Endbericht Wohnen in Bremen 20101208 neu - LBS
Endbericht Wohnen in Bremen 20101208 neu - LBS
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<strong>LBS</strong>-K<strong>in</strong>derbarometer<br />
„<strong>Wohnen</strong> <strong>in</strong> <strong>Bremen</strong>“ 2010<br />
Stimmungen, Me<strong>in</strong>ungen, Trends – von K<strong>in</strong>dern und Jugendlichen <strong>in</strong><br />
<strong>Bremen</strong> und Bremerhaven.<br />
Schirmherrschaft:<br />
Senator<strong>in</strong> für Arbeit, Frauen, Gesundheit, Jugend und Soziales,<br />
Frau Ingelore Rosenkötter
<strong>LBS</strong>-K<strong>in</strong>derbarometer<br />
„<strong>Wohnen</strong> <strong>in</strong> <strong>Bremen</strong>“<br />
Stimmungen, Me<strong>in</strong>ungen, Trends<br />
von K<strong>in</strong>dern<br />
Ergebnisse des Erhebungsjahres 2009<br />
E<strong>in</strong> Projekt der<br />
<strong>LBS</strong> Landesbausparkasse <strong>Bremen</strong> AG<br />
<strong>in</strong> Zusammenarbeit mit dem<br />
Deutschen K<strong>in</strong>derschutzbund, Landesverband <strong>Bremen</strong> e.V.<br />
unter der Schirmherrschaft der<br />
Senator<strong>in</strong> für Arbeit, Frauen, Gesundheit, Jugend und<br />
Soziales, Frau Ingelore Rosenkötter<br />
Durchführung:<br />
PROSOZ Herten ProKids-Institut<br />
Dezember 2010
<strong>LBS</strong> Landesbausparkasse <strong>Bremen</strong> AG<br />
Andrea Horeis<br />
Am Brill 1-3<br />
28195 <strong>Bremen</strong><br />
Telefon: 0421 / 179 3986<br />
Telefax: 0421 / 179 1230<br />
E-Mail: andrea.horeis@lbs-bremen.de<br />
Homepage: www.lbs-bremen.de<br />
PROSOZ Herten ProKids-Institut AutorInnen:<br />
Ewaldstraße 261 Sylke Hallmann<br />
45699 Herten Claudia Preißner<br />
Dr. Christian Klöckner<br />
Anja Beisenkamp<br />
Telefon: 02366 / 188-522 Fotos:<br />
Telefax: 02366 / 188-444 Annika Lisakowski<br />
E-Mail: s.hallmann@prosoz.de Anja Beisenkamp<br />
Homepage: www.k<strong>in</strong>derbarometer.de<br />
© <strong>LBS</strong> Landesbausparkasse <strong>Bremen</strong> AG, <strong>Bremen</strong>, 2010.
Inhaltsverzeichnis<br />
VORWORT DER SENATORIN FÜR ARBEIT, FRAUEN, GESUNDHEIT, JUGEND UND<br />
SOZIALES 5<br />
GRUßWORT DES VORSTANDES DER <strong>LBS</strong> LANDESBAUSPARKASSE BREMEN AG 6<br />
VORWORT DES DEUTSCHEN KINDERSCHUTZBUNDES, LANDESVERBAND BREMEN E.V 7<br />
1. HINTERGRUND DES <strong>LBS</strong>-KINDERBAROMETERS „WOHNEN IN BREMEN“ ......... 8<br />
1.1 DER GRUNDGEDANKE ......................................................................... 8<br />
1.2 DIE STUDIE ..................................................................................... 9<br />
1.3 DAS ERHEBUNGSINSTRUMENT ............................................................. 11<br />
2. ZUSAMMENFASSUNG .......................................................................... 12<br />
3. DIE STICHPROBE .............................................................................. 17<br />
3.1 GESCHLECHTERVERTEILUNG ............................................................... 18<br />
3.2 ALTERSVERTEILUNG ......................................................................... 18<br />
3.3 MIGRATIONSHINTERGRUND ................................................................ 20<br />
3.4 BESUCHTE SCHULFORMEN .................................................................. 20<br />
3.5 GESCHWISTERZAHL ......................................................................... 21<br />
3.6 FAMILIENKONSTELLATION .................................................................. 22<br />
3.7 ERWERBSTÄTIGKEIT DER ELTERN ......................................................... 23<br />
3.8 WOHNSITUATION ............................................................................ 24<br />
4. PROFILE DER STADT- BZW. ORTSTEILE ................................................. 26<br />
4.1 DAS LAND BREMEN .......................................................................... 26<br />
4.2 DIE STADT BREMEN ......................................................................... 27<br />
4.3 DER BENACHTEILIGTE STADTTEIL: GRÖPELINGEN ...................................... 28<br />
4.4 DER PRIVILEGIERTE STADTTEIL: SCHWACHHAUSEN .................................... 35<br />
4.5 DER DURCHSCHNITTLICHE ORTSTEIL IN BREMEN: SEBALDSBRÜCK .................. 40<br />
4.6 DIE STADT BREMERHAVEN ................................................................. 44<br />
4.7 DER DURCHSCHNITTLICHE STADTTEIL IN BREMERHAVEN: GEESTEMÜNDE .......... 46<br />
5. DAS WOHLBEFINDEN DER KINDER ....................................................... 54<br />
5.1 ALLGEMEINES WOHLBEFINDEN ............................................................ 54<br />
5.2 WOHLBEFINDEN IN DER WOHNUNG ....................................................... 55<br />
5.3 WOHLBEFINDEN IM STADTQUARTIER ..................................................... 56<br />
5.4 WOHLBEFINDEN IN DER GESAMTSTADT .................................................. 58<br />
5.5 WOHNBEZOGENES WOHLBEFINDEN UND ALLGEMEINES WOHLBEFINDEN ............ 59<br />
6. DIE WOHNUNG ................................................................................ 60<br />
6.1 RAHMENBEDINGUNGEN IN DER WOHNUNG .............................................. 60<br />
6.1.1 Zimmerzahl .................................................................................................................................... 60<br />
6.1.2 Eigenes Zimmer ............................................................................................................................. 60<br />
6.1.3 Verfügbarkeit e<strong>in</strong>es Gartens .......................................................................................................... 61<br />
6.2 BEWERTUNG DER WOHNUNG .............................................................. 61<br />
6.2.1 Größe des K<strong>in</strong>derzimmers ............................................................................................................. 61<br />
6.2.2 Größe der Wohnung ...................................................................................................................... 62<br />
6.2.3 Rückzugsmöglichkeiten <strong>in</strong> der Wohnung ....................................................................................... 63<br />
6.2.4 Aussicht aus dem K<strong>in</strong>derzimmerfenster......................................................................................... 64<br />
6.3 FREIHEIT IN DER WOHNUNG ............................................................... 66<br />
3
6.3.1 Lärmen <strong>in</strong> der Wohnung ................................................................................................................ 67<br />
6.3.2 Toben im K<strong>in</strong>derzimmer ................................................................................................................ 69<br />
6.3.3 Respekt für die Privatsphäre der K<strong>in</strong>der ....................................................................................... 70<br />
6.3.4 Freund<strong>in</strong>nen und Freunde nach Hause br<strong>in</strong>gen dürfen ................................................................ 71<br />
6.3.5 Geschwistern aus dem Weg gehen können .................................................................................... 72<br />
6.4 VERÄNDERUNGSWÜNSCHE AN DER WOHNUNG .......................................... 73<br />
7. DAS WOHNQUARTIER ........................................................................ 76<br />
7.1 AUFENTHALTSMÖGLICHKEITEN IM FREIEN................................................ 76<br />
7.2 SUBJEKTIVE SICHERHEIT IM STADTTEIL .................................................. 79<br />
7.3 KINDER BEURTEILEN DIE JUGENDLICHEN IM STADTTEIL ............................... 81<br />
7.4 FREIZEIT IM STADTTEIL ..................................................................... 84<br />
7.5 SOZIALES MITEINANDER IM STADTTEIL .................................................. 87<br />
7.6 ÄSTHETISCHE BEWERTUNG DER HÄUSER UND DER LANDSCHAFT .................... 90<br />
7.7 STRAßENVERKEHR ........................................................................... 92<br />
7.8 TREFFPUNKTE DER KINDER ................................................................. 94<br />
7.9 LIEBLINGSPLÄTZE IM STADTTEIL .......................................................... 97<br />
7.10 ÄSTHETISCHE FAVORITEN DER KINDER IM STADTTEIL ................................101<br />
7.11 ANGSTRÄUME ................................................................................102<br />
7.12 ÄNDERUNGSWÜNSCHE FÜR DEN STADTTEIL ............................................106<br />
7.13 DIE DEUTLICHSTEN EINFLÜSSE AUF DAS WOHLBEFINDEN IM STADTTEIL ..........107<br />
8. DIE GESAMTSTADT .......................................................................... 109<br />
8.1 GENUTZTE FREIZEITAKTIVITÄTEN ........................................................109<br />
8.2 BELIEBTE FREIZEITAKTIVITÄTEN .........................................................111<br />
8.3 NICHT GENUTZTE FREIZEITAKTIVITÄTEN ................................................113<br />
9. ANHANG: DER FRAGEBOGEN ............................................................. 117<br />
4
Vorwort der Senator<strong>in</strong> für Arbeit, Frauen,<br />
Gesundheit, Jugend und Soziales<br />
Liebe Leser<strong>in</strong>nen, liebe Leser,<br />
es ist gut zu wissen, wie die K<strong>in</strong>der ihre Welt sehen und wie sie ihre Lebenssituation<br />
beurteilen. Es freut mich natürlich, dass sich die meisten K<strong>in</strong>der hier <strong>in</strong> <strong>Bremen</strong><br />
wohl fühlen. Sie wohnen gerne <strong>in</strong> ihrem Stadtteil und sehen ihr Zuhause als<br />
Ort der Geborgenheit und als sozialen Treffpunkt an.<br />
Der Bericht zeigt aber auch deutliche Unterschiede auf. K<strong>in</strong>der, deren Eltern weniger<br />
Geld haben, weil sie arbeitslos oder alle<strong>in</strong>erziehend s<strong>in</strong>d, haben oftmals<br />
ke<strong>in</strong> eigenes Zimmer zur Verfügung und vermissen so e<strong>in</strong>en Rückzugsort <strong>in</strong> der<br />
familiären Wohnung. Sie haben auch seltener die Gelegenheit, Freunde mit nach<br />
Hause zu br<strong>in</strong>gen und können nicht e<strong>in</strong>fach mal Lärm machen. Das wirkt sich<br />
natürlich negativ auf das Wohlbef<strong>in</strong>den dieser K<strong>in</strong>der aus.<br />
Besonders wichtig ist es daher, dass wir K<strong>in</strong>dern auch öffentliche Räume zur Verfügung<br />
stellen. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass diese gut angenommen<br />
werden. Liebl<strong>in</strong>gsorte von K<strong>in</strong>dern s<strong>in</strong>d Plätze, an denen sie gute Sport- und<br />
Spielmöglichkeiten haben und wo sie Freunde treffen können.<br />
<strong>Bremen</strong> ist e<strong>in</strong>e lebenswerte Stadt. Das sehen – zum Glück – auch die meisten<br />
K<strong>in</strong>der so. <strong>Bremen</strong> ist aber auch e<strong>in</strong>e Stadt, die große soziale Unterschiede aufweist.<br />
Auch das zeigt der vorliegende Bericht. Me<strong>in</strong> Ziel ist es, dass wir durch<br />
e<strong>in</strong>e solidarische Politik ganz besonders für die K<strong>in</strong>der die Auswirkungen dieser<br />
sozialen Spaltung abfedern und für alle K<strong>in</strong>der gute Bed<strong>in</strong>gungen für e<strong>in</strong> gedeihliches<br />
Aufwachsen schaffen.<br />
Ihre<br />
Ingelore Rosenkötter<br />
Senator<strong>in</strong> für Arbeit, Frauen, Gesundheit, Jugend und Soziales<br />
5
Vorwort der Senator<strong>in</strong> für Arbeit, Frauen,<br />
Gesundheit, Jugend und Soziales<br />
Liebe Leser<strong>in</strong>nen, liebe Leser,<br />
es ist gut zu wissen, wie die K<strong>in</strong>der ihre Welt sehen und wie sie ihre Lebenssituation<br />
beurteilen. Es freut mich natürlich, dass sich die meisten K<strong>in</strong>der hier <strong>in</strong> <strong>Bremen</strong><br />
wohl fühlen. Sie wohnen gerne <strong>in</strong> ihrem Stadtteil und sehen ihr Zuhause als<br />
Ort der Geborgenheit und als sozialen Treffpunkt an.<br />
Der Bericht zeigt aber auch deutliche Unterschiede auf. K<strong>in</strong>der, deren Eltern weniger<br />
Geld haben, weil sie arbeitslos oder alle<strong>in</strong>erziehend s<strong>in</strong>d, haben oftmals<br />
ke<strong>in</strong> eigenes Zimmer zur Verfügung und vermissen so e<strong>in</strong>en Rückzugsort <strong>in</strong> der<br />
familiären Wohnung. Sie haben auch seltener die Gelegenheit, Freunde mit nach<br />
Hause zu br<strong>in</strong>gen und können nicht e<strong>in</strong>fach mal Lärm machen. Das wirkt sich<br />
natürlich negativ auf das Wohlbef<strong>in</strong>den dieser K<strong>in</strong>der aus.<br />
Besonders wichtig ist es daher, dass wir K<strong>in</strong>dern auch öffentliche Räume zur Verfügung<br />
stellen. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass diese gut angenommen<br />
werden. Liebl<strong>in</strong>gsorte von K<strong>in</strong>dern s<strong>in</strong>d Plätze, an denen sie gute Sport- und<br />
Spielmöglichkeiten haben und wo sie Freunde treffen können.<br />
<strong>Bremen</strong> ist e<strong>in</strong>e lebenswerte Stadt. Das sehen – zum Glück – auch die meisten<br />
K<strong>in</strong>der so. <strong>Bremen</strong> ist aber auch e<strong>in</strong>e Stadt, die große soziale Unterschiede aufweist.<br />
Auch das zeigt der vorliegende Bericht. Me<strong>in</strong> Ziel ist es, dass wir durch<br />
e<strong>in</strong>e solidarische Politik ganz besonders für die K<strong>in</strong>der die Auswirkungen dieser<br />
sozialen Spaltung abfedern und für alle K<strong>in</strong>der gute Bed<strong>in</strong>gungen für e<strong>in</strong> gedeihliches<br />
Aufwachsen schaffen.<br />
Ihre<br />
Ingelore Rosenkötter<br />
Senator<strong>in</strong> für Arbeit, Frauen, Gesundheit, Jugend und Soziales<br />
5
Vorwort des Deutschen K<strong>in</strong>derschutzbundes,<br />
Landesverband <strong>Bremen</strong> e.V.<br />
Die meisten K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> <strong>Bremen</strong> und Bremerhaven fühlen sich wohl. Das ist e<strong>in</strong><br />
wichtiges Ergebnis der vorliegenden Studie und gibt Grund zur Freude. Umso<br />
mehr, als Studien wie das vorliegende „<strong>LBS</strong>-K<strong>in</strong>derbarometer“ die K<strong>in</strong>der selbst<br />
befragen: wie sie sich <strong>in</strong> ihrer Stadt, ihrem Umfeld oder ihrer konkreten Wohnsituation<br />
fühlen. Die Wichtigkeit zeigt sich <strong>in</strong> der Subjektivität der Aussage: Sie ist<br />
nicht über Pädagogen bzw. Erwachsene vermittelt, sondern stellt die K<strong>in</strong>der mit<br />
ihren Empf<strong>in</strong>dungen und E<strong>in</strong>schätzungen <strong>in</strong> den Mittelpunkt. Gleichzeitig – und<br />
auch das ist e<strong>in</strong> wichtiges Ergebnis dieser Studie – steht das subjektive Wohlbef<strong>in</strong>den<br />
mitunter <strong>in</strong> krassem Gegensatz zu objektiven Mängellagen bzw. schwierigen<br />
Lebensbed<strong>in</strong>gungen. Denn nicht zuletzt mit dem kürzlich vorgelegten Armuts-<br />
und Reichtumsbericht für das Land <strong>Bremen</strong> wurde deutlich, dass fast e<strong>in</strong><br />
Drittel aller K<strong>in</strong>der im Land <strong>Bremen</strong> an der Armutsschwelle leben und dass Armut<br />
verstärkt <strong>in</strong> bestimmten Stadtteilen anzutreffen ist – und <strong>in</strong> anderen weniger.<br />
Diese sozialräumlichen Segregationstendenzen werden durch das „<strong>LBS</strong> K<strong>in</strong>derbarometer:<br />
<strong>Wohnen</strong> <strong>in</strong> <strong>Bremen</strong>“ leider bestätigt. In der Praxis bedeutet das, dass<br />
Familien mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund, E<strong>in</strong>-Eltern-Familien oder Familien ohne erwerbstätige<br />
Eltern(-teile) mit ihren K<strong>in</strong>dern unter ungünstigeren Wohnbed<strong>in</strong>gungen<br />
leben: Die K<strong>in</strong>der verfügen z. B. seltener über e<strong>in</strong> eigenes Zimmer, dürfen<br />
seltener laut spielen, br<strong>in</strong>gen seltener Freunde mit nach Hause oder fühlen sich<br />
<strong>in</strong>sgesamt gesehen weniger sicher <strong>in</strong> ihrem Stadtteil. Das alles s<strong>in</strong>d aber Bed<strong>in</strong>gungen,<br />
die e<strong>in</strong> gedeihliches Aufwachsen unterstützen und erleichtern.<br />
Die meisten K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> <strong>Bremen</strong> und Bremerhaven fühlen sich wohl. E<strong>in</strong>ige aber<br />
nicht wegen, sondern trotz ihrer Lebensumstände. Und das sollte uns Erwachsenen<br />
zu denken geben. So ist die Erforschung subjektiver Bef<strong>in</strong>denslagen von<br />
K<strong>in</strong>dern e<strong>in</strong> zentrales und em<strong>in</strong>ent wichtiges Anliegen der K<strong>in</strong>dheitsforschung,<br />
aus der gerade auch die Praxis großen Gew<strong>in</strong>n für die Planung und Umsetzung<br />
von Maßnahmen ziehen kann. Gleichwohl dürfen die Ergebnisse nicht zu jenem<br />
Kurzschluss verleiten, dass aufgrund e<strong>in</strong>er subjektiv positiven Bef<strong>in</strong>denslage, der<br />
objektive Mangel auszublenden sei. Denn objektiv geht es um nicht vorhandene<br />
Chancengleichheit, ger<strong>in</strong>gere Bildungsabschlüsse oder erhöhte Sterberaten.<br />
Kurz: Hier geht es um die Verantwortung der erwachsenen Akteure. Und Verantwortung<br />
heißt, die k<strong>in</strong>dliche Sicht ebenso zu berücksichtigen, wie allen K<strong>in</strong>dern<br />
gute Aufwachsbed<strong>in</strong>gungen zu ermöglichen.<br />
Deutscher K<strong>in</strong>derschutzbund Landesverband <strong>Bremen</strong> e.V.<br />
7
1. H<strong>in</strong>tergrund des <strong>LBS</strong>-K<strong>in</strong>derbarometers<br />
„<strong>Wohnen</strong> <strong>in</strong> <strong>Bremen</strong>“<br />
1.1 Der Grundgedanke<br />
Das <strong>LBS</strong>-K<strong>in</strong>derbarometer „<strong>Wohnen</strong> <strong>in</strong> <strong>Bremen</strong>“ basiert auf e<strong>in</strong>er seit 1997 <strong>in</strong><br />
Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen durchgeführten Studie, die sich 2007 <strong>in</strong> der zehnten Erhebung<br />
befand. Das ProKids-Institut der PROSOZ Herten GmbH wurde durch die<br />
f<strong>in</strong>anzielle Förderung der <strong>LBS</strong> Initiative Junge Familie, e<strong>in</strong>es groß angelegten Sozial-Sponsor<strong>in</strong>g-Projektes,<br />
1997 <strong>in</strong> die glückliche Lage versetzt, den <strong>in</strong> der K<strong>in</strong>dheitsforschung<br />
diskutierten Paradigmenwechsel, K<strong>in</strong>der als Forschungssubjekte<br />
zu betrachten, konsequent umzusetzen. Im Verlauf der Geschichte wurde K<strong>in</strong>dern<br />
die unterschiedlichsten Stellungen und Funktionen <strong>in</strong> der Gesellschaft zugewiesen.<br />
Während K<strong>in</strong>der im Mittelalter noch gar nicht als eigenständige Gruppe<br />
wahrgenommen wurden, erreichten sie im Zeitalter der Aufklärung zum<strong>in</strong>dest<br />
den Status der „Vor-Erwachsenen“, um die es sich zu kümmern lohnt, da sie ihren<br />
Zweck für die Zukunft der Gesellschaft hatten (Fthenakis, 2002) 1 . K<strong>in</strong>dheit<br />
wird mittlerweile als Lebensphase betrachtet, die sich klar von der Phase des Erwachsense<strong>in</strong>s<br />
und der des Alterns abhebt. K<strong>in</strong>der werden somit als vollwertige<br />
Mitglieder der Gesellschaft begriffen, die spezifische Interessen und Bedürfnisse<br />
haben (Kränzl-Nagel & Wilk, 2000) 2 . In diesem S<strong>in</strong>ne def<strong>in</strong>iert auch die UN-<br />
K<strong>in</strong>derrechtskonvention K<strong>in</strong>der und K<strong>in</strong>dheit und fordert im Artikel 3, dass bei<br />
allen Maßnahmen, die K<strong>in</strong>der betreffen, das Wohl der K<strong>in</strong>der vorrangig zu berücksichtigen<br />
ist. Wer aber bestimmt das Wohl der K<strong>in</strong>der und def<strong>in</strong>iert somit,<br />
was e<strong>in</strong>e gute K<strong>in</strong>dheit ist? E<strong>in</strong>erseits kann wiederum auf die UN-<br />
K<strong>in</strong>derrechtskonvention Bezug genommen werden, die im Artikel 27 bestimmt:<br />
„K<strong>in</strong>der haben e<strong>in</strong> Recht auf e<strong>in</strong>en für ihre körperliche, geistige, seelische und<br />
soziale Entwicklung angemessenen Lebensstandard“. Andererseits lohnt sich der<br />
Gedanke, K<strong>in</strong>dheit als Prozess zu betrachten, dessen Qualität immer wieder<br />
überprüft werden muss und diese Prüfung jenen zu überlassen, die es am ehesten<br />
betrifft. Somit werden K<strong>in</strong>derantworten als Antworten von Experten und Expert<strong>in</strong>nen<br />
ihrer eigenen Lebenswelt anerkannt. Das <strong>LBS</strong>-K<strong>in</strong>derbarometer hat<br />
sich zur Aufgabe gemacht, diese Antworten zu sammeln, zu bündeln und als e<strong>in</strong>e<br />
wichtige ergänzende Perspektive an die entsprechenden Stellen weiterzuleiten,<br />
sei es <strong>in</strong> die Politik, <strong>in</strong> den Forschungsdiskurs, <strong>in</strong> die gesellschaftlichen Diskussionsforen<br />
der Verbände oder ganz e<strong>in</strong>fach zurück <strong>in</strong> die Schulen und Elternhäuser.<br />
Auch das <strong>LBS</strong>-K<strong>in</strong>derbarometer „<strong>Wohnen</strong> <strong>in</strong> <strong>Bremen</strong>“ will diesem Anspruch<br />
gerecht werden. Die AutorInnen des K<strong>in</strong>derbarometers vertreten die Auffassung,<br />
dass e<strong>in</strong>e K<strong>in</strong>dheit nur dann gut se<strong>in</strong> bzw. werden kann, wenn K<strong>in</strong>der sich ernst<br />
genommen fühlen, wenn Erwachsene K<strong>in</strong>dern zuhören und K<strong>in</strong>derantworten als<br />
ernst zu nehmende Gedanken ansehen, die selbstverständlichen E<strong>in</strong>gang <strong>in</strong> die<br />
Planung der Erwachsenen f<strong>in</strong>den.<br />
1<br />
Fthenakis, Wassilio (2002): K<strong>in</strong>der und K<strong>in</strong>dheit <strong>in</strong> Gesellschaft und <strong>in</strong> den Rechtsordnungen<br />
des 20. Jahrhunderts im Überblick. In: <strong>LBS</strong>-Initiative Junge Familie (Hrsg.):<br />
K<strong>in</strong>dheit 2001 – Das <strong>LBS</strong>-K<strong>in</strong>derbarometer. Opladen<br />
2<br />
Kränzl-Nagl, Renate & Wilk, Liselotte (2000): Möglichkeiten und Grenzen standardisierte<br />
Befragungen unter besonderer Berücksichtigung der Faktoren sozialer und personaler<br />
Wünschbarkeit. In: He<strong>in</strong>zel, Friederike (Hrsg.) (2000): Methoden der K<strong>in</strong>dheitsforschung.<br />
E<strong>in</strong> Überblick über Forschungszugänge zur k<strong>in</strong>dlichen Perspektive. We<strong>in</strong>heim/München.<br />
S. 59-75<br />
8
Aus diesem Grunde wird nicht länger aus e<strong>in</strong>er Fremdperspektive geforscht, <strong>in</strong><br />
der PädagogInnen oder Eltern Auskunft über ihre K<strong>in</strong>der geben sollen, sondern<br />
K<strong>in</strong>der werden selbst zu ihren Lebenslagen befragt. Sie werden als Ko-<br />
Forschende der erwachsenen Expert<strong>in</strong>nen und Experten verstanden und e<strong>in</strong>bezogen<br />
(Expertise zum 8. K<strong>in</strong>der- und Jugendbericht der Landesregierung NRW,<br />
2005) 3 . Mit diesem Perspektivenwechsel geht e<strong>in</strong> weiterer Paradigmenwechsel<br />
e<strong>in</strong>her, <strong>in</strong>dem der Fokus auf das „Well-Be<strong>in</strong>g“, also das aktuelle Wohlbef<strong>in</strong>den<br />
der K<strong>in</strong>der, gelegt wird und nicht auf das zukünftige Wohlbef<strong>in</strong>den, d.h. das<br />
„Well-Becom<strong>in</strong>g“ als Erwachsene. K<strong>in</strong>dheit wird somit nicht e<strong>in</strong>fach nur als Übergangsstadium<br />
h<strong>in</strong> zum Erwachsenen gesehen und K<strong>in</strong>der demzufolge nicht als<br />
„zukünftige Erwachsene“, sondern als „Seiende“. K<strong>in</strong>dheit wird als eigenständige<br />
Lebensphase betrachtet, <strong>in</strong> der K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong> Anrecht darauf haben, dass es ihnen<br />
zu dem Zeitpunkt wohl ergeht. Das <strong>LBS</strong>-K<strong>in</strong>derbarometer greift das von Lang 4<br />
bereits 1985 diskutierte Konzept der „Lebensqualität für K<strong>in</strong>der“ auf und untersucht<br />
e<strong>in</strong>erseits das allgeme<strong>in</strong>e Wohlbef<strong>in</strong>den und andererseits das jeweilige<br />
Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen Lebensbereichen der K<strong>in</strong>der. Es wird analysiert,<br />
welche Aspekte aus den Lebensbereichen das aktuelle Wohlbef<strong>in</strong>den von K<strong>in</strong>dern<br />
positiv oder negativ bee<strong>in</strong>flussen. Somit erhalten Erwachsene aller Institutionen,<br />
Verbände, aber auch Eltern und politische EntscheiderInnen e<strong>in</strong>e solide Datengrundlage,<br />
wie sie das Wohlbef<strong>in</strong>den von K<strong>in</strong>dern verbessern oder bewahren<br />
können.<br />
1.2 Die Studie<br />
Mit dem <strong>LBS</strong>-K<strong>in</strong>derbarometer ist e<strong>in</strong>e Studie entwickelt worden, <strong>in</strong> der K<strong>in</strong>der<br />
als Subjekte und somit kompetente InformantInnen selbst über ihre Lebenswelt<br />
Auskunft geben. In NRW wurde das <strong>LBS</strong>-K<strong>in</strong>derbarometer 2005 und 2006 erstmals<br />
als Sonderausgabe durchgeführt, die nicht alle relevanten Lebensbereiche<br />
der K<strong>in</strong>der fokussiert, sondern sich ausschließlich mit dem Thema „<strong>Wohnen</strong>“ beschäftigt<br />
5 . Anders als <strong>in</strong> der Ausgangsform des K<strong>in</strong>derbarometers wurde <strong>in</strong> dieser<br />
Studie ke<strong>in</strong>e repräsentative Auswahl von K<strong>in</strong>dern aus e<strong>in</strong>em bestimmten Bundesland<br />
befragt, sondern es wurden K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> vier gezielt ausgewählten Stadtteilen<br />
im Land <strong>Bremen</strong> zu Aspekten des <strong>Wohnen</strong>s befragt. Die Kooperation mit dem<br />
Deutschen K<strong>in</strong>derschutzbund, Landesverband <strong>Bremen</strong> e.V. und die Schirmherrschaft<br />
von Frau Senator<strong>in</strong> Ingelore Rosenkötter gewährleisten, dass die für K<strong>in</strong>der<br />
relevanten Themen und Ergebnisse <strong>in</strong> Praxis und Politik gegeben werden.<br />
Ziel der Studie ist es, mehr darüber zu erfahren, wie K<strong>in</strong>der ihre Wohnsituation<br />
erleben. Die Untersuchung soll Me<strong>in</strong>ungen und E<strong>in</strong>stellungen von K<strong>in</strong>dern zu<br />
wohnortbezogenen Themen ihres Lebensalltags (Teilbereiche Wohnung/Wohnhaus,<br />
Wohnumfeld/Stadtteil und Gesamtstadt <strong>Bremen</strong>/Bremerhaven)<br />
und deren E<strong>in</strong>fluss auf das Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der untersuchen. Dabei liegt der<br />
Focus wie bei allen K<strong>in</strong>derbarometern auch <strong>in</strong> dieser Untersuchung auf der Sicht<br />
der K<strong>in</strong>der (s.o.). Es geht darum, K<strong>in</strong>der als Expert<strong>in</strong>nen und Experten <strong>in</strong> eigener<br />
3<br />
M<strong>in</strong>isterium für Schule, Jugend und K<strong>in</strong>der des Landes Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen (2005):<br />
Lernen, Bildung, Partizipation. Die Perspektive der K<strong>in</strong>der und Jugendlichen. Expertise<br />
zum 8. K<strong>in</strong>der- und Jugendbericht der Landesregierung NRW<br />
4<br />
Lang, Sab<strong>in</strong>e (1985): Lebensbed<strong>in</strong>gungen und Lebensqualität von K<strong>in</strong>dern. Frankfurt<br />
am Ma<strong>in</strong>/New York<br />
5<br />
<strong>LBS</strong>-Initiative Junge Familie (Hrsg.) (2007): <strong>LBS</strong>-K<strong>in</strong>derbarometer „<strong>Wohnen</strong> <strong>in</strong> NRW“.<br />
Stimmungen, Me<strong>in</strong>ungen, Trends von K<strong>in</strong>dern. Münster (als Download unter<br />
www.k<strong>in</strong>derbarometer.de)<br />
9
Sache zu beteiligen, ihnen e<strong>in</strong>e Stimme zu verschaffen und Erwachsenen die<br />
Sicht von K<strong>in</strong>dern näher zu br<strong>in</strong>gen. Das <strong>LBS</strong>-K<strong>in</strong>derbarometer „<strong>Wohnen</strong> <strong>in</strong> <strong>Bremen</strong>“<br />
ist e<strong>in</strong> Instrument der K<strong>in</strong>derbeteiligung an der Gestaltung ihres unmittelbaren<br />
und mittelbaren Wohnumfeldes. Die Ergebnisse der Befragung sollen den<br />
kommunalen Akteur<strong>in</strong>nen und Akteuren ermöglichen, datengesteuert und gezielt<br />
Problemfelder zu identifizieren sowie, Handlungsstrategien zu entwerfen und umzusetzen.<br />
E<strong>in</strong>e besondere Aktualität erhält dieses Thema durch den Armuts- und<br />
Reichtumsbericht des Senats des Landes <strong>Bremen</strong> 6 , wonach fast e<strong>in</strong> Drittel der<br />
K<strong>in</strong>der im Land <strong>Bremen</strong> an der Armutsschwelle lebt. In dem Bericht wird festgestellt,<br />
dass im Land <strong>Bremen</strong> e<strong>in</strong>e sich verstärkende sozialräumliche Segregation<br />
stattf<strong>in</strong>det. Die Lebenssituation unterscheidet sich deutlich zwischen verschiedenen<br />
Stadt- und Ortsteilen, als grundlegende Segregationstendenzen werden die<br />
Wohnstandorte von Armen und Reichen, von e<strong>in</strong>heimischen und zugewanderten<br />
E<strong>in</strong>wohnerInnen sowie von Haushalten mit und ohne K<strong>in</strong>dern beschrieben. Diese<br />
Aspekte überlagern sich weitgehend gegenseitig, da <strong>in</strong> den Stadtteilen, <strong>in</strong> denen<br />
die Anteile von Menschen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund hoch s<strong>in</strong>d, auch die meisten<br />
K<strong>in</strong>der und BezieherInnen von Transfere<strong>in</strong>kommen leben. Die sozialen Ungleichheiten<br />
zwischen armen und wohlhabenden Stadtquartieren nehmen laut Armuts-<br />
und Reichtumsbericht durch die räumliche Konzentration dieser Bevölkerungsgruppen<br />
zu.<br />
In dieser Studie wurden vier mite<strong>in</strong>ander kontrastierende Stadt- bzw. Ortsteile <strong>in</strong><br />
<strong>Bremen</strong> und Bremerhaven analysiert (s. Kap. 4). Die Auswahl wurde so getroffen,<br />
dass die vier untersuchten Stadt- bzw. Ortsteile e<strong>in</strong> möglichst differenziertes<br />
Bild des <strong>Wohnen</strong>s im Land <strong>Bremen</strong> ergeben, um so allgeme<strong>in</strong>gültige Aspekte des<br />
k<strong>in</strong>derfreundlichen <strong>Wohnen</strong>s zu extrahieren. In Abstimmung mit dem Ressort der<br />
Senator<strong>in</strong> für Arbeit, Frauen, Gesundheit, Jugend und Soziales, Abteilung Junge<br />
Menschen und Familie wurden für <strong>Bremen</strong> die drei Stadt- bzw. Ortsteile<br />
„Gröpel<strong>in</strong>gen“, „Sebaldsbrück“ und „Schwachhausen“ ausgewählt. E<strong>in</strong> wichtiges<br />
Entscheidungskriterium war dabei das Rank<strong>in</strong>g von Ortsteilen nach Sozial<strong>in</strong>dikatoren<br />
<strong>in</strong> <strong>Bremen</strong> 7 . Dieses ordnet jedem e<strong>in</strong>zelnen Ortsteil <strong>in</strong> der Stadt <strong>Bremen</strong><br />
e<strong>in</strong>en Rang auf der Benachteiligungsliste zu, der sich aus <strong>in</strong>sgesamt 24 Kriterien<br />
ergibt, die sich zu vier <strong>in</strong>haltlichen Gruppen zusammenfassen lassen (Bildungsbeteiligung,<br />
Erwerbs- und E<strong>in</strong>kommensverhältnisse, Identifikation, Entmischung<br />
und Konfliktpotential). Dabei beschreibt Rang 1 den benachteiligtsten und Rang<br />
79 den gehobensten Ortsteil. Den vier Ortsteilen <strong>in</strong> Gröpel<strong>in</strong>gen wurden 2007 die<br />
Rangplätze 2, 3, 4 und 19 zugeordnet, als Stadtteil gilt Gröpel<strong>in</strong>gen <strong>in</strong>sgesamt<br />
also als benachteiligt. Die sieben Ortsteile Schwachhausens f<strong>in</strong>den sich dagegen<br />
fast alle unter den oberen Rängen (66, 69, 71, 73, 74, 75), lediglich der Ortsteil<br />
Bürgerweide-Barkhof tendiert etwas mehr zu den mittleren Rangplätzen (Rang<br />
61). Ingesamt kann der Stadtteil Schwachhausen dementsprechend als gehoben<br />
bzw. privilegiert bezeichnet werden. Der Ortsteil Sebaldsbrück wiederum liegt<br />
mit dem Rangplatz 39 ziemlich genau im Durchschnitt. E<strong>in</strong> derartiges Rank<strong>in</strong>g<br />
gibt es für die Stadt Bremerhaven nicht, hier wurde zusammen mit der K<strong>in</strong>der-<br />
6<br />
Die Senator<strong>in</strong> für Arbeit, Frauen, Gesundheit, Jugend und Soziales (2009): Lebenslagen<br />
im Land <strong>Bremen</strong>. Armuts- und Reichtumsbericht des Senats der Freien Hansestadt <strong>Bremen</strong>;<br />
Download unter http://www.statistikbremen.de/tabellen/kle<strong>in</strong>raum/ortsteilatlas/atlas.html,<br />
abgerufen am 12.8.2009<br />
7<br />
Die Senator<strong>in</strong> für Arbeit, Frauen, Gesundheit, Jugend und Soziales, Referat 10 (2007):<br />
Sozial<strong>in</strong>dikatoren 2007. Aktualisierung der Sozial<strong>in</strong>dikatoren. Volume 8<br />
10
eauftragten der Stadt Bremerhaven nach bestimmten Kriterien als „durchschnittlicher“<br />
Stadtteil der Stadtteil Geestemünde ausgewählt.<br />
Zusätzlich zu diesem Bericht, der sich auf alle vier Stadtteile bezieht, werden den<br />
Akteur<strong>in</strong>nen und Akteuren vor Ort jeweils sog. Stadtteilberichte zur Verfügung<br />
gestellt, <strong>in</strong> denen die Antworten der K<strong>in</strong>der differenziert nach den e<strong>in</strong>zelnen<br />
Stadt- bzw. Ortsteilen analysiert und dargestellt werden. So sollen Informationen<br />
für Ansatzpunkte vor Ort <strong>in</strong> der Stadtteilarbeit zur Verfügung gestellt werden.<br />
Als zu untersuchende Gruppe wurde e<strong>in</strong>e Kernstichprobe von K<strong>in</strong>dern der Altersgruppe<br />
9-14 Jahre festgelegt, um wichtige Umbruchphasen (Schulwechsel, Pubertätsbeg<strong>in</strong>n),<br />
aber auch ruhigere Phasen der k<strong>in</strong>dlichen Entwicklung berücksichtigen<br />
zu können. Das Design der Studie als schriftliche Befragung macht es<br />
notwendig, die untersuchte Altersgruppe nach unten zu begrenzen, da die K<strong>in</strong>der<br />
<strong>in</strong> der Lage se<strong>in</strong> müssen, e<strong>in</strong>en umfangreichen Fragebogen ohne aufwändige Unterstützung<br />
von Erwachsenen zu bewältigen.<br />
Zusätzlich zu der Befragung der K<strong>in</strong>der fanden <strong>in</strong> den Orts- bzw. Stadtteilen jeweils<br />
Begehungen durch Ansprechpersonen aus den Ämtern für Soziale Dienste<br />
und Mitarbeiter<strong>in</strong>nen des PROSOZ Herten ProKids-Instituts statt, um somit auch<br />
die Wohnbed<strong>in</strong>gungen und Angebotsstrukturen aus Erwachsenensicht <strong>in</strong> Beziehung<br />
zu den Urteilen der K<strong>in</strong>der setzen zu können.<br />
An dieser Stelle sei der besondere Dank an alle 1079 K<strong>in</strong>der gerichtet, die sich<br />
für das <strong>LBS</strong>-K<strong>in</strong>derbarometer „<strong>Wohnen</strong> <strong>in</strong> <strong>Bremen</strong>“ die Mühe gemacht haben,<br />
ihre Me<strong>in</strong>ung e<strong>in</strong>em elfseitigen Fragebogen anzuvertrauen. E<strong>in</strong> weiterer Dank an<br />
die Eltern, die das Vertrauen hatten, dass die Daten ihrer K<strong>in</strong>der beim ProKids-<br />
Institut gut aufgehoben s<strong>in</strong>d sowie die durchführenden Lehrer<strong>in</strong>nen und Lehrer,<br />
ohne deren Engagement die Studie nicht <strong>in</strong> der Form und Qualität hätte durchgeführt<br />
werden können. Herzlich danken wir darüber h<strong>in</strong>aus den Ansprechpersonen<br />
<strong>in</strong> den vier Orts- bzw. Stadtteilen, die uns während und nach den Stadtteilbegehungen<br />
ihr Expertenwissen zur Verfügung gestellt haben. E<strong>in</strong> besonderer Dank<br />
gilt Frau Senator<strong>in</strong> Ingelore Rosenkötter für die Übernahme der Schirmherrschaft<br />
für dieses Projekt sowie unseren Ansprechpersonen im Jugendamt der Stadt<br />
Bremerhaven sowie im Ressort der Senator<strong>in</strong> für Arbeit, Frauen, Gesundheit, Jugend<br />
und Soziales sowie im Ressort der Senator<strong>in</strong> für Bildung und Wissenschaft<br />
der Stadt <strong>Bremen</strong> für ihr ausdauerndes Engagement für das Gel<strong>in</strong>gen dieser Studie.<br />
1.3 Das Erhebungs<strong>in</strong>strument<br />
Der Fragebogen (s. Anhang) bestand aus e<strong>in</strong>em Set Items, die <strong>in</strong> der Regel mit<br />
der fünfstufigen, von Rohrmann 1978 getesteten Häufigkeits- oder Zustimmungse<strong>in</strong>schätzung<br />
<strong>in</strong> geschlossener Form abgefragt wurden (Rohrmann,<br />
1978) 8 . Das Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der wurde anhand e<strong>in</strong>er siebenstufigen Antwortskala<br />
erfasst (s. Kap. 5). Der Fragebogen wurde durch offene Fragen ergänzt.<br />
Das Instrument wurde mit nur wenigen Modifikationen 2005 und 2006<br />
bereits <strong>in</strong> 20 Kommunen <strong>in</strong> Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen e<strong>in</strong>gesetzt und hat sich im E<strong>in</strong>satz<br />
<strong>in</strong> der Praxis bewährt (Verständlichkeit, Zeitbudget für das Ausfüllen etc.).<br />
8 Rohrmann, Bernd (1978): Empirische Studien zur Entwicklung von Antwortskalen für<br />
die sozialwissenschaftliche Forschung. Zeitschrift für Sozialpsychologie, 9. S. 222-245<br />
11
2. Zusammenfassung<br />
Die <strong>in</strong> 2009 befragte Stichprobe von <strong>in</strong>sgesamt 1.079 K<strong>in</strong>dern <strong>in</strong> vier gezielt ausgewählten<br />
Stadt- bzw. Ortsteilen <strong>in</strong> <strong>Bremen</strong> und Bremerhaven kann zwar nicht<br />
im strengen S<strong>in</strong>ne als repräsentativ für das Land <strong>Bremen</strong> bewertet werden, h<strong>in</strong>sichtlich<br />
vieler Kriterien aber stimmt die Zusammensetzung der Stichprobe mit<br />
der Verteilung im Land <strong>Bremen</strong> übere<strong>in</strong>. Die ausgewählten Stadt- bzw. Ortsteile<br />
geben e<strong>in</strong> umfassendes Abbild der Wohnbed<strong>in</strong>gungen im Land <strong>Bremen</strong> wieder.<br />
Nur wenige der befragten K<strong>in</strong>der s<strong>in</strong>d E<strong>in</strong>zelk<strong>in</strong>der, die durchschnittliche Geschwisterzahl<br />
liegt bei 1,7 Geschwistern pro K<strong>in</strong>d. Besonders viele Geschwister<br />
haben die K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> dem Stadtteil mit dem höchsten MigrantInnen- und Arbeitslosenanteil.<br />
Es zeigt sich, dass k<strong>in</strong>derreichere Familien oftmals unter schlechteren<br />
Wohnbed<strong>in</strong>gungen leben, da größere Familien oft <strong>in</strong> Hochhauswohnungen<br />
wohnen. Fast jedes fünfte K<strong>in</strong>d lebt bei alle<strong>in</strong> erziehenden Elternteilen, sie leben<br />
besonders selten <strong>in</strong> E<strong>in</strong>familienhäusern. 30% der K<strong>in</strong>der geben im Durchschnitt<br />
an, m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>en arbeitslosen Elternteil zu haben, hier<strong>in</strong> unterscheiden sich<br />
die Stadt- bzw. Ortsteile allerd<strong>in</strong>gs deutlich. Fast zwei Fünftel der befragten K<strong>in</strong>der<br />
haben e<strong>in</strong>en Migrationsh<strong>in</strong>tergrund, dieser Wert ist <strong>in</strong> den verschiedenen<br />
Stadt- bzw. Ortsteilen ebenfalls sehr unterschiedlich. Am höchsten ist der Anteil<br />
von K<strong>in</strong>dern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund im benachteiligten, am niedrigsten im<br />
privilegierten Stadtteil. Fast die Hälfte der befragten K<strong>in</strong>der wohnt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>familienhaus<br />
bzw. e<strong>in</strong>er Doppelhaushälfte, zwei Fünftel <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Mehrfamilienhaus<br />
und ca. e<strong>in</strong> Zehntel <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Hochhaus. Die Spannbreite zwischen den<br />
Stadt- bzw. Ortsteilen ist auch hier sehr groß. K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
sowie K<strong>in</strong>der, deren Eltern alle<strong>in</strong> erziehend oder arbeitslos s<strong>in</strong>d, bewohnen deutlich<br />
häufiger Mehrfamilien- oder Hochhäuser.<br />
Sowohl das allgeme<strong>in</strong>e Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der als auch das Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong><br />
der Wohnung, im Wohnquartier und <strong>in</strong> der Gesamtkommune s<strong>in</strong>d gut. Am wohlsten<br />
fühlen sich die K<strong>in</strong>der allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> der eigenen Wohnung, die damit zumeist<br />
e<strong>in</strong>en positiv besetzten Anker im Stadt- bzw. Ortsteil und <strong>in</strong> der Gesamtstadt<br />
darstellt. Das Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Wohnung und im Stadtquartier ist davon abhängig,<br />
ob die Familie der K<strong>in</strong>der von Arbeitslosigkeit betroffen ist, auch die<br />
Wohnform hat auf das Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Wohnung E<strong>in</strong>fluss. Erwartungsgemäß<br />
ist die Höhe des Wohlbef<strong>in</strong>dens im Stadt- bzw. Ortsteil davon abhängig, <strong>in</strong> welchem<br />
Stadt- bzw. Ortsteil die K<strong>in</strong>der leben. Die K<strong>in</strong>der s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Lage, zwischen<br />
dem Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Wohnung, im Stadtquartier und <strong>in</strong> der Gesamtstadt zu<br />
differenzieren. E<strong>in</strong> Fünftel des allgeme<strong>in</strong>en Wohlbef<strong>in</strong>dens der K<strong>in</strong>der lässt sich<br />
durch die verschiedenen Aspekte des wohnbezogenen Wohlbef<strong>in</strong>dens erklären,<br />
den stärksten E<strong>in</strong>fluss haben das Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Gesamtstadt und <strong>in</strong> der<br />
Wohnung.<br />
Vom Dachboden bis zur Abstellkammer zählen die K<strong>in</strong>der durchschnittlich 11<br />
Zimmer <strong>in</strong> ihrer Wohnung bzw. Wohnhaus. Diese Zahl variiert erwartungsgemäß<br />
stark zwischen den Stadt- bzw. Ortsteilen. K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund,<br />
K<strong>in</strong>der Alle<strong>in</strong>erziehender sowie K<strong>in</strong>der arbeitsloser Eltern wohnen <strong>in</strong> Wohnungen,<br />
die im Schnitt 2 bis 3 Zimmer kle<strong>in</strong>er s<strong>in</strong>d. Vier Fünftel der K<strong>in</strong>der haben e<strong>in</strong> eigenes<br />
Zimmer, was das Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> der Wohnung steigert. Insbesondere<br />
K<strong>in</strong>der, die <strong>in</strong> Hochhäusern wohnen, verfügen seltener über e<strong>in</strong> eigenes<br />
Zimmer. K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund und K<strong>in</strong>der arbeitsloser Eltern<br />
müssen sich häufiger e<strong>in</strong> Zimmer mit Geschwistern teilen als K<strong>in</strong>der ohne Migra-<br />
12
tionsh<strong>in</strong>tergrund und mit erwerbstätigen Eltern. Durchschnittlich können 89%<br />
der K<strong>in</strong>der entweder e<strong>in</strong>en eigenen Garten nutzen oder haben Zugang zu anderen<br />
Gärten. K<strong>in</strong>der, die <strong>in</strong> Hoch- oder Mehrfamilienhäusern leben, haben allerd<strong>in</strong>gs<br />
deutlich seltener Zugang zu e<strong>in</strong>em Garten als K<strong>in</strong>der aus E<strong>in</strong>familienhäusern.<br />
Gleiches gilt für K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund oder wenn die Familie<br />
von Arbeitslosigkeit betroffen ist. Die meisten K<strong>in</strong>der s<strong>in</strong>d mit der Größe ihres<br />
K<strong>in</strong>derzimmers zufrieden, dies trifft für K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund und mit<br />
arbeitslosen Eltern allerd<strong>in</strong>gs seltener zu. Wenn die K<strong>in</strong>der mit der Größe des<br />
K<strong>in</strong>derzimmers zufrieden s<strong>in</strong>d, fühlen sich die K<strong>in</strong>der wohler, v.a. <strong>in</strong> der Wohnung.<br />
Zwei Drittel der K<strong>in</strong>der empf<strong>in</strong>den ihre Wohnung nicht als zu kle<strong>in</strong>, wobei<br />
K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund, K<strong>in</strong>der Alle<strong>in</strong>erziehender und K<strong>in</strong>der, deren<br />
Eltern arbeitslos s<strong>in</strong>d, jeweils deutlich häufiger ihre Wohnung als zu kle<strong>in</strong> empf<strong>in</strong>den.<br />
Auch hier zeigt sich e<strong>in</strong> Zusammenhang zum Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Wohnung.<br />
E<strong>in</strong>e Rückzugsmöglichkeit <strong>in</strong> der Wohnung zu haben, geht mit e<strong>in</strong>em besseren<br />
Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong>her. Im Hochhaus ist es für die dort lebenden<br />
K<strong>in</strong>der deutlich schwieriger, e<strong>in</strong>en Rückzugsplatz zu f<strong>in</strong>den, als für K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> E<strong>in</strong>familienhäusern.<br />
K<strong>in</strong>der, die e<strong>in</strong> eigenes Zimmer haben, haben erwartungsgemäß<br />
eher e<strong>in</strong>e Rückzugsmöglichkeit <strong>in</strong> der Wohnung. Den meisten K<strong>in</strong>dern gefällt die<br />
Aussicht aus ihrem K<strong>in</strong>derzimmer, was ebenfalls mit e<strong>in</strong>em besseren Wohlbef<strong>in</strong>den<br />
e<strong>in</strong>her geht. E<strong>in</strong> gutes Drittel der K<strong>in</strong>der beurteilt die Aussicht allerd<strong>in</strong>gs als<br />
zum<strong>in</strong>dest teilweise negativ. Die schlechteste Bewertung der Aussicht geben K<strong>in</strong>der<br />
aus Mehrfamilienhäusern an. Es zeigt sich, dass die K<strong>in</strong>der im Land <strong>Bremen</strong><br />
am häufigsten andere Häuser sehen, wenn sie aus dem Fenster sehen, am seltensten<br />
