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NUN - Ausgabe 4, Mai/Juni 2006 - Nun-Zeitschrift

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<strong>NUN</strong> �<br />

E-<strong>Zeitschrift</strong> für muslimische Kultur<br />

in Deutschland<br />

Der Maurische Kiosk im Schlosspark Linderhof<br />

www.abi-ev.net/nun<br />

Mohammed<br />

Der Prophet der Barmherzigkeit<br />

<strong>Ausgabe</strong> 4, <strong>Mai</strong>/<strong>Juni</strong> <strong>2006</strong>


Schwerpunktthema:<br />

Der Prophet Mohammed<br />

Weisheit Andalusiens II<br />

Ibn Tufail<br />

� <strong>NUN</strong>INHALT<br />

Islamic<br />

Banking<br />

Familie und Wertesystem<br />

nach Dieter Claessens 5-6<br />

Islamic Banking 7-10<br />

Kaufen oder Verkaufen 11-12<br />

Der türkisch-osmanische Friedhof auf<br />

Malta 13-17<br />

Ein Bild - Ein Vers 18<br />

Prophetenliebe - real oder fiktiv? 19<br />

Mevlüt - Das berühmteste Gedicht<br />

über die Geburt des Propheten von<br />

Süleyman Celebi 20-21<br />

Der Gesandte im Koran 22-23<br />

Rosen, Regen, Segen 24-25<br />

Ein Bild 26<br />

Das Leben und Wirken des Gesandten<br />

Mohammed mit chronologischer<br />

Abfolge der offenbarten Suren 27-37<br />

Ein Gedicht - Eine Nacht von M.Akif<br />

Ersoy 38<br />

“...bis ich dir lieber bin als alle anderen<br />

Menschen” 39-41<br />

Interview mit A.Abdurrahman<br />

Reidegeld 42-45<br />

Buchvorstellung - Das Leben Mohammeds<br />

von Hussain Haykal 46-47<br />

“Der Westen ist das Kind der<br />

islamischen Zivilisation” 48-49<br />

Die aktuelle Lesung der Offenbarung<br />

“Al-Alaq”- II 50-51<br />

Ein Bild/Ein Ausspruch<br />

des Gesandten 52<br />

Weisheit (al-hikma) Andalusiens II -<br />

Ibn Tufail 53-56<br />

Ein Bild/Einige Verse 57<br />

Der türkisch-osmanische<br />

Friedhof auf Malta<br />

“Der Westen ist das Kind<br />

der islamischen Zivilisation”<br />

Koranrätsel 58<br />

Zum Nachdenken von Ataullah<br />

Iskandarî 59<br />

Enten-News 60<br />

Wahlmanipulationen durch die CDU-<br />

Ministerpräsidenten 61-62<br />

Ein Bild/Ein Vers 63<br />

Eine Kalligrafie/Ein Vers 67


In der nächsten <strong>Ausgabe</strong>:<br />

Sami Alphan<br />

Taceddin Simsek<br />

Kamuran Kayhan<br />

Nuri Köseli<br />

Nadir Moubarrid<br />

Alpaslan Akar<br />

Yousef Adlen<br />

Herausgeber:<br />

Engin Topal<br />

Bei dieser <strong>Ausgabe</strong> haben mitgewirkt:<br />

Nuri Şenay<br />

IMPRESSUMRedaktionsteam:<br />

Titelbild<br />

Maurischer Kiosk<br />

Der Maurische Kiosk wurde von dem Architekten Carl von Diebitsch<br />

entworfen und ursprünglich auf der Pariser Weltausstellung von 1867<br />

als offizieller Beitrag Preußens gezeigt.<br />

Für die Parkanlagen des Schlosses Linderhof wurde er im Auftrag von<br />

Ludwig II. (Bayern) von dem bankrotten Eisenbahnkönig Bethel Henry<br />

Strousberg käuflich erworben, der sich den Kiosk nach der<br />

Weltausstellung im Park seines böhmischen Gutes Sbirow hatte<br />

aufstellen lassen.<br />

Am Hennenkopf, in der Nähe der zur gleichen Zeit gebauten<br />

Venusgrotte, wurde das Fundament gemauert, auf dem der Kiosk mit<br />

seiner goldenen Mittelkuppel und den ebenfalls goldschimmernden<br />

kleinen Minarettürmen an den vier Ecken wieder aufgestellt wurde.<br />

Dem König war die Ausstattung zu schlicht und so bestellte er sich<br />

neue Beleuchtungskörper, einen Marmorbrunnen und einen<br />

luxuriösen, in Paris hergestellten Pfauenthron, welcher in einer<br />

Thronnische aufgestellt wurde, die dem Strousbergschen Kiosk<br />

hinzugefügt wurde.<br />

Ende 1877 waren Aufbau und Ausstattung des Maurischen Kioskes<br />

abgeschlossen, und der Gartenarchiteckt Carl von Effner wurde mit<br />

der Gestaltung der Umgebung beauftragt.<br />

Aylin Yanık-Şenay<br />

www.abi-ev.net/nun<br />

Mohammad Gharaibeh <strong>Nun</strong>@abi-ev.net<br />

Laila Bouhadou<br />

Ali Kurt<br />

Postanschrift:<br />

Quelle: Wikipedia.de<br />

Erscheinungstermin:August <strong>2006</strong>, Inschaallah<br />

Der Prophet Jesus<br />

Feste Rubriken:<br />

Koranrätsel, Buchvorstellung, Enten-News, Gedichte, Koranverse<br />

Akademischer Bund<br />

Interkulturell e.V.<br />

c/o Topal<br />

Clemens-Hastrich-Str. 14<br />

50827 Köln<br />

Die namentlich gekennzeichneten<br />

Artikel geben nicht<br />

unbedingt die Meinung der<br />

Redaktion wieder<br />

Erschienen am 30. 05.<strong>2006</strong> Bilder sind aus www.photocase.com oder www.pixelquelle.de entnommen


Editorial<br />

Allahs Namen wollen wir nennen allererst,<br />

Das ist Pflicht für jeden Menschen allererst.<br />

Wer des Namens Gottes zu Beginn gedenkt<br />

Gott in jeder Arbeit ihm Erleichtrung schenkt.<br />

Liebe Leser unserer E-<strong>Zeitschrift</strong>,<br />

mit Gottes Hilfe und Beistand können wir die<br />

vierte <strong>Ausgabe</strong> von “<strong>NUN</strong>” hier vorlegen. Dafür<br />

danken wir Ihm.<br />

In dieser <strong>Ausgabe</strong> haben wir versucht, unseren Propheten<br />

Mohammed,Allahs Segen und Frieden auf<br />

Ihm, zu behandeln.Wir hoffen, dass es uns gelungen<br />

ist, unseren Lesern sein Leben und Wirken sowie<br />

sein Beispiel nahe zu bringen. Durch den Karikaturenstreit<br />

wurde er zwar vermehrt ins Rampenlicht<br />

gerückt, aber keines der renommierten Medien<br />

hatn den Mut aufbringen können, darüber zu berichten,<br />

welchen Stellenwert der Prophet bei den<br />

Muslimen hat und wie die Muslime den Karikaturenstreit<br />

empfunden haben. Keiner der Sender war<br />

so mutig z.B. den Film “Der Gesandte Mohammed”<br />

von Moustapha Akkad auszustrahlen.Wieso eigentlich?<br />

Hätten vielleicht Tausende von Jugendlichen<br />

auf der Suche nach einem vernünftigen Vorbild in<br />

ihm die ersehnte Person finden können? In den<br />

Beiträgen haben wir versucht, das Leben des Gesandten<br />

aus verschiedenen Perspektiven zu durchleuchten.<br />

Da wir nach ausführlichen Recherchen<br />

keine entsprechende Arbeit gefunden haben, haben<br />

wir die Lebensdaten des Gesandten zusammengestellt<br />

und diese Daten mit der chronologischen<br />

Abfolge der offenbarten Verse versehen. Der Leser<br />

wird dadurch zu besserer Einsicht so mancher<br />

Suren und Verse gelangen. Muslime empfinden für<br />

den Gesandten auch eine tiefe Liebe und Zuneigung,<br />

die sie oft in gefühlsbetonten Gedichten<br />

vorgetragen haben. Einige der berühmtesten aus<br />

dem türkischen Sprachraum haben wir für unsere<br />

Leser in diese <strong>Ausgabe</strong> aufgenommen.<br />

Ein interessantes Gespräch haben wir mit dem<br />

Islamwissenschaftler A.Abdurrahman Reidegeld<br />

geführt. Er birgt die seltene Kombination als Konvertit,<br />

Experte in islamischen Wissenschaften und<br />

Kenner der Kultur der islamischen Völker zugleich<br />

zu sein, sodass seinen Meinungen erhöhte Aufmerksamkeit<br />

zuteil werden sollte.<br />

Editorial4<br />

<strong>NUN</strong> - <strong>Ausgabe</strong> 4, <strong>Mai</strong>/<strong>Juni</strong> <strong>2006</strong><br />

Einen weiteren Beitrag liefert unser Herausgeber<br />

Engin Topal mit dem Titel “Der Westen ist das Kind<br />

der islamischen Zivilisation”. Lesen Sie hier, was die<br />

Muslime zu den Wissenschaften beigetragen haben<br />

und warum der im Westen aufgewachsene Mensch<br />

sehr wenig Kenntnis davon hat.<br />

Nicht nur für dir europäischen Muslime ist die<br />

andalusische Weisheit von enormer Wichtigkeit.<br />

Viel zitierter aber nicht namentlich erwähnter<br />

Philosoph Ibn Tufail ist das Thema der diesmaligen<br />

<strong>Ausgabe</strong>.Taceddin Simsek hat keine Mühe gescheut,<br />

uns einen übersichtlichen Beitrag mit Skizze zur<br />

Gedankenwelt von Ibn Tufail vorzulegen.<br />

Youssef Adlen beschäftigt sich mit dem Konsumwahn,<br />

der sich bei unseren Jugendlichen in Form<br />

von Markenwahn widergibt.<br />

In großem Umfang befasst sich Laila Bouhadou mit<br />

Finanzen und Geld aus der Sicht der Muslime.<br />

Allah gebührt unser Dank für Seine Gaben, die Er<br />

uns ohne jegliche Anfragen unsererseits großzügig<br />

beschert.Wenn Er nicht hilfreich und großzügig<br />

wäre, wären wir deren nicht fähig.<br />

Wir wünschen unseren Lesern eine genüssliche<br />

Lektüre der <strong>Zeitschrift</strong>. Über Kommentare per<br />

<strong>Mai</strong>l an info@abi-ev.net würden wir uns freuen.<br />

Die Redaktion


Aylin Yanık-Şenay<br />

Familie und Wertesystem<br />

nach Dieter Claessens<br />

Im letzten Artikel wurde über das Erziehungsbewusstsein<br />

und das Bild des Kindes im muslimischen<br />

Umfeld berichtet.Aufbauend darauf wird nun auf<br />

die Familie und ihr Wertesystem nach dem deutschen<br />

Soziologen und Anthropologen Dieter<br />

Claessens eingegangen. Seine Untersuchungen<br />

(1967) dienten als Grundlage für andere aufbauende<br />

Arbeiten und auch zur Sozialforschung bei<br />

ausländischen Migrantenkindern.<br />

So meint Claessens mit Kernfamilie das Zentrum<br />

jeder Familienform, in der die primäre Sozialisation<br />

des Kleinkindes stattfindet, jedoch wird der<br />

Mensch nicht nur durch die Kernfamilie gesellschaftsfähig.<br />

Dieses Modell der Kernfamilie ist in<br />

allen bekannten Erziehungs- und Familiensystemen<br />

vorzufinden. In Bezug auf kulturelle Werte, die in<br />

der Sozialisation des Kindes weitervermittelt<br />

werden, ist Claessens der Auffassung, dass sie<br />

„problemschaffende Qualitäten“ besitzen, da Werte<br />

eher die Interessen der Gesellschaft vertreten als<br />

die des Individuums. Dabei liegt sein Augenmerk<br />

insbesondere auf der Übertragung von Werten, die<br />

durch Internalisierung und Konditionierung<br />

erreicht werden, d.h. das Kind verinnerlicht soziokulturelle<br />

Elemente.Allerdings wird dieser Zustand<br />

mit dem Begriff der Sozialisation erlangt. Die<br />

Vorstufe der Sozialisation und das Fundament für<br />

den Aufbau der sozio-kulturellen Persönlichkeit<br />

stellt die Soziabilisierung des Kindes dar, die<br />

Claessens als die „zweite, sozio-kulturelle Geburt“<br />

bezeichnet. Dieser Prozess unterteilt sich in<br />

Phasen, die sich überschneiden und aufeinander<br />

aufbauen. Die erste Phase ist die emotionale<br />

Fundierung, wobei das Kind die Gelegenheit hat<br />

sich menschliche Eigenschaften anzueignen. Bei der<br />

zweiten Phase hat das Kind die Möglichkeit zum<br />

sozialen Wesen zu werden, d.h. sich menschlich zu<br />

entfalten. Schließlich werden in der dritten Phase<br />

für die Entwicklung der Persönlichkeit wichtige<br />

Positions- und Statuszuweisungen innerhalb der<br />

eigenen Kernfamilie aber auch in der Gesellschaft<br />

festgelegt. Somit wäre nach der letzten Phase die<br />

„primäre soziale Fixierung“ vollendet. Nach diesem<br />

Prozess bildet die Enkulturation(1) die zweite<br />

Erziehung5<br />

<strong>NUN</strong> - <strong>Ausgabe</strong> 4, <strong>Mai</strong>/<strong>Juni</strong> <strong>2006</strong><br />

Komponente der primären Sozialisation. Darauf<br />

folgt die sekundäre soziale Fixierung, wobei die<br />

Erwartungen der Gesellschaft vom Individuum<br />

verinnerlicht werden sollen.(2) Ziele dabei sind<br />

Selbstentscheidung,Achtung und Selbstwertgefühl,<br />

die im Idealfall erreicht werden sollten. Um dieses<br />

zu gewährleisten müssen Eltern ihre Kinder realitätsbezogen<br />

erziehen. Somit steuern die Eltern den<br />

wesentlichen Anteil an der Entwicklung der „sozialen<br />

Rolle“ bei, die auch von den Erwartungen der<br />

Gesellschaft beeinflusst werden. Dadurch wird die<br />

„soziale Rolle“ greifbar und austauschbar und<br />

somit gerät die Sozialisation des Kindes zunehmend<br />

in den Einfluss von außerfamiliären Instanzen.<br />

Wie bereits erwähnt ist die Arbeit von<br />

Claessens zur Basistheorie für die Sozialisationsforschung<br />

geworden.Allerdings wurde in anderen<br />

aufbauenden Arbeiten die Überlegung von Claessens<br />

über das „kulturelle Über-Ich“ auf ausländische<br />

Kinder übertragen, ohne die Tragweite ihres<br />

Tuns zu hinterfragen. Bevor sie als „Sozialisationstheorie“<br />

auf Migrantenkinder übertragen werden<br />

kann, müssen die Widersprüche und Kritikpunkte,<br />

die die Arbeit aufweist, beleuchtet werden.(3)<br />

Die meisten muslimischen Eltern der ersten oder<br />

zweiten Migrationsgeneration hatten hohe Bildungsaspirationen<br />

gegenüber ihren Kindern und<br />

wollten somit ihre eigenen Wünsche und Ziele<br />

über ihre Kinder verwirklichen. Dies ist allerdings<br />

ein kulturübergreifendes Phänomen. Die religiöse<br />

Erziehung aber haben sie eher von sich geschoben,<br />

indem sie ihre Kinder den Moscheen bzw. den<br />

Imamen, die weder pädagogische noch fachlichreligiöse<br />

Kompetenzen hatten, überließen. Dies<br />

hinterließ bei vielen Kindern und Jugendlichen eher<br />

eine negative Konutation in Bezug auf die Entwicklung<br />

der religiösen bzw. moralischen Persönlichkeit.<br />

Nicht nur in Untersuchungen und Studien, sondern<br />

auch im Islam ist der Prozess der Persönlichkeitsentwicklung<br />

einer der wichtigsten Erziehungsziele.<br />

Erziehung beginnt nicht erst ab dem dritten<br />

Lebensjahr im Kindergarten oder in der Moschee,<br />

sondern viel früher. Es sind die Eltern, die ihre<br />

Kinder zu moralischen Menschen erziehen.


Die Moral hat ihren Ursprung bekanntlich in den<br />

Religionen. Man muss sein Kind zuerst zur Menschlichkeit<br />

erziehen, denn nichts anderes beinhalten<br />

die Religionen, als die Erziehung zu einem moralischen<br />

Wesen. Deswegen wurden die Propheten<br />

gesandt, um die Menschen von ihren moralischen<br />

Verwerfungen abzubringen und sie zu einem<br />

Wesen zu erziehen, die sich und anderen Menschen<br />

keinen Schaden zufügen. Also ein nützliches<br />

Mitglied der Gemeinde (Umma) zu sein, ist das<br />

oberste Ziel. Viele Menschen machen es genau<br />

anders. Sie stülpen ihr religiöses Bewusstsein über<br />

ihre Persönlichkeit, die nicht als erstes gelernt hat<br />

menschlich zu agieren. Das Resultat sind Menschen,<br />

die als äußerliches Zeichen ihres religiösen Empfindens<br />

einen Bart oder einen Kopftuch tragen, aber<br />

innerlich leer sind. Dies kann man sehr deutlich<br />

erkennen, wenn es sich um das Thema der unterschiedlichen<br />

Erziehung von Töchtern und Söhnen<br />

geht oder wenn Männer, trotz dass sie fünfmal am<br />

Tag das Gebet verrichten, dennoch ihre Frauen<br />

schlagen können. Oder wenn Frauen es mit der<br />

Sauberkeit nur zwischen ihren eigenen Vier<br />

Wänden ernst nehmen, da sie von der<br />

Erziehung6<br />

<strong>NUN</strong> - <strong>Ausgabe</strong> 4, <strong>Mai</strong>/<strong>Juni</strong> <strong>2006</strong><br />

Nachbarschaft als gute Hausfrau betitelt werden<br />

möchten.Aber in der Öffentlichkeit, z.B. bei Veranstaltungen<br />

auf den Toiletten es so aussieht, als ob<br />

eine Bombe eingeschlagen wäre. Der Außenwelt<br />

erscheinen sie als wahrhaftige Muslime, aber innen<br />

drin besteht eine unendliche Leere, die eigentlich<br />

gefüllt werden muss. Gefüllt mit mehr Verantwortungsbewusstein<br />

und (Nächsten)Liebe!!!<br />

Fußnoten:<br />

(1) Mit Enkulturation meint Claessens<br />

„Konditionierung der kulturellen Rolle und<br />

Einführung in die soziale Rolle“. Diese kulturelle<br />

Rolle kann nicht einfach ausgetauscht werden, und<br />

eine Veränderung aus dieser Rolle wäre kaum<br />

kompensierbar. (Claessens, 1967, S. 105)<br />

(2) Bei der Aneignung der sozialen Rolle wird die<br />

soziale Kontrolle in Bewegung gesetzt, d.h. es soll<br />

eine Balance zwischen Außenkontrolle (soziale<br />

Kontrolle) und Innenkontrolle hergestellt werden,<br />

wobei die Innenkontrolle die Außenkontrolle<br />

möglichst überflüssig machen soll. (Claessens, 1967,<br />

S. 116)<br />

(3) Vgl.Auernheimer 1988


Geld und Vermögen im Rahmen des islamischen<br />

Glaubens anzulegen, ist ein Grundbedürfnis aller<br />

Muslime. Die Grundsätze des Islam stellten viele<br />

gläubige Muslime lange Zeit vor das Problem, mit<br />

konventionellen Finanzprodukten gegen religiöse<br />

Regeln zu verstoßen und somit blieb ihnen der<br />

Zugang zu den meisten Kapitalanlageprodukten<br />

verwehrt. Grund dafür ist das Verbot des ribâ,<br />

meist übersetzt als "Wucher" oder "Zinsen",<br />

welches im Koran an mehreren Stellen erwähnt<br />

wird.<br />

So etwa in …<br />

Sure 2/274: "Gott hat den Handel erlaubt und<br />

den ribâ verboten."<br />

Sure 2/275: „Gott lässt die Zinsen (des<br />

Wucherers) dahinschwinden, aber er verzinst die<br />

Almosen (mit himmlischem Lohn).“<br />

Sure 2/276: „Diejenigen, die ribâ nehmen, werden<br />

dereinst nicht anders dastehen als einer, der vom<br />

Satan erfasst und geschlagen ist. Dies, weil sie<br />

sagen: „Handel ist gleich Zinsnehmen“, während<br />

Allah doch Handel erlaubt und Zinsnehmen<br />

untersagt hat.“<br />

Sure 2/278: „O die ihr glaubt! Fürchtet Allah!<br />

Und lasst künftig das Zinsnehmen, wenn ihr<br />

Gläubige seid!“<br />

Sure 2/279: „Tut ihr es aber nicht, dann erwartet<br />

Krieg von Allah und seinem Gesandten; und wenn<br />

ihr bereut, dann bleibt euch euer Kapital; ihr sollt<br />

weder Unrecht tun, noch Unrecht leiden.“<br />

Sure 3/130: „O die ihr glaubt, verschlinget nicht<br />

ribâ, der (die Schuld) übermäßig mehrt; und<br />

fürchtet Allah, auf das ihr Erfolg habt.“<br />

Was unter ribâ zu verstehen ist, wird im Koran<br />

allerdings nicht näher definiert.Wie das erlaubte<br />

Veräußerungsgeschäft vom verbotenen Wucher<br />

abzugrenzen ist, war schon in der klassischen Zeit<br />

unter den muslimischen Juristen umstritten.Auch<br />

in der zeitgenössischen islamischen Rechtswissenschaft<br />

herrscht in diesem Punkt kein wirklicher<br />

Konsens:Während einige Juristen das Verbot des<br />

ribâ restriktiv als Wucherverbot i.e.S. (vergleichbar<br />

Wissenswertes7<br />

<strong>NUN</strong> - <strong>Ausgabe</strong> 4, <strong>Mai</strong>/<strong>Juni</strong> <strong>2006</strong><br />

Islamic Banking<br />

Von gläubigen Gläubigern<br />

und zinslosen Renditen<br />

von Laila Bouhadou<br />

mit § 138 Abs. 2 BGB) verstehen und damit folglich<br />

marktübliche Zinsen erlaubt wären, umfasst nach<br />

überwiegender Auffassung ribâ jede Art von Zins<br />

und andere Entgelte, welche für Kapitalnutzungen<br />

erhoben werden. Das heißt, dieses Verbot bezieht<br />

sich sowohl auf den Soll-, als auch auf den Haben-<br />

zins. Das Zinsverbot, welches übrigens auch im<br />

Christentum verordnet ist, jedoch seit dem Mittel-<br />

alter keine Anwendung mehr findet, wird in der<br />

Praxis der islamischen Länder meist ignoriert, da<br />

sich viele Banken an den westlichen Standards<br />

orientieren. Die einzigen vier Länder, welche ein<br />

staatlich verordnetes Zinsverbot haben, sind Saudi-<br />

Arabien, Sudan, Iran und Pakistan. Fest steht, dass<br />

Zinsen keine besonders lautere Einnahmequelle<br />

darstellen. Dem Islam ist es mit Recht suspekt,<br />

wenn Geld sich ohne Arbeit vermehrt. Dies schlägt<br />

sich auch in den Hadithen (Prophetenäußerun-<br />

gen) nieder, die sich mit dem Thema des Handels<br />

befassen. Zwar ist der Handel mit Waren eine<br />

ehrenwerte Tätigkeit, die auch der Prophet selbst<br />

als Großhandelskaufmann ausgeübt hat, aber auch<br />

sie muss in vertretbare Bahnen gelenkt werden. So<br />

werden Zwischenhändler kritisiert, die eine Ware<br />

weiterveräußern, ohne sie selbst tatsächlich in<br />

Besitz genommen zu haben.<br />

Ein weiterer Grundgedanke ist das Verbot der Ausbeutung<br />

einer Partei, die ein Wirtschaftsgut kaufen<br />

oder Kredit aufnehmen möchte durch eine andere,<br />

die über dieses Wirtschaftsgut oder Kapital verfügt.<br />

Um das Zinsverbot zu umgehen bemühen sich<br />

muslimische Wirtschaftsexperten,Wege zu finden,<br />

am internationalen Finanzgeschehen teilzunehmen,<br />

ohne mit den Prinzipien des Korans in Konflikt zu<br />

geraten. Statt Zinsen werden oft Gewinn- und<br />

Verlustbeteiligungen angeboten und statt Versicherungen<br />

werden verschiedene Formen von Fonds,<br />

genannt Takaful, betrieben. Zu den wichtigsten<br />

islamischen Finanzierungsmodellen gehören<br />

murâbaha als Exportfinanzierung, mushâraka<br />

als Kapitalbeteiligung, mudaraba als<br />

Gewinnbeteiligung, istisnâ als Projektfinanzierung<br />

und ijara<br />

als Leasing.


Schwierige Produktauswahl<br />

Neben dem Zinsverbot finden noch eine Reihe<br />

weiterer Ge- und Verbote im Islamic Banking<br />

Anwendung. Die Basis stellen folgende Prinzipien:<br />

A) Zusätzliche Zahlungen über den Kreditbetrag sind<br />

verboten<br />

Der Islam erlaubt nur eine Art von Kredit, genannt<br />

Qard-el-Hassan (Darlehen für wohltätige Zwecke).<br />

Hierbei berechnet der Kreditgeber keinerlei Gebühren<br />

oder Zinsen, bzw. einen zusätzlichen Betrag<br />

außer dem Kreditbetrag.<br />

B) Risiko- und Gewinnteilung zwischen Bank und<br />

Kunde<br />

Entgegen des konventionellen Banksystems - wo<br />

der ganze Druck auf dem Darlehensnehmer lastet<br />

geht das Islamic Banking von einer Teilung des<br />

Risikos sowie der Investitionserträge aus.<br />

C) Geld, welches sich ohne Arbeit vermehrt, wird vom<br />

Islam nicht akzeptiert<br />

Im Islam repräsentiert Geld Kaufkraft. Einziger<br />

Zweck des Geldes ist also seine Kaufkraft, welche<br />

nicht dazu verwendet werden kann noch mehr<br />

Kaufkraft (Geld) zu erzeugen, ohne den Schritt des<br />

Gebrauchs beim Kauf einer Ware oder Leistung<br />

durchlaufen zu haben. Das Geld muss also nach<br />

islamischer Sichtweise zirkulieren und nicht<br />

gelagert werden und sich dabei vermehren.<br />

D) Gewinne im Zusammenhang mit Gharar<br />

(Spekulation)<br />

Die Vertragsparteien sollten ihr umfassendes und<br />

aktuelles Wissen über die geplanten Geschäftsvorfälle<br />

austauschen.Außerdem sollte das Geschäft<br />

frei von Unsicherheiten, Risiken und Spekulationen<br />

sein.<br />

E) Investitionen sollten nur in erlaubte Produkte und<br />

Aktivitäten erfolgen<br />

Schließlich sind Investitionen in bestimmte<br />

Produkte oder Aktivitäten verboten. Dazu gehören<br />

- Der Handel mit Alkohol,Tabak, Drogen, Schweinefleisch,<br />

Rüstungsgütern und Pornografie.<br />

- Investitionen in Freizeit und Unterhaltung, welche<br />

mit den o.g. Kriterien zutun haben. Dazu gehören<br />

beispielsweise Hotels, Fluggesellschaften (da diese<br />

Alkohol ausschenken), Kino und Musik.<br />

- Geschäfte, deren Erfüllung an den Eintritt eines<br />

ungewissen Ereignisses (Gharar) geknüpft ist. Dazu<br />

gehören Glückspiele (z.B. Casinos) und Wetten<br />

(<strong>Mai</strong>sir), wie z.B. Lotto.<br />

- Investitionen in Unternehmen, die einen großen<br />

Teil ihrer Gewinne aus Zinsen erwirtschaften, z.B.<br />

Wissenswertes8<br />

<strong>NUN</strong> - <strong>Ausgabe</strong> 4, <strong>Mai</strong>/<strong>Juni</strong> <strong>2006</strong><br />

Banken.<br />

Richtet man sich nach den o.g. Kriterien, so bleiben<br />

von etwa 2000 potenziellen Unternehmen in die<br />

beispielsweise ein muslimischer Anleger investieren<br />

könnte, wahrscheinlich nur noch 300 bis 400 übrig.<br />

Zudem muss eine islamische Kapitalanlage nicht<br />

nur religiösen, sondern auch ökonomischen und<br />

rechtlichen Anforderungen genügen. Denn auch<br />

der islamisch orientierte Anleger erwartet ein<br />

ausgewogenes Verhältnis von Rendite und Risiko,<br />

und eine islamische Kapitalanlage muss sich im<br />

Wettbewerb mit konventionellen Investmentprodukten<br />

behaupten.<br />

Zu den ökonomischen Kriterien bei der Auswahl<br />

gehört beispielsweise der Verschuldungsgrad des<br />

Unternehmens, der ein Drittel der Marktkapitalisierung<br />

nicht übersteigen darf. So genannte<br />

„Schrottanleihen“ sind also tabu. Deshalb waren<br />

islamische Investoren vom Platzen der „Internetblase“<br />

und vom Zusammenbruch großer Technologiekonzerne<br />

wie Worldcom nicht so stark<br />

betroffen wie viele westliche Anleger. Die großen<br />

Koran konformen Fonds hatten diese Werte angesichts<br />

hoher Schuldenstände längst aus dem Portfolio<br />

geworfen oder gar nicht erst aufgenommen.<br />

Trotz wachsender Produktpalette bleibt dem in<br />

Deutschland lebenden Muslim nicht viel Auswahl.<br />

"Eine islamisch korrekte Sparform für kurz- und<br />

mittelfristige Vorhaben existiert nicht", stellt<br />

Michael Saleh Gassner, Islamic-Banking-Experte aus<br />

Köln in einem Aufsatz "Wir haben einen großen<br />

Markt, der noch nicht adäquat bedient wird" fest.<br />

Nachdem der Al-Sukoor-Fond der Commerzbank-<br />

Tochter Cominvest Anfang des Jahres eingestellt<br />

wurde, bleibt bei der Fondsauswahl noch der<br />

Noriba Global Equity Fond der UBS. Dass es in<br />

Deutschland mehr als 2000 Banken gibt und keine<br />

die sich auf Islamic Banking ausrichtet, ist für die<br />

Muslime hierzulande eine traurige Situation.<br />

Ein wachsender Markt<br />

Zwar richten sich sicherlich nicht alle Muslime an<br />

die vorgeschriebenen Zinsverbote, doch belegen<br />

Studien, dass 70% der in Deutschland lebenden<br />

Türken sich selbst als religiös bezeichnen. In Anlehnung<br />

an die Erfahrungen mit islamischen Finanzprodukten<br />

ist daher zu erwarten, dass bei einem<br />

adäquaten Angebot islamische Kunden sowohl von<br />

konventionellen Finanzberatern abwandern als<br />

auch diejenigen Kundengruppen erreicht werden,<br />

die heute aus religiösen Gründen auf konventionelle<br />

Finanzprodukte verzichten.Außerdem ist<br />

damit zu rechnen, dass das Marktvolumen weiter<br />

wächst.


