5. Das Sachenrecht 5. Das Sachenrecht - SVIT
5. Das Sachenrecht 5. Das Sachenrecht - SVIT
5. Das Sachenrecht 5. Das Sachenrecht - SVIT
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>5.</strong> <strong>Das</strong> <strong>Sachenrecht</strong><br />
<strong>5.</strong>1 Begriff und Arten des <strong>Sachenrecht</strong>s<br />
<strong>5.</strong>1.1 Zum Begriff des <strong>Sachenrecht</strong>s<br />
<strong>5.</strong>1.2 Arten der <strong>Sachenrecht</strong>e<br />
Eigentum (Vollrecht)<br />
Rechtsschutz: Eigentumsklage (Vindikation) und<br />
Eigentumsfreiheitsklage (negatorischer Anspruch)<br />
Art. 641 Abs. 2 ZGB<br />
„Er hat das Recht, sie von jedem, der sie ihm vorenthält,<br />
herauszuverlangen und jede ungerechtfertigte Einwirkung<br />
abzuwehren.“<br />
<strong>5.</strong> <strong>Das</strong> <strong>Sachenrecht</strong><br />
BGE 100 II 309: „(…) Nach Art. 641 Abs. 2 ZGB hat der Eigentümer<br />
das Recht, jede ungerechtfertigte Einwirkung auf die Sache<br />
abzuwehren. Der Beklagte bestreitet nicht, auf dem Grundstück des<br />
Klägers ohne dessen Einwilligung Bauschutt abgelagert zu haben.<br />
Eine derartige unmittelbare Einwirkung auf ein Grundstück ist aber<br />
stets ungerechtfertigt (…). Der Beklagte ist daher auf Grund von Art.<br />
641 Abs. 2 ZGB verpflichtet, den Bauschutt zu beseitigen und den<br />
ursprünglichen Zustand wiederherzustellen (…). Dieser Verpflichtung<br />
kann er sich durch den Verkauf seiner Liegenschaft, von der aus er<br />
seinerzeit das Aushubmaterial dem Grundstück des Klägers zugeführt<br />
hat, nicht entziehen. Sein Rechtsnachfolger ist für die rechtswidrige<br />
Deponie nicht verantwortlich, und es kann ihm auch keine<br />
Überschreitung des Grundeigentumsrechts zur Last gelegt werden.<br />
Ihm gegenüber besteht demnach kein Beseitigungsanspruch.“<br />
1
<strong>5.</strong> <strong>Das</strong> <strong>Sachenrecht</strong><br />
Beschränkte dingliche Rechte<br />
1. Dienstbarkeiten<br />
2. Pfandrechte<br />
3. Grundlasten<br />
<strong>5.</strong> <strong>Das</strong> <strong>Sachenrecht</strong><br />
<strong>5.</strong>1.3 Prinzipien des <strong>Sachenrecht</strong>s<br />
1. <strong>Das</strong> Publizitätsprinzip (verwirklicht durch den<br />
Besitz, gewisse Register und das Grundbuch [=<br />
Publizitätsmittel]), zeitigt:<br />
a) Gesetzliche Vermutungen (Art. 930 ZGB und Art. 931 ZGB<br />
sowie Art. 937 ZGB) und einen<br />
b) Gutglaubensschutz (Art. 933-935 ZGB und Art. 973 Abs. 1<br />
ZGB)<br />
2. <strong>Das</strong> Spezialitätsprinzip (Art. 797 Abs. 1 ZGB und<br />
Art. 945 Abs. 1 ZGB)<br />
2
<strong>5.</strong> <strong>Das</strong> <strong>Sachenrecht</strong><br />
3. Der Numerus clausus der dinglichen Rechte<br />
a) Grundsatz: Nur Eigentum, Dienstbarkeiten, Grundlasten<br />
und Pfandrechte (= Grundsatz der Typengebundenheit)<br />
b) Ausnahmen: Sicherungsübereignung, Sicherungszession<br />
und Sicherungshinterlegung sowie Art. 17 SchlT ZGB und<br />
Art. 45 SchlT ZGB<br />
c) Typenfixierung (= Beschränkte Möglichkeiten der<br />
inhaltlichen Ausgestaltung von dinglichen Rechten)<br />
4. <strong>Das</strong> Kausalitätsprinzip (Art. 974 Abs. 2 ZGB und<br />
BGE 55 II 302 ff.)<br />
BGE 55 II 302: „Die Eigentumsübertragung an beweglichen Sachen<br />
setzt voraus: 1. (gleichzeitiges) Einigsein der Kontrahenten über den<br />
Eigentumsübergang (Erw. 1), 2. ein gültiges Rechtsgeschäft (Erw. 2).“<br />
<strong>5.</strong> <strong>Das</strong> <strong>Sachenrecht</strong><br />
<strong>5.</strong> <strong>Das</strong> Akzessionsprinzip (Art. 642 Abs. 1 ZGB, Art.<br />
667 ZGB, Art. 671 Abs. 1 ZGB, Art. 678 Abs. 1 ZGB,<br />
Art. 704 Abs. 1 ZGB und Art. 805 Abs. 1 ZGB)<br />
6. <strong>Das</strong> Prinzip der Alterspriorität (Art. 812 Abs. 2<br />
ZGB, Art. 959 Abs. 2 ZGB und Art. 972 ZGB)<br />
3
<strong>5.</strong> <strong>Das</strong> <strong>Sachenrecht</strong><br />
Fallbeispiel<br />
Die 17-jährige Sabrina, welche das Gymnasium besucht, war an<br />
der Herbstmesse und hat dort ein Bild ihres Lieblingskünstlers für<br />
5'300 Franken gekauft. <strong>Das</strong> Bild soll in den nächsten Wochen<br />
geliefert werden. Zufällig entdeckt Sabrinas Vater den<br />
Kaufvertrag. Sabrina hat kein Vermögen und Sabrinas Eltern<br />
wollen das Bild nicht kaufen. Sabrinas Vater meldet sich beim<br />
Verkäufer und annulliert den Kaufvertrag. Sabrina ist der<br />
Meinung, sie sei durch den abgeschlossenen Kaufvertrag<br />
Eigentümerin des Bildes geworden und könne es vom Verkäufer<br />
herausverlangen.<br />
Zu Recht?<br />
<strong>5.</strong> <strong>Das</strong> <strong>Sachenrecht</strong><br />
Fallbeispiel<br />
Alex Hochstrasser hat das berühmte Restaurant Bären gekauft.<br />
Als er sein neu erworbenes Restaurant mit dem Pächter<br />
begutachtet, stellen sie fest, dass sämtliche Pfannen, Schüsseln<br />
und das ganze Küchen- und Kochgeschirr weg ist. Der<br />
Kaufvertrag sagt über das Mobiliar nichts aus. Hochstrasser ist<br />
der Meinung, dass er das Mobiliar mitgekauft hat.<br />
Zu Recht?<br />
4
<strong>5.</strong> <strong>Das</strong> <strong>Sachenrecht</strong><br />
Fallbeispiel<br />
Patrick und Andreas waren zwei Wochen zusammen in den<br />
Angelferien. Patricks Angelausrüstung gefiel Andreas sehr. Nach<br />
den Ferien überliess Patrick Andreas die Ausrüstung für ein paar<br />
hundert Franken. Kurze Zeit später erfuhr Guido, der eigentliche<br />
Eigentümer der Ausrüstung, vom Verkauf und verlangte die<br />
Rückgabe der Utensilien. Andreas ist der Meinung, er habe<br />
