NUN - Ausgabe 4, Mai/Juni 2006 - Nun-Zeitschrift
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<strong>NUN</strong> �<br />
E-<strong>Zeitschrift</strong> für muslimische Kultur<br />
in Deutschland<br />
Der Maurische Kiosk im Schlosspark Linderhof<br />
www.abi-ev.net/nun<br />
Mohammed<br />
Der Prophet der Barmherzigkeit<br />
<strong>Ausgabe</strong> 4, <strong>Mai</strong>/<strong>Juni</strong> <strong>2006</strong>
Schwerpunktthema:<br />
Der Prophet Mohammed<br />
Weisheit Andalusiens II<br />
Ibn Tufail<br />
� <strong>NUN</strong>INHALT<br />
Islamic<br />
Banking<br />
Familie und Wertesystem<br />
nach Dieter Claessens 5-6<br />
Islamic Banking 7-10<br />
Kaufen oder Verkaufen 11-12<br />
Der türkisch-osmanische Friedhof auf<br />
Malta 13-17<br />
Ein Bild - Ein Vers 18<br />
Prophetenliebe - real oder fiktiv? 19<br />
Mevlüt - Das berühmteste Gedicht<br />
über die Geburt des Propheten von<br />
Süleyman Celebi 20-21<br />
Der Gesandte im Koran 22-23<br />
Rosen, Regen, Segen 24-25<br />
Ein Bild 26<br />
Das Leben und Wirken des Gesandten<br />
Mohammed mit chronologischer<br />
Abfolge der offenbarten Suren 27-37<br />
Ein Gedicht - Eine Nacht von M.Akif<br />
Ersoy 38<br />
“...bis ich dir lieber bin als alle anderen<br />
Menschen” 39-41<br />
Interview mit A.Abdurrahman<br />
Reidegeld 42-45<br />
Buchvorstellung - Das Leben Mohammeds<br />
von Hussain Haykal 46-47<br />
“Der Westen ist das Kind der<br />
islamischen Zivilisation” 48-49<br />
Die aktuelle Lesung der Offenbarung<br />
“Al-Alaq”- II 50-51<br />
Ein Bild/Ein Ausspruch<br />
des Gesandten 52<br />
Weisheit (al-hikma) Andalusiens II -<br />
Ibn Tufail 53-56<br />
Ein Bild/Einige Verse 57<br />
Der türkisch-osmanische<br />
Friedhof auf Malta<br />
“Der Westen ist das Kind<br />
der islamischen Zivilisation”<br />
Koranrätsel 58<br />
Zum Nachdenken von Ataullah<br />
Iskandarî 59<br />
Enten-News 60<br />
Wahlmanipulationen durch die CDU-<br />
Ministerpräsidenten 61-62<br />
Ein Bild/Ein Vers 63<br />
Eine Kalligrafie/Ein Vers 67
In der nächsten <strong>Ausgabe</strong>:<br />
Sami Alphan<br />
Taceddin Simsek<br />
Kamuran Kayhan<br />
Nuri Köseli<br />
Nadir Moubarrid<br />
Alpaslan Akar<br />
Yousef Adlen<br />
Herausgeber:<br />
Engin Topal<br />
Bei dieser <strong>Ausgabe</strong> haben mitgewirkt:<br />
Nuri Şenay<br />
IMPRESSUMRedaktionsteam:<br />
Titelbild<br />
Maurischer Kiosk<br />
Der Maurische Kiosk wurde von dem Architekten Carl von Diebitsch<br />
entworfen und ursprünglich auf der Pariser Weltausstellung von 1867<br />
als offizieller Beitrag Preußens gezeigt.<br />
Für die Parkanlagen des Schlosses Linderhof wurde er im Auftrag von<br />
Ludwig II. (Bayern) von dem bankrotten Eisenbahnkönig Bethel Henry<br />
Strousberg käuflich erworben, der sich den Kiosk nach der<br />
Weltausstellung im Park seines böhmischen Gutes Sbirow hatte<br />
aufstellen lassen.<br />
Am Hennenkopf, in der Nähe der zur gleichen Zeit gebauten<br />
Venusgrotte, wurde das Fundament gemauert, auf dem der Kiosk mit<br />
seiner goldenen Mittelkuppel und den ebenfalls goldschimmernden<br />
kleinen Minarettürmen an den vier Ecken wieder aufgestellt wurde.<br />
Dem König war die Ausstattung zu schlicht und so bestellte er sich<br />
neue Beleuchtungskörper, einen Marmorbrunnen und einen<br />
luxuriösen, in Paris hergestellten Pfauenthron, welcher in einer<br />
Thronnische aufgestellt wurde, die dem Strousbergschen Kiosk<br />
hinzugefügt wurde.<br />
Ende 1877 waren Aufbau und Ausstattung des Maurischen Kioskes<br />
abgeschlossen, und der Gartenarchiteckt Carl von Effner wurde mit<br />
der Gestaltung der Umgebung beauftragt.<br />
Aylin Yanık-Şenay<br />
www.abi-ev.net/nun<br />
Mohammad Gharaibeh <strong>Nun</strong>@abi-ev.net<br />
Laila Bouhadou<br />
Ali Kurt<br />
Postanschrift:<br />
Quelle: Wikipedia.de<br />
Erscheinungstermin:August <strong>2006</strong>, Inschaallah<br />
Der Prophet Jesus<br />
Feste Rubriken:<br />
Koranrätsel, Buchvorstellung, Enten-News, Gedichte, Koranverse<br />
Akademischer Bund<br />
Interkulturell e.V.<br />
c/o Topal<br />
Clemens-Hastrich-Str. 14<br />
50827 Köln<br />
Die namentlich gekennzeichneten<br />
Artikel geben nicht<br />
unbedingt die Meinung der<br />
Redaktion wieder<br />
Erschienen am 30. 05.<strong>2006</strong> Bilder sind aus www.photocase.com oder www.pixelquelle.de entnommen
Editorial<br />
Allahs Namen wollen wir nennen allererst,<br />
Das ist Pflicht für jeden Menschen allererst.<br />
Wer des Namens Gottes zu Beginn gedenkt<br />
Gott in jeder Arbeit ihm Erleichtrung schenkt.<br />
Liebe Leser unserer E-<strong>Zeitschrift</strong>,<br />
mit Gottes Hilfe und Beistand können wir die<br />
vierte <strong>Ausgabe</strong> von “<strong>NUN</strong>” hier vorlegen. Dafür<br />
danken wir Ihm.<br />
In dieser <strong>Ausgabe</strong> haben wir versucht, unseren Propheten<br />
Mohammed,Allahs Segen und Frieden auf<br />
Ihm, zu behandeln.Wir hoffen, dass es uns gelungen<br />
ist, unseren Lesern sein Leben und Wirken sowie<br />
sein Beispiel nahe zu bringen. Durch den Karikaturenstreit<br />
wurde er zwar vermehrt ins Rampenlicht<br />
gerückt, aber keines der renommierten Medien<br />
hatn den Mut aufbringen können, darüber zu berichten,<br />
welchen Stellenwert der Prophet bei den<br />
Muslimen hat und wie die Muslime den Karikaturenstreit<br />
empfunden haben. Keiner der Sender war<br />
so mutig z.B. den Film “Der Gesandte Mohammed”<br />
von Moustapha Akkad auszustrahlen.Wieso eigentlich?<br />
Hätten vielleicht Tausende von Jugendlichen<br />
auf der Suche nach einem vernünftigen Vorbild in<br />
ihm die ersehnte Person finden können? In den<br />
Beiträgen haben wir versucht, das Leben des Gesandten<br />
aus verschiedenen Perspektiven zu durchleuchten.<br />
Da wir nach ausführlichen Recherchen<br />
keine entsprechende Arbeit gefunden haben, haben<br />
wir die Lebensdaten des Gesandten zusammengestellt<br />
und diese Daten mit der chronologischen<br />
Abfolge der offenbarten Verse versehen. Der Leser<br />
wird dadurch zu besserer Einsicht so mancher<br />
Suren und Verse gelangen. Muslime empfinden für<br />
den Gesandten auch eine tiefe Liebe und Zuneigung,<br />
die sie oft in gefühlsbetonten Gedichten<br />
vorgetragen haben. Einige der berühmtesten aus<br />
dem türkischen Sprachraum haben wir für unsere<br />
Leser in diese <strong>Ausgabe</strong> aufgenommen.<br />
Ein interessantes Gespräch haben wir mit dem<br />
Islamwissenschaftler A.Abdurrahman Reidegeld<br />
geführt. Er birgt die seltene Kombination als Konvertit,<br />
Experte in islamischen Wissenschaften und<br />
Kenner der Kultur der islamischen Völker zugleich<br />
zu sein, sodass seinen Meinungen erhöhte Aufmerksamkeit<br />
zuteil werden sollte.<br />
Editorial4<br />
<strong>NUN</strong> - <strong>Ausgabe</strong> 4, <strong>Mai</strong>/<strong>Juni</strong> <strong>2006</strong><br />
Einen weiteren Beitrag liefert unser Herausgeber<br />
Engin Topal mit dem Titel “Der Westen ist das Kind<br />
der islamischen Zivilisation”. Lesen Sie hier, was die<br />
Muslime zu den Wissenschaften beigetragen haben<br />
und warum der im Westen aufgewachsene Mensch<br />
sehr wenig Kenntnis davon hat.<br />
Nicht nur für dir europäischen Muslime ist die<br />
andalusische Weisheit von enormer Wichtigkeit.<br />
Viel zitierter aber nicht namentlich erwähnter<br />
Philosoph Ibn Tufail ist das Thema der diesmaligen<br />
<strong>Ausgabe</strong>.Taceddin Simsek hat keine Mühe gescheut,<br />
uns einen übersichtlichen Beitrag mit Skizze zur<br />
Gedankenwelt von Ibn Tufail vorzulegen.<br />
Youssef Adlen beschäftigt sich mit dem Konsumwahn,<br />
der sich bei unseren Jugendlichen in Form<br />
von Markenwahn widergibt.<br />
In großem Umfang befasst sich Laila Bouhadou mit<br />
Finanzen und Geld aus der Sicht der Muslime.<br />
Allah gebührt unser Dank für Seine Gaben, die Er<br />
uns ohne jegliche Anfragen unsererseits großzügig<br />
beschert.Wenn Er nicht hilfreich und großzügig<br />
wäre, wären wir deren nicht fähig.<br />
Wir wünschen unseren Lesern eine genüssliche<br />
Lektüre der <strong>Zeitschrift</strong>. Über Kommentare per<br />
<strong>Mai</strong>l an info@abi-ev.net würden wir uns freuen.<br />
Die Redaktion
Aylin Yanık-Şenay<br />
Familie und Wertesystem<br />
nach Dieter Claessens<br />
Im letzten Artikel wurde über das Erziehungsbewusstsein<br />
und das Bild des Kindes im muslimischen<br />
Umfeld berichtet.Aufbauend darauf wird nun auf<br />
die Familie und ihr Wertesystem nach dem deutschen<br />
Soziologen und Anthropologen Dieter<br />
Claessens eingegangen. Seine Untersuchungen<br />
(1967) dienten als Grundlage für andere aufbauende<br />
Arbeiten und auch zur Sozialforschung bei<br />
ausländischen Migrantenkindern.<br />
So meint Claessens mit Kernfamilie das Zentrum<br />
jeder Familienform, in der die primäre Sozialisation<br />
des Kleinkindes stattfindet, jedoch wird der<br />
Mensch nicht nur durch die Kernfamilie gesellschaftsfähig.<br />
Dieses Modell der Kernfamilie ist in<br />
allen bekannten Erziehungs- und Familiensystemen<br />
vorzufinden. In Bezug auf kulturelle Werte, die in<br />
der Sozialisation des Kindes weitervermittelt<br />
werden, ist Claessens der Auffassung, dass sie<br />
„problemschaffende Qualitäten“ besitzen, da Werte<br />
eher die Interessen der Gesellschaft vertreten als<br />
die des Individuums. Dabei liegt sein Augenmerk<br />
insbesondere auf der Übertragung von Werten, die<br />
durch Internalisierung und Konditionierung<br />
erreicht werden, d.h. das Kind verinnerlicht soziokulturelle<br />
Elemente.Allerdings wird dieser Zustand<br />
mit dem Begriff der Sozialisation erlangt. Die<br />
Vorstufe der Sozialisation und das Fundament für<br />
den Aufbau der sozio-kulturellen Persönlichkeit<br />
stellt die Soziabilisierung des Kindes dar, die<br />
Claessens als die „zweite, sozio-kulturelle Geburt“<br />
bezeichnet. Dieser Prozess unterteilt sich in<br />
Phasen, die sich überschneiden und aufeinander<br />
aufbauen. Die erste Phase ist die emotionale<br />
Fundierung, wobei das Kind die Gelegenheit hat<br />
sich menschliche Eigenschaften anzueignen. Bei der<br />
zweiten Phase hat das Kind die Möglichkeit zum<br />
sozialen Wesen zu werden, d.h. sich menschlich zu<br />
entfalten. Schließlich werden in der dritten Phase<br />
für die Entwicklung der Persönlichkeit wichtige<br />
Positions- und Statuszuweisungen innerhalb der<br />
eigenen Kernfamilie aber auch in der Gesellschaft<br />
festgelegt. Somit wäre nach der letzten Phase die<br />
„primäre soziale Fixierung“ vollendet. Nach diesem<br />
Prozess bildet die Enkulturation(1) die zweite<br />
Erziehung5<br />
<strong>NUN</strong> - <strong>Ausgabe</strong> 4, <strong>Mai</strong>/<strong>Juni</strong> <strong>2006</strong><br />
Komponente der primären Sozialisation. Darauf<br />
folgt die sekundäre soziale Fixierung, wobei die<br />
Erwartungen der Gesellschaft vom Individuum<br />
verinnerlicht werden sollen.(2) Ziele dabei sind<br />
Selbstentscheidung,Achtung und Selbstwertgefühl,<br />
die im Idealfall erreicht werden sollten. Um dieses<br />
zu gewährleisten müssen Eltern ihre Kinder realitätsbezogen<br />
erziehen. Somit steuern die Eltern den<br />
wesentlichen Anteil an der Entwicklung der „sozialen<br />
Rolle“ bei, die auch von den Erwartungen der<br />
Gesellschaft beeinflusst werden. Dadurch wird die<br />
„soziale Rolle“ greifbar und austauschbar und<br />
somit gerät die Sozialisation des Kindes zunehmend<br />
in den Einfluss von außerfamiliären Instanzen.<br />
Wie bereits erwähnt ist die Arbeit von<br />
Claessens zur Basistheorie für die Sozialisationsforschung<br />
geworden.Allerdings wurde in anderen<br />
aufbauenden Arbeiten die Überlegung von Claessens<br />
über das „kulturelle Über-Ich“ auf ausländische<br />
Kinder übertragen, ohne die Tragweite ihres<br />
Tuns zu hinterfragen. Bevor sie als „Sozialisationstheorie“<br />
auf Migrantenkinder übertragen werden<br />
kann, müssen die Widersprüche und Kritikpunkte,<br />
die die Arbeit aufweist, beleuchtet werden.(3)<br />
Die meisten muslimischen Eltern der ersten oder<br />
zweiten Migrationsgeneration hatten hohe Bildungsaspirationen<br />
gegenüber ihren Kindern und<br />
wollten somit ihre eigenen Wünsche und Ziele<br />
über ihre Kinder verwirklichen. Dies ist allerdings<br />
ein kulturübergreifendes Phänomen. Die religiöse<br />
Erziehung aber haben sie eher von sich geschoben,<br />
indem sie ihre Kinder den Moscheen bzw. den<br />
Imamen, die weder pädagogische noch fachlichreligiöse<br />
Kompetenzen hatten, überließen. Dies<br />
hinterließ bei vielen Kindern und Jugendlichen eher<br />
eine negative Konutation in Bezug auf die Entwicklung<br />
der religiösen bzw. moralischen Persönlichkeit.<br />
Nicht nur in Untersuchungen und Studien, sondern<br />
auch im Islam ist der Prozess der Persönlichkeitsentwicklung<br />
einer der wichtigsten Erziehungsziele.<br />
Erziehung beginnt nicht erst ab dem dritten<br />
Lebensjahr im Kindergarten oder in der Moschee,<br />
sondern viel früher. Es sind die Eltern, die ihre<br />
Kinder zu moralischen Menschen erziehen.
Die Moral hat ihren Ursprung bekanntlich in den<br />
Religionen. Man muss sein Kind zuerst zur Menschlichkeit<br />
erziehen, denn nichts anderes beinhalten<br />
die Religionen, als die Erziehung zu einem moralischen<br />
Wesen. Deswegen wurden die Propheten<br />
gesandt, um die Menschen von ihren moralischen<br />
Verwerfungen abzubringen und sie zu einem<br />
Wesen zu erziehen, die sich und anderen Menschen<br />
keinen Schaden zufügen. Also ein nützliches<br />
Mitglied der Gemeinde (Umma) zu sein, ist das<br />
oberste Ziel. Viele Menschen machen es genau<br />
anders. Sie stülpen ihr religiöses Bewusstsein über<br />
ihre Persönlichkeit, die nicht als erstes gelernt hat<br />
menschlich zu agieren. Das Resultat sind Menschen,<br />
die als äußerliches Zeichen ihres religiösen Empfindens<br />
einen Bart oder einen Kopftuch tragen, aber<br />
innerlich leer sind. Dies kann man sehr deutlich<br />
erkennen, wenn es sich um das Thema der unterschiedlichen<br />
Erziehung von Töchtern und Söhnen<br />
geht oder wenn Männer, trotz dass sie fünfmal am<br />
Tag das Gebet verrichten, dennoch ihre Frauen<br />
schlagen können. Oder wenn Frauen es mit der<br />
Sauberkeit nur zwischen ihren eigenen Vier<br />
Wänden ernst nehmen, da sie von der<br />
Erziehung6<br />
<strong>NUN</strong> - <strong>Ausgabe</strong> 4, <strong>Mai</strong>/<strong>Juni</strong> <strong>2006</strong><br />
Nachbarschaft als gute Hausfrau betitelt werden<br />
möchten.Aber in der Öffentlichkeit, z.B. bei Veranstaltungen<br />
auf den Toiletten es so aussieht, als ob<br />
eine Bombe eingeschlagen wäre. Der Außenwelt<br />
erscheinen sie als wahrhaftige Muslime, aber innen<br />
drin besteht eine unendliche Leere, die eigentlich<br />
gefüllt werden muss. Gefüllt mit mehr Verantwortungsbewusstein<br />
und (Nächsten)Liebe!!!<br />
Fußnoten:<br />
(1) Mit Enkulturation meint Claessens<br />
„Konditionierung der kulturellen Rolle und<br />
Einführung in die soziale Rolle“. Diese kulturelle<br />
Rolle kann nicht einfach ausgetauscht werden, und<br />
eine Veränderung aus dieser Rolle wäre kaum<br />
kompensierbar. (Claessens, 1967, S. 105)<br />
(2) Bei der Aneignung der sozialen Rolle wird die<br />
soziale Kontrolle in Bewegung gesetzt, d.h. es soll<br />
eine Balance zwischen Außenkontrolle (soziale<br />
Kontrolle) und Innenkontrolle hergestellt werden,<br />
wobei die Innenkontrolle die Außenkontrolle<br />
möglichst überflüssig machen soll. (Claessens, 1967,<br />
S. 116)<br />
(3) Vgl.Auernheimer 1988
Geld und Vermögen im Rahmen des islamischen<br />
Glaubens anzulegen, ist ein Grundbedürfnis aller<br />
Muslime. Die Grundsätze des Islam stellten viele<br />
gläubige Muslime lange Zeit vor das Problem, mit<br />
konventionellen Finanzprodukten gegen religiöse<br />
Regeln zu verstoßen und somit blieb ihnen der<br />
Zugang zu den meisten Kapitalanlageprodukten<br />
verwehrt. Grund dafür ist das Verbot des ribâ,<br />
meist übersetzt als "Wucher" oder "Zinsen",<br />
welches im Koran an mehreren Stellen erwähnt<br />
wird.<br />
So etwa in …<br />
Sure 2/274: "Gott hat den Handel erlaubt und<br />
den ribâ verboten."<br />
Sure 2/275: „Gott lässt die Zinsen (des<br />
Wucherers) dahinschwinden, aber er verzinst die<br />
Almosen (mit himmlischem Lohn).“<br />
Sure 2/276: „Diejenigen, die ribâ nehmen, werden<br />
dereinst nicht anders dastehen als einer, der vom<br />
Satan erfasst und geschlagen ist. Dies, weil sie<br />
sagen: „Handel ist gleich Zinsnehmen“, während<br />
Allah doch Handel erlaubt und Zinsnehmen<br />
untersagt hat.“<br />
Sure 2/278: „O die ihr glaubt! Fürchtet Allah!<br />
Und lasst künftig das Zinsnehmen, wenn ihr<br />
Gläubige seid!“<br />
Sure 2/279: „Tut ihr es aber nicht, dann erwartet<br />
Krieg von Allah und seinem Gesandten; und wenn<br />
ihr bereut, dann bleibt euch euer Kapital; ihr sollt<br />
weder Unrecht tun, noch Unrecht leiden.“<br />
Sure 3/130: „O die ihr glaubt, verschlinget nicht<br />
ribâ, der (die Schuld) übermäßig mehrt; und<br />
fürchtet Allah, auf das ihr Erfolg habt.“<br />
Was unter ribâ zu verstehen ist, wird im Koran<br />
allerdings nicht näher definiert.Wie das erlaubte<br />
Veräußerungsgeschäft vom verbotenen Wucher<br />
abzugrenzen ist, war schon in der klassischen Zeit<br />
unter den muslimischen Juristen umstritten.Auch<br />
in der zeitgenössischen islamischen Rechtswissenschaft<br />
herrscht in diesem Punkt kein wirklicher<br />
Konsens:Während einige Juristen das Verbot des<br />
ribâ restriktiv als Wucherverbot i.e.S. (vergleichbar<br />
Wissenswertes7<br />
<strong>NUN</strong> - <strong>Ausgabe</strong> 4, <strong>Mai</strong>/<strong>Juni</strong> <strong>2006</strong><br />
Islamic Banking<br />
Von gläubigen Gläubigern<br />
und zinslosen Renditen<br />
von Laila Bouhadou<br />
mit § 138 Abs. 2 BGB) verstehen und damit folglich<br />
marktübliche Zinsen erlaubt wären, umfasst nach<br />
überwiegender Auffassung ribâ jede Art von Zins<br />
und andere Entgelte, welche für Kapitalnutzungen<br />
erhoben werden. Das heißt, dieses Verbot bezieht<br />
sich sowohl auf den Soll-, als auch auf den Haben-<br />
zins. Das Zinsverbot, welches übrigens auch im<br />
Christentum verordnet ist, jedoch seit dem Mittel-<br />
alter keine Anwendung mehr findet, wird in der<br />
Praxis der islamischen Länder meist ignoriert, da<br />
sich viele Banken an den westlichen Standards<br />
orientieren. Die einzigen vier Länder, welche ein<br />
staatlich verordnetes Zinsverbot haben, sind Saudi-<br />
Arabien, Sudan, Iran und Pakistan. Fest steht, dass<br />
Zinsen keine besonders lautere Einnahmequelle<br />
darstellen. Dem Islam ist es mit Recht suspekt,<br />
wenn Geld sich ohne Arbeit vermehrt. Dies schlägt<br />
sich auch in den Hadithen (Prophetenäußerun-<br />
gen) nieder, die sich mit dem Thema des Handels<br />
befassen. Zwar ist der Handel mit Waren eine<br />
ehrenwerte Tätigkeit, die auch der Prophet selbst<br />
als Großhandelskaufmann ausgeübt hat, aber auch<br />
sie muss in vertretbare Bahnen gelenkt werden. So<br />
werden Zwischenhändler kritisiert, die eine Ware<br />
weiterveräußern, ohne sie selbst tatsächlich in<br />
Besitz genommen zu haben.<br />
Ein weiterer Grundgedanke ist das Verbot der Ausbeutung<br />
einer Partei, die ein Wirtschaftsgut kaufen<br />
oder Kredit aufnehmen möchte durch eine andere,<br />
die über dieses Wirtschaftsgut oder Kapital verfügt.<br />
Um das Zinsverbot zu umgehen bemühen sich<br />
muslimische Wirtschaftsexperten,Wege zu finden,<br />
am internationalen Finanzgeschehen teilzunehmen,<br />
ohne mit den Prinzipien des Korans in Konflikt zu<br />
geraten. Statt Zinsen werden oft Gewinn- und<br />
Verlustbeteiligungen angeboten und statt Versicherungen<br />
werden verschiedene Formen von Fonds,<br />
genannt Takaful, betrieben. Zu den wichtigsten<br />
islamischen Finanzierungsmodellen gehören<br />
murâbaha als Exportfinanzierung, mushâraka<br />
als Kapitalbeteiligung, mudaraba als<br />
Gewinnbeteiligung, istisnâ als Projektfinanzierung<br />
und ijara<br />
als Leasing.
Schwierige Produktauswahl<br />
Neben dem Zinsverbot finden noch eine Reihe<br />
weiterer Ge- und Verbote im Islamic Banking<br />
Anwendung. Die Basis stellen folgende Prinzipien:<br />
A) Zusätzliche Zahlungen über den Kreditbetrag sind<br />
verboten<br />
Der Islam erlaubt nur eine Art von Kredit, genannt<br />
Qard-el-Hassan (Darlehen für wohltätige Zwecke).<br />
Hierbei berechnet der Kreditgeber keinerlei Gebühren<br />
oder Zinsen, bzw. einen zusätzlichen Betrag<br />
außer dem Kreditbetrag.<br />
B) Risiko- und Gewinnteilung zwischen Bank und<br />
Kunde<br />
Entgegen des konventionellen Banksystems - wo<br />
der ganze Druck auf dem Darlehensnehmer lastet<br />
geht das Islamic Banking von einer Teilung des<br />
Risikos sowie der Investitionserträge aus.<br />
C) Geld, welches sich ohne Arbeit vermehrt, wird vom<br />
Islam nicht akzeptiert<br />
Im Islam repräsentiert Geld Kaufkraft. Einziger<br />
Zweck des Geldes ist also seine Kaufkraft, welche<br />
nicht dazu verwendet werden kann noch mehr<br />
Kaufkraft (Geld) zu erzeugen, ohne den Schritt des<br />
Gebrauchs beim Kauf einer Ware oder Leistung<br />
durchlaufen zu haben. Das Geld muss also nach<br />
islamischer Sichtweise zirkulieren und nicht<br />
gelagert werden und sich dabei vermehren.<br />
D) Gewinne im Zusammenhang mit Gharar<br />
(Spekulation)<br />
Die Vertragsparteien sollten ihr umfassendes und<br />
aktuelles Wissen über die geplanten Geschäftsvorfälle<br />
austauschen.Außerdem sollte das Geschäft<br />
frei von Unsicherheiten, Risiken und Spekulationen<br />
sein.<br />
E) Investitionen sollten nur in erlaubte Produkte und<br />
Aktivitäten erfolgen<br />
Schließlich sind Investitionen in bestimmte<br />
Produkte oder Aktivitäten verboten. Dazu gehören<br />
- Der Handel mit Alkohol,Tabak, Drogen, Schweinefleisch,<br />
Rüstungsgütern und Pornografie.<br />
- Investitionen in Freizeit und Unterhaltung, welche<br />
mit den o.g. Kriterien zutun haben. Dazu gehören<br />
beispielsweise Hotels, Fluggesellschaften (da diese<br />
Alkohol ausschenken), Kino und Musik.<br />
- Geschäfte, deren Erfüllung an den Eintritt eines<br />
ungewissen Ereignisses (Gharar) geknüpft ist. Dazu<br />
gehören Glückspiele (z.B. Casinos) und Wetten<br />
(<strong>Mai</strong>sir), wie z.B. Lotto.<br />
- Investitionen in Unternehmen, die einen großen<br />
Teil ihrer Gewinne aus Zinsen erwirtschaften, z.B.<br />
Wissenswertes8<br />
<strong>NUN</strong> - <strong>Ausgabe</strong> 4, <strong>Mai</strong>/<strong>Juni</strong> <strong>2006</strong><br />
Banken.<br />
Richtet man sich nach den o.g. Kriterien, so bleiben<br />
von etwa 2000 potenziellen Unternehmen in die<br />
beispielsweise ein muslimischer Anleger investieren<br />
könnte, wahrscheinlich nur noch 300 bis 400 übrig.<br />
Zudem muss eine islamische Kapitalanlage nicht<br />
nur religiösen, sondern auch ökonomischen und<br />
rechtlichen Anforderungen genügen. Denn auch<br />
der islamisch orientierte Anleger erwartet ein<br />
ausgewogenes Verhältnis von Rendite und Risiko,<br />
und eine islamische Kapitalanlage muss sich im<br />
Wettbewerb mit konventionellen Investmentprodukten<br />
behaupten.<br />
Zu den ökonomischen Kriterien bei der Auswahl<br />
gehört beispielsweise der Verschuldungsgrad des<br />
Unternehmens, der ein Drittel der Marktkapitalisierung<br />
nicht übersteigen darf. So genannte<br />
„Schrottanleihen“ sind also tabu. Deshalb waren<br />
islamische Investoren vom Platzen der „Internetblase“<br />
und vom Zusammenbruch großer Technologiekonzerne<br />
wie Worldcom nicht so stark<br />
betroffen wie viele westliche Anleger. Die großen<br />
Koran konformen Fonds hatten diese Werte angesichts<br />
hoher Schuldenstände längst aus dem Portfolio<br />
geworfen oder gar nicht erst aufgenommen.<br />
Trotz wachsender Produktpalette bleibt dem in<br />
Deutschland lebenden Muslim nicht viel Auswahl.<br />
"Eine islamisch korrekte Sparform für kurz- und<br />
mittelfristige Vorhaben existiert nicht", stellt<br />
Michael Saleh Gassner, Islamic-Banking-Experte aus<br />
Köln in einem Aufsatz "Wir haben einen großen<br />
Markt, der noch nicht adäquat bedient wird" fest.<br />
Nachdem der Al-Sukoor-Fond der Commerzbank-<br />
Tochter Cominvest Anfang des Jahres eingestellt<br />
wurde, bleibt bei der Fondsauswahl noch der<br />
Noriba Global Equity Fond der UBS. Dass es in<br />
Deutschland mehr als 2000 Banken gibt und keine<br />
die sich auf Islamic Banking ausrichtet, ist für die<br />
Muslime hierzulande eine traurige Situation.<br />
Ein wachsender Markt<br />
Zwar richten sich sicherlich nicht alle Muslime an<br />
die vorgeschriebenen Zinsverbote, doch belegen<br />
Studien, dass 70% der in Deutschland lebenden<br />
Türken sich selbst als religiös bezeichnen. In Anlehnung<br />
an die Erfahrungen mit islamischen Finanzprodukten<br />
ist daher zu erwarten, dass bei einem<br />
adäquaten Angebot islamische Kunden sowohl von<br />
konventionellen Finanzberatern abwandern als<br />
auch diejenigen Kundengruppen erreicht werden,<br />
die heute aus religiösen Gründen auf konventionelle<br />
Finanzprodukte verzichten.Außerdem ist<br />
damit zu rechnen, dass das Marktvolumen weiter<br />
wächst.