Ein Grund dafür ist, dass die Transferzahlungen der<br />

Immigranten in die Heimat seit Jahren rückläufig<br />

sind, denn die Immigranten entscheiden sich immer<br />

mehr dazu, ihren Altersabend in Deutschland zu<br />

verbringen. Ein weiterer Grund ist das schnelle<br />

Wachstum der Immigranten. So wird z.B. erwartet,<br />

dass die türkische Bevölkerungsgruppe von den<br />

heute rund 2 Millionen bis 2010 auf 3 Millionen<br />

wachsen wird. Parallel wachsen auch die Einkommen<br />

dieser Bevölkerungsgruppe aufgrund einer<br />

hohen Selbstständigkeits- und einer zunehmenden<br />

Akademisierungsrate. Studien ergaben, dass die<br />

türkischen Arbeitnehmer in Deutschland eine<br />

beinahe doppelt so hohe Sparquote aufweisen wie<br />

ihre deutschen Kollegen. Experten schätzen ihre<br />

jährliche Sparleistung auf rund 1,5 Milliarden Euro.<br />

Mittlerweile handelt es sich bei der Bevölkerungsgruppe<br />

mehr und mehr um einen wohlhabenden<br />

Mittelstand.<br />

Neben den Privatkunden stellen jedoch auch die<br />

Geschäftskunden ein attraktives Marktsegment dar:<br />

Die von türkischen Unternehmern in Deutschland<br />

derzeit jährlich erwirtschafteten rund 50 Milliarden<br />

Euro sollen sich Schätzungen zufolge bis 2010 verdoppeln.<br />

Die Koran konformen Investitionen können jedoch<br />

auch für Nicht-Muslime interessant sein. Eine<br />

vollkommen neue Anbietergruppe kam hinzu als im<br />

Sommer 2004 Sachsen-Anhalt als erstes Bundesland<br />

eine variabel verzinsliche, islamische Anleihe<br />

auflegte, um den klammen Haushalt mit arabischen<br />

Millionen aufzumöbeln. „Außerdem ist die Anleihe<br />

auch Ausdruck des Respekts vor der arabischen<br />

Welt. Nach der erfolgreichen Platzierung (die<br />

Anleihe war stark überzeichnet) denken wir an<br />

eine Nachfolge-Emission.“, sagte Axel Gühl,Abteilungsleiter<br />

im Finanzministerium und Vater des<br />

sachsen-anhaltinischen Sukkuk (Anleihe).<br />

Nötig war dafür eine komplizierte Konstruktion,<br />

die vor allem dem Fiskus sauer aufgestoßen sein<br />

dürfte. Die Landesregierung übertrug eine Reihe<br />

von Immobilien an eine neu gegründete Stiftung.<br />

Diese finanzierte den Deal mit Hilfe einer Anleihe<br />

mit fünfjähriger Laufzeit, die - ganz nach den Regeln<br />

des Korans - statt Zinsen die Mieteinnahmen an<br />

die Anleger ausschütten sollte. Besonderer Clou<br />

der Konstruktion: Die landeseigene Stiftung hat<br />

ihren Sitz in den Niederlanden, um Steuern zu<br />

sparen. Ein weiterer Anreiz für Nicht-Muslime in<br />

islamische Finanzprodukte zu investieren, dürfte<br />

die seit 2005 in Kraft getretene Schweizer Zinssteuer<br />

sein. Nach Informationen des Eidgenössischen<br />

Finanzdepartments haben Schweizer<br />

Banken im zweiten Halbjahr 2005 rund 90<br />

Wissenswertes9<br />

<strong>NUN</strong> - <strong>Ausgabe</strong> 4, <strong>Mai</strong>/<strong>Juni</strong> <strong>2006</strong><br />

Millionen Euro Quellensteuer einbehalten. Um<br />

Zinssteuerzahlungen zu vermeiden, bietet Islamic<br />

Banking eine gute Alternative.<br />

Schaut man über Europas Grenzen hinaus, ist auch<br />

hier ein Wachstum zu beobachten.Viele islamische<br />

Länder haben in den vergangenen Jahren ein beachtliches<br />

wirtschaftliches Wachstum erzielt und<br />

für steigenden Wohlstand ihrer Bürger gesorgt, die<br />

ihr Geld auch investieren möchten. Des Weiteren<br />

haben nach dem 11. September 2001 und dem<br />

Irak-Konflikt viele arabische Investoren Milliarden<br />

Dollar an Kapital aus Amerika abgezogen. Nach<br />

Schätzungen von Bankexperten aus Dubai hatten<br />

arabische Investoren insgesamt über 1 Bill. Dollar<br />

in den USA angelegt. Davon stammten allein rund<br />

600 Milliarden Dollar aus Saudi-Arabien. Der<br />

Kapitalrückzug und die steigenden Ölpreise führen<br />

zu vermehrtem Investitionskapital im Nahen und<br />

Mittleren Osten. So ist es nicht verwunderlich, dass<br />

vor allem im arabischen Raum das Geschäft mit<br />

koran-konformen Geldanlagen boomt. In den vergangenen<br />

Jahren wurden rund 430 Milliarden<br />

Dollar in diese Produkte investiert, dessen jährliche<br />

Wachstumsraten oft bei über 20% liegen.<br />

Diese Wachstumsraten zeigen, dass die Performance<br />

islamischer Portfolios meist sehr gut ist und<br />

die großen Leitindizes teilweise sogar übertrifft.<br />

Zum Beispiel stieg der 1999 eingeführte Aktienindex<br />

„Dow Jones Islamic Market“ in den vergangenen<br />

drei Jahren um mehr als 65%. Dass der<br />

Islamic-Banking-Markt mit einem jährlichen<br />

Wachstum von bis zu 15% ein großes Potenzial<br />

birgt, hat sich in der Finanzwelt mittlerweile umgesprochen.<br />

So arbeitet der britische Schatzkanzler<br />

Gordon Brown momentan intensiv an einem<br />

Programm mit dem Ziel, London zum Weltzentrum<br />

des Islamic Banking zu machen. Dazu bedarf es<br />

unter anderem weiterer Änderungen der finanzmarktrelevanten<br />

Gesetze sowie der Steuergesetzgebung.<br />

Großbritannien war hier bereits in den<br />

vergangen Jahren tätig und hat gesetzliche Grundlagen<br />

für islamische Hypotheken geschaffen. Bei<br />

islamischen Hypotheken kauft die Bank die Immobilie<br />

für den Muslim und verkauft sie ihm umgehend<br />

zu einem höheren, auf Ratenzahlung abgestellten<br />

Preis weiter. Damit entfällt rein technisch<br />

jede Zinsberechnung wie bei der traditionellen<br />

Hypothek und damit der Kredit. Bei einer solchen<br />

Transaktion wird in Deutschland leider noch<br />

immer zweimal die Grunderwerbssteuer fällig.<br />

Deshalb wird die islamische Baufinanzierung bisher<br />

nur in Großbritannien und in Ländern des Nahen<br />

und Mittleren Ostens angeboten.


Die Gesetzesänderung in Großbritannien führte zu<br />

einem Nachfrageboom für diese Hypotheken. Dort<br />

leben mehrere Millionen Muslime, vor allem pakistanischer<br />

Herkunft, von denen viele schon seit<br />

Generationen im Lande ansässig sind und daher<br />

auch britische Pässe besitzen. Das einflussreiche<br />

Muslim Council of Britain arbeitet an den Vorbereitungen<br />

zur Förderung des Islamic Banking mit. Im<br />

<strong>Juni</strong> dieses Jahres wird es in Großbritannien eine<br />

internationale Konferenz mit offizieller Beteiligung<br />

sämtlicher islamischer Länder geben, deren Ziel es<br />

ist, Großbritannien als „Eingangstor für den Handel<br />

mit der Islamischen Welt“ zu proklamieren. Zu den<br />

Fördermaßnahmen von Brown gehören aber auch<br />

geplante Veranstaltungen des Londoner<br />

Finanzmarktes im Ausland, um auf die eigene Rolle<br />

im Islamic Banking hinzuweisen. Mit der Gründung<br />

der ersten islamischen Bank, der Islamic Bank of<br />

Britain, besitzt London schon heute eine starke<br />

Stellung im Islamic Banking Markt.Trotzdem hat<br />

sich London als ehrgeiziges Ziel gesetzt einen<br />

Marktanteil von 50 bis 60% an den gesamten<br />

Wissenswertes10<br />

<strong>NUN</strong> - <strong>Ausgabe</strong> 4, <strong>Mai</strong>/<strong>Juni</strong> <strong>2006</strong><br />

Ersparnissen der Muslime aus aller Welt zu sichern.<br />

Aber auch andere Länder, wie z.B. Malaysia, bemühen<br />

sich um eine Erweiterung des Marktes. In Dubai<br />

wurde mit dem International Financial Centre<br />

(DIFC), das im September vergangenen Jahres in<br />

Betrieb genommen wurde, ein für den Islamic Banking<br />

strategisch wichtiges Finanzzentrum mit null<br />

Prozent Steuern geschaffen.<br />

Mit Blick auf die wachsenden Vermögen und den<br />

erheblichen Investitionsbedarf in den islamischen<br />

Staaten wird offensichtlich, dass Koran konforme<br />

Finanzprodukte zunehmend wichtig werden. Für<br />

den muslimischen Anleger hierzulande bleibt nur<br />

zu hoffen, dass auch deutsche Banken aus dem<br />

Dornröschenschlaf erwachen und die Türen für<br />

islamische Geldanlagen und Finanzierungen öffnen.<br />

Bis dahin bleibt dem Muslim in Deutschland wohl<br />

nur der etwas neidische aber gönnerhafte Blick zu<br />

den Glaubensbrüdern und -schwestern aus Großbritannien.


Culture Jammer11<br />

<strong>NUN</strong> - <strong>Ausgabe</strong> 4, <strong>Mai</strong>/<strong>Juni</strong> <strong>2006</strong><br />

Kaufen<br />

oder oderVerkaufen<br />

Verkaufen<br />

Haben Sie sich beim Kauf eines Hemdes, einer Hose<br />

oder einer Tasche mal die Frage gestellt, ob sie<br />

gerade was kaufen oder verkaufen?<br />

Wir leben in einer Welt der Marken und Logos<br />

und ohne es zu wissen, betreten wir fast wöchentlich<br />

die Umkleidekabine und lassen uns von einer<br />

Marke vereinnahmen. In den vergangenen Jahren ist<br />

die Intensität, mit der die Hersteller für ihre Waren<br />

werben z.B. bei Kindern und Jugendlichen extrem<br />

gestiegen. 1991 wurden in den USA 126,4 Milliarden<br />

Dollar für Werbung ausgegeben, 1994 waren<br />

es 150 Milliarden Dollar. Die Marketingspezialisten<br />

und Produktmanager expandieren und haben sich<br />

seit Mitte der Achtziger Kinder und Jugendliche<br />

zum Zielobjekt gemacht. Der Reklame Chef von<br />

Radio Disney verkündete stolz, dass man über eine<br />

Hörerschaft von 2,2 Millionen Kindern zwischen<br />

sechs und elf Jahren verfüge und dass diese als<br />

leichte Beute für Werbespots seien. 55% des<br />

Disneys Sender wird im Auto gehört, wenn<br />

„Schatzmeister und quengelndes Kind beisammen<br />

sind“. Gegen dieses aufdringliche Marketing wäre<br />

nichts einzuwenden, in unserer Welt dreht sich<br />

nun einmal alles ums Geld - wenn es nicht so<br />

starke Auswirkungen auf die Jungendlichen hätte. In<br />

den Vereinigten Staaten gaben 2000 31% der<br />

Teeneger 155 Milliarden Dollar ihres verfügbaren<br />

Einkommens für Kleidung, CDs und Kosmetika aus<br />

und in Japan vertreten Wissenschaftler die Theorie,<br />

das Luxusmarken wie Louis Vuitton und Hermès<br />

derzeit bei den japanischen „Trendsklaven“<br />

besonderes begehrt sind, weil sie das gestörte<br />

Selbstvertrauen dieser Generation aufbauen und<br />

ihre Angst vor der Zukunft mindern.<br />

Es stellt sich die Frage, wer Schuld an dieser Situation<br />

hat??? Die Kinder und Jugendlichen von heute<br />

sind im Zeitalter der Marken aufgewachsen und<br />

werden mit Markennamen und aufdringlichen<br />

Werbekampagnen bombardiert und durch sie<br />

definiert. Die Eltern spielen aber bei der frühreifen<br />

Vorliebe für hochmodische Marken eine wichtige<br />

von Youssef Adlen<br />

Rolle. In Vierteln der gehobenen Mittelschicht New<br />

Yorks kommt es häufig vor, dass Mutter und Tochter<br />

die gleichen teuren Markenkleider tragen.<br />

Während die Mutter versucht zwölf Jahre jünger<br />

auszusehen, bemüht sich die Tochter zwölf Jahre<br />

älter zu wirken. Sie treffen sich in der Mitte. Der<br />

Maßstab unseres Handelns ist längst nicht mehr die<br />

Religion oder die Kultur des Elternhauses, sondern<br />

die Illusionen, die uns Konzerne durch das Versprechen<br />

eines Softdrinkkonzerns vorführen wollen.<br />

Als Muslime sind wir verpflichtet ein Bewusstsein<br />

zu entwickeln, das es uns erlaubt unserer Verant-<br />

wortung, die wir tragen, gerecht zu werden. In<br />

einer totalen Kommerzialisierung des Alltags<br />

müssen auch wir eine Gegenkultur entwickeln die<br />

uns zu Culture Jammern (1) macht. Immer mehr<br />

Menschen vereinigen sich, um ein Bollwerk gegen<br />

eine alles verzehrende Ökonomie zu bilden, um<br />

nicht, wie es Judith <strong>Mai</strong>r und Silke Becker in ihrem<br />

Buch Fake for Real sagen, mit „30 zu sterben und<br />

mit 70 begraben zu werden“.<br />

Neben der persönlichen trägt jeder von uns auch<br />

eine gesellschaftliche Verantwortung. Es ist unmöglich<br />

einen analytischen Trennungsstrich zwischen<br />

einer „Welt der islamischen Praktiken“ und einer<br />

„Welt der Verletzungen islamischer Regeln“ zu<br />

ziehen. Dieses Denken verlangt, dass wir uns auf<br />

unsere universellen Prinzipien besinnen und deren<br />

grundlegende Ziele und Zwecke erfassen.Auf dieser<br />

Grundlage wird es allererst möglich, im Lichte<br />

unseres spezifischen Kontextes den Spielraum für<br />

Konflikte und Anpassungen auszuloten. Vor allem<br />

müssen Orientierungshilfen angeboten werden, die<br />

angesichts der Komplexität der Probleme zwar<br />

nicht unmittelbar zufrieden stellende Lösungen<br />

liefern, aber einen Denkprozess bezüglich unseres<br />

Engagements in der Ökonomie in Gang setzen<br />

können, der uns die Notwendigkeit der Suche nach<br />

lokalen wie globalen Alternativen nicht aus dem<br />

Auge verlieren lässt.


Dazu gehört die Entwicklung eines kritischen<br />

Geistes, der die nötigen Differenzierungen zu<br />

treffen versteht.Als Muslime müssen wir kritischen<br />

Auges die wirtschaftlichen und politischen<br />

Strategien beobachten. Es ist ein moralisches<br />

Gebot, das der deutliche Ausdruck einer Haltung<br />

ist, die in völliger Übereinstimmung mit unseren<br />

Prinzipien und unserer Ethik steht.<br />

Der Weg ist nicht leicht, denn wer als westlicher<br />

Bürger muslimischen Glaubens diese Wahrheiten<br />

ausspricht, läuft geradezu unausweichlich Gefahr,<br />

als mangelhaft „integriert“ zu gelten. Ein freier<br />

Bürger der Gesellschaft des Nordens zu sein heißt<br />

ja gerade über die Mittel und das Recht zu<br />

verfügen im Herzen des westlichen Bezugsrahmens<br />

in kritischer Weise Auswahl,Abwägungen und<br />

Einschätzungen auch gegen die Strömung zu<br />

Culture Jammer12<br />

<strong>NUN</strong> - <strong>Ausgabe</strong> 4, <strong>Mai</strong>/<strong>Juni</strong> <strong>2006</strong><br />

treffen. So lasst uns Allahs Worte nicht vergessen:<br />

„Wahrlich,Wir boten den Vertrauenspfad<br />

den Himmeln und den Bergen, doch sie<br />

weigerten sich, es zu tragen und schreckten<br />

davor zurück.Aber der Mensch nahm es auf<br />

sich…“ . Denn Ziel ist es ein islamisches<br />

Bewusstsein zu entwickeln, das dabei hilft ein<br />

produktives Mitglied der Gesellschaft zu werden<br />

und auf vorhandene Konflikte mit Lösungen zu<br />

reagieren anstatt sich zurückzuziehen.<br />

Fußnote:<br />

(1) Culture Jammer (Kulturstörer) verfremden<br />

weltweit die platten Botschaften der<br />

Werbewirtschaft, um politische Statements<br />

abzugeben und zum Nachdenken anzuregen. Sie<br />

legen Strategien und Machtstrukturen offen um die<br />

Wahrheit der Reklame zum Ausdruck zu bringen.


Sami Alphan<br />

Ic-cimiterju tat-torok<br />

Der türkisch-osmanische Friedhof auf Malta<br />

Positiv überrascht wird der Urlauber auf Malta<br />

nicht nur durch das warme Wetter dort, das den<br />

Touristen in mediterraner Tradition schon beim<br />

Ausstieg aus dem Flieger herzlich entgegenschlägt.<br />

Die ersten akustischen Kontakte in Form von<br />

Durchsagen auf Malti, die Sprache der Malteser,<br />

und die Wörter in verschiedenen<br />

Hinweisschildern in<br />

lateinischen Schriftzeichen am<br />

Flughafen wecken noch dazu<br />

eine linguale Neugier; die Ähnlichkeiten<br />

mit dem Arabischen<br />

sind verblüffend und dies ist<br />

noch erst der Anfang der<br />

weiteren angenehmen aber<br />

auch manchmal wehmütigen<br />

Überraschungen auf Malta.<br />

Geschichte und Sprache<br />

Maltas<br />

Die 316 km² kleine (der längste<br />

Durchmesser 37km) Insel<br />

Malta und die ihr zugehörende<br />

Schwester-Insel Gozo liegen 95<br />

km südlich von Sizilien im<br />

zentralen Mittelmeer und<br />

gehören somit geographisch<br />

und politisch zu Europa. Zum<br />

nächsten Land mit islamischer<br />

Bevölkerung, nämlich nach<br />

Tunesien, sind es nur 320 km,<br />

wo auch die Ursprünge der<br />

ersten Kontakte mit Muslimen<br />

liegen. Schon im Jahre 870<br />

eroberten die Aghlabiden unter<br />

der Führung Omar Ubaydullah<br />

al-Aghlab aus Nordafrika die<br />

Inselgruppe. Die Aghlabiden<br />

erlaubten den Christen die<br />

freie Religionsausübung und<br />

führten Malta zu einer neuen<br />

kulturellen und wirtschaftlichen<br />

Blütezeit, in der der größte Teil<br />

der Bevölkerung zum Islam<br />

übertrat. Malta blieb bis 1090<br />

Sehenswertes13<br />

<strong>NUN</strong> - <strong>Ausgabe</strong> 4, <strong>Mai</strong>/<strong>Juni</strong> <strong>2006</strong><br />

in aghlabidischer Hand. In dieser Zeit wurde insbesondere<br />

die Sprache stark vom Arabischen geprägt;<br />

geographische, technische und landwirtschaftliche<br />

Begriffe, die es zuvor nicht gab, vermischten sich<br />

mit der vorhandenen semitischen Sprache zu Malti.<br />

1090 übernahmen die Normannen die Kontrolle<br />

über die Insel. Dann fiel<br />

1194 Malta in die staufische<br />

Hand. Erst unter<br />

Friedrich II. im Jahre<br />

1249 wurden die Muslime<br />

nach einem Aufstand<br />

von der Insel vertrieben<br />

oder zwangschristianisiert.<br />

Dass auf<br />

der Insel gar keine<br />

historisch-religiösen<br />

Bauten aus aghlabidischer<br />

Zeit anzutreffen<br />

sind, könnte unter anderem<br />

ihren Grund und<br />

Anfang in dieser Zeit<br />

haben.<br />

Als die Johanniter-Ritter<br />

durch den osmanischen<br />

Sultan Süleyman dem<br />

Prächtigen 1522 gezwungen<br />

wurden die<br />

von ihnen seit 213<br />

Jahren beherrschte Insel<br />

Rhodos zu verlassen,<br />

wurde ihnen Malta von<br />

Papst Clemens VII., der<br />

selbst ein ehemaliger<br />

Ordensritter war, als<br />

Heimat angeboten.<br />

Spaniens damaliger<br />

Herrscher Karl V., zu<br />

dessen Reich auch<br />

Malta gehörte, überließ<br />

Malta aufgrund der<br />

Fürsprache des Papstes<br />

im Jahre 1530 an den<br />

Johanniter-Orden.


Da die Insel militärisch-strategisch zentral gelegen<br />

war, konnten die Ordensritter vor allem muslimische<br />

Handelsschiffe angreifen und deren Passagiere<br />

versklaven. Die Überfälle häuften sich und aus<br />

diesem Grunde waren die Johanniter in Malta den<br />

Osmanen ein Dorn im Auge. Die Schmerzgrenze<br />

für die Hohe Pforte war bereits überschritten als<br />

die Ordensritter im Jahre 1565 ein osmanisches<br />

Schiff kaperten und für den osmanischen Palast<br />

bestimmte kostbare Gegenstände beschlagnahmten.<br />

Zudem versklavten sie auf diesem Schiff die<br />

Passagiere, die sich auf der Rückfahrt ihrer<br />

Hadschreise befanden. Suleyman der Prächtige ließ<br />

Vorbereitungen für die Fahrt auf Malta treffen. Die<br />

osmanische Flotte wurde am 18. <strong>Mai</strong> 1565 vor<br />

Malta gesichtet. Die osmanischen Soldaten gingen<br />

in der Hafenstadt Marsa aufs Land.Aufgrund<br />

organisatorischer Probleme und den Johannitern<br />

zur Hilfe eilender Spanier sah sich die osmanische<br />

Flotte gezwungen am 8. September 1565 nach<br />

viermonatiger Belagerung zurückzuziehen. Der<br />

osmanische Generalgouverneur von Tunesien, der<br />

berühmte Dragot (türkisch:Turgut Reis) wurde bei<br />

den Kämpfen schwer verwundet und erlag seinen<br />

Verletzungen. Noch heute wird dieser Ort<br />

„Dragot-Point“ genannt. Seitdem wird in einigen<br />

Ortschaften auf Malta im ersten Septemberwo-<br />

Sehenswertes14<br />

<strong>NUN</strong> - <strong>Ausgabe</strong> 4, <strong>Mai</strong>/<strong>Juni</strong> <strong>2006</strong><br />

chenende das Ende der "Grossen Belagerung"<br />

festlich gefeiert.<br />

Im Jahre 1798 übergab der einzige deutsche und<br />

letzte Johanniter-Großmeister Ferdinand von<br />

Hompesch, der einzige Sprecher der maltesischen<br />

Sprache unter den Orden-Großmeistern, die Insel<br />

an Napoleons Armee. Im Jahre 1800 besetzten die<br />

Briten die Insel und blieben bis 1964 als Kolonialherren<br />

auf der Insel.<br />

Die sich wechselnden Herrscher der Insel beeinflussten<br />

u.a. auch die Sprache der Malteser. Durch<br />

die Johanniter galt für längere Zeit Italienisch als<br />

Amtssprache und wurde vom Adel gesprochen. Mit<br />

den Briten kamen auch die Einflüsse der englischen<br />

Sprache. Im 18. und 19. Jahrhundert entwickelte<br />

sich Malti als eine Schriftsprache, die sich aber erst<br />

1934 zur Amtsprache neben Englisch etablieren<br />

konnte. Eine mehr oder weniger verbindliche<br />

Orthografie mit lateinischen Buchstaben und<br />

eigenen Sonderzeichen für die Wiedergabe der<br />

ursprünglich arabischen Laute gelang auch zu<br />

dieser Zeit. Die Einflüsse der nichtarabischen<br />

Sprachen begrenzten sich aber nur im Vokabular. So<br />

wird gern Malti als die einzige semitische Sprache<br />

mit lateinischen Buchstaben definiert.


ic-cimiterju tat-torok Der türkischosmanische<br />

Friedhof<br />

Die nächste Überraschung, diesmal aber trauriger<br />

Natur, erlebt man in der Stadt Marsa. In Marsa<br />

befindet sich ein ziemlich unbekannter Ort, der in<br />

keinem deutschsprachigen Reiseführer weder<br />

abgebildet noch erwähnt ist: "ic-cimiterju tattorok"<br />

auf Malti oder "Turkish Cemetery" , wie<br />

es von den britischen Besatzern der Insel genannt<br />

wurde. Somit kamen die Osmanen mit der Insel<br />

Malta noch einmal in Berührung, diesmal in Form<br />

eines Friedhofs.<br />

Es handelt sich bei "ic-cimiterju tat-torok" um einen<br />

Friedhof von auf Malta verstorbenen Muslimen<br />

aus allen Nationalitäten aus spätosmanischer Zeit.<br />

Die Ursprünge könnten sogar in der "Großen<br />

Belagerung" von 1565 durch die osmanische Flotte<br />

liegen.Wie erwähnt gingen die osmanischen<br />

Sehenswertes15<br />

<strong>NUN</strong> - <strong>Ausgabe</strong> 4, <strong>Mai</strong>/<strong>Juni</strong> <strong>2006</strong><br />

Soldaten bei der "Großen Belagerung" im Jahre<br />

1565 bei der Hafenstadt Marsa aufs Land und<br />

schlugen ihr Lager dort auf. Da bei den Kämpfen<br />

zahlreiche Verluste zu verzeichnen waren, wurden<br />

auch eventuell die verstorbenen Soldaten in Marsa<br />

vor Ort beerdigt. Somit könnte sich dieser Ort<br />

auch Jahre später zu einem Friedhof der in<br />

Gefangenschaft verstorbenen Muslime auf Malta<br />

entwickelt haben. Zur Zeit der Johanniter war<br />

sogar ein kleiner Gebetsraum für die osmanischen<br />

Sklaven neben diesem Friedhof vorhanden.Als die<br />

Briten im 19. Jahrhundert diesen Bereich ausbaggerten,<br />

um den Grund eines Baches zu erweitern,<br />

zerstörten sie den Friedhof.Als Kompensation<br />

boten sie der osmanischen Regierung ein anderes<br />

Stück Land in Marsa an, auf dem der heutige<br />

osmanische Friedhof sich befindet. Dieses Grundstück<br />

wurde durch einen Vertrag zwischen dem<br />

osmanischen Generalkonsul auf<br />

Malta Antonio Nagum Dohani Efendi<br />

- dem Namen nach nichtmuslimischen<br />

Glaubens - und dem maltesischen<br />

Finanzbeamten Hon. Dr.<br />

Giovanni Battista Trapani am 11. <strong>Juni</strong><br />

1873 abgeschlossen. Im Jahre 1290<br />

nach osmanischer Zeitrechnung<br />

(1874 n. Ch.) wurde der Friedhof<br />

fertig gestellt und galt fortan als<br />

osmanisches Territorium und diente<br />

für die auf Malta verstorbenen<br />

Muslime als Ruhestätte. Die<br />

Überreste vom alten Friedhof<br />

wurden auch dann in dieser neuen<br />

Grabstätte beigesetzt.<br />

Die Architektur des Friedhofs<br />

Die Bauten auf dem Friedhof wurden<br />

im Grabmal-Stil der moghulischislamischen<br />

Zeit aus dem 17.<br />

Jahrhundert von einem Architekten<br />

namens E. L. Cazilia zur<br />

Herrscherzeit des osmanischen<br />

Sultans Abdulaziz (1861 - 1876)<br />

errichtet. Die Architektur ähnelt dem<br />

Ibrahim-Ravza-Mausoleum in<br />

Bidjapur/Dekkan in Indien, das durch<br />

Ibrahim Adil Schah (1580-1627)<br />

erbaut wurde.Als Material wurde<br />

der für die Insel typische<br />

Globigerinenkalk (Kalksandstein) mit<br />

sandbrauner Farbe benutzt.


Das viereckige Friedhofsgelände umfasst ungefähr<br />

1000m² und hat eine äußere Umfassungsmauer<br />

und eine von dieser äußeren etwa 5 m entfernte<br />

innere Mauer mit reichen orientalischen Verzierungen<br />

und Ziertürmchen in Form von Minaretten.<br />

In den Hauptteil mit den Gräbern gelingt man<br />

durch ein mit einer osmanischen Tugra (Zeichen<br />

des Sultans) Abdulaziz Khans geschmücktes Tor.<br />

Der Eingang wurde in Form eines hufeisenförmigen<br />

Portals konzipiert, das uns aus Andalusien und<br />

Nordafrika bekannt ist.Auch die anderen Tore der<br />

Anlage haben eine solche Form. Auf der linken<br />

Seite des zum hinteren Bauteil führenden Ganges<br />

befinden sich die Gräber der nichtosmanischen<br />

und auf der rechten Seite die der osmanischen<br />

militärischen Verstorbenen, die<br />

hauptsächlich durch die Briten im<br />

ersten Weltkrieg gefangen<br />

genommen und auf die Insel<br />

gebracht worden waren.<br />

In der Mitte des hinteren Bauteils<br />

befindet sich die Inschrift des<br />

Friedhofs in Französisch<br />

einführend mit einigen Versen aus<br />

dem Koran über Auferstehung und<br />

Tod (Takwir:1-2 und Al-Qiyamah:<br />

40) und darauf folgend der Name<br />

des osmanischen Sultans Abdulaziz<br />

als Bauherr, seines Generalkonsuls<br />

auf Malta, des Architekten sowie<br />

das Baujahr.Auf dem oberen Teil<br />

dieser Inschrift wurde nachträglich<br />

im Jahre 1335 osmanischer<br />

Zeitrechnung (1919 n Ch.) der<br />

folgende Vermerk in der<br />

osmanischen Rik'a-Schrift<br />

angebracht: "Dieser Friedhof<br />

wurde zur Herrscherzeit des<br />

Sultans der Osmanen Sultan<br />

Abdulaziz Khan im Jahre 1290 der<br />

Higra errichtet./Die Restauration<br />

des Gebetsplatzes durch Esref<br />

(sprich: Eschref ) Bey im Jahre<br />

1335"(1919 n. Ch - Vermerk des<br />

Autors). Rechts und links von der<br />

Inschrift befindliche Räume<br />

wurden als Waschhalle für Leichen<br />

und als Moschee benutzt. Diese<br />

beiden Räume sowie der Torbau<br />

wurden mit zwiebelförmigen<br />

Kuppeln bekrönt und haben an den<br />

jeweils vier Ecken Ziertürmchen<br />

in Form von Minaretten. Die<br />

Außenwände des Gebäudes sind<br />

Ziertürme<br />

Kuppeln<br />

<strong>NUN</strong> - <strong>Ausgabe</strong> 4, <strong>Mai</strong>/<strong>Juni</strong> <strong>2006</strong><br />

reich mit Mustern verziert, die als Flachreliefs<br />

ausgeführt sind und die sich auch an den<br />

Ziertürmchen und Minaretten wiederholen.<br />

Der oben erwähnte Esref Bey ließ im rechten Teil<br />

des Friedhofs ein ca. 3m hohes Denkmal mit den<br />

Namen der dort beigesetzten Militärs errichten.<br />

Dort heißt es: "O Besucher! Dieses Denkmal ist<br />

zur Wiederbelebung des Andenkens der während<br />

des Weltkrieges auf Malta in der Gefangenschaft<br />

Verstorbenen vom Kommandeur der<br />

Widerstandskämpfer Esref Bey als Schenkung<br />

errichtet. Beten Sie für ihr Seelenheil. Al-Fatiha."<br />

Sehenswertes16<br />

Denkmalsäule<br />

Springbrunnen<br />

Eingangsportal


Eşref Bey und Malta<br />

Als die osmanische Armee im ersten Weltkrieg<br />

kapitulierte, besetzten die Briten Istanbul und<br />

ließen alle namhaften Persönlichkeiten in Istanbul<br />

von 1919 an inhaftieren. Entsprechend ihrer<br />

damaligen Politik schickten sie diese ins Exil auf die<br />

Insel Malta. Einige dieser Personen befanden sich<br />

etwa zwei Jahre bis 1921 in Malta. Eşref Bey, besser<br />

gesagt "Ku şçubaşı (sprich: Kusch-tschubasche) Eşref Sencer (sprich: Sen-dscher) Bey", ein bewundernswert<br />

eifriger Offizier der osmanischen Armee,<br />

gehörte nicht zu diesen Inhaftierten aus Istanbul,<br />

obwohl er sich auch in Malta befand. Er war der<br />

zweite Mann in der osmanischen Teskilat-i<br />

Mahsusa (Organisation für Sonderaufgaben), eine<br />

Art geheimdienstliche Spezialeinheit mit weltweit<br />

über 30000 verdeckten Mitarbeitern, die für die<br />

Spionageabwehr, Spionage und Widerstandsorganisation<br />

in verschiedenen Ländern inner- und<br />

außerhalb des Osmanischen Reiches gegen die<br />

damaligen Kolonialmächte zuständig waren. Das<br />

Dienstgebiet von Esref Bey war Arabien und er<br />

sorgte dafür, die loyalen arabischen Stämme gegen<br />

die kolonialen Briten zu organisieren und sie mit<br />

Waffen und Geld zu unterstützen. Sozusagen war<br />

er der Gegenpart von "Lawrence von Arabien." Als<br />

er eine Eisenbahnfracht mit Waffen und Geld für<br />

den Widerstand in Arabien begleitete, wurde er<br />

nach einem Gefecht mit britischen Soldaten im<br />

Jahre 1917 gefangen genommen und mit den<br />

übrigen gefangenen Armeekommandanten aus der<br />

arabischen Insel nach Ägypten und von dort nach<br />

Malta geführt. Dort organisierten diese Gefangenen<br />

unter seiner Führung unter anderem auch<br />

die Restauration des osmanischen Friedhofs auf<br />

Malta.<br />

Ic-cimiterju tat-torok heute<br />

Nach 1919 bzw. dem Ende des Osmanischen<br />

Reiches überließ man den Friedhof seinem<br />

Schicksal. Erst 1996 wurde er wiederentdeckt, als<br />

sich der verstorbene Vorstandsvorsitzende der<br />

Sehenswertes17<br />

<strong>NUN</strong> - <strong>Ausgabe</strong> 4, <strong>Mai</strong>/<strong>Juni</strong> <strong>2006</strong><br />

türkischen Garanti-Bank,Ayhan Sahenk, anlässlich<br />

einer Filialeröffnung auf Malta befand und durch<br />

einen Fonds die Kosten für die Restauration des<br />

Friedhofs von 1996 bis 1999 von der Garanti-Bank<br />

übernehmen ließ. "Ic-cimiterju tat-torok" gilt<br />

immer noch als türkisches Territorium und dort<br />

finden aus Denkmalschutzgründen keine Beisetzungen<br />

mehr statt. Das Gehalt des Gärtners aus der<br />

Familia Casha, die sich seit 3 Generationen um die<br />

Pflege der Gartenanlage sorgt, wird von der<br />

türkischen Regierung getragen; das alles aber ist<br />

lediglich ein kleiner Tropfen auf dem heißen Stein.<br />

In fernmündlichen Gesprächen identifizierten sich<br />

überzeugend sowohl der Filialleiter der türkischen<br />

Garanti-Bank auf Malta als auch die für Malta<br />

zuständigen Botschaftsangehörigen der türkischen<br />

Regierung im Vatikan mit dem "Osmanischen<br />

Friedhof" und zeigten sich besorgt um seine<br />

Zukunft. Es müssten aber alsbald darüber hinaus<br />

für die Restauration und Instandhaltungsmaßnahmen,<br />

sowie die historische und architektonische<br />

Erfassung und Dokumentation des Komplexes<br />

finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt werden. Die<br />

wissenschaftliche Dokumentation könnte ein<br />

Student der Architektur oder der Geschichte als<br />

Magister- oder Promotionsarbeit übernehmen,<br />

durch welche gewiss viele zurzeit offen stehende<br />

Fragen wie z.B. über den Architekten, die<br />

Baukosten, die Wahl dieses Baustils, die Baumeister<br />

etc. beantwortet werden könnten. Für Erhalt und<br />

Restauration wird wohl leider der osmanische<br />

Friedhof auf eine Stiftung einiger guter Muslime<br />

vergebens warten müssen.<br />

Die Leser wurden nun jetzt durch die Lektüre<br />

dieses Artikels in einer Art und Weise zu<br />

Besuchern des muslimisch-osmanischen Friedhofs<br />

auf Malta. So möchten sie sich freundlicherweise<br />

der höflichen Bitte von Esref Bey an die Besucher<br />

des Friedhofes folgen, wenn sie jetzt mit diesen<br />

letzten Sätzen den Rundgang auf dem Friedhof<br />

beenden: "Beten Sie für ihr Seelenheil ein Al-<br />

Fatiha".


