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Professionelles Absenzenmanagement

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GESUNDHEIT Gesundheitsmanagement<br />

<strong>Professionelles</strong><br />

<strong>Absenzenmanagement</strong><br />

von Kurt Mettler<br />

Die SIZ Care AG hat mit der Idee eines fl ächendeckenden <strong>Absenzenmanagement</strong>s vor rund 10 Jahren ein bestechend<br />

einfaches System entwickelt. Die Zahl der Anbieter hat sich seither vervielfacht, aber die Einzigartigkeit<br />

des SIZ-Modells ist geblieben.<br />

Elemente<br />

des <strong>Absenzenmanagement</strong>s<br />

Grundvoraussetzungen sind ein klar defi<br />

nierter betriebsinterner Absenzprozess<br />

sowie ein systematisches Erfassen der Absenzdaten<br />

und deren Auswertung. Entscheidend<br />

ist jedoch, ob und inwieweit aus<br />

den statistisch gewonnenen Erkenntnissen<br />

Massnahmen defi niert und auch umgesetzt<br />

werden. Hier setzt die Philosophie<br />

der SIZ Care an, wonach den Unternehmen<br />

nicht bloss empfohlen wird, was man<br />

machen müsste, sondern es wird bei der<br />

Umsetzung aktiv mitgewirkt.<br />

Betreuung als<br />

wichtige Voraussetzung<br />

Der Kern des SIZ-Modells besteht darin,<br />

dass allen arbeitsunfähigen Mitarbeitenden<br />

eines Unternehmens bereits nach 5<br />

bis 10 Absenztagen ein persönlicher Ansprechspartner<br />

zur Verfügung gestellt<br />

wird. Diese systematische Betreuung ist<br />

Arbeitsausfälle kosten viel Geld.<br />

Drei Wirkstoffe dagegen: Betriebliches Gesundheitsmanagement,<br />

<strong>Absenzenmanagement</strong> und Fallmanagement<br />

– damit senkt die SIZ Care AG in<br />

Unternehmen und Organisationen krankheits-<br />

und unfallbedingte Ausfälle der Mitarbeiter.<br />

68 SKR 1/10<br />

gleichzeitig auch die wesentliche Differenzierung<br />

zum «<strong>Absenzenmanagement</strong>»<br />

anderer Anbieter, die keine oder höchstens<br />

eine punktuelle Kontaktaufnahme vorsehen.<br />

Demgegenüber ist das konzeptionelle<br />

Vorgehen der SIZ Care geprägt von Transparenz,<br />

verhindert Misstrauen und stellt<br />

das betreuende, unterstützende Element<br />

in den Vordergrund. Um eine bestmög liche<br />

Nachhaltigkeit zu erreichen, werden die<br />

Abläufe auf die jeweiligen Bedürfnisse des<br />

Unternehmens massgeschneidert.<br />

Koordination und Vernetzung<br />

Indem jeder arbeitsunfähige Mitarbeitende<br />

schon in den ersten vier Wochen<br />

betreut wird, erleichtert dies auch die Koordination<br />

mit den involvierten Versicherungen.<br />

Zudem ist das SIZ-<strong>Absenzenmanagement</strong><br />

ein klassisches Früherkennungsinstrument<br />

und passt damit ideal<br />

in den Rahmen der 5. IV-Revision. Dem<br />

Absenzmanager kommt hier eine wichtige<br />

Triagefunktion zu. Nutzniesser eines<br />

professionellen <strong>Absenzenmanagement</strong>s<br />

sind aber auch die Personalvorsorgeeinrichtungen,<br />

da mittelfristig mit weniger<br />

Langzeitfällen zu rechnen ist.<br />

Kurzabsenzen – ein häufi ges Problem<br />

Eine besondere Herausforderung sind die<br />

Kurzabsenzen von ein bis drei Tagen. Hier<br />

sind die Führungskräfte zum Handeln gefordert,<br />

was jedoch in der Theorie oft einfacher<br />

gesagt als in der Praxis getan ist. Da<br />

bei rund einem Drittel der krankheitsbedingten<br />

Absenzen die Situation am Arbeitsplatz<br />

oder das Arbeitsumfeld eine<br />

wesentliche Mitursache bilden, bleibt nach<br />

Gesprächen zwischen Vorgesetztem und<br />

Arbeitnehmer oft eine gewisse Rat- und<br />

Hilfl osigkeit zurück. Daher bietet die SIZ<br />

Care AG auch im Kurzabsenzenbereich<br />

Unterstützung an.<br />

Zum Autor<br />

Kurt Mettler, Rechtsanwalt, ist Geschäftsführer<br />

der SIZ Care AG (kurt.<br />

mettler@sizcare.ch). Er verfügt über langjährige<br />

Erfahrung im Versicherungsbereich<br />

und ist spezialisiert in Fragen des<br />

Sozialversicherungs- und Arbeitsrechts.<br />

Die SIZ Care AG betreut mit ihren 27<br />

Mitarbeitern gesamtschweizerisch rund<br />

80 Firmen mit insgesamt rund 25’000<br />

Angestellten.<br />

SIZ Care AG<br />

Verena Conzett-Strasse 11<br />

CH-8004 Zürich<br />

Tel. 044 496 63 14<br />

Fax 044 496 63 19<br />

www.sizcare.ch


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LESERAKTION<br />


GESUNDHEIT Case Management & Gesundheitsmanagement<br />

Die Schulden der Mitarbeitenden<br />

belasten die Bilanz<br />

des Unternehmens<br />

Markus Krauthammer ist Kundenberater<br />

in der dienstleistungsorientierten, dynamischen<br />

Expanso AG. Schwierigkeiten in<br />

seiner privaten Beziehung haben ihn dazu<br />

bewegt, seine Unzufriedenheit mit dem<br />

Erwerb von teuren Unterhaltungsartikeln<br />

zu kompensieren. In den letzten beiden<br />

Jahren hat er sich mit diversen Kleinkrediten<br />

massiv verschuldet. Seit ihm die fi -<br />

nanziellen Umstände wirklich bewusst<br />

wurden, leidet er vermehrt unter Ängsten<br />

vor der Zukunft. Sie bereiten ihm immer<br />

öfters schlafl ose Nächte und die Beziehung<br />

wird zusehends problematischer. Um im<br />

Job bestehen zu können, nimmt er starke<br />

Schlafmittel. Das eigene wirtschaftliche<br />

Überleben wird begleitet mit einem<br />

schlechten psychischen Zustand, der ihn<br />

zusehends nicht mehr wirklich arbeitsfähig<br />

macht – Markus Krauthammer wird krank<br />

und fällt im Unternehmen aus.<br />

In dieser Situation kann die Mitarbeitendenberatung<br />

der Movis AG einsetzen. Sie<br />

nimmt sich Markus Krauthammer an und<br />

zeigt ihm Wege auf, wie er wieder aus den<br />

Schulden fi ndet, Lösungen und Entscheide<br />

in der privaten Beziehung fordern kann<br />

und seiner Aufgabe mit dem Betreuen der<br />

Kunden wieder gerecht wird. Die Expanso<br />

AG profi tiert in verschiedenster Hinsicht:<br />

die Kunden werden in kurzer Zeit wieder<br />

von ihrem profilierten, langjährigen Berater<br />

betreut, auf die Einarbeitung einer<br />

Ersatzkraft kann verzichtet werden, die<br />

zusätzliche Belastung des Verkaufsteams<br />

fällt weg, es entstehen keinen weiteren<br />

administrativen Aufwand und nicht zuletzt<br />

werden die Versicherungsprämien<br />

nicht durch ein verschlechtertes Schadensbild<br />

steigen. Im äussersten Fall kann sogar<br />

ein Invaliditätsfall vermieden werden, für<br />

welchen die Vorsorgeeinrichtung der Expanso<br />

AG zuständig wäre.<br />

Mitarbeitendenberatung<br />

Die Mitarbeitendenberatung oder betriebliche<br />

Sozialberatung der Movis AG offeriert<br />

Beratungen zu Themen wie Familie, Ehe,<br />

Partnerschaft, Trauer, Angst, Alter, Span-<br />

70 SKR 1/10<br />

nungen und Konflikte am Arbeitsplatz,<br />

Stress, Burnout, sexuelle Belästigung,<br />

Mobbing, Budgetberatung, Schuldenberatung<br />

Krankheit und Gesundheit. Der<br />

Nutzen für das Unternehmen ist mit der<br />

höheren Leistungsfähigkeit des Mitarbeitenden,<br />

weniger Absenzen, geringeren<br />

Fluktuationen und der Entlastung der Vorgesetzten<br />

und Personaldienste nachweisbar.<br />

Eine Studie der Fachhochschule Solothurn<br />

Nordwestschweiz hat ergeben, dass<br />

mit jedem in die betriebliche Sozialberatung<br />

investierten Franken ein ROI von zwei<br />

Franken erzielt werden kann.<br />

Case Management<br />

Neben der Mitarbeitendenberatung bietet<br />

Movis Leistungen zu den Bereichen Case<br />

Management und Gesundheitsmanagement.<br />

Beim Case Management geht es<br />

um das zielorientierte Beraten und ressourcenorientierte<br />

Unterstützen von verunfallten<br />

und erkrankten Menschen durch<br />

Koordination von bestehenden oder neuen<br />

Hilfeleistungen im Hinblick auf die soziale<br />

und berufl iche Integration. Ziel ist die Vermeidung<br />

von Langzeitabwesenheit und<br />

Invalidität.<br />

Gesundheitsmanagement<br />

Wogegen das Gesundheitsmanagement<br />

das Ziel verfolgt, die Gesundheit der Mitarbeitenden<br />

nachhaltig zu fördern und zu<br />

erhalten, um Krankheiten zu vermindern<br />

und Invalidisierung zu verhindern. Seit<br />

1922 profi liert sich die Movis AG mit ihren<br />

Dienstleistungen für Unternehmen aller<br />

Branchen und seit dem Management<br />

Buy-out vor 5 Jahren als Marktleader in<br />

der Schweiz mit dem ganzheitlichen Beratungsangebot.<br />

Movis AG<br />

Kreuzbühlstrasse 8<br />

CH-8008 Zürich<br />

Tel. 044 387 58 98<br />

info@movis.ch<br />

www.movis.ch<br />

Zehn Gründe für die<br />

Zusammenarbeit mit Movis:<br />

1. Die wirtschaftlichen Folgen von Problemen<br />

der Mitarbeitenden machen den<br />

Unternehmen zunehmend zu schaffen.<br />

2. Die Movis-Beratung bringt wirtschaftliche<br />

Vorteile. Eine wissenschaftliche<br />

Studie der Fachhochschule Solothurn<br />

Nordwestschweiz belegt, dass Sie mit<br />

jedem Franken, der in eine Zusammenarbeit<br />

mit Movis investiert wird, einen<br />

Nutzen von mindestens 2 Franken<br />

generiert werden kann.<br />

3. Umfragen bei Klienten zeigen eine<br />

Gesamtzufriedenheit von über 85%<br />

und die Weiterempfehlungsrate liegt<br />

bei deutlich über 90 Prozent.<br />

4. Als Marktleader arbeitet Movis in der<br />

Schweiz für weit über 100 Unternehmen<br />

und Organisationen.<br />

5. Die Kunden von Movis profi tieren von der<br />

hohen und spezifi schen Fachlichkeit, der<br />

Unabhängigkeit – seit 2004 ist die Movis<br />

im Besitz der Mitarbeitenden – sowie der<br />

gesamtschweizerischen Präsenz.<br />

6. Als eigenständiges Unternehmen ist das<br />

Denken und Handeln geprägt von Effektivität,<br />

Effi zienz und Wirtschaftlichkeit.<br />

7. Linienvorgesetzten und Personaldienste<br />

werden entlastet und können sich auf<br />

ihre Kernaufgaben konzentrieren.<br />

8. Die Problemsituationen der Mitarbeitenden<br />

sind oft diffus und sehr vielfältig.<br />

Mit Movis ist für alle Themen eine<br />

Anlaufstelle gewährleistet, die zudem<br />

die betrieblichen Gegebenheiten und die<br />

wirtschaftlichen Zusammenhänge kennt.<br />

9. Die Fachkompetenz jedes Beratenden<br />

wird ergänzt durch das individuelle<br />

Spezialwissen aller 40 Movis-Beraterinnen<br />

und -Berater<br />

10. Bei längeren Abwesenheiten gehört eine<br />

personelle Stellvertretung zum Standard<br />

von Movis. Mit «Movis-direkt» wird<br />

zudem eine telefonische Fachberatung<br />

für Notfälle geboten.


Mehrgenerationenspielplätze<br />

– Bewegung und Begegnung<br />

von Jung und Alt<br />

von Julia Voronkova<br />

Die Geburtenrate sinkt, die Lebenserwartung steigt: Unsere Gesellschaft ist im Wandel begriffen. Mit der älter<br />

werdenden Gesellschaft geht eine Zunahme der gesundheitlichen Probleme einher – dies hat schwerwiegende<br />

Folgen für das Gesundheitswesen. Es gilt nun, das Gesundheitsbewusstsein zu fördern, vor allem bei älteren<br />

Menschen. Einrichtungen, die insbesondere Senioren zu mehr körperlicher Betätigung animieren sollen, sind<br />

Senioren- bzw. Mehrgenerationenspielplätze. Ideen für Seniorenspielplätze sind jung und erst an wenigen<br />

Orten umgesetzt. Und schon geht die Entwicklung weiter: neuere Konzepte propagieren den Mehrgenerationenspielplatz<br />

als Einrichtung, die nicht nur ältere Menschen zu mehr Bewegung im Freien motivieren soll.<br />

Am Abhang einer grünen Wiese, hoch<br />

über dem Vierwaldstädtersee dreht eine<br />

betagte Frau mit beiden Händen im gleichen<br />

Rhythmus zwei nebeneinander befestigte<br />

Scheiben. Sie geniesst den idyllischen<br />

Ausblick, den sie an diesem Ort mit<br />

Bewegung kombinieren kann: «Es ist ein<br />

angenehmes Gefühl. Ich glaube, die Übungen<br />

machen einen beweglicher», meint<br />

die Frau. Auf sie warten noch sieben weitere<br />

Posten auf dem ersten Seniorenspielplatz<br />

der Schweiz in Emmeten (NW). Eingerichtet<br />

wurde er von den Betreibern des<br />

Hotels «Seeblick», die den Bewegungsbedarf<br />

ihrer älteren Gäste erkannt und einen<br />

© Photobuff - iStock<br />

ÖFFENTLICHER RAUM<br />

Bewegungs- und Begegnungsparks<br />

Gerätepark aufgebaut haben, der den Bewegungsmöglichkeiten<br />

von Senioren entspricht.<br />

«In Industrieländern steigt<br />

die Lebenserwartung<br />

jährlich um mehr als<br />

drei Monate an»<br />

Anzeichen<br />

eines gesellschaftlichen Wandels<br />

Damit haben die Betreiber den wichtigen<br />

gesellschaftlichen Wandel hin zu einer<br />

älteren Bevölkerung erkannt. In Industrieländern<br />

steigt die Lebenserwartung jährlich<br />

um mehr als drei Monate an. Aber<br />

nicht nur statistische Werte – auch das<br />

Selbstverständnis der «neuen Alten» verändert<br />

sich. Lebensqualität und Selbstständigkeit<br />

werden immer mehr zum Bedürfnis<br />

der Senioren. Um diesem Bedürfnis<br />

gerecht zu werden, aber auch, um auf<br />

zukünftige Entwicklungen vorbereitet zu<br />

sein, werden nun in vielen Ländern speziell<br />

auf ältere Menschen ausgerichtete<br />

gesundheitsorientierte Massnahmen erarbeitet.<br />

Sie sollen den Senioren helfen,<br />

auch im Alter fi t und gesund zu bleiben<br />

und somit auch das Sozialsystem entlasten.<br />

Der Mehrgenerationenspielplatz<br />

– ein Erfolgsmodell?<br />

«Mehrgenerationenplatz» lautet das neue<br />

Konzept, das ältere Menschen zu mehr<br />

Bewegung im Freien motivieren soll. Darunter<br />

ist ein Freizeitpark zu verstehen, der<br />

sowohl mit Spielplatz-Arealen für Kinder<br />

als auch mit Fitnessgeräten ausgestattet<br />

ist, welche den Bewegungsmöglichkeiten<br />

von älteren Menschen gerecht werden. Die<br />

Senioren können dort auf spielerische<br />

Weise ihre motorischen Fähigkeiten trainieren<br />

und gleichzeitig mit anderen Generationen<br />

in Verbindung kommen. Somit<br />

verschiebt sich der Trend von einem ausschliesslich<br />

älteren Generationen vorbehaltenen<br />

Seniorenspielplatz hin zu einem<br />

Begegnungsplatz für alle Generationen.<br />

Gesundheit und Eigenverantwortung<br />

durch Bewegung<br />

Die meisten älteren Menschen bewegen<br />

sich zu wenig, dies ist ein erheblicher Risikofaktor<br />

für ihre Gesundheit. Denn wissenschaftliche<br />

Untersuchungen bestätigen,<br />

dass regelmässige sportliche Akti vität<br />

krankheitsvorbeugend ist. Der Verzicht auf<br />

körperliche Aktivität ist jedoch nicht in erster<br />

Linie auf die Unlust älterer Menschen<br />

oder ihren geschwächten gesundheitlichen<br />

Zustand zurückzuführen. Viele Senioren<br />

wissen schlicht nicht, wo und wie sie sich<br />

bewegen können. Genau da setzt die Idee<br />

des Mehrgenerationenplatzes ein: Durch<br />

das Aufstellen von Trainingsgeräten auf<br />

öffentlichen Grünfl ächen zielt man darauf<br />

hin, die älteren Menschen, die ohnehin im<br />

Park spazieren gehen, zu einer zielgerichteten<br />

Bewegung anzuregen.<br />

Die speziellen Fitnessgeräte wurden von<br />

Sportwissenschaftlern und Humanmedizinern<br />

entwickelt und sind besonders auf<br />

die Förderung von Fähigkeiten ausgelegt,<br />

die für Senioren im Alltag wichtig sind.<br />

Durch das Training mit den Outdoor-Fitnessgeräten<br />

werden die Muskeln gekräf-<br />

SKR 1/10 71


ÖFFENTLICHER RAUM Bewegungs- und Begegnungsparks<br />

tigt, die Gelenke stabilisiert und die Bewegungskoordination<br />

geschult, was zusammengenommen<br />

eine optimale Verletzungsprophylaxe<br />

ergibt.<br />

«Die Benutzer können ihre<br />

Bewegungsgeschwindigkeit<br />

selber wählen. Und da die<br />

Geräte keiner Hebegewichte<br />

bedürfen, kann das Training<br />

nicht ohne Weiteres<br />

übertrieben werden»<br />

Der Markt an Anbietern von Outdoor-<br />

Fitnessgeräten ist gross. Dennoch ähneln<br />

sich die Geräte – sie sind bedienerfreundlich,<br />

arbeiten mit dem Gewicht des Benutzers<br />

und sind robust gebaut. Die Physiotherapeutin<br />

Petra Platteau lobt im<br />

Rahmen einer Fernsehsendung auf SF1<br />

die Geräte wegen ihrer Ungefährlichkeit:<br />

Die Benutzer können ihre Bewegungsgeschwindigkeit<br />

selber wählen. Und da<br />

die Geräte keiner Hebegewichte bedürfen,<br />

kann das Training nicht ohne Weiteres<br />

übertrieben werden.<br />

Im gesunden Körper<br />

lebt ein gesunder Geist<br />

Die Erhaltung der körperlichen Leistungsfähigkeit<br />

ist eng verknüpft mit dem geistigen<br />

Wohlbefinden. Viele ältere Menschen,<br />

die es zu Zeiten des Erwerbslebens<br />

nicht schaffen, sich sozial zu verankern,<br />

72 SKR 1/10<br />

leiden nach der Pensionierung an Altersdepressionen.<br />

Der Bewegungspark bietet<br />

den Senioren neben der Förderung ihrer<br />

körperlichen Fitness auch die Gelegenheit,<br />

soziale Kontakte zu knüpfen. Sie können<br />

sowohl mit gleichaltrigen wie mit jüngeren<br />

Menschen ins Gespräch kommen und<br />

damit auch für ihr geistiges Wohlergehen<br />

sorgen.<br />

Nicht zuletzt erhellen Freizeitparks das<br />

öffentliche Stadtbild. Stadtplaner messen<br />

Grünfl ächen in städtischen Gebieten eine<br />

immer wichtigere Bedeutung zu: Die Errichtung<br />

von Mehrgenerationenplätzen<br />

dient nicht nur Kindern und Senioren,<br />

sondern auch dem heutigen vielbeschäftigten<br />

Stadtmenschen. Dieser hat immer<br />

weniger Zeit, regelmässig Naturgebiete<br />

aufzusuchen, deshalb sind Grünflächen<br />

für ihn erholsame Oasen inmitten des<br />

hektischen Lebens.<br />

Aufkommen in der Schweiz<br />

Die Ursprünge der Senioren- bzw. Mehrgenerationenspielplätze<br />

gehen zurück auf<br />

Bewegungsparks in China. In Finnland, Spanien<br />

und allmählich auch in Deutschland<br />

gehören solche Fitnessparks bereits zum<br />

Bild des öffentlichen Grüns. In der Schweiz<br />

wird die Bewegung im Freien bis anhin<br />

durch generationenübergreifende Vitaparcours<br />

gefördert. Das Angebot umfasst<br />

über 500 solcher, besonders in ländlichen<br />

Regionen verbreiteter Bewegungs-Parcours.<br />

Mit Generationenspielplätzen – vor<br />

allem in städtischer Umgebung – könnte<br />

eine wichtige Lücke im Schweizer Outdoor-<br />

Fitnessangebot geschlossen werden.<br />

Aber noch halten Freiluft-Bewegungsanlagen<br />

in der Schweiz erst Einzug. Seit<br />

Anfang September gibt es neben dem<br />

Fitnesspark für Senioren in Emmeten einen<br />

so genannten intergenerationellen<br />

Begegnungsplatz in Meyrin im Kanton<br />

Genf. In der Nähe eines Kinderspielplatzes<br />

wurde dort ein Gerätepark für ältere<br />

Menschen eingerichtet. Die Vermischung<br />

der Generationen wurde bewusst angestrebt.<br />

Auf dem Platz befi nden sich Geräte<br />

wie Tretbänke, Rampen, Leitern, mit<br />

welchen die Beweglichkeit von Händen,<br />

Armen, Schultern und Beinen verbessert<br />

werden kann. «Ich fi nde den Begegnungsplatz<br />

sehr gut und bin überzeugt von den<br />

Geräten», meint eine der 3’500 Rentnerinnen<br />

und Rentner von Meyrin in einem<br />

Radiobeitrag auf DRS2. «Die Gemeinde<br />

macht sehr viel für uns. Wir Rentner sind<br />

hier richtig verwöhnt», fügt sie hinzu.<br />

Doch der Platz wird mehr von jüngeren<br />

Leuten als von Senioren genutzt. So wird<br />

die Anlage oftmals von Müttern mit Kindern<br />

aufgesucht, welche die älteren Menschen<br />

bei ihren Übungen gelegentlich<br />

stören. Manche Senioren wollen deshalb<br />

nicht mehr in den Park kommen.<br />

«Die Gemeinde macht<br />

sehr viel für uns.<br />

Wir Rentner sind hier<br />

richtig verwöhnt»<br />

Die geeignete Organisation<br />

Mehrgenerationenspielplätze können<br />

entweder separiert oder integriert angelegt<br />

sein. Separierte Anlagen sind im<br />

Gegensatz zu den integrierten stärker auf<br />

die Bedürfnisse älterer Menschen zugeschnitten.<br />

Sie befinden sich oft in unmittelbarer<br />

Nähe zu Kinderspielplätzen.<br />

Integrierte Anlagen bieten Beschäftigungsmöglichkeiten<br />

für alle Altersgruppen<br />

auf einem Areal. Sie sollen Eltern und<br />

Grosseltern dazu animieren, nicht auf der<br />

Bank zu sitzen, sondern sich gemeinsam<br />

mit ihren Kindern sportlich zu betätigen.<br />

Integrierte Anlagen fördern die Begegnung<br />

zwischen Jung und Alt, weisen aber<br />

einen möglichen Konfl iktherd auf, wie am<br />

Beispiel des Begegnungsparks von Meyrin<br />

deutlich wird.<br />

Der deutsche Entwickler von Outdoor-<br />

Fitnessgeräten Wolfgang Moll benennt


das Problem: «Erwachsene und besonders<br />

Senioren achten sehr auf ihre Wirkung<br />

auf andere und möchten weder zu<br />

sportlich herumturnen, noch sich mit<br />

kleinen Kindern auf Wackelbrücken und<br />

Balancierbalken messen.» Seiner Meinung<br />

nach sollten die Turngeräte zielgruppenspezifisch<br />

ausgewählt werden: «Wenn<br />

man auf einem Platz mit Outdoor-Fitnessgeräten<br />

auch Kinder ansprechen<br />

will,» meint Moll, «sollte man für diese<br />

konventionelle Spielgeräte aufstellen.»<br />

Neben Fitnessgeräten sind bei der Ausstattung<br />

eines Generationenspielplatzes<br />

weitere Angebote zur Gesundheitsförderung<br />

denkbar, beispielsweise Kneippbecken<br />

oder Treffpunkte zur Meditation.<br />

Erwägenswert ist auch das Einplanen von<br />

Geräten oder Spielangeboten, die für<br />

Rollstuhlfahrer geeignet sind. Ein rollstuhlgerechtes<br />

Karussell ist zum Beispiel<br />

bereits auf dem Spielgerätemarkt.<br />

Ein Zeichen setzen<br />

gegen den Generationenkonfl ikt<br />

Altersgerechte Angebote im öffentlichen<br />

Raum tragen zur Verbesserung der generationenübergreifenden<br />

Kontakte bei.<br />

ÖFFENTLICHER RAUM<br />

Bewegungs- und Begegnungsparks<br />

Und nicht nur das: Sie fördern die Vitalität<br />

und sind deshalb ein wichtiges Mittel<br />

für eine anhaltende Gesundheit bis ins<br />

hohe Alter. Somit dienen Mehrgenerationenspielplätze<br />

dem Staat – sie wirken<br />

sich in geringeren Sozialausgaben und zu-<br />

friedeneren Bürgern der bald überwiegenden<br />

älteren Altersgruppe aus. Es ist<br />

zu wünschen, dass weitere Einrichtungen<br />

geplant und umgesetzt werden, die mehrere<br />

Generationen ansprechen und sich<br />

annähern lassen.


PUBLIREPORTAGE<br />

Eine Generation fordert<br />

einen neuen Ansatz – aktiv und attraktiv<br />

(Verfasser: A.Regula Winiger-Müller, Oeko-Handels AG, 8545 Rickenbach Sulz)<br />

Oeko-Handels AG<br />

HAGS Spielgeräte & Parkmobiliar<br />

8545 Rickenbach Sulz ZH<br />

Tel: 052 337 08 55<br />

info@oeko-handels.ch | www.oeko-handels.ch<br />

74 SKR 1/10<br />

Immer beweglich bleiben, das ist die Voraussetzung dafür, sich auch im Alter<br />

wohlzufühlen. Das Konzept HAGS Gym ermuntert generationenübergreifend<br />

dazu, sich an frischer Luft in Park-, Camping-, und anderen öffentlichen Orten zu<br />

bewegen. Die Geräte ermöglichen das Training unterschiedlicher Muskelgruppen<br />

und wurden in enger Zusammenarbeit mit Physio-Therapeuten entwickelt. Alle<br />

Geräte sind so konstruiert, dass Personen unterschiedlichen Alters an ihnen<br />

trainieren können. Da das Training vom Körpergewicht der jeweiligen Person<br />

abhängt, wird die Belastung automatisch an die gegebenen Voraussetzungen<br />

angepasst. Dabei geht es weniger um Höchstleistungen als um kleine, gezielte<br />

Übungen, die das körperliche und seelische Wohlbefi nden stärken. Jedes Gerät<br />

wurde für mehrere Übungen konstruiert, konzipiert und TüV zertifi ziert.<br />

HAGS Gym – aktiv in Bewegung, aktive Begegnungen an frischer Luft.


Die terzStiftung setzt sich dafür ein, dass<br />

Menschen möglichst lange selbständig<br />

bleiben können. Das ist ein zentraler<br />

Wunsch der meisten älteren Menschen.<br />

Aus Sicht von terz gibt es drei wesentliche<br />

Bedrohungen, die im Alter die Selbständigkeit<br />

einschränken:<br />

1. Gesundheit<br />

2. Komplexität des Alltags<br />

– das Leben wird immer komplizierter<br />

3. Beschleunigung – während alles noch<br />

schneller geht, ist es naturgegeben,<br />

dass ältere Menschen sukzessive in<br />

einen langsameren Rhythmus gehen.<br />

Die terzStiftung kann diese Entwicklungen<br />

natürlich nicht direkt beeinfl ussen.<br />

Andererseits könnten bestimmte Prozesse<br />

so gesteuert werden, dass die Komplexität<br />

und die Beschleunigung nicht mehr in diesem<br />

Masse ältere Menschen bedrohen.<br />

Beispiel Gesundheit und Prävention. Eine<br />

grosse Gefahr für ältere Menschen ist der<br />

Sturz. Stürze und Verletzungen können,<br />

durch gezieltes Muskeltraining und durch<br />

Bewegung, massiv gesenkt werden. Die<br />

Skelettmuskeln sind gut mit dem Nervensystem<br />

verbunden und lassen sich bewusst<br />

ÖFFENTLICHER RAUM<br />

Bewegungs- und Begegnungsparks<br />

playfit ® und die terzStiftung:<br />

Kooperationspartner<br />

in der Schweiz<br />

Eine Kooperation der besonderen Art haben die terzStiftung aus Berlingen und die Hamburger Firma playfi t ® ,<br />

die hochwertige Trainingsgeräte für den Aussenbereich herstellt, beschlossen. Durch ein gemeinsames Vorhaben<br />

mit dem Arbeitstitel «playfi t parcours ® ein Projekt der terzStiftung» wird ein Bündnis geschlossen, das<br />

insbesondere Menschen in der zweiten Lebenshälfte in der Schweiz zugute kommen soll.<br />

steuern. Ständige Bewegung ist lebenswichtig:<br />

3 Wochen Bettruhe schwächen den<br />

Körper mehr als 2 Jahrzehnte des Alterns.<br />

Die Edelstahlgeräte des playfit parcours ®<br />

bieten ein niederschwelliges Trainingsangebot<br />

mit hohem Aufforderungscharakter<br />

als Grundlage für Bewegung im Freien an,<br />

die auch noch Spass macht. Hier soll nicht<br />

der gute alte Vita Parcours ersetzt oder in<br />

Frage gestellt werden, ganz im Gegenteil:<br />

der playfit parcours ® soll komplementär<br />

Innerorts und in unmittelbarer Nähe der<br />

Wohnung noch mehr Menschen die Möglichkeit<br />

geben, ein kurzes und wirksames<br />

Bewegungsprogramm sogar regelmässig<br />

durchzuführen – ob Touristen, Bewohner<br />

oder Arbeitstätige in der Pause. Hinzu<br />

kommt, dass die Geräte an der frischen<br />

Luft aufgebaut sind und wenn der Standort<br />

gut gewählt wird, auch intergenerative<br />

Kontakte entstehen können.<br />

Es reicht allerdings nicht aus, einfach Geräte<br />

anzuschaffen und irgendwo einzubauen:<br />

playfi t ® , mit bereits über 200 Standorten in<br />

Deutschland als Erfahrungsgrundlage und<br />

terz stellen gemeinsam ab sofort Entscheidungsträgern<br />

von Kommunen und anderen<br />

Standorten ihr Know-how und Netzwerk<br />

bei dieser wichtigen Frage gerne zur Verfügung:<br />

sie können in Form einer intensiven<br />

individuellen standortbezogenen Beratung<br />

sowohl im Vorfeld als auch nach Errichtung<br />

begleitend mitwirken.<br />

Ein playfi t parcours ® der als gemeinsames<br />

Projekt mit der terzStiftung konzipiert<br />

wird, soll also nicht «nur» ein Fitnessplatz<br />

sein, sondern ein Standort, der gezielt die<br />

Selbständigkeit älterer Menschen ausdrücklich<br />

und offensichtlich fördert.<br />

Abschliessend ein Wort zu den Kosten:<br />

playfi t ® und terz haben für diesen Zweck<br />

eine Rahmenvereinbarung getroffen, die<br />

Kunden in der Schweiz, die an dem gemeinsamen<br />

Projekt teilnehmen, attraktive<br />

Einkaufskonditionen ermöglichen: ein<br />

Grund mehr also für Entscheidungsträger<br />

sich mit diesem hochaktuellen Thema<br />

auseinanderzusetzen.<br />

Playfi t GmbH<br />

Brauerknechtgraben 53<br />

D-20459 Hamburg<br />

Tel. +49 (0)40 37 50 35 19<br />

Fax +49 (0)40 30 70 92 63<br />

info@playfi t.eu<br />

www.playfi t.eu<br />

SKR 1/10 75


ÖFFENTLICHER RAUM Grünfl ächenmanagement / Kunstrasenbewässerung<br />

Kunstrasen sind im Trend<br />

und stellen andere Anforderungen<br />

an die Bewässerung<br />

von Mesut Cetkin<br />

Durch den anhaltenden Trend, Kunstrasen- anstelle Naturrasenanlagen zu installieren, tauchen in Punkto<br />

Bewässerung Fragen auf, die zu unterschiedlichen Lösungsansätzen führen. In der Schweiz stellen Planer,<br />

Installateure und Spezialisten für Bewässerungssysteme fest, dass zwar Einigkeit über die Notwendigkeit von<br />

Bewässerung der Kunstrasen-Anlagen besteht aber die unterschiedlichen Ausführungen immer wieder zu<br />

