KURZNACHRICHTEN · KURZNACHRICHTEN · KURZNACHRICHT
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Nummer 1/2011<br />
Die Fachzeitschrift für das Beschaffungswesen von Bund, Kantonen und Gemeinden<br />
18. Jahrgang<br />
Preis CHF 13.-<br />
SKR<br />
Die schweizerische Kommunal-Revue<br />
BETRIEBLICHES<br />
GESUNDHEITS-<br />
MANAGEMENT<br />
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THEMEN<br />
• Vergabepraxis der öffentlichen Hand<br />
Sieben Politiker nehmen Stellung<br />
• Excellence in der öffentlichen Verwaltung<br />
Vier der fünf Gewinner stammen aus der Romandie<br />
• Informationssicherheit<br />
Wachsende Gefahr durch Spionage im Internet<br />
• Energieautonomie<br />
Gemeinden können sich zur Hälfte selbst versorgen<br />
• Verkehrsinfrastrukturen<br />
Unseren Kantonsstrassen droht massiver Wertverlust<br />
Hans Grunder<br />
BDP-Nationalrat, Kanton Bern<br />
«Der Ingenieur ist der Treuhänder der Bauherrschaft»<br />
«Ich möchte mein umweltfreundliches<br />
Erdgas-Kehrichtfahrzeug nie wieder<br />
gegen einen Diesel eintauschen.»<br />
Hodza Burandzait von der Gerber AG<br />
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inkl. Nippon Bonus und inkl. Cash Bonus. ** 2.9% Diamond Leasing: gültig vom 1.1. bis 30.6.2011 (Immatrikulation), Vertragslaufzeit 48 Mt., Fahrleistung 10‘000 km/Jahr, eff. Jahreszins 2.94%, Kaution 5% oder mind. CHF 1‘000.–,<br />
Vollkasko obligat. Cash Bonus nicht kumulierbar. MultiLease AG gewährt keine Finanzierung, falls diese zu einer Überschuldung des Leasingnehmers führen kann. 1) Modellabhängig. Normverbrauch 5-Door: ab 7.9 L/100 km,<br />
209 g/km CO 2 , Kategorie C. CO 2 -Ausstoss: Durchschnitt aller Neuwagen in der Schweiz: 188 g/km www.multilease.ch www.mitsubishi-motors.ch
IMPRESSUM<br />
Verlag, Redaktion und<br />
Anzeigenverwaltung<br />
Fachpresse.com GmbH<br />
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SKR - Die schweizerische<br />
Kommunal Revue<br />
erscheint 4 x jährlich<br />
Verlagsleitung<br />
Liévin M‘Bu<br />
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Redaktion<br />
Lucia Uebersax<br />
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Patrick Aeschlimann<br />
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Verkauf und Marketing<br />
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Layout und Grafi k<br />
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Bezugspreise (inkl. MwSt.)<br />
Einzelausgabe<br />
• Schweiz CHF 13.-<br />
• Ausland CHF 17.-<br />
Jahresabonnement<br />
• Schweiz CHF 39.-<br />
• Ausland CHF 51.-<br />
ISSN 1424-1692<br />
HAFTUNG<br />
Die vorliegende Fachzeitschrift ist sorgfältig<br />
erarbeitet worden. Dennoch erfolgen<br />
alle Angaben ohne Gewähr. Für<br />
Fehler, Verwechslungen und Irrtümer<br />
lehnen die Herausgeber und der<br />
Verlag jegliche Verantwortung ab. Für<br />
unaufgefordert eingesandte Text- und<br />
Bildsendungen kann die Redaktion<br />
keinerlei Haftung übernehmen. Unterlagen<br />
werden nur auf ausdrückliches Verlangen<br />
zurückgesandt.<br />
Führt Wettbewerb doch zu Mehrkosten?<br />
Geschätzte Leserinnen und Leser<br />
In den Achtzigerjahren wurde auch im öffentlichen<br />
Sektor marktwirtschaftlicher Wettbewerb<br />
zum Standard. Von der dadurch gewonnenen<br />
Effi zienz profi tieren nicht zuletzt auch die<br />
Steuerzahler. Doch nicht überall herrscht eitel<br />
Sonnenschein, denn nicht immer lenkt die «unsichtbare<br />
Hand» den Wettbewerb in optimale<br />
Bahnen. In der Praxis kommt es öfter zu Marktverzerrungen,<br />
Marktversagen und redundantem<br />
Wettbewerb. Aktuelles Beispiel: Die Vereinigung<br />
beratender Ingenieurunternehmungen (USIC)<br />
klagt darüber, dass öffentliche Auftraggeber den<br />
Preis ihrer Dienstleistungen im Gegensatz zur<br />
Qualität zu hoch gewichten. Gleichzeitig platzieren<br />
Ingenieurbüros laufend Dumpingangebote<br />
in den Vergabeverfahren. Wo genau liegt<br />
das Problem? Ab Seite 11 kommen beide Parteien<br />
zu Wort. Zudem haben wir in den zuständigen<br />
parlamentarischen Kommissionen nachgefragt<br />
– dabei zeigt sich, dass auch Politiker aus<br />
der gleichen Partei in dieser Sache unterschiedlicher<br />
Meinung sind.<br />
Auch in anderen Bereichen führt der Wettbewerb<br />
immer wieder zu Diskussionen: Das schweizerische<br />
Gesundheitswesen ist eines der Besten<br />
der Welt und wird bei den Kosten pro Kopf nur<br />
noch von den USA übertroffen – notabene das<br />
Gesundheitswesen mit dem kleinsten staatlichen<br />
Einfluss. Kein Wunder, dass linke Kreise<br />
erneut eine Volksinitiative für eine staatliche<br />
Einheitskasse lancieren. Reto Egloff, stellvertre-<br />
EDITORIAL<br />
tender CEO der Krankenkasse KPT, verteidigt im<br />
Interview mit der SKR ab Seite 47 die privaten<br />
Strukturen unseres Gesundheitswesens und erklärt,<br />
wie mit innovativen E-Health-Lösungen<br />
nicht nur Kosten gesenkt, sondern insbesondere<br />
die Qualität verbessert werden kann.<br />
Heuer fi ndet zum 20. Mal die «Suisse Public», die<br />
Schweizer Fachmesse für öffentliche Betriebe<br />
und Verwaltungen, statt. Grund genug für die<br />
SKR, dieses Jahr das Beschaffungswesen in den<br />
Fokus zu stellen. Mit der Vergabepraxis haben wir<br />
in dieser Ausgabe einen Aspekt des Beschaffungswesens<br />
bereits unter die Lupe genommen.<br />
In der nächsten Ausgabe beschäftigen wir uns<br />
mit der nachhaltigen Beschaffung und dem<br />
enormen Wirkungspotenzial einer umweltverträglichen<br />
Einkaufspolitik der öffentlichen<br />
Hand. Denn diese kann beim Umgang mit unseren<br />
Ressourcen für die Gesellschaft eine wichtige<br />
Vorreiterrolle einnehmen. In der dritten<br />
Folge konzentrieren wir uns auf die hohe volkswirtschaftliche<br />
Bedeutung der öffentlichen Beschaffungen.<br />
Ich freue mich, wenn auch Sie dieses Thema<br />
weiterverfolgen und wünsche Ihnen eine interessante<br />
Lektüre.<br />
Ihr Redaktor<br />
Patrick Aeschlimann<br />
TEXT ZUM TITELBILD<br />
Diesel russt. Erdgas nicht. Diesel lärmt. Erdgas ist leise. Das<br />
sind nicht die einzigen von einer Fülle von Vorteilen. Im Erdgas<br />
sind mindestens zehn Prozent Biogas enthalten, das aus vergärten<br />
Grünabfällen und Gülle gewonnen wird. So wird der<br />
Energiekreislauf vor Ort geschlossen. Erdgasfahrzeuge, vom<br />
Bus, Truck bis zum Lieferwagen und Wischmaschine, erfüllen<br />
alle den EEV-Standard und manche unterbieten bereits heute deutlich Euro 6. Das ist saubere,<br />
kraftvolle Mobilität, die gefällt. Der Umwelt, den Menschen, den Chauffeuren und Betreibern.<br />
Hodza Burandzait von der Gerber AG möchte seinen Wagen nicht mehr tauschen.<br />
An der Suisse Public 21.–24. Juni 2011 stellen wir Ihnen eine ganze Palette von sauberen Nutzfahrzeugen<br />
vor. Willkommen am Erdgasstand.<br />
SKR 1/11 3
Inhalt<br />
3 Editorial<br />
3 Impressum<br />
3 Zum Titelbild<br />
4 Inhaltsverzeichnis<br />
8 <strong><strong>KURZNACHRICHT</strong>EN</strong><br />
4 SKR 1/11<br />
NEW PUBLIC MANAGEMENT<br />
Vergabepraxis<br />
10 «Malaise in der Vergabepraxis»<br />
– Ingenieure schlagen Alarm<br />
Politiker Statements zur Vergabepraxis<br />
15 Preis vor Qualität:<br />
Ist zuviel Wettbewerb im Vergabewesen schädlich?<br />
Innovationsförderung<br />
18 Excellence Public 2010 – Auszeichnung für Qualität<br />
in der öffentlichen Verwaltung<br />
Krisenmanagment<br />
22 Innovation und Management<br />
von Extremsituationen<br />
Moderne Verwaltungssprache<br />
24 Mehr Sensibilität in der Verwaltungssprache<br />
Aus- und Weiterbildung<br />
26 Verwaltungsmanager – ein anspruchsvoller Job<br />
Human Resource Management<br />
28 Rekrutierung im öffentlichen Sektor<br />
im Fokus der 10. «Personal Swiss»<br />
29 Am Leistungslohn scheiden sich die Geister<br />
HRM2<br />
30 HRM2 in der praktischen Umsetzung:<br />
Erfahrungen aus einer Pilotgemeinde<br />
Führungsinstrumente<br />
32 Führen mit Kennzahlen<br />
in der öffentlichen Verwaltung<br />
Internetzugänglichkeit<br />
35 Accessibility<br />
Neue Checkliste für barrierefreie Gemeinde-Websites<br />
38 Mit «BrowseAloud»<br />
in nur 30 Minuten mit Riesenschritten<br />
Richtung Barrierefreiheit<br />
Business Process Management<br />
39 CMI AXIOMA/CMI KONSUL:<br />
GEVER-Applikationen mit Business-Chat<br />
E-Partizipation<br />
40 «Zum Wohl und zum Nutzen<br />
von Bürger und Wirtschaft»<br />
E-Rechnung<br />
43 VRSG | eRechnung:<br />
einfach, schnell und sicher per Mausklick bezahlen<br />
Vorschau InfoSocietyDays<br />
44 InfoSocietyDays 2011<br />
Der ICT-Kongress für Wirtschaft,<br />
Verwaltung und Gesundheitswesen<br />
FINANZEN<br />
E-GOVERNMENT
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Inhalt<br />
Innovative Lösungen im Gesundheitswesen<br />
47 «Mit eHealth können Doppel spurigkeiten<br />
verhindert werden»<br />
Telemonitoring<br />
50 Innovatives Management chronischer Erkrankungen<br />
durch Methoden und Technologien des AIT<br />
ManagedCare Kommunikation<br />
52 Professionelle Kommunikation<br />
im Gesundheitswesen<br />
Informationssicherheit<br />
54 MELANI warnt vor wachsender Gefahr<br />
durch Spionage im Internet<br />
IT-Security<br />
58 Sicherheitsdirektion des Kantons Zürich<br />
Vier kantonale Ämter<br />
konsolidieren ihre IT Infrastruktur<br />
60 Sicherheit auch bei externen Speichermedien<br />
Höchster Datenschutz in der<br />
Stadtverwaltung Rheinfelden<br />
Secure E-Mails<br />
62 Secure-E-Mails direkt ab Canon<br />
Multifunktionsgeräten via IncaMail<br />
SuisseID<br />
63 Sicherheit in IT-Services durch SuisseID<br />
in Kombination mit Siemens IAM<br />
DMS - Umweltfreundlich mit Design<br />
65 Farbiger Büroalltag<br />
bei der Gemeinde Birmensdorf<br />
Vorschau X.DAYS<br />
66 X.DAYS sorgen für Spannung, Know-how-Transfer,<br />
Wissen und Networking<br />
Business Intelligence (BI)<br />
68 Staat spart hunderte Millionen<br />
6 SKR 1/11<br />
E-HEALTH<br />
IT-SOLUTIONS<br />
BILDUNG/ERZIEHUNG<br />
Ernährung und Bewegung<br />
70 Konzerne und Behörden erziehen<br />
zu gesundem Essen und mehr Bewegung<br />
Kinderernährung<br />
74 Einfache und gesunde Lösung für Horte,<br />
Mittagstische und Kindertagesstätten<br />
76 Schweizer Lebensmittel- und Getränkekonzerne –<br />
Keine Produkt werbung an Kinder unter 12 Jahren<br />
Gesundheitspolitik<br />
77 Gesundheit zwischen Qualität und Kosten<br />
Betriebliches Gesundheitsmanagement<br />
79 Betriebliches Gesundheits management<br />
für fittere und zufriedenere Mitarbeiter<br />
84 Betriebliches Gesundheits management – ein Thema?<br />
85 Gesundheitsförderung beginnt im Sitzen<br />
Energiepolitik<br />
86 Versorgungssicherheit der Schweiz gewährleisten<br />
– mit oder ohne Atomstrom?<br />
Energieeffi zienz<br />
88 «Die durchschnittliche Gemeinde<br />
kann sich zur Hälfte selbst mit Energie versorgen»<br />
Vorschau energissima<br />
90 Energissima 2011 – Drei Fachmessen unter einem Dach<br />
Erneuerbare Energien<br />
93 Rekord beim Windenergiezubau<br />
– Zwischenziel von EnergieSchweiz erreicht<br />
94 Österreich will Windstrom nach Mass<br />
96 Tiefengeothermie –<br />
3D-Seismik-Messkampagne St.Gallen<br />
GESUNDHEIT<br />
UMWELT<br />
99 Der Weg zu einer nachhaltigen Energieversorgung<br />
führt über die Biomasse
Bewegungs- und Begegnungspark<br />
101 Mehr Lebensqualität<br />
durch sanfte Bewegung im Freien<br />
Grünfl ächenmanagement<br />
102 Verzicht auf Herbizide: eine Chance für den Unterhalt<br />
Pfl ege und Unterhalt<br />
104 Umweltfreundlicher STIGA Park Allrad<br />
Nachhaltige Mobilität<br />
106 «Tage der Technik»<br />
zur nachhaltigen Mobilität an der Empa<br />
Das Auto der Zukunft hat viele Gesichter<br />
108 Projekt eShare «elektrisiert» alle<br />
Verkehrsinfrastrukturen<br />
110 Unseren Kantonsstrassen<br />
droht ein massiver Wertverlust<br />
ÖFFENTLICHER RAUM<br />
112 Systeme für die Zustandserhebung und den<br />
Betrieblichen Unterhalt von Kantonsstrassen<br />
Strassensignalisation<br />
114 Revidierte Verordnungen gegen<br />
Missverständnisse im Strassenverkehr<br />
Kommunale Sicherheit<br />
115 Sicherheit – die Gemeinden sind gefordert<br />
VERKEHR<br />
SICHERHEIT<br />
Baumanagement<br />
118 Bauinvestitionen:<br />
Ruhig schlafen dank Kostengarantie<br />
Vorschau Suisse Public<br />
121 Suisse Public gestern – heute – morgen<br />
Konferenz- und Seminarräumlichkeiten<br />
126 Seminar- und Erlebnishotel<br />
RömerTurm****<br />
127 Seminarhotel Unterhof:<br />
Juwel am Rhein<br />
Alter und Innovation<br />
128 Erfahrungswissen gratis<br />
130 SKR-REDAKTIONSNETZWERK<br />
Inhalt<br />
BAU<br />
BESCHAFFUNGSWESEN<br />
EVENTPLANUNG<br />
SOZIALES<br />
SKR 1/11 7
<strong><strong>KURZNACHRICHT</strong>EN</strong> <strong>·</strong> <strong><strong>KURZNACHRICHT</strong>EN</strong> <strong>·</strong> <strong><strong>KURZNACHRICHT</strong>EN</strong> <strong>·</strong> <strong><strong>KURZNACHRICHT</strong>EN</strong><br />
GESUNDHEIT<br />
Alkohol am Arbeitsplatz kostet jährlich<br />
eine Milliarde Franken <strong>·</strong> Die Resultate<br />
einer Studie des BAG und der Schweizerischen<br />
Unfallversicherungsanstalt Suva,<br />
unterstützt durch das Staatssekretariat<br />
für Wirtschaft SECO, liegen nun vor. Befragt<br />
wurden die Personalverantwortlichen<br />
von über 1300 Schweizer Unternehmen<br />
aus dem Industrie- und dem Dienstleistungssektor.<br />
Der problematische Alkoholkonsum<br />
verursacht bei den<br />
Arbeitgebern jährlich Kosten von einer<br />
Milliarde Franken. Das Gast- und das Baugewerbe,<br />
sowie KMUs sind am stärksten<br />
betroffen. Die Kosten gehen grösstenteils<br />
aus dem Produktivitätsverlust hervor.<br />
Überstandene Schweinegrippe bringt<br />
Superimmunität <strong>·</strong> Menschen, die nach<br />
einer Schweinegrippe gesunden, dürften<br />
für die Zukunft über eine ausserordentliche<br />
natürliche Fähigkeit zur Abwehr von<br />
Grippeviren verfügen. Forscher der University<br />
of Chicago haben nachgewiesen,<br />
dass sich Antikörper bilden, die viele andere<br />
Stämme von Grippeviren abtöten<br />
können. Diese Fähigkeit soll nun dazu genutzt<br />
werden, einen universellen Grippeimpfstoff<br />
zu entwickeln, der gegen alle<br />
Formen der Krankheit eingesetzt werden<br />
kann.<br />
BAU<br />
© Andrea Damm | PIXELIO<br />
© Daniel Rennen | PIXELIO<br />
Jährlich 65 Milliarden Franken für das<br />
Bauwerk Schweiz <strong>·</strong> Auf knapp 2400<br />
Milliarden Franken beläuft sich der heutige<br />
Wiederbeschaffungswert der Infrastrukturen<br />
und der Wohnbauten der<br />
Schweiz. Unter Berücksichtigung der geplanten<br />
und absehbaren Erweiterungen<br />
erfordert das Bauwerk Schweiz in den<br />
8 SKR 1/11<br />
kommenden zwei Jahrzehnten jährliche<br />
Investitionen von 65 Milliarden Franken.<br />
Lücken in der Erneuerungsfi nanzierung<br />
bestehen vor allem bei der Strassen- und<br />
Schieneninfrastruktur, zeigt eine Fokusstudie<br />
des Nationalen Forschungsprogramms<br />
«Nachhaltige Siedlungs- und<br />
Infrastrukturentwicklung».<br />
VERKEHR<br />
© Rainer Sturm | PIXELIO<br />
Finanzierung der Bahn-Infrastruktur<br />
langfristig sichern <strong>·</strong> Die Finanzierung<br />
der Bahninfrastruktur ist mittel- und<br />
langfristig nicht gesichert. Die heute zur<br />
Verfügung stehenden Mittel genügen<br />
nicht für Betrieb, Unterhalt und Ausbau<br />
des Netzes. Zur langfristigen Finanzierung<br />
der Bahninfrastruktur schlägt der<br />
Bundesrat vor, einen Bahninfrastrukturfonds<br />
(BIF) zu schaffen. Daraus sollen<br />
sowohl Betrieb und Unterhalt des bestehenden<br />
Schienennetzes, als auch der<br />
schrittweise Ausbau fi nanziert werden<br />
(Bahn 2030).<br />
Bundesrat will Finanzierungslücke beim<br />
Strassenverkehr verhindern <strong>·</strong> Wegen<br />
der steigenden Kosten für Betrieb, Unterhalt<br />
und Ausbau, öffnet sich bei den<br />
Nationalstrassen die Schere zwischen<br />
Einnahmen und Ausgaben. Um die drohende<br />
Lücke bei der Spezialfi nanzierung<br />
Strassenverkehr zu verhindern, hat sich<br />
der Bundesrat auf ein zweistufi ges Vorgehen<br />
geeinigt: In einem ersten Schritt<br />
soll aufgrund von Netzerweiterungen<br />
der Preis für die Autobahnvignette angehoben<br />
werden, später der Mineralölsteuerzuschlag.<br />
BESCHAFFUNGSWESEN<br />
© Maren Beler | PIXELIO<br />
Entbürokratisierung bei öffentlichen<br />
Beschaffungen <strong>·</strong> Das Bundesamt für<br />
Bauten und Logistik (BBL) senkt den administrativen<br />
Aufwand bei öffentlichen<br />
Beschaffungen. Anbietende müssen seit<br />
dem 1. Januar 2011 Auszüge aus dem<br />
Handels- und Betreibungsregister, Versicherungs-<br />
und Bankerklärungen sowie<br />
allfällige Bankgarantien nicht mehr von<br />
Beginn weg vorlegen. Neu können Anbietende<br />
einen Teil der Eignungsnachweise<br />
nach abgeschlossener Offertevaluation<br />
nachreichen. Eine dementsprechende<br />
Aufforderung erhalten nur noch<br />
die potentiellen Zuschlagsempfänger.<br />
Dies führt zu einer deutlichen Reduktion<br />
des Anbieteraufwandes.<br />
E-GOVERNMENT<br />
© adel | PIXELIO<br />
Eine Milliarde Sparpotential in der Informatik<br />
der öffentlichen Hand <strong>·</strong> Die<br />
Informatikkosten von Bund, Kantonen<br />
und Gemeinden betragen heute pro Jahr<br />
rund 3 Milliarden Franken. Obwohl die<br />
Anforderungen oft dieselben seien, lassen<br />
viele öffentliche Stellen ihre eigenen<br />
Lösungen entwickeln oder kaufen teure<br />
proprietäre Software ein, sagt der<br />
Waadtländer Regierungsrat François<br />
Marthaler. Täten Behörden ihre Applikationen<br />
konsequent gemeinsam entwickeln<br />
und nutzen, könnten künftig gut<br />
eine Milliarde Franken Steuergelder jährlich<br />
gespart werden, schätzt er.<br />
SuisseID: positive Bilanz <strong>·</strong> Die Zahl der<br />
Einsatzmöglichkeiten des elektronischen<br />
Identitätsnachweises ist auf über 110<br />
Anbieter angewachsen. Bis Ende 2010<br />
wurden über 271 000 SuisseIDs bestellt.<br />
Die Palette der Anwendungen in Städten
<strong>·</strong> <strong><strong>KURZNACHRICHT</strong>EN</strong> <strong>·</strong> <strong><strong>KURZNACHRICHT</strong>EN</strong> <strong>·</strong> <strong><strong>KURZNACHRICHT</strong>EN</strong> <strong>·</strong> <strong>KURZNACHRICHT</strong><br />
und Gemeinden erstreckt sich von Umzugs-<br />
und Zivilstandsänderungen bis zu<br />
gewerbepolizeilichen Bewilligungen. Bereits<br />
aktiv sind auch die Kantone GE, JU,<br />
SG, TG und ZH, welche die SuisseID für<br />
spezifi sche E-Government-Dienstleistungen<br />
einsetzen. Mit dem Portal ESTV SuisseTax<br />
der Eidgenössischen Steuerverwaltung<br />
wird eine weitere wichtige<br />
Applikation ihren Dienst aufnehmen.<br />
UMWELT<br />
© Grace Winter | PIXELIO<br />
Mögliche Teilnahme der Schweiz am<br />
Projekt E-Zoll der EU <strong>·</strong> Der Bundesrat<br />
hat beschlossen, der EU exploratorische<br />
Gespräche über eine mögliche Teilnahme<br />
der Schweiz an ihrem E-Zoll-Projekt vorzuschlagen.<br />
Das Projekt bezweckt die<br />
Modernisierung und durchgehende Informatisierung<br />
der Zollverfahren innerhalb<br />
der EU. Kern der Neuerung ist<br />
einerseits die direkte Interaktion der<br />
Zollabfertigungssysteme der 27 EU-<br />
Mitgliedstaaten untereinander und anderseits<br />
die Vernetzung mit den Wirtschaftsteilnehmern.<br />
Weltweit erstes Wasserstoffkraftwerk<br />
in Betrieb <strong>·</strong> Der italienische Energiekonzern<br />
Enel hat in der Nähe von Venedig<br />
ein mit Wasserstoff gespeistes Kraftwerk<br />
in Betrieb genommen. Die Anlage<br />
ist auf eine Gesamtkapazität von 16<br />
Megawatt ausgelegt. Während zwölf<br />
Megawatt Stromleistung aus dem Heizblock<br />
stammen, werden zusätzlich vier<br />
Megawatt mit Hilfe der Wärmerückführung<br />
aus der entstehenden Heissluft<br />
erzeugt. Die 50 Millionen Euro teure<br />
Anlage wird mit 1,3 Tonnen Wasserstoff<br />
pro Stunde beschickt. Bei Vollbetrieb ist<br />
eine Jahresproduktion von 60 Millionen<br />
Kilowattstunden zu erwarten.<br />
Öko-Bewusstsein erhöht die Arbeitsmoral<br />
<strong>·</strong> Das Öko-Image eines Unternehmens<br />
steigert die Zufriedenheit der<br />
Belegschaft mehr als der rein wirtschaftliche<br />
Erfolg, behaupten Forscher der University<br />
of Massachusetts (USA). Deutlich<br />
zeige sich, dass die Wahrnehmung der<br />
ökologischen Performance des Arbeitgebers<br />
mit allgemein hoher Arbeitszufriedenheit<br />
einhergeht, während es keinen<br />
Zusammenhang zur ökonomischen<br />
Entwicklung gäbe.<br />
BILDUNG<br />
Schüler wollen Nachhaltigkeit im Unterricht<br />
lernen <strong>·</strong> Sieben von zehn Jugendlichen<br />
fordern mehr Nachhaltigkeit<br />
im Schullehrplan. Dem Vorurteil, junge<br />
Menschen seien desinteressiert an sozialund<br />
umweltpolitischen Themen, widerspricht<br />
die Studie «Jugend und Nachhaltigkeit»<br />
der Schweizer Bildungskoalition<br />
der Nicht-Regierungsorganisationen. Gar<br />
84 Prozent gaben an, sich in der Freizeit<br />
engagieren zu wollen, wenn sie wüssten,<br />
wie sie sich beteiligen könnten.<br />
SICHERHEIT<br />
© Gerd Altmann | PIXELIO<br />
© Silke Kaiser | PIXELIO<br />
Meilensteine im Aufbau des Sicherheitsverbundes<br />
Schweiz verabschiedet<br />
<strong>·</strong> Der Bundesrat hat am im Einklang<br />
mit den Kantonen den Aufbau der sicherheitspolitischen<br />
Agenda vereinbart. Im<br />
Vordergrund steht dabei die Frage, wie<br />
die Mittel des Bundes und der Kantone<br />
effi zient und effektiv zusammenwirken<br />
können. Vertreter des Bundes und der<br />
Kantone treffen sich nun vierteljährlich,<br />
um sicherheitspolitische Fragen von gemeinsamem<br />
Interesse zu besprechen.<br />
Weiter soll ein Delegierter des Bundes<br />
und der Kantone gewählt werden, welche<br />
den Konsultations- und Koordinationsmechanismus<br />
des Sicherheitsverbundes<br />
Schweiz aufbaut.<br />
Bundesrat will Schutz im Cyberspace<br />
verstärken <strong>·</strong> Der Bundesrat hat eine Aussprache<br />
über die Bedrohung der Schweiz<br />
durch Angriffe aus dem Cyberspace und<br />
über mögliche Gegenmassnahmen geführt.<br />
Er hat entschieden, die Schutzmassnahmen<br />
gegen solche Angriffe auf<br />
die Schweiz zu verstärken. Er ernennt<br />
dazu Divisionär Kurt Nydegger zeitlich befristet<br />
zum Projektleiter für Cyber Defence.<br />
Dieser wird eine Expertengruppe<br />
leiten, die bis Ende 2011 eine gesamtheitliche<br />
Strategie des Bundes gegen Cyber-<br />
Bedrohungen ausarbeiten soll.<br />
Monitoringsystem sagt Erdrutsche<br />
voraus <strong>·</strong> Eine Forschergruppe des Mailänder<br />
Polytechnikums hat ein bisher<br />
einzigartiges Frühwarnsystem für Erdrutsche<br />
in Gebirgstälern entwickelt. Mit<br />
Hilfe der Systems «Prometeo» können<br />
auch kleinste Gesteinsöffnungen und<br />
-verschiebungen ermittelt werden. Das<br />
multidisziplinäre Team hat deshalb ein<br />
System aus herkömmlichen und neu<br />
entwickelten Sensoren zur Anwendung<br />
gebracht, die selbst mikroskopisch winzige<br />
Risse im Mineralaufbau des Gesteins<br />
erkennen und akute Gefahrensituationen<br />
richtig interpretieren.<br />
FINANZEN<br />
© Rainer Sturm | PIXELIO<br />
Aus für Steuerparadies: Reiche Ausländer<br />
verlassen Zürich <strong>·</strong> 2009 haben<br />
die Zürcher Stimmberechtigten für eine<br />
Initiative der politischen Linken gestimmt,<br />
fiskalische Privilegien abzuschaffen und<br />
Bürger strikt nach ihrer wirtschaftlichen<br />
Leistungsfähigkeit zu besteuern. Gemäss<br />
der Zürcher Finanzdirektion haben der<br />
Neuregelung zufolge von den 201 Pauschalbesteuerten,<br />
die Ende 2008 in Zürich<br />
registriert waren, schon 92 den Kanton<br />
verlassen.<br />
SKR 1/11 9
NEW PUBLIC MANAGEMENT<br />
Vergabepraxis<br />
«Malaise in der Vergabepraxis»<br />
– Ingenieure schlagen Alarm<br />
von Patrick Aeschlimann<br />
Seit 15 Jahren werden Planerleistungen öffentlich ausgeschrieben und die Ingenieurbüros müssen sich auf<br />
dem freien Markt behaupten. Nun beklagen sie sich über enormen Preisdruck, sinkende Löhne, Gefährdung<br />
der Treuhandfunktion und Nachwuchsprobleme. Eine Studie enthüllte: Der Wettbewerb führt gar zu volkswirtschaftlichen<br />
Mehrkosten.<br />
Wenn ein Berufsverband wie die Schweizerische<br />
Vereinigung beratender Ingenieur<br />
unternehmungen (USIC) ihre Mitglieder<br />
und Auftraggeber der öffentlichen<br />
Hand zu einer Podiumsdiskussion mit<br />
dem Titel «Malaise in der Vergabepraxis:<br />
Wachsender Preisdruck gefährdet Treuhandfunktion»<br />
einlädt, dann ist Feuer im<br />
Dach. Tatsächlich ist die Planerbranche<br />
unzufrieden mit der Situation auf dem<br />
Markt. Seit 1995 aufgrund eines GATT-<br />
Übereinkommens das Bundesgesetz über<br />
das öffentliche Beschaffungswesen (BoeB)<br />
implementiert wurde, müssen alle grösseren<br />
Aufträge der öffentlichen Hand<br />
auch öffentlich ausgeschrieben werden.<br />
Was dem effi zienten Umgang mit Steuergeldern<br />
und der Eindämmung der Korruption<br />
dienen sollte, hat sich nach Ansicht<br />
der Ingenieure in eine gefährliche Richtung<br />
entwickelt: Sie kämpfen mit stei-<br />
10 SKR 1/11<br />
gender Arbeitsbelastung, sinkenden Löhnen<br />
und Dumpingangeboten aus den eigenen<br />
Reihen. Der Beruf verliert an Attraktivität<br />
und lockt immer weniger junges<br />
Fachpersonal an.<br />
Probleme vor allem<br />
in den Gemeinden<br />
Konkret bemängelte die USIC an der Podiumsdiskussion<br />
am 10. November letzten<br />
Jahres in Bern die zu hohe Gewichtung<br />
des Preises anstelle der Qualität in vielen<br />
Vergabeverfahren. Vor allem bei grösseren<br />
Projekten sei es unmöglich, die genauen<br />
Kosten schon in der Planungsphase<br />
zu bestimmen. In der Folge fi ndet sich immer<br />
ein Planungsbüro, welches den Auftrag<br />
aus verschiedenen Gründen unbedingt<br />
möchte und darum die Konkurrenten<br />
mit einem Dumpingangebot aus-<br />
© Peter Kirchhof | PIXELIO<br />
bootet. Als Konsequenz daraus müssen<br />
immer mehr unbezahlte Überstunden geleistet<br />
werden und die Gefahr steigt, dass<br />
die Arbeit nicht optimal gemacht wird.<br />
Die Versicherung der Branche sieht sich<br />
vermehrt mit Schadensfällen konfrontiert.<br />
Da eine saubere Planung die Kosten<br />
des Gesamtprojekts senkt, kann eine suboptimale<br />
Planung teuer werden: «Wenn<br />
das Geld nicht reicht, wird auf Minimalismus<br />
gesetzt. Das ist für die ökonomische<br />
Einsetzung der öffentlichen Mittel<br />
keine gute Sache», sagt Heinz Marti, Vizepräsident<br />
der USIC. Er fordert, dass die<br />
Aufraggeber eine höhere Sensibilität gegenüber<br />
Tiefpreisangeboten entwickeln<br />
und Offerten, die nicht einmal die Lohnkosten<br />
decken können, nicht mehr berücksichtigen.<br />
Ein weiteres Problem für<br />
die Planer sind unklare Ausschreibungen:<br />
Besonders kleinere Gemeinden, für welche<br />
die Vergabe von grösseren Bauprojekten<br />
nicht alltäglich ist, sind mit einer<br />
komplexen Ausschreibung schnell überfordert.<br />
Die Folge sind unvergleichbare<br />
Offerten die sich im Preis schnell um das<br />
Doppelte unterscheiden können und wenig<br />
über die tatsächlich entstehenden<br />
Kosten aussagen.<br />
Unterstützung erhalten die Ingenieure<br />
vom Forschungsinstitut für empirische<br />
Ökonomie und Wirtschaftspolitik der HSG.<br />
Im Jahr 2006 kam die Studie «Volkswirtschaftliche<br />
Kosten bei öffentlichen Ausschreibungen<br />
von Planeraufträgen» von<br />
Franz Jaeger, dem damaligen Leiter des<br />
Instituts, zum Schluss, dass öffentliche<br />
Vergaben unter einem Schwellenwert von<br />
600’000 Franken volkswirtschaftliche Kosten<br />
verursachen, welche den Nutzen überschreiten.<br />
Es entstehe ein sogenannter<br />
«redundanter Wettbewerb». Gegenwärtig<br />
liegen diese Schwellenwerte, je nach Auf-
traggeber, zwischen 150’000 und 383’000<br />
Franken. Diese Studie sei überhaupt nicht<br />
zur Kenntnis genommen worden, bemängelt<br />
die USIC.<br />
«Ingenieure sollen<br />
anständige Löhne zahlen»<br />
Die öffentlichen Auftraggeber zeigen wenig<br />
Verständnis für die Anliegen der Planer.<br />
Für Jürg Röthlisberger, Vizedirektor des<br />
Bundesamts für Strassen (ASTRA) und in<br />
dieser Funktion grösster öffentlicher Auftraggeber<br />
der Schweiz, sind die Probleme<br />
der Ingenieure hausgemacht: «Wenn sie<br />
anständige Löhne zahlen würden, könnten<br />
sie auch nicht mehr so günstige Offerten<br />
machen.» Die Ingenieure hätten sich<br />
noch immer nicht an das Klima des Wettbewerbs<br />
angepasst und müssten mehr in<br />
die betriebswirtschaftliche Ausbildung investieren.<br />
Die Branche funktioniere heute<br />
«Dumpingpreise in der Planerpranche<br />
belohnen den Minimalisten»<br />
Heinz Marti<br />
Stv. CEO TBF + Partner AG,<br />
Vizepräsident USIC-CH<br />
SKR: Sie sprechen von einer «Malaise in der Vergabepraxis». Wo liegt<br />
ihr Ursprung und wie äussert sie sich?<br />
Heinz Marti: Seit der Einführung der neuen Richtlinien im öffentlichen<br />
Beschaffungswesen werden auch Ingenieur- und Planungsleistungen<br />
gleich vergeben wie Unternehmerleistungen. Das Problem<br />
ist, dass auch wenn der Preis nicht sehr hoch gewichtet wird, er<br />
letztlich trotzdem ausschlaggebend ist, vor allem wenn die Planer<br />
von den Referenzen und Schlüsselpersonen her gleichartig sind. Die<br />
Ingenieurbranche leidet unter dem. Ein niedriger Preis bei der Planungsleistung<br />
belohnt den Minimalismus, weil man gezwungen ist<br />
mit einem niedrigen Preis die Planungsleistung so zu optimieren,<br />
dass man irgendwie mit dem verfügbaren Geld zum Ziel kommt.<br />
Wenn die Planungsleistung sorgfältig gemacht wird, hat sie eine<br />
enorme Hebelwirkung auf den Endpreis eines Projektes. Dem wird<br />
heute viel zu wenig Rechnung getragen. Leider macht bei den Vergaben<br />
fast immer ein Ingenieurbüro ein Tiefpreisangebot. Dies geschieht<br />
weil entweder Kapazitäten frei sind, oder man den Auftrag<br />
für die Referenzen braucht. Die Versicherung unseres Berufsverbandes<br />
stellt in letzter Zeit fest, dass die Schadensfälle zunehmen.<br />
SKR: Hat sich das Verhältnis zwischen Auftraggeber und Planer in<br />
den letzten Jahren verändert?<br />
H. M.: Seit die neue Vergabepraxis praktiziert wird, sind Fronten<br />
entstanden. Das kann nicht gut sein, denn der Planer ist eigentlich<br />
NEW PUBLIC MANAGEMENT<br />
Vergabepraxis<br />
in einem Klima des Futterneides, kein Büro<br />
möge einem anderen die Aufträge gönnen,<br />
meint Röthlisberger.<br />
Einig sind sich Ingenieure und Auftraggeber<br />
in einem Punkt: Beide Seiten sind<br />
auf eine gute Zusammenarbeit angewiesen.<br />
Die Qualität der schweizerischen Infrastruktur<br />
hängt massgeblich von einem<br />
guten Verhältnis zwischen öffentlichen<br />
Auftraggebern und Ingenieuren ab.<br />
Interview von Patrick Aeschlimann<br />
der Treuhänder des Bauherrn. In der Bauleitung ist das noch viel<br />
extremer. Dort muss der Planer schauen, dass der Bauherr wirklich<br />
nur das bezahlt, was er bestellt hat. Der Aufwand dies zu tun,<br />
nimmt zu, aber die Honorare nehmen ab. Diese Schere öffnet sich.<br />
Damit ist dieser treuhänderische Auftrag gefährdet.<br />
«Der Druck auf die Mitarbeiter ist massiv<br />
höher als noch vor ein paar Jahren»<br />
SKR: Wie ist diese Treuhandfunktion der Ingenieure zu verstehen?<br />
H. M.: Bei jedem Projekt gibt es verschiedene Möglichkeiten ans Ziel<br />
zu kommen. Am Anfang sollte man alle Varianten ausloten und die<br />
Vor- und Nachteile abwägen. Wenn man wegen eines schlechten<br />
Preises auf Minimalismus setzen muss, nimmt man eher nicht die<br />
optimale Lösung, sondern einfach eine, die funktioniert. Vielfach ist<br />
der Bauherr bei Spezialfragen kein Fachmann und auf das angewiesen,<br />
was der Planer ihm sagt. Noch extremer ist es in der Bauleitung:<br />
Der Bauleiter ist der treuhänderische Beauftragte des Bauherrn<br />
gegenüber dem Unternehmer. Wenn er aus Honorargründen<br />
zu wenig auf der Baustelle präsent ist, dann zahlt der Bauherr einfach<br />
die Rechnungen. Ob diese gerechtfertigt sind, bleibt unklar und<br />
das kann viel Geld kosten.<br />
SKR: Franz Jaeger spricht in seiner Studie von redundantem Wettbewerb.<br />
Wieso ist gerade in ihrer Branche dieses Problem aufgetaucht?<br />
H. M.: Man ist in die neue Praxis des Vergabewesens so reingeschlittert.<br />
Früher ist zum Teil schon Missbrauch betrieben worden, da<br />
Aufträge immer mehr oder weniger frei vergeben worden sind. Das<br />
führte bei den Auftraggebern zu gewaltigen Machtfaktoren. Dieses<br />
System konnte nicht mehr so weitergehen. Aber man korrigierte,<br />
bis man in den Extremismus gekommen ist. Die Studie von Franz<br />
Jaeger hat niemand zur Kenntnis genommen, auch die Politiker<br />
nicht. Man müsste die Schwellenwerte für freihändige Vergaben<br />
massiv höher ansetzen. Öffentliche Ausschreibungen sind entsprechend<br />
dieser Studie nur volkswirtschaftlich sinnvoll, wenn das<br />
SKR 1/11 11
NEW PUBLIC MANAGEMENT<br />
Vergabepraxis<br />
Honorarvolumen über 600’000 Franken liegt. Das ist von Gesetzes<br />
wegen heute nicht möglich und hat natürlich andere Nachteile,<br />
etwa dass der Eine oder Andere seinem Kollegen Aufträge zuschanzt.<br />
Schon vor den neuen Regeln verlief der Grossteil der Vergaben<br />
korrekt ab. Jetzt hat man die Situation, dass die Planungsleistung<br />
dermassen unter einem Preisdruck ist, dass sie von der<br />
Qualität her nicht mehr die Zielerreichung erbringen kann.<br />
SKR: Der Markt ist etwas speziell: Auf der einen Seite haben wir<br />
starke Nachfrager wie ASTRA und SBB, auf der anderen Seite steht<br />
ein hoch fragmentierter Anbietermarkt mit vielen kleinen Planungsbüros.<br />
Was hat das für Konsequenzen?<br />
H. M.: Die Nachfrager haben eine grosse Macht weil man es sich als<br />
Planer nicht erlauben kann einen Fehler zu machen. Man muss Referenzprojekte<br />
abgeben und Referenzpersonen nennen und wenn<br />
drei Anbieter in etwa gleich sind, auch preislich, dann gibt eine negative<br />
Referenz Punkteabzug. Also gibt sich jeder Mühe, auch wenn<br />
er einen unschönen Preis hat, die Leistung so gut als möglich zu<br />
erbringen. Die Wahrnehmung der Auftraggeber ist so geworden,<br />
dass sie auch bei einem schlechten Preis eine gute Leistung erhalten.<br />
Der Druck auf die Mitarbeiter ist massiv höher als noch vor ein<br />
paar Jahren. Die tiefen Honorare werden mit unbezahlten Überstunden<br />
abgearbeitet und der Planer ist vom Typ her einer, der<br />
Freude am Beruf hat. Unsere Mitarbeiter erbringen die Leistungen<br />
aus Solidarität zum Arbeitgeber und zum Projekt. Verglichen mit<br />
anderen akademischen Berufen ist der Lohn schlechter, weil die Honorare<br />
keine besseren Löhne hergeben. Für junge Leute ist das natürlich<br />
nicht sehr attraktiv. Die Solidarität unter den Büros spielt<br />
leider auch nicht: Wenn man Aufträge nur über den Preis holen<br />
kann, macht man es eben so.<br />
SKR: Die Auftraggeber sagen, dass die Ingenieure Preise und Löhne<br />
selber machen. Wieso bieten Planungsbüros ihre Leistungen zu unrealistisch<br />
tiefen Preisen an? Kann die USIC nichts dagegen tun, etwa<br />
mit Mindestlöhnen?<br />
H. M.: Die USIC als patronaler Berufsverband lehnt jegliche kartellartigen<br />
Absprachen bei Preisen und Löhnen aus Nachhaltigkeitsgründen<br />
ab. Eine Absprache der Löhne ist in unserer Branche insofern<br />
schwierig, weil auch unsere Auftraggeber der öffentlichen<br />
Hand gute Ingenieure brauchen und Leute mit Angeboten aus den<br />
pri vaten Büros abwerben, die ein normales Ingenieurbüro nicht<br />
machen kann. Jedes Büro ist auch ein Unternehmen. Wenn einer<br />
mit einem tiefen Preis arbeiten will und spekuliert, dass er diesen<br />
im Laufe der Projektentwicklung irgendwie hinbiegen kann, dann<br />
ist das seine unternehmerische Freiheit. Das wollen und können<br />
wir nicht einschränken. Wir Planer kommen aus dem Teufelskreis<br />
der Dumpingpreise aus eigener Kraft nicht mehr heraus. Unser<br />
Appell an die Auftraggeber ist, dass sie intervenieren, wenn einer<br />
mit einem Preis kommt, der nicht einmal die Löhne deckt. Solche<br />
Exzesse muss man auch seitens der Auftraggeber zu unterbinden<br />
versuchen. Wir haben in der USIC auch eine Art Ehrenkodex: Vergaben<br />
werden nur im äussersten Notfall angefochten um den Be-<br />
12 SKR 1/11<br />
hörden auch Mut zu machen, einmal eben nicht den Billigsten zu<br />
nehmen.<br />
SKR: Sind vor allem kleinere Auftraggeber wie Gemeinden problematisch,<br />
weil grosse Vergaben für sie nicht alltäglich sind?<br />
«Fast alle Büros machen<br />
Tiefpreisangebote. Ich wurde durch die<br />
Umstände auch schon dazu gezwungen.»<br />
H. M.: Das ist sicher ein Problem. Das sind aber oft Aufträge, die in<br />
den Dimensionen noch überblickbar sind. Häufi g sehen aber genau<br />
diese Projekte am Schluss ganz anders aus als am Anfang.<br />
SKR: Was können die Auftraggeber tun, um die Situation zu verbessern?<br />
H. M.: Sie müssen ihren verfügbaren Spielraum vollumfänglich ausnützen,<br />
so dass Dumpingangebote abgelehnt werden. Die Bereitschaft<br />
dazu fehlt leider oft.<br />
SKR: Was können die Ingenieure tun, um die Situation zu verbessern?<br />
H. M.: Wir führen Aussprachen mit Mitgliedern, welche mehrmals<br />
mit Tiefpreisangeboten in Ausschreibungen auftauchen. Juristisch<br />
gibt es keine Möglichkeit etwas zu unternehmen.<br />
SKR: Wie reagieren diese Mitglieder an den Aussprachen?<br />
H. M.: Immer gleich. Jeder sagt: Ich wollte diesen Auftrag unbedingt.<br />
Es war eine spezielle Konstellation und ich hatte gerade die<br />
richtigen Leute frei. Die Argumente leuchten ein und es betrifft<br />
nicht immer die gleichen Büros. Fast alle machen das hin und wieder.<br />
Ich wurde durch die Umstände auch schon dazu gezwungen.<br />
SKR: Also scheint es sich für die Planer trotzdem zu lohnen, ab und<br />
zu ein Dumpingangebot zu platzieren.<br />
H. M.: Setzt man die Saläre der Schlüsselpersonen in Relation zu der<br />
Verantwortung, dann sind sie nicht auf dem gleichen Niveau wie<br />
etwa bei einem Anlageberater oder einem Juristen, bei denen die<br />
Verantwortung ausschliesslich beim Kunden liegt. Ingenieurleistungen<br />
werden heute in der Öffentlichkeit nur noch wahrgenommen,<br />
wenn etwas schief läuft. Sonst ist alles selbstverständlich. Unsere<br />
Branche trägt eine enorme Verantwortung, dafür sind wir auch<br />
gut versichert. Gehen sie zu einem Juristen und sagen, dass sie eine<br />
Garantie über den Ausgang eines Prozesses wollen. Die werden sie<br />
niemals bekommen. Wir sind gezwungen das zu tun und das ist auch<br />
richtig so. Der Bauherr muss sich auf unsere Arbeit verlassen können.
