IT-SOLUTIONS
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Nummer 2/2010<br />
17. Jahrgang<br />
Preis CHF 13.-<br />
M<strong>IT</strong> GROSSEM<br />
OPEN-SOURCE<br />
REPORT<br />
SKR<br />
Die Fachzeitschrift für das Beschaffungswesen von Bund, Kantonen und Gemeinden<br />
Die schweizerische Kommunal-Revue<br />
THEMEN<br />
• Internetüberwachung am Arbeitsplatz<br />
Politiker nehmen Stellung<br />
• Green-<strong>IT</strong><br />
Energieeffi zienz im Datacenter<br />
• SuisseID<br />
Steuererklärung und Strafregisterauszug<br />
online erledigen<br />
• Powertage<br />
Der Branchentreffpunkt der Schweizer Stromwirtschaft<br />
Bundesrat Moritz Leuenberger<br />
«Es braucht Kraftwerke und Übertragungsnetze»<br />
Erhöhen Sie die<br />
Effi zienz Ihres<br />
<strong>IT</strong> Infrastruktur<br />
Managements<br />
Konsolidierung<br />
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Energieoptimierung<br />
Messen, überwachen und analysieren Sie den Stromverbrauch<br />
und erhöhen Sie die Energieeffi zienz.<br />
Dokumentation, Planung, Visualisierung<br />
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DER BRANCHENTREFFPUNKT DER<br />
SCHWEIZER STROMWIRTSCHAFT<br />
Erzeugung<br />
Übertragung<br />
Verteilung<br />
Handel und Vertrieb<br />
Engineering<br />
Energiedienstleistungen<br />
Ausstellung und Forum<br />
1. bis 3. Juni 2010<br />
Messe Zürich<br />
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IMPRESSUM<br />
Verlag, Redaktion und<br />
Anzeigenverwaltung<br />
Fachpresse.com GmbH<br />
Schützenmattstrasse 39A<br />
CH-4051 Basel<br />
Tel. 061 205 03 80<br />
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www.fachpresse.com<br />
SKR - Die schweizerische<br />
Kommunal Revue<br />
erscheint 4 x jährlich<br />
Verlagsleitung<br />
Liévin M‘Bu<br />
lmbu@fachpresse.com<br />
Redaktion<br />
Lucia Uebersax<br />
luebersax@fachpresse.com<br />
Julia Voronkova<br />
jvoronkova@fachpresse.com<br />
Christian Spring<br />
cspring@fachpresse.com<br />
Verkauf und Marketing<br />
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Layout und Grafi k<br />
Stefan Kunath<br />
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Back Offi ce<br />
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Druck<br />
gdz AG<br />
Spindelstr. 2<br />
CH-8041 Zürich<br />
Bezugspreise (inkl. MwSt.)<br />
Einzelausgabe<br />
• Schweiz CHF 13.-<br />
• Ausland CHF 17.-<br />
Jahresabonnement<br />
• Schweiz CHF 39.-<br />
• Ausland CHF 51.-<br />
ISSN 1424-1692<br />
HAFTUNG<br />
Die vorliegende Fachzeitschrift ist sorgfältig<br />
erarbeitet worden. Dennoch erfolgen<br />
alle Angaben ohne Gewähr. Für<br />
Fehler, Verwechslungen und Irrtümer<br />
lehnen die Herausgeber und der<br />
Verlag jegliche Verantwortung ab. Für<br />
unaufgefordert eingesandte Text- und<br />
Bildsendungen kann die Redaktion<br />
keinerlei Haftung übernehmen. Unterlagen<br />
werden nur auf ausdrückliches Verlangen<br />
zurückgesandt.<br />
Social-Media-Plattformen haben viele Gesichter<br />
Geschätzte Leserinnen und Leser<br />
Knapp eine Dekade ist es her, seit via Internetplattformen<br />
erste Kontakte zwischen Benutzern<br />
möglich wurden. Heute sind soziale Netzwerke<br />
nicht mehr wegzudenken. Sie boomen und<br />
konnten sich in kurzer Zeit als fester Bestandteil<br />
in der Kommunikationslandschaft etablieren.<br />
Begünstigt wird dieser Trend durch die rasante<br />
Entwicklung neuer Kommunikationstechnologien<br />
und die Vernetzung der Büroarbeitsplätze.<br />
Damit werden Mitarbeiter jedoch auch zusehends<br />
zum Risiko für die <strong>IT</strong>-Sicherheit von Firmen.<br />
Sie chatten, bloggen, twittern und plaudern<br />
in Foren – und kümmern sich längst nicht<br />
immer um die Sicherheitsregeln ihrer Arbeitgeber.<br />
Unsere Umfrage zeigt: Nicht wenige Verwaltungen<br />
haben Social-Media-Plattformen wie<br />
Facebook, Twitter und andere gesperrt. Skeptiker<br />
sagen allerdings: «Das bringt nichts» und appellieren<br />
an die Vernunft der Mitarbeitenden. Doch<br />
reicht ein Mahnruf an die Arbeitsmoral oder<br />
braucht es Sperren? Lesen Sie dazu die Meinungen<br />
von Partei- und Kommissionspräsidenten<br />
auf den Seiten XY bis xy. Für den SP-Parteipräsidenten<br />
Christian Levrat ist klar: «Am Arbeitsplatz<br />
wird die grosse Mehrheit der Angestellten<br />
einen verantwortungsvollen Umgang pfl egen.<br />
Ähnlich wie beim Telefon oder E-Mail soll der private<br />
Gebrauch mit Augenmass möglich sein».<br />
ED<strong>IT</strong>ORIAL<br />
Auch in der Politik ist der Begriff Social Media<br />
längst kein Fremdwort mehr: Politiker twittern,<br />
bloggen und liefern sich hitzige Wortgefechte<br />
auf Facebook. Initiativen werden online propagiert,<br />
und Parlamentarier tummeln sich während<br />
den Sessionen in sozialen Netzwerken.<br />
Während sich die einen an der virtuellen Kommunikation<br />
stören, begrüssen andere diese neue<br />
Form des Meinungsaustausches. Fest steht: Spätestens<br />
seit dem Wahlsieg von Barack Obama<br />
hat sich der Begriff «Politik 2.0» auch hierzulande<br />
etabliert.<br />
Ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre und<br />
eine erholsame Sommerzeit.<br />
Herzlich,<br />
Ihre Redaktorin<br />
Lucia Uebersax<br />
TEXT ZUM T<strong>IT</strong>ELBILD<br />
ARIMAX Distribution AG mit Sitz in Zürich ist ein führender Schweizer Anbieter für Data Center<br />
Equipment. Die Lösungen decken alle Anforderungen rund um das Management, die Thermaloptimierung<br />
und die physische Power Distribution von Rechenzentren und deren Informatik-Infrastruktur<br />
ab. Die Mission der ARIMAX ist es, die Arbeit von <strong>IT</strong>-Administratoren und Facility Managern zu<br />
erleichtern, die kritische Downtime von Unternehmen zu ersparen und die Effi zienz der <strong>IT</strong> hinsichtlich<br />
Kühlung und Energieverbrauch ständig weiter zu erhöhen. www.arimax.ch<br />
Emerson Network Power, ein Unternehmensbereich von<br />
Emerson (NYSE:EMR), ist weltweit führend im Bereich umfassender<br />
Business-Critical Continuity für Telekommunikationsnetzwerke,<br />
Rechenzentren, Einrichtungen des Gesundheitswesens<br />
und Industrieanlagen. Die Avocent Lösungen<br />
von Emerson Network Power vereinfachen das Infrastrukturmanagement<br />
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Rechenzentren durch die Maximierung der Rechenkapazität<br />
bei gleichzeitiger Kostensenkung.<br />
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SKR 2/10 3
Inhalt<br />
3 Editorial<br />
3 Impressum<br />
3 Zum Titelbild<br />
4 Inhaltsverzeichnis<br />
8 Direkte Demokratie<br />
– eine Schweizer Besonderheit<br />
4 SKR 2/10<br />
NEW PUBLIC MANAGEMENT<br />
Gemeindestrukturreform<br />
10 Kantonale Förderung von<br />
Gemeinde-Vereinigungsprojekten<br />
12 Kanton Glarus:<br />
Zwischenbericht zur umfassenden<br />
kommunalen Reform<br />
Moderne Verwaltungssprache<br />
14 Auf dem Weg zur modernen und<br />
bürgerfreundlichen Verwaltungssprache<br />
Interim Management<br />
16 «Die Zielsetzungen meines<br />
Interim Management Einsatzes wurden erfüllt»<br />
<strong>IT</strong>-Recht<br />
18 Überwachung von E-Mail und Internet<br />
am Arbeitsplatz: Ein Spannungsfeld<br />
zwischen Arbeitgeber und Mitarbeitenden<br />
Politiker Statements<br />
zum Thema Internetüberwachung<br />
22 Facebook: Herausforderung für Arbeitgeber<br />
Informationssicherheit<br />
24 Cyberkriminalität und Sicherheit im Internet<br />
– MELANI berichtet<br />
27 Effizientes und transparentes Patch-Management<br />
Open Source<br />
28 «Beide Modelle haben ihre Berechtigung und<br />
sollen gleiche Chancen haben»<br />
34 Parlamentarische Gruppe Digitale Nachhaltigkeit:<br />
«Kostendruck fordert den Umstieg<br />
auf Open Source Software»<br />
36 Mit neuen Modellen die Informatik-Kosten senken<br />
38 Vollumfängliche Migration auf Open Source<br />
– Der Kanton Solothurn macht es vor<br />
Green-<strong>IT</strong>/ Energieeffi zienz im Datacenter<br />
39 Spatenstich für das modernste<br />
Rechenzentrum der Schweiz<br />
– Ökologie und Technologie im Zentrum<br />
42 Thermaloptimierung im Rechenzentrum<br />
44 Revolution im Rechenzentrum<br />
46 Effizientes Management von Rechenzentren<br />
Fiber Channel Technologie<br />
48 Höchste Effizienz im Rechenzentrum<br />
Geografi sche, Netzwerk- und<br />
Landinformationssysteme<br />
49 GIS/S<strong>IT</strong> 2010:<br />
GIS we can – überall und jederzeit<br />
51 Geodienste – Nutzen für Gemeinden<br />
und Eigenwirtschaftsbetriebe<br />
<strong>IT</strong>-<strong>SOLUTIONS</strong><br />
52 Geo-Informations-System MobiGIS der Mobiliar:<br />
Meilenstein in der Risikoerkennung
SuisseID<br />
55 SuisseID: Steuererklärung und Straf registerauszug<br />
online erledigen<br />
59 Sicherer digitaler Behördengang bald Realität<br />
60 Die SuisseID der Post – die günstigste Lösung<br />
61 Interview mit Adrian Humbel, CEO SwissSign<br />
E-Services<br />
62 Direkte Transaktionen bringen deutlichen Mehrwert.<br />
eServices: Neuer Zugang über umfassendes ePortal<br />
Behördensysteme<br />
64 Interoperabilität und Standards<br />
– die Herausforderungen der nächsten Jahre<br />
Business Process Management<br />
66 CMI AXIOMA und offi ceatwork on Tour:<br />
Roadshow für erfolgreiches E-Government<br />
Gesundheitsförderung am Arbeitsplatz<br />
67 Richtig sitzen zahlt sich aus<br />
Gesundheitsförderung im Alter<br />
69 Ein bewegtes Leben mit 60plus<br />
E-GOVERNMENT<br />
GESUNDHE<strong>IT</strong><br />
ÖFFENTLICHER RAUM<br />
Standortmarketing<br />
72 Standortmarketing und Wirtschaftsförderung<br />
durch Stadtentwicklung<br />
Quartierentwicklung<br />
75 Gemeinsam die Lebensqualität in Quartieren fördern<br />
Grünfl ächenmanagement<br />
80 Integrierte Pfl anzsysteme – Attraktive<br />
Bepfl anzungen für den öffentlichen Freiraum<br />
Energie / Powertage<br />
84 «Es braucht Kraftwerke und Übertragungsnetze»<br />
86 Der Branchentreffpunkt<br />
der Schweizer Stromwirtschaft<br />
88 Energiebeschaffung im EW<br />
– Strategie und Umsetzung<br />
90 Reinigen mit Trockeneis – alles andere als heisse Luft<br />
92 Smart Grids – Stromnetze werden schlau<br />
94 Alpiq InTec installiert intelligente<br />
Kommunikationslösung für<br />
die Stadtverwaltung Olten<br />
Solarenergie<br />
97 Wärme und Strom von der Sonne: Ein zentraler<br />
Bestandteil unserer zukünftigen Energieversorgung<br />
101 Energie-Lösungen vom EFH<br />
bis zur Industrieanwendung<br />
102 Mittagessen dank Solarkraft vom Schulhausdach<br />
Energie<br />
103 Vision Energieautonomie:<br />
«Heute beginnen, was 2050 sein wird»<br />
106 Ökologische Verantwortung in der Gemeinde<br />
Aus- und Weiterbildung<br />
107 Nachhaltige Entwicklung – Risiko oder Chance?<br />
Nachhaltiges Bauen<br />
109 Schwimmteiche & naturnahe Pools<br />
– Baden wie im eigenen See<br />
Entsorgung<br />
110 Zeitgemässe Abfallwirtschaft<br />
ist Ressourcenwirtschaft<br />
111 Einsatz von Karton-Ballenpressen<br />
im Non-food Bereich<br />
Inhalt<br />
UMWELT<br />
SKR 2/10 5
«WAS HAT HEIZÖL<br />
M<strong>IT</strong> ALTERNATIVEN<br />
ENERGIEN ZU TUN?»<br />
EINIGES.<br />
Moderne Ölheizungen lassen sich optimal<br />
mit Solaranlagen kombinieren, die<br />
zur Warmwasseraufbereitung oder zur<br />
Heizungsunterstützung eingesetzt werden.<br />
Die Heizung wird erst dann zugeschaltet,<br />
wenn die Sonnenenergie<br />
nicht mehr ausreicht. Eine solche Anlage<br />
arbeitet wirtschaftlich und ökologisch.<br />
Für Informationen über die moderne<br />
Ölheizung: Gratistelefon 0800 84 80 84<br />
oder www.heizoel.ch
Vorschau RealSite und blue & green<br />
113 realSite – Die Fachmesse für das Immobilien-<br />
Business vom 15.–17. Juni 2010:<br />
Die realSite auf Erfolgkurs<br />
Beleuchtung<br />
115 Professionelles Sensor-Lichtsystem<br />
115 SKR-REDAKTIONSNETZWERK<br />
Aus- und Weiterbildung<br />
117 Weiterbildung macht den Unterschied<br />
Personenschutz<br />
118 Effizient und sicher! Teil 4<br />
Fokus: Alleinarbeit macht<br />
flexibel und spart Kosten<br />
FACIL<strong>IT</strong>Y MANAGEMENT<br />
SICHERHE<strong>IT</strong><br />
Verkehrsinfrastruktur<br />
120 Was können wir gegen Verzögerungen<br />
beim Planen und Bauen tun?<br />
122 Umweltbewusste Transportalternative<br />
gegen den Verkehrskollaps:<br />
Drunter statt drüber<br />
Flottenmanagement / Energieeffi zienz<br />
124 Mit Erdgas/Biogas umweltschonend und<br />
günstig fahren<br />
127 Flächendeckender Ausbau<br />
des Autogas-Tankstellennetzes<br />
Inhalt<br />
VERKEHR<br />
BLOG<br />
SOCIAL-MEDIA-PLATTFORMEN<br />
HERAUSFORDERUNG FÜR ARBE<strong>IT</strong>GEBER UND DATENSCHUTZ<br />
Lesen Sie den Beitrag auf den Seiten 18–21<br />
und beteiligen Sie sich an der Diskussion auf:<br />
Social Medien boomen und stellen für Arbeitgeber<br />
blog.fachpresse.com<br />
eine grosse Herausforderung dar. Viele Schweizer<br />
Unternehmen und Verwaltungen haben<br />
Community-Seiten und Dating-Plattformen<br />
bereits gesperrt, um das private Surfen während<br />
der Arbeitszeit zu unterbinden und wirtschaftliche<br />
Verluste zu vermeiden.<br />
Wie soll die Nutzung von Facebook & Co. am<br />
Arbeitsplatz geregelt sein? Reicht der Appell an<br />
die Arbeitsmoral oder braucht es Reglemente<br />
oder gar Sperren?<br />
Beteiligen Sie sich an der Diskussion<br />
im SKR-Blog !<br />
das schweizerische Informationsportal über Marktleistungen für Bund, Kantone und Gemeinden<br />
SKR 2/10 7
Direkte Demokratie<br />
– eine Schweizer Besonderheit<br />
von Lucia Uebersax<br />
Die Annahme zu einem Bauverbot für Minarette auf schweizerischem Territorium hat eine verschärfte internationale<br />
Debatte über das Prinzip der Volkssouveränität hervorgerufen. Während in den Nachbarländern der<br />
Ruf nach direkter Demokratie verstärkt wird, warnen hierzulande andere vor den Gefahren der direkten Demokratie<br />
und erklären sie als Auslaufmodell. Fest steht: Die Demokratie ist ein heikles Gut, das nicht so leicht<br />
aufs Spiel gesetzt werden darf. Doch welche Form der Demokratie ist für unsere Zukunft wünschenswert und<br />
kann es von der grössten politischen Errungenschaft der Moderne auch zu viel geben? Ein Gespräch mit Iwan<br />
Rickenbacher, Politologe, Luzi Stamm, SVP-Nationalrat und Benedikt Koch, Präsident INFRA.<br />
Die Schweiz war das erste europäische<br />
Land, in dem sich im 19. Jahrhundert die<br />
direkte Demokratie nachhaltig durchsetzte<br />
und seither als einmalige Staatsform<br />
gelobt wird. «Die Stärke des Systems<br />
liegt darin, dass die Bevölkerung die<br />
Richtung der Politik gegen den Willen der<br />
Politiker bestimmen kann. Die direkte Demokratie<br />
bringt den unschätzbaren Vorteil,<br />
dass die Bevölkerung sich mit der Politik<br />
beschäftigt und nach breiten Diskussionen<br />
Mehrheitsentscheide fällt, die eine<br />
entsprechend grosse Akzeptanz haben»,<br />
so die lobenden Worte von SVP-Nationalrat<br />
Luzi Stamm. Auch für Politologe Iwan<br />
Rickenbacher steht fest: «Erfolgsfaktoren<br />
liegen in den föderalen Strukturen und<br />
der Verteilung der Macht, in der Vielfältigkeit<br />
der Schweizer Wirtschaft, in der<br />
internationalen Ausrichtung, nicht nur<br />
der Wirtschaft, auch des höheren Bildungswesens,<br />
der Medien, der Leistungsträger<br />
in Staat und Gesellschaft». Das<br />
weitgehende Mitbestimmungsrecht des<br />
Volkes, die Medienvielfalt und die Autonomie<br />
der Gemeinden und Kantone<br />
zeichnen unsere Identität und unsere politische<br />
Kultur aus und sind ausschlaggebend<br />
für das Funktionieren dieser besonderen<br />
Staatsform: «Das Plebiszit hat<br />
den wesentlichen Vorteil, dass wichtige<br />
(und manchmal halt auch unwichtige)<br />
Sachentscheide breit abgestützt und so-<br />
8 SKR 2/10<br />
mit wahrscheinlich näher bei den Bedürfnissen<br />
der Betroffenen gefällt werden.<br />
Abstimmungsergebnisse können zwar<br />
noch kommunikativ als Gewinn verkauft<br />
werden, am Resultat selbst ändert dies<br />
aber nichts. Dies stärkt das Vertrauen in<br />
das politische System und erhöht dessen<br />
Zuverlässigkeit». So die Meinung von Benedikt<br />
Koch. Doch wie jede politische Institution<br />
birgt die direkte Demokratie<br />
nebst Chancen auch Gefahren. Das Plebiszit<br />
kann, wohldosiert und sorgsam angewendet,<br />
so etwas sein wie die Erfüllung<br />
der Demokratie. Das Plebiszit kann<br />
die Demokratie aber auch zerstören,<br />
wenn es die individuellen Bürger- und<br />
Menschenrechte missachtet.<br />
Zauberformel oder Auslaufmodell?<br />
Während die Einen die plebiszitäre Demokratie<br />
als Zauberformel betrachten und sie<br />
gar mit einer Initiative stärken wollen, die<br />
es dem Volk zukünftig erlauben soll, den<br />
Bundesrat selber zu wählen, warnen Andere<br />
vor den Gefahren, die die direkte<br />
Demokratie für den Rechtsstaat mit sich<br />
bringen kann und bezeichnen sie gar als<br />
Auslaufmodell. Doch ist die Lage der Demokratie<br />
heute wirklich so prekär – oder<br />
ist Demokratie ein sehr anpassungsfähiges<br />
Erfolgsmodell, das sich rund um den<br />
Globus durchsetzen wird? Klar ist: In einer<br />
Demokratie, wie sie hierzulande praktiziert<br />
wird, kommt man nur in kleinen Schritten<br />
vorwärts. Die Auseinandersetzung mit<br />
dem politischen Gegner und die Suche<br />
nach Kompromissen sind oft anstrengend<br />
und langwierig. Koch: «Bei der Beobachtung<br />
der politischen Veränderungen in der<br />
Schweiz hat man nicht gerade den Eindruck,<br />
Zuschauer eines Formel 1-Rennens<br />
zu sein. Das langsame und schrittweise<br />
Vorwärtskommen hat aber auch Vorteile.<br />
So hat eine Schildkröte beispielsweise genügend<br />
Zeit, um sich den nächsten Schritt<br />
gut zu überlegen.»<br />
Die Tatsache, dass über viele Vorlagen abgestimmt<br />
werden muss oder kann, verzögert<br />
häufi g eine Einführung von Neuerungen<br />
oder Änderungen. Nicht dieser<br />
Meinung ist SVP-Nationalrat Luzi Stamm:<br />
«Die Bevölkerung kann an der Urne rasch<br />
etwas festlegen, was in anderen Ländern<br />
Jahrzehnte dauert. Jede Gestaltung einer<br />
Gesellschaft ist anstrengend und langwierig,<br />
aber die direkte Demokratie ist in<br />
wesentlichen Punkten schneller als andere<br />
Staatsformen». Auch für Rickenbacher ist<br />
klar: «Wenn in der Schweiz politische Kurswechsel<br />
zu spät erfolgen, ist dies nicht<br />
eine Folge der direkten Demokratie. Es<br />
sind meist die politischen Eliten, die erwünschte<br />
Reformen verhindern oder verzögern».
Langwierige<br />
Planungs- und Bewilligungsverfahren<br />
Es steht ausser Frage: Die direkte Demokratie<br />
macht den Weg zum Ziel nicht kürzer<br />
und einfacher. Gesetzesentwürfe haben<br />
einen langen politischen Prozess zu<br />
bestehen und müssen mehrheitsfähig<br />
und referendumstauglich sein. Benedikt<br />
Koch: «Neben den fehlenden fi nanziellen<br />
Mitteln stellen die langwierigen Planungs-<br />
und Bewilligungsverfahren die<br />
grössten Hindernisse dar.» Iwan Rickenbacher<br />
sieht aber keine alternative Form<br />
für die Schweiz: «Die politischen Eliten<br />
wissen, dass wichtige Projekte vor den<br />
Bedürfnissen und Erwartungen der Bürgerinnen<br />
und Bürger bestehen müssen.<br />
Dies steigert den Realitätsbezug der Vorlagen,<br />
aber auch deren Solidität, denn in<br />
der Abstimmungsphase wird in einer<br />
freien Gesellschaft über Stärken und<br />
Schwächen ohne Rücksichtnahme auf die<br />
Verfasser argumentiert. In einer übersehbaren,<br />
kulturell recht homogenen, gut<br />
gebildeten Bürgerschaft gibt es auf Grund<br />
der bisherigen politischen Erfahrung keine<br />
Alternative zu direktdemokratischen Entscheidungen.»<br />
Klar ist: Die direkte Demokratie gibt den<br />
Bürgern mehr Freiheit, die Kluft zwischen<br />
Bürgern und Politikern wird kleiner und<br />
die Teilung der Gewalten in Judikative,<br />
Legislative und Exekutive garantiert das<br />
gute Funktionieren unserer Demokratie,<br />
die die Besonderheit der Schweiz repräsentiert:<br />
«Die plebiszitäre Demokratie ist<br />
ein zentraler Wert der schweizerischen<br />
Identität». So die abschliessenden Worte<br />
von Benedikt Koch.<br />
«Erfolgsfaktoren liegen in den<br />
föderalen Strukturen und<br />
der Verteilung der Macht»<br />
Prof. Dr. Ivan Rickenbacher<br />
Politologe<br />
«Die plebiszitäre Demokratie<br />
ist ein zentraler Wert der<br />
schweizerischen Identität»<br />
Benedikt Koch<br />
Geschäftsführer Fachverband Infra<br />
© www.parlament.ch<br />
«Die Stärke des Systems liegt darin,<br />
dass die Bevölkerung die Richtung<br />
der Politik gegen den Willen der<br />
Politiker bestimmen kann»<br />
Luzi Stamm<br />
SVP-Nationalrat<br />
SKR 2/10 9
NEW PUBLIC MANAGEMENT<br />
Gemeindestrukturreform<br />
Kantonale Förderung von<br />
Gemeinde-Vereinigungsprojekten<br />
von Bruno Schaible<br />
Die Gemeindelandschaft der Schweiz ist in starker Bewegung. In fast allen Kantonen werden Gemeinden vereinigt.<br />
Der Blick in die Statistik des Bundes zeigt, dass sich schweizweit aktuell 233 Gemeinden in 55 laufenden<br />
Projekten mit einer Vereinigung befassen; allfällig beteiligte Spezialgemeinden nicht eingerechnet. Im Folgenden<br />
wird dargestellt, wie der Kanton St.Gallen seit knapp drei Jahren solche Projekte unterstützt und<br />
fördert und welche Erkenntnisse sich daraus gewinnen lassen.<br />
Einführung<br />
des Gemeindevereinigungsgesetzes<br />
Der Kanton St.Gallen zählte Ende 2005<br />
448 Gemeinden. Lediglich 89 davon waren<br />
politische Gemeinden. Bei den anderen<br />
handelte es sich um Schulgemeinden,<br />
Ortsgemeinden und örtliche oder ortsbürgerliche<br />
Korporationen. Mitte 2007<br />
erfüllte die Regierung mit der Invollzugsetzung<br />
des ersten kantonalen Gemeindevereinigungsgesetzes<br />
einen noch pendenten<br />
Verfassungsauftrag. Dieses Gesetz<br />
befasst sich mit Vereinigung, Inkorporation,<br />
Aufhebung und Aufteilung von Gemeinden.<br />
Es umschreibt die zu beachtenden<br />
demokratischen Meilensteine und<br />
erlaubt die aktive Förderung solcher Projekte<br />
durch den Kanton.<br />
Die Invollzugsetzung des neuen Gesetzes<br />
führte in den Gemeinden zu einem raschen<br />
Anstieg der Vereinigungs- und Inkorporationsprojekte.<br />
Dabei spielte insbesondere<br />
die Aussicht auf Förderbeiträge<br />
des Kantons eine nicht unbedeutende<br />
Rolle. Und die Welle der neuen Projekte<br />
ebbt auch weiterhin nicht ab. Aktuell befassen<br />
sich 14 politische Gemeinden mit<br />
einem Vereinigungsprojekt. Auf den<br />
nächsten Wechsel der Amtsdauer Ende<br />
2012 sollen im besten Fall weitere 8 Gemeinden<br />
entfallen. Auch bei den Spezialgemeinden<br />
ist noch immer viel in Bewegung.<br />
Alleine die Zahl der Schulgemeinden<br />
ging seit Mitte 2007 um 36 zurück; weitere<br />
werden folgen.<br />
Die Strategie des Kantons<br />
Kantonsrat und Regierung bestimmten<br />
mit der Lancierung des neuen Gemeindevereinigungsgesetzes<br />
die damit verbun-<br />
10 SKR 2/10<br />
dene Strategie: 1. Der Kanton wünscht<br />
starke, autonome Gemeinden als Ansprechpartner.<br />
2. Die fi nanzielle Unabhängigkeit<br />
soll den Bestand der Gemeinden<br />
sichern. 3. Die Unterstützung über den innerkantonalen<br />
Finanzausgleich zwischen<br />
Kanton und Gemeinden soll op timiert<br />
werden und für stark vom Finanzausgleich<br />
abhängige Gemeinden Lösungen bis hin<br />
zu Vereinigungen gefunden werden. Für<br />
Gemeinden, die einen höheren als den<br />
Übergangsausgleichssteuerfuss erheben<br />
müssten, wurde eine Frist von 15 Jahren<br />
zur Behebung dieser fi nanziellen Problemstellung<br />
defi niert.<br />
In Verbindung mit dem neuen innerkantonalen<br />
Finanzausgleich, welcher vor allem<br />
fehlende Ressourcen und spezifi sche<br />
Sonderlasten der Gemeinden ausgleichen<br />
soll – entgegen der bisherigen Praxis des<br />
Ausgleichs des Jahresergebnisses – und<br />
keine Direktzahlungen mehr an Schulgemeinden<br />
zulässt, führte dies zu vermehrter<br />
Aktivität in den Gemeinden. Vor<br />
dem Hintergrund allfällig versiegender<br />
Finanzströme konnten Gemeinden im kritischen<br />
Bereich zu vermehrter Zusammenarbeit<br />
und zur Aufnahme von Vereinigungs-<br />
oder Inkorporationsprojekten<br />
motiviert werden.<br />
Das Angebot des Kantons<br />
Verbunden mit der Invollzugsetzung des<br />
Gemeindevereinigungsgesetzes schuf der<br />
Kanton im Amt für Gemeinden die Stelle<br />
des Gemeindereformers. Dessen Aufgabe<br />
ist es, die Gemeinden in ihren Reformprojekten<br />
zu unterstützen und sowohl die<br />
Durchsetzung kantonaler Interessen als<br />
auch die Anwendung der gesetzlichen<br />
Grundlagen sicherzustellen. Das Angebot,<br />
welches den Gemeinden in ihren Projekten<br />
zur Verfügung steht, umfasst die unentgeltliche<br />
Unterstützung in Projektaufgaben<br />
(Zielfi ndung, Prüfung des Projektauftrages,<br />
methodische und konzeptionelle<br />
Unterstützung, Offertprüfungen,<br />
Abklärung in übergeordneten Fragestellungen,<br />
usw.), Controllingfunktionen und<br />
Moderationen. Das Angebot ist dabei<br />
abhängig von der Verfügbarkeit des Gemeindereformers.<br />
Die eigentliche Hauptaufgabe der Stelle<br />
liegt jedoch in der Ermittlung der Förderbeiträge<br />
auf Gesuch der Gemeinden. Politische<br />
Gemeinden und Schulgemeinden<br />
haben die Möglichkeit, einerseits Beiträge<br />
zur Förderung ihrer Reformprojekte geltend<br />
zu machen. Anderseits können projektbedingte,<br />
finanzielle Zusatzkosten<br />
zumindest teilweise angerechnet und<br />
ausgeglichen werden. Voraussetzung dafür<br />
ist die vollständige und ordentliche<br />
Abrechnung dieser Aufwendungen durch<br />
die Gemeinde und Einreichung mit dem<br />
Gesuch.<br />
«Der Gemeindereformer hat<br />
die Aufgabe, die Gemeinden<br />
in ihren Reformprojekten<br />
zu unterstützen und sowohl<br />
die Durchsetzung kantonaler<br />
Interessen als auch die<br />
Anwendung der gesetzlichen<br />
Grundlagen sicherzustellen»<br />
Fördermöglichkeiten des Kantons<br />
Das Gemeindevereinigungsgesetz ermöglicht<br />
die Förderung von Vereinigungsprojekten<br />
in vier Kategorien:
• Als Projektbeiträge für Auslagen der<br />
Gemeinden zur externen Führung oder<br />
Begleitung der Projekte, allenfalls zur<br />
Abgeltung der Freistellung interner<br />
Projektleitung, wenn dadurch externe<br />
Aufwendungen minimiert werden<br />
• Als Beiträge an vereinigungsbedingten<br />
Mehraufwand an Aufwendungen für<br />
bauliche Anpassungen (bspw. Gemeindehauserweiterung),Zusammenführung<br />
der Informatik, usw.<br />
• Als Entschuldungsbeiträge, um<br />
fi nanziell überdurchschnittlich verschuldete<br />
Gemeinden vor der Vereinigung<br />
«heiratsfähig» zu machen<br />
• Als Startbeitrag an die vereinigte<br />
Gemeinde, um die sukzessive Umsetzung<br />
geplanter Synergien für einen<br />
defi nierten Zeitraum fi nanziell vorwegzunehmen<br />
und der Gemeinde einen<br />
optimalen Start in die neue Zukunft zu<br />
gewährleisten<br />
Die Finanzierung der Förderbeiträge erfolgt<br />
aus einer Reserve, welche durch den<br />
Kantonsanteil am Verkauf der Goldreserven<br />
der Nationalbank geäufnet wurde.<br />
Die Gemeinden machen von diesen Fördermöglichkeiten<br />
intensiv Gebrauch. Aus<br />
insgesamt 26 Vereinigungsprojekten gingen<br />
seit Mitte 2007 40 Gesuche um Förderbeiträge<br />
ein. Davon konnten bisher 29<br />
Gesuche abgeschlossen werden. Total<br />
wurden den Gemeinden von der Regierung<br />
39,1 Mio. Franken an Förderbeiträgen<br />
in Aussicht gestellt. Den Löwenanteil<br />
machen dabei die Entschuldungs- und<br />
Startbeiträge aus.<br />
Gefahren der kantonalen Förderung<br />
Trotz der äusserst erfreulichen Förderung<br />
der Gemeinden durch diese grosszügig bereitgestellten<br />
Mittel entstanden auch<br />
neue Gefahren. Stehen bei Vereinigungen<br />
ohne fi nanzielle Förderung vor allem emotionale<br />
Themen (Wappen, Gemeindename,<br />
Verwaltungsstandort, usw.) im Fokus,<br />
so ändert sich dies, sobald klar wird,<br />
dass eine fi nanzielle Unterstützung möglich<br />
ist. Eine der Gefahren besteht darin,<br />
dass die beteiligten Gemeinden versuchen,<br />
die möglichen Förderbeiträge eigenständig<br />
zu berechnen. Dabei werden Förderbeiträge<br />
aus bekannten Projekten für die Ermittlung<br />
herangezogen. Die einfachste<br />
Überlegung dabei ist eine proportionale<br />
Hochrechnung aufgrund der Einwohner-<br />
Der Kanton St.Gallen ist fl ächenmässig der 6.-grösste Kanton der Schweiz. Ende 2008<br />
wohnten 471’152 Personen in den nunmehr 85 politischen Gemeinden. Per 1. Januar<br />
2010 lag der Gemeindebestand insgesamt bei 387, wobei nebst den politischen Gemeinden<br />
302 Spezialgemeinden (76 Schulgemeinden, je 102 Ortsgemeinden und örtliche Korporationen<br />
sowie 22 ortsbürgerliche Korporationen) gezählt wurden. Die Grösse der Gemeinden<br />
divergiert zwischen über 70’000 in der Stadt St.Gallen und 15 Bürgerinnen und<br />
Bürger in der kleinsten örtlichen Korporation. Seit Mitte 2007 entfi elen durch Vereinigung<br />
oder Inkorporation 3 politische Gemeinden, 36 Schulgemeinden und 14 weitere Spezialgemeinden.<br />
Die Aufhebung von 9 Schulgemeinden per Ende 2010 ist bereits beschlossen.<br />
zahlen der Gemeinden. Dadurch werden in<br />
Räten wie auch in der Bürgerschaft Begehrlichkeiten<br />
geschaffen, deren Nichterfüllung<br />
bei den Abstimmungen als massives<br />
Hindernis auftreten kann.<br />
Auf die unterschiedlichen finanziellen<br />
Möglichkeiten einer Gemeinde muss bei<br />
der Ermittlung von Förderbeiträgen Rücksicht<br />
genommen werden. Gemeinden<br />
mit einer starken fi nanziellen Grundlage<br />
oder mit einem überdurchschnittlichen<br />
Steuersubstrat sollen durchaus einen Teil<br />
der entstehenden Vereinigungskosten<br />
mittragen. Im Kanton St.Gallen gilt der<br />
Grundsatz, dass jede Vereinigung ein Einzelfall<br />
ist. Letztlich wird eine Vereinigung<br />
nur dann erfolgreich, wenn für alle Bevölkerungsteile<br />
in den betroffenen Gemeinden<br />
ein Nutzen entsteht. Ob dieser<br />
nun monetär oder emotional ist, ist dabei<br />
weitgehend irrelevant.<br />
Win-win-Situation<br />
In allen Projekten verfolgt der Kanton mit<br />
seiner Unterstützung eine Win-win-Situation.<br />
Alle Beteiligten – Bürgerinnen und<br />
Bürger, Gemeinden und Räte, wie auch der<br />
Kanton (und damit die Kantonsbürgerinnen<br />
und -bürger) – sollen davon profi -<br />
tieren können. In diesem Kontext steht<br />
Bruno Schaible,<br />
eidg. dipl. Organisator<br />
und erster Gemeindereformer<br />
im Kanton St.Gallen<br />
NEW PUBLIC MANAGEMENT<br />
Gemeindestrukturreform<br />
Zur Person<br />
auch eine möglichst ausgewogene fi nanzielle<br />
Unterstützung der beteiligten Gemeinden<br />
durch den Kanton. Es kann, nebst<br />
organisatorischen oder emotionalen Verbesserungen<br />
in den bisher vereinigten Gemeinden,<br />
festgestellt werden, dass überall<br />
teils massive finanzielle Verbesserungen<br />
eingetreten sind. Im Falle von Vereinigungen<br />
politischer Gemeinden wurden in allen<br />
Fällen die Voraussagen zur Verbesserung<br />
des zukünftigen Steuerfusses übertroffen.<br />
Wie weit und ob dies vor allem auf die<br />
Vereinigung zurückzuführen ist, lässt sich<br />
dabei jedoch kaum errechnen. Es wäre allenfalls<br />
ein Vergleich mit der fi nanziellen<br />
und steuerlichen Entwicklung in Nachbar-<br />
oder Vergleichsgemeinden zulässig.<br />
Was demgegenüber aber mit Sicherheit<br />
festgestellt werden darf, ist die schnelle<br />
und hohe Refi nanzierung der kantonalen<br />
Mittel. Von den rund 39,1 Mio. Franken<br />
an bereitgestellten Beiträgen konnten<br />
bislang knapp 30 Mio. defi nitiv ausgerichtet<br />
werden. Die dadurch nachhaltig eingesparten<br />
Finanzausgleichsbeiträge des<br />
Kantons belaufen sich auf rund 7,5 Mio.<br />
Franken jährlich. Daraus errechnet sich<br />
ein Pay-Back von knapp 4 Jahren. Eine<br />
Investition also, die sich mittelfristig auch<br />
für die Steuerzahlerinnen und -zahler des<br />
Kantons lohnt.<br />
Bruno Schaible ist eidg. dipl. Organisator und der erste<br />
Gemeindereformer im Kanton St.Gallen. Sowohl als<br />
früherer Projektleiter im Organisations- und Informatikamt<br />
der Stadt St.Gallen als auch als externer Projektleiter<br />
in Gemeinden und verschiedenen Kantonen<br />
hat er die Problemstellungen beider Seiten mehrfach<br />
erfahren. Seit 1. Juni 2007 ist er im Amt für Gemeinden<br />
zuständig für die Unterstützung von Gemeinden im<br />
Fusionsprozess, die Einhaltung der gesetzlichen Grundlagen<br />
sowie die Ermittlung der Förderbeiträge auf entsprechendes<br />
Gesuch. Er ist verheiratet und hat zwei<br />
erwachsene Kinder.<br />
SKR 2/10 11
NEW PUBLIC MANAGEMENT<br />
Gemeindestrukturreform<br />
Kanton Glarus:<br />
Zwischenbericht zur<br />
umfassenden kommunalen Reform<br />
von Dr. Roger W. Sonderegger<br />
Im aktuell grössten Reformprojekt der Schweiz entstehen im Kanton Glarus aus aktuell rund 70 Gemeinden,<br />
Schulen, Ortsbürgergemeinden und weiteren Körperschaften drei neue Gemeinden. In Folge des fi nanziellen<br />
Druckes, des stark belasteten Milizsystems und weiteren Gründen entschied die Landsgemeinde 2006 die<br />
Realisierung eines ambitionierten Reformprojekts, in dem drei Einheitsgemeinden (Glarus Nord, Glarus und<br />
Glarus Süd) entstehen, die am 01. Januar 2011 den Betrieb aufnehmen werden. Ein Zwischenbericht 9 Monate<br />
vor dem operativen Start.<br />
Roger W. Sonderegger, Dr. oec. HSG,<br />
info@sonderegger-sonderegger.ch begleitet<br />
als selbständiger Unternehmensberater das<br />
kommunale Projekt Glarus Nord und hat die<br />
drei Technischen Betriebe von Glarus Nord,<br />
Glarus und Glarus Süd für die Fusion vorbereitet<br />
Am 07.05.2006 entschieden die Stimmbürgerinnen<br />
und Stimmbürger des Kantons<br />
Glarus (rund 38’000 Einwohner) ein anspruchsvolles<br />
Reformprojekt, mit dem per<br />
01.01.2011 eine komplett neue kommunale<br />
Struktur im Kanton mit drei neuen<br />
Gemeinden entstehen wird.<br />
Die neuen Behörden<br />
nehmen den Betrieb auf<br />
Am 01. Januar 2010 übernahmen die neu<br />
gewählten Exekutiven das Projekt von den<br />
Gemeindepräsidenten der alten Gemeinden.<br />
Diese sind noch bis 30. Juni 2010 im<br />
Amt. Damit werden die neuen Behörden<br />
die Verantwortung am 01. Juli 2010 übernehmen.<br />
Im März wurde in Glarus Nord<br />
12 SKR 2/10<br />
das Parlament gewählt, das den Betrieb<br />
im August 2010 aufnehmen wird.<br />
Herausforderungen<br />
und «Lessons learnt»<br />
1. Im Verlauf des ersten Quartals<br />
wählten die Exekutiven der neuen<br />
Gemeinden Glarus Nord, Glarus und<br />
Glarus Süd plangemäss die Kaderpersonen<br />
der Verwaltungen und der<br />
Betriebe. Dies beinahe vier Jahre nach<br />
dem Entscheid der Landsgemeinde,<br />
die Gemeinden zu fusionieren.<br />
Die Besetzung der Stellen hat einige<br />
Mühe bereitet und in Glarus Nord<br />
blieben von neun Kaderstellen<br />
(Bereichsleiter) vier unbesetzt.<br />
Darunter der grösste Bereich, die<br />
Bereichsleitung Bau und Umwelt.<br />
Damit bleibt den ehrenamtlichen<br />
Ressortchefs (Gemeinderäte) nichts<br />
anderes übrig, die Bereiche ohne die<br />
Kaderpersonen selbst zu organisieren<br />
und damit Mitarbeitende ohne den<br />
jeweiligen Chef einzustellen.<br />
2. Die Stellen der Mitarbeitenden wurden<br />
im März 2010 ausgeschrieben.<br />
Die Einstellungen erfolgen im 3. und 4.<br />
Quartal 2010 und damit über lange vier<br />
Jahre nach der geschichtsträchtigen<br />
Landsgemeinde in 2006. Eine unerträglich<br />
lange Zeit, welche zu Frustrationen<br />
und auch zu Kündigungen geführt hat.<br />
Finanzkrise «sei Dank» ist der Braindrain<br />
jedoch nicht im zu befürchtenden<br />
Ausmass eingetreten.<br />
3. Aktuell ist die Realisierung der<br />
wichtigsten Geschäfts- und Informatikprozesse<br />
materiell, personell und<br />
zeitlich wahrscheinlich die grösste<br />
Heraus forderung. Spät wurden diese<br />
Prozesse in Angriff genommen und<br />
müssen nun in kürzester Zeit fi nalisiert<br />
werden. Darauf aufbauend sind<br />
ablauf organisatorische Aspekte<br />
(Arbeitsplätze, Informatikstruktur,<br />
Telefonie usw.) defi nitiv zu entscheiden<br />
und umzusetzen.<br />
4. Die Projektstruktur des Reformprojekts<br />
sieht vor, dass die Amtsdauer<br />
der alten Behörden am 30. 06.2010<br />
endet. Die neuen Behörden übernehmen<br />
damit am 01.07.2010 die<br />
Führung der alten Gemeinden. Damit<br />
ist eine Zwischen-Organisation zu<br />
fi nden, welche es erlaubt, die alten<br />
Gemeinden durch den neuen Gemeinderat<br />
zu führen. Diese Zwischenlösung<br />
endet bereits wieder am 31.12.2010.<br />
Es ist deshalb eine kostengünstige und<br />
einfache Lösung zu fi nden.<br />
5. Seit einiger Zeit zeichnet es sich ab,<br />
dass die im Rahmen der Reform<br />
versprochenen «Synergien» (sprich<br />
Einsparungen) nicht per 01. Januar<br />
2011 realisiert werden können,<br />
sondern sich erst im Verlauf der<br />
ersten Legislatur einstellen werden.<br />
Im Vergleich mit anderen Fusionsprojekten<br />
ist diese Erkenntnis jedoch<br />
keine Überraschung.<br />
Die aktuelle Belastung für die ehrenamtlichen<br />
Strukturen ist im Moment sehr hoch.<br />
Bis zum operativen Start am 01. Januar<br />
2011 ist Durchhaltewillen und Optimismus<br />
angesagt; zwei Anforderungen, welche in<br />
den neuen Behörden jedoch in genügendem<br />
Mass vorhanden sind.