Garagen. Wenn K<strong>in</strong>der Natur aus ihrem K<strong>in</strong>derzimmerfenster heraus sehen<br />
oder e<strong>in</strong>e gute Fernsicht haben, steigert dies das Wohlbef<strong>in</strong>den. Auch e<strong>in</strong>mal<br />
Lärm zu machen oder laut Musik zu hören, ist den K<strong>in</strong>dern durchschnittlich<br />
manchmal gestattet, v.a. K<strong>in</strong>dern mit e<strong>in</strong>em eigenen Zimmer. K<strong>in</strong>der, die <strong>in</strong> E<strong>in</strong>familienhäusern<br />
leben, dürfen häufiger lärmen oder laut Musik hören als K<strong>in</strong>der<br />
aus Hochhäusern. Weniger Freiheiten bezüglich dieser Aspekte genießen K<strong>in</strong>der<br />
mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund und K<strong>in</strong>der Arbeitsloser. Auch das Toben im eigenen<br />
Zimmer ist den K<strong>in</strong>dern im Durchschnitt nur manchmal erlaubt, am wenigsten<br />
denjenigen, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Hochhaus wohnen und/oder sich ihr Zimmer mit Geschwistern<br />
teilen. Nur bei wenigen K<strong>in</strong>dern ist es üblich, dass Familienmitglieder<br />
die geschlossene Zimmertür nur mit Erlaubnis öffnen. Bei K<strong>in</strong>dern, die ke<strong>in</strong> eigenes<br />
Zimmer haben, tritt die Verletzung der Privatsphäre noch verstärkter auf.<br />
Diese Art der Verletzung der Privatsphäre wirkt sich negativ auf das Wohlbef<strong>in</strong>den<br />
der K<strong>in</strong>der aus. Die meisten K<strong>in</strong>der, die Geschwister haben, können diesen <strong>in</strong><br />
der Wohnung gut aus dem Weg gehen, wenn sie das möchten, dies hängt positiv<br />
mit dem Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der zusammen. Fast jedem fünften K<strong>in</strong>d gel<strong>in</strong>gt<br />
dies allerd<strong>in</strong>gs nur allenfalls manchmal, v.a. K<strong>in</strong>der, die <strong>in</strong> Hochhäusern wohnen<br />
und/oder ke<strong>in</strong> eigenes Zimmer haben, haben aufgrund der größeren räumlichen<br />
Enge hierbei größere Schwierigkeiten. Fast alle K<strong>in</strong>der dürfen ihre FreundInnen<br />
oft oder immer mit nach Hause br<strong>in</strong>gen, dies wirkt sich positiv auf das Wohlbef<strong>in</strong>den<br />
der K<strong>in</strong>der aus. K<strong>in</strong>der Arbeitsloser und K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
erhalten seltener diese Erlaubnis. E<strong>in</strong> Fünftel der K<strong>in</strong>der hat ke<strong>in</strong>e Änderungswünsche<br />
an die Wohnung. Bei den K<strong>in</strong>dern, die gerne etwas an ihrer Wohnung<br />
ändern würden, stehen der Wunsch nach mehr Platz (<strong>in</strong> der Wohnung oder im<br />
K<strong>in</strong>derzimmer), e<strong>in</strong> Garten und e<strong>in</strong> eigenes Zimmer ganz oben auf der Wunschliste.<br />
Mehr Platz <strong>in</strong> der Wohnung und e<strong>in</strong> eigenes Zimmer wünschen sich primär<br />
K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> Mehrfamilien- und Hochhauswohnungen. Letzteres ist auch v.a bei K<strong>in</strong>dern<br />
mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund und K<strong>in</strong>dern arbeitsloser Eltern e<strong>in</strong> drängender<br />
Wunsch.<br />
13
E<strong>in</strong> Drittel der K<strong>in</strong>der kann im Stadtteil nicht leicht ohne vorhergehende Verabredung<br />
andere K<strong>in</strong>der treffen. Allerd<strong>in</strong>gs dürfen die K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> ihrem Stadt- bzw.<br />
Ortsteil im Durchschnitt sehr oft alle<strong>in</strong>e draußen se<strong>in</strong>. Die Belastung durch<br />
schlechte Gerüche sche<strong>in</strong>t für die K<strong>in</strong>der eher wenig relevant zu se<strong>in</strong>, wohl aber<br />
die Belastung durch Lärm und Schmutz. Wenn die K<strong>in</strong>der den E<strong>in</strong>druck haben,<br />
dass es <strong>in</strong> ihrem Stadtteil schmutzig ist oder schlecht riecht, senkt das ihr Wohlbef<strong>in</strong>den<br />
merklich. Etwa jedes zehnte K<strong>in</strong>d hat im Stadt- bzw. Ortsteil häufiger<br />
e<strong>in</strong> Unsicherheitsgefühl. Mädchen, K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund und K<strong>in</strong>der<br />
arbeitsloser Eltern fühlen sich <strong>in</strong> ihrem Stadt- bzw. Ortsteil weniger sicher. Im<br />
Schnitt haben die K<strong>in</strong>der selten bis manchmal Angst vor Jugendlichen, wenn sie<br />
sich im Stadtteil aufhalten, e<strong>in</strong> Viertel der K<strong>in</strong>der allerd<strong>in</strong>gs häufig. Auf dem<br />
Schulweg haben die K<strong>in</strong>der aber fast nie Angst vor Jugendlichen. Die Gefahr, die<br />
vom Straßenverkehr ausgeht, wird von den K<strong>in</strong>dern ger<strong>in</strong>g bis mittelmäßig stark<br />
e<strong>in</strong>geschätzt. Die subjektive Sicherheit im Stadt bzw. Ortsteil ist e<strong>in</strong> entscheidender<br />
Faktor für das Wohlbef<strong>in</strong>den im Stadtteil. K<strong>in</strong>der verb<strong>in</strong>den mit Jugendlichen<br />
<strong>in</strong> ihrem Stadt- bzw. Ortsteil vor allem Umweltverschmutzung durch Müll,<br />
Lautse<strong>in</strong>, Alkoholkonsum, Konflikte mit Erwachsenen, aber auch Coolness. Direkte<br />
Gewalt verb<strong>in</strong>den die K<strong>in</strong>der fast gar nicht mit Jugendlichen <strong>in</strong> ihrem Stadtteil,<br />
wohl aber e<strong>in</strong>e von Jugendlichen ausgehende Bedrohung. Mit zunehmendem Alter<br />
der K<strong>in</strong>der werden die Jugendlichen im Stadtteil positiver bewertet.<br />
Die meisten K<strong>in</strong>der f<strong>in</strong>den <strong>in</strong> ihrem Stadtteil viele Gleichaltrige. Die meisten<br />
Stadt- bzw. Ortsteile s<strong>in</strong>d mittelmäßig bis ziemlich gut mit beliebten Eisdielen,<br />
Geschäften, <strong>in</strong>teressanten Sportangeboten und Fastfoodbuden ausgestattet, teilweise<br />
unterscheiden sich die Stadt- bzw. Ortteile <strong>in</strong> dieser E<strong>in</strong>schätzung allerd<strong>in</strong>gs<br />
stark. E<strong>in</strong>e <strong>in</strong>teressante Bücherei, <strong>in</strong>teressante Angebote <strong>in</strong> K<strong>in</strong>der- und<br />
Jugendtreffs, versteckte Treffpunkte sowie für K<strong>in</strong>der <strong>in</strong>teressante Museen s<strong>in</strong>d<br />
für viele K<strong>in</strong>der dagegen eher Mangelware. Das Angebot im Freizeitbereich ist für<br />
das Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der im Stadtteil wichtig, v.a. Treffpunkte, die für die<br />
K<strong>in</strong>der <strong>in</strong>teressant s<strong>in</strong>d und e<strong>in</strong> hoher Anteil an Natur im Stadt- bzw. Ortsteil.<br />
Konflikte mit Erwachsenen bzw. älteren Menschen kommen <strong>in</strong> den Stadt- bzw.<br />
Ortsteilen durchschnittlich manchmal vor, durch sie wird das Wohlbef<strong>in</strong>den der<br />
K<strong>in</strong>der im Stadtteil gesenkt. Außerdem haben die K<strong>in</strong>der im Durchschnitt den<br />
E<strong>in</strong>druck, dass ziemlich viele Menschen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund <strong>in</strong> ihrem<br />
Wohnquartier leben, allerd<strong>in</strong>gs unterscheiden sich hier die Stadt- bzw. Ortsteile<br />
stark. Teilweise s<strong>in</strong>d die K<strong>in</strong>der mit Menschen aus anderen Ländern befreundet.<br />
Durchschnittlich s<strong>in</strong>d die K<strong>in</strong>der wenig der Me<strong>in</strong>ung, dass ausländische K<strong>in</strong>der <strong>in</strong><br />
ihrem Stadt- bzw. Ortsteil diskrim<strong>in</strong>iert werden. K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
erleben dies allerd<strong>in</strong>gs stärker als K<strong>in</strong>der ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund. Auf das<br />
Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der wirkt die Diskrim<strong>in</strong>ierung von K<strong>in</strong>dern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
negativ. E<strong>in</strong>e Integrationsperson ist den K<strong>in</strong>dern <strong>in</strong> den Stadtteilen<br />
nur teilweise bekannt.<br />
Die ästhetische Bewertung des Stadtteils – v.a. die den Stadtteil umgebende<br />
Landschaft und die farbliche Gestaltung der Häuser – bee<strong>in</strong>flusst das Wohlbef<strong>in</strong>den<br />
der K<strong>in</strong>der im Stadt- bzw. Ortsteil. Alle Aspekte (z.B. Höhe der Häuser, Außenwände<br />
der Häuser, farbliche Gestaltung und Gärten an den Häusern) werden<br />
von den befragten K<strong>in</strong>dern im Land <strong>Bremen</strong> im mittleren Bereich e<strong>in</strong>geschätzt,<br />
die untersuchten Stadt- bzw. Ortsteile unterscheiden sich nur mäßig. K<strong>in</strong>der Arbeitsloser<br />
und Alle<strong>in</strong>erziehender bewerten die Gestaltung der Häuser im ihrem<br />
Wohnquartier dabei schlechter als K<strong>in</strong>der erwerbstätiger Eltern und K<strong>in</strong>der aus<br />
Zwei-Elternfamilien. Die K<strong>in</strong>der fühlen sich <strong>in</strong> ihrem Stadt- bzw. Ortsteil umso<br />
wohler, je gefahrloser sie dort Fahrrad fahren können und je mehr Fußgänger-<br />
14
ampeln es dort gibt. Der ruhende Verkehr wirkt sich dagegen negativ auf das<br />
Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der im Stadtteil aus. Im Durchschnitt glauben die K<strong>in</strong>der<br />
aber nur teilweise, dass gefahrloses Radfahren <strong>in</strong> ihrem Stadtteil möglich ist, mit<br />
zunehmendem Alter fühlen sich die K<strong>in</strong>der allerd<strong>in</strong>gs sicherer. Ihrer Me<strong>in</strong>ung<br />
nach gibt es ziemlich viele Radwege und Fußgängerampeln <strong>in</strong> ihrem Stadtteil,<br />
Autos fahren aber auf normalen Straßen teilweise zu schnell.<br />
Als häufigste Treffpunkte nennen die K<strong>in</strong>der das eigene Zuhause, die Schule und<br />
den Spielplatz. Insgesamt f<strong>in</strong>det das soziale Leben der K<strong>in</strong>der hauptsächlich an<br />
öffentlich zugänglichen Orten statt, dies vor allem bei K<strong>in</strong>dern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund.<br />
An den Treffpunkten spielen die K<strong>in</strong>der meistens, treiben Sport, reden,<br />
bummeln und essen. Die Liebl<strong>in</strong>gsplätze im Stadtteil s<strong>in</strong>d vor allem Parks, Spielplätze<br />
und das eigene Zuhause. Als Liebl<strong>in</strong>gsorte im Stadtteil gelten hauptsächlich<br />
die Orte, die den K<strong>in</strong>dern gute Sport- und Spielmöglichkeiten sowie die Möglichkeit,<br />
Freunde zu treffen, bieten. Das eigene Zuhause ist auch als Ort, der Geborgenheit<br />
bietet, wichtig. Für viele K<strong>in</strong>der machen Naturelemente (z.B. Parkanlagen)<br />
e<strong>in</strong>en schönen Ort im Stadtteil aus. Welche Orte K<strong>in</strong>der schön f<strong>in</strong>den,<br />
hängt aber zu großen Teilen von der Ausstattung des Stadtteils ab. Wenn die<br />
K<strong>in</strong>der nichts nennen können, was sie im Stadtteil besonders schön f<strong>in</strong>den, m<strong>in</strong>dert<br />
dies ihr Wohlbef<strong>in</strong>den im Stadtteil.<br />
E<strong>in</strong> Drittel der K<strong>in</strong>der hat nirgendwo im Stadtteil Angst. Allerd<strong>in</strong>gs bestehen hier<br />
große Unterschiede zwischen den Stadt- bzw. Ortsteilen. Als Angstorte werden<br />
vor allem bestimmte Straßen, Parks, Anlagen des ÖPNV, Spielplätze und große<br />
Kreuzungen genannt. Mädchen nennen deutlich häufiger Angstorte als Jungen.<br />
Die Hauptangstauslöser an den genannten Orten s<strong>in</strong>d Dunkelheit, Betrunkene<br />
und gefährlicher Straßenverkehr.<br />
89% der K<strong>in</strong>der äußern Veränderungswünsche am Stadtteil. Die Hauptänderungswünsche<br />
s<strong>in</strong>d mehr Grünflächen, mehr Sauberkeit und schönere oder besser<br />
ausgestattete Spielplätze. Jungen wünschen sich deutlich häufiger Bolzplätze<br />
zum Fußballspielen.<br />
Von den Freizeitangeboten der Gesamtstadt <strong>Bremen</strong> bzw. Bremerhaven erreichen<br />
K<strong>in</strong>os, Schwimmbäder, Eisdielen, Geschäfte und Spielplätze die meisten<br />
K<strong>in</strong>der. Nur wenige K<strong>in</strong>der werden dagegen durch Angebote wie Pfadf<strong>in</strong>der,<br />
Schützenvere<strong>in</strong>, Messdiener oder christliche Jugendorganisationen, Jugendfeuerwehr<br />
oder -rotkreuz, K<strong>in</strong>der- und Jugendparlamente oder die Landjugend angesprochen.<br />
Je nach Stadtteil können die Reichweiten des gleichen Angebotes allerd<strong>in</strong>gs<br />
beträchtlich variieren. K<strong>in</strong>der Arbeitsloser s<strong>in</strong>d stärker <strong>in</strong> organisierten<br />
Angeboten e<strong>in</strong>gebunden als K<strong>in</strong>der erwerbstätiger Eltern. Beliebte Angebote <strong>in</strong><br />
der Gesamtstadt s<strong>in</strong>d Frei- und Hallenbäder, K<strong>in</strong>os, Sportvere<strong>in</strong>e sowie Eisdielen<br />
und Bolzplätze. Schwimmbäder, K<strong>in</strong>os und Eisdielen haben also sowohl e<strong>in</strong>e große<br />
Reichweite als auch Beliebtheit. Jungen schätzen eher sportorientierte Angebote,<br />
Mädchen legen dagegen mehr Wert auf Geschäfte, den Besuch e<strong>in</strong>er Eisdiele,<br />
Tanzen, Reiterhof, Theater und Bücherei. K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
nennen seltener den Besuch e<strong>in</strong>er Eisdiele sowie Sportvere<strong>in</strong>e als liebste Freizeitaktivität.<br />
Spiel- und Fußballplätze nennen sie dagegen häufiger als K<strong>in</strong>der<br />
ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund. Gerne häufiger nutzen würden die K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong>en Reiterhof,<br />
die Jugenddisko, e<strong>in</strong>en Zoo bzw. Tierpark sowie Skateranlagen. Meistens<br />
ist der Grund für e<strong>in</strong>e Nichtnutzung, dass die Angebote <strong>in</strong> <strong>Bremen</strong> bzw. Bremerhaven<br />
nach dem Wissen der K<strong>in</strong>der nicht vorhanden s<strong>in</strong>d. Allerd<strong>in</strong>gs spielt auch<br />
e<strong>in</strong>e Rolle, dass es den K<strong>in</strong>dern an der Zeit fehlt, die Angebote zu nutzen, dass<br />
15
sie zu weit weg oder zu teuer s<strong>in</strong>d oder die Angebote unbekannt s<strong>in</strong>d. Zwischen<br />
den Stadt- bzw. Ortsteilen gibt es e<strong>in</strong>ige auffällige Unterschiede <strong>in</strong> den Aktivitäten,<br />
die die K<strong>in</strong>der dort gerne mehr nutzen würden. Für die am häufigsten gewünschten<br />
Freizeitaktivitäten ist mangelnde Verfügbarkeit oder mangelnde Erreichbarkeit<br />
e<strong>in</strong>er der drei Hauptgründe. Aber auch der hohe Preis spielt e<strong>in</strong>e<br />
Rolle für die Nichtnutzung der beliebtesten Freizeitaktivitäten.<br />
Für die K<strong>in</strong>der ist e<strong>in</strong>e hohe allgeme<strong>in</strong>e subjektive Sicherheit wichtig. Darüber<br />
h<strong>in</strong>aus bee<strong>in</strong>flussen <strong>in</strong>teressante Treffpunkte, e<strong>in</strong>e ansprechende Landschaft um<br />
den Stadtteil herum sowie Gärten, die den K<strong>in</strong>dern gefallen, die Bewertung des<br />
Stadtteils sowie das Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der positiv. Auch e<strong>in</strong>e hohe Anzahl an<br />
Spielplätzen wirkt sich positiv auf das Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der im Stadtteil aus.<br />
Wenn es h<strong>in</strong>gegen im Stadtteil e<strong>in</strong>e hohe Lärmbelastung und viele Konflikte mit<br />
älteren Menschen gibt, ist das Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der im Stadtteil deutlich bee<strong>in</strong>trächtigt.<br />
Die Erwachsenenperspektive auf K<strong>in</strong>der- und Familienfreundlichkeit <strong>in</strong> den Stadt-<br />
bzw. Ortsteilen stimmt nur teilweise mit der E<strong>in</strong>schätzung der K<strong>in</strong>der übere<strong>in</strong>, e<strong>in</strong><br />
wichtiges Argument, die <strong>in</strong> dieser Studie dargestellte K<strong>in</strong>dersicht bei der Bewertung<br />
von Stadt- bzw. Ortsteilen stärker zu berücksichtigen.<br />
16
3. Die Stichprobe<br />
Für das „<strong>LBS</strong>-K<strong>in</strong>derbarometer <strong>Wohnen</strong> <strong>in</strong> <strong>Bremen</strong>“ wurde e<strong>in</strong>e Stichprobe unterschiedlichster<br />
Wohnumfelder von K<strong>in</strong>dern <strong>in</strong> <strong>Bremen</strong> untersucht. Dieser Zugang<br />
wurde gewählt, um die Lebensbed<strong>in</strong>gungen von K<strong>in</strong>dern <strong>in</strong> <strong>Bremen</strong> genau erfassen<br />
und deren E<strong>in</strong>fluss auf das k<strong>in</strong>dliche Wohlbef<strong>in</strong>den sowie das Zusammenspiel<br />
von „objektiven“ Wohnbed<strong>in</strong>gungen und dem subjektiven Erleben der K<strong>in</strong>der<br />
kontrolliert untersuchen zu können. Die vier Stadt- bzw. Ortsteile <strong>in</strong> <strong>Bremen</strong> und<br />
Bremerhaven wurden so ausgewählt, dass sie e<strong>in</strong> möglichst vielfältiges Abbild<br />
der <strong>in</strong> <strong>Bremen</strong> vorhandenen Wohnbed<strong>in</strong>gungen ermöglichten. Somit s<strong>in</strong>d zwar<br />
die hier dargestellten Ergebnisse der Befragung nicht im eigentlichen S<strong>in</strong>ne repräsentativ<br />
für ganz <strong>Bremen</strong>, da gezielt e<strong>in</strong>zelne Stadt- bzw. Ortsteile untersucht<br />
wurden und nur <strong>in</strong>nerhalb dieser Stadt- bzw. Ortsteile die Ergebnisse nach bestimmten<br />
Kriterien repräsentativ s<strong>in</strong>d. Aber die Zusammenstellung der Stadtteile<br />
ergibt, wie die folgenden Zahlen zeigen, e<strong>in</strong> umfassendes Bild des Landes <strong>Bremen</strong>,<br />
aus dem durchaus Rückschlüsse auf ganz <strong>Bremen</strong> gezogen werden können<br />
9 .<br />
Insgesamt haben sich 1.079 K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> den <strong>in</strong> Tabelle 3.1 dargestellten Stadt- und<br />
Ortsteilen an der Befragung beteiligt. Die absolute Zahl der pro Stadt- bzw. Ortsteil<br />
erhaltenen Fragebögen ist <strong>in</strong> der Tabelle ebenfalls ablesbar. Aufgrund der<br />
unterschiedlichen Größe der Stadt- bzw. Ortsteile bzw. der Zahl der dort lebenden<br />
K<strong>in</strong>der zwischen 9 und 14 Jahren, aber auch aufgrund unterschiedlich guter<br />
Rücklaufquoten ist die Basis der auf die jeweiligen Stadt- und Ortsteile bezogenen<br />
Aussagen unterschiedlich gut.<br />
Tab. 3.1 Untersuchte Stadt- bzw. Ortsteile und absolute Fragebogenzahl<br />
Kommune Stadt- bzw. Ortsteil Fragebögen<br />
<strong>Bremen</strong> Gröpel<strong>in</strong>gen 284<br />
<strong>Bremen</strong> Schwachhausen 345<br />
<strong>Bremen</strong> Sebaldsbrück 118<br />
Bremerhaven Geestemünde 332<br />
Insgesamt 1.079<br />
Die Befragungen der K<strong>in</strong>der fanden jeweils zwischen März und Juni 2009 statt. In<br />
<strong>Bremen</strong> wurden die SchulleiterInnen sowohl der Grund- als auch der weiterführenden<br />
Schulen <strong>in</strong> den Stadt- bzw. Ortsteilen angeschrieben und um die Beteiligung<br />
an der Studie mit Klassen der Jahrgangsstufe 4 bis 7 gebeten. Insgesamt<br />
sagten zehn Schulen mit 53 Schulklassen ihre Teilnahme zu. Da die <strong>in</strong>dividuelle<br />
Teilnahme der K<strong>in</strong>der an der Studie selbstverständlich freiwillig war, der Erlaubnis<br />
der Eltern bedurfte und nicht alle K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong>er Schulklasse <strong>in</strong> dem betreffenden<br />
Stadt- bzw. Ortsteil wohnten, beteiligten sich nicht immer alle Schüler<strong>in</strong>nen<br />
und Schüler e<strong>in</strong>er Klasse. Die K<strong>in</strong>der wurden mittels e<strong>in</strong>es standardisierten,<br />
schriftlich zu bearbeitenden Fragebogens (s. Anhang) <strong>in</strong> der Schule im Klassenverband<br />
befragt. Die Befragung fand <strong>in</strong> den Klassen unter Aufsicht der Lehrpersonen<br />
statt, die mit e<strong>in</strong>er standardisierten Instruktion über die Modalitäten der<br />
Durchführung <strong>in</strong>formiert wurden. Da <strong>in</strong> Schwachhausen und Sebaldsbrück ledig-<br />
9<br />
Dazu hat e<strong>in</strong> Vergleich mit soziodemographischen Daten des Landes <strong>Bremen</strong> aus der<br />
repräsentativen deutschlandweiten Befragung <strong>LBS</strong>-K<strong>in</strong>derbarometer Deutschland 2009<br />
stattgefunden, der ke<strong>in</strong>e nennenswerten Unterschiede (z.B. bezogen auf Geschlecht, Migrationsh<strong>in</strong>tergrund,<br />
Erwerbstätigkeit der Eltern) ergeben hat.<br />
17
lich Grundschulen, aber ke<strong>in</strong>e weiterführende Schule die Teilnahme an der Befragung<br />
zusagten, wurden hier die K<strong>in</strong>der im Alter von 11 bis 14 Jahren postalisch<br />
befragt. Dafür wurden alle Eltern der K<strong>in</strong>der zwischen 11 und 14 Jahren <strong>in</strong> dem<br />
Stadt- bzw. Ortsteil angeschrieben und gebeten, den beiliegenden Fragebogen<br />
an ihre K<strong>in</strong>der weiter zu geben und diesen von ihnen möglichst selbständig ausfüllen<br />
zu lassen. Für die K<strong>in</strong>der lag e<strong>in</strong> gesondertes Anschreiben zur Erklärung<br />
der Befragung und des Verfahrens bei. Den ausgefüllten Fragebogen gaben die<br />
K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> den dem Anschreiben beiliegenden frankierten Rückumschlag und<br />
schickten ihn direkt an das ProKids-Institut. Die Rücklaufquote lag <strong>in</strong> allen Stadt-<br />
bzw. Ortsteilen bei über 20%, dies gilt für diese Datenerhebungsmethode als<br />
recht guter Wert. Aufgrund der fehlenden Genehmigung der Befragung über die<br />
Schulen <strong>in</strong> Bremerhaven wurden <strong>in</strong> Geestemünde ebenfalls alle K<strong>in</strong>der im Alter<br />
von <strong>neu</strong>n bis 14 Jahren nach dem oben beschriebenen Verfahren postalisch befragt.<br />
Im Vorfeld der Befragungen unternahmen MitarbeiterInnen des ProKids-Instituts<br />
geme<strong>in</strong>sam mit VertreterInnen der Kommune e<strong>in</strong>en Stadtteilrundgang, um e<strong>in</strong><br />
Bild des Stadtteils zu erhalten (s. auch Kap. 1). Auf der Basis dieses Rundgangs<br />
und vertiefender Recherchen wurden Profile für die Stadt- bzw. Ortsteile erstellt,<br />
die sich im folgenden Kapitel dieses Berichtes f<strong>in</strong>den.<br />
3.1 Geschlechterverteilung<br />
Insgesamt waren 52% der von uns befragten K<strong>in</strong>der Mädchen und entsprechend<br />
48% Jungen. Diese Verteilung weicht nur ger<strong>in</strong>gfügig ab von der landesweiten<br />
Geschlechterverteilung <strong>in</strong> <strong>Bremen</strong> von 53% Jungen und 47% Mädchen (Quelle:<br />
<strong>LBS</strong>-K<strong>in</strong>derbarometer Deutschland 2009).<br />
3.2 Altersverteilung<br />
Wie dieAbbildung 3.1 zeigt, ist die Altersverteilung <strong>in</strong> der Gesamtstichprobe sehr<br />
ausgewogen, d.h. die zentralen Altersgruppen 10-13 Jahre s<strong>in</strong>d gleich stark besetzt<br />
und auch die angrenzenden Gruppen der 9 bzw. 14Jährigen s<strong>in</strong>d vertreten.<br />
Die ger<strong>in</strong>gere Besetzung hier ergibt sich aus der Fokussierung auf K<strong>in</strong>der, die die<br />
vierte bis siebte Schulklasse besuchen. 99% der Stichprobe bef<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> der<br />
angestrebten Altersgruppe der 9-14Jährigen. Der Altersschnitt <strong>in</strong> der Gesamtstichprobe<br />
liegt bei 11,3 Jahren. Der Stadtteil mit dem niedrigsten Altersschnitt<br />
von 10,6 Jahren steht dem Stadtteil mit dem höchsten Altersschnitt von 11,5<br />
Jahren gegenüber, sodass sich e<strong>in</strong> maximaler Unterschied von 0,9 Jahren ergibt.<br />
18
Abb. 3.1 Altersverteilung <strong>in</strong> der Stichprobe<br />
Die größte Gruppe der befragten Stichprobe (33%) besuchte die Jahrgangsstufe<br />
vier, e<strong>in</strong> Fünftel bis e<strong>in</strong> Viertel die Jahrgangsstufen fünf bis sieben <strong>in</strong> der Schule<br />
(s. Abb. 3.2). Auch hier unterscheiden sich die Stadtteile teilweise deutlich vone<strong>in</strong>ander.<br />
Abb. 3.2 Jahrgangsstufenverteilung <strong>in</strong> der Stichprobe<br />
19
3.3 Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
39% der befragten K<strong>in</strong>der haben e<strong>in</strong>en Migrationsh<strong>in</strong>tergrund, der für das K<strong>in</strong>derbarometer<br />
wie folgt def<strong>in</strong>iert wurde: E<strong>in</strong> Migrationsh<strong>in</strong>tergrund der K<strong>in</strong>der<br />
liegt dann vor, wenn entweder das K<strong>in</strong>d selbst oder m<strong>in</strong>destens se<strong>in</strong> Vater oder<br />
se<strong>in</strong>e Mutter nicht <strong>in</strong> Deutschland geboren wurde. Die Staatsangehörigkeit des<br />
K<strong>in</strong>des ist für diese Zählung unerheblich. Der Vorteil dieser Methode ist, dass <strong>in</strong><br />
dieser Form die im Lebensalltag der K<strong>in</strong>der relevante Migrationsgeschichte erfasst<br />
wird. Die Quote entspricht <strong>in</strong> etwa dem 2008 landesweit ermittelten Wert<br />
von 37% 10 .<br />
Die Stadtteile unterscheiden sich extrem deutlich im Anteil der dort lebenden<br />
K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund: am ger<strong>in</strong>gsten ist der Anteil mit 22% im privilegierten<br />
Stadtteil, Spitzenreiter mit 62% ist der benachteiligte Stadtteil. Dazwischen<br />
bef<strong>in</strong>den sich der durchschnittliche Ortsteil <strong>in</strong> <strong>Bremen</strong> und der durchschnittliche<br />
Stadtteil <strong>in</strong> Bremerhaven mit 31% bzw. 41%.<br />
Nur 7% der befragten K<strong>in</strong>der allerd<strong>in</strong>gs wurden selbst nicht <strong>in</strong> Deutschland geboren<br />
und betrachtet man ausschließlich K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund, so zeigt<br />
sich, dass mehr als drei Viertel von ihnen E<strong>in</strong>wanderer <strong>in</strong> zweiter Generation, also<br />
<strong>in</strong> Deutschland geborene K<strong>in</strong>der ausländischer Eltern s<strong>in</strong>d. Auch dieses Verhältnis<br />
von ungefähr e<strong>in</strong>em Fünftel E<strong>in</strong>wanderer erster Generation zu vier Fünfteln<br />
E<strong>in</strong>wanderer der zweiten Generation unter den K<strong>in</strong>dern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
ist <strong>in</strong> den untersuchten Stadtteilen nicht gleich: die durchschnittlichen<br />
Stadt- bzw. Ortsteile zeichnen sich durch e<strong>in</strong>en höheren Anteil von E<strong>in</strong>wanderern<br />
erster Generation aus. Niedriger ist der Anteil von E<strong>in</strong>wanderern erster Generation<br />
dagegen <strong>in</strong> dem privilegierten und dem benachteiligten Stadtteil, wo die E<strong>in</strong>wanderung<br />
somit bereits vor m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>er Generation stattfand.<br />
3.4 Besuchte Schulformen<br />
E<strong>in</strong> Drittel (33%) der Stichprobe besucht die Grundschule. In den Jahrgangsstufen<br />
fünf bis sieben verteilen sich die befragten K<strong>in</strong>der wie <strong>in</strong> Tabelle 3.2 dargestellt<br />
auf die unterschiedlichen weiterführenden Schulformen. Erwartungsgemäß<br />
unterscheiden sich die untersuchten Stadtteile deutlich h<strong>in</strong>sichtlich der besuchten<br />
Schulformen der dort lebenden K<strong>in</strong>der. Zum Teil ist dies darauf zurückzuführen,<br />
dass der Rücklauf aus den verschiedenen Schulformen nicht immer gleich stark<br />
war. Außerdem ist das lokale Schulangebot nicht <strong>in</strong> jedem Stadtteil gleich.<br />
Tab. 3.2 Anteile der SchülerInnen, die die verschiedenen weiterführenden<br />
Schulformen besuchen<br />
Schulform<br />
Anteil <strong>in</strong> der<br />
Stichprobe<br />
Gesamtschule 19%<br />
Sekundarschule 18%<br />
Gymnasium 63%<br />
10 Quelle: <strong>LBS</strong>-K<strong>in</strong>derbarometer Deutschland 2009 (Download unter:<br />
www.k<strong>in</strong>derbarometer.de)<br />
20
Die Tabelle 3.3 zeigt, dass die besuchte Schulform der K<strong>in</strong>der teilweise von ihrem<br />
sozialen Status abhängig ist (Migrationsh<strong>in</strong>tergrund, Betroffenheit von Arbeitslosigkeit,<br />
alle<strong>in</strong> erziehende Eltern). So besuchen K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
häufiger die Sekundarschule und seltener die Gesamtschule und K<strong>in</strong>der arbeitsloser<br />
Eltern vor allem häufiger die Sekundarschulen und seltener die Gymnasien.<br />
K<strong>in</strong>der Alle<strong>in</strong>erziehender unterscheiden sich h<strong>in</strong>sichtlich der besuchten Schulform<br />
nicht von K<strong>in</strong>dern aus Zweielternfamilien. Dabei ist allerd<strong>in</strong>gs zu beachten, dass<br />
Migrationsh<strong>in</strong>tergrund und Betroffenheit von Arbeitslosigkeit oft zusammenhängen<br />
(s. Abschnitt 3.7).<br />
Tab. 3.3 Anteile der Schüler, die die verschiedenen weiterführenden Schulformen<br />
besuchen, nach Migrationsh<strong>in</strong>tergrund, Arbeitslosigkeit der Eltern<br />
und Familienkonstellation<br />
Schulform ke<strong>in</strong> MH MH<br />
ke<strong>in</strong>e<br />
Arbeitslosigkeit <br />
Arbeitslosigkeit <br />
Zweielternfamilie <br />
Alle<strong>in</strong>erziehende<br />
Gesamtschule 21% 13% 18% 21% 18% 21%<br />
Sekundarschule 13% 29% 14% 32% 18% 21%<br />
Gymnasium 66% 58% 68% 47% 65% 58%<br />
3.5 Geschwisterzahl<br />
Fast jedes sechste der befragten K<strong>in</strong>der ist e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelk<strong>in</strong>d, der Rest hat m<strong>in</strong>destens<br />
e<strong>in</strong>en Bruder bzw. e<strong>in</strong>e Schwester (s. Abb. 3.3). Besonders häufig s<strong>in</strong>d K<strong>in</strong>der<br />
mit e<strong>in</strong>em Geschwister. Im Vergleich zu landesweiten Zahlen gibt es kaum<br />
Abweichungen, nur der Anteil der K<strong>in</strong>der mit e<strong>in</strong>em Geschwister ist e<strong>in</strong> wenig<br />
ger<strong>in</strong>ger (13% E<strong>in</strong>zelk<strong>in</strong>d, 48% e<strong>in</strong> Geschwister, 19% zwei Geschwister, 11%<br />
drei Geschwister und 10% mehr als drei Geschwister; Quelle: <strong>LBS</strong>-<br />
K<strong>in</strong>derbarometer Deutschland 2009). Die durchschnittliche Geschwisterzahl liegt<br />
bei 1,7 Geschwistern pro K<strong>in</strong>d, wobei es Unterschiede zwischen den untersuchten<br />
Stadtteilen gibt. Die Extremwerte liegen bei durchschnittlich 1,4 Geschwistern im<br />
privilegierten Stadtteil und 1,8 Geschwistern im benachteiligten Stadtteil.<br />
21
Abb. 3.3 Geschwisterzahl <strong>in</strong> der Stichprobe<br />
Die durchschnittliche Geschwisterzahl der K<strong>in</strong>der ist abhängig vom Migrationsh<strong>in</strong>tergrund:<br />
K<strong>in</strong>der ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund leben mit weniger Geschwistern<br />
zusammen als K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund. Ebenso haben K<strong>in</strong>der Arbeitsloser<br />
mehr Geschwister als K<strong>in</strong>der aus Familien, die nicht von Arbeitslosigkeit betroffen<br />
s<strong>in</strong>d.<br />
Interessant ist, dass k<strong>in</strong>derreichere Familien oftmals unter schlechteren Wohnbed<strong>in</strong>gungen<br />
leben, da größere Familien oft <strong>in</strong> Hochhauswohnungen wohnen.<br />
3.6 Familienkonstellation<br />
Bei <strong>in</strong>sgesamt 27% der befragten K<strong>in</strong>der s<strong>in</strong>d die beiden leiblichen Eltern getrennt<br />
bzw. geschieden. Auch dieser Wert liegt <strong>in</strong> der Größenordnung des <strong>in</strong> der<br />
letzten landesweiten Befragung ermittelten Wertes von 29% (Quelle: <strong>LBS</strong>-<br />
K<strong>in</strong>derbarometer Deutschland 2009). Zwischen den Stadtteilen lassen sich ke<strong>in</strong>e<br />
statistisch gesicherten Unterschiede f<strong>in</strong>den. Allerd<strong>in</strong>gs ist der Anteil der K<strong>in</strong>der,<br />
die angeben, dass ihre Eltern getrennt oder geschieden s<strong>in</strong>d, am ger<strong>in</strong>gsten,<br />
wenn sie <strong>in</strong> E<strong>in</strong>familienhäusern wohnen. Wird nach Migrationsh<strong>in</strong>tergrund allgeme<strong>in</strong><br />
differenziert, zeigen sich ke<strong>in</strong>e Unterschiede. Teilt man allerd<strong>in</strong>gs die K<strong>in</strong>der<br />
mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund <strong>in</strong> Familien, <strong>in</strong> denen beide Eltern im Ausland geboren<br />
wurden und Familien, <strong>in</strong> denen nur e<strong>in</strong> Elternteil im Ausland, der andere aber <strong>in</strong><br />
Deutschland geboren wurde auf, so wird der folgende Effekt deutlich: Elternpaare,<br />
die beide nicht <strong>in</strong> Deutschland geboren wurden, haben e<strong>in</strong>e besonders niedrige<br />
Trennungsquote: nur 15% dieser Eltern leben getrennt. Überdurchschnittlich<br />
ist dagegen die Trennungsquote, wenn die K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong>en deutschen und e<strong>in</strong>en<br />
ausländischen Elternteil haben: 39% dieser Elternpaare leben <strong>in</strong> Trennung.<br />
Fast jedes fünfte befragte K<strong>in</strong>d (19%) lebt bei alle<strong>in</strong> erziehenden Elternteilen.<br />
Auch hier zeigt sich wieder e<strong>in</strong> besonders ger<strong>in</strong>ger Anteil bei den K<strong>in</strong>dern, die <strong>in</strong><br />
22
E<strong>in</strong>familienhäusern wohnen. Ebenso leben K<strong>in</strong>der von Alle<strong>in</strong>erziehenden eher an<br />
großen und normalen Straßen und weniger <strong>in</strong> Spiel- und Tempo 30-Straßen.<br />
Wie die Tabelle 3.4 zeigt, leben fast drei Viertel der befragten K<strong>in</strong>der bei beiden<br />
leiblichen Eltern. Nahezu e<strong>in</strong> Fünftel der K<strong>in</strong>der lebt bei se<strong>in</strong>er alle<strong>in</strong> erziehenden<br />
Mutter und 5% bei der Mutter und ihrem <strong>neu</strong>en Partner. Alle anderen Konstellationen<br />
stellen Ausnahmen dar. Von den Alle<strong>in</strong>erziehenden s<strong>in</strong>d 94% Frauen. Im<br />
Vergleich zu den landesweiten Vergleichszahlen von 2008 fällt auf, dass es <strong>in</strong> der<br />
Stichprobe, die dieser Untersuchung zugrunde liegt, mehr K<strong>in</strong>der gibt, die mit<br />
beiden leiblichen Eltern leben (<strong>in</strong> ganz <strong>Bremen</strong> waren es 2008 noch 66% 11 ), dafür<br />
etwas weniger, die bei der Mutter und ihrem <strong>neu</strong>en Partner wohnen (<strong>Bremen</strong><br />
2008: 8%). Insgesamt betrachtet s<strong>in</strong>d aber auch hier die Abweichungen ger<strong>in</strong>g.<br />
Tab. 3.4 Familienkonstellationen <strong>in</strong> der Stichprobe<br />
Familienform Anteil<br />
beide leibliche Eltern 72%<br />
alle<strong>in</strong> erziehende Mutter 18%<br />
alle<strong>in</strong> erziehender Vater 1%<br />
leibliche Mutter und <strong>neu</strong>er Partner 5%<br />
leiblicher Vater und <strong>neu</strong>e Partner<strong>in</strong> 1%<br />
weitere Konstellationen 2%<br />
Bei 3% der befragten K<strong>in</strong>der ist m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong> Elternteil verstorben. Die Stadtteile<br />
unterscheiden sich nicht statistisch bedeutsam. Auch weitere Gruppenunterschiede<br />
lassen sich nicht nachweisen.<br />
3.7 Erwerbstätigkeit der Eltern<br />
30% der K<strong>in</strong>der geben an, m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>en arbeitslosen Elternteil zu haben.<br />
Diese Zahl ist vergleichbar mit der landesweiten Erhebung von 2008 (29% 11 ).<br />
Die Stadtteile haben deutlich unterschiedliche Quoten der Betroffenheit durch<br />
Arbeitslosigkeit: vom privilegierten Stadtteil, <strong>in</strong> dem lediglich 9% der K<strong>in</strong>der ihre<br />
Eltern als arbeitslos bezeichnen, steigt der Anteil bis hoch auf die Hälfte der K<strong>in</strong>der<br />
im benachteiligten Stadtteil. Diese massiven Unterschiede prägen die Stadtteile<br />
merklich.<br />
Je älter die K<strong>in</strong>der s<strong>in</strong>d, desto weniger s<strong>in</strong>d sie von e<strong>in</strong>er Arbeitslosigkeit der Eltern<br />
betroffen. Es zeigt sich, dass der Anteil arbeitsloser Väter über die Zeit mit 9<br />
bis 15% verhältnismäßig stabil bleibt, während der Anteil der arbeitslosen Mütter<br />
kont<strong>in</strong>uierlich und sehr deutlich von 37% <strong>in</strong> der vierten Jahrgangsstufe auf 16%<br />
<strong>in</strong> der siebten Jahrgangsstufe abs<strong>in</strong>kt (s. Abb. 3.4). Dies deutet darauf h<strong>in</strong>, dass<br />
die Mütter mit dem Wechsel der K<strong>in</strong>der auf e<strong>in</strong>e weiterführende Schule wieder<br />
vermehrt <strong>in</strong> den Beruf e<strong>in</strong>steigen.<br />
11 Quelle: <strong>LBS</strong>-K<strong>in</strong>derbarometer Deutschland 2009 (Download unter:<br />
www.k<strong>in</strong>derbarometer.de)<br />
23
Abb. 3.4 Arbeitslosigkeit der Eltern nach Jahrgangsstufe<br />
24<br />
Anteil der K<strong>in</strong>der<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
37%<br />
15%<br />
25%<br />
9%<br />
21%<br />
9%<br />
16%<br />
12%<br />
4. Klasse 5. Klasse 6. Klasse 7. Klasse<br />
Jahrgangsstufe<br />
Vater arbeitslos<br />
Mutter arbeitslos<br />
Die Betroffenheit von Arbeitslosigkeit hängt deutlich mit der Wohnform, <strong>in</strong> der<br />
die K<strong>in</strong>der leben, zusammen. Während K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> E<strong>in</strong>familienhäusern noch e<strong>in</strong>en<br />
Anteil von 21% aufweisen, s<strong>in</strong>d es <strong>in</strong> Zwei- oder Mehrfamilienhäusern bereits<br />
34% und <strong>in</strong> Hochhäusern geben sogar 53% der K<strong>in</strong>der an, dass m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>er<br />
ihrer Elternteile arbeitslos ist.<br />
K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund s<strong>in</strong>d deutlich häufiger von der Arbeitslosigkeit<br />
ihrer Eltern betroffen: 18% der K<strong>in</strong>der ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund haben m<strong>in</strong>destens<br />
e<strong>in</strong>en arbeitslosen Elternteil, aber 48% der K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
geben dies an.<br />
K<strong>in</strong>der, die an Tempo-30 Straßen leben, s<strong>in</strong>d mit e<strong>in</strong>em Anteil von 19% familiär<br />
weniger von Arbeitslosigkeit betroffen als K<strong>in</strong>der aus Spiel-, normalen oder großen<br />
Straßen (zwischen 35% und 41%).<br />
3.8 Wohnsituation<br />
47% der befragten K<strong>in</strong>der bezeichnen die Art des Hauses, <strong>in</strong> dem sie wohnen, als<br />
E<strong>in</strong>familienhaus bzw. als Doppelhaushälfte oder Reihene<strong>in</strong>familienhaus. 41%<br />
wohnen nach eigenen Angaben <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Zwei- oder Mehrfamilienhaus und 12%<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Hochhaus. In den Stadtteilen gibt es bezüglich der berichteten Baustruktur<br />
e<strong>in</strong>e große Spannbreite. Der Anteil an E<strong>in</strong>familienhäusern reicht von<br />
36% bis 72%, der Mehrfamilienhausanteil liegt je nach Stadtteil zwischen 20%<br />
und 45%. In Hochhäusern leben zwischen 4% und 19% der K<strong>in</strong>der.<br />
Die K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund s<strong>in</strong>d bezüglich des bewohnten Haustyps<br />
e<strong>in</strong>deutig benachteiligt: Während mehr als die Hälfte der K<strong>in</strong>der ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>familienhaus wohnen (56%), s<strong>in</strong>d es nur 32% der K<strong>in</strong>-
der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund. Entgegengesetzt verhält es sich dementsprechend<br />
beim Anteil von Hochhauswohnungen (4% im Vergleich zu 24%).<br />
Auch für K<strong>in</strong>der Alle<strong>in</strong>erziehender ist das <strong>Wohnen</strong> im E<strong>in</strong>familienhaus häufig nicht<br />
Realität: 21% der K<strong>in</strong>der Alle<strong>in</strong>erziehender leben <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>familienhaus, im<br />
Gegensatz zu 53% der K<strong>in</strong>der aus Zweielternfamilien. Entsprechend s<strong>in</strong>d auch<br />
hier die Anteile <strong>in</strong> Mehrfamilienhäusern (35% im Vergleich zu 36%) erhöht.<br />
Aufgrund des deutlichen Zusammenhangs zwischen Arbeitslosigkeit und Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
ist es nicht verwunderlich, dass K<strong>in</strong>der Arbeitsloser ebenfalls<br />
häufiger <strong>in</strong> Hochhäusern (21% zu 8%) und entsprechend weniger <strong>in</strong> E<strong>in</strong>familienhäusern<br />
(33% zu 53%) leben.<br />
Aber nicht nur die Art des Wohnhauses, auch die Lage ist nicht für alle K<strong>in</strong>der<br />
gleich: Fast die Hälfte der K<strong>in</strong>der (46%) wohnt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Tempo-30 Straße und<br />
35% an e<strong>in</strong>er normalen Straße. Etwa gleich viele K<strong>in</strong>der wohnen <strong>in</strong> Spielstraßen<br />
(10%) und großen Hauptverkehrsstraßen (9%). Bis auf den benachteiligten<br />
Stadtteil – dort lebt über die Hälfte der K<strong>in</strong>der an e<strong>in</strong>er normalen Straße - wohnt<br />
jeweils die Mehrheit der K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Tempo-30 Straße.<br />
E<strong>in</strong>familienhäuser stellen die Mehrheit der Wohnbebauung <strong>in</strong> Spiel- und Tempo-<br />
30 Straßen, während Mehrfamilienhäuser eher an normalen und großen Straßen<br />
zu f<strong>in</strong>den s<strong>in</strong>d. Hochhäuser bef<strong>in</strong>den sich vor allem <strong>in</strong> Spielstraßen.<br />
Während die Mehrheit der K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund an normalen Straßen<br />
wohnt, leben die meisten K<strong>in</strong>der ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund <strong>in</strong> Tempo-30 Straßen.<br />
Bei K<strong>in</strong>dern Arbeitsloser und Alle<strong>in</strong>erziehender lässt sich dieser Unterschied<br />
ebenfalls nachweisen.<br />
53% der befragten K<strong>in</strong>der leben bereits seit ihrer Geburt im untersuchten Stadtteil.<br />
Während im benachteiligten Stadtteil zwei Drittel der K<strong>in</strong>der bereits dort geboren<br />
wurden, s<strong>in</strong>d dies <strong>in</strong> allen anderen Stadtteilen nur etwa die Hälfte der K<strong>in</strong>der.<br />
Diese „Ortstreue“ könnte möglicherweise e<strong>in</strong> Produkt mangelnder f<strong>in</strong>anzieller<br />
Möglichkeiten der Bewohner se<strong>in</strong>, das Quartier zu verlassen.<br />
In Hochhäusern wohnen durchschnittlich nur 42% bereits seit ihrer Geburt, während<br />
<strong>in</strong> E<strong>in</strong>- oder Mehrfamilienhäusern jeweils deutlich mehr als die Hälfte der<br />
K<strong>in</strong>der bereits im Stadtteil geboren wurde. Zum Teil liegt das allerd<strong>in</strong>gs am höheren<br />
Anteil <strong>in</strong> Hochhäusern lebender K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund, denn<br />
zum<strong>in</strong>dest die E<strong>in</strong>wandererk<strong>in</strong>der erster Generation können per Def<strong>in</strong>ition nicht<br />
im untersuchten Stadtteil geboren worden se<strong>in</strong>.<br />
K<strong>in</strong>der Alle<strong>in</strong>erziehender s<strong>in</strong>d ebenfalls seltener bereits seit ihrer Geburt im untersuchten<br />
Stadtteil ansässig, wohl vor allem dann, wenn die Trennung der Eltern<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Umzug resultierte.<br />
25
4. Profile der Stadt- bzw. Ortsteile<br />
Die hier beschriebenen Stadt- bzw. Ortsteilprofile sollen e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>druck der<br />
Wohnbed<strong>in</strong>gungen und Angebotsstrukturen der untersuchten Stadt- bzw. Ortsteile<br />
aus Erwachsenensicht vermitteln, um so e<strong>in</strong>en Bezug zu den E<strong>in</strong>schätzungen<br />
der K<strong>in</strong>der zu ermöglichen. Die hier zusammengetragenen Informationen setzen<br />
sich zum e<strong>in</strong>en aus den E<strong>in</strong>drücken bei der Begehung der Stadt- bzw. Ortsteile<br />
durch Mitarbeiter<strong>in</strong>nen des PROSOZ Herten ProKids-Instituts und Ansprechpersonen<br />
aus den Ämtern für Soziale Dienste sowie aus H<strong>in</strong>tergrund<strong>in</strong>formationen der<br />
Ansprechpersonen zum Stadt- bzw. Ortsteil zusammen. Zum anderen wurden<br />
spezifische Angaben im Internet recherchiert. Die Stadt- bzw. Ortsteilprofile können<br />
und wollen dabei nicht den Anspruch erheben, e<strong>in</strong>e „objektive“ Beschreibung<br />
der Stadt- bzw. Ortsteile darzustellen.<br />
4.1 Das Land <strong>Bremen</strong><br />
Das Bundesland <strong>Bremen</strong>, bestehend aus der Freien Hansestadt <strong>Bremen</strong> und der<br />
Seestadt Bremerhaven, wurde 1947 gegründet und ist als Zwei-Städte-Staat mit<br />
ca. 404 km² das kle<strong>in</strong>ste der 16 Bundesländer <strong>in</strong> Deutschland. Geografisch bef<strong>in</strong>det<br />
sich das Land im Nordwesten Deutschlands und wird durch niedersächsische<br />
Landkreise begrenzt.<br />
Auf Landesebene leben 661.866 Menschen <strong>in</strong> <strong>Bremen</strong>, davon <strong>in</strong> der Stadt <strong>Bremen</strong><br />
547.360 und 114.506 <strong>in</strong> Bremerhaven. Der Anteil von Menschen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
beträgt 25,6% 12 , die Arbeitslosenquote erreicht 14%. Das Land<br />
<strong>Bremen</strong> weist e<strong>in</strong>en überdurchschnittlich hohen Anteil an E<strong>in</strong>elternfamilien auf<br />
(30% aller Familien mit K<strong>in</strong>dern).<br />
Beide Städte s<strong>in</strong>d ca. 60 km vone<strong>in</strong>ander entfernt und ebenfalls durch niedersächsisches<br />
Gebiet vone<strong>in</strong>ander getrennt. Verbunden werden beide durch die<br />
Autobahn A27.<br />
Wirtschaftlich ist das Land <strong>Bremen</strong> durch die Häfen <strong>in</strong> <strong>Bremen</strong> und Bremerhaven<br />
Deutschlands zweitwichtigster Außenhandelsstandort (nach Hamburg), wobei<br />
