Schwein 3-2011.pdf
Schwein 3-2011.pdf
Schwein 3-2011.pdf
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Ausgabe SCHWEIN<br />
03 2011<br />
Ferkelaufzucht:<br />
Mit Beifütterung<br />
Sau und Ferkel helfen<br />
PRRS:<br />
Wie gehen die Amerikaner<br />
das Virus an?<br />
0<br />
Immer wieder ein Problem:<br />
Hitze und Sauenfruchtbarkeit<br />
passen nicht zusammen<br />
0<br />
PCV2:<br />
Impfschutz für Sau und Ferkel<br />
0<br />
Kurz notiert<br />
Buchtipp:<br />
Ökologische <strong>Schwein</strong>ehaltung<br />
- Zukunftsweisende<br />
Haltungsverfahren<br />
0<br />
Mycoplasma hyopneumoniae:<br />
Je nach Erregerlage die<br />
passende Ferkelimpfung<br />
Erscheint quartalsweise<br />
ISSN 1867-3996
2 | 3<br />
Foto: Engels<br />
aktuell<br />
TIERGESUNDHEIT SCHWEIN<br />
Bei zu geringer Milchleistung der Muttersau wie zum Beispiel bei Agalaktie oder Mastitis oder zu großer<br />
Ferkelanzahl für das Gesäuge geben Landwirte immer häufiger Ferkelbeifutter. Welche Wirkungen dies<br />
auf Sau und Ferkel hat mit welchen Systemen das Beifutter gegeben werden kann, erklärt Dr. Heike Engels.<br />
Bei 13 geborenen Ferkeln und mehr je Wurf laufen einige Ferkel Gefahr, nicht ausreichend<br />
Milch zu bekommen.<br />
Die Züchtung macht es möglich: es werden<br />
immer mehr Ferkel je Sau geboren. Um<br />
diese verlustarm großzuziehen, empfiehlt sich<br />
der Einsatz von Ammensauen oder Ferkelmilch<br />
als Ergänzung zur Sauenmilch mit<br />
einem Ammensystem. Denn bei 13 lebend<br />
geborenen Ferkeln je Wurf und mehr sind bis<br />
zu 20 % der Ferkel gefährdet, zu wenig Milch<br />
aufzunehmen. Diese Ferkel kümmern, verhungern<br />
oder werden so schwach, dass sie<br />
erkranken bzw. erdrückt werden. Diese Ferkel<br />
ebenfalls durchzubekommen ist für die Praxis<br />
eine große Herausforderung.<br />
Kolostrum und Wurfausgleich<br />
Das Wichtigste für die frisch geborenen<br />
Ferkel ist die frühzeitige Kolostrumaufnahme.<br />
Die Darmwand für die überlebenswichtigen<br />
Immunglobuline ist nur in den<br />
ersten sechs bis zwölf Stunden durchlässig.<br />
Vor allem die schwächeren Ferkel und die<br />
Letztgeborenen aus den Würfen müssen ausreichend<br />
Biestmilch aufnehmen können,<br />
damit auch sie gegen stallspezifische Keime<br />
gewappnet sind. In der Regel produziert die<br />
Sau reichlich Kolostrum, so dass auch ein großer<br />
Wurf ausreichend versorgt werden kann.<br />
Um auch den im Wurf letztgeborenen Ferkeln<br />
gute Chancen zu bieten, große Mengen<br />
Kolostrum aufzunehmen, sperren einige<br />
Sauenhalter die erste Hälfte des Wurfes weg<br />
oder legen speziell die schwächsten Ferkel an.<br />
Denn auch wenn die Kleinsten freien Zugang<br />
zu den Zitzen haben, werden die Starken im<br />
Wurf größere Mengen Biestmilch aufnehmen.<br />
Wenn alle Ferkel optimal mit Kolostrum<br />
versorgt sind, kann sich ein umsichtiger<br />
Wurfausgleich anschließen.
