Professionelles Absenzenmanagement
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GESUNDHEIT Gesundheitsmanagement<br />
<strong>Professionelles</strong><br />
<strong>Absenzenmanagement</strong><br />
von Kurt Mettler<br />
Die SIZ Care AG hat mit der Idee eines fl ächendeckenden <strong>Absenzenmanagement</strong>s vor rund 10 Jahren ein bestechend<br />
einfaches System entwickelt. Die Zahl der Anbieter hat sich seither vervielfacht, aber die Einzigartigkeit<br />
des SIZ-Modells ist geblieben.<br />
Elemente<br />
des <strong>Absenzenmanagement</strong>s<br />
Grundvoraussetzungen sind ein klar defi<br />
nierter betriebsinterner Absenzprozess<br />
sowie ein systematisches Erfassen der Absenzdaten<br />
und deren Auswertung. Entscheidend<br />
ist jedoch, ob und inwieweit aus<br />
den statistisch gewonnenen Erkenntnissen<br />
Massnahmen defi niert und auch umgesetzt<br />
werden. Hier setzt die Philosophie<br />
der SIZ Care an, wonach den Unternehmen<br />
nicht bloss empfohlen wird, was man<br />
machen müsste, sondern es wird bei der<br />
Umsetzung aktiv mitgewirkt.<br />
Betreuung als<br />
wichtige Voraussetzung<br />
Der Kern des SIZ-Modells besteht darin,<br />
dass allen arbeitsunfähigen Mitarbeitenden<br />
eines Unternehmens bereits nach 5<br />
bis 10 Absenztagen ein persönlicher Ansprechspartner<br />
zur Verfügung gestellt<br />
wird. Diese systematische Betreuung ist<br />
Arbeitsausfälle kosten viel Geld.<br />
Drei Wirkstoffe dagegen: Betriebliches Gesundheitsmanagement,<br />
<strong>Absenzenmanagement</strong> und Fallmanagement<br />
– damit senkt die SIZ Care AG in<br />
Unternehmen und Organisationen krankheits-<br />
und unfallbedingte Ausfälle der Mitarbeiter.<br />
68 SKR 1/10<br />
gleichzeitig auch die wesentliche Differenzierung<br />
zum «<strong>Absenzenmanagement</strong>»<br />
anderer Anbieter, die keine oder höchstens<br />
eine punktuelle Kontaktaufnahme vorsehen.<br />
Demgegenüber ist das konzeptionelle<br />
Vorgehen der SIZ Care geprägt von Transparenz,<br />
verhindert Misstrauen und stellt<br />
das betreuende, unterstützende Element<br />
in den Vordergrund. Um eine bestmög liche<br />
Nachhaltigkeit zu erreichen, werden die<br />
Abläufe auf die jeweiligen Bedürfnisse des<br />
Unternehmens massgeschneidert.<br />
Koordination und Vernetzung<br />
Indem jeder arbeitsunfähige Mitarbeitende<br />
schon in den ersten vier Wochen<br />
betreut wird, erleichtert dies auch die Koordination<br />
mit den involvierten Versicherungen.<br />
Zudem ist das SIZ-<strong>Absenzenmanagement</strong><br />
ein klassisches Früherkennungsinstrument<br />
und passt damit ideal<br />
in den Rahmen der 5. IV-Revision. Dem<br />
Absenzmanager kommt hier eine wichtige<br />
Triagefunktion zu. Nutzniesser eines<br />
professionellen <strong>Absenzenmanagement</strong>s<br />
sind aber auch die Personalvorsorgeeinrichtungen,<br />
da mittelfristig mit weniger<br />
Langzeitfällen zu rechnen ist.<br />
Kurzabsenzen – ein häufi ges Problem<br />
Eine besondere Herausforderung sind die<br />
Kurzabsenzen von ein bis drei Tagen. Hier<br />
sind die Führungskräfte zum Handeln gefordert,<br />
was jedoch in der Theorie oft einfacher<br />
gesagt als in der Praxis getan ist. Da<br />
bei rund einem Drittel der krankheitsbedingten<br />
Absenzen die Situation am Arbeitsplatz<br />
oder das Arbeitsumfeld eine<br />
wesentliche Mitursache bilden, bleibt nach<br />
Gesprächen zwischen Vorgesetztem und<br />
Arbeitnehmer oft eine gewisse Rat- und<br />
Hilfl osigkeit zurück. Daher bietet die SIZ<br />
Care AG auch im Kurzabsenzenbereich<br />
Unterstützung an.<br />
Zum Autor<br />
Kurt Mettler, Rechtsanwalt, ist Geschäftsführer<br />
der SIZ Care AG (kurt.<br />
mettler@sizcare.ch). Er verfügt über langjährige<br />
Erfahrung im Versicherungsbereich<br />
und ist spezialisiert in Fragen des<br />
Sozialversicherungs- und Arbeitsrechts.<br />
Die SIZ Care AG betreut mit ihren 27<br />
Mitarbeitern gesamtschweizerisch rund<br />
80 Firmen mit insgesamt rund 25’000<br />
Angestellten.<br />
SIZ Care AG<br />
Verena Conzett-Strasse 11<br />
CH-8004 Zürich<br />
Tel. 044 496 63 14<br />
Fax 044 496 63 19<br />
www.sizcare.ch
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LESERAKTION<br />
✁
GESUNDHEIT Case Management & Gesundheitsmanagement<br />
Die Schulden der Mitarbeitenden<br />
belasten die Bilanz<br />
des Unternehmens<br />
Markus Krauthammer ist Kundenberater<br />
in der dienstleistungsorientierten, dynamischen<br />
Expanso AG. Schwierigkeiten in<br />
seiner privaten Beziehung haben ihn dazu<br />
bewegt, seine Unzufriedenheit mit dem<br />
Erwerb von teuren Unterhaltungsartikeln<br />
zu kompensieren. In den letzten beiden<br />
Jahren hat er sich mit diversen Kleinkrediten<br />
massiv verschuldet. Seit ihm die fi -<br />
nanziellen Umstände wirklich bewusst<br />
wurden, leidet er vermehrt unter Ängsten<br />
vor der Zukunft. Sie bereiten ihm immer<br />
öfters schlafl ose Nächte und die Beziehung<br />
wird zusehends problematischer. Um im<br />
Job bestehen zu können, nimmt er starke<br />
Schlafmittel. Das eigene wirtschaftliche<br />
Überleben wird begleitet mit einem<br />
schlechten psychischen Zustand, der ihn<br />
zusehends nicht mehr wirklich arbeitsfähig<br />
macht – Markus Krauthammer wird krank<br />
und fällt im Unternehmen aus.<br />
In dieser Situation kann die Mitarbeitendenberatung<br />
der Movis AG einsetzen. Sie<br />
nimmt sich Markus Krauthammer an und<br />
zeigt ihm Wege auf, wie er wieder aus den<br />
Schulden fi ndet, Lösungen und Entscheide<br />
in der privaten Beziehung fordern kann<br />
und seiner Aufgabe mit dem Betreuen der<br />
Kunden wieder gerecht wird. Die Expanso<br />
AG profi tiert in verschiedenster Hinsicht:<br />
die Kunden werden in kurzer Zeit wieder<br />
von ihrem profilierten, langjährigen Berater<br />
betreut, auf die Einarbeitung einer<br />
Ersatzkraft kann verzichtet werden, die<br />
zusätzliche Belastung des Verkaufsteams<br />
fällt weg, es entstehen keinen weiteren<br />
administrativen Aufwand und nicht zuletzt<br />
werden die Versicherungsprämien<br />
nicht durch ein verschlechtertes Schadensbild<br />
steigen. Im äussersten Fall kann sogar<br />
ein Invaliditätsfall vermieden werden, für<br />
welchen die Vorsorgeeinrichtung der Expanso<br />
AG zuständig wäre.<br />
Mitarbeitendenberatung<br />
Die Mitarbeitendenberatung oder betriebliche<br />
Sozialberatung der Movis AG offeriert<br />
Beratungen zu Themen wie Familie, Ehe,<br />
Partnerschaft, Trauer, Angst, Alter, Span-<br />
70 SKR 1/10<br />
nungen und Konflikte am Arbeitsplatz,<br />
Stress, Burnout, sexuelle Belästigung,<br />
Mobbing, Budgetberatung, Schuldenberatung<br />
Krankheit und Gesundheit. Der<br />
Nutzen für das Unternehmen ist mit der<br />
höheren Leistungsfähigkeit des Mitarbeitenden,<br />
weniger Absenzen, geringeren<br />
Fluktuationen und der Entlastung der Vorgesetzten<br />
und Personaldienste nachweisbar.<br />
Eine Studie der Fachhochschule Solothurn<br />
Nordwestschweiz hat ergeben, dass<br />
mit jedem in die betriebliche Sozialberatung<br />
investierten Franken ein ROI von zwei<br />
Franken erzielt werden kann.<br />
Case Management<br />
Neben der Mitarbeitendenberatung bietet<br />
Movis Leistungen zu den Bereichen Case<br />
Management und Gesundheitsmanagement.<br />
Beim Case Management geht es<br />
um das zielorientierte Beraten und ressourcenorientierte<br />
Unterstützen von verunfallten<br />
und erkrankten Menschen durch<br />
Koordination von bestehenden oder neuen<br />
Hilfeleistungen im Hinblick auf die soziale<br />
und berufl iche Integration. Ziel ist die Vermeidung<br />
von Langzeitabwesenheit und<br />
Invalidität.<br />
Gesundheitsmanagement<br />
Wogegen das Gesundheitsmanagement<br />
das Ziel verfolgt, die Gesundheit der Mitarbeitenden<br />
nachhaltig zu fördern und zu<br />
erhalten, um Krankheiten zu vermindern<br />
und Invalidisierung zu verhindern. Seit<br />
1922 profi liert sich die Movis AG mit ihren<br />
Dienstleistungen für Unternehmen aller<br />
Branchen und seit dem Management<br />
Buy-out vor 5 Jahren als Marktleader in<br />
der Schweiz mit dem ganzheitlichen Beratungsangebot.<br />
Movis AG<br />
Kreuzbühlstrasse 8<br />
CH-8008 Zürich<br />
Tel. 044 387 58 98<br />
info@movis.ch<br />
www.movis.ch<br />
Zehn Gründe für die<br />
Zusammenarbeit mit Movis:<br />
1. Die wirtschaftlichen Folgen von Problemen<br />
der Mitarbeitenden machen den<br />
Unternehmen zunehmend zu schaffen.<br />
2. Die Movis-Beratung bringt wirtschaftliche<br />
Vorteile. Eine wissenschaftliche<br />
Studie der Fachhochschule Solothurn<br />
Nordwestschweiz belegt, dass Sie mit<br />
jedem Franken, der in eine Zusammenarbeit<br />
mit Movis investiert wird, einen<br />
Nutzen von mindestens 2 Franken<br />
generiert werden kann.<br />
3. Umfragen bei Klienten zeigen eine<br />
Gesamtzufriedenheit von über 85%<br />
und die Weiterempfehlungsrate liegt<br />
bei deutlich über 90 Prozent.<br />
4. Als Marktleader arbeitet Movis in der<br />
Schweiz für weit über 100 Unternehmen<br />
und Organisationen.<br />
5. Die Kunden von Movis profi tieren von der<br />
hohen und spezifi schen Fachlichkeit, der<br />
Unabhängigkeit – seit 2004 ist die Movis<br />
im Besitz der Mitarbeitenden – sowie der<br />
gesamtschweizerischen Präsenz.<br />
6. Als eigenständiges Unternehmen ist das<br />
Denken und Handeln geprägt von Effektivität,<br />
Effi zienz und Wirtschaftlichkeit.<br />
7. Linienvorgesetzten und Personaldienste<br />
werden entlastet und können sich auf<br />
ihre Kernaufgaben konzentrieren.<br />
8. Die Problemsituationen der Mitarbeitenden<br />
sind oft diffus und sehr vielfältig.<br />
Mit Movis ist für alle Themen eine<br />
Anlaufstelle gewährleistet, die zudem<br />
die betrieblichen Gegebenheiten und die<br />
wirtschaftlichen Zusammenhänge kennt.<br />
9. Die Fachkompetenz jedes Beratenden<br />
wird ergänzt durch das individuelle<br />
Spezialwissen aller 40 Movis-Beraterinnen<br />
und -Berater<br />
10. Bei längeren Abwesenheiten gehört eine<br />
personelle Stellvertretung zum Standard<br />
von Movis. Mit «Movis-direkt» wird<br />
zudem eine telefonische Fachberatung<br />
für Notfälle geboten.
Mehrgenerationenspielplätze<br />
– Bewegung und Begegnung<br />
von Jung und Alt<br />
von Julia Voronkova<br />
Die Geburtenrate sinkt, die Lebenserwartung steigt: Unsere Gesellschaft ist im Wandel begriffen. Mit der älter<br />
werdenden Gesellschaft geht eine Zunahme der gesundheitlichen Probleme einher – dies hat schwerwiegende<br />
Folgen für das Gesundheitswesen. Es gilt nun, das Gesundheitsbewusstsein zu fördern, vor allem bei älteren<br />
Menschen. Einrichtungen, die insbesondere Senioren zu mehr körperlicher Betätigung animieren sollen, sind<br />
Senioren- bzw. Mehrgenerationenspielplätze. Ideen für Seniorenspielplätze sind jung und erst an wenigen<br />
Orten umgesetzt. Und schon geht die Entwicklung weiter: neuere Konzepte propagieren den Mehrgenerationenspielplatz<br />
als Einrichtung, die nicht nur ältere Menschen zu mehr Bewegung im Freien motivieren soll.<br />
Am Abhang einer grünen Wiese, hoch<br />
über dem Vierwaldstädtersee dreht eine<br />
betagte Frau mit beiden Händen im gleichen<br />
Rhythmus zwei nebeneinander befestigte<br />
Scheiben. Sie geniesst den idyllischen<br />
Ausblick, den sie an diesem Ort mit<br />
Bewegung kombinieren kann: «Es ist ein<br />
angenehmes Gefühl. Ich glaube, die Übungen<br />
machen einen beweglicher», meint<br />
die Frau. Auf sie warten noch sieben weitere<br />
Posten auf dem ersten Seniorenspielplatz<br />
der Schweiz in Emmeten (NW). Eingerichtet<br />
wurde er von den Betreibern des<br />
Hotels «Seeblick», die den Bewegungsbedarf<br />
ihrer älteren Gäste erkannt und einen<br />
© Photobuff - iStock<br />
ÖFFENTLICHER RAUM<br />
Bewegungs- und Begegnungsparks<br />
Gerätepark aufgebaut haben, der den Bewegungsmöglichkeiten<br />
von Senioren entspricht.<br />
«In Industrieländern steigt<br />
die Lebenserwartung<br />
jährlich um mehr als<br />
drei Monate an»<br />
Anzeichen<br />
eines gesellschaftlichen Wandels<br />
Damit haben die Betreiber den wichtigen<br />
gesellschaftlichen Wandel hin zu einer<br />
älteren Bevölkerung erkannt. In Industrieländern<br />
steigt die Lebenserwartung jährlich<br />
um mehr als drei Monate an. Aber<br />
nicht nur statistische Werte – auch das<br />
Selbstverständnis der «neuen Alten» verändert<br />
sich. Lebensqualität und Selbstständigkeit<br />
werden immer mehr zum Bedürfnis<br />
der Senioren. Um diesem Bedürfnis<br />
gerecht zu werden, aber auch, um auf<br />
zukünftige Entwicklungen vorbereitet zu<br />
sein, werden nun in vielen Ländern speziell<br />
auf ältere Menschen ausgerichtete<br />
gesundheitsorientierte Massnahmen erarbeitet.<br />
Sie sollen den Senioren helfen,<br />
auch im Alter fi t und gesund zu bleiben<br />
und somit auch das Sozialsystem entlasten.<br />
Der Mehrgenerationenspielplatz<br />
– ein Erfolgsmodell?<br />
«Mehrgenerationenplatz» lautet das neue<br />
Konzept, das ältere Menschen zu mehr<br />
Bewegung im Freien motivieren soll. Darunter<br />
ist ein Freizeitpark zu verstehen, der<br />
sowohl mit Spielplatz-Arealen für Kinder<br />
als auch mit Fitnessgeräten ausgestattet<br />
ist, welche den Bewegungsmöglichkeiten<br />
von älteren Menschen gerecht werden. Die<br />
Senioren können dort auf spielerische<br />
Weise ihre motorischen Fähigkeiten trainieren<br />
und gleichzeitig mit anderen Generationen<br />
in Verbindung kommen. Somit<br />
verschiebt sich der Trend von einem ausschliesslich<br />
älteren Generationen vorbehaltenen<br />
Seniorenspielplatz hin zu einem<br />
Begegnungsplatz für alle Generationen.<br />
Gesundheit und Eigenverantwortung<br />
durch Bewegung<br />
Die meisten älteren Menschen bewegen<br />
sich zu wenig, dies ist ein erheblicher Risikofaktor<br />
für ihre Gesundheit. Denn wissenschaftliche<br />
Untersuchungen bestätigen,<br />
dass regelmässige sportliche Akti vität<br />
krankheitsvorbeugend ist. Der Verzicht auf<br />
körperliche Aktivität ist jedoch nicht in erster<br />
Linie auf die Unlust älterer Menschen<br />
oder ihren geschwächten gesundheitlichen<br />
Zustand zurückzuführen. Viele Senioren<br />
wissen schlicht nicht, wo und wie sie sich<br />
bewegen können. Genau da setzt die Idee<br />
des Mehrgenerationenplatzes ein: Durch<br />
das Aufstellen von Trainingsgeräten auf<br />
öffentlichen Grünfl ächen zielt man darauf<br />
hin, die älteren Menschen, die ohnehin im<br />
Park spazieren gehen, zu einer zielgerichteten<br />
Bewegung anzuregen.<br />
Die speziellen Fitnessgeräte wurden von<br />
Sportwissenschaftlern und Humanmedizinern<br />
entwickelt und sind besonders auf<br />
die Förderung von Fähigkeiten ausgelegt,<br />
die für Senioren im Alltag wichtig sind.<br />
Durch das Training mit den Outdoor-Fitnessgeräten<br />
werden die Muskeln gekräf-<br />
SKR 1/10 71
ÖFFENTLICHER RAUM Bewegungs- und Begegnungsparks<br />
tigt, die Gelenke stabilisiert und die Bewegungskoordination<br />
geschult, was zusammengenommen<br />
eine optimale Verletzungsprophylaxe<br />
ergibt.<br />
«Die Benutzer können ihre<br />
Bewegungsgeschwindigkeit<br />
selber wählen. Und da die<br />
Geräte keiner Hebegewichte<br />
bedürfen, kann das Training<br />
nicht ohne Weiteres<br />
übertrieben werden»<br />
Der Markt an Anbietern von Outdoor-<br />
Fitnessgeräten ist gross. Dennoch ähneln<br />
sich die Geräte – sie sind bedienerfreundlich,<br />
arbeiten mit dem Gewicht des Benutzers<br />
und sind robust gebaut. Die Physiotherapeutin<br />
Petra Platteau lobt im<br />
Rahmen einer Fernsehsendung auf SF1<br />
die Geräte wegen ihrer Ungefährlichkeit:<br />
Die Benutzer können ihre Bewegungsgeschwindigkeit<br />
selber wählen. Und da<br />
die Geräte keiner Hebegewichte bedürfen,<br />
kann das Training nicht ohne Weiteres<br />
übertrieben werden.<br />
Im gesunden Körper<br />
lebt ein gesunder Geist<br />
Die Erhaltung der körperlichen Leistungsfähigkeit<br />
ist eng verknüpft mit dem geistigen<br />
Wohlbefinden. Viele ältere Menschen,<br />
die es zu Zeiten des Erwerbslebens<br />
nicht schaffen, sich sozial zu verankern,<br />
72 SKR 1/10<br />
leiden nach der Pensionierung an Altersdepressionen.<br />
Der Bewegungspark bietet<br />
den Senioren neben der Förderung ihrer<br />
körperlichen Fitness auch die Gelegenheit,<br />
soziale Kontakte zu knüpfen. Sie können<br />
sowohl mit gleichaltrigen wie mit jüngeren<br />
Menschen ins Gespräch kommen und<br />
damit auch für ihr geistiges Wohlergehen<br />
sorgen.<br />
Nicht zuletzt erhellen Freizeitparks das<br />
öffentliche Stadtbild. Stadtplaner messen<br />
Grünfl ächen in städtischen Gebieten eine<br />
immer wichtigere Bedeutung zu: Die Errichtung<br />
von Mehrgenerationenplätzen<br />
dient nicht nur Kindern und Senioren,<br />
sondern auch dem heutigen vielbeschäftigten<br />
Stadtmenschen. Dieser hat immer<br />
weniger Zeit, regelmässig Naturgebiete<br />
aufzusuchen, deshalb sind Grünflächen<br />
für ihn erholsame Oasen inmitten des<br />
hektischen Lebens.<br />
Aufkommen in der Schweiz<br />
Die Ursprünge der Senioren- bzw. Mehrgenerationenspielplätze<br />
gehen zurück auf<br />
Bewegungsparks in China. In Finnland, Spanien<br />
und allmählich auch in Deutschland<br />
gehören solche Fitnessparks bereits zum<br />
Bild des öffentlichen Grüns. In der Schweiz<br />
wird die Bewegung im Freien bis anhin<br />
durch generationenübergreifende Vitaparcours<br />
gefördert. Das Angebot umfasst<br />
über 500 solcher, besonders in ländlichen<br />
Regionen verbreiteter Bewegungs-Parcours.<br />
Mit Generationenspielplätzen – vor<br />
allem in städtischer Umgebung – könnte<br />
eine wichtige Lücke im Schweizer Outdoor-<br />
Fitnessangebot geschlossen werden.<br />
Aber noch halten Freiluft-Bewegungsanlagen<br />
in der Schweiz erst Einzug. Seit<br />
Anfang September gibt es neben dem<br />
Fitnesspark für Senioren in Emmeten einen<br />
so genannten intergenerationellen<br />
Begegnungsplatz in Meyrin im Kanton<br />
Genf. In der Nähe eines Kinderspielplatzes<br />
wurde dort ein Gerätepark für ältere<br />
Menschen eingerichtet. Die Vermischung<br />
der Generationen wurde bewusst angestrebt.<br />
Auf dem Platz befi nden sich Geräte<br />
wie Tretbänke, Rampen, Leitern, mit<br />
welchen die Beweglichkeit von Händen,<br />
Armen, Schultern und Beinen verbessert<br />
werden kann. «Ich fi nde den Begegnungsplatz<br />
sehr gut und bin überzeugt von den<br />
Geräten», meint eine der 3’500 Rentnerinnen<br />
und Rentner von Meyrin in einem<br />
Radiobeitrag auf DRS2. «Die Gemeinde<br />
macht sehr viel für uns. Wir Rentner sind<br />
hier richtig verwöhnt», fügt sie hinzu.<br />
Doch der Platz wird mehr von jüngeren<br />
Leuten als von Senioren genutzt. So wird<br />
die Anlage oftmals von Müttern mit Kindern<br />
aufgesucht, welche die älteren Menschen<br />
bei ihren Übungen gelegentlich<br />
stören. Manche Senioren wollen deshalb<br />
nicht mehr in den Park kommen.<br />
«Die Gemeinde macht<br />
sehr viel für uns.<br />
Wir Rentner sind hier<br />
richtig verwöhnt»<br />
Die geeignete Organisation<br />
Mehrgenerationenspielplätze können<br />
entweder separiert oder integriert angelegt<br />
sein. Separierte Anlagen sind im<br />
Gegensatz zu den integrierten stärker auf<br />
die Bedürfnisse älterer Menschen zugeschnitten.<br />
Sie befinden sich oft in unmittelbarer<br />
Nähe zu Kinderspielplätzen.<br />
Integrierte Anlagen bieten Beschäftigungsmöglichkeiten<br />
für alle Altersgruppen<br />
auf einem Areal. Sie sollen Eltern und<br />
Grosseltern dazu animieren, nicht auf der<br />
Bank zu sitzen, sondern sich gemeinsam<br />
mit ihren Kindern sportlich zu betätigen.<br />
Integrierte Anlagen fördern die Begegnung<br />
zwischen Jung und Alt, weisen aber<br />
einen möglichen Konfl iktherd auf, wie am<br />
Beispiel des Begegnungsparks von Meyrin<br />
deutlich wird.<br />
Der deutsche Entwickler von Outdoor-<br />
Fitnessgeräten Wolfgang Moll benennt
das Problem: «Erwachsene und besonders<br />
Senioren achten sehr auf ihre Wirkung<br />
auf andere und möchten weder zu<br />
sportlich herumturnen, noch sich mit<br />
kleinen Kindern auf Wackelbrücken und<br />
Balancierbalken messen.» Seiner Meinung<br />
nach sollten die Turngeräte zielgruppenspezifisch<br />
ausgewählt werden: «Wenn<br />
man auf einem Platz mit Outdoor-Fitnessgeräten<br />
auch Kinder ansprechen<br />
will,» meint Moll, «sollte man für diese<br />
konventionelle Spielgeräte aufstellen.»<br />
Neben Fitnessgeräten sind bei der Ausstattung<br />
eines Generationenspielplatzes<br />
weitere Angebote zur Gesundheitsförderung<br />
denkbar, beispielsweise Kneippbecken<br />
oder Treffpunkte zur Meditation.<br />
Erwägenswert ist auch das Einplanen von<br />
Geräten oder Spielangeboten, die für<br />
Rollstuhlfahrer geeignet sind. Ein rollstuhlgerechtes<br />
Karussell ist zum Beispiel<br />
bereits auf dem Spielgerätemarkt.<br />
Ein Zeichen setzen<br />
gegen den Generationenkonfl ikt<br />
Altersgerechte Angebote im öffentlichen<br />
Raum tragen zur Verbesserung der generationenübergreifenden<br />
Kontakte bei.<br />
ÖFFENTLICHER RAUM<br />
Bewegungs- und Begegnungsparks<br />
Und nicht nur das: Sie fördern die Vitalität<br />
und sind deshalb ein wichtiges Mittel<br />
für eine anhaltende Gesundheit bis ins<br />
hohe Alter. Somit dienen Mehrgenerationenspielplätze<br />
dem Staat – sie wirken<br />
sich in geringeren Sozialausgaben und zu-<br />
friedeneren Bürgern der bald überwiegenden<br />
älteren Altersgruppe aus. Es ist<br />
zu wünschen, dass weitere Einrichtungen<br />
geplant und umgesetzt werden, die mehrere<br />
Generationen ansprechen und sich<br />
annähern lassen.
PUBLIREPORTAGE<br />
Eine Generation fordert<br />
einen neuen Ansatz – aktiv und attraktiv<br />
(Verfasser: A.Regula Winiger-Müller, Oeko-Handels AG, 8545 Rickenbach Sulz)<br />
Oeko-Handels AG<br />
HAGS Spielgeräte & Parkmobiliar<br />
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74 SKR 1/10<br />
Immer beweglich bleiben, das ist die Voraussetzung dafür, sich auch im Alter<br />
wohlzufühlen. Das Konzept HAGS Gym ermuntert generationenübergreifend<br />
dazu, sich an frischer Luft in Park-, Camping-, und anderen öffentlichen Orten zu<br />
bewegen. Die Geräte ermöglichen das Training unterschiedlicher Muskelgruppen<br />
und wurden in enger Zusammenarbeit mit Physio-Therapeuten entwickelt. Alle<br />
Geräte sind so konstruiert, dass Personen unterschiedlichen Alters an ihnen<br />
trainieren können. Da das Training vom Körpergewicht der jeweiligen Person<br />
abhängt, wird die Belastung automatisch an die gegebenen Voraussetzungen<br />
angepasst. Dabei geht es weniger um Höchstleistungen als um kleine, gezielte<br />
Übungen, die das körperliche und seelische Wohlbefi nden stärken. Jedes Gerät<br />
wurde für mehrere Übungen konstruiert, konzipiert und TüV zertifi ziert.<br />
HAGS Gym – aktiv in Bewegung, aktive Begegnungen an frischer Luft.
Die terzStiftung setzt sich dafür ein, dass<br />
Menschen möglichst lange selbständig<br />
bleiben können. Das ist ein zentraler<br />
Wunsch der meisten älteren Menschen.<br />
Aus Sicht von terz gibt es drei wesentliche<br />
Bedrohungen, die im Alter die Selbständigkeit<br />
einschränken:<br />
1. Gesundheit<br />
2. Komplexität des Alltags<br />
– das Leben wird immer komplizierter<br />
3. Beschleunigung – während alles noch<br />
schneller geht, ist es naturgegeben,<br />
dass ältere Menschen sukzessive in<br />
einen langsameren Rhythmus gehen.<br />
Die terzStiftung kann diese Entwicklungen<br />
natürlich nicht direkt beeinfl ussen.<br />
Andererseits könnten bestimmte Prozesse<br />
so gesteuert werden, dass die Komplexität<br />
und die Beschleunigung nicht mehr in diesem<br />
Masse ältere Menschen bedrohen.<br />
Beispiel Gesundheit und Prävention. Eine<br />
grosse Gefahr für ältere Menschen ist der<br />
Sturz. Stürze und Verletzungen können,<br />
durch gezieltes Muskeltraining und durch<br />
Bewegung, massiv gesenkt werden. Die<br />
Skelettmuskeln sind gut mit dem Nervensystem<br />
verbunden und lassen sich bewusst<br />
ÖFFENTLICHER RAUM<br />
Bewegungs- und Begegnungsparks<br />
playfit ® und die terzStiftung:<br />
Kooperationspartner<br />
in der Schweiz<br />
Eine Kooperation der besonderen Art haben die terzStiftung aus Berlingen und die Hamburger Firma playfi t ® ,<br />
die hochwertige Trainingsgeräte für den Aussenbereich herstellt, beschlossen. Durch ein gemeinsames Vorhaben<br />
mit dem Arbeitstitel «playfi t parcours ® ein Projekt der terzStiftung» wird ein Bündnis geschlossen, das<br />
insbesondere Menschen in der zweiten Lebenshälfte in der Schweiz zugute kommen soll.<br />
steuern. Ständige Bewegung ist lebenswichtig:<br />
3 Wochen Bettruhe schwächen den<br />
Körper mehr als 2 Jahrzehnte des Alterns.<br />
Die Edelstahlgeräte des playfit parcours ®<br />
bieten ein niederschwelliges Trainingsangebot<br />
mit hohem Aufforderungscharakter<br />
als Grundlage für Bewegung im Freien an,<br />
die auch noch Spass macht. Hier soll nicht<br />
der gute alte Vita Parcours ersetzt oder in<br />
Frage gestellt werden, ganz im Gegenteil:<br />
der playfit parcours ® soll komplementär<br />
Innerorts und in unmittelbarer Nähe der<br />
Wohnung noch mehr Menschen die Möglichkeit<br />
geben, ein kurzes und wirksames<br />
Bewegungsprogramm sogar regelmässig<br />
durchzuführen – ob Touristen, Bewohner<br />
oder Arbeitstätige in der Pause. Hinzu<br />
kommt, dass die Geräte an der frischen<br />
Luft aufgebaut sind und wenn der Standort<br />
gut gewählt wird, auch intergenerative<br />
Kontakte entstehen können.<br />
Es reicht allerdings nicht aus, einfach Geräte<br />
anzuschaffen und irgendwo einzubauen:<br />
playfi t ® , mit bereits über 200 Standorten in<br />
Deutschland als Erfahrungsgrundlage und<br />
terz stellen gemeinsam ab sofort Entscheidungsträgern<br />
von Kommunen und anderen<br />
Standorten ihr Know-how und Netzwerk<br />
bei dieser wichtigen Frage gerne zur Verfügung:<br />
sie können in Form einer intensiven<br />
individuellen standortbezogenen Beratung<br />
sowohl im Vorfeld als auch nach Errichtung<br />
begleitend mitwirken.<br />
Ein playfi t parcours ® der als gemeinsames<br />
Projekt mit der terzStiftung konzipiert<br />
wird, soll also nicht «nur» ein Fitnessplatz<br />
sein, sondern ein Standort, der gezielt die<br />
Selbständigkeit älterer Menschen ausdrücklich<br />
und offensichtlich fördert.<br />
Abschliessend ein Wort zu den Kosten:<br />
playfi t ® und terz haben für diesen Zweck<br />
eine Rahmenvereinbarung getroffen, die<br />
Kunden in der Schweiz, die an dem gemeinsamen<br />
Projekt teilnehmen, attraktive<br />
Einkaufskonditionen ermöglichen: ein<br />
Grund mehr also für Entscheidungsträger<br />
sich mit diesem hochaktuellen Thema<br />
auseinanderzusetzen.<br />
Playfi t GmbH<br />
Brauerknechtgraben 53<br />
D-20459 Hamburg<br />
Tel. +49 (0)40 37 50 35 19<br />
Fax +49 (0)40 30 70 92 63<br />
info@playfi t.eu<br />
www.playfi t.eu<br />
SKR 1/10 75
ÖFFENTLICHER RAUM Grünfl ächenmanagement / Kunstrasenbewässerung<br />
Kunstrasen sind im Trend<br />
und stellen andere Anforderungen<br />
an die Bewässerung<br />
von Mesut Cetkin<br />
Durch den anhaltenden Trend, Kunstrasen- anstelle Naturrasenanlagen zu installieren, tauchen in Punkto<br />
Bewässerung Fragen auf, die zu unterschiedlichen Lösungsansätzen führen. In der Schweiz stellen Planer,<br />
Installateure und Spezialisten für Bewässerungssysteme fest, dass zwar Einigkeit über die Notwendigkeit von<br />
Bewässerung der Kunstrasen-Anlagen besteht aber die unterschiedlichen Ausführungen immer wieder zu<br />
Kontroversen führen.<br />
Kunstrasenplätze sind vom SFV (Schweizerischer<br />
Fussballverband) für Meisterschaftsspiele<br />
aller Ligen zugelassen, können<br />
theoretisch rund um die Uhr bespielt<br />
werden und sind unempfi ndlich gegenüber<br />
Wind und Wetter. Diese und insbesondere<br />
die Eigenschaft der 3mal höheren<br />
Nutzungskapazität (beim Naturrasen<br />
geht man von ca. 350 Stunden Nutzung<br />
pro Saison aus) lässt die Nachfrage von<br />
Gemeinden und Sportanlagen-Betreiber<br />
nach Kunstrasen-Anlagen steigen.<br />
Richtig bewässern<br />
Kunstrasen müssen bewässert werden,<br />
damit ein optimales Spielverhalten gewährleistet<br />
und die Fläche im Sommer<br />
auch gekühlt werden kann. Während bei<br />
76 SKR 1/10<br />
Naturrasen die Bewässerungsanlagen eine<br />
100%ige Abdeckung (der Abstand zwischen<br />
zwei Regnern entspricht der Wurfweite<br />
und überschneiden sich) aufweisen sollten<br />
kann beim Kunstrasen die Anzahl der Regner<br />
erheblich reduziert werden. Die Verteilgenauigkeit<br />
der Regner beim Kunstrasen<br />
hat keine hohe Prio rität. Als Planungs-<br />
Grundsatz für die Anordnung der Regner<br />
gilt, dass die Kunstrasenfl äche komplett<br />
abgedeckt ist und idealerweise eine Überschneidung<br />
von 5–15% aufweisen sollte.<br />
Wahl des Bewässerungssystems<br />
Die Zahl der mobilen Anlagen zur Bewässerung<br />
von Rasenflächen nimmt weiter<br />
ab, da langfristig die Kosten gegenüber<br />
fest installierten Anlagen höher ausfallen.<br />
Zeitaufwendiges Platzieren der Anlagen<br />
mit Grossfl ächenregner/-kanonen, hoher<br />
Verschleiss an Schlauch und Regner sowie<br />
Abbruch des Spielbetriebs stehen den Vorteilen<br />
einer automatischen, fest installierten<br />
Bewässerungsanlage gegenüber.<br />
Bei der Auswahl der Regner ist nicht die<br />
Anzahl sondern die verfügbaren Ressourcen<br />
respektive Leistungsdaten der Regner<br />
entscheidend.<br />
Wählt man Regner mit Wurfweiten über<br />
35.0 Meter, sind die Kosten für das Bewässerungsmaterial<br />
zwar tiefer aber die Investitions-<br />
und Betriebskosten für eine<br />
sehr grosse Pumpen- und Leitungsauslegung<br />
schlagen sich negativ auf die Gesamtkosten<br />
nieder. Regner in dieser Grössenordnung<br />
weisen eine Durchfl ussrate<br />
von 55.0–75.0 m 3 /h respektive 916–1’250<br />
l/min auf. Verständlich, dass bei diesen hohen<br />
Verbrauchern eine Bewilligung durch<br />
die Gemeinde erteilt werden muss.<br />
Beim Einsatz von Regner mit Wurfweiten<br />
bis 35.0 Meter sind Mittelfeldregner mit<br />
Kunstrasen-Aufsatz einzusetzen oder Regner<br />
mit verstärkter Gummikappe, welche<br />
vom SFV zugelassen sind. Führende Hersteller<br />
wie Hunter, Rainbird oder Toro bieten<br />
Regner optional mit dem Turf Cup-Kit<br />
an und gewährleisten einen optimalen<br />
Schutz vor Verletzungen.<br />
Getrieberegner Hunter I-41<br />
mit max. Wurfweite von 23 Meter
Nicht zuletzt, muss bei der Wahl des Bewässerungssystems<br />
auch das Kunstrasen-<br />
System berücksichtigt werden. Bei unverfülltem<br />
Kunstrasen sind Garantieleistungen<br />
beim Einsatz von Mittelfeldregner mit<br />
Rasenabdeckung von den meisten Herstellern<br />
gewährleistet. Die mit Quarzsand<br />
verfüllten Kunstrasen hingegen sollten<br />
mit Mittelfeldregner, Aufsteiger-Höhe von<br />
mindestens 127 mm und Extra-Gummikappe,<br />
ausgestattet werden um das Blockieren<br />
der Getrieberegner zu verhindern.<br />
ÖFFENTLICHER RAUM<br />
Grünfl ächenmanagement / Kunstrasenbewässerung<br />
Optimale Wurfweiten<br />
Markierfarben sowie Produkte<br />
für den Unterhalt von Friedhofund<br />
Parkanlagen agen<br />
Beratung und Verkauf<br />
für das Hygienemanagement<br />
• Desinfektion von Kisten,<br />
Töpfen, Werkzeugen, Stellfl ächen usw.<br />
• Unkrautvernichtung<br />
• Bekämpfung von Schnecken,<br />
Mäusen, Insekten<br />
• Düngung und Pfl ege von Sportplätzen,<br />
Rasenfl ächen, bepfl anzten Anlagen usw.<br />
INTERTORESA AG<br />
Zweigniederlassung<br />
CH-4657 Dulliken<br />
Betrachtet man jeweils den kleingedruckten<br />
Hinweis der Hersteller, dass die Wurfweiten<br />
unter optimalen Bedingungen wie<br />
Windstille etc. ermittelt worden sind, dann<br />
sollte in der Planung dieser Tatsache auch<br />
Beachtung geschenkt werden. Grundsätzlich<br />
muss berücksichtigt werden, dass bei<br />
zunehmender Wurfweite – schon bei einer<br />
geringen Windstärke – mit sehr grossem<br />
Windabdrift gerechnet werden muss. Flexi-<br />
Spraydosen mit<br />
Bodenmarkier- oder<br />
mit Schreibdüsen<br />
Anruf genügt !<br />
Wir beraten Sie gerne telefonisch<br />
oder vor Ort!<br />
Tel. 062 789 29 00<br />
Fax 062 789 29 01<br />
int.ch@omya.com<br />
Getrieberegner Hunter G-995 im Kunstrasen-Fussballplatz<br />
der BSC Young Boys im Stade de Suisse<br />
mit Kunstrasenabdeckung<br />
Events & Kongresse im<br />
STADE DE SUISSE<br />
Das Stade de Suisse – Arena für<br />
Sport, Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft<br />
– zeichnet sich durch<br />
seine hohe Multifunktionalität<br />
aus. Dies nicht zuletzt dank des<br />
viel seitig nutzbaren Kunstrasenfeldes.<br />
Das moderne Nationalstadion<br />
im Herzen der Hauptstadt<br />
lebt und bewegt, auf und neben<br />
dem Platz.<br />
Wenn der Ball ruht, wird der gesamte<br />
VIP-Bereich zum multifunktionalen<br />
Event- und Kongresszentrum.<br />
Auf drei Etagen bieten<br />
verschiedenste Räume den idealen<br />
Ort für Seminare, Konzerte,<br />
Ausstellungen, Galadinners oder<br />
private Festlichkeiten. Das unvergleichliche<br />
emotionale Ambiente<br />
und die einzigartige Sicht ins<br />
Innere des Stadions lassen jeden<br />
Event im Stade de Suisse zum<br />
unvergesslichen Erlebnis werden.<br />
Und selbst das ganz grosse Fest ist<br />
im Nationalstadion willkommen:<br />
bilität bei der Bewässerung sowie der wirtschaftliche<br />
Aspekt sprechen für eine maximale<br />
Wurfweite von rund 32.0 Meter.<br />
Positive Erfahrungen<br />
beim Leader der AXPO Super League<br />
Im Stade de Suisse, dem Stadion der BSC<br />
Young Boys, kann der Stadionmanager<br />
dank der Auslegung mit insgesamt 12 Regner<br />
(2 Mittelfeld- und 10 Randregner) den<br />
hohen Ansprüchen der Trainer gerecht<br />
werden. Wird beispielsweise gewünscht,<br />
dass nur das häufi g beanspruchte Mittelfeld<br />
in der Halbzeit bewässert wird, können<br />
die gewünschten Regner in Betrieb gesetzt<br />
werden. Auch bei grossen Live-Übertragungen<br />
mit Halbzeit-Berichten am Spielfeldrand<br />
durch TV-Stationen kann beim<br />
Einsatz von Regner mit Wurfweiten bis<br />
32.0 Meter fl exibel bewässert werden. Kritiker<br />
bezüglich Verletzungsgefahr mit Mittelfeldregner<br />
kann der Stadionmanager<br />
beruhigen. Seit Installation der Anlage in<br />
der Saison 2004 sei noch kein Spieler verletzt<br />
worden.<br />
Spielfeld und Zuschauertribünen<br />
bieten genügend Raum für mehrere<br />
tausend Gäste. Ein Fussballspiel<br />
auf dem Kunstrasen kann<br />
durchaus zum Rahmen eines<br />
Grossevents werden. Aber auch<br />
Shows oder Konzerte finden im<br />
Stade de Suisse Platz.<br />
STADE DE SUISSE<br />
Wankdorf Nationalstadion AG<br />
Events & Kongresse<br />
Papiermühlestrasse 71<br />
CH-3000 Bern<br />
www.stadedesuisse.ch<br />
SKR 1/10 77
SKR: Herr Steinmann, seit dem 1. Januar 2009 können Grossverbraucher<br />
mit einem jährlichen Stromverbrauch von 100 Megawattstunden<br />
und mehr von der teilweisen Marktöffnung profi -<br />
tieren und ihren Stromlieferanten frei wählen. Wie viele Kunden<br />
haben tatsächlich von diesem Angebot Gebrauch gemacht, und<br />
entspricht dies ihrer Erwartung?<br />
Walter Steinmann: Das BFE hat keine Übersicht über die Anzahl<br />
der Wechsel von Strombezügern in den freien Markt. Ich kann<br />
daher keine konkreten Zahlen nennen, kenne aber einzelne Firmen<br />
wie Mi gros, welche in grösserem Umfang den Markt getestet<br />
haben. Der Tarif für feste Endkunden orientiert sich an den<br />
Ge stehungskosten, der europäische Marktpreis ist zurzeit aber<br />
höher. Es überrascht daher nicht, dass die Anzahl von Wechseln<br />
tief ist. Dies kann sich rasch ändern, falls in Europa wieder Überkapazitäten<br />
entstehen sollten, wie dies in den 90er Jahren der<br />
Fall war.<br />
SKR: Der Wettbewerb unter den Stromanbietern ist trotz schrittweiser<br />
Liberalisierung noch praktisch gar nicht vorhanden. Was<br />
braucht es, damit die Anbieter ihre Chancen erkennen und nutzen?<br />
W. S.: Der Strommarkt in der Schweiz ist ein Oligopol, das heisst<br />
wir haben viele Nachfrager und wenig Anbieter. Die Schaffung<br />
von Wettbewerb ist deshalb nicht einfach. Mit der anstehenden<br />
Revision des Stromversorgungsgesetzes wird nun geklärt, mit<br />
welchen Massnahmen der Markt verstärkt werden kann.<br />
SKR: Laut einer Umfrage der Swissmem1 mussten im 2009 vier<br />
von fünf Betrieben in der Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie<br />
sowie in verwandten technologieorientierten Branchen einen<br />
Tarifaufschlag zwischen 14,9% und 78% hinnehmen. Wie erklären<br />
Sie diese immense Spannweite?<br />
W. S.: Das Ausmass der Preiserhöhungen ist teilweise unerklärlich<br />
gross und auf verschiedene Faktoren zurückzuführen, die z. T. keinen<br />
Zusammenhang mit der Strommarktöffnung haben. Dank<br />
dem Eingreifen des Bundesrats und des Regulators konnten die<br />
Preiserhöhungen deutlich reduziert werden. Für die Überprüfung<br />
1 Verband der schweizerischen Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie<br />
78 SKR 1/10<br />
UMWELT Energie<br />
Strommarktöffnung<br />
– Ein Jahr danach<br />
Interview von Liévin M’Bu<br />
Vor gut zwei Jahren wurde das Stromversorgungsgesetz in Kraft gesetzt und damit der Schweizer Strommarkt<br />
in einem ersten Schritt liberalisiert. Seit Anfang 2009 können Grossverbraucher mit einem Jahresverbrauch<br />
von mindestens 100’000 Kilowattstunden ihren Stromlieferanten frei wählen. Die prak tischen Erfahrungen<br />
dieser ersten Phase zeigen, dass die erklärten Ziele der Marktöffnung, nämlich die Schaffung einer wettbewerbsorientierten<br />
und sicheren Stromversorgung mit transparenten Preisen bis jetzt nicht erreicht worden<br />
sind. Dr. Walter Steinmann, Direktor des Bundesamtes für Energie (BFE) spricht über die erfüllten und unerfüllten<br />
Hoffnungen der Strommarktöffnung.<br />
der Tarife und auch für die Umsetzung der Rechtsmässigkeit ist<br />
die Elektrizitätskommission ElCom zuständig.<br />
SKR: Dürfen gemäss Stromversorgungsgesetz die zusätzlichen<br />
Kosten der Stromversorgungsunternehmen (EVU) für die Kundenbetreuung<br />
und -Akquisition (also Marketingkosten) auf die Preise<br />
überwälzt werden?<br />
W. S.: Bei den nicht festen Endverbrauchern, welche einen Jahresverbrauch<br />
von mindestens 100 MWh haben, gilt der freie<br />
Markt. Bei allen anderen Endverbrauchern könnten diese Kosten<br />
allenfalls überwälzt werden. Wie ich schon in der vorangehenden<br />
Frage bemerkt habe, ist für diese Beurteilung jedoch die<br />
ElCom zuständig.<br />
«Energiepreiserhöhungen<br />
sind immer ein Politikum»<br />
SKR: Die Diskussion um die Strompreise hat am Image der Branche<br />
gekratzt und deutlich gezeigt, dass Energiepreise auch ein<br />
Politikum sind. Können Sie dem zustimmen?<br />
W. S.: Energiepreiserhöhungen sind immer ein Politikum. Nehmen<br />
Sie das Beispiel von steigenden Benzin- und Dieselpreisen.<br />
Dies trifft insbesondere dann zu, wenn der Wirtschaftsmotor<br />
ins Stocken gerät, wie dies in der letzten Zeit der Fall war. Sie<br />
werden aber auch dann zum Politikum, wenn Anstiege nicht<br />
plausibel erklärt werden können. Dies war bei den Preisaufschlägen<br />
der EVU, wie wir sie beobachten konnten, der Fall.<br />
SKR: Sind zusätzliche Steuern und Abgaben auf den Strom zu<br />
erwarten?<br />
W. S.: Vorerst brauchen wir eine breite Transparenz über die vielfältigen<br />
Abgaben von Kantonen und Gemeinden aber auch auf<br />
Bundesebene. Im Bundesparlament wird zudem eine Erhöhung der<br />
kostendeckenden Einspeisevergütung (KEV) und des Wasserzinses<br />
beraten. Auch hat das Parlament einen Gegenvorschlag zur Volksinitiative<br />
«Lebendiges Wasser» gutgeheissen, in welchem Renaturierungen<br />
ebenfalls mit einem Zuschlag auf die Übertragungskosten<br />
der Hochspannungsnetze fi nanziert wird, entgegenwirken soll.