Kontroversen führen.<br />

Kunstrasenplätze sind vom SFV (Schweizerischer<br />

Fussballverband) für Meisterschaftsspiele<br />

aller Ligen zugelassen, können<br />

theoretisch rund um die Uhr bespielt<br />

werden und sind unempfi ndlich gegenüber<br />

Wind und Wetter. Diese und insbesondere<br />

die Eigenschaft der 3mal höheren<br />

Nutzungskapazität (beim Naturrasen<br />

geht man von ca. 350 Stunden Nutzung<br />

pro Saison aus) lässt die Nachfrage von<br />

Gemeinden und Sportanlagen-Betreiber<br />

nach Kunstrasen-Anlagen steigen.<br />

Richtig bewässern<br />

Kunstrasen müssen bewässert werden,<br />

damit ein optimales Spielverhalten gewährleistet<br />

und die Fläche im Sommer<br />

auch gekühlt werden kann. Während bei<br />

76 SKR 1/10<br />

Naturrasen die Bewässerungsanlagen eine<br />

100%ige Abdeckung (der Abstand zwischen<br />

zwei Regnern entspricht der Wurfweite<br />

und überschneiden sich) aufweisen sollten<br />

kann beim Kunstrasen die Anzahl der Regner<br />

erheblich reduziert werden. Die Verteilgenauigkeit<br />

der Regner beim Kunstrasen<br />

hat keine hohe Prio rität. Als Planungs-<br />

Grundsatz für die Anordnung der Regner<br />

gilt, dass die Kunstrasenfl äche komplett<br />

abgedeckt ist und idealerweise eine Überschneidung<br />

von 5–15% aufweisen sollte.<br />

Wahl des Bewässerungssystems<br />

Die Zahl der mobilen Anlagen zur Bewässerung<br />

von Rasenflächen nimmt weiter<br />

ab, da langfristig die Kosten gegenüber<br />

fest installierten Anlagen höher ausfallen.<br />

Zeitaufwendiges Platzieren der Anlagen<br />

mit Grossfl ächenregner/-kanonen, hoher<br />

Verschleiss an Schlauch und Regner sowie<br />

Abbruch des Spielbetriebs stehen den Vorteilen<br />

einer automatischen, fest installierten<br />

Bewässerungsanlage gegenüber.<br />

Bei der Auswahl der Regner ist nicht die<br />

Anzahl sondern die verfügbaren Ressourcen<br />

respektive Leistungsdaten der Regner<br />

entscheidend.<br />

Wählt man Regner mit Wurfweiten über<br />

35.0 Meter, sind die Kosten für das Bewässerungsmaterial<br />

zwar tiefer aber die Investitions-<br />

und Betriebskosten für eine<br />

sehr grosse Pumpen- und Leitungsauslegung<br />

schlagen sich negativ auf die Gesamtkosten<br />

nieder. Regner in dieser Grössenordnung<br />

weisen eine Durchfl ussrate<br />

von 55.0–75.0 m 3 /h respektive 916–1’250<br />

l/min auf. Verständlich, dass bei diesen hohen<br />

Verbrauchern eine Bewilligung durch<br />

die Gemeinde erteilt werden muss.<br />

Beim Einsatz von Regner mit Wurfweiten<br />

bis 35.0 Meter sind Mittelfeldregner mit<br />

Kunstrasen-Aufsatz einzusetzen oder Regner<br />

mit verstärkter Gummikappe, welche<br />

vom SFV zugelassen sind. Führende Hersteller<br />

wie Hunter, Rainbird oder Toro bieten<br />

Regner optional mit dem Turf Cup-Kit<br />

an und gewährleisten einen optimalen<br />

Schutz vor Verletzungen.<br />

Getrieberegner Hunter I-41<br />

mit max. Wurfweite von 23 Meter


Nicht zuletzt, muss bei der Wahl des Bewässerungssystems<br />

auch das Kunstrasen-<br />

System berücksichtigt werden. Bei unverfülltem<br />

Kunstrasen sind Garantieleistungen<br />

beim Einsatz von Mittelfeldregner mit<br />

Rasenabdeckung von den meisten Herstellern<br />

gewährleistet. Die mit Quarzsand<br />

verfüllten Kunstrasen hingegen sollten<br />

mit Mittelfeldregner, Aufsteiger-Höhe von<br />

mindestens 127 mm und Extra-Gummikappe,<br />

ausgestattet werden um das Blockieren<br />

der Getrieberegner zu verhindern.<br />

ÖFFENTLICHER RAUM<br />

Grünfl ächenmanagement / Kunstrasenbewässerung<br />

Optimale Wurfweiten<br />

Markierfarben sowie Produkte<br />

für den Unterhalt von Friedhofund<br />

Parkanlagen agen<br />

Beratung und Verkauf<br />

für das Hygienemanagement<br />

• Desinfektion von Kisten,<br />

Töpfen, Werkzeugen, Stellfl ächen usw.<br />

• Unkrautvernichtung<br />

• Bekämpfung von Schnecken,<br />

Mäusen, Insekten<br />

• Düngung und Pfl ege von Sportplätzen,<br />

Rasenfl ächen, bepfl anzten Anlagen usw.<br />

INTERTORESA AG<br />

Zweigniederlassung<br />

CH-4657 Dulliken<br />

Betrachtet man jeweils den kleingedruckten<br />

Hinweis der Hersteller, dass die Wurfweiten<br />

unter optimalen Bedingungen wie<br />

Windstille etc. ermittelt worden sind, dann<br />

sollte in der Planung dieser Tatsache auch<br />

Beachtung geschenkt werden. Grundsätzlich<br />

muss berücksichtigt werden, dass bei<br />

zunehmender Wurfweite – schon bei einer<br />

geringen Windstärke – mit sehr grossem<br />

Windabdrift gerechnet werden muss. Flexi-<br />

Spraydosen mit<br />

Bodenmarkier- oder<br />

mit Schreibdüsen<br />

Anruf genügt !<br />

Wir beraten Sie gerne telefonisch<br />

oder vor Ort!<br />

Tel. 062 789 29 00<br />

Fax 062 789 29 01<br />

int.ch@omya.com<br />

Getrieberegner Hunter G-995 im Kunstrasen-Fussballplatz<br />

der BSC Young Boys im Stade de Suisse<br />

mit Kunstrasenabdeckung<br />

Events & Kongresse im<br />

STADE DE SUISSE<br />

Das Stade de Suisse – Arena für<br />

Sport, Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft<br />

– zeichnet sich durch<br />

seine hohe Multifunktionalität<br />

aus. Dies nicht zuletzt dank des<br />

viel seitig nutzbaren Kunstrasenfeldes.<br />

Das moderne Nationalstadion<br />

im Herzen der Hauptstadt<br />

lebt und bewegt, auf und neben<br />

dem Platz.<br />

Wenn der Ball ruht, wird der gesamte<br />

VIP-Bereich zum multifunktionalen<br />

Event- und Kongresszentrum.<br />

Auf drei Etagen bieten<br />

verschiedenste Räume den idealen<br />

Ort für Seminare, Konzerte,<br />

Ausstellungen, Galadinners oder<br />

private Festlichkeiten. Das unvergleichliche<br />

emotionale Ambiente<br />

und die einzigartige Sicht ins<br />

Innere des Stadions lassen jeden<br />

Event im Stade de Suisse zum<br />

unvergesslichen Erlebnis werden.<br />

Und selbst das ganz grosse Fest ist<br />

im Nationalstadion willkommen:<br />

bilität bei der Bewässerung sowie der wirtschaftliche<br />

Aspekt sprechen für eine maximale<br />

Wurfweite von rund 32.0 Meter.<br />

Positive Erfahrungen<br />

beim Leader der AXPO Super League<br />

Im Stade de Suisse, dem Stadion der BSC<br />

Young Boys, kann der Stadionmanager<br />

dank der Auslegung mit insgesamt 12 Regner<br />

(2 Mittelfeld- und 10 Randregner) den<br />

hohen Ansprüchen der Trainer gerecht<br />

werden. Wird beispielsweise gewünscht,<br />

dass nur das häufi g beanspruchte Mittelfeld<br />

in der Halbzeit bewässert wird, können<br />

die gewünschten Regner in Betrieb gesetzt<br />

werden. Auch bei grossen Live-Übertragungen<br />

mit Halbzeit-Berichten am Spielfeldrand<br />

durch TV-Stationen kann beim<br />

Einsatz von Regner mit Wurfweiten bis<br />

32.0 Meter fl exibel bewässert werden. Kritiker<br />

bezüglich Verletzungsgefahr mit Mittelfeldregner<br />

kann der Stadionmanager<br />

beruhigen. Seit Installation der Anlage in<br />

der Saison 2004 sei noch kein Spieler verletzt<br />

worden.<br />

Spielfeld und Zuschauertribünen<br />

bieten genügend Raum für mehrere<br />

tausend Gäste. Ein Fussballspiel<br />

auf dem Kunstrasen kann<br />

durchaus zum Rahmen eines<br />

Grossevents werden. Aber auch<br />

Shows oder Konzerte finden im<br />

Stade de Suisse Platz.<br />

STADE DE SUISSE<br />

Wankdorf Nationalstadion AG<br />

Events & Kongresse<br />

Papiermühlestrasse 71<br />

CH-3000 Bern<br />

www.stadedesuisse.ch<br />

SKR 1/10 77


SKR: Herr Steinmann, seit dem 1. Januar 2009 können Grossverbraucher<br />

mit einem jährlichen Stromverbrauch von 100 Megawattstunden<br />

und mehr von der teilweisen Marktöffnung profi -<br />

tieren und ihren Stromlieferanten frei wählen. Wie viele Kunden<br />

haben tatsächlich von diesem Angebot Gebrauch gemacht, und<br />

entspricht dies ihrer Erwartung?<br />

Walter Steinmann: Das BFE hat keine Übersicht über die Anzahl<br />

der Wechsel von Strombezügern in den freien Markt. Ich kann<br />

daher keine konkreten Zahlen nennen, kenne aber einzelne Firmen<br />

wie Mi gros, welche in grösserem Umfang den Markt getestet<br />

haben. Der Tarif für feste Endkunden orientiert sich an den<br />

Ge stehungskosten, der europäische Marktpreis ist zurzeit aber<br />

höher. Es überrascht daher nicht, dass die Anzahl von Wechseln<br />

tief ist. Dies kann sich rasch ändern, falls in Europa wieder Überkapazitäten<br />

entstehen sollten, wie dies in den 90er Jahren der<br />

Fall war.<br />

SKR: Der Wettbewerb unter den Stromanbietern ist trotz schrittweiser<br />

Liberalisierung noch praktisch gar nicht vorhanden. Was<br />

braucht es, damit die Anbieter ihre Chancen erkennen und nutzen?<br />

W. S.: Der Strommarkt in der Schweiz ist ein Oligopol, das heisst<br />

wir haben viele Nachfrager und wenig Anbieter. Die Schaffung<br />

von Wettbewerb ist deshalb nicht einfach. Mit der anstehenden<br />

Revision des Stromversorgungsgesetzes wird nun geklärt, mit<br />

welchen Massnahmen der Markt verstärkt werden kann.<br />

SKR: Laut einer Umfrage der Swissmem1 mussten im 2009 vier<br />

von fünf Betrieben in der Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie<br />

sowie in verwandten technologieorientierten Branchen einen<br />

Tarifaufschlag zwischen 14,9% und 78% hinnehmen. Wie erklären<br />

Sie diese immense Spannweite?<br />

W. S.: Das Ausmass der Preiserhöhungen ist teilweise unerklärlich<br />

gross und auf verschiedene Faktoren zurückzuführen, die z. T. keinen<br />

Zusammenhang mit der Strommarktöffnung haben. Dank<br />

dem Eingreifen des Bundesrats und des Regulators konnten die<br />

Preiserhöhungen deutlich reduziert werden. Für die Überprüfung<br />

1 Verband der schweizerischen Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie<br />

78 SKR 1/10<br />

UMWELT Energie<br />

Strommarktöffnung<br />

– Ein Jahr danach<br />

Interview von Liévin M’Bu<br />

Vor gut zwei Jahren wurde das Stromversorgungsgesetz in Kraft gesetzt und damit der Schweizer Strommarkt<br />

in einem ersten Schritt liberalisiert. Seit Anfang 2009 können Grossverbraucher mit einem Jahresverbrauch<br />

von mindestens 100’000 Kilowattstunden ihren Stromlieferanten frei wählen. Die prak tischen Erfahrungen<br />

dieser ersten Phase zeigen, dass die erklärten Ziele der Marktöffnung, nämlich die Schaffung einer wettbewerbsorientierten<br />

und sicheren Stromversorgung mit transparenten Preisen bis jetzt nicht erreicht worden<br />

sind. Dr. Walter Steinmann, Direktor des Bundesamtes für Energie (BFE) spricht über die erfüllten und unerfüllten<br />

Hoffnungen der Strommarktöffnung.<br />

der Tarife und auch für die Umsetzung der Rechtsmässigkeit ist<br />

die Elektrizitätskommission ElCom zuständig.<br />

SKR: Dürfen gemäss Stromversorgungsgesetz die zusätzlichen<br />

Kosten der Stromversorgungsunternehmen (EVU) für die Kundenbetreuung<br />

und -Akquisition (also Marketingkosten) auf die Preise<br />

überwälzt werden?<br />

W. S.: Bei den nicht festen Endverbrauchern, welche einen Jahresverbrauch<br />

von mindestens 100 MWh haben, gilt der freie<br />

Markt. Bei allen anderen Endverbrauchern könnten diese Kosten<br />

allenfalls überwälzt werden. Wie ich schon in der vorangehenden<br />

Frage bemerkt habe, ist für diese Beurteilung jedoch die<br />

ElCom zuständig.<br />

«Energiepreiserhöhungen<br />

sind immer ein Politikum»<br />

SKR: Die Diskussion um die Strompreise hat am Image der Branche<br />

gekratzt und deutlich gezeigt, dass Energiepreise auch ein<br />

Politikum sind. Können Sie dem zustimmen?<br />

W. S.: Energiepreiserhöhungen sind immer ein Politikum. Nehmen<br />

Sie das Beispiel von steigenden Benzin- und Dieselpreisen.<br />

Dies trifft insbesondere dann zu, wenn der Wirtschaftsmotor<br />

ins Stocken gerät, wie dies in der letzten Zeit der Fall war. Sie<br />

werden aber auch dann zum Politikum, wenn Anstiege nicht<br />

plausibel erklärt werden können. Dies war bei den Preisaufschlägen<br />

der EVU, wie wir sie beobachten konnten, der Fall.<br />

SKR: Sind zusätzliche Steuern und Abgaben auf den Strom zu<br />

erwarten?<br />

W. S.: Vorerst brauchen wir eine breite Transparenz über die vielfältigen<br />

Abgaben von Kantonen und Gemeinden aber auch auf<br />

Bundesebene. Im Bundesparlament wird zudem eine Erhöhung der<br />

kostendeckenden Einspeisevergütung (KEV) und des Wasserzinses<br />

beraten. Auch hat das Parlament einen Gegenvorschlag zur Volksinitiative<br />

«Lebendiges Wasser» gutgeheissen, in welchem Renaturierungen<br />

ebenfalls mit einem Zuschlag auf die Übertragungskosten<br />

der Hochspannungsnetze fi nanziert wird, entgegenwirken soll.


SKR: Wie wird dies gerechtfertigt?<br />

W. S.: Der Ausbau der erneuerbaren Energien ist ein im Energiegesetz<br />

festgeschriebenes Ziel: wir wollen bis 2030 rund 10% mehr<br />

Strom aus erneuerbaren Energien. Die Erhöhung des Wasserzinsmaximums<br />

wird mit der Nachführung der Teuerung und dem gestiegenen<br />

Wert der Wasserkraftnutzung begründet.<br />

SKR: Wie werden sich die Strompreise Ihrer Ansicht nach in der<br />

Schweiz im laufenden Jahr 2010 entwickeln?<br />

W. S.: Seit Ende August 2009 sind die Strompreise für das Jahr<br />

2010 bekannt. Ab sofort können Konsumentinnen und Konsumenten<br />

ihre Elektrizitätstarife für das Jahr 2009 und 2010 auf<br />

der neuen Strompreis-Webseite der ElCom abrufen und auf<br />

einer Karte mit den Tarifen in anderen Gemeinden vergleichen.<br />

Erstmals ist auch ein Vergleich der einzelnen Preiskomponenten<br />

möglich. Da die Mitte Mai 2009 publizierten Tarife 2010 für das<br />

Übertragungsnetz um 17% höher ausfallen als die gültigen Tarife<br />

für 2009 hat die ElCom die angekündigten Tarife summarisch<br />

überprüft und einen Teil dieser Erhöhungen mit einer vorsorglichen<br />

Verfügung abgesenkt.<br />

SKR: Laut Exponenten der Stromwirtschaft bremst die Schweiz<br />

die bilateralen Abkommen mit der EU noch aus. Sie habe aber<br />

keinerlei Alternativen und werde wohl oder übel Schritt für<br />

Schritt die EU-Normen übernehmen müssen, so die Branchenkenner.<br />

Prognostizieren Sie dies ebenso?<br />

Energie UMWELT<br />

«Ab 2014 sollte der Markt noch besser<br />

spielen, aber Markt ist nicht mit<br />

tiefen Preisen gleichzusetzen»<br />

Dr. Walter Steinmann,<br />

Direktor des Bundesamtes für Energie<br />

W. S.: Die bilateralen Verhandlungen im Stromdossier werden<br />

derzeit konstruktiv weitergeführt. Dabei konnte beim wichtigsten<br />

Knackpunkt, nämlich den Langfristverträgen mit Frankreich,<br />

ein Lösungsweg skizziert werden, der nun auf technischem Niveau<br />

konkretisiert wird. Klar ist, dass für die EU ihre gesetzlichen<br />

Grundlagen – der Acquis Communautaire – Ausgangsbasis für<br />

die Verhandlungen sind. Ich bin der festen Überzeugung, dass<br />

die Interessen auf beiden Seiten liegen. Sowohl beim Markt wie<br />

auch bei der Versorgungssicherheit sind die Schweiz und die EU<br />

aufeinander angewiesen.<br />

SKR: Welche Entwicklung bezüglich Preise ist mit der zweiten<br />

Phase der Strommarktöffnung ab 2014 zu erwarten, wenn die<br />

Kleinkonsumenten den Stromlieferanten frei wählen können?<br />

W. S.: Ab 2014 sollte der Markt noch besser spielen, aber Markt<br />

ist nicht mit tiefen Preisen gleichzusetzen. In der Schweiz stehen<br />

viele Investitionen an. Neue Kraftwerke produzieren zu höheren<br />

Kosten als ältere Anlagen, die weitgehend abgeschrieben sind.<br />

Zudem sind diverse grössere Leitungsprojekte in der Phase der<br />

Realisierung. Es ist deshalb eher mit einer weiteren Erhöhung<br />

der Preise zu rechnen. Die Stromtarife in der Schweiz sind im<br />

internationalen Vergleich nach wie vor relativ tief, wobei solche<br />

Vergleiche immer mit grossen Unsicherheiten verbunden sind.<br />

Der Energiepreis an der European Energy Exchange wird für das<br />

Jahr 2014 rund 20% höher gehandelt als für das Jahr 2011.<br />

SKR: Herr Steinmann, wir danken Ihnen für das Gespräch.<br />

SKR 1/10 79


Städte mit 30% weniger Energieverbrauch?<br />

Als führender Produzent von energieeffizienten Lösungen<br />

hilft ABB, grosse Energieeinsparungen zu erzielen, ohne dabei die<br />

Leistung zu verringern. Unser Lichtmanagementsystem<br />

kann bis zu 50% Strom einsparen und unsere Gebäudeautomation<br />

bis zu 60%. Während alle von hohen Energiepreisen, Strom-<br />

knappheit und Klimawandel sprechen, tut ABB etwas dagegen.<br />

Und zwar hier und heute. www.abb.com/energyefficiency Sicher.<br />

80 SKR 1/10


Betriebliche Steuerung<br />

von kommunalen Elektrizitätsversorgungsunternehmen<br />

von Dr. Roger W. Sonderegger*<br />

Im September 2002 wurde das Elektrizitätsmarktgesetz<br />

abgelehnt. Einige Monate<br />

danach führte der Autor im Juni<br />

2003 eine erste umfassende Studie zur<br />

betriebswirtschaftlichen und politischen<br />

Führung von kommunalen Elektrizitätsversorgungsunternehmen<br />

(EVU) in der<br />

Schweiz durch. Diese Studie wurde in enger<br />

Zusammenarbeit mit dem Verband<br />

Schweizerische Elektrizitätsunternehmen<br />

(VSE) durchgeführt. Es nahmen 46% der<br />

befragten EVU teil.<br />

Studie 2003 zur betriebswirtschaftlichen<br />

und politischen Steuerung<br />

von kommunalen EVU<br />

Zusammengefasst kam der Autor damals<br />

zur Erkenntnis, dass es notwendig ist, die<br />

betriebliche Steuerung zu professionalisieren<br />

und dass in diesem Zusammenhang<br />

folgende Instrumente von Bedeutung<br />

sind: Eine Leistungsvereinbarung<br />

zwischen Gemeinde und EVU; ein strategisches<br />

Gremium (Personen mit Fachkompetenz),<br />

eine Unternehmensstrategie,<br />

ein Organisationsreglement und bei<br />

grösseren EVU, ein Funktionendiagramm<br />

und ein Qualitätsmanagement.<br />

Die Studie wurde im Herbst 2009 neu<br />

aufgelegt. Wiederum stellte der Verband<br />

(VSE) die Adressen zur Verfügung. Wie<br />

2003 konnte mit einer Beteiligung von<br />

über 47% eine Datenbasis erzielt werden,<br />

die belastbare Interpretationen zulässt. 1<br />

1 Zu beachten ist, dass sich der Text aus<br />

Platzgründen nur auf einen kleinen Teil der<br />

Befragung eingeht und die Grundlagen für die<br />

politischen Interpretationen legt. Die ganze<br />

Studie ist ab anfangs Februar 2010 verfügbar:<br />

www.idt-unisg.ch<br />

Im Folgenden sollen folgende Fragen beantwortet<br />

werden:<br />

Teil 1: Was hat sich zwischen 2003 und<br />

2009 verändert?<br />

Teil 2: Worauf ist aus politischer Sicht bei<br />

der Steuerung von EVU zu achten?<br />

Teil 3: Welche Kernthemen werden die<br />

kommunalen EVU in den kommenden<br />

Jahren beschäftigen?<br />

Strommarktliberalisierung<br />

auf der Grundlage des<br />

regulierten Netzzugangs<br />

Am 1. Januar 2008 trat das neue Stromversorgungsgesetz<br />

(StromVG) in Kraft,<br />

das die Liberalisierung des Strommarktes<br />

realisieren wird. In einem ersten Schritt<br />

sind seit dem 01. Januar 2009 die Grossverbraucher<br />

mit einem Strombezug von<br />

über 100‘000 kWh berechtigt, den Strom<br />

frei am Markt zu kaufen. Ab 2014 sollen<br />

auch die privaten Haushalte den Stromlieferanten<br />

frei wählen können.<br />

In der Schweiz wurde das Modell des regulierten<br />

Netzzuganges gewählt. Er gewährleistet,<br />

dass jeder Anbieter alle Netze diskriminierungsfrei<br />

benutzen darf. Dafür ist<br />

eine Entschädigung, das Netzentgelt, zu<br />

leisten. Um dieses kalkulieren zu können,<br />

ist ein sogenanntes Unbundling durchzuführen.<br />

Die Geschäftsbereiche müssen kalkulatorisch<br />

getrennt werden: Energiehandel,<br />

Netzbetrieb, Produktion und weitere<br />

Geschäftsbereiche. Das StromVG legt im<br />

Weiteren fest, dass jedes EVU eine Kostenrechnung<br />

zu führen hat, welche zudem<br />

jährlich der Elektrizitätskommission (El-<br />

Com), dem Regulator, vorzulegen ist.<br />

Energie UMWELT<br />

Die kommunale Stromversorgung in der Schweiz wurde vom Autor bezüglich der betrieblichen Steuerung im<br />

Jahre 2003 analysiert. Im Jahr 2009 wurde die Studie wiederholt, nach Beginn der Phase 1 der Strommarktliberalisierung<br />

und vor der vollständigen Liberalisierung. Der folgende Bericht gibt einen Einblick, wie sich die<br />

Monopolversorgung im teilliberalisierten Markt entwickelt hat und er zeigt mit konkreten Handlungsempfehlungen<br />

auf, welche Themen bezüglich der betrieblichen Steuerung zu beachten sind.<br />

Das StromVG legt zudem fest, dass die<br />

festen Endverbraucher, also die privaten<br />

Haushalte und die Grossverbraucher, welche<br />

den Strom beim bisherigen Stromlieferanten<br />

beziehen, an Preisvorteilen zu<br />

partizipieren sind. Dies ist aktuell für die<br />

meisten Regionen der Schweiz der Fall, in<br />

dem die Marktpreise über den Gestehungskosten<br />

liegen.<br />

Teil 1: Die Versorgungslandschaft<br />

verändert sich<br />

Seit Ende der 1990-er Jahre hat die Zahl der<br />

EVU von rund 900 Unternehmen auf ca.<br />

800 abgenommen. Diese Entwicklung ist<br />

auch bei der Befragung 2009 zu erkennen.<br />

Die identische Grundgesamtheit liegt 2009<br />

um 45 EVU tiefer als 2003. Neben einigen<br />

EVU, welche aus dem VSE ausgetreten sind,<br />

liegt die Veränderung auf einer Strukturbereinigung,<br />

bei der zahlreiche EVU in der<br />

Schweiz oft von kantonalen EVU übernommen<br />

oder durch Fusionen in grössere Einheiten<br />

überführt worden sind. Diese Strukturbereinigung<br />

wird in den kommenden<br />

Jahren zu einer weiteren Abnahme der Anzahl<br />

EVU führen. Betroffen sind dabei insbesondere<br />

EVU mit einem jährlichen Stromverkauf<br />

von weniger als 30 GWh.<br />

Nach der Verselbständigung<br />

die Professionalisierung<br />

Die folgende Grafi k zeigt, dass in der Zeit<br />

zwischen 1995 und 2003, in der die Vorbereitung<br />

auf den liberalisierten Markt<br />

vorgenommen wurde, insbesondere Verselbständigungen<br />

durch Rechtsformänderungen<br />

durchgeführt wurden.<br />

Unselbständige Anstalten, also Gemeindewerke,<br />

wurden in jener Phase vor allem<br />

SKR 1/10 81


in private Aktiengesellschaften überführt.<br />

Interessant ist die Tatsache, dass im Falle<br />

von Rechtsformänderungen insbesondere<br />

nach 2003 die selbständige Anstalt im Vordergrund<br />

stand. Dennoch ist die Erkenntnis<br />

von Bedeutung, dass in der Schweiz im<br />

Jahre 2009 noch immer über 40% der<br />

kommunalen EVU unselbständige öffentlich-rechtliche<br />

Anstalten sind, welche<br />

meist von der Exekutive, unterstützt durch<br />

eine Fachkommission, geführt werden. Zu<br />

beachten ist im Weiteren, dass bei EVU<br />

mit einem Stromverkauf von über 100<br />

GWh der Anteil unselbständiger Anstalten<br />

unter 30% beträgt.<br />

Die Vorbereitungsarbeiten für das StromVG<br />

mit der Anforderung der Einführung einer<br />

Kostenrechnung führten in vielen EVU zur<br />

intensiven Auseinandersetzung mit den<br />

Kostenstrukturen. Auch wenn zum Zeitpunkt<br />

der Inkraftsetzung konkrete Vorgaben<br />

bezüglich Umsetzung von Seite der<br />

ElCom fehlten, zeigten die Evaluationen<br />

von geeigneten Software-Tools, dass ein<br />

stärkerer Einbezug von Geschäftsprozessen<br />

notwendig ist. Auf dieser Grundlage ist<br />

auch eine Professionalisierung der Führungsstrukturen<br />

zu beobachten.<br />

Qualitätsmanagement<br />

und Funktionendiagramm<br />

Führten im Jahre 2003 22% der EVU ein<br />

nach ISO 9001 zertifi ziertes Qualitätsmanagement,<br />

so waren es 2009 bereits 27%.<br />

Beim Funktionendiagramm 2 fällt der Ver-<br />

2 Das Funktionendiagramm ist ein Dokument, welches<br />

defi niert, an welchen Stellen welche Aufgaben<br />

mit welchen Kompetenzen ausgeführt werden<br />

82 SKR 1/10<br />

UMWELT Energie<br />

gleich noch deutlicher aus: Waren es<br />

2003 53% der EVU, so waren es 2009 bereits<br />

über 66%. Qualitätsmanagement<br />

und Funktionendiagramm sind HIlfsmittel,<br />

welche den Organisationsgrad aufzeigen.<br />

Diese Hinweise zeigen auf, dass<br />

kommunale EVU im Verlauf der letzten<br />

Jahre bezüglich Führung professionalisiert<br />

wurden.<br />

Teil 2: Minimale Grösse von EVU<br />

Analog zu anderen Diskussionen bezüglich<br />

Minimalgrösse gibt es auch bei EVU<br />

keine verbindliche und mit Sicherheit unterlegte<br />

Minimalgrösse, welche es zu erreichen<br />

gilt. Dennoch haben die zahlreichen<br />

Projekte, bei welchen der Autor in<br />

den vergangenen Jahren beizogen wurde,<br />

bestätigt, dass die 2004 aufgezeigte Minimalgrösse<br />

für ein EVU weiterhin bei ca.<br />

10‘000 Zähler und rund 100 GWh Stromabsatz<br />

liegt: Eine erste Interpretation der<br />

zur Verfügung stehenden Daten zeigt auf,<br />

dass die Erkenntnisse, welche noch vor<br />

dem StromVG kalkuliert wurden (ohne<br />

Trennung von Energie und Netz), noch<br />

immer volle Gültigkeit haben. 3<br />

Künftige Anforderungen<br />

Die zweite Phase der Strommarktliberalisierung<br />

steht voraussichtlich per 2014 zur<br />

Umsetzung an. Mit Blick auf diesen nächsten<br />

Schritt sind bezüglich Steuerung von<br />

EVU folgende Aspekte von Bedeutung:<br />

3 Dies gilt für EVU mit den Geschäftsfeldern<br />

Netzunterhalt und Energieein- und –verkauf<br />

ohne weitere Geschäftsfelder wie Internet,<br />

Kabel-TV oder Wasserversorgung<br />

Rechtsformänderungen zwischen<br />

1995, 2003 und 2009; N = 104<br />

Kundenorientierung gewinnt weiterhin an<br />

Bedeutung: War es in der Phase 1 ab 2009<br />

nötig, mit den Grossverbrauchern in ein<br />

Kunden-Lieferanten-Verhältnis zu treten,<br />

wird dies schon bald für alle Kunden Gültigkeit<br />

haben. Die Kundenbetreuung ist<br />

weiter zu professionalisieren insbesondere<br />

vor dem Hintergrund der Wechselmöglichkeiten.<br />

Entpolitisierung in Angriff nehmen: War es<br />

in der Vergangenheit möglich, kommunale<br />

EVU auch mit eher politisch motivierten<br />

Entscheiden zu führen, wird dies spätestens<br />

mit der Phase 2 der Liberalisierung<br />

nicht mehr möglich sein. Die Regulatorien<br />

des StromVG und die Vorgaben der ElCom<br />

lassen kaum mehr Spielräume für politisch<br />

motivierte Entscheide zu.<br />

Zunehmender Effi zienzdruck: In den verantwortlichen<br />

Gremien wird bereits<br />

heute die Diskussion darüber geführt, wie<br />

die Effizienz der Netzbetreiber erhöht<br />

werden kann. Erfahrungen aus liberalisierten<br />

Märkten liegen vor: Das künftige<br />

Stichwort wird Anreizregulierung sein.<br />

Der Regulator wird dabei einen Erlöspfad<br />

auf Basis einer möglichen Effi zienzsteigerung<br />

vorgeben.<br />

Unternehmerisches Risiko steigt: Vor<br />

dem Hintergrund von mehr Kundenorientierung<br />

und steigendem Effi zienzdruck<br />

wird das unternehmerische Risiko zunehmen.<br />

Ehrenamtliche Strukturen werden<br />

dann definitiv an Grenzen stossen. Erwähnt<br />

ist an dieser Stelle, dass die Übernahme<br />

von persönlicher Verantwortung<br />

aus juristischer Sicht neu zu beurteilen<br />

ist.


Die Ausführungen zeigen, dass die Zeit<br />

des «Schönwetter-Managements», in der<br />

es kaum möglich war, echte Fehlentscheide<br />

zu treffen, vorbei ist. Die Stromversorgung<br />

wird damit in Zukunft eine<br />

Branche sein, welche, wie andere Branchen<br />

auch, einem echten Wettbewerbsdruck<br />

und unternehmerischen Risiken<br />

ausgeliefert sein wird. Es ist an der Zeit,<br />

die Strukturen auf die künftigen Anforderungen<br />

auszurichten.<br />

Teil 3: Handlungsempfehlungen<br />

Die künftigen Anforderungen zeigen auf,<br />

dass es nötig ist, sich mit dem eigenen EVU 4<br />

zu beschäftigen und die Frage nach der zukunftsgerechten<br />

Struktur zu stellen.<br />

Die Erkenntnisse der Studie und die Auswertung<br />

von Projekterkenntnissen des<br />

Autors zeigen auf, dass dabei aus politischer<br />

Sicht folgende Fragen zu klären sind:<br />

1. Erarbeitung der Ausgangslage (Minimalgrösse):<br />

Ist das eigene EVU bezüglich<br />

Anzahl zu bedienender Kunden (Industrie,<br />

Gewerbe und Haushalte), Kundenstruktur<br />

und Stromabsatz in der Lage, langfristig<br />

den zu erwartenden Anforderungen<br />

gerecht zu werden.<br />

2. Klärung der strategischen Optionen: Sollten<br />

die Abklärungen zeigen, dass das EVU<br />

den künftigen Anforderungen nicht gerecht<br />

werden kann oder strategischer Handlungsbedarf<br />

erkennbar ist, sind die strategischen<br />

Optionen (horizontal: Zusammen<br />

mit anderen EVU oder vertikal: Zusammen<br />

mit dem Lieferanten bis hin zum Verkauf)<br />

zu klären, zu bewerten und zu entscheiden.<br />

4 Dies gilt für alle stromversorgenden<br />

Unternehmen in der eigenen Gemeinde<br />

3. Geeignete Rechtsform: Ist das eigene<br />

EVU, das bezüglich Minimalgrösse in einer<br />

geeigneten Rechtsform so aufgestellt,<br />

dass es unternehmerisch den Kunden gerecht<br />

werden kann? Die Versorgung mit<br />

Strom wird idealerweise durch ein Unternehmen<br />

wahrgenommen, das nicht der<br />

Exekutive unterstellt ist.<br />

4. Klare Vorgaben durch eine Leistungsvereinbarung:<br />

Im Rahmen einer Leistungsvereinbarung<br />

sind die Aufgaben,<br />

welche durch das EVU zu erbringen sind,<br />

zu defi nieren und klare Ziele zum Controlling<br />

festzulegen. Diese Leistungsvereinbarung<br />

wird durch das Parlament beschlossen<br />

und durch das EVU umgesetzt.<br />

5. Eigentümerstrategie: Ist das EVU im eigenen<br />

Besitz, ist die Art der Umsetzung<br />

der Leistungsvereinbarung ist in einer Eigentümerstrategie<br />

zu defi nieren. Sie stellt<br />

die Grundlage für die Unternehmensstrategie<br />

dar. In ihr sind Vorgaben bezüglich<br />

der Steuerung (z. B. bezüglich des<br />

Marktver haltens), politische Vorgaben, der<br />

Umgang mit Beteiligungen, die Art der<br />

Mitarbeiterführung, allfällige finanzielle<br />

Rahmenbedingungen und insbesondere<br />

das Con trolling defi niert. Die Eigentümerstrategie<br />

wird von der Exekutive entwickelt<br />

und vom Parlament beschlossen.<br />

6. Von der Exekutive unabhängiges strategisches<br />

Gremium: Die Mitglieder der Exekutive,<br />

welche heute selbstverständlich<br />

auch im strategischen Gremium von kommunalen<br />

EVU sitzen, tun gut daran, die<br />

künftige Rolle zu überdenken. Ziel muss es<br />

sein, das strategische Gremium langfristig<br />

mit fachkompetenten Personen zu besetzen,<br />

welche die Verantwortung für die<br />

strategische Entwicklung des EVU übernehmen.<br />

Energie UMWELT<br />

7. Unternehmensstrategie: Mit der Eigentümerstrategie<br />

als Rahmenbedingung<br />

und Grundlage defi niert das strategisch<br />

verantwortliche Gremium die Unternehmensstrategie.<br />

8. Controlling mit geeigneten Instrumenten:<br />

Abgestimmt auf die Leistungsvereinbarung,<br />

die Eigentümerstrategie und die<br />

Unternehmensstrategie sind Instrumente<br />

zu implementieren, welche ein ergebnisorientiertes<br />

Controlling ermöglichen.<br />

Zusammenfassung<br />

Im ersten Teil wurde aufgezeigt, dass die<br />

kommunalen EVU heute professioneller<br />

geführt werden als noch vor rund sechs<br />

Jahren. Im Teil 2 wurde dargelegt, welche<br />

künftigen Anforderungen zu beachten<br />

sind und letztlich wurden im dritten Teil<br />

mit konkreten Handlungsempfehlungen<br />

die nächsten Schritte defi niert.<br />

Noch ist bis zur vollständigen Marktöffnung<br />

etwas Zeit, allfällig offene Punkte<br />

und Änderungen in Angriff zu nehmen.<br />

Der Zeitbedarf ist, insbesondere in einem<br />

politischen Umfeld, jedoch nicht zu unterschätzen.<br />

* Roger W. Sonderegger, Dr. oec. HSG, roger.sonderegger@unisg.ch<br />

ist Projektleiter<br />

für Public Corporate Governance an<br />

der Universität St.Gallen und hat als selbständiger<br />

Unternehmensberater in den<br />

vergangenen 12 Jahren zahlreiche kommunale<br />

EVU begleitet.<br />

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SKR 1/10 83


Erneuerbare Energien<br />

für eine nachhaltige Zukunft<br />

von Lucia Uebersax<br />

Vom 5. bis 15. November 2009 standen landesweit erneuerbare Energien im Mittelpunkt von rund 20 Veranstaltungen,<br />

getragen von führenden Institutionen und Unternehmen. An den Tagen der Technik 2009, die unter dem<br />

Patronat von Bundesrat Moritz Leuenberger standen, brachte Swiss Engineering STV gemeinsam mit der Schweizerischen<br />

Akademie der Technischen Wissenschaften (SATW), der Fördergemeinschaft Wärmepumpen Schweiz<br />

(FWS) und dem Hauptsponsor EWZ hochkarätige Vertreter aus Forschung, Wirtschaft und Politik zusammen.<br />

Wir verbrauchen heute soviel Energie wie<br />

nie zuvor; in der Schweiz bezieht jede Person<br />

etwa fünf Kilowatt Dauerleistung. Die<br />

zur Neige gehenden fossilen Energiereserven<br />

und die damit verbundenen hohen<br />

Energiepreise, die Herausforderungen des<br />

Klimawandels und die sehr starke Auslandabhängigkeit<br />

unserer Energieversorgung,<br />

rücken die erneuerbaren Energien<br />

zunehmend ins Zentrum des Interesses.<br />

Sonne, Holz, Biomasse, Wind, Geothermie<br />

oder Umgebungswärme könnten bereits<br />

heute einen weitaus grösseren Beitrag zur<br />

Energieversorgung leisten, als dies der Fall<br />

ist. Die Förderung erneuerbarer Energien<br />

ist in aller Munde, das Potenzial ist erkannt<br />

© Rainer-Sturm / PIXELIO<br />

84 SKR 1/10<br />

UMWELT Energie<br />

– nun sind Handlungen gefordert, die eine<br />

nachhaltige Umweltpolitik ermöglichen.<br />

Die Tage der Technik boten ein spannendes<br />

und ausführliches Programm mit Fachvorträgen,<br />

Tagungen, Experimentalvorlesungen<br />

und spannenden Diskussionen. Die ewz<br />

informierte zum Beispiel über die Windmessungen<br />

am Flüelapass und stellte die<br />

Ergebnisse der Evaluation für eine Windanlage<br />

vor. Empa-Forscher präsentierten<br />

funktionale Materialien mit spezifi schen Eigenschaften<br />

und innovative Technologien<br />

– von der Wandlung erneuerbarer Energie<br />

mittels kostengünstiger Dünnschicht-Photovoltaik<br />

sowie organischer Solarzellen über<br />

die Speicherung in Form von Wasserstoff,<br />

synthetischen Energieträgern oder Batterien<br />

bis hin zur effi zienten Nutzung in Gebäuden<br />

und Fahrzeugen. Electrosuisse zeigte, wie<br />

mit nachwachsenden Rohstoffen – Holzschnitzel,<br />

Bioöl oder Biogas – auf umweltfreundliche<br />

Art Strom produziert wird.<br />

Die SKR besuchte drei Veranstaltungen der<br />

Tage der Technik 2009: «Klimawandel –<br />

wohin steuert die Schweiz?», ETH Zürich;<br />

«Potenzial für erneuerbare Energien in der<br />

Schweiz», EMPA-Akademie, Dübendorf<br />

und «Energieeffizienz und erneuerbare<br />

Energien – Was kann die Gemeinde dafür<br />

tun?» Stiftung Palme, Pfäffi kon Zürich.