besonders dem Kaffeeimport und Autoexport e<strong>in</strong>e bedeutende Rolle zukommt.<br />
Zudem bef<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> <strong>Bremen</strong> das Daimler-Werk (Sebaldsbrück/Hemel<strong>in</strong>gen),<br />
die deutsche Airbus-Produktionsstätte, Raumfahrt<strong>in</strong>dustrie sowie Lebensmittel<strong>in</strong>dustrie<br />
(Kraft Foods, Kellog’s, Melitta-Kaffee, Beck’s Brauerei etc.).<br />
An Bildungse<strong>in</strong>richtungen im Land <strong>Bremen</strong> gibt es die staatliche Universität <strong>Bremen</strong><br />
und die private Jacobs University <strong>Bremen</strong>, die staatlichen Hochschulen <strong>Bremen</strong><br />
und Bremerhaven, die staatliche Hochschule für Künste sowie e<strong>in</strong>ige außeruniversitäre<br />
Forschungse<strong>in</strong>richtungen.<br />
12<br />
Alle Angaben aus diesem Absatz s<strong>in</strong>d den folgenden Quellen entnommen:<br />
http://www.statistik-bremen.de/soev/statwizard_step1.cfm (Stand 12/2008), abgerufen<br />
am 29.8.2009 und Die Senator<strong>in</strong> für Arbeit, Frauen, Gesundheit, Jugend und Soziales<br />
(2009): Lebenslagen im Land <strong>Bremen</strong>. Armuts- und Reichtumsbericht des Senats der<br />
Freien Hansestadt <strong>Bremen</strong>; Download unter<br />
http://www.soziales.bremen.de/detail.php?gsid=bremen69.c.6072.de#Armutsbericht,<br />
abgerufen am 12.8.2009<br />
26
4.2 Die Stadt <strong>Bremen</strong><br />
Die Stadtgeme<strong>in</strong>de <strong>Bremen</strong> ist die Hauptstadt des kle<strong>in</strong>sten deutschen Bundeslands,<br />
des Landes Freie Hansestadt <strong>Bremen</strong>, wozu noch die Stadt Bremerhaven<br />
gehört. <strong>Bremen</strong> ist die zehntgrößte Stadt Deutschlands. Sie gehört zur Europäischen<br />
Metropolregion <strong>Bremen</strong>/Oldenburg, e<strong>in</strong>er von <strong>in</strong>sgesamt elf Europäischen<br />
Metropolregionen <strong>in</strong> Deutschland. Die Stadt bef<strong>in</strong>det sich zu beiden Seiten der<br />
Weser, 60 km vor ihrer Mündung <strong>in</strong> die Nordsee und ist vollständig von niedersächsischem<br />
Landesgebiet umgeben.<br />
Das Stadtgebiet umfasst e<strong>in</strong>e Fläche von <strong>in</strong>sgesamt 325 km² mit 547.360 E<strong>in</strong>wohnerInnen,<br />
die Bevölkerungsdichte liegt bei 1.684 E<strong>in</strong>wohnern pro km². Hiervon<br />
s<strong>in</strong>d 83.297 K<strong>in</strong>der und Jugendliche im Alter zwischen 0 und 18 Jahren. Die<br />
Arbeitslosenquote liegt bei 12,7%. Der Anteil an E<strong>in</strong>wohnerInnen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
beträgt 26,8%.<br />
Die Stadt ist untergliedert <strong>in</strong> fünf Stadtbezirke: Mitte, Süd, Ost, West und Nord.<br />
Diese lassen sich wiederum <strong>in</strong> zusammen 23 Stadteile aufteilen, welche sich aus<br />
mehreren - teilweise sehr heterogenen - Ortsteilen zusammensetzen. Die bei der<br />
Datenerhebung für das <strong>LBS</strong>-K<strong>in</strong>derbarometer „<strong>Wohnen</strong> <strong>in</strong> <strong>Bremen</strong>“ berücksichtigten<br />
Stadtteile s<strong>in</strong>d der Stadtteil Schwachhausen im Stadtbezirk Ost, der Stadtteil<br />
Gröpel<strong>in</strong>gen im Stadtbezirk West und der Ortsteil Sebaldsbrück im Stadtteil<br />
Hemel<strong>in</strong>gen im Stadtbezirk Ost (s. Kap. 4).<br />
Durch die Innenstadt fließt die Weser, die gleichzeitig e<strong>in</strong>e geschichtlich gewachsene<br />
Grenze darstellt: so ist „l<strong>in</strong>ks der Weser“ e<strong>in</strong> geläufiger Ausdruck für das<br />
südliche Stadtgebiet, „rechts der Weser“ für das nördliche Stadtgebiet.<br />
E<strong>in</strong> wichtiger Wirtschaftzweig <strong>in</strong> <strong>Bremen</strong> ist der Außenhandel, wobei der Hauptumschlagspunkt<br />
<strong>in</strong> Bremerhaven liegt. E<strong>in</strong> Teil des Güterexportes läuft auch über<br />
den Bremer Überseehafen, der sich auf e<strong>in</strong>er Fläche von 290 ha im Stadtteil Häfen<br />
erstreckt. Zudem ist <strong>Bremen</strong> e<strong>in</strong> wichtiger Standort für die Automobil-,<br />
Schiffbau-, Stahl-, Elektronik- und Nahrungsmittel<strong>in</strong>dustrie. So ist Daimler der<br />
größte private Arbeitgeber der Stadt mit ca. 13.000 Beschäftigten. Allerd<strong>in</strong>gs<br />
mussten im Zuge der Werftenkrise und des damit e<strong>in</strong>hergehenden Strukturwandels<br />
viele Unternehmen, darunter die AG Weser, schließen, was zu e<strong>in</strong>er hohen<br />
Arbeitslosigkeit <strong>in</strong> <strong>Bremen</strong> führte.<br />
Was den öffentlichen Personenverkehr betrifft, ist <strong>Bremen</strong> sehr gut angebunden.<br />
<strong>Bremen</strong> ist e<strong>in</strong> Eisenbahnknotenpunkt mit Bahnverb<strong>in</strong>dungen <strong>in</strong> alle Richtungen.<br />
Hier treffen die Zugl<strong>in</strong>ien von Hamburg <strong>in</strong>s Ruhrgebiet, nach Bremerhaven, nach<br />
Hannover und nach Oldenburg zusammen. Zudem ist <strong>Bremen</strong> Haltepunkt im<br />
Fernverkehrsnetz (ICE) der Deutschen Bahn. Die Vororte <strong>Bremen</strong>s s<strong>in</strong>d mit dem<br />
Regionalverkehr zu erreichen. Darüber h<strong>in</strong>aus sorgen <strong>in</strong>nerhalb des Stadtgebiets<br />
acht Straßenbahn- und 44 Busl<strong>in</strong>ien der BSAG (Bremer Straßenbahn AG) für die<br />
Beförderung von Fahrgästen <strong>in</strong> die umliegenden Ortsteile.<br />
Im Süden <strong>Bremen</strong>s bef<strong>in</strong>det sich der <strong>in</strong>ternationale Flughafen <strong>Bremen</strong>.<br />
<strong>Bremen</strong> wird als e<strong>in</strong>e Stadt mit e<strong>in</strong>er starken Radfahrtradition beschrieben, entsprechend<br />
hat die Stadt mit über 22% der Wege e<strong>in</strong>en hohen Radverkehrsanteil,<br />
allerd<strong>in</strong>gs bef<strong>in</strong>den sich viele Radwege <strong>in</strong> schlechtem Zustand.<br />
An das Autobahnnetz ist die Stadt <strong>Bremen</strong> durch die A1, die A27 und die A270<br />
angebunden, zudem führen mehrere Bundesstraßen durch <strong>Bremen</strong>.<br />
27
Die Stadt <strong>Bremen</strong> kann als kulturelles Zentrum der Region bezeichnet werden,<br />
zahlreiche bekannte Sehenswürdigkeiten s<strong>in</strong>d hier zu f<strong>in</strong>den (z.B. das Wahrzeichen<br />
der Stadt <strong>Bremen</strong>, die Rolandstatue auf dem Marktplatz, das Bremer Rathaus,<br />
die Bremer Stadtmusikanten an der Westmauer des Rathauses, das<br />
Schütt<strong>in</strong>g (das Haus der Kaufleute), der Bremer Dom, die Liebfrauenkirche, die<br />
Bremer Baumwollbörse, die Böttcherstraße, das Schnoor-Viertel <strong>in</strong> der Altstadt<br />
sowie das Anfang des 20. Jahrhunderts gegründete Theater <strong>Bremen</strong> am Goetheplatz).<br />
Der Roland und das Rathaus gehören zum UNESCO-Welterbe.<br />
Außerdem verfügt die Stadt <strong>Bremen</strong> über e<strong>in</strong>e Vielzahl von Museen: die Kunsthalle<br />
, das Luft- und Raumfahrtmuseum, das Neue Museum Weserburg, das<br />
Überseemuseum als e<strong>in</strong>es der bedeutendsten Museum der Völkerkunde, das<br />
2004 eröffnete Hafenmuseum sowie das Focke-Museum und das Landesmuseum<br />
für Kunst- und Kulturgeschichte, die auch spezielle Aktionen für K<strong>in</strong>der und Familien<br />
anbieten. Zum Mitmachen und spielerischen Experimentieren lädt das Science<br />
Center „Universum“ v.a. K<strong>in</strong>der und Jugendliche e<strong>in</strong>.<br />
Als Erholungsort locken zahlreiche Parkanlagen im Stadtgebiet sowie Naturschutzgebiete<br />
im Umland.<br />
Die Angebote, die sich an K<strong>in</strong>der und Jugendliche richten, s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>Bremen</strong> e<strong>in</strong>er<br />
Großstadt entsprechend vielfältig. Das Angebot umfasst mehrere Theater und<br />
K<strong>in</strong>os, Freizeitzentren <strong>in</strong> verschiedenen Stadtteilen, e<strong>in</strong>e Vielzahl von Sportvere<strong>in</strong>en<br />
und Sportstätten sowie (Indoor-)Spielplätze, mehrere über das Stadtgebiet<br />
verteilte K<strong>in</strong>derbibliotheken, <strong>in</strong>sgesamt 14 Schwimm- und Freibäder, e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>dermuseum<br />
(KeK) sowie drei K<strong>in</strong>derbauernhöfe <strong>in</strong> verschiedenen Stadtteilen. Zudem<br />
bieten verschiedene Verbände (z.B. BUND, Jugendrotkreuz) und Kirchengeme<strong>in</strong>den<br />
Angebote für K<strong>in</strong>der und Jugendliche im Stadtgebiet an.<br />
4.3 Der benachteiligte Stadtteil: Gröpel<strong>in</strong>gen<br />
Der als e<strong>in</strong>er von drei Stadtteilen für die Untersuchung <strong>in</strong> <strong>Bremen</strong> ausgewählte<br />
Stadtteil Gröpel<strong>in</strong>gen ist mit rund 35.000 E<strong>in</strong>wohnerInnen 13 vergleichsweise e<strong>in</strong>wohnerstark<br />
und ist <strong>in</strong> fünf Ortsteile unterteilt: L<strong>in</strong>denhof, Ohlenhof,<br />
Gröpel<strong>in</strong>gen, Oslebshausen und In den Wischen. Dabei ist der Ortsteil In den Wischen<br />
mit ungefähr 250 E<strong>in</strong>wohnerInnen sehr dünn besiedelt, besteht hauptsächlich<br />
aus e<strong>in</strong>er Kle<strong>in</strong>gartenanlage und wird deshalb im Folgenden nicht berücksichtigt.<br />
Die Entfernung zur Innenstadt beträgt zwischen 5 und 8 km.<br />
Gröpel<strong>in</strong>gen ist e<strong>in</strong> alter, durchmischter Arbeiterstadtteil im Nordwesten <strong>Bremen</strong>s<br />
und gehört zum Stadtbezirk West. Er wird entlang der Weser (rechtsseitig) von<br />
Hafengebieten, von e<strong>in</strong>er Bahnl<strong>in</strong>ie und der Autobahn A1 sowie dem Blockland an<br />
zwei Seiten begrenzt. Die Grenze zum angrenzenden Stadtteil Walle bildet der<br />
großflächige Waller Friedhof. Die Fläche von Gröpel<strong>in</strong>gen beträgt 10 km2.<br />
In Gröpel<strong>in</strong>gen bef<strong>in</strong>det sich e<strong>in</strong> Gewerbegebiet sowie e<strong>in</strong> großes Krankenhaus,<br />
erst 2008 ist das E<strong>in</strong>kaufszentrum Waterfront h<strong>in</strong>zugekommen. Besonders geprägt<br />
wurde die Wirtschaft Gröpel<strong>in</strong>gens durch die angrenzenden Hafengebiete<br />
und die Schließung der AG Weser <strong>in</strong> den 1980er Jahren und der damit verbundenen<br />
Arbeitslosigkeit. Die Arbeitslosenquote liegt derzeit bei 26,8% und damit<br />
13<br />
Alle Angaben aus diesem Absatz s<strong>in</strong>d der folgenden Quelle entnommen:<br />
http://www.statistik-bremen.de/soev/statwizard_step1.cfm (Stand 12/2008), abgerufen<br />
am 29.8.2009<br />
28
weit über dem Bremischen Durchschnitt. Zudem ist der Anteil der Menschen mit<br />
Migrationsh<strong>in</strong>tergrund mit 40,8% sehr hoch, als Herkunftsland ist die Türkei am<br />
stärksten vertreten.<br />
Der K<strong>in</strong>deranteil im Stadtteil zwischen 0 und 18 Jahren liegt bei etwa 19% von<br />
denen ungefähr 62% e<strong>in</strong>en Migrationsh<strong>in</strong>tergrund haben. Der Stadtteil gilt als<br />
eher k<strong>in</strong>derreich, die Tendenz ist steigend. Dazu im Kontrast steht, dass<br />
Gröpel<strong>in</strong>gen von den Ansprechpersonen als eher k<strong>in</strong>derunfreundlich e<strong>in</strong>geschätzt<br />
wird.<br />
Das Funktionieren des Zusammenlebens von Menschen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
und Deutschen wird von unseren Ansprechpartnern als eher negativ bewertet.<br />
Insgesamt gilt Gröpel<strong>in</strong>gen als stark benachteiligter Stadtteil, <strong>in</strong> dem alle Ortsteile<br />
mehr oder weniger gleichermaßen benachteiligt s<strong>in</strong>d, der Stadtteil ist also relativ<br />
homogen. Dies deckt sich mit den Informationen des<br />
Sozial<strong>in</strong>dikatorenrank<strong>in</strong>gs (s. Kap. 1), auf der der Ortsteil Gröpel<strong>in</strong>gen Rang 2<br />
belegt, gefolgt von den Ortsteilen Ohlenhof und L<strong>in</strong>denhof auf Rang 3 und 4, Oslebshausen<br />
liegt <strong>in</strong> diesem Rank<strong>in</strong>g auf Rang 19. Das Image des Stadtteils ist<br />
überdies durch den bundesweit bekannt gewordenen Fall „Kev<strong>in</strong>“ stark angeschlagen.<br />
Die Identität des Stadtteils ist geprägt durch den Wandel <strong>in</strong> der<br />
Bewohnerstruktur, sowohl bezogen auf die Durchmischung verschiedener Nationalitäten<br />
als auch bezogen auf die Erwerbstätigkeit. Von weiblichen Jugendlichen<br />
ist bekannt, dass sie die Identifizierung mit Gröpel<strong>in</strong>gen teilweise dadurch umsetzen,<br />
<strong>in</strong>dem sie sich „G-town-girl“ nennen (angelehnt an die Bronx). Konflikte<br />
treten nach E<strong>in</strong>schätzung der Ansprechpersonen an verschiedenen Punkten immer<br />
wieder auf, z.B. im Zusammenleben zwischen den verschiedenen Nationalitäten<br />
oder durch Treffpunkte von z.B. Alkohol konsumierenden Menschen oder<br />
e<strong>in</strong>er Jugendgang. Im <strong>Endbericht</strong> des Monitor<strong>in</strong>g „Soziale Stadt <strong>Bremen</strong>“ 14 wird<br />
Gröpel<strong>in</strong>gen als e<strong>in</strong> Stadtteil mit zunehmender sozialer Problematik mit der Gefahr<br />
e<strong>in</strong>er sich verstetigenden Abwärtsspirale (selektive Migration) beschrieben<br />
und dementsprechend e<strong>in</strong>e stärkere Ausweitung der Programmaktivitäten der<br />
Stadt <strong>Bremen</strong> empfohlen (über das bereits seit zehn Jahren existierende und<br />
breit angelegte Programm „WiN“ – <strong>Wohnen</strong> <strong>in</strong> Nachbarschaften h<strong>in</strong>aus). Die<br />
Problematik <strong>in</strong> der Wohnanlage Wohlers Eichen wird hier als sehr gravierend e<strong>in</strong>geschätzt<br />
(u.a. heterogene ethnische Zusammensetzung der Bevölkerung, deutliche<br />
Jugendkonflikte). Aber auch der Bereich um die Stuhmer Straße, <strong>in</strong> der die<br />
soziale Problematik durch den schlechten baulichen Zustand der Gebäude (feuchte<br />
Räume, Schimmel) verstärkt wird sowie die Ernst-Waldau-Straße <strong>in</strong> Ohlenhof<br />
werden für Gröpel<strong>in</strong>gen explizit als Problemgebiete genannt.<br />
Wohnbebauung<br />
Die Wohnbebauung <strong>in</strong> Gröpel<strong>in</strong>gen ist <strong>in</strong> allen Ortsteilen relativ homogen, die<br />
Ausnahme bildet Oslebshausen mit dem dortigen Wohngebiet Wohlers Eichen.<br />
Es dom<strong>in</strong>ieren <strong>in</strong> den übrigen Ortsteilen eher schmale E<strong>in</strong>familienreihenhäuser<br />
(meistenteils zweigeschossig) sowie Mehrfamilienreihenhäuser (<strong>in</strong> der Regel zwi-<br />
14<br />
Der Senator für Umwelt, Bau, Verkehr und Europa & die Senator<strong>in</strong> für Arbeit, Frauen,<br />
Gesundheit, Jugend und Soziales (2008): Monitor<strong>in</strong>g „Soziale Stadt <strong>Bremen</strong>“ 2008. <strong>Bremen</strong>;<br />
siehe http://www.soziales.bremen.de/detail.php?gsid=bremen69.c.6072.de, abgerufen<br />
am 29.8.2009<br />
29
schen drei und vier Stockwerke hoch) der 50er oder 60er Jahre, teilweise auch<br />
jüngeren Baudatums. Die Fassaden s<strong>in</strong>d hauptsächlich verputzt, manche auch<br />
bunt gestrichen oder verkl<strong>in</strong>kert. Frei stehende E<strong>in</strong>familienhäuser bilden klar die<br />
Ausnahme.<br />
E<strong>in</strong> Großteil der hier vorhandenen Reihenhäuser ist nach Aussage unserer Ansprechpersonen<br />
<strong>in</strong> privatem Besitz der BewohnerInnen, was durch die besonders<br />
niedrigen Immobilienpreise <strong>in</strong> Gröpel<strong>in</strong>gen möglich ist. Auffällig viele Häuser stehen<br />
zum Verkauf, wodurch die Preise stark fallen. Typisch bei den Reihenhäusern<br />
ist e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er umzäunter Vorgarten, der häufig als Abstellfläche für Fahrräder,<br />
K<strong>in</strong>derwagen oder auch „Gerümpel“, seltener als Erholungsraum im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>es<br />
Vorgartens genutzt wird.<br />
Durchbrochen wird die homogene Bebauung von e<strong>in</strong>igen typisch bremischen hellrot<br />
verkl<strong>in</strong>kerten Werftshäusern aus den 20er Jahren mit 3 Geschossen, deren<br />
BewohnerInnen sich jedoch h<strong>in</strong>sichtlich ihrer sozialen Lage nicht von den anderen<br />
BewohnerInnen Gröpel<strong>in</strong>gens unterscheiden.<br />
Im Bereich der Stuhmer Straße <strong>in</strong> Ohlenhof dom<strong>in</strong>ieren zwei- bis viergeschossige<br />
Zeilenbauten das Straßenbild.<br />
Hochhäuser s<strong>in</strong>d nur vere<strong>in</strong>zelt vorhanden, wobei das Wohngebiet Wohlers Eichen<br />
im Ortsteil Oslebshausen mit se<strong>in</strong>en achtgeschossigen Riegelbauten sowie<br />
viergeschossigen Mehrfamilienhäusern die Ausnahme darstellt. Die Wohngebäude<br />
dort wurden <strong>in</strong> den 1970er Jahren aufgrund des stetig wachsenden Industriegebiets<br />
am Rande von Oslebshausen und des damit verbundenen voraussichtlichen<br />
Bedarfs an arbeitsplatznahen Wohnungen errichtet. E<strong>in</strong>e Wohnbaugesellschaft<br />
ließ den über 300 Meter langen, achtgeschossigen Riegelbau errichten, der ca.<br />
350 Wohnungen <strong>in</strong> 16 E<strong>in</strong>gängen umfasst und gleichzeitig als Lärmschutz dienen<br />
soll. Allerd<strong>in</strong>gs blieb die Nachfrage weit h<strong>in</strong>ter den Erwartungen zurück, was<br />
letztendlich das Wohngebiet zu e<strong>in</strong>em sozialen Brennpunkt werden ließ. Hier<br />
wohnen überdurchschnittlich viele Menschen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund sowie<br />
Menschen, die Transferleistungen erhalten. Den Leerstand, der bis vor ca. 4 Jahren<br />
hier noch 40% betrug, hat man <strong>in</strong> den letzten Jahren durch das Programm<br />
„WiN – <strong>Wohnen</strong> <strong>in</strong> Nachbarschaften“ sowie überregionale Werbekampagnen <strong>in</strong><br />
unterschiedlichen Sprachen verm<strong>in</strong>dert. Der Zuzug wurde auch durch den sehr<br />
niedrigen Mietpreis attraktiv. Um die Spannungen zwischen den BewohnerInnen<br />
<strong>in</strong> den Blocks zu verr<strong>in</strong>gern und um das Image der Wohnsiedlung aufzubessern,<br />
ist der Posten des/der Haussprechers/<strong>in</strong> e<strong>in</strong>geführt worden.<br />
30
Wohngebäude <strong>neu</strong>eren Baudatums f<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> Ohlenhof <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er <strong>neu</strong>en,<br />
modernen Reihenhaussiedlung. Die Häuser s<strong>in</strong>d von außen weiß verputzt und<br />
machen e<strong>in</strong>en gepflegten E<strong>in</strong>druck. Diese Siedlung wird durch e<strong>in</strong>en Riegelbau im<br />
gleichen Baustil von e<strong>in</strong>er Eisenbahnl<strong>in</strong>ie abgeschirmt. Allerd<strong>in</strong>gs s<strong>in</strong>d diese<br />
Wohnungen eng ane<strong>in</strong>ander gereiht und <strong>in</strong>sgesamt machen die Wohngebäude<br />
e<strong>in</strong>en verw<strong>in</strong>kelten, unübersichtlichen E<strong>in</strong>druck, e<strong>in</strong>e Beleuchtung fehlt.<br />
In allen Ortsteilen f<strong>in</strong>det sich im Straßenbild auffällig viel Müll, besonders Sperrmüll.<br />
Bis vor e<strong>in</strong>igen Jahren war es nach dem E<strong>in</strong>druck unserer Ansprechpersonen<br />
„normal“, Müll auf die Straße zu werfen. Die Bausubstanz der Wohngebäude<br />
<strong>in</strong> Gröpel<strong>in</strong>gen ersche<strong>in</strong>t <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em durchschnittlich guten Zustand, dies ist stimmig<br />
mit dem Gesamte<strong>in</strong>druck während der Stadtteilbegehung, dass der Status<br />
der Benachteiligung des Stadtteils nicht auf den ersten Blick sichtbar ist.<br />
Verkehrssituation<br />
Der Stadtteil Gröpel<strong>in</strong>gen wird durch zwei große Hauptverkehrsstraßen durchzogen:<br />
die Gröpel<strong>in</strong>ger Heerstraße und die Oslebshauser Heerstraße. Von ihnen<br />
gehen viele kle<strong>in</strong>ere Straßen ab, e<strong>in</strong>ige von ihnen s<strong>in</strong>d verkehrsberuhigte Tempo-<br />
30 Zonen. Die Straßen s<strong>in</strong>d größtenteils geteert. Sie können nur schlecht bespielt<br />
werden, da die Straßenzüge häufig durch zahlreiche parkende Autos auf dem<br />
31
Bürgersteig gekennzeichnet s<strong>in</strong>d. Die Ausnahme bildet auch hier das Wohngebiet<br />
Wohlers Eichen: hier fahren und parken nur vere<strong>in</strong>zelt Autos.<br />
Im Stadtteilgebiet s<strong>in</strong>d Fahrradwege nur teilweise deutlich ausgewiesen, besonders<br />
der sich von West nach Ost durchziehende zentrale Grüngürtel bewährt sich<br />
als Rad- und Fußweg. Insgesamt ist die Möglichkeit für K<strong>in</strong>der, sich <strong>in</strong><br />
Gröpel<strong>in</strong>gen mit dem Fahrrad fortzubewegen als eher durchschnittlich zu bewerten,<br />
gleiches gilt für die Verkehrssicherheit von K<strong>in</strong>dern.<br />
Die Verkehrsanb<strong>in</strong>dung mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist <strong>in</strong> der „Längsverb<strong>in</strong>dung“<br />
auf den großen Straßen mit Straßenbahnen und Bussen gut: Drei Straßenbahnl<strong>in</strong>ien<br />
verb<strong>in</strong>den den Stadtteil mit den angrenzenden Stadtteilen. Fünf<br />
Busl<strong>in</strong>ien führen <strong>in</strong> die benachbarten Ortsteile und von dort aus <strong>in</strong> Richtung <strong>Bremen</strong>–Vegesack<br />
oder <strong>Bremen</strong>–Hauptbahnhof.<br />
Es fehlen jedoch Querverb<strong>in</strong>dungen mit öffentlichen Verkehrsmitteln im Stadtteil,<br />
wodurch für die BewohnerInnen teilweise Wege bis zur nächsten Haltestelle von<br />
bis zu 1,5 km Länge entstehen. Zudem fehlt e<strong>in</strong>e durchgehende Verb<strong>in</strong>dung mit<br />
der Straßenbahn zum Ortsteil Oslebshausen, ÖPNV-Nutzende müssen <strong>in</strong> den Bus<br />
umsteigen. Dadurch wird die Insellage dieses Ortsteils noch stärker deutlich und<br />
auch von den BewohnerInnen so wahrgenommen.<br />
E<strong>in</strong>e Eisenbahnl<strong>in</strong>ie durchschneidet den Stadtteil und hat e<strong>in</strong>e starke Trennwirkung,<br />
v.a. was den Zugang zu Grünflächen betrifft.<br />
Geschäfte<br />
Die Ausstattung mit Geschäften, v.a. solche, die für K<strong>in</strong>der <strong>in</strong>teressant s<strong>in</strong>d, ist <strong>in</strong><br />
Gröpel<strong>in</strong>gen nicht sehr umfangreich. E<strong>in</strong>kaufsmöglichkeiten s<strong>in</strong>d an der<br />
Gröpel<strong>in</strong>ger Heerstraße vorhanden, jedoch mit ger<strong>in</strong>ger Sortimentsauswahl. Auf<br />
die e<strong>in</strong>zelnen Ortsteile heruntergebrochen gibt es unterschiedlich gute E<strong>in</strong>kaufsmöglichkeiten.<br />
Dabei kann der Ortsteil L<strong>in</strong>denhof durch die Neueröffnung des<br />
E<strong>in</strong>kaufszentrums „L<strong>in</strong>denhof – Center“ im September 2008 zwar e<strong>in</strong> relativ gutes,<br />
aber e<strong>in</strong>seitiges Sortiment an Waren anbieten. Hier gibt es neben e<strong>in</strong>em AL-<br />
DI – Supermarkt e<strong>in</strong>en KIK und e<strong>in</strong>en weiteren Billig- Discounter sowie e<strong>in</strong>e Drogerie.<br />
Das zwar e<strong>in</strong>seitige, aber preiswerte Angebot an Waren kommt den E<strong>in</strong>wohnerInnen<br />
Gröpel<strong>in</strong>gens bzw. L<strong>in</strong>denhofs und ihrer zumeist schwierigen f<strong>in</strong>anziellen<br />
Lage entgegen. Dies wird auch durch e<strong>in</strong> Kaufhaus mit Gebrauchtwaren <strong>in</strong><br />
L<strong>in</strong>denhof, der „Recycl<strong>in</strong>gbörse“, deutlich. Neben dem E<strong>in</strong>kaufszentrum gibt es<br />
hier sonst nur sporadische Versorgungsmöglichkeiten, hauptsächlich türkische<br />
Obst – und Gemüsehändler und türkische Imbisse. Viele Dienstleistungen werden<br />
<strong>in</strong> diesem Ortsteil aufgrund der hohen Zuwanderung aus der Türkei auch <strong>in</strong> türkischer<br />
Sprache angeboten (Frisör, Versicherung, Fahrschule etc.). Gröpel<strong>in</strong>gen<br />
weist e<strong>in</strong>en hohen Leerstand bei Ladenlokalen auf.<br />
Auffällig s<strong>in</strong>d die fehlenden Versorgungsmöglichkeiten im Ortsteil Oslebshausen,<br />
besonders im Wohngebiet Wohlers Eichen, das durch Hauptverkehrstraßen und<br />
Gewerbegebiete <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er isolierten Insellage liegt. Außer e<strong>in</strong>em Kiosk haben die<br />
BewohnerInnen dort ke<strong>in</strong>e Möglichkeit, sich wohnungsnah mit Lebensmitteln etc.<br />
zu versorgen. Die schlechte Anb<strong>in</strong>dung an öffentliche Verkehrsmittel erschwert<br />
dies zusätzlich. Zwei vere<strong>in</strong>zelte Discounter, e<strong>in</strong> weiterer Gebrauchtmöbelhandel<br />
sowie e<strong>in</strong>e Bankfiliale an der Oslebshauser Heerstraße s<strong>in</strong>d von Wohlers Eichen<br />
aus nur mit e<strong>in</strong>igem Aufwand bzw. dem Auto zu erreichen.<br />
32
Im starken Gegensatz dazu steht das zweite <strong>in</strong> Gröpel<strong>in</strong>gen <strong>neu</strong> eröffnete E<strong>in</strong>kaufszentrum,<br />
die „Waterfront“. Das dortige Angebot richtet sich eher an höhere<br />
E<strong>in</strong>kommensklassen und weniger an die E<strong>in</strong>wohnerInnen Gröpel<strong>in</strong>gens.<br />
Insgesamt s<strong>in</strong>d Supermärkte, Bäckereien etc. eher selten <strong>in</strong> den Wohngebieten<br />
vorhanden.<br />
Schulen<br />
Über den Stadtteil verteilt gibt es nicht alle Schulformen. In Gröpel<strong>in</strong>gen gibt es<br />
fünf Grundschulen, die teilweise Ganztagschulen s<strong>in</strong>d und zusätzliche Angebote<br />
am Nachmittag sowie spezielle Unterstützung bei der Integration von K<strong>in</strong>dern mit<br />
Migrationsh<strong>in</strong>tergrund und zum Teil auch ihrer Familien bieten. Daneben gibt es<br />
e<strong>in</strong> Förderzentrum für die Jahrgangsstufen 1 - 10. Zudem gibt es e<strong>in</strong>e Privatschule<br />
(Gesamtschule) sowie e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tegrierte Stadtteilschule (Schulzentrum), die<br />
Real- und Hauptschule sowie den gymnasialen Zweig bis zur 10. Klasse zusammenbr<strong>in</strong>gt.<br />
Dort gibt es e<strong>in</strong> Frühstücks – und Mittagsangebot und ebenfalls e<strong>in</strong>e<br />
Ganztagsbetreuung. An der Stadtteilgrenze zu Walle liegt e<strong>in</strong>e Ganztagsgesamtschule<br />
für die Sekundarstufe I.<br />
Angebote für K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> Gröpel<strong>in</strong>gen<br />
Insgesamt ist das Angebot für K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> Gröpel<strong>in</strong>gen durchschnittlich und zeichnet<br />
sich besonders durch die vielfältigen <strong>in</strong>stitutionellen Angebote (Jugendtreffs,<br />
K<strong>in</strong>der- und Jugendfarmen etc.) aus.<br />
Im Stadtteil liegen 8 Spielplätze, die zum Teil mit den K<strong>in</strong>dern zusammen <strong>in</strong> Beteiligungsprojekten<br />
gestaltet wurden. Die Spielplätze, die während der Stadtteilbegehung<br />
besichtigt wurden, s<strong>in</strong>d größtenteils <strong>in</strong> den letzten Jahren renoviert<br />
worden und waren dementsprechend <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em guten Zustand. Allerd<strong>in</strong>gs gab es<br />
auch e<strong>in</strong>ige wenige, die sehr kle<strong>in</strong> und verschmutzt waren. Die meisten Spielplätze<br />
liegen fernab vom Straßenverkehr, s<strong>in</strong>d meistens umgeben von Natur und<br />
dadurch nur bed<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong>sehbar. Die Spielplätze bieten K<strong>in</strong>dern aller Altersgruppen<br />
viel Platz und Anregungen zum Spielen, zum Teil s<strong>in</strong>d es Rollenspielplätze.<br />
Es f<strong>in</strong>den sich neben Spielgeräten und Sandkästen für kle<strong>in</strong>ere K<strong>in</strong>der auch<br />
Spielmöglichkeiten wie e<strong>in</strong>e Seilbahn für etwas ältere K<strong>in</strong>der und auch manchmal<br />
e<strong>in</strong> Fußballplatz, e<strong>in</strong>e Skateranlage oder auch Tischtennisplatten für Jugendliche.<br />
Bei e<strong>in</strong>igen Plätzen wurde die umgebende Natur <strong>in</strong> die Gestaltung e<strong>in</strong>bezogen,<br />
daraus ergeben sich weitere Spiel- und Versteckmöglichkeiten sowie Schutz vor<br />
<strong>neu</strong>gierigen Blicken. Aus den K<strong>in</strong>derbeteiligungen s<strong>in</strong>d zum Teil kreativ gestaltete<br />
Spielobjekte entstanden. So ist beispielsweise e<strong>in</strong> Volleyballfeld speziell für Mädchen<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Beteiligungsprojekt des SpielLandschaftStadt e.V. entstanden.<br />
Auffällig ist, dass die Spielplätze <strong>in</strong> unterschiedlicher Weise von Eltern oder älteren<br />
Personen genutzt werden: So dient e<strong>in</strong>e Tischgruppe zum e<strong>in</strong>en als Treffpunkt<br />
für junge Mütter, die ihre K<strong>in</strong>der beim Spielen beaufsichtigen, andersherum<br />
dient e<strong>in</strong> anderer Spielplatz und die dort vorhandenen Sitzmöglichkeiten<br />
gleichzeitig auch als Treffpunkt von Erwachsenen, die dort hauptsächlich Zigaretten<br />
konsumieren.<br />
33
Die zwei im Stadtteil existierenden Spielhäuser bieten kostenlose Betreuungsangebote<br />
für K<strong>in</strong>der an. E<strong>in</strong>es dient als Anlaufpunkt für K<strong>in</strong>der aus schwierigen sozialen<br />
Verhältnissen und steht für alle K<strong>in</strong>der unterschiedlichster ethnischer Herkunft<br />
offen. Geme<strong>in</strong>sam werden dort Aktionen und Projekte durchgeführt und<br />
täglich von durchschnittlich 20 bis 30 K<strong>in</strong>dern genutzt. Das andere Spielhaus ist<br />
für alle K<strong>in</strong>der von 0 bis 18 Jahren geöffnet und bietet e<strong>in</strong> umfassendes Betreuungsangebot<br />
sowie geme<strong>in</strong>same Aktionen, die auch auf dem anliegenden<br />
Spielplatz stattf<strong>in</strong>den. Die Spielhäuser s<strong>in</strong>d meistens ab nachmittags geöffnet.<br />
Zwei Jugendtreffs bieten für K<strong>in</strong>der und Jugendliche ab 10 Jahren von Montag bis<br />
Freitag ab nachmittags e<strong>in</strong> offenes Angebot. Dabei ähneln sich die Freizeitangebote<br />
stark- so gibt es Nachhilfeangebote, Hausaufgabenhilfe, Musik- und Tanzangebote<br />
und Veranstaltungen wie K<strong>in</strong>der- und Jugenddiscos, Billard, Kicker,<br />
Brettspiele, Playstation, Tischtennis und weitere Sportangebote. Auch können die<br />
K<strong>in</strong>der und Jugendlichen <strong>in</strong> den Jugendfreizeitheimen den Umgang mit dem Internet<br />
erlernen und Berufsberatung bekommen. In e<strong>in</strong>em Jugendtreff gibt es e<strong>in</strong>e<br />
Fahrradwerkstatt.<br />
In zwei der fünf Ortsteile bef<strong>in</strong>det sich je e<strong>in</strong>e K<strong>in</strong>der- und Jugendfarm beziehungsweise<br />
e<strong>in</strong> Streichelzoo. Beide Anlagen haben e<strong>in</strong> sich ähnelndes Angebot<br />
für K<strong>in</strong>der und Jugendliche.<br />
Der „wilde Westen“ liegt an der Stuhmer Straße im Ortsteil Ohlenhof und bietet<br />
e<strong>in</strong>e Vielfalt an kle<strong>in</strong>en und großen Tieren, die von den K<strong>in</strong>dern versorgt und gepflegt<br />
werden können. Zudem besteht e<strong>in</strong> offenes Gruppenangebot. In e<strong>in</strong>em<br />
Beteiligungsprojekt wurde <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit e<strong>in</strong>er Bremer Künstler<strong>in</strong> und<br />
den K<strong>in</strong>dern e<strong>in</strong> Gehege für Kan<strong>in</strong>chen künstlerisch gestaltet. Der kle<strong>in</strong>e Zoo ist<br />
durch e<strong>in</strong>e Anwohner<strong>in</strong>itiative entstanden, die Angebote s<strong>in</strong>d bewusst offen gehalten.<br />
Auffällig ist, dass h<strong>in</strong>ter der Anlage direkt e<strong>in</strong> Bahndamm herführt. Nach<br />
Angaben des Betreuers schränkt dieser jedoch die K<strong>in</strong>der und auch ihre Sicherheit<br />
nicht e<strong>in</strong>.<br />
Neben dem Streichelzoo bef<strong>in</strong>det sich auf dem Gelände e<strong>in</strong>e K<strong>in</strong>derbetreuungse<strong>in</strong>richtung<br />
sowie e<strong>in</strong> Aufenthaltsraum mit Spielmöglichkeiten, <strong>in</strong> dem auch die<br />
„Elternschule“ stattf<strong>in</strong>det - e<strong>in</strong> Angebot, das das Ziel verfolgt, Eltern Hilfestellung<br />
im Alltag zu bieten. Die Suppenküche versorgt derzeit 20 K<strong>in</strong>der mit kostenlosen<br />
Schulbrötchen und Mittagessen sowie viele Erwachsene und Senioren.<br />
34
Die beiden Bürgerhäuser <strong>in</strong> Gröpel<strong>in</strong>gen halten ebenfalls Angebote für K<strong>in</strong>der und<br />
Jugendliche bereit. So gibt es dort für K<strong>in</strong>der und Jugendliche Angebote wie<br />
Nachhilfe, Hausaufgabenhilfe, Klavierunterricht und Theaterunterricht sowie kreative<br />
Angebote wie Töpfern, Kochen und Zirkus- , Tanz– und Ballettunterricht.<br />
In e<strong>in</strong>igen Ortsteilen gibt es e<strong>in</strong>e aktive K<strong>in</strong>der- und Jugendarbeit <strong>in</strong>nerhalb der<br />
Kirchengeme<strong>in</strong>den.<br />
Das Sportangebot <strong>in</strong> Gröpel<strong>in</strong>gen wird geprägt durch zwei Fußballvere<strong>in</strong>e, e<strong>in</strong>en<br />
Schützenvere<strong>in</strong> mit e<strong>in</strong>igen wenigen jugendlichen Mitgliedern sowie dem Angebot<br />
weiterer Sportvere<strong>in</strong>e, die zum e<strong>in</strong>en die üblichen Sportarten für K<strong>in</strong>der und Jugendliche<br />
anbieten, aber auch Tanzen und Bewegungstra<strong>in</strong><strong>in</strong>g. Darüber h<strong>in</strong>aus<br />
s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>ige (wenige) Bolz- und Basketballplätze <strong>in</strong> Gröpel<strong>in</strong>gen vorhanden.<br />
Weitere Angebote für K<strong>in</strong>der und Jugendliche s<strong>in</strong>d der auch über die Grenzen von<br />
Gröpel<strong>in</strong>gen bekannte Kletterbunker, die h<strong>in</strong>ter der Grenze zu Walle gelegene<br />
Eissporthalle und das Hallenbad.<br />
Trotz des Oslebshauser Parks, des Grünzuges quer durch den Stadtteil sowie der<br />
Kle<strong>in</strong>gartenanlage „In den Wischen“ macht Gröpel<strong>in</strong>gen e<strong>in</strong>en eher wenig „grünen“<br />
E<strong>in</strong>druck, allerd<strong>in</strong>gs s<strong>in</strong>d die Spielplätze häufig <strong>in</strong> Grünanlagen e<strong>in</strong>gebettet.<br />
4.4 Der privilegierte Stadtteil: Schwachhausen<br />
Als e<strong>in</strong> weiterer Stadtteil <strong>in</strong> <strong>Bremen</strong> wurde Schwachhausen ausgewählt. Der<br />
Stadtteil liegt rechtsseitig der Weser, gehört zum Bremer Stadtbezirk Ost und<br />
schließt nördlich an die Innenstadt an. Westlich f<strong>in</strong>det er se<strong>in</strong>e Begrenzung h<strong>in</strong>ter<br />
dem Bürgerpark. Schwachhausen untergliedert sich <strong>in</strong> die Ortsteile Neu-<br />
Schwachhausen, Bürgerpark, Bürgerweide-Barkhof, Riensberg, Radio <strong>Bremen</strong>,<br />
Schwachhausen und Gete. Von der Innenstadt ist der Stadtteil 1 bis 6 km entfernt.<br />
Gewerbe- oder Industriegebiete gibt es <strong>in</strong> Schwachhausen nicht, der größte Arbeitgeber<br />
ist hier das St.-Josephstift. Weiterh<strong>in</strong> bef<strong>in</strong>den sich die Ärztekammer,<br />
die Landesversicherungsanstalt, die Deutsche Post sowie viele kle<strong>in</strong>ere Dienst-<br />
35
leistungsunternehmen und FreiberuflerInnen (z.B. SteuerberaterInnen, ArchitektInnen,<br />
ÄrztInnen) im Stadtteil.<br />
Mit e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>wohnerzahl von ca. 37.000 E<strong>in</strong>wohnerInnen gehört Schwachhausen<br />
wie auch Gröpel<strong>in</strong>gen zu den e<strong>in</strong>wohnerstärksten Stadtteilen <strong>Bremen</strong>s, die Fläche<br />
beträgt 8,8 km² 15 . Der Anteil von K<strong>in</strong>dern zwischen 0 und 18 Jahren beträgt<br />
11,8%. Von unseren Ansprechpersonen im Stadtteil wird Schwachhausen bis<br />
2007 als eher geburtenschwacher Stadtteil erlebt. Das hat sich <strong>in</strong> den letzten<br />
zwei Jahren grundlegend geändert. Schwachhausen zählt 2008 und 2009 zu den<br />
geburtenstärksten Stadtteilen <strong>Bremen</strong>s, was dr<strong>in</strong>gende Investitionen <strong>in</strong> die Infrastruktur<br />
wie Spielplätze, K<strong>in</strong>dergärten und Schulen erfordert. Die K<strong>in</strong>derfreundlichkeit<br />
Schwachhausens liegt im mittleren Bereich, wobei e<strong>in</strong>ige Aktionen zur<br />
Förderung der K<strong>in</strong>derfreundlichkeit unternommen wurden (z.B. die Kampagne<br />
„K<strong>in</strong>derlärm ist Zukunftsmusik“, E<strong>in</strong>richtung von Spiel- und Freizeittreffs, Banneraktion<br />
„Brücken für K<strong>in</strong>derrechte“). Auch wegen se<strong>in</strong>er besonderen Bemühungen<br />
um mehr K<strong>in</strong>derfreundlichkeit wurde der Stadtteil für das Pilotprojekt<br />
„Spielleitplanung“ <strong>in</strong> <strong>Bremen</strong> ausgewählt.<br />
Der Anteil von Menschen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund liegt bei 17,7%. Das Funktionieren<br />
des Zusammenlebens von Menschen mit und ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
schätzen unsere Ansprechpersonen als eher gut e<strong>in</strong>.<br />
5,9% der Menschen, die <strong>in</strong> Schwachhausen leben, s<strong>in</strong>d arbeitslos, dies ist e<strong>in</strong> für<br />
<strong>Bremen</strong> vergleichsweise ger<strong>in</strong>ger Wert.<br />
Schwachhausen gilt als privilegierter Stadtteil <strong>Bremen</strong>s. Fast alle Ortsteile f<strong>in</strong>den<br />
sich <strong>in</strong> der Rangfolge der Sozial<strong>in</strong>dikatoren (s. Kap. 1) unter den oberen Rängen<br />
(Rang 66 bis 75), somit ist der Stadtteil Schwachhausen relativ homogen. Lediglich<br />
der Ortsteil Bürgerweide-Barkhof tendiert etwas mehr zu den mittleren<br />
Rangplätzen (Rang 61). Interessanterweise ist der privilegierte Status des Stadtteils<br />
während der halbtägigen Stadtteilbegehung im Straßenbild nicht im erwarteten<br />
Maße deutlich sichtbar gewesen.<br />
Nach Auskunft unserer Ansprechpersonen ist die Identifizierung der BewohnerInnen<br />
Schwachhausens mit ihrem Stadtteil stark ausgeprägt. Als (e<strong>in</strong>ziger) kle<strong>in</strong>räumiger<br />
sozialer Brennpunkt wird uns die He<strong>in</strong>rich-Hertz-Straße genannt, die im<br />
Ortsteil Radio <strong>Bremen</strong> liegt. Hier besteht nach dem Monitor<strong>in</strong>g „Soziale Stadt<br />
<strong>Bremen</strong>“ 16 seit längerem e<strong>in</strong>e sozial problematische Entwicklung durch die Konzentration<br />
von k<strong>in</strong>derreichen Familien mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund und e<strong>in</strong>e hohe<br />
Falldichte im Sozialdienst „Junge Menschen“ sowie im Bereich „Hilfen zur Erziehung“.<br />
Generell bestehen Konflikte zwischen den BewohnerInnen von Schwachhausen<br />
vor allem dar<strong>in</strong>, dass sich ältere Menschen häufig über Aktivitäten von<br />
K<strong>in</strong>dern und Jugendlichen (z.B. auf dem Spielplatz) beschweren.<br />
Wohnbebauung<br />
Die Wohnbebauung wirkt <strong>in</strong> vier der sechs Ortsteile recht homogen, <strong>in</strong> Barkhof,<br />
Bürgerpark, Schwachhausen und Gete überwiegen Bremer Reihenhäuser im<br />
15<br />
Alle Angaben aus diesem Absatz s<strong>in</strong>d der folgenden Quelle entnommen:<br />
http://www.statistik-bremen.de/soev/statwizard_step1.cfm (Stand 12/2008), abgerufen<br />
am 29.8.2009<br />
16<br />
Der Senator für Umwelt, Bau, Verkehr und Europa & die Senator<strong>in</strong> für Arbeit, Frauen,<br />
Gesundheit, Jugend und Soziales (2008): Monitor<strong>in</strong>g „Soziale Stadt <strong>Bremen</strong>“ 2008. <strong>Bremen</strong>;<br />
siehe http://www.soziales.bremen.de/detail.php?gsid=bremen69.c.6072.de, abgerufen<br />
am 29.8.2009<br />
36
Jungendstil aus dem Anfang des letzten Jahrhunderts (zwei- bis dreigeschossig),<br />
die verputzte, teilweise bunte repräsentative Fassaden aufweisen. Es existieren<br />
allerd<strong>in</strong>gs auch villenartige freistehende Häuser, die teilweise gewerblich (für<br />
Dienstleistungen) genutzt werden. In Riensberg bestimmen dagegen v.a. relativ<br />
kle<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>zelhäuser aus den 50er Jahren das Straßenbild. In Neu-Schwachhausen<br />
und Radio <strong>Bremen</strong> besteht die Wohnbebauung dagegen hauptsächlich aus vier-<br />
bis fünfgeschossigen Mehrfamilienhäusern aus den 50er Jahren, zum Teil allerd<strong>in</strong>gs<br />
auch aus E<strong>in</strong>familienhäusern. Insgesamt überwiegen im Stadtteil Schwachhausen<br />
Reihenhäuser und Mehrfamilienhäuser ohne oder mit sehr kle<strong>in</strong>en Vorgärten.<br />
Die Wohnbebauung <strong>in</strong> Schwachhausen sche<strong>in</strong>t <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em guten bis sehr<br />
guten Zustand zu se<strong>in</strong>. Während der Stadtteilbegehung konnten wir lediglich 1<br />
Hochhaus im Stadtteil ausmachen.<br />
Verkehrssituation<br />
Schwachhausen ist geprägt von e<strong>in</strong>em hohen Anteil an stark belasteten Hauptverkehrsstraßen<br />
(z.B. die Schwachhauser Heerstraße) zwischen Innenstadt, Vororten<br />
und dem niedersächsischen Umland mit zum Teil weit ause<strong>in</strong>ander liegenden<br />
Ampelanlagen für FußgängerInnen. Teilweise gibt es ke<strong>in</strong>e ebenerdigen<br />
Übergänge für RadlerInnen und FußgängerInnen, sondern aufwändige Treppen-<br />
und Brückenanlagen. Diese Hauptverkehrsstraßen haben e<strong>in</strong>e starke Trennwir-<br />
37
kung und s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e erhebliche Quelle der Lärm- und Schadstoffbelastung. Das<br />
abgehende Straßennetz ist flächenhaft verkehrsberuhigt. Die meisten Straßen<br />
s<strong>in</strong>d geteert, allerd<strong>in</strong>gs lassen sich auch e<strong>in</strong>ige Straßen mit Kopfste<strong>in</strong>pflaster im<br />
Schwachhauser Gebiet f<strong>in</strong>den. Die Bürgersteige werden stark durch parkende<br />
Autos verengt.<br />
Der Bremer Hauptbahnhof liegt im benachbarten Stadtteil Mitte, dementsprechend<br />
ist Schwachhausen sehr gut an das Netz der DB AG angeschlossen, es besteht<br />
Anschluss an den regionalen und überregionalen Fernverkehr sowie den<br />
Nahverkehr <strong>in</strong> verschiedene Richtungen. Die Bahnl<strong>in</strong>ie begrenzt Schwachhausen<br />
im Süden und hat e<strong>in</strong>e große Trennwirkung.<br />
Der öffentliche Personennahverkehr ist <strong>in</strong> Schwachhausen recht gut ausgebaut,<br />
fünf Straßenbahnl<strong>in</strong>ien und drei Busl<strong>in</strong>ien führen durch Schwachhausen, während<br />
der Hauptverkehrszeit teilweise im fünfm<strong>in</strong>ütigen Takt.<br />
Unsere Ansprechpersonen schätzen die Möglichkeit für K<strong>in</strong>der, sich im Stadtteil<br />
mit dem Fahrrad fortzubewegen, als „mittelmäßig“ e<strong>in</strong>. Abmarkierte Fahrradwege<br />
s<strong>in</strong>d lediglich an den Hauptverkehrsstraßen vorhanden. Insgesamt wird die Verkehrssicherheit<br />
für K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> Schwachhausen von unseren Ansprechpersonen als<br />
„eher gut“ bewertet.<br />
Geschäfte/E<strong>in</strong>kaufsmöglichkeiten<br />
Die Ausstattung mit Geschäften, die für K<strong>in</strong>der <strong>in</strong>teressant se<strong>in</strong> könnten, ist <strong>in</strong><br />
diesem Stadtteil eher schwach ausgeprägt. Insgesamt gibt es <strong>in</strong> Schwachhausen<br />
nach Angaben unserer Ansprechpersonen 2 Kioske, 3 Eisdielen, 6 Bäckereien, 2<br />
Sportgeschäfte und 5 Supermärkte, aber nur e<strong>in</strong> (allerd<strong>in</strong>gs sehr gut frequentiertes)<br />
Spielwarengeschäft, Internetcafés, Computergeschäfte, Musikgeschäfte o.ä..<br />
Allerd<strong>in</strong>gs ist die Bremer Innenstadt mit dem Komplettsortiment e<strong>in</strong>er deutschen<br />
Großstadt nicht weit entfernt (s.o.).<br />
Schulen<br />
Im Stadtteil Schwachhausen gibt es vier Grundschulen (e<strong>in</strong>e davon ist e<strong>in</strong>e Ganztagsschule)<br />
sowie zwei Gymnasien, wovon e<strong>in</strong>es bil<strong>in</strong>gual ausgerichtet ist und<br />
se<strong>in</strong> E<strong>in</strong>zugsgebiet im gesamten Bremer Stadtgebiet hat. Darüber h<strong>in</strong>aus s<strong>in</strong>d <strong>in</strong><br />
Schwachhausen e<strong>in</strong>e Waldorfschule, e<strong>in</strong>e International School (beide mit Grund-<br />
und Gesamtschule) sowie e<strong>in</strong>e Schule für Bl<strong>in</strong>de und Sehbeh<strong>in</strong>derte vorhanden.<br />
Zwei Schulen im Stadtteilgebiet haben ihre Schulhöfe als Freizeit- und Erlebnisfläche<br />
auch nachmittags geöffnet und erfüllen Treffpunktfunktionen.<br />
Angebote für K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> Schwachhausen<br />
Bis auf das Angebotsspektrum, das der Bürgerpark den Schwachhauser K<strong>in</strong>dern<br />
bietet, s<strong>in</strong>d die Angebote für K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> Schwachhausen eher mäßig.<br />
Im Stadtteil liegen ca. sieben öffentliche Spielplätze, deren Zustand allerd<strong>in</strong>gs<br />
zum Großteil eher schlecht ist. Das Spielplatzangebot spricht verschiedene Altersgruppen<br />
an. Es gibt nur wenige große Spielplätze, die meisten s<strong>in</strong>d Sandspielplätze<br />
mit Klettergerüsten, weniger Rollenspielplätze. Darüber h<strong>in</strong>aus gibt es<br />
e<strong>in</strong>ige Spielflächen auf Wiesen etc..<br />
38
In Schwachhausen existieren zwei Jugendtreffs, e<strong>in</strong>es ist das Jugendfreizeitheim<br />
„Freizi Parkallee“, deren Angebote und Räumlichkeiten von verschiedenen Gruppen<br />
Jugendlicher unterschiedlichen Alters genutzt werden. Die Angebote umfassen<br />
e<strong>in</strong>en offenen Treff, freizeit- und medienpädagogische Aktivitäten, Bildungsprogramme<br />
sowie Beratungs- und E<strong>in</strong>zelfallbegleitung. Hier trifft sich auch der<br />