davon ausgehen können, dass Patrick Eigentümer sei.<br />
Hat er Recht?<br />
<strong>5.</strong> <strong>Das</strong> <strong>Sachenrecht</strong><br />
Fallbeispiel<br />
Pascale und Fred sind absolut begeistert von der neuen<br />
Wohnung. Nur: eine Geschirrspülmaschine fehlt. Mit Erlaubnis<br />
des Vermieters bauen sie eine in die Küchenkombination ein. Es<br />
wird ein Sockel erstellt und die Maschine fix mit der Kombination<br />
verbunden.<br />
Wem gehört die Maschine sachenrechtlich? Begründen Sie Ihre<br />
Antwort.<br />
5
<strong>5.</strong> <strong>Das</strong> <strong>Sachenrecht</strong><br />
<strong>5.</strong>2 Besitz<br />
<strong>5.</strong>2.1 Begriff und Arten des Besitzes<br />
a) Der Begriff des Besitzes<br />
b) Die Besitzesarten<br />
BGE 109 II 205 E. 3: „Dagegen wird vom Gesetz nicht nur derjenige<br />
als Besitzer anerkannt, der eine direkte Sachherrschaft ausübt,<br />
sondern auch jener, der gestützt auf ein dingliches oder<br />
obligatorisches Recht nur mittelbar für sich oder einen anderen die<br />
tatsächliche Gewalt über eine Sache ausüben lässt (Art. 920 Abs. 1<br />
ZGB).“<br />
<strong>5.</strong> <strong>Das</strong> <strong>Sachenrecht</strong><br />
<strong>5.</strong>2.2 Erwerb und Verlust des Besitzes<br />
a) Der Besitzeserwerb<br />
BGE 121 III 347 f. E. 2a: „Im Unterschied zum Eigentumserwerb, der<br />
nach dem Kausalitätsprinzip ein gültiges Grundgeschäft voraussetzt<br />
(BGE 55 II 302 E. 2), ist der Übergang des Besitzes ein tatsächlicher<br />
Vorgang, der nach einhelliger Auffassung nicht von der Gültigkeit des<br />
zugrunde liegenden Rechtsgeschäfts abhängt (…).“<br />
b) Der Besitzesverlust<br />
c) Die rechtliche Bedeutung des Besitzes<br />
6
<strong>5.</strong> <strong>Das</strong> <strong>Sachenrecht</strong><br />
Selbsthilfe (Art. 926 ZGB)<br />
a) Abwehrrecht („Besitzeswehr“, Art. 926 Abs. 1 ZGB)<br />
b) Abnahmerecht („Besitzkehr“, Art. 926 Abs. 2 ZGB)<br />
c) Grundsatz der Verhältnismässigkeit (Art. 926 Abs. 3 ZGB)<br />
Klage aus Besitzesentziehung (Art. 927 ZGB)<br />
Tatbestand: Besitzesentzug durch verbotene Eigenmacht (Art.<br />
927 Abs. 1 ZGB)<br />
Rechtsfolge: Rückgabepflicht („Rückgabeklage“, Art. 927 Abs. 1<br />
und 3 ZGB)<br />
Klage aus Besitzesstörung (Art. 928 ZGB)<br />
Tatbestand: Besitzesstörung durch verbotene Eigenmacht (Art.<br />
928 Abs. 1 ZGB)<br />
Rechtsfolge: Unterlassungspflicht („Beseitigungsklage und<br />
Unterlassungsklage“, Art. 928 Abs. 2 ZGB)<br />
<strong>5.</strong> <strong>Das</strong> <strong>Sachenrecht</strong><br />
<strong>5.</strong>3 Grundbuch<br />
<strong>5.</strong>3.1 <strong>Das</strong> formelle Grundbuchrecht<br />
a) Die Errichtung des Grundbuches (Art. 942-947 ZGB<br />
+ Art. 9 ff. GBV)<br />
Zusammensetzung<br />
des Grundbuches<br />
Grundbucheintragungen<br />
• Hauptbuch (Lagerbuch)<br />
• Liegenschaftsbeschreibungen<br />
• Pläne<br />
• Grundbuchbelege<br />
• Tagebuch (Journal)<br />
• Hilfsregister<br />
• Eigentumsverhältnisse (Art. 946 Abs. 1 Ziff. 1 ZGB)<br />
• Dienstbarkeiten und Grundlasten (Art. 946 Abs. 1 Ziff. 2<br />
ZGB)<br />
• Pfandrechte (Art. 946 Abs. 1 Ziff. 3 ZGB)<br />
• Vormerkungen<br />
• Anmerkungen<br />
• Andere Eintragungen<br />
7
<strong>5.</strong> <strong>Das</strong> <strong>Sachenrecht</strong><br />
<strong>5.</strong> <strong>Das</strong> <strong>Sachenrecht</strong><br />
8
<strong>5.</strong> <strong>Das</strong> <strong>Sachenrecht</strong><br />
<strong>5.</strong> <strong>Das</strong> <strong>Sachenrecht</strong><br />
9
<strong>5.</strong> <strong>Das</strong> <strong>Sachenrecht</strong><br />
Aufzunehmende<br />
Grundstücke<br />
• Liegenschaften (Art. 943 Abs. 1 Ziff. 1 ZGB)<br />
• Selbständige und dauernde Rechte an Grundstücken<br />
(Art. 943 Abs. 1 Ziff. 2 ZGB)<br />
• Bergwerke (Art. 943 Abs. 1 Ziff. 3 ZGB)<br />
• Miteigentumsanteile (inkl. Stockwerkeigentumsanteile)<br />
an Grundstücken (Art. 943 Abs. 1 ZGB)<br />
b) Die Führung des Grundbuches (Art. 951 ff. ZGB)<br />
c) Die Öffentlichkeit des Grundbuches (Art. 970 ZGB)<br />
<strong>5.</strong> <strong>Das</strong> <strong>Sachenrecht</strong><br />
<strong>5.</strong>3.2 <strong>Das</strong> materielle Grundbuchrecht<br />
a) Die rechtlich erheblichen Verfügungen<br />
Eintragungen (Art. 958 ZGB)<br />
a) Eigentum (Art. 958 Ziff. 1 ZGB)<br />
b) Dienstbarkeiten und Grundlasten (Art. 958 Ziff. 2 ZGB)<br />
c) Pfandrechte (Art. 958 Ziff. 3 ZGB)<br />
10
<strong>5.</strong> <strong>Das</strong> <strong>Sachenrecht</strong><br />
Vormerkungen (Art. 959-961 ZGB)<br />
Wirkungen:<br />
a) Wirkung gegenüber jedem später erworbenen Recht (Art. 959<br />
Abs. 2 ZGB, Art. 960 Abs. 2 ZGB und Art. 961 Abs. 2 ZGB)<br />
und/oder<br />
b) Realobligatorische Verknüpfung des vorgemerkten Rechts mit<br />
einem bestimmten Grundstück und/oder<br />
c) Zerstörung des guten Glaubens Dritter<br />
Arten:<br />
a) Persönliche Rechte mit verstärkter (quasi-dinglicher) Wirkung (Art.<br />
959 ZGB)<br />
b) Verfügungsbeschränkungen (Art. 960 ZGB)<br />
c) Vorläufige Eintragungen (Art. 961 ZGB)<br />
<strong>5.</strong> <strong>Das</strong> <strong>Sachenrecht</strong><br />
Anmerkungen<br />
a) Informationscharakter<br />
b) Zerstörung des guten Glaubens Dritter<br />
c) Grundbuch- bzw. Kanzleisperre im Fall von Art. 178 Abs. 3 ZGB<br />
11
<strong>5.</strong> <strong>Das</strong> <strong>Sachenrecht</strong><br />
Fallbeispiel<br />
V hat M fix auf 5 Jahre befristet Räume für den Betrieb einer<br />
Drogerie vermietet und überlassen. <strong>Das</strong> Mietrecht des M wurde<br />
