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Grußwort: Rolf Bähr, Präsident DEUTSCHER SEGLER-VERBAND

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Anlage 2<br />

<strong>Grußwort</strong> : <strong>Rolf</strong> <strong>Bähr</strong> <strong>Präsident</strong> <strong>DEUTSCHER</strong> <strong>SEGLER</strong>-<strong>VERBAND</strong><br />

Zum Seglertag NRW 2006 in Duisburg am 18.3.06<br />

Es gilt das gesprochene Wort<br />

Lieber Heinz Staudt<br />

Liebe Delegierte aus den Segelvereinen des LSV Nordrhein-Westfalen,<br />

liebe Freunde des Segelsports,<br />

ich darf Ihnen 2 Grußbotschaften überbringen:<br />

Zum einen als stellvertretender Vors. des BSV aus der Hauptstadt (auch von Vors. Winfried Wolf).<br />

Zum anderen überbringe ich Ihnen die herzlichen Grüße des gesamten DSV-Präsidiums aus Hamburg.<br />

Bei einem Teil des DSV-Präsidiums wäre dies an sich ja gar nicht erforderlich.<br />

Zwei der sieben Präsidiumsmitglieder unseres Verbandes kommen aus Ihrem Land. Ich grüße also ganz besonders meine<br />

Kollegen Manfred Lenz bei seinem heutigen Heimspiel und Christoph Hillebrand, den ich leider hier vermisse.<br />

Ich freue mich, hier in Duisburg zu sein und danke für die Einladung.<br />

Der LSV NRW ist ein wichtiger Landessegler Verband<br />

Ich habe mir von unserer insoweit kompetenten DSV-Geschäftsstelle in Hamburg erläutern lassen, dass die Zusammenarbeit<br />

zwischen DSV und Segler-Verband Nordrhein-Westfalen außerordentlich gut funktioniert. Das ist ja auch kein Wunder.<br />

Die Nordrhein-Westfalen sind auf allen Ebenen unseres Bundesverbandes gut vertreten und unmittelbar an der gemeinsamen<br />

Arbeit beteiligt. Dafür gebührt Ihnen der Dank des DSV.<br />

Nach den ersten gut 100 Tagen meiner Wahl zum <strong>Präsident</strong>en ist es der 2. Besuch eines Landesseglertages und ich nutze<br />

gerne die Gelegenheit, auf einige neue Aspekte und Entwicklungen in unserem Sport einzugehen.<br />

Viele Freunde sind mit mir der Meinung, dass wir im Segelsport derzeit an der Schwelle einer großen und spannenden<br />

Entwicklung stehen und zurzeit einiges in Bewegung kommt.<br />

Obwohl das Segelboot älter als das Wagenrad ist, wird der Segelsport derzeit regelrecht neu entdeckt.<br />

Segeln ist im Aufwind in den Print- und elektronischen Medien. Segeln ist in allen Ausprägungen präsent. Mit dem Gewinn<br />

der Opti-WM vonTina Lutz, bei mehr als 24o Teilnehmern aus 51 Nationen ist unsere Jüngstensegelei im Höhenflug.<br />

Nach dem Fußball hat Segeln für die Sponsorbranche das derzeit größte Entwicklungspotential. Nach einer Studie der<br />

Hamburger Agentur "Pilot" glauben 36 % von 250 befragten Kommunikationsfachleuten, dass das Segel-Sponsoring in<br />

2oo6 durch die Aktivitäten des AC´s vor Radsport, vor Ski-Alpin, vor Tennis, vor Formel 1 zunimmt.<br />

In der DIE WELT, vor 14 Tagen erschienen, ganzseitig 3 Segel-Berichte:<br />

1) Bericht über die ISAF-World Games auf dem Neusiedlersee.<br />

2) Bericht einer Berliner Jurastudentin aus der Perspektive ihrer Anfänge zum Segeln bis zu Segelscheinreife.<br />

3) ein Artikel mit großem Foto über eine Reise auf einem modernen Großsegler.<br />

Können wir uns mehr Aufmerksamkeit und awareness für unseren Sport wünschen?<br />

Dieser Hype und die darin liegende Wertschätzung für unseren Sport spornt uns an, auf diesem Weg weiter zu gehen.<br />