NEW PUBLIC MANAGEMENT<br />
Vergabepraxis<br />
«Die Ingenieure machen Löhne und Preise selbst»<br />
Jürg Röthlisberger<br />
Vizedirektor Bundesamt für<br />
Strassen (ASTRA), Leiter Abteilung<br />
Strasseninfrastruktur<br />
SKR: Die USIC spricht von einer «Malaise in der Vergabepraxis». Gibt<br />
es diese Ihrer Meinung nach?<br />
Jürg Röthlisberger: Von mir aus gesehen gibt es keine Malaise. Im<br />
Gegenteil: Das neue Beschaffungsrecht hat den grossen Vorteil,<br />
dass die Spielregeln bekannt sind und sich alle Anbieter um einen<br />
Auftrag bewerben können. Es waren unter anderem die Ingenieure<br />
selber, die diese Neuordnung wollten. Das ist volkswirtschaftlich<br />
richtig. Was wir heute machen, ist viel besser als früher. Die Probleme<br />
liegen im Detail.<br />
SKR: Hat sich das Verhältnis zwischen Auftraggeber und Planer in<br />
den letzten Jahren verändert?<br />
J. R.: Nicht verändert hat sich die Verantwortung, welche die Ingenieure<br />
für ihren Auftraggeber tragen, fühlen und leben. Das Treuhandelement<br />
ist nicht abhanden gekommen. Was sich geändert<br />
hat, ist die Verrechnungsart: Es gibt keinen garantierten Tarif mehr,<br />
sondern man ist in einem Wettbewerb. Damit muss sich eine andere<br />
Denkweise ergeben, ein unternehmerisches Element ist mit<br />
hineingekommen. Das haben noch nicht alle Ingenieurbüros realisiert.<br />
Früher ist nicht einmal immer ein schriftlicher Vertrag gemacht<br />
worden. Insgesamt ist es heute sehr viel transparenter, auch<br />
für den Auftragnehmer, und die Büros werden alle gleich behandelt.<br />
Die Behörden hatten früher eine unglaubliche Vergabemacht. Heute<br />
kann ich nicht mehr willkürlich nach einer Liste sagen, wer gerade<br />
mit dem Auftrag an der Reihe ist.<br />
SKR: Franz Jaeger spricht in einer Studie über die Branche von redundantem<br />
Wettbewerb und fordert, die Schwellenwerte auf 600’000<br />
Franken zu erhöhen. Teilen Sie diese Meinung?<br />
J. R.: Ich sehe dieses Problem nicht. Meine Erfahrung ist, dass 600’000<br />
Franken viel zu hoch sind. Wenn die Schwellenwerte so hoch wären,<br />
wäre das ein Rückfall in die Zeiten vor dem neuen Beschaffungsrecht.<br />
80 Prozent unserer Verträge sind unter diesem Betrag.<br />
SKR: Der Markt ist etwas speziell: Auf der einen Seite haben wir<br />
starke Nachfrager wie ASTRA und SBB, auf der anderen Seite steht<br />
Interview von Patrick Aeschlimann<br />
ein hoch fragmentierter Anbietermarkt mit vielen kleinen Planungsbüros.<br />
Was hat das für Konsequenzen?<br />
J. R.: Die Schweizer Baulandschaft ist so, weil das offensichtlich der<br />
Nachfrage entspricht, sonst hätten sich die Strukturen angepasst.<br />
Es gibt ein paar grosse Auftraggeber in der Schweiz, etwa die SBB,<br />
das ASTRA und einige grössere Kantone. Daneben gibt es viele<br />
kleine Gemeinden. Das Volumen der grossen Vergeber ist kleiner als<br />
die Summe der Kleinen. Insofern macht die klein strukturierte<br />
Schweizer Unternehmerlandschaft durchaus Sinn. Beim Infrastrukturwesen<br />
ist oft auch lokales Wissen gefragt, etwa wenn man die<br />
Sanierung einer ARA, eine neue Gemeindestrasse oder ein neues<br />
Wasserreservoir an der Gemeindeversammlung verkaufen muss.<br />
«Mit Jammern fi ndet man keinen<br />
Nachwuchs, das macht den Beruf<br />
nicht attraktiver.»<br />
SKR: Die Ingenieure meinen, dass sie heute auch bei einem schlechten<br />
Preis eine gute Leistung bringen müssen, da ansonsten wegen<br />
der grossen Marktmacht der Vergeber ihr Ruf ruiniert wird. Die<br />
Preise und Löhne sinken, aber die Arbeitsbelastung steigt.<br />
J. R.: Das ist dann doch eher ein Gejammer. Die Ingenieure machen<br />
die Löhne und die Preise selbst. Ich verstehe nicht, wieso eine Kindergärtnerin<br />
mehr verdient als ein Bauingenieur. Das ist ein Fehler.<br />
Aber das ist nicht der Fehler der Kindergärtnerin, sondern der des<br />
Bauingenieurs. Die USIC könnte in ihren Verbandsrichtlinien Minimallöhne<br />
garantieren. Jeder der sich jetzt beschwert, ist im Turnus<br />
einer, der einen Auftrag kauft. Jedes Büro macht das. Das sind strategische<br />
Entscheide der Geschäftsleitung, nach meiner Einschätzung<br />
oft auch, um den Konkurrenten «zu verhindern».<br />
SKR: Die USIC sagt, dass der wachsende Preisdruck die Treuhandfunktion<br />
gefährdet und die tiefen Preise ein grosses Risiko für mindere<br />
Qualität seien, da sie den Minimalismus fördern. Die Konsequenzen<br />
seien mehr Schadensfälle und höhere Gesamtprojektkosten.<br />
J. R.: Das Treuhandelement ist uns sehr wichtig und das gibt es<br />
nach wie vor. Meine Erfahrung zeigt, dass die Treuhandfunktion<br />
nicht eine Funktion des Preises ist. Auch die Qualität der Leistungen<br />
ist es nicht. Ein Problem ist der Mangel an Personal in den Büros. Sie<br />
nehmen so viele Aufträge an, wie sie bekommen können und sind<br />
dann massiv über ihren Kapazitäten. Das ist ein viel grösseres Problem<br />
als das Nicht-Bewusstsein einer Treuhandfunktion.<br />
SKR: Die Ingenieure sagen, dass sie ihnen gar nicht die vollen Kosten<br />
verrechnen könnten, weil halt immer einer den Auftrag unbedingt<br />
braucht und ein Dumpingangebot macht.<br />
J. R.: Wenn es stimmen würde, dass sie nicht kostendeckend arbei-<br />
SKR 1/11 13
NEW PUBLIC MANAGEMENT<br />
Vergabepraxis<br />
ten, dann wären die alle vom Markt. Aber auch nach 10 Jahren Gejammer<br />
sind alle noch da. Natürlich hat jede Unternehmung erfolgreiche<br />
und weniger erfolgreiche Aufträge. Es muss eine unternehmerische<br />
Anforderung sein, dass die Summe der Erfolge grösser ist,<br />
als die der Misserfolge. Vielleicht liegt es auch an der Mentalität der<br />
Ingenieure: Man wird Ingenieur weil man Freude an der Technik hat,<br />
an den physikalischen Grundsätzen, an der Statik und Dynamik.<br />
Aber an keiner Ingenieurschule wird Betriebswirtschaft auch nur<br />
annähernd genügend geschult.<br />
SKR: Die USIC sagt, dass Ingenieurdienstleistungen nicht als intellektuelle,<br />
kreative Arbeit verstanden werden, sondern als Ware, die beliebig<br />
austauschbar und einkaufbar ist.<br />
J. R.: Es ist Sache der Branche sich zu positionieren. Mit Jammern<br />
fi ndet man keinen Nachwuchs, das macht den Beruf nicht attraktiver.<br />
Wenn uns Qualität zu Tiefstpreisen angeboten wird, wären wir unprofessionell,<br />
wenn wir es nicht akzeptieren würden. Das dürften wir<br />
auch gar nicht, schliesslich vergeben wir Steuergelder. Alle Bemühungen<br />
die wir im Sinne der USIC machen, laufen ins Leere: Wenn wir<br />
den Preis nur zu 20 Prozent als Vergabekriterium berücksichtigen und<br />
uns Firmen, die bei den anderen Kriterien top sind, einen sehr günstigen<br />
Preis anbieten, dann ist halt doch der Preis massgebend.<br />
SKR: Oft seien die Ausschreibungen so ungenau, dass die Planer<br />
extrem viel Spielraum haben und die Offerten nicht mehr vergleichbar<br />
sind?<br />
J. R.: Hier beschwert sich die USIC zu Recht. Schlechte Ausschreibungsunterlagen<br />
sieht man häufi g, vor allem im Beschreib der Bauherren.<br />
Innerhalb von 10 Tagen können die Ingenieure Rekurs gegen<br />
eine Ausschreibung einlegen, wenn sie denken sie sei nicht brauchbar.<br />
SKR: Probleme tauchen laut der USIC eher bei kleinen Gemeinden<br />
als Auftraggeber auf, die vielleicht nur alle zehn Jahre ein grösseres<br />
Projekt zu Vergeben haben.<br />
J. R.: Dort sehe ich das Problem. Die Gemeinden leisten sich zunehmend<br />
keine eigenen professionellen Bauherren und Ingenieure<br />
mehr. Dies geschieht aus Budgetgründen und weil man das Perso-<br />
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14 SKR 1/11<br />
nal nicht mehr fi ndet. Das ist relativ gefährlich. Die Infrastruktur<br />
verkommt so zu einem untergeordneten Geschäft. Für die Ingenieure<br />
ist es aber auch eine Chance: Die USIC sollte als Berater der<br />
Gemeinden tätig sein. Die einzelnen Büros müssen sich aktiv darum<br />
bemühen. Diese Bauherrenunterstützung, wenn also die Bauherrenfunktion<br />
nicht mehr durch eigene Leute sondern durch zugekaufte<br />
wahrgenommen wird, müssen sie zunehmend anbieten.<br />
SKR: Was können die Ingenieure tun, um die Situation zu verbessern?<br />
J. R.: Sie sollen keine Gratisleistungen mehr erbringen, gerade etwa<br />
bei Beratungen für Gemeinden und in den Schulen ansetzen, damit<br />
sie Nachwuchs bekommen. Mehr Personal zu holen ist schlicht eine<br />
Notwendigkeit. Und das dritte ist, kein Angebot mehr unter den<br />
Selbstkosten, aufhören, Aufträge zu kaufen. Unter den Ingenieuren<br />
herrscht teilweise eine Kultur des Futterneids. Das bringt die Branche<br />
nicht weiter. Sie hören nie einen Arzt, der in der Öffentlichkeit einen<br />
anderen Arzt kritisiert, aber die Ingenieure machen das. In diesem<br />
Zusammenhang sehe ich auch diese Kultur des systematischen Aufträge<br />
Kaufens. Man will ihn, weil man es dem Andern nicht gönnt.<br />
Dabei hat es für alle genug Aufträge. Das hat vielleicht schon auch<br />
einen Zusammenhang mit den kleinen Strukturen, die wir in der<br />
Schweiz haben. Ich kenne keine andere Branche bei der sich der Futterneid<br />
so durchsetzt. Das hat Einfl uss auf den Preis, das ist klar.<br />
SKR: Was können die Auftraggeber tun, um die Situation zu verbessern?<br />
J. R.: Es gibt heute kein nationales Forum der Bauherren, nur informelle<br />
Kontakte. Das könnte die USIC mal anstossen, insbesondere<br />
bei den Gemeinden. Die haben eine unheimliche Marktmacht und<br />
sind zunehmend nicht mehr professionell. Gefordert ist auch die<br />
politische Ebene. Auf lokaler Ebene fehlt oft das Bewusstsein für die<br />
Sache, das sind fast ausschliesslich Milizpolitiker, die einen ganz anderen<br />
Hintergrund haben.<br />
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Preis vor Qualität:<br />
Ist zuviel Wettbewerb<br />
im Vergabewesen schädlich?<br />
von Patrick Aeschlimann<br />
Für die Ingenieure sind harte Zeiten angebrochen: Der Preiskampf im freien Wettbewerb führt zu sinkenden<br />
Löhnen und Nachwuchsproblemen. Ist die Politik mit ihrer Wettbewerbsgläubigkeit zu weit gegangen? Ist der<br />
Wettbewerb heute Selbstzweck? Kann es sich der Staat im Beschaffungswesen leisten, den Preis höher als die<br />
Qualität zu gewichten? Wir haben in den parlamentarischen Kommissionen für Rechtsfragen und öffentliche<br />
Bauten nachgefragt.<br />
Viola Amherd<br />
CVP-Nationalrätin und<br />
Stadtpräsidentin Brig-Glis,<br />
Kanton Wallis<br />
Hans Grunder<br />
BDP-Nationalrat, Kanton Bern<br />
NEW PUBLIC MANAGEMENT<br />
Politiker Statements zur Vergabepraxis<br />
Schwellenwerte erhöhen<br />
Das Ziel der Submissionsregelung ist die Förderung des Wettbewerbs. Doch dies wird nicht immer<br />
erreicht. So kommt dem Preis bei der Auftragsvergabe eine viel zu grosse Bedeutung zu. Das<br />
verzerrt den Wettbewerb eher. Natürlich muss die öffentliche Hand sorgsam mit den Steuergeldern<br />
umgehen. Aber das heisst in erster Linie: Die Qualität muss stimmen. Wettbewerb dreht<br />
sich nicht um den besten Preis, sondern um das beste Preis-Leistungs-Verhältnis.<br />
Die zu starke Gewichtung der fi nanziellen Seite schränkt den Handlungsspielraum der Behörden<br />
aber drastisch ein. Das ist absurd. Denn gute Qualität heisst auch, dass die Unterhaltskosten tiefer<br />
gehalten werden können. Oder umgekehrt: Arbeiten, die zu einem niedrigeren Preis geleistet<br />
worden sind, folgen leider nicht selten teure Nachbesserungen. Damit wird das Preisargument ins<br />
Gegenteil verkehrt, ohne dass viel dagegen unternommen werden kann.<br />
Die Vorgaben für die Submission sollen einem wettbewerbsverzerrenden «Heimatschutz» entgegenwirken.<br />
Doch die Vertrautheit mit den örtlichen Verhältnissen, die rasche Verfügbarkeit und<br />
die Flexibilität sind gerade bei Arbeitsvergaben, die Service- und Unterhaltsarbeiten nach sich ziehen,<br />
ein zentraler Faktor. Die Schwellenwerte, unter denen z. B. eine freihändige Vergabe möglich<br />
ist, sind jedoch zu tief. Sie müssen angehoben werden. Die Behörden müssen dann aber auch den<br />
Mut haben, den gewonnenen Spielraum auszunutzen.<br />
Der Ingenieur ist der Treuhänder der Bauherrschaft<br />
Als Ingenieurunternehmer stelle ich fest, dass die heutige Gesetzeslage bei der Submission von<br />
Ingenieurdienstleistungen das Ziel Qualität zum wirtschaftlich günstigsten Preis zu erhalten ganz<br />
klar verfehlt wird. Dabei muss man sich insbesondere bewusst werden, was der Ingenieur eigentlich<br />
für eine Funktion ausübt. Er ist in den meisten Fällen der «Treuhänder» der Bauherrschaft.<br />
Wenn man sich dieser Funktion bewusst wird, wird eigentlich sehr schnell klar, dass für die Auswahl<br />
kaum der Preiswettbewerb das richtige Kriterium sein kann. Um Qualität aber auch Effi zienz<br />
erreichen zu können, benötigt es, selbstverständlich neben dem Ingenieurwissen, vor allem ein<br />
Vertrauensverhältnis zwischen dem Ingenieur und dem Auftraggeber. Damit verbunden ist ebenfalls<br />
der nötige fi nanzielle Spielraum, um durch eine Mehrleistung des Ingenieurs schlussendlich<br />
die Qualität und die Kosten des Produktes zu optimieren und auch die Aufwendungen des Auftraggebers<br />
stark zu reduzieren. Die heutige Situation führt jedoch in vielen Fällen genau zum<br />
Gegenteil. Die Aufwendungen für die Durchführung der Submissionen binden auf beiden Seiten<br />
Ressourcen, die einen volkswirtschaftlichen Blödsinn darstellen. Durch den laufenden Wechsel der<br />
Partner müssen zudem für die Abwicklung der Aufträge enorme Zusatzaufwendungen, insbesondere<br />
auf Seite Auftraggeber, erbracht werden. Wählen Sie den Finanztreuhänder oder den<br />
Juristen nach Preiskriterien aus? Ich glaube kaum, also sollten auch beim Auswahlverfahren für<br />
Ingenieurleistungen neue Wege gesucht werden.<br />
SKR 1/11 15
NEW PUBLIC MANAGEMENT<br />
Politiker Statements Statements zur Vergabepraxis<br />
Vergabepraxis<br />
Alec von Graffenried<br />
Nationalrat Grüne, Kanton Bern<br />
Lukas Reimann<br />
SVP-Nationalrat, Kanton St.Gallen<br />
Hans Rutschmann<br />
SVP-Nationalrat, Kanton Zürich<br />
16 SKR 1/11<br />
Qualität ist nicht messbar !<br />
Grosse öffentliche Aufträge sollen grundsätzlich öffentlich ausgeschrieben werden, damit sich das<br />
Gemeinwesen nicht zu teuer und nicht in schlechter Qualität ausstattet. In vielen Bereichen kann<br />
die öffentliche Ausschreibung genau dieses Ziel erreichen. Ähnlich wie bei medizinischen oder<br />
juristischen Dienstleistungen ist jedoch bei Ingenieuraufträgen das Honorar nur ein – wenn auch<br />
ein wichtiges – Kriterium. Ebenso wichtig ist dem Auftraggeber, dass er eine qualitativ hochstehende<br />
Leistung erhält. Oft wählen wir uns genau aus diesem Grund z. B. eine Ärztin oder einen<br />
Arzt, weil wir das Vertrauen in deren Fachkompetenz haben. Diese Qualität ist bei Ingenieurarbeiten<br />
wie bei allen kreativen Tätigkeiten nur schwer messbar und kaum vergleichbar. Damit<br />
entfällt aber das wichtigste Kriterium für die Ausschreibung. Wenn die Qualität bei der Vergabe<br />
nicht geprüft werden kann, muss logischerweise der billigste Anbieter den Zuschlag erhalten. Die<br />
Qualität bleibt dann auf der Strecke.<br />
Konsequenzen:<br />
1. Es erhalten qualitativ immer schlechtere Angebote zu immer billigeren Preisen den Zuschlag.<br />
2. Es entstehen oft zusätzliche Kosten in der Ausführung, weil bei der Planung gespart wurde.<br />
3. Öffentliche Ausschreibungen werden diskreditiert und wenn immer möglich vermieden.<br />
Das war wohl kaum die Absicht des Erfi nders.<br />
Ausschreibungen – eine demokratische Errungenschaft<br />
Ausschreibungen zwingen die staatlichen Akteure, ihre Aufträge nach defi nierten Kriterien zu<br />
vergeben, und sie bieten allen Marktteilnehmern die Chance, an staatliche Aufträge zu kommen.<br />
Es ist möglich, dass unterhalb einer gewissen Volumenschwelle Direktvergaben volkswirtschaftlich<br />
gesehen günstiger wären. Aber der rein wirtschaftlichen Betrachtung muss man die staatspolitische<br />
gegenüberstellen: Es ist eine demokratische Errungenschaft, wenn Willkür möglichst aus<br />
dem staatlichen Handeln verbannt wird. Viele Länder sind davon noch meilenweit entfernt.<br />
Dass der Preis als «simples» Vergabekriterium eine wichtige Rolle spielt, lässt sich in einer Marktwirtschaft<br />
nun einmal nicht umgehen. Aber das heisst nicht, dass nicht auch andere Kriterien<br />
messbar sind, gerade in unserer Zeit der Standards und der Qualitätssicherung. Dass ein Unternehmer<br />
auch einmal zu einem Dumpingpreis offeriert, um an einen für ihn wichtigen Auftrag zu<br />
kommen, ist sein unternehmerischer Entscheid. Allzu oft wird er sich das ohnehin nicht leisten<br />
können, sonst verschwindet er vom Markt. Ingenieurdienstleistungen sind ein kostbares Gut und<br />
sie sind einen anständigen Preis wert. Man hört immer wieder von Ingenieurmangel. Dieser müsste<br />
gemäss Gesetz von Angebot und Nachfrage dazu führen, dass das knappe Gut der Ingenieurleistung<br />
einen tendenziell höheren Preis erzielt, was auch für den Nachwuchs attraktiver wird.<br />
Vorhandenen Spielraum besser nutzen<br />
Die Vergabepraxis der öffentlichen Hand und die entsprechenden gesetzlichen Grundlagen geben<br />
laufend zu Diskussionen Anlass. Hier gibt es natürlich auch ein Spannungsfeld. Einerseits erwartet<br />
man günstige Angebote, andererseits eine qualitativ gute Arbeit. In der Praxis spielt jedoch der<br />
Preis fast immer das entscheidende Kriterium. Dies führt oft zu mangelhaften Projektabwicklungen<br />
und damit zu berechtigtem Unmut bei den unterlegenen Mitbewerbern. Dabei hätten die<br />
Vergabestellen durchaus die Möglichkeit, mittels klar defi nierten Eignungs- und Zuschlagskriterien,<br />
z.B. die Termintreue oder die Lehrlingsausbildung, zu verhindern, dass nur der Preis massgebend<br />
ist. Diese Art von Arbeitsvergabe benötigt jedoch eine sorgfältigere Vorbereitung, gibt<br />
mehr Arbeit und braucht mehr Mut bei der Vergabe. Eine sorgfältigere Arbeitsvergebung wäre<br />
jedoch im Interesse aller Beteiligten, insbesondere auch der Steuerzahler.<br />
Insbesondere bei der Vergabe von Planungsaufträgen wie Ingenieur- und Architekturleistungen,<br />
wo eine kreativere Lösung sogar wirtschaftlicher sein kann, lässt sich eine Vergabe alleine aufgrund<br />
des Preises kaum rechtfertigen. Wichtiger als die Gesetze ist deren sinnvolle Umsetzung.<br />
Hier besteht Handlungsbedarf. Im öffentlichen Beschaffungswesen muss der vorhandene Spielraum<br />
im Interesse eines fairen Wettbewerbes besser genutzt werden.