Ein Grund dafür ist, dass die Transferzahlungen der<br />
Immigranten in die Heimat seit Jahren rückläufig<br />
sind, denn die Immigranten entscheiden sich immer<br />
mehr dazu, ihren Altersabend in Deutschland zu<br />
verbringen. Ein weiterer Grund ist das schnelle<br />
Wachstum der Immigranten. So wird z.B. erwartet,<br />
dass die türkische Bevölkerungsgruppe von den<br />
heute rund 2 Millionen bis 2010 auf 3 Millionen<br />
wachsen wird. Parallel wachsen auch die Einkommen<br />
dieser Bevölkerungsgruppe aufgrund einer<br />
hohen Selbstständigkeits- und einer zunehmenden<br />
Akademisierungsrate. Studien ergaben, dass die<br />
türkischen Arbeitnehmer in Deutschland eine<br />
beinahe doppelt so hohe Sparquote aufweisen wie<br />
ihre deutschen Kollegen. Experten schätzen ihre<br />
jährliche Sparleistung auf rund 1,5 Milliarden Euro.<br />
Mittlerweile handelt es sich bei der Bevölkerungsgruppe<br />
mehr und mehr um einen wohlhabenden<br />
Mittelstand.<br />
Neben den Privatkunden stellen jedoch auch die<br />
Geschäftskunden ein attraktives Marktsegment dar:<br />
Die von türkischen Unternehmern in Deutschland<br />
derzeit jährlich erwirtschafteten rund 50 Milliarden<br />
Euro sollen sich Schätzungen zufolge bis 2010 verdoppeln.<br />
Die Koran konformen Investitionen können jedoch<br />
auch für Nicht-Muslime interessant sein. Eine<br />
vollkommen neue Anbietergruppe kam hinzu als im<br />
Sommer 2004 Sachsen-Anhalt als erstes Bundesland<br />
eine variabel verzinsliche, islamische Anleihe<br />
auflegte, um den klammen Haushalt mit arabischen<br />
Millionen aufzumöbeln. „Außerdem ist die Anleihe<br />
auch Ausdruck des Respekts vor der arabischen<br />
Welt. Nach der erfolgreichen Platzierung (die<br />
Anleihe war stark überzeichnet) denken wir an<br />
eine Nachfolge-Emission.“, sagte Axel Gühl,Abteilungsleiter<br />
im Finanzministerium und Vater des<br />
sachsen-anhaltinischen Sukkuk (Anleihe).<br />
Nötig war dafür eine komplizierte Konstruktion,<br />
die vor allem dem Fiskus sauer aufgestoßen sein<br />
dürfte. Die Landesregierung übertrug eine Reihe<br />
von Immobilien an eine neu gegründete Stiftung.<br />
Diese finanzierte den Deal mit Hilfe einer Anleihe<br />
mit fünfjähriger Laufzeit, die - ganz nach den Regeln<br />
des Korans - statt Zinsen die Mieteinnahmen an<br />
die Anleger ausschütten sollte. Besonderer Clou<br />
der Konstruktion: Die landeseigene Stiftung hat<br />
ihren Sitz in den Niederlanden, um Steuern zu<br />
sparen. Ein weiterer Anreiz für Nicht-Muslime in<br />
islamische Finanzprodukte zu investieren, dürfte<br />
die seit 2005 in Kraft getretene Schweizer Zinssteuer<br />
sein. Nach Informationen des Eidgenössischen<br />
Finanzdepartments haben Schweizer<br />
Banken im zweiten Halbjahr 2005 rund 90<br />
Wissenswertes9<br />
<strong>NUN</strong> - <strong>Ausgabe</strong> 4, <strong>Mai</strong>/<strong>Juni</strong> <strong>2006</strong><br />
Millionen Euro Quellensteuer einbehalten. Um<br />
Zinssteuerzahlungen zu vermeiden, bietet Islamic<br />
Banking eine gute Alternative.<br />
Schaut man über Europas Grenzen hinaus, ist auch<br />
hier ein Wachstum zu beobachten.Viele islamische<br />
Länder haben in den vergangenen Jahren ein beachtliches<br />
wirtschaftliches Wachstum erzielt und<br />
für steigenden Wohlstand ihrer Bürger gesorgt, die<br />
ihr Geld auch investieren möchten. Des Weiteren<br />
haben nach dem 11. September 2001 und dem<br />
Irak-Konflikt viele arabische Investoren Milliarden<br />
Dollar an Kapital aus Amerika abgezogen. Nach<br />
Schätzungen von Bankexperten aus Dubai hatten<br />
arabische Investoren insgesamt über 1 Bill. Dollar<br />
in den USA angelegt. Davon stammten allein rund<br />
600 Milliarden Dollar aus Saudi-Arabien. Der<br />
Kapitalrückzug und die steigenden Ölpreise führen<br />
zu vermehrtem Investitionskapital im Nahen und<br />
Mittleren Osten. So ist es nicht verwunderlich, dass<br />
vor allem im arabischen Raum das Geschäft mit<br />
koran-konformen Geldanlagen boomt. In den vergangenen<br />
Jahren wurden rund 430 Milliarden<br />
Dollar in diese Produkte investiert, dessen jährliche<br />
Wachstumsraten oft bei über 20% liegen.<br />
Diese Wachstumsraten zeigen, dass die Performance<br />
islamischer Portfolios meist sehr gut ist und<br />
die großen Leitindizes teilweise sogar übertrifft.<br />
Zum Beispiel stieg der 1999 eingeführte Aktienindex<br />
„Dow Jones Islamic Market“ in den vergangenen<br />
drei Jahren um mehr als 65%. Dass der<br />
Islamic-Banking-Markt mit einem jährlichen<br />
Wachstum von bis zu 15% ein großes Potenzial<br />
birgt, hat sich in der Finanzwelt mittlerweile umgesprochen.<br />
So arbeitet der britische Schatzkanzler<br />
Gordon Brown momentan intensiv an einem<br />
Programm mit dem Ziel, London zum Weltzentrum<br />
des Islamic Banking zu machen. Dazu bedarf es<br />
unter anderem weiterer Änderungen der finanzmarktrelevanten<br />
Gesetze sowie der Steuergesetzgebung.<br />
Großbritannien war hier bereits in den<br />
vergangen Jahren tätig und hat gesetzliche Grundlagen<br />
für islamische Hypotheken geschaffen. Bei<br />
islamischen Hypotheken kauft die Bank die Immobilie<br />
für den Muslim und verkauft sie ihm umgehend<br />
zu einem höheren, auf Ratenzahlung abgestellten<br />
Preis weiter. Damit entfällt rein technisch<br />
jede Zinsberechnung wie bei der traditionellen<br />
Hypothek und damit der Kredit. Bei einer solchen<br />
Transaktion wird in Deutschland leider noch<br />
immer zweimal die Grunderwerbssteuer fällig.<br />
Deshalb wird die islamische Baufinanzierung bisher<br />
nur in Großbritannien und in Ländern des Nahen<br />
und Mittleren Ostens angeboten.
Die Gesetzesänderung in Großbritannien führte zu<br />
einem Nachfrageboom für diese Hypotheken. Dort<br />
leben mehrere Millionen Muslime, vor allem pakistanischer<br />
Herkunft, von denen viele schon seit<br />
Generationen im Lande ansässig sind und daher<br />
auch britische Pässe besitzen. Das einflussreiche<br />
Muslim Council of Britain arbeitet an den Vorbereitungen<br />
zur Förderung des Islamic Banking mit. Im<br />
<strong>Juni</strong> dieses Jahres wird es in Großbritannien eine<br />
internationale Konferenz mit offizieller Beteiligung<br />
sämtlicher islamischer Länder geben, deren Ziel es<br />
ist, Großbritannien als „Eingangstor für den Handel<br />
mit der Islamischen Welt“ zu proklamieren. Zu den<br />
Fördermaßnahmen von Brown gehören aber auch<br />
geplante Veranstaltungen des Londoner<br />
Finanzmarktes im Ausland, um auf die eigene Rolle<br />
im Islamic Banking hinzuweisen. Mit der Gründung<br />
der ersten islamischen Bank, der Islamic Bank of<br />
Britain, besitzt London schon heute eine starke<br />
Stellung im Islamic Banking Markt.Trotzdem hat<br />
sich London als ehrgeiziges Ziel gesetzt einen<br />
Marktanteil von 50 bis 60% an den gesamten<br />
Wissenswertes10<br />
<strong>NUN</strong> - <strong>Ausgabe</strong> 4, <strong>Mai</strong>/<strong>Juni</strong> <strong>2006</strong><br />
Ersparnissen der Muslime aus aller Welt zu sichern.<br />
Aber auch andere Länder, wie z.B. Malaysia, bemühen<br />
sich um eine Erweiterung des Marktes. In Dubai<br />
wurde mit dem International Financial Centre<br />
(DIFC), das im September vergangenen Jahres in<br />
Betrieb genommen wurde, ein für den Islamic Banking<br />
strategisch wichtiges Finanzzentrum mit null<br />
Prozent Steuern geschaffen.<br />
Mit Blick auf die wachsenden Vermögen und den<br />
erheblichen Investitionsbedarf in den islamischen<br />
Staaten wird offensichtlich, dass Koran konforme<br />
Finanzprodukte zunehmend wichtig werden. Für<br />
den muslimischen Anleger hierzulande bleibt nur<br />
zu hoffen, dass auch deutsche Banken aus dem<br />
Dornröschenschlaf erwachen und die Türen für<br />
islamische Geldanlagen und Finanzierungen öffnen.<br />
Bis dahin bleibt dem Muslim in Deutschland wohl<br />
nur der etwas neidische aber gönnerhafte Blick zu<br />
den Glaubensbrüdern und -schwestern aus Großbritannien.
Culture Jammer11<br />
<strong>NUN</strong> - <strong>Ausgabe</strong> 4, <strong>Mai</strong>/<strong>Juni</strong> <strong>2006</strong><br />
Kaufen<br />
oder oderVerkaufen<br />
Verkaufen<br />
Haben Sie sich beim Kauf eines Hemdes, einer Hose<br />
oder einer Tasche mal die Frage gestellt, ob sie<br />
gerade was kaufen oder verkaufen?<br />
Wir leben in einer Welt der Marken und Logos<br />
und ohne es zu wissen, betreten wir fast wöchentlich<br />
die Umkleidekabine und lassen uns von einer<br />
Marke vereinnahmen. In den vergangenen Jahren ist<br />
die Intensität, mit der die Hersteller für ihre Waren<br />
werben z.B. bei Kindern und Jugendlichen extrem<br />
gestiegen. 1991 wurden in den USA 126,4 Milliarden<br />
Dollar für Werbung ausgegeben, 1994 waren<br />
es 150 Milliarden Dollar. Die Marketingspezialisten<br />
und Produktmanager expandieren und haben sich<br />
seit Mitte der Achtziger Kinder und Jugendliche<br />
zum Zielobjekt gemacht. Der Reklame Chef von<br />
Radio Disney verkündete stolz, dass man über eine<br />
Hörerschaft von 2,2 Millionen Kindern zwischen<br />
sechs und elf Jahren verfüge und dass diese als<br />
leichte Beute für Werbespots seien. 55% des<br />
Disneys Sender wird im Auto gehört, wenn<br />
„Schatzmeister und quengelndes Kind beisammen<br />
sind“. Gegen dieses aufdringliche Marketing wäre<br />
nichts einzuwenden, in unserer Welt dreht sich<br />
nun einmal alles ums Geld - wenn es nicht so<br />
starke Auswirkungen auf die Jungendlichen hätte. In<br />
den Vereinigten Staaten gaben 2000 31% der<br />
Teeneger 155 Milliarden Dollar ihres verfügbaren<br />
Einkommens für Kleidung, CDs und Kosmetika aus<br />
und in Japan vertreten Wissenschaftler die Theorie,<br />
das Luxusmarken wie Louis Vuitton und Hermès<br />
derzeit bei den japanischen „Trendsklaven“<br />
besonderes begehrt sind, weil sie das gestörte<br />
Selbstvertrauen dieser Generation aufbauen und<br />
ihre Angst vor der Zukunft mindern.<br />
Es stellt sich die Frage, wer Schuld an dieser Situation<br />
hat??? Die Kinder und Jugendlichen von heute<br />
sind im Zeitalter der Marken aufgewachsen und<br />
werden mit Markennamen und aufdringlichen<br />
Werbekampagnen bombardiert und durch sie<br />
definiert. Die Eltern spielen aber bei der frühreifen<br />
Vorliebe für hochmodische Marken eine wichtige<br />
von Youssef Adlen<br />
Rolle. In Vierteln der gehobenen Mittelschicht New<br />
Yorks kommt es häufig vor, dass Mutter und Tochter<br />
die gleichen teuren Markenkleider tragen.<br />
Während die Mutter versucht zwölf Jahre jünger<br />
auszusehen, bemüht sich die Tochter zwölf Jahre<br />
älter zu wirken. Sie treffen sich in der Mitte. Der<br />
Maßstab unseres Handelns ist längst nicht mehr die<br />
Religion oder die Kultur des Elternhauses, sondern<br />
die Illusionen, die uns Konzerne durch das Versprechen<br />
eines Softdrinkkonzerns vorführen wollen.<br />
Als Muslime sind wir verpflichtet ein Bewusstsein<br />
zu entwickeln, das es uns erlaubt unserer Verant-<br />
wortung, die wir tragen, gerecht zu werden. In<br />
einer totalen Kommerzialisierung des Alltags<br />
müssen auch wir eine Gegenkultur entwickeln die<br />
uns zu Culture Jammern (1) macht. Immer mehr<br />
Menschen vereinigen sich, um ein Bollwerk gegen<br />
eine alles verzehrende Ökonomie zu bilden, um<br />
nicht, wie es Judith <strong>Mai</strong>r und Silke Becker in ihrem<br />
Buch Fake for Real sagen, mit „30 zu sterben und<br />
mit 70 begraben zu werden“.<br />
Neben der persönlichen trägt jeder von uns auch<br />
eine gesellschaftliche Verantwortung. Es ist unmöglich<br />
einen analytischen Trennungsstrich zwischen<br />
einer „Welt der islamischen Praktiken“ und einer<br />
„Welt der Verletzungen islamischer Regeln“ zu<br />
ziehen. Dieses Denken verlangt, dass wir uns auf<br />
unsere universellen Prinzipien besinnen und deren<br />
grundlegende Ziele und Zwecke erfassen.Auf dieser<br />
Grundlage wird es allererst möglich, im Lichte<br />
unseres spezifischen Kontextes den Spielraum für<br />
Konflikte und Anpassungen auszuloten. Vor allem<br />
müssen Orientierungshilfen angeboten werden, die<br />
angesichts der Komplexität der Probleme zwar<br />
nicht unmittelbar zufrieden stellende Lösungen<br />
liefern, aber einen Denkprozess bezüglich unseres<br />
Engagements in der Ökonomie in Gang setzen<br />
können, der uns die Notwendigkeit der Suche nach<br />
lokalen wie globalen Alternativen nicht aus dem<br />
Auge verlieren lässt.
Dazu gehört die Entwicklung eines kritischen<br />
Geistes, der die nötigen Differenzierungen zu<br />
treffen versteht.Als Muslime müssen wir kritischen<br />
Auges die wirtschaftlichen und politischen<br />
Strategien beobachten. Es ist ein moralisches<br />
Gebot, das der deutliche Ausdruck einer Haltung<br />
ist, die in völliger Übereinstimmung mit unseren<br />
Prinzipien und unserer Ethik steht.<br />
Der Weg ist nicht leicht, denn wer als westlicher<br />
Bürger muslimischen Glaubens diese Wahrheiten<br />
ausspricht, läuft geradezu unausweichlich Gefahr,<br />
als mangelhaft „integriert“ zu gelten. Ein freier<br />
Bürger der Gesellschaft des Nordens zu sein heißt<br />
ja gerade über die Mittel und das Recht zu<br />
verfügen im Herzen des westlichen Bezugsrahmens<br />
in kritischer Weise Auswahl,Abwägungen und<br />
Einschätzungen auch gegen die Strömung zu<br />
Culture Jammer12<br />
<strong>NUN</strong> - <strong>Ausgabe</strong> 4, <strong>Mai</strong>/<strong>Juni</strong> <strong>2006</strong><br />
treffen. So lasst uns Allahs Worte nicht vergessen:<br />
„Wahrlich,Wir boten den Vertrauenspfad<br />
den Himmeln und den Bergen, doch sie<br />
weigerten sich, es zu tragen und schreckten<br />
davor zurück.Aber der Mensch nahm es auf<br />
sich…“ . Denn Ziel ist es ein islamisches<br />
Bewusstsein zu entwickeln, das dabei hilft ein<br />
produktives Mitglied der Gesellschaft zu werden<br />
und auf vorhandene Konflikte mit Lösungen zu<br />
reagieren anstatt sich zurückzuziehen.<br />
Fußnote:<br />
(1) Culture Jammer (Kulturstörer) verfremden<br />
weltweit die platten Botschaften der<br />
Werbewirtschaft, um politische Statements<br />
abzugeben und zum Nachdenken anzuregen. Sie<br />
legen Strategien und Machtstrukturen offen um die<br />
Wahrheit der Reklame zum Ausdruck zu bringen.
Sami Alphan<br />
Ic-cimiterju tat-torok<br />
Der türkisch-osmanische Friedhof auf Malta<br />
Positiv überrascht wird der Urlauber auf Malta<br />
nicht nur durch das warme Wetter dort, das den<br />
Touristen in mediterraner Tradition schon beim<br />
Ausstieg aus dem Flieger herzlich entgegenschlägt.<br />
Die ersten akustischen Kontakte in Form von<br />
Durchsagen auf Malti, die Sprache der Malteser,<br />
und die Wörter in verschiedenen<br />
Hinweisschildern in<br />
lateinischen Schriftzeichen am<br />
Flughafen wecken noch dazu<br />
eine linguale Neugier; die Ähnlichkeiten<br />
mit dem Arabischen<br />
sind verblüffend und dies ist<br />
noch erst der Anfang der<br />
weiteren angenehmen aber<br />
auch manchmal wehmütigen<br />
Überraschungen auf Malta.<br />
Geschichte und Sprache<br />
Maltas<br />
Die 316 km² kleine (der längste<br />
Durchmesser 37km) Insel<br />
Malta und die ihr zugehörende<br />
Schwester-Insel Gozo liegen 95<br />
km südlich von Sizilien im<br />
zentralen Mittelmeer und<br />
gehören somit geographisch<br />
und politisch zu Europa. Zum<br />
nächsten Land mit islamischer<br />
Bevölkerung, nämlich nach<br />
Tunesien, sind es nur 320 km,<br />
wo auch die Ursprünge der<br />
ersten Kontakte mit Muslimen<br />
liegen. Schon im Jahre 870<br />
eroberten die Aghlabiden unter<br />
der Führung Omar Ubaydullah<br />
al-Aghlab aus Nordafrika die<br />
Inselgruppe. Die Aghlabiden<br />
erlaubten den Christen die<br />
freie Religionsausübung und<br />
führten Malta zu einer neuen<br />
kulturellen und wirtschaftlichen<br />
Blütezeit, in der der größte Teil<br />
der Bevölkerung zum Islam<br />
übertrat. Malta blieb bis 1090<br />
Sehenswertes13<br />
<strong>NUN</strong> - <strong>Ausgabe</strong> 4, <strong>Mai</strong>/<strong>Juni</strong> <strong>2006</strong><br />
in aghlabidischer Hand. In dieser Zeit wurde insbesondere<br />
die Sprache stark vom Arabischen geprägt;<br />
geographische, technische und landwirtschaftliche<br />
Begriffe, die es zuvor nicht gab, vermischten sich<br />
mit der vorhandenen semitischen Sprache zu Malti.<br />
1090 übernahmen die Normannen die Kontrolle<br />
über die Insel. Dann fiel<br />
1194 Malta in die staufische<br />
Hand. Erst unter<br />
Friedrich II. im Jahre<br />
1249 wurden die Muslime<br />
nach einem Aufstand<br />
von der Insel vertrieben<br />
oder zwangschristianisiert.<br />
Dass auf<br />
der Insel gar keine<br />
historisch-religiösen<br />
Bauten aus aghlabidischer<br />
Zeit anzutreffen<br />
sind, könnte unter anderem<br />
ihren Grund und<br />
Anfang in dieser Zeit<br />
haben.<br />
Als die Johanniter-Ritter<br />
durch den osmanischen<br />
Sultan Süleyman dem<br />
Prächtigen 1522 gezwungen<br />
wurden die<br />
von ihnen seit 213<br />
Jahren beherrschte Insel<br />
Rhodos zu verlassen,<br />
wurde ihnen Malta von<br />
Papst Clemens VII., der<br />
selbst ein ehemaliger<br />
Ordensritter war, als<br />
Heimat angeboten.<br />
Spaniens damaliger<br />
Herrscher Karl V., zu<br />
dessen Reich auch<br />
Malta gehörte, überließ<br />
Malta aufgrund der<br />
Fürsprache des Papstes<br />
im Jahre 1530 an den<br />
Johanniter-Orden.
Da die Insel militärisch-strategisch zentral gelegen<br />
war, konnten die Ordensritter vor allem muslimische<br />
Handelsschiffe angreifen und deren Passagiere<br />
versklaven. Die Überfälle häuften sich und aus<br />
diesem Grunde waren die Johanniter in Malta den<br />
Osmanen ein Dorn im Auge. Die Schmerzgrenze<br />
für die Hohe Pforte war bereits überschritten als<br />
die Ordensritter im Jahre 1565 ein osmanisches<br />
Schiff kaperten und für den osmanischen Palast<br />
bestimmte kostbare Gegenstände beschlagnahmten.<br />
Zudem versklavten sie auf diesem Schiff die<br />
Passagiere, die sich auf der Rückfahrt ihrer<br />
Hadschreise befanden. Suleyman der Prächtige ließ<br />
Vorbereitungen für die Fahrt auf Malta treffen. Die<br />
osmanische Flotte wurde am 18. <strong>Mai</strong> 1565 vor<br />
Malta gesichtet. Die osmanischen Soldaten gingen<br />
in der Hafenstadt Marsa aufs Land.Aufgrund<br />
organisatorischer Probleme und den Johannitern<br />
zur Hilfe eilender Spanier sah sich die osmanische<br />
Flotte gezwungen am 8. September 1565 nach<br />
viermonatiger Belagerung zurückzuziehen. Der<br />
osmanische Generalgouverneur von Tunesien, der<br />
berühmte Dragot (türkisch:Turgut Reis) wurde bei<br />
den Kämpfen schwer verwundet und erlag seinen<br />
Verletzungen. Noch heute wird dieser Ort<br />
„Dragot-Point“ genannt. Seitdem wird in einigen<br />
Ortschaften auf Malta im ersten Septemberwo-<br />
Sehenswertes14<br />
<strong>NUN</strong> - <strong>Ausgabe</strong> 4, <strong>Mai</strong>/<strong>Juni</strong> <strong>2006</strong><br />
chenende das Ende der "Grossen Belagerung"<br />
festlich gefeiert.<br />
Im Jahre 1798 übergab der einzige deutsche und<br />
letzte Johanniter-Großmeister Ferdinand von<br />
Hompesch, der einzige Sprecher der maltesischen<br />
Sprache unter den Orden-Großmeistern, die Insel<br />
an Napoleons Armee. Im Jahre 1800 besetzten die<br />
Briten die Insel und blieben bis 1964 als Kolonialherren<br />
auf der Insel.<br />
Die sich wechselnden Herrscher der Insel beeinflussten<br />
u.a. auch die Sprache der Malteser. Durch<br />
die Johanniter galt für längere Zeit Italienisch als<br />
Amtssprache und wurde vom Adel gesprochen. Mit<br />
den Briten kamen auch die Einflüsse der englischen<br />
Sprache. Im 18. und 19. Jahrhundert entwickelte<br />
sich Malti als eine Schriftsprache, die sich aber erst<br />
1934 zur Amtsprache neben Englisch etablieren<br />
konnte. Eine mehr oder weniger verbindliche<br />
Orthografie mit lateinischen Buchstaben und<br />
eigenen Sonderzeichen für die Wiedergabe der<br />
ursprünglich arabischen Laute gelang auch zu<br />
dieser Zeit. Die Einflüsse der nichtarabischen<br />
Sprachen begrenzten sich aber nur im Vokabular. So<br />
wird gern Malti als die einzige semitische Sprache<br />
mit lateinischen Buchstaben definiert.
ic-cimiterju tat-torok Der türkischosmanische<br />
Friedhof<br />
Die nächste Überraschung, diesmal aber trauriger<br />
Natur, erlebt man in der Stadt Marsa. In Marsa<br />
befindet sich ein ziemlich unbekannter Ort, der in<br />
keinem deutschsprachigen Reiseführer weder<br />
abgebildet noch erwähnt ist: "ic-cimiterju tattorok"<br />
auf Malti oder "Turkish Cemetery" , wie<br />
es von den britischen Besatzern der Insel genannt<br />
wurde. Somit kamen die Osmanen mit der Insel<br />
Malta noch einmal in Berührung, diesmal in Form<br />
eines Friedhofs.<br />
Es handelt sich bei "ic-cimiterju tat-torok" um einen<br />
Friedhof von auf Malta verstorbenen Muslimen<br />
aus allen Nationalitäten aus spätosmanischer Zeit.<br />
Die Ursprünge könnten sogar in der "Großen<br />
Belagerung" von 1565 durch die osmanische Flotte<br />
liegen.Wie erwähnt gingen die osmanischen<br />
Sehenswertes15<br />
<strong>NUN</strong> - <strong>Ausgabe</strong> 4, <strong>Mai</strong>/<strong>Juni</strong> <strong>2006</strong><br />
Soldaten bei der "Großen Belagerung" im Jahre<br />
1565 bei der Hafenstadt Marsa aufs Land und<br />
schlugen ihr Lager dort auf. Da bei den Kämpfen<br />
zahlreiche Verluste zu verzeichnen waren, wurden<br />
auch eventuell die verstorbenen Soldaten in Marsa<br />
vor Ort beerdigt. Somit könnte sich dieser Ort<br />
auch Jahre später zu einem Friedhof der in<br />
Gefangenschaft verstorbenen Muslime auf Malta<br />
entwickelt haben. Zur Zeit der Johanniter war<br />
sogar ein kleiner Gebetsraum für die osmanischen<br />
Sklaven neben diesem Friedhof vorhanden.Als die<br />
Briten im 19. Jahrhundert diesen Bereich ausbaggerten,<br />
um den Grund eines Baches zu erweitern,<br />
zerstörten sie den Friedhof.Als Kompensation<br />
boten sie der osmanischen Regierung ein anderes<br />
Stück Land in Marsa an, auf dem der heutige<br />
osmanische Friedhof sich befindet. Dieses Grundstück<br />
wurde durch einen Vertrag zwischen dem<br />
osmanischen Generalkonsul auf<br />
Malta Antonio Nagum Dohani Efendi<br />
- dem Namen nach nichtmuslimischen<br />
Glaubens - und dem maltesischen<br />
Finanzbeamten Hon. Dr.<br />
Giovanni Battista Trapani am 11. <strong>Juni</strong><br />
1873 abgeschlossen. Im Jahre 1290<br />
nach osmanischer Zeitrechnung<br />
(1874 n. Ch.) wurde der Friedhof<br />
fertig gestellt und galt fortan als<br />
osmanisches Territorium und diente<br />
für die auf Malta verstorbenen<br />
Muslime als Ruhestätte. Die<br />
Überreste vom alten Friedhof<br />
wurden auch dann in dieser neuen<br />
Grabstätte beigesetzt.<br />
Die Architektur des Friedhofs<br />
Die Bauten auf dem Friedhof wurden<br />
im Grabmal-Stil der moghulischislamischen<br />
Zeit aus dem 17.<br />
Jahrhundert von einem Architekten<br />
namens E. L. Cazilia zur<br />
Herrscherzeit des osmanischen<br />
Sultans Abdulaziz (1861 - 1876)<br />
errichtet. Die Architektur ähnelt dem<br />
Ibrahim-Ravza-Mausoleum in<br />
Bidjapur/Dekkan in Indien, das durch<br />
Ibrahim Adil Schah (1580-1627)<br />
erbaut wurde.Als Material wurde<br />
der für die Insel typische<br />
Globigerinenkalk (Kalksandstein) mit<br />
sandbrauner Farbe benutzt.
Das viereckige Friedhofsgelände umfasst ungefähr<br />
1000m² und hat eine äußere Umfassungsmauer<br />
und eine von dieser äußeren etwa 5 m entfernte<br />
innere Mauer mit reichen orientalischen Verzierungen<br />
und Ziertürmchen in Form von Minaretten.<br />
In den Hauptteil mit den Gräbern gelingt man<br />
durch ein mit einer osmanischen Tugra (Zeichen<br />
des Sultans) Abdulaziz Khans geschmücktes Tor.<br />
Der Eingang wurde in Form eines hufeisenförmigen<br />
Portals konzipiert, das uns aus Andalusien und<br />
Nordafrika bekannt ist.Auch die anderen Tore der<br />
Anlage haben eine solche Form. Auf der linken<br />
Seite des zum hinteren Bauteil führenden Ganges<br />
befinden sich die Gräber der nichtosmanischen<br />
und auf der rechten Seite die der osmanischen<br />
militärischen Verstorbenen, die<br />
hauptsächlich durch die Briten im<br />
ersten Weltkrieg gefangen<br />
genommen und auf die Insel<br />
gebracht worden waren.<br />
In der Mitte des hinteren Bauteils<br />
befindet sich die Inschrift des<br />
Friedhofs in Französisch<br />
einführend mit einigen Versen aus<br />
dem Koran über Auferstehung und<br />
Tod (Takwir:1-2 und Al-Qiyamah:<br />
40) und darauf folgend der Name<br />
des osmanischen Sultans Abdulaziz<br />
als Bauherr, seines Generalkonsuls<br />
auf Malta, des Architekten sowie<br />
das Baujahr.Auf dem oberen Teil<br />
dieser Inschrift wurde nachträglich<br />
im Jahre 1335 osmanischer<br />
Zeitrechnung (1919 n Ch.) der<br />
folgende Vermerk in der<br />
osmanischen Rik'a-Schrift<br />
angebracht: "Dieser Friedhof<br />
wurde zur Herrscherzeit des<br />
Sultans der Osmanen Sultan<br />
Abdulaziz Khan im Jahre 1290 der<br />
Higra errichtet./Die Restauration<br />
des Gebetsplatzes durch Esref<br />
(sprich: Eschref ) Bey im Jahre<br />
1335"(1919 n. Ch - Vermerk des<br />
Autors). Rechts und links von der<br />
Inschrift befindliche Räume<br />
wurden als Waschhalle für Leichen<br />
und als Moschee benutzt. Diese<br />
beiden Räume sowie der Torbau<br />
wurden mit zwiebelförmigen<br />
Kuppeln bekrönt und haben an den<br />
jeweils vier Ecken Ziertürmchen<br />
in Form von Minaretten. Die<br />
Außenwände des Gebäudes sind<br />
Ziertürme<br />
Kuppeln<br />
<strong>NUN</strong> - <strong>Ausgabe</strong> 4, <strong>Mai</strong>/<strong>Juni</strong> <strong>2006</strong><br />
reich mit Mustern verziert, die als Flachreliefs<br />
ausgeführt sind und die sich auch an den<br />
Ziertürmchen und Minaretten wiederholen.<br />
Der oben erwähnte Esref Bey ließ im rechten Teil<br />
des Friedhofs ein ca. 3m hohes Denkmal mit den<br />
Namen der dort beigesetzten Militärs errichten.<br />
Dort heißt es: "O Besucher! Dieses Denkmal ist<br />
zur Wiederbelebung des Andenkens der während<br />
des Weltkrieges auf Malta in der Gefangenschaft<br />
Verstorbenen vom Kommandeur der<br />
Widerstandskämpfer Esref Bey als Schenkung<br />
errichtet. Beten Sie für ihr Seelenheil. Al-Fatiha."<br />
Sehenswertes16<br />
Denkmalsäule<br />
Springbrunnen<br />
Eingangsportal
Eşref Bey und Malta<br />
Als die osmanische Armee im ersten Weltkrieg<br />
kapitulierte, besetzten die Briten Istanbul und<br />
ließen alle namhaften Persönlichkeiten in Istanbul<br />
von 1919 an inhaftieren. Entsprechend ihrer<br />
damaligen Politik schickten sie diese ins Exil auf die<br />
Insel Malta. Einige dieser Personen befanden sich<br />
etwa zwei Jahre bis 1921 in Malta. Eşref Bey, besser<br />
gesagt "Ku şçubaşı (sprich: Kusch-tschubasche) Eşref Sencer (sprich: Sen-dscher) Bey", ein bewundernswert<br />
eifriger Offizier der osmanischen Armee,<br />
gehörte nicht zu diesen Inhaftierten aus Istanbul,<br />
obwohl er sich auch in Malta befand. Er war der<br />
zweite Mann in der osmanischen Teskilat-i<br />
Mahsusa (Organisation für Sonderaufgaben), eine<br />
Art geheimdienstliche Spezialeinheit mit weltweit<br />
über 30000 verdeckten Mitarbeitern, die für die<br />
Spionageabwehr, Spionage und Widerstandsorganisation<br />
in verschiedenen Ländern inner- und<br />
außerhalb des Osmanischen Reiches gegen die<br />
damaligen Kolonialmächte zuständig waren. Das<br />
Dienstgebiet von Esref Bey war Arabien und er<br />
sorgte dafür, die loyalen arabischen Stämme gegen<br />
die kolonialen Briten zu organisieren und sie mit<br />
Waffen und Geld zu unterstützen. Sozusagen war<br />
er der Gegenpart von "Lawrence von Arabien." Als<br />
er eine Eisenbahnfracht mit Waffen und Geld für<br />
den Widerstand in Arabien begleitete, wurde er<br />
nach einem Gefecht mit britischen Soldaten im<br />
Jahre 1917 gefangen genommen und mit den<br />
übrigen gefangenen Armeekommandanten aus der<br />
arabischen Insel nach Ägypten und von dort nach<br />
Malta geführt. Dort organisierten diese Gefangenen<br />
unter seiner Führung unter anderem auch<br />
die Restauration des osmanischen Friedhofs auf<br />
Malta.<br />
Ic-cimiterju tat-torok heute<br />
Nach 1919 bzw. dem Ende des Osmanischen<br />
Reiches überließ man den Friedhof seinem<br />
Schicksal. Erst 1996 wurde er wiederentdeckt, als<br />
sich der verstorbene Vorstandsvorsitzende der<br />
Sehenswertes17<br />
<strong>NUN</strong> - <strong>Ausgabe</strong> 4, <strong>Mai</strong>/<strong>Juni</strong> <strong>2006</strong><br />
türkischen Garanti-Bank,Ayhan Sahenk, anlässlich<br />
einer Filialeröffnung auf Malta befand und durch<br />
einen Fonds die Kosten für die Restauration des<br />
Friedhofs von 1996 bis 1999 von der Garanti-Bank<br />
übernehmen ließ. "Ic-cimiterju tat-torok" gilt<br />
immer noch als türkisches Territorium und dort<br />
finden aus Denkmalschutzgründen keine Beisetzungen<br />
mehr statt. Das Gehalt des Gärtners aus der<br />
Familia Casha, die sich seit 3 Generationen um die<br />
Pflege der Gartenanlage sorgt, wird von der<br />
türkischen Regierung getragen; das alles aber ist<br />
lediglich ein kleiner Tropfen auf dem heißen Stein.<br />
In fernmündlichen Gesprächen identifizierten sich<br />
überzeugend sowohl der Filialleiter der türkischen<br />
Garanti-Bank auf Malta als auch die für Malta<br />
zuständigen Botschaftsangehörigen der türkischen<br />
Regierung im Vatikan mit dem "Osmanischen<br />
Friedhof" und zeigten sich besorgt um seine<br />
Zukunft. Es müssten aber alsbald darüber hinaus<br />
für die Restauration und Instandhaltungsmaßnahmen,<br />
sowie die historische und architektonische<br />
Erfassung und Dokumentation des Komplexes<br />
finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt werden. Die<br />
wissenschaftliche Dokumentation könnte ein<br />
Student der Architektur oder der Geschichte als<br />
Magister- oder Promotionsarbeit übernehmen,<br />
durch welche gewiss viele zurzeit offen stehende<br />
Fragen wie z.B. über den Architekten, die<br />
Baukosten, die Wahl dieses Baustils, die Baumeister<br />
etc. beantwortet werden könnten. Für Erhalt und<br />
Restauration wird wohl leider der osmanische<br />
Friedhof auf eine Stiftung einiger guter Muslime<br />
vergebens warten müssen.<br />
Die Leser wurden nun jetzt durch die Lektüre<br />
dieses Artikels in einer Art und Weise zu<br />
Besuchern des muslimisch-osmanischen Friedhofs<br />
auf Malta. So möchten sie sich freundlicherweise<br />
der höflichen Bitte von Esref Bey an die Besucher<br />
des Friedhofes folgen, wenn sie jetzt mit diesen<br />
letzten Sätzen den Rundgang auf dem Friedhof<br />
beenden: "Beten Sie für ihr Seelenheil ein Al-<br />
Fatiha".
