />

grosses GIS-know-how.<br />

Know-how-Trägerin in der Sachversicherung<br />

hat die Mobiliar alles Interesse daran.<br />

Nach dem Hochwasser 2005 hat sie zwecks<br />

Unterstützung von Präventionsprojekten<br />

20 Millionen Franken aus dem Überschussfonds<br />

der Genossenschaft bereitgestellt.<br />

Bisher haben über 30 Projekte in der ganzen<br />

Schweiz von dieser Unterstützung profi<br />

tiert; weitere sind in Prüfung (siehe Kasten<br />

«Präventionsprojekte melden»).<br />

Dabei kann die Mobiliar einen Teil der<br />

Restkosten der Gemeinden übernehmen,<br />

damit die Projekte schneller umgesetzt<br />

werden können. Ausserdem ist die Mobiliar<br />

exklusiver Partner von Wetter-Alarm<br />

(www.wetteralarm.ch), des durch SF Meteo<br />

und den Kantonalen Gebäudeversicherungen<br />

angebotenen SMS-Frühwarnsystems.<br />

Die Mobiliar ermöglicht es zudem der<br />

Universität Bern, eine ausserordentliche<br />

Professur in der Klimafolgenforschung im<br />

Alpenraum einzurichten. Sie fi nanziert die<br />

Professur bis vorerst 2018 mit einem Ge-<br />

Geografi sche, Netzwerk- und Landinformationssysteme <strong>IT</strong>-<strong>SOLUTIONS</strong><br />

Die Schäden waren keine Überraschung. Die Gefahrenkarte zeigt entlang der Langete die höchste<br />

Gefährdung, rot. Die gelben Punkte zeigen Haushalte und Firmen.<br />

Reproduziert mit Bewilligung von swisstopo (BM100031); Naturgefahrenkarten der Gemeinde<br />

© Gemeinde(n)/Amt für Wald des Kantons Bern, Abt. Naturgefahren; GeoPost Coordinate<br />

samtbetrag von fünf Millionen Franken.<br />

Die Besetzung des Lehrstuhls ist für das<br />

Wintersemester 2010/2011 vorgesehen.<br />

Dass sich Prävention lohnt, zeigt ein Beispiel<br />

aus dem Berner Oberland: 2005 verursachte<br />

die Lütschine mit einem Abfl uss<br />

von 250 m 3 /s – ein dreihundertjährlicher<br />

Abfl uss – Schäden von 120 Mio. Franken.<br />

Nur zwei Jahre später führte die Lütschine<br />

wieder gleichviel Wasser. Schäden gab es<br />

diesmal jedoch keine. Inzwischen wurden<br />

nämlich die Dämme erhöht und verstärkt.<br />

Die Kosten für diese Massnahme: 870’000<br />

Schweizer Franken, wovon die Mobiliar<br />

118’000 Franken beigesteuert hat. Eine Investition,<br />

die sich gelohnt hat!<br />

© Peter Roth<br />

Binnenkanal Rüthi SG vor den Massnahmen:<br />

Ein gerader Kanal, welcher immer wieder zu Überschwemmungen<br />

geführt hat.<br />

© Peter Roth<br />

Diese Daten verknüpft<br />

MobiGIS miteinander:<br />

• Geodaten: Landkarten und<br />

Luftbilder der ganzen Schweiz<br />

• Naturgefahrendaten:<br />

Hochwasser, Lawinen, Steinschlag,<br />

Erdrutsch, Hagel, Erdbeben<br />

• Volkswirtschaftliche Daten:<br />

Wohnbevölkerung, Anzahl<br />

Haushalte, Gebäude<br />

• Versicherungsdaten der Mobiliar<br />

Binnenkanal Rüthi nach Umsetzung der Massnahmen:<br />

Die Mobiliar hat die Hochwasserschutz- und Revitalisierungsmassnahmen<br />

mit 420’000 Franken unterstützt.<br />

SKR 2/10 53


<strong>IT</strong>-<strong>SOLUTIONS</strong> Geografi sche, Netzwerk- und Landinformationssysteme<br />

Weil in MobiGIS auch Sachversicherungsdaten<br />

erfasst sind, lässt sich erkennen, wo<br />

welche Werte gefährdet sind – nicht nur<br />

von Mobiliar-Kunden, sondern insgesamt<br />

für ein bestimmtes Gebiet. Denn die Mobiliar<br />

versichert in der Schweiz jeden dritten<br />

Haushalt und jede dritte Unternehmung,<br />

was Hochrechnungen zulässt.<br />

Einsatz im Schadenfall<br />

Bei schweren Unwettern können die betroffenen<br />

Gebiete rasch identifi ziert werden.<br />

Wir wissen dank MobiGIS sofort, wie<br />

viele Kunden betroffen sind, können die<br />

Schadenteams zusammenstellen und unsere<br />

Kunden sofort kontaktieren. Die angezeigten<br />

Versicherungssummen erlauben<br />

zudem eine schnelle Einschätzung der Schadenhöhe.<br />

Dies ist vor allem bei grossfl ächigen<br />

Ereignissen von Bedeutung, beispielsweise<br />

bei Überschwemmungen wie in den<br />

Jahren 2005 und 2007 oder bei grossen<br />

Hagelereignissen wie am 23. Juli 2009. Bei<br />

einem grossfl ächigen Hagelschlag sind wir<br />

in der Lage zu berechnen, wie viel Fahrzeuge<br />

pro Gemeinde potentiell beschädigt<br />

sind. Dass diese Berechnungen gut mit der<br />

Realität übereinstimmen, haben die Resultate<br />

für das Hagelereignis 2009 gezeigt.<br />

54 SKR 2/10<br />

Präventionsprojekte melden<br />

Die Mobiliar unterstützt konkrete bauliche<br />

Präventionsmassnahmen wie<br />

Hochwasserschutzprojekte oder Lawinenverbauungen<br />

von Gemeinwesen, die<br />

eine schnelle Wirkung garantieren und<br />

vorausschauend sind. Der Beitrag soll<br />

den Charakter einer Anschubfinanzierung<br />

haben. Das begünstigte Gemeinwesen<br />

muss die Gefahrenkarte gemäss<br />

Auftrag des Bundes erstellt haben und<br />

Kunde der Mobiliar sein. Projekte können<br />

bei der für das Gebiet zuständigen Generalagentur<br />

der Mobiliar zur Prüfung eingegeben<br />

werden.<br />

www.mobi.ch<br />

Für Gefahrenkarten dient MobiGIS gleichzeitig<br />

als Qualitätstest: So kann nach einem<br />

Schadenereignis überprüft werden,<br />

ob die Schäden tatsächlich in den gefährdeten<br />

Zonen eingetreten sind.<br />

Auswertungen für Gemeinden<br />

MobiGIS ist ein internes Tool der Mobiliar,<br />

welches sie aber nicht nur für ihr eigenes<br />

Geschäft einsetzt. Auf Anfrage macht sie<br />

auch Spezialauswertungen für Dritte, etwa<br />

für Gemeinden, Kantone und den Bund<br />

oder grosse nationale Unternehmen. Zum<br />

Beispiel für Höchstschadenschätzungen,<br />

damit eine Gemeinde weiss, mit welchem<br />

Schadenausmass sie rechnen muss. Oder<br />

um Schutzmassnahmen zu prüfen. So<br />

können die Kosten eines Projektes ins Verhältnis<br />

zum Nutzen, also der Schadenvermeidung,<br />

gesetzt werden.<br />

«MobiGIS ist die kompletteste Geo-Informations-Applikation<br />

in der Versicherungsbranche<br />

weltweit, die ich kenne», sagt<br />

Andreas Siebert, der das Projekt begleitet<br />

hat. Er muss es wissen: Als Leiter Geospatial<br />

Solutions beim Rückversicherer Münchener<br />

Rück befasst er sich täglich mit solchen<br />

Themen und hat einen guten globalen<br />

Vergleich in der Branche.<br />

www.mobi.ch/infomobigis | info@mobi.ch<br />

* Markus Hostmann, Dr. sc. ETH Zürich, ist<br />

Projektleiter von MobiGIS und hat das<br />

Tool mitentwickelt. Er arbeitet als Risk<br />

Management Berater bei der Protekta<br />

Risiko-Beratungs-AG, einer Tochtergesellschaft<br />

der Schweizerischen Mobiliar<br />

Versicherungsgesellschaft.<br />

D E R G E S A M T E B I L D U N G S M A R K T U N T E R E I N E M D A C H<br />

27. bis 29. Oktober 2010 Messe Basel<br />

Zukunft<br />

Bildung<br />

www.worlddidacbasel.com<br />

Sehen, testen, vergleichen und netzwerken: Das<br />

bietet Ihnen die WORLDDIDAC Basel 2010. Wie<br />

wird sich Bildung in der Zukunft weiterentwickeln?<br />

Welche Trends beherrschen das Lernen von<br />

Morgen? Mehr als 400 Aussteller aus aller Welt<br />

präsentieren vom 27. bis 29. Oktober 2010 ihre<br />

neusten Lehr- und Lernmittel. Bildungstrends und<br />

aktuelles Wissen werden in Workshops und<br />

Fachreferaten vermittelt und garantieren einen<br />

lehrreichen Messebesuch. Überzeugen Sie sich<br />

selbst und sehen Sie den gesamten Bildungsmarkt<br />

unter einem Dach.<br />

Willkommen auf der WORLDDIDAC Basel 2010.