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W
NEW PUBLIC MANAGEMENT<br />
Moderne Verwaltungssprache<br />
Auf dem Weg zur modernen<br />
und bürgerfreundlichen<br />
Verwaltungssprache<br />
von Stefan Grob<br />
Trotz grosser Fortschritte im Management von Verwaltungen bleibt die Verwaltungssprache selbst für viele<br />
Bürgerinnen und Bürger oft ein unverständlicher, bürokratischer Code. Wo liegen die Schwierigkeiten der<br />
Kommunikation im öffentlichen Sektor? Wie kann die Amtssprache verständlicher gestaltet werden? Und was<br />
zeichnet eine moderne, bürgerfreundliche Verwaltungssprache aus?<br />
Stefan Grob<br />
Seit den 80-er Jahren zeigt sich ein globaler<br />
Trend von Verwaltungsreformen im<br />
öffentlichen Sektor. Die klassischen Verwaltungen<br />
haben sich durch das «New<br />
Public Management» und die «Wirkungsorientierte<br />
Verwaltungsführung» (WoV)<br />
zur modernen, kundenorientierten Dienstleistungseinrichtung<br />
gewandelt. «Nah am<br />
Bürger» heisst die Devise der Behörden,<br />
die heute nicht mehr mit biederem Beamtentum<br />
in Verbindung gebracht werden<br />
wollen, sondern ein innovatives, modernes<br />
Image anstreben. In vielen Gemeinden gehört<br />
Standortmarketing zum Daily-Business<br />
wie die Marketing-Kommunikation in<br />
einem KMU.<br />
Professionelles Management<br />
Die «Wirkungsorientierte Verwaltungsführung»<br />
(WoV) ist ein Managementmodell<br />
für den öffentlichen Sektor, das<br />
sowohl die politischen wie auch die administrativen<br />
Prozesse, Strukturen und Kulturen<br />
miteinbezieht. In den Verwaltungen<br />
14 SKR 2/10<br />
werden vermehrt Managementtechniken<br />
und betriebswirtschaftliche Instrumente<br />
eingesetzt, um öffentliche Dienstleistungen<br />
effi zienter und wirkungsvoller erbringen<br />
zu können. Die öffentlichen Ämter<br />
orientieren sich in vielen Bereichen an den<br />
tatsächlichen Bedürfnissen der Bürgerinnen<br />
und Bürger.<br />
Die Wirkungsorientierte Verwaltungsführung<br />
verfolgt die Ziele, staatliches Handeln<br />
verstärkt an messbaren Leistungen und<br />
Wirkungen zu orientieren, Aufgaben und<br />
Verantwortungen stufengerecht an Verwaltungseinheiten<br />
zu delegieren und Führungsinstrumente<br />
zu verbessern. Die Kundenorientierung<br />
und Nähe zum Bürger<br />
wird dabei besonders gross geschrieben.<br />
Durch die neuen Managementansätze und<br />
den stärkeren Fokus auf Effizienz und<br />
Effektivität der staatlichen Aufgabenerfüllung<br />
haben sich einige Prozesse im öffentlichen<br />
Sektor stark verändert. Andere<br />
jedoch hinken der Entwicklung noch immer<br />
hinterher.<br />
Bürokratischer Code?<br />
Dank der Verwaltungsreformen und deren<br />
praktischer Umsetzung werden die Ressourcen<br />
heute effi zienter eingesetzt. Ein<br />
wichtiger Punkt jedoch wurde bisher von<br />
den meisten Behörden vernachlässigt: Die<br />
Verwaltungssprache, also die Kommunikation<br />
der Behörde mit den Bürgern. Die<br />
Verwaltungssprache ist das direkte Kommunikationsmittel<br />
zwischen Bürger und<br />
Amt und deshalb besonders wichtig für<br />
die «Wirkungsorientierte Verwaltungsführung».<br />
Erst, wenn sich auch in diesem<br />
Bereich Transparenz, Kundennähe und Bedürfnisorientierung<br />
widerspiegeln, kann<br />
von einer erfolgreichen, modernen Verwaltung<br />
die Rede sein.<br />
Für viele Bürger ist die Verwaltungssprache<br />
nämlich ein mystischer Code, der mehr<br />
verbirgt als erklärt. Amtliche Texte sind für<br />
viele Menschen nur schwer zu verstehen.<br />
Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um<br />
Urteile, Bescheide, Beschlussvorlagen oder<br />
Gutachten handelt. Um Texte dieser Art<br />
zu verstehen, bräuchte man detailliertes<br />
Fachwissen und viel Zeit, um nachzuforschen,<br />
was eigentlich gemeint ist. Dabei<br />
sollte die Sprache der Verwaltung prägnant<br />
sein und Missverständnisse verhindern.<br />
Denn Unklarheiten führen zu Irritationen<br />
und sind ineffi zient, da neue Prozesse<br />
in Gang gesetzt werden müssen.<br />
Wortungetüme wie etwa «Wegweisungsvollzugshinderins»<br />
machen Verwaltungsbriefe<br />
für Bürgerinnen und Bürger<br />
oft kompliziert, schwerfällig und unpersönlich.<br />
Nicht selten werden die Texte<br />
mit fachlichen Fremdwörtern oder kreativen<br />
Wortneuschöpfungen angereichert.<br />
Wörter wie «Eignungsfeststellungsverfahren»,<br />
«Rechtsbehelfsbelehrung» oder<br />
«Bestreitung» stehen in den wenigsten<br />
Wörterbüchern, werden im Alltag kaum<br />
verwendet und sind somit von den meisten<br />
Leuten nur schwer entzifferbar. In<br />
der heutigen, von Informationen überfl uteten,<br />
schnelllebigen Welt erwarten die<br />
Bürger vor allem eines: klare, persönliche<br />
Verwaltungsschreiben, die man leicht versteht.<br />
Der Weg zur modernen<br />
Verwaltungssprache<br />
Es gibt verschiedene Möglichkeiten den<br />
Kommunikationsstil einer Verwaltung zu<br />
optimieren und für die Bürger lesefreundlicher<br />
zu gestalten. Doch was bringt das<br />
konkret? Die Vorteile einer modernen<br />
Sprache sind vielseitig:
• Der Service wird bürgerfreundlicher<br />
• Das Verhältnis und die Zusammenarbeit<br />
zwischen Bürger und<br />
Verwaltung werden verbessert<br />
• Akzeptanz und Verständnis bei<br />
Behördenentscheiden werden erhöht<br />
• Weniger Rückfragen und<br />
Erklärungsbedarf<br />
• Missverständnisse, Irritationen und<br />
Klagen können reduziert werden<br />
• Behörde wird kundenorientierter<br />
wahrgenommen<br />
Optimierung<br />
der Verwaltungskommunikation<br />
Um den sprachlichen Auftritt einer Verwaltung<br />
zu optimieren, ist eine Zusammenarbeit<br />
mit Experten empfehlenswert.<br />
Spezialisten durchleuchten den Kommunikationsstil<br />
der Gemeinde kritisch, analysieren<br />
aktuelle Unterlagen wie Briefe<br />
oder Broschüren und erstellen eine fundierte<br />
Handlungsanweisung, was zur Optimierung<br />
empfohlen wird. Bei der Ana-<br />
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NEW PUBLIC MANAGEMENT<br />
Moderne Verwaltungssprache<br />
lyse werden die Texte mit verschiedenen<br />
Kriterien wie Leserfreundlichkeit, Verständlichkeit,<br />
Wortwahl, Textaufbau, Logik<br />
und Stil überprüft.<br />
Die so erhaltenen Erkenntnisse werden<br />
zusammen mit den Vertretern der Verwaltung<br />
diskutiert. Das Resultat des ganzen<br />
Prozesses kann ein ausführliches<br />
Sprachhandbuch sein, in welchem die<br />
Grundsätze der modernen Verwaltungssprache<br />
festgehalten werden. Dieses<br />
Sprachhandbuch wird angereichert durch<br />
zahlreiche Formulierungsbeispiele und<br />
Tipps für den Aufbau und die Gestaltung<br />
von Verwaltungsschreiben.<br />
Der Autor<br />
In individuell zugeschnittenen, internen<br />
Workshops (z. B. Schreibwerkstatt, Schreibtrainings)<br />
werden die Verwaltungsfachleute<br />
auf die Kernprobleme der Amtssprache<br />
sensibilisiert und professionell geschult<br />
und gecoacht. Die bewusste Auseinandersetzung<br />
mit dem Thema «Bürgerfreundlicher<br />
schreiben», die Reflexion und der<br />
Erfahrungsaustausch beeinflussen den<br />
sprachlichen Auftritt und das Image einer<br />
Gemeinde positiv – ein Engagement, das<br />
sich lohnt.<br />
Stefan Grob ist Inhaber der Textagentur Complecta in St. Gallen. Er unterrichtet an<br />
verschiedenen Schulen die Fächer Kommunikation und Public Relations. Im Jahr<br />
2009 wurde er mit dem SWISS TEXT AWARD ausgezeichnet. Der Award berücksichtigt<br />
vor allem die Verwendung einer modernen, verständlichen Wirtschaftssprache.<br />
Mit dem Konzept der modernen Verwaltungssprache will Stefan Grob nun die Behördenkommunikation<br />
verständlicher gestalten. Er berät Gemeinden bei der Entwicklung<br />
ihres neuen Wordings.<br />
Weitere Informationen: www.complecta.ch<br />
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NEW PUBLIC MANAGEMENT<br />
Interim Management<br />
«Die Zielsetzungen meines<br />
Interim Management Einsatzes<br />
wurden erfüllt»<br />
von Lucia Uebersax<br />
aim ad interim management ag ist Partner des Managements für die rasche Übernahme zeitlich befristeter<br />
Mandate für Führungskräfte, Projektleiter und umsetzungsorientierte Beratungen in Wirtschaft und Verwaltung.<br />
Die SKR im Gespräch mit dem Interim Manager von aim ad interim management ag.<br />
SKR: Sie waren während neun Monaten als interimistischer Leiter<br />
in der Abteilung Schulpersonal im Schulamt einer grossen<br />
Schweizer Stadt tätig. Die Abteilung Schulpersonal umfasst einige<br />
tausend Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Wieso wurden<br />
Sie für diese Aufgabe eingesetzt?<br />
Interim Manager: Meine Organisationserfahrung aus der Wirtschaft<br />
stand wohl im Vordergrund, da neben der Sicherung des<br />
Tagesgeschäfts ein Restrukturierungsprojekt anstand. Der Direktor<br />
war sich bewusst, dass in dieser kritischen Phase ein externer<br />
Manager mit entsprechendem Leistungsausweis in der Bewältigung<br />
von Turnarounds am besten geeignet ist. Zielsetzung war<br />
primär die qualitative Verbesserung der Dienstleistungen. Da bestanden<br />
zum Teil erhebliche Probleme, bedingt nicht zuletzt durch<br />
eine hohe Fluktuation in der Abteilung. Der permanente Druck im<br />
Tagesgeschäft führte zudem zu Ansätzen einer «Schattenorganisation»,<br />
was wiederum die klare Zuteilung von Aufgaben, Verantwortung<br />
und Kompetenzen erschwert. Als Folge davon tendierten<br />
die Bezüger der Services dazu, gewisse Arbeiten in Eigenregie<br />
abzuwickeln, was naturgemäss auch Risiken birgt. Es ging ja nicht<br />
ausschliesslich um die Lohnabwicklung, sondern auch um Beratungsleistungen,<br />
beispielsweise in juristischen Fragen, um den<br />
Transfer neuer Weisungen, insgesamt um die Compliance in einem<br />
hochregulierten und auch politisch sensitiven Umfeld.<br />
SKR: Wie kann man sich als «Externer» innert nützlicher Frist einen<br />
Überblick verschaffen, zumal in einer komplexen Organisation<br />
mit vielen Schnittstellen?<br />
IM: Da habe ich mir einen Zeitraum von zwei Wochen gesetzt.<br />
Durch Interviews innerhalb des Teams ergaben sich Hinweise auf<br />
die Probleme mit Blickwinkel «Operations», während die Gespräche<br />
mit Mitgliedern der Geschäftsleitung des Schulamtes sowie<br />
mit Präsidenten und Präsidentinnen der Schulkreise aus einer<br />
«Management-Optik» geführt wurden. Aus der Kombination dieser<br />
Erkenntnisse resultierten schlussendlich die zu treffenden<br />
Massnahmen in strategischer und operativer Hinsicht.<br />
SKR: Sprechen wir noch zum Thema Akzeptanz. Man darf vermuten,<br />
dass nicht alle Betroffenen dieses Change Management<br />
Programm gleichermassen begrüsst und von Anbeginn unterstützt<br />
haben.<br />
IM: Das ist zutreffend. Das Team der Abteilung Schulpersonal<br />
wurde am unmittelbarsten von den Änderungen betroffen, bei-<br />
16 SKR 2/10<br />
spielsweise durch die Rekrutierung neuer Teamleiter und die<br />
organisatorisch zwingende Verlagerung von Arbeitsplätzen. Da<br />
entstehen bei engagierten und bereits hochbelasteten Fachkräften<br />
doch Irritationen. Andrerseits wurde in der neuen Struktur<br />
eine konsistente Zuteilung von Aufgaben und Verantwortungen<br />
vorgenommen, mit entsprechendem Zuwachs an Kompetenzen<br />
für die einzelnen Teammitglieder sowie einem Transfer<br />
von Verantwortungen aus der Geschäftsleitung an die neuen<br />
Teamleiter und Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Bei den<br />
«Kunden», in erster Linie sind das die Verantwortlichen in den<br />
Schulkreisen, wurde das Projekt sehr begrüsst. Meine Unterstützung<br />
wurde auch für Aufgaben ausserhalb des eigentlichen Interim<br />
Management Mandats nachgesucht, beispielsweise in den<br />
Budgetierungsprozessen. Im Weiteren ergab sich auf Stufe Geschäftsleitung<br />
die Gelegenheit, im Rahmen einer SAP Einführung<br />
auf Risiken bei der Datenmigration hinzuweisen.<br />
«Ohne die starke<br />
Unterstützung des Managements<br />
geht so etwas nicht»<br />
SKR: Wie beurteilen Sie insgesamt den Projekterfolg?<br />
IM: Die Zielsetzungen meines Interim Management Einsatzes<br />
wurden erfüllt. Die Organisation war bei meinem Weggang neu<br />
formiert, die Teamleiter rekrutiert, die Aufgaben im Tagesgeschäft<br />
klar zugeordnet und die projektbezogenen Sonderaufgabe,<br />
zum Beispiel SAP Superuser, zugeteilt.<br />
Dazu kommen die positiven Resultate der Anstrengungen ausserhalb<br />
des eigentlichen Mandatsauftrags, die ich bereits erwähnt<br />
habe.<br />
SKR: Eine letzte Frage. Formulieren Sie bitte eine absolut zwingende<br />
Voraussetzung zum Gelingen eines solchen Interim Management<br />
Einsatzes.<br />
IM: Das mache ich gerne. Ohne die starke Unterstützung des Managements,<br />
hier insbesondere durch den Direktor des Schulamts,<br />
geht so etwas nicht. Wir haben rasch festgestellt, dass unsere<br />
Wahrnehmungen der Probleme und die Einschätzung der Lösungsvarianten<br />
sehr nahe beieinanderliegen. Das schafft Vertrauen<br />
und gibt beiden Seiten die Gewissheit, nicht nur «die Dinge<br />
richtig zu tun», sonder auch «das Richtige zu tun».
«Wir sind ausschliesslich dem Erfolg<br />
des Auftraggebers verpfl ichtet»<br />
SKR: Sie haben die SKR als Kommunikationsplattform für Ihr Unternehmen<br />
ausgewählt. Welche Erwartungen verknüpfen Sie mit diesem<br />
Engagement?<br />
Herr Schmid: Wir haben bereits mehrfach die Erfahrung gemacht,<br />
dass wir für Verwaltungsbereiche und Betriebe der öffentlichen Hand<br />
bei Kapazitäts- und Knowhow-Engpässen auf Stufe Management<br />
und in grösseren Projektorganisationen beigezogen werden. Die SKR<br />
bietet eine interessante Plattform, wo wir uns anhand konkreter<br />
Mandatsbeispiele für die Entscheidungsträger als Partner der Wahl<br />
für Interim Management Aufgaben präsentieren können.<br />
SKR: Ist aim auf spezielle Funktionen oder Branchen spezialisiert?<br />
Schmid: Nein. In unserem Netzwerk von aktuell rund 700 uns persönlich<br />
bekannten Interim Managern fi ndet sich ein breites Spek trum an<br />
Fach- und Führungserfahrung sowohl aus der Privatwirtschaft als auch<br />
aus der Verwaltung. Als Beispiel: Im Spitalbereich bieten wir für diverse<br />
Aufgaben Unterstützung, beispielsweise Human Resources Management,<br />
Finanzen und Controlling, Logistik, Einkauf, Informatik und Facility<br />
Management, oder anders gesagt: für alle Strukturen und Prozesse<br />
ausserhalb der Kernaufgaben von Medizin, Pfl ege und Therapie. Das<br />
trifft sinngemäss auf eine Vielzahl von Betrieben und Verwaltungsbereichen<br />
zu, beispielsweise Verkehrsbetriebe, AWAs und Bauämter.<br />
NEW PUBLIC MANAGEMENT<br />
Interim Management<br />
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aim<br />
ad interim management ag<br />
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Interview von Lucia Uebersax<br />
Huldrych Schmid<br />
von aim ad interim<br />
management ag<br />
im Gespräch mit<br />
SKR-Redaktorin<br />
Lucia Uebersax<br />
SKR: Wo sehen Sie den Kundennutzen eines Interim Management<br />
Mandats?<br />
Schmid: Die sofortige Übernahme einer Führungsposition oder einer<br />
Projektleitung steht im Zentrum. Wir sind als unabhängiger Interim<br />
Management Provider ausschliesslich dem Erfolg des Auftraggebers<br />
verpfl ichtet. Das beginnt bei der Diskussion der Aufgaben und Zielsetzungen,<br />
führt über die Evaluation und Präsentation der geeigneten<br />
Interim Manager aus dem aim-Netzwerk, die fl exiblen Einsatzverträge<br />
und die kontinuierliche Mandatsbegleitung und endet mit<br />
einem Abschlussgespräch. Unseren Qualitätsanspruch dokumentieren<br />
wir nicht zuletzt dadurch, dass wir als bisher erster und einziger<br />
Interim Management Provider mit einem zertifi zierten Managementsystem<br />
nach ISO 9001:2008 arbeiten.<br />
Certified System<br />
IS O 9 0 0 1<br />
SKR 2/10 17
<strong>IT</strong>-<strong>SOLUTIONS</strong> <strong>IT</strong>-Recht<br />
Überwachung von E-Mail und Internet am Arbeitsplatz<br />
Ein Spannungsfeld zwischen<br />
Arbeitgeber und Mitarbeitenden<br />
von Julia Voronkova<br />
Seitdem das Internet die Arbeitswelt revolutioniert hat, ist der Arbeitsalltag ohne das World Wide Web und<br />
E-Mail nahezu undenkbar. In solchem Verherrlichungsdenken darf jedoch Eines nicht vergessen gehen: Das<br />
Internet ist keine gefahrenfreie Zone. Ob aus Unwissenheit oder aus Mutwilligkeit, die illegale Nutzung von<br />
Internet und E-Mail kann Unternehmen teuer zu stehen kommen. Erstaunlich eigentlich, dass in vielen Betrieben<br />
keinerlei Vereinbarungen mit den Mitarbeitenden über die Nutzung von E-Mail, Internet und Intranet<br />
bestehen. Nicht so bei den kantonalen Verwaltungen. Unsere Umfrage zeigt: Viele Verwaltungen haben ein<br />
striktes Benützungsreglement für ihre Mitarbeitenden und den Zugriff auf Community-Seiten gar gesperrt.<br />
Fehlende Sicherheit und Zeitverlust während der Arbeit sind die meistgenannten Gründe dafür.<br />
Mehrere Stunden schon hat Hinz bei der<br />
Arbeit vor seinem Computer verbracht, die<br />
Statistiken sind endlich fertig. Bevor es zur<br />
nächsten Aufgabe geht, hat er sich einen<br />
kurzen Abstecher ins private E-Mail-Postfach<br />
verdient. Freund Kunz hat eine Einladung<br />
zu seiner Kostümparty geschrieben.<br />
Jetzt noch schnell das Perückensortiment<br />
auf Ebay durchstöbern. Ob es wohl<br />
auch Hawaiihemden hat? Für später, zum<br />
Dessert gewissermassen, hebt er sich die<br />
Moorhuhnjagd auf. Danach kann er sich<br />
immer besser konzentrieren.<br />
Wie Hinz ergeht es vielen Mitarbeitenden<br />
in der Schweiz: Denn in der virtuellen Welt<br />
ist die Ablenkung nur einen Klick entfernt.<br />
18 SKR 2/10<br />
Und gibt man der Versuchung täglich ein<br />
bisschen nach, ergibt sich schnell einmal<br />
ein Arbeitsausfall von 17 Tagen pro Jahr,<br />
wie die Studie von Sterling Commerce aus<br />
dem Jahr 2008 vorrechnet. Ob solche Onlinepausen<br />
tatsächlich als Arbeitsausfall<br />
zu werten sind, ist umstritten. Hält sich<br />
die Surfpause an die goldene Regel der<br />
Vernunft, kann sie sich durchaus als leistungsfördernd<br />
erweisen. Öffentliche Verwaltungen<br />
gehen da häufi g konsequenter<br />
vor und wahren durch eine Zugangssperre<br />
ihre Mitarbeitenden vor der Versuchung,<br />
Social Networking Sites wie Facebook,<br />
MySpace oder StudiVZ und Chatprogramme<br />
während der Arbeit aufzurufen.<br />
So gaben beispielsweise die Kantone Gla-<br />
rus, Uri, Appenzell – Innerrhoden, Solothurn,<br />
Thurgau, Schaffhausen, Fribourg<br />
und Schwyz an, den Zugang zu Social Networking<br />
Sites, Chatprogrammen und<br />
Computerspielen gesperrt zu haben.<br />
Weitaus folgenschwerer sind hingegen die<br />
möglichen technischen Folgen, die beim<br />
übermässigen Surfen entstehen können.<br />
Zu viel Surfen kann die Speicherkapazität<br />
überfordern, den ganzen Datenverkehr<br />
eines Betriebs lahm legen und schlimmstenfalls<br />
den gesamten elektronischen<br />
Arbeitsplatz blockieren. Denn mit den erlangten<br />
Kontaktmöglichkeiten schafft die<br />
Internetverbindung ebenso Angriffsmöglichkeiten<br />
durch Viren, Würmer oder Trojanische<br />
Pferde. Wenig verwunderlich also,<br />
dass viele Kantonsverwaltungen die<br />
enorme Breitbandbelastung und fehlende<br />
Sicherheit als Argumente für die Sperre<br />
ausgesprochen haben.<br />
Die Angriffe von aussen gefährden nicht<br />
nur die Betriebssicherheit – auch Daten<br />
drohen infolge von Computerinfektionen<br />
in die Hände Unbefugter zu gelangen.<br />
Gerichtsklagen und Imageschäden warten<br />
als Folge auf. Der Dolchstoss kann<br />
aber auch von innen kommen, wenn ein<br />
Schluss mit Facebook:<br />
Viele Verwaltungen und Unternehmen<br />
haben ein striktes Benützungs reglement<br />
für ihre Mitarbeitenden und den Zugriff<br />
auf Community-Seiten gar gesperrt
Mitarbeitender illegale Internetseiten am<br />
Arbeitsplatz besucht. Und kaum eine Organisation<br />
will aufgrund einer Straftat<br />
eines Mitarbeitenden in den Schlagzeilen<br />
erscheinen.<br />
Ungeschriebene Gesetze und<br />
Spionprogramme führen aufs Glatteis<br />
Die Frage, was Mitarbeiter am Bürocomputer<br />
dürfen und was nicht, beschäftigt<br />
beinahe jedes Unternehmen. Wie aber<br />
gehen Arbeitgeber mit diesem heissen<br />
Eisen um? Es gibt zwei Tendenzen: Viele<br />
Arbeitgeber tolerieren stillschweigend die<br />
private Internetnutzung ihrer Mitarbeiter,<br />
solange die Arbeit nicht darunter leidet<br />
und Beschäftigte ihr Sonderrecht nicht zu<br />
strafbaren Zwecken missbrauchen.<br />
Das andere Extrem sind zweifelhafte Kontrollmassnahmen<br />
wie namentliche Auswertungen<br />
von Computerprotokollen oder<br />
das Einsetzen von Spionprogrammen.<br />
Diese werden in der Regel ohne Information<br />
der betroffenen Personen angewandt<br />
und ermöglichen eine permanente<br />
und detaillierte Überwachung aller Aktivitäten<br />
am elektronischen Arbeitsplatz. Damit<br />
verstossen Spionprogramme gegen<br />
das Verhaltensüberwachungsverbot.<br />
Richtig einspuren<br />
– mit technischen Schutzmassnahmen<br />
Doch anstatt die Mitarbeitenden mit<br />
zweifelhaften Programmen zu überwachen<br />
und sich rechtlich auf dünnem Eis zu<br />
bewegen, sollte der Arbeitgeber seine Bemühungen<br />
auf die Prävention richten.<br />
Dies verordnet das Datenschutzgesetz mit<br />
den «technischen und organisatorischen<br />
Schutzmassnahmen» 1 . Die Auslegung dieser<br />
Massnahmen überlässt der Gesetzgeber<br />
dem Arbeitgeber.<br />
Der Einsatz von technischen Massnahmen<br />
warnt den Arbeitgeber frühzeitig<br />
über mögliche Gefahren für die Sicherheit<br />
und Funktionstüchtigkeit des elektronischen<br />
Systems vor. Bei den technischen<br />
Schutzmassnahmen wird unterschieden<br />
zwischen präventiven und repressiven<br />
Massnahmen. Zu den präventiven Massnahmen<br />
zählen der Passwort- und Zugriffsschutz,<br />
die Verschlüsselung besonders<br />
schützenswerter Daten sowie Anti-<br />
1 Verordnung zum Bundesgesetz über den<br />
Datenschutz (VDSG), 4. Abschnitt: Technische und<br />
organisatorische Massnahmen<br />
(Stand am 1. Januar 2008)<br />
Kontrollmassnahmen wie Auswertungen<br />
von Computerprotokollen oder das Einsetzen<br />
von Spionprogrammen ermöglichen<br />
die Überwachung aller Aktivitäten am<br />
elektronischen Arbeitsplatz.<br />
virusprogramme, Backups und Firewalls,<br />
aber auch die Sperrung des Zugangs zu<br />
bestimmten Websites. Diese Schutzmassnahmen<br />
sollten gemäss dem letzten<br />
Stand der Technik aktualisiert sein. Eine<br />
absolute technische Sicherheit ist zwar<br />
noch visionär, doch lassen sich mithilfe<br />
präventiver Schutzmassnahmen unerwünschtes<br />
Surfen und damit Risiken in<br />
Schach halten.<br />
Heikler dagegen sind repressive Massnahmen,<br />
nämlich die verschiedenen Mittel der<br />
Mitarbeiterüberwachung. Der Markt für<br />
visuelle PC-Überwachung für Büro und Zuhause<br />
ist breit. Die Überwachungs systeme<br />
sind heute dahingehend ausgereift, dass<br />
sie eine vollumfängliche visuelle Überwachung<br />
aller PC-Aktivitäten ermöglichen.<br />
Unter der Aufzeichnung «aller PC-Aktivitäten»<br />
ist die Erfassung jeder gestarteten<br />
Anwendung zu verstehen wie die Aufnahme<br />
jeder besuchten Internetseite, jeder<br />
E-Mail, jedes Druckauftrags und sogar<br />
jedes Suchbegriffs. Spätestens da geht die<br />
Alarmglocke des Datenschützers los: Der<br />
Einsatz solcher Überwachungssysteme als<br />
Spionprogramme ist rechtlich verboten<br />
Schon die namentliche Über wachung ist<br />
nur bedingt zulässig und sollte weitgehend<br />
durch präventive Vorkehrungen ersetzt<br />
werden.<br />
Doppelt genäht hält besser:<br />
die Nutzungs- und Überwachungsregelung<br />
Der Gesetzgeber hat bisher keine einheitlichen<br />
Grundsätze aufgestellt, die die<br />
Obergrenze des privaten Aufenthalts am<br />
Arbeitsplatz im Internet bemessen. Auch<br />
schreibt er nicht vor, ob am Arbeitsplatz<br />
privat gesurft werden darf oder nicht.<br />
Deshalb ist es unabdingbar, nach dem<br />
Treffen technischer Vorkehrungen, organisatorische<br />
Massnahmen zu beschliessen,<br />
dies anhand einer Nutzungs- und Überwachungsregelung.<br />
Eine solche Regelung<br />
schafft klare Verhältnisse zwischen Arbeitgeber<br />
und Arbeitnehmer. Ausserdem ist<br />
eine Nutzungs- und Überwachungsregelung<br />
sogar zwingende Voraussetzung, will<br />
<strong>IT</strong>-Recht <strong>IT</strong>-<strong>SOLUTIONS</strong><br />
der Arbeitgeber sich die Möglichkeit offenhalten,<br />
einen Angestellten bei Verdacht<br />
auf Missbrauch zu überwachen. Bei Missbrauch<br />
der Computerinfrastruktur dient<br />
die Regelung als Beweisgrundlage für die<br />
Kündigung. Genau hier haben Verwaltungen<br />
die Nase vorn: So haben zum Beispiel<br />
die Kantone Glarus, Basel-Landschaft<br />
und Nidwalden genaue Anweisungen für<br />
ihre Mitarbeitenden, wie sie mit Informatikmitteln<br />
umzugehen haben. Mitarbeiter,<br />
die Informatikmittel nutzen und<br />
Zugang zum Intranet, Internet oder E-Mail<br />
haben, unterzeichnen eine Erklärung mit<br />
der sie bestätigen, dass sie die Weisungen<br />
zur Kenntnis genommen haben und sich<br />
über die möglichen straf-, zivil- und personalrechtlichen<br />
Folgen eines Missbrauchs<br />
bewusst sind.<br />
Aus Beweisgründen sollte die Regelung<br />
schriftlich erfolgen. Die Beschäftigten<br />
sollten das Schriftstück datieren und unterzeichnen.<br />
Das ist der Nachweis, dass<br />
die Mitarbeiter ihre Rechte und Pfl ichten<br />
kennen und über die Schutz- und Kontrollmassnahmen<br />
des Betriebs informiert<br />
sind. Am besten sollte der Inhalt der Regelung<br />
in Form einer Mitarbeiterschulung<br />
mündlich erklärt werden.<br />
Eine ausführliche Vorlage einer Nutzungs-<br />
und Überwachungsregelung hat der eidgenössische<br />
Datenschutz- und Öffentlichkeitsbeauftragte<br />
ausgearbeitet 2 . Siehe<br />
dazu «Checkliste Nutzungsregelung» auf<br />
Seite 21.<br />
2 www.edoeb.admin.ch; Website des eidgenössischen<br />
Öffentlichkeits- und Datenschutzbeauftragten;<br />
siehe hierzu den Aufsatz «Leitfaden<br />
über Internet – und E-Mail-Überwachung am<br />
Arbeitsplatz»<br />
SKR 2/10 19
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Checkliste Nutzungsregelung<br />
• Zuerst informiert die Nutzungsregelung über die getroffenen<br />
technischen Sicherheitsmassnahmen.<br />
• Danach folgt die Nutzungsregelung. Die zentrale Richtlinie<br />
bei der Nutzung von E-Mail und Internet unterbietet,<br />
die elektronischen Mittel zu nutzen, wenn dies den Interessen<br />
des Unternehmens eindeutig zuwiderläuft oder<br />
rechtswidrig ist, zum Beispiel im Falle pornografi scher<br />
oder rassistischer Inhalte. Darüber hinaus unterscheidet<br />
die Regelung den geschäftlichen Gebrauch von E-Mail und<br />
Internet von der privaten Nutzung.<br />
- Bei der geschäftlichen Nutzung hält die Regelung fest,<br />
in welchem Rahmen Internet und der E-Mail-Verkehr<br />
gebraucht werden dürfen.<br />
- Erlaubt die Nutzungsregelung private Nutzung von Internet<br />
und/oder E-Mail, sollte sie dafür einen bestimmten<br />
Zeitrahmen festlegen (zum Beispiel nach Feierabend).<br />
Des Weiteren ist es empfehlenswert, dass sie:<br />
a) beim Internet den Besuch bestimmter Internetseiten<br />
– zum Beispiel die Nutzung von Chatrooms – verwehrt,<br />
und<br />
b) beim E-Mail das Schreiben von privaten Nachrichten<br />
ausschliesslich über webbasierte Dienste erlaubt (und<br />
nicht etwa über das E-Mail Programm des Unternehmens).<br />
Dadurch vermeidet der Prüfende das Risiko, bei<br />
der Kontrolle betrieblicher E-Mails auf private elektronische<br />
Nachrichten zu stossen. Private E-Mails gelten<br />
nämlich als schutzwürdiges Gut des Mitarbeitenden<br />
und geniessen denselben Schutz wie private Briefpost<br />
am Arbeitsplatz.<br />
- Der Arbeitgeber soll sich beim Erstellen einer Nutzungsregelung<br />
bewusst sein, dass er individuell festlegen<br />
darf, was er c) als Missbrauch defi niert und d) wie ein<br />
Verstoss sanktioniert wird. Hält ein Mitarbeitender die<br />
Nutzungsbedingungen nicht ein, gilt dies als Verstoss<br />
und kann als Rechtfertigung für die Überwachung, wie<br />
auch für die Kündigung dienen.<br />
<strong>IT</strong>-Recht <strong>IT</strong>-<strong>SOLUTIONS</strong><br />
Checkliste Überwachungsregelung<br />
Weil der Arbeitgeber den Schutz aller ihm anvertrauten Daten<br />
zu verantworten hat, berechtigt das Gesetz ihn grundsätzlich<br />
zu systematischer Protokollierung, Registrierung<br />
und Archivierung aller Daten, die am Arbeitsplatz ausgetauscht<br />
werden. Aber gewusst wie.<br />
Computer, Router, Server und Firewall, die in einem Netzwerk<br />
angeschlossen sind, protokollieren programmgesteuert<br />
den Grossteil aller Aktivitäten von Nutzern in so genannten<br />
Logbüchern. Diese Protokolldateien zeichnen in<br />
der Regel Randdaten auf wie «wann hat wer was getan».<br />
© Hartmut | PIXELIO<br />
Die Protokollierungssoftware kann natürlich auch zur Überwachung<br />
der Beschäftigten eingesetzt werden. Die Überwachung<br />
darf allerdings nur anonym erfolgen.<br />
• In der Überwachungsregelung informiert der Arbeitgeber,<br />
dass er in periodischen Zeitabständen eine anonyme<br />
Überwachung durchführt, die dazu dient, die Einhaltung<br />
von Nutzungsreglementen zu prüfen. Bei der anonymen<br />
Überwachung wird stichprobenartig eine zufällige Auswahl<br />
von Protokollen verschiedener Mitarbeiter getroffen,<br />
anhand welcher der Arbeitgeber kontrolliert, ob die<br />
Nutzungsbedingungen eingehalten werden.<br />
• Daraufhin legt der Arbeitgeber offen, wie er nach dem<br />
Erkennen eines Missbrauchs vorgehen wird.<br />
- Geschieht der Missbrauch aufgrund eines Mangels an<br />
technischen Schutzvorrichtungen, so müssen die Protokolle<br />
weiterhin anonym bleiben. Der Arbeitgeber<br />
passt die technischen Schutzmassnahmen an, um einen<br />
zweiten Anwendungsfall zu verhindern. Unter Umständen<br />
muss der Arbeitgeber auch die Nutzungsregelung<br />
anpassen.<br />
- Unbedingt informiert der Arbeitgeber seine Angestellten,<br />
dass im Falle einer Wiederholung der verbotenen<br />
Anwendung trotz technischer Vorrichtung, die personenbezogene<br />
Auswertung droht.<br />
- Liegt bei dem Missbrauch der Kommunikationsinfrastruktur<br />
bereits eine technische Vorrichtung vor und<br />
hat der Arbeitgeber über die Überwachungsbedingungen<br />
informiert, so kann der Arbeitgeber ohne Warnung<br />
namentliche Auswertungen der Protokollierungen vornehmen.<br />
Dies allerdings nur gezielt und für kurze Zeit.<br />
Bestätigt sich der Verdacht, muss die Überwachung sofort<br />
abgebrochen werden.<br />
• Zuletzt hält der Arbeitgeber die Sanktionen von Verstoss<br />
gegen die Nutzungs- und Überwachungsregelung fest.<br />
Die Sanktionen können stufenweise ablaufen von technischen<br />
Zugangseinschränkungen und Mahnungen bis hin<br />
zur Entlassung, Lohnrückforderung oder Schadenersatz.<br />
SKR 2/10 21
<strong>IT</strong>-<strong>SOLUTIONS</strong> Politiker Statements zum Thema Internetüberwachung<br />
Facebook:<br />
Herausforderung für Arbeitgeber<br />
von Lucia Uebersax<br />
Social Networking Sites boomen. Laut Pressetext hat Facebook in den USA gar erstmals mehr Zugriffe verzeichnet<br />
als Google und damit einen neuen Höhepunkt an Popularität erreicht. Viele Schweizer Unternehmen<br />
und Verwaltungen haben Community-Seiten und Dating-Plattformen bereits gesperrt, um das private Surfen<br />
während der Arbeitszeit zu unterbinden und wirtschaftliche Verluste zu vermeiden. Gemäss einer Studie von<br />
Sterling Commerce surft jeder Beschäftigte mehrmals täglich zu rein privaten Zwecken. Pro Mitarbeiter entsteht<br />
laut dieser 2008 publizierten Studie schnell einmal ein Arbeitsausfall von 17 Tagen im Jahr. Der Gesamtschaden<br />
für Arbeitgeber ist enorm. Fachkreise sehen einem Verbot allerdings skeptisch entgegen: «Das bringt<br />
nichts». Vielmehr sind sie überzeugt: Social Medien bieten neue Informations- und Netzwerkplattformen, die<br />
nicht ungenutzt bleiben dürfen. Wie soll die Nutzung von Facebook & Co. am Arbeitsplatz geregelt sein? Reicht<br />
der Appell an die Arbeitsmoral oder braucht es Reglemente oder gar Sperren? Partei- und Kommissionspräsidenten<br />
geben ihre Meinung kund.<br />
Bruno Frick<br />
CVP-Ständerat, Kanton Schwyz<br />
Toni Brunner<br />
Parteipräsident SVP Schweiz<br />
22 SKR 2/10<br />
<strong>IT</strong> zuhause ist Privatsache - bei der Arbeit Unternehmenssache<br />
Was die Mitarbeitenden zuhause tun, ist Ihre Sache. Im Unternehmen aber braucht es klare Anwendungsregeln.<br />
Nur schon aus Sicherheitsgründen. Die Verantwortlichen jedes Unternehmens<br />
sollen nach ihren Bedürfnissen eine Regelung treffen. Zu empfehlen sind Standards, die in einzelnen<br />
Branchen bereits bestehen. Facebook, Spiele und Filme gehören grundsätzlich nicht an den Arbeitsplatz,<br />
sowenig wie Jassen, lange Privattelefone und persönliche Korrespondenzen. Wenn ein<br />
Arbeitgeber oder eine Chefi n dies dulden will – wohlan. Es ist ihr Unternehmen. In öffentlichen<br />
Betrieben, vor allem wenn sie sich aus Steuern fi nanzieren, ist diese Toleranz fehl am Platz. Der<br />
sparsame Umgang mit den öffentlichen Finanzen verlangt auch klare <strong>IT</strong>-Regeln, welche Privates<br />
vom Arbeitsplatz trennen.<br />
Der Arbeitnehmer hat einen Auftrag, den er erfüllen muss<br />
Die Arbeit darf nicht unter der Beschäftigung mit Kontaktforen leiden. Dennoch bin ich generellen<br />
Verboten gegenüber skeptisch. Verbote können unter Umständen kontraproduktiv sein und von<br />
Misstrauen zeugen. Eigenverantwortliche Mitarbeiter wissen, dass sie einen Arbeitsauftrag zu<br />
erfüllen haben und dafür einen Lohn erhalten. Wir trauen ihm die Fähigkeit zu, die Prioritäten<br />
richtig zu setzen. Festzuhalten gilt: Es ist durchaus auch im Interesse der SVP, wenn ihre Mitarbeiter<br />
gut vernetzt sind. Wird jedoch Vertrauen missbraucht, verstehe ich Firmen die handeln müssen.