4 | 5<br />
Foto: Engels<br />
aktuell<br />
TIERGESUNDHEIT SCHWEIN<br />
Ferkelerstversorgung: Hunger, Durst, Hygiene<br />
Ferkel<br />
trocken reiben<br />
Unter<br />
die Wärmelampe/ins beheizte Ferkelnest legen<br />
Kolostrumaufnahme<br />
absichern<br />
Wurfausgleich<br />
bzw. technischer Ammeneinsatz, dabei Ferkel nie in den ersten 12<br />
Lebensstunden von der Sau nehmen und nur die stärksten Ferkel versetzen<br />
Eisengabe<br />
– entweder oral oder als Injektion<br />
Nabelhygiene:<br />
Nabel desinfizieren und absterbenden Nabel auf etwa 10 cm<br />
einkürzen, damit er nicht in der Gülle hängt (Streptokokkengefahr!)<br />
Beim Wurfausgleich sollten immer nur die stärksten Ferkel versetzt werden und es sollte nie<br />
schon gleich nach der Geburt geschehen.<br />
Aufgrund der begrenzten Anzahl funktionsfähiger<br />
Zitzen und der immer größer werdenden<br />
Würfe schließt der Wurfausgleich oft<br />
die Ammenhaltung mit ein. Dabei werden häufig<br />
die größten bzw. stärksten Ferkel mit der<br />
besten Antikörperausstattung nach ausreichender<br />
Kolostrumaufnahme aus den Würfen<br />
genommen und einer anderen Sau zugesetzt,<br />
deren eigene Ferkel bereits abgesetzt wurden.<br />
Doch die Nutzung von Ammensauen ist nicht<br />
für jeden Betrieb praktikabel. Bei einem Zwei-<br />
oder Dreiwochenrhythmus befindet sich die<br />
Sau bereits in der zweiten Hälfte der Laktation.<br />
Die Zusammensetzung der Milch entspricht<br />
nicht den Ansprüchen eines Ferkels,<br />
welches wenige Tage alt ist. Zudem müssen für<br />
die Ammensauen Plätze im Abteil frei gehalten<br />
werden. Ammensauen müssen zudem ein<br />
bis drei Wochen länger säugen. Um der<br />
Doppelbelastung standzuhalten, ist bei der<br />
Auswahl nicht nur auf die Gesäugequalität<br />
und auf den Charakter der Sau, sondern auch<br />
auf noch vorhandene Körperreserven zu achten.<br />
Im Übrigen wird bei einem verstärkten<br />
Einsatz von Ammensauen insgesamt die<br />
Wurffolge herabgesetzt, weil diese Sauen deutlich<br />
später wiederbelegt werden.<br />
Ferkelmilch über künstliche<br />
Ammen<br />
Alternativ zur natürlichen Ammenhaltung<br />
können künstliche Ammen eingesetzt<br />
werden. Das sind technische Geräte, die an<br />
Strom und Wasser angeschlossen werden und<br />
die vorzeitig abgesetzte Ferkel mit Milchaustauscher<br />
oder Breifutter versorgen. Die<br />
Milch sollte anfangs in kleinen Mengen<br />
immer nur als Portion für eine Stunde von<br />
Hand oder über entsprechende Tränkeautomaten<br />
verabreicht werden. Dies sollte sechs<br />
bis zehn Mal am Tag, am besten im Zwei-<br />
Stunden-Takt, angeboten werden, da Saugferkel<br />
zunächst noch einen recht kleinen<br />
Magen haben. Bei der Sau nehmen die Ferkel<br />
etwa alle ein bis zwei Stunden Milch auf.<br />
Da sich sehr junge Ferkel an der künstlichen<br />
Amme schwer tun, ein oder zwei<br />
Wochen alte Ferkel hingegen sich meist problemlos<br />
großziehen lassen, streben viele<br />
Betriebe eine Kombination aus natürlicher<br />
und künstlicher Amme an. Damit die mutterlose<br />
Ferkelaufzucht funktioniert ist zu beachten,<br />
dass nur die kräftigsten Ferkel mit der<br />
besten Entwicklung an die Maschine gesetzt<br />
werden sollten. Top-Hygiene und ausreichend<br />
Wärme auch an der Kunstamme sind<br />
wichtig und je jünger die Ferkel an die Amme<br />
kommen, desto intensiver müssen sie kontrolliert<br />
werden. Das heißt, dass man sich<br />
mehrmals täglich Zeit für die Ferkel nehmen<br />
muss.<br />
Ferkelammen bzw. Systeme zum Verabreichen<br />
von Ferkelmilch gibt es in verschiedenen<br />
Ausführungen. Hier eine Auswahl:<br />
Supp-le-Milk,<br />
Hersteller B & B Europe:<br />
Zusätzliche Milchversorgung über kleine<br />
Schalen in der Abferkelbucht an der Sau<br />
Rescue<br />
Deck, Hersteller Bröring: Ferkel<br />
werden in sogenannte Decks gesetzt, sauenlose<br />
Aufzucht von 12 bis 14 Ferkeln<br />
vom Zeitpunkt nach der Kolostrumaufnahme<br />
bis zum 21. Lebenstag.