Daniel Vischer<br />
Nationalrat Grüne, Kanton Zürich<br />
Brigit Wyss<br />
Nationalrätin Grüne,<br />
Kanton Solothurn<br />
NEW PUBLIC MANAGEMENT<br />
Politiker Statements zur Vergabepraxis<br />
Schädlicher Wettbewerb als Folge der Globalisierung<br />
Natürlich ist die Politik heute viel zu wettbewerbsgläubig. Das ist eine allgemeingültige Feststellung.<br />
Sie gilt vor allem dort, wo der Wettbewerb wenig bis nichts zu suchen hat, wie in Forschung<br />
und Wissenschaft. Hier ist er sogar schädlich. Im Beschaffungswesen fragt sich: ist der Wettbewerb<br />
immer echt und fair, vor allem bei grösseren Aufträgen? Sind die Jurys tatsächlich unabhängig<br />
und arbeiten sie nach einheitlichen und transparenten Kriterien? Meine Vermutung:<br />
Kaum immer! Schwellenwerte sind aber zweifelhaft, weil die Falschen bestraft werden könnten,<br />
in dem im kleinen Bereich noch mehr Mauscheleien gefördert würden. Gegen das schädliche<br />
Lohndumping hilft nur die Forderung: Löhne nach Gesamtarbeitsvertrag oder analoge Löhne als<br />
Voraussetzung der Submission. Eine Einschränkung des Wettbewerbs würde das Lohndumping<br />
ohne Minimalvorschriften keineswegs hemmen. Die heutige Entwicklung ist aber auch Folge der<br />
Globalisierung und unserer Gläubigkeit an sie. Auch die WTO zwingt uns zum Wettbewerb, das<br />
war vorauszusehen. Die Wirtschaft pushte indes den Beitritt enorm, auch solche, die jetzt Jammern.<br />
Da ist der Zug wohl abgefahren, also helfen nur nationale Leitplanken!<br />
Für alle Beteiligten eine ständige Herausforderung<br />
Schon die nicht abschliessende Aufzählung der Zuschlagskriterien im Submissionsreglement der<br />
Stadt Solothurn zeigt, dass die Vergabe von Aufträgen sehr anspruchsvoll ist. Zur Ermittlung des<br />
günstigsten Angebots werden Kriterien wie Wirtschaftlichkeit, Preis, Qualität, Termin, Garantie-<br />
und Unterhaltsleistungen, Kundendienst, Betriebskosten, technischer Wert, Zweckmässigkeit,<br />
Ästhetik, Umweltverträglichkeit, Erfahrung usw. herangezogen. Ausserdem werden Aufträge nur<br />
an Anbieter und Anbieterinnen vergeben, welche die Bestimmungen über den Arbeitsschutz und<br />
die Arbeitsbedingungen einhalten. Der Preis ist dabei im Sinne der Nachhaltigkeit sicher ein wesentliches,<br />
aber nicht das ausschlaggebende Kriterium. Da es um rund 34 Milliarden Franken geht,<br />
welche Bund, Kantone und Gemeinden jährlich für die Beschaffung von Bauten, Waren und Dienstleistungen<br />
ausgeben, ist die Politik verpfl ichtet, für die grösstmögliche Transparenz zu sorgen. Die<br />
Ansprüche sind in den letzten Jahren zudem gestiegen und die Herausforderung heute ist nicht das<br />
billigste Projekt zu fi nden, sondern das Angebot mit dem besten Preis/Leistungs verhältnis. Das<br />
bedeutet für die Auftraggebenden, dass sie klare Vorgaben machen müssen und für die Anbietenden,<br />
dass sie auch die Bestimmungen über Arbeitsschutz und Arbeitsbedingungen einhalten<br />
müssen. Andernfalls könnte die Stadt Solothurn gestützt auf ihr Submissionsreglement die Einhaltung<br />
dieser Bestimmungen kontrollieren – aber das wäre wohl kaum im Interesse der Anbieterinnen<br />
und Anbieter.<br />
BLOG<br />
Beteiligen Sie sich an der Diskussion auf:<br />
IST ZUVIEL WETTBEWERB<br />
blog.fachpresse.com<br />
IM VERGABEWESEN SCHÄDLICH?<br />
Der freie Wettbewerb macht nicht alle glücklich: Der<br />
Preiskampf führt unter Umständen zu sinkenden Löhnen,<br />
Überbelastung von Fachkräften und Nachwuchsproblemen.<br />
Ist die Politik mit ihrer Wettbewerbsgläubigkeit<br />
zu weit gegangen? Leiden ausser den Ingenieuren auch<br />
andere Branchen unter Preisdruck? Ist der Wettbewerb<br />
heute Selbstzweck? Kann es sich der Staat im Beschaffungswesen<br />
leisten, den Preis höher als die Qualität zu<br />
gewichten? Trägt die Globalisierung Schuld daran oder<br />
arbeiten die Angestellten der öffentlichen Hand falsch?<br />
Sind die Anreize richtig gesetzt?<br />
Beteiligen Sie sich an der Diskussion im SKR-Blog !<br />
das schweizerische Informationsportal über Marktleistungen für Bund, Kantone und Gemeinden<br />
SKR 1/11 17
NEW PUBLIC MANAGEMENT<br />
Innovationsförderung<br />
Excellence Public 2010<br />
– Auszeichnung für Qualität<br />
in der öffentlichen Verwaltung<br />
von Patrick Aeschlimann<br />
Zum dritten Mal verliehen das Institut de hautes études en administration publique (idheap) und die Schweizerische<br />
Gesellschaft für Verwaltungswissenschaften (SGVW) gemeinsam den Qualitätswettbewerb «Excellence in<br />
der öffentlichen Verwaltung». Vier der fünf Gewinner stammen aus der Romandie.<br />
Oft kritisiert, weisen die öffentlichen Organisationen in Wirklichkeit<br />
eine Vielzahl von innovativen Praktiken und Leistungen auf,<br />
die ins rechte Licht gerückt werden sollten. Diese Aufgabe übernimmt<br />
der Qualitätswettbewerb «Excellence in der öffentlichen<br />
Verwaltung», der am 26. November 2010 in Bern in fünf Kategorien<br />
verliehen wurde. Die Jury setzte sich aus Persönlichkeiten<br />
der Bereichen Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Gesellschaft<br />
18 SKR 1/11<br />
zusammen. Ziel des Wettbewerbs ist es nicht nur öffentliche<br />
Excellence anzuerkennen, sondern auch die innovativen Projekte<br />
bekannt zu machen und dadurch andere Verwaltungen zu inspirieren.<br />
Die SKR stellt die Gewinner der verschiedenen Kategorien vor<br />
und lässt die Preisträger zu Wort kommen:<br />
Kategorie Public Governance:<br />
«Bürgerrechte und Integration – Staatsbürgerschaft verstehen und voll ausüben»<br />
1. «Grundlagen und Prinzipien der Republik und des Kantons<br />
Neuenburg»: Ein Dokument der Rechtswissenschaftlichen<br />
Fakultät der Universität Neuenburg<br />
2. «Leitfaden»: Fasst die Grundlagen und Prinzipien<br />
des Kantons zusammen<br />
3. «Willkommen im Kanton Neuenburg»: Eine Broschüre<br />
mit wichtigen Informationen und nützlichen Adressen<br />
4. «Programm für Integration und staatsbürgerliche<br />
Kenntnisse»: Ein Faltblatt mit angebotenen Kursen<br />
5. «4 saisons à vivre!» ein Kalender mit den wichtigsten Terminen<br />
für soziale und kulturelle Ereignisse in der Region Neuenburg<br />
Die bürgerliche Perspektive mit weitgehendem Stimm- und Wahlrecht<br />
für Ausländer ist eines der wichtigsten Merkmale der Neuenburger<br />
Integrationspolitik. Aber die Staatsbürgerschaft, im «Um die staatsbürgerliche Integration seiner Bewohner<br />
Sinne der «Citoyenneté», geht über die formelle Zuerkennung der zu verstärken, liess sich der Kanton Neuenburg auf eine<br />
Bürgerrechte hinaus. Sie schliesst auch Prinzipien und Grundlagen ganz neue Vorgehensweise ein. Seit 2007 händigt er<br />
ein, welche bekannt sein müssen um diese Rechte voll ausüben zu allen schweizerischen und ausländischen Neuzuzügern<br />
können. Der Regierungsrat hat 2007 beschlossen, die staats- eine Bürgerschafts-Charta mit schriftlicher Empfangsbürgerliche<br />
Integration der ausländischen Einwohner zu verstärerklärung aus. Diese Vereinbarung beinhaltet, unter<br />
ken. In diesem Sinn verpfl ichtet sich der Kanton Neuenburg zu anderem, die Grundlagen und Prinzipien der Republik<br />
einer neuen Vorgehensweise, indem er den neuen schweizerischen<br />
und ausländischen Zuwanderern eine Bürgerschafts-Charta<br />
mit schriftlicher Empfangserklärung aushändigt. Diese Vereinbarung<br />
besteht aus folgenden fünf, in einer kleinen Mappe vereinigten,<br />
Dokumenten:<br />
und des Kantons Neuenburg.<br />
Die Anerkennung dieses und weiterer<br />
im Projekt geplanter Vorhaben<br />
ist sehr erfreulich, denn dadurch<br />
wird ein neuer Bereich der Öffentlichkeitspolitik<br />
ins Rampenlicht<br />
gerückt.»<br />
Thomas Facchinetti<br />
Leiter Dienststelle für multikulturellen Zusammenhalt NE
Kategorie Effi zienz und Qualitätssteigerung öffentlicher Leistungen:<br />
«Genfer Informations- und Ausbildungszentrum für Beruf und Ausbildung»<br />
Um besser auf die Bedürfnisse der Bevölkerung einzugehen und<br />
die Abläufe dynamischer zu gestalten, wollte das Genfer Amt für<br />
Berufsberatung, Berufs- und Weiterbildung (OFPC) von einem Modell<br />
mit einer starken Isolierung der einzelnen Dienststellen wegkommen.<br />
So entstand in Zusammenarbeit mit dem kantonalen<br />
Arbeitsamt das schweizweit erste Informations- und Beratungszentrum<br />
für Beruf und Ausbildung, die «Cité des métiers et de la<br />
formation». Fachleute aus verschiedenen Bereichen können hier<br />
zu allen Aspekten der Ausbildung und berufl ichen Laufbahn Auskunft<br />
geben und Ratschläge erteilen. Es werden Leistungen rund<br />
um sechs Themenbereiche angeboten: Informationen zu Berufen<br />
und Lehrstellen, Aufbau von Berufsprojekten, Weiterbildung, Ausbildungsfi<br />
nanzierung und Stellensuche. Fachleute aus sechs ver-<br />
Kategorie E-Government: «geo.admin.ch»<br />
Bis zu 80 Prozent aller Entscheide, die Bürger treffen, sind mit<br />
Geoinformation verbunden. Schwinden die Gletscher wirklich?<br />
Wie gross war mein Wohnort vor 100 Jahren? Wo wird Wasser<br />
zur Energiegewinnung entnommen? Früher mussten Interessierte<br />
von Pontius zu Pilatus pilgern, um in den Besitz dieser Daten zu<br />
kommen. Heute geht das ganz einfach über www.geo.admin.ch,<br />
dem Geoportal des Bundes. Dort erhalten Bürger unentgeltlich<br />
Zugang zu einer Fülle von Geoinformationen aus den wichtigsten<br />
Lebensbereichen wie etwa Umwelt, Bevölkerung, Gesundheit/<br />
Sicherheit, oder Wirtschaft. Auch Informationen zur Entwicklung<br />
von Landschaften und Siedlungsgebieten können abgerufen wer-<br />
NEW PUBLIC MANAGEMENT<br />
Innovationsförderung<br />
schiedenen Verwaltungseinheiten nehmen gemeinsam einen Bereitschaftsdienst<br />
zugunsten der Öffentlichkeit wahr, die sich so an<br />
einer zentralen Stelle kompetente Informationen und Ratschläge<br />
einholen kann – ohne Voranmeldung und anonym. Das gesamte<br />
Angebot ist kostenlos. Seit ihrer Eröffnung im September 2008<br />
nutzten über 30 000 Menschen jeden Alters das Angebot.<br />
«Der Erhalt dieses Preises zeigt, dass die Anstrengungen,<br />
die wir unternehmen, um die Verwaltung zugänglicher<br />
und offener für die Bedürfnisse der Öffentlichkeit<br />
zu machen, in die richtige Richtung gehen – In die<br />
Richtung einer dynamischen und anspruchsvollen<br />
öffentlichen Verwaltungsinstitution. Die Cité des métiers<br />
et de la formation de Genève, die mit diesem Preis<br />
ausgezeichnet wurde, bietet unter einem Dach Informationen<br />
und Beratung zu allen Aspekten der Themen<br />
Berufswahl, Berufs- und Weiterbildung, Ausbildungsstipendien,<br />
Arbeitssuche und<br />
Karriereverwaltung. Alle Angebote<br />
sich frei zugänglich, ohne Termin<br />
und nonstop von 10:00 bis 17:00 Uhr<br />
an allen Wochentagen.»<br />
Grégoire Evéquoz<br />
Generaldirektor Amt für Berufsberatung, Berufs- und Weiterbildung GE<br />
den. Es stehen mehr als 60 Geodatensätze von verschiedenen<br />
Bundesämtern zur Verfügung und 20 thematische Fachportale<br />
des Bundes sind verlinkt. Mittels Kartenviewer können die Geodaten<br />
betrachtet, ausgedruckt, bestellt und bezogen werden.<br />
Auch historisches Kartenmaterial steht zur Verfügung. Das Geoportal<br />
des Bundes wird von swisstopo betrieben.<br />
«Der Preis bestätigt uns, dass der gewählte nutzerorientierte<br />
Ansatz bei der konkreten Umsetzung des<br />
Geoportal Bund gemäss Geoinformationsgesetz richtig<br />
war. Der Entscheid in einer ersten Realisierungphase ein<br />
multlinguales Portal mit Basisfunktionen öffentlich zur<br />
Verfügung zu stellen war richtig: die Anzahl von 5000<br />
täglichen Besucher dieser E-Government<br />
Lösung bestätigen dies.<br />
Die kostengünstige Umsetzung<br />
bestätigt auch unseren Entscheid<br />
betreffend des Einsatzes von<br />
OpenSource Software und<br />
CloudComputing.»<br />
David Oesch<br />
Projektleiter geo.admin.ch<br />
SKR 1/11 19
PUBLIREPORTAGE<br />
Mit was bindet man junge<br />
Mitarbeitende an die Verwaltung?<br />
Junge Mitarbeitende haben viel Potenzial und wichtige Kernkompetenzen, die der<br />
zukünftigen Zielerreichung von grossem Nutzen sind. Die Frage ist, wie kann man Personal<br />
unter 40 Jahren nachhaltig an die Verwaltung binden?<br />
Die Anforderungen an das Verwaltungspersonal sind in den letzten Jahren gestiegen. Nebst umfassendem<br />
Wissen und Sattelfestigkeit in den Prozessabläufen, bekommt die IT-Technologie ein immer grösseres Gewicht.<br />
Eine Branche, die sich laufend ändert und die man buchstäblich im Blut haben muss. Es ist die junge Generation,<br />
die ab Kindesalter damit vertraut ist und die rasante Veränderung mühelos mitmacht. Es gilt diese Fähigkeiten<br />
für die Verwaltung zu nutzen.<br />
Wer junge Mitarbeitende ernst nimmt, gibt ihnen Verantwortung ab und bindet sie in wichtige Entscheidungen<br />
ein. Es sind nicht nur die Entfaltungsmöglichkeiten, die jemanden an den Arbeitsplatz binden, sondern auch die<br />
Art und Weise wie die Weiterbildung gestaltet wird.<br />
Daher ist es wichtig, bei der Planung der Weiterbildung bewusst an die Jungen zu denken. Auf was sprechen<br />
sie an, mit was kann man sie begeistern, wie können wir ihre Stärken besonders gut aufdecken? Referate,<br />
Besichtigungen, Seminare sind hervorragend um Wissen zu transferieren. Teambuilding ist ideal um an den<br />
Handlungskompetenzen zu schleifen und hat den Nebeneffekt, dass man einander von einer anderen Seite kennen<br />
lernt. Mit Outdoortraining, einer Methode von<br />
Teambuilding, kann das junge Publikum wirkungsvoll<br />
angesprochen werden. Es gilt fl exibel zu reagieren,<br />
unkonventionelle Lösungen zu suchen, zu scheitern um<br />
daraus Neues zu lernen. All das fällt den Jungen einfach,<br />
weil sie experimentierfreudig, neugierig und ehrgeizig<br />
sind. «Denken ist wundervoll – Aber noch wundervoller<br />
ist das Erlebnis», sagt ein Zitat von Oscar Wilde.<br />
Zeitgleich mit<br />
20 SKR 1/11<br />
05.-06. April 2011 | Messe Zürich<br />
Vertraulichkeit<br />
Einem Outdoortraining geht eine<br />
fundierte IST-Analyse voran, welche<br />
zwischen dem Auftraggeber<br />
und der Trainerin Ursula Häberli<br />
stattfindet. Aus der gemeinsamen<br />
Analyse werden die Ziele<br />
und das Trainingsprogramm entwickelt.<br />
Der Inhalt dieser Analyse<br />
ist streng vertraulich und wird<br />
unter keinen Umständen an<br />
Dritte weitergegeben.<br />
Outdoortrainings TOPAZ | Hauptstrasse 59 | 9053 Teufen / Appenzell<br />
T: 071 787 51 19 | www.outdoortrainings.ch | info@outdoortrainings.ch
Kategorie Public Private Partnership und andere Formen der Zusammenarbeit:<br />
«Projekt Zusammenarbeit Polizei und Gesundheitsinstitutionen»<br />
Seit 1999 unternehmen die Polizei und die Gesundheitsinstitutionen<br />
von Lausanne grosse Anstrengungen zur Öffnung, Zusammenarbeit<br />
und Transparenz, was grundlegende Änderungen<br />
in ihren Handlungsweisen bewirkt hat. Diese neue Art von Partnerschaft<br />
zielte vor allem auf eine Verbesserung in den Interventionen<br />
ab: Die Polizei versucht vermehrt auf die physischen und<br />
psychischen Bedürfnisse und Umstände einzugehen, während die<br />
Gesundheitsinstitutionen der Öffentlichkeit mehr Zugang verschaffen.<br />
So konnte eine enge Beziehung entstehen, welche es<br />
erlaubte, aufgrund des Erfahrungs- und Meinungsaustausches<br />
neue Ideen zu entwickeln. Dies nicht nur in der operativen Zusammenarbeit<br />
vor Ort, sondern auch etwa in gegenseitigen Praktika.<br />
Seit Beginn der in der Schweiz c einzigartigen Partnerschaft<br />
konnten 350 solche Praktika realisiert werden. Dies zeigt spürbare<br />
Wirkung in den Interventionen. So kann hilfsbedürftigen Menschen<br />
mit schweren gesundheitlichen Problemen, wie etwa Demenz,<br />
schneller und effi zienter geholfen werden. Ebenfalls konnte dank<br />
den Praktika das Zusammengehörigkeitsgefühl verstärkt, vorhandene<br />
Vorurteile abgebaut und die Zusammenarbeit wesentlich<br />
verbessert werden, was für die Bevölkerung und hilfsbedürftigen<br />
Menschen einen grossen Mehrwert ergibt.<br />
«Im Dossier der Polizei von Lausanne ging es um einen<br />
Ansatz, der seit 1999 verfolgt wird und der auf eine<br />
Verbesserung der Qualität und der Kohärenz bei der<br />
Betreuung von Bürgern und Patienten im Rahmen von<br />
Interventionen abzielt, an denen Polizei und Krankenhäuser<br />
beteiligt sind. Die Teilnahme am Qualitätswettbewerb<br />
«Excellence» hat es ermöglicht, einen internen<br />
Denkprozess über dieses Projekt anzustossen. Der Erhalt<br />
des Preises hat dem Ansatz<br />
Anerkennung verliehen, die Wahrnehmung<br />
unseres Konzepts verbessert<br />
und unsere Institution dazu<br />
ermutigt, weitere Partnerschaften<br />
zugunsten der Bürgerinnen und<br />
Bürger zu entwickeln.»<br />
Alain Gorka,<br />
Projektleiter Polizei Lausanne<br />
Offene Kategorie: «Kompetenzzentrum der Neuenburger Arbeitslosenkasse<br />
und dem französischen Pôle-emploi»<br />
Die Verordnungen betreffend<br />
den bilateralen Abkommen<br />
mit der EU bestimmen,<br />
dass das Land<br />
des Wohnsitzes für die<br />
Entschädigungen von arbeitslosen<br />
Grenzgängern<br />
zuständig ist. Dies erfordert<br />
für die kantonale Arbeitslosenkasse<br />
Neuenburg enge Kontakte mit den französischen<br />
Behörden und effi ziente Prozesse für die Erstellung der betreffenden<br />
administrativen Formulare der EU. Im Jahr 2008 wurde mit<br />
den französischen Behörden ein Abkommen geschlossen, dass<br />
eine gemeinsame Praxis ausgearbeitet werden soll, sowie schnelle<br />
und fehlerfreie Behandlung der Anträge erlauben soll. Als nächster<br />
Schritt soll nun in La Chaux-de-Fonds ein gemeinsames Kompetenzzentrum<br />
entstehen, um die Akteure, die in den Prozess<br />
eingreifen, erheblich zu reduzieren und so an Effektivität und Effi -<br />
zienz zu gewinnen.<br />
NEW PUBLIC MANAGEMENT<br />
Innovationsförderung<br />
«Die Nominierung der kantonalen Arbeitslosenkasse<br />
Neuenburg (CCNAC), zum Preis der herausragenden<br />
Qualität in den öffentlichen Diensten 2010 ist eine<br />
Anerkennung für die ganze Arbeit, die mit der Einführung<br />
von Prozessen zwischen dem CCNAC und dem<br />
Pôle-Emploi (Frankreich) koordiniert wurden. Dieser<br />
Preis erlaubt ebenfalls, die Angemessenheit der Wahl<br />
für rechtsgültig zu erklären, die durch die CCNAC selbst,<br />
aber ebenfalls durch den Kanton Neuchâtel beim<br />
Inkrafttreten der bilateralen Abkommen im Jahre 2002<br />
durchgeführt wurde. Die CCNAC hofft, dass die Bundesbehörden<br />
die auf diesem Gebiet<br />
erworbenen Kompetenzen anerkennen<br />
und auf den Schaffungsvorgang<br />
eines Zentrums der Zuständigkeit<br />
der Formulare E301 an La Chauxde-Fonds<br />
eingehen werden.»<br />
Pascal Guillet<br />
Direktor kantonale Arbeitslosenkasse NE<br />
SKR 1/11 21
NEW PUBLIC MANAGEMENT<br />
Krisenmanagment<br />
Innovation und Management<br />
von Extremsituationen<br />
von Hermann Hill*<br />
In einem turbulenten Zeitalter stellt sich die Frage nach staatlichem Krisenmanagement. Welche Rolle staatliches<br />
Innovationsmanagement hierbei spielen kann, war Tagungsthema der Schweizerischen Gesellschaft für<br />
Verwaltungswissenschaften (SGVW) am 18. November 2010.<br />
Wir befi nden uns in einem «Age of Turbulence».<br />
Andere Kennzeichnungen lauten:<br />
Krisen, Katastrophen, Risiko, Chaos, Unsicherheit,<br />
Ungewissheit, Überraschungen,<br />
Unerwartetes. Die aktuelle Managementliteratur<br />
ist voll von Ratgebern für diese<br />
Extremsituationen. Die Ereignisse der letzten<br />
Jahre fordern dies geradezu heraus:<br />
• 11. September 2001 in New York<br />
und andere terroristische Anschläge<br />
• Finanz- und Wirtschaftskrise,<br />
Bankenkrise, Autokrise, Griechenland<br />
und Euro-Krise<br />
• Umwelt- und Naturkatastrophen<br />
(Tsunami, Erdbeben, Vulkanasche,<br />
Ölpest)<br />
• Gesundheitsgefahren und Lebensmittelskandale<br />
(SARS, Rinderseuche,<br />
«Gammelfl eisch», Vogelgrippe,<br />
Schweinegrippe)<br />
© Konstantin Gastmann | PIXELIO<br />
22 SKR 1/11<br />
Staatliche Massnahmen zur Bekämpfung<br />
dieser Krisen und Katastrophen greifen<br />
oft kurz oder gar nicht (Konjunkturpakete,<br />
Bürgschaften, Kredite). Manche fragen<br />
sich: Wann wird endlich wieder Ruhe<br />
sein? Aber ebenso lässt sich umgekehrt<br />
fragen: Warum soll es eigentlich hier zu<br />
Ende sein? Wahrscheinlicher ist, dass wir<br />
uns generell auf unruhige, schwierige Zeiten<br />
einstellen müssen und ein «Führen in<br />
der Dauerkrise» gefragt ist.<br />
Was hat staatliches Innovationsmanagement<br />
mit staatlichem Krisenmanagement<br />
gemeinsam? Innovationen können<br />
in eine Krise führen (z. B. Finanzinnovationen),<br />
umgekehrt sind Krisen oft auch<br />
Chancen: In einer «unruhigen See» lassen<br />
sich leichter Innovationen finden und<br />
steigt die Einsicht in die Notwendigkeit ihrer<br />
Umsetzung. Die Vorbeugung<br />
von Krisen<br />
hat Ähnlichkeiten<br />
mit dem Ver-<br />
such, den Boden für Innovationen zu bereiten.<br />
In beiden Fällen ist nicht alles vollständig<br />
planbar. Innovationen sind in Inhalt<br />
und Verlauf aus der Anfangsperspektive<br />
offen, ebenso das Management von<br />
Katastrophen und Überraschungen. Irgendwann<br />
kommen sie, aber wann und<br />
wie? Ebenso wichtig wie die Vorbereitung<br />
auf neue Ideen und Überraschungen ist<br />
das Handeln danach: Die Umsetzung der<br />
Idee ist entscheidend, ebenso wie der<br />
Umgang mit der Krise, das Handeln nach<br />
Eintritt des schädigenden Ereignisses.<br />
Komplexität der Situationen<br />
erfordert innovative Problemlösungen<br />
Innovationsmanagement und Krisenmanagement<br />
stellen beide überkommene<br />
Führungsprinzipien und -auffassungen in<br />
Frage. Analytische Problemlösung, schnelles<br />
Entscheiden, klare Richtungsangaben<br />
können sich als kontraproduktiv erweisen.<br />
Die Vorgänge sind nicht vollständig be-<br />
Innovationen können in eine Krise führen,<br />
umgekehrt sind Krisen oft aber auch Chancen
herrschbar und kontrollierbar. Ressourcen<br />
sind nur begrenzt verfügbar, exakte Planungen<br />
unmöglich, aber auch die Prognosefähigkeit<br />
nimmt ab. Festgelegte Reaktionsmuster,<br />
also eine Lösung für alle<br />
Fälle, scheitern an der Vielfalt und Komplexität<br />
der Situationen. Manche Führungskräfte<br />
(und Regierungen) neigen<br />
dazu, alles bis ins Kleinste regulieren und<br />
genau kontrollieren zu wollen, damit<br />
keine Fehler (Abweichung vom Bekannten)<br />
passieren. Aber wie können dann<br />
Chancen gesehen und genutzt werden<br />
und Innovationen erfolgen? Gleichwohl<br />
werden Verlässlichkeit und Zuverlässigkeit<br />
staatlichen Handelns erwartet, wo Offenheit<br />
und Flexibilität notwendig sind. In<br />
diesem Spannungsfeld ist ein vorbereiteter,<br />
wacher Geist gefragt, ist Achtsamkeit<br />
(awareness) und Aufnahmefähigkeit<br />
(absorption) erforderlich.<br />
Mancher der in der aktuellen Managementliteratur<br />
vorgeschlagenen Rezepte<br />
und Methoden zum Umgang mit Unsicherheit<br />
erinnern an Früherkennungssysteme<br />
im Rahmen des strategischen Managements.<br />
Sieht man die Früherkennung<br />
nicht nur als Warnung vor Krisen,<br />
sondern auch als Hinweis auf Chancen,<br />
lassen sich durchaus Parallelen zwischen<br />
dem Management von Turbulenzen und<br />
dem Innovationsmanagement erkennen.<br />
Einige Ansätze seien hier genannt:<br />
• Die Aufmerksamkeit sollte sich<br />
auf Unterschiede und Abweichungen<br />
richten sowie auf Faktoren,<br />
die Abweichungen auslösen können<br />
(Sollbruchstellen, kritische Ereignisse)<br />
• Der Blick sollte über die Organisationsgrenzen<br />
hinausgelenkt werden.<br />
Von aussen nach innen und aus der<br />
Zukunft zurück, von der Lösung statt<br />
vom Problem her gedacht, um andere<br />
Perspektiven einzunehmen.<br />
• Vorliegende Berichte sollten nicht<br />
zu stark vereinfacht und nivelliert<br />
werden, um dezentrale Besonderheiten<br />
und Unterschiede bei einzelnen<br />
Entwicklungen zu erkennen.<br />
• Eigene Annahmen und Erwartungen<br />
sollten immer wieder auf ihre Übereinstimmung<br />
mit der Realität überprüft<br />
werden.<br />
• Fehler sollten nicht getadelt werden.<br />
Vielmehr ist um Offenlegung zu<br />
ersuchen, um daraus zu lernen.<br />
• Veränderungen von Kontexten<br />
innerhalb und ausserhalb der<br />
Organisation sollten sorgfältig<br />
analysiert werden.<br />
• Sich herausbildende und verändernde<br />
Muster sollten beobachtet werden.<br />
• Ein kritischer Blick auf ungeschriebene<br />
Gesetze, Tabus und eingeübte<br />
Verhaltensweisen ist erforderlich,<br />
um Gewohnheiten in Frage zu stellen.<br />
• Einwandfreie Verläufe und Erfolge<br />
sollten nicht dazu dienen, sich allzu<br />
sehr in Sicherheit zu wiegen.<br />
• Verschiedene Szenarien sollten<br />
entwickelt und durchgespielt werden,<br />
um Verfahrensouveränität zu<br />
erlangen.<br />
Insgesamt führt dies dazu, dass Ungleichgewichte<br />
akzeptiert werden müssen, allmähliche<br />
Veränderungen der Wahrnehmung<br />
bedürfen, eine strategische Orientierung<br />
an relevanten Aufmerksamkeitsfeldern<br />
und Bezugspunkten erforderlich ist<br />
und eine Kultur der Wechselbeziehungen,<br />
des Austauschs, Dialogs und der Perspektivenänderung<br />
etabliert werden muss. Die<br />
gute Nachricht dabei ist, dass Zukunft dabei<br />
als offen und damit auch zugleich gestaltbar<br />
erkannt wird.<br />
Effektuierung statt<br />
linear-kausales Denken gefragt<br />
Im Anschluss an grundlegende Arbeiten<br />
von Karl E. Weick und Kathleen M. Sutcliffe<br />
wird neuerdings wieder der Umgang<br />
mit Extremsituationen durch Aufbau organisatorischer<br />
Fähigkeiten am Beispiel<br />
erfolgreicher Hochsicherheitsorganisationen<br />
(High Reliability Organizations),<br />
wie Flugzeugträger, Atomkraftwerke<br />
oder Chemieunternehmen empfohlen.<br />
Dazu gehören:<br />
• Die intensive Beschäftigung mit<br />
Überraschungen und Fehlern.<br />
• Die Verhinderung vereinfachender<br />
Erklärungen.<br />
• Eine hohe Sensibilität gegenüber<br />
tatsächlichen Verläufen statt der<br />
Fixierung auf Pläne und Kennzahlen.<br />
• Eine Flexibilität und Redundanz<br />
in den Abläufen sowie alternative<br />
Kommunikationswege.<br />
NEW PUBLIC MANAGEMENT<br />
Krisenmanagment<br />
• Flexible Formen der Entscheidungsfi<br />
ndung mit dem Nutzen dezentraler<br />
Beobachtung, bei der entgegen der<br />
Hierarchie auch dem Flugzeugkapitän<br />
widersprochen werden muss.<br />
Im Rahmen des Umgangs mit Unsicherheit<br />
und Ungewissheit wird auch eine neue Art<br />
des Denkens vorgeschlagen. Das klassische<br />
linear-kausale Denken eigne sich demnach<br />
für eine planbare Zukunft mit fi xen Zielen<br />
und einer stabilen Umwelt. Bei ungewisser<br />
Zukunft, verhandelbaren Zielen und einer<br />
gestaltbaren Umwelt sei dagegen ein anderes<br />
Denken gefragt, das mit «effectuation»<br />
bezeichnet wird. Wer in einem stabilen Umfeld<br />
zielorientiert vorgeht, sucht nach Mitteln<br />
und Wegen, um ein zuvor festgelegtes<br />
Ziel möglichst effi zient zu erreichen. Die Logik<br />
der Effektuierung geht dagegen nicht<br />
von einem fi xen Ziel aus, das in einer ungewissen<br />
Zukunft auch schwer erreichbar<br />
wäre, sondern von den vorhandenen Mitteln<br />
und Möglichkeiten. Sie fragt statt nach<br />
dem erwarteten Ertrag nach dem leistbaren<br />
Verlust. Unerwartete Umstände und<br />
Zufälle werden nicht als Störung auf dem<br />
Weg zum Ziel wahrgenommen, sondern als<br />
Chancen und Hebel genutzt. Die rich tigen<br />
Partner werden nicht erst lange gesucht,<br />
vielmehr werden Vereinbarungen und Partnerschaften<br />
mit denen eingegangen, die<br />
bereit sind, mitzumachen.<br />
Diese Methode erscheint insgesamt pragmatischer<br />
als das klassische strategische<br />
Management. Sie geht von einer Beurteilung<br />
der aktuellen Situation aus und<br />
orientiert sich an tatsächlich vorhandenen<br />
Handlungs- und Gestaltungsmöglichkeiten.<br />
Möglicherweise ist dies in einem<br />
Zeitalter ständiger Turbulenzen eine Herangehensweise,<br />
die besser als bisher Achtsamkeit<br />
sowie Aufnahmefähigkeit garantiert<br />
und Handlungsfähigkeit für die Zukunft<br />
ermöglicht und sichert.<br />
* Prof. Dr. Hermann Hill ist Professor an<br />
der deutschen Hochschule für Verwaltungswissenschaften<br />
in Speyer. An der<br />
SGVW Herbsttagung sprach er zum<br />
Thema Risikomanagement und Krisenmanagement<br />
in der Praxis.<br />
Quelle: Hermann Hill, Staatliches Innovationsmanagement<br />
– Bilanz und Perspektiven,<br />
in: Hermann Hill/Utz Schliesky (Hrsg.),<br />
Innovationen im und durch Recht, Band 15<br />
der Schriftenreihe Verwaltungsressourcen<br />
und Verwaltungsstrukturen, Nomos-Verlag<br />
Baden-Baden, 2010, S. 285–302. Weitere Informationen<br />
fi nden Sie unter www.sgvw.ch<br />
SKR 1/11 23
NEW PUBLIC MANAGEMENT<br />
Moderne Verwaltungssprache<br />
Mehr Sensibilität<br />
in der Verwaltungssprache<br />
von Stefan Grob<br />
Ämter und Behörden müssen heute ihre Geschäfte transparent und verständlich vermitteln. Dabei soll die<br />
Wortwahl immer mehr auch die politische, gesellschaftliche und kulturelle Vielfalt berücksichtigen. Hierbei<br />
sind aber viel Sensibilität und Einfühlungsvermögen notwendig. Ein professionelles Coaching hilft den Verwaltungen<br />
im Umgang mit einer «bürgerfreundlichen Sprache».<br />
In der Verwaltungssprache tut sich etwas.<br />
So hat die Berner Stadtregierung Anfang<br />
Juni 2010 einen Sprachleitfaden für die<br />
städtischen Angestellten herausgegeben,<br />
der landauf, landab Kopfschütteln provozierte.<br />
Auch lösten unlängst Publikationen<br />
der Stadt St.Gallen Kontroversen aus,<br />
die vom politischen Parkett auf die Medien<br />
übergriffen. In beiden Fällen ging es<br />
vor allem um die sprachliche Gleichstellung<br />
von Frau und Mann (oder heisst es:<br />
Mann und Frau?). Wobei in Bern die Einführung<br />
einer konsequent «gendergerechten<br />
Sprache» von allen Seiten heftig<br />
kritisiert wurde.<br />
Dass die Verwaltungssprache von der Öffentlichkeit<br />
immer wieder beanstandet<br />
wird, ist nicht neu. Während früher vor allem<br />
das schwerfällige Beamtendeutsch im<br />
Mittelpunkt der Sprachkritik stand, wird<br />
heute zunehmend darüber debattiert, wie<br />
eine politisch korrekte und nicht diskriminierende<br />
Formulierung lauten soll.<br />
Unverständlich umständlich<br />
Grundsätzlich ist die gendergerechte Sprache<br />
ja eine positive Entwicklung in unserer<br />
Gesellschaft. Wenn eine Gemeinde auch<br />
die Bürgerinnen begrüsst, die sie früher nur<br />
stumm mitmeinte, ist das lobenswert.<br />
Wenn eine Broschüre an ihre Leserinnen<br />
und Leser denkt und dies ausdrückt, ebenfalls.<br />
Doch man (und Frau) kann es auch<br />
übertreiben. Denn der Haken an dieser<br />
Genderfreundlichkeit ist, dass unsere Sprache<br />
nicht für jeden maskulinen Begriff auch<br />
eine adäquate feminine Form kennt.<br />
Die Berner Stadtverwaltung hat nun gemeint,<br />
mit ihrem neuen Sprachleitfaden<br />
innovative Wege zu gehen. So schlägt sie<br />
dort zum Beispiel vor, als Alternative zu<br />
24 SKR 1/11<br />
«Eltern» (nur Paare, also ein gesellschaftliches<br />
Auslaufmodell) und zum sperrigen<br />
«Elternteil» (zu maskulin) die originelle<br />
Wortkreation «das Elter» zu verwenden.<br />
Weshalb «Mutter» respektive «Vater»<br />
plötzlich und unbedingt ein Synonym benötigen,<br />
liegt im Dunkeln. Auch schön:<br />
Weil der Fussgängerstreifen impliziere, nur<br />
Fussgänger, also Männer, dürften ihn betreten,<br />
solle er nun nur noch als Zebrastreifen<br />
bezeichnet werden. Ob dies wiederum<br />
den Tierschützern ein Dorn im Auge<br />
ist, wurde zuvor wohl nicht abgeklärt.<br />
Sprachfeminismus<br />
lenkt vom Beamtendeutsch ab<br />
Bei der aktuellen Sprachkritik drängen<br />
sich zwei Fragen auf:<br />
1. Was ist das Ziel<br />
der Verwaltungssprache?<br />
2. Was ist für eine erfolgreiche<br />
Kommunikation notwendig?<br />
Das Ziel einer modernen Verwaltungssprache<br />
besteht darin, verständlich, serviceorientiert<br />
und bürgerfreundlich zu<br />
sein. Aber muss dafür jeder männlichen<br />
Der Autor<br />
Form um jeden Preis auch die weibliche<br />
Entsprechung zur Seite gestellt werden?<br />
Was bedeutet dies für die Verständlichkeit<br />
eines Textes? Viele geschlechtergerechte<br />
Formulierungen verkomplizieren<br />
den Satz und wirken sich negativ auf die<br />
Verständlichkeit aus – und was nützt ein<br />
Text, der nicht verstanden wird? An erster<br />
Stelle muss daher für jede Verwaltung<br />
das Bemühen stehen, möglichst einfach<br />
und verständlich zu kommunizieren.<br />
Moderne Verwaltungssprache<br />
ist lernbar<br />
Wenn auch nicht mehr im Zentrum der<br />
Wahrnehmung, so ist der bürokratische<br />
Sprachcode noch immer weit verbreitet.<br />
Viele offizielle Dokumente wirken auch<br />
heute noch schwerfällig, kompliziert und<br />
unpersönlich. Die genaue Aussage von<br />
Verwaltungen ist für viele deshalb ein Rätsel.<br />
Missverständnisse in der Bevölkerung<br />
und ein Mehraufwand für das Verwaltungspersonal<br />
sind so vorprogrammiert.<br />
Im Sinne einer «Wirkungsorientierten<br />
Verwaltungsführung (WoV)» sollte diesem<br />
Problem aktiv begegnet werden. Eine<br />
Lösung können professionelle Coachings<br />
Stefan Grob ist Inhaber der Textagentur Complecta in St.Gallen.<br />
Er unterrichtet an verschiedenen Schulen die Fächer Kommunikation<br />
und Public Relations. Im Jahr 2009 wurde er mit<br />
dem SWISS TEXT AWARD ausgezeichnet. Der Award berücksichtigt<br />
vor allem die Verwendung einer modernen, verständlichen<br />
Wirtschaftssprache. Mit dem Konzept der modernen<br />
Verwaltungssprache will Stefan Grob nun die Behördenkommunikation<br />
verständlicher gestalten. Er berät Gemeinden bei<br />
der Entwicklung ihres neuen Wordings.
für eine verständ liche, bürgerfreundliche<br />
und serviceorientierte Verwaltungssprache<br />
sein. Angefangen mit einer umfassenden<br />
Textanalyse und Beurteilung der<br />
bisher eingesetzten Kommunikationsmittel<br />
ist eine gezielte Aufdeckung der<br />
Schwachstellen hinsichtlich Verständlichkeit,<br />
Wortwahl, Textaufbau, Logik, Stil<br />
und Leseanreiz möglich. In einem zweiten<br />
Schritt werden in darauf aufbauenden<br />
Workshops die Grundlagen der modernen<br />
Verwaltungssprachen gelernt und geübt.<br />
Um einen lückenlosen Wissenstransfer in<br />
den Arbeitsalltag zu gewährleisten, ist<br />
drittens die Erarbeitung eines individuellen<br />
Sprachhandbuches mit Mustertexten und<br />
Formulierungsbeispielen als Leitfaden und<br />
Orientierungshilfe sinnvoll. Eine ergänzende<br />
Dienstleistung kann das Redigieren<br />
einzelner Texte für Briefe, Broschüren oder<br />
Webauftritte sein.<br />
Amriswil kommuniziert<br />
bürgerfreundlich<br />
Wir sind die Pioniere<br />
Edo Caretta<br />
Betriebsbuchhaltung<br />
NEW PUBLIC MANAGEMENT<br />
Moderne Verwaltungssprache<br />
Die Mitarbeitenden der Stadtverwaltung<br />
Amriswil haben sich im Mai 2010 auf einen<br />
solchen Workshop eingelassen. «Für den<br />
die ökologisch-ethische Pensionskasse<br />
«Für unsere Geldanlagen haben wir uns klare Regeln gegeben.<br />
Bei Waffenhandel, Kinderarbeit, Atomenergie…<br />
da lassen unsere Anlagespezialisten die Finger davon.»<br />
Darin sind wir Pioniere – seit 25 Jahren. www.nest-info.ch<br />
�������������������������<br />
aim<br />
ad interim management ag<br />
10<br />
Jahre<br />
�����������������������������������<br />
���������� ���������������� �����������<br />
Workshop haben wir uns zwei Tage an einem<br />
besonderen Ort reserviert», erzählt<br />
Roland Huser, Stadtschreiber von Amriswil.<br />
«Es war beeindruckend zu sehen, wie<br />
sich unterschiedliche Formulierungen auf<br />
die Verständlichkeit und den Lesefl uss auswirken.»<br />
Huser ist davon überzeugt, dass<br />
sowohl die Verwaltung als auch die Bevölkerung<br />
von diesem Engagement profi -<br />
tieren. «Der Workshop zum Thema Verwaltungssprache<br />
hat unseren Blick für<br />
Floskeln und komplizierte Satzkonstruktionen<br />
geschärft und wir haben gelernt, wie<br />
wir sie vermeiden können», so Huser.<br />
Certified System<br />
IS O 9 0 0 1<br />
SKR 1/11 25
NEW PUBLIC MANAGEMENT<br />
Aus- und Weiterbildung<br />
Verwaltungsmanager<br />
– ein anspruchsvoller Job<br />
von PD Dr. Dominik Egli<br />
Verwaltungsmanager werden von Kollegen<br />
aus der Privatindustrie oft belächelt.<br />
Einer der kürzesten Witze, den man sich<br />
heute noch erzählt, geht so: «Ein Beamter<br />
geht zur Arbeit … ». Tatsächlich ist der<br />
Job eines Verwaltungsmanagers anspruchsvoll.<br />
Markt vs. Verwaltung<br />
Wird Kritik laut über ineffi ziente Verwaltungen,<br />
ist ein bewährtes Rezept schnell<br />
zur Hand: Würden Verwaltungen betriebswirtschaftliche<br />
Instrumente übernehmen,<br />
wäre alles besser. Genau dies ist der springende<br />
Punkt. Im Gegensatz zu Industriemanagern<br />
muss sich das Verwaltungsmanagement<br />
in einem Umfeld bewähren,<br />
das sich von der Wirtschaft wesentlich unterscheidet.<br />
Was bringt eine neue Turnhalle?<br />
Wozu gibt es die Sozialhilfe? Was<br />
wird mit der Verkehrsinfrastruktur beabsichtigt?<br />
Solche Fragen werden nicht in<br />
Verwaltungsräten, sondern in Parlamenten<br />
diskutiert. Je nach Partei werden sie<br />
sehr unterschiedlich beantwortet.<br />
Damit müssen Manager der öffentlichen<br />
Verwaltung leben. Und während in der Privatwirtschaft<br />
Kunden die Richtung vorgeben,<br />
ist es in der Verwaltung der politische<br />
Diskurs. Wenden sich Kunden von einem<br />
Produkt ab, zwingen sie das Management,<br />
sich neu am Markt zu orientieren. Produktentwicklung,<br />
Kosten und Marketing<br />
stehen im Vordergrund. Im Unterschied<br />
dazu bieten öffentliche Verwaltungen<br />
meist Produkte mit Zwangscharakter an.<br />
Wer möchte schon freiwillig einen Pass<br />
kaufen oder eine Baubewilligung einholen?<br />
Was die Einwohnerinnen und Einwohner<br />
zwangsweise vom Staat zu beziehen haben,<br />
bestimmt die Politik, und damit nur<br />
sehr indirekt die Kunden selber. Sie können<br />
auch kaum auf einen anderen Anbieter<br />
ausweichen, wenn sie mit der Dienstleistung<br />
ihrer Gemeinde nicht zufrieden sein.<br />
Allenfalls können sie wegziehen, was aber<br />
sehr aufwändig ist. Der Markt wirkt folg-<br />
26 SKR 1/11<br />
lich im öffentlichen Sektor kaum als Steuerungsinstrument,<br />
an seine Stelle tritt der<br />
politische Prozess. Aber gab es in der Politik<br />
je klar formulierte, widerspruchsfreie<br />
und überprüfbare Ziele, an denen sich die<br />
Verwaltungsmanager orientieren können?<br />
Überprüfbare Ziele<br />
Grosskonzerne verwenden zur Berechnung<br />
und Überprüfung der Ziele oft den<br />
Economic Value Added (EVA ® ). Mit ein und<br />
derselben Kennzahl kann so ein Konzern<br />
auf sämtlichen Organisationsstufen Zielvorgaben<br />
machen und die Zielerreichung<br />
auf Projekt- und Produktebene steuern.<br />
Eine solch universal einsetzbare Messgrösse<br />
gibt es für Verwaltungen nicht.<br />
Der Nutzen von Verwaltungstätigkeiten<br />
ist in aller Regel kaum oder nur mit sehr<br />
grossem Aufwand messbar. Was bringt<br />
das neu gestaltete Gemeindezentrum?<br />
Haben sich die investierten Millionen gelohnt?<br />
Unter dem Schlagwort New Public Management<br />
wurde in vielen Gemeinwesen<br />
ein ausgefeiltes System von Wirkungs-<br />
und Leistungszielen sowie Indikatoren zur<br />
Messung der Zielerreichung ein geführt.<br />
Die bisherigen Erfahrungen mit solchen<br />
Systemen sind eher frustrierend. Sie haben<br />
zwar zu einer grösseren Transparenz<br />
über die Absichten und Ziele von Verwaltungstätigkeiten<br />
sowie der Wege, wie<br />
diese Ziele erreicht werden sollen, geführt.<br />
Der Aspekt der Messbarkeit darf aber<br />
weitgehend als gescheitert bezeichnet<br />
werden. Benchmarkingstudien sorgen<br />
zwar allenthalben für Aufsehen – siehe<br />
zum Beispiel die Pisa-Studien – werden<br />
aber bisher nur für einige wenige staatliche<br />
Tätigkeiten konsequent und regelmässig<br />
durchgeführt.<br />
Vor allem grössere Gemeinwesen führen<br />
mehr oder weniger regelmässig Bevölkerungsbefragungen<br />
durch. Die Resultate<br />
für sich sind zwar interessant, und man<br />
sollte auf solche Umfragen nicht verzichten,<br />
aber Aussagen über Kausalitäten<br />
vermögen sie kaum zu machen. Worauf<br />
ist beispielsweise die Erhöhung der Zufriedenheit<br />
mit öffentlichen Grünanlagen<br />
von 75 auf 82 zurückzuführen? Jeder Leser<br />
interpretiert das Resultat so, wie er<br />
will. Wissenschaftliche Verfahren zur Wirkungsprüfung<br />
sind extrem aufwändig<br />
und werden kaum je vorgenommen; es<br />
fehlen Daten, Zeit und Geld.<br />
Wegen fehlender Möglichkeiten, Ziele zu<br />
prüfen, werden Verwaltungen vorwiegend<br />
über Finanzen gesteuert. Somit ist das<br />
Budget für den Verwaltungsmanager von<br />
zentraler Bedeutung. Die Forderung lautet<br />
stets, im Rahmen der Budgetvorgaben für<br />
einen sinnvollen Output zu sorgen. Ein<br />
effizienter, transparenter Umgang mit<br />
Geld ist für den Verwaltungsmanager unerlässlich.<br />
Daher muss er mit gängigen Instrumenten<br />
der Finanzsteuerung klar<br />
kommen.<br />
Diversität<br />
Automobilkonzerne entwickeln, produzieren<br />
und vertreiben Fahrzeuge mit Motor.<br />
Man vergleiche dies mit der Produktpalette<br />
einer Verwaltung – sie reicht von<br />
«Abfälle» bis «Zuzug» und umfasst gut<br />
und gerne ein paar hundert Positionen.<br />
Entsprechend werden die Produkte oft<br />
von Kleinst- und Klein«betrieben» hergestellt,<br />
deren Produktionsprozesse kaum<br />
vergleichbar sind. Zudem erschwert die<br />
föderale Struktur das Ganze oft. Das Entwickeln<br />
und Implementieren effi zienter<br />
Produktionsprozesse stösst deswegen bei<br />
Gemeinwesen rasch an Grenzen. Man<br />
stelle sich vor, was es bei einem Umzug<br />
alles braucht: Von der Meldung an die<br />
Einwohnerkontrolle über neue Nummernschilder<br />
für das Auto und die Anmeldung<br />
der Kinder für die Schule bis zu Abfallsackmarken.<br />
Hier einen kundenorientierten<br />
Prozess einzuführen ist eine hochkomplexe<br />
Aufgabe.
