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Jahresmagazin 2012 - Tennis-Club SCC Berlin e.V.

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nicht wenn ich sage: Sie währt ewiglich!<br />

Überhaupt, niemals verliert man alleine im Doppel,<br />

sondern immer zu Zweit. Selbst wenn es profan klingt,<br />

aber hier gilt umso mehr die Weisheit, dass geteiltes Leid<br />

halbes Leid ist. Und wer leidet überhaupt, wenn man zu<br />

Zweit seinen Spaß hatte?<br />

Gewinnen, ja gewinnen kann man ein Doppel je nach<br />

Naturell und Persönlichkeit entweder ganz alleine oder<br />

eben auch zu Zweit. Natürlich sagt das keiner laut, aber<br />

es gibt Individualisten, die der festen Überzeugung von<br />

sich sind, das Doppel ganz alleine zum Sieg geschlagen<br />

zu haben. Vielleicht haben sie damit sogar hin und wieder<br />

recht. Aber diese innere Überzeugung oder Einstellung<br />

ist nicht wirklich entscheidend, jedenfalls nicht im<br />

Gemeinschaftssinn. Entscheidend ist hier eher der äußere<br />

Anschein. Und der wird sich stets so äußern, dass beide<br />

Spieler der Gewinnerpaarung den Sieg erstritten haben -<br />

gleichermaßen und zu gleichen Anteilen. Toll, nicht?<br />

So entsteht aus einem egozentrischen Weltbild unseres<br />

Individualisten so etwas wie ein Gemeingefühl beider.<br />

Und auch damit sage ich nichts Neues, beide fühlen<br />

sich damit wirklich großartig! Aus unterschiedlichen<br />

Motiven zwar, aber letztlich zählt das emotionale<br />

Endergebnis. Halten wir also kurz inne und rekapitulieren<br />

die Erkenntnisse aus dem letzten Absatz wo es um<br />

Gewinner und Verlierer, ptolemäische und heliozentrische<br />

Weltbilder, Gemeinschaft und Verbundenheit ging.<br />

Unsere beiden Verlierer traben mit dem erhabenen Gefühl<br />

vom Platz, gemeinsam wirklich etwas bewegt zu haben,<br />

die leidvollen Momente tragen sich auf vier Schultern<br />

verteilt federleicht, die Erinnerung an Spaß und Einigkeit<br />

überdauert wenigstens die nächsten drei Weizen und<br />

für Gesprächsstoff ist hinreichend gesorgt. Von unseren<br />

beiden Gewinnern aus dem Doppel möchte ich gar nicht<br />

weiter reden, denen geht es in diesem Moment sowieso<br />

fabelhaft. Und auch zwischen unseren beiden Pärchen<br />

stimmt die Stimmung. Bei so viel Wohlgefühl im Umlauf<br />

kann hier keiner dem anderen Übles nachtragen. Eine<br />

vierfache „win“ Situation sozusagen!<br />

Wie viel mehr bedeutet uns dieses Bild gegenüber der<br />

weiter oben beschriebenen, Äonen währenden Eiszeit?<br />

<strong>Tennis</strong>-<strong>Club</strong> 71 <strong>SCC</strong> e.V.<br />

Ich mag Doppel!<br />

Natürlich möchte ich euch die Schattenseiten des Doppels<br />

nicht vorenthalten. Es wird in unserem modernen Zeitalten<br />

nämlich immer schwieriger, verbindlich und unverrückbar<br />

vier Spieler sich auf dem roten Platz einfinden zu lassen.<br />

Schuld daran ist unsere allgemeine Lifestyle Obsession,<br />

die es vielen von uns scheinbar verbietet, sich überhaupt<br />

verbindlich zu äußern und damit potenzielle, oftmals sogar<br />

rein virtuelle Alternativen der jeweiligen Lebensführung<br />

auszuschließen, schließlich gar im Vornherein auf etwas zu<br />

verzichten. Gott behüte! Die Vielfältigkeit der Möglichkeiten<br />

wird von uns scheinbar höher geschätzt als eine einzelne<br />

konkrete Umsetzung zu der wir uns verpflichten und der<br />

wir nachkommen. Komisch, oder? Da werden dann gerne<br />

Termine zum Doppel verabredet, nur um wenige Stunden<br />

vor dem Match festzustellen, dass die Schwiegermama 70<br />

wird. Ich frage mich manchmal, woran das liegt?! Aber genug<br />

davon.<br />

Das ist jedenfalls der Grund dafür, dass dieses wundervolle<br />

Spielformat auf der roten Liste der gefährdeten und vom<br />

Aussterben bedrohten Zusammenkünfte steht. Im Übrigen<br />

direkt hinter dem klassizistischen „Sit-in“, das Anfang der<br />

90er Jahre seine Blütezeit erlebte und seit dem nur noch<br />

selten und in ganz wenigen urbanen Gesellschaftsgruppen<br />

angetroffen wird. Schade eigentlich, denn „maybe will never<br />

serve & volley“.<br />

Was glauben wir also bis hierher von den leicht verworrenen<br />

Gedankengängen des Schreiberlings hier verstanden zu<br />

haben? Doppel ist Geil! Doppel ist das Eichmaß unseres<br />

gesellschaftlichen Verantwortungsgefühls. Doppel beugt<br />

der Vereinsamung vor, widersteht jeglicher Verfrustung, ist<br />

intermediärer Frostschutz, hält fit. Ist eine Rarität und damit<br />

schützenswert. Hat jemand überhaupt schon mal über ein<br />

Doppel-Flashmob nachgedacht? Über ein Centre-Court<br />

Geocaching? Nein?! Egal! Am Ende stehen wir nicht mehr<br />

alleine, am Ende brauchen wir auch nicht mehr unseren Arzt<br />

oder Apotheker fragen, wir kennen jetzt nämlich andere<br />

Gesprächspartner. In-the-long-run-we-are-all-dead!<br />

Worauf wartet ihr also noch? Schnappt euch einen knallgelben<br />

Gummiball und drei Facebook Freunde, die ihr nie zuvor<br />

gesehen habt: like-it und carpe diem!

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