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Deman, Egner, Groß, Jullien 1<br />

Die Ertüchtigung zweier Bahnbrücken<br />

über die Mosel mittels Injektionen und<br />

Kleinbohrpfählen zur Sicherung gegen<br />

Schiffsanprall<br />

Frans Deman 1) , Ralf Egner 2) , Thomas Groß 3) ,<br />

Wolfgang Jullien 4)<br />

1) WPW Geoconsult <strong>GmbH</strong>, Saarbrücken<br />

2) Ingenieurgruppe Bauen, Karlsruhe<br />

3) <strong>Stump</strong> <strong>Spezialtiefbau</strong> <strong>GmbH</strong>, NL Langenfeld<br />

4) DB-Netz AG Niederlassung Mitte, Saarbrücken<br />

1 Einleitung<br />

Die Mosel zwischen Koblenz und Trier wird durch fünf Brücken der DB AG<br />

gekreuzt, die alle in der Zeit zwischen 1855 und 1875 erstmalig gebaut worden<br />

sind. Im Krieg wurden die Brücken zumindest teilweise zerstört und danach zwischen<br />

1946 und 1953 wieder aufgebaut.<br />

In den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts begann der Ausbau der Mosel<br />

zu einer Großschifffahrtswasserstraße. Durch das gestiegene Schiffsaufkommen<br />

und die entsprechend größeren Schiffe ergab sich die Notwendigkeit, die Moselbrücken<br />

– dabei insbesondere die Pfeiler – für den Lastfall Schiffsanprall zu<br />

überprüfen.<br />

Bereits 1993 wurde die Ingenieurgruppe Bauen damit beauftragt, exemplarisch<br />

für eine ausgewählte Moselbrücke den Lastfall Schiffsanprall zu untersuchen. Da<br />

sich die Standsicherheit ohne zusätzliche Maßnahmen nicht nachweisen lies,<br />

wurde der Umfang der Untersuchungen 1999 auf die restlichen vier Moselbrükken<br />

erweitert.<br />

Im folgenden wird über die rechnerische Untersuchung der beiden Moselbrücken<br />

Konz und Bullay und die zur Ertüchtigung erforderlichen Verstärkungsmaßnahmen<br />

berichtet. Bei beiden Brücken sind nur die Pfeiler anprallgefährdet, so dass<br />

die Standsicherheit nach einer für beide Brücken gleichartigen Sanierung mittels<br />

Injektionen und Gewi-Ankern nachgewiesen werden konnte.


2 17. Chr. Veder Kolloquium, Graz 2002<br />

2 Situation an den Moselbrücken Konz<br />

und Bullay<br />

2.1 Brücke Konz<br />

Die Moselbrücke Konz hat eine Gesamtlänge von 217 m und spannt über insgesamt<br />

7 Felder mit sechs Flußpfeilern und zwei Widerlagern. Der 1953 hergestellte<br />

Überbau ist für beide Gleise getrennt und besteht jeweils aus einem Vollwandträger<br />

aus Stahl über fünf Felder durchlaufend und zwei angehängten Einfeldträgern.<br />

Die Fundamente der Flußpfeiler 1, 2 und 4 bis 6 wurden 1855 aus<br />

Sandsteinmauerwerk errichtet und sind auf Sandstein gegründet. Die Pfeilerschäfte<br />

wurden 1953 erneuert und bestehen aus Beton B25 bis B35, wobei die<br />

Betongüte zum Fundament hin stark abnimmt. Das Fundament und der Schaft<br />

des Pfeilers 3 wurden 1953 aus Beton neu hergestellt. Die Betongüte in oberen<br />

Schaftbereich entspricht einem B35, nach unten nimmt auch sie ab.<br />

Für die Nachrechnung der Pfeiler konnte aufgrund der wenigen vorliegenden<br />

Materialerkundungen für die Pfeiler nur eine Güte eines B15 angesetzt werden.<br />

Für die Fundamente, die durch Injektionen verfestigt werden sollten, wurde die<br />