Die Unterschiedlichkeit der Aufgaben und<br />
der Leistungserbringung hat auch zur<br />
Folge, dass Prozessmanagement in geringerem<br />
Masse zentralisiert und Spezialisten<br />
übergeben werden kann als in der<br />
Privatwirtschaft. Die Anforderungen an<br />
Verwaltungsmanager in Bezug auf ihre<br />
Prozessgestaltungskompetenz ist damit<br />
sehr hoch.<br />
Betriebswirtschaftliche Rationalität<br />
Konzernmanager orientieren sich am<br />
Markterfolg. Exekutivpolitiker werden gewählt<br />
und orientieren sich mitunter an<br />
der öffentlichen Meinung. Dadurch wird<br />
für die Verwaltung eine Ausrichtung des<br />
Handelns auf langfristige Ziele erschwert.<br />
Eine sauber durchgeführte Kosten-Nutzen-Analyse<br />
kann zum Beispiel aufgrund<br />
veränderter politischer Kräfteverhältnisse<br />
von heute auf morgen schubladisiert<br />
werden. Eine Tatsache, mit der Verwaltungsmanager<br />
umgehen müssen. Der<br />
Forderung nach mehr Betriebswirtschaftlichkeit<br />
steht die Politik gegenüber, die<br />
immer wieder einen Strich durch diese<br />
Rechnung macht. Umso wichtiger sind<br />
deshalb optimierte Prozesse, um diesen<br />
Reibungsverlust zu kompensieren.<br />
Führen in Verwaltungen<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von<br />
Verwaltungen werden durch die Personalgesetze<br />
in der Regel in weit höherem Umfang<br />
geschützt als es das Obligationenrecht<br />
für Arbeitsverträge vorsieht. Die<br />
weitgehend fehlende Überprüfbarkeit der<br />
Ziele macht es zudem auch schwerer,<br />
Fehlverhalten zu definieren und nachzuweisen.<br />
Damit findet die Mitarbeiterführung<br />
in Verwaltungen unter deutlich<br />
anderen Vorzeichen statt als in der Privatwirtschaft.<br />
Wie geht man als Vorgesetzter<br />
mit einem Mitarbeiter um, mit dessen<br />
Leistung man nicht zufrieden ist, wenn<br />
man ihm deswegen kaum künden kann?<br />
Verwaltungsmanager sind primär Fachkräfte.<br />
Nur sehr grosse Verwaltungseinheiten<br />
können die Führungsaufgabe Betriebswirten<br />
übergeben.<br />
Tipps und Tricks für den Alltag als Führungskraft<br />
in Gemeinden vermittelt der<br />
CAS Führungskompetenz für den öffentlichen<br />
Sektor (siehe Inserat). Der speziell<br />
für die öffentliche Verwaltung entwickelte<br />
Lehrgang zielt auf die Stärkung und Erweiterung<br />
insbesondere der Softskills von<br />
NEW PUBLIC MANAGEMENT<br />
Aus- und Weiterbildung<br />
Führungskräften ab. Im Rahmen eines Development<br />
Centers zu Beginn des Lehrgangs<br />
lernen die Teilnehmer ihre Stärken<br />
und Schwächen als (angehende) Führungskraft<br />
kennen und erhalten die Möglichkeit,<br />
mittels Einzel- und Gruppencoaching<br />
ihr Potential auszuschöpfen und<br />
ihre Kompetenzen zu erweitern. Parallel<br />
dazu lernen sie im Unterricht, Führungsinstrumente<br />
zielgerichtet, situativ und<br />
effi zient einzusetzen. Die Teilnehmer erhalten<br />
Tipps und Tricks für den Führungsalltag<br />
im Spannungsfeld zwischen Politik<br />
und Verwaltung.<br />
ZHAW School of Management<br />
und Law<br />
Institut für<br />
Verwaltungs-Management<br />
Stadthausstrasse 14<br />
CH-Winterthur<br />
Tel. 058 934 66 28<br />
Fax 058 935 79 25<br />
www.sml.zhaw.ch<br />
SKR 1/11 27
NEW PUBLIC MANAGEMENT<br />
Human Resource Management<br />
Rekrutierung<br />
im öffentlichen Sektor im Fokus<br />
der 10. «Personal Swiss»<br />
In der Wirtschaftskrise geriet das Thema Rekrutierung leicht aus dem Blickfeld, jetzt erlebt es eine Renaissance<br />
in der Personalarbeit. Das schlägt sich deutlich im Programm der Personal Swiss nieder, die zu ihrer 10. Aufl age<br />
am 5. und 6. April mit einem prallen Programm in der Messe Zürich aufwartet. Die vierte Swiss Professional<br />
Learning, die zweite Swiss eLearning Conference (SeLC) und der neue Workshop «HR im Public Sector» tragen<br />
als Parallelveranstaltungen zur Attraktivität der Jubiläumsausgabe bei.<br />
Aufgeschoben ist nicht aufgehoben: Dass<br />
Personalabteilungen die erfolgreiche Besetzung<br />
von Schlüsselpositionen wieder<br />
verstärkt als Herausforderung wahrnehmen,<br />
kommt nicht unerwartet – schliesslich<br />
hat die Konjunkturflaute nichts am<br />
Grundproblem der schrumpfenden und<br />
alternden Bevölkerung geändert. Es ist bekannt:<br />
Qualifi zierte Bewerber gibt es nicht<br />
mehr en masse; sie sind gesucht – und sie<br />
wollen sorgfältig ausgewählt sein.<br />
Die Personal Swiss widmet sich beiden<br />
Aspekten: Sie beleuchtet sowohl Best<br />
Practice und Trends im Rekrutierungsprozess<br />
als auch Tools zur Bewerberauswahl.<br />
So präsentiert zum Beispiel Dr. Falk von<br />
Westarp, Country Manager von Monster<br />
Worldwide Switzerland, die «Recruiting<br />
Trends Schweiz 2011», während Matthias<br />
Adrion und Sebastian Hergott von der Dr.<br />
Schmidt & Partner Personalberatung die<br />
Wirksamkeit verschiedener Recruiting-<br />
Kanäle anhand der Studie «HR Marketing<br />
Channels» unter die Lupe nehmen.<br />
HR-Bereich immer wichtiger<br />
Weil Unternehmen nicht mehr aus dem<br />
Vollen schöpfen können, werden Stellen-<br />
28 SKR 1/11<br />
besetzungen zu einer sensiblen Angelegenheit.<br />
Doch wie vermeidet man Fehlbesetzungen<br />
effi zient? Wie das grosse Angebot<br />
an Tools zur Personalauswahl an der<br />
Personal Swiss belegt, sind Testverfahren<br />
en vogue. Was Eignungsdiagnostik leisten<br />
kann, erklärt unter anderem Petra Bircsak,<br />
Consultant der Firma Schuhfried: Die Psychologin<br />
beschreibt im Praxisforum Nutzen<br />
und Risiken von wissenschaftlich abgesicherten<br />
Testverfahren und erläutert<br />
ihre Anwendung anhand von Praxisbeispielen.<br />
Vor besonderen Herausforderungen steht<br />
der öffentliche Dienst als Arbeitgeber:<br />
Auf der einen Seite ist er vielfach zu Einsparungen<br />
verpfl ichtet, auf der anderen<br />
Seite muss er mit attraktiven Arbeitsbedingungen<br />
um Nachwuchs werben. Wie<br />
meistern Personalverantwortliche, die<br />
dabei eine Schlüsselrolle spielen, diesen<br />
Spagat? Konkrete Hilfestellung gibt der<br />
Workshop «HR im Public Sector», der an<br />
beiden Messetagen in der Zeit von 9 bis<br />
12.30 Uhr im Konferenzraum ein spezielles<br />
Programm für einen kleineren Teilnehmerkreis<br />
offeriert.<br />
Anregungen für Führungskräfte-Entwicklung<br />
und Talentförderung gibt Monika<br />
Studer, Leiterin Personal- und Managemententwicklung<br />
des Kantons Luzerns,<br />
während Oliver Sack, Direktor von HR<br />
Stadt Zürich, Alternativen zum frühzeitigen<br />
Ausscheiden aus dem Berufsleben<br />
aufzeigt. Das Thema «Nachhaltige Entwicklung<br />
und Human Resource Management»<br />
diskutiert Peter Lehmann, Direktor<br />
des Bildungsanbieters sanu, mit Podiumsgästen<br />
und den Workshop-Teilnehmern.<br />
Weitere Programmpunkte drehen sich um<br />
leistungsgerechte Bezahlung, Kulturentwicklung<br />
und den Sinn und Nutzen von<br />
Interim Management.<br />
Sieben Keynote-Vorträge<br />
zum Geburtstag<br />
Auch das Messe-Programm in den Praxisforen<br />
hat es in sich: Zum Jubiläum steigt<br />
die Zahl der Keynote-Vorträge auf sieben.<br />
An der Personal Swiss melden sich Top-<br />
Management-Berater Dr. Frank Arnold,<br />
Lean-Management-Experte Dr.-Ing. Lars<br />
Vollmer und Vordenker Matthias Mölleney<br />
von der Hochschule für Wirtschaft Zürich<br />
zu Wort. Self-Branding-Spezialistin Dr. Petra<br />
Wüst, Lernexperte Albrecht Kresse<br />
und Gedächtnistrainer Gregor Staub bilden<br />
ihr Pendant an der Swiss Professional<br />
Learning. Das I-Tüpfelchen setzt Prof. Dr.<br />
Karl Wilbers von der Friedrich-Alexander-<br />
Universität Erlangen-Nürnberg mit seiner<br />
Einschätzung zum Thema «E-Learning:<br />
Was geht, was bleibt, was kommt?», die<br />
zugleich einen Schlusspunkt unter die<br />
Swiss eLearning Conference 2011 setzt.<br />
Wieder mit beliebter Messe<br />
«Swiss Professional Learning»<br />
Seit dem Jahr 2008 präsentiert sich die<br />
Swiss Professional Learning, Fachmesse für<br />
Personal- und Führungskräfteentwicklung,<br />
Training und E-Learning, als eigenständige<br />
Messe im engen Verbund mit der Fachmesse<br />
für Personalmanagement. Bereits<br />
im Vorjahr manifestierte sich E-Learning als<br />
feste Grösse im Ausstellerspektrum. Passend<br />
dazu begleitete 2009 erstmals die<br />
Swiss eLearning Conference, kurz «SeLC»,<br />
als Parallelveranstaltung den HR-Gipfel. Die<br />
Konferenz setzt sich mit neuen Lernformaten<br />
und -methoden im digitalen Zeitalter<br />
auseinander. Schwerpunkt in diesem Jahr<br />
ist «Workplace Learning».<br />
Weitere Informationen im Internet:<br />
www.personal-swiss.ch und<br />
www.professional-learning.ch
Führungskräfte im staatlichen Bereich stehen<br />
vor der grossen Herausforderung, ihre<br />
Institutionen ergebnis- und wirkungsorientiert<br />
zu steuern. Die häufig schlechte<br />
Finanzlage der öffentlichen Hand forciert<br />
dies zusätzlich. Wirkungsvolle Führung ist<br />
jedoch nur möglich, wenn sie auf anpassungsfähige<br />
Organisationsstrukturen sowie<br />
auf qualifi zierte und motivierte Menschen<br />
trifft. Ambitionierte Vorhaben zur<br />
Verwaltungsmodernisierung laufen zudem<br />
ins Leere, wenn sie den Menschen als zentralen<br />
Erfolgsfaktor in Reformprozessen<br />
unberücksichtigt lassen. In der notwendigen<br />
Modernisierung kommt dem Personalmanagement<br />
folglich eine Schlüsselrolle<br />
zu.<br />
Viel Diskussionsstoff birgt die Frage, inwieweit<br />
privatwirtschaftliche Managementkonzepte<br />
auf den öffentlichen Dienst<br />
übertragbar sind. Ein gutes Beispiel dafür<br />
ist der Trend zum individuellen Leistungslohn,<br />
der durch die Reformen verstärkt<br />
Eingang in den Personalbereich des öffentlichen<br />
Dienstes gefunden hat: Finan zielle<br />
Anreizsysteme mittels Leistungslohnkom-<br />
NEW PUBLIC MANAGEMENT<br />
Human Resource Management<br />
Am Leistungslohn scheiden sich<br />
die Geister<br />
Der öffentliche Sektor steht unter Druck. Die gesellschaftlichen Erwartungen an die Verwaltung haben sich<br />
ebenso verändert wie sein ökonomisches Umfeld. Dabei bemühen sich öffentliche Verwaltungen in der Schweiz<br />
längst um mehr Effi zienz und Effektivität, in jüngerer Zeit vor allem durch Einführung der Wirkungsorientierten<br />
Verwaltungsführung (WOV). Lag der Schwerpunkt zunächst auf einer Modernisierung des Finanz- und Rechnungswesens,<br />
geht es inzwischen verstärkt um einen grundlegenden Strategie-, Struktur- und Kulturwandel.<br />
Daraus leitet sich eine besondere Bedeutung für das Personalmanagement ab.<br />
ponenten und Prämien auf der Grundlage<br />
von Zielvereinbarungsgesprächen und Mitarbeiterbeurteilungen<br />
haben in vielen Kantonen<br />
Einzug gehalten. Doch erfüllt das<br />
aus der freien Wirtschaft übernommene<br />
Instrument wirklich seinen Zweck? Für Kritik<br />
sorgt zum einen, dass der leistungsorientierte<br />
Lohnbestandteil oft zu gering<br />
und damit wirkungslos ausfalle, zum anderen<br />
erweist sich die faire Leistungsbemessung<br />
als schwierig und aufwändig.<br />
Wie können Personalverantwortliche den<br />
Modernisierungsprozess vorantreiben?<br />
Im Kontext der Fachmesse Personal Swiss<br />
2011 am 5. und 6. April in der Messe Zü-<br />
rich gibt es erstmals ein spezielles Angebot<br />
für HR-Entscheider und Recruiter<br />
aus dem Public Sector: Der Workshop in<br />
den Kon ferenzräumen der Messe widmet<br />
sich gezielt den Herausforderungen für<br />
das Per sonalmanagement im öffentlichen<br />
Dienst und greift dabei auch das<br />
heikle Thema der leistungsorientierten<br />
Bezahlung anhand eines Praxisbeispiels<br />
auf. Die weiteren Programmpunkte Führungskräfte-Entwicklung,Kulturentwicklung,<br />
Wiedereinglie derung am Arbeitsplatz,<br />
nachhaltige Entwicklung und Interim-Management<br />
werden ebenfalls<br />
durch innovative Fallbeispiele beleuchtet<br />
und diskutiert.<br />
Weitere Informationen enthält die<br />
beiliegende Broschüre zum Workshop<br />
«HR im Public Sector».<br />
SKR 1/11 29
Im Kanton Aargau sind die Gemeinden<br />
Birr, Brugg, Laufenburg, Mettauertal und<br />
Fislisbach als Pilotgemeinden bereits mit<br />
den HRM2-Vorgaben unterwegs. Diese<br />
Pilotgemeinden wurden für die Umsetzung<br />
von HRM2 vom Regierungsrat von<br />
der aktuell geltenden Rechtsgrundlage<br />
(Gemeindegesetz, Finanzdekret und Finanzverordnung)<br />
entbunden.<br />
Der Fahrplan für die Umsetzung von HRM2<br />
im Kanton Aargau sieht wie folgt aus: Mit<br />
dem Budget 2011 wurden erstmals die<br />
neuen Abschreibungsbedingungen von<br />
den Pilotgemeinden budgetiert. Die übrigen<br />
Gemeinden werden erstmals im Jahr<br />
2013 das Budget 2014 mit den HRM2-Vorgaben<br />
erstellen. Die Ausbildung von Gemeinderäten,<br />
Finanzkommissionen und<br />
den Leiterinnen und Leiter Finanzen sind<br />
für die Jahre 2012 und 2013 vorgesehen.<br />
Ebenfalls wird das neue Handbuch rechtzeitig<br />
zur Verfügung stehen. Bis Ende März<br />
2011 steht die Teilrevision des Gemeindegesetzes<br />
in der Vernehmlassung. Diese Revision<br />
beinhaltet die Umsetzung von<br />
HRM2 aus rechtlicher Sicht. Zukünftig soll<br />
das Finanzdekret wegfallen und nur noch<br />
die Finanzverordnung in neuer Form die<br />
rechtlichen Vorgaben erläutern.<br />
30 SKR 1/11<br />
FINANZEN HRM2<br />
HRM2 in der praktischen<br />
Umsetzung: Erfahrungen<br />
aus einer Pilotgemeinde<br />
von Richard Schraner*<br />
Fislisbach im Kanton Aargau setzt mit dem Budget 2011 HRM2 bereits im zweiten Rechnungsjahr um. Im Jahr<br />
2009 wurde mit der Erfassung des neuen HRM2-Kontenplanes für das Budget 2010 begonnen. Die erste HRM2-<br />
Jahresrechnung wird derzeit abgeschlossen.<br />
Anlagebuchhaltung<br />
ein Kernstück von HRM2<br />
Die Bestandesrechnung wird neu Bilanz<br />
genannt. Bevor es soweit ist, sind die Vermögenswerte<br />
des Finanzvermögens neu<br />
zu bewerten. Dabei stellt sich auch die<br />
Frage der Rendite. Diese Neubewertung<br />
führt in der Bilanz zu Neubewertungsreserven,<br />
welche in der Kontogruppe des Eigenkapitals<br />
ausgewiesen werden. Beim<br />
Verwaltungsvermögen wird es eine Aufwertung<br />
geben, wenn in den Vorjahren<br />
bereits zuviel abgeschrieben wurde. Diese<br />
Aufwertungen führen zu Aufwertungsreserven,<br />
welche ebenfalls in der Kontogruppe<br />
des Eigenkapitals verbucht werden.<br />
In einem Eigenkapitalnachweis werden<br />
diese Veränderungen nachgewiesen.<br />
Die Abschreibungen in der Erfolgsrechnung<br />
resultieren nicht mehr nach dem<br />
Restbuchwert des Verwaltungsvermögens.<br />
Mit der Anlagebuchhaltung werden<br />
die Grunddaten für die Abschreibungsberechnung<br />
nach HRM2 gesammelt. Jedes<br />
Investitionsobjekt wird aufgrund ihrer Anlagekategorie<br />
sowie dessen Abschreibungsdauer<br />
erfasst und somit in den jährlichen<br />
Abschreibungen berücksichtigt. Das<br />
Führen einer Anlagebuchhaltung wird unerlässlich.<br />
Die Erfassung der Anlagebuchhaltung<br />
erfolgte in den Pilotgemeinden<br />
aufgrund der vorhandenen Liegenschaftsverzeichnisse.<br />
Es ist empfehlenswert, diese<br />
Verzeichnisse bereits heute aktuell zu halten<br />
und sauber zu führen. Weiter wurden<br />
sämtliche Investitionen der letzten 20<br />
Jahre erfasst und den entsprechenden Anlagekategorien<br />
sowie der funktionalen<br />
Gliederung zugewiesen. Damit war die<br />
Grundlage der Erfassungsdaten vorhanden.<br />
Die Abschreibungsaufwände nach<br />
HRM2 werden in der funktionalen Gliederung<br />
dort abgeschrieben, wo sie anfallen.<br />
Das heisst Abschreibungen für ein neues<br />
Schulhaus werden im Bereich «2170 Schulliegenschaften»<br />
(früher 213 Schulanlagen)<br />
budgetiert und verrechnet. Das Total der<br />
Abschreibungen ist nur noch in der Artengliederung<br />
ersichtlich.<br />
Geld- statt Mittelfl ussrechung<br />
Wie entwickeln sich nun die Abschreibungen<br />
von HRM2 im Vergleich zu den Abschreibungsaufwänden<br />
nach HRM1? Diese<br />
Frage wurde im Budget 2011 mit grossem<br />
Interesse verfolgt. Nach HRM1 (Abschreibungen<br />
aufgrund des Restbuchwertes des<br />
Verwaltungsvermögens) ergab sich in der<br />
Gemeinde Fislisbach einen Abschreibungsbedarf<br />
von rund 600 000 Franken. In den<br />
vergangenen 20 Jahren konnten jeweils<br />
rund 400 000 Franken zusätzlich abgeschrieben<br />
werden, was eine Eigenfi nanzierung<br />
von rund einer Million Franken ergab.<br />
Mit der Berechnung der Abschreibungen<br />
nach HRM2 liegen die Abschreibungsaufwände<br />
bei rund 816 000 Franken. Falls<br />
nach der Verbuchung von diesen Abschrei-<br />
HRM2-Aufbau/Anforderung
Die Einführung von HRM2<br />
erlaubt oder ermöglicht:<br />
• eine Neubeurteilung<br />
des Kontenplanes<br />
• eine Überarbeitung von Abläufen<br />
• eine zeitgemässe Darstellung<br />
der Erfolgsrechnung und<br />
Geldfl ussrechnung<br />
• eine Annäherung der<br />
öffentlichen Rechnungslegung<br />
an die Privatwirtschaft<br />
• «True and fair-view»<br />
der öffentlichen Zahlen<br />
bungen ein Ertragsüberschuss resultiert,<br />
würde dieser dem Eigenkapital zugewiesen.<br />
Die Geldfl ussrechnung ist ein weiteres<br />
neues Element von HRM2. Sie ersetzt die<br />
bisherige Mittelfl ussrechnung. Die Geldfl<br />
ussrechnung kann bereits vor der Einführung<br />
von HRM2 umgesetzt und errechnet<br />
werden.<br />
An welchem Verband, Verein oder Aktiengesellschaft<br />
ist die Gemeinde beteiligt?<br />
Welche fi nanziellen Konsequenzen haben<br />
die Beteiligungen? Welche Mitsprache hat<br />
die Gemeinde an der beteiligten Organisation?<br />
Welche Risiken muss die Gemeinde<br />
allenfalls mittragen? Solche Fragen werden<br />
im Beteiligungsspiegel analysiert und<br />
bewertet. Es gilt für sämtliche Beteiligungen<br />
diese Fragen zu analysieren und festzuhalten.<br />
Der Beteiligungsspiegel ist ein<br />
Teil der Bilanz und gehört zum jährlichen<br />
Abschluss.<br />
Aus der laufenden Rechnung<br />
entsteht die Erfolgsrechnung<br />
Die laufende Rechnung wird durch die Erfolgsrechnung<br />
abgelöst. Im Kanton Aargau<br />
werden die bisherigen 3-stelligen Funktionen<br />
und 3-stelligen Arten auf jeweils 4<br />
Stellen ausgebaut. Dies hat einen neuen<br />
Kontenplan zur Folge. Für die Budgetierung<br />
des ersten HRM2-Budgets ist es empfehlenswert,<br />
die Zahlen des letzten Rech-<br />
nungsabschlusses auf den HRM2-Kontenplan<br />
umzurechnen. Ohne diese Umrechnung<br />
fehlt jeglicher Zahlenvergleich für das<br />
erste HRM2-Budget. Für diese Umrechnung<br />
ist genügend Zeit einzukalkulieren.<br />
Der 3-stufi ge Erfolgsausweis löst das bisherige<br />
Schema «Ergebnis» ab. Mit dieser<br />
neuen Abschlussbeurteilung erkennt man<br />
das Ergebnis aus betrieblicher Tätigkeit,<br />
das Ergebnis aus Finanzierung sowie das<br />
Gesamtergebnis der Erfolgsrechnung.<br />
Diese Resultatbeurteilung wird künftig<br />
Einfl uss haben auf die Finanzplanung.<br />
Die Investitionsrechnung erhält mit HRM2<br />
relativ wenige Änderungen. Der Kontenplan<br />
wird analog der Erfolgsrechnung von<br />
drei- auf vierstellige Kontonummern ergänzt.<br />
Im Kanton Aargau möchte man<br />
Investitionen ab 10 000 Franken in der Investitionsrechnung<br />
erfassen. Eine Investition<br />
hat folgenden Charakter<br />
• Einmaligkeit der Investition<br />
• Investitionsgut, ist über<br />
mehrere Jahre in Betrieb<br />
• Investitionsgut ist abschreibungsbedürftig<br />
(Wertverzehr)<br />
True and fair-view wirkt sich mit der eher<br />
tiefen Investitionsgrenze aus. Dies führt<br />
zu einer Entlastung der Erfolgsrechnung<br />
und zu einer Mehrbelastung der Investitionsrechnung.<br />
Es soll vermieden werden,<br />
dass Investitionsgüter über die Erfolgsrechnung<br />
bezahlt werden, weil dort noch<br />
genügend Reserven vorhanden sind.<br />
HRM2 FINANZEN<br />
Die Bedeutung von HRM2<br />
für eine Gemeinde<br />
Die Umsetzung von HRM2 ist grundsätzlich<br />
keine «Hexerei», aber sie sollte in allen<br />
Bereichen (Personal, IT, Arbeitsabläufe<br />
usw.) gut geplant werden. Ein Grossteil<br />
der Arbeit erfolgt mit der ersten Budgetierung.<br />
Für diese Arbeit ist rund die doppelte<br />
Zeit einzuberechnen, da der neue<br />
Kontenplan in vielen Teilen wesentlich detaillierter<br />
ist. Die Informatik ist bei der<br />
Umstellung auf HRM2 ein wichtiger Faktor.<br />
Dabei ist zu berücksichtigen, dass in<br />
sämtlichen Programmen (Bsp. Lohn, Debitoren<br />
usw.) die neuen Konten der Bilanz<br />
und Erfolgsrechnung eingerichtet werden<br />
müssen.<br />
Das Vergleichen von HRM2-Zahlen mit «alten»<br />
NRM oder HRM1-Zahlen soll möglichst<br />
unterlassen werden. Viele Konten werden<br />
zusätzlich aufgeteilt und verunmöglichen<br />
den direkten Vergleich. Die Bilanzsumme<br />
wird sich erhöhen, es bleibt jedoch eine<br />
ähnliche fi nanzielle Ausgangslage. Mit der<br />
Einführung von HRM2 gesundet der Finanzhaushalt<br />
nicht! Die Abschlussbeurteilung<br />
wird sich verändern und neu präsentieren.<br />
Die Kommunikation dazu ist sehr wichtig.<br />
Es ist empfehlenswert, zu erklären, zu analysieren<br />
und auch zu hinterfragen.<br />
* Der Autor ist Leiter Finanzen der Gemeinde<br />
Fislisbach und Projektleiter Pilotgemeinden<br />
HRM2 Kanton AG. Er hat seine<br />
Masterarbeit am Institut für Verwaltungsmanagement<br />
der Zürcher Hochschule<br />
Winterthur über die praktische Umsetzung<br />
von HRM2 verfasst.<br />
SKR 1/11 31
Vor dem Hintergrund von New Public Management<br />
werden Kennzahlen im Führungsalltag<br />
immer mehr zur Normalität.<br />
Der fortschreitende Technologieeinsatz in<br />
der Verwaltung macht entsprechende Erhebungen<br />
und Berechnungen immer einfacher.<br />
Damit wird aber nicht automatisch<br />
alles besser. Es ergeben sich neue<br />
Möglichkeiten wie auch neue Herausforderungen<br />
für Führungskräfte.<br />
Absenzenmanagement<br />
im Kanton Bern<br />
Im Kanton Bern werden krankheitsbedingte<br />
Absenzen systematisch erfasst.<br />
Ziel des Absenzenmanagements ist es,<br />
jene Fälle herauszufi nden, bei denen die<br />
Absenz betriebliche Ursachen hat. Führungskräfte<br />
erhalten monatlich eine Auswertung,<br />
bei der jene Mitarbeitenden<br />
32 SKR 1/11<br />
FINANZEN Führungsinstrumente<br />
Führen mit Kennzahlen<br />
in der öffentlichen Verwaltung<br />
von Alexander Hunziker<br />
Kennzahlen werden immer wichtiger in der Führungsarbeit im öffentlichen Sektor. Die Berner Fachhochschule<br />
nimmt sich dem Trend an und hat in einer Veranstaltungsserie Praktikerinnen und Praktiker eingeladen, über<br />
ihre Erfahrungen zu berichten. Die wichtigsten Erkenntnisse werden hier zusammengefasst.<br />
Alexander Hunziker,<br />
Professor an der Berner Fachhochschule<br />
und Leiter des Studiengangs EMBA Public<br />
Management, welcher auch für Gemeindekader<br />
zugänglich ist<br />
markiert sind, für welche mindestens einer<br />
von zwei Indikatoren einen Schwellwert<br />
überschreitet. Wenn eine Markierung<br />
vorliegt, so sind die Vorgesetzten<br />
verpfl ichtet, mit den betreffenden Mitarbeitenden<br />
ein Gespräch zu führen, bei<br />
dem sie betriebliche Probleme und Unterstützungspotential<br />
abklären sollen.<br />
Dieses Absenzenmanagement ist Teil des<br />
betrieblichen Gesundheitsmanagements<br />
der Kantonsverwaltung.<br />
Christian Utz, Projektleiter beim Kanton<br />
Bern, schätzt, dass in einem Drittel bis der<br />
Hälfte aller Fälle betriebliche Massnahen<br />
möglich sind, um künftige Absenzen zu<br />
verringern. Vorgesetzte dürfen sich aber<br />
nicht überfordern. Sie sind weder Ärzte<br />
noch Psychologen und sie haben auch<br />
nicht den Auftrag, eine erkrankte Person<br />
so schnell wie möglich einsatzfähig zu<br />
machen – wegschauen ist aber auch keine<br />
Option. Damit diese manchmal heikle Abgrenzung<br />
gut verstanden wird, waren<br />
Schulungen nötig.<br />
Marcel Kutter, Abteilungsleiter im Amt<br />
für Sozialversicherung und Stiftungsaufsicht<br />
mit EMBA in Public Management,<br />
hat sich bei der Einführung dieses Systems<br />
aktiv beteiligt. Er hat früh erkannt,<br />
dass die Belastungen für das Team, welche<br />
durch Absenzen entstehen, vermieden<br />
oder zumindest besser aufgefangen<br />
werden können, wenn man sich systematisch<br />
um Absenzen kümmert. Obwohl<br />
er seinen Erfolg in Zahlen klar ausweisen<br />
kann, warnt er davor, den Erfolg im Bereich<br />
Absenzenmanagement erzwingen<br />
zu wollen: Werden Führungskräfte unter<br />
Druck gesetzt, gewisse Werte in ihrer Abteilung<br />
zu erreichen, wird es kontraproduktiv.<br />
Das Gegenteil vom Absentismus<br />
würde gefördert, der «Präsentismus»,<br />
also die körperliche Anwesenheit trotz<br />
Krankheit oder mangelnder Arbeitsmotivation.<br />
Der eigentliche Zweck des Systems<br />
würde durch eine solche Handhabung<br />
der Kennzahlen nicht erreicht.<br />
Politik und Management<br />
der Sozialhilfe<br />
Sozialhilfe erhält, wer trotz allen anderen<br />
Unterstützungsangeboten zuwenig zum<br />
Leben hat. Gemäss Adrian Vonrüti, Vorsteher<br />
des Sozialamtes Langenthal, sind<br />
es zwar einzelne Missbrauchsfälle, die den<br />
politischen Zündstoff liefern, aber es sind<br />
Kennzahlen, mit denen die Sozialämter<br />
die Qualität und Effi zienz ihrer Leistung<br />
beweisen müssen. In der Praxis bestehen<br />
jedoch erhebliche Schwierigkeiten, um<br />
aus den Kennzahlen Schlüsse für gute<br />
Managemententscheide zu ziehen. Zu<br />
dieser Schwierigkeit tragen drei Faktoren<br />
bei, wie Dorothee Guggisberg, Geschäftsleiter<br />
der SKOS ausführt: Zunächst einmal<br />
sind die Strukturen in der der Sozialhilfe<br />
sehr heterogen. Es gibt kantonale, regionale<br />
und kommunale Organisationsformen<br />
mit unterschiedlichen Kompetenzverteilungen,<br />
Defi nitionen und Erhebungsarten.<br />
Zweites ist die Anzahl von<br />
der Sozialhilfe abhängiger Personen von<br />
den übrigen Institutionen abhängig, welche<br />
ihre Aufgabe regional oft sehr unterschiedlich<br />
wahrnehmen. Und drittens<br />
sind wirtschaftliche Faktoren mitentscheidend.<br />
Die regionale Sockelarbeitslosigkeit<br />
oder ein lokaler Leerwohnungsbestand<br />
beeinfl ussen die Anzahl der Sozialhilfeempfänger.<br />
Deshalb ist es sogar<br />
für Insider schwer zu unterscheiden, welche<br />
Auffälligkeiten bloss auf statistische<br />
Probleme zurückzuführen sind und welche<br />
Relevantes anzeigen.<br />
Führungskräfte müssen darauf vertrauen,<br />
dass hochwertige Sozialarbeit zu guten
Resultaten führt. Die Aufgabe lautet also,<br />
Rahmenbedingungen zu schaffen, unter<br />
denen professionelle Arbeit geleistet werden<br />
kann, von der Ausbildung des Personals<br />
bis zu effi zienten Abläufen. Kennzahlen<br />
können für das Management für<br />
die strategische Planung wichtig sein oder<br />
für den internen Vergleich von Fallzahlen.<br />
Auf politischer Ebene könnten sie zur Versachlichung<br />
der Debatte beitragen.<br />
Strategische Steuerung<br />
in der Gemeinde Kappelen<br />
Die Ausganglage in Kappelen war so, wie<br />
sie sich in vielen anderen Gemeinden mit<br />
rund 1000 Einwohnern präsentieren<br />
dürfte: Man hat zwar einmal über die<br />
langfristige Entwicklung der Gemeinde<br />
diskutiert und einen gewissen Konsens<br />
gefunden, aber die Umsetzung ins Tagesgeschäft<br />
gelingt einfach nicht. Immer<br />
wieder kommen Überraschungen. Eine<br />
Strasse muss saniert werden, ein Schulhaus<br />
benötigt eine Renovation, das Budget<br />
für strategisch wichtige Vorhaben<br />
fehlt. Beim näheren Hinschauen stellte<br />
der Gemeindeschreiber mit EMBA in Public<br />
Management, Thomas Buchser, fest,<br />
dass fast alle Überraschungen vorhersehbar<br />
gewesen wären. Er entschied sich,<br />
statt zu warten bis eine Wegmeister oder<br />
Schulabwart reklamiert, das Heft selbst in<br />
die Hand zu nehmen. Er erstellte eine<br />
Liste mit der gesamten Infrastruktur der<br />
Gemeinde, auf der er die Lebensdauer der<br />
Anlagen festhielt. Fünf Jahre vor Ablauf<br />
dieser Lebensdauer beauftragt er nun<br />
eine Fachperson zu prüfen, ob die Sanierung<br />
in den nächsten Jahren tatsächlich<br />
nötig sein wird. Wenn ja, wird ein Projekt<br />
ausgelöst. Wenn nein, wird die Lebensdauer<br />
verlängert. Ist eine Sanierung nötig,<br />
wird nebst der Wiederherstellungsplanung<br />
auch die Frage gestellt, ob damit<br />
auch ein strategisches Ziel zusammenhängt.<br />
Damit sind sowohl alle notwendigen<br />
Sanierungen wie auch die strategischen<br />
Anliegen der Gemeinde gleichwertig<br />
berücksichtigt. So wurde bei der<br />
anstehenden Sanierung der Dorf strasse<br />
festgestellt, dass das Leitbild des Gemeinderates<br />
nicht nur intakte, sondern auch<br />
sichere Verkehrswege verlangt. Da nicht<br />
klar war, ob und wie die Verkehrssicherheit<br />
im Zusammenhang mit der Strassensanierung<br />
verbessert werden kann, wurde<br />
im Sinne eines Vorprojektes ein Verkehrskonzept<br />
erarbeitet. Daraus wurde<br />
ersichtlich, dass die Verkehrsicherheit<br />
durch die Geschwindigkeitsreduktion und<br />
diese durch eine Verschmälerung der<br />
Strassenbreite erreicht werden kann. Damit<br />
wurde auch Platz für ein beidsei tiges<br />
Trottoir geschaffen, was zudem auch<br />
dem Leitbildziel entspricht, die Begegnungsorte<br />
(Läden, Schule usw.) in der Gemeinde<br />
zu vernetzen. Durch das frühe<br />
Erkennen dieser Problempunkte hatte<br />
man genügend Zeit, diese zusammen mit<br />
den bautechnischen Fragen in aller Ruhe<br />
zu planen. Dadurch wurden auch viele<br />
Synergien mit weiteren Massnahmen<br />
entdeckt, was schliesslich zu nachweisbaren<br />
Minderkosten und einem wirkungsvollen<br />
Ergebnis führte. Der ausführende<br />
Ingenieur schätzte die Einsparungen<br />
durch diese frühzeitige und umfangreiche<br />
Planung auf rund Fr. 150’000.— .<br />
Gemeindepräsident Ulrich Hofmann hatte<br />
bei der Einführung dieses Systems viel zu<br />
tun, da zu Beginn der gesamte Sanierungsbedarf<br />
in Projekte eingearbeitet werden<br />
musste. All die angestauten Projekte kamen<br />
auf einmal auf den Tisch und mussten<br />
im Gemeinderat behandelt werden.<br />
Heute ist er allerdings sehr froh, dass der<br />
diese Belastungsphase durchgestanden<br />
Führungsinstrumente FINANZEN<br />
hat. Er muss nämlich kaum mehr kurzfristig,<br />
unter Druck oder bei mangelnder Information<br />
Entscheide fällen.<br />
Das Beispiel zeigt, dass eine «Balanced<br />
Scorecard» nicht unbedingt das beste<br />
Mittel zur strategischen Steuerung ist.<br />
Eine pragmatische Aufarbeitung von Daten,<br />
klare Prozesse und die systematische<br />
Nutzung von strategischem Handlungsspielraum<br />
durch projektbezogene Abklärungen<br />
können bereits genügen, um von<br />
ewigen «Feuerwehrübungen» weg zu vorausschauendem<br />
Handeln zu kommen.<br />
Ohne gemeinsame Ziele, gute Kommunikation<br />
und Vertrauen würden aber auch<br />
sie nicht viel nützen.<br />
Benchmarking der Kantone<br />
im Bereich der RAV<br />
Weit mehr als zehn Jahre ist es her, als<br />
Arbeitslose noch auf die Gemeinde zum<br />
«Stempeln» gingen. Heute sind die regionalen<br />
Arbeitsvermittlungszentren RAV<br />
zuständig. Für Jean-Christophe Lanzeray,<br />
wissenschaftlicher Mitarbeiter im SECO,<br />
© Kellermeister | PIXELIO<br />
SKR 1/11 33
ist die Ausgangslage klassisch: Der Bund<br />
bezahlt, aber der Vollzug liegt bei den<br />
Kantonen. Der Einfl uss des Bundes auf die<br />
Wirksamkeit und Effizienz der Arbeitsvermittlung<br />
ist daher beschränkt. Um<br />
Schaden für die Arbeitslosenversicherung<br />
abzuwenden und einen möglichst einheitlichen<br />
Vollzug zu gewährleisten, wurde<br />
in Zusammenarbeit mit den Kantonen<br />
ein Kennzahlen-Cockpit entwickelt. Dessen<br />
Herzstück sind vier Wirkungsindikatoren:<br />
Rasche Wiedereingliederung, Vermeidung<br />
von Langzeitarbeitslosigkeit,<br />
Vermeidung von Aussteuerung und die<br />
Vermeidung von Wiederanmeldungen.<br />
Sämtliche Kenn zahlen werden als Prozentwerte<br />
der Anzahl Stellensuchenden<br />
im betreffenden Kanton ausgewiesen,<br />
um die Grössenunterschiede der Kantone<br />
zu kompensieren. Mit einer fi xen Gewichtung<br />
wird aus diesen vier Kennzahlen ein<br />
Ranking erstellt, wobei gewisse Korrekturfaktoren<br />
entsprechend der Stellensuchendenstruktur<br />
im jeweiligen RAV –<br />
z. B. Ausländeranteil – zum Tragen kommen.<br />
Das Cockpit bietet eine Fülle von<br />
weiteren Informationen, etwa welche<br />
Art von Sanktionen wie oft ergriffen werden,<br />
wenn sich Stellensuchende nicht an<br />
Abmachungen oder Kontrollvorschriften<br />
Patronat<br />
Veranstalter<br />
FINANZEN Führungsinstrumente<br />
halten. Dabei konnte festgestellt werden,<br />
dass die Schärfe der ergriffenen Sanktionsmassnahmen<br />
wenig zum Erfolg beiträgt,<br />
die Häufigkeit von Massnahmen<br />
hingegen eine positive Wirkung bezüglich<br />
der Wirkungsindikatoren aufzeigt.<br />
Obwohl diese Kennzahlen sehr deutlich<br />
den Erfolg oder Misserfolg von bestimmten<br />
Praktiken in einzelnen Kantonen aufzeigen<br />
können, sind sie nicht ohne Weiteres<br />
in der Führungspraxis einzusetzen.<br />
Marc Gilgen, Leiter RAV im Amt für Wirtschaft<br />
des Kantons Bern und Absolvent<br />
des Studiengangs EMBA Public Management<br />
BFH, warnt ausdrücklich davor: Es<br />
ist zwar technisch möglich, die Wirkungsindikatoren<br />
auf einzelne Mitarbeitende<br />
herunterzubrechen, aber das ist so gut<br />
wie nie sinnvoll. Der Handlungsspielraum,<br />
den die Mitarbeitenden haben, um die<br />
Kennzahlen positiv zu beeinflussen ist<br />
nämlich nicht eindeutig definiert. Auf<br />
Stufe Kader sind die Kennzahlen natürlich<br />
im Auge zu behalten. Aber das Hauptaugenmerk<br />
müssen die Führungskräfte<br />
darauf lenken, gute Rahmenbedingungen<br />
für eine effektive und effi ziente Beratung<br />
zu schaffen. Damit meint er insbesondere<br />
eine der Aufgabe angemessene<br />
Die Immobilienmesse für<br />
Eigentum, Umwelt, Energie,<br />
Bau und Renovation.<br />
St.Gallen<br />
25. – 27. März 2011<br />
Eintritt frei<br />
www.immomesse.ch<br />
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TRAUMHAUS.<br />
Fachausbildung und zweckmässige Arbeitsmittel.<br />
Da die Personalbestände der<br />
RAV laufend der Konjunktur entsprechend<br />
wachsen und schrumpfen, ist dies keine<br />
Selbstverständlichkeit. Zudem gehören zu<br />
den Rahmenbedingungen ein Führungsstil<br />
mit offener Kommunikation, eine<br />
konstruktive Feedbackkultur und eine<br />
hohe Arbeitsmotivation. Diesen letzten<br />
Faktor hält er als bestimmend für den<br />
Vermittlungserfolg. Ängstliches Schielen<br />
auf individuelle Wirkungsindikatoren oder<br />
Ranglisten ist für ihn wirkungslos oder<br />
gar kontraproduktiv.<br />
Fazit<br />
Der Umgang mit Kennzahlen ist durchaus<br />
anspruchsvoll. Grundkenntnissen im öffentlichen<br />
Rechnungswesen sind zwar<br />
nützlich, aber nicht hinreichend. Mit einer<br />
Ausbildung in höherer Mathematik und<br />
Statistik würde man aber über das Ziel<br />
hinaus schiessen. Erst ein praxisorientiertes<br />
Verständnis über Zusammenhänge<br />
zwischen Kennzahlen, Führungsverhalten<br />
und Verwaltungskultur lässt Führungskräfte<br />
jene Chancen nutzen, welche sich<br />
aus den gegebenen Rahmenbedingungen<br />
eröffnen.