SuisseID:<br />

Steuererklärung und Strafregisterauszug<br />

online erledigen<br />

von Lucia Uebersax<br />

Im Mai 2010 lanciert das Staatssekretariat für Wirtschaft SECO die SuisseID. Das erste standardisierte Produkt<br />

für einen sicheren elektronischen Identitätsnachweis in der Schweiz leistet damit einen wesentlichen Beitrag<br />

für die Umsetzung effi zienter E-Government-Prozesse, vertrauenswürdiger E-Commerce-Transaktionen und<br />

sicherer Zugangskontrollen. Unternehmungen, welche die SuisseID für ihre Web-Applikationen einsetzen wollen,<br />

können sich jetzt unter www.suisseid.ch bewerben. Das SECO unterstützt geeignete Pionierprojekte mit<br />

einer Anschubfi nanzierung. Auch den Käufern kommt ein Unterstützungsbetrag zu Gute.<br />

Im Rahmen der dritten Stufe der Stabilisierungsmassnahmen<br />

von total 400 Millionen<br />

Franken hat der Bundesrat letzten<br />

Sommer entschieden, 25 Millionen Franken<br />

in die Entwicklung des elektronischen<br />

Wirtschaftsraumes zu investieren. Davon<br />

stehen 17 Millionen Franken für die vergünstigte<br />

Erstabgabe der SuisseID an<br />

natürliche Personen zur Verfügung. Mit<br />

der SuisseID startet die Schweiz diesen<br />

Frühling endgültig in das digitale Zeitalter<br />

und legt damit einen Meilenstein im E-<br />

Government. «Die Qualität und Leistungsfähigkeit<br />

von E-Government entwickelt<br />

sich zu einem wichtigen Faktor der Standortattraktivität<br />

von Städten, Regionen<br />

und Ländern», hielt Eric Scheidegger vom<br />

Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) in<br />

seinem Referat an den Info Society Days in<br />

Bern fest. Die Info Society Days beleuchteten<br />

vom 9. bis 10. März 2010 im Rahmen<br />

des Swiss E-Government Forums Themen<br />

rund um E-Government und machten<br />

deutlich: E-Government ist in einer Phase,<br />

in der umgesetzt wird. Prozesse werden<br />

immer öfter verwaltungsübergreifend<br />

gestaltet und Verwaltungen werden immer<br />

mehr als bürger- und wirtschafsnahes<br />

Dienstleistungszentrum organisiert.<br />

Zusätzlichen Schub erhält E-Government<br />

durch die beschleunigte Einführung von<br />

SuisseID dieses Jahres. So kamen die Info-<br />

SocietyDays 2010 gerade richtig. Sie zeigten<br />

Trends und Entwicklungen in der Informations-<br />

und Kommunikationslandschaft<br />

von morgen und leisteten damit einen<br />

wichtigen Beitrag, um Entscheide in die<br />

richtige Richtung zu lenken. Denn fest<br />

steht: E-Government steht für einen modernen<br />

und innovativen Staat.<br />

Sicheren elektronischen<br />

Identitätsnachweis<br />

Die SuisseID-Karte vereint gleich zwei<br />

wichtige Funktionen: Einerseits den elektronischen<br />

Identitätsnachweis einer Person<br />

und andererseits die rechtsgültige<br />

elektronische Signatur dieser Person. Die<br />

SuisseID ist das erste standardisierte Produkt<br />

für einen sicheren elektronischen<br />

Identitätsnachweis in der Schweiz. Geschäfte<br />

können von Privatpersonen zu<br />

Firmen, von Firmen untereinander sowie<br />

vom Bürger zur Verwaltung direkt über<br />

das Netz abgeschlossen werden. Dies bedeutet:<br />

Die Einreichung der Steuererklärung<br />

oder das Anfordern eines Strafregisterauszuges<br />

soll künftig direkt über<br />

das Web möglich sein. Für Bürger und<br />

Unternehmen bedeutet dies einen vereinfachten<br />

Zugang zum Staat: Verwaltungsleistungen<br />

können sieben Tage die<br />

Woche, 24 Stunden am Tag, frei von<br />

Büroöffnungszeiten und Lokalitäten online<br />

bezogen werden. Der grosse Nutzen<br />

der SuisseID liegt für die Volkswirtschaft<br />

in der hohen Transaktionssicherheit im<br />

Die SuisseID ist das erste standardisierte<br />

Produkt für einen sicheren elektronischen<br />

Identitätsnachweis in der Schweiz<br />

SuisseID E-GOVERNMENT<br />

elektronischen Geschäftsverkehr sowie in<br />

der Zeitersparnis.<br />

Ab Mai 2010 wird die SuisseID in Form einer<br />

Chipkarte oder eines USB-Sticks für<br />

jede natürliche Person erhältlich sein. Anerkannte<br />

Anbieter sind QuoVadis Trustlink<br />

Schweiz AG in Zusammenarbeit mit<br />

Trüb AG, Die Schweizerische Post/Swiss-<br />

Sign AG und das Bundesamt für Informatik<br />

und Telekommunikation (B<strong>IT</strong>). Der<br />

Erwerb der SuisseID wird vom Bund bis<br />

Ende 2010 beziehungsweise so lange Vorrat<br />

mit einem Betrag von CHF 65 einmalig<br />

subventioniert.<br />

Pionierprojekte bitte melden<br />

Das SECO sucht derzeit Unternehmen<br />

und Institutionen, die den Zugriff auf ihre<br />

Web-Applikation mit der SuisseID sichern<br />

wollen und unterstützt geeignete Pionierprojekte<br />

im Jahr 2010 mit einer Anschubfi<br />

nanzierung. Interessierte Unternehmen<br />

können sich direkt unter www.<br />

suisseid.ch melden und fi nden dort detaillierte<br />

Angaben zu den Bewertungskriterien<br />

und zum Bewerbungsprozess.<br />

In den letzten Monaten hat das SECO eine<br />

technische Standardlösung für die SuisseID<br />

entwickelt, die auf internationalen Standards<br />

basiert. Weiter wird im Frühjahr<br />

2010 ein Tool-Kit mit standardisiertem<br />

Login für die SuisseID Schnittstelle zur<br />

Applikation eines Lösungsanbieters (Bank,<br />

E-Shop etc.) zur Verfügung gestellt. Anwender,<br />

die sich nicht als Pionierprojekt<br />

bewerben, können dennoch mit Hilfe der<br />

technischen Spezifi kation und des zur Verfügung<br />

gestellten Tool-Kits SuisseID fähige<br />

Lösungen entwickeln.<br />

SKR 2/10 55


aincom.ch<br />

eGovWeb für öffentliche<br />

Verwaltungen<br />

eGovWeb ist die modulare <strong>IT</strong>-Gesamtlösung von Ruf. Durchgängige<br />

Geschäftsprozesse ermöglichen eine umfassende Zusammenarbeit.<br />

Personen, Unternehmen und Organisationen wird ein unkomplizierter<br />

Zugang zu öffentlichen Leistungen ermöglicht.<br />

eGovWeb – ein übergreifender Lösungsansatzvon Ruf.<br />

Alle Lösungen der Ruf Gruppe<br />

werden in der Schweiz<br />

entwickelt und hergestellt.<br />

Ruf Gruppe, Rütistrasse 13, 8952 Schlieren, www.ruf.ch, info@ruf.ch, Tel. 044 733 81 11