Klimawandel<br />

– wohin steuert die Schweiz?<br />

Wer heute über das Klima spricht, befi ndet sich unweigerlich in einem<br />

Dilemma: Wie in keinem anderen Forschungsbereich haben sich<br />

Wissenschaftler weltweit zusammengeschlossen und viele wichtige<br />

Fragen zum Klimawandel beantwortet. Doch wenn es darum geht,<br />

wie Politik, Wirtschaft und Gesellschaft diese Erkenntnisse umsetzen<br />

sollen, bleiben unzählige Fragen offen. Forschende der ETH Zürich, die<br />

sich auf ganz verschiedenen Gebieten mit dem Klimawandel befassen,<br />

suchten mit Vertretern aus Politik und Wirtschaft nach möglichen<br />

Antworten.<br />

Wissenschaftler als Honest Broker<br />

Professor Ralph Eichler, ETH-Präsident und Gastgeber des Klimagesprächs<br />

sieht die Wissenschaftler in der Rolle eines Honest Brokers,<br />

das heisst, sie sind unparteiische verlässliche Vermittler, die lösungsorientiertes<br />

Wissen einbringen und auch ideologische Gräben zuschütten<br />

können. Angesichts der komplexen Zusammenhänge des<br />

Klimawandels sei es die Aufgabe der Forschenden, differenzierte Erkenntnisse<br />

zu liefern und der Gesellschaft diese auch verständlich zu<br />

vermitteln.<br />

Am Klimagespräch übernahm diese Rolle – stellvertretend für die<br />

gesamte Klimaforschung an der ETH Zürich – Ulrike Lohmann, Professorin<br />

für Atmosphärenphysik, Andreas Fischlin, Professor für terrestrische<br />

Systemökologie, Konstantinos Boulouchos, Professor für<br />

Energietechnik und Volker Hoffmann, Professor für Nachhaltigkeit<br />

und Technologie. Sie fassten wesentliche Punkte der Forschung<br />

nochmals zusammen: Die Erwärmung im Klimasystem ist eindeutig<br />

und vom Menschen verursacht; sie wirkt sich in unterschiedlichen<br />

Sektoren wie Eis, Wasser, Ökosystem, Nahrung, Infrastruktur und<br />

Gesundheit aus. Das 2 °C-Ziel – das heisst die Vorgabe, dass die<br />

globale Erwärmung seit vorindustrieller Zeit zwei Grad Celsius nicht<br />

überschreiten soll – ist keine absolute Schwelle , aber ein realistisches<br />

Ziel, mit dem das Schlimmste verhindert werden kann. Um<br />

dieses Ziel zu erreichen, muss der CO2-Ausstoss bis 2050 weltweit<br />

halbiert und in Industriestaaten um 80–95% reduziert werden.<br />

Klimawandel bedroht die Schweiz<br />

Das Klimaproblem ist ein globales Problem, das nur von der Weltgemeinschaft<br />

gelöst werden kann. Die Schweiz ist vom Klima wandel<br />

aber stark betroffen. Ex-tremereignisse wie Überschwemmungen<br />

können auftreten und der Alpenraum wird sich zum Beispiel durch<br />

das Abschmelzen der Gletscher verändern. 2 °C-Grenze bedeutet für<br />

die Schweiz, dass der jährliche Pro-Kopf-Ausstoss an CO2 bis 2100<br />

von sechs Tonnen auf eine einzige Tonne reduziert werden muss.<br />

Den Klimawandel zu vermeiden, ist langfristig günstiger, da durch<br />

drohende Schäden oder durch hohe Anpassungsinvestitionen massive<br />

Kosten entstehen. Deutliche Emissionsreduktionen sind in der<br />

Schweiz möglich, aber dafür sind geeignete politische Rahmenbedingungen<br />

nötig. Technologien müssen verbessert, Umsetzungsbarrieren<br />

abgebaut und CO2-Emissionen kostenpfl ichtig werden.<br />

Prof. Reto Knutti vom Institut für Atmosphäre und Klima der ETH<br />

Zürich, betonte die Möglichkeiten der Schweiz: Mit den fi nanziellen<br />

und technischen Mitteln verfüge die Schweiz im Vergleich zu anderen<br />

Ländern über eine ideale Ausgangslage, um dem Klimawandel<br />

aktiv etwas entgegenzusetzen.<br />

Kein «Wunder von Kopenhagen»<br />

Energie UMWELT<br />

Im Vorfeld der Klimakonferenz in Kopenhagen wollte die ETH Zürich einen konkreten Beitrag zur Klimadebatte leisten. Aus diesem<br />

Grund trafen sich im Rahmen der Tage der Technik am 12. November 2009 Wissenschaftler, Vertreter aus der Wirtschaft<br />

und Bundesrat Moritz Leuenberger zu einem kritischen Gespräch.<br />

«Das Klimaproblem ist ein globales<br />

Problem, das nur von der Weltgemeinschaft<br />

gelöst werden kann»<br />

Bundesrat Moritz Leuenberger wies in seinem Referat darauf hin,<br />

dass Wissenschaftliche Erkenntnisse zwar immer auch umstritten<br />

seien, beim Klimawandel aber die Erkenntnisse weltweit abge sichert<br />

und damit kaum anfechtbar seien. Als politische Konsequenz wäre<br />

ein methodologisches Vorgehen ideal, ein solches scheitere aber an<br />

politischen und kulturellen Differenzen und an divergierenden Interessen,<br />

so Leuenberger.<br />

Die Schweiz strebe eine Absenkung von 20% bzw. 30% der CO2-Emissionen<br />

in den nächsten 10 Jahren an – dies selbst wenn in Kopenhagen<br />

keine Einigung realisiert werde. Kopenhagen ist gemäss Leuenberger<br />

ein wichtiger Moment in einem langen Prozess, aber<br />

niemals der Endpunkt. Ein «Wunder von Kopenhagen» werde es<br />

nicht geben, relativierte der Bundesrat die zu grossen Erwartungen.<br />

Den Titel des Klimagesprächs aufnehmend, meinte Leuenberger,<br />

wenn es um die Frage gehe, wohin man steure, dann bedeute<br />

dies nicht den kleinsten gemeinsamen Nenner zu suchen,<br />

sondern die grösste gemeinsame Verantwortung.


Potenzial für<br />

erneuerbare Energien in der Schweiz<br />

Unser Wirtschaftssystem ist abhängig von fossilen Energieträgern.<br />

Durch die Industrialisierung der Schwellenländer wird der Energiebedarf<br />

weiter ansteigen. Zudem belastet den damit verbundenen CO2-<br />

Ausstoss die Umwelt und führt zu grossen, unabwägbaren Kosten.<br />

An der Empa-Akademie in Dübendorf warfen Energiefachleute am 9.<br />

November 2009 einen Blick in die Zukunft, indem sie das «Potenzial<br />

für erneuerbare Energien in der Schweiz» ausloten und Wege erörterten,<br />

um sich von dieser Abhängigkeit zu lösen. Dabei wurden unter<br />

anderem neue technische Ansätze entlang der Schritte Energiewandlung,<br />

Speicherung und mobile und stationäre Nutzung vorgestellt. So<br />

zeigte etwa Alexander Wokaun, Leiter der Forschungsabteilung für<br />

Energie am Paul Scherrer Institut in Villigen, verschiedene Möglichkeiten,<br />

aber auch Probleme sowie Perspektiven auf, wie die Schweiz<br />

durch erneuerbare Energiequellen in Zukunft versorgt werden kann.<br />

Das Sonnenlicht einfangen<br />

Beispielsweise mit Hilfe von Solarzellen: Der am weitesten verbreitete<br />

Typus besteht aus zwei aufeinander liegenden Schichten kristallinen<br />

Siliziums, die durch geeignete Modifi kationen Sonnenlicht direkt in<br />

Strom umwandeln. In den letzten Jahren hat indes die so genannte<br />

Dünnschicht-Technologie einen immer grösseren Marktanteil beansprucht.<br />

Deren grosser Vorteil: Sie lassen sich deutlich günstiger herstellen<br />

und verbrauchen erst noch weniger Material. Deshalb forschen<br />

86 SKR 1/10<br />

UMWELT Energie<br />

Die Prognosen sind düster: Bis spätestens Mitte des 21. Jahrhunderts werden die fossilen Energievorräte weltweit ausgeschöpft<br />

sein, allen voran das Erdöl. Unter anderem bedingt durch die Motorisierung und den damit verbundenen erhöhten Bedarf an<br />

Treibstoffen hat die weltweite Erdölproduktion rapide zugenommen. Die zur Neige gehenden Ressourcen, aber auch der Klimawandel<br />

fordern die Nutzung von erneuerbaren Energiequellen.<br />

an der Empa gleich mehrere Teams an der Entwicklung neuer Dünnschicht-Technologien.<br />

Frank Nüesch, Leiter der Abteilung «Funktionspolymere»,<br />

zeigt Vorteile und Herausforderungen der neuen Verfahren<br />

im Vergleich zur «klassischen» Silizium-Technologie auf.<br />

Da sich elektrische Energie schlecht speichern lässt, tut ein Energieträger<br />

Not, der ähnlich gute Eigenschaften hat wie Öl oder Benzin:<br />

speicherbar, transportierbar, einfach und praktisch überall nutzbar.<br />

Als heisser Kandidat gilt Wasserstoff. «Wasserstoff ist der einzige<br />

Energieträger, der sich in absehbarer Zeit nachhaltig und in ausreichender<br />

Menge herstellen lassen dürfte», so Andreas Borgschulte von<br />

der Abteilung «Hydrogen & Energy». Wissenschaftler aus aller Welt<br />

untersuchen zurzeit verschiedene Wege, um Wasserstoff als Energieträger<br />

zu nutzen. Etwa in Brennstoffzellen: Darin reagieren Wasserstoff<br />

und Sauerstoff zu Wasser - die Reaktionsenergie lässt sich in<br />

Form von Elektrizität «abgreifen».<br />

Aus Bioabfällen Treibstoff herstellen<br />

Wasserstoff ist allerdings nicht das einzige Gas, das als nachhaltiger<br />

Energieträger genutzt werden kann. Gasmotoren und deren Entwicklungspotential<br />

sind das Forschungsthema von Christian Bach,<br />

Leiter der Abteilung «Verbrennungsmotoren». In der Schweiz stammen<br />

mehr als 40% der Kohlendioxidemissionen (CO2) aus dem Strassenverkehr,<br />

Tendenz steigend. «Die Schweiz kommt deshalb bei der<br />

CO2-Reduktion nicht um Massnahmen im Strassenverkehr<br />

herum», erklärt Bach. Sein Lösungsvorschlag: Gasmotoren,<br />

die sich mit aus organischen Abfällen produziertem<br />

und aufbereitetem Biogas betreiben lassen,<br />

völlig CO2-neutral.<br />

«Künftig sollen Solar- und<br />

Abwärme an Stelle von<br />

Elektrizität verwendet werden»<br />

Doch auch für Gebäude entwickelt die Empa immer<br />

effi zientere und umweltfreundlichere Energiesysteme.<br />

So beispielsweise die in Gebäude integrierte Wärmekraftkopplung<br />

mit Brennstoffzellen sowie eine jahreszeitliche<br />

Wärmespeicherung. Dabei wird die Wärme des<br />

Sommers im Gebäude gespeichert und im Winter zum<br />

Heizen verwendet. Ausserdem sollen künftig Solar- und<br />

Abwärme an Stelle von Elektrizität verwendet werden.<br />

Diese Konzepte stellt Mark Zimmermann von der Empa-<br />

Abteilung «Bautechnologien» vor.


Energieeffi zienz und erneuerbare Energien<br />

– Was kann die Gemeinde dafür tun?<br />

Patrick Hächler<br />

Kantonsrat und Vizepräsident<br />

«Zürich Erneuerbar» und<br />

Meteorologe bei Meteo Schweiz<br />

SKR: Herr Hächler, was können Gemeinden tun puncto Energieeffi -<br />

zienz und erneuerbare Energien und was raten Sie den Gemeinden?<br />

Die Gemeinde hat gerade in solchen Fragen eine Vorbildfunktion. Sie<br />

kann ihre eigenen Liegenschaften energetisch sanieren, den spezifi<br />

schen Energieverbrauch dokumentieren und das auch überzeugend<br />

offenlegen. Die Leute beobachten mit Interesse, was sich dies bezüglich<br />

im Gemeindehaus tut! Auch bei der Beschaffung von Fahrzeugen, bei<br />

der Strassenbeleuchtung oder beim Ausbildungsangebot für die Gemeindeangestellten<br />

bieten sich viele Möglichkeiten, die das Energiebewusstsein<br />

verbessern können. Weiter kann die Gemeinde auf verschiedenen<br />

Gebieten gezielte Anreize schaffen, sei es beim Erlass von Gebühren<br />

für den Bau von nachhaltigen Energieanlagen, durch Anbieten<br />

von Ökostrom oder die Prämierung von vorbildlichen Bauten. Bei der<br />

Erteilung von Baubewilligungen können energierelevante Aspekte berücksichtigt<br />

werden, z.B. die Aufl age, die Wärmeversorgung über die<br />

benachbarte Heizzentrale sicherzustellen. Und nicht zuletzt soll aktive<br />

Kommunikation gepflegt werden. Dies beginnt bei Informationsanlässen<br />

für die Bevölkerung und der Erstellung von Merkblättern<br />

und reicht bis zur Einrichtung einer Energieberatungsstelle oder wenigstens<br />

der Vermittlung geeigneter Ingenieuradressen. Dabei stellt die<br />

Übernahme der Beratungskosten, z.B. der ersten Sitzung, die Glaubwürdigkeit<br />

der Anstrengungen in idealer Weise sicher.<br />

Gwatt-Zentrum am Thunersee<br />

– die ideale Kombination von Bildung und Erfrischung g<br />

• 110 Hotelzimmer 1* bis 3*<br />

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Energie UMWELT<br />

«Die Gemeinde kann auf verschiedenen<br />

Gebieten Anreize schaffen und das<br />

Energiebewusstsein verbessern»<br />

SKR: Energie sparen lohnt sich für jedermann. Warum?<br />

Schon mit einfachen Massnahmen lässt sich nicht nur Energie, sondern<br />

auch Geld sparen. So sind die Kosten für eine wassersparende Duschbrause<br />

in einem Jahr amortisiert, ohne dass der Duschkomfort spürbar<br />

sinkt. Haussanierungen kosten zwar nicht wenig, aber es ist eine Investition,<br />

die sich langfristig lohnt und dauerhaften Mehrwert schafft. Ausserdem<br />

ist die Behaglichkeit in einem gut isolierten Haus eindeutig<br />

besser. Viele Kantone subventionieren solche Anstrengungen, und<br />

bereits zahlreiche Gemeinden leisten dabei Unterstützung (s. oben).<br />

Sparmassnahmen lohnen sich schon daher, weil die Energiepreise in<br />

den kommenden Jahren real steigen werden. Und schliesslich erfüllt es<br />

einen mit Zufriedenheit, wenn man durch eigene Anstrengungen etwas<br />

für die Umwelt und für die kommenden Generationen getan hat.<br />

SKR: Viele Gemeinden tragen bereits das Gütelabel «Energiestadt». Was<br />

heisst das und was können sich Gemeinden von diesem Label erhoffen?<br />

(vgl. homepage www.energiestadt.ch) Es gibt (per Anfang Dezember<br />

2009) 198 Energiestädte in der Schweiz. Sie beherbergen über 3<br />

Millionen Menschen, eine stolze Bilanz! Das Label «Energiestadt»<br />

steht für eine fortschrittliche und umweltfreundliche Energiepolitik.<br />

Es zeichnet Gemeinden aus, die auf den verschiedensten Gebieten<br />

wie Raumplanung, Standard der gemeindeeigenen Liegenschaften,<br />

Beleuchtung, Entsorgung, Mobilität usw. Anstrengungen realisiert<br />

oder allenfalls geplant haben. Die Rezertifi zierung alle vier Jahre sorgt<br />

dafür, dass weiter gearbeitet wird und das Niveau laufend steigt. Viele<br />

Einwohner sind stolz auf diese Entwicklungen, das Image einer Energiestadt<br />

ist positiv, die Lebensqualität steigt.<br />

SKR: Herr Hächler, wir danken Ihnen bestens für das Gespräch.<br />

Gwatt-Zentrum Am Thunersee | CH-3645 Gwatt | Tel. 033 334 30 30 | Fax 033 334 30 31 | Mail@gwatt-zentrum.ch | www.gwatt-zentrum.ch<br />

SKR 1/10 87


Geodienste<br />

– Ein Teil von E-Government<br />

«GIS», also Geografi sche Informationssysteme<br />

und deren Inhalte (Geodaten), sind<br />

heutzutage fester Bestandteil der digitalen<br />

Informationsbeschaffung und somit<br />

auch Teil von E-Government. Im neuen<br />

Bundesgesetz über Geoinformation vom<br />

1. Juli 2008 ist festgehalten, dass Geoinformationen<br />

auch den Gemeinden nachhaltig,<br />

aktuell, rasch, einfach, in der erforderlichen<br />

Qualität und zu angemessenen<br />

Kosten zur Verfügung stehen müssen.<br />

Weiter erlassen Bund und Kantone Vorschriften,<br />

in denen die technischen Anforderungen<br />

an die Erhebung und die Bewirtschaftung<br />

von Geodaten geregelt werden.<br />

Dabei werden der Datenqualität, der Datenharmonisierung<br />

und der Datennormierung<br />

grosse Bedeutung beigemessen.<br />

Geobasisdaten des Bundesrechts sind<br />

grundsätzlich öffentlich zugänglich. Diese<br />

Zugänglichkeit soll über webbasierte Geodienste<br />

sichergestellt werden. Der Gesetzgeber<br />

hat klare Vorstellungen darüber,<br />

was ein moderner Geodienst zu leisten<br />

hat. Nebst dem eigentlichen Darstellungsdienst<br />

müssen auch Suchdienste,<br />

Downloaddienste und Transformationsdienste<br />

Merkmale eines zeitgemässen<br />

Geodienstes sein.<br />

Geodienste – auch ein Werkzeug<br />

für kleine Gemeinden<br />

Die Gemeinden sind nicht nur Nutzer von<br />

Geodiensten, sondern sie sind in erster<br />

Linie auch Datenherren, Datenvermittler<br />

und Datenbewirtschafter. Somit nehmen<br />

sie eine wichtige Stellung und Verantwortung<br />

rund um das Thema Geoinformation<br />

wahr.<br />

Die Nutzung webbasierter Geodienste<br />

muss deshalb auch für kleine Gemeinden<br />

attraktiv sein. Da der Einsatz von GIS-Fach-<br />

88 SKR 1/10<br />

UMWELT Energie<br />

Geodienste – Nutzen und Lösungen<br />

für Gemeinden und deren Eigenwirtschaftsbetriebe<br />

von Burkhard Kilcher – Ein Praxisbericht zur GIS-Initiative von Werken im Kanton Aargau<br />

personal in den kommunalen Verwaltungen<br />

aber eher die Ausnahme sein dürfte,<br />

stellt sich die Frage, wer denn hier nebst<br />

den klassischen GIS-Marktteilnehmern auch<br />

noch Unterstützung bieten könnte? Wie<br />

steht es denn mit dem Erfahrungsschatz<br />

der Werke? Soll sich ein Werk überhaupt im<br />

Geoinformationsmarkt exponieren? Wenn<br />

ja, wie? Welche Rolle steht dem Werk zu?<br />

Geodienste – Das Versorgungswerk<br />

als Datendrehscheibe<br />

Seit Jahrzehnten nehmen die Werke innerhalb<br />

der kommunalen Verwaltungen<br />

eine spezielle Stellung, hinsichtlich der Erhebung,<br />

Bewirtschaftung und Publikation<br />

von Geodaten ein. In den grösseren Agglomerationen<br />

entstanden in den letzten<br />

10 Jahren in den Werken eigentliche GIS-<br />

Kompetenzzentren. Deren IT-Infrastruktur<br />

ist vielerorts mit der kommunalen<br />

Verwaltung vernetzt und es bestehen<br />

performante Datenverbindungen inklusive<br />

Datenschnittstellen.<br />

In der Vergangenheit hat der Aufbau von<br />

Geodaten-Infrastrukturen in den Werken<br />

enorme personelle und fi nanzielle Ressourcen<br />

gebunden. Dafür verfügen die<br />

Werke nun vielerorts über qualitativ hervorragende,<br />

vollnummerische Geodatenbestände.<br />

Das erworbene GIS-Wissen hat<br />

dazu geführt, dass etliche Werke im Leistungsauftrag<br />

für Gemeinden und deren<br />

Eigenwirtschaftsbetriebe Geodaten aller<br />

Art bewirtschaften und pfl egen.<br />

Betrachtet man die Entwicklung der raumbezogenen<br />

Dokumentation der Werke auf<br />

einer Zeitachse, so fällt auf, dass die Zeitabstände<br />

immer kürzer werden. Über einen<br />

Zeitraum von rund 80 Jahren wurden<br />

die Geoinformationen rein analog gepfl<br />

egt. Für die fl ächendeckende Umstellung<br />

auf datenbankgestützte Systeme<br />

kann ein Zeitraum von 30 Jahren veranschlagt<br />

werden, und der Schritt in die Welt<br />

der webbasierten Geodienste wird für die<br />

Mehrheit der Werke in 10 Jahren abgeschlossen<br />

sein. Was kommt als nächstes?<br />

geoProRegio – Eine Initiative von<br />

Werken aus dem Aargau<br />

Die Idee – Kooperation mit den Gemeinden<br />

geoProRegio beruht auf einer Initiative der<br />

Werke von Baden, Lenzburg und Suhr. Die<br />

Werke, der Kanton und die Gemeinden bilden<br />

eine Schicksalsgemeinschaft. Alle drei<br />

Institutionen dürfen sich zur Gruppe der<br />

Datenherren zählen. Diese Gemeinsamkeit<br />

bedeutet einerseits Handlungsspielraum,<br />

anderseits auch Verpfl ichtung. Die Schaffung<br />

moderner Geoinformationsgesetze,<br />

die Entwicklung innovativer GIS-Technologien<br />

und die zunehmende Bereitschaft, die<br />

internationalen GIS-Standards des Open<br />

Geospatial Consortiums (OGC) zu übernehmen,<br />

führt dazu, dass in naher Zukunft<br />

der Austausch von Geoinformationen nur<br />

noch via vernetzte, webbasierte Geodienste<br />

erfolgen wird.<br />

Die Vernetzung solcher Geodienste kann<br />

wiederum nur unter gleich gelagerten<br />

Partnern stattfinden. Datenherren sind<br />

verpfl ichtet, dem Datenschutz besondere<br />

Aufmerksamkeit zu schenken und bezüglich<br />

ihrer Leistungen nicht nur monetäre<br />

Ziele zu verfolgen. Für die Initianten von<br />

geoProRegio war damit klar, dass der Aufbau<br />

eines webbasierten Geodienstes nur<br />

in Kooperation mit den Gemeinden erfolgen<br />

kann.<br />

Durch eine überregionale Zusammenarbeit<br />

der Geodatenzentren der Werke in<br />

den Regionen Baden, Lenzburg und Suhr<br />

sollte auch für die Gemeindeverwaltungen<br />

ein effektiver Mehrwert entstehen. Synergiepotentiale<br />

könnten so noch konsequenter<br />

ausgeschöpft werden. Davon<br />

würden auch die in Zweckverbänden vereinten<br />

Gemeinden profi tieren. Der Austausch<br />

von Geodaten mit kantonalen<br />

Stellen würde zudem vereinfacht werden.


Die Analyse<br />

Wie hat ein moderner Geodienst auszusehen?<br />

Was sind dessen wesentliche<br />

Merkmale? Wie können die Nutzer vom<br />

Potential eines solchen Geodienstes überzeugt<br />

werden? Wieso werden Geodienste<br />

primär als Auskunftssysteme klassifi ziert<br />

und nicht als Arbeitswerkzeuge?<br />

Selbstverständlich sollte ein moderner Geodienst<br />

internetbasierend, schnell, klar strukturiert,<br />

einfach zu bedienen, universell einsetzbar,<br />

sicher und schnittstellenfreundlich<br />

sein. Zudem darf er bezüglich Funktionalitäten<br />

keine Wünsche offen lassen. Aber gibt<br />

es denn diesen Geodienst überhaupt?<br />

Nach etlichen Gesprächen machte sich Ernüchterung<br />

bereit. Die Initianten stellten<br />

fest, dass sich die Nutzung von Geodiensten<br />

vielfach nur auf rudimentäre Informationsbeschaffung<br />

reduziert. Zu lange Wartezeiten,<br />

nicht aktuelle Datenbestände,<br />

mangelhafte Informationstiefen und zu<br />

kompliziert anzuwendende Funktionalitäten<br />

verwehrten schon manch gut gemeintem<br />

Geodienst die Akzeptanz. Da ging es<br />

mit Google Earth, MapSearch und TwixTel<br />

schon einfacher und rasanter. Aber was<br />

machen denn die Grossen soviel besser?<br />

Das Vorgehen<br />

Es gab also viel zu tun. Durch Vergleiche und<br />

Analysen bestehender Geodienste und vielen<br />

Gesprächen mit Nutzern, wurden wichtige<br />

Erkenntnisse gewonnen, wie ein Benutzer<br />

eigentlich funktioniert. Die Ansprüche<br />

der öffentlichen Verwaltung, die internen<br />

Bedürfnisse des Werkes und die<br />

Erwartungen des Bürgers sollten auf einen<br />

gemeinsamen Nenner gebracht werden.<br />

Die Umsetzung<br />

Aufgrund der gewonnenen Erkenntnisse<br />

und der Gewissheit, dass der Nutzer im<br />

Vordergrund stehen muss, wurde geo-<br />

ProRegio innerhalb weniger Monate umgesetzt.<br />

Dabei kamen modernste Web-<br />

GIS-Technologien der Firmen Autodesk<br />

(Kartenserver), Tydac (Web Mapping/Content<br />

Management System) und BlueCielo<br />

(Archivierung und Controlling der Plan-<br />

und Datenbezüge) zum Einsatz. Um allen<br />

Nutzergruppen gerecht zu werden, wurde<br />

der Dienst in die Bereiche öffentlich, verwaltungsintern<br />

(streng geschützter Bereich)<br />

und Geodaten-Shop (registrierungspfl<br />

ichtiger Bereich) gegliedert.<br />

In der Praxis sieht das so aus, dass fl ächendeckende<br />

Datenbestände von öffentlichem<br />

Interesse (z. B. Leitungskataster SIA<br />

405 oder Raumplanung), je nach Zugangsberechtigungsstufe,<br />

im Geodaten-Shop<br />

oder im öffentlichen Bereich freigeschaltet<br />

werden. Geodaten zu Monitorings, Unterhalt<br />

und weiteren sensiblen Themen werden<br />

über dieselbe Plattform nur autorisierten<br />

Personen zur Verfügung gestellt.<br />

Durch die attraktive Gestaltung der Oberfl<br />

äche des Geodienstes wird der Gemeinde<br />

im Sinne des Service public zudem noch die<br />

Möglichkeit geboten, ihr Standortmarketing<br />

aufzuwerten.<br />

Das Resultat<br />

Obwohl erst seit 9 Monaten in Betrieb, ist<br />

geoProRegio für die Werke und die daran<br />

angeschlossenen Gemeinden bereits eine<br />

Erfolgsgeschichte. Seitens der Behörde<br />

werden der ortsunabhängige Zugriff und<br />

der übersichtliche Aufbau des Geodienstes<br />

sehr geschätzt. Interessant ist, dass sich<br />

Energie UMWELT<br />

Raumplanung in hochaufl ösender Ausprägung © geoProRegio Kooperation und vernetztes Denken © geoProRegio<br />

vermutlich auch aufgrund des raschen<br />

Kartenaufbaus, der Kreis der<br />

geoProRegio-Nutzer täglich erweitert.<br />

Die Zukunft<br />

Die Initianten von geoProRegio sind sich<br />

sicher, dass die Entwicklung auf dem Gebiet<br />

der Geoinformationstechnik noch<br />

lange nicht abgeschlossen ist. Ein nächster<br />

Schritt wird die Nutzung der OGC-konformen<br />

Web Map Services (WMS) und der<br />

Web Feature Services (WFS) sein. Weiter<br />

ist die Erstellung eines Metadatenkataloges<br />

in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt<br />

für Landestopografi e geplant.<br />

Schlussfolgerung<br />

Die Gemeinden werden sich aufgrund der<br />

neuen Gesetzeslage vermehrt mit den<br />

Themen Datenhaltung, Geodateninfrastrukturen<br />

und Geodiensten auseinandersetzen<br />

müssen. Aus verständlichen Gründen<br />

gehören diese nicht zu den Kernkompetenzen<br />

einer Gemeinde. Hingegen ist in<br />

den meisten Werken Geoinformation eine<br />

Selbstverständlichkeit. Die Initianten von<br />

geoProRegio sind überzeugt, dass Kooperationen<br />

zwischen Werken und Gemeinden,<br />

gerade auch im Bereich der Geoinformationstechnik,<br />

nachhaltige Investitionen<br />

in die Zukunft darstellen.<br />

geoProRegio<br />

c/o Regionalwerke AG Baden<br />

Haselstrasse 15<br />

CH-5401 Baden<br />

Tel. 056 200 22 22<br />

Fax 056 200 22 99<br />

rwb@geoproregio.ch<br />

www.geoproregio.ch<br />

SKR 1/10 89


LED in der Strassenbeleuchtung<br />

Der Schweiz<br />

geht ein neues Licht auf<br />

von Angel Sanchez<br />

Hellere Strassen, weniger Stromverbrauch, sauberes Gewissen: Immer mehr Gemeinden prüfen, ob sie ihre<br />

Strassen mit neuen LED-Lampen beleuchten wollen. Sicher ist: Der LED-Technik gehört die Zukunft – aber<br />

noch nicht die Gegenwart. Wer aber seine Beleuchtung auf dem Gemeindegebiet optimieren will, muss mehr<br />

tun, als bloss die neusten Lampen kaufen.<br />

Die Energiestadt Igis (GR) geht aufs Ganze:<br />

Als erste Gemeinde der Schweiz will sie die<br />

gesamte Strassenbeleuchtung auf Licht<br />

emittierende Dioden (LED) umstellen. So<br />

weit ging bisher kein anderer Ort. Der Pioniergeist<br />

der Energiestadt dürfte sich lohnen:<br />

Die LED stehen kurz vor dem Durchbruch,<br />

sagen Experten unisono.<br />

Das dachte man sich auch in Igis. Die örtliche<br />

Strassenbeleuchtung ist über 30 Jahre<br />

alt. 90 Prozent der Leuchtmittel sind veraltete<br />

Quecksilberlampen. «Unsere Strassenbeleuchtung<br />

ist hochgradig sanierungsbedürftig<br />

– wir müssen auf jeden Fall<br />

handeln», sagt Gemeinderat Andreas<br />

Thöny. Warum also nicht gleich auf die<br />

neuste Technologie setzen?<br />

Igis steht bei weitem nicht alleine da.<br />

Landauf, landab wird die Strasse zum Versuchslabor.<br />

LED-Lampen schiessen wie<br />

Pilze aus dem Boden. Zwar werden vorerst<br />

meist einzelne Strassenabschnitte umgerüstet,<br />

doch der Trend ist unverkennbar.<br />

«Der LED-Technologie gehört die Zukunft»,<br />

bestätigt Giuse Togni von der Schweizerischen<br />

Agentur für Energieeffi zienz S.A.F.E.<br />

In vier bis fünf Jahren dürften die LED-Produkte<br />

die heute noch als beste Leuchtmittel<br />

geltenden Natriumhochrucklampen<br />

punkto Lebensdauer, Stromverbrauch und<br />

Lichtausbeute klar überfl ügeln.<br />

Unseriöse Anbieter, aggressive Werbung<br />

Heute schon tummeln sich viele Anbieter<br />

auf dem wachsenden LED-Markt. Um sich<br />

früh einen Teil vom Kuchen zu sichern, treten<br />

sie bei den Gemeinden teilweise sehr<br />

aggressiv auf, weiss Giuse Togni: «Es fällt<br />

auf, dass es auch viele unseriöse Anbieter<br />

gibt, die mit unrealistischen Versprechen<br />

ihre LED-Lampen anpreisen.» Unrealistisch<br />

90 SKR 1/10<br />

UMWELT Energie<br />

heisst: Die Lebensdauer und die Lichtausbeute<br />

werden zu hoch angesetzt. Denn<br />

was eine Lampe unter Laborbedingungen<br />

leisten kann, lässt sich nicht einfach so auf<br />

die von Wind und Wetter beeinfl usste Anwendung<br />

im Aussenbereich übertragen.<br />

Auch sonst ist die Branche momentan alles<br />

andere als einfach zu überblicken. Wer sich<br />

über LED-Strassen informiert, steht einer<br />

Flut von Modellen, Ausstattungen und Formen<br />

gegenüber. Guter Rat ist da teuer.<br />

Schon der erste Schritt ist entscheidend:<br />

Togni empfiehlt, beim Anbieter immer<br />

zuerst die sogenannte elektronische<br />

Lichtverteilungskurven (LVK) der Lampen<br />

zu bestellen (siehe Kasten). «Wer diese<br />

Kurven vorweisen kann, gehört tendenziell<br />

zu den seriöseren Anbietern.» Die LVK<br />

zeigen, wie das Licht einer bestimmten<br />

Lampe tatsächlich auf die Strasse abgebildet<br />

wird. Weiter sollte die Gemeinde<br />

abklären, ob ihre Wunschlampe modular<br />

aufgebaut ist, oder ob bei einem Defekt<br />

gleich die ganze Leuchte ausgewechselt<br />

werden muss. Wer mit diesen aufwändigen<br />

Abklärungen beginnt, steht aber<br />

erst am Anfang.<br />

Ein Sprung, wie von der LP zur CD<br />

«Ich arbeite seit 25 Jahren im Licht-Bereich.<br />

13 Jahre bin ich in der Strassenbeleuchtung<br />

tätig – und ich bin immer noch<br />

am dazulernen», sagt Jörg Imfeld. Der<br />

Elektroningenieur ist Projektleiter bei der<br />

Firma Elektron. Technisch stehe ein Sprung<br />

bevor, wie von «der Langspielplatte zur<br />

CD». Imfeld warnt vor Schnellschüssen. Im<br />

gegenwärtigen LED-Boom dürfte man<br />

nicht leichtfertig den Versprechen verschiedener<br />

Produzenten vertrauen. Fundierte<br />

Abklärungen seien unabdingbar.<br />

Checkliste für Gemeinden<br />

Wer sich für LED-Strassenbeleuchtungen<br />

interessiert, muss von möglichen<br />

Lieferanten zwingend diese Informationen<br />

und Unterlagen verlangen:<br />

• Lichtverteilkurve (LVK)<br />

in elektronischer Form<br />

• Datenblatt zur Leuchte mit:<br />

elektrischer Leistung, Lichtausbeute,<br />

Lichtfarbe, Lebensdauer,<br />

Schaltbarkeit und Regulierbarkeit<br />

der Anlage, Montageanleitung<br />

sowie Mess zertifi kat<br />

• Klar defi nierte Garantiezeit<br />

• Können einzelne Teile der Leuchte<br />

ausgewechselt werden, d.h. ist sie<br />

modular aufgebaut?<br />

• Wie lange wird die Lieferung von<br />

Ersatzteilen garantiert?<br />

(mindestens 10 Jahre)<br />

• Welche Referenzen<br />

kann der Lieferant vorweisen?<br />

Empfohlen wird, dass anfangs nur einzelne<br />

Strassen auf LED-Beleuchtung<br />

umgestellt werden. Wichtig ist weiter,<br />

dass sich Bauherren bei der Wahl der<br />

Leutchen durch eine unabhängige Fachperson<br />

beraten lassen. Die Schweizerische<br />

Agentur für Energieeffi zienz hat<br />

zusammen mit dem Programm Energiestadt<br />

eine nach Regionen aufgeteilte<br />

Liste von Beratern für Strassenbeleuchtungen<br />

publiziert: www.energieeffi zienz.<br />

ch/fi les/SB_AdresseBerater_d.pdf


An der LED-Fachtagung in Zürich wurde das Thema LED eifrig diskutiert: Mehrere Experten stellen<br />

die neusten Produkte vor. Weitere Tagungen werden auf www.energiestadt.ch ausgeschrieben.<br />