im Grundbuch vorgemerkt (Art. 261b OR). Später verkauft V<br />
sein Haus an E, der in dem Haus ebenfalls eine Drogerie<br />
eröffnet.<br />
M verlangt von E Schliessung der Drogerie und Ersatz des<br />
Schadens, den er durch die Konkurrenztätigkeit des E erlitten<br />
hat. E dagegen möchte M auf den nächsten Termin kündigen.<br />
Wie ist die Rechtslage?<br />
<strong>5.</strong> <strong>Das</strong> <strong>Sachenrecht</strong><br />
Fallbeispiel<br />
V. hat K. ein Grundstück verkauft. Bevor der Verkauf des<br />
Grundstücks beim Grundbuchamt angemeldet wird, erfährt K.,<br />
dass V. ein vor längerer Zeit bei D. aufgenommenes Darlehen<br />
auf dem verkauften Grundstück grundpfändlich sicherstellen will.<br />
Sie sind Berater von K. Was empfehlen Sie ihm?<br />
12
<strong>5.</strong> <strong>Das</strong> <strong>Sachenrecht</strong><br />
«Mit der Eintragung einer Verfügungsbeschränkung nach Art. 960<br />
Abs. 1 Ziff. 1 ZGB wird das Grundbuch nicht gesperrt. Der Eigentümer<br />
behält die Befugnis, das Grundstück zu veräussern oder es mit<br />
beschränkten dinglichen Rechten zu belasten; die<br />
Verfügungsbeschränkung stellt einzig für das umstrittene Recht den<br />
Vorrang gegenüber jedem später erworbenen Recht sicher (Art. 960<br />
Abs. 2 ZGB).»<br />
Verfügungsbeschränkung = vorsorgliche Massnahme, welche die<br />
Durchsetzung obligatorischer Ansprüche sicherstellen soll.<br />
<strong>5.</strong> <strong>Das</strong> <strong>Sachenrecht</strong><br />
Fallbeispiel<br />
Die Bau- und Beton AG hat für Ihren Mieter, Herr Klauser, vor<br />
drei Monaten die notwendigen Maurerarbeiten zur Erstellung des<br />
vom Eigentümer genehmigten Wellnessbereiches in der<br />
Mietwohnung abgeschlossen. Heute teilt Ihnen die Bau- und<br />
Beton AG mit, Herr Klauser habe die Rechnung nicht bezahlt. Sie<br />
droht Ihnen mit dem Eintrag eines Bauhandwerkerpfandrechts.<br />
Prüfen Sie, ob die Voraussetzungen erfüllt sind und zeigen Sie<br />
auf, wie sich der Eigentümer gegebenenfalls vor dem Eintrag<br />
schützen kann.<br />
13
<strong>5.</strong> <strong>Das</strong> <strong>Sachenrecht</strong><br />
Verfahren bei Eintragungen in das Grundbuch (Art.<br />
963-966 ZGB)<br />
Voraussetzungen:<br />
a) Anmeldung (= Verfügungsgeschäft; Art. 963 ZGB und Art. 964<br />
ZGB sowie Art. 46-51 GBV)<br />
b) Doppelter Ausweis (Art. 965 ZGB) über<br />
aa) Verfügungsrecht (= Rechtszuständigkeit; Art. 965 Abs. 2<br />
ZGB) und<br />
bb) Rechtsgrund (= Verpflichtungsgeschäft; Art. 965 Abs. 3 ZGB<br />
und)<br />
Überprüfungsbefugnis des Grundbuchverwalters:<br />
a) Volle Kognition in Bezug auf<br />
aa) Eigene Zuständigkeit<br />
bb) Eintragbarkeit des angemeldeten Rechts<br />
<strong>5.</strong> <strong>Das</strong> <strong>Sachenrecht</strong><br />
cc) Eingereichte Urkunden (Ausnahme: Rechtsgrund)<br />
b) Eingeschränkte Kognition in Bezug auf<br />
aa) Verfügungsrecht (Art. 84 GBV)<br />
bb) Anmeldungen durch eine Behörde (Art. 85 GBV)<br />
14
<strong>5.</strong> <strong>Das</strong> <strong>Sachenrecht</strong><br />
b) Die Wirkung des Grundbuches (Art. 971 ff. ZGB)<br />
<strong>Das</strong> absolute Eintragungsprinzip (Art. 656 Abs. 1 ZGB)<br />
Bedeutung: Erwerb von dinglichen Rechten an Grundstücken<br />
setzt Eintragung in das Grundbuch voraus (Art. 656 Abs. 1 ZGB)<br />
Anwendungsbereich: Rechtsgeschäftlicher Erwerb unter<br />
Lebenden<br />
Logische Folgerungen:<br />
a) Eintragung in das Grundbuch hat konstitutive Wirkung<br />
b) „Negative Rechtskraft“ des Grundbuchs (= „Was nicht im<br />
Grundbuch steht, gilt nicht“; Art. 971 Abs. 1 ZGB)<br />
c) Rückbezug der Wirkungen des im Hauptbuch eingetragenen<br />
Rechts auf den Zeitpunkt der Einschreibung in das Tagebuch (Art.<br />
972 Abs. 2 ZGB i.V.m. Art. 948 Abs. 1 ZGB)<br />
<strong>5.</strong> <strong>Das</strong> <strong>Sachenrecht</strong><br />
<strong>Das</strong> relative Eintragungsprinzip (Art. 656 Abs. 2 ZGB)<br />
Bedeutung: Erwerb von dinglichen Rechten an Grundstücken<br />
setzt keine Eintragung in das Grundbuch voraus (Art. 656 Abs. 2<br />
ZGB)<br />
Anwendungsbereich: vgl. namentlich Art. 656 Abs. 2 (Aneignung,<br />
Erbgang, Enteignung, Zwangsvollstreckung oder richterliches<br />
Urteil)<br />
Logische Folgerungen:<br />
a) Eintragung in das Grundbuch hat deklaratorische Wirkung<br />
b) Grundsatz der „negativen Rechtskraft“ des Grundbuchs (Art. 971<br />
Abs. 1 ZGB) gilt nicht<br />
c) Verfügungsrecht erst nach Eintragung in das Grundbuch (Art. 656<br />
Abs. 2 ZGB)<br />
d) Erwerb von Rechten durch einen gutgläubigen Dritten gestützt auf<br />
den unrichtigen Grundbucheintrag (Art. 973 ZGB)<br />
15
<strong>5.</strong> <strong>Das</strong> <strong>Sachenrecht</strong><br />
Positive Rechtskraft resp. Gutglaubensschutz (Art. 973<br />
ZGB)<br />
Tatbestand<br />
a) Eintrag im Grundbuch steht in Widerspruch zur objektiven<br />
Rechtslage (vgl. auch Art. 974 Abs. 2 ZGB)<br />
b) Dritter verlässt sich gutgläubig auf diesen objektiv unrichtigen<br />
Eintrag im Grundbuch<br />
c) Dritter erwirbt (buchlich, Art. 656 Abs. 1 ZGB, oder<br />
ausserbuchlich, Art. 656 Abs. 2 ZGB) Eigentum oder anderes<br />
dingliches Recht am Grundstück<br />
Rechtsfolge: Erwerb des Eigentums oder des anderen dinglichen<br />
Rechts am Grundstück gemäss Grundbucheintrag (Art. 973 Abs.<br />
1 ZGB)<br />
<strong>5.</strong> <strong>Das</strong> <strong>Sachenrecht</strong><br />
Fallbeispiel<br />
Der Eigentümer eines von Ihnen verwalteten Mehrfamilienhauses<br />
ist vor 2 Tagen gestorben. Sein Sohn ruft Sie heute an und<br />
möchte von Ihnen folgendes wissen:<br />