Die Zeit<br />
Der Zeit sei’s geschworen<br />
Wahrlich, der Mensch ist verloren<br />
außer die Glauben und nach Gutem streben<br />
Recht und Geduld sich anempfehlen<br />
Die Bedeutung der Sure ASR im Koran wurde von Alpaslan Akar<br />
dichterisch nachempfunden
M. Mevdudi Can<br />
Prophetenliebe<br />
Real oder fiktiv<br />
Der Prophet19<br />
<strong>NUN</strong> - <strong>Ausgabe</strong> 4, <strong>Mai</strong>/<strong>Juni</strong> <strong>2006</strong><br />
?<br />
Manche Aspekte drohen in überhitzten Debatten doch unterzugehen. So auch bei dem Karikaturenstreit,<br />
der sich in diesen Tagen gelegt zu haben scheint. Doch im kollektiven Unterbewusstsein in der westlichen<br />
Welt hat sich folgendes Bild der muslimischen Prophetenliebe eingebettet: Fanatische Muslime wehren<br />
sich dagegen, dass der Prophet als Terrorist dargestellt wird. So fällt es auch den muslimischen Gemeinden<br />
in Deutschland schwer, die eigene Meinung zu Worte zu bringen. Zu groß ist die Gefahr, dass man durch<br />
die Öffentlichkeit in die gleiche Kategorie mit den Fanatikern gestellt wird. Eine Lähmung macht sich unter<br />
den muslimischen Intellektuellen breit.Von schwachen Stimmen ist zu hören, dass der Islam Terrorismus<br />
nicht duldet.<br />
Fragen über Fragen, die wir nur ansatzweise zu beantworten in der Lage sind. Doch auch diese Vorkommnisse<br />
der letzten Wochen haben einen positiven Effekt. Man fragt sich, inwieweit man den<br />
Propheten kennt.War er wirklich ein Prophet der Liebe oder des Krieges? Genau hier müssten wir uns<br />
Muslime fragen, ob wir uns genug Wissen angeeignet haben, um diese Fragen beantworten zu können.<br />
Nicht unsere Meinung alleine, sondern eine auf Wissen basierende Meinung sollten wir äussern. Dies, so<br />
glaube ich, sind wir dem Propheten schuldig. Es reicht nicht alleine zu sagen “wir lieben ihn über alles”.<br />
Ihn zu lieben, dabei aber keines seiner Lehren zu kennen geht über eine Heuchelei nicht hinaus. Eine noch<br />
größere Respektlosigkeit ist aber mit Sicherheit, Sachen über unseren Propheten zu lesen, die nicht der<br />
Wahrheit entsprechen. Es gibt genügend Bücher, die hierzu fundiertes Wissen anbieten.Auch der deutsche<br />
Leser ist von diesen Quellen größstenteils nicht ausgeschlossen.Wir sollten aufhören, einen fiktiven<br />
Propheten zu lieben. Es sollte uns klar sein, dass der Prophet immer die Betonung darauf gelegt hat, dass<br />
er 'abdun ve nebiyyun',<br />
also sowohl ein Geschöpf Allahs (Diener ist glaube ich nicht als Ausdruck<br />
angemessen) als auch sein Prophet ist. Zu übersehen, dass der Prophet seine Menschlichkeit betont,<br />
würde auch seine ganze Lehre in eine fiktive Lehre führen. Die Muslime heute können nur einen Islam<br />
praktizieren, den auch der Prophet mit seinen Freunden vor vierzehnhundert Jahren praktiziert hat. So ist<br />
auch eine Lektüre über das Leben und das Verstehen der engsten Freunde des Propheten für uns<br />
obligatorisch. Nur so lässt sich eine legitime Assoziation mit unserer Zeit durchführen. Es bleibt also<br />
letzendlich an uns. Es sollte nicht Ziel unserer Lektüre sein, den “anderen” die eigene Kompetenz zu<br />
zeigen.Vielmehr ist es für uns persönlich gedacht.
Eingangsgebet<br />
GOTTES NAMEN woll'n wir nennen allererst,<br />
Das ist Pflicht für jeden Menschen allererst.<br />
Wer des Namens Gottes zu Beginn gedenkt,<br />
Gott in jeder Arbeit ihm Erleicht'rung schenkt.<br />
Ist der Name Gottes jeder Tat Beginn,<br />
Niemals geht ihr Ende dann zum Schlechten hin.<br />
Gottes Name sei genannt in jedem Hauch!<br />
Dann vollendet sich in ihm die Arbeit auch.<br />
Spricht die Zunge einmal ,,Gott" voll Liebe hier,<br />
Fall'n wie Herbstlaub alle Sünden ab von dir.<br />
Wer den reinen Namen nennt, wird selber rein.<br />
Wer sagt ,,Gott", gelangt zu jedem Ziele sein.<br />
Komm, voll Liebe lass ,,Allah" uns sagen jetzt<br />
Und mit Seufzern und mit Tränen klagen jetzt:<br />
Möge jener König unser gnädig sein,<br />
Der Erbarmer, Gnadenvolle, Gott allein!<br />
Einer ist Er, seine Einheit zweifellos,<br />
Ist die Zahl der Falsches Sagenden auch groß.<br />
Als die Welten noch nicht waren, war doch Er,<br />
Unbedürftig aller Schöpfung, hoch und hehr.<br />
Als schon Er war, war noch Mensch und Engel nicht,<br />
Thron und Himmel, Sonne, Mond, neun Sphären nicht.<br />
Voller Kunst bracht Er sie all ins Sein,<br />
Heiß bekennen alle, dass Er Eins ist, Ein.<br />
Braucht' der Mächt'ge Seine Kraft so zum Erweis,<br />
Wurden sie für Seine Einheit zum Beweis.<br />
,,Sei!" sprach Er einmal, da wurde diese Welt.<br />
Spricht Er ,,Sei nicht!" - wie im Nu sie gleich zerschellt!<br />
Aber braucht es hier denn vieler Worte noch?<br />
Gott ist Einer, neben ihm kein andrer noch!<br />
Die Geburt des Propheten Mohammed<br />
AMINA HATUN, Mohammeds Mutter rein-<br />
Diese Muschel, sie gebar die Perle fein.<br />
<strong>NUN</strong> - <strong>Ausgabe</strong> 4, <strong>Mai</strong>/<strong>Juni</strong> <strong>2006</strong><br />
Mevlüt<br />
von Süleyman Çelebi (gest. 1419)<br />
Bei diesem Gedicht handelt es sich um das meistgelesene und vorgetragene, religiöse Gedicht des türkischsprachigen<br />
Anatoliens und Balkans. Die Übersetzung von Prof. Dr.Annemarie Schimmel grenzt beinahe an der Übertreffung<br />
des Originaltextes. Man möge bei der Lektüre stets die überaus hochgeschätzte Liebe zum Propheten Mohammed<br />
und die künstlerische Freiheit im Auge behalten.<br />
Mevlûd oder Mevlüt (türkische Aussprache) bedeutet wörtlich “der Geborene” und das Gedicht wird auch so<br />
genannt, weil es immer am Jahrestag der prophetischen Geburt am 12. Rabi'u l-awwal nach dem Hidschra-Kalender<br />
in türkischsprachigen Moscheen vorgetragen wird. Ein unübertreffliches Gedicht, das die Geburt des Propheten<br />
Mohammed beschreibt und eine hervorragende Übertragung in die deutsche Sprache von Prof. Dr.A.Schimmel.<br />
Nûrun 'alâ nûr.<br />
(Aus dem goldenen Becher - Türkische Gedichte aus sieben Jahrhunderten'; Schimmel,A., 232 Seiten)<br />
Als von Abdullah sie da ein Kind empfing,<br />
Kam die Zeit herbei, und Tag und Stunde ging;<br />
Als das Kommen Mohammeds nun nahe war,<br />
Zeigten sich zuvor gar viele Zeichen klar.<br />
Jene Nacht des Monats Rabi'ul-evvel,<br />
Jene zwölfte Nacht, die zwölfte Nacht so hell -<br />
Da der Menschen Bester ward geborn allhie:<br />
Was sah seine Mutter alles, was sah sie?<br />
Sagte sie: Ich sah (so sprach die Mutter rein)<br />
Solch ein Licht - die Sonn' vor ihm ein Mückelein!<br />
Plötzlich leuchtend es aus meinem Hause quoll,<br />
Bis zum Himmel war die Welt von Licht ganz voll.<br />
Auf tat sich der Himmel, Finsternis entschwand,<br />
Sah drei Engel ich, drei Banner in der Hand.<br />
Der im Osten, der im Westen stand der Welt,<br />
Einer hat sich auf der Kaaba Dach gestellt.<br />
Stiegen dann vom Himmel Engel Reih um Reih,<br />
Kreisten um mein Haus, als ob's die Kaaba sei.<br />
Legten sie dann in die Luft ein Lager fein<br />
Aus Brokat - es breitete ein Engel rein.<br />
Als ich all die Dinge deutlich vor mir sah,<br />
Ganz voll Staunen und Verwirrung blieb ich da.<br />
Plötzlich spaltete die Wand sich, und sofort<br />
Wurden sichtbar auch drei Huris mir all dort.<br />
Mancher sagt, dass eine dieser holden Drei<br />
Asiye, ganz wunderschön, gewesen sei.<br />
Eine war Maria, das war deutlich klar.<br />
Lind die dritte eine zarte Huri war.<br />
Kamen die drei Mondgesicht'gen liebreich an,<br />
Boten ohne Zögern mir den Gruß sodann.<br />
Kamen die drei, setzten sich im Kreis um mich,<br />
Fröhlich Mohammeds Geburt verkündend sich.<br />
Sagten sie: Ein Sohn wie deiner, solcher Art<br />
Kam zur Welt nicht, seit die Welt erschaffen ward.<br />
Einen Sohn wie deinen, herrlich - so wie ihn<br />
Hat der Mächt'ge keiner Mutter noch verliehn.<br />
Der Prophet20
Höchstes Glück ward dir, o Liebliche, erkorn,<br />
Dass von dir der Schöngeschaffne wird gebor'n.<br />
Der da kommt, wird Fürst des Gotteswissens sein,<br />
Der da kommt, wird Einheits-, Kenntnisquelle sein.<br />
Seinetwillen drehet sich der Sphären Kreis,<br />
Sein Gesicht ersehnen Mensch und Engel heiß!<br />
Heute ist's, da dieser Edle in der Nacht<br />
Alle Welt mit hellem Lichte lieblich macht.<br />
Diese Nacht macht er zum Paradies die Welt,<br />
Diese Nacht erbarmt der Herr sich Seiner Welt.<br />
Ist Erbarmung für die Welten Mustafa!<br />
Ist der Fürsprech für die Sünder Mustafa!<br />
So beschrieben sie sein holdes Wesen ganz,<br />
So erweckten Sehnsucht sie nach jenem Glanz.<br />
Amina sprach:Als die Zeit vollendet ward,<br />
Dass zur Welt kam dieser Menschen Bester zart,<br />
Dürstete von starker Hitze ich so sehr -<br />
Reichten sie ein Glas gefüllt mit Scherbet her.<br />
Da ich trank, verging mein Körper ganz in Licht,<br />
Konnt mich selbst vom Lichte unterscheiden nicht.<br />
Kam ein weißer Schwan geflogen schwingenweich,<br />
Meinen Rücken streichelt' er ganz stark sogleich,<br />
Ward der Glaubensfürst geborn zu jener Stund -<br />
Ganz in Licht versanken Erd' und Himmelsrund.<br />
Was geschaffen. wurde alles Freuden reich.<br />
Gram verging, die Welt fand neues Leben gleich.<br />
Alle Stäubchen in der Welt - mit Freudenschrei<br />
Riefen sie zusammen all:Willkommen sei!<br />
Sei willkommen, hoher Fürst, sei uns gegrüßt!<br />
Sei willkommen,Weisheitsbergschacht, sei gegrüßt!<br />
Der Prophet14<br />
<strong>NUN</strong> - <strong>Ausgabe</strong> 4, <strong>Mai</strong>/<strong>Juni</strong> <strong>2006</strong><br />
Sei willkommen, Buchs Geheimnis, sei gegrüßt!<br />
Sei willkommen, Schmerzensheilung, sei gegrüßt!<br />
Sei willkommen, Gottes Mond- und Sonnenlicht!<br />
Sei willkommen, der von Gott getrennt du nicht!<br />
Sei willkommen, Schönheitsgartens Nachtigall!<br />
Sei willkommen, Freund des Herrn der Mächte all!<br />
Sei willkommen, Zufluchtsort des Volkes dein!<br />
Sei willkommen, der du heilst der Armen Pein!<br />
Sei willkommen, ew'ge Seele, sei gegrüßt!<br />
Sei willkommen, Schenk der Liebenden, gegrüßt!<br />
Sei willkommen, du des Freundes Augenstern!<br />
Sei willkommen, sehr Geliebter du des Herrn!<br />
Sei willkommen, du Erbarmung für die Welt!<br />
Sei willkommen, du der Sünder Fürsprachheld!<br />
Sei willkommen, Fürst der Welten hier und dort!<br />
Nur um dich ward ja geschaffen Sein und Ort.<br />
Sonnenschöner, leuchtend helles Mondgesicht:<br />
Wie viel Tiefgestürzten bist du Stütze nicht!<br />
Bist die Stütze ach wie vieler, die da fallen,<br />
Zufluchtsort von Sklaven und von Freien allen.<br />
O du Heilung für der Herzen bittren Schmerz,<br />
O du König des Geschaffnen allerwärts!<br />
Du bist jener Fürst der sämtlichen Propheten,<br />
Augenlicht der Heil'gen, aller die da beten-<br />
O du Siegel auf der Gottessendung Thron!<br />
O du Siegel vom Prophetenschaft schon!<br />
Denn dein Licht macht diese Welt zum hellen Tag,<br />
Deine Schönheit macht die Welt zum Rosenhag.<br />
O Freund Gottes, lass uns Hilfe angedeih'n,<br />
Deine Huld erquick mein letztes Stündelein!
�<br />
<strong>NUN</strong> - <strong>Ausgabe</strong> 4, <strong>Mai</strong>/<strong>Juni</strong> <strong>2006</strong><br />
Der Gesandte im Koran<br />
Koranverse über den Gesandten Mohammed<br />
Wer war Mohammed? Wie wurde er in dem durch ihn offenbarten Buch beschrieben? Entgegen der Behauptung,<br />
dass der Koran von ihm unter der Beeinflussung des Alten und Neuen Testaments und auf seinen Reisen<br />
durch christlich geprägte Länder entstanden ist, sehen wir im Koran Äußerungen über ihn, die uns<br />
deutlich auf die Hand legen, dass er in keiner Weise bei der Entstehung des Buches mitwirkte und seine eigenen<br />
Worte keinen Eingang in den Text des Korans fanden. Er wird im Koran unter anderem zurechtgewiesen,<br />
korrigiert, gerügt. Ferner beschreiben die Verse seinen vortrefflichen Charakter, seine Eigenschaften als<br />
Mensch und Prophet. In welchem Zusammenhang er im Koran erwähnt und beschrieben wird, haben wir in<br />
diesem Beitrag zusammengestellt. Für weitere Verse und ihre Erklärung sei der Leser auf entsprechende<br />
Koranexegesen verwiesen.<br />
Nûn. Und beim Schreibrohr und bei dem, was sie niederschreiben!<br />
Wahrlich, du bist - durch die Gnade deines<br />
Herrn - kein Besessener. Und für dich ist gewiss ein Lohn<br />
bestimmt, der dir nicht vorenthalten wird. Und du verfügst<br />
wahrlich über großartige Tugendeigenschaften. (68:1-4)<br />
Der Gesandte glaubt an das, was ihm von seinem Herrn<br />
herabgesandt worden ist, ebenso die Gläubigen; sie alle<br />
glauben an Allah und an Seine Engel und an Seine Bücher<br />
und an Seine Gesandten.Wir machen keinen Unter-schied<br />
zwischen Seinen Gesandten. Und sie sagen: "Wir hören<br />
und gehorchen. Gewähre uns Deine Vergebung, unser<br />
Herr, und zu Dir ist die Heimkehr. (2:285)<br />
Gehorcht Allah und dem Gesandten; vielleicht werdet ihr<br />
Erbarmen finden. Und wetteifert nach der Vergebung eures<br />
Herrn und nach einem Garten, dessen Breite der von<br />
Himmel und Erde entspricht, der für die Gottes-fürchtigen<br />
vorbereitet ist. Diejenigen, die spenden in Freud und Leid<br />
und den Groll unterdrücken und den Menschen vergeben.<br />
Und Allah liebt die Rechtschaffenen. (3:132-134)<br />
Und Mohammed ist nur ein Gesandter; schon vor ihm<br />
gingen die Gesandten dahin. Und ob er stirbt oder getötet<br />
wird, werdet ihr auf euren Fersen umkehren? Und wer auf<br />
seinen Fersen umkehrt nimmer schadet er Allah etwas;<br />
aber Allah wird wahrlich die Dankbaren belohnen. (3:144)<br />
Und wer Allah und dem Gesandten gehorcht, soll unter<br />
denen sein, denen Allah Seine Huld gewahrt, unter den<br />
Propheten, den Wahrhaftigen, den Zeugen und den<br />
Rechtschaffenen welch gute Gefährten! (4:69)<br />
Wer dem Gesandten gehorcht, der hat Allah gehorcht; und<br />
wenn sich jemand abwendet, so haben Wir dich nicht zum<br />
Hüter über sie gesandt. (4:80)<br />
O ihr Menschen, der Gesandte ist nunmehr zu euch mit<br />
der Wahrheit von eurem Herrn gekommen; glaubt darum,<br />
das gereicht euch zum Guten. Seid ihr aber ungläubig, dann<br />
ist Allahs, was in den Himmeln und was auf Erden ist; und<br />
Allah ist Allwissend,Allweise. (4:170)<br />
O du Gesandter! Verkünde, was zu dir von deinem Herrn<br />
hinabgesandt wurde; und wenn du es nicht tust, so hast du<br />
Seine Botschaft nicht verkündigt. Und Allah wird dich<br />
vor den Menschen schützen.Wahrlich,Allah weist den<br />
ungläubigen Leuten nicht den Weg. (5:67)<br />
Er sagte: "O meine Leute, es ist kein Irrtum in mir,<br />
sondern ich bin ein Gesandter vom Herrn der Welten.<br />
Ich überbringe euch die Botschaften meines Herrn und<br />
gebe euch aufrichtigen Rat, und ich weiß durch Allah,<br />
was ihr nicht wisset. (7:61-62)<br />
Dies sind jene, die dem Gesandten, dem Propheten<br />
folgen, der des Lesens und Schreibens unkundig ist; dort<br />
in der Thora und im Evangelium werden sie über ihn<br />
(geschrieben) finden: er gebietet ihnen das Gute und<br />
verbietet ihnen das Böse, und er erlaubt ihnen die guten<br />
Dinge und verwehrt ihnen die schlechten, und er nimmt<br />
ihnen ihre Last hinweg und die Fesseln, die auf ihnen<br />
lagen -; die also an ihn glauben und ihn stärken und ihm<br />
helfen und dem Licht folgen, das mit ihm hinabgesandt<br />
wurde, die sollen erfolgreich sein. (7:157)<br />
Und unter ihnen sind jene, die den Propheten kränken<br />
und sagen: "Er hört (auf alles)" Sprich: "Er hört für euch<br />
nur auf das Gute: Er glaubt an Allah und vertraut den<br />
Gläubigen und erweist denen unter euch Barmherzigkeit,<br />
die gläubig sind." Und denen, die den Gesandten<br />
Allahs kränken, wird eine schmerzliche Strafe zuteil sein.<br />
(9:61)<br />
Wahrlich, ein Gesandter aus eurer Mitte ist zu euch gekommen;<br />
es schmerzt ihn sehr, wenn ihr unter etwas leidet;<br />
er setzt sich eifrig für euer Wohl ein; gegen die<br />
Gläubigen ist er mitleidig und barmherzig. Doch wenn<br />
sie sich abwenden, so sprich: "Allah allein soll mir genügen.<br />
Es ist kein Gott außer Ihm.Auf Ihn vertraue ich, und<br />
Er ist der Herr des gewaltigen Throns." (9:128-129)<br />
Und Wir schickten keinen Gesandten vor dir, dem Wir<br />
nicht offenbart haben: "Es ist kein Gott außer Mir, darum<br />
dient nur Mir." (21:25)<br />
Und wenn ihr es für Lüge erklärt, so haben Generationen<br />
vor euch es für Lüge gehalten. Und dem Gesandten<br />
obliegt nur die deutliche Verkündigung." (29:18)<br />
Der Prophet22
Wahrlich, ihr habt an dem Gesandten Allahs ein schönes<br />
Vorbild für jeden, der auf Allah und den Letzten Tag hofft<br />
und Allahs häufig gedenkt. (33:21)<br />
Mohammed ist nicht der Vater eines eurer Männer,<br />
sondern der Gesandte Allahs und der letzte aller<br />
Propheten, und Allah besitzt die volle Kenntnis aller<br />
Dinge. (33:40)<br />
Und wisset, daß der Gesandte Allahs unter euch ist.<br />
Würde er sich in so vielen Dingen nach euren Wünschen<br />
richten, würdet ihr sicher in Bedrängnis kommen;<br />
jedoch Allah hat euch den Glauben lieb gemacht und sehr<br />
begehrenswert für eure Herzen; und Er hat euch<br />
Unglauben,Widersetzlichkeit und Ungehorsam<br />
verabscheuenswert gemacht. Das sind jene, die der<br />
rechten Bahn folgen. (49:7)<br />
Und da sagte Jesus, der Sohn der Maria: "O ihr Kinder<br />
Israels, ich bin Allahs Gesandter bei euch, der Bestätiger<br />
dessen, was von der Thora vor mir gewesen ist, und<br />
Bringer der frohen Botschaft eines Gesandten, der nach<br />
mir kommen wird. Sein Name wird Ahmad sein " Und als<br />
er zu ihnen mit den Beweisen kam, sagten sie: "Das ist ein<br />
offenkundiger Zauber." (61:6)<br />
Wie Wir auch unter euch einen Gesandten aus eurer<br />
Mitte erstehen ließen, der euch Unsere Verse verliest und<br />
euch läutert und euch das Buch und die Weisheit lehrt<br />
und euch lehrt, was ihr nicht wußtet (2:151)<br />
Er ist es, Der unter den Analphabeten einen Gesandten<br />
aus ihrer Mitte erweckt hat, um ihnen Seine Verse zu<br />
verlesen und sie zu reinigen und sie die Schrift und die<br />
Weisheit zu lehren, obwohl sie sich zuvor in einem<br />
offenkundigen Irrtum befanden (62:2)<br />
Allah hat euch wahrlich eine Ermahnung herniedergesandt.<br />
Einen Gesandten, der euch die deutlichen Verse<br />
Allahs verliest, auf das er jene, die glauben und gute<br />
Werke tun, aus den Finsternissen ans Licht führe. Und<br />
den, der an Allah glaubt und recht handelt, wird Er in<br />
Gärten führen, durch die Bäche fließen, worin (er) auf<br />
ewig verweilen wird.Allah hat ihm wahrlich eine treffliche<br />
Versorgung gewährt. ( 65:10-11)<br />
O ihr, die ihr glaubt, fürchtet Allah und glaubt an Seinen<br />
Gesandten ! Er wird euch einen doppelten Anteil von<br />
Seiner Barmherzigkeit geben und wird euch ein Licht<br />
bereiten, worin ihr wandeln werdet, und wird euch<br />
vergeben - und Allah ist Allvergebend, Barmherzig (57:28)<br />
Schon vor dir wurden Gesandte verspottet, doch das,<br />
worüber sie spotteten, erfaßte die Spötter unter ihnen.<br />
(6:10)<br />
Und Wir berichten dir von den Geschichten der<br />
Gesandten, um dein Herz zu festigen. Und hierin ist die<br />
Wahrheit zu dir gekommen und eine Ermahnung und<br />
eine Erinnerung für die Gläubigen. (11:120)<br />
Du bist wahrlich einer der Gesandten (36:3)<br />
Der Prophet23<br />
<strong>NUN</strong> - <strong>Ausgabe</strong> 4, <strong>Mai</strong>/<strong>Juni</strong> <strong>2006</strong><br />
Und mit der Wahrheit haben Wir (den Quran)<br />
hinabgesandt, und mit der Wahrheit kam er hernieder.<br />
Und dich entsandten Wir nur als Bringer froher<br />
Botschaft und Warner. (17:105)<br />
Und Wir entsandten dich nur aus Barmherzigkeit für alle<br />
Welten. (21:107)<br />
Und Wir haben dich nur als Bringer froher Botschaft und<br />
Warner für alle Menschen entsandt; jedoch die meisten<br />
Menschen wissen es nicht. (34:28)<br />
Haben Wir dir nicht deine Brust geweitet und dir deine<br />
Last abgenommen die schwer auf deinem Rücken lastete<br />
und deinen Namen erhöht? (94:1-4)<br />
Sprich: "lch bin nur ein Mensch wie ihr, doch mir ist<br />
offenbart worden, daß euer Gott ein Einziger Gott ist.<br />
Möge denn derjenige, der auf die Begegnung mit seinem<br />
Herrn hofft, gute Werke tun und keinen anderen<br />
einbeziehen in den Dienst an seinem Herrn." (18:110)<br />
Wir gewährten keinem Menschenwesen vor dir das<br />
ewige Leben.Als ob sie es wären, die ewig leben könnten,<br />
wenn du gestorben wärst! (21:34)<br />
Und am Tage, da Wir in jeglichem Volk einen Zeugen aus<br />
ihren eigenen Reihen gegen sie selbst erwecken werden,<br />
wollen Wir dich als Zeugen bringen gegen diese. Und Wir<br />
haben dir das Buch zur Erklärung aller Dinge<br />
herniedergesandt, und als Führung und Barmherzigkeit<br />
und frohe Botschaft für die Gottergebenen. (16:89)<br />
O Prophet,Wir haben dich als einen Zeugen, als Bringer<br />
froher Botschaft und als Warner entsandt und mit Seiner<br />
Erlaubnis als einen Ausrufer zu Allah und als eine<br />
lichtspendende Leuchte. (33:45-46)<br />
Sprich: "lch bin nur ein Warner; und es ist kein Gott<br />
außer Allah, dem Einzigen, dem Allbezwingenden (38:65)<br />
Und Mohammed ist nur ein Gesandter; schon vor ihm<br />
gingen die Gesandten dahin. Und ob er stirbt oder<br />
getötet wird, werdet ihr auf euren Fersen umkehren?<br />
Und wer auf seinen Fersen umkehrt nimmer schadet er<br />
Allah etwas; aber Allah wird wahrlich die Dankbaren<br />
belohnen. (3:144)<br />
Denjenigen aber, die gläubig sind und gute Werke tun und<br />
an das glauben, was auf Mohammed herabgesandt<br />
worden ist - und es ist ja die Wahrheit von ihrem Herrn -<br />
, denen tilgt Er ihre schlechten Taten und stellt ihre gute<br />
Lage wieder her. (47:2)<br />
Sprich: "Wenn ihr Allah liebt, so folgt mir. Lieben wird<br />
euch Allah und euch eure Sünden vergeben; denn Allah ist<br />
Allvergebend, Barmherzig." (3:31) Sprich: "Gehorcht Allah<br />
und dem Gesandten"; denn wenn sie den Rücken kehren<br />
siehe,Allah liebt die Ungläubigen nicht. (3:32)
Rosen, Regen, Segen<br />
<strong>NUN</strong> - <strong>Ausgabe</strong> 4, <strong>Mai</strong>/<strong>Juni</strong> <strong>2006</strong><br />
Gedanken über die auserlesenste Geburt der Geschichte<br />
Die Flora war nie dermaßen glücklich wie an<br />
jenem Tage, als die Sonne am Anfang jenes Tages<br />
hinaufstieg, auch das Universum nicht. Die Zeit war<br />
gekommen, ewiges Warten bekam ein Ende. Jahrelange<br />
Existenz erreichte seinen Daseinsgrund,<br />
jahrelange Übung, vollendete Perfektion kam zum<br />
großen Finale.Tausende, hundertstausende Pflanzen,<br />
Seinen Namen ausrufend, warteten auf den 12.<br />
Rabi'u l-awwal, der für einen Frühlingstag bestimmt<br />
war. Ein ganz besonderer Tag für das Menschengeschlecht,<br />
ein unvergleichlicher Zeitpunkt für das<br />
Universum, ein auserwählter Moment ja für das<br />
Sein und für die Existenz der Materie.<br />
Jene Nacht des Monats Rabi' ul-evvel,<br />
Jene zwölfte Nacht, die zwölfte Nacht so hell<br />
Da der Menschen Bester ward geboren allhie:<br />
Was ist der Grund für die Existenz der Pflanzenwelt<br />
und des Frühlings, wenn nicht dieser Tag, wenn<br />
nicht die Aufgabe des Vorboten für die Verkündung<br />
dieser Frohbotschaft. Der Erhabene, der für die<br />
Erschaffung der Materie keiner Kausalität bedarf<br />
und nur „sei“ zu sagen braucht, hätte auch ohne<br />
Frühling die Flora aus ihrem Winterschlaf erwecken<br />
können.Wäre es nicht möglich, dass die Pflanzenwelt<br />
nach tagelanger geborgener Existenz wie<br />
bei den Säugetieren, auf einmal aus ihren Inneren<br />
die Früchte auf die Welt würfe? Wieso diese Farbenpracht,<br />
wieso diese ewige, vollendete Ästhetik<br />
in allen Knospen und Blüten, in allen Blumen, in der<br />
Königin der Blumen, den Rosen? Wieso verlieh der<br />
Schöne der Rose diesen Duft und diese samtigen<br />
Blätter? War etwa nicht in Urewigkeit die Rose als<br />
sein Symbol bestimmt.Wieso diese menschliche<br />
Bewunderung für die Rosen? Sucht die Menschheit<br />
etwa in den Rosen unbewusst ihn und liebt in<br />
ihnen ihn?<br />
Das war kein gewöhnlicher Tag und es war kein<br />
gewöhnlicher Frühling. Der All-Ewige hatte in der<br />
Urewigkeit so entschieden, der Frühling war für ihn<br />
da, die Düfte der Blumen und insbesondere der<br />
Rosen waren für ihn aus Seiner Barmherzigkeit für<br />
„die Barmherzigkeit für das Universum“<br />
(Sure 21/107) erschaffen. Es war in der Erschaffung<br />
der Welt alles so eingestellt, dass die Welt zu seiner<br />
Geburt ihn und die junge Mutter mit Blumen, Düf-<br />
ten und Rosen empfinge. Es gibt nimmer einen<br />
triftigeren Grund als diesen. Imitieren etwa die<br />
Menschen unbewusst eine göttliche Tradition,<br />
wenn sie eine Wöchnerin mit Blumen und Rosen<br />
besuchen? Sollte nicht jeder Besucher dabei an<br />
jene Geburt denken, welche die Welt in Form des<br />
Frühlings willkommen hieß und danach jenes Tages<br />
seiner Geburt in Form des Frühlings gedenkt.We-<br />
lche Geburt sollte vom Erhabenen der Mutter und<br />
der Welt so beglückwünscht werden, wenn nicht<br />
diese:<br />
Was sah seine Mutter alles! Was sah sie! Sagten sie: „ein Sohn wie deiner solcher Art<br />
Kam zur Welt nicht, seit die Welt erschaffen ward!<br />
Einen Sohn wie deinen, herrlich so wie ihn<br />
Hat der Mächt'ge keiner Mutter verliehn.<br />
Die gesamte Natur hieß ihn willkommen:<br />
Was geschaffen, wurde alles freudenreich,<br />
Gram verging, die Welt fand neues Leben gleich.<br />
Alle Stäubchen in der Welt mit Freundenschrei<br />
Riefen sie zusammen all:Willkommen sei!<br />
Sei willkommen, hoher Fürst, sei und gegrüßt!<br />
Sei willkommen,Weisheitsbergschacht, sei gegrüßt!<br />
Jahrelang hat der Erschaffer die Welt mit Regen<br />
beschenkt, sodass die Flora sich auf ihn vorbereitete.<br />
Es ist eine unbeschreibliche Zusammenkunft,<br />
wenn die Rosen, was das Symbol seines Lächelns,<br />
seiner milden Natur ist, mit Frühlingsregen zusammenkommen.<br />
Dieser Duft nach ihm drängt in jeden<br />
Tropfen Regen hinein, die ganze Welt verwandelt<br />
sich zu einem Rosengarten, akzeptiert man seine<br />
Botschaft und verinnerlicht diese, geht man somit<br />
durch diesen Rosengarten, wird man mit Rosenduft<br />
durchnässt: Dank Allah wegen ihm.<br />
Der Prophet24
Wenn man diese einatmet, atmet man einen Teil<br />
dieses Segens, man wird eins mit dem Gesandten.<br />
Denkt man an ihn, riecht man Rosen. Macht man<br />
Gedanken über ihn, sieht man Rosen, man sieht<br />
dann nur schön und gut und der Kreis schließt sich.<br />
Die Welt in Frühling durch Rosen und Regen, und<br />
von Allah gesandter Segen verwandelt sich zu einer<br />
kleinen Kostprobe aufs Paradies, den ursprünglichen<br />
Heimatort der Menschen.Als Barmherzigkeit<br />
und aus Barmherzigkeit für das Universum<br />
wurde er gesandt. Alle Menschen sollte er durch<br />
den von ihm verkündeten Koran „aus Finsternis<br />
zum Licht hinaufführen“. Das ist ein Aspekt, welches<br />
seine Gesandtschaft betrifft. Mit welcher<br />
Eigenschaft ist er aber „eine Barmherzigkeit für die<br />
Welten”? Ist das koranische Gebot nicht für „diejenigen,<br />
die über einen Verstand verfügen“? Braucht<br />
man noch Gottes eigene Zeichen wie „Sonne,<br />
Mond, Sterne und Bäume“ noch „ins Licht hinaufzuführen“,<br />
wenn sie ständig „ihren Herrn loben<br />
