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KURZNACHRICHTEN · KURZNACHRICHTEN · KURZNACHRICHT

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NEW PUBLIC MANAGEMENT<br />

Aus- und Weiterbildung<br />

Verwaltungsmanager<br />

– ein anspruchsvoller Job<br />

von PD Dr. Dominik Egli<br />

Verwaltungsmanager werden von Kollegen<br />

aus der Privatindustrie oft belächelt.<br />

Einer der kürzesten Witze, den man sich<br />

heute noch erzählt, geht so: «Ein Beamter<br />

geht zur Arbeit … ». Tatsächlich ist der<br />

Job eines Verwaltungsmanagers anspruchsvoll.<br />

Markt vs. Verwaltung<br />

Wird Kritik laut über ineffi ziente Verwaltungen,<br />

ist ein bewährtes Rezept schnell<br />

zur Hand: Würden Verwaltungen betriebswirtschaftliche<br />

Instrumente übernehmen,<br />

wäre alles besser. Genau dies ist der springende<br />

Punkt. Im Gegensatz zu Industriemanagern<br />

muss sich das Verwaltungsmanagement<br />

in einem Umfeld bewähren,<br />

das sich von der Wirtschaft wesentlich unterscheidet.<br />

Was bringt eine neue Turnhalle?<br />

Wozu gibt es die Sozialhilfe? Was<br />

wird mit der Verkehrsinfrastruktur beabsichtigt?<br />

Solche Fragen werden nicht in<br />

Verwaltungsräten, sondern in Parlamenten<br />

diskutiert. Je nach Partei werden sie<br />

sehr unterschiedlich beantwortet.<br />

Damit müssen Manager der öffentlichen<br />

Verwaltung leben. Und während in der Privatwirtschaft<br />

Kunden die Richtung vorgeben,<br />

ist es in der Verwaltung der politische<br />

Diskurs. Wenden sich Kunden von einem<br />

Produkt ab, zwingen sie das Management,<br />

sich neu am Markt zu orientieren. Produktentwicklung,<br />

Kosten und Marketing<br />

stehen im Vordergrund. Im Unterschied<br />

dazu bieten öffentliche Verwaltungen<br />

meist Produkte mit Zwangscharakter an.<br />

Wer möchte schon freiwillig einen Pass<br />

kaufen oder eine Baubewilligung einholen?<br />

Was die Einwohnerinnen und Einwohner<br />

zwangsweise vom Staat zu beziehen haben,<br />

bestimmt die Politik, und damit nur<br />

sehr indirekt die Kunden selber. Sie können<br />

auch kaum auf einen anderen Anbieter<br />

ausweichen, wenn sie mit der Dienstleistung<br />

ihrer Gemeinde nicht zufrieden sein.<br />

Allenfalls können sie wegziehen, was aber<br />

sehr aufwändig ist. Der Markt wirkt folg-<br />

26 SKR 1/11<br />

lich im öffentlichen Sektor kaum als Steuerungsinstrument,<br />

an seine Stelle tritt der<br />

politische Prozess. Aber gab es in der Politik<br />

je klar formulierte, widerspruchsfreie<br />

und überprüfbare Ziele, an denen sich die<br />

Verwaltungsmanager orientieren können?<br />

Überprüfbare Ziele<br />

Grosskonzerne verwenden zur Berechnung<br />

und Überprüfung der Ziele oft den<br />

Economic Value Added (EVA ® ). Mit ein und<br />

derselben Kennzahl kann so ein Konzern<br />

auf sämtlichen Organisationsstufen Zielvorgaben<br />

machen und die Zielerreichung<br />

auf Projekt- und Produktebene steuern.<br />

Eine solch universal einsetzbare Messgrösse<br />

gibt es für Verwaltungen nicht.<br />

Der Nutzen von Verwaltungstätigkeiten<br />

ist in aller Regel kaum oder nur mit sehr<br />