Christophe Darbellay<br />
Parteipräsident CVP Schweiz<br />
Christian Levrat<br />
Parteipräsident SP Schweiz<br />
Fachliteratur zum Thema<br />
Politiker Statements zum Thema Internetüberwachung <strong>IT</strong>-<strong>SOLUTIONS</strong><br />
Im Vordergrund steht die Eigenverantwortung<br />
Jedes Unternehmen sollte gewisse Spielregeln in Bezug auf den Umgang mit Socialmedias am<br />
Arbeitsplatz festlegen, ähnlich wie es solche für die allgemeine Nutzung des Internets gibt. Über<br />
deren Ausgestaltung soll jedes Unternehmen selbst bestimmen. Ebenfalls liegt es im Ermessen<br />
der Unternehmen, ob sie Seiten wie Facebook gänzlich sperren wollen. Grundsätzlich sollte man<br />
jedoch Vertrauen in die eigenverantwortliche Nutzung von Socialmedias durch Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter haben.<br />
Unbestritten ist, dass einige Personen zu leichtsinnig mit neuen Medien umgehen. Fahrlässigkeit<br />
kann dabei grossen Schaden für eine Unternehmung, aber auch für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer<br />
verursachen, z.B. den Verlust der Arbeitsstelle. Die CVP hat diesbezüglich eigene Erfahrungen<br />
gemacht. Solche Vorfälle sind sehr zu bedauern. Bedenken bezüglich des Datenschutzes sind berechtigt.<br />
Oft fehlt es an Sensibilität und Wissen über die Weiterverwendung der Daten. Für eine Partei<br />
können Netzwerke wie Facebook oder auch Blogs sehr interessant sein. Mit wenig Aufwand erreicht<br />
man grosse Teile der Bevölkerung aus allen Schichten. Jedoch darf man solche Medien nicht überschätzen.<br />
Die Informationsfl ut ist enorm, vieles wird sofort wieder gelöscht. Ob Friends oder Blogleser<br />
bei den nächsten Wahlen die CVP wählen – unser eigentliches Ziel – scheint fraglich.<br />
Keine Zensur von Internet und Facebook<br />
Das Internet zählt heute zu den neuesten Medien in der Geschäftswelt.<br />
Es sorgt dafür, dass man sich schnell Informationen besorgt, sich als<br />
Unternehmen oder Behörde präsentieren kann, den Kontakt zu Kunden<br />
und Partnern herstellt oder diesen verbessert. Eine der neuesten<br />
Aus meiner Sicht muss der Zugang zum Internet im Allgemeinen und zu sozialen Plattformen wie<br />
z. B. Facebook möglichst frei sein. Auch am Arbeitsplatz wird die ganz grosse Mehrheit der Angestellten<br />
einen verantwortungsvollen Umgang pfl egen: ähnlich wie beim Telefon oder beim Mail<br />
soll der private Gebrauch mit Augenmass möglich sein.<br />
Ich glaube, dass ein übertriebener Aufenthalt auf Facebook & Co. am Arbeitsplatz die seltene<br />
Ausnahme ist. Darum bin ich gegen fl ächendeckende Sperrungen und Verbote. Die paar Einzelfälle<br />
werden viel besser im persönlichen Gespräch gemahnt. Es ist eine klassische Führungsaufgabe,<br />
welche nicht durch administrative Massnahmen ersetzt werden kann. Wenn aber ein Mitarbeiter<br />
oder eine Mitarbeitende in der Mittagspause kurz die privaten Mails checkt und im Vorbeigehen<br />
noch rasch eine neue Statusmeldung auf Facebook oder Twitter absetzt, hält sich doch der wirtschaftliche<br />
Schaden in sehr überschaubaren Grenzen. Nicht zu vergessen ist auch, dass Foren wie<br />
Facebook ja nicht nur für private Zwecke gebraucht werden, sondern auch dem berufl ichen Networking<br />
dienen. Insofern resultiert für die Arbeitgebenden gelegentlich auch ein Mehrwert durch<br />
die Nutzung von sozialen Plattformen durch die Mitarbeitenden.<br />
Anders sieht es vielleicht in einigen Branchen aus, wo die Sicherheit eine grosse Rolle spielt. So<br />
kann ich mir durchaus vorstellen, dass Facebook in Banknetzwerken oder auf den Computern der<br />
Steuerverwaltung heikel ist. Wenn in einzelnen Betrieben aus Sicherheitsgründen die Nutzung<br />
dieser Netzwerke gesperrt ist, kann ich dies verstehen. Eine Zensur von Internet und Facebook<br />
wäre aber falsch und lässt auf einen Mangel an Vertrauen schliessen. Das Gros der Mitarbeitenden<br />
hat sicher eine hohe Selbstverantwortung.<br />
Andreas Mayer<br />
Die private Nutzung des Internets am Arbeitsplatz<br />
2009, 65 Seiten<br />
ISBN: 978-3-640-45928-5<br />
Grin Verlag<br />
www.grin.cotm<br />
Entwicklungen hiervon ist das sogenannte e-Government. Es erleichtert<br />
den Kontakt der Bürger zur Behörde, zum Erhalt von Unterlagen<br />
oder zur gesamten Abwicklung von Verfahren, sowie den Kontakt von<br />
Behörden und Unternehmen um Bürokratie abzubauen.<br />
Im Hinblick auf die individuelle Nutzung des neuen Mediums durch Beschäftigte<br />
wird durchgehend von Bedeutung sein, dass genau unterschieden<br />
wird ob eine private oder eine dienstliche Nutzung vorliegt,<br />
wobei es durchaus nicht ausgeschlossen ist, dass eine vermeintlich private<br />
Nutzung trotzdem dienstlich ist und es zu gewissen Überschneidungen<br />
kommen kann.<br />
Weitere Fachliteratur auf www.fachpresse.com/themen/fachliteratur<br />
SKR 2/10 23
<strong>IT</strong>-<strong>SOLUTIONS</strong> Informationssicherheit<br />
Cyberkriminalität und Sicherheit<br />
im Internet – MELANI berichtet<br />
von Christian Spring<br />
Ende April 2010 erschien der zehnte Halbjahresbericht (Juli bis Dezember 2009) der Melde- und Analysestelle<br />
Informationssicherung (MELANI). Informationsdiebstahl, politisch und religiös motiviertes Hacking, Datenschutz<br />
und Anfragefl ut-Attacken gegen Firmen- und Regierungs-Webseiten sind die Schwerpunkte des Berichtes. Der<br />
Bericht zeigt unter anderem auf, dass die Cyberkriminalität ein globales Problem mit wachsender wirtschaftlicher<br />
und politischer Bedeutung darstellt, und dass die Sicherheitsvorkehrungen sehr zu wünschen übrig lassen.<br />
Informationsdiebstahl<br />
– Politik, Wirtschaft und Privatpersonen<br />
sind gleichermassen bedroht<br />
Wie MELANI berichtet, sind im zweiten<br />
Halbjahr 2009 mehrere Vorfälle von Informationsdiebstahl<br />
bekanntgeworden. Die<br />
Täter verschafften sich jeweils mittels<br />
Schadprogramme (Malware) oder Insiderzugriffe<br />
Zugang zu Computersystemen<br />
von Personen, Verwaltungen und Unternehmen<br />
und entwendeten dort Daten.<br />
Diese wurden in der Folge zum Verkauf<br />
angeboten, den Medien zugespielt oder<br />
für andere Zwecke missbraucht.<br />
Zu den prominentesten Fällen von Datenklau<br />
zählen die Angriffe auf Javier Solana<br />
und das Generalsekretariat der EU, die<br />
Entwendung und Publikation von E-Mails<br />
einzelner Klimaforscher kurz vor dem Klimagipfel<br />
in Kopenhagen auf einer Klima-<br />
© Andreas Morlok | PIXELIO<br />
24 SKR 2/10<br />
forscher-Webseite, der Diebstahl von<br />
Bankkundendaten der HSBC und die Angriffe<br />
auf Google, Adobe und weitere Unternehmen<br />
im Dezember 2009.<br />
Das Eidgenössische Departement für auswärtige<br />
Angelegenheiten (EDA) war im<br />
Oktober 2009 Ziel einer professionellen<br />
Attacke durch eine gut versteckte Schadsoftware,<br />
mit welcher die Täterschaft gezielt<br />
Informationen beschaffen wollte. Das<br />
EDA musste deshalb sein <strong>IT</strong>-Netz mehrere<br />
Tage lang gegenüber dem Internet sperren,<br />
um den Datenfl uss nach aussen zu<br />
verhindern. Das Ausstellen von Visa und<br />
andere Dienste waren davon betroffen.<br />
Immer häufiger sind soziale Netzwerke<br />
wie Facebook, MySpace und LinkedIn Ziele<br />
von versuchtem oder vollendetem Datendiebstahl.<br />
Solche Peer-to-Peer-Netzwerke<br />
(P2P) enthalten gut vernetzte persönliche<br />
Daten und verschaffen den Datendieben<br />
häufi g auch Zugang zu vertraulichen bis<br />
hochgeheimen Geschäftsdaten, die durch<br />
unvorsichtige Nutzer abgerufen, weitergegeben<br />
oder schlecht geschützt präsentiert<br />
werden.<br />
Kritisch ist, dass sich auch Staaten unlauterer<br />
Methoden bedienen (müssen),<br />
um an für sie relevante Informationen zu<br />
gelangen. Dies ist unerfreulich, aber wohl<br />
unvermeidbar. Die Staaten sollten dabei<br />
zumindest die Verantwortung für die Informationsbeschaffung<br />
tragen und diese<br />
nicht an Dritte weitergegeben. Denn eine<br />
Privatisierung bzw. ein Outsourcing derselben<br />
fördert die Bildung eines Markts<br />
für illegal beschaffte Daten und Informationen.<br />
Politisch, religiös und anderweitig<br />
motiviertes Hacking – Proteste durch<br />
Verunstaltung von Webseiten<br />
Webseiten werden seit jeher durch Hacking<br />
sabotiert und verändert, dies ist kein<br />
neues Phänomen. Eine relativ neue Erscheinung<br />
ist dagegen, dass das Internet<br />
immer häufi ger als schnelles Ventil zum<br />
Protestieren dient. Webseiten werden zunehmend<br />
verunstaltet, um politischen,<br />
religiösen oder anders begründeten Protest<br />
kundzutun bzw. Propaganda zu betreiben.<br />
Verunstaltung (Defacement) tritt<br />
meist auf Startseiten in Erscheinung, die<br />
Saboteure nutzen Sicherheitslücken in<br />
Webservern, um diese zu verändern.<br />
In der Schweiz wurden zuletzt nach der<br />
Abstimmung über die Initiative zum Minarettbauverbot<br />
Webseiten in grösserem<br />
Ausmass verunstaltet, darunter zahlreiche<br />
von Ortssektionen verschiedener po-
litischer Lager. Seit dem 30. November<br />
2009 wurden fast 5000 verunstaltete Seiten<br />
registriert. Ein Grossteil davon wurde<br />
durch Massenverunstaltungen, d.h. durch<br />
einzelne Angriffe auf mehrere Seiten, beschädigt.<br />
Die im Vorfeld des Klimagipfels vollzogene<br />
Veröffentlichung des E-Mail-Verkehrs von<br />
Klimaforschern auf einer Klimaforscher-<br />
Webseite in Form einer unverschlüsselten<br />
Archiv-Datei ist ebenfalls ein Akt der Verunstaltung.<br />
Ob dieser dazu diente, die Debatte<br />
um die globale Erwärmung aufzuheizen,<br />
oder ob lediglich einzelne Forscher<br />
diskreditiert werden sollten, ist nicht bekannt.<br />
Datensicherheit – persönliche<br />
und vertrauliche Daten gehören<br />
ausreichend geschützt<br />
Im digitalen Zeitalter sollte dem Schutz<br />
von persönlichen und vertraulichen Daten<br />
höchste Bedeutung beigemessen werden.<br />
Dennoch kommt es bei staatlichen und<br />
privaten Unternehmen gleichermassen<br />
wie bei Privatpersonen immer wieder zu<br />
ungewolltem Datenabfl uss. Gründe dafür<br />
sind in erster Linie Kostendruck, Unauf-<br />
merksamkeit, fehlende Mitarbeiterschulung,<br />
weitreichende Sicherungsprozesse<br />
und Falschkonfigurationen. Eine bedeutende<br />
Rolle spielen auch die wachsenden<br />
sozialen Netzwerke: über P2P-Software<br />
kann bei ungenügenden Sicherheitsvorkehrungen<br />
auf Dokumente zugegriffen<br />
werden. Deshalb sollte die Anwendung<br />
von P2P-Anwendungen in sensiblen Netzwerken<br />
durch technische Vorkehrungen<br />
unterbunden werden. Dies alleine hilft<br />
nichts, wenn Mitarbeitende auf ihren Privatcomputern<br />
Firmendaten bearbeiten,<br />
ohne dabei die nötige Vorsicht walten zu<br />
lassen.<br />
Massnahmen zur Datensicherung und<br />
zum Datenschutz verursachen immer<br />
Kosten, direkte, aber auch indirekte durch<br />
eine Verminderung der Arbeitseffizienz.<br />
Deshalb gilt es, für jeden Kontext eine Risikoabwägung<br />
und eine Kosten-Nutzen-<br />
Rechnung durchzuführen, um festlegen zu<br />
können, welche Informationen wie stark<br />
geschützt werden müssen. Dabei sollten<br />
Staaten und Private laut MELANI-Bericht<br />
als erstes Ziel haben, die «präventiven<br />
Massnahmen zur Stärkung und Wahrung<br />
der eigenen und inneren Sicherheit voranzutreiben».<br />
Holen Sie mit minimalem Aufwand<br />
das Maximum an Sicherheit heraus!<br />
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Informationssicherheit <strong>IT</strong>-<strong>SOLUTIONS</strong><br />
Anfrage-Attacken gegen<br />
Firmen- und Regierungs-Webseiten<br />
Webseiten von Firmen und Regierungen<br />
werden oft und gerne durch DDoS-Attacken<br />
sabotiert. DDoS ist die Abkürzung<br />
von Distributed Denial of Service und bedeutet<br />
einen Angriff gegen eine Webseite<br />
mit der Absicht, deren Verfügbarkeit ausser<br />
Kraft zu setzen. Erreicht wird dies, indem<br />
Tausende von PCs gleichzeitig auf die<br />
Webseite zugreifen, bis diese nicht mehr<br />
aufgerufen werden kann. Durch einen Angriff<br />
werden meist weitere Webseiten, die<br />
sich auf dem gleichen Server befi nden, in<br />
Mitleidenschaft gezogen.<br />
Die Täterschaft nutzt DDoS-Attacken als<br />
Mittel, um Geld zu erpressen, politische<br />
Meinungen zu blockieren, Konkurrenzen<br />
auszuschalten und potentielle Kunden zu<br />
eigenen Angeboten umzuleiten.<br />
In der Schweiz wurden im Juni 2009 zwei<br />
DDoS-Angriffe gegen das Swisscom-Netz<br />
registriert. Die Täter wollten die Swisscom<br />
zwingen, einen unter anderem auf die<br />
Erotikbranche spezialisierten Internet-Anbieter<br />
vom Netz zu nehmen. Der enorm<br />
angestiegene Datenverkehr führte auch
<strong>IT</strong>-<strong>SOLUTIONS</strong> Informationssicherheit<br />
bei rund 20 weiteren Swisscom-Kunden zu<br />
Beeinträchtigungen. International zu reden<br />
gaben DDoS-Angriffe gegen südamerikanische<br />
und US-amerikanische Regierungs-Webseiten<br />
im Juli sowie gegen<br />
Twitter, Facebook, LiveJournal und verschiedene<br />
Google-Seiten im August 2009.<br />
Ausblick<br />
Die Vorfälle der letzten Monaten zeigen<br />
auf, dass die Cyberkriminalität zunehmende<br />
wirtschaftliche Bedeutung erlangt.<br />
Durch Spionage bzw. Diebstahl erworbene<br />
Daten haben einen ökonomischen Wert<br />
und stellen somit ein lukratives Ziel für die<br />
Angreifer von <strong>IT</strong>-Infrastrukturen dar, die<br />
von interner oder externer Seite stammen<br />
können. Die Täterschaft geht dabei immer<br />
selektiver vor. So wird beispielsweise in<br />
russischen Untergrundforen von Angriffen<br />
auf schweizerische Finanzdienstleiter abgeraten,<br />
da deren Online-Banking-Seiten<br />
komplex gesichert und nur schwer zu knacken<br />
sind. Auch die Sabotage von Webseiten<br />
zwecks politischer, religiöser und<br />
anderweitiger Kundgebungen ist ein aktuelles<br />
Problem, das weiterhin ernst zu<br />
nehmen und durch geeignete Massnahmen<br />
anzugehen ist. Weiter an Bedeutung<br />
gewinnen werden soziale Netzwerke. Auf<br />
sie ist beim Datenschutz besonderes Augenmerk<br />
zu richten.<br />
Unternehmen und Verwaltungen sind laut<br />
MELANI-Bericht gefordert, Ihre Risikoeinschätzungen<br />
betreffend vertrauliche Informationen<br />
und Informations- und Kommunikationstechnologien<br />
immer wieder<br />
anzupassen und auf allen Ebenen entsprechenden<br />
Schutz zu bieten. Gleiches gilt für<br />
staatliche Organisationen. Länder mit einem<br />
hohen Sicherheitsniveau dürfen sich<br />
Wir schützen Ihre<br />
elektronische Kommunikation<br />
© Antje Delater | PIXELIO<br />
dabei nicht darauf beschränken, nur das<br />
eigene Landesgebiet zu sichern. Sie müssen<br />
eine globale Sicherheitspolitik betreiben<br />
und Länder unterstützen, die ein tieferes<br />
Sicherheitsniveau, aber eine stark<br />
wachsenden Anzahl an Internetzugängen<br />
aufweisen. Denn nur so kann die Kriminalität<br />
im Cybernetz wirksam bekämpft und<br />
der Datenschutz verbessert werden.<br />
Über MELANI<br />
MELANI, die Melde- und Analysestelle<br />
Informationssicherung des Bundes befasst<br />
sich mit der Sicherheit von Computersystemen<br />
und des Internets sowie<br />
mit dem Schutz von kritischen Infrastrukturen<br />
der Schweiz. Sie steht in<br />
regem Austausch mit staatlichen und<br />
privaten Akteuren und informiert die<br />
Öffentlichkeit regelmässig über vergangene<br />
Ereignisse, die aktuelle Lage und<br />
zu erkennende Tendenzen in Zusammenhang<br />
mit den Informations- und<br />
Kommunikationstechnologien (IKT).<br />
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Effizientes und transparentes<br />
Patch-Management<br />
von Mike Gasser<br />
Je grösser ein Unternehmen ist, desto heterogener<br />
ist in der Regel die Client-Infrastruktur.<br />
Im Einsatz stehen nicht nur unterschiedliche<br />
Hardware-Typen und Hardware<br />
verschiedener Hersteller, sondern<br />
auch unterschiedliche Betriebssysteme<br />
und Softwarelösung. Mit dem Ergebnis,<br />
dass die Client-Landschaft eines Unternehmens<br />
quasi aus Unikaten besteht.<br />
Manuell ist da beim Patchen schon lange<br />
nichts mehr auszurichten; das zentrale<br />
Einspielen droht an den zahllosen Ausnahmen<br />
zu scheitern. Auch anbieterspezifi<br />
sche Konsolen wie Windows Server Update<br />
Service sind angesichts der Zunahme<br />
von Patches unterschiedlicher Hersteller<br />
nur begrenzt nützlich.<br />
Wissen statt «Fire and Forget»<br />
Für das Patch-Management gerade in heterogenen<br />
Umgebungen bieten spezialisierte<br />
Lösungen Unterstützung. Sie ermöglichen<br />
automatisiertes Arbeiten auch<br />
bei hochgradig differenzierten Anforderungen.<br />
Basiskomponente sind in der Regel<br />
auf den Clients installierte Agents.<br />
Diese sind in der Lage, den Patch-Vorgang<br />
zu überwachen, melden dem Management-Server<br />
das Ge- oder Misslingen der<br />
Installation zurück und prüfen regelmässig,<br />
ob die Patches noch korrekt installiert<br />
sind und nicht durch Drittanbieter-Software<br />
überschrieben oder ersetzt wurden.<br />
Nach der Installation auf dem Client<br />
schafft sich der Agent zunächst die Arbeitsgrundlage.<br />
Dafür inventarisiert er alle<br />
auf dem Gerät betriebenen Hard- und<br />
Softwarekomponenten und schickt das<br />
Verzeichnis an den Management-Server.<br />
Dort wird die Liste mit den bekannten<br />
Schwachstellen abgeglichen. In einem<br />
zweiten Suchlauf ermittelt der Agent den<br />
Patch-Status des Clients für die automatische<br />
Zusammenstellung der passenden<br />
Patches. Üblicherweise werden auch Abhängigkeiten<br />
zwischen Patches automatisch<br />
berücksichtigt.<br />
Sicherheit geht vor<br />
Für die Verteilung werden die Clients in<br />
Gruppen mit identischen Anforderungen<br />
zusammengefasst – entsprechend lassen<br />
sich für das Verhalten der Agents identische<br />
Richtlinien bei allen Geräten der<br />
Gruppe defi nieren, beispielsweise in welchen<br />
Abständen sie den Server ansprechen.<br />
Sogenannte Mandatory Baselines<br />
stellen sicher, dass Patches bis<br />
zu einem bestimmten Zeitpunkt<br />
auf allen Clients einer Gruppe<br />
installiert sind. Verweigert<br />
der Anwender die Installation,<br />
beispielsweise um<br />
bei einer terminkritischen<br />
Arbeit nicht durch einen Neustart<br />
unterbrochen zu werden,<br />
wird der Patch zu dem<br />
mittels der Mandatory Baseline<br />
definierten Zeitpunkt<br />
zwangsweise eingespielt.<br />
Compliance nachweisen<br />
In Unternehmen mit Niederlassungen<br />
rund um den Globus muss für die Verteilung<br />
zusätzlich die verfügbare Bandbreite<br />
berücksichtigt und der Situation Rechnung<br />
getragen werden, dass eine erneute<br />
Verteilung nach einem Systemabsturz<br />
erforderlich sein kann. Standard<br />
dafür sind Verteilungspunkt-Architekturen<br />
mit lokaler Zwischenspeicherung der<br />
Pakete, so dass der Netzwerkverkehr verringert<br />
und die Bandbreite optimal genutzt<br />
werden. Umfassende Reporting-<br />
Funktionen runden das Leistungsspektrum<br />
einer Patch-Management-Lösung<br />
ab. Standardberichte informieren detail-<br />
Informationssicherheit <strong>IT</strong>-<strong>SOLUTIONS</strong><br />
Patch-Management ist eine Sisyphos-Arbeit. Immer mehr Sicherheitslücken müssen immer schneller in zunehmend<br />
heterogenen Client-Landschaften gestopft werden, damit das Unternehmensnetz geschützt ist. Mit<br />
Patch-Management-Lösungen lassen sich diese Prozesse automatisieren und transparent zu machen.<br />
© Kirsty Pargeter | Fotolia.com<br />
liert über Richtlinien, Sicherheitslücken,<br />
Ressourcenbestand und mehr, so dass die<br />
Übereinstimmung mit rechtlichen Vorgaben<br />
und Regelungen zur <strong>IT</strong>-Sicherheit<br />
nachgewiesen werden kann. Damit wird<br />
Patch-Management proaktiv, effizient<br />
und transparent.<br />
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SKR 2/10 27
<strong>IT</strong>-<strong>SOLUTIONS</strong> Open Source<br />
«Beide Modelle haben<br />
ihre Berechtigung und<br />
sollen gleiche Chancen haben»<br />
Interview von Silvie Hauser<br />
Der Begriff Nachhaltigkeit prägt die Debatten in fast allen öffentlichen Bereichen. So auch im Bereich <strong>IT</strong>. Wurde<br />
Open Source noch vor wenigen Jahren als Lösung für Freaks belächelt, so ist daraus in den letzten Jahren eine<br />
ernstzunehmende Alternative zu proprietärer Software geworden. Im Gespräch mit Matthias Stürmer (/ch/open),<br />
Peter Fischer (Delegierter für die Informatikstrategie des Bundes) und Thomas Reitze (Director Public Sector<br />
Microsoft Schweiz GmbH) erörtert die SKR die Vor- und Nachteile von Open Source Software (OSS) und proprietärer<br />
Software.<br />
Digitale Nachhaltigkeit<br />
SKR: Wie beeinfl usst das Konzept der «digitalen Nachhaltigkeit»<br />
die Weiterentwicklung von Open Source Software?<br />
Matthias Stürmer: Wenn etwas nachhaltig verwendet wird,<br />
bleibt es langfristig regenerierbar, sodass unsere Nachfahren<br />
von demselben Gut profi tieren können wie wir. Auf Software<br />
angewendet bedeutet Nachhaltigkeit Folgendes: Wenn ich mich<br />
heute für eine proprietäre Software entscheide und Millionen<br />
von Franken in die Weiterentwicklung und in die Ausbildung von<br />
Arbeitskräften investiere, dann werde ich in zehn Jahren völlig<br />
abhängig von der proprietären Plattform sein. Dann habe ich<br />
meinen Nachkommen einen sehr engen Handlungsspielraum<br />
geschaffen: Sie müssen sich entweder auf diesem Pfad weiterbewegen<br />
oder sich mit riesigem Kostenaufwand eine komplett<br />
neue Lösung schaffen. Habe ich hingegen eine Plattform mit<br />
offenen Schnittsstellen und offener Software, besitze ich Freiheitsgrade,<br />
die mir Optionen ermöglichen. Hier kommt die<br />
Nachhaltigkeit ins Spiel.<br />
Den Begriff der «digitalen Nachhaltigkeit» gibt es noch nicht<br />
lange. Open Source ist älter und noch viel älter ist das Konzept<br />
der freien Software. Daher ist es eher so, dass die erfolgreiche<br />
Entwicklung der Open Source Community das Konzept der digitalen<br />
Nachhaltigkeit beeinfl usst hat. Wie gut die Entwicklung<br />
von OSS funktioniert, bewies der Linux Kernel, der sich innert 20<br />
Jahren aus einem Studentenprojekt zum vermutlich grössten<br />
Softwareentwicklungsprojekt der Welt entwickelt hat.<br />
28 SKR 2/10<br />
© Daniel Krafczyk | PIXELIO<br />
SKR: Was für einen Einfl uss hat das Thema digitale Nachhaltigkeit<br />
auf die Informatikstrategie des Bundes?<br />
Peter Fischer: Der Einsatz von Informatik- und Telekommunikationstechnik<br />
(IKT) in der Bundesverwaltung verfolgt die Ziele<br />
der Effektivität (wirksame Unterstützung der Geschäftsprozesse),<br />
der Wirtschaftlichkeit, der Sicherheit, Flexibilität und Interoperabilität<br />
und berücksichtigt die bekannten Grundsätze der<br />
Nachhaltigkeit. Der Bund setzt dabei auf Lösungen mit offener<br />
oder solche mit proprietärer Software, je nachdem, welche im<br />
konkreten Fall den Bedürfnissen der Geschäftsprozesse und diesen<br />
Zielen am besten entspricht. Beide Modelle haben ihre<br />
Berech tigung und sollen grundsätzlich gleiche Chancen haben.<br />
SKR: Was für einen Einfl uss hat das Thema digitale Nachhaltigkeit<br />
heute und in Zukunft für Ihre Firma?<br />
Thomas Reitze: Wenn in der heutigen ICT-Branche überhaupt<br />
etwas verallgemeinert werden kann, dann die Tatsache, dass<br />
Änderungen immer schneller passieren. Microsoft setzt zukunftssichere<br />
Technologien gezielt ein, zum Beispiel im Bereich<br />
Dokumentformate mit der breiten Unterstützung von offenen<br />
Standards wie Offi ce Open XML. Somit kann sichergestellt werden,<br />
dass mit Microsoft Office erstellte Dokumente auch in<br />
Zukunft lesbar sind und weiterbearbeitet werden können. Die<br />
Microsoft Plattform bietet langfristige Planungssicherheit durch<br />
Digitale Nachhaltigkeit: Nachhaltigkeit ist ein populärer<br />
Begriff, der bereits in der ökologischen Bewegung des frühen<br />
18. Jahrhunderts geprägt wurde. Eine nachhaltige Nutzung<br />
von Ressourcen bedeutet, diese immer nur so stark zu beanspruchen,<br />
dass sie langfristig regenerierbar bleiben. Dieser<br />
Aspekt fällt bei der digitalen Nachhaltigkeit weg, da Software<br />
nicht konsumiert werden kann. Der Anspruch an die<br />
Erhaltung von Wahlfreiheit und Verhandlungsspielraum<br />
bleibt aber bestehen. Software ist dann nachhaltig, wenn<br />
sie dem Anwender grösstmöglichen Freiraum lässt bezüglich<br />
der Wahl des Anbieters, der Hard- und Software.