Accessibility<br />
Neue Checkliste für<br />
barrierefreie Gemeinde-Websites<br />
von Markus Riesch<br />
Für Menschen mit Behinderungen ist das<br />
Internet wichtiger als für Nicht-Behinderte.<br />
Erstere werden dank des Internets<br />
in vielen Lebensbereichen viel selbständiger,<br />
zum Beispiel beim Einkaufen oder<br />
beim Ausfüllen der Steuererklärung. Das<br />
Internet bedeutet aber auch Chancengleichheit.<br />
Früher waren die klassischen<br />
Blindenberufe Masseur, Klavierstimmer<br />
oder Korbfl echter. Heute steht der Zugang<br />
zur Programmierung und Web entwicklung<br />
auch Blinden offen – dank unterstützender<br />
Technologien wie Screenreader (Bildschirmvorleseprogramm)<br />
und Braille-Zeile.<br />
Man kann noch weiter gehen: Allen Menschen<br />
mit Behinderungen, auch denjenigen,<br />
die in ihrer Mobilität eingeschränkt<br />
sind, gibt das Internet ein Stück Eigenständigkeit<br />
und Mobilität – es ermöglicht<br />
eine Kompensation von Dingen, die die<br />
Betroffenen sonst nicht machen könnten.<br />
Aber das bedingt, dass das Angebot barrierefrei<br />
ist.<br />
Die Stiftung «Zugang für alle» hat zusammen<br />
mit der Bundeskanzlei, dem Bundesamt<br />
für Kommunikation, der Swisscom<br />
und der Schweizerischen Post eine praxisorientierte<br />
Checkliste für die Umsetzung<br />
von barrierefreien Websites erstellt. Die<br />
Checkliste und ein Leitfaden dazu können<br />
unter www.ch.ch/accessibility kostenlos<br />
bezogen werden.<br />
Barrieren im Internet<br />
In der Schweiz leben fast 1 Million Menschen<br />
mit Behinderungen. Dies entspricht<br />
ca. 15% der ständigen Wohnbevölkerung.<br />
Eine wichtige Gruppe bilden blinde und<br />
sehbehinderte Menschen. Auch hörbehinderte<br />
Menschen, deren erste Sprache<br />
die Gebärdensprache ist, benötigen auf<br />
sie zugeschnittene Darstellungsformen<br />
im Internet, da sie die Schriftsprache vielfach<br />
nicht ausreichend beherrschen.<br />
Betroffen sind jedoch auch immer mehr<br />
ältere Menschen, die nicht mit den Möglichkeiten<br />
und Methoden moderner Kommunikation<br />
aufgewachsen sind und von<br />
verschiedensten Behinderungen betroffen<br />
sind. Neben den technischen Barrieren<br />
gibt es auch inhaltliche Hindernisse,<br />
die vielen Nutzerinnen und Nutzern den<br />
Zugang zu Informationen erschweren.<br />
Sie bestehen aus Fachausdrücken sowie<br />
schwer verständlichen Texten.<br />
Barrierefreie Websites bieten allgemein<br />
den Vorteil, dass sie für sämtliche User<br />
benutzerfreundlicher sind.<br />
Gesetzliche Rahmenbedingungen<br />
Menschen mit Behinderungen haben einen<br />
Anspruch, ohne erschwerende Bedingungen<br />
staatliche Dienstleistungen wie<br />
etwa öffentliche Schulen, Bibliotheken,<br />
Schwimmbäder und amtliche Publikationen<br />
benützen zu können. Diese Verpfl ichtung<br />
des Staates, welche im Behindertengleichstellungsgesetz<br />
(BehiG) festgehalten<br />
ist, gilt insbesondere auch für Internet-<br />
Dienstleistungen der Gemeinwesen, d. h.<br />
von Bund, Kantonen und Gemeinden.<br />
Bund<br />
Die Behindertengleichstellungsverordnung<br />
(BehiV) defi niert u. a. den Erlass von<br />
Richtlinien im Bereich Internet, insbesondere,<br />
wie der Bund seine Internet-Dienstleistungen<br />
zu erbringen hat. Die detaillierte<br />
Regelung dieses Bereichs für den<br />
Bund unterstreicht, wie wichtig der er-<br />
Internetzugänglichkeit E-GOVERNMENT<br />
Für die meisten Menschen ist das Internet längst zur Selbstverständlichkeit geworden. Die Informationen im<br />
Internet stehen rund um die Uhr zu allen nur erdenklichen Bereichen zur Verfügung. Immer mehr werden auch<br />
Dienstleistungen aller Art über das Internet abgewickelt. Doch nicht alle Menschen profi tieren von dieser Entwicklung.<br />
Vor allem Menschen mit Behinderungen stossen im Internet immer wieder auf unüberwindbare<br />
Hindernisse, obwohl das Web gerade für Behinderte ungeahnte Chancen eröffnet.<br />
leichterte Zugang zu Informationen ist,<br />
den Menschen mit Behinderungen dank<br />
den neuen Technologien des Internets<br />
und ganz allgemein der Informations-<br />
und Kommunikations-Technologie (ICT)<br />
erhalten.<br />
Am 26. Januar 2010 traten die Richtlinien<br />
des Bundes zur Gestaltung barrierefreier<br />
Websites Version 2.0 (P028) in Kraft. Dieser<br />
Bundesstandard sieht vor, dass alle<br />
neuen Websites des Bundes mindestens<br />
der Konformitätstufe AA entsprechen.<br />
AA bedeutet, dass alle Richtlinien der<br />
Konformität A und AA der Web Content<br />
Accessibility Guidelines 2.0 (WCAG 2.0,<br />
vgl. http://www.w3.org/Translations/<br />
WCAG20-de//) erfüllt sind.<br />
SKR 1/11 35
E-GOVERNMENT Internetzugänglichkeit<br />
36 SKR 1/11<br />
WCAG-Prinzipien<br />
Abbildung 1: Praxisorientierte Checkliste für barrierefreie Websites<br />
Von den vier Prinzipien der «Richtlinien für barrierefreie<br />
Webinhalte, WCAG 2.0» sind drei ergonomische<br />
Prin zipien. Nur Robust ist ein technisches Prinzip. Die<br />
Defi nition der Prinzipien orientiert sich am Konzept<br />
der universellen Usability.<br />
Abbildung 2: Ausschnitt aus dem Erklärungen Dokument mit Beispielen für zugängliche CAPTCHAs<br />
Download Accessibility-Checkliste 2.0<br />
Die Accessibility-Checkliste 2.0 und das Dokument mit ergänzenden Erklärungen bilden<br />
die Basis für die notwendigen technischen, gestalterischen und redaktionellen<br />
Massnahmen für die Schaffung von barrierefreien Webseiten.<br />
�Accessibility Checkliste 2.0:<br />
www.ch.ch/accessibility und www.access-for-all.ch/checklist<br />
Kantone und Gemeinden<br />
Das BehiG sieht auch einen barrierefreien<br />
Zugang zu den Webseiten von Kantonen<br />
und Gemeinden vor. Im Gegensatz zum<br />
Bund sind die Kantone hier teilweise immer<br />
noch nicht weit fortgeschritten. In<br />
vielen Kantonen fehlen konkrete Richtlinien,<br />
Standards und Fristen für die Umsetzung<br />
des BehiG im Bereich Accessibility.<br />
Dadurch herrscht in den Gemeinden<br />
grosse Unsicherheit. Sie sind zurzeit meist<br />
auf sich selbst gestellt, wenn sie der<br />
Pfl icht nachkommen wollen, ihr Internet-<br />
Angebot barrierefrei zugänglich zu machen.<br />
Dennoch gibt es bereits etliche Gemeinden<br />
in der Schweiz, die ihr Inter netangebot<br />
zugänglich gemacht haben – es<br />
sind aber noch viel zu wenige. Auf der<br />
Basis des Bundesstandards P028 steht für<br />
Gemeinden der eCH-Standard 0059 für<br />
barrierefreie Websites zur Verfügung.<br />
Accessibility Checkliste 2.0<br />
Die neue Checkliste dient zur Beurteilung<br />
des Ist-Zustands einer Website bezüglich<br />
ihrer Barrierefreiheit. Mit der Checkliste<br />
können auch Anforderungen für Barrierefreiheit<br />
und Usability in einem Pfl ichtenheft<br />
beschrieben werden. Dieses Hilfsmittel<br />
für die Praxis richtet sich an Auftraggeber<br />
und Verantwortliche von Websites<br />
und Website-Projekten. Die Checkliste<br />
wird ergänzt durch ein Dokument mit Erklärungen<br />
sowie ein Glossar mit den verwendeten<br />
Fachbegriffen.<br />
Die Checkliste und das Dokument mit ergänzenden<br />
Erklärungen bilden die Basis für<br />
die notwendigen technischen, gestalterischen<br />
und redaktionellen Massnahmen<br />
für die Schaffung von barrierefreien Webseiten.<br />
Sie basieren auf den «Richtlinien<br />
für barrierefreie Webinhalte, WCAG 2.0»<br />
und ersetzen die erste Version, welche auf<br />
den WCAG 1.0 basierte.<br />
Wofür eine Checkliste?<br />
Im Vergleich zu den internationalen<br />
WCAG-2.0-Richtlinien ist die neue Checkliste<br />
einfacher verständlich und formuliert<br />
die sehr allgemein gehaltenen Erfolgsfaktoren<br />
der WCAG 2.0 als klar bewertbare<br />
Checkpunkte.<br />
Die Checkliste beschreibt die Anforderungen<br />
an Websites, damit sehbehinderte,<br />
hörbehinderte, motorisch sowie kognitiv<br />
behinderte Menschen diese nutzen können.<br />
Auftraggeber können so Barrierefrei-
heit einfach in ein Pfl ichtenheft aufnehmen.<br />
Die Checkliste dient auf der einen<br />
Seite zur Beurteilung des Ist-Zustandes<br />
der Zugänglichkeit und auf der anderen<br />
Seite als Hilfsmittel für die Erstellung<br />
neuer Websites. Auftragnehmer (Webdesigner,<br />
Entwickler, Webagenturen) können<br />
mit der Checkliste fortlaufend die Entwicklung<br />
überprüfen und gegenüber dem Kunden<br />
die Barrierefreiheit dokumentieren.<br />
Aufbau der Checkliste<br />
Die Checkliste 2.0 besteht aus der Liste<br />
mit den Checkpunkten gemäss WCAG 2.0,<br />
einem detaillierten Dokument zur Erklärung<br />
der einzelnen Checkpunkte sowie einem<br />
Glossar mit den wichtigsten Begriffserklärungen.<br />
Die Checkpunkte können klar als «erfüllt»,<br />
«nicht erfüllt» oder «nicht anwendbar»<br />
bewertet werden. Für Websites von Gemeinden<br />
müssen alle Punkte der Stufe A<br />
und der Stufe AA erfüllt sein. Die Checkpunkte<br />
der Stufe AAA sind optional.<br />
Das Erklärungen-Dokument ist gleich aufgebaut<br />
und gleich nummeriert wie die<br />
Checkliste und enthält die WCAG-2.0-Originaltexte.<br />
Jedes Erfolgskriterium wird mit<br />
in Eigenredaktion erstellten Texten «Verstehen»<br />
und «Beispiele» ergänzt. Diese<br />
Texte sind für Websites mit den aktuellen<br />
Gestaltungstechniken anwendbar und<br />
dienen dem besseren Verständnis und der<br />
effektiven Handhabung der Richtlinien.<br />
Zahlreiche Code-Beispiele und Abbildungen<br />
illustrieren die Anforderungen.<br />
Und was ist mit PDF?<br />
Barrierefreie PDFs sind Dokumente, die<br />
von allen – auch von Menschen mit Behinderungen<br />
– gelesen werden können.<br />
So können beispielsweise Blinde auf ein<br />
barrierefreies PDF-Dokument über ein<br />
Bildschirmleseprogramm (Screenreader)<br />
zugreifen. Der Screenreader liest das Dokument<br />
vor. Damit das aber funktioniert,<br />
sind – ähnlich wie in HTML – Strukturinformationen<br />
(Tags) notwendig. Erst bei<br />
korrektem Einsatz dieser Tags ist es möglich,<br />
dass Menschen mit Behinderungen<br />
ein PDF lesen, benutzen und bedienen<br />
können.<br />
Im Internet werden immer mehr PDF-<br />
Dokumente publiziert. Leider sind diese<br />
PDF ohne spezielle Bearbeitung nicht zugänglich<br />
und Menschen mit Behinderungen<br />
können die Informationen in diesen<br />
PDF-Dateien nicht oder nur teilweise lesen.<br />
Auch der grösste Teil der PDF-Dokumente<br />
von Gemeinden, welche aufgrund<br />
des Behindertengleichstellungsgesetzes<br />
zugänglich sein müssten, sind nicht barrierefrei<br />
und somit nicht lesbar für Menschen<br />
mit Behinderungen.<br />
Tool überprüft Barrierefreiheit<br />
übersichtlich<br />
Das kostenlose Tool PDF Accessibility Checker<br />
PAC ist für alle, welche testen möchten,<br />
ob ihre PDF-Dokumente auch für<br />
Menschen mit Behinderungen geeignet<br />
sind, ein sehr nützliches Hilfsmittel. PAC<br />
führt bei einem PDF-Dokument oder PDF-<br />
Formular 14 Prüfschritte durch. Das Tool<br />
prüft unter anderem, ob das Dokument<br />
als getaggt markiert ist, ob der Kontrast<br />
zwischen Schrift- und Hintergrundfarbe<br />
ausreichend ist, ob die Sprache defi niert<br />
ist, ob die Sicherheitseinstellungen das<br />
Vorlesen nicht behindern, ob das Dokument<br />
konsistent gegliedert ist und ob die<br />
Zeichencodierung zugänglich ist. Weiter<br />
werden die Alternativtexte von Bildern sowie<br />
die logische Lesereihenfolge getestet.<br />
PAC bietet weiter die Möglichkeit, eine<br />
Vorschau des strukturierten PDF-Dokuments<br />
in einem Browser anzuzeigen.<br />
Diese Vorschau zeigt auf, welche Tags im<br />
PDF-Dokument enthalten sind. Somit<br />
kann einfach erkannt werden, welche Elemente<br />
von assistierenden Technologien<br />
(z. B. einem Bildschirvorleseprogramm) interpretiert<br />
und ausgegeben werden kön-<br />
Internetzugänglichkeit E-GOVERNMENT<br />
nen. Die Vorschau ist eine Accessibility-<br />
Preview des Dokuments.<br />
Im PAC Prüfungsbericht wird zu den einzelnen<br />
Checkpunkten der Status mit den<br />
entsprechenden Meldungen ausgegeben.<br />
Über die Links kann innerhalb des Prüfberichts<br />
navigiert werden. Beim Aktivieren<br />
der Links mit den Fehlermeldungen<br />
wird das PDF-Dokument im Webbrowser<br />
geöffnet und die Position von möglichen<br />
Fehlern wird angezeigt.<br />
Barrierefreiheit nützt allen<br />
– und muss nicht teuer sein<br />
Barrierefreie Websites haben eine Reihe<br />
von Vorteilen. Barrierefreiheit bedeutet,<br />
dass Websites problemlos auf allen Plattformen<br />
und Browsern dargestellt werden<br />
können. Die ist besonders wichtig für die<br />
Anzeige auf mobilen Geräten wie z. B. auf<br />
einem iPhone. Auf der anderen Seite können<br />
assistierende Technologien, wie etwa<br />
ein Vorleseprogramm eines blinden Anwenders,<br />
die Seite interpretieren und nicht<br />
nur Text, sondern die ganze Struktur vorlesen.<br />
Auch Suchmaschinen wie Google<br />
arbeiten im Prinzip genau gleich wie ein<br />
Vorleseprogramm. Barrierefreie Websites<br />
sind somit auch für Suchmaschinen optimiert,<br />
was zu deutlich besseren Suchresultate<br />
von barrierefreien gegenüber herkömmlichen<br />
Internetangeboten führt.<br />
Barrierefreiheit ist schliesslich eine Frage<br />
der Qualitätssicherung und der Nachhaltigkeit.<br />
Barrierefreie Websites sind in allen<br />
Browsern zugänglich, das bedeutet rückwärts<br />
und vorwärts kompatibel und somit<br />
auch für die Zukunft gerüstet. Durch die<br />
konsequente und korrekte Trennung von<br />
Inhalt und Design, wird ein zukünftiger<br />
Pfl egeaufwand deutlich geringer. Das betrifft<br />
natürlich auch ein zukünftiges Re-<br />
Design.<br />
All diese Punkte zeigen auf, dass Barrierefreiheit<br />
nicht nur soziales Engagement<br />
bedeutet, sondern wirtschaftlich durchaus<br />
Vorteile bringen kann.<br />
Download PDF Accessibility Checker<br />
�Der PDF Accessibility Checker PAC kann auf der Seite<br />
www.access-for-all.ch kostenlos heruntergeladen werden<br />
SKR 1/11 37
E-GOVERNMENT Internetzugänglichkeit<br />
Mit «BrowseAloud»<br />
in nur 30 Minuten mit Riesenschritten<br />
Richtung Barrierefreiheit<br />
Texthelp Systems präsentiert die Theram GmbH als neuen BrowseAloud Vertriebspartner in der Schweiz. Mit<br />
einem speziellen Plugin, das den Inhalt von Webseiten vorliest, werden Websites für eine neue Zielgruppe<br />
erschlossen: Auch Webauftritte von Bund, Kantonen und Gemeinden können so von Menschen, denen das<br />
Lesen online Mühe bereitet, nutzbar gemacht werden.<br />
«Dank der neuen Partnerschaft mit BrowseAloud<br />
werden unsere Webseiten in Zukunft<br />
auch hörbar. Damit erschliessen wir<br />
die Webseiten zahlreichen neuen Konsumenten»,<br />
freut sich Patrick Ramseyer,<br />
CEO der Theram GmbH. Das Plugin BrowseAloud<br />
liest Webseiten-Inhalte für Menschen<br />
mit Legasthenie, Leseproblemen,<br />
Seebehinderung oder generell Menschen,<br />
denen das Lesen online Schwierigkeiten<br />
bereitet, laut vor. Zudem wird das gesprochene<br />
Wort gleichzeitig farblich hervorgehoben<br />
und fördert so das Verstehen<br />
und Lernen der Inhalte in hohem Mass.<br />
David Robinson, Texthelp Geschäftsführer,<br />
erklärt: «Wir freuen uns, dass sich die<br />
Theram GmbH der wachsenden Anzahl<br />
von BrowseAloud Partnern angeschlossen<br />
hat, um die Online-Zugänglichkeit mit<br />
Hilfe unserer Serviceleistung zu verbessern.»<br />
Gratis 15 Tage testen<br />
«Sobald das BrowseAloud-Plugin von den<br />
Konsumenten kostenlos heruntergeladen<br />
wurde, stehen dem Benutzer sämtliche<br />
BrowseAloud-freundlichen Webseiten im<br />
Internet zur Verfügung», bestätigt Patrick<br />
Ramseyer. Die Software bietet eine Textvergrösserungsfunktion<br />
für Menschen mit<br />
Sehbehinderung und liest ganze Textseiten<br />
38 SKR 1/11<br />
durchgehend vor. BrowseAloud macht der<br />
Zielgruppe HTML- und PDF-Dokumente,<br />
Hyperlinks und hinter Bildern liegenden<br />
Text zugänglich. Städte und Behörden in<br />
der Schweiz können BrowseAloud jetzt zur<br />
Probe kostenfrei 15 Tage lang auf der eigenen<br />
Webseite testen. Für die Implementierung<br />
ist keine Programmierungsarbeit<br />
auf der Website nötig und für den<br />
Besucher der Website ist die Nutzung immer<br />
kostenlos.<br />
Entwickelt wurde BrowseAloud von Texthelp<br />
Systems, ein in Nordirland ansässiges<br />
Unternehmen mit mehr als zwölf Jahren<br />
Erfahrung in der Entwicklung von technischen<br />
Hilfsmitteln. BrowseAloud ist in<br />
neun Sprachen verfügbar und bietet zahlreiche<br />
Komfortmerkmale, die eine effektivere<br />
Nutzung der Webseiten durch viele<br />
Websitebesucher ermöglicht. Zu den neuesten<br />
Funktionen in BrowseAloud gehören<br />
die Option, Text in MP3 zu konvertieren<br />
und unterwegs hören, und Formulare,<br />
PDF- und Word Dokumente laut zu lesen.<br />
BrowseAloud bringt Webseiten<br />
zum Sprechen<br />
Der deutsche Bundesverband Alphabetisierung<br />
und Grundbildung e.V., eine Organisation,<br />
die das Lesen und Schreiben in<br />
der Erwachsenenbildung fördert, ist erfreut,<br />
die Einführung von BrowseAloud an<br />
Ihre Website bekanntgeben zu können.<br />
Der Verband hat sich zum Ziel gesetzt,<br />
Personen und Institutionen, die in der Alphabetisierungsarbeit<br />
und Grundbildung<br />
tätig sind, zu unterstützen. Mit Browse-<br />
Aloud, einer innovativen und für den Internet-Nutzer<br />
kostenfreie Vorle selösung,<br />
haben Sie nun die Nutzung des Internets<br />
weiter erleichtert.<br />
Peter Hubertus, Gründungsmitglied und<br />
Geschäftsführer des Bundesverbandes Al-<br />
phabetisierung und Grundbildung, sagt:<br />
«Über 4 Millionen Menschen in Deutschland<br />
können nicht richtig lesen und schreiben.<br />
BrowseAloud macht die Informationen<br />
auf unserer Website nun auch für<br />
diejenigen zugänglich, die in irgendeiner<br />
Weise in ihrer Wahrnehmung beeinträchtigt<br />
sind und für die es einfach nur<br />
angenehmer ist, zu hören, statt zu lesen.»<br />
David Robinson, Geschäftsführer<br />
von BrowseAloud zeigt sich glücklich mit<br />
der Partnerschaft: «Es freut uns, mit dem<br />
Bundesverband Alphabetisierung und<br />
Grundbildung zu arbeiten. Durch die Implementierung<br />
von BrowseAloud haben<br />
Sie die Erreichbarkeit ihrer Website für<br />
viele Mitglieder verbessert.»<br />
BrowseAloud Vertretung Schweiz<br />
Theram GmbH<br />
CEO Patrick Ramseyer<br />
Industriestrasse 6<br />
CH-9220 Bischofszell<br />
Tel. 071 460 26 18<br />
info@theram.ch<br />
www.theram.ch
CMI AXIOMA/CMI KONSUL:<br />
GEVER-Applikationen<br />
mit Business-Chat<br />
Eine wichtige Aufgabe innerhalb von Geschäftsprozessen<br />
ist das Weitergeben von<br />
Aufträgen oder Teilaufgaben. Bei den GE-<br />
VER-Programmen CMI AXIOMA und CMI<br />
KONSUL nennt sich das «Aktivitäten», die<br />
dann bei den beteiligten Benutzern auf<br />
Pendenzen- und Mahnlisten aufscheinen.<br />
Das Übermitteln solcher Aufträge funktioniert<br />
dabei nicht nur mit den CMI-Programmen<br />
problemlos; via die eCH0039-<br />
Schnittstelle ist dies auch mit Fremdapplikation<br />
gewährleistet. Wenn sich Benutzer<br />
bezüglich solcher Aktivitäten miteinander<br />
austauschen wollten, war das bis anhin<br />
nur mittels E-Mails möglich, die allerdings<br />
keinen direkten Bezug zum betreffenden<br />
Geschäft hatten. Mit der neuen Chat-<br />
Funktion, welche direkt an die Aktivität<br />
gekoppelt ist, können alle Beteiligten dieses<br />
Business-Prozesses miteinander kom-<br />
Business Process Management E-GOVERNMENT<br />
Was sich in Social-Community-Foren längst als Standard etabliert hat, nämlich Chat-Funktionen, integriert CM<br />
Informatik AG nun in ihre Geschäftsverwaltungsprogramme CMI AXIOMA und CMI KONSUL. Dabei geht es<br />
nicht um das Weitergeben von Belanglosigkeiten, sondern um die interaktive Kommunikation im Rahmen von<br />
Geschäftsprozessen.<br />
munizieren. Und übergeordnete Stellen,<br />
die einen Prozess mit verfolgen möchten,<br />
können den Chat abonnieren.<br />
Aktivitäten mit Chat-Funktion<br />
Die in den CMI-GEVER-Programmen integrierten<br />
Aktivitäten werden mit dem<br />
neuen Release stark erweitert, damit das<br />
Arbeiten mit Pendenzen und Überweisungen<br />
einfacher von der Hand gehen. Die Aktivität<br />
ist künftig nicht nur eine Pendenz,<br />
sondern bietet gleichzeitig Raum für den<br />
Dialog zwischen Auftragnehmer und Auftraggeber.<br />
So können Ergänzungen und<br />
Rückfragen direkt und unkompliziert im<br />
System abgehandelt werden. Die Aktivität<br />
wird quasi zum gemeinsamen Arbeitsraum,<br />
der automatisch protokolliert, was<br />
in ihm verhandelt wird. Eine komplette<br />
Workflow Schicht erleichtert<br />
die koordinierte Steuerung der<br />
Aktivitäten und ermöglicht die<br />
Abbildung echter Geschäftsprozesse<br />
mit allen Vorteilen<br />
der Automatisierung.<br />
Dialoge zu Aktivitäten wurden<br />
bisher meist mittels E-Mails<br />
kommuniziert, ohne direkte<br />
Zuordnung zum entsprechenden<br />
Geschäft. Neu können<br />
Diskussionen direkt in der Aktivität<br />
geführt werden, mit einer<br />
Chat-Funktion mit comicartiger<br />
Darstellung des Dialogs<br />
zwischen Sender und Empfänger.<br />
Diese ebenso nützliche wie<br />
übersichtliche Dialog-Funktion<br />
kann aber noch mehr, nämlich<br />
die Notifi kation: Der Benutzer<br />
kann wählen, welche Aktivitäten<br />
er verfolgen und welche<br />
Warnungen und Notifi kationen<br />
er erhalten möchte. Und er<br />
kann auch bestimmen, ob er<br />
die Notifikation in seiner CMI AXIOMA /<br />
KONSUL-Inbox oder in seiner Outlook-Inbox<br />
fi nden will.<br />
Präsentation an der Fachtagung 2011<br />
Am 6. April 2011, anlässlich der Fachtagung<br />
im ConventenPoint in der neuen<br />
Börse Zürich wird CMI Informatik AG den<br />
aktuellen Entwicklungsstand der Chat-<br />
Funktion live präsentieren. Allein schon<br />
das ein Grund, die CMI Fachtagung 2011 zu<br />
besuchen, ganz abgesehen von den spannenden<br />
Referaten und der Möglichkeit,<br />
sich an den Infopoints detailliert über die<br />
CMI-Applikationen und die der Partnerfi<br />
rmen zu informieren.<br />
Die CMI-Fachtagung richtet sich an Entscheidungsträger<br />
in öffentlichen Verwaltungen<br />
von Gemeinden und Kantonen.<br />
Die Teilnahme ist kostenlos.<br />
Mehr Informationen und Anmeldung unter:<br />
www.cmiag.ch<br />
CM Informatik AG<br />
Ringstrasse 7<br />
CH-8603 Schwerzenbach<br />
Tel. 043 355 33 99<br />
info@cmiag.ch<br />
www.cmiag.ch<br />
SKR 1/11 39
E-GOVERNMENT E-Partizipation<br />
«Zum Wohl und zum Nutzen<br />
von Bürger und Wirtschaft»<br />
von Lucia Uebersax<br />
Vor rund 280 Teilnehmern eröffnete Bundesrat Johann Schneider-Amann Mitte November 2010 das vierte nationale<br />
eGovernment-Symposium in Bern. E-Government-Verantwortliche aus Gemeinden und Kantonen, der<br />
Forschung und Industrie sowie interessierte Parlamentarier und Exekutivmitglieder aller Stufen trafen sich zum<br />
jährlichen Gedankenaustausch. Themen der Veranstaltung waren Digitale Identität und Soziale Netzwerke.<br />
Bundesrat Johann Schneider-Ammann<br />
sitzt neu als Volkswirtschaftsminister gemeinsam<br />
mit Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf<br />
im Steuerungsausschuss E-<br />
Government Schweiz. In dieser Funktion<br />
hat er traditionell das Eröffnungsreferat<br />
zum diesjährigen eGovernment-Symposium<br />
gehalten. Mit der Aussage «Bürgerinnen<br />
und Bürger haben den Anspruch und<br />
das Recht, auf eine effizient arbeitende,<br />
eng vernetzte, qualitativ hochstehende<br />
Verwaltung – egal auf welcher Stufe der<br />
res publica» setzte er den Massstab für die<br />
kommenden Jahre in der E-Government-<br />
Strategie Schweiz. E-Government sei zum<br />
Wohl und Nutzen von Bürgern und Wirt-<br />
40 SKR 1/11<br />
schaft. Eine klare Aussage für die vielseitigen<br />
Diskussionen zur Digitalen Identität<br />
und Soziale Netzwerke.<br />
Digitaler Stammtisch für spontan<br />
entstehende Interessengruppen<br />
Neben dem waadtländer Regierungsrat<br />
François Marthaler, welcher die politischen<br />
Forderungen an die Digitale Identität abgerundet<br />
hat, haben sich aus der Wissenschaft<br />
die Fachkräfte Prof. Dr. Stephanie<br />
Teufel (Universität Freiburg) und Prof. Dr.<br />
Herbert Kubicek (Universität Bremen) zu<br />
den Grenzen und Möglichkeiten von Sozialen<br />
Netzwerken und den Instrumenten<br />
der Digitalen Identität geäussert. Swisscom-Strategiechef<br />
Daniel Ritz hat<br />
eine praktische und wirtschaftliche<br />
Sicht zu den Social Media<br />
gegeben – wertvolle Instrumente<br />
für Meinungsforschung<br />
und Erkennung<br />
neuer Trends. Digitale soziale<br />
Medien als Plattformen<br />
für spontan sich bildende<br />
Interessengruppen dürfen<br />
durch keine Organisation<br />
ignoriert werden.<br />
Neben Keynotes am Vormittag und der<br />
Übergabe des eGovernment-Sonderpreis<br />
Schweiz 2010 standen den Teilnehmern<br />
am Nachmittag je vier Fachsessionen mit<br />
anschliessender Diskussion zur Verfügung.<br />
Abgerundet wurde der Tag mit einem<br />
Keynote von Xavier Comtesse von<br />
Avenir Suisse mit provokativen Gedanken<br />
zu den Sozialen Netzwerken und einer<br />
anschliessenden Podiumsdiskussion zum<br />
Thema Zukunft Sozialer Netzwerke im E-<br />
Government.<br />
Die abschliessende Podiumsdiskussion<br />
hat den Tag inhaltlich Revue passieren<br />
lassen. Nationalrätin Barbara Schmid-Federer,<br />
Stefan Meierhans, Hans-Urs Wili<br />
und Andreas von Gunten von der Blogwerk<br />
AG haben vielseitige Meinungen<br />
eingebracht. Der Kontakt zwischen den<br />
Menschen verlagert sich in online Foren<br />
und auf Netzwerkplattformen. Die Teilnehmer<br />
sind sich einig: diesem Trend darf<br />
sich die Verwaltung und Politik nicht verschliessen.<br />
Meinungsbildung fi ndet vermehrt<br />
am digitalen Stammtisch statt.<br />
«Bürgerinnen und Bürger haben den Anspruch<br />
und das Recht, auf eine effi zient arbeitende,<br />
eng vernetzte, qualitativ hochstehende Verwaltung<br />
– egal auf welcher Stufe der res publica»<br />
Bundesrat Johann Schneider-Ammann
«Facebook-Verbote haben<br />
auf Verwaltungen keine Zukunft»<br />
SKR: Soziale Netzwerke prägen und verändern das Verhalten der Gesellschaft<br />
stark, darin sind sich viele Experte einig. Was denken Sie?<br />
Barbara Schmid-Federer: Ich stimme dem zu – wobei die Veränderung<br />
sicher bei den jüngeren Generationen am merklichsten ist. Dort erlebe<br />
ich einen wachsenden Einfl uss der sozialen Netzwerke auf die Politik.<br />
SKR: Welchen Nutzen bieten soziale Netzwerke für die öffentliche<br />
Verwaltung?<br />
B. S. F.: Soziale Netzwerke sind, richtig genutzt, eine erstklassige<br />
Möglichkeit, den Dialog mit der, vor allem jüngeren, Bevölkerung zu<br />
pfl egen. Ausserdem sind sie eine Informationsquelle von rasch zunehmender<br />
Qualität.<br />
SKR: Die Potentiale, die soziale Netzwerke für die öffentliche Verwaltung<br />
bergen, sind aber bisher nur ansatzweise erschlossen. Dazu<br />
kommt, dass Erfahrungen im Einsatz mit Social Media im öffentlichen<br />
Sektor in der Schweiz bislang begrenzt sind. Wird der gezielte<br />
Einsatz von Social Media dennoch bald Realität sein in der öffentlichen<br />
Verwaltung?<br />
B. S. F.: Im Moment geht der Trend ausserhalb von St. Gallen eher<br />
in Richtung von Verboten, etwa von Facebook. Diese Haltung hat<br />
meines Erachtens keine Zukunft.<br />
SKR: Wie können Personengruppen mit geringen Interneterfahrungen<br />
einbezogen werden?<br />
B. S. F.: Es ist eine vorrangige Aufgabe des Staates, dafür zu sorgen,<br />
dass es solche Personengruppen in vier Jahren nicht mehr gibt.<br />
«Nicht über E-Government reden<br />
– das versteht in der Bevölkerung niemand –<br />
sondern handeln»<br />
Barbara Schmid-Federer, Nationalrätin Kt. Zürich (CVP)<br />
Fachliteratur zum Thema<br />
Franz-Reinhard Habbel/Andreas Huber (Hrsg.)<br />
Web 2.0 für Kommunen und Kommunalpolitik<br />
2008, 196 Seiten<br />
ISBN 978-3-940317-36-0<br />
Verlag Werner Hülsbusch | www.vwh-verlag.de<br />
Das Web 2.0 bietet auch für die Kommunen und die Kommunalpolitik<br />
erhebliche Potenziale. Insbesondere die Entstehung einer neuen Öffentlichkeit<br />
und die aktive Einbindung der Bürger in Arbeitsabläufe der kom-<br />
E-Partizipation E-GOVERNMENT<br />
Interview von Lucia Uebersax<br />
SKR: Was bedeutet die stärkere Einbeziehung von Bürgerinnen und<br />
Bürgern für die traditionelle Expertenrolle der Verwaltung?<br />
B. S. F.: Da gilt für die Verwaltung das gleiche wie für Wirtschaft und<br />
Forschung: Es gibt keine Deutungshoheit mehr. Wer etwas besser<br />
weiss, wird sich artikulieren müssen. Die Experten der Verwaltung<br />
sind also darauf angewiesen, den Dialog in den Sozialen Netzwerken<br />
zu pfl egen.<br />
SKR: Können sich daraus nicht auch Konfl ikte ergeben?<br />
B. S. F.: Nein. Konfl ikte entstehen nur, wenn man schweigt, nicht<br />
wenn man sich austauscht.<br />
SKR: Wie können Bund und Kantone eine E Government-freund liche<br />
Kultur fördern?<br />
B. S. F.: Indem sie E-Government-Anwendungen zügig fördern. Und<br />
indem sie nicht über E-Government reden – das versteht in der<br />
breiten Bevölkerung niemand – sondern indem sie handeln.<br />
munalen Behörden sind attraktiv. Für Wahlkämpfer und gewählte Repräsentanten<br />
bietet das Web 2.0 neue Möglichkeiten zum Kontakt mit dem<br />
Bürger. Die Autorinnen und Autoren der Beiträge zeigen auf, wie das Web<br />
2.0 für die Erneuerung des Staates und der Verbesserung des Kontaktes<br />
mit dem Bürger eingesetzt werden kann. Die Bandbreite der Themen<br />
geht von Berichten über erfolgreiche «Rennen um das Bürgermeisteramt»<br />
und ganz anschauliche Praxisbeispiele über demokratietheo retische<br />
Überlegungen zu Web 2.0 in Kommunen bis hin zu konkreten Tipps für<br />
den Umgang eines Gemeindepräsidenten mit diesem Thema.<br />
Weitere Fachliteratur auf www.fachpresse.com/themen/fachliteratur<br />
SKR 1/11 41
PUBLIREPORTAGE<br />
evidence – für passgenaue eGovernment-Lösungen<br />
Bei der Beschaffung von eGovernment-<br />
Lösungen spielen viele Kriterien eine<br />
Rolle. Die Wichtigsten dürften jedoch<br />
sein: passt die Lösung auf die eigenen<br />
Prozesse und deckt sie die Bedürfnisse<br />
wirklich ab? Denn nur wenn dies der<br />
Fall ist, erzielt man mit einer Anwendung<br />
Effizienz und Effektivität.<br />
Die seit 1996 in Bern ansässige Glaux<br />
Soft AG kennt die Herausforderungen,<br />
denen sich Verwaltungen gegenüber<br />
sehen. Basierend auf evidence, der eigenen<br />
Anwendungsplattform, bietet<br />
Glaux Soft sowohl Standard-Lösungen<br />
als auch individuelle Lösungen für das<br />
eGovernment an. Diese Lösungen haben<br />
immer zum Ziel, die Prozesse von<br />
Behörden und Ämtern zu unterstützen<br />
und zu optimieren.<br />
Die Baukasten-Lösungen<br />
evidence - the individual standard<br />
evidence funktioniert wie ein Baukastensystem.<br />
Zusammen mit dem Kunden<br />
wird definiert, wie die Lösung gestaltet<br />
werden soll. Dabei kann aus einer Fülle<br />
von Standard-Modulen ausgewählt<br />
werden. Mit intelligenten Werkzeugen<br />
können diese Standardfunktionen<br />
schnell und flexibel an die Bedürfnisse<br />
und Prozesse der Organisation angepasst<br />
werden. Nach Bedarf können<br />
mit vernünftigem Aufwand auch neue<br />
Funktionen entwickelt werden.<br />
Ausgereifte Basisfunktionen wie z.B.<br />
Zugriffsverwaltung oder Reporting vervollständigen<br />
das System. So entsteht<br />
eine individuelle Lösung, die doch auf<br />
Standards beruht - the individual standard<br />
- und deshalb auch gewartet werden<br />
kann.<br />
42 SKR 1/11<br />
the individual standard<br />
Diese Art der Software-Entwicklung,<br />
die auf einem Framework beruht, bietet<br />
viele Vorteile. Dies sind gegenüber<br />
serienmässig produzierter Standard-<br />
Software:<br />
�� passgenau zu den Anforderungen<br />
�� flexibel und jederzeit erweiterbar<br />
dank einheitlicher Technologie-<br />
Plattform und gleicher intuitiver Bedienung<br />
klassischer Individualentwicklung:<br />
�� schneller im Einsatz und kostengünstiger<br />
�� Investitionsschutz durch kontinuierliche<br />
Weiterentwicklung<br />
�� minimierte Risiken durch einen<br />
hohen Erfüllungsgrad im vorgegebenen<br />
Rahmen<br />
Die Standard-Lösungen<br />
GEVER und GEKO<br />
evidence case manager ist eine Standard-Lösung<br />
für die allgemeine Fallführung<br />
und Geschäftskontrolle nach<br />
Swiss Gever Standards. Sie gewährleistet<br />
das sichere und rechtskonforme<br />
Management digitaler Akten, bietet<br />
Transparenz und Nachvollziehbarkeit.<br />
Gleichzeitig unterstützt sie effizient die<br />
Prozesse durch optimales Zusammenspiel<br />
mit anderen betriebswirtschaftlichen<br />
Anwendungen wie z.B. Microsoft<br />
Office oder SAP Systemen.<br />
Mit evidence case manager erfolgt ein<br />
schrittweiser Aufbau eines vollständigen<br />
und konsistenten elektronischen<br />
Aktenbestandes. Doppelspurigkeiten<br />
und Medienbrüche werden eliminiert<br />
und Durchlaufzeiten erheblich verkürzt.<br />
Spezifische Anforderungen von<br />
Fachabteilungen können dabei schnell<br />
und flexibel integriert werden.<br />
Zentrale Adressverwaltung<br />
Oft sind in Verwaltungen Adressdaten<br />
dezentral in verschiedenen Systemen<br />
und Formaten vorhanden. Unbefriedigende<br />
Schnittstellen und unklare<br />
Organisation (wer mutiert was?) führen<br />
zu dürftiger Qualität und ineffizienter<br />
Nutzung. Nicht zu sprechen von<br />
den unnötigen Kosten, die diese Art<br />
von Adresshaltung bewirkt. Stichworte<br />
sind Mehrfachversand und hoher Administrationsaufwand.<br />
evidence AdVer<br />
bietet hier Abhilfe und sorgt für zentrale,<br />
inhaltlich konsolidierte Adressdaten.<br />