und seinem Erhaben-Sein sich untergeordnet<br />
haben“? Er ist durch die Botschaft, die er bringt, für<br />
alle Wesen, die über einen Intellekt verfügen,Wegweiser<br />
und Barmherzigkeit. Darüber hinaus ist er<br />
allein durch seine reine Existenz „eine Barmherzigkeit<br />
für die Welten“. Was könnte diese Tatsache<br />
besser beschreiben als jene Worte literarischer<br />
Schlichtheit:<br />
Sei willkommen, Fürst der Welten hier und dort<br />
Nur um dich ward ja geschaffen Zeit und Ort.<br />
Diese Geburt war jenes Ereignis, auf welches die<br />
Welt wartete. Auf diese Geburt wartete von nun<br />
an die Welt. Nomen est omen. Mohammed wurde<br />
er genannt und so blieb er unter den Menschen,<br />
die ihn wie in Extase bewunderten.<br />
Mein Leben zum Opfer auf deinem Wege<br />
Sein Nam' ist schön, er selbst ist schön; Mohammed!<br />
(von Yunus Emre)<br />
Nicht nur seine Natur war schön; sein Charakter<br />
wurde auch durch Gottes eigene Hand geformt<br />
und zur unbeschreiblicher Schönheit gebracht. Mit<br />
doppelter Hervorhebung wird seine „edle Natur<br />
und Charakter“ (Sure 68/4) durch Gott gewürdigt.<br />
„Fürsorglichkeit, Gütigkeit und Barm-<br />
herzigkeit“ (Sure 9/128) wird zu seinen hervorragenden<br />
Eigenschaften, mit göttlichen Eigenschaften<br />
Gütigkeit (Rauf) und Barmherzigkeit (Rahim)<br />
Der Prophet25<br />
<strong>NUN</strong> - <strong>Ausgabe</strong> 4, <strong>Mai</strong>/<strong>Juni</strong> <strong>2006</strong><br />
versehen. Seine Gegner bezichtigten ihn mit vielem<br />
aber niemals mit Lüge, er war „Amin“ , vertrauenswürdig,<br />
begegneten ihm Menschen ohne Vorurteile,<br />
glaubten Sie ihm sofort, denn „einer mit so<br />
einer Ausstrahlung kann kein Lügner sein“. So blieb<br />
er auch von nun an auch für Gott selbst, für die<br />
gesamte Engelschar, die auf ihn ständig ihr Segen<br />
ausspricht, der Gesegnete. Die Menschen in seiner<br />
Gemeinschaft werden auch aufgefordert, an diesen<br />
zeitlosen permanenten Prozess der Segensaussprache<br />
mittels Gott und seine Engel sich anzuschließen.Welch<br />
eine Ehre, welch ein ansehnlicher<br />
Kreis, in den der Mensch aufgenommen wird. Gott<br />
macht für die Akzeptanz der Bittgebete die Segensaussprache<br />
auf ihn zur Voraussetzung. Jede Gelegenheit<br />
wird dazu in Anspruch genommen. Es vergeht<br />
keine einzige Sekunde auf der Welt, in der Menschen<br />
von Gott um Segen auf ihn nicht bitten, es<br />
vergeht kein Augenblick, in dem Mohammeds<br />
Fahne nicht an den Mast der Welthimmel gehisst<br />
wird. Durch die Zeitunterschiede werden ständig<br />
auf der Welt Gebetsrufe ausgesprochen, sein<br />
Andenken wird immer wieder erhöht, wie Gott<br />
ihm im Koran versprochen hat. Menschen erinnern<br />
sich an ihn, wenn sie schöne Düfte wahrnehmen,<br />
sprechen Segenswünsche auf ihn. 63 Jahre lang war<br />
der Natur höchste Ehre gegönnt, seine einmalige<br />
Aufgabe zu erfüllen; der Zenit wurde 571 Jahre<br />
nach der Geburt Jesu (as) erreicht und 63 jahre-<br />
lang erhalten. 63 jahrelang wurde die Welt mit<br />
diesem Glück bescherenden „Gesandten,<br />
Frohboten,Warner und leuchtendem Licht“<br />
(Sure 33/46) geehrt. Ein leuchtendes Licht wie ein<br />
Leuchtturm, der den sich mit Hab und Gut auf<br />
dem Meer befindlichen den richtigen Weg, die<br />
Grenze des tödlichen Riffes für alle Ewigkeit zeigt<br />
und sie ermahnt, sich davon fernzuhalten, und<br />
ihnen nicht nahe zu kommen (Sure 2/187).<br />
Denn dein Licht macht diese Welt zum hellen Tag<br />
Deine Schönheit macht die Welt zum Rosenhang<br />
Ein Paradiesgarten wäre die ganze Welt, hielte man<br />
sich an seine Worte. Jedem Menschen stehen die<br />
Tore zu seinem Rosenhang jederzeit offen<br />
unabhängig des Geschlechtes, sozialen Status, Rasse<br />
und Farbe. Folgt ihm, geht durch diese Tore dann<br />
werdet ihr ihn bestimmt mit offenen Armen<br />
treffen.<br />
Die Gedichte sind aus dem Mevlud von S. Çelebi
Denn dein Licht macht diese Welt zum hellen Tag<br />
Deine Schönheit macht die Welt zum Rosenhang
Uns ist, Dank Allah, in diesem<br />
Beitrag ein Novum gelungen,<br />
dem wir in keinem uns<br />
zugänglichen deutschsprachigen<br />
Buch begegnet haben. Sowohl<br />
dem Versuch entgegenzuwirken,<br />
Verse aus dem Kontext reißend<br />
zu zitieren und dadurch falsch zu<br />
interpretieren, als auch den<br />
koranischen Text und sowie den<br />
Gesandten besser zu verstehen,<br />
haben wir die wichtigsten<br />
biographischen Daten des<br />
Gesandten zusammengefasst und<br />
die in dem jeweiligen Jahr<br />
offenbarten Suren bzw.Verse in<br />
diesen Zeitabschnitt platziert.<br />
Somit hat der Leser einen<br />
besseren Einblick in den Koran, in<br />
das Leben des Gesandten sowie<br />
in den Islam.<br />
Das Leben und Wirken<br />
Mohammed<br />
des Gesandten<br />
mit chronologischer Abfolge der offenbarten Suren<br />
Der Prophet27<br />
<strong>NUN</strong> - <strong>Ausgabe</strong> 4, <strong>Mai</strong>/<strong>Juni</strong> <strong>2006</strong><br />
570 n. Chr.<br />
Der Gesandte Gottes wird im Frühling des Jahres 570 in Mekka geboren. Sein Vater<br />
starb kurz vor seiner Geburt. Er erhielt von seinem Großvater den Namen Mohammed<br />
(der Gepriesene).<br />
575 n.Chr.<br />
Die Milchmutter des Gesandten, Halima, aus dem Stamm Banu Sa'd zog den Gesandten<br />
in der Wüste auf. Mit fünf Jahren wird er zurück zu seiner Familie nach Mekka geholt.<br />
576 n.Chr.<br />
Seine Mutter Amina besucht das Grab seines Vaters in der Nähe von Medina.Auf dem<br />
Rückweg stirbt sie im Dorf Ebwa, das 23 Meilen südlich von Medina liegt.<br />
Sein Großvater Abdulmuttalib nimmt den 6 Jährigen in seine Obhut.<br />
578 n.Chr.<br />
Im Jahr 8 des gescheiterten Versuchs des abbessinischen Feldherrn Abraha Mekka<br />
durch ein Heer mit Elefanten zu zerstören (im so genannten Jahr des Elefanten; siehe<br />
Koran Sure Elefanten/105), stirbt sein Großvater Abdulmuttalib. Sein Onkel Abu Talib<br />
nimmt ihn in seine Obhut.<br />
583 n.Chr.<br />
Er fährt mit der Handelskarawane seines Onkels Abu Talib nach Syrien. Es wird eine<br />
Begegnung mit einem christlichen Mönch namens Bahira in Busra im Süden von<br />
Damaskus überliefert, der an Mohammed die Zeichen der Gesandtschaft erkennt.<br />
588 n.Chr.<br />
Er unternimmt eine Reise mit seinem Onkel Zuhayr nach Jemen.<br />
Nach einem langjährigen Krieg zwischen den arabischen Stämmen Quraysch und Qays<br />
wird ein „Bündnis der Gnade/Hilfu l-fudûl“ gegründet, in dem auch der junge Mohammed<br />
Mitglied wird. Die Mitglieder des Bündnisses schwören sich bei Allah, dass sie auf<br />
der Seite des Unterdrückten stehen werden, bis ihm sein Recht zurückgegeben wird.<br />
595 n.Chr.<br />
Er macht eine zweite Reise nach Damaskus im Dienste der angesehenen Witwe<br />
Khadidscha mit ihrem Diener <strong>Mai</strong>sara, der nach der Reise Khadidscha seine<br />
Bewunderung über Mohammed mitteilt.<br />
596 n.Chr.<br />
Khadidscha erkennt in Mohammed einen vertrauenswürdigen, zuverlässigen und milden<br />
Mann und lässt ihm einen Heiratsantrag zukommen. Die Ehe kommt zustande, als er 25<br />
und sie 40 Jahre alt sind. Sie wird seine größte Unterstützerin, erste Muslimin und seine<br />
große Liebe, die er auch viele Jahre nach ihrem Tod nicht vergessen kann.
Chronologische<br />
Ordnung<br />
Name der Sure Offizielle<br />
Anordnung im<br />
<strong>NUN</strong> - <strong>Ausgabe</strong> 4, <strong>Mai</strong>/<strong>Juni</strong> <strong>2006</strong><br />
606 n.Chr.<br />
Bei der Neuerrichtung der Kaaba kommt es zu einem Konflikt unter den Qurayschiten.<br />
Jeder Stamm will, dass ein Mann aus dem eigenen Stamm den sogenannten Schwarzen<br />
Stein an die dafür vorgesehene Stelle platziet.Als sie sich beschließen, den ersten Mann,<br />
der die Kaaba betritt, entscheiden zu lassen, wie es weitergehen soll, betritt Mohammed<br />
al-Amin (Mohammed der Vertrauenswürdige) die Kaaba. Er bittet die Streitenden<br />
an den Ecken eines aufgeschlagenen Stoffes festzuhalten, auf dem der Schwarze Stein<br />
gelegt wird. Als er bis an die vorgesehene Stelle angehoben wird, nimmt er persönlich<br />
den Stein und platziert ihn selber. Alle sind mit diesem Ausgang glücklich.<br />
610 nach Chr./1. Jahr der Offenbarung (im Monat Ramadan)<br />
Er erhält die erste Offenbarung, die ersten fünf Versen der 96. Sure, in der Höhle Hira<br />
im Berg Nûr, die unweit von Mekka liegt. In die Höhle begibt sich Mohammed des<br />
öfteren, um nachzudenken.<br />
Seine nächsten Angehörigen werden Muslime; der Reihe nach seine Frau Khadidscha,<br />
sein Neffe Ali, sein Stiefsohn Zayd und sein engster Freund Abu Bakr.<br />
Juli 610 Juli 611/1. Jahr der Offenbarung<br />
Offenbarte Suren (mekkanische Suren) im 1. Jahr der Offenbarung:<br />
Koran (Mushaf)<br />
001 al-Alaq (Das sich Anklemmende) 096 019<br />
002 al-Qalam (Die Schreibfeder) 068 052<br />
003 al-Muzammil (Der Verhüllte) 073 020<br />
004 al-Mudassir (Der Bedeckte) 074 056<br />
005 al-Fatiha (Die Öffnende) 001 007<br />
006 al-Lahab, al-Masad (Die Palmfasern) 111 005<br />
007 at-Takwir (Das Einhüllen) 081 029<br />
008 al-A'la (Der Höchste) 087 019<br />
009 al-Layl (Die Nacht) 092 021<br />
010 al-Fadschr (Die Morgenröte) 089 030<br />
011 ad-Duha (Der lichte Tag) 093 011<br />
012 al-Inschirah (Das Weiten) 094 008<br />
013 ar-Rahman (Der Erbarmer) 055 078<br />
014 al-Asr (Die Zeit, Der Nachmittag) 103 003<br />
015 al-Zilzal (Das Erdbeben) 099 008<br />
Der Berg Nûr, wo in der Höhle Hîra<br />
der Gesandte die erste Offenbarung bekam.<br />
Der Prophet28<br />
Verse<br />
* Es gibt verschiedene chronologische<br />
Ordnungen von angesehenen<br />
Gelehrten, die sich an einigen Stellen<br />
unterscheiden. Hier ist auch zu<br />
erwähnen, dass einige Suren nicht als<br />
Ganzes herabgesandt wurden, sondern<br />
in verschiedenen Abschnitten. Es ist<br />
zu beachten, dass die Offenbarung in<br />
einer langsamen, methodischen und<br />
pädagogisch sinnvoll aufgebauten<br />
Weise erfolgt ist.
Juli 611-Juli 612/2. Jahr der Offenbarung<br />
Offenbarte Suren im 2. Jahr der Offenbarung:<br />
Chronologische<br />
Ordnung<br />
Name der Sure Offizielle<br />
Anordnung im<br />
<strong>NUN</strong> - <strong>Ausgabe</strong> 4, <strong>Mai</strong>/<strong>Juni</strong> <strong>2006</strong><br />
Koran (Mushaf)<br />
016 al-Adiyat (Die Rennenden) 100 011<br />
017 al-Kauthar (Der Überfluss) 108 003<br />
018 at-Takathur (Das Streben nach Mehr) 102 008<br />
019 al-Ma'un (Die Hilfeleistung) 107 007<br />
020 al-Kafirun (Der die Wahrheit verneint) 109 006<br />
021 al-Fil (Der Elefant) 105 005<br />
022 al-Falaq (Morgengrauen) 113 005<br />
023 an-Nas (Die Menschen) 114 006<br />
024 al-Ichlas (Aufrichtigkeit) 112 004<br />
025 an-Nadschm (Der Stern) 053 062<br />
026 Abasa (Er runzelte die Stirn) 080 042<br />
027 al-Qadr (Das Schicksal) 097 005<br />
028 asch-Schams (Die Sonne) 091 015<br />
029 al-Burudsch (Die Sternbilder) 085 022<br />
030 at-Tin (Die Feige) 095 008<br />
031 al-Quraisch 106 004<br />
032 al-Qare'ah (Das Verhängnis) 101 011<br />
033 al-Qiyamah (Die Auferstehung) 075 040<br />
034 al-Humazah (Der Verleumder) 104 009<br />
035 al-Insan, ad-Dahr (Der Mensch, Die Zeit) 076 031<br />
036 al-Mursalat (Die Entsandten) 077 050<br />
037 Qaf 050 045<br />
Juli 612-Juli 613/3. Jahr der Offenbarung<br />
Offenbarte Suren im 3. Jahr der Offenbarung:<br />
Chronologische<br />
Ordnung<br />
Name der Sure Offizielle<br />
Anordnung im<br />
Koran (Mushaf)<br />
Verse<br />
038 al-Balad (Die Gegend, Stadt) 090 020<br />
039 at-Tariq (Der Nachtstern) 086 017<br />
040 al-Qamar (Der Mond) 054 055<br />
041 Sad 038 088<br />
042 al-A'raf (Die Anhöhen) 007 206<br />
Der Prophet29<br />
Verse<br />
613 n.Ch. /3. Jahr der Offenbarung<br />
Nach der drei Jahre währenden geheimen Einladung zum Islam wird der Islam offen<br />
verkündet. Der Gesandte wendet sich zunächst an seine Verwandten und an die<br />
Einwohner Mekkas. Eines Tages erklimmt er den Hügel Safa in der Nähe von Kaaba und<br />
ruft die Qurayschiten zu sich und fragt sie, ob sie ihm Glauben schenken würden, wenn<br />
er sagte, eine Reitertruppe würde am Fuße des Berges lauern. Sie bestätigen ihn, da sie<br />
niemals eine Lüge von ihm erfuhren. Sodann ruft er sie zum Islam und gibt seine Gesandtschaft<br />
bekannt. Sein Onkel Abu Lahab ist einer der ersten, der ihn trotz allem mit<br />
Lüge bezichtigt.
<strong>NUN</strong> - <strong>Ausgabe</strong> 4, <strong>Mai</strong>/<strong>Juni</strong> <strong>2006</strong><br />
Juli 613-Juli 614/4. Jahr der Offenbarung<br />
Offenbarte Suren im 4. Jahr der Offenbarung:<br />
Chronologische Name der Sure Offizielle Anordnung im Verse<br />
Ordnung<br />
Koran (Mushaf)<br />
043 al-Dschinn 072 028<br />
044 Ya-Sin 036 083<br />
045 al-Furqan (Die Unterscheidung) 025 077<br />
046 al-Fatir (Der Schöpfer) 035 045<br />
047 Maryam (Maria) 019 098<br />
Juli 614-Juli 615/5. Jahr der Offenbarung<br />
Offenbarte Suren im 5. Jahr der Offenbarung:<br />
Chronologische Name der Sure Offizielle Anordnung im Verse<br />
Ordnung<br />
Koran (Mushaf)<br />
048 Ta-Ha 020 135<br />
049 al-Waqe'ah (Das Unvermeidliche) 056 096<br />
050 al-Hadid (Das Eisen) 057 029<br />
051 asch-Schu'ara (Die Dichter) 026 227<br />
615/5. Jahr der Offenbarung<br />
Nach den Jahren der offenen Einladung und Verkündung des Islam beginnen die<br />
Machthaber Qurayschs die Muslime zu verfolgen und zu unterdrücken und ihnen keine<br />
Freiheit in der Ausübung des Islam zu geben. In diesem Jahr findet die erste, kleine<br />
Auswanderung einiger Muslime (ca. 15 Personen) nach Abbessinien, heutigem<br />
Äthiopien, statt. Die ersten Folterungen der Muslime und die ersten Toten infolge<br />
dieser Gewalt sind zu verzeichnen.<br />
Muslime treffen sich im Haus von Al-Erqam und werden in Islam unterrichtet.<br />
Juli 615-Juli 616/6. Jahr der Offenbarung<br />
Offenbarte Suren im 6. Jahr der Offenbarung:<br />
Chronologische Name der Sure Offizielle Anordnung im Verse<br />
Ordnung<br />
Koran (Mushaf)<br />
052 an-Naml (Die Ameisen) 027 093<br />
053 al-Qasas (Die Geschichte) 028 088<br />
616/6. Jahr der Offenbarung<br />
Nachdem die erste Gruppe in Abbessinien gut angenommen wird, folgt ihnen auch die<br />
größere Gruppe von ungefähr 80 Muslimen. Der Gesandte verkündet den Auswanderern,<br />
dass in Abessinien ein gerechter christlicher König namens Negus herrsche und<br />
sie dort Schutz finden würden. Eine Gesandtschaft Qurayschs, die die immigrierten<br />
Muslime vom Negus zurückfordert, wird vom Negus zurückgewiesen, nachdem die<br />
Muslime ihm Verse aus dem Koran lesen, die die Grundpfeiler des Islam und die<br />
Eigenschaften Jesu als muslimischen Propheten darlegen.<br />
Der Onkel des Gesandten Hamza und Omar werden Muslime. Omar, mit der Absicht<br />
den Gesandten zu töten, erfährt unterwegs, dass auch seine Schwester und ihr Mann<br />
Muslime geworden sind.Als er bei ihnen ankommt, hört er Verse der Sure Ta-Ha und<br />
entscheidet sich durch die durchdringende Kraft der Verse für de Islam und begibt sich<br />
diesmal zum Gesandten, um Muslim zu werden. Hamza und Omars Übertritt ist eine<br />
wichtige Stärkung der kleinen Gruppe der Muslime gegenüber dem Establishment der<br />
Qurayschiten, das zu jeder Gewalt bereit ist.<br />
Der Prophet30
Juli 616-Juli 617/7. Jahr der Offenbarung<br />
Offenbarte Suren im 7. Jahr der Offenbarung:<br />
<strong>NUN</strong> - <strong>Ausgabe</strong> 4, <strong>Mai</strong>/<strong>Juni</strong> <strong>2006</strong><br />
Chronologische Name der Sure Offizielle Anordnung im Verse<br />
Ordnung<br />
Koran (Mushaf)<br />
054 Bani Isra'il (Kinder Israils) 017 111<br />
055 Yunus (Jonas) 010 109<br />
056 Hud 011 123<br />
617 / 7. Jahr der Offenbarung<br />
Quraysch verhängt einen Boykott gegenüber den Sippen Haschim und Muttalip. Sie<br />
entschließen sich mit diesen beiden Sippen keine sozialen und wirtschaftlichen Beziehungen<br />
mehr zu pflegen. Sie hängen die Boykotturkunde an die Wand der Kaaba. Ca. 3<br />
jahrelang werden Muslime in einer Bergschlucht am Rande Mekkas isoliert, mit der<br />
Hoffnung, dass sie nicht mehr dem Gesandten Mohammed folgen. Ohne die gutwilligen<br />
Qurayschiten, die die Muslime mit Nahrungsmitteln versorgten, wären die Umstände<br />
der Muslime noch unerträglicher gewesen. Nur während der heiligen Monate, in denen<br />
alle Feindschaften ein Ende fand, bekam der Gesandte die Möglichkeit, die zur Pilgerfahrt<br />
ankommenden Stämme über de Islam zu informieren.<br />
Juli 617-Juli 618/8. Jahr der Offenbarung<br />
Offenbarte Suren im 8. Jahr der Offenbarung:<br />
Chronologische Name der Sure Offizielle Anordnung im Verse<br />
Ordnung<br />
Koran (Mushaf)<br />
057 Yusuf (Joseph) 012 111<br />
058 ar-Ra'd (Der Donner) 013 043<br />
059 al-Hidschr 015 099<br />
060 al-An’am (Das Vieh) 006 165<br />
Juli 618-Juli 619/9. Jahr der Offenbarung<br />
Offenbarte Suren im 9. Jahr der Offenbarung:<br />
Chronologische Name der Sure Offizielle Anordnung im Verse<br />
Ordnung<br />
Koran (Mushaf)<br />
061 as-Saffat (Die sich Reihenden) 037 182<br />
062 Luqman 031 034<br />
063 Saba (Die Sabäer) 034 054<br />
064 az-Zumar (Die Scharen) 039 075<br />
619/9. Jahr der Offenbarung<br />
Durch den Einsatz einiger Qurayschiten wird der Boykott aufgehoben, sodass sich die<br />
Muslime wieder frei in Mekka bewegen und Handel treiben können. Die Feindschaft<br />
gegenüber den Muslimen besteht aber weiterhin.<br />
Juli 619-Juli 620/10. Jahr der Offenbarung<br />
Offenbarte Suren im 10. Jahr der Offenbarung:<br />
Chronologische Name der Sure Offizielle Anordnung im Verse<br />
Ordnung<br />
Koran (Mushaf)<br />
065 al-Mu'min, al-Ghafir (Der vergebende) 040 085<br />
066 al-Fussilat (Erklärt) 041 054<br />
067 asch-Schura (Die Beratung) 042 053<br />
068 az-Zuchruf (Der goldene Prunk) 043 089<br />
069 ad-Duchan (Der Rauch) 044 059<br />
Der Prophet31
<strong>NUN</strong> - <strong>Ausgabe</strong> 4, <strong>Mai</strong>/<strong>Juni</strong> <strong>2006</strong><br />
620/10. Jahr der Offenbarung<br />
Der Gesandte verliert seine wichtigsten Unterstützer in Mekka: seinen Onkel Abu Talib<br />
und seine Frau Khadidscha.<br />
Menschen aus Yathrib, der späteren Medina, kommen in kleinen Gruppen nach Mekkan<br />
und nehmen den Islam an.<br />
Der Gesandte begibt sich nach Taif und verkündet den Islam, die Bewohner von Taif<br />
lassen ihn von Kindern steinigen. Er wird schwer verletzt. Es wird überliefert, dass er<br />
die Bewohner Taifs nicht verwünschte, da aus ihren Nachkommen gute Muslime<br />
hervortreten konnten.<br />
Die sogenannte Nachtreise des Gesandten von Mekka nach Jerusalem und die<br />
Offenbarung der diesbezüglichen Verse findet in diesem Jahr statt. * Als die Polytheisten<br />
dies anzweifeln und Abu Bakr fragen, ob er daran glaube, sagte dieser, dass er sogar<br />
glauben würde, wenn er sagte, dass er mit Gott spricht. Daraufhin wird Abu Bakr vom<br />
Gesandten as-Siddiq genannt (der Wahrheitsbestätiger).<br />
* Die Sure Bani Isra'il (Kinder Israels - Die Sure wird auch Isra genannt) wurde im 7.<br />
Jahr der Offenbarung nicht als Ganzes herangesandt. Der Anfang der Sure ist<br />
höchstwahrscheinlich im 10. Jahr der Offenbarung herabgesandt worden.<br />
Juli 620-Juli 621/11. Jahr der Offenbarung<br />
Offenbarte Suren im 11. Jahr der Offenbarung:<br />
Chronologische Name der Sure Offizielle Anordnung im Verse<br />
Ordnung<br />
Koran (Mushaf)<br />
070 al-Dschathiyah (Die Kniende) 045 037<br />
071 al-Ahqaf (Die Sanddünen) 046 035<br />
072 ad-Dhariyah (Die Aufwirbelnden) 051 060<br />
073 al-Ghaschiyah (Das Überschattende) 088 026<br />
074 al-Kahf (Die Höhle) 018 110<br />
075 an-Nahl (Die Biene) 016 128<br />
621/12. Jahr der Offenbarung<br />
Das erste Abkommen von Al-Aqaba wird zwischen dem Gesandten und 12 Personen<br />
aus Yathrib, die den Islam annahmen, geschlossen. Sie geloben dem Gesandten,Allah<br />
Nichts beizugesellen, nicht zu stehlen, keinen Ehebruch zu begehen, ihre Kinder nicht<br />
zu töten. Musab bin Umayr wird nach Yathrib (Medina) geschickt, damit er die dortigen<br />
Muslime in Islam unterrichtet.<br />
Juli 621 Juli 622 / 12. Jahr der Offenbarung<br />
Chronologische Name der Sure Offizielle Anordnung im Verse<br />
Ordnung<br />
Koran (Mushaf)<br />
076 Nuh (Noah) 071 028<br />
077 Ibrahim (Abraham) 014 052<br />
078 al-Anbiya (Die Propheten) 021 112<br />
079 al-Hadsch (Die Pilgerfahrt) 022 078<br />
080 al-Mu'minun (Die Gläubigen) 023 118<br />
081 as-Sadschdah (Die Niederwerfung) 032 030<br />
082 at-Tur (der Berg) 052 049<br />
083 al-Mulk (Die Herrschaft) 067 030<br />
084 al-Haqqah (Die Stunde der Wahrheit) 069 052<br />
085 al-Ma'aridsch (Die Himmelsleiter) 070 044<br />
086 an-Naba (Die Nachricht, Kunde) 078 040<br />
Der Prophet32
<strong>NUN</strong> - <strong>Ausgabe</strong> 4, <strong>Mai</strong>/<strong>Juni</strong> <strong>2006</strong><br />
621/13. Jahr der Offenbarung<br />
Das zweite Abkommen von Al-Aqaba mit 75 Muslimen aus Yathrib wird abgeschlossen.<br />
Sie versprechen dem Gesandten, im Schweren und im Leichten, sowie im Angenehmen<br />
und Unangenehmen auf den Propheten zu hören und zu gehorchen und die Wahrheit<br />
zu sagen, wo immer sie sind.<br />
Der Gesandte wandert nach Yathrib mit Abu Bakr aus. Sie übernachten einige Tage in<br />
der nahen Höhle Thewr, wo er seinen Gefährten mit den Worten „Fürchte dich nicht,<br />
Allah ist mit uns“ beruhigt. Ab der Ankunft des Gesandten in Yathrib wird die Stadt al-<br />
Medina al-munawwara (kurz Medina; d.h. die erleuchtete Stadt) genannt.<br />
Auf dem Weg nach Medina wird die die erste Moschee der bei der Ortschaft Quba. In<br />
der Landschaft von Bani Salim verrichtet er das erste Freitagsgebet.<br />
Juli 622-Juli 623/13. Jahr der Offenbarung<br />
Offenbarte Suren im 13. Jahr der Offenbarung:<br />
Chronologische Name der Sure Offizielle Anordnung im Verse<br />
Ordnung<br />
Koran (Mushaf)<br />
087 an-Naze'ah (Die Entreißenden) 079 046<br />
088 al-Infitar (Das Zerspalten) 082 019<br />
089 al-Inschiqaq (Das Zerbrechen) 084 025<br />
090 ar-Rum (Die Römer) 030 060<br />
091 al-Ankabut (Die Spinne) 029 069<br />
092 al-Mutaffifin (Die Masskürzer) 083 036<br />
622/1. Jahr der Hidschra/Auswanderung<br />
27. September 622: Ankunft des Gesandten und seines Freundes Abu Bakr in Medina.<br />
Diese Ankunft/Auswanderung wird in der Amtszeit des Kalifen Omar als Beginn der<br />
islamischen Zeitrechnung festgelegt. Die Hidschra wird als den Anfang einer neuen<br />
Zivilisation betrachtet. Bis sein Haus und die Moschee gebaut werden, bleibt der<br />
Gesandte als Gast bei Abu Ayyub al-Ansari.<br />
Baubeginn der Moschee und des Hauses vom Gesandten in Medina: Neben der Moschee<br />
wird für die Armen und Bedürftigen das Nebengebäude Suffa gebaut. Der muslimische<br />
Gebetsruf/Adhan wird eingeführt. Muslime werden durch den ehemaligen<br />
Sklaven Bilal, der durch seine schöne Stimme bekannt war, zum Gebet mit folgenden<br />
Worten gerufen: „Allah ist am größten.Allah ist am größten.Allah ist am größten.Allah<br />
ist am größten. Ich bezeuge, dass es keine Gottheit gibt außer Allah. Ich bezeuge, dass<br />
es keine Gottheit gibt außer Allah. Ich bezeuge, dass Mohammed sein Gesandter ist. Ich<br />
bezeuge, dass Mohammed sein Gesandter ist. Kommt zum Gebet. Kommt zum Gebet.<br />
Kommt zum Heil. Kommt zum Heil.Allah ist am größten.Allah ist am größten.Außer<br />
Allah gibt es keine Gottheit.“ Dass Menschen zum Gebet durch die menschliche<br />
Stimme gerufen werden, wird ein Novum, das nie zu übertreffen wird in der<br />
Geschichte der Religionen. Zwischen den Einwanderern aus Mekka, Muhadschirûn, und<br />
den Einwohnern in Medina wird ein Bündnis der Brüderlichkeit geschlossen und somit<br />
werden die Medinenser als „Ansâr/Helfer“ genannt, die dann die Muslime aus Mekka in<br />
allen Lagen unterstützten. Die ersten politischen Beziehungen mit Juden in Medina und<br />
Umgebung werden aufgenommen. Mit den medinensischen Juden wird der so genannte<br />
Vertrag von Medina abgeschlossen. Dieser hat den Charakter eines Gesellschaftsvertrages,<br />
der die Beziehungen zwischen Muslimen und Nicht-Muslimen regelt.<br />
Juli 622-Juli 623/1. Jahr der Hidschra<br />
Offenbarte Suren (medinensische Suren) im 1. Jahr der Hidschra:<br />
Name der Sure Offizielle<br />
(Mushaf)<br />
Ordnung Verszahl<br />
al-Baqara (Die Kuh) 002 286<br />
Mohammed, al-Qital 047 038<br />
* Die medinensische Suren sind länger als die mekkanischen Suren. Die Offenbarung<br />
dieser Suren erfolgt über mehrere Jahre.<br />
Der Prophet33
Juli 623-Juli 624/2. Jahr nach Hidschra<br />
Offenbarte Suren im 2. Jahr nach Hidschra:<br />
Name der Sure Offizielle<br />
(Mushaf)<br />
Ordnung Verse<br />
al-Baqara (Die Kuh) 002 286<br />
al-Anfal (Die Beute) 008 075<br />
at-Taghabun (Verlust und Gewinn) 064 018<br />
as-Saff (Die Reihe) 061 014<br />
al-Ma'edah (Der Tisch) 005 120<br />
ad-Dschumah (Das Versammeln) 062 011<br />
Aal-Imran (Das Haus Imran) 003 200<br />
Juli 624-Juli 625/3. Jahr nach Hidschra<br />
Offenbarte Suren im 3. Jahr nach Hidschra:<br />
Name der Sure Offizielle Ordnung<br />
(Mushaf)<br />
Verszahl<br />
Aal-Imran (Das Haus Imran) 003 200<br />
al-Munafiqun (Die Heuchler) 063 011<br />
Juli 625-Juli 626/4. Jahr nach Hidschra<br />
Offenbarte Suren im 4. Jahr nach Hidschra:<br />
Name der Sure Offizielle Ordnung<br />
(Mushaf)<br />
Verszahl<br />
at-Tauba (Die Reue) 009 129<br />
an-Nisa (Die Frauen) 004 176<br />
al-Bayyinah (Der deutliche Beweis) 098 008<br />
al-Haschr (Die Versammlung) 059 024<br />
Der Prophet34<br />
<strong>NUN</strong> - <strong>Ausgabe</strong> 4, <strong>Mai</strong>/<strong>Juni</strong> <strong>2006</strong><br />
623/2. Jahr nach Hidschra<br />
Die Gebetsrichtung wir von Jerusalem nach Mekka geändert.<br />
Eine Gesandtschaft christlicher Araber aus Nedschran in Süd-Arabien besucht den<br />
Gesandten in Medina und diskutiert mit ihm über das Wesen Jesu. Die Christen dürfen<br />
in der Moschee beten.<br />
Ein Friedensabkommen wird mit den benachbarten arabischen Stämmen geschlossen.<br />
624/2. Jahr nach Hidschra<br />
Die Sozialabgabe (Zakat) und das Fasten im Monat Ramadan werden zur Pflicht.<br />
Muslime bekommen per Offenbarung Erlaubnis zum Kampf. Bei der Schlacht in Badr im<br />
Monat Ramadan erzielen Muslime mit 300 Mann gegen die Qurayschiten mit 900 Mann<br />
einen wichtigen Sieg. Der Gesandte betet um den Sieg mit den Worten: „O Allah, wenn<br />
diese Schlacht verloren wird, wird es niemanden mehr geben, der dich anbeten wird.“<br />
Das erste Festgebet wird verrichtet.<br />
Die Tochter des Gesandten, Fatima, heiratet Ali, den Neffen des Gesandten.<br />
Erste Konflikte mit den medinensischen Juden politischer Natur. Der jüdische Stamm<br />
Banu Qaynuqa wird wegen Vertragsbruch aus der Stadt verwiesen.<br />
624/3. Jahr nach Hidschra<br />
Erste Heuchler tauchen in Medina auf, die ohne inneren Glauben sich nur äußerlich<br />
dem Islam anpassen und die Vorteile genießen wollen und unter anderem als Handlanger<br />
der polytheistischen Mekkaner unter den Muslimen in Medina für Unruhe sorgen.<br />
625/3. Jahr nach Hidschra<br />
Die Schlacht von Uhud endet mit einer Niederlage der Muslime, da die Bogenschützen<br />
entgegen den Anweisungen des Gesandten ihre Stellungen verließen. Hamza, Onkel des<br />
Gesandten, zählt zu den Gefallenen. Seine Leiche wird von der Mekkanerin Hind entsetzlich<br />
verstümmelt.
