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KURZNACHRICHTEN · KURZNACHRICHTEN · KURZNACHRICHT

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«Mit eHealth können Doppelspurigkeiten<br />

verhindert werden»<br />

Interview von Patrick Aeschlimann<br />

SKR: Bundesrat Burkhalter hat aufgrund des Volksentscheides<br />

beschlossen, dass die Komplementärmedizin wieder in den Leistungskatalog<br />

der Grundversicherung gehört. Einerseits steigen<br />

die Prämien, andererseits weiten die Stimmbürger den Leistungskatalog<br />

aus. Ist dieser Volksentscheid nicht paradox?<br />

Reto Egloff: In der Schweiz haben wir ein qualitativ sehr gutes<br />

Gesundheitswesen. Da die Leistungen teuer sind, zahlen wir<br />

auch viel dafür. Ich verstehe, dass die Versicherten sagen: Ich<br />

zahle viel für meine Krankenkasse. Ich möchte, dass auch mehr<br />

Leistungen inbegriffen sind. In einer Demokratie entscheidet die<br />

Mehrheit. Der Entscheid von Bundesrat Burkhalter wird natürlich<br />

Auswirkungen auf die Prämiengestaltung haben. Es ist ja<br />

völlig klar: Mehr Leistung, höhere Prämien. Wenn man keine<br />

Massnahmen trifft um Kosten zu senken, dann werden die Prämien<br />

ungehalten weiter steigen. Die Politik hat in den letzten<br />

Jahren im Leistungsbereich keine Massnahmen ergriffen. Mit<br />

der neuen Spitalfi nanzierung hat man gewisse Chancen ab 2012<br />

im Spitalbereich die Kostensteigerung etwas zu senken, aber<br />

auch da hängt es noch sehr stark von Entscheidungen kantonaler<br />

Regierungen ab.<br />

SKR: Wie wird sich der Krankenversicherermarkt in naher Zukunft<br />

entwickeln?<br />

R. E.: Es wird in den nächsten Jahren eine Konsolidierung geben<br />

mit in Zukunft noch 5 bis 6 grossen Versicherern. Daneben wird<br />

es vielleicht noch rund 20 Nischenkassen geben, die ein gewisses<br />

Segment abdecken, etwa Komplementärmedizin oder einen regionalen<br />

Markt. Vor 20 Jahren gab es in der Schweiz noch über<br />

400 Krankenkassen, heute sind es noch rund 80 und die sind<br />

schon ziemlich stark gruppiert. Somit reden wir im Grunde von<br />

etwa 40 Krankenkassen. Wir wollen den Markt auf der Einkaufsseite<br />

spielen lassen und natürlich die Leistungen möglichst<br />

günstig einkaufen. Nur so können wir günstige Prämien anbieten.<br />

Mit einer gewissen Grösse kann man auch von der Organisation<br />

her Vorteile gewinnen, etwa bei der IT. Eine Versicherung<br />

mit einer Million Versicherten hat kostengünstigere Prozesse als<br />

zwei Versicherungen mit je einer halben Million.<br />

SKR: Wenn man diese Gedanken konsequent weiterführt, landen<br />

wir bei der von linker Seite geforderten Einheitskasse. So kann<br />

man den Verwaltungsaufwand am drastischsten reduzieren.<br />

R. E.: Ob das wirklich günstiger wäre, bleibt nachzuweisen! Zunächst<br />

darf bei dieser Diskussion nicht vergessen werden, dass<br />

Innovative Lösungen im Gesundheitswesen E-HEALTH<br />

Reto Egloff, Stellvertretender CEO der Krankenkasse KPT, im Gespräch über steigende Prämien, den Krankenversicherungsmarkt<br />

Schweiz, die Chancen der SuisseID und innovative eHealth-Lösungen.<br />

rund 95% der Prämien zur Deckung der Gesundheitskosten verwendet<br />

werden. Daran ändert sich durch einen Systemwechsel<br />

nichts. Zudem kann die Einheitskasse den grössten Kostenblock<br />

nicht verändern: Qualifi zierte Mitarbeiter um gute Beratungen<br />

und gute Schadensabwicklungen zu machen. Eine Einheitskasse<br />

braucht genau gleich viele Mitarbeiter und die kosten auch genau<br />

gleich viel. Unsere Mitarbeiter kosten logischerweise Geld<br />

weil sie gute Arbeit leisten. Es ist letzten Endes ein politischer<br />

Entscheid ob man eine staatliche Kasse oder ein Marktsystem<br />

will. Für mich bringt das Marktsystem, wenn man es gut ausgestaltet,<br />

klar mehr Chancen. Zudem bin ich überzeugt davon,<br />

dass Herr und Frau Schweizer die Wahl haben wollen. Sie wollen<br />

diejenige Kasse auswählen können, die Ihnen gute Qualität und<br />

Dienstleistungen anbieten.<br />

«Die Politik hat in den letzten Jahren im<br />

Leistungsbereich keine kostensenkenden<br />

Massnahmen ergriffen»<br />

SKR: Die KPT wurde für ihre Online-Angebote schon dreimal mit<br />

dem Innovationspreis der Schweizer Assekuranz ausgezeichnet.<br />

Was macht sie im eHealth-Bereich so erfolgreich?<br />

R. E.: Wir haben früh erkannt, dass Onlineversicherungen ein<br />

Bedürfnis der Versicherten sind. Im Bankenbereich sind wir<br />

schon lange weg von Schalterzeiten, bei den meisten Versicherungen<br />

sind wir noch lange nicht soweit. Bei vielen Versicherungsgeschäften<br />

geht es darum, eine Meldung zu machen oder ein<br />

Dokument anzuschauen. Diese Prozesse kann man ideal online<br />

vollziehen. Das haben wir konsequent umgesetzt. Wenn man<br />

ein Bedürfnis erkennt, dann muss man als Unternehmen fl exibel<br />

genug sein, um es auch kurzfristig befriedigen zu können. Von<br />

unseren rund 350 000 Kunden sind 180 000 online versichert.<br />

Innerhalb von fünf Jahren hat also mehr als die Hälfte unserer<br />

Versicherten die Onlineversicherung gewählt. Mit diesem Angebot<br />

haben wir einen ersten Innovationspreis gewonnen. Der<br />

nächste Schritt war, dass wir von unseren Versicherten, von unseren<br />

Partnern im Gesundheitswesen und auch bei uns selber<br />

das Bedürfnis nach einer weiteren Digitalisierung spürten. Es<br />

geht ja nicht nur um das Verhältnis zwischen Versicherung und<br />

Versicherten, sondern auch um die vielfältigen administrativen<br />

Prozesse mit Leistungserbringern. Diese zeichnen sich heute<br />

durchwegs durch Medienbrüche aus. Denken Sie nur an das «Berichtswesen»<br />

mit der Ärzteschaft oder die riesige Anzahl von<br />

Kostengutsprachen mit den Spitälern. Schliesslich haben wir zu-<br />

SKR 1/11 47

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