a) Eine fristgerechte Mietzinserhöhung müsste innerhalb von 5<br />
Tagen gemacht werden: Ist das möglich?<br />
b) Beim Sohn hat sich ein Kaufinteressent gemeldet. Dieser ist<br />
in diesen Tagen in der Stadt. Kann der Sohn das<br />
Mehrfamilienhaus umgehend verkaufen?<br />
16
<strong>5.</strong> <strong>Das</strong> <strong>Sachenrecht</strong><br />
Fallbeispiel<br />
Zugunsten des Grundstücks Gbbl. Nr. 3419 und zulasten der<br />
Grundstücke Gbbl. Nrn. 2355, 3099, 4658 und 5820 ist im<br />
Grundbuch eine Dienstbarkeit mit dem Stichwort "Bau- und<br />
Anpflanzungsverbot" eingetragen. <strong>Das</strong> belastete Grundstück Nr.<br />
2355 wurde gleichwohl mit drei Häusern überbaut und daran am<br />
31. Juli 2008 Stockwerkeigentum begründet mit neun<br />
Wohneinheiten (Nrn. 2355-2 bis 2355-10) und einer – in 22<br />
Miteigentumsanteile aufgeteilten – Autoeinstellhalle (Nr. 2355-1).<br />
Am <strong>5.</strong> Januar 2010 erhebt der Eigentümer des „berechtigten“<br />
Grundstücks Klage auf Beseitigung der Baute, weil sie angeblich<br />
der Bauverbots-Dienstbarkeit widerspricht. Die Klage richtet er<br />
gegen A, B, C, D und E sowie gegen die<br />
Stockwerkeigentümergemeinschaft der Liegenschaft Gbbl. Nr.<br />
235<strong>5.</strong><br />
<strong>5.</strong> <strong>Das</strong> <strong>Sachenrecht</strong><br />
Wie ist die Klage zu beurteilen, wenn A seinen<br />
Stockwerkeigentumsanteil an die Y. AG veräussert hat und diese<br />
im Zeitpunkt der Klageeinreichung bereits im Tagebuch (nicht<br />
aber im Hauptbuch) als Erwerberin eingeschrieben war?<br />
17
<strong>5.</strong> <strong>Das</strong> <strong>Sachenrecht</strong><br />
Fallbeispiel<br />
Kathi Baumann hat 2008 ein Grundstück gekauft, das seit 1952<br />
zugunsten einer Nachbarsliegenschaft mit einem Wegrecht<br />
belastet war. Dieses wurde in den siebziger Jahren verlegt und<br />
führt seither durch einen drei Meter breiten Tunnel, ohne dass<br />
der Grundbucheintrag entsprechend geändert wurde. Kathi<br />
verlangt die Beseitigung des Tunnels, indem sie sich auf den<br />
Eintrag des Wegrechts aus dem Jahr 1952 beruft.<br />
Ist dies rechtens?<br />
<strong>5.</strong> <strong>Das</strong> <strong>Sachenrecht</strong><br />
<strong>5.</strong>4 Eigentum<br />
<strong>5.</strong>4.1 Definition des Eigentums<br />
<strong>5.</strong>4.2 <strong>Das</strong> Eigentum als dingliches Recht<br />
<strong>5.</strong>4.3 Umfang des Eigentums<br />
<strong>5.</strong>4.4 Der Begriff „Bestandteil“ (Art. 642 Abs. 2 ZGB)<br />
<strong>5.</strong>4.5 Der Begriff „Zugehör“ (Art. 644 Abs. 2 + 645 ZGB)<br />
<strong>5.</strong>4.6 Rechtliche Bedeutung der Unterscheidung<br />
zwischen Bestandteil und Zugehör<br />
18
<strong>5.</strong> <strong>Das</strong> <strong>Sachenrecht</strong><br />
<strong>5.</strong>4.7 Gemeinschaftliches Eigentum (Art. 646 - 654 ZGB)<br />
Miteigentum und Gesamteigentum<br />
Erläuterungen zum Vorentwurf des ZGB, Bd. II, p. 69: „Miteigentum<br />
liegt vor, wenn mehrere Rechtssubjekte eine Sache dergestalt in<br />
ihrem Miteigentum haben, dass das Recht eines jeden nicht auf einen<br />
körperlichen Teil, sondern auf einen rechtlichen Anteil an der ganzen<br />
Sache, also eine ideelle Quote geht. Gesamteigentum dagegen muss<br />
als vorhanden angenommen werden, wo die mehreren Eigentümer ein<br />
Recht auf die ganze Sache haben, ohne jede quotenmässige<br />
Beteiligung an der Sache. Daraus ergeben sich drei ganz<br />
verschiedene Konsequenzen des gemeinschaftlichen Eigentums:<br />
Erstens kann jeder der mehreren Miteigentümer über die Quote, zu<br />
der die Sache ihm gehört, verfügen, als wäre er Alleineigentümer. Er<br />
kann diese verkaufen, belasten, verpfänden, sie kann von seinen<br />
Gläubigern gepfändet werden, ohne dass die übrigen Miteigentümer<br />
sich dessen zu erwehren vermögen.<br />
<strong>5.</strong> <strong>Das</strong> <strong>Sachenrecht</strong><br />
Jeder hat in bezug auf seinen Quote die gleichen Rechte, das Recht<br />
eines jeden ist von dem andern unabhängig. Dagegen können die<br />
Gesamteigentümer über die Sache nicht anders verfügen , als<br />
entweder einstimmig oder durch einen für sie irgendwie gegebenen<br />
Vertreter.“<br />
19
<strong>5.</strong> <strong>Das</strong> <strong>Sachenrecht</strong><br />
<strong>5.</strong>4.7.1 <strong>Das</strong> Miteigentum<br />
a) Begriff und Bedeutung<br />
b) Der Miteigentumsanteil<br />
− Jedem Miteigentümer steht ein Bruchteil am Grundstück zu<br />
− Jeder Miteigentümer wird mit seiner Quote im Grundbuch<br />
eintragen und kann grundsätzlich über seinen Anteil verfügen<br />
− Bei Veräusserung eines Miteigentumsanteils besteht ein<br />
gesetzliches Vorkaufsrechts der anderen Miteigentümer (Art. 682<br />
Abs. 1 ZGB). Dieses kann mittel öffentlich zu beurkundender<br />
Vereinbarung aufgehoben oder abgeändert werden. Die<br />
Abänderung oder Aufhebung des Vorkaufsrechts kann im<br />
Grundbuch vorgemerkt werden (Art. 681b ZGB)<br />
<strong>5.</strong> <strong>Das</strong> <strong>Sachenrecht</strong><br />
c) Die im Miteigentum stehende Sache<br />
− Nutzungs- und Verwaltungsordnung<br />
− Miteigentümer können eine von den gesetzlichen Bestimmungen<br />
abweichende Nutzungs- und Verwaltungsordnung vereinbaren<br />
und darin vorsehen, dass diese nur mit Zustimmung aller<br />
Miteigentümer geändert werden kann (Art. 647 Abs. 1 ZGB)<br />
− Nutzungs- und Verwaltungsordnung kann im Grundbuch<br />
angemerkt werden (Art. 649a Abs. 2 ZGB)<br />
− Nutzungs- und Verwaltungsordnung und die einzelnen Beschlüsse<br />