Insbesondere die klar geregelten<br />
Zuständigkeiten mit Adressantrag und<br />
Freigabe nur durch Berechtigte sorgen<br />
für eine erstklassige Adressqualität.<br />
Über 10 Jahre praxiserprobt<br />
evidence Lösungen sind in der Praxis erprobt<br />
und bewährt. Dank der zugrunde<br />
liegenden Anwendungsplattform können<br />
auch die Standard-Lösungen jederzeit<br />
genau an die Bedürfnisse angepasst<br />
werden.<br />
Glaux Soft Kunden profitieren von der<br />
Nähe zum Hersteller und erhalten alles<br />
aus einer Hand: Lösung, Projektleitung,<br />
Integration und Support. evidence bietet<br />
die Antwort auf viele Fragen im<br />
eGovernment Bereich. Kunden in Bund,<br />
Kantonen und Gemeinden vertrauen<br />
auf evidence.<br />
Glaux Soft AG<br />
Steigerhubelstrasse 3<br />
CH-3008 Bern<br />
Tel. +41 31 388 10 10<br />
Fax +41 31 388 10 11<br />
info@glauxsoft.com<br />
www.glauxsoft.com
VRSG | eRechnung:<br />
einfach, schnell und sicher<br />
per Mausklick bezahlen<br />
Die Verwaltungsrechenzentrum AG St.Gallen (VRSG) weitet ihr eGovernment-Angebot weiter aus: Seit Anfang<br />
2011 gehört die VRSG selbst zu den eRechnungsstellern, seither wird die Applikation VRSG | eRechnung kontinuierlich<br />
für Kunden der VRSG im Werks- und Finanzbereich aufgeschaltet. So können deren Endkunden<br />
Rechnungen einfach via eBanking oder eFinance elektronisch empfangen, überprüfen und papierlos per Mausklick<br />
bezahlen: einfach, zeitsparend, sicher und umweltschonend.<br />
Über VRSG | eRechnung lassen sich Rechnungen<br />
auf einfache Art und Weise bezahlen:<br />
schnell, papierlos und sicher. Die eRechnungen<br />
werden geschützt übermittelt. Wer<br />
den Service nutzt, erhält die Rechnungen<br />
des jeweiligen Anbieters nicht mehr wie bis<br />
anhin durch die Post in den Briefkasten zugestellt,<br />
sondern in elektronischer Form, als<br />
PDF, direkt ins Postfach im eBanking- oder<br />
eFinance-Portal. Und behält stets die volle<br />
Kontrolle: Bei einer Beanstandung kann eine<br />
eRechnung per Mausklick abgelehnt werden.<br />
Belastungskonto, Rechnungsbetrag<br />
und Ausführungsdatum können bei Bedarf<br />
vor der Freigabe angepasst werden.<br />
Das mühsame Abtippen von Referenznummern,<br />
Rechnungsbeträgen und Gutschriftskonten<br />
entfällt: eRechnungen lassen<br />
sich einfach mit wenigen Mausklicks<br />
prüfen und zur Zahlung freigeben. Sie<br />
können im eBanking von über 90 Schweizer<br />
Banken und von PostFinance empfangen<br />
werden. Bereits sind gegen 500’000<br />
eBanking-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer<br />
für die eRechnung angemeldet.<br />
Auch verwaltungsseitig unkompliziert<br />
Der neue eService trägt dazu bei, dass die<br />
Zahlungsfristen besser eingehalten werden.<br />
Zugleich werden die Datenqualität<br />
erhöht und die Anzahl unzustellbarer<br />
Rechnungen sowie die Portokosten reduziert.<br />
Die Aufschaltung und Abwicklung<br />
von VRSG | eRechnung sind für die Kunden<br />
der VRSG einfach und unkompliziert.<br />
Durch die Anbindung von PostFinance und<br />
SIX Paynet AG, dem Partner der beteiligten<br />
Banken, sind die Rechnungsempfänger<br />
zu 100 Prozent abgedeckt und können<br />
direkt beliefert werden. Die VRSG stellt alle<br />
benötigten Dokumente zur Verfügung,<br />
Verhandlungen mit weiteren Partnern<br />
sind nicht nötig.<br />
Nutzen können die Zusatzanwendung<br />
VRSG | eRechnung Kunden der VRSG, die<br />
bereits VRSG | WEG Wasser, Elektrizität<br />
und Gas oder VRSG | LI Liegenschaften<br />
einsetzen bzw. über VRSG | FD Fakturierung<br />
und Debitoren abrechnen. Registriert<br />
sich ein/e Rechnungsempfänger/in<br />
Mit der neuen Applikation VRSG | eRechnung wird der Rechnungsversand wesentlich vereinfacht.<br />
Dank der elektronischen Übermittlung und Bezahlung fallen die zeitaufwändigen Schritte des<br />
Papierversands weg.<br />
E-Rechnung E-GOVERNMENT<br />
im eBanking oder in eFinance, wird dies in<br />
der Fachapplikation vorgemerkt. Künftige<br />
Rechnungen werden danach automatisch<br />
ins eBanking übertragen und nicht<br />
mehr per Post zugestellt. Damit die Gemeinden<br />
sämtliche Fakturierungen einheitlich<br />
auslösen können, bietet eine integrierte<br />
Fakturaimportschnittstelle in<br />
VRSG | FD Fakturierung und Debitoren die<br />
Basis dafür, dass auch weitere Systeme<br />
ihre bislang eigenen Rechnungen einliefern<br />
und anschliessend als eRechnung<br />
verschicken lassen können.<br />
Bald auch im Steuerbereich<br />
Grosses Potenzial birgt VRSG | eRechnung<br />
im Steuerbereich. Die steuerrechtlichen<br />
Voraussetzungen zum Thema eGovernment<br />
– und damit zum Versand von eRechnungen<br />
– sind allerdings je nach Kanton<br />
verschieden. Bereits heute wird in einigen<br />
Kantonen die provisorische Steuerrechnung<br />
auf Wunsch elektronisch zugestellt,<br />
nicht aber die Schlussrechnung. Zurzeit<br />
laufen in verschiedenen Kantonen Abklärungen,<br />
um die rechtliche Basis für den<br />
elektronischen Versand von Steuerrechnungen<br />
zu regeln. Parallel dazu entwickelt<br />
die VRSG in ihren Steuerapplikationen<br />
VRSG | SN neue Steuern und VRSG | ZP<br />
ZüriPrimo die Voraussetzungen, um für<br />
den elektronischen Versand von Steuerrechnungen<br />
vorbereitet zu sein. Sobald die<br />
entsprechenden rechtlichen Grundlagen<br />
vorhanden sind, können auch Steuerrechnungen<br />
über VRSG | eRechnung zugestellt<br />
werden.<br />
Verwaltungsrechenzentrum AG<br />
St.Gallen (VRSG)<br />
St.Leonhard-Strasse 80<br />
CH-9001 St.Gallen<br />
Tel. 071 226 83 00<br />
www.vrsg.ch<br />
SKR 1/11 43
E-GOVERNMENT Vorschau InfoSocietyDays<br />
InfoSocietyDays 2011<br />
Der ICT-Kongress für Wirtschaft,<br />
Verwaltung und Gesundheitswesen<br />
Mit dem Swiss eEconomy Forum, dem Swiss eGovernment Forum und dem Swiss eHealth Forum behandeln<br />
die 14. InfoSocietyDays vom 7.–11. März 2011 drei wichtige Kernthemen der Informationsgesellschaft. Der<br />
Kongress hilft, vorhandene Potenziale besser zu nutzen und Investitionen in die richtige Richtung zu lenken.<br />
Neben spannenden Referaten ist auch das Networking zentraler Bestandteil der drei Foren.<br />
Über 1200 Interessierte aus Wirtschaft,<br />
Verwaltung und Gesundheitswesen nehmen<br />
jedes Jahr an den InfoSocietyDays in<br />
der BEA expo in Bern teil. Der Fokus des<br />
Kongresses liegt auf Einsatz und Nutzen<br />
der Informations- und Kommunikationstechnologien.<br />
In Solutionpräsentationen<br />
legen Anbieter, Problemlöser und Anwender<br />
Erfahrungsberichte vor, sprechen über<br />
Erwartungen, Hemmnisse und realisierten<br />
Nutzen. Vertreter aus Wirtschaft, Verwaltung,<br />
Gesundheitswesen, Wissenschaft<br />
und Politik beleuchten die Potenziale von<br />
eEconomy, eGovernment und eHealth in<br />
Plenumsreferaten.<br />
44 SKR 1/11<br />
Swiss eEconomy Forum<br />
Eröffnet werden die InfoSocietyDays mit<br />
dem neuen Swiss eEconomy Forum. Das<br />
Leitthema des Forums lautet «Future<br />
Readiness – Potenziale der eEconomy erfolgreich<br />
nutzen». Um im vernetzten globalen<br />
Wettbewerb zukunftsfähig zu sein,<br />
ist Future Readiness für Schweizer Unternehmen<br />
und Institutionen ein Muss. Dazu<br />
zählt als Voraussetzung auch die Kompetenz<br />
der Akteure. Die eEconomy (Internetökonomie)<br />
eröffnet neue Chancen und<br />
Potenziale, allen voran der wettbewerbsintensiven<br />
Privatwirtschaft. Mit den vier<br />
HotTopics «Neue Office Tools», «Cloud<br />
Computing», «Social Media» und «Smartphones»<br />
bietet das Swiss eEconomy Forum<br />
für Entscheidungsträger aus der<br />
Wirtschaft eine Informations- und Kontaktplattform<br />
zu aktuellen Fragestellungen<br />
und Optionen aus dem eEconomy-<br />
Umfeld.<br />
Swiss eGovernment Forum<br />
Der 8. März 2011 steht unter dem Titel<br />
«eGovernment zwischen Innovation und<br />
Wirtschaftlichkeit». Er widmet sich der<br />
Tatsache, dass die Bedürfnisse der Gesell-
schaft und der Wirtschaft nach Online-<br />
Abwicklungen und verbesserter Dienstleistungsqualität<br />
stetig steigen, das Angebot<br />
der Verwaltung mit dieser Entwicklung<br />
aber nicht Schritt halten kann.<br />
Hauptgrund für dieses Problem sind die<br />
knappen fi nanziellen und personellen Ressourcen.<br />
Gefordert sind neue innovative<br />
Lösungen, die dieser Knappheit an Finanzen<br />
und Personal Rechnung tragen. In den<br />
Referaten werden die Fragen «wie kommen<br />
wir aus dieser Ressourcen- und Innovationsfalle?»,<br />
«wie geht die Verwaltung<br />
mit den neuen Arbeits- und Kommunikationsmittel<br />
der Zukunft smart um?»,<br />
«wohin geht eGovernment Schweiz?» und<br />
«welche Anforderungen muss die Verwaltung<br />
im modernen Staat von morgen<br />
erfüllen?» thematisiert.<br />
Mit dem Kongresstitel «Neue Arbeits- und<br />
Kommunikationsformen in der Verwaltung»<br />
bietet der 9. März 2011 einen speziellen<br />
Themen-Fokus für Städte und Gemeinden.<br />
Strukturveränderungen in der<br />
Verwaltung, zunehmend komplexere<br />
eGovernment-Lösungen und die Notwendigkeit<br />
zu mehr verwaltungsübergreifender<br />
Zusammenarbeit stellen höhere Anforderungen<br />
an die IT-Serviceerbringung.<br />
Zudem eröffnet der Einsatz von sozialen<br />
Plattformen wie Facebook, Twitter, Xing<br />
oder Wikis und Blogs für eGovernment-<br />
Zwecke neue Perspektiven – stellt die Verwaltung<br />
aber auch vor neue Herausforderungen.<br />
Welche Leistungen soll die<br />
Stadt bzw. die Gemeinde selbst erbringen?<br />
Welche als Service einkaufen? Wie steht es<br />
um die Fähigkeit, dass heterogene IT-Systeme<br />
möglichst nahtlos zusammenarbeiten?<br />
Wie kann die Verwaltung Social Media<br />
Plattformen nutzen? Welches sind die<br />
Vorgaben beim Einsatz von Social Media?<br />
Wie steht es um die Datenhoheit, den Daten-<br />
und Persönlichkeitsschutz? Mit diesen<br />
Fragen beschäftigen sich die Referenten<br />
des zweiten Forumstages.<br />
Swiss eHealth Forum<br />
ERSTKLASSIGER<br />
SERVICE<br />
«Consumer Driven eHealth – Der Einfl uss<br />
der Gesellschaft auf die Entwicklung von<br />
eHealth» – so lautet das Leitthema des<br />
Swiss eHealth Forums am 10. März 2011.<br />
Mit der Zusammenführung von Medizin<br />
und Internet steht der Konsument im Zentrum<br />
einer umfassenden Vernetzung. Themen<br />
wie elektronische Versichertenkarte,<br />
elektronisches Patientendossier, eRezepte,<br />
eAuthentifizierung, mobile eHealth-An-<br />
Professionelle IT-Lösungen, eGovernment-Kompetenz, umfassender Support:<br />
Die VRSG bietet mehr. Wie Spitzenkoch Christian Kuchler. Über 170 Gemeinden<br />
und Kantone profitieren schon heute von diesen Mehrwerten.<br />
VRSG | Verwaltungsrechenzentrum AG St.Gallen | www.vrsg.ch<br />
Vorschau InfoSocietyDays E-GOVERNMENT<br />
wendungen oder Telemedizin beleuchten<br />
nur eine Seite von eHealth. Wie aber steht<br />
es um die Nutzer? In den KeyNote-Referaten<br />
werden u.a. Themen wie «Consumer<br />
Driven eHealth», «ePatients und ihre<br />
Forderungen an das Gesundheitssystem»,<br />
«eHealth aus Patientensicht» und «eHealth<br />
und die neuen Medien» behandelt.<br />
Mit dem Kongresstitel «Integrierte Gesundheitsversorgung<br />
– Welchen Beitrag<br />
leistet eHealth?» steht der Patient auch<br />
am 11. März 2011 im Mittelpunkt der Diskussion.<br />
In der integrierten Gesundheitsversorgung<br />
sollen die Leistungen dort erbracht<br />
werden, wo es für die Patienten<br />
am besten ist. Dies bedingt eine wesentlich<br />
engere Zusammenarbeit von Hausärzten,<br />
Spitälern, Apotheken und Pfl egestationen.<br />
Dazu müssen die Nahtstellen<br />
zwischen den einzelnen Leistungserbringern<br />
verbessert werden. Wie können Prozesse<br />
optimiert werden? Diese Frage wird<br />
in den Vormittagsreferaten behandelt:<br />
Das Zusammenspiel von eHealth und integrierter<br />
Gesundheitsversorgung wird aus<br />
Sicht verschiedener Gesundheitsakteure<br />
beleuchtet.<br />
Informationen: www.infosocietydays.ch<br />
SKR 1/11 45
46 SKR 1/11<br />
2011<br />
Swiss eEconomy Forum<br />
Montag, 7. März 2011 Future Readiness – Potenziale der eEconomy<br />
erfolgreich nutzen<br />
Swiss eGovernment Forum<br />
Dienstag, 8. März 2011 eGovernment zwischen Innovation und<br />
Wirtschaftlichkeit<br />
Mittwoch, 9. März 2011 Neue Arbeits- und Kommunikationsformen<br />
in der Verwaltung<br />
Mit speziellem Themen-Fokus für Städte und Gemeinden<br />
Swiss eHealth Forum<br />
Donnerstag, 10. März 2011 Consumer Driven eHealth –<br />
Der Einfluss der Gesellschaft auf die Entwicklung von eHealth<br />
Freitag, 11. März 2011 Integrierte Gesundheitsversorgung –<br />
Welchen Beitrag leistet eHealth?<br />
14. InfoSocietyDays 7. bis 11. März 2011<br />
Kongress für ICT-Anwendungen in der Informationsgesellschaft<br />
Über 1‘200 Interessierte aus Wirtschaft, Verwaltung und Gesundheitswesen nehmen jedes Jahr an<br />
den InfoSocietyDays in Bern teil. Der Kongress für Anwendungen der Informations- und Kom mu ni -<br />
kationstechnologien behandelt mit den drei Foren Swiss eEconomy Forum, Swiss eGovernment<br />
Forum und Swiss eHealth Forum drei wichtige Kernthemen der Informations ge sellschaft. Der Fo kus<br />
liegt auf Einsatz und Nutzen der Informations- und Kommunikationstechnologien.<br />
Weitere Informationen, Programm und Anmeldung unter www.infosocietydays.ch<br />
info<br />
society<br />
days<br />
Leading Partner<br />
Veranstalterin
«Mit eHealth können Doppelspurigkeiten<br />
verhindert werden»<br />
Interview von Patrick Aeschlimann<br />
SKR: Bundesrat Burkhalter hat aufgrund des Volksentscheides<br />
beschlossen, dass die Komplementärmedizin wieder in den Leistungskatalog<br />
der Grundversicherung gehört. Einerseits steigen<br />
die Prämien, andererseits weiten die Stimmbürger den Leistungskatalog<br />
aus. Ist dieser Volksentscheid nicht paradox?<br />
Reto Egloff: In der Schweiz haben wir ein qualitativ sehr gutes<br />
Gesundheitswesen. Da die Leistungen teuer sind, zahlen wir<br />
auch viel dafür. Ich verstehe, dass die Versicherten sagen: Ich<br />
zahle viel für meine Krankenkasse. Ich möchte, dass auch mehr<br />
Leistungen inbegriffen sind. In einer Demokratie entscheidet die<br />
Mehrheit. Der Entscheid von Bundesrat Burkhalter wird natürlich<br />
Auswirkungen auf die Prämiengestaltung haben. Es ist ja<br />
völlig klar: Mehr Leistung, höhere Prämien. Wenn man keine<br />
Massnahmen trifft um Kosten zu senken, dann werden die Prämien<br />
ungehalten weiter steigen. Die Politik hat in den letzten<br />
Jahren im Leistungsbereich keine Massnahmen ergriffen. Mit<br />
der neuen Spitalfi nanzierung hat man gewisse Chancen ab 2012<br />
im Spitalbereich die Kostensteigerung etwas zu senken, aber<br />
auch da hängt es noch sehr stark von Entscheidungen kantonaler<br />
Regierungen ab.<br />
SKR: Wie wird sich der Krankenversicherermarkt in naher Zukunft<br />
entwickeln?<br />
R. E.: Es wird in den nächsten Jahren eine Konsolidierung geben<br />
mit in Zukunft noch 5 bis 6 grossen Versicherern. Daneben wird<br />
es vielleicht noch rund 20 Nischenkassen geben, die ein gewisses<br />
Segment abdecken, etwa Komplementärmedizin oder einen regionalen<br />
Markt. Vor 20 Jahren gab es in der Schweiz noch über<br />
400 Krankenkassen, heute sind es noch rund 80 und die sind<br />
schon ziemlich stark gruppiert. Somit reden wir im Grunde von<br />
etwa 40 Krankenkassen. Wir wollen den Markt auf der Einkaufsseite<br />
spielen lassen und natürlich die Leistungen möglichst<br />
günstig einkaufen. Nur so können wir günstige Prämien anbieten.<br />
Mit einer gewissen Grösse kann man auch von der Organisation<br />
her Vorteile gewinnen, etwa bei der IT. Eine Versicherung<br />
mit einer Million Versicherten hat kostengünstigere Prozesse als<br />
zwei Versicherungen mit je einer halben Million.<br />
SKR: Wenn man diese Gedanken konsequent weiterführt, landen<br />
wir bei der von linker Seite geforderten Einheitskasse. So kann<br />
man den Verwaltungsaufwand am drastischsten reduzieren.<br />
R. E.: Ob das wirklich günstiger wäre, bleibt nachzuweisen! Zunächst<br />
darf bei dieser Diskussion nicht vergessen werden, dass<br />
Innovative Lösungen im Gesundheitswesen E-HEALTH<br />
Reto Egloff, Stellvertretender CEO der Krankenkasse KPT, im Gespräch über steigende Prämien, den Krankenversicherungsmarkt<br />
Schweiz, die Chancen der SuisseID und innovative eHealth-Lösungen.<br />
rund 95% der Prämien zur Deckung der Gesundheitskosten verwendet<br />
werden. Daran ändert sich durch einen Systemwechsel<br />
nichts. Zudem kann die Einheitskasse den grössten Kostenblock<br />
nicht verändern: Qualifi zierte Mitarbeiter um gute Beratungen<br />
und gute Schadensabwicklungen zu machen. Eine Einheitskasse<br />
braucht genau gleich viele Mitarbeiter und die kosten auch genau<br />
gleich viel. Unsere Mitarbeiter kosten logischerweise Geld<br />
weil sie gute Arbeit leisten. Es ist letzten Endes ein politischer<br />
Entscheid ob man eine staatliche Kasse oder ein Marktsystem<br />
will. Für mich bringt das Marktsystem, wenn man es gut ausgestaltet,<br />
klar mehr Chancen. Zudem bin ich überzeugt davon,<br />
dass Herr und Frau Schweizer die Wahl haben wollen. Sie wollen<br />
diejenige Kasse auswählen können, die Ihnen gute Qualität und<br />
Dienstleistungen anbieten.<br />
«Die Politik hat in den letzten Jahren im<br />
Leistungsbereich keine kostensenkenden<br />
Massnahmen ergriffen»<br />
SKR: Die KPT wurde für ihre Online-Angebote schon dreimal mit<br />
dem Innovationspreis der Schweizer Assekuranz ausgezeichnet.<br />
Was macht sie im eHealth-Bereich so erfolgreich?<br />
R. E.: Wir haben früh erkannt, dass Onlineversicherungen ein<br />
Bedürfnis der Versicherten sind. Im Bankenbereich sind wir<br />
schon lange weg von Schalterzeiten, bei den meisten Versicherungen<br />
sind wir noch lange nicht soweit. Bei vielen Versicherungsgeschäften<br />
geht es darum, eine Meldung zu machen oder ein<br />
Dokument anzuschauen. Diese Prozesse kann man ideal online<br />
vollziehen. Das haben wir konsequent umgesetzt. Wenn man<br />
ein Bedürfnis erkennt, dann muss man als Unternehmen fl exibel<br />
genug sein, um es auch kurzfristig befriedigen zu können. Von<br />
unseren rund 350 000 Kunden sind 180 000 online versichert.<br />
Innerhalb von fünf Jahren hat also mehr als die Hälfte unserer<br />
Versicherten die Onlineversicherung gewählt. Mit diesem Angebot<br />
haben wir einen ersten Innovationspreis gewonnen. Der<br />
nächste Schritt war, dass wir von unseren Versicherten, von unseren<br />
Partnern im Gesundheitswesen und auch bei uns selber<br />
das Bedürfnis nach einer weiteren Digitalisierung spürten. Es<br />
geht ja nicht nur um das Verhältnis zwischen Versicherung und<br />
Versicherten, sondern auch um die vielfältigen administrativen<br />
Prozesse mit Leistungserbringern. Diese zeichnen sich heute<br />
durchwegs durch Medienbrüche aus. Denken Sie nur an das «Berichtswesen»<br />
mit der Ärzteschaft oder die riesige Anzahl von<br />
Kostengutsprachen mit den Spitälern. Schliesslich haben wir zu-<br />
SKR 1/11 47
sammen mit der «Online Easy AG» VitaClic als Plattform für den<br />
Patienten lanciert. Dort steht die Kommunikation mit dem Arzt<br />
oder dem Spital im Vordergrund und der Patient kann seine Daten<br />
abspeichern. Damit haben wir nichts zu tun und das darf<br />
uns auch nicht interessieren. Wir stellen den Versicherten und<br />
den behandelnden Leistungserbringern lediglich eine sichere Infrastruktur<br />
zur Verfügung. Wir sind erfolgreich, weil wir uns als<br />
Versicherer gewagt haben dies zu lancieren.<br />
SKR: Da gab es sicher viele Bedenken wegen des Datenschutzes.<br />
R. E.: Am Anfang war die Kritik laut. Man hat uns unterstellt,<br />
wir wollten nur an die Gesundheitsdaten unserer Versicherten<br />
herankommen. Aber man hat schnell gesehen, dass dies nicht<br />
unsere Absicht ist. Wir betreiben VitaClic nicht und hosten es<br />
nicht, das wird alles von externen Partnerfi rmen übernommen,<br />
die grosse Erfahrung im Umgang mit vertraulichen Daten haben.<br />
Das einzige was wir damit zu tun haben, ist, dass wir für<br />
unsere Versicherten die Kosten übernehmen. Wir hatten eine<br />
klare Vision über die Bedürfnisse des Patienten: Er möchte seine<br />
Gesundheitsdaten gerne an einem sicheren Ort aufbewahrt und<br />
immer – besonders im Notfall – verfügbar haben. Da drängt sich<br />
eine Onlinelösung geradezu auf. Unsere Annahmen haben wir<br />
via Umfrage bei rund 140 000 unserer Versicherten erhärtet. Wir<br />
hatten auch Ideen, bei denen wir gedacht hatten, genau darauf<br />
hätten alle gewartet, aber in der Umfrage bei den Versicherten<br />
hat sich das als Irrtum erwiesen. Der elektronische Impfausweis<br />
hingegen wurde ein Bombenerfolg. Die «Online Easy AG» musste<br />
zusätzliche Mitarbeiter einstellen, so gross war die Nachfrage.<br />
SKR: Wo konnten Sie im Berufsalltag die grössten Verbesserungen<br />
dank eHealth erzielen?<br />
R. E.: Das Worst Case Szenario hatten wir mit einem Berner Spital:<br />
Wir erhielten eine Anfrage per Fax, die wir per Fax beantworteten.<br />
Das Fax wurde auf einer anderen Abteilung des Spi-<br />
48 SKR 1/11<br />
E-HEALTH Innovative Lösungen im Gesundheitswesen<br />
«Für die Weiterentwicklung<br />
von eHealth ist es wichtig,<br />
dass alle Leistungserbringer<br />
die Lösungen mittragen»<br />
Reto Egloff, Stellvertretender CEO und<br />
Leiter Marketing + Kommunikation Krankenkasse KPT<br />
tals in eine Exceltabelle abgetippt und Ende Monat in ihr System<br />
importiert. Es entstand eine Rechnung, die dann mit der Post<br />
an die KPT geschickt wurde. Bei uns musste diese wieder in das<br />
System eingetragen werden … Was auch immer wieder vorkommt:<br />
Am Montag geht jemand zum Hausarzt, der ordnet<br />
eine externe Blutuntersuchung in einem Labor an. Der Hausarzt<br />
schickt ihn in ein Spital weiter. Am Mittwoch geht er ins Spital,<br />
wo das Dossier noch nicht angekommen ist. Das Spital schickt<br />
noch einmal ein Blutröhrchen ins Labor. Das ist für uns schon<br />
etwas merkwürdig. Solche kostspieligen Doppelspurig keiten<br />
kann man mit einer eHealth Lösung verhindern.<br />
SKR: Hat sich ihr Erfolg im Bereich eHealth auch positiv auf ihren<br />
geschäftlichen Erfolg ausgewirkt?<br />
R. E.: Absolut! Im Bereich Onlineversicherung waren und sind wir<br />
sehr erfolgreich. Seit wir vor sechs Jahren das Onlineangebot<br />
einführten, haben wir ein markantes Wachstum bei den Versicherten.<br />
Dies fand überwiegend im Onlinebereich statt. Da<br />
sind wir Branchenführer. Leute, die ihre Versicherungsangelegenheiten<br />
unabhängig von Bürozeiten über das Internet abwickeln<br />
wollen, kommen zu uns. Bei VitaClic sind wir momentan<br />
bei rund 12 000 Nutzern. Das steckt noch in den Kinderschuhen<br />
und hat sich noch nicht vollständig etabliert. Es braucht noch<br />
weitere Mehrwerte, die Möglichkeit, dass man auch mit Ärzten<br />
und Spitälern auf dieser Plattform kommunizieren kann. Auch<br />
der Arzt oder Apotheker des Vertrauens muss in das Onlinedossier<br />
schreiben können. Wenn der Versicherte viel selber erfassen<br />
muss, dann ist die Hemmschwelle hoch. Wir sind zurzeit<br />
daran, zusammen mit Ärztenetzwerken entsprechende Lösungen<br />
zu etablieren. Für die Weiterentwicklung von eHealth ist es<br />
zwingend, dass alle Leistungserbringer die Lösungen mittragen.<br />
Von Versichererseite können wir die administrativen Prozesse<br />
zwischen allen Beteiligten digital umsetzen, die digitalisierten<br />
medizinischen Prozesse und Daten bleiben Angelegenheit des<br />
Patienten und seines Arztes oder Apothekers.
SKR: Was kann in der Schweiz mit eHealth erreicht werden?<br />
R. E.: Wenn man erreichen will, dass die Qualität steigt und<br />
auch die Kostenentwicklung sinkt, dann ist das anfänglich mit<br />
Kosten verbunden. Das heisst aber nicht, dass es auch nach fünf<br />
Jahren noch teuer ist. Wenn wir im administrativen Bereich<br />
unsere Erfahrung mit eHealth anschauen, dann haben sich unsere<br />
Investitionen sehr gut gerechnet. Wir sind nicht nur Service<br />
Leader, sondern auch Kostenführer. Es ist nicht einzusehen,<br />
weshalb dies im eigentlichen medizinischen Bereich nicht auch<br />
so sein sollte. Zum Thema eHealth sind ganz viele abstrakte –<br />
und zum Teil völlig unausgegorene – Ideen und Idealbilder da,<br />
aber man muss nicht nur davon sprechen, man muss praktisch<br />
etwas tun. Es muss ja nicht gleich das Gesamtpaket sein: Die<br />
durchgehende Digitalisierung einzelner Prozesse führt rasch zu<br />
Effi zienzsteigerungen, Kosteneinsparungen und vor allem zu<br />
Qualitätsverbesserungen. Wenn Sie versuchen eHealth von der<br />
Prämisse «wie ist das ideale System?» ausgehend zu machen<br />
und ganze Prozesse neu erfi nden müssen, wird das nicht funktionieren.<br />
Wenn Sie von bestehenden, aber ineffi zienten Prozessen<br />
ausgehen, haben Sie am raschesten einen sichtbaren<br />
Erfolg. Wenn sich dann zu einem späteren Zeitpunkt Vereinfachungen<br />
in der Prozessgestaltung ergeben, kann man das immer<br />
noch machen. Es müssen rasch standardisierte Lösungen in<br />
der Praxis implementiert werden. Was sich bewährt, wird sich<br />
auch etablieren. Wichtig ist, dass die Lösungen nicht top-down<br />
verordnet werden, sondern in Zusammenarbeit mit allen Beteiligten<br />
wachsen können. Wenn sich etwa unsere neue Lösung<br />
mit den Ärztenetzwerken bewährt, auch für die Patienten, wird<br />
sie auch für andere Versicherer und Ärztenetzwerke interessant.<br />
SKR: In anderen Ländern, etwa Dänemark, ist man im eHealth-<br />
Bereich schon viel weiter als in der Schweiz. Wieso ist die Schweiz<br />
so skeptisch?<br />
R. E.: In der Schweiz sind sehr viele Akteure am Gesundheitswesen<br />
beteiligt. Jeder Kanton ist selbst für sein Gesundheitssystem<br />
zuständig. Bei den Patienten wird eHealth akzeptiert.<br />
Für ein funktionierendes eHealth System muss die Akzeptanz<br />
vor allem bei den Leistungserbringern gesteigert werden. Die<br />
Digitalisierung der Prozesse bei der Ärzteschaft passiert nicht<br />
mit Fingerschnippen, es ist ein langwieriger Prozess. Eine neue<br />
Generation von Ärzten ist sicher eher gewillt dies umzusetzen,<br />
Innovative Lösungen im Gesundheitswesen E-HEALTH<br />
Mit VitaClic bietet die KPT<br />
die innovativste eHealth-Lösung an<br />
als Ärzte kurz vor der Pensionierung. Wenn ein Kanton entscheidet,<br />
im eHealth-Bereich etwas für seine Bevölkerung zu tun,<br />
kann das zügig vorangehen und eine gute Sache geben. Der<br />
Kanton Genf hat das erfolgreich getan. So kann man Erfahrungen<br />
sammeln und andere Kantone können von diesen Erfahrungen<br />
profi tieren. Ich bin überzeugt, dass die Genfer Lösung für<br />
die Schweiz wegweisend sein wird. Aber wenn der politische<br />
Wille nicht da ist, dann passiert nichts. Der grosse, schnelle Wurf<br />
ist nicht möglich.<br />
SKR: Jetzt sind wir mittendrin in der Föderalismusdebatte: Es<br />
kann doch nicht sein, dass jeder Kanton jetzt sein eigenes<br />
eHealth-Projekt startet!<br />
R. E.: Darum ist es umso wichtiger, dass der Bund Standards<br />
defi niert. Das hat er teilweise schon getan. Er muss Leitplanken<br />
defi nieren, innerhalb derer man sich bewegen muss. Man muss<br />
Plattformen bauen, die an bestehende IT-Systeme bei Spitälern<br />
und Ärzten andocken und diese vernetzen können. Einfach zu<br />
befehlen: «Ab jetzt müssen alle auf dem gleichen System arbeiten»,<br />
wird nicht funktionieren. Lediglich die reibungslose und<br />
schnelle Kommunikation muss gewährleistet sein. Um dies<br />
staatlich zu verordnen, hat es schlicht zu viele Akteure, so etwas<br />
muss natürlich wachsen.<br />
SKR: Die KPT setzt voll auf die SuisseID. Wie werden Sie die Karte<br />
einsetzen und was hat der Kunde davon?<br />
R. E.: Erstens werden wir die SuisseID als elektronische Signatur<br />
akzeptieren. Heute müssen uns die Kunden schnell einmal einen<br />
Brief oder ein Fax schicken, da wir eine rechtsgültige Unterschrift<br />
brauchen. In Zukunft wird auch das über das Internet möglich<br />
sein. Zweitens zur einfachen und sicheren Authentifi zierung im<br />
Bereich der Onlineversicherung anstelle von anderen Loginlösungen.<br />
Uns war immer wichtig, dass die Versicherten sich mit<br />
den modernsten Authentifi zierungsmethoden bei unserer Onlineversicherung<br />
einloggen können. Darum sind wir auch von<br />
der SuisseID überzeugt. Wie es mit der Akzeptanz seitens der<br />
Versicherten aussieht, können wir noch nicht sagen, sind aber<br />
optimistisch, da es eine einfache und nützliche Lösung ist. Bis<br />
Mitte 2011 werden wir die SuisseID in der Onlineversicherung<br />
einführen, aber niemanden zu ihrer Nutzung verpfl ichten. In<br />
VitaClic können Sie sich bereits heute mit Ihrer SuisseID sicher<br />
einloggen. Die SuisseID wird sich nur durchsetzen, wenn das Angebot<br />
zu ihrer Nutzung genügend gross ist. Nur um sich bei der<br />
KPT einzuloggen, werden wohl die wenigsten KPT-Versicherten<br />
eine SuisseID kaufen, obwohl wir ihnen ein sehr attraktives Angebot<br />
machen können. Wenn der Kunde aber damit auch abstimmen,<br />
online einkaufen und Bankgeschäfte tätigen kann,<br />
dann wird es für ihn interessant.<br />
SKR 1/11 49
Da chronische Erkrankungen, wie Diabetes<br />
und Herzschwäche eine lebenslange<br />
Therapie benötigen und mit potenziell<br />
schwerwiegenden Folgeerkrankungen<br />
verbunden sein können, sind diese in entwickelten<br />
Ländern nicht nur für die meisten<br />
Todesfälle, sondern auch für einen<br />
Grossteil der Kosten in den jeweiligen Gesundheitssystemen<br />
verantwortlich. In der<br />
Vorsorge bzw. Behandlung von PatientInnen<br />
mit chronischen Krankheiten liegt ein<br />
enormes Optimierungspotenzial, welches<br />
sowohl zur Verbesserung der Situation<br />
der Betroffenen, aber auch zur Reduktion<br />
der volkswirtschaftlichen Kosten beitragen<br />
kann. Im Grunde braucht es einen<br />
geschlossenen Regelkreis, in dem der Gesundheitszustand<br />
der PatientInnen laufend<br />
überprüft und gegebenenfalls die<br />
Therapie angepasst werden kann.<br />
Die AIT ExpertInnen arbeiten eng mit Medizinern<br />
zusammen und entwickelten so<br />
ein medizinisches Telemonitoring System<br />
mit der Zielsetzung, einen sogenannten<br />
«Closed Loop Healthcare» Prozess der<br />
nächsten Generation zu schaffen. Auf<br />
diese Weise wird erstmals die Kluft in der<br />
Behandlungskette zwischen PatientInnen,<br />
Doktor und Betreuungspersonal überwunden.<br />
AIT Telemonitoring Technologie im<br />
praktischen Einsatz<br />
Die Vorteile des Telemonitorings hat eine<br />
hochwertige klinische Studie des AIT und<br />
der Medizinischen Universität Graz erbracht.<br />
120 HerzschwächepatientInnen in<br />
acht österreichischen Krankenhäusern<br />
waren darin eingebunden. Sie wurde im<br />
«Journal of Medical Internet Research»<br />
publiziert (www.jmir.org). Der direkte Vergleich<br />
ergab, dass in der Gruppe von PatientInnen<br />
mit telemedizinischer Betreuung<br />
– im Gegensatz zur Vergleichsgruppe<br />
50 SKR 1/11<br />
E-HEALTH Telemonitoring<br />
Innovatives Management chronischer<br />
Erkrankungen durch Methoden<br />
und Technologien des AIT<br />
ExpertInnen des AIT haben ein innovatives IKT-System entwickelt, das auf einer absolut sicheren Internetplattform<br />
basiert und über mobile NFC-Endgeräte (Near Field Communication) kommuniziert. Der daraus entstandene<br />
grosse Mehrwert im Management von chronischen Erkrankungen wurde im Rahmen der grössten Healthcare-Messe<br />
im mittleren Osten – der Arab Health 2011 – präsentiert.<br />
ohne Telemonitoring – nur die halbe Anzahl<br />
von Krankenhausaufenthalten notwendig<br />
war. Die verbleibenden Aufenthalte<br />
fi elen um ein Drittel kürzer aus.<br />
Darüber hinaus fi ndet ein umfassendes<br />
proof-of-concept Projekt statt, das von<br />
der Versicherungsanstalt für Eisenbahnen<br />
und Bergbau (VAEB) ausgeschrieben<br />
wurde. Der grosse Mehrwert, den dieses<br />
Projekt medizinischem Betreuungspersonal<br />
und PatientInnen ermöglicht, wurde<br />
bereits durch die hohe Akzeptanzrate in<br />
der Nutzung der Technologie durch die<br />
Anwender bewiesen.<br />
In diesem «Closed Loop Healthcare» Prozess<br />
wird die Gesundheit des Patienten<br />
laufend überwacht und, wenn notwendig,<br />
die Behandlung entsprechend angepasst.<br />
Telemonitoring, basierend auf modernsten<br />
M2M-Technologien, ermöglicht diesen<br />
«Closed Loop Healthcare», der die Grundlage<br />
für das Gesundheitssystem der nächsten<br />
Generation darstellt, denn damit stehen<br />
PatientInnen und BetreuerInnen zu-<br />
künftig ständig miteinander in Kontakt –<br />
und nehmen aktiv Verbindung auf, wenn<br />
sie darauf hingewiesen werden. Für ÄrztInnen<br />
bedeuten diese eine Erleichterung – sie<br />
können die Entstehung kritischer Zustände<br />
bei ihren PatientInnen frühzeitig erkennen<br />
und Gegenmassnahmen anordnen, wodurch<br />
sich die Betreuungsmöglichkeit für<br />
ihre PatientInnen erheblich verbessert. Für<br />
die PatientInnen bedeuten sie zusätzliche<br />
Sicherheit in ihrem Alltag, so werden ihnen<br />
etwa dadurch Wege in die Ordination oder<br />
ins Spital zur stationären Betreuung erspart,<br />
was wiederum zur Senkung der Kosten<br />
für die stationäre Betreuung in Spitälern<br />
führt. Aber wichtiger, das Risiko einer<br />
Verschlechterung ihres Gesundheitszustands<br />
kann durch eine auf diese Weise<br />
rascher ermöglichte Diagnose und medizinische<br />
Massnahmen verringert werden.<br />
So ist es nachvollziehbar, dass vor allem<br />
Menschen mit chronischen Herzproblemen<br />
oder auch DiabetikerInnen durch telemedizinische<br />
Beobachtungsmöglichkeiten in<br />
ihren Lebensvollzügen ideal unterstützt<br />
werden können.