SKR: Wie wird dies gerechtfertigt?<br />
W. S.: Der Ausbau der erneuerbaren Energien ist ein im Energiegesetz<br />
festgeschriebenes Ziel: wir wollen bis 2030 rund 10% mehr<br />
Strom aus erneuerbaren Energien. Die Erhöhung des Wasserzinsmaximums<br />
wird mit der Nachführung der Teuerung und dem gestiegenen<br />
Wert der Wasserkraftnutzung begründet.<br />
SKR: Wie werden sich die Strompreise Ihrer Ansicht nach in der<br />
Schweiz im laufenden Jahr 2010 entwickeln?<br />
W. S.: Seit Ende August 2009 sind die Strompreise für das Jahr<br />
2010 bekannt. Ab sofort können Konsumentinnen und Konsumenten<br />
ihre Elektrizitätstarife für das Jahr 2009 und 2010 auf<br />
der neuen Strompreis-Webseite der ElCom abrufen und auf<br />
einer Karte mit den Tarifen in anderen Gemeinden vergleichen.<br />
Erstmals ist auch ein Vergleich der einzelnen Preiskomponenten<br />
möglich. Da die Mitte Mai 2009 publizierten Tarife 2010 für das<br />
Übertragungsnetz um 17% höher ausfallen als die gültigen Tarife<br />
für 2009 hat die ElCom die angekündigten Tarife summarisch<br />
überprüft und einen Teil dieser Erhöhungen mit einer vorsorglichen<br />
Verfügung abgesenkt.<br />
SKR: Laut Exponenten der Stromwirtschaft bremst die Schweiz<br />
die bilateralen Abkommen mit der EU noch aus. Sie habe aber<br />
keinerlei Alternativen und werde wohl oder übel Schritt für<br />
Schritt die EU-Normen übernehmen müssen, so die Branchenkenner.<br />
Prognostizieren Sie dies ebenso?<br />
Energie UMWELT<br />
«Ab 2014 sollte der Markt noch besser<br />
spielen, aber Markt ist nicht mit<br />
tiefen Preisen gleichzusetzen»<br />
Dr. Walter Steinmann,<br />
Direktor des Bundesamtes für Energie<br />
W. S.: Die bilateralen Verhandlungen im Stromdossier werden<br />
derzeit konstruktiv weitergeführt. Dabei konnte beim wichtigsten<br />
Knackpunkt, nämlich den Langfristverträgen mit Frankreich,<br />
ein Lösungsweg skizziert werden, der nun auf technischem Niveau<br />
konkretisiert wird. Klar ist, dass für die EU ihre gesetzlichen<br />
Grundlagen – der Acquis Communautaire – Ausgangsbasis für<br />
die Verhandlungen sind. Ich bin der festen Überzeugung, dass<br />
die Interessen auf beiden Seiten liegen. Sowohl beim Markt wie<br />
auch bei der Versorgungssicherheit sind die Schweiz und die EU<br />
aufeinander angewiesen.<br />
SKR: Welche Entwicklung bezüglich Preise ist mit der zweiten<br />
Phase der Strommarktöffnung ab 2014 zu erwarten, wenn die<br />
Kleinkonsumenten den Stromlieferanten frei wählen können?<br />
W. S.: Ab 2014 sollte der Markt noch besser spielen, aber Markt<br />
ist nicht mit tiefen Preisen gleichzusetzen. In der Schweiz stehen<br />
viele Investitionen an. Neue Kraftwerke produzieren zu höheren<br />
Kosten als ältere Anlagen, die weitgehend abgeschrieben sind.<br />
Zudem sind diverse grössere Leitungsprojekte in der Phase der<br />
Realisierung. Es ist deshalb eher mit einer weiteren Erhöhung<br />
der Preise zu rechnen. Die Stromtarife in der Schweiz sind im<br />
internationalen Vergleich nach wie vor relativ tief, wobei solche<br />
Vergleiche immer mit grossen Unsicherheiten verbunden sind.<br />
Der Energiepreis an der European Energy Exchange wird für das<br />
Jahr 2014 rund 20% höher gehandelt als für das Jahr 2011.<br />
SKR: Herr Steinmann, wir danken Ihnen für das Gespräch.<br />
SKR 1/10 79
Städte mit 30% weniger Energieverbrauch?<br />
Als führender Produzent von energieeffizienten Lösungen<br />
hilft ABB, grosse Energieeinsparungen zu erzielen, ohne dabei die<br />
Leistung zu verringern. Unser Lichtmanagementsystem<br />
kann bis zu 50% Strom einsparen und unsere Gebäudeautomation<br />
bis zu 60%. Während alle von hohen Energiepreisen, Strom-<br />
knappheit und Klimawandel sprechen, tut ABB etwas dagegen.<br />
Und zwar hier und heute. www.abb.com/energyefficiency Sicher.<br />
80 SKR 1/10
Betriebliche Steuerung<br />
von kommunalen Elektrizitätsversorgungsunternehmen<br />
von Dr. Roger W. Sonderegger*<br />
Im September 2002 wurde das Elektrizitätsmarktgesetz<br />
abgelehnt. Einige Monate<br />
danach führte der Autor im Juni<br />
2003 eine erste umfassende Studie zur<br />
betriebswirtschaftlichen und politischen<br />
Führung von kommunalen Elektrizitätsversorgungsunternehmen<br />
(EVU) in der<br />
Schweiz durch. Diese Studie wurde in enger<br />
Zusammenarbeit mit dem Verband<br />
Schweizerische Elektrizitätsunternehmen<br />
(VSE) durchgeführt. Es nahmen 46% der<br />
befragten EVU teil.<br />
Studie 2003 zur betriebswirtschaftlichen<br />
und politischen Steuerung<br />
von kommunalen EVU<br />
Zusammengefasst kam der Autor damals<br />
zur Erkenntnis, dass es notwendig ist, die<br />
betriebliche Steuerung zu professionalisieren<br />
und dass in diesem Zusammenhang<br />
folgende Instrumente von Bedeutung<br />
sind: Eine Leistungsvereinbarung<br />
zwischen Gemeinde und EVU; ein strategisches<br />
Gremium (Personen mit Fachkompetenz),<br />
eine Unternehmensstrategie,<br />
ein Organisationsreglement und bei<br />
grösseren EVU, ein Funktionendiagramm<br />
und ein Qualitätsmanagement.<br />
Die Studie wurde im Herbst 2009 neu<br />
aufgelegt. Wiederum stellte der Verband<br />
(VSE) die Adressen zur Verfügung. Wie<br />
2003 konnte mit einer Beteiligung von<br />
über 47% eine Datenbasis erzielt werden,<br />
die belastbare Interpretationen zulässt. 1<br />
1 Zu beachten ist, dass sich der Text aus<br />
Platzgründen nur auf einen kleinen Teil der<br />
Befragung eingeht und die Grundlagen für die<br />
politischen Interpretationen legt. Die ganze<br />
Studie ist ab anfangs Februar 2010 verfügbar:<br />
www.idt-unisg.ch<br />
Im Folgenden sollen folgende Fragen beantwortet<br />
werden:<br />
Teil 1: Was hat sich zwischen 2003 und<br />
2009 verändert?<br />
Teil 2: Worauf ist aus politischer Sicht bei<br />
der Steuerung von EVU zu achten?<br />
Teil 3: Welche Kernthemen werden die<br />
kommunalen EVU in den kommenden<br />
Jahren beschäftigen?<br />
Strommarktliberalisierung<br />
auf der Grundlage des<br />
regulierten Netzzugangs<br />
Am 1. Januar 2008 trat das neue Stromversorgungsgesetz<br />
(StromVG) in Kraft,<br />
das die Liberalisierung des Strommarktes<br />
realisieren wird. In einem ersten Schritt<br />
sind seit dem 01. Januar 2009 die Grossverbraucher<br />
mit einem Strombezug von<br />
über 100‘000 kWh berechtigt, den Strom<br />
frei am Markt zu kaufen. Ab 2014 sollen<br />
auch die privaten Haushalte den Stromlieferanten<br />
frei wählen können.<br />
In der Schweiz wurde das Modell des regulierten<br />
Netzzuganges gewählt. Er gewährleistet,<br />
dass jeder Anbieter alle Netze diskriminierungsfrei<br />
benutzen darf. Dafür ist<br />
eine Entschädigung, das Netzentgelt, zu<br />
leisten. Um dieses kalkulieren zu können,<br />
ist ein sogenanntes Unbundling durchzuführen.<br />
Die Geschäftsbereiche müssen kalkulatorisch<br />
getrennt werden: Energiehandel,<br />
Netzbetrieb, Produktion und weitere<br />
Geschäftsbereiche. Das StromVG legt im<br />
Weiteren fest, dass jedes EVU eine Kostenrechnung<br />
zu führen hat, welche zudem<br />
jährlich der Elektrizitätskommission (El-<br />
Com), dem Regulator, vorzulegen ist.<br />
Energie UMWELT<br />
Die kommunale Stromversorgung in der Schweiz wurde vom Autor bezüglich der betrieblichen Steuerung im<br />
Jahre 2003 analysiert. Im Jahr 2009 wurde die Studie wiederholt, nach Beginn der Phase 1 der Strommarktliberalisierung<br />
und vor der vollständigen Liberalisierung. Der folgende Bericht gibt einen Einblick, wie sich die<br />
Monopolversorgung im teilliberalisierten Markt entwickelt hat und er zeigt mit konkreten Handlungsempfehlungen<br />
auf, welche Themen bezüglich der betrieblichen Steuerung zu beachten sind.<br />
Das StromVG legt zudem fest, dass die<br />
festen Endverbraucher, also die privaten<br />
Haushalte und die Grossverbraucher, welche<br />
den Strom beim bisherigen Stromlieferanten<br />
beziehen, an Preisvorteilen zu<br />
partizipieren sind. Dies ist aktuell für die<br />
meisten Regionen der Schweiz der Fall, in<br />
dem die Marktpreise über den Gestehungskosten<br />
liegen.<br />
Teil 1: Die Versorgungslandschaft<br />
verändert sich<br />
Seit Ende der 1990-er Jahre hat die Zahl der<br />
EVU von rund 900 Unternehmen auf ca.<br />
800 abgenommen. Diese Entwicklung ist<br />
auch bei der Befragung 2009 zu erkennen.<br />
Die identische Grundgesamtheit liegt 2009<br />
um 45 EVU tiefer als 2003. Neben einigen<br />
EVU, welche aus dem VSE ausgetreten sind,<br />
liegt die Veränderung auf einer Strukturbereinigung,<br />
bei der zahlreiche EVU in der<br />
Schweiz oft von kantonalen EVU übernommen<br />
oder durch Fusionen in grössere Einheiten<br />
überführt worden sind. Diese Strukturbereinigung<br />
wird in den kommenden<br />
Jahren zu einer weiteren Abnahme der Anzahl<br />
EVU führen. Betroffen sind dabei insbesondere<br />
EVU mit einem jährlichen Stromverkauf<br />
von weniger als 30 GWh.<br />
Nach der Verselbständigung<br />
die Professionalisierung<br />
Die folgende Grafi k zeigt, dass in der Zeit<br />
zwischen 1995 und 2003, in der die Vorbereitung<br />
auf den liberalisierten Markt<br />
vorgenommen wurde, insbesondere Verselbständigungen<br />
durch Rechtsformänderungen<br />
durchgeführt wurden.<br />
Unselbständige Anstalten, also Gemeindewerke,<br />
wurden in jener Phase vor allem<br />
SKR 1/10 81
in private Aktiengesellschaften überführt.<br />
Interessant ist die Tatsache, dass im Falle<br />
von Rechtsformänderungen insbesondere<br />
nach 2003 die selbständige Anstalt im Vordergrund<br />
stand. Dennoch ist die Erkenntnis<br />
von Bedeutung, dass in der Schweiz im<br />
Jahre 2009 noch immer über 40% der<br />
kommunalen EVU unselbständige öffentlich-rechtliche<br />
Anstalten sind, welche<br />
meist von der Exekutive, unterstützt durch<br />
eine Fachkommission, geführt werden. Zu<br />
beachten ist im Weiteren, dass bei EVU<br />
mit einem Stromverkauf von über 100<br />
GWh der Anteil unselbständiger Anstalten<br />
unter 30% beträgt.<br />
Die Vorbereitungsarbeiten für das StromVG<br />
mit der Anforderung der Einführung einer<br />
Kostenrechnung führten in vielen EVU zur<br />
intensiven Auseinandersetzung mit den<br />
Kostenstrukturen. Auch wenn zum Zeitpunkt<br />
der Inkraftsetzung konkrete Vorgaben<br />
bezüglich Umsetzung von Seite der<br />
ElCom fehlten, zeigten die Evaluationen<br />
von geeigneten Software-Tools, dass ein<br />
stärkerer Einbezug von Geschäftsprozessen<br />
notwendig ist. Auf dieser Grundlage ist<br />
auch eine Professionalisierung der Führungsstrukturen<br />
zu beobachten.<br />
Qualitätsmanagement<br />
und Funktionendiagramm<br />
Führten im Jahre 2003 22% der EVU ein<br />
nach ISO 9001 zertifi ziertes Qualitätsmanagement,<br />
so waren es 2009 bereits 27%.<br />
Beim Funktionendiagramm 2 fällt der Ver-<br />
2 Das Funktionendiagramm ist ein Dokument, welches<br />
defi niert, an welchen Stellen welche Aufgaben<br />
mit welchen Kompetenzen ausgeführt werden<br />
82 SKR 1/10<br />
UMWELT Energie<br />
gleich noch deutlicher aus: Waren es<br />
2003 53% der EVU, so waren es 2009 bereits<br />
über 66%. Qualitätsmanagement<br />
und Funktionendiagramm sind HIlfsmittel,<br />
welche den Organisationsgrad aufzeigen.<br />
Diese Hinweise zeigen auf, dass<br />
kommunale EVU im Verlauf der letzten<br />
Jahre bezüglich Führung professionalisiert<br />
wurden.<br />
Teil 2: Minimale Grösse von EVU<br />
Analog zu anderen Diskussionen bezüglich<br />
Minimalgrösse gibt es auch bei EVU<br />
keine verbindliche und mit Sicherheit unterlegte<br />
Minimalgrösse, welche es zu erreichen<br />
gilt. Dennoch haben die zahlreichen<br />
Projekte, bei welchen der Autor in<br />
den vergangenen Jahren beizogen wurde,<br />
bestätigt, dass die 2004 aufgezeigte Minimalgrösse<br />
für ein EVU weiterhin bei ca.<br />
10‘000 Zähler und rund 100 GWh Stromabsatz<br />
liegt: Eine erste Interpretation der<br />
zur Verfügung stehenden Daten zeigt auf,<br />
dass die Erkenntnisse, welche noch vor<br />
dem StromVG kalkuliert wurden (ohne<br />
Trennung von Energie und Netz), noch<br />
immer volle Gültigkeit haben. 3<br />
Künftige Anforderungen<br />
Die zweite Phase der Strommarktliberalisierung<br />
steht voraussichtlich per 2014 zur<br />
Umsetzung an. Mit Blick auf diesen nächsten<br />
Schritt sind bezüglich Steuerung von<br />
EVU folgende Aspekte von Bedeutung:<br />
3 Dies gilt für EVU mit den Geschäftsfeldern<br />
Netzunterhalt und Energieein- und –verkauf<br />
ohne weitere Geschäftsfelder wie Internet,<br />
Kabel-TV oder Wasserversorgung<br />
Rechtsformänderungen zwischen<br />
1995, 2003 und 2009; N = 104<br />
Kundenorientierung gewinnt weiterhin an<br />
Bedeutung: War es in der Phase 1 ab 2009<br />
nötig, mit den Grossverbrauchern in ein<br />
Kunden-Lieferanten-Verhältnis zu treten,<br />
wird dies schon bald für alle Kunden Gültigkeit<br />
haben. Die Kundenbetreuung ist<br />
weiter zu professionalisieren insbesondere<br />
vor dem Hintergrund der Wechselmöglichkeiten.<br />
Entpolitisierung in Angriff nehmen: War es<br />
in der Vergangenheit möglich, kommunale<br />
EVU auch mit eher politisch motivierten<br />
Entscheiden zu führen, wird dies spätestens<br />
mit der Phase 2 der Liberalisierung<br />
nicht mehr möglich sein. Die Regulatorien<br />
des StromVG und die Vorgaben der ElCom<br />
lassen kaum mehr Spielräume für politisch<br />
motivierte Entscheide zu.<br />
Zunehmender Effi zienzdruck: In den verantwortlichen<br />
Gremien wird bereits<br />
heute die Diskussion darüber geführt, wie<br />
die Effizienz der Netzbetreiber erhöht<br />
werden kann. Erfahrungen aus liberalisierten<br />
Märkten liegen vor: Das künftige<br />
Stichwort wird Anreizregulierung sein.<br />
Der Regulator wird dabei einen Erlöspfad<br />
auf Basis einer möglichen Effi zienzsteigerung<br />
vorgeben.<br />
Unternehmerisches Risiko steigt: Vor<br />
dem Hintergrund von mehr Kundenorientierung<br />
und steigendem Effi zienzdruck<br />
wird das unternehmerische Risiko zunehmen.<br />
Ehrenamtliche Strukturen werden<br />
dann definitiv an Grenzen stossen. Erwähnt<br />
ist an dieser Stelle, dass die Übernahme<br />
von persönlicher Verantwortung<br />
aus juristischer Sicht neu zu beurteilen<br />
ist.
Die Ausführungen zeigen, dass die Zeit<br />
des «Schönwetter-Managements», in der<br />
es kaum möglich war, echte Fehlentscheide<br />
zu treffen, vorbei ist. Die Stromversorgung<br />
wird damit in Zukunft eine<br />
Branche sein, welche, wie andere Branchen<br />
auch, einem echten Wettbewerbsdruck<br />
und unternehmerischen Risiken<br />
ausgeliefert sein wird. Es ist an der Zeit,<br />
die Strukturen auf die künftigen Anforderungen<br />
auszurichten.<br />
Teil 3: Handlungsempfehlungen<br />
Die künftigen Anforderungen zeigen auf,<br />
dass es nötig ist, sich mit dem eigenen EVU 4<br />
zu beschäftigen und die Frage nach der zukunftsgerechten<br />
Struktur zu stellen.<br />
Die Erkenntnisse der Studie und die Auswertung<br />
von Projekterkenntnissen des<br />
Autors zeigen auf, dass dabei aus politischer<br />
Sicht folgende Fragen zu klären sind:<br />
1. Erarbeitung der Ausgangslage (Minimalgrösse):<br />
Ist das eigene EVU bezüglich<br />
Anzahl zu bedienender Kunden (Industrie,<br />
Gewerbe und Haushalte), Kundenstruktur<br />
und Stromabsatz in der Lage, langfristig<br />
den zu erwartenden Anforderungen<br />
gerecht zu werden.<br />
2. Klärung der strategischen Optionen: Sollten<br />
die Abklärungen zeigen, dass das EVU<br />
den künftigen Anforderungen nicht gerecht<br />
werden kann oder strategischer Handlungsbedarf<br />
erkennbar ist, sind die strategischen<br />
Optionen (horizontal: Zusammen<br />
mit anderen EVU oder vertikal: Zusammen<br />
mit dem Lieferanten bis hin zum Verkauf)<br />
zu klären, zu bewerten und zu entscheiden.<br />
4 Dies gilt für alle stromversorgenden<br />
Unternehmen in der eigenen Gemeinde<br />
3. Geeignete Rechtsform: Ist das eigene<br />
EVU, das bezüglich Minimalgrösse in einer<br />
geeigneten Rechtsform so aufgestellt,<br />
dass es unternehmerisch den Kunden gerecht<br />
werden kann? Die Versorgung mit<br />
Strom wird idealerweise durch ein Unternehmen<br />
wahrgenommen, das nicht der<br />
Exekutive unterstellt ist.<br />
4. Klare Vorgaben durch eine Leistungsvereinbarung:<br />
Im Rahmen einer Leistungsvereinbarung<br />
sind die Aufgaben,<br />
welche durch das EVU zu erbringen sind,<br />
zu defi nieren und klare Ziele zum Controlling<br />
festzulegen. Diese Leistungsvereinbarung<br />
wird durch das Parlament beschlossen<br />
und durch das EVU umgesetzt.<br />
5. Eigentümerstrategie: Ist das EVU im eigenen<br />
Besitz, ist die Art der Umsetzung<br />
der Leistungsvereinbarung ist in einer Eigentümerstrategie<br />
zu defi nieren. Sie stellt<br />
die Grundlage für die Unternehmensstrategie<br />
dar. In ihr sind Vorgaben bezüglich<br />
der Steuerung (z. B. bezüglich des<br />
Marktver haltens), politische Vorgaben, der<br />
Umgang mit Beteiligungen, die Art der<br />
Mitarbeiterführung, allfällige finanzielle<br />
Rahmenbedingungen und insbesondere<br />
das Con trolling defi niert. Die Eigentümerstrategie<br />
wird von der Exekutive entwickelt<br />
und vom Parlament beschlossen.<br />
6. Von der Exekutive unabhängiges strategisches<br />
Gremium: Die Mitglieder der Exekutive,<br />
welche heute selbstverständlich<br />
auch im strategischen Gremium von kommunalen<br />
EVU sitzen, tun gut daran, die<br />
künftige Rolle zu überdenken. Ziel muss es<br />
sein, das strategische Gremium langfristig<br />
mit fachkompetenten Personen zu besetzen,<br />
welche die Verantwortung für die<br />
strategische Entwicklung des EVU übernehmen.<br />
Energie UMWELT<br />
7. Unternehmensstrategie: Mit der Eigentümerstrategie<br />
als Rahmenbedingung<br />
und Grundlage defi niert das strategisch<br />
verantwortliche Gremium die Unternehmensstrategie.<br />
8. Controlling mit geeigneten Instrumenten:<br />
Abgestimmt auf die Leistungsvereinbarung,<br />
die Eigentümerstrategie und die<br />
Unternehmensstrategie sind Instrumente<br />
zu implementieren, welche ein ergebnisorientiertes<br />
Controlling ermöglichen.<br />
Zusammenfassung<br />
Im ersten Teil wurde aufgezeigt, dass die<br />
kommunalen EVU heute professioneller<br />
geführt werden als noch vor rund sechs<br />
Jahren. Im Teil 2 wurde dargelegt, welche<br />
künftigen Anforderungen zu beachten<br />
sind und letztlich wurden im dritten Teil<br />
mit konkreten Handlungsempfehlungen<br />
die nächsten Schritte defi niert.<br />
Noch ist bis zur vollständigen Marktöffnung<br />
etwas Zeit, allfällig offene Punkte<br />
und Änderungen in Angriff zu nehmen.<br />
Der Zeitbedarf ist, insbesondere in einem<br />
politischen Umfeld, jedoch nicht zu unterschätzen.<br />
* Roger W. Sonderegger, Dr. oec. HSG, roger.sonderegger@unisg.ch<br />
ist Projektleiter<br />
für Public Corporate Governance an<br />
der Universität St.Gallen und hat als selbständiger<br />
Unternehmensberater in den<br />
vergangenen 12 Jahren zahlreiche kommunale<br />
EVU begleitet.<br />
SKR lesen und Bescheid wissen.<br />
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SKR 1/10 83
Erneuerbare Energien<br />
für eine nachhaltige Zukunft<br />
von Lucia Uebersax<br />
Vom 5. bis 15. November 2009 standen landesweit erneuerbare Energien im Mittelpunkt von rund 20 Veranstaltungen,<br />
getragen von führenden Institutionen und Unternehmen. An den Tagen der Technik 2009, die unter dem<br />
Patronat von Bundesrat Moritz Leuenberger standen, brachte Swiss Engineering STV gemeinsam mit der Schweizerischen<br />
Akademie der Technischen Wissenschaften (SATW), der Fördergemeinschaft Wärmepumpen Schweiz<br />
(FWS) und dem Hauptsponsor EWZ hochkarätige Vertreter aus Forschung, Wirtschaft und Politik zusammen.<br />
Wir verbrauchen heute soviel Energie wie<br />
nie zuvor; in der Schweiz bezieht jede Person<br />
etwa fünf Kilowatt Dauerleistung. Die<br />
zur Neige gehenden fossilen Energiereserven<br />
und die damit verbundenen hohen<br />
Energiepreise, die Herausforderungen des<br />
Klimawandels und die sehr starke Auslandabhängigkeit<br />
unserer Energieversorgung,<br />
rücken die erneuerbaren Energien<br />
zunehmend ins Zentrum des Interesses.<br />
Sonne, Holz, Biomasse, Wind, Geothermie<br />
oder Umgebungswärme könnten bereits<br />
heute einen weitaus grösseren Beitrag zur<br />
Energieversorgung leisten, als dies der Fall<br />
ist. Die Förderung erneuerbarer Energien<br />
ist in aller Munde, das Potenzial ist erkannt<br />
© Rainer-Sturm / PIXELIO<br />
84 SKR 1/10<br />
UMWELT Energie<br />
– nun sind Handlungen gefordert, die eine<br />
nachhaltige Umweltpolitik ermöglichen.<br />
Die Tage der Technik boten ein spannendes<br />
und ausführliches Programm mit Fachvorträgen,<br />
Tagungen, Experimentalvorlesungen<br />
und spannenden Diskussionen. Die ewz<br />
informierte zum Beispiel über die Windmessungen<br />
am Flüelapass und stellte die<br />
Ergebnisse der Evaluation für eine Windanlage<br />
vor. Empa-Forscher präsentierten<br />
funktionale Materialien mit spezifi schen Eigenschaften<br />
und innovative Technologien<br />
– von der Wandlung erneuerbarer Energie<br />
mittels kostengünstiger Dünnschicht-Photovoltaik<br />
sowie organischer Solarzellen über<br />
die Speicherung in Form von Wasserstoff,<br />
synthetischen Energieträgern oder Batterien<br />
bis hin zur effi zienten Nutzung in Gebäuden<br />
und Fahrzeugen. Electrosuisse zeigte, wie<br />
mit nachwachsenden Rohstoffen – Holzschnitzel,<br />
Bioöl oder Biogas – auf umweltfreundliche<br />
Art Strom produziert wird.<br />
Die SKR besuchte drei Veranstaltungen der<br />
Tage der Technik 2009: «Klimawandel –<br />
wohin steuert die Schweiz?», ETH Zürich;<br />
«Potenzial für erneuerbare Energien in der<br />
Schweiz», EMPA-Akademie, Dübendorf<br />
und «Energieeffizienz und erneuerbare<br />
Energien – Was kann die Gemeinde dafür<br />
tun?» Stiftung Palme, Pfäffi kon Zürich.