Schauen wir deshalb zum Beispiel auf den America´s Cup:<br />

Er wird 2007 erstmals in Europa ausgesegelt<br />

Am Ruder des Titelverteidigers Alinghi wird mit Jochen Schümann wiederum ein Deutscher stehen<br />

und es wird 2007 erstmals nach 155 Jahren eine deutsche Herausforderer-Yacht geben.<br />

Mancher mag sagen, diese Welt der Profisegler oder Semi-Profisegler ist so weit weg von unserer Vereinswelt, wie sie nur<br />

sein kann.<br />

Ich sehe das anders.<br />

Unser Problem ist eigentlich, dass ein High-Tech-Land wie Deutschland es schon viel früher hätte packen müssen, bei dieser<br />

buchstäblich legendären Regatta dabei zu sein.<br />

Es gibt gute Chancen, dass wir mit Beginn der neuen Zeitrechung, - im Jahr 1 nach der Fußballweltmeisterschaft – eine<br />

bisher nie da gewesene Aufmerksamkeit für unseren Sport bekommen werden.<br />

Natürlich werden viele Fernsehzuschauer zunächst mal nur das faszinierende High-Tech-Spektakel verfolgen und sich vielleicht<br />

auch sagen, dass sich dies völlig außerhalb ihrer eigenen Erlebniswelt abspielt. Je mehr, je intensiver und je häufiger<br />

1


Anlage 2<br />

dann aber ab Mai 2006 bis Juli 2007 über dieses Event berichtet wird (bis zu vereinbarten 60 Stunden im ARD und ZDF),<br />

desto mehr wird man auch über den ganz normalen Segelsport erfahren und sicher auch wissen wollen, wie und wo man<br />

selbst damit anfangen kann.<br />

Der Deutsche Segler-Verband hat vor, dies aktiv zu begleiten. Der Seglerrat hat sich bereits in seiner Herbstsitzung 2003<br />

vor der jetzt gestarteten Initiative einstimmig mit allen Landessegler-Verbandsvorsitzenden ideell hinter eine damals noch<br />

nicht konkrete Kampagne gestellt. Dies hat er in 2004 für das am Anfang FRESH SEVENTEEN genannte Syndikat wiederholt.<br />

Wie Sie wissen, haben Anfang 2005 führende deutsche Segelsportvereine den Deutschen Challenger Yacht-Club gegründet.<br />

Mit dieser Gründung sollte nicht nur die formale Basis für die Abgabe der Bewerbung geschaffen werden --- sie kann<br />

nach den AC-Statuten nämlich nur von einem Segelclub eingereicht werden, der Seeregatten ausrichtet --- , mit der Gründung<br />

des DCYC sollte ganz bewusst vermieden werden, dass ein solches Projekt an regionalen Eitelkeiten oder dem leider<br />

allzu bekannten deutschen Phänomen der „Neidgesellschaft“ scheitert. Es war von Anfang an erklärtes Ziel, alle interessierten<br />

Clubs und Einzelpersonen in dieses große gemeinsame Projekt einzubinden.<br />

Dies war auch der Grund dafür, dass sich bekannte Persönlichkeiten des deutschen Segelsports gemeinsam zu diesem<br />

Projekt bekennen und dies auch durch ihre persönliche Mitgliedschaft im DCYC zum Ausdruck bringen.<br />

Der Kommodore des DCYC, Willy Kuhweide, war ja im letzten Jahr hier bei Ihnen, um Ihnen das Projekt persönlich vorzustellen.<br />

Ich bin der Meinung, darin stecken große Möglichkeiten. Und ich kann die Einladung von Willy Kuhweide nur wiederholen,<br />

dass Sie als Club oder auch als Einzelmitglied dieser Initiative beitreten.<br />

Besonders freut es mich als Mitglied des Deutschen Challenger Yacht Clubs, dass aus ihrem Verband der Hauptveranlasser<br />

der Kampagne, nämlich der Konzern United Internet mit Ralph Dommermuth an der Spitze aus Montabaur kommt und<br />

mit Mut, Elan und großer Risikobereitschaft in das geplante Projekt eingestiegen ist.<br />

Was gibt es sonst Neues?<br />

Sehr positiv sehe ich die Beschlüsse unseres Weltverbandes ISAF zur medien- und zuschauergerechteren Präsentation<br />

unserer Sportart. Wie Sie sicher aus unseren Verbandsveröffentlichungen entnommen haben, gibt es ein neues Format für<br />

die olympischen Regatten mit Finalwettfahrten. Der Deutsche Segler-Verband war bei der ISAF-Jahrestagung im November<br />

in Singapur dabei, als dieses Modell diskutiert und schließlich beschlossen wurde und hat umgehend reagiert, als es darum<br />

ging, diese Ideen für größere Publizität und Awareness für unsere Sport in Deutschland umzusetzen. Mit unseren Fachgremien<br />

und Organen, wie Wettsegelausschuss, Präsidium und Seglerrat haben wir die Wintermonate genutzt, um die neue<br />