Festigkeit eines B10 angesetzt. Bei der Brücke Konz sind alle sechs Flußpfeiler<br />

anprallgefährdet.<br />

Abb. 1: Moselbrücke Konz


Deman, Egner, Groß, Jullien 3<br />

2.2 Brücke Bullay<br />

Über die Brücke Bullay lagen nur lückenhafte Unterlagen vor. Der Überbau<br />

wurde 1929 als Stahlgitterträger mit obenliegender Fahrbahn im Schotterbett für<br />

den Eisenbahnverkehr (zweigleisig) und untenliegender Betondecke als Fahrbahn<br />

für den Straßenverkehr (zweispurig) errichtet. Die Brücke spannt mit sechs Einfeldträgern<br />

und fünf Flußpfeilern über 314 m. Für die obenliegende Eisenbahnstrecke<br />

befinden sich hinter den Widerlagern nochmals zwei angehängte Blechträgerüberbauten.<br />

Die Überbauten wurden im Krieg teilweise zerstört und 1948<br />

wieder hergestellt. Der komplette Unterbau, d.h. Fundamente und Pfeiler, wurden<br />

1875 als Schwergewichtsmauern aus Tonschiefer- bzw. Tonsteinblöcken<br />

hergestellt. Das anfangs infolge der wenigen Untersuchungen als kompakt und<br />

dicht eingestufte Mauerwerk zeigte sich nach den ersten Aufschlußbohrungen zu<br />

Beginn der Bauarbeiten als stark mit Hohlräumen durchsetzt und durchströmt, so<br />

dass auch hier Injektionen zur Wiederherstellung der ursprünglichen Bausubstanz<br />

erforderlich wurden. Für die Nachrechnung wurde eine Festigkeit eines<br />

Betons B5 angesetzt. Bei der Brücke Bullay sind nur die Pfeiler 2 bis 4 anprallgefährdet.<br />

Abb. 2: Moselbrücke Bullay<br />

3 Lastannahmen und Berechnungen<br />

In den gültigen Vorschriften der DB AG (DS 804 bzw. 805) finden sich wenig<br />

verwertbare Angaben zu konkreten Lasten für den Schiffsanprall, so dass die<br />

Bundesanstalt für Wasserbau (BAW) in Karlsruhe beauftragt wurde, Schiffsstoßlasten<br />

für die beiden Moselbrücken zu ermitteln. Die Basis für die Lastermittlung<br />

bildete dabei ein probabilistisches Lastmodell, das neben der Art und<br />

Häufigkeit des Schiffsverkehrs auch die örtlichen Gegebenheiten der Brücken<br />

(Lage, Anfahrwinkel, Fahrrinnenbreite usw.) berücksichtigte. Für jede der Brükken<br />

wurden für die einzelnen Pfeiler Stoßlast-Zeit-Funktionen angegeben. Die<br />

Maximallasten lagen dabei zwischen 3,6 MN für den Flankenstoß und 11,7 MN<br />

für den Frontalstoß.


4 17. Chr. Veder Kolloquium, Graz 2002<br />

Abb. 3: Stoßlast-Zeit-Funktion für Schiffsanprall auf die Pfeiler der Brücke<br />

Bullay<br />

Die Nachrechnung der Pfeiler erfolgte mittels einer Finite-Element-Berechnung<br />

am Modell eines im Boden eingespannten Kragarms als dynamische Analyse mit<br />

der vorgegebenen Stoßlast-Zeit-Funktion und zusätzlichen (statischen) Lasten<br />

aus Eigengewicht des Pfeilers und aus Eigengewicht und ungünstig wirkenden<br />

Verkehrslast des Überbaus. Da am Pfeilerkopf keine ausreichend feste Verbindung<br />

zwischen den Lagern und dem Überbau gegeben war, konnte eine stützende<br />

Wirkung des Überbaus nicht angesetzt werden. Die Überbaumasse wurde in der<br />

dynamischen Berechnung durch eine Ersatzmasse berücksichtigt.<br />

Abb. 4: Statisches System mit Ersatzmasse für die dynamische Untersuchung des<br />

Pfeilers


Deman, Egner, Groß, Jullien 5<br />

Aus der dynamischen Berechnung ergaben sich für die untersuchten Pfeiler Biegebeanspruchungen,<br />

die in den unbewehrten Schaft- und Fundamentbereichen zu<br />

unzulässigen Klaffungen geführt hätten. Zur Vermeidung dieser Klaffungen<br />

wurde daher die Verstärkung mittels Kleinbohrverpresspfählen geplant. Die<br />

Pfähle dienen innerhalb der Pfeiler zur Übertragung von Zugkräften auf der dem<br />