«Bei der Lichtausbeute etwa darf man<br />

nicht Äpfel mit Birnen vergleichen», sagte<br />

der Fachmann kürzlich an einer Tagung<br />

zum Thema LED in Zürich. Strassenleuchten<br />

mit hochwertiger Optik, bestückt mit<br />

einer besten Natriumdampf- oder Metalldampfhalogen-Hochrucklampe<br />

in der<br />

Klarglas-Version, betrieben mit einem<br />

elektronischen Vorschaltgerät sind gemäss<br />

den Ingenieuren der Firma Elektron noch<br />

immer effizienter als jede LED-Leuchte<br />

(Stand 2009). Aber schon im nächsten<br />

Frühling könnten die Karten neu gemischt<br />

werden. Denn dann fi ndet in Frankfurt die<br />

einfl ussreiche Messe Light + Building statt.<br />

Die EU-Richtlinie, die das Ende der Quecksilberdampfl<br />

ampe bis 2015 besiegelt, verleitet<br />

Designern und Techniker zusätzlich<br />

dazu, den LED-Bereich zu fördern.<br />

Sparen geht auch ohne LED<br />

Doch genug Zukunftsmusik, was zählt, ist<br />

der Blick auf die Gegenwart. In vielen Gemeinden<br />

und Kantonsparlamenten werden<br />

zurzeit Vorlagen lanciert, die zum Ziel haben,<br />

die Strassenbeleuchtung effi zienter zu<br />

machen. Wie eine Untersuchung von<br />

S.A.F.E. kürzlich ergeben hat, kann der<br />

Stromverbrauch für die Strassenbeleuchtung<br />

tatsächlich massiv reduziert werden.<br />

Gemäss dieser Studie werden heute in der<br />

Schweiz 1000 GWh Strom benötigt, um<br />

Strassen, Wege und Plätze zu beleuchten.<br />

Der Verbrauch könnte um 30 bis 50 Prozent<br />

gesenkt werden ohne Einbussen an Sicherheit<br />

und Komfort. Das Sparpotenzial ist riesig<br />

– auch ohne LED-Lampen einzusetzen.<br />

Jede Gemeinde, die heute noch Glühbirnen<br />

oder Quecksilberdampfl ampen gross-<br />

flächig einsetzt, wirft buchstäblich Geld<br />

auf die Strasse. Zudem ist es in der Ost-<br />

und der Zentralschweiz üblich, dass die<br />

Strassenbeleuchtung in der Nacht reduziert<br />

oder sogar ganz ausgeschaltet wird.<br />

Brennt beispielsweise zwischen 1 Uhr und<br />

5 Uhr kein Licht, können rund 35 Prozent<br />

Energie gespart werden. Wird das Licht in<br />

der gleichen Zeitspanne lediglich gedimmt,<br />

so lassen sich noch über 10 Prozent einsparen.<br />

Mehr Tipps dazu gibt es auf www.<br />

energiestadt.ch (Rubrik Kampagnen & Aktionen,<br />

Thema Strassenbeleuchtung).<br />

Auch bei LED gilt: klein anfangen!<br />

Stehen in einer Gemeinde Sanierungen in<br />

der Strassenbeleuchtung an, lohnt es sich,<br />

die LED-Lampen als Option mit einzubeziehen.<br />

Gute LED-Lösungen gibt es bereits<br />

für kleine Fuss- und Radwege, Quartierstrassen<br />

oder Parks. Jörg Imfeld: «Sinnvoll<br />

ist, vorerst mit einer überblickbaren, kleineren<br />

Anlage zu beginnen mit Leuchten<br />

auf Lichtpunkthöhen von 3 bis 5 Metern.»<br />

Die Energiestadt Altdorf hat genau das<br />

gemacht. Im Oktober hat sie in einer kurzen<br />

Gemeindestrasse die ersten LED-Lampen<br />

montieren lassen. Bezüglich Neu-Installation<br />

hält sich der Arbeitsaufwand in<br />

Grenzen, da nur die Lampenköpfe nicht<br />

aber die Kandelaber ausgewechselt wurden.<br />

Peter Cathry, Bereichsleiter Bau, Verkehr<br />

und Umwelt der Gemeinde Altdorf<br />

ist mit den bisherigen Resultaten zufrieden.<br />

Nach derzeitigen Wissenstand würden<br />

die LED-Lampen im vergleich zu den<br />

vorherigen Natriumhochdrucklampen<br />

rund 39 Prozent weniger Strom brauchen.<br />

Cathry sieht noch mehr Vorteile: «Die<br />

Energie UMWELT<br />

Was heisst LED ?<br />

LED ist die Abkürzung für licht-emittierende<br />

Diode, auch Leuchtdiode genannt.<br />

Eine Leuchtdiode ist ein elek tronisches<br />

Halbleiter-Bauelement. Sobald Strom<br />

durch die Diode fliesst, wird Licht abgegeben.<br />

Eine LED-Lampe besteht aus<br />

einer Vielzahl einzelner Leuchtdioden,<br />

die sich stufenlos zwischen 0 und 100<br />

Prozent dimmen lassen. Das besondere<br />

bei LED ist die Lichtfarbe. Im vergleich zu<br />

Glühlampen wirkt LED blauer und somit<br />

wesentlich kühler. Die Lebensdauer bei<br />

der Strassenbeleuchtung wird heute auf<br />

rund 50’000 Stunden geschätzt.<br />

Lichtverschmutzung ist kleiner, und die<br />

Lampen lassen sich stufenlos dimmen.»<br />

Ab Mitternacht werden die Lichter auf 50<br />

Prozent runtergeschaltet. Die bisherigen<br />

Reaktionen aus der Bevölkerung sind gemäss<br />

Cathry positiv: «Fussgänger schätzen<br />

das neue Licht, da die Sichtverhältnisse als<br />

besser eingestuft werden.» Die Energiestadt<br />

Altdorf wird die ersten Erfahrungen<br />

weiter auswerten und allenfalls Schrittweise<br />

weitere LED-Anlagen bauen.<br />

Beim Pilotprojekt der Energiestadt Altdorf<br />

haben übrigens das örtliche Elektrizitätswerk<br />

sowie die Herstellerfi rma die Hälfte der Kosten<br />

für den LED-Test übernommen. Auch<br />

die Energiestadt Igis konnte von einem Ähnlichen<br />

Entgegenkommen profi tieren.<br />

Langzeiterfahrungen<br />

werden erst gerade erhoben<br />

Natürlich investieren die LED-Firmen und<br />

die Elektrizitätswerke nicht aus blosser Güte<br />

in solche Pilotprojekte. Ziel ist es, sich möglichst<br />

früh in der LED-Branche einen Namen<br />

zu schaffen. LED sind heute was die Investition<br />

betrifft, noch relativ teuer. Im Vergleich<br />

zu einer gängigen Natrium-Hochdrucklampe<br />

kostet die neue Technik beinahe<br />

doppelt so viel. Die offenbar viel längere Lebensdauer<br />

soll die zusätzlichen Kosten wieder<br />

einsparen. Aber noch fehlen heute zuverlässige<br />

Langzeiterfahrungen. Zudem gilt:<br />

Was in der Gemeinde A Erfolgt hat, muss<br />

nicht unbedingt für die Gemeinde B auch<br />

richtig sein. Eine individuelle Abklärung der<br />

spezifi schen Bedürfnisse punkto Strassenbeleuchtung<br />

ist eine komplexe Aufgabe, die<br />

nicht alleine mit dem Kauf einer modernen<br />

Lampe gelöst werden kann.<br />

SKR 1/10 91


«9 Fragen zum Thema<br />

LED in der Strassenbeleuchtung an Jörg Imfeld<br />

Projektleiter Lichttechnik ELEKTRON AG»<br />

1. Jörg Imfeld, sollten alle Gemeinden jetzt auf LED umrüsten?<br />

«Nein, das kann man so pauschal nicht empfehlen. Auf kommunaler<br />

Ebene dominieren heute noch die bewährten Technologien, also<br />

vor allem Natriumhochdrucklampen.»<br />

2. Und wann ist es sinnvoll, umzustellen?<br />

«Jeder Fall muss separat beurteilt werden. Der Vorteil der Leuchtdioden-Technologie<br />

liegt aber langfristig betrachtet auf der Hand: So<br />

beträgt der Wartungszyklus einer konventionellen Strassenleuchte<br />

zirka vier bis sechs Jahre. Eine LED-Leuchte muss rund alle zwölf Jahre<br />

in die Revision. Und der gleichbleibende Lichtstrom einer LED Leuchte<br />

spart von Beginn an Energie. Grundsätzlich gilt aber, dass LED-Technologie<br />

noch einiges an Entwicklungspotenzial aufweist.»<br />

3. Werden die heute vorherrschenden Natriumhochdrucklampen<br />

weiterhin bestehen oder verschwinden sie ganz vom Markt?<br />

«Ich schätze, dass sie an den meisten Orten nach wie vor bestehen<br />

werden, solange sie intakt sind. Das ist auch sinnvoll. Nicht überall<br />

ist Budget für eine rasche Umstellung vorhanden. Langfristig wird<br />

jedoch ein Wechsel auf die moderne LED-Technik unabdingbar sein,<br />

da massiv Strom und Wartungskosten gespart werden können. Ausserdem<br />

ist die Lichtverschmutzung bei den neuen Beleuchtungssystemen<br />

geringer.»<br />

4. Wie spart man am meisten Energie? Wo sehen Sie Chancen für<br />

eine Verminderung der Energienutzung?<br />

«Bereits ein Drittel Energie kann eingespart werden, wenn bei Leuchten<br />

optimierte Reflektoren eingesetzt werden. Der Ersatz einer<br />

Quecksilberlampe durch ein Natriumhochdruckprodukt bringt eine<br />

Ersparnis von 40 bis 50%. Die Reduktion von Beleuchtungen während<br />

einigen Nachtstunden führt zu weiteren Energieeinsparungen<br />

von 20% bis 35%, sofern alle Lampen gleichzeitig in derselben Stärke<br />

gedimmt oder abgeschaltet werden.»<br />

92 SKR 1/10<br />

UMWELT Energie<br />

Jörg Imfeld<br />

Projektleiter Lichttechnik,<br />

ELEKTRON AG<br />

5. Worauf sollte man bei einer Beratung für ein neues LED-Beleuchtungssystem<br />

achten?<br />

«Darauf, ob der Anbieter auf die eher komplexe Planungsphase eines<br />

Lichtkonzeptes hinweist, ob er die Faktoren kennt, die dafür nötig<br />

sind, ob er auf die elektronischen Messungen eingeht und auf die<br />

lange Entwicklungszeit hinweist. Ausserdem sollte er die Vor- und<br />

Nachteile einzelner Modelle kennen und über das Thema LED im<br />

Detail Auskunft erteilen können.»<br />

6. Woran erkennt man unseriöse Anbieter?<br />

«Als Beschaffer sollte man sich zuerst gründlich überlegen, was die<br />

neue Lösung leisten soll. Dann braucht es unter Umständen Messungen<br />

vor Ort. Als erster Schritt sollte unbedingt eine ausführliche<br />

Planung erfolgen. Wenn sich nun ein Anbieter nicht nach den<br />

Bedürfnissen und bisherigen Erfahrungen erkundigt und auch nicht<br />

auf die Vor- und Nachteile der Beleuchtungssysteme eingeht, ist<br />

Vorsicht geboten.»<br />

7. Wie gehen Sie bei Elektron vor?<br />

«Am Anfang steht immer das persönliche Gespräch. Wir recherchieren,<br />

planen und beraten, bevor wir überhaupt ein mögliches<br />

Modell oder Projekt vorlegen.»<br />

8. Wie sehen Sie die Wirtschaftlichkeit von LED-Projekten?<br />

«Bei gewissen Strassenzügen reichen wenige Leuchten eines günstigen<br />

Modells aus. Bei einer Hauptstrasse braucht es eine stärkere<br />

Beleuchtung als zum Beispiel auf einer Quartierstrasse. Massgebend<br />

sind: Strassenklassierung, Strassenbreite, Lampen und Leuchten,<br />

Lichtpunkthöhe sowie Abstand zwischen den Kandelabern und weitere<br />

Faktoren. Letztendlich hängen die Kosten auch von anderen<br />

Punkten ab wie Modell der Leuchten, Auswechslung der Masten<br />

ja / nein.<br />

Als Beispiel führe ich die Umstellung auf eine LED-Beleuchtung eines<br />

Fuss-/Radwegs zum Vergleich einer Dorfdurchfahrt auf:<br />

Fuss / Radweg: Bei der Umstellung einer alten Anlage 96W (HME80W)<br />

auf eine konventionelle Anlage 60W (HST50W) können 36W pro<br />

Lichtpunkt eingespart werden. Von 60W auf eine LED-Lösung 26W<br />

weitere 34W. Total verhilft die LED Lösung also zu einer Energieverminderung<br />

von rund 70%, was sich bereits auszahlt. Dieses Projekt<br />

kann aus wirtschaftlicher Sicht als interessant angeschaut werden.<br />

Dorf-Durchfahrt: Bei der Umstellung einer alten Anlage 150W<br />

(HME125W) auf eine konventionelle Anlage 80W (HST70W) können<br />

70W pro Lichtpunkt eingespart werden. Von 80W auf eine LED-


Lösung 73W weitere 7W. Total verhilft hier die LED Lösung zu einer<br />

Energieverminderung von rund 50%. Bei diesem Projekt ist es etwas<br />

schwieriger, eine Aussage zur künftigen Wirtschaftlichkeit zu<br />

machen.»<br />

9. Wie lautet ihre persönliche Zukunftsprognose im Bereich Beleuchtungstechnik?<br />

Für die ELEKTRON AG arbeiten rund 70 Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter, 16 davon im Profi tcenter Lichttechnik. Als erfahrener<br />

Spezialist für die professionelle Aussenbeleuchtung und<br />

Marktführer für Strassenbeleuchtung in der Schweiz bietet<br />

ELEKTRON «Full Service» aus einer Hand: Von den Standard-<br />

Dienstleistungen wie Lieferung und Montage bis hin zu kundenspezifi<br />

schen Dienstleistungen wie Leuchtenumbau, normgerechte<br />

Lichtplanung, Reparaturservice, Restaurierungen, Expertisen,<br />

Schulungen und Effi zienzberechnungen. Beratung und<br />

Betreuung sind bei ELEKTRON stets persönlich. Seine langjährige<br />

Kompetenz und das fundierte Fachwissen stellt ELEKTRON zahl-<br />

Über Elektron<br />

Energie UMWELT<br />

«Die Investitionskosten für LED sind heute fast doppelt so hoch wie bei<br />

der besten HID-Technik. Die Effi zienz von LED wird jedoch laufend steigen.<br />

Ich wünsche mir darum, dass die Kostenentwicklung für Leuchten<br />

und Module drastisch sinkt. Worauf ich gespannt bin, sind weitere<br />

Erfahrungswerte zu der Lebensdauer für die LED-Technik, was die Einschätzung<br />

der Wirtschaftlichkeit sicherer gestaltet. Das Jahr 2010 wird<br />

jedoch noch vorwiegend ein Jahr der Pilot-Anlagen bleiben.»<br />

reichen Fachgremien wie der Schweizer Licht Gesellschaft, SLG,<br />

oder der Schweizer Agentur für Energieeffi zienz, S.A.F.E. zur<br />

Verfügung und leistet dabei im Bereich der zukunftsweisenden<br />

und energieeffi zienten LED-Technik wertvolle Aufklärungsarbeit,<br />

die auch der öffentlichen Hand zugute kommt.<br />

www.leds-go.ch<br />

Die Nächste Messe im Bereich Lichttechnik fi ndet in Frankfurt<br />

vom 11. bis 16. April 2010 statt:<br />

www.light-building.messefrankfurt.com<br />

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www.alpiq.com<br />

SKR 1/10 93


Kleinwasserkraftwerke<br />

Für geringe Fallhöhen ausgelegt<br />

von Jürg Wellstein<br />

Langsam hievt der Pneukran die Turbineneinheit<br />

über den Wasserkanal und senkt<br />

sie, bis die Schwenkbolzen in den Lagerschalen<br />

positioniert sind. Die neu entwickelte<br />

VLH-Turbine ist speziell für geringe<br />

Fallhöhen konzipiert (Very Low Head). Sie<br />

kann für Höhen ab 1.4 Meter bis ca. 3.7<br />

Meter genutzt werden. Gleichzeitig ist sie<br />

für einen Nettodurchsatz von 10–30 m 3<br />

pro Sekunde ausgelegt. Mit diesem Einsatzspektrum<br />

sind bestehende Industriekanäle,<br />

der Einbau in bestehende Wehranlagen<br />

zur Restwassernutzung, Gefällstufen<br />

bei mittleren Gewässern, still gelegte<br />

Schleusen, aber auch zusätzliche<br />

Neubauten bei grösseren Wasserläufen,<br />

Ergänzungen zu bestehenden Stauwerken<br />

usw. für einen Einsatz geeignet.<br />

94 SKR 1/10<br />

UMWELT Wasserstrategie<br />

An zahlreichen Wasserläufen stehen der Energienutzung aufgrund geringer Fallhöhen und Wassermengen<br />

wirtschaftliche und technische Hindernisse im Wege. Mit der VLH-Turbine bieten sich durch geringe bauliche<br />

Massnahmen und einfachen Betrieb neue Perspektiven. Die gesamte Einheit mit Kaplan-Turbine und Generator<br />

wird ins Wasser hinein geschwenkt.<br />

Strategie der geringen<br />

baulichen Massnahmen<br />

Als Vorbereitung der Installation einer<br />

VLH-Turbine wurde in der bestehenden,<br />

seit Jahrzehnten nicht mehr genutzten<br />

Schiffsschleuse, eine 45° geneigte Stahlhalterung<br />

montiert und die nötige Betonschwelle<br />

als Abstützung am Schleusenboden<br />

erstellt. Zusätzlich baute man<br />

die Lagerschalen in die beiden Schleusenwände<br />

ein und legte die erforderlichen<br />

elektrischen Leitungen. Hinter der VLH-<br />

Turbine wurde die Betriebszentrale platziert,<br />

in der sich die Steuer- und Regelungseinheit,<br />

der Stromumformer sowie<br />

die Hydraulik- und Pneumatikkompressoren<br />

befi nden. Dieser Infrastrukturteil wird<br />

Die ehemalige Schiffschleuse wird für den Einbau der VLH-Turbine bereit gemacht. Die beiden<br />

Schwenklagerstellen und die Stahlgerüste für Turbineneinheit und Betriebscontainer sind montiert.<br />

als vorfabrizierter Normcontainer angeliefert<br />

und konnte hier in den Schleusenkanal<br />

integriert werden. Ebenso lässt sich<br />

diese Einheit aber auch in einem anliegenden<br />

Gebäude einbauen. Damit sind<br />

sämtliche baulichen Massnahmen für den<br />

Betrieb der Niederdruckturbine abgeschlossen.<br />

Diese Turbine widerspricht dem allgemeinen<br />

Trend zu verkleinerten Turbinendurchmesser<br />

und dem daraus folgenden<br />

Aufwand für die notwendigen Bauten.<br />

Sie vermindert so weit als möglich aufwändige<br />

Einlass- und Auslassstrukturen<br />

und arbeitet mit einem möglichst grossen<br />

Turbinenrad sowie einer selbsttragenden<br />

Stahlkonstruktion. Diese umfasst einen<br />

Die Turbineneinheit wird mit einem Pneukran<br />

gehoben und in die Schleuse gehievt.


Einbau der Turbineneinheit: Die Schwenkbolzen werden in die Lagerschalen eingesetzt und die<br />

beiden Stützen für die Schwenkbewegung positioniert.<br />

rechteckigen Träger, in welchen Turbine<br />

und Generator integriert werden. Die<br />

acht verstellbaren Laufschaufeln der adaptierten<br />

Kaplan-Turbine können nach<br />

Bedarf geöffnet oder geschlossen werden.<br />

Einlaufseitig besteht ein radialer<br />

Grobrechen aus Stahllamellen. Davor befi<br />

ndet sich ein Rechenreiniger, der periodisch<br />

eingeschaltet wird und langsam<br />

drehend das Geschwemmsel an die Wasseroberfl<br />

äche fördert, wo mit einer automatischen<br />

Klappe in regelmässigem zeitlichem<br />

Abstand ein Spülvorgang durchgeführt<br />

werden kann.<br />

Variable Drehzahlen<br />

bei veränderten Bedingungen<br />

Der direkt angetriebene Permanentmagnet-Generator<br />

bietet variable Drehzahlen,<br />

so dass auch bei veränderten Wassermengen<br />

und Fallhöhen durch Pegeländerungen<br />

Strom effi zient produziert werden kann.<br />

Die Turbine wird in standardisierten Durchmessern<br />

geliefert, welche eine kostengünstige<br />

Herstellung und gleichzeitig eine<br />

geeignete Anpassung an unterschiedliche<br />

Rahmenbedingungen ermöglicht.<br />

Alle Leitungen zwischen Zentrale und<br />

VLH-Turbine sind angeschlossen. Der grosse<br />

Moment an der alten Schleuse beginnt.<br />

Kontinuierlich senken die beiden<br />

hydraulischen Stützen den Turbinenrahmen<br />

aus der horizontalen Wartungsstellung.<br />

Der Schwenkvorgang bringt die Turbine<br />

ins Wasser. Da sich der Drehpunkt<br />

oberhalb des Wasserspiegels befi ndet, ist<br />

er jederzeit zugänglich und kontrollierbar.<br />

Angelangt in ihrer 45°-Stellung bringt der<br />

Wasserfl uss die Turbine in Bewegung. An<br />

der Generatorklemme können je nach<br />

Turbinenmodell 100–500 kW gemessen<br />

werden. Beim in der Schleuse eingesetzten<br />

3.55-Meter-Modell sind rund 288 kW<br />

installiert.<br />

Auch Fische haben eine Chance<br />

Die Profile der Turbinenschaufeln und<br />

-wände wurden mit dem Strömungswerkzeug<br />

CFD (Computational Fluid Dynamics)<br />

ausgelegt; die Konstruktion mit<br />

modernster 3D-CAD-Technik durchgeführt<br />

und im hydraulischen Labor getestet.<br />

Besondere Aufmerksamkeit widmete<br />

man nicht nur einem optimalen Wirkungsgrad,<br />

sondern auch der Durchgängigkeit<br />

für Fische. Dank relativ grossen<br />

Öffnungen und tiefen Drehzahlen von<br />

weniger als 40 Umdrehungen pro Minute<br />

(max. Umfangsgeschwindigkeit ca. 8 m/s)<br />

sind die Gefahren für Fische wesentlich<br />

geringer als bei anderen Turbinentypen.<br />

Im Weiteren ist die Änderung von Druck<br />

und Fliessgeschwindigkeit in der Turbine<br />

deutlich niedriger als bei konventionellen<br />

Turbinen. Aufgrund von Tests hat man<br />

erkannt, dass mit gezielten geometrischen<br />

Optimierungen des Laufradmantels<br />

(kugelförmiger) die Fischfreundlichkeit<br />

weiter gesteigert werden kann. Die<br />

Überlebensrate wird heute mit über 97<br />

Prozent angegeben.<br />

Wasserstrategie UMWELT<br />

Die Turbine befi ndet sich in der horizontalen<br />

Wartungsstellung über der Schleuse. Nach dem<br />

Anschluss der Versorgungsleitungen wird die<br />

Einheit um 45° nach unten ins durchfl iessende<br />

Wasser geschwenkt.<br />

Minimale Umweltimmissionen<br />

gewährleistet<br />

Die zahlreichen Spaziergänger und Biker<br />

nehmen das neue Kleinwasserkraftwerk<br />

in der alten Schiffsschleuse kaum wahr,<br />

da sich die Turbine vollständig unter Wasser<br />

befi ndet und die Steuer- und Regelungseinheit<br />

in einem Normcontainer dahinter<br />

ebenerdig in der Schleuse eingelassen<br />

ist. Mit der VLH-Turbine werden<br />

also nicht nur geringe bauliche Massnahmen<br />

notwendig, es entstehen auch<br />

kaum Beeinträchtigungen der optischen<br />

Erscheinung des Orts.<br />

Eine in Frankreich erstellte Demonstrationsanlage<br />

mit einem Turbinendurchmesser<br />

von 4.5 Meter erreicht bei einer<br />

Fallhöhe von 2.5 Meter und einer Wassermenge<br />

von rund 20 m 3 pro Sekunde eine<br />

Leistung von 410 kW. Die Erfahrungen<br />

von bereits über zwei Jahren zeigen, dass<br />

die Turbine einen nicht wahrnehmbaren<br />

Geräuschpegel und minimale Vibrationen<br />

aufweist sowie die erwartete Stromproduktion<br />

erbringt. Eine Jahresproduktion<br />

von über 2 Mio. kWh bestätigt die Erwartungen.<br />

Die minimalen Umweltimmissionen<br />

begünstigen auch einen Einbau<br />

dieser Turbine in Agglomerationen, also<br />

beispielsweise in traditionellen Kanälen<br />

und städtischen Gewässern. Sind stark<br />

unterschiedliche Gegebenheiten von Wassermenge<br />

und Fallhöhe vorhanden, lassen<br />

SKR 1/10 95


sich durch zwei oder mehrere nebeneinander<br />

positionierbare Turbinen eine Optimierung<br />

erreichen und damit einen fl exiblen<br />

Kraftwerksbetrieb ermöglichen.<br />

Schwenkbare Konstruktion<br />

erleichtert die Wartung<br />

Die Turbinen werden vollständig im Werk<br />

gefertigt, so dass ein Minimum an Montagearbeiten<br />

auf der Baustelle anfallen.<br />

Kleine Baugrössen können per Strassentransport<br />

als komplettes Bauteil angeliefert<br />

werden, die grösseren Modelle lassen sich<br />

halbieren und vorort zusammenfügen. Die<br />

Zugänglichkeit einer installierten Turbine ist<br />

dank den beiden hydraulischen Stützen auf<br />

einfache Weise gegeben. Mit diesen kann<br />

der Turbinenrahmen mit Turbine und Ge-<br />

96 SKR 1/10<br />

UMWELT Wasserstrategie<br />

Hinter der VLH-Turbine wurde die Betriebszentrale platziert.<br />

Darin befi nden sich die Steuer- und Regelungseinheit, der Stromumformer<br />

sowie die Hydraulik- und Pneumatikkompressoren.<br />

Turbine im Wasserkanal eingeschwenkt<br />

nerator in die horizontale Lage über den<br />

Wasserspiegel hoch geschwenkt werden.<br />

Dies gilt auch bei extremem Hochwasser,<br />

so dass man den Abfl uss ohne Beeinträchtigung<br />

gewährleisten kann. Anstelle der<br />

hydraulischen Stützen können auch Hebezüge<br />

mit über dem Wasserspiegel befi ndlichen<br />

Antriebswellen installiert werden.<br />

Die für geringe Fallhöhen und Wassermengen<br />

ausgelegte VLH-Turbine eröffnet<br />

neue Einsatzmöglichkeiten, bei denen die<br />

Wasserkraftnutzung aufgrund wirtschaftlicher<br />

oder topografi scher Rahmenbedingungen<br />

bisher kaum möglich war. Gefällstufen<br />

ohne Perspektiven erhalten damit<br />

ein Potenzial. Die auf Revisionen und Modernisierungen<br />

von Wasserkraftanlagen<br />

spezialisierte Stellba Hydro AG in Birrhard<br />

Der Rechenreiniger wird periodisch eingeschaltet und fördert langsam<br />

drehend das Geschwemmsel an die Wasseroberfl äche.<br />

hat die VLH-Turbine in ihr Angebotsspektrum<br />

aufgenommen und betreut das<br />

Marketing und die Projektabwicklung im<br />

deutschsprachigen Raum Europas.<br />

Sämtliche Fotos zum Bericht:<br />

© Jürg Wellstein, Fachjournalist<br />

Kontakt:<br />

Stellba Hydro AG<br />

Langgass 2<br />

CH-5244 Birrhard<br />

Tel. 056 201 45 20<br />

www.stellba-hydro.ch<br />

Die ehemalige Schiffsschleuse dient nun der<br />

Elektrizitätserzeugung. Durch die optimale<br />

Integration von Turbine und Betriebszentrale<br />

wird keine nennenswerte Beeinträchtigung<br />

der örtlichen Gegebenheiten festgestellt.


Kantonale Wasserstrategie<br />

– Im Spannungsfeld zwischen<br />

Schützen und Nutzen<br />

von Lucia Uebersax<br />

Mit einer neuen Strategie will der Kanton Bern die wertvolle Ressource Wasser schützen und nachhaltig nutzen.<br />

Für den Ausbau der Wasserkraft sind rund 570 Kilometer der 12’600 Kilometer Fliessgewässer im Kanton geeignet.<br />

Auf weiteren 770 Kilometern ist der Bau von neuen Kraftwerken nur mit Einschränkungen möglich. Nicht<br />

genutzt werden können rund 440 Kilometer Bäche und Flüsse.<br />

Der Kanton Bern hat eine einheitliche Strategie<br />

für alle Fragen erarbeitet, die mit der<br />

Nutzung des Wassers durch den Menschen<br />

zusammenhängen. Die Strategie hat zum<br />

Ziel, die verschiedenen Ansprüche, die an<br />

das Wasser gestellt werden, bestmöglich<br />

aufeinander abzustimmen. Sie zeigt auf,<br />

wo sinn- und massvolle Nutzungen möglich<br />

sind und wo der Schutz Vorrang hat.<br />

Erarbeitet wurde die Wasserstrategie in einem<br />

partizipativen Prozess mit den beteiligten<br />

Organisationen. Regierungsrätin<br />

Barbara Egger-Jenzer zeigte sich anlässlich<br />

einer Medienorientierung im Januar überzeugt,<br />

dass dank der Wasserstrategie<br />

künftige Entscheide zu «Wasserfragen»<br />

besser und schneller gefällt werden können,<br />

und dass diese Entscheide auch auf<br />

grössere Akzeptanz stossen werden.<br />

Die kantonale Wasserstrategie gliedert sich<br />

in drei Teile, die sich mit der Wasserversor-<br />

© Hanspeter Bolliger | PIXELIO<br />

gung, der Wassernutzung und der Siedlungsentwässerung<br />

befassen. Der grösste<br />

Handlungsbedarf besteht im Bereich der<br />

möglichen Nutzung der Gewässer für die<br />

Stromproduktion. Von den insgesamt rund<br />

12’600 Kilometer Fliessgewässer im Kanton<br />

ist der grösste Teil für die Stromproduktion<br />

nicht interessant. Rund 230 Kilometer werden<br />

bereits genutzt. Rund 570 Kilometer<br />

sind für die Stromproduktion grundsätzlich<br />

geeignet, auf weiteren 770 Kilometern ist<br />

der Bau von neuen Wasserkraftwerken nur<br />

mit Einschränkungen möglich. Trotzdem<br />

könnten auf den geeigneten Gewässerabschnitten<br />

im Jahr rund 10 Prozent mehr<br />

Strom als jetzt durch Wasserkraft erzeugt<br />

werden: 300 Gigawattstunden. Nicht genutzt<br />

werden können rund 440 Kilometer<br />

Bäche und Flüsse, weil hier die Schutzanliegen<br />

überwiegen. Vor Nutzung bewahrt<br />

sollen insbesondere die Vereinigte und die<br />

Weisse Lütschine, die Zulg, der Lombach,<br />

Die Strategie hat zum Ziel, die verschiedenen Ansprüche, die an das Wasser gestellt werden,<br />

bestmöglich aufeinander abzustimmen<br />

Wasserstrategie UMWELT<br />

© Preitler Markus | PIXELIO<br />

Der grösste Handlungsbedarf besteht im<br />

Bereich der möglichen Nutzung der Gewässer<br />

für die Stromproduktion<br />

das Schwarzwasser und die Sense sowie<br />

der Oberlauf der Emme.<br />

Für die Trinkwasserversorgung steht im<br />

Kanton Bern genügend Grund- und Quellwasser<br />

zur Verfügung. In den Wachstumsregionen<br />

müssen zur Sicherung der Wasserversorgung<br />

neue Schutzzonen ausgeschieden<br />

werden. Mit einer Konzentration<br />

auf strategisch wichtige Fassungen will der<br />

Kanton die Versorgungssicherheit erhöhen.<br />

Der Zustand der bernischen Bäche,<br />

Flüsse und Seen hat sich dank leistungsfähiger<br />

Abwasserreinigungsanlagen gebessert.<br />

Noch zu hoch sind die Anteile des<br />

Fremdwassers und die Nährstoffeinträge<br />

aus der Landwirtschaft. Mit einem vorausschauenden<br />

Monitoring sollen die Gewässer<br />

besser geschützt werden. Handlungsbedarf<br />

besteht vor allem bei so genannten<br />

Mikroverunreinigungen. Mit der<br />

Förderung regionaler Zusammenschlüsse<br />

der Trägerschaften will der Kanton die<br />

Qualität und Wirtschaftlichkeit der Trinkwasserversorgungen<br />

und Abwasserreinigungsanlagen<br />

weiter erhöhen.<br />

SKR 1/10 97


Nachhaltige Beschaffung<br />

– eine ethische Verpfl ichtung<br />

von Ruth Daellenbach<br />

Würdige Arbeit ist der Königsweg zur Überwindung der Armut, bei uns in der Schweiz und weltweit. Würdige<br />

Arbeit heisst vor allem Existenz sichernde Löhne, soziale Sicherheit und die Respektierung von minimalen<br />

Arbeitsrechten, den sog. Kernarbeitsnormen der ILO. Wo diese verletzt werden, besteht das Risiko von Ausbeutung<br />

und Armut. Demgegenüber trägt eine nachhaltige Entwicklung dazu bei, Armut zu überwinden und<br />

für die Menschen auch in den heutigen Entwicklungsländern würdige Lebensperspektiven aufzubauen. Die<br />

öffentliche Hand kann über ihr Beschaffungswesen viel dazu beitragen, nachhaltige Entwicklung zu fördern.<br />

Nachhaltigkeit<br />

Entwicklung wird als nachhaltig defi niert,<br />

wenn «die Bedürfnisse der heutigen Generation<br />

befriedigt werden können, ohne<br />

die Chancen künftiger Generationen zu<br />

beeinträchtigen». Seit dem Erdgipfel von<br />

Rio de Janeiro in 1992, gilt nachhaltige<br />

Entwicklung als Leitkonzept und zunehmend<br />

wichtiges Politikziel. Nachhaltigkeit<br />

beruht auf den drei Säulen wirtschaft liche<br />

Entwicklung, ökologische Nachhaltigkeit<br />

und soziale Gerechtigkeit, die in gegenseitiger<br />

Wechselwirkung stehen. Ökologisch<br />

nachhaltig wäre eine Lebensweise,<br />

die die natürlichen Lebensgrundlagen nur<br />

in dem Masse beansprucht, wie diese sich<br />

regenerieren. Ökonomische Nachhaltigkeit<br />

beinhaltet eine wirtschaftliche Entwicklung,<br />

die eine dauerhafte Existenzgrundlage<br />

schafft, dabei ist der Schutz<br />

wirtschaftlicher Ressourcen vor Ausbeutung<br />

von besonderer Bedeutung. Soziale<br />

Nachhaltigkeit umfasst einen Ausgleich<br />

sozialer Kräfte mit dem Ziel, eine auf<br />

Dauer zukunftsfähige, lebenswerte Gesellschaft<br />

zu erreichen.<br />

Kinderarbeit<br />

98 SKR 1/10<br />

UMWELT Nachhaltige Beschaffung<br />

Für nachhaltige Beschaffung heisst dies,<br />

nicht einfach dem wirtschaftlich günstigsten<br />

Angebot den Zuschlag zu geben,<br />

sondern Kriterien der wirtschaftlichen,<br />

ökologischen und sozialen Verträglichkeit<br />

zu berücksichtigen. Die Sensibilisierung<br />

für ökologische Nachhaltigkeit<br />

hat inzwischen eine gewisse Verbreitung<br />

gefunden. Soziale Kriterien hingegen werden<br />

häufig nicht berücksichtigt, da sie<br />

nicht als Aufgabe der Beschaffung, sondern<br />

als humanitäre Aufgabe angesehen<br />

wird. Dass dies zu kurz gedacht ist, zeigt<br />

der Zusammenhang zwischen Arbeit und<br />

Armut.<br />

Prekäre Arbeit und Armut<br />

Etwa drei Milliarden Menschen sind weltweit<br />

erwerbstätig. Für Millionen ist informelle<br />

Arbeit die einzige Möglichkeit, ein<br />

Einkommen zu erwirtschaften – in Entwicklungsländern<br />

gilt dies für 70–80 Prozent<br />

der Arbeitenden. Informell Beschäftigte<br />

sind besonders anfällig für Ausbeutung:<br />

Ihre Grundrechte werden häufig<br />

verletzt, ihr Einkommen ist nicht gesichert,<br />

und sie müssen ihre Gesundheit aufs Spiel<br />

setzen. Sie sind besonders häufi g von Armut<br />

betroffen.<br />

Eine aktuelle Studie der OECD stellt zudem<br />

fest, dass auch in Zeiten von Wirtschaftswachstum<br />

die Informalisierung<br />

zunimmt. Diese wird durch internationalen<br />

Wettbewerb und Konkurrenzdruck als<br />

Folge der Globalisierung begünstigt.<br />

Diese Zahlen zeigen: Zwischen prekärer<br />

Arbeit und Armut besteht ein direkter<br />

Zusammenhang, und Entwicklungsländer<br />

sind besonders betroffen.<br />

Was meinen wir, wenn wir von Ausbeutung sprechen?<br />

Kinderarbeit<br />

Als Kinderarbeit gelten Tätigkeiten, die Kindern schaden oder die sie am Schulbesuch<br />

hindern.<br />

Informelle, prekäre Arbeit<br />

Informelle Arbeit ist Arbeit ausserhalb jeder Regulierung. Informell Arbeitende haben<br />

keinen Arbeitsvertrag, sie arbeiten ohne rechtlichen Schutz und soziale Sicherheit<br />

zu meist miserablen Löhnen.<br />

Schuldknechtschaft<br />

Schuldknechtschaft gilt als moderne Form der Sklaverei. Zur Rückzahlung eines Darlehens<br />

werden Menschen zur Arbeit gezwungen. Durch sehr tiefe Löhne, hohe Abzüge<br />

für Unterkunft und Verpfl egung sowie Wucherzinsen wächst der Schuldenberg,<br />

der nicht selten von den Eltern auf die Kinder übertragen wird.