Meisterschaftsordnung für olympische Regattaformate innerhalb von gut zwei Monaten unseren DSV-Veranstaltern an die<br />

Hand zu geben. Diese neue Ordnungsvorschrift wurde im Seglerrat in Düsseldorf Mitte Januar in Kraft gesetzt.<br />

Sie gilt zwingend für die Deutschen Meisterschaften in den olympischen Klassen und optional für die übrigen Deutschen<br />

Meisterschaften. Sie hat das eine Ziel: den Regattasport spannender, medienfreundlicher und verständlicher zu machen.<br />

Ob uns dies - auch mit Hilfe engagierter DSV-Ausrichter - gelingt, wird die vor uns liegende Saison zeigen. Ich bin jedenfalls<br />

gespannt.<br />

Spitzensport setzt gute Nachwuchsförderung voraus.<br />

Ich höre von Heinz Staudt, dass auch der heutige Landesverbandstag hier in Duisburg zu diesem Themenkomplex beraten<br />

wird.<br />

Ich kann aus der Beobachtung der bundesweiten Entwicklung nur sagen, dass es sehr viel Sinn macht, gezielt in die Nachwuchsförderung<br />

zu investieren. Und die Bespiele aus Bayern, Berlin, Baden-Württemberg und anderswo belegen, dass es<br />

mit überschaubarem Aufwand gelingen kann, hier relativ kurzfristig auch sichtbare Erfolge zu erzielen.<br />

Ich begrüße es jedenfalls, dass Sie hier neue Prioritäten in diesem Bereich setzen wollen.<br />

Es gibt aber auch Probleme, die auf unseren Sport zukommen.<br />

In der Frage der Nutzungsentgelte für die bundeseigenen Wasserflächen und Steganlagen unserer Vereine sind wir zurzeit<br />

in intensiven und schwierigen Verhandlungen mit dem Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung. Ziel ist,<br />

die zum Teil dramatischen Erhöhungen aufgrund der Verwaltungsvorschrift VV WSV 2604 auf ein angemessenes Maß zurückzuführen<br />

und die vorher geltende 1/3-Reduzierung für die gemeinnützigen Vereine wieder in den Bundeshaushalt hinein<br />

zu bekommen.<br />

Die Bundestagswahl im letzten Jahr hat leider dazu geführt, dass die politischen Verhandlungserfolge, die wir vor der Wahl<br />

bereits sicher glaubten und bereits in einem Haushaltsvermerk zum Haushalt 2006 enthalten waren, wieder weggefallen<br />

sind und komplett neu verhandelt werden müssen.<br />

2


Anlage 2<br />

Es gibt also auch hier einiges zu tun.<br />

Unser Sport steht nach wie vor unter einem erheblichen Reglementierungsdruck. Uns bleibt nichts anderes übrig, als die<br />

ungewollte Koordinierungsrolle zwischen vielerlei Interessen und äußeren Einflüssen zu akzeptieren und das Beste aus der<br />

Situation herauszuholen, um unser eigentliches Ziel, den Segelsport möglichst frei zu halten, zu erreichen.<br />

Ich möchte all denjenigen, die uns hierbei hier in Nordhein-Westfalen unterstützen, herzlich danken.<br />

Es wird auch in Zukunft einer starken Solidargemeinschaft bedürfen, um die Rahmenbedingungen für unseren schönen<br />

Sport positiv zu gestalten.<br />

Und nun lassen Sie mich noch kurz auf die Irritationen zu meinem Interview in der "Yacht", das ich kurz vor meiner Wahl,<br />

Ende Oktober 2005, abgegeben hatte, eingehen. Von dieser Tatsache bin ich gestern Nachmittag von Heinz Staudt durch<br />

Übermittlung eines schlecht leserlich gefaxten Antrags zu diesem Segeltag informiert worden. Da heißt es:<br />

"die Schulen können bis auf wenige Ausnahmen besser auf unser Führerscheinwesen vorbereiten und ausbilden".<br />