Die Zeit<br />

Der Zeit sei’s geschworen<br />

Wahrlich, der Mensch ist verloren<br />

außer die Glauben und nach Gutem streben<br />

Recht und Geduld sich anempfehlen<br />

Die Bedeutung der Sure ASR im Koran wurde von Alpaslan Akar<br />

dichterisch nachempfunden


M. Mevdudi Can<br />

Prophetenliebe<br />

Real oder fiktiv<br />

Der Prophet19<br />

<strong>NUN</strong> - <strong>Ausgabe</strong> 4, <strong>Mai</strong>/<strong>Juni</strong> <strong>2006</strong><br />

?<br />

Manche Aspekte drohen in überhitzten Debatten doch unterzugehen. So auch bei dem Karikaturenstreit,<br />

der sich in diesen Tagen gelegt zu haben scheint. Doch im kollektiven Unterbewusstsein in der westlichen<br />

Welt hat sich folgendes Bild der muslimischen Prophetenliebe eingebettet: Fanatische Muslime wehren<br />

sich dagegen, dass der Prophet als Terrorist dargestellt wird. So fällt es auch den muslimischen Gemeinden<br />

in Deutschland schwer, die eigene Meinung zu Worte zu bringen. Zu groß ist die Gefahr, dass man durch<br />

die Öffentlichkeit in die gleiche Kategorie mit den Fanatikern gestellt wird. Eine Lähmung macht sich unter<br />

den muslimischen Intellektuellen breit.Von schwachen Stimmen ist zu hören, dass der Islam Terrorismus<br />

nicht duldet.<br />

Fragen über Fragen, die wir nur ansatzweise zu beantworten in der Lage sind. Doch auch diese Vorkommnisse<br />

der letzten Wochen haben einen positiven Effekt. Man fragt sich, inwieweit man den<br />

Propheten kennt.War er wirklich ein Prophet der Liebe oder des Krieges? Genau hier müssten wir uns<br />

Muslime fragen, ob wir uns genug Wissen angeeignet haben, um diese Fragen beantworten zu können.<br />

Nicht unsere Meinung alleine, sondern eine auf Wissen basierende Meinung sollten wir äussern. Dies, so<br />

glaube ich, sind wir dem Propheten schuldig. Es reicht nicht alleine zu sagen “wir lieben ihn über alles”.<br />

Ihn zu lieben, dabei aber keines seiner Lehren zu kennen geht über eine Heuchelei nicht hinaus. Eine noch<br />

größere Respektlosigkeit ist aber mit Sicherheit, Sachen über unseren Propheten zu lesen, die nicht der<br />

Wahrheit entsprechen. Es gibt genügend Bücher, die hierzu fundiertes Wissen anbieten.Auch der deutsche<br />

Leser ist von diesen Quellen größstenteils nicht ausgeschlossen.Wir sollten aufhören, einen fiktiven<br />

Propheten zu lieben. Es sollte uns klar sein, dass der Prophet immer die Betonung darauf gelegt hat, dass<br />

er 'abdun ve nebiyyun',<br />

also sowohl ein Geschöpf Allahs (Diener ist glaube ich nicht als Ausdruck<br />

angemessen) als auch sein Prophet ist. Zu übersehen, dass der Prophet seine Menschlichkeit betont,<br />

würde auch seine ganze Lehre in eine fiktive Lehre führen. Die Muslime heute können nur einen Islam<br />

praktizieren, den auch der Prophet mit seinen Freunden vor vierzehnhundert Jahren praktiziert hat. So ist<br />

auch eine Lektüre über das Leben und das Verstehen der engsten Freunde des Propheten für uns<br />

obligatorisch. Nur so lässt sich eine legitime Assoziation mit unserer Zeit durchführen. Es bleibt also<br />

letzendlich an uns. Es sollte nicht Ziel unserer Lektüre sein, den “anderen” die eigene Kompetenz zu<br />

zeigen.Vielmehr ist es für uns persönlich gedacht.


Eingangsgebet<br />

GOTTES NAMEN woll'n wir nennen allererst,<br />

Das ist Pflicht für jeden Menschen allererst.<br />

Wer des Namens Gottes zu Beginn gedenkt,<br />

Gott in jeder Arbeit ihm Erleicht'rung schenkt.<br />

Ist der Name Gottes jeder Tat Beginn,<br />

Niemals geht ihr Ende dann zum Schlechten hin.<br />

Gottes Name sei genannt in jedem Hauch!<br />

Dann vollendet sich in ihm die Arbeit auch.<br />

Spricht die Zunge einmal ,,Gott" voll Liebe hier,<br />

Fall'n wie Herbstlaub alle Sünden ab von dir.<br />

Wer den reinen Namen nennt, wird selber rein.<br />

Wer sagt ,,Gott", gelangt zu jedem Ziele sein.<br />

Komm, voll Liebe lass ,,Allah" uns sagen jetzt<br />

Und mit Seufzern und mit Tränen klagen jetzt:<br />

Möge jener König unser gnädig sein,<br />

Der Erbarmer, Gnadenvolle, Gott allein!<br />

Einer ist Er, seine Einheit zweifellos,<br />

Ist die Zahl der Falsches Sagenden auch groß.<br />

Als die Welten noch nicht waren, war doch Er,<br />

Unbedürftig aller Schöpfung, hoch und hehr.<br />

Als schon Er war, war noch Mensch und Engel nicht,<br />

Thron und Himmel, Sonne, Mond, neun Sphären nicht.<br />

Voller Kunst bracht Er sie all ins Sein,<br />

Heiß bekennen alle, dass Er Eins ist, Ein.<br />

Braucht' der Mächt'ge Seine Kraft so zum Erweis,<br />

Wurden sie für Seine Einheit zum Beweis.<br />

,,Sei!" sprach Er einmal, da wurde diese Welt.<br />

Spricht Er ,,Sei nicht!" - wie im Nu sie gleich zerschellt!<br />

Aber braucht es hier denn vieler Worte noch?<br />

Gott ist Einer, neben ihm kein andrer noch!<br />

Die Geburt des Propheten Mohammed<br />

AMINA HATUN, Mohammeds Mutter rein-<br />

Diese Muschel, sie gebar die Perle fein.<br />

<strong>NUN</strong> - <strong>Ausgabe</strong> 4, <strong>Mai</strong>/<strong>Juni</strong> <strong>2006</strong><br />

Mevlüt<br />

von Süleyman Çelebi (gest. 1419)<br />

Bei diesem Gedicht handelt es sich um das meistgelesene und vorgetragene, religiöse Gedicht des türkischsprachigen<br />

Anatoliens und Balkans. Die Übersetzung von Prof. Dr.Annemarie Schimmel grenzt beinahe an der Übertreffung<br />

des Originaltextes. Man möge bei der Lektüre stets die überaus hochgeschätzte Liebe zum Propheten Mohammed<br />

und die künstlerische Freiheit im Auge behalten.<br />

Mevlûd oder Mevlüt (türkische Aussprache) bedeutet wörtlich “der Geborene” und das Gedicht wird auch so<br />

genannt, weil es immer am Jahrestag der prophetischen Geburt am 12. Rabi'u l-awwal nach dem Hidschra-Kalender<br />

in türkischsprachigen Moscheen vorgetragen wird. Ein unübertreffliches Gedicht, das die Geburt des Propheten<br />

Mohammed beschreibt und eine hervorragende Übertragung in die deutsche Sprache von Prof. Dr.A.Schimmel.<br />

Nûrun 'alâ nûr.<br />

(Aus dem goldenen Becher - Türkische Gedichte aus sieben Jahrhunderten'; Schimmel,A., 232 Seiten)<br />

Als von Abdullah sie da ein Kind empfing,<br />

Kam die Zeit herbei, und Tag und Stunde ging;<br />

Als das Kommen Mohammeds nun nahe war,<br />

Zeigten sich zuvor gar viele Zeichen klar.<br />

Jene Nacht des Monats Rabi'ul-evvel,<br />

Jene zwölfte Nacht, die zwölfte Nacht so hell -<br />

Da der Menschen Bester ward geborn allhie:<br />

Was sah seine Mutter alles, was sah sie?<br />

Sagte sie: Ich sah (so sprach die Mutter rein)<br />

Solch ein Licht - die Sonn' vor ihm ein Mückelein!<br />

Plötzlich leuchtend es aus meinem Hause quoll,<br />

Bis zum Himmel war die Welt von Licht ganz voll.<br />

Auf tat sich der Himmel, Finsternis entschwand,<br />

Sah drei Engel ich, drei Banner in der Hand.<br />

Der im Osten, der im Westen stand der Welt,<br />

Einer hat sich auf der Kaaba Dach gestellt.<br />

Stiegen dann vom Himmel Engel Reih um Reih,<br />

Kreisten um mein Haus, als ob's die Kaaba sei.<br />

Legten sie dann in die Luft ein Lager fein<br />

Aus Brokat - es breitete ein Engel rein.<br />

Als ich all die Dinge deutlich vor mir sah,<br />

Ganz voll Staunen und Verwirrung blieb ich da.<br />

Plötzlich spaltete die Wand sich, und sofort<br />

Wurden sichtbar auch drei Huris mir all dort.<br />

Mancher sagt, dass eine dieser holden Drei<br />

Asiye, ganz wunderschön, gewesen sei.<br />

Eine war Maria, das war deutlich klar.<br />

Lind die dritte eine zarte Huri war.<br />

Kamen die drei Mondgesicht'gen liebreich an,<br />

Boten ohne Zögern mir den Gruß sodann.<br />

Kamen die drei, setzten sich im Kreis um mich,<br />

Fröhlich Mohammeds Geburt verkündend sich.<br />

Sagten sie: Ein Sohn wie deiner, solcher Art<br />

Kam zur Welt nicht, seit die Welt erschaffen ward.<br />

Einen Sohn wie deinen, herrlich - so wie ihn<br />

Hat der Mächt'ge keiner Mutter noch verliehn.<br />

Der Prophet20


Höchstes Glück ward dir, o Liebliche, erkorn,<br />

Dass von dir der Schöngeschaffne wird gebor'n.<br />

Der da kommt, wird Fürst des Gotteswissens sein,<br />

Der da kommt, wird Einheits-, Kenntnisquelle sein.<br />

Seinetwillen drehet sich der Sphären Kreis,<br />

Sein Gesicht ersehnen Mensch und Engel heiß!<br />

Heute ist's, da dieser Edle in der Nacht<br />

Alle Welt mit hellem Lichte lieblich macht.<br />

Diese Nacht macht er zum Paradies die Welt,<br />

Diese Nacht erbarmt der Herr sich Seiner Welt.<br />

Ist Erbarmung für die Welten Mustafa!<br />

Ist der Fürsprech für die Sünder Mustafa!<br />

So beschrieben sie sein holdes Wesen ganz,<br />

So erweckten Sehnsucht sie nach jenem Glanz.<br />

Amina sprach:Als die Zeit vollendet ward,<br />

Dass zur Welt kam dieser Menschen Bester zart,<br />

Dürstete von starker Hitze ich so sehr -<br />

Reichten sie ein Glas gefüllt mit Scherbet her.<br />

Da ich trank, verging mein Körper ganz in Licht,<br />

Konnt mich selbst vom Lichte unterscheiden nicht.<br />

Kam ein weißer Schwan geflogen schwingenweich,<br />

Meinen Rücken streichelt' er ganz stark sogleich,<br />

Ward der Glaubensfürst geborn zu jener Stund -<br />

Ganz in Licht versanken Erd' und Himmelsrund.<br />

Was geschaffen. wurde alles Freuden reich.<br />

Gram verging, die Welt fand neues Leben gleich.<br />

Alle Stäubchen in der Welt - mit Freudenschrei<br />

Riefen sie zusammen all:Willkommen sei!<br />

Sei willkommen, hoher Fürst, sei uns gegrüßt!<br />

Sei willkommen,Weisheitsbergschacht, sei gegrüßt!<br />

Der Prophet14<br />

<strong>NUN</strong> - <strong>Ausgabe</strong> 4, <strong>Mai</strong>/<strong>Juni</strong> <strong>2006</strong><br />

Sei willkommen, Buchs Geheimnis, sei gegrüßt!<br />

Sei willkommen, Schmerzensheilung, sei gegrüßt!<br />

Sei willkommen, Gottes Mond- und Sonnenlicht!<br />

Sei willkommen, der von Gott getrennt du nicht!<br />

Sei willkommen, Schönheitsgartens Nachtigall!<br />

Sei willkommen, Freund des Herrn der Mächte all!<br />

Sei willkommen, Zufluchtsort des Volkes dein!<br />

Sei willkommen, der du heilst der Armen Pein!<br />

Sei willkommen, ew'ge Seele, sei gegrüßt!<br />

Sei willkommen, Schenk der Liebenden, gegrüßt!<br />

Sei willkommen, du des Freundes Augenstern!<br />

Sei willkommen, sehr Geliebter du des Herrn!<br />

Sei willkommen, du Erbarmung für die Welt!<br />

Sei willkommen, du der Sünder Fürsprachheld!<br />

Sei willkommen, Fürst der Welten hier und dort!<br />

Nur um dich ward ja geschaffen Sein und Ort.<br />

Sonnenschöner, leuchtend helles Mondgesicht:<br />

Wie viel Tiefgestürzten bist du Stütze nicht!<br />

Bist die Stütze ach wie vieler, die da fallen,<br />

Zufluchtsort von Sklaven und von Freien allen.<br />

O du Heilung für der Herzen bittren Schmerz,<br />

O du König des Geschaffnen allerwärts!<br />

Du bist jener Fürst der sämtlichen Propheten,<br />

Augenlicht der Heil'gen, aller die da beten-<br />

O du Siegel auf der Gottessendung Thron!<br />

O du Siegel vom Prophetenschaft schon!<br />

Denn dein Licht macht diese Welt zum hellen Tag,<br />

Deine Schönheit macht die Welt zum Rosenhag.<br />

O Freund Gottes, lass uns Hilfe angedeih'n,<br />

Deine Huld erquick mein letztes Stündelein!


�<br />

<strong>NUN</strong> - <strong>Ausgabe</strong> 4, <strong>Mai</strong>/<strong>Juni</strong> <strong>2006</strong><br />

Der Gesandte im Koran<br />

Koranverse über den Gesandten Mohammed<br />

Wer war Mohammed? Wie wurde er in dem durch ihn offenbarten Buch beschrieben? Entgegen der Behauptung,<br />

dass der Koran von ihm unter der Beeinflussung des Alten und Neuen Testaments und auf seinen Reisen<br />

durch christlich geprägte Länder entstanden ist, sehen wir im Koran Äußerungen über ihn, die uns<br />

deutlich auf die Hand legen, dass er in keiner Weise bei der Entstehung des Buches mitwirkte und seine eigenen<br />

Worte keinen Eingang in den Text des Korans fanden. Er wird im Koran unter anderem zurechtgewiesen,<br />

korrigiert, gerügt. Ferner beschreiben die Verse seinen vortrefflichen Charakter, seine Eigenschaften als<br />

Mensch und Prophet. In welchem Zusammenhang er im Koran erwähnt und beschrieben wird, haben wir in<br />

diesem Beitrag zusammengestellt. Für weitere Verse und ihre Erklärung sei der Leser auf entsprechende<br />

Koranexegesen verwiesen.<br />

Nûn. Und beim Schreibrohr und bei dem, was sie niederschreiben!<br />

Wahrlich, du bist - durch die Gnade deines<br />

Herrn - kein Besessener. Und für dich ist gewiss ein Lohn<br />

bestimmt, der dir nicht vorenthalten wird. Und du verfügst<br />

wahrlich über großartige Tugendeigenschaften. (68:1-4)<br />

Der Gesandte glaubt an das, was ihm von seinem Herrn<br />

herabgesandt worden ist, ebenso die Gläubigen; sie alle<br />

glauben an Allah und an Seine Engel und an Seine Bücher<br />

und an Seine Gesandten.Wir machen keinen Unter-schied<br />

zwischen Seinen Gesandten. Und sie sagen: "Wir hören<br />

und gehorchen. Gewähre uns Deine Vergebung, unser<br />

Herr, und zu Dir ist die Heimkehr. (2:285)<br />

Gehorcht Allah und dem Gesandten; vielleicht werdet ihr<br />

Erbarmen finden. Und wetteifert nach der Vergebung eures<br />

Herrn und nach einem Garten, dessen Breite der von<br />

Himmel und Erde entspricht, der für die Gottes-fürchtigen<br />

vorbereitet ist. Diejenigen, die spenden in Freud und Leid<br />

und den Groll unterdrücken und den Menschen vergeben.<br />

Und Allah liebt die Rechtschaffenen. (3:132-134)<br />

Und Mohammed ist nur ein Gesandter; schon vor ihm<br />

gingen die Gesandten dahin. Und ob er stirbt oder getötet<br />

wird, werdet ihr auf euren Fersen umkehren? Und wer auf<br />

seinen Fersen umkehrt nimmer schadet er Allah etwas;<br />

aber Allah wird wahrlich die Dankbaren belohnen. (3:144)<br />

Und wer Allah und dem Gesandten gehorcht, soll unter<br />

denen sein, denen Allah Seine Huld gewahrt, unter den<br />

Propheten, den Wahrhaftigen, den Zeugen und den<br />

Rechtschaffenen welch gute Gefährten! (4:69)<br />

Wer dem Gesandten gehorcht, der hat Allah gehorcht; und<br />

wenn sich jemand abwendet, so haben Wir dich nicht zum<br />

Hüter über sie gesandt. (4:80)<br />

O ihr Menschen, der Gesandte ist nunmehr zu euch mit<br />

der Wahrheit von eurem Herrn gekommen; glaubt darum,<br />

das gereicht euch zum Guten. Seid ihr aber ungläubig, dann<br />

ist Allahs, was in den Himmeln und was auf Erden ist; und<br />

Allah ist Allwissend,Allweise. (4:170)<br />

O du Gesandter! Verkünde, was zu dir von deinem Herrn<br />

hinabgesandt wurde; und wenn du es nicht tust, so hast du<br />

Seine Botschaft nicht verkündigt. Und Allah wird dich<br />

vor den Menschen schützen.Wahrlich,Allah weist den<br />

ungläubigen Leuten nicht den Weg. (5:67)<br />

Er sagte: "O meine Leute, es ist kein Irrtum in mir,<br />

sondern ich bin ein Gesandter vom Herrn der Welten.<br />

Ich überbringe euch die Botschaften meines Herrn und<br />

gebe euch aufrichtigen Rat, und ich weiß durch Allah,<br />

was ihr nicht wisset. (7:61-62)<br />

Dies sind jene, die dem Gesandten, dem Propheten<br />

folgen, der des Lesens und Schreibens unkundig ist; dort<br />

in der Thora und im Evangelium werden sie über ihn<br />

(geschrieben) finden: er gebietet ihnen das Gute und<br />

verbietet ihnen das Böse, und er erlaubt ihnen die guten<br />

Dinge und verwehrt ihnen die schlechten, und er nimmt<br />

ihnen ihre Last hinweg und die Fesseln, die auf ihnen<br />

lagen -; die also an ihn glauben und ihn stärken und ihm<br />

helfen und dem Licht folgen, das mit ihm hinabgesandt<br />

wurde, die sollen erfolgreich sein. (7:157)<br />

Und unter ihnen sind jene, die den Propheten kränken<br />

und sagen: "Er hört (auf alles)" Sprich: "Er hört für euch<br />

nur auf das Gute: Er glaubt an Allah und vertraut den<br />

Gläubigen und erweist denen unter euch Barmherzigkeit,<br />

die gläubig sind." Und denen, die den Gesandten<br />

Allahs kränken, wird eine schmerzliche Strafe zuteil sein.<br />

(9:61)<br />

Wahrlich, ein Gesandter aus eurer Mitte ist zu euch gekommen;<br />

es schmerzt ihn sehr, wenn ihr unter etwas leidet;<br />

er setzt sich eifrig für euer Wohl ein; gegen die<br />

Gläubigen ist er mitleidig und barmherzig. Doch wenn<br />

sie sich abwenden, so sprich: "Allah allein soll mir genügen.<br />

Es ist kein Gott außer Ihm.Auf Ihn vertraue ich, und<br />

Er ist der Herr des gewaltigen Throns." (9:128-129)<br />

Und Wir schickten keinen Gesandten vor dir, dem Wir<br />

nicht offenbart haben: "Es ist kein Gott außer Mir, darum<br />

dient nur Mir." (21:25)<br />

Und wenn ihr es für Lüge erklärt, so haben Generationen<br />

vor euch es für Lüge gehalten. Und dem Gesandten<br />

obliegt nur die deutliche Verkündigung." (29:18)<br />

Der Prophet22


Wahrlich, ihr habt an dem Gesandten Allahs ein schönes<br />

Vorbild für jeden, der auf Allah und den Letzten Tag hofft<br />

und Allahs häufig gedenkt. (33:21)<br />

Mohammed ist nicht der Vater eines eurer Männer,<br />

sondern der Gesandte Allahs und der letzte aller<br />

Propheten, und Allah besitzt die volle Kenntnis aller<br />

Dinge. (33:40)<br />

Und wisset, daß der Gesandte Allahs unter euch ist.<br />

Würde er sich in so vielen Dingen nach euren Wünschen<br />

richten, würdet ihr sicher in Bedrängnis kommen;<br />

jedoch Allah hat euch den Glauben lieb gemacht und sehr<br />

begehrenswert für eure Herzen; und Er hat euch<br />

Unglauben,Widersetzlichkeit und Ungehorsam<br />

verabscheuenswert gemacht. Das sind jene, die der<br />

rechten Bahn folgen. (49:7)<br />

Und da sagte Jesus, der Sohn der Maria: "O ihr Kinder<br />

Israels, ich bin Allahs Gesandter bei euch, der Bestätiger<br />

dessen, was von der Thora vor mir gewesen ist, und<br />

Bringer der frohen Botschaft eines Gesandten, der nach<br />

mir kommen wird. Sein Name wird Ahmad sein " Und als<br />

er zu ihnen mit den Beweisen kam, sagten sie: "Das ist ein<br />

offenkundiger Zauber." (61:6)<br />

Wie Wir auch unter euch einen Gesandten aus eurer<br />

Mitte erstehen ließen, der euch Unsere Verse verliest und<br />

euch läutert und euch das Buch und die Weisheit lehrt<br />

und euch lehrt, was ihr nicht wußtet (2:151)<br />

Er ist es, Der unter den Analphabeten einen Gesandten<br />

aus ihrer Mitte erweckt hat, um ihnen Seine Verse zu<br />

verlesen und sie zu reinigen und sie die Schrift und die<br />

Weisheit zu lehren, obwohl sie sich zuvor in einem<br />

offenkundigen Irrtum befanden (62:2)<br />

Allah hat euch wahrlich eine Ermahnung herniedergesandt.<br />

Einen Gesandten, der euch die deutlichen Verse<br />

Allahs verliest, auf das er jene, die glauben und gute<br />

Werke tun, aus den Finsternissen ans Licht führe. Und<br />

den, der an Allah glaubt und recht handelt, wird Er in<br />

Gärten führen, durch die Bäche fließen, worin (er) auf<br />

ewig verweilen wird.Allah hat ihm wahrlich eine treffliche<br />

Versorgung gewährt. ( 65:10-11)<br />

O ihr, die ihr glaubt, fürchtet Allah und glaubt an Seinen<br />

Gesandten ! Er wird euch einen doppelten Anteil von<br />

Seiner Barmherzigkeit geben und wird euch ein Licht<br />

bereiten, worin ihr wandeln werdet, und wird euch<br />

vergeben - und Allah ist Allvergebend, Barmherzig (57:28)<br />

Schon vor dir wurden Gesandte verspottet, doch das,<br />

worüber sie spotteten, erfaßte die Spötter unter ihnen.<br />

(6:10)<br />

Und Wir berichten dir von den Geschichten der<br />

Gesandten, um dein Herz zu festigen. Und hierin ist die<br />

Wahrheit zu dir gekommen und eine Ermahnung und<br />

eine Erinnerung für die Gläubigen. (11:120)<br />

Du bist wahrlich einer der Gesandten (36:3)<br />

Der Prophet23<br />

<strong>NUN</strong> - <strong>Ausgabe</strong> 4, <strong>Mai</strong>/<strong>Juni</strong> <strong>2006</strong><br />

Und mit der Wahrheit haben Wir (den Quran)<br />

hinabgesandt, und mit der Wahrheit kam er hernieder.<br />

Und dich entsandten Wir nur als Bringer froher<br />

Botschaft und Warner. (17:105)<br />

Und Wir entsandten dich nur aus Barmherzigkeit für alle<br />

Welten. (21:107)<br />

Und Wir haben dich nur als Bringer froher Botschaft und<br />

Warner für alle Menschen entsandt; jedoch die meisten<br />

Menschen wissen es nicht. (34:28)<br />

Haben Wir dir nicht deine Brust geweitet und dir deine<br />

Last abgenommen die schwer auf deinem Rücken lastete<br />

und deinen Namen erhöht? (94:1-4)<br />

Sprich: "lch bin nur ein Mensch wie ihr, doch mir ist<br />

offenbart worden, daß euer Gott ein Einziger Gott ist.<br />

Möge denn derjenige, der auf die Begegnung mit seinem<br />

Herrn hofft, gute Werke tun und keinen anderen<br />

einbeziehen in den Dienst an seinem Herrn." (18:110)<br />

Wir gewährten keinem Menschenwesen vor dir das<br />

ewige Leben.Als ob sie es wären, die ewig leben könnten,<br />

wenn du gestorben wärst! (21:34)<br />

Und am Tage, da Wir in jeglichem Volk einen Zeugen aus<br />

ihren eigenen Reihen gegen sie selbst erwecken werden,<br />

wollen Wir dich als Zeugen bringen gegen diese. Und Wir<br />

haben dir das Buch zur Erklärung aller Dinge<br />

herniedergesandt, und als Führung und Barmherzigkeit<br />

und frohe Botschaft für die Gottergebenen. (16:89)<br />

O Prophet,Wir haben dich als einen Zeugen, als Bringer<br />

froher Botschaft und als Warner entsandt und mit Seiner<br />

Erlaubnis als einen Ausrufer zu Allah und als eine<br />

lichtspendende Leuchte. (33:45-46)<br />

Sprich: "lch bin nur ein Warner; und es ist kein Gott<br />

außer Allah, dem Einzigen, dem Allbezwingenden (38:65)<br />

Und Mohammed ist nur ein Gesandter; schon vor ihm<br />

gingen die Gesandten dahin. Und ob er stirbt oder<br />

getötet wird, werdet ihr auf euren Fersen umkehren?<br />

Und wer auf seinen Fersen umkehrt nimmer schadet er<br />

Allah etwas; aber Allah wird wahrlich die Dankbaren<br />

belohnen. (3:144)<br />

Denjenigen aber, die gläubig sind und gute Werke tun und<br />

an das glauben, was auf Mohammed herabgesandt<br />

worden ist - und es ist ja die Wahrheit von ihrem Herrn -<br />

, denen tilgt Er ihre schlechten Taten und stellt ihre gute<br />

Lage wieder her. (47:2)<br />

Sprich: "Wenn ihr Allah liebt, so folgt mir. Lieben wird<br />

euch Allah und euch eure Sünden vergeben; denn Allah ist<br />

Allvergebend, Barmherzig." (3:31) Sprich: "Gehorcht Allah<br />

und dem Gesandten"; denn wenn sie den Rücken kehren<br />

siehe,Allah liebt die Ungläubigen nicht. (3:32)


Rosen, Regen, Segen<br />

<strong>NUN</strong> - <strong>Ausgabe</strong> 4, <strong>Mai</strong>/<strong>Juni</strong> <strong>2006</strong><br />