der Miteigentümer sind für allfällige Rechtsnachfolger verbindlich<br />
(auch wenn keine Anmerkung im Grundbuch erfolgte)<br />
− Ohne abweichende Vereinbarung gelten für<br />
Verwaltungshandlungen und bauliche Massnahmen die<br />
Art. 647a-e ZGB<br />
20
<strong>5.</strong> <strong>Das</strong> <strong>Sachenrecht</strong><br />
Verwaltungshandlungen<br />
- notwendige (Art. 647 Abs. 2 ZGB)<br />
- dringliche (Art. 647 Abs. 2 ZGB)<br />
- gewöhnliche (Art. 647a ZGB)<br />
- wichtigere (Art. 647b ZGB)<br />
Massnahmen<br />
<strong>5.</strong> <strong>Das</strong> <strong>Sachenrecht</strong><br />
Fallbeispiel<br />
Bauliche<br />
Massnahmen<br />
- notwendige (Art. 647c ZGB)<br />
- nützliche (Art. 647d ZGB)<br />
- luxuriöse (Art. 647e ZGB)<br />
A., B. und C. sind seit längerem Miteigentümer zu je einem Drittel<br />
eines Zweifamilienhauses mit Umschwung. Eine Wohnung wird<br />
von A. bewohnt, während die andere an eine Familie vermietet<br />
wurde. Eine Verwaltungsordnung wurde nie schriftlich<br />
festgehalten, doch war bislang für B. und C. klar, dass A. die Rolle<br />
eines Hauswarts übernimmt.<br />
Ohne mit B. oder C. Rücksprache zu nehmen, hat A. selbständig<br />
im letzten Jahr folgende Massnahmen getroffen: In der von ihm<br />
benutzten Wohnung liess er den noch relativ neuen und<br />
unbeschädigten Spannteppich durch Parkett ersetzen und die<br />
holprig gewordene Garageneinfahrt, die beiden Wohnungen dient,<br />
liess er neu asphaltieren.<br />
21
<strong>5.</strong> <strong>Das</strong> <strong>Sachenrecht</strong><br />
Während der Ferienabwesenheit des A. liess hingegen B., von den<br />
Mietern der andern Wohnung benachrichtigt, das Dach reparieren,<br />
nachdem es in einem starken Sturm beschädigt worden war.<br />
Unter den Parteien wird streitig, ob A. bzw. B. die betreffenden<br />
Massnahmen alleine treffen durften und wer ihre Kosten trägt. A.<br />
ist der Ansicht, seine Wohnung dürfe er ausbauen, wie er wolle, im<br />
Übrigen sei er ja Hauswart und habe umfassende Kompetenzen.<br />
A. ist auch der Auffassung, B. hätte mit ihm Rücksprache halten<br />
müssen für die Dachreparatur. C. hingegen, der Streitigkeiten<br />
überdrüssig, möchte die Miteigentümergemeinschaft auflösen.<br />
1. Durften A. und B. die angeführten Handlungen vornehmen?<br />
2. Wert trägt die Kosten dieser Handlungen?<br />
3. Wie muss C. vorgehen, wenn er die Gemeinschaft auflösen<br />
will?<br />
<strong>5.</strong> <strong>Das</strong> <strong>Sachenrecht</strong><br />
d) Entstehung und Aufhebung des Miteigentums<br />
22
<strong>5.</strong> <strong>Das</strong> <strong>Sachenrecht</strong><br />
<strong>5.</strong>4.7.2 <strong>Das</strong> Gesamteigentum<br />
a) Wesen und Begriff<br />
− Mehrere Personen, die aufgrund einer Gesetzesvorschrift oder<br />
eines Vertrages zu einer Gemeinschaft verbunden sind (Art. 222<br />
ff., 336 ff. und 602 ZGB; Art. 530 ff., 552 ff. und 594 ff. OR), sind<br />
Gesamteigentümer eines Grundstückes (Art. 652 ZGB)<br />
− Sie können nur alle gemeinsam darüber verfügen (Art. 653 Abs. 2<br />
ZGB)<br />
− Rechte und Pflichten der Gesamteigentümer ergeben sich in<br />
erster Linie aus dem Gesamthandverhältnis und dessen<br />
gesetzlicher bzw. vertraglicher Ausgestaltung<br />
b) Die Entstehung des Gesamteigentums<br />
<strong>5.</strong> <strong>Das</strong> <strong>Sachenrecht</strong><br />
c) Die Wirkungen des Gesamteigentums<br />
d) Die Aufhebung von Gesamteigentum<br />
23
<strong>5.</strong> <strong>Das</strong> <strong>Sachenrecht</strong><br />
<strong>5.</strong>4.8 <strong>Das</strong> Grundeigentum<br />
<strong>5.</strong>4.8.1 Der rechtsgeschäftliche Erwerb des Eigentums an<br />
Grundstücken<br />
BGE 55 II 302: „Die Eigentumsübertragung an beweglichen Sachen<br />
setzt voraus: 1. (gleichzeitiges) Einigsein der Kontrahenten über den<br />
Eigentumsübergang (Erw. 1), 2. ein gültiges Rechtsgeschäft (Erw. 2).“<br />
BGE 84 III 154: „Die Auffassung der Vorinstanz, dass es für die<br />
Übertragung des Eigentums an beweglichen Sachen wie gemäss Art.<br />
974 ZGB für die Übertragung von Grundeigentum eines gültigen<br />
Rechtsgrundes bedürfe, entspricht jedoch der ständigen<br />
Rechtsprechung des Bundesgerichts (BGE 55 II 306, 65 II 65, 67 II<br />
161, 78 II 210), an der festzuhalten ist.“<br />
<strong>5.</strong> <strong>Das</strong> <strong>Sachenrecht</strong><br />
Verpflichtungsgeschäft<br />
Kausalitätsprinzip<br />
Verfügungsgeschäft<br />
24
<strong>5.</strong> <strong>Das</strong> <strong>Sachenrecht</strong><br />
Exkurs: Der gutgläubige Eigentumserwerb vom<br />
Nichtberechtigten (Art. 714 Abs. 2 i.V.m. Art. 933 ZGB)<br />
BGE 65 II 65: „Die Beklagte kann sich daher nicht auch ihrerseits auf<br />
die Art. 714 und 933 ZGB berufen. Nach diesen Bestimmungen wird<br />
Eigentum (und Pfandrecht) an Fahrnis nicht schon durch gutgläubigen<br />
Besitz allein erworben (solange nicht Ersitzung eintritt), sondern nur<br />
durch Vollzug eines auf solche Rechtsbegründung gerichteten<br />
Rechtsgeschäftes bei gutem Glauben des Erwerbers an das<br />
Verfügungsrecht des Veräusserers.“<br />
<strong>5.</strong> <strong>Das</strong> <strong>Sachenrecht</strong><br />
<strong>5.</strong>4.8.2 Umfang des Grundeigentums<br />
<strong>5.</strong>4.8.3 Beschränkungen des Grundeigentums<br />
a) Nutzungsbeschränkungen<br />
25
<strong>5.</strong> <strong>Das</strong> <strong>Sachenrecht</strong><br />
Fallbeispiel<br />
Ein Mieter (Mieter 1) fühlt sich durch ein Bauvorhaben in<br />
benachbarten Geschäftsmieträumlichkeiten gestört. <strong>Das</strong> nach<br />