Klimawandel<br />
– wohin steuert die Schweiz?<br />
Wer heute über das Klima spricht, befi ndet sich unweigerlich in einem<br />
Dilemma: Wie in keinem anderen Forschungsbereich haben sich<br />
Wissenschaftler weltweit zusammengeschlossen und viele wichtige<br />
Fragen zum Klimawandel beantwortet. Doch wenn es darum geht,<br />
wie Politik, Wirtschaft und Gesellschaft diese Erkenntnisse umsetzen<br />
sollen, bleiben unzählige Fragen offen. Forschende der ETH Zürich, die<br />
sich auf ganz verschiedenen Gebieten mit dem Klimawandel befassen,<br />
suchten mit Vertretern aus Politik und Wirtschaft nach möglichen<br />
Antworten.<br />
Wissenschaftler als Honest Broker<br />
Professor Ralph Eichler, ETH-Präsident und Gastgeber des Klimagesprächs<br />
sieht die Wissenschaftler in der Rolle eines Honest Brokers,<br />
das heisst, sie sind unparteiische verlässliche Vermittler, die lösungsorientiertes<br />
Wissen einbringen und auch ideologische Gräben zuschütten<br />
können. Angesichts der komplexen Zusammenhänge des<br />
Klimawandels sei es die Aufgabe der Forschenden, differenzierte Erkenntnisse<br />
zu liefern und der Gesellschaft diese auch verständlich zu<br />
vermitteln.<br />
Am Klimagespräch übernahm diese Rolle – stellvertretend für die<br />
gesamte Klimaforschung an der ETH Zürich – Ulrike Lohmann, Professorin<br />
für Atmosphärenphysik, Andreas Fischlin, Professor für terrestrische<br />
Systemökologie, Konstantinos Boulouchos, Professor für<br />
Energietechnik und Volker Hoffmann, Professor für Nachhaltigkeit<br />
und Technologie. Sie fassten wesentliche Punkte der Forschung<br />
nochmals zusammen: Die Erwärmung im Klimasystem ist eindeutig<br />
und vom Menschen verursacht; sie wirkt sich in unterschiedlichen<br />
Sektoren wie Eis, Wasser, Ökosystem, Nahrung, Infrastruktur und<br />
Gesundheit aus. Das 2 °C-Ziel – das heisst die Vorgabe, dass die<br />
globale Erwärmung seit vorindustrieller Zeit zwei Grad Celsius nicht<br />
überschreiten soll – ist keine absolute Schwelle , aber ein realistisches<br />
Ziel, mit dem das Schlimmste verhindert werden kann. Um<br />
dieses Ziel zu erreichen, muss der CO2-Ausstoss bis 2050 weltweit<br />
halbiert und in Industriestaaten um 80–95% reduziert werden.<br />
Klimawandel bedroht die Schweiz<br />
Das Klimaproblem ist ein globales Problem, das nur von der Weltgemeinschaft<br />
gelöst werden kann. Die Schweiz ist vom Klima wandel<br />
aber stark betroffen. Ex-tremereignisse wie Überschwemmungen<br />
können auftreten und der Alpenraum wird sich zum Beispiel durch<br />
das Abschmelzen der Gletscher verändern. 2 °C-Grenze bedeutet für<br />
die Schweiz, dass der jährliche Pro-Kopf-Ausstoss an CO2 bis 2100<br />
von sechs Tonnen auf eine einzige Tonne reduziert werden muss.<br />
Den Klimawandel zu vermeiden, ist langfristig günstiger, da durch<br />
drohende Schäden oder durch hohe Anpassungsinvestitionen massive<br />
Kosten entstehen. Deutliche Emissionsreduktionen sind in der<br />
Schweiz möglich, aber dafür sind geeignete politische Rahmenbedingungen<br />
nötig. Technologien müssen verbessert, Umsetzungsbarrieren<br />
abgebaut und CO2-Emissionen kostenpfl ichtig werden.<br />
Prof. Reto Knutti vom Institut für Atmosphäre und Klima der ETH<br />
Zürich, betonte die Möglichkeiten der Schweiz: Mit den fi nanziellen<br />
und technischen Mitteln verfüge die Schweiz im Vergleich zu anderen<br />
Ländern über eine ideale Ausgangslage, um dem Klimawandel<br />
aktiv etwas entgegenzusetzen.<br />
Kein «Wunder von Kopenhagen»<br />
Energie UMWELT<br />
Im Vorfeld der Klimakonferenz in Kopenhagen wollte die ETH Zürich einen konkreten Beitrag zur Klimadebatte leisten. Aus diesem<br />
Grund trafen sich im Rahmen der Tage der Technik am 12. November 2009 Wissenschaftler, Vertreter aus der Wirtschaft<br />
und Bundesrat Moritz Leuenberger zu einem kritischen Gespräch.<br />
«Das Klimaproblem ist ein globales<br />
Problem, das nur von der Weltgemeinschaft<br />
gelöst werden kann»<br />
Bundesrat Moritz Leuenberger wies in seinem Referat darauf hin,<br />
dass Wissenschaftliche Erkenntnisse zwar immer auch umstritten<br />
seien, beim Klimawandel aber die Erkenntnisse weltweit abge sichert<br />
und damit kaum anfechtbar seien. Als politische Konsequenz wäre<br />
ein methodologisches Vorgehen ideal, ein solches scheitere aber an<br />
politischen und kulturellen Differenzen und an divergierenden Interessen,<br />
so Leuenberger.<br />
Die Schweiz strebe eine Absenkung von 20% bzw. 30% der CO2-Emissionen<br />
in den nächsten 10 Jahren an – dies selbst wenn in Kopenhagen<br />
keine Einigung realisiert werde. Kopenhagen ist gemäss Leuenberger<br />
ein wichtiger Moment in einem langen Prozess, aber<br />
niemals der Endpunkt. Ein «Wunder von Kopenhagen» werde es<br />
nicht geben, relativierte der Bundesrat die zu grossen Erwartungen.<br />
Den Titel des Klimagesprächs aufnehmend, meinte Leuenberger,<br />
wenn es um die Frage gehe, wohin man steure, dann bedeute<br />
dies nicht den kleinsten gemeinsamen Nenner zu suchen,<br />
sondern die grösste gemeinsame Verantwortung.
Potenzial für<br />
erneuerbare Energien in der Schweiz<br />
Unser Wirtschaftssystem ist abhängig von fossilen Energieträgern.<br />
Durch die Industrialisierung der Schwellenländer wird der Energiebedarf<br />
weiter ansteigen. Zudem belastet den damit verbundenen CO2-<br />
Ausstoss die Umwelt und führt zu grossen, unabwägbaren Kosten.<br />
An der Empa-Akademie in Dübendorf warfen Energiefachleute am 9.<br />
November 2009 einen Blick in die Zukunft, indem sie das «Potenzial<br />
für erneuerbare Energien in der Schweiz» ausloten und Wege erörterten,<br />
um sich von dieser Abhängigkeit zu lösen. Dabei wurden unter<br />
anderem neue technische Ansätze entlang der Schritte Energiewandlung,<br />
Speicherung und mobile und stationäre Nutzung vorgestellt. So<br />
zeigte etwa Alexander Wokaun, Leiter der Forschungsabteilung für<br />
Energie am Paul Scherrer Institut in Villigen, verschiedene Möglichkeiten,<br />
aber auch Probleme sowie Perspektiven auf, wie die Schweiz<br />
durch erneuerbare Energiequellen in Zukunft versorgt werden kann.<br />
Das Sonnenlicht einfangen<br />
Beispielsweise mit Hilfe von Solarzellen: Der am weitesten verbreitete<br />
Typus besteht aus zwei aufeinander liegenden Schichten kristallinen<br />
Siliziums, die durch geeignete Modifi kationen Sonnenlicht direkt in<br />
Strom umwandeln. In den letzten Jahren hat indes die so genannte<br />
Dünnschicht-Technologie einen immer grösseren Marktanteil beansprucht.<br />
Deren grosser Vorteil: Sie lassen sich deutlich günstiger herstellen<br />
und verbrauchen erst noch weniger Material. Deshalb forschen<br />
86 SKR 1/10<br />
UMWELT Energie<br />
Die Prognosen sind düster: Bis spätestens Mitte des 21. Jahrhunderts werden die fossilen Energievorräte weltweit ausgeschöpft<br />
sein, allen voran das Erdöl. Unter anderem bedingt durch die Motorisierung und den damit verbundenen erhöhten Bedarf an<br />
Treibstoffen hat die weltweite Erdölproduktion rapide zugenommen. Die zur Neige gehenden Ressourcen, aber auch der Klimawandel<br />
fordern die Nutzung von erneuerbaren Energiequellen.<br />
an der Empa gleich mehrere Teams an der Entwicklung neuer Dünnschicht-Technologien.<br />
Frank Nüesch, Leiter der Abteilung «Funktionspolymere»,<br />
zeigt Vorteile und Herausforderungen der neuen Verfahren<br />
im Vergleich zur «klassischen» Silizium-Technologie auf.<br />
Da sich elektrische Energie schlecht speichern lässt, tut ein Energieträger<br />
Not, der ähnlich gute Eigenschaften hat wie Öl oder Benzin:<br />
speicherbar, transportierbar, einfach und praktisch überall nutzbar.<br />
Als heisser Kandidat gilt Wasserstoff. «Wasserstoff ist der einzige<br />
Energieträger, der sich in absehbarer Zeit nachhaltig und in ausreichender<br />
Menge herstellen lassen dürfte», so Andreas Borgschulte von<br />
der Abteilung «Hydrogen & Energy». Wissenschaftler aus aller Welt<br />
untersuchen zurzeit verschiedene Wege, um Wasserstoff als Energieträger<br />
zu nutzen. Etwa in Brennstoffzellen: Darin reagieren Wasserstoff<br />
und Sauerstoff zu Wasser - die Reaktionsenergie lässt sich in<br />
Form von Elektrizität «abgreifen».<br />
Aus Bioabfällen Treibstoff herstellen<br />
Wasserstoff ist allerdings nicht das einzige Gas, das als nachhaltiger<br />
Energieträger genutzt werden kann. Gasmotoren und deren Entwicklungspotential<br />
sind das Forschungsthema von Christian Bach,<br />
Leiter der Abteilung «Verbrennungsmotoren». In der Schweiz stammen<br />
mehr als 40% der Kohlendioxidemissionen (CO2) aus dem Strassenverkehr,<br />
Tendenz steigend. «Die Schweiz kommt deshalb bei der<br />
CO2-Reduktion nicht um Massnahmen im Strassenverkehr<br />
herum», erklärt Bach. Sein Lösungsvorschlag: Gasmotoren,<br />
die sich mit aus organischen Abfällen produziertem<br />
und aufbereitetem Biogas betreiben lassen,<br />
völlig CO2-neutral.<br />
«Künftig sollen Solar- und<br />
Abwärme an Stelle von<br />
Elektrizität verwendet werden»<br />
Doch auch für Gebäude entwickelt die Empa immer<br />
effi zientere und umweltfreundlichere Energiesysteme.<br />
So beispielsweise die in Gebäude integrierte Wärmekraftkopplung<br />
mit Brennstoffzellen sowie eine jahreszeitliche<br />
Wärmespeicherung. Dabei wird die Wärme des<br />
Sommers im Gebäude gespeichert und im Winter zum<br />
Heizen verwendet. Ausserdem sollen künftig Solar- und<br />
Abwärme an Stelle von Elektrizität verwendet werden.<br />
Diese Konzepte stellt Mark Zimmermann von der Empa-<br />
Abteilung «Bautechnologien» vor.
Energieeffi zienz und erneuerbare Energien<br />
– Was kann die Gemeinde dafür tun?<br />
Patrick Hächler<br />
Kantonsrat und Vizepräsident<br />
«Zürich Erneuerbar» und<br />
Meteorologe bei Meteo Schweiz<br />
SKR: Herr Hächler, was können Gemeinden tun puncto Energieeffi -<br />
zienz und erneuerbare Energien und was raten Sie den Gemeinden?<br />
Die Gemeinde hat gerade in solchen Fragen eine Vorbildfunktion. Sie<br />
kann ihre eigenen Liegenschaften energetisch sanieren, den spezifi<br />
schen Energieverbrauch dokumentieren und das auch überzeugend<br />
offenlegen. Die Leute beobachten mit Interesse, was sich dies bezüglich<br />
im Gemeindehaus tut! Auch bei der Beschaffung von Fahrzeugen, bei<br />
der Strassenbeleuchtung oder beim Ausbildungsangebot für die Gemeindeangestellten<br />
bieten sich viele Möglichkeiten, die das Energiebewusstsein<br />
verbessern können. Weiter kann die Gemeinde auf verschiedenen<br />
Gebieten gezielte Anreize schaffen, sei es beim Erlass von Gebühren<br />
für den Bau von nachhaltigen Energieanlagen, durch Anbieten<br />
von Ökostrom oder die Prämierung von vorbildlichen Bauten. Bei der<br />
Erteilung von Baubewilligungen können energierelevante Aspekte berücksichtigt<br />
werden, z.B. die Aufl age, die Wärmeversorgung über die<br />
benachbarte Heizzentrale sicherzustellen. Und nicht zuletzt soll aktive<br />
Kommunikation gepflegt werden. Dies beginnt bei Informationsanlässen<br />
für die Bevölkerung und der Erstellung von Merkblättern<br />
und reicht bis zur Einrichtung einer Energieberatungsstelle oder wenigstens<br />
der Vermittlung geeigneter Ingenieuradressen. Dabei stellt die<br />
Übernahme der Beratungskosten, z.B. der ersten Sitzung, die Glaubwürdigkeit<br />
der Anstrengungen in idealer Weise sicher.<br />
Gwatt-Zentrum am Thunersee<br />
– die ideale Kombination von Bildung und Erfrischung g<br />
• 110 Hotelzimmer 1* bis 3*<br />
• 20 helle Seminar- / Tagungsräume<br />
mit Ausgang ins Freie bis 300 Personen<br />
• Zweckmässige Infrastruktur / Wireless-LAN<br />
• Outdoor-Seminarmöglichkeiten mit See, Wald und Wiese<br />
• Vitaparcours | Fussballplatz | Badestrand | Ruderboote<br />
• Sonnenterrasse | Bistro | Restaurant<br />
Energie UMWELT<br />
«Die Gemeinde kann auf verschiedenen<br />
Gebieten Anreize schaffen und das<br />
Energiebewusstsein verbessern»<br />
SKR: Energie sparen lohnt sich für jedermann. Warum?<br />
Schon mit einfachen Massnahmen lässt sich nicht nur Energie, sondern<br />
auch Geld sparen. So sind die Kosten für eine wassersparende Duschbrause<br />
in einem Jahr amortisiert, ohne dass der Duschkomfort spürbar<br />
sinkt. Haussanierungen kosten zwar nicht wenig, aber es ist eine Investition,<br />
die sich langfristig lohnt und dauerhaften Mehrwert schafft. Ausserdem<br />
ist die Behaglichkeit in einem gut isolierten Haus eindeutig<br />
besser. Viele Kantone subventionieren solche Anstrengungen, und<br />
bereits zahlreiche Gemeinden leisten dabei Unterstützung (s. oben).<br />
Sparmassnahmen lohnen sich schon daher, weil die Energiepreise in<br />
den kommenden Jahren real steigen werden. Und schliesslich erfüllt es<br />
einen mit Zufriedenheit, wenn man durch eigene Anstrengungen etwas<br />
für die Umwelt und für die kommenden Generationen getan hat.<br />
SKR: Viele Gemeinden tragen bereits das Gütelabel «Energiestadt». Was<br />
heisst das und was können sich Gemeinden von diesem Label erhoffen?<br />
(vgl. homepage www.energiestadt.ch) Es gibt (per Anfang Dezember<br />
2009) 198 Energiestädte in der Schweiz. Sie beherbergen über 3<br />
Millionen Menschen, eine stolze Bilanz! Das Label «Energiestadt»<br />
steht für eine fortschrittliche und umweltfreundliche Energiepolitik.<br />
Es zeichnet Gemeinden aus, die auf den verschiedensten Gebieten<br />
wie Raumplanung, Standard der gemeindeeigenen Liegenschaften,<br />
Beleuchtung, Entsorgung, Mobilität usw. Anstrengungen realisiert<br />
oder allenfalls geplant haben. Die Rezertifi zierung alle vier Jahre sorgt<br />
dafür, dass weiter gearbeitet wird und das Niveau laufend steigt. Viele<br />
Einwohner sind stolz auf diese Entwicklungen, das Image einer Energiestadt<br />
ist positiv, die Lebensqualität steigt.<br />
SKR: Herr Hächler, wir danken Ihnen bestens für das Gespräch.<br />
Gwatt-Zentrum Am Thunersee | CH-3645 Gwatt | Tel. 033 334 30 30 | Fax 033 334 30 31 | Mail@gwatt-zentrum.ch | www.gwatt-zentrum.ch<br />
SKR 1/10 87
Geodienste<br />
– Ein Teil von E-Government<br />
«GIS», also Geografi sche Informationssysteme<br />
und deren Inhalte (Geodaten), sind<br />
heutzutage fester Bestandteil der digitalen<br />
Informationsbeschaffung und somit<br />
auch Teil von E-Government. Im neuen<br />
Bundesgesetz über Geoinformation vom<br />
1. Juli 2008 ist festgehalten, dass Geoinformationen<br />
auch den Gemeinden nachhaltig,<br />
aktuell, rasch, einfach, in der erforderlichen<br />
Qualität und zu angemessenen<br />
Kosten zur Verfügung stehen müssen.<br />
Weiter erlassen Bund und Kantone Vorschriften,<br />
in denen die technischen Anforderungen<br />
an die Erhebung und die Bewirtschaftung<br />
von Geodaten geregelt werden.<br />
Dabei werden der Datenqualität, der Datenharmonisierung<br />
und der Datennormierung<br />
grosse Bedeutung beigemessen.<br />
Geobasisdaten des Bundesrechts sind<br />
grundsätzlich öffentlich zugänglich. Diese<br />
Zugänglichkeit soll über webbasierte Geodienste<br />
sichergestellt werden. Der Gesetzgeber<br />
hat klare Vorstellungen darüber,<br />
was ein moderner Geodienst zu leisten<br />
hat. Nebst dem eigentlichen Darstellungsdienst<br />
müssen auch Suchdienste,<br />
Downloaddienste und Transformationsdienste<br />
Merkmale eines zeitgemässen<br />
Geodienstes sein.<br />
Geodienste – auch ein Werkzeug<br />
für kleine Gemeinden<br />
Die Gemeinden sind nicht nur Nutzer von<br />
Geodiensten, sondern sie sind in erster<br />
Linie auch Datenherren, Datenvermittler<br />
und Datenbewirtschafter. Somit nehmen<br />
sie eine wichtige Stellung und Verantwortung<br />
rund um das Thema Geoinformation<br />
wahr.<br />
Die Nutzung webbasierter Geodienste<br />
muss deshalb auch für kleine Gemeinden<br />
attraktiv sein. Da der Einsatz von GIS-Fach-<br />
88 SKR 1/10<br />
UMWELT Energie<br />
Geodienste – Nutzen und Lösungen<br />
für Gemeinden und deren Eigenwirtschaftsbetriebe<br />
von Burkhard Kilcher – Ein Praxisbericht zur GIS-Initiative von Werken im Kanton Aargau<br />
personal in den kommunalen Verwaltungen<br />
aber eher die Ausnahme sein dürfte,<br />
stellt sich die Frage, wer denn hier nebst<br />
den klassischen GIS-Marktteilnehmern auch<br />
noch Unterstützung bieten könnte? Wie<br />
steht es denn mit dem Erfahrungsschatz<br />
der Werke? Soll sich ein Werk überhaupt im<br />
Geoinformationsmarkt exponieren? Wenn<br />
ja, wie? Welche Rolle steht dem Werk zu?<br />
Geodienste – Das Versorgungswerk<br />
als Datendrehscheibe<br />
Seit Jahrzehnten nehmen die Werke innerhalb<br />
der kommunalen Verwaltungen<br />
eine spezielle Stellung, hinsichtlich der Erhebung,<br />
Bewirtschaftung und Publikation<br />
von Geodaten ein. In den grösseren Agglomerationen<br />
entstanden in den letzten<br />
10 Jahren in den Werken eigentliche GIS-<br />
Kompetenzzentren. Deren IT-Infrastruktur<br />
ist vielerorts mit der kommunalen<br />
Verwaltung vernetzt und es bestehen<br />
performante Datenverbindungen inklusive<br />
Datenschnittstellen.<br />
In der Vergangenheit hat der Aufbau von<br />
Geodaten-Infrastrukturen in den Werken<br />
enorme personelle und fi nanzielle Ressourcen<br />
gebunden. Dafür verfügen die<br />
Werke nun vielerorts über qualitativ hervorragende,<br />
vollnummerische Geodatenbestände.<br />
Das erworbene GIS-Wissen hat<br />
dazu geführt, dass etliche Werke im Leistungsauftrag<br />
für Gemeinden und deren<br />
Eigenwirtschaftsbetriebe Geodaten aller<br />
Art bewirtschaften und pfl egen.<br />
Betrachtet man die Entwicklung der raumbezogenen<br />
Dokumentation der Werke auf<br />
einer Zeitachse, so fällt auf, dass die Zeitabstände<br />
immer kürzer werden. Über einen<br />
Zeitraum von rund 80 Jahren wurden<br />
die Geoinformationen rein analog gepfl<br />
egt. Für die fl ächendeckende Umstellung<br />
auf datenbankgestützte Systeme<br />
kann ein Zeitraum von 30 Jahren veranschlagt<br />
werden, und der Schritt in die Welt<br />
der webbasierten Geodienste wird für die<br />
Mehrheit der Werke in 10 Jahren abgeschlossen<br />
sein. Was kommt als nächstes?<br />
geoProRegio – Eine Initiative von<br />
Werken aus dem Aargau<br />
Die Idee – Kooperation mit den Gemeinden<br />
geoProRegio beruht auf einer Initiative der<br />
Werke von Baden, Lenzburg und Suhr. Die<br />
Werke, der Kanton und die Gemeinden bilden<br />
eine Schicksalsgemeinschaft. Alle drei<br />
Institutionen dürfen sich zur Gruppe der<br />
Datenherren zählen. Diese Gemeinsamkeit<br />
bedeutet einerseits Handlungsspielraum,<br />
anderseits auch Verpfl ichtung. Die Schaffung<br />
moderner Geoinformationsgesetze,<br />
die Entwicklung innovativer GIS-Technologien<br />
und die zunehmende Bereitschaft, die<br />
internationalen GIS-Standards des Open<br />
Geospatial Consortiums (OGC) zu übernehmen,<br />
führt dazu, dass in naher Zukunft<br />
der Austausch von Geoinformationen nur<br />
noch via vernetzte, webbasierte Geodienste<br />
erfolgen wird.<br />
Die Vernetzung solcher Geodienste kann<br />
wiederum nur unter gleich gelagerten<br />
Partnern stattfinden. Datenherren sind<br />
verpfl ichtet, dem Datenschutz besondere<br />
Aufmerksamkeit zu schenken und bezüglich<br />
ihrer Leistungen nicht nur monetäre<br />
Ziele zu verfolgen. Für die Initianten von<br />
geoProRegio war damit klar, dass der Aufbau<br />
eines webbasierten Geodienstes nur<br />
in Kooperation mit den Gemeinden erfolgen<br />
kann.<br />
Durch eine überregionale Zusammenarbeit<br />
der Geodatenzentren der Werke in<br />
den Regionen Baden, Lenzburg und Suhr<br />
sollte auch für die Gemeindeverwaltungen<br />
ein effektiver Mehrwert entstehen. Synergiepotentiale<br />
könnten so noch konsequenter<br />
ausgeschöpft werden. Davon<br />
würden auch die in Zweckverbänden vereinten<br />
Gemeinden profi tieren. Der Austausch<br />
von Geodaten mit kantonalen<br />
Stellen würde zudem vereinfacht werden.
Die Analyse<br />
Wie hat ein moderner Geodienst auszusehen?<br />
Was sind dessen wesentliche<br />
Merkmale? Wie können die Nutzer vom<br />
Potential eines solchen Geodienstes überzeugt<br />
werden? Wieso werden Geodienste<br />
primär als Auskunftssysteme klassifi ziert<br />
und nicht als Arbeitswerkzeuge?<br />
Selbstverständlich sollte ein moderner Geodienst<br />
internetbasierend, schnell, klar strukturiert,<br />
einfach zu bedienen, universell einsetzbar,<br />
sicher und schnittstellenfreundlich<br />
sein. Zudem darf er bezüglich Funktionalitäten<br />
keine Wünsche offen lassen. Aber gibt<br />
es denn diesen Geodienst überhaupt?<br />
Nach etlichen Gesprächen machte sich Ernüchterung<br />
bereit. Die Initianten stellten<br />
fest, dass sich die Nutzung von Geodiensten<br />
vielfach nur auf rudimentäre Informationsbeschaffung<br />
reduziert. Zu lange Wartezeiten,<br />
nicht aktuelle Datenbestände,<br />
mangelhafte Informationstiefen und zu<br />
kompliziert anzuwendende Funktionalitäten<br />
verwehrten schon manch gut gemeintem<br />
Geodienst die Akzeptanz. Da ging es<br />
mit Google Earth, MapSearch und TwixTel<br />
schon einfacher und rasanter. Aber was<br />
machen denn die Grossen soviel besser?<br />
Das Vorgehen<br />
Es gab also viel zu tun. Durch Vergleiche und<br />
Analysen bestehender Geodienste und vielen<br />
Gesprächen mit Nutzern, wurden wichtige<br />
Erkenntnisse gewonnen, wie ein Benutzer<br />
eigentlich funktioniert. Die Ansprüche<br />
der öffentlichen Verwaltung, die internen<br />
Bedürfnisse des Werkes und die<br />
Erwartungen des Bürgers sollten auf einen<br />
gemeinsamen Nenner gebracht werden.<br />
Die Umsetzung<br />
Aufgrund der gewonnenen Erkenntnisse<br />
und der Gewissheit, dass der Nutzer im<br />
Vordergrund stehen muss, wurde geo-<br />
ProRegio innerhalb weniger Monate umgesetzt.<br />
Dabei kamen modernste Web-<br />
GIS-Technologien der Firmen Autodesk<br />
(Kartenserver), Tydac (Web Mapping/Content<br />
Management System) und BlueCielo<br />
(Archivierung und Controlling der Plan-<br />
und Datenbezüge) zum Einsatz. Um allen<br />
Nutzergruppen gerecht zu werden, wurde<br />
der Dienst in die Bereiche öffentlich, verwaltungsintern<br />
(streng geschützter Bereich)<br />
und Geodaten-Shop (registrierungspfl<br />
ichtiger Bereich) gegliedert.<br />
In der Praxis sieht das so aus, dass fl ächendeckende<br />
Datenbestände von öffentlichem<br />
Interesse (z. B. Leitungskataster SIA<br />
405 oder Raumplanung), je nach Zugangsberechtigungsstufe,<br />
im Geodaten-Shop<br />
oder im öffentlichen Bereich freigeschaltet<br />
werden. Geodaten zu Monitorings, Unterhalt<br />
und weiteren sensiblen Themen werden<br />
über dieselbe Plattform nur autorisierten<br />
Personen zur Verfügung gestellt.<br />
Durch die attraktive Gestaltung der Oberfl<br />
äche des Geodienstes wird der Gemeinde<br />
im Sinne des Service public zudem noch die<br />
Möglichkeit geboten, ihr Standortmarketing<br />
aufzuwerten.<br />
Das Resultat<br />
Obwohl erst seit 9 Monaten in Betrieb, ist<br />
geoProRegio für die Werke und die daran<br />
angeschlossenen Gemeinden bereits eine<br />
Erfolgsgeschichte. Seitens der Behörde<br />
werden der ortsunabhängige Zugriff und<br />
der übersichtliche Aufbau des Geodienstes<br />
sehr geschätzt. Interessant ist, dass sich<br />
Energie UMWELT<br />
Raumplanung in hochaufl ösender Ausprägung © geoProRegio Kooperation und vernetztes Denken © geoProRegio<br />
vermutlich auch aufgrund des raschen<br />
Kartenaufbaus, der Kreis der<br />
geoProRegio-Nutzer täglich erweitert.<br />
Die Zukunft<br />
Die Initianten von geoProRegio sind sich<br />
sicher, dass die Entwicklung auf dem Gebiet<br />
der Geoinformationstechnik noch<br />
lange nicht abgeschlossen ist. Ein nächster<br />
Schritt wird die Nutzung der OGC-konformen<br />
Web Map Services (WMS) und der<br />
Web Feature Services (WFS) sein. Weiter<br />
ist die Erstellung eines Metadatenkataloges<br />
in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt<br />
für Landestopografi e geplant.<br />
Schlussfolgerung<br />
Die Gemeinden werden sich aufgrund der<br />
neuen Gesetzeslage vermehrt mit den<br />
Themen Datenhaltung, Geodateninfrastrukturen<br />
und Geodiensten auseinandersetzen<br />
müssen. Aus verständlichen Gründen<br />
gehören diese nicht zu den Kernkompetenzen<br />
einer Gemeinde. Hingegen ist in<br />
den meisten Werken Geoinformation eine<br />
Selbstverständlichkeit. Die Initianten von<br />
geoProRegio sind überzeugt, dass Kooperationen<br />
zwischen Werken und Gemeinden,<br />
gerade auch im Bereich der Geoinformationstechnik,<br />
nachhaltige Investitionen<br />
in die Zukunft darstellen.<br />
geoProRegio<br />
c/o Regionalwerke AG Baden<br />
Haselstrasse 15<br />
CH-5401 Baden<br />
Tel. 056 200 22 22<br />
Fax 056 200 22 99<br />
rwb@geoproregio.ch<br />
www.geoproregio.ch<br />
SKR 1/10 89
LED in der Strassenbeleuchtung<br />
Der Schweiz<br />
geht ein neues Licht auf<br />
von Angel Sanchez<br />
Hellere Strassen, weniger Stromverbrauch, sauberes Gewissen: Immer mehr Gemeinden prüfen, ob sie ihre<br />
Strassen mit neuen LED-Lampen beleuchten wollen. Sicher ist: Der LED-Technik gehört die Zukunft – aber<br />
noch nicht die Gegenwart. Wer aber seine Beleuchtung auf dem Gemeindegebiet optimieren will, muss mehr<br />
tun, als bloss die neusten Lampen kaufen.<br />
Die Energiestadt Igis (GR) geht aufs Ganze:<br />
Als erste Gemeinde der Schweiz will sie die<br />
gesamte Strassenbeleuchtung auf Licht<br />
emittierende Dioden (LED) umstellen. So<br />
weit ging bisher kein anderer Ort. Der Pioniergeist<br />
der Energiestadt dürfte sich lohnen:<br />
Die LED stehen kurz vor dem Durchbruch,<br />
sagen Experten unisono.<br />
Das dachte man sich auch in Igis. Die örtliche<br />
Strassenbeleuchtung ist über 30 Jahre<br />
alt. 90 Prozent der Leuchtmittel sind veraltete<br />
Quecksilberlampen. «Unsere Strassenbeleuchtung<br />
ist hochgradig sanierungsbedürftig<br />
– wir müssen auf jeden Fall<br />
handeln», sagt Gemeinderat Andreas<br />
Thöny. Warum also nicht gleich auf die<br />
neuste Technologie setzen?<br />
Igis steht bei weitem nicht alleine da.<br />
Landauf, landab wird die Strasse zum Versuchslabor.<br />
LED-Lampen schiessen wie<br />
Pilze aus dem Boden. Zwar werden vorerst<br />
meist einzelne Strassenabschnitte umgerüstet,<br />
doch der Trend ist unverkennbar.<br />
«Der LED-Technologie gehört die Zukunft»,<br />
bestätigt Giuse Togni von der Schweizerischen<br />
Agentur für Energieeffi zienz S.A.F.E.<br />
In vier bis fünf Jahren dürften die LED-Produkte<br />
die heute noch als beste Leuchtmittel<br />
geltenden Natriumhochrucklampen<br />
punkto Lebensdauer, Stromverbrauch und<br />
Lichtausbeute klar überfl ügeln.<br />
Unseriöse Anbieter, aggressive Werbung<br />
Heute schon tummeln sich viele Anbieter<br />
auf dem wachsenden LED-Markt. Um sich<br />
früh einen Teil vom Kuchen zu sichern, treten<br />
sie bei den Gemeinden teilweise sehr<br />
aggressiv auf, weiss Giuse Togni: «Es fällt<br />
auf, dass es auch viele unseriöse Anbieter<br />
gibt, die mit unrealistischen Versprechen<br />
ihre LED-Lampen anpreisen.» Unrealistisch<br />
90 SKR 1/10<br />
UMWELT Energie<br />
heisst: Die Lebensdauer und die Lichtausbeute<br />
werden zu hoch angesetzt. Denn<br />
was eine Lampe unter Laborbedingungen<br />
leisten kann, lässt sich nicht einfach so auf<br />
die von Wind und Wetter beeinfl usste Anwendung<br />
im Aussenbereich übertragen.<br />
Auch sonst ist die Branche momentan alles<br />
andere als einfach zu überblicken. Wer sich<br />
über LED-Strassen informiert, steht einer<br />
Flut von Modellen, Ausstattungen und Formen<br />
gegenüber. Guter Rat ist da teuer.<br />
Schon der erste Schritt ist entscheidend:<br />
Togni empfiehlt, beim Anbieter immer<br />
zuerst die sogenannte elektronische<br />
Lichtverteilungskurven (LVK) der Lampen<br />
zu bestellen (siehe Kasten). «Wer diese<br />
Kurven vorweisen kann, gehört tendenziell<br />
zu den seriöseren Anbietern.» Die LVK<br />
zeigen, wie das Licht einer bestimmten<br />
Lampe tatsächlich auf die Strasse abgebildet<br />
wird. Weiter sollte die Gemeinde<br />
abklären, ob ihre Wunschlampe modular<br />
aufgebaut ist, oder ob bei einem Defekt<br />
gleich die ganze Leuchte ausgewechselt<br />
werden muss. Wer mit diesen aufwändigen<br />
Abklärungen beginnt, steht aber<br />
erst am Anfang.<br />
Ein Sprung, wie von der LP zur CD<br />
«Ich arbeite seit 25 Jahren im Licht-Bereich.<br />
13 Jahre bin ich in der Strassenbeleuchtung<br />
tätig – und ich bin immer noch<br />
am dazulernen», sagt Jörg Imfeld. Der<br />
Elektroningenieur ist Projektleiter bei der<br />
Firma Elektron. Technisch stehe ein Sprung<br />
bevor, wie von «der Langspielplatte zur<br />
CD». Imfeld warnt vor Schnellschüssen. Im<br />
gegenwärtigen LED-Boom dürfte man<br />
nicht leichtfertig den Versprechen verschiedener<br />
Produzenten vertrauen. Fundierte<br />
Abklärungen seien unabdingbar.<br />
Checkliste für Gemeinden<br />
Wer sich für LED-Strassenbeleuchtungen<br />
interessiert, muss von möglichen<br />
Lieferanten zwingend diese Informationen<br />
und Unterlagen verlangen:<br />
• Lichtverteilkurve (LVK)<br />
in elektronischer Form<br />
• Datenblatt zur Leuchte mit:<br />
elektrischer Leistung, Lichtausbeute,<br />
Lichtfarbe, Lebensdauer,<br />
Schaltbarkeit und Regulierbarkeit<br />
der Anlage, Montageanleitung<br />
sowie Mess zertifi kat<br />
• Klar defi nierte Garantiezeit<br />
• Können einzelne Teile der Leuchte<br />
ausgewechselt werden, d.h. ist sie<br />
modular aufgebaut?<br />
• Wie lange wird die Lieferung von<br />
Ersatzteilen garantiert?<br />
(mindestens 10 Jahre)<br />
• Welche Referenzen<br />
kann der Lieferant vorweisen?<br />
Empfohlen wird, dass anfangs nur einzelne<br />
Strassen auf LED-Beleuchtung<br />
umgestellt werden. Wichtig ist weiter,<br />
dass sich Bauherren bei der Wahl der<br />
Leutchen durch eine unabhängige Fachperson<br />
beraten lassen. Die Schweizerische<br />
Agentur für Energieeffi zienz hat<br />
zusammen mit dem Programm Energiestadt<br />
eine nach Regionen aufgeteilte<br />
Liste von Beratern für Strassenbeleuchtungen<br />
publiziert: www.energieeffi zienz.<br />
ch/fi les/SB_AdresseBerater_d.pdf
An der LED-Fachtagung in Zürich wurde das Thema LED eifrig diskutiert: Mehrere Experten stellen<br />
die neusten Produkte vor. Weitere Tagungen werden auf www.energiestadt.ch ausgeschrieben.<br />
«Bei der Lichtausbeute etwa darf man<br />
nicht Äpfel mit Birnen vergleichen», sagte<br />
der Fachmann kürzlich an einer Tagung<br />
zum Thema LED in Zürich. Strassenleuchten<br />
mit hochwertiger Optik, bestückt mit<br />
einer besten Natriumdampf- oder Metalldampfhalogen-Hochrucklampe<br />
in der<br />
Klarglas-Version, betrieben mit einem<br />
elektronischen Vorschaltgerät sind gemäss<br />
den Ingenieuren der Firma Elektron noch<br />
immer effizienter als jede LED-Leuchte<br />