grossem Aufwand messbar. Was bringt<br />

das neu gestaltete Gemeindezentrum?<br />

Haben sich die investierten Millionen gelohnt?<br />

Unter dem Schlagwort New Public Management<br />

wurde in vielen Gemeinwesen<br />

ein ausgefeiltes System von Wirkungs-<br />

und Leistungszielen sowie Indikatoren zur<br />

Messung der Zielerreichung ein geführt.<br />

Die bisherigen Erfahrungen mit solchen<br />

Systemen sind eher frustrierend. Sie haben<br />

zwar zu einer grösseren Transparenz<br />

über die Absichten und Ziele von Verwaltungstätigkeiten<br />

sowie der Wege, wie<br />

diese Ziele erreicht werden sollen, geführt.<br />

Der Aspekt der Messbarkeit darf aber<br />

weitgehend als gescheitert bezeichnet<br />

werden. Benchmarkingstudien sorgen<br />

zwar allenthalben für Aufsehen – siehe<br />

zum Beispiel die Pisa-Studien – werden<br />

aber bisher nur für einige wenige staatliche<br />

Tätigkeiten konsequent und regelmässig<br />

durchgeführt.<br />

Vor allem grössere Gemeinwesen führen<br />

mehr oder weniger regelmässig Bevölkerungsbefragungen<br />

durch. Die Resultate<br />

für sich sind zwar interessant, und man<br />

sollte auf solche Umfragen nicht verzichten,<br />

aber Aussagen über Kausalitäten<br />

vermögen sie kaum zu machen. Worauf<br />

ist beispielsweise die Erhöhung der Zufriedenheit<br />

mit öffentlichen Grünanlagen<br />

von 75 auf 82 zurückzuführen? Jeder Leser<br />

interpretiert das Resultat so, wie er<br />

will. Wissenschaftliche Verfahren zur Wirkungsprüfung<br />

sind extrem aufwändig<br />

und werden kaum je vorgenommen; es<br />

fehlen Daten, Zeit und Geld.<br />

Wegen fehlender Möglichkeiten, Ziele zu<br />

prüfen, werden Verwaltungen vorwiegend<br />

über Finanzen gesteuert. Somit ist das<br />

Budget für den Verwaltungsmanager von<br />

zentraler Bedeutung. Die Forderung lautet<br />

stets, im Rahmen der Budgetvorgaben für<br />

einen sinnvollen Output zu sorgen. Ein<br />

effizienter, transparenter Umgang mit<br />

Geld ist für den Verwaltungsmanager unerlässlich.<br />

Daher muss er mit gängigen Instrumenten<br />

der Finanzsteuerung klar<br />

kommen.<br />

Diversität<br />

Automobilkonzerne entwickeln, produzieren<br />

und vertreiben Fahrzeuge mit Motor.<br />

Man vergleiche dies mit der Produktpalette<br />

einer Verwaltung – sie reicht von<br />

«Abfälle» bis «Zuzug» und umfasst gut<br />

und gerne ein paar hundert Positionen.<br />

Entsprechend werden die Produkte oft<br />

von Kleinst- und Klein«betrieben» hergestellt,<br />

deren Produktionsprozesse kaum<br />

vergleichbar sind. Zudem erschwert die<br />

föderale Struktur das Ganze oft. Das Entwickeln<br />

und Implementieren effi zienter<br />

Produktionsprozesse stösst deswegen bei<br />

Gemeinwesen rasch an Grenzen. Man<br />

stelle sich vor, was es bei einem Umzug<br />

alles braucht: Von der Meldung an die<br />

Einwohnerkontrolle über neue Nummernschilder<br />

für das Auto und die Anmeldung<br />

der Kinder für die Schule bis zu Abfallsackmarken.<br />

Hier einen kundenorientierten<br />

Prozess einzuführen ist eine hochkomplexe<br />

Aufgabe.

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