seiner Auffassung lästige Immissionen verursachende<br />
Bauvorhaben führt aber nicht der benachbarte Grundeigentümer<br />
selbst aus, sondern dessen Mieter (Mieter 2), der einen<br />
umfangreichen Mieterausbau tätigt. Dagegen will sich der durch<br />
Baulärm, Staub, Schmutz und die mit dem Bauvorhaben<br />
einhergehenden Zugangshindernisse gestörte (benachbarte)<br />
Mieter 1 auf rechtlichem Weg wehren.<br />
Welche Rechtsbehelfe stehen dem Mieter 1 aufgrund von<br />
Immissionen des Mieters 2 (Mieter des benachbarten<br />
Grundstücks) offen?<br />
Welche Ansprüche können die beiden<br />
Vermieter/Grundeigentümer geltend machen?<br />
<strong>5.</strong> <strong>Das</strong> <strong>Sachenrecht</strong><br />
Fallbeispiel<br />
Petra und Rolf haben einen wundervollen, gepflegten Garten. Ihr<br />
Nachbar lässt seinen Garten eher verwildern. In seinem Garten<br />
steht zudem eine zehn Meter hohe Linde. Diese wirft massiven<br />
Schatten auf Rolf und Petras Sitzplatz. Ausserdem landet im<br />
Herbst ein Grossteil des Laubes im Garten von Rolf und Petra.<br />
Können Rolf und Petra sich dagegen wehren?<br />
26
<strong>5.</strong> <strong>Das</strong> <strong>Sachenrecht</strong><br />
b) Verfügungsbeschränkungen<br />
Fallbeispiel<br />
Heidi möchte ihrem Freund nach Kanada folgen. Sie ist jedoch<br />
nicht sicher, ob die Beziehung hält oder sie nach einem Jahr<br />
zurückkommt.<br />
Was schlagen Sie ihr in Bezug auf das in ihrem Eigentum<br />
stehende Einfamilienhaus vor?<br />
<strong>5.</strong> <strong>Das</strong> <strong>Sachenrecht</strong><br />
<strong>5.</strong>5 Beschränkte dingliche Rechte<br />
<strong>5.</strong><strong>5.</strong>1 Begriff, Arten und allgemeine Grundsätze der<br />
beschränkten dinglichen Rechte<br />
Dienstbarkeiten<br />
- Grunddienstbarkeiten (Art. 730-744 ZGB)<br />
- Nutzniessung (Art. 745 ff. ZGB)<br />
- Wohnrecht (Art. 776 ff. ZGB)<br />
- Baurecht (Art. 779 ff. ZGB)<br />
- Quellenrecht (Art. 780 ZGB)<br />
- andere Dienstbarkeiten (Art. 781 ZGB)<br />
Beschränkte dingliche<br />
Rechte<br />
Grundlasten<br />
(Art. 782 ff. ZGB)<br />
Pfandrechte<br />
- Grundpfandrechte<br />
(Art. 793 ff. ZGB)<br />
- Fahrnispfandrechte<br />
(Art. 884 ff. ZGB)<br />
27
<strong>5.</strong> <strong>Das</strong> <strong>Sachenrecht</strong><br />
<strong>5.</strong><strong>5.</strong>2 Die Dienstbarkeiten<br />
<strong>5.</strong><strong>5.</strong>2.1 Begriff und Inhalt einer Dienstbarkeit<br />
− Ein Grundstück kann zum Vorteil eines anderen Grundstückes<br />
(Grunddienstbarkeit) oder einer bestimmten Person<br />
(Personaldienstbarkeit) in der Weise belastet werden, dass sein<br />
Eigentümer sich bestimmte Eingriffe des Berechtigten gefallen<br />
lassen muss (= Dulden; positive Dienstbarkeit), oder<br />
− nach gewissen Richtungen sein Eigentumsrecht nicht ausüben<br />
darf (= Unterlassen; negative Dienstbarkeit)<br />
− Inhalt einer Dienstbarkeit ist zwingend ein Dulden oder ein<br />
Unterlassen einer Handlung. Eine Verpflichtung zur Vornahme von<br />
Handlungen kann mit der Dienstbarkeit nur nebensächlich<br />
verbunden werden (z.B. Unterhaltspflicht)<br />
− Seit dem 01.01.2012 (<strong>Sachenrecht</strong>srevision) muss jeder<br />
Dienstbarkeitsvertrag bzw. jede Erklärung über die Errichtung<br />
einer Eigentümerdienstbarkeit öffentlich beurkundet werden (Art.<br />
732 Abs. 1 ZGB)<br />
<strong>5.</strong> <strong>Das</strong> <strong>Sachenrecht</strong><br />
<strong>5.</strong><strong>5.</strong>2.2 Grunddienstbarkeiten und Personaldienstbarkeiten<br />
«Berechtigtes» Grundstück «Belastetes» Grundstück<br />
«Belastetes» Grundstück<br />
Grunddienstbarkeit<br />
Personaldienstbarkeit<br />
28
<strong>5.</strong> <strong>Das</strong> <strong>Sachenrecht</strong><br />
<strong>5.</strong><strong>5.</strong>2.3 Die Nutzniessung (Art. 745 ff. ZGB)<br />
<strong>5.</strong><strong>5.</strong>2.4 <strong>Das</strong> Wohnrecht (Art. 776 ff. ZGB)<br />
Nutzniessung Wohnrecht<br />
Gegenstand Grundstücke, bewegliche Sachen,<br />
Rechte, Vermögen (Art. 745 Abs. 1<br />
ZGB)<br />
Berechtigung − Voller Genuss des Gegenstandes,<br />
insb. Besitz und Gebrauch (Art.<br />
745 Abs. 2 ZGB)<br />
− Erträge fliessen Nutzniesser zu<br />
− Nutzniessung darf zur Ausübung<br />
auf einen Dritten übertragen<br />
werden (Art. 758 Abs. 1 ZGB)<br />
Lastentragung<br />
Dienstbarkeitsberechtigter<br />
Art. 765 Abs. 1 ZGB<br />
− Auslagen für gewöhnlichen<br />
Unterhalt<br />
− Auslagen für Bewirtschaftung der<br />
Sache<br />
− Zinsen für die Kapitalschulden<br />
− Steuern und Abgaben<br />
<strong>5.</strong> <strong>Das</strong> <strong>Sachenrecht</strong><br />
Gebäude oder Gebäudeteile<br />
Nutzniessung Wohnrecht<br />
Art. 767 Abs. 1 ZGB<br />
− Versicherungspflicht zu Gunsten<br />
des Eigentümers<br />
Gegenleistung − entgeltlich oder unentgeltlich<br />
− periodische Zahlungen oder<br />
Einmalzahlung<br />
Dauer − In der Regel auf Lebenszeit (Art.<br />
749 Abs. 1 ZGB)<br />
− Für juristische Personen maximal<br />
100 Jahre (Art. 749 Abs. 2 ZGB)<br />
Steuerliche<br />
Behandlung<br />
(nicht<br />
abschliessend)<br />
− Einkommen: Eigenmietwert<br />
(fraglich im seltenen Fall, wo<br />
Entgelt für Nutzungsrecht<br />
periodisch bezahlt wird) abzüglich<br />
Gewinnungskosten<br />
− Vermögen: Steuerwert<br />
(Nutzniessungsvermögen wird der<br />
nutzniessenden Person<br />
zugerechnet)<br />
− Befugnis, in einem Gebäude oder in<br />
einem Teil desselben zu wohnen (Art.<br />
776 Abs. 1 ZGB)<br />