(Stand 2009). Aber schon im nächsten<br />
Frühling könnten die Karten neu gemischt<br />
werden. Denn dann fi ndet in Frankfurt die<br />
einfl ussreiche Messe Light + Building statt.<br />
Die EU-Richtlinie, die das Ende der Quecksilberdampfl<br />
ampe bis 2015 besiegelt, verleitet<br />
Designern und Techniker zusätzlich<br />
dazu, den LED-Bereich zu fördern.<br />
Sparen geht auch ohne LED<br />
Doch genug Zukunftsmusik, was zählt, ist<br />
der Blick auf die Gegenwart. In vielen Gemeinden<br />
und Kantonsparlamenten werden<br />
zurzeit Vorlagen lanciert, die zum Ziel haben,<br />
die Strassenbeleuchtung effi zienter zu<br />
machen. Wie eine Untersuchung von<br />
S.A.F.E. kürzlich ergeben hat, kann der<br />
Stromverbrauch für die Strassenbeleuchtung<br />
tatsächlich massiv reduziert werden.<br />
Gemäss dieser Studie werden heute in der<br />
Schweiz 1000 GWh Strom benötigt, um<br />
Strassen, Wege und Plätze zu beleuchten.<br />
Der Verbrauch könnte um 30 bis 50 Prozent<br />
gesenkt werden ohne Einbussen an Sicherheit<br />
und Komfort. Das Sparpotenzial ist riesig<br />
– auch ohne LED-Lampen einzusetzen.<br />
Jede Gemeinde, die heute noch Glühbirnen<br />
oder Quecksilberdampfl ampen gross-<br />
flächig einsetzt, wirft buchstäblich Geld<br />
auf die Strasse. Zudem ist es in der Ost-<br />
und der Zentralschweiz üblich, dass die<br />
Strassenbeleuchtung in der Nacht reduziert<br />
oder sogar ganz ausgeschaltet wird.<br />
Brennt beispielsweise zwischen 1 Uhr und<br />
5 Uhr kein Licht, können rund 35 Prozent<br />
Energie gespart werden. Wird das Licht in<br />
der gleichen Zeitspanne lediglich gedimmt,<br />
so lassen sich noch über 10 Prozent einsparen.<br />
Mehr Tipps dazu gibt es auf www.<br />
energiestadt.ch (Rubrik Kampagnen & Aktionen,<br />
Thema Strassenbeleuchtung).<br />
Auch bei LED gilt: klein anfangen!<br />
Stehen in einer Gemeinde Sanierungen in<br />
der Strassenbeleuchtung an, lohnt es sich,<br />
die LED-Lampen als Option mit einzubeziehen.<br />
Gute LED-Lösungen gibt es bereits<br />
für kleine Fuss- und Radwege, Quartierstrassen<br />
oder Parks. Jörg Imfeld: «Sinnvoll<br />
ist, vorerst mit einer überblickbaren, kleineren<br />
Anlage zu beginnen mit Leuchten<br />
auf Lichtpunkthöhen von 3 bis 5 Metern.»<br />
Die Energiestadt Altdorf hat genau das<br />
gemacht. Im Oktober hat sie in einer kurzen<br />
Gemeindestrasse die ersten LED-Lampen<br />
montieren lassen. Bezüglich Neu-Installation<br />
hält sich der Arbeitsaufwand in<br />
Grenzen, da nur die Lampenköpfe nicht<br />
aber die Kandelaber ausgewechselt wurden.<br />
Peter Cathry, Bereichsleiter Bau, Verkehr<br />
und Umwelt der Gemeinde Altdorf<br />
ist mit den bisherigen Resultaten zufrieden.<br />
Nach derzeitigen Wissenstand würden<br />
die LED-Lampen im vergleich zu den<br />
vorherigen Natriumhochdrucklampen<br />
rund 39 Prozent weniger Strom brauchen.<br />
Cathry sieht noch mehr Vorteile: «Die<br />
Energie UMWELT<br />
Was heisst LED ?<br />
LED ist die Abkürzung für licht-emittierende<br />
Diode, auch Leuchtdiode genannt.<br />
Eine Leuchtdiode ist ein elek tronisches<br />
Halbleiter-Bauelement. Sobald Strom<br />
durch die Diode fliesst, wird Licht abgegeben.<br />
Eine LED-Lampe besteht aus<br />
einer Vielzahl einzelner Leuchtdioden,<br />
die sich stufenlos zwischen 0 und 100<br />
Prozent dimmen lassen. Das besondere<br />
bei LED ist die Lichtfarbe. Im vergleich zu<br />
Glühlampen wirkt LED blauer und somit<br />
wesentlich kühler. Die Lebensdauer bei<br />
der Strassenbeleuchtung wird heute auf<br />
rund 50’000 Stunden geschätzt.<br />
Lichtverschmutzung ist kleiner, und die<br />
Lampen lassen sich stufenlos dimmen.»<br />
Ab Mitternacht werden die Lichter auf 50<br />
Prozent runtergeschaltet. Die bisherigen<br />
Reaktionen aus der Bevölkerung sind gemäss<br />
Cathry positiv: «Fussgänger schätzen<br />
das neue Licht, da die Sichtverhältnisse als<br />
besser eingestuft werden.» Die Energiestadt<br />
Altdorf wird die ersten Erfahrungen<br />
weiter auswerten und allenfalls Schrittweise<br />
weitere LED-Anlagen bauen.<br />
Beim Pilotprojekt der Energiestadt Altdorf<br />
haben übrigens das örtliche Elektrizitätswerk<br />
sowie die Herstellerfi rma die Hälfte der Kosten<br />
für den LED-Test übernommen. Auch<br />
die Energiestadt Igis konnte von einem Ähnlichen<br />
Entgegenkommen profi tieren.<br />
Langzeiterfahrungen<br />
werden erst gerade erhoben<br />
Natürlich investieren die LED-Firmen und<br />
die Elektrizitätswerke nicht aus blosser Güte<br />
in solche Pilotprojekte. Ziel ist es, sich möglichst<br />
früh in der LED-Branche einen Namen<br />
zu schaffen. LED sind heute was die Investition<br />
betrifft, noch relativ teuer. Im Vergleich<br />
zu einer gängigen Natrium-Hochdrucklampe<br />
kostet die neue Technik beinahe<br />
doppelt so viel. Die offenbar viel längere Lebensdauer<br />
soll die zusätzlichen Kosten wieder<br />
einsparen. Aber noch fehlen heute zuverlässige<br />
Langzeiterfahrungen. Zudem gilt:<br />
Was in der Gemeinde A Erfolgt hat, muss<br />
nicht unbedingt für die Gemeinde B auch<br />
richtig sein. Eine individuelle Abklärung der<br />
spezifi schen Bedürfnisse punkto Strassenbeleuchtung<br />
ist eine komplexe Aufgabe, die<br />
nicht alleine mit dem Kauf einer modernen<br />
Lampe gelöst werden kann.<br />
SKR 1/10 91
«9 Fragen zum Thema<br />
LED in der Strassenbeleuchtung an Jörg Imfeld<br />
Projektleiter Lichttechnik ELEKTRON AG»<br />
1. Jörg Imfeld, sollten alle Gemeinden jetzt auf LED umrüsten?<br />
«Nein, das kann man so pauschal nicht empfehlen. Auf kommunaler<br />
Ebene dominieren heute noch die bewährten Technologien, also<br />
vor allem Natriumhochdrucklampen.»<br />
2. Und wann ist es sinnvoll, umzustellen?<br />
«Jeder Fall muss separat beurteilt werden. Der Vorteil der Leuchtdioden-Technologie<br />
liegt aber langfristig betrachtet auf der Hand: So<br />
beträgt der Wartungszyklus einer konventionellen Strassenleuchte<br />
zirka vier bis sechs Jahre. Eine LED-Leuchte muss rund alle zwölf Jahre<br />
in die Revision. Und der gleichbleibende Lichtstrom einer LED Leuchte<br />
spart von Beginn an Energie. Grundsätzlich gilt aber, dass LED-Technologie<br />
noch einiges an Entwicklungspotenzial aufweist.»<br />
3. Werden die heute vorherrschenden Natriumhochdrucklampen<br />
weiterhin bestehen oder verschwinden sie ganz vom Markt?<br />
«Ich schätze, dass sie an den meisten Orten nach wie vor bestehen<br />
werden, solange sie intakt sind. Das ist auch sinnvoll. Nicht überall<br />
ist Budget für eine rasche Umstellung vorhanden. Langfristig wird<br />
jedoch ein Wechsel auf die moderne LED-Technik unabdingbar sein,<br />
da massiv Strom und Wartungskosten gespart werden können. Ausserdem<br />
ist die Lichtverschmutzung bei den neuen Beleuchtungssystemen<br />
geringer.»<br />
4. Wie spart man am meisten Energie? Wo sehen Sie Chancen für<br />
eine Verminderung der Energienutzung?<br />
«Bereits ein Drittel Energie kann eingespart werden, wenn bei Leuchten<br />
optimierte Reflektoren eingesetzt werden. Der Ersatz einer<br />
Quecksilberlampe durch ein Natriumhochdruckprodukt bringt eine<br />
Ersparnis von 40 bis 50%. Die Reduktion von Beleuchtungen während<br />
einigen Nachtstunden führt zu weiteren Energieeinsparungen<br />
von 20% bis 35%, sofern alle Lampen gleichzeitig in derselben Stärke<br />
gedimmt oder abgeschaltet werden.»<br />
92 SKR 1/10<br />
UMWELT Energie<br />
Jörg Imfeld<br />
Projektleiter Lichttechnik,<br />
ELEKTRON AG<br />
5. Worauf sollte man bei einer Beratung für ein neues LED-Beleuchtungssystem<br />
achten?<br />
«Darauf, ob der Anbieter auf die eher komplexe Planungsphase eines<br />
Lichtkonzeptes hinweist, ob er die Faktoren kennt, die dafür nötig<br />
sind, ob er auf die elektronischen Messungen eingeht und auf die<br />
lange Entwicklungszeit hinweist. Ausserdem sollte er die Vor- und<br />
Nachteile einzelner Modelle kennen und über das Thema LED im<br />
Detail Auskunft erteilen können.»<br />
6. Woran erkennt man unseriöse Anbieter?<br />
«Als Beschaffer sollte man sich zuerst gründlich überlegen, was die<br />
neue Lösung leisten soll. Dann braucht es unter Umständen Messungen<br />
vor Ort. Als erster Schritt sollte unbedingt eine ausführliche<br />
Planung erfolgen. Wenn sich nun ein Anbieter nicht nach den<br />
Bedürfnissen und bisherigen Erfahrungen erkundigt und auch nicht<br />
auf die Vor- und Nachteile der Beleuchtungssysteme eingeht, ist<br />
Vorsicht geboten.»<br />
7. Wie gehen Sie bei Elektron vor?<br />
«Am Anfang steht immer das persönliche Gespräch. Wir recherchieren,<br />
planen und beraten, bevor wir überhaupt ein mögliches<br />
Modell oder Projekt vorlegen.»<br />
8. Wie sehen Sie die Wirtschaftlichkeit von LED-Projekten?<br />
«Bei gewissen Strassenzügen reichen wenige Leuchten eines günstigen<br />
Modells aus. Bei einer Hauptstrasse braucht es eine stärkere<br />
Beleuchtung als zum Beispiel auf einer Quartierstrasse. Massgebend<br />
sind: Strassenklassierung, Strassenbreite, Lampen und Leuchten,<br />
Lichtpunkthöhe sowie Abstand zwischen den Kandelabern und weitere<br />
Faktoren. Letztendlich hängen die Kosten auch von anderen<br />
Punkten ab wie Modell der Leuchten, Auswechslung der Masten<br />
ja / nein.<br />
Als Beispiel führe ich die Umstellung auf eine LED-Beleuchtung eines<br />
Fuss-/Radwegs zum Vergleich einer Dorfdurchfahrt auf:<br />
Fuss / Radweg: Bei der Umstellung einer alten Anlage 96W (HME80W)<br />
auf eine konventionelle Anlage 60W (HST50W) können 36W pro<br />
Lichtpunkt eingespart werden. Von 60W auf eine LED-Lösung 26W<br />
weitere 34W. Total verhilft die LED Lösung also zu einer Energieverminderung<br />
von rund 70%, was sich bereits auszahlt. Dieses Projekt<br />
kann aus wirtschaftlicher Sicht als interessant angeschaut werden.<br />
Dorf-Durchfahrt: Bei der Umstellung einer alten Anlage 150W<br />
(HME125W) auf eine konventionelle Anlage 80W (HST70W) können<br />
70W pro Lichtpunkt eingespart werden. Von 80W auf eine LED-
Lösung 73W weitere 7W. Total verhilft hier die LED Lösung zu einer<br />
Energieverminderung von rund 50%. Bei diesem Projekt ist es etwas<br />
schwieriger, eine Aussage zur künftigen Wirtschaftlichkeit zu<br />
machen.»<br />
9. Wie lautet ihre persönliche Zukunftsprognose im Bereich Beleuchtungstechnik?<br />
Für die ELEKTRON AG arbeiten rund 70 Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter, 16 davon im Profi tcenter Lichttechnik. Als erfahrener<br />
Spezialist für die professionelle Aussenbeleuchtung und<br />
Marktführer für Strassenbeleuchtung in der Schweiz bietet<br />
ELEKTRON «Full Service» aus einer Hand: Von den Standard-<br />
Dienstleistungen wie Lieferung und Montage bis hin zu kundenspezifi<br />
schen Dienstleistungen wie Leuchtenumbau, normgerechte<br />
Lichtplanung, Reparaturservice, Restaurierungen, Expertisen,<br />
Schulungen und Effi zienzberechnungen. Beratung und<br />
Betreuung sind bei ELEKTRON stets persönlich. Seine langjährige<br />
Kompetenz und das fundierte Fachwissen stellt ELEKTRON zahl-<br />
Über Elektron<br />
Energie UMWELT<br />
«Die Investitionskosten für LED sind heute fast doppelt so hoch wie bei<br />
der besten HID-Technik. Die Effi zienz von LED wird jedoch laufend steigen.<br />
Ich wünsche mir darum, dass die Kostenentwicklung für Leuchten<br />
und Module drastisch sinkt. Worauf ich gespannt bin, sind weitere<br />
Erfahrungswerte zu der Lebensdauer für die LED-Technik, was die Einschätzung<br />
der Wirtschaftlichkeit sicherer gestaltet. Das Jahr 2010 wird<br />
jedoch noch vorwiegend ein Jahr der Pilot-Anlagen bleiben.»<br />
reichen Fachgremien wie der Schweizer Licht Gesellschaft, SLG,<br />
oder der Schweizer Agentur für Energieeffi zienz, S.A.F.E. zur<br />
Verfügung und leistet dabei im Bereich der zukunftsweisenden<br />
und energieeffi zienten LED-Technik wertvolle Aufklärungsarbeit,<br />
die auch der öffentlichen Hand zugute kommt.<br />
www.leds-go.ch<br />
Die Nächste Messe im Bereich Lichttechnik fi ndet in Frankfurt<br />
vom 11. bis 16. April 2010 statt:<br />
www.light-building.messefrankfurt.com<br />
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www.alpiq.com<br />
SKR 1/10 93
Kleinwasserkraftwerke<br />
Für geringe Fallhöhen ausgelegt<br />
von Jürg Wellstein<br />
Langsam hievt der Pneukran die Turbineneinheit<br />
über den Wasserkanal und senkt<br />
sie, bis die Schwenkbolzen in den Lagerschalen<br />
positioniert sind. Die neu entwickelte<br />
VLH-Turbine ist speziell für geringe<br />
Fallhöhen konzipiert (Very Low Head). Sie<br />
kann für Höhen ab 1.4 Meter bis ca. 3.7<br />
Meter genutzt werden. Gleichzeitig ist sie<br />
für einen Nettodurchsatz von 10–30 m 3<br />
pro Sekunde ausgelegt. Mit diesem Einsatzspektrum<br />
sind bestehende Industriekanäle,<br />
der Einbau in bestehende Wehranlagen<br />
zur Restwassernutzung, Gefällstufen<br />
bei mittleren Gewässern, still gelegte<br />
Schleusen, aber auch zusätzliche<br />
Neubauten bei grösseren Wasserläufen,<br />
Ergänzungen zu bestehenden Stauwerken<br />
usw. für einen Einsatz geeignet.<br />
94 SKR 1/10<br />
UMWELT Wasserstrategie<br />
An zahlreichen Wasserläufen stehen der Energienutzung aufgrund geringer Fallhöhen und Wassermengen<br />
wirtschaftliche und technische Hindernisse im Wege. Mit der VLH-Turbine bieten sich durch geringe bauliche<br />
Massnahmen und einfachen Betrieb neue Perspektiven. Die gesamte Einheit mit Kaplan-Turbine und Generator<br />
wird ins Wasser hinein geschwenkt.<br />
Strategie der geringen<br />
baulichen Massnahmen<br />
Als Vorbereitung der Installation einer<br />
VLH-Turbine wurde in der bestehenden,<br />
seit Jahrzehnten nicht mehr genutzten<br />
Schiffsschleuse, eine 45° geneigte Stahlhalterung<br />
montiert und die nötige Betonschwelle<br />
als Abstützung am Schleusenboden<br />
erstellt. Zusätzlich baute man<br />
die Lagerschalen in die beiden Schleusenwände<br />
ein und legte die erforderlichen<br />
elektrischen Leitungen. Hinter der VLH-<br />
Turbine wurde die Betriebszentrale platziert,<br />
in der sich die Steuer- und Regelungseinheit,<br />
der Stromumformer sowie<br />
die Hydraulik- und Pneumatikkompressoren<br />
befi nden. Dieser Infrastrukturteil wird<br />
Die ehemalige Schiffschleuse wird für den Einbau der VLH-Turbine bereit gemacht. Die beiden<br />
Schwenklagerstellen und die Stahlgerüste für Turbineneinheit und Betriebscontainer sind montiert.<br />
als vorfabrizierter Normcontainer angeliefert<br />
und konnte hier in den Schleusenkanal<br />
integriert werden. Ebenso lässt sich<br />
diese Einheit aber auch in einem anliegenden<br />
Gebäude einbauen. Damit sind<br />
sämtliche baulichen Massnahmen für den<br />
Betrieb der Niederdruckturbine abgeschlossen.<br />
Diese Turbine widerspricht dem allgemeinen<br />
Trend zu verkleinerten Turbinendurchmesser<br />
und dem daraus folgenden<br />
Aufwand für die notwendigen Bauten.<br />
Sie vermindert so weit als möglich aufwändige<br />
Einlass- und Auslassstrukturen<br />
und arbeitet mit einem möglichst grossen<br />
Turbinenrad sowie einer selbsttragenden<br />
Stahlkonstruktion. Diese umfasst einen<br />
Die Turbineneinheit wird mit einem Pneukran<br />
gehoben und in die Schleuse gehievt.
Einbau der Turbineneinheit: Die Schwenkbolzen werden in die Lagerschalen eingesetzt und die<br />
beiden Stützen für die Schwenkbewegung positioniert.<br />
rechteckigen Träger, in welchen Turbine<br />
und Generator integriert werden. Die<br />
acht verstellbaren Laufschaufeln der adaptierten<br />
Kaplan-Turbine können nach<br />
Bedarf geöffnet oder geschlossen werden.<br />
Einlaufseitig besteht ein radialer<br />
Grobrechen aus Stahllamellen. Davor befi<br />
ndet sich ein Rechenreiniger, der periodisch<br />
eingeschaltet wird und langsam<br />
drehend das Geschwemmsel an die Wasseroberfl<br />
äche fördert, wo mit einer automatischen<br />
Klappe in regelmässigem zeitlichem<br />
Abstand ein Spülvorgang durchgeführt<br />
werden kann.<br />
Variable Drehzahlen<br />
bei veränderten Bedingungen<br />
Der direkt angetriebene Permanentmagnet-Generator<br />
bietet variable Drehzahlen,<br />
so dass auch bei veränderten Wassermengen<br />
und Fallhöhen durch Pegeländerungen<br />
Strom effi zient produziert werden kann.<br />
Die Turbine wird in standardisierten Durchmessern<br />
geliefert, welche eine kostengünstige<br />
Herstellung und gleichzeitig eine<br />
geeignete Anpassung an unterschiedliche<br />
Rahmenbedingungen ermöglicht.<br />
Alle Leitungen zwischen Zentrale und<br />
VLH-Turbine sind angeschlossen. Der grosse<br />
Moment an der alten Schleuse beginnt.<br />
Kontinuierlich senken die beiden<br />
hydraulischen Stützen den Turbinenrahmen<br />
aus der horizontalen Wartungsstellung.<br />
Der Schwenkvorgang bringt die Turbine<br />
ins Wasser. Da sich der Drehpunkt<br />
oberhalb des Wasserspiegels befi ndet, ist<br />
er jederzeit zugänglich und kontrollierbar.<br />
Angelangt in ihrer 45°-Stellung bringt der<br />
Wasserfl uss die Turbine in Bewegung. An<br />
der Generatorklemme können je nach<br />
Turbinenmodell 100–500 kW gemessen<br />
werden. Beim in der Schleuse eingesetzten<br />
3.55-Meter-Modell sind rund 288 kW<br />
installiert.<br />
Auch Fische haben eine Chance<br />
Die Profile der Turbinenschaufeln und<br />
-wände wurden mit dem Strömungswerkzeug<br />
CFD (Computational Fluid Dynamics)<br />
ausgelegt; die Konstruktion mit<br />
modernster 3D-CAD-Technik durchgeführt<br />
und im hydraulischen Labor getestet.<br />
Besondere Aufmerksamkeit widmete<br />
man nicht nur einem optimalen Wirkungsgrad,<br />
sondern auch der Durchgängigkeit<br />
für Fische. Dank relativ grossen<br />
Öffnungen und tiefen Drehzahlen von<br />
weniger als 40 Umdrehungen pro Minute<br />
(max. Umfangsgeschwindigkeit ca. 8 m/s)<br />
sind die Gefahren für Fische wesentlich<br />
geringer als bei anderen Turbinentypen.<br />
Im Weiteren ist die Änderung von Druck<br />
und Fliessgeschwindigkeit in der Turbine<br />
deutlich niedriger als bei konventionellen<br />
Turbinen. Aufgrund von Tests hat man<br />
erkannt, dass mit gezielten geometrischen<br />
Optimierungen des Laufradmantels<br />
(kugelförmiger) die Fischfreundlichkeit<br />
weiter gesteigert werden kann. Die<br />
Überlebensrate wird heute mit über 97<br />
Prozent angegeben.<br />
Wasserstrategie UMWELT<br />
Die Turbine befi ndet sich in der horizontalen<br />
Wartungsstellung über der Schleuse. Nach dem<br />
Anschluss der Versorgungsleitungen wird die<br />
Einheit um 45° nach unten ins durchfl iessende<br />
Wasser geschwenkt.<br />
Minimale Umweltimmissionen<br />
gewährleistet<br />
Die zahlreichen Spaziergänger und Biker<br />
nehmen das neue Kleinwasserkraftwerk<br />
in der alten Schiffsschleuse kaum wahr,<br />
da sich die Turbine vollständig unter Wasser<br />
befi ndet und die Steuer- und Regelungseinheit<br />
in einem Normcontainer dahinter<br />
ebenerdig in der Schleuse eingelassen<br />
ist. Mit der VLH-Turbine werden<br />
also nicht nur geringe bauliche Massnahmen<br />
notwendig, es entstehen auch<br />
kaum Beeinträchtigungen der optischen<br />
Erscheinung des Orts.<br />
Eine in Frankreich erstellte Demonstrationsanlage<br />
mit einem Turbinendurchmesser<br />
von 4.5 Meter erreicht bei einer<br />
Fallhöhe von 2.5 Meter und einer Wassermenge<br />
von rund 20 m 3 pro Sekunde eine<br />
Leistung von 410 kW. Die Erfahrungen<br />
von bereits über zwei Jahren zeigen, dass<br />
die Turbine einen nicht wahrnehmbaren<br />
Geräuschpegel und minimale Vibrationen<br />
aufweist sowie die erwartete Stromproduktion<br />
erbringt. Eine Jahresproduktion<br />
von über 2 Mio. kWh bestätigt die Erwartungen.<br />
Die minimalen Umweltimmissionen<br />
begünstigen auch einen Einbau<br />
dieser Turbine in Agglomerationen, also<br />
beispielsweise in traditionellen Kanälen<br />
und städtischen Gewässern. Sind stark<br />
unterschiedliche Gegebenheiten von Wassermenge<br />
und Fallhöhe vorhanden, lassen<br />
SKR 1/10 95
sich durch zwei oder mehrere nebeneinander<br />
positionierbare Turbinen eine Optimierung<br />
erreichen und damit einen fl exiblen<br />
Kraftwerksbetrieb ermöglichen.<br />
Schwenkbare Konstruktion<br />
erleichtert die Wartung<br />
Die Turbinen werden vollständig im Werk<br />
gefertigt, so dass ein Minimum an Montagearbeiten<br />
auf der Baustelle anfallen.<br />
Kleine Baugrössen können per Strassentransport<br />
als komplettes Bauteil angeliefert<br />
werden, die grösseren Modelle lassen sich<br />
halbieren und vorort zusammenfügen. Die<br />
Zugänglichkeit einer installierten Turbine ist<br />
dank den beiden hydraulischen Stützen auf<br />
einfache Weise gegeben. Mit diesen kann<br />
der Turbinenrahmen mit Turbine und Ge-<br />
96 SKR 1/10<br />
UMWELT Wasserstrategie<br />
Hinter der VLH-Turbine wurde die Betriebszentrale platziert.<br />
Darin befi nden sich die Steuer- und Regelungseinheit, der Stromumformer<br />
sowie die Hydraulik- und Pneumatikkompressoren.<br />
Turbine im Wasserkanal eingeschwenkt<br />
nerator in die horizontale Lage über den<br />
Wasserspiegel hoch geschwenkt werden.<br />
Dies gilt auch bei extremem Hochwasser,<br />
so dass man den Abfl uss ohne Beeinträchtigung<br />
gewährleisten kann. Anstelle der<br />
hydraulischen Stützen können auch Hebezüge<br />
mit über dem Wasserspiegel befi ndlichen<br />
Antriebswellen installiert werden.<br />
Die für geringe Fallhöhen und Wassermengen<br />
ausgelegte VLH-Turbine eröffnet<br />
neue Einsatzmöglichkeiten, bei denen die<br />
Wasserkraftnutzung aufgrund wirtschaftlicher<br />
oder topografi scher Rahmenbedingungen<br />
bisher kaum möglich war. Gefällstufen<br />
ohne Perspektiven erhalten damit<br />
ein Potenzial. Die auf Revisionen und Modernisierungen<br />
von Wasserkraftanlagen<br />
spezialisierte Stellba Hydro AG in Birrhard<br />
Der Rechenreiniger wird periodisch eingeschaltet und fördert langsam<br />
drehend das Geschwemmsel an die Wasseroberfl äche.<br />
hat die VLH-Turbine in ihr Angebotsspektrum<br />
aufgenommen und betreut das<br />
Marketing und die Projektabwicklung im<br />
deutschsprachigen Raum Europas.<br />
Sämtliche Fotos zum Bericht:<br />
© Jürg Wellstein, Fachjournalist<br />
Kontakt:<br />
Stellba Hydro AG<br />
Langgass 2<br />
CH-5244 Birrhard<br />
Tel. 056 201 45 20<br />
www.stellba-hydro.ch<br />
Die ehemalige Schiffsschleuse dient nun der<br />
Elektrizitätserzeugung. Durch die optimale<br />
Integration von Turbine und Betriebszentrale<br />
wird keine nennenswerte Beeinträchtigung<br />
der örtlichen Gegebenheiten festgestellt.
Kantonale Wasserstrategie<br />
– Im Spannungsfeld zwischen<br />
Schützen und Nutzen<br />
von Lucia Uebersax<br />
Mit einer neuen Strategie will der Kanton Bern die wertvolle Ressource Wasser schützen und nachhaltig nutzen.<br />
Für den Ausbau der Wasserkraft sind rund 570 Kilometer der 12’600 Kilometer Fliessgewässer im Kanton geeignet.<br />
Auf weiteren 770 Kilometern ist der Bau von neuen Kraftwerken nur mit Einschränkungen möglich. Nicht<br />
genutzt werden können rund 440 Kilometer Bäche und Flüsse.<br />
Der Kanton Bern hat eine einheitliche Strategie<br />
für alle Fragen erarbeitet, die mit der<br />
Nutzung des Wassers durch den Menschen<br />
zusammenhängen. Die Strategie hat zum<br />
Ziel, die verschiedenen Ansprüche, die an<br />
das Wasser gestellt werden, bestmöglich<br />
aufeinander abzustimmen. Sie zeigt auf,<br />
wo sinn- und massvolle Nutzungen möglich<br />
sind und wo der Schutz Vorrang hat.<br />
Erarbeitet wurde die Wasserstrategie in einem<br />
partizipativen Prozess mit den beteiligten<br />
Organisationen. Regierungsrätin<br />
Barbara Egger-Jenzer zeigte sich anlässlich<br />
einer Medienorientierung im Januar überzeugt,<br />
dass dank der Wasserstrategie<br />
künftige Entscheide zu «Wasserfragen»<br />
besser und schneller gefällt werden können,<br />
und dass diese Entscheide auch auf<br />
grössere Akzeptanz stossen werden.<br />
Die kantonale Wasserstrategie gliedert sich<br />
in drei Teile, die sich mit der Wasserversor-<br />
© Hanspeter Bolliger | PIXELIO<br />
gung, der Wassernutzung und der Siedlungsentwässerung<br />
befassen. Der grösste<br />
Handlungsbedarf besteht im Bereich der<br />
möglichen Nutzung der Gewässer für die<br />
Stromproduktion. Von den insgesamt rund<br />
12’600 Kilometer Fliessgewässer im Kanton<br />
ist der grösste Teil für die Stromproduktion<br />
nicht interessant. Rund 230 Kilometer werden<br />
bereits genutzt. Rund 570 Kilometer<br />
sind für die Stromproduktion grundsätzlich<br />
geeignet, auf weiteren 770 Kilometern ist<br />
der Bau von neuen Wasserkraftwerken nur<br />
mit Einschränkungen möglich. Trotzdem<br />
könnten auf den geeigneten Gewässerabschnitten<br />
im Jahr rund 10 Prozent mehr<br />
Strom als jetzt durch Wasserkraft erzeugt<br />
werden: 300 Gigawattstunden. Nicht genutzt<br />
werden können rund 440 Kilometer<br />
Bäche und Flüsse, weil hier die Schutzanliegen<br />
überwiegen. Vor Nutzung bewahrt<br />
sollen insbesondere die Vereinigte und die<br />
Weisse Lütschine, die Zulg, der Lombach,<br />
Die Strategie hat zum Ziel, die verschiedenen Ansprüche, die an das Wasser gestellt werden,<br />
bestmöglich aufeinander abzustimmen<br />
Wasserstrategie UMWELT<br />
© Preitler Markus | PIXELIO<br />
Der grösste Handlungsbedarf besteht im<br />
Bereich der möglichen Nutzung der Gewässer<br />
für die Stromproduktion<br />
das Schwarzwasser und die Sense sowie<br />
der Oberlauf der Emme.<br />
Für die Trinkwasserversorgung steht im<br />
Kanton Bern genügend Grund- und Quellwasser<br />
zur Verfügung. In den Wachstumsregionen<br />
müssen zur Sicherung der Wasserversorgung<br />
neue Schutzzonen ausgeschieden<br />
werden. Mit einer Konzentration<br />
auf strategisch wichtige Fassungen will der<br />
Kanton die Versorgungssicherheit erhöhen.<br />
Der Zustand der bernischen Bäche,<br />
Flüsse und Seen hat sich dank leistungsfähiger<br />
Abwasserreinigungsanlagen gebessert.<br />
Noch zu hoch sind die Anteile des<br />
Fremdwassers und die Nährstoffeinträge<br />
aus der Landwirtschaft. Mit einem vorausschauenden<br />
Monitoring sollen die Gewässer<br />
besser geschützt werden. Handlungsbedarf<br />
besteht vor allem bei so genannten<br />
Mikroverunreinigungen. Mit der<br />
Förderung regionaler Zusammenschlüsse<br />
der Trägerschaften will der Kanton die<br />
Qualität und Wirtschaftlichkeit der Trinkwasserversorgungen<br />
und Abwasserreinigungsanlagen<br />
weiter erhöhen.<br />
SKR 1/10 97
Nachhaltige Beschaffung<br />
– eine ethische Verpfl ichtung<br />
von Ruth Daellenbach<br />
Würdige Arbeit ist der Königsweg zur Überwindung der Armut, bei uns in der Schweiz und weltweit. Würdige<br />
Arbeit heisst vor allem Existenz sichernde Löhne, soziale Sicherheit und die Respektierung von minimalen<br />
Arbeitsrechten, den sog. Kernarbeitsnormen der ILO. Wo diese verletzt werden, besteht das Risiko von Ausbeutung<br />
und Armut. Demgegenüber trägt eine nachhaltige Entwicklung dazu bei, Armut zu überwinden und<br />
für die Menschen auch in den heutigen Entwicklungsländern würdige Lebensperspektiven aufzubauen. Die<br />
öffentliche Hand kann über ihr Beschaffungswesen viel dazu beitragen, nachhaltige Entwicklung zu fördern.<br />
Nachhaltigkeit<br />
Entwicklung wird als nachhaltig defi niert,<br />
wenn «die Bedürfnisse der heutigen Generation<br />
befriedigt werden können, ohne<br />
die Chancen künftiger Generationen zu<br />
beeinträchtigen». Seit dem Erdgipfel von<br />
Rio de Janeiro in 1992, gilt nachhaltige<br />
Entwicklung als Leitkonzept und zunehmend<br />
wichtiges Politikziel. Nachhaltigkeit<br />
beruht auf den drei Säulen wirtschaft liche<br />
Entwicklung, ökologische Nachhaltigkeit<br />
und soziale Gerechtigkeit, die in gegenseitiger<br />
Wechselwirkung stehen. Ökologisch<br />
nachhaltig wäre eine Lebensweise,<br />
die die natürlichen Lebensgrundlagen nur<br />
in dem Masse beansprucht, wie diese sich<br />
regenerieren. Ökonomische Nachhaltigkeit<br />
beinhaltet eine wirtschaftliche Entwicklung,<br />
die eine dauerhafte Existenzgrundlage<br />
schafft, dabei ist der Schutz<br />
wirtschaftlicher Ressourcen vor Ausbeutung<br />
von besonderer Bedeutung. Soziale<br />
Nachhaltigkeit umfasst einen Ausgleich<br />
sozialer Kräfte mit dem Ziel, eine auf<br />
Dauer zukunftsfähige, lebenswerte Gesellschaft<br />
zu erreichen.<br />
Kinderarbeit<br />
98 SKR 1/10<br />
UMWELT Nachhaltige Beschaffung<br />
Für nachhaltige Beschaffung heisst dies,<br />
nicht einfach dem wirtschaftlich günstigsten<br />
Angebot den Zuschlag zu geben,<br />
sondern Kriterien der wirtschaftlichen,<br />
ökologischen und sozialen Verträglichkeit<br />
zu berücksichtigen. Die Sensibilisierung<br />
für ökologische Nachhaltigkeit<br />
hat inzwischen eine gewisse Verbreitung<br />
gefunden. Soziale Kriterien hingegen werden<br />
häufig nicht berücksichtigt, da sie<br />
nicht als Aufgabe der Beschaffung, sondern<br />
als humanitäre Aufgabe angesehen<br />
wird. Dass dies zu kurz gedacht ist, zeigt<br />
der Zusammenhang zwischen Arbeit und<br />
Armut.<br />
Prekäre Arbeit und Armut<br />
Etwa drei Milliarden Menschen sind weltweit<br />
erwerbstätig. Für Millionen ist informelle<br />
Arbeit die einzige Möglichkeit, ein<br />
Einkommen zu erwirtschaften – in Entwicklungsländern<br />
gilt dies für 70–80 Prozent<br />
der Arbeitenden. Informell Beschäftigte<br />
sind besonders anfällig für Ausbeutung:<br />
Ihre Grundrechte werden häufig<br />
verletzt, ihr Einkommen ist nicht gesichert,<br />
und sie müssen ihre Gesundheit aufs Spiel<br />
setzen. Sie sind besonders häufi g von Armut<br />
betroffen.<br />
Eine aktuelle Studie der OECD stellt zudem<br />
fest, dass auch in Zeiten von Wirtschaftswachstum<br />
die Informalisierung<br />
zunimmt. Diese wird durch internationalen<br />
Wettbewerb und Konkurrenzdruck als<br />
Folge der Globalisierung begünstigt.<br />
Diese Zahlen zeigen: Zwischen prekärer<br />
Arbeit und Armut besteht ein direkter<br />
Zusammenhang, und Entwicklungsländer<br />
sind besonders betroffen.<br />
Was meinen wir, wenn wir von Ausbeutung sprechen?<br />
Kinderarbeit<br />
Als Kinderarbeit gelten Tätigkeiten, die Kindern schaden oder die sie am Schulbesuch<br />
hindern.<br />
Informelle, prekäre Arbeit<br />
Informelle Arbeit ist Arbeit ausserhalb jeder Regulierung. Informell Arbeitende haben<br />
keinen Arbeitsvertrag, sie arbeiten ohne rechtlichen Schutz und soziale Sicherheit<br />
zu meist miserablen Löhnen.<br />
Schuldknechtschaft<br />
Schuldknechtschaft gilt als moderne Form der Sklaverei. Zur Rückzahlung eines Darlehens<br />
werden Menschen zur Arbeit gezwungen. Durch sehr tiefe Löhne, hohe Abzüge<br />
für Unterkunft und Verpfl egung sowie Wucherzinsen wächst der Schuldenberg,<br />
der nicht selten von den Eltern auf die Kinder übertragen wird.