Jugendbeirat Schwachhausens. Außerdem gibt es e<strong>in</strong> Jugendorchester sowie die<br />
DRK Jugend. E<strong>in</strong> Bürgerzentrum gibt es nicht.<br />
E<strong>in</strong> Schwimmbad fehlt <strong>in</strong> Schwachhausen, allerd<strong>in</strong>gs f<strong>in</strong>det man e<strong>in</strong>en Basketballplatz,<br />
vier Bolzplätze sowie e<strong>in</strong>en offenen Sportplatz. Zwei Tennisclubs, e<strong>in</strong><br />
Fußballvere<strong>in</strong>, e<strong>in</strong> Leichtathletikvere<strong>in</strong> sowie e<strong>in</strong> Kampfsportvere<strong>in</strong> halten <strong>in</strong><br />
Schwachhausen Angebote für K<strong>in</strong>der und Jugendliche bereit. Vor allem der Vere<strong>in</strong><br />
„<strong>Bremen</strong> 1860“ hat sich die K<strong>in</strong>der- und Jugendarbeit auf die Fahnen geschrieben.<br />
Darüber h<strong>in</strong>aus haben der Bootsclub Marienbrück e.V. sowie der Landesschachclub<br />
<strong>Bremen</strong> e.V. je e<strong>in</strong>e Jugendabteilung.<br />
Bei fünf Kirchengeme<strong>in</strong>den im Schwachhauser Stadtgebiet f<strong>in</strong>den K<strong>in</strong>der Freizeitangebote.<br />
Der Bürgerpark als grüne Lunge der Stadt bietet für K<strong>in</strong>der- und Jugendliche<br />
vielfältige Sport- und Aufenthaltsmöglichkeiten (z.B. Tiergehege, M<strong>in</strong>igolf, Spiel-<br />
39
plätze, Rudern). Hier f<strong>in</strong>den auch viele Aktionen statt (z.B. Spieltreff oder Spieletage),<br />
von denen besonders die Schwachhauser K<strong>in</strong>der profitieren. Der Stadtwald<br />
und der Unisee grenzen an den Bürgerpark, auch der Riensberger Friedhof<br />
mit se<strong>in</strong>em See bietet e<strong>in</strong>e große Grünfläche. Insgesamt ist der Anteil der Grünflächen<br />
an der Gesamtfläche des Stadtteils sehr hoch (ca. 30%) und (v.a. durch<br />
den Bürgerpark) von zentraler Bedeutung für die Gesamtstadt.<br />
In Schwachhausen gibt es e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>o sowie private Musikschulen. Zudem hat das<br />
Focke Museum (Landesmuseum für Kunst- und Kulturgeschichte) e<strong>in</strong>e lange Tradition<br />
<strong>in</strong> der museumspädagogischen Arbeit. In diesem Stadtteil fallen viele<br />
Kunstwerke im öffentlichen Raum <strong>in</strong>s Auge, z.T. bietet auch die Wohnbebauung<br />
kulturell <strong>in</strong>teressante Aspekte (z.B. Villa Korff). Darüber h<strong>in</strong>aus gibt es e<strong>in</strong>e Reihe<br />
von Sehenswürdigkeiten wie das Waldschlösschen und die Meierei im Bürgerpark,<br />
das Antikolonialdenkmal „Elefant“ sowie den „Torfkanal“. Im angrenzenden<br />
F<strong>in</strong>dorff liegt auch die Bürgerweide, e<strong>in</strong> Gebiet, auf dem alljährlich im Herbst der<br />
Bremer Freimarkt - e<strong>in</strong>es der größten Volksfeste Deutschlands – stattf<strong>in</strong>det, der<br />
für die K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong>en großen Anziehungspunkt bildet.<br />
4.5 Der durchschnittliche Ortsteil <strong>in</strong> <strong>Bremen</strong>: Sebaldsbrück<br />
Als Ortsteil, der e<strong>in</strong>e durchschnittliche Wohnlage <strong>in</strong> <strong>Bremen</strong> repräsentieren soll,<br />
wurde Sebaldsbrück ausgewählt. Sebaldsbrück bildet zusammen mit den Ortsteilen<br />
Hastedt, Hemel<strong>in</strong>gen, Arbergen und Mahndorf den Stadtteil Hemel<strong>in</strong>gen und<br />
liegt rechts der Weser im Südosten <strong>Bremen</strong>s. Der Ortsteil grenzt an die Stadt-<br />
bzw. Ortsteile Vahr, Hemel<strong>in</strong>gen und Osterholz und wird vom Daimler-Werk im<br />
Osten, großen Ausfallstraßen sowie e<strong>in</strong>er Eisenbahnl<strong>in</strong>ie umschlossen. Auf der<br />
Grenze des Sebaldsbrücker Gebietes im Norden liegt die Bremer Galopprennbahn.<br />
Sebaldsbrück ist von der Innenstadt etwa 7 km entfernt. Nach dem Rank<strong>in</strong>g<br />
der Sozial<strong>in</strong>dikatoren 2007 (s. Kap. 1) ist Sebaldsbrück weder benachteiligt<br />
noch privilegiert, unsere Ansprechpersonen vor Ort schätzen den Ortsteil allerd<strong>in</strong>gs<br />
als etwas mehr <strong>in</strong> Richtung „benachteiligt“ e<strong>in</strong>. E<strong>in</strong>e besondere Identität<br />
hat der Ortsteil nach ihren Aussagen nicht, er wird eher als „Durchgangsortsteil“<br />
beschrieben, <strong>in</strong> dem man wohnt, weil dort die Wohnungen günstig s<strong>in</strong>d und man<br />
stadtnah wohnt. Unter Jugendlichen ist der Begriff „309“ (als Synonym für die<br />
Postleitzahl) gebräuchlich.<br />
Sebaldsbrück ist von der Industrie geprägt, es wird durch das Automobilwerk von<br />
Mercedes Benz dom<strong>in</strong>iert, welches fast e<strong>in</strong> Drittel der Fläche e<strong>in</strong>nimmt. Weitere<br />
<strong>in</strong> Sebaldsbrück ansässige Firmen s<strong>in</strong>d z. B. Atlas Elektronic, Könecke oder die<br />
Coffe<strong>in</strong> Compagnie, zudem gibt es hier viel Kle<strong>in</strong>gewerbe.<br />
Der Ortsteil Sebaldsbrück hat 9750 E<strong>in</strong>wohnerInnen, davon s<strong>in</strong>d 1463 K<strong>in</strong>der<br />
zwischen 0 und 18 Jahren 17 . Die Ansprechpersonen beschreiben Sebaldsbrück als<br />
eher k<strong>in</strong>derarm mit e<strong>in</strong>er stagnierenden demografischen Entwicklung. Die K<strong>in</strong>derfreundlichkeit<br />
<strong>in</strong> Sebaldsbrück wird von ihnen als „mittelmäßig“ e<strong>in</strong>geschätzt,<br />
K<strong>in</strong>derbeteiligungsprojekte oder Investitionen, die zur Verbesserung der K<strong>in</strong>derfreundlichkeit<br />
beitragen sollen, s<strong>in</strong>d bis auf Spielplatzsanierungen nicht bekannt.<br />
17<br />
Alle Angaben aus diesem Absatz s<strong>in</strong>d der folgenden Quelle entnommen:<br />
http://www.statistik-bremen.de/soev/statwizard_step1.cfm (Stand 12/2008), abgerufen<br />
am 29.8.2009<br />
40
Der Anteil von Menschen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund liegt <strong>in</strong> Sebaldsbrück bei<br />
32%, nach E<strong>in</strong>schätzung der Ansprechpersonen funktioniert das Zusammenleben<br />
von Menschen mit und ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund <strong>in</strong> Sebaldsbrück nur schlecht.<br />
Die Arbeitslosenquote <strong>in</strong> Sebaldsbrück beträgt 11,1% und liegt somit leicht unter<br />
dem Durchschnittswert der Stadt <strong>Bremen</strong>. Der Anteil an Erholungsfläche am<br />
Ortsteilgebiet beträgt 15,7%.<br />
Als besondere Konfliktpotentiale <strong>in</strong> Sebaldsbrück nennen die Ansprechpersonen<br />
den hohen Anteil an alle<strong>in</strong> erziehenden Müttern – häufig ohne Schulabschluss -<br />
mit zwei bis drei K<strong>in</strong>dern, die unter großen f<strong>in</strong>anziellen Schwierigkeiten leiden.<br />
Im <strong>Endbericht</strong> des Monitor<strong>in</strong>g „Soziale Stadt <strong>Bremen</strong>“ 18 werden explizit drei<br />
(kle<strong>in</strong>räumige) Problemgebiete benannt. In der He<strong>in</strong>rich-Hertz-Straße wird die<br />
zunehmend kle<strong>in</strong>räumige Konzentration von Personen mit sozialen Problemen<br />
beschrieben, welche auch für das Gebiet „Am Sachsdamm/Alte Landwehr“ gesehen<br />
wird. Bei letzterem kommt der vernachlässigte Baubestand h<strong>in</strong>zu. Für den<br />
Sebaldsbrücker Bahnhof wird e<strong>in</strong> anhaltender Abstieg des Quartiers beschrieben,<br />
als spezielle Problembereiche werden hier Integration, Drogen, Jugenddel<strong>in</strong>quenz<br />
und Nachbarschaftskonflikte sowie e<strong>in</strong>e m<strong>in</strong>derwertige Bausubstanz genannt,<br />
<strong>in</strong>sgesamt hat dieses Gebiet ke<strong>in</strong> gutes Image. Von unseren Ansprechpersonen<br />
wird darüber h<strong>in</strong>aus die Sebaldsbrücker Heerstraße als sozialer Brennpunkt benannt.<br />
Wohnbebauung<br />
Die Wohnbebauung <strong>in</strong> Sebaldsbrück ist gemischt. Dreigeschossige Mehrfamilien-<br />
Reihenhäuser s<strong>in</strong>d vornehmlich an den Hauptverkehrsstraßen vertreten, daneben<br />
gibt es Siedlungshäuser aus den 30er und 50er Jahren, teilweise als freistehende<br />
Häuser, teilweise als Reihenhäuser, die eher e<strong>in</strong>- bis zweigeschossig s<strong>in</strong>d (gutbürgerliche<br />
Wohngebiete). (Vor-)Gärten gibt es fast nur bei den freistehenden<br />
Häusern. E<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Wohnsiedlung <strong>in</strong> Sebaldsbrück besteht aus sehr e<strong>in</strong>fachen<br />
Reihenbungalow-Bauten. Hochhäuser s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Sebaldsbrück nicht zu f<strong>in</strong>den.<br />
18<br />
Der Senator für Umwelt, Bau, Verkehr und Europa & die Senator<strong>in</strong> für Arbeit, Frauen,<br />
Gesundheit, Jugend und Soziales (2008): Monitor<strong>in</strong>g „Soziale Stadt <strong>Bremen</strong>“ 2008. <strong>Bremen</strong>;<br />
siehe http://www.soziales.bremen.de/detail.php?gsid=bremen69.c.6072.de, abgerufen<br />
am 29.8.2009<br />
41
Verkehrssituation<br />
Durch Sebaldsbrück (bzw. umlaufend) verlaufen e<strong>in</strong>ige Hauptverkehrsstraßen,<br />
die e<strong>in</strong>e große Trennwirkung haben. Die Wohngebiete s<strong>in</strong>d mehrheitlich verkehrsberuhigt.<br />
Die Verkehrssicherheit für K<strong>in</strong>der im Ortsteil wird von den Ansprechpersonen<br />
als „mittelmäßig“ beurteilt, die Möglichkeiten für K<strong>in</strong>der, sich im<br />
Ortsteil mit dem Fahrrad fortzubewegen dagegen als „schlecht“. Abmarkierte<br />
Fahrradwege- oder streifen s<strong>in</strong>d lediglich an den Hauptverkehrsstraßen vorhanden.<br />
Die Straßenzüge s<strong>in</strong>d nicht übermäßig durch parkende Autos an den Straßenrändern<br />
gekennzeichnet und machen e<strong>in</strong> überwiegend sauberes Ersche<strong>in</strong>ungsbild.<br />
An das Nahverkehrsnetz der Deutschen Bahn AG ist Sebaldsbrück durch e<strong>in</strong>en<br />
Bahnhof am Rande des Ortsteils angeschlossen, mit dem man alle 30 M<strong>in</strong>uten <strong>in</strong><br />
die Innenstadt gelangen kann. Es gibt zwei Tunnel <strong>in</strong> Sebaldsbrück, die unter<br />
den Schienen herführen, beide s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em sehr schlechten Zustand (dunkel,<br />
dreckig, Graffiti) und s<strong>in</strong>d Angsträume für K<strong>in</strong>der und Erwachsene. Insgesamt<br />
s<strong>in</strong>d die Anb<strong>in</strong>dungen an den öffentlichen Verkehr gut, zwei Straßenbahnl<strong>in</strong>ien<br />
sowie drei Busl<strong>in</strong>ien führen durch Sebaldsbrück.<br />
42
Geschäfte/E<strong>in</strong>kaufsmöglichkeiten<br />
Geschäften, die für K<strong>in</strong>der <strong>in</strong>teressant se<strong>in</strong> könnten, s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Sebaldsbrück nur<br />
sehr wenige vorhanden. Es gibt lediglich drei Supermärkte bzw. Discounter, e<strong>in</strong><br />
oder zwei Kioske, zwei bis drei Bäcker, Fast Food Imbisse sowie e<strong>in</strong> Internet-<br />
Café. Nach Angaben unserer Ansprechpersonen haben alle kle<strong>in</strong>eren Läden <strong>in</strong><br />
Sebaldsbrück <strong>in</strong> den letzten zehn Jahren geschlossen, viel Kaufkraft fließt <strong>in</strong> das<br />
große E<strong>in</strong>kaufszentrum „Weserpark“ im benachbarten Stadtteil Osterholz.<br />
Schulen<br />
Im Ortsteil Sebaldsbrück gibt es e<strong>in</strong>e Grundschule, e<strong>in</strong> Schulzentrum mit allen<br />
Schulzweigen, welches als Ganztagesschule fungiert, sowie e<strong>in</strong>e Förderschule.<br />
Der Schulhof des Schulzentrums ist auch nachmittags geöffnet.<br />
Angebote für K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> Sebaldsbrück<br />
Die Angebote für K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> Sebaldsbrück s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>sgesamt mittelmäßig gut ausgeprägt,<br />
zu berücksichtigen s<strong>in</strong>d zudem die Angebote, die der gesamte Stadtteil<br />
Hemel<strong>in</strong>gen den K<strong>in</strong>dern bietet.<br />
Im Ortsteil liegen vier Spielplätze, von denen e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong> Rollenspielplatz ist, e<strong>in</strong><br />
weiterer bef<strong>in</strong>det sich auf dem Schulhof der Grundschule. Alle Spielplätze bef<strong>in</strong>den<br />
sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em guten Zustand. Sie s<strong>in</strong>d unterschiedlich groß und s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> ihren<br />
Angeboten unterschiedlich vielfältig. Bis auf e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en Spielplatz, der e<strong>in</strong>deutig<br />
e<strong>in</strong> Sandkastenspielplatz für Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>der ist, richten sich die anderen auch an<br />
ältere K<strong>in</strong>der. Teilweise bef<strong>in</strong>den sich direkt an dem Gelände der Spielplätze auch<br />
Tischtennisplatten, Basketballkörbe oder e<strong>in</strong> Bolzplatz. Darüber h<strong>in</strong>aus existiert<br />
e<strong>in</strong> weiterer separater Bolzplatz.<br />
In Sebaldsbrück existieren e<strong>in</strong>ige kle<strong>in</strong>ere Flächen im öffentlichen Grün, die sich<br />
gut bespielen lassen, z.B. im Wilhelm-Busch-Viertel. Auch e<strong>in</strong> Bachlauf bietet<br />
verschiedene Möglichkeiten der Freizeitgestaltung. Sehr vielfältige Anregungen<br />
zum Spielen im Grünen bietet nicht zuletzt der Schlosspark mit dem Herrenhaus,<br />
<strong>in</strong> dem auch der größte und am besten gestaltete Spielplatz <strong>in</strong> Sebaldsbrück<br />
liegt.<br />
43
In Sebaldsbrück selber gibt es ke<strong>in</strong>en Jugendtreff o.ä., allerd<strong>in</strong>gs gibt es <strong>in</strong><br />
Hemel<strong>in</strong>gen zwei Jugendtreffs sowie e<strong>in</strong> Bürgerhaus. E<strong>in</strong>e Musikschule hält Angebote<br />
für K<strong>in</strong>der und Jugendliche vor, außerdem machen zwei Kirchengeme<strong>in</strong>den<br />
spezielle Angebote für K<strong>in</strong>der und Jugendliche. E<strong>in</strong> K<strong>in</strong>o gibt es <strong>in</strong> Sebaldsbrück<br />
nicht. E<strong>in</strong> Vere<strong>in</strong> hält als Nachfolge für e<strong>in</strong>e Stadtteilbibliothek e<strong>in</strong>e selbstorganisierte<br />
Bücherei aufrecht, die sich neben älteren Menschen auch an K<strong>in</strong>der und<br />
Jugendliche richten soll.<br />
Im Sebaldsbrücker Schlosspark liegt das Schlossparkbad, welches sowohl e<strong>in</strong><br />
Frei- als auch e<strong>in</strong> Hallenbad ist und sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em guten Zustand bef<strong>in</strong>det. Zwei<br />
Sportvere<strong>in</strong>e bieten <strong>in</strong> Sebaldsbrück Angebote für K<strong>in</strong>der und Jugendliche: e<strong>in</strong><br />
Tennisclub sowie der ATSV Sebaldsbrück von 1905 e.V., der u.a. Fußball,<br />
Schwimmen, Tanzen, Tischtennis, Volleyball, Ju Jutsu und (K<strong>in</strong>der-)Turnen anbietet.<br />
4.6 Die Stadt Bremerhaven<br />
Die kreisfreie Stadt Bremerhaven bildet zusammen mit der 60 Kilometer entfernten<br />
Stadt <strong>Bremen</strong> das Zwei-Städte-Bundesland <strong>Bremen</strong> bzw. das Land Freie<br />
Hansestadt <strong>Bremen</strong>. Geographisch bef<strong>in</strong>det sich Bremerhaven an der Mündung<br />
der Geeste <strong>in</strong> die Weser, ca.10 Kilometer oberhalb der Mündung der Weser <strong>in</strong> die<br />
Nordsee. Im Norden, Osten und Süden wird das Gebiet Bremerhavens vom Land<br />
Niedersachsen umschlossen.<br />
Das Stadtgebiet selbst weist e<strong>in</strong>e Gesamtlänge von maximal 17 km und e<strong>in</strong>er<br />
Breite von maximal 5 km auf – was e<strong>in</strong>er Gesamtfläche von 79 km² (davon 611<br />
ha Erholungsfläche) entspricht 19 .<br />
Bremerhaven hat 114.506 E<strong>in</strong>wohner – und somit e<strong>in</strong>e Bevölkerungsdichte von<br />
1.449 E<strong>in</strong>wohnerInnen pro km². Darunter s<strong>in</strong>d 16,4% K<strong>in</strong>der von 0 bis 18 Jah-<br />
19<br />
Alle Angaben aus diesem Absatz s<strong>in</strong>d den folgenden Quellen entnommen:<br />
http://www.statistik-bremen.de/soev/statwizard_step1.cfm (Stand 12/2008), abgerufen<br />
am 29.8.2009 und Die Senator<strong>in</strong> für Arbeit, Frauen, Gesundheit, Jugend und Soziales<br />
(2009): Lebenslagen im Land <strong>Bremen</strong>. Armuts- und Reichtumsbericht des Senats der<br />
Freien Hansestadt <strong>Bremen</strong>; Download unter<br />
http://www.soziales.bremen.de/detail.php?gsid=bremen69.c.6072.de#Armutsbericht,<br />
abgerufen am 12.8.2009<br />
44
en. Der Anteil der E<strong>in</strong>wohnerInnen Bremerhavens mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
liegt bei 12,3%, die Arbeitslosenquote beläuft sich auf 20,2%.<br />
Die Stadt ist <strong>in</strong> die Stadtbezirke Nord (statistischer Bezirk 100) und Süd (statistischer<br />
Bezirk 200) e<strong>in</strong>geteilt. Geme<strong>in</strong>sam umfassen sie <strong>neu</strong>n Stadtteile:<br />
Weddewarden, Leherheide, Lehe, Mitte, Geestemünde, Schifferdorferdamm,<br />
Surheide, Wulsdorf und Fischereihafen, die wiederum <strong>in</strong> <strong>in</strong>sgesamt 23 Ortsteile<br />
aufgeteilt s<strong>in</strong>d.<br />
Der im <strong>LBS</strong>-K<strong>in</strong>derbarometer „<strong>Wohnen</strong> <strong>in</strong> <strong>Bremen</strong>“ für Bremerhaven ausgewählte<br />
Stadtteil Geestemünde gehört dem Stadtbezirk Süd an.<br />
Seit Bremerhavens Entstehung ist die Wirtschaft auf das Engste mit dem Hafen<br />
verbunden. Trotz der Schließung zahlreicher traditionsreicher Werften und der<br />
Verr<strong>in</strong>gerung von Belegschaften <strong>in</strong> den letzten Jahrzehnten, bleibt Bremerhaven<br />
e<strong>in</strong> bedeutender Werftstandort. Bis heute s<strong>in</strong>d die mit dem Hafenbetrieb verbundenen<br />
Wirtschaftszweige (z.B. Conta<strong>in</strong>er-Umschlag und der Auto-Umschlag sowie<br />
die Werften) prägend für die Wirtschaftsstruktur der Stadt. Der Überseehafen <strong>in</strong><br />
Bremerhaven ist e<strong>in</strong>er der größten europäischen Häfen und damit wichtig für den<br />
Export.<br />
Bedeutend für die Lebensmittel<strong>in</strong>dustrie ist der Fischereihafen und der dortige<br />
Umschlag von Frischfisch, h<strong>in</strong>zu kommt zusätzlich die Verarbeitung von Lebensmitteln.<br />
In den letzten Jahren wurde verstärkt <strong>in</strong> die Tourismusbranche <strong>in</strong>vestiert. So<br />
entstand das E<strong>in</strong>kaufszentrum „Mediterraneo“, das Klimahaus, das Atlantic Hotel<br />
Sail City und weitere Anziehungspunkte für Besucher.<br />
Neben dem Eisenbahnnetz für den Transport des Hafenumschlags bestehen vom<br />
Hauptbahnhof Bremerhavens, der sich im Stadtteil Geestemünde bef<strong>in</strong>det, Bahnverb<strong>in</strong>dungen<br />
<strong>in</strong> Richtung <strong>Bremen</strong>, Osnabrück und Cuxhaven. Der bis 2001 bestehende<br />
Anschluss an den ICE-Fernverkehr ist bislang nicht wieder e<strong>in</strong>gerichtet<br />
worden, wodurch sich das Angebot des öffentlichen Verkehrs auf S-Bahnen und<br />
Regionalbahnen beschränkt.<br />
Der ÖPNV <strong>in</strong> Bremerhaven umfasst ca. 16 Busl<strong>in</strong>ien des Unternehmens<br />
BremerhavenBus (e<strong>in</strong>geschlossen zwei Nachtl<strong>in</strong>ien), zudem besteht die Möglichkeit,<br />
zwei Anrufsammell<strong>in</strong>ien und zwei Anrufsammeltaxen zur Beförderung, besonders<br />
<strong>in</strong> die Umlandgeme<strong>in</strong>den, <strong>in</strong> Anspruch zu nehmen. H<strong>in</strong>zu kommen 13<br />
Regionalbusl<strong>in</strong>ien, die Bremerhaven mit dem Umland (u. a. Cuxhaven) verb<strong>in</strong>den.<br />
Für den motorisierten Individualverkehr (MIV) ist Bremerhaven über die A27, die<br />
B6 sowie über die B212 zu erreichen.<br />
Neben der Hochschule Bremerhaven s<strong>in</strong>d mehrere Forschungs- und Technologiezentren<br />
<strong>in</strong> Bremerhaven angesiedelt. Bremerhaven wurde mit dem Titel „Stadt<br />
der Wissenschaft 2005“ ausgezeichnet.<br />
Über das Stadtgebiet verteilt bef<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong>sgesamt 17 Grundschulen, 12 weiterführende<br />
Schulen, zudem e<strong>in</strong> Gymnasium der Sekundarstufe I und zwei für<br />
die Sekundarstufe II sowie drei Sonderschulen.<br />
Als Oberzentrum im nördlichen Elbe-Weser-Dreieck beheimatet Bremerhaven<br />
zahlreiche Sehenswürdigkeiten und kulturelle Angebote wie das Stadttheater <strong>in</strong><br />
Mitte, die Bürgermeister-Smidt-Gedächtniskirche, die zusammen mit dem Columbus-Center<br />
das Wahrzeichen der Stadt bildet, den „Loschenturm“ am Neuen<br />
Hafen, das Historische Museum Bremerhaven, das Deutsche Auswandererhaus,<br />
45
das Freilichtmuseum Speckenbüttel, die Häfen, das Atlanticum (Fischereimuseum),<br />
das Deutsche Schifffahrtmuseum, das zukünftige Klimahaus sowie das Atlantic<br />
Hotel Sail City.<br />
Als Erholungsort locken mehrere Parkanlagen, u. a. der Weserdeich, der Bürgerpark<br />
oder der Speckenbütteler Park.<br />
Angebote für K<strong>in</strong>der und Jugendliche werden von e<strong>in</strong>igen Sportvere<strong>in</strong>en <strong>in</strong> Bremerhaven<br />
angeboten, darüber h<strong>in</strong>aus gibt es drei Schwimmbäder sowie das Weser-Strandbad.<br />
In der Zweigstelle der Zentralbibliothek Leherheide existiert e<strong>in</strong>e<br />
K<strong>in</strong>derbibliothek mit verschiedenen Sonderveranstaltungen für K<strong>in</strong>der. E<strong>in</strong>e kulturelle<br />
E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung von K<strong>in</strong>dern und Jugendlichen f<strong>in</strong>det im Stadttheater statt,<br />
dort werden K<strong>in</strong>der– und Jugendtheaterstücke aufgeführt, zudem gibt es Projekte<br />
<strong>in</strong> Zusammenarbeit mit Schulen und freien Gruppen und e<strong>in</strong>en Theaterjugendclub,<br />
der sich an 10- bis 14-Jährige richtet. Im Bremerhavener Stadtgebiet halten<br />
e<strong>in</strong>e Vielzahl von Freizeite<strong>in</strong>richtungen sowie Verbänden verschiedene Angebote<br />
für K<strong>in</strong>der und Jugendliche vor (z.B. das Jugendwerk der AWO, das Familienzentrum<br />
Weitblick, die Freizeitstätte Carsten-Lücken, der Stadtteiltreff<br />
Wulsdorf, der Freizeittreff Eckernfeld oder der K<strong>in</strong>der- und Jugendtreff im DLZ<br />
Grünhöfe). Zu möglichen Ausflugszielen, die für K<strong>in</strong>der und Jugendliche <strong>in</strong>teressant<br />
s<strong>in</strong>d, gehört der Zoo am Meer <strong>in</strong> Bremerhaven - Mitte oder das Morgensternmuseum<br />
<strong>in</strong> Geestemünde, das spezielle Führungen für K<strong>in</strong>der, Schulklassen<br />
und Familien bietet.<br />
In den Ferien wird für K<strong>in</strong>der bis zum Alter von 18 Jahren e<strong>in</strong>en Schulferienspaß<br />
vom Amt für Sport und Freizeit organisiert, an dem über 30 Anbieter teilnehmen.<br />
Zudem gibt es e<strong>in</strong>e mobile Spielbetreuung, die überwiegend bei Ferienaktionen<br />
auf den Spielplätzen zum E<strong>in</strong>satz kommt.<br />
Für Familien und K<strong>in</strong>der wurde eigens die Internetseite<br />
www.familiennetzbremerhaven.de e<strong>in</strong>gerichtet. Auf der Informationsplattform<br />
lassen sich zum e<strong>in</strong>en alle aktuellen Freizeit- und Betreuungsangebote für K<strong>in</strong>der,<br />
Jugendliche und Familien abrufen mit gleichzeitig angezeigter ÖPNV-<br />
Verb<strong>in</strong>dung. Zudem bietet sie Familien die Möglichkeit, mittels des „Forum“ Mängel<br />
<strong>in</strong> der K<strong>in</strong>der-, Jugend- und Familienfreundlichkeit unmittelbar zu äußern.<br />
Die Zukunftsperspektive für Jugendliche <strong>in</strong> Bremerhaven wird von unseren Ansprechpersonen<br />
aufgrund der hohen Arbeitslosigkeit und der fehlenden Berufschancen<br />
als e<strong>in</strong>geschränkt e<strong>in</strong>geschätzt.<br />
4.7 Der durchschnittliche Stadtteil <strong>in</strong> Bremerhaven:<br />
Geestemünde<br />
Der ausgewählte Stadtteil Geestemünde liegt <strong>in</strong> der kreisfreien Stadt Bremerhaven,<br />
die geme<strong>in</strong>sam mit der ca. 60 km entfernten Landeshauptstadt <strong>Bremen</strong> das<br />
Land Freie Hansestadt <strong>Bremen</strong> bildet.<br />
Der Stadtteil Geestemünde besteht aus den statistischen Bezirken 211-215.<br />
Der Stadtteil liegt mitten im Stadtbezirk Süd <strong>in</strong> Bremerhaven, zu dem auch die<br />
Stadtteile Schifferdorferdamm, Surheide, Wulfsdorf und Fischereihafen gehören,<br />
die alle an Geestemünde grenzen. Zudem bildet Geestemünde zusammen mit<br />
Schifferdorferdamm die geographische Grenze zum Stadtbezirk Nord. Die Entfernung<br />
zur Innenstadt beträgt ca. 2 km.<br />
46
Geestemünde ist <strong>in</strong> mehrere, teilweise recht heterogene Ortsteile untergliedert:<br />
Geestemünde – Nord, Geestendorf, Geestemünde – Süd, Bürgerpark und<br />
Grünhöfe. Insgesamt wurde Geestemünde von den Ansprechpersonen <strong>in</strong> Bremerhaven<br />
als weder privilegiert, noch als benachteiligt, also im „mittleren Bereich“<br />
e<strong>in</strong>geschätzt. E<strong>in</strong>e besondere Identität hat der Stadtteil nach ihren Aussagen<br />
nicht, e<strong>in</strong>e Identifikation erfolgt eher mit den Ortsteilen und ist historisch<br />
gewachsen. Besondere Konfliktpotentiale s<strong>in</strong>d nicht bekannt.<br />
Der Stadtteil Geestemünde ist mit e<strong>in</strong>er Fläche von etwa 11 km² und e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>wohnerzahl<br />
von ca. 33.000 20 e<strong>in</strong>er der bevölkerungsreichsten <strong>in</strong> Bremerhaven.<br />
Die Bevölkerungsstruktur <strong>in</strong> Geestemünde ist stark durch Menschen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund,<br />
besonders aus der Türkei und Portugal, geprägt, sie machen etwa<br />
25% der E<strong>in</strong>wohnInnen aus. Die Integration der Menschen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
wird von unseren Ansprechpersonen als „mittelmäßig“ e<strong>in</strong>geschätzt.<br />
Nach ihrer E<strong>in</strong>schätzung funktioniert trotz hoher Durchmischung unterschiedlicher<br />
Nationalitäten das soziale Zusammenleben <strong>in</strong> Geestemünde gut, allerd<strong>in</strong>gs<br />
ist e<strong>in</strong>e Tendenz zur Ghettoisierung aufgrund der Zusammenfassung vieler AussiedlerInnen<br />
<strong>in</strong> bestimmte Stadtteile zu erkennen.<br />
Die Arbeitslosenquote liegt bei ca. 10%.<br />
Der Anteil von K<strong>in</strong>dern im Alter zwischen 0 und e<strong>in</strong>schließlich 17 Jahren beträgt<br />
ca. 15%. Geestemünde wird von den Ansprechpartnern vor Ort als eher k<strong>in</strong>derreich<br />
e<strong>in</strong>geschätzt, die Entwicklung ist allerd<strong>in</strong>gs leicht rückläufig. Zur Förderung<br />
der K<strong>in</strong>derfreundlichkeit wurden nach Angaben der Ansprechpartner diverse<br />
Neugestaltungen von Spielplätzen sowie Umgestaltungen von Schulhöfen vorgenommen,<br />
nichtsdestotrotz wird die K<strong>in</strong>derfreundlichkeit Geestemündes nur als<br />
mittelmäßig bewertet.<br />
Grünhöfe wird dabei als sozialer Brennpunkt beschrieben (dort besonders das<br />
„Vogelviertel“), <strong>in</strong> dem zurzeit e<strong>in</strong> deutlicher Wohnungsüberschuss aufgrund<br />
rückläufiger Bevölkerung zu erkennen ist. Demgegenüber s<strong>in</strong>d im sehr heterogenen<br />
Ortsteil Bürgerpark eher die höheren E<strong>in</strong>kommensschichten vertreten, wodurch<br />
dieser Ortsteil zu den bevorzugten Wohngegenden <strong>in</strong> Geestemünde gehört.<br />
Allerd<strong>in</strong>gs wird Bürgerpark von den Bewohnern selbst <strong>in</strong> Bürgerpark und<br />
Bürgerpark–Süd e<strong>in</strong>geteilt. Diese Abgrenzung ist auf die größtenteils ausländische<br />
Bewohnerstruktur <strong>in</strong> Bürgerpark–Süd und der hohen Anzahl von AussiedlerInnen<br />
aus Osteuropa zurückzuführen. Das durch Hochhäuser bestimmte Bild<br />
unterstützt die Abgrenzung.<br />
Nennenswerte Gewerbe- oder Industriegebiete gibt es nicht, mit der Werftenkrise<br />
e<strong>in</strong>hergehend verlor Bremerhaven se<strong>in</strong>en Hauptwirtschaftszweig. Heute s<strong>in</strong>d<br />
viele BewohnerInnen Geestemündes <strong>in</strong> der Produktion im Fischereihafen oder <strong>in</strong><br />
großen Unternehmen <strong>in</strong> Bremerhaven beschäftigt.<br />
Wohnbebauung<br />
Die Wohnbebauung <strong>in</strong> Geestemünde ist <strong>in</strong> den verschiedenen Ortsteilen recht<br />
heterogen. Insgesamt ist der Stadtteil aber zum größten Teil von Mehrfamilienhäusern<br />
und nur zu e<strong>in</strong>em ger<strong>in</strong>gen Anteil von E<strong>in</strong>familienhäusern geprägt. Aufgrund<br />
der starken Zerstörung im 2. Weltkrieg stammt e<strong>in</strong> großer Teil der Bausubstanz<br />
aus den 50er Jahren.<br />
20<br />
Die Angaben s<strong>in</strong>d folgender Quelle entnommen: Magistratsbericht der StadtBremerhaven<br />
(Stand 2008)<br />
http://www.bremerhaven.de/downloads/39/11375/Magistratsbericht+2008.pdf., abgerufen<br />
am 30.9.2009<br />
47
So dom<strong>in</strong>ieren im Ortsteil Geestemünde–Süd mehrgeschossige Reihenhäuser aus<br />
Backste<strong>in</strong>, die e<strong>in</strong>e dafür typische, rostbraun gekl<strong>in</strong>kerte Fassade aufweisen und<br />
teilweise über kle<strong>in</strong>e gepflegte Vorgärten verfügen.<br />
Im Gegensatz dazu besteht die Wohnbebauung im Ortsteil Grünhöfe hauptsächlich<br />
aus Hochhäusern und Mehrfamilienhäusern älteren Baudatums, ihre Fassaden<br />
s<strong>in</strong>d meist hell verputzt. Um den Ortsteil attraktiver zu gestalten, werden zur<br />
Zeit zahlreiche Verbesserungen an den Wohnungsbauten vorgenommen, wie zum<br />
Beispiel Renovierungsarbeiten, e<strong>in</strong>ige Häuser werden allerd<strong>in</strong>gs entkernt und<br />
vollständig abgerissen. Zwischen den Häusern s<strong>in</strong>d Grünflächen vorhanden.<br />
E<strong>in</strong>e ähnliche Wohnstruktur zeigt sich im Ortsteil Bürgerpark–Süd, e<strong>in</strong>em Ortsteil<br />
mit hohem Bevölkerungsanteil mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund. Die Fassaden der<br />
Hochhäuser bestehen hier zum Großteil aus dunkleren Ste<strong>in</strong>platten. Auch hier<br />
bef<strong>in</strong>den sich zwischen den Häusern größere Grünflächen (Rasen), da ke<strong>in</strong>e oder<br />
nur wenige eigene Gärten vorhanden s<strong>in</strong>d.<br />
Im Gegensatz dazu steht das städtebauliche Ersche<strong>in</strong>ungsbild im gehobenen Teil<br />
des Ortsteils Bürgerpark: hier prägt e<strong>in</strong>e villenartige Bebauung von alle<strong>in</strong> stehenden<br />
E<strong>in</strong>familienhäusern mit gepflegten Vorgärten und e<strong>in</strong>er sehr ruhigen<br />
Wohnsituation das Bild. Vere<strong>in</strong>zelt f<strong>in</strong>den sich zwar auch hier Mehrfamilienhäuser,<br />
diese machen jedoch ebenfalls e<strong>in</strong>en gehobenen, <strong>neu</strong>wertigen und modernen<br />
E<strong>in</strong>druck. Ihre Fassaden s<strong>in</strong>d farblich dezent verputzt, die Bauten fügen sich<br />
gut <strong>in</strong> das Gesamtbild von Bürgerpark e<strong>in</strong>. Insgesamt ist die Wohnsituation im<br />
Ortsteil sehr ruhig und direkt am Park „Bürgerpark“ gelegen, gehört dieser Ortsteil<br />
zu den bevorzugten Wohngegenden.<br />
48
In der Umgebung des Hauptbahnhofs und der E<strong>in</strong>kaufsstraße stehen hauptsächlich<br />
mehrgeschossige verputzte Wohnbauten mit Ladenlokalen im Erdgeschoss.<br />
Teilweise f<strong>in</strong>den sich auch Bauten aus dunkelrotem Backste<strong>in</strong>.<br />
Nahe dem Holzhafen - e<strong>in</strong> ehemaliger Kanal, der als Erholungsort genutzt wird -<br />
s<strong>in</strong>d die umliegenden Wohnsiedlungen wiederum durch e<strong>in</strong>e dichte Hochhausbebauung<br />
geprägt.<br />
Verkehrssituation<br />
Ca. 60% der Straßen <strong>in</strong> Geestemünde s<strong>in</strong>d Hauptverkehrsstraßen, wie z.B. die<br />
viel befahrenen Straßen <strong>in</strong> der Umgebung des Hauptbahnhofes sowie der E<strong>in</strong>kaufsstraße.<br />
Tempo-30-Zonen existieren zu etwa 35%, verkehrsberuhigte Straßen<br />
zu ca. 5%. Insgesamt wird die Verkehrssicherheit für K<strong>in</strong>der im Stadtteil von<br />
den Ansprechpersonen als „eher niedrig“ beurteilt.<br />
Die Nebenstraßen <strong>in</strong> den Wohngebieten s<strong>in</strong>d teilweise sehr eng, schlecht e<strong>in</strong>sehbar<br />
und mit Kopfste<strong>in</strong> gepflastert (z.B. gegenüber Holzhafen oder <strong>in</strong> Bürgerpark)<br />
und somit nur mit ger<strong>in</strong>gem Tempo befahrbar, im Ortsteil Grünhöfe s<strong>in</strong>d sie dagegen<br />
sehr breit und übersichtlich.<br />
Die Straßenzüge s<strong>in</strong>d nicht übermäßig durch parkende Autos an den Straßenrändern<br />
geprägt und machen e<strong>in</strong>en überwiegend sauberen E<strong>in</strong>druck.<br />
Die Ausstattung mit Fahrradwegen fällt sehr unterschiedlich aus: teilweise gibt es<br />
ke<strong>in</strong>e speziell für RadfahrerInnen markierten Wege, so dass entweder auf den<br />
Bürgersteig oder auf die Straße ausgewichen werden muss, andererseits gibt es<br />
auch farblich deutlich abgesetzte Radwege, besonders im Bereich des Hauptbahnhofs<br />
und der stärker befahrenen Straßen. Die Möglichkeit für K<strong>in</strong>der, sich im<br />
Stadtteil mit dem Fahrrad fortzubewegen wird von den Ansprechpersonen vor Ort<br />
als „eher schlecht“ e<strong>in</strong>geschätzt. Am Bahnhof selbst gibt es zwar e<strong>in</strong>en Fahrradparkplatz,<br />
der vor allem von PendlerInnen genutzt wird, jedoch ist <strong>in</strong><br />
Geestemünde nach den Angaben unserer Ansprechpersonen das Fahrrad als<br />
Fortbewegungsmittel nicht stark vertreten.<br />
Geestemünde ist sehr gut an das Netz der Bahn angeschlossen, denn der Hauptbahnhof<br />
Bremerhavens liegt direkt <strong>in</strong> Geestemünde. Von hier aus verkehren<br />
Nahverkehrszüge <strong>in</strong> Richtung Cuxhaven, Hamburg, <strong>Bremen</strong> und Osnabrück fast<br />
rund um die Uhr. E<strong>in</strong>e ganze Reihe von Busl<strong>in</strong>ien (ca. 11) verb<strong>in</strong>den den Stadtteil<br />
mit anderen Stadtteilen Bremerhavens im Viertelstundentakt, meist bis 23 Uhr.<br />
49
Sie führen z.B. <strong>in</strong> Richtung Leherheide, Surheide, Wulsdorf, Grünhöfe und Schifferdorfer<br />
Damm.<br />
Geschäfte/E<strong>in</strong>kaufsmöglichkeiten<br />
Die Ausstattung mit Geschäften, die für K<strong>in</strong>der <strong>in</strong>teressant se<strong>in</strong> könnten, ist <strong>in</strong><br />
Geestemünde <strong>in</strong>sgesamt eher mittelmäßig stark ausgeprägt. Insgesamt gibt es<br />
nach Angaben der Ansprechpersonen 15 Kioske, 4 Eisdielen, 2 Spielwarengeschäfte,<br />
10 Bäckereien, 2 Sportgeschäfte, 3 Internetcafés, 3 Musikgeschäfte, 12<br />
Supermärkte, 15 Imbisse, 2 Cafes für Jugendliche sowie je e<strong>in</strong> Schreibwaren-,<br />
Kleidungs- und Computergeschäft. Zudem f<strong>in</strong>det der Bremerhavener Wochenmarkt<br />
<strong>in</strong> Geestemünde (Neumarkt) statt. Der Stadtteil hat ke<strong>in</strong>en Stadtkern bzw.<br />
ke<strong>in</strong>e Fußgängerzone, die E<strong>in</strong>kaufsmöglichkeiten s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Nähe des Hauptbahnhofs<br />
auf beiden Seiten e<strong>in</strong>er Hauptstraße angesiedelt, die durch relativ viele Leerstände<br />
gekennzeichnet ist. Sie umfassen hauptsächlich E<strong>in</strong>zelhandelsgeschäfte des<br />
täglichen Bedarfs sowie e<strong>in</strong>ige kle<strong>in</strong>ere Läden wie Modegeschäfte, Blumenläden,<br />
Frisöre und auch Imbissbuden. In den Wohngebieten ist die Ausstattung mit Geschäften<br />
eher mäßig.<br />
Schulen<br />
Im Stadtteil Geestemünde gibt es mit Ausnahme e<strong>in</strong>er Gesamtschule alle Schulformen.<br />
Von den vier Grundschulen ist e<strong>in</strong>e mit angeschlossenem Förderzentrum und e<strong>in</strong>e<br />
als offene Ganztagsschule e<strong>in</strong>gerichtet. Zudem gibt es e<strong>in</strong> großes Schulzentrum,<br />
das <strong>in</strong>sgesamt unterschiedliche Schulformen abdeckt. Zusätzlich s<strong>in</strong>d hier<br />
auch Berufsschulklassen untergebracht. An den sehr großen Gebäudekomplex<br />
s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e Sporthalle und e<strong>in</strong>e Schwimmhalle angeschlossen, die für den Schulsport<br />
genutzt werden. Das E<strong>in</strong>zugsgebiet des Schulzentrums ist auf den gesamten<br />
Landkreis ausgeweitet. Die Sekundarstufen I und II s<strong>in</strong>d zudem noch <strong>in</strong> zwei<br />
weiterführenden Schulen vertreten, die beide auch umfassende Nachmittagsangebote<br />
für die SchülerInnen anbieten.<br />
Die Schulhöfe der Schulen stehen den K<strong>in</strong>dern an den Nachmittagen offen und<br />
s<strong>in</strong>d als Treffpunkte von K<strong>in</strong>dern auch außerhalb der Schulzeit beliebt. E<strong>in</strong>ige der<br />
Schulhöfe s<strong>in</strong>d mit relativ <strong>neu</strong>wertigen Spielmöglichkeiten sowohl für kle<strong>in</strong>ere als<br />
50
auch für größere K<strong>in</strong>der ausgestattet, so dass hier e<strong>in</strong> Zusammen – bzw. Nebene<strong>in</strong>anderspielen<br />
von K<strong>in</strong>dern unterschiedlichen Alters gut möglich ist.<br />
Angebote für K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> Geestemünde<br />
Die Angebote für K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> Geestemünde s<strong>in</strong>d - abgesehen von der Ausstattung<br />
mit Spielplätzen und Sportvere<strong>in</strong>en - eher durchschnittlich.<br />
Im Stadtteil liegen ca. 20 Spielplätze sowie die zusätzlichen Spielmöglichkeiten<br />
auf den Schulhöfen. In der Regel richten sich alle Spielplätze an K<strong>in</strong>der der Altersgruppe<br />
bis 12 Jahre. Die Spielplätze, die während des Rundgangs zu besichtigen<br />
waren, waren fast durchgängig <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em gepflegten, meist guten Zustand,<br />
jedoch <strong>in</strong> unterschiedlichen Maße abgeschirmt vom Straßenverkehr. Die<br />
E<strong>in</strong>sehbarkeit der Spielplätze durch AnwohnerInnen und ebenso die Größe der<br />
Spielplätze variieren. Teilweise s<strong>in</strong>d die Spielplätze <strong>in</strong> unmittelbarer Nähe von<br />
Wohngebäuden, andere wiederum etwas abgelegener angesiedelt.<br />
Die Spielplätze s<strong>in</strong>d unterschiedlich gestaltet, viele als Sandspielplatz, aber auch<br />
e<strong>in</strong>ige als Rollen– und Themenspielplatz. E<strong>in</strong> Beispiel ist der <strong>neu</strong> und modern gestaltete<br />
Piratenspielplatz im Ortsteil Grünhöfe, der umfangreiche Spielgeräte und<br />
–möglichkeiten bietet. Er ist von e<strong>in</strong>em grünen Hügel umgeben, von der Straßenseite<br />
aus ist er jedoch e<strong>in</strong>sehbar. Sehr beliebt sche<strong>in</strong>en auch die Spielmöglichkeiten<br />
am Holzhafen (e<strong>in</strong> ehemaliger Kanal) zu se<strong>in</strong>. Hier gibt es e<strong>in</strong>e Wasserfläche<br />
mit Spr<strong>in</strong>gbrunnen, e<strong>in</strong>en Spielplatz sowie e<strong>in</strong>en Bolzplatz. Insgesamt fällt<br />
auf, dass sich <strong>in</strong> Gebieten mit dichter Hochhausbebauung eher kle<strong>in</strong>ere, dezentral<br />
verteilte Spielplätze zwischen den Hochhäusern bef<strong>in</strong>den.<br />
51
Für ältere K<strong>in</strong>der und Jugendliche wurde <strong>in</strong> Geestemünde e<strong>in</strong>e moderne Basketballanlage<br />
zwischen Wohnbauten angelegt. Sie liegt geschützt aber etwas abgelegen<br />
auf e<strong>in</strong>er Wiese, wodurch sich die K<strong>in</strong>der hier unbeobachtet aufhalten und<br />
spielen können. Weitere Basketball –und Fußballplätze f<strong>in</strong>den sich über den<br />
Stadtteil verteilt (z.B. am Holzhafen) und s<strong>in</strong>d ebenfalls <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em guten Zustand<br />
und von hohen Zäunen e<strong>in</strong>gefasst.<br />
Die Schulhöfe, die als zusätzliche Spielmöglichkeit genutzt werden können, s<strong>in</strong>d<br />
größtenteils <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em guten Zustand und können von K<strong>in</strong>dern unterschiedlicher<br />
Altersgruppen genutzt werden (s.o.). Nach der E<strong>in</strong>schätzung unserer Ansprechpersonen<br />
gibt es <strong>in</strong> Geestemünde nur wenige Orte, an denen es zu Spannungen<br />
zwischen K<strong>in</strong>dern und Jugendlichen kommt.<br />
Das „DLZ – Familienzentrum“ (DLZ = Dienstleistungszentrum), e<strong>in</strong> modernes,<br />
helles Gebäude im Ortsteil Grünhöfe, bietet e<strong>in</strong> recht umfassendes Angebot für<br />
K<strong>in</strong>der und Jugendliche. Es gibt dort von Montag bis Freitag e<strong>in</strong> offenes Angebot<br />
für K<strong>in</strong>der ab 10 Jahren, das neben der Hausaufgabenbetreuung auch beispielsweise<br />
Töpferkurse, Klettermöglichkeiten an der Kletterwand, e<strong>in</strong>e K<strong>in</strong>derdisco<br />
und die Möglichkeit, e<strong>in</strong>en Internetführersche<strong>in</strong> zu erwerben umfaßt. Das Zentrum<br />
unterhält auch Kooperationsprojekte mit Schulen. Alle Angebote, die im DLZ<br />
stattf<strong>in</strong>den, s<strong>in</strong>d von den K<strong>in</strong>dern durch den K<strong>in</strong>der- und Jugendbeirat mitbestimmt,<br />
dem das DLZ gleichzeitig als Treffpunkt dient. Nach Auskunft unserer<br />
Ansprechpersonen werden die Angebote dementsprechend gut angenommen.<br />
Darüber h<strong>in</strong>aus f<strong>in</strong>den im „Haus der Jugend“ <strong>in</strong> Geestemünde–Nord, das von<br />
freien Trägern bewirtschaftet wird, verschiedene Veranstaltungen für K<strong>in</strong>der und<br />
Jugendliche und auch die Treffen der zwei Pfadf<strong>in</strong>derschaften statt. Der „Vere<strong>in</strong><br />
für Freizeitgestaltung“ stellt e<strong>in</strong>en Modellbaukurs (Flugzeuge und Schiffe) für<br />
K<strong>in</strong>der bereit.<br />
Von den Kirchengeme<strong>in</strong>den <strong>in</strong> Geestemünde werden verschiedene Freizeitangebote<br />
für K<strong>in</strong>der und Jugendliche organisiert. Neben wöchentlichen Treffs können<br />
die K<strong>in</strong>der hier auch <strong>in</strong> K<strong>in</strong>der- bzw. Jugendchören oder e<strong>in</strong>er Musikgruppe mitwirken.<br />
Das Sportangebot <strong>in</strong> Geestemünde ist sehr vielfältig und umfangreich (z.B. Fußball,<br />
Tennis, Leichtathletik, Tanz, Schwimmen, Boxsport). So s<strong>in</strong>d am Bürgerpark<br />
zahlreiche Sportvere<strong>in</strong>e mit jeweils dazugehörigen Sportplätzen eng bee<strong>in</strong>ander<br />
liegend zu f<strong>in</strong>den. Der GSC (Geestemünder Sport Club), der GTV (Geestemünder<br />
52
Turnvere<strong>in</strong>) sowie der FTG (Freizeit und Turnen Geestemünde) hält dort e<strong>in</strong> vielfältiges<br />
Sportangebot für K<strong>in</strong>der und Jugendliche bereit. Der Schwerpunkt der<br />
Vere<strong>in</strong>e liegt hauptsächlich bei Fußball, Handball und Basketball. Zusätzlich gibt<br />
es e<strong>in</strong>en Eis – und Rollsport Club (ERC) mit e<strong>in</strong>er <strong>neu</strong>wertigen, großflächigen Außenanlage<br />
für Rollschuhlauf, Skaten und Hockey. Der Vere<strong>in</strong> bietet nicht nur speziell<br />
für K<strong>in</strong>der abwechselnde Aktionen (z.B. Nachtskaten, K<strong>in</strong>dermusicals) an,<br />
sondern ist darüber h<strong>in</strong>aus auch sehr aktiv <strong>in</strong> der K<strong>in</strong>der – und Jugendarbeit.<br />
Im Sommer kann e<strong>in</strong> Freibad <strong>in</strong> Geestemünde genutzt werden, ganzjährig das<br />
Hallenbad.<br />
E<strong>in</strong>e private Tanzschule hat Tanzkurse für kle<strong>in</strong>ere K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong>gerichtet.<br />
Weitere beliebte Treffpunkte von K<strong>in</strong>dern und Jugendlichen <strong>in</strong> Geestemünde s<strong>in</strong>d<br />
nach Berichten unserer Begleiter Schulhöfe, Sport –und Bolzplätze.<br />
Etwa 15% der Gesamtfläche des Stadtteils s<strong>in</strong>d Grünflächen, v.a. der Bürgerpark<br />
bietet Aufenthalts- und Spielmöglichkeiten für die K<strong>in</strong>der im Grünen an. Auch <strong>in</strong><br />
den Wohngebieten gibt es immer wieder Grünflächen, z.B. Rasenflächen zwischen<br />
teilweiser dichter Hochhausbebauung oder auch Schafweiden außerhalb<br />
der Wohnbebauung.<br />
Kulturelle Angebote für K<strong>in</strong>der s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Geestemünde wenig vorhanden. E<strong>in</strong>e K<strong>in</strong>der<br />
– und Jugendbücherei gibt es <strong>in</strong> Geestemünde selbst nicht, allerd<strong>in</strong>gs bef<strong>in</strong>det<br />
sich <strong>in</strong> der Bücherei im angrenzenden Nachbarstadtteil Lehe e<strong>in</strong>e entsprechende<br />
Abteilung. Auch e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>o gibt es <strong>in</strong> Geestemünde nicht stattdessen kann<br />
e<strong>in</strong> großes K<strong>in</strong>o im Stadtteil Mitte besucht werden, das direkt neben dem Stadttheater<br />
liegt.<br />
53
5. Das Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der<br />
Das zentrale Anliegen des <strong>LBS</strong>-K<strong>in</strong>derbarometers ist es seit 1997, E<strong>in</strong>flüsse auf<br />
das k<strong>in</strong>dliche Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> verschiedenen Lebensbereichen zu identifizieren,<br />
um so Ansatzpunkte zur Verbesserung des Wohlbef<strong>in</strong>dens zu f<strong>in</strong>den bzw. herauszustreichen,<br />
<strong>in</strong> welchen Bereichen Veränderungen zu e<strong>in</strong>er merklichen Verschlechterung<br />
des Wohlbef<strong>in</strong>dens führen würden. Entsprechend ist das Wohlbef<strong>in</strong>den<br />
der K<strong>in</strong>der auch die leitende Variable des „<strong>LBS</strong>-K<strong>in</strong>derbarometer <strong>Wohnen</strong><br />