Juli 626-Juli 627/5. Jahr nach Hidschra<br />
Offenbarte Suren im 5. Jahr nach Hidschra:<br />
Name der Sure Offizielle Ordnung<br />
(Mushaf)<br />
Verse<br />
an-Nur (Das Licht) 024 064<br />
al-Baqara (Die Kuh) 002 286<br />
Al-Ahzab (Die Gruppen) 033 073<br />
Juli 627-Juli 628/6. Jahr nach Hidschra<br />
Offenbarte Suren im 6. Jahr nach Hidschra:<br />
Name der Sure Offizielle Ordnung<br />
(Mushaf)<br />
Verszahl<br />
Al-Ahzab (Die Gruppen) 033 73<br />
an-Nisa (Die Frauen) 004 176<br />
Der Prophet35<br />
<strong>NUN</strong> - <strong>Ausgabe</strong> 4, <strong>Mai</strong>/<strong>Juni</strong> <strong>2006</strong><br />
625/4. nach Hidschra<br />
Zwei Delegationen der Muslime werden bei Radschi und bei Bir Mauna in einen Hinterhalt<br />
gelockt und getötet. Der Gesandte wurde zuvor gebeten, muslimische Lehrer<br />
zu diesen Stämmen zu schicken.<br />
Durch einen weiteren Vertragsbruch wird der Stamm Banu Nadr zur Auswandeung aus<br />
Medina gezwungen.<br />
Der Gesandte trägt Zayd bin Thabit, seinen Privatsekretär, auf Hebräisch zu lernen,<br />
damit die Korrespondenz durch muslimische Hand kontrolliert werden kann.<br />
Der jüdische Stamm Bani Nadir kooperiert mit den Mekkanern und wird infolge dessen<br />
aus Medina vertrieben.<br />
626/5. Jahr nach Hidschra<br />
Eine Feldzug nach Daumat al-Dschandal (zwischen Syrien und Irak gelegen) gegen<br />
Wegebelagerer und Räuber wird unternommen.<br />
Der Angriffintention des Stammes Bani Mustaliq wird mit einen präventiven Feldzug<br />
begegnet.<br />
627/5. Jahr nach Hidschra<br />
Grabenkrieg: die Mekkaner belagern Medina. Die Muslime verteidigen sich mit einem<br />
Verteidigungsgraben um die Stadt herum, die sie auf Empfehlung des persischstämmigen<br />
Gefährten Salman aufstellen. Die Belagerung bleibt für die Mekkaner erfolglos.<br />
628/6. Jahr nach Hidschra<br />
Zwischen den Mekkanern und den Muslimen wird das Abkommen von Hudaibiya<br />
geschlossen. Die Vertragsdauer wird auf zwei Jahre angesetzt. Obwohl dieser Vertrag im<br />
ersten Moment Nachteile für dieMuslime bringt, verhileft er ihnen langfristig zum Sieg<br />
über Mekka, indem Muslime frei und ohne Gefahr jeden Mekkaner bezüglich Islam<br />
ansprechen konnten und von Mekkanern aus keine Gefahr mehr zu fürchten war.<br />
Es werden Briefe an verschiedene Staatsoberhäupter geschickt, in denen sie zum Islam<br />
eingeladen werden, unter anderem an den byzantinischen Kaiser Heraklius, den<br />
persichen König Chousrew Perwiz, dem ägyptischen Herrscher Muqawqis, Negus von<br />
Abessinien sowie nach Jemen, Oman, Bahreyn und Yemame.<br />
Khayber und Fadak werden von den Muslimen erobert.
Juli 628-Juli 629/7. Jahr nach Hidschra<br />
Offenbarte Suren im 7. Jahr nach Hidschra:<br />
Name der Sure Offizielle Ordnung<br />
(Mushaf)<br />
Verse<br />
at-Tauba (Die Reue) 009 129<br />
al-Fath (Der Sieg) 048 029<br />
at-Talaq (Die Scheidung) 065 012<br />
al-Ma'edah (Der Tisch) 005 120<br />
al-Hudschurat (Die Gemächter) 049 018<br />
Juli 629-Juli 630/8. Jahr nach Hidschra<br />
Offenbarte Suren im 8. Jahr der Hidschra:<br />
Name der Sure Offizielle Anordnung<br />
(Mushaf)<br />
Verszahl<br />
an-Nisa (Die Frauen) 004 176<br />
at-Tauba (Die Reue) 009 129<br />
<strong>NUN</strong> - <strong>Ausgabe</strong> 4, <strong>Mai</strong>/<strong>Juni</strong> <strong>2006</strong><br />
629/7. Jahr nach Hidschra<br />
Die Auswanderer nach Abessinien kehren zurück.<br />
Die erste Hadschreise der Muslime nach Mekka wird durch den Vertrag von<br />
Hudaybiya möglich.<br />
Zwei mächtige Männer der Quraysch, Khalid bin Walid und Amr bin As, nehmen den<br />
Islam an.<br />
Der iranische Statthalter in Jemen Basan wird Muslim.<br />
629/8. Jahr nach Hidschra<br />
Schlacht bei Muta/Syrien gegen die Byzantiner: Das muslimische Heer unter der Führung<br />
von Khalid bin Walid kämpft mit 3000 Mann gegen eine byzantinische Armee von<br />
100.000 Soldaten.<br />
630/8. Jahr nach Hidschra<br />
Der Hudaibiya-Vertrag wir durch Nicht-Muslime gebrochen.<br />
Im 8. Jahr der Auswanderung wird Mekka von den Muslimen kampflos eingenommen.<br />
Abu Sufyan unterwirft sich dem Gesandten und die Polytheisten in Mekka bekommen<br />
freie Hand und können sich frei in Mekka bewegen. Es kommt zu keinem Gemetzel, zu<br />
keinen mörderischen Racheakten seitens der Muslime. Kaaba wird von Götzen gereinigt.<br />
Sogar Hind, die die Leiche von Hamza in Uhud verstümmelte, wird verziehen.<br />
Kampf bei Hunayn und Sieg des muslimischen Heeres gegen den restlichen polytheistischen<br />
Beduinenstämme. Da ein Angriff auf Mekka gefürchtet wird, beteiligen sich<br />
sogar Polytheisten aus Mekka an diesem Krieg.Während des Kampfes kommt es zu<br />
kritischen Momenten, welche erst durch die Bemühungen der Muslime der ersten<br />
Stunde gemeistert werden können.<br />
Belagerung von Taif und Vernichtung der dortigen Götzen durch Abu Sufyan und<br />
Mughira.<br />
Juli 630-Juli 631/9. Jahr nach Hidschra<br />
Name der Sure Offizielle Ordnung<br />
(Mushaf)<br />
Verszahl<br />
an-Nasr (Die Hilfe) 110 003<br />
al-Mudschadalah (Das Streitgespräch) 058 022<br />
al-Ma'edah (Der Tisch) 005 120<br />
al-Baqara (Die Kuh) 002 286<br />
Der Prophet36
Gottes<br />
Frieden und Segen<br />
auf Ihm<br />
Juli 631-Juli 632/10. Jahr nach Hidschra<br />
Offenbarte Suren im 10. Jahr nach Hidschra:<br />
Name der Sure Offizielle Ordnung<br />
(Mushaf)<br />
Verszahl<br />
al-Baqara (Die Kuh) 002 286<br />
al-Mumtahinah (Die Geprüfte) 060 013<br />
at-Tahrim (Das Verbot) 066 012<br />
at-Talaq (Die Scheidung) 065 012<br />
an-Nisa (Die Frauen) 004 176<br />
an-Nur (Das Licht) 024 064<br />
al-Ma'edah (Der Tisch) 005 120<br />
al-Baqara (Die Kuh) 002 286<br />
Juli 632-Juli 633/11. Jahr nach Hidschra<br />
Offenbarte Suren im 11. Jahr nach Hidschra:<br />
Name der Sure Offizielle Ordnung<br />
(Mushaf)<br />
Verszahl<br />
al-Baqara (Die Kuh) 002 286<br />
Al-Ahzab (Die Gruppen) 033 073<br />
al-Ma'edah (Der Tisch) 005 120<br />
Der Prophet37<br />
<strong>NUN</strong> - <strong>Ausgabe</strong> 4, <strong>Mai</strong>/<strong>Juni</strong> <strong>2006</strong><br />
630/9. Jahr nach Hidschra<br />
Der Kriegszug nach Tebuk:Aufgrund der Schwierigkeiten wird dieser Kriegszug als<br />
“Heer der Mühsal” genannt. Einige beteiligen sich nicht an diesem Zug und entpuppen<br />
sich als Heuchler, die einen Versammlungsort in Form einer Moschee aufbauen. Der<br />
Gesandte lässt diese sog. „schädliche Moschee“ vernichten.<br />
Delegationen arabischer Stämme strömen nach Medina und erklären ihren Übertritt<br />
zum Islam.<br />
Tod von Negus in Abbessinien wird bekannt. Der Gesandte betet das Totengebet in<br />
Medina.<br />
631/9. Jahr nach Hidschra<br />
Abu Bakr übernimmt die Führungsrolle bei der Pilgerfahrt nach Mekka.<br />
Die arabische Halbinsel wird komplett muslimisch.<br />
632/10. Jahr nach Hidschra<br />
Abschiedspilgerfahrt: der Gesandte hält vor 140.000 Muslimen seine Abschiedsrede, in<br />
der er die Grundpfeiler des Islam zusammenfasst und den Muslimen die Einhaltung<br />
aufträgt.<br />
632/11 n. H.<br />
Am 12. Rabiul-Awwal 632 verabschiedet er sich nach einer langen Krankheitsphase von<br />
der Welt bei Vollendung seines 63. Lebensjahrs.
Mehmet Akif Ersoy<br />
Verfasser der türkischen Nationalhymne<br />
(1873-1936)<br />
Eine Nacht<br />
Der Prophet38<br />
<strong>NUN</strong> - <strong>Ausgabe</strong> 4, <strong>Mai</strong>/<strong>Juni</strong> <strong>2006</strong><br />
Vor vierzehn Jahrhunderten war es wieder so eine Nacht<br />
Aus dem Sand ein Vollmond, ein Waisenkind, ward herausgebracht<br />
Aber, was für ein Jammer, die Augen nahmen es nicht wahr<br />
Seit Tausenden von Jahren, obwohl, sie im Warten verbracht<br />
Wie sollten sie es denn nur sehen, konnten es nicht, gewiss<br />
Abseits einerseits war die Wüste, dort wo er aufgetaucht<br />
Anderseits war die bekannte Welt zur damaligen Zeit<br />
In Krisen, die in allem schlimmer als heute vervielfacht<br />
Hyänen wurden übertroffen von Menschen in der Wildheit<br />
War jemand schutzlos, haben die Nächsten ihn zum Fraß gemacht<br />
Chaos hatte die Ecken der bekannten Welt umzingelt<br />
Seuchenhaft damals, heut' den Orient zerstörende Zwietracht<br />
<strong>Nun</strong> war erwachsen und den Vierzigsten erreicht der Waise<br />
Blutige Füße auf Häuptern nun mild zum Wasser gebracht<br />
Mit einem Atem des Tadellosen befreit die Menschheit<br />
Mit einem Schlag Kaiser, Chousraus* dem Erdboden gleich gemacht<br />
Der Hilflosigkeit Recht war Ächtung, nun zum Leben erweckt<br />
Tyrannei dachte nie an den Ruin, zu Nichte gemacht<br />
Für alle Welt war eine Gnade sein deutliches Gesetz<br />
Mit seinen Fittichen hat er Rechtsuchende überdacht<br />
Seine Schenkung ist alles, was die Welt ihr eigenes nennt<br />
Mensch und Gesellschaft sind ihm schuldig, stehen in seiner Pacht<br />
Jenem Tadellosen steht die ganze Menschheit in der Schuld<br />
O Herr! Erwecke uns am Jüngsten Tag doch mit dieser Huld<br />
---<br />
* Chousraus: Herrscher der Sassaniden in Persien<br />
Übersetzt aus dem Türkischen von Sami Alphan
Mohammad Gharaibeh<br />
<strong>NUN</strong> - <strong>Ausgabe</strong> 4, <strong>Mai</strong>/<strong>Juni</strong> <strong>2006</strong><br />
„…bis ich dir lieber bin als dein Vater,<br />
dein Sohn und alle anderen Menschen!“<br />
„Allah hat den Gläubigen wirklich eine Wohltat erwiesen, als Er unter ihnen einen<br />
Gesandten von ihnen selbst geschickt hat, der ihnen Seine Zeichen verliest, und sie<br />
läutert und sie das Buch und die Weisheit lehrt, obgleich sie sich zuvor wahrlich in<br />
deutlichem Irrtum befanden.“ (3:164)<br />
Allah wählte den Propheten Mohammed,Allahs<br />
Segen und Frieden auf ihm, aus, um durch ihn seine<br />
letzte Botschaft an die gesamte Menschheit zu<br />
richten und wählte alles aus, was mit ihm in<br />
Berührung stand. So wählte er für ihn das Land, in<br />
dem er geboren wurde und das Land, in das er<br />
auswanderte und machte die beiden Orte zu den<br />
besten Orten auf der Welt. Er wählte für ihn die<br />
Religion, die er verkündete und machte sie zur<br />
letzten und besten aller Religionen und wählte für<br />
ihn die Zeit, in der er entsandt wurde, und machte<br />
sie zur besten Zeit in der Geschichte der Menschheit.<br />
Und Er wählte für ihn das Buch aus, das die<br />
vorangegangenen Offenbarungen beinhaltet und sie<br />
ablöst, und wählte für ihn seine Familie und seine<br />
Gefährten aus, so waren sie die besten Gefährten,<br />
die die Erde je zu Gesicht bekam. Doch Allah<br />
wählte ihm nicht nur die besten Dinge für ihn aus,<br />
die zu ihm in enger Verbindung standen, sonder<br />
wählte ihm ebenfalls seine Feinde aus, in dem Er<br />
ihm Feinde wählte, die dem hohen Rang des Propheten,Allahs<br />
Segen und Frieden auf ihm, gebührten.Als<br />
Abdullah ibn Mas´ud zum Propheten kam<br />
und ihm die Botschaft erbrachte, er habe Abu Jahl<br />
besiegt und ihm erzählte, dass die letzten Worte<br />
Abu Jahls kurz vor seinem Tod waren: „Richte<br />
Mohammed aus, dass ich zu Lebzeiten und nach<br />
meinem Tod sein Feind bin!“, sagte der Prophet:<br />
„Allahu Akbar, fürwahr mein Pharao ist schlimmer<br />
als der Pharao von Musa.Als der Pharao von Musa<br />
von den Wellen erfasst wurde, erkannte er die<br />
Wahrheit und bekundete den Glauben, doch als<br />
meinem Pharao der Tod nahe stand, beharrte er<br />
auf seine Feindschaft.“<br />
Doch werden wir der Bedeutung des Propheten<br />
für unser Leben im Diesseits und Jenseits erst dann<br />
richtig gerecht, wenn wir die Worte Allahs lesen<br />
und verstehen: “Sprich:Wenn ihr Allah liebt, dann<br />
folgt mir, so liebt euch Allah und vergibt euch eure<br />
Sünden.Allah ist Allvergebend und Barmherzig.”<br />
(3:31) So berichtet uns Allah, dass wir seine Liebe<br />
nur erlangen können, wenn wir dem Propheten<br />
folgen und annehmen, was er uns aufträgt und uns<br />
von dem fernhalten, was er uns verbietet. Abu<br />
Huraira, möge Allah an ihm Wohlgefallen finden,<br />
berichtet, dass der Prophet,Allahs Segen und<br />
Frieden auf ihm, sagte: „Bei dem, in dessen Hand<br />
mein Leben ist, keiner von euch glaubt bis ich ihm<br />
nicht lieber bin als sein Sohn und sein Vater!“ und<br />
in einer Überlieferung von Anas heisst es, dass der<br />
Prophet sagte: „Keiner von euch glaubt, bis ich ihm<br />
nicht lieber bin als sein Sohn, sein Vater und alle<br />
andere Menschen!“. Der Glaube eines jeden<br />
gläubigen Muslims ist also erst dann vollkommen,<br />
wenn er den Propheten mehr liebt als alles andere<br />
auf der Welt. Es ist folglich für uns von großer<br />
Bedeutung zu verstehen, wie die Gefährten des<br />
Propheten,Allahs Segen und Frieden auf ihm, den<br />
Propheten geliebt haben und wie sie mit ihm<br />
umgegangen sind.<br />
Wie lässt sich das Verhalten der Gefährten des<br />
Propheten,Allahs Segen und Frieden auf ihm,<br />
erklären, wenn nicht vor dem Hintergrund der<br />
Liebe zu ihm. Nicht nur die Erkenntnis trieb ihr<br />
Handeln voran, dass es keinen anderen Weg zur<br />
Erlangung der Liebe Allahs und des ewigen<br />
Seelenheils gibt, außer durch die Befolgung des<br />
Propheten, sondern ebenfalls und vor allem die<br />
Liebe zu ihm, die in ihren Herzen einen festen<br />
Platz einnahm. Eine Liebe, die in der Geschichte<br />
der Menschheit ihres gleichen sucht und sowohl<br />
Muslim als auch nicht Muslim beeindruckt. Die so<br />
überzeugend war, dass selbst die Feinde Mohammeds<br />
von dieser überrascht waren.Als der<br />
Gefährte Khubaib ibn ´Adiy durch einen Hinterhalt<br />
in die Gefangenschaft der Mekkaner geriet, wurde<br />
er zu einem Platz außerhalb von Mekka geführt, wo<br />
seine Hinrichtung auf ihn wartete.<br />
Der Prophet39
Er wurde an Händen und Füßen an ein Kreuz<br />
genagelt und gequält und gefoltert, bevor er<br />
getötet wurde. Und während die Schwerter und<br />
Messer der Polytheisten seinen Körper zerschnitten,<br />
fragte ihn Abu Sufyan, der damals noch dem<br />
Polytheismus verfallen war, den Gefährten Hubaib:<br />
„Möchtest du nicht, dass Mohammed jetzt deinen<br />
Platz einnimmt und du gerettet bist?“ Daraufhin<br />
antwortete Hubaib, während sein Blut aus seinen<br />
zahlreichen Wunden strömte: „Bei Allah, ich würde<br />
nicht wollen, dass ich wohlbehalten bei meiner<br />
Familie und meinen Kindern wäre und Mohammed<br />
würde da, wo er ist von einem Dorn gestochen<br />
werden.“ Da erzitterte Abu Sufyan und erwiderte<br />
die Worte Hubaibs tief beeindruckt: „Bei Allah, ich<br />
habe niemanden gesehen, die einen Menschen so<br />
sehr lieben, wie die Gefährte Mohammeds<br />
Mohammed lieben.“<br />
Dies, weil die Gefährten im Propheten, Allahs Segen<br />
und Frieden auf ihm, nicht nur einen Menschen<br />
sahen, der von ihrem Schöpfer Offenbarungen<br />
erhielt, die sie zu befolgen hatten, sondern weil der<br />
Prophet einen zentralen Punkt im Leben dieser<br />
Menschen einnahm. Und zwar so sehr, dass sie für<br />
diesen Mann ohne zu zögern ihr Leben geopfert<br />
hätten und haben. So wird überliefert, dass ein<br />
Gefährte in einer Schlacht nicht gezögert hat, sich<br />
vor den Propheten zu werfen, um ihn zu<br />
beschützen, als er sah, dass eine Schar von Speeren<br />
auf ihn zugeflogen kamen, bis sein Rücken dem<br />
eines Igels glich. Und ein anderer Schwerthiebe mit<br />
seinem bloßen Arm abwerte, um den Propheten zu<br />
verteidigen, bis dieser gelähmt war. Diese Art der<br />
Liebe ist unvorstellbar, wenn sie auf einer anderen<br />
Basis als die Liebe zu Allah gewachsen wäre. Denn<br />
große Persönlichkeiten gab es viele, und jeder<br />
hatte seine Anhängerschaft, doch waren diese<br />
entweder vom persönlichen Vorteil oder von der<br />
Angst vor dieser Person getrieben. Doch hatten<br />
die Gefährten des Propheten,Allahs Segen und<br />
Frieden auf ihm, keinerlei weltlichen Vorteil, noch<br />
hatten sie den Propheten zu fürchten. Das<br />
Gegenteil war der Fall. Viele der Gefährten lebten<br />
vor ihrem Bekenntnis zum Islam in Rum und<br />
Reichtum und waren danach großen Qualen<br />
ausgesetzt, und trotzdem hat sie dieses nur an<br />
Glauben gemehrt. Viele der Gefährten ließen ihre<br />
Reichtümer, ja manchmal sogar ihre Familien<br />
zurück, nur um sich mit dem Propheten,Allahs<br />
Segen und Frieden auf ihm, für die Verbreitung für<br />
der Worte La ilaha illa Allah, einzusetzten. Die<br />
Gefährten hatten eine Beziehung zum Propheten,<br />
Allahs Segen und Frieden auf ihm, die weit über das<br />
Vertreten einer bestimmten Ideologie hinausging.<br />
Der Prophet40<br />
<strong>NUN</strong> - <strong>Ausgabe</strong> 4, <strong>Mai</strong>/<strong>Juni</strong> <strong>2006</strong><br />
Wie wäre es sonst zu erklären, dass sich die<br />
Gefährten für alles interessierten, was mit dem<br />
Propheten,Allahs Segen und Frieden auf ihm, in<br />
irgendeiner Form in Verbindung stand. Sie<br />
überlieferten uns die Namen seines Esels Ya´fur<br />
und seines Maultieres Duldul.Wen interessieren<br />
schon die Namen von Tieren, wenn sie nicht in<br />
Verbindung stehen mit einer Person, die man über<br />
alles liebt. Dank diesem Verständnis der Gefährten,<br />
wissen wir, dass der Prophet,Allahs Segen und<br />
Frieden auf ihm, vierzehn graue Barthaare hatte,<br />
wie sein vorzüglicher Charakter war, was für ein<br />
Ring er an welchem Finger trug und was für<br />
Kleider er anlegte, in welchen Sandalen er lief, und<br />
wie seine Schuhe aussahen.Wir wissen wie sein<br />
Schwert war, welche Kopfbedeckung er trug und<br />
wie er zu gehen pflegte, in welchen Positionen er<br />
gerne saß, wie und was er aß, und was er nach dem<br />
Einnehmen der Speisen zu sagen pflegte. Es wird<br />
genau überliefert, welches Obst er aß und wie der<br />
Prophet,Allahs Segen und Frieden auf ihm,<br />
getrunken hat, wie er scherzte, lächelte und lachte,<br />
wie er schlief und wie er seine Gebete verrichtete.<br />
Wir finden Überlieferungen über die Art seiner<br />
Rezitation und wie er weinte, über das Aussehen<br />
seiner Schlafmatte, über seine Scham und seine<br />
Zurückhaltung, über seine Zähne und seinen Bart.<br />
All diese detailreichen Berichte geben uns nur ein<br />
Teil des Bildes wieder, wie die Gefährten den<br />
Propheten,Allahs Segen und Frieden auf ihm,<br />
geliebt und gesehen haben.Wenn sich der Prophet,<br />
Allahs Segen und Frieden auf ihm, die Haare<br />
schneiden lies, entbrannte unter den Gefährten ein<br />
Wettstreit darum, in welche Hand die Haarlocken<br />
des Propheten fallen durften, und nie berührte eine<br />
Locke von ihm den Boden, bevor sie nicht von<br />
einem Gefährten abgefangen wurde. Ja selbst sein<br />
Schweiß wurde gesammelt, um mit ihm die<br />
Kranken unter den Gefährten zu versorgen und<br />
heilen.Wie viel Segen hat Allah in seinem<br />
Propheten,Allahs Segen und Frieden auf ihm, gelegt<br />
und wie viel davon haben seine Gefährten zu<br />
spüren bekommen, dass sie eine so starke und<br />
emotionale Bindung zu ihm,Allahs Segen und<br />
Frieden auf ihm, hatten.<br />
Als Abu Bakr und der Prophet,Allahs Segen und<br />
Frieden auf ihm, die Hidschra unternahmen und<br />
sich in einer Höhle vor den Mekkanern versteckt<br />
hielten, wurde Abu Bakr von einer Schlange<br />
gebissen, während der Prophet schlief. Doch Abu<br />
Bakr unterdrückte jeden Schmerz, um den<br />
Propheten,Allahs Segen und Frieden auf ihm, nicht<br />
aus seinem Schlaf zu reißen.