«Die SuisseID ist quasi ein offi zieller elektronischer<br />

Identitätsnachweis für die heutige elektronische Welt»<br />

Eben wurde der neue biometrische Schweizerpass lanciert, jetzt<br />

kommt die SuisseID-Karte. Was ist das?<br />

Christian Weber: Die SuisseID ist der erste standardisierte elektronische<br />

Identitätsnachweis der Schweiz, mit dem sowohl eine<br />

rechtsgültige elektronische Signatur wie auch eine sichere Authentifi<br />

zierung möglich sind. Die Karte wird als USB-Stick oder Chipkarte<br />

lanciert und ist damit also quasi ein offi zieller elektronischer Identitätsnachweis<br />

für die heutige elektronische Welt.<br />

Wer gibt die SuisseID ab?<br />

Weber: Sie wird ausschliesslich von anerkannten Zertifi katsanbietern<br />

nach einer vorgängigen Identitätsprüfung des Antragstellers<br />

vergeben – ähnlich wie bei der Beantragung herkömmlicher Reisedokumente.<br />

Sie ist aber kein Ersatz für die ID-Karte oder den Pass<br />

und auch kein klassischer Reiseausweis.<br />

Was kann diese neue Karte?<br />

Weber: Privatpersonen können mit der SuisseID ihre Geschäfte mit<br />

Firmen und Verwaltungen direkt und sicher über das Internet oder<br />

per E-Mail abschliessen.<br />

Wie geht das?<br />

Christian Weber ist Leiter<br />

E-Government für KMU<br />

beim Staatssekretariat<br />

für Wirtschaft SECO<br />

Weber: Die SuisseID hat prinzipiell 3 Funktionalitäten. Erstens dient<br />

sie als elektronischer Identitätsnachweis. Mit ihr können elektronische<br />

Dienstleistungen in Anspruch genommen werden, die eine<br />

sichere Identifi zierung der Nutzer bzw. Kunden voraussetzen.<br />

Zweitens gewährt die SuisseID eine qualifi zierte elektronische Signatur.<br />

Damit lassen sich Dokumente elektronisch unterschreiben.<br />

Diese so genannte digitale Signatur ist fälschungssicher und gesetzlich<br />

der eigenhändigen Unterschrift gleichgestellt.<br />

Drittens wird die neue Karte Transparenz über geschäftsrelevante<br />

Eigenschaften von Personen schaffen, sobald die entsprechenden<br />

Register und Verzeichnisse umgerüstet sind.<br />

Was bedeutet letzterer Punkt?<br />

Weber: Personen, die in Berufs- oder anderen Registern und Verzeichnissen<br />

aufgeführt sind, können künftig diese Eigenschaften mit Hilfe<br />

der SuisseID gegenüber Dritten eindeutig und zweifelsfrei nachweisen.<br />

Was muss man sich darunter konkret vorstellen?<br />

SuisseID E-GOVERNMENT<br />

Der elektronische Geschäftsverkehr hat ein immenses Potenzial. Limitierend wirkt sich jedoch bislang die schwierige digitale<br />

Identifi kation beziehungsweise fehlende Signaturmöglichkeit aus. Der Bundesrat forciert im Rahmen der 3. Stufe der konjunkturellen<br />

Stabilisierungsmassnahmen die Einführung der SuisseID. Laut Projektleiter Christian Weber wird damit eine elementare<br />

Grundlage für die effi ziente Anwendung von E-Government und E-Economy geschaffen.<br />

Weber: Eine Person wird damit Funktionsnachweise wie Handlungsvollmachten<br />

(«ist Prokurist»), Mitgliedschaften bei Organisationen<br />

(«tritt im Namen von A auf»), berufl iche Qualifi kationen («hat eine<br />

Berufsbewilligung als Arzt») und vieles mehr beweisen können.<br />

Welche hauptsächlichen Einsatzgebiete sehen Sie für SuisseID?<br />

Weber: Sie vereinfacht den Online-Kontakt zwischen Privatpersonen,<br />

Unternehmen und öffentlichen Verwaltungen. Unternehmen,<br />

welche die SuisseID in ihre Web-Applikation integrieren,<br />

schaffen damit einen erheblichen Mehrwert für ihr Unternehmen<br />

und ihre Kunden. Wo dies wünschenswert ist, kann künftig auf den<br />

persönlichen Kontakt verzichtet werden, weil durch die SuisseID die<br />

Person eindeutig und sicher identifi ziert werden kann.<br />

Können Sie dazu praktische Anwendungsbeispiele geben?<br />

Weber: Man kann beispielsweise einen Strafregisterauszug elektronisch<br />

bestellen und muss nicht mehr persönlich am Schalter erscheinen<br />

oder einen handschriftlich unterzeichneten Antrag einreichen.<br />

Für Unternehmen besonders interessant ist, dass Verträge nun nach<br />

Obligationenrecht elektronisch unterzeichnet werden können.<br />

Wie sicher ist die Karte, wenn sie gestohlen wird oder verloren geht?<br />

Weber: Die SuisseID arbeitet nach einem im Bundesgesetz über die<br />

elektronische Signatur (ZertES) klar defi nierten Verfahren und kann<br />

ähnlich der Bankkarte nur mit einem persönlichen PIN-Code genutzt<br />

werden.<br />

Im Internet werden keine Spuren hinterlassen. Die SuisseID stellt<br />

ein in sich geschlossenes System dar. Es hinterlässt keine Spuren auf<br />

dem Gast-Computersystem, da weder ein direkter Zugriff erfolgt<br />

noch Daten zwischengespeichert werden.<br />

SKR 2/10 57


E-GOVERNMENT<br />

SuisseID<br />

«Diese so genannte digitale Signatur<br />

ist fälschungssicher und gesetzlich der<br />

eigenhändigen Unterschrift gleichgestellt»<br />

Ein Kartenverlust muss unverzüglich dem jeweiligen SuisseID-Anbieter<br />

gemeldet werden. Dieser veranlasst dann die notwendige sogenannte<br />

Revozierung. Ähnlich wie beim Verlust der Bank- oder Kreditkarte<br />

wird darauf die betreffende SuisseID sofort gesperrt.<br />

Was kostet SuisseID und wo kann sie erworben werden?<br />

Weber: Der Bund gewährt kaufwilligen Privatpersonen bis Ende<br />

2010 beziehungsweise so lange Vorrat einen einmaligen Rabatt von<br />

CHF 65.- auf die SuisseID-Karte. Die genauen Konditionen und Bezugsmöglichkeiten<br />

geben die Anbieter. Die entsprechenden Adressen<br />

sind auf der Website www.suisseid.ch aufgeführt.<br />

Inwiefern sind nun auch Firmengründungen voll elektronisch bei<br />

allen nötigen Amtsstellen möglich?<br />

Weber: Die SuisseID alleine ermöglicht noch keine voll elektronische<br />

Firmengründung. Sie schafft aber auf Seiten des Firmengründers und<br />

58 SKR 2/10<br />

Zur Person<br />

Christian Weber ist Leiter E-Government für KMU beim<br />

Staatssekretariat für Wirtschaft SECO. In dieser Funktion<br />

ist er Mitglied des Expertenrates der E-Government-Strategie<br />

Schweiz. Im Rahmen der dritten Stufe konjunktureller<br />

Stabilisierungsmassnahmen leitet Christian Weber<br />

das Teilprojekt SuisseID. Der Schwerpunkt liegt in der Realisierung<br />

fundamentaler Komponenten, die für einen<br />

funktionierenden und vertrauenswürdigen elektronischen<br />

Wirtschaftsraum in der Schweiz unverzichtbar sind.<br />

des Notars die Voraussetzungen dazu. Mit der SuisseID kann der<br />

Firmengründer die notwendigen Dokumente rechtsgültig signieren<br />

und der Notar kann – wo notwendig – elektronisch beglaubigen. Zusätzlich<br />

müssen sich nun die Behörden, vor allem die Handelsregister,<br />

für elektronische Anmeldungen fi t machen. Das ist keine grosse Sache<br />

mehr, sie liegt aber ausserhalb des Bereichs unseres Projekts.<br />

BLOG<br />

SOCIAL-MEDIA-PLATTFORMEN<br />

HERAUSFORDERUNG FÜR ARBE<strong>IT</strong>GEBER UND DATENSCHUTZ<br />

Lesen Sie den Beitrag auf den Seiten 18–21<br />

und beteiligen Sie sich an der Diskussion auf:<br />

Social Medien boomen und stellen für Arbeitgeber<br />

blog.fachpresse.com<br />

eine grosse Herausforderung dar. Viele Schweizer<br />

Unternehmen und Verwaltungen haben<br />

Community-Seiten und Dating-Plattformen<br />

bereits gesperrt, um das private Surfen während<br />

der Arbeitszeit zu unterbinden und wirtschaftliche<br />

Verluste zu vermeiden.<br />

Wie soll die Nutzung von Facebook & Co. am<br />

Arbeitsplatz geregelt sein? Reicht der Appell an<br />

die Arbeitsmoral oder braucht es Reglemente<br />

oder gar Sperren?<br />

Beteiligen Sie sich an der Diskussion<br />

im SKR-Blog !<br />

das schweizerische Informationsportal über Marktleistungen für Bund, Kantone und Gemeinden