− Höchstpersönliches Recht: weder<br />
übertragbar noch vererblich (Art. 776<br />
Abs. 2 ZGB)<br />
− Nur Eigennutzung, nicht Vermietung<br />
− Gewöhnlicher Unterhalt (Art. 778<br />
Abs. 1 ZGB)<br />
− Falls nur ein Mitbenutzungsrecht:<br />
Unterhaltskosten fallen dem<br />
Eigentümer zu (Art. 778 Abs. 2 ZGB)<br />
− entgeltlich oder unentgeltlich<br />
− periodische Zahlungen oder<br />
Einmalzahlung<br />
− In der Regel auf Lebenszeit (Art. 776<br />
Abs. 3 i.V.m. Art. 749 Abs. 1 ZGB)<br />
− Einkommen: Eigenmietwert abzüglich<br />
Unterhaltskosten<br />
29
<strong>5.</strong> <strong>Das</strong> <strong>Sachenrecht</strong><br />
Fallbeispiel<br />
Paul ist betagt und lebt in durchschnittlichen finanziellen<br />
Verhältnissen. Er hat keine lebenden Verwandten mehr. Er<br />
wohnt in seinem Einfamilienhaus. Einerseits möchte er dieses<br />
verkaufen, andererseits möchte er solange er noch kann, darin<br />
wohnen bleiben.<br />
Zeigen Sie ihm seine Möglichkeiten auf.<br />
<strong>5.</strong> <strong>Das</strong> <strong>Sachenrecht</strong><br />
<strong>5.</strong><strong>5.</strong>2.5 Die Baurechtsdienstbarkeit (Art. 779 + 779a-l ZGB)<br />
Baurecht<br />
Gegenstand Grundstücke<br />
Berechtigung − Recht, auf oder unter der Bodenfläche ein<br />
(eigenständiges) Bauwerk zu errichten oder<br />
beizubehalten (Art. 675 und Art. 779 Abs. 1 ZGB)<br />
− Eigentümer des Bauwerkes und des Bodens fallen<br />
auseinander (Durchbrechung des Akzessionsprinzips)<br />
− Regelung von Inhalt und Umfang des Baurechts im<br />
Baurechtsvertrag (Art. 779b ZGB)<br />
Entstehung und Dauer − Eintragung im Grundbuch<br />
− Höchstdauer: 100 Jahre (spätere Verlängerung auf<br />
neue Dauer von höchstens 100 Jahren ist jederzeit<br />
zulässig, kann jedoch nicht im Voraus vereinbart<br />
werden)<br />
− Ist das Baurecht «selbständig» und «dauernd», so<br />
kann es auf schriftliches Begehren des Berechtigten<br />
als eigenes Grundstück in das Grundbuch<br />
aufgenommen werden (Art. 779 Abs. 3 ZGB)<br />
30
<strong>5.</strong> <strong>Das</strong> <strong>Sachenrecht</strong><br />
Gegenleistung − Baurechtszins<br />
− Zur Sicherung hat der Grundeigentümer gegenüber<br />
dem jeweiligen Baurechtsberechtigten Anspruch auf<br />
Errichtung eines gesetzlichen Pfandrechtes an dem in<br />
das Grundbuch aufgenommenen Baurecht im<br />
Höchstbetrag von drei Jahresleistungen (Art. 779i Abs.<br />
1 ZGB)<br />
Folgen des Ablaufs der<br />
Dauer: Heimfall<br />
− Die bestehenden Bauwerke fallen dem<br />
Grundeigentümer heim, indem sie zu Bestandteilen<br />
seines Grundstückes werden (Art. 779c ZGB)<br />
− Gegenleistung für die heimfallenden Bauwerke:<br />
Angemessene Entschädigung (Art. 779d Abs. 1 ZGB)<br />
− Zur Sicherung der Entschädigungsforderung hat der<br />
bisherige Bauberechtigte Anspruch auf Errichtung<br />
eines gesetzlichen Pfandrechtes an Stelle des<br />
gelöschten Baurechtes (Art. 779d Abs. 2 ZGB)<br />
<strong>5.</strong><strong>5.</strong>3 Die Grundlasten (Art. 778 - 792 ZGB)<br />
<strong>5.</strong> <strong>Das</strong> <strong>Sachenrecht</strong><br />
<strong>5.</strong><strong>5.</strong>4 <strong>Das</strong> Grundpfandrecht (Art. 793 - 883 ZGB)<br />
<strong>5.</strong><strong>5.</strong>4.1 Die Grundpfandarten und ihre gemeinsamen Merkmale<br />
Allgemeine<br />
Bestimmungen<br />
(Art. 793-823 ZGB)<br />
Grundpfandverschreibung<br />
(Art. 824-835 ZGB)<br />
Gesetzliche<br />
Grundpfandrechte<br />
(Art. 836-841 ZGB)<br />
Schuldbrief<br />
(Art. 842-865 ZGB)<br />
31
<strong>5.</strong> <strong>Das</strong> <strong>Sachenrecht</strong><br />
Charakteristik der Pfandrechte<br />
Pfandrechte sind beschränkte dingliche Rechte<br />
Pfandrechte sind Sicherungsrechte (vgl. Art. 816 Abs. 1<br />
ZGB)<br />
Prinzip des numerus clausus (vgl. Art. 793 ZGB)<br />
Prinzip der Alterspriorität (Ausnahme: Art. 813 ff. ZGB;<br />
System der festen Pfandstelle)<br />
Verjährung: keine Verjährung grundpfandgesicherter<br />
Forderungen (Art. 807 ZGB)<br />
Regel: Pfandrecht an fremden Sachen<br />
<strong>5.</strong> <strong>Das</strong> <strong>Sachenrecht</strong><br />
Fallbeispiel<br />
Auf dem Grundstück von Fritz lasten zwei Grundpfandrechte. Im<br />
ersten Rang besteht ein Grundpfand zu Gunsten von Veronika,<br />
im zweiten Rang besteht eines zu Gunsten von Tina. Fritz kann<br />
die grundpfandrechtlich gesicherte Forderung von Veronika<br />
endlich begleichen. <strong>Das</strong> Grundpfandrecht wird zufolge Tilgung<br />
dieser Forderung gelöscht. Tina macht geltend, dass ihr<br />
Pfandrecht nun in den ersten Rang nachrutsche. Zu Recht?<br />
32
<strong>5.</strong> <strong>Das</strong> <strong>Sachenrecht</strong><br />
Begriffselemente des Grundpfandes<br />
Sicherung einer Forderung<br />
Pfandobjekt ist ein Grundstück i.S.v. Art 655<br />
Abs. 2 ZGB / Art. 943 ZGB<br />
Haftung: Aktualisierung des Pfandrechts im<br />
Fall der Nichtbefriedigung des Gläubigers<br />
(Art. 816 Abs. 1 ZGB): Anspruch auf<br />
Verwertung aus dem Verwertungserlös<br />
<strong>5.</strong> <strong>Das</strong> <strong>Sachenrecht</strong><br />
Fallbeispiel<br />
Naomi möchte auf ihrer Liegenschaft ein Haus bauen, jedoch<br />
fehlt das notwendige Kleingeld. Die Bank wäre bereit, bei<br />
genügend Sicherheit ein Darlehen zu geben. <strong>Das</strong> Haus in spe<br />
möchte Naomi nicht als Sicherheit bieten. Es besteht jedoch<br />
zulasten der benachbarten Parzelle ein Quellenrecht (Nutzung<br />
der Quelle für 45 Jahre). Kann dieses als Sicherheit dienen?<br />
33
