THÜRINGER SCHLÖSSER INFORMATIONEN - Stiftung Thüringer ...
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Schatzkammer Thüringen<br />
Sommerpalais Greiz.<br />
Ein Refugium der Künste und Wissenschaften<br />
Sommerpalais und Staatliche Bücher- und Kupferstichsammlung Greiz<br />
In einem bezaubernden Landschaftspark<br />
im <strong>Thüringer</strong> Vogtland steht das<br />
Sommerpalais Greiz. MAISON DE BELLE<br />
RETRAITE, Haus des schönen Refugiums,<br />
nannte der Bauherr Heinrich XI. Reuß<br />
ä. L. seine Sommerresidenz, und dieser<br />
Titel ziert noch heute ein Schriftband<br />
auf dem Giebelrelief der Südfassade.<br />
Das Sommerpalais entstand 1769 als einer<br />
der frühesten klassizistischen Bauten<br />
in Deutschland. Es sollte zum repräsentativen<br />
architektonischen Symbol der<br />
soeben durch Erbschaft wiedervereinigten<br />
und 1778 sogar in den Fürstenstand<br />
erhobenen Herrschaft Reuß älterer Linie<br />
werden. Das höchst anspruchsvoll und<br />
nobel gestaltete Ausstattungsprogramm<br />
erzählt von der ursprünglichen Funktion<br />
der jeweiligen Räume und gilt der Kontemplation,<br />
den schönen Künsten und<br />
dem Garten als vornehmsten fürstlichen<br />
Betätigungen. Der zugehörige Lustgarten<br />
wurde um 1800 als klassizistischer Landschaftsgarten<br />
neu angelegt. Zum herausragenden<br />
thüringischen Gartenkunstwerk<br />
wurde der Park durch Umgestaltungen<br />
im späteren 19. Jahrhundert, die auf<br />
Planungen des Muskauer Gartendirektors<br />
Carl Eduard Petzold zurückgehen.<br />
Seinen Ruf als Freund der Wissenschaften<br />
und der Künste begründete<br />
Heinrich XI. nicht nur durch den Bau<br />
des Sommerpalais, sondern auch durch<br />
die von ihm im Oberen Schloss Greiz<br />
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eingerichtete Bibliothek. Sie bildet den<br />
Grundstock jener Kunstschätze, die seit<br />
1922 als „Staatliche Bücher- und Kupferstichsammlung<br />
Greiz“ im Sommerpalais<br />
bewahrt und präsentiert werden. Die<br />
Sammlung hat drei Bestandsgruppen.<br />
Die fürstliche Bibliothek, ergänzt durch<br />
Teile der Büchersammlung des Reußischen<br />
Gymnasiums „Rutheneum“ in<br />
Gera, besteht aus etwa 35.000 Bänden<br />
des 18. und 19. Jahrhunderts. Hervorzuheben<br />
ist hier eine Sammlung von Werken<br />
der Aufklärung. Die fürstliche Kupferstichsammlung<br />
enthält etwa 26.000<br />
druckgraphische Arbeiten des 16. bis 19.<br />
Jahrhunderts, darunter Schlachtenpläne,<br />
Landkarten und Veduten sowie europäische<br />
Druckgraphiken unterschiedlicher<br />
Gattungen und Techniken. Den<br />
wertvollsten Teil bilden rund 900 Blätter<br />
in Schabkunst, die als Erbschaft der<br />
Prinzessin Elizabeth, der dritten Tochter<br />
des englischen König George III., zu ihrer<br />
Nichte Caroline nach Greiz kamen.<br />
Besonders umfangreich ist der Bestand<br />
an historischen Karikaturen, darunter<br />
Lithographien Honoré Daumiers in alter<br />
Kolorierung, ebenso Blätter von William<br />
Hogarth, Thomas Rowlandson und James<br />
Gillray sowie deutsche Beispiele aus der<br />
Zeit vor 1848. Dieser Sammlungsschwerpunkt<br />
führte 1975 zur Gründung des<br />
„Satiricums“, einer Spezialsammlung<br />
von Karikaturen und Pressezeichnungen<br />
der DDR. Damit erwarb sich Greiz den<br />
Ruf einer „Hauptstadt der Karikatur“,<br />
den die Sammlung weiter pflegt. Von<br />
1980 bis 1990 fanden im Greizer Sommerpalais<br />
sechs Biennalen zur Karikatur<br />
der DDR statt. Seit 1994 wird diese Tradition<br />
mit der bundesweit ausgerichteten<br />
Triennale „Karikatur, Cartoon und<br />
komische Zeichenkunst“ fortgeführt.<br />
Die Sammlung, das Palais und der Park<br />
bilden heute ein „national bedeutsames“<br />
Ensemble. Nach aufwendiger<br />
Sanierung und Restaurierung in den<br />
Jahren 2005 bis 2011 durch die <strong>Stiftung</strong><br />
<strong>Thüringer</strong> Schlösser und Gärten können<br />
Besucher das Sommerpalais wieder in<br />
seiner historischen Bedeutung und Anmutung<br />
erleben. Die Bibliothek mit Studiensaal<br />
und das Museum sind das ganze<br />
Jahr geöffnet. Im ebenerdigen Gartensaal<br />
und in den fürstlichen Repräsentationsräumen<br />
der Beletage werden pro<br />
Jahr fünf wechselnde Ausstellungen zu<br />
den Themenbereichen der Staatlichen<br />
Bücher- und Kupferstichsammlung und<br />
dem Satiricum gezeigt. Im Sommer laden<br />
zahlreiche Kulturveranstaltungen<br />
wie Konzerte und Lesungen ins Palais.<br />
Anlass genug für die <strong>Stiftung</strong> <strong>Thüringer</strong><br />
Schlösser und Gärten, das Sommerpalais<br />
2013 als „Unser Schloss des Jahres“ zu<br />
präsentieren.<br />
Eva-Maria von Máriássy<br />
www.schatzkammer-thueringen.de