die klare und weit in die Zukunft bekannte Roadmap unserer<br />
Produkte. Seit über 20 Jahren bekennt sich Microsoft klar zum<br />
Wissensstandort Schweiz. So werden wichtige Forschungs- und<br />
Entwicklungsarbeiten im eigenen Development Center in Zürich<br />
geleistet. Weiter besteht im Rahmen des langjährigen Forschungsprogramms<br />
«Innovation Cluster for Embedded Software»<br />
(ICES) eine enge Zusammenarbeit mit den Eidgenössischen<br />
Technischen Hochschulen. Auf der Basis der Technologie<br />
von Microsoft bieten über 7‘000 Schweizer Partnerunternehmen<br />
eigene Produkte, Softwarelösungen und Services an. Durch<br />
diese enge Zusammenarbeit leistet Microsoft einen wichtigen<br />
Beitrag zur Schweizer Wirtschaft.<br />
Ressourcen<br />
SKR: Open Source Betriebssysteme sind oft viel weniger ressourcenlastig<br />
als ihre proprietären Äquivalente, sodass sie auch mit<br />
älterer Hardware «fl üssig» laufen. Wie gross schätzen Sie das<br />
Potenzial von OSS in dieser Hinsicht ein?<br />
Matthias Stürmer: Ein grosser Vorteil von Linux ist, dass es<br />
auch auf Desktop-PCs alter Generation läuft, auf denen schon<br />
«Das Konzept von OSS, eigene<br />
Erkenntnisse anderen Nutzern<br />
bereitzustellen, antwortet<br />
geradezu auf die Bedürfnisse<br />
einer öffentlichen Verwaltung.»<br />
Dr. Matthias Stürmer<br />
/ch/open<br />
© urulaia | PIXELIO<br />
Open Source <strong>IT</strong>-<strong>SOLUTIONS</strong><br />
lange kein XP, geschweige denn ein Vista oder Windows 7 mehr<br />
laufen würde. Zusätzlich zu den geringen Hardware-Anforderungen<br />
ermöglicht die schlanke Softwarestruktur von OSS technologische<br />
Entwicklung. So setzen heutige Handys Prozessoren<br />
ein, die eine vergleichbare Stärke wie frühere Computer haben.<br />
Das bedeutet, dass man sogar auf Kleinsttelefonen mit sehr<br />
wenig Stromverbrauch und Rechenleistung ein vollwertiges Linux-Betriebssystem<br />
betreiben kann. Nokia hat das früh erkannt<br />
und letzten Herbst das erste linuxbasierte Handy N900 herausgegeben.<br />
Die geringen Rechenleistungs-Anforderungen von Linux<br />
sind auch für Entwicklungsländer von Interesse, die geringere<br />
Kapazitäten an Strom und weniger gute Rechenstrukturen<br />
aufbringen. Open Source ist somit auch ökologisch nachhaltig,<br />
weil Hardware länger und mehrfach verwendet werden kann.<br />
SKR: Wie sehen Sie als Anwender diesen Punkt?<br />
Peter Fischer: Eine Verallgemeinerung in diesem Sinne scheint<br />
nicht zuzutreffen. Die Hardwarekosten von Desktop und Laptop<br />
sind gemessen an den gesamten IKT-Kosten nur ein kleiner Faktor.<br />
Dies trifft sogar auf sehr leistungsfähige PC-Hardware zu.<br />
Support, Wartung und Betrieb sind beim professionellen Einsatz<br />
von Software die wesentlichen Kostentreiber. Im komplexen<br />
IKT-Umfeld der Bundesverwaltung entstehen zudem hohe Kosten<br />
für die Sicherstellung der Kompatibilität der ca. 3000 Fachanwendungen<br />
untereinander und insbesondere mit der Büroautomation.<br />
Das Gesamtsystem muss leistungsfähig und die einzelnen<br />
Teile müssen aufeinander abgestimmt sein. Erst in der<br />
Gesamtbetrachtung können Ressourcenbedarf und Investitionszyklus<br />
sinnvoll bestimmt werden.<br />
SKR: Den neueren Windowsversionen wird oft vorgeworfen, dass<br />
sie hohe Systemanforderungen haben. Welche Argumente sprechen<br />
dafür? Wie sieht die Strategie für zukünftige Versionen aus?<br />
SKR 2/10 29
<strong>IT</strong>-<strong>SOLUTIONS</strong> Open Source<br />
Thomas Reitze: Windows 7 wurde auf Basis von Kundenbedürfnissen<br />
entwickelt. Es ist das schnellste und zuverlässigste<br />
Betriebssystem von Microsoft. Auch bei Geräten mit geringer<br />
Hardware-Ausstattung wie Netbooks läuft das neuste Betriebssystem<br />
ausgezeichnet.<br />
Windows 7 basiert auf den Innovationen, die in Windows Vista<br />
eingeführt wurden. Mit dem neuen Betriebssystem bietet<br />
Microsoft ein Höchstmass an Kompatibilität und Investitionssicherheit.<br />
Windows 7 wird ohne Einschränkungen auf der gleichen<br />
Hardware laufen und ist auch mit allen Anwendungen und<br />
Geräten kompatibel, die für Windows Vista optimiert wurden.<br />
Kosten<br />
SKR: Liegt in den fehlenden Lizenzgebühren bei OSS das grösste<br />
Sparpotenzial oder sehen Sie auch weitere Bereiche, die zu Kostenersparnissen<br />
führen?<br />
Matthias Stürmer: Die Lizenzgebühren führen kurzfristig zu<br />
Kosteneinsparungen, denn man kann natürlich nicht ausrechnen,<br />
wie teuer ein Windows in 20 Jahren sein wird. Langfristig<br />
hat man bei OSS den Nutzen, dass man freier ist in der Wahl des<br />
Anbieters. Diese Freiheitsgrade bedeuten für den Nutzer einen<br />
grösseren Handlungsspielraum und Verhandlungsstärke. Und<br />
mit Verhandlungsstärke sinken auch die Preise, nicht nur für die<br />
Lizenzen, sondern auch für allfällige Dienstleistungen.<br />
SKR: Welche Mehrleistungen rechtfertigen aus Ihrer Sicht die<br />
höheren Anschaffungskosten bei proprietären Systemen?<br />
Peter Fischer: Auch für die Kosten ist eine Gesamtbetrachtung<br />
(Anschaffung, Implementierung, allfällige Migration, Betrieb,<br />
Wartung, Support, etc.) notwendig, die Lizenzkosten machen<br />
oft nur einen kleinen Teil davon aus. Sie müssen im konkreten<br />
Fall evaluiert werden, eine Verallgemeinerung ist nicht zulässig.<br />
Eingesetzt wird, was in der Gesamtbetrachtung am besten abschneidet.<br />
Beim professionellen Einsatz von Software stellt sich<br />
die Frage, welche Leistungen (z.B. im Bereich Wartung, Integration,<br />
Garantie etc.) der Betreiber der Software selber erbringen<br />
will, welche er nur vom Hersteller der Software einkaufen und<br />
welche er von anderen Dienstleistern beziehen kann. Zumeist<br />
übernimmt bei proprietären Systemen der Lieferant eine umfassende<br />
Gewährleistung und gewährleistet dem Kunden die<br />
Interoperabilität zwischen seinen Komponenten. Für die Bundesverwaltung<br />
stellen auch langfristige Wartungsdienstleistungen<br />
einen Mehrwert dar. Das alles ist in der Gesamtbetrachtung<br />
entsprechend zu gewichten.<br />
30 SKR 2/10<br />
© pauline | PIXELIO<br />
SKR: Welche Mehrleistungen rechtfertigen aus Ihrer Sicht die<br />
höheren Anschaffungskosten bei proprietären Systemen?<br />
Thomas Reitze: Wichtig ist, die Diskussion rund um die Wirtschaftlichkeit<br />
von <strong>IT</strong> nicht nur im Kontext von Lizenzkosten zu<br />
diskutieren. Diese machen letztlich nur einen geringen Teil der<br />
Gesamtkosten aus (zwischen 3% und 10%). In der Summe sind<br />
die Kosten für die laufende Verwaltung und Wartung sowie<br />
durch Ausfallzeiten entstehende Kosten für mindestens 50<br />
Prozent einer Gesamt-TCO verantwortlich. Um die Gesamtbetriebskosten<br />
nachhaltig zu senken, muss daher die Verwaltbarkeit<br />
des Systems durch den Einsatz ausgereifter Verwaltungstools,<br />
einheitlicher Prozesse und qualifi zierter Mitarbeiter<br />
verbessert werden. Microsoft versteht es, diese Ansprüche zu<br />
erfüllen: Zahlreiche Untersuchungen und Praxiserfahrungen von<br />
Kunden haben ergeben, dass sich die Microsoft Plattform extrem<br />
kostengünstig betreiben lässt. In der letzten Zeit wurden<br />
viele Untersuchungen gemacht, bei denen neben anderen Faktoren<br />
auch die Kosten von proprietären Systemen und Open<br />
Source Systemen verglichen wurden. In allen mir bekannten Beispielen<br />
(z. B. Kantone Aargau, Neuchâtel und Bern) haben die<br />
proprietären Systeme besser abgeschnitten; auch bezüglich der<br />
Kosten. Microsoft bietet eine erprobte Plattform von innovativen<br />
Technologien die sich weltweit im Unternehmensgebrauch<br />
bewährt haben. Der Einsatz von Standardsoftware reduziert<br />
den Betriebsaufwand und das Risiko von unvorhergesehenen<br />
Inkompatibilitäten und kostspieligen Systembrüchen.<br />
© designritter | PIXELIO<br />
Flexibilität und<br />
Ausbaufähigkeit<br />
SKR: Wie fl exibel sind Open Source Systeme in Bezug auf spezifi<br />
sche Anpassungen oder Ausbaumöglichkeiten für die Bedürfnisse<br />
öffentlicher Verwaltungen?<br />
Matthias Stürmer: Das Konzept von OSS, eigene Erkenntnisse<br />
anderen Nutzern bereitzustellen, antwortet geradezu auf die<br />
Bedürfnisse einer öffentlichen Verwaltung. Das aktuellste Beispiel<br />
ist die geplante Einführung des eVoting, bei dem jeder der<br />
26 Kantone seine eigene eVoting-Lösung entwickelt. Bereits ist<br />
vorgegeben, dass jeder Kanton, der eine eVoting-Lösung mit<br />
Fördergeldern des Bundes entwickelt, den Quellcode anderen<br />
Kantonen freigeben muss. Das ist wie eine kleine, in sich geschlossene<br />
Open Source Community. Es gibt weitere Beispiele<br />
einer Entwicklung für gemeine Interessen. So hat der Kanton<br />
Bern mehrere Kantone in die Entwicklung seiner Gemeinderegister-Lösung<br />
GERES involviert und der Kanton Zug sein Intranet<br />
veröffentlicht. Das Prinzip von Open Source Communities<br />
scheint auch für öffentliche Verwaltungen erfolgreich zu funktionieren.<br />
Ich würde es allen Gemeinden empfehlen.
SKR: Wie fl exibel sind die Systeme, die sie benutzen in Bezug auf<br />
spezifi sche Anpassungen oder Ausbaumöglichkeiten für die speziellen<br />
Bedürfnisse öffentlicher Verwaltungen?<br />
Peter Fischer: Wir müssen unterscheiden zwischen Fachanwendungen<br />
und Standardanwendungen. Im ersten Bereich muss die<br />
Anwendung eng auf die spezifi schen Geschäftsbedürfnisse abgestimmt<br />
und angepasst sein. Bei Standardanwendungen sind die<br />
Anforderungen der Verwaltung hoch, wenn auch zumeist nicht höher<br />
als diejenigen anderer Grossunternehmungen. Die notwendige<br />
Flexibilität wird mit den Lieferanten, seien es interne oder externe,<br />
offener oder proprietärer Software, vereinbart. Wir sind zufrieden<br />
mit der Flexibilität der bei uns eingesetzten Systemen. Flexibiliät<br />
und Interoperabilität werden dennoch laufend verbessert.<br />
SKR: Wie fl exibel ist Windows in Bezug auf spezifi sche Anpassungen<br />
oder Ausbaumöglichkeiten für die speziellen Bedürfnisse<br />
öffentlicher Verwaltungen?<br />
Thomas Reitze: Das Feedback von Kunden und Partner steht<br />
für Microsoft stets im Vordergrund. Im Rahmen von Beta-Programmen<br />
bietet wir jedem die Möglichkeit Einfl uss auf unsere<br />
Produkte zu nehmen. Mehr als acht Millionen Menschen haben<br />
weltweit beispielweise am Windows 7-Betaprogramm teilgenommen.<br />
Die umfassende Unterstützung für sämtliche verbreiteten<br />
Protokolle und Standards ermöglicht Partnern und Drittanbieter<br />
mit eigenen Lösungen die Microsoft Plattform auf<br />
Kundenbedürfnisse jederzeit zu erweitern.<br />
Beispiel: aus der Zusammenarbeit von Microsoft Schweiz und<br />
1eEurope wurde das Barrierefrei-Kit für Microsoft SharePoint Server<br />
(BKS) entwickelt. Mit dieser Open Source Erweiterung können<br />
Spezialisten auf einfache Weise barrierefreie Webseiten mit<br />
SharePoint erstellen, die den Anforderungen des Behindertengleichstellungsgesetzes<br />
gerecht werden.<br />
«Seit über 20 Jahren bekennt<br />
sich Microsoft klar zum<br />
Wissensstandort Schweiz.<br />
So werden wichtige Forschungs-<br />
und Entwicklungsarbeiten<br />
im eigenen Development Center<br />
in Zürich geleistet.»<br />
Thomas Reitze<br />
Director Public Sector<br />
Microsoft Schweiz GmbH<br />
Open Source <strong>IT</strong>-<strong>SOLUTIONS</strong><br />
Von Open Source Software – auch Freie Software genannt – wissen<br />
viele nur, dass dies Gratis-Programme sind, die über das Internet<br />
heruntergeladen werden können. Dies ist zwar richtig,<br />
entscheidend an Open Source Software als quelloffene, nicht her<br />
stellergebundene Software sind jedoch die folgenden lizenzrechtlichen<br />
Eigenschaften:<br />
• Die Software (das heisst der Quelltext) liegt in einer für den Menschen<br />
lesba ren und verständlichen Form vor: In der Regel handelt<br />
es sich bei dieser Form um die Quelltexte in einer höheren<br />
Programmiersprache. Vor dem eigentlichen Programm(ab)lauf<br />
ist es normalerweise notwendig, diesen Text durch einen so<br />
ge nannten Compiler in eine binäre Form zu bringen, damit das<br />
Computerprogramm vom Rechner ausgeführt werden kann. Bi<br />
närprogramme sind für den Menschen im semantischen Sinne<br />
praktisch nicht lesbar.<br />
• Die Software darf beliebig kopiert, verbrei tet und genutzt werden:<br />
Für Open-Source-Software gibt es keine Nutzungsbeschrän<br />
kungen. Weder bezüglich der Anzahl der Benutzer, noch bezüglich<br />
der Anzahl der Installationen. Mit der Vervielfältigung und<br />
der Verbreitung von Open-Source-Software sind auch keine Zahlungsver<br />
pfl ichtungen gegen einen Lizenzgeber verbunden.<br />
• Die Software darf verändert und in der veränderten Form weitergegeben<br />
wer den: Durch den offengelegten Quelltext ist Verändern<br />
ohne weiteren Aufwand für jeden möglich. Weitergabe<br />
der Software soll ohne Lizenzgebühren möglich sein. Open-<br />
Source-Software ist auf die aktive Beteiligung der Anwender an<br />
der Entwick lung geradezu angewiesen. So bietet sich Open-<br />
Source-Software zum Lernen, Mit machen und Verbessern an.<br />
(Quelle: Wikipedia)<br />
SKR 2/10 31
<strong>IT</strong>-<strong>SOLUTIONS</strong> Open Source<br />
Support<br />
SKR: Viele Anwender haben Bedenken, einen vollständigen Wechsel<br />
auf OSS zu vollziehen, weil sie Probleme darin sehen, dass hinter<br />
Linux keine Firma steht, die für den Support aufkommt. Welche<br />
Lösungen gibt es im Supportbereich für Anwender?<br />
Matthias Stürmer: Man muss zwischen Privatanwendern und<br />
Unternehmen unterscheiden. Für Privatanwender besteht noch<br />
ein Supportproblem für das Linux-Knowhow für den Alltag.<br />
Ganz anders ist es im professionellen Umfeld. Da gibt es mehrere<br />
grosse Player wie eine RedHat oder eine Novell, die Entwickler<br />
von Linux-Distributionen beschäftigen. Dank diesen Entwicklern<br />
können Firmen die Fehlerbehebung garantieren. Mit<br />
solchem Support ist es heute ohne Weiteres möglich, auf OSS<br />
32 SKR 2/10<br />
© Rainer Sturm | PIXELIO<br />
zu migrieren, wie es die Kantone Solothurn, Waadt, Genf, oder<br />
auch das Bundesgericht demonstriert haben.<br />
SKR: Wie wichtig ist die Frage nach technischem Support für<br />
den Bund als Anwender?<br />
Peter Fischer: Ein Grossanwender wie die Bundesverwaltung<br />
ist darauf angewiesen, einen garantierten Support für ihre breit<br />
eingesetzten Lösungen zur Verfügung zu haben. Bei rund 37’000<br />
elektronischen Arbeitsplätzen muss der technische Support in<br />
hoher Qualität und auch für ältere im Einsatz befi ndliche Systeme<br />
gewährleistet sein.<br />
SKR: Wo liegen die Vorteile im Bereich Support bei Microsoft?<br />
Welche Arten von technischem Support gibt es speziell für öffentliche<br />
Verwaltungen?<br />
Thomas Reitze: Die Microsoft Plattform wird von einem dichten<br />
Netzwerk von Partnern und Drittfi rmen mit ausgezeichneten<br />
Kenntnissen unserer Produkte unterstützt. In der Schweiz<br />
bieten knapp 7‘000 Firmen entsprechende Dienstleistungen und<br />
Hilfestellungen an.<br />
Das Supportangebot ist breit und auf Kundenbedürfnisse zugeschnitten.<br />
Die Eskalationsprozesse sind klar defi niert. Kunden<br />
wissen jederzeit, wohin sie sich bei Problemen wenden können.<br />
Die haben eine eindeutige Sicht auf vorhandene Supportmechanismen<br />
und zugesicherte Reaktionszeiten.<br />
«Der Einsatz von Informatik- und<br />
Telekommunikations technik in der<br />
Bundes verwaltung verfolgt die Ziele der<br />
Effektiviät, der Wirtschaftlichkeit, der<br />
Sicherheit, Flexibilität und Interoperabilität<br />
und berück sichtigt die bekannten<br />
Grundsätze der Nachhaltigkeit.»<br />
Peter Fischer<br />
Delegierter für die Informatikstrategie des Bundes
Mitarbeiterschulung<br />
SKR: Viele Anwender fürchten sich vor der Umgewöhnung an das<br />
neue OSS-System. Wieviel komplizierter ist eine Umstellung auf ein<br />
Betriebssystem wie Ubuntu im Gegensatz zu einer Umstellung auf<br />
Windows Vista oder Windows 7 für einen Nutzer von Windows XP?<br />
Matthias Stürmer: Ich will nicht verheimlichen, dass die Umstellung<br />
spürbar ist. Denn ein Wechsel zu Linux bedeutet auch<br />
die Umstellung auf neue Applikationen, weil die herkömmlichen<br />
MS Offi ce oder Photoshop auf dem Linux-Betriebssystem nicht<br />
laufen. Am schmerzlosesten ist die Umstellung, wenn aus ihr<br />
kein «Big Bang» gemacht, sondern sie schrittweise vollzogen<br />
wird. So kann man zum Beispiel zuerst ein OpenOffi ce.org einführen<br />
und Fachapplikationen ins Web oder auf eine plattformunabhängige<br />
Java-Umgebung migrieren.<br />
Aus aktuellem Zusammenhang möchte ich die Windows-Vista-<br />
Migration des Bundes aufgreifen. Microsoft-Vertreter, der Bund<br />
und manche andere behaupten, dass ein Wechsel auf Linux unmöglich<br />
sei, weil er Verzögerungen und Mehrkosten verursachen<br />
und die Leute verärgern würde. Gerade vor einem Monat beschloss<br />
der Bundesrat jedoch aufgrund von Verzögerungen der<br />
Windows-Vista-Migration, zusätzlich Windows 7 einzuführen.<br />
Da wurde gezeigt, dass auch bei einer Migration von Windows<br />
zu Windows mit Zeitverzögerungen zu rechnen ist, Mehrkosten<br />
entstehen, die Leute verärgert werden und Anwender neue<br />
Applikationen erlernen müssen. Damit wurde für mich der Gegenbeweis<br />
für das Kontra-Linux-Argument geliefert.<br />
SKR: Wieviel grösser schätzen Sie den Schulungsaufwand ein,<br />
wenn man von Windows XP statt auf Windows Vista bzw. Windows<br />
7 auf eine OpenSource Variante wechseln würde?<br />
Peter Fischer: Die Informatikmitarbeitenden in Betrieb und Support<br />
hätten einen enorm hohen Schulungsbedarf, müssten sie<br />
doch eine vollständig neue Umgebung erlernen und unterstützen.<br />
Um wieder auf dem notwendigen Niveau zu sein, sind einige Monate<br />
Schulung, Einarbeitung und Betriebserfahrung nötig. Gegebenenfalls<br />
wären sie durch neue Fachkräfte zu ersetzen oder externe<br />
Expertise müsste zugekauft werden. Auch der Aufwand für die<br />
Umgewöhnung der zehntausenden von Mit arbeitenden der Bundesverwaltung<br />
auf völlig neue Umgebungen bei Software-Migrationen<br />
darf nicht unterschätzt werden. Je grösser der Unterschied in<br />
der Wahrnehmung des Endbenutzers, desto grösser der Widerstand<br />
und der Aufwand für die Schulung. Da die Informatik für die<br />
Nutzenden und nicht umgekehrt da ist, ist diesem Aspekt das nötige<br />
Gewicht beizumessen. Aber mindestens schlägt der Aufwand<br />
für die Migration der Einbettung der Fachanwendungen z.B. in die<br />
© Jürgen Reitböck | PIXELIO<br />
Büroautomation zu Buche. Hier haben wir es in der Bundesverwaltung<br />
mit tausenden von Anwendungen zu tun. Das ergibt eine<br />
enorme Komplexität mit den entsprechenden Kosten und Risiken.<br />
Das ist ein entscheidender Faktor für die Wahl der Software.<br />
SKR: Wie schwierig schätzen Sie die Umstellung von einer älteren<br />
Windowsversion auf eine neue wie Windows Vista oder Windows<br />
7 ein? Wie gross schätzen Sie den Schulungsaufwand für<br />
eine Verwaltung ein?<br />
Thomas Reitze: Eine Plattformmigration sollte in jedem Fall<br />
sorgfältig geplant werden. Für die technische Umsetzung stellt<br />
Microsoft den <strong>IT</strong>-Spezialisten eine Reihe an Hilfsmittel zur Verfügung,<br />
welche die einzelne Schritte vereinfachen und automatisieren.<br />
Windows 7 besticht durch eine neue, intuitiv zu bedienende<br />
Oberfl äche, ein aufgeräumtes Design und intelligente Hilfestellungen,<br />
wodurch Anwender einfacher und schneller ihre<br />
Aufgaben mit dem PC erledigen können.<br />
© Tobias Bräuning | PIXELIO<br />
Nachgefragt<br />
Open Source <strong>IT</strong>-<strong>SOLUTIONS</strong><br />
SKR: Für welche Art Institution respektive in welcher Geschäftslage<br />
ist eine Umstellung auf Open Source besonders lohnenswert?<br />
Matthias Stürmer: Es macht meiner Meinung nach für jede Institution,<br />
die substanzielle <strong>IT</strong>-Kosten hat, Sinn, eine Open-Source-<br />
Strategie inklusive konkreten Umsetzungsmassnahmen auszuarbeiten.<br />
Das kann jeder machen, ohne von heute auf morgen<br />
migrieren zu müssen. Wir beobachten, wie einige Kantone, Firmen<br />
und Bildungsinstitutionen ihren Software-Einsatz so planen,<br />
dass sie künftig eine reale Option haben, den Wechsel zu vollziehen.<br />
Sie müssen im Endeffekt nicht migrieren, erlangen aber<br />
mindestens die Verhandlungsstärke mit einer Oracle oder SAP.<br />
SKR: Setzt der Bund auch stellenweise OSS ein, wie zum Beispiel<br />
bei Browsern, OpenOffi ce oder für Serversoftware? Wo und wieso<br />
wird OSS eingesetzt?<br />
Peter Fischer: Der Bund setzt OSS im Serverbereich sehr breit ein,<br />
über ein Viertel der Server des Bundesamtes für Informatik laufen<br />
unter Linux. Ein grosser Teil des Internetauftritts der Bundesverwaltung<br />
wurde mit der OSS Apache realisiert. Weitere Beispiele<br />
sind der Einsatz von Perl, PHP, Plone, Firefox, Eclipse, OpenLDAP und<br />
OpenSSL, um nur einige zu nennen. OSS wird dann eingesetzt,<br />
wenn sie in der Gesamtevaluation (Effektivität, Wirtschaftlichkeit,<br />
Interoperabilität etc.) am besten abschneidet. Genauso wie proprietäre<br />
Software.<br />
SKR: Wir danken Ihnen bestens für das Gespräch.<br />
SKR 2/10 33
<strong>IT</strong>-<strong>SOLUTIONS</strong> Open Source<br />
Parlamentarische Gruppe Digitale Nachhaltigkeit:<br />
«Kostendruck fordert den Umstieg<br />
auf Open Source Software»<br />
von Julia Voronkova<br />
Die Parlamentarische Gruppe Digitale Nachhaltigkeit hat am 3. März 2010 bereits zum zweiten Mal über 50 Vertreter<br />
aus Politik, Verwaltung und Wirtschaft zu einem Dinner in Bern geladen. In einer moderierten Podiumsdiskussion<br />
beantworteten internationale Software-Hersteller Fragen zur Bedeutung von Open Source Software<br />
in ihren Unternehmen. Edith Graf-Litscher, Co-Präsidentin der Parlamentarischen Gruppe Digitale Nachhaltigkeit,<br />
bot einen kurzen Rückblick auf die vergangenen Monate sowie einen Ausblick auf geplante Tätigkeiten.<br />
34 SKR 2/10<br />
«Die SwissICT Free- und OpenSource<br />
Studie 2009 (FOSS) zeigt für mich klar<br />
auf, dass ein gewisser Kostendruck den<br />
Umstieg auf OSS fördert und dass die<br />
Unabhängigkeit von einem einzigen<br />
Lieferanten geschätzt wird.»<br />
Edith Graf-Litscher, Nationalrätin Kt. Thurgau, Co-Präsidentin<br />
«Wissen kann nur mit offenen Standards über<br />
einen langen Zeitraum der Bevölkerung zur<br />
Verfügung gestellt werden. Zusammen mit<br />
Open Source Software verringern solche<br />
Standards die Abhängigkeit von einzelnen<br />
Firmen. Zudem entsteht so ein Wettbewerb,<br />
der kostengünstige und innovative Informatiklösungen<br />
ermöglicht.»<br />
Christian Wasserfallen, Nationalrat Kt. Bern, Co-Präsident<br />
Die fortschreitende Digitalisierung eröffnet<br />
grosse Potenziale bezüglich der Herstellung<br />
und Verbreitung von Wissensgütern.<br />
Ob in der Bildung, Wirtschaft oder<br />
öffentlichen Verwaltung – erschlossen<br />
können diese Potenziale der gesamten<br />
Volkswirtschaft dienen. Voraussetzung<br />
dazu ist die langfristige und offene Verfügbarkeit<br />
von Wissensgütern. Aktuelle<br />
Beispiele zeigen jedoch, dass dies alles andere<br />
als selbstverständlich ist: «Software-<br />
Entwicklungen bleiben verschlossen und<br />
bewusst inkompatibel, mächtige Monopole<br />
werden gefördert und mit öffentlichen<br />
Geldern erstellte Inhalte und Forschungsergebnisse<br />
sind nur gegen erneute<br />
Bezahlung vefügbar», kritisiert die Parlamenta<br />
rische Gruppe Digitale Nachhaltigkeit<br />
den derzeitigen Stand der Dinge.<br />
«Damit verstärkt und gezielt Bewegung<br />
ins Thema um den freien Wissenszugriff<br />
kommt», so die SP-Nationalrätin Edith<br />
Graf-Litscher, «haben wir im eidgenössischen<br />
Parlament im Mai 2009 die Parlamentarische<br />
Gruppe ‹Digitale Nachhaltigkeit›<br />
gegründet». So will die Parlamentarier-Gruppe<br />
einen nachhaltigen und innovativen<br />
Umgang mit Informations- und<br />
Kommunikationstechnologien bahnen.<br />
Konkret strebt die Gruppe den vermehr-<br />
Die Parlamentarische Gruppe<br />
Digitale Nachhaltigkeit hat am 3. März 2010<br />
zu einem Dinner in Bern geladen
ten Einsatz von Open Source Software<br />
(OSS) sowie offene Standards an und damit<br />
eine allmähliche Loslösung von proprietärer<br />
Software. Denn diese erzeuge<br />
eher eine nachhaltige Abhängigkeit, denn<br />
Nachhaltigkeit: viele Software-Konzerne<br />
fordern ihre Lizenzpreise mittels Salami-<br />
Taktik in kleinen, aber steten Tranchen ein.<br />
OSS im Gegensatz helfe, Steuergelder effi -<br />
zienter einzusetzen, verbessere den Wettbewerb<br />
und sichere die Stellung der Schweiz<br />
im internationalen Software-Markt.<br />
Die Parlamentarier-Gruppe wird in einem<br />
Co-Präsidium von den beiden Nationalräten<br />
Edith Graf-Litscher (SP) und Christian<br />
Wasserfallen (FDP) vertreten. Zurzeit zählt<br />
die Gruppe 34 National- und Ständeräte<br />
zu ihren Mitgliedern. Die Open-Source-<br />
Förderer legen ein starkes Engagement<br />
zutage. Seit Juni 2009 haben sie bereits 12<br />
Vorstösse im Parlament eingereicht. Doch<br />
konnten sie damit auf keinen grünen<br />
Zweig beim Bundesrat kommen: dieser<br />
lehnte alle Vorstösse ausser einem ab, so<br />
Graf-Litscher. Die Hälfte der Vorstösse<br />
handelten von der Beschaffung von Informatikmitteln<br />
und der geforderten Chancengleichheit<br />
für Open Source Software;<br />
darunter war auch ein Vorstoss zum umstrittenen,<br />
nicht ausgeschriebenen 42-<br />
Millionen-Franken-Auftrag an Microsoft.<br />
Neben ihren politischen Aktivitäten organisiert<br />
die Parlamentarische Gruppe halbjährlich<br />
ein Parlamentarierdinner, das als<br />
Treffpunkt von in OSS involvierten Vertretern<br />
aus Politik,Wirtschaft und Verwaltung<br />
dient.<br />
Die SKR nahm am zweiten Parlamentarierdinner<br />
am 3. März teil. Den Höhepunkt des<br />
Abends bot eine Podiumsdiskussion mit<br />
sieben Vertretern internationaler Software-Unternehmen<br />
über die Bedeutung<br />
von Open Source Software in ihren Firmen.<br />
Edith Graf-Litscher leitete die Diskussion<br />
mit dem ernüchternden Fakt ein, dass die<br />
Open-Source-Aktivität in der Schweizer<br />
Verwaltung sich im internationalen Vergleich<br />
auf dem vorletzten Rang 34 befi nde<br />
(dies im Gegensatz zur Schweizer Wirtschaft,<br />
die mit der Nutzung von OSS auf<br />
Rang 9 liegt). Danach stellten sich die Vertreter<br />
internationaler Software-Hersteller,<br />
darunter der General Manager von Red<br />
Hat, Werner Knoblich, und der Leiter Plattformstrategie<br />
von Microsoft Schweiz, Manuel<br />
Michaud, den kritischen Fragen des<br />
Redaktors des Fernsehmagazins 10vor10,<br />
Christian Bachmann. Die Fragen zielten<br />
dahin, die tatsächliche Nähe von Software-<br />
Firmen zum Open-Source-Gedanken zu<br />
erörtern und somit den Spreu blosser PR-<br />
Bemühungen vom Weizen zweckdienlicher<br />
Engagements zu sondern.<br />
Die überparteiliche Parlamentarier-Gruppe<br />
ändert ihre Strategie: Statt Klagelieder<br />
werden Errungenschaften besungen. In<br />
Zukunft will die Gruppe «in die Offensive<br />
gehen», gibt Graf-Litscher bekannt. Das<br />
bedeutet weniger Vorstösse sowie die<br />
Konzentration auf erfolgsversprechende<br />
Open Source <strong>IT</strong>-<strong>SOLUTIONS</strong><br />
«Open Source bietet Kosteneinsparungen<br />
und Unabhängigkeit vom Hersteller.<br />
Die Software darf beliebig kopiert, verbreitet<br />
und genutzt werden. Open Source<br />
ermöglicht die Wahlfreiheit und führt<br />
langfristig zu tieferen Preisen. Damit ist<br />
sie ein idealer Stimulans für Wettbewerb.»<br />
Dr. Kathy Riklin, Nationalrätin Kt. Zürich,<br />
Mitglied der Kerngruppe<br />
«Open Source Software passt zur<br />
Schweiz, da sie in einem breiten<br />
partizipativen Prozess entwickelt wird<br />
und hochqualifi zierte <strong>IT</strong> Arbeitsplätze<br />
in der Schweiz schafft.»<br />
Alec von Graffenried, Nationalrat Kt. Bern,<br />
Mitglied der Kerngruppe<br />
«Freiheit ist nicht nur in der<br />
realen Welt ein essentieller Wert,<br />
sie ist auch in der digitalen und<br />
virtuellen Welt ein wichtiges Gut.»<br />
J. Alexander Baumann, Nationalrat Kt. Thurgau,<br />
Mitglied der Kerngruppe<br />
«Die Investition ist nachhaltig, sie erhält<br />
die Entscheidungsfreiheit und die Werthaltung<br />
ist gross. Der Rhythmus der Weiterentwicklung<br />
der Software wird vom Auftraggeber<br />
bestimmt und bedarfsgerecht festgelegt.<br />
Das Entwicklungsumfeld stimuliert weitere<br />
Innovationen. Service, Support und Ausfallsicherheit<br />
bleiben in gewohnter Qualität»<br />
Thomas Weibel, Nationalrat Kt. Zürich, Mitglied der Kerngruppe<br />
Initiativen. So strebt die Gruppe schon<br />
heute den Aufbau eines Open-Source-<br />
Kompetenzzentrums an. Darüber hinaus<br />
sollen Eigenentwicklungen von Behörden<br />
künftig unter einer Open-Source-Lizenz<br />
der SIK (Schweizerische Informatikkonferenz)<br />
veröffentlicht werden. Eine weitere<br />
Initiative ist die Gründung eines «Round<br />
Table», an dem Industrie, Kantone und<br />
Vertreter des Bundes Open-Source-Fragen<br />
diskutieren sollen.<br />
SKR 2/10 35
<strong>IT</strong>-<strong>SOLUTIONS</strong> Open Source<br />
Mit neuen Modellen<br />
die Informatik-Kosten senken<br />
von Martin Elmer*<br />
Wie bringt man massgeschneiderte Anwendungen, tiefe Kosten und geringen Support-Aufwand unter einen<br />
Hut? PostFinance hat diesen Spagat mit einer Open-Source-Lösung für ihre Kunden geschafft – ein Modell, das<br />
auch für Gemeindesoftware interessant ist.<br />
Was haben die Offi ce-Anwendungen von<br />
Google, die sozialen Netzwerke Facebook<br />
und Xing sowie das Kundenbetreuungssystem<br />
Salesforce gemeinsam? Sie alle<br />
präsentieren sich als webbasierte Plattform<br />
anstelle einer herkömmlichen Windows-Anwendung,<br />
die lokal installiert<br />
werden muss. Software wird dadurch zur<br />
Dienstleistung, die genutzt werden kann,<br />
ohne sich um Installation und Betrieb zu<br />
kümmern. Dieses Modell, «Software as a<br />
Service» oder kurz SaaS genannt, zählt zu<br />
den wichtigen Trends in der Informatik.<br />
Die Vorteile dieses Ansatzes für die Benutzer<br />
liegen auf der Hand: Der personal-<br />
und kostenintensive Unterhalt entfällt,<br />
und die Nutzung ist von jedem Computer<br />
aus über eine Internet-Verbindung möglich.<br />
Oftmals ist auch die Backup-Problematik<br />
elegant gelöst, weil der Service-<br />
Anbieter die Datensicherung vornimmt.<br />
PostFinance als SaaS-Anbieterin<br />
Das SaaS-Modell funktioniert nicht nur<br />
global wie in den oben erwähnten Beispielen,<br />
sondern auch im lokalen Rahmen eines<br />
Schweizer Anbieters. Wie ein schweizerisches<br />
SaaS-Angebot aussehen kann,<br />
zeigt die jüngste Dienstleistung von Post-<br />
Finance für ihre Unternehmenskunden.<br />
Die ESRlight genannte Lösung richtet sich<br />
an kleine Unternehmen, Einzelfi rmen und<br />
Vereine, die mit ESR (Einzahlungsschein<br />
36 SKR 2/10<br />
Das webbasierte ESRlight lässt sich<br />
von jedem Rechner aus über einen<br />
Internet-Zugang nutzen<br />
mit Referenznummer) fakturieren möchten,<br />
aber kein ERP-System oder zumindest<br />
keine Debitoren-Buchhaltung einsetzen.<br />
Damit erlaubt ESRlight Kleinbetrieben den<br />
Einstieg in die automatisierte Zahlungsverarbeitung<br />
und hält die Benutzer jederzeit<br />
über eingegangene und fällige Zahlungen<br />
auf dem Laufenden.<br />
Eine neue Lösung für die Debitorenbewirtschaftung<br />
war nötig geworden, weil<br />
die bisher angebotene Software nicht<br />
unter Windows 7 läuft und PostFinance<br />
für Benutzer anderer Betriebssysteme<br />
wie Mac OS X und Linux kein entsprechendes<br />
kostenloses Angebot bereithielt.<br />
Dieser Umstand spielt bei Kleinbetrieben<br />
eine Rolle, da dort häufi ger Macs und allenfalls<br />
Linux-Umgebungen anzutreffen<br />
sind wie in Grossunternehmen. Da das<br />
neue System den Kontoinhabern als<br />
Dienstleistung kostenlos zur Verfügung<br />
stehen sollte, spielten Lizengebühren<br />
eine wichtige Rolle. Hinter ESRlight steht<br />
die webbasierte Open-Source-Software<br />
SQL-Ledger, die sich nicht nur kostenlos<br />
nutzen, sondern auch beliebig auf eigene<br />
Bedürfnisse anpassen lässt. Dahinter<br />
steht die kanadische Firma DWS Systems,<br />
die sich auch um die Weiterentwicklung<br />
kümmert.<br />
Als vollwertige Unternehmens- oder ERP-<br />
Software (Enterprise Resource Planning)<br />
bietet SQL-Ledger aber weit mehr Funktionalität<br />
und Komplexität, als für eine<br />
reine Debitorenverwaltung nötig ist. In<br />
dieser Situation zeigte sich der grosse<br />
Vorteil quelloffener Software, deren Lizenz<br />
beliebige Anpassungen erlaubt: Mit<br />
Hilfe spezialisierter Partner entwickelte<br />
PostFinance die massgeschneiderte und<br />
einfach zu bedienende Lösung ESRlight als<br />
SaaS-Angebot. Hierzu wurde SQL-Ledger<br />
nicht nur abgespeckt, sondern auch um<br />
die Fähigkeit erweitert, ESR auf jedem<br />
gängigen Drucker korrekt zu bedrucken.<br />
Und da ESRlight zentral betrieben wird,<br />
lassen sich neue Funktionen schneller einführen<br />
als bei lokal installierter Software:<br />
Eine Anpassung oder Erweiterung steht<br />
automatisch allen Benutzern zur Verfügung,<br />
ohne dass diese ein Software-<br />
Update vornehmen müssten.