<strong>in</strong> <strong>Bremen</strong>“.<br />
Dabei wird das Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der neben e<strong>in</strong>er abstrakten Form – dem allgeme<strong>in</strong>en<br />
Wohlbef<strong>in</strong>den – auch spezifisch für die Bereiche Wohnhaus bzw. Wohnung,<br />
Stadt- bzw. Ortsteil und Gesamtstadt erhoben.<br />
Das Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der wird im <strong>LBS</strong>-K<strong>in</strong>derbarometer über e<strong>in</strong>e eigens<br />
entwickelte und seit Jahren etablierte Barometerskala (s. Abb. 5.1) erhoben. Die<br />
verschiedenen Wohlbef<strong>in</strong>denszustände s<strong>in</strong>d über Wetterphänomene visualisiert,<br />
das Gewitter steht dabei für „sehr schlechtes“ Wohlbef<strong>in</strong>den, der wolkenlose<br />
Sonnenhimmel für „sehr gutes“ Wohlbef<strong>in</strong>den. Das schlechteste Wohlbef<strong>in</strong>den<br />
wird für die Auswertung mit dem Zahlenwert „1“ erfasst, das beste mit dem Zahlenwert<br />
„7“.<br />
Abb. 5.1 Die verwendete Barometerskala<br />
5.1 Allgeme<strong>in</strong>es Wohlbef<strong>in</strong>den<br />
Das allgeme<strong>in</strong>e Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der ist e<strong>in</strong>e über die Jahre der <strong>LBS</strong>-<br />
K<strong>in</strong>derbefragung bemerkenswert konstante Größe: Mit Ausnahme der Befragung<br />
unmittelbar nach den Terroranschlägen am 11. September 2001 liegt das durchschnittliche<br />
allgeme<strong>in</strong>e Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> jeder durchgeführten Befragung<br />
bei e<strong>in</strong>em Wert von M=5,7, d.h. zwischen e<strong>in</strong>em „eher guten“ und e<strong>in</strong>em<br />
„guten“ Wohlbef<strong>in</strong>den. Auch <strong>in</strong> der dieser Studie zugrunde liegenden Stichprobe<br />
ist der Wert auf exakt diesem Niveau. Zudem unterscheiden sich die Stadtteile<br />
nicht, d.h. die Unterschiede im allgeme<strong>in</strong>en Wohlbef<strong>in</strong>den s<strong>in</strong>d so ger<strong>in</strong>g, dass es<br />
nicht <strong>in</strong> Abhängigkeit vom Wohnort schwankt.<br />
30% der befragten K<strong>in</strong>der fühlen sich im Allgeme<strong>in</strong>en „sehr gut“, 37% fühlen<br />
sich „gut“ und 17% „eher gut“. 11% der K<strong>in</strong>der haben e<strong>in</strong> mittelmäßiges allgeme<strong>in</strong>es<br />
Wohlbef<strong>in</strong>den, nur 5% der K<strong>in</strong>der antworten im negativen Bereich (1%<br />
„sehr schlecht“, 2% „schlecht und 2% „eher schlecht“) (s. Abb. 5.2). Auch dieser<br />
Wert von etwa 5% K<strong>in</strong>dern mit negativem Wohlbef<strong>in</strong>den ist seit Jahren konstant.<br />
54
Abb. 5.2 Das allgeme<strong>in</strong>e Wohlbef<strong>in</strong>den<br />
Unterschiede zwischen den untersuchten Teilgruppen lassen sich beim allgeme<strong>in</strong>en<br />
Wohlbef<strong>in</strong>den nicht f<strong>in</strong>den.<br />
5.2 Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Wohnung<br />
Das Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> ihrer Wohnung bzw. ihrem Wohnhaus ist mit e<strong>in</strong>em<br />
Mittelwert von M=6,3 noch merklich positiver als das allgeme<strong>in</strong>e Wohlbef<strong>in</strong>den.<br />
Drei Fünftel der K<strong>in</strong>der (60%) fühlen sich <strong>in</strong> ihrer Wohnung „sehr gut“, weitere<br />
25% „gut“ und 7% „eher gut“, d.h. für fast alle befragten K<strong>in</strong>der ist die eigene<br />
Wohnung e<strong>in</strong> mit äußerst positivem Wohlbef<strong>in</strong>den besetzter Ort – e<strong>in</strong> „sicherer<br />
Hafen“, von dem aus sie sich die Außenwelt aneignen können. 4% haben<br />
nur e<strong>in</strong> mittelmäßiges Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Wohnung und 4% antworten im negativen<br />
Bereich (1% „sehr schlecht“, 1% „schlecht“ und 2% „eher schlecht“) (s.<br />
Abb. 5.3). Das Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Wohnung ist im Übrigen auch deutlich höher<br />
als das <strong>in</strong> früheren Befragungen gemessene Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Familie<br />
(M=5,8), d.h. die K<strong>in</strong>der differenzieren zwischen dem Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Wohnung,<br />
das stärker von der physikalischen Umwelt geprägt ist und der Beziehungsebene<br />
<strong>in</strong>nerhalb der Familie.<br />
55
Abb. 5.3 Das Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Wohnung<br />
Auch <strong>in</strong> Bezug auf das Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Wohnung unterscheiden sich die untersuchten<br />
Stadtteile nicht. Allerd<strong>in</strong>gs ist das Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Wohnung deutlich<br />
von der Form des bewohnten Hauses abhängig. K<strong>in</strong>der, die <strong>in</strong> E<strong>in</strong>familienhäusern<br />
wohnen, haben e<strong>in</strong> merklich besseres Wohlbef<strong>in</strong>den dort, als K<strong>in</strong>der <strong>in</strong><br />
Mehrfamilienhäusern oder Hochhäusern. Diese Unterschiede lassen sich durch die<br />
<strong>in</strong> Kapitel 3 dargestellten unterschiedlichen Lebensbed<strong>in</strong>gungen <strong>in</strong> diesen Wohnformen<br />
erklären.<br />
K<strong>in</strong>der Alle<strong>in</strong>erziehender und K<strong>in</strong>der arbeitsloser Eltern haben jeweils e<strong>in</strong> durchschnittlich<br />
0,4 bzw. 0,3 Skalenpunkte niedrigeres Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Wohnung,<br />
was sich durch die höheren Anteile von <strong>in</strong> Mehrfamilien- und Hochhäusern lebenden<br />
K<strong>in</strong>dern aus diesen Gruppen erklären lässt.<br />
5.3 Wohlbef<strong>in</strong>den im Stadtquartier<br />
Im Stadt- bzw. Ortsteil ist das durchschnittliche Wohlbef<strong>in</strong>den mit M=5,8 fast auf<br />
dem gleichen Niveau wie das allgeme<strong>in</strong>e Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der. 37% fühlen<br />
sich „sehr gut“ <strong>in</strong> ihrer direkten Wohnumgebung, 30% haben e<strong>in</strong> „gutes“ Wohlbef<strong>in</strong>den,<br />
17% geht es „eher gut“ und 10% haben nur e<strong>in</strong> „mittelmäßiges“ Wohlbef<strong>in</strong>den<br />
(s. Abb. 5.4). Die stärkere Variation des Wohlbef<strong>in</strong>dens im Stadtteil<br />
56
wird allerd<strong>in</strong>gs daran deutlich, dass im Vergleich zum allgeme<strong>in</strong>en Wohlbef<strong>in</strong>den<br />
mehr K<strong>in</strong>der im sehr positiven wie auch im negativen Bereich antworten: 6% der<br />
K<strong>in</strong>der nämlich fühlen sich nicht gut im Stadtteil (2% „sehr schlecht“, 1%<br />
„schlecht“ und 4% „eher schlecht“), dagegen aber 37% sehr gut.<br />
Abb. 5.4 Das Wohlbef<strong>in</strong>den im Stadt- bzw. Ortsteil<br />
Nach Stadtteilen differenziert ist das Wohlbef<strong>in</strong>den im Stadtteil erwartungsgemäß<br />
dasjenige mit der größten Spannbreite. Da die Stadtteile bewusst besonders kontrastierend<br />
ausgewählt wurden, erstaunt es nicht, dass das durchschnittliche<br />
Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der ebenfalls stark streut: Im benachteiligten Stadtteil berichten<br />
die K<strong>in</strong>der mit M=5,4 das deutlich niedrigste Wohlbef<strong>in</strong>den aller vier<br />
Stadtteile. Im privilegierten Stadtteil dagegen das höchste (M=6,2). Die durchschnittlichen<br />
Orts- bzw. Stadtteile <strong>in</strong> <strong>Bremen</strong> und Bremerhaven liegen mit e<strong>in</strong>em<br />
Wert von je M=5,7 erwartungsgemäß zwischen diesen beiden Extremen.<br />
K<strong>in</strong>der, deren Eltern von Arbeitslosigkeit betroffen s<strong>in</strong>d, berichten über e<strong>in</strong> niedrigeres<br />
Wohlbef<strong>in</strong>den im Stadtquartier als K<strong>in</strong>der, deren Eltern erwerbstätig s<strong>in</strong>d.<br />
Dies kann dadurch erklärt werden, dass K<strong>in</strong>der Arbeitsloser häufiger <strong>in</strong> Stadtteilen<br />
mit schlechterer Wohnstruktur wohnen.<br />
57
5.4 Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Gesamtstadt<br />
Das letzte untersuchte Wohlbef<strong>in</strong>den bezieht sich auf die gesamte Stadt, also<br />
nicht nur den untersuchten Stadtteil. Bei drei Stadtteilen beziehen sich die Angaben<br />
der K<strong>in</strong>der auf <strong>Bremen</strong>, bei e<strong>in</strong>em auf Bremerhaven (s. Kap. 1).<br />
Mit dem Durchschnittswert M=5,9 liegt das Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Gesamtstadt<br />
etwas über dem des allgeme<strong>in</strong>en Wohlbef<strong>in</strong>dens und des Wohlbef<strong>in</strong>dens im<br />
Wohnquartier. 38% der befragten K<strong>in</strong>der fühlen sich <strong>in</strong> ihrer Stadt „sehr gut“,<br />
33% „gut“ und 17% „eher gut“ (s. Abb. 5.5). 8% geben e<strong>in</strong> mittleres Wohlbef<strong>in</strong>den<br />
an und <strong>in</strong>sgesamt 5% e<strong>in</strong> negatives (1% „sehr schlecht“, 2% „schlecht“ und<br />
2% „eher schlecht“ 21 ).<br />
Abb. 5.5 Das Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Gesamtstadt<br />
Der Zusammenhang zwischen der Beurteilung des Wohlbef<strong>in</strong>dens im Stadt- bzw.<br />
Ortsteil und dem <strong>in</strong> der Gesamtstadt ist zwar deutlich nachweisbar, aber weniger<br />
hoch als zu erwarten wäre, wenn die K<strong>in</strong>der die beiden Bereiche nicht trennen<br />
könnten (r=.48 22 ). Von letzterem ist also auszugehen.<br />
21<br />
Die Abweichung der Summe der E<strong>in</strong>zelprozentwerte vom zuvor berichteten kumulierten<br />
Prozentwert ist auf die kaufmännische Rundung der Zahlen zurückzuführen.<br />
22<br />
Der dargestellte Pearson-Korrelations-Wert ist wie folgt zu <strong>in</strong>terpretieren: Der Wert<br />
kann zwischen r=-1.00 und r=1.00 liegen, die jeweils bedeuten würden, dass die kompletten<br />
Unterschiede <strong>in</strong> der e<strong>in</strong>en Variablen, die zwischen den Antworten der e<strong>in</strong>zelnen<br />
58
Unterschiede zwischen Subgruppen existieren <strong>in</strong> Bezug auf das Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong><br />
der Gesamtstadt nicht.<br />
5.5 Wohnbezogenes Wohlbef<strong>in</strong>den und allgeme<strong>in</strong>es Wohlbef<strong>in</strong>den<br />
Insgesamt 20% der Unterschiede im allgeme<strong>in</strong>en Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der s<strong>in</strong>d<br />
auf die wohnbezogenen Wohlbef<strong>in</strong>den zurückzuführen. E<strong>in</strong> Fünftel zum Wohlbef<strong>in</strong>den<br />
von K<strong>in</strong>dern tragen also Faktoren bei, die sich hauptsächlich auf Wohn-<br />
und Angebotsstrukturen zurückführen lassen. Den stärksten E<strong>in</strong>fluss auf das allgeme<strong>in</strong>e<br />
Wohlbef<strong>in</strong>den hat das Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Gesamtstadt (β=.23), dicht<br />
gefolgt vom Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Wohnung (β=.22). Das Wohlbef<strong>in</strong>den im Stadt-<br />
bzw. Ortsteil ist von ger<strong>in</strong>gerem E<strong>in</strong>fluss auf das allgeme<strong>in</strong>e Wohlbef<strong>in</strong>den<br />
(β=.14).<br />
K<strong>in</strong>der bestehen, durch Unterschiede <strong>in</strong> der zweiten analysierten erklärt werden können.<br />
E<strong>in</strong> Zusammenhang von r=-1.00 bedeutet dabei e<strong>in</strong>en perfekten „je mehr desto weniger“<br />
Zusammenhang der beiden Variablen, e<strong>in</strong> Wert von r=1.00 e<strong>in</strong>en perfekten „je mehr<br />
desto mehr“ Zusammenhang. E<strong>in</strong> Wert von r=.00 beschreibt zwei Variablen, die ke<strong>in</strong>erlei<br />
Zusammenhang zeigen, deren Unterschiede zwischen den e<strong>in</strong>zelnen K<strong>in</strong>dern also völlig<br />
unzusammenhängend s<strong>in</strong>d.<br />
59
6. Die Wohnung<br />
In diesem Kapitel wird die Sicht der befragten K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> <strong>Bremen</strong> und Bremerhaven<br />
auf Aspekte ihrer Wohnung analysiert. Dabei werden e<strong>in</strong>ige Kennzeichen der<br />
Wohnung aus K<strong>in</strong>dersicht bewertet (Größe, eigenes Zimmer, eigener Garten),<br />
aber auch die Aussicht aus dem K<strong>in</strong>derzimmer, sowie die Rückzugs- und Entfaltungsmöglichkeiten<br />
<strong>in</strong> der Wohnung. Zum Schluss werden die Veränderungswünsche<br />
der K<strong>in</strong>der an ihrer Wohnsituation betrachtet.<br />
6.1 Rahmenbed<strong>in</strong>gungen <strong>in</strong> der Wohnung<br />
In diesem Teilkapitel wird die Anzahl der Zimmer <strong>in</strong> der Wohnung, die Verfügbarkeit<br />
e<strong>in</strong>es eigenen Zimmers und die Verfügbarkeit e<strong>in</strong>es Gartens dargestellt.<br />
6.1.1 Zimmerzahl<br />
Im Schnitt sagen die K<strong>in</strong>der, ihre Wohnungen (bzw. Wohnhäuser) hätten 11,0<br />
Zimmer. Dabei sollten die K<strong>in</strong>der alle Zimmer <strong>in</strong>klusive Kellerräume, Korridore,<br />
Dachböden und Abstellkammern zählen. Über 60% der K<strong>in</strong>der nennen dabei zwischen<br />
sechs und zwölf Zimmer, 6% nennen weniger als sechs Zimmer, 32%<br />
mehr als zwölf Zimmer.<br />
Die Zimmerzahl ist im benachteiligten Bremer Stadtteil mit durchschnittlich 9,4<br />
Zimmern und im durchschnittlichen Stadtteil <strong>in</strong> Bremerhaven mit 9,8 Zimmern<br />
niedriger als im privilegierten (13,2 Zimmer) und durchschnittlichen Bremer<br />
Stadtteil (11,7 Zimmer). Dies entspricht den Erwartungen und spiegelt die höhere<br />
Dichte von E<strong>in</strong>familienhäusern wider. In E<strong>in</strong>familienhäusern ist die angegebene<br />
Zimmerzahl fast doppelt so hoch wie <strong>in</strong> Mehrfamilienhäusern oder Hochhäusern.<br />
Die Verteilung der großen E<strong>in</strong>familienhäuser <strong>in</strong> verkehrsberuhigten Bereichen<br />
führt zudem dazu, dass K<strong>in</strong>der, die <strong>in</strong> Tempo-30 Zonen wohnen, mehr<br />
Zimmer angeben als K<strong>in</strong>der, die an mittleren oder großen Straßen, aber auch <strong>in</strong><br />
Spielstraßen wohnen. K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund, K<strong>in</strong>der Alle<strong>in</strong>erziehender<br />
sowie K<strong>in</strong>der arbeitsloser Eltern wohnen <strong>in</strong> Wohnungen die im Schnitt 2-3 Zimmer<br />
kle<strong>in</strong>er s<strong>in</strong>d. Jungen und Mädchen, sowie K<strong>in</strong>der unterschiedlichen Alters<br />
geben wie erwartet ke<strong>in</strong>e unterschiedlichen Urteile ab.<br />
Die Zimmerzahl hängt nicht mit dem Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der zusammen, wenn<br />
nach Geschlecht, Alter, Migrationsh<strong>in</strong>tergrund und Arbeitslosigkeit der Eltern<br />
kontrolliert wird.<br />
6.1.2 Eigenes Zimmer<br />
79% der befragten K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> <strong>Bremen</strong> haben e<strong>in</strong> eigenes Zimmer, 21% der K<strong>in</strong>der<br />
teilen sich demgemäß e<strong>in</strong> Zimmer mit Geschwistern oder anderen Familienmitgliedern.<br />
Dabei ist der Anteil von K<strong>in</strong>dern ohne eigenes Zimmer mit 37% im benachteiligten<br />
Bremer Stadtteil deutlich höher als <strong>in</strong> den beiden anderen Bremer<br />
Stadtteilen. Die betrifft <strong>in</strong>sbesondere K<strong>in</strong>der, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Hochhaus wohnen.<br />
Hier teilen sich 45% der K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong> Zimmer mit Anderen, im Vergleich zu 24%<br />
der K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> Mehrfamilienhäusern und 11% der K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> E<strong>in</strong>familienhäusern.<br />
60
41% der K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund teilen sich e<strong>in</strong> Zimmer, das ist e<strong>in</strong> fünf<br />
mal höherer Anteil als bei K<strong>in</strong>dern ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund (8%). Bei K<strong>in</strong>dern,<br />
deren Eltern von Arbeitslosigkeit betroffen s<strong>in</strong>d, ist das Verhältnis be<strong>in</strong>ahe<br />
identisch (42% im Vergleich zu 11%). Der höchste Anteil von K<strong>in</strong>dern ohne eigenes<br />
K<strong>in</strong>derzimmer f<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong>teressanterweise <strong>in</strong> Spielstraßen (38%), der niedrigste<br />
<strong>in</strong> Tempo-30 Zonen (11%). K<strong>in</strong>der mit eigenem Zimmer haben <strong>in</strong> der<br />
Wohnung e<strong>in</strong> besseres Wohlbef<strong>in</strong>den als K<strong>in</strong>der ohne eigenes Zimmer, selbst<br />
wenn nach Migrationsh<strong>in</strong>tergrund, Arbeitslosigkeit und Familienstatus kontrolliert<br />
wird.<br />
6.1.3 Verfügbarkeit e<strong>in</strong>es Gartens<br />
71% der K<strong>in</strong>der haben <strong>in</strong> ihrer Familie e<strong>in</strong>en eigenen Garten, 89% können zudem<br />
Gärten von anderen Menschen (z.B. Nachbarn, Großeltern, Freunden) mit<br />
benutzen. 9% der befragten K<strong>in</strong>der haben ke<strong>in</strong>en Zugang zu e<strong>in</strong>em Garten. Im<br />
durchschnittlichen Stadtteil <strong>in</strong> Bremerhaven und im benachteiligten Bremer<br />
Stadtteil s<strong>in</strong>d deutlich weniger eigene Gärten vorhanden als <strong>in</strong> den anderen beiden<br />
Bremer Stadtteilen. Allerd<strong>in</strong>gs bedeutet dies nicht, dass die K<strong>in</strong>der dort seltener<br />
Zugang zu e<strong>in</strong>em Garten haben, da sie genauso häufig die Gärten von anderen<br />
Menschen nutzen können.<br />
Sehr deutlich s<strong>in</strong>d die Unterschiede zwischen K<strong>in</strong>dern, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Hochhaus<br />
wohnen (31% mit eigenem Garten), K<strong>in</strong>dern, die <strong>in</strong> Mehrfamilienhäusern wohnen<br />
(57%) und K<strong>in</strong>dern, die <strong>in</strong> E<strong>in</strong>familienhäusern wohnen (94%). K<strong>in</strong>der aus Hochhäusern<br />
können diesen Nachteil auch nicht vollständig mit der Nutzung von Gärten<br />
anderer Menschen kompensieren. Knapp e<strong>in</strong> Viertel der K<strong>in</strong>der, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
Hochhaus wohnen, hat ke<strong>in</strong>en Zugang zu e<strong>in</strong>em Garten.<br />
K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund haben sowohl seltener Zugang zu e<strong>in</strong>em eigenen<br />
Garten als auch zu Gärten anderer Menschen. Dies führt <strong>in</strong>sgesamt dazu,<br />
dass K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund seltener e<strong>in</strong>en Garten nutzen können.<br />
Gleiches gilt für K<strong>in</strong>der Arbeitsloser. Bei K<strong>in</strong>dern Alle<strong>in</strong>erziehender ist nur der eigene<br />
Garten seltener, aber nicht der Zugang zu Gärten anderer Menschen. Daher<br />
haben sie <strong>in</strong>sgesamt ke<strong>in</strong>en verm<strong>in</strong>derten Zugang zu Gärten.<br />
Zwischen dem Zugang zu e<strong>in</strong>em Garten (sei es als eigener Garten oder Garten<br />
anderer Menschen) und dem Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der besteht ke<strong>in</strong> nachweisbarer<br />
Zusammenhang.<br />
6.2 Bewertung der Wohnung<br />
In diesem Teilkapitel wird dargestellt, wie die K<strong>in</strong>der die Größe ihres K<strong>in</strong>derzimmers<br />
und der Wohnung beurteilen, ob sie e<strong>in</strong>en Rückzugsplatz <strong>in</strong> der Wohnung<br />
f<strong>in</strong>den und wie sie die Aussicht aus dem K<strong>in</strong>derzimmerfenster beschreiben.<br />
6.2.1 Größe des K<strong>in</strong>derzimmers<br />
Die meisten K<strong>in</strong>der stimmen der Aussage völlig zu, dass ihr K<strong>in</strong>derzimmer groß<br />
genug sei (s. Abb. 6.1). Der Mittelwert liegt bei M=4,0 („stimmt ziemlich“). K<strong>in</strong>der<br />
im privilegierten Stadtteil stimmen der Aussage signifikant häufiger zu als<br />
K<strong>in</strong>der im durchschnittlichen Stadtteil <strong>in</strong> Bremerhaven. Interessanterweise unter-<br />
61
scheiden sich die anderen beiden untersuchte Stadt- bzw. Ortsteile nicht bedeutsam<br />
von diesen beiden Extremwerten. K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> E<strong>in</strong>familienhäusern beurteilen<br />
die Größe ihrer K<strong>in</strong>derzimmer merklich häufiger als „groß genug“ im Vergleich zu<br />
K<strong>in</strong>dern <strong>in</strong> Mehrfamilien- oder Hochhäusern. K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
und K<strong>in</strong>der Arbeitsloser haben jeweils schlechtere Werte für die Zufriedenheit mit<br />
der Größe des K<strong>in</strong>derzimmers.<br />
Abb. 6.1 Beurteilung der Größe des K<strong>in</strong>derzimmers<br />
Die subjektive Zufriedenheit mit der Größe des K<strong>in</strong>derzimmers hängt mit allen<br />
erfassten Arten des Wohlbef<strong>in</strong>dens zusammen, besonders stark mit dem Wohlbef<strong>in</strong>den<br />
<strong>in</strong> der Wohnung. Zudem f<strong>in</strong>den sich sowohl Zusammenhänge zur Anzahl<br />
der Zimmer (je mehr Zimmer die Wohnung hat, desto zufriedener s<strong>in</strong>d die K<strong>in</strong>der<br />
mit der Größe des eigenen Zimmers) als auch damit, e<strong>in</strong> eigenes Zimmer zu haben<br />
(K<strong>in</strong>der, die e<strong>in</strong> eigenes Zimmer haben, s<strong>in</strong>d zufriedener mit der Größe).<br />
6.2.2 Größe der Wohnung<br />
Zwei Drittel der befragten K<strong>in</strong>der empf<strong>in</strong>den ihre Wohnung nicht als zu kle<strong>in</strong>, der<br />
Rest stimmt mehr oder weniger stark zu (s. Abb. 6.2). Mit M=1,7 liegt der Mittelwert<br />
etwas niedriger als „stimmt wenig“. Am ehesten unzufrieden mit der Größe<br />
der Wohnung s<strong>in</strong>d die K<strong>in</strong>der im durchschnittlichen Stadtteil <strong>in</strong> Bremerhaven,<br />
die größte Zufriedenheit herrscht im privilegierten und durchschnittlichen Bremer<br />
Stadt- bzw. Ortsteil. K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> Mehrfamilien- und Hochhäusern bezeichnen ihre<br />
Wohnungen deutlich häufiger als zu kle<strong>in</strong>, während K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> E<strong>in</strong>familienhäusern<br />
62
erwartungsgemäß zufriedener mit der Größe der Wohnung s<strong>in</strong>d. K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund,<br />
K<strong>in</strong>der Alle<strong>in</strong>erziehender und K<strong>in</strong>der, deren Eltern arbeitslos<br />
s<strong>in</strong>d, empf<strong>in</strong>den jeweils deutlich häufiger ihre Wohnungen als zu kle<strong>in</strong>.<br />
Abb. 6.2 Beurteilung der Größe der Wohnung<br />
Wie schon die Größe des Zimmers zeigt auch die Größe der Wohnung e<strong>in</strong>en deutlichen<br />
Zusammenhang zum Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Wohnung, aber auch mit den<br />
anderen Wohlbef<strong>in</strong>den.<br />
6.2.3 Rückzugsmöglichkeiten <strong>in</strong> der Wohnung<br />
Die Abbildung 6.3 zeigt, dass die meisten K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> ihrer Wohnung e<strong>in</strong>e Rückzugsmöglichkeit<br />
f<strong>in</strong>den, wenn sie das wollen. Allerd<strong>in</strong>gs gibt es e<strong>in</strong>e Gruppe von<br />
16% der K<strong>in</strong>der, die nur wenig zustimmen, dass es Rückzugsmöglichkeiten <strong>in</strong> der<br />
Wohnung für sie gibt. Der Durchschnittswert liegt bei M=4,0, d.h. bei „stimmt<br />
ziemlich“. Der privilegierte Stadtteil bietet den K<strong>in</strong>dern im Vergleich zum benachteiligten<br />
Stadtteil deutlich bessere Rückzugsmöglichkeiten <strong>in</strong> der Wohnung. Die<br />
beiden anderen untersuchten Stadt- bzw. Ortsteile liegen dazwischen. Im Hochhaus<br />
ist es deutlich schwieriger für die dort lebenden K<strong>in</strong>der, e<strong>in</strong>en Rückzugsplatz<br />
zu f<strong>in</strong>den, als für K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> E<strong>in</strong>familienhäusern. K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
haben seltener e<strong>in</strong>e Rückzugsmöglichkeit <strong>in</strong> der Wohnung, ebenso K<strong>in</strong>der<br />
Arbeitsloser. K<strong>in</strong>der, die e<strong>in</strong> eigenes Zimmer haben, haben erwartungsgemäß<br />
deutlich eher e<strong>in</strong>e Rückzugsmöglichkeit <strong>in</strong> der Wohnung. E<strong>in</strong> Rückzugsplatz <strong>in</strong><br />
63
der Wohnung geht mit e<strong>in</strong>em besseren Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> allen Bereichen, <strong>in</strong>sbesondere<br />
aber <strong>in</strong> der Wohnung und im Allgeme<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>her.<br />
Abb. 6.3 Rückzugsmöglichkeiten <strong>in</strong> der Wohnung<br />
6.2.4 Aussicht aus dem K<strong>in</strong>derzimmerfenster<br />
Den meisten K<strong>in</strong>dern gefällt die Aussicht aus dem K<strong>in</strong>derzimmerfenster (s. Abb.<br />
6.4). E<strong>in</strong> gutes Drittel der K<strong>in</strong>der aber stimmt nur maximal teilweise zu, d.h. sie<br />
beurteilen ihre Aussicht als zum<strong>in</strong>dest teilweise wenig erbaulich. Die Beurteilung<br />
der Aussicht aus dem K<strong>in</strong>derzimmer ist unabhängig vom untersuchten Stadtteil.<br />
K<strong>in</strong>der im E<strong>in</strong>familienhaus geben den höchsten Wert an, gefolgt von K<strong>in</strong>dern, die<br />
e<strong>in</strong> Hochhaus bewohnen. Die schlechteste Bewertung der Aussicht geben K<strong>in</strong>der<br />
aus Mehrfamilienhäusern an. Sowohl die privilegierten K<strong>in</strong>der im E<strong>in</strong>familienhaus,<br />
wie auch die <strong>in</strong> vielen Aspekten benachteiligten K<strong>in</strong>der, die e<strong>in</strong> Hochhaus bewohnen,<br />
haben also auf ihre jeweilige Weise e<strong>in</strong>e positive Bewertung der Aussicht.<br />
K<strong>in</strong>der, die an e<strong>in</strong>er Spielstraße wohnen, haben e<strong>in</strong>e positivere Bewertung der<br />
Aussicht, als K<strong>in</strong>der, die an e<strong>in</strong>er großen Straße wohnen, allerd<strong>in</strong>gs ist <strong>in</strong> den untersuchten<br />
Stadtteilen das <strong>Wohnen</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Hochhaus mit dem <strong>Wohnen</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
Spielstraße konfundiert. Von Arbeitslosigkeit der Eltern betroffene K<strong>in</strong>der beurteilen<br />
im Gegensatz zu K<strong>in</strong>dern nicht arbeitsloser Eltern die Aussicht aus dem K<strong>in</strong>derzimmerfenster<br />
als schlechter. Auch e<strong>in</strong>e positive Beurteilung der Aussicht aus<br />
dem K<strong>in</strong>derzimmerfenster geht mit e<strong>in</strong>em besseren Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> allen Bereichen<br />
e<strong>in</strong>her, <strong>in</strong>sbesondere im Stadtteil und <strong>in</strong> der Wohnung.<br />
64
Abb. 6.4 Ästhetik der Aussicht aus dem K<strong>in</strong>derzimmerfenster<br />
Anschließend wurden die K<strong>in</strong>der gefragt, was sie sehen, wenn sie aus dem Fenster<br />
ihres K<strong>in</strong>derzimmers blicken. Die Abbildung 6.5 zeigt, dass die K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> <strong>Bremen</strong><br />
am häufigsten andere Häuser sehen. Der Mittelwert liegt mit M=4,4 zwischen<br />
„stimmt ziemlich“ und „stimmt sehr“. Besonders selten sehen die K<strong>in</strong>der<br />
Garagen, wenn sie aus dem Fenster sehen. Alle anderen Bereiche erreichen mittlere<br />
Zustimmung. Wenn die K<strong>in</strong>der etwas anderes vom Fenster aus sehen, dann<br />
ist das am häufigsten der Garten, Autoverkehr, e<strong>in</strong>zelne Elemente aus der Natur<br />
(z.B. e<strong>in</strong> besonderer Baum) oder e<strong>in</strong> Spielplatz.<br />
Im privilegierten Bremer Stadtteil sehen die K<strong>in</strong>der mehr Natur als im durchschnittlichen<br />
Stadtteil <strong>in</strong> Bremerhaven. Am häufigsten andere K<strong>in</strong>der sehen die<br />
K<strong>in</strong>der im benachteiligten Bremer Stadtteil, am seltensten <strong>in</strong> den beiden anderen<br />
Bremer Stadtteilen. Im privilegierten Bremer Stadtteil sehen die K<strong>in</strong>der am seltensten<br />
auf e<strong>in</strong>e Straße. K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> Hochhäusern können erwartungsgemäß weiter<br />
sehen. Zudem sehen sie auch eher andere K<strong>in</strong>der, wenn sie aus dem Fenster sehen,<br />
allerd<strong>in</strong>gs auch eher Garagen. K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Spielstraße sehen häufiger als<br />
alle anderen K<strong>in</strong>der, wenn andere K<strong>in</strong>der draußen spielen.<br />
Aufgrund der häufigeren Wohnsituation <strong>in</strong> Hochhäusern haben K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
häufiger e<strong>in</strong>e gute Fernsicht aus dem K<strong>in</strong>derzimmerfenster und<br />
sehen auch häufiger andere K<strong>in</strong>der, wenn sie aus dem Fenster sehen. K<strong>in</strong>der Alle<strong>in</strong>erziehender<br />
können aus dem K<strong>in</strong>derzimmerfenster weniger weit sehen. K<strong>in</strong>-<br />
65
der mit arbeitslosen Eltern sehen häufiger andere K<strong>in</strong>der und häufiger Straßen<br />
aus ihrem K<strong>in</strong>derzimmerfenster.<br />
Abb. 6.5 Was sehen die K<strong>in</strong>der aus dem K<strong>in</strong>derzimmerfenster?<br />
Wenn K<strong>in</strong>der Natur aus dem K<strong>in</strong>derzimmerfenster sehen, fühlen sie sich im<br />
Stadtteil, <strong>in</strong> der Gesamtstadt und <strong>in</strong> der Wohnung besser. K<strong>in</strong>der, die weit gucken<br />
können, fühlen sich <strong>in</strong> der Wohnung und im Allgeme<strong>in</strong>en besser. Wenn K<strong>in</strong>der<br />
Natur beim Blick aus dem Fenster sehen, ist die Beurteilung der Aussicht<br />
deutlich besser. Ebenso, wenn es e<strong>in</strong>e gute Fernsicht gibt. Weniger deutlich, aber<br />
nachweisbar ist der positive E<strong>in</strong>fluss der Sicht auf andere K<strong>in</strong>der. Die anderen<br />
Aspekte zeigen ke<strong>in</strong>en Zusammenhang zur Beurteilung der Aussicht.<br />
6.3 Freiheit <strong>in</strong> der Wohnung<br />
Dieses Teilkapitel beschäftigt sich damit, ob die befragten K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> der Wohnung<br />
laut se<strong>in</strong> können (wenn die Eltern da s<strong>in</strong>d oder nicht da s<strong>in</strong>d), ob sie laut Musik<br />
hören können, ob die K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> der Wohnung herumtoben dürfen, ob die anderen<br />
Familienmitglieder die Privatsphäre der K<strong>in</strong>der beachten, ob die K<strong>in</strong>der Freund<strong>in</strong>nen<br />
und Freunde mit nach Hause br<strong>in</strong>gen dürfen und ob die K<strong>in</strong>der ihren Geschwistern<br />
aus dem Weg gehen können, wenn sie dies wünschen.<br />
66
6.3.1 Lärmen <strong>in</strong> der Wohnung<br />
Wie die Abbildung 6.6 zeigt, s<strong>in</strong>d die Verhältnisse bezüglich Lärm <strong>in</strong> der Wohnung<br />
bei den K<strong>in</strong>dern sehr unterschiedlich. Zwar gibt die größte Gruppe der K<strong>in</strong>der<br />
an, dass sie immer laut se<strong>in</strong> dürften, wenn ihre Eltern nicht zu Hause s<strong>in</strong>d,<br />
allerd<strong>in</strong>gs gibt es ebenfalls große Gruppen von K<strong>in</strong>dern, die das nur manchmal<br />
oder nie dürfen. Mit M=3,4 liegt der Mittelwert zwischen „manchmal“ und „oft“.<br />
Abb. 6.6 Lärmen dürfen, wenn die Eltern nicht da s<strong>in</strong>d<br />
Wenn die Eltern zu Hause s<strong>in</strong>d, dürfen die meisten K<strong>in</strong>der manchmal Lärm machen<br />
(s. Abb. 6.7). Nur wenige K<strong>in</strong>der dürfen immer lärmen, wenn die Eltern zu<br />
Hause s<strong>in</strong>d. Relativ viele dürfen dies nie oder nur selten. Mit e<strong>in</strong>em Mittelwert<br />
von M=2,7 liegen die Antworten im Durchschnitt entsprechend etwas niedriger<br />
als „manchmal“. Ähnlich sieht es bei der Frage aus, ob die K<strong>in</strong>der laut Musik hören<br />
dürfen. Die meisten dürfen dies „nie“ bis „manchmal“, nur wenige „oft“ oder<br />
„immer“ (s. Abb. 6.8). Auch hier liegt der Mittelwert wieder bei M=2,7 und damit<br />
e<strong>in</strong> wenig niedriger als „manchmal“.<br />
K<strong>in</strong>der im benachteiligten Stadtteil können weniger häufig laut se<strong>in</strong>, wenn die<br />
Eltern nicht <strong>in</strong> der Wohnung s<strong>in</strong>d, als K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> den anderen beiden untersuchten<br />
Bremer Stadtteilen. Wenn die Eltern zu Hause s<strong>in</strong>d, dürfen diese K<strong>in</strong>der ebenfalls<br />
seltener laut se<strong>in</strong>, als K<strong>in</strong>der im privilegierten Bremer Stadtteil. Beim Thema<br />
„laut Musik hören“ unterscheiden sich die Stadtteile nicht.<br />
67
Lärm zu machen, wenn die Eltern nicht zu Hause s<strong>in</strong>d, ist vor allem K<strong>in</strong>dern aus<br />
E<strong>in</strong>familienhäusern erlaubt, auch wenn die Eltern zu Hause s<strong>in</strong>d, dürfen diese<br />
K<strong>in</strong>der im Vergleich zu K<strong>in</strong>dern <strong>in</strong> Hochhäusern mehr Lärm machen. Gleiches gilt<br />
für lautes Musikhören.<br />
Abb. 6.7 Lärmen dürfen, wenn die Eltern da s<strong>in</strong>d<br />
K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund dürfen bezüglich aller drei Aspekte seltener<br />
Lärm machen. Dies gilt auch für K<strong>in</strong>der Arbeitsloser, aber nicht für K<strong>in</strong>der Alle<strong>in</strong>erziehender.<br />
Zusammenhänge mit dem Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der bestehen ke<strong>in</strong>e <strong>in</strong> Abhängigkeit<br />
vom erlaubten Lärmpegel. Erwartungsgemäß dürfen K<strong>in</strong>der, die e<strong>in</strong> eigenes<br />
Zimmer haben, viel häufiger alle drei Arten von Lärm machen, als K<strong>in</strong>der, die<br />
ke<strong>in</strong> eigenes Zimmer haben.<br />
68
Abb. 6.8 Laut Musik hören<br />
6.3.2 Toben im K<strong>in</strong>derzimmer<br />
Toben im K<strong>in</strong>derzimmer dürfen fast ebenso viele K<strong>in</strong>der „nie“ oder „selten“, wie<br />
„oft“ oder „immer“ (s. Abb. 6.9). Der Mittelwert liegt mit M=3,1 entsprechend bei<br />
„manchmal“. K<strong>in</strong>der im privilegierten Bremer Stadtteil dürfen häufiger <strong>in</strong> ihrem<br />
K<strong>in</strong>derzimmer toben als K<strong>in</strong>der im benachteiligten Stadtteil und K<strong>in</strong>der im durchschnittlichen<br />
Stadtteil <strong>in</strong> Bremerhaven. Auffällig selten toben dürfen K<strong>in</strong>der, die<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Hochhaus wohnen. K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund und K<strong>in</strong>der Arbeitsloser<br />
dürfen ebenfalls weniger häufig toben. K<strong>in</strong>der mit e<strong>in</strong>em eigenen Zimmer<br />
dürfen erwartungsgemäß deutlich häufiger toben als K<strong>in</strong>der, die sich e<strong>in</strong><br />
Zimmer mit anderen teilen.<br />
Zwischen der Häufigkeit, mit der die K<strong>in</strong>der toben dürfen, und ihrem Wohlbef<strong>in</strong>den<br />
besteht ke<strong>in</strong> Zusammenhang.<br />
69
Abb. 6.9 Im Zimmer toben dürfen<br />
6.3.3 Respekt für die Privatsphäre der K<strong>in</strong>der<br />
Nur bei wenigen K<strong>in</strong>dern ist es üblich, dass Familienmitglieder die geschlossene<br />
Zimmertür nur mit Erlaubnis öffnen. Bei der Mehrheit der K<strong>in</strong>der kommt jemand<br />
„oft“ oder „immer“ ohne anzuklopfen <strong>in</strong>s K<strong>in</strong>derzimmer, selbst wenn die Tür geschlossen<br />
ist. Nur bei e<strong>in</strong>em guten Drittel passiert dies nie oder höchstens selten<br />
(s. Abb. 6.10). Der Durchschnittswert liegt bei M=3,1, d.h. bei „manchmal“. Dieses<br />
Elternverhalten ist <strong>in</strong> den untersuchten Stadtteilen gleich weit verbreitet.<br />
Auch weitere Gruppenunterschiede lassen sich nicht zeigen, es handelt sich also<br />
um e<strong>in</strong> sehr <strong>in</strong>dividuelles Elternverhalten, was nicht <strong>in</strong> bestimmten demographischen<br />
Gruppen oder Wohnsituationen vermehrt auftritt. Allerd<strong>in</strong>gs haben K<strong>in</strong>der,<br />
die sich e<strong>in</strong> Zimmer mit Anderen teilen häufiger Probleme, ihre Privatsphäre zu<br />
wahren, als K<strong>in</strong>der, die e<strong>in</strong> eigenes Zimmer haben. Doch selbst diese werden im<br />
Durchschnitt manchmal <strong>in</strong> ihrer Privatsphäre gestört.<br />
Anders als die bisher dargestellten Aspekte <strong>in</strong> diesem Teilkapitel hat die Verletzung<br />
der Privatsphäre e<strong>in</strong>en klaren negativen Zusammenhang zum allgeme<strong>in</strong>en<br />
Wohlbef<strong>in</strong>den und zum Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Wohnung.<br />
70
Abb. 6.10 Respekt für die Privatsphäre<br />
6.3.4 Freund<strong>in</strong>nen und Freunde nach Hause br<strong>in</strong>gen dürfen<br />
Wie die Abbildung 6.11 zeigt, dürfen fast alle K<strong>in</strong>der oft oder immer ihre Freund<strong>in</strong>nen<br />
und Freunde mit nach Hause br<strong>in</strong>gen. E<strong>in</strong> Fünftel der K<strong>in</strong>der allerd<strong>in</strong>gs<br />
darf dies nur höchstens manchmal. Der Mittelwert liegt bei M=4,3 und damit<br />
über „oft“. K<strong>in</strong>der im benachteiligten Stadtteil dürfen deutlich seltener als K<strong>in</strong>der<br />
<strong>in</strong> den anderen drei Stadt- bzw. Ortsteilen ihre Freund<strong>in</strong>nen und Freunde mitbr<strong>in</strong>gen.<br />
Insbesondere K<strong>in</strong>der, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Hochhaus wohnen, können im Vergleich<br />
zu K<strong>in</strong>dern <strong>in</strong> E<strong>in</strong>familienhäusern seltener Freund<strong>in</strong>nen und Freunde mitbr<strong>in</strong>gen.<br />
Auch K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund und K<strong>in</strong>der Arbeitsloser s<strong>in</strong>d <strong>in</strong><br />
dieser Weise benachteiligt. K<strong>in</strong>der mit e<strong>in</strong>em eigenen Zimmer haben häufiger die<br />
Möglichkeit, Freund<strong>in</strong>nen und Freunde zu sich nach Hause e<strong>in</strong>zuladen.<br />
K<strong>in</strong>der, die ihre Freund<strong>in</strong>nen und Freunde mit nach Hause br<strong>in</strong>gen dürfen, haben<br />
e<strong>in</strong> besseres allgeme<strong>in</strong>es Wohlbef<strong>in</strong>den.<br />
71
Abb. 6.11 Freund<strong>in</strong>nen und Freunde mit nach Hause br<strong>in</strong>gen dürfen<br />
6.3.5 Geschwistern aus dem Weg gehen können<br />
Die meisten befragten K<strong>in</strong>der, die Geschwister haben, können diesen <strong>in</strong> der<br />
Wohnung gut aus dem Weg gehen, wenn sie das möchten (s. Abb. 6.12). Mehr<br />
als e<strong>in</strong>em Drittel allerd<strong>in</strong>gs gel<strong>in</strong>gt dies allenfalls „manchmal“. Der Mittelwert<br />
liegt mit M=3,7 etwas unter „oft“. Im benachteiligten Stadtteil können K<strong>in</strong>der<br />
ihren Geschwistern seltener aus dem Weg gehen als im privilegierten Stadtteil.<br />
Insbesondere zwischen K<strong>in</strong>dern, die im Hochhaus wohnen, und K<strong>in</strong>dern, die <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>familienhaus wohnen, besteht e<strong>in</strong> deutlicher Unterschied dah<strong>in</strong> gehend,<br />
dass K<strong>in</strong>der ihren Geschwistern <strong>in</strong> Hochhäusern seltener als <strong>in</strong> E<strong>in</strong>familienhäusern<br />
aus dem Weg gehen können. K<strong>in</strong>dern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund und K<strong>in</strong>dern<br />
Arbeitsloser gel<strong>in</strong>gt dies ebenfalls seltener. Deutlich ist der Unterschied zwischen<br />
K<strong>in</strong>dern, die sich e<strong>in</strong> Zimmer teilen, und K<strong>in</strong>dern, die e<strong>in</strong> eigenes Zimmer<br />
haben. Letzteren gel<strong>in</strong>gt es erwartungsgemäß viel besser, ihren Geschwistern<br />
aus dem Weg zu gehen. Zwischen der Zimmerzahl und der Möglichkeit, Geschwistern<br />
aus dem Weg zu gehen, besteht wie zu erwarten e<strong>in</strong> positiver Zusammenhang.<br />
Wenn K<strong>in</strong>der ihren Geschwistern <strong>in</strong> der Wohnung nicht aus dem Weg gehen können,<br />
haben sie e<strong>in</strong> niedrigeres allgeme<strong>in</strong>es Wohlbef<strong>in</strong>den sowie e<strong>in</strong> niedrigeres<br />
Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Wohnung.<br />
72
Abb. 6.12 Geschwistern aus dem Weg gehen können<br />
6.4 Veränderungswünsche an der Wohnung<br />
Die meisten K<strong>in</strong>der wünschen sich nicht, dass etwas an der Wohnung geändert<br />
wird (s. Tab. 6.1). Wenn es Veränderungswünsche gibt, dann beziehen sie sich<br />
überwiegend auf mehr Platz, entweder <strong>in</strong> der Wohnung oder im K<strong>in</strong>derzimmer.<br />
Jedes zehnte K<strong>in</strong>d wünscht sich e<strong>in</strong>en Garten, etwas weniger wünschen sich e<strong>in</strong><br />
eigenes Zimmer.<br />
In den verschiedenen Stadtteilen s<strong>in</strong>d die ersten Plätze der Wunschlisten etwas<br />
unterschiedlich besetzt. Im privilegierten Stadtteil wünschen sich die meisten<br />
K<strong>in</strong>der ke<strong>in</strong>e Veränderungen, gefolgt von „mehr Platz <strong>in</strong> der Wohnung“, e<strong>in</strong>em<br />
„Garten“ und „mehr Platz im K<strong>in</strong>derzimmer“. Im durchschnittlichen Ortsteil <strong>in</strong><br />
<strong>Bremen</strong> ist die Rangfolge vergleichbar, allerd<strong>in</strong>gs tauschen der „Garten“ und<br />
„mehr Platz <strong>in</strong> der Wohnung“ die Plätze. Zwar steht auch im benachteiligten<br />
Stadtteil „ke<strong>in</strong>e Änderungswünsche“ auf Platz e<strong>in</strong>s, allerd<strong>in</strong>gs folgen dann e<strong>in</strong><br />
„größeres eigenes Zimmer“, „mehr Platz <strong>in</strong> der Wohnung“ und überhaupt e<strong>in</strong> „eigenes<br />
Zimmer“ zu haben. Im durchschnittlichen Stadtteil <strong>in</strong> Bremerhaven<br />
schließlich steht e<strong>in</strong>e „größere Wohnung“ noch vor „ke<strong>in</strong>e Wünsche“ auf Platz<br />
e<strong>in</strong>s, auf Platz drei folgt e<strong>in</strong> „größeres eigenes Zimmer“, auf Platz vier der<br />
Wunsch nach e<strong>in</strong>em „eigenen Zimmer“. Letzterer wird im durchschnittlichen<br />
Stadtteil <strong>in</strong> Bremerhaven und im benachteiligten Bremer Stadtteil drei bis vier<br />
mal so häufig genannt, wie <strong>in</strong> den beiden anderen Bremer Stadt- bzw. Ortsteilen.<br />
73
Tab. 6.1 Die häufigsten Veränderungswünsche an der Wohnung<br />
Veränderungswunsch Anteil der Nennungen<br />
nichts 22%<br />
mehr Platz <strong>in</strong> der Wohnung 17%<br />
größeres eigenes Zimmer 11%<br />
Garten 10%<br />
eigenes Zimmer 7%<br />
mehr Zimmer 5%<br />
me<strong>in</strong> Zimmer 4%<br />
Renovieren / Reparieren 4%<br />
Neue Möbel 4%<br />
Schwimmbad, Pool, Sauna 4%<br />
Fernseher / Video / DVD 3%<br />
Bad / Toilette 3%<br />
Computer 3%<br />
Wandgestaltung 3%<br />
Jungen und Mädchen s<strong>in</strong>d sich <strong>in</strong> ihren Wünschen sehr ähnlich. Jungen wünschen<br />
sich lediglich deutlich häufiger Computer oder Fernseher, Video bzw. DVD <strong>in</strong>s<br />
K<strong>in</strong>derzimmer, Mädchen wünschen sich etwas häufiger Verschönerungen wie beispielsweise<br />
die Wandgestaltung.<br />
Mit zunehmendem Alter steigt der Wunsch nach Fernsehern und ähnlichem im<br />
K<strong>in</strong>derzimmer, auch <strong>neu</strong>e Möbel oder Renovierungen werden häufiger gewünscht.<br />
Mehr Platz <strong>in</strong> der Wohnung wünschen sich primär K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> Mehrfamilien- und<br />
Hochhauswohnungen. E<strong>in</strong> eigenes Zimmer ist vor allem bei K<strong>in</strong>dern <strong>in</strong> Hochhauswohnungen<br />
e<strong>in</strong> drängender Wunsch. Veränderungen am Garten dagegen<br />
wünschen sich primär K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> E<strong>in</strong>familienhäusern. Der Anteil von K<strong>in</strong>dern ohne<br />
Veränderungswünsche ist <strong>in</strong> E<strong>in</strong>familienhäusern besonders hoch, besonders niedrig<br />
dagegen <strong>in</strong> Hochhauswohnungen.<br />
K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund wünschen sich fünfmal so häufig e<strong>in</strong> eigenes<br />
Zimmer wie K<strong>in</strong>der ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund. Ansonsten unterscheiden sie<br />
sich nicht nennenswert.<br />
K<strong>in</strong>der Alle<strong>in</strong>erziehender wünschen sich h<strong>in</strong>gegen fast doppelt so häufig mehr<br />
Platz <strong>in</strong> der Wohnung als K<strong>in</strong>der aus Zwei-Elternfamilien. Auch <strong>neu</strong>e Möbel wünschen<br />
sie sich dreimal so oft. Dafür haben sie weniger als halb so oft ke<strong>in</strong>e Veränderungswünsche.<br />
K<strong>in</strong>der Arbeitsloser wünschen sich dreimal so oft e<strong>in</strong> eigenes Zimmer und deutlich<br />
häufiger mehr Platz <strong>in</strong> der Wohnung im Vergleich zu K<strong>in</strong>dern, deren Eltern<br />
nicht arbeitslos s<strong>in</strong>d. Neue Möbel stehen doppelt so oft auf der Wunschliste und<br />
der Anteil der K<strong>in</strong>der ohne Veränderungswünsche ist <strong>in</strong> dieser Gruppe deutlich<br />
kle<strong>in</strong>er.<br />
K<strong>in</strong>der, die e<strong>in</strong> eigenes Zimmer haben, wünschen sich dieses erwartungsgemäß<br />
nicht, K<strong>in</strong>der, die allerd<strong>in</strong>gs ke<strong>in</strong> eigenes Zimmer haben, haben diesen Wunsch<br />
74
mit deutlichem Abstand ganz oben auf der Wunschliste. E<strong>in</strong> Drittel dieser K<strong>in</strong>der<br />
nennt diesen Wunsch.<br />
Es gibt ke<strong>in</strong>e nachweisbaren Zusammenhänge zwischen bestimmten Veränderungswünschen<br />
der K<strong>in</strong>der an der Wohnung und ihrem Wohlbef<strong>in</strong>den.<br />
75
7. Das Wohnquartier<br />