Gedanken über die auserlesenste Geburt der Geschichte<br />

Die Flora war nie dermaßen glücklich wie an<br />

jenem Tage, als die Sonne am Anfang jenes Tages<br />

hinaufstieg, auch das Universum nicht. Die Zeit war<br />

gekommen, ewiges Warten bekam ein Ende. Jahrelange<br />

Existenz erreichte seinen Daseinsgrund,<br />

jahrelange Übung, vollendete Perfektion kam zum<br />

großen Finale.Tausende, hundertstausende Pflanzen,<br />

Seinen Namen ausrufend, warteten auf den 12.<br />

Rabi'u l-awwal, der für einen Frühlingstag bestimmt<br />

war. Ein ganz besonderer Tag für das Menschengeschlecht,<br />

ein unvergleichlicher Zeitpunkt für das<br />

Universum, ein auserwählter Moment ja für das<br />

Sein und für die Existenz der Materie.<br />

Jene Nacht des Monats Rabi' ul-evvel,<br />

Jene zwölfte Nacht, die zwölfte Nacht so hell<br />

Da der Menschen Bester ward geboren allhie:<br />

Was ist der Grund für die Existenz der Pflanzenwelt<br />

und des Frühlings, wenn nicht dieser Tag, wenn<br />

nicht die Aufgabe des Vorboten für die Verkündung<br />

dieser Frohbotschaft. Der Erhabene, der für die<br />

Erschaffung der Materie keiner Kausalität bedarf<br />

und nur „sei“ zu sagen braucht, hätte auch ohne<br />

Frühling die Flora aus ihrem Winterschlaf erwecken<br />

können.Wäre es nicht möglich, dass die Pflanzenwelt<br />

nach tagelanger geborgener Existenz wie<br />

bei den Säugetieren, auf einmal aus ihren Inneren<br />

die Früchte auf die Welt würfe? Wieso diese Farbenpracht,<br />

wieso diese ewige, vollendete Ästhetik<br />

in allen Knospen und Blüten, in allen Blumen, in der<br />

Königin der Blumen, den Rosen? Wieso verlieh der<br />

Schöne der Rose diesen Duft und diese samtigen<br />

Blätter? War etwa nicht in Urewigkeit die Rose als<br />

sein Symbol bestimmt.Wieso diese menschliche<br />

Bewunderung für die Rosen? Sucht die Menschheit<br />

etwa in den Rosen unbewusst ihn und liebt in<br />

ihnen ihn?<br />

Das war kein gewöhnlicher Tag und es war kein<br />

gewöhnlicher Frühling. Der All-Ewige hatte in der<br />

Urewigkeit so entschieden, der Frühling war für ihn<br />

da, die Düfte der Blumen und insbesondere der<br />

Rosen waren für ihn aus Seiner Barmherzigkeit für<br />

„die Barmherzigkeit für das Universum“<br />

(Sure 21/107) erschaffen. Es war in der Erschaffung<br />

der Welt alles so eingestellt, dass die Welt zu seiner<br />

Geburt ihn und die junge Mutter mit Blumen, Düf-<br />

ten und Rosen empfinge. Es gibt nimmer einen<br />

triftigeren Grund als diesen. Imitieren etwa die<br />

Menschen unbewusst eine göttliche Tradition,<br />

wenn sie eine Wöchnerin mit Blumen und Rosen<br />

besuchen? Sollte nicht jeder Besucher dabei an<br />

jene Geburt denken, welche die Welt in Form des<br />

Frühlings willkommen hieß und danach jenes Tages<br />

seiner Geburt in Form des Frühlings gedenkt.We-<br />

lche Geburt sollte vom Erhabenen der Mutter und<br />

der Welt so beglückwünscht werden, wenn nicht<br />

diese:<br />

Was sah seine Mutter alles! Was sah sie! Sagten sie: „ein Sohn wie deiner solcher Art<br />

Kam zur Welt nicht, seit die Welt erschaffen ward!<br />

Einen Sohn wie deinen, herrlich so wie ihn<br />

Hat der Mächt'ge keiner Mutter verliehn.<br />

Die gesamte Natur hieß ihn willkommen:<br />

Was geschaffen, wurde alles freudenreich,<br />

Gram verging, die Welt fand neues Leben gleich.<br />

Alle Stäubchen in der Welt mit Freundenschrei<br />

Riefen sie zusammen all:Willkommen sei!<br />

Sei willkommen, hoher Fürst, sei und gegrüßt!<br />

Sei willkommen,Weisheitsbergschacht, sei gegrüßt!<br />

Jahrelang hat der Erschaffer die Welt mit Regen<br />

beschenkt, sodass die Flora sich auf ihn vorbereitete.<br />

Es ist eine unbeschreibliche Zusammenkunft,<br />

wenn die Rosen, was das Symbol seines Lächelns,<br />

seiner milden Natur ist, mit Frühlingsregen zusammenkommen.<br />

Dieser Duft nach ihm drängt in jeden<br />

Tropfen Regen hinein, die ganze Welt verwandelt<br />

sich zu einem Rosengarten, akzeptiert man seine<br />

Botschaft und verinnerlicht diese, geht man somit<br />

durch diesen Rosengarten, wird man mit Rosenduft<br />

durchnässt: Dank Allah wegen ihm.<br />

Der Prophet24


Wenn man diese einatmet, atmet man einen Teil<br />

dieses Segens, man wird eins mit dem Gesandten.<br />

Denkt man an ihn, riecht man Rosen. Macht man<br />

Gedanken über ihn, sieht man Rosen, man sieht<br />

dann nur schön und gut und der Kreis schließt sich.<br />

Die Welt in Frühling durch Rosen und Regen, und<br />

von Allah gesandter Segen verwandelt sich zu einer<br />

kleinen Kostprobe aufs Paradies, den ursprünglichen<br />

Heimatort der Menschen.Als Barmherzigkeit<br />

und aus Barmherzigkeit für das Universum<br />

wurde er gesandt. Alle Menschen sollte er durch<br />

den von ihm verkündeten Koran „aus Finsternis<br />

zum Licht hinaufführen“. Das ist ein Aspekt, welches<br />

seine Gesandtschaft betrifft. Mit welcher<br />

Eigenschaft ist er aber „eine Barmherzigkeit für die<br />

Welten”? Ist das koranische Gebot nicht für „diejenigen,<br />

die über einen Verstand verfügen“? Braucht<br />

man noch Gottes eigene Zeichen wie „Sonne,<br />

Mond, Sterne und Bäume“ noch „ins Licht hinaufzuführen“,<br />

wenn sie ständig „ihren Herrn loben<br />

und seinem Erhaben-Sein sich untergeordnet<br />

haben“? Er ist durch die Botschaft, die er bringt, für<br />

alle Wesen, die über einen Intellekt verfügen,Wegweiser<br />

und Barmherzigkeit. Darüber hinaus ist er<br />

allein durch seine reine Existenz „eine Barmherzigkeit<br />

für die Welten“. Was könnte diese Tatsache<br />

besser beschreiben als jene Worte literarischer<br />

Schlichtheit:<br />

Sei willkommen, Fürst der Welten hier und dort<br />

Nur um dich ward ja geschaffen Zeit und Ort.<br />

Diese Geburt war jenes Ereignis, auf welches die<br />

Welt wartete. Auf diese Geburt wartete von nun<br />

an die Welt. Nomen est omen. Mohammed wurde<br />

er genannt und so blieb er unter den Menschen,<br />

die ihn wie in Extase bewunderten.<br />

Mein Leben zum Opfer auf deinem Wege<br />

Sein Nam' ist schön, er selbst ist schön; Mohammed!<br />

(von Yunus Emre)<br />

Nicht nur seine Natur war schön; sein Charakter<br />

wurde auch durch Gottes eigene Hand geformt<br />

und zur unbeschreiblicher Schönheit gebracht. Mit<br />

doppelter Hervorhebung wird seine „edle Natur<br />

und Charakter“ (Sure 68/4) durch Gott gewürdigt.<br />

„Fürsorglichkeit, Gütigkeit und Barm-<br />

herzigkeit“ (Sure 9/128) wird zu seinen hervorragenden<br />

Eigenschaften, mit göttlichen Eigenschaften<br />

Gütigkeit (Rauf) und Barmherzigkeit (Rahim)<br />

Der Prophet25<br />

<strong>NUN</strong> - <strong>Ausgabe</strong> 4, <strong>Mai</strong>/<strong>Juni</strong> <strong>2006</strong><br />

versehen. Seine Gegner bezichtigten ihn mit vielem<br />

aber niemals mit Lüge, er war „Amin“ , vertrauenswürdig,<br />

begegneten ihm Menschen ohne Vorurteile,<br />

glaubten Sie ihm sofort, denn „einer mit so<br />

einer Ausstrahlung kann kein Lügner sein“. So blieb<br />

er auch von nun an auch für Gott selbst, für die<br />

gesamte Engelschar, die auf ihn ständig ihr Segen<br />

ausspricht, der Gesegnete. Die Menschen in seiner<br />

Gemeinschaft werden auch aufgefordert, an diesen<br />

zeitlosen permanenten Prozess der Segensaussprache<br />

mittels Gott und seine Engel sich anzuschließen.Welch<br />

eine Ehre, welch ein ansehnlicher<br />

Kreis, in den der Mensch aufgenommen wird. Gott<br />

macht für die Akzeptanz der Bittgebete die Segensaussprache<br />

auf ihn zur Voraussetzung. Jede Gelegenheit<br />

wird dazu in Anspruch genommen. Es vergeht<br />

keine einzige Sekunde auf der Welt, in der Menschen<br />

von Gott um Segen auf ihn nicht bitten, es<br />

vergeht kein Augenblick, in dem Mohammeds<br />

Fahne nicht an den Mast der Welthimmel gehisst<br />

wird. Durch die Zeitunterschiede werden ständig<br />

auf der Welt Gebetsrufe ausgesprochen, sein<br />

Andenken wird immer wieder erhöht, wie Gott<br />

ihm im Koran versprochen hat. Menschen erinnern<br />

sich an ihn, wenn sie schöne Düfte wahrnehmen,<br />

sprechen Segenswünsche auf ihn. 63 Jahre lang war<br />

der Natur höchste Ehre gegönnt, seine einmalige<br />

Aufgabe zu erfüllen; der Zenit wurde 571 Jahre<br />

nach der Geburt Jesu (as) erreicht und 63 jahre-<br />

lang erhalten. 63 jahrelang wurde die Welt mit<br />

diesem Glück bescherenden „Gesandten,<br />

Frohboten,Warner und leuchtendem Licht“<br />

(Sure 33/46) geehrt. Ein leuchtendes Licht wie ein<br />

Leuchtturm, der den sich mit Hab und Gut auf<br />

dem Meer befindlichen den richtigen Weg, die<br />

Grenze des tödlichen Riffes für alle Ewigkeit zeigt<br />

und sie ermahnt, sich davon fernzuhalten, und<br />

ihnen nicht nahe zu kommen (Sure 2/187).<br />

Denn dein Licht macht diese Welt zum hellen Tag<br />

Deine Schönheit macht die Welt zum Rosenhang<br />

Ein Paradiesgarten wäre die ganze Welt, hielte man<br />

sich an seine Worte. Jedem Menschen stehen die<br />

Tore zu seinem Rosenhang jederzeit offen<br />

unabhängig des Geschlechtes, sozialen Status, Rasse<br />

und Farbe. Folgt ihm, geht durch diese Tore dann<br />

werdet ihr ihn bestimmt mit offenen Armen<br />

treffen.<br />

Die Gedichte sind aus dem Mevlud von S. Çelebi


Denn dein Licht macht diese Welt zum hellen Tag<br />

Deine Schönheit macht die Welt zum Rosenhang


Uns ist, Dank Allah, in diesem<br />

Beitrag ein Novum gelungen,<br />

dem wir in keinem uns<br />

zugänglichen deutschsprachigen<br />

Buch begegnet haben. Sowohl<br />

dem Versuch entgegenzuwirken,<br />

Verse aus dem Kontext reißend<br />

zu zitieren und dadurch falsch zu<br />

interpretieren, als auch den<br />

koranischen Text und sowie den<br />

Gesandten besser zu verstehen,<br />

haben wir die wichtigsten<br />

biographischen Daten des<br />

Gesandten zusammengefasst und<br />

die in dem jeweiligen Jahr<br />

offenbarten Suren bzw.Verse in<br />

diesen Zeitabschnitt platziert.<br />

Somit hat der Leser einen<br />

besseren Einblick in den Koran, in<br />

das Leben des Gesandten sowie<br />

in den Islam.<br />

Das Leben und Wirken<br />

Mohammed<br />

des Gesandten<br />

mit chronologischer Abfolge der offenbarten Suren<br />

Der Prophet27<br />

<strong>NUN</strong> - <strong>Ausgabe</strong> 4, <strong>Mai</strong>/<strong>Juni</strong> <strong>2006</strong><br />

570 n. Chr.<br />

Der Gesandte Gottes wird im Frühling des Jahres 570 in Mekka geboren. Sein Vater<br />

starb kurz vor seiner Geburt. Er erhielt von seinem Großvater den Namen Mohammed<br />

(der Gepriesene).<br />

575 n.Chr.<br />

Die Milchmutter des Gesandten, Halima, aus dem Stamm Banu Sa'd zog den Gesandten<br />

in der Wüste auf. Mit fünf Jahren wird er zurück zu seiner Familie nach Mekka geholt.<br />

576 n.Chr.<br />

Seine Mutter Amina besucht das Grab seines Vaters in der Nähe von Medina.Auf dem<br />

Rückweg stirbt sie im Dorf Ebwa, das 23 Meilen südlich von Medina liegt.<br />

Sein Großvater Abdulmuttalib nimmt den 6 Jährigen in seine Obhut.<br />

578 n.Chr.<br />

Im Jahr 8 des gescheiterten Versuchs des abbessinischen Feldherrn Abraha Mekka<br />

durch ein Heer mit Elefanten zu zerstören (im so genannten Jahr des Elefanten; siehe<br />

Koran Sure Elefanten/105), stirbt sein Großvater Abdulmuttalib. Sein Onkel Abu Talib<br />

nimmt ihn in seine Obhut.<br />

583 n.Chr.<br />

Er fährt mit der Handelskarawane seines Onkels Abu Talib nach Syrien. Es wird eine<br />

Begegnung mit einem christlichen Mönch namens Bahira in Busra im Süden von<br />

Damaskus überliefert, der an Mohammed die Zeichen der Gesandtschaft erkennt.<br />

588 n.Chr.<br />

Er unternimmt eine Reise mit seinem Onkel Zuhayr nach Jemen.<br />

Nach einem langjährigen Krieg zwischen den arabischen Stämmen Quraysch und Qays<br />

wird ein „Bündnis der Gnade/Hilfu l-fudûl“ gegründet, in dem auch der junge Mohammed<br />

Mitglied wird. Die Mitglieder des Bündnisses schwören sich bei Allah, dass sie auf<br />

der Seite des Unterdrückten stehen werden, bis ihm sein Recht zurückgegeben wird.<br />

595 n.Chr.<br />

Er macht eine zweite Reise nach Damaskus im Dienste der angesehenen Witwe<br />

Khadidscha mit ihrem Diener <strong>Mai</strong>sara, der nach der Reise Khadidscha seine<br />

Bewunderung über Mohammed mitteilt.<br />

596 n.Chr.<br />

Khadidscha erkennt in Mohammed einen vertrauenswürdigen, zuverlässigen und milden<br />

Mann und lässt ihm einen Heiratsantrag zukommen. Die Ehe kommt zustande, als er 25<br />

und sie 40 Jahre alt sind. Sie wird seine größte Unterstützerin, erste Muslimin und seine<br />

große Liebe, die er auch viele Jahre nach ihrem Tod nicht vergessen kann.


Chronologische<br />

Ordnung<br />

Name der Sure Offizielle<br />

Anordnung im<br />

<strong>NUN</strong> - <strong>Ausgabe</strong> 4, <strong>Mai</strong>/<strong>Juni</strong> <strong>2006</strong><br />

606 n.Chr.<br />

Bei der Neuerrichtung der Kaaba kommt es zu einem Konflikt unter den Qurayschiten.<br />

Jeder Stamm will, dass ein Mann aus dem eigenen Stamm den sogenannten Schwarzen<br />

Stein an die dafür vorgesehene Stelle platziet.Als sie sich beschließen, den ersten Mann,<br />

der die Kaaba betritt, entscheiden zu lassen, wie es weitergehen soll, betritt Mohammed<br />

al-Amin (Mohammed der Vertrauenswürdige) die Kaaba. Er bittet die Streitenden<br />

an den Ecken eines aufgeschlagenen Stoffes festzuhalten, auf dem der Schwarze Stein<br />

gelegt wird. Als er bis an die vorgesehene Stelle angehoben wird, nimmt er persönlich<br />

den Stein und platziert ihn selber. Alle sind mit diesem Ausgang glücklich.<br />

610 nach Chr./1. Jahr der Offenbarung (im Monat Ramadan)<br />

Er erhält die erste Offenbarung, die ersten fünf Versen der 96. Sure, in der Höhle Hira<br />

im Berg Nûr, die unweit von Mekka liegt. In die Höhle begibt sich Mohammed des<br />

öfteren, um nachzudenken.<br />

Seine nächsten Angehörigen werden Muslime; der Reihe nach seine Frau Khadidscha,<br />

sein Neffe Ali, sein Stiefsohn Zayd und sein engster Freund Abu Bakr.<br />

Juli 610 Juli 611/1. Jahr der Offenbarung<br />

Offenbarte Suren (mekkanische Suren) im 1. Jahr der Offenbarung:<br />

Koran (Mushaf)<br />

001 al-Alaq (Das sich Anklemmende) 096 019<br />

002 al-Qalam (Die Schreibfeder) 068 052<br />

003 al-Muzammil (Der Verhüllte) 073 020<br />

004 al-Mudassir (Der Bedeckte) 074 056<br />

005 al-Fatiha (Die Öffnende) 001 007<br />

006 al-Lahab, al-Masad (Die Palmfasern) 111 005<br />

007 at-Takwir (Das Einhüllen) 081 029<br />

008 al-A'la (Der Höchste) 087 019<br />

009 al-Layl (Die Nacht) 092 021<br />

010 al-Fadschr (Die Morgenröte) 089 030<br />

011 ad-Duha (Der lichte Tag) 093 011<br />

012 al-Inschirah (Das Weiten) 094 008<br />

013 ar-Rahman (Der Erbarmer) 055 078<br />

014 al-Asr (Die Zeit, Der Nachmittag) 103 003<br />

015 al-Zilzal (Das Erdbeben) 099 008<br />

Der Berg Nûr, wo in der Höhle Hîra<br />

der Gesandte die erste Offenbarung bekam.<br />

Der Prophet28<br />

Verse<br />

* Es gibt verschiedene chronologische<br />

Ordnungen von angesehenen<br />

Gelehrten, die sich an einigen Stellen<br />

unterscheiden. Hier ist auch zu<br />

erwähnen, dass einige Suren nicht als<br />

Ganzes herabgesandt wurden, sondern<br />

in verschiedenen Abschnitten. Es ist<br />

zu beachten, dass die Offenbarung in<br />

einer langsamen, methodischen und<br />

pädagogisch sinnvoll aufgebauten<br />

Weise erfolgt ist.


Juli 611-Juli 612/2. Jahr der Offenbarung<br />

Offenbarte Suren im 2. Jahr der Offenbarung:<br />

Chronologische<br />

Ordnung<br />

Name der Sure Offizielle<br />

Anordnung im<br />

<strong>NUN</strong> - <strong>Ausgabe</strong> 4, <strong>Mai</strong>/<strong>Juni</strong> <strong>2006</strong><br />

Koran (Mushaf)<br />

016 al-Adiyat (Die Rennenden) 100 011<br />

017 al-Kauthar (Der Überfluss) 108 003<br />

018 at-Takathur (Das Streben nach Mehr) 102 008<br />

019 al-Ma'un (Die Hilfeleistung) 107 007<br />

020 al-Kafirun (Der die Wahrheit verneint) 109 006<br />

021 al-Fil (Der Elefant) 105 005<br />

022 al-Falaq (Morgengrauen) 113 005<br />

023 an-Nas (Die Menschen) 114 006<br />

024 al-Ichlas (Aufrichtigkeit) 112 004<br />

025 an-Nadschm (Der Stern) 053 062<br />

026 Abasa (Er runzelte die Stirn) 080 042<br />

027 al-Qadr (Das Schicksal) 097 005<br />

028 asch-Schams (Die Sonne) 091 015<br />

029 al-Burudsch (Die Sternbilder) 085 022<br />

030 at-Tin (Die Feige) 095 008<br />

031 al-Quraisch 106 004<br />

032 al-Qare'ah (Das Verhängnis) 101 011<br />

033 al-Qiyamah (Die Auferstehung) 075 040<br />

034 al-Humazah (Der Verleumder) 104 009<br />

035 al-Insan, ad-Dahr (Der Mensch, Die Zeit) 076 031<br />

036 al-Mursalat (Die Entsandten) 077 050<br />

037 Qaf 050 045<br />

Juli 612-Juli 613/3. Jahr der Offenbarung<br />

Offenbarte Suren im 3. Jahr der Offenbarung:<br />

Chronologische<br />

Ordnung<br />

Name der Sure Offizielle<br />

Anordnung im<br />

Koran (Mushaf)<br />

Verse<br />

038 al-Balad (Die Gegend, Stadt) 090 020<br />

039 at-Tariq (Der Nachtstern) 086 017<br />

040 al-Qamar (Der Mond) 054 055<br />

041 Sad 038 088<br />

042 al-A'raf (Die Anhöhen) 007 206<br />

Der Prophet29<br />

Verse<br />

613 n.Ch. /3. Jahr der Offenbarung<br />

Nach der drei Jahre währenden geheimen Einladung zum Islam wird der Islam offen<br />

verkündet. Der Gesandte wendet sich zunächst an seine Verwandten und an die<br />

Einwohner Mekkas. Eines Tages erklimmt er den Hügel Safa in der Nähe von Kaaba und<br />

ruft die Qurayschiten zu sich und fragt sie, ob sie ihm Glauben schenken würden, wenn<br />

er sagte, eine Reitertruppe würde am Fuße des Berges lauern. Sie bestätigen ihn, da sie<br />

niemals eine Lüge von ihm erfuhren. Sodann ruft er sie zum Islam und gibt seine Gesandtschaft<br />

bekannt. Sein Onkel Abu Lahab ist einer der ersten, der ihn trotz allem mit<br />

Lüge bezichtigt.


<strong>NUN</strong> - <strong>Ausgabe</strong> 4, <strong>Mai</strong>/<strong>Juni</strong> <strong>2006</strong><br />

Juli 613-Juli 614/4. Jahr der Offenbarung<br />

Offenbarte Suren im 4. Jahr der Offenbarung:<br />

Chronologische Name der Sure Offizielle Anordnung im Verse<br />

Ordnung<br />

Koran (Mushaf)<br />

043 al-Dschinn 072 028<br />

044 Ya-Sin 036 083<br />

045 al-Furqan (Die Unterscheidung) 025 077<br />

046 al-Fatir (Der Schöpfer) 035 045<br />

047 Maryam (Maria) 019 098<br />

Juli 614-Juli 615/5. Jahr der Offenbarung<br />

Offenbarte Suren im 5. Jahr der Offenbarung:<br />

Chronologische Name der Sure Offizielle Anordnung im Verse<br />

Ordnung<br />

Koran (Mushaf)<br />

048 Ta-Ha 020 135<br />

049 al-Waqe'ah (Das Unvermeidliche) 056 096<br />

050 al-Hadid (Das Eisen) 057 029<br />

051 asch-Schu'ara (Die Dichter) 026 227<br />

615/5. Jahr der Offenbarung<br />

Nach den Jahren der offenen Einladung und Verkündung des Islam beginnen die<br />

Machthaber Qurayschs die Muslime zu verfolgen und zu unterdrücken und ihnen keine<br />

Freiheit in der Ausübung des Islam zu geben. In diesem Jahr findet die erste, kleine<br />

Auswanderung einiger Muslime (ca. 15 Personen) nach Abbessinien, heutigem<br />

Äthiopien, statt. Die ersten Folterungen der Muslime und die ersten Toten infolge<br />

dieser Gewalt sind zu verzeichnen.<br />

Muslime treffen sich im Haus von Al-Erqam und werden in Islam unterrichtet.<br />

Juli 615-Juli 616/6. Jahr der Offenbarung<br />

Offenbarte Suren im 6. Jahr der Offenbarung:<br />

Chronologische Name der Sure Offizielle Anordnung im Verse<br />

Ordnung<br />

Koran (Mushaf)<br />

052 an-Naml (Die Ameisen) 027 093<br />

053 al-Qasas (Die Geschichte) 028 088<br />

616/6. Jahr der Offenbarung<br />

Nachdem die erste Gruppe in Abbessinien gut angenommen wird, folgt ihnen auch die<br />

größere Gruppe von ungefähr 80 Muslimen. Der Gesandte verkündet den Auswanderern,<br />

dass in Abessinien ein gerechter christlicher König namens Negus herrsche und<br />

sie dort Schutz finden würden. Eine Gesandtschaft Qurayschs, die die immigrierten<br />

Muslime vom Negus zurückfordert, wird vom Negus zurückgewiesen, nachdem die<br />

Muslime ihm Verse aus dem Koran lesen, die die Grundpfeiler des Islam und die<br />

Eigenschaften Jesu als muslimischen Propheten darlegen.<br />

Der Onkel des Gesandten Hamza und Omar werden Muslime. Omar, mit der Absicht<br />

den Gesandten zu töten, erfährt unterwegs, dass auch seine Schwester und ihr Mann<br />

Muslime geworden sind.Als er bei ihnen ankommt, hört er Verse der Sure Ta-Ha und<br />

entscheidet sich durch die durchdringende Kraft der Verse für de Islam und begibt sich<br />

diesmal zum Gesandten, um Muslim zu werden. Hamza und Omars Übertritt ist eine<br />

wichtige Stärkung der kleinen Gruppe der Muslime gegenüber dem Establishment der<br />

Qurayschiten, das zu jeder Gewalt bereit ist.<br />

Der Prophet30


Juli 616-Juli 617/7. Jahr der Offenbarung<br />

Offenbarte Suren im 7. Jahr der Offenbarung:<br />

<strong>NUN</strong> - <strong>Ausgabe</strong> 4, <strong>Mai</strong>/<strong>Juni</strong> <strong>2006</strong><br />

Chronologische Name der Sure Offizielle Anordnung im Verse<br />

Ordnung<br />

Koran (Mushaf)<br />

054 Bani Isra'il (Kinder Israils) 017 111<br />

055 Yunus (Jonas) 010 109<br />

056 Hud 011 123<br />

617 / 7. Jahr der Offenbarung<br />

Quraysch verhängt einen Boykott gegenüber den Sippen Haschim und Muttalip. Sie<br />

entschließen sich mit diesen beiden Sippen keine sozialen und wirtschaftlichen Beziehungen<br />

mehr zu pflegen. Sie hängen die Boykotturkunde an die Wand der Kaaba. Ca. 3<br />

jahrelang werden Muslime in einer Bergschlucht am Rande Mekkas isoliert, mit der<br />

Hoffnung, dass sie nicht mehr dem Gesandten Mohammed folgen. Ohne die gutwilligen<br />

Qurayschiten, die die Muslime mit Nahrungsmitteln versorgten, wären die Umstände<br />

der Muslime noch unerträglicher gewesen. Nur während der heiligen Monate, in denen<br />

alle Feindschaften ein Ende fand, bekam der Gesandte die Möglichkeit, die zur Pilgerfahrt<br />

ankommenden Stämme über de Islam zu informieren.<br />

Juli 617-Juli 618/8. Jahr der Offenbarung<br />

Offenbarte Suren im 8. Jahr der Offenbarung:<br />

Chronologische Name der Sure Offizielle Anordnung im Verse<br />

Ordnung<br />

Koran (Mushaf)<br />

057 Yusuf (Joseph) 012 111<br />

058 ar-Ra'd (Der Donner) 013 043<br />

059 al-Hidschr 015 099<br />

060 al-An’am (Das Vieh) 006 165<br />

Juli 618-Juli 619/9. Jahr der Offenbarung<br />

Offenbarte Suren im 9. Jahr der Offenbarung:<br />

Chronologische Name der Sure Offizielle Anordnung im Verse<br />

Ordnung<br />

Koran (Mushaf)<br />

061 as-Saffat (Die sich Reihenden) 037 182<br />

062 Luqman 031 034<br />

063 Saba (Die Sabäer) 034 054<br />

064 az-Zumar (Die Scharen) 039 075<br />

619/9. Jahr der Offenbarung<br />

Durch den Einsatz einiger Qurayschiten wird der Boykott aufgehoben, sodass sich die<br />

Muslime wieder frei in Mekka bewegen und Handel treiben können. Die Feindschaft<br />

gegenüber den Muslimen besteht aber weiterhin.<br />

Juli 619-Juli 620/10. Jahr der Offenbarung<br />

Offenbarte Suren im 10. Jahr der Offenbarung:<br />

Chronologische Name der Sure Offizielle Anordnung im Verse<br />

Ordnung<br />

Koran (Mushaf)<br />

065 al-Mu'min, al-Ghafir (Der vergebende) 040 085<br />

066 al-Fussilat (Erklärt) 041 054<br />

067 asch-Schura (Die Beratung) 042 053<br />

068 az-Zuchruf (Der goldene Prunk) 043 089<br />

069 ad-Duchan (Der Rauch) 044 059<br />

Der Prophet31


<strong>NUN</strong> - <strong>Ausgabe</strong> 4, <strong>Mai</strong>/<strong>Juni</strong> <strong>2006</strong><br />

620/10. Jahr der Offenbarung<br />

Der Gesandte verliert seine wichtigsten Unterstützer in Mekka: seinen Onkel Abu Talib<br />

und seine Frau Khadidscha.<br />

Menschen aus Yathrib, der späteren Medina, kommen in kleinen Gruppen nach Mekkan<br />

und nehmen den Islam an.<br />

Der Gesandte begibt sich nach Taif und verkündet den Islam, die Bewohner von Taif<br />

lassen ihn von Kindern steinigen. Er wird schwer verletzt. Es wird überliefert, dass er<br />

die Bewohner Taifs nicht verwünschte, da aus ihren Nachkommen gute Muslime<br />

hervortreten konnten.<br />

Die sogenannte Nachtreise des Gesandten von Mekka nach Jerusalem und die<br />

Offenbarung der diesbezüglichen Verse findet in diesem Jahr statt. * Als die Polytheisten<br />

dies anzweifeln und Abu Bakr fragen, ob er daran glaube, sagte dieser, dass er sogar<br />

glauben würde, wenn er sagte, dass er mit Gott spricht. Daraufhin wird Abu Bakr vom<br />

Gesandten as-Siddiq genannt (der Wahrheitsbestätiger).<br />

* Die Sure Bani Isra'il (Kinder Israels - Die Sure wird auch Isra genannt) wurde im 7.<br />

Jahr der Offenbarung nicht als Ganzes herangesandt. Der Anfang der Sure ist<br />

höchstwahrscheinlich im 10. Jahr der Offenbarung herabgesandt worden.<br />

Juli 620-Juli 621/11. Jahr der Offenbarung<br />

Offenbarte Suren im 11. Jahr der Offenbarung:<br />

Chronologische Name der Sure Offizielle Anordnung im Verse<br />

Ordnung<br />

Koran (Mushaf)<br />

070 al-Dschathiyah (Die Kniende) 045 037<br />

071 al-Ahqaf (Die Sanddünen) 046 035<br />

072 ad-Dhariyah (Die Aufwirbelnden) 051 060<br />

073 al-Ghaschiyah (Das Überschattende) 088 026<br />

074 al-Kahf (Die Höhle) 018 110<br />

075 an-Nahl (Die Biene) 016 128<br />

621/12. Jahr der Offenbarung<br />

Das erste Abkommen von Al-Aqaba wird zwischen dem Gesandten und 12 Personen<br />

aus Yathrib, die den Islam annahmen, geschlossen. Sie geloben dem Gesandten,Allah<br />

Nichts beizugesellen, nicht zu stehlen, keinen Ehebruch zu begehen, ihre Kinder nicht<br />

zu töten. Musab bin Umayr wird nach Yathrib (Medina) geschickt, damit er die dortigen<br />

Muslime in Islam unterrichtet.<br />

Juli 621 Juli 622 / 12. Jahr der Offenbarung<br />

Chronologische Name der Sure Offizielle Anordnung im Verse<br />

Ordnung<br />

Koran (Mushaf)<br />

076 Nuh (Noah) 071 028<br />

077 Ibrahim (Abraham) 014 052<br />

078 al-Anbiya (Die Propheten) 021 112<br />

079 al-Hadsch (Die Pilgerfahrt) 022 078<br />

080 al-Mu'minun (Die Gläubigen) 023 118<br />

081 as-Sadschdah (Die Niederwerfung) 032 030<br />

082 at-Tur (der Berg) 052 049<br />

083 al-Mulk (Die Herrschaft) 067 030<br />

084 al-Haqqah (Die Stunde der Wahrheit) 069 052<br />

085 al-Ma'aridsch (Die Himmelsleiter) 070 044<br />

086 an-Naba (Die Nachricht, Kunde) 078 040<br />

Der Prophet32


<strong>NUN</strong> - <strong>Ausgabe</strong> 4, <strong>Mai</strong>/<strong>Juni</strong> <strong>2006</strong><br />