Was sind menschenwürdige<br />

Arbeitsbedingungen?<br />

Wie bei den Menschenrechten gibt es auch<br />

bei Arbeitrechten minimale Rechte für alle,<br />

die nicht verhandelbar sind – unabhängig<br />

vom Entwicklungsstand oder Kultur einer<br />

Gesellschaft. Diese Rechte sind in den ILO-<br />

Kernarbeitsnormen festgehalten.<br />

Die ILO-Kernarbeitsnormen<br />

• verbieten Zwangsarbeit<br />

(eine moderne Form ist z. B. die<br />

Schuldknechtschaft) und Kinderarbeit<br />

• garantieren das Recht, Gewerkschaften<br />

zu bilden, welche die Interessen<br />

ihrer Mitglieder kollektiv vertreten<br />

• untersagen Diskriminierung,<br />

etwa nach Geschlecht, Herkunft<br />

oder Religion<br />

Die Schweiz hat die Kernarbeitsnormen<br />

unterzeichnet und ist damit die völkerrechtliche<br />

Verpfl ichtung eingegangen, die<br />

Normen in nationales Recht umzusetzen.<br />

• Die Einhaltung der ILO-Kernarbeitsnormen<br />

ist ein wichtiger Schritt im<br />

Kampf gegen Armut und für Menschenrechte<br />

– sie reichen jedoch<br />

oft nicht aus, damit Menschen<br />

ihre Lebensbedingungen nachhaltig<br />

verbessern können. Weitergehende<br />

Forderungen sind zum Beispiel:<br />

- Existenz sichernde Löhne (in vielen<br />

Ländern sind dies die gesetzlichen<br />

Mindestlöhne dies)<br />

- Das Recht auf Gesundheitsschutz<br />

und sichere Arbeitsbedingungen<br />

(ILO-Konvention 155)<br />

Zahlen<br />

- Lohngleichheit zwischen<br />

Mann und Frau<br />

- Gesamtarbeitsverträge<br />

Strategien gegen prekäre Arbeit<br />

Damit menschenwürdige Arbeitsbedingungen<br />

für mehr Menschen Realität werden,<br />

sind fünf Punkte zentral:<br />

• Internationale Regelungen – die<br />

ILO-Kernarbeitsnormen, die von einer<br />

Vielzahl von Ländern unterzeichnet<br />

wurden, bilden eine gute Grundlage<br />

dafür. Das Primat der Kernarbeitsnormen<br />

über wirtschaftliche Interessen<br />

muss durchgesetzt und Verletzungen<br />

eingeklagt werden.<br />

• Nationale Gesetze, welche die<br />

Rahmenbedingungen für menschenwürdige<br />

Arbeit schaffen, und auch<br />

durchgesetzt werden. In vielen<br />

Entwicklungsländern gibt es gesetzliche<br />

Mindestlöhne, ist Kinderarbeit<br />

verboten usw. Doch die Regierungen<br />

sind zu schwach oder nicht willens,<br />

diese Regelungen auch umzusetzen.<br />

• Unterstützung der Betroffenen durch<br />

Bildungsmassnahmen.<br />

• Förderung der wirtschaftlichen<br />

Entwicklung: Schaffung von Arbeitsplätzen<br />

und Vergabe von Krediten für<br />

die Bildung von KMU.<br />

• Druck des Marktes, d.h. verantwortungsbewusste<br />

KonsumentInnen,<br />

die neben Preis und Qualität auch auf<br />

nachhaltige Produktionsbedingungen<br />

achten. Beim letzten Punkt kommt<br />

die Frage der sozial nachhaltigen<br />

Beschaffung ins Spiel.<br />

Nachhaltige Beschaffung UMWELT<br />

Öffentliche Beschaffung<br />

• Das Verhalten der öffentlichen Hand<br />

als Einkäuferin ist relevant und<br />

beeinfl usst den Markt.<br />

• Die öffentliche Hand hat eine Verpfl ichtung,<br />

sozial nachhaltig zu beschaffen.<br />

• Sozial nicht nachhaltige Beschaffung<br />

ist für die öffentliche Hand ein Risiko.<br />

Relevanz<br />

Bund, Kantone und Gemeinden beschaffen<br />

jährlich für 36 Milliarden Franken Waren,<br />

Dienstleistungen und Bauten. Dies entspricht<br />

knapp 25 Prozent der gesamten<br />

Staatsausgaben oder 8 Prozent des Bruttoinlandprodukts<br />

der Schweiz. Der Staat<br />

hat also eine Marktmacht, die er nutzen<br />

kann. Wenn er beim Einkauf auf eine nachhaltige<br />

Produktion achtet, so hat dies Auswirkungen<br />

auf die Angebotsseite. Denn<br />

wenn eine Nachfrage nach fair hergestellten<br />

Produkten besteht, so werden diese<br />

auch angeboten. Dies gilt bei gewissen<br />

Produkten besonders: So ist die öffentliche<br />

Hand zum Beispiel die grösste Verwerterin<br />

von Natursteinen, sie verbraucht etwa<br />

zwei Drittel der jährlichen 170’000 Tonnen<br />

verbauter Steine. Bei Sportbällen fragt die<br />

öffentliche Hand 20 Prozent der jährlich<br />

importierten Menge nach. Wir wissen, dass<br />

in Steinbrüchen und Ballwerkstätten Kinderarbeit<br />

und ausbeuterische Arbeitsbedingungen<br />

an der Tagesordnung sind.<br />

Nachhaltige Beschaffung trägt wesentlich<br />

zu Entwicklung bei: Menschenwürdige Arbeit,<br />

fair entlöhnt und sozial abgesichert,<br />

ist der Schlüssel, damit Millionen Menschen<br />

sich aus der Armut befreien können. Die<br />

Verletzung der Arbeitsrechte dagegen blockiert<br />

soziale Entwicklung. Die öffentliche<br />

Hand hat eine Vorbildfunktion: Wenn sie<br />

Zeichen setzt, trägt dies zur Sensibilisierung<br />

bei, sei es bei den KonsumentInnen, sei es<br />

bei den Anbietenden.<br />

Kohärenz<br />

Die öffentliche Hand gibt 2,2 Milliarden<br />

Franken für Entwicklungszusammenarbeit<br />

aus, dazu kommen private Spendengelder.<br />

Der Erfolg der Entwicklungszusammenarbeit<br />

ist von einer Vielzahl von Faktoren<br />

abhängig, einer davon ist die Kohärenz.<br />

Durch von anderen Interessen geleitete<br />

Politik kann der Erfolg der Entwicklungspolitik<br />

zunichte gemacht werden. Wenn<br />

zum Beispiel Entwicklungsländer durch<br />

Frei handelsabkommen gezwungen wer-<br />

SKR 1/10 99


UMWELT Nachhaltige Beschaffung<br />

den, ihre Märkte für Konsumgüter (wie<br />

Lebensmittel) zu öffnen, was Hunderttausende<br />

Arbeitsplätze in der lokalen Wirtschaft<br />

zerstört, so läuft dies Massnahmen<br />

der Entwicklungszusammenarbeit zuwider,<br />

die ländliche Produktion fördern<br />

und Ernährungssouveränität sicherstellen<br />

sollen. Entwicklungspolitische Kohärenz<br />

bedeutet, dass zum Beispiel die Aussenwirtschafts-<br />

und Handelspolitik nicht den<br />

Zielen der Entwicklungspolitik (Armutsbekämpfung,<br />

Schutz der natürlichen Ressourcen,<br />

Frieden usw.) zuwiderlaufen. Alle<br />

Politikfelder sollen kompatibel sein mit<br />

den Zielen der Entwicklungspolitik, um die<br />

Millennium Development Goals zu erreichen.<br />

Deren Vorgabe, die Armut bis 2015<br />

zu halbieren, gilt für die Entwicklungspolitik<br />

wie für alle anderen Politiken – inklusive<br />

die öffentliche Beschaffung.<br />

Chancen, Risiken und Nebenwirkungen<br />

«Wir müssen uns darum kümmern, dass<br />

Waren, die wir einkaufen fair produziert<br />

wurden», meinten 70 Prozent der TeilnehmerInnen<br />

einer Umfrage der Westschweizer<br />

Zeitung Le Temps. Der Druck auf die<br />

öffentliche Hand nimmt zu. Wenn sich Gemeinden<br />

und Kantone nicht um die Her-<br />

kunft von Natursteinen, Textilien etc. kümmern,<br />

riskieren sie, in der Öffentlichkeit<br />

dafür zur Rechenschaft gezogen zu werden.<br />

Umgekehrt setzt eine Gemeinde, die sich<br />

für eine konsequente nachhaltige Beschaffung<br />

einsetzt, ein wichtiges Zeichen. Sie<br />

trägt zur Sensibilisierung für die Thematik<br />

bei und wird zur Garantin, dass es sich beim<br />

Thema nicht nur um eine vorübergehende<br />

«Modeerscheinung» handelt. Dies ist wichtig,<br />

damit die AnbieterInnen in die Umstellung<br />

auf zertifi zierte Produkte investieren<br />

– denn der Nachweis der fairen Produktion<br />

ist oft mit Zusatzkosten verbunden. Diesen<br />

Weg hat zum Beispiel die Gemeinde Arlesheim<br />

eingeschlagen. Sie hat im Frühjahr<br />

2009 entsprechende Richtlinien für ihr Beschaffungswesen<br />

erarbeitet.<br />

Die SAH-Kampagne<br />

Arlesheim hat dies aufgrund eines Vorstosses<br />

der SAH-Kampagne beschlossen. Vor<br />

ziemlich genau einem Jahr hat das SAH die<br />

Kampagne «Keine Ausbeutung mit unseren<br />

Steuergeldern lanciert». Die Kampagne verlangt,<br />

dass sich die öffentliche Hand um<br />

Produktionsbedingungen kümmert – wir<br />

beschränken uns dabei auf die Minimalforderung<br />

der Einhaltung der ILO-Kernarbeits-<br />

Intelligente Lösungen für kommunale Bioabfälle<br />

Stoffkreisläufe schliessen – grüne Energie gewinnen<br />

normen. Inzwischen wurden über 70 politische<br />

Vorstösse in Gemeinden und Kantonen<br />

lanciert, weitere folgen laufend. An 20<br />

Orten wurden die Vorstösse inzwischen positiv<br />

beantwortet, an vier Orten negativ. Details<br />

zum Stand der Kampagne in einzelnen<br />

Gemeinden und Kantonen sind auf unserer<br />

Webseite www.kehrseite.ch ersichtlich.<br />

Vielleicht noch wichtiger als die politischen<br />

Entscheide ist aber die Sensibilisierung der<br />

Öffentlichkeit. Innerhalb des ersten Jahres<br />

sind 150 Berichte in Print- und audiovisuellen<br />

Medien erschienen. «Keine Ausbeutung<br />

mit unseren Steuergeldern» – immer mehr<br />

SchweizerInnen fordern, dass dies in die<br />

Praxis umgesetzt wird und der Staat seiner<br />

ethischen Verpfl ichtung nachkommt.<br />

Informelle, prekäre Arbeit<br />

Die Axpo Kompogas AG ist ein führendes Schweizer<br />

Unternehmen für die Verwertung von Bioabfällen aus<br />

kommunalen Sammlungen. Mit unserem patentierten<br />

Kompogas-Verfahren gewinnen wir daraus CO 2 -neutrales<br />

Biogas, Ökostrom, Wärme, Treibstoff und Biodünger.<br />

Ressourcen schonen und Stoffkreisläufe schliessen – das<br />

ist unser Beitrag für eine gesunde Umwelt.<br />

Axpo Kompogas AG – eine innovative Partnerin für<br />

Städte und Gemeinden, die sich für eine nachhaltige<br />

Entwicklung engagieren. Kontaktieren Sie uns, wir<br />

informieren Sie gerne im Detail.<br />

Axpo Kompogas AG<br />

Flughofstrasse 54 | CH-8152 Glattbrugg<br />

www.axpo-kompogas.ch


Gewicht ist das Kriterium<br />

In grossen gesellschaftlichen Zellen wie<br />

Wohnsiedlungen, Gewerbe- und Einkaufszentren<br />

oder in Gemeinden ist die Abfallentsorgung<br />

eine Herausforderung. Lösungen<br />

für die verursachergerechte Verteilung<br />

der Kosten sind gefragt. Mit dem<br />

Wiegesystem HSA-VWGS geht die Hunkeler<br />

Systeme AG in Wikon den richtigen<br />

Weg. Das System erfasst jeden Abfallsack<br />

nach Gewicht und erlaubt die Abrechnung<br />

nach dem Verursacherprinzip. Jeder Benutzer<br />

wird aufgrund des Abfallgewichts<br />

belastet und nicht nach Volumen, wie es<br />

in der gängigen Kehrichtentsorgungspraxis<br />

der Gemeinden üblich ist.<br />

Prepaid oder Lastschrift möglich<br />

Zentrale Komponente des Systems ist ein<br />

kreditkartengrosser Badge, der den Zugang<br />

zum Wiegesystem ermöglicht. Als<br />

Zahlungsart sind das Prepaid- oder das<br />

Lastschriftverfahren möglich. Bei Prepaid<br />

lädt der Besitzer ein frei wählbares Guthaben<br />

auf das System. Für jeden abgegebenen<br />

Kehrichtsack wird ein dem Gewicht<br />

entsprechender Betrag vom Guthaben<br />

abgezogen. Das Guthaben ist auf dem<br />

System des Entsorgungsdienstleisters hinterlegt<br />

und bleibt auch bei einem Kartenverlust<br />

erhalten. Die Kundendaten werden<br />

via GSM an den Dienstleister übertragen.<br />

Parallel dazu ist die Übermittlung betriebsrelevanter<br />

Informationen (Füllstand/Entleerungsbereitschaft<br />

des Containers) per SMS<br />

an verschiedene mobile Geräte möglich.<br />

Kompakt- und Modulbauvariante<br />

Das Wiegesystem HSA-VWGS ist in zwei<br />

Modellen verfügbar. In der kompakten Variante<br />

sind Wiegeeinheit und Container in<br />

eine Komponente integriert. Dieser Bauweise<br />

steht ein grösseres Modell mit der<br />

Wiegeinheit und dem Container als zwei<br />

getrennte Module gegenüber. Die Modul-<br />

Entsorgung UMWELT<br />

Verursachergerechte<br />

Kehrichtentsorgung<br />

Transparenz und Gerechtigkeit in die Abfallentsorgung<br />

bauweise erlaubt die Arbeit mit Wechselcontainern,<br />

wodurch sich Leerfahrten reduzieren<br />

und die Logistik vereinfachen<br />

lassen. Es sind Container mit einem Fassungsvermögen<br />

von 6 bis 20 m 3 verfügbar.<br />

Eine Presse verdichtet die Abfallvolumen<br />

im Verhältnis 5 zu 1.<br />

Erstes Pilotprojekt gestartet<br />

Seit wenigen Wochen steht ein Wiegeterminal<br />

HSA-VWGS bei der Hess Muldenservice<br />

AG in Reiden. Durch die verursachergerechte<br />

Entsorgung von Kehrichtsäcken<br />

bietet das Unternehmen den Einwohnern<br />

in der Grossregion Wiggertal eine kostengünstige<br />

Alternative zur Kehrichtabfuhr<br />

mit Sackgebühren. Das System arbeitet<br />

mit dem Prepaid-Prinzip. Gemäss dem<br />

Inhaber Peter Hess stösst er mit seiner<br />

neuen Dienstleistung bei den Kunden auf<br />

starke Akzeptanz, und er ist zuversichtlich,<br />

mit Informationskampagnen die Bevölkerung<br />

rasch für seine Idee zu gewinnen.<br />

Das Wiegesystem HSA-VWGS von<br />

der Hunkeler Systeme AG belastet die<br />

Kehrichtsackentsorgung nach Gewicht<br />

und arbeitet damit nach dem gerechten<br />

Verursacherprinzip<br />

Hunkeler Systeme AG<br />

Industriestrasse 2<br />

CH-4806 Wikon<br />

Tel. 062 745 64 64<br />

www.hunkeler-systeme.ch<br />

SKR 1/10 101


FACILITY MANAGEMENT<br />

Public Private Partnership<br />

Property&Facility<br />

– Kostengarantie für den<br />

Bau und Betrieb von Immobilien<br />

von Lucia Uebersax<br />

Die 1. Property&Facility, St. Galler Forum für Baudienstleistungen entlang dem Lebenszyklus von Gebäuden, hat<br />

anlässlich ihrer Premiere vertieft Betriebskosten im Fokus des Lebenszyklus von Bauten beleuchtet. Rund 110<br />

Teilnehmerinnen und Teilnehmer verfolgten die Fachreferate und Talks am 18. November 2009 im WBZ der Universität<br />

St.Gallen. Dabei zeigte sich, dass die Nutzungskosten, welche bisher in der Planungsphase kaum berücksichtigt<br />

wurden, an Bedeutung gewinnen und gerade bei PPP-Projekten von grosser Bedeutung sind.<br />

Bei Bauvorhaben spielen heute noch immer<br />

die reinen Baukosten und die Rendite<br />

zu Beginn der Nutzung die zentrale Rolle.<br />

Dabei müsste vielmehr die Wirtschaftlichkeit<br />

während dem ganzen Lebenszyklus<br />

eines Bauwerkes im Zentrum stehen. Die<br />

Forderung nach einer nachhaltigen Entwicklung<br />

bei der Planung, dem Bau und<br />

Betrieb von Gebäuden erhält immer mehr<br />

Gewicht. Die Erfüllung dieser Forderung<br />

setzt einen intensiven Austausch unter<br />

den beteiligten Akteuren im Baubereich<br />

voraus.<br />

Das Fachforum Property&Facility, eine neue<br />

Veranstaltung der Olma Messen St.Gallen,<br />

bietet allen Marktteilnehmern entlang dem<br />

Lebenszyklus von Immobilien die Möglichkeit,<br />

über Themen der Zukunft zu debattieren<br />

und leistet damit einen Beitrag zum<br />

geforderten interdisziplinären Austausch.<br />

Dies ist an der ersten Durchführung am 18.<br />

November 2009 im Weiterbildungszentrum<br />

WBZ Holzweid der Universität St.Gallen<br />

ausserordentlich gut gelungen.<br />

Fehlende Defi nitionen und Ansätze<br />

Obwohl seit einigen Jahren die Forderungen<br />

nach nachhaltigem Bauen und Lebenszyklusbetrachtung<br />

an Bedeutung ge-<br />

102 SKR 1/10<br />

winnen, fehlen weiterhin verlässliche Defi<br />

nitionen und kalkulatorische Ansätze für<br />

deren Umsetzung. Mit Ausnahme grosser<br />

Wohnbaugesellschaften und institutioneller<br />

Bauherren gibt es bislang nur wenige<br />

Immobilienbesitzer, die ihre Bestände<br />

systematisch warten, Instand halten und<br />

modernisieren. Zudem fehlen fundierte<br />

Kenntnisse über die Haltbarkeit der unterschiedlich<br />

eingesetzten Baustoffe, um<br />

daraus den mittel- und langfristigen Instandhaltungsbedarf<br />

von Bauwerken prognostizieren<br />

zu können.<br />

Im Mittelpunkt der Referate und Talks standen<br />

denn auch Ansätze zu einer nachhaltigen<br />

Entwicklung entlang dem Lebenszyklus<br />

für alle Beteiligten: Private Investoren,<br />

Öffentliche Hand, Politik, Projektentwicklung,<br />

Planung, Finanzierung, General- und<br />

Totalunternehmen, Facility Management,<br />

Zulieferer, Nutzer und Betreiber.<br />

Dabei kamen Modelle der Kosten- und<br />

Qualitätsgarantie ebenso zur Sprache wie<br />

erfolgreiche Ansätze bei der Planung und<br />

Projektentwicklung.<br />

Innovation auf sämtlichen Ebenen, mehr<br />

Mut zum Risiko und zur Einfachheit, systemisches<br />

Denken und eine Planung, wel-<br />

Spannende Diskussionen an der<br />

Property&Facility (v.l.n.r):<br />

Moderatorin Eva Nietlispach, Heinz Eggenberger,<br />

Bund Schweizer Architekten BSA,<br />

Hansruedi Müller, Vorstand PPP Schweiz, Paul<br />

Curschellas, Schweizerische Zentralstelle für<br />

Baurationalisierung CRB, Martin Kull, CEO HRS<br />

Real Estate AG, Andreas Müller, Swiss Facility<br />

Management Services CHfms (Foto pd)<br />

che den Begriff der Nachhaltigkeit mit<br />

Robustheit ersetzt, das waren die am<br />

meisten gestellten Forderungen. Bauen<br />

als kultureller und gesellschaftlicher Akt,<br />

hohe Professionalität und Erfahrung, eine<br />

möglichst hohe regionale Wertschöpfung<br />

auf Basis partnerschaftlicher Auftragsverhältnisse,<br />

mehr Effi zienz und Flexibilität<br />

in der Bewirtschaftung durch den Einsatz<br />

von Standards, der Einbezug der Totalunternehmer<br />

bereits bei der Projektentwicklung:<br />

Dies sind weitere Appelle,<br />

welche ein und dasselbe Ziel im Auge haben,<br />

die Nachhaltigkeit von Bauten und<br />

Infrastrukturanlagen und deren Wirtschaftlichkeit<br />

während des gesamten Lebenszyklus<br />

zu fördern. Dies kann aber nur<br />

erreicht werden, wenn allen Beteiligten<br />

von der Planung bis zum Betrieb einer<br />

Baute vermehrt bewusst wird, dass die<br />

Betriebsphase der längste und kostenintensivste<br />

Abschnitt im Lebenszyklus einer<br />

Immobilie ist.<br />

Public Private Partnership (PPP)<br />

Besonderes Augenmerk erhielten dabei<br />

Lösungen, welche sich im Rahmen von<br />

PPP ergeben: Vermehrt Synergien zwischen<br />

öffentlichen Auftraggebern und<br />

privaten Anbietern nutzen, Lebenszyklus<br />

in die Investitionsentscheide einbeziehen,<br />

Risiken über gemeinsame Trägerschaften<br />

teilen sowie Innovationsbeiträge von Seiten<br />

Besteller/Nutzer und Anbieter/Betreiber<br />

einbeziehen. Als Beispiel eines erfolgreichen<br />

PPP-Projekts wurde das Projekt<br />

Überbauung Zeughausareal Burgdorf beleuchtet.<br />

Eine wichtige Schlussfolgerung<br />

daraus war, dass eine Partnerschaft der<br />

Öffentlichen Hand mit Privaten allein<br />

durch den Prozess Qualitätsgewinne mit<br />

sich bringt und damit die Effizienz pro


Steuerfranken steigert; dadurch, dass jeder<br />

Partner seine Stärken einbringt und<br />

alle Kosten über die ganze Lebensdauer<br />

eines Projekts berücksichtigt werden.<br />

Zu den Referenten gehörten Klauspeter<br />

Nüesch, Nüesch Development; Markus<br />

Schaefer, Hosoya Schaefer Architects;<br />

Gérard Jenni, Andermatt Alpine Destination<br />

Company AG; Prof. Dr. Christian Stoy,<br />

University of Stuttgart; Hans Jörg Fuhr,<br />

Fuhr Buser Partner BauOekonomie; Stefan<br />

Bitterli, Baudirektion Kanton Zürich<br />

sowie Doris Haldner, Amt für Grundstü-<br />

«Der Vorteil liegt in einer günstigen<br />

Realisierung des Bauvorhabens»<br />

Doris Haldner,<br />

Leiterin Portfoliomanagement<br />

und Stv. Kantonsbaumeisterin,<br />

Amt für Grundstücke und<br />

Gebäude, Bern<br />

Im Rahmen einer Public Privat Partnership realisiert der Kanton<br />

Bern als öffentlicher Auftraggeber die Überbauung des Zeughausareal<br />

in Burgdorf. Die SKR traf Frau Doris Haldner, Leiterin Portfoliomanagement<br />

und Stv. Kantonsbaumeisterin, Amt für Grundstücke<br />

und Gebäude des Kantons Bern, zum Gespräch.<br />

SKR: Frau Haldner, warum werden PPP-Modelle in der Schweiz nur<br />

zögerlich eingesetzt, obwohl diese der öffentlichen Hand einen<br />

Mehrwert verschaffen können?<br />

In der Schweiz gibt es noch keine Erfahrungswerte zum Verfahren,<br />

zu den rechtlichen Grundlagen und zu den Kennzahlen von PPP-<br />

Modellen. Der politische Auftrag, solche Modelle in Betracht zu ziehen,<br />

fehlt vielerorts. Dies, weil die öffentliche Hand es nicht gewohnt<br />

ist, langfristige Bindungen von 20-30 Jahren mit privater<br />

Seite einzugehen und weil die Verwaltung grossen Respekt vor der<br />

Komplexität und dem hohen Initialaufwand hat. Es braucht eine<br />

innovative Verwaltung, um neue Verfahren umzusetzen.<br />

«Es braucht eine innovative Verwaltung,<br />

um neue Verfahren umzusetzen»<br />

SKR: Worin liegen die Vorteile von PPP-Modellen und wo können<br />

durch deren Anwendung Kosten eingespart werden?<br />

Der Vorteil liegt in einer wirtschaftlich günstigen Realisierung eines<br />

Bauvorhabens und in der Entlastung der Investitionsrechnung. Die<br />

Kosteneinsparung kann durch eine gebündelte output orientierte<br />

FACILITY MANAGEMENT<br />

Public Private Partnership<br />

cke und Gebäude des Kantons Bern. Moderiert<br />

wurde der Anlass von Eva Nietlispach<br />

Jaeger. In den Talks kam es zu interessanten,<br />

teilweise auch kontroversen<br />

Diskussionen um den Begriff der Nachhaltigkeit<br />

sowie den Forderungen an die<br />

einzelnen Beteiligten.<br />

Ausschreibung von Planung, Bau, Betrieb und Finanzierung, gekoppelt<br />

mit einem langfristigen Betrieb, erzielt werden. Deshalb wird<br />

der Lebenszyklusansatz gewählt und ein angebotenes Preis-Leistungs-Verhältnis<br />

in Bezug auf die gesamte Nutzungsdauer beurteilt.<br />

Aufl agen der öffentlichen Hand wie beispielsweise Systemtrennung,<br />

Minergie P Eco und arbeitsrechtliche Bedingungen sind in<br />

der Ausschreibung integriert. Das Einsparen von Ausgaben und die<br />

Disziplinierung hinsichtlich Kosten- und Risikomanagement über<br />

alle Phasen hinweg, werden durch spezielle Anreize gefördert. Somit<br />

können bei der Erarbeitung der Nutzeranforderungen, bei der<br />

Know-how-Bündelung der Anbieter (Planer, Ersteller und Betreiber)<br />

sowie durch eine leistungsorientierte Vergütung im Betrieb Kosten<br />

eingespart werden. Dagegen sind die Zinskosten bei privaten Anbietern<br />

immer höher als bei der öffentlichen Hand. Die dadurch anfallenden<br />

Mehrkosten müssen durch die vorerwähnten Vorteile kompensiert<br />

werden.<br />

SKR: Was sind die grössten Hürden bei der Umsetzung von PPP?<br />

Zum Starten fehlt teilweise der politische Auftrag, bei grösseren<br />

Projekten einen Eignungstest für PPP und einen Wirtschaftlichkeitsvergleich<br />

verschiedener Verfahren durchzuführen. Nur dadurch<br />

könnte der Politik transparent aufgezeigt werden, für welche Projekte<br />

sich PPP-Modelle eignen würden und für welche ein konventionelles<br />

Verfahren nach wie vor vorteilhafter wäre.<br />

SKR: Sie haben sich für ein PPP-Modell entschieden zur Finanzierung<br />

der Überbauung des Zeughausareals in Burgdorf. Warum?<br />

Der Regierungsrat des Kantons Bern hat der Verwaltung im 2006<br />

den Auftrag zu einer Überprüfung verschiedener Finanzierungsmöglichkeiten<br />

gegeben. Alle Vorgehensschritte wurden dem Regierungsrat<br />

und zweimal dem Grossen Rat unterbreitet. Bei unserem<br />

Projekt überwogen die Vorteile; deshalb hat der Grosse Rat im März<br />

2009 dem von uns vorgeschlagenen jährlichen Nutzungsentgelt<br />

über 25 Jahre zugestimmt.<br />

SKR: Wie funktioniert die PPP in Ihrem Projekt?<br />

Interview<br />

von Lucia Uebersax<br />

Das PPP-Projekt in Burgdorf umfasst die Planung, schlüsselfertige<br />

Errichtung, und Finanzierung eines Verwaltungszentrums, eines<br />

Werkhofes und eines Regionalgefängnisses mit 110 Haftplätzen so-<br />

SKR 1/10 103


FACILITY MANAGEMENT<br />

Public Private Partnership<br />

wie einen Teilbetrieb der Überbauung über 25 Jahre. Zum Betrieb<br />

gehören neben dem Gebäudebetrieb, der Versorgung mit- und Entsorgung<br />

von Medien (z.B. Wärmeenergie, Strom, Wasser) und der<br />

Reinigung des Gebäudeinnern und der Aussenanlagen auch organisatorische<br />

Dienstleistungen wie Postdienst, Management von<br />

Sitzungszimmern und Parkplätzen, zentraler Empfang, Betrieb eines<br />

Restaurants etc. Selbstverständlich ist der Betrieb des Regionalgefängnisses<br />

Angelegenheit der öffentlichen Hand und (folglich)<br />

nicht in den Verträgen eingeschlossen.<br />

SKR: Wie sind Sie bei der Planung Ihres Projektes vorgegangen?<br />

Wir haben folgenden Weg gewählt: Eignungstest, Marktüberprüfung,<br />

Wirtschaftlichkeitsrechnung, Ausschreibung eines mehrstufi -<br />

gen, anonymen Gesamtleistungswettbewerbs mit vorgeschalteter<br />

Präqualifi kation, Abschluss der Verträge inklusive Finanzierung und<br />

Beginn der Umsetzung des Projektes noch vor Weihnachten 2009.<br />

Der Einzug der fünf Direktionen mit 14 Nutzereinheiten ist auf das<br />

2. Quartal 2012 geplant.<br />

SKR: Für welche Projekte eignet sich ein PPP-Modell?<br />

Für diverse Projekte in den Bereichen Schule, Gesundheitswesen<br />

und Verwaltung, welche auch im Betrieb einen Delegationsgrad<br />

ausweisen, kann sich eine PPP eignen. Im Ausland wird bereits bei<br />

Pat. pending<br />

Projekten ab 10 Mio. CHF die Eignung für ein PPP-Modell abgeklärt.<br />

In der Schweiz sollten aufgrund des noch hohen Initialaufwandes<br />

vorerst grössere Projekte diesbezüglich überprüft werden, um der<br />

Politik einen Vergleich von PPP- und konventionellen Modellen zu<br />

ermöglichen und damit eine Entscheidungsgrundlage bei der Auswahl<br />

des Projektverfahrens zu schaffen.<br />

SKR: Was empfehlen Sie bei der Anwendung von PPP?<br />

Es ist ein klarer politischer Auftrag notwendig, um die Verwaltung<br />

zu veranlassen, Projektverfahren mit und ohne PPP miteinander zu<br />

vergleichen. Seitens Wirtschaft und öffentlicher Hand braucht es<br />

den Willen, ein partnerschaftliches Verhältnis einzugehen und auch<br />

zu leben.<br />

«Es ist ein klarer politischer Auftrag<br />

notwendig, um die Verwaltung zu<br />

veranlassen, Projekt verfahren mit und<br />

ohne PPP miteinander zu vergleichen»<br />

SKR: Frau Haldner, wir danken Ihnen bestens für dieses Gespräch.<br />

EL GANZ<br />

FTTH-DOSE. Elegant kommt die Glasfaser<br />

ins Haus und in die Wohnung – mit<br />

dem FO Outlet von R&M. Die Anschlussdose<br />

bringt echtes Breitbandinternet<br />

bis zum Verbraucher.<br />

FUNKTION. Wo «Fiber To The Home»<br />

angesagt ist, sorgt das FO Outlet für<br />

den Abschluss von bis zu 4 Fasern. Die<br />

Aufputzdose ist im Handumdrehen montiert.<br />

Der Clou: hybride Anwendung<br />

mit Glasfaser- und Kupferverkabelung<br />

in einer Dose.<br />

GET MORE. Einfache Glasfaser-Installation<br />

gepaart mit sicherer Anschlusslösung<br />

für Wohnungen – das FO Outlet<br />

erfüllt beide Wünsche und noch mehr.<br />

Mit dieser Dose findet jeder Netzbetreiber<br />

seinen individuellen Zugang<br />

zum Kunden.<br />

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Reichle & De-Massari Schweiz AG, Buchgrindelstrasse 13, CH-8620 Wetzikon, Tel. +41 (0)44 931 97 77, che@rdm.com, www.rdm.com


Fiber to the Home – kontinuierlicher<br />

Ausbau der Infrastruktur<br />

dank vorläufi ger Einigung<br />

von Lucia Uebersax<br />

Im Streit um den Ausbau des Glasfasernetzes in der Schweiz konnte eine vorläufi ge Einigung erzielt werden.<br />

Dank einer besseren Koordination soll es in Zukunft möglich sein, dass mehrere Netz- und Dienstanbieter auch<br />

in Zukunft Zugang zu den Kunden haben und somit eine Monopolsituation vermieden werden kann. Zu diesem<br />

Zweck sollen wie von der Swisscom vorgeschlagen mehrere Glasfasern in die Häuser verlegt werden. Ebenso<br />

sollen teure Doppelspurigkeiten beim Ausbau vermieden werden, um die Kosten für die Kunden möglich tief<br />

halten zu können.<br />

Im Gegensatz zu anderen Ländern verzichtet<br />

die Schweiz auf eine staatliche Finanzierung<br />

des Glasfaser-Netzaufbaus,<br />

sondern lässt den Wettbewerb und den<br />

starken Konkurrenzkampf zwischen den<br />

Telekomanbietern. Alle wollen sich deshalb<br />

ein Stück vom Kuchen sichern. Gigantische<br />

Summen werden von diversen<br />

lokalen Elektrizitätswerken und Telekomdienstanbietern<br />

in einen raschen und fl ächendeckenden<br />

Ausbau der Glasfasernetze<br />

bis in die Haushalte investiert. So<br />

will alleine die Swisscom rund 2 Mrd. in<br />

den kommenden sechs Jahren in den<br />

Glasfaserausbau investieren. Parallel dazu<br />

investieren lokale Elektrizitätswerke Hunderte<br />

Millionen in Glasfasernetze.<br />

Ob sich die neuen Breitband-Angebote<br />

für die Betreiber auch tatsächlich bezahlt<br />

machen, bleibt dabei die grosse Frage.<br />

Skeptiker betrachten die einseitigen Investitionen<br />

als falsch und plädieren indes<br />

für die weitere Entbündelung der bestehenden<br />

Kupferleitungen, was mit weitaus<br />

geringeren Kosten verbunden ist. Inwieweit<br />

heute bereits Bedarf nach sehr<br />

hohen Bandbreiten besteht, darüber<br />

herrscht Uneinigkeit.<br />

Anfangs Oktober 2009 konnten die beteiligten<br />

Unternehmen an einem von der<br />

Eidgenössischen Kommunikationskommission<br />

(ComCom) einberufenen Runden Tisch<br />

konkrete Resultate erwirken und sich auf<br />

Eckpunkte für den gemeinsamen Netzbau<br />

verständigen. Die in den Glasfaserausbau<br />

involvierten Akteure haben sich darauf geeinigt,<br />

dass in allen Gebäuden mindestens<br />

vier Glasfasern verlegt werden müssen.<br />

Dieses Vorgehen war von jeher die Präferenz<br />

von Swisscom. Durch dieses Mehr-<br />

fasermodell wird die Möglichkeit gegeben,<br />

dass mehrere Netz- und Dienstanbieter<br />

Zugang zu den Kunden haben und der Zugang<br />

zu nicht diskriminierenden und angemessenen<br />

Bedingungen auf bestehende<br />

Glasfaser-Hausinstallationen möglich wird.<br />

Es sollen alle Anbieter überdies zu gleichen<br />

Bedingungen und auf verschiedenen Netzebenen<br />

Zugang zum Glasfasernetz erhalten,<br />

damit der Infrastrukturwettbewerb<br />

und die Wahlfreiheit der Konsumenten gewährleistet,<br />

respektive sichergestellt ist.<br />

Ziel soll die Stärkung des Wettbewerbs<br />

durch die Verhinderung von Monopolen sowie<br />

ein effi zienter Netzaufbau sein.<br />

© grybaz - iStock<br />

FACILITY MANAGEMENT<br />

Glasfasernetze<br />

Einheitliche Hausinstallation<br />

Zudem einigten sich die Teilnehmer des<br />

Runden Tisches auf einheitliche technische<br />

Standards. Zu diesem Zweck haben die<br />

Anbieter diverse Empfehlungen erarbeitet:<br />

Das zu verwendende Material wurde defi -<br />

niert, damit Kundinnen und Kunden den<br />

Anbieter leicht wechseln können; man einigte<br />

sich beispielsweise auf die Art des<br />

Anschlusses, der in den Haushalten installiert<br />

werden soll. Standardisierungsbemühungen<br />

beim Netzwerkzugang führten<br />

ebenfalls zu konkreten Ergebnissen, so<br />

dass der Zugang zur Glasfaser für alter-<br />

SKR 1/10 105


FACILITY MANAGEMENT<br />

Glasfasernetze<br />

native Anbieter gewährleistet ist. Die Bemühungen<br />

richteten sich auch auf die<br />

Aus gestaltung der Verträge zwischen Anbietern<br />

und Hauseigentümern, damit der<br />

Wettbewerb spielen kann.<br />

Verträge zwischen Hauseigentümern<br />

und Glasfaser-Netzbetreibern<br />

Die Teilnehmer des Runden Tischs haben<br />

diskutiert, nach welchen Grundsätzen<br />

Verträge zwischen den Hauseigentümern<br />

106 SKR 1/10<br />

Fiber to the Home / FTTH<br />

und Glasfaser-Netzbetreibern abzuschliessen<br />

sind. Um den Kundinnen und Kunden<br />

den Anbieterwechsel zu erleichtern, sollen<br />

Kündigungsfristen und -konditionen vereinbart<br />

werden, welche eine übermässige<br />

Bindung der Hauseigentümer verhindern<br />

und gleichzeitig die Interessen der Netzbetreiber<br />

bei Vertragsauflösung angemessen<br />

berücksichtigen. Diese Punkte<br />

werden weiter diskutiert, mit dem Ziel,<br />

eine gemeinsame Empfehlung zu verabschieden.<br />

Als Fiber to the Home (FTTH) bezeichnet man ein Fernmeldenetz, das bis in jedes Geschäfts-,<br />

Mehr- oder Einfamilienhaus über Lichtwellenleiter (Glasfaser) geführt wird. Die<br />

Glasfaser ist ein längst erprobtes Übertragungsmedium für hohe Datenraten und wird<br />

für die Weiterentwicklung der Anschlussnetze in den nächsten Jahren notwendig sein,<br />

weil die alten Kupferleitungen dem wachsenden Bedarf nach höheren Bandbreiten für<br />

Internet-Applikationen, insbesondere für das Fernsehen mit hoher Aufl ösung, nicht<br />

mehr genügen werden.<br />

Die Eidg. Kommunikationskommission ComCom hat im Frühjahr 2008 entschieden, mit<br />

den Marktakteuren Diskussionen über diese Erschliessungsform zu führen; sie will damit<br />

ver hindern, dass Monopole entstehen, die den Zugang für andere Telekommunikationsanbieter<br />

erschweren und den Wettbewerb behindern. Gleichzeitig soll der Netzaufbau<br />

möglichst effi zient stattfi nden, um volkswirtschaftlich sinnvolle Investitionen zu erlauben.<br />