In diesem Kapitel wird die k<strong>in</strong>dliche E<strong>in</strong>schätzung des direkten Wohnumfeldes im<br />
Wohnquartier dargestellt. Das Thema br<strong>in</strong>gt es mit sich, dass <strong>in</strong> diesem Abschnitt<br />
die Unterschiede zwischen den vier analysierten Stadtteilen besonders groß und<br />
die <strong>in</strong>dividuellen Besonderheiten ausgeprägt s<strong>in</strong>d. Auf die <strong>in</strong>dividuellen Besonderheiten<br />
e<strong>in</strong>es jeden Stadtteils wird <strong>in</strong> diesem Bericht wenig Gewicht gelegt.<br />
Vielmehr wird e<strong>in</strong>e übergeordnete Perspektive e<strong>in</strong>genommen und die Grundmuster<br />
der Antworten, die über die Stadtteile h<strong>in</strong>weg gelten, werden herausgearbeitet,<br />
da es für jeden Stadt- bzw. Ortsteil zusätzlich e<strong>in</strong>en spezifisch auf diesen<br />
Stadt- bzw. Ortsteil zugeschnittenen Bericht gibt.<br />
Folgende Aspekte des Lebens im unmittelbaren Umfeld der Wohnung der K<strong>in</strong>der,<br />
also im Stadt- bzw. Ortsteil, werden im E<strong>in</strong>zelnen dargestellt: Wie gestaltet sich<br />
das Leben und Spielen der K<strong>in</strong>der draußen im Stadtteil? Wie wird die subjektive<br />
Sicherheit e<strong>in</strong>geschätzt? Wie wirken die Jugendlichen im Stadtteil auf die K<strong>in</strong>der?<br />
Wie sieht es mit Freizeitangeboten im Stadtteil aus? Wie ist das soziale Mite<strong>in</strong>ander,<br />
vor allem bezogen auf verschiedene Generationen und Nationalitäten? Wie<br />
beurteilen die K<strong>in</strong>der die vorherrschende Gestaltung der Häuser und die Landschaft,<br />
die den Stadtteil umgibt? Spielen ästhetische Fragen bei der Beurteilung<br />
des Stadtteils durch die K<strong>in</strong>der überhaupt e<strong>in</strong>e Rolle? Wie beurteilen die K<strong>in</strong>der<br />
die Verkehrssituation sowie die Verkehrs<strong>in</strong>frastruktur <strong>in</strong> ihrem Stadtteil? Was<br />
s<strong>in</strong>d die häufigsten Treffpunkte der K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> ihrem Stadtteil und was tun sie<br />
dann dort? Welches s<strong>in</strong>d die Liebl<strong>in</strong>gsplätze der K<strong>in</strong>der im Stadtteil und vor allem,<br />
was zeichnet die Liebl<strong>in</strong>gsplätze der K<strong>in</strong>der aus? Welche Stellen im Stadtteil<br />
empf<strong>in</strong>den die K<strong>in</strong>der als besonders schön? Und welches s<strong>in</strong>d Orte, an denen sich<br />
die K<strong>in</strong>der im Stadtteil unsicher fühlen und warum ist das so? Was möchten die<br />
K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> ihrem Stadtteil am liebsten verändern? Abschließend werden die deutlichsten<br />
E<strong>in</strong>flüsse auf das Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der im Stadt- bzw. Ortsteil aufgezeigt.<br />
7.1 Aufenthaltsmöglichkeiten im Freien<br />
In diesem ersten Teilkapitel wird näher untersucht, wie unterschiedliche Aspekte<br />
des k<strong>in</strong>dlichen Lebens im Freien im Stadt- bzw. Ortsteil verankert s<strong>in</strong>d und welche<br />
Rolle diese für das Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der spielen. Im E<strong>in</strong>zelnen s<strong>in</strong>d das<br />
folgende Aspekte: Ist das spontane Treffen anderer K<strong>in</strong>der, ohne Verabredungen<br />
treffen zu müssen, im Stadtteil möglich? Dürfen die K<strong>in</strong>der überhaupt alle<strong>in</strong>e auf<br />
die Straße? Gibt es im Stadtteil Belastungen durch Schmutz, Lärm oder Gerüche?<br />
Tabelle 7.1 zeigt die Verteilung der negativen und positiven Häufigkeitsnennungen<br />
der K<strong>in</strong>der zu den abgefragten Aspekten.<br />
Fünf verschiedene Rahmenbed<strong>in</strong>gungen wurden also abgefragt, die K<strong>in</strong>der sollten<br />
auf e<strong>in</strong>er fünfstufigen Skala (1=“nie“ bis 5=“immer“) e<strong>in</strong>schätzen, wie häufig die<br />
beschriebenen Zustände im Stadt- bzw. Ortsteil e<strong>in</strong>treten.<br />
76
Tab. 7.1 Anteil der positiven und negativen Antworten zu den Aspekten „draußen<br />
se<strong>in</strong>“ und Umweltbelastungen<br />
Aspekte zu den Aufenthaltsmöglichkeiten<br />
Anteil der Antworten<br />
„oft“ und „immer“<br />
<strong>in</strong> %<br />
Anteil der Antworten<br />
„nie“ und „selten“<br />
<strong>in</strong> %<br />
alle<strong>in</strong>e draußen se<strong>in</strong> dürfen 78 8<br />
Treffen ohne vorherige Verabredung 40 32<br />
Lärm 23 42<br />
Schmutz 24 45<br />
schlechter Geruch 8 74<br />
Die Kategorie „manchmal“ ergibt sich jeweils aus der Differenz von 100% zur Summe der beiden<br />
Prozentwerte<br />
Die Beurteilung der Möglichkeit, im Stadtteil auch ohne Verabredung andere K<strong>in</strong>der<br />
treffen zu können, unterscheidet sich zwischen den Stadtteilen nur wenig. In<br />
dem privilegierten Stadtteil können die K<strong>in</strong>der nach eigenen Angaben allerd<strong>in</strong>gs<br />
häufiger alle<strong>in</strong>e draußen se<strong>in</strong> als <strong>in</strong> dem benachteiligten Stadtteil. Ebenso berichten<br />
die K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> dem privilegierten Stadtteil von weniger Belastung durch<br />
Schmutz, schlechten Gerüchen und Lärm als <strong>in</strong> den übrigen Stadt- bzw. Ortsteilen,<br />
wobei sich der benachteiligte Stadtteil <strong>in</strong> den Bewertungen der K<strong>in</strong>der auch<br />
noch e<strong>in</strong>mal negativer abhebt.<br />
Abb. 7.1Abbildung 7.1 macht die Spannweite der E<strong>in</strong>schätzungen über die Stadtteile<br />
h<strong>in</strong>weg deutlich. Die mittlere L<strong>in</strong>ie des Rechtecks steht dabei für den Durchschnitt<br />
aller vier Stadtteile, die äußeren L<strong>in</strong>ien markieren den niedrigsten und<br />
den höchsten Durchschnittswert. Es wird deutlich, dass die K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> ihren Stadtteilen<br />
sehr oft alle<strong>in</strong>e draußen se<strong>in</strong> dürfen (M=4,2, d.h. „oft“ bis „immer“). Das<br />
spontane Treffen mit anderen K<strong>in</strong>dern ohne vorherige Verabredung ist schon weniger<br />
häufig gegeben, im Schnitt ist dies „manchmal“ (M=3,1) möglich. Wenig<br />
überraschend gibt es e<strong>in</strong>en positiven Zusammenhang zwischen diesen beiden<br />
Aspekten, d.h. je häufiger sich K<strong>in</strong>der auch ohne Aufsichtsperson <strong>in</strong> ihrem Stadtteil<br />
draußen aufhalten dürfen, desto leichter können sie auch ohne vorherige<br />
Verabredung andere K<strong>in</strong>der treffen (oder umgekehrt). E<strong>in</strong>e Belastung durch Gestank<br />
oder schlechte Gerüche kommt <strong>in</strong> den untersuchten Stadtteilen eher „selten“<br />
vor (M=2,0) und sche<strong>in</strong>t für die K<strong>in</strong>der wenig relevant zu se<strong>in</strong>. Dagegen<br />
wird die Belastung durch Lärm und Schmutz von den K<strong>in</strong>dern höher e<strong>in</strong>geschätzt,<br />
beides kommt im Schnitt „selten“ bis „manchmal“ vor (Schmutz: M=2,8<br />
und Lärm: M=2,8). Alle drei Belastungsarten hängen positiv mite<strong>in</strong>ander zusammen,<br />
d.h. je lauter die K<strong>in</strong>der ihren Stadtteil empf<strong>in</strong>den, desto schmutziger<br />
und schlechter riechend wirkt er auf sie (oder umgekehrt). Dies hängt damit zusammen,<br />
dass alle drei Emissionsarten mit zunehmender Urbanität des Wohnquartiers<br />
zunehmen. In <strong>Bremen</strong> hängen aber auch die Aspekte, ohne Verabredung<br />
andere K<strong>in</strong>der treffen zu können und alle<strong>in</strong>e draußen se<strong>in</strong> zu dürfen mit<br />
dem schlechten Geruch im Stadtteil negativ zusammen, d.h. je mehr die K<strong>in</strong>der<br />
alle<strong>in</strong>e draußen se<strong>in</strong> dürfen, umso weniger schmutzig wird ihr Stadtteil e<strong>in</strong>geschätzt<br />
(oder umgekehrt).<br />
Die Beurteilung der Möglichkeit, im Stadtteil auch ohne Verabredung andere K<strong>in</strong>der<br />
treffen zu können, unterscheidet sich zwischen den Stadtteilen nur wenig. In<br />
dem privilegierten Stadtteil können die K<strong>in</strong>der nach eigenen Angaben allerd<strong>in</strong>gs<br />
häufiger alle<strong>in</strong>e draußen se<strong>in</strong> als <strong>in</strong> dem benachteiligten Stadtteil. Ebenso berichten<br />
die K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> dem privilegierten Stadtteil von weniger Belastung durch<br />
77
Schmutz, schlechten Gerüchen und Lärm als <strong>in</strong> den übrigen Stadt- bzw. Ortsteilen,<br />
wobei sich der benachteiligte Stadtteil <strong>in</strong> den Bewertungen der K<strong>in</strong>der auch<br />
noch e<strong>in</strong>mal negativer abhebt.<br />
Abb. 7.1 Beurteilung der Aufenthaltsmöglichkeiten im Freien<br />
Rahmenbed<strong>in</strong>gungen beim Aufenthalt im<br />
Freien<br />
78<br />
Gestank<br />
Schmutz<br />
Lärm<br />
spontane Treffen<br />
möglich<br />
alle<strong>in</strong>e draußen<br />
se<strong>in</strong> dürfen<br />
1 2 3 4 5<br />
nie immer<br />
Anmerkung zum Lesen der Abbildung:<br />
Die mittlere L<strong>in</strong>ie des Balkens markiert den Durchschnitt aller vier Stadtteile, die l<strong>in</strong>ke L<strong>in</strong>ie des<br />
Balkens den niedrigsten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em der vier Stadtteile gemessenen Durchschnitt und die rechte L<strong>in</strong>ie<br />
den höchsten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Stadtteil gemessenen Durchschnitt.<br />
Geschlechtsunterschiede treten bei den beiden Aspekten auf, die mit dem Aufenthalt<br />
auf der Straße zu tun haben. Jungen dürfen häufiger als Mädchen alle<strong>in</strong><br />
draußen se<strong>in</strong> und können dann auch leichter andere K<strong>in</strong>der dort ganz <strong>in</strong>formell<br />
zum Spielen treffen.<br />
K<strong>in</strong>der der vierten Klasse haben nach eigenem Empf<strong>in</strong>den seltener die Erlaubnis,<br />
alle<strong>in</strong>e draußen se<strong>in</strong> zu dürfen. Andere Alterseffekte zeigen sich nicht.<br />
K<strong>in</strong>der ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund dürfen häufiger als K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
alle<strong>in</strong>e nach draußen.<br />
Auch K<strong>in</strong>der, deren Familien von Arbeitslosigkeit betroffen s<strong>in</strong>d, dürfen seltener<br />
alle<strong>in</strong>e draußen se<strong>in</strong>, ebenso wie K<strong>in</strong>der Alle<strong>in</strong>erziehender.<br />
K<strong>in</strong>der, deren Eltern von Arbeitslosigkeit betroffen s<strong>in</strong>d sowie K<strong>in</strong>der Alle<strong>in</strong>erziehender<br />
leben offenbar <strong>in</strong> den untersuchten Stadtteilen durchweg an Stellen, die<br />
sie für etwas schmutziger, lauter und schlechter riechend halten.<br />
Drei der zuvor beschriebenen Aspekte zeigen besonders starke Zusammenhänge<br />
mit dem Wohlbef<strong>in</strong>den im Stadtteil: wenn die K<strong>in</strong>der den E<strong>in</strong>druck haben, dass<br />
es <strong>in</strong> ihrem Stadtteil schmutzig ist (β=-.26) oder schlecht riecht (β=-.11), senkt<br />
das ihr Wohlbef<strong>in</strong>den merklich. Positiv auf das Wohlbef<strong>in</strong>den im Stadtteil wirkt,
wenn die K<strong>in</strong>der im Stadtteil die Möglichkeit haben, sich ohne Verabredung zu<br />
treffen (β=.16).<br />
Darüber h<strong>in</strong>aus zeigt die wahrgenommene Belastung durch Schmutz im Stadt-<br />
bzw. Ortsteil e<strong>in</strong>en negativen Zusammenhang zum Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Gesamtstadt,<br />
d.h. je schmutziger die K<strong>in</strong>der ihren Stadtteil wahrnehmen, umso unwohler<br />
fühlen sie sich <strong>in</strong> der Stadt <strong>Bremen</strong> bzw. Bremerhaven <strong>in</strong>sgesamt.<br />
7.2 Subjektive Sicherheit im Stadtteil<br />
Im folgenden Teilkapitel wird dargestellt, wie sicher sich die K<strong>in</strong>der generell <strong>in</strong><br />
ihrem Stadtteil fühlen, ob sie sich vor älteren Jugendlichen fürchten und wie häufig<br />
sie auf dem Schulweg Angst vor Jugendlichen haben bzw. den Straßenverkehr<br />
als gefährlich e<strong>in</strong>schätzen (s. Abb. 7.2).<br />
Die folgende Tabelle gibt die Verteilung der Häufigkeiten aller Antworten auf die<br />
vier Aspekte zur subjektiven Sicherheit wieder.<br />
Tab. 7.2 Anteil der positiven und negativen Antworten zu den Sicherheitsaspekten<br />
Aspekt der subjektiven Sicherheit<br />
Anteil der Antworten<br />
„oft“<br />
und „immer“ <strong>in</strong><br />
%<br />
Anteil der Antworten<br />
„nie“<br />
und „selten“ <strong>in</strong><br />
%<br />
allgeme<strong>in</strong>e Sicherheit 70 11<br />
Angst vor älteren Jugendlichen 24 55<br />
Gefahr durch Straßenverkehr auf dem Schulweg 7 85<br />
Angst vor Jugendlichen auf dem Schulweg 16 65<br />
Die Kategorie „manchmal“ ergibt sich jeweils aus der Differenz von 100% zur Summe der beiden<br />
Prozentwerte<br />
Die Abbildung 7.2 zeigt, wie die K<strong>in</strong>der ihr Sicherheitsgefühl im Stadtteil e<strong>in</strong>schätzen.<br />
Hierzu wurden die oben genannten vier verschiedene Aspekte abgefragt,<br />
die die K<strong>in</strong>der auf e<strong>in</strong>er fünfstufigen Skala (1=“nie“ bis 5=“immer“) daraufh<strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>schätzen sollten, wie häufig diese für sie zutreffen. Die mittlere L<strong>in</strong>ie<br />
steht dabei wieder für den Durchschnitt aller untersuchten Stadtteile, die äußeren<br />
L<strong>in</strong>ien markieren den niedrigsten und den höchsten Durchschnittswert, so<br />
dass die Spannweite der E<strong>in</strong>schätzungen über die Stadtteile h<strong>in</strong>weg abzulesen<br />
ist.<br />
Insgesamt fühlen sich die K<strong>in</strong>der „oft“ (M=3,8) <strong>in</strong> ihrem Stadtteil sicher, vor älteren<br />
Jugendlichen <strong>in</strong> ihrem Stadtteil fürchten sie sich „selten“ bis „manchmal“<br />
(M=2,5). Angst vor Jugendlichen auf dem Schulweg kommt dagegen „nie“ bis<br />
„“selten“ vor (M=1,6). Außerdem wird der Straßenverkehr auf dem Schulweg<br />
„selten“ bis „manchmal“ als Gefahr e<strong>in</strong>geschätzt (M=2,4).<br />
79
Abb. 7.2 Beurteilung der subjektiven Sicherheit im Stadtteil<br />
80<br />
Aspekte subjektiver Sicherheit<br />
allgeme<strong>in</strong>e Sicherheit<br />
Angst vor älteren<br />
Jugendlichen<br />
Gefahr durch<br />
Straßenverkehr auf<br />
Schulweg<br />
Angst vor<br />
Jugendlichen auf<br />
Schulweg<br />
1 2 3 4 5<br />
nie immer<br />
Anmerkung zum Lesen der Abbildung:<br />
Die mittlere L<strong>in</strong>ie des Balkens markiert den Durchschnitt aller vier Stadtteile, die l<strong>in</strong>ke L<strong>in</strong>ie des<br />
Balkens den niedrigsten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em der vier Stadtteile gemessenen Durchschnitt und die rechte L<strong>in</strong>ie<br />
den höchsten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Stadtteil gemessenen Durchschnitt.<br />
Differenziert man nach den e<strong>in</strong>zelnen Stadtteilen zeigt sich, dass sich die K<strong>in</strong>der<br />
im privilegierten Stadtteil am sichersten und im benachteiligten Stadtteil am unsichersten<br />
fühlen. Die Angst vor älteren Jugendlichen weist deutliche Unterschiede<br />
zwischen den Stadtteilen auf. Im privilegierten Stadtteil haben die K<strong>in</strong>der weniger<br />
Angst vor ihnen als <strong>in</strong> den anderen drei Stadt- bzw. Ortsteilen. Zudem<br />
fürchten sich die K<strong>in</strong>der im privilegierten Stadtteil seltener vor Jugendlichen auf<br />
dem Schulweg als die K<strong>in</strong>der im durchschnittlichen Stadtteil <strong>in</strong> Bremerhaven und<br />
im benachteiligten Stadtteil. Die Gefahr durch Straßenverkehr wird von den K<strong>in</strong>dern<br />
<strong>in</strong> den verschiedenen Stadtteilen allerd<strong>in</strong>gs kaum unterschiedlich wahrgenommen,<br />
sie ist also ke<strong>in</strong> lokales Phänomen, sondern kommt <strong>in</strong> allen Stadt- bzw.<br />
Ortsteilen etwa gleich häufig vor.<br />
Bei der E<strong>in</strong>schätzung der subjektiven Sicherheit fallen Unterschiede <strong>in</strong> den E<strong>in</strong>schätzungen<br />
zwischen den Geschlechtern auf. Mädchen fühlen sich nicht nur allgeme<strong>in</strong><br />
<strong>in</strong> ihrem Stadtteil weniger sicher als Jungen, sie haben auch mehr Angst<br />
vor Jugendlichen auf dem Schulweg.<br />
Mit zunehmendem Alter der K<strong>in</strong>der fühlen sich diese im Stadtteil sicherer. Ebenso<br />
nimmt die Angst vor Jugendlichen - sowohl im Stadtteil <strong>in</strong>sgesamt als auch auf<br />
dem Schulweg - <strong>in</strong> dem Maße ab, <strong>in</strong> dem die K<strong>in</strong>der selber zu Jugendlichen werden.<br />
K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund fühlen sich im Stadtteil allgeme<strong>in</strong> häufiger unsicher<br />
als K<strong>in</strong>der ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund. Sie haben auch häufiger Angst vor<br />
Jugendlichen auf dem Schulweg als K<strong>in</strong>der ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund.<br />
Zudem zeigen K<strong>in</strong>der, deren Eltern von Arbeitslosigkeit betroffen s<strong>in</strong>d, im Vergleich<br />
zu K<strong>in</strong>dern, deren Eltern nicht von Arbeitslosigkeit betroffen s<strong>in</strong>d, Unter-
schiede <strong>in</strong> der subjektiven Sicherheit <strong>in</strong> ihrem Stadtteil. Sie fühlen sich <strong>in</strong> ihrem<br />
Stadtteil weniger sicher und haben allgeme<strong>in</strong> im Stadtteil als auch auf ihrem<br />
Schulweg mehr Angst vor Jugendlichen. Das verm<strong>in</strong>derte allgeme<strong>in</strong>e Sicherheitsgefühl<br />
im Stadtteil hängt vermutlich sowohl bei K<strong>in</strong>dern arbeitsloser Eltern als<br />
auch bei K<strong>in</strong>dern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund damit zusammen, dass sie häufiger<br />
<strong>in</strong> schlechteren Wohnlagen mit mehr Hoch- und Mehrfamilienhäusern leben. In<br />
Stadtteilen, die vornehmlich von diesen Bebauungstypen geprägt s<strong>in</strong>d, ist das<br />
allgeme<strong>in</strong>e Sicherheitsgefühl <strong>in</strong>sgesamt herabgesetzt.<br />
Bei der k<strong>in</strong>dlichen E<strong>in</strong>schätzung der Verkehrssicherheit auf dem Schulweg stellt<br />
sich wenig überraschend heraus, dass K<strong>in</strong>der, die an Hauptverkehrsstraßen wohnen,<br />
den Straßenverkehr gefährlicher wahrnehmen als K<strong>in</strong>der, die <strong>in</strong> Spielstraßen<br />
oder normalen Straßen wohnen.<br />
Für das Wohlbef<strong>in</strong>den im Stadtteil ist vor allem die allgeme<strong>in</strong>e subjektive Sicherheit<br />
entscheidend (β=.38). Fürchten sich die K<strong>in</strong>der vor Jugendlichen im Stadtteil,<br />
m<strong>in</strong>dert dies das Wohlbef<strong>in</strong>den im Stadtteil leicht (β=-.08).<br />
7.3 K<strong>in</strong>der beurteilen die Jugendlichen im Stadtteil<br />
Werden die häufigsten Begründungen der befragten K<strong>in</strong>der, warum sie sich an<br />
bestimmten Orten <strong>in</strong> ihrem Wohnquartier unwohl fühlen, betrachtet (s. Kapitel<br />
7.11), dann stehen neben Dunkelheit als Angstauslöser (30% der K<strong>in</strong>der nennen<br />
Dunkelheit als Grund) auch Jugendliche (10% der K<strong>in</strong>der) <strong>in</strong> der Liste der potenziellen<br />
Angstauslöser. Aus diesem Grunde wurde vertiefend analysiert, wie die<br />
K<strong>in</strong>der die sich <strong>in</strong> den Stadtteilen aufhaltenden Jugendlichen erleben und ob sich<br />
diese E<strong>in</strong>schätzung auf ihre Angst vor Jugendlichen im Stadtteil auswirkt. Dazu<br />
wurde den K<strong>in</strong>dern e<strong>in</strong>e Liste mit zehn Verhaltensweisen vorgelegt und darum<br />
gebeten, e<strong>in</strong>zuschätzen, wie häufig die Jugendlichen im jeweiligen Stadtteil diese<br />
Verhaltensweisen zeigen (von 1=„nie“ bis 5=„immer“) (s. Tab. 7.3).<br />
Tab. 7.3 Anteil der positiven und negativen Antworten zu den Jugendlichen<br />
Aspekte zu Jugendlichen<br />
Anteil der Antworten<br />
„oft“<br />
und „immer“ <strong>in</strong><br />
%<br />
Anteil der Antworten<br />
„nie“ und „selten“<br />
<strong>in</strong> %<br />
negative Eigenschaften<br />
lassen Müll herumliegen 50 23<br />
s<strong>in</strong>d laut 33 34<br />
tr<strong>in</strong>ken Alkohol 34 36<br />
bedrohen mich 17 62<br />
beschimpfen mich 7 83<br />
verhauen mich 2 95<br />
positive Eigenschaften<br />
s<strong>in</strong>d cool 29 45<br />
benehmen sich gut 21 49<br />
legen sich mit Erwachsenen an 16 66<br />
Die Kategorie „manchmal“ ergibt sich jeweils aus der Differenz von 100% zur Summe der beiden<br />
Prozentwerte<br />
81
Die Abbildung 7.3 zeigt, welche der Verhaltensweisen die K<strong>in</strong>der bei den Jugendlichen<br />
im Durchschnitt generell häufig erleben und welche eher selten. Die mittleren<br />
L<strong>in</strong>ien im Balken <strong>in</strong> der Abbildung markieren den Durchschnitt aller vier<br />
Stadtteile. Außerdem zeigt die Abbildung die Spannweite der E<strong>in</strong>schätzungen<br />
zwischen den Stadtteilen (jeweils die äußeren Begrenzungen des Balkens markieren<br />
den Stadtteil mit dem niedrigsten bzw. höchsten Durchschnittswert).<br />
Abb. 7.3 Verhaltensweisen, die die K<strong>in</strong>der bei Jugendlichen im Stadtteil erleben<br />
Eigenschaften von Jugendlichen im Stadtteil<br />
82<br />
legen sich mit Erwachsenen an<br />
helfen mir<br />
benehmen sich gut<br />
s<strong>in</strong>d cool<br />
verhauen mich<br />
beschimpfen mich<br />
bedrohen mich<br />
tr<strong>in</strong>ken Alkohol<br />
s<strong>in</strong>d laut<br />
Müll herum liegen lassen<br />
1 2 3 4 5<br />
nie immer<br />
Anmerkung zum Lesen der Abbildung:<br />
Die mittlere L<strong>in</strong>ie des Balkens markiert den Durchschnitt aller vier Stadtteile, die l<strong>in</strong>ke L<strong>in</strong>ie des<br />
Balkens den niedrigsten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em der vier Stadtteile gemessenen Durchschnitt und die rechte L<strong>in</strong>ie<br />
den höchsten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Stadtteil gemessenen Durchschnitt.<br />
Die Abbildung 7.3 zeigt deutlich, dass die K<strong>in</strong>der bei den Jugendlichen häufig die<br />
drei negativen Verhaltensweisen „Umweltverschmutzung durch Müll“ (Mittelwert<br />
M=3,5, d.h. nahe „oft“), „s<strong>in</strong>d laut“ (M=3,0, d.h. „manchmal“) und „Alkoholkonsum“<br />
(M=3,0, d.h. „manchmal“) erleben. Erst dann folgt e<strong>in</strong>e erste positiv besetzte<br />
Eigenschaft, die Jugendlichen werden als „cool“ erlebt (M=2,7, d.h. bei<br />
„manchmal“). Ähnlich oft werden sie auch so erlebt, dass sie sich gut benehmen<br />
(M=2,6). Bedrohungen (M=2,3) erleben die K<strong>in</strong>der allerd<strong>in</strong>gs auch etwas häufiger<br />
als selten. Fast nie erleben die K<strong>in</strong>der dagegen körperliche Gewalt durch die<br />
Jugendlichen <strong>in</strong> ihrem Stadtteil (M=1,2) sowie Beschimpfungen (M=1,7). Hilfsbereitschaft<br />
der Jugendlichen gibt es aus Sicht der K<strong>in</strong>der allerd<strong>in</strong>gs ebenfalls nur<br />
selten (M=2,1). Das Bild, das K<strong>in</strong>der von Jugendlichen im Stadtteil haben, ist<br />
also vor allem durch deren unangepasstes, sich den Normen der Gesellschaft wi-
dersetzendes Auftreten geprägt, nur selten aber durch direkte Erfahrungen körperlicher<br />
oder verbaler Gewalt. Die negativen Aspekte hängen untere<strong>in</strong>ander<br />
ebenso wie die positiven untere<strong>in</strong>ander und gegenläufig zusammen. D.h. werden<br />
Jugendliche beispielsweise häufiger als laut erlebt, dann lassen sie auch häufiger<br />
Müll herumliegen und werden seltener als hilfsbereit erlebt. Je hilfsbereiter sie<br />
h<strong>in</strong>gegen wahrgenommen werden, umso besser wird auch ihr Benehmen e<strong>in</strong>geschätzt.<br />
Bei näherer Betrachtung wird deutlich, dass die Beurteilung der Jugendlichen <strong>in</strong><br />
den jeweiligen Stadtteilen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Aspekten deutlich differiert: In dem privilegierten<br />
Stadtteil legen sich Jugendliche, nach Aussagen der K<strong>in</strong>der, deutlich seltener<br />
mit Erwachsenen an und benehmen sich auffällig häufiger gut als <strong>in</strong> den<br />
anderen Stadtteilen. Jugendliche werden hier auch seltener als laut bewertet und<br />
lassen seltener Müll herum liegen. Die Coolness und Hilfsbereitschaft wird <strong>in</strong> den<br />
unterschiedlichen Stadtteilen dagegen ähnlich bewertet. In dem benachteiligten<br />
Stadtteil geben die K<strong>in</strong>der signifikant häufiger an, von Jugendlichen verhauen zu<br />
werden, im H<strong>in</strong>blick auf das Beschimpft und Bedroht werden sowie den Alkoholkonsum<br />
der älteren Jugendlichen werden diese hier weniger positiv gesehen als<br />
im privilegierten Stadtteil.<br />
Insgesamt fühlen sich die Mädchen häufiger von älteren Jugendlichen bedroht als<br />
Jungen.<br />
K<strong>in</strong>der ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund haben seltener das Gefühl, dass sich die Jugendlichen<br />
mit Erwachsenen anlegen und häufiger den E<strong>in</strong>druck, dass sich Jugendliche<br />
gut benehmen. Diese K<strong>in</strong>der wohnen allerd<strong>in</strong>gs auch vermehrt <strong>in</strong> dem<br />
privilegierten Stadtteil.<br />
K<strong>in</strong>der, deren Familie von Arbeitslosigkeit betroffen ist, haben deutlich häufiger<br />
den E<strong>in</strong>druck, dass Jugendliche laut s<strong>in</strong>d, Alkohol tr<strong>in</strong>ken, Müll herumliegen lassen<br />
und sich mit Erwachsenen anlegen, als K<strong>in</strong>der erwerbstätiger Eltern. Diese<br />
bewerten das Benehmen der Jugendlichen h<strong>in</strong>gegen häufiger als gut. Auch hier<br />
wird der Aspekt, dass die Arbeitslosigkeit <strong>in</strong> dem benachteiligten Stadtteil 50%<br />
beträgt, e<strong>in</strong>e Rolle spielen.<br />
K<strong>in</strong>der Alle<strong>in</strong>erziehender erleben es häufiger, dass Jugendliche sich mit Erwachsenen<br />
anlegen und werden, nach eigenen Angaben, häufiger von den Jugendlichen<br />
beschimpft. Sie f<strong>in</strong>den sich aber nicht auffallend häufiger <strong>in</strong> dem benachteiligten<br />
Stadtteil.<br />
K<strong>in</strong>der, die <strong>in</strong> E<strong>in</strong>familienhäusern wohnen, erleben es etwas seltener als K<strong>in</strong>der <strong>in</strong><br />
Mehrfamilien- oder Hochhäusern, dass sich Jugendliche mit Erwachsenen anlegen<br />
und Müll herum liegen lassen. Diese K<strong>in</strong>der (aus E<strong>in</strong>familienhäusern) bewerten<br />
das Benehmen der Jugendlichen <strong>in</strong>sgesamt auch häufiger als gut. Hochhäuser<br />
f<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> zwei Stadtteilen vermehrt und Mehrfamilienhäuser <strong>in</strong> drei Stadtteilen<br />
relativ gleich häufig.<br />
Bei e<strong>in</strong>igen Aspekte hängt die Beurteilung der Jugendlichen deutlich vom Alter<br />
der beurteilenden K<strong>in</strong>der ab, d.h. je älter die K<strong>in</strong>der werden, je näher sie also<br />
selbst dem Jugendalter kommen, desto positiver beurteilen sie Jugendliche bezogen<br />
auf deren Lautstärke und deren Bedrohungspotential. Das Müllproblem wird<br />
aus K<strong>in</strong>dersicht etwas ger<strong>in</strong>ger, das Benehmen der Jugendlichen etwas besser.<br />
83
Interessanterweise geben K<strong>in</strong>der, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Spielstraße wohnen, häufiger als<br />
K<strong>in</strong>der, die an e<strong>in</strong>er Tempo 30 oder normalen Straße wohnen, an, dass Jugendliche<br />
sie beschimpfen. Die Spielstraßen f<strong>in</strong>den sich auch etwas häufiger <strong>in</strong> dem<br />
benachteiligten Stadtteil und <strong>in</strong> dem durchschnittlichen Stadtteil <strong>in</strong> Bremerhaven.<br />
Den größten negativen E<strong>in</strong>fluss 23 der abgefragten Aspekte über Jugendliche auf<br />
das allgeme<strong>in</strong>e Sicherheitsgefühl im Stadtteil haben die Aspekte, dass die Jugendlichen<br />
als bedrohlich erlebt werden, wenn K<strong>in</strong>der das Gefühl haben, sie legen<br />
sich häufig mit Erwachsenen an und positiv, wenn die K<strong>in</strong>der me<strong>in</strong>en, die<br />
Jugendlichen benähmen sich gut. Die unspezifische Furcht vor Jugendlichen wird<br />
auch aus den Aspekten „Bedrohlichkeit der Jugendlichen“ und das „Anlegen“ mit<br />
Erwachsenen gespeist und darüber h<strong>in</strong>aus vor allem dadurch, wenn Jugendliche<br />
als laut erlebt werden und wenn sie Müll herum liegen lassen. Die Angst vor Jugendlichen<br />
auf dem Schulweg wird wiederum v.a. von dem Bedrohungspotential<br />
der Jugendlichen und davon, wenn diese sich mit Erwachsenen anlegen, bee<strong>in</strong>flusst.<br />
Für das Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der im Stadtteil s<strong>in</strong>d nur noch zwei der Aspekte von<br />
nachweisbarem E<strong>in</strong>fluss: Wenn die Jugendlichen im Stadtteil die K<strong>in</strong>der häufig<br />
beschimpfen, senkt das ihr Wohlbef<strong>in</strong>den leicht (β=-.15). Außerdem zeigt sich an<br />
dieser Stelle auch e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>fluss der erlebten Konflikte zwischen Jugendlichen und<br />
Erwachsenen (β=-.19), deren Häufigkeit ebenfalls negativ mit dem Wohlbef<strong>in</strong>den<br />
der K<strong>in</strong>der im Stadtteil zusammenhängt. Dies lässt sich darauf zurückführen,<br />
dass die Konflikthäufigkeit zwischen Erwachsenen und Jugendlichen zwar ke<strong>in</strong>e<br />
direkte Angst bei den K<strong>in</strong>dern erzeugt, aber dennoch das allgeme<strong>in</strong>e Sicherheitsgefühl<br />
im Stadtteil senkt. Die K<strong>in</strong>der fühlen sich zwar nicht persönlich bedroht,<br />
erleben ihren Stadtteil aber generell konfliktbehafteter und somit unsicherer.<br />
Dies wirkt sich wiederum negativ auf ihr Wohlbef<strong>in</strong>den aus.<br />
7.4 Freizeit im Stadtteil<br />
In diesem Teilkapitel wird dargestellt, wie die K<strong>in</strong>der die Freizeitangebote ihres<br />
Wohnumfeldes beurteilen. Insgesamt wurde dieser Themenbereich anhand von<br />
13 E<strong>in</strong>zelaspekten erfasst. Jeder Aspekt wurden von den K<strong>in</strong>dern mit Hilfe e<strong>in</strong>er<br />
fünfstufigen Skala (1=“stimmt nicht“ bis 5=“stimmt sehr“) daraufh<strong>in</strong> e<strong>in</strong>geschätzt,<br />
<strong>in</strong> welchem Ausmaß er für sie zutrifft (s. Tab.7.4).<br />
23<br />
Es wurde e<strong>in</strong>e schrittweise l<strong>in</strong>eare Regression im Stadtteil auf die zehn Verhaltensweisen<br />
von Jugendlichen berechnet. Die Varianzaufklärung der dargestellten Prädiktoren<br />
beträgt R<br />
84<br />
2 =.22 (allgeme<strong>in</strong>e Sicherheit), R²=.53 (Angst vor Jugendlichen), R²=.32 (Angst<br />
vor Jugendlichen auf dem Schulweg).
Tab. 7.4 Anteil der positiven und negativen Antworten zu den Freizeitmöglichkeiten<br />
im Stadtteil<br />
Aspekte zu Freizeitmöglichkeiten<br />
Anteil der Antworten<br />
„ziemlich“ und<br />
„sehr“ <strong>in</strong> %<br />
Anteil der Antworten<br />
„nicht“ und<br />
„wenig“ <strong>in</strong> %<br />
viele Gleichaltrige 68 11<br />
beliebte Eisdiele 66 24<br />
beliebte Geschäfte 62 17<br />
<strong>in</strong>teressante Sportangebote 55 25<br />
beliebte Fastfood-Buden 54 29<br />
genug Spielplätze 49 27<br />
viel Natur 45 24<br />
genug Grünflächen, auf denen K<strong>in</strong>der<br />
spielen dürfen<br />
42 33<br />
<strong>in</strong>teressante Treffpunkte 38 30<br />
<strong>in</strong>teressante Bücherei 39 44<br />
<strong>in</strong>teressante Angebote im K<strong>in</strong>derund<br />
Jugendtreff<br />
30 40<br />
versteckte Treffpunkte 32 43<br />
<strong>in</strong>teressante Museen 20 62<br />
Die Kategorie „teils/teils“ ergibt sich jeweils aus der Differenz von 100% zur Summe der beiden<br />
Prozentwerte<br />
Die Abbildung 7.4 zeigt die durchschnittlichen Ausprägungen der e<strong>in</strong>zelnen Aspekte.<br />
Die mittlere L<strong>in</strong>ie steht dabei er<strong>neu</strong>t für den Durchschnitt aller untersuchten<br />
Stadt- bzw. Ortsteile, die äußeren L<strong>in</strong>ien markieren den niedrigsten und den<br />
höchsten Durchschnittswert, so dass die Spannweite der E<strong>in</strong>schätzungen über die<br />
Stadtteile h<strong>in</strong>weg abzulesen ist. Am deutlichsten positiv wird durch die K<strong>in</strong>der<br />
bewertet, dass es im Stadtteil viele Gleichaltrige gibt (M=3,9), dies schätzen die<br />
K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> den verschiedenen untersuchten Stadt- bzw. Ortsteilen ähnlich e<strong>in</strong>, die<br />
Stadtteile unterscheiden sich <strong>in</strong> diesem Aspekt also nicht signifikant.<br />
Ebenfalls positiv wird durchschnittlich das Vorhandense<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Eisdiele, <strong>in</strong> der<br />
die K<strong>in</strong>der gerne s<strong>in</strong>d, e<strong>in</strong>geschätzt (M=3,8). Hier treten allerd<strong>in</strong>gs große Unterschiede<br />
zwischen den Stadtteilen auf. Im durchschnittlichen Stadt- bzw. Ortsteil<br />
<strong>in</strong> <strong>Bremen</strong> und Bremerhaven schneidet das Angebot an beliebten Eisdielen deutlich<br />
schlechter ab als im benachteiligten und im privilegierten Stadtteil.<br />
Die Angebote von für die K<strong>in</strong>der <strong>in</strong>teressanten Geschäften (M=3,7), Sportmöglichkeiten<br />
(M=3,5) und beliebten Fastfood-Buden (M=3,4) liegen ebenfalls zwischen<br />
e<strong>in</strong>er mittelmäßigen und e<strong>in</strong>er positiven E<strong>in</strong>schätzung der K<strong>in</strong>der. Während<br />
das Angebot an Geschäften <strong>in</strong> allen vier untersuchten Stadt- bzw. Ortsteilen sehr<br />
ähnlich bewertet wird, gibt es Unterschiede bei den anderen beiden Aspekten.<br />
Das Angebot an <strong>in</strong>teressanten Sportmöglichkeiten wird im durchschnittlichen<br />
Stadtteil <strong>in</strong> Bremerhaven von den K<strong>in</strong>dern schlechter e<strong>in</strong>geschätzt als im privilegierten<br />
Stadtteil. Bezogen auf Fastfood-Buden, die bei den K<strong>in</strong>dern beliebt s<strong>in</strong>d,<br />
zeigt sich, dass der durchschnittliche Ortsteil <strong>in</strong> <strong>Bremen</strong> hierbei deutlich schlechter<br />
abschneidet als der benachteiligte Stadtteil.<br />
Die drei Aspekte „genug Spielplätze“ (M=3,3), „viel Natur“ (M=3,3) sowie „genug<br />
Grünflächen, auf denen die K<strong>in</strong>der spielen dürfen“ (M=3,2) erhalten von den K<strong>in</strong>dern<br />
<strong>in</strong> den Stadt- bzw. Ortsteilen e<strong>in</strong>e Bewertung, die etwas oberhalb des Mittelmaßes<br />
liegt. Während die Antworten der K<strong>in</strong>der für das Angebot an Spielplätzen<br />
und bespielbaren Grünflächen <strong>in</strong> den verschiedenen Stadtteilen eng beiei-<br />
85
nander liegen, wird das Angebot an Naturflächen im Stadt- bzw. Ortsteil unterschiedlich<br />
gesehen. Die K<strong>in</strong>der im privilegierten Stadtteil me<strong>in</strong>en, dass es <strong>in</strong> ihrem<br />
Stadtteil mehr Natur gibt als die K<strong>in</strong>der im benachteiligten und im durchschnittlichen<br />
Stadtteil <strong>in</strong> Bremerhaven.<br />
Mit e<strong>in</strong>em Durchschnittswert von M=3,1 erhält das Angebot an <strong>in</strong>teressanten<br />
Treffpunkten für die K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong>e mittelmäßige Bewertung, hier<strong>in</strong> unterscheiden<br />
sich die Stadtteile nicht.<br />
Das Angebot an Büchereien, die für die K<strong>in</strong>der <strong>in</strong>teressante Angebote vorhalten,<br />
wird von den K<strong>in</strong>dern schon leicht negativ bewertet (M=2,9), ähnlich sieht die<br />
E<strong>in</strong>schätzung der Angebote <strong>in</strong> K<strong>in</strong>der- und Jugendtreffs aus (M=2,9). Die Angebote<br />
der K<strong>in</strong>der- und Jugendtreffs werden von den K<strong>in</strong>dern <strong>in</strong> den verschiedenen<br />
Stadtteilen nicht unterschiedlich gesehen, wohl aber die Angebote der Büchereien.<br />
Der benachteiligte Stadtteil schneidet bei diesem Aspekt <strong>in</strong> den Augen der<br />
K<strong>in</strong>der deutlich besser ab als alle anderen untersuchten Stadt- bzw. Ortsteile.<br />
Versteckte Treffpunkte für K<strong>in</strong>der, an denen sie auch e<strong>in</strong>mal unbeobachtet s<strong>in</strong>d,<br />
gibt es <strong>in</strong> den Stadtteilen zwischen „wenig“ und „teilweise“ (M=2,8). Hier liegen<br />
die Mittelwerte der Stadtteile eng beie<strong>in</strong>ander und unterscheiden sich nicht signifikant.<br />
Museen mit Angeboten, die die K<strong>in</strong>der <strong>in</strong>teressieren, s<strong>in</strong>d für die meisten K<strong>in</strong>der<br />
im Durchschnitt eher die Ausnahme (M=2,2). Dies wird <strong>in</strong> den verschiedenen<br />
Stadtteilen unterschiedlich gesehen. Am schlechtesten schneidet bei diesem Aspekt<br />
erwartungsgemäß der durchschnittliche Ortsteil <strong>in</strong> <strong>Bremen</strong> ab, am besten<br />
der privilegierte Stadtteil.<br />
Es lässt sich festhalten, dass sich die objektive Angebotsstruktur <strong>in</strong> den Stadtteilen<br />
deutlich <strong>in</strong> den Antworten der K<strong>in</strong>der wiederf<strong>in</strong>det und dies obwohl die K<strong>in</strong>der<br />
die Stadtteile nicht, wie die erwachsenen BeurteilerInnen <strong>in</strong> dieser Studie, im<br />
Vergleich bewerten. Das subjektive Empf<strong>in</strong>den spiegelt somit die vorgefundene<br />
Realität wider.<br />
Jungen und Mädchen unterscheiden sich <strong>in</strong> diesem Themenbereich lediglich <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>em der 13 Aspekte. Mädchen geben häufiger als Jungen an, dass es <strong>in</strong> ihrem<br />
Stadtteil e<strong>in</strong>e Bücherei gibt, die für sie <strong>in</strong>teressante Angebote vorhält.<br />
Mit zunehmendem Alter der K<strong>in</strong>der wird die Bewertung ihres Stadtteils h<strong>in</strong>sichtlich<br />
zweier Kriterien der Freizeitgestaltung schlechter. Es zeigt sich, dass sowohl<br />
die Angebote <strong>in</strong> K<strong>in</strong>der- und Jugendtreffs als auch <strong>in</strong> den Büchereien stärker die<br />
jüngeren als die älteren K<strong>in</strong>der ansprechen.<br />
Die Antworten der K<strong>in</strong>der s<strong>in</strong>d auch vom Faktor Migrationsh<strong>in</strong>tergrund abhängig.<br />
K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund sagen im Gegensatz zu K<strong>in</strong>dern ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund,<br />
dass es <strong>in</strong> ihrem Stadtteil weniger für sie <strong>in</strong>teressante Museen<br />
sowie Eisdielen, <strong>in</strong> der sie gerne s<strong>in</strong>d, gibt. Allerd<strong>in</strong>gs bewerten sie das Angebot<br />
an beliebten Fastfood-Buden <strong>in</strong> ihrem Stadtteil positiver.<br />
K<strong>in</strong>der alle<strong>in</strong>erziehender Eltern schätzen das Angebot an <strong>in</strong>teressanten Treffpunkten<br />
<strong>in</strong> ihrem Stadtteil schlechter e<strong>in</strong> als K<strong>in</strong>der aus Zwei-Elternfamilien.<br />
Darüber h<strong>in</strong>aus zeigen sich <strong>in</strong> den Antworten der K<strong>in</strong>der auch Unterschiede je<br />
nachdem, ob die Familien von Arbeitslosigkeit betroffen s<strong>in</strong>d oder nicht. K<strong>in</strong>der<br />
aus Familien mit erwerbstätigen Eltern haben stärker den E<strong>in</strong>druck, dass es <strong>in</strong><br />
ihrem Stadtteil e<strong>in</strong> Museum mit <strong>in</strong>teressanten Angeboten für sie sowie e<strong>in</strong>e Eisdiele<br />
gibt, <strong>in</strong> der die K<strong>in</strong>der gerne s<strong>in</strong>d, als K<strong>in</strong>der arbeitsloser Eltern.<br />
86
Abb. 7.4 Freizeitangebote im Stadtteil<br />
Freizeitangebote im Stadtteil<br />
viele Gleichaltrige<br />
beliebte Eisdiele<br />
beliebte Geschäfte<br />
<strong>in</strong>teressante Sportangebote<br />
beliebte Fastfood-Buden<br />
genug Spielplätze<br />
viel Natur<br />
genug Grünflächen, auf<br />
denen K<strong>in</strong>der spielen dürfen<br />
<strong>in</strong>teressante Treffpunkte<br />
<strong>in</strong>teressante Bücherei<br />
<strong>in</strong>teressante Angebote<br />
im K<strong>in</strong>der- und Jugendtreff<br />
versteckte Treffpunkte<br />
<strong>in</strong>teressante Museen<br />
1 2 3 4 5<br />
nicht sehr<br />
Anmerkung zum Lesen der Abbildung:<br />
Die mittlere L<strong>in</strong>ie des Balkens markiert den Durchschnitt aller vier Stadtteile, die l<strong>in</strong>ke L<strong>in</strong>ie des<br />
Balkens den niedrigsten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em der vier Stadtteile gemessenen Durchschnitt und die rechte L<strong>in</strong>ie<br />
den höchsten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Stadtteil gemessenen Durchschnitt.<br />
22% des Wohlbef<strong>in</strong>dens im Stadtteil lassen sich durch vorhandene Freizeitangebote<br />
erklären. Am deutlichsten ist der E<strong>in</strong>fluss auf das Wohlbef<strong>in</strong>den bei den <strong>in</strong>teressanten<br />
Treffpunkten: S<strong>in</strong>d diese vorhanden, steigt das Wohlbef<strong>in</strong>den der<br />
K<strong>in</strong>der im Stadtteil (β=.24). Ebenfalls bee<strong>in</strong>flusst der Anteil an Natur im Stadtteil<br />
(β=.22) sowie das ausreichende Angebot an Spielplätzen (β=.14) das Wohlbef<strong>in</strong>den<br />
der K<strong>in</strong>der positiv.<br />
7.5 Soziales Mite<strong>in</strong>ander im Stadtteil<br />
Im Stadtteil kann es sowohl Konflikte von K<strong>in</strong>dern mit Erwachsenen oder älteren<br />
Menschen, als auch Konflikte mit K<strong>in</strong>dern und Erwachsenen aus anderen Herkunftsländern<br />
geben. Diese Aspekte des sozialen Mite<strong>in</strong>anders werden <strong>in</strong> diesem<br />
87
Abschnitt analysiert. Die Tabelle 7.5 gibt die Aspekte mit den Häufigkeiten der<br />
Antworten wieder, mit denen das soziale Mite<strong>in</strong>ander erfasst worden ist.<br />
Tab. 7.5 Anteil der positiven und negativen Antworten zum sozialen Mite<strong>in</strong>ander<br />
im Stadtteil<br />
Aspekte zum sozialen Mite<strong>in</strong>ander<br />
88<br />
Anteil der Antworten<br />
„ziemlich“ und<br />
„sehr“ <strong>in</strong> %<br />
Anteil der Antworten<br />
„nicht“ und<br />
„wenig“ <strong>in</strong> %<br />
viele Menschen aus anderen Ländern 50 24<br />
befreundet mit Menschen aus anderen<br />
Ländern<br />
51 29<br />
Ärger mit Erwachsenen 26 41<br />
Integrationsperson 28 41<br />
Ärger mit alten Menschen 28 49<br />
Treffpunkte für Menschen aus verschiedenen<br />
Ländern<br />
26 49<br />
K<strong>in</strong>der aus anderen Ländern werden<br />
diskrim<strong>in</strong>iert<br />
13 71<br />
Die Kategorie „teils/teils“ ergibt sich jeweils aus der Differenz von 100% zur Summe der beiden<br />
Prozentwerte<br />
Aus Abbildung 7.5 geht hervor, dass die befragten K<strong>in</strong>der im Durchschnitt „wenig“<br />
der Ansicht s<strong>in</strong>d, dass ausländische K<strong>in</strong>der schlechter behandelt werden als<br />
deutsche K<strong>in</strong>der (M=2,0). Allerd<strong>in</strong>gs s<strong>in</strong>d sie durchaus der Me<strong>in</strong>ung, dass <strong>in</strong> ihrem<br />
Stadtteil ziemlich viele Menschen aus anderen Ländern leben (M=3,5). Soziale<br />
Konflikte zwischen Erwachsenen (M=2,8) bzw. älteren Menschen und K<strong>in</strong>dern<br />
(M=2,7) kommen mittelmäßig häufig vor. Ebenfalls eher mittelmäßig häufig s<strong>in</strong>d<br />
die K<strong>in</strong>der der Me<strong>in</strong>ung, <strong>in</strong> ihrem Stadt- bzw. Ortsteil mit Menschen aus anderen<br />
Ländern befreundet zu se<strong>in</strong> (M=3,4). „Wenig“ bis „teils/teils“ haben die K<strong>in</strong>der<br />
den E<strong>in</strong>druck dass es <strong>in</strong> ihrem Stadtteil Treffpunkte gibt, an denen sich K<strong>in</strong>der<br />
aus verschiedenen Ländern treffen können (M=2,6) bzw. dass es e<strong>in</strong>e Integrationsperson<br />
für Menschen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund gibt (M=2,8).<br />
Differenziert nach Stadtteilen zeigen sich sehr unterschiedlich große Spannweiten<br />
<strong>in</strong> den Antworten der K<strong>in</strong>der für die verschiedenen Aspekte (s. Abb. 7.5). In drei<br />
der Aspekte zeigt sich e<strong>in</strong> immer wiederkehrendes Muster: Im privilegierten<br />
Stadtteil gibt es weniger soziale Konflikte zwischen K<strong>in</strong>dern und Erwachsenen,<br />
die K<strong>in</strong>der s<strong>in</strong>d seltener mit Menschen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund befreundet und<br />
sie glauben, dass es weniger Treffpunkte für K<strong>in</strong>der aus verschiedenen Ländern<br />
<strong>in</strong> ihrem Stadtteil gibt als dies im benachteiligten Stadtteil der Fall ist. Darüber<br />
h<strong>in</strong>aus glauben die K<strong>in</strong>der im privilegierten Stadtteil weniger als die K<strong>in</strong>der im<br />
durchschnittlichen Stadtteil <strong>in</strong> Bremerhaven bzw. im durchschnittlichen Ortsteil <strong>in</strong><br />
<strong>Bremen</strong>, dass <strong>in</strong> ihrem Stadtteil viele Menschen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund leben.<br />
Die K<strong>in</strong>der im benachteiligten Stadtteil setzten sich davon wiederum stark ab,<br />
denn sie glauben, dass ziemlich bis sehr viele Menschen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
<strong>in</strong> ihrem Stadtteil wohnen. Außerdem s<strong>in</strong>d diese K<strong>in</strong>der im benachteiligten<br />
Stadtteil stärker der Überzeugung, dass Menschen aus anderen Ländern diskrim<strong>in</strong>iert<br />
werden als dies die K<strong>in</strong>der aus den anderen Stadtteilen s<strong>in</strong>d. In den anderen<br />
beiden Aspekten unterscheiden sich die Antworten der K<strong>in</strong>der nicht <strong>in</strong> den<br />
verschiedenen Stadtteilen.