621/13. Jahr der Offenbarung<br />

Das zweite Abkommen von Al-Aqaba mit 75 Muslimen aus Yathrib wird abgeschlossen.<br />

Sie versprechen dem Gesandten, im Schweren und im Leichten, sowie im Angenehmen<br />

und Unangenehmen auf den Propheten zu hören und zu gehorchen und die Wahrheit<br />

zu sagen, wo immer sie sind.<br />

Der Gesandte wandert nach Yathrib mit Abu Bakr aus. Sie übernachten einige Tage in<br />

der nahen Höhle Thewr, wo er seinen Gefährten mit den Worten „Fürchte dich nicht,<br />

Allah ist mit uns“ beruhigt. Ab der Ankunft des Gesandten in Yathrib wird die Stadt al-<br />

Medina al-munawwara (kurz Medina; d.h. die erleuchtete Stadt) genannt.<br />

Auf dem Weg nach Medina wird die die erste Moschee der bei der Ortschaft Quba. In<br />

der Landschaft von Bani Salim verrichtet er das erste Freitagsgebet.<br />

Juli 622-Juli 623/13. Jahr der Offenbarung<br />

Offenbarte Suren im 13. Jahr der Offenbarung:<br />

Chronologische Name der Sure Offizielle Anordnung im Verse<br />

Ordnung<br />

Koran (Mushaf)<br />

087 an-Naze'ah (Die Entreißenden) 079 046<br />

088 al-Infitar (Das Zerspalten) 082 019<br />

089 al-Inschiqaq (Das Zerbrechen) 084 025<br />

090 ar-Rum (Die Römer) 030 060<br />

091 al-Ankabut (Die Spinne) 029 069<br />

092 al-Mutaffifin (Die Masskürzer) 083 036<br />

622/1. Jahr der Hidschra/Auswanderung<br />

27. September 622: Ankunft des Gesandten und seines Freundes Abu Bakr in Medina.<br />

Diese Ankunft/Auswanderung wird in der Amtszeit des Kalifen Omar als Beginn der<br />

islamischen Zeitrechnung festgelegt. Die Hidschra wird als den Anfang einer neuen<br />

Zivilisation betrachtet. Bis sein Haus und die Moschee gebaut werden, bleibt der<br />

Gesandte als Gast bei Abu Ayyub al-Ansari.<br />

Baubeginn der Moschee und des Hauses vom Gesandten in Medina: Neben der Moschee<br />

wird für die Armen und Bedürftigen das Nebengebäude Suffa gebaut. Der muslimische<br />

Gebetsruf/Adhan wird eingeführt. Muslime werden durch den ehemaligen<br />

Sklaven Bilal, der durch seine schöne Stimme bekannt war, zum Gebet mit folgenden<br />

Worten gerufen: „Allah ist am größten.Allah ist am größten.Allah ist am größten.Allah<br />

ist am größten. Ich bezeuge, dass es keine Gottheit gibt außer Allah. Ich bezeuge, dass<br />

es keine Gottheit gibt außer Allah. Ich bezeuge, dass Mohammed sein Gesandter ist. Ich<br />

bezeuge, dass Mohammed sein Gesandter ist. Kommt zum Gebet. Kommt zum Gebet.<br />

Kommt zum Heil. Kommt zum Heil.Allah ist am größten.Allah ist am größten.Außer<br />

Allah gibt es keine Gottheit.“ Dass Menschen zum Gebet durch die menschliche<br />

Stimme gerufen werden, wird ein Novum, das nie zu übertreffen wird in der<br />

Geschichte der Religionen. Zwischen den Einwanderern aus Mekka, Muhadschirûn, und<br />

den Einwohnern in Medina wird ein Bündnis der Brüderlichkeit geschlossen und somit<br />

werden die Medinenser als „Ansâr/Helfer“ genannt, die dann die Muslime aus Mekka in<br />

allen Lagen unterstützten. Die ersten politischen Beziehungen mit Juden in Medina und<br />

Umgebung werden aufgenommen. Mit den medinensischen Juden wird der so genannte<br />

Vertrag von Medina abgeschlossen. Dieser hat den Charakter eines Gesellschaftsvertrages,<br />

der die Beziehungen zwischen Muslimen und Nicht-Muslimen regelt.<br />

Juli 622-Juli 623/1. Jahr der Hidschra<br />

Offenbarte Suren (medinensische Suren) im 1. Jahr der Hidschra:<br />

Name der Sure Offizielle<br />

(Mushaf)<br />

Ordnung Verszahl<br />

al-Baqara (Die Kuh) 002 286<br />

Mohammed, al-Qital 047 038<br />

* Die medinensische Suren sind länger als die mekkanischen Suren. Die Offenbarung<br />

dieser Suren erfolgt über mehrere Jahre.<br />

Der Prophet33


Juli 623-Juli 624/2. Jahr nach Hidschra<br />

Offenbarte Suren im 2. Jahr nach Hidschra:<br />

Name der Sure Offizielle<br />

(Mushaf)<br />

Ordnung Verse<br />

al-Baqara (Die Kuh) 002 286<br />

al-Anfal (Die Beute) 008 075<br />

at-Taghabun (Verlust und Gewinn) 064 018<br />

as-Saff (Die Reihe) 061 014<br />

al-Ma'edah (Der Tisch) 005 120<br />

ad-Dschumah (Das Versammeln) 062 011<br />

Aal-Imran (Das Haus Imran) 003 200<br />

Juli 624-Juli 625/3. Jahr nach Hidschra<br />

Offenbarte Suren im 3. Jahr nach Hidschra:<br />

Name der Sure Offizielle Ordnung<br />

(Mushaf)<br />

Verszahl<br />

Aal-Imran (Das Haus Imran) 003 200<br />

al-Munafiqun (Die Heuchler) 063 011<br />

Juli 625-Juli 626/4. Jahr nach Hidschra<br />

Offenbarte Suren im 4. Jahr nach Hidschra:<br />

Name der Sure Offizielle Ordnung<br />

(Mushaf)<br />

Verszahl<br />

at-Tauba (Die Reue) 009 129<br />

an-Nisa (Die Frauen) 004 176<br />

al-Bayyinah (Der deutliche Beweis) 098 008<br />

al-Haschr (Die Versammlung) 059 024<br />

Der Prophet34<br />

<strong>NUN</strong> - <strong>Ausgabe</strong> 4, <strong>Mai</strong>/<strong>Juni</strong> <strong>2006</strong><br />

623/2. Jahr nach Hidschra<br />

Die Gebetsrichtung wir von Jerusalem nach Mekka geändert.<br />

Eine Gesandtschaft christlicher Araber aus Nedschran in Süd-Arabien besucht den<br />

Gesandten in Medina und diskutiert mit ihm über das Wesen Jesu. Die Christen dürfen<br />

in der Moschee beten.<br />

Ein Friedensabkommen wird mit den benachbarten arabischen Stämmen geschlossen.<br />

624/2. Jahr nach Hidschra<br />

Die Sozialabgabe (Zakat) und das Fasten im Monat Ramadan werden zur Pflicht.<br />

Muslime bekommen per Offenbarung Erlaubnis zum Kampf. Bei der Schlacht in Badr im<br />

Monat Ramadan erzielen Muslime mit 300 Mann gegen die Qurayschiten mit 900 Mann<br />

einen wichtigen Sieg. Der Gesandte betet um den Sieg mit den Worten: „O Allah, wenn<br />

diese Schlacht verloren wird, wird es niemanden mehr geben, der dich anbeten wird.“<br />

Das erste Festgebet wird verrichtet.<br />

Die Tochter des Gesandten, Fatima, heiratet Ali, den Neffen des Gesandten.<br />

Erste Konflikte mit den medinensischen Juden politischer Natur. Der jüdische Stamm<br />

Banu Qaynuqa wird wegen Vertragsbruch aus der Stadt verwiesen.<br />

624/3. Jahr nach Hidschra<br />

Erste Heuchler tauchen in Medina auf, die ohne inneren Glauben sich nur äußerlich<br />

dem Islam anpassen und die Vorteile genießen wollen und unter anderem als Handlanger<br />

der polytheistischen Mekkaner unter den Muslimen in Medina für Unruhe sorgen.<br />

625/3. Jahr nach Hidschra<br />

Die Schlacht von Uhud endet mit einer Niederlage der Muslime, da die Bogenschützen<br />

entgegen den Anweisungen des Gesandten ihre Stellungen verließen. Hamza, Onkel des<br />

Gesandten, zählt zu den Gefallenen. Seine Leiche wird von der Mekkanerin Hind entsetzlich<br />

verstümmelt.


Juli 626-Juli 627/5. Jahr nach Hidschra<br />

Offenbarte Suren im 5. Jahr nach Hidschra:<br />

Name der Sure Offizielle Ordnung<br />

(Mushaf)<br />

Verse<br />

an-Nur (Das Licht) 024 064<br />

al-Baqara (Die Kuh) 002 286<br />

Al-Ahzab (Die Gruppen) 033 073<br />

Juli 627-Juli 628/6. Jahr nach Hidschra<br />

Offenbarte Suren im 6. Jahr nach Hidschra:<br />

Name der Sure Offizielle Ordnung<br />

(Mushaf)<br />

Verszahl<br />

Al-Ahzab (Die Gruppen) 033 73<br />

an-Nisa (Die Frauen) 004 176<br />

Der Prophet35<br />

<strong>NUN</strong> - <strong>Ausgabe</strong> 4, <strong>Mai</strong>/<strong>Juni</strong> <strong>2006</strong><br />

625/4. nach Hidschra<br />

Zwei Delegationen der Muslime werden bei Radschi und bei Bir Mauna in einen Hinterhalt<br />

gelockt und getötet. Der Gesandte wurde zuvor gebeten, muslimische Lehrer<br />

zu diesen Stämmen zu schicken.<br />

Durch einen weiteren Vertragsbruch wird der Stamm Banu Nadr zur Auswandeung aus<br />

Medina gezwungen.<br />

Der Gesandte trägt Zayd bin Thabit, seinen Privatsekretär, auf Hebräisch zu lernen,<br />

damit die Korrespondenz durch muslimische Hand kontrolliert werden kann.<br />

Der jüdische Stamm Bani Nadir kooperiert mit den Mekkanern und wird infolge dessen<br />

aus Medina vertrieben.<br />

626/5. Jahr nach Hidschra<br />

Eine Feldzug nach Daumat al-Dschandal (zwischen Syrien und Irak gelegen) gegen<br />

Wegebelagerer und Räuber wird unternommen.<br />

Der Angriffintention des Stammes Bani Mustaliq wird mit einen präventiven Feldzug<br />

begegnet.<br />

627/5. Jahr nach Hidschra<br />

Grabenkrieg: die Mekkaner belagern Medina. Die Muslime verteidigen sich mit einem<br />

Verteidigungsgraben um die Stadt herum, die sie auf Empfehlung des persischstämmigen<br />

Gefährten Salman aufstellen. Die Belagerung bleibt für die Mekkaner erfolglos.<br />

628/6. Jahr nach Hidschra<br />

Zwischen den Mekkanern und den Muslimen wird das Abkommen von Hudaibiya<br />

geschlossen. Die Vertragsdauer wird auf zwei Jahre angesetzt. Obwohl dieser Vertrag im<br />

ersten Moment Nachteile für dieMuslime bringt, verhileft er ihnen langfristig zum Sieg<br />

über Mekka, indem Muslime frei und ohne Gefahr jeden Mekkaner bezüglich Islam<br />

ansprechen konnten und von Mekkanern aus keine Gefahr mehr zu fürchten war.<br />

Es werden Briefe an verschiedene Staatsoberhäupter geschickt, in denen sie zum Islam<br />

eingeladen werden, unter anderem an den byzantinischen Kaiser Heraklius, den<br />

persichen König Chousrew Perwiz, dem ägyptischen Herrscher Muqawqis, Negus von<br />

Abessinien sowie nach Jemen, Oman, Bahreyn und Yemame.<br />

Khayber und Fadak werden von den Muslimen erobert.


Juli 628-Juli 629/7. Jahr nach Hidschra<br />

Offenbarte Suren im 7. Jahr nach Hidschra:<br />

Name der Sure Offizielle Ordnung<br />

(Mushaf)<br />

Verse<br />

at-Tauba (Die Reue) 009 129<br />

al-Fath (Der Sieg) 048 029<br />

at-Talaq (Die Scheidung) 065 012<br />

al-Ma'edah (Der Tisch) 005 120<br />

al-Hudschurat (Die Gemächter) 049 018<br />

Juli 629-Juli 630/8. Jahr nach Hidschra<br />

Offenbarte Suren im 8. Jahr der Hidschra:<br />

Name der Sure Offizielle Anordnung<br />

(Mushaf)<br />

Verszahl<br />

an-Nisa (Die Frauen) 004 176<br />

at-Tauba (Die Reue) 009 129<br />

<strong>NUN</strong> - <strong>Ausgabe</strong> 4, <strong>Mai</strong>/<strong>Juni</strong> <strong>2006</strong><br />

629/7. Jahr nach Hidschra<br />

Die Auswanderer nach Abessinien kehren zurück.<br />

Die erste Hadschreise der Muslime nach Mekka wird durch den Vertrag von<br />

Hudaybiya möglich.<br />

Zwei mächtige Männer der Quraysch, Khalid bin Walid und Amr bin As, nehmen den<br />

Islam an.<br />

Der iranische Statthalter in Jemen Basan wird Muslim.<br />

629/8. Jahr nach Hidschra<br />

Schlacht bei Muta/Syrien gegen die Byzantiner: Das muslimische Heer unter der Führung<br />

von Khalid bin Walid kämpft mit 3000 Mann gegen eine byzantinische Armee von<br />

100.000 Soldaten.<br />

630/8. Jahr nach Hidschra<br />

Der Hudaibiya-Vertrag wir durch Nicht-Muslime gebrochen.<br />

Im 8. Jahr der Auswanderung wird Mekka von den Muslimen kampflos eingenommen.<br />

Abu Sufyan unterwirft sich dem Gesandten und die Polytheisten in Mekka bekommen<br />

freie Hand und können sich frei in Mekka bewegen. Es kommt zu keinem Gemetzel, zu<br />

keinen mörderischen Racheakten seitens der Muslime. Kaaba wird von Götzen gereinigt.<br />

Sogar Hind, die die Leiche von Hamza in Uhud verstümmelte, wird verziehen.<br />

Kampf bei Hunayn und Sieg des muslimischen Heeres gegen den restlichen polytheistischen<br />

Beduinenstämme. Da ein Angriff auf Mekka gefürchtet wird, beteiligen sich<br />

sogar Polytheisten aus Mekka an diesem Krieg.Während des Kampfes kommt es zu<br />

kritischen Momenten, welche erst durch die Bemühungen der Muslime der ersten<br />

Stunde gemeistert werden können.<br />

Belagerung von Taif und Vernichtung der dortigen Götzen durch Abu Sufyan und<br />

Mughira.<br />

Juli 630-Juli 631/9. Jahr nach Hidschra<br />

Name der Sure Offizielle Ordnung<br />

(Mushaf)<br />

Verszahl<br />

an-Nasr (Die Hilfe) 110 003<br />

al-Mudschadalah (Das Streitgespräch) 058 022<br />

al-Ma'edah (Der Tisch) 005 120<br />

al-Baqara (Die Kuh) 002 286<br />

Der Prophet36


Gottes<br />

Frieden und Segen<br />

auf Ihm<br />

Juli 631-Juli 632/10. Jahr nach Hidschra<br />

Offenbarte Suren im 10. Jahr nach Hidschra:<br />

Name der Sure Offizielle Ordnung<br />

(Mushaf)<br />

Verszahl<br />

al-Baqara (Die Kuh) 002 286<br />

al-Mumtahinah (Die Geprüfte) 060 013<br />

at-Tahrim (Das Verbot) 066 012<br />

at-Talaq (Die Scheidung) 065 012<br />

an-Nisa (Die Frauen) 004 176<br />

an-Nur (Das Licht) 024 064<br />

al-Ma'edah (Der Tisch) 005 120<br />

al-Baqara (Die Kuh) 002 286<br />

Juli 632-Juli 633/11. Jahr nach Hidschra<br />

Offenbarte Suren im 11. Jahr nach Hidschra:<br />

Name der Sure Offizielle Ordnung<br />

(Mushaf)<br />

Verszahl<br />

al-Baqara (Die Kuh) 002 286<br />

Al-Ahzab (Die Gruppen) 033 073<br />

al-Ma'edah (Der Tisch) 005 120<br />

Der Prophet37<br />

<strong>NUN</strong> - <strong>Ausgabe</strong> 4, <strong>Mai</strong>/<strong>Juni</strong> <strong>2006</strong><br />

630/9. Jahr nach Hidschra<br />

Der Kriegszug nach Tebuk:Aufgrund der Schwierigkeiten wird dieser Kriegszug als<br />

“Heer der Mühsal” genannt. Einige beteiligen sich nicht an diesem Zug und entpuppen<br />

sich als Heuchler, die einen Versammlungsort in Form einer Moschee aufbauen. Der<br />

Gesandte lässt diese sog. „schädliche Moschee“ vernichten.<br />

Delegationen arabischer Stämme strömen nach Medina und erklären ihren Übertritt<br />

zum Islam.<br />

Tod von Negus in Abbessinien wird bekannt. Der Gesandte betet das Totengebet in<br />

Medina.<br />

631/9. Jahr nach Hidschra<br />

Abu Bakr übernimmt die Führungsrolle bei der Pilgerfahrt nach Mekka.<br />

Die arabische Halbinsel wird komplett muslimisch.<br />

632/10. Jahr nach Hidschra<br />

Abschiedspilgerfahrt: der Gesandte hält vor 140.000 Muslimen seine Abschiedsrede, in<br />

der er die Grundpfeiler des Islam zusammenfasst und den Muslimen die Einhaltung<br />

aufträgt.<br />

632/11 n. H.<br />

Am 12. Rabiul-Awwal 632 verabschiedet er sich nach einer langen Krankheitsphase von<br />

der Welt bei Vollendung seines 63. Lebensjahrs.


Mehmet Akif Ersoy<br />

Verfasser der türkischen Nationalhymne<br />

(1873-1936)<br />

Eine Nacht<br />

Der Prophet38<br />

<strong>NUN</strong> - <strong>Ausgabe</strong> 4, <strong>Mai</strong>/<strong>Juni</strong> <strong>2006</strong><br />

Vor vierzehn Jahrhunderten war es wieder so eine Nacht<br />

Aus dem Sand ein Vollmond, ein Waisenkind, ward herausgebracht<br />

Aber, was für ein Jammer, die Augen nahmen es nicht wahr<br />

Seit Tausenden von Jahren, obwohl, sie im Warten verbracht<br />

Wie sollten sie es denn nur sehen, konnten es nicht, gewiss<br />

Abseits einerseits war die Wüste, dort wo er aufgetaucht<br />

Anderseits war die bekannte Welt zur damaligen Zeit<br />

In Krisen, die in allem schlimmer als heute vervielfacht<br />

Hyänen wurden übertroffen von Menschen in der Wildheit<br />

War jemand schutzlos, haben die Nächsten ihn zum Fraß gemacht<br />

Chaos hatte die Ecken der bekannten Welt umzingelt<br />

Seuchenhaft damals, heut' den Orient zerstörende Zwietracht<br />

<strong>Nun</strong> war erwachsen und den Vierzigsten erreicht der Waise<br />

Blutige Füße auf Häuptern nun mild zum Wasser gebracht<br />

Mit einem Atem des Tadellosen befreit die Menschheit<br />

Mit einem Schlag Kaiser, Chousraus* dem Erdboden gleich gemacht<br />

Der Hilflosigkeit Recht war Ächtung, nun zum Leben erweckt<br />

Tyrannei dachte nie an den Ruin, zu Nichte gemacht<br />

Für alle Welt war eine Gnade sein deutliches Gesetz<br />

Mit seinen Fittichen hat er Rechtsuchende überdacht<br />

Seine Schenkung ist alles, was die Welt ihr eigenes nennt<br />

Mensch und Gesellschaft sind ihm schuldig, stehen in seiner Pacht<br />

Jenem Tadellosen steht die ganze Menschheit in der Schuld<br />

O Herr! Erwecke uns am Jüngsten Tag doch mit dieser Huld<br />

---<br />

* Chousraus: Herrscher der Sassaniden in Persien<br />

Übersetzt aus dem Türkischen von Sami Alphan


Mohammad Gharaibeh<br />

<strong>NUN</strong> - <strong>Ausgabe</strong> 4, <strong>Mai</strong>/<strong>Juni</strong> <strong>2006</strong><br />

„…bis ich dir lieber bin als dein Vater,<br />

dein Sohn und alle anderen Menschen!“<br />

„Allah hat den Gläubigen wirklich eine Wohltat erwiesen, als Er unter ihnen einen<br />

Gesandten von ihnen selbst geschickt hat, der ihnen Seine Zeichen verliest, und sie<br />

läutert und sie das Buch und die Weisheit lehrt, obgleich sie sich zuvor wahrlich in<br />

deutlichem Irrtum befanden.“ (3:164)<br />

Allah wählte den Propheten Mohammed,Allahs<br />

Segen und Frieden auf ihm, aus, um durch ihn seine<br />

letzte Botschaft an die gesamte Menschheit zu<br />

richten und wählte alles aus, was mit ihm in<br />

Berührung stand. So wählte er für ihn das Land, in<br />

dem er geboren wurde und das Land, in das er<br />

auswanderte und machte die beiden Orte zu den<br />

besten Orten auf der Welt. Er wählte für ihn die<br />

Religion, die er verkündete und machte sie zur<br />

letzten und besten aller Religionen und wählte für<br />

ihn die Zeit, in der er entsandt wurde, und machte<br />

sie zur besten Zeit in der Geschichte der Menschheit.<br />

Und Er wählte für ihn das Buch aus, das die<br />

vorangegangenen Offenbarungen beinhaltet und sie<br />

ablöst, und wählte für ihn seine Familie und seine<br />

Gefährten aus, so waren sie die besten Gefährten,<br />

die die Erde je zu Gesicht bekam. Doch Allah<br />

wählte ihm nicht nur die besten Dinge für ihn aus,<br />

die zu ihm in enger Verbindung standen, sonder<br />

wählte ihm ebenfalls seine Feinde aus, in dem Er<br />

ihm Feinde wählte, die dem hohen Rang des Propheten,Allahs<br />

Segen und Frieden auf ihm, gebührten.Als<br />

Abdullah ibn Mas´ud zum Propheten kam<br />

und ihm die Botschaft erbrachte, er habe Abu Jahl<br />

besiegt und ihm erzählte, dass die letzten Worte<br />

Abu Jahls kurz vor seinem Tod waren: „Richte<br />

Mohammed aus, dass ich zu Lebzeiten und nach<br />

meinem Tod sein Feind bin!“, sagte der Prophet:<br />

„Allahu Akbar, fürwahr mein Pharao ist schlimmer<br />

als der Pharao von Musa.Als der Pharao von Musa<br />

von den Wellen erfasst wurde, erkannte er die<br />

Wahrheit und bekundete den Glauben, doch als<br />

meinem Pharao der Tod nahe stand, beharrte er<br />

auf seine Feindschaft.“<br />

Doch werden wir der Bedeutung des Propheten<br />

für unser Leben im Diesseits und Jenseits erst dann<br />

richtig gerecht, wenn wir die Worte Allahs lesen<br />

und verstehen: “Sprich:Wenn ihr Allah liebt, dann<br />

folgt mir, so liebt euch Allah und vergibt euch eure<br />

Sünden.Allah ist Allvergebend und Barmherzig.”<br />

(3:31) So berichtet uns Allah, dass wir seine Liebe<br />

nur erlangen können, wenn wir dem Propheten<br />

folgen und annehmen, was er uns aufträgt und uns<br />

von dem fernhalten, was er uns verbietet. Abu<br />

Huraira, möge Allah an ihm Wohlgefallen finden,<br />

berichtet, dass der Prophet,Allahs Segen und<br />

Frieden auf ihm, sagte: „Bei dem, in dessen Hand<br />

mein Leben ist, keiner von euch glaubt bis ich ihm<br />

nicht lieber bin als sein Sohn und sein Vater!“ und<br />

in einer Überlieferung von Anas heisst es, dass der<br />

Prophet sagte: „Keiner von euch glaubt, bis ich ihm<br />

nicht lieber bin als sein Sohn, sein Vater und alle<br />

andere Menschen!“. Der Glaube eines jeden<br />

gläubigen Muslims ist also erst dann vollkommen,<br />

wenn er den Propheten mehr liebt als alles andere<br />

auf der Welt. Es ist folglich für uns von großer<br />

Bedeutung zu verstehen, wie die Gefährten des<br />

Propheten,Allahs Segen und Frieden auf ihm, den<br />

Propheten geliebt haben und wie sie mit ihm<br />

umgegangen sind.<br />

Wie lässt sich das Verhalten der Gefährten des<br />

Propheten,Allahs Segen und Frieden auf ihm,<br />

erklären, wenn nicht vor dem Hintergrund der<br />

Liebe zu ihm. Nicht nur die Erkenntnis trieb ihr<br />

Handeln voran, dass es keinen anderen Weg zur<br />

Erlangung der Liebe Allahs und des ewigen<br />

Seelenheils gibt, außer durch die Befolgung des<br />

Propheten, sondern ebenfalls und vor allem die<br />

Liebe zu ihm, die in ihren Herzen einen festen<br />

Platz einnahm. Eine Liebe, die in der Geschichte<br />

der Menschheit ihres gleichen sucht und sowohl<br />

Muslim als auch nicht Muslim beeindruckt. Die so<br />

überzeugend war, dass selbst die Feinde Mohammeds<br />

von dieser überrascht waren.Als der<br />

Gefährte Khubaib ibn ´Adiy durch einen Hinterhalt<br />

in die Gefangenschaft der Mekkaner geriet, wurde<br />

er zu einem Platz außerhalb von Mekka geführt, wo<br />

seine Hinrichtung auf ihn wartete.<br />

Der Prophet39


Er wurde an Händen und Füßen an ein Kreuz<br />

genagelt und gequält und gefoltert, bevor er<br />

getötet wurde. Und während die Schwerter und<br />

Messer der Polytheisten seinen Körper zerschnitten,<br />

fragte ihn Abu Sufyan, der damals noch dem<br />

Polytheismus verfallen war, den Gefährten Hubaib:<br />

„Möchtest du nicht, dass Mohammed jetzt deinen<br />

Platz einnimmt und du gerettet bist?“ Daraufhin<br />

antwortete Hubaib, während sein Blut aus seinen<br />

zahlreichen Wunden strömte: „Bei Allah, ich würde<br />

nicht wollen, dass ich wohlbehalten bei meiner<br />

Familie und meinen Kindern wäre und Mohammed<br />

würde da, wo er ist von einem Dorn gestochen<br />

werden.“ Da erzitterte Abu Sufyan und erwiderte<br />

die Worte Hubaibs tief beeindruckt: „Bei Allah, ich<br />

habe niemanden gesehen, die einen Menschen so<br />

sehr lieben, wie die Gefährte Mohammeds<br />

Mohammed lieben.“<br />

Dies, weil die Gefährten im Propheten, Allahs Segen<br />

und Frieden auf ihm, nicht nur einen Menschen<br />

sahen, der von ihrem Schöpfer Offenbarungen<br />

erhielt, die sie zu befolgen hatten, sondern weil der<br />

Prophet einen zentralen Punkt im Leben dieser<br />

Menschen einnahm. Und zwar so sehr, dass sie für<br />

diesen Mann ohne zu zögern ihr Leben geopfert<br />

hätten und haben. So wird überliefert, dass ein<br />

Gefährte in einer Schlacht nicht gezögert hat, sich<br />

vor den Propheten zu werfen, um ihn zu<br />

beschützen, als er sah, dass eine Schar von Speeren<br />

auf ihn zugeflogen kamen, bis sein Rücken dem<br />

eines Igels glich. Und ein anderer Schwerthiebe mit<br />

seinem bloßen Arm abwerte, um den Propheten zu<br />

verteidigen, bis dieser gelähmt war. Diese Art der<br />

Liebe ist unvorstellbar, wenn sie auf einer anderen<br />

Basis als die Liebe zu Allah gewachsen wäre. Denn<br />

große Persönlichkeiten gab es viele, und jeder<br />

hatte seine Anhängerschaft, doch waren diese<br />

entweder vom persönlichen Vorteil oder von der<br />

Angst vor dieser Person getrieben. Doch hatten<br />

die Gefährten des Propheten,Allahs Segen und<br />

Frieden auf ihm, keinerlei weltlichen Vorteil, noch<br />

hatten sie den Propheten zu fürchten. Das<br />

Gegenteil war der Fall. Viele der Gefährten lebten<br />

vor ihrem Bekenntnis zum Islam in Rum und<br />

Reichtum und waren danach großen Qualen<br />

ausgesetzt, und trotzdem hat sie dieses nur an<br />

Glauben gemehrt. Viele der Gefährten ließen ihre<br />

Reichtümer, ja manchmal sogar ihre Familien<br />

zurück, nur um sich mit dem Propheten,Allahs<br />

Segen und Frieden auf ihm, für die Verbreitung für<br />

der Worte La ilaha illa Allah, einzusetzten. Die<br />

Gefährten hatten eine Beziehung zum Propheten,<br />

Allahs Segen und Frieden auf ihm, die weit über das<br />

Vertreten einer bestimmten Ideologie hinausging.<br />

Der Prophet40<br />

<strong>NUN</strong> - <strong>Ausgabe</strong> 4, <strong>Mai</strong>/<strong>Juni</strong> <strong>2006</strong><br />

Wie wäre es sonst zu erklären, dass sich die<br />

Gefährten für alles interessierten, was mit dem<br />

Propheten,Allahs Segen und Frieden auf ihm, in<br />

irgendeiner Form in Verbindung stand. Sie<br />

überlieferten uns die Namen seines Esels Ya´fur<br />

und seines Maultieres Duldul.Wen interessieren<br />

schon die Namen von Tieren, wenn sie nicht in<br />

Verbindung stehen mit einer Person, die man über<br />

alles liebt. Dank diesem Verständnis der Gefährten,<br />

wissen wir, dass der Prophet,Allahs Segen und<br />

Frieden auf ihm, vierzehn graue Barthaare hatte,<br />

wie sein vorzüglicher Charakter war, was für ein<br />

Ring er an welchem Finger trug und was für<br />

Kleider er anlegte, in welchen Sandalen er lief, und<br />

wie seine Schuhe aussahen.Wir wissen wie sein<br />

Schwert war, welche Kopfbedeckung er trug und<br />

wie er zu gehen pflegte, in welchen Positionen er<br />

gerne saß, wie und was er aß, und was er nach dem<br />

Einnehmen der Speisen zu sagen pflegte. Es wird<br />

genau überliefert, welches Obst er aß und wie der<br />

Prophet,Allahs Segen und Frieden auf ihm,<br />

getrunken hat, wie er scherzte, lächelte und lachte,<br />

wie er schlief und wie er seine Gebete verrichtete.<br />

Wir finden Überlieferungen über die Art seiner<br />

Rezitation und wie er weinte, über das Aussehen<br />

seiner Schlafmatte, über seine Scham und seine<br />

Zurückhaltung, über seine Zähne und seinen Bart.<br />

All diese detailreichen Berichte geben uns nur ein<br />

Teil des Bildes wieder, wie die Gefährten den<br />

Propheten,Allahs Segen und Frieden auf ihm,<br />

geliebt und gesehen haben.Wenn sich der Prophet,<br />

Allahs Segen und Frieden auf ihm, die Haare<br />

schneiden lies, entbrannte unter den Gefährten ein<br />

Wettstreit darum, in welche Hand die Haarlocken<br />

des Propheten fallen durften, und nie berührte eine<br />

Locke von ihm den Boden, bevor sie nicht von<br />

einem Gefährten abgefangen wurde. Ja selbst sein<br />

Schweiß wurde gesammelt, um mit ihm die<br />

Kranken unter den Gefährten zu versorgen und<br />

heilen.Wie viel Segen hat Allah in seinem<br />

Propheten,Allahs Segen und Frieden auf ihm, gelegt<br />

und wie viel davon haben seine Gefährten zu<br />

spüren bekommen, dass sie eine so starke und<br />

emotionale Bindung zu ihm,Allahs Segen und<br />

Frieden auf ihm, hatten.<br />

Als Abu Bakr und der Prophet,Allahs Segen und<br />

Frieden auf ihm, die Hidschra unternahmen und<br />

sich in einer Höhle vor den Mekkanern versteckt<br />

hielten, wurde Abu Bakr von einer Schlange<br />

gebissen, während der Prophet schlief. Doch Abu<br />

Bakr unterdrückte jeden Schmerz, um den<br />

Propheten,Allahs Segen und Frieden auf ihm, nicht<br />

aus seinem Schlaf zu reißen.