Die neue ID ermöglicht Bürgerinnen und<br />

Bürgern in Zukunft sichere Transaktionen<br />

über den Online-Schalter ihrer Wohngemeinde<br />

abzuwickeln. Zudem können Behördenmitglieder<br />

von einer geschützten<br />

Zusammenarbeit über das Portal profi tieren.<br />

Ruf wird ihren Kunden die Einsatzmöglichkeit<br />

noch im Laufe dieses Jahres<br />

zur Verfügung stellen.<br />

Die SuisseID wird im Mai im Schweizer<br />

Markt lanciert. Vom neuen Standard profitieren<br />

Softwarelösungsanbieter beim<br />

Identitätsnachweis und bei der elektronischen<br />

Unterschrift. Das unter Federführung<br />

des Staatssekretariats für Wirtschaft<br />

(SECO) lancierte System, ist für jedermann<br />

erhältlich. Der Bund subventioniert pro ID<br />

65 Franken des Kaufpreises und unterstützt<br />

geeignete Pionierprojekte von Anbietern.<br />

eGovWeb Online-Schalter<br />

erhält zusätzlichen Anschub<br />

Die Ruf Informatik AG wurde mit ihrem<br />

Projekt «Digitaler Behördengang für Einwohnerinnen<br />

und Einwohner» vom SECO<br />

ausgezeichnet. Die gewährte Unterstützung<br />

fl iesst vollumfänglich in den neuen<br />

«eGovWeb Online-Schalter» für elektronische<br />

Behördengänge ein. Für Transaktionen<br />

wie Ausweisbescheinigung, Zivilstand,<br />

Geburt, Todesfall, Wohnen und Umziehen<br />

wird ein persönliches Erscheinen am Schalter<br />

oder ein handschriftliches unterzeichnen<br />

eines Antragsdokuments nicht mehr<br />

nötig sein. Diese Dienstleistungen werden<br />

webbasiert über den «eGovWeb Online-<br />

Schalter» von Ruf angeboten und unterstützen<br />

die Gemeindeverwaltungen in ihren<br />

Prozessen.<br />

Behördenmitgliedern<br />

wird Arbeit vereinfacht<br />

Weiter werden Behördenmitglieder, Kommissionen<br />

und spezielle Arbeitsgruppen<br />

von diesem Projekt profitieren. SuisseID<br />

wird so in die Web-Applikation integriert,<br />

dass sich Mitglieder über den neuen<br />

SuisseID E-GOVERNMENT<br />

Sicherer digitaler Behördengang<br />

bald Realität<br />

Das SECO hat den «eGovWeb Online-Schalter» der Ruf Informatik AG als eines der ersten Pionierprojekte für<br />

den Einsatz der SuisseID ausgewählt.<br />

Ruf Informatik AG<br />

Ruf Informatik AG ist ein Unternehmen<br />

der Ruf Gruppe mit Sitz in Schlieren und<br />

weiteren vier Standorten in der deutsch-<br />

und französischsprachigen Schweiz. Weltweit<br />

setzen Kunden auf <strong>IT</strong>-Gesamtlösungen<br />

für öffentliche Verwaltungen, Fahrgastinformationssysteme<br />

im öffentlichen<br />

Verkehr und Digital Signage in Gebäuden.<br />

Das Schweizer Unternehmen gehört zu<br />

den führenden Anbietern für Informationstechnologie.<br />

«eGovWeb Online-Schalter» eindeutig und<br />

sicher identifi zieren (authentisieren) lassen.<br />

Dokumente können auf diese Art und<br />

Weise nach Obligationenrecht unterzeichnet<br />

werden und die Transparenz über geschäftsrelevante<br />

Eigenschaften von Personen<br />

ist gewährleistet. Das Portal ermöglicht<br />

die Zusammenarbeit an Dokumenten<br />

und Projekten in frei defi nierbaren Gruppen.<br />

Der Zugriff wird jederzeit und von<br />

überall her ohne spezielle Software gewährleistet<br />

sein.<br />

Die beste Lösung für E-Government<br />

«Man sollte das Potenzial des Föderalismus<br />

nutzen und den Gemeinden und<br />

Kantonen die Möglichkeit geben, kreativ<br />

zu arbeiten. Der schweizerische Föderalismus<br />

ist ein lebendiges Labor. Man kann<br />

Sachen darin ausprobieren. Kann anwenden<br />

und nimmt danach die beste Lösung.»<br />

führt Christian Weber, Leiter E-Government<br />

für KMU bei SECO aus. Weitere Informationen<br />

zu SuisseID unter: www.suisseid.ch<br />

Ruf Informatik AG<br />

Rütistrasse 13<br />

CH-8952 Schlieren<br />

Tel. 044 733 82 78<br />

Fax 044 733 82 58<br />

info@ruf.ch<br />

www.ruf.ch<br />

SKR 2/10 59


E-GOVERNMENT<br />

SuisseID<br />

Die SuisseID der Post<br />

– die günstigste Lösung<br />

Die SuisseID ist die erste standardisierte schweizerische digitale Identität. Sie ist bei der Post für Nettoauslagen<br />

von von 39 Franken (104 Franken minus Subvention vom Bund von 65 Franken) inklusive Signatursoftware erhältlich<br />

und macht es möglich, sich auf elektronischem Weg zu identifi zieren und Dokumente rechtsgültig zu<br />

unterzeichnen. Unternehmen können damit Zugangsberechtigungen regeln und die Funktion der Signatur in<br />