<strong>5.</strong> <strong>Das</strong> <strong>Sachenrecht</strong><br />
Grundpfandrechte: Aufgaben<br />
Sicherungsfunktion<br />
Sicherung durch<br />
Verwertungszugriff<br />
- Grundpfandverschreibung<br />
- Schuldbrief<br />
<strong>5.</strong> <strong>Das</strong> <strong>Sachenrecht</strong><br />
Grundpfandrechte: Entstehung<br />
Rechtsgeschäft<br />
- Grundpfandverschreibung<br />
- Schuldbrief<br />
1. Gültiger<br />
Erwerbsgrund:<br />
Regel Vertrag, öffentlich<br />
beurkundet (Art. 799<br />
Abs. 2 ZGB)<br />
2. Erwerbsakt<br />
(Verfügungsgeschäft):<br />
Eintrag im Grundbuch<br />
(absolutes<br />
Eintragungsprinzip)<br />
Unmittelbares<br />
gesetzliches<br />
Grundpfandrecht:<br />
Mobilisierung des<br />
Bodenwerts<br />
Pfandrecht entsteht direkt<br />
Kraft Gesetzes; GB-<br />
Eintragung nicht<br />
erforderlich (vgl. aber Art.<br />
836 Abs. 2 ZGB)<br />
Verkörperter und<br />
verkehrsfähiger<br />
Grundstückswert<br />
(Wertpapier)<br />
- Schuldbrief<br />
Gesetz<br />
- Grundpfandverschreibung<br />
Mittelbares<br />
gesetzliches<br />
Grundpfandrecht:<br />
Gesetz gibt<br />
obligatorischen Anspruch<br />
auf Errichtung des<br />
Pfandrechtes; dieses<br />
entsteht erst mit dem GB-<br />
Eintrag<br />
34
<strong>5.</strong> <strong>Das</strong> <strong>Sachenrecht</strong><br />
<strong>5.</strong><strong>5.</strong>4.2 Die Grundpfandverschreibung (Art. 824 ff. ZGB)<br />
Sicherung einer beliebigen Forderung<br />
(gegenwärtige/zukünftige/mögliche/bedingte/unbedingte),<br />
Art. 824 Abs. 1 ZGB<br />
Forderung ist Hauptsache, verbunden mit persönlicher<br />
Haftung des Schuldners; Haftung des Grundpfandes ist<br />
Nebensache (tritt akzessorisch dazu; Pfandrecht von<br />
gesicherter Forderung abhängig)<br />
Pfandobjekt muss nicht im Eigentum des Schuldners<br />
sein, Art. 824 Abs. 2 ZGB<br />
Keine Verkörperung in einem Wertpapier<br />
Entstehungsgrund: Rechtsgeschäft oder Gesetz<br />
<strong>5.</strong> <strong>Das</strong> <strong>Sachenrecht</strong><br />
<strong>5.</strong><strong>5.</strong>4.3 Der Schuldbrief (Art. 842 ff. ZGB)<br />
Register-Schuldbrief oder Papier-Schuldbrief<br />
Persönliche Haftung des Schuldners mit dem ganzen<br />
Vermögen sowie mit dem verpfändeten Grundstück<br />
(entsprechend Grundpfandverschreibung)<br />
Mobilisierung des Grundstückswerts und<br />
Verselbständigung in einem Wertpapier (Papier-<br />
Schuldbrief):<br />
• Forderung und Pfandrecht sind untrennbar<br />
• Einredenbeschränkung (Art. 849 ZGB)<br />
• Besonderer Gutglaubensschutz Dritter (Art. 848 ZGB)<br />
Entstehungsgrund: nur Rechtsgeschäft<br />
35
<strong>5.</strong> <strong>Das</strong> <strong>Sachenrecht</strong><br />
<strong>5.</strong><strong>5.</strong>4.4 Gesetzliche Grundpfandrechte<br />
Unmittelbare gesetzliche<br />
Grundpfandrechte<br />
Pfandrecht entsteht direkt kraft<br />
Gesetzes; GB-Eintragung nicht<br />
erforderlich (vgl. aber Art. 836)<br />
Art. 836 ZGB<br />
<strong>5.</strong> <strong>Das</strong> <strong>Sachenrecht</strong><br />
Mittelbare gesetzliche<br />
Grundpfandrechte<br />
Gesetz gibt obligatorischen Anspruch auf<br />
Errichtung des Pfandrechtes; dieses<br />
entsteht erst mit dem GB-Eintrag<br />
Art. 837 Abs. 1; Art. 712i; Art. 779d Abs.<br />
2; Art. 779i; Art. 779k ZGB; Art. 523 OR<br />
Mittelbare gesetzliche Grundpfandrechte<br />
Forderung richtet sich auf Eintragung des Pfandrechts<br />
(Art. 839 Abs. 3 und Art. 963 Abs. 1 ZGB)<br />
Berechtigter kann nach Art. 963 Abs. 2 ZGB Errichtung<br />
von sich aus (ohne Zustimmung Grundeigentümer)<br />
erwirken<br />
Errichtungsanspruch i.d.R. auf drei oder vier Monate<br />
befristet<br />
Allenfalls vorläufige Eintragung nach Art. 961 Abs. 1<br />
ZGB<br />
36
<strong>5.</strong> Die beschränkten dinglichen<br />
Rechte<br />
Umfang der Pfandhaft<br />
a) Grundstück mit Bestandteilen (Art. 805 Abs. 1 ZGB)<br />
b) Zugehör (Art. 805 ZGB)<br />
c) Zivile Früchte (Art. 806 ZGB)<br />
d) Ersatzleistung (Art. 822 ZGB, Art. 57 Abs. 1 VVG)<br />
3. Entstehung des Grundpfandrechts durch<br />
Eintragung im Grundbuch<br />
Rechtsgrund<br />
a) Vertrag (Art. 799 Abs. 2 ZGB; Verpflichtungsgeschäft)<br />
b) Einseitige Erklärung (Art. 857 und 860 Abs. 2 ZGB)<br />
<strong>5.</strong> Die beschränkten dinglichen<br />
Rechte<br />
c) Gesetz (mittelbare gesetzliche Pfandrechte; vgl. Art. 837, 712i,<br />
779d, 779i-k ZGB, Art. 523 OR)<br />
d) Verfügung von Todes wegen (Vermächtnis)<br />
Eintragung in das Grundbuch (Art. 799 Abs. 1 ZGB;<br />
Verfügungsgeschäft)<br />
37
<strong>5.</strong> Die beschränkten dinglichen<br />
Rechte<br />
<strong>5.</strong>3.3 Schuldbrief (Art. 842 – 865 ZGB)<br />
<strong>5.</strong>3.4 Grundpfandverschreibung (Art. 824 – 835 ZGB)<br />
<strong>5.</strong> Die beschränkten dinglichen<br />
Rechte<br />
<strong>5.</strong>4 Die gesetzlichen Grundpfandrechte<br />
(Art. 836 – 841 ZGB)<br />
Fallbeispiel<br />
Am 22. Februar 1988 erwarben A. und B. von R. das Grundstück<br />
Gbbl. Nr. 1348 in Q. zum Preis von CHF 7‘500‘000.00 zu<br />
Gesamteigentum. Aufgrund der Handänderung auferlegte die<br />
Grundsteuerkommission Q. dem Verkäufer eine<br />
Grundstückgewinnsteuer von CHF 1‘799‘130.00. Der<br />
Steuerpflichtige leistete lediglich eine Akontozahlung von CHF<br />
500‘000.00 und blieb die Steuer im Übrigen schuldig, sodass die<br />
Gemeinde Q. einen Pfandrechtsentscheid erliess, wonach das<br />
Grundstück von A. und B. für den Betrag von CHF 1‘299‘130.00<br />
zuzüglich Verzugszinsen mit einem gesetzlichen<br />
Grundpfandrecht belastet sei.<br />
Wie ist die Rechtslage?<br />
38