Anstoßpunkt zugewandten Seite sowie zusätzlich zur zugfesten Verankerung der<br />

Pfeilerfundamente im anstehenden Fels. Damit konnte für alle maßgebenden<br />

Schnitte (Fundamentunterkante, Übergang Fundament zum Schaft und im Schaft<br />

selbst) die Übertragung der Zugkraft aus der Biegebeanspruchung sichergestellt<br />

werden. Auf der Druckseite muss die Druckkraft von der vorhandenen Pfeilersubstanz<br />

aufgenommen werden. Zusätzlich muss die Übertragung der Querkräfte<br />

sichergestellt sein.<br />

Da bei den Pfeilern der Brücke Konz die Pfeilerfundamente und bei Bullay auch<br />

die Pfeilerschäfte vom Moselwasser durchströmt waren und größere Hohlräume<br />

und Fehlstellen innerhalb des Mauerwerks nicht auszuschließen waren, wurden<br />

diese Bereiche durch Injektionen mit Zementmörtel so Injektionst, dass die oben<br />

genannten Annahmen für die Mindestfestigkeiten erfüllt werden. Die Injektionsarbeiten<br />

mussten dabei vom Ponton aus in den unter Wasser liegenden Zonen der<br />

Pfeiler durchgeführt werden und stellten hohe Anforderungen an die Erfahrung<br />

der ausführenden Firmen mit solchen Arbeiten. Durch die Injektionen war es<br />

möglich, den Querschnitt als weitgehend homogen zu betrachten und die Aufnahme<br />

und Weiterleitung der oben genannten Druck- und Schubkräfte nachzuweisen.<br />

Für die Planung und Durchführung der Sanierungsmaßnahmen musste wegen<br />

Abweichungen vom gültigen Regelwerk der DB AG eine unternehmensinterne<br />

Genehmigung sowie eine Zustimmung im Einzelfall durch das Eisenbahnbundesamt<br />

erwirkt werden. Für die Ausführungsplanung, die behördlichen und<br />

schifffahrtspolizeilichen Genehmigungen, die Ausschreibung und die Bauausführung<br />

der gesamten Maßnahmen standen insgesamt nur 10 Monate zur Verfügung.<br />

4 Baugrund<br />

4.1 Allgemeines<br />

Im Rahmen der Baugrunduntersuchung waren insbesondere die folgenden Angaben<br />

zu ermitteln.<br />

• Material der Pfeiler<br />

• Gründungshorizonte der Pfeiler<br />

• Abmessungen der Fundamente


6 17. Chr. Veder Kolloquium, Graz 2002<br />

• Allgemeine Bodenkenngrößen des Baugrundes<br />

• Zulässige Bodenpressung und Manteriebung für Kleinbohrverpresspfähle<br />

Zum Zwecke der Erkundung wurden an den Brücken jeweils mehrere Kernbohrungen<br />

ausgeführt.<br />

4.2 Brücke Konz<br />

Die Pfeiler der Brücke bestehen aus 1951-53 neu aufgebautem Beton.<br />

Ab einer Tiefe von drei bis vier Metern unter Mittelwasser nimmt die Qualität<br />

des Betons deutlich ab. Das Material ist sehr grobporig und wahrscheinlich<br />

schlecht verdichtet. Es wurden auf Bohrstrecken bis zu einer Länge von 40 cm<br />

reiner Kies erbohrt. Die gewonnen Betonproben weisen eine Festigkeit in der<br />

Güteklasse eines B35 auf, haben jedoch nur Dichte von ca. 2,2 bis 2,3 to/m³.<br />

Dies lässt ebenfalls auf eine schlechte Verdichtung schliessen und stellt die Festigkeitsklasse<br />

in Frage.<br />

Abb. 5: typischer Bohrkern aus dem Pfeiler in Konz<br />

Zwischen Fundamentunterkante und anstehendem Baugrund wurden bis zu 30<br />

cm dicke Hohlräume angebohrt.<br />

An einigen Fundamenten besteht der Fundamentkörper aus altem Bruchsteinmauerwerk,<br />

welches sich in sehr schlechtem Zustand befand.<br />

Unterhalb der Fundamente steht der Mittlere Buntsandstein als Abfolge des Trias<br />

an. An seiner Oberfläche ist dieser Sandstein feinkörnig und verwittert bis stark<br />

verwittert. In zunehmender Tiefe steht der Sandstein kompakt, unverwittert und<br />

mit hoher Tragfähigkeit an. In diesem Fels wurde die zulässige Mantelreibung<br />

für die Kleinbohrverpreßpfähle mit 500 kN/m² angenommen.