komplexe Geschäftsprozesse integrieren und so rascher abwickeln.<br />

Die Übermittlung von Informationen und<br />

das Ermöglichen von sicheren Transaktionen<br />

ist Kerngeschäft der Post. Im Netz<br />

braucht es dafür eine digitale Identität. Für<br />

die Post ist die SuisseID ein Schlüssel für die<br />

Verbindung von physischen und elektronischen<br />

Dienstleistungen im Bereich der<br />

Geschäftskorrespondenz. SwissSign, ein<br />

Unternehmen der Schweizerischen Post,<br />

bietet die Post SuisseID ab sofort an. Sie<br />

hat dafür ihr PostZertifi kat gemäss Vorgaben<br />

des Bundes weiter entwickelt. Die<br />

Bestellung der Post SuisseID, die die Post<br />

zu einem Nettopreis von 39 Franken (inklusive<br />

Subvention des Bundes) für ein Jahr<br />

anbietet, erfolgt wie beim PostZertifi kat<br />

über das Internet. Die für den Bezug der<br />

digitalen Identität erforderliche Identifi kation<br />

ist persönlich auf der Poststelle vorzunehmen.<br />

Die SuisseID wird auf dem Postweg<br />

versandt. Inhaber der SuisseID können<br />

sich im Internet sicher und korrekt ausweisen<br />

und sind rechtlich voll handlungsfähig.<br />

Die Post SuisseID enthält neben dem Identitätsnachweis<br />

auch den digitalen Kugelschreiber<br />

respektive eine speziell auf die<br />

60 SKR 2/10<br />

SuisseID optimierte Signatursoftware. Mit<br />

der Signatursoftware SwissSigner 10, die<br />

im Einzelankauf 99 Franken kosten würde<br />

(und bei der Post SuisseID enthalten ist),<br />

lassen sich Dokumente sehr einfach digital<br />

und damit rechtsgültig unterschreiben.<br />

Eine Identität – drei Varianten<br />

Die Post SuisseID ist je nach Verwendungszweck<br />

in drei Ausprägungen verfügbar: als<br />

Chipkarte, als normaler USB-Stick oder als<br />

SwissStick, ein Stick mit zusätzlichen Applikationen.<br />

Der SwissStick ist die Plug-andplay-Lösung<br />

der Schweizerischen Post, die<br />

einen geschützten Browser, die Signatursoftware<br />

SwissSigner 10 und weitere Applikationen<br />

auf einem sicheren USB-Stick<br />

integriert. Der SwissStick vereint ideal die<br />

Post SuisseID mit Sicherheit, Komfort und<br />

Funktionalität. Der SwissStick ist auf jedem<br />

Windows oder Mac Computer mobil<br />

einsetzbar und hinterlässt nach dem Gebrauch<br />

keine Spuren. Der automatische<br />

Update Service garantiert, dass der Funktionsumfang<br />

des SwissSticks immer den<br />

aktuellen Bedürfnissen des Nutzers entspricht.<br />

So kann dieser zum Beispiel ein<br />

PDF digital unterzeichnen, mit sicherem E-<br />

Mail versenden und dafür eine Quittung<br />

der Post beziehen. Für Unternehmen kann<br />

der SwissStick mit individuellen Applikationen<br />

erweitert werden.<br />

Sichere und schnelle<br />

Geschäfte<br />

Geschäftsprozesse sind effi zienter, wenn<br />

sie elektronisch abgewickelt werden, seien<br />

es interne Administrationsprozesse oder<br />

E-Commerce mit Geschäftspartnern und<br />

Kunden. Doch digitale Prozesse sind erst<br />

sicher, wenn sich die Beteiligten eindeutig<br />

identifi zieren lassen – vor allem im Internet.<br />

Die nötige Identifikationslösung zu<br />

entwickeln und zu betreiben, ist allerdings<br />

aufwändig. Entwicklung, Softwarelizenzen,<br />

die Distribution von Sicherheitselementen<br />

wie Lesegeräten oder Codelisten<br />

und der Support der Nutzer kosten viel<br />

Geld. Seit Mai 2010 gibt es jetzt aber eine<br />

perfekte Standardlösung: die SuisseID. Sie<br />

ist der voll entwickelte und sichere elektronische<br />

Identitätsausweis der Schwei zerischen<br />

Eidgenossenschaft. Die Schweizerische<br />

Post, als Marktführer für Personenzertifi<br />

kate, ist zertifi zierter Herausgeber<br />

der SuisseID. Mit der Post SuisseID weisen<br />

sich natürliche Personen im digitalen Geschäftsverkehr<br />

aus, leisten eine rechtsgültige<br />

Unterschrift oder legitimieren sich als<br />

berechtigter Nutzer von Diensten.<br />

www.post.ch/suisseid<br />

SwissSign AG<br />

Sägereistrasse 25<br />

Postfach<br />

CH-8152 Glattbrugg<br />

Tel. 044 838 36 00<br />

Fax 043 344 88 10<br />

www.swisssign.com


Interview mit Adrian Humbel,<br />

CEO SwissSign<br />

Adrian Humbel ist Geschäftsführer<br />

der SwissSign AG, einer 100%<br />

Konzerngesellschaft der<br />

Schweizerischen Post<br />

Wo sehen Sie für Behörden die<br />

Chancen beim Erwerb einer<br />

SuisseID?<br />

Wer Behörden- und Geschäftsprozesse<br />

im Internet effektiv<br />

nutzen will, muss sich in Zukunft<br />

im Netz eindeutig und sicher<br />

identifi zieren können, sei dies für Vorgänge im Verwaltungsumfeld<br />

(Behördenportale) oder bei der Nutzung von Dienstleistungen über<br />

das Internet (Software as a Service). Aus einer ganzen Palette von<br />

E-Government Lösungsmöglichkeiten möchte ich drei herausgreifen:<br />

I-Web, die grösste Anbieterin für Behördenportale in der<br />

Schweiz, wird ihre Software SuisseID fähig machen. Damit ermöglicht<br />

sich für zahlreiche Kantons- Städte und Gemeindeportale die<br />

Identifi kation ihrer Bürger und Bürgerinnen via SuisseID. Weiter<br />

können via SuisseID Geschäfte über das Portal der eidgenössischen<br />

Steuerverwaltung ab 2011 vollumfänglich elektronisch abgewickelt<br />

werden. Und, ebenfalls voraussichtlich in 2011, die elektronische<br />

Abwicklung der Mehrwertsteuerabrechnung via SuisseID.<br />

Welche Prognose stellen Sie für den raschen Aufbau von funktionsfähigen<br />

e-Government-Lösungen?<br />

Dass eine ausgebaute elektronische Dienstleistungspalette für<br />

Unternehmen den Wirtschaftsstandort stärkt, liegt auf der<br />

Hand. Das haben zahlreiche Kantone, Städte und Gemeinden<br />

bereits erkannt. Zudem lassen sich viele Prozesse einfacher, effi -<br />

zienter und damit auch kostengünstiger abwickeln. Folgerichtig<br />

haben sich auch Kantone mit Anwendungsprojekten um Subventionsgelder<br />

des Bundes beworben. Die E-Government-Initiativen<br />

des Staatssekretariats für Wirtschaft richten sich gezielt<br />

auf die Befähigung, Behördenprozesse elektronisch abwickeln zu<br />

können. Wir rechnen damit, dass sich die SuisseID sukzessive bei<br />

diversen Behördenprozessen durchsetzt und damit zum unverzichtbaren<br />

Arbeitsmittel wird.<br />

Wo kann die SuisseID sonst noch eingesetzt werden?<br />

Die SuisseID bietet sich auch an für das rechtskonforme elektronische<br />

Signieren von Dokumenten. Vor allem bei Prozessen wo<br />

heute noch ein Medienbruch, elektronisches Dokument – Ausdruck<br />

– Unterschrift – Versand, besteht, ist die SuisseID von grossem<br />

Nutzen. Die Post bietet dem Post SuisseID Kunden daher<br />

auch gleich den elektronischen Kugelschreiber in Form der Signatursoftware<br />

SwissSigner 10 kostenlos an. Weitere Anwendungs-<br />

SuisseID E-GOVERNMENT<br />

möglichkeiten im kommerziellen Bereich sind zum Beispiel eindeutige<br />

Identifi kation zur Nutzung von Buchhaltungs-Software<br />

oder Dienste der Post wie z. B. IncaMail oder Swiss Post Box. Auch<br />

Anbieter von Internetbasierten Diensten (Portale, Software, Datenbanken)<br />

werden zunehmend die SuisseID als Mechanismus für<br />

die Identifi kation verwenden.<br />

Wer wird die SuisseID nun als Identifi kationsmittel im Internet<br />

voraussetzen?<br />

Für viele Portale und Dienstleistungen wird eine Identifi kation mit<br />

Benutzername respektive E-Mail-Adresse und Passwort aus Sicherheitsgründen<br />

nicht mehr lange ausreichend sein. Wir erwarten,<br />

dass viele e-Commerce Anbieter daher die SuisseID als Identifi<br />

kation unterstützen werden. Denn sie profi tieren dadurch von<br />

einer ungemein höheren Transaktionssicherheit. Für gewisse Anbieter<br />

ist eine starke Authentifi kation via SuisseID sogar unabdingbar.<br />

Beispielsweise wird die SuisseID heute bereits für die Inanspruchnahme<br />

von Software verwendet, die nur über das Internet<br />

angeboten wird und nicht mehr auf den Arbeitsplätzen installiert<br />

ist (Software as a Service). Abacus, der Anbieter von Business-<br />

Software, gewährt den Zugang und die Berechtigungen zu ihren<br />

Anwendungen bereits heute ausschliesslich per Post SuisseID.<br />

Die Post verwendet die SuisseID als Zugang zu den fi rmeneigenen<br />

Telearbeitsplätzen. Wie interessant ist das für andere Unternehmen?<br />

Das Wahren von Geschäftsgeheimnissen ist essentiell für jedes<br />

Unternehmen. Daher braucht es auch hohe Sicherheitsanforderungen<br />

für den Zugang zu Firmennetzwerken. Gegenüber den<br />

Lösungen, die im Einsatz sind, bietet der Einsatz der SuisseID<br />

diverse Vorteile. Die erzielte Sicherheit mittels Authentisierung<br />

durch die SuisseID ist deutlich höher als mit herkömmlichen Methoden.<br />

Die SwissStick Lösung der Post (mit integrierter Post<br />

SuisseID) ermöglicht die volle Kontrolle über externe Arbeitsplätze,<br />

ohne eigene Hardware (Notebooks oder PCs) verwalten<br />

zu müssen. Die Post verwendet diese Form der virtuellen Arbeitsplätze<br />

heute schon für ihre externen Mitarbeiter. Wir sind<br />

überzeugt, dass dieses Modell Schule machen wird.<br />

Mit welchen Projekten hat sich die Post beworben?<br />

Die Post hat sich mit der Swiss Post Box, ihrem elektronische<br />

Briefkasten beworben. In der personalisierten Swiss Post Box<br />

können Kunden die physische Post orts- und zeitungebunden<br />

elektronisch empfangen und bearbeiten. Die SuisseID der Post<br />

kann als Login zur persönlichen Swiss Post Box genutzt werden.<br />

IncaMail, die Lösung zur sicheren Kommunikation der Post,<br />

kann schon lange in Verbindung mit Zertifi katen genutzt werden,<br />

dies ist nun auch mit der SuisseID möglich.<br />

SKR 2/10 61


E-GOVERNMENT<br />

E-Services<br />

Direkte Transaktionen bringen deutlichen Mehrwert<br />

eServices: Neuer Zugang<br />

über umfassendes ePortal<br />

Seit mehreren Jahren bietet die VRSG im Bereich der Steuern erfolgreich eServices an. Sie baut das Angebot laufend<br />