Telemonitoring-Technologien des AIT<br />
Die eHealth-Gruppe am AIT Safety & Security<br />
Department arbeitet an der Entwicklung<br />
von telemedizinischen Methoden<br />
und Technologien mit dem Ziel, eine<br />
nachhaltige, ortsunabhängige Fernbetreuung<br />
bei der Behandlung von chronischen<br />
Erkrankungen, die einer ständigen<br />
Überwachung bedürfen, zu ermöglichen.<br />
Die ForscherInnen arbeiten dabei eng mit<br />
MedizinerInnen zusammen, um etwa die<br />
Entwicklungsarbeit mit einer laufenden<br />
medizinischen Validierung abzustimmen.<br />
Dabei steht nicht die Technik im Mittelpunkt,<br />
sondern der Mehrwert der technischen<br />
Lösung für PatientInnenen und<br />
Medizinern. Um absolute Datensicherheit<br />
für die Gesundheitsdaten zu gewährleisten,<br />
basieren die Technologien auf speziellen<br />
Sicherheitskonzepten, denn der<br />
Schutz vor Datenmissbrauch ist vor allem<br />
vor dem Hintergrund der Einbindung von<br />
neuen telemedizinischen Anwendungen<br />
in vorhandene IT-Infrastrukturen von zentraler<br />
Bedeutung.<br />
Wie funktioniert Telemonitoring?<br />
Ein Forschungsschwerpunkt liegt auf der<br />
einfachen, vor allem auch sicheren Datenerfassung<br />
und -verarbeitung. So handelt<br />
es sich bei dem am AIT entwickelten<br />
Verfahren um eine auf Near Field Communication<br />
(NFC) basierende Technologie,<br />
bei der medizinische Messgeräte direkt<br />
mit dem Handy des Patienten kommunizieren<br />
können. Die Anwendung ist ähnlich<br />
einfach und intuitiv wie die berührungslose<br />
Karte für den Schilift. Dadurch<br />
ist das System für PatientInnen denkbar<br />
einfach und intuitive zu bedienen. Ausgestattet<br />
mit Handy, Waage und Blut-<br />
druckmesser übermitteln sie täglich<br />
ihre Vitalparameter wie Blutdruck, Herzrate,<br />
Körpergewicht und Medikamenteneinnahme<br />
an eine Monitoringzentrale. In<br />
dieser web-basierten Zentrale können die<br />
betreuenden ÄrztInnen online die durch<br />
die PatientInnen übermittelten Daten<br />
einsehen. Werden vordefinierte Grenzwerte<br />
überschritten, benachrichtigt das<br />
System die zuständigen ÄrztInnen automatisch.<br />
Dadurch können sie die jeweilige<br />
Situation der PatientInnen sehr rasch individuell<br />
bewerten und geeignete Massnahmen<br />
wie eine Medikamentenanpassung<br />
einleiten, etwa indem sie direkt Anweisungen<br />
an die PatientInnen schicken.<br />
Schutz vor Datenmissbrauch<br />
Gesundheitsdaten sind extrem heikel, ihre<br />
Sicherheit daher eine Conditio sine qua<br />
non. Die ForscherInnen am AIT gewährleisten<br />
absolute Datensicherheit für die<br />
PatientInnen durch spezielle Konzepte.<br />
Auch bei der Einbindung von neuen telemedizinischen<br />
Anwendungen in vorhandene<br />
IT-Infrastrukturen.<br />
Weitere Infos:<br />
www.ait.ac.at/safety_security<br />
Telemonitoring E-HEALTH<br />
AIT Austrian Institute of Technology<br />
Safety & Security Department<br />
Tech Gate Vienna<br />
Donau-City-Strasse 1<br />
A-1220 Wien<br />
SKR 1/11 51
Für das Gesundheitswesen hat der gesellschaftliche<br />
Wandel der vergangenen Jahre<br />
stetig neue Herausforderungen mit sich<br />
gebracht. Patienten werden zu Kunden und<br />
Kliniken, Spitäler und Heime zu Dienstleistungseinrichtungen,<br />
die als «Generalunternehmer»<br />
rund um das Thema Gesundheit<br />
agieren müssen. Auch der Wettbewerb<br />
zwischen Gesundheitseinrichtungen gewinnt<br />
zunehmend an Intensität. Über den<br />
Erfolg medizinischer Einrichtungen entscheidet<br />
mehr und mehr die Kombination<br />
aus bester medizinischer Versorgung, perfektem<br />
Service und einer übersichtlichen<br />
betriebswirtschaftlichen Leistungsbewertung.<br />
Mit Hilfe innovativer Technologien<br />
und entsprechenden Software-Lösungen<br />
wird dabei permanent nach neuen Möglichkeiten<br />
gesucht, Organisationsstrukturen<br />
effi zienter beziehungsweise wirtschaftlicher<br />
zu gestalten, das Personal von Routinearbeit<br />
zu entlasten und gleichzeitig den Service<br />
für Patienten zu erhöhen.<br />
Hierbei spielen heute innovative Lösungen<br />
für ein ganzheitliches Kommunikations-Management<br />
in Krankenhäusern eine Schlüs-<br />
52 SKR 1/11<br />
E-HEALTH ManagedCare Kommunikation<br />
Professionelle Kommunikation<br />
im Gesundheitswesen<br />
Die Effi zienzsteigerung der Betriebsorganisation in Spitälern, Kliniken und Heimen ist nicht erst seit kurzem ein<br />
vieldiskutiertes Thema. Hierbei können integrierte Software-Lösungen für ganzheitliches Kommunikationsmanagement<br />
helfen, indem sie das Personal von der Routinearbeit entlasten und gleichzeitig den Komfort für<br />
die Patienten erhöhen.<br />
selrolle. So bieten beispielsweise die innovativen<br />
HealthCare-Lösungen von Aastra<br />
intelligente Telekommunikations-Infrastrukturen<br />
mit Service-Dienstleistungen für<br />
die Patienten. Sie integrieren sowohl die Telefoninfrastruktur<br />
als auch TV und Radio,<br />
Patientensafes, Kantinenabrechnung, Patientenkonten,<br />
Videoinformationssysteme<br />
und Internetzugänge an Krankenbetten<br />
auf einer offenen Plattform. Gleiches gilt<br />
für das Gebühren- und Steuerungs-Management<br />
von beispielsweise Kassenautomaten<br />
mit individuell programmierbaren<br />
Chipkarten für den bargeldlosen Zahlungsverkehr,<br />
Schliesssystemen sowie Schnittstellen<br />
für Störungsmeldesysteme von Heizungs-<br />
und Brandmeldeanlagen.<br />
Eine solche Lösung unterstützt komfortabel<br />
Verwaltungs- sowie Kontrollaufgaben<br />
und bietet fl exible Möglichkeiten, ausgefeilte<br />
Servicekonzepte für Patienten zu<br />
realisieren. Sie wird dort eingesetzt, wo<br />
personalintensive Lösungen zu kostspielig<br />
sind, sich die vorhandene IT-Infrastruktur<br />
als unflexibel erweist und spezialisierte<br />
Controlling-Systeme nur Insellösungen<br />
dar stellen.<br />
Alle Möglichkeiten<br />
dank offenen Schnittstellen<br />
Da sich regelmässige oder optionale Leistungen<br />
für die einzelnen Patienten defi -<br />
nieren und zuordnen lassen, erhalten diese<br />
für die Dauer ihres Spitalaufenthalts individuell<br />
programmierbare Chipkarten. So<br />
haben Patienten ein bargeldloses Zahlungsmittel<br />
und damit den Schlüssel zu<br />
allen Serviceangeboten «ihres» Spitals in<br />
der Hand. Auch funktioniert der Check-out<br />
am Austrittstag mit Chipkarten schnell<br />
und unbürokratisch.<br />
Multifunktionale Patiententelefone, wie<br />
beispielsweise die speziell für den effi zien-<br />
ten Einsatz in HealthCare-Einrichtungen<br />
entwickelten Aastra Endgeräte, sind mit<br />
einer Reihe individueller Funktionen ausgestattet.<br />
Diese Geräte steuern über allgemeine<br />
Telefonfunktionen hinaus zum<br />
Beispiel auch TV-Geräte. Eine Datenschnittstelle<br />
erlaubt den Anschluss eines Laptops,<br />
so dass Patienten auch im Internet surfen<br />
und per E-Mail kommunizieren können.<br />
Innovative HealthCare-Managementsysteme<br />
steigern aber auch über den höheren<br />
Patientenkomfort hinaus die Effi zienz<br />
der betrieblichen Organisation, indem sie<br />
das Verwaltungs- und Pfl egepersonal bei<br />
der täglichen Arbeit entlasten. Dass sich<br />
das Pfl egepersonal dank der neuen Freiräume<br />
noch besser und persönlicher um<br />
Patienten kümmern kann, kommt diesen<br />
wiederum zugute.<br />
Für Flexibilität des Spitalpersonals sorgen<br />
zudem schnurlose Telefone des integrierten<br />
DECT-Systems (Digital Enhanced Cordless<br />
Telephony) mit Alarm-Management.<br />
Mitarbeitende sind damit nicht nur bei<br />
Alarmen überall im Gebäude und auf dem<br />
Gelände erreichbar und können schnell reagieren,<br />
sondern auch Teamrufe einleiten<br />
und Hilfe anfordern. Damit können Kliniken<br />
selbst höchsten Sicherheitsanforderungen<br />
gerecht werden.<br />
Solche innovativen HealthCare-Managementsysteme<br />
lassen sich dank ihrer offenen<br />
Systemarchitektur ohne weiteres in<br />
bestehende technische Strukturen integrieren.<br />
Sie verbinden wirtschaftliche Effi -<br />
zienz mit individuellem Patientenkomfort.<br />
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IT-SOLUTIONS Informationssicherheit<br />
MELANI warnt vor wachsender<br />
Gefahr durch Spionage im Internet<br />
von Patrick Aeschlimann<br />
Spionage über das Internet wird zu einem immer wichtigeren Thema. Auch in der Schweiz steigt das Risiko.<br />
Besonders gefährdet sind Wirtschaftsunternehmen und öffentliche Stellen. Dies meldet die Melde- und<br />
Analyse stelle Informationssicherung des Bundes (MELANI) in ihrem elften Halbjahresbericht (Januar bis Juni<br />
2010). Um Missbrauch von Schweizer Internetadressen zu bekämpfen, kann MELANI nun die Blockierung von<br />
«.ch»-Domain-Namen bei begründetem Verdacht auf kriminelle Aktivitäten beantragen.<br />
Google, Adobe, das Büro des Dalai Lama<br />
und das Eidgenössische Departement für<br />
auswärtige Angelegenheiten (EDA) haben<br />
eines gemeinsam: Sie alle wurden im<br />
letzten Jahr Opfer von Spionageaktivitäten<br />
und versuchter illegaler Informationsbeschaffung<br />
mittels Informations-<br />
und Kommunikationstechnologien (IKT).<br />
Der deutsche Innenminister Thomas de<br />
Maizière warnt vor der Gefahr wachsenden<br />
Wirtschaftsspionage durch Hacker.<br />
Besonders gefährdet seien neben Wirtschaftsunternehmen<br />
auch öffentliche<br />
Stellen. Das deutsche Bundesamt für Verfassungsschutz<br />
erachtet insbesondere<br />
Angriffe aus Russland und China für besonders<br />
gefährlich. Hackern gelang es gar<br />
mittels eines Phishingangriffes beinahe<br />
das gesamte amtliche Register für den<br />
europäischen Handel mit Emissionszertifi<br />
katen zeitweise lahmzulegen. In den<br />
USA manipulierten Hacker Regierungsseiten<br />
und leiteten die ahnungslosen Benutzer<br />
auf Webseiten mit pornografischem<br />
Inhalt um.<br />
«Angebliche Einladung<br />
zu NATO-Konferenz<br />
entpuppte sich als<br />
Phishing-Attacke»<br />
Auch in der Schweiz haben sich gemäss<br />
dem MELANI-Bericht Angriffe, insbesondere<br />
gegen die Rüstungsindustrie und<br />
gegen Regierungsstellen, ereignet. Die Angreifer<br />
sendeten präparierte Dokumente<br />
(vermehrt im bislang als eher sicher geltenden<br />
PDF-Format) an Schlüsselpersonen.<br />
Die Nachrichten waren auf die Empfänger<br />
zugeschnitten, was auf vorgängige<br />
nachrichtendienstliche Informationsbeschaffung<br />
hinweist.<br />
54 SKR 1/11<br />
Öffentlicher Sektor und Ausbildungsstätten<br />
im Visier von Hackern<br />
Im Februar erhielt MELANI Informationen<br />
über einen gezielten Hackerangriff, der<br />
durch den Versand infi zierter E-Mails erfolgte.<br />
Diese wurden an Vertreter des öffentlichen<br />
Sektors und Ausbildungsinstituten<br />
versandt. Die auf Englisch verfassten<br />
E-Mails enthielten ein Dokument zu einer<br />
angeblichen NATO-Konferenz. Beim Öffnen<br />
der Datei wurde der Computer infi -<br />
ziert und zu einem Botnetzwerk hinzugefügt.<br />
Ziel war es, Login-Daten für E-Mails<br />
und soziale Netzwerke abzufangen. Durch<br />
die Analyse des schadhaften Dokumentes<br />
konnte MELANI den Kommando-Server<br />
sowie eine umfassende Liste infizierter<br />
Systeme bestimmen. Diese Daten wurden<br />
anschliessend den verantwortlichen Stellen<br />
zugestellt, um das Botnetzwerk zu de-<br />
aktivieren. In der Schweiz wurden glücklicherweise<br />
keine Opfer festgestellt.<br />
Im Jahr 2010 haben einige Sicherheitslücken<br />
für Aufmerksamkeit gesorgt. Weit<br />
verbreitete Software wie der Internet Explorer<br />
oder Adobe Acrobat waren davon<br />
betroffen. MELANI hält fest, dass alle Programme<br />
kritische Schwachstellen besitzen<br />
und ein gut ausgebauter, ständiger<br />
Grundschutz bessere Resultate erreicht,<br />
als infl ationär gestreute Warnungen über<br />
Sicherheitslücken. Zudem gibt es Programme,<br />
welche aus dem produktiven<br />
Arbeitsalltag nicht wegzudenken sind und<br />
auf welche nicht oder nur schwerlich verzichtet<br />
werden kann. Ist ein solches Programm<br />
von einer Sicherheitslücke betroffen,<br />
kann man den Sicherheitsrisiken<br />
höchstens mit fl ankierenden Massnahmen<br />
entgegenwirken, indem man etwa Mit-
arbeiter schult, oder bekannte Malware-<br />
Server sperrt.<br />
Missbrauch von Schweizer Webseiten<br />
soll gestoppt werden<br />
Seit April 2010 betreibt MELANI ein Checktool,<br />
mit dem Schweizer Webseiten auf<br />
Infektionen durch Viren und anderer Malware<br />
überprüft werden können. Alleine<br />
von Juni bis August wurden über 230 000<br />
Schweizer Domänen unter die Lupe genommen<br />
und dabei 148 Webseiteninfektionen<br />
entdeckt. Ein Grossteil davon<br />
konnte auf dem bilateralen Weg beseitigt<br />
werden, da die Besitzer der Domänen keine<br />
Ahnung von den Infektionen hatten und<br />
die Webseiten gehackt worden waren.<br />
Um Missbrauch von Schweizer Internetadressen<br />
zu bekämpfen und akute Gefahren<br />
für Internetbenutzer abzuwehren,<br />
wurde bei der Revision der Verordnung<br />
über die Adressierungselemente im<br />
Fernmelde bereich (AEFV) eine neue Bestimmung<br />
eingeführt. Laut dieser muss<br />
die Registerbetreiberin von «.ch»-Domains<br />
(SWITCH) unter gewissen Bedingungen<br />
solche Domain-Namen blockieren und die<br />
entsprechende Zuweisung zu einem Na-<br />
menserver aufheben. Seit dem 1. Januar<br />
2010 kann eine vom Bundesamt für Kommunikation<br />
(BAKOM) anerkannte Stelle<br />
zur Bekämpfung der Cyberkriminalität bei<br />
Verdacht auf unerlaubte Datenbeschaffung<br />
(Phishing) oder der Verbreitung schädlicher<br />
Software (Malware) die Blockierung<br />
und Aufhebung der Serverzuweisung beantragen.<br />
MELANI ist zwar seit Juni 2010<br />
als kompetente Stelle in diesem Bereich<br />
beim BAKOM anerkannt, hat von dieser<br />
Möglichkeit bis jetzt aber noch nicht Gebrauch<br />
gemacht. MELANI will sich ihrer<br />
auch in Zukunft nur bedienen, wenn alle<br />
anderen, weniger einschneidenden Massnahmen<br />
erfolglos bleiben.<br />
Seit Juni 2010 tauchen in der Schweiz vermehrt<br />
E-Mails auf, die für Stellen als Geldkuriere<br />
werben. Der Job ist verlockend einfach:<br />
Innert kurzer Zeit wird ein Geldbetrag<br />
auf das eigene Konto überwiesen, welcher<br />
dann über Geldtransferfi rmen, etwa «Western-Union»,<br />
ins Ausland überwiesen werden<br />
sollen. Ein gewisser Prozentsatz des<br />
überwiesenen Betrags darf als Provision<br />
behalten werden. Das verschobene Geld<br />
stammt jedoch nicht aus legalen Quellen.<br />
Wer an solchen Geschäften mitwirkt, riskiert<br />
ein Strafverfahren wegen Gehilfen-<br />
Informationssicherheit IT-SOLUTIONS<br />
schaft zu Geldwäscherei. Doch nicht nur<br />
per E-Mail werden diese «Jobangebote»<br />
verbreitet, auch auf etablierten und seriösen<br />
Internetseiten zur Stellensuche tauchen<br />
sie auf. MELANI berichtet gar von einem<br />
Mitarbeiter einer Sozialverwaltung<br />
der einem Arbeitslosen einen solchen Finanzagentenjob<br />
weitervermittelt hat.<br />
Viele Gefahren<br />
noch weitgehend unbekannt<br />
Gänzlich neu sind die Gefahren, welche<br />
von abgelaufenen Domainnamen ausgehen.<br />
Erst jetzt, nachdem das Internet den<br />
Kinderschuhen entwachsen ist, gehören<br />
auslaufende Registrierungen zum Alltag.<br />
Wer es verpasst rechtzeitig die Registrierung<br />
zu erneuern, läuft Gefahr, dass ein<br />
Dritter sich die Rechte an der betreffenden<br />
Domäne sichert, inklusive aller E-Mails die<br />
an die Domäne gesendet werden. Darum<br />
ist es äusserst wichtig, die einzelnen Domänen<br />
rechtzeitig zu erneuern und auch<br />
zu bezahlen. Auch wenn eine Domäne absichtlich<br />
aufgegeben wird, muss man sich<br />
bewusst sein, dass irgendeine Person mit<br />
irgendeinem Geschäftsmodell – sei es<br />
noch so dubios – unter dieser Adresse anschliessend<br />
Geschäfte machen kann.
IT-SOLUTIONS<br />
Informationssicherheit<br />
«Elektronisch verschlossene<br />
Autos, Windows XP und<br />
abgelaufene Domänenregistrierungen<br />
sind zukünftige<br />
Sicherheitsprobleme»<br />
Nicht nur im Internet lauern die Gefahren<br />
der modernen Kriminalität, auch im Auto<br />
kann man in Zukunft wohl Opfer von IKT-<br />
Verbrechern werden. Einen kleinen Vorgeschmack<br />
darauf erhielten Automobilisten<br />
in Arbon. Plötzlich konnten elektronisch<br />
verschlossene Autos nicht mehr<br />
geöffnet werden. Spezialisten des BAKOM<br />
fanden das Problem schliesslich in einem<br />
älteren Funklautsprecher, der zufälligerweise<br />
auf derselben Frequenz sendete,<br />
welche auch für Autoschlüssel verwendet<br />
wird. In diesem Fall war die Interferenz<br />
ungewollt. Kriminelle könnten aber genau<br />
in dem Moment, in dem man das<br />
Auto abschliessen will, ein Störsignal senden<br />
und Autotüren stünden für die Kriminellen<br />
offen. In den USA manipulierte<br />
ein ehemaliger Mitarbeiter eines Autohauses<br />
eine per Mobilfunk gesteuerte<br />
Wegfahrsperre und legte auf diese Art<br />
100 Fahrzeuge von Kunden lahm. Auf<br />
ähnliche Weise können auch iPhones und<br />
56 SKR 1/11<br />
iPads von einem beliebigen Computer aus<br />
der Ferne gelöscht werden.<br />
Ausblick:<br />
SuisseID und Windows XP könnten zu<br />
Sicherheitsproblemen führen<br />
Der MELANI-Bericht warnt vor Risiken im<br />
Zusammenhang mit der digitalen Signatur<br />
SuisseID. Da Authentisierung und die<br />
elektronische Signatur auf einem einzigen<br />
Chip vereint sind, besteht aus Bequemlichkeit<br />
der Nutzer die Gefahr, dass für beide<br />
Funktionen der gleiche PIN-Code verwen-<br />
Am 9. März 2011 ist der<br />
nationale Tag der Computer-Sicherheit<br />
© Thorsten Freyer | PIXELIO<br />
det wird, was den Missbrauch deutlich vereinfacht.<br />
Ein zukünftiges, potentielles Sicherheitsproblem<br />
ortet der MELANI-Bericht bei<br />
der nach wie vor beliebten Windows-Version<br />
XP. Bereits im Juli 2010 hat Microsoft<br />
den Support für alle Versionen ohne Service<br />
Pack 3 beendet. Ab April 2014 erwägt<br />
Microsoft den Support für Windows XP<br />
ganz zu beenden. Wer danach immer<br />
noch mit XP arbeitet, ist gegen neu bekannt<br />
werdende Sicherheitslücken nicht<br />
mehr geschützt.<br />
Am 9. März 2011 fi ndet zum 6. Mal der SwissSecurityDay statt. Der nationale<br />
Tag der Computer-Sicherheit, der vom Verein InfoSurance organisiert und von<br />
Unternehmen aus der Privatwirtschaft, Banken, Versicherungen, Business-<br />
und Hochschulen, öffentlichen Organisationen, des Informatikstrategieorgans<br />
Bund (ISB) und der Information Security Society Switzerland (ISSS) getragen<br />
wird, macht die Schweizer Bevölkerung auf das Thema Informationssicherheit<br />
aufmerksam. Ziel ist es, die breite Öffentlichkeit für das Thema Sicherheit am<br />
Computer und im Internet, beim E-Banking und in Social Networks zu sensibilisieren.<br />
Der Tag wird von den Aktivitäten der Partner geprägt, wobei sich jeder<br />
im Rahmen seiner Möglichkeiten engagiert unterschiedliche Awareness-Aktionen<br />
organisiert. Diese reichen von Sicherheitshinweisen inkl. Tipps & Tricks<br />
auf Intranet- und Firmen-Websites, über Flyer-Aktionen für Kunden, Mitarbeiterschulungen,<br />
Informationen für E-Banking-Nutzer, Mailings bis hin zum traditionellen<br />
Informationsstand für ParlamentarierInnen im Bundeshaus in Bern. Begleitet wird der Aktionstag von kostenlosen<br />
Sicherheitsschulungen für Private und der grossen Flyeraktion mit Wettbewerb an zwölf grossen Bahnhöfen. Auf der Website<br />
www.infosurance.ch bietet der Verein zudem Hilfestellungen rund ums Thema Computer-Sicherheit. Neben verschiedenen<br />
Merkblättern vermitteln das 5- bzw. 10-Punkte-Programm für Private und KMU grundlegende Schutzmassnahmen, um sich<br />
vor Angriffen aus dem Internet und vor Verlust von Daten und der Privatsphäre zu schützen.<br />
www.swisssecurityday.ch
«Geschichten aus dem Internet»<br />
für mehr Sicherheit in der Informationsgesellschaft<br />
von Patrick Aeschlimann<br />
Stellen aus Bund und Kantonen haben eine gemeinsame Publikation<br />
«Geschichten aus dem Internet - die man selber nicht erleben<br />
möchte» veröffentlicht. Die Comics zeigen gefährliche Situationen<br />
im Web auf und wie sie erkannt und vermieden werden können.<br />
Ziel ist es, die Sicherheit und das Vertrauen der Bevölkerung im Umgang<br />
mit den Informations- und Kommunikationstechnologien<br />
(IKT) zu stärken.<br />
Internet, Computer und Handy gehören heute zum täglichen Leben<br />
der Menschen in der Schweiz. Die Nutzung dieser neuen Kommunikationsmittel<br />
ist aber stets mit Gefahren verbunden. Anders als bei<br />
einem Spaziergang durch die Strassen sind die dunklen Ecken im<br />
Internet nicht auf den ersten Blick erkennbar. Um diese Gefahren<br />
für alle verständlich auszuleuchten hat der 29-jährige Luzerner Illustrator<br />
Mattias Leutwyler zehn Situationen des alltäglichen Lebens<br />
mit den IKT aufgenommen und auf witzige Art in lehrreiche Comicstrips<br />
verwandelt.<br />
Gefahren des Internets für die gesamte Bevölkerung real<br />
Die entstandenen Comics erzählen von unerfreulichen Vorfällen aus<br />
dem Leben mit den IKT – so, wie sie den beteiligten Stellen aus Bund<br />
und Kantonen von ihrer täglichen Arbeit her bekannt sind. Die «Geschichten<br />
aus dem Internet» berichten von der Weitergabe persönlicher<br />
Daten, von kriminellen Aktivitäten im Internet, ungenügendem<br />
Kinder- und Jugendschutz, hinters Licht geführten Konsumentinnen<br />
und Konsumenten, ungesicherten Computern und unverschlüsselten<br />
WLAN-Netzen. Zu jeder der kurzen Comicgeschichten werden Links<br />
auf Organisationen angeführt, die vertiefte Informationen anbieten.<br />
Erlebt werden diese Geschichten beispielsweise von Eltern, Kindern,<br />
Jugendlichen, Polizeikräften und Büroangestellten. In den Comics<br />
wird so aufgezeigt, dass die gesamte Bevölkerung, nicht nur Facebook-Junkies<br />
und Internetsüchtige, mit den alltäglichen Gefahren des<br />
Internets konfrontiert werden können.<br />
Informationssicherheit IT-SOLUTIONS<br />
Die Gefahren des Internets offenbaren sich nicht immer auf den<br />
ersten Blick. «Geschichten aus dem Internet» soll für diese Gefahren,<br />
etwa ein unverschlüsseltes WLAN-Netzwerk, sensibilisieren.<br />
Sensibilisierung für sicherheitsbewussten Umgang<br />
mit neuen Technologien<br />
Die «Geschichten aus dem Internet» sind eine Umsetzungsmassnahme<br />
des Konzepts «Sicherheit und Vertrauen», das unter der Leitung<br />
der Koordinationsstelle Informationsgesellschaft des Bundesamtes<br />
für Kommunikation (BAKOM) zusammen mit verschiedenen Fachorganisationen<br />
umgesetzt wird. Dieses Konzept zeigt Massnahmen<br />
auf, um die Bevölkerung und die KMU im sicherheitsbewussten und<br />
rechtskonformen Umgang mit den IKT zu sensibilisieren und zu unterstützen.<br />
Die Comics können unter www.geschichtenausdeminternet.<br />
ch auf Deutsch, Französisch, Italienisch, Rätoromanisch und Englisch<br />
angeschaut werden und stehen auch zum Download zur Verfügung.<br />
Zudem sind sie auf den Webseiten der involvierten Bundesstellen verlinkt<br />
und können gratis als Druckversion bestellt werden.<br />
SKR 1/11 57
IT-SOLUTIONS IT-Security<br />
Sicherheitsdirektion des Kantons Zürich<br />
Vier kantonale Ämter<br />
konsolidieren ihre IT Infrastruktur<br />
von Marc Bühler<br />
Das Amt für Militär und Zivilschutz, das Sozialamt und das Generalsekretariat sowie alle Statthalterämter des<br />
Kantons Zürich, die alle Teil der kantonalen Sicherheitsdirektion sind, haben zusammengespannt, um gemeinsam<br />
neue Hardware zu beschaffen und sich gegenseitig IT-Dienstleistungen bereitzustellen. Dreh- und Angelpunkt<br />
dieses Projekts war die Altiris IT Management Suite von Symantec, eine integrierte Lösung die den<br />
IT-Betrieb durch das Management von Clients, Servern und Assets und dem Service-Desk aus einer einzigen<br />
Konsole heraus sowie die zentralisierte Confi guration Management Database (CMDB) vereinfacht. Mit der<br />
Altiris Technologie wurde die Public-Key-Anmeldung zentral gesteuert auf alle Computer verteilt und so das<br />
Public Key Infrastructur-Projekt schnell und erfolgreich umgesetzt.<br />
Zentrale Steuerung<br />
eines heterogenen Systems<br />
Die Verwaltung des Kantons Zürich mit<br />
ihren sieben Direktionen und der Staatskanzlei<br />
ist heterogen organisiert. Jede dieser<br />
Direktionen hat eine eigene IT-Umgebung.<br />
Bei der Sicherheitsdirektion betreibt<br />
sogar jedes der sechs Ämter (Amt<br />
für Militär und Zivilschutz, Generalsekretariat,<br />
Kantonspolizei, Strassenverkehrsamt,<br />
Sozialamt und Migrationsamt) seine<br />
eigene IT.<br />
«Wir sparen Kosten<br />
– nicht nur bei der<br />
verbesserten Hardware-<br />
Beschaffung, sondern auch<br />
beim zentralisierten Helpdesk,<br />
der jetzt effi zienten<br />
Fernsupport erlaubt»<br />
Als vor zwei Jahren beim Amt für Militär<br />
und Zivilschutz (AMZ) eine Hardware-<br />
Erneuerungsrunde anstand, schlug der<br />
heutige Informatik-Verantwortliche des<br />
AMZ, Marc Bühler, seinen Kollegen eine<br />
gemeinsame Bestellung vor. Zudem empfahl<br />
er verschiedene IT-Verwaltungsarbeiten<br />
gemeinsam vorzunehmen und nicht<br />
mehr in den einzelnen Ämtern. Das ist<br />
professioneller und zudem kostengünstiger,<br />
als wenn die Ämter einzeln neue PC<br />
und Server bestellen und betreiben.<br />
Obschon die Ämter völlig unterschied liche<br />
Aufgaben erfüllen und deshalb traditionell<br />
nicht für eine Zentralisierung der IT wa-<br />
58 SKR 1/11<br />
ren, entschieden die Verantwortlichen des<br />
Generalsekretariats und des Sozialamts<br />
bei der Beschaffung und den Diensten gemeinsam<br />
zu agieren. Mit einer Ausnahme:<br />
Der Support der Fachapplikationen bleibt<br />
vor Ort. So entstand das Projekt IBIS08<br />
(IT-Basisinfrastruktur Sicherheitsdirektion).<br />
Nach 18 Monaten Planung unter<br />
Leitung von Marc Bühler war es so weit:<br />
Die drei beteiligten Ämter bestellten für<br />
ihre über 20 Standorte im Kanton Zürich<br />
gleichzeitig neue Hardware – insgesamt<br />
rund 400 PC und die Serverinfrastruktur<br />
für drei Hauptstandorte bestehend aus<br />
Bladeservern für die Servervirtualisierung<br />
und einem SAN/NAS-Speicher für Daten<br />
und Serverinstallationen.<br />
Altiris Technologie<br />
allein auf weiter Flur<br />
Wie aber bringt man eine so umfassende<br />
Hardware-Erneuerung schnell und effi zient<br />
«zum Fliegen»? Drei Aufgaben standen an:<br />
die Inventarisierung der rund 400 Geräte,<br />
die Software-Verteilung sowie das Aufsetzen<br />
einer Wiederherstellungslösung.<br />
Und für jede dieser Aufgaben war die IT<br />
Management Suite die ideale Lösung.<br />
Für Bühler war das Symantec-Tool eine<br />
naheliegende Wahl: Zum einen stand Altiris<br />
beim AMZ bereits schon seit Jahren erfolgreich<br />
im Einsatz, zum andern arbeiteten<br />
die IT-Abteilungen der andern Ämter<br />
mit On Command, einer ähnlichen Technologie<br />
von Symantec. «Trotzdem», sagt<br />
Bühler, «haben wir Vergleiche angestellt<br />
mit Konkurrenzprodukten, aber keines von<br />
denen kam auch nur nahe an den Umfang<br />
und die Funktionalität der Symantec Technologie.<br />
Zum Beispiel fehlte bei den anderen<br />
Lösungen die Wiederherstellungslösung,<br />
die für uns insbesondere vor der<br />
Hardware-Ablösung sehr wichtig war, als<br />
wir bei den alten Geräten massenweise<br />
Festplattenausfälle hatten. Mit Altiris<br />
schaffen wir es, jeden PC in weniger als<br />
einer Stunde wieder fl ott zu machen.»<br />
«Damit sind Datenverluste<br />
so gut wie ausgeschlossen»<br />
Ein weiterer grosser Vorteil von Altiris war<br />
das integrierte Inventarisierungsmanagement.<br />
Sie erlaubte es, anstelle separater<br />
Support-Systeme für alle drei Ämter eine<br />
gemeinsame Helpdesk-Lösung aufzuziehen,<br />
die detaillierten Bezug nimmt zur Infrastruktur.<br />
Altiris ermöglicht es dem Team<br />
laufend zu überwachen, was auf welchem<br />
PC installiert ist und schafft so die Voraussetzung<br />
für einen schnellen und effektiven<br />
Support. Die Inventarisierungs-Management-Funktion<br />
vereinfacht auch die gezielte<br />
Software-Verteilung, bis hin zum<br />
Patch-Management, das verhindert, dass<br />
zum Beispiel bereits installierte Sicherheits-<br />
Patches durch Neuinstallationen überschrieben<br />
werden.<br />
Drei Ämter, 400 Maschinen,<br />
ein Projekt<br />
Als Lösungspartner wählten die drei Ämter<br />
die Firma Rotronic, die bereits das<br />
bestehende Altiris-Projekt beim AMZ abgewickelt<br />
hatte. Rotronic erhielt den Auftrag,<br />
Altiris für die Sicherheitsdirektion des<br />
Kantons Zürich aufzusetzen, und zwar am
Standort des Amts für Militär und Zivilschutz<br />
in Zürich. Gleichzeitig erhielt die<br />
Firma auch den Zuschlag für die Beschaffung<br />
der Serverinfrastruktur.<br />
Die 400 Dell-Clients hingegen bestellte die<br />
Sicherheitsdirektion über die Firma Abraxas<br />
Informatik AG, da dank einem Vertrag<br />
zwischen dem Kanton Zürich und Abraxas<br />
keine zusätzliche WTO-Ausschreibung erfolgen<br />
musste. Aus Zeitgründen wurde<br />
eine externe Firma beauftragt, diese PCs<br />
mit Basissoftware – darunter das Betriebssystem<br />
Windows XP und Applikationen<br />
wie Microsoft Office und Lotus Notes –<br />
mittels Imageverteilung auszustatten und<br />
betriebsfertig auszuliefern. «Hätten wir<br />
auch die 400 neuen PC‘s mit Altiris aufgesetzt,<br />
wäre der Rollout etwas länger gewesen,<br />
wir hätten aber die Kosten für die<br />
externe Firma gespart und wären zudem<br />
flexibler gewesen im laufenden Prozess<br />
noch Anpassungen am Basis-Software-Set<br />
machen zu können», resümiert Bühler.<br />
Kurz darauf kam es bei Rotronic zu einer<br />
Aufspaltung des Unternehmens in zwei<br />
verschiedene Firmen: Der Dienstleistungsteil<br />
machte sich selbstständig und fi rmiert<br />
fortan als Axercom AG. «Um das Projekt<br />
erfolgreich zu Ende zu führen», erinnert<br />
sich Bühler, «einigten wir uns kurzerhand<br />
am runden Tisch, alle Dienstleistungen<br />
von Axercom und Hardware von Rotronic<br />
zu beziehen.»<br />
IT-Umgebung<br />
• Clients: 400<br />
(per Juli 2011: 500 Clients)<br />
• Hardware: Dell und HP<br />
• Betriebssystem:<br />
Microsoft Windows XP<br />
• Applikationen:<br />
Microsoft Offi ce und Lotus Notes<br />
Implementation in Rekordzeit<br />
Mit Axercom dauerte die ganze Design-<br />
und die Implementierungsphase lediglich<br />
drei Wochen. Seither wird Altiris zur Verteilung<br />
neuer Software, Inventarisierungsmanagement<br />
(inklusive gerätespezifi sche<br />
Informationen wie Garantiestand und installierte<br />
Hardware und Software) sowie<br />
zur Wiederherstellung defekter Server<br />
und Clients (inklusive dem zentralisierten<br />
Helpdesk) eingesetzt.<br />
Ein typisches Beispiel für die breitfl ächige<br />
Verteilung von Software mit Altiris war die<br />
Einführung der neuen, mit Public-Key-Infrastruktur<br />
(PKI) realisierten, Einmalanmeldung.<br />
Dieses so genannte Single-Sign-<br />
On (SSO) funktioniert heute auf jedem<br />
IBIS08-Client.<br />
«Zum einen», resumiert Marc Bühler,<br />
«sparen wir damit Kosten – nicht nur bei<br />
der verbesserten Hardware-Beschaffung,<br />
sondern auch beim zentralisierten Helpdesk,<br />
der jetzt effi zienten Fernsupport erlaubt.<br />
Techniker müssen nicht mehr in die<br />
IT-Security IT-SOLUTIONS<br />
«Mit Altiris schaffen wir es jeden PC<br />
in weniger als einer Stunde<br />
wieder fl ott zu machen»<br />
Marc Bühler<br />
Informatik-Verantwortlicher<br />
Amt für Militär und Zivilschutz<br />
Die grössten<br />
Herausforderungen<br />
• Zusammenlegung von IT-Dienstleistungen<br />
wie Softwareverteilung,<br />
Virenschutz und Helpdesk<br />
• Reduktion der Managementkosten<br />
für die IT-Dienstleistungen der<br />
verschiedenen Ämter<br />
• Sicherstellung einer bedarfsgerechten<br />
und verlässlichen<br />
IT-Services und Supports<br />
Aussenstandorte reisen, wenn es dort ein<br />
Problem gibt. Zum andern erlaubt die Lösung,<br />
dass sich die Ämter bei der Bereitstellung<br />
der Dienste gegenseitig unterstützen.<br />
So werden zum Beispiel die Daten in<br />
der IT der jeweils andern Ämter gespiegelt,<br />