Deman, Egner, Groß, Jullien 7<br />

Zusammenfassend ist festzustellen, daß die Pfeiler zwar auf tragfähigem Baugrund<br />

stehen, jedoch die Mängel in den Pfeilern wie z.B. Hohlräume, Kiesnester<br />

und ausgespülte Bereiche zwingend zu sanieren waren. Ein Durchströmen der<br />

Pfeiler mußte dauerhaft ausgeschlossen werden.<br />

4.3 Brücke Bullay<br />

Bei den Pfeilern der Moselbrücke Bullay handelt es sich um Bauwerke aus den<br />

Jahren 1875-78.<br />

Pfeiler und Fundamente der Brücke bestehen aus dem gleichen Material. Es handelt<br />

sich um Bruchsteinmauerwerk aus Tonschiefer. Teilweise sind die Bruchsteine<br />

auch als Feinsandstein einzustufen.<br />

Abb. 6: typischer Bohrkern aus dem Pfeiler in Bullay<br />

Nach den vor der Ausschreibung gewonnen Bohrproben war das Mauerwerk als<br />

überwiegend kompakt und voll funktionsfähig einzustufen.<br />

Der Baugrund unterhalb der Pfeiler liegt im Bereich des Hunsrückschiefers der<br />

Unteremsstufe, einer Abfolge des Devons. Er liegt als dunkelgrauer bis blaugrauer<br />

Tonschiefer vor.<br />

Der anstehende Tonschiefer ist im allgemeinen schwach verwittert bis unverwittert<br />

und weist hohe Festigkeiten auf.<br />

Die zulässige Mantelreibung für die Kleinbohrverpresspfähle wird je nach Länge<br />

des Verpresskörpers mit 280 – 400 kN/m² angenommen.


8 17. Chr. Veder Kolloquium, Graz 2002<br />

Entgegen den Annahmen wurde mit Beginn der Arbeiten jedoch deutlich, daß die<br />

Pfeiler insgesamt nicht in dem gemäß Vorerkundung zu erwartendem Zustand<br />

waren.<br />

Mit Beginn der Bohrarbeiten zeigten sich hohe Aufnahmemengen an Suspension,<br />

sowie ein teilweise hohlraumreiches Mauerwerk, welches über Kamerabefahrungen<br />

sichtbar gemacht werden konnte.<br />

Aufgrund dieser neuen Erkenntnisse kam man zu dem Schluß, das auch in Bullay<br />

die Sanierung der Pfeiler mittel Injektion notwendig war.<br />

5 Ausführung der Arbeiten<br />

5.1 Allgemeines<br />

Wie schon zuvor geschildert liegen beide Baustellen in der Mosel und teilweise<br />

in den Schiffahrtsrinnen. Die Arbeiten waren also alle vom Wasser mit Hilfe von<br />

schwimmenden Geräten auszuführen.<br />

Für besondere Anforderungen stand auf der Baustelle Bullay ein Stelzenponton<br />

mit hydraulisch zu betätigenden Stelzen zur Verfügung. Mit diesem Ponton stand<br />

eine sehr sichere und standfeste Arbeitsplattform zur Verfügung. Ein großer Teil<br />

der Arbeiten wurde jedoch von Pontons ausgeführt, welche lediglich über Ankerbeine<br />

für die Justierung im Untergrund verfügten.<br />

Abb. 7: Einsatz eines Stelzenpontons in Bullay


Deman, Egner, Groß, Jullien 9<br />

5.2 Injektion<br />

5.2.1 Planung der Injektion<br />

Aus der Vorerkundung der Brücken im Rahmen der Ausschreibungsplanung ergaben<br />

sich unterschiedliche Kenntnisstände über den Zustand der Brückenpfeiler.<br />

In Konz wurde festgestellt, daß die Pfeiler sehr inhomogen waren. Die festgestellten<br />