Doch als der Schmerz immer stärker wurde, löste<br />

sich eine Träne aus dem Auge Abu Bakrs, die dann<br />

auf die Wange des Propheten,Allahs Segen und<br />

Frieden auf ihm, tropfte, der darauf hin aufwachte.<br />

Und als er Abu Bakr mit Schmerz verzogenem<br />

Gesicht sah, ihn fragte, was passiert sei, und Abu<br />

Bakr ihm erzählte, was ihm zugestoßen ist,<br />

verstrich der Prophet,Allahs Segen und Frieden auf<br />

ihm, seinen Speichel auf die Wunde, sprach ein paar<br />

Worte und es war als sei nichts gewesen.<br />

Aus dem Studium der Prophetenbiographie und<br />

des Verhaltens der Gefährten, entnehmen wir die<br />

wahre Bedeutung des Propheten,Allahs Segen und<br />

Frieden auf ihm, für unsere Religion und unser<br />

Leben. Um es mit den Worten des Propheten<br />

Der Prophet41<br />

<strong>NUN</strong> - <strong>Ausgabe</strong> 4, <strong>Mai</strong>/<strong>Juni</strong> <strong>2006</strong><br />

selbst zu sagen, die er an Umar richtete, als dieser<br />

zum Propheten sprach: „Du bist mir lieber als alles<br />

andere auf der Welt außer mir selbst.“ Da<br />

erwiderte der Prophet,Allahs Segen und Frieden<br />

auf ihm: „Noch nicht lieber Umar.“ Bis Umar<br />

begriff, was der Prophet meinte und dann sprach:<br />

„Du bist mir lieber als alles andere auf der Welt<br />

und mich eingeschlossen.“ Daraufhin sagte der<br />

Prophet: „Jetzt Umar, jetzt.“ Also jetzt wo ich dir<br />

Lieber bin als alles andere auf der Welt, ist dein<br />

Glaube vollkommen. „Keiner von euch hat einen<br />

vollkommenen Galuben, bis ich ihm nicht lieber bin<br />

als sein Sohn, sein Vater und allen anderen<br />

Menschen.“


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<strong>NUN</strong> - <strong>Ausgabe</strong> 4, <strong>Mai</strong>/<strong>Juni</strong> <strong>2006</strong><br />

Der Prophet Mohammed<br />

Interview mit A. Abdurrahman Reidegeld<br />

Können Sie sich an Ihre erste Begegnung mit dem Namen Mohammed<br />

erinnern? In welchem Zusammenhang geschah dies? Wie können Sie Ihre<br />

damaligen Gefühle mit den heutigen vergleichen?<br />

Wie viele andere Menschen meines Jahrgangs hatte ich einige Romane von Karl May<br />

gelesen, die im Orient angesiedelt waren und natürlich auch die arabisch-türkischpersischen<br />

Namen wie exotische Sprachperlen in dem Text hervorhoben. Hier hörte ich<br />

soweit ich mich heute noch entsinne im Alter von etwa 9 Jahren das erste Mal den<br />

Namen Mohammed.<br />

Dieser Name war seinerzeit für mich mit keinem besonderen Gefühl verbunden;<br />

allerdings meine ich, dass in meinem Elternhaus oder auch in den Familien meiner<br />

Freunde keine besondere Sympathie oder umgekehrt Feindseligkeit für den Namen<br />

Mohammed gezeigt wurde.<br />

Für mich war es damals ein arabischer Name wie viele andere auch, ohne besondere<br />

Kenntnis oder Gefühlsbeziehung. Ich glaube, das war so, weil der Islam nur ein latentes<br />

Feindbild im Rahmen der Kulturgeschichte der abendländischen Welt war, aber<br />

keineswegs ein konkretes im deutschen Zusammenhang, wie es heute nicht zuletzt<br />

durch Mediengewalt den Menschen aufgedrängt wird.<br />

Heute ist der Name ein Angelpunkt in meinem Denken, und dies zum ersten Mal, als ich<br />

meinen ältesten Sohn Mohammed nannte. Das tat ich, um meine Hinwendung zum Islam<br />

und meine innerliche Verbundenheit mit dem Propheten des Islam zum Ausdruck zu<br />

bringen.<br />

Was für ein Gefühl entwickelt sich in einem Konvertiten, der nicht mit dieser<br />

Beziehung zum Gesandten in seiner Kindheit durch die soziale Umgebung<br />

aufgewachsen ist?<br />

Da darf ich natürlich nur von mir selbst sprechen, weil schlichtweg jeder Zugang zum<br />

Gesandten Allahs (t) seitens der zum Islam gekommenen Menschen ganz eigen ist.<br />

In den ersten Jahren nicht zuletzt mangels besserer Kenntnis der Sira, der<br />

Prophetengeschichte blieb die religiöse, historische und persönliche Bedeutung und<br />

Größe der Person Mohammeds mir weitgehend unklar.<br />

Erst als ich mir die unverzichtbare Stellung des Gesandten Allahs durch die Offenbarung<br />

und die daraus folgende Prüfung klarmachte, die Besonderheiten im Rahmen des<br />

Mi'radsch und Isrâ (Himmelfahrt des Propheten), als ich die Originalquellen las und<br />

verstehen konnte, fing ich an, die Rolle und Wertschätzung des Gesandten zu verstehen.<br />

In Deutschland haben Sie Kontakt zu Muslimen aus verschiedenen Ländern,<br />

und durch Ihr Studium und Familie kamen Sie auch mit vielen Muslimen aus<br />

der ganzen Welt in Kontakt. Können Sie einen Unterschied zwischen den<br />

Gefühlen der europäischen Muslime und der orientalischen bzw. asiatischen<br />

Muslime in der Liebe zum Gesandten erkennen?<br />

Es kommt mir sicher nicht zu und auch allgemein gesagt niemandem -, über den inneren<br />

Gefühlsgehalt oder die wahre innere Liebe der Muslime zum Gesandten Allahs zu<br />

spekulieren. Nur in zwei Punkten sehe ich mit aller Bescheidenheit geäußert<br />

Unterschiede in der Sicht:<br />

Der Prophet42


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Der Prophet43<br />

<strong>NUN</strong> - <strong>Ausgabe</strong> 4, <strong>Mai</strong>/<strong>Juni</strong> <strong>2006</strong><br />

Für den orientalischen Muslim ist Mohammed eher idealisiertes manchmal auch schon<br />

ideologisiertes Vorbild einer zu reformierenden orientalischen Gesellschaft, die derzeit<br />

aus den Fugen gerät; für den europäischen Muslim ist Mohammed der Mensch, der in<br />

Mekka die Nachstellungen der Polytheisten erträgt und in Madina die Hoffnung und<br />

irdische Verwirklichung der islamischen Urgemeinschaft durchsetzt. Manchmal aber<br />

scheint es mir, dass zum Islam gekommene Europäer nicht sofort eine innere Verbundenheit<br />

mit dem Namen Mohammed finden, einfach weil das eine bestimmte Kenntnis der<br />

Zusammenhänge und Geschichte des Islam voraussetzt, die der Europäer in der Regel<br />

nicht mitbringt, sondern sich erst mühsam erarbeiten muss. Hat er das aber geschafft, ist<br />

seine Verbundenheit tief, weil eben bewusst erarbeitet, nicht nur als hohles Bauchgefühl<br />

dahinwabernd.<br />

Was für eine Bedeutung hat das so genannte „imitatio Mohammedi“ für den<br />

Muslim in der modernen Zeit und in einem nicht islamischen Land wie in<br />

Deutschland? Des Öfteren erlebt man eingewanderte Muslime in Deutschland,<br />

die die traditionell arabische Kleidung aus ihren Heimatländern zum<br />

Dreh- und Angelpunkt der prophetischen Tradition erklären, wobei die überlieferten<br />

Charaktereigenschaften des Gesandten in Umgang mit Mitmenschen<br />

zu kurz zu kommen scheinen.Wie kann man dieses Phänomen<br />

erklären? Wo beginnen und hören die Grenzen auf, wenn man festlegen will,<br />

was eine nachzuahmende Tradition des Gesandten ist und was zum Alltag<br />

der damaligen Menschen gehörte und durch die Jahrhunderte sich ändern<br />

kann und dessen Befolgung keine islamische Pflicht ist?<br />

Auch die äußeren Formen der Prophetenkleidung, seiner Art des Barttragens etc. haben<br />

immer einen Vorbildcharakter, selbst dann, wenn es sich dabei um rein freiwillige Faktoren<br />

handelt. Aber in der korrekten Auslegung der Prophetentradition, gemeint: in der<br />

Sicht der Gelehrten des Islam werden diese äußeren Formen der Prophetennachfolge<br />

immer auch an dem gesellschaftlichen Umfeld zu messen sein. Damit ist nicht gemeint,<br />

dass die verpflichtenden oder stark wünschenswerten Handlungen und Kennzeichen des<br />

Muslims wegfallen sollen, sondern dass man sich bemüht, auf die Menschen auch im<br />

Maße des Möglichen zuzugehen.<br />

Manche Kleidungsformen wurden etwa keineswegs vom Propheten getragen, entsprechen<br />

in der Diktion aber der Art und Weise islamischer Vorstellung: die weite Pluderhose<br />

vom Sirwal-Typ etwa ist zentralasiatischen-persischen Ursprungs, wird aber von<br />

Millionen Muslimen in Zentralasien, den Turk-Gebieten, Iran, Irak und dem indopakistanischen<br />

Raum getragen. Sie entblößt nicht die Körperformen, wird darum auch als<br />

„islam-gemäßes Kleidungsstück“ verstanden doch zur Prophetenzeit waren dieses und<br />

etliche andere Kleidungsstücke unbekannt bei Muslimen. Umgekehrt wurden aus<br />

klimatischen Bedingungen einige typische Kleidungsstücke der Prophetenzeit, wie das<br />

gewickelte Untertuch des Izar, nicht außerhalb der arabischen Halbinsel getragen.<br />

Der Sunna als lebendiger Tradition nachzufolgen heißt daher, den Prinzipien nachzufolgen,<br />

die der Prophet verdeutlicht hat. Im Falle der Kleidung: was die Aura (der zu<br />

bedeckende Bereich des Körpers) ist, dass zu körperbetont-hautenge Bekleidung kein<br />

„Bedecken“ ist, dass es in vielen Fällen empfohlen ist, dass Männer eine Kopfbedeckung<br />

(Kappe,Turban-Form) tragen, usw. Doch spezielle Tracht aus anderen Volkstraditionen<br />

nach Europa zu transportieren, ohne dass es die eigenen sind, kann nur dann vertretbar<br />

sein, wenn ein europäischer Muslim dies im Bewusstsein tut, dass es SEIN individueller<br />

Ansatz zur Prophetennachfolge ist, nicht aber ein konkretes Gebot des Propheten selbst.<br />

Wer aber „islamische Kleidung“ tragen will, dem mag ein weitgeschnittenes<br />

Hosenmodell besser stehen als eine Sirwal-Pluderhose.


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Wie kann man einen Modellcharakter aus dem gesamten Leben des Gesandten<br />

entwickeln, der auch für einen europäischen Menschen ohne weiteres als<br />

vorbildlich zu erkennen wäre?<br />

Das Modell muss in dem Handeln liegen, in dem praktischen Beispiel. Jedesmal, wenn ein<br />

Muslim positive Handlungen vollführt, wird man ihn fragen, warum-wieso-von woher<br />

beeinflusst etc. Da kann er erwidern: ich folge dem Beispiel des Propheten Mohammed<br />

(saws). Solcherart verbindet sich vielleicht der Begriff „Mohammed“ mit positivem<br />

Handeln und ein besseres Vorbild kann ich mir nicht denken.<br />

Hat das Bild des Gesandten Mohammed nicht durch die Jahrhunderte zu<br />

sehr durch die Auseinandersetzungen zwischen Muslimen und Christen<br />

gelitten? Durch die Übertragung der Funktion Jesu wurde auf die Funktion<br />

des Gesandten Mohammed geschlossen und in Analogie zu Christen - die<br />

Muslime Mohammedaner genannt, was erst in den letzten Jahren korrigiert<br />

wurde.Was können Muslime machen, um die durch die Jahrhunderte<br />

entstandenen Zerrbilder zu korrigieren?<br />

Es waren gerade persönliche Angriffe auf die Lebensführung des Menschen Mohammed,<br />

die von christlichen Theologen des Mittelalters und der frühen Neuzeit geführt wurden,<br />

um so auch den Propheten Mohammed zu diskreditieren. Dabei wurden gerade im Vergleich<br />

von Jesus und Mohammed die ganz unterschiedlichen Rollen und spezifischen<br />

Aufgaben unterschlagen und extreme Gegensätze konstruiert (Jesus=Frieden, Muhammad=Krieg,<br />

etc.). Diese Art der Apologetik hat sich auch bis heute gerade bei fundamentalistischen<br />

christlichen Zirkeln erhalten.Viele ungerechtfertigte Vorwürfe belasten daher<br />

bis heute das muslimisch-christliche Verhältnis.<br />

Der Begriff „Mohammedaner“ ist ja in mehr als einer Hinsicht falsch: wir Muslime ehren<br />

den Gesandten, aber verehren im Gottesdienst nur den Schöpfer (im Gegensatz zu<br />

Christen); niemals nannten sich die Anhänger des Islam „Mohammedaner“, denn die<br />

Definition lief immer über das Wortfeld „Islam-Muslim“.Auch hatte der Begriff „Mohammedaner“<br />

immer auch eine stark abwertende Bedeutung bei Christen.<br />

Die Zerrbilder in der Vorstellung der europäischen Gesellschaften sind eine jahrhundertelang<br />

gepflegte und nun auf aller Schultern sitzende Belastung: die Christen schleppen<br />

diese Vorstellungen mit sich herum, Muslime müssen sich mit den Folgen (nämlich negativer<br />

Haltung und Handlung seitens der Nichtmuslime) dieser Bilder auseinandersetzen.<br />

Der Muslim muss - auch wenn es nicht immer günstig dazu aussieht - versuchen, durch<br />

positive Berichte und Beispiele der Propheten-Geschichte den Nicht-Muslimen ein<br />

Gegenbild zu vermitteln; nur so fühlt sich doch jemand herausgefordert, auch den<br />

eigenen Standpunkt neu zu betrachten<br />

Wenn in deutschen Schulen Bibelausgaben von nichtmuslimischen Schülern<br />

respektlos auf den Boden geworfen werden, setzen die muslimischen Kinder<br />

sich ein und nehmen die Bibel vom Boden. In Zusammenhang mit dem Karikaturenstreit<br />

gebracht: wie haben Sie den Karikaturenstreit als ein Muslim,<br />

dem das Liebste der Gesandte Mohammed ist, erlebt? Was fehlt dem<br />

„aufgeklärten Europäer“ im Umgang mit ihren Mitmenschen?<br />

<strong>NUN</strong> - <strong>Ausgabe</strong> 4, <strong>Mai</strong>/<strong>Juni</strong> <strong>2006</strong><br />

Das sind mehrere Fragen, die sich nur in einem Punkt berühren: dem Aspekt des unbedingt<br />

zu Würdigenden, in dem Sinne: „dem Heiligen“. Auch wenn die Bibelausgaben<br />

nicht der Originaltext von Jesus sind, fühlt sich ein muslimischer Schüler mehr als<br />

unangenehm berührt, wenn der Text auf dem Boden liegt. Er spürt, hier geht es um<br />

etwas ganz anderes als nur einen x-beliebigen Text auf dem Boden. Hier steht die<br />

Bibelausgabe symbolisch für den Gesamtrespekt der Gläubigen vor ihrer jeweiligen<br />

Religion. So war ja auch der Karikaturenstreit keineswegs eine Auseinandersetzung von<br />

Christen offen bekennender Art und Muslimen: es war die künstlich hervorgerufene<br />

Konfrontation eines pseudo-liberalen Habitus, der in seiner areligiös-selbstgefälligen Art<br />

seiner Ansicht Weltgeltung erzwingen wollte.<br />

Der Prophet44


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Biographie<br />

Der Prophet45<br />

<strong>NUN</strong> - <strong>Ausgabe</strong> 4, <strong>Mai</strong>/<strong>Juni</strong> <strong>2006</strong><br />

Ahmad Abdurrahman Michael Reidegeld, 1966 in Bielefeld geboren, studierte in<br />

Köln Islamwissenschaften,Afrikanistik und Malaiologie. Er schrieb das Handbuch<br />

Islam,<br />

welches in über 800 Seiten die Glaubens- und Rechtslehre der islamischen<br />

Rechtschulen behandelt. Er ist Lehrer für „Islamische Religion“ in Wien.<br />

Erdbeben in Java/Indonesien<br />

Sparkassen KölnBonn,<br />

Kontonummer: 12 20 20 99<br />

BLZ 370 501 98<br />

Praktischerseits erscheint mir die Reaktion vieler Nicht-Muslime auf die Ausschreitungen<br />

in der islamischen Welt so, dass von sehr vielen das Empfinden, besser: die Empfindungswirklichkeit<br />

der Muslime außen vor bleibt, nicht erkannt werden will. Der „aufgeklärte<br />

Europäer“ hat sich nämlich längst von dem Gedanken verabschiedet, Religion könne<br />

noch für die praktische Gesellschaftsform von Bedeutung sein. Hier wird natürlich anderen,<br />

die diese säkulare Weltsicht nicht teilen, ein Maulkorb verpasst.<br />

Herr Reidegeld, wir danken Ihnen für dieses interressante Gespräch.<br />

Erdbeben in Java/Indonesien<br />

www www.islamicrelief.de<br />

.islamicrelief .de<br />

Islamic Relief<br />

Humanitäre Organisation<br />

in Deutschland e.V.<br />

Steinbergerstr. 14<br />

50733 Köln<br />

Tel.: 0221-7220799<br />

Fax: 0221-9726899<br />

www.islamicrelief.de<br />

info@islamicrelief.de<br />

Stichwort: Erdbeben<br />

in Java/Indonesien


Prof. Dr. M. Hussain Haikal<br />

Das Leben Mohammeds<br />

Lesenswertes46<br />

<strong>NUN</strong> - <strong>Ausgabe</strong> 4, <strong>Mai</strong>/<strong>Juni</strong> <strong>2006</strong><br />

BUCHVORSTELLUNG<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Arabien vor dem Islam<br />

Mekka, die Kaba und die Kuraisch<br />

Mohammed - Von seiner Geburt bis zu seiner Heirat<br />

Von der Heirat bis zur Prophetenberufung<br />

Von der Entsendung bis zu Umars Annahme des Islam<br />

Die Geschichte von den Kranichen<br />

Die Schlechtigkeiten der Kuraisch<br />

Von der Aufhebung des Schriftstücks bis Al Isra<br />

Die zwei Abkommen von AI Akaba<br />

Die Auswanderung des Gesandten<br />

Die Anfangszeit in Jathrib<br />

Die ersten Expeditionstrupps und Gefechte<br />

Der große Kriegszug von Badr<br />

Zwischen Badr und Uhud<br />

Der Feldzug von Uhud<br />

Die Auswirkungen von Uhud<br />

Die Frauen des Propheten<br />

Die beiden Kriegszüge von Chandak und Banu Kuraiza<br />

Von den beiden Kriegszügen bis Al Hudaibija<br />

Das Abkommen von Al Hudaibija<br />

Chaibar und die Gesandten an die Könige<br />

Die vereinbarte Umra<br />

Der Kriegszug von Muta<br />

Die Einnahme Mekkas<br />

Hunain und At Taif<br />

Ibrahim und die Frauen des Propheten<br />

Tabuk und der Tod Ibrahims<br />

Das "Jahr der Delegationen" und die Pilgerreise Abu Bakrs mit<br />

den Leuten<br />

Die Abschiedswallfahrt<br />

Krankheit und Tod des Propheten<br />

Die Bestattung des Gesandten<br />

Die wahre Größe des Propheten ist in der westlichen Welt so gut wie unbekannt. Ursache hierfür sind nicht nur<br />

alte Vorurteile, sondern auch die Tatsache, dass es für einen Nicht-Muslim schwer ist, die Rolle eines geistigreligiösen<br />

Archetyps zu verstehen, der sich auch auf sozialem, politischem und wirtschaftlichem Gebiet betätigte.<br />

Mohammed beschränkte sich nicht nur darauf, unter großen Schwierigkeiten mit seinem Leben Zeugnis abzulegen<br />

für die Wahrhaftigkeit der von Allah empfangenen Offenbarung, den Koran. Er selbst wurde sein getreuer<br />

Botschafter, übte aber gleichzeitig auch das Amt des Gesetzgebers und Führers der muslimischen Gemeinschaft, der<br />

Umma, aus.<br />

Über ihn wurde folgendes geschrieben: 'Nie übernahm ein Mensch je freiwillig oder unfreiwillig eine erhabenere<br />

Aufgabe, eine Aufgabe, die übermenschlich war: den Aberglauben auszuschalten, der sich zwischen die Schöpfung und<br />

den Schöpfer gestellt hat, Gott den Menschen und die Menschen Gott zurückzugeben, den nationalen und heiligen<br />

Gedanken der Gottheit im Chaos der materialisierten und entstellten Götter der Idolatrie wiederherzustellen.


Lesenswertes47<br />

<strong>NUN</strong> - <strong>Ausgabe</strong> 4, <strong>Mai</strong>/<strong>Juni</strong> <strong>2006</strong><br />

Wohl nie unternahm ein Mensch mit so geringen Mitteln ein derart die menschlichen Kräfte übersteigendes Werk,<br />

wobei zu bedenken ist, dass ihm bei der Konzeption und Ausführung eines so großen Planes keine anderen<br />

Werkzeuge zur Verfügung standen als er selbst und eine Handvoll Barbaren in einem verlassenen Fleck der Wüste.<br />

Ebenso gelang es keinem Menschen je, eine so große und dauerhafte Revolution in der Welt zu verwirklichen;<br />

bereits weniger als zwei Jahrhunderte, nachdem er gepredigt hatte, regierte der Islam teils durch Bekehrung, teils<br />

durch Waffengewalt nicht nur die drei Teile Arabiens, sondern hatte auch Persien, Khorassan,Transoxanien, Spanien<br />

und einen Teil Galliens, sowie den Kaukasus, das westliche Indien ... erobert.<br />

Nimmt man den Umfang des Planes, die Geringfügigkeit der Mittel und das ungeheure Ausmaß des Erfolges als<br />

Maßstab für das Genie eines Menschen, wer wagt es dann, auf menschlicher Ebene eine bedeutende Persönlichkeit<br />

der Geschichte mit Mohammed zu vergleichen? Die berühmtesten Männer haben sich darauf beschränkt, Heere,<br />

Gesetze, Kaiserreiche zu erschüttern, oder (wenn sie als Gründer auftraten) nur materielle Machtbereiche zu<br />

schaffen, die oft noch vor ihnen zusammenbrachen. Mohammed hingegen erschütterte Heere, Gesetzgebungen,<br />

Kaiserreiche,Völker, Dynastien, Millionen von Menschen auf einem Drittel der bewohnten Welt; hinzu kommt, dass<br />

er Altäre, Götter, Religionen, Ideen, Überzeugungen, Seelen ins Wanken brachte. Er hat auf einem Buch, von dem<br />

jeder Buchstabe Gesetz geworden ist, eine geistige Nation gegründet, die Völker aller Sprachen und Rassen umfasst;<br />

er hat als unauslöschliche Eigenschaft dieser muslimischen Nation den Hass gegen die falschen Götter sowie die<br />

Leidenschaft für den Einen Allah erweckt. Ein solcher Patriotismus und der Wille, die Entweihung des Himmels zu<br />

rächen, waren Tugenden der Erben Mohammeds: die Eroberung eines Drittels der Erde war ein Wunder, aber<br />

wahrscheinlich nicht so sehr ein durch einen Menschen, sondern mehr durch eine Idee bewirktes Wunder. Einmal<br />

ausgesprochen, wirkte die Idee von dem Einen Gott wie eine Explosion, die die Tempel der Idole in Brand setzte und<br />

ein Drittel der Welt mit ihrem Schein erfüllte.<br />

Sein Leben, seine innere Sammlung, seine heroischen Verdammungen gegen den Aberglauben in seinem Land, der<br />

beim Angriff der Götzendiener bewiesene Mut, die Ausdauer, sie fünfzehn Jahre in Mekka zu dulden, das Akzeptieren<br />

der Rolle des öffentlichen Ärgernisses und praktisch des Opfers unter seinen Landsleuten, schließlich die Flucht, das<br />

unaufhörliche Predigen, der ungleiche Krieg, der Glaube an den Erfolg, der ganz auf eine Idee und sicher nicht auf<br />

Macht gerichtete Ehrgeiz, das Gebet ohne Ende, das mystische Gespräch mit Gott, der Tod und der Sieg über das<br />

Grab hinaus...<br />

"Philosoph, Redner,Apostel, Gesetzgeber, Eroberer von Ideen,Wiederhersteller von Dogmen, Gründer zwanzig<br />

irdischer Imperien und eines geistigen Reiches, das ist Mohammed.Welcher Mensch ist ... erhabener als er?"<br />

Diese leidenschaftliche Huldigung stammt nicht von einem Muslim, sondern von Alphonse de Lamartine (1790-<br />

1869), niedergeschrieben in seiner "Histoire de la Turquie". Diese Huldigung macht gleichzeitig deutlich, warum nach<br />

über dreizehn Jahrhunderten alle Muslime mit Dankbarkeit in ihren Gebeten den Abgesandten Allahs ins Gedächtnis<br />

rufen. Sie rufen ihn ins Gedächtnis, sie rufen ihn nicht an, denn das Gebet ist nur für Gott bestimmt. (Mohammed<br />

und die Entstehung des Islam, Seite 6-7)<br />

Die Quelle des Islam ist der geoffenbarte Koran, der uns ohne die geringste Verfälschung bis zum heutigen Tage in<br />

seiner vom Propheten des Islam verkündeten Form erhalten ist. Zudem sind uns die in der Sunna (Brauch,<br />

Gepflogenheit) überlieferten Aussagen des Propheten und seine dort geschilderte Lebensführung eine<br />

unmissverständliche Richtschnur für das Verständnis und die Anwendung der Offenbarung des Koran. Das Leben des<br />

Propheten liegt so klar und überzeugend vor uns, dass es selbst über die Dauer von über vierzehn Jahrhunderten<br />

hinweg zu begeistern und zur Nachahmung anzuspornen vermag. Leider ist die Lebensgeschichte des Propheten im<br />

Laufe der Zeit, besonders in der westlichen Welt, immer wieder mit Schleiern der Verfälschung und sogar mit<br />

Verleumdungen umgeben worden.Was ein Europäer im allgemeinen über ihn in Erfahrung bringen kann, ist spärlich,<br />

entbehrt oft jeglicher Authentizität und scheint eher von rein historischem Interesse zu sein. Dabei sind das Leben<br />

und die Lehre dieses Mannes aktueller als je zuvor: Millionen Menschen folgen seiner Lehre. Und es ist, als sei die<br />

islamische Welt nach langem Schlummer wieder erwacht und in Bewegung geraten. (Vorwort, Seite 9)<br />

Das Werk von Mohammed Hussain Haikal ist eine wirklich sehr gut gelungene Prophetenbiographie, die sich<br />

insbesondere mit den wissenschaftlichen und orientalistischen<br />

Aspekten beschäftigt.<br />

Der Autor hat die Einzelheiten des Propheten zusammengetragen und genauster Nachprüfung unterzogen. Haikal<br />

löst sich vom klassischen Stil der arabischen Biographie und stellt das historische Material auf einer Art dar und<br />

wählt damit einen Stil, der nach Einschätzung des Herausgebers, dem westlichen Leser, egal ob Muslim oder<br />

Nichtmuslim, entgegen kommt.<br />

Mohammed Hussain Haikal unterteilt in seinem Werk, die Biographie des Propheten in mehrere relativ kurze<br />

Hauptkapitel, die jeweils Wende- bzw. Höhepunkte oder eine bestimmte Zeitspanne im Leben des Propheten<br />

enthalten. Jedes dieser Hauptkapitel wird wiederum in kleine Kapitel unterteilt, die teilweise nur den Umfang einer<br />

Buchseite haben.<br />

Das Leben Mohammeds, Mohammed Hussain Haikal, Gesellschaft für Deutsch-Iranischen Handel Dr. Kermani mbH,<br />

ISBN 3-980-1560-0-1, 489 Seiten


Engin Topal<br />

“Der Westen ist das Kind<br />

der islamischen Zivilisation”<br />

Der Westen ist das Kind der islamischen<br />

Zivilisation. Diese Behauptung stammt von Prof.<br />

emeritus Fuat Sezgin, der mit seinen 80 Jahren<br />

noch das renommierte Institut für Geschichte und<br />

Kultur der arabisch-islamischen Wissenschaften<br />

(gegründet 1982) in Frankfurt/<strong>Mai</strong>n leitet.<br />

Widersprechen wird ihm kaum ein Arabist oder<br />

Orientalist können, da Prof. Sezgin mit seinem<br />

voluminösen Standardwerk, die mehrbändige<br />

Geschichte des arabischen Schrifttums, einen<br />

bahnbrechenden akademischen Erfolg verzeichnen<br />

konnte und unter den Orientalisten sehr hohes<br />

Ansehen genießt.<br />

Sezgin begann seine Lehre 1942 in Istanbul bei<br />

Prof. Hellmut Ritter. Ritter floh aus Nazi-Deutschland<br />

in die Türkei, wie viele andere jüdische Akademiker<br />

seiner Zeit.Auf Anraten seines Lehrmeisters<br />

vertiefte er sich in der Geschichte der Naturwissenschaften.Von<br />

ihm erfuhr er, dass die Muslime in<br />

den Naturwissenschaften, insbesondere in der<br />

Mathematik, die größten Wissenschaftler hervorbrachten.<br />

Ritters Ansatz sollte für Sezgin eine<br />

Richtschnur in seiner Forschung bilden, der er seit<br />

60 Jahren treu geblieben<br />

ist. Nach seiner ersten<br />

Habilitation 1954 wurde<br />

er Professor an der<br />

Philosophischen Fakultät<br />

in Istanbul. 1965 habilitierte<br />

er ein zweites Mal<br />

an der Goethe-<br />

Universität zu Frankfurt<br />

im Bereich Geschichte<br />

der Naturwissenschaften,<br />

weil er sein Vaterland<br />

nach einem Militärputsch<br />

verlassen musste.<br />

Inzwischen umfassen die<br />

Publikationen seines<br />

Instituts 900 Bände. 1982<br />

bekam er das<br />

Bundesverdienstkreuz.<br />

Sezgin vertritt die These,<br />

dass die Geschichte der<br />

Naturwissenschaften von<br />

Grund auf neu geschrieben werden müsse, weil es<br />

Wissenswertes48<br />

<strong>NUN</strong> - <strong>Ausgabe</strong> 4, <strong>Mai</strong>/<strong>Juni</strong> <strong>2006</strong><br />

auf dem falschen Grundsatz beruhe, dass der<br />

Westen ihren geistig-naturwissenschaftlichen<br />

Wissenschaftskomplex direkt von den Alten<br />

Griechen übernommen haben, wobei hier bewusst<br />

oder unbewusst die Beiträge der Muslime zu den<br />

Wissenschaften übersehen oder unerwähnt<br />

bleiben. Jedoch ist inzwischen erwiesen, dass die<br />

Europäer die wissenschaftlichen Werke aus Sizilien<br />

und Andalusien teilweise plagiiert haben. Ganze<br />

Werke von muslimischen Autoren wurden teils<br />

übersetzt und teils überarbeitet und ohne<br />

Quellenangaben mit eigenen Namen veröffentlicht.<br />

So fand zwar das Wissen der alten Araber in<br />

Europa Einzug, ohne jedoch dass die Verfasser<br />

dieser Werke gerühmt wurden. Mit Werken über<br />

Mathematik,Astronomie,Trigonometrie,<br />

Geographie, Medizin usw. konnte der Westen<br />

seinen wissenschaftlichen Feldzug beginnen, wobei<br />

die Muslime nach der Räumung Siziliens und<br />

Andalusiens ihre wissen-schaftliche Basis verloren<br />

haben und immer mehr - sicherlich nicht<br />

unverschuldet - der Rückschrittligkeit nicht nur auf<br />

dem naturwissenschaftlichen Felde anheimfielen.