Was sind menschenwürdige<br />
Arbeitsbedingungen?<br />
Wie bei den Menschenrechten gibt es auch<br />
bei Arbeitrechten minimale Rechte für alle,<br />
die nicht verhandelbar sind – unabhängig<br />
vom Entwicklungsstand oder Kultur einer<br />
Gesellschaft. Diese Rechte sind in den ILO-<br />
Kernarbeitsnormen festgehalten.<br />
Die ILO-Kernarbeitsnormen<br />
• verbieten Zwangsarbeit<br />
(eine moderne Form ist z. B. die<br />
Schuldknechtschaft) und Kinderarbeit<br />
• garantieren das Recht, Gewerkschaften<br />
zu bilden, welche die Interessen<br />
ihrer Mitglieder kollektiv vertreten<br />
• untersagen Diskriminierung,<br />
etwa nach Geschlecht, Herkunft<br />
oder Religion<br />
Die Schweiz hat die Kernarbeitsnormen<br />
unterzeichnet und ist damit die völkerrechtliche<br />
Verpfl ichtung eingegangen, die<br />
Normen in nationales Recht umzusetzen.<br />
• Die Einhaltung der ILO-Kernarbeitsnormen<br />
ist ein wichtiger Schritt im<br />
Kampf gegen Armut und für Menschenrechte<br />
– sie reichen jedoch<br />
oft nicht aus, damit Menschen<br />
ihre Lebensbedingungen nachhaltig<br />
verbessern können. Weitergehende<br />
Forderungen sind zum Beispiel:<br />
- Existenz sichernde Löhne (in vielen<br />
Ländern sind dies die gesetzlichen<br />
Mindestlöhne dies)<br />
- Das Recht auf Gesundheitsschutz<br />
und sichere Arbeitsbedingungen<br />
(ILO-Konvention 155)<br />
Zahlen<br />
- Lohngleichheit zwischen<br />
Mann und Frau<br />
- Gesamtarbeitsverträge<br />
Strategien gegen prekäre Arbeit<br />
Damit menschenwürdige Arbeitsbedingungen<br />
für mehr Menschen Realität werden,<br />
sind fünf Punkte zentral:<br />
• Internationale Regelungen – die<br />
ILO-Kernarbeitsnormen, die von einer<br />
Vielzahl von Ländern unterzeichnet<br />
wurden, bilden eine gute Grundlage<br />
dafür. Das Primat der Kernarbeitsnormen<br />
über wirtschaftliche Interessen<br />
muss durchgesetzt und Verletzungen<br />
eingeklagt werden.<br />
• Nationale Gesetze, welche die<br />
Rahmenbedingungen für menschenwürdige<br />
Arbeit schaffen, und auch<br />
durchgesetzt werden. In vielen<br />
Entwicklungsländern gibt es gesetzliche<br />
Mindestlöhne, ist Kinderarbeit<br />
verboten usw. Doch die Regierungen<br />
sind zu schwach oder nicht willens,<br />
diese Regelungen auch umzusetzen.<br />
• Unterstützung der Betroffenen durch<br />
Bildungsmassnahmen.<br />
• Förderung der wirtschaftlichen<br />
Entwicklung: Schaffung von Arbeitsplätzen<br />
und Vergabe von Krediten für<br />
die Bildung von KMU.<br />
• Druck des Marktes, d.h. verantwortungsbewusste<br />
KonsumentInnen,<br />
die neben Preis und Qualität auch auf<br />
nachhaltige Produktionsbedingungen<br />
achten. Beim letzten Punkt kommt<br />
die Frage der sozial nachhaltigen<br />
Beschaffung ins Spiel.<br />
Nachhaltige Beschaffung UMWELT<br />
Öffentliche Beschaffung<br />
• Das Verhalten der öffentlichen Hand<br />
als Einkäuferin ist relevant und<br />
beeinfl usst den Markt.<br />
• Die öffentliche Hand hat eine Verpfl ichtung,<br />
sozial nachhaltig zu beschaffen.<br />
• Sozial nicht nachhaltige Beschaffung<br />
ist für die öffentliche Hand ein Risiko.<br />
Relevanz<br />
Bund, Kantone und Gemeinden beschaffen<br />
jährlich für 36 Milliarden Franken Waren,<br />
Dienstleistungen und Bauten. Dies entspricht<br />
knapp 25 Prozent der gesamten<br />
Staatsausgaben oder 8 Prozent des Bruttoinlandprodukts<br />
der Schweiz. Der Staat<br />
hat also eine Marktmacht, die er nutzen<br />
kann. Wenn er beim Einkauf auf eine nachhaltige<br />
Produktion achtet, so hat dies Auswirkungen<br />
auf die Angebotsseite. Denn<br />
wenn eine Nachfrage nach fair hergestellten<br />
Produkten besteht, so werden diese<br />
auch angeboten. Dies gilt bei gewissen<br />
Produkten besonders: So ist die öffentliche<br />
Hand zum Beispiel die grösste Verwerterin<br />
von Natursteinen, sie verbraucht etwa<br />
zwei Drittel der jährlichen 170’000 Tonnen<br />
verbauter Steine. Bei Sportbällen fragt die<br />
öffentliche Hand 20 Prozent der jährlich<br />
importierten Menge nach. Wir wissen, dass<br />
in Steinbrüchen und Ballwerkstätten Kinderarbeit<br />
und ausbeuterische Arbeitsbedingungen<br />
an der Tagesordnung sind.<br />
Nachhaltige Beschaffung trägt wesentlich<br />
zu Entwicklung bei: Menschenwürdige Arbeit,<br />
fair entlöhnt und sozial abgesichert,<br />
ist der Schlüssel, damit Millionen Menschen<br />
sich aus der Armut befreien können. Die<br />
Verletzung der Arbeitsrechte dagegen blockiert<br />
soziale Entwicklung. Die öffentliche<br />
Hand hat eine Vorbildfunktion: Wenn sie<br />
Zeichen setzt, trägt dies zur Sensibilisierung<br />
bei, sei es bei den KonsumentInnen, sei es<br />
bei den Anbietenden.<br />
Kohärenz<br />
Die öffentliche Hand gibt 2,2 Milliarden<br />
Franken für Entwicklungszusammenarbeit<br />
aus, dazu kommen private Spendengelder.<br />
Der Erfolg der Entwicklungszusammenarbeit<br />
ist von einer Vielzahl von Faktoren<br />
abhängig, einer davon ist die Kohärenz.<br />
Durch von anderen Interessen geleitete<br />
Politik kann der Erfolg der Entwicklungspolitik<br />
zunichte gemacht werden. Wenn<br />
zum Beispiel Entwicklungsländer durch<br />
Frei handelsabkommen gezwungen wer-<br />
SKR 1/10 99
UMWELT Nachhaltige Beschaffung<br />
den, ihre Märkte für Konsumgüter (wie<br />
Lebensmittel) zu öffnen, was Hunderttausende<br />
Arbeitsplätze in der lokalen Wirtschaft<br />
zerstört, so läuft dies Massnahmen<br />
der Entwicklungszusammenarbeit zuwider,<br />
die ländliche Produktion fördern<br />
und Ernährungssouveränität sicherstellen<br />
sollen. Entwicklungspolitische Kohärenz<br />
bedeutet, dass zum Beispiel die Aussenwirtschafts-<br />
und Handelspolitik nicht den<br />
Zielen der Entwicklungspolitik (Armutsbekämpfung,<br />
Schutz der natürlichen Ressourcen,<br />
Frieden usw.) zuwiderlaufen. Alle<br />
Politikfelder sollen kompatibel sein mit<br />
den Zielen der Entwicklungspolitik, um die<br />
Millennium Development Goals zu erreichen.<br />
Deren Vorgabe, die Armut bis 2015<br />
zu halbieren, gilt für die Entwicklungspolitik<br />
wie für alle anderen Politiken – inklusive<br />
die öffentliche Beschaffung.<br />
Chancen, Risiken und Nebenwirkungen<br />
«Wir müssen uns darum kümmern, dass<br />
Waren, die wir einkaufen fair produziert<br />
wurden», meinten 70 Prozent der TeilnehmerInnen<br />
einer Umfrage der Westschweizer<br />
Zeitung Le Temps. Der Druck auf die<br />
öffentliche Hand nimmt zu. Wenn sich Gemeinden<br />
und Kantone nicht um die Her-<br />
kunft von Natursteinen, Textilien etc. kümmern,<br />
riskieren sie, in der Öffentlichkeit<br />
dafür zur Rechenschaft gezogen zu werden.<br />
Umgekehrt setzt eine Gemeinde, die sich<br />
für eine konsequente nachhaltige Beschaffung<br />
einsetzt, ein wichtiges Zeichen. Sie<br />
trägt zur Sensibilisierung für die Thematik<br />
bei und wird zur Garantin, dass es sich beim<br />
Thema nicht nur um eine vorübergehende<br />
«Modeerscheinung» handelt. Dies ist wichtig,<br />
damit die AnbieterInnen in die Umstellung<br />
auf zertifi zierte Produkte investieren<br />
– denn der Nachweis der fairen Produktion<br />
ist oft mit Zusatzkosten verbunden. Diesen<br />
Weg hat zum Beispiel die Gemeinde Arlesheim<br />
eingeschlagen. Sie hat im Frühjahr<br />
2009 entsprechende Richtlinien für ihr Beschaffungswesen<br />
erarbeitet.<br />
Die SAH-Kampagne<br />
Arlesheim hat dies aufgrund eines Vorstosses<br />
der SAH-Kampagne beschlossen. Vor<br />
ziemlich genau einem Jahr hat das SAH die<br />
Kampagne «Keine Ausbeutung mit unseren<br />
Steuergeldern lanciert». Die Kampagne verlangt,<br />
dass sich die öffentliche Hand um<br />
Produktionsbedingungen kümmert – wir<br />
beschränken uns dabei auf die Minimalforderung<br />
der Einhaltung der ILO-Kernarbeits-<br />
Intelligente Lösungen für kommunale Bioabfälle<br />
Stoffkreisläufe schliessen – grüne Energie gewinnen<br />
normen. Inzwischen wurden über 70 politische<br />
Vorstösse in Gemeinden und Kantonen<br />
lanciert, weitere folgen laufend. An 20<br />
Orten wurden die Vorstösse inzwischen positiv<br />
beantwortet, an vier Orten negativ. Details<br />
zum Stand der Kampagne in einzelnen<br />
Gemeinden und Kantonen sind auf unserer<br />
Webseite www.kehrseite.ch ersichtlich.<br />
Vielleicht noch wichtiger als die politischen<br />
Entscheide ist aber die Sensibilisierung der<br />
Öffentlichkeit. Innerhalb des ersten Jahres<br />
sind 150 Berichte in Print- und audiovisuellen<br />
Medien erschienen. «Keine Ausbeutung<br />
mit unseren Steuergeldern» – immer mehr<br />
SchweizerInnen fordern, dass dies in die<br />
Praxis umgesetzt wird und der Staat seiner<br />
ethischen Verpfl ichtung nachkommt.<br />
Informelle, prekäre Arbeit<br />
Die Axpo Kompogas AG ist ein führendes Schweizer<br />
Unternehmen für die Verwertung von Bioabfällen aus<br />
kommunalen Sammlungen. Mit unserem patentierten<br />
Kompogas-Verfahren gewinnen wir daraus CO 2 -neutrales<br />
Biogas, Ökostrom, Wärme, Treibstoff und Biodünger.<br />
Ressourcen schonen und Stoffkreisläufe schliessen – das<br />
ist unser Beitrag für eine gesunde Umwelt.<br />
Axpo Kompogas AG – eine innovative Partnerin für<br />
Städte und Gemeinden, die sich für eine nachhaltige<br />
Entwicklung engagieren. Kontaktieren Sie uns, wir<br />
informieren Sie gerne im Detail.<br />
Axpo Kompogas AG<br />
Flughofstrasse 54 | CH-8152 Glattbrugg<br />
www.axpo-kompogas.ch
Gewicht ist das Kriterium<br />
In grossen gesellschaftlichen Zellen wie<br />
Wohnsiedlungen, Gewerbe- und Einkaufszentren<br />
oder in Gemeinden ist die Abfallentsorgung<br />
eine Herausforderung. Lösungen<br />
für die verursachergerechte Verteilung<br />
der Kosten sind gefragt. Mit dem<br />
Wiegesystem HSA-VWGS geht die Hunkeler<br />
Systeme AG in Wikon den richtigen<br />
Weg. Das System erfasst jeden Abfallsack<br />
nach Gewicht und erlaubt die Abrechnung<br />
nach dem Verursacherprinzip. Jeder Benutzer<br />
wird aufgrund des Abfallgewichts<br />
belastet und nicht nach Volumen, wie es<br />
in der gängigen Kehrichtentsorgungspraxis<br />
der Gemeinden üblich ist.<br />
Prepaid oder Lastschrift möglich<br />
Zentrale Komponente des Systems ist ein<br />
kreditkartengrosser Badge, der den Zugang<br />
zum Wiegesystem ermöglicht. Als<br />
Zahlungsart sind das Prepaid- oder das<br />
Lastschriftverfahren möglich. Bei Prepaid<br />
lädt der Besitzer ein frei wählbares Guthaben<br />
auf das System. Für jeden abgegebenen<br />
Kehrichtsack wird ein dem Gewicht<br />
entsprechender Betrag vom Guthaben<br />
abgezogen. Das Guthaben ist auf dem<br />
System des Entsorgungsdienstleisters hinterlegt<br />
und bleibt auch bei einem Kartenverlust<br />
erhalten. Die Kundendaten werden<br />
via GSM an den Dienstleister übertragen.<br />
Parallel dazu ist die Übermittlung betriebsrelevanter<br />
Informationen (Füllstand/Entleerungsbereitschaft<br />
des Containers) per SMS<br />
an verschiedene mobile Geräte möglich.<br />
Kompakt- und Modulbauvariante<br />
Das Wiegesystem HSA-VWGS ist in zwei<br />
Modellen verfügbar. In der kompakten Variante<br />
sind Wiegeeinheit und Container in<br />
eine Komponente integriert. Dieser Bauweise<br />
steht ein grösseres Modell mit der<br />
Wiegeinheit und dem Container als zwei<br />
getrennte Module gegenüber. Die Modul-<br />
Entsorgung UMWELT<br />
Verursachergerechte<br />
Kehrichtentsorgung<br />
Transparenz und Gerechtigkeit in die Abfallentsorgung<br />
bauweise erlaubt die Arbeit mit Wechselcontainern,<br />
wodurch sich Leerfahrten reduzieren<br />
und die Logistik vereinfachen<br />
lassen. Es sind Container mit einem Fassungsvermögen<br />
von 6 bis 20 m 3 verfügbar.<br />
Eine Presse verdichtet die Abfallvolumen<br />
im Verhältnis 5 zu 1.<br />
Erstes Pilotprojekt gestartet<br />
Seit wenigen Wochen steht ein Wiegeterminal<br />
HSA-VWGS bei der Hess Muldenservice<br />
AG in Reiden. Durch die verursachergerechte<br />
Entsorgung von Kehrichtsäcken<br />
bietet das Unternehmen den Einwohnern<br />
in der Grossregion Wiggertal eine kostengünstige<br />
Alternative zur Kehrichtabfuhr<br />
mit Sackgebühren. Das System arbeitet<br />
mit dem Prepaid-Prinzip. Gemäss dem<br />
Inhaber Peter Hess stösst er mit seiner<br />
neuen Dienstleistung bei den Kunden auf<br />
starke Akzeptanz, und er ist zuversichtlich,<br />
mit Informationskampagnen die Bevölkerung<br />
rasch für seine Idee zu gewinnen.<br />
Das Wiegesystem HSA-VWGS von<br />
der Hunkeler Systeme AG belastet die<br />
Kehrichtsackentsorgung nach Gewicht<br />
und arbeitet damit nach dem gerechten<br />
Verursacherprinzip<br />
Hunkeler Systeme AG<br />
Industriestrasse 2<br />
CH-4806 Wikon<br />
Tel. 062 745 64 64<br />
www.hunkeler-systeme.ch<br />
SKR 1/10 101
FACILITY MANAGEMENT<br />
Public Private Partnership<br />
Property&Facility<br />
– Kostengarantie für den<br />
Bau und Betrieb von Immobilien<br />
von Lucia Uebersax<br />
Die 1. Property&Facility, St. Galler Forum für Baudienstleistungen entlang dem Lebenszyklus von Gebäuden, hat<br />
anlässlich ihrer Premiere vertieft Betriebskosten im Fokus des Lebenszyklus von Bauten beleuchtet. Rund 110<br />
Teilnehmerinnen und Teilnehmer verfolgten die Fachreferate und Talks am 18. November 2009 im WBZ der Universität<br />
St.Gallen. Dabei zeigte sich, dass die Nutzungskosten, welche bisher in der Planungsphase kaum berücksichtigt<br />
wurden, an Bedeutung gewinnen und gerade bei PPP-Projekten von grosser Bedeutung sind.<br />
Bei Bauvorhaben spielen heute noch immer<br />
die reinen Baukosten und die Rendite<br />
zu Beginn der Nutzung die zentrale Rolle.<br />
Dabei müsste vielmehr die Wirtschaftlichkeit<br />
während dem ganzen Lebenszyklus<br />
eines Bauwerkes im Zentrum stehen. Die<br />
Forderung nach einer nachhaltigen Entwicklung<br />
bei der Planung, dem Bau und<br />
Betrieb von Gebäuden erhält immer mehr<br />
Gewicht. Die Erfüllung dieser Forderung<br />
setzt einen intensiven Austausch unter<br />
den beteiligten Akteuren im Baubereich<br />
voraus.<br />
Das Fachforum Property&Facility, eine neue<br />
Veranstaltung der Olma Messen St.Gallen,<br />
bietet allen Marktteilnehmern entlang dem<br />
Lebenszyklus von Immobilien die Möglichkeit,<br />
über Themen der Zukunft zu debattieren<br />
und leistet damit einen Beitrag zum<br />
geforderten interdisziplinären Austausch.<br />
Dies ist an der ersten Durchführung am 18.<br />
November 2009 im Weiterbildungszentrum<br />
WBZ Holzweid der Universität St.Gallen<br />
ausserordentlich gut gelungen.<br />
Fehlende Defi nitionen und Ansätze<br />
Obwohl seit einigen Jahren die Forderungen<br />
nach nachhaltigem Bauen und Lebenszyklusbetrachtung<br />
an Bedeutung ge-<br />
102 SKR 1/10<br />
winnen, fehlen weiterhin verlässliche Defi<br />
nitionen und kalkulatorische Ansätze für<br />
deren Umsetzung. Mit Ausnahme grosser<br />
Wohnbaugesellschaften und institutioneller<br />
Bauherren gibt es bislang nur wenige<br />
Immobilienbesitzer, die ihre Bestände<br />
systematisch warten, Instand halten und<br />
modernisieren. Zudem fehlen fundierte<br />
Kenntnisse über die Haltbarkeit der unterschiedlich<br />
eingesetzten Baustoffe, um<br />
daraus den mittel- und langfristigen Instandhaltungsbedarf<br />
von Bauwerken prognostizieren<br />
zu können.<br />
Im Mittelpunkt der Referate und Talks standen<br />
denn auch Ansätze zu einer nachhaltigen<br />
Entwicklung entlang dem Lebenszyklus<br />
für alle Beteiligten: Private Investoren,<br />
Öffentliche Hand, Politik, Projektentwicklung,<br />
Planung, Finanzierung, General- und<br />
Totalunternehmen, Facility Management,<br />
Zulieferer, Nutzer und Betreiber.<br />
Dabei kamen Modelle der Kosten- und<br />
Qualitätsgarantie ebenso zur Sprache wie<br />
erfolgreiche Ansätze bei der Planung und<br />
Projektentwicklung.<br />
Innovation auf sämtlichen Ebenen, mehr<br />
Mut zum Risiko und zur Einfachheit, systemisches<br />
Denken und eine Planung, wel-<br />
Spannende Diskussionen an der<br />
Property&Facility (v.l.n.r):<br />
Moderatorin Eva Nietlispach, Heinz Eggenberger,<br />
Bund Schweizer Architekten BSA,<br />
Hansruedi Müller, Vorstand PPP Schweiz, Paul<br />
Curschellas, Schweizerische Zentralstelle für<br />
Baurationalisierung CRB, Martin Kull, CEO HRS<br />
Real Estate AG, Andreas Müller, Swiss Facility<br />
Management Services CHfms (Foto pd)<br />
che den Begriff der Nachhaltigkeit mit<br />
Robustheit ersetzt, das waren die am<br />
meisten gestellten Forderungen. Bauen<br />
als kultureller und gesellschaftlicher Akt,<br />
hohe Professionalität und Erfahrung, eine<br />
möglichst hohe regionale Wertschöpfung<br />
auf Basis partnerschaftlicher Auftragsverhältnisse,<br />
mehr Effi zienz und Flexibilität<br />
in der Bewirtschaftung durch den Einsatz<br />
von Standards, der Einbezug der Totalunternehmer<br />
bereits bei der Projektentwicklung:<br />
Dies sind weitere Appelle,<br />
welche ein und dasselbe Ziel im Auge haben,<br />
die Nachhaltigkeit von Bauten und<br />
Infrastrukturanlagen und deren Wirtschaftlichkeit<br />
während des gesamten Lebenszyklus<br />
zu fördern. Dies kann aber nur<br />
erreicht werden, wenn allen Beteiligten<br />
von der Planung bis zum Betrieb einer<br />
Baute vermehrt bewusst wird, dass die<br />
Betriebsphase der längste und kostenintensivste<br />
Abschnitt im Lebenszyklus einer<br />
Immobilie ist.<br />
Public Private Partnership (PPP)<br />
Besonderes Augenmerk erhielten dabei<br />
Lösungen, welche sich im Rahmen von<br />
PPP ergeben: Vermehrt Synergien zwischen<br />
öffentlichen Auftraggebern und<br />
privaten Anbietern nutzen, Lebenszyklus<br />
in die Investitionsentscheide einbeziehen,<br />
Risiken über gemeinsame Trägerschaften<br />
teilen sowie Innovationsbeiträge von Seiten<br />
Besteller/Nutzer und Anbieter/Betreiber<br />
einbeziehen. Als Beispiel eines erfolgreichen<br />
PPP-Projekts wurde das Projekt<br />
Überbauung Zeughausareal Burgdorf beleuchtet.<br />
Eine wichtige Schlussfolgerung<br />
daraus war, dass eine Partnerschaft der<br />
Öffentlichen Hand mit Privaten allein<br />
durch den Prozess Qualitätsgewinne mit<br />
sich bringt und damit die Effizienz pro
Steuerfranken steigert; dadurch, dass jeder<br />
Partner seine Stärken einbringt und<br />
alle Kosten über die ganze Lebensdauer<br />
eines Projekts berücksichtigt werden.<br />
Zu den Referenten gehörten Klauspeter<br />
Nüesch, Nüesch Development; Markus<br />
Schaefer, Hosoya Schaefer Architects;<br />
Gérard Jenni, Andermatt Alpine Destination<br />
Company AG; Prof. Dr. Christian Stoy,<br />
University of Stuttgart; Hans Jörg Fuhr,<br />
Fuhr Buser Partner BauOekonomie; Stefan<br />
Bitterli, Baudirektion Kanton Zürich<br />
sowie Doris Haldner, Amt für Grundstü-<br />
«Der Vorteil liegt in einer günstigen<br />
Realisierung des Bauvorhabens»<br />
Doris Haldner,<br />
Leiterin Portfoliomanagement<br />
und Stv. Kantonsbaumeisterin,<br />
Amt für Grundstücke und<br />
Gebäude, Bern<br />
Im Rahmen einer Public Privat Partnership realisiert der Kanton<br />
Bern als öffentlicher Auftraggeber die Überbauung des Zeughausareal<br />
in Burgdorf. Die SKR traf Frau Doris Haldner, Leiterin Portfoliomanagement<br />
und Stv. Kantonsbaumeisterin, Amt für Grundstücke<br />
und Gebäude des Kantons Bern, zum Gespräch.<br />
SKR: Frau Haldner, warum werden PPP-Modelle in der Schweiz nur<br />
zögerlich eingesetzt, obwohl diese der öffentlichen Hand einen<br />
Mehrwert verschaffen können?<br />
In der Schweiz gibt es noch keine Erfahrungswerte zum Verfahren,<br />
zu den rechtlichen Grundlagen und zu den Kennzahlen von PPP-<br />
Modellen. Der politische Auftrag, solche Modelle in Betracht zu ziehen,<br />
fehlt vielerorts. Dies, weil die öffentliche Hand es nicht gewohnt<br />
ist, langfristige Bindungen von 20-30 Jahren mit privater<br />
Seite einzugehen und weil die Verwaltung grossen Respekt vor der<br />
Komplexität und dem hohen Initialaufwand hat. Es braucht eine<br />
innovative Verwaltung, um neue Verfahren umzusetzen.<br />
«Es braucht eine innovative Verwaltung,<br />
um neue Verfahren umzusetzen»<br />
SKR: Worin liegen die Vorteile von PPP-Modellen und wo können<br />
durch deren Anwendung Kosten eingespart werden?<br />
Der Vorteil liegt in einer wirtschaftlich günstigen Realisierung eines<br />
Bauvorhabens und in der Entlastung der Investitionsrechnung. Die<br />
Kosteneinsparung kann durch eine gebündelte output orientierte<br />
FACILITY MANAGEMENT<br />
Public Private Partnership<br />
cke und Gebäude des Kantons Bern. Moderiert<br />
wurde der Anlass von Eva Nietlispach<br />
Jaeger. In den Talks kam es zu interessanten,<br />
teilweise auch kontroversen<br />
Diskussionen um den Begriff der Nachhaltigkeit<br />
sowie den Forderungen an die<br />
einzelnen Beteiligten.<br />
Ausschreibung von Planung, Bau, Betrieb und Finanzierung, gekoppelt<br />
mit einem langfristigen Betrieb, erzielt werden. Deshalb wird<br />
der Lebenszyklusansatz gewählt und ein angebotenes Preis-Leistungs-Verhältnis<br />
in Bezug auf die gesamte Nutzungsdauer beurteilt.<br />
Aufl agen der öffentlichen Hand wie beispielsweise Systemtrennung,<br />
Minergie P Eco und arbeitsrechtliche Bedingungen sind in<br />
der Ausschreibung integriert. Das Einsparen von Ausgaben und die<br />
Disziplinierung hinsichtlich Kosten- und Risikomanagement über<br />
alle Phasen hinweg, werden durch spezielle Anreize gefördert. Somit<br />
können bei der Erarbeitung der Nutzeranforderungen, bei der<br />
Know-how-Bündelung der Anbieter (Planer, Ersteller und Betreiber)<br />
sowie durch eine leistungsorientierte Vergütung im Betrieb Kosten<br />
eingespart werden. Dagegen sind die Zinskosten bei privaten Anbietern<br />
immer höher als bei der öffentlichen Hand. Die dadurch anfallenden<br />
Mehrkosten müssen durch die vorerwähnten Vorteile kompensiert<br />
werden.<br />
SKR: Was sind die grössten Hürden bei der Umsetzung von PPP?<br />
Zum Starten fehlt teilweise der politische Auftrag, bei grösseren<br />
Projekten einen Eignungstest für PPP und einen Wirtschaftlichkeitsvergleich<br />
verschiedener Verfahren durchzuführen. Nur dadurch<br />
könnte der Politik transparent aufgezeigt werden, für welche Projekte<br />
sich PPP-Modelle eignen würden und für welche ein konventionelles<br />
Verfahren nach wie vor vorteilhafter wäre.<br />
SKR: Sie haben sich für ein PPP-Modell entschieden zur Finanzierung<br />
der Überbauung des Zeughausareals in Burgdorf. Warum?<br />
Der Regierungsrat des Kantons Bern hat der Verwaltung im 2006<br />
den Auftrag zu einer Überprüfung verschiedener Finanzierungsmöglichkeiten<br />
gegeben. Alle Vorgehensschritte wurden dem Regierungsrat<br />
und zweimal dem Grossen Rat unterbreitet. Bei unserem<br />
Projekt überwogen die Vorteile; deshalb hat der Grosse Rat im März<br />
2009 dem von uns vorgeschlagenen jährlichen Nutzungsentgelt<br />
über 25 Jahre zugestimmt.<br />
SKR: Wie funktioniert die PPP in Ihrem Projekt?<br />
Interview<br />
von Lucia Uebersax<br />
Das PPP-Projekt in Burgdorf umfasst die Planung, schlüsselfertige<br />
Errichtung, und Finanzierung eines Verwaltungszentrums, eines<br />
Werkhofes und eines Regionalgefängnisses mit 110 Haftplätzen so-<br />
SKR 1/10 103
FACILITY MANAGEMENT<br />
Public Private Partnership<br />
wie einen Teilbetrieb der Überbauung über 25 Jahre. Zum Betrieb<br />
gehören neben dem Gebäudebetrieb, der Versorgung mit- und Entsorgung<br />
von Medien (z.B. Wärmeenergie, Strom, Wasser) und der<br />
Reinigung des Gebäudeinnern und der Aussenanlagen auch organisatorische<br />
Dienstleistungen wie Postdienst, Management von<br />
Sitzungszimmern und Parkplätzen, zentraler Empfang, Betrieb eines<br />
Restaurants etc. Selbstverständlich ist der Betrieb des Regionalgefängnisses<br />
Angelegenheit der öffentlichen Hand und (folglich)<br />
nicht in den Verträgen eingeschlossen.<br />
SKR: Wie sind Sie bei der Planung Ihres Projektes vorgegangen?<br />
Wir haben folgenden Weg gewählt: Eignungstest, Marktüberprüfung,<br />
Wirtschaftlichkeitsrechnung, Ausschreibung eines mehrstufi -<br />
gen, anonymen Gesamtleistungswettbewerbs mit vorgeschalteter<br />
Präqualifi kation, Abschluss der Verträge inklusive Finanzierung und<br />
Beginn der Umsetzung des Projektes noch vor Weihnachten 2009.<br />
Der Einzug der fünf Direktionen mit 14 Nutzereinheiten ist auf das<br />
2. Quartal 2012 geplant.<br />
SKR: Für welche Projekte eignet sich ein PPP-Modell?<br />
Für diverse Projekte in den Bereichen Schule, Gesundheitswesen<br />
und Verwaltung, welche auch im Betrieb einen Delegationsgrad<br />
ausweisen, kann sich eine PPP eignen. Im Ausland wird bereits bei<br />
Pat. pending<br />
Projekten ab 10 Mio. CHF die Eignung für ein PPP-Modell abgeklärt.<br />
In der Schweiz sollten aufgrund des noch hohen Initialaufwandes<br />
vorerst grössere Projekte diesbezüglich überprüft werden, um der<br />
Politik einen Vergleich von PPP- und konventionellen Modellen zu<br />
ermöglichen und damit eine Entscheidungsgrundlage bei der Auswahl<br />
des Projektverfahrens zu schaffen.<br />
SKR: Was empfehlen Sie bei der Anwendung von PPP?<br />
Es ist ein klarer politischer Auftrag notwendig, um die Verwaltung<br />
zu veranlassen, Projektverfahren mit und ohne PPP miteinander zu<br />
vergleichen. Seitens Wirtschaft und öffentlicher Hand braucht es<br />
den Willen, ein partnerschaftliches Verhältnis einzugehen und auch<br />
zu leben.<br />
«Es ist ein klarer politischer Auftrag<br />
notwendig, um die Verwaltung zu<br />
veranlassen, Projekt verfahren mit und<br />
ohne PPP miteinander zu vergleichen»<br />
SKR: Frau Haldner, wir danken Ihnen bestens für dieses Gespräch.<br />
EL GANZ<br />
FTTH-DOSE. Elegant kommt die Glasfaser<br />
ins Haus und in die Wohnung – mit<br />
dem FO Outlet von R&M. Die Anschlussdose<br />
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FUNKTION. Wo «Fiber To The Home»<br />
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den Abschluss von bis zu 4 Fasern. Die<br />
Aufputzdose ist im Handumdrehen montiert.<br />
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Fiber to the Home – kontinuierlicher<br />
Ausbau der Infrastruktur<br />
dank vorläufi ger Einigung<br />
von Lucia Uebersax<br />
Im Streit um den Ausbau des Glasfasernetzes in der Schweiz konnte eine vorläufi ge Einigung erzielt werden.<br />
Dank einer besseren Koordination soll es in Zukunft möglich sein, dass mehrere Netz- und Dienstanbieter auch<br />
in Zukunft Zugang zu den Kunden haben und somit eine Monopolsituation vermieden werden kann. Zu diesem<br />
Zweck sollen wie von der Swisscom vorgeschlagen mehrere Glasfasern in die Häuser verlegt werden. Ebenso<br />
sollen teure Doppelspurigkeiten beim Ausbau vermieden werden, um die Kosten für die Kunden möglich tief<br />
halten zu können.<br />
Im Gegensatz zu anderen Ländern verzichtet<br />
die Schweiz auf eine staatliche Finanzierung<br />
des Glasfaser-Netzaufbaus,<br />
sondern lässt den Wettbewerb und den<br />
starken Konkurrenzkampf zwischen den<br />
Telekomanbietern. Alle wollen sich deshalb<br />
ein Stück vom Kuchen sichern. Gigantische<br />
Summen werden von diversen<br />
lokalen Elektrizitätswerken und Telekomdienstanbietern<br />
in einen raschen und fl ächendeckenden<br />
Ausbau der Glasfasernetze<br />
bis in die Haushalte investiert. So<br />
will alleine die Swisscom rund 2 Mrd. in<br />
den kommenden sechs Jahren in den<br />
Glasfaserausbau investieren. Parallel dazu<br />
investieren lokale Elektrizitätswerke Hunderte<br />
Millionen in Glasfasernetze.<br />
Ob sich die neuen Breitband-Angebote<br />
für die Betreiber auch tatsächlich bezahlt<br />
machen, bleibt dabei die grosse Frage.<br />
Skeptiker betrachten die einseitigen Investitionen<br />
als falsch und plädieren indes<br />
für die weitere Entbündelung der bestehenden<br />
Kupferleitungen, was mit weitaus<br />
geringeren Kosten verbunden ist. Inwieweit<br />
heute bereits Bedarf nach sehr<br />
hohen Bandbreiten besteht, darüber<br />
herrscht Uneinigkeit.<br />
Anfangs Oktober 2009 konnten die beteiligten<br />
Unternehmen an einem von der<br />
Eidgenössischen Kommunikationskommission<br />
(ComCom) einberufenen Runden Tisch<br />
konkrete Resultate erwirken und sich auf<br />
Eckpunkte für den gemeinsamen Netzbau<br />
verständigen. Die in den Glasfaserausbau<br />
involvierten Akteure haben sich darauf geeinigt,<br />
dass in allen Gebäuden mindestens<br />
vier Glasfasern verlegt werden müssen.<br />
Dieses Vorgehen war von jeher die Präferenz<br />
von Swisscom. Durch dieses Mehr-<br />
fasermodell wird die Möglichkeit gegeben,<br />
dass mehrere Netz- und Dienstanbieter<br />
Zugang zu den Kunden haben und der Zugang<br />
zu nicht diskriminierenden und angemessenen<br />
Bedingungen auf bestehende<br />
Glasfaser-Hausinstallationen möglich wird.<br />
Es sollen alle Anbieter überdies zu gleichen<br />
Bedingungen und auf verschiedenen Netzebenen<br />
Zugang zum Glasfasernetz erhalten,<br />
damit der Infrastrukturwettbewerb<br />
und die Wahlfreiheit der Konsumenten gewährleistet,<br />
respektive sichergestellt ist.<br />
Ziel soll die Stärkung des Wettbewerbs<br />
durch die Verhinderung von Monopolen sowie<br />
ein effi zienter Netzaufbau sein.<br />
© grybaz - iStock<br />
FACILITY MANAGEMENT<br />
Glasfasernetze<br />
Einheitliche Hausinstallation<br />
Zudem einigten sich die Teilnehmer des<br />
Runden Tisches auf einheitliche technische<br />
Standards. Zu diesem Zweck haben die<br />
Anbieter diverse Empfehlungen erarbeitet:<br />
Das zu verwendende Material wurde defi -<br />
niert, damit Kundinnen und Kunden den<br />
Anbieter leicht wechseln können; man einigte<br />
sich beispielsweise auf die Art des<br />
Anschlusses, der in den Haushalten installiert<br />
werden soll. Standardisierungsbemühungen<br />
beim Netzwerkzugang führten<br />
ebenfalls zu konkreten Ergebnissen, so<br />
dass der Zugang zur Glasfaser für alter-<br />
SKR 1/10 105
FACILITY MANAGEMENT<br />
Glasfasernetze<br />
native Anbieter gewährleistet ist. Die Bemühungen<br />
richteten sich auch auf die<br />
Aus gestaltung der Verträge zwischen Anbietern<br />
und Hauseigentümern, damit der<br />
Wettbewerb spielen kann.<br />
Verträge zwischen Hauseigentümern<br />
und Glasfaser-Netzbetreibern<br />
Die Teilnehmer des Runden Tischs haben<br />
diskutiert, nach welchen Grundsätzen<br />
Verträge zwischen den Hauseigentümern<br />
106 SKR 1/10<br />
Fiber to the Home / FTTH<br />
und Glasfaser-Netzbetreibern abzuschliessen<br />
sind. Um den Kundinnen und Kunden<br />
den Anbieterwechsel zu erleichtern, sollen<br />
Kündigungsfristen und -konditionen vereinbart<br />
werden, welche eine übermässige<br />
Bindung der Hauseigentümer verhindern<br />
und gleichzeitig die Interessen der Netzbetreiber<br />
bei Vertragsauflösung angemessen<br />
berücksichtigen. Diese Punkte<br />
werden weiter diskutiert, mit dem Ziel,<br />
eine gemeinsame Empfehlung zu verabschieden.<br />