Mit ESRlight bietet PostFinance<br />
ihren Kunden eine einfache Inkassolösung<br />
für die ESR-Verarbeitung<br />
Die nötigen Anpassungen an hiesige Verhältnisse<br />
wurden von DWS Systems zusammen<br />
mit dem Schweizer Informatik-<br />
Dienstleister leanux.ch vorgenommen.<br />
Das gab PostFinance die Gewähr, dass<br />
auch der eigentliche Anbieter hinter dem<br />
Projekt steht. Ein solches gemeinsames<br />
Vorgehen war nur dank der offenen Lizenz<br />
möglich. Bei einer klassischen proprietären<br />
Anwendung hätte der Anbieter<br />
diese Anpassungen vornehmen müssen,<br />
was wohl kaum zu einer lizenzfreien und<br />
damit für die Benutzer kostenlosen Lösung<br />
geführt hätte. Zusammen mit den<br />
Sponsoren kann PostFinance dank Open<br />
Source Software und SaaS ihren Kunden<br />
mit ESRlight einen Mehrwert bieten, der<br />
für alle Seiten budgetschonend ausfällt.<br />
Ein Modell für Gemeinden<br />
Der Ansatz, Open Source Software anzupassen<br />
und als Dienstleistung anzubieten,<br />
liesse sich auch auf Gemeinde-Software<br />
übertragen. Denn Kommunen sind<br />
oftmals in einer ähnlichen Lage wie Post-<br />
Finance: Sie benötigen eine Verwaltungs-<br />
Software, die auf ihre spezifischen Bedürfnisse<br />
zugeschnitten ist und günstig<br />
betrieben werden kann. Meist stehen<br />
mehrere Gemeinden vor einer vergleichbaren<br />
Situation, die heute klassischerweise<br />
mit lizenzpfl ichtigen Produkten eines<br />
spezialisierten Anbieters gelöst wird.<br />
Berücksichtigt man zusätzlich zu den Lizenzkosten<br />
den Aufwand für Support<br />
und Betreuung, können erhebliche Ausgaben<br />
zusammenkommen.<br />
Das SaaS-Modell, kombiniert mit den<br />
speziellen Eigenschaften von Open Source<br />
Software, zeigt eine Alternative dazu auf:<br />
Wenn sich mehrere Gemeinden bei der<br />
Beschaffung zusammenschliessen, können<br />
sie in die Anpassung einer offenen<br />
Lösung investieren, müssen also nur die<br />
anfallenden Entwicklungskosten für die<br />
gewünschten Erweiterungen tragen. Die<br />
existierende Grundfunktionalität erhalten<br />
die Gemeinden kostenlos mitgeliefert.<br />
Mit diesem Ansatz lassen sich Anwendungen<br />
zu einem Bruchteil der Kosten<br />
massschneidern, die bei einer kompletten<br />
Neuentwicklung anfallen. Die fertige Lösung<br />
können alle beteiligten Gemeinden<br />
nutzen, ohne dass dabei zusätzlich noch<br />
Lizenzkosten anfallen.<br />
Das SaaS-Modell wirkt sich ebenfalls kostensenkend<br />
aus. Insbesondere kleine Gemeinden<br />
haben bereits heute aus Kostengründen<br />
oftmals den Unterhalt ihrer<br />
Anwendungen an einen spezialisierten<br />
Dienstleister delegiert. Der SaaS-Ansatz<br />
zieht diese Strategie konsequent weiter,<br />
indem der gesamte Betrieb ausgelagert<br />
wird, die Anwendung also beim Provider<br />
läuft. In die lokale Infrastruktur wird nicht<br />
eingegriffen, was die Komplexität senkt<br />
und dadurch den Unterhalt vereinfacht.<br />
Und eine Vereinfachung ist hierbei gleichzusetzen<br />
mit tieferen Betriebskosten. Gratis<br />
wird das SaaS-Modell aber auch mit<br />
Open-Source-Software nicht. Denn der<br />
Anbieter wird für seine Dienstleistungen<br />
– die Nutzung der Infrastruktur und den<br />
Open Source <strong>IT</strong>-<strong>SOLUTIONS</strong><br />
Software-Unterhalt – eine Gebühr verlangen.<br />
Weil die Anwendungen aber zentral<br />
betrieben werden, sinkt der Aufwand für<br />
den Unterhalt. Zudem sind die anfallenden<br />
Kosten transparent, beispielsweise in<br />
Form eines monatlichen Fixpreises pro Anwender.<br />
Das erleichtert die Planung und<br />
Budgetierung der Informatikkosten. Unangenehme<br />
Überraschungen, beispielsweise<br />
in Form nicht voraussehbarer Support-<br />
und Update-Kosten, entfallen. Das<br />
Beispiel PostFinance zeigt, dass es sich<br />
lohnt, Alternativen zu prüfen, auch wenn<br />
diese auf den ersten Blick etwas unkonventionell<br />
erscheinen mögen.<br />
* Martin Elmer ist Partner beim Informatik-Dienstleister<br />
leanux.ch AG.<br />
SKR 2/10 37
<strong>IT</strong>-<strong>SOLUTIONS</strong> Open Source<br />
Vollumfängliche Migration<br />
auf Open Source – Der Kanton<br />
Solothurn macht es vor<br />
Interview von Silvie Hauser<br />
Ein kompletter Umstieg auf ein Open Source Betriebssystem erscheint Vielen als grosser Schritt. Und doch<br />
haben bereits mehrere Kantone sowie das Bundesgericht auf Linux-Betriebssysteme migriert. Der Kanton<br />
Solothurn hat schon im Jahr 2007 die gesamte Desktopumgebung der Verwaltung auf Linux und OpenOffi ce.<br />
org umgestellt und wurde dafür im letzten Jahr mit dem Open Source Award ausgezeichnet. Kurt Bader, Vorsteher<br />
des Amtes für Informatik und Organisation des Kantons Solothurn, erläutert im Gespräch mit der SKR<br />
die wichtigsten technischen Aspekte der Migration.<br />
38 SKR 2/10<br />
Kurt Bader<br />
Vorsteher des Amtes für<br />
Informatik und Organisation<br />
des Kantons Solothurn<br />
SKR: Was waren die grössten<br />
technischen Hürden bei der Migration?<br />
Kurt Bader: Um den Benutzern<br />
den Umstieg möglichst einfach<br />
zu machen, stellten wir den<br />
Anspruch, dass die neue Umgebung<br />
erscheinungsmässig<br />
der alten Umgebung möglichst<br />
nahe kommt und dass die Bedienung an die alte Bedienung<br />
angelehnt ist. Dies bedingte etwelche Engineering-Arbeiten bei<br />
der Einstellung der verschiedenen Anwendungen (Desktop-<br />
Oberfl äche, OpenOffi ce-Einstellungen, usw). Im Rahmen unserer<br />
Desktop-Umstellung war die Funktionalität des eingesetzten<br />
Webmail-Systems eine grosse Schwachstelle. Der Produktlieferant<br />
konnte nicht sicherstellen, dass alle aus dem Outlook-<br />
Bereich bekannten Funktionalitäten im Webmail-Client termingerecht<br />
und in der geforderten Qualität verfügbar waren.<br />
SKR: München und Wien haben auf ihre eigenen Bedürfnisse angepasste<br />
Distributionen von Linux entwickeln lassen statt auf<br />
Standarddistributionen zurück zu greifen. Wie hat das der Kanton<br />
Solothurn gemacht?<br />
K.B.: Im Kanton Solothurn setzen wir auf die Distribution Univention<br />
Corporate Server (UCS). Diese Distribution basiert auf der Debian-Distribution<br />
und ist im deutsch-sprachigen Gebiet (Deutschland-Österreich-Schweiz)<br />
stark verbreitet, da sie den gesamten<br />
technischen Bereich (Client, Server) inkl. Management der Benutzer<br />
und der angeschlossenen Geräte in einer Distribution abdeckt.<br />
SKR: Wann und wieso entschied sich der Kanton Solothurn, strategisch<br />
auf Open Source Produkte zu setzen?<br />
K.B.: Bereits im Jahr 2001 verabschiedete der Kanton folgendes<br />
langfristige und übergeordnete Ziel im Informatikbereich: Mini-<br />
mieren der Kosten und der Lieferanten-Abhängigkeiten durch den<br />
vermehrten Einsatz von offenen Systemen und Produkten und die<br />
strategische Ausrichtung auf das freie Betriebssystem Linux. Die<br />
Umsetzung dieses Ziels erfolgte in den ersten 5 Jahren schwergewichtig<br />
im Serverbereich. Dabei wurde speziell darauf geachtet,<br />
dass neue Fachanwendungen keine Offi ce-Verknüpfungen benötigen,<br />
sondern möglichst alle Funktionen durch die Fachanwendungen<br />
zur Verfügung gestellt werden (z. B.: PDF-Auswertungen).<br />
Wenn trotzdem ein Datenexport notwendig ist, wird dieser über<br />
eine Produkt-neutrales Datenformat (CSV-Datei) sichergestellt,<br />
das von jeder Tabellenkalkulation weiterbearbeitet werden kann.<br />
Basierend auf diesen Vorarbeiten wurde ab dem Jahr 2007 der gesamte<br />
Desktopbereich der Verwaltung umgestellt.<br />
SKR: Konnte der Kanton bereits Einsparungen durch den Einsatz<br />
von Open Source Produkten realisieren?<br />
K.B.: Basierend auf realistischen Kostenschätzungen und verglichen<br />
mit den effektiven Informatikkosten und deren Entwicklung<br />
in den letzten 8 Jahren konnten jährlich ca. 10% der Gesamtaufwände<br />
im Informatikbereich eingespart werden.<br />
SKR: Gab es im Bereich Mitarbeiterschulung Mehrkosten zu verzeichnen,<br />
oder war das in etwa vergleichbar mit den Kosten für<br />
eine Weiterbildung auf Windows Vista oder Windows 7?<br />
K.B.: Für die Mitarbeiterausbildung und die reine Umstellung wurden<br />
2.5 Tage pro Person kalkuliert. Bei der Schulung wurden vor<br />
allem jene Bereiche angesprochen, bei denen der Benutzer Unterschiede<br />
zwischen der Windows- und der Linux-Umgebung feststellen<br />
kann. Die Unterschiede im Bereich OpenOffi ce.org und MS-<br />
Offi ce97/2000 sind relativ klein, sodass man sich schnell zurecht<br />
fi ndet. Die Umstellung der Desktop-Umgebung wurde gleichzeitig<br />
dazu genutzt, um Datenablagestrukturen und das Vorlagenmanagement<br />
zu überdenken und gegebenenfalls anzupassen.<br />
SKR: Die Lösung des Kantons Solothurn wird im Sinne des Open<br />
Source Gedankens auch anderen Kantonen zur Verfügung gestellt.<br />
Gibt es da bereits erste Kollaborationen?<br />
K.B.: In verschiedenen Projekten gibt es seit längerer Zeit eine<br />
intensive Zusammenarbeit.
Spatenstich für das modernste<br />
Rechenzentrum der Schweiz – Ökologie<br />
und Technologie im Zentrum<br />
von Lucia Uebersax<br />
Inmitten des Lupfiger Industriegebietes,<br />
wo Schafe neben Fabrikanlagen weiden,<br />
baut die Firma green.ch ein hochmodernes<br />
Datacenter, das einen entscheidenden Beitrag<br />
zur Deckung der zunehmenden Nachfrage<br />
nach Rechencenterleistungen bieten<br />
und neue Massstäbe in Sachen Technologie<br />
und Ökologie setzen wird – ein Meilenstein<br />
in der Firmengeschichte von green.ch und<br />
Green-<strong>IT</strong>/ Energieeffi zienz im Datacenter <strong>IT</strong>-<strong>SOLUTIONS</strong><br />
Am 1. April 2011 öffnet eines der modernsten Rechenzentren der Schweiz seine Tore: Ökologie und Technologie<br />
stehen dabei im Vordergrund. Im Beisein zahlreicher Prominenz, darunter Ständeratspräsidentin Christine Egerszegi,<br />
Aargauer Regierungsrat Dr. Urs Hofmann, Geschäftsführer des Technopark Aargau, Professor Thomas<br />
Schmitt sowie green.ch Botschafter und Fussballtrainer Ottmar Hitzfeld, fand am 30. März 2010 im Lupfi ger<br />
Industriegebiet der Spatenstich für das neue Rechencenter des Schweizer Serviceproviders green.ch statt. Das in<br />
mehreren Etappen realisierte Projekt wird im Endausbau über eine nutzbare Fläche von über 10’000 m 2 verfügen<br />
und zusätzlich ein Bürogebäude mit insgesamt 300 Arbeitsplätzen beinhalten.<br />
probates Mittel zur Verhinderung einer<br />
drohenden Verknappung von Datacenter-<br />
Kapazitäten. Die angebotenen ICT-Lösungen<br />
sollen sich sowohl an Grosskonzerne,<br />
wie auch an mittelständische Betriebe und<br />
Kleinunternehmen richten. Bereits haben<br />
namhafte Unternehmen zugesagt, das<br />
neue Datacenter zu einem Nervenzentrum<br />
ihrer Infrastruktur machen zu wollen.<br />
Der Startschuss für den Bau eines der modernsten<br />
Rechenzentren ist gefallen: Viel Prominenz<br />
legte beim Spatenstich für das neue Rechenzentrum<br />
von green.ch in Lupfi g (AG) Hand an.<br />
V.l.n.r: Architekt Walter Tschudin, Gemeindeammann<br />
von Lupfi g Richard Plüss, green.ch<br />
Botschafter und Fussballtrainer Ottmar Hitzfeld,<br />
green.ch CEO Franz Grüter, Regierungsrat Dr. Urs<br />
Hofmann und Ständerätin Christine Egerszegi<br />
(beide Aargau), green.ch Geschäftsleitungsmitglied<br />
und Projektleiter Aldo Britschgi.<br />
SKR 2/10 39
<strong>IT</strong>-<strong>SOLUTIONS</strong> Green-<strong>IT</strong>/ Energieeffi zienz im Datacenter<br />
Spitzentechnologie neben Schafweide<br />
Als wichtigste Gründe für die Wahl des<br />
Standortes Lupfig nannte green.ch CEO<br />
Franz Grüter die Verfügbarkeit von elektrischem<br />
Strom, die Nähe zu den grossen<br />
Wirtschaftszentren Zürich, Bern und Basel,<br />
das wirtschaftsfreundliche Umfeld, eine<br />
optimale Verkehrserschliessung sowie die<br />
Anbindungsmöglichkeiten an Glasfaserleitungen.<br />
«Es war eine Freude zu sehen,<br />
wie wir von den Behörden in der Realisierung<br />
dieses Projektes unterstütz wurden:<br />
Wirtschaftsfreundlich, unbürokratisch,<br />
hilfreich und lösungsorientiert sind hier<br />
nur einige der Attribute, die wir in der Zusammenarbeit<br />
mit den Behörden erfahren<br />
durften», hielt Franz Grüter in seiner<br />
Rede fest. Auch Ständeratspräsidentin gab<br />
ihrer Freude Ausdruck, dass in Lupfi g, im<br />
Herzen des Kantons Aargaus, ein Bauvorhaben<br />
von solch beachtlichen Dimensionen<br />
und grosser Ausstrahlung realisiert<br />
wird: «Es erfüllt mich mit Stolz den Aufbau<br />
dieses Unternehmen, das Fortschritt und<br />
Tradition vereint, Arbeitsplätze verschafft<br />
und gut ausgebildete Personen anlockt,<br />
begleiten zu dürfen. Ich bin mir sicher, das<br />
neue Rechencenter wird ein leuchtender<br />
Stein im Mosaik des Kantons Aargau.»<br />
Die Sonne scheint in jeder Gemeinde.<br />
Bedrohliche Verknappung von<br />
Datacenter-Flächen in der Schweiz<br />
Eine Markstudie von Credit Suisse und der<br />
<strong>IT</strong>-Forschungsgruppe Tier 1 Research von<br />
2009 belegt, der Bedarf an Datacenter-<br />
Flächen in der Schweiz wächst jährlich um<br />
rund 20%, während das Jahreswachstum<br />
an verfügbaren Flächen nur gerade 7%<br />
beträgt. Somit wird auch die immer wieder<br />
portierte Befürchtung, dass in der<br />
Schweiz im Datacenterbereich Überkapazitäten<br />
aufgebaut würden, klar widerlegt.<br />
Für Franz Grüter ist klar: «Wir stellen<br />
bei all unseren Kundenkontakten immer<br />
wieder fest, dass im Markt eine grosse<br />
Verunsicherung bezüglich einer ernsthaften<br />
Verknappung von Datacenter-Flächen<br />
und -leistungen in den kommenden Jahren<br />
herrscht. Der Bau unseres fünften<br />
Rechenzentrums, einem der modernsten<br />
und umweltgerechtesten im Markt, stellt<br />
nicht nur einen Meilenstein in der Firmengeschichte<br />
von green.ch dar. Es wird<br />
auch einen wesentlichen Beitrag leisten,<br />
um einer Verknappung der Datacenter-<br />
Ressourcen vorzubeugen und unsere<br />
Wirtschaft konkurrenzfähig zu halten.»<br />
Mit Solarkraft können Sie aus kommunalen Liegenschaften mehr herausholen –<br />
energetisch, ästhetisch und fi nanziell. Wir zeigen Ihnen wie. Als unabhängige Solar -<br />
berater verbinden wir seit 1996 Gebäude mit Solarkraftwerken und die öffentliche<br />
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� Bauherrenvertretung � Engineering & Expertisen � Submissionen<br />
Finanzierungsberatung<br />
Vorbild in Sachen<br />
Ökologie und Technologie<br />
Es ist bekannt, dass Rechenzentren grosse<br />
Mengen an Energie verbrauchen. Gerade<br />
in diesem Bereich kann mittels technischer<br />
und baulicher Massnahmen viel<br />
für den effi zienten Energieeinsatz, eine<br />
Verminderung des CO2-Ausstosses und<br />
damit für eine Verbesserung der Ökobilanz<br />
getan werden. Dank einem stabilen<br />
politischen und sicheren Umfeld und<br />
einer ökologischen Nachhaltigkeit gilt die<br />
Schweiz als sicheren Standort für Datacenter.<br />
Ca. 50 Prozent der Datacenter-<br />
Nachfrage verzeichnet Green.ch aus dem<br />
Ausland. Für Franz Grüter ist klar: «Der<br />
Name green.ch verpflichtet. Beim Bau<br />
des neuen Rechencenters in Lupfi g werden<br />
allerneuste Technologien zum Einsatz<br />
kommen, welche mit der eingesetzten<br />
Energie haushälterisch umgehen. Unsere<br />
Kunden ermuntern wir zudem, den Einsatz<br />
von ‹grünen› Servern voranzutreiben,<br />
um damit Energiebedarf gegenüber<br />
herkömmlichen Systemen um bis zu 50%<br />
senken zu können.»<br />
energiebüro ag Hafnerstrasse 60 8005 Zürich<br />
Telefon 043 444 69 10 info@energieburo.ch
Swisscom erzielt PUE-Wert von<br />
1,38 mit ihren fl exibel betriebenen<br />
luftgekühlten Racks für 1 bis 25 kW<br />
«Minkels Varicondition-HD war die einzige<br />
High Density-Lösung, die ohne Wasser erhältlich war»<br />
«Wir waren auf der Suche nach einer energie schonenden,<br />
nachhaltigen Lösung für Datenzentren, die für<br />
Stromstärken mit einer hohen Dichte geeignet ist, ohne<br />
dass dabei Wasser zum Einsatz kommt,» erklärt Rolf<br />
Morf, der Projektkoordinator bei Swisscom. «Minkels war<br />
wirklich der einzige Lieferant, der uns eine solche Lösung<br />
präsentieren konnte.»<br />
Swisscom hat ca. 5,5 Millionen Mobilfunkkunden und<br />
bietet ungefähr 1,8 Millionen Breitbandanschlüsse an.<br />
Mit einem jährlichen Umsatz von mehr als sieben Milliarden<br />
Euro ist Swisscom das führende Telekomunternehmen<br />
der Schweiz.<br />
High Density-Racks: 540<br />
Durch die Einführung von Varicondition-HD von Minkels<br />
im Jahre 2007 hat Swisscom sichergestellt, dass das<br />
Unternehmen mit diesen modularen und besonders vielseitigen<br />
Gehäusen und Kühllösungen für High Density-<br />
Datenzentren über ein System verfügt, mit dem es sich<br />
den hohen Anforderungen künftiger Breit bandkonzepte<br />
stellen kann. Das dritte Swisscom-Datenzentrum mit<br />
der Technologie Varicondition-HD wird Anfang 2010 in<br />
Betrieb genommen. Es bietet Platz für gut 180 Racks, die<br />
zu der bereits bestehenden Kapazität von 360 Racks jetzt<br />
noch hinzukommen. Die 19-Inch-Racks sind sehr fl exibel<br />
und jeweils sowohl für Geräte mit einem geringen Energiebedarf<br />
als auch für die Blade Server-Technologie geeignet.<br />
«Wir verwenden unsere Datenzentren sowohl für<br />
das Hosting von gewerblichen Anwendungen innerhalb<br />
von Swisscom als auch für das Hosting von Kundenlösungen<br />
wie unseren iP-Fernsehdienst,» ergänzt Morf.<br />
«Aus diesem Grund müssen die Racks über eine fl exible<br />
Stromspeisung verfügen. Die iP-Fernsehausstrahlung der<br />
Fussball-EM 2008 war für uns der erste Test, um festzustellen,<br />
ob sich die Lösung von Minkels bewähren würde.<br />
Und das war der Fall.»<br />
Kein Wasser und besonders energieschonend<br />
«Bevor wir unsere Entscheidung getroffen haben,<br />
haben wir fünf unterschiedliche Lieferanten gebeten,<br />
Vorschläge für eine High Density-Kühllösung vorzulegen,<br />
wobei zwei wesentliche Bedingungen galten,» beschreibt<br />
Morf die Ausgangssituation. «Swisscom erbringt ihre<br />
Dienstleistungen auf eine nachhaltige Weise, sodass die<br />
von uns benötigte Technologie auf jeden Fall besonders<br />
energieschonend sein muss. Die andere Einschränkung<br />
bestand daraus, dass wir kein Wasser verwenden wollten,<br />
weil wir nicht so viele Erfahrungen mit der Verwendung<br />
von Wasser in der Nähe unserer Server hatten.»<br />
Morf erklärt weiter: «Vier der fünf Lieferanten sagten,<br />
dass die Luftkühlung keine Möglichkeit für eine High<br />
Density-Lösung sein würde. Sie sagten uns, dass 5 kW<br />
die maximal erreichbare Stromleistung sei. Wenn wir jedoch<br />
mehr Leistung wollten, müssten wir uns für eine<br />
Wasserkühlung entscheiden.<br />
Minkels bewies, dass diese Anbieter falsch lagen. Ihre<br />
luftgekühlte Lösung kann nicht nur eine High Density<br />
Power bis zu 25 kW erbringen, sondern war darüber hinaus<br />
in der Lage, eine PUE von 1,38 zu erzielen. Das ist ein ziemlich<br />
niedriger, energiegünstiger Wert. DCS, ein Schwesterunter<br />
nehmen von Minkels, hat uns ebenfalls erheblich<br />
dabei geholfen, das Steuer- und Regelkonzept unseren<br />
indi viduellen Wünschen gemäss anzupassen.»<br />
«Selbstverständlich war es für uns ein Risiko, die negativen<br />
Reaktionen von vier der fünf Lieferanten einfach zu<br />
ignorieren» räumt Morf ein. «Aber wir glaubten wirklich an<br />
die Minkels-Lösung. Wir sind sogar glücklich darüber, dass<br />
diese Firma unser Lieferant ist: Minkels arbeitet schnell und<br />
besonders fl exibel. Darüber hinaus verfügt die Firma über<br />
ein umfassendes Know-how zu Datenzentren.»<br />
Minkels Varicondition-HD<br />
• High Density-Kühlung für bis zu 25 kW pro Rack<br />
• Durchgehende Kühlleistungen variabel<br />
von 1 bis 25 kW pro Rack<br />
• Modulares System (Baukastenprinzip)<br />
• Kosteneinsparungen durch eine<br />
hohe Energieeffi zienz<br />
• Vollautomatische Überwachung,<br />
Lenkung und Kontrolle<br />
• Standardlösung mit Möglichkeit<br />
zu individuellen Anpassungen<br />
• Angenehme Arbeitsumgebung<br />
Über Swisscom<br />
Swisscom ist der führende Anbieter von Telekomlösungen<br />
der Schweiz. Das Unternehmen hat 5,5 Millionen<br />
Mobilfunkkunden und bietet ungefähr 1,8 Millionen<br />
Breitbandanschlüsse an. In den ersten drei Quartalen<br />
2009 erzielten die 19.704 Beschäftigten (Vollzeitkräfte)<br />
einen Umsatz von 8,9 Milliarden Schweizer Franken.<br />
Kontaktangaben für Minkels<br />
Für weitere Informationen über die Wasserkühlung<br />
Varicondition-H2O, die Überwachungslösung<br />
Varicontrol oder die Varicondition Cold Corridors<br />
schicken Sie bitte eine E-Mail an: info@minkels.ch.<br />
Oder rufen Sie uns an: +41 (0)41 748 40 60.<br />
www.minkels.ch | www.minkels.com<br />
PUBLIREPORTAGE<br />
«Wir freuen uns,<br />
dass Minkels<br />
unser Lieferant ist.<br />
Diese Firma arbeitet<br />
fl exibel und verfügt<br />
über ein umfassendes<br />
Know-how.»<br />
SKR 2/10 41
<strong>IT</strong>-<strong>SOLUTIONS</strong> Green-<strong>IT</strong>/ Energieeffi zienz im Datacenter<br />
Thermaloptimierung<br />
im Rechenzentrum<br />
Rechenzentren sind zu erheblichen Anteilen am weltweiten Stromverbrauch beteiligt. Analysten von IDC und<br />
Gartner gehen davon aus, dass mindestens zwei Prozent des weltweiten Gesamtstromverbrauches durch Rechenzentren<br />
bedingt sind. Dies stellt einen erheblichen Kostenfaktor für Unternehmen, deren Rechenzentren und<br />
auch letztlich in punkto CO2-Belastung für die Umwelt dar. Nach aktuellem Stand betragen die Energiekosten<br />
eines Rechenzentrums ca. 20 Prozent der Gesamtbetriebskosten eines Unternehmens, mit stark wachsender<br />
Tendenz. Künftig wird ein Kostenanteil von 30 Prozent und mehr erwartet. Steuert man diesem Trend nicht<br />
durch rechtzeitige Optimierungsmassnahmen entgegen, schnappt die Kostenfalle zu. Einen Anteil von bis zu 40<br />
Prozent an den gesamten Energiekosten in Datacentern entfallen laut Gartner auf die Kühlung. Was liegt also<br />
näher, als diese mit kleinen Investitionen und bei kürzesten Amortisationszeiten effi zient zu gestalten?<br />
Cold-Aisle-Containment<br />
(Kaltgangeinhausung)<br />
Laut dem US-amerikanischen Uptime Institute<br />
und gemäss den Leitlinien für energieeffiziente<br />
Rechenzentren der B<strong>IT</strong>KOM<br />
gehört es zu den Best Practices, um eine<br />
Green <strong>IT</strong>-Umgebung zu realisieren und so<br />
um bis zu 30 Prozent den Energieverbrauch<br />
im Rechenzentrum zu senken, die Rackreihen<br />
nach dem Prinzip Kalt- und Warmgang<br />
anzuordnen und den Kalt- vom<br />
Warmgang abzuschotten. Diese Abschottung<br />
lässt sich mit höherem Kostenaufwand<br />
über eine komplette Ein hausung mit<br />
Aluminiumprofilen sowie Decken- und<br />
Wandplatten der den Kaltgang säumenden<br />
Racks herstellen. Alternativ, zu geringsten<br />
Kosten und mit nahezu gleichem<br />
Wirkungsgrad, lässt sich stattdessen einfach<br />
ein CoolControl Curtain über den Kaltgang<br />
aufziehen. Verschiedene Dimensionen<br />
der Racks spielen dabei keine Rolle, da<br />
die CoolControl Curtains mit jeder Abmessung<br />
aller gängigen Racks harmonieren.<br />
Rezirkulierende Warmluft<br />
als Ursache für hohen Energieverbrauch<br />
von Cooling-Systemen<br />
Die Kaltgangeinhausung oder das Cold-<br />
Aisle-Containment geht auf die Tatsache<br />
zurück, dass die aktive Hardware in den<br />
Racks zur Kühlung die kalte Luft an der<br />
Schrankfront ansaugt und nach erfolgter<br />
Kühlung als warme Abluft an der Rackrückseite<br />
abgibt. Diese Warmluft steigt<br />
am Korpus eines Racks auf und strömt<br />
darüber hinweg wieder zur Rackfront in<br />
den gekühlten Bereich zurück. Ebenso<br />
kann die Warmluft durch nicht abgedich-<br />
42 SKR 2/10<br />
tete Höheneinheiten im Rack oder an den<br />
beiden Flanken des Schrankes in den gekühlten<br />
Bereich rezirkulieren. Hierüber fi ndet<br />
ein thermischer Aufschaukelungsprozess<br />
statt, der sukzessive zu einer Temperaturerhöhung<br />
im kalten Gang führt.<br />
Konventionell kann dieser nur durch eine<br />
Erhöhung der Leistung der Kühlanlagen<br />
entgegengewirkt werden, was zu einem<br />
Vermischung von Warmluft mit Kaltluft im Datacenter = Energieverluste<br />
Gezielte Zuführung der Kaltluft verringert die Energieverluste<br />
immens hohen Energieverbrauch im gesamten<br />
Datacenter führt.<br />
Dank Kaltgangeinhausung lässt sich<br />
der Stromverbrauch der Kühlanlagen<br />
um bis zu 30% reduzieren<br />
Als essentiell gilt es heute daher, die<br />
Warmluft einfach hermetisch vom Kalt-
Bild 1: Hier ein Beispiel für eine Kaltgangeinhausung<br />
mit einem Kunststoffvorhang<br />
gang zwischen den Rackfronten abzuschirmen.<br />
Diese Abscheidung nimmt der<br />
CoolControl Curtain zuverlässig vor. Messungen<br />
haben ergeben, dass bei konstanter<br />
Kühlleistung der Unterschied zwischen<br />
den Temperaturen im Warm- und Kaltgang<br />
zwischen 10 und 15 Grad Celsius lag.<br />
Je nach Grösse und räumlichen Gegebenheiten<br />
in diversen Rechenzentren kann so<br />
die Kühlleistung der Anlagen um bis zu<br />
30% reduziert werden. Äquivalent dazu<br />
ergibt sich die damit einhergehende Energieersparnis.<br />
Auf Nummer sicher<br />
das tatsächliche Einsparpotenzial<br />
einer Kaltgangeinhausung ermitteln<br />
Ideal eignet sich der CoolControl Curtain<br />
auch für Unternehmen, die zunächst über<br />
einen schnell installierten Kaltgangein-<br />
Kaltgangeinhausung<br />
Highlights<br />
• Kostengünstige Abschottung<br />
von Warm- und Kaltgang<br />
• Verhindert ein Rezirkulieren<br />
von warmer Luft in den Kaltgang<br />
• Erzielt zwischen 10 und 15 Grad<br />
Celsius Temperaturdifferenz<br />
zwischen Kalt- und Warmgang<br />
• Bis zu 30% Energieersparnis<br />
bei der Kühlung<br />
• Reduktion der Kühlleistung<br />
der Cooling-Anlagen<br />
• Innerhalb weniger Stunden<br />
installiert<br />
• Ideale Entscheidungshilfe bei<br />
geplanter baulicher Einhausung<br />
• Kompatibel mit den Rack-<br />
Abmessungen aller Hersteller<br />
Green-<strong>IT</strong>/ Energieeffi zienz im Datacenter <strong>IT</strong>-<strong>SOLUTIONS</strong><br />
Bild 2: Einhausung durch horizontale<br />
Deckenmodule<br />
hausungs-Testlauf den tatsächlichen Wirkungsgrad<br />
und die Einsparpotenziale ermitteln<br />
wollen, bevor sie ihre Rechenzentren<br />
mit einer umfassenden Cold-Aisle-<br />
Contaiment-Lösung ausstatten.<br />
Kurzbeschreibung<br />
vom DC-Cold Aisle System<br />
1. Übersichten<br />
Das DC Cold Aisle System besteht aus modularen,<br />
flexiblen horizontalen Modulen<br />
mit vertikaler Abschottung des Kaltganges.<br />
DCC-AS ist herstellerneutral und geeignet<br />
für alle Rack- und Freestanding-<br />
Systeme. Wahlweise ist das System erhältlich<br />
für gleiche oder ungleiche Rackhöhen.<br />
(Bild 1)<br />
2. Horizontale Deckenmodule<br />
Die Module sind an Profi len auf den Racks<br />
oder den Freestanding Systemen fi xiert.<br />
Zur Hauptsache wird geklebt, nur im Notfall<br />
gebohrt. (Bild 2)<br />
3. Vertikale Eingangs-Module<br />
Die Kunststoff Vorhänge (Lamellenelemente)<br />
werden mit einem Easy Clip System<br />
an den horizontalen Winkelelementen<br />
aufgehängt. Die Schiebetüren (Bild 3)<br />
sind 2-fl ügelige Anlagen, montiert an den<br />
Stirnfl ächen des Rackeinganges.<br />
4. Physik und Materialien<br />
Durch die horizontale und vertikale Einhausung<br />
entsteht ein kleiner Überdruck im<br />
Kaltgang. Dank den transparenten horizontalen<br />
Deckenelementen, wird die<br />
bauseits bestehende Ausleuchtung und<br />
Helligkeit der Rackgänge gewährleistet.<br />
Alle Materialien der horizontalen wie auch<br />
der vertikalen Einhausung sind nicht<br />
brennbar respektive schwer entfl ammbar.<br />
Bild 3: Einhausung durch vertikale<br />
Eingangs-Module/Schiebetüre<br />
5. Ungleiche Rackhöhen und Rackleerplätze<br />
Die Abschottung bei ungleichen Rack-<br />
oder System-Höhen erfolgt mit dem System<br />
Modul 2. Mit unterschiedlichen Seitenlängen<br />
an den Aufl ageschenkel werden<br />
die ungleichen Systemhöhen egalisiert.<br />
Nicht vollständige Rackreihen (Leerplätze)<br />
werden mit einer stabilen, leicht demontierbaren<br />
Trennwand geschlossen. Sie<br />
werden befestigt in den Horizontal- und<br />
Vertikal- Elementen.<br />
6. Montagen<br />
Die Fabrikation der horizontalen wie auch<br />
der vertikalen Elemente erfolgt ausserhalb<br />
des DataCenters. Die Montagezeit im DataCenter<br />
der modular vorgefertigten Elemente<br />
(Module) wird bewusst klein gehalten.<br />
Es erfolgen keine staubentwickelnden<br />
Arbeiten im DataCenter.<br />
ARIMAX Distribution AG<br />
Badenerstrasse 701<br />
CH-8048 Zürich<br />
Tel. 043 321 73 93<br />
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SKR 2/10 43
<strong>IT</strong>-<strong>SOLUTIONS</strong> Green-<strong>IT</strong>/ Energieeffi zienz im Data Center<br />
Revolution im Rechenzentrum<br />
von Manuel Gutierrez<br />
Obwohl der Energieverbrauch der einzelnen Geräte sinkt, steigt der Gesamtbedarf im <strong>IT</strong> Sektor ständig an.<br />
Dazu trägt Abwärme im Rechenzentrum massgeblich bei. Neue Technologien setzen hier an und erreichen<br />
Einsparungen bis 40%. Ein energie-autarkes Rechenzentrum rückt in den Bereich des Möglichen.<br />
Allerorten hört man, dass Computer, ja<br />
die <strong>IT</strong> insgesamt, immer sparsamer werden,<br />
Server verbrauchen kaum noch<br />
Energie, Arbeitsplatzsysteme werden<br />
durch Thin Clients ersetzt – da kann man<br />
ja guten Gewissens weiter surfen und<br />
braucht sich um das Klima keine Gedanken<br />
zu machen – oder vielleicht doch?<br />
Es stimmt zwar, dass auch die <strong>IT</strong> inzwischen<br />
das Stromsparen entdeckt hat und<br />
viele gute Ansätze verwirklicht wurden.<br />
Gleichzeitig geht der Trend zum Zweit-<br />
und Drittgerät – und dadurch steigt der<br />
Verbrauch wieder. Immer mehr Services<br />
kann man online nutzen; dass dahinter<br />
aber Serverfarmen stehen, die den enormen<br />
Datenverkehr managen müssen, ist<br />
kaum jemandem wirklich bewusst. Zwischen<br />
2000 und 2006 stieg der Anteil der<br />
Informations- und Kommunikationsindustrie<br />
am Gesamtenergieverbrauch in<br />
der Schweiz von 10.15 Petajoule (PJ) auf<br />
10.82 PJ, davon allein in 2006 um 13.9 %.<br />
Um es ein wenig greifbarer zu machen -<br />
allein in Deutschland verbrauchen Rechenzentren<br />
gemäss einer Studie des Berliner<br />
Borderstep Instituts für Innovation<br />
und Nachhaltigkeit so viel Strom wie<br />
zweieinhalb Millionen deutsche Haushalte<br />
und sind so jedes Jahr für den Ausstoss<br />
von knapp sechs Millionen Tonnen<br />
Kohlendioxid verantwortlich. Und nach<br />
Berechnungen von Jonathan Koomey,<br />
Professor an der Stanford University, wären<br />
mit dem Betrieb aller Server weltweit<br />
sogar 14 Kraftwerke der 1000-MW-Klasse<br />
komplett ausgelastet.<br />
Dem kann und muss man gegensteuern!<br />
Es wird vermutet, dass sich realistischerweise<br />
um die 30% des Gesamtenergieverbrauchs<br />
von Rechenzentren heute schon<br />
einsparen lassen – weitere technische Ent-<br />
44 SKR 2/10<br />
«Die Zertifi zierung unserer Geräte nach dem «Energy Star für<br />