Als nur ein Beispiel für die Perzeption der<br />

wissenschaftlichen Errungenschaften durch die<br />

nichtmuslimische Welt nennt Sezgin die Spanier<br />

und die Portugiesen, die durch die Übernahme des<br />

Kompasses von den Muslimen zu den ersten<br />

Seeweltmächten der Erde gehörten. Die<br />

Entdeckung Amerikas konnten diese als eigene<br />

Errungenschaften verbuchen, bekanntlich wussten<br />

sie lange Zeit jedoch nicht, dass sie einen neuen<br />

Kontinent entdeckt hatten.<br />

Darüber hinaus entdeckten die Araber auch die<br />

Dampfkraft, die in Europa erst nach Jahrhunderten<br />

eingesetzt wurde.Auch hier haben die Europäer<br />

dieses Wissen weiter entwickelt und ihre<br />

industrielle Revolution damit zum Laufen gebracht.<br />

Allen Lesern dieser Zeilen, die jetzt meinen, dass<br />

das wohl zuviel des Guten wäre, nämlich alle<br />

Errungenschaften der Menschheit auf die Muslime<br />

zurückzuführen, soll der Besuch des Instituts von<br />

Fuat Sezgin nahegelegt werden. Er hat nämlich die<br />

letzten Jahre seiner Forschung damit verbracht, das<br />

Wissen der Muslime auch visuell zugänglich zu<br />

machen. Er hat schon 800 Exponate der<br />

Instrumente nachbauen lassen, die die Muslime<br />

erfunden und eingesetzt haben. Dazu hat Sezgin die<br />

literarischen Quellen der Muslime durchkämmt.<br />

Obwohl die meisten Instrumente nicht abgebildet<br />

waren, also nur funktionell beschrieben wurden,<br />

ließ er diese in verschiedenen Ländern unserer<br />

Erde nachbauen. Mit dem Zusammentragen der<br />

Exponate begann er 1983. Das Instrumentarium,<br />

was er jetzt in Frankfurt/<strong>Mai</strong>n ausstellt, umfasst fast<br />

alle Gebiete der uns bekannten Wissenschaften:<br />

Von Astrolabien angefangen bis zu Musikinstrumenten.<br />

Es wird auch ein selbstspielendes Musikinstrument<br />

ausgestellt.Als in Europa geistig verstörte<br />

Menschen verbrannt wurden, mit der Begründung,<br />

dass sie vom Satan befallen wären, heilte man in<br />

<strong>NUN</strong> - <strong>Ausgabe</strong> 4, <strong>Mai</strong>/<strong>Juni</strong> <strong>2006</strong><br />

der islamischen<br />

Welt<br />

verstörte Gemüter<br />

mit<br />

Musik .<br />

Anfänglich<br />

konzentrierten<br />

sich die<br />

Muslime in<br />

dem Gebiet<br />

der Austronomie<br />

und der<br />

Zeitrechnung,<br />

weil die Zeitermittlung<br />

für<br />

die Ausübung<br />

der Religion<br />

von immenser<br />

Bedeutung ist.<br />

Dies hat dazu<br />

geführt, dass<br />

im Feld der<br />

Mathematik und der Geometrie die Muslime die<br />

Vorreiter für die modernen mathematischen<br />

Disziplinen wurden. Heute wäre es zum Beispiel<br />

undenkbar, ohne die arabischen Zahlen<br />

auszukommen. Ein fünfbändiger Katalog begleitet<br />

die Ausstellung. Des Weiteren ließ Fuat Sezgin viele<br />

Handschriften faksimilieren, um diese den<br />

Interessenten zugänglich zu machen.<br />

Als Resümé ist festzuhalten: Sezgin versucht, für<br />

den Grundsatz von der Einheit der Wissenschaften<br />

in seinem fortgeschrittenen Alter zu werben, was<br />

Völker und Religionen dazu veranlassen sollte, sich<br />

zu begegnen und Konflikte friedlich auszuräumen.<br />

Für seine Leistung auf diesem Wege verdient Prof.<br />

Sezgin unsere Ehrerbietung.<br />

http://web.uni-frankfurt.de/fb13/igaiw/museum/museum.html<br />

Wissenswertes49<br />

Die Bilder in<br />

diesem Artikel<br />

stammen aus<br />

der Webseite<br />

des Instituts


Ein zeitgemäßes Lesen der Sure Al-Alaq, Teil II<br />

(Sure 96 - Das Anhängsel / Verse 6-8)<br />

Vers 6<br />

Die geistige Sättigung und die innere Rebellion<br />

Doch nein! Der Mensch, welcher auf niemanden angewiesen<br />

zu sein glaubt (Koran 96/7) ist auf der geistigen<br />

Ebene ein Wesen, das sich anderen Menschen gegenüber<br />

verschließt. Die Stellvertreter des Bildes einer erkrankten<br />

Gesellschaft werden auch weiterhin ihre Ohren den<br />

Offenbarungen verschließen. Sie neigen dazu, sich selbst<br />

außerhalb des Kreises der Menschheit zu platzieren,<br />

dem sie aber trotz allem beiwohnen, und ihre Knechtschaft<br />

gegenüber ihrem Schöpfer abzulehnen. Der Koran<br />

bezeichnet dieses Phänomen als die „innere Rebellion“.<br />

Die innere Rebellion ist als eine Reaktion auf und die<br />

Konsequenz einer geistigen Übersättigung zu betrachten<br />

(Koran 96/6). Im Koran werden die „innere Rebellion“<br />

und die „geistige Übersättigung“ sowohl begrifflich, als<br />

auch erzählerisch, nicht in Form von Legenden aus<br />

früheren Zeiten (Esatiru'l-evvelin), sondern von belehrenden<br />

Ereignissen aus früheren Zeiten (Ahsenu'l-<br />

Kasas), erläutert. Liest man diese Sure im Kontext der<br />

letzten zweihundert Jahre der westlichen Welt und<br />

betrachtet in ihr das Auftreten einer „inneren Rebellion“<br />

infolge einer „geistigen Übersättigung“ (Imperialismus),<br />

so erscheinen einem manche Dinge verständlicher.<br />

Die „innere Rebellion“ wurde bereits in früheren<br />

Epochen als ein Symptom des Wohlstandes interpretiert.<br />

Dazu äußert sich Muqatil bin Süleyman wie folgt:<br />

„Selbst wenn das Bild des geistig Übersättigten seit<br />

jeher unter der reichen Bevölkerungsschicht wieder zu<br />

finden ist, lässt sich der Inhalt und die Anspielung der<br />

Sure auf alle Menschen und nicht nur auf eine kleine<br />

Gruppe übertragen.“<br />

Das Verb tagha in der Sure An-Nazi'at (Koran 79/17)<br />

wird bei der Begründung von Musas (a.s.) Reise zum<br />

Pharao verwendet. So sagt Allah in dieser Sure: „Er (der<br />

Pharao) überschreitet<br />

wirklich jedes Maß.“<br />

Dies ist die Beschreibung<br />

des Zustandes des Pharaos<br />

bevor Musa (a.s.)<br />

ihm den Glauben an<br />

Allah (c.c.) verkündete.<br />

Bei der Beschreibung des<br />

von niemandem abhängig<br />

zu sein glaubenden Menschen<br />

in der Sure Al-Alaq<br />

wird das Verb tagha mit<br />

dem arabischen Buch-<br />

staben „L“ verbunden.<br />

Die Wucht dieser Aus-<br />

sage ist immens. Er-Razi<br />

Das Frühstadium des Embryo<br />

wird im Koran als Al-Alaq bezeichnet.<br />

Koran50<br />

<strong>NUN</strong> - <strong>Ausgabe</strong> 4, <strong>Mai</strong>/<strong>Juni</strong> <strong>2006</strong><br />

erläutert warum diese Anspielung bei Abu Dschahil eine<br />

größere Bedeutung hat als beim Pharao. Razi: „Abu<br />

Dschahils anti-monotheistische Haltung hat sich, nach<br />

der Verkündung des Glauben an einen Gott, verstärkt. Er<br />

versuchte diesen Glauben zu bekämpfen.Während der<br />

Pharao im letzten Moment Reue zeigte, war Abu Dschahil<br />

Stolz auf seinen Nichtglauben.“<br />

Die „innere Rebellion“ und die „geistige Übersättigung“<br />

können bei einem Individuum, das fest an die Rückkehr<br />

zu seinem Schöpfer glaubt, nicht gedeihen. Der achte<br />

Vers (Koran 96/8) greift mit dem Wort rucû (die Rück-<br />

kehr) zum ersten Mal das Thema „Jenseits“ auf, welches<br />

später (Koran 14/42) ausführlicher behandelt wird. Razi<br />

hebt an dieser Stelle hervor, dass mit „Rückkehr“ auch<br />

die Rückkehr des Menschen zu seinem ursprünglichen<br />

Zustand gemeint sein kann. Dieser Satz ist für diejeni-<br />

gen, die Zweifel am Jüngsten Tag haben ein Wegweiser<br />

zum Pfad der Wahrheit. Denn er macht deutlich, dass<br />

der Mensch in seiner Umwelt von einem Zustand in den<br />

anderen wechselt, wie z.B von der Existenz in die Nicht-<br />

Existenz oder vom Zustand der Gesundheit in den Zustand<br />

der Krankheit.Was ist demnach die Quelle des<br />

irrationalen Urvertrauens zum Schöpfer, der alles lenkt<br />

und den Menschen mit plötzlichen Ereignissen, die von<br />

IHM geplant sind, überrascht?<br />

Vers 7<br />

Panoramen aus dem Leben<br />

Indem der Schöpfer uns von Menschen berichtet, deren<br />

Charakter von „innerer Rebellion“ und „geistiger Übersättigung“<br />

geprägt ist, hält ER SEINE Rolle als DER „Belehrer“<br />

aufrecht. Der Koran beginnt mit der Belehrung<br />

des Menschen mit Beispielen und Gleichnissen aus dessen<br />

Lebenswirklichkeit bereits in der ersten Offenbarung.Aus<br />

diesem Grund wird in dieser Sure die Frage<br />

„Hast du denjenigen gesehen,…?“ insgesamt drei Mal<br />

formuliert. Diese Offenbarung erreichte sowohl die<br />

Gläubigen, als auch die Ungläubigen.<br />

Deshalb sind einige der Auffassung, dass mit der zweiten<br />

Formulierung dieser Frage eine Anspielung an die kafirun<br />

(die Ungläubigen) gemacht wird. Betrachten wir nun<br />

denjenigen, der als „Vater der Weisheit“ tituliert wird<br />

und welch „geistige Übersättigungen“ die „innere Rebel-<br />

lion“ bei ihm auslöste.Vielleicht hat der Prophet gehofft,<br />

dass dieser sich selbst eines Tages von diesem Zustand<br />

befreien wird, oder vielleicht sollte gerade er als Beispiel<br />

für andere dienen und nicht der „inneren Rebellion“ zu<br />

Opfer zu fallen.


Vers 8<br />

Über das Ausleben des Gebetes<br />

Das Wort salâh (das rituelle Gebet), welches lexikalisch<br />

gleichbedeutend mit du'a (Bittgebet) und baraka (Se-<br />

gen Allahs) ist, hat eine lange Ursprungsgeschichte in<br />

Mekka. „Ihre Gebete neben der Kaaba sind nichts weiteres<br />

als inhaltlose Bewegungen. Gepeinigt sollt Ihr werden<br />

für Euren Unglauben.“<br />

Der Koran hat nicht nur die äußere Form des Gebetes,<br />

sondern was nämlich viel wichtiger ist, den Inhalt vollkommen<br />

geändert. Das Gebet, welches anfangs nur ein<br />

Ritus war, wurde durch den Islam zu etwas, was das<br />

Bewusstsein des Menschen in Bezug zu seiner Schöpfung<br />

auffrischt und an seine damit verbundenen Verpflichtungen<br />

erinnert, indem es den Menschen zu<br />

bestimmten Zeiten am Tage (Gebetszeiten) in wesentlichen<br />

Dingen erzieht.Als man das Gebet in seiner<br />

neuen Form neben der Kaba ausüben wollte, gab es<br />

massive Gegenwehr. Durch das Wort „Sprich,…“ wird<br />

deutlich, dass der Prophet Mohammed sich unmittelbar<br />

in dieser Situation der Anfeindung befand. Das erste<br />

Substantiv, welches in dieser Offenbarung zur<br />

Beschreibung des Propheten benutzt wird, ist abd<br />

(Diener). Der „Diener“ ist ein Rang, der jemandem<br />

verliehen wird, der einen segenreichen Charakter<br />

(Huluqu'l Atheem) besitzt.Welch bemerkenswerten<br />

Erfolg hat man erzielt, wenn man jemandem dessen<br />

Geist den Begriff „Diener“ ablehnt, vom Propheten<br />

Mohammed als der „Diener“ Gottes berichtet und<br />

Fortsetzung in der nächsten <strong>Ausgabe</strong><br />

Koran51<br />

<strong>NUN</strong> - <strong>Ausgabe</strong> 4, <strong>Mai</strong>/<strong>Juni</strong> <strong>2006</strong><br />

diesem Menschen somit die Erhabenheit in der Diener-<br />

schaft nahe legt? In dieser Offenbarung wird Prophet<br />

Mohammed in der zweiten Person Singular „Du“ ange-<br />

sprochen. Das Verbot, welches über die neue Form des<br />

Gebets verhängt wurde, wird auch andere Gläubige und<br />

insbesondere unter ihnen die<br />

schwachen am härtesten treffen. Die Ausdrücke, die das<br />

Fundament für das Verbot des neuen Gebets darstellen,<br />

werden die Gläubigen selbst in außerkontextuellen Situ-<br />

ationen davon abbringen sich mit dem Inhalt dieser aya<br />

auseinander zu setzen, geschweige denn mit einem<br />

dschûs (einer der dreißig Teile des Korans). Diejenigen,<br />

die Missbrauch mit dem Glauben betreiben, sind natür-<br />

lich nicht davon betroffen.<br />

Dem aufmerksamen Beobachter sollte auffallen, dass es<br />

Parallelen gibt zwischen dem Abhalten des Propheten<br />

Mohammed von seinem Gebet in Mekka und dem Abhalten<br />

der Gläubigen vom Gebet in der heutigen Gesellschaft.Wenn<br />

man die Hintergründe versteht, warum die<br />

Mekkaner damals den Propheten vom Gebet abhalten<br />

wollten, so wird dies auch die Hintergründe der das Gebet<br />

erschwerenden Situationen in heutiger Welt durchleuchten.<br />

Das Phänomen des Gebetverbots enthüllt die<br />

Doppelmoral, die in der aufgeklärten Welt hinter dem<br />

leeren Slogan „Glaubensfreiheit“ steckt. Für den Leser<br />

unserer Zeit, ist mit dem Begriff abd<br />

(Diener) er selbst<br />

und der unterdrückte moderne Leser gemeint.


„Allahs Gesandter sagte:<br />

Wer drei Mädchen aufnimmt und dafür sorgt,<br />

dass sie einen vorzüglichen Charakter haben,<br />

für sie passende Ehepartner findet und sie gut behandelt,<br />

für ihn gibt es das Paradies.“<br />

Abu Sa’îd al-Khudrî


Taceddin Simsek<br />

Weisheit (al-hikma) Andalusiens II<br />

Ibn Tufail<br />

Kurzer Lebenslauf des Ibn Tufail<br />

Abu Bakr Mohammed ibn Abd al-Malik ibn<br />

Mohammed ibn Tufail al-Qaisi al-Andalusi, im<br />

Abendland unter den christlichen Scholastikern<br />

bekannt als "Abubacer" (Latinisierung seines<br />

Namens Abu Bakr), ist um 1100 zu Wadi-Asch<br />

(Guadix) in Andalusien geboren. Ibn Tufail starb als<br />

Arzt und Wezir der Almohaden in Marrakesch<br />

(Marokko) im Jahre 1185. Er wurde unter dem<br />

Namen seines Urgroßvaters Tufail bekannt, was<br />

gelegentlich zu Verwechselungen geführt hat.<br />

Berühmt als Arzt, Mathematiker,Astronom, Dichter<br />

und Philosoph verfolgte und vervollständigte Ibn<br />

Tufail den Weg seines Meisters Ibn Bajjah<br />

(gest.1139).<br />

Nach den Almoraviden traten die Almohaden (= almuwahhidiun<br />

„Bekenner der Einheit Gottes“), als<br />

die Gründer der neuen Dynastie, Mohammed ibn<br />

Tumart in Spanien und Nordafrika auf. Unter den<br />

Nachfolgern von Ibn Tumart Abu Jaqub Jusuf (1163-<br />

1184) und Abu Jusuf Jaqub [Jaqub al-Mansur] (1184<br />

1198) erreichen die Almohaden mit ihrem Sitz in<br />

Marokko den Höhepunkt.<br />

Die Almohaden führten eine gewaltige Erneuerung<br />

in Theologie, Philosophie und in anderen<br />

Geistesbereichen durch. Ghazalis System und<br />

andere östliche Denker wurden aufgenommen,<br />

welches zu Anregungen führte und Diskussionen<br />

auflöste. Die Förderung von Kultur und<br />

Wissenschaft sahen die Almohaden als ihr<br />

wichtigstes Ziel an.<br />

Ibn Tufail liebte Bücher. In der großen Bibliothek<br />

von Abu Jaaqub, dessen er Leibarzt und Wesir er<br />

war, las er sich vieles zusammen, um seiner Kunst<br />

nachzugehen und Wissen anzueignen. Obwohl er<br />

zum Schreiben selten kam, verfasste er neben<br />

philosophischen und theologischen Abhandlungen<br />

Weisheit Andalusiens53<br />

<strong>NUN</strong> - <strong>Ausgabe</strong> 4, <strong>Mai</strong>/<strong>Juni</strong> <strong>2006</strong><br />

“Was gibt es Peinlicheres, was in höchstem Maße Erbärmlicheres als die Lage, in der ein Mensch sich<br />

befindet, dessen Tagesablauf zwischen Aufwachen und Einschlafen kein einziges Werk aufweist, das nicht<br />

diesen sinnlichen und niedrigen Dingen gilt:Aufhäufung von Reichtümern, Streben nach Vergnügen,<br />

Befriedigung von Leidenschaft,Austoben von Zorn,Aufstieg in eine Stellung, die Sicherheit garantiert,<br />

Verrichtung religiöse Handlungen aus Eitelkeit oder um die eigene Haut zu retten?“ (Hayy ibn Yaqzan)<br />

“Was für einen Weg man gehen möge, so kommt es doch letzten Endes nur auf ein und dasselbe an: des<br />

Menschen Hingabe (islam) an Gott.“<br />

auch medizinische und astronomische Texte. Er hat<br />

auch einige poetische Versuche unternommen.<br />

Seine Werke sind größtenteils verloren gegangen.<br />

Sein Hauptstreben aber war, die Einheit von<br />

Wissenschaft und Weisheit in einer erzählenden<br />

Form darzustellen, woraus sein Werk Hayy ibn<br />

Yaqzan (“Der Lebendige, Sohn des Erwachten“) zu<br />

Tageslicht kam. Die philosophische Lehre von Ibn<br />

Tufail ist in diesem allegorischen Roman<br />

zusammengefasst. Ibn Tufail kommt in Hayy ibn<br />

Yaqzan zu einem erstaunlichen Ergebnis; die<br />

Parallelität von Vernunft- und<br />

Offenbarungswahrheit.


Die Gedankenwelt des Ibn Tufail und sein<br />

Hauptwerk Hayy ibnYaqzan<br />

Ibn Tufail versucht in diesem philosophischen Roman,<br />

die Entfaltung der intellektuellen Fähigkeiten<br />

des Menschen von dem Befangensein in der Materialität<br />

bis zur Beherrschung der Begierde und<br />

Erkenntnis der Natur und Gottes darzustellen.<br />

Der Verfasser zeigt, wie begabte Individuen manchmal<br />

zu dieser seelischgeistigen Erfüllung mittels<br />

einer persönlichen Intuition gelangen.Von seinen<br />

angeborenen Kräften (fitra) heraus kann der<br />

Mensch zum höchsten Niveau des Denkens voranschreiten<br />

und auf diese Weise Selbsterkenntnis und<br />

daraus folgend Gotteserkenntnis erlangen. Die<br />

weitaus größere Mehrheit der Menschheit kann<br />

hierbei einer auswärtigen Hilfe nicht entbehren.<br />

Eine solche Hilfe wird durch die göttliche Offenbarung<br />

durch die Propheten gewährt.<br />

Ibn Tufail beabsichtigte mit Veröffentlichung dieses<br />

Werkes gegen die Lehren der arabischen Aristo-<br />

Weisheit Andalusiens54<br />

<strong>NUN</strong> - <strong>Ausgabe</strong> 4, <strong>Mai</strong>/<strong>Juni</strong> <strong>2006</strong><br />

teliker entgegenzuwirken, die mit ihrer Metaphysik<br />

den höchsten Standpunkt des Wissens, die intellektuelle<br />

Anschauung Gottes, zu erreichen nicht für<br />

möglich hielten. Für Ibn Tufail war die höchste<br />

Erkenntnisart die intuitive Erleuchtung (ischraq).<br />

Ibn Tufail erzählt in seinem Werk die Geschichte<br />

zweier Inseln. Eine ist von Menschen unbewohnt,<br />

wo Hayy ibn Yaqzan auftaucht, und die andere von<br />

Menschen bewohnt, wo auch Asal und Salaman<br />

leben. Die Geschichte über Hayy Ibn Yaqzan findet<br />

auf einer von Menschen unbewohnten äquatorialen<br />

Insel statt. Er ist entweder spontan hervorgebracht<br />

oder als Säugling in einer Kiste dorthin geschwemmt<br />

worden.<br />

Er wird von einer Gazelle, die gerade ihren Wurf<br />

verloren hatte, aufgefunden und gesäugt. Die<br />

Gazelle sorgte für ihn, schützte ihn vor schädlichen<br />

Dingen und kümmerte sich um ihn, bis sie starb.<br />

Hayy war erst sieben Jahre alt und war nach dem<br />

Tod seiner Nährmutter auf sich alleine gestellt.


Seine angeborene Intelligenz und geistigen Fähigkeiten<br />

entwickeln sich Stufe um Stufe. Er erlangt<br />

durch ununterbrochene Beobachtungen und Vergleichungen<br />

der Naturerscheinungen Kenntnis von<br />

Materie und Form und des physischen Universums.<br />

Diese Eigenschaft erlaubt Hayy auch, seine tierischen<br />

Gefährten zu beherrschen. Der einheitliche<br />

Zusammenhang der Erscheinungen leitet Hayy auf<br />

die Einheit einer wirkenden Form, welche alle<br />

Materie bewegt, gestaltet und zusammenhält<br />

zurück. Damit wird die geistige Welt für Hayy<br />

eröffnet. Er gelangt ins Reich der Metaphysik. Die<br />

Existenz eines allmächtigen Schöpfers wird ihm<br />

klar. Und er kommt zun Schluss, dass alle lebendigen<br />

Wesen zu ihrer Existenz eines freien Urhebers<br />

bedürfen. Durch asketische Disziplin und tiefere<br />

Betrachtung der Natureinrichtung gelingt er zur<br />

Erkenntnis der Eigenschaften des allmächtigen<br />

Schöpfers. Sein aktivierter Intellekt begreift jetzt<br />

Sachverhalte, die kein Auge gesehen und kein Ohr<br />

gehört haben. Und somit erreicht er nach sieben<br />

mal sieben Jahren ohne Prophet oder Offenbarung<br />

die gänzliche Fülle des Wissens und Anschauung<br />

Gottes.<br />

Eines Tages macht Hayy eine Entdeckung auf seiner<br />

Insel, die ihn sehr überrascht. Er entdeckt ein<br />

Wesen, das wie er selbst gestaltet ist. Dieser<br />

fremde, ein frommer Mann namens Asal war von<br />

der benachbarten Insel gekommen. Sie treffen sich<br />

und lernen, sich verständlich zu machen.Asal lehrt<br />

Hayy die Sprache und war nach den Mitteilungen<br />

von Hayy erstaunt, dass die reine Wahrheit, die<br />

Hayy erlangt hat, dieselbe ist, die die Religion symbolisiert,<br />

zu der er sich bekennt.<br />

Als Hayy die Lebensumstände der Menschen auf<br />

der Insel kennen lernt, beschließt er zu ihnen zu<br />

gehen. Beide verlassen die einsame Insel und Asal<br />

führt seinen Freund in die menschliche Gesellschaft<br />

ein. Hayy will ihnen den Nutzen seiner Erkenntnis<br />

anbieten.Aber ihre Reise wird ein kläglicher<br />

Fehlschlag. Hayys Darlegung der Wahrheit<br />

erscheint der Mehrheit der Inselbewohner viel zu<br />

kompliziert.<br />

Für Hayy, der alle Stufen intuitiven Wissens durchschritten<br />

hat und an einem Punkt angelangt ist, liegt<br />

das Weltall klar verständlich vor. Er ist der Meinung,<br />

dass seine eigene Philosophie, zu der er sich<br />

ohne Propheten durchgedrungen ist, in allen<br />

wesentlichen Belangen dem Islam entspricht, dem<br />

sein Freund Asal angehört. Hayy sieht, dass sein<br />

eigener Lebensweg zur Gotteserkenntnis nicht ein<br />

durchführbarer Weg für die ganze Menschheit ist.<br />

Die Leitung, die die Offenbarung und die Propheten<br />

bieten, ist für die überwältigende Mehrheit der<br />

Weisheit Andalusiens55<br />

<strong>NUN</strong> - <strong>Ausgabe</strong> 4, <strong>Mai</strong>/<strong>Juni</strong> <strong>2006</strong><br />

Menschen die einzig angebrachte. Ihr Glauben kann<br />

nur durch bestimmte Aussagen und Lebensvorschriften,<br />

durch moralische Ermahnung und durch<br />

die Allegorie von Belohnung und Bestrafung<br />

erweckt und aufrechterhalten werden.Aber was<br />

für einen Weg auch immer der Mensch geht, so<br />

kommt es doch letzten Endes nur auf ein und<br />

dasselbe an: des Menschen Hingabe (Islam) an<br />

Gott.<br />

Die Menschen betrachten dies als eine gefährliche<br />

Neuerung mit voller Feindseligkeit. Hayy entschuldigt<br />

sich für sein Eindringen und kehrt mit seinem<br />

Freund Asal auf die unbewohnte Insel zurück.<br />

Ibn Tufails Werk Hayy ibn Yaqzan wurde von Rabbi<br />

Mose ben Josua ins Hebräische übersetzt und<br />

kommentiert, das auch mehrfach handschriftlich<br />

vorhanden ist. Der arabische Text mit lateinischer<br />

Übersetzung wurde im Jahre 1671 unter dem Titel:<br />

„Philosophus autididactus sive epistola Abi Jaafer<br />

Ibn Tophail de Hai Ibn Yokdhan“ (Übersetzung von<br />

Ed. Pococke) herausgegeben. 1711 wurde es ins<br />

englische Übersetzt und in London veröffentlicht.<br />

Die deutsche Fassung wurde 1726 von J. G. Pritus<br />

herausgebracht. Die zweite deutsche Übersetzung<br />

wurde von J. G. Eichhorn im Jahre 1781 in Berlin<br />

unter dem Titel: “Der Naturmensch oder Geschichte<br />

des Hai Ebn Joktan, ein Roman des Abu<br />

Dschafar Ebn Tofail“ veröffentlicht.<br />

Ibn Tufails philosophischer Roman Hayy ibn Yaqzan<br />

(“Der Lebendige, Sohn des Erwachten“) hat sehr<br />

viele Denker der Geistesgeschichte beiendruckt,<br />

von Picco della Mirandola, Spinoza, Leibniz, Lessing,<br />

Diderot, Renan, Schelling bis Ernst Bloch.<br />

Literatur:<br />

- Der Ur-Robinson, Ibn Tufail, ins deutsche<br />

Übertragen von Otto F. Best, München 1987<br />

- Ruhun Uyanışı Ya da Hayy Ibn<br />

Yakzan'ın<br />

Olaganüstü Serüveni, Ibn Tufeyl, Istanbul<br />

1985<br />

- Philosophenlexikon, Hrsg.Werner Ziegenfuß,<br />

Berlin 1949<br />

- Philosophiegeschichten-Lexikon, Ludwig Noack,<br />

Stuttgart 1968 (Nachdruck, Erstdruck 1879)<br />

- Die Antwort der Religionen auf Einunddreißig<br />

Fragen von Gerhard Szczesny, [Mohammed Asad],<br />

München 1964<br />

- Geschichte der Philosophie im Islam,T.J. de Boer,<br />

Stuttgart 1901


Die Schematische Darstellung der Gedanken Ibn Tufails<br />

„Wahy“ (Offenbarung)<br />

Gott verkündet den Menschen<br />

Wahrheit und Gebote<br />

(Herabsendung, “Tanzil“)<br />

durch<br />

Gottes Gesandten<br />

„Enbiya Allah“<br />

„Rasul Allah“<br />

WesenderReligion(din)<br />

Nicht Anerkennung einzelner Dogmen, sondern menschlicher<br />

Gesinnung und der daraus entfließender Praxis<br />

Asal<br />

Salaman<br />

Gottes Kommunikation mit<br />

der Menschheit (Tora,<br />

Evangelium, Koran)<br />

Verständnis der<br />

religiösen Symbole<br />

(Allegorien)<br />

Die Menschheit, die<br />

“Offenbarung“ erhalten hat<br />

Gott<br />

Erleuchteter Geist der Menschheit<br />

Wege die zur<br />

Wahrheit<br />

„Quelle“ führen<br />

Vernünftige<br />

Erkenntnis<br />

Beherrschung der<br />

Begierden<br />

menschliche Seele<br />

(Vernunftseele)<br />

tierische Seele<br />

pflanzliche Seele<br />

Durch Beobachtung und Nachdenken erwirbt Hayy<br />

die Erkenntnis der Natur, der Himmel, Gottes und seines Inneren<br />

<strong>NUN</strong> - <strong>Ausgabe</strong> 4, <strong>Mai</strong>/<strong>Juni</strong> <strong>2006</strong><br />

„Wahy“<br />

(Offenbarung)<br />

durch<br />

Gotterkenntnis<br />

Selbsterkenntnis<br />

„erleuchtete Geist“<br />

„erworbene Intellekt“<br />

Stufen des Erkenntnisses [Entwicklungsgänge von Hayy<br />

Erreichung des Höchsten (Wahrheit suchend)<br />

7 x 7 = 49 Jahre<br />

Hayy ibn Yaqzan<br />

“Der Lebendige,<br />

Sohn des Erwachten“<br />

Angeborene, unverdorbene Kräfte des Geistes; göttliche Veranlagung (fitra)<br />

Weisheit Andalusiens56<br />

Außerhalb der „“Offenbarung“<br />

stehende Menschheit


Bei der Feige und der Olive! Beim Berge Sinai! Und bei dieser Stadt der<br />

Sicherheit! Wir erschufen den Menschen gewiss in schönster Gestalt.<br />

Dann machten wir ihn wieder zum Niedrigsten der Niedrigen.Außer<br />

denen, die glauben und Gutes tun: Sie erwartet unendlicher Lohn. Und was<br />

lässt dich (O Mensch) dennoch das (Letzte) Gericht leugnen? Ist nicht<br />

Allah der gerechteste aller Richter?<br />

Sure 95 - Die Feige ( at-Tîn)