Als Fiber to the Home (FTTH) bezeichnet man ein Fernmeldenetz, das bis in jedes Geschäfts-,<br />
Mehr- oder Einfamilienhaus über Lichtwellenleiter (Glasfaser) geführt wird. Die<br />
Glasfaser ist ein längst erprobtes Übertragungsmedium für hohe Datenraten und wird<br />
für die Weiterentwicklung der Anschlussnetze in den nächsten Jahren notwendig sein,<br />
weil die alten Kupferleitungen dem wachsenden Bedarf nach höheren Bandbreiten für<br />
Internet-Applikationen, insbesondere für das Fernsehen mit hoher Aufl ösung, nicht<br />
mehr genügen werden.<br />
Die Eidg. Kommunikationskommission ComCom hat im Frühjahr 2008 entschieden, mit<br />
den Marktakteuren Diskussionen über diese Erschliessungsform zu führen; sie will damit<br />
ver hindern, dass Monopole entstehen, die den Zugang für andere Telekommunikationsanbieter<br />
erschweren und den Wettbewerb behindern. Gleichzeitig soll der Netzaufbau<br />
möglichst effi zient stattfi nden, um volkswirtschaftlich sinnvolle Investitionen zu erlauben.<br />
«Umfangreiche Arbeiten sind erforderlich»<br />
Philipp Metzger,<br />
Vizedirektor des Bundesamtes<br />
für Kommunikation und Leiter<br />
der Abteilung Telecomdienste<br />
SKR: Herr Metzger, anfangs Oktober 2009 wurde bekannt gegeben,<br />
dass eine vorläufi ge Einigung im Schweizer Glasfaser-Streit erzielt<br />
werden konnte. Was bedeutet dies nun konkret für das Vorangehen?<br />
Mit den vier eingesetzten Arbeitsgruppen konnten konkrete Ergebnisse<br />
erzielt und eine Reihe von Empfehlungen abgegeben werden.<br />
So haben sich die involvierten Akteure vergangenen Herbst im Rah-<br />
© carefullychosen - iStock<br />
Interview von Lucia Uebersax<br />
men der vom ComCom-Präsidenten geleiteten Fiber-Roundtable<br />
darauf einigen können, dass das Glasfasernetz in der Schweiz koordiniert<br />
und ohne Doppelspurigkeiten ausgebaut werden soll. Der<br />
Bau von parallelen Netzen soll vermieden werden, um die Kosten<br />
möglichst gering zu halten. Es sollen indes mehrere Glasfasern bis in<br />
die Wohnungen verlegt werden, um mehreren Netz- und Dienstanbietern<br />
den Zugang zum Kunden zu ermöglichen und somit auch<br />
die Gefahr, dass sich einzelne Unternehmen ein Monopol sichern<br />
könnten, zu vermeiden.<br />
Ebenso ist man sich darin einig, dass auch Anbieter, die heute noch<br />
nicht am Ausbau beteiligt sind, beispielsweise Sunrise, später die<br />
Möglichkeit erhalten sollen, über die Ortszentralen Zugang zum<br />
Glasfasernetz zu haben und dort ihre eigene Elektronik zu installieren<br />
und den Kunden ihre Dienstleistungen über eine eigene Glasfaser<br />
anzubieten. Die Unternehmen, die heute die Mittel haben, zu<br />
bauen und zu investieren, sollen motiviert werden und die, die zum<br />
jetzigen Zeitpunkt nicht beim Ausbau beteiligt sind, sollen nicht diskriminiert<br />
werden. Ihnen soll die Möglichkeit eingeräumt werden,<br />
sich auf der Glasfaser einmieten und ihre eigenen Dienstleistungen
anbieten zu können. Das soll den Wettbewerb sicherstellen und gewährleisten,<br />
dass die Konsumenten ihren Telekom-Anbieter weiterhin<br />
frei wählen können. Technisch erfordert dies eine Einrichtung<br />
des Netzzuganges, die den Wechsel zu einem anderen Anbieter auf<br />
dem gleichen Glasfasernetz ohne Probleme möglich macht. Zu diesem<br />
Zweck konnten sich die Betreiber z. B. auf einen einzigen Steckertyp<br />
für die Steckdosen in den Haushalten einigen. Die Bemühungen<br />
richteten sich auch auf die Ausgestaltung der Verträge<br />
zwischen Anbietern und Hauseigentümern.<br />
SKR: Der Wirtschaftsverband der Schweizer Kabelnetzunternehmen<br />
Swisscable kritisiert die einseitige Konzentration auf FTTH und plädiert<br />
für einen kontinuierlichen Ausbau der bestehenden Kabelnetze.<br />
Inwiefern ist diese Kritik berechtigt und warum werden nicht einfach<br />
bestehende Glasfasern mit einem geringen Aufwand an die neuen<br />
Bedürfnissen angepasst?<br />
Richtig ist, dass Kabelnetze signifi kant aufgerüstet werden können,<br />
so dass sie sehr hohe Datengeschwindigkeiten (100 Mbit/s und allenfalls<br />
noch höher) gestatten. Für Kabelnetzanbieter macht es deshalb<br />
zum heutigen Zeitpunkt Sinn, solche Investitionen zu tätigen, denn<br />
bis die Schweiz fl ächendeckend mit Glasfasern ausgerüstet und die<br />
Nachfrage nach Diensten mit noch höheren Bandbreiten spürbar ist,<br />
wird es dauern. Auch die weitere Entbündelung von bestehenden<br />
Kupferleitungen – auch wenn diese nie die praktisch unbegrenzte<br />
Kapazität der Glasfasern aufweisen werden – macht unter diesem<br />
Gesichtspunkt Sinn. Kupferleitungen werden aber unweigerlich an<br />
ihre Grenzen stossen. Mindestens langfristig wird deshalb trotz der<br />
hohen Kapazität von Kabelnetzen eine neue Technologie gefragt sein,<br />
die den immer steigenden Bedürfnissen der Gesellschaft gerecht wird.<br />
Denn für den Wirtschaftsstandort Schweiz ist die Qualität der Telekominfrastruktur<br />
von grosser Bedeutung.<br />
«Die Leistungsfähigkeit, die schnelle<br />
Übertragungsgeschwindigkeit der<br />
Glasfasern sind massgebend und von<br />
grosser Relevanz für unsere Zukunft»<br />
SKR: Rund 10 Milliarden Franken kostet die Erschliessung aller Schweizer<br />
Haushalte mit Glasfasernetzen. Wie rechtfertigen sich diese hohen<br />
Kosten?<br />
Es könnte sogar noch mehr kosten. Die Leistungsfähigkeit, die<br />
schnelle Übertragungsgeschwindigkeit der Glasfasern sind massgebend<br />
und von grosser Relevanz für unsere Zukunft. Mit der Glasfaser<br />
können viel mehr Daten gleichzeitig und viel schneller übertragen<br />
werden. Verbindet man sich über die Glasfaser mit dem Internet,<br />
kann man auf seinem Computer hochaufl ösendes Fernsehen schauen<br />
und gleichzeitig E-Mails beantworten, Videos herunterladen und sich<br />
einem Online-Spiel widmen, von den stetig wachsenden Bedürfnissen<br />
der Wirtschaft ganz zu schweigen. Insofern lassen sich diese relativ<br />
hohen Kosten rechtfertigen und sollten sich auch lohnen. Doch müssen<br />
die Dienstanbieter letztlich selber prüfen, inwiefern sich für ihre<br />
Unternehmen diese Kosten auszahlen oder nicht.<br />
FACILITY MANAGEMENT<br />
Glasfasernetze<br />
SKR: Bis wann sollen die Schweizer Haushalte mit Glasfaseranschlüssen<br />
erschlossen sein?<br />
Um die Haushalte mit Glasfaser zu erschliessen, sind umfangreiche<br />
Arbeiten erforderlich. Der Ausbau von Glasfasern ist ein Generationenprojekt,<br />
das sich wohl über Jahrzehnte hinweg erstrecken wird.<br />
Der genaue Zeitraum ist nur schwer einschätzbar. Ob überhaupt<br />
jemals alle Gegenden fl ächendeckend erschlossen werden, ist eine<br />
andere Frage, wird es doch in Zukunft auch andere Technologien<br />
geben, insbesondere im Mobilfunk, welche sehr hohe Bandbreiten<br />
gestatten.<br />
«Der Ausbau von Glasfasern ist<br />
ein Generationenprojekt, das sich wohl<br />
über Jahrzehnte hinweg erstrecken wird»<br />
SKR: Gibt es Gegenden, die prioritär erschlossen werden?<br />
Ja, zuerst werden die Städte erschlossen. Dienstanbieter wollen aus<br />
Rentabilitätsgründen zuerst in die urbanen Regionen investieren.<br />
Viele ländliche Gegenden werden erst in einer späteren Phase berücksichtigt.<br />
Die Herausforderung wird sein, Alternativen zu fi nden<br />
für die ländlichen Regionen, damit der Ausbau möglichst fl ächendeckend<br />
stattfi nden kann.<br />
SKR: Bezüglich den Kostendifferenzen zwischen den EW’s und Swisscom,<br />
wie wird die Eidgenössische Kommunikationskommission<br />
(ComCom) entscheiden?<br />
Die ComCom ist die unabhängige schweizerische Konzessions- und<br />
Regulierungsbehörde im Fernmeldebereich. Das Fernmeldegesetz<br />
(FMG), welches letztmals 2007 revidiert wurde, spricht der ComCom<br />
aber lediglich die Kompetenz zu, die bestehenden Kupfernetze zu<br />
regulieren. Die ComCom kann in dieser Situation also keine verbindlichen<br />
Entscheidungen betreffend Glasfaserleitungen im Anschlussnetz<br />
treffen, sondern nur als moderierende Behörde auftreten. Dies<br />
tut sie im Rahmen der Fiber-Roundtable auch aktiv.<br />
SKR: Herr Metzger, wir danken Ihnen bestens für dieses Gespräch.<br />
SKR 1/10 107
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für Elektroinstallateure, Telematiker, Planer, Architekten, Gebäudetechniker,<br />
Fachschulen und Fachspezialisten an einem Ort. Mit rund 70<br />
Ausstellern und 18 Fachseminaren bietet sie für Aussteller und Besucher<br />
die ideale Informations- und Kontaktplattform rund um die Kommunikations-,<br />
Gebäude-, Licht- und Installationstechnik.<br />
Leading-<br />
Partner<br />
Partner<br />
Co-Partner<br />
Kooperations-<br />
Partner<br />
Die Aussteller<br />
Mittwoch, 24. und Donnerstag, 25. März 2010 in der BEA expo Bern<br />
ABB Schweiz AG, AGRO AG, Allchemet AG, AV Ganz AG, BETTERMANN AG, BKS Kabel-Service AG,<br />
Braso Computer AG, BSW SECURITY AG, CompetAir GmbH, Contech Pro AG, Demelectric AG, e-in ag,<br />
Elbro AG, ESAG Kommunikations-Systeme AG, ESYLUX AG, Feller AG, Ferratec AG, Gigaset Schweiz<br />
GmbH, Hager AG, Havells Sylvania Switzerland AG, Heiniger Kabel AG, HUBER+SUHNER AG, iBricks<br />
Solutions GmbH, ISATEL Electronic AG, A. Kleiner AG, Kablan AG, Kertész Kabel AG, KNX Swiss, Legrand<br />
(Schweiz) AG, 3M (Schweiz) AG, MK Illumination AG, Moeller Electric GmbH, MyLED GmbH, Novotronic<br />
AG, Roland Messerli AG, Philips AG Lighting, PHOENIX CONTACT AG, Plica AG, PostFinance, Recom<br />
Electronic AG, RED CAD GmbH, REGENT Beleuchtungskörper AG, Reichle & De-Massari AG, Armin<br />
Schmid, M. SCHÖNENBERGER AG, Schneider Electric (Schweiz) AG, Schoch Informatik, Schweizerische<br />
Elektro-Einkaufs-Vereinigung eev Genossenschaft, Securiton AG, Siedle Electric AG, Siemens Schweiz<br />
AG, SolarCenter Muntwyler AG, Sommer Antriebs- und Funktechnik AG, STEINEL, Spälti Schaltgeräte<br />
AG, Späni Zentrale Haustechnik AG, Swisscom (Schweiz) AG, Swisslux AG, Swissvoice SA, telcoma<br />
Angehrn + Wyss Co., Telion AG, Theben HTS AG, Thömus Veloshop, TinLine GmbH, TRIGRESS<br />
Security AG, TRITEC AG | Schweiz , TULUX AG Licht.Lumière, VSEI Verband Schweizerischer Elektro-<br />
Installationsfi rmen, WAGO CONTACT SA, WISI – Wilhelm Sihn AG, ZidaTech AG, Zumtobel Licht AG<br />
Patronats-Partner<br />
Mit 18 Fachseminaren<br />
für den<br />
ergänzenden<br />
Wissenstransfer<br />
Eintritt und Besuch<br />
der Ausstellung<br />
und Fachseminare<br />
kostenlos<br />
Mit parallelem<br />
Fachkongress<br />
Energieeffi zienz.<br />
Mehr Infos fi nden<br />
Sie unter<br />
www.electro-tec.ch<br />
Sichern Sie sich Ihren Platz und melden Sie sich an: www.electro-tec.ch
Mit über 70 Ausstellern und einem interessanten<br />
und hochkarätigen Fachseminarprogramm<br />
bietet die ELECTRO-TEC 2010<br />
am 24./25. März in Bern einen kompakten<br />
und raschen Überblick über neue Trends,<br />
Produkte und Serviceleistungen. Ergänzend<br />
zur Fachmesse fi ndet am 24. März<br />
erstmals ein eintägiger Fachkongress in<br />
Kooperation mit MINERGIE und Energie<br />
Schweiz statt.<br />
Für Elektroinstallateure, Telematiker, Gebäudetechniker,<br />
Planer, Fachschulen und<br />
weitere Fachspezialisten bietet die vierte<br />
ELECTRO-TEC auf 4’000 m 2 Ausstellungsfl<br />
äche einen abgerundeten Überblick über<br />
die Kommunikations-, Gebäude-, Licht-<br />
und Installations technik. Ausgestaltet als<br />
Fach- und Messetage können sich sowohl<br />
Generalisten aus kleinen und mittleren Elektroinstallationsfi<br />
rmen wie auch Fachspezialisten,<br />
Planer und Architekten in kürzester<br />
Zeit einen konzentrierten Überblick über alle<br />
für ihre Arbeit relevanten Schlüsselbereiche<br />
verschaffen. Ergänzend zur Ausstellung zeigen<br />
die täglich 3 x 3 parallel stattfi ndenden<br />
«Dreissig-Minuten Fachseminare» einen<br />
Ausblick auf neue Trends, Entwicklungen,<br />
Produkte und Serviceleistungen.<br />
Damit bieten die Schweizerische Elektro-<br />
Einkaufsvereinigung eev als Veranstalterin<br />
und der Verband Schweizerischer Elektro-<br />
FACILITY MANAGEMENT<br />
VORSCHAU ELECTRO-TEC 2010<br />
ELECTRO-TEC 2010<br />
– Die kompakte Elektro-Fachmesse<br />
Installationsfi rmen VSEI als Patronatspartner<br />
einen nationalen Branchentreff für die<br />
gesamte Planungs- und Elektroinstallationsbranche.<br />
Die Bedeutung, welche die<br />
Branche dem Anlass beimisst, zeigt sich<br />
auch darin, dass mit Feller AG, Hager AG,<br />
Philips AG Lighting und Swisscom jeder<br />
Fachbereich von führenden Marktpartnern<br />
als Leadingpartner mitgetragen wird. Zudem<br />
sind viele namhafte Branchenvertreter<br />
als Aussteller präsent. Wie in den Vorjahren<br />
ist der Eintritt und Besuch für die<br />
Ausstellung und die Fachseminare kosten-<br />
los. Erwartet werden pro Tag an die 1‘000<br />
Fachbesucher.<br />
Energieeffi zienz ein Muss<br />
Wer heute ans Bauen oder Modernisieren<br />
denkt, der muss auch über energieeffi ziente<br />
Kommunikations-, Gebäude-, Licht- und<br />
Installationstechnik Bescheid wissen. Denn<br />
der Trend nach mehr Energieeffi zienz in der<br />
Haustechnik wächst stetig und das Interesse<br />
an energiesparenden Lösungen seitens<br />
der Bauherrschaft ist gross. Deshalb<br />
widmet sich der erste ELECTRO-TEC Fachkongress<br />
dieser Thematik. Fachexperten<br />
beleuchten das Thema aus verschiedenen<br />
Blickwinkeln, zeigen Lösungsansätze und<br />
neue Marktchancen. Mit der Behandlung<br />
dieses hochaktuellen Themenschwerpunkts<br />
im Rahmen des Fachkongresses und der<br />
erfolgreich eingeschlagenen Positionierung<br />
als Fach- und Messetage will die ELECTRO-<br />
TEC 2010 ihre Stellung als national bedeutungsvoller<br />
Informations- und Branchentreff<br />
weiter ausbauen.<br />
Unter www.electro-tec.ch fi nden sich detaillierte<br />
Informationen inklusive eines<br />
kompletten Ausstellerverzeichnisses sowie<br />
einer Übersicht zum Fachseminar- und<br />
Fachkongressprogramm.<br />
SKR 1/10 109
Vogelwarte Sempach<br />
– ein Leuchtturmprojekt<br />
für den Kanton Luzern<br />
von Lucia Uebersax<br />
Die Schweizerische Vogelwarte Sempach<br />
ist eine einzigartige Institution, die sich mit<br />
viel Engagement für die einheimische Vogelwelt<br />
einsetzt. Und dies seit über 80 Jahren.<br />
Rund 10’000 Besucher pro Jahr zählt<br />
die Vogelwarte Sempach; viele Schulklassen<br />
kommen zu Unterrichtszwecken in die Vogelwarte.<br />
Die Vogelwarte möchte den Besucherinnen<br />
und Besuchern in Zukunft<br />
noch mehr bieten als heute. Das alte Gebäude,<br />
das 1954 direkt am Sempachersee<br />
erstellt wurde, wird zu einem Besuchszentrum<br />
umgebaut.<br />
Dieser Funktionswechsel wurde dadurch<br />
möglich, dass die Arbeitsplätze Mitte<br />
Oktober 2009 in einen Neubau gezügelt<br />
werden konnten. Der Neubau erfülle alle<br />
Anforderungen der Vogelwarte- und dies<br />
hoffentlich auf viele Jahre hinaus, verkündet<br />
Christian Marti, Betriebsleiter und Mit-<br />
110 SKR 1/10<br />
BAU Nachhaltiges Bauen<br />
Ein neues Forschungsgebäude der Schweizerischen Vogelwarte Sempach wird zur Basis für die Erforschung, den<br />
Schutz und die Förderung der bedrohten Vogelwelt: Mit der ökologischen Konstruktion auf höchstem Standard<br />
setzt die Vogelwarte ein Zeichen für nachhaltiges umweltverträgliches Bauen – ein ökologisches Musterbeispiel<br />
für 14 Millionen Franken.<br />
glied der Institutsleitung, stolz und fügt<br />
hinzu: «Investiert wurde in Ökologie und<br />
Funktion. Der Neubau ist durchdacht und<br />
zweckmässig, nicht luxuriös oder protzig.»<br />
Ein ökologisches Forschungs- und<br />
Dienstleistungszentrum<br />
Neben dem Besuchszentrum hat sich die<br />
Vogelwarte mit einem neuen Forschungs-<br />
und Dienstleistungszentrum für die Erfordernisse<br />
des 21. Jahrhunderts gerüstet.<br />
Das neu erbaute Zentrum steht in unmittelbarer<br />
Nähe der alten Vogelwarte und<br />
bildet den Angelpunkt für die Vogelkunde<br />
und den Vogelschutz in der Schweiz. Der<br />
Auftrag für den Holzbau wurde der Hecht<br />
Holzbau AG und Tschopp Holzbau AG im<br />
April 2008 erteilt; die Aufricht arbeiten<br />
wurden Mitte November 2008 abgeschlossen.<br />
Das neue Gebäude ist aus Holz nach<br />
Minergie-P-Eco zertifi ziert. Dies bedeutet,<br />
dass die Vogelwarte über den heutigen zunehmend<br />
verbreiteten Minergie-Standard<br />
hinausgeht: «Mit dem Holzbausystem<br />
können höchste Ansprüche betreffend<br />
Statik, Brand-, Wärme und Schallschutz<br />
erfüllt werden. Bauten nach Minergie-Eco<br />
erfüllen alle Anforderungen gesunder und<br />
ökologischer Bauweisen» so Hubert Hecht,<br />
Geschäftsführer der Hecht-Holzbau AG.<br />
«Aufgrund dieser Anforderungen aus<br />
Minergie-P-Eco haben auch Holzbauunternehmen<br />
umfassende Eignungs- und Zuschlagkriterien<br />
zu erfüllen. Diese zielen<br />
darauf ab, die Arbeitsplanung, -ausführung<br />
sowie die Bauausführungskontrollen<br />
auf dem Niveau zu gestalten, dass das Label<br />
Minergie-P-Eco garantiert und nachhaltig<br />
umgesetzt wird.» Die Vogelwarte<br />
setzt somit ein klares Zeichen für nachhaltiges<br />
und umweltverträgliches Bauen. «Die<br />
Vogelwarte setzte sich von Anfang an das<br />
Ziel, ein ökologisch vorbildliches Gebäude<br />
zu erstellen. Deshalb wurde Holz als Baumaterial<br />
gewählt», so Christian Marti.<br />
«Der Spitzenstandard<br />
Minergie-P-Eco bürgt<br />
für den tiefsten Energieverbrauch<br />
und die ökologischste<br />
Bauweise»<br />
Die benötigte Energie wird im Vergleich zu<br />
einem konventionellen Neubau nur rund<br />
20 Prozent betragen. In Sachen Energiebedarf<br />
wird der Neubau von einer Photovoltaikanlage<br />
mit 150 Quadratmetern<br />
Aus Holz:<br />
Neubau Schweizerische Vogelwarte Sempach
Sonnenkollektoren auf dem Dach und einer Holzschnitzelheizung<br />
gespeist, die auch die in der Nähe stehende Wohnsiedlung<br />
«Seerose» heizt. «Geheizt wird mit Holz, einem nachwachsenden<br />
Rohstoff. Die Frischluft wird über Erdregister (bestehend<br />
aus 34 je 30 m langen Röhren im Boden) zugeführt<br />
und damit im Winter vor gewärmt, im Sommer gekühlt – und<br />
das ohne Klimaanlage oder andere Energiezufuhr. Das Regenwasser<br />
wird gefasst und für die WC-Spülung verwendet», fügt<br />
Marti hinzu.<br />
«Holzbauten: Der Individualität<br />
sind keine Grenzen gesetzt»<br />
Versetzen einer Aussenwand<br />
Bauen mit Holz – die Vorteile liegen auf der Hand<br />
«Ökologische und energietechnische Aspekte, die relativ kurzen<br />
Vorproduktions- und Montagezeiten sowie Kosten fak toren<br />
sind Gründe, weshalb die Öffentliche Hand sowie private Institutionen<br />
vermehrt Holzsystembau-Lösungen bevorzugen.<br />
Diese setzen sich bei mehrgeschossigen Baukomplexen wie<br />
Gemeindezentren, Schulhäusern, Studentenwohnungen, Turn-<br />
und Sportahllen zunehmend gegenüber der Stahl- und Betontechnik<br />
durch. Und, was Politiker schätzen: Öffentliche Holzbauten<br />
sind zeitgemäss und wegweisend!» so Hecht auf die<br />
Frage nach den Vorteilen von Holzbausystemen. Das in der Gegenwart<br />
stärkste Argument ist die Nachhaltigkeit von Holzbauten.<br />
Mit dem Werkstoff Holz entstehen die wirtschaftlichsten<br />
und energieeffi zientesten Gebäude. Ressourcenschonung<br />
ist nicht nur im Baubereich ein wesentlicher Faktor, sondern<br />
gewinnt in unserer Gesellschaft zusehends an Bedeutung. Umweltverträgliche<br />
Bauten werden sich zukünftig besser vermieten<br />
und veräussern lassen. Dieses Umfeld wird auch von<br />
Bundesbehörden und kantonalen Stellen unterstützt – insbesondere<br />
der Holz tafelbau hat dazu beigetragen, Marktanteile<br />
zu gewinnen. Der Holztafelbau stellt vielseitiges, technisch<br />
hochstehendes und kostengünstiges Material für Neu- und<br />
Umbauten für alle Holzbaubereiche zur Verfügung. Der künftige<br />
Marktanteil des Baustoffes Holz im Bereich ökologische,<br />
energiesparende Bauten wird auch gefördert durch die technologische<br />
Entwicklung auf Seite der Holzbauer. Damit wird es<br />
möglich, energieeffi zientere und grossvolumigere Bauten zu<br />
erstellen. Es zeigt sich, dass neben dem Wohnungsbau, dem<br />
Um- und Anbau zunehmend Holzbauten für Öffentliches<br />
Bauen und den Gewerbebau zum Einsatz gelangen.<br />
Schweizerische<br />
Vogelwarte<br />
Sempach<br />
Studentenwohnungen<br />
Lausanne<br />
Mehrzweckhalle<br />
Känerkinden<br />
Garderobengebäude<br />
Schachen,<br />
Aarau<br />
Bauten aus Holz.<br />
wegweisend.<br />
Hecht Holzbau AG<br />
Rigistrasse 11a<br />
Postfach<br />
6210 Sursee<br />
Tel. 041 925 18 40<br />
Fax 041 925 18 49<br />
info@hecht-holzbau.ch<br />
www.hecht-holzbau.ch<br />
Erstes Minergie P-ECO Verwaltungsgebäude<br />
aus Holz in der Zentralschweiz.<br />
UNI/ETH Lausanne; 7 mehrgeschossige<br />
Holzhäuser mit 74 Wohnungen.<br />
Turn-, Sporthalle mit Bühne; disponibel<br />
für kulturelle und politische Anlässe.<br />
Minergiegebäude aus Holz mit Cafeteria,<br />
Garderoben und sanitären Anlagen.<br />
Wohnungsbau<br />
Gewerbebau<br />
Öffentliches Bauen<br />
Landw. Bauen<br />
Umbau, Anbau<br />
Treppenbau
Die praktischen Vorteile von Holzbauten<br />
werden sicht- und spürbar auf den Ebenen<br />
Planung, Erstellung und Nutzung: Für Planer<br />
wie Architekten, Holzbauingenieure und<br />
Bauherren öffnet Holz den gestalterischen<br />
Freiraum. Der Individualität sind keine Grenzen<br />
gesetzt. Das gilt auch für den technischen<br />
Aspekt: Dank seiner Eigenschaften<br />
wird der verarbeitungsfähige, elastische und<br />
112 SKR 1/10<br />
BAU Nachhaltiges Bauen<br />
Herstellung eines Wandelementes<br />
in der Produktionshalle der Hecht Holzbau AG<br />
tragfähige Baustoff Holz im Anwendungsbereich<br />
von mehrgeschossigen Büro- und<br />
Verwaltungsgebäuden, für Gewerbe- und<br />
Industriehallen, Lager-, Markt- oder Ausstellungs-<br />
und Sporthallen eingesetzt. Ein<br />
weiterer Vorteil besteht in der witterungsunabhängigen<br />
Vorproduktion: Die Konstruktionen<br />
werden am Bildschirm gezeichnet<br />
und in der Produktionshalle auf moder-<br />
www.baumaschinen-messe.ch<br />
nen, EDV-unterstützten Anlagen millimetergenau<br />
zu einzelnen Bauelementen wie<br />
Böden, Decken, Wände verarbeitet. In diesen<br />
Elementen sind Leitungen, Anschlüsse<br />
und Rohre für die Elektrifi zierung und den<br />
Sanitärbereich bereits eingebaut. Die sehr<br />
hohe Präzision bzw. Ausführungsqualität<br />
beschleunigt wiederum die Baumontage<br />
und verkürzt damit die Bauzeit.<br />
Die Hecht Holzbau AG, in Sursee, erstellt<br />
Bauten, die den heutigen Anforderungen,<br />
den ak tuellen Trends, den Erwartungen von<br />
Bauherren, Architekten und Ingenieuren betreffend<br />
Energieeffi zienz, Ökologie, Nachhaltigkeit,<br />
Baumaterial und Funktionalität gerecht<br />
werden. Ihre Kernkompetenzen liegen<br />
bei der Planung, Beratung und bei der Realisierung<br />
von statisch-gestalterisch anspruchsvollen<br />
Holzsystemprojekten sowie in den<br />
Bereichen Umbau, Anbau, Renovationen.<br />
In enger Zusammenarbeit mit Architekten<br />
plant sie bedürfnisbezogen und produziert<br />
auf modernsten Maschinen und Einrichtungen<br />
am zentral gelegenen Standort Sursee.<br />
14. Fachmesse für Baumaschinen, Baugeräte und Werkzeuge<br />
25. – 28. Februar 2010<br />
Messe Luzern • Do–So • 9–17h
Effizient und sicher! – Teil 3*<br />
Schnellste Einsatzdisposition<br />
mit integriertem Personenschutz<br />
von Christoph Krieg, Innovations- und Technologie-Berater<br />
Zusammenfassung<br />
Die Zeiten sind defi nitiv vorbei, als sich die<br />
Polizei mit der persönlichen Ausrüstung<br />
sicher fühlen und dank dem Technologie-<br />
Vorsprung die öffentlichen Interessen<br />
einfach durchsetzen konnte. Selbst einfache<br />
Bürger nutzen heute kostengünstige<br />
und leistungsstarke Hilfsmittel im Bereich<br />
Freizeit, Personenschutz, Fernsteuerung<br />
und Fernüberwachung. Man erhält zum<br />
Beispiel für wenig Geld ein Nachtsichtgerät<br />
bei Migros oder Aldi. Die Heizung im<br />
Ferienhaus lässt sich von zu Hause aus<br />
per SMS ein/ausschalten, einfach mit einem<br />
SMS im AidComm-Format. Von der<br />
eigenen Wohnung oder dem Heim aus<br />
können alleinstehende oder demenzkranke<br />
Personen mittels einer winzigen<br />
und 100% mobilen Überwachungseinheit<br />
minimal fern betreut werden. Aktivitäten,<br />
Status, eine metergenaue Ortung oder<br />
gar automatische GPS-Zonenverlass-<br />
Alarmierung können über das SOS 24Aid-<br />
Internet-Portal einfach erfolgen. Wer es<br />
nutzt dem nützt es! Was für Hobby-Tierbeobachter<br />
und Senioren-Heime selbstverständlich<br />
ist, von dem können Polizis-<br />
ten oft nur träumen. Ist der Vorsprung<br />
bereits zum Rückstand geworden? Das<br />
muss nicht sein. Faktum ist, dass modernste<br />
Hilfsmittel für wenig Geld jedermann<br />
zur Verfügung stehen.<br />
Wer die verfügbare Zeit besser nutzt,<br />
der macht sich erfolgreicher<br />
Nirgends entscheidet der Faktor Zeit mehr<br />
über Erfolg oder Misserfolg als im Sicherheitsbereich.<br />
Ein Knopfdruck genügt und<br />
die Informationen fl iessen zwischen der<br />
Zentrale und der mobilen Einheit innert<br />
weniger Sekunden. Ob Notruf oder Statusabfrage<br />
ist der Ereignisort dank GPS<br />
schnell ohne Worte und 100% frei von<br />
Missverständnissen sofort metergenau<br />
bekannt. Der per SMS oder GPRS übermittelte<br />
Status gibt Ihnen in der Zentrale die<br />
Antwort auf Ihre offenen Fragen wie:<br />
«verfügbar für Sofort-Einsatz», «Auftrag<br />
xy erledigt», «Ermittle, kann zur Zeit kein<br />
Gespräch führen», «brauche sofort Ver-<br />
stärkung!» oder gar «bin in Not!». Das<br />
Führen von mobilen Einheiten wird mittels<br />
Telematik massiv vereinfacht und viel Zeit<br />
gespart. Die aufwändige telefonische<br />
Sprachkommunikation kann in vielen Fällen<br />
entfallen. Die mobilen Einheiten müssen<br />
sich nicht dauernd melden oder werden<br />
auch nicht durch Anrufe und Fragen<br />
bei der Ausübung Ihrer Aufgaben gestört.<br />
Nach dem Knopfdruck an Ihrem PC wissen<br />
Sie, wer wo verfügbar ist und wer am<br />
schnellsten beim nächsten Einsatzort ist.<br />
Danach können Sie gezielt die geeignete<br />
mobile Einheit ansprechen. Da braucht es<br />
keine zeitraubenden Telefongespräche und<br />
auch kein Suchen von Orten, Strassen oder<br />
Koordinaten auf Karten. Dank der mobile-<br />
2map – Technologie, der kartenbasierten<br />
Telematik, werden die Vorteile von GSM-<br />
GPS-Geräten vereint und nutzbar für<br />
höchste Sicherheitsanwendungen.<br />
Notruf jederzeit per Knopfdruck<br />
oder gar automatisch möglich<br />
Oft bleibt in Notsituationen keine Zeit<br />
oder die Umstände verunmöglichen sich<br />
selber Nothilfe per Telefon zu holen. Ge-<br />
© Alain Pellodi, Police cantonale de Genève © Alain Pellodi, Police cantonale de Genève<br />
In dieser Situation wird die Verstärkung einfach per Knopfdruck informiert,<br />
im Laufen, ohne Zeitverlust!<br />
Personenschutz SICHERHEIT<br />
Zum Glück ist unser Status auf «nicht verfügbar», und wir werden nicht<br />
durch einen Anruf abgelenkt aber auch nicht vermisst<br />
SKR 1/10 113
114 SKR 1/10<br />
SICHERHEIT<br />
Personenschutz<br />
© Alain Pellodi, Police cantonale de Genève<br />
Wer ist wohl verfügbar und am schnellsten vor<br />
Ort? Die Status/Orts-Abfrage löst das Problem<br />
innert Sekunden<br />
nau für diese Situationen verfügen heutige<br />
Notrufgeräte über einen grossen Notrufknopf<br />
sowie bei Reglosigkeit eine automatische<br />
Alarmauslösung. Selbst wenn<br />
mal die Erreichbarkeit infolge ungenügenden<br />
GSM-Empfangs kurzfristig nicht gewährleistet<br />
werden kann, wird der Träger<br />
des Notrufgerätes darüber informiert und<br />
hat damit die Risiken immer im Griff.<br />
So könnte auch Ihre Lösung aussehen<br />
Sie verfügen über die moblie2map-Technologie<br />
entweder auf Ihrem Notebook,<br />
auf Ihrem Server oder gar ohne Installa-<br />
Erfolgs-Faktoren der mobile2map - Technologie<br />
Da der Notruf 144 seit 2003 erfolgreich die mobile2map-Technologie für den individuellen<br />
SOS24Aid-144 - Notfallservice nutzt, ist auch Ihr Erfolg garantiert.<br />
1. Ihre Einsatzzentrale erhält Informationen wie Ort und Status auch<br />
in hektischen und kritischen Situationen zuverlässig und präzis.<br />
2. Der aktuelle Ort aller mobilen Einheiten kann bei Bedarf und ohne störenden<br />
Anruf auf der Karte auf dem Bildschirm in Ihrer Zentrale, oder auch mobil<br />
und lokal auf einem Notebook, dargestellt werden.<br />
3. Ihre Einsatzzentrale kann im Notfall diskret aus der Ferne mithören und<br />
dadurch die Situation besser einschätzen.<br />
Jomatec AG<br />
Artherstrasse 60 | 6405 Immensee | T 041 854 32 32 | F 041 854 32 48<br />
info@jomatec.ch | www.jomatec.ch<br />
tion direkt per Internet-Zugriff, analog ebanking.<br />
Ihre mobilen Einheiten besitzen<br />
ein SOS24Aid-zertifi ziertes Notfall-Handy<br />
oder eine im Fahrzeug installierte GSM/<br />
GPS-Ortungseinheit als ständigen Begleiter.<br />
Der integrierte GPS-Empfänger erkennt<br />
den Ort und übermittelt diesen bei<br />
Bedarf zusammen mit der vom Träger gesetzten<br />
Status-Information an Ihre Einsatzleitstelle<br />
oder SOS24Aid-144. Aktuelle<br />
örtliche Gefahren und Risiken können in<br />
der Zentrale auf der Karte eingetragen<br />
werden und stehen somit allen Berechtigten<br />
zur Verfügung. Dadurch wird die<br />
Zusammenarbeit und Disposition in Ihrer<br />
Zentrale erleichtert, weil jeder sofort auf<br />
alle erforderlichen Fakten Zugriff hat, direkt<br />
an seinem Arbeitsplatz.<br />
* Fortsetzung: In der nächsten Ausgabe<br />
erscheint die vierte Folge von «Effi zient<br />
und sicher!» Sie erfahren dann mehr zum<br />
Thema: Alleinarbeit macht fl exibel und<br />
spart Kosten<br />
AidComm AG<br />
Pfad 1 A<br />
CH-6330 Cham<br />
Tel. 041 780 93 58<br />
www.aidcomm.ch<br />
Jomatec Detektion: AquaScan<br />
Jomatec Ertrinkenden-Detektionssystem:<br />
Augenpflege bei gefülltem Becken.<br />
Einfache Wartung unter Wasser.<br />
Der «eingebaute» Bademeister unter Wasser: Das<br />
ist das Jomatec Ertrinkenden-Detektionssystem.<br />
Wie mit Argusaugen beobachten seine Kameras<br />
das Geschehen unter Wasser. Diese sind ausserdem<br />
so konstruiert, dass alle Wartungsarbeiten bei<br />
gefülltem Becken durchgeführt werden können.<br />
Neben einer hoch entwickelten Software, einem<br />
Prozessor und Funkempfängern sind diese speziellen<br />
Unterwasserkameras mit feinster Bildauflösung<br />
die entscheidende Komponente des Systems. Es<br />
sorgt dafür, dass das Aufsichtspersonal auch unter<br />
Wasser im Bilde ist – und nichts passiert, was<br />
immer auch passiert. Und mehr können Sie für die<br />
Sicherheit der Badegäste wirklich nicht tun.