Server» beweist den Erfolg unserer Bemühungen um den<br />
Umweltschutz. Man kann diesen Ansatz natürlich auch noch<br />
weiter denken. Wenn die aus den Racks abgeleitete Wärme<br />
z. B. von den Kunden über Wärmetauscher zurück gewonnen<br />
würde, könnte so ein fast autarkes System entstehen.<br />
Es dürfte aber noch einige Zeit vergehen, bis ein Rechenzentrum<br />
nur eine ‹Anschubenergie› benötigt, um sich fortan<br />
selbst zu erhalten.» Manuel Gutierrez, Geschäftsführer Fujitsu Technology Solutions AG<br />
wicklungen und deren Potential nicht eingerechnet.<br />
Dazu gibt es unterschiedliche<br />
Ansätze. Zuerst einmal gilt es aber, die<br />
energieintensiven Situationen überhaupt<br />
zu erkennen. Das sind nicht nur die relativ<br />
leicht identifizierbaren stromfressenden<br />
Geräte. Dazu gehören auch die Anordnung<br />
der Geräte, die dadurch bedingte<br />
Luftzirkulation, die Art der Klimaanlage,<br />
selbst der innere Aufbau der einzelnen Geräte<br />
hat Einfl uss auf die Energiesituation.<br />
Traditionell stehen in einem Rechenzentrum<br />
die Server in Reih und Glied nebeneinander.<br />
Sie alle haben an ihrer Rückseite<br />
Belüftungsschlitze, unzählige Ventilatoren<br />
drücken die warme Luft hinaus. Die<br />
austretende Abwärme bildet einen Wärmekorridor,<br />
der gekühlt werden muss,<br />
sollen die Geräte (und damit die Prozesse)<br />
keinen Schaden nehmen. Gibt es zudem<br />
noch ungünstige bauliche Gegebenhei-<br />
Redundant ausgelegte Ventila -<br />
toren saugen die Luft aus dem<br />
Warmluftkanal auf der Rückseite<br />
des Rack nach oben. Sie kann so<br />
problemlos abgeführt werden.<br />
ten, die die Luftzirkulation behindern,<br />
müssen die Geräte gar «kreuz und quer»<br />
gestellt werden, wird die Klimaanlage vor<br />
noch grössere Herausforderungen gestellt<br />
– was in der Regel mit einem erhöhten<br />
Energieverbrauch im wahrsten<br />
Sinne des Wortes bezahlt werden muss.<br />
Allein durch die Anordnung der Geräte<br />
und den dadurch entstehenden natürlichen<br />
Luftfl uss kann man den Energieverbrauch<br />
im Rechenzentrum also positiv<br />
beeinfl ussen. Auch die Isolation des Gebäudes<br />
selbst, die Fenster und die dadurch<br />
eintretende Sonnenwärme tragen<br />
positiv oder negativ zur Wärmebilanz bei.<br />
Während es gut nachvollziehbar ist, dass<br />
äussere Einfl üsse sich in der Energiebilanz
niederschlagen, verursachen Aspekte wie<br />
Bauteilanordnung im Gerät oder Chipaufbau<br />
in der Regel zuerst einmal erstaunte<br />
Blicke. Am Beispiel des neuesten PRI-<br />
MERGY Servers von Fujitsu Technology Solutions,<br />
der in diesem Bereich einen wirklich<br />
revolutionären Weg aufzeichnet,<br />
möchte ich Ihnen hier einen kurzen Einblick<br />
geben.<br />
Server werden häufig in Schränken,<br />
«Racks» genannt, plaziert. Unsere Racks<br />
bieten Platz für max. 38 einzelne Server –<br />
schon dies bringt eine Energieersparnis<br />
von bis zu 20% gegenüber Standard-Racks<br />
mit max. 20 Plätzen. Unser Rack ist mit<br />
der innovativen Cool-Central Architektur<br />
ausgerüstet, sie ist der eigentliche Energiesparer.<br />
Die beim Betrieb der Server entstehende<br />
Abluft wird in einem Unterdruckkanal<br />
zusammengeführt und durch<br />
zwei grosse, redundant ausgelegte Ventilatoren<br />
nach oben gesaugt und abgeführt.<br />
In den Servern selbst gibt es keine<br />
Ventilatoren mehr – bei 8–10 Ventilatoren<br />
pro Gerat und 38 Geräten pro Rack immerhin<br />
mehr als 300 Ventilatoren, die<br />
eingespart werden. Trotzdem wird die Betriebstemperatur<br />
gegenüber einem Standard-Rack<br />
abgesenkt.<br />
Durch das Absaugen<br />
der Warmluft nach oben entfallen<br />
die sonst not wenigen Warnluftkorridore.<br />
Die Geräte können direkt<br />
nebeneinander und Rücken an<br />
Rücken aufgestellt werden. Das<br />
spart bis zu 40% Platz.<br />
Racks mit dieser Technologie<br />
können Rücken an Rücken aufgestellt<br />
werden, es braucht<br />
keine Warmluftkorridore mehr.<br />
Die benötigte Grundfl äche reduziert<br />
sich damit um ca. 40%<br />
– oder anders gesagt: pro Flächeneinheit<br />
können 40% mehr<br />
an Rechnerleistung realisiert<br />
werden. Die neue Technologie Coolsafe<br />
als ganzen Qualitätssicherungsprozess<br />
ein zuführen ist zwar teuer und belastet<br />
zusätzlich die normalerweise engen<br />
Zeitpläne für die Produkteinführung neuer<br />
Modell-Varianten, die gesenkten Servicekosten<br />
über die Jahre machen dies aber<br />
mehr als wett. Auch unsere Speichersysteme<br />
(ETERNUS), die die Rechenzentrumsausrüstung<br />
oft ergänzen, folgen dieser<br />
Philosophie. Platten können hier z. B.<br />
im laufenden Systemen herunter gefahren<br />
werden, wenn sie nicht gebraucht<br />
REDUZIEREN SIE DEN<br />
CHF- UND CO2-AUSSTOSS<br />
IHRER <strong>IT</strong>-INFRASTRUKTUR<br />
Was 1988 mit dem Recycling Center für <strong>IT</strong>-Altgeräte und 1993 mit dem ersten GREEN PC auf dem Markt begann, hat Fujitsu konsequent zu<br />
einem lückenlosen grünen Service-, Lösungs- und Produktportfolio entwickelt. Unsere Data Center Effi ciency Services bringen bis zu 40%<br />
Energie- und Kosteneinsparungen im Rechenzentrum. Mit Virtualisierungslösungen kann der Energiekonsum um bis zu 70% gesenkt werden.<br />
Server mit der weltweit besten Energieeffi zienz machen mehr aus jedem Watt, 0-Watt-Monitore und -PCs verbrauchen gar keinen Strom im<br />
Stand-by-Modus usw. Auch in den Bereichen Recycling, Inhaltsstoffe und ressourcenschonende Fertigung hat Fujitsu die Vorreiterrolle<br />
eingenommen. Mit GREEN <strong>IT</strong> setzt Fujitsu in der <strong>IT</strong>-Branche neue Massstäbe bezüglich Ökologie und Ökonomie – Leistungs- und Umweltbewusstsein<br />
ohne Mehrkosten. Fujitsu Technology Solutions AG, Althardstr. 80, 8105 Regensdorf, 0582 588 028, ch.ts.fujitsu.com<br />
<strong>IT</strong>-<strong>SOLUTIONS</strong><br />
werden (z. B. im Prozess der Archivierung<br />
auf Festplatten). Sie verbrauchen dann<br />
weder Energie noch geben sie Wärme ab.<br />
Mehr über Energiesparen im Rechenzentrum<br />
und über Energiesparrechner unter:<br />
http://docs.ts.fujitsu.com/dl.aspx?id=237<br />
c9614-055f-4690-8c40-ef98e63555a2
<strong>IT</strong>-<strong>SOLUTIONS</strong> Green-<strong>IT</strong>/ Energieffi zienz im Datacenter<br />
Effizientes Management<br />
von Rechenzentren<br />
Der Energieverbrauch von Unternehmen wird europaweit zu einem immer wichtigeren Thema. Rechenzentren<br />
stehen dabei vor einer ganz besonderen Herausforderung, da ihre Nachfrage nach Energie in einer Zeit<br />
des knappen Angebots steigt. Europäische und nationale Regierungen führen nun strenge Vorschriften ein, um<br />
die Verbraucher zu zwingen, ihren Energieverbrauch zu reduzieren. Hier können die Avocent Lösungen Unternehmen<br />
und Verwaltungen helfen, die <strong>IT</strong>-Infrastruktur Kosten durch eine verbesserte Administration sowie<br />
eine Optimierung der Ressourcen und der Rechenleistung von Rechenzentren zu reduzieren.<br />
Gesetzliche Bestimmungen<br />
Strenge ökologische Vorgaben zwingen<br />
die Länder, ihre traditionellen Energiequellen<br />
zu ändern. Grossbritannien hat als<br />
erstes Land eine strengere Gesetzgebung<br />
eingeführt, die Unternehmen zur Reduktion<br />
ihres Energieverbrauches zwingt: das<br />
sogenannte «Carbon Reduction Commitment<br />
Energy Effi ciency Scheme». Britische<br />
Organisationen müssen der Regierung ihren<br />
Energieverbrauch über ein Webportal<br />
melden. Die grössten Organisationen<br />
müssen von der Regierung für jede als<br />
Folge ihres Energieverbrauchs emittierte<br />
Tonne CO2 eine Art Zuteilung erwerben.<br />
Die Regierung wird jedes Jahr eine Ranking<br />
Liste veröffentlichen, die die Performance<br />
dieser Unternehmen darstellt.<br />
Das Risiko des Imageverlusts gilt als einer<br />
der entscheidenden Beweggründe für<br />
Unternehmen, die die Vorschriften einhalten<br />
wollen. Bei Nichterfüllung gibt es<br />
strenge Strafen. Unternehmen müssen<br />
nun schnell in der Lage sein, genau über<br />
ihren gegenwär tigen Verbrauch aussagen<br />
zu können, damit sie für das nächste Jahr<br />
exakte Vorhersagen machen können, um<br />
die richtige Anzahl an Zuteilungen zu<br />
erwerben. Die Gesetzgebung wurde bewusst<br />
so entworfen, dass Energiemanagement<br />
ein Thema für die Führungsetagen<br />
wird.<br />
Derzeit ist diese Gesetzgebung auf Grossbritannien<br />
beschränkt aber ähnliche Massnahmen<br />
werden von anderen Ländern<br />
europa- und weltweit in Erwägung gezogen.<br />
Ausserdem gibt es freiwillige Programme,<br />
wie den «EU Code of Conduct on<br />
Data Centres Energy Effi ciency», die Betreiber<br />
von Rechenzentren beeinfl ussen. Technologie<br />
ist ein grosser Teil der Ursache des<br />
derzeitigen Problems, wird aber auch eine<br />
46 SKR 2/10<br />
entscheidende Rolle bei der Lösung desselben<br />
spielen. Unternehmen müssen beginnen<br />
ihren Energieverbrauch strategisch zu<br />
managen, um konkurrenzfähig zu bleiben.<br />
Die Rolle der <strong>IT</strong>-Konfi guration<br />
Ein Grossteil des Energieverbrauchs von<br />
Unternehmen fällt in den Bereich der <strong>IT</strong>-<br />
Infrastruktur. Dies erhöht den Druck auf<br />
die <strong>IT</strong>-Abteilungen, da sie zunehmend<br />
mehr für weniger liefern müssen: Sie<br />
müssen exakt an den Geschäftsinteressen<br />
ausgerichtet sein und müssen eng mit den<br />
Facility Managern zusammenarbeiten, um<br />
den Energieverbrauch so gering wie möglich<br />
zu halten und gleichzeitig ihre <strong>IT</strong> so<br />
effi zient wie möglich zu betreiben. Man<br />
muss genau wissen wo und warum Geld<br />
ausgegeben wird, um Kosten zu sparen. <strong>IT</strong><br />
Manager müssen verstehen welche Bereiche<br />
ihrer <strong>IT</strong>-Abläufe wie viel Strom zu welcher<br />
Zeit verbrauchen, wie viel ihrer Rack-<br />
Kapazitäten ausgenutzt werden und wie<br />
viel Energie ungenutzt verbraucht wird.<br />
Energiekosten von Rechenzentren<br />
minimieren<br />
In Rechenzentren ist die Dokumentation<br />
und Visualisierung der Kapazitäten und Bestände<br />
ein Schüsselelement, genauso wie<br />
dafür zu sorgen, dass man die richtigen<br />
Werkzeuge hat, um sie zu messen und bewachen.<br />
Hier kann Avocent, ein Unternehmensbereich<br />
von Emerson Network Po-<br />
Warum sollen <strong>IT</strong>-Abteilungen die Energiekosten<br />
von Rechenzentren messen?<br />
Steigende Energiekosten haben die Anforderungen vieler <strong>IT</strong>-Abteilungen und Rechenzentren<br />
dramatisch verändert. Unternehmen müssen schon bei der Anschaffung neuer Lösungen die<br />
erwarteten Energiekosten in die Kalkulation einbeziehen, um die tatsächlichen Kosten der<br />
Investition bestimmen zu können. Im «worst case» können allein die Energiekosten für ein<br />
Rechenzentrum bis zu 30% des gesamten <strong>IT</strong>-Budgets verschlingen. Viele <strong>IT</strong>-Verantwortliche<br />
haben den Handlungsbedarf erkannt und suchen nach Lösungen, die mit dem Energieverbrauch<br />
verbundenen Kosten zu regulieren. Um auch die Unternehmensführung von der Notwendigkeit<br />
der Messung des Energieverbrauchs zu überzeugen, können zwei wesentliche<br />
Vorteile ins Feld geführt werden:<br />
1. Unterstützung der Gebäudeverwaltung bei der Zuordnung des Stromverbrauchs zu<br />
anderen Abteilungen. Wenn beispielsweise alle Server der Buchhaltungsabteilung in gemeinsamen<br />
Racks installiert werden, kann die Gebäudeverwaltung den auf die Buchhaltungsabteilung<br />
entfallenden Anteil an den monatlichen Stromkosten ermitteln und entsprechend<br />
abrechnen. Das gleiche gilt natürlich auch für andere Abteilungen des Unternehmens.<br />
2. Unterstützung der <strong>IT</strong>-Abteilung bei der Planung von Kapazitäten. <strong>IT</strong>-Abteilungen können<br />
leichter entscheiden, an welchen Stellen im Rechenzentrum neue Server bzw. Racks installiert<br />
werden sollten. Wenn zusätzliche Geräte am falschen Ort installiert werden, kann<br />
dies zu Überlastungen und damit zu erheblichen Ausfallzeiten bis hin zu Datenverlusten führen<br />
oder auch zu unnötig hohem Stromverbrauch der Kühlung verursacht von Hotspots.
MergePoint Infrastructure Explorer: Der Menüpunkt Platz zeigt die verfügbaren Rack-<br />
Einheiten – man kann auf einen Blick erkennen, wo man Platz zum Erweitern hat.<br />
wer, helfen. Avocent ist ein Mitglied von<br />
«Green Grid», das Unternehmen in ihren<br />
Bemühungen «Green <strong>IT</strong>» zu betreiben, unterstützt.<br />
Das Ziel der Avocent Lösungen<br />
ist es, Unternehmen zu helfen, die <strong>IT</strong>-Infrastruktur<br />
Kosten durch eine verbesserte<br />
Verwaltung des Rechenzentrums und<br />
durch die Optimierung der Ressourcen und<br />
der Rechenleistung zu reduzieren. Lösungen<br />
wie der Avocent MergePoint Infrastructure<br />
Explorer ermöglichen es die <strong>IT</strong> zu<br />
bewachen und zu planen, Kapazitäten zu<br />
optimieren und zu visualisieren sowie die <strong>IT</strong><br />
in einer benutzerfreundlichen Weise zu dokumentieren.<br />
«Hot Spots» können identifi<br />
ziert werden und ungenutzte Rackkapazitäten<br />
werden auf einen Blick einsehbar.<br />
Der Energieverbrauch wird kalkulierbar und<br />
somit optimierbar.<br />
Der Avocent<br />
MergePoint Infrastructure Explorer<br />
Avocent MergePoint Infrastructure Explorer<br />
gibt Unternehmen die Möglichkeit,<br />
den ROI von Investitionen in ihre Rechenzentren<br />
zu ermitteln, indem die Kosten<br />
Green-<strong>IT</strong>/ Energieffi zienz im Datacenter <strong>IT</strong>-<strong>SOLUTIONS</strong><br />
vor und nach einer Änderung miteinander<br />
verglichen werden. Ausserdem können<br />
<strong>IT</strong>-Verantwortliche «What-if»-Szenarien<br />
entwerfen und Modelle durchspielen,<br />
um Möglichkeiten zur Steigerung der<br />
Energieeffi zienz zu ermitteln und die Kosten<br />
von Rechenzentren einzudämmen.<br />
Mit einer modernen benutzerfreundlichen<br />
Anwenderschnittstelle und integrierten<br />
Technologien wie KVM-over-IP-Switches<br />
oder Konsolenserver liefert Avocent MergePoint<br />
Infrastructure Explorer einen umfassenden<br />
Überblick über die aktuellen Bedingungen<br />
im Rechenzentrum. Des Weiteren<br />
bietet die Lösung die Möglichkeit,<br />
Resultate mit Hilfe der Kapazitätsplanung<br />
und des Asset Managements zu katalogisieren,<br />
zu planen, nachzuverfolgen und<br />
zu defi nieren. Neben Avocent MergePoint<br />
Infrastructure Explorer umfasst Avocents<br />
Produktportfolio für <strong>IT</strong> Operations Management<br />
weitere Lösungen, darunter die<br />
DSView 3 Managementsoftware, eine Lösung<br />
für die Verwaltung, Diagnose und<br />
Modifi zierung eingebundener physischer<br />
und virtueller <strong>IT</strong>-Geräte.<br />
MergePoint Infrastructure Explorer: Aus der Vogelperspektive sieht<br />
man, dass die orangefarbigen Racks einen hohen Prozentsatz des<br />
verfügbaren Stroms pro Rack verbrauchen. Das weist auf limi -<br />
tierte Reserven für Expansion und potenzielle Dichteprobleme hin.<br />
MergePoint<br />
Infrastructure<br />
Explorer:<br />
Die Rack-Ansicht<br />
illustriert, was<br />
sich in jedem Rack<br />
befi ndet und liefert<br />
wertvolle Informationen<br />
über alle<br />
Geräte (Laufwerke)<br />
und ihre Rackhöhe.<br />
«Unternehmen wollen in der Lage sein,<br />
die Ressourcen ihrer Rechenzentren mit<br />
nur einem einzigen Management-Tool in<br />
Echtzeit darzustellen und zu verwalten»,<br />
sagt Ben Grimes, CTO bei Avocent. «Avocent<br />
hat seine Kompetenz im Hardware-<br />
und Softwaresektor genutzt und ein Tool<br />
geschaffen, das diesen Zielen gerecht wird.<br />
Auf diese Weise wissen Kunden jederzeit,<br />
wo sich die einzelnen Ressourcen befi nden,<br />
und können nicht nur verschiedene<br />
Szenarien durchspielen und entsprechende<br />
Planungen vornehmen, sondern auch ihre<br />
Rechenzentren so verwalten, dass die damit<br />
verbundenen Risiken eingedämmt<br />
werden. Dabei trägt die Lösung gleichzeitig<br />
zu einem höheren ROI und zur Reduzierung<br />
der Gesamtbetriebskosten bei.»<br />
Die Kosten für Strom werden nicht sinken.<br />
Deswegen müssen Unternehmen, wenn<br />
sie ihre Kosten senken wollen, sicher stellen<br />
dass sie weniger Strom verbrauchen.<br />
Avocent kennt die zukünftigen Bedürfnisse<br />
von Unternehmen in diesem Bereich<br />
und Avocent wird auch in Zukunft Lösungen<br />
entwickeln, um diese Bedürfnisse von<br />
der Wiege bis zur Bahre zu erfüllen. Als Teil<br />
von Emerson Network Power bietet Avocent<br />
ein umfassendes Produktprogramm<br />
für Power Lösungen für alle Bereiche des<br />
Rechenzentrums an – gut wenn man<br />
Avocent an Bord hat!<br />
Avocent Switzerland<br />
Emerson Network Power<br />
Saegematte 580<br />
CH-5053 Staffelbach<br />
Tel. 084 890 99 90<br />
HOTLINE 0800 556 192<br />
www.avocent.com<br />
www.emersonnetworkpower.com<br />
SKR 2/10 47
<strong>IT</strong>-<strong>SOLUTIONS</strong> Fiber Channel Technologie<br />
Höchste Effizienz<br />
im Rechenzentrum<br />
HUBER+SUHNER Fiberoptik hat ein neues Produktportfolio für Rechenzentren entwickelt, das auf vorhandenen<br />
Stärken aufbaut und gleichzeitig die Vorteile neuer Technologien wie strukturierte MTP ® -Verkabelung nutzt.<br />
Folge: einfachste Installation, höchste Packungsdichte, optimale Verbindungen.<br />
Die explosionsartige Zunahme von Informationen<br />
und der Bedarf an zuverlässigen<br />
Kommunikationslösungen für Netzwerke<br />
(Server-zu-Speicher und Server-zu-Server)<br />
verlangt nach neuen Verbindungskonzepten<br />
für die öffentliche und private <strong>IT</strong>Welt.<br />
Leistungssteigerungen und technische<br />
Fortschritte bei Massenspeichern, Prozessoren<br />
und Workstations im Zuge der Ausbreitung<br />
von Client/Server-Architekturen<br />
machen Hochleistungsanwendungen erforderlich.<br />
Erfolgreich bewältigen lässt sich<br />
die Datenfl ut nur durch den intelligenten<br />
Umgang mit den exponentiell wachsenden<br />
Informationen, einem der wichtigsten<br />
Güter der öffentlichen Hand und heutiger<br />
Unternehmen. Anwendungen, Hardware<br />
und Mitarbeitende sind ersetzbar – den<br />
Verlust von Datenbanken kann sich aber<br />
niemand mehr leisten.<br />
Einer der wichtigsten Aspekte eines Projektes<br />
für moderne Rechenzentren ist die<br />
Notwendigkeit, kritische Daten mit Hilfe<br />
moderner Fiber-Channel-Technologie zu<br />
konsolidieren und zu verwalten und dabei<br />
die Effi zienz der Datenspeicherung, Backup-Prozesse<br />
und Datenverarbeitung in einer<br />
dedizierten <strong>IT</strong>-Umgebung zu erhöhen.<br />
Einfaches Design für Optimum<br />
Aufgrund der durch HUBER+SUHNER gewonnen<br />
Erfahrungen aus dem Mobilfunk-<br />
Geschäft, das sich durch eine Vielzahl von<br />
Fiber-Management-Produkten mit hoher<br />
Packungsdichte auszeichnet, wählen heute<br />
48 SKR 2/10<br />
viele Ingenieure mit den innovativen LISA-<br />
NGR-Schaltschränken (Next Generation<br />
Rack) bewusst einen relativ einfachen<br />
Ansatz für das Design eines Rechenzentrums.<br />
Dank dieser Strategie, aber auch<br />
dank herausragenden technischen Produkteigenschaften,<br />
geniessen Lösungen<br />
von HUBER+SUHNER einen guten Namen.<br />
Eine Schlüsselaufgabe in bereits verwirklichten<br />
Projekten bestand immer darin, die<br />
bewährten Produkte an die spezifischen<br />
Anforderungen von <strong>IT</strong>Infrastrukturen anzupassen.<br />
Wichtig dabei ist es, einen reibungslosen<br />
Übergang vom herkömmlichen<br />
LAN-Ansatz zu einem innovativen Fiber-<br />
Management-Konzept sicherzustellen.<br />
Hoher Datendurchsatz<br />
Spezifi kationen für Fiber-Channel- Schnittstellen<br />
umfassen eine Reihe von Anforderungen,<br />
die in der Planungs- und Designphase<br />
zu berücksichtigen sind, beispielsweise<br />
genügend Durchsatz, Erweiterungsmöglichkeiten<br />
für ein späteres Wachstum<br />
oder minimale Dämpfungen für Verbindungen<br />
zwischen den Systemelementen<br />
in Backbone und Subsystem. Die extrem<br />
niedrige Einfügungsdämpfung und das<br />
präzise Design der von HUBER+SUHNER<br />
verwendeten Anschlussstifte stehen für<br />
optimale Verbindungen.<br />
Kosteneffi ziente Plug&Play-Lösung<br />
HUBER+SUHNER bietet die Möglichkeit,<br />
vorgefertigte Kabelsysteme basierend auf<br />
hochqualitativen Fiber-Array-Steckverbindungen<br />
mit bewährter MTP ® -Schnittstelle<br />
zu verwenden. So entstehen echte<br />
Plug&Play- Lösungen, für die keine zusätzliche<br />
Montage vor Ort notwendig ist. Werkseitige<br />
Tests und Genehmigungen sowie<br />
grösstmögliche Kompaktheit sind garan-<br />
MTP Fiber Trays<br />
– verbinden ohne Patchcords<br />
HUBER+SUHNER bietet unter der Marke LISA<br />
Top-Lösungen für das Fibermanagement<br />
tiert. Die ersten beiden Punkte reduzieren<br />
die Installationskosten und ermöglichen<br />
abschliessende Leistungstests vor Ort.<br />
Partner für Systemlösungen<br />
Fiberoptik-Technologien wurden in den<br />
letzten Jahren verstärkt in modernen Verkabelungslösungen<br />
für <strong>IT</strong>-Umgebungen<br />
eingesetzt. Da HUBER+SUHNER zu den<br />
führenden Herstellern und Anbietern von<br />
Systemlösungen in den drei Kernmärkten<br />
gehört, ist die Erschliessung dieses wachsenden<br />
Marktsegments eine logische Konsequenz.<br />
Das Unternehmen verfügt über<br />
alle Voraussetzungen für dynamische und<br />
innovative Lösungen für Rechenzentren in<br />
<strong>IT</strong>-Umgebungen der öffentlichen Hand wie<br />
in der privaten Wirtschaft: Umfassende<br />
Technologien und Produkte, Engagement<br />
für Qualität und Innovation, professionelle<br />
Mitarbeitende sowie hohe Reputation.<br />
Kontakt: Edwin Indermühle,<br />
Verkauf Schweiz, 8330 Pfäffi kon,<br />
edwin.indermuehle@hubersuhner.com<br />
HUBER+SUHNER<br />
CH-8330 Pfäffi kon /ZH<br />
Tel. 044 952 22 11<br />
www.hubersuhner.ch
Es gibt kaum eine Branche, die nicht mit<br />
Geodaten arbeitet und kaum eine Person,<br />
die nicht per Handy oder Internet auf Karten,<br />
Pläne oder Geoinformationen zugreift.<br />
Geschäftlich und privat wollen wir jederzeit<br />
aktuelle Informationen lokalisieren. Für die<br />
Wirtschaft, Verwaltung, Forschung und<br />
auch im Alltag sind digitale, allzeit verfügbare<br />
Geoinformationen inzwischen zur<br />
Selbstverständlichkeit geworden.<br />
Die GIS/S<strong>IT</strong> 2010 zeigt, wie Geoinformationen<br />
in unterschiedlichen Branchen angewendet<br />
und mit anderen Systemen und<br />
Daten verknüpft werden, wo und wie Geodaten<br />
verfügbar sind und wohin die Trends<br />
in den nächsten Jahren gehen.<br />
Das neue Bundesgesetz über Geoinformation,<br />
der Kataster der öffentlich-rechtlichen<br />
Eigentumsbeschränkungen, die nationalen,<br />
kantonalen und kommunalen<br />
Geoportale, Open GIS, GIS im E-Government<br />
und Geostandards werden ebenso<br />
behandelt wie GIS-Anwendungen aus allen<br />
Bereichen der Wirtschaft.<br />
Die Schweizerische Organisation für Geo-<br />
Information (SOGI) und zahlreiche Partnerverbände<br />
aus den Bereichen Gemeinden<br />
und Städte, Ver- und Entsorgung, Bau-<br />
und Raumplanung sowie Informatik präsentieren<br />
an der GIS/S<strong>IT</strong> 2010 konkrete<br />
Anwendungen und dazu wissenschaftliche<br />
und technologische Hintergründe.<br />
An der GIS/S<strong>IT</strong> 2010 werden folgende<br />
Themen behandelt:<br />
• Geodaten-Infrastrukturen<br />
• Zukunft Geodaten(markt) Schweiz<br />
• GIS im E-Government<br />
• Geodienste:<br />
Architekturen, Lösungen, Nutzen<br />
• 3D-GIS und Visualisierung<br />
Geografi sche, Netzwerk- und Landinformationssysteme <strong>IT</strong>-<strong>SOLUTIONS</strong><br />
GIS/S<strong>IT</strong> 2010:<br />
GIS we can – überall und jederzeit<br />
Das Geoinformationsgesetz ist in Kraft, die Nationale Geodaten-Infrastruktur ist im Aufbau, Geodaten-Anwendungen<br />
nehmen rasant zu und GIS positioniert sich im E-Government – der Geodatenmarkt boomt! Diese<br />
und weitere Themen bilden den Hintergrund der GIS/S<strong>IT</strong> 2010 vom 16.–18. Juni 2010, Universität Zürich-Irchel.<br />
3D-Gefahrenkarte (LIS Nidwalden)<br />
Internet-Informations- und Diskussionsforum<br />
www.geowebforum.ch<br />
Sowohl beim Aufbau von Geo-Informationssystemen und Geodiensten als auch bei<br />
der Nutzung von Geodaten ergeben sich immer wieder Fragen. Eine breite Diskussion<br />
ist erforderlich, eine Diskussion, an der sich alle Akteure beteiligen sollen,<br />
Datenanbieter und Datennutzer, Amtsstellen und Private. Die Schweizerische Organisation<br />
für Geo-Information SOGI und weitere Partner betreiben deshalb in Koordination<br />
mit dem Programm e-geo.ch zum Aufbau der Nationalen Geodaten-Infrastruktur<br />
gemeinsam ein Internet-Diskussionsforum (www.geowebforum.ch<br />
bzw. ab den Homepages aller Partner des Diskussionsforums). Damit soll die breite<br />
Information und Diskussion über alle Themen rund um die Geoinformation und<br />
Geo-Informationssysteme geführt werden. Das Internet-Diskussionsforum bildet<br />
eine strukturierte, betreute und einfach bedienbare Plattform zur direkten Diskussion<br />
der Anliegen aller Nutzer, Anbieter und Dienstleister von Geoinformationen.<br />
Das Forum ist als neutrale und werbefreie Diskussionsplattform aufgebaut und bildet<br />
eine Dienstleistung für den gesamten Geoinformationsmarkt Schweiz<br />
SKR 2/10 49
<strong>IT</strong>-<strong>SOLUTIONS</strong><br />
Geografi sche, Netzwerk- und Landinformationssysteme<br />
• Freie und OpenSource-Software und<br />
«Crowd-Sourcing Daten»<br />
• Gemeinde-GIS und Städte-GIS<br />
• GIS für EW, Gas, Wasser, Abwasser<br />
• GIS für Banken und Versicherungen<br />
• GIS in Raumplanung, Umwelt und<br />
Risikomanagement<br />
• GIS im Sicherheits- und Katastrophen-<br />
50 SKR 2/10<br />
management<br />
• GIS im Facility Management<br />
• Verkehrsinfrastruktur und Verkehrstelematik<br />
• Galileo und Navigationssysteme<br />
• Ausbildung und Forschung<br />
Schweizerische Organisation für Geo-Information (SOGI)<br />
Die Schweizerische Organisation für Geo-Information (SOGI) ist die schweizerische<br />
Dachorganisation für den interdisziplinären Einsatz von Geoinformation. Sie fördert<br />
die Anwendung der Geoinformation und vereinigt alle interessierten Mitglieder.<br />
Ihre Mitglieder sind die öffentlichen Verwaltungen von Bund, Kantonen<br />
und Gemeinden, Infrastrukturbetreiber mit öffentlichem Auftrag (Ver- und Entsorgungsunternehmen,<br />
Swisscom, SBB usw.), Verbände der Nutzer als auch der<br />
Dienstleister von Geoinformation, Hochschulen, System- und Softwareanbieter<br />
sowie andere Firmen und einzelne Personen.<br />
Sie ist einer der Träger des nationalen Projektes e-geo.ch zur Schaffung der Nationalen<br />
Geodaten-Infrastruktur. Als Mitglied der Eurogi vertritt die SOGI die Mitgliedorganisationen<br />
in den entsprechenden internationalen Organisationen.<br />
Die SOGI arbeitet in Fachgruppen, gibt regelmässig einen Newsletter heraus, organisiert<br />
alle zwei Jahre die Fachmesse und Fachtagung GIS/S<strong>IT</strong> – Schweizer Forum<br />
für Geoinformation und ist Trägerin des geowebforums.<br />
www.sogi.ch | info@sogi.ch | www.geowebforum.ch<br />
GIS/S<strong>IT</strong> 2010<br />
Schweizer Forum<br />
für Geoinformation<br />
Forum Suisse de la<br />
Géoinformation<br />
www.gis-sit.ch GIS WE CAN!<br />
jederzeit und überall / toujours et partout<br />
Eröffnungsveranstaltung,<br />
Donnerstag 17. Juni<br />
Begrüssung E. Gubler Präsident SOGI,<br />
D. Laube OK Präsident GIS/S<strong>IT</strong> 2010<br />
Keynote: Herbert Bolliger, CEO Migros<br />
Plenarveranstaltung, Feitag 18. Juni<br />
Stand der Nationalen Geodaten-Infrastruktur<br />
Schweiz<br />
J.-P. Amstein, Präsident e-geo.ch,<br />
Direktor swisstopo<br />
R. Sonney, Geschäftsführer e-geo.ch<br />
Workshops<br />
• Status Quo GDI in der Schweiz –<br />
Wo stehen wir? Wo wollen wir hin?<br />
Was ist noch zu tun?<br />
• Praxis Darstellungsmodelle<br />
• 3D-Geoinformation:<br />
3D-Landschaftsmodelle & 3D-Stadtmodelle<br />
– Modellierung, Erfassung,<br />
Visualisierung, Standardisierung<br />
• Geobasisdaten-Harmonisierung:<br />
Erfahrungen und Fragen<br />
www.gis-sit.ch<br />
16.–18. Juni 2010<br />
Universität Zürich-Irchel<br />
Eine Veranstaltung der<br />
www.sogi.ch<br />
GRÖSSTER SCHWEIZER GIS-EVENT IN 2010<br />
Programm und Anmeldung unter www.gis-sit.ch<br />
Themen der GIS/S<strong>IT</strong> 2010:<br />
• Nationale Geodaten-Infrastrukturen<br />
• Zukunft Geodaten(markt) Schweiz<br />
• GIS im E-Government<br />
• Geodienste: Architekturen, Lösungen, Nutzen<br />
• 3D-GIS und Visualisierung<br />
• Gemeinde-GIS und Städte-GIS<br />
• GIS für EW, Gas, Wasser, Abwasser<br />
• GIS für Banken und Versicherungen<br />
• GIS in Raumplanung, Umwelt und Risikomanagement<br />
• GIS im Sicherheits- und Katastrophenmanagement<br />
• GIS im Facility Management<br />
• Verkehrsinfrastruktur und Verkehrstelematik<br />
• Galileo und Navigationssysteme<br />
• Ausbildung und Forschung<br />
• Freie und OpenSource-Software und<br />
«Crowd-Sour cing Daten»
Geografi sche Informationssysteme<br />
– ein Markt im steten Umbruch<br />
Der GIS-Markt ist geprägt von markanten<br />
Veränderungen. Publikumswirksame Internettechnologien<br />
(z. B. Web 2.0), eine<br />
Vielfalt an Datenanbietern und innovative<br />
Geschäftsmodelle prägen zurzeit die GIS-<br />
Landschaft. Wir alle, im Speziellen aber die<br />
Gemeinden und Versorgungswerke, profi -<br />
tieren von dieser Entwicklung in hohem<br />
Masse. Auch der Gesetzgeber verlangt,<br />
dass uns Geoinformationen nachhaltig,<br />
aktuell, rasch, einfach, in der erforderlichen<br />
Qualität und zu angemessenen Kosten<br />
zur Verfügung stehen müssen.<br />
Geodienste-Synergieeffekte durch<br />
interdisziplinäre Zusammenarbeit?<br />
Ein webbasierter Geodienst erleichtert<br />
dem Nutzer die Recherche über komplexe<br />
Zusammenhänge und unterstützt ihn, die<br />
Übersicht über die Datenfl ut zu bewahren.<br />
Doch ein Geodienst ist nur das sichtbare<br />
Ende einer ganzen Kette von Aktivitäten.<br />
Welche Akteure können dazu beitragen,<br />
damit im Zusammenspiel zwischen interdisziplinärer<br />
Zusammenarbeit und dem<br />
Einsatz ausgereifter Technologien effektive<br />
Synergien erzeugt werden?<br />
Geodienste – Das Versorgungswerk<br />
als etablierte Datendrehscheibe<br />
Seit Jahrzehnten nehmen die Werke innerhalb<br />
der kommunalen Verwaltungen<br />
eine spezielle Stellung, hinsichtlich der<br />
Erhebung, Bewirtschaftung und Publikation<br />
von Geodaten ein. In den Stadtwerken<br />
entstanden in den letzten 10 Jahren<br />
eigentliche GIS-Kompetenzzentren. Deren<br />
<strong>IT</strong>-Infrastruktur ist mit der kommunalen<br />
Verwaltung via schnelle Datenleitungen<br />
vernetzt, vielerorts bestehen Datenschnittstellen.<br />
Der Aufbau von Geodaten-<br />
Infrastrukturen hat in der Vergangenheit<br />
in den Werken enorme Ressourcen gebunden.<br />
Heute verfügen die Werke nun<br />
Geografi sche, Netzwerk- und Landinformationssysteme <strong>IT</strong>-<strong>SOLUTIONS</strong><br />
Geodienste –<br />
Nutzen für Gemeinden<br />
und Eigenwirtschaftsbetriebe<br />