«Umfangreiche Arbeiten sind erforderlich»<br />

Philipp Metzger,<br />

Vizedirektor des Bundesamtes<br />

für Kommunikation und Leiter<br />

der Abteilung Telecomdienste<br />

SKR: Herr Metzger, anfangs Oktober 2009 wurde bekannt gegeben,<br />

dass eine vorläufi ge Einigung im Schweizer Glasfaser-Streit erzielt<br />

werden konnte. Was bedeutet dies nun konkret für das Vorangehen?<br />

Mit den vier eingesetzten Arbeitsgruppen konnten konkrete Ergebnisse<br />

erzielt und eine Reihe von Empfehlungen abgegeben werden.<br />

So haben sich die involvierten Akteure vergangenen Herbst im Rah-<br />

© carefullychosen - iStock<br />

Interview von Lucia Uebersax<br />

men der vom ComCom-Präsidenten geleiteten Fiber-Roundtable<br />

darauf einigen können, dass das Glasfasernetz in der Schweiz koordiniert<br />

und ohne Doppelspurigkeiten ausgebaut werden soll. Der<br />

Bau von parallelen Netzen soll vermieden werden, um die Kosten<br />

möglichst gering zu halten. Es sollen indes mehrere Glasfasern bis in<br />

die Wohnungen verlegt werden, um mehreren Netz- und Dienstanbietern<br />

den Zugang zum Kunden zu ermöglichen und somit auch<br />

die Gefahr, dass sich einzelne Unternehmen ein Monopol sichern<br />

könnten, zu vermeiden.<br />

Ebenso ist man sich darin einig, dass auch Anbieter, die heute noch<br />

nicht am Ausbau beteiligt sind, beispielsweise Sunrise, später die<br />

Möglichkeit erhalten sollen, über die Ortszentralen Zugang zum<br />

Glasfasernetz zu haben und dort ihre eigene Elektronik zu installieren<br />

und den Kunden ihre Dienstleistungen über eine eigene Glasfaser<br />

anzubieten. Die Unternehmen, die heute die Mittel haben, zu<br />

bauen und zu investieren, sollen motiviert werden und die, die zum<br />

jetzigen Zeitpunkt nicht beim Ausbau beteiligt sind, sollen nicht diskriminiert<br />

werden. Ihnen soll die Möglichkeit eingeräumt werden,<br />

sich auf der Glasfaser einmieten und ihre eigenen Dienstleistungen


anbieten zu können. Das soll den Wettbewerb sicherstellen und gewährleisten,<br />

dass die Konsumenten ihren Telekom-Anbieter weiterhin<br />

frei wählen können. Technisch erfordert dies eine Einrichtung<br />

des Netzzuganges, die den Wechsel zu einem anderen Anbieter auf<br />

dem gleichen Glasfasernetz ohne Probleme möglich macht. Zu diesem<br />

Zweck konnten sich die Betreiber z. B. auf einen einzigen Steckertyp<br />

für die Steckdosen in den Haushalten einigen. Die Bemühungen<br />

richteten sich auch auf die Ausgestaltung der Verträge<br />

zwischen Anbietern und Hauseigentümern.<br />

SKR: Der Wirtschaftsverband der Schweizer Kabelnetzunternehmen<br />

Swisscable kritisiert die einseitige Konzentration auf FTTH und plädiert<br />

für einen kontinuierlichen Ausbau der bestehenden Kabelnetze.<br />

Inwiefern ist diese Kritik berechtigt und warum werden nicht einfach<br />

bestehende Glasfasern mit einem geringen Aufwand an die neuen<br />

Bedürfnissen angepasst?<br />

Richtig ist, dass Kabelnetze signifi kant aufgerüstet werden können,<br />

so dass sie sehr hohe Datengeschwindigkeiten (100 Mbit/s und allenfalls<br />

noch höher) gestatten. Für Kabelnetzanbieter macht es deshalb<br />

zum heutigen Zeitpunkt Sinn, solche Investitionen zu tätigen, denn<br />

bis die Schweiz fl ächendeckend mit Glasfasern ausgerüstet und die<br />

Nachfrage nach Diensten mit noch höheren Bandbreiten spürbar ist,<br />

wird es dauern. Auch die weitere Entbündelung von bestehenden<br />

Kupferleitungen – auch wenn diese nie die praktisch unbegrenzte<br />

Kapazität der Glasfasern aufweisen werden – macht unter diesem<br />

Gesichtspunkt Sinn. Kupferleitungen werden aber unweigerlich an<br />

ihre Grenzen stossen. Mindestens langfristig wird deshalb trotz der<br />

hohen Kapazität von Kabelnetzen eine neue Technologie gefragt sein,<br />

die den immer steigenden Bedürfnissen der Gesellschaft gerecht wird.<br />

Denn für den Wirtschaftsstandort Schweiz ist die Qualität der Telekominfrastruktur<br />

von grosser Bedeutung.<br />

«Die Leistungsfähigkeit, die schnelle<br />

Übertragungsgeschwindigkeit der<br />

Glasfasern sind massgebend und von<br />

grosser Relevanz für unsere Zukunft»<br />

SKR: Rund 10 Milliarden Franken kostet die Erschliessung aller Schweizer<br />

Haushalte mit Glasfasernetzen. Wie rechtfertigen sich diese hohen<br />

Kosten?<br />

Es könnte sogar noch mehr kosten. Die Leistungsfähigkeit, die<br />

schnelle Übertragungsgeschwindigkeit der Glasfasern sind massgebend<br />

und von grosser Relevanz für unsere Zukunft. Mit der Glasfaser<br />

können viel mehr Daten gleichzeitig und viel schneller übertragen<br />

werden. Verbindet man sich über die Glasfaser mit dem Internet,<br />

kann man auf seinem Computer hochaufl ösendes Fernsehen schauen<br />

und gleichzeitig E-Mails beantworten, Videos herunterladen und sich<br />

einem Online-Spiel widmen, von den stetig wachsenden Bedürfnissen<br />

der Wirtschaft ganz zu schweigen. Insofern lassen sich diese relativ<br />

hohen Kosten rechtfertigen und sollten sich auch lohnen. Doch müssen<br />

die Dienstanbieter letztlich selber prüfen, inwiefern sich für ihre<br />

Unternehmen diese Kosten auszahlen oder nicht.<br />

FACILITY MANAGEMENT<br />

Glasfasernetze<br />

SKR: Bis wann sollen die Schweizer Haushalte mit Glasfaseranschlüssen<br />

erschlossen sein?<br />

Um die Haushalte mit Glasfaser zu erschliessen, sind umfangreiche<br />

Arbeiten erforderlich. Der Ausbau von Glasfasern ist ein Generationenprojekt,<br />

das sich wohl über Jahrzehnte hinweg erstrecken wird.<br />

Der genaue Zeitraum ist nur schwer einschätzbar. Ob überhaupt<br />

jemals alle Gegenden fl ächendeckend erschlossen werden, ist eine<br />

andere Frage, wird es doch in Zukunft auch andere Technologien<br />

geben, insbesondere im Mobilfunk, welche sehr hohe Bandbreiten<br />

gestatten.<br />

«Der Ausbau von Glasfasern ist<br />

ein Generationenprojekt, das sich wohl<br />

über Jahrzehnte hinweg erstrecken wird»<br />

SKR: Gibt es Gegenden, die prioritär erschlossen werden?<br />

Ja, zuerst werden die Städte erschlossen. Dienstanbieter wollen aus<br />

Rentabilitätsgründen zuerst in die urbanen Regionen investieren.<br />

Viele ländliche Gegenden werden erst in einer späteren Phase berücksichtigt.<br />

Die Herausforderung wird sein, Alternativen zu fi nden<br />

für die ländlichen Regionen, damit der Ausbau möglichst fl ächendeckend<br />

stattfi nden kann.<br />

SKR: Bezüglich den Kostendifferenzen zwischen den EW’s und Swisscom,<br />

wie wird die Eidgenössische Kommunikationskommission<br />

(ComCom) entscheiden?<br />

Die ComCom ist die unabhängige schweizerische Konzessions- und<br />

Regulierungsbehörde im Fernmeldebereich. Das Fernmeldegesetz<br />

(FMG), welches letztmals 2007 revidiert wurde, spricht der ComCom<br />

aber lediglich die Kompetenz zu, die bestehenden Kupfernetze zu<br />

regulieren. Die ComCom kann in dieser Situation also keine verbindlichen<br />

Entscheidungen betreffend Glasfaserleitungen im Anschlussnetz<br />

treffen, sondern nur als moderierende Behörde auftreten. Dies<br />

tut sie im Rahmen der Fiber-Roundtable auch aktiv.<br />

SKR: Herr Metzger, wir danken Ihnen bestens für dieses Gespräch.<br />

SKR 1/10 107


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Kommunikations-, Gebäude-,<br />

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Als Fach- und Messetage konzentriert die ELECTRO-TEC wichtige Schlüsselbereiche<br />

für Elektroinstallateure, Telematiker, Planer, Architekten, Gebäudetechniker,<br />

Fachschulen und Fachspezialisten an einem Ort. Mit rund 70<br />

Ausstellern und 18 Fachseminaren bietet sie für Aussteller und Besucher<br />

die ideale Informations- und Kontaktplattform rund um die Kommunikations-,<br />

Gebäude-, Licht- und Installationstechnik.<br />

Leading-<br />

Partner<br />

Partner<br />

Co-Partner<br />

Kooperations-<br />

Partner<br />

Die Aussteller<br />

Mittwoch, 24. und Donnerstag, 25. März 2010 in der BEA expo Bern<br />

ABB Schweiz AG, AGRO AG, Allchemet AG, AV Ganz AG, BETTERMANN AG, BKS Kabel-Service AG,<br />

Braso Computer AG, BSW SECURITY AG, CompetAir GmbH, Contech Pro AG, Demelectric AG, e-in ag,<br />

Elbro AG, ESAG Kommunikations-Systeme AG, ESYLUX AG, Feller AG, Ferratec AG, Gigaset Schweiz<br />

GmbH, Hager AG, Havells Sylvania Switzerland AG, Heiniger Kabel AG, HUBER+SUHNER AG, iBricks<br />

Solutions GmbH, ISATEL Electronic AG, A. Kleiner AG, Kablan AG, Kertész Kabel AG, KNX Swiss, Legrand<br />

(Schweiz) AG, 3M (Schweiz) AG, MK Illumination AG, Moeller Electric GmbH, MyLED GmbH, Novotronic<br />

AG, Roland Messerli AG, Philips AG Lighting, PHOENIX CONTACT AG, Plica AG, PostFinance, Recom<br />

Electronic AG, RED CAD GmbH, REGENT Beleuchtungskörper AG, Reichle & De-Massari AG, Armin<br />

Schmid, M. SCHÖNENBERGER AG, Schneider Electric (Schweiz) AG, Schoch Informatik, Schweizerische<br />

Elektro-Einkaufs-Vereinigung eev Genossenschaft, Securiton AG, Siedle Electric AG, Siemens Schweiz<br />

AG, SolarCenter Muntwyler AG, Sommer Antriebs- und Funktechnik AG, STEINEL, Spälti Schaltgeräte<br />

AG, Späni Zentrale Haustechnik AG, Swisscom (Schweiz) AG, Swisslux AG, Swissvoice SA, telcoma<br />

Angehrn + Wyss Co., Telion AG, Theben HTS AG, Thömus Veloshop, TinLine GmbH, TRIGRESS<br />

Security AG, TRITEC AG | Schweiz , TULUX AG Licht.Lumière, VSEI Verband Schweizerischer Elektro-<br />

Installationsfi rmen, WAGO CONTACT SA, WISI – Wilhelm Sihn AG, ZidaTech AG, Zumtobel Licht AG<br />

Patronats-Partner<br />

Mit 18 Fachseminaren<br />

für den<br />

ergänzenden<br />

Wissenstransfer<br />

Eintritt und Besuch<br />

der Ausstellung<br />

und Fachseminare<br />

kostenlos<br />

Mit parallelem<br />

Fachkongress<br />

Energieeffi zienz.<br />

Mehr Infos fi nden<br />

Sie unter<br />

www.electro-tec.ch<br />

Sichern Sie sich Ihren Platz und melden Sie sich an: www.electro-tec.ch


Mit über 70 Ausstellern und einem interessanten<br />

und hochkarätigen Fachseminarprogramm<br />

bietet die ELECTRO-TEC 2010<br />

am 24./25. März in Bern einen kompakten<br />

und raschen Überblick über neue Trends,<br />

Produkte und Serviceleistungen. Ergänzend<br />

zur Fachmesse fi ndet am 24. März<br />

erstmals ein eintägiger Fachkongress in<br />

Kooperation mit MINERGIE und Energie<br />

Schweiz statt.<br />

Für Elektroinstallateure, Telematiker, Gebäudetechniker,<br />

Planer, Fachschulen und<br />

weitere Fachspezialisten bietet die vierte<br />

ELECTRO-TEC auf 4’000 m 2 Ausstellungsfl<br />

äche einen abgerundeten Überblick über<br />

die Kommunikations-, Gebäude-, Licht-<br />

und Installations technik. Ausgestaltet als<br />

Fach- und Messetage können sich sowohl<br />

Generalisten aus kleinen und mittleren Elektroinstallationsfi<br />

rmen wie auch Fachspezialisten,<br />

Planer und Architekten in kürzester<br />

Zeit einen konzentrierten Überblick über alle<br />

für ihre Arbeit relevanten Schlüsselbereiche<br />

verschaffen. Ergänzend zur Ausstellung zeigen<br />

die täglich 3 x 3 parallel stattfi ndenden<br />

«Dreissig-Minuten Fachseminare» einen<br />

Ausblick auf neue Trends, Entwicklungen,<br />

Produkte und Serviceleistungen.<br />

Damit bieten die Schweizerische Elektro-<br />

Einkaufsvereinigung eev als Veranstalterin<br />

und der Verband Schweizerischer Elektro-<br />

FACILITY MANAGEMENT<br />

VORSCHAU ELECTRO-TEC 2010<br />

ELECTRO-TEC 2010<br />

– Die kompakte Elektro-Fachmesse<br />

Installationsfi rmen VSEI als Patronatspartner<br />

einen nationalen Branchentreff für die<br />

gesamte Planungs- und Elektroinstallationsbranche.<br />

Die Bedeutung, welche die<br />

Branche dem Anlass beimisst, zeigt sich<br />

auch darin, dass mit Feller AG, Hager AG,<br />

Philips AG Lighting und Swisscom jeder<br />

Fachbereich von führenden Marktpartnern<br />

als Leadingpartner mitgetragen wird. Zudem<br />

sind viele namhafte Branchenvertreter<br />

als Aussteller präsent. Wie in den Vorjahren<br />

ist der Eintritt und Besuch für die<br />

Ausstellung und die Fachseminare kosten-<br />

los. Erwartet werden pro Tag an die 1‘000<br />

Fachbesucher.<br />

Energieeffi zienz ein Muss<br />

Wer heute ans Bauen oder Modernisieren<br />

denkt, der muss auch über energieeffi ziente<br />

Kommunikations-, Gebäude-, Licht- und<br />

Installationstechnik Bescheid wissen. Denn<br />

der Trend nach mehr Energieeffi zienz in der<br />

Haustechnik wächst stetig und das Interesse<br />

an energiesparenden Lösungen seitens<br />

der Bauherrschaft ist gross. Deshalb<br />

widmet sich der erste ELECTRO-TEC Fachkongress<br />

dieser Thematik. Fachexperten<br />

beleuchten das Thema aus verschiedenen<br />

Blickwinkeln, zeigen Lösungsansätze und<br />

neue Marktchancen. Mit der Behandlung<br />

dieses hochaktuellen Themenschwerpunkts<br />

im Rahmen des Fachkongresses und der<br />

erfolgreich eingeschlagenen Positionierung<br />

als Fach- und Messetage will die ELECTRO-<br />

TEC 2010 ihre Stellung als national bedeutungsvoller<br />

Informations- und Branchentreff<br />

weiter ausbauen.<br />

Unter www.electro-tec.ch fi nden sich detaillierte<br />

Informationen inklusive eines<br />

kompletten Ausstellerverzeichnisses sowie<br />

einer Übersicht zum Fachseminar- und<br />

Fachkongressprogramm.<br />

SKR 1/10 109


Vogelwarte Sempach<br />

– ein Leuchtturmprojekt<br />

für den Kanton Luzern<br />

von Lucia Uebersax<br />

Die Schweizerische Vogelwarte Sempach<br />

ist eine einzigartige Institution, die sich mit<br />

viel Engagement für die einheimische Vogelwelt<br />

einsetzt. Und dies seit über 80 Jahren.<br />

Rund 10’000 Besucher pro Jahr zählt<br />

die Vogelwarte Sempach; viele Schulklassen<br />

kommen zu Unterrichtszwecken in die Vogelwarte.<br />

Die Vogelwarte möchte den Besucherinnen<br />

und Besuchern in Zukunft<br />

noch mehr bieten als heute. Das alte Gebäude,<br />

das 1954 direkt am Sempachersee<br />

erstellt wurde, wird zu einem Besuchszentrum<br />

umgebaut.<br />

Dieser Funktionswechsel wurde dadurch<br />

möglich, dass die Arbeitsplätze Mitte<br />

Oktober 2009 in einen Neubau gezügelt<br />

werden konnten. Der Neubau erfülle alle<br />

Anforderungen der Vogelwarte- und dies<br />

hoffentlich auf viele Jahre hinaus, verkündet<br />

Christian Marti, Betriebsleiter und Mit-<br />

110 SKR 1/10<br />

BAU Nachhaltiges Bauen<br />

Ein neues Forschungsgebäude der Schweizerischen Vogelwarte Sempach wird zur Basis für die Erforschung, den<br />

Schutz und die Förderung der bedrohten Vogelwelt: Mit der ökologischen Konstruktion auf höchstem Standard<br />

setzt die Vogelwarte ein Zeichen für nachhaltiges umweltverträgliches Bauen – ein ökologisches Musterbeispiel<br />

für 14 Millionen Franken.<br />

glied der Institutsleitung, stolz und fügt<br />

hinzu: «Investiert wurde in Ökologie und<br />

Funktion. Der Neubau ist durchdacht und<br />

zweckmässig, nicht luxuriös oder protzig.»<br />

Ein ökologisches Forschungs- und<br />

Dienstleistungszentrum<br />

Neben dem Besuchszentrum hat sich die<br />

Vogelwarte mit einem neuen Forschungs-<br />

und Dienstleistungszentrum für die Erfordernisse<br />

des 21. Jahrhunderts gerüstet.<br />

Das neu erbaute Zentrum steht in unmittelbarer<br />

Nähe der alten Vogelwarte und<br />

bildet den Angelpunkt für die Vogelkunde<br />

und den Vogelschutz in der Schweiz. Der<br />

Auftrag für den Holzbau wurde der Hecht<br />

Holzbau AG und Tschopp Holzbau AG im<br />

April 2008 erteilt; die Aufricht arbeiten<br />

wurden Mitte November 2008 abgeschlossen.<br />

Das neue Gebäude ist aus Holz nach<br />

Minergie-P-Eco zertifi ziert. Dies bedeutet,<br />

dass die Vogelwarte über den heutigen zunehmend<br />

verbreiteten Minergie-Standard<br />

hinausgeht: «Mit dem Holzbausystem<br />

können höchste Ansprüche betreffend<br />

Statik, Brand-, Wärme und Schallschutz<br />

erfüllt werden. Bauten nach Minergie-Eco<br />

erfüllen alle Anforderungen gesunder und<br />

ökologischer Bauweisen» so Hubert Hecht,<br />

Geschäftsführer der Hecht-Holzbau AG.<br />

«Aufgrund dieser Anforderungen aus<br />

Minergie-P-Eco haben auch Holzbauunternehmen<br />

umfassende Eignungs- und Zuschlagkriterien<br />

zu erfüllen. Diese zielen<br />

darauf ab, die Arbeitsplanung, -ausführung<br />

sowie die Bauausführungskontrollen<br />

auf dem Niveau zu gestalten, dass das Label<br />

Minergie-P-Eco garantiert und nachhaltig<br />

umgesetzt wird.» Die Vogelwarte<br />

setzt somit ein klares Zeichen für nachhaltiges<br />

und umweltverträgliches Bauen. «Die<br />

Vogelwarte setzte sich von Anfang an das<br />

Ziel, ein ökologisch vorbildliches Gebäude<br />

zu erstellen. Deshalb wurde Holz als Baumaterial<br />

gewählt», so Christian Marti.<br />

«Der Spitzenstandard<br />

Minergie-P-Eco bürgt<br />

für den tiefsten Energieverbrauch<br />

und die ökologischste<br />

Bauweise»<br />

Die benötigte Energie wird im Vergleich zu<br />

einem konventionellen Neubau nur rund<br />

20 Prozent betragen. In Sachen Energiebedarf<br />

wird der Neubau von einer Photovoltaikanlage<br />

mit 150 Quadratmetern<br />

Aus Holz:<br />

Neubau Schweizerische Vogelwarte Sempach


Sonnenkollektoren auf dem Dach und einer Holzschnitzelheizung<br />

gespeist, die auch die in der Nähe stehende Wohnsiedlung<br />

«Seerose» heizt. «Geheizt wird mit Holz, einem nachwachsenden<br />

Rohstoff. Die Frischluft wird über Erdregister (bestehend<br />

aus 34 je 30 m langen Röhren im Boden) zugeführt<br />

und damit im Winter vor gewärmt, im Sommer gekühlt – und<br />

das ohne Klimaanlage oder andere Energiezufuhr. Das Regenwasser<br />

wird gefasst und für die WC-Spülung verwendet», fügt<br />

Marti hinzu.<br />

«Holzbauten: Der Individualität<br />

sind keine Grenzen gesetzt»<br />

Versetzen einer Aussenwand<br />

Bauen mit Holz – die Vorteile liegen auf der Hand<br />

«Ökologische und energietechnische Aspekte, die relativ kurzen<br />

Vorproduktions- und Montagezeiten sowie Kosten fak toren<br />

sind Gründe, weshalb die Öffentliche Hand sowie private Institutionen<br />

vermehrt Holzsystembau-Lösungen bevorzugen.<br />

Diese setzen sich bei mehrgeschossigen Baukomplexen wie<br />

Gemeindezentren, Schulhäusern, Studentenwohnungen, Turn-<br />

und Sportahllen zunehmend gegenüber der Stahl- und Betontechnik<br />

durch. Und, was Politiker schätzen: Öffentliche Holzbauten<br />

sind zeitgemäss und wegweisend!» so Hecht auf die<br />

Frage nach den Vorteilen von Holzbausystemen. Das in der Gegenwart<br />

stärkste Argument ist die Nachhaltigkeit von Holzbauten.<br />

Mit dem Werkstoff Holz entstehen die wirtschaftlichsten<br />

und energieeffi zientesten Gebäude. Ressourcenschonung<br />

ist nicht nur im Baubereich ein wesentlicher Faktor, sondern<br />

gewinnt in unserer Gesellschaft zusehends an Bedeutung. Umweltverträgliche<br />

Bauten werden sich zukünftig besser vermieten<br />

und veräussern lassen. Dieses Umfeld wird auch von<br />

Bundesbehörden und kantonalen Stellen unterstützt – insbesondere<br />

der Holz tafelbau hat dazu beigetragen, Marktanteile<br />

zu gewinnen. Der Holztafelbau stellt vielseitiges, technisch<br />

hochstehendes und kostengünstiges Material für Neu- und<br />

Umbauten für alle Holzbaubereiche zur Verfügung. Der künftige<br />

Marktanteil des Baustoffes Holz im Bereich ökologische,<br />

energiesparende Bauten wird auch gefördert durch die technologische<br />

Entwicklung auf Seite der Holzbauer. Damit wird es<br />

möglich, energieeffi zientere und grossvolumigere Bauten zu<br />

erstellen. Es zeigt sich, dass neben dem Wohnungsbau, dem<br />

Um- und Anbau zunehmend Holzbauten für Öffentliches<br />

Bauen und den Gewerbebau zum Einsatz gelangen.<br />

Schweizerische<br />

Vogelwarte<br />

Sempach<br />

Studentenwohnungen<br />

Lausanne<br />

Mehrzweckhalle<br />

Känerkinden<br />

Garderobengebäude<br />

Schachen,<br />

Aarau<br />

Bauten aus Holz.<br />

wegweisend.<br />

Hecht Holzbau AG<br />

Rigistrasse 11a<br />

Postfach<br />

6210 Sursee<br />

Tel. 041 925 18 40<br />

Fax 041 925 18 49<br />

info@hecht-holzbau.ch<br />

www.hecht-holzbau.ch<br />

Erstes Minergie P-ECO Verwaltungsgebäude<br />

aus Holz in der Zentralschweiz.<br />

UNI/ETH Lausanne; 7 mehrgeschossige<br />

Holzhäuser mit 74 Wohnungen.<br />

Turn-, Sporthalle mit Bühne; disponibel<br />

für kulturelle und politische Anlässe.<br />

Minergiegebäude aus Holz mit Cafeteria,<br />

Garderoben und sanitären Anlagen.<br />

Wohnungsbau<br />

Gewerbebau<br />

Öffentliches Bauen<br />

Landw. Bauen<br />

Umbau, Anbau<br />

Treppenbau


Die praktischen Vorteile von Holzbauten<br />

werden sicht- und spürbar auf den Ebenen<br />

Planung, Erstellung und Nutzung: Für Planer<br />

wie Architekten, Holzbauingenieure und<br />

Bauherren öffnet Holz den gestalterischen<br />

Freiraum. Der Individualität sind keine Grenzen<br />

gesetzt. Das gilt auch für den technischen<br />

Aspekt: Dank seiner Eigenschaften<br />

wird der verarbeitungsfähige, elastische und<br />

112 SKR 1/10<br />

BAU Nachhaltiges Bauen<br />

Herstellung eines Wandelementes<br />

in der Produktionshalle der Hecht Holzbau AG<br />

tragfähige Baustoff Holz im Anwendungsbereich<br />

von mehrgeschossigen Büro- und<br />

Verwaltungsgebäuden, für Gewerbe- und<br />

Industriehallen, Lager-, Markt- oder Ausstellungs-<br />

und Sporthallen eingesetzt. Ein<br />

weiterer Vorteil besteht in der witterungsunabhängigen<br />

Vorproduktion: Die Konstruktionen<br />

werden am Bildschirm gezeichnet<br />

und in der Produktionshalle auf moder-<br />

www.baumaschinen-messe.ch<br />

nen, EDV-unterstützten Anlagen millimetergenau<br />

zu einzelnen Bauelementen wie<br />

Böden, Decken, Wände verarbeitet. In diesen<br />

Elementen sind Leitungen, Anschlüsse<br />

und Rohre für die Elektrifi zierung und den<br />

Sanitärbereich bereits eingebaut. Die sehr<br />

hohe Präzision bzw. Ausführungsqualität<br />

beschleunigt wiederum die Baumontage<br />

und verkürzt damit die Bauzeit.<br />

Die Hecht Holzbau AG, in Sursee, erstellt<br />

Bauten, die den heutigen Anforderungen,<br />

den ak tuellen Trends, den Erwartungen von<br />

Bauherren, Architekten und Ingenieuren betreffend<br />

Energieeffi zienz, Ökologie, Nachhaltigkeit,<br />

Baumaterial und Funktionalität gerecht<br />

werden. Ihre Kernkompetenzen liegen<br />

bei der Planung, Beratung und bei der Realisierung<br />

von statisch-gestalterisch anspruchsvollen<br />

Holzsystemprojekten sowie in den<br />

Bereichen Umbau, Anbau, Renovationen.<br />

In enger Zusammenarbeit mit Architekten<br />

plant sie bedürfnisbezogen und produziert<br />

auf modernsten Maschinen und Einrichtungen<br />

am zentral gelegenen Standort Sursee.<br />

14. Fachmesse für Baumaschinen, Baugeräte und Werkzeuge<br />

25. – 28. Februar 2010<br />

Messe Luzern • Do–So • 9–17h


Effizient und sicher! – Teil 3*<br />

Schnellste Einsatzdisposition<br />

mit integriertem Personenschutz<br />

von Christoph Krieg, Innovations- und Technologie-Berater<br />

Zusammenfassung<br />

Die Zeiten sind defi nitiv vorbei, als sich die<br />

Polizei mit der persönlichen Ausrüstung<br />

sicher fühlen und dank dem Technologie-<br />

Vorsprung die öffentlichen Interessen<br />

einfach durchsetzen konnte. Selbst einfache<br />

Bürger nutzen heute kostengünstige<br />

und leistungsstarke Hilfsmittel im Bereich<br />

Freizeit, Personenschutz, Fernsteuerung<br />

und Fernüberwachung. Man erhält zum<br />

Beispiel für wenig Geld ein Nachtsichtgerät<br />

bei Migros oder Aldi. Die Heizung im<br />

Ferienhaus lässt sich von zu Hause aus<br />

per SMS ein/ausschalten, einfach mit einem<br />

SMS im AidComm-Format. Von der<br />

eigenen Wohnung oder dem Heim aus<br />

können alleinstehende oder demenzkranke<br />

Personen mittels einer winzigen<br />

und 100% mobilen Überwachungseinheit<br />

minimal fern betreut werden. Aktivitäten,<br />

Status, eine metergenaue Ortung oder<br />

gar automatische GPS-Zonenverlass-<br />

Alarmierung können über das SOS 24Aid-<br />

Internet-Portal einfach erfolgen. Wer es<br />

nutzt dem nützt es! Was für Hobby-Tierbeobachter<br />

und Senioren-Heime selbstverständlich<br />

ist, von dem können Polizis-<br />

ten oft nur träumen. Ist der Vorsprung<br />

bereits zum Rückstand geworden? Das<br />

muss nicht sein. Faktum ist, dass modernste<br />

Hilfsmittel für wenig Geld jedermann<br />

zur Verfügung stehen.<br />

Wer die verfügbare Zeit besser nutzt,<br />

der macht sich erfolgreicher<br />

Nirgends entscheidet der Faktor Zeit mehr<br />

über Erfolg oder Misserfolg als im Sicherheitsbereich.<br />

Ein Knopfdruck genügt und<br />

die Informationen fl iessen zwischen der<br />

Zentrale und der mobilen Einheit innert<br />

weniger Sekunden. Ob Notruf oder Statusabfrage<br />

ist der Ereignisort dank GPS<br />

schnell ohne Worte und 100% frei von<br />

Missverständnissen sofort metergenau<br />

bekannt. Der per SMS oder GPRS übermittelte<br />

Status gibt Ihnen in der Zentrale die<br />

Antwort auf Ihre offenen Fragen wie:<br />

«verfügbar für Sofort-Einsatz», «Auftrag<br />

xy erledigt», «Ermittle, kann zur Zeit kein<br />

Gespräch führen», «brauche sofort Ver-<br />

stärkung!» oder gar «bin in Not!». Das<br />

Führen von mobilen Einheiten wird mittels<br />

Telematik massiv vereinfacht und viel Zeit<br />

gespart. Die aufwändige telefonische<br />

Sprachkommunikation kann in vielen Fällen<br />

entfallen. Die mobilen Einheiten müssen<br />

sich nicht dauernd melden oder werden<br />

auch nicht durch Anrufe und Fragen<br />

bei der Ausübung Ihrer Aufgaben gestört.<br />

Nach dem Knopfdruck an Ihrem PC wissen<br />

Sie, wer wo verfügbar ist und wer am<br />

schnellsten beim nächsten Einsatzort ist.<br />

Danach können Sie gezielt die geeignete<br />

mobile Einheit ansprechen. Da braucht es<br />

keine zeitraubenden Telefongespräche und<br />

auch kein Suchen von Orten, Strassen oder<br />

Koordinaten auf Karten. Dank der mobile-<br />

2map – Technologie, der kartenbasierten<br />

Telematik, werden die Vorteile von GSM-<br />

GPS-Geräten vereint und nutzbar für<br />

höchste Sicherheitsanwendungen.<br />

Notruf jederzeit per Knopfdruck<br />

oder gar automatisch möglich<br />

Oft bleibt in Notsituationen keine Zeit<br />

oder die Umstände verunmöglichen sich<br />

selber Nothilfe per Telefon zu holen. Ge-<br />

© Alain Pellodi, Police cantonale de Genève © Alain Pellodi, Police cantonale de Genève<br />

In dieser Situation wird die Verstärkung einfach per Knopfdruck informiert,<br />

im Laufen, ohne Zeitverlust!<br />

Personenschutz SICHERHEIT<br />

Zum Glück ist unser Status auf «nicht verfügbar», und wir werden nicht<br />

durch einen Anruf abgelenkt aber auch nicht vermisst<br />

SKR 1/10 113


114 SKR 1/10<br />

SICHERHEIT<br />

Personenschutz<br />

© Alain Pellodi, Police cantonale de Genève<br />

Wer ist wohl verfügbar und am schnellsten vor<br />

Ort? Die Status/Orts-Abfrage löst das Problem<br />

innert Sekunden<br />

nau für diese Situationen verfügen heutige<br />

Notrufgeräte über einen grossen Notrufknopf<br />

sowie bei Reglosigkeit eine automatische<br />

Alarmauslösung. Selbst wenn<br />

mal die Erreichbarkeit infolge ungenügenden<br />

GSM-Empfangs kurzfristig nicht gewährleistet<br />

werden kann, wird der Träger<br />

des Notrufgerätes darüber informiert und<br />

hat damit die Risiken immer im Griff.<br />

So könnte auch Ihre Lösung aussehen<br />

Sie verfügen über die moblie2map-Technologie<br />

entweder auf Ihrem Notebook,<br />

auf Ihrem Server oder gar ohne Installa-<br />

Erfolgs-Faktoren der mobile2map - Technologie<br />

Da der Notruf 144 seit 2003 erfolgreich die mobile2map-Technologie für den individuellen<br />

SOS24Aid-144 - Notfallservice nutzt, ist auch Ihr Erfolg garantiert.<br />

1. Ihre Einsatzzentrale erhält Informationen wie Ort und Status auch<br />

in hektischen und kritischen Situationen zuverlässig und präzis.<br />

2. Der aktuelle Ort aller mobilen Einheiten kann bei Bedarf und ohne störenden<br />

Anruf auf der Karte auf dem Bildschirm in Ihrer Zentrale, oder auch mobil<br />

und lokal auf einem Notebook, dargestellt werden.<br />

3. Ihre Einsatzzentrale kann im Notfall diskret aus der Ferne mithören und<br />

dadurch die Situation besser einschätzen.<br />

Jomatec AG<br />

Artherstrasse 60 | 6405 Immensee | T 041 854 32 32 | F 041 854 32 48<br />

info@jomatec.ch | www.jomatec.ch<br />

tion direkt per Internet-Zugriff, analog ebanking.<br />

Ihre mobilen Einheiten besitzen<br />

ein SOS24Aid-zertifi ziertes Notfall-Handy<br />

oder eine im Fahrzeug installierte GSM/<br />

GPS-Ortungseinheit als ständigen Begleiter.<br />

Der integrierte GPS-Empfänger erkennt<br />

den Ort und übermittelt diesen bei<br />

Bedarf zusammen mit der vom Träger gesetzten<br />

Status-Information an Ihre Einsatzleitstelle<br />

oder SOS24Aid-144. Aktuelle<br />

örtliche Gefahren und Risiken können in<br />

der Zentrale auf der Karte eingetragen<br />

werden und stehen somit allen Berechtigten<br />

zur Verfügung. Dadurch wird die<br />

Zusammenarbeit und Disposition in Ihrer<br />

Zentrale erleichtert, weil jeder sofort auf<br />

alle erforderlichen Fakten Zugriff hat, direkt<br />

an seinem Arbeitsplatz.<br />

* Fortsetzung: In der nächsten Ausgabe<br />

erscheint die vierte Folge von «Effi zient<br />

und sicher!» Sie erfahren dann mehr zum<br />

Thema: Alleinarbeit macht fl exibel und<br />

spart Kosten<br />

AidComm AG<br />

Pfad 1 A<br />

CH-6330 Cham<br />

Tel. 041 780 93 58<br />

www.aidcomm.ch<br />

Jomatec Detektion: AquaScan<br />

Jomatec Ertrinkenden-Detektionssystem:<br />

Augenpflege bei gefülltem Becken.<br />

Einfache Wartung unter Wasser.<br />

Der «eingebaute» Bademeister unter Wasser: Das<br />

ist das Jomatec Ertrinkenden-Detektionssystem.<br />

Wie mit Argusaugen beobachten seine Kameras<br />

das Geschehen unter Wasser. Diese sind ausserdem<br />

so konstruiert, dass alle Wartungsarbeiten bei<br />

gefülltem Becken durchgeführt werden können.<br />

Neben einer hoch entwickelten Software, einem<br />

Prozessor und Funkempfängern sind diese speziellen<br />

Unterwasserkameras mit feinster Bildauflösung<br />

die entscheidende Komponente des Systems. Es<br />

sorgt dafür, dass das Aufsichtspersonal auch unter<br />

Wasser im Bilde ist – und nichts passiert, was<br />

immer auch passiert. Und mehr können Sie für die<br />

Sicherheit der Badegäste wirklich nicht tun.