Schwimmbäder werden grösser und mit<br />
immer neuen Attraktionen ausgestattet.<br />
Das führt dazu, dass der Badebetrieb unübersichtlicher<br />
und immer schwerer zu<br />
kontrollieren ist. Wenn dann etwas passiert,<br />
es vielleicht sogar ein Todesopfer<br />
durch Ertrinken gegeben hat, erhebt sich<br />
immer die Frage, ob alles Notwendige unternommen<br />
worden ist, um solche Tragödien<br />
zu verhindern, und schnell wird der<br />
Ruf laut, die Verantwortlichen zur Rechenschaft<br />
zu ziehen. Dies sind immer Badeaufsichtspersonen,<br />
die Badbetreiber und<br />
die kommunalen Stellen. Alle Fälle haben<br />
ausserdem noch etwas gemeinsam: Es ist<br />
immer zu spät – für alle Beteiligten.<br />
Die Statistik der Beratungsstelle für Unfallverhütung<br />
in Bern (bfu) spricht denn auch<br />
eine deutliche Sprache: Allein der Unfallhergang<br />
«Plötzliches Untergehen» – der<br />
für öffentliche Bäder typische Hergang –<br />
forderte in allen Altersgruppen 168 Opfer<br />
in den Jahren 2000 bis 2008. Auch wenn<br />
die absolute Zahl vielleicht nicht besonders<br />
hoch erscheint, so sind es doch 168 dramatische<br />
Schicksale zuviel.<br />
Deswegen könnte das Wort «Attraktion»<br />
eine neue Bedeutung erfahren: Wenn stattdessen<br />
in ein System zur automatischen<br />
Ertrinkenden-Detektion investiert wird,<br />
stellt dies eine nachhaltige Verbesserung<br />
des gesamten Betriebes dar und damit<br />
einen höheren Wert als vielleicht eine neue<br />
Wasserrutsche aus blitzendem Chrom.<br />
Das Ertrinkenden-Detektionssystem von<br />
Jomatec ist ein computergestütztes Bildanalysesystem.<br />
Es besteht aus einer hoch<br />
entwickelten Software, speziellen Unterwasserkameras<br />
mit feinster Bildaufl ösung,<br />
einem Prozessor und robusten Funkempfängern,<br />
mit denen die Aufsichtspersonen<br />
ausgestattet werden. Mit diesen Kompo-<br />
Unterwasser-Detektionssystem SICHERHEIT<br />
Sicherheit für Badegäste und Schwimmbadbetreiber:<br />
Automatische<br />
Ertrinkenden-Detektion<br />
Der gute Ruf eines öffentlichen Bades kann von wenigen Sekunden abhängen. Den Sekunden, die vor der Einleitung<br />
lebensrettender Massnahmen vergehen, wenn ein Badegast bewegungslos im bzw. unter Wasser treibt.<br />
Immer wieder passiert es, dass Menschen in öffentlichen Bädern ertrinken – die aber mit einer automatischen<br />
Ertrinkenden-Detektion hätten gerettet werden können. Ein solches System bietet die Firma Jomatec AG in<br />
Immensee (SZ) nun allen Schwimmbadbetreibern in der Schweiz an.<br />
nenten wird das Geschehen unter der<br />
Wasseroberfl äche erfasst. Software und<br />
Prozessor verarbeiten das Bildmaterial in<br />
einem permanenten Auswertungsprozess;<br />
wird dabei eine Person als ertrinkend identifi<br />
ziert, wird das Aufsichtspersonal über<br />
die Funkempfänger rechtzeitig alarmiert.<br />
Die entscheidende Komponente ist die<br />
Software: Sie erkennt und unterscheidet<br />
indifferente Farbtöne wie die der menschlichen<br />
Haut, unterschiedliche Oberfl ächenstrukturen<br />
und Bewegungsprofi le. Damit<br />
ist sie in der Lage, bewegungslos im Wasser<br />
schwebende oder auf dem Beckenboden<br />
liegende Ertrinkende vor festen Hintergründen<br />
auszumachen.<br />
Die Kameras spielen die zweite entscheidende<br />
Rolle: Sie liefern unter sich ändernden<br />
äusseren Rahmenbedingungen (Wellenbewegungen,<br />
Gästefrequenz, Lichtverhältnisse,<br />
Wasserbeschaffenheit etc.) in einer<br />
Wassertiefe zwischen 1.10 und 5.00 Meter<br />
gleichbleibend scharfe Bilder. Ihr Einbau kann<br />
während der jährlichen Sanierungsphase in<br />
Frei- und Hallenbädern erfolgen, im Bestand<br />
ebenso wie in Neubauten, und in allen Beckenarten.<br />
Allfällige Wartungsarbeiten werden<br />
bei gefülltem Becken durchgeführt.<br />
Wer also die Attraktivität eines öffentlichen<br />
Bades an seiner Sicherheit misst,<br />
kann diese mit dem Ertrinkenden-Detektionssystem<br />
von Jomatec signifi kant verbessern.<br />
Es profi tieren Aufsichtpersonen,<br />
Betreiber und Behörden, vor allem aber die<br />
Badegäste. Und die sind es, die in erster Linie<br />
zu schützen sind – denn hier ist ein Unfall<br />
nicht wieder gut zu machen.<br />
Nebenstehende Standbilder entstammen<br />
einem konkreten Fall aus 2009; hier wurde<br />
nach 13 Sekunden Alarm ausgelöst, sodass<br />
der Schwimmmeister ausreichend<br />
Zeit hatte, den Ertrinkenden zu retten.<br />
System hat Alarm ausgelöst<br />
Intervention durch den Bademeister<br />
Jomatec AG<br />
Artherstrasse 60<br />
CH-6405 Immensee<br />
Tel. 041 854 32 32<br />
Fax 041 854 32 48<br />
www.jomatec.ch<br />
SKR 1/10 115
Erfolgreiche Premiere<br />
der suissetraffi c in Bern<br />
von Lucia Uebersax<br />
Das gut besuchte Symposium vom 11.<br />
November 2009 bildete den Auftakt der<br />
neuen internationalen Fachmesse des öffentlichen<br />
Verkehrs in Bern. Namhafte Referenten,<br />
drastische Fakten, die belegen,<br />
mit welchen Engpässen in der Verkehrsinfrastruktur<br />
in Zukunft zu rechnen ist und<br />
eine spannende Podiumsdiskussion unter<br />
Teilnahme prominenter Vertretern aus<br />
Politik und Industrie boten den Teilnehmenden<br />
einen vielfältigen Einblick in die<br />
Welt des öffentlichen Verkehrs und ihre<br />
zukünftigen Herausforderungen. Die Referenten<br />
stellten ihre künftigen Finanzierungsmodelle<br />
für die Bahninfrastruktur<br />
vor und debattierten über Liberalisierungsschritte<br />
und Organisation der Infrastruktur.<br />
Die Entscheidungsträger aus dem Inund<br />
Ausland erhielten umfassende Informationen<br />
zu allen wichtigen Neuheiten<br />
rund um den öffentlichen Verkehr.<br />
116 SKR 1/10<br />
VERKEHR<br />
Bahn und Bus 2030<br />
«Die Mobilität wird weiter wachsen», dies ist die übereinstimmende Botschaft der schillernden Persönlichkeiten,<br />
die das Symposium vom 11. November 2009 prägten. Über 5’000 Besucher, ein spannendes und vielfältiges<br />
Programm und 163 Lieferanten und Betreiber des öffentlichen Verkehrs präsentierten im November 2009<br />
ihre Neuheiten an der ersten suissetraffi c in Bern. Nebst der Leistungsschau bot die Fachmesse Raum für persönliche<br />
Gespräche, für Fachtagungen unter Experten und das suissetraffi c-Symposium für Kader aus Politik,<br />
Industrie und Verkehrsunternehmen.<br />
v.l.n.r.:<br />
Andrea Hämmerle, SP-Nationalrat,<br />
Peter Spuhler, SVP-Nationalrat,<br />
Moderatorin Beatrice Müller,<br />
Bernard Guillelmon, Vorsitzender der<br />
Geschäftsleitung BLS, Roland Bonzon,<br />
CEO transport public genevois (TPG)<br />
Bahn 2030:<br />
Bahninfrastruktur für die Zukunft<br />
Die Prosperität unserer Wirtschaft basiert<br />
auf den leistungsfähigen Infrastrukturen<br />
unseres Landes; die Verkehrsinfrastruktur<br />
der Schweiz gilt als Erfolgsmodell. Dieser<br />
Standortvorteil kann in Zukunft aber nur<br />
gewahrt werden, wenn die Leistungsfähigkeit<br />
der Netze erhalten bleibt und<br />
die Verkehrsinfrastruktur den steigenden<br />
Bedürfnissen angepasst wird. Darin waren<br />
sich die Teilnehmenden am Symposium<br />
weitgehend einig. Was allerdings<br />
die beste Lösung für eine Bahninfrastruktur<br />
2030 ist, wer die Kosten tragen muss<br />
und mit wie vielen Investitionskosten zu<br />
rechnen ist , darin herrschte Uneinigkeit.<br />
Klar ist aber: Die Anforderungen an die<br />
Schweizer Infrastruktur werden in den<br />
kommenden 20 Jahren erheblich steigen.<br />
Klimawandel, Urbanisierung und ein steigender<br />
Bevölkerungszuwachs lassen vermuten,<br />
dass sich die Zahl der Pendler<br />
schon bald verdoppeln wird. Um der<br />
Nachfrage im Personenverkehr mit schon<br />
heute häufi g überfüllten Zügen und den<br />
Bedürfnissen der Wirtschaft im Güterverkehr<br />
gerecht zu werden, braucht es ein<br />
grösseres Bahnangebot. Die Kapazitäten<br />
müssen optimal bewirtschaftet, mögliche<br />
Engpässe rechtzeitig beseitigt und<br />
Ausbauten frühzeitig geplant werden.<br />
Fest steht: Eine intakte Infrastruktur ist<br />
das Rückgrat des öffentlichen Verkehrs.<br />
Vor diesem Hintergrund muss es das<br />
oberste Ziel einer nationalen Infrastrukturstrategie<br />
sein, die Leistungsfähigkeit<br />
der Infrastrukturnetze zu erhalten und<br />
diese so weiterzuentwickeln, dass sie<br />
auch im Jahre 2030 die Versorgung aller<br />
Landesteile mit Mobilität sicherstellen<br />
können – im Interesse der Wettbewerbsfähigkeit<br />
und einer hohen Lebensqualität.<br />
Mit Bahn 2030 erfüllt der Bundesrat den<br />
Auftrag, den ihm die Räte bei der Vorlage<br />
zur zukünftigen Entwicklung der Bahninfrastruktur<br />
(ZEB) erteilt haben.
«Eine intakte Infrastruktur ist<br />
das Rückgrat des öffentlichen Verkehrs»<br />
Dr. Max Friedli,<br />
Direktor des Bundesamtes<br />
für Verkehr BAV<br />
SKR: Herr Friedli, können Sie eine Prognose abgeben, wie sich die<br />
Verkehrssituation der Schweiz entwickeln wird?<br />
Für einmal zeigen sämtliche Prognosen in dieselbe Richtung: die Mobilität<br />
wird weiter zunehmen – und zwar mit Bus, Auto, Tram und<br />
Zug. Seit Jahren wächst die Nachfrage etwa im Bahnbereich: Im Jahr<br />
nach der Eröffnung des Lötschberg-Basistunnels (2008) reisten fast<br />
6 Prozent mehr Menschen mit der SBB, auf der Lötschberg-Strecke<br />
stieg die Zahl der Reisenden gar um 25 Prozent. Und wenn Sie zu<br />
Hauptverkehrszeiten in einen Zug, einen Bus oder in ein Tram steigen,<br />
wissen Sie: Die Nachfrage wächst ungebrochen.<br />
Fürs Jahr 2030 sehen die Prognosen bis zu 60 Prozent mehr Nachfrage<br />
voraus, regional um bis zu 100 Prozent. Besonders zwischen<br />
den grossen Städten und in den Agglomerationen wird der Verkehr<br />
stark zunehmen. Der öffentliche Verkehr wird davon einen grossen<br />
Teil aufnehmen und seinen Marktanteil gegenüber dem motorisierten<br />
Individualverkehr steigern.<br />
SKR: Neben den leistungsfähigen und gut funktionierenden Strom-,<br />
Gas- und Telekommunikationsnetze sichern auch die Verkehrsnetze<br />
die Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Wirtschaft und den inneren<br />
Zusammenhalt unseres Landes. Mit welchen konkreten Massnahmen<br />
können die Verkehrsnetze diesen Standortvorteil auch im Jahre<br />
2030 gewährleisten?<br />
Eine intakte Infrastruktur ist das Rückgrat des öffentlichen Verkehrs:<br />
Nur so können Störungen so gering wie möglich gehalten werden.<br />
Der Unterhalt der bestehenden und künftigen Infrastruktur darf nicht<br />
vernachlässigt werden, auch wenn dies ein bedeutender Kostenfaktor<br />
ist.<br />
Auch in der Zukunft gilt es einen Mittelweg zu fi nden: Wir wollen<br />
die Infrastruktur soweit ausbauen, dass allen Reisenden ein gutes<br />
Angebot zur Verfügung steht. Der Unterhalt und der Betrieb muss<br />
jedoch fi nanziell tragbar sein. Letztlich stellt sich die Frage, in wel-<br />
Bahn und Bus 2030 VERKEHR<br />
Interview von Lucia Uebersax<br />
chem Mass die öffentliche Hand und die Reisenden bereit sind, sich<br />
an diesen Kosten zu beteiligen.<br />
SKR: Die Erwartungen an Bahn 2030 sind gross. Können Sie bereits<br />
konkrete Zusagen machen für gewisse Projekte?<br />
Derzeit prüfen wir im BAV zusammen mit der SBB, wo Engpässe zu<br />
beseitigen sind, auf welchen Strecken wir die grösste Nachfrage erwarten<br />
und wo wir mit haushälterischen Investitionen einen grossen<br />
Nutzen für den öffentlichen Verkehr erreichen können. Die Arbeiten<br />
sind im Gang. Den Rahmen für Bahn 2030 hat der Bundesrat vorgegeben:<br />
Er will dem Parlament zwei Varianten zur Vernehmlassung<br />
vorlegen. Eine Variante über 12 Milliarden Franken sowie eine 21-Milliarden-Franken-Variante.<br />
Doch eines ist sicher: Auch mit Bahn 2030<br />
können nicht alle Wünsche erfüllt werden. Denn alle Wünsche der<br />
Kantone nach Neubaustrecken, Tunnels und Tiefbahnhöfen würden<br />
40 Milliarden Franken oder mehr kosten.<br />
«Auch mit Bahn 2030 können nicht alle<br />
Wünsche erfüllt werden»<br />
SKR: Die Forderungen an die Bahn 2030 der Kantone sind verschieden.<br />
Was ist wirklich nötig und wo liegen die Prioritäten?<br />
Die dringendsten Engpässe gehen wir bereits mit dem 5.4-Milliarden-<br />
Projekt ZEB (Zukünftige Entwicklung der Bahninfrastruktur) an. Derzeit<br />
planen wir die Umsetzung für mehr als 100 kleinere und mittlere Projekte<br />
wie ein 4. Gleis Lausanne-Renens, den Eppenbergtunnel zwischen<br />
Aarau und Olten oder Ausbauten zwischen Zürich und Winterthur.<br />
Mit Bahn 2030 werden wir vor allem auch weniger spektakuläre<br />
Projekte realisieren: Perronverlängerungen oder Ausweichstellen<br />
zum Beispiel sind dringend nötig. Deshalb werden wir nicht nur<br />
Neubaustrecken und Tunnels realisieren können.<br />
SKR: Sehen Sie für die Zukunft auch Einsatzmöglichkeiten von anderen<br />
Verkehrssystemen, wie beispielsweise Cargo Tube, die eine Entlastung<br />
für den Strassen- und Schienenverkehr bringen könnten?<br />
Visionen sind immer spannend. In der Realität sehen wir jedoch eine<br />
dicht besiedelte Schweiz, wo keine freie Flächen für landesweite<br />
Neubaustrecken zur Verfügung stehen. Eine Tunnellösung wie die<br />
Cargo Tube braucht Milliardeninvestitionen. Angesichts des immer<br />
härter werdenden Kampfs um Finanzmittel brauchen wir das Geld<br />
jedoch für dringendere Ausbauten am bestehenden Schienennetz,<br />
damit wir für die wachsende Nachfrage gerüstet sind.<br />
SKR: Herr Friedli, wir danken Ihnen bestens für das Gespräch.<br />
SKR 1/10 117
«Mobility Pricing: Das Konzept<br />
ist eine schiere Notwendigkeit»<br />
SKR: Herr Bundesrat Leuenberger, Sie plädieren für einen Systemwechsel<br />
zu einer neuen Mobilitätsabgabe (Mobility Pricing), die bei<br />
allen Verkehrsmitteln erhoben wird. Soll Mobility Pricing nun eigentlich<br />
der Finanzierung von Infrastrukturen oder der Lenkung des Verkehrs<br />
dienen?<br />
Beidem. Was die Finanzierung der Infrastrukturen betrifft, so ist das<br />
neue Konzept eine schiere Notwendigkeit. Wir bezahlen nämlich den<br />
Bau und Unterhalt von Strassen ausschliesslich aus den Erträgen der<br />
Mineralölsteuer und die Schieneninfrastruktur zu einem beträchtlichen<br />
Teil ebenfalls. Diese Einnahmen gehen aber zurück, weil wir ja<br />
von den fossilen Treibstoffen wegkommen wollen. Die Zukunft wird<br />
dem Elektromobil gehören. Da ist es nichts als sinnvoll, die Mineralsölsteuer<br />
abzulösen durch eine Taxe, die sich nach gefahrenen Kilometern<br />
berechnet. Das ist absolut verursachergerecht. Unser Schienenetz<br />
erfüllt aber viel mehr Aufgaben des Umweltschutzes und der<br />
Kohäsion als die Strasse, indem es alle Regionen der Schweiz erschliesst.<br />
Deshalb sind die Projekte des öffentlichen Verkehrs vor<br />
allem aus Steuermitteln zu fi nanzieren und niemals nur durch die<br />
Bahnbenutzer. Ein ganz anderer Zweck von Mobility Pricing ist es, die<br />
Verkehrsströme optimal auf die bestehenden Kapazitäten zu verteilen.<br />
Dies kann man mit differenzierten Tarifen je nach Tageszeit<br />
und örtlicher Belastung erreichen. Man verlangt also für stark frequentierte<br />
Strecken in Spitzenzeiten etwas mehr als für schwach<br />
frequentierte Strecken in Randzeiten. Zudem muss das System so<br />
konzipiert werden, dass der öffentliche Verkehr attraktive Tarife anbieten<br />
kann, damit ein Anreiz besteht, die umweltfreundlicheren<br />
Verkehrsmittel zu benutzen.<br />
SKR: Das tönt sehr kompliziert. Ist da das Verhältnis zwischen Aufwand<br />
und Ertrag noch einigermassen sinnvoll?<br />
Das hängt einerseits vom Konzept ab, andererseits aber auch davon,<br />
wie wir rechnen: Bei einer effi zienten Ausgestaltung sollten die Erhe-<br />
118 SKR 1/10<br />
VERKEHR<br />
Bahn und Bus 2030<br />
Bundesrat Moritz Leuenberger,<br />
Vorsteher des eidg. Departements<br />
für Umwelt, Verkehr, Energie und<br />
Kommunikation (UVEK)<br />
Interview von Lucia Uebersax<br />
bungskosten etwa zehn bis zwanzig Prozent der Erträge ausmachen.<br />
Volkswirtschaftlich rechnet sich Mobility Pricing ohnehin: Es gibt weniger<br />
Staus, die Luftverschmutzung nimmt ab und das Strassennetz<br />
muss weniger stark ausgebaut werden. Da das Verkehrsvolumen<br />
auch in den nächsten Jahren stark zunehmen wird, gewinnen diese<br />
Aspekte zunehmend an Bedeutung.<br />
SKR: Wie rasch können Sie diese Idee verwirklichen? Ist das nicht ein<br />
sehr langer Weg voller rechtlicher und politischer Hindernisse?<br />
Ja, das ist ein langer Weg: Die Bundesverfassung verbietet «Wegezölle»;<br />
die Benutzung unserer Strassen ist also grundsätzlich gebührenfrei.<br />
Die LSVA und die Autobahnvignette sind Ausnahmen. Wollen<br />
wir ein fl ächendeckendes und zeitlich unlimitiertes Mobility Pricing, so<br />
braucht es eine Verfassungsänderung und damit eine Volksabstimmung.<br />
Für befristete Versuche in Städten, kann das Parlament<br />
ein befristetes Bundesgesetz erlassen. Doch ich bin trotz des langen<br />
Weges guten Mutes. Schliesslich wurden auch der FinöV-Fonds, die<br />
NEAT und die LSVA wie auch das bilaterale Verkehrsabkommen mit<br />
der EU in Volksabstimmungen gutgeheissen.<br />
«Volkswirtschaftlich rechnet sich<br />
Mobility Pricing ohnehin: es gibt<br />
weniger Staus, die Luftverschmutzung<br />
nimmt ab und das Strassennetz muss<br />
weniger stark ausgebaut werden»<br />
SKR: Der Bundesrat scheiterte aber im Parlament mit Road-Pricing-<br />
Versuchen: Der Ständerat strich sie in der Sondersession vom April<br />
2008 mit Stichentscheid des Präsidenten aus der Legislaturplanung<br />
2007 bis 2011, weil er sie als nicht sinnvoll erachtet. Der Nationalrat<br />
folgte dem Entscheid mit 109 zu 68 Stimmen in der Sommersession.<br />
Wie steht es nun um die Akzeptanz von Mobility Pricing?<br />
Road Pricing und Mobility Pricing sind nicht deckungsgleich. Bei Road<br />
Pricing geht es vorerst einmal darum, den Strassenverkehr in ohnehin<br />
schon überlasteten Städten und Agglomerationen zu regulieren und<br />
die knappen Parkplatzfl ächen optimal zu bewirtschaften. Die Idee von<br />
Mobility Pricing ist viel umfassender und dient dazu, die gesamten<br />
Verkehrsinfrastrukturen optimal auszulasten und aufeinander abzustimmen.<br />
Vor allem aber dient es dazu, den Bau und Unterhalt der<br />
Infrastrukturen zu fi nanzieren. Deswegen werden sich Mehrheiten<br />
dafür fi nden. Es ist ja keine zusätzliche Abgabe, sondern der Ersatz für<br />
die Treibstoffsteuern.<br />
SKR: Herr Bundesrat, wir danken Ihnen bestens für dieses Gespräch.
Nutzerorientierte Verkehrsinfrastrukturen<br />
statt universell nutzbare<br />
Strassen- und Bahnanlagen<br />
von Jost Wichser<br />
Wer kennt es nicht: stockender Berufsverkehr auf den Autobahnen und überfüllte Pendlerzüge; Lastwagen, die<br />
die rechte Autobahnspur belegen und dem PW-Verkehr gerade noch die Überholspur überlassen (wenn sie nicht<br />
gerade selber überholen), verzweifelte Rufe nach einem verbesserten Agglomerationsverkehr und die Verlagerung<br />
der Güter auf die Schiene und schliesslich die ernüchternde Feststellung, dass vielerorts die Kapazität fehlt,<br />
um den Halbstundentakt einzuführen. Allenthalben liest man von überlasteten Bahnstrecken und Autobahnen<br />
und sieht das Übel oft im Güterverkehr. Politiker und Verkehrsfachleute befassen sich mit grossen Ausbauplänen<br />
für Schiene und Strasse und stellen fest, dass dafür das notwendige Geld fehlt. Gibt es denn keine valable,<br />
alternative Möglichkeit die zunehmende Menge von Gütern umweltfreundlich, kostengünstig und pünktlich zu<br />
transportieren und warum verlegt man den Gütertransport nicht einfach in unterirdische Röhren?<br />
Dass dieser auf den ersten Anblick ungewohnte<br />
Gedanke nicht ganz so abwegig<br />
sein muss, zeigt der Autor in diesem Artikel<br />
unter dem Stichwort Entfl echtung<br />
von Verkehrsarten oder Trennverkehr.<br />
Ausgangslage<br />
Das schweizerische Verkehrssystem, d.h.<br />
die Netze der Strasse (ca. 80’000km) und<br />
der Schiene (ca. 5’000km) sind zunehmend<br />
überlastet, insbesondere in den grossen<br />
Agglomerationen und auf den internationalen<br />
Hauptachsen entstehen Kapazitätsprobleme,<br />
wie Staus auf der Strasse<br />
oder wie Bahnlinien, die keine zusätzlichen<br />
Züge mehr aufnehmen können. Die dichte<br />
Besiedlung einerseits und die stark steigenden<br />
Ansprüche der Gesellschaft an Si-<br />
© Rainer Sturm | PIXELIO<br />
cherheit und Umweltschutz anderseits,<br />
führen dazu, dass Ausbauten immer teurer<br />
werden.<br />
Das Verkehrsnetz hat für unsere Wirtschaft<br />
und Gesellschaft eine unabdingbare Bedeutung<br />
und bedingt für eine prosperierende<br />
Zukunft ein bedürfnisgerechter<br />
Unterhalt und Ausbau. Eine intensive Diskussion<br />
über die zukünftige Finanzierung<br />
der Verkehrsinfrastruktur wird geführt. Eine<br />
Suche nach Lösungen ist gefordert, da<br />
• die Strassenfi nanzierung aufgrund der<br />
Stagnation der Benzinzollerträge nicht<br />
mehr bedarfsgerecht weiter geführt<br />
werden kann, resp. neben der Fertigstellung<br />
des ursprünglichen Autobahnnetzes<br />
immer neue Ausbaubedürfnisse<br />
Verkehrsinfrastrukturen VERKEHR<br />
entstehen oder politisch gefordert<br />
werden. Mit der zunehmenden<br />
Belastung der Strassen und auch<br />
dem zunehmenden Alter der Autobahnen<br />
wächst zudem der Bedarf<br />
für die Erneuerung stark an.<br />
• die Schienenfi nanzierung mit dem<br />
FinöV Fonds angesichts der Ausbaubedürfnisse<br />
nicht mehr ausreicht.<br />
Bei der Schieneninfrastruktur reichen<br />
offensichtlich die verfügbaren Mittel<br />
nicht einmal mehr für die Substanzerhaltung.<br />
Aufgrund des grossen Erfolgs<br />
von Bahn 2000 ergab sich zudem eine<br />
massive Zunahme des Unterhalts- und<br />
Erneuerungsbedarfs. Leider halten die<br />
Verkehrserträge mit dem Mengenwachstum<br />
nicht mehr Schritt.<br />
Unterschiedliche Geschwindigkeiten<br />
reduzieren die Kapazität<br />
der Verkehrswege<br />
SKR 1/10 119
Lösungsansätze zur Weiterentwicklung<br />
der Verkehrsinfrastruktur<br />
Ein derzeit politisch intensiv diskutierter<br />
Weg ist die Neuausrichtung der Finanzierung<br />
direkt durch den Nutzer (Verursacherorientierte<br />
Gebühren). Ohne diesen<br />
Lösungsansatz nur andeutungsweise in<br />
Frage zu stellen, soll hier ein weiterer Weg<br />
zur Entwicklung einer nachhaltig funktionierenden<br />
Verkehrsinfrastruktur diskutiert<br />
werden.<br />
Heute dienen Schienen- und Strassennetz<br />
weitgehend allen Mobilitätsbedürfnissen,<br />
vom Langstreckenreiseverkehr bis zum<br />
städtischen Nahverkehr, vom Transit-Güterverkehr<br />
bis zur Verteilung der Güter<br />
zum eigenen Haushalt. Die Nutzung der<br />
Verkehrswege im sogenannten Mischbetrieb<br />
hat zweifellos viele Vorteile, stösst<br />
dagegen zunehmend an Grenzen:<br />
Im Kampf um knappe freie Kapazitäten<br />
gewinnt auf der Schiene der Personenverkehr<br />
und die Güterzüge werden in unattraktive<br />
Nachtzeiten verschoben. Heute<br />
deckt das Angebot auf der Schiene die Bedürfnisse<br />
der Industrie längst nicht mehr<br />
und die Güter wechseln auf die Strasse.<br />
Auf der Strasse führt die Konkurrenz von<br />
Personen- und Lastwagen oft zum Ruf<br />
«Güter auf die Schiene», obwohl dies in<br />
vielen Fällen gar nicht möglich und auch<br />
nicht sinnvoll ist. Gerade im lokalen Güterverkehr<br />
und in der Warenverteilung kann<br />
der Lastwagen kaum ersetzt werden. Im<br />
regionalen Schienen-Personenverkehr<br />
sollte die Bahn als S-Bahn regionale und<br />
sogar lokale Funktionen übernehmen. Dadurch<br />
fehlen Kapazitäten für schnelle Verbindungen<br />
zwischen weit entfernten Zentren<br />
und für den Güterverkehr.<br />
Schiene und Strasse werden nicht nur von<br />
Zügen und Fahrzeugen mit unterschiedlichsten<br />
Geschwindigkeiten benützt, sondern<br />
auch von solchen die sich im Gewicht<br />
und den Abmessungen stark unterscheiden.<br />
Unterschiedliche Geschwindigkeiten<br />
reduzieren die Kapazität der Verkehrswege.<br />
Das Auslegen der Infrastruktur für<br />
verschiedene Bedürfnisse verteuert diese,<br />
da sie jeweils der grössten Anforderung<br />
genügen muss. So ist beispielsweise eine<br />
Autospur 3.5 m breit, obwohl 90% aller<br />
Fahrzeuge weniger als 2 m breit sind. Die<br />
Bahntrasse wird für 200 km/h ausgebaut,<br />
obwohl die Mehrheit der Züge (S-Bahn<br />
und Güterzüge) höchstens 120 km/h fahren.<br />
120 SKR 1/10<br />
VERKEHR<br />
Verkehrsinfrastrukturen<br />
Der notwendige Ausbau der Verkehrsinfrastruktur<br />
kann nicht nur mit neuen Quellen<br />
und dem stärkeren Beizug der Nutzer fi -<br />
nanziert werden. Es sind Wege zu suchen,<br />
um die bestehende Infrastruktur besser zu<br />
nutzen sowie Aus- und Erweiterungsbauten<br />
günstiger zu realisieren.<br />
Trennverkehr<br />
Ein Ansatz ist die Begrenzung der Zulassung<br />
unterschiedlicher Infrastrukturnutzer<br />
oder Verkehrsarten auf einzelnen Abschnitten<br />
des Verkehrsnetzes dann, wenn<br />
dadurch ohnehin erforderliche Netzerweiterungen<br />
kostengünstiger erstellt und<br />
betrieben werden können. Denkbare Beispiele<br />
sind:<br />
• Hochgeschwindigkeitsstrecken,<br />
die ausschliesslich dem schnellen<br />
Personenverkehr dienen, damit<br />
bestehende Strecken dem Güter-<br />
und Regional verkehr alleine dienen.<br />
• Strassenunabhängige Tramstrecken<br />
oder sogenannte Stadtbahnen mit<br />
grösseren Haltestellenabständen<br />
auch im weiteren Umfeld der Städte,<br />
um die Hauptachsen der Bahn dem<br />
Fernreise- und Güterverkehr vorzubehalten.<br />
• Neue parallele Verkehrssysteme zu den<br />
vorhandenen Strassen- und Schienennetzen<br />
zumindest auf Abschnitten, wo<br />
diese Netze überlastet sind. Es stellt sich<br />
aber die Frage der geschickten Verknüpfung<br />
mit den bestehenden Netzen,<br />
damit die (Zeit-) Vorteile eines neuen<br />
Systems nicht wieder an den Systemwechselpunkten<br />
durch lange Wege<br />
und Umsteigezwang verloren gehen.<br />
Dies war neben zu hohen Erstellungskosten<br />
eines der Hauptprobleme, an<br />
der die technische Idee «Swissmetro»<br />
zum Scheitern verurteilt war.<br />
Trotz wenig ermutigender Erfahrungen<br />
soll die Suche nach neuen Verkehrssystemen<br />
weiter gehen. Oftmals scheitern<br />
neue Systeme deshalb, weil entweder die<br />
Zeit dafür nicht reif ist, oder aber Probleme<br />
einfacher und kostengünstiger mit<br />
der Erweiterung der bestehenden Systeme<br />
zu lösen sind.<br />
Nachstehend wird auf ein allerdings schon<br />
längere Zeit bekanntes System eingegangen,<br />
das allenfalls aktuelle Probleme der<br />
Verkehrsinfrastruktur in der Schweiz lösen<br />
könnte.<br />
© M. Hauck | PIXELIO<br />
Die Suche nach neuen Verkehrssystemen<br />
muss weiter gehen<br />
«Es sind Wege zu suchen,<br />
um die bestehende Infrastruktur<br />
besser zu nutzen<br />
sowie Aus- und Erweiterungsbauten<br />
günstiger<br />
zu realisieren»<br />
Unterirdisches,<br />
automatisches Gütertransportsystem<br />
Der Ausbau der bestehenden Verkehrsinfrastruktur<br />
stösst angesichts fehlender<br />
Möglichkeiten einer oberirdischen Realisierung<br />
durch Erweiterung bestehender<br />
Anlagen durch zusätzliche Gleise oder<br />
Fahrspuren an Grenzen. Gründe sind oft<br />
die Topographie und die Bedürfnisse der<br />
Anwohner an Verkehrsachsen in unseren<br />
dichtbesiedelten Räumen. Ein unterirdisches<br />
Gütertransportsystem ist ein denkbarer<br />
Weg zur Lösung unserer Kapazitätsprobleme<br />
der Verkehrsinfrastruktur,<br />
wenn nachstehende Bedingungen erfüllt<br />
werden:<br />
• Die Kosten für den Bau solcher<br />
Gütertunnels sind pro km wesentlich<br />
günstiger als klassische Bahn- oder<br />
Strassentunnels. Dies ist dann denkbar,<br />
wenn man die Profi lgrösse nur<br />
so gross wählt, dass ein rationeller<br />
Tunnelbau mit hohen Vortriebsleistungen<br />
eine kostengünstige Erstellung<br />
ermöglicht. Durch die ausschliessliche<br />
Nutzung für Gütertransporte entfallen<br />
zudem viele teure Installationen zur<br />
Sicherheit von Personen. Mit der Wahl<br />
einer für den Güterverkehr ausreichenden<br />
tiefen Geschwindigkeit ist eine<br />
Trassierung unter Umgehung geologischer<br />
Problemzonen und bereits<br />
vorhandener unterirdischer Infrastrukturen<br />
möglich. Die tiefen Geschwindigkeiten<br />
stellen zudem keine besonderen<br />
Luftwiderstandsprobleme.
• Verknüpfungspunkte mit Schiene und<br />
Strasse werden so gewählt, dass<br />
die notwendigen Umschlagsvorgänge<br />
mit andern Funktionen in der Gütertransportkette<br />
zusammenfallen und<br />
dadurch gegenüber klassischen<br />
Transporten keine zusätzlichen Kosten<br />
entstehen. Solche Verknüpfungspunkte<br />
sind z. B. Transaktionspunkte<br />
wie Lager, Produktionsanlagen,<br />
Güterverteilzentren und grosse<br />
Einkaufszentren.<br />
Gewissermassen selbstverständlich ist,<br />
dass solche Systeme ohnehin notwendige<br />
aber aufwendige Erweiterungen des Schienen-<br />
und Strassennetzes ersetzen und der<br />
Markt für ein solches System so gross ist,<br />
dass dieses wirtschaftlich betrieben werden<br />
kann. Je besser die Eigenwirtschaftlichkeit<br />
ist, desto grösser ist die Chance,<br />
für die Realisierung privates Kapital zu<br />
fi nden.<br />
«Die Kosten für den Bau<br />
solcher Gütertunnels sind<br />
pro km wesentlich günstiger<br />
als klassische Bahn- oder<br />
Strassentunnels»<br />
FLUX – Auszeichnung für Frauenfeld<br />
Der Verkehrsknoten des Jahres 2009 heisst Frauenfeld. Mit<br />
dem innovativen Konzept «Bahnhof 2000» und langfristiger<br />
Planung hat die Stadt das Bahnhofsquartier und den öffentlichen<br />
Verkehr gestärkt. Die Haltestellen der verschiedenen<br />
Verkehrsträger ermöglichen am Bahnhof ein rasches, sicheres<br />
Umsteigen.<br />
www.postauto-movimento.ch<br />
Schlussfolgerungen<br />
Neben der laufenden Suche nach einer<br />
nachhaltigen und verstärkt nutzerorientierten<br />
Finanzierung der Verkehrsinfrastruktur<br />
lohnt es sich, über die Potentiale<br />
nutzerspezifi schen Verkehrsinfrastrukturen<br />
insbesondere in Bereichen mit Kapazitätsengpässen<br />
nachzudenken. Ein gutes<br />
Beispiel dafür ist der in SKR 4/2009 vorgestellte<br />
Ansatz von CargoTube unter dem<br />
Titel «Ein unterirdisches Tunnelsystem»<br />
(s. dazu www.fachpresse.com/themen/<br />
aktuelle-themen.html).<br />
Verkehrsinfrastrukturen VERKEHR<br />
Zum Autor<br />
Allerdings sei davor gewarnt, diese oder<br />
ähnliche andere Ideen allein wegen ihres<br />
technologischen Neuheitsgehaltes als die<br />
alleinige Lösung allfälliger Probleme zu betrachten.<br />
Jede technologische Innovation<br />
muss Teil eines komplexen Gesamtsystems<br />
sein, das zudem im Falle der schweizerischen<br />
Verkehrssysteme alle Anforderungen<br />
der Wirtschaft und der Gesellschaft<br />
gut erfüllt.<br />
Dipl. Ing. Jost Wichser (63) ist seit 1989 am Institut für Verkehrsplanung<br />
und Transportsysteme (IVT) der ETH Zürich tätig. Er befasst<br />
sich als leitender Wissenschafter und Dozent am Lehrstuhl<br />
für öffentliche Verkehrssysteme (Prof. Weidmann) mit Gütertransport<br />
und Logistik, sowie mit Fragen der Angebotsplanung<br />
und Betriebsführung, Fahrzeug- und Fahrbahntechnik der Eisenbahn.<br />
Nach Abschluss des Bauingenieurstudiums an der ETH<br />
Zürich war der Autor 15 Jahre bei der Rhätischen Bahn tätig.<br />
Dort war er für Planung, Projektierung und Erstellung von Infrastrukturbauten, sowie<br />
für die Durchführung der Fahrbahnerhaltung verantwortlich.<br />
Frauenfeld<br />
gewinnt den FLUX.<br />
Herzliche Gratulation!<br />
FLUX – der goldene Verkehrsknoten<br />
Die PostAuto Schweiz AG und der Verband öffentlicher Verkehr<br />
zeichnen mit dem Preis «FLUX – goldener Verkehrsknoten»<br />
jährlich einen herausragenden Verkehrsknoten aus.<br />
Der Stellenwert des öffentlichen Verkehrs und die Wichtigkeit<br />
einer sichergestellten Transportkette werden damit hervorgehoben.<br />
Verleihung FLUX 2010 am 11. November in Bern zum<br />
Schwerpunkt «in der Nacht».