von Burkhard Kilcher* - Ein Praxisbericht zur GIS-Initiative von Werken im Kanton Aargau<br />
vielerorts über qualitativ hervorragende,<br />
vollnummerische Geodatenbestände. Das<br />
erworbene GIS-Wissen hat dazu geführt,<br />
dass etliche Werke im Leistungsauftrag<br />
für Gemeinden und deren Eigenwirtschaftsbetriebe<br />
Geodaten aller Art bewirtschaften<br />
und pfl egen.<br />
geoProRegio – Eine Initiative<br />
von Werken aus dem Kanton Aargau<br />
geoProRegio beruht auf einer Initiative der<br />
Werke Baden, Lenzburg und Suhr. Ziel der<br />
Initiative ist, ein gemeinsames Handeln<br />
zwischen den Gemeinden und den Versorgungswerken<br />
zum Aufbau und zur Verwaltung<br />
von Geodateninfrastrukturen zu fördern.<br />
Die genannten Akteure sind nämlich<br />
nicht nur potentielle Nutzer von Geodiensten,<br />
sondern sie sind in erster Linie auch<br />
Datenherren, Datenvermittler und Datenbewirtschafter.<br />
Sie bilden also eine Art<br />
Schicksalsgemeinschaft. Synergieeffekte<br />
wie die gemeinsame Nutzung von Datenangeboten,<br />
ein gemeinsam betriebenes<br />
Standortmarketing oder der vereinfachte<br />
Datenaustausch mit kantonalen Stellen liegen<br />
auf der Hand. geoProRegio ist dabei<br />
nur die Spitze des berühmten Eisberges, ein<br />
modernes Werkzeug zur Verwaltung, zur<br />
Darstellung und zur Publikation von raumbezogenen<br />
Informationen. Der Dienst ist<br />
system- und ortsunabhängig, modular<br />
aufgebaut und seit Juni 2009 in Betrieb.<br />
Ausblick<br />
Webbasierte Geodienste sind aufgrund<br />
der enormen technologischen Entwicklungen<br />
markttauglich geworden. Dem aufmerksamen<br />
Beobachter wird nicht entgangen<br />
sein, dass diese Dienste seit kurzem<br />
wie Pilze aus dem Boden spriessen.<br />
Ein koordiniertes Vorgehen ist dabei kaum<br />
zu erkennen. Das Versorgungswerk und<br />
die Gemeinden haben aber einen öffentlichen<br />
Auftrag zu erfüllen. Dem vielgerühmten<br />
Service public ist Rechnung zu<br />
tragen. Bestandteil dieses Auftrages ist die<br />
geoProRegio, Vermittlung raumbezogener<br />
Informationen durch interdisziplinäre<br />
Zusammenarbeit © geoProRegio<br />
Vermittlung raumbezogener Informationen.<br />
An den im Boden verborgenen Infrastrukturen<br />
besteht genauso ein öffentliches<br />
Interesse wie an den planerischen<br />
Absichten und an der Verwaltung von Ressourcen<br />
einer Gemeinde.<br />
Die Gemeinden werden sich aufgrund der<br />
neuen Gesetzeslage vermehrt mit den<br />
Themen Datenhaltung, Geodateninfrastrukturen<br />
und Geodiensten auseinandersetzen<br />
müssen. Aus verständlichen<br />
Gründen gehören diese nicht zu ihren<br />
Kernkompetenzen. Hingegen ist in den<br />
meisten Werken Geoinformation eine<br />
Selbstverständlichkeit. Die Initianten von<br />
geoProRegio sind überzeugt, dass Kooperationen<br />
zwischen Werken und Gemeinden,<br />
gerade auch im Bereich der Geoinformationstechnik,<br />
eine nachhaltige Investition<br />
in die Zukunft darstellen.<br />
* Burkhard Kilcher ist GIS-Verantwortlicher<br />
der Regionalwerke AG Baden und begleitet<br />
seit über 25 Jahren Gemeinden und Werke<br />
in der Umsetzung von GIS-Projekten.<br />
geoProRegio<br />
c/o Regionalwerke AG Baden<br />
Haselstrasse 15<br />
CH-5401 Baden<br />
Tel. 056 200 22 22<br />
Fax 056 200 22 99<br />
rwb@geoproregio.ch<br />
www.geoproregio.ch<br />
SKR 2/10 51
<strong>IT</strong>-<strong>SOLUTIONS</strong> Geografi sche, Netzwerk- und Landinformationssysteme<br />
Geo-Informations-System MobiGIS der Mobiliar<br />
Meilenstein in der Risikoerkennung<br />
von Markus Hostmann*<br />
Neue Grundlage für Prävention und Risikobeurteilung: Das Geo-Informations-System MobiGIS fasst als einziges<br />
System der Schweiz die kantonalen Gefahrenkarten zusammen und verknüpft sie mit Versicherungsdaten.<br />
Ein Drittel aller Versicherungsschäden<br />
wird heute durch wetterbedingte Naturkatastrophen<br />
ausgelöst, Tendenz steigend.<br />
Das Uno-Umweltprogramm Unep<br />
sagt voraus, dass die Häufi gkeit von Naturkatastrophen<br />
jährlich um fünf Prozent<br />
zunehmen wird. Jahrhunderthochwasser<br />
werden zu Jahrzehntereignissen, Jahrzehntereignisse<br />
zu jährlichen Ereignissen.<br />
Auch die Mobiliar stellt sich auf diese Veränderungen<br />
ein. «Wir wollen uns aber<br />
nicht einfach aus den gefährdeten Gebieten<br />
zurückziehen oder die Prämien massiv<br />
erhöhen», sagt Bruno Spicher, Leiter<br />
Gross- und Spezialgeschäft der Mobiliar<br />
und Mitentwickler des neuen Geo-Informations-Systems<br />
MobiGIS. «Wir wollen<br />
Schäden möglichst vermeiden.»<br />
Vernetze Informationen<br />
Mit MobiGIS verbessert sich die Mobiliar<br />
auf einen Schlag auf verschiedenen Ebenen:<br />
Risiken lassen sich einfacher erkennen,<br />
die Prävention verbessern und die<br />
Schäden gezielter bearbeiten. Neu an<br />
MobiGIS sind nicht die Informationen,<br />
sondern deren Verbindungen miteinander:<br />
Auf einen Blick wird klar, welche Kunden<br />
in gefährdeten Gebieten leben und<br />
wie gross das Schadenpotenzial ist. Ein<br />
Jahrhunderthochwasser in Luzern, Locarno<br />
oder Sion? Mit wenigen Klicks wird<br />
ersichtlich, welche Kunden gefährdet und<br />
wie sie versichert sind. Und für die Gemeinde<br />
kann mittels Hochrechnung aufgezeigt<br />
werden, mit welchem Schadenausmass<br />
sie rechnen muss.<br />
MobiGIS ist das erste System, das die kantonalen<br />
Gefahrenkarten zusammenfasst.<br />
Nicht einmal der Bund hat bislang ein solches<br />
Tool; das föderalistische System in<br />
der Schweiz dürfte der Grund dafür sein.<br />
Bis MobiGIS vor wenigen Monaten starten<br />
konnte, musste denn auch viel Arbeit ge-<br />
52 SKR 2/10<br />
leistet werden: In allen 26 Kantonen<br />
mussten wir anklopfen – oft mehrmals,<br />
weil die Herausgabe der Gefahrenkarten<br />
manchmal auch eine politische Frage ist.<br />
Heute sind im MobiGIS rund 40 Prozent<br />
der Schweiz mit Gefahrenkarten abgedeckt,<br />
bis 2012 sollen es nahezu 100 Prozent<br />
sein.<br />
Voraussehbare Schäden vermeiden<br />
«Das Hauptziel von MobiGIS ist die Prävention<br />
und damit die langfristige Versicherbarkeit<br />
der Risiken, eine wichtige<br />
Voraussetzung für die Solidarität unter<br />
den Versicherten», sagt Bruno Spicher.<br />
Wenn Schäden nicht mehr zufällig passieren<br />
und voraussehbar sind – wie beispielsweise<br />
in der Berner Matte – widerspricht<br />
dies dem Versicherungsprinzip.<br />
Im Gross- und Spezialgeschäft dient Mobi-<br />
GIS der individuellen Risikobeurteilung.<br />
© Marcel Bieri<br />
Die Gewalt eines kleinen Baches: Die Langete in Eriswil BE nach dem Hochwasser im Juni 2007.<br />
Eine Person starb, es entstanden Schäden in Millionenhöhe.<br />
Liegt der Betrieb eines unserer Grosskunden<br />
in einem stark gefährdeten Gebiet,<br />
sprechen wir mit diesem über Objektschutz.<br />
Denn oft können mit kleinen baulichen<br />
Massnahmen grosse Werte geschützt<br />
und eine vorläufige Schliessung<br />
eines Geschäfts oder einer Filiale verhindert<br />
werden. Das Ziel ist denn auch, mit<br />
geeigneten Massnahmen die Gefährdung<br />
zu vermindern. Dies dient sowohl dem<br />
Kunden als auch der Mobiliar.<br />
20 Millionen für Präventionsprojekte<br />
Für das Breitengeschäft, Privatkunden also,<br />
wird MobiGIS primär zur Erkennung von<br />
besonders gefährdeten Gebieten eingesetzt.<br />
Dabei steht weniger der Schutz von<br />
einzelnen Häusern, sondern die Breitenwirkung<br />
im Vordergrund. In solchen Gegenden<br />
versucht die Mobiliar, regionale Präventionsmassnahmen<br />
anzustossen (z. B.<br />
Hochwasserschutz). Als Marktleaderin und
Die Technologie<br />
MobiGIS basiert auf der ArcGIS-Technologie<br />
und besteht aus einer Web-<br />
Anwendung und einem Desktop-GIS<br />
für Spezialauswertungen. Das System<br />
wurde in Zusammenarbeit mit GEO-<br />
COM Informatik AG und geo7 erarbeitet<br />
– beide Firmen verfügen über ein<br />
grosses GIS-know-how.<br />
Know-how-Trägerin in der Sachversicherung<br />
hat die Mobiliar alles Interesse daran.<br />
Nach dem Hochwasser 2005 hat sie zwecks<br />
Unterstützung von Präventionsprojekten<br />
20 Millionen Franken aus dem Überschussfonds<br />
der Genossenschaft bereitgestellt.<br />
Bisher haben über 30 Projekte in der ganzen<br />
Schweiz von dieser Unterstützung profi<br />
tiert; weitere sind in Prüfung (siehe Kasten<br />
«Präventionsprojekte melden»).<br />
Dabei kann die Mobiliar einen Teil der<br />
Restkosten der Gemeinden übernehmen,<br />
damit die Projekte schneller umgesetzt<br />
werden können. Ausserdem ist die Mobiliar<br />
exklusiver Partner von Wetter-Alarm<br />
(www.wetteralarm.ch), des durch SF Meteo<br />
und den Kantonalen Gebäudeversicherungen<br />
angebotenen SMS-Frühwarnsystems.<br />
Die Mobiliar ermöglicht es zudem der<br />
Universität Bern, eine ausserordentliche<br />
Professur in der Klimafolgenforschung im<br />
Alpenraum einzurichten. Sie fi nanziert die<br />
Professur bis vorerst 2018 mit einem Ge-<br />
Geografi sche, Netzwerk- und Landinformationssysteme <strong>IT</strong>-<strong>SOLUTIONS</strong><br />
Die Schäden waren keine Überraschung. Die Gefahrenkarte zeigt entlang der Langete die höchste<br />
Gefährdung, rot. Die gelben Punkte zeigen Haushalte und Firmen.<br />
Reproduziert mit Bewilligung von swisstopo (BM100031); Naturgefahrenkarten der Gemeinde<br />
© Gemeinde(n)/Amt für Wald des Kantons Bern, Abt. Naturgefahren; GeoPost Coordinate<br />
samtbetrag von fünf Millionen Franken.<br />
Die Besetzung des Lehrstuhls ist für das<br />
Wintersemester 2010/2011 vorgesehen.<br />
Dass sich Prävention lohnt, zeigt ein Beispiel<br />
aus dem Berner Oberland: 2005 verursachte<br />
die Lütschine mit einem Abfl uss<br />
von 250 m 3 /s – ein dreihundertjährlicher<br />
Abfl uss – Schäden von 120 Mio. Franken.<br />
Nur zwei Jahre später führte die Lütschine<br />
wieder gleichviel Wasser. Schäden gab es<br />
diesmal jedoch keine. Inzwischen wurden<br />
nämlich die Dämme erhöht und verstärkt.<br />
Die Kosten für diese Massnahme: 870’000<br />
Schweizer Franken, wovon die Mobiliar<br />
118’000 Franken beigesteuert hat. Eine Investition,<br />
die sich gelohnt hat!<br />
© Peter Roth<br />
Binnenkanal Rüthi SG vor den Massnahmen:<br />
Ein gerader Kanal, welcher immer wieder zu Überschwemmungen<br />
geführt hat.<br />
© Peter Roth<br />
Diese Daten verknüpft<br />
MobiGIS miteinander:<br />
• Geodaten: Landkarten und<br />
Luftbilder der ganzen Schweiz<br />
• Naturgefahrendaten:<br />
Hochwasser, Lawinen, Steinschlag,<br />
Erdrutsch, Hagel, Erdbeben<br />
• Volkswirtschaftliche Daten:<br />
Wohnbevölkerung, Anzahl<br />
Haushalte, Gebäude<br />
• Versicherungsdaten der Mobiliar<br />
Binnenkanal Rüthi nach Umsetzung der Massnahmen:<br />
Die Mobiliar hat die Hochwasserschutz- und Revitalisierungsmassnahmen<br />
mit 420’000 Franken unterstützt.<br />
SKR 2/10 53
<strong>IT</strong>-<strong>SOLUTIONS</strong> Geografi sche, Netzwerk- und Landinformationssysteme<br />
Weil in MobiGIS auch Sachversicherungsdaten<br />
erfasst sind, lässt sich erkennen, wo<br />
welche Werte gefährdet sind – nicht nur<br />
von Mobiliar-Kunden, sondern insgesamt<br />
für ein bestimmtes Gebiet. Denn die Mobiliar<br />
versichert in der Schweiz jeden dritten<br />
Haushalt und jede dritte Unternehmung,<br />
was Hochrechnungen zulässt.<br />
Einsatz im Schadenfall<br />
Bei schweren Unwettern können die betroffenen<br />
Gebiete rasch identifi ziert werden.<br />
Wir wissen dank MobiGIS sofort, wie<br />
viele Kunden betroffen sind, können die<br />
Schadenteams zusammenstellen und unsere<br />
Kunden sofort kontaktieren. Die angezeigten<br />
Versicherungssummen erlauben<br />
zudem eine schnelle Einschätzung der Schadenhöhe.<br />
Dies ist vor allem bei grossfl ächigen<br />
Ereignissen von Bedeutung, beispielsweise<br />
bei Überschwemmungen wie in den<br />
Jahren 2005 und 2007 oder bei grossen<br />
Hagelereignissen wie am 23. Juli 2009. Bei<br />
einem grossfl ächigen Hagelschlag sind wir<br />
in der Lage zu berechnen, wie viel Fahrzeuge<br />
pro Gemeinde potentiell beschädigt<br />
sind. Dass diese Berechnungen gut mit der<br />
Realität übereinstimmen, haben die Resultate<br />
für das Hagelereignis 2009 gezeigt.<br />
54 SKR 2/10<br />
Präventionsprojekte melden<br />
Die Mobiliar unterstützt konkrete bauliche<br />
Präventionsmassnahmen wie<br />
Hochwasserschutzprojekte oder Lawinenverbauungen<br />
von Gemeinwesen, die<br />
eine schnelle Wirkung garantieren und<br />
vorausschauend sind. Der Beitrag soll<br />
den Charakter einer Anschubfinanzierung<br />
haben. Das begünstigte Gemeinwesen<br />
muss die Gefahrenkarte gemäss<br />
Auftrag des Bundes erstellt haben und<br />
Kunde der Mobiliar sein. Projekte können<br />
bei der für das Gebiet zuständigen Generalagentur<br />
der Mobiliar zur Prüfung eingegeben<br />
werden.<br />
www.mobi.ch<br />
Für Gefahrenkarten dient MobiGIS gleichzeitig<br />
als Qualitätstest: So kann nach einem<br />
Schadenereignis überprüft werden,<br />
ob die Schäden tatsächlich in den gefährdeten<br />
Zonen eingetreten sind.<br />
Auswertungen für Gemeinden<br />
MobiGIS ist ein internes Tool der Mobiliar,<br />
welches sie aber nicht nur für ihr eigenes<br />
Geschäft einsetzt. Auf Anfrage macht sie<br />
auch Spezialauswertungen für Dritte, etwa<br />
für Gemeinden, Kantone und den Bund<br />
oder grosse nationale Unternehmen. Zum<br />
Beispiel für Höchstschadenschätzungen,<br />
damit eine Gemeinde weiss, mit welchem<br />
Schadenausmass sie rechnen muss. Oder<br />
um Schutzmassnahmen zu prüfen. So<br />
können die Kosten eines Projektes ins Verhältnis<br />
zum Nutzen, also der Schadenvermeidung,<br />
gesetzt werden.<br />
«MobiGIS ist die kompletteste Geo-Informations-Applikation<br />
in der Versicherungsbranche<br />
weltweit, die ich kenne», sagt<br />
Andreas Siebert, der das Projekt begleitet<br />
hat. Er muss es wissen: Als Leiter Geospatial<br />
Solutions beim Rückversicherer Münchener<br />
Rück befasst er sich täglich mit solchen<br />
Themen und hat einen guten globalen<br />
Vergleich in der Branche.<br />
www.mobi.ch/infomobigis | info@mobi.ch<br />
* Markus Hostmann, Dr. sc. ETH Zürich, ist<br />
Projektleiter von MobiGIS und hat das<br />
Tool mitentwickelt. Er arbeitet als Risk<br />
Management Berater bei der Protekta<br />
Risiko-Beratungs-AG, einer Tochtergesellschaft<br />
der Schweizerischen Mobiliar<br />
Versicherungsgesellschaft.<br />
D E R G E S A M T E B I L D U N G S M A R K T U N T E R E I N E M D A C H<br />
27. bis 29. Oktober 2010 Messe Basel<br />
Zukunft<br />
Bildung<br />
www.worlddidacbasel.com<br />
Sehen, testen, vergleichen und netzwerken: Das<br />
bietet Ihnen die WORLDDIDAC Basel 2010. Wie<br />
wird sich Bildung in der Zukunft weiterentwickeln?<br />
Welche Trends beherrschen das Lernen von<br />
Morgen? Mehr als 400 Aussteller aus aller Welt<br />
präsentieren vom 27. bis 29. Oktober 2010 ihre<br />
neusten Lehr- und Lernmittel. Bildungstrends und<br />
aktuelles Wissen werden in Workshops und<br />
Fachreferaten vermittelt und garantieren einen<br />
lehrreichen Messebesuch. Überzeugen Sie sich<br />
selbst und sehen Sie den gesamten Bildungsmarkt<br />
unter einem Dach.<br />
Willkommen auf der WORLDDIDAC Basel 2010.
SuisseID:<br />
Steuererklärung und Strafregisterauszug<br />
online erledigen<br />
von Lucia Uebersax<br />
Im Mai 2010 lanciert das Staatssekretariat für Wirtschaft SECO die SuisseID. Das erste standardisierte Produkt<br />
für einen sicheren elektronischen Identitätsnachweis in der Schweiz leistet damit einen wesentlichen Beitrag<br />
für die Umsetzung effi zienter E-Government-Prozesse, vertrauenswürdiger E-Commerce-Transaktionen und<br />
sicherer Zugangskontrollen. Unternehmungen, welche die SuisseID für ihre Web-Applikationen einsetzen wollen,<br />
können sich jetzt unter www.suisseid.ch bewerben. Das SECO unterstützt geeignete Pionierprojekte mit<br />
einer Anschubfi nanzierung. Auch den Käufern kommt ein Unterstützungsbetrag zu Gute.<br />
Im Rahmen der dritten Stufe der Stabilisierungsmassnahmen<br />
von total 400 Millionen<br />
Franken hat der Bundesrat letzten<br />
Sommer entschieden, 25 Millionen Franken<br />
in die Entwicklung des elektronischen<br />
Wirtschaftsraumes zu investieren. Davon<br />
stehen 17 Millionen Franken für die vergünstigte<br />
Erstabgabe der SuisseID an<br />
natürliche Personen zur Verfügung. Mit<br />
der SuisseID startet die Schweiz diesen<br />
Frühling endgültig in das digitale Zeitalter<br />
und legt damit einen Meilenstein im E-<br />
Government. «Die Qualität und Leistungsfähigkeit<br />
von E-Government entwickelt<br />
sich zu einem wichtigen Faktor der Standortattraktivität<br />
von Städten, Regionen<br />
und Ländern», hielt Eric Scheidegger vom<br />
Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) in<br />
seinem Referat an den Info Society Days in<br />
Bern fest. Die Info Society Days beleuchteten<br />
vom 9. bis 10. März 2010 im Rahmen<br />
des Swiss E-Government Forums Themen<br />
rund um E-Government und machten<br />
deutlich: E-Government ist in einer Phase,<br />
in der umgesetzt wird. Prozesse werden<br />
immer öfter verwaltungsübergreifend<br />
gestaltet und Verwaltungen werden immer<br />
mehr als bürger- und wirtschafsnahes<br />
Dienstleistungszentrum organisiert.<br />
Zusätzlichen Schub erhält E-Government<br />
durch die beschleunigte Einführung von<br />
SuisseID dieses Jahres. So kamen die Info-<br />
SocietyDays 2010 gerade richtig. Sie zeigten<br />
Trends und Entwicklungen in der Informations-<br />
und Kommunikationslandschaft<br />
von morgen und leisteten damit einen<br />
wichtigen Beitrag, um Entscheide in die<br />
richtige Richtung zu lenken. Denn fest<br />
steht: E-Government steht für einen modernen<br />
und innovativen Staat.<br />
Sicheren elektronischen<br />
Identitätsnachweis<br />
Die SuisseID-Karte vereint gleich zwei<br />
wichtige Funktionen: Einerseits den elektronischen<br />
Identitätsnachweis einer Person<br />
und andererseits die rechtsgültige<br />
elektronische Signatur dieser Person. Die<br />
SuisseID ist das erste standardisierte Produkt<br />
für einen sicheren elektronischen<br />
Identitätsnachweis in der Schweiz. Geschäfte<br />
können von Privatpersonen zu<br />
Firmen, von Firmen untereinander sowie<br />
vom Bürger zur Verwaltung direkt über<br />
das Netz abgeschlossen werden. Dies bedeutet:<br />
Die Einreichung der Steuererklärung<br />
oder das Anfordern eines Strafregisterauszuges<br />
soll künftig direkt über<br />
das Web möglich sein. Für Bürger und<br />
Unternehmen bedeutet dies einen vereinfachten<br />
Zugang zum Staat: Verwaltungsleistungen<br />
können sieben Tage die<br />
Woche, 24 Stunden am Tag, frei von<br />
Büroöffnungszeiten und Lokalitäten online<br />
bezogen werden. Der grosse Nutzen<br />
der SuisseID liegt für die Volkswirtschaft<br />
in der hohen Transaktionssicherheit im<br />
Die SuisseID ist das erste standardisierte<br />
Produkt für einen sicheren elektronischen<br />
Identitätsnachweis in der Schweiz<br />
SuisseID E-GOVERNMENT<br />
elektronischen Geschäftsverkehr sowie in<br />
der Zeitersparnis.<br />
Ab Mai 2010 wird die SuisseID in Form einer<br />
Chipkarte oder eines USB-Sticks für<br />
jede natürliche Person erhältlich sein. Anerkannte<br />
Anbieter sind QuoVadis Trustlink<br />
Schweiz AG in Zusammenarbeit mit<br />
Trüb AG, Die Schweizerische Post/Swiss-<br />
Sign AG und das Bundesamt für Informatik<br />
und Telekommunikation (B<strong>IT</strong>). Der<br />
Erwerb der SuisseID wird vom Bund bis<br />
Ende 2010 beziehungsweise so lange Vorrat<br />
mit einem Betrag von CHF 65 einmalig<br />
subventioniert.<br />
Pionierprojekte bitte melden<br />
Das SECO sucht derzeit Unternehmen<br />
und Institutionen, die den Zugriff auf ihre<br />
Web-Applikation mit der SuisseID sichern<br />
wollen und unterstützt geeignete Pionierprojekte<br />
im Jahr 2010 mit einer Anschubfi<br />
nanzierung. Interessierte Unternehmen<br />
können sich direkt unter www.<br />
suisseid.ch melden und fi nden dort detaillierte<br />
Angaben zu den Bewertungskriterien<br />
und zum Bewerbungsprozess.<br />
In den letzten Monaten hat das SECO eine<br />
technische Standardlösung für die SuisseID<br />
entwickelt, die auf internationalen Standards<br />
basiert. Weiter wird im Frühjahr<br />
2010 ein Tool-Kit mit standardisiertem<br />
Login für die SuisseID Schnittstelle zur<br />
Applikation eines Lösungsanbieters (Bank,<br />
E-Shop etc.) zur Verfügung gestellt. Anwender,<br />
die sich nicht als Pionierprojekt<br />
bewerben, können dennoch mit Hilfe der<br />
technischen Spezifi kation und des zur Verfügung<br />
gestellten Tool-Kits SuisseID fähige<br />
Lösungen entwickeln.<br />
SKR 2/10 55
aincom.ch<br />
eGovWeb für öffentliche<br />
Verwaltungen<br />
eGovWeb ist die modulare <strong>IT</strong>-Gesamtlösung von Ruf. Durchgängige<br />
Geschäftsprozesse ermöglichen eine umfassende Zusammenarbeit.<br />
Personen, Unternehmen und Organisationen wird ein unkomplizierter<br />
Zugang zu öffentlichen Leistungen ermöglicht.<br />
eGovWeb – ein übergreifender Lösungsansatzvon Ruf.<br />
Alle Lösungen der Ruf Gruppe<br />
werden in der Schweiz<br />
entwickelt und hergestellt.<br />
Ruf Gruppe, Rütistrasse 13, 8952 Schlieren, www.ruf.ch, info@ruf.ch, Tel. 044 733 81 11
«Die SuisseID ist quasi ein offi zieller elektronischer<br />
Identitätsnachweis für die heutige elektronische Welt»<br />
Eben wurde der neue biometrische Schweizerpass lanciert, jetzt<br />
kommt die SuisseID-Karte. Was ist das?<br />
Christian Weber: Die SuisseID ist der erste standardisierte elektronische<br />
Identitätsnachweis der Schweiz, mit dem sowohl eine<br />
rechtsgültige elektronische Signatur wie auch eine sichere Authentifi<br />
zierung möglich sind. Die Karte wird als USB-Stick oder Chipkarte<br />
lanciert und ist damit also quasi ein offi zieller elektronischer Identitätsnachweis<br />
für die heutige elektronische Welt.<br />
Wer gibt die SuisseID ab?<br />
Weber: Sie wird ausschliesslich von anerkannten Zertifi katsanbietern<br />
nach einer vorgängigen Identitätsprüfung des Antragstellers<br />
vergeben – ähnlich wie bei der Beantragung herkömmlicher Reisedokumente.<br />
Sie ist aber kein Ersatz für die ID-Karte oder den Pass<br />
und auch kein klassischer Reiseausweis.<br />
Was kann diese neue Karte?<br />
Weber: Privatpersonen können mit der SuisseID ihre Geschäfte mit<br />
Firmen und Verwaltungen direkt und sicher über das Internet oder<br />
per E-Mail abschliessen.<br />
Wie geht das?<br />
Christian Weber ist Leiter<br />
E-Government für KMU<br />
beim Staatssekretariat<br />
für Wirtschaft SECO<br />
Weber: Die SuisseID hat prinzipiell 3 Funktionalitäten. Erstens dient<br />
sie als elektronischer Identitätsnachweis. Mit ihr können elektronische<br />
Dienstleistungen in Anspruch genommen werden, die eine<br />
sichere Identifi zierung der Nutzer bzw. Kunden voraussetzen.<br />
Zweitens gewährt die SuisseID eine qualifi zierte elektronische Signatur.<br />
Damit lassen sich Dokumente elektronisch unterschreiben.<br />
Diese so genannte digitale Signatur ist fälschungssicher und gesetzlich<br />
der eigenhändigen Unterschrift gleichgestellt.<br />
Drittens wird die neue Karte Transparenz über geschäftsrelevante<br />
Eigenschaften von Personen schaffen, sobald die entsprechenden<br />
Register und Verzeichnisse umgerüstet sind.<br />
Was bedeutet letzterer Punkt?<br />
Weber: Personen, die in Berufs- oder anderen Registern und Verzeichnissen<br />
aufgeführt sind, können künftig diese Eigenschaften mit Hilfe<br />
der SuisseID gegenüber Dritten eindeutig und zweifelsfrei nachweisen.<br />
Was muss man sich darunter konkret vorstellen?<br />
SuisseID E-GOVERNMENT<br />
Der elektronische Geschäftsverkehr hat ein immenses Potenzial. Limitierend wirkt sich jedoch bislang die schwierige digitale<br />
Identifi kation beziehungsweise fehlende Signaturmöglichkeit aus. Der Bundesrat forciert im Rahmen der 3. Stufe der konjunkturellen<br />
Stabilisierungsmassnahmen die Einführung der SuisseID. Laut Projektleiter Christian Weber wird damit eine elementare<br />
Grundlage für die effi ziente Anwendung von E-Government und E-Economy geschaffen.<br />
Weber: Eine Person wird damit Funktionsnachweise wie Handlungsvollmachten<br />
(«ist Prokurist»), Mitgliedschaften bei Organisationen<br />
(«tritt im Namen von A auf»), berufl iche Qualifi kationen («hat eine<br />
Berufsbewilligung als Arzt») und vieles mehr beweisen können.<br />
Welche hauptsächlichen Einsatzgebiete sehen Sie für SuisseID?<br />
Weber: Sie vereinfacht den Online-Kontakt zwischen Privatpersonen,<br />
Unternehmen und öffentlichen Verwaltungen. Unternehmen,<br />
welche die SuisseID in ihre Web-Applikation integrieren,<br />
schaffen damit einen erheblichen Mehrwert für ihr Unternehmen<br />
und ihre Kunden. Wo dies wünschenswert ist, kann künftig auf den<br />
persönlichen Kontakt verzichtet werden, weil durch die SuisseID die<br />
Person eindeutig und sicher identifi ziert werden kann.<br />
Können Sie dazu praktische Anwendungsbeispiele geben?<br />
Weber: Man kann beispielsweise einen Strafregisterauszug elektronisch<br />
bestellen und muss nicht mehr persönlich am Schalter erscheinen<br />
oder einen handschriftlich unterzeichneten Antrag einreichen.<br />
Für Unternehmen besonders interessant ist, dass Verträge nun nach<br />
Obligationenrecht elektronisch unterzeichnet werden können.<br />
Wie sicher ist die Karte, wenn sie gestohlen wird oder verloren geht?<br />
Weber: Die SuisseID arbeitet nach einem im Bundesgesetz über die<br />
elektronische Signatur (ZertES) klar defi nierten Verfahren und kann<br />
ähnlich der Bankkarte nur mit einem persönlichen PIN-Code genutzt<br />
werden.<br />
Im Internet werden keine Spuren hinterlassen. Die SuisseID stellt<br />
ein in sich geschlossenes System dar. Es hinterlässt keine Spuren auf<br />
dem Gast-Computersystem, da weder ein direkter Zugriff erfolgt<br />
noch Daten zwischengespeichert werden.<br />
SKR 2/10 57
E-GOVERNMENT<br />
SuisseID<br />
«Diese so genannte digitale Signatur<br />
ist fälschungssicher und gesetzlich der<br />
eigenhändigen Unterschrift gleichgestellt»<br />
Ein Kartenverlust muss unverzüglich dem jeweiligen SuisseID-Anbieter<br />
gemeldet werden. Dieser veranlasst dann die notwendige sogenannte<br />
Revozierung. Ähnlich wie beim Verlust der Bank- oder Kreditkarte<br />
wird darauf die betreffende SuisseID sofort gesperrt.<br />
Was kostet SuisseID und wo kann sie erworben werden?<br />
Weber: Der Bund gewährt kaufwilligen Privatpersonen bis Ende<br />
2010 beziehungsweise so lange Vorrat einen einmaligen Rabatt von<br />
CHF 65.- auf die SuisseID-Karte. Die genauen Konditionen und Bezugsmöglichkeiten<br />
geben die Anbieter. Die entsprechenden Adressen<br />
sind auf der Website www.suisseid.ch aufgeführt.<br />
Inwiefern sind nun auch Firmengründungen voll elektronisch bei<br />
allen nötigen Amtsstellen möglich?<br />
Weber: Die SuisseID alleine ermöglicht noch keine voll elektronische<br />
Firmengründung. Sie schafft aber auf Seiten des Firmengründers und<br />
58 SKR 2/10<br />
Zur Person<br />
Christian Weber ist Leiter E-Government für KMU beim<br />
Staatssekretariat für Wirtschaft SECO. In dieser Funktion<br />
ist er Mitglied des Expertenrates der E-Government-Strategie<br />
Schweiz. Im Rahmen der dritten Stufe konjunktureller<br />
Stabilisierungsmassnahmen leitet Christian Weber<br />
das Teilprojekt SuisseID. Der Schwerpunkt liegt in der Realisierung<br />
fundamentaler Komponenten, die für einen<br />
funktionierenden und vertrauenswürdigen elektronischen<br />
Wirtschaftsraum in der Schweiz unverzichtbar sind.<br />
des Notars die Voraussetzungen dazu. Mit der SuisseID kann der<br />
Firmengründer die notwendigen Dokumente rechtsgültig signieren<br />
und der Notar kann – wo notwendig – elektronisch beglaubigen. Zusätzlich<br />
müssen sich nun die Behörden, vor allem die Handelsregister,<br />
für elektronische Anmeldungen fi t machen. Das ist keine grosse Sache<br />
mehr, sie liegt aber ausserhalb des Bereichs unseres Projekts.<br />
BLOG<br />
SOCIAL-MEDIA-PLATTFORMEN<br />
HERAUSFORDERUNG FÜR ARBE<strong>IT</strong>GEBER UND DATENSCHUTZ<br />
Lesen Sie den Beitrag auf den Seiten 18–21<br />
und beteiligen Sie sich an der Diskussion auf:<br />
Social Medien boomen und stellen für Arbeitgeber<br />
blog.fachpresse.com<br />
eine grosse Herausforderung dar. Viele Schweizer<br />
Unternehmen und Verwaltungen haben<br />
Community-Seiten und Dating-Plattformen<br />
bereits gesperrt, um das private Surfen während<br />
der Arbeitszeit zu unterbinden und wirtschaftliche<br />
Verluste zu vermeiden.<br />
Wie soll die Nutzung von Facebook & Co. am<br />
Arbeitsplatz geregelt sein? Reicht der Appell an<br />
die Arbeitsmoral oder braucht es Reglemente<br />
oder gar Sperren?<br />
Beteiligen Sie sich an der Diskussion<br />
im SKR-Blog !<br />
das schweizerische Informationsportal über Marktleistungen für Bund, Kantone und Gemeinden
Die neue ID ermöglicht Bürgerinnen und<br />
Bürgern in Zukunft sichere Transaktionen<br />
über den Online-Schalter ihrer Wohngemeinde<br />
abzuwickeln. Zudem können Behördenmitglieder<br />
von einer geschützten<br />
Zusammenarbeit über das Portal profi tieren.<br />
Ruf wird ihren Kunden die Einsatzmöglichkeit<br />
noch im Laufe dieses Jahres<br />
zur Verfügung stellen.<br />
Die SuisseID wird im Mai im Schweizer<br />
Markt lanciert. Vom neuen Standard profitieren<br />
Softwarelösungsanbieter beim<br />
Identitätsnachweis und bei der elektronischen<br />
Unterschrift. Das unter Federführung<br />
des Staatssekretariats für Wirtschaft<br />
(SECO) lancierte System, ist für jedermann<br />
erhältlich. Der Bund subventioniert pro ID<br />
65 Franken des Kaufpreises und unterstützt<br />
geeignete Pionierprojekte von Anbietern.<br />
eGovWeb Online-Schalter<br />
erhält zusätzlichen Anschub<br />
Die Ruf Informatik AG wurde mit ihrem<br />
Projekt «Digitaler Behördengang für Einwohnerinnen<br />
und Einwohner» vom SECO<br />
ausgezeichnet. Die gewährte Unterstützung<br />
fl iesst vollumfänglich in den neuen<br />
«eGovWeb Online-Schalter» für elektronische<br />
Behördengänge ein. Für Transaktionen<br />
wie Ausweisbescheinigung, Zivilstand,<br />
Geburt, Todesfall, Wohnen und Umziehen<br />
wird ein persönliches Erscheinen am Schalter<br />
oder ein handschriftliches unterzeichnen<br />
eines Antragsdokuments nicht mehr<br />
nötig sein. Diese Dienstleistungen werden<br />
webbasiert über den «eGovWeb Online-<br />
Schalter» von Ruf angeboten und unterstützen<br />
die Gemeindeverwaltungen in ihren<br />
Prozessen.<br />
Behördenmitgliedern<br />
wird Arbeit vereinfacht<br />
Weiter werden Behördenmitglieder, Kommissionen<br />
und spezielle Arbeitsgruppen<br />
von diesem Projekt profitieren. SuisseID<br />
wird so in die Web-Applikation integriert,<br />
dass sich Mitglieder über den neuen<br />
SuisseID E-GOVERNMENT<br />
Sicherer digitaler Behördengang<br />
bald Realität<br />
Das SECO hat den «eGovWeb Online-Schalter» der Ruf Informatik AG als eines der ersten Pionierprojekte für<br />
den Einsatz der SuisseID ausgewählt.<br />
Ruf Informatik AG<br />
Ruf Informatik AG ist ein Unternehmen<br />
der Ruf Gruppe mit Sitz in Schlieren und<br />
weiteren vier Standorten in der deutsch-<br />