Schwimmbäder werden grösser und mit<br />

immer neuen Attraktionen ausgestattet.<br />

Das führt dazu, dass der Badebetrieb unübersichtlicher<br />

und immer schwerer zu<br />

kontrollieren ist. Wenn dann etwas passiert,<br />

es vielleicht sogar ein Todesopfer<br />

durch Ertrinken gegeben hat, erhebt sich<br />

immer die Frage, ob alles Notwendige unternommen<br />

worden ist, um solche Tragödien<br />

zu verhindern, und schnell wird der<br />

Ruf laut, die Verantwortlichen zur Rechenschaft<br />

zu ziehen. Dies sind immer Badeaufsichtspersonen,<br />

die Badbetreiber und<br />

die kommunalen Stellen. Alle Fälle haben<br />

ausserdem noch etwas gemeinsam: Es ist<br />

immer zu spät – für alle Beteiligten.<br />

Die Statistik der Beratungsstelle für Unfallverhütung<br />

in Bern (bfu) spricht denn auch<br />

eine deutliche Sprache: Allein der Unfallhergang<br />

«Plötzliches Untergehen» – der<br />

für öffentliche Bäder typische Hergang –<br />

forderte in allen Altersgruppen 168 Opfer<br />

in den Jahren 2000 bis 2008. Auch wenn<br />

die absolute Zahl vielleicht nicht besonders<br />

hoch erscheint, so sind es doch 168 dramatische<br />

Schicksale zuviel.<br />

Deswegen könnte das Wort «Attraktion»<br />

eine neue Bedeutung erfahren: Wenn stattdessen<br />

in ein System zur automatischen<br />

Ertrinkenden-Detektion investiert wird,<br />

stellt dies eine nachhaltige Verbesserung<br />

des gesamten Betriebes dar und damit<br />

einen höheren Wert als vielleicht eine neue<br />

Wasserrutsche aus blitzendem Chrom.<br />

Das Ertrinkenden-Detektionssystem von<br />

Jomatec ist ein computergestütztes Bildanalysesystem.<br />

Es besteht aus einer hoch<br />

entwickelten Software, speziellen Unterwasserkameras<br />

mit feinster Bildaufl ösung,<br />

einem Prozessor und robusten Funkempfängern,<br />

mit denen die Aufsichtspersonen<br />

ausgestattet werden. Mit diesen Kompo-<br />

Unterwasser-Detektionssystem SICHERHEIT<br />

Sicherheit für Badegäste und Schwimmbadbetreiber:<br />

Automatische<br />

Ertrinkenden-Detektion<br />

Der gute Ruf eines öffentlichen Bades kann von wenigen Sekunden abhängen. Den Sekunden, die vor der Einleitung<br />

lebensrettender Massnahmen vergehen, wenn ein Badegast bewegungslos im bzw. unter Wasser treibt.<br />

Immer wieder passiert es, dass Menschen in öffentlichen Bädern ertrinken – die aber mit einer automatischen<br />

Ertrinkenden-Detektion hätten gerettet werden können. Ein solches System bietet die Firma Jomatec AG in<br />

Immensee (SZ) nun allen Schwimmbadbetreibern in der Schweiz an.<br />

nenten wird das Geschehen unter der<br />

Wasseroberfl äche erfasst. Software und<br />

Prozessor verarbeiten das Bildmaterial in<br />

einem permanenten Auswertungsprozess;<br />

wird dabei eine Person als ertrinkend identifi<br />

ziert, wird das Aufsichtspersonal über<br />

die Funkempfänger rechtzeitig alarmiert.<br />

Die entscheidende Komponente ist die<br />

Software: Sie erkennt und unterscheidet<br />

indifferente Farbtöne wie die der menschlichen<br />

Haut, unterschiedliche Oberfl ächenstrukturen<br />

und Bewegungsprofi le. Damit<br />

ist sie in der Lage, bewegungslos im Wasser<br />

schwebende oder auf dem Beckenboden<br />

liegende Ertrinkende vor festen Hintergründen<br />

auszumachen.<br />

Die Kameras spielen die zweite entscheidende<br />

Rolle: Sie liefern unter sich ändernden<br />

äusseren Rahmenbedingungen (Wellenbewegungen,<br />

Gästefrequenz, Lichtverhältnisse,<br />

Wasserbeschaffenheit etc.) in einer<br />

Wassertiefe zwischen 1.10 und 5.00 Meter<br />

gleichbleibend scharfe Bilder. Ihr Einbau kann<br />

während der jährlichen Sanierungsphase in<br />

Frei- und Hallenbädern erfolgen, im Bestand<br />

ebenso wie in Neubauten, und in allen Beckenarten.<br />

Allfällige Wartungsarbeiten werden<br />

bei gefülltem Becken durchgeführt.<br />

Wer also die Attraktivität eines öffentlichen<br />

Bades an seiner Sicherheit misst,<br />

kann diese mit dem Ertrinkenden-Detektionssystem<br />

von Jomatec signifi kant verbessern.<br />

Es profi tieren Aufsichtpersonen,<br />

Betreiber und Behörden, vor allem aber die<br />

Badegäste. Und die sind es, die in erster Linie<br />

zu schützen sind – denn hier ist ein Unfall<br />

nicht wieder gut zu machen.<br />

Nebenstehende Standbilder entstammen<br />

einem konkreten Fall aus 2009; hier wurde<br />

nach 13 Sekunden Alarm ausgelöst, sodass<br />

der Schwimmmeister ausreichend<br />

Zeit hatte, den Ertrinkenden zu retten.<br />

System hat Alarm ausgelöst<br />

Intervention durch den Bademeister<br />

Jomatec AG<br />

Artherstrasse 60<br />

CH-6405 Immensee<br />

Tel. 041 854 32 32<br />

Fax 041 854 32 48<br />

www.jomatec.ch<br />

SKR 1/10 115


Erfolgreiche Premiere<br />

der suissetraffi c in Bern<br />

von Lucia Uebersax<br />

Das gut besuchte Symposium vom 11.<br />

November 2009 bildete den Auftakt der<br />

neuen internationalen Fachmesse des öffentlichen<br />

Verkehrs in Bern. Namhafte Referenten,<br />

drastische Fakten, die belegen,<br />

mit welchen Engpässen in der Verkehrsinfrastruktur<br />

in Zukunft zu rechnen ist und<br />

eine spannende Podiumsdiskussion unter<br />

Teilnahme prominenter Vertretern aus<br />

Politik und Industrie boten den Teilnehmenden<br />

einen vielfältigen Einblick in die<br />

Welt des öffentlichen Verkehrs und ihre<br />

zukünftigen Herausforderungen. Die Referenten<br />

stellten ihre künftigen Finanzierungsmodelle<br />

für die Bahninfrastruktur<br />

vor und debattierten über Liberalisierungsschritte<br />

und Organisation der Infrastruktur.<br />

Die Entscheidungsträger aus dem Inund<br />

Ausland erhielten umfassende Informationen<br />

zu allen wichtigen Neuheiten<br />

rund um den öffentlichen Verkehr.<br />

116 SKR 1/10<br />

VERKEHR<br />

Bahn und Bus 2030<br />

«Die Mobilität wird weiter wachsen», dies ist die übereinstimmende Botschaft der schillernden Persönlichkeiten,<br />

die das Symposium vom 11. November 2009 prägten. Über 5’000 Besucher, ein spannendes und vielfältiges<br />

Programm und 163 Lieferanten und Betreiber des öffentlichen Verkehrs präsentierten im November 2009<br />

ihre Neuheiten an der ersten suissetraffi c in Bern. Nebst der Leistungsschau bot die Fachmesse Raum für persönliche<br />

Gespräche, für Fachtagungen unter Experten und das suissetraffi c-Symposium für Kader aus Politik,<br />

Industrie und Verkehrsunternehmen.<br />

v.l.n.r.:<br />

Andrea Hämmerle, SP-Nationalrat,<br />

Peter Spuhler, SVP-Nationalrat,<br />

Moderatorin Beatrice Müller,<br />

Bernard Guillelmon, Vorsitzender der<br />

Geschäftsleitung BLS, Roland Bonzon,<br />

CEO transport public genevois (TPG)<br />

Bahn 2030:<br />

Bahninfrastruktur für die Zukunft<br />

Die Prosperität unserer Wirtschaft basiert<br />

auf den leistungsfähigen Infrastrukturen<br />

unseres Landes; die Verkehrsinfrastruktur<br />

der Schweiz gilt als Erfolgsmodell. Dieser<br />

Standortvorteil kann in Zukunft aber nur<br />

gewahrt werden, wenn die Leistungsfähigkeit<br />

der Netze erhalten bleibt und<br />

die Verkehrsinfrastruktur den steigenden<br />

Bedürfnissen angepasst wird. Darin waren<br />

sich die Teilnehmenden am Symposium<br />

weitgehend einig. Was allerdings<br />

die beste Lösung für eine Bahninfrastruktur<br />

2030 ist, wer die Kosten tragen muss<br />

und mit wie vielen Investitionskosten zu<br />

rechnen ist , darin herrschte Uneinigkeit.<br />

Klar ist aber: Die Anforderungen an die<br />

Schweizer Infrastruktur werden in den<br />

kommenden 20 Jahren erheblich steigen.<br />

Klimawandel, Urbanisierung und ein steigender<br />

Bevölkerungszuwachs lassen vermuten,<br />

dass sich die Zahl der Pendler<br />

schon bald verdoppeln wird. Um der<br />

Nachfrage im Personenverkehr mit schon<br />

heute häufi g überfüllten Zügen und den<br />

Bedürfnissen der Wirtschaft im Güterverkehr<br />

gerecht zu werden, braucht es ein<br />

grösseres Bahnangebot. Die Kapazitäten<br />

müssen optimal bewirtschaftet, mögliche<br />

Engpässe rechtzeitig beseitigt und<br />

Ausbauten frühzeitig geplant werden.<br />

Fest steht: Eine intakte Infrastruktur ist<br />

das Rückgrat des öffentlichen Verkehrs.<br />

Vor diesem Hintergrund muss es das<br />

oberste Ziel einer nationalen Infrastrukturstrategie<br />

sein, die Leistungsfähigkeit<br />

der Infrastrukturnetze zu erhalten und<br />

diese so weiterzuentwickeln, dass sie<br />

auch im Jahre 2030 die Versorgung aller<br />

Landesteile mit Mobilität sicherstellen<br />

können – im Interesse der Wettbewerbsfähigkeit<br />

und einer hohen Lebensqualität.<br />

Mit Bahn 2030 erfüllt der Bundesrat den<br />

Auftrag, den ihm die Räte bei der Vorlage<br />

zur zukünftigen Entwicklung der Bahninfrastruktur<br />

(ZEB) erteilt haben.


«Eine intakte Infrastruktur ist<br />

das Rückgrat des öffentlichen Verkehrs»<br />

Dr. Max Friedli,<br />

Direktor des Bundesamtes<br />

für Verkehr BAV<br />

SKR: Herr Friedli, können Sie eine Prognose abgeben, wie sich die<br />

Verkehrssituation der Schweiz entwickeln wird?<br />

Für einmal zeigen sämtliche Prognosen in dieselbe Richtung: die Mobilität<br />

wird weiter zunehmen – und zwar mit Bus, Auto, Tram und<br />

Zug. Seit Jahren wächst die Nachfrage etwa im Bahnbereich: Im Jahr<br />

nach der Eröffnung des Lötschberg-Basistunnels (2008) reisten fast<br />

6 Prozent mehr Menschen mit der SBB, auf der Lötschberg-Strecke<br />

stieg die Zahl der Reisenden gar um 25 Prozent. Und wenn Sie zu<br />

Hauptverkehrszeiten in einen Zug, einen Bus oder in ein Tram steigen,<br />

wissen Sie: Die Nachfrage wächst ungebrochen.<br />

Fürs Jahr 2030 sehen die Prognosen bis zu 60 Prozent mehr Nachfrage<br />

voraus, regional um bis zu 100 Prozent. Besonders zwischen<br />

den grossen Städten und in den Agglomerationen wird der Verkehr<br />

stark zunehmen. Der öffentliche Verkehr wird davon einen grossen<br />

Teil aufnehmen und seinen Marktanteil gegenüber dem motorisierten<br />

Individualverkehr steigern.<br />

SKR: Neben den leistungsfähigen und gut funktionierenden Strom-,<br />

Gas- und Telekommunikationsnetze sichern auch die Verkehrsnetze<br />

die Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Wirtschaft und den inneren<br />

Zusammenhalt unseres Landes. Mit welchen konkreten Massnahmen<br />

können die Verkehrsnetze diesen Standortvorteil auch im Jahre<br />

2030 gewährleisten?<br />

Eine intakte Infrastruktur ist das Rückgrat des öffentlichen Verkehrs:<br />

Nur so können Störungen so gering wie möglich gehalten werden.<br />

Der Unterhalt der bestehenden und künftigen Infrastruktur darf nicht<br />

vernachlässigt werden, auch wenn dies ein bedeutender Kostenfaktor<br />

ist.<br />

Auch in der Zukunft gilt es einen Mittelweg zu fi nden: Wir wollen<br />

die Infrastruktur soweit ausbauen, dass allen Reisenden ein gutes<br />

Angebot zur Verfügung steht. Der Unterhalt und der Betrieb muss<br />

jedoch fi nanziell tragbar sein. Letztlich stellt sich die Frage, in wel-<br />

Bahn und Bus 2030 VERKEHR<br />

Interview von Lucia Uebersax<br />

chem Mass die öffentliche Hand und die Reisenden bereit sind, sich<br />

an diesen Kosten zu beteiligen.<br />

SKR: Die Erwartungen an Bahn 2030 sind gross. Können Sie bereits<br />

konkrete Zusagen machen für gewisse Projekte?<br />

Derzeit prüfen wir im BAV zusammen mit der SBB, wo Engpässe zu<br />

beseitigen sind, auf welchen Strecken wir die grösste Nachfrage erwarten<br />

und wo wir mit haushälterischen Investitionen einen grossen<br />

Nutzen für den öffentlichen Verkehr erreichen können. Die Arbeiten<br />

sind im Gang. Den Rahmen für Bahn 2030 hat der Bundesrat vorgegeben:<br />

Er will dem Parlament zwei Varianten zur Vernehmlassung<br />

vorlegen. Eine Variante über 12 Milliarden Franken sowie eine 21-Milliarden-Franken-Variante.<br />

Doch eines ist sicher: Auch mit Bahn 2030<br />

können nicht alle Wünsche erfüllt werden. Denn alle Wünsche der<br />

Kantone nach Neubaustrecken, Tunnels und Tiefbahnhöfen würden<br />

40 Milliarden Franken oder mehr kosten.<br />

«Auch mit Bahn 2030 können nicht alle<br />

Wünsche erfüllt werden»<br />

SKR: Die Forderungen an die Bahn 2030 der Kantone sind verschieden.<br />

Was ist wirklich nötig und wo liegen die Prioritäten?<br />

Die dringendsten Engpässe gehen wir bereits mit dem 5.4-Milliarden-<br />

Projekt ZEB (Zukünftige Entwicklung der Bahninfrastruktur) an. Derzeit<br />

planen wir die Umsetzung für mehr als 100 kleinere und mittlere Projekte<br />

wie ein 4. Gleis Lausanne-Renens, den Eppenbergtunnel zwischen<br />

Aarau und Olten oder Ausbauten zwischen Zürich und Winterthur.<br />

Mit Bahn 2030 werden wir vor allem auch weniger spektakuläre<br />

Projekte realisieren: Perronverlängerungen oder Ausweichstellen<br />

zum Beispiel sind dringend nötig. Deshalb werden wir nicht nur<br />

Neubaustrecken und Tunnels realisieren können.<br />

SKR: Sehen Sie für die Zukunft auch Einsatzmöglichkeiten von anderen<br />

Verkehrssystemen, wie beispielsweise Cargo Tube, die eine Entlastung<br />

für den Strassen- und Schienenverkehr bringen könnten?<br />

Visionen sind immer spannend. In der Realität sehen wir jedoch eine<br />

dicht besiedelte Schweiz, wo keine freie Flächen für landesweite<br />

Neubaustrecken zur Verfügung stehen. Eine Tunnellösung wie die<br />

Cargo Tube braucht Milliardeninvestitionen. Angesichts des immer<br />

härter werdenden Kampfs um Finanzmittel brauchen wir das Geld<br />

jedoch für dringendere Ausbauten am bestehenden Schienennetz,<br />

damit wir für die wachsende Nachfrage gerüstet sind.<br />

SKR: Herr Friedli, wir danken Ihnen bestens für das Gespräch.<br />

SKR 1/10 117


«Mobility Pricing: Das Konzept<br />

ist eine schiere Notwendigkeit»<br />

SKR: Herr Bundesrat Leuenberger, Sie plädieren für einen Systemwechsel<br />

zu einer neuen Mobilitätsabgabe (Mobility Pricing), die bei<br />

allen Verkehrsmitteln erhoben wird. Soll Mobility Pricing nun eigentlich<br />

der Finanzierung von Infrastrukturen oder der Lenkung des Verkehrs<br />

dienen?<br />

Beidem. Was die Finanzierung der Infrastrukturen betrifft, so ist das<br />

neue Konzept eine schiere Notwendigkeit. Wir bezahlen nämlich den<br />

Bau und Unterhalt von Strassen ausschliesslich aus den Erträgen der<br />

Mineralölsteuer und die Schieneninfrastruktur zu einem beträchtlichen<br />

Teil ebenfalls. Diese Einnahmen gehen aber zurück, weil wir ja<br />

von den fossilen Treibstoffen wegkommen wollen. Die Zukunft wird<br />

dem Elektromobil gehören. Da ist es nichts als sinnvoll, die Mineralsölsteuer<br />

abzulösen durch eine Taxe, die sich nach gefahrenen Kilometern<br />

berechnet. Das ist absolut verursachergerecht. Unser Schienenetz<br />

erfüllt aber viel mehr Aufgaben des Umweltschutzes und der<br />

Kohäsion als die Strasse, indem es alle Regionen der Schweiz erschliesst.<br />

Deshalb sind die Projekte des öffentlichen Verkehrs vor<br />

allem aus Steuermitteln zu fi nanzieren und niemals nur durch die<br />

Bahnbenutzer. Ein ganz anderer Zweck von Mobility Pricing ist es, die<br />

Verkehrsströme optimal auf die bestehenden Kapazitäten zu verteilen.<br />

Dies kann man mit differenzierten Tarifen je nach Tageszeit<br />

und örtlicher Belastung erreichen. Man verlangt also für stark frequentierte<br />

Strecken in Spitzenzeiten etwas mehr als für schwach<br />

frequentierte Strecken in Randzeiten. Zudem muss das System so<br />

konzipiert werden, dass der öffentliche Verkehr attraktive Tarife anbieten<br />

kann, damit ein Anreiz besteht, die umweltfreundlicheren<br />

Verkehrsmittel zu benutzen.<br />

SKR: Das tönt sehr kompliziert. Ist da das Verhältnis zwischen Aufwand<br />

und Ertrag noch einigermassen sinnvoll?<br />

Das hängt einerseits vom Konzept ab, andererseits aber auch davon,<br />

wie wir rechnen: Bei einer effi zienten Ausgestaltung sollten die Erhe-<br />

118 SKR 1/10<br />

VERKEHR<br />

Bahn und Bus 2030<br />

Bundesrat Moritz Leuenberger,<br />

Vorsteher des eidg. Departements<br />

für Umwelt, Verkehr, Energie und<br />

Kommunikation (UVEK)<br />

Interview von Lucia Uebersax<br />

bungskosten etwa zehn bis zwanzig Prozent der Erträge ausmachen.<br />

Volkswirtschaftlich rechnet sich Mobility Pricing ohnehin: Es gibt weniger<br />

Staus, die Luftverschmutzung nimmt ab und das Strassennetz<br />

muss weniger stark ausgebaut werden. Da das Verkehrsvolumen<br />

auch in den nächsten Jahren stark zunehmen wird, gewinnen diese<br />

Aspekte zunehmend an Bedeutung.<br />

SKR: Wie rasch können Sie diese Idee verwirklichen? Ist das nicht ein<br />

sehr langer Weg voller rechtlicher und politischer Hindernisse?<br />

Ja, das ist ein langer Weg: Die Bundesverfassung verbietet «Wegezölle»;<br />

die Benutzung unserer Strassen ist also grundsätzlich gebührenfrei.<br />

Die LSVA und die Autobahnvignette sind Ausnahmen. Wollen<br />

wir ein fl ächendeckendes und zeitlich unlimitiertes Mobility Pricing, so<br />

braucht es eine Verfassungsänderung und damit eine Volksabstimmung.<br />

Für befristete Versuche in Städten, kann das Parlament<br />

ein befristetes Bundesgesetz erlassen. Doch ich bin trotz des langen<br />

Weges guten Mutes. Schliesslich wurden auch der FinöV-Fonds, die<br />

NEAT und die LSVA wie auch das bilaterale Verkehrsabkommen mit<br />

der EU in Volksabstimmungen gutgeheissen.<br />

«Volkswirtschaftlich rechnet sich<br />

Mobility Pricing ohnehin: es gibt<br />

weniger Staus, die Luftverschmutzung<br />

nimmt ab und das Strassennetz muss<br />

weniger stark ausgebaut werden»<br />

SKR: Der Bundesrat scheiterte aber im Parlament mit Road-Pricing-<br />

Versuchen: Der Ständerat strich sie in der Sondersession vom April<br />

2008 mit Stichentscheid des Präsidenten aus der Legislaturplanung<br />

2007 bis 2011, weil er sie als nicht sinnvoll erachtet. Der Nationalrat<br />

folgte dem Entscheid mit 109 zu 68 Stimmen in der Sommersession.<br />

Wie steht es nun um die Akzeptanz von Mobility Pricing?<br />

Road Pricing und Mobility Pricing sind nicht deckungsgleich. Bei Road<br />

Pricing geht es vorerst einmal darum, den Strassenverkehr in ohnehin<br />

schon überlasteten Städten und Agglomerationen zu regulieren und<br />

die knappen Parkplatzfl ächen optimal zu bewirtschaften. Die Idee von<br />

Mobility Pricing ist viel umfassender und dient dazu, die gesamten<br />

Verkehrsinfrastrukturen optimal auszulasten und aufeinander abzustimmen.<br />

Vor allem aber dient es dazu, den Bau und Unterhalt der<br />

Infrastrukturen zu fi nanzieren. Deswegen werden sich Mehrheiten<br />

dafür fi nden. Es ist ja keine zusätzliche Abgabe, sondern der Ersatz für<br />

die Treibstoffsteuern.<br />

SKR: Herr Bundesrat, wir danken Ihnen bestens für dieses Gespräch.


Nutzerorientierte Verkehrsinfrastrukturen<br />

statt universell nutzbare<br />

Strassen- und Bahnanlagen<br />

von Jost Wichser<br />

Wer kennt es nicht: stockender Berufsverkehr auf den Autobahnen und überfüllte Pendlerzüge; Lastwagen, die<br />

die rechte Autobahnspur belegen und dem PW-Verkehr gerade noch die Überholspur überlassen (wenn sie nicht<br />

gerade selber überholen), verzweifelte Rufe nach einem verbesserten Agglomerationsverkehr und die Verlagerung<br />

der Güter auf die Schiene und schliesslich die ernüchternde Feststellung, dass vielerorts die Kapazität fehlt,<br />

um den Halbstundentakt einzuführen. Allenthalben liest man von überlasteten Bahnstrecken und Autobahnen<br />

und sieht das Übel oft im Güterverkehr. Politiker und Verkehrsfachleute befassen sich mit grossen Ausbauplänen<br />

für Schiene und Strasse und stellen fest, dass dafür das notwendige Geld fehlt. Gibt es denn keine valable,<br />

alternative Möglichkeit die zunehmende Menge von Gütern umweltfreundlich, kostengünstig und pünktlich zu<br />

transportieren und warum verlegt man den Gütertransport nicht einfach in unterirdische Röhren?<br />

Dass dieser auf den ersten Anblick ungewohnte<br />

Gedanke nicht ganz so abwegig<br />

sein muss, zeigt der Autor in diesem Artikel<br />

unter dem Stichwort Entfl echtung<br />

von Verkehrsarten oder Trennverkehr.<br />

Ausgangslage<br />

Das schweizerische Verkehrssystem, d.h.<br />

die Netze der Strasse (ca. 80’000km) und<br />

der Schiene (ca. 5’000km) sind zunehmend<br />

überlastet, insbesondere in den grossen<br />

Agglomerationen und auf den internationalen<br />

Hauptachsen entstehen Kapazitätsprobleme,<br />

wie Staus auf der Strasse<br />

oder wie Bahnlinien, die keine zusätzlichen<br />

Züge mehr aufnehmen können. Die dichte<br />

Besiedlung einerseits und die stark steigenden<br />

Ansprüche der Gesellschaft an Si-<br />

© Rainer Sturm | PIXELIO<br />

cherheit und Umweltschutz anderseits,<br />

führen dazu, dass Ausbauten immer teurer<br />

werden.<br />

Das Verkehrsnetz hat für unsere Wirtschaft<br />

und Gesellschaft eine unabdingbare Bedeutung<br />

und bedingt für eine prosperierende<br />

Zukunft ein bedürfnisgerechter<br />

Unterhalt und Ausbau. Eine intensive Diskussion<br />

über die zukünftige Finanzierung<br />

der Verkehrsinfrastruktur wird geführt. Eine<br />

Suche nach Lösungen ist gefordert, da<br />

• die Strassenfi nanzierung aufgrund der<br />

Stagnation der Benzinzollerträge nicht<br />

mehr bedarfsgerecht weiter geführt<br />

werden kann, resp. neben der Fertigstellung<br />

des ursprünglichen Autobahnnetzes<br />

immer neue Ausbaubedürfnisse<br />

Verkehrsinfrastrukturen VERKEHR<br />

entstehen oder politisch gefordert<br />

werden. Mit der zunehmenden<br />

Belastung der Strassen und auch<br />

dem zunehmenden Alter der Autobahnen<br />

wächst zudem der Bedarf<br />

für die Erneuerung stark an.<br />

• die Schienenfi nanzierung mit dem<br />

FinöV Fonds angesichts der Ausbaubedürfnisse<br />

nicht mehr ausreicht.<br />

Bei der Schieneninfrastruktur reichen<br />

offensichtlich die verfügbaren Mittel<br />

nicht einmal mehr für die Substanzerhaltung.<br />

Aufgrund des grossen Erfolgs<br />

von Bahn 2000 ergab sich zudem eine<br />

massive Zunahme des Unterhalts- und<br />

Erneuerungsbedarfs. Leider halten die<br />

Verkehrserträge mit dem Mengenwachstum<br />

nicht mehr Schritt.<br />

Unterschiedliche Geschwindigkeiten<br />

reduzieren die Kapazität<br />

der Verkehrswege<br />

SKR 1/10 119


Lösungsansätze zur Weiterentwicklung<br />

der Verkehrsinfrastruktur<br />

Ein derzeit politisch intensiv diskutierter<br />

Weg ist die Neuausrichtung der Finanzierung<br />

direkt durch den Nutzer (Verursacherorientierte<br />

Gebühren). Ohne diesen<br />

Lösungsansatz nur andeutungsweise in<br />

Frage zu stellen, soll hier ein weiterer Weg<br />

zur Entwicklung einer nachhaltig funktionierenden<br />

Verkehrsinfrastruktur diskutiert<br />

werden.<br />

Heute dienen Schienen- und Strassennetz<br />

weitgehend allen Mobilitätsbedürfnissen,<br />

vom Langstreckenreiseverkehr bis zum<br />

städtischen Nahverkehr, vom Transit-Güterverkehr<br />

bis zur Verteilung der Güter<br />

zum eigenen Haushalt. Die Nutzung der<br />

Verkehrswege im sogenannten Mischbetrieb<br />

hat zweifellos viele Vorteile, stösst<br />

dagegen zunehmend an Grenzen:<br />

Im Kampf um knappe freie Kapazitäten<br />

gewinnt auf der Schiene der Personenverkehr<br />

und die Güterzüge werden in unattraktive<br />

Nachtzeiten verschoben. Heute<br />

deckt das Angebot auf der Schiene die Bedürfnisse<br />

der Industrie längst nicht mehr<br />

und die Güter wechseln auf die Strasse.<br />

Auf der Strasse führt die Konkurrenz von<br />

Personen- und Lastwagen oft zum Ruf<br />

«Güter auf die Schiene», obwohl dies in<br />

vielen Fällen gar nicht möglich und auch<br />

nicht sinnvoll ist. Gerade im lokalen Güterverkehr<br />

und in der Warenverteilung kann<br />

der Lastwagen kaum ersetzt werden. Im<br />

regionalen Schienen-Personenverkehr<br />

sollte die Bahn als S-Bahn regionale und<br />

sogar lokale Funktionen übernehmen. Dadurch<br />

fehlen Kapazitäten für schnelle Verbindungen<br />

zwischen weit entfernten Zentren<br />

und für den Güterverkehr.<br />

Schiene und Strasse werden nicht nur von<br />

Zügen und Fahrzeugen mit unterschiedlichsten<br />

Geschwindigkeiten benützt, sondern<br />

auch von solchen die sich im Gewicht<br />

und den Abmessungen stark unterscheiden.<br />

Unterschiedliche Geschwindigkeiten<br />

reduzieren die Kapazität der Verkehrswege.<br />

Das Auslegen der Infrastruktur für<br />

verschiedene Bedürfnisse verteuert diese,<br />

da sie jeweils der grössten Anforderung<br />

genügen muss. So ist beispielsweise eine<br />

Autospur 3.5 m breit, obwohl 90% aller<br />

Fahrzeuge weniger als 2 m breit sind. Die<br />

Bahntrasse wird für 200 km/h ausgebaut,<br />

obwohl die Mehrheit der Züge (S-Bahn<br />

und Güterzüge) höchstens 120 km/h fahren.<br />

120 SKR 1/10<br />

VERKEHR<br />

Verkehrsinfrastrukturen<br />

Der notwendige Ausbau der Verkehrsinfrastruktur<br />

kann nicht nur mit neuen Quellen<br />

und dem stärkeren Beizug der Nutzer fi -<br />

nanziert werden. Es sind Wege zu suchen,<br />

um die bestehende Infrastruktur besser zu<br />

nutzen sowie Aus- und Erweiterungsbauten<br />

günstiger zu realisieren.<br />

Trennverkehr<br />

Ein Ansatz ist die Begrenzung der Zulassung<br />

unterschiedlicher Infrastrukturnutzer<br />

oder Verkehrsarten auf einzelnen Abschnitten<br />

des Verkehrsnetzes dann, wenn<br />

dadurch ohnehin erforderliche Netzerweiterungen<br />

kostengünstiger erstellt und<br />

betrieben werden können. Denkbare Beispiele<br />

sind:<br />

• Hochgeschwindigkeitsstrecken,<br />

die ausschliesslich dem schnellen<br />

Personenverkehr dienen, damit<br />

bestehende Strecken dem Güter-<br />

und Regional verkehr alleine dienen.<br />

• Strassenunabhängige Tramstrecken<br />

oder sogenannte Stadtbahnen mit<br />

grösseren Haltestellenabständen<br />

auch im weiteren Umfeld der Städte,<br />

um die Hauptachsen der Bahn dem<br />

Fernreise- und Güterverkehr vorzubehalten.<br />

• Neue parallele Verkehrssysteme zu den<br />

vorhandenen Strassen- und Schienennetzen<br />

zumindest auf Abschnitten, wo<br />

diese Netze überlastet sind. Es stellt sich<br />

aber die Frage der geschickten Verknüpfung<br />

mit den bestehenden Netzen,<br />

damit die (Zeit-) Vorteile eines neuen<br />

Systems nicht wieder an den Systemwechselpunkten<br />

durch lange Wege<br />

und Umsteigezwang verloren gehen.<br />

Dies war neben zu hohen Erstellungskosten<br />

eines der Hauptprobleme, an<br />

der die technische Idee «Swissmetro»<br />

zum Scheitern verurteilt war.<br />

Trotz wenig ermutigender Erfahrungen<br />

soll die Suche nach neuen Verkehrssystemen<br />

weiter gehen. Oftmals scheitern<br />

neue Systeme deshalb, weil entweder die<br />

Zeit dafür nicht reif ist, oder aber Probleme<br />

einfacher und kostengünstiger mit<br />

der Erweiterung der bestehenden Systeme<br />

zu lösen sind.<br />

Nachstehend wird auf ein allerdings schon<br />

längere Zeit bekanntes System eingegangen,<br />

das allenfalls aktuelle Probleme der<br />

Verkehrsinfrastruktur in der Schweiz lösen<br />

könnte.<br />

© M. Hauck | PIXELIO<br />

Die Suche nach neuen Verkehrssystemen<br />

muss weiter gehen<br />

«Es sind Wege zu suchen,<br />

um die bestehende Infrastruktur<br />

besser zu nutzen<br />

sowie Aus- und Erweiterungsbauten<br />

günstiger<br />

zu realisieren»<br />

Unterirdisches,<br />

automatisches Gütertransportsystem<br />

Der Ausbau der bestehenden Verkehrsinfrastruktur<br />

stösst angesichts fehlender<br />

Möglichkeiten einer oberirdischen Realisierung<br />

durch Erweiterung bestehender<br />

Anlagen durch zusätzliche Gleise oder<br />

Fahrspuren an Grenzen. Gründe sind oft<br />

die Topographie und die Bedürfnisse der<br />

Anwohner an Verkehrsachsen in unseren<br />

dichtbesiedelten Räumen. Ein unterirdisches<br />

Gütertransportsystem ist ein denkbarer<br />

Weg zur Lösung unserer Kapazitätsprobleme<br />

der Verkehrsinfrastruktur,<br />

wenn nachstehende Bedingungen erfüllt<br />

werden:<br />

• Die Kosten für den Bau solcher<br />

Gütertunnels sind pro km wesentlich<br />

günstiger als klassische Bahn- oder<br />

Strassentunnels. Dies ist dann denkbar,<br />

wenn man die Profi lgrösse nur<br />

so gross wählt, dass ein rationeller<br />

Tunnelbau mit hohen Vortriebsleistungen<br />

eine kostengünstige Erstellung<br />

ermöglicht. Durch die ausschliessliche<br />

Nutzung für Gütertransporte entfallen<br />

zudem viele teure Installationen zur<br />

Sicherheit von Personen. Mit der Wahl<br />

einer für den Güterverkehr ausreichenden<br />

tiefen Geschwindigkeit ist eine<br />

Trassierung unter Umgehung geologischer<br />

Problemzonen und bereits<br />

vorhandener unterirdischer Infrastrukturen<br />

möglich. Die tiefen Geschwindigkeiten<br />

stellen zudem keine besonderen<br />

Luftwiderstandsprobleme.


• Verknüpfungspunkte mit Schiene und<br />

Strasse werden so gewählt, dass<br />

die notwendigen Umschlagsvorgänge<br />

mit andern Funktionen in der Gütertransportkette<br />

zusammenfallen und<br />

dadurch gegenüber klassischen<br />

Transporten keine zusätzlichen Kosten<br />

entstehen. Solche Verknüpfungspunkte<br />

sind z. B. Transaktionspunkte<br />

wie Lager, Produktionsanlagen,<br />

Güterverteilzentren und grosse<br />

Einkaufszentren.<br />

Gewissermassen selbstverständlich ist,<br />

dass solche Systeme ohnehin notwendige<br />

aber aufwendige Erweiterungen des Schienen-<br />

und Strassennetzes ersetzen und der<br />

Markt für ein solches System so gross ist,<br />

dass dieses wirtschaftlich betrieben werden<br />

kann. Je besser die Eigenwirtschaftlichkeit<br />

ist, desto grösser ist die Chance,<br />

für die Realisierung privates Kapital zu<br />

fi nden.<br />

«Die Kosten für den Bau<br />

solcher Gütertunnels sind<br />

pro km wesentlich günstiger<br />

als klassische Bahn- oder<br />

Strassentunnels»<br />

FLUX – Auszeichnung für Frauenfeld<br />

Der Verkehrsknoten des Jahres 2009 heisst Frauenfeld. Mit<br />

dem innovativen Konzept «Bahnhof 2000» und langfristiger<br />

Planung hat die Stadt das Bahnhofsquartier und den öffentlichen<br />

Verkehr gestärkt. Die Haltestellen der verschiedenen<br />

Verkehrsträger ermöglichen am Bahnhof ein rasches, sicheres<br />

Umsteigen.<br />

www.postauto-movimento.ch<br />

Schlussfolgerungen<br />

Neben der laufenden Suche nach einer<br />

nachhaltigen und verstärkt nutzerorientierten<br />

Finanzierung der Verkehrsinfrastruktur<br />

lohnt es sich, über die Potentiale<br />

nutzerspezifi schen Verkehrsinfrastrukturen<br />

insbesondere in Bereichen mit Kapazitätsengpässen<br />

nachzudenken. Ein gutes<br />

Beispiel dafür ist der in SKR 4/2009 vorgestellte<br />

Ansatz von CargoTube unter dem<br />

Titel «Ein unterirdisches Tunnelsystem»<br />

(s. dazu www.fachpresse.com/themen/<br />

aktuelle-themen.html).<br />

Verkehrsinfrastrukturen VERKEHR<br />

Zum Autor<br />

Allerdings sei davor gewarnt, diese oder<br />

ähnliche andere Ideen allein wegen ihres<br />

technologischen Neuheitsgehaltes als die<br />

alleinige Lösung allfälliger Probleme zu betrachten.<br />

Jede technologische Innovation<br />

muss Teil eines komplexen Gesamtsystems<br />

sein, das zudem im Falle der schweizerischen<br />

Verkehrssysteme alle Anforderungen<br />

der Wirtschaft und der Gesellschaft<br />

gut erfüllt.<br />

Dipl. Ing. Jost Wichser (63) ist seit 1989 am Institut für Verkehrsplanung<br />

und Transportsysteme (IVT) der ETH Zürich tätig. Er befasst<br />

sich als leitender Wissenschafter und Dozent am Lehrstuhl<br />

für öffentliche Verkehrssysteme (Prof. Weidmann) mit Gütertransport<br />

und Logistik, sowie mit Fragen der Angebotsplanung<br />

und Betriebsführung, Fahrzeug- und Fahrbahntechnik der Eisenbahn.<br />

Nach Abschluss des Bauingenieurstudiums an der ETH<br />

Zürich war der Autor 15 Jahre bei der Rhätischen Bahn tätig.<br />

Dort war er für Planung, Projektierung und Erstellung von Infrastrukturbauten, sowie<br />

für die Durchführung der Fahrbahnerhaltung verantwortlich.<br />

Frauenfeld<br />

gewinnt den FLUX.<br />

Herzliche Gratulation!<br />

FLUX – der goldene Verkehrsknoten<br />

Die PostAuto Schweiz AG und der Verband öffentlicher Verkehr<br />

zeichnen mit dem Preis «FLUX – goldener Verkehrsknoten»<br />

jährlich einen herausragenden Verkehrsknoten aus.<br />

Der Stellenwert des öffentlichen Verkehrs und die Wichtigkeit<br />

einer sichergestellten Transportkette werden damit hervorgehoben.<br />

Verleihung FLUX 2010 am 11. November in Bern zum<br />

Schwerpunkt «in der Nacht».