��� ���<br />

Koran-Rätsel<br />

Die Niederwerfung<br />

„Hast du es gesehen?“, fragte Mustafa. „Was denn?“,<br />

erwiderte sein Bruder. „Na, den Vorbeter eben, seine<br />

Füße?“ „Nein habe ich nicht!“, scherzte Ahmet. „Natürlich<br />

habe ich ihn gesehen, was meinst Du, wem ich mich<br />

im Gebet angeschlossen habe, einem Geist?“ Ahmet<br />

hatte seinen zynischen Tag, Mustafa aber hatte wohl<br />

nicht die richtige Wortwahl getroffen und wieder einige<br />

Sätze nur gedacht aber nicht ausgesprochen, wie er das<br />

immer macht, wenn er sehr überrascht ist und sofort<br />

seine Gedanken los werden möchte. Er setze aber fort<br />

„Sehr klug, ich meine hast du seine Füße während der<br />

Niederwerfung im Gebet gesehen?“ „Nein habe ich<br />

nicht, zu deiner Information ich habe gebetet und nicht<br />

die Menschen um mich herum beäugt. Komm schon<br />

Mustafa, quäl mich nicht so, was willst du sagen? Jetzt<br />

das ganze im Klartext.“ Er wurde ungeduldig: „Mann,<br />

Ahmet den ganzen Satz sagt man nur dem Doofen, du<br />

solltest die Lücken in meinen Sätzen durch deine Intelligenz<br />

ausfüllen, deren Existenz ich immer bezweifelt<br />

habe. Jetzt das Ganze ganz ausführlich, dass du auch<br />

verstehst“, scherzte Mustafa. „Ich kam ja ein wenig spät<br />

in die Moschee und als ich mich fürs Gebet aufrichtete,<br />

war er schon bei der Niederwerfung und so konnte ich<br />

sehen, wie er seine Füße während dessen hält.“ Jetzt<br />

war der Bruder auch neugierig „Wie denn?“ „Na,<br />

zumindest nicht so, wie es sein sollte. Du kennst ja<br />

diesen Hadith über Niederwerfung, wo der Gesandte,<br />

Friede und Heil seien auf ihn, sagt dass die Niederwerfung<br />

auf sieben Körperteile zu verrichten ist, nämlich<br />

beide Hände, Knie, Füße und der Stirn samt Nase.“ „Ja<br />

kenne ich, hat der Vorbeter das nicht gemacht?“ „Nein,<br />

nicht so ganz wie ich es gesehen habe. Der eine Fuß war<br />

halbwegs korrekt auf dem Boden aber der andere war<br />

in der Luft, und das während der ganzen Niederwerfung.“<br />

Dies gehört ja zu den Halbpflichten des Gebets,<br />

wenn er das vergisst, muss er das Gebet wieder durch<br />

zusätzliche Niederwerfungen korrigieren.“ Mustafa fing<br />

an zu grübeln, „stimmt und was machen wir jetzt?“ „Tja,<br />

da gibt es zwei Möglichkeiten: wir könnten so grob und<br />

ungehobelt sein und ihn direkt ansprechen, was sich bei<br />

einer Respektperson wie ihn nicht geziemt. Zweite<br />

Möglichkeit ist das, was die Enkeln des Gesandten gemacht<br />

haben als sie einen älteren Mann sahen, der sich<br />

für das Gebet falsch wusch; sie haben ja einen Streit<br />

vorgespielt um den alten Mann die richtige Waschung<br />

beizubringen, woraufhin der alte Mann seinen Fehler<br />

entdeckte und den beiden dankte.“<br />

Sie dachten sich eine Situation aus, es sollte um die Verse<br />

im Koran gehen, bei deren Rezitation alle Hörenden<br />

Koranrätsel58<br />

<strong>NUN</strong> - <strong>Ausgabe</strong> 4, <strong>Mai</strong>/<strong>Juni</strong> <strong>2006</strong><br />

eine Niederwerfung vollziehen mussten als Hingabe zur<br />

göttlichen Majestät. Sie suchten alle diesbezüglichen<br />

Verse aus dem Koran aus und fangen über sie zu reden.<br />

Als der Vorbeter in die Moschee kam, fangen sie an sich<br />

zu streiten, wann und wie Niederwerfung zu machen<br />

wäre.Als der Vorbeter dies hörte, kam er zu ihnen und<br />

fragte höflich, ob er irgendwie behilflich sein kann. „Sie<br />

schickt uns Allah“, sagten sie und fragten ihn nach der<br />

Niederwerfung im und außerhalb des Gebetes. Der<br />

Imam zitierte auch denselben Ausspruch des Gesandten<br />

und machte Ausführungen über Niederwerfung und<br />

über ihre Bedeutung. Dann fragte Ahmed ganz scheinheilig<br />

und naiv, ob er richtig die Niederwerfung machen<br />

würde und machte es so vor, wie er den Vorbeter vorhin<br />

hatte beten sehen. Der Vorbeter wurde auf die Füße<br />

von Mustafa aufmerksam und sagte, dass man diese auch<br />

so halten muss, dass man mit den unteren Seiten der<br />

Zähen den Boden berührt, damit die Pflicht erfüllt ist. In<br />

dem Moment wurde der Vorbeter aufmerksam und<br />

ahnte, dass die beiden mehr wissen, als sie sagen und<br />

dass sie was im Schilde führen. „Wieso denn auf einmal<br />

das Ganze hier”, fragte der Vorbeter. „Ach, nichts”,<br />

sagte Mustafa grinsend, „wir kennen halt jemanden, der<br />

das nicht so macht, und wir wussten nicht, wie wir ihn<br />

höflich ermahnen konnten. Jetzt wissen wir es.” Der<br />

Vorbeter wurde rot im Gesicht, bedankte sich bei den<br />

beiden: „ Allah Razi olsun,<br />

das war sehr notwendig<br />

und sehr angenehm. Ich hoffe, dass es in Zukunft nicht<br />

mehr vorkommt. Durch eine Minute der Unachtsamkeit<br />

schleichen sich eben Fehler.“<br />

Dann fuhren die beiden fort die Stellen im Koran mit<br />

Niederwerfung zu rezitieren und die Exegese über<br />

diese zu lesen, wobei der Vorbeter sich langsam auf den<br />

Weg machte, sich für das nächste Gebet vorzubreiten.<br />

Frage: Welche Verse sind die so genannten<br />

Niederwerfungsverse im Koran? Die ersten zehn<br />

Leser, die fünf entsprechende Stellen aus dem<br />

Koran nennen können, bekommen ein Hikam als<br />

Geschenk.<br />

Antworten an: info@abi-ev.net<br />

Stichwort: Koranrätsel


Zum Nachdenken<br />

Tadsch al-Aruz Ataullah Al-Iskandari<br />

aus dem von<br />

Wie sehr dir doch die Gesundheit und das Wohlbefinden<br />

deines Körpers am Herzen liegt und wie billig<br />

und wertlos demgegenüber ist dir deine Religion.<br />

Wenn zu dir gesagt wird, dass das Essen, das du<br />

einnehmen möchtest, vergiftet sei, würdest du es<br />

sicher nicht mehr essen.Aber auch wenn dir danach<br />

versichert wird, dass es doch nicht vergiftet sei,<br />

bliebst du trotzdem misstrauig und würdest nicht<br />

davon essen. Ja, selbst nachdem du das Gefäß, in dem<br />

das Essen war, mehrere Male auswäschst, hättest du<br />

immer noch Bedenken, daraus zu essen.Wieso sollte<br />

dies nicht dein Verhalten in Bezug auf deine Religion<br />

sein.<br />

Allah kümmert sich um ein vielfaches mehr um dich,<br />

als es deine geliebte Mutter tat, wenn sie dich an die<br />

Seite nahm, als du noch klein warst und dir die<br />

schönsten Kleider anzog. Und wenn du sie dann verschmutzt,<br />

sie sie dir wieder auszieht und dir sofort<br />

neue Kleider anzieht. Doch wenn du aber in ein Königreich<br />

kommst, das so sauber ist, dass sich jeder<br />

Platz sich für eine Niederwerfung eignet, beschmutzt<br />

und befleckst du deine Kleider mit Sünden und Ungehorsamkeit.<br />

Dies sind deine Taten! Die Schönheiten<br />

kommen bei dir klar und deutlich zum Vorschein,<br />

doch du trübst sie mit den Sünden.<br />

Nicht jeder, der großen Gelehrten nahe steht, ist dadurch<br />

rechtgeleitet worden. So mache nicht die bloße<br />

Freundschaft zu den Gelehrten zum Grund dazu, dich<br />

sicher zu fühlen. Denn wer sich in Allah täuschen<br />

lässt, der hat ihm zuwider gehandelt, da er sich dadurch<br />

vor der Strafe Allahs sicher fühlt. So wie der<br />

Unwissende sagt: ich steh dem Gelehrten XY sehr<br />

nahe, und er hat das und das gesagt, so dass er behauptet<br />

was er behauptet, obwohl alle Behauptungen<br />

gelogen sind. Die Nähe zu den Gelehrten sollte uns<br />

an Furcht und Angst mehren, da die Gefährten des<br />

Propheten, Allah segne ihm und schenke ihm Heil,<br />

dem Propheten sehr nahe standen und trotzdem und<br />

gerade deswegen Allah am meisten fürchteten.<br />

So wie dir aufgetragen ist, dich von den Sünden fern<br />

zu halten, so sollst du auch denjenigen meiden, der<br />

eine Sünde begeht und für ihn in seiner Abwesenheit<br />

Bittgebete sprechen.Vielleicht nützt dir dein Fasten<br />

und deine Gebete nichts, wenn du gleichzeitig die<br />

Würde deines muslimischen Bruders verletzt. Der<br />

Prophet,Allahs Segen und Frieden auf ihn, sagte:<br />

„Erneuert euren Iman mit den Worten: La ilaha illa<br />

Zum Nachdenken59<br />

<strong>NUN</strong> - <strong>Ausgabe</strong> 4, <strong>Mai</strong>/<strong>Juni</strong> <strong>2006</strong><br />

Allah.“ Dies deutet darauf hin, dass den Muslim der<br />

Staub der Sünde und der Schmutz des Ungehorsams<br />

treffen. Nicht jede Unreinheit wird von Wasser gereinigt,<br />

sondern so manche Unreinheit muss durch Feuer<br />

entfernt werden, wie Gold, das man von Unreinheiten<br />

reinigen will. So verhält es sich mit den Sündern<br />

dieser Umma, die nicht eher das Paradies betreten,<br />

bis das Höllenfeuer sie von ihren Sünden reinigt.<br />

Es sollte nur jemand beneidet werden, der in Kleider<br />

der Gottesfurcht umhüllt ist. Dies ist das wahre Leben<br />

und wie genüsslich ist doch das Leben eines Liebenden<br />

mit seinem Geliebten, wenn sie dabei nicht<br />

beobachtet werden.Wer aber möchte, dass ihm dabei<br />

jemand zusieht, der ist nicht ehrlich in seiner Liebe.<br />

Und jeder, der möchte, dass ein Anderer von seinem<br />

Zustand Kenntnis nimmt, der betrügt sich selbst.<br />

Sei nicht wie diejenigen, die nach dieser Welt (Dunya)<br />

verlangen, von denen sich aber diese Welt hat scheiden<br />

lassen, sondern sei von denjenigen, die sich von<br />

dieser Welt scheiden, bevor sie sie verlässt. Wenn du<br />

dieser Welt Vorzug vor dem Jenseits (Akhira) gibst, ist<br />

es so als hättest du zwei Frauen: eine alte, hinterhältige,<br />

untreue, und eine junge, schöne, treue. Zeugt es<br />

nicht von großer Dummheit, wenn du die alte und<br />

hinterhältige der jungen und treuen gegenüber bevorzugt<br />

behandeln würdest?<br />

Es kann sein, dass eine Sünde dich von deiner Arroganz<br />

und Selbstgefälligkeit befreit. So sagen einige<br />

Gelehrten: „So manch eine Sünde führt den Sünder<br />

ins Paradies.“ So verrichtet ein Mensch ein Gebet<br />

und glaubt, er hätte damit genug getan, stützt sich auf<br />

dieses und verfällt in Selbstgefälligkeit und Arroganz,<br />

sodass jenes Gebet eigentlich ursprünlich eine gute<br />

Tat war, die aber nun von schlechten Taten umgeben<br />

ist. Und ein Anderer begeht eine Sünde, die in ihm<br />

eine tiefe Reue, Erniedrigung und Demut hervorruft,<br />

so dass diese eigentlich schlechte Tat dadurch von<br />

guten Taten umgeben wird.<br />

Also dir sollte deine eigene Unwissenheit spätestens<br />

dann klar werden, wenn du merkst, dass eine kleine<br />

Verfehlung eines Anderen dich deine großen Sünden<br />

vergessen lässt.<br />

Übersetzt aus dem Arabischen von Mohammad<br />

Gharaibeh


ENTEN-News<br />

Großräumige Umbenennungsaktion in<br />

Deutschland und Europa<br />

Aufgrund des Drucks der größten Besatzungsmacht der<br />

Welt müssen in allen Nato-Staaten so manche Einrichtungen<br />

umbenannt, Denkmäler gerissen und Geschichtsbücher<br />

revidiert werden. Da jeder Volksaufstand gegen<br />

Besatzer als terroristische Bestrebungen erfasst wird,<br />

mussten die Schul- und Geschichtsbücher auch in Deutschland<br />

neu geschrieben werden. „Diese Anpassung war nötig.<br />

Damit man uns keine Doppelmoral vorwerfen kann, haben<br />

wir uns bereit erklärt, die Änderungen durchzunehmen“,<br />

begründete der Leiter des eigens dafür ins Leben gerufenen<br />

Amtes für Umbenennung, Heiser, vor Journalisten.<br />

Demnach werden jetzt alle Geschichtsbücher neu gelesen<br />

und interpretiert. So wurden einige Helden in die Kategorie<br />

der Terroristen zurückgestuft. Einige davon wären die<br />

getöteten Führer des Aufstandes der 17.Juli 1952 in DDR,<br />

die sich gegen die Staatsmacht aufgelehnt hatten und auf<br />

brutalerweise unterdrückt wurden.Auch die Geschwister<br />

Scholl: sie hatten unter ihren Kommilitoninnen eine passive<br />

Opposition während der Nazi-Zeit gestartet und wurden<br />

nach der Verteilung ihrer Flugblätter von den Nazis verhaftet<br />

und umgebracht. Sie wurden bis jetzt als Opfer des<br />

Widerstandes geehrt, und Schulen wurden nach ihnen<br />

genannt. Nach den neuen Beschlüssen aber werden alle<br />

solche Schulen unbenannt.Anstatt Namen bekommen<br />

diese Schulen nun Ziffern zugewiesen.<br />

Umbenennung des Ministeriums der Verteidigung<br />

in Kriegsministerium<br />

Verteidigungsminister von Schall machte heute in Anwesenheit<br />

des Informationsministers die Umbenennung des<br />

Verteidigungsministeriums bekannt. In seiner neuen Uniform<br />

teilte er mit, dass endlich mal wieder der deutschen<br />

Streitkräfte die ihr gebührende Ehre zuteil werde und<br />

deutsche Soldaten nicht wie in den zwanziger Jahren als<br />

Helden des Friedens belächelt werden. Die Anfänge liegen<br />

schon in den späten Neunziger als die deutschen Soldaten<br />

anfingen an friedlichen Missionen teilzunehmen, obwohl sie<br />

außerhalb des Geltungsbereichs der Streitkräfte lagen. Der<br />

Kriegsminister, wie nun heißt, verfüge ab jetzt über mehr<br />

Kompetenzen und hielte nicht nur im Frieden die Befehlsund<br />

Kommandogewalt über die Bundeswehr inne, sondern<br />

auch im Falle eines Krieges. Und die Streitkräfte würde<br />

man nicht nur auf den Strassen der Welt sondern auch auf<br />

den Strassen Deutschland zu sehen bekommen, und nicht<br />

nur als Katastrophenschützer sondern auch in<br />

Sicherheitsaufträgen.Wer damit nicht einverstanden sei,<br />

könne ja das Land verlassen. Journalisten bekamen keine<br />

Möglichkeit fragen zu stellen, stattdessen wurde ihnen eine<br />

Phantasienachrichten60<br />

<strong>NUN</strong> - <strong>Ausgabe</strong> 4, <strong>Mai</strong>/<strong>Juni</strong> <strong>2006</strong><br />

Liste mit den künftigen Kriegseinsätzen im Nahen Osten<br />

und den Interessengebieten der USA im Auftrage der U.S.<br />

Armee verteilt.<br />

Die Nationalmannschaft der Republik Miran darf<br />

zur WM keine eigenen Bälle mitbringen<br />

Nach den neusten Kenntnissen der ermittelnden Behörden<br />

besteht eine Terroraktgefahr mit einer Wahrscheinlichkeit<br />

von 99,9% während der WM in Deutschland durch die<br />

Fußbälle der miranischen Mannschaft. Die miranischen<br />

Spieler könnten in den Fußbällen Giftgase anstatt Luft<br />

eingepumpt haben und diese während eines Spieles, wo<br />

sehr viele Prominente und Politiker anwesend sind, durch<br />

gezielte Schüsse die Bälle auf die Promie-Zuschauer<br />

schießen. Da das Sicherheitspersonal in Punkto Bälle fangen<br />

nicht gut ausgebildet sind, könnten sie beim Einfangen der<br />

Bälle versagen und ein gewaltiger Akt des Terrors würde<br />

dadurch zustande kommen. Da dies eine enorme Sicherheitslücke<br />

bildet, wurden alle Bälle der miranischen Nationalelf<br />

beschlagnahmt.Als präventive Maßnahme wurden die<br />

übrigen Torwärter der Bundesliga als Sicherheitskräfte eingesetzt.<br />

CDU-Köln startet Wettbewerb über einen<br />

Moschee-Plan<br />

Nachdem die Vertreter der CDU im Stadtteil Köln-<br />

Ehrenfeld, in dem die Groß-Moschee in Köln gebaut<br />

werden soll, sich gegen die Moschee in seiner geplanten<br />

Form ausgesprochen haben, haben einige Mitglieder einen<br />

Wettbewerb für einen alternativen Moschee-Plan ins Leben<br />

gerufen. Der Vorsitzende der CDU-Ehrenfeld hatte die<br />

geplante Moschee „Das Ding“ genannt, dem entsprechend<br />

sind auch die Auflagen für den Moschee-Bau gestellt: Die<br />

Moschee soll 1.Abgelegen von den Hauptstraßen liegen, 2.<br />

Im Industriegebiet liegen 3. Eine alte ausgediente<br />

Fabrikhalle sein 4. Nicht höher als eine Etage sein, wenn<br />

möglich im Keller liegen 5. Kein Minarett haben. Nicht<br />

mehr als 39 Betenden Platz zum Gebet bieten. 6. Die<br />

Mitglieder sollen auf Deutsch beten und sich für volle<br />

Integration einsetzen, indem sie eine Kneipe als<br />

Untermieter haben. 7. Um dort zu beten, muss man zuerst<br />

einen Bet-Schein beim Innenministerium beantragen, der<br />

dann durch CDU-Ehrenfeld bestätigt werden muss. 8. Das<br />

Freitagsgebet soll auf den Samstag verlegt werden, damit an<br />

Werktagen der Verkehr nicht gestört werden kann. 9. Die<br />

Moschee soll nicht einen anspruchsvollen Namen haben<br />

sondern nur „Das Ding“ heißen. Kenner der Szene<br />

erwarten neuere Auflagen je nach Wetterlage in Köln und<br />

Lust und Laune der CDU-Mitglieder.


Ali Kurt<br />

Wahlmanipulation<br />

durch die CDU-Ministerpräsidenten<br />

Sie haben richtig gelesen! Die CDU-Ministerpräsidenten<br />

der Länder fordern die Einführung von<br />

Einbürgerungstests, um dadurch die Anzahl der<br />

Einbürgerungen zu verringern und so die Wahlergebnisse<br />

in der Zukunft zu ihren Gunsten zu<br />

verschieben. Sie finden Unterstützung durch die<br />

Bundeskanzlerin ebenso wie aus dem rechtsnationalistischen<br />

braunen Sumpf. Zuletzt haben sich die<br />

Innenminister der Länder darauf verständigt die<br />

Hürden für Einbürgerungswillige zu erhöhen.<br />

Neben Einbürgerungskursen bleibt es den Länderregierungen<br />

vorbehalten inwieweit sie schriftliche<br />

und mündliche Tests durchführen. Ob diese höheren<br />

Anforderungen der besseren Integration der<br />

Migranten dienen werden, ist fraglich.Vielmehr<br />

werden sie abschrecken und die ohnehin geringe<br />

Nachfrage nach dem deutschen Pass verringern.<br />

Interessant ist die Frage, weshalb die CDU in den<br />

letzten Monaten dieses Thema so sehr auf die<br />

Tagesordnung forciert hat.<br />

Das Kalkül dahinter ist ganz einfach zu verstehen:<br />

alle Untersuchungen ergeben, dass ein Grossteil<br />

der eingebürgerten Deutschen die CDU/CSU<br />

nicht wählen. Bei den letzten Bundestagswahlen hat<br />

die CDU knapp die Möglichkeit verloren mit der<br />

FDP eine Koalition einzugehen. Es ist ganz offensichtlich,<br />

dass die Stimmen der eingebürgerten<br />

Deutschen, insbesondere von den türkischstämmigen<br />

deutschen Bürgern, maßgeblich ihren Anteil<br />

daran hatten. Eine weitere Tatsache ist, dass die<br />

Motivation wählen zu gehen unter den eingebürgerten<br />

Deutschen um ein vielfaches höher ist als<br />

unter den gebürtigen Deutschen.Wenn man die<br />

geringe Wahlbeteiligung hinzuzieht, erhöht sich die<br />

Bedeutung der Wählerstimmen von Migranten.<br />

Die Angst, in Zukunft von einer Massenpartei zu<br />

einer marginalen Partei degradiert zu werden, sitzt<br />

der CDU tief in den Knochen. Betrachtet man die<br />

aktuellsten demographischen Statistiken, so werden<br />

in Deutschland in wenigen Jahrzehnten viel<br />

weniger Menschen leben. Die Zahl der Neugeburten<br />

befindet sich seit Jahrzehnten im Tiefflug. Es<br />

sterben mehr Menschen als Kinder zur Welt<br />

So Gesehen61<br />

<strong>NUN</strong> - <strong>Ausgabe</strong> 4, <strong>Mai</strong>/<strong>Juni</strong> <strong>2006</strong><br />

kommen. Nach objektiven Untersuchungen und<br />

Statistiken ist die Geburtenrate unter den Ausländern<br />

sowie eingebürgerten Deutschen mit Migrationhintergrund<br />

deutlich höher als bei den autochtonen<br />

Deutschen. Dies wird dazu führen, dass die<br />

Anzahl der Deutschen aus Familien mit Migrationshintergrund<br />

in Zukunft überproportional steigen<br />

wird. Daran kann auch ein eventueller Einbürgerungstest<br />

nichts ändern, weil die Neugeborenen<br />

automatisch die deutsche Staatsbürgerschaft erhalten.<br />

Es sei denn, die CDU/CSU führt einen Einbürgerungstest<br />

für Neugeborene ein.Weil Neugeborene<br />

weder schreiben noch lesen und sprechen<br />

können, wären andere Kriterien denkbar, z.B. äußerliche<br />

wie die Haarfarbe,Augenfarbe usw., was<br />

jedoch zu sehr an nationalsozialistisches Gedankengut<br />

erinnern würde. Deshalb könnte das<br />

Gesetz zur Vergabe der Staatsbürgerschaft durch<br />

Geburt einfach aufgehoben werden. Dies würde<br />

unter den CDU-Anhängern sicherlich große<br />

Unterstützung finden. In Bezug auf Fremde und<br />

Ausländer sind die grausen CDU-Mitglieder<br />

(Altersdurchschnitt lag 2000 bei 54,9) nicht gut zu<br />

sprechen, so erklärt sich z.B. der Umstand, dass<br />

der Vorsitzende der CDU nahen DTF (Deutsch<br />

Türkisches Forum), Bülent Arslan, der sich seit<br />

einem Jahrzehnt für die Belange der CDU einsetzt,<br />

bei der Aufstellung der Kandidatenliste für<br />

die letzte Bundestagswahl kläglich gescheitert ist.<br />

Einen Türken als Kandidaten aufzustellen, ist für<br />

den Großteil der CDU-Mitglieder ein Affront, auch<br />

wenn die betreffende Person in die deutsche<br />

Gesellschaft integriert ist. Übrigens ein Beispiel<br />

dafür, wie sehr die CDU integrierte Menschen<br />

schätzt. Der Begriff Integration ist seit langer Zeit<br />

in aller Munde. Fast jeder Politiker fordert von den<br />

Ausländern eine bedingungslose Integration, falls<br />

man sich nicht der Forderung fügt, schlagen diesel-<br />

ben Politiker Strafmaß nahmen vor, die bis zur Aus-<br />

weisung führen sollen. Allerdings definiert kein ein-<br />

ziger dieser Politiker Integration und was sie selber<br />

unter Integration verstehen,<br />

außer den Verweis auf<br />

die Erlernung der deutsche Sprache<br />

zu machen.


Jeder Ausländer sollte sich bemühen die deutsche<br />

Sprache zu lernen. Der Staat muss diese Anstrengungen<br />

fördern. <strong>Nun</strong> stellt sich die Frage, ob die<br />

Beherrschung der deutschen Sprache ausreicht, um<br />

als integriert gesehen zu werden. Diese Frage kann<br />

definitiv mit Nein beantwortet werden. Die Mehrheitsgesellschaft<br />

ist in einer Situation tiefer Depression<br />

und Aussichtslosigkeit. Um ihren Frust<br />

abreagieren zu können werden die Ausländer, insbesondere<br />

Türken und allgemein die Muslime, verstärkt<br />

als Sündenböcke herangezogen. Stetig wiederholte<br />

Anschuldigungen, Forderungen zu mehr<br />

Integration, andauernde Forderung von Loyalitätsbekundungen,<br />

die ständige Thematisierung von<br />

vorhandenen, aber seltenen aus falschen Bräuchen<br />

resultierenden Fehlverhalten von Ausländern wie<br />

z.B. die Zwangsverheiratung von jungen Frauen,<br />

deuten auf die Intention der Mehrheitsgesellschaft<br />

hin die massiven inneren Probleme wie die Arbeitslosigkeit<br />

durch diese Themen zu verschleiern.<br />

Integration bedeutet die Akzeptanz und Achtung<br />

der Gesellschaft, in der wir arbeiten und leben.<br />

Akzeptanz des Grundgesetzes,Achtung des Staates<br />

und der Gesetze und Regeln sind selbstverständlich.<br />

Integration kann jedoch nicht einseitig verlaufen,<br />

auch die Mehrheitsgesellschaft muss die Ausländer<br />

achten und in ihre kulturelle Vielfalt akzeptieren.<br />

Leider ist diese Achtung und Akzeptanz der<br />

Ausländer nicht weit vorangeschritten. Im Gegenteil,<br />

die Ausländer spüren, auch die eingebürgerten<br />

Migranten, im alltäglichen Leben Arroganz, Diskriminierung<br />

und Achtungslosigkeit sowie die Ausgrenzung<br />

aus dem gesellschaftlichen Leben am<br />

eigenen Leib. Der Innenminister Schäuble plädiert<br />

für eine härtere Gangart insbesondere gegenüber<br />

muslimischen Zuwanderern. Dies ist ein deutliches<br />

Zeichen dafür, welche Minderheit sich speziell im<br />

Zielfeld der CDU befindet. „Wer nachhaltig seinen<br />

Integrationsverpflichtungen nicht gerecht wird und<br />

nicht will, dass seine Kinder wie Deutsche leben,<br />

hat einen Fehler gemacht, als er nach Deutschland<br />

kam“, konstatiert Schäuble der Berliner Zeitung.<br />

Woher sich Schäuble das Recht nimmt von Ausländern<br />

zu fordern ihre Kinder wie Deutsche zu<br />

erziehen, bleibt ein Rätsel? Herr Schäuble, ich bin<br />

eingebürgerter Deutscher und werde meinen<br />

Kindern die Kultur ihrer Eltern und Großeltern<br />

nahe bringen, niemand hat das Recht so etwas zu<br />

fordern.Wir werden uns nicht assimilieren, wir<br />

werden auch unsere Religion und unsere kulturellen<br />

Werte beibehalten, die übrigens in keinem<br />

Punkt den sogenannten deutschen Werten nachhinken.<br />

Es gibt jede Menge tolerante, weltoffene<br />

und fortgeschrittene Kulturen.<br />

So Gesehen62<br />

<strong>NUN</strong> - <strong>Ausgabe</strong> 4, <strong>Mai</strong>/<strong>Juni</strong> <strong>2006</strong><br />

Oft wird der Islam als Haupthinderungsgrund für<br />

die Integration genannt. Ein Grossteil der Politiker<br />

und der Gesellschaft versteht unter Integration<br />

von Ausländern die Assimilation der Ausländer.<br />

Diese Feststellung erklärt die Haltung und das<br />

Verhalten der Politiker und dem Grossteil der<br />

deutschen Bevölkerung. Diese Forderung ist eine<br />

reine Illusion, die ausländischen Mitbürger werden<br />

sich niemals assimilieren lassen, auch in 50 Jahren<br />

nicht. Unsere Politiker befürchten dies ebenfalls<br />

und versuchen nun durch das Aufwerfen von den<br />

behandelten Themen die Bevölkerung vorzubereiten,<br />

um die Weigerung der Ausländer vor einer<br />

Assimilation mit härteren Maßnahmen in Zukunft<br />

zu begegnen. Die tagtägliche Wiederholung der<br />

Forderung, muslimische Zuwanderer müssten die<br />

Trennung von Staat und Religion anerkennen, sonst<br />

würden Sanktionen bis hin zur Ausweisung drohen,<br />

kann als Beispiel aufgeführt werden. Es ist nicht<br />

verständlich wie die Politiker auf solche Forderungen<br />

kommen. Die Muslime in dieser Gesellschaft<br />

hatten und haben kein Problem mit der Trennung<br />

von Staat und Religion.Wieso diese immerwährenden<br />

Aufforderungen an die Muslime? Wieso die<br />

stetigen Forderungen, dass sich die Muslime<br />

rechtfertigen und Stellungnahmen abgeben mögen?<br />

Die muslimischen Dachorganisationen und Vertreter<br />

mögen jeden Tag diesen Forderungen nachkommen<br />

und die gewünschten Erklärungen abgeben, es<br />

wird nicht reichen. Unsere Politiker werden weiterhin<br />

die gleichen Forderungen wiederholen. Das<br />

Motiv ist eindeutig: Ausländerfeindlichkeit, die auf<br />

der eigenen Ratlosigkeit und dem eigenen jahrzehntelangen<br />

Versagen in der Ausländerpolitik fußt.<br />

Die Aktion „Anti-Ausländer“ wird höchstwahrscheinlich<br />

in Zukunft verstärkt fortgeführt werden.<br />

Die Gangart gegenüber Ausländern wird härter.<br />

Ähnlich begann die Diskriminierung der Juden im<br />

dritten Reich. Die Juden wurden nicht von einem<br />

auf den anderen Tag vernichtet. Es begann mit<br />

Vorurteilen,Anschuldigungen,Arroganz gegenüber<br />

Juden,Ausgrenzung aus dem gesellschaftlichen<br />

Leben, Erniedrigung der jüdischen Religion und<br />

Kultur, es ging weiter mit Unterdrückungen,<br />

Boykotten gegenüber jüdischen Händlern, tätliche<br />

Gewalt und Bedrohungen, sodass viele Juden schon<br />

vor Beginn des Holocaust ihre Heimat verlassen<br />

und auswandern mussten. Falls wir nicht aufpassen,<br />

könnte den Muslimen in Deutschland ein ähnliches<br />

Schicksal ereilen.


Siehe,Allah scheut sich nicht ein Gleichnis mit<br />

einer Mücke zu machen oder<br />

von etwas noch Geringerem;<br />

denn die Gläubigen wissen,<br />

dass es die Wahrheit von ihrem Herrn ist ...<br />

Koran 2/26


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Die Verbesserung der Lage der Muslime in Deutschland hängt<br />

zusammen mit einer positiven Publicity in Deutschland.Auf diesem<br />

Wege sollte jeder sich bemühen, falls er/sie seinen/ihren Einsatz für<br />

Islam im medialen Bereich sieht.Allah (t) möge allen dabei helfen<br />

und ihre Arbeit mit Gutem vergelten.<br />

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