aus. Ab Mai 2010 bietet sie eine eigene eGovernment-Plattform, ein ePortal, zur Abwicklung von Geschäftsfällen<br />

mit direkten Transaktionen zwischen VRSG-Fachapplikationen und der Bevölkerung an. Die eServices der<br />

VRSG bringen sowohl den Bürgerinnen und Bürgern als auch den Verwaltungen mehr Komfort und Entlastung.<br />

eServices, eGovernment, Bürgerportal,<br />

ePortal – die Begriffe sind verschieden,<br />

doch sie zielen inhaltlich alle in dieselbe<br />

Richtung: Die Bevölkerung soll Dienstleistungen<br />

der Verwaltungen rund um die<br />

Uhr direkt vom Wohnzimmer oder vom<br />

Büro aus nutzen können. Argumente der<br />

Wirtschaftlichkeit und des Komforts lassen<br />

die diesbezüglichen Erwartungen stetig<br />

steigen. Die VRSG gehört mit ihren<br />

eServices zu den führenden Anbietern im<br />

Bereich des voll integrierten eGovernments.<br />

Sie bietet ihren Kunden mit den<br />

eServices direkten Mehrwert: Wenn die<br />

Bürgerinnen und Bürger die eServices<br />

nutzen, fallen manuelle Prüfungen von<br />

Datenkonstellationen und Routine-Eingaben<br />

in den Fachapplikationen weg. Dies<br />

entlastet die Verwaltungen und ermöglicht<br />

Einsparungen.<br />

Höchste Verfügbarkeit<br />

und Datenschutz-Standards<br />

Die Einbettung der gesamten eGovernment-Plattform<br />

in die bewährte VRSG-<br />

62 SKR 2/10<br />

Infrastruktur gewährleistet Betriebssicherheit<br />

und höchste Verfügbarkeit bei<br />

bestmöglichem Datenschutz. Die Plattform<br />

lässt sich auch aus anderen Portal-<br />

Lösungen aufrufen. Dank skalierbarer<br />

Authentifizierung ist es bereits heute<br />

möglich, Sicherheitsstufen und Vertraulichkeit<br />

je nach Ansprüchen angemessen<br />

zu defi nieren – einerseits gegenüber den<br />

Bürgerinnen und Bürgern, anderseits zur<br />

Gewährleistung des Datenschutzes und<br />

zum Schutz der Systeme selbst.<br />

Fliessend von Login-Lösungen<br />

zu Zertifi katen<br />

Im Umzugsservice GUIDE – für die elektronische<br />

Abwicklung der Umzugsmodalitäten<br />

von Einzelpersonen innerhalb<br />

und zwischen den Städten St.Gallen und<br />

Zürich – wurde die Authentifi zierung auf<br />

Zertifikatsbasis technisch erprobt. Der<br />

Pilotbetrieb bestätigte die Machbarkeit<br />

mit der eingesetzten Technologie in der<br />

eGovernment-Plattform der VRSG. Die<br />

Lösung ermöglicht unterschiedliche Au-<br />

thentifi zierungsstufen und gewährleistet<br />

einen fliessenden Übergang vom gängigen<br />

Benutzer-/Passwort-Login zum<br />

Einsatz von Zertifi katen. Dies erhöht erfahrungsgemäss<br />

die Akzeptanz bei den<br />

Bürgerinnen und Bürgern: Sie haben<br />

Wahlfreiheit und können «sanft» in die<br />

elektronische Geschäftsabwicklung einsteigen.<br />

Zugleich setzen sich so automatisch<br />

mehr Nutzerinnen und Nutzer<br />

mit der Zertifi kats-Thematik auseinander,<br />

und ihre Bereitschaft, sich aus Gründen<br />

der Sicherheit für deren Nutzung zu entscheiden,<br />

steigt.<br />

Bewährte eServices<br />

Neben dem Projekt GUIDE sind die folgenden<br />

eServices seit mehreren Jahren<br />

erfolgreich im Einsatz:<br />

• Über die Lösung VRSG | ET eTaxes, die<br />

durch die VRSG betrieben wird, besteht<br />

im Kanton St.Gallen seit 2001 die Möglichkeit,<br />

die Steuererklärungsdaten<br />

elektronisch einzureichen. Der Steuerpflichtige<br />

kann die notwendige Software<br />

und seine registrierten persönlichen<br />

Angaben direkt über das Internet<br />

herunterladen. Die Steuererklärung kann<br />

im Offl ine- Modus bearbeitet und nach<br />

Abschluss elektronisch übermittelt werden.<br />

Die Steuererklärungsdaten werden<br />

medienbruchfrei in die Fachapplikation<br />

VRSG | SN neue Steuern übermittelt und<br />

stehen der Verwaltung für die Weiterbearbeitung<br />

und Veranlagung elektronisch<br />

zur Verfügung. Heute wird jede dritte<br />

Steuererklärung im Kanton St.Gallen –<br />

insgesamt über 92’000 – elektronisch<br />

eingereicht.<br />

• Der Online-Dienst VRSG | eFristverlängerung<br />

ermöglicht Privatpersonen und<br />

Einzelunternehmen, die Einreichefrist<br />

für die Steuererklärung elektronisch zu


verlängern. Im Jahr 2009 wurden in den<br />

Kantonen St.Gallen, Thurgau und Zürich<br />

über 50’000 Fristverlängerungen elektronisch<br />

bewilligt. Gesamthaft wurden<br />

über 90‘000 elektronische Anfragen online<br />

über den eService behandelt.<br />

Zusätzliche eServices<br />

im Steuerbereich vor der Einführung<br />

Einen weiteren Meilenstein bildet im Mai<br />

2010 die Einführung von VRSG | eKonto im<br />

Kanton St.Gallen und in mehreren Thurgauer<br />

Gemeinden. Über eKonto erhalten<br />

die Steuerpfl ichtigen die Möglichkeit, ihr<br />

Steuerkonto online einzusehen und verschiedene<br />

Steueranliegen rund um die Uhr<br />

zu erledigen (Buchungsanzeigen, Anträge<br />

auf Zahlungsvereinbarungen etc.).<br />

Quelle:<br />

www.e-rechnung.ch<br />

VERTRAUEN<br />

HALT EIN<br />

LEBEN LANG<br />

Zeitgleich mit der Einführung von<br />

VRSG | eKonto lanciert die VRSG ihr neues<br />

ePortal. Auf dem VRSG | ePortal werden<br />

den Bürgerinnen und Bürgern VRSG | eFristverlängerung<br />

und VRSG | eKonto sowie<br />

künftige eServices zentral bereitgestellt. Für<br />

die Nutzung der eServices auf dem ePortal<br />

ist eine zweistufi ge Anmeldung erforderlich.<br />

Der erste Schritt umfasst die Registrierung<br />

auf dem ePortal und die Zustimmung<br />

zu den Nutzungsbedingungen mit<br />

der Eingabe von vorgegebenen Attributen<br />

zur Identifi kation sowie individuellen Zugangsdaten<br />

(Benutzernamen und Passwort)<br />

bzw. der SuisseID. Die Freischaltung<br />

erfolgt aus Sicherheitsgründen erst nach<br />

der tatsächlichen Aktivierung: in einem<br />