Schweizerische Eidgenossenschaft<br />

Confédération suisse<br />

Confederazione Svizzera<br />

Confederaziun svizra<br />

Bundesamt für Strassen ASTRA<br />

Office fédéral des routes OFROU<br />

Ufficio federale delle strade USTRA


2009 erfolgte die Preisverleihung zum<br />

dritten Mal. Sie stand unter dem Motto<br />

«Kombinierte Mobilität». Eine Fachjury<br />

hatte die Verkehrsknoten Delsberg, Dornach-Arlesheim,<br />

Zürich Flughafen und<br />

Frauenfeld in die Endauswahl für den<br />

FLUX 2009 aufgenommen. 26 Verkehrsknoten<br />

waren für den FLUX vorgeschlagen.<br />

Sie alle verknüpfen den öffentlichen<br />

Verkehr besonders gut mit dem Fuss-,<br />

Velo- und Individualverkehr und schöpfen<br />

so das Potenzial des gesamten Verkehrssystems<br />

aus.<br />

Frauenfeld gewinnt FLUX<br />

Der Gewinner des FLUX 2009 wurde nach<br />

Beurteilung verschiedener Kriterien und<br />

des Themenschwerpunkts «Kombinierte<br />

Mobilität» ermittelt. Die Übergabe des<br />

FLUX an die Stadt Frauenfeld erfolgt an<br />

der Veranstaltung «Movimento – Forum<br />

für Mobilität» am 12. November in Bern.<br />

Mit dem fortschrittlichen Konzept «Bahnhof<br />

2000» leitete Frauenfeld die Stärkung<br />

des Bahnhofquartiers und des öffentlichen<br />

Verkehrs ein. Die Attraktivität der<br />

Stadt als Wohnort konnte dank der stark<br />

verbesserten Anbindung an den öffentlichen<br />

Verkehr gesteigert werden. Der<br />

Bahnhofplatz stellt als zentraler Raum<br />

das Herz von Frauenfeld dar. Die Reisenden<br />

werden am Knoten von einem Leitsystem<br />

geführt. Die Lage der Haltestellen<br />

der verschiedenen Verkehrsträger ermöglicht<br />

kurze Umsteigebeziehungen.<br />

Umsteigeorte fördern<br />

nachhaltige Mobilitätskultur<br />

Ein Lösungsansatz, um die negativen Begleiterscheinungen<br />

des Verkehrswachstums<br />

auszugleichen, liegt in der intelligenten<br />

Verknüpfung der verschiedenen<br />

Systeme für den Alltags- und den Freizeitverkehr<br />

– also in der kombinierten<br />

Mobilität. Die Umsteigeorte sind für die<br />

kombinierte Mobilität von grosser Bedeutung.<br />

Reibungslose und attraktive Umsteigebeziehungen<br />

zwischen allen Verkehrsträgern,<br />

optimale Anbindung an die<br />

verschiedenen Verkehrssysteme, standardisierte<br />

Nebenangebote und kundenfreundliche<br />

Informationssysteme: Dies<br />

erhöht die Attraktivität und Popularität<br />

der kombinierten Mobilität und fördert<br />

eine nachhaltige Mobilitätskultur.<br />

Preis für Standortgemeinde<br />

Der Preis «FLUX – goldener Verkehrsknoten»<br />

wird jährlich von der PostAuto<br />

Schweiz AG (Trägerschaft) und dem Verband<br />

öffentlicher Verkehr VöV (Patronat)<br />

verliehen. Er ist mit 5000 Franken dotiert.<br />

Mit dem FLUX wird die Standortgemeinde<br />

geehrt, die für die Konzeption des Verkehrsknotens<br />

mitverantwortlich war. Der<br />

FLUX hebt den Stellenwert des öffentlichen<br />

Verkehrs und die Wichtigkeit einer<br />

sichergestellten Transportkette zwischen<br />

Verkehrsmitteln hervor. Ein jährlich neu<br />

definierter Schwerpunkt berücksichtigt<br />

die vielen Facetten des übergeordneten<br />

Themas Verkehrsknoten. Für das Jahr<br />

2010 wurde das Thema «in der Nacht»<br />

als Schwerpunkt ausgewählt.<br />

Die Fachjury<br />

Die neunköpfi ge Fachjury bewertet vorgeschlagene<br />

Verkehrsknoten nach qualitativen<br />

Kriterien wie Verkehr, Raumentwicklung<br />

und Prozesse sowie bezüglich<br />

des jährlich wechselnden Themenschwerpunkts.<br />

Sie nominiert vier bis fünf Verkehrsknoten<br />

für den FLUX, rekognosziert<br />

sie gemeinsam und wählt schliesslich daraus<br />

den Gewinner.<br />

Präsident dieser Jury ist Dr. Peter Vollmer,<br />

Direktor des Verbands öffentlicher Verkehr.<br />

Nachhaltige Mobilität VERKEHR<br />

Bedeutende Auszeichnung im öffentlichen Verkehr<br />

FLUX – goldener Verkehrsknoten<br />

Die PostAuto Schweiz AG und der Verband öffentlicher Verkehr verleihen den Preis FLUX – goldener Verkehrsknoten.<br />

Damit zeichnen sie Verkehrsknoten aus, die aus Kundensicht und hinsichtlich Betrieb und Gestaltung<br />

überzeugen. Der Preis hebt den Stellenwert des öffentlichen Verkehrs und die Wichtigkeit einer geschlossenen<br />

Transportkette zwischen Verkehrsmitteln hervor.<br />

Frauenfeld gewinnt FLUX:<br />

Preisverleihung des goldenen Verkehrsknotens<br />

2009 mit Dr. Peter Vollmer, Direktor des<br />

Verbands öffentlicher Verkehr und Jurypräsident<br />

FLUX, Carlo Parolari, Stadtammann<br />

von Frauenfeld und Daniel Landolf, Mitglied<br />

Konzernleitung Post und Leiter PostAuto<br />

Die früheren Preisträger<br />

FLUX 2007: Visp<br />

Thema: «Richtungweisende Verkehrsknoten:<br />

Hoher Komfort und<br />

Sicherheit im öffentlichen<br />

Raum für die Umsteigenden»<br />

FLUX 2008: Baden<br />

Thema: «Entwicklungsschwerpunkt<br />

Verkehrsknoten: Wirtschaftliche<br />

Entwicklungspotenziale<br />

an Verkehrsknoten»<br />

Die weiteren Mitglieder der Jury sind: Caroline<br />

Beglinger (Verkehrs-Club der Schweiz),<br />

René Böhlen (PostAuto Schweiz AG), Esther<br />

Gingold (Procap), Daniel Landolf (Post-<br />

Auto Schweiz AG), Dr. Hans Naef (GSP AG),<br />

Robert Riesen (Kommunikationsagentur<br />

LineUp), Prof. Ulrich Weidmann (Institut<br />

für Verkehrsplanung und Transportsysteme,<br />

ETH Zürich), Andreas Wirth (Kontur<br />

Projektmanagement AG).<br />

Weitere Informationen unter:<br />

www.postauto-movimento.ch<br />

SKR 1/10 123


Einleitung<br />

Die Kommunal- und Nutzfahrzeuge der<br />

Gemeinden stellen beachtliche Vermögenswerte<br />

dar. So verfügt beispielsweise<br />

das Tiefbauamt der Stadt Basel über rund<br />

280 Fahrzeuge und Geräte mit einem Anschaffungswert<br />

von rund CHF 43 Mio. Entsprechend<br />

diesen Vermögenswerten sind<br />

auch die vom Alter und Mass der Ausnutzung<br />

abhängigen Reparaturkosten eine<br />

nennenswerte Belastung in den öffentlichen<br />

Budgets. Aufgrund der praktisch allerorts<br />

angespannten Haushaltssituationen<br />

ist deshalb eine optimale Bewirtschaftung<br />

der Flottenbestände erforderlich.<br />

Währenddem die Notwendigkeit eines<br />

Flottenmanagements unbestritten ist,<br />

kommen bei der konkreten Umsetzung<br />

sehr unterschiedliche Ansätze zur Anwendung.<br />

Im Mittelpunkt steht dabei immer<br />

die Ermittlung des optimalen Ersatzzeitpunktes<br />

eines einzelnen Vehikels nach betriebswirtschaftlichen<br />

Grundsätzen. Wird<br />

bei den einzelnen Objekten der Zeitpunkt<br />

des Ersatzes wirtschaftlich gesehen optimal<br />

gewählt, wird damit auch die gesamte<br />

Flotte optimal bewirtschaftet. Das<br />

Problem reduziert sich folglich auf Einzelnachweise<br />

der Wirtschaftlichkeit. Durch<br />

die Aggregation der Einzelnachweise ergibt<br />

sich auch der gesamte Finanzbedarf über<br />

mehrere Jahre.<br />

Wirtschaftlichkeitsnachweis [1]<br />

Der optimale Ersatzzeitpunktes eines Fahrzeugtypen<br />

liegt in dem Jahr, für welches<br />

die Durchschnittskosten pro Jahr minimal<br />

sind. Dabei sind für jedes Jahr folgende<br />

Kostenelemente zu berücksichtigen:<br />

124 SKR 1/10<br />

LOGISTIK<br />

Flottenmanagement<br />

Flottenmanagement<br />

für Kommunen<br />

von Dr. sc. techn. Roger Reinauer, Tiefbauamt Basel Stadt<br />

und PD Dr. rer. pol. Dominik Egli, Institut für Verwaltungsmanagement der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften<br />

Zur Erfüllung ihrer öffentlichen Aufgaben stehen den Kommunen heute vielfältige Fahrzeuge und Geräte zur<br />

Verfügung. Ankauf, Unterhalt und Ersatz dieser Flotten binden nicht unbeträchtliche Mittel. Im Folgenden<br />

beschreiben wir, wie eine gegebene Fahrzeug- und Gerätefl otte optimal bewirtschaftet werden kann. Ausgangspunkt<br />

der Überlegungen ist die Bestimmung des kostenoptimalen Ersatzzeitpunkts. Darauf basierend<br />

kann der mittelfristige Finanzbedarf errechnet werden. Wir zeigen anhand der Anwendung auf das Tiefbauamt<br />

des Kantons Basel-Stadt, dass das vorgestellte Modell operationalisierbar und damit handhabbar ist.<br />

Abschreibung<br />

Da der Marktwert eines gebrauchten Fahrzeuges<br />

oder Gerätes in der Regel nicht genau<br />

bekannt ist, wird die Wertminderung<br />

in Prozent der Anschaffungskosten pro<br />

Jahr näherungsweise ermittelt. Am realistischsten<br />

ist es, dazu eine geometrischdegressive<br />

Abschreibung vorzunehmen.<br />

Dabei wird beginnend im Anschaffungsjahr<br />

anhand der Nutzungsdauer ein bestimmter<br />

Abschreibungs-Prozentsatz,<br />

meist der zwei- oder dreifache Wert des<br />

linearen Abschreibungssatzes, festgelegt<br />

und von den Anschaffungskosten abgeschrieben.<br />

In den darauf folgenden Jahren<br />

wird dieser festgeschriebene Prozentsatz<br />

von dem noch verbliebenen Restbuchwert<br />

Abb. 1: Fahrzeugfl otte der Stadtreinigung<br />

des Tiefbauamtes Basel-Stadt<br />

abgeschrieben. Der absolute Abschreibungsbetrag<br />

wird bei dieser Methode folglich<br />

immer kleiner und das Wirtschaftsgut<br />

ist am Ende der geplanten Nutzungsdauer<br />

nicht vollständig abgeschrieben.<br />

Zinskosten<br />

Zur Berechnung der Zinskosten gehen wir<br />

davon aus, dass die Abschreibung jährlich<br />

erfolgt und die Zinskosten nur auf dem<br />

Restwert anfallen.<br />

Instandhaltungskosten<br />

Die Instandhaltungskosten (Inspektion,<br />

Reparaturen etc.) pro Jahr und Fahrzeug<br />

sind in aller Regel bekannt. Wichtig ist


dabei, dass keine Kosten in die Betrachtungen<br />

einfl iessen, die nicht vom Alter<br />

des Fahrzeuges abhängig sind, da diese<br />

den optimalen Ersatzzeitpunkt fälschlich<br />

beeinfl ussen würden (Unfälle etc.). In der<br />

Regel steigen die Kosten mit den Jahren<br />

deutlich, da immer mehr Fahrzeugteile zu<br />

ersetzen sind.<br />

Zu berücksichtigen ist auch die Einsatzart<br />

eines Fahrzeuges. Wird es lediglich als Ersatzfahrzeug<br />

eingesetzt, darf es für die<br />

Ermittlung der Kosten nicht berücksichtigt<br />

werden; Einfl uss in die Berechnung<br />

sollten nur Fahrzeuge fi nden, die in etwa<br />

gleich viel im Einsatz stehen.<br />

Die Ermittlung der Kosten erfolgt wie erwähnt<br />

auf der Basis der tatsächlich angefallenen<br />

Kosten. Pro Fahrzeugtyp werden<br />

sämtliche Kosten erfasst, und mittels linearer<br />

Regression werden Durchschnitts-<br />

werte pro Jahr ermittelt. Dies ermöglicht<br />

auch, fehlende Jahre zu prognostizieren.<br />

Selbstverständlich wird die Kostenfunktion<br />

umso exakter, je mehr Datensätze<br />

eines bestimmten Fahrzeugtyps zur Verfügung<br />

stehen.<br />

Weitere Kosten<br />

Weitere Kosten wie Steuern, Versicherungen,<br />

Kraftstoffverbrauch und Abstellplatz<br />

können in der Berechnung entfallen,<br />

da sie nicht altersabhängig sind und damit<br />

die Krümmung der Durchschnittskostenkurve<br />

nicht beeinfl ussen.<br />

Optimaler Ersatzzeitpunkt<br />

Der optimale Ersatzzeitpunkt liegt nun in<br />

dem Jahr mit den tiefsten Durchschnittskosten:<br />

Flottenmanagement LOGISTIK<br />

Abb. 2: Jährliche Instandhaltungskosten einer Kehrmaschine Abb. 3: Grenz- und Durchschnittskosten einer Kehrmaschine<br />

Jahr Wertminderung<br />

Für die vorliegenden Parameter ergibt<br />

sich somit eine optimale Nutzungsdauer<br />

von acht Jahren. Selbstverständlich kann<br />

die optimale Nutzungsdauer auch grafi<br />

sch ermittelt werden:<br />

Auffallend ist, dass die Durchschnittskostenkurve<br />

relativ fl ach verläuft. Zwischen<br />

den Jahren sechs und neun beträgt die<br />

Abweichung unter 1%. Abweichungen des<br />

tatsächlichen Ersatzzeitpunktes vom optimalen<br />

Zeitpunkt um ein bis zwei Jahre<br />

haben recht geringe Kostenfolgen.<br />

Flottenbewirtschaftung<br />

mit Rahmenkrediten<br />

Tab. 1: Grenz- und Durchschnittskosten für folgende Parameter:<br />

Anschaffungskosten CHF 220‘500, Zinssatz 3%<br />

Wertminderung<br />

total<br />

Wertminderung Instandhaltungskosten<br />

Um eine gesamte Fahrzeug- und Gerätefl<br />

otte zu bewirtschaften, müssen die<br />

folgenden Spezifi kationen für alle vorhandenen<br />

und allenfalls zu ersetzenden Objekte<br />

bekannt sein:<br />

Zinskosten Grenzkosten Durchschnittskosten<br />

% % CHF CHF CHF CHF CHF<br />

1 20.4 20.4 45’000 8’945 5940.00 59’885 59’885<br />

2 14.6 35.0 32’143 13’263 4782.86 50’188 55’036<br />

3 10.4 45.4 22’959 17’580 3956.33 44’496 51’523<br />

4 7.4 52.8 16’399 21’898 3365.95 41’664 49’058<br />

5 5.3 58.1 11’714 26’216 2944.25 40’874 47’421<br />

6 3.8 61.9 8’367 30’534 2643.03 41’544 46’442<br />

7 2.7 64.7 5’976 34’852 2427.88 43’256 45’987<br />

8 1.9 66.6 4’269 39’170 2274.20 45’713 45’953<br />

9 1.4 68.0 3’049 43’488 2164.43 48’701 46’258<br />

10 1.0 69.0 2’178 47’806 2086.02 52’070 46’839<br />

11 0.7 69.7 1’556 52’124 2030.02 55’709 47’646<br />

12 0.5 70.2 1’111 56’442 1990.01 59’543 48’637<br />

13 0.4 70.5 794 60’759 1961.44 63’515 49’781<br />

14 0.3 70.8 567 65’077 1941.03 67’585 51’053<br />

SKR 1/10 125


• Fahrzeug- bzw. Gerätetyp<br />

• Anschaffungs- bzw.<br />

Wieder beschaffungskosten<br />

• Anschaffungsjahr<br />

• Optimaler Ersatzzeitpunkt<br />

Damit lässt sich der Mittelbedarf für Neuanschaffungen<br />

für die gesamte Fahrzeugfl<br />

otte ermitteln.<br />

Beim Tiefbauamt Basel-Stadt wurde über<br />

eine derartige Berechnung der Finanzbedarf<br />

zur Wiederbeschaffung von Fahrzeugen und<br />

Geräten ermittelt und mit einem Rahmenkredit<br />

über eine Laufzeit von 5 Jahren in der<br />

Investitionsplanung vorgesehen und bewilligt.<br />

Die Vorteile eines Rahmenkredites<br />

bestehen in der Flexibilität, dass diejenigen<br />

Fahrzeuge und Geräte ersetzt werden können,<br />

welche zum aktuellen Zeitpunkt tatsächlich<br />

zu ersetzen sind und nicht diejenigen,<br />

die im Durchschnitt ein Jahr zuvor<br />

zum Ersatz bestimmt wurden. Im Weiteren<br />

kann bei zugesichertem Rahmenkredit auch<br />

Mengenrabatt über mehrere Jahre mit einem<br />

Lieferanten vereinbart werden, was<br />

die Beschaffung günstiger werden lässt.<br />

Partner<br />

LOGISTIK<br />

Flottenmanagement<br />

Schlussfolgerungen<br />

und Einschränkungen<br />

Das vorgestellte Verfahren zur Bestimmung<br />

des optimalen Ersatzzeitpunktes<br />

und dessen Einbettung in ein Flottenmanagement<br />

lässt sich sehr einfach programmieren<br />

und durchführen.<br />

Die Bestimmung des optimalen Ersatzzeitpunktes<br />

dient in erster Linie für die<br />

mittelfristige Finanzmittelbeschaffung.<br />

Sie gibt den Entscheidungsträgern im Einzelfall<br />

aber auch im Rahmen der Evaluation<br />

der konkret von einer Flotte zu ersetzenden<br />

Fahrzeuge wichtige Hinweise<br />

zur Eingrenzung. Die defi nitive Ersatzentscheidung<br />

sollte jedoch individuell vorgenommen<br />

werden.<br />

Der Ersatzzeitpunkt bestimmt direkt auch<br />

die notwendige Kapazität des Werkstattbetriebes.<br />

Zeigt sich, dass der optimale<br />

Ersatzzeitpunkt früher liegt als bisher angewendet,<br />

werden Werkstattkapazitäten<br />

frei.<br />

Die Instandhaltungskosten müssen, um<br />

fundierte Ersatzentscheide zu treffen,<br />

zwingend und lückenlos sowie verknüpft<br />

DER BRANCHENTREFFPUNKT<br />

DER SCHWEIZER STROMWIRTSCHAFT<br />

Erzeugung<br />

Übertragung<br />

Verteilung<br />

Handel und Vertrieb<br />

Engineering<br />

Energiedienstleistungen<br />

mit entsprechenden Kilometer- bzw. Betriebsstundenleistungen<br />

idealerweise mit<br />

einer entsprechenden Software erhoben<br />

werden.<br />

Der optimale Ersatzzeitpunkt wird auf der<br />

Basis der Reparaturkosten ermittelt. Dabei<br />

wird davon ausgegangen, dass die Reparaturen<br />

kostenoptimal erfolgen; es wird<br />

also das richtige effi zient repariert. Bei einem<br />

ineffektiven oder ineffi zienten Werkstattbetrieb<br />

resultieren folglich falsche –<br />

d. h. zu kurze – Nutzungsdauern.<br />

Literatur<br />

1 Reinauer, R., und Egli, D. (2010). Kostenoptimale Bewirtschaftung von<br />

Kommunal- und Nutzfahrzeugen, Strasse und Verkehr – 2010<br />

AUSSTELLUNG UND FORUM<br />

1. bis 3. Juni 2010<br />

Messe Zürich<br />

www.powertage.ch


VORSCHAU MESSEN · VORSCHAU MESSEN · VORSCHAU MESSEN · VORSCHAU MESSEN<br />

OpenExpo 2010 in Bern<br />

OpenExpo, die grösste Schweizer<br />

Open Source Messe, öffnet am 24.<br />

und 25. März 2010 in der BEA expo<br />

in Bern bereits zum achten Mal<br />

ihre Türen.<br />

Der erste Tag steht im Zentrum der<br />

Digitalen Nachhaltigkeit. In 16 unterschiedlichen<br />

Referaten zeigen<br />

nationale und internationale Referenten<br />

aktuelle Trends und Entwicklungen<br />

aus den Open Source<br />

Communities, öffentlichen Verwaltungen<br />

und der Politik. Beispielsweise<br />

werden die E-Portfolio-<br />

Lösung Mahara, das Learning Content<br />

Management System docendo<br />

und die E-Government Plattform<br />

PloneGov vorgestellt. Horst Braeuner<br />

von der Stadt Schwäbisch Hall<br />

zeigt den Einsatz von Open Source<br />

Software in der Verwaltung und<br />

Thomas Reitze von Microsoft<br />

Schweiz erläutert, wie Microsoft<br />

zum Thema Open Source Software<br />

steht. Mit drei Vorträgen von der<br />

Swisstopo und aus der Openstreetmap-Community<br />

wird ein starker<br />

Fokus auf GIS-Lösungen gelegt.<br />

Als Höhepunkt des Nachmittags<br />

stellen die Nationalräte Edith Graf-<br />

Litscher und Christian Wasserfallen<br />

die Tätigkeiten der Parlamentarischen<br />

Gruppe Digitale Nachhaltigkeit<br />

vor und Sven Leser der SyGroup<br />

GmbH erläutert den aktuellen<br />

Stand der Beschwerde vor dem<br />

Bundesverwaltungsgericht.<br />

Der zweite OpenExpo-Tag fokussiert<br />

auf Informatik-Bedürfnisse von<br />

KMUs. Firmenaussteller wie die<br />

Puzzle ITC und snowflake productions<br />

sowie die Sponsoren Acceleris,<br />

Red Hat und Ingres präsentieren die<br />

von ihnen unterstützte Open Source<br />

Produkte vertieft. Aber auch aktuelle<br />

Business-Themen wie die Zukunft<br />

von MySQL, Virtualisierung mit KVM<br />

oder OpenOffi ce.org-Lösungen für<br />

KMUs werden von Open Source Experten<br />

vorgetragen. Als Highlight<br />

des Tages beleuchtet die Mobiliar<br />

ihren strategischen Einsatz von Open<br />

Source Software und zeigt die relevanten<br />

Erfolgsfaktoren auf. Abgerundet<br />

wird der Tag mit einer Podiumsdiskussion<br />

veranstaltet durch<br />

das Magazin KMUlife, das Vertreter<br />

von Microsoft und von Open Source<br />

Dienstleistern diskutieren lässt, welche<br />

Software-Lösungen besonders<br />

für KMUs von Vorteil sind.<br />

Parallel zur Konferenz werden an<br />

der Messeausstellung ein Dutzend<br />

Open Source Unternehmen ihre<br />

Dienstleistungen und Produkte präsentieren.<br />

In der Community Zone<br />

sind über 30 Open Source Projekte<br />

von ihren Community-Repräsentanten<br />

vertreten, sodass OpenExpo-<br />

Besucher sich ein direktes Bild von<br />

den hochentwickelten Open Source<br />

Lösungen verschaffen können.<br />

www.openexpo.ch<br />

Notstromanlagen<br />

– Sicherheit und Power<br />

Die Bimex Energy AG führt seit<br />

dem 1. Januar 2010 mit Stolz die<br />

Generalvertretung der hochwertigen<br />

EISEMANN Stromaggregate<br />

für die Schweiz und das Fürstentum<br />

Liechtenstein.<br />

Die EISEMANN Stromaggregate<br />

werden mit höchster Perfektion<br />

und Sorgfalt in Deutschland hergestellt.<br />

Die EISEMANN «High Protection»<br />

Synchrongeneratoren<br />

heben sich markant von den bekannten<br />

Standardprodukten ab.<br />

Diese Generatoren ohne Bürsten<br />

(Kohlen) und Schleifringe sind geschlossen,<br />

oberfl ächengekühlt und<br />

dadurch verschleiss- und wartungsfrei.<br />

Mit der elektronischen<br />

Spannungsregelung wird auch bei<br />

Schieflast eine hervorragende<br />

Spannungs-Stabilität erreicht.<br />

Die Schutzart IP54 ermöglicht sichere<br />

Einsätze auch bei erschwerenden<br />

Umgebungsbedingungen.<br />

Diese technischen Vorteile machen<br />

die Eisemann Stromaggregate<br />

seit Jahrzehnten zur ersten<br />

Wahl für Feuerwehren, Zivilschutz-<br />

Organisationen, Katastrophen-<br />

Einsätze, Armee-Anwendungen<br />

und für Kunden in industriellen<br />

und privaten Einsatzbereichen.<br />

Bimex Energy AG<br />

CH-3661 Uetendorf<br />

Tel. 033 334 55 66<br />

www.notstrom.ch<br />

Leichte und kraftvolle<br />

Baumpflegesäge.<br />

Leistungsfähige Kettensäge für die Baumpflege. Das schlanke Design<br />

sowie das niedrige Gewicht erleichtern das Handling – insbesondere<br />

beim Einsatz zwischen vielen Ästen. � 25,4 cm³; 1,5 kW/<br />

2,0 PS; Schwertlänge 25 cm.<br />

HUSQVARNA T425 Fr. 650.–<br />

Husqvarna is a registered trademark.<br />

Copyright © 2009 HUSQVARNA. All rights reserved.<br />

Dokumentation & Bezugsquellennachweis:<br />

Husqvarna Schweiz AG, Industriestrasse 10, 5506 Mägenwil<br />

Tel. 062 887 37 00, Fax 062 887 37 11, info@husqvarna.ch<br />

www.husqvarna.ch<br />

SKR 1/10 127


VORSCHAU MESSEN · VORSCHAU MESSEN · VORSCHAU MESSEN · VORSCHAU MESSEN<br />

Immo-Messe Schweiz:<br />

Klimaschutz dank Energieeffi zienz<br />

Dank grosser Fortschritte in Photovoltaik<br />

und alternativen Energiequellen<br />

wie Erdwärme kann der<br />

CO2-Ausstoss massgeblich reduziert<br />

werden. Dazu ist langfristige<br />

Planung und die Kenntnis neuester<br />

Technik nötig. Die Immo-Messe<br />

Schweiz für Eigentum, Umwelt,<br />

Energie vom 19.–21.3.2010 in St.<br />

Gallen zeigt auf einer Sonderschau<br />

mit Photovoltaik-Piazza die neuesten<br />

Möglichkeiten. Zudem haben<br />

die dritten nationalen MINERGIE-<br />

P/Passivhaustage, die als Begleitkongress<br />

stattfi nden, das Thema<br />

«Energieautonomie».<br />

Am Donnerstag, 18. März 2010,<br />

veranstaltet die IG Passivhaus ein<br />

ganztägiges Fachplanerseminar,<br />

den «MINERGIE-P-Kurs» in der<br />

Empa in St. Gallen. Am Samstag,<br />

20. März 2010, lädt die Immo-<br />

Messe Bauherrinnen und Bauherren<br />

zu zwei kostenlosen zweistündigen<br />

Bauherren-Seminaren<br />

zum Thema Neubau und Modernisierung<br />

nach MINERGIE-P/Passivhaus<br />

nach St. Gallen ein. Für<br />

den MINERGIE-P-Fachplanerkurs,<br />

für die Fachtagung «Energieautonomie»<br />

und die zwei Bauherren-<br />

Seminare kann man sich ab sofort<br />

online anmelden unter www.<br />

immomesse.ch/passivhaustage.<br />

Am Freitag, 19. März 2010 fi ndet<br />

in der Olma-Halle 9.2 in St. Gallen<br />

eine ganztägige Fachtagung statt.<br />

Sie trägt den Titel «Energieauto-<br />

128 SKR 1/10<br />

Dieses Passivhaus ist MINERGIE-<br />

P-Eco zertifi ziert und dank einer<br />

Photovoltaik-Anlage energieautonom.<br />

Es steht in Unterwasser<br />

im Toggenburg. Pierre Honegger,<br />

Honegger Architekt.<br />

nomie: Der Weg zur sicheren<br />

Energieversorgung». Vorgestellt<br />

werden Konzepte für Gemeinden,<br />

Gebäude als Kraftwerke und Visionen<br />

für eine neue Architektur.<br />

International anerkannte Fachleute<br />

aus Forschung, Lehre und<br />

Politik zeigen, was heute dank<br />

neuester technischer Entwicklungen<br />

und politischem Willen<br />

umgesetzt werden kann.<br />

«Energie» ist auch das Sonderthema<br />

der Immo-Messe. Wie mit<br />

Photovoltaik eine Flotte von Elektrofahrzeugen<br />

betrieben werden<br />

kann, wird an einer Sonderschau<br />

vorgestellt. Die Empa zeigt ausserdem<br />

eine energieautonome<br />

Wohneinheit, die autarke Zelle<br />

mit Namen «SELF». Mit diesem<br />

Wohnkubus wird nachgewiesen,<br />

dass Wohnen nur mit natürlichen<br />

Energiequellen ohne Komforteinschränkung<br />

möglich ist. Um diese<br />

beiden Highlights herum gruppiert<br />

sich eine «Photovoltaik-Piazza»<br />

zum Thema Sonnenstrom<br />

und solare Wassererwärmung.<br />

Anmeldungen zur Messe und Fachtagung<br />

sind möglich unter www.<br />

immomesse.ch oder direkt beim<br />

Messebüro, Nicole Wüthrich, Tel.<br />

079 348 79 31.<br />

Personal Swiss /<br />

Swiss Professional Learning 2010<br />

Wo positionieren sich Personalverantwortliche<br />

jetzt und in Zukunft?<br />

Die Wirtschaftskrise hat<br />

die Diskussion um Rollenerwartungen<br />

an das Personalmanagement<br />

angeheizt, wie sich an der<br />

Personal Swiss 2010, der 9. Fachmesse<br />

für Personalmanagement<br />

am 13. und 14. April 2010 im Messezentrum<br />

Zürich, zeigt.<br />

Wie geht es weiter mit der vielfach<br />

beschworenen strategischen<br />

Partnerschaft zwischen HRM und<br />

Geschäftleitung? Das Institut für<br />

Personalmanagement der Fachhochschule<br />

Nordwestschweiz<br />

thematisiert das in der Podiumsdiskussion<br />

«HRM am Scheideweg:<br />

Wie weiter mit der ‹strategischen<br />

Partnerschaft›?»<br />

Im Vortrag «Ich seh’ etwas, was<br />

du nicht siehst…?» Psychologische<br />

Aspekte fürs HRM in der Beratungsrolle»<br />

der ZHAW Zürcher<br />

Hochschule für Angewandte Wissenschaften<br />

erklären die Dozenten<br />

aus psychologischer Perspektive,<br />

welche Art des Beratens gemeint<br />

und möglich ist.<br />

Im Vortrag «HR als kompetenter<br />

Businesspartner der Führung, in<br />

schwierigen Zeiten erst recht!»<br />

zeigt die Beraterin Alexandra Bodmer,<br />

wie die HR-Abteilung die<br />

Linie präventiv und lösungsorientiert<br />

unterstützen kann. Dazu will<br />

sie den Fachbesuchern konkrete<br />

Hinweise und Tipps an die Hand<br />

geben.<br />

Die erhöhte Stressbelastung vergrössert<br />

jedoch nicht nur die Konfl<br />

iktgefahr, sie wirkt sich auch auf<br />

den Krankenstand aus: «Die Krise<br />

schlägt auf die Gesundheit». In sei-<br />

nem Vortrag an der Personal Swiss<br />

zeigt Mathias Zingg auf, wie Arbeitgeber<br />

einem hohen Krankenstand<br />

entgegenwirken können. Im<br />

Zen trum steht Betriebliches Gesundheitsmanagement,<br />

basierend<br />

auf den drei Säulen Prävention, Absenzen-<br />

und Case-Management.<br />

Gesundheitsförderung Schweiz<br />

stellt am zweiten Messetag sein<br />

Label «Friendly Work Space» im<br />

Praxisforum vor. Mit diesem Qualitätssiegel<br />

zeichnet er Unternehmen<br />

aus, die betriebliches<br />

Gesundheitsmanagement systematisch<br />

umsetzen sowie Tools<br />

dafür anbieten.<br />

Insgesamt bietet die Personal<br />

Swiss mehr als 60 hochkarätige<br />

Programmpunkte in vier Praxisforen.<br />

Parallel zur Personal Swiss<br />

richtet die Swiss Professional Learning<br />

zum dritten Mal den Fokus<br />

auf Weiterbildung und Training.<br />

Besondere Aufmerksamkeit gilt in<br />

diesem Jahr dem Bereich E-Learning,<br />

der durch ein eigenes Ausstellercluster<br />

repräsentiert wird.<br />

Ganz den digitalen Lernwelten<br />

verschrieben hat sich die Swiss<br />

eLearning Conference, kurz SeLC.<br />

Weitere Informationen sind im Internet<br />

unter www.personal-swiss.<br />

ch, www.professional-learning.ch<br />

und www.selc.ch zu fi nden.


· VORSCHAU MESSEN ·<br />

Tagen im Spannungsfeld<br />

von Geschichte und Gegenwart<br />

Geschichte einatmen<br />

Direkt am Ufer des Rheins, zwischen Schaffhausen<br />

und Stein am Rhein, erwartet Sie<br />

eines der aussergewöhnlichsten Seminarhotels<br />

der Schweiz. Im Unterhof erzählt<br />

jeder Raum seine eigene Geschichte und<br />

verfügt gleichzeitig über modernste Infrastruktur<br />

wie kostenloses WLAN, Deckenbeamer<br />

mit Grossprojektion und Visualizer.<br />

Lassen Sie diese einzigartige Kombination<br />

Teil Ihres Seminarerlebnisses werden.<br />

Zahlen und Fakten<br />

• 5 Seminarräume 70–92 m 2<br />

• 2 Sitzungszimmer 28–43 m 2<br />

• 10 Gruppenräume 20-43 m 2<br />

• 10 km von Schaffhausen, 40 km von<br />

Zürich und Konstanz, 140 km von<br />

Basel, 180 km von Bern<br />

Sinne wecken<br />

Im Gewölbekeller der Burg servieren wir<br />

Ihnen im à-la-carte Restaurant Fischerstube<br />

marktfrische Gerichte. Im Gartenrestaurant<br />

Rheinpromenade zelebrieren<br />

wir für Sie während den wärmeren Tagen<br />

sommerlich leichte Küche. Mit seinem<br />

historischen Rittersaal bietet der Unterhof<br />

einen wundervollen Rahmen für stilvolle<br />

Bankette oder ein rauschendes Hochzeitsfest.<br />

VORSCHAU<br />

Stille geniessen<br />

Der separate Hotelneubau steht am Ende<br />

des gepfl egten Naturgartens. Die 88 hellen,<br />

ruhigen Hotelzimmer sind Oasen des<br />

Wohlbefi ndens. Hier können Sie traumhaft<br />

schlafen, sich zurückziehen oder vom<br />

eigenen Balkon oder Sitzplatz aus den Blick<br />

über das viele Grün schweifen lassen. Fitnessraum,<br />

Sauna und Dampfbad stehen<br />

Die Schwerpunktthemen der nächsten Ausgabe<br />

• SPECIAL IT-Security<br />

Das digitalisierte Büro.<br />

Die rechtlichen Herausforderungen<br />

• SPECIAL Digitale Nachhaltigkeit<br />

Open Source Lösungen<br />

für die öffentliche Hand<br />

• SPECIAL Strommarktöffnung<br />

Powertage 2010<br />

Konferenz- und Seminarräumlichkeiten EVENTPLANUNG<br />

• SPECIAL Nachhaltiges Bauen<br />

Green Buildings<br />

- der Megatrend im Bau<br />

• SPECIAL Geoinformation<br />

GIS/SIT 2010<br />

und weitere Themen<br />

Ihnen kostenlos zur Verfügung. Im Unterhof<br />

fällt es leicht, neue Impulse zu sammeln<br />

und überraschende Lösungsansätze<br />

zu kreieren. Wir freuen uns auf Sie.<br />

Seminarhotel Unterhof<br />

Schaffhauserstrasse 8<br />

CH-8253 Diessenhofen<br />

Tel. 052 646 38 11<br />

Fax 052 646 38 38<br />

info@unterhof.ch<br />

www.unterhof.ch<br />

SKR<br />

Die nächste Ausgabe<br />

«Die schweizerische Kommunal-Revue»<br />

erscheint am 29. April 2009<br />

SKR 1/10 129


EVENTPLANUNG Konferenz- und Seminarräumlichkeiten<br />

Seminar- und Erlebnishotel<br />

RömerTurm****<br />

Das Seminar- und Erlebnishotel Römer-<br />

Turm liegt hoch über dem Walensee mit<br />

atemberaubender Aussicht auf den See,<br />

die umliegenden Berge und die Linthebene<br />

bis hin zum Zürichsee.<br />

Das gastfreundliche Team setzt alles daran,<br />

zum Erfolg der Seminare beizutragen.<br />

Gross zügig und professionell eingerichteter<br />

Seminarbereich, in bis zu 7 Seminar-<br />

130 SKR 1/10<br />

und Grup penräume unterteilbar. «Kreativraum»<br />

Turmstube. Alle Räumlichkeiten mit<br />

Tageslicht und optimaler Technik. Kostenloses<br />

Businesscenter, Wireless LAN. Ein vielseitiges<br />

Raumangebot mit moderner Infrastruktur,<br />

wird auch dem anspruchsvollen<br />

Seminarteilnehmer gerecht.<br />

Die Seminarräumlichkeiten: Cäsarensaal<br />

168 m 2 | Saal 2–4 132 m 2 | Saal 1–3 104 m 2<br />

| Saal 1-2 74 m 2 | Turmstube 148 m 2 |<br />

Boardroom 43 m 2 | Salon 5 17 m 2<br />

Zimmer: 38 grosszügige Zimmer davon 5<br />

stilvolle, geräumige Suiten. Zimmer mit<br />

Gesundheitsmatratzen, Satelliten-TV, Radio,<br />

Direktwahltelefon mit eigener Nummer,<br />

Haartrockner, Sprudelbad, Balkon,<br />

Minibar und ISDN-Anschluss. Wireless-LAN<br />

im ganzen Hotel.<br />

Küche: Vom reichhaltigen Frühstücksbuffet<br />

bis zum Schlummerbecher an der Hotelbar<br />

erleben die Gäste im Panoramarestaurant<br />

Gastfreundschaft in der herzlichsten<br />

Form. Das kreative Küchenteam<br />

verwöhnt die Seminarteilnehmer mit<br />

leichten und marktfrischen Gerichten.<br />

Parkplätze: 80 Parkplätze vor dem Hotel,<br />

gratis.<br />

Erlebnis- und Seminarhotel<br />

Römer Turm<br />

CH-8757 Filzbach/Kerenzerberg<br />

Tel. 055 614 62 62<br />

Fax 055 614 62 63<br />

www.seminarhotel.com<br />

SKR-REDAKTIONSNETZWERK / MITWIRKENDE IN DIESER AUSGABE<br />

Folgende Autoren haben in dieser Ausgabe interessante und aktuelle Informationen zu bestimmten Fachgebieten zusammengetragen,<br />

damit Sie über die wichtigsten Entwicklungen informiert sind:<br />

Dr. Roger W. Sonderegger 20/81<br />

Projektleiter für<br />

Public Corporate Governance<br />

an der Universität St. Gallen<br />

info@sonderegger-sonderegger.ch<br />

www.sonderegger-sonderegger.ch<br />

Irene Albinus 28<br />

WORTSCHATZ<br />

albinus@wortschatz.ch<br />

Franz-Reinhard Habbel 32<br />

Deutscher Städte- und Gemeindebund<br />

franz-reinhard.habbel@dstgb.de<br />

www.dstgb.de<br />

www.habbel.de<br />

Esther Elsener Konezciny 51<br />

Fachstelle Kinder&Familien, Aargau<br />

info@kinderundfamilie.ch<br />

www.kinderundfamilie.ch<br />

Mesut Cetkin 76<br />

RMG Diffusion SA<br />

m.cetkin@rmg.ch<br />

www.irrigation.ch<br />

Angel Sanchez 90<br />

EnergieSchweiz für Gemeinden<br />

Scriptum Büro für Kommunikation<br />

angel.sanchez@scriptum.ch<br />

www.scriptum.ch<br />

Jürg Wellstein 94<br />

Wellstein Kommunikation GmbH<br />

wellstein.basel@luewin.ch<br />

www.wellkomm.ch<br />

Ruth Daellenbach 98<br />

Geschäftsleiterin Schweizerisches<br />

Arbeiterhilfswerk SAH<br />

ruth.daellenbach@sah.ch<br />

www.sah.ch<br />

Jost Wichser 119<br />

Institut für Verkehrsplanung und<br />

Transportsysteme (IVT) der ETH Zürich<br />

wichser@ivt.baug.ethz.ch<br />

PD Dr. rer. pol. Dominik Egli 122<br />

Institut für<br />

Verwaltungsmanagement der ZHAW<br />

edom@zhaw.ch


«WAS BRINGT DIE<br />

SANIERUNG EINER<br />

ALTEN ÖLHEIZUNG?»<br />

35% WENIGER<br />

ENERGIEVERBRAUCH.<br />

Ein moderner Ölbrennwertkessel sorgt,<br />

im Vergleich zu einer alten Anlage, für<br />

bis zu 35% weniger Energieverbrauch<br />

und CO2-Emissionen. Der Umbau ist<br />

im Vergleich mit dem Wechsel zu einer<br />

anderen Energieform so günstig, dass<br />

Sie mit dem gesparten Geld Teile des<br />

Gebäudes isolieren und so den Ener-<br />

giebedarf zusätzlich senken können.<br />

Für Informationen über die moderne<br />

Ölheizung: Gratistelefon 0800 84 80 84<br />

oder www.heizoel.ch


Kein CO 2 ist der Kern der Sache<br />

Für die sichere und klimafreundliche Stromversorgung bei steigendem Energiebedarf:<br />

Kernenergie, die CO 2 -freie Produktion von Strom.<br />

Mehr zum Thema Kernkraft und Energieeffizienz finden Sie hier: www.bkw-fmb.ch/effizienz

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