und französischsprachigen Schweiz. Weltweit<br />
setzen Kunden auf <strong>IT</strong>-Gesamtlösungen<br />
für öffentliche Verwaltungen, Fahrgastinformationssysteme<br />
im öffentlichen<br />
Verkehr und Digital Signage in Gebäuden.<br />
Das Schweizer Unternehmen gehört zu<br />
den führenden Anbietern für Informationstechnologie.<br />
«eGovWeb Online-Schalter» eindeutig und<br />
sicher identifi zieren (authentisieren) lassen.<br />
Dokumente können auf diese Art und<br />
Weise nach Obligationenrecht unterzeichnet<br />
werden und die Transparenz über geschäftsrelevante<br />
Eigenschaften von Personen<br />
ist gewährleistet. Das Portal ermöglicht<br />
die Zusammenarbeit an Dokumenten<br />
und Projekten in frei defi nierbaren Gruppen.<br />
Der Zugriff wird jederzeit und von<br />
überall her ohne spezielle Software gewährleistet<br />
sein.<br />
Die beste Lösung für E-Government<br />
«Man sollte das Potenzial des Föderalismus<br />
nutzen und den Gemeinden und<br />
Kantonen die Möglichkeit geben, kreativ<br />
zu arbeiten. Der schweizerische Föderalismus<br />
ist ein lebendiges Labor. Man kann<br />
Sachen darin ausprobieren. Kann anwenden<br />
und nimmt danach die beste Lösung.»<br />
führt Christian Weber, Leiter E-Government<br />
für KMU bei SECO aus. Weitere Informationen<br />
zu SuisseID unter: www.suisseid.ch<br />
Ruf Informatik AG<br />
Rütistrasse 13<br />
CH-8952 Schlieren<br />
Tel. 044 733 82 78<br />
Fax 044 733 82 58<br />
info@ruf.ch<br />
www.ruf.ch<br />
SKR 2/10 59
E-GOVERNMENT<br />
SuisseID<br />
Die SuisseID der Post<br />
– die günstigste Lösung<br />
Die SuisseID ist die erste standardisierte schweizerische digitale Identität. Sie ist bei der Post für Nettoauslagen<br />
von von 39 Franken (104 Franken minus Subvention vom Bund von 65 Franken) inklusive Signatursoftware erhältlich<br />
und macht es möglich, sich auf elektronischem Weg zu identifi zieren und Dokumente rechtsgültig zu<br />
unterzeichnen. Unternehmen können damit Zugangsberechtigungen regeln und die Funktion der Signatur in<br />
komplexe Geschäftsprozesse integrieren und so rascher abwickeln.<br />
Die Übermittlung von Informationen und<br />
das Ermöglichen von sicheren Transaktionen<br />
ist Kerngeschäft der Post. Im Netz<br />
braucht es dafür eine digitale Identität. Für<br />
die Post ist die SuisseID ein Schlüssel für die<br />
Verbindung von physischen und elektronischen<br />
Dienstleistungen im Bereich der<br />
Geschäftskorrespondenz. SwissSign, ein<br />
Unternehmen der Schweizerischen Post,<br />
bietet die Post SuisseID ab sofort an. Sie<br />
hat dafür ihr PostZertifi kat gemäss Vorgaben<br />
des Bundes weiter entwickelt. Die<br />
Bestellung der Post SuisseID, die die Post<br />
zu einem Nettopreis von 39 Franken (inklusive<br />
Subvention des Bundes) für ein Jahr<br />
anbietet, erfolgt wie beim PostZertifi kat<br />
über das Internet. Die für den Bezug der<br />
digitalen Identität erforderliche Identifi kation<br />
ist persönlich auf der Poststelle vorzunehmen.<br />
Die SuisseID wird auf dem Postweg<br />
versandt. Inhaber der SuisseID können<br />
sich im Internet sicher und korrekt ausweisen<br />
und sind rechtlich voll handlungsfähig.<br />
Die Post SuisseID enthält neben dem Identitätsnachweis<br />
auch den digitalen Kugelschreiber<br />
respektive eine speziell auf die<br />
60 SKR 2/10<br />
SuisseID optimierte Signatursoftware. Mit<br />
der Signatursoftware SwissSigner 10, die<br />
im Einzelankauf 99 Franken kosten würde<br />
(und bei der Post SuisseID enthalten ist),<br />
lassen sich Dokumente sehr einfach digital<br />
und damit rechtsgültig unterschreiben.<br />
Eine Identität – drei Varianten<br />
Die Post SuisseID ist je nach Verwendungszweck<br />
in drei Ausprägungen verfügbar: als<br />
Chipkarte, als normaler USB-Stick oder als<br />
SwissStick, ein Stick mit zusätzlichen Applikationen.<br />
Der SwissStick ist die Plug-andplay-Lösung<br />
der Schweizerischen Post, die<br />
einen geschützten Browser, die Signatursoftware<br />
SwissSigner 10 und weitere Applikationen<br />
auf einem sicheren USB-Stick<br />
integriert. Der SwissStick vereint ideal die<br />
Post SuisseID mit Sicherheit, Komfort und<br />
Funktionalität. Der SwissStick ist auf jedem<br />
Windows oder Mac Computer mobil<br />
einsetzbar und hinterlässt nach dem Gebrauch<br />
keine Spuren. Der automatische<br />
Update Service garantiert, dass der Funktionsumfang<br />
des SwissSticks immer den<br />
aktuellen Bedürfnissen des Nutzers entspricht.<br />
So kann dieser zum Beispiel ein<br />
PDF digital unterzeichnen, mit sicherem E-<br />
Mail versenden und dafür eine Quittung<br />
der Post beziehen. Für Unternehmen kann<br />
der SwissStick mit individuellen Applikationen<br />
erweitert werden.<br />
Sichere und schnelle<br />
Geschäfte<br />
Geschäftsprozesse sind effi zienter, wenn<br />
sie elektronisch abgewickelt werden, seien<br />
es interne Administrationsprozesse oder<br />
E-Commerce mit Geschäftspartnern und<br />
Kunden. Doch digitale Prozesse sind erst<br />
sicher, wenn sich die Beteiligten eindeutig<br />
identifi zieren lassen – vor allem im Internet.<br />
Die nötige Identifikationslösung zu<br />
entwickeln und zu betreiben, ist allerdings<br />
aufwändig. Entwicklung, Softwarelizenzen,<br />
die Distribution von Sicherheitselementen<br />
wie Lesegeräten oder Codelisten<br />
und der Support der Nutzer kosten viel<br />
Geld. Seit Mai 2010 gibt es jetzt aber eine<br />
perfekte Standardlösung: die SuisseID. Sie<br />
ist der voll entwickelte und sichere elektronische<br />
Identitätsausweis der Schwei zerischen<br />
Eidgenossenschaft. Die Schweizerische<br />
Post, als Marktführer für Personenzertifi<br />
kate, ist zertifi zierter Herausgeber<br />
der SuisseID. Mit der Post SuisseID weisen<br />
sich natürliche Personen im digitalen Geschäftsverkehr<br />
aus, leisten eine rechtsgültige<br />
Unterschrift oder legitimieren sich als<br />
berechtigter Nutzer von Diensten.<br />
www.post.ch/suisseid<br />
SwissSign AG<br />
Sägereistrasse 25<br />
Postfach<br />
CH-8152 Glattbrugg<br />
Tel. 044 838 36 00<br />
Fax 043 344 88 10<br />
www.swisssign.com
Interview mit Adrian Humbel,<br />
CEO SwissSign<br />
Adrian Humbel ist Geschäftsführer<br />
der SwissSign AG, einer 100%<br />
Konzerngesellschaft der<br />
Schweizerischen Post<br />
Wo sehen Sie für Behörden die<br />
Chancen beim Erwerb einer<br />
SuisseID?<br />
Wer Behörden- und Geschäftsprozesse<br />
im Internet effektiv<br />
nutzen will, muss sich in Zukunft<br />
im Netz eindeutig und sicher<br />
identifi zieren können, sei dies für Vorgänge im Verwaltungsumfeld<br />
(Behördenportale) oder bei der Nutzung von Dienstleistungen über<br />
das Internet (Software as a Service). Aus einer ganzen Palette von<br />
E-Government Lösungsmöglichkeiten möchte ich drei herausgreifen:<br />
I-Web, die grösste Anbieterin für Behördenportale in der<br />
Schweiz, wird ihre Software SuisseID fähig machen. Damit ermöglicht<br />
sich für zahlreiche Kantons- Städte und Gemeindeportale die<br />
Identifi kation ihrer Bürger und Bürgerinnen via SuisseID. Weiter<br />
können via SuisseID Geschäfte über das Portal der eidgenössischen<br />
Steuerverwaltung ab 2011 vollumfänglich elektronisch abgewickelt<br />
werden. Und, ebenfalls voraussichtlich in 2011, die elektronische<br />
Abwicklung der Mehrwertsteuerabrechnung via SuisseID.<br />
Welche Prognose stellen Sie für den raschen Aufbau von funktionsfähigen<br />
e-Government-Lösungen?<br />
Dass eine ausgebaute elektronische Dienstleistungspalette für<br />
Unternehmen den Wirtschaftsstandort stärkt, liegt auf der<br />
Hand. Das haben zahlreiche Kantone, Städte und Gemeinden<br />
bereits erkannt. Zudem lassen sich viele Prozesse einfacher, effi -<br />
zienter und damit auch kostengünstiger abwickeln. Folgerichtig<br />
haben sich auch Kantone mit Anwendungsprojekten um Subventionsgelder<br />
des Bundes beworben. Die E-Government-Initiativen<br />
des Staatssekretariats für Wirtschaft richten sich gezielt<br />
auf die Befähigung, Behördenprozesse elektronisch abwickeln zu<br />
können. Wir rechnen damit, dass sich die SuisseID sukzessive bei<br />
diversen Behördenprozessen durchsetzt und damit zum unverzichtbaren<br />
Arbeitsmittel wird.<br />
Wo kann die SuisseID sonst noch eingesetzt werden?<br />
Die SuisseID bietet sich auch an für das rechtskonforme elektronische<br />
Signieren von Dokumenten. Vor allem bei Prozessen wo<br />
heute noch ein Medienbruch, elektronisches Dokument – Ausdruck<br />
– Unterschrift – Versand, besteht, ist die SuisseID von grossem<br />
Nutzen. Die Post bietet dem Post SuisseID Kunden daher<br />
auch gleich den elektronischen Kugelschreiber in Form der Signatursoftware<br />
SwissSigner 10 kostenlos an. Weitere Anwendungs-<br />
SuisseID E-GOVERNMENT<br />
möglichkeiten im kommerziellen Bereich sind zum Beispiel eindeutige<br />
Identifi kation zur Nutzung von Buchhaltungs-Software<br />
oder Dienste der Post wie z. B. IncaMail oder Swiss Post Box. Auch<br />
Anbieter von Internetbasierten Diensten (Portale, Software, Datenbanken)<br />
werden zunehmend die SuisseID als Mechanismus für<br />
die Identifi kation verwenden.<br />
Wer wird die SuisseID nun als Identifi kationsmittel im Internet<br />
voraussetzen?<br />
Für viele Portale und Dienstleistungen wird eine Identifi kation mit<br />
Benutzername respektive E-Mail-Adresse und Passwort aus Sicherheitsgründen<br />
nicht mehr lange ausreichend sein. Wir erwarten,<br />
dass viele e-Commerce Anbieter daher die SuisseID als Identifi<br />
kation unterstützen werden. Denn sie profi tieren dadurch von<br />
einer ungemein höheren Transaktionssicherheit. Für gewisse Anbieter<br />
ist eine starke Authentifi kation via SuisseID sogar unabdingbar.<br />
Beispielsweise wird die SuisseID heute bereits für die Inanspruchnahme<br />
von Software verwendet, die nur über das Internet<br />
angeboten wird und nicht mehr auf den Arbeitsplätzen installiert<br />
ist (Software as a Service). Abacus, der Anbieter von Business-<br />
Software, gewährt den Zugang und die Berechtigungen zu ihren<br />
Anwendungen bereits heute ausschliesslich per Post SuisseID.<br />
Die Post verwendet die SuisseID als Zugang zu den fi rmeneigenen<br />
Telearbeitsplätzen. Wie interessant ist das für andere Unternehmen?<br />
Das Wahren von Geschäftsgeheimnissen ist essentiell für jedes<br />
Unternehmen. Daher braucht es auch hohe Sicherheitsanforderungen<br />
für den Zugang zu Firmennetzwerken. Gegenüber den<br />
Lösungen, die im Einsatz sind, bietet der Einsatz der SuisseID<br />
diverse Vorteile. Die erzielte Sicherheit mittels Authentisierung<br />
durch die SuisseID ist deutlich höher als mit herkömmlichen Methoden.<br />
Die SwissStick Lösung der Post (mit integrierter Post<br />
SuisseID) ermöglicht die volle Kontrolle über externe Arbeitsplätze,<br />
ohne eigene Hardware (Notebooks oder PCs) verwalten<br />
zu müssen. Die Post verwendet diese Form der virtuellen Arbeitsplätze<br />
heute schon für ihre externen Mitarbeiter. Wir sind<br />
überzeugt, dass dieses Modell Schule machen wird.<br />
Mit welchen Projekten hat sich die Post beworben?<br />
Die Post hat sich mit der Swiss Post Box, ihrem elektronische<br />
Briefkasten beworben. In der personalisierten Swiss Post Box<br />
können Kunden die physische Post orts- und zeitungebunden<br />
elektronisch empfangen und bearbeiten. Die SuisseID der Post<br />
kann als Login zur persönlichen Swiss Post Box genutzt werden.<br />
IncaMail, die Lösung zur sicheren Kommunikation der Post,<br />
kann schon lange in Verbindung mit Zertifi katen genutzt werden,<br />
dies ist nun auch mit der SuisseID möglich.<br />
SKR 2/10 61
E-GOVERNMENT<br />
E-Services<br />
Direkte Transaktionen bringen deutlichen Mehrwert<br />
eServices: Neuer Zugang<br />
über umfassendes ePortal<br />
Seit mehreren Jahren bietet die VRSG im Bereich der Steuern erfolgreich eServices an. Sie baut das Angebot laufend<br />
aus. Ab Mai 2010 bietet sie eine eigene eGovernment-Plattform, ein ePortal, zur Abwicklung von Geschäftsfällen<br />
mit direkten Transaktionen zwischen VRSG-Fachapplikationen und der Bevölkerung an. Die eServices der<br />
VRSG bringen sowohl den Bürgerinnen und Bürgern als auch den Verwaltungen mehr Komfort und Entlastung.<br />
eServices, eGovernment, Bürgerportal,<br />
ePortal – die Begriffe sind verschieden,<br />
doch sie zielen inhaltlich alle in dieselbe<br />
Richtung: Die Bevölkerung soll Dienstleistungen<br />
der Verwaltungen rund um die<br />
Uhr direkt vom Wohnzimmer oder vom<br />
Büro aus nutzen können. Argumente der<br />
Wirtschaftlichkeit und des Komforts lassen<br />
die diesbezüglichen Erwartungen stetig<br />
steigen. Die VRSG gehört mit ihren<br />
eServices zu den führenden Anbietern im<br />
Bereich des voll integrierten eGovernments.<br />
Sie bietet ihren Kunden mit den<br />
eServices direkten Mehrwert: Wenn die<br />
Bürgerinnen und Bürger die eServices<br />
nutzen, fallen manuelle Prüfungen von<br />
Datenkonstellationen und Routine-Eingaben<br />
in den Fachapplikationen weg. Dies<br />
entlastet die Verwaltungen und ermöglicht<br />
Einsparungen.<br />
Höchste Verfügbarkeit<br />
und Datenschutz-Standards<br />
Die Einbettung der gesamten eGovernment-Plattform<br />
in die bewährte VRSG-<br />
62 SKR 2/10<br />
Infrastruktur gewährleistet Betriebssicherheit<br />
und höchste Verfügbarkeit bei<br />
bestmöglichem Datenschutz. Die Plattform<br />
lässt sich auch aus anderen Portal-<br />
Lösungen aufrufen. Dank skalierbarer<br />
Authentifizierung ist es bereits heute<br />
möglich, Sicherheitsstufen und Vertraulichkeit<br />
je nach Ansprüchen angemessen<br />
zu defi nieren – einerseits gegenüber den<br />
Bürgerinnen und Bürgern, anderseits zur<br />
Gewährleistung des Datenschutzes und<br />
zum Schutz der Systeme selbst.<br />
Fliessend von Login-Lösungen<br />
zu Zertifi katen<br />
Im Umzugsservice GUIDE – für die elektronische<br />
Abwicklung der Umzugsmodalitäten<br />
von Einzelpersonen innerhalb<br />
und zwischen den Städten St.Gallen und<br />
Zürich – wurde die Authentifi zierung auf<br />
Zertifikatsbasis technisch erprobt. Der<br />
Pilotbetrieb bestätigte die Machbarkeit<br />
mit der eingesetzten Technologie in der<br />
eGovernment-Plattform der VRSG. Die<br />
Lösung ermöglicht unterschiedliche Au-<br />
thentifi zierungsstufen und gewährleistet<br />
einen fliessenden Übergang vom gängigen<br />
Benutzer-/Passwort-Login zum<br />
Einsatz von Zertifi katen. Dies erhöht erfahrungsgemäss<br />
die Akzeptanz bei den<br />
Bürgerinnen und Bürgern: Sie haben<br />
Wahlfreiheit und können «sanft» in die<br />
elektronische Geschäftsabwicklung einsteigen.<br />
Zugleich setzen sich so automatisch<br />
mehr Nutzerinnen und Nutzer<br />
mit der Zertifi kats-Thematik auseinander,<br />
und ihre Bereitschaft, sich aus Gründen<br />
der Sicherheit für deren Nutzung zu entscheiden,<br />
steigt.<br />
Bewährte eServices<br />
Neben dem Projekt GUIDE sind die folgenden<br />
eServices seit mehreren Jahren<br />
erfolgreich im Einsatz:<br />
• Über die Lösung VRSG | ET eTaxes, die<br />
durch die VRSG betrieben wird, besteht<br />
im Kanton St.Gallen seit 2001 die Möglichkeit,<br />
die Steuererklärungsdaten<br />
elektronisch einzureichen. Der Steuerpflichtige<br />
kann die notwendige Software<br />
und seine registrierten persönlichen<br />
Angaben direkt über das Internet<br />
herunterladen. Die Steuererklärung kann<br />
im Offl ine- Modus bearbeitet und nach<br />
Abschluss elektronisch übermittelt werden.<br />
Die Steuererklärungsdaten werden<br />
medienbruchfrei in die Fachapplikation<br />
VRSG | SN neue Steuern übermittelt und<br />
stehen der Verwaltung für die Weiterbearbeitung<br />
und Veranlagung elektronisch<br />
zur Verfügung. Heute wird jede dritte<br />
Steuererklärung im Kanton St.Gallen –<br />
insgesamt über 92’000 – elektronisch<br />
eingereicht.<br />
• Der Online-Dienst VRSG | eFristverlängerung<br />
ermöglicht Privatpersonen und<br />
Einzelunternehmen, die Einreichefrist<br />
für die Steuererklärung elektronisch zu
verlängern. Im Jahr 2009 wurden in den<br />
Kantonen St.Gallen, Thurgau und Zürich<br />
über 50’000 Fristverlängerungen elektronisch<br />
bewilligt. Gesamthaft wurden<br />
über 90‘000 elektronische Anfragen online<br />
über den eService behandelt.<br />
Zusätzliche eServices<br />
im Steuerbereich vor der Einführung<br />
Einen weiteren Meilenstein bildet im Mai<br />
2010 die Einführung von VRSG | eKonto im<br />
Kanton St.Gallen und in mehreren Thurgauer<br />
Gemeinden. Über eKonto erhalten<br />
die Steuerpfl ichtigen die Möglichkeit, ihr<br />
Steuerkonto online einzusehen und verschiedene<br />
Steueranliegen rund um die Uhr<br />
zu erledigen (Buchungsanzeigen, Anträge<br />
auf Zahlungsvereinbarungen etc.).<br />
Quelle:<br />
www.e-rechnung.ch<br />
VERTRAUEN<br />
HALT EIN<br />
LEBEN LANG<br />
Zeitgleich mit der Einführung von<br />
VRSG | eKonto lanciert die VRSG ihr neues<br />
ePortal. Auf dem VRSG | ePortal werden<br />
den Bürgerinnen und Bürgern VRSG | eFristverlängerung<br />
und VRSG | eKonto sowie<br />
künftige eServices zentral bereitgestellt. Für<br />
die Nutzung der eServices auf dem ePortal<br />
ist eine zweistufi ge Anmeldung erforderlich.<br />
Der erste Schritt umfasst die Registrierung<br />
auf dem ePortal und die Zustimmung<br />
zu den Nutzungsbedingungen mit<br />
der Eingabe von vorgegebenen Attributen<br />
zur Identifi kation sowie individuellen Zugangsdaten<br />
(Benutzernamen und Passwort)<br />
bzw. der SuisseID. Die Freischaltung<br />
erfolgt aus Sicherheitsgründen erst nach<br />
der tatsächlichen Aktivierung: in einem<br />
zweiten Schritt nach Eingabe eines persönlichen<br />
Codes, den die Bürgerinnen und Bür-<br />
Die innovative <strong>IT</strong>-Partnerin für die öffentliche Hand.<br />
Über 170 Gemeinden und Kantone vertrauen auf die professionellen<br />
Informatik-Lösungen und das Servicezentrum der VRSG.<br />
VRSG | Verwaltungsrechenzentrum AG St.Gallen | www.vrsg.ch<br />
E-Services<br />
E-GOVERNMENT<br />
ger nach der Registrierung auf dem ePortal<br />
per Briefpost erhalten. Danach lassen sich<br />
alle Dienste direkt über die SuisseID oder<br />
über die vom User selbst defi nierten Zugangsdaten<br />
nutzen.<br />
Ausdehnung auf Finanzbereich<br />
und Werkslösung<br />
Im Dezember 2010 ist schliesslich im Finanzbereich<br />
und für die Werkslösung der<br />
VRSG die Einführung von VRSG | eRechnung<br />
vorgesehen. In einem ersten Schritt<br />
ist die elektronische Einspeisung von<br />
eRechnungen in die eBanking-Applikationen<br />
der Banken und/oder von PostFinance<br />
geplant. Der Rechnungsempfänger kann,<br />
sofern er im eBanking entsprechend registriert<br />
ist, die Rechnung prüfen und freigeben.<br />
Der gesamte Prozess von Druck, Verpackung<br />
über Versand der Rechnung bis<br />
zur Erfassung im eBanking entfällt.<br />
Verwaltungsrechenzentrum AG<br />
St.Gallen (VRSG)<br />
St.Leonhard-Strasse 80<br />
CH-9001 St.Gallen<br />
Tel. 071 226 83 00<br />
Fax 071 226 84 60<br />
www.vrsg.ch<br />
SKR 2/10 63
E-GOVERNMENT<br />
Behördensysteme<br />
Interoperabilität und Standards<br />
– die Herausforderungen<br />
der nächsten Jahre<br />
von Lucia Uebersax<br />
Am 23. April 2010 lud das Kompetenzzentrum Public Management und E-Government der Berner Fachhochschule<br />
zum E-Gov Fokus «Interoperabilität und Standards» ein. Referenten aus der Schweiz und Deutschland<br />
stellten die konzeptionellen Grundlagen und ihre Praxiserfahrungen vor und boten den Teilnehmenden spannende<br />
Ausführungen und einen umfassenden Einblick in die E-Government-Architektur und ihre Herausforderungen.<br />
E-Government ist in aller Munde und hat<br />
sich als Thema in den letzten Jahren weitgehend<br />
etabliert. Gemeinde, Kantone und<br />
Bund bieten bereits vielfältige Services in<br />
elektronischer Form an. Doch die entstandenen<br />
Lösungen sind nicht selten in einer<br />
Business-Silo Architektur anzutreffen, was<br />
bedeutet, die Funktionalitäten sind vorrangig<br />
nur auf eine Behörde ausgerichtet.<br />
Um E-Government-Services voranzutreiben,<br />
muss vermehrt behördenübergreifend<br />
gearbeitet werden. Die Interaktion<br />
mit benachbarten und fremden Systemen<br />
ist dabei eine unumgängliche Anforderung.<br />
Häufi g verlangt es gar ein durchgängiges<br />
Verbundsystem. Standards leisten<br />
dabei einen wichtigen Beitrag, damit<br />
Komponenten verschiedener Behörden<br />
und verschiedener föderaler Ebenen Informationen<br />
untereinander austauschen<br />
können. Doch ohne die Vereinbarung von<br />
Schnittstellen und Protokollen wird Interoperabilität<br />
eine Vision bleiben. Denn fest<br />
steht: Wer gemeinsam interagieren will,<br />
muss eine gemeinsame Basis aushandeln<br />
– also einen Standard definieren. Standards<br />
müssen die Zusammenarbeit auf<br />
technischer, organisatorischer sowie politischer<br />
Ebene sicherstellen. Die Entwicklung<br />
von Standards braucht aber Zeit. In<br />
einem stark föderal geprägten politischen<br />
System wie hierzulande fehlen häufi g einheitliche<br />
Normen und Vorgaben. Die Autonomie<br />
als eine der zentralen Stärken des<br />
Gemeindewesens stellt sich gleichzeitig als<br />
grosse Herausforderung dar. Für Prof. Dr.<br />
Andreas Spichiger, Stv. Leiter Kompetenzzentrum<br />
Public Management und E-<br />
Government der Berner Fachhochschule,<br />
ist klar: «Standardisierung im E-Government<br />
ist eine wesentliche Herausforderung,<br />
die vielen Kräften ausgesetzt ist. Die<br />
Motivation ist gross, die Handlungsfelder<br />
64 SKR 2/10<br />
Prof. Dr. Andreas Spichiger:<br />
«Standardisierung im E-Government<br />
ist eine grosse Herausforderung.»<br />
aber unüberschaubar. Statt die Situation<br />
zu vereinfachen, scheint sie immer komplexer<br />
zu werden.»<br />
Willy Müller, Projektleiter IKT-Architektur,<br />
Informatikstrategieorgan Bund (ISB) beleuchtete<br />
in seinem Referat die wichtigsten<br />
Herausforderungen und formulierte<br />
Vorschläge, wie sie angegangen werden<br />
sollten: «Die Infrastruktur muss langfristig<br />
auf Ebene Postservice ausgerichtet<br />
sein: Der Kunde wirft seinen Brief in einen<br />
x-beliebigen Briefkasten und kümmert<br />
sich nicht weiter um die Versendung und<br />
die damit verbundenen Prozesse. Dies soll<br />
dank behördenübergreifender Interoperabilität<br />
und klar defi nierten Standards<br />
erreicht werden». Eine solche «Zukunftsarchitektur»<br />
braucht aber Infrastruktur.<br />
Ein wichtiger Schritt, so Müller, sei die<br />
durchgängige elektronische Identität, wie<br />
sie mit der SuisseID wohl komme.<br />
Referent Dr. Federico Flueckiger vom Eidgenössischen<br />
Finanzdepartement sprach<br />
Willy Müller:<br />
«E-Government-Architektur Schweiz<br />
– Herausforderungen der nächsten Jahre.»<br />
vom Spannungsfeld, in dem sich die Entwicklung<br />
der Standardisierung und Interoperabilität<br />
im Eidgenössischen Finanzdepartement<br />
befi ndet. Seit langem fordere<br />
die Verordnung als Verbesserung der Effi zi-<br />
Dr. Federico Flueckiger:<br />
«Die gegenwärtig laufende Einrichtung<br />
eines Bundes-Standardarbeitsplatzes führt<br />
in unserem Departement die vielfältigsten<br />
Probleme vor Augen, deren Lösung uns<br />
die nächsten Jahre beschäftigen wird.»
Beat Siegrist und Raphael Mettan:<br />
«Der Austauschstandard eCH-0039 für Dossiers<br />
und Dokumenten ist ein priorisiertes Vorhaben<br />
der E-Government Strategie Schweiz und stellt<br />
eine wichtige Grundlage für die Interoperabilität<br />
im elektronischen Behördenverkehr dar.»<br />
enz und Interoperabilität eine Klärung des<br />
Umgangs mit Leistungen, die von verschiedenen<br />
Verwaltungseinheiten in gleicher<br />
oder ähnlicher Form beansprucht werden.<br />
Die Realisierung des brachliegenden Synergiepotentials<br />
soll insbesondere die Interoperabilität<br />
und Modularisierung verbessern.<br />
«Die in diesem Sinne gegenwärtig<br />
laufende Einrichtung eines Bundes-Standardarbeitsplatzes<br />
führt in unserem Departement<br />
die vielfältigsten Probleme vor<br />
Augen, deren Lösung uns die nächsten<br />
Jahre beschäftigen wird», so Flueckiger.<br />
eCH-0039 – Austauschstandard<br />
für Dossiers und Dokumente<br />
Beat Siegrist, Projektleiter der Bundeskanzlei<br />
berichtete zusammen mit Raphael<br />
Mettan, Consulting Practice Manager von<br />
IBM Schweiz AG über den E-Government<br />
Austauschstandard eCH-0039. Der Austauschstandard<br />
für Dossiers und Dokumenten<br />
ist ein priorisiertes Vorhaben der<br />
E-Government Strategie Schweiz und stellt<br />
Dr. Christian Lange von der Bundesstelle für<br />
Informationstechnik in Deutschland gab<br />
Einblick in das Thema über die Landesgrenze<br />
hinweg.<br />
eine wichtige Grundlage für die Interoperabilität<br />
im elektronischen Behördenverkehr<br />
dar. Er ermöglicht einen organisationsübergreifenden,<br />
medienbruchfreien Austausch<br />
von Dokumenten, Dossiers und Geschäftskontext<br />
und defi niert die fachliche Anwendung,<br />
die Datenstruktur und das Grundset<br />
an Objekten und Metadaten für den Austausch<br />
im XML-Format. Die Firma IBM<br />
Schweiz begleitet die Defi nition des eCH-<br />
0039. Der Standard wird im zweiten Quartal<br />
2010 verabschiedet und publiziert. Diverse<br />
Projekte sind bereits gestartet, die<br />
auf eCH-0039 als Austauschstandard aufbauen<br />
werden.<br />
Dr. Christian Lange von der Bundesstelle<br />
für Informationstechnik in Deutschland<br />
gab Einblick in das Thema über die Landesgrenze<br />
hinweg. Die deutschen Verwaltungen<br />
von Bund und Ländern verfolgen<br />
das Ziel der Interoperabilitätssteigerung<br />
im gemeinsamen, priorisierten Vorhaben<br />
«Deutschland Online Standardisierung».<br />
Im Rahmen dieses Vorhaben wurden Me-<br />
v.l.n.r.: Dr. Tom Sprenger CIO von Adnovum, eCH Vorstandsmitglied Prof. Dr. Jürg Römer, Juri<br />
Weiss vom Kanton Basel Stadt und Prof. Dr. Andreas Spichiger, Stv. Leiter Kompetenzzentrum<br />
Public Management und E-Government der Berner Fachhochschule<br />
Behördensysteme E-GOVERNMENT<br />
Beat von Däniken:<br />
«Das schwere Erdbeben vom 12. Januar 2010<br />
in Haiti stellt eine grosse Herausforderung<br />
für alle Akteure der humanitären Hilfe dar.»<br />
thodik, Infrastruktur und organisatorische<br />
Strukturen unter dem Titel «XÖV (XML in<br />
der öffentlichen Verwaltung)» entwickelt.<br />
In einer Expertenrunde stand die Frage<br />
nach der Defi nition eines guten Standards<br />
im Mittelpunkt. Dr. Tom Sprenger CIO von<br />
Adnovum, Juri Weiss vom Kanton Basel<br />
Stadt und eCH Vorstandsmitglied Prof. Dr.<br />
Jürg Römer definierten was aus ihrer<br />
Sicht Kriterien für einen guten Standard<br />
darstellen. Die Relevanz des Standards<br />
sowie dessen Erscheinungszeitpunkt, so<br />
die Podiumsteilnehmer, sind dabei von<br />
ausserordentlicher Wichtigkeit.<br />
Interoperabilität<br />
aus Sicht der humanitären Hilfe<br />
Eine differierende Perspektive auf das<br />
Thema gab Beat von Däniken, Stabchef der<br />
Humanitären Hilfe, DEZA, in seinem Referat.<br />
Er berichtete über den Einsatz von<br />
Standards im Rahmen der Humanitären<br />
Nothilfe. Anhand des Noteinsatzes nach<br />
dem gravierenden Erdbeben vom 12. Januar<br />
2010 in Haiti zeigte er auf, wie eine<br />
einheitliche (interoperable) Leistung erbracht<br />
werden kann und die darauffolgende<br />
Herausforderung mit Akteuren multinationaler<br />
Teams gemeistert wird.<br />
Unterlagen zu den Referaten<br />
fi nden Sie unter:<br />
www.e-government.bfh.ch/interop<br />
Die nächste Tagung eGov Fokus<br />
fi ndet am 17.09.2010 im Hotel<br />
National Bern statt.<br />
SKR 2/10 65
E-GOVERNMENT Business Process Management<br />
CMI AXIOMA und offi ceatwork on Tour:<br />
Roadshow für<br />
erfolgreiches E-Government<br />
Effi ziente Werkzeuge für die Geschäftsverwaltung (GEVER), die Dokumentenverwaltung (DMS), den Workfl ow<br />
und die Prozesssteuerung, die Protokollverwaltung, das Vorlagenmanagement und die Archivierung sind<br />
Voraussetzungen für erfolgreiches E-Government. Deshalb zieht CM Informatik AG in Zusammenarbeit mit<br />
Vertriebspartner Talus Informatik AG durch 11 Orte in der Deutschschweiz und stellt an Kurzveranstaltungen<br />
das bewährte Geschäfts- und Dokumentenverwaltungsprogramm CMI AXIOMA mit integrierter Protokollverwaltung<br />
und das professionelle Vorlagen- und Content-Management-Tool offi ceatwork vor. An den Anlässen<br />
wird aufgezeigt, wie sich Verwaltungsprozesse optimieren und effi zientes E-Government samt intelligentem<br />
Vorlagen-Management realisieren lassen.<br />
Ein perfektes Team<br />
für starke GEVER-Lösungen<br />
und effi zientes E-Government<br />
CMI AXIOMA ist tausendfach als bewährte<br />
Geschäfts- und Dokumentenverwaltung<br />
mit integrierter Protokollverwaltung bei<br />
Städten, Gemeinden und Werken im Einsatz.<br />
Denn diese Fachapplikation ist das<br />
optimale Geschäftsverwaltungssystem<br />
für jede öffentliche Verwaltung. Es bietet<br />
den Benutzern stets den Überblick über<br />
alle Dokumente, Geschäfte und Beschlüsse.<br />
Zentrale Funktionen wie Sitzungsmanagement,<br />
Gremienverwaltung<br />
und Protokollierung sind in einem Produkt<br />
vereint und lassen sich mittels Workfl ow<br />
Sind Sie gerüstet… für E-Government?<br />
CM Informatik AG wirbt mit einem bewährten<br />
Low-Tech-Tool für ihre High-Tech-Lösungen,<br />
welche an der Roadshow präsentiert werden.<br />
66 SKR 2/10<br />
steuern. CMI AXIOMA ergänzt die Microsoft<br />
Offi ce-Umgebung ideal, benötigt wenig<br />
Schulungsaufwand und bewährt sich<br />
seit über 20 Jahren als Drehscheibe der<br />
Verwaltungsführung bei mehr als 180 Gemeinden.<br />
Mit offi ceatwork, einem Tool für Microsoft<br />
Offi ce, lassen sich Corporate Design-, Vorlagen-<br />
und Content-Management professionell<br />
und zentral verwalten. Einheitliche<br />
Prozesse bewirken die effi ziente Nutzung<br />
von Vorlagen und stellen die durchgehende<br />
Umsetzung des Corporate Designs<br />
sicher. Mit offi ceatwork werden dynamische<br />
Vorlagen in Form von Master-Templates<br />
erstellt. Diese Grundvorlagen passen<br />
sich automatisch an die verschiedenen<br />
Vorgaben der Abteilungen und Mitarbeitenden<br />
an. Die Administrierung der<br />
Vorlagen beschränkt sich<br />
ausschliesslich auf eine kleine Zahl von<br />
Master-Templates. CM Informatik AG ist<br />
offizieller Vertriebs- und Umsetzungs-<br />
Partner für officeatwork und sorgt für<br />
eine nahtlose Integration dieser Applikation<br />
in CMI AXIOMA.<br />
Die CMI AXIOMA/offi ceatwork-Roadshow<br />
macht im Zeitraum vom 28. April bis 28.<br />
Mai 2010 Halt in Schinznach Bad, Liestal,<br />
Thun, Olten, Nottwil, Schwerzenbach,<br />
Frauenfeld, Domat/Ems, Pfäffikon SZ,<br />
Bonstetten und St.Gallen. Die rund<br />
2-stündigen, kostenlosen Informationsanlässe<br />
richten sich an Gemeindeschreiber<br />
und -präsidenten sowie <strong>IT</strong>-Verantwortliche<br />
für öffentliche Verwaltungen.<br />
Detaillierte Informationen zum Tourneeprogramm<br />
sowie die Möglichkeit, sich für<br />
eine der Veranstaltungen anzumelden,<br />
gibt es auf www.cmiag.ch.<br />
CM Informatik AG<br />
Ringstrasse 7<br />
CH-8603 Schwerzenbach<br />
Tel. 043 355 33 99<br />
info@cmiag.ch<br />
www.cmiag.ch