Ferkelammen<br />
auf Milchbasis wie Baby<br />
Milk Mix Feeder von Förster, Pöttkers<br />
Ferkelamme oder MS Milk Feeder von<br />
Schippers: Mutterlose Aufzucht in einem<br />
Extra-Ferkel-Ammenabteil.<br />
Ferkelammen<br />
auf Breibasis wie z.B. Pig<br />
Runner/Ferkelsprinter von Weda, Automix<br />
40 von Wit Mambo: Mutterlose Aufzucht<br />
in einem Extra-Ferkel-Ammenabteil.<br />
Abgesehen von diesen Systemen kann<br />
man natürlich auch einfache Schalen mit<br />
Ferkelmilch ins Abteil zu den Ferkeln stellen<br />
und diese mehrmals täglich säubern und wieder<br />
befüllen. Oberstes Gebot bei allen Ferkelmilch-Systemen<br />
ist die Hygiene, denn in<br />
der warmen Umgebung der Ferkel vermehren<br />
sich Erreger in der Ferkelmilch schnell. Milchaustauscher<br />
gehören zu den schnell verderblichen<br />
Futtermitteln. Also Schalen immer sauber<br />
halten und lieber kleine Portionen Milch<br />
füttern, die häufig erneuert werden können.<br />
Technischen Geräte und Leitungen sind regelmäßig<br />
zu reinigen und zu desinfizieren.<br />
Beifütterung dient dem<br />
Tierschutz<br />
Wenn Kunstammen eingesetzt werden,<br />
sind die Ferkel beim Absetzen von der Sau in<br />
der Regel noch keine drei Wochen alt. Das ist<br />
in Deutschland nur dann erlaubt, wenn das<br />
frühe Absetzen zum Schutz des Muttertieres<br />
oder des Saugferkels dient. Diese Bedingung<br />
wird erfüllt, denn die mutterlose Aufzucht an<br />
der Kunstamme soll gerade verhindern, dass<br />
überzählige Saugferkel infolge von Milchmangel<br />
verenden.<br />
Doch die Beifütterung hilft auch den<br />
Sauen, denn sie kommen besser durch die<br />
Säugezeit. Ziel einer Beifütterung ist es deshalb<br />
nicht alleine, bessere Leistungen zu erzielen,.<br />
Vielmehr geht es um den wirtschaftlichen<br />
Vorteil. Der setzt sich zusammen aus den<br />
vitaleren Ferkeln die höhere Erlöse erzielen<br />
und der Reduzierung des Substanzverlustes<br />
bei den Sauen. Dies wirkt sich positiv auf<br />
deren Kondition aus und damit auf die<br />
Nutzungsdauer der Sauen.<br />
Für die mutterlose Aufzucht sind verschiedene<br />
Milchaustauscher auf dem Markt.<br />
Meist enthalten sie neben einem Anteil an<br />
Milchpulver aufgeschlossene Stärke und<br />
Proteinkonzentrat. Beim Einsatz dieser Produkte<br />
sind unbedingt die Empfehlungen des<br />
Herstellers zu beachten. Zudem sollten die<br />
mutterlos aufgezogenen Ferkel beizeiten zugefüttert<br />
werden. Deshalb darf der Futterautomat<br />
in der Bucht für die Ammenferkel<br />
nicht fehlen. Brei wird besser aufgenommen<br />
als trockener Prestarter, dennoch sollte gegen<br />
Ende der Säugezeit auch Trockenfutter angeboten<br />
werden. Frisches Wasser für Ferkel und<br />
Sau in Schalen ist ebenfalls wichtig. Hier unbedingt<br />
häufig reinigen, da hohe Verschmutzungsgefahr<br />
besteht.<br />
Ferkelmilch: Fütterungsempfehlungen auf einen Blick:<br />
Ferkelmilch<br />
entweder als Beifütterung an der Sau oder über technische Ammen<br />
anbieten<br />
Beifütterung<br />
ab dem 2. Lebenstag nach der Kolostrumaufnahme bis etwa eine Woche<br />
vor dem Absetzen<br />
Langsame<br />
Gewöhnung der Ferkel an trockenes Aufzuchtfutter<br />
Bei<br />