Abb. 7.5 Beurteilung des sozialen Mite<strong>in</strong>anders im Stadtteil<br />
Aspekte des sozialen Mite<strong>in</strong>anders<br />
viele Menschen aus<br />
anderen Ländern<br />
befreundet mit Menschen<br />
aus anderen Ländern<br />
Ärger mit Erwachsenen<br />
Integrationsperson<br />
Ärger mit alten Menschen<br />
Treffpunkte für Menschen<br />
aus verschiedenen Ländern<br />
K<strong>in</strong>der aus anderen Ländern<br />
diskrim<strong>in</strong>iert<br />
1 2 3 4 5<br />
nicht völlig<br />
Anmerkung zum Lesen der Abbildung:<br />
Die mittlere L<strong>in</strong>ie des Balkens markiert den Durchschnitt aller vier Stadtteile, die l<strong>in</strong>ke L<strong>in</strong>ie des<br />
Balkens den niedrigsten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em der vier Stadtteile gemessenen Durchschnitt und die rechte L<strong>in</strong>ie<br />
den höchsten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Stadtteil gemessenen Durchschnitt.<br />
K<strong>in</strong>der, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Hochhaus leben, geben vermehrt an, dass <strong>in</strong> ihrem Stadtteil<br />
mehr Menschen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund wohnen und sie s<strong>in</strong>d auch häufiger<br />
mit diesen befreundet. Außerdem stimmen K<strong>in</strong>der, die <strong>in</strong> Tempo-30-Straßen<br />
wohnen, der Aussage, dass viele Migranten <strong>in</strong> ihrem Stadtteil wohnen häufiger<br />
zu.<br />
Die E<strong>in</strong>schätzungen von K<strong>in</strong>dern mit und ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund zum sozialen<br />
Mite<strong>in</strong>ander <strong>in</strong> ihrem Stadtteil unterscheiden sich zum Teil deutlich. K<strong>in</strong>der<br />
mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund haben verstärkt den E<strong>in</strong>druck, dass <strong>in</strong> ihrem Stadtteil<br />
viele Menschen aus anderen Ländern wohnen, mit denen sie auch viel häufiger<br />
befreundet s<strong>in</strong>d. Sie berichten auch von mehr Treffpunkten, an denen sich K<strong>in</strong>der<br />
verschiedener Herkunftsländer treffen können. Außerdem haben sie im Vergleich<br />
zu K<strong>in</strong>dern ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund <strong>in</strong> stärkerem Maße den E<strong>in</strong>druck, dass<br />
K<strong>in</strong>der aus anderen Ländern diskrim<strong>in</strong>iert werden.<br />
K<strong>in</strong>der, deren Familie von Arbeitslosigkeit betroffen ist, berichten davon, dass <strong>in</strong><br />
ihrem Stadtteil mehr MigrantInnen wohnen, sie vermehrt Freundschaften mit<br />
diesen pflegen, sie auch mehr Treffpunkte für derlei Begegnungen vorf<strong>in</strong>den,<br />
aber auch, dass Migrantenk<strong>in</strong>der <strong>in</strong> ihrem Stadtteil vermehrt diskrim<strong>in</strong>iert werden.<br />
Diese Aussagen decken sich mit denen der K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund.<br />
Dies ist wenig überraschend, da K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund auch<br />
89
häufiger von Arbeitslosigkeit <strong>in</strong> der Familie betroffen s<strong>in</strong>d. Darüber h<strong>in</strong>aus berichten<br />
K<strong>in</strong>der mit Arbeitslosigkeit <strong>in</strong> der Familie aber vermehrt über Konflikte mit<br />
Erwachsenen und älteren Menschen.<br />
K<strong>in</strong>der Alle<strong>in</strong>erziehender stimmen den Aussagen zu Konflikten mit Erwachsenen<br />
und älteren Menschen <strong>in</strong> ihrem Stadtteil deutlicher zu als K<strong>in</strong>der aus Zwei-<br />
Elternfamilien.<br />
Zu dem Aspekt Sicherheit im Wohngebiet zeigen sich folgende Zusammenhänge:<br />
Je weniger Konflikte es mit Erwachsenen und älteren Menschen gibt, umso sicherer<br />
fühlen sich die K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> ihrem Stadtteil. Das Sicherheitsgefühl ist aber auch<br />
dort umso höher, je weniger Menschen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund <strong>in</strong> dem Stadtteil<br />
wohnen und je weniger K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund im Stadtteil diskrim<strong>in</strong>iert<br />
werden.<br />
Auf das Wohlbef<strong>in</strong>den im Stadtteil haben drei Aspekte des sozialen Mite<strong>in</strong>anders<br />
e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluss: Je mehr sich Erwachsene über die K<strong>in</strong>der im Stadtteil aufregen<br />
(β=.-17) und je mehr die K<strong>in</strong>der den E<strong>in</strong>druck haben, dass <strong>in</strong> ihrem Stadtteil<br />
K<strong>in</strong>der aus anderen Ländern diskrim<strong>in</strong>iert werden (β=.-18), desto weniger wohl<br />
fühlen sie sich <strong>in</strong> ihrem Stadtteil. E<strong>in</strong> weiterer - positiver – E<strong>in</strong>flussfaktor ist die<br />
Häufigkeit von Freundschaften zwischen verschiedenen ethnischen Gruppen im<br />
Stadtteil (β=.10).<br />
7.6 Ästhetische Bewertung der Häuser und der Landschaft<br />
Da im „<strong>LBS</strong>-K<strong>in</strong>derbarometer <strong>Wohnen</strong> <strong>in</strong> NRW 2005/2006“ die ästhetischen<br />
Komponenten der Bebauung bemerkenswert wichtig für die K<strong>in</strong>der waren, wurde<br />
auch <strong>in</strong> der Befragung <strong>in</strong> <strong>Bremen</strong> erfragt, ob den K<strong>in</strong>dern die Gestaltung der<br />
Häuser und Gärten <strong>in</strong> ihrem Stadtteil sowie die Landschaft um ihren Stadtteil<br />
herum gefällt.<br />
Die Verteilung der Häufigkeiten der Antworten der K<strong>in</strong>der auf die verschiedenen<br />
Aspekte ist <strong>in</strong> Tabelle 7.6 abzulesen.<br />
Tab. 7.6 Anteil der positiven und negativen Antworten zu den ästhetischen Aspekten<br />
Aspekt zur ästhetischen Bewertung des<br />
Stadtbildes<br />
Anteil der<br />
Antworten<br />
„ziemlich“<br />
und „sehr“<br />
<strong>in</strong> %<br />
Anteil der<br />
Antworten<br />
„nicht“ und<br />
„wenig“ <strong>in</strong><br />
%<br />
Außenwände der Häuser 36 29<br />
Farbe der Häuser 44 23<br />
Höhe der Häuser 50 24<br />
Landschaft um Stadtteil 53 18<br />
Gärten der Häuser 59 17<br />
Die Kategorie „manchmal“ ergibt sich jeweils aus der Differenz von 100% zur Summe der beiden<br />
Prozentwerte<br />
Aus Abbildung 7.6 ist abzulesen, wie die K<strong>in</strong>der verschiedene ästhetische Aspekte<br />
ihres Stadtteils auf e<strong>in</strong>er fünfstufigen Skala von „gefällt mir nicht“ bis „gefällt<br />
mir sehr“ beurteilen. Im Schnitt werden die ästhetischen Aspekte der Stadtteile<br />
90
von den K<strong>in</strong>dern im mittleren Bereich bewertet. Am besten schneiden die Gärten<br />
der Häuser ab (M=3,6), am schlechtesten die Außenwände der meisten Häuser<br />
(M=3,1). Insgesamt betrachtet liegen die anderen Aspekte zwischen diesen beiden<br />
E<strong>in</strong>schätzungen der K<strong>in</strong>der, die Mittelwerte der k<strong>in</strong>dlichen Bewertung der<br />
Farbe der Häuser sowie der Höhe der Häuser liegt bei M=3,3 und die Landschaft<br />
um die jeweiligen Stadt- bzw. Ortsteile herum gefällt den K<strong>in</strong>dern zwischen<br />
„teils/teils“ und „ziemlich“.<br />
Abb. 7.6 Beurteilung ästhetischer Aspekte im Stadtteil<br />
ästhetische Aspekte im Stadtteil<br />
Außenwände der<br />
Häuser<br />
Farbe der Häuser<br />
Höhe der Häuser<br />
Landschaft um<br />
Stadtteil<br />
Gärten der Häuser<br />
1 2 3 4 5<br />
nicht sehr<br />
Anmerkung zum Lesen der Abbildung:<br />
Die mittlere L<strong>in</strong>ie des Balkens markiert den Durchschnitt aller vier Stadtteile, die l<strong>in</strong>ke L<strong>in</strong>ie des<br />
Balkens den niedrigsten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em der vier Stadtteile gemessenen Durchschnitt und die rechte L<strong>in</strong>ie<br />
den höchsten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Stadtteil gemessenen Durchschnitt.<br />
Für die e<strong>in</strong>zelnen Aspekte der ästhetischen Bewertungen zeigen sich größtenteils<br />
eher mäßige Spannweiten zwischen dem niedrigsten und dem höchsten Mittelwert<br />
<strong>in</strong> den Stadtteilen. In vier der fünf Aspekte gibt es statistisch nachweisbare<br />
Unterschiede. So wird die Höhe der Häuser sowie die Gestaltung der Außenwände<br />
im privilegierten Stadtteil positiver beurteilt als <strong>in</strong> den anderen drei Stadt-<br />
bzw. Ortsteilen. Außerdem gefallen die Gärten der Häuser den K<strong>in</strong>dern im durchschnittlichen<br />
Stadtteil <strong>in</strong> Bremerhaven weniger gut als im privilegierten Stadtteil,<br />
<strong>in</strong> der ästhetischen Bewertung der Landschaft um den Stadtteil herum setzt sich<br />
der privilegierte Stadtteil positiv vom benachteiligten sowie vom durchschnittlichen<br />
Stadtteil <strong>in</strong> Bremerhaven ab. Die Farbe der Häuser gefällt den K<strong>in</strong>dern <strong>in</strong><br />
allen vier Stadtteilen nahezu gleich gut.<br />
Es zeigen sich nur wenige Unterschiede zwischen den untersuchten Gruppen. So<br />
gefällt K<strong>in</strong>dern, die <strong>in</strong> E<strong>in</strong>familienhäusern leben, die Gestaltung der Außenwände<br />
besser als jenen, die <strong>in</strong> Hochhäusern wohnen.<br />
Weitere Unterschiede zeigen sich, wenn man betrachtet, <strong>in</strong>wieweit die Eltern der<br />
K<strong>in</strong>der von Arbeitslosigkeit betroffen s<strong>in</strong>d oder nicht. K<strong>in</strong>dern, deren Eltern von<br />
Arbeitslosigkeit betroffenen s<strong>in</strong>d, gefällt die Höhe der Häuser weniger gut als<br />
91
K<strong>in</strong>dern, deren Eltern dies nicht s<strong>in</strong>d, allerd<strong>in</strong>gs wohnen sie auch tatsächlich<br />
vermehrt <strong>in</strong> Stadtteilen, <strong>in</strong> denen es Hochhäusern gibt.<br />
Die Antworten der K<strong>in</strong>der s<strong>in</strong>d zudem davon abhängig, ob die K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> Zwei-<br />
Elternfamilien aufwachsen oder bei alle<strong>in</strong> erziehenden Elternteilen. K<strong>in</strong>dern Alle<strong>in</strong>erziehender<br />
gefallen sowohl die Gärten der Häuser und die Gestaltung der<br />
Außenwände <strong>in</strong> ihrem Stadtteil als auch die Landschaft rund um den Stadtteil<br />
herum schlechter als K<strong>in</strong>dern aus Zwei-Elternfamilien. Auch dies hängt vermutlich<br />
damit zusammen, dass K<strong>in</strong>der Alle<strong>in</strong>erziehender häufig <strong>in</strong> weniger privilegierten<br />
Stadt- bzw. Ortsteilen leben, <strong>in</strong> denen weniger Wert auf e<strong>in</strong>e ästhetisch Gestaltung<br />
bzw. e<strong>in</strong> entsprechendes Ersche<strong>in</strong>ungsbild gelegt wird.<br />
Zwei der ästhetischen Komponenten zeigen deutliche Zusammenhänge mit dem<br />
Wohlbef<strong>in</strong>den im Stadtteil. Je besser den K<strong>in</strong>dern die Landschaft um den Stadtteil<br />
herum gefällt, desto besser fühlen sie sich im Stadtteil (β=.34). Auch wenn den<br />
K<strong>in</strong>dern die farbliche Gestaltung der Häuser gefällt, ist das Wohlbef<strong>in</strong>den im<br />
Stadtteil höher (β=.19).<br />
7.7 Straßenverkehr<br />
In diesem Teilabschnitt wird beleuchtet, wie die Bed<strong>in</strong>gungen des Straßenverkehrs<br />
aus Sicht der K<strong>in</strong>der s<strong>in</strong>d und welche Unterschiede sich zwischen den untersuchten<br />
Gruppen zeigen.<br />
Die Tabelle 7.7 gibt die Verteilung der Häufigkeiten der Antworten auf die sieben<br />
Aspekte zu den Bed<strong>in</strong>gungen des Straßenverkehrs wieder.<br />
Tab. 7.7 Anteil der positiven und negativen Antworten zu den Aspekten des<br />
Straßenverkehrs<br />
Aspekte des Straßenverkehrs<br />
92<br />
Anteil der Antworten<br />
„ziemlich“ und<br />
„sehr“ <strong>in</strong> %<br />
Anteil der Antworten<br />
„nicht“ und „wenig“<br />
<strong>in</strong> %<br />
es gibt viele Radwege 64 12<br />
genug Fußgängerampeln 63 16<br />
Autos zu schnell (normale Straße) 36 27<br />
gefahrloses Radfahren möglich 39 34<br />
große Straßen überqueren müssen 32 40<br />
Autos zu schnell (Spielstraße) 25 49<br />
Spielstraßen zugeparkt 17 60<br />
Die Kategorie „manchmal“ ergibt sich jeweils aus der Differenz von 100% zur Summe der beiden<br />
Prozentwerte<br />
Die Abbildung 7.7 zeigt, wie die K<strong>in</strong>der die sieben verschiedenen Aspekte des<br />
Straßenverkehrs e<strong>in</strong>schätzen. Im Durchschnitt haben die K<strong>in</strong>der zwischen „ziemlich“<br />
und „teils, teils“ den E<strong>in</strong>druck, dass es <strong>in</strong> ihrem Stadt- bzw. Ortsteil viele<br />
Radwege (M=3,8) und genug Fußgängerampeln (M=3,7) gibt. Im Mittelfeld liegt<br />
ihre E<strong>in</strong>schätzung bei den Fragen, <strong>in</strong>wieweit die Autos auf normalen Straßen zu<br />
schnell fahren (M=3,2), sie gefahrlos Radfahren und skaten können (M=3,1) und<br />
sie auf ihren Wegen zu Freizeitangeboten große Straßen überqueren müssen<br />
(M=2,9). Zwischen „teils, teils“ und „wenig“ me<strong>in</strong>en die K<strong>in</strong>der, dass Autos auf
Spielstraßen zu schnell fahren (M=2,7). Zudem s<strong>in</strong>d Spielstraßen <strong>in</strong> den untersuchten<br />
Stadtteilen selten so zugeparkt, dass die K<strong>in</strong>der dort nicht spielen können<br />
(M=2,3).<br />
Die Angaben der K<strong>in</strong>der unterscheiden sich je nach Stadtteil eher mäßig (s. Abb.<br />
7.7). Lediglich das gefahrlose Radfahren wird von den K<strong>in</strong>dern <strong>in</strong> den Stadt- bzw.<br />
Ortsteilen unterschiedlich e<strong>in</strong>geschätzt. Im benachteiligten Stadtteil ist das Radfahren<br />
oder Skaten für die K<strong>in</strong>der stärker mit Gefahren verbunden als im privilegierten<br />
Stadtteil sowie im durchschnittlichen Ortsteil <strong>in</strong> <strong>Bremen</strong>.<br />
Abb. 7.7 Beurteilung des Straßenverkehrs im Stadtteil<br />
Aspekte des Straßenverkehrs<br />
es gibt viele<br />
Radw ege<br />
genug Fußgängerampeln<br />
Autos zu schnell<br />
(normale Straße)<br />
gefahrloses Rad<br />
fahren möglich<br />
große Straßen<br />
überqueren müssen<br />
Autos zu schnell<br />
(Spielstraße)<br />
Spielstraßen<br />
zugeparkt<br />
1 2 3 4 5<br />
nicht sehr<br />
Anmerkung zum Lesen der Abbildung:<br />
Die mittlere L<strong>in</strong>ie des Balkens markiert den Durchschnitt aller vier Stadtteile, die l<strong>in</strong>ke L<strong>in</strong>ie des<br />
Balkens den niedrigsten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em der vier Stadtteile gemessenen Durchschnitt und die rechte L<strong>in</strong>ie<br />
den höchsten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Stadtteil gemessenen Durchschnitt.<br />
In der differenzierten Analyse nach weiteren Gruppenunterschieden zeigt sich e<strong>in</strong><br />
Alterseffekt <strong>in</strong> Bezug auf das gefahrlose Radfahren im Stadtteil. Ältere K<strong>in</strong>der<br />
haben stärker den E<strong>in</strong>druck, dass sie <strong>in</strong> ihrem Stadt- bzw. Ortsteil ohne Gefahren<br />
Rad fahren oder skaten können. Nachvollziehbar ist dieser Effekte vor dem H<strong>in</strong>tergrund,<br />
dass K<strong>in</strong>der öfter mit dem Fahrrad unterwegs s<strong>in</strong>d, je älter sie werden.<br />
Mit zunehmender Übung erlangen sie e<strong>in</strong>e größere Verkehrssicherheit, die auch<br />
durch h<strong>in</strong>zugewonnene körperliche Fähigkeiten verstärkt wird (z.B. Gleichgewicht<br />
halten können, Geschw<strong>in</strong>digkeiten e<strong>in</strong>schätzen, Übersicht durch Körpergröße).<br />
93
K<strong>in</strong>dern alle<strong>in</strong>erziehender Eltern ist das gefahrlose Radfahren seltener möglich,<br />
sie me<strong>in</strong>en außerdem stärker als K<strong>in</strong>der aus Zwei-Elternfamilien, dass es <strong>in</strong> ihrem<br />
Stadtteil zu wenige Fußgängerampeln und Radwege gibt. Dies hängt vermutlich<br />
damit zusammen, dass Alle<strong>in</strong>erziehende häufiger an Hauptverkehrsstraßen<br />
wohnen als Zwei-Elternfamilien.<br />
Auch für K<strong>in</strong>der arbeitsloser Eltern ist das gefahrlose Radfahren <strong>in</strong> ihrem Stadt-<br />
bzw. Ortsteil e<strong>in</strong>geschränkter als für K<strong>in</strong>der nicht arbeitsloser Eltern. Auch hier<br />
liegt vermutlich e<strong>in</strong> Grund dar<strong>in</strong>, dass Familien mit nicht erwerbstätigen Eltern<br />
häufiger an Hauptstraßen wohnen.<br />
Wenig überraschend zeigt sich zudem, dass K<strong>in</strong>der, die an Hauptverkehrsstraßen<br />
wohnen, häufiger große Straßen überqueren müssen, um zu ihren Freizeitaktivitäten<br />
zu gelangen, als dies K<strong>in</strong>der aus verkehrsberuhigten oder „normalen“<br />
Wohnstraßen tun müssen.<br />
Die E<strong>in</strong>schränkungen, die der ruhende Verkehr für die K<strong>in</strong>der auf Spielstraßen<br />
verursacht, bestimmen bezogen auf den Straßenverkehr das Wohlbef<strong>in</strong>den der<br />
K<strong>in</strong>der im Stadtteil am stärksten. Die K<strong>in</strong>der fühlen sich <strong>in</strong> ihrem Stadtteil umso<br />
weniger wohl, je mehr parkende Autos das Spielen auf Spielstraßen verh<strong>in</strong>dert<br />
(β=-.17). Sie fühlen sich dagegen <strong>in</strong> ihrem Stadtteil umso wohler, je höher sie<br />
die Möglichkeit zum gefahrlosen Radfahren e<strong>in</strong>schätzen (β=.16) und wenn genügend<br />
Fußgängerampeln im Stadtteil vorhanden s<strong>in</strong>d (β=.16).<br />
7.8 Treffpunkte der K<strong>in</strong>der<br />
Mithilfe e<strong>in</strong>er offenen Frage wurden die K<strong>in</strong>der gefragt, an welcher Stelle <strong>in</strong> ihrem<br />
Stadtteil sie sich am häufigsten mit ihren Freund<strong>in</strong>nen und Freunden treffen.<br />
Nach <strong>in</strong>haltsanalytischen Kriterien wurden Kategorien ermittelt und die Antworten<br />
der K<strong>in</strong>der diesen jeweils zugeordnet. Insgesamt haben 977 K<strong>in</strong>der auf diese<br />
Frage geantwortet. Das soziale Leben der K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> den vier Stadtteilen f<strong>in</strong>det<br />
<strong>in</strong>sgesamt hauptsächlich an öffentlich zugänglichen Orten wie Schulen, Spielplätzen,<br />
bestimmten Straßen und Orten der Stadtteile, Parks, E<strong>in</strong>kaufsstraßen oder<br />
Geschäften sowie Bolzplätzen statt (s. Abb. 7.8). Aber auch Privathäuser spielen<br />
als Treffpunkt e<strong>in</strong>e wichtige Rolle. So treffen sich etwa e<strong>in</strong> Drittel der K<strong>in</strong>der entweder<br />
zu Hause oder bei Freunden.<br />
Bezogen auf die untersuchten Stadtteile lässt sich nachweisen, dass sich die K<strong>in</strong>der<br />
des benachteiligten Stadtteils häufiger auf Spielplätzen treffen als die K<strong>in</strong>der<br />
im privilegierten Stadtteil. Außerdem ist für die K<strong>in</strong>der des durchschnittlichen<br />
Stadtteils <strong>in</strong> Bremerhaven die Schule e<strong>in</strong> wichtigerer Treffpunkt als für die K<strong>in</strong>der<br />
des benachteiligten Stadtteils. Diese wiederum treffen sich häufiger als K<strong>in</strong>der<br />
des durchschnittlichen Stadtteils <strong>in</strong> Bremerhaven und des privilegierten Stadtteils<br />
an bestimmten öffentlichen Orten im Stadtteil.<br />
Jungen treffen sich häufiger als Mädchen auf Bolzplätzen. Darüber h<strong>in</strong>aus s<strong>in</strong>d<br />
erwartungsgemäß Spielplätze häufiger e<strong>in</strong> Treffpunkt für ViertklässlerInnen als<br />
für SiebtklässlerInnen.<br />
94
Abb. 7.8 Häufigster Treffpunkt mit Freund<strong>in</strong>nen und Freunden im Stadtteil<br />
Häufigste Treffpunkte<br />
zu Hause<br />
<strong>in</strong> der Schule<br />
Spielplatz<br />
bestimmter Ort im Stadtteil<br />
bestimmte Straße im Stadtteil<br />
bei Freunden<br />
Park<br />
E<strong>in</strong>kaufsstraße o.ä.<br />
Bolzplatz<br />
Schulhof<br />
4%<br />
3%<br />
2%<br />
2%<br />
5%<br />
4%<br />
7%<br />
9%<br />
14%<br />
28%<br />
0% 10% 20% 30% 40%<br />
Anteil der K<strong>in</strong>der<br />
Das eigene Zuhause ist für K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund nur selten e<strong>in</strong> Treffpunkt.<br />
Dafür treffen sie sich deutlich häufiger auf Spielplätzen, also an öffentlich<br />
zugänglichen Orten. Dies liegt vermutlich daran, dass K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
gegenüber K<strong>in</strong>dern ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund häufiger <strong>in</strong> Mehrfamilien-<br />
oder Hochhäusern wohnen, <strong>in</strong> denen ihnen - auch bed<strong>in</strong>gt durch die höhere<br />
Geschwisterzahl - weniger Platz zur Verfügung steht und sie deshalb eher auf<br />
Treffpunkte außerhalb der Wohnung ausweichen.<br />
Die Liebl<strong>in</strong>gsorte der K<strong>in</strong>der für Treffen zeigen ke<strong>in</strong>en Zusammenhang zu deren<br />
Wohlbef<strong>in</strong>den.<br />
Im Anschluss wurde den K<strong>in</strong>dern die Frage gestellt, was sie meistens tun, wenn<br />
sie sich an den Stellen <strong>in</strong> den Stadt- bzw. Ortsteilen treffen. 1.392 Antworten<br />
wurden auf diese ebenfalls offene Frage gegeben. Spielen, Sport, Reden, Bummeln<br />
und Essen, das s<strong>in</strong>d die Liebl<strong>in</strong>gstätigkeiten, die K<strong>in</strong>der an oder von ihren<br />
Treffpunkten aus ausführen (s. Abb. 7.9). Außerdem laufen oder hängen sie dort<br />
gerne herum oder haben e<strong>in</strong>fach Spaß. E<strong>in</strong>ige geben auch an, dort zu lernen.<br />
95
Abb. 7.9 Tätigkeiten am Treffpunkt<br />
Tätigkeiten am Treffpunkt<br />
96<br />
Spielen<br />
Sport<br />
Reden<br />
Bummeln<br />
Essen<br />
rumlaufen<br />
Lernen<br />
Spaß haben<br />
rumhängen<br />
6%<br />
6%<br />
5%<br />
5%<br />
4%<br />
4%<br />
24%<br />
36%<br />
41%<br />
0% 10% 20% 30% 40% 50%<br />
Anteil der K<strong>in</strong>der<br />
Die angegebenen Tätigkeiten am häufigsten Treffpunkt s<strong>in</strong>d teilweise stadtteilabhängig.<br />
So treiben K<strong>in</strong>der aus dem durchschnittlichen Ortsteil <strong>in</strong> <strong>Bremen</strong> dort<br />
häufiger Sport als die K<strong>in</strong>der des benachteiligten Stadtteils. Die K<strong>in</strong>der des benachteiligten<br />
Stadtteils gehen dort mehr bummeln als die K<strong>in</strong>der des privilegierten<br />
Stadtteils. Darüber h<strong>in</strong>aus essen die K<strong>in</strong>der des durchschnittlichen Stadtteils<br />
<strong>in</strong> Bremerhaven am Treffpunkt seltener als die K<strong>in</strong>der des benachteiligten und<br />
des privilegierten Stadtteils.<br />
Neben den lokalen Unterschieden bei den Tätigkeiten s<strong>in</strong>d hier auch geschlechtsabhängige<br />
Unterschiede <strong>in</strong> den Antworten zu f<strong>in</strong>den. Wie bereits die unterschiedliche<br />
Priorisierung der Treffpunkte vermuten lässt (s.o.), treiben Jungen mehr<br />
Sport während Mädchen häufiger reden, essen, bummeln und spazieren gehen,<br />
wenn sie sich treffen.<br />
Das Spielen als Tätigkeit von K<strong>in</strong>dern wird mit zunehmendem Alter kont<strong>in</strong>uierlich<br />
seltener. Dafür nimmt die Häufigkeit, mit der die K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong>fach mite<strong>in</strong>ander reden,<br />
wenn sie sich treffen, rumhängen, Spaß haben und rumlaufen, mit dem Alter<br />
zu.<br />
K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund gehen häufiger von ihrem Treffpunkt aus spazieren<br />
als K<strong>in</strong>der ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund und K<strong>in</strong>der Alle<strong>in</strong>erziehender machen<br />
dort häufiger Streiche als K<strong>in</strong>der aus Zweielternfamilien.
Auch die Tätigkeit am Treffpunkt zeigt ke<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluss auf das Wohlbef<strong>in</strong>den.<br />
Schließlich bleibt noch die Frage offen, was die K<strong>in</strong>der an den jeweiligen Treffpunkten<br />
tun. Treffen sich die K<strong>in</strong>der zu Hause oder bei FreundInnen, dann spielen<br />
sie vornehmlich, etwas weniger häufig wird geredet oder sie treiben Sport<br />
und haben Spaß. In der Schule spielen die K<strong>in</strong>der, treiben Sport, reden und lernen<br />
vorwiegend. Auf dem Spielplatz ist natürlich die Hauptaktivität das Spielen,<br />
gefolgt von Sport treiben und reden. Der Bolzplatz wird von den K<strong>in</strong>dern fast<br />
ausschließlich für die Sportaktivitäten genutzt. Bummeln, reden, Sport und spielen<br />
s<strong>in</strong>d die häufigsten Aktivitäten an bestimmten Orten im Stadtteil. Wenig<br />
überraschend wird <strong>in</strong> der E<strong>in</strong>kaufsstraße bzw. Geschäften hauptsächlich gebummelt,<br />
gespielt und mite<strong>in</strong>ander geredet.<br />
7.9 Liebl<strong>in</strong>gsplätze im Stadtteil<br />
Von den K<strong>in</strong>dern wurde erfragt, ob sie e<strong>in</strong>en Liebl<strong>in</strong>gsplatz <strong>in</strong> ihrem Stadtteil haben,<br />
welcher Platz das ist und was diesen Platz zum Liebl<strong>in</strong>gsplatz für die K<strong>in</strong>der<br />
macht.<br />
Insgesamt hat mit 70% e<strong>in</strong>e deutliche Mehrheit der K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong>en Liebl<strong>in</strong>gsplatz <strong>in</strong><br />
se<strong>in</strong>em Stadt- bzw. Ortsteil. Hier s<strong>in</strong>d sich alle K<strong>in</strong>der vergleichsweise e<strong>in</strong>ig, es<br />
lassen sich ke<strong>in</strong>e Gruppenunterschiede f<strong>in</strong>den.<br />
Wenn die K<strong>in</strong>der im Stadtteil e<strong>in</strong>e Stelle benennen können, die sie als ihren Liebl<strong>in</strong>gsort<br />
bezeichnen, ist auch das Wohlbef<strong>in</strong>den im Stadtteil deutlich besser. Die<br />
Art des Liebl<strong>in</strong>gsortes selbst (s.u.) zeigt aber ke<strong>in</strong>en Zusammenhang mit dem<br />
Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der im Stadt- bzw. Ortsteil.<br />
Die K<strong>in</strong>der, die angaben, e<strong>in</strong>en Liebl<strong>in</strong>gsplatz zu haben, wurden gebeten, diesen<br />
zu benennen 24 . Die Abbildung 7.10 gibt die zehn häufigsten Antworten auf diese<br />
Frage wieder. In ihrem Stadt- bzw. Ortsteil stehen für die K<strong>in</strong>der sowohl Parks,<br />
Spielplätze und das eigene Zuhause ganz oben auf der Liste der Liebl<strong>in</strong>gsplätze.<br />
Sehr beliebt s<strong>in</strong>d auch bestimmte Orte und Straßen im Stadtteil und der eigene<br />
Garten. Bolzplätze, Schulen und Schwimmbäder werden ebenfalls genannt. Darüber<br />
h<strong>in</strong>aus geben sogar 3% aller K<strong>in</strong>der an, das „alles“ im Stadtteil ihr Liebl<strong>in</strong>gsplatz<br />
sei.<br />
Auffällig s<strong>in</strong>d die starken Überschneidungen der Liebl<strong>in</strong>gsplätze mit den häufigsten<br />
Treffpunkten der K<strong>in</strong>der im Stadtteil (s.o.).<br />
Die Rangfolge der Liebl<strong>in</strong>gsorte unterscheidet sich zwischen den untersuchten<br />
Stadt- bzw. Ortsteilen teilweise sehr deutlich. So werden Parks <strong>in</strong> allen Stadt-<br />
bzw. Ortsteilen außer im benachteiligten Stadtteil an erster Stelle genannt. Das<br />
eigene Zuhause ist <strong>in</strong> jedem Stadtteil unter den ersten fünf Nennungen. Sport-<br />
und Bolzplätze werden im durchschnittlichen Ortsteil <strong>in</strong> <strong>Bremen</strong> häufiger genannt,<br />
während die K<strong>in</strong>der des durchschnittlichen Stadtteils <strong>in</strong> Bremerhaven häufiger<br />
die Schule angeben. Die Liebl<strong>in</strong>gsplätze der K<strong>in</strong>der des benachteiligten<br />
Stadtteils s<strong>in</strong>d am häufigsten bestimmte namentlich genannte Orte und Plätze im<br />
Stadtteil, die sich ke<strong>in</strong>er Kategorie zuordnen lassen.<br />
24 Die 706 Antworten wurden nach Kriterien der Qualitativen Inhaltanalyse e<strong>in</strong>er Katego-<br />
rie zugeordnet.<br />
97
Abb. 7.10 Liebl<strong>in</strong>gsplatz im Stadtteil<br />
Liebl<strong>in</strong>gsplätze<br />
Park<br />
Spielplatz<br />
zu Hause<br />
bestimmter Ort im Stadtteil<br />
unser Garten<br />
bestimmte Straße im Stadtteil<br />
Bolzplatz<br />
<strong>in</strong> der Schule<br />
alles<br />
Schwimmbad<br />
3%<br />
2%<br />
4%<br />
3%<br />
25<br />
540 Antworten wurden von den K<strong>in</strong>dern auf diese Frage gegeben, bis zu drei Nennungen<br />
waren möglich. Sie wurden nach Kriterien der Qualitativen Inhaltsanalyse bestimmten<br />
Kategorien zugeordnet.<br />
98<br />
6%<br />
6%<br />
9%<br />
12%<br />
11%<br />
15%<br />
0% 5% 10% 15% 20%<br />
Anteil der K<strong>in</strong>der<br />
Mädchen und Jungen unterscheiden sich vor allem deutlich dar<strong>in</strong>, dass Jungen<br />
häufiger als Mädchen Bolzplätze als ihre Liebl<strong>in</strong>gsplätze nennen.<br />
Je älter die K<strong>in</strong>der werden, desto seltener s<strong>in</strong>d Spielplätze die Orte, die den K<strong>in</strong>dern<br />
am liebsten s<strong>in</strong>d. Mit zunehmendem Alter nehmen Parks immer mehr diese<br />
Rolle e<strong>in</strong>.<br />
K<strong>in</strong>der aus Hochhäusern nennen häufiger als die K<strong>in</strong>der aus anderen Haustypen<br />
Bolzplätze als ihre Liebl<strong>in</strong>gsplätze im Stadtteil.<br />
K<strong>in</strong>der mit und ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund unterscheiden sich <strong>in</strong> ihrer Wahl des<br />
Liebl<strong>in</strong>gsortes im Stadt- bzw. Ortsteil <strong>in</strong> zwei Kategorien: K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
nennen vor allem Spielplätze als Liebl<strong>in</strong>gsplätze. Bei K<strong>in</strong>dern ohne<br />
Migrationsh<strong>in</strong>tergrund wird dagegen das eigene Zuhause häufiger als Liebl<strong>in</strong>gsplatz<br />
genannt.<br />
Was genau macht aber die genannten Liebl<strong>in</strong>gsplätze für die K<strong>in</strong>der zu Liebl<strong>in</strong>gsorten?<br />
Dies wurden die K<strong>in</strong>der ebenfalls <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em offenen Format gefragt 25 . Die<br />
zehn häufigsten Begründungen für e<strong>in</strong>en Liebl<strong>in</strong>gsort zeigt die Abbildung 7.11.<br />
Gute Sport- und Spielmöglichkeiten sowie die Möglichkeit, dort Freunde zu treffen,<br />
s<strong>in</strong>d die Hauptgründe für Liebl<strong>in</strong>gsorte. Naturbezogene Elemente s<strong>in</strong>d ebenfalls<br />
wichtig. Auch Qualitäten wie Ruhe, Schönheit, Gemütlichkeit und die Möglichkeit,<br />
dort zu entspannen, kennzeichnen e<strong>in</strong>en Ort als Liebl<strong>in</strong>gsort. Teilweise
s<strong>in</strong>d Liebl<strong>in</strong>gsorte aber auch Orte, an denen die K<strong>in</strong>der verschiedene D<strong>in</strong>ge unternehmen<br />
oder e<strong>in</strong>fach Spaß haben können.<br />
Abb. 7.11 Die häufigsten Begründungen für e<strong>in</strong>en Liebl<strong>in</strong>gsplatz im Stadtteil<br />
Begründungen für Liebl<strong>in</strong>gsplätze<br />
Sportmöglichkeiten<br />
Freunde<br />
Spielmöglichkeiten<br />
Natur<br />
Schönheit<br />
Ruhe<br />
Gemütlichkeit<br />
Entspannung<br />
Angebotsvielfalt<br />
Spaß<br />
4%<br />
4%<br />
5%<br />
6%<br />
10%<br />
10%<br />
12%<br />
16%<br />
20%<br />
20%<br />
0% 5% 10% 15% 20% 25%<br />
Anteil der K<strong>in</strong>der<br />
Die Begründungen der K<strong>in</strong>der unterscheiden sich nicht zwischen den befragten<br />
Stadt- bzw. Ortsteilen.<br />
Sportmöglichkeiten s<strong>in</strong>d weit überwiegend e<strong>in</strong> Kennzeichen für die Liebl<strong>in</strong>gsorte<br />
der Jungen, während für Mädchen dagegen Naturelemente stärker von Bedeutung<br />
s<strong>in</strong>d.<br />
Mit dem Alter der K<strong>in</strong>der werden erwartungsgemäß die Spielmöglichkeiten immer<br />
weniger e<strong>in</strong> Kennzeichen des Liebl<strong>in</strong>gsplatzes, dafür werden Sportmöglichkeiten<br />
deutlich wichtiger. Aber auch die Komponente „Ruhe“, also e<strong>in</strong> Rückzugsort, wird<br />
für die K<strong>in</strong>der wichtiger, je älter sie werden.<br />
Die Begründungen für e<strong>in</strong>en Liebl<strong>in</strong>gsort weisen ke<strong>in</strong>en statistisch signifikanten<br />
Zusammenhang mit dem Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der auf.<br />
Die verschiedenen Liebl<strong>in</strong>gsplätze der K<strong>in</strong>der s<strong>in</strong>d aus sehr unterschiedlichen<br />
Gründen die Liebl<strong>in</strong>gsplätze der K<strong>in</strong>der (s. Tab. 7.8).<br />
Der Park als Liebl<strong>in</strong>gsort hat vielfältige Begründungen: Mit Abstand am häufigsten<br />
wird die Natur genannt, aber auch Sportmöglichkeiten, Ruhe, Spielmöglichkeiten<br />
und Schönheit s<strong>in</strong>d relevant.<br />
Der Spielplatz ist erwartungsgemäß deshalb e<strong>in</strong> Liebl<strong>in</strong>gsort im Stadtteil, weil er<br />
Gelegenheit zu sozialen Kontakten sowie Spiel- und Sportmöglichkeiten bietet.<br />
99
Ebenso heben die K<strong>in</strong>der die Ruhe und das Gefühl, dort unbeobachtet zu se<strong>in</strong>,<br />
hervor.<br />
Das eigene Zuhause ist für die K<strong>in</strong>der vor allem e<strong>in</strong> Liebl<strong>in</strong>gsplatz, weil es für<br />
Geborgenheit und Gemütlichkeit steht. Häufig genannt werden auch Schönheit<br />
und das Treffen von FreundInnen. Wichtig s<strong>in</strong>d den K<strong>in</strong>dern zu Hause auch<br />
Spielmöglichkeiten und die Möglichkeit, dort Ruhe zu haben. Das Zuhause ist also<br />
für viele K<strong>in</strong>der offensichtlich e<strong>in</strong>e Art „sicherer Hafen“.<br />
Bestimmte Orte im Stadtteil, welche für die Auswertung für ganz <strong>Bremen</strong> nicht<br />
weiter kategorisiert werden konnten, s<strong>in</strong>d für die K<strong>in</strong>der vor allem Liebl<strong>in</strong>gsorte,<br />
weil es dort Geschäfte gibt und weil sie schön s<strong>in</strong>d. Darüber h<strong>in</strong>aus nennen die<br />
K<strong>in</strong>der auch Möglichkeiten, dort zu spielen, Freunde zu treffen und Sport zu treiben.<br />
Im eigenen Garten s<strong>in</strong>d die K<strong>in</strong>der vor allem der Natur, der Ruhe und der Spielmöglichkeiten<br />
wegen. Außerdem schätzen sie dort auch die Sportmöglichkeiten<br />
und den zur Verfügung stehenden Platz.<br />
Bestimmte Straßen im Stadtteil s<strong>in</strong>d Liebl<strong>in</strong>gsorte für die K<strong>in</strong>der, weil sie dort<br />
Spiel- und Sportmöglichkeiten haben und FreundInnen treffen können. Aber auch<br />
die dortige Natur und Schönheit machen den Reiz dieser Orte aus.<br />
Tab. 7.8 Häufigste Begründungen für e<strong>in</strong>en Liebl<strong>in</strong>gsort, nach Liebl<strong>in</strong>gsort<br />
Rang Park Spielplatz<br />
1 Natur 41% Freunde 41%<br />
2 Sportmöglichkeiten 17% Spielmöglichkeiten 20%<br />
3 Ruhe 14% Sportmöglichkeiten 17%<br />
4 Spielmöglichkeiten 12% Ruhe 12%<br />
5 Schönheit 10% unbeobachtet se<strong>in</strong> 9%<br />
Rang Zu Hause Bestimmter Ort im Stadtteil<br />
1 Gemütlichkeit 45% Geschäfte 29%<br />
2 Schönheit 10% Schönheit 23%<br />
3 Freunde 10% Spielmöglichkeiten 19%<br />
4 Spielmöglichkeiten 8% Freunde 16%<br />
5 Ruhe 5% Sportmöglichkeiten 10%<br />
Rang Eigener Garten Bestimmte Straße im Stadtteil<br />
1 Natur 21% Spielmöglichkeiten 32%<br />
2 Ruhe 21% Sportmöglichkeiten 21%<br />
3 Spielmöglichkeiten 21% Freunde 21%<br />
4 Sportmöglichkeiten 17% Natur 18%<br />
5 viel Platz 13% Schönheit 18%<br />
100
7.10 Ästhetische Favoriten der K<strong>in</strong>der im Stadtteil<br />
Ebenfalls <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er offenen Frage wurden die K<strong>in</strong>der danach gefragt, welche Stellen<br />
sie <strong>in</strong> ihrem Stadtteil besonders schön f<strong>in</strong>den, <strong>in</strong>sgesamt gaben die K<strong>in</strong>der<br />
938 Antworten auf diese Frage 26 .<br />
Die für die K<strong>in</strong>der schönsten Orte im Stadtteil s<strong>in</strong>d mit deutlicher Mehrheit die<br />
Parkanlagen (s. Abb. 7.12). Aber auch bestimmte Orte und Straßen im Stadtteil<br />
empf<strong>in</strong>den viele K<strong>in</strong>der als schön, ebenso wie ihren Garten, ihr Zuhause und<br />
Spielplätze.<br />
Abb. 7.12 Die schönsten Stellen im Stadtteil<br />
Schönste Stelle im Stadtteil<br />
Park<br />
bestimmter Ort im Stadtteil<br />
bestimmte Straße im Stadtteil<br />
unser Garten<br />
zu Hause<br />
Spielplatz<br />
Innenstadt / E<strong>in</strong>kaufsstraße<br />
Wiese, Feld<br />
Schwimmbad<br />
4%<br />
4%<br />
3%<br />
2%<br />
2%<br />
6%<br />
5%<br />
26<br />
Bis zu drei Antworten e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>des wurden aufgenommen. Die Antworten wurden nach<br />
Kriterien der Qualitativen Inhaltsanalyse e<strong>in</strong>er bestimmten Kategorie zugeordnet.<br />
101<br />
11%<br />
43%<br />
0% 10% 20% 30% 40% 50%<br />
Anteil der K<strong>in</strong>der<br />
Vergleicht man die Angaben der K<strong>in</strong>der, was sie zum e<strong>in</strong>en als besonders schöne<br />
Stellen und zum anderen als ihre Liebl<strong>in</strong>gsplätze im Stadtteil (s. Abb. 7.10) e<strong>in</strong>schätzen,<br />
fällt auf, dass es hier viele Übere<strong>in</strong>stimmungen gibt, obwohl die K<strong>in</strong>der<br />
die Schönheit als Begründung für ihre Liebl<strong>in</strong>gsplätze erst an fünfter Stelle nennen<br />
(s. Abb. 7.11).<br />
Die Stadtteile unterscheiden sich bei der E<strong>in</strong>schätzung der schönsten Orte <strong>in</strong><br />
ähnlicher Weise wie bei den Liebl<strong>in</strong>gsorten. So werden Parks <strong>in</strong> allen Stadtteilen<br />
häufiger genannt als im benachteiligten Stadtteil, woh<strong>in</strong>gegen dort bestimmte<br />
namentlich genannte Orte und Plätze im Stadtteil, die sich ke<strong>in</strong>er Kategorie zuordnen<br />
lassen, häufiger als schönste Orte bezeichnet werden.
Die ästhetische Bewertung von Orten bzw. Stellen im Stadt- bzw. Ortsteil verändert<br />
sich mit dem Alter der K<strong>in</strong>der nur wenig. So empf<strong>in</strong>den die älteren K<strong>in</strong>der<br />
e<strong>in</strong>en Park <strong>in</strong> stärkerem Maße als schön als die jüngeren.<br />
Bei K<strong>in</strong>dern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund erhalten - wie schon bei der Wahl des<br />
Liebl<strong>in</strong>gsortes - auch bei der Wahl des schönsten Ortes vor allem zwei Orte abweichende<br />
Bewertungen: für K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund repräsentieren die<br />
Innenstadt bzw. Geschäfte stärker e<strong>in</strong>en besonders schönen Ort, als für K<strong>in</strong>der<br />
ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund. Letztere f<strong>in</strong>den dagegen <strong>in</strong>sgesamt stärker <strong>in</strong> Parks<br />
<strong>in</strong> ihrem Stadtteil e<strong>in</strong>en schönen Ort. Allerd<strong>in</strong>gs ist hier zu berücksichtigen, dass<br />
im benachteiligten Stadtteil, <strong>in</strong> dem Parks e<strong>in</strong>e untergeordnete Rolle spielen, der<br />
Anteil an K<strong>in</strong>dern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund besonders hoch ist.<br />
K<strong>in</strong>der, deren Eltern arbeitslos s<strong>in</strong>d, nennen häufiger die Innenstadt bzw. E<strong>in</strong>kaufsstraßen<br />
und bestimmte Orte im Stadtteil als schönsten Ort, während K<strong>in</strong>der,<br />
deren Familien nicht von Arbeitslosigkeit betroffen s<strong>in</strong>d, häufiger Parks als<br />
schönere Orte angeben.<br />
Es zeigen sich statistisch nachweisbare Zusammenhänge zwischen dem Wohlbef<strong>in</strong>den<br />
und den Orten, die die K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> ihrem Stadtteil besonders schön f<strong>in</strong>den.<br />
Am wenigsten wohl fühlen sich die K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> ihrem Stadt- bzw. Ortsteil, wenn es<br />
<strong>in</strong> ihren Augen nichts gibt, was sie als besonders schöne Stelle <strong>in</strong> ihrem Stadtteil<br />
benennen können. Am wohlsten im Stadtteil h<strong>in</strong>gegen fühlen sich die K<strong>in</strong>der, die<br />
den eigenen Garten als schönsten Ort angeben.<br />
7.11 Angsträume<br />
Neben den Liebl<strong>in</strong>gsorten, Treffpunkten und besonders schönen Orten im Stadtteil<br />
wurden die K<strong>in</strong>der auch mit e<strong>in</strong>er offenen Frage danach gefragt, an welchen<br />
Stellen sie <strong>in</strong> ihrem Stadt- bzw. Ortsteil Angst haben oder sich unsicher fühlen<br />
und warum das der Fall ist. Insgesamt gaben hier 764 K<strong>in</strong>der 829 Antworten, die<br />
nach <strong>in</strong>haltlichen Kriterien <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e bestimmte Kategorie e<strong>in</strong>geordnet wurden.<br />
Die mit Abstand meisten K<strong>in</strong>der gaben an, dass sie an ke<strong>in</strong>er Stelle im Stadtteil<br />
Unsicherheit oder Angst erleben (s. Abb. 7.13). Im Durchschnitt ist es etwa e<strong>in</strong><br />
Drittel der K<strong>in</strong>der, das ke<strong>in</strong>e Unsicherheitsorte im Stadtteil benennen konnte. Je<br />
nach Stadtteil schwanken die Werte deutlich zwischen knapp e<strong>in</strong>em und zwei<br />
Fünftel der K<strong>in</strong>der. Dabei beziehen sich die häufigsten genannten Angstorte sowohl<br />
auf die persönliche Sicherheit der K<strong>in</strong>der (z.B. Park) als auch auf deren Verkehrssicherheit<br />
(z.B. große Kreuzungen). Am zweithäufigsten werden von den<br />
K<strong>in</strong>dern bestimmte Straßen als angstauslösende Orte genannt. Zu etwa gleichen<br />
Anteilen werden Parks und der ÖPNV (z.B. Haltestellen) angegeben. Spielplätze<br />
und große Kreuzungen s<strong>in</strong>d für e<strong>in</strong>ige K<strong>in</strong>der ebenfalls angstbesetzte Orte. Darüber<br />
h<strong>in</strong>aus gehören auch Friedhöfe, Schulen, Hauptstraßen und Naturräume/Wälder<br />
zur Top 10 der Angstauslöser.<br />
102
Abb. 7.13 Angstorte im Stadtteil<br />
Häufigste Angsträume<br />
Nirgendwo<br />
Bestimmte Straßen<br />
Park<br />
ÖPNV<br />
Spielplatz<br />
Große Kreuzungen<br />
Friedhof<br />
Schule<br />
Hauptstraße<br />
Naturräume / Wald<br />
0% 10% 20% 30% 40% 50%<br />
Anteil der K<strong>in</strong>der<br />
Anmerkung zum Lesen der Abbildung:<br />
Die mittlere L<strong>in</strong>ie des Balkens markiert den Durchschnitt aller vier Stadtteile, die l<strong>in</strong>ke L<strong>in</strong>ie des<br />
Balkens den niedrigsten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em der Stadtteile gemessenen Durchschnitt und die rechte L<strong>in</strong>ie den<br />
höchsten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Stadtteil gemessenen Durchschnitt.<br />
Besonders wenige Angstorte wurden von den K<strong>in</strong>dern im privilegierten Stadtteil<br />
angegeben, dagegen nennen besonders viele K<strong>in</strong>der im benachteiligten Stadtteil<br />
Angstorte. Große Kreuzungen werden <strong>in</strong> dem privilegierten Stadtteil deutlich<br />
häufiger als <strong>in</strong> den anderen Stadtteilen genannt.<br />
Jungen geben deutlich häufiger als Mädchen an, ke<strong>in</strong>e Angstorte <strong>in</strong> ihrem Stadt-<br />
bzw. Ortsteil zu haben, während Mädchen häufiger Parks und bestimmte Straßen<br />
als angstauslösend ansehen. Weitere Gruppenunterschiede bestehen nicht.<br />
Neben den Angstorten an sich wurden die K<strong>in</strong>der auch mit e<strong>in</strong>er weiteren offenen<br />
Frage danach gefragt, warum sie an den jeweiligen Orten Angst oder e<strong>in</strong> Unsicherheitsgefühl<br />
haben 27 .<br />
Die Abbildung 7.14 zeigt, dass Dunkelheit der mit Abstand meistgenannte Angstauslöser<br />
ist. Es folgt die Angst vor Betrunkenen und an dritter Stelle vor gefährlichem<br />
Straßenverkehr. Andere unerwünschte soziale Begegnungen (also alle<br />
Nennungen von Personen, mit denen die K<strong>in</strong>der nicht zusammen treffen möchten,<br />
außer Betrunkene, Obdachlose oder Jugendliche) werden von mehr als jedem<br />
zehnten K<strong>in</strong>d als Grund angeführt. Außerdem hat knapp jedes zehnte K<strong>in</strong>d<br />
an bestimmten Orten Angst vor Jugendlichen. Manche K<strong>in</strong>der haben Angst wegen<br />
27 Die 782 Antworten wurden wiederum nach Kriterien der Qualitativen Inhaltsanalyse<br />
e<strong>in</strong>er bestimmten Kategorie zugeordnet.<br />
103
der dort vorherrschenden Ruhe und E<strong>in</strong>samkeit und andere können die Auslöser<br />
für das Unwohlse<strong>in</strong> nicht konkreter beschreiben, als dass sie an dem Ort unspezifisch<br />
„Angst verspüren“. Betrachtet man die Liste der Angstauslöser, so fällt auf,<br />
dass der weit überwiegende Teil sozialer Natur ist.<br />
Abb. 7.14 Angstgründe im Stadtteil<br />
Häufigste Angstgründe<br />
104<br />
Dunkelheit<br />
Betrunkene<br />
Gefährlicher Verkehr<br />
andere soziale Begegnungen<br />
Jugendliche<br />
Ruhe und E<strong>in</strong>samkeit<br />
Angst<br />
Gewalt<br />
Krim<strong>in</strong>alitätsfurcht<br />
Drogen<br />
Obdachlose<br />
0% 10% 20% 30% 40% 50%<br />
Anteil der K<strong>in</strong>der<br />
Anmerkung zum Lesen der Abbildung:<br />
Die mittlere L<strong>in</strong>ie des Balkens markiert den Durchschnitt aller vier Stadtteile, die l<strong>in</strong>ke L<strong>in</strong>ie des<br />
Balkens den niedrigsten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em der Stadtteile gemessenen Durchschnitt und die rechte L<strong>in</strong>ie den<br />
höchsten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Stadtteil gemessenen Durchschnitt.<br />
Während die K<strong>in</strong>der des privilegierten Stadtteils häufiger Angst vor gefährlichem<br />
Verkehr haben, ist es bei den K<strong>in</strong>dern des benachteiligten Stadtteils häufiger als<br />
<strong>in</strong> allen anderen Stadt- bzw. Ortsteilen die unspezifische Angst.<br />
Ruhe und E<strong>in</strong>samkeit werden von den SiebtklässlerInnen deutlich häufiger genannt<br />
als von den ViertklässlerInnen. Dies könnte dadurch erklärt werden, dass<br />
GrundschülerInnen vermutlich weniger alle<strong>in</strong>e oder an e<strong>in</strong>samen Orten unterwegs<br />
s<strong>in</strong>d, als die älteren K<strong>in</strong>der.<br />
Da es hier <strong>in</strong>sgesamt kaum signifikante Gruppenunterschiede gibt, sche<strong>in</strong>en die<br />
Gründe für die Angst der K<strong>in</strong>der generell für alle Gruppen zu gelten.<br />
Betrachtet man die spezifischen Angstauslöser aufgeschlüsselt nach den Hauptangstorten<br />
(s. Tab. 7.9), dann fällt auf, dass sich je nach Ort die Auslöser deutlich<br />
unterscheiden.