Hohlräume und die schlechte Betonqualität im Pfeiler ließen eine sichere<br />

Ableitung der Kräfte im Pfeiler nicht zu. Hier wurde also sofort eine Injektion<br />

geplant.<br />

An der Brücke in Bullay zeigte sich zu Beginn der Arbeiten an den Kleinbohrverpresspfählen,<br />

daß die Qualität des dort vorliegenden Bruchsteinmauerwerks<br />

aus Sandstein deutlich schlechter war, als aufgrund der Probebohrungen aus der<br />

Planungsphase angenommen werden konnte. Aufgrund eines kurzfristig eingeholten<br />

Gutachtens eines Baustoff-Sachverständigen, war sehr schnell klar, daß<br />

auch hier eine Injektion notwendig war.<br />

Hier wurde dann sofort auf eine geänderte Arbeitsabfolge umgestellt und analog<br />

zur Brücke Konz ebenfalls vorab eine Injektion durchgeführt.<br />

5.2.2 Ausführung der Injektion<br />

Für die Injektion wurden Bohrungen mit dem Tieflochhammer ( Imlochhammer)<br />

mit einem Durchmesser von 95 mm ausgeführt. Die Bohrungen wurden in einem<br />

Fächerabstand von 1,00 m ausgeführt. Pro Fächer waren bis zu 8 Bohrungen angeordnet.<br />

Hieraus ergibt sich im Mittel ein zu injizierendes Volumen von ca. 3-4<br />

m³ pro laufendem Meter der Bohrung.<br />

Von den im Brückenpfeiler angeordneten Fächern für die Bohrungen, wurde<br />

immer nur an jedem vierten Fächer gearbeitet, das heißt gebohrt und unmittelbar<br />

danach injiziert. Hierdurch sollten Beeinflussungen aus zu nah beieinander liegenden<br />

Bohrungen und daraus resultierenden Injektionsvorgängen vermieden<br />

werden.<br />

Für die Injektion wurde ein strenger Qualitätssicherungsplan vor Beginn der<br />

Maßnahme aufgestellt und während der Baumaßnahme ständig fortgeschrieben.<br />

Mit Hilfe dieses Qualitätssicherungsplans konnte auf alle besonderen Vorkommnisse<br />

im Rahmen der Injektion unmittelbar reagiert werden. Ferner war sichergestellt,<br />

daß Besonderheiten im Rahmen der Injektion auf jeden Fall für die weitere<br />

Ausführung berücksichtigt werden.


10 17. Chr. Veder Kolloquium, Graz 2002<br />

Abb. 8: Injektionsarbeiten (Bullay) Abb. 9: Bohrung für Injektion<br />

Die Injektion wurde mit herkömmlichem Zement der Güteklasse CEM III/A 32,5<br />

(Hochofenzement) durchgeführt. Zur Stabilisierung der Mischung wurden der<br />

Suspension Additive in Form von 1 % Injektionshilfe und 0,1 % UW-Compound<br />

(Heidelberger Zement) bezogen auf die Zementtrockenmasse zugegeben. Mit<br />

diesen Additiven konnte eine sehr stabile Mischung mit einem Absetzmaß, welches<br />

fast gleich Null ist, hergestellt werden. Eine Entmischung der Suspension ist<br />

in dieser Form auch beim Eindringen in das im Pfeiler befindliche Moselwasser<br />

fast völlig auszuschließen.<br />

Für die Injektion wurde in die fertiggestellte Bohrung ein aufblasbarer Packer<br />

eingebaut. Dieser Packer wurde 2,50 m vom Bohrlochtiefsten zum Ersten mal<br />

gesetzt. Er wurde dann für den nächsten Injektionsabschnitt jeweils um 2,50 m<br />

gezogen. Der letzte Injektionsabschnitt wurde gemäß der Bohrlänge angepaßt.<br />

Abb. 10: Injektionsanlage an der Moselbrücke Bullay


Deman, Egner, Groß, Jullien 11<br />

Abb. 11: Registrierungsanlage für die Injektionsdaten<br />

Die Injektionsparameter wurden so gewählt, daß sich möglichst schon in der ersten<br />