mutterloser Aufzucht Ferkelmilch in kleinen Portionen vielfach am Tag anbieten<br />
(z.B. 1 Lebenswoche 10 Mahlzeiten pro Tag, 2. und 3. Lebenswoche 6 bis 8<br />
Mahlzeiten pro Tag)<br />
Hygiene<br />
beachten<br />
Frisches<br />
nicht zu kaltes Wasser zur freien Verfügung<br />
Fazit<br />
Jedes zusätzlich aufgezogene Ferkel verbessert<br />
die Wirtschaftlichkeit und dient dem<br />
Tierschutz, denn Saugferkelverluste müssen<br />
so gering wie möglich ausfallen. Es kann nicht<br />
sein, dass die Sauen viele Ferkel gebären, wir<br />
aber nicht in der Lage sind, diese Ferkel auch<br />
großzuziehen. Ein professionelles Kolostrum-Management,<br />
ein umsichtiger Wurfausgleich<br />
sowie insbesondere bei großen<br />
Würfen eine wie auch immer geartete Ammenhaltung<br />
tun gute Dienste.<br />
Wer technische Ammen für die Aufzucht<br />
überzähliger Ferkel einsetzt, sollte das Management<br />
darauf ausrichten. Oberste Grundsätze<br />
hierbei sind zum einen die genaue<br />
Tierbeobachtung und die Hygiene. Zum anderen<br />
sollte die Ersatzmilch auf das Ammensystem<br />
abgestimmt sein. Funktioniert das<br />
System erst mal, profitieren Sau und Ferkel<br />
gleichermaßen davon.<br />
<br />
Dr. Heike Engels<br />
Die Ferkelbeifütterung kann über natürliche und künstliche Ammen erfolgen, aber auch eine<br />
mutterlose Milchversorgung ist möglich.<br />
Foto: Engels
6 | 7<br />
aktuell<br />
TIERGESUNDHEIT SCHWEIN<br />
Hygiene ist oberstes Gebot: Ein LKW-Waschplatz sorgt für saubere Transportfahrzeuge.
In Hygieneschleusen duschen sich die Arbeiter, wenn sie in den Stall wollen, und ziehen betriebseigene<br />
Kleidung an.
8 | 9<br />
aktuell<br />
TIERGESUNDHEIT<br />
Mechanische oder chemische Luftfilteranlagen zur Virenabwehr haben sich bewährt.
10 | 11<br />
Foto: Engels<br />
aktuell<br />
TIERGESUNDHEIT SCHWEIN<br />
Kurz notiert<br />
Immer wieder ein Problem:<br />
Hitze und Sauenfruchtbarkeit<br />
passen nicht zusammen
Nicht nur Brunststimulation, sondern Brunstsynchronisation<br />
ist der entscheidende Schritt zu besserer Wirtschaftlichkeit.<br />
Positiver Einfluss von PMSG besonders im Sommer:<br />
höherer Ferkelindex<br />
6,8 % höhere Östrusrate<br />
8,7 % höhere Abferkelrate<br />
Fragen Sie Ihre Tierärztin/Ihren Tierarzt.<br />
PMSG verbessert die<br />
Reproduktionsleistung nachhaltig.
12 | 13<br />
aktuell<br />
TIERGESUNDHEIT SCHWEIN<br />
Kurz notiert<br />
Bessere Entwicklungschancen dank Impfung.
14 | 15<br />
aktuell<br />
TIERGESUNDHEIT SCHWEIN<br />
Als früheste Quelle der Ansteckung für die Ferkel gilt die Muttersau im Abferkelstall.<br />
Die Mykoplasmen-Infektion zeigt sich meistens erst<br />
Impressum<br />
Herausgeber<br />
VetM Impressum<br />
GmbH & Co. KG<br />
Am Stadion 2 - 4<br />
26871 Papenburg<br />
Tel: 0 49 61 - 9 82 88 - 17<br />
Fax: 0 49 61 - 9 82 88 - 26<br />
E-Mail : info@vetm.de<br />
Redaktion<br />
VetM GmbH & Co. KG<br />
Am Stadion 2 - 4<br />
26871 Papenburg<br />
Tel: 0 49 61 - 9 82 88 - 17<br />
Fax: 0 49 61 - 9 82 88 - 26<br />
E-Mail : info@vetm.de<br />
Realisation<br />
VetM GmbH & Co. KG<br />
Am Stadion 2 - 4<br />
26871 Papenburg<br />
Tel: 0 49 61 - 9 82 88 - 17<br />
Fax: 0 49 61 - 9 82 88 - 26<br />
E-Mail : info@vetm.de<br />
ISSN 1867-3996<br />
Titelfoto: Heike Engels
in der Mast.