Schweizerische Eidgenossenschaft<br />
Confédération suisse<br />
Confederazione Svizzera<br />
Confederaziun svizra<br />
Bundesamt für Strassen ASTRA<br />
Office fédéral des routes OFROU<br />
Ufficio federale delle strade USTRA
2009 erfolgte die Preisverleihung zum<br />
dritten Mal. Sie stand unter dem Motto<br />
«Kombinierte Mobilität». Eine Fachjury<br />
hatte die Verkehrsknoten Delsberg, Dornach-Arlesheim,<br />
Zürich Flughafen und<br />
Frauenfeld in die Endauswahl für den<br />
FLUX 2009 aufgenommen. 26 Verkehrsknoten<br />
waren für den FLUX vorgeschlagen.<br />
Sie alle verknüpfen den öffentlichen<br />
Verkehr besonders gut mit dem Fuss-,<br />
Velo- und Individualverkehr und schöpfen<br />
so das Potenzial des gesamten Verkehrssystems<br />
aus.<br />
Frauenfeld gewinnt FLUX<br />
Der Gewinner des FLUX 2009 wurde nach<br />
Beurteilung verschiedener Kriterien und<br />
des Themenschwerpunkts «Kombinierte<br />
Mobilität» ermittelt. Die Übergabe des<br />
FLUX an die Stadt Frauenfeld erfolgt an<br />
der Veranstaltung «Movimento – Forum<br />
für Mobilität» am 12. November in Bern.<br />
Mit dem fortschrittlichen Konzept «Bahnhof<br />
2000» leitete Frauenfeld die Stärkung<br />
des Bahnhofquartiers und des öffentlichen<br />
Verkehrs ein. Die Attraktivität der<br />
Stadt als Wohnort konnte dank der stark<br />
verbesserten Anbindung an den öffentlichen<br />
Verkehr gesteigert werden. Der<br />
Bahnhofplatz stellt als zentraler Raum<br />
das Herz von Frauenfeld dar. Die Reisenden<br />
werden am Knoten von einem Leitsystem<br />
geführt. Die Lage der Haltestellen<br />
der verschiedenen Verkehrsträger ermöglicht<br />
kurze Umsteigebeziehungen.<br />
Umsteigeorte fördern<br />
nachhaltige Mobilitätskultur<br />
Ein Lösungsansatz, um die negativen Begleiterscheinungen<br />
des Verkehrswachstums<br />
auszugleichen, liegt in der intelligenten<br />
Verknüpfung der verschiedenen<br />
Systeme für den Alltags- und den Freizeitverkehr<br />
– also in der kombinierten<br />
Mobilität. Die Umsteigeorte sind für die<br />
kombinierte Mobilität von grosser Bedeutung.<br />
Reibungslose und attraktive Umsteigebeziehungen<br />
zwischen allen Verkehrsträgern,<br />
optimale Anbindung an die<br />
verschiedenen Verkehrssysteme, standardisierte<br />
Nebenangebote und kundenfreundliche<br />
Informationssysteme: Dies<br />
erhöht die Attraktivität und Popularität<br />
der kombinierten Mobilität und fördert<br />
eine nachhaltige Mobilitätskultur.<br />
Preis für Standortgemeinde<br />
Der Preis «FLUX – goldener Verkehrsknoten»<br />
wird jährlich von der PostAuto<br />
Schweiz AG (Trägerschaft) und dem Verband<br />
öffentlicher Verkehr VöV (Patronat)<br />
verliehen. Er ist mit 5000 Franken dotiert.<br />
Mit dem FLUX wird die Standortgemeinde<br />
geehrt, die für die Konzeption des Verkehrsknotens<br />
mitverantwortlich war. Der<br />
FLUX hebt den Stellenwert des öffentlichen<br />
Verkehrs und die Wichtigkeit einer<br />
sichergestellten Transportkette zwischen<br />
Verkehrsmitteln hervor. Ein jährlich neu<br />
definierter Schwerpunkt berücksichtigt<br />
die vielen Facetten des übergeordneten<br />
Themas Verkehrsknoten. Für das Jahr<br />
2010 wurde das Thema «in der Nacht»<br />
als Schwerpunkt ausgewählt.<br />
Die Fachjury<br />
Die neunköpfi ge Fachjury bewertet vorgeschlagene<br />
Verkehrsknoten nach qualitativen<br />
Kriterien wie Verkehr, Raumentwicklung<br />
und Prozesse sowie bezüglich<br />
des jährlich wechselnden Themenschwerpunkts.<br />
Sie nominiert vier bis fünf Verkehrsknoten<br />
für den FLUX, rekognosziert<br />
sie gemeinsam und wählt schliesslich daraus<br />
den Gewinner.<br />
Präsident dieser Jury ist Dr. Peter Vollmer,<br />
Direktor des Verbands öffentlicher Verkehr.<br />
Nachhaltige Mobilität VERKEHR<br />
Bedeutende Auszeichnung im öffentlichen Verkehr<br />
FLUX – goldener Verkehrsknoten<br />
Die PostAuto Schweiz AG und der Verband öffentlicher Verkehr verleihen den Preis FLUX – goldener Verkehrsknoten.<br />
Damit zeichnen sie Verkehrsknoten aus, die aus Kundensicht und hinsichtlich Betrieb und Gestaltung<br />
überzeugen. Der Preis hebt den Stellenwert des öffentlichen Verkehrs und die Wichtigkeit einer geschlossenen<br />
Transportkette zwischen Verkehrsmitteln hervor.<br />
Frauenfeld gewinnt FLUX:<br />
Preisverleihung des goldenen Verkehrsknotens<br />
2009 mit Dr. Peter Vollmer, Direktor des<br />
Verbands öffentlicher Verkehr und Jurypräsident<br />
FLUX, Carlo Parolari, Stadtammann<br />
von Frauenfeld und Daniel Landolf, Mitglied<br />
Konzernleitung Post und Leiter PostAuto<br />
Die früheren Preisträger<br />
FLUX 2007: Visp<br />
Thema: «Richtungweisende Verkehrsknoten:<br />
Hoher Komfort und<br />
Sicherheit im öffentlichen<br />
Raum für die Umsteigenden»<br />
FLUX 2008: Baden<br />
Thema: «Entwicklungsschwerpunkt<br />
Verkehrsknoten: Wirtschaftliche<br />
Entwicklungspotenziale<br />
an Verkehrsknoten»<br />
Die weiteren Mitglieder der Jury sind: Caroline<br />
Beglinger (Verkehrs-Club der Schweiz),<br />
René Böhlen (PostAuto Schweiz AG), Esther<br />
Gingold (Procap), Daniel Landolf (Post-<br />
Auto Schweiz AG), Dr. Hans Naef (GSP AG),<br />
Robert Riesen (Kommunikationsagentur<br />
LineUp), Prof. Ulrich Weidmann (Institut<br />
für Verkehrsplanung und Transportsysteme,<br />
ETH Zürich), Andreas Wirth (Kontur<br />
Projektmanagement AG).<br />
Weitere Informationen unter:<br />
www.postauto-movimento.ch<br />
SKR 1/10 123
Einleitung<br />
Die Kommunal- und Nutzfahrzeuge der<br />
Gemeinden stellen beachtliche Vermögenswerte<br />
dar. So verfügt beispielsweise<br />
das Tiefbauamt der Stadt Basel über rund<br />
280 Fahrzeuge und Geräte mit einem Anschaffungswert<br />
von rund CHF 43 Mio. Entsprechend<br />
diesen Vermögenswerten sind<br />
auch die vom Alter und Mass der Ausnutzung<br />
abhängigen Reparaturkosten eine<br />
nennenswerte Belastung in den öffentlichen<br />
Budgets. Aufgrund der praktisch allerorts<br />
angespannten Haushaltssituationen<br />
ist deshalb eine optimale Bewirtschaftung<br />
der Flottenbestände erforderlich.<br />
Währenddem die Notwendigkeit eines<br />
Flottenmanagements unbestritten ist,<br />
kommen bei der konkreten Umsetzung<br />
sehr unterschiedliche Ansätze zur Anwendung.<br />
Im Mittelpunkt steht dabei immer<br />
die Ermittlung des optimalen Ersatzzeitpunktes<br />
eines einzelnen Vehikels nach betriebswirtschaftlichen<br />
Grundsätzen. Wird<br />
bei den einzelnen Objekten der Zeitpunkt<br />
des Ersatzes wirtschaftlich gesehen optimal<br />
gewählt, wird damit auch die gesamte<br />
Flotte optimal bewirtschaftet. Das<br />
Problem reduziert sich folglich auf Einzelnachweise<br />
der Wirtschaftlichkeit. Durch<br />
die Aggregation der Einzelnachweise ergibt<br />
sich auch der gesamte Finanzbedarf über<br />
mehrere Jahre.<br />
Wirtschaftlichkeitsnachweis [1]<br />
Der optimale Ersatzzeitpunktes eines Fahrzeugtypen<br />
liegt in dem Jahr, für welches<br />
die Durchschnittskosten pro Jahr minimal<br />
sind. Dabei sind für jedes Jahr folgende<br />
Kostenelemente zu berücksichtigen:<br />
124 SKR 1/10<br />
LOGISTIK<br />
Flottenmanagement<br />
Flottenmanagement<br />
für Kommunen<br />
von Dr. sc. techn. Roger Reinauer, Tiefbauamt Basel Stadt<br />
und PD Dr. rer. pol. Dominik Egli, Institut für Verwaltungsmanagement der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften<br />
Zur Erfüllung ihrer öffentlichen Aufgaben stehen den Kommunen heute vielfältige Fahrzeuge und Geräte zur<br />
Verfügung. Ankauf, Unterhalt und Ersatz dieser Flotten binden nicht unbeträchtliche Mittel. Im Folgenden<br />
beschreiben wir, wie eine gegebene Fahrzeug- und Gerätefl otte optimal bewirtschaftet werden kann. Ausgangspunkt<br />
der Überlegungen ist die Bestimmung des kostenoptimalen Ersatzzeitpunkts. Darauf basierend<br />
kann der mittelfristige Finanzbedarf errechnet werden. Wir zeigen anhand der Anwendung auf das Tiefbauamt<br />
des Kantons Basel-Stadt, dass das vorgestellte Modell operationalisierbar und damit handhabbar ist.<br />
Abschreibung<br />
Da der Marktwert eines gebrauchten Fahrzeuges<br />
oder Gerätes in der Regel nicht genau<br />
bekannt ist, wird die Wertminderung<br />
in Prozent der Anschaffungskosten pro<br />
Jahr näherungsweise ermittelt. Am realistischsten<br />
ist es, dazu eine geometrischdegressive<br />
Abschreibung vorzunehmen.<br />
Dabei wird beginnend im Anschaffungsjahr<br />
anhand der Nutzungsdauer ein bestimmter<br />
Abschreibungs-Prozentsatz,<br />
meist der zwei- oder dreifache Wert des<br />
linearen Abschreibungssatzes, festgelegt<br />
und von den Anschaffungskosten abgeschrieben.<br />
In den darauf folgenden Jahren<br />
wird dieser festgeschriebene Prozentsatz<br />
von dem noch verbliebenen Restbuchwert<br />
Abb. 1: Fahrzeugfl otte der Stadtreinigung<br />
des Tiefbauamtes Basel-Stadt<br />
abgeschrieben. Der absolute Abschreibungsbetrag<br />
wird bei dieser Methode folglich<br />
immer kleiner und das Wirtschaftsgut<br />
ist am Ende der geplanten Nutzungsdauer<br />
nicht vollständig abgeschrieben.<br />
Zinskosten<br />
Zur Berechnung der Zinskosten gehen wir<br />
davon aus, dass die Abschreibung jährlich<br />
erfolgt und die Zinskosten nur auf dem<br />
Restwert anfallen.<br />
Instandhaltungskosten<br />
Die Instandhaltungskosten (Inspektion,<br />
Reparaturen etc.) pro Jahr und Fahrzeug<br />
sind in aller Regel bekannt. Wichtig ist
dabei, dass keine Kosten in die Betrachtungen<br />
einfl iessen, die nicht vom Alter<br />
des Fahrzeuges abhängig sind, da diese<br />
den optimalen Ersatzzeitpunkt fälschlich<br />
beeinfl ussen würden (Unfälle etc.). In der<br />
Regel steigen die Kosten mit den Jahren<br />
deutlich, da immer mehr Fahrzeugteile zu<br />
ersetzen sind.<br />
Zu berücksichtigen ist auch die Einsatzart<br />
eines Fahrzeuges. Wird es lediglich als Ersatzfahrzeug<br />
eingesetzt, darf es für die<br />
Ermittlung der Kosten nicht berücksichtigt<br />
werden; Einfl uss in die Berechnung<br />
sollten nur Fahrzeuge fi nden, die in etwa<br />
gleich viel im Einsatz stehen.<br />
Die Ermittlung der Kosten erfolgt wie erwähnt<br />
auf der Basis der tatsächlich angefallenen<br />
Kosten. Pro Fahrzeugtyp werden<br />
sämtliche Kosten erfasst, und mittels linearer<br />
Regression werden Durchschnitts-<br />
werte pro Jahr ermittelt. Dies ermöglicht<br />
auch, fehlende Jahre zu prognostizieren.<br />
Selbstverständlich wird die Kostenfunktion<br />
umso exakter, je mehr Datensätze<br />
eines bestimmten Fahrzeugtyps zur Verfügung<br />
stehen.<br />
Weitere Kosten<br />
Weitere Kosten wie Steuern, Versicherungen,<br />
Kraftstoffverbrauch und Abstellplatz<br />
können in der Berechnung entfallen,<br />
da sie nicht altersabhängig sind und damit<br />
die Krümmung der Durchschnittskostenkurve<br />
nicht beeinfl ussen.<br />
Optimaler Ersatzzeitpunkt<br />
Der optimale Ersatzzeitpunkt liegt nun in<br />
dem Jahr mit den tiefsten Durchschnittskosten:<br />
Flottenmanagement LOGISTIK<br />
Abb. 2: Jährliche Instandhaltungskosten einer Kehrmaschine Abb. 3: Grenz- und Durchschnittskosten einer Kehrmaschine<br />
Jahr Wertminderung<br />
Für die vorliegenden Parameter ergibt<br />
sich somit eine optimale Nutzungsdauer<br />
von acht Jahren. Selbstverständlich kann<br />
die optimale Nutzungsdauer auch grafi<br />
sch ermittelt werden:<br />
Auffallend ist, dass die Durchschnittskostenkurve<br />
relativ fl ach verläuft. Zwischen<br />
den Jahren sechs und neun beträgt die<br />
Abweichung unter 1%. Abweichungen des<br />
tatsächlichen Ersatzzeitpunktes vom optimalen<br />
Zeitpunkt um ein bis zwei Jahre<br />
haben recht geringe Kostenfolgen.<br />
Flottenbewirtschaftung<br />
mit Rahmenkrediten<br />
Tab. 1: Grenz- und Durchschnittskosten für folgende Parameter:<br />
Anschaffungskosten CHF 220‘500, Zinssatz 3%<br />
Wertminderung<br />
total<br />
Wertminderung Instandhaltungskosten<br />
Um eine gesamte Fahrzeug- und Gerätefl<br />
otte zu bewirtschaften, müssen die<br />
folgenden Spezifi kationen für alle vorhandenen<br />
und allenfalls zu ersetzenden Objekte<br />
bekannt sein:<br />
Zinskosten Grenzkosten Durchschnittskosten<br />
% % CHF CHF CHF CHF CHF<br />
1 20.4 20.4 45’000 8’945 5940.00 59’885 59’885<br />
2 14.6 35.0 32’143 13’263 4782.86 50’188 55’036<br />
3 10.4 45.4 22’959 17’580 3956.33 44’496 51’523<br />
4 7.4 52.8 16’399 21’898 3365.95 41’664 49’058<br />
5 5.3 58.1 11’714 26’216 2944.25 40’874 47’421<br />
6 3.8 61.9 8’367 30’534 2643.03 41’544 46’442<br />
7 2.7 64.7 5’976 34’852 2427.88 43’256 45’987<br />
8 1.9 66.6 4’269 39’170 2274.20 45’713 45’953<br />
9 1.4 68.0 3’049 43’488 2164.43 48’701 46’258<br />
10 1.0 69.0 2’178 47’806 2086.02 52’070 46’839<br />
11 0.7 69.7 1’556 52’124 2030.02 55’709 47’646<br />
12 0.5 70.2 1’111 56’442 1990.01 59’543 48’637<br />
13 0.4 70.5 794 60’759 1961.44 63’515 49’781<br />
14 0.3 70.8 567 65’077 1941.03 67’585 51’053<br />
SKR 1/10 125
• Fahrzeug- bzw. Gerätetyp<br />
• Anschaffungs- bzw.<br />
Wieder beschaffungskosten<br />
• Anschaffungsjahr<br />
• Optimaler Ersatzzeitpunkt<br />
Damit lässt sich der Mittelbedarf für Neuanschaffungen<br />
für die gesamte Fahrzeugfl<br />
otte ermitteln.<br />
Beim Tiefbauamt Basel-Stadt wurde über<br />
eine derartige Berechnung der Finanzbedarf<br />
zur Wiederbeschaffung von Fahrzeugen und<br />
Geräten ermittelt und mit einem Rahmenkredit<br />
über eine Laufzeit von 5 Jahren in der<br />
Investitionsplanung vorgesehen und bewilligt.<br />
Die Vorteile eines Rahmenkredites<br />
bestehen in der Flexibilität, dass diejenigen<br />
Fahrzeuge und Geräte ersetzt werden können,<br />
welche zum aktuellen Zeitpunkt tatsächlich<br />
zu ersetzen sind und nicht diejenigen,<br />
die im Durchschnitt ein Jahr zuvor<br />
zum Ersatz bestimmt wurden. Im Weiteren<br />
kann bei zugesichertem Rahmenkredit auch<br />
Mengenrabatt über mehrere Jahre mit einem<br />
Lieferanten vereinbart werden, was<br />
die Beschaffung günstiger werden lässt.<br />
Partner<br />
LOGISTIK<br />
Flottenmanagement<br />
Schlussfolgerungen<br />
und Einschränkungen<br />
Das vorgestellte Verfahren zur Bestimmung<br />
des optimalen Ersatzzeitpunktes<br />
und dessen Einbettung in ein Flottenmanagement<br />
lässt sich sehr einfach programmieren<br />
und durchführen.<br />
Die Bestimmung des optimalen Ersatzzeitpunktes<br />
dient in erster Linie für die<br />
mittelfristige Finanzmittelbeschaffung.<br />
Sie gibt den Entscheidungsträgern im Einzelfall<br />
aber auch im Rahmen der Evaluation<br />
der konkret von einer Flotte zu ersetzenden<br />
Fahrzeuge wichtige Hinweise<br />
zur Eingrenzung. Die defi nitive Ersatzentscheidung<br />
sollte jedoch individuell vorgenommen<br />
werden.<br />
Der Ersatzzeitpunkt bestimmt direkt auch<br />
die notwendige Kapazität des Werkstattbetriebes.<br />
Zeigt sich, dass der optimale<br />
Ersatzzeitpunkt früher liegt als bisher angewendet,<br />
werden Werkstattkapazitäten<br />
frei.<br />
Die Instandhaltungskosten müssen, um<br />
fundierte Ersatzentscheide zu treffen,<br />
zwingend und lückenlos sowie verknüpft<br />
DER BRANCHENTREFFPUNKT<br />
DER SCHWEIZER STROMWIRTSCHAFT<br />
Erzeugung<br />
Übertragung<br />
Verteilung<br />
Handel und Vertrieb<br />
Engineering<br />
Energiedienstleistungen<br />
mit entsprechenden Kilometer- bzw. Betriebsstundenleistungen<br />
idealerweise mit<br />
einer entsprechenden Software erhoben<br />
werden.<br />
Der optimale Ersatzzeitpunkt wird auf der<br />
Basis der Reparaturkosten ermittelt. Dabei<br />
wird davon ausgegangen, dass die Reparaturen<br />
kostenoptimal erfolgen; es wird<br />
also das richtige effi zient repariert. Bei einem<br />
ineffektiven oder ineffi zienten Werkstattbetrieb<br />
resultieren folglich falsche –<br />
d. h. zu kurze – Nutzungsdauern.<br />
Literatur<br />
1 Reinauer, R., und Egli, D. (2010). Kostenoptimale Bewirtschaftung von<br />
Kommunal- und Nutzfahrzeugen, Strasse und Verkehr – 2010<br />
AUSSTELLUNG UND FORUM<br />
1. bis 3. Juni 2010<br />
Messe Zürich<br />
www.powertage.ch
VORSCHAU MESSEN · VORSCHAU MESSEN · VORSCHAU MESSEN · VORSCHAU MESSEN<br />
OpenExpo 2010 in Bern<br />
OpenExpo, die grösste Schweizer<br />
Open Source Messe, öffnet am 24.<br />
und 25. März 2010 in der BEA expo<br />
in Bern bereits zum achten Mal<br />
ihre Türen.<br />
Der erste Tag steht im Zentrum der<br />
Digitalen Nachhaltigkeit. In 16 unterschiedlichen<br />
Referaten zeigen<br />
nationale und internationale Referenten<br />
aktuelle Trends und Entwicklungen<br />
aus den Open Source<br />
Communities, öffentlichen Verwaltungen<br />
und der Politik. Beispielsweise<br />
werden die E-Portfolio-<br />
Lösung Mahara, das Learning Content<br />
Management System docendo<br />
und die E-Government Plattform<br />
PloneGov vorgestellt. Horst Braeuner<br />
von der Stadt Schwäbisch Hall<br />
zeigt den Einsatz von Open Source<br />
Software in der Verwaltung und<br />
Thomas Reitze von Microsoft<br />
Schweiz erläutert, wie Microsoft<br />
zum Thema Open Source Software<br />
steht. Mit drei Vorträgen von der<br />
Swisstopo und aus der Openstreetmap-Community<br />
wird ein starker<br />
Fokus auf GIS-Lösungen gelegt.<br />
Als Höhepunkt des Nachmittags<br />
stellen die Nationalräte Edith Graf-<br />
Litscher und Christian Wasserfallen<br />
die Tätigkeiten der Parlamentarischen<br />
Gruppe Digitale Nachhaltigkeit<br />
vor und Sven Leser der SyGroup<br />
GmbH erläutert den aktuellen<br />
Stand der Beschwerde vor dem<br />
Bundesverwaltungsgericht.<br />
Der zweite OpenExpo-Tag fokussiert<br />
auf Informatik-Bedürfnisse von<br />
KMUs. Firmenaussteller wie die<br />
Puzzle ITC und snowflake productions<br />
sowie die Sponsoren Acceleris,<br />
Red Hat und Ingres präsentieren die<br />
von ihnen unterstützte Open Source<br />
Produkte vertieft. Aber auch aktuelle<br />
Business-Themen wie die Zukunft<br />
von MySQL, Virtualisierung mit KVM<br />
oder OpenOffi ce.org-Lösungen für<br />
KMUs werden von Open Source Experten<br />
vorgetragen. Als Highlight<br />
des Tages beleuchtet die Mobiliar<br />
ihren strategischen Einsatz von Open<br />
Source Software und zeigt die relevanten<br />
Erfolgsfaktoren auf. Abgerundet<br />
wird der Tag mit einer Podiumsdiskussion<br />
veranstaltet durch<br />
das Magazin KMUlife, das Vertreter<br />
von Microsoft und von Open Source<br />
Dienstleistern diskutieren lässt, welche<br />
Software-Lösungen besonders<br />
für KMUs von Vorteil sind.<br />
Parallel zur Konferenz werden an<br />
der Messeausstellung ein Dutzend<br />
Open Source Unternehmen ihre<br />
Dienstleistungen und Produkte präsentieren.<br />
In der Community Zone<br />
sind über 30 Open Source Projekte<br />
von ihren Community-Repräsentanten<br />
vertreten, sodass OpenExpo-<br />
Besucher sich ein direktes Bild von<br />
den hochentwickelten Open Source<br />
Lösungen verschaffen können.<br />
www.openexpo.ch<br />
Notstromanlagen<br />
– Sicherheit und Power<br />
Die Bimex Energy AG führt seit<br />
dem 1. Januar 2010 mit Stolz die<br />
Generalvertretung der hochwertigen<br />
EISEMANN Stromaggregate<br />
für die Schweiz und das Fürstentum<br />
Liechtenstein.<br />
Die EISEMANN Stromaggregate<br />
werden mit höchster Perfektion<br />
und Sorgfalt in Deutschland hergestellt.<br />
Die EISEMANN «High Protection»<br />
Synchrongeneratoren<br />
heben sich markant von den bekannten<br />
Standardprodukten ab.<br />
Diese Generatoren ohne Bürsten<br />
(Kohlen) und Schleifringe sind geschlossen,<br />
oberfl ächengekühlt und<br />
dadurch verschleiss- und wartungsfrei.<br />
Mit der elektronischen<br />
Spannungsregelung wird auch bei<br />
Schieflast eine hervorragende<br />
Spannungs-Stabilität erreicht.<br />
Die Schutzart IP54 ermöglicht sichere<br />
Einsätze auch bei erschwerenden<br />
Umgebungsbedingungen.<br />
Diese technischen Vorteile machen<br />
die Eisemann Stromaggregate<br />
seit Jahrzehnten zur ersten<br />
Wahl für Feuerwehren, Zivilschutz-<br />
Organisationen, Katastrophen-<br />
Einsätze, Armee-Anwendungen<br />
und für Kunden in industriellen<br />
und privaten Einsatzbereichen.<br />
Bimex Energy AG<br />
CH-3661 Uetendorf<br />
Tel. 033 334 55 66<br />
www.notstrom.ch<br />
Leichte und kraftvolle<br />
Baumpflegesäge.<br />
Leistungsfähige Kettensäge für die Baumpflege. Das schlanke Design<br />
sowie das niedrige Gewicht erleichtern das Handling – insbesondere<br />
beim Einsatz zwischen vielen Ästen. � 25,4 cm³; 1,5 kW/<br />
2,0 PS; Schwertlänge 25 cm.<br />
HUSQVARNA T425 Fr. 650.–<br />
Husqvarna is a registered trademark.<br />
Copyright © 2009 HUSQVARNA. All rights reserved.<br />
Dokumentation & Bezugsquellennachweis:<br />
Husqvarna Schweiz AG, Industriestrasse 10, 5506 Mägenwil<br />
Tel. 062 887 37 00, Fax 062 887 37 11, info@husqvarna.ch<br />
www.husqvarna.ch<br />
SKR 1/10 127
VORSCHAU MESSEN · VORSCHAU MESSEN · VORSCHAU MESSEN · VORSCHAU MESSEN<br />
Immo-Messe Schweiz:<br />
Klimaschutz dank Energieeffi zienz<br />
Dank grosser Fortschritte in Photovoltaik<br />
und alternativen Energiequellen<br />
wie Erdwärme kann der<br />
CO2-Ausstoss massgeblich reduziert<br />
werden. Dazu ist langfristige<br />
Planung und die Kenntnis neuester<br />
Technik nötig. Die Immo-Messe<br />
Schweiz für Eigentum, Umwelt,<br />
Energie vom 19.–21.3.2010 in St.<br />
Gallen zeigt auf einer Sonderschau<br />
mit Photovoltaik-Piazza die neuesten<br />
Möglichkeiten. Zudem haben<br />
die dritten nationalen MINERGIE-<br />
P/Passivhaustage, die als Begleitkongress<br />
stattfi nden, das Thema<br />
«Energieautonomie».<br />
Am Donnerstag, 18. März 2010,<br />
veranstaltet die IG Passivhaus ein<br />
ganztägiges Fachplanerseminar,<br />
den «MINERGIE-P-Kurs» in der<br />
Empa in St. Gallen. Am Samstag,<br />
20. März 2010, lädt die Immo-<br />
Messe Bauherrinnen und Bauherren<br />
zu zwei kostenlosen zweistündigen<br />
Bauherren-Seminaren<br />
zum Thema Neubau und Modernisierung<br />
nach MINERGIE-P/Passivhaus<br />
nach St. Gallen ein. Für<br />
den MINERGIE-P-Fachplanerkurs,<br />
für die Fachtagung «Energieautonomie»<br />
und die zwei Bauherren-<br />
Seminare kann man sich ab sofort<br />
online anmelden unter www.<br />
immomesse.ch/passivhaustage.<br />
Am Freitag, 19. März 2010 fi ndet<br />
in der Olma-Halle 9.2 in St. Gallen<br />
eine ganztägige Fachtagung statt.<br />
Sie trägt den Titel «Energieauto-<br />
128 SKR 1/10<br />
Dieses Passivhaus ist MINERGIE-<br />
P-Eco zertifi ziert und dank einer<br />
Photovoltaik-Anlage energieautonom.<br />
Es steht in Unterwasser<br />
im Toggenburg. Pierre Honegger,<br />
Honegger Architekt.<br />
nomie: Der Weg zur sicheren<br />
Energieversorgung». Vorgestellt<br />
werden Konzepte für Gemeinden,<br />
Gebäude als Kraftwerke und Visionen<br />
für eine neue Architektur.<br />
International anerkannte Fachleute<br />
aus Forschung, Lehre und<br />
Politik zeigen, was heute dank<br />
neuester technischer Entwicklungen<br />
und politischem Willen<br />
umgesetzt werden kann.<br />
«Energie» ist auch das Sonderthema<br />
der Immo-Messe. Wie mit<br />
Photovoltaik eine Flotte von Elektrofahrzeugen<br />
betrieben werden<br />
kann, wird an einer Sonderschau<br />
vorgestellt. Die Empa zeigt ausserdem<br />
eine energieautonome<br />
Wohneinheit, die autarke Zelle<br />
mit Namen «SELF». Mit diesem<br />
Wohnkubus wird nachgewiesen,<br />
dass Wohnen nur mit natürlichen<br />
Energiequellen ohne Komforteinschränkung<br />
möglich ist. Um diese<br />
beiden Highlights herum gruppiert<br />
sich eine «Photovoltaik-Piazza»<br />
zum Thema Sonnenstrom<br />
und solare Wassererwärmung.<br />
Anmeldungen zur Messe und Fachtagung<br />
sind möglich unter www.<br />
immomesse.ch oder direkt beim<br />
Messebüro, Nicole Wüthrich, Tel.<br />
079 348 79 31.<br />
Personal Swiss /<br />
Swiss Professional Learning 2010<br />
Wo positionieren sich Personalverantwortliche<br />
jetzt und in Zukunft?<br />
Die Wirtschaftskrise hat<br />
die Diskussion um Rollenerwartungen<br />
an das Personalmanagement<br />
angeheizt, wie sich an der<br />
Personal Swiss 2010, der 9. Fachmesse<br />
für Personalmanagement<br />
am 13. und 14. April 2010 im Messezentrum<br />
Zürich, zeigt.<br />
Wie geht es weiter mit der vielfach<br />
beschworenen strategischen<br />
Partnerschaft zwischen HRM und<br />
Geschäftleitung? Das Institut für<br />
Personalmanagement der Fachhochschule<br />
Nordwestschweiz<br />
thematisiert das in der Podiumsdiskussion<br />
«HRM am Scheideweg:<br />
Wie weiter mit der ‹strategischen<br />
Partnerschaft›?»<br />
Im Vortrag «Ich seh’ etwas, was<br />
du nicht siehst…?» Psychologische<br />
Aspekte fürs HRM in der Beratungsrolle»<br />
der ZHAW Zürcher<br />
Hochschule für Angewandte Wissenschaften<br />
erklären die Dozenten<br />
aus psychologischer Perspektive,<br />
welche Art des Beratens gemeint<br />
und möglich ist.<br />
Im Vortrag «HR als kompetenter<br />
Businesspartner der Führung, in<br />
schwierigen Zeiten erst recht!»<br />
zeigt die Beraterin Alexandra Bodmer,<br />
wie die HR-Abteilung die<br />
Linie präventiv und lösungsorientiert<br />
unterstützen kann. Dazu will<br />
sie den Fachbesuchern konkrete<br />
Hinweise und Tipps an die Hand<br />
geben.<br />
Die erhöhte Stressbelastung vergrössert<br />
jedoch nicht nur die Konfl<br />
iktgefahr, sie wirkt sich auch auf<br />
den Krankenstand aus: «Die Krise<br />
schlägt auf die Gesundheit». In sei-<br />
nem Vortrag an der Personal Swiss<br />
zeigt Mathias Zingg auf, wie Arbeitgeber<br />
einem hohen Krankenstand<br />
entgegenwirken können. Im<br />
Zen trum steht Betriebliches Gesundheitsmanagement,<br />
basierend<br />
auf den drei Säulen Prävention, Absenzen-<br />
und Case-Management.<br />
Gesundheitsförderung Schweiz<br />
stellt am zweiten Messetag sein<br />
Label «Friendly Work Space» im<br />
Praxisforum vor. Mit diesem Qualitätssiegel<br />
zeichnet er Unternehmen<br />
aus, die betriebliches<br />
Gesundheitsmanagement systematisch<br />
umsetzen sowie Tools<br />
dafür anbieten.<br />
Insgesamt bietet die Personal<br />
Swiss mehr als 60 hochkarätige<br />
Programmpunkte in vier Praxisforen.<br />
Parallel zur Personal Swiss<br />
richtet die Swiss Professional Learning<br />
zum dritten Mal den Fokus<br />
auf Weiterbildung und Training.<br />
Besondere Aufmerksamkeit gilt in<br />
diesem Jahr dem Bereich E-Learning,<br />
der durch ein eigenes Ausstellercluster<br />
repräsentiert wird.<br />
Ganz den digitalen Lernwelten<br />
verschrieben hat sich die Swiss<br />
eLearning Conference, kurz SeLC.<br />
Weitere Informationen sind im Internet<br />
unter www.personal-swiss.<br />
ch, www.professional-learning.ch<br />
und www.selc.ch zu fi nden.
· VORSCHAU MESSEN ·<br />
Tagen im Spannungsfeld<br />
von Geschichte und Gegenwart<br />
Geschichte einatmen<br />
Direkt am Ufer des Rheins, zwischen Schaffhausen<br />
und Stein am Rhein, erwartet Sie<br />
eines der aussergewöhnlichsten Seminarhotels<br />
der Schweiz. Im Unterhof erzählt<br />
jeder Raum seine eigene Geschichte und<br />
verfügt gleichzeitig über modernste Infrastruktur<br />
wie kostenloses WLAN, Deckenbeamer<br />
mit Grossprojektion und Visualizer.<br />
Lassen Sie diese einzigartige Kombination<br />
Teil Ihres Seminarerlebnisses werden.<br />
Zahlen und Fakten<br />
• 5 Seminarräume 70–92 m 2<br />
• 2 Sitzungszimmer 28–43 m 2<br />
• 10 Gruppenräume 20-43 m 2<br />
• 10 km von Schaffhausen, 40 km von<br />
Zürich und Konstanz, 140 km von<br />
Basel, 180 km von Bern<br />
Sinne wecken<br />
Im Gewölbekeller der Burg servieren wir<br />
Ihnen im à-la-carte Restaurant Fischerstube<br />
marktfrische Gerichte. Im Gartenrestaurant<br />
Rheinpromenade zelebrieren<br />
wir für Sie während den wärmeren Tagen<br />
sommerlich leichte Küche. Mit seinem<br />
historischen Rittersaal bietet der Unterhof<br />
einen wundervollen Rahmen für stilvolle<br />
Bankette oder ein rauschendes Hochzeitsfest.<br />
VORSCHAU<br />
Stille geniessen<br />
Der separate Hotelneubau steht am Ende<br />
des gepfl egten Naturgartens. Die 88 hellen,<br />
ruhigen Hotelzimmer sind Oasen des<br />
Wohlbefi ndens. Hier können Sie traumhaft<br />
schlafen, sich zurückziehen oder vom<br />
eigenen Balkon oder Sitzplatz aus den Blick<br />
über das viele Grün schweifen lassen. Fitnessraum,<br />
Sauna und Dampfbad stehen<br />
Die Schwerpunktthemen der nächsten Ausgabe<br />
• SPECIAL IT-Security<br />
Das digitalisierte Büro.<br />
Die rechtlichen Herausforderungen<br />
• SPECIAL Digitale Nachhaltigkeit<br />
Open Source Lösungen<br />
für die öffentliche Hand<br />
• SPECIAL Strommarktöffnung<br />
Powertage 2010<br />
Konferenz- und Seminarräumlichkeiten EVENTPLANUNG<br />
• SPECIAL Nachhaltiges Bauen<br />
Green Buildings<br />
- der Megatrend im Bau<br />
• SPECIAL Geoinformation<br />
GIS/SIT 2010<br />
und weitere Themen<br />
Ihnen kostenlos zur Verfügung. Im Unterhof<br />
fällt es leicht, neue Impulse zu sammeln<br />
und überraschende Lösungsansätze<br />
zu kreieren. Wir freuen uns auf Sie.<br />
Seminarhotel Unterhof<br />
Schaffhauserstrasse 8<br />
CH-8253 Diessenhofen<br />
Tel. 052 646 38 11<br />
Fax 052 646 38 38<br />
info@unterhof.ch<br />
www.unterhof.ch<br />
SKR<br />
Die nächste Ausgabe<br />
«Die schweizerische Kommunal-Revue»<br />
erscheint am 29. April 2009<br />
SKR 1/10 129
EVENTPLANUNG Konferenz- und Seminarräumlichkeiten<br />
Seminar- und Erlebnishotel<br />
RömerTurm****<br />
Das Seminar- und Erlebnishotel Römer-<br />
Turm liegt hoch über dem Walensee mit<br />
atemberaubender Aussicht auf den See,<br />
die umliegenden Berge und die Linthebene<br />
bis hin zum Zürichsee.<br />
Das gastfreundliche Team setzt alles daran,<br />
zum Erfolg der Seminare beizutragen.<br />
Gross zügig und professionell eingerichteter<br />
Seminarbereich, in bis zu 7 Seminar-<br />
130 SKR 1/10<br />
und Grup penräume unterteilbar. «Kreativraum»<br />
Turmstube. Alle Räumlichkeiten mit<br />
Tageslicht und optimaler Technik. Kostenloses<br />
Businesscenter, Wireless LAN. Ein vielseitiges<br />
Raumangebot mit moderner Infrastruktur,<br />
wird auch dem anspruchsvollen<br />
Seminarteilnehmer gerecht.<br />
Die Seminarräumlichkeiten: Cäsarensaal<br />
168 m 2 | Saal 2–4 132 m 2 | Saal 1–3 104 m 2<br />
| Saal 1-2 74 m 2 | Turmstube 148 m 2 |<br />
Boardroom 43 m 2 | Salon 5 17 m 2<br />
Zimmer: 38 grosszügige Zimmer davon 5<br />
stilvolle, geräumige Suiten. Zimmer mit<br />
Gesundheitsmatratzen, Satelliten-TV, Radio,<br />
Direktwahltelefon mit eigener Nummer,<br />
Haartrockner, Sprudelbad, Balkon,<br />
Minibar und ISDN-Anschluss. Wireless-LAN<br />
im ganzen Hotel.<br />
Küche: Vom reichhaltigen Frühstücksbuffet<br />
bis zum Schlummerbecher an der Hotelbar<br />
erleben die Gäste im Panoramarestaurant<br />
Gastfreundschaft in der herzlichsten<br />
Form. Das kreative Küchenteam<br />
verwöhnt die Seminarteilnehmer mit<br />
leichten und marktfrischen Gerichten.<br />
Parkplätze: 80 Parkplätze vor dem Hotel,<br />
gratis.<br />
Erlebnis- und Seminarhotel<br />
Römer Turm<br />
CH-8757 Filzbach/Kerenzerberg<br />
Tel. 055 614 62 62<br />
Fax 055 614 62 63<br />
www.seminarhotel.com<br />
SKR-REDAKTIONSNETZWERK / MITWIRKENDE IN DIESER AUSGABE<br />
Folgende Autoren haben in dieser Ausgabe interessante und aktuelle Informationen zu bestimmten Fachgebieten zusammengetragen,<br />
damit Sie über die wichtigsten Entwicklungen informiert sind:<br />
Dr. Roger W. Sonderegger 20/81<br />
Projektleiter für<br />
Public Corporate Governance<br />
an der Universität St. Gallen<br />
info@sonderegger-sonderegger.ch<br />
www.sonderegger-sonderegger.ch<br />
Irene Albinus 28<br />
WORTSCHATZ<br />
albinus@wortschatz.ch<br />
Franz-Reinhard Habbel 32<br />
Deutscher Städte- und Gemeindebund<br />
franz-reinhard.habbel@dstgb.de<br />
www.dstgb.de<br />
www.habbel.de<br />
Esther Elsener Konezciny 51<br />
Fachstelle Kinder&Familien, Aargau<br />
info@kinderundfamilie.ch<br />
www.kinderundfamilie.ch<br />
Mesut Cetkin 76<br />
RMG Diffusion SA<br />
m.cetkin@rmg.ch<br />
www.irrigation.ch<br />
Angel Sanchez 90<br />
EnergieSchweiz für Gemeinden<br />
Scriptum Büro für Kommunikation<br />
angel.sanchez@scriptum.ch<br />
www.scriptum.ch<br />
Jürg Wellstein 94<br />
Wellstein Kommunikation GmbH<br />
wellstein.basel@luewin.ch<br />
www.wellkomm.ch<br />
Ruth Daellenbach 98<br />
Geschäftsleiterin Schweizerisches<br />
Arbeiterhilfswerk SAH<br />
ruth.daellenbach@sah.ch<br />
www.sah.ch<br />
Jost Wichser 119<br />
Institut für Verkehrsplanung und<br />
Transportsysteme (IVT) der ETH Zürich<br />
wichser@ivt.baug.ethz.ch<br />
PD Dr. rer. pol. Dominik Egli 122<br />
Institut für<br />
Verwaltungsmanagement der ZHAW<br />
edom@zhaw.ch
«WAS BRINGT DIE<br />
SANIERUNG EINER<br />
ALTEN ÖLHEIZUNG?»<br />
35% WENIGER<br />
ENERGIEVERBRAUCH.<br />
Ein moderner Ölbrennwertkessel sorgt,<br />
im Vergleich zu einer alten Anlage, für<br />
bis zu 35% weniger Energieverbrauch<br />
und CO2-Emissionen. Der Umbau ist<br />
im Vergleich mit dem Wechsel zu einer<br />
anderen Energieform so günstig, dass<br />
Sie mit dem gesparten Geld Teile des<br />
Gebäudes isolieren und so den Ener-<br />
giebedarf zusätzlich senken können.<br />
Für Informationen über die moderne<br />
Ölheizung: Gratistelefon 0800 84 80 84<br />
oder www.heizoel.ch
Kein CO 2 ist der Kern der Sache<br />
Für die sichere und klimafreundliche Stromversorgung bei steigendem Energiebedarf:<br />
Kernenergie, die CO 2 -freie Produktion von Strom.<br />
Mehr zum Thema Kernkraft und Energieeffizienz finden Sie hier: www.bkw-fmb.ch/effizienz