Injektionsphase der Erfolg der Injektionsarbeiten einstellt.<br />

Als maximale Injektionsgeschwindigkeit wurde ein Wert von 10 Litern pro Minute<br />

angesetzt. Diese Injektionsgeschwindigkeit wurde jedoch nur ausgeführt,<br />

wenn der Injektionswiderstand so gering war, daß praktisch keine Gegendrücke<br />

zu verzeichnen waren. Sobald ein Injektionsdruck aufgebaut werden konnte,<br />

wurde die Injektionsgeschwindigkeit heruntergefahren bis auf einen Wert von<br />

0,5 Litern pro Minute. Mit diesen niedrigen Geschwindigkeiten ist ein gleichmäßigen<br />

Fließen der Suspension auch in engen Hohlräumen bzw. kleinen Poren gegeben.<br />

Eine Massenbegrenzung für die Injektion wurde nur mit einem hohen Wert von<br />

2100 Litern Suspension pro Injektionsabschnitt vorgegeben. Dieser Wert liegt<br />

weit über dem theoretischem Maß, welches für eine Injektionsstufe anzusetzen<br />

wäre. Da es sich bei den Brückenpfeilern um geometrisch klar abgegrenzte Körper<br />

handelt, gab es keinen Grund die Injektionen früher abzubrechen. Lediglich<br />

ein Austritt der Suspension an der Außenseite der Pfeiler führte zum Abbruch der<br />

Injektionsabschnitte.<br />

Während eines Injektionsabschnitts wurde die Suspension stufenweise mit höherem<br />

Zementgehalt ausgeführt. Verwendet wurden Suspensionen mit W/Z-Werten<br />

in den Abstufungen von 1,0 - 0,8 - 0,6 und 0,4.


12 17. Chr. Veder Kolloquium, Graz 2002<br />

Der genaue Injektionsverlauf ist dem Ablaufdiagramm gemäß Abbildung 12 zu<br />

entnehmen.<br />

Abb. 12: Injektionsschema<br />

Die kompletten Daten der Injektion wurden elektronisch aufgezeichnet und ausgewertet.<br />

Hierdruch war eine ständige Kontrolle der Injektion und Ihres Verlaufes<br />

ohne Probleme möglich.<br />

5.2.3 Ergebnisse der Injektion<br />

Nach Abschluß der ersten Injektionsphase wurden an beiden Brücken zahlreiche<br />

Kontrollbohrungen im Doppelkernrohr-Verfahren abgeteuft um den Injektionserfolg<br />

zu überprüfen.<br />

Anhand der hiermit gezogenen Kerne war eindeutig festzustellen, daß die Hohlräume,<br />

Risse und sonstigen Porenräume im wesentlichen injiziert werden konnten.<br />

Durch Laborversuche an den Proben konnte nachgewiesen werden, daß die<br />

geforderten Materialeigenschaften der Brückenpfeiler erreicht wurden.


Deman, Egner, Groß, Jullien 13<br />

Abb. 13: Anordnung der Injektionsbohrungen am Beispiel der Brücke Bullay<br />

5.3 Kleinbohrverpreßpfähle<br />

Mit den Injektionen wurden die Voraussetzungen für die Abtragung von Kräften<br />

in den Pfeilern geschaffen.<br />

Die eigentliche Tragfunktion zur Ableitung der Kräfte aus einem möglichen<br />

Schiffsstoß übernehmen jedoch die Kleinbohrverpreßpfähle, welche an beiden<br />

Brücken eingebaut wurden.<br />

Für die Pfähle wurden <strong>Stump</strong>-Verbundpfähle gemäß den allgemeinen bauaufsichtlichen<br />

Zulassungen Z-32.1-8 und Z-32.1-9 verwendet.<br />

5.3.1 Planung der Kleinbohrverpreßpfähle<br />

Die Bemessung der Kleinbohrverpresspfähle wurde mit den gemäß Baugrundgutachten<br />

anzusetzenden Mantelreibungswerten vorgenommen. Es ergaben sich<br />

Pfahllängen von X m bis X m. Als Tragglieder waren sowohl Gewistähle mit<br />

Durchmesser 50 mm als auch mit 63,5 mm zu verwenden.