Doch als der Schmerz immer stärker wurde, löste<br />
sich eine Träne aus dem Auge Abu Bakrs, die dann<br />
auf die Wange des Propheten,Allahs Segen und<br />
Frieden auf ihm, tropfte, der darauf hin aufwachte.<br />
Und als er Abu Bakr mit Schmerz verzogenem<br />
Gesicht sah, ihn fragte, was passiert sei, und Abu<br />
Bakr ihm erzählte, was ihm zugestoßen ist,<br />
verstrich der Prophet,Allahs Segen und Frieden auf<br />
ihm, seinen Speichel auf die Wunde, sprach ein paar<br />
Worte und es war als sei nichts gewesen.<br />
Aus dem Studium der Prophetenbiographie und<br />
des Verhaltens der Gefährten, entnehmen wir die<br />
wahre Bedeutung des Propheten,Allahs Segen und<br />
Frieden auf ihm, für unsere Religion und unser<br />
Leben. Um es mit den Worten des Propheten<br />
Der Prophet41<br />
<strong>NUN</strong> - <strong>Ausgabe</strong> 4, <strong>Mai</strong>/<strong>Juni</strong> <strong>2006</strong><br />
selbst zu sagen, die er an Umar richtete, als dieser<br />
zum Propheten sprach: „Du bist mir lieber als alles<br />
andere auf der Welt außer mir selbst.“ Da<br />
erwiderte der Prophet,Allahs Segen und Frieden<br />
auf ihm: „Noch nicht lieber Umar.“ Bis Umar<br />
begriff, was der Prophet meinte und dann sprach:<br />
„Du bist mir lieber als alles andere auf der Welt<br />
und mich eingeschlossen.“ Daraufhin sagte der<br />
Prophet: „Jetzt Umar, jetzt.“ Also jetzt wo ich dir<br />
Lieber bin als alles andere auf der Welt, ist dein<br />
Glaube vollkommen. „Keiner von euch hat einen<br />
vollkommenen Galuben, bis ich ihm nicht lieber bin<br />
als sein Sohn, sein Vater und allen anderen<br />
Menschen.“
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<strong>NUN</strong> - <strong>Ausgabe</strong> 4, <strong>Mai</strong>/<strong>Juni</strong> <strong>2006</strong><br />
Der Prophet Mohammed<br />
Interview mit A. Abdurrahman Reidegeld<br />
Können Sie sich an Ihre erste Begegnung mit dem Namen Mohammed<br />
erinnern? In welchem Zusammenhang geschah dies? Wie können Sie Ihre<br />
damaligen Gefühle mit den heutigen vergleichen?<br />
Wie viele andere Menschen meines Jahrgangs hatte ich einige Romane von Karl May<br />
gelesen, die im Orient angesiedelt waren und natürlich auch die arabisch-türkischpersischen<br />
Namen wie exotische Sprachperlen in dem Text hervorhoben. Hier hörte ich<br />
soweit ich mich heute noch entsinne im Alter von etwa 9 Jahren das erste Mal den<br />
Namen Mohammed.<br />
Dieser Name war seinerzeit für mich mit keinem besonderen Gefühl verbunden;<br />
allerdings meine ich, dass in meinem Elternhaus oder auch in den Familien meiner<br />
Freunde keine besondere Sympathie oder umgekehrt Feindseligkeit für den Namen<br />
Mohammed gezeigt wurde.<br />
Für mich war es damals ein arabischer Name wie viele andere auch, ohne besondere<br />
Kenntnis oder Gefühlsbeziehung. Ich glaube, das war so, weil der Islam nur ein latentes<br />
Feindbild im Rahmen der Kulturgeschichte der abendländischen Welt war, aber<br />
keineswegs ein konkretes im deutschen Zusammenhang, wie es heute nicht zuletzt<br />
durch Mediengewalt den Menschen aufgedrängt wird.<br />
Heute ist der Name ein Angelpunkt in meinem Denken, und dies zum ersten Mal, als ich<br />
meinen ältesten Sohn Mohammed nannte. Das tat ich, um meine Hinwendung zum Islam<br />
und meine innerliche Verbundenheit mit dem Propheten des Islam zum Ausdruck zu<br />
bringen.<br />
Was für ein Gefühl entwickelt sich in einem Konvertiten, der nicht mit dieser<br />
Beziehung zum Gesandten in seiner Kindheit durch die soziale Umgebung<br />
aufgewachsen ist?<br />
Da darf ich natürlich nur von mir selbst sprechen, weil schlichtweg jeder Zugang zum<br />
Gesandten Allahs (t) seitens der zum Islam gekommenen Menschen ganz eigen ist.<br />
In den ersten Jahren nicht zuletzt mangels besserer Kenntnis der Sira, der<br />
Prophetengeschichte blieb die religiöse, historische und persönliche Bedeutung und<br />
Größe der Person Mohammeds mir weitgehend unklar.<br />
Erst als ich mir die unverzichtbare Stellung des Gesandten Allahs durch die Offenbarung<br />
und die daraus folgende Prüfung klarmachte, die Besonderheiten im Rahmen des<br />
Mi'radsch und Isrâ (Himmelfahrt des Propheten), als ich die Originalquellen las und<br />
verstehen konnte, fing ich an, die Rolle und Wertschätzung des Gesandten zu verstehen.<br />
In Deutschland haben Sie Kontakt zu Muslimen aus verschiedenen Ländern,<br />
und durch Ihr Studium und Familie kamen Sie auch mit vielen Muslimen aus<br />
der ganzen Welt in Kontakt. Können Sie einen Unterschied zwischen den<br />
Gefühlen der europäischen Muslime und der orientalischen bzw. asiatischen<br />
Muslime in der Liebe zum Gesandten erkennen?<br />
Es kommt mir sicher nicht zu und auch allgemein gesagt niemandem -, über den inneren<br />
Gefühlsgehalt oder die wahre innere Liebe der Muslime zum Gesandten Allahs zu<br />
spekulieren. Nur in zwei Punkten sehe ich mit aller Bescheidenheit geäußert<br />
Unterschiede in der Sicht:<br />
Der Prophet42
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Der Prophet43<br />
<strong>NUN</strong> - <strong>Ausgabe</strong> 4, <strong>Mai</strong>/<strong>Juni</strong> <strong>2006</strong><br />
Für den orientalischen Muslim ist Mohammed eher idealisiertes manchmal auch schon<br />
ideologisiertes Vorbild einer zu reformierenden orientalischen Gesellschaft, die derzeit<br />
aus den Fugen gerät; für den europäischen Muslim ist Mohammed der Mensch, der in<br />
Mekka die Nachstellungen der Polytheisten erträgt und in Madina die Hoffnung und<br />
irdische Verwirklichung der islamischen Urgemeinschaft durchsetzt. Manchmal aber<br />
scheint es mir, dass zum Islam gekommene Europäer nicht sofort eine innere Verbundenheit<br />
mit dem Namen Mohammed finden, einfach weil das eine bestimmte Kenntnis der<br />
Zusammenhänge und Geschichte des Islam voraussetzt, die der Europäer in der Regel<br />
nicht mitbringt, sondern sich erst mühsam erarbeiten muss. Hat er das aber geschafft, ist<br />
seine Verbundenheit tief, weil eben bewusst erarbeitet, nicht nur als hohles Bauchgefühl<br />
dahinwabernd.<br />
Was für eine Bedeutung hat das so genannte „imitatio Mohammedi“ für den<br />
Muslim in der modernen Zeit und in einem nicht islamischen Land wie in<br />
Deutschland? Des Öfteren erlebt man eingewanderte Muslime in Deutschland,<br />
die die traditionell arabische Kleidung aus ihren Heimatländern zum<br />
Dreh- und Angelpunkt der prophetischen Tradition erklären, wobei die überlieferten<br />
Charaktereigenschaften des Gesandten in Umgang mit Mitmenschen<br />
zu kurz zu kommen scheinen.Wie kann man dieses Phänomen<br />
erklären? Wo beginnen und hören die Grenzen auf, wenn man festlegen will,<br />
was eine nachzuahmende Tradition des Gesandten ist und was zum Alltag<br />
der damaligen Menschen gehörte und durch die Jahrhunderte sich ändern<br />
kann und dessen Befolgung keine islamische Pflicht ist?<br />
Auch die äußeren Formen der Prophetenkleidung, seiner Art des Barttragens etc. haben<br />
immer einen Vorbildcharakter, selbst dann, wenn es sich dabei um rein freiwillige Faktoren<br />
handelt. Aber in der korrekten Auslegung der Prophetentradition, gemeint: in der<br />
Sicht der Gelehrten des Islam werden diese äußeren Formen der Prophetennachfolge<br />
immer auch an dem gesellschaftlichen Umfeld zu messen sein. Damit ist nicht gemeint,<br />
dass die verpflichtenden oder stark wünschenswerten Handlungen und Kennzeichen des<br />
Muslims wegfallen sollen, sondern dass man sich bemüht, auf die Menschen auch im<br />
Maße des Möglichen zuzugehen.<br />
Manche Kleidungsformen wurden etwa keineswegs vom Propheten getragen, entsprechen<br />
in der Diktion aber der Art und Weise islamischer Vorstellung: die weite Pluderhose<br />
vom Sirwal-Typ etwa ist zentralasiatischen-persischen Ursprungs, wird aber von<br />
Millionen Muslimen in Zentralasien, den Turk-Gebieten, Iran, Irak und dem indopakistanischen<br />
Raum getragen. Sie entblößt nicht die Körperformen, wird darum auch als<br />
„islam-gemäßes Kleidungsstück“ verstanden doch zur Prophetenzeit waren dieses und<br />
etliche andere Kleidungsstücke unbekannt bei Muslimen. Umgekehrt wurden aus<br />
klimatischen Bedingungen einige typische Kleidungsstücke der Prophetenzeit, wie das<br />
gewickelte Untertuch des Izar, nicht außerhalb der arabischen Halbinsel getragen.<br />
Der Sunna als lebendiger Tradition nachzufolgen heißt daher, den Prinzipien nachzufolgen,<br />
die der Prophet verdeutlicht hat. Im Falle der Kleidung: was die Aura (der zu<br />
bedeckende Bereich des Körpers) ist, dass zu körperbetont-hautenge Bekleidung kein<br />
„Bedecken“ ist, dass es in vielen Fällen empfohlen ist, dass Männer eine Kopfbedeckung<br />
(Kappe,Turban-Form) tragen, usw. Doch spezielle Tracht aus anderen Volkstraditionen<br />
nach Europa zu transportieren, ohne dass es die eigenen sind, kann nur dann vertretbar<br />
sein, wenn ein europäischer Muslim dies im Bewusstsein tut, dass es SEIN individueller<br />
Ansatz zur Prophetennachfolge ist, nicht aber ein konkretes Gebot des Propheten selbst.<br />
Wer aber „islamische Kleidung“ tragen will, dem mag ein weitgeschnittenes<br />
Hosenmodell besser stehen als eine Sirwal-Pluderhose.
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Wie kann man einen Modellcharakter aus dem gesamten Leben des Gesandten<br />
entwickeln, der auch für einen europäischen Menschen ohne weiteres als<br />
vorbildlich zu erkennen wäre?<br />
Das Modell muss in dem Handeln liegen, in dem praktischen Beispiel. Jedesmal, wenn ein<br />
Muslim positive Handlungen vollführt, wird man ihn fragen, warum-wieso-von woher<br />
beeinflusst etc. Da kann er erwidern: ich folge dem Beispiel des Propheten Mohammed<br />
(saws). Solcherart verbindet sich vielleicht der Begriff „Mohammed“ mit positivem<br />
Handeln und ein besseres Vorbild kann ich mir nicht denken.<br />
Hat das Bild des Gesandten Mohammed nicht durch die Jahrhunderte zu<br />
sehr durch die Auseinandersetzungen zwischen Muslimen und Christen<br />
gelitten? Durch die Übertragung der Funktion Jesu wurde auf die Funktion<br />
des Gesandten Mohammed geschlossen und in Analogie zu Christen - die<br />
Muslime Mohammedaner genannt, was erst in den letzten Jahren korrigiert<br />
wurde.Was können Muslime machen, um die durch die Jahrhunderte<br />
entstandenen Zerrbilder zu korrigieren?<br />
Es waren gerade persönliche Angriffe auf die Lebensführung des Menschen Mohammed,<br />
die von christlichen Theologen des Mittelalters und der frühen Neuzeit geführt wurden,<br />
um so auch den Propheten Mohammed zu diskreditieren. Dabei wurden gerade im Vergleich<br />
von Jesus und Mohammed die ganz unterschiedlichen Rollen und spezifischen<br />
Aufgaben unterschlagen und extreme Gegensätze konstruiert (Jesus=Frieden, Muhammad=Krieg,<br />
etc.). Diese Art der Apologetik hat sich auch bis heute gerade bei fundamentalistischen<br />
christlichen Zirkeln erhalten.Viele ungerechtfertigte Vorwürfe belasten daher<br />
bis heute das muslimisch-christliche Verhältnis.<br />
Der Begriff „Mohammedaner“ ist ja in mehr als einer Hinsicht falsch: wir Muslime ehren<br />
den Gesandten, aber verehren im Gottesdienst nur den Schöpfer (im Gegensatz zu<br />
Christen); niemals nannten sich die Anhänger des Islam „Mohammedaner“, denn die<br />
Definition lief immer über das Wortfeld „Islam-Muslim“.Auch hatte der Begriff „Mohammedaner“<br />
immer auch eine stark abwertende Bedeutung bei Christen.<br />
Die Zerrbilder in der Vorstellung der europäischen Gesellschaften sind eine jahrhundertelang<br />
gepflegte und nun auf aller Schultern sitzende Belastung: die Christen schleppen<br />
diese Vorstellungen mit sich herum, Muslime müssen sich mit den Folgen (nämlich negativer<br />
Haltung und Handlung seitens der Nichtmuslime) dieser Bilder auseinandersetzen.<br />
Der Muslim muss - auch wenn es nicht immer günstig dazu aussieht - versuchen, durch<br />
positive Berichte und Beispiele der Propheten-Geschichte den Nicht-Muslimen ein<br />
Gegenbild zu vermitteln; nur so fühlt sich doch jemand herausgefordert, auch den<br />
eigenen Standpunkt neu zu betrachten<br />
Wenn in deutschen Schulen Bibelausgaben von nichtmuslimischen Schülern<br />
respektlos auf den Boden geworfen werden, setzen die muslimischen Kinder<br />
sich ein und nehmen die Bibel vom Boden. In Zusammenhang mit dem Karikaturenstreit<br />
gebracht: wie haben Sie den Karikaturenstreit als ein Muslim,<br />
dem das Liebste der Gesandte Mohammed ist, erlebt? Was fehlt dem<br />
„aufgeklärten Europäer“ im Umgang mit ihren Mitmenschen?<br />
<strong>NUN</strong> - <strong>Ausgabe</strong> 4, <strong>Mai</strong>/<strong>Juni</strong> <strong>2006</strong><br />
Das sind mehrere Fragen, die sich nur in einem Punkt berühren: dem Aspekt des unbedingt<br />
zu Würdigenden, in dem Sinne: „dem Heiligen“. Auch wenn die Bibelausgaben<br />
nicht der Originaltext von Jesus sind, fühlt sich ein muslimischer Schüler mehr als<br />
unangenehm berührt, wenn der Text auf dem Boden liegt. Er spürt, hier geht es um<br />
etwas ganz anderes als nur einen x-beliebigen Text auf dem Boden. Hier steht die<br />
Bibelausgabe symbolisch für den Gesamtrespekt der Gläubigen vor ihrer jeweiligen<br />
Religion. So war ja auch der Karikaturenstreit keineswegs eine Auseinandersetzung von<br />
Christen offen bekennender Art und Muslimen: es war die künstlich hervorgerufene<br />
Konfrontation eines pseudo-liberalen Habitus, der in seiner areligiös-selbstgefälligen Art<br />
seiner Ansicht Weltgeltung erzwingen wollte.<br />
Der Prophet44
Anzeige<br />
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Biographie<br />
Der Prophet45<br />
<strong>NUN</strong> - <strong>Ausgabe</strong> 4, <strong>Mai</strong>/<strong>Juni</strong> <strong>2006</strong><br />
Ahmad Abdurrahman Michael Reidegeld, 1966 in Bielefeld geboren, studierte in<br />
Köln Islamwissenschaften,Afrikanistik und Malaiologie. Er schrieb das Handbuch<br />
Islam,<br />
welches in über 800 Seiten die Glaubens- und Rechtslehre der islamischen<br />
Rechtschulen behandelt. Er ist Lehrer für „Islamische Religion“ in Wien.<br />
Erdbeben in Java/Indonesien<br />
Sparkassen KölnBonn,<br />
Kontonummer: 12 20 20 99<br />
BLZ 370 501 98<br />
Praktischerseits erscheint mir die Reaktion vieler Nicht-Muslime auf die Ausschreitungen<br />
in der islamischen Welt so, dass von sehr vielen das Empfinden, besser: die Empfindungswirklichkeit<br />
der Muslime außen vor bleibt, nicht erkannt werden will. Der „aufgeklärte<br />
Europäer“ hat sich nämlich längst von dem Gedanken verabschiedet, Religion könne<br />
noch für die praktische Gesellschaftsform von Bedeutung sein. Hier wird natürlich anderen,<br />
die diese säkulare Weltsicht nicht teilen, ein Maulkorb verpasst.<br />
Herr Reidegeld, wir danken Ihnen für dieses interressante Gespräch.<br />
Erdbeben in Java/Indonesien<br />
www www.islamicrelief.de<br />
.islamicrelief .de<br />
Islamic Relief<br />
Humanitäre Organisation<br />
in Deutschland e.V.<br />
Steinbergerstr. 14<br />
50733 Köln<br />
Tel.: 0221-7220799<br />
Fax: 0221-9726899<br />
www.islamicrelief.de<br />
info@islamicrelief.de<br />
Stichwort: Erdbeben<br />
in Java/Indonesien
Prof. Dr. M. Hussain Haikal<br />
Das Leben Mohammeds<br />
Lesenswertes46<br />
<strong>NUN</strong> - <strong>Ausgabe</strong> 4, <strong>Mai</strong>/<strong>Juni</strong> <strong>2006</strong><br />
BUCHVORSTELLUNG<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
Arabien vor dem Islam<br />
Mekka, die Kaba und die Kuraisch<br />
Mohammed - Von seiner Geburt bis zu seiner Heirat<br />
Von der Heirat bis zur Prophetenberufung<br />
Von der Entsendung bis zu Umars Annahme des Islam<br />
Die Geschichte von den Kranichen<br />
Die Schlechtigkeiten der Kuraisch<br />
Von der Aufhebung des Schriftstücks bis Al Isra<br />
Die zwei Abkommen von AI Akaba<br />
Die Auswanderung des Gesandten<br />
Die Anfangszeit in Jathrib<br />
Die ersten Expeditionstrupps und Gefechte<br />
Der große Kriegszug von Badr<br />
Zwischen Badr und Uhud<br />
Der Feldzug von Uhud<br />
Die Auswirkungen von Uhud<br />
Die Frauen des Propheten<br />
Die beiden Kriegszüge von Chandak und Banu Kuraiza<br />
Von den beiden Kriegszügen bis Al Hudaibija<br />
Das Abkommen von Al Hudaibija<br />
Chaibar und die Gesandten an die Könige<br />
Die vereinbarte Umra<br />
Der Kriegszug von Muta<br />
Die Einnahme Mekkas<br />
Hunain und At Taif<br />
Ibrahim und die Frauen des Propheten<br />
Tabuk und der Tod Ibrahims<br />
Das "Jahr der Delegationen" und die Pilgerreise Abu Bakrs mit<br />
den Leuten<br />
Die Abschiedswallfahrt<br />
Krankheit und Tod des Propheten<br />
Die Bestattung des Gesandten<br />
Die wahre Größe des Propheten ist in der westlichen Welt so gut wie unbekannt. Ursache hierfür sind nicht nur<br />
alte Vorurteile, sondern auch die Tatsache, dass es für einen Nicht-Muslim schwer ist, die Rolle eines geistigreligiösen<br />
Archetyps zu verstehen, der sich auch auf sozialem, politischem und wirtschaftlichem Gebiet betätigte.<br />
Mohammed beschränkte sich nicht nur darauf, unter großen Schwierigkeiten mit seinem Leben Zeugnis abzulegen<br />
für die Wahrhaftigkeit der von Allah empfangenen Offenbarung, den Koran. Er selbst wurde sein getreuer<br />
Botschafter, übte aber gleichzeitig auch das Amt des Gesetzgebers und Führers der muslimischen Gemeinschaft, der<br />
Umma, aus.<br />
Über ihn wurde folgendes geschrieben: 'Nie übernahm ein Mensch je freiwillig oder unfreiwillig eine erhabenere<br />
Aufgabe, eine Aufgabe, die übermenschlich war: den Aberglauben auszuschalten, der sich zwischen die Schöpfung und<br />
den Schöpfer gestellt hat, Gott den Menschen und die Menschen Gott zurückzugeben, den nationalen und heiligen<br />
Gedanken der Gottheit im Chaos der materialisierten und entstellten Götter der Idolatrie wiederherzustellen.
Lesenswertes47<br />
<strong>NUN</strong> - <strong>Ausgabe</strong> 4, <strong>Mai</strong>/<strong>Juni</strong> <strong>2006</strong><br />
Wohl nie unternahm ein Mensch mit so geringen Mitteln ein derart die menschlichen Kräfte übersteigendes Werk,<br />
wobei zu bedenken ist, dass ihm bei der Konzeption und Ausführung eines so großen Planes keine anderen<br />
Werkzeuge zur Verfügung standen als er selbst und eine Handvoll Barbaren in einem verlassenen Fleck der Wüste.<br />
Ebenso gelang es keinem Menschen je, eine so große und dauerhafte Revolution in der Welt zu verwirklichen;<br />
bereits weniger als zwei Jahrhunderte, nachdem er gepredigt hatte, regierte der Islam teils durch Bekehrung, teils<br />
durch Waffengewalt nicht nur die drei Teile Arabiens, sondern hatte auch Persien, Khorassan,Transoxanien, Spanien<br />
und einen Teil Galliens, sowie den Kaukasus, das westliche Indien ... erobert.<br />
Nimmt man den Umfang des Planes, die Geringfügigkeit der Mittel und das ungeheure Ausmaß des Erfolges als<br />
Maßstab für das Genie eines Menschen, wer wagt es dann, auf menschlicher Ebene eine bedeutende Persönlichkeit<br />
der Geschichte mit Mohammed zu vergleichen? Die berühmtesten Männer haben sich darauf beschränkt, Heere,<br />
Gesetze, Kaiserreiche zu erschüttern, oder (wenn sie als Gründer auftraten) nur materielle Machtbereiche zu<br />
schaffen, die oft noch vor ihnen zusammenbrachen. Mohammed hingegen erschütterte Heere, Gesetzgebungen,<br />
Kaiserreiche,Völker, Dynastien, Millionen von Menschen auf einem Drittel der bewohnten Welt; hinzu kommt, dass<br />
er Altäre, Götter, Religionen, Ideen, Überzeugungen, Seelen ins Wanken brachte. Er hat auf einem Buch, von dem<br />
jeder Buchstabe Gesetz geworden ist, eine geistige Nation gegründet, die Völker aller Sprachen und Rassen umfasst;<br />
er hat als unauslöschliche Eigenschaft dieser muslimischen Nation den Hass gegen die falschen Götter sowie die<br />
Leidenschaft für den Einen Allah erweckt. Ein solcher Patriotismus und der Wille, die Entweihung des Himmels zu<br />
rächen, waren Tugenden der Erben Mohammeds: die Eroberung eines Drittels der Erde war ein Wunder, aber<br />
wahrscheinlich nicht so sehr ein durch einen Menschen, sondern mehr durch eine Idee bewirktes Wunder. Einmal<br />
ausgesprochen, wirkte die Idee von dem Einen Gott wie eine Explosion, die die Tempel der Idole in Brand setzte und<br />
ein Drittel der Welt mit ihrem Schein erfüllte.<br />
Sein Leben, seine innere Sammlung, seine heroischen Verdammungen gegen den Aberglauben in seinem Land, der<br />
beim Angriff der Götzendiener bewiesene Mut, die Ausdauer, sie fünfzehn Jahre in Mekka zu dulden, das Akzeptieren<br />
der Rolle des öffentlichen Ärgernisses und praktisch des Opfers unter seinen Landsleuten, schließlich die Flucht, das<br />
unaufhörliche Predigen, der ungleiche Krieg, der Glaube an den Erfolg, der ganz auf eine Idee und sicher nicht auf<br />
Macht gerichtete Ehrgeiz, das Gebet ohne Ende, das mystische Gespräch mit Gott, der Tod und der Sieg über das<br />
Grab hinaus...<br />
"Philosoph, Redner,Apostel, Gesetzgeber, Eroberer von Ideen,Wiederhersteller von Dogmen, Gründer zwanzig<br />
irdischer Imperien und eines geistigen Reiches, das ist Mohammed.Welcher Mensch ist ... erhabener als er?"<br />
Diese leidenschaftliche Huldigung stammt nicht von einem Muslim, sondern von Alphonse de Lamartine (1790-<br />
1869), niedergeschrieben in seiner "Histoire de la Turquie". Diese Huldigung macht gleichzeitig deutlich, warum nach<br />
über dreizehn Jahrhunderten alle Muslime mit Dankbarkeit in ihren Gebeten den Abgesandten Allahs ins Gedächtnis<br />
rufen. Sie rufen ihn ins Gedächtnis, sie rufen ihn nicht an, denn das Gebet ist nur für Gott bestimmt. (Mohammed<br />
und die Entstehung des Islam, Seite 6-7)<br />
Die Quelle des Islam ist der geoffenbarte Koran, der uns ohne die geringste Verfälschung bis zum heutigen Tage in<br />
seiner vom Propheten des Islam verkündeten Form erhalten ist. Zudem sind uns die in der Sunna (Brauch,<br />
Gepflogenheit) überlieferten Aussagen des Propheten und seine dort geschilderte Lebensführung eine<br />
unmissverständliche Richtschnur für das Verständnis und die Anwendung der Offenbarung des Koran. Das Leben des<br />
Propheten liegt so klar und überzeugend vor uns, dass es selbst über die Dauer von über vierzehn Jahrhunderten<br />
hinweg zu begeistern und zur Nachahmung anzuspornen vermag. Leider ist die Lebensgeschichte des Propheten im<br />
Laufe der Zeit, besonders in der westlichen Welt, immer wieder mit Schleiern der Verfälschung und sogar mit<br />
Verleumdungen umgeben worden.Was ein Europäer im allgemeinen über ihn in Erfahrung bringen kann, ist spärlich,<br />
entbehrt oft jeglicher Authentizität und scheint eher von rein historischem Interesse zu sein. Dabei sind das Leben<br />
und die Lehre dieses Mannes aktueller als je zuvor: Millionen Menschen folgen seiner Lehre. Und es ist, als sei die<br />
islamische Welt nach langem Schlummer wieder erwacht und in Bewegung geraten. (Vorwort, Seite 9)<br />
Das Werk von Mohammed Hussain Haikal ist eine wirklich sehr gut gelungene Prophetenbiographie, die sich<br />
insbesondere mit den wissenschaftlichen und orientalistischen<br />
Aspekten beschäftigt.<br />
Der Autor hat die Einzelheiten des Propheten zusammengetragen und genauster Nachprüfung unterzogen. Haikal<br />
löst sich vom klassischen Stil der arabischen Biographie und stellt das historische Material auf einer Art dar und<br />
wählt damit einen Stil, der nach Einschätzung des Herausgebers, dem westlichen Leser, egal ob Muslim oder<br />
Nichtmuslim, entgegen kommt.<br />
Mohammed Hussain Haikal unterteilt in seinem Werk, die Biographie des Propheten in mehrere relativ kurze<br />
Hauptkapitel, die jeweils Wende- bzw. Höhepunkte oder eine bestimmte Zeitspanne im Leben des Propheten<br />
enthalten. Jedes dieser Hauptkapitel wird wiederum in kleine Kapitel unterteilt, die teilweise nur den Umfang einer<br />
Buchseite haben.<br />
Das Leben Mohammeds, Mohammed Hussain Haikal, Gesellschaft für Deutsch-Iranischen Handel Dr. Kermani mbH,<br />
ISBN 3-980-1560-0-1, 489 Seiten
Engin Topal<br />
“Der Westen ist das Kind<br />
der islamischen Zivilisation”<br />
Der Westen ist das Kind der islamischen<br />
Zivilisation. Diese Behauptung stammt von Prof.<br />
emeritus Fuat Sezgin, der mit seinen 80 Jahren<br />
noch das renommierte Institut für Geschichte und<br />
Kultur der arabisch-islamischen Wissenschaften<br />
(gegründet 1982) in Frankfurt/<strong>Mai</strong>n leitet.<br />
Widersprechen wird ihm kaum ein Arabist oder<br />
Orientalist können, da Prof. Sezgin mit seinem<br />
voluminösen Standardwerk, die mehrbändige<br />
Geschichte des arabischen Schrifttums, einen<br />
bahnbrechenden akademischen Erfolg verzeichnen<br />
konnte und unter den Orientalisten sehr hohes<br />
Ansehen genießt.<br />
Sezgin begann seine Lehre 1942 in Istanbul bei<br />
Prof. Hellmut Ritter. Ritter floh aus Nazi-Deutschland<br />
in die Türkei, wie viele andere jüdische Akademiker<br />
seiner Zeit.Auf Anraten seines Lehrmeisters<br />
vertiefte er sich in der Geschichte der Naturwissenschaften.Von<br />
ihm erfuhr er, dass die Muslime in<br />
den Naturwissenschaften, insbesondere in der<br />
Mathematik, die größten Wissenschaftler hervorbrachten.<br />
Ritters Ansatz sollte für Sezgin eine<br />
Richtschnur in seiner Forschung bilden, der er seit<br />
60 Jahren treu geblieben<br />
ist. Nach seiner ersten<br />
Habilitation 1954 wurde<br />
er Professor an der<br />
Philosophischen Fakultät<br />
in Istanbul. 1965 habilitierte<br />
er ein zweites Mal<br />
an der Goethe-<br />
Universität zu Frankfurt<br />
im Bereich Geschichte<br />
der Naturwissenschaften,<br />
weil er sein Vaterland<br />
nach einem Militärputsch<br />
verlassen musste.<br />
Inzwischen umfassen die<br />
Publikationen seines<br />
Instituts 900 Bände. 1982<br />
bekam er das<br />
Bundesverdienstkreuz.<br />
Sezgin vertritt die These,<br />
dass die Geschichte der<br />
Naturwissenschaften von<br />
Grund auf neu geschrieben werden müsse, weil es<br />
Wissenswertes48<br />
<strong>NUN</strong> - <strong>Ausgabe</strong> 4, <strong>Mai</strong>/<strong>Juni</strong> <strong>2006</strong><br />
auf dem falschen Grundsatz beruhe, dass der<br />
Westen ihren geistig-naturwissenschaftlichen<br />
Wissenschaftskomplex direkt von den Alten<br />
Griechen übernommen haben, wobei hier bewusst<br />
oder unbewusst die Beiträge der Muslime zu den<br />
Wissenschaften übersehen oder unerwähnt<br />
bleiben. Jedoch ist inzwischen erwiesen, dass die<br />
Europäer die wissenschaftlichen Werke aus Sizilien<br />
und Andalusien teilweise plagiiert haben. Ganze<br />
Werke von muslimischen Autoren wurden teils<br />
übersetzt und teils überarbeitet und ohne<br />
Quellenangaben mit eigenen Namen veröffentlicht.<br />
So fand zwar das Wissen der alten Araber in<br />
Europa Einzug, ohne jedoch dass die Verfasser<br />
dieser Werke gerühmt wurden. Mit Werken über<br />
Mathematik,Astronomie,Trigonometrie,<br />
Geographie, Medizin usw. konnte der Westen<br />
seinen wissenschaftlichen Feldzug beginnen, wobei<br />
die Muslime nach der Räumung Siziliens und<br />
Andalusiens ihre wissen-schaftliche Basis verloren<br />
haben und immer mehr - sicherlich nicht<br />
unverschuldet - der Rückschrittligkeit nicht nur auf<br />
dem naturwissenschaftlichen Felde anheimfielen.