sind also dreifach vorhanden. Damit sind<br />
Datenverluste so gut wie ausgeschlossen.»<br />
Dazu wird auch das kommende Update<br />
auf Altiris 7.1 beitragen. «Die neue Version»,<br />
sagt Bühler, «bringt uns einen rechten<br />
Performance-Sprung. Wir wollen das<br />
Produkt in der Sicherheitsdirektion des<br />
Kantons Zürich als strategische Lösung für<br />
die Verteilung und das Management von<br />
Software einsetzen.»<br />
Symantec Switzerland AG<br />
Andreasstrasse 15<br />
CH-8050 Zürich<br />
Tel. 044 805 72 00<br />
Fax 044 805 72 01<br />
www.symantec.ch<br />
SKR 1/11 59
IT-SOLUTIONS IT-Security<br />
Sicherheit auch bei externen Speichermedien<br />
Höchster Datenschutz<br />
in der Stadtverwaltung Rheinfelden<br />
Rheinfelden, die älteste Zähringerstadt der Schweiz, ist mit rund 11’000 Einwohnern ein prosperierender Wirtschaftsstandort<br />
und dank des imposanten Gebäudes der Brauerei Feldschlösschen wohl international bekannt.<br />
Um die teils hochsensiblen Daten, die in der Stadtverwaltung bearbeitet und archiviert werden, auch über mobile<br />
Geräte und externe Devices zu schützen, setzen die Verantwortlichen auf die Sicherheitslösung Norman Device<br />
Control mit integrierter Verschlüsselungstechnologie.<br />
Die Stadtverwaltung des historischen<br />
Städtchens ist nicht nur für die Einwohner-<br />
und die Finanzkontrolle, sondern auch für<br />
regionale Funktionen wie beispielsweise<br />
das Zivilstandsamt, die Finanzverwaltung,<br />
die Regionalpolizei, die Sozialdienste sowie<br />
die Schulleitung verantwortlich. Alle Fäden<br />
des gesamten Dienstleistungsangebots für<br />
die Einwohnerinnen und Einwohner laufen<br />
in der Stadtverwaltung zusammen. Umso<br />
wichtiger, auf eine gut funktionierende<br />
Infrastruktur zählen zu können. Diese Aufgabe<br />
liegt im Verantwortungsbereich der<br />
Organisationseinheit «Zentrale Dienste»,<br />
die sich um die gesamte Kommunikations-<br />
und IT-Infrastruktur kümmert. Darin eingeschlossen<br />
sind auch der Datenschutz<br />
und die Sicherheit der gesamten IT. Rund<br />
100 Mitarbeitende sind ans Netzwerk angeschlossen<br />
und arbeiten mit hochsensiblen<br />
Daten der einzelnen Abteilungen<br />
und Bereiche.<br />
Mehr Peripheriegeräte – mehr Schutz<br />
Ständig neue Anforderungen prägen auch<br />
die IT der Stadtverwaltung Rheinfelden.<br />
Im Zusammenhang mit einer geplanten<br />
Netzwerkerneuerung wurde ein externer<br />
Berater beauftragt, eine detaillierte Analyse<br />
zu erstellen, wobei auch die IP-Telefonie<br />
und weitere Sicherheitsmassnahmen<br />
mit eingebunden werden mussten.<br />
«Im Audit wurde festgestellt, dass wir für<br />
bestehende Notebooks, mobile Speichergeräte<br />
etc. zusätzliche Sicherheit benötigen»,<br />
erklärt Viktor Rudin, Leiter Zentrale<br />
Dienste bei der Stadtverwaltung Rheinfelden,<br />
und ergänzt: «Zudem erwarten<br />
wir, dass in Zukunft weitere Mobilgeräte<br />
wie zum Beispiel Smartphones eingesetzt<br />
werden. Dies birgt zusätzliche Risiken in<br />
sich und steigert das Bedrohungspotenzial,<br />
was strengere Sicherheitsmassnahmen<br />
auch für Remote-Zugriffe erfordert.»<br />
60 SKR 1/11<br />
«Mit Norman Device Control<br />
stellen Endgeräte keine<br />
Schwachstellen im Unternehmensnetzwerk<br />
mehr<br />
dar, da sich USB-Richtlinien<br />
für Wechselträger,<br />
Datenverschlüsselung<br />
und Port-Sicherheit<br />
einfach und automatisch<br />
durchsetzen lassen»<br />
Aufgrund der erstellten Analyse wurden<br />
verschiedene Massnahmen fokussiert:<br />
• Upgrade der bestehenden Antivirenlösung<br />
auf den PCs auf Norman<br />
Endpoint Protection mit einer<br />
erweiterten Deckung für Antimalware<br />
(Antivirus & Antispyware).<br />
• Evaluation einer einfach administrierbaren<br />
Verschlüsselungslösung für<br />
mobile Datenträger mit der Möglichkeit,<br />
Verschlüsselungspasswörter im<br />
Bedarfsfall zurücksetzen zu können.<br />
• USB-Port-Schutz der Client-PCs,<br />
um unberechtigten Zugriff auch<br />
aus dem internen Netzwerk<br />
heraus zu verhindern.<br />
Alles aus einer Hand<br />
Bevor sich die Stadtverwaltung für Norman<br />
Device Control entschied, wurden in<br />
der Evaluationsphase verschiedene Lösungen<br />
geprüft sowie Offerten eingeholt.<br />
Im Gespräch war auch die Ablösung respektive<br />
Aktualisierung der bestehenden<br />
Antiviren-Lösung Norman Virus Control.<br />
Aufgrund der bereits bestehenden Zusammenarbeit<br />
mit dem norwegischen<br />
Security-Software-Hersteller sowie im<br />
Rahmen des Projektes und der defi nierten<br />
Anforderungen hat sich die Stadtverwaltung<br />
für die Device-Control-Lösung von<br />
Norman entschieden. Ausschlaggebend<br />
für diese Wahl war unter anderem, dass<br />
mit der Lösung pro Benutzer festgelegt<br />
werden kann, mit welchen Peripheriegeräten<br />
(Kameras, USB-Sticks, MP3-Player<br />
etc.) er auf seinen PC zugreifen kann/darf,<br />
sowie die einfache Umsetzung von Berechtigungsgruppen<br />
über das bereits vorhandene<br />
Active Directory. Zudem beinhaltet<br />
Norman Device Control auch eine<br />
Verschlüsselungssoftware, die im Bedarfsfall<br />
– zum Beispiel, wenn ein Mitarbeiter<br />
das Unternehmen verlässt oder sein Passwort<br />
nicht mehr weiss – eine Entschlüsselung<br />
zulässt. Kurt Wehrli, Mitverantwortlicher<br />
im Projekt, fügt ergänzend hinzu:<br />
«Ausschlaggebend war zudem, dass wir<br />
sehen können, wer welche Geräte angeschlossen<br />
hat, und dass der geplante Einsatz<br />
von Smartphones einen speziellen,<br />
sicheren Zugang bietet. Das alles spielte<br />
im Konzept und in der Planung eine wichtige<br />
Rolle.»<br />
Schrittweise Einführung,<br />
einfache Verwaltung<br />
Eine Herausforderung war, dass die verschiedenen<br />
Abteilungen innerhalb der<br />
Stadtverwaltung ganz unterschiedliche<br />
Anforderungen hinsichtlich der Devices<br />
hatten. Deshalb wurden diese bei Projektbeginn<br />
zuerst ermittelt. Dazu wurden die<br />
Abteilungsleiter befragt, welche mobilen<br />
Endgeräte bei welchem Mitarbeiter ein-
Zentrale Merkmale<br />
• Erkennt alle Wechseldatenträger,<br />
die an Endgeräten angeschlossen sind<br />
• Ermöglicht Verschlüsselung<br />
per Richtlinien<br />
• Implementiert Kopierbeschrän kungen<br />
von Dateien<br />
• Überwacht Richtlinienänderungen,<br />
Administrationsaktivitäten und<br />
Dateiübertragungen<br />
• Reporting über die Einhaltung<br />
von Richtlinien<br />
• Implementiert Kopierbeschrän kungen<br />
von Dateien<br />
• Rollenbasierte Zugriffskontrolle<br />
• Analysiert alle «Plug and Play»-Geräte<br />
• Manipulationssicherer Agent<br />
• Zentralisierte Verwaltung und<br />
Administration<br />
• Flexible und skalierbare Architektur<br />
gesetzt werden müssen. Die Rückmeldungen<br />
gaben Aufschluss darüber, bei welchen<br />
Usern während der Einführung auf<br />
spezifi sche Einsatzmöglichkeiten externer<br />
Speichermedien geachtet werden muss.<br />
Waren spezielle Geräte im Einsatz, wurden<br />
diese geprüft, registriert und freigegeben,<br />
sodass die entsprechende Person damit<br />
arbeiten konnte. Bei den anderen wurde<br />
Device Control einfach eingespeist. Sie unterliegen<br />
den Sicherheitsbestimmungen;<br />
Ausnahmen sind im Einzelfall nach eingehender<br />
Prüfung möglich. Die eigentliche<br />
Umsetzung in den einzelnen Abteilungen<br />
erfolgte dann schrittweise – ein klarer<br />
Pluspunkt der Lösung. Man steht nicht<br />
unter Zeitdruck, ist nicht an eine sofortige<br />
Komplettumstellung gebunden, sondern<br />
kann die Einführung der Lösung den spezifi<br />
schen Zielgruppen anpassen. Viktor Rudin<br />
ergänzt: «Ein weiterer Vorteil ist, dass<br />
Norman Device Control sehr einfach gestaltet<br />
und verwaltet werden kann. Ein für<br />
uns zusätzlicher wichtiger Vorteil, denn<br />
unsere internen Ressourcen sind begrenzt<br />
und werden durch die einfache Handhabung<br />
merklich geschont.»<br />
Pragmatisch praktisch und sicher<br />
Schliesst heute ein Mitarbeiter an seinen<br />
Rechnern einen mobilen Datenträger an,<br />
der nicht freigegeben ist, funktioniert es<br />
einfach nicht. «Das ist sehr praktisch, hilfreich<br />
und unterstützt die Sicherheitsvorkehrungen»,<br />
erklärt Viktor Rudin. «Wir<br />
haben allen Geräten, die nicht für den Einsatz<br />
berechtigt sind, einen Riegel vorgeschoben.<br />
So können Risiken minimiert<br />
werden.» Aktuell sind bei der Stadtverwaltung<br />
rund 60 verschiedene Endgeräte im<br />
Einsatz. Das erfordert eine hohe Flexibilität,<br />
kann jedoch mit der jetzigen Lösung<br />
gut und einfach gesteuert werden.<br />
Norman Virus Control abgelöst<br />
Im Rahmen des Netzwerkprojektes hat die<br />
Stadtverwaltung Rheinfelden auch die bestehende<br />
Norman Virus Control Lösung<br />
IT-Security IT-SOLUTIONS<br />
durch Norman Endpoint Protection abgelöst.<br />
Dazu Kurt Wehrli: «Obschon die Einführung<br />
nicht ganz einfach war, bin ich<br />
sehr zufrieden damit. Heute läuft alles<br />
rund. Auch die Updates funktionieren einwandfrei,<br />
und die PCs sind in jedem Fall<br />
geschützt. Norman Endpoint Protection<br />
ist defi nitiv viel komfortabler und sicherer<br />
als die alte Lösung und ermöglicht einen<br />
breiteren Malwareschutz sowie webbasierten<br />
Administrationszugriff.»<br />
Fazit<br />
«Bestehen in anderen Unternehmen ähnliche<br />
Bedürfnisse wie bei uns, ist Norman<br />
Device Control absolut empfehlenswert»,<br />
erklärt Viktor Rudin. «Denn mit relativ wenig<br />
Verwaltungsaufwand kann der Einsatz<br />
der Endgeräte kontrolliert, verfeinert und<br />
den sich ändernden Gegebenheiten angepasst<br />
werden.»<br />
Norman Data Defense Systems AG<br />
Münchensteinerstrasse 43<br />
CH-4052 Basel<br />
Tel. 061 317 25 25<br />
Fax 061 317 25 26<br />
norman@norman.ch<br />
www.norman.ch<br />
SKR 1/11 61
IT-SOLUTIONS Secure E-Mails<br />
Secure-E-Mails direkt ab<br />
Canon Multifunktionsgeräten<br />
via IncaMail<br />
Erstmals können Dokumente an einem Gerät eingescannt und via Secure-E-Mail direkt ab Gerät verschlüsselt<br />
und auf Wunsch mit Versand- und Empfangsbestätigung versandt werden. SwissSign – ein Unternehmen der<br />
Schweizerischen Post – und die Canon (Schweiz) AG kündigen an, dass die führende Lösung der Schweizerischen<br />
Post für den sicheren, verschlüsselten Versand von E-Mails, IncaMail, exklusiv als Applikation in die<br />
imageRUNNER ADVANCE Multifunktionssysteme von Canon integriert wird.<br />
IncaMail, die einfach anwendbare Dienstleistung<br />
der Schweizerischen Post für den<br />
sicheren und nachweisbaren Versand von<br />
vertraulichen E-Mails, wird in die aktuelle<br />
Serie von Canon Multifunktionssystemen<br />
– imageRUNNER ADVANCE – integriert.<br />
Die vielfältigen serienmässigen Funktionen<br />
wie Drucken, Kopieren, Faxen oder<br />
Scannen werden mit der Applikation IncaMail<br />
ergänzt. Vertrauliche Dokumente<br />
können damit am System ausgedruckt<br />
sowie physisch unterzeichnet oder gestempelt<br />
werden. Im Anschluss scannt<br />
man sie ein und versendet sie durch das<br />
Auswählen des IncaMail-Symbols auf<br />
dem Display unter Wahrung höchster<br />
Sicherheitsanforderungen an den Empfänger.<br />
Auf Wunsch kann dies via Versand-<br />
und Empfangsbestätigung geschehen.<br />
All dies geschieht direkt am Gerät.<br />
Das Thema Sicherheit spielt für Canon im<br />
Zusammenhang mit Druck- und Kopiergeräten<br />
eine wichtige Rolle, so dass die<br />
Integration von IncaMail eine überaus<br />
sinnvolle Ergänzung darstellt. Unternehmen<br />
profitieren von einer Lösung, die<br />
den Arbeitsalltag vereinfacht und zu noch<br />
mehr Effi zienz verhilft.<br />
62 SKR 1/11<br />
Am Markt wird die integrierte Lösung von<br />
Canon Geräten und IncaMail voraussichtlich<br />
ab Frühjahr 2011 erhältlich sein. Die<br />
Integration von IncaMail als Applikation an<br />
Druck- und Kopiersystemen ist exklusiv<br />
nur bei Canon erhältlich. IncaMail kann<br />
künftig vorinstalliert bestellt werden, es ist<br />
jedoch auch möglich, Canon Multifunktionssysteme,<br />
die über eine MEAP Plattform<br />
verfügen, mit der Applikation nachzurüsten.<br />
Beide Unternehmen sind vom<br />
Erfolg der Kombination dieser führenden<br />
Technologien überzeugt.<br />
imageRUNNER ADVANCE<br />
– Die Print-Plattform<br />
der nächsten Generation<br />
Das neue Sortiment von Offi ce-Systemen<br />
wurde entwickelt, um den steigenden<br />
Anforderungen heutiger Business-Umgebungen<br />
zu entsprechen. Einsetzbar in Unternehmen<br />
jeder Grössenordnung verhelfen<br />
die Systeme Unternehmen zu mehr<br />
Effi zienz durch die einfachere Integration<br />
ihrer Dokumenten-Workflows sowie<br />
durch niedrigere Betriebskosten, verbesserte<br />
Dokumentensicherheit und höhere<br />
Umweltverträglichkeit. Die Geräteserie<br />
bietet hunderte von Innovationen: So liefert<br />
beispielsweise ein neuer, hoch entwickelter<br />
Controller bessere Leistungen<br />
durch eine schnellere Verarbeitung. Weitere<br />
Verbesserungen der branchenführenden<br />
Canon MEAP-Technologie und<br />
Partnerschaften mit Softwareanbietern<br />
wie Adobe, Microsoft und NTWare stellen<br />
sicher, dass die Integration in die gängigen<br />
Bürosysteme unkompliziert ist, was<br />
wesentlich zur verbesserten Effi zienz und<br />
Sicherheit des Betriebs beiträgt.<br />
Die neue Limited Colour Edition von Canon verleiht jedem Büro<br />
einen stylischen Akzent und das Multifunktionsgerät wird dank<br />
einer aufgeklebten Farbfolie zu einem wahren Hingucker<br />
Canon Multifunktionsgeräte<br />
bringen Farbe ins Büro<br />
Die soeben neu auf den Markt gekommenen<br />
Multifunktionsgeräte imageRUNNER<br />
ADVANCE C2030 und C2020 von Canon<br />
überzeugen in jeder Hinsicht. Die neuen<br />
Geräte komplettieren die imageRUNNER<br />
ADVANCE-Serie, die 2009 in der Schweiz<br />
erfolgreich eingeführt worden ist. Sie<br />
überzeugen nicht nur wegen ihrer Produktivität,<br />
Kompaktheit und Multifunktionalität,<br />
sondern auch dank einzigartiger<br />
Designs, die im Rahmen einer Sonderserie<br />
individuelle und dekorative Farbtupfer<br />
setzen. Vorerst gibt’s bedruckte Geräte<br />
der imageRUNNER ADVANCE C2030 und<br />
C2020 Serie ausschliesslich im Rahmen einer<br />
limitierten Sonderedition.<br />
IncaMail – der eingeschriebene<br />
elektronische Brief<br />
der Schweizerischen Post<br />
IncaMail ist die einfach anwendbare<br />
Dienstleistung der Schweizerischen Post<br />
für den sicheren und nachweisbaren Versand<br />
von vertraulichen E-Mails. IncaMail 3<br />
ist eine Weiterentwicklung des Secure-E-<br />
Mail-Dienstes der Post, basiert auf einer<br />
neuen Architektur und bietet zusätzliche<br />
Funktionalitäten. Mit IncaMail 3 e-mailen<br />
Unternehmen und Private kundenfreundlich,<br />
fl exibel, kostengünstig – und genau so<br />
sicher wie ein eingeschriebener Brief. Ob<br />
für sensitive Geschäftsinformationen, Abrechnungen,<br />
Auszüge, Kündigungen oder<br />
Behördenverkehr - durch die patentierte<br />
SAFE-Technologie erreichen sie jeden Kommunikationspartner<br />
einfach und sofort.<br />
IncaMail lässt sich ebenfalls einfach in<br />
Kombination mit der SuisseID, der digitalen<br />
Identität der Post, anwenden.
Sicherheit in IT-Services<br />
durch SuisseID in Kombination<br />
mit Siemens IAM<br />
von Patrick Aeschlimann<br />
«Für den Erfolg der SuisseID braucht es noch<br />
ein wenig Geduld und die kompromisslose<br />
Unterstützung durch die öffentliche Hand»,<br />
sagt Hubert Schmid, Leiter Identity- und<br />
Accessmanagement & IT Security bei der<br />
Siemens IT Solutions and Services AG. Er<br />
glaubt an die Technologie und die Akzeptanz<br />
der digi talen Identität. «Sobald einige<br />
grosse Firmen das System eingeführt und<br />
die E-Government Applikationen funktionieren,<br />
wird die SuisseID auch für den Normalbürger<br />
interessant», ist Schmid zuversichtlich.<br />
Mit seinem Team arbeitet er mit<br />
Hochdruck daran, dass diese Zeit bald<br />
kommt. Siemens verfügt im Moment als<br />
einziger Anbieter bei ihren Chips über eine<br />
quali fi zierte ZertES Zertifi zierung, die vom<br />
Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik<br />
(BSI) abgenommen ist.<br />
Die Rolle von<br />
Identity- und Accessmanagement<br />
in Kombination mit der SuisseID<br />
Mittels der SuisseID kann deren Nutzer erfolgreich<br />
bei der Anmeldung z. B. auf einem<br />
Portal oder einer Web-Seite authentisiert<br />
werden. Als nächstes stellt sich die<br />
Frage, wie man die bereits bestehende<br />
Dienste und Applikationen dazu befähigt,<br />
diesen Zustand der Authentisierung mittels<br />
SuisseID zu «verstehen». Je grösser die<br />
Anzahl der externen zugreifenden Nutzer<br />
ist, desto stärker wächst im Gegenzug<br />
auch die Anzahl und Heterogenität der abzusichernden<br />
Services. Um diese Aufgabe<br />
effi zient lösen zu können, bietet sich die<br />
Kombination mit einem zentralen Identity-<br />
und Accessmanagement (IAM) von<br />
Siemens IT Solutions and Services AG an.<br />
Das Modul DirX Access dieses zentralen<br />
IAM-Dienstes verbindet die Identität des<br />
SuisseID-Nutzers mit einem Zugriffsrecht<br />
auf allen Applikationen, für die dieser<br />
Nutzer eine Zugriffsberechtigung hat. Die<br />
Anmeldung für den Zugriff auf diese Services<br />
erfolgt nun nur noch einmalig am<br />
zentralen Autorisierungs-Server und wird<br />
anschliessend per «Single Sign on» an die<br />
eigentlichen Zielsysteme weitergereicht.<br />
Neben der Vereinfachung des Authentisierungsvorganges<br />
wird durch das Modul<br />
DirX Identity eine zentrale rollenbasierte<br />
Berechtigungsverwaltung ermöglicht.<br />
Der Administrator kann über eine einheitliche<br />
Plattform für alle angeschlossenen<br />
Zielsysteme, Services und alle registrierten<br />
SuisseID-Nutzer festlegen:<br />
• Auf welche Services darf der<br />
SuisseID-Nutzer zugreifen?<br />
• In welchem Ausprägungsgrad<br />
(lesend, schreibend, administrierend)<br />
darf er es?<br />
• Wann darf er es (innerhalb/ausserhalb<br />
der Geschäftszeiten)?<br />
• Wie kann er die Zuteilung weiterer<br />
Rechte beantragen (z. B. Self-Service)?<br />
• Muss er mit der SuisseID angemeldet<br />
sein, oder genügt eine Anmeldung per<br />
Username/Passwort (Step-up Authentisierung)?<br />
Da auf diese Weise alle Zugriffe auf die Services<br />
über einen zentralen Koordinierungspunkt<br />
erfolgen, kann am IAM-Server auch<br />
sowohl für die Rechte-Administration als<br />
SuisseID IT-SOLUTIONS<br />
Die Einführung der SuisseID ist in vollem Gange: Über 271 000 Stück wurden bisher bestellt. Doch wie kann die<br />
neue Technologie heute schon effi zient genutzt werden? Die Siemens IT Solutions and Services AG bietet gegenwärtig<br />
eine der umfassendsten Lösungen für komplexe Services an.<br />
auch für die tatsächlich erfolgenden Zugriffe<br />
der Benutzer ein Monitoring mit entsprechenden<br />
Audit-Möglichkeiten erfolgen.<br />
Verarbeitung der Informationen vom<br />
Identity-Provider oder von externen<br />
Claim-Assertion Providern<br />
Zusätzliche Informationen über den Suisse-<br />
ID-Nutzer wie z. B. dessen Zugehörigkeit zu<br />
einem Berufsverband oder seine Eigenschaft<br />
als zeichnungsberechtigter Notar<br />
können durch den Baustein DirX Access<br />
nicht nur verifi ziert, sondern auch in eine<br />
differenzierte Rechtezuteilung beim Zugriff<br />
auf geschützte Ressourcen umgesetzt werden.<br />
Auf diese Weise wird der Wert der von<br />
den SuisseID-Providern gelieferten Zusatzinformationen<br />
zum jeweiligen Inhaber erst<br />
effektiv nutzbar gemacht.<br />
Eine Vereinfachung von vielen unterschiedlichen<br />
überprüfungspflichtigen Zugriffsprozessen<br />
kann auf diese Weise in Kombination<br />
mit einer eindeutigen Beweisbarkeit<br />
(Signatur) des Transaktionsinhaltes<br />
und der Identifi zierbarkeit der Einzelperson<br />
(Signatur) innerhalb der gesamten Schweiz<br />
und auch darüber hinaus organisationsübergreifend<br />
gewährleistet werden.<br />
Der Inhalt der Attribute, die durch den SuisseID<br />
IDP geliefert werden, ist standardisiert<br />
und beschreibt in der Regel ausschliesslich<br />
spezifi sche Merkmale des jeweiligen<br />
SuisseID-Eigentümers wie z. B. Geburtsdatum,<br />
Geburtsort, Schweizer Bürger/<br />
in, etc. Mit DirX Access können für alle Applikationen<br />
und Services die für deren Zugriffssteuerung<br />
notwendigen Attribute an<br />
zentraler Stelle mit der SuisseID-Identität<br />
verknüpft, und so das hohe Sicherheitsniveau<br />
der SuisseID-Authentisierung mit<br />
einer rollen- bzw. attributsbasierten Autorisierung<br />
kombiniert werden.<br />
SKR 1/11 63
Der führende Schweizer ICT Business und<br />
Networking Event – 16. und 17. März 2011, Interlaken<br />
Am 16. und 17. März trifft sich die Schweizer ICT Community unter dem Motto «Bewegen. Handeln.»<br />
zu den siebten X.DAYS in Interlaken. Es erwartet Sie eine hochkarätige Plattform für den Meinungsaustausch<br />
und die Kontaktpflege sowie spannende Keynotes und Fachreferate von Top-Referenten<br />
(u.a. Céline Cousteau und Spike Lee). Wir freuen uns auf Sie!<br />
Key-Partner Leading-Partner<br />
Knowledge-Partner<br />
Content Partner Business Track Partner Produktepräsentation<br />
Medienpartner Ko-Medienpartner<br />
Verbandspartner<br />
Networking-Partner<br />
Infos und Anmeldung unter:<br />
xdays.ch
Farbiger Büroalltag<br />
bei der Gemeinde Birmensdorf<br />
Bei der Gemeinde Birmensdorf hat man sich bei der Anschaffung eines neuen imageRUNNER ADVANCE Multifunktionssystems<br />
von Canon für ein Sondermodell der «Limited Colour Edition» entschieden.<br />
Die Gemeinde Birmensdorf hat ihren bestehenden<br />
Druckerpark um ein neues Multifunktionsgerät<br />
der Canon Sonderserie<br />
«Limited Colour Edition» erweitert. Beim<br />
neuen imageRUNNER ADVANCE C2020i<br />
handelt es sich um ein Gerät, auf welchem<br />
farbige Design-Elemente mit einer speziellen<br />
Folie appliziert sind. Den Räumlichkeiten<br />
der Gemeindeverwaltung wird so ein dekorativer<br />
Farbtupfer verliehen. Die Neuanschaffung<br />
kommt nun bei der Bauverwaltung<br />
zum Einsatz, wo man damit Grundstücks-<br />
und Wasserversorgungspläne qualitativ<br />
hochstehend farbig ausdruckt,<br />
Dokumente scannt und per Fax verschickt.<br />
«Das neue Gerät kommt<br />
bei unseren Mitarbeitenden<br />
nicht nur wegen der praktischen<br />
Funktionen gut an,<br />
es ist optisch einfach ein<br />
Aufsteller. Wir würden uns<br />
auch künftig für Design-<br />
Drucker entscheiden»<br />
Daniel Tinner,<br />
Steuersekretär der Gemeinde Birmensdorf<br />
Vorbei sind die Zeiten, als sich Multifunktionsgeräte<br />
im dunklen Flur oder einem<br />
düsteren Kopierraum verstecken mussten.<br />
Dank der Limited Colour Edition von<br />
Canon erhalten Büros einen stylischen<br />
Akzent und das Multifunktionsgerät wird<br />
dank einer aufgeklebten Farbfolie zu einem<br />
schicken Lifestyle-Produkt. Bei der<br />
Gemeinde Birmensdorf, wo schon seit<br />
geraumer Zeit über eine Aufstockung des<br />
aus sieben Canon Multifunktionsdruckern<br />
bestehenden Geräteparks nachgedacht<br />
wurde, war man von Beginn an von der<br />
farbigen Sonderserie begeistert. Da die<br />
Canon Drucker der Sonderserie von der<br />
Funktionalität her genau den Anforderungen<br />
der Gemeinde entsprachen, hat<br />
man sich schnell dafür entschieden, einen<br />
der farbigen Alleskönner anzuschaffen.<br />
DMS - Umweltfreundlich mit Design IT-SOLUTIONS<br />
Die Frage war also nur noch:<br />
Welches der innovativen drei<br />
Farbmuster würde am besten in<br />
die Büroräumlichkeiten der Bauverwaltung<br />
passen? Aufgrund<br />
des Themenschwerpunkts Wasserversorgung<br />
fi el die Entscheidung<br />
auf ein Design, das an stilisierte<br />
Wellen erinnert.<br />
Optimale Kombination<br />
aus Druck-, Kopier- und<br />
Scanfunktionen<br />
Daniel Tinner, der Steuersekretär<br />
der Gemeinde Birmensdorf,<br />
formuliert die Gründe, die zur Anschaffung<br />
des neuen Canon Multifunktionssystems<br />
geführt haben, wie folgt: «Wir<br />
haben nun seit mehr als 12 Jahren Canon<br />
Multifunktionsdrucker im Einsatz und waren<br />
mit der Qualität der Geräte, dem Service<br />
wie auch der Beratung überaus zufrieden.<br />
Da wir in Zukunft auch ein digitales<br />
Archiv einführen möchten, haben wir<br />
gezielt nach einem Gerät Ausschau gehalten,<br />
dessen Stärken nicht nur im Druckbereich<br />
liegen, sondern welches auch beim<br />
Scannen eine hohe Geschwindigkeit aufweist.<br />
Der imageRUNNER ADVANCE C2020i<br />
kombiniert Druck-, Kopier und Scanfunktionen<br />
auf optimale Art und Weise. Die<br />
Mitarbeitenden nutzen die Funktionen<br />
fl eissig und freuen sich über die hervorragende<br />
Druckqualität wie auch über den<br />
Platzgewinn – denn separate Scanner und<br />
Faxgeräte sind nun unnötig. Es war ein<br />
Glücksfall, dass Canon just zu dem Zeitpunkt,<br />
als wir uns das Gerät beschaffen<br />
wollten, eine limitierte farbige Serie des<br />
Multifunktionsdruckers angekündigt hat.<br />
Uns hat die Möglichkeit, mit dem Design-<br />
Drucker einen Farbakzent in unsere eher<br />
schmucklosen Räumlichkeiten zu setzen,<br />
sofort überzeugt.» Und Tinner fügt hinzu:<br />
«Als Gemeinde sehen wir uns darüber<br />
hinaus verpflichtet, umweltschonende<br />
Geräte im Einsatz zu haben. Unser neuer<br />
Auffälliger Farbtupfer:<br />
Der neue Canon Multifunktionsdrucker<br />
der Gemeinde Birmensdorf<br />
Canon Multifunktionsdrucker weist einen<br />
der tiefsten Energiekonsumwerte auf und<br />
verfügt darüber hinaus noch über weitere<br />
innovative und Ressourcen sparende Merkmale.<br />
So können wir durch den enorm verminderten<br />
Energieverbrauch auch bares<br />
Geld sparen. Der farbige imageRUNNER<br />
ADVANCE C2020i ist für uns deshalb das<br />
optimale Gerät, das Design, Funktionalität<br />
und Umweltverträglichkeit vereint.»<br />
Die imageRUNNER ADVANCE C2030 und<br />
C2020 Serie ist mit innovativer Farbsteuerungs-Technologie<br />
ausgestattet und entspricht<br />
damit den Anforderungen kleiner<br />
und mittlerer Arbeitsgruppen in Büroumgebungen.<br />
Mit einer Geschwindigkeit<br />
von 20 und 30 Seiten pro Minute bietet sie<br />
eine Reihe von Optionen und Funktionen,<br />
um die Netzwerksicherheit, die Produktivität<br />
der Mitarbeiter, die Kosteneffi zienz<br />
und die Umweltfreundlichkeit zu erhöhen<br />
– dies zum attraktiven Einstiegspreis.<br />
Canon (Schweiz) AG<br />
Industriestrasse 12<br />
CH-8305 Dietlikon<br />
Tel. 044 835 61 61<br />
www.canon.ch<br />
SKR 1/11 65
IT-SOLUTIONS Vorschau X.DAYS<br />
X.DAYS sorgen für Spannung,<br />
Know-how-Transfer, Wissen<br />
und Networking<br />
Die X.DAYS sind aus der Schweizer ICT-Szene nicht mehr wegzudenken. Jedes Jahr nehmen weit über 1‘000<br />
Teilnehmer aus ICT, Wirtschaft, öffentlicher Verwaltung, Politik und Gesellschaft am Branchentreffen teil. Unter<br />
dem Leitgedanken «Bewegen.Handeln.» warten auch dieses Jahr am 16. und 17. März in Interlaken spannende<br />
Themen, Referenten und praxisorientierte Diskussionspodien auf.<br />
Der Markt und die Branche sind in Bewegung:<br />
Bekannte Themen wie Cloud Computing,<br />
crossmediale Kommunikation und<br />
Infrastrukturoptimierung etablieren sich<br />
und betreffen auch öffentliche Verwaltungen.<br />
Erst kürzlich wurden vom Informatikstrategieorgan<br />
des Bundes (ISB) in<br />
einem neunmonatigen Vorprojekt die<br />
Möglichkeiten für Cloud Computing in<br />
Schweizer Behörden geprüft. Die Projektverantwortlichen<br />
sehen in Cloud Computing<br />
auch eine Chance im Durchschnitt ein<br />
besseres Sicherheitsniveau als bisher erreichen<br />
zu können. Doch was bietet die<br />
Wolke wirklich, wie können IT-Infrastrukturen<br />
optimiert und wie können dadurch<br />
Kosten und Ressourcen geschont respektive<br />
gespart werden? Die Anforderungen<br />
an die gesamte Informationsverwaltung<br />
steigen nicht nur in Unternehmen, sondern<br />
auch in der öffentlichen Verwaltung,<br />
im Bund und in der Politik. Es werden klare<br />
Ziele definiert, die mit dem Einsatz von<br />
Informatik- und Telekommunikationstechnologien<br />
erreicht werden müssen:<br />
Effektivität, Wirtschaftlichkeit, Sicherheit,<br />
Flexibilität und Interoperabilität.<br />
Wie werden die geforderten Ziele erreicht?<br />
Welche Lösungen fokussieren die<br />
wichtigsten Aspekte und tragen einen effektiven,<br />
umsetzbaren und messbaren<br />
Wert dazu bei? Klar ist: Die Bewegung im<br />
Markt trifft die Öffentliche Hand genauso<br />
wie die Privatwirtschaft. Um die besten<br />
Lösungen zu erreichen, muss gehandelt<br />
werden. Wie und wo zeigen die praxisorientierten<br />
Fachbeiträge sowie die über<br />
50 Austeller an den X.DAYS 2011.<br />
66 SKR 1/11<br />
Ein kurzer Einblick in die Hauptthemen<br />
der diesjährigen X.DAYS:<br />
Crossmedia Communication<br />
Enterprise Publishing basiert heute verstärkt<br />
auf Elementen der crossmedialen<br />
Kommunikation. Dabei spielen Videos und<br />
integriertes Web-TV eine immer grössere<br />
Rolle und zwingen Unternehmen, neue<br />
Kommunikationswege zu gehen, sowie<br />
mehrere Medienkanäle gleichzeitig zu<br />
nutzen. Ein Vortrag widmet sich Technologien<br />
und Methoden, die Web-TV-Projekte<br />
mit minimaler Netzbelastung einfach<br />
umsetzen lassen und Unternehmen<br />
dank Enterprise Publishing zu einer klaren<br />
Differenzierung verhelfen. Auch eConversion<br />
ist Bestandteil einer Präsentation, die<br />
einen Blick auf das Nebeneinander der<br />
elektronischen und papierbasierten Kundenkommunikation<br />
wirft, welche nach<br />
wie vor zu viel Aufwand und Kosten verursacht.<br />
Business Productivity<br />
Acht verschiedene Tracks zeigen auf, was<br />
in der Praxis zu mehr Produktivität führt.<br />
Es wird erläutert, wie Kosten für das Dokumentenmanagement<br />
gesenkt werden<br />
können, was für Lösungen massive Erleichterung<br />
im gezielten Finden von Informationen<br />
ermöglichen oder wie die Effektivität<br />
und die Effi zienz von IT-Vorhaben<br />
entscheidend verbessert werden können.<br />
Im Weiteren zeigen Praxisbeispiele,<br />
wie Dokumentenprozesse ohne hohe Investitionen<br />
mittels integriertem Workfl<br />
ow optimiert werden können, was für<br />
Business-Nutzen SharePoint 2010–Portals<br />
bieten und welche Geschäftsmöglichkeiten<br />
sich im Bereich Mobile Apps abzeichnen.<br />
Einige Präsentationen werden<br />
mit Live-Demos und Fallbeispielen veranschaulicht.<br />
Infrastruktur-Optimierung<br />
Ein Referat widmet sich der Netzwerk-<br />
Konvergenz. Sie braucht die richtige Strategie<br />
um die gewünschten Ziele zu erreichen.<br />
Doch Infrastruktur-Optimierung<br />
bedeutet noch viel mehr, nämlich die<br />
Komplexität und die Kosten bei Speichermedien<br />
zu reduzieren, ohne die Performance<br />
in Mitleidenschaft zu ziehen oder<br />
das Back-up zu vereinfachen und effi zienter<br />
zu gestalten. Auch Cloud Computing<br />
fi ndet in diesem Track seinen Platz und<br />
beleuchtet das Thema aus verschiedenen<br />
Blickwinkeln. Etwa wie ein Unternehmen<br />
risikofrei und ohne die ganze Infrastruktur<br />
ersetzen zu müssen, von den Cloud-<br />
Computing-Vorteilen profi tiert, wie dynamische<br />
Szenarien in der IT-Nutzung kostengünstig<br />
und effi zient erreicht werden<br />
und wie eine WAN-Optimierung als Enabler<br />
inakzeptable Performanceverluste<br />
eliminiert.<br />
Business<br />
Der Business Track blickt auf ein Thema,<br />
das die ganze Welt bewegt: Wie sieht die<br />
Zukunft des Arbeitens aus? Die verschiedenen<br />
Referenten bringen Thesen auf<br />
den Punkt, zeigen Trends und innovative<br />
Aspekte auf und beleuchten den Umbruch,<br />
in der sich die Arbeitswelt befi ndet.<br />
Wie sehen neue Arbeitsmodelle sowie<br />
Organisations-, Unternehmens- und<br />
Führungsstrukturen aus, wie trägt die<br />
moderne Technologie als Treiber dazu bei<br />
und welche Chancen und Perspektiven resultieren<br />
daraus für Unternehmen und<br />
Mitarbeitende? Vor allem, oder gerade<br />
weil die Generation Y ins Arbeitsleben<br />
eintritt und andere Arbeitsprozesse mit<br />
neuen Informationstechnologien benötigt,<br />
widmet sich ein Track speziell diesem<br />
Thema.