14 17. Chr. Veder Kolloquium, Graz 2002<br />

5.3.2 Ausführung der Kleinbohrverpreßpfähle<br />

Die Bohrungen für die Kleinbohrverpresspfähle waren mit einem Mindestdurchmesser<br />

von 150 mm gemäß Statik durchzuführen. Verwendet wurden<br />

Bohhrrohre mit d = 152 mm und eine zugehörigen Krone, welche ein Bohrloch<br />

von ca. 160 mm erzeugt.<br />

Abb. 14: Bohrarbeiten zur Abb. 15: Pfahlkopf<br />

Herstellung der Gewi-Pfähle<br />

(Konz)<br />

Die Bohrungen wurden alle auf ganzer Länge verrohrt hergestellt. Dies war notwendig,<br />

da insbesondere in der Fuge Pfeiler –tBaugrund Teilweise Lockergesteine<br />

anstanden, und da der Fels teiweise stark geklüftet war und kein standsicheres<br />

Bohrloch bei unverrohrtem Bohren hergestellt werden konnte.<br />

Die Bohrungen waren unter beschränkter Höhe von 4,00 bis 4,50 m herzustellen.<br />

Hierzu wurden herkömmlich Bohrgeräte so umgebaut, daß unter dieser Höhe<br />

gearbeitet werden konnte.<br />

Entsprechend der Arbeitshöhe waren auch die Gewi.-Tragglieder nur in Abschnitten<br />

von 4,00 m Länge einzubauen.


Deman, Egner, Groß, Jullien 15<br />

Damit die Kleinbohrverpresspfähle sofort in Ihrer ganzen Länge wirksam sind,<br />

mussten Sie mit einer Plattenverankerung gemäß Zulassung versehen werden.<br />

Für die Montage dieser Plattenverankerungen wurden Kernbohrungen mit einem<br />

Durchmesser von 450 bis 500 mm im Kopfbereich der Pfähle ausgeführt.<br />

Alle Pfahlköpfe wurden nach der Herstellung der Pfähle wieder mit Beton oder<br />

Natursteinmauerwerk verschlossen.<br />

Abb. 16 und 17: Verschlossene Pfahlköpfe<br />

5.3.3 Ergebnisse der Probebelastungen der Kleinbohrverpreßpfähle<br />

An beiden Brücken wurden je 2 Probebelastungen an den Pfählen durchgeführt.<br />

Hiermit konnte nachgewiesen werden, daß mit der konzipierten Pfahllänge die<br />

Prüfkraft von 1757 kN ( entspricht 0.9 * Kraft an der Streckgrenze) sicher ohne<br />

Anzeichen eines Bruchs abgetragen werden konnten.<br />

In Bullay wurden die Pfähle für die Probebelastung mitten in der Mosel hergerstellt.<br />

Mit Taucherhilfe wurde dann unter Wasser eine Widerlagerkonstruktion<br />

aufgebaut.<br />

Da keine unabhägige Messbrücke anzubringen war, wurden die Verformungen<br />

während der Probebelastungen mit einem hochauflösenden Digital.Nivelliergerät<br />

aufgezeichnet.


16 17. Chr. Veder Kolloquium, Graz 2002<br />

Abb. 16 und 17: Probebelastungen in Bullay und Konz<br />

6 Zusammenfassung<br />

Durch sämtliche zuvor beschrieben Maßnahmen konnten die beiden Moselbrükken<br />

in einen technischen Zustand versetzt werden, welcher den heutigen Ansprüchen<br />

des Schiffs- und Bahnverkehrs genügt. Die Brücken sind heute wieder ohne<br />

Einschränkung für den Verkehr freigegeben.<br />

Für die sehr gute Zusammenarbeit aller Beteiligten, hierzu zählen sowohl der<br />

Bauherr, die begleitenden Ing.-Büros, die Prüfinstanz bestehend aus dem Büro<br />

Prof. Bode, Ramm und Partner und dem Eisenbahnbundesamt vertreten durch<br />

Herrn Gehl, möchten sich die Autoren recht herzlich bedanken. Nur durch eine<br />

enge interdisziplinäre und kollegiale Zusammenarbeit konnte der enge Terminplan<br />

eingehalten werden.

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