zweiten Schritt nach Eingabe eines persönlichen<br />

Codes, den die Bürgerinnen und Bür-<br />

Die innovative <strong>IT</strong>-Partnerin für die öffentliche Hand.<br />

Über 170 Gemeinden und Kantone vertrauen auf die professionellen<br />

Informatik-Lösungen und das Servicezentrum der VRSG.<br />

VRSG | Verwaltungsrechenzentrum AG St.Gallen | www.vrsg.ch<br />

E-Services<br />

E-GOVERNMENT<br />

ger nach der Registrierung auf dem ePortal<br />

per Briefpost erhalten. Danach lassen sich<br />

alle Dienste direkt über die SuisseID oder<br />

über die vom User selbst defi nierten Zugangsdaten<br />

nutzen.<br />

Ausdehnung auf Finanzbereich<br />

und Werkslösung<br />

Im Dezember 2010 ist schliesslich im Finanzbereich<br />

und für die Werkslösung der<br />

VRSG die Einführung von VRSG | eRechnung<br />

vorgesehen. In einem ersten Schritt<br />

ist die elektronische Einspeisung von<br />

eRechnungen in die eBanking-Applikationen<br />

der Banken und/oder von PostFinance<br />

geplant. Der Rechnungsempfänger kann,<br />

sofern er im eBanking entsprechend registriert<br />

ist, die Rechnung prüfen und freigeben.<br />

Der gesamte Prozess von Druck, Verpackung<br />

über Versand der Rechnung bis<br />

zur Erfassung im eBanking entfällt.<br />

Verwaltungsrechenzentrum AG<br />

St.Gallen (VRSG)<br />

St.Leonhard-Strasse 80<br />

CH-9001 St.Gallen<br />

Tel. 071 226 83 00<br />

Fax 071 226 84 60<br />

www.vrsg.ch<br />

SKR 2/10 63


E-GOVERNMENT<br />

Behördensysteme<br />

Interoperabilität und Standards<br />

– die Herausforderungen<br />

der nächsten Jahre<br />

von Lucia Uebersax<br />

Am 23. April 2010 lud das Kompetenzzentrum Public Management und E-Government der Berner Fachhochschule<br />

zum E-Gov Fokus «Interoperabilität und Standards» ein. Referenten aus der Schweiz und Deutschland<br />

stellten die konzeptionellen Grundlagen und ihre Praxiserfahrungen vor und boten den Teilnehmenden spannende<br />

Ausführungen und einen umfassenden Einblick in die E-Government-Architektur und ihre Herausforderungen.<br />

E-Government ist in aller Munde und hat<br />

sich als Thema in den letzten Jahren weitgehend<br />

etabliert. Gemeinde, Kantone und<br />

Bund bieten bereits vielfältige Services in<br />

elektronischer Form an. Doch die entstandenen<br />

Lösungen sind nicht selten in einer<br />

Business-Silo Architektur anzutreffen, was<br />

bedeutet, die Funktionalitäten sind vorrangig<br />

nur auf eine Behörde ausgerichtet.<br />

Um E-Government-Services voranzutreiben,<br />

muss vermehrt behördenübergreifend<br />

gearbeitet werden. Die Interaktion<br />

mit benachbarten und fremden Systemen<br />

ist dabei eine unumgängliche Anforderung.<br />

Häufi g verlangt es gar ein durchgängiges<br />

Verbundsystem. Standards leisten<br />

dabei einen wichtigen Beitrag, damit<br />

Komponenten verschiedener Behörden<br />

und verschiedener föderaler Ebenen Informationen<br />

untereinander austauschen<br />

können. Doch ohne die Vereinbarung von<br />

Schnittstellen und Protokollen wird Interoperabilität<br />

eine Vision bleiben. Denn fest<br />

steht: Wer gemeinsam interagieren will,<br />

muss eine gemeinsame Basis aushandeln<br />

– also einen Standard definieren. Standards<br />

müssen die Zusammenarbeit auf<br />

technischer, organisatorischer sowie politischer<br />

Ebene sicherstellen. Die Entwicklung<br />

von Standards braucht aber Zeit. In<br />

einem stark föderal geprägten politischen<br />

System wie hierzulande fehlen häufi g einheitliche<br />

Normen und Vorgaben. Die Autonomie<br />

als eine der zentralen Stärken des<br />

Gemeindewesens stellt sich gleichzeitig als<br />

grosse Herausforderung dar. Für Prof. Dr.<br />

Andreas Spichiger, Stv. Leiter Kompetenzzentrum<br />

Public Management und E-<br />

Government der Berner Fachhochschule,<br />

ist klar: «Standardisierung im E-Government<br />

ist eine wesentliche Herausforderung,<br />

die vielen Kräften ausgesetzt ist. Die<br />

Motivation ist gross, die Handlungsfelder<br />

64 SKR 2/10<br />

Prof. Dr. Andreas Spichiger:<br />

«Standardisierung im E-Government<br />

ist eine grosse Herausforderung.»<br />

aber unüberschaubar. Statt die Situation<br />

zu vereinfachen, scheint sie immer komplexer<br />

zu werden.»<br />

Willy Müller, Projektleiter IKT-Architektur,<br />

Informatikstrategieorgan Bund (ISB) beleuchtete<br />

in seinem Referat die wichtigsten<br />

Herausforderungen und formulierte<br />

Vorschläge, wie sie angegangen werden<br />

sollten: «Die Infrastruktur muss langfristig<br />

auf Ebene Postservice ausgerichtet<br />

sein: Der Kunde wirft seinen Brief in einen<br />

x-beliebigen Briefkasten und kümmert<br />

sich nicht weiter um die Versendung und<br />

die damit verbundenen Prozesse. Dies soll<br />

dank behördenübergreifender Interoperabilität<br />

und klar defi nierten Standards<br />

erreicht werden». Eine solche «Zukunftsarchitektur»<br />

braucht aber Infrastruktur.<br />

Ein wichtiger Schritt, so Müller, sei die<br />

durchgängige elektronische Identität, wie<br />

sie mit der SuisseID wohl komme.<br />

Referent Dr. Federico Flueckiger vom Eidgenössischen<br />

Finanzdepartement sprach<br />

Willy Müller:<br />

«E-Government-Architektur Schweiz<br />

– Herausforderungen der nächsten Jahre.»<br />

vom Spannungsfeld, in dem sich die Entwicklung<br />

der Standardisierung und Interoperabilität<br />

im Eidgenössischen Finanzdepartement<br />

befi ndet. Seit langem fordere<br />

die Verordnung als Verbesserung der Effi zi-<br />

Dr. Federico Flueckiger:<br />

«Die gegenwärtig laufende Einrichtung<br />

eines Bundes-Standardarbeitsplatzes führt<br />

in unserem Departement die vielfältigsten<br />

Probleme vor Augen, deren Lösung uns<br />

die nächsten Jahre beschäftigen wird.»