An bestimmten Straßen nennen die meisten K<strong>in</strong>der Dunkelheit als Auslöser für<br />
Angst, die Angst vor gefährlichem Verkehr oder vor Betrunkenen spielen aber<br />
ebenfalls e<strong>in</strong>e Rolle.<br />
Die größten Angstauslöser im Park s<strong>in</strong>d Dunkelheit und E<strong>in</strong>samkeit, viele K<strong>in</strong>der<br />
haben dort aber auch e<strong>in</strong>e undef<strong>in</strong>ierte Angst, e<strong>in</strong>ige vor bestimmten Jugendlichen<br />
und Betrunkenen.<br />
Im ÖPNV s<strong>in</strong>d die Antworten der K<strong>in</strong>der breiter gestreut. Dort fürchten die K<strong>in</strong>der<br />
sich vor Betrunkenen, der Dunkelheit und Begegnungen mit anderen Personen.<br />
Aber auch bestimmte Gerüche und die Gefährlichkeit des Verkehrs lösen bei den<br />
K<strong>in</strong>dern Angst aus.<br />
Den Spielplatz können Jugendliche, Betrunkene, Dunkelheit, sowie Drogenmissbrauch<br />
im Umfeld des Spielplatzes und Gewalt zu e<strong>in</strong>em Angstort machen.<br />
Die allergrößte Angst an großen Kreuzungen haben die K<strong>in</strong>der vor den Gefahren<br />
im Verkehr, die weiteren Gründe spielen demgegenüber nur e<strong>in</strong>e untergeordnete<br />
Rolle.<br />
Auf dem Friedhof haben die K<strong>in</strong>der vor allem im Dunkeln Angst. Die dortige E<strong>in</strong>samkeit<br />
löst unspezifische Ängste aus. Außerdem fürchten sich dort manche K<strong>in</strong>der<br />
vor bestimmten Jugendlichen und auch vor den Toten.<br />
Tab. 7.9 Häufigste Angstauslöser, nach Angstort<br />
Rang Bestimmte Straßen Park<br />
1 Dunkelheit 39% Dunkelheit 51%<br />
2 Gefährlicher Verkehr 16% Ruhe und E<strong>in</strong>samkeit 29%<br />
3 Betrunkene 14% Angst 24%<br />
4 Ruhe und E<strong>in</strong>samkeit 12% andere Jugendszene 9%<br />
5 andere soziale Begegnungen 12% Betrunkene 9%<br />
Rang ÖPNV Spielplatz<br />
1 Betrunkene 33% Jugendliche 38%<br />
2 Dunkelheit 26% Betrunkene 25%<br />
3 andere soziale Begegnungen 26% Dunkelheit 25%<br />
4 Geruch 15% Drogen 13%<br />
5 Gefährlicher Verkehr 11% Gewalt 9%<br />
Rang Große Kreuzungen Friedhof<br />
1 Gefährlicher Verkehr 94% Dunkelheit 41%<br />
2 Dunkelheit 9% Ruhe und E<strong>in</strong>samkeit 27%<br />
3 Gefahr (unspezifisch) 6% Angst 23%<br />
4 Gewalt 3% andere Jugendszene 14%<br />
5 Orientierungslosigkeit 3% Tote 14%<br />
K<strong>in</strong>der, die angeben, an ke<strong>in</strong>er Stelle im Stadtteil Angst oder e<strong>in</strong> mulmiges Gefühl<br />
zu haben, haben e<strong>in</strong> besseres Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Stadt als K<strong>in</strong>der, die den<br />
Friedhof als Angstort benennen (M=4,6 zu M=6,2). Die Begründung für den<br />
angstbesetzten Ort spielt dabei ke<strong>in</strong>e Rolle.<br />
105
7.12 Änderungswünsche für den Stadtteil<br />
Als letzter Teilaspekt <strong>in</strong> diesem Kapitel wird im Folgenden beschrieben, welche<br />
Änderungswünsche die K<strong>in</strong>der für ihren jeweiligen Stadt- bzw. Ortsteil haben.<br />
Dabei wurden die K<strong>in</strong>der nach den dr<strong>in</strong>gendsten Veränderungswünschen <strong>in</strong> ihrem<br />
Stadtteil mit der Methode des „H<strong>in</strong>e<strong>in</strong>versetzens <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Zauberer“ gefragt. Bis<br />
zu drei offene Antworten je K<strong>in</strong>d wurden nach Kriterien der Qualitativen Inhaltsanalyse<br />
e<strong>in</strong>er Kategorie zugeordnet. Die Antworten auf diese Frage waren sehr<br />
zahlreich (1.152) und vielfältig, was darauf h<strong>in</strong>weist, dass sich die K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong>gehend<br />
mit ihrem Stadt- bzw. Ortsteil ause<strong>in</strong>ander gesetzt haben. Aus der Abbildung<br />
7.15 s<strong>in</strong>d die häufigsten Veränderungswünsche abzulesen.<br />
Die meisten K<strong>in</strong>der wünschen sich mehr Grünflächen und Sauberkeit im Stadt-<br />
bzw. Ortsteil. Mehr als jedes zehnte K<strong>in</strong>d ist mit se<strong>in</strong>em Stadtteil so zufrieden,<br />
dass es ke<strong>in</strong>e Veränderungswünsche hat. Umgekehrt bedeutet dies, dass 89%<br />
der K<strong>in</strong>der D<strong>in</strong>ge <strong>in</strong> ihrem Stadtteil bemerken, die sie gerne verändern würden,<br />
wenn sie könnten. Viele K<strong>in</strong>der würden gerne etwas an den Spielplätzen oder der<br />
Bauform der Häuser (z.B. Hochhäuser oder Wohnblocks) verändern. Auf den weiteren<br />
Plätzen folgen Wünsche zu Verkehrsberuhigung und Straßenbau. E<strong>in</strong>ige<br />
K<strong>in</strong>der haben weiterh<strong>in</strong> den Wunsch, etwas an den Bolzplätzen, der Geschäftesituation<br />
und der Schule zu ändern.<br />
Abb. 7.15 Die häufigsten Veränderungswünsche im Stadtteil<br />
Veränderungswünsche<br />
106<br />
Mehr Grün(flächen)<br />
Sauberkeit<br />
Nichts<br />
Spielplätze<br />
Bauform /<br />
Hausform<br />
Verkehrsberuhigung<br />
Straßenbau<br />
Soziale<br />
Verbesserung<br />
Bolzplätze<br />
Innenstadt /<br />
Geschäfte<br />
Schule<br />
3%<br />
3%<br />
5%<br />
5%<br />
7%<br />
8%<br />
11%<br />
10%<br />
11%<br />
12%<br />
15%<br />
0% 5% 10% 15% 20%<br />
Anteil der K<strong>in</strong>der
Erwartungsgemäß unterscheiden sich die Stadtteile bei Teilaspekten der meistgenannten<br />
Veränderungswünsche. Interessanterweise ist ke<strong>in</strong> e<strong>in</strong>deutiges Muster<br />
zu erkennen, wenn es um die Anteile der K<strong>in</strong>der geht, die nichts <strong>in</strong> ihrem Stadtteil<br />
verändern möchten, er liegt zwischen 8% im benachteiligten Stadtteil und<br />
17% im durchschnittlichen Ortsteil <strong>in</strong> <strong>Bremen</strong>. Die K<strong>in</strong>der des durchschnittlichen<br />
Stadtteils <strong>in</strong> Bremerhaven und die des benachteiligten Stadtteils wünschen sich<br />
deutlich mehr Sauberkeit als die K<strong>in</strong>der des privilegierten Stadtteils. Diese wiederum<br />
wünschen sich mehr Veränderungen im Straßenbau als die K<strong>in</strong>der des<br />
durchschnittlichen Stadtteils <strong>in</strong> Bremerhaven.<br />
Auffällige Geschlechtsunterschiede gibt es nur bei den Bolzplätzen, dort haben<br />
die Jungen mehr Veränderungswünsche als die Mädchen.<br />
Auch K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund unterscheiden sich nur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Aspekt<br />
der Veränderungswünsche signifikant dar<strong>in</strong>, was sie <strong>in</strong> ihrem Stadtteil verändern<br />
würden, falls sie zaubern könnten. Mehr Grünflächen im Stadtteil s<strong>in</strong>d ihnen e<strong>in</strong><br />
ger<strong>in</strong>geres Anliegen im Vergleich zu den K<strong>in</strong>dern ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund.<br />
Die Veränderungswünsche der K<strong>in</strong>der haben nur bei e<strong>in</strong>em Aspekt e<strong>in</strong>en statistisch<br />
nachweisbaren E<strong>in</strong>fluss auf das Wohlbef<strong>in</strong>den. K<strong>in</strong>der, die <strong>in</strong> ihrem Stadt-<br />
bzw. Ortsteil „nichts“ anders zaubern würden, wenn sie könnten, fühlen sich <strong>in</strong><br />
ihrem Stadtteil wohler als diejenigen, die die dr<strong>in</strong>glichsten Veränderungen <strong>in</strong><br />
Verbesserungen des sozialen Klimas <strong>in</strong> ihrem Stadtteil sehen.<br />
7.13 Die deutlichsten E<strong>in</strong>flüsse auf das Wohlbef<strong>in</strong>den im Stadtteil<br />
Nachdem bisher die E<strong>in</strong>flüsse der E<strong>in</strong>zelaspekte jeweils <strong>in</strong> ihrem direkten <strong>in</strong>haltlichen<br />
Kontext geprüft wurden, soll <strong>in</strong> diesem Abschnitt im Zusammenspiel aller<br />
erfassten E<strong>in</strong>zelaspekte dargestellt werden, welche davon die stärksten E<strong>in</strong>flüsse<br />
auf das Wohlbef<strong>in</strong>den im Stadt- bzw. Ortsteil haben.<br />
Die <strong>in</strong> Tabelle 7.10 angegebenen sieben E<strong>in</strong>zelfaktoren haben den stärksten<br />
nachweisbaren E<strong>in</strong>fluss und erklären immerh<strong>in</strong> e<strong>in</strong> Drittel des Wohlbef<strong>in</strong>dens im<br />
Stadtteil. Allerd<strong>in</strong>gs s<strong>in</strong>d die Zusammenhänge der jeweiligen E<strong>in</strong>zelfaktoren eher<br />
ger<strong>in</strong>g. Den deutlichsten E<strong>in</strong>fluss hat die subjektive Sicherheit. K<strong>in</strong>der fühlen sich<br />
also dann im Stadtteil wohl, wenn sie sich dort sicher fühlen. Aber auch wenn<br />
ihnen dort für die Freizeitgestaltung <strong>in</strong>teressante Treffpunkte und genug Spielplätze<br />
zur Verfügung stehen, wenn sie die Landschaft um den Stadtteil herum<br />
sowie die Gärten der Häuser schön f<strong>in</strong>den, wenn es im Stadtteil nicht laut ist,<br />
und wenn es nicht zu Konflikten mit älteren Menschen im Stadt- bzw. Ortsteil<br />
kommt, steigert dies das Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der im Stadt- bzw. Ortsteil besser.<br />
107
Tab. 7.10 Die wichtigsten Prädiktoren des Wohlbef<strong>in</strong>dens im Stadtteil<br />
Wohlbef<strong>in</strong>den im<br />
Stadtteil (β)<br />
allgeme<strong>in</strong>e subjektive Sicherheit .20<br />
<strong>in</strong>teressante Treffpunkte .17<br />
Landschaft um Stadtteil herum ist schön .14<br />
Gärten der Häuser s<strong>in</strong>d schön .13<br />
Lärmbelastung -.12<br />
genug Spielplätze .11<br />
Konflikte mit alten Menschen -.10<br />
108
8. Die Gesamtstadt<br />
Als letzte Ebene wird <strong>in</strong> diesem Kapitel die Sicht der befragten K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> <strong>Bremen</strong><br />
und Bremerhaven auf Aspekte der Gesamtstadt analysiert. Dabei werden die<br />
Freizeitangebote für die K<strong>in</strong>der unter verschiedenen Blickw<strong>in</strong>keln betrachtet. Zuerst<br />
wurde erfragt, wie groß die Reichweite der Angebote <strong>in</strong> <strong>Bremen</strong> und Bremerhaven<br />
unter den im untersuchten Stadtteil lebenden K<strong>in</strong>dern ist. Reichweite<br />
ist dabei nicht räumlich zu verstehen, sondern beschreibt, welcher Anteil der befragten<br />
K<strong>in</strong>der das Angebot überhaupt im Verlaufe des Jahres nutzte, wie viele<br />
K<strong>in</strong>der also Kontakt zu den jeweiligen Angeboten hatten, unabhängig davon, wie<br />
häufig sie das Angebot nutzten. Diese Analyse verdeutlicht, ob das jeweilige Angebot<br />
breite Schichten der K<strong>in</strong>der anspricht oder im Gegenteil nur sehr spezifische<br />
Teilgruppen erreicht.<br />
Die zweite Analyseebene betrachtet die Beliebtheit der Angebote: Die K<strong>in</strong>der<br />
wurden gebeten, aus den zuvor bewerteten Angeboten die drei auszuwählen, die<br />
sie besonders gerne nutzen. Abschließend wurde erfragt, welche der möglichen<br />
Angebote, die <strong>Bremen</strong> oder Bremerhaven macht bzw. machen könnte, die K<strong>in</strong>der<br />
gerne häufiger nutzen würden und welche Gründe diese Nutzung verh<strong>in</strong>dern.<br />
8.1 Genutzte Freizeitaktivitäten<br />
Als erster Aspekt zum Thema Freizeitangebote <strong>in</strong> der Gesamtstadt wurden die<br />
K<strong>in</strong>der gebeten, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Liste von 43 Aktivitäten diejenigen auszuwählen, die sie<br />
im Laufe des letzten Jahres genutzt haben. Die Tabelle 8.1 zeigt den Anteil der<br />
K<strong>in</strong>der, der das jeweilige Angebot im letzten Jahr genutzt hat. M<strong>in</strong>destens drei<br />
Viertel der K<strong>in</strong>der haben das K<strong>in</strong>o, Schwimmbäder, e<strong>in</strong>e Eisdiele, Geschäfte oder<br />
e<strong>in</strong>en Spielplatz besucht. Weniger als jedes zehnte K<strong>in</strong>d nutzte die Angebote der<br />
Pfadf<strong>in</strong>der, des Schützenvere<strong>in</strong>s, der Messdiener, der Jugendfeuerwehr, des Jugendrotkreuzes,<br />
christlicher Jugendorganisationen, des K<strong>in</strong>derparlamentes oder<br />
der Landjugend. Sonstiges be<strong>in</strong>haltet e<strong>in</strong>e große Bandbreite unterschiedlicher<br />
Aktivitäten, von denen nur Sportangebote außerhalb von Sportvere<strong>in</strong>en, Grünflächen<br />
und Volksfeste oder Zirkus häufiger genannt wurden.<br />
Deutlich weniger K<strong>in</strong>der im durchschnittlichen Bremerhavener Stadtteil nutzen<br />
e<strong>in</strong> Freibad als K<strong>in</strong>der im privilegierten und durchschnittlichen Bremer Stadt-<br />
bzw. Ortsteil. Die Jugendfeuerwehr ist im benachteiligten Stadtteil deutlich populärer<br />
als <strong>in</strong> allen anderen untersuchten Stadt- bzw. Ortsteilen. Gleiches gilt für<br />
das Jugendrotkreuz, den Schützenvere<strong>in</strong>, die Messdiener und die Landjugend.<br />
Basketballplätze werden von deutlich mehr K<strong>in</strong>dern aus dem durchschnittlichen<br />
Bremerhavener und dem benachteiligten Stadtteil genutzt, als von K<strong>in</strong>dern aus<br />
den beiden anderen Stadt- bzw. Ortsteilen. Der Volleyballplatz wird im benachteiligten<br />
Stadtteil ebenfalls von mehr K<strong>in</strong>dern genutzt als im durchschnittlichen<br />
Ortsteil <strong>in</strong> <strong>Bremen</strong>. Skateboardanlagen werden im benachteiligten Stadtteil von<br />
mehr K<strong>in</strong>dern genutzt als im durchschnittlichen Ortsteil <strong>in</strong> Bremer und im durchschnittlichen<br />
Bremerhavener Stadtteil. Geschäfte werden von mehr K<strong>in</strong>dern im<br />
privilegierten Stadtteil und im durchschnittlichen Stadtteil <strong>in</strong> Bremerhaven genutzt<br />
als im benachteiligten Stadtteil. M<strong>in</strong>igolf nutzen besonders viele K<strong>in</strong>der aus<br />
dem privilegierten Stadtteil, besonders wenige aus dem durchschnittlichen Stadtteil<br />
<strong>in</strong> Bremerhaven. E<strong>in</strong>e Eisdiele besuchen deutlich mehr K<strong>in</strong>dern aus dem privi-<br />
109
legierten Stadtteil, besonders selten K<strong>in</strong>der aus dem durchschnittlichen Bremerhavener<br />
Stadtteil und dem benachteiligten Stadtteil.<br />
Tab. 8.1 Die am häufigsten genutzten Freizeitangebote <strong>in</strong> der Gesamtstadt<br />
Aktivität Anteil Aktivität Anteil<br />
K<strong>in</strong>o 90 % Grillplätze 23 %<br />
Hallenbad 86 %<br />
andere Treffpunkte für K<strong>in</strong>der/Jugendliche<br />
22 %<br />
Freibad 85 % Reiterhof 21 %<br />
Eisdiele 85 % Skateranlage/Geräte zum Skaten 21 %<br />
Geschäfte 76 % K<strong>in</strong>der- und Jugendtreff 21 %<br />
Spielplatz 74 % Hausaufgabenbetreuung 19 %<br />
Sportvere<strong>in</strong> 67 % Volleyballplatz/Beachvolleyballplatz 19 %<br />
Bücherei 67 % Internetcafe 19 %<br />
Eishalle 64 % sonstiges 17 %<br />
Schulhöfe, die nachmittags<br />
geöffnet s<strong>in</strong>d<br />
62 % Jugenddisko 17 %<br />
Bolzplatz/Fußballplatz 61 % Mädchengruppe / Jungengruppe 15 %<br />
Kegeln / Bowl<strong>in</strong>g 58 % Ferienbetreuung 13 %<br />
Zoo / Tierpark 52 % Golfplatz 12 %<br />
Museum 49 % Pfadf<strong>in</strong>der 7 %<br />
M<strong>in</strong>igolf 42 % Schützenvere<strong>in</strong> 6 %<br />
Theater 36 % Messdiener 5 %<br />
Kirchengeme<strong>in</strong>de/islamische<br />
Geme<strong>in</strong>de<br />
35 % Jugendfeuerwehr 5 %<br />
Nachmittagsangebote an der<br />
Schule (z.B. AGs)<br />
34 % Jugendrotkreuz 4 %<br />
Basketballplatz 34 % KJG, Jungkolp<strong>in</strong>g, Jungschar 4 %<br />
Musikschule/Musikvere<strong>in</strong>e/Chor 33 %<br />
K<strong>in</strong>der- und Jugendparlament,<br />
K<strong>in</strong>derrat oder Stadtteilkonferenz<br />
4 %<br />
Nachmittagsunterricht 28 % Landjugend 3 %<br />
Tanzen 27 %<br />
E<strong>in</strong>e Eislaufhalle nutzen K<strong>in</strong>der im benachteiligten Stadtteil häufiger als K<strong>in</strong>der im<br />
durchschnittlichen Ortsteil <strong>in</strong> <strong>Bremen</strong>. Auch Tanzen, Jugenddisko und Jugendtreff<br />
bzw. andere Treffs für K<strong>in</strong>der und Jugendliche gaben besonders viele K<strong>in</strong>der aus<br />
dem benachteiligten Stadtteil an. Gleiches gilt für Internetcafes und den Reiterhof,<br />
wobei sich die K<strong>in</strong>der hier vermutlich vor allem auf die K<strong>in</strong>der- und Jugendfarmen,<br />
die im benachteiligten Stadtteil liegen, beziehen. K<strong>in</strong>der aus dem privilegierten<br />
Stadtteil nutzen besonders wenig Jugendtreffs und ihre Angebote, Kegeln<br />
waren dagegen besonders K<strong>in</strong>der aus dem privilegierten Stadtteil. Auch Nachmittagsunterricht<br />
ist vor allem im privilegierten Stadtteil verbreitet. E<strong>in</strong>en Besuch im<br />
Zoo haben besonders viele K<strong>in</strong>der im durchschnittlichen Stadtteil <strong>in</strong> Bremerhaven<br />
erlebt. Hausaufgabenbetreuung nutzen besonders viele K<strong>in</strong>der im durchschnittlichen<br />
Stadtteil <strong>in</strong> Bremerhaven sowie im benachteiligten Stadtteil. Mädchen- und<br />
Jungengruppen sowie Grillplätze s<strong>in</strong>d ebenfalls im benachteiligten Stadtteil populär.<br />
Jungen nutzen häufiger als Mädchen die folgenden Angebote: Fußballplätze, Basketballplätze,<br />
Skateranlagen, M<strong>in</strong>igolf und Kegeln. Umgekehrt ist es bei Musik-<br />
110
schulen, Eishalle, Tanzen, Reiterhof, Bücherei und Mädchen- bzw. Jungengruppen.<br />
Alterseffekte gibt es <strong>in</strong>teressanterweise kaum: Je älter die K<strong>in</strong>der werden, desto<br />
weniger nutzen sie e<strong>in</strong>en Reiterhof, e<strong>in</strong>en Zoo, e<strong>in</strong>en Spielplatz, e<strong>in</strong> Theater oder<br />
e<strong>in</strong>en Grillplatz. Nachmittagsunterricht haben h<strong>in</strong>gegen vorwiegend ältere K<strong>in</strong>der.<br />
K<strong>in</strong>der, die <strong>in</strong> E<strong>in</strong>familienhäusern wohnen, gehen häufiger <strong>in</strong>s Freibad und e<strong>in</strong>en<br />
Musikvere<strong>in</strong>. K<strong>in</strong>der, die <strong>in</strong> Hochhäusern wohnen, nutzen h<strong>in</strong>gegen häufiger e<strong>in</strong>en<br />
Basketballplatz, e<strong>in</strong>e Jugenddisko, e<strong>in</strong>en Grillplatz und e<strong>in</strong> Internetcafe, seltener<br />
aber e<strong>in</strong>e Eisdiele als die anderen K<strong>in</strong>der.<br />
K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund nutzen häufiger folgende Angebote: Fußball,<br />
Basketball- und Volleyballplätze, Spielplätze, Jugendtreffs, andere Treffpunkte,<br />
Jugenddiskos, Tanzangebote, Internetcafe, Grillplätze, Hausaufgabenbetreuung,<br />
Messdiener, Jugendfeuerwehr, Landjugend und Mädchen- bzw. Jungengruppen.<br />
Seltener gehen sie <strong>in</strong> Hallenbäder und Geschäfte oder besuchen M<strong>in</strong>igolf-Anlagen<br />
und Eisdielen.<br />
K<strong>in</strong>der Alle<strong>in</strong>erziehender nutzen seltener Angebote von Sportvere<strong>in</strong>en, weitere<br />
Unterschiede bestehen nicht.<br />
K<strong>in</strong>der Arbeitsloser s<strong>in</strong>d stärker <strong>in</strong> organisierte Angebote e<strong>in</strong>gebunden. Sie nutzen<br />
häufiger Angebote von KJG etc., Landjugend, Schützenvere<strong>in</strong>, Jugendtreff<br />
und anderen Treffs, k<strong>in</strong>derpolitischen Organisationen, Messdienern, Feuerwehr<br />
und Pfadf<strong>in</strong>dern. Sie nutzen auch häufiger Basketballplätze, Tanzangebote, Jugenddisko,<br />
Internetcafe, Hausaufgabenbetreuung, Mädchen- bzw. Jungengruppen<br />
und Grillplätze. Seltener nutzen sie M<strong>in</strong>igolf und Eisdiele, beides Angebote,<br />
die besonders im privilegierten Stadtteil genutzt werden.<br />
K<strong>in</strong>der, die häufiger organisierte christlich Jugendgruppen (wie z.B. die KJG) nutzen,<br />
geben gleichzeitig e<strong>in</strong> niedrigeres Wohlbef<strong>in</strong>den im Wohnquartier an. Ebenso<br />
K<strong>in</strong>der, die bei den Pfadf<strong>in</strong>dern oder Messdienern s<strong>in</strong>d oder die Internetcafes nutzen.<br />
Dies sche<strong>in</strong>t e<strong>in</strong> Ausdruck dessen zu se<strong>in</strong>, dass diese K<strong>in</strong>der verstärkt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
benachteiligenden Wohnumfeld wohnen.<br />
8.2 Beliebte Freizeitaktivitäten<br />
Nach der Analyse der generellen Nutzung (s. Kap. 8.1) sollten die K<strong>in</strong>der die drei<br />
Angebote aus der Liste auswählen, die sie am liebsten nutzen. Die Tabelle 8.2<br />
zeigt die Anteile der K<strong>in</strong>der, die das jeweilige Angebot als e<strong>in</strong>es ihrer liebsten<br />
auswählten.<br />
Ganz klar an der Spitze der beliebtesten Angebote stehen Freibad und K<strong>in</strong>o, das<br />
Hallenbad folgt knapp dah<strong>in</strong>ter. Sportvere<strong>in</strong>e, Eisdiele, Fußballplätze, Geschäfte<br />
und Spielplätze werden ebenfalls von mehr als jedem zehnten K<strong>in</strong>d genannt.<br />
111
Tab. 8.2 Die liebsten Freizeitangebote <strong>in</strong> der Gesamtstadt<br />
Aktivität Anteil Aktivität Anteil<br />
Freibad 37% Jugenddisko 2%<br />
K<strong>in</strong>o 35% Theater 2%<br />
Hallenbad 27%<br />
Nachmittagsangebote an der Schule<br />
(z.B. AGs)<br />
2%<br />
Sportvere<strong>in</strong> 25% Volleyballplatz/Beachvolleyballplatz 2%<br />
Eisdiele 23% Golfplatz 2%<br />
Bolzplatz / Fußballplatz 23% Museum 1%<br />
Geschäfte 15% Hausaufgabenbetreuung 1%<br />
Spielplatz 13% K<strong>in</strong>der- und Jugendtreff 1%<br />
Bücherei 9% Mädchengruppe / Jungengruppe 1%<br />
Sonstiges 9% Grillplätze 1%<br />
Eishalle 8%<br />
anderer Treffpunkt für K<strong>in</strong>der /<br />
Jugendliche<br />
1%<br />
Tanzen 8% Pfadf<strong>in</strong>der 1%<br />
Reiterhof 7% Ferienbetreuung 1%<br />
Musikschule / Musikvere<strong>in</strong> /<br />
Chor<br />
6% Schützenvere<strong>in</strong> 1%<br />
Basketballplatz 5% Messdiener 0%<br />
Schulhof, der nachmittags<br />
geöffnet ist<br />
5% Jugendfeuerwehr 0%<br />
Kegeln / Bowl<strong>in</strong>g 5% Jugendrotkreuz 0%<br />
Zoo / Tierpark 5% Nachmittagsunterricht 0%<br />
Kirchengeme<strong>in</strong>de/islamische<br />
Geme<strong>in</strong>de<br />
5% Landjugend 0%<br />
Skateranlage 3% KJG, Jungkolp<strong>in</strong>g, Jungschar 0%<br />
M<strong>in</strong>igolf 3%<br />
K<strong>in</strong>der- und Jugendparlament,<br />
K<strong>in</strong>derrat oder Stadtteilkonferenz<br />
0%<br />
Internetcafe 2%<br />
In den untersuchten Stadtteilen werden die verschiedenen Freizeitaktivitäten<br />
sehr unterschiedlich häufig als die beliebtesten ausgewählt. Besonders beliebt ist<br />
das Freibad im durchschnittlichen und privilegierten Stadt- bzw. Ortsteil. Das<br />
Hallenbad ist h<strong>in</strong>gegen im durchschnittlichen Stadtteil <strong>in</strong> Bremerhaven besonders<br />
beliebt. Sportvere<strong>in</strong>e nennen vor allem die K<strong>in</strong>der, die im privilegierten Stadtteil<br />
wohnen. Die Eisdiele wird ebenfalls vor allem von den K<strong>in</strong>dern im privilegierten<br />
Stadtteil besonders häufig genannt. Besonders selten nennen diese K<strong>in</strong>der den<br />
Fußballplatz. Geschäfte werden im privilegierten Stadtteil sowie im durchschnittlichen<br />
Stadtteil <strong>in</strong> Bremerhaven besonders oft genannt. Die Kirchen- bzw. islamische<br />
Geme<strong>in</strong>de wird vor allem im benachteiligten Stadtteil als Liebl<strong>in</strong>gsaktivität<br />
genannt. Bei den anderen Aktivitäten s<strong>in</strong>d die Unterschiede zwischen den Stadtteilen<br />
zu kle<strong>in</strong>, um als gesichert zu gelten.<br />
Zwischen Mädchen und Jungen gibt es e<strong>in</strong>ige klare Unterschiede. Der Bolz- bzw.<br />
Fußballplatz ist die Liebl<strong>in</strong>gsaktivität der meisten Jungen, aber nur von e<strong>in</strong>em<br />
kle<strong>in</strong>en Teil der Mädchen. Fast sechsmal so viele Jungen wie Mädchen nennen<br />
diese Aktivität als Liebl<strong>in</strong>gsaktivität. Auch Sportvere<strong>in</strong>e nennen mehr Jungen als<br />
Mädchen. Mädchen nennen Geschäfte fast doppelt so häufig wie Jungen, der Besuch<br />
e<strong>in</strong>er Eisdiele ist ebenfalls e<strong>in</strong>e Liebl<strong>in</strong>gsaktivität von mehr Mädchen als<br />
112
Jungen. Tanzen nennen fast nur Mädchen, ebenso den Reiterhof und das Theater.<br />
Die Bücherei geben dreimal so viele Mädchen wie Jungen an.<br />
Die Altersabhängigkeit der Aspekte ist <strong>in</strong> <strong>Bremen</strong> und Bremerhaven ger<strong>in</strong>g. Nur<br />
e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Teil der Aktivitäten s<strong>in</strong>kt <strong>in</strong> der Beliebtheit mit zunehmendem Alter<br />
der K<strong>in</strong>der, dies s<strong>in</strong>d das Hallenbad und Spielplätze. Wenige andere werden attraktiver,<br />
wie Freibäder, Geschäfte und Sportvere<strong>in</strong>e.<br />
K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund nennen seltener den Besuch e<strong>in</strong>er Eisdiele als<br />
liebste Freizeitaktivität. Auch Sportvere<strong>in</strong>e werden von ihnen seltener genannt.<br />
Spiel- und Fußballplätze nennen sie dagegen häufiger.<br />
K<strong>in</strong>der Alle<strong>in</strong>erziehender nennen häufiger das K<strong>in</strong>o, seltener aber Sportvere<strong>in</strong>e.<br />
K<strong>in</strong>der Arbeitsloser nennen seltener die Eisdiele und Sportvere<strong>in</strong>e, häufiger den<br />
Spielplatz.<br />
Die Liebl<strong>in</strong>gsfreizeitaktivitäten hängen nicht mit dem Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der<br />
zusammen.<br />
8.3 Nicht genutzte Freizeitaktivitäten<br />
Abschließend wurden die K<strong>in</strong>der gefragt, welche drei der Aktivitäten aus der Liste<br />
die K<strong>in</strong>der gerne häufiger nutzen würden und warum sie sie nicht häufiger nutzen<br />
können. Die Tabelle 8.3 zeigt, dass der Reiterhof ganz oben auf der Wunschliste<br />
steht, gefolgt von Jugenddisko, Zoo und Skateranlage.<br />
Die Hauptgründe für e<strong>in</strong>e Nichtnutzung der Aktivitäten s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Tabelle 8.4 dargestellt.<br />
Zwei von fünf nicht genutzten Aktivitäten werden nicht genutzt, weil es sie<br />
<strong>in</strong> der Umgebung der K<strong>in</strong>der nicht gibt, e<strong>in</strong> Drittel der K<strong>in</strong>der hat ke<strong>in</strong>e Zeit, die<br />
gewünschte Aktivität auszuüben. E<strong>in</strong> Viertel der Aktivitäten ist zu weit entfernt<br />
oder unbekannt, e<strong>in</strong> Fünftel ist zu teuer. Gut jede zehnte Aktivität kann nicht<br />
ausgeübt werden, weil die Erlaubnis der Eltern oder den K<strong>in</strong>dern die Fähigkeit<br />
fehlt.<br />
Es gibt e<strong>in</strong>ige auffällige Unterschiede zwischen den Stadtteilen <strong>in</strong> den Aktivitäten,<br />
die die K<strong>in</strong>der dort gerne mehr nutzen würden. Die K<strong>in</strong>der im durchschnittlichen<br />
Bremerhavener Stadtteil wünschen sich auffällig häufig e<strong>in</strong>e Skaterbahn. M<strong>in</strong>igolf<br />
wird besonders häufig im untersuchten durchschnittlichen Stadtteil <strong>in</strong> Bremerhaven<br />
und im benachteiligten Stadtteil gewünscht. Die Eishalle wird besonders oft<br />
im durchschnittlichen Ortsteil <strong>in</strong> <strong>Bremen</strong> sowie im durchschnittlichen Stadtteil <strong>in</strong><br />
Bremerhaven genannt, ebenso der Reiterhof. Kegeln wird im durchschnittlichen<br />
Stadtteil <strong>in</strong> Bremerhaven und im benachteiligten Stadtteil oft genannt. Zoo und<br />
Tierpark wünschen sich die K<strong>in</strong>der im durchschnittlichen Ortsteil <strong>in</strong> <strong>Bremen</strong> sehr<br />
häufig, während sie im durchschnittlichen Stadtteil <strong>in</strong> Bremerhaven fast nicht<br />
genannt werden. Die Jugenddisko wünschen sich mehr K<strong>in</strong>der im privilegierten<br />
Stadtteil als <strong>in</strong> den anderen Stadt- bzw. Ortsteilen.<br />
113
Tab. 8.3 Freizeitangebote, die die K<strong>in</strong>der gerne häufiger nutzen würden<br />
Aktivität Anteil Aktivität Anteil<br />
Reiterhof 15% Sonstiges 5%<br />
Jugenddisko 14% Museum 4%<br />
Zoo / Tierpark 14%<br />
Nachmittagsangebote an der<br />
Schule (z.B. AGs)<br />
4%<br />
Skateranlage 11%<br />
Mädchengruppe / Jungengruppe<br />
4%<br />
Tanzen 9%<br />
Musikschule / Musikvere<strong>in</strong> /<br />
Chor<br />
3%<br />
Theater 9% K<strong>in</strong>der- und Jugendtreff 3%<br />
Eishalle 8% Bücherei 3%<br />
Kegeln / Bowl<strong>in</strong>g 8%<br />
anderer Treffpunkt für K<strong>in</strong>der /<br />
Jugendliche<br />
3%<br />
M<strong>in</strong>igolf 8% Eisdiele 2%<br />
Volleyballplatz 8% Jugendrotkreuz 2%<br />
Hallenbad 7% Spielplatz 2%<br />
Golfplatz 7% Hausaufgabenbetreuung 2%<br />
Basketballplatz 6% Kirchengeme<strong>in</strong>de 1%<br />
Pfadf<strong>in</strong>der 6% Geschäfte 1%<br />
Schützenvere<strong>in</strong> 6%<br />
Schulhof, der nachmittags geöffnet<br />
ist<br />
K<strong>in</strong>der- und Jugendparlament,<br />
1%<br />
Internetcafe 6% K<strong>in</strong>derrat oder Stadtteilkonferenz<br />
1%<br />
Grillplätze 6% Ferienbetreuung 1%<br />
K<strong>in</strong>o 5% KJG, Jungkolp<strong>in</strong>g, Jungschar 1%<br />
Freibad 5% Messdiener 1%<br />
Jugendfeuerwehr 5% Landjugend 1%<br />
Bolzplatz / Fußballplatz 5% Nachmittagsunterricht 0%<br />
Sportvere<strong>in</strong> 5%<br />
Tab. 8.4 Gründe für die Nichtnutzung von Freizeitangeboten<br />
Begründung Anteil Begründung Anteil<br />
gibt es nicht 40% schlechtes Wetter 4%<br />
ke<strong>in</strong>e Zeit 33% will nicht alle<strong>in</strong>e gehen 4%<br />
zu weit weg 25% gesundheitliche Gründe 2%<br />
kenne ich nicht 22% Leute dort mag ich nicht 2%<br />
zu teuer 20% fehlendes Zubehör 2%<br />
darf nicht 13% nichts für Jungen/Mädchen 2%<br />
ich kann es nicht 10% mag die Atmosphäre nicht 2%<br />
zu jung 9% zu alt 1%<br />
gibt nicht genug 9% nutze es bald 1%<br />
sonstiges 5% Eltern machen nicht mit 1%<br />
weiß nicht 4% schlechte Anb<strong>in</strong>dung 1%<br />
traue mich nicht 4% alles kaputt 1%<br />
Die Begründungen für die Nichtnutzung zeigen ebenfalls Unterschiede zwischen<br />
den Stadtteilen. Im benachteiligten Stadtteil wird auffällig selten „gibt es nicht“<br />
114
genannt. Im privilegierten Stadtteil ist „zu teuer“ sehr viel seltener e<strong>in</strong> Grund als<br />
<strong>in</strong> den anderen Stadt- bzw. Ortsteilen. „Gibt es nicht“, „zu weit weg“ oder „ke<strong>in</strong>e<br />
Zeit“ s<strong>in</strong>d im durchschnittlichen Stadtteil <strong>in</strong> <strong>Bremen</strong> besonders häufig genannte<br />
Gründe.<br />
Jungen wünschen sich auffällig häufiger als Mädchen Basketballplätze, Golfplätze,<br />
e<strong>in</strong>e Eishalle, Kegeln und e<strong>in</strong>en Schützenvere<strong>in</strong>. Mädchen wünschen häufiger als<br />
Jungen Tanzen, e<strong>in</strong>e Jugenddisko, Theater und e<strong>in</strong>en Reiterhof.<br />
Für Jungen s<strong>in</strong>d „gibt es nicht“ und „zu weit weg“ häufiger als für Mädchen Gründe,<br />
e<strong>in</strong>e Aktivität nicht ausüben zu können. Mädchen geben häufiger als Jungen<br />
„kenne ich nicht“, „zu jung“ und „ke<strong>in</strong>e Zeit“ an.<br />
Nur wenige der Wünsche s<strong>in</strong>d altersabhängig: e<strong>in</strong>en K<strong>in</strong>obesuch wünschen sich<br />
ViertklässlerInnen viel häufiger als SiebtklässlerInnen. Gleiches gilt für Kegeln<br />
bzw. Bowl<strong>in</strong>g. Umgekehrt ist es mit dem Reiterhof und dem Theater.<br />
Jüngere K<strong>in</strong>der geben deutlich häufiger „darf nicht“ und „zu jung“ als H<strong>in</strong>derungsgrund<br />
an. „Kenne ich nicht“ bzw. „gibt es nicht“ werden häufiger von älteren<br />
K<strong>in</strong>dern genannt.<br />
K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund wünschen sich häufiger e<strong>in</strong>en Hallenbadbesuch,<br />
Kegeln, Internetcafe und M<strong>in</strong>igolf. Seltener wünschen sie die Eishalle und Nachmittagsangebote<br />
an der Schule. K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund geben deutlich<br />
seltener „ke<strong>in</strong>e Zeit“ als Begründung an als K<strong>in</strong>der ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund.<br />
Häufiger nennen sie h<strong>in</strong>gegen „zu teuer“ und „ich kann es nicht“.<br />
K<strong>in</strong>der Arbeitsloser wünschen sich besonders häufig M<strong>in</strong>igolf, Kegeln, besonders<br />
selten Theater. Fast doppelt so häufig nennen sie im Vergleich zu K<strong>in</strong>dern erwerbstätiger<br />
Eltern „das ist zu teuer“ als Begründung dafür, dass sie ihre gewünschte<br />
Aktivität nicht ausüben. „Ke<strong>in</strong>e Zeit“ nennen sie nur halb so oft.<br />
Die Tabelle 8.5 zeigt zu den zehn am häufigsten gewünschten Freizeitangeboten<br />
die jeweiligen drei Hauptgründe für die Nichtnutzung. Mangelnde Verfügbarkeit<br />
oder mangelnde Erreichbarkeit ist bei allen zehn Aktivitäten e<strong>in</strong>er der drei<br />
Hauptgründe. Der hohe Preis ist beim Reiterhof und beim Kegeln besonders<br />
wichtig, spielt aber auch beim Tanzen und bei der Eishalle e<strong>in</strong>e Rolle. Skaten und<br />
Volleyball s<strong>in</strong>d zwei Aktivitäten, die e<strong>in</strong>igen K<strong>in</strong>dern attraktiv ersche<strong>in</strong>en, obwohl<br />
sie nicht über entsprechende Fähigkeiten verfügen. Kurse <strong>in</strong> diesen Sportarten<br />
könnten <strong>in</strong>teressant se<strong>in</strong>. Die Jugenddisko ist <strong>in</strong>sofern etwas besonderes, weil<br />
hier viele K<strong>in</strong>der zu jung s<strong>in</strong>d oder nicht die Erlaubnis bekommen, dorth<strong>in</strong> zu gehen.<br />
E<strong>in</strong>e auf K<strong>in</strong>der zugeschnittene Diskoveranstaltung am Nachmittag könnte<br />
hier e<strong>in</strong> passendes Angebot se<strong>in</strong>. Ke<strong>in</strong>e Zeit ist bei Tanzen und Theater <strong>in</strong>teressanterweise<br />
der Hauptgrund.<br />
Zwischen dem Wunsch nach e<strong>in</strong>em bestimmten Freizeitangebot und dem Wohlbef<strong>in</strong>den<br />
der K<strong>in</strong>der besteht ke<strong>in</strong> nachweisbarer Zusammenhang. Ebenso verhält<br />
es sich für die verschiedenen Begründungen für die Nichtnutzung.<br />
115
Tab. 8.5 Freizeitangebote, die die K<strong>in</strong>der gerne häufiger nutzen würden<br />
Aktivität Grund 1 Grund 2 Grund 3<br />
Reiterhof zu teuer Zu weit weg Gibt es nicht<br />
Jugenddisko Zu jung Kenne ich nicht Darf ich nicht<br />
Zoo / Tierpark Gibt es nicht Zu weit weg Gibt nicht genug<br />
Skateranlage Gibt es nicht Ich kann es nicht Zu weit weg<br />
Tanzen Ke<strong>in</strong>e Zeit Zu teuer Zu weit weg<br />
Theater Ke<strong>in</strong>e Zeit Gibt es nicht Kenne ich nicht<br />
Eishalle Zu weit weg Zu teuer Gibt es nicht<br />
Kegeln / Bowl<strong>in</strong>g<br />
Zu teuer Zu weit weg Kenne ich nicht<br />
M<strong>in</strong>igolf Gibt es nicht Zu weit weg Kenne ich nicht<br />
Volleyballplatz Ich kann es nicht Gibt es nicht Kenne ich nicht<br />
116
9. Anhang: Der Fragebogen<br />
Auf den folgenden Seiten f<strong>in</strong>den Sie den Fragebogen abgedruckt, der der Befragung<br />
„<strong>LBS</strong>-K<strong>in</strong>derbarometer <strong>Wohnen</strong> <strong>in</strong> <strong>Bremen</strong>“ zugrunde liegt. Dabei handelt<br />
es sich um den Fragebogen des Stadtteiles Geestemünde. Er unterscheidet sich<br />
von den Fragebögen der anderen Stadt- und Ortsteile lediglich bezogen auf die<br />
stadt- und ortsteilspezifischen Formulierungen.<br />
Der Ausdruck des Fragebogens dient ausschließlich der Information. Jede Nutzung<br />
des Fragebogens oder e<strong>in</strong>zelner Teile daraus ohne ausdrückliche Genehmigung<br />
des PROSOZ Herten ProKids-Instituts ist untersagt.<br />
117
<strong>Wohnen</strong> <strong>in</strong> <strong>Bremen</strong><br />
Fragebogen für die K<strong>in</strong>der <strong>in</strong><br />
Geestemünde
Zuerst möchten wir von dir e<strong>in</strong>ige D<strong>in</strong>ge erfahren, die dich persönlich beschreiben.<br />
Bitte kreuze bei jeder Frage an, was für dich stimmt.<br />
1 Bist du e<strong>in</strong> Junge oder e<strong>in</strong> Mädchen? Junge Mädchen <br />
2 Wie alt bist du? _____________ Jahre<br />
3 Seit wie vielen Jahren wohnst du bereits <strong>in</strong><br />
Geestemünde?<br />
4 Zu welcher Schule gehst du im Moment?<br />
Ich gehe zur Grundschule. <br />
Ich gehe zur Gesamtschule. <br />
Ich gehe zur Sekundarschule. <br />
Ich gehe zum Gymnasium. <br />
seit _____________ Jahren<br />
schon immer<br />
5 In welcher Klasse bist du? 4. 5. 6. 7. <br />
6 In welchem Land wurdest<br />
du geboren?<br />
Deutschland <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em anderen Land<br />
<br />
7 In welchem Land wurden<br />
de<strong>in</strong>e Eltern geboren? Deutschland <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em anderen Land<br />
Vater <br />
Mutter <br />
8 Wie viele Brüder und Schwestern (auch<br />
Halbgeschwister) hast du?<br />
0 1 2 3 mehr <br />
9 S<strong>in</strong>d de<strong>in</strong>e Eltern getrennt/geschieden? Ja Ne<strong>in</strong> <br />
10 Ist de<strong>in</strong>e Mutter / de<strong>in</strong> Vater gestorben? Ja Ne<strong>in</strong> <br />
119
11 Mit wem lebst du <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Wohnung zusammen?<br />
(Kreuze alle an, mit denen du die meiste Zeit zusammenlebst)<br />
Mutter <br />
Vater <br />
Freund<strong>in</strong> me<strong>in</strong>es Vaters (Stiefmutter) <br />
Freund me<strong>in</strong>er Mutter (Stiefvater) <br />
Großeltern (Oma/Opa) <br />
Geschwister (auch Halbgeschwister) <br />
Ich lebe <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Pflegefamilie <br />
Ich lebe <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em K<strong>in</strong>derheim <br />
12 Ist de<strong>in</strong>e Mutter arbeitslos? Ja Ne<strong>in</strong> <br />
13 Ist de<strong>in</strong> Vater arbeitslos? Ja Ne<strong>in</strong> <br />
14 In was für e<strong>in</strong>er Art Haus wohnst du?<br />
E<strong>in</strong> Haus, <strong>in</strong> dem nur de<strong>in</strong>e Familie wohnt<br />
(E<strong>in</strong>familienhaus, Doppelhaushälfte oder Reihenhaus)<br />
E<strong>in</strong> Haus, <strong>in</strong> dem zwei oder mehrere Familien wohnen<br />
(Zweifamilienhaus oder Mehrfamilienhaus)<br />
E<strong>in</strong> Hochhaus, <strong>in</strong> dem ganz viele Familien wohnen <br />
15 Was ist das für e<strong>in</strong>e Straße, an der du wohnst?<br />
Kreuze bitte nur e<strong>in</strong>e Antwort an.<br />
Es ist e<strong>in</strong>e Spielstraße, auf der die Autos ganz langsam fahren müssen. <br />
Es ist e<strong>in</strong>e Tempo 30-Straße. <br />
Es ist e<strong>in</strong>e normale Straße. <br />
Es ist e<strong>in</strong>e große Straße mit viel Autoverkehr. <br />
120
Nun möchten wir von dir erfahren, wie du dich meistens fühlst.<br />
16 Welches Kästchen beschreibt am besten, wie du dich meistens fühlst?<br />
Als nächstes geht es um eure Wohnung.<br />
17 Welches Kästchen beschreibt am besten, wie du dich <strong>in</strong> eurer Wohnung fühlst?<br />
18<br />
Stelle dir e<strong>in</strong>mal vor, du wärest Zauber<strong>in</strong> oder Zauberer und könntest<br />
alles so zaubern, dass es dir richtig gut gefällt. Was an eurer Wohnung<br />
würdest du sofort verändern?<br />
<br />
19 Wie viele Zimmer hat eure Wohnung?<br />
Bitte zähle dabei alle Zimmer mit, also auch zum Beispiel<br />
Küche, Wohnzimmer, Badezimmer, Toilette, Arbeitszimmer,<br />
Abstellkammer, Flur, Keller und Dachboden.<br />
_____________ Zimmer<br />
20 Hast du e<strong>in</strong> Zimmer für dich alle<strong>in</strong>e <strong>in</strong> der Wohnung? Ja Ne<strong>in</strong> <br />
Habt ihr e<strong>in</strong>en Garten, <strong>in</strong> dem du spielen darfst? Ja Ne<strong>in</strong> <br />
Kannst du bei jemand Anderem <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Garten spielen (zum Beispiel<br />
bei den Großeltern oder bei Freunden)?<br />
21 Wie beurteilst du die folgenden Sätze<br />
über de<strong>in</strong>e Wohnung?<br />
stimmt<br />
nicht<br />
stimmt<br />
wenig<br />
stimmt<br />
teils / teils<br />
Ja Ne<strong>in</strong> <br />
stimmt<br />
ziemlich<br />
In me<strong>in</strong>em Zimmer habe ich genug Platz. <br />
Die Aussicht aus me<strong>in</strong>em Fenster ist schön. <br />
In der Wohnung gibt es e<strong>in</strong>en Platz, an dem<br />
ich <strong>in</strong> Ruhe gelassen werde, wenn ich das<br />
will.<br />
stimmt<br />
sehr<br />
<br />
Die Wohnung ist zu kle<strong>in</strong>. <br />
121
22 Was siehst du, wenn du aus de<strong>in</strong>em<br />
K<strong>in</strong>derzimmerfenster guckst?<br />
122<br />
stimmt<br />
nicht<br />
stimmt<br />
wenig<br />
stimmt<br />
teils / teils<br />
stimmt<br />
ziemlich<br />
Ich sehe viel Natur. <br />
Ich kann weit gucken. <br />
Ich sehe andere K<strong>in</strong>der. <br />
Ich sehe die Straße. <br />
Ich sehe andere Häuser. <br />
Ich sehe Garagen. <br />
Ich sehe etwas anderes, nämlich<br />
_________________________________.<br />
stimmt<br />
sehr<br />
<br />
23 Wie ist es bei dir zu Hause? nie selten manchmal oft immer<br />
Wenn me<strong>in</strong>e Eltern nicht zu Hause s<strong>in</strong>d,<br />
kann ich <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em Zimmer laut se<strong>in</strong>.<br />
Wenn me<strong>in</strong>e Eltern zu Hause s<strong>in</strong>d, kann ich<br />
<strong>in</strong> me<strong>in</strong>em Zimmer laut se<strong>in</strong>.<br />
Ich darf <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em Zimmer so laut Musik<br />
hören, wie ich möchte.<br />
Ich darf <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em Zimmer herumtoben,<br />
wenn ich möchte.<br />
Du hast die Tür von de<strong>in</strong>em Zimmer zugemacht.<br />
Kommt trotzdem jemand here<strong>in</strong>,<br />
ohne anzuklopfen?<br />
Ich darf me<strong>in</strong>e Freund<strong>in</strong>nen und Freunde<br />
mit nach Hause br<strong>in</strong>gen.<br />
Nur beantworten, wenn du Geschwister<br />
hast:<br />
Wenn me<strong>in</strong>e Geschwister mir auf die Nerven<br />
gehen, kann ich ihnen aus dem Weg<br />
gehen.<br />
Als nächstes geht es um Geestemünde.<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
24 Welches Kästchen beschreibt am besten, wie du dich <strong>in</strong> Geestemünde fühlst?<br />
25 Hast du e<strong>in</strong>en Liebl<strong>in</strong>gsplatz <strong>in</strong> Geestemünde? Ja Ne<strong>in</strong> <br />
Wenn ja, welcher Platz ist das und warum ist das de<strong>in</strong> Liebl<strong>in</strong>gsplatz?
26 Welche Stelle <strong>in</strong> Geestemünde f<strong>in</strong>dest du besonders schön? Wo <strong>in</strong> Geestemünde sieht<br />
es am schönsten aus?<br />
<br />
27 An welcher Stelle <strong>in</strong> Geestemünde triffst du dich am häufigsten mit de<strong>in</strong>en Freund<strong>in</strong>nen<br />
und Freunden?<br />
<br />
28<br />
Was macht ihr meistens, wenn ihr euch an dieser Stelle <strong>in</strong> Geestemünde trefft?<br />
<br />
Stelle dir noch mal vor, du wärest Zauber<strong>in</strong> oder Zauberer und könntest<br />
alles so zaubern, dass es dir richtig gut gefällt. Was an Geestemünde<br />
würdest du sofort verändern?<br />
<br />
29 An welchen Stellen <strong>in</strong> Geestemünde fühlst du dich unsicher? Wo hast du Angst?<br />
<br />
30 Warum fühlst du dich dort unsicher?<br />
<br />
31 Draußen se<strong>in</strong> nie selten manchmal oft immer<br />
In Geestemünde kann ich e<strong>in</strong>fach andere<br />
K<strong>in</strong>der treffen, auch ohne mich vorher zu verabreden.<br />
Me<strong>in</strong>e Eltern erlauben mir, <strong>in</strong> Geestemünde<br />
auch alle<strong>in</strong>e draußen zu se<strong>in</strong>.<br />
<br />
<br />
In Geestemünde ist es schmutzig. <br />
In Geestemünde ist es laut. <br />
In Geestemünde riecht es schlecht. <br />
32 Sicherheit nie selten manchmal oft immer<br />
In Geestemünde fühle ich mich sicher. <br />
In Geestemünde fürchte ich mich vor älteren<br />
Jugendlichen.<br />
Auf me<strong>in</strong>em Schulweg habe ich Angst vor Jugendlichen.<br />
Auf me<strong>in</strong>em Schulweg ist der Straßenverkehr<br />
gefährlich.<br />
<br />
<br />
<br />
123
33 Wie s<strong>in</strong>d die älteren Jugendlichen <strong>in</strong><br />
Geestemünde?<br />
124<br />
nie selten manchmal oft immer<br />
Sie s<strong>in</strong>d laut. <br />
Sie helfen mir. <br />
Sie tr<strong>in</strong>ken Alkohol. <br />
Sie s<strong>in</strong>d cool. <br />
Sie machen mir Angst. <br />
Sie legen sich mit Erwachsenen an. <br />
Sie verhauen mich. <br />
Sie beschimpfen mich. <br />
Sie lassen Müll herumliegen. <br />
Sie benehmen sich gut. <br />
34 Freizeit<br />
In Geestemünde gibt es viele <strong>in</strong>teressante<br />
Treffpunkte für mich.<br />
In Geestemünde gibt es viele <strong>in</strong>teressante<br />
Angebote <strong>in</strong> K<strong>in</strong>der- und Jugendtreffs.<br />
In Geestemünde gibt es viele <strong>in</strong>teressante<br />
Sportangebote für mich.<br />
In Geestemünde wohnen viele K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em<br />
Alter.<br />
In Geestemünde gibt es Geschäfte oder Buden/Kioske,<br />
<strong>in</strong> denen ich gerne e<strong>in</strong>kaufe.<br />
In Geestemünde gibt es e<strong>in</strong>e Eisdiele, <strong>in</strong> der<br />
ich gerne b<strong>in</strong>.<br />
In Geestemünde gibt es e<strong>in</strong>e Pommesbude,<br />
e<strong>in</strong>e Dönerbude, e<strong>in</strong>e Pizzeria oder ähnliches,<br />
<strong>in</strong> der ich gerne esse.<br />
stimmt<br />
nicht<br />
stimmt<br />
wenig<br />
stimmt<br />
teils / teils<br />
stimmt<br />
ziemlich<br />
stimmt<br />
sehr<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
In Geestemünde gibt es genug Spielplätze. <br />
In Geestemünde gibt es genug Grünflächen,<br />
auf denen K<strong>in</strong>der spielen dürfen.<br />
In Geestemünde gibt es e<strong>in</strong> Museum mit Angeboten,<br />
die mich <strong>in</strong>teressieren.<br />
In Geestemünde gibt es e<strong>in</strong>e Bücherei mit<br />
Angeboten, die mich <strong>in</strong>teressieren.<br />
<br />
<br />
<br />
In Geestemünde gibt es viel Natur. <br />
In Geestemünde gibt es Stellen, an denen<br />
ich Freunde treffen kann und wo uns ke<strong>in</strong>er<br />
sieht.
35 Andere Menschen<br />
In Geestemünde regen sich oft Erwachsene<br />
über uns K<strong>in</strong>der auf.<br />
In Geestemünde regen sich oft alte Menschen<br />
über uns K<strong>in</strong>der auf.<br />
In Geestemünde wohnen viele Menschen aus<br />
anderen Ländern.<br />
In Geestemünde b<strong>in</strong> ich mit Menschen aus<br />
anderen Ländern befreundet.<br />
In Geestemünde gibt es Treffpunkte, an denen<br />
sich K<strong>in</strong>der aus verschiedenen Ländern<br />
treffen.<br />
In Geestemünde werden K<strong>in</strong>der aus anderen<br />
Ländern schlechter behandelt als deutsche<br />
K<strong>in</strong>der.<br />
In Geestemünde gibt es e<strong>in</strong>e bestimmte Person<br />
(zum Beispiel im Jugendzentrum oder <strong>in</strong><br />
der Kirchengeme<strong>in</strong>de), die sich darum kümmert,<br />
dass Menschen aus verschiedenen Ländern<br />
sich gut verstehen.<br />
36 Straßenverkehr<br />
In Geestemünde fahren die Autos auf normalen<br />
Straßen zu schnell.<br />
In Geestemünde fahren die Autos auf Spielstraßen<br />
zu schnell.<br />
In Geestemünde parken die Autos die Spielstraßen<br />
zu, so dass ich dort nicht spielen<br />
kann.<br />
In Geestemünde muss ich auf dem Weg zu<br />
Freizeitangeboten große Straßen überqueren.<br />
In Geestemünde kann ich gefahrlos Rad fahren<br />
oder Skaten.<br />
In Geestemünde gibt es genug Fußgängerampeln.<br />
stimmt<br />
nicht<br />
stimmt<br />
wenig<br />
stimmt<br />
teils / teils<br />
stimmt<br />
ziemlich<br />
125<br />
stimmt<br />
sehr<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
stimmt<br />
nicht<br />
stimmt<br />
wenig<br />
stimmt<br />
teils / teils<br />
stimmt<br />
ziemlich<br />
stimmt<br />
sehr<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
In Geestemünde gibt es viele Radwege. <br />
37 Wie gefallen dir die meisten Häuser <strong>in</strong><br />
Geestemünde?<br />
stimmt<br />
nicht<br />
stimmt<br />
wenig<br />
stimmt<br />
teils / teils<br />
stimmt<br />
ziemlich<br />
Die Farbe der meisten Häuser gefällt mir. <br />
Die Höhe der meisten Häuser gefällt mir. <br />
Die Gärten der meisten Häuser gefallen mir. <br />
Die Außenwände der meisten Häuser gefallen<br />
mir.<br />
Die Landschaft um Geestemünde herum gefällt<br />
mir.<br />
stimmt<br />
sehr
126<br />
Als nächstes geht es um ganz Bremerhaven<br />
(also alle Ortsteile, die zu Bremerhaven dazu gehören)<br />
38 Welches Kästchen beschreibt am besten, wie du dich <strong>in</strong> Bremerhaven fühlst?<br />
39 Hier siehst du e<strong>in</strong>e Liste von Angeboten für K<strong>in</strong>der und Jugendliche, die es <strong>in</strong> vielen<br />
Orten gibt. Lies dir bitte alle gut durch. Kreuze alle an, die du <strong>in</strong> Bremerhaven nutzt.<br />
Denke dabei an das ganze Jahr und an alle Ortsteile von Bremerhaven.<br />
1. Hallenbad 2. Kirchengeme<strong>in</strong>de / islamische Geme<strong>in</strong>de<br />
3. Freibad 4. Jugendfeuerwehr<br />
5. Bolzplatz / Fußballplatz 6. Jugendrotkreuz<br />
7. Basketballplatz 8. Landjugend<br />
9. Volleyballplatz / Beachvolleyballplatz<br />
10. Jungschar, Katholische Junge Geme<strong>in</strong>de<br />
(KJG), Jungkolp<strong>in</strong>g<br />
11. Skateranlage / Geräte zum Skaten 12. Musikschule / Musikvere<strong>in</strong> / Chor<br />
13. Golfplatz 14. Geschäfte<br />
15. M<strong>in</strong>igolf 16. Eisdiele<br />
17. Schützenvere<strong>in</strong> 18. K<strong>in</strong>o<br />
19. Sportvere<strong>in</strong> 20. Eishalle<br />
21. Tanzen 22. Reiterhof<br />
23. Spielplatz 24. Kegeln/Bowl<strong>in</strong>g<br />
25. Schulhof, der nachmittags geöffnet ist 26. Museum<br />
27. K<strong>in</strong>der- und Jugendtreff 28. Bücherei<br />
29. Internetcafe 30. Zoo / Tierpark<br />
31. anderer Treffpunkt für K<strong>in</strong>der /<br />
Jugendliche<br />
32. Nachmittagsangebote an der Schule<br />
(zum Beispiel AGs)<br />
33. Jugenddisco 34. Nachmittagsunterricht<br />
35. K<strong>in</strong>der- und Jugendparlament,<br />
K<strong>in</strong>derrat oder Stadtteilkonferenz<br />
36. Hausaufgabenbetreuung<br />
37. Pfadf<strong>in</strong>der 38. Mädchengruppe / Jungengruppe<br />
39. Ferienbetreuung 40. Grillplätze<br />
41. Theater 42. Messdiener<br />
43. etwas anderes, nämlich:<br />
__________________________________________________
40 Welche drei Angebote <strong>in</strong> Bremerhaven nutzt du besonders gerne?<br />
Bitte trage die Nummern für de<strong>in</strong>e drei liebsten Angebote aus der Liste von Seite 9 e<strong>in</strong>.<br />
41 Welche drei Angebote würdest du gerne nutzen, kannst sie aber nicht nutzen?<br />
Bitte trage die Nummern für die drei wichtigsten Angebote aus der Liste von Seite 9 e<strong>in</strong>, die du<br />
gerne nutzen würdest. Denke dabei auch an Angebote, die es <strong>in</strong> Bremerhaven nicht gibt, und<br />
denke an das ganze Jahr. Dann trage e<strong>in</strong>, warum du die Angebote nicht nutzt oder nutzen<br />
kannst.<br />
Warum nutzt du dieses Angebot nicht? ____________________________<br />
Warum nutzt du dieses Angebot nicht? ____________________________<br />
Warum nutzt du dieses Angebot nicht? ____________________________<br />
127
128<br />
Ganz zum Schluss noch Fragen, die diesen Fragebogen betreffen.<br />
42 Wie hast du dich gefühlt, als du diesen Fragebogen beantwortet hast?<br />
43 Wie g<strong>in</strong>g es dir mit unserem Fragebogen?<br />
stimmt<br />
nicht<br />
stimmt<br />
wenig<br />
stimmt<br />
teils/teils<br />
stimmt<br />
ziemlich<br />
Ich habe alle Fragen verstanden. <br />
Ich fand diese Befragung gut. <br />
Vielen Dank für de<strong>in</strong>e Mithilfe bei diesen vielen Fragen!<br />
Wichtiger H<strong>in</strong>weis:<br />
Wenn du Sorgen und Probleme hast, über die du weder mit de<strong>in</strong>en Eltern noch<br />
mit de<strong>in</strong>en Lehrer<strong>in</strong>nen und Lehrern sprechen möchtest, oder wenn du Hilfe<br />
brauchst, kannst du jederzeit die kostenlose K<strong>in</strong>dernotrufnummer 0800-1110333<br />
des Vere<strong>in</strong>s „Nummer gegen Kummer e.V.“ wählen. Hier gibt es Erwachsene und<br />
andere K<strong>in</strong>der oder Jugendliche, die dir zuhören und bei de<strong>in</strong>en Problemen wei-<br />
terhelfen können. Auch im Internet kannst du unter<br />
www.nummergegenkummer.de Hilfe bekommen.<br />
stimmt<br />
sehr
Wenn du jetzt schon mit dem Ausfüllen des Fragebogens fertig bist, aber trotz-<br />
dem de<strong>in</strong>en Stift noch nicht weglegen willst, dann mal doch e<strong>in</strong>fach den M<strong>in</strong>i-<br />
Comic aus.<br />
129