Hier bin ich einfach und schlicht missverstanden worden. Das liegt an den zusammenfassenden kurzen Formulierungen der<br />

Journalisten. Es hätte statt "besser" "mengenmäßig besser" oder "mehr" heißen sollen. D.h. also, dass Segelschulen mehr<br />

Menschen auf unser Führerscheinwesen vorbereiten und ausbilden. Es sollte damit nicht die Qualität der Vereinsausbildung,<br />

sondern nur die Quantität der Schulungen artikuliert werden.<br />

Es ist doch für jeden Verantwortlichen eines Segelclubs und erst Recht für den <strong>Präsident</strong>en eines Segler-Verbandes selbstverständlich,<br />

dass der Verein "sozialer Kitt der Gesellschaft" ist. Im Segelsport macht jeder Verein mit seiner eigenen Geschichte<br />

und Seglerstruktur die bessere Ausbildung, macht speziell die Fortbildung der Segler, macht Training für Jüngste<br />

und Jugendliche. Allein der Verein vermittelt Tradition, Seemannschaft, Sicherheit, Yachtgebräuche, Schiffsvereinbarungen,<br />

wer sonst? Nur der Verein mit seinem Ehrenamt kann diese Leistung in die Tiefe unseres Sports rüberbringen. Deshalb ist<br />

zum 01.01.2003 der Sportsegelschein als sogenannter "goldener Schein" für die Vereine geschaffen worden. Der Deutsche<br />

Segler-Verband bietet deshalb auch eine Liste der ausbildungswilligen Vereine an.<br />

Noch einmal: eine Segelschule kann nur schulen, der Verein kann aber ausbilden.<br />

Zur Realität gehört es aber, dass jährlich 50.000-70.000 Segelscheine ausgegeben werden, aber nach DSV-Recherchen<br />

nur 5 % aller amtlichen Befähigungsnachweise Vereinen von Seiten des DSV zugeordnet werden können. Damit ist unser<br />

ureigenstes Strukturproblem beschrieben, nämlich das Verhältnis von Scheinerwerb und Mitgliederbestand und daraus<br />

folgender Mitgliederentwicklung. Wir haben mit Dr. Geissler aus Ihrem Verband dieses Problem der Mitgliederentwicklung<br />

und -ausbildung im Verein und in Segelschulen, auf Seglertagen seit den 90iger Jahren wiederholt beraten.<br />

Deshalb mein Appell, dass sich die Schüler und Segelscheinbewerber aus den Segelschulen auf die Vereine zu bewegen<br />

und sich die Vereine diesen neuen Interessenten des Segelsports mehr öffnen; damit diese Schüler nicht nur zukünftige<br />

Charterer von Booten werden. Dieses Problem muss weiter kommuniziert werden und dafür wäre heute und hier der Platz.<br />

Segelsport ist in allen Ausprägungen zu verstärken, auch und gerade in Vereinen. Deshalb habe ich auch das Multiplikatorentreffen<br />

der Landesseglerverbände im November vorigen Jahres in Berlin besucht, das sich ausgiebig mit dieser Problematik<br />

beschäftigt hat.<br />

Der Aufschrei in den Schreiben des Yacht Clubs Bayer Leverkusen und des Duisburger Yacht Clubs zeigt, dass sich zwei<br />

Vereine getroffen fühlen. Diese sollen für ihre herausragende Vereinsausbildung gerade hier und heute hervorgehoben und<br />

wie auch in meinem Schreiben vom Januar 2006 bedankt werden. Es sollen sich aber alle, die nicht oder noch nicht oder<br />

nicht mehr ausbilden, aufgefordert und animiert fühlen, wieder bzw. mehr Ausbildungen in ihren Vereinen zu machen.<br />

Mehr kann ich nicht erklären, als dass die Vereine, sofern sie ausbilden, die nachhaltigere und komfortable und bessere<br />

Ausbildung gegenüber den reinen Schulungen in Segelschulen machen.<br />

Ich wünsche dem Landesseglerverband und allen seinen Vereinen gute und zielführende Ergebnisse bei ihrer zukünftigen<br />

Arbeit,<br />

Ihnen allen heute einen erfolgreichen, interessanten und entschlussfreudigen Verbandstag hier in Duisburg,<br />

und uns allen eine schöne, stressfreie und erfolgreiche Segelsaison 2006.<br />

<strong>Rolf</strong> <strong>Bähr</strong><br />

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