Beat Siegrist und Raphael Mettan:<br />

«Der Austauschstandard eCH-0039 für Dossiers<br />

und Dokumenten ist ein priorisiertes Vorhaben<br />

der E-Government Strategie Schweiz und stellt<br />

eine wichtige Grundlage für die Interoperabilität<br />

im elektronischen Behördenverkehr dar.»<br />

enz und Interoperabilität eine Klärung des<br />

Umgangs mit Leistungen, die von verschiedenen<br />

Verwaltungseinheiten in gleicher<br />

oder ähnlicher Form beansprucht werden.<br />

Die Realisierung des brachliegenden Synergiepotentials<br />

soll insbesondere die Interoperabilität<br />

und Modularisierung verbessern.<br />

«Die in diesem Sinne gegenwärtig<br />

laufende Einrichtung eines Bundes-Standardarbeitsplatzes<br />

führt in unserem Departement<br />

die vielfältigsten Probleme vor<br />

Augen, deren Lösung uns die nächsten<br />

Jahre beschäftigen wird», so Flueckiger.<br />

eCH-0039 – Austauschstandard<br />

für Dossiers und Dokumente<br />

Beat Siegrist, Projektleiter der Bundeskanzlei<br />

berichtete zusammen mit Raphael<br />

Mettan, Consulting Practice Manager von<br />

IBM Schweiz AG über den E-Government<br />

Austauschstandard eCH-0039. Der Austauschstandard<br />

für Dossiers und Dokumenten<br />

ist ein priorisiertes Vorhaben der<br />

E-Government Strategie Schweiz und stellt<br />

Dr. Christian Lange von der Bundesstelle für<br />

Informationstechnik in Deutschland gab<br />

Einblick in das Thema über die Landesgrenze<br />

hinweg.<br />

eine wichtige Grundlage für die Interoperabilität<br />

im elektronischen Behördenverkehr<br />

dar. Er ermöglicht einen organisationsübergreifenden,<br />

medienbruchfreien Austausch<br />

von Dokumenten, Dossiers und Geschäftskontext<br />

und defi niert die fachliche Anwendung,<br />

die Datenstruktur und das Grundset<br />

an Objekten und Metadaten für den Austausch<br />

im XML-Format. Die Firma IBM<br />

Schweiz begleitet die Defi nition des eCH-<br />

0039. Der Standard wird im zweiten Quartal<br />

2010 verabschiedet und publiziert. Diverse<br />

Projekte sind bereits gestartet, die<br />

auf eCH-0039 als Austauschstandard aufbauen<br />

werden.<br />

Dr. Christian Lange von der Bundesstelle<br />

für Informationstechnik in Deutschland<br />

gab Einblick in das Thema über die Landesgrenze<br />

hinweg. Die deutschen Verwaltungen<br />

von Bund und Ländern verfolgen<br />

das Ziel der Interoperabilitätssteigerung<br />

im gemeinsamen, priorisierten Vorhaben<br />

«Deutschland Online Standardisierung».<br />

Im Rahmen dieses Vorhaben wurden Me-<br />

v.l.n.r.: Dr. Tom Sprenger CIO von Adnovum, eCH Vorstandsmitglied Prof. Dr. Jürg Römer, Juri<br />

Weiss vom Kanton Basel Stadt und Prof. Dr. Andreas Spichiger, Stv. Leiter Kompetenzzentrum<br />

Public Management und E-Government der Berner Fachhochschule<br />

Behördensysteme E-GOVERNMENT<br />

Beat von Däniken:<br />

«Das schwere Erdbeben vom 12. Januar 2010<br />

in Haiti stellt eine grosse Herausforderung<br />

für alle Akteure der humanitären Hilfe dar.»<br />

thodik, Infrastruktur und organisatorische<br />

Strukturen unter dem Titel «XÖV (XML in<br />

der öffentlichen Verwaltung)» entwickelt.<br />

In einer Expertenrunde stand die Frage<br />

nach der Defi nition eines guten Standards<br />

im Mittelpunkt. Dr. Tom Sprenger CIO von<br />

Adnovum, Juri Weiss vom Kanton Basel<br />

Stadt und eCH Vorstandsmitglied Prof. Dr.<br />

Jürg Römer definierten was aus ihrer<br />

Sicht Kriterien für einen guten Standard<br />

darstellen. Die Relevanz des Standards<br />

sowie dessen Erscheinungszeitpunkt, so<br />

die Podiumsteilnehmer, sind dabei von<br />

ausserordentlicher Wichtigkeit.<br />

Interoperabilität<br />

aus Sicht der humanitären Hilfe<br />

Eine differierende Perspektive auf das<br />

Thema gab Beat von Däniken, Stabchef der<br />

Humanitären Hilfe, DEZA, in seinem Referat.<br />

Er berichtete über den Einsatz von<br />

Standards im Rahmen der Humanitären<br />

Nothilfe. Anhand des Noteinsatzes nach<br />

dem gravierenden Erdbeben vom 12. Januar<br />

2010 in Haiti zeigte er auf, wie eine<br />

einheitliche (interoperable) Leistung erbracht<br />

werden kann und die darauffolgende<br />

Herausforderung mit Akteuren multinationaler<br />

Teams gemeistert wird.<br />

Unterlagen zu den Referaten<br />

fi nden Sie unter:<br />

www.e-government.bfh.ch/interop<br />

Die nächste Tagung eGov Fokus<br />

fi ndet am 17.09.2010 im Hotel<br />

National Bern statt.<br />

SKR 2/10 65


E-GOVERNMENT Business Process Management<br />

CMI AXIOMA und offi ceatwork on Tour:<br />

Roadshow für<br />

erfolgreiches E-Government<br />

Effi ziente Werkzeuge für die Geschäftsverwaltung (GEVER), die Dokumentenverwaltung (DMS), den Workfl ow<br />

und die Prozesssteuerung, die Protokollverwaltung, das Vorlagenmanagement und die Archivierung sind<br />

Voraussetzungen für erfolgreiches E-Government. Deshalb zieht CM Informatik AG in Zusammenarbeit mit<br />

Vertriebspartner Talus Informatik AG durch 11 Orte in der Deutschschweiz und stellt an Kurzveranstaltungen<br />

das bewährte Geschäfts- und Dokumentenverwaltungsprogramm CMI AXIOMA mit integrierter Protokollverwaltung<br />

und das professionelle Vorlagen- und Content-Management-Tool offi ceatwork vor. An den Anlässen<br />

wird aufgezeigt, wie sich Verwaltungsprozesse optimieren und effi zientes E-Government samt intelligentem<br />

Vorlagen-Management realisieren lassen.<br />

Ein perfektes Team<br />

für starke GEVER-Lösungen<br />

und effi zientes E-Government<br />

CMI AXIOMA ist tausendfach als bewährte<br />

Geschäfts- und Dokumentenverwaltung<br />

mit integrierter Protokollverwaltung bei<br />

Städten, Gemeinden und Werken im Einsatz.<br />

Denn diese Fachapplikation ist das<br />

optimale Geschäftsverwaltungssystem<br />

für jede öffentliche Verwaltung. Es bietet<br />

den Benutzern stets den Überblick über<br />

alle Dokumente, Geschäfte und Beschlüsse.<br />

Zentrale Funktionen wie Sitzungsmanagement,<br />

Gremienverwaltung<br />

und Protokollierung sind in einem Produkt<br />

vereint und lassen sich mittels Workfl ow<br />

Sind Sie gerüstet… für E-Government?<br />

CM Informatik AG wirbt mit einem bewährten<br />

Low-Tech-Tool für ihre High-Tech-Lösungen,<br />

welche an der Roadshow präsentiert werden.<br />

66 SKR 2/10<br />

steuern. CMI AXIOMA ergänzt die Microsoft<br />

Offi ce-Umgebung ideal, benötigt wenig<br />

Schulungsaufwand und bewährt sich<br />

seit über 20 Jahren als Drehscheibe der<br />

Verwaltungsführung bei mehr als 180 Gemeinden.<br />

Mit offi ceatwork, einem Tool für Microsoft<br />

Offi ce, lassen sich Corporate Design-, Vorlagen-<br />

und Content-Management professionell<br />

und zentral verwalten. Einheitliche<br />

Prozesse bewirken die effi ziente Nutzung<br />

von Vorlagen und stellen die durchgehende<br />

Umsetzung des Corporate Designs<br />

sicher. Mit offi ceatwork werden dynamische<br />

Vorlagen in Form von Master-Templates<br />

erstellt. Diese Grundvorlagen passen<br />

sich automatisch an die verschiedenen<br />

Vorgaben der Abteilungen und Mitarbeitenden<br />

an. Die Administrierung der<br />

Vorlagen beschränkt sich<br />

ausschliesslich auf eine kleine Zahl von<br />

Master-Templates. CM Informatik AG ist<br />

offizieller Vertriebs- und Umsetzungs-<br />

Partner für officeatwork und sorgt für<br />

eine nahtlose Integration dieser Applikation<br />

in CMI AXIOMA.<br />

Die CMI AXIOMA/offi ceatwork-Roadshow<br />

macht im Zeitraum vom 28. April bis 28.<br />

Mai 2010 Halt in Schinznach Bad, Liestal,<br />

Thun, Olten, Nottwil, Schwerzenbach,<br />

Frauenfeld, Domat/Ems, Pfäffikon SZ,<br />

Bonstetten und St.Gallen. Die rund<br />

2-stündigen, kostenlosen Informationsanlässe<br />

richten sich an Gemeindeschreiber<br />

und -präsidenten sowie <strong>IT</strong>-Verantwortliche<br />

für öffentliche Verwaltungen.<br />

Detaillierte Informationen zum Tourneeprogramm<br />

sowie die Möglichkeit, sich für<br />

eine der Veranstaltungen anzumelden,<br />

gibt es auf www.cmiag.ch.<br />

CM Informatik AG<br />

Ringstrasse 7<br />

CH-8603 Schwerzenbach<br />

Tel. 043 355 33 99<br />

info@cmiag.ch<br />

www.cmiag.ch

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