Als nur ein Beispiel für die Perzeption der<br />
wissenschaftlichen Errungenschaften durch die<br />
nichtmuslimische Welt nennt Sezgin die Spanier<br />
und die Portugiesen, die durch die Übernahme des<br />
Kompasses von den Muslimen zu den ersten<br />
Seeweltmächten der Erde gehörten. Die<br />
Entdeckung Amerikas konnten diese als eigene<br />
Errungenschaften verbuchen, bekanntlich wussten<br />
sie lange Zeit jedoch nicht, dass sie einen neuen<br />
Kontinent entdeckt hatten.<br />
Darüber hinaus entdeckten die Araber auch die<br />
Dampfkraft, die in Europa erst nach Jahrhunderten<br />
eingesetzt wurde.Auch hier haben die Europäer<br />
dieses Wissen weiter entwickelt und ihre<br />
industrielle Revolution damit zum Laufen gebracht.<br />
Allen Lesern dieser Zeilen, die jetzt meinen, dass<br />
das wohl zuviel des Guten wäre, nämlich alle<br />
Errungenschaften der Menschheit auf die Muslime<br />
zurückzuführen, soll der Besuch des Instituts von<br />
Fuat Sezgin nahegelegt werden. Er hat nämlich die<br />
letzten Jahre seiner Forschung damit verbracht, das<br />
Wissen der Muslime auch visuell zugänglich zu<br />
machen. Er hat schon 800 Exponate der<br />
Instrumente nachbauen lassen, die die Muslime<br />
erfunden und eingesetzt haben. Dazu hat Sezgin die<br />
literarischen Quellen der Muslime durchkämmt.<br />
Obwohl die meisten Instrumente nicht abgebildet<br />
waren, also nur funktionell beschrieben wurden,<br />
ließ er diese in verschiedenen Ländern unserer<br />
Erde nachbauen. Mit dem Zusammentragen der<br />
Exponate begann er 1983. Das Instrumentarium,<br />
was er jetzt in Frankfurt/<strong>Mai</strong>n ausstellt, umfasst fast<br />
alle Gebiete der uns bekannten Wissenschaften:<br />
Von Astrolabien angefangen bis zu Musikinstrumenten.<br />
Es wird auch ein selbstspielendes Musikinstrument<br />
ausgestellt.Als in Europa geistig verstörte<br />
Menschen verbrannt wurden, mit der Begründung,<br />
dass sie vom Satan befallen wären, heilte man in<br />
<strong>NUN</strong> - <strong>Ausgabe</strong> 4, <strong>Mai</strong>/<strong>Juni</strong> <strong>2006</strong><br />
der islamischen<br />
Welt<br />
verstörte Gemüter<br />
mit<br />
Musik .<br />
Anfänglich<br />
konzentrierten<br />
sich die<br />
Muslime in<br />
dem Gebiet<br />
der Austronomie<br />
und der<br />
Zeitrechnung,<br />
weil die Zeitermittlung<br />
für<br />
die Ausübung<br />
der Religion<br />
von immenser<br />
Bedeutung ist.<br />
Dies hat dazu<br />
geführt, dass<br />
im Feld der<br />
Mathematik und der Geometrie die Muslime die<br />
Vorreiter für die modernen mathematischen<br />
Disziplinen wurden. Heute wäre es zum Beispiel<br />
undenkbar, ohne die arabischen Zahlen<br />
auszukommen. Ein fünfbändiger Katalog begleitet<br />
die Ausstellung. Des Weiteren ließ Fuat Sezgin viele<br />
Handschriften faksimilieren, um diese den<br />
Interessenten zugänglich zu machen.<br />
Als Resümé ist festzuhalten: Sezgin versucht, für<br />
den Grundsatz von der Einheit der Wissenschaften<br />
in seinem fortgeschrittenen Alter zu werben, was<br />
Völker und Religionen dazu veranlassen sollte, sich<br />
zu begegnen und Konflikte friedlich auszuräumen.<br />
Für seine Leistung auf diesem Wege verdient Prof.<br />
Sezgin unsere Ehrerbietung.<br />
http://web.uni-frankfurt.de/fb13/igaiw/museum/museum.html<br />
Wissenswertes49<br />
Die Bilder in<br />
diesem Artikel<br />
stammen aus<br />
der Webseite<br />
des Instituts
Ein zeitgemäßes Lesen der Sure Al-Alaq, Teil II<br />
(Sure 96 - Das Anhängsel / Verse 6-8)<br />
Vers 6<br />
Die geistige Sättigung und die innere Rebellion<br />
Doch nein! Der Mensch, welcher auf niemanden angewiesen<br />
zu sein glaubt (Koran 96/7) ist auf der geistigen<br />
Ebene ein Wesen, das sich anderen Menschen gegenüber<br />
verschließt. Die Stellvertreter des Bildes einer erkrankten<br />
Gesellschaft werden auch weiterhin ihre Ohren den<br />
Offenbarungen verschließen. Sie neigen dazu, sich selbst<br />
außerhalb des Kreises der Menschheit zu platzieren,<br />
dem sie aber trotz allem beiwohnen, und ihre Knechtschaft<br />
gegenüber ihrem Schöpfer abzulehnen. Der Koran<br />
bezeichnet dieses Phänomen als die „innere Rebellion“.<br />
Die innere Rebellion ist als eine Reaktion auf und die<br />
Konsequenz einer geistigen Übersättigung zu betrachten<br />
(Koran 96/6). Im Koran werden die „innere Rebellion“<br />
und die „geistige Übersättigung“ sowohl begrifflich, als<br />
auch erzählerisch, nicht in Form von Legenden aus<br />
früheren Zeiten (Esatiru'l-evvelin), sondern von belehrenden<br />
Ereignissen aus früheren Zeiten (Ahsenu'l-<br />
Kasas), erläutert. Liest man diese Sure im Kontext der<br />
letzten zweihundert Jahre der westlichen Welt und<br />
betrachtet in ihr das Auftreten einer „inneren Rebellion“<br />
infolge einer „geistigen Übersättigung“ (Imperialismus),<br />
so erscheinen einem manche Dinge verständlicher.<br />
Die „innere Rebellion“ wurde bereits in früheren<br />
Epochen als ein Symptom des Wohlstandes interpretiert.<br />
Dazu äußert sich Muqatil bin Süleyman wie folgt:<br />
„Selbst wenn das Bild des geistig Übersättigten seit<br />
jeher unter der reichen Bevölkerungsschicht wieder zu<br />
finden ist, lässt sich der Inhalt und die Anspielung der<br />
Sure auf alle Menschen und nicht nur auf eine kleine<br />
Gruppe übertragen.“<br />
Das Verb tagha in der Sure An-Nazi'at (Koran 79/17)<br />
wird bei der Begründung von Musas (a.s.) Reise zum<br />
Pharao verwendet. So sagt Allah in dieser Sure: „Er (der<br />
Pharao) überschreitet<br />
wirklich jedes Maß.“<br />
Dies ist die Beschreibung<br />
des Zustandes des Pharaos<br />
bevor Musa (a.s.)<br />
ihm den Glauben an<br />
Allah (c.c.) verkündete.<br />
Bei der Beschreibung des<br />
von niemandem abhängig<br />
zu sein glaubenden Menschen<br />
in der Sure Al-Alaq<br />
wird das Verb tagha mit<br />
dem arabischen Buch-<br />
staben „L“ verbunden.<br />
Die Wucht dieser Aus-<br />
sage ist immens. Er-Razi<br />
Das Frühstadium des Embryo<br />
wird im Koran als Al-Alaq bezeichnet.<br />
Koran50<br />
<strong>NUN</strong> - <strong>Ausgabe</strong> 4, <strong>Mai</strong>/<strong>Juni</strong> <strong>2006</strong><br />
erläutert warum diese Anspielung bei Abu Dschahil eine<br />
größere Bedeutung hat als beim Pharao. Razi: „Abu<br />
Dschahils anti-monotheistische Haltung hat sich, nach<br />
der Verkündung des Glauben an einen Gott, verstärkt. Er<br />
versuchte diesen Glauben zu bekämpfen.Während der<br />
Pharao im letzten Moment Reue zeigte, war Abu Dschahil<br />
Stolz auf seinen Nichtglauben.“<br />
Die „innere Rebellion“ und die „geistige Übersättigung“<br />
können bei einem Individuum, das fest an die Rückkehr<br />
zu seinem Schöpfer glaubt, nicht gedeihen. Der achte<br />
Vers (Koran 96/8) greift mit dem Wort rucû (die Rück-<br />
kehr) zum ersten Mal das Thema „Jenseits“ auf, welches<br />
später (Koran 14/42) ausführlicher behandelt wird. Razi<br />
hebt an dieser Stelle hervor, dass mit „Rückkehr“ auch<br />
die Rückkehr des Menschen zu seinem ursprünglichen<br />
Zustand gemeint sein kann. Dieser Satz ist für diejeni-<br />
gen, die Zweifel am Jüngsten Tag haben ein Wegweiser<br />
zum Pfad der Wahrheit. Denn er macht deutlich, dass<br />
der Mensch in seiner Umwelt von einem Zustand in den<br />
anderen wechselt, wie z.B von der Existenz in die Nicht-<br />
Existenz oder vom Zustand der Gesundheit in den Zustand<br />
der Krankheit.Was ist demnach die Quelle des<br />
irrationalen Urvertrauens zum Schöpfer, der alles lenkt<br />
und den Menschen mit plötzlichen Ereignissen, die von<br />
IHM geplant sind, überrascht?<br />
Vers 7<br />
Panoramen aus dem Leben<br />
Indem der Schöpfer uns von Menschen berichtet, deren<br />
Charakter von „innerer Rebellion“ und „geistiger Übersättigung“<br />
geprägt ist, hält ER SEINE Rolle als DER „Belehrer“<br />
aufrecht. Der Koran beginnt mit der Belehrung<br />
des Menschen mit Beispielen und Gleichnissen aus dessen<br />
Lebenswirklichkeit bereits in der ersten Offenbarung.Aus<br />
diesem Grund wird in dieser Sure die Frage<br />
„Hast du denjenigen gesehen,…?“ insgesamt drei Mal<br />
formuliert. Diese Offenbarung erreichte sowohl die<br />
Gläubigen, als auch die Ungläubigen.<br />
Deshalb sind einige der Auffassung, dass mit der zweiten<br />
Formulierung dieser Frage eine Anspielung an die kafirun<br />
(die Ungläubigen) gemacht wird. Betrachten wir nun<br />
denjenigen, der als „Vater der Weisheit“ tituliert wird<br />
und welch „geistige Übersättigungen“ die „innere Rebel-<br />
lion“ bei ihm auslöste.Vielleicht hat der Prophet gehofft,<br />
dass dieser sich selbst eines Tages von diesem Zustand<br />
befreien wird, oder vielleicht sollte gerade er als Beispiel<br />
für andere dienen und nicht der „inneren Rebellion“ zu<br />
Opfer zu fallen.
Vers 8<br />
Über das Ausleben des Gebetes<br />
Das Wort salâh (das rituelle Gebet), welches lexikalisch<br />
gleichbedeutend mit du'a (Bittgebet) und baraka (Se-<br />
gen Allahs) ist, hat eine lange Ursprungsgeschichte in<br />
Mekka. „Ihre Gebete neben der Kaaba sind nichts weiteres<br />
als inhaltlose Bewegungen. Gepeinigt sollt Ihr werden<br />
für Euren Unglauben.“<br />
Der Koran hat nicht nur die äußere Form des Gebetes,<br />
sondern was nämlich viel wichtiger ist, den Inhalt vollkommen<br />
geändert. Das Gebet, welches anfangs nur ein<br />
Ritus war, wurde durch den Islam zu etwas, was das<br />
Bewusstsein des Menschen in Bezug zu seiner Schöpfung<br />
auffrischt und an seine damit verbundenen Verpflichtungen<br />
erinnert, indem es den Menschen zu<br />
bestimmten Zeiten am Tage (Gebetszeiten) in wesentlichen<br />
Dingen erzieht.Als man das Gebet in seiner<br />
neuen Form neben der Kaba ausüben wollte, gab es<br />
massive Gegenwehr. Durch das Wort „Sprich,…“ wird<br />
deutlich, dass der Prophet Mohammed sich unmittelbar<br />
in dieser Situation der Anfeindung befand. Das erste<br />
Substantiv, welches in dieser Offenbarung zur<br />
Beschreibung des Propheten benutzt wird, ist abd<br />
(Diener). Der „Diener“ ist ein Rang, der jemandem<br />
verliehen wird, der einen segenreichen Charakter<br />
(Huluqu'l Atheem) besitzt.Welch bemerkenswerten<br />
Erfolg hat man erzielt, wenn man jemandem dessen<br />
Geist den Begriff „Diener“ ablehnt, vom Propheten<br />
Mohammed als der „Diener“ Gottes berichtet und<br />
Fortsetzung in der nächsten <strong>Ausgabe</strong><br />
Koran51<br />
<strong>NUN</strong> - <strong>Ausgabe</strong> 4, <strong>Mai</strong>/<strong>Juni</strong> <strong>2006</strong><br />
diesem Menschen somit die Erhabenheit in der Diener-<br />
schaft nahe legt? In dieser Offenbarung wird Prophet<br />
Mohammed in der zweiten Person Singular „Du“ ange-<br />
sprochen. Das Verbot, welches über die neue Form des<br />
Gebets verhängt wurde, wird auch andere Gläubige und<br />
insbesondere unter ihnen die<br />
schwachen am härtesten treffen. Die Ausdrücke, die das<br />
Fundament für das Verbot des neuen Gebets darstellen,<br />
werden die Gläubigen selbst in außerkontextuellen Situ-<br />
ationen davon abbringen sich mit dem Inhalt dieser aya<br />
auseinander zu setzen, geschweige denn mit einem<br />
dschûs (einer der dreißig Teile des Korans). Diejenigen,<br />
die Missbrauch mit dem Glauben betreiben, sind natür-<br />
lich nicht davon betroffen.<br />
Dem aufmerksamen Beobachter sollte auffallen, dass es<br />
Parallelen gibt zwischen dem Abhalten des Propheten<br />
Mohammed von seinem Gebet in Mekka und dem Abhalten<br />
der Gläubigen vom Gebet in der heutigen Gesellschaft.Wenn<br />
man die Hintergründe versteht, warum die<br />
Mekkaner damals den Propheten vom Gebet abhalten<br />
wollten, so wird dies auch die Hintergründe der das Gebet<br />
erschwerenden Situationen in heutiger Welt durchleuchten.<br />
Das Phänomen des Gebetverbots enthüllt die<br />
Doppelmoral, die in der aufgeklärten Welt hinter dem<br />
leeren Slogan „Glaubensfreiheit“ steckt. Für den Leser<br />
unserer Zeit, ist mit dem Begriff abd<br />
(Diener) er selbst<br />
und der unterdrückte moderne Leser gemeint.
„Allahs Gesandter sagte:<br />
Wer drei Mädchen aufnimmt und dafür sorgt,<br />
dass sie einen vorzüglichen Charakter haben,<br />
für sie passende Ehepartner findet und sie gut behandelt,<br />
für ihn gibt es das Paradies.“<br />
Abu Sa’îd al-Khudrî
Taceddin Simsek<br />
Weisheit (al-hikma) Andalusiens II<br />
Ibn Tufail<br />
Kurzer Lebenslauf des Ibn Tufail<br />
Abu Bakr Mohammed ibn Abd al-Malik ibn<br />
Mohammed ibn Tufail al-Qaisi al-Andalusi, im<br />
Abendland unter den christlichen Scholastikern<br />
bekannt als "Abubacer" (Latinisierung seines<br />
Namens Abu Bakr), ist um 1100 zu Wadi-Asch<br />
(Guadix) in Andalusien geboren. Ibn Tufail starb als<br />
Arzt und Wezir der Almohaden in Marrakesch<br />
(Marokko) im Jahre 1185. Er wurde unter dem<br />
Namen seines Urgroßvaters Tufail bekannt, was<br />
gelegentlich zu Verwechselungen geführt hat.<br />
Berühmt als Arzt, Mathematiker,Astronom, Dichter<br />
und Philosoph verfolgte und vervollständigte Ibn<br />
Tufail den Weg seines Meisters Ibn Bajjah<br />
(gest.1139).<br />
Nach den Almoraviden traten die Almohaden (= almuwahhidiun<br />
„Bekenner der Einheit Gottes“), als<br />
die Gründer der neuen Dynastie, Mohammed ibn<br />
Tumart in Spanien und Nordafrika auf. Unter den<br />
Nachfolgern von Ibn Tumart Abu Jaqub Jusuf (1163-<br />
1184) und Abu Jusuf Jaqub [Jaqub al-Mansur] (1184<br />
1198) erreichen die Almohaden mit ihrem Sitz in<br />
Marokko den Höhepunkt.<br />
Die Almohaden führten eine gewaltige Erneuerung<br />
in Theologie, Philosophie und in anderen<br />
Geistesbereichen durch. Ghazalis System und<br />
andere östliche Denker wurden aufgenommen,<br />
welches zu Anregungen führte und Diskussionen<br />
auflöste. Die Förderung von Kultur und<br />
Wissenschaft sahen die Almohaden als ihr<br />
wichtigstes Ziel an.<br />
Ibn Tufail liebte Bücher. In der großen Bibliothek<br />
von Abu Jaaqub, dessen er Leibarzt und Wesir er<br />
war, las er sich vieles zusammen, um seiner Kunst<br />
nachzugehen und Wissen anzueignen. Obwohl er<br />
zum Schreiben selten kam, verfasste er neben<br />
philosophischen und theologischen Abhandlungen<br />
Weisheit Andalusiens53<br />
<strong>NUN</strong> - <strong>Ausgabe</strong> 4, <strong>Mai</strong>/<strong>Juni</strong> <strong>2006</strong><br />
“Was gibt es Peinlicheres, was in höchstem Maße Erbärmlicheres als die Lage, in der ein Mensch sich<br />
befindet, dessen Tagesablauf zwischen Aufwachen und Einschlafen kein einziges Werk aufweist, das nicht<br />
diesen sinnlichen und niedrigen Dingen gilt:Aufhäufung von Reichtümern, Streben nach Vergnügen,<br />
Befriedigung von Leidenschaft,Austoben von Zorn,Aufstieg in eine Stellung, die Sicherheit garantiert,<br />
Verrichtung religiöse Handlungen aus Eitelkeit oder um die eigene Haut zu retten?“ (Hayy ibn Yaqzan)<br />
“Was für einen Weg man gehen möge, so kommt es doch letzten Endes nur auf ein und dasselbe an: des<br />
Menschen Hingabe (islam) an Gott.“<br />
auch medizinische und astronomische Texte. Er hat<br />
auch einige poetische Versuche unternommen.<br />
Seine Werke sind größtenteils verloren gegangen.<br />
Sein Hauptstreben aber war, die Einheit von<br />
Wissenschaft und Weisheit in einer erzählenden<br />
Form darzustellen, woraus sein Werk Hayy ibn<br />
Yaqzan (“Der Lebendige, Sohn des Erwachten“) zu<br />
Tageslicht kam. Die philosophische Lehre von Ibn<br />
Tufail ist in diesem allegorischen Roman<br />
zusammengefasst. Ibn Tufail kommt in Hayy ibn<br />
Yaqzan zu einem erstaunlichen Ergebnis; die<br />
Parallelität von Vernunft- und<br />
Offenbarungswahrheit.
Die Gedankenwelt des Ibn Tufail und sein<br />
Hauptwerk Hayy ibnYaqzan<br />
Ibn Tufail versucht in diesem philosophischen Roman,<br />
die Entfaltung der intellektuellen Fähigkeiten<br />
des Menschen von dem Befangensein in der Materialität<br />
bis zur Beherrschung der Begierde und<br />
Erkenntnis der Natur und Gottes darzustellen.<br />
Der Verfasser zeigt, wie begabte Individuen manchmal<br />
zu dieser seelischgeistigen Erfüllung mittels<br />
einer persönlichen Intuition gelangen.Von seinen<br />
angeborenen Kräften (fitra) heraus kann der<br />
Mensch zum höchsten Niveau des Denkens voranschreiten<br />
und auf diese Weise Selbsterkenntnis und<br />
daraus folgend Gotteserkenntnis erlangen. Die<br />
weitaus größere Mehrheit der Menschheit kann<br />
hierbei einer auswärtigen Hilfe nicht entbehren.<br />
Eine solche Hilfe wird durch die göttliche Offenbarung<br />
durch die Propheten gewährt.<br />
Ibn Tufail beabsichtigte mit Veröffentlichung dieses<br />
Werkes gegen die Lehren der arabischen Aristo-<br />
Weisheit Andalusiens54<br />
<strong>NUN</strong> - <strong>Ausgabe</strong> 4, <strong>Mai</strong>/<strong>Juni</strong> <strong>2006</strong><br />
teliker entgegenzuwirken, die mit ihrer Metaphysik<br />
den höchsten Standpunkt des Wissens, die intellektuelle<br />
Anschauung Gottes, zu erreichen nicht für<br />
möglich hielten. Für Ibn Tufail war die höchste<br />
Erkenntnisart die intuitive Erleuchtung (ischraq).<br />
Ibn Tufail erzählt in seinem Werk die Geschichte<br />
zweier Inseln. Eine ist von Menschen unbewohnt,<br />
wo Hayy ibn Yaqzan auftaucht, und die andere von<br />
Menschen bewohnt, wo auch Asal und Salaman<br />
leben. Die Geschichte über Hayy Ibn Yaqzan findet<br />
auf einer von Menschen unbewohnten äquatorialen<br />
Insel statt. Er ist entweder spontan hervorgebracht<br />
oder als Säugling in einer Kiste dorthin geschwemmt<br />
worden.<br />
Er wird von einer Gazelle, die gerade ihren Wurf<br />
verloren hatte, aufgefunden und gesäugt. Die<br />
Gazelle sorgte für ihn, schützte ihn vor schädlichen<br />
Dingen und kümmerte sich um ihn, bis sie starb.<br />
Hayy war erst sieben Jahre alt und war nach dem<br />
Tod seiner Nährmutter auf sich alleine gestellt.
Seine angeborene Intelligenz und geistigen Fähigkeiten<br />
entwickeln sich Stufe um Stufe. Er erlangt<br />
durch ununterbrochene Beobachtungen und Vergleichungen<br />
der Naturerscheinungen Kenntnis von<br />
Materie und Form und des physischen Universums.<br />
Diese Eigenschaft erlaubt Hayy auch, seine tierischen<br />
Gefährten zu beherrschen. Der einheitliche<br />
Zusammenhang der Erscheinungen leitet Hayy auf<br />
die Einheit einer wirkenden Form, welche alle<br />
Materie bewegt, gestaltet und zusammenhält<br />
zurück. Damit wird die geistige Welt für Hayy<br />
eröffnet. Er gelangt ins Reich der Metaphysik. Die<br />
Existenz eines allmächtigen Schöpfers wird ihm<br />
klar. Und er kommt zun Schluss, dass alle lebendigen<br />
Wesen zu ihrer Existenz eines freien Urhebers<br />
bedürfen. Durch asketische Disziplin und tiefere<br />
Betrachtung der Natureinrichtung gelingt er zur<br />
Erkenntnis der Eigenschaften des allmächtigen<br />
Schöpfers. Sein aktivierter Intellekt begreift jetzt<br />
Sachverhalte, die kein Auge gesehen und kein Ohr<br />
gehört haben. Und somit erreicht er nach sieben<br />
mal sieben Jahren ohne Prophet oder Offenbarung<br />
die gänzliche Fülle des Wissens und Anschauung<br />
Gottes.<br />
Eines Tages macht Hayy eine Entdeckung auf seiner<br />
Insel, die ihn sehr überrascht. Er entdeckt ein<br />
Wesen, das wie er selbst gestaltet ist. Dieser<br />
fremde, ein frommer Mann namens Asal war von<br />
der benachbarten Insel gekommen. Sie treffen sich<br />
und lernen, sich verständlich zu machen.Asal lehrt<br />
Hayy die Sprache und war nach den Mitteilungen<br />
von Hayy erstaunt, dass die reine Wahrheit, die<br />
Hayy erlangt hat, dieselbe ist, die die Religion symbolisiert,<br />
zu der er sich bekennt.<br />
Als Hayy die Lebensumstände der Menschen auf<br />
der Insel kennen lernt, beschließt er zu ihnen zu<br />
gehen. Beide verlassen die einsame Insel und Asal<br />
führt seinen Freund in die menschliche Gesellschaft<br />
ein. Hayy will ihnen den Nutzen seiner Erkenntnis<br />
anbieten.Aber ihre Reise wird ein kläglicher<br />
Fehlschlag. Hayys Darlegung der Wahrheit<br />
erscheint der Mehrheit der Inselbewohner viel zu<br />
kompliziert.<br />
Für Hayy, der alle Stufen intuitiven Wissens durchschritten<br />
hat und an einem Punkt angelangt ist, liegt<br />
das Weltall klar verständlich vor. Er ist der Meinung,<br />
dass seine eigene Philosophie, zu der er sich<br />
ohne Propheten durchgedrungen ist, in allen<br />
wesentlichen Belangen dem Islam entspricht, dem<br />
sein Freund Asal angehört. Hayy sieht, dass sein<br />
eigener Lebensweg zur Gotteserkenntnis nicht ein<br />
durchführbarer Weg für die ganze Menschheit ist.<br />
Die Leitung, die die Offenbarung und die Propheten<br />
bieten, ist für die überwältigende Mehrheit der<br />
Weisheit Andalusiens55<br />
<strong>NUN</strong> - <strong>Ausgabe</strong> 4, <strong>Mai</strong>/<strong>Juni</strong> <strong>2006</strong><br />
Menschen die einzig angebrachte. Ihr Glauben kann<br />
nur durch bestimmte Aussagen und Lebensvorschriften,<br />
durch moralische Ermahnung und durch<br />
die Allegorie von Belohnung und Bestrafung<br />
erweckt und aufrechterhalten werden.Aber was<br />
für einen Weg auch immer der Mensch geht, so<br />
kommt es doch letzten Endes nur auf ein und<br />
dasselbe an: des Menschen Hingabe (Islam) an<br />
Gott.<br />
Die Menschen betrachten dies als eine gefährliche<br />
Neuerung mit voller Feindseligkeit. Hayy entschuldigt<br />
sich für sein Eindringen und kehrt mit seinem<br />
Freund Asal auf die unbewohnte Insel zurück.<br />
Ibn Tufails Werk Hayy ibn Yaqzan wurde von Rabbi<br />
Mose ben Josua ins Hebräische übersetzt und<br />
kommentiert, das auch mehrfach handschriftlich<br />
vorhanden ist. Der arabische Text mit lateinischer<br />
Übersetzung wurde im Jahre 1671 unter dem Titel:<br />
„Philosophus autididactus sive epistola Abi Jaafer<br />
Ibn Tophail de Hai Ibn Yokdhan“ (Übersetzung von<br />
Ed. Pococke) herausgegeben. 1711 wurde es ins<br />
englische Übersetzt und in London veröffentlicht.<br />
Die deutsche Fassung wurde 1726 von J. G. Pritus<br />
herausgebracht. Die zweite deutsche Übersetzung<br />
wurde von J. G. Eichhorn im Jahre 1781 in Berlin<br />
unter dem Titel: “Der Naturmensch oder Geschichte<br />
des Hai Ebn Joktan, ein Roman des Abu<br />
Dschafar Ebn Tofail“ veröffentlicht.<br />
Ibn Tufails philosophischer Roman Hayy ibn Yaqzan<br />
(“Der Lebendige, Sohn des Erwachten“) hat sehr<br />
viele Denker der Geistesgeschichte beiendruckt,<br />
von Picco della Mirandola, Spinoza, Leibniz, Lessing,<br />
Diderot, Renan, Schelling bis Ernst Bloch.<br />
Literatur:<br />
- Der Ur-Robinson, Ibn Tufail, ins deutsche<br />
Übertragen von Otto F. Best, München 1987<br />
- Ruhun Uyanışı Ya da Hayy Ibn<br />
Yakzan'ın<br />
Olaganüstü Serüveni, Ibn Tufeyl, Istanbul<br />
1985<br />
- Philosophenlexikon, Hrsg.Werner Ziegenfuß,<br />
Berlin 1949<br />
- Philosophiegeschichten-Lexikon, Ludwig Noack,<br />
Stuttgart 1968 (Nachdruck, Erstdruck 1879)<br />
- Die Antwort der Religionen auf Einunddreißig<br />
Fragen von Gerhard Szczesny, [Mohammed Asad],<br />
München 1964<br />
- Geschichte der Philosophie im Islam,T.J. de Boer,<br />
Stuttgart 1901
Die Schematische Darstellung der Gedanken Ibn Tufails<br />
„Wahy“ (Offenbarung)<br />
Gott verkündet den Menschen<br />
Wahrheit und Gebote<br />
(Herabsendung, “Tanzil“)<br />
durch<br />
Gottes Gesandten<br />
„Enbiya Allah“<br />
„Rasul Allah“<br />
WesenderReligion(din)<br />
Nicht Anerkennung einzelner Dogmen, sondern menschlicher<br />
Gesinnung und der daraus entfließender Praxis<br />
Asal<br />
Salaman<br />
Gottes Kommunikation mit<br />
der Menschheit (Tora,<br />
Evangelium, Koran)<br />
Verständnis der<br />
religiösen Symbole<br />
(Allegorien)<br />
Die Menschheit, die<br />
“Offenbarung“ erhalten hat<br />
Gott<br />
Erleuchteter Geist der Menschheit<br />
Wege die zur<br />
Wahrheit<br />
„Quelle“ führen<br />
Vernünftige<br />
Erkenntnis<br />
Beherrschung der<br />
Begierden<br />
menschliche Seele<br />
(Vernunftseele)<br />
tierische Seele<br />
pflanzliche Seele<br />
Durch Beobachtung und Nachdenken erwirbt Hayy<br />
die Erkenntnis der Natur, der Himmel, Gottes und seines Inneren<br />
<strong>NUN</strong> - <strong>Ausgabe</strong> 4, <strong>Mai</strong>/<strong>Juni</strong> <strong>2006</strong><br />
„Wahy“<br />
(Offenbarung)<br />
durch<br />
Gotterkenntnis<br />
Selbsterkenntnis<br />
„erleuchtete Geist“<br />
„erworbene Intellekt“<br />
Stufen des Erkenntnisses [Entwicklungsgänge von Hayy<br />
Erreichung des Höchsten (Wahrheit suchend)<br />
7 x 7 = 49 Jahre<br />
Hayy ibn Yaqzan<br />
“Der Lebendige,<br />
Sohn des Erwachten“<br />
Angeborene, unverdorbene Kräfte des Geistes; göttliche Veranlagung (fitra)<br />
Weisheit Andalusiens56<br />
Außerhalb der „“Offenbarung“<br />
stehende Menschheit
Bei der Feige und der Olive! Beim Berge Sinai! Und bei dieser Stadt der<br />
Sicherheit! Wir erschufen den Menschen gewiss in schönster Gestalt.<br />
Dann machten wir ihn wieder zum Niedrigsten der Niedrigen.Außer<br />
denen, die glauben und Gutes tun: Sie erwartet unendlicher Lohn. Und was<br />
lässt dich (O Mensch) dennoch das (Letzte) Gericht leugnen? Ist nicht<br />
Allah der gerechteste aller Richter?<br />
Sure 95 - Die Feige ( at-Tîn)
��� ���<br />
Koran-Rätsel<br />
Die Niederwerfung<br />
„Hast du es gesehen?“, fragte Mustafa. „Was denn?“,<br />
erwiderte sein Bruder. „Na, den Vorbeter eben, seine<br />
Füße?“ „Nein habe ich nicht!“, scherzte Ahmet. „Natürlich<br />
habe ich ihn gesehen, was meinst Du, wem ich mich<br />
im Gebet angeschlossen habe, einem Geist?“ Ahmet<br />
hatte seinen zynischen Tag, Mustafa aber hatte wohl<br />
nicht die richtige Wortwahl getroffen und wieder einige<br />
Sätze nur gedacht aber nicht ausgesprochen, wie er das<br />
immer macht, wenn er sehr überrascht ist und sofort<br />
seine Gedanken los werden möchte. Er setze aber fort<br />
„Sehr klug, ich meine hast du seine Füße während der<br />
Niederwerfung im Gebet gesehen?“ „Nein habe ich<br />
nicht, zu deiner Information ich habe gebetet und nicht<br />
die Menschen um mich herum beäugt. Komm schon<br />
Mustafa, quäl mich nicht so, was willst du sagen? Jetzt<br />
das ganze im Klartext.“ Er wurde ungeduldig: „Mann,<br />
Ahmet den ganzen Satz sagt man nur dem Doofen, du<br />
solltest die Lücken in meinen Sätzen durch deine Intelligenz<br />
ausfüllen, deren Existenz ich immer bezweifelt<br />
habe. Jetzt das Ganze ganz ausführlich, dass du auch<br />
verstehst“, scherzte Mustafa. „Ich kam ja ein wenig spät<br />
in die Moschee und als ich mich fürs Gebet aufrichtete,<br />
war er schon bei der Niederwerfung und so konnte ich<br />
sehen, wie er seine Füße während dessen hält.“ Jetzt<br />
war der Bruder auch neugierig „Wie denn?“ „Na,<br />
zumindest nicht so, wie es sein sollte. Du kennst ja<br />
diesen Hadith über Niederwerfung, wo der Gesandte,<br />
Friede und Heil seien auf ihn, sagt dass die Niederwerfung<br />
auf sieben Körperteile zu verrichten ist, nämlich<br />
beide Hände, Knie, Füße und der Stirn samt Nase.“ „Ja<br />
kenne ich, hat der Vorbeter das nicht gemacht?“ „Nein,<br />
nicht so ganz wie ich es gesehen habe. Der eine Fuß war<br />
halbwegs korrekt auf dem Boden aber der andere war<br />
in der Luft, und das während der ganzen Niederwerfung.“<br />
Dies gehört ja zu den Halbpflichten des Gebets,<br />
wenn er das vergisst, muss er das Gebet wieder durch<br />
zusätzliche Niederwerfungen korrigieren.“ Mustafa fing<br />
an zu grübeln, „stimmt und was machen wir jetzt?“ „Tja,<br />
da gibt es zwei Möglichkeiten: wir könnten so grob und<br />
ungehobelt sein und ihn direkt ansprechen, was sich bei<br />
einer Respektperson wie ihn nicht geziemt. Zweite<br />
Möglichkeit ist das, was die Enkeln des Gesandten gemacht<br />
haben als sie einen älteren Mann sahen, der sich<br />
für das Gebet falsch wusch; sie haben ja einen Streit<br />
vorgespielt um den alten Mann die richtige Waschung<br />
beizubringen, woraufhin der alte Mann seinen Fehler<br />
entdeckte und den beiden dankte.“<br />
Sie dachten sich eine Situation aus, es sollte um die Verse<br />
im Koran gehen, bei deren Rezitation alle Hörenden<br />
Koranrätsel58<br />
<strong>NUN</strong> - <strong>Ausgabe</strong> 4, <strong>Mai</strong>/<strong>Juni</strong> <strong>2006</strong><br />
eine Niederwerfung vollziehen mussten als Hingabe zur<br />
göttlichen Majestät. Sie suchten alle diesbezüglichen<br />
Verse aus dem Koran aus und fangen über sie zu reden.<br />
Als der Vorbeter in die Moschee kam, fangen sie an sich<br />
zu streiten, wann und wie Niederwerfung zu machen<br />
wäre.Als der Vorbeter dies hörte, kam er zu ihnen und<br />
fragte höflich, ob er irgendwie behilflich sein kann. „Sie<br />
schickt uns Allah“, sagten sie und fragten ihn nach der<br />
Niederwerfung im und außerhalb des Gebetes. Der<br />
Imam zitierte auch denselben Ausspruch des Gesandten<br />
und machte Ausführungen über Niederwerfung und<br />
über ihre Bedeutung. Dann fragte Ahmed ganz scheinheilig<br />
und naiv, ob er richtig die Niederwerfung machen<br />
würde und machte es so vor, wie er den Vorbeter vorhin<br />
hatte beten sehen. Der Vorbeter wurde auf die Füße<br />
von Mustafa aufmerksam und sagte, dass man diese auch<br />
so halten muss, dass man mit den unteren Seiten der<br />
Zähen den Boden berührt, damit die Pflicht erfüllt ist. In<br />
dem Moment wurde der Vorbeter aufmerksam und<br />
ahnte, dass die beiden mehr wissen, als sie sagen und<br />
dass sie was im Schilde führen. „Wieso denn auf einmal<br />
das Ganze hier”, fragte der Vorbeter. „Ach, nichts”,<br />
sagte Mustafa grinsend, „wir kennen halt jemanden, der<br />
das nicht so macht, und wir wussten nicht, wie wir ihn<br />
höflich ermahnen konnten. Jetzt wissen wir es.” Der<br />
Vorbeter wurde rot im Gesicht, bedankte sich bei den<br />
beiden: „ Allah Razi olsun,<br />
das war sehr notwendig<br />
und sehr angenehm. Ich hoffe, dass es in Zukunft nicht<br />
mehr vorkommt. Durch eine Minute der Unachtsamkeit<br />
schleichen sich eben Fehler.“<br />
Dann fuhren die beiden fort die Stellen im Koran mit<br />
Niederwerfung zu rezitieren und die Exegese über<br />
diese zu lesen, wobei der Vorbeter sich langsam auf den<br />
Weg machte, sich für das nächste Gebet vorzubreiten.<br />
Frage: Welche Verse sind die so genannten<br />
Niederwerfungsverse im Koran? Die ersten zehn<br />
Leser, die fünf entsprechende Stellen aus dem<br />
Koran nennen können, bekommen ein Hikam als<br />
Geschenk.<br />
Antworten an: info@abi-ev.net<br />
Stichwort: Koranrätsel
Zum Nachdenken<br />
Tadsch al-Aruz Ataullah Al-Iskandari<br />
aus dem von<br />
Wie sehr dir doch die Gesundheit und das Wohlbefinden<br />
deines Körpers am Herzen liegt und wie billig<br />
und wertlos demgegenüber ist dir deine Religion.<br />
Wenn zu dir gesagt wird, dass das Essen, das du<br />
einnehmen möchtest, vergiftet sei, würdest du es<br />
sicher nicht mehr essen.Aber auch wenn dir danach<br />
versichert wird, dass es doch nicht vergiftet sei,<br />
bliebst du trotzdem misstrauig und würdest nicht<br />
davon essen. Ja, selbst nachdem du das Gefäß, in dem<br />
das Essen war, mehrere Male auswäschst, hättest du<br />
immer noch Bedenken, daraus zu essen.Wieso sollte<br />
dies nicht dein Verhalten in Bezug auf deine Religion<br />
sein.<br />
Allah kümmert sich um ein vielfaches mehr um dich,<br />
als es deine geliebte Mutter tat, wenn sie dich an die<br />
Seite nahm, als du noch klein warst und dir die<br />
schönsten Kleider anzog. Und wenn du sie dann verschmutzt,<br />
sie sie dir wieder auszieht und dir sofort<br />
neue Kleider anzieht. Doch wenn du aber in ein Königreich<br />
kommst, das so sauber ist, dass sich jeder<br />
Platz sich für eine Niederwerfung eignet, beschmutzt<br />
und befleckst du deine Kleider mit Sünden und Ungehorsamkeit.<br />
Dies sind deine Taten! Die Schönheiten<br />
kommen bei dir klar und deutlich zum Vorschein,<br />
doch du trübst sie mit den Sünden.<br />
Nicht jeder, der großen Gelehrten nahe steht, ist dadurch<br />
rechtgeleitet worden. So mache nicht die bloße<br />
Freundschaft zu den Gelehrten zum Grund dazu, dich<br />
sicher zu fühlen. Denn wer sich in Allah täuschen<br />
lässt, der hat ihm zuwider gehandelt, da er sich dadurch<br />
vor der Strafe Allahs sicher fühlt. So wie der<br />
Unwissende sagt: ich steh dem Gelehrten XY sehr<br />
nahe, und er hat das und das gesagt, so dass er behauptet<br />
was er behauptet, obwohl alle Behauptungen<br />
gelogen sind. Die Nähe zu den Gelehrten sollte uns<br />
an Furcht und Angst mehren, da die Gefährten des<br />
Propheten, Allah segne ihm und schenke ihm Heil,<br />
dem Propheten sehr nahe standen und trotzdem und<br />
gerade deswegen Allah am meisten fürchteten.<br />
So wie dir aufgetragen ist, dich von den Sünden fern<br />
zu halten, so sollst du auch denjenigen meiden, der<br />
eine Sünde begeht und für ihn in seiner Abwesenheit<br />
Bittgebete sprechen.Vielleicht nützt dir dein Fasten<br />
und deine Gebete nichts, wenn du gleichzeitig die<br />
Würde deines muslimischen Bruders verletzt. Der<br />
Prophet,Allahs Segen und Frieden auf ihn, sagte:<br />
„Erneuert euren Iman mit den Worten: La ilaha illa<br />
Zum Nachdenken59<br />
<strong>NUN</strong> - <strong>Ausgabe</strong> 4, <strong>Mai</strong>/<strong>Juni</strong> <strong>2006</strong><br />
Allah.“ Dies deutet darauf hin, dass den Muslim der<br />
Staub der Sünde und der Schmutz des Ungehorsams<br />
treffen. Nicht jede Unreinheit wird von Wasser gereinigt,<br />
sondern so manche Unreinheit muss durch Feuer<br />
entfernt werden, wie Gold, das man von Unreinheiten<br />
reinigen will. So verhält es sich mit den Sündern<br />
dieser Umma, die nicht eher das Paradies betreten,<br />
bis das Höllenfeuer sie von ihren Sünden reinigt.<br />
Es sollte nur jemand beneidet werden, der in Kleider<br />
der Gottesfurcht umhüllt ist. Dies ist das wahre Leben<br />
und wie genüsslich ist doch das Leben eines Liebenden<br />
mit seinem Geliebten, wenn sie dabei nicht<br />
beobachtet werden.Wer aber möchte, dass ihm dabei<br />
jemand zusieht, der ist nicht ehrlich in seiner Liebe.<br />
Und jeder, der möchte, dass ein Anderer von seinem<br />
Zustand Kenntnis nimmt, der betrügt sich selbst.<br />
Sei nicht wie diejenigen, die nach dieser Welt (Dunya)<br />
verlangen, von denen sich aber diese Welt hat scheiden<br />
lassen, sondern sei von denjenigen, die sich von<br />
dieser Welt scheiden, bevor sie sie verlässt. Wenn du<br />
dieser Welt Vorzug vor dem Jenseits (Akhira) gibst, ist<br />
es so als hättest du zwei Frauen: eine alte, hinterhältige,<br />
untreue, und eine junge, schöne, treue. Zeugt es<br />
nicht von großer Dummheit, wenn du die alte und<br />
hinterhältige der jungen und treuen gegenüber bevorzugt<br />
behandeln würdest?<br />
Es kann sein, dass eine Sünde dich von deiner Arroganz<br />
und Selbstgefälligkeit befreit. So sagen einige<br />
Gelehrten: „So manch eine Sünde führt den Sünder<br />
ins Paradies.“ So verrichtet ein Mensch ein Gebet<br />
und glaubt, er hätte damit genug getan, stützt sich auf<br />
dieses und verfällt in Selbstgefälligkeit und Arroganz,<br />
sodass jenes Gebet eigentlich ursprünlich eine gute<br />
Tat war, die aber nun von schlechten Taten umgeben<br />
ist. Und ein Anderer begeht eine Sünde, die in ihm<br />
eine tiefe Reue, Erniedrigung und Demut hervorruft,<br />
so dass diese eigentlich schlechte Tat dadurch von<br />
guten Taten umgeben wird.<br />
Also dir sollte deine eigene Unwissenheit spätestens<br />
dann klar werden, wenn du merkst, dass eine kleine<br />
Verfehlung eines Anderen dich deine großen Sünden<br />
vergessen lässt.<br />
Übersetzt aus dem Arabischen von Mohammad<br />
Gharaibeh
ENTEN-News<br />
Großräumige Umbenennungsaktion in<br />
Deutschland und Europa<br />
Aufgrund des Drucks der größten Besatzungsmacht der<br />
Welt müssen in allen Nato-Staaten so manche Einrichtungen<br />
umbenannt, Denkmäler gerissen und Geschichtsbücher<br />
revidiert werden. Da jeder Volksaufstand gegen<br />
Besatzer als terroristische Bestrebungen erfasst wird,<br />
mussten die Schul- und Geschichtsbücher auch in Deutschland<br />
neu geschrieben werden. „Diese Anpassung war nötig.<br />
Damit man uns keine Doppelmoral vorwerfen kann, haben<br />
wir uns bereit erklärt, die Änderungen durchzunehmen“,<br />
begründete der Leiter des eigens dafür ins Leben gerufenen<br />
Amtes für Umbenennung, Heiser, vor Journalisten.<br />
Demnach werden jetzt alle Geschichtsbücher neu gelesen<br />
und interpretiert. So wurden einige Helden in die Kategorie<br />
der Terroristen zurückgestuft. Einige davon wären die<br />
getöteten Führer des Aufstandes der 17.Juli 1952 in DDR,<br />
die sich gegen die Staatsmacht aufgelehnt hatten und auf<br />
brutalerweise unterdrückt wurden.Auch die Geschwister<br />
Scholl: sie hatten unter ihren Kommilitoninnen eine passive<br />
Opposition während der Nazi-Zeit gestartet und wurden<br />
nach der Verteilung ihrer Flugblätter von den Nazis verhaftet<br />
und umgebracht. Sie wurden bis jetzt als Opfer des<br />
Widerstandes geehrt, und Schulen wurden nach ihnen<br />
genannt. Nach den neuen Beschlüssen aber werden alle<br />
solche Schulen unbenannt.Anstatt Namen bekommen<br />
diese Schulen nun Ziffern zugewiesen.<br />
Umbenennung des Ministeriums der Verteidigung<br />
in Kriegsministerium<br />
Verteidigungsminister von Schall machte heute in Anwesenheit<br />
des Informationsministers die Umbenennung des<br />
Verteidigungsministeriums bekannt. In seiner neuen Uniform<br />
teilte er mit, dass endlich mal wieder der deutschen<br />
Streitkräfte die ihr gebührende Ehre zuteil werde und<br />
deutsche Soldaten nicht wie in den zwanziger Jahren als<br />
Helden des Friedens belächelt werden. Die Anfänge liegen<br />
schon in den späten Neunziger als die deutschen Soldaten<br />
anfingen an friedlichen Missionen teilzunehmen, obwohl sie<br />
außerhalb des Geltungsbereichs der Streitkräfte lagen. Der<br />
Kriegsminister, wie nun heißt, verfüge ab jetzt über mehr<br />
Kompetenzen und hielte nicht nur im Frieden die Befehlsund<br />
Kommandogewalt über die Bundeswehr inne, sondern<br />
auch im Falle eines Krieges. Und die Streitkräfte würde<br />
man nicht nur auf den Strassen der Welt sondern auch auf<br />
den Strassen Deutschland zu sehen bekommen, und nicht<br />
nur als Katastrophenschützer sondern auch in<br />
Sicherheitsaufträgen.Wer damit nicht einverstanden sei,<br />
könne ja das Land verlassen. Journalisten bekamen keine<br />
Möglichkeit fragen zu stellen, stattdessen wurde ihnen eine<br />
Phantasienachrichten60<br />
<strong>NUN</strong> - <strong>Ausgabe</strong> 4, <strong>Mai</strong>/<strong>Juni</strong> <strong>2006</strong><br />
Liste mit den künftigen Kriegseinsätzen im Nahen Osten<br />
und den Interessengebieten der USA im Auftrage der U.S.<br />
Armee verteilt.<br />
Die Nationalmannschaft der Republik Miran darf<br />
zur WM keine eigenen Bälle mitbringen<br />
Nach den neusten Kenntnissen der ermittelnden Behörden<br />
besteht eine Terroraktgefahr mit einer Wahrscheinlichkeit<br />
von 99,9% während der WM in Deutschland durch die<br />
Fußbälle der miranischen Mannschaft. Die miranischen<br />
Spieler könnten in den Fußbällen Giftgase anstatt Luft<br />
eingepumpt haben und diese während eines Spieles, wo<br />
sehr viele Prominente und Politiker anwesend sind, durch<br />
gezielte Schüsse die Bälle auf die Promie-Zuschauer<br />
schießen. Da das Sicherheitspersonal in Punkto Bälle fangen<br />
nicht gut ausgebildet sind, könnten sie beim Einfangen der<br />
Bälle versagen und ein gewaltiger Akt des Terrors würde<br />
dadurch zustande kommen. Da dies eine enorme Sicherheitslücke<br />
bildet, wurden alle Bälle der miranischen Nationalelf<br />
beschlagnahmt.Als präventive Maßnahme wurden die<br />
übrigen Torwärter der Bundesliga als Sicherheitskräfte eingesetzt.<br />
CDU-Köln startet Wettbewerb über einen<br />
Moschee-Plan<br />
Nachdem die Vertreter der CDU im Stadtteil Köln-<br />
Ehrenfeld, in dem die Groß-Moschee in Köln gebaut<br />
werden soll, sich gegen die Moschee in seiner geplanten<br />
Form ausgesprochen haben, haben einige Mitglieder einen<br />
Wettbewerb für einen alternativen Moschee-Plan ins Leben<br />
gerufen. Der Vorsitzende der CDU-Ehrenfeld hatte die<br />
geplante Moschee „Das Ding“ genannt, dem entsprechend<br />
sind auch die Auflagen für den Moschee-Bau gestellt: Die<br />
Moschee soll 1.Abgelegen von den Hauptstraßen liegen, 2.<br />
Im Industriegebiet liegen 3. Eine alte ausgediente<br />
Fabrikhalle sein 4. Nicht höher als eine Etage sein, wenn<br />
möglich im Keller liegen 5. Kein Minarett haben. Nicht<br />
mehr als 39 Betenden Platz zum Gebet bieten. 6. Die<br />
Mitglieder sollen auf Deutsch beten und sich für volle<br />
Integration einsetzen, indem sie eine Kneipe als<br />
Untermieter haben. 7. Um dort zu beten, muss man zuerst<br />
einen Bet-Schein beim Innenministerium beantragen, der<br />
dann durch CDU-Ehrenfeld bestätigt werden muss. 8. Das<br />
Freitagsgebet soll auf den Samstag verlegt werden, damit an<br />
Werktagen der Verkehr nicht gestört werden kann. 9. Die<br />
Moschee soll nicht einen anspruchsvollen Namen haben<br />
sondern nur „Das Ding“ heißen. Kenner der Szene<br />
erwarten neuere Auflagen je nach Wetterlage in Köln und<br />
Lust und Laune der CDU-Mitglieder.
Ali Kurt<br />
Wahlmanipulation<br />
durch die CDU-Ministerpräsidenten<br />
Sie haben richtig gelesen! Die CDU-Ministerpräsidenten<br />
der Länder fordern die Einführung von<br />
Einbürgerungstests, um dadurch die Anzahl der<br />
Einbürgerungen zu verringern und so die Wahlergebnisse<br />
in der Zukunft zu ihren Gunsten zu<br />
verschieben. Sie finden Unterstützung durch die<br />
Bundeskanzlerin ebenso wie aus dem rechtsnationalistischen<br />
braunen Sumpf. Zuletzt haben sich die<br />
Innenminister der Länder darauf verständigt die<br />
Hürden für Einbürgerungswillige zu erhöhen.<br />
Neben Einbürgerungskursen bleibt es den Länderregierungen<br />
vorbehalten inwieweit sie schriftliche<br />
und mündliche Tests durchführen. Ob diese höheren<br />
Anforderungen der besseren Integration der<br />
Migranten dienen werden, ist fraglich.Vielmehr<br />
werden sie abschrecken und die ohnehin geringe<br />
Nachfrage nach dem deutschen Pass verringern.<br />
Interessant ist die Frage, weshalb die CDU in den<br />
letzten Monaten dieses Thema so sehr auf die<br />
Tagesordnung forciert hat.<br />
Das Kalkül dahinter ist ganz einfach zu verstehen:<br />
alle Untersuchungen ergeben, dass ein Grossteil<br />
der eingebürgerten Deutschen die CDU/CSU<br />
nicht wählen. Bei den letzten Bundestagswahlen hat<br />
die CDU knapp die Möglichkeit verloren mit der<br />
FDP eine Koalition einzugehen. Es ist ganz offensichtlich,<br />
dass die Stimmen der eingebürgerten<br />
Deutschen, insbesondere von den türkischstämmigen<br />
deutschen Bürgern, maßgeblich ihren Anteil<br />
daran hatten. Eine weitere Tatsache ist, dass die<br />
Motivation wählen zu gehen unter den eingebürgerten<br />
Deutschen um ein vielfaches höher ist als<br />
unter den gebürtigen Deutschen.Wenn man die<br />
geringe Wahlbeteiligung hinzuzieht, erhöht sich die<br />
Bedeutung der Wählerstimmen von Migranten.<br />
Die Angst, in Zukunft von einer Massenpartei zu<br />
einer marginalen Partei degradiert zu werden, sitzt<br />
der CDU tief in den Knochen. Betrachtet man die<br />
aktuellsten demographischen Statistiken, so werden<br />
in Deutschland in wenigen Jahrzehnten viel<br />
weniger Menschen leben. Die Zahl der Neugeburten<br />
befindet sich seit Jahrzehnten im Tiefflug. Es<br />
sterben mehr Menschen als Kinder zur Welt<br />
So Gesehen61<br />
<strong>NUN</strong> - <strong>Ausgabe</strong> 4, <strong>Mai</strong>/<strong>Juni</strong> <strong>2006</strong><br />
kommen. Nach objektiven Untersuchungen und<br />
Statistiken ist die Geburtenrate unter den Ausländern<br />
sowie eingebürgerten Deutschen mit Migrationhintergrund<br />
deutlich höher als bei den autochtonen<br />
Deutschen. Dies wird dazu führen, dass die<br />
Anzahl der Deutschen aus Familien mit Migrationshintergrund<br />
in Zukunft überproportional steigen<br />
wird. Daran kann auch ein eventueller Einbürgerungstest<br />
nichts ändern, weil die Neugeborenen<br />
automatisch die deutsche Staatsbürgerschaft erhalten.<br />
Es sei denn, die CDU/CSU führt einen Einbürgerungstest<br />
für Neugeborene ein.Weil Neugeborene<br />
weder schreiben noch lesen und sprechen<br />
können, wären andere Kriterien denkbar, z.B. äußerliche<br />
wie die Haarfarbe,Augenfarbe usw., was<br />
jedoch zu sehr an nationalsozialistisches Gedankengut<br />
erinnern würde. Deshalb könnte das<br />
Gesetz zur Vergabe der Staatsbürgerschaft durch<br />
Geburt einfach aufgehoben werden. Dies würde<br />
unter den CDU-Anhängern sicherlich große<br />
Unterstützung finden. In Bezug auf Fremde und<br />
Ausländer sind die grausen CDU-Mitglieder<br />
(Altersdurchschnitt lag 2000 bei 54,9) nicht gut zu<br />
sprechen, so erklärt sich z.B. der Umstand, dass<br />
der Vorsitzende der CDU nahen DTF (Deutsch<br />
Türkisches Forum), Bülent Arslan, der sich seit<br />
einem Jahrzehnt für die Belange der CDU einsetzt,<br />
bei der Aufstellung der Kandidatenliste für<br />
die letzte Bundestagswahl kläglich gescheitert ist.<br />
Einen Türken als Kandidaten aufzustellen, ist für<br />
den Großteil der CDU-Mitglieder ein Affront, auch<br />
wenn die betreffende Person in die deutsche<br />
Gesellschaft integriert ist. Übrigens ein Beispiel<br />
dafür, wie sehr die CDU integrierte Menschen<br />
schätzt. Der Begriff Integration ist seit langer Zeit<br />
in aller Munde. Fast jeder Politiker fordert von den<br />
Ausländern eine bedingungslose Integration, falls<br />
man sich nicht der Forderung fügt, schlagen diesel-<br />
ben Politiker Strafmaß nahmen vor, die bis zur Aus-<br />
weisung führen sollen. Allerdings definiert kein ein-<br />
ziger dieser Politiker Integration und was sie selber<br />
unter Integration verstehen,<br />
außer den Verweis auf<br />
die Erlernung der deutsche Sprache<br />
zu machen.
Jeder Ausländer sollte sich bemühen die deutsche<br />
Sprache zu lernen. Der Staat muss diese Anstrengungen<br />
fördern. <strong>Nun</strong> stellt sich die Frage, ob die<br />
Beherrschung der deutschen Sprache ausreicht, um<br />
als integriert gesehen zu werden. Diese Frage kann<br />
definitiv mit Nein beantwortet werden. Die Mehrheitsgesellschaft<br />
ist in einer Situation tiefer Depression<br />
und Aussichtslosigkeit. Um ihren Frust<br />
abreagieren zu können werden die Ausländer, insbesondere<br />
Türken und allgemein die Muslime, verstärkt<br />
als Sündenböcke herangezogen. Stetig wiederholte<br />
Anschuldigungen, Forderungen zu mehr<br />
Integration, andauernde Forderung von Loyalitätsbekundungen,<br />
die ständige Thematisierung von<br />
vorhandenen, aber seltenen aus falschen Bräuchen<br />
resultierenden Fehlverhalten von Ausländern wie<br />
z.B. die Zwangsverheiratung von jungen Frauen,<br />
deuten auf die Intention der Mehrheitsgesellschaft<br />
hin die massiven inneren Probleme wie die Arbeitslosigkeit<br />
durch diese Themen zu verschleiern.<br />
Integration bedeutet die Akzeptanz und Achtung<br />
der Gesellschaft, in der wir arbeiten und leben.<br />
Akzeptanz des Grundgesetzes,Achtung des Staates<br />
und der Gesetze und Regeln sind selbstverständlich.<br />
Integration kann jedoch nicht einseitig verlaufen,<br />
auch die Mehrheitsgesellschaft muss die Ausländer<br />
achten und in ihre kulturelle Vielfalt akzeptieren.<br />
Leider ist diese Achtung und Akzeptanz der<br />
Ausländer nicht weit vorangeschritten. Im Gegenteil,<br />
die Ausländer spüren, auch die eingebürgerten<br />
Migranten, im alltäglichen Leben Arroganz, Diskriminierung<br />
und Achtungslosigkeit sowie die Ausgrenzung<br />
aus dem gesellschaftlichen Leben am<br />
eigenen Leib. Der Innenminister Schäuble plädiert<br />
für eine härtere Gangart insbesondere gegenüber<br />
muslimischen Zuwanderern. Dies ist ein deutliches<br />
Zeichen dafür, welche Minderheit sich speziell im<br />
Zielfeld der CDU befindet. „Wer nachhaltig seinen<br />
Integrationsverpflichtungen nicht gerecht wird und<br />
nicht will, dass seine Kinder wie Deutsche leben,<br />
hat einen Fehler gemacht, als er nach Deutschland<br />
kam“, konstatiert Schäuble der Berliner Zeitung.<br />
Woher sich Schäuble das Recht nimmt von Ausländern<br />
zu fordern ihre Kinder wie Deutsche zu<br />
erziehen, bleibt ein Rätsel? Herr Schäuble, ich bin<br />
eingebürgerter Deutscher und werde meinen<br />
Kindern die Kultur ihrer Eltern und Großeltern<br />
nahe bringen, niemand hat das Recht so etwas zu<br />
fordern.Wir werden uns nicht assimilieren, wir<br />
werden auch unsere Religion und unsere kulturellen<br />
Werte beibehalten, die übrigens in keinem<br />
Punkt den sogenannten deutschen Werten nachhinken.<br />
Es gibt jede Menge tolerante, weltoffene<br />
und fortgeschrittene Kulturen.<br />
So Gesehen62<br />
<strong>NUN</strong> - <strong>Ausgabe</strong> 4, <strong>Mai</strong>/<strong>Juni</strong> <strong>2006</strong><br />
Oft wird der Islam als Haupthinderungsgrund für<br />
die Integration genannt. Ein Grossteil der Politiker<br />
und der Gesellschaft versteht unter Integration<br />
von Ausländern die Assimilation der Ausländer.<br />
Diese Feststellung erklärt die Haltung und das<br />
Verhalten der Politiker und dem Grossteil der<br />
deutschen Bevölkerung. Diese Forderung ist eine<br />
reine Illusion, die ausländischen Mitbürger werden<br />
sich niemals assimilieren lassen, auch in 50 Jahren<br />
nicht. Unsere Politiker befürchten dies ebenfalls<br />
und versuchen nun durch das Aufwerfen von den<br />
behandelten Themen die Bevölkerung vorzubereiten,<br />
um die Weigerung der Ausländer vor einer<br />
Assimilation mit härteren Maßnahmen in Zukunft<br />
zu begegnen. Die tagtägliche Wiederholung der<br />
Forderung, muslimische Zuwanderer müssten die<br />
Trennung von Staat und Religion anerkennen, sonst<br />
würden Sanktionen bis hin zur Ausweisung drohen,<br />
kann als Beispiel aufgeführt werden. Es ist nicht<br />
verständlich wie die Politiker auf solche Forderungen<br />
kommen. Die Muslime in dieser Gesellschaft<br />
hatten und haben kein Problem mit der Trennung<br />
von Staat und Religion.Wieso diese immerwährenden<br />
Aufforderungen an die Muslime? Wieso die<br />
stetigen Forderungen, dass sich die Muslime<br />
rechtfertigen und Stellungnahmen abgeben mögen?<br />
Die muslimischen Dachorganisationen und Vertreter<br />
mögen jeden Tag diesen Forderungen nachkommen<br />
und die gewünschten Erklärungen abgeben, es<br />
wird nicht reichen. Unsere Politiker werden weiterhin<br />
die gleichen Forderungen wiederholen. Das<br />
Motiv ist eindeutig: Ausländerfeindlichkeit, die auf<br />
der eigenen Ratlosigkeit und dem eigenen jahrzehntelangen<br />
Versagen in der Ausländerpolitik fußt.<br />
Die Aktion „Anti-Ausländer“ wird höchstwahrscheinlich<br />
in Zukunft verstärkt fortgeführt werden.<br />
Die Gangart gegenüber Ausländern wird härter.<br />
Ähnlich begann die Diskriminierung der Juden im<br />
dritten Reich. Die Juden wurden nicht von einem<br />
auf den anderen Tag vernichtet. Es begann mit<br />
Vorurteilen,Anschuldigungen,Arroganz gegenüber<br />
Juden,Ausgrenzung aus dem gesellschaftlichen<br />
Leben, Erniedrigung der jüdischen Religion und<br />
Kultur, es ging weiter mit Unterdrückungen,<br />
Boykotten gegenüber jüdischen Händlern, tätliche<br />
Gewalt und Bedrohungen, sodass viele Juden schon<br />
vor Beginn des Holocaust ihre Heimat verlassen<br />
und auswandern mussten. Falls wir nicht aufpassen,<br />
könnte den Muslimen in Deutschland ein ähnliches<br />
Schicksal ereilen.
Siehe,Allah scheut sich nicht ein Gleichnis mit<br />
einer Mücke zu machen oder<br />
von etwas noch Geringerem;<br />
denn die Gläubigen wissen,<br />
dass es die Wahrheit von ihrem Herrn ist ...<br />
Koran 2/26
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zusammen mit einer positiven Publicity in Deutschland.Auf diesem<br />
Wege sollte jeder sich bemühen, falls er/sie seinen/ihren Einsatz für<br />
Islam im medialen Bereich sieht.Allah (t) möge allen dabei helfen<br />
und ihre Arbeit mit